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<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />
SonntagsZeitung — Nr. 3 — 26. November <strong>2017</strong><br />
Rennspektakel am<br />
Lauberhorn<br />
Die Weltcupabfahrt <strong>in</strong> Wengen gehört zu den<br />
Höhepunkten im Skizirkus. Mit dabei:<br />
Weltmeister Beat Feuz aus dem Emmental<br />
Spiel auf dem Eis<br />
Gleich drei Hockeyclubs aus dem Kanton <strong>Bern</strong><br />
kämpfen <strong>in</strong> der National League um Erfolg<br />
666 Pistenkilometer<br />
Freie Fahrt für alle W<strong>in</strong>tersportfans.<br />
Der neue Top4-Skipass gilt für alle Bahnen <strong>in</strong><br />
den vier grössten <strong>Bern</strong>er Skigebieten<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der<br />
BE! Tourismus AG<br />
mit der SonntagsZeitung
MUSEUM LONGINES<br />
Entdeckungsreise <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Uhrmacher-,<br />
Industrie- und Kulturerbe<br />
Museumsführungen <strong>in</strong><br />
Deutsch, Französisch, Englisch,<br />
Italienisch und Spanisch<br />
Bitte reservieren Sie vorab<br />
Ihren Term<strong>in</strong> telefonisch<br />
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Öffnungszeiten: Montag bis Freitag<br />
9h — 12h / 14h — 17h<br />
Feiertage geschlossen<br />
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EDITORIAL<br />
«Siebenmal danke und<br />
dreimal auf Wiedersehen»<br />
Er ist e<strong>in</strong>er der bekanntesten Journalisten und Kolumnisten der Schweiz. Der frühere<br />
Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und von «Le Mat<strong>in</strong>», Peter Rothenbühler, über<br />
die Schönheit und Fasz<strong>in</strong>ation se<strong>in</strong>es Heimatkantons <strong>Bern</strong><br />
TITELBILD: JEAN-CHRISTOPHE BOTT/KEYSTONE, FOTO EDITORIAL: GERI BORN<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen<br />
Liebe Leser<br />
Am Mittag <strong>in</strong> La Neuveville am Bielersee<br />
Eglifilets essen, dazu Twanner Weisswe<strong>in</strong><br />
tr<strong>in</strong>ken, am Abend <strong>in</strong> Meir<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>dsfilet<br />
mit e<strong>in</strong>em Glas Dôle geniessen. Es ist,<br />
als wäre man von e<strong>in</strong>em Land <strong>in</strong>s andere gereist,<br />
aber man bef<strong>in</strong>det sich immer noch im<br />
gleichen Kanton. Diese Kontraste bietet nur<br />
der Kanton <strong>Bern</strong>. Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> typischer <strong>Bern</strong>er,<br />
<strong>in</strong> Pruntrut geboren, also im h<strong>in</strong>tersten<br />
Zipfel des Juras. In Frutigen im <strong>Bern</strong>er Oberland<br />
wurde ich e<strong>in</strong>geschult, habe ich Skifahren<br />
und Bergsteigen gelernt.<br />
In der Uhrenstadt Biel-Bienne, also auf<br />
der Sprachgrenze zwischen Deutsch und<br />
Welsch, b<strong>in</strong> ich zweisprachig zum Journalisten<br />
ausgebildet worden. Schliesslich kam<br />
ich <strong>in</strong> der Bundesstadt <strong>Bern</strong> als Bundeshauskorrespondent<br />
mit der grossen weiten<br />
Welt der Politik <strong>in</strong> Berührung. Wäre nicht<br />
der Ruf aus Zürich und später aus Lausanne<br />
gekommen, ich könnte mir gut e<strong>in</strong> reiches<br />
Leben im grossen Kanton <strong>Bern</strong> vorstellen.<br />
Wenn mich e<strong>in</strong> Amerikaner oder e<strong>in</strong> Japaner<br />
fragt, wo es <strong>in</strong> der Schweiz am schönsten sei,<br />
sage ich ihm: «Fahre e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den Kanton<br />
<strong>Bern</strong>. Dort kriegst du alles Schöne im Konzentrat,<br />
dort s<strong>in</strong>d die schönsten Seen, die<br />
lieblichsten Altstädte, die erhabensten Berge,<br />
die verrücktesten Bergbahnen, die schönsten<br />
Chalets und die gfürchigsten Felswände. Es<br />
gibt dort wilde Pferde, Luchse, Wölfe und<br />
jede Menge Bären, vor allem aus Lebkuchen.<br />
Und die typischen Schweizer Produkte<br />
kommen auch aus <strong>Bern</strong>, nämlich die besten<br />
Uhren, Schokoladen und Käsesorten.»<br />
Und die <strong>Bern</strong>er? Das Volk? Ich sage es nicht<br />
gern, denn wir <strong>Bern</strong>er gelten eher als bescheiden.<br />
S<strong>in</strong>d aber e<strong>in</strong>fach die beliebtesten<br />
Schweizer. Und zwar, weil wir auch liebe<br />
Schweizer s<strong>in</strong>d. Gehen Sie mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Bern</strong>er Konditorei oder Modeboutique. Sie<br />
werden sich fragen: Warum ist die Dame<br />
ausgerechnet mit mir so nett? Siebenmal sagt<br />
sie danke, viermal fragt sie, ob es so recht sei,<br />
und dreimal sagt sie auf Wiedersehen.<br />
Den <strong>Bern</strong>ern macht es übrigens gar nichts<br />
aus, dass man sagt, sie seien langsam. Es<br />
stimmt, dass sich <strong>Bern</strong>er stets etwas bedächtiger<br />
ausdrücken als die Genfer oder Zürcher.<br />
Das hat se<strong>in</strong>en guten Grund: Erstens<br />
denken sie, bevor sie reden. Und zweitens:<br />
Könige rennen auch nicht herum wie die<br />
Irren, ne<strong>in</strong>, sie schreiten majestätisch daher.<br />
Das ist das Privileg der Mächtigen. Irgendwie<br />
spürt man bei den <strong>Bern</strong>ern halt, dass<br />
sie von gnädigen Herren und Grossbauern<br />
abstammen, die mal über e<strong>in</strong> Reich herrschten,<br />
das von Versoix bis Baden g<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>ternational<br />
als Grossmacht betrachtet wurde,<br />
die Burgunder geschlagen hat und erst <strong>in</strong> der<br />
jüngeren Geschichte auf das heutige Mass<br />
zurückgestutzt wurde.<br />
Aber wenn sie wollen, können sie so<br />
schnell se<strong>in</strong> wie die andern, Bären rennen ja<br />
bekanntlich schneller, als sie aussehen:<br />
Beim Schw<strong>in</strong>gen zum Beispiel legen die<br />
<strong>Bern</strong>er den Gegner blitzschnell auf den Rücken.<br />
Und das schnellste und wildeste Skiabfahrtsrennen<br />
f<strong>in</strong>det jährlich am Lauberhorn<br />
statt. Aber langsam übertreibe ich mit<br />
Rühmen. Das widerstrebt eigentlich me<strong>in</strong>er<br />
<strong>Bern</strong>er Bescheidenheit. Darum fertig jetzt.<br />
Überzeugt euch selbst!<br />
■<br />
«Fahre<br />
e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den<br />
Kanton <strong>Bern</strong>.<br />
Dort kriegst du<br />
alles Schöne<br />
der Schweiz<br />
im Konzentrat»<br />
PETER ROTHENBÜHLER<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
3
INHALT<br />
Im Eishockey-Fieber<br />
Gleich drei <strong>Bern</strong>er Clubs spielen <strong>in</strong> der National<br />
League. E<strong>in</strong> Besuch beim Schweizer Meister SC <strong>Bern</strong>,<br />
den SCL Tigers und dem EHC Biel<br />
Seite 12<br />
Skirennfahrer Beat Feuz<br />
Das Interview mit dem Abfahrtsweltmeister. Der<br />
gebürtige Emmentaler sagt, was er sich diese Saison<br />
vorgenommen hat. Und verrät se<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gspisten<br />
Seite 20<br />
Gute, alte Zeiten<br />
Kandersteg dreht jedes Jahr das Rad der Zeit zurück.<br />
In der Belle-Epoque-Woche im Januar lebt das<br />
ganze Dorf wie zur Jahrhundertwende<br />
Seite 24<br />
Heisse Nächte<br />
In den <strong>Bern</strong>er Clubs geht es zwar etwas gemächlicher<br />
zu und her als <strong>in</strong> Zürich. Aber auch hier geht die<br />
Post ab. Die besten Locations für Nachtschwärmer<br />
Seite 30<br />
Die besten Pisten<br />
Wo es die besten Abfahrten gibt, weiss «Pisten-Jürg»<br />
Klopfenste<strong>in</strong> aus Lenk. Se<strong>in</strong>e fadengeraden<br />
Pistenberichte auf Youtube haben längst Kultstatus<br />
Seite 32<br />
Der Traum vom Fliegen<br />
Von Lauterbrunnen und Gstaad-Saanenland aus<br />
startet Julie May zu Transport- und Rettungsflügen.<br />
E<strong>in</strong> Tag im Leben der erst 30-jährigen Helipilot<strong>in</strong><br />
Seite 34<br />
Verrücktes Skirennen<br />
Fast 2000 Wagemutige donnern jedes Jahr vom<br />
Schilthorngipfel h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Tal. E<strong>in</strong>e Reportage<br />
vom grössten Amateurskirennen der Welt<br />
Seite 40<br />
E<strong>in</strong> Abo für alle Skigebiete<br />
Der neue Top4-Skipass gilt für alle Lifte und Bahnen <strong>in</strong><br />
den vier grössten <strong>Bern</strong>er W<strong>in</strong>tersportgebieten. Und es<br />
gibt ihn erst noch zu e<strong>in</strong>em unschlagbaren Preis<br />
Seite 44<br />
FOTOS: TOMAS WÜTHRICH (4), EPHRAIM BIERI, RUBEN SPRICH, ZVG<br />
4<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
44 12<br />
20<br />
32<br />
40<br />
34<br />
24
HIGHLIGHTS<br />
Schnelle Pisten,<br />
eisige Magie und<br />
Fondue im Iglu<br />
Im W<strong>in</strong>ter lohnt sich e<strong>in</strong> Besuch im vielfältigsten Kanton der Schweiz<br />
ganz besonders: Ob atemberaubende Abfahrten, Langlauf mit Schikanen oder<br />
D<strong>in</strong>ieren im Schnee – für jeden Geschmack gibt es e<strong>in</strong>malige Angebote<br />
LUKAS TOBLER<br />
6<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
Hopp Schwiiz am Chuenisbärgli<br />
Über 40 000 Zuschauer<strong>in</strong>nen und Zuschauer fiebern mit, wenn am<br />
legendären Chuenisbärgli <strong>in</strong> Adelboden die weltbesten Slalom- und<br />
Riesenslalom-Rennfahrer um Weltcup-Punkte kämpfen. Diese Saison<br />
f<strong>in</strong>det das Spektakel, bei dem das ganze Dorf im Ausnahmezustand ist, am<br />
6. und 7. Januar statt. Nur e<strong>in</strong>e Woche später gastiert der <strong>in</strong>ternationale<br />
Skizirkus gleich nochmals im <strong>Bern</strong>er Oberland. Das unbestrittene<br />
Highlight der Weltcuprennen <strong>in</strong> Wengen ist die 4,5 Kilometer<br />
lange Lauberhornabfahrt, bei der die Athleten Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
von bis zu 130 Kilometer pro Stunde erreichen.<br />
weltcup-adelboden.ch; lauberhorn.ch<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
7
E<strong>in</strong>e Stadt auf Eis<br />
Bereits zum vierten Mal verwandelt sich das Zentrum von Interlaken <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e grosse Eislandschaft. Während dem Ice Magic, vom 16. Dezember<br />
bis 24. Februar, laden 3000 Quadratmeter Eisfeld zum Schlittschuhlaufen<br />
e<strong>in</strong>. «Das Ice Magic ist aber nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Eisfeld, sondern e<strong>in</strong><br />
Gesamterlebnis», sagt Geschäftsführer<strong>in</strong> Iris Huggler. Tatsächlich ist<br />
das Ice Magic mehr Stadt als Feld. Die Hauptfläche ist dank 450 Meter<br />
langen Eiswegen mit drei «Ausflugsfeldern» verbunden und bildet damit<br />
den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>es ganzen Eis-Netzwerks.<br />
icemagic.ch<br />
Vom Ende der Welt<br />
«Weltuntergang – Ende ohne Ende» heisst die erste<br />
grosse Temporärausstellung im Naturhistorischen<br />
Museum <strong>Bern</strong>. Die Geschichte vom Ende der Welt ist uralt<br />
und brandaktuell zugleich. Immer wieder entfaltet sie ihre<br />
Wirkung als Drohkulisse, Projektionsfläche oder Kreativmotor.<br />
Die Ausstellung lässt e<strong>in</strong>e natur- und kulturwissenschaftliche<br />
Perspektive aufe<strong>in</strong>andertreffen und handelt<br />
vom Umgang mit Angst und vom Mut, diese zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Entstanden ist sie <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Mart<strong>in</strong> Heller,<br />
dem ehemaligen künstlerischen Direktor der Expo.02.<br />
nmbe.ch<br />
04<br />
Halfpipe, Rails und Kickers<br />
Wer sich im Schnee richtig austoben will, gehört<br />
<strong>in</strong> den White Elements Snowpark <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald.<br />
Den ganzen W<strong>in</strong>ter über stehen hier zwei perfekt<br />
unterhaltene Parks bereit – e<strong>in</strong>er für Anfänger,<br />
e<strong>in</strong>er für Fortgeschrittene. Zudem gibt es e<strong>in</strong>e<br />
130 Meter lange Superpipe. Wer sich traut, stürzt<br />
sich auf die vielen spektakulären H<strong>in</strong>dernisse oder<br />
auf die Schanzen, die Spass für jedes Niveau bieten.<br />
Aber auch die weniger Mutigen kommen auf ihre<br />
Kosten. Sie können Profis wie Gian Simmen dabei<br />
zuschauen, wie sie ihrer Leidenschaft nachgehen.<br />
white-elements.ch<br />
05<br />
8<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
03<br />
02<br />
Mit Trauffer gratis übernachten<br />
Der <strong>Bern</strong>er Alpenta<strong>in</strong>er Trauffer macht Stimmung für die Kampagne<br />
#CloserTo<strong>Bern</strong>. Mit der Aktion sollen die Gäste <strong>in</strong> den <strong>Bern</strong>er Hotels über die<br />
Wichtigkeit von Direktbuchungen <strong>in</strong>formiert und der persönliche Kontakt<br />
gefördert werden. Über 70 Prozent aller Schweizer Onl<strong>in</strong>e-Buchungen laufen<br />
heute über Book<strong>in</strong>g.com. E<strong>in</strong>e Präsenz auf den Plattformen ist für die Hotels<br />
zw<strong>in</strong>gend, jedoch müssen Kommissionen von bis zu 50 Prozent <strong>in</strong> Kauf<br />
genommen werden. Bei Direktbuchungen fallen diese Kommissionen weg,<br />
Angebots- und Preisgestaltung können zu Gunsten des Gastes attraktiver<br />
gestaltet werden. Der Verband BERN Hotels tritt nun dem Onl<strong>in</strong>e-Book<strong>in</strong>g-<br />
Trend entgegen und rückt die Vorteile des Direktbuchens <strong>in</strong> den Vordergrund.<br />
Mit 300 Gratis-Hotelübernachtungen belohnt BERN Hotels im nächsten halben<br />
Jahr alle Gäste, die direkt <strong>in</strong> den Hotels buchen, und br<strong>in</strong>gt sie #CloserTo<strong>Bern</strong>.<br />
closertobern.ch; bernplusmittelland.ch<br />
06<br />
Schokolade selber machen<br />
Tor<strong>in</strong>o, Ragusa & Co. s<strong>in</strong>d seit Generationen beliebt.<br />
Die Produkte der Firma Camille Bloch SA gehören zur<br />
Schweiz wie Eiger, Mönch und Jungfrau. Im neuen<br />
Besucherzentrum «Chez Camille Bloch» im <strong>Bern</strong>er Jura<br />
erfahren jetzt Schokoladen-Fans auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teraktiven<br />
Rundgang alles über die Geschichte und Herstellung<br />
der berühmten <strong>Bern</strong>er Spezialitäten. Im «Atelier» darf<br />
man sich zudem selbst an der Schokoladenherstellung<br />
versuchen. Dazu gibt es e<strong>in</strong> Bistro und e<strong>in</strong>en Shop.<br />
chezcamillebloch.swiss<br />
Langlauf mit Schikanen<br />
Manche Sportarten s<strong>in</strong>d berühmt für ihre Abenteuerlichkeit.<br />
Langlauf gehört eher nicht dazu. Vielleicht ändert<br />
sich das bald. In der noch jungen Diszipl<strong>in</strong> Langlauf Cross<br />
s<strong>in</strong>d die Loipen gespickt mit Slalom-Elementen, Schanzen<br />
und scharfen Kurven. Während noch diskutiert wird, ob<br />
Langlauf Cross zu e<strong>in</strong>er neuen Weltcup diszipl<strong>in</strong> werden soll,<br />
wurde <strong>in</strong> Gstaad bereits die erste ständige Cross-Loipe der<br />
Schweiz eröffnet. Sie schlängelt sich 1,5 Kilometer<br />
durch Schönried und fordert Anfänger und Fortgeschrittene<br />
heraus – wie auch unsere Vorstellung vom Langlaufsport.<br />
gstaad.ch<br />
07<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
9
10<br />
08<br />
Beschlagnahmt, verkauft und ausgestellt<br />
Der Nachlass des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt schlug hohe<br />
Wellen. Viele der <strong>in</strong>sgesamt 1500 Werke wurden von Cornelius’<br />
Vater Hildebrand Gurlitt während der Schreckensherrschaft der<br />
Nazis erworben – nachdem sie von diesen als «entartete Kunst»<br />
beschlagnahmt wurden. Unter dem Titel «Entartete Kunst –<br />
beschlagnahmt und verkauft» macht das Kunstmuseum <strong>Bern</strong> jetzt<br />
e<strong>in</strong>en Teil der Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Zu sehen<br />
gibt es herausragende Werke des Expressionismus, der konstruktiven<br />
Kunst und der Neuen Sachlichkeit.<br />
kunstmuseumbern.ch<br />
09<br />
Freie Fahrt auf allen Pisten<br />
666 Pistenkilometer, 666 Franken: 1 Franken pro Pistenkilometer. Die<br />
Rechnung von Adelboden-Lenk, Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg, Gstaad und der<br />
Jungfrau Ski Region ist e<strong>in</strong>fach und bestechend: Zu e<strong>in</strong>em unschlagbaren<br />
Preis bieten die vier grössten Skigebiete <strong>Bern</strong>s mit dem neuen Top4-Pass e<strong>in</strong><br />
Abonnement an, das e<strong>in</strong>e ganze Saison lang zur freien Fahrt auf allen Pisten<br />
berechtigt – e<strong>in</strong> Passepartout zur e<strong>in</strong>zigartigen Bergwelt des <strong>Bern</strong>er Oberlands.<br />
«Unsere Kundschaft sucht neben den Stammpisten vermehrt Abwechslung»,<br />
sagt Patrizia Bickel, Kommunikationsverantwortliche der Jungfraubahnen.<br />
Das Angebot wird ergänzt durch 33 Prozent Rabatt <strong>in</strong> ausgewählten Hotels der<br />
Regionen. K<strong>in</strong>der zahlen für das Abo 333, Jugendliche 499 Franken.<br />
top4.ski<br />
10<br />
MADE IN BERN<br />
FOTOS: FRESHFOCUS.CH, SWISS-IMAGES.CH, KUNSTMUSEUM BERN, ZVG
Heisser Käse im kühlen Schnee<br />
E<strong>in</strong> Käsefondue schmeckt immer: <strong>in</strong> der guten Stube, <strong>in</strong> der Beiz – oder<br />
<strong>in</strong> der Kutsche und im Schneehaus. Im grössten Iglu-Restaurant<br />
Europas <strong>in</strong> Adelboden können bis zu 200 Personen bei Kerzenlicht<br />
fe<strong>in</strong>stes Käsefondue geniessen. E<strong>in</strong> Abenteuer verspricht aber auch die<br />
Fonduekutsche des Hotels Simmenhof <strong>in</strong> Lenk, <strong>in</strong> der die Gäste im Käse<br />
rühren und die W<strong>in</strong>terlandschaft mit den Eiszapfen und den tosenden<br />
Simmenfällen vorbeiziehen lassen. Wer es lieber etwas urbaner hat: Das<br />
<strong>Bern</strong>er Hotel Innere Enge serviert den heissen Käse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Jurte.<br />
made<strong>in</strong>bern.com/fondue
EISHOCKEY<br />
Eiszeit<br />
<strong>Bern</strong> ist die Eishockeyhochburg Europas – mit dem SC <strong>Bern</strong>, den<br />
SC Langnau Tigers und dem EHC Biel spielen gleich drei<br />
Spitzenclubs <strong>in</strong> der höchsten Liga. Dazu weist der Hauptstadtclub<br />
die höchsten Zuschauerzahlen auf dem ganzen Kont<strong>in</strong>ent auf<br />
ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND EPHRAIM BIERI (FOTOS)<br />
12<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
Zuschauerrekord. Die Postf<strong>in</strong>ance Arena ist mit durchschnittlich 13<br />
über<br />
16 000 SCB-Fans pro Spiel das bestbesuchte Eisstadion Europas
Treue Fans, friedliche Stimmung. In der Postf<strong>in</strong>ance Arena kann<br />
man bedenkenlos mit der ganzen Familie e<strong>in</strong> SCB-Spiel anschauen<br />
Es geht hoch her beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g des SCB,<br />
der «Mutzen». Boxplay, schnelle Vorstösse<br />
die Bande entlang, hoch und runter, immer<br />
wieder. Die Spieler des amtierenden Meisters<br />
geben Vollgas, schimpfen, wenn etwas<br />
danebengeht, applaudieren mit Stockschlägen<br />
aufs Eis, wenn e<strong>in</strong>e Aktion besonders<br />
gut gel<strong>in</strong>gt. Das Saisonziel heisst «Verteidigung<br />
des Meistertitels», und dafür geben die<br />
Cracks unübersehbar alles.<br />
Und dennoch: Es ist überraschend ruhig<br />
auf dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseisfeld im Bauch der<br />
Postf<strong>in</strong>ance Arena. Headcoach Kari Jalonen<br />
und se<strong>in</strong> Leitungsteam brüllen ke<strong>in</strong>e Anweisungen<br />
übers Eis. Sie beobachten, diskutieren,<br />
nehmen ab und an e<strong>in</strong>en Spieler<br />
zu sich. F<strong>in</strong>nische Gelassenheit? «Ne<strong>in</strong>, es<br />
ist nur me<strong>in</strong>e Philosophie, dass es beim Eishockey<br />
um die Spieler geht und nicht um<br />
uns Coachs», sagt der Mann, der schon <strong>in</strong><br />
Fast die ganze<br />
Stadt <strong>Bern</strong><br />
steht h<strong>in</strong>ter ihren<br />
«Mutzen»<br />
se<strong>in</strong>em ersten Jahr beim SCB den Meistertitel<br />
gewann und um die Bedeutung dieses<br />
Titels für <strong>Bern</strong> weiss. «Ich habe zwar erst<br />
e<strong>in</strong>e Saison h<strong>in</strong>ter mir, aber ich habe natürlich<br />
gemerkt, wie wichtig der SCB für die<br />
Stadt ist. Das ist schon speziell, dass praktisch<br />
die ganze Stadt h<strong>in</strong>ter uns steht.» Auch<br />
das – neben der perfekt e<strong>in</strong>gespielten Organisation<br />
von den Kle<strong>in</strong>sten bis zu den Profis<br />
– mache die Mutzen zu e<strong>in</strong>em der grössten<br />
Eishockeyclubs Europas. Aber diese Unterstützung<br />
müsse man sich erst verdienen. Jalonen:<br />
«Nur wenn wir bereit s<strong>in</strong>d, im Spiel<br />
alles zu geben, zeigen die Fans auch ihre<br />
volle Unterstützung.» Und dann sei der SCB<br />
nur sehr schwer zu schlagen.<br />
War dies auch e<strong>in</strong> Grund für den F<strong>in</strong>nen,<br />
sich für den Job an der SCB-Bande zu entscheiden?<br />
«Es war mehr e<strong>in</strong> glücklicher Zufall»,<br />
sagt der Mann, der als Coach zuvor<br />
Meisterschaften <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland und Frankreich<br />
feierte und 2016 mit der f<strong>in</strong>nischen Nationalmannschaft<br />
WM-Silber gewann. «Als Nationalcoach<br />
vermisste ich die tägliche Arbeit<br />
mit den Spielern», sagt er. Da er noch nie <strong>in</strong><br />
der Schweiz gearbeitet hatte, beauftragte er<br />
se<strong>in</strong>en Agenten, darauf e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />
zu legen. «Als sich <strong>Bern</strong> meldete,<br />
war schnell klar, dass beide Seiten dasselbe<br />
wollten», sagt Jalonen. «Und jetzt habe ich<br />
14<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
EISHOCKEY<br />
«Es war me<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>dheitstraum,<br />
e<strong>in</strong>mal für den<br />
grossen SCB<br />
zu spielen:<br />
Verteidiger<br />
Beat Gerber<br />
DIE KLEINEN<br />
IN DER<br />
GROSSEN<br />
HALLE<br />
die Herausforderung, die ich wollte: immer<br />
ganz oben mitzuspielen, Erfolge zu feiern<br />
und diese zu verteidigen.» Trotzdem könne<br />
er sich <strong>in</strong> der Stadt noch frei bewegen: «Man<br />
erkennt mich zwar, aber die <strong>Bern</strong>er s<strong>in</strong>d sehr<br />
höfliche Menschen, die mich nicht belagern<br />
und mich e<strong>in</strong>er von ihnen se<strong>in</strong> lassen.»<br />
Fester Bestandteil der <strong>Bern</strong>er Erfolgsgeschichte<br />
ist Verteidiger Beat Gerber. Seit<br />
2003 steht auf se<strong>in</strong>em Trikot: SCB. «Ich<br />
b<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Nähe von Thun aufgewachsen,<br />
und für mich war es e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheitstraum,<br />
e<strong>in</strong>mal für den grossen SCB spielen zu können»,<br />
sagt der 35-Jährige. Als das Angebot<br />
der Mutzen kam, brauchte der damals für<br />
Langnau spielende Verteidiger nicht lang zu<br />
überlegen. Nahmen ihm die Fans den Wechsel<br />
zum Kantonsrivalen übel? «Es war damals<br />
schon e<strong>in</strong> Gesprächsthema», er<strong>in</strong>nert<br />
sich Gerber. Allerd<strong>in</strong>gs hätten ihm die Fans<br />
auch die Chance gegönnt, grössere Erfolge<br />
feiern zu können, als sie mit Langnau möglich<br />
seien. Und diese Chance packte Gerber<br />
beim Schopf: Mit den Mutzen gewann er<br />
fünf Meistertitel und e<strong>in</strong>mal den Cup.<br />
Immer wieder bee<strong>in</strong>druckend sei auch<br />
nach so vielen <strong>Bern</strong>er Jahren die Stimmung<br />
<strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance Arena. «Diese Wand von<br />
Fans ist e<strong>in</strong>zigartig – <strong>in</strong> der Schweiz, <strong>in</strong> Europa,<br />
vielleicht sogar weltweit», sagt Beat Gerber.<br />
«Durch den Bärengraben aus der Kab<strong>in</strong>e<br />
zu kommen, de<strong>in</strong>en Namen zu hören und<br />
dann e<strong>in</strong>zulaufen, ist immer noch e<strong>in</strong> spezielles<br />
Gefühl!» In der Tat konnte der SCB <strong>in</strong><br />
der vergangenen Saison wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
Zuschauerrekord verzeichnen. Im Schnitt<br />
sahen 16 566 Zuschauer die Heimspiele der<br />
<strong>Bern</strong>er. Damit war die Postf<strong>in</strong>ance Arena<br />
zum 16. Mal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander das am besten<br />
besuchte Eisstadion Europas.<br />
E<strong>in</strong>er, der immer mal wieder mittendr<strong>in</strong><br />
ist, ist FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen.<br />
«Als Primarschüler hat mich me<strong>in</strong> Vater<br />
zum ersten Mal auf die Stehrampe mitgenommen»,<br />
er<strong>in</strong>nert sich der Politiker, «und<br />
wenn man das e<strong>in</strong>mal erlebt hat, ist man<br />
sofort mit dem Virus <strong>in</strong>fiziert.» Noch heute<br />
jagt Wasserfallen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit manchmal<br />
dem Puck h<strong>in</strong>terher. Doch der SCB ist<br />
nicht nur Freizeit, sondern auch Bus<strong>in</strong>ess.<br />
«Wenn man sich <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> schnell vernetzen<br />
will, ist die Energie-Lounge <strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance<br />
Arena der Ort, wo man se<strong>in</strong> muss», sagt<br />
Diese Wand von<br />
Fans ist e<strong>in</strong>zigartig.<br />
In der Schweiz<br />
und <strong>in</strong> ganz Europa<br />
Wasserfallen. Dort trifft sich bei den Spielen<br />
das Who is who der <strong>Bern</strong>er KMU-Wirtschaft.<br />
Generell f<strong>in</strong>det sich auf den Sitzen<br />
aber e<strong>in</strong> Potpourri aus allen Gesellschaftsschichten<br />
– e<strong>in</strong>trächtig vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> ihrer Fasz<strong>in</strong>ation<br />
für den SCB. Christian Wasserfallen:<br />
«Und wenn man dann im eigenen Stadion<br />
Meister wird und nach der Schlusssirene die<br />
Ränge förmlich explodieren vor Jubel, dann<br />
ist das Gänsehaut pur!»<br />
<br />
FOTOS: FRESHFOCUS.CH, ZVG<br />
Der grosse SC <strong>Bern</strong> ist nicht<br />
der e<strong>in</strong>zige Hockeyclub, der<br />
<strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance Arena zu<br />
Hause ist. Das Stadion ist<br />
auch Heimat des HC <strong>Bern</strong><br />
Altstadt (HCBA) – für rund<br />
800 Franken Eiskosten pro<br />
Spiel. «Unsere Heimspiele<br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht immer<br />
ausverkauft», scherzt<br />
HCBA-Präsident Peter<br />
Lohri. Zwischen 50 und 100<br />
Peter<br />
Lohri<br />
Fans verfolgen jeweils die<br />
Spiele der Altstädter.<br />
Gegründet wurde der Club<br />
2010 von Spielern, die bei<br />
anderen, unterklassigen<br />
Stadtberner Clubs nicht<br />
mehr mitspielen konnten,<br />
wollten oder durften. Auf<br />
den Kufen standen denn<br />
auch bekannte Namen wie<br />
etwa die beiden Söhne von<br />
Ex-SCB-Spieler Rolf Mäusli.<br />
Und die Altstädter legten<br />
los wie die Feuerwehr,<br />
gewannen ihr erstes Punktspiel<br />
mit 47:1 und stiegen <strong>in</strong><br />
der Premierensaison gleich<br />
<strong>in</strong> die dritte Liga auf. «S<strong>in</strong>nvollerweise<br />
muss für uns<br />
die dritte Liga aber Endstation<br />
se<strong>in</strong>», sagt Peter Lohri.<br />
Für die zweite Liga braucht<br />
es nämlich bereits vergleichsweise<br />
viel Geld und<br />
e<strong>in</strong>e Jugendabteilung, die<br />
der HCBA nicht hat.»<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
15
EISHOCKEY<br />
Seit 2001, als es nach dem F<strong>in</strong>alspiel zwischen<br />
Lugano und dem ZSC zu Ausschreitungen<br />
kam, müssen alle Clubs der obersten<br />
Spielklassen Fanbeauftragte beschäftigen.<br />
Sie dienen sozusagen als Scharnier zwischen<br />
Clubs und Fans. Beim SCB erfüllen Su Elsener<br />
und Simon Glutz diese Aufgabe. «Wir<br />
kümmern uns vor allem um die 26 offiziellen<br />
Fanclubs und die Ultras», sagt Su Elsener.<br />
Bei regelmässigen Sitzungen werden<br />
Probleme und Anliegen der Fans und des<br />
Clubs diskutiert. Auch Tickets für Auswärtsspiele<br />
besorgen die beiden, unterstützen die<br />
Fans bei ihren Choreos und schauen, dass<br />
das Fanmaterial während der Saison gelagert<br />
werden kann. Mit e<strong>in</strong>em Lädeli mit Fanartikeln<br />
hält man zudem die Fankultur hoch.<br />
Und diese Massnahmen helfen, Ausschreitungen<br />
zu verh<strong>in</strong>dern? Su Elsener und<br />
Simon Glutz verweisen auf e<strong>in</strong> auf gegenseitigem<br />
Vertrauen basierendes System von Geben<br />
und Nehmen: Die Fans geniessen viele<br />
Freiheiten, dürfen etwa vor den Spielen <strong>in</strong><br />
Ruhe ihre Choreos aufbauen und vorzeitig<br />
die Halle betreten. Das Geheimnis sei, Probleme<br />
und Spannungen zu erfassen, bevor es<br />
zu Ausbrüchen komme. «Deshalb ist es gerade<br />
bei den hitzigeren Partien wichtig, dass<br />
wir versuchen, die Stimmung aufzunehmen<br />
und mit den Fans, bei denen wir mittlerweile<br />
bestens bekannt s<strong>in</strong>d, zu plaudern», sagt<br />
Simon Glutz. Dass man sich auch mit den<br />
Fanberatern der anderen Clubs austauscht,<br />
ist selbstverständlich. Die Kunst sei jedoch,<br />
e<strong>in</strong>en Zustand zu erreichen, <strong>in</strong> dem die Rivalität<br />
zwischen den Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Rahmen gelebt werden könne. Gel<strong>in</strong>gt<br />
das <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>? «Absolut», s<strong>in</strong>d sich die beiden<br />
Fanbeauftragten e<strong>in</strong>ig, «Hier kann man<br />
sich bedenkenlos mit der ganzen Familie<br />
e<strong>in</strong> Spiel anschauen, ohne dass man Angst<br />
haben muss!»<br />
E<strong>in</strong>zige Bed<strong>in</strong>gung<br />
der SCL-Fans ist,<br />
dass die Mannschaft<br />
alles gibt<br />
Doch nicht nur <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>, auch <strong>in</strong> Langnau im<br />
Emmental feuern Alt und Jung ihre Tigers<br />
<strong>in</strong> der Ilfishalle an. Bei der Saisoneröffnung<br />
gegen die ZSC Lions führten die SCL Tigers<br />
nach e<strong>in</strong>er halben Stunde mit 3:0. Die Halle<br />
bebte. Doch bei der letzten Sirene stand es<br />
3:3. In der Verlängerung zeigten die Lions<br />
dann noch e<strong>in</strong>mal ihre Krallen und zogen<br />
den Tigers mit dem 3:4-Siegestreffer die<br />
Zähne. Wieder war es nichts mit e<strong>in</strong>em Auftaktsieg,<br />
die Geschichte der letzten fast zehn<br />
Jahre wiederholte sich e<strong>in</strong>mal mehr.<br />
Irgendwie war dieser Spielverlauf typisch,<br />
auch wenn Stefan Hofstetter vor<br />
dem Spiel noch hoffnungsvoll me<strong>in</strong>te: «Alles<br />
ist möglich!» Der 33-Jährige ist Capo<br />
der Sektion Schlachthauskurve, was martialischer<br />
kl<strong>in</strong>gt, als es ist. «Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />
Ultras, sondern e<strong>in</strong> Fanclub – und gegen jegliche<br />
Gewalt und Aggressivität.» Mit e<strong>in</strong>igen<br />
Freiwilligen organisierten sie vor dem Spiel<br />
e<strong>in</strong>e Choreo zur Verabschiedung von Tigers-<br />
Legende Adrian «Ädu» Gerber und zogen<br />
e<strong>in</strong> riesiges Banner hoch. «Wir s<strong>in</strong>d halt alle<br />
mit Herzblut dabei», sagt Hofstetter.<br />
Die Sektion Schlachthauskurve ist mit<br />
den meisten anderen SCL-Fanclubs zusammengeschlossen.<br />
Deren Leiter, Mart<strong>in</strong> Leuenberger,<br />
ist seit K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Tigers-<br />
Fan. «Auch me<strong>in</strong>e Eltern und Geschwister<br />
s<strong>in</strong>d SCL-Fans», sagt der Landwirt und<br />
Zimmermann. Die Fanszene arbeitet eng<br />
mit den Tigers zusammen. «Bis zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Grad repräsentieren wir den Vere<strong>in</strong><br />
bei Festen und anderen Anlässen, wir stellen<br />
Freiwillige, wenn es etwas zu tun gibt», sagt<br />
Leuenberger. Und natürlich stehe man auch<br />
stets <strong>in</strong> Kontakt mit dem Sicherheitsdienst.<br />
Apropos Sicherheit: «Wir setzen uns für<br />
e<strong>in</strong>e aktive, aber friedliche Fankultur e<strong>in</strong>»,<br />
sagt Leuenberger. Von Gewalt, Pyros und<br />
allem, was potenziell gefährlich ist, distanziere<br />
man sich. Die Langnauer Fans haben<br />
deshalb <strong>in</strong> der ganzen Schweiz e<strong>in</strong>en guten<br />
Ruf und s<strong>in</strong>d gern gesehene Gäste <strong>in</strong> den<br />
anderen Stadien. «In Langnau s<strong>in</strong>d die Fans<br />
grundsätzlich gutwillig und konstruktiv»,<br />
sagt auch Bruno Wüthrich, Co-Präsident des<br />
Fanclubs SCL Tigers. «Reibungsflächen gibt<br />
es zwar immer wieder, aber da jammern wir<br />
dann schon auf sehr hohem Niveau.»<br />
Der Fanclub SCL Tigers existiert bereits<br />
seit 1979 und ist mit se<strong>in</strong>en rund 700 Mitgliedern<br />
e<strong>in</strong>er der grössten Hockeyfanclubs<br />
der Schweiz. In der Fankurve s<strong>in</strong>d die meisten<br />
Mitglieder des Fanclubs SCL Tigers<br />
jedoch nicht vertreten. «Stille Fans» nennt<br />
Bruno Wüthrich die Mitglieder, die zwar an<br />
den vom Fanclub organisierten Auswärtsfahrten<br />
teilnehmen, ansonsten aber nicht<br />
die grosse Action suchen. Wer nicht <strong>in</strong>s<br />
Stadion kann oder will, braucht auf News<br />
und Matchberichte se<strong>in</strong>er Tigers trotzdem<br />
16<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
Mit Herzblut dabei. Trikots und Maskottchen gibts im Fanshop. Stefan Hofstetter,<br />
Capo der Sektion Schlachthauskurve (oben), macht Stimmung für se<strong>in</strong>e SCL Tigers<br />
nicht zu verzichten. Denn Bruno Wüthrich,<br />
hauptberuflich Journalist, betreibt auch den<br />
«Fantiger», den es digital und m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal im Jahr auch <strong>in</strong> gedruckter Form gibt.<br />
Und der Interessierte mit allen möglichen<br />
Informationen um die SCL Tigers versorgt.<br />
Doch zurück zum Saisonauftakt. Wenn<br />
e<strong>in</strong> Team e<strong>in</strong> Spiel nach e<strong>in</strong>er 3:0-Führung<br />
noch aus der Hand gibt, treibt das vermutlich<br />
jeden Fan an den Rand des Wahns<strong>in</strong>ns.<br />
Die Langnauer Verantwortlichen wissen<br />
aber sehr genau, wie schwierig es ist, den<br />
Grossen e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong> zu stellen. «Me<strong>in</strong>e Herausforderung<br />
ist es, mit den zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln etwas zu erschaffen, was ab<br />
und zu auch gel<strong>in</strong>gt», sagt Jörg Reber, Sportchef<br />
bei den SCL Tigers. Der ehemalige<br />
Langnau-, Biel- und SCB-Verteidiger ist für<br />
die Zusammenstellung der Mannschaft und<br />
für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich.<br />
Doch wie lockt man gute Spieler<br />
überhaupt <strong>in</strong>s Emmental? «Mit Geld alle<strong>in</strong><br />
natürlich nicht», sagt Reber. «Es ist schon<br />
so, dass wir nicht dieselben f<strong>in</strong>anziellen<br />
Nicht umsonst<br />
nennt man<br />
das Emmental auch<br />
«Hockey Country»<br />
Ressourcen haben wie andere Vere<strong>in</strong>e.»<br />
Aber die Tigers können anderes bieten, zum<br />
Beispiel Eiszeit. Reber: «Mancher Spieler<br />
kommt bei Topclubs nicht so zum Zug, wie<br />
er es gern hätte, und ist unzufrieden. Bei uns<br />
kann er diese Eiszeit bekommen.» Für e<strong>in</strong>en<br />
Spieler, das weiss der Sportchef aus eigener<br />
Erfahrung, muss letztlich das F<strong>in</strong>anzielle<br />
aber ebenso stimmen wie das Sportliche. Er<br />
verstehe es deshalb auch, wenn Spieler aus<br />
ebendiesen Gründen zu anderen Vere<strong>in</strong>en<br />
weiterzögen. «Wir haben uns zwar sportlich<br />
und wirtschaftlich e<strong>in</strong> gewisses Stand<strong>in</strong>g erarbeitet,<br />
aber die Kaderzusammenstellung<br />
ist dennoch jedes Jahr wieder e<strong>in</strong> Kampf.»<br />
Was die SCL Tigers nach Ansicht des<br />
Sportchefs auszeichnet, ist der Zusammenhalt<br />
– <strong>in</strong> guten wie <strong>in</strong> schlechten Zeiten.<br />
«Selbst als Langnau <strong>in</strong> der 1. Liga spielen<br />
musste, kamen immer noch 4000 Fans zu<br />
den Spielen.» Die Leidenschaft aller Beteiligten<br />
im Emmental sei e<strong>in</strong>malig, und die Fans<br />
seien ebenso treu wie nachsichtig, wenn es<br />
mal nicht so laufe. Das zeigt sich ganz besonders<br />
<strong>in</strong> den Kantonalderbys, wo die Emotionen<br />
besonders hoch schlagen. «Die e<strong>in</strong>zige<br />
<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
17
Modernste Eishalle. Die Tissot Arena <strong>in</strong> Biel wurde für 77 Millionen Franken gebaut und<br />
vor zwei Jahren e<strong>in</strong>geweiht. Zum Sportkomplex gehört auch das Fussballstadion<br />
Bed<strong>in</strong>gung der Fans ist, dass die Mannschaft<br />
alles gibt, was sie kann», sagt Reber. Nicht<br />
umsonst nennt man das Emmental schliesslich<br />
«Hockey Country».<br />
Der dritte <strong>Bern</strong>er Spitzenclub schliesslich<br />
f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Biel. Und auch die Seeländer<br />
punkten: mit e<strong>in</strong>er neuen Halle,<br />
e<strong>in</strong>em jungen, hungrigen Team und e<strong>in</strong>em<br />
ambitionierten Vere<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>er der bekanntesten<br />
EHC-Spieler ist Jonas Hiller. Angesprochen<br />
auf se<strong>in</strong>e Französischkenntnisse,<br />
schmunzelt er: «Ich komme recht gut klar.»<br />
Die Zweisprachigkeit kann es also nicht gewesen<br />
se<strong>in</strong>, die den Keeper nach Stationen<br />
<strong>in</strong> Lausanne, Davos, Anaheim und Calgary<br />
dazu bewog, 2016 beim EHC Biel zu<br />
unterschreiben. «Das Gesamtpaket hat gestimmt»,<br />
sagt der ehemalige NHL-Keeper.<br />
Und ergänzt: «Me<strong>in</strong>e Frau stammt aus dem<br />
Kanton <strong>Bern</strong>, hier wird es e<strong>in</strong>em nie langwei<br />
Hiller jedenfalls ausser Zweifel – «jetzt, da<br />
die Fussballer e<strong>in</strong>en Zwangsabstieg <strong>in</strong> die<br />
2. Liga h<strong>in</strong>ter sich haben, sowieso». E<strong>in</strong> Blick<br />
auf die Vere<strong>in</strong>igung der Donatoren bestätigt,<br />
wie tief der Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Region und ihrer<br />
Bevölkerung verwurzelt ist. Vom Lebensmittelgrosshändler<br />
über den Treuhänder bis<br />
zum Apotheker tragen unzählige Donatoren<br />
ihr f<strong>in</strong>anzielles Scherfle<strong>in</strong> bei und unterstützen<br />
ihren Vere<strong>in</strong> so mit jährlich rund<br />
3,4 Millionen Franken. «In me<strong>in</strong>er<br />
Jugendzeit durfte ich die glorreichen Zeiten<br />
des EHC als Stehplatzzuschauer miterleben»,<br />
erklärt etwa der Bieler Zahnarzt Alex<br />
Gestach se<strong>in</strong> 14-jähriges Engagement bei<br />
den Donatoren. Und Christoph Müller<br />
vom Hotel Restaurant Krone <strong>in</strong> Aarberg<br />
me<strong>in</strong>t: «Me<strong>in</strong>e Frau besuchte schon als<br />
K<strong>in</strong>d mit ihrem Vater die Spiele des EHC<br />
Biel. Nachdem me<strong>in</strong> Sohn Corv<strong>in</strong> ebenlig.»<br />
Dass bei e<strong>in</strong>em solchen Königstransfer<br />
e<strong>in</strong> gehöriger Druck auf den immerh<strong>in</strong><br />
gut gepolsterten Keeperschultern lastet, ist<br />
klar. Trotzdem verlief für Jonas Hiller und<br />
In Biel ist alles<br />
zweisprachig – da<br />
bilden Fangesänge<br />
ke<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
den EHC Biel die letzte Saison sehr erfolgreich.<br />
Das Team erreichte die Playoffs.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs war <strong>in</strong> der ersten Runde auch<br />
gleich Schluss – ausgerechnet gegen den<br />
Lokalrivalen SC <strong>Bern</strong>. Dass Biel se<strong>in</strong>en<br />
EHCB liebt und braucht, steht für Jonas<br />
18<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
EISHOCKEY<br />
Von Calgary nach Biel. Seit dem letzten Jahr<br />
hütet Jonas Hiller das Tor des EHC Biel<br />
falls e<strong>in</strong> grosser Fan geworden war, wurde<br />
Eishockey während der Saison unser<br />
wöchentlicher Familienausflug.» Die Donatorenunterstützung<br />
sei e<strong>in</strong>e Herzensangelegenheit.<br />
«Doch der Club gibt auch etwas<br />
zurück», sagt Müller. «So war unser Haus<br />
schon mehrmals Treffpunkt der Spieler.»<br />
In Biel ist alles zweisprachig – da bilden<br />
die Fangesänge ke<strong>in</strong>e Ausnahme. «Das ist<br />
schon speziell, und das bekommt man auf<br />
dem Eis auch mit», sagt Jonas Hiller. Der<br />
wohl bekannteste Schlachtruf, «Ici c’est<br />
Bienne!», sei sogar schon zu e<strong>in</strong>er Art Vere<strong>in</strong>smotto<br />
avanciert. Dient die Sprache etwa<br />
als Waffe? S<strong>in</strong>gt man Französisch, wenn es<br />
gut läuft, und Deutsch, wenn es bergab geht?<br />
«Solche Gedanken macht man sich während<br />
des Spiels nicht», sagt N<strong>in</strong>o Rovati. «Da will<br />
man e<strong>in</strong>fach das Team unterstützen, und<br />
man s<strong>in</strong>gt, was angestimmt wird.» N<strong>in</strong>o<br />
Rovati ist schon von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an Biel-<br />
Fan und seit 15 Jahren Präsident des 1990<br />
gegründeten Fanclubs Seeschwalbe. «Wir<br />
gelten als Altherrenvere<strong>in</strong>», sagt er, «wohl<br />
auch, weil wir uns vom EHC Biel e<strong>in</strong>en Sitzplatzsektor<br />
reservieren liessen, statt <strong>in</strong> der<br />
Kurve zu stehen.» Von der Altersstruktur<br />
der Seeschwalben her sei der Ruf allerd<strong>in</strong>gs<br />
haltlos. «Unsere rund 350 Mitglieder s<strong>in</strong>d<br />
zwischen 3 und 85 Jahre alt.»<br />
In ihrem Vere<strong>in</strong>sheim unweit des Bahnhofs<br />
sieht es aus wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hockeymuseum.<br />
Überall stehen, hängen und liegen<br />
Er<strong>in</strong>nerungsstücke aus der Vergangenheit<br />
des EHC Biel. Sogar Wimpel und andere<br />
Er<strong>in</strong>nerungen an Gegnermannschaften f<strong>in</strong>den<br />
sich zuhauf. Nur vom SCB fehlt jede<br />
Spur. «Biel und SCB, das geht gar nicht»,<br />
erklärt N<strong>in</strong>o Rovati. «Das hat nichts mit<br />
Kantonsrivalität zu tun, denn mit Langnau<br />
haben wir e<strong>in</strong>e sehr enge Fanfreundschaft<br />
und treffen uns jeweils vor und nach den<br />
Spielen zum Umtrunk.» Der SCB aber sei<br />
e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Nummer zu<br />
gross für sie, me<strong>in</strong>t der Seeschwalben-Präsident.<br />
«Im Normalfall verlieren wir die Spiele<br />
gegen sie, im Normalfall kaufen sie unsere<br />
«Wir wollen unseren<br />
EHC Biel<br />
unterstützen und<br />
siegen sehen»<br />
besten Spieler weg.» Trotzdem anerkennt<br />
Rovati die Leistungen der Mutzen. Doch<br />
letztlich ist das nur e<strong>in</strong> Wermutstropfen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em aktiven und friedlichen Vere<strong>in</strong>sleben.<br />
«Im Grund wollen wir e<strong>in</strong>fach zusammen<br />
e<strong>in</strong>e gute Zeit haben und unseren EHC Biel<br />
unterstützen und siegen sehen.»<br />
■<br />
DIE BERNER<br />
EISSTADIEN<br />
POSTFINANCE ARENA<br />
Heimteam: SC <strong>Bern</strong><br />
Kapazität: 17 031 Plätze<br />
Eröffnung: 1967<br />
Im grössten <strong>Bern</strong>er Hockeystadion<br />
fanden 1971 und 1990<br />
die Weltmeisterschaften statt.<br />
2002 wurde die <strong>Bern</strong>-Arena auf<br />
16 000 Plätze ausgebaut. Für<br />
die WM 2009 musste das<br />
Stadion erneut für 105 Millionen<br />
saniert werden. Postf<strong>in</strong>ance<br />
sicherte sich <strong>in</strong> der Folge<br />
die Namensrechte bis 2023.<br />
ILFISHALLE<br />
Heimteam: SCL Tigers<br />
Kapazität: 6000<br />
Eröffnung: 1975<br />
Die Ilfishalle, benannt nach dem<br />
nahen Fluss Ilfis, entstand aus<br />
der 1959 erbauten Kunsteisbahn<br />
Langnau. 1975 wurde sie<br />
überdacht und 2012 für rund<br />
33 Millionen Franken umfassend<br />
renoviert. Neben den SCL<br />
Tigers spielen heute auch die<br />
SCL Young Tigers und der SC<br />
Konolf<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Ilfishalle.<br />
IN A NUTSHELL<br />
<strong>Bern</strong>’s frosty passion<br />
The Canton of <strong>Bern</strong> is the ice hockey<br />
capital of Europe. Not only is it trebly<br />
represented <strong>in</strong> Switzerland’s premier<br />
league with the SC <strong>Bern</strong>, SC Langnau<br />
Tigers and EHC Biel, the SC <strong>Bern</strong> also<br />
attracts the largest crowds on the<br />
entire cont<strong>in</strong>ent. More than 16,000<br />
fans on average flock to the SCB<br />
home games. The side are also the<br />
reign<strong>in</strong>g Swiss champions. Kari Jalonen<br />
took them to the top <strong>in</strong> his very<br />
first year as head coach. The former<br />
coach of the F<strong>in</strong>nish national team<br />
was greatly impressed by the strong<br />
role that ice hockey plays <strong>in</strong> Switzerland’s<br />
capital: «It’s really quite special<br />
to see how practically the whole city<br />
supports us.» Even the smaller teams<br />
<strong>in</strong> Langnau and Biel/Bienne have<br />
no shortage of spectators. The<br />
SCL Tigers boast one of the largest<br />
hockey fan clubs <strong>in</strong> Switzerland.<br />
FOTO: FRESHFOCUS.CH<br />
TISSOT ARENA<br />
Heimteam: EHC Biel<br />
Kapazität: 6500<br />
Eröffnung: 2015<br />
Bis 1973 spielte der EHC Biel<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungedeckten Stadion.<br />
Mit dem Eisstadion Biel erhielt<br />
er dann e<strong>in</strong>es der modernsten<br />
Stadien der Schweiz. 2015<br />
zog der Club <strong>in</strong> die 77 Millionen<br />
Franken teure Tissot Arena um.<br />
Der Sportkomplex beherbergt<br />
auch das Stadion des FC Biel-<br />
Bienne und e<strong>in</strong>e Curl<strong>in</strong>ghalle.<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
19
«Mit vier Jahren<br />
hatte ich nach<br />
dem dritten Sturz<br />
die Nase voll»<br />
20<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
INTERVIEW<br />
«Wir <strong>Bern</strong>er haben halt<br />
grossartige Berge!»<br />
Als Junior zog der Emmentaler Beat Feuz aus, die Pisten dieser Welt zu erobern.<br />
Im letzten Jahr folgte für ihn die Krönung: der Weltmeistertitel <strong>in</strong> der Abfahrt.<br />
Doch immer noch saust er am liebsten die Pisten im <strong>Bern</strong>er Oberland h<strong>in</strong>unter<br />
ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND RUBEN SPRICH (FOTO)<br />
Sie stammen aus Schangnau im<br />
h<strong>in</strong>teren Emmental. Lernt man dort fast<br />
automatisch Skifahren?<br />
Eigentlich schon. Zum<strong>in</strong>dest war das zu me<strong>in</strong>er<br />
Zeit so. Da gehörte das Skifahren e<strong>in</strong>fach<br />
dazu.<br />
Welche Er<strong>in</strong>nerungen haben Sie<br />
an diese Zeit?<br />
Ich war etwa vier Jahre alt und nahm an<br />
me<strong>in</strong>em allerersten Skirennen teil, e<strong>in</strong>em<br />
Familienskirennen mit me<strong>in</strong>en Eltern. Ich<br />
lag ständig im Schnee, und nach dem dritten<br />
Sturz hatte ich die Nase voll. Ich blieb e<strong>in</strong>fach<br />
im Schnee liegen, f<strong>in</strong>g an zu «täubele»<br />
und weigerte mich weiterzufahren. Fotos<br />
gibt es davon zum Glück nicht!<br />
Irgendwann kam aber der Moment, <strong>in</strong> dem<br />
Sie auf den Brettern blieben und schneller<br />
wurden als alle anderen . . .<br />
Offenbar sah man bei mir schon früh, dass<br />
ich e<strong>in</strong>e gewisse Begabung hatte. Wenn wir<br />
<strong>in</strong> der Schule Rennen fuhren und uns mit<br />
den Älteren massen, schnitt ich oft sehr gut<br />
ab. Deshalb förderten mich me<strong>in</strong>e Eltern<br />
schliesslich auch.<br />
Es wurde also nicht erwartet, dass<br />
Sie e<strong>in</strong>en sogenannt anständigen Beruf<br />
erlernen?<br />
Es war irgendwie klar, dass man neben dem<br />
Skifahren e<strong>in</strong>en Beruf haben sollte – auch<br />
mir, gerade weil e<strong>in</strong>e Sportschule für mich<br />
nie zur Debatte stand. Also entschied ich<br />
mich, Maurer zu werden, und fand <strong>in</strong> der<br />
Region auch e<strong>in</strong>en Betrieb, der bereit war,<br />
mich als Lehrl<strong>in</strong>g auszubilden. . .<br />
. . . und e<strong>in</strong> wenig Rücksicht auf Ihre<br />
sportlichen Ambitionen zu nehmen?<br />
«E<strong>in</strong> wenig» ist masslos untertrieben! Rentiert<br />
habe ich als Lehrl<strong>in</strong>g ganz gewiss nicht,<br />
dafür war ich zu oft abwesend. Aber ich habe<br />
immerh<strong>in</strong> die Abschlussprüfung bestanden.<br />
Auch wenn das Thema damit endgültig<br />
erledigt war.<br />
Könnten Sie noch e<strong>in</strong>e Mauer bauen?<br />
Der Maurerberuf be<strong>in</strong>haltet ja mehr, als nur<br />
Mauern zu bauen – aber ja, das könnte ich<br />
wohl am ehesten noch. Den Rest nicht.<br />
Dafür haben Sie das Skifahren<br />
perfektioniert – am Anfang allerd<strong>in</strong>gs<br />
als Techniker.<br />
DER EMMENTALER<br />
Geboren wurde Beat Feuz 1987 <strong>in</strong><br />
Schangnau im Emmental. Anfänglich<br />
auf Slalom fokussiert, s<strong>in</strong>d heute Ab -<br />
fahrt und Super-G se<strong>in</strong>e Paradediszipl<strong>in</strong>en.<br />
Wegen Verletzungen musste<br />
er zwei Jahre lang pausieren. Se<strong>in</strong><br />
grösster Erfolg ist der Abfahrtssieg an<br />
den Weltmeisterschaften <strong>2017</strong>. Beat<br />
Feuz lebt <strong>in</strong> Innsbruck. beat-feuz.ch<br />
Bis etwa 20 absolvierte ich alle Kaderstufen<br />
als Slalomfahrer. Ich wusste damals noch<br />
nicht, dass ich e<strong>in</strong>e Piste auch gerade runterfahren<br />
konnte.<br />
«Wengen ist<br />
vermutlich das<br />
schönste Rennen<br />
im Skizirkus»<br />
Wer waren Ihre Vorbilder?<br />
Damals ganz klar Michael von Grünigen<br />
und im Speed-Bereich der Österreicher<br />
Stephan Eberharter.<br />
Wie kam es, dass Sie dann doch bei<br />
den Speed-Diszipl<strong>in</strong>en landeten?<br />
Das war eigentlich Zufall. An me<strong>in</strong>er letzten<br />
Juniorenweltmeisterschaft gewann ich Gold<br />
<strong>in</strong> der Abfahrt und im Super-G, obwohl<br />
ich diese Diszipl<strong>in</strong>en kaum tra<strong>in</strong>iert hatte.<br />
Im Slalom holte ich «nur» Bronze. Das war<br />
e<strong>in</strong> erster H<strong>in</strong>weis, woh<strong>in</strong> es gehen könnte.<br />
Dann kam e<strong>in</strong>e Verletzung, wegen der ich<br />
zwei Jahre lang pausieren musste. Als ich danach<br />
endlich wieder auf den Skis stand, war<br />
ich im Slalom komplett chancenlos, konnte<br />
<strong>in</strong> den Speed-Diszipl<strong>in</strong>en aber gleich wieder<br />
vorne mitfahren. Da war der Fall klar.<br />
<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
21
Startklar: Am 13. Januar<br />
wird der <strong>Bern</strong>er Abfahrtsweltmeister<br />
Beat Feuz<br />
beim Weltcuprennen<br />
am Lauberhorn wieder<br />
um e<strong>in</strong>en Sieg kämpfen<br />
Und Sie wurden zweimal Schweizer<br />
Nachwuchssportler des Jahres. Was<br />
bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?<br />
Das war schon sehr cool. Und der f<strong>in</strong>anzielle<br />
Zustupf kam natürlich auch sehr gelegen.<br />
Mittlerweile s<strong>in</strong>d Sie nicht nur an der<br />
nationalen, sondern an der Weltspitze<br />
angekommen. Wie fühlt sich das an?<br />
E<strong>in</strong> tolles Gefühl! Und dass e<strong>in</strong>en die Menschen<br />
<strong>in</strong> der Schweiz kennen, zeigt, wie<br />
sehr man sich hierzulande mit dem Skisport<br />
identifiziert und die Rennen schaut.<br />
Wie zum Beispiel die Abfahrt am Lauberhorn,<br />
die Sie ja schon gewonnen haben.<br />
Wengen ist vermutlich das schönste Rennen<br />
im Skizirkus, nur schon wegen des tollen<br />
Panoramas. Bis man beim Hundschopf ist,<br />
brennen schon die Oberschenkel. Und dann<br />
geht es erst richtig los. Dieses Rennen zu<br />
gew<strong>in</strong>nen, war neben dem Weltmeistertitel<br />
das schönste Erlebnis me<strong>in</strong>er Karriere.<br />
Mit Adelboden hat der Kanton <strong>Bern</strong><br />
ja gleich noch e<strong>in</strong>en Klassiker im<br />
Rennkalender.<br />
Wir haben halt grossartige Berge! Aber man<br />
muss den Organisatoren und den Geme<strong>in</strong>den<br />
schon e<strong>in</strong> grosses Lob aussprechen, dass<br />
DIE LIEBLINGS-<br />
PISTEN VOM<br />
ABFAHRTS-<br />
WELTMEISTER<br />
BEAT FEUZ<br />
1<br />
Wengen<br />
In Wengen f<strong>in</strong>den Skifahrer aller Stufen die<br />
ideale Piste für ihre Fähigkeiten. Beat Feuz:<br />
«Und was das Panorama betrifft, führt an<br />
Wengen sowieso ke<strong>in</strong> Weg vorbei!»<br />
wengen.ch<br />
2<br />
Bumbach<br />
Auf den Pisten von Bumbach bei Schangnau<br />
im Emmental hat Beat Feuz das Skifahren<br />
gelernt. «Das kle<strong>in</strong>e, fe<strong>in</strong>e Skigebiet<br />
ist ideal für Familien mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern.»<br />
bumbach.ch<br />
22<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
INTERVIEW<br />
sie diese Pisten über all die vielen Jahre so<br />
erhalten konnten. Ich bezweifle nämlich,<br />
dass man heute zum Beispiel e<strong>in</strong>e Lauberhornpiste<br />
von Grund auf neu bauen könnte.<br />
Dazu ist die Strecke e<strong>in</strong>fach zu organisch<br />
gewachsen. Würde man e<strong>in</strong>e brandneue<br />
Rennpiste zum Beispiel unter e<strong>in</strong>er Eisenbahnbrücke<br />
h<strong>in</strong>durchführen? Sicher nicht!<br />
Umso wertvoller s<strong>in</strong>d die Rennpisten wie <strong>in</strong><br />
Adelboden, Wengen oder auch Kitzbühel.<br />
Bleibt bei all den Rennen und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
überhaupt noch Zeit, nur so zum Spass<br />
auf die Skis zu steigen?<br />
Leider kaum, was ich sehr bedauere. Andererseits<br />
hat man am Ende e<strong>in</strong>er langen Saison<br />
auch erst e<strong>in</strong>mal genug vom Skifahren.<br />
Ich mache deshalb gern im Sommer e<strong>in</strong>e<br />
längere Pause, ohne Skis, dafür mit Tennisracket<br />
und Golfschläger.<br />
Als Skiprofi wird man automatisch zum<br />
Weltenbummler. Wie viel <strong>Bern</strong> steckt<br />
noch <strong>in</strong> Ihnen?<br />
Ziemlich viel. Ich komme immer wieder gern<br />
nach Schangnau zurück. Und die typische<br />
<strong>Bern</strong>er Zurückhaltung steckt auch <strong>in</strong> mir.<br />
Treffe ich Sportler, zu denen ich aufschaue,<br />
renne ich nicht gleich zu ihnen h<strong>in</strong>, umarme<br />
sie und frage nach e<strong>in</strong>em Selfie!<br />
Trotzdem leben Sie als <strong>Bern</strong>er jetzt<br />
<strong>in</strong> Innsbruck . . .<br />
Wegen der Liebe! Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> kommt<br />
aus dieser Region. Aber ich muss sagen: Die<br />
Menschen dort s<strong>in</strong>d denen <strong>in</strong> Schangnau<br />
ziemlich ähnlich. So fand ich mich schnell<br />
zurecht und fühle mich dort wohl.<br />
Zurück zum Sport: Es wartet e<strong>in</strong>e<br />
schwere Saison auf Sie. Als Abfahrtsweltmeister<br />
s<strong>in</strong>d Sie jetzt überall Favorit.<br />
Ach, das kann sich ganz schnell wieder ändern.<br />
Nur weil ich jetzt dieses e<strong>in</strong>e Rennen<br />
gewonnen habe, erzittert die Konkurrenz<br />
nicht <strong>in</strong> Ehrfurcht. Aber ich habe auch ke<strong>in</strong>e<br />
Angst vor schlechten Ergebnissen. Ich muss<br />
mich e<strong>in</strong>fach wie jedes Jahr gut vorbereiten.<br />
Ihre Saisonziele?<br />
Das ist im Skisport immer schwierig. Man<br />
kann nicht im September sagen: Diesmal<br />
will ich e<strong>in</strong>e Kugel gew<strong>in</strong>nen! Es kann so viel<br />
«Wenn e<strong>in</strong>e Kristall-<br />
Kugel herausschaut,<br />
sage ich natürlich<br />
nicht ne<strong>in</strong>»<br />
dazwischenkommen, worauf man ke<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fluss hat. Me<strong>in</strong>e Highlights s<strong>in</strong>d jedenfalls<br />
die beiden Klassiker Wengen und Kitzbühel<br />
und natürlich die Olympischen Spiele.<br />
Wenn dann noch e<strong>in</strong>e Kristallkugel herausschaut,<br />
sage ich natürlich nicht Ne<strong>in</strong>.<br />
Sie hatten schon e<strong>in</strong>ige schwere<br />
Verletzungen <strong>in</strong> Ihrer Karriere. S<strong>in</strong>d Sie<br />
IN A NUTSHELL<br />
Emmental’s downhill world champion<br />
Swiss ski racer Beat Feuz was born<br />
<strong>in</strong> 1987 <strong>in</strong> the farm<strong>in</strong>g village of<br />
Schangnau <strong>in</strong> the Emmental region.<br />
Orig<strong>in</strong>ally a slalom specialist, Feuz<br />
now excels <strong>in</strong> the downhill and Super G<br />
discipl<strong>in</strong>es. Plagued by various<br />
<strong>in</strong>juries, he had to sit out a two-year<br />
break. All the more impressive was<br />
his comeback: <strong>in</strong> 2012, he won the<br />
dankbar, dass Sie überhaupt noch<br />
so erfolgreich fahren können?<br />
Auf jeden Fall. Mit me<strong>in</strong>en Kniegeschichten<br />
hätte das durchaus anders kommen können.<br />
Es gab auch nicht mehr viele Menschen um<br />
mich herum, die mir und me<strong>in</strong>em Knie die<br />
Fortsetzung der Karriere zugetraut haben.<br />
Umso schöner, dass ich mir mit dem Abfahrtsweltmeistertitel<br />
e<strong>in</strong>en Traum erfüllen<br />
konnte. Selbstverständlich war das nicht.<br />
Zum Schluss e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Multiple Choice:<br />
Fondue oder Sushi?<br />
Fondue!<br />
SCL Tigers oder SCB?<br />
Langnau natürlich!<br />
Emmental oder Himalaja?<br />
Emmental – ich habe zwar nichts gegen Berge<br />
und wandere auch gern, aber der Himalaja<br />
ist mir dann doch e<strong>in</strong>e Nummer zu gross.<br />
Lauberhorn oder Kitzbühel?<br />
Weil ich das Lauberhorn schon gewonnen<br />
habe, müsste ich eigentlich Kitzbühel sagen.<br />
Aber aus neutraler <strong>Bern</strong>er Sicht sage ich auf<br />
jeden Fall trotzdem Wengen!<br />
■<br />
legendary Lauberhorn downhill race<br />
of Wengen, and this year he prevailed<br />
<strong>in</strong> St. Moritz to be crowned downhill<br />
world champion. Beat Feuz now<br />
lives with his girlfriend <strong>in</strong> Innsbruck,<br />
Austria. But he keeps com<strong>in</strong>g<br />
back to his roots: «The Canton of<br />
<strong>Bern</strong> simply has the most beautiful<br />
mounta<strong>in</strong>s», he says.<br />
FOTOS: GETTY IMAGES, ZVG<br />
3<br />
Lenk<br />
Früher hat Beat Feuz oft im Skigebeit von<br />
Lenk für die anstehenden Rennen tra<strong>in</strong>iert.<br />
Mit e<strong>in</strong> Grund: «Die Schnee- und Pistenverhältnisse<br />
s<strong>in</strong>d immer top.»<br />
lenk-simmental.ch<br />
Selital<br />
4<br />
Ähnlich wie Bumbach ist Selital e<strong>in</strong> ideales<br />
und übersichtliches Skigebiet für<br />
Familien. Beat Feuz: «Als K<strong>in</strong>d kamen wir<br />
oft hierher. Und es machte immer Spass!»<br />
selital.ch<br />
5<br />
Gurnigel<br />
Ebenfalls e<strong>in</strong> familientaugliches Skigebiet<br />
ist der Gurnigel. Auf der Heimpiste vom<br />
Riesenslalom-Weltmeister Mike von<br />
Grünigen war Beat Feuz oft anzutreffen.<br />
gurnigel.ch<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
23
KANDERSTEG<br />
Gute, alte Zeiten<br />
E<strong>in</strong>e Januarwoche lang unternimmt Kandersteg e<strong>in</strong>e Zeitreise zurück <strong>in</strong> die<br />
Belle Epoque. Tausende geniessen das Spektakel – und scheuen ke<strong>in</strong>en Aufwand,<br />
das beschauliche Dorf <strong>in</strong> die Zeit der Jahrhundertwende zu versetzen<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT)<br />
TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />
Zum Auftakt e<strong>in</strong><br />
Gläschen: Die Eröffnung<br />
der Belle-Epoque-Woche<br />
wird besonders gefeiert<br />
24<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
25
Extra aus Basel<br />
angereist: Die Gruppe<br />
um die Schweizer<br />
Sänger<strong>in</strong> Maya Wirz<br />
(mit Schirm)<br />
Nostalgie pur: E<strong>in</strong>fahrt<br />
mit dem historischen<br />
Zug und orig<strong>in</strong>ale Armeeuniformen<br />
aus dem<br />
vorletzten Jahrhundert<br />
Die meisten Teilnehmenden der Belle-<br />
Epoque-Woche <strong>in</strong> Kandersteg würden wohl<br />
sofort unterschreiben, was Car<strong>in</strong>a Lug<strong>in</strong>bühl<br />
aus Thun sagt: «Es ist wunderbar, hier<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit e<strong>in</strong>zutauchen. Ich erlebe<br />
Abwechslung und Entschleunigung, geniesse<br />
e<strong>in</strong>e gemütliche Stimmung – und kann<br />
schöne Kleider ausprobieren.» Car<strong>in</strong>a Lug<strong>in</strong>bühl<br />
ist wie die meisten hier nicht alle<strong>in</strong><br />
hergereist, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe. «Wir<br />
spielen alle Theater, und es ist e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>teressant<br />
zu sehen, wie man sich verhält, wenn<br />
man sich anders kleidet. Ich bewege mich<br />
anders, spreche sogar anders.» Hier könne<br />
sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rolle versetzen und sich fragen:<br />
«Wer wäre ich, wenn ich zu e<strong>in</strong>er anderen<br />
Zeit zur Welt gekommen wäre?»<br />
Die Belle-Epoque-Woche hat sich seit der<br />
ersten Durchführung 2010 zu e<strong>in</strong>em Grosserfolg<br />
entwickelt. Dabei waren die Anfänge<br />
der Veranstaltung nicht nur bescheiden,<br />
sondern auch ausgesprochen pragmatisch.<br />
Doris Wandfluh, Vizepräsident<strong>in</strong> des Belle-<br />
Epoque-Vere<strong>in</strong>s und des Organisationskomitees,<br />
er<strong>in</strong>nert sich: «Der damalige Tourismus-Direktor<br />
von Kandersteg, Jerun Vils,<br />
wollte das Januarloch stopfen. Und dachte:<br />
Lassen wir doch die Blütezeit des Tourismus<br />
aufleben!» Die Belle Epoque – das ist die Zeit<br />
von etwa 1884 bis zum Ersten Weltkrieg, <strong>in</strong><br />
der das Bürgertum das Leben genoss wie nie<br />
zuvor, und die gewissermassen den modernen<br />
Tourismus begründete und die Alpen<br />
als Reiseziel für sich entdeckte.<br />
Kandersteg ist zwar nicht besser qualifiziert<br />
für e<strong>in</strong>e Belle-Epoque-Woche als andere<br />
Dest<strong>in</strong>ationen, aber vielleicht ist der Ort<br />
eben doch prädest<strong>in</strong>iert für e<strong>in</strong>en solchen<br />
Nostalgieanlass. «Unser Dorf ist eher beschaulich»,<br />
weiss Urs Grossen, Präsident des<br />
Organisationskomitees. Statt Skifahrer, für<br />
die es <strong>in</strong> der Region nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />
gibt, kommen im W<strong>in</strong>ter Langläufer,<br />
hier trifft man Erholungsuchende statt<br />
Partygänger. «Selbst <strong>in</strong> der Hochsaison gibt<br />
es bei uns ke<strong>in</strong> Halligalli, und deshalb passt<br />
e<strong>in</strong>e so ruhige Veranstaltung wie die Belle-<br />
Epoque-Woche sehr gut zu uns.»<br />
Allerd<strong>in</strong>gs sahen das zu Beg<strong>in</strong>n nicht alle<br />
Kandersteger so. Als sich e<strong>in</strong> paar enthusiastische<br />
E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wohner<br />
2010 auf Initiative des Kurdirektors <strong>in</strong> alte<br />
Kurz vor Mittag<br />
trifft auf dem<br />
Bahnhof der «Swiss<br />
Classic Tra<strong>in</strong>» e<strong>in</strong><br />
Kleider warfen und das traditionelle Schlittenhunderennen<br />
besuchten, seien sie doch<br />
eher schief angeschaut worden. «Die s<strong>in</strong>d<br />
doch nicht normal, hiess es», sagt Doris<br />
Wandfluh. Tempi passati. Heute ist das ganze<br />
Dorf dabei und dreht <strong>in</strong> Kandersteg e<strong>in</strong>e<br />
Januarwoche lang die Zeit zurück. Der Coop<br />
wird zum Konsum, die Post zur guten alten<br />
PTT, die Verkäufer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Bäckerei und<br />
die Berater am Billettschalter am Bahnhof<br />
26<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
Anreise wie vor über<br />
hundert Jahren: Der «Swiss<br />
Classic Tra<strong>in</strong>» br<strong>in</strong>gt über<br />
200 Fans nach Kandersteg<br />
NOSTALGIE<br />
HOTELS<br />
Bären, Dürrenroth<br />
Das Romantikhotel im Emmental<br />
aus der Barockzeit ist e<strong>in</strong> beliebtes<br />
Ausflugsziel und umfasst<br />
mehrere historische Gebäude.<br />
baeren-duerrenroth.ch<br />
Bellevue Palace, <strong>Bern</strong><br />
Die prachtvollen Salons und die<br />
Aussicht auf die <strong>Bern</strong>er Alpen<br />
machen dieses Luxushotel direkt<br />
an der Aare <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>zigartig.<br />
bellevue-palace.ch<br />
Stilgerecht und<br />
praktisch: Die Wollsachen<br />
von e<strong>in</strong>st<br />
geben auch heute<br />
noch vorzüglich warm<br />
Grandhotel Giessbach<br />
Wie e<strong>in</strong> Märchenschloss thront<br />
das 1874 erbaute Grandhotel<br />
über dem Brienzersee. Im W<strong>in</strong>ter<br />
ist es nur für Gruppen buchbar.<br />
giessbach.ch<br />
bedienen <strong>in</strong> Kleidern und mit Frisuren, die<br />
nicht e<strong>in</strong>mal mehr deren Grosseltern trugen.<br />
Der grosse E<strong>in</strong>satz lohnt sich: «Der Anlass<br />
br<strong>in</strong>gt so viel Leben <strong>in</strong>s Dorf und füllt<br />
am Eröffnungssonntag jede Beiz bis auf den<br />
letzten Stuhl», sagt Urs Grossen. «Wir möchten,<br />
dass künftig jeder an die Belle Epoque<br />
denkt, wenn er Kandersteg hört.» Der Anlass<br />
sei immer professioneller geworden und<br />
br<strong>in</strong>ge mittlerweile das Dorf an se<strong>in</strong>e Kapazitätsgrenzen.<br />
Tatsächlich ist das e<strong>in</strong>wöchige<br />
Programm rappelvoll, und Belle-Epoque-<br />
Fans haben die Qual der Wahl.<br />
Besonders spektakulär ist der erste Tag,<br />
der Sonntag. Kurz vor Mittag trifft auf dem<br />
Bahnhof der stets ausverkaufte «Swiss Classic<br />
Tra<strong>in</strong>» e<strong>in</strong>, der auf der Strecke Basel-<br />
Olten-<strong>Bern</strong>-Kandersteg über 200 Hardcore-<br />
Belle-Epoque-Fans e<strong>in</strong>gesammelt hat. «Am<br />
Morgen fühlten wir uns am Bahnhof Basel<br />
wie Superstars», sagt e<strong>in</strong> junger Herr mit<br />
Zyl<strong>in</strong>der. «Man wird ständig fotografiert!»<br />
Steigen die schmucken Herren und Damen<br />
<strong>in</strong> Kandersteg aus den grünen Wagen – vor<br />
Heerscharen von Hobbyfotografen –, entfaltet<br />
sich e<strong>in</strong>e nostalgische Pracht, die selbst<br />
<br />
Le Grand Bellevue, Gstaad<br />
Seit über hundert Jahren gilt das<br />
Luxushotel als e<strong>in</strong>es der Wahrzeichen<br />
von Gstaad. Täglich<br />
wird der Afternoon Tea serviert.<br />
bellevue-gstaad.ch<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
27
Nostalgiewanderung:<br />
Markus Schlatter aus<br />
Schaffhausen ist bereits<br />
zum achten Mal dabei<br />
KUTSCHEN UND<br />
AFTERNOON TEA<br />
Die Belle-Epoque-Woche wurde<br />
erstmals 2010 durchgeführt.<br />
Seither dreht Kandersteg jedes<br />
Jahr das Rad der Zeit um mehr<br />
als hundert Jahre zurück. Die<br />
Herren flanieren im Jackett und mit<br />
Zyl<strong>in</strong>der, Frauen wandeln <strong>in</strong> weiten<br />
Röcken und extravaganten Hüten<br />
durch den Schnee. Dazu gibt es<br />
unter anderem Pferdekutschenfahrten,<br />
e<strong>in</strong>en Umzug <strong>in</strong> historischen<br />
Kleidern, zahlreiche Marktstände,<br />
stilgerechten Afternoon<br />
Tea und Nostalgie-Bälle. Die Belle-<br />
Epoque-Woche f<strong>in</strong>det diese Saison<br />
vom 21. bis 28. Januar 2018 statt.<br />
kandersteg.ch/belle-epoque<br />
e<strong>in</strong>en gut gemachten Heimatfilm schal wirken<br />
lässt. Aber Obacht: Niemals darf man<br />
die Teilnehmenden fragen, woher sie denn<br />
ihre Kostüme hätten. «Kostüme? Kostüme!»,<br />
reagiert e<strong>in</strong>e Dame aus <strong>Bern</strong> charmant enerviert.<br />
«Ich b<strong>in</strong> nicht kostümiert, sondern<br />
habe mich nostalgisch gekleidet. Das ist etwas<br />
ganz anderes, Sie!» E<strong>in</strong>e Gleichges<strong>in</strong>nte<br />
aus Schuls versichert gar, selbst ihre Unterwäsche<br />
stamme «aus der Zeit». Anmache wie<br />
zu Zeiten, als die Bilder laufen lernten!<br />
Spätestens wenn man auf die grosse<br />
Matte vor dem Bahnhof tritt, fühlt man<br />
sich <strong>in</strong> moderner Bekleidung def<strong>in</strong>itiv fehl<br />
am Platz, wie e<strong>in</strong> Spielverderber, der doch<br />
eigentlich gern dazugehören würde. Zum<br />
Glück gibt es vor Ort auch die Möglichkeit,<br />
kurzfristig Kleider zu mieten. Denn dass das<br />
Verkleiden Spass macht, ist offensichtlich.<br />
Manche Teilnehmende, die zwischen den<br />
unzähligen Marktständen wuseln, sich auf<br />
alten Kufen aufs Eis begeben oder Speisen<br />
wie aus Urgrossmutters Küche geniessen, er<strong>in</strong>nern<br />
zwar <strong>in</strong> ihren langen schwarzen Mänteln<br />
oder weissgrauen Spitzenkleidern an Figuren<br />
aus e<strong>in</strong>er schauerlichen Gothic Novel<br />
oder e<strong>in</strong>em alten Dracula-Film – aber alles<br />
<strong>in</strong> allem dom<strong>in</strong>ieren edle Fröhlichkeit und<br />
rauschende Farben. Die Belle Epoque war<br />
offenbar e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Fest für die S<strong>in</strong>ne. Geradezu<br />
überschäumend s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>drücke<br />
dann kurz nach Mittag beim grossen Umzug<br />
<strong>in</strong> historischen Kleidern durchs Dorf.<br />
Tausende von Zuschauern beklatschen begeistert<br />
Hunderte von spektakulären Garderoben.<br />
Gleich darauf spaziert e<strong>in</strong> grosser Teil<br />
der illustren Gesellschaft zur Bobbahn im<br />
Oeschiwald, wo man auf Nostalgieschlitten<br />
über die Naturstrecke stieben kann. Auch<br />
hier sieht man kaum noch e<strong>in</strong>en Faserpelzpullover<br />
oder e<strong>in</strong>e funktionelle Daunenjacke<br />
<strong>in</strong> Leuchtfarben – «diese Wollkleider s<strong>in</strong>d<br />
warm genug», versichert e<strong>in</strong>e Dame tags<br />
darauf bei e<strong>in</strong>er Nostalgie-Skiabfahrt.<br />
Am Sonntagabend f<strong>in</strong>det im Waldhotel<br />
Doldenhorn, dem ersten Haus am Platz,<br />
das «Buffet de Bienvenue» statt. Dabei zeigt<br />
sich besonders e<strong>in</strong>drücklich, wie sehr Klei-<br />
28<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
KANDERSTEG<br />
NOSTALGIE-<br />
HOTELS<br />
Reg<strong>in</strong>a, Wengen<br />
Der viktorianische Prachtbau <strong>in</strong><br />
Wengen wurde 1894 eröffnet<br />
und ist heute im Inventar der<br />
schweizerischen Denkmalpflege.<br />
hotelreg<strong>in</strong>a.ch<br />
Schon unsere Urgrosseltern<br />
mochten es rasant:<br />
Bobrun im Oeschiwald<br />
wie anno dazumal<br />
der Leute machen: Die Herren geleiten ihre<br />
Damen am Arm ans Buffet, tragen ihnen die<br />
Teller nach, die König<strong>in</strong>nen strahlen. Alle<br />
geniessen es, e<strong>in</strong>en Abend lang besonders<br />
elegant zu se<strong>in</strong>. Zum Beispiel die Familie<br />
Gempeler aus Urtenen-Schönbühl: «Wenn<br />
schon, denn schon», habe man sich gesagt<br />
– und alle Kleider selbst genäht. Die grösste<br />
Fangeme<strong>in</strong>de habe die Belle-Epoque-Woche<br />
unter 40- bis 60-jährigen Frauen, sagt Urs<br />
Grossen. «Viele nähen ihre Kleider selber<br />
und überreden dann ihre Männer, ebenfalls<br />
mitzumachen.» Das gilt auch für die Familie<br />
Gempeler: Sogar die Herren griffen für ihre<br />
«Es ist wunderbar,<br />
hier <strong>in</strong> Kandersteg<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit<br />
e<strong>in</strong>zutauchen!»<br />
Gehröcke zu Schere und Faden. Das sieht<br />
prächtig aus und lässt das Familienensemble<br />
<strong>in</strong> seltenem Glanz erstrahlen. In mancherlei<br />
H<strong>in</strong>sicht war die Belle Epoque eben wirklich<br />
die gute alte Zeit. Oder wie es Marlies Bhend<br />
aus Reichenbach ausdrückt: «Natürlich ist<br />
das hier e<strong>in</strong>e romantische Verklärung – wir<br />
nehmen nur das beste aus jener Zeit. Aber<br />
das macht eben wirklich Spass.» Abgesehen<br />
davon sei die Belle-Epoque-Woche der e<strong>in</strong>zige<br />
Anlass, zu dem man noch e<strong>in</strong>en Pelz<br />
tragen könne. Nur: Sich das ganze Jahr so<br />
zu kleiden wie zur Belle-Epoque-Woche, das<br />
möchte Marlies Bhend dann doch nicht. «Bis<br />
man nur schon angezogen ist!»<br />
Auch wenn sich die Belle Epoque von<br />
Kandersteg e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>in</strong> der Jahresplanung<br />
erobert hat, ist sie ke<strong>in</strong> Selbstläufer.<br />
«Wir beg<strong>in</strong>nen jedes Jahr f<strong>in</strong>anziell<br />
wieder bei null», sagt Urs Grossen. Und ergänzt:<br />
«Wir achten aber schon darauf, dass<br />
unsere Woche nicht zur Fasnacht verkommt.<br />
Schlimm wäre, wenn die Leute <strong>in</strong> komischen<br />
Uniformen kämen.» Das sei auch schon vorgekommen,<br />
dann habe man halt das Gespräch<br />
mit den Leuten gesucht und sie nicht<br />
zum Umzug zugelassen. Die Sache hat eben<br />
Stil – und soll ihn behalten. Denn nur dann<br />
macht sie richtig Spass.<br />
■<br />
St. Georges, Interlaken<br />
Mit e<strong>in</strong>er Mischung aus historischem<br />
Charme und zeitgemässem<br />
Komfort präsentiert sich das<br />
Jugendstilhotel <strong>in</strong> Interlaken.<br />
sofitel.com/8983<br />
Victoria, Kandersteg<br />
Im Traditionshaus aus der Belle<br />
Epoque wird vom 21. bis 28.<br />
Januar das Rad der Zeit mit Ball<br />
und Gala-D<strong>in</strong>ner zurückgedreht.<br />
hotel-victoria.ch<br />
Wetterhorn, Hasliberg<br />
Jahrelang stand das 1907 erbaute<br />
Hotel auf dem Hasliberg leer, bis<br />
es 2012 aus dem Dornröschenschlaf<br />
erweckt wurde.<br />
wetterhorn-hasliberg.ch<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
29
NIGHTLIFE<br />
Heisse Nächte<br />
Die Clubs <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> s<strong>in</strong>d zwar gemächlicher und weniger snobby als <strong>in</strong> Zürich. Doch auch<br />
hier geht ganz schön die Post ab. Die besten Tipps für Nachtschwärmer<br />
ZENO VAN ESSEL<br />
Eigentlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schweizer Musikszene<br />
die Rollen seit Jahren klar verteilt: <strong>Bern</strong> hat<br />
die besten Mundartbands, Zürich die besten<br />
Clubs. So weit das Klischee. Doch auch<br />
<strong>in</strong> <strong>Bern</strong> und Umgebung f<strong>in</strong>den sich etliche<br />
Locations, die e<strong>in</strong>e spannende, aber auch<br />
entspannende Alternative zum mondänen<br />
Zürcher Clubleben darstellen. Egal, ob <strong>in</strong><br />
der Stadt oder auf dem Land: Clubb<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
<strong>Bern</strong> ist gemächlicher, weniger snobby und<br />
meistens ohne Gästeliste. Zum Beispiel im<br />
Kapitel. Dieser Club an der Ecke von Bollwerk<br />
41 bietet e<strong>in</strong>en Mix von nationalen und<br />
<strong>in</strong>ternationalen Techno- und House-DJs, die<br />
bis tief <strong>in</strong> die Nacht ihren Sound auf die<br />
Tanzfläche pumpen. Zur Abkühlung gibts<br />
für Heimwehzürcher Turb<strong>in</strong>enbräu. Doch<br />
der eigentliche Erfrischungs-Geheimtipp<br />
Der ISC Club<br />
ist heute e<strong>in</strong> Mekka<br />
für hochkarätige<br />
Musikabende<br />
s<strong>in</strong>d die fe<strong>in</strong>en Säfte vom Sirupier de <strong>Bern</strong>e,<br />
die zu später Stunde den Blutzuckerspiegel<br />
pushen. Hier im Roten Quartier ist man<br />
gleich im Schmelztiegel der <strong>Bern</strong>er Clubkultur<br />
angelangt. E<strong>in</strong> paar Hundert Meter<br />
weiter f<strong>in</strong>det man an der Adresse Bollwerk<br />
31 den Club Le Ciel, e<strong>in</strong> Hotspot für Dance-<br />
Freunde. Das Ambiente ist chic-urban<br />
und sehr gemütlich. Der Sound reicht von<br />
R’n’B über Partytunes bis h<strong>in</strong> zu House und<br />
Reggaeton, aufgelegt von Top-DJs aus dem<br />
In- und Ausland und oft begleitet von Dancers<br />
aus den Partymetropolen der Welt.<br />
Weiter gehts l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die Aarberggasse.<br />
Bei der Hausnummer 35 führt e<strong>in</strong>e Treppe<br />
<strong>in</strong> den Untergrund zum Club Bonsoir. Das<br />
Interieur verrät, dass hier Stil und Barkultur<br />
im Zentrum stehen: Entlang e<strong>in</strong>er dunkelroten<br />
Wand steht e<strong>in</strong>e Reihe antiker Kommoden,<br />
die als Sitzbank dienen. Zwei mit alten<br />
Zeitungsartikeln und Plakaten tapezierte<br />
Wände geben dem Club e<strong>in</strong> trashig-schickes<br />
Ambiente. Das Programm ist vielseitig: DJs,<br />
Musiker und Bühnenkünstler aus aller Welt<br />
sorgen für beste Unterhaltung. Geht man<br />
weiter Richtung Zytglogge-Turm, so nähert<br />
30<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
FOTOS: ZVG<br />
man sich an der Hotelgasse 30 e<strong>in</strong>er Institution<br />
im <strong>Bern</strong>er Nachtleben: dem Club<br />
Du Théâtre oder auch kurz «Düdü» genannt.<br />
Ledersessel und Glasdecke sorgen für e<strong>in</strong><br />
kosmopolitsches Flair – stellen aber auch<br />
Ansprüche an Stil und Tenue der Besucher.<br />
Entsprechend ist das Publikum eher erwachsen<br />
bis ewig jung, und auch die Events und<br />
Preise richten sich eher an diese Klientel.<br />
Wer es bodenständiger mag, orientiert<br />
sich Richtung Reitschule. Dieses Monument<br />
<strong>Bern</strong>er Alternativkultur darf beim Nachtschwärmen<br />
nicht ausgelassen werden, da<br />
hier Clubkultur <strong>in</strong> verschiedenster Form zu<br />
f<strong>in</strong>den ist. Bunt durchmischt und ungeschliffen<br />
authentisch, von Punk über Rock ’n’ Roll<br />
bis Disco und Poetry-Slam. Das Rössli, die<br />
Bar und Bühne am Vorplatz des Areals, ist<br />
allemal e<strong>in</strong>en Abstecher wert. Gleich h<strong>in</strong>ter<br />
der Reitschule bef<strong>in</strong>det sich an der Neubrückstrasse<br />
10 e<strong>in</strong>e weitere Institution der<br />
<strong>Bern</strong>er Clubkultur: Der ISC Club. In den<br />
70er-Jahren als «Internationaler Studentenclub<br />
der Universität <strong>Bern</strong>» gegründet, ist er<br />
heute e<strong>in</strong> stadtbekanntes Mekka für hochkarätige<br />
Musikabende. Grössen wie Mando<br />
Diao, Young Gods, Afrika Bambaataa, Züri<br />
West oder Héroes del Silencio haben hier<br />
schon ganze Nächte durchgefeiert. Erst <strong>in</strong><br />
Auch die Stadt<br />
Thun zeigt sich<br />
als wahres<br />
Ausgeh-Highlight<br />
den 90er-Jahren hat sich der ISC geöffnet<br />
und das Programm mit Discos und Konzerten<br />
auf e<strong>in</strong> breiteres Publikum ausgerichtet.<br />
Spannende Clubs gibt es <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> noch<br />
viele. Etwa das kultige GluGlu auf dem idyllischen<br />
Schwellenmätteli, wo jeden letzten<br />
Freitag im Monat die <strong>Bern</strong>er Party des Monats<br />
stattf<strong>in</strong>det. Oder der ältesten Musikclub<br />
von <strong>Bern</strong>, die 1968 gegründete Mahogany<br />
Hall am Klösterlistutz 18. Und natürlich der<br />
legendäre Marians Jazzroom im Hotel Innere<br />
Enge, <strong>in</strong> dem Dienstag bis Samstag die<br />
grossen Stars des Jazz und Blues auftreten.<br />
Es lohnt sich aber auch, die Umgebung<br />
von <strong>Bern</strong> nach coolen Clubs zu erkunden.<br />
Die Stadt Thun entpuppt sich dabei als<br />
wahres Ausgeh-Highlight. E<strong>in</strong> Must ist das<br />
Mokka an der Allmendstrasse 14, e<strong>in</strong> legendärer<br />
Club, der vom erst kürzlich verstorbenen<br />
Pädu MC Anliker gegründet wurde.<br />
Grosse Livebands spielen hier, aber auch DJs,<br />
experimentelle Jazzcombos oder Poetry-<br />
Slam f<strong>in</strong>den hier ihr Publikum. Nicht weit<br />
davon entfernt bef<strong>in</strong>det sich Thuns Epizentrum<br />
für lange Partynächte. Der Club The<br />
Legacy bietet alles, was laut ist: von Hardstyle-<br />
Raves bis College-Night. Im Gegensatz dazu<br />
profiliert sich der Vamp Club an der Unteren<br />
Hauptgasse 32 als Location für «Clubb<strong>in</strong>g<br />
with Attitude»: Im denkmalgeschützten<br />
Kellergewölbe wird «zeitgemässes Enterta<strong>in</strong>ment»<br />
geboten.<br />
In Interlaken ist das Balmers e<strong>in</strong> spezieller<br />
Hotspot. Obwohl der Club zu e<strong>in</strong>er<br />
Jugendherberge gehört, s<strong>in</strong>d die Partynächte<br />
lang und schwitzig. An der Rugenparkstrasse<br />
2 gilt das Hangover für Dance-Fans<br />
als beliebter Place-to-be. Zu House, Partytunes<br />
und Lat<strong>in</strong>o wird bis <strong>in</strong> die frühen<br />
Morgenstunden abgetanzt. Wer sich noch<br />
weiter nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> die Bergwelt traut,<br />
stösst <strong>in</strong> Meir<strong>in</strong>gen an der Bahnhofstrasse 3<br />
auf den jüngst eröffneten Sherpa Club. Neben<br />
Billardtisch und Dartscheiben wird hier die<br />
Nacht zum Tag. Und im Jugendstil-Hotel<br />
Wetterhorn <strong>in</strong> Hasliberg treten Grössen wie<br />
Michael von der Heide (8. Dez.) oder James<br />
Gruntz (9. Dez.) auf.<br />
■<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
31
ADELBODEN-LENK<br />
Herzlich und fadengrad<br />
Jürg Klopfenste<strong>in</strong>, Leiter Pisten und Fahrzeuge der Lenk Bergbahnen, liefert die «ehrlichsten Pistenberichte<br />
der Welt» – und rückt damit das sympathische Skigebiet <strong>in</strong> den Fokus der Generation Youtube<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />
Herr über 155 Schneekanonen im Skigebiet<br />
Adelboden-Lenk: Jürg Klopfenste<strong>in</strong><br />
«Hüt ischs perfekt!» – «Mit Naturschnee<br />
gsehts schitter uus.» Jürg Klopfenste<strong>in</strong> ist<br />
ke<strong>in</strong>er, der lange um den heissen Brei herumredet.<br />
Auf dem Youtube-Kanal von Lenk-<br />
Simmental Tourismus f<strong>in</strong>det man die Playlist<br />
mit allen Videos vom Pisten-Jürg und<br />
se<strong>in</strong>em «ehrlichste Pistenbericht der Welt».<br />
Er sagt geradeheraus, wie es um die Pisten<br />
im Skigebiet Adelboden-Lenk steht: Zehnbis<br />
fünfzehnmal pro Saison gibts e<strong>in</strong> neues<br />
Filmchen mit aktuellen und fadengraden<br />
E<strong>in</strong>schätzungen des Leiters Pisten und Fahrzeuge.<br />
«Ich mache das frisch von der Leber<br />
weg», me<strong>in</strong>t Pisten-Jürg bei e<strong>in</strong>em Kaffee im<br />
Berghaus Standhütte. «Ich kann ja schlecht<br />
sagen, wir hätten strahlende Sonne – und jeder<br />
sieht, wie es h<strong>in</strong>ter mir hagelt.»<br />
Die Filme werden nämlich direkt auf der<br />
Piste aufgenommen, und zwar vom Protagonisten<br />
selbst. Dass der 40-Jährige <strong>in</strong> den Filmen<br />
so authentisch wirkt, hat vor allem damit<br />
zu tun, dass er selber so authentisch ist:<br />
e<strong>in</strong> Lenker Urgeste<strong>in</strong>. Aufgewachsen ist er<br />
auf dem elterlichen Bauernhof. Und weil ihn<br />
Technik schon immer fasz<strong>in</strong>ierte, machte er<br />
e<strong>in</strong>e Lehre als Landmasch<strong>in</strong>enmechaniker.<br />
Heute trägt er die Gesamtverantwortung für<br />
die Pisten vom Metsch-Bühlberg und Betelberg<br />
sowie für den gesamten Masch<strong>in</strong>enpark.<br />
Spannend an se<strong>in</strong>em Job sei, dass man<br />
nicht alles planen könne. «Wir müssen uns<br />
nach der Natur richten.»<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist die Abhängigkeit von den<br />
äusseren Umständen kle<strong>in</strong>er geworden.<br />
Mittlerweile wird der grösste Teil der Pisten<br />
technisch beschneit. Sobald es kalt genug ist,<br />
beg<strong>in</strong>nt das Team mit dem Pistenaufbau:<br />
Die Pisten erhalten e<strong>in</strong>e etwa 50 Zentimeter<br />
dicke Schneedecke, und «diese Grundlage<br />
sollte bis nach Neujahr ausreichen», sagt der<br />
Experte. Kommt ke<strong>in</strong> Naturschnee h<strong>in</strong>zu,<br />
werden im Januar noch e<strong>in</strong>mal die Schneekanonen<br />
angeworfen. Im Pr<strong>in</strong>zip wird der<br />
Schnee nach e<strong>in</strong>em Skitag e<strong>in</strong>fach wieder<br />
an den richtigen Ort zurückgeschoben. Das<br />
«Ich kann ja schlecht<br />
sagen, es sche<strong>in</strong>e die<br />
Sonne, wenns<br />
h<strong>in</strong>ter mir hagelt»<br />
ist wesentlich anspruchsvoller, als es kl<strong>in</strong>gt:<br />
«Die Herausforderung liegt dar<strong>in</strong>, die Piste<br />
richtig zu lesen. Wo muss ich h<strong>in</strong> mit dem<br />
Schnee? Wo ist die Decke zu dünn?»<br />
Als die Kanonen aufkamen, waren sie<br />
stark umstritten. Inzwischen ist der Widerstand<br />
gegen die technische Beschneiung<br />
abgeflaut. Man müsse eben realistisch se<strong>in</strong>,<br />
me<strong>in</strong>t Pisten-Jürg. Ohne technischen Schnee<br />
könne es kaum noch Skisport geben. «Unser<br />
Markenzeichen s<strong>in</strong>d die toppräparierten Pisten<br />
– und die Freundlichkeit.» In bewährter<br />
Pisten-Jürg-Manier sagt Klopfenste<strong>in</strong> auch<br />
<strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht nur die Wahrheit: Die<br />
Herzlichkeit, mit der man bei den Lenk Bergbahnen<br />
begrüsst wird, ist tatsächlich auffallend.<br />
Wo sonst werden e<strong>in</strong>em die Ski beim<br />
Ausstieg aus der Gondel aus der Halterung<br />
genommen? Dass die Freundlichkeit nicht<br />
aufgesetzt wirkt, hat e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Grund.<br />
Pisten-Jürg: «Es ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Glück, <strong>in</strong><br />
dieser Natur arbeiten zu dürfen!» ■<br />
EIN PARADIES FÜR<br />
WINTERSPORTLER<br />
Langlauf<br />
Die grenzenlose Weite macht das<br />
Simmental zum Langlauferlebnis.<br />
Mit abwechslungsreichen Routen<br />
mitten <strong>in</strong> der Berglandschaft.<br />
W<strong>in</strong>terwandern<br />
Das Simmental ist e<strong>in</strong> Eldorado für<br />
alle, die es etwas gemütlicher mögen.<br />
Und bietet auch im W<strong>in</strong>ter viele<br />
Wanderwege für jeden Anspruch.<br />
Skicross<br />
Vier Fahrer, die gleichzeitig durch<br />
Steilwandkurven crossen – das<br />
gibt es auf dem Betelberg bei Lenk.<br />
lenk-simmental.ch<br />
32<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
#PistenJürg<br />
Frisch von der Leber<br />
weg. Pisten-Jürg stellt<br />
se<strong>in</strong>e Berichte direkt <strong>in</strong>s<br />
Netz: youtube.com/<br />
lenksimmentaltourismus<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
33
E<strong>in</strong>e Frau hebt ab<br />
Die schnellste Art, durch das w<strong>in</strong>terliche <strong>Bern</strong>er Oberland zu reisen, ist zugleich<br />
die schönste: im Helikopter. E<strong>in</strong> Flug mit der Berufspilot<strong>in</strong> Julie May<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />
34<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
HELIKOPTER-PILOTIN<br />
Der Traum vom<br />
Fliegen: Helipilot<strong>in</strong><br />
Julie May <strong>in</strong> ihrem<br />
Eurocopter über<br />
den <strong>Bern</strong>er Alpen<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
35
2000 Rettungse<strong>in</strong>sätze<br />
pro Jahr:<br />
Air-Glaciers-Pilot<strong>in</strong><br />
Julie May mit<br />
Rettungssanitäter<br />
Ferd<strong>in</strong>and Eschler<br />
Fliegen ist für Julie<br />
May Beruf, Hobby,<br />
Berufung<br />
und Leidenschaft<br />
«Manchmal denke ich: Das ist doch gar nicht<br />
real», sagt Julie May. Auch nach Tausenden<br />
von Flugstunden steht die 30-jährige Helikopterpilot<strong>in</strong><br />
ihrer eigenen Tätigkeit fast<br />
ungläubig gegenüber. «Ich komme mir zuweilen<br />
vor wie im Film oder Märchen, so viel<br />
Schönheit kann es doch gar nicht geben»,<br />
me<strong>in</strong>t sie. «Und dass man mit diesen kle<strong>in</strong>en<br />
Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fach so <strong>in</strong> die Luft steigen<br />
kann, bleibt für mich letztlich unfassbar.»<br />
Zum e<strong>in</strong>en versteht man sie nur zu gut,<br />
wenn man mit ihr über das verschneite <strong>Bern</strong>er<br />
Oberland fliegt, von Lauterbrunnen<br />
über Mürren, Kandersteg, Adelboden und<br />
Lenk bis nach Gstaad – zum anderen fehlen<br />
e<strong>in</strong>em schlicht die Worte. Stumm staunt man<br />
darüber, dass es so viel Schönheit überhaupt<br />
geben kann. Diese machtvollen Gebirgszüge.<br />
Diese Täler mit ihren so friedlichen<br />
Siedlungen. Diese Farben. Und immer wieder:<br />
diese urtümliche Kraft der Landschaft,<br />
die geradezu erschütternd ist. Und wir können<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kab<strong>in</strong>e sitzen, nahe den<br />
imposantesten Felswänden entlangfliegen,<br />
auf e<strong>in</strong>er weich wirkenden und schillernden<br />
Kuppe aufsetzen, weit weg von allem.<br />
Helikopterfliegen – das ist noch e<strong>in</strong>mal<br />
etwas ganz anderes als der Flächenflug. Man<br />
braucht ke<strong>in</strong>e Pisten, kann überall punktgenau<br />
landen oder bei Bedarf <strong>in</strong> der Luft stehen<br />
bleiben. Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass Helikopter<br />
e<strong>in</strong>e extrem angefressene Fangeme<strong>in</strong>de haben.<br />
Zu ihr zählt auch Bruno Bagnoud. Der<br />
heute 82-jährige Walliser gründete 1965 das<br />
Helikopterunternehmen Air-Glaciers, das<br />
mittlerweile das zweitgrösste <strong>in</strong> der Schweiz<br />
ist. Der Hauptsitz bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Sitten,<br />
schon früh gelang aber der Sprung über den<br />
Röstigraben: 1968 wurde Air-Glaciers für<br />
die Dreharbeiten des James-Bond-Klassikers<br />
«Im Geheimdienst Ihrer Majestät» auf<br />
dem Schilthorn angeheuert. Heute betreibt<br />
das Unternehmen im <strong>Bern</strong>er Oberland e<strong>in</strong>e<br />
Basis <strong>in</strong> Lauterbrunnen und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Saanen<br />
– und bietet von dort das gesamte Spektrum<br />
an Helikopter-Dienstleistungen an: Taxiflüge,<br />
Transportflüge, Law<strong>in</strong>ensprengflüge,<br />
Heliski<strong>in</strong>g, Schulungsflüge und Rettungen.<br />
Julie May, die im Januar 2016 zur 160-köpfigen<br />
Belegschaft von Air-Glaciers stiess,<br />
stammt aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> der Nähe<br />
von Verbier. Bereits mit elf Jahren ist sie<br />
von Helikoptern fasz<strong>in</strong>iert gewesen. «Me<strong>in</strong><br />
Vater ist Forstwart, und das Holz wird oft<br />
auf dem Luftweg wegtransportiert», erzählt<br />
sie. «Hörte ich e<strong>in</strong>en nahenden Helikopter,<br />
rannte ich immer h<strong>in</strong>zu.» Mit 14 durfte sie<br />
bei Hélicoptère Service <strong>in</strong> Sitten e<strong>in</strong> Praktikum<br />
absolvieren: den Heli putzen, kle<strong>in</strong>e<br />
Aufgaben erledigen, als Begleiter<strong>in</strong> mit <strong>in</strong><br />
die Lüfte steigen. Während ihrer Gymnasiumszeit<br />
<strong>in</strong>tensivierte sich die Mitarbeit, und<br />
als Julie die Matura <strong>in</strong> der Tasche hatte, begann<br />
sie die Ausbildung zur Privat- und Berufshelikopterpilot<strong>in</strong>.<br />
Sie rechnete allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht damit, ihre Leidenschaft je wirklich<br />
zum Beruf machen zu können. «Man sagte<br />
IN FÜNF MINUTEN<br />
IN DER LUFT<br />
Pro Jahr fliegt Air-Glaciers rund<br />
2000 Rettungse<strong>in</strong>sätze, etwa 350<br />
von Lauterbrunnen und 200 von<br />
Gstaad-Saanenland aus. Verlangt<br />
e<strong>in</strong>e der Notrufstellen e<strong>in</strong>en<br />
Helikoptere<strong>in</strong>satz, koord<strong>in</strong>iert die<br />
Rega den E<strong>in</strong>satz und löst bei<br />
Bedarf an den Standorten Lauterbrunnen<br />
oder Gstaad-Saanenland<br />
Alarm aus. «Innerhalb von 5 M<strong>in</strong>uten<br />
s<strong>in</strong>d wir tagsüber <strong>in</strong> der Luft», sagt<br />
Michael Jaun, Basisleiter und Pilot<br />
<strong>in</strong> Lauterbrunnen. Die Standardcrew<br />
besteht aus dem Piloten, e<strong>in</strong>em<br />
Arzt und e<strong>in</strong>em Rettungssanitäter.<br />
«Je nach Bedarf erweitern wir die<br />
Crew, zum Beispiel um e<strong>in</strong>en Bergführer»,<br />
so Jaun. Am Unfallort angekommen,<br />
erfolgt die Erstversorgung<br />
der Patienten. «Der Arzt vor<br />
Ort entscheidet dann, welches Spital<br />
am geeignetsten ist», sagt Jaun.<br />
Grundsätzlich können die Retter<br />
jedes Krankenhaus <strong>in</strong> der Schweiz<br />
anfliegen. Die naheliegendsten s<strong>in</strong>d<br />
Interlaken, Frutigen und Zweisimmen,<br />
schwere Verletzungen werden<br />
aber auch nach <strong>Bern</strong>, Zürich oder<br />
Luzern überwiesen. air-glaciers.ch<br />
<br />
36<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
«Dieser Beruf gibt<br />
mir das Gefühl,<br />
nützlich zu se<strong>in</strong>»:<br />
Julie May bei e<strong>in</strong>er<br />
Zwischenlandung<br />
auf dem Wispile<br />
bei Gstaad<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
37
HELIKOPTER-PILOTIN<br />
38<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
Machtvolle Berge,<br />
friedliche Täler:<br />
Blick vom Helikopter<br />
auf das Kandertal<br />
mit Kandersteg<br />
Der Gütertransport<br />
ist so etwas wie<br />
die Königsdiszipl<strong>in</strong><br />
für Piloten<br />
mir, es gäbe für Piloten nur wenige Arbeitsplätze<br />
<strong>in</strong> der Schweiz – und überall wolle<br />
man Leute mit Erfahrung.» Also meldete sie<br />
sich für e<strong>in</strong> Aviatikstudium an der School of<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthur an.<br />
Doch Julie hatte riesiges Glück: E<strong>in</strong>e<br />
Woche vor Studienbeg<strong>in</strong>n bekam sie ihre<br />
erste Stelle. «E<strong>in</strong> vermögender französischer<br />
Privatmann, der e<strong>in</strong> Ferienhaus <strong>in</strong><br />
Sa<strong>in</strong>t-Tropez besass, hatte sich zwei Helikopter<br />
gekauft und suchte Piloten. Fortan flog<br />
ich ihn <strong>in</strong> Südfrankreich herum, vom Flughafen<br />
Nizza nach Sa<strong>in</strong>t-Tropez oder von dort<br />
nach Korsika. Es war schon verrückt: Ich war<br />
21 Jahre alt und musste für e<strong>in</strong>en Mietwagen<br />
e<strong>in</strong>en Junglenkeraufschlag zahlen – flog<br />
aber mit dem Helikopter überall h<strong>in</strong>!»<br />
Anschliessend arbeitete Julie <strong>in</strong> Cannes<br />
für e<strong>in</strong> Helikopterunternehmen, das vor<br />
allem Taxiflüge an der Côte d’Azur durchführte.<br />
«Ich kam aus dem Unterwallis und<br />
landete mitten im Jetset», sagt sie. Dass<br />
dieser ihr nicht viel bedeutet, wie sie sagt,<br />
glaubt man ihr: Julie lebt alle<strong>in</strong> fürs Fliegen,<br />
es ist ihr Beruf, Hobby, Berufung, Leidenschaft<br />
und ureigenes Element zugleich. Das<br />
hat sie wohl mit den meisten Helikopterpiloten<br />
geme<strong>in</strong>. Dass sie sich mit den Reichen<br />
und Schönen der Welt versteht, kommt<br />
ihr aber heute fast täglich zugute, denn Helikopterflüge<br />
s<strong>in</strong>d nicht billig – allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong><br />
Erlebnis, das sich alle e<strong>in</strong>mal leisten sollten.<br />
Nach e<strong>in</strong>igen Saisons <strong>in</strong> Südfrankreich<br />
kehrte Julie als Pilot<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Wallis zurück, wo<br />
sie für e<strong>in</strong> Unternehmen Personentransporte<br />
aller Art durchführte und als Fluglehrer<strong>in</strong><br />
arbeitete. Doch auch wenn sie das gern<br />
machte, suchte sie e<strong>in</strong>e neue Herausforderung:<br />
«Ich wollte mit Unterlast fliegen»,<br />
sagt sie. Der Gütertransport ist so etwas wie<br />
die Königsdiszipl<strong>in</strong> für Piloten, denn die<br />
Last am Seil wird zu e<strong>in</strong>em riesigen Pendel<br />
mit entsprechender Hebelwirkung, was die<br />
ohneh<strong>in</strong> diffizile Steuerung enorm kompliziert.<br />
Zugetraut wird die Fliegerei mit Unterlast<br />
nur erfahrenen Piloten. «Doch als auf<br />
der Basis von Air-Glaciers <strong>in</strong> Lauterbrunnen<br />
e<strong>in</strong>e Stelle sofort besetzt werden musste, gab<br />
es kaum jemanden, der so schnell verfügbar<br />
war wie ich», sagt Julie. Heute gehört sie zum<br />
Team der Basis Lauterbrunnen, regelmässig<br />
wird sie aber auch <strong>in</strong> Saanen e<strong>in</strong>gesetzt, auf<br />
dem Flugplatz gleich neben Gstaad.<br />
Bei Air-Glaciers kann sich Julie voll ausleben.<br />
Im Frühl<strong>in</strong>g steht die Versorgung<br />
der Berghütten an, im Sommer gibt es viele<br />
Unterlastflüge für Baustellen <strong>in</strong> Gebieten,<br />
die sich mit Fahrzeugen nicht erreichen lassen,<br />
im W<strong>in</strong>ter ist Heliski<strong>in</strong>g beliebt. Ganzjährig<br />
gibt es Taxi- und Rundflüge – sowie<br />
Rettungse<strong>in</strong>sätze. Seit der Gründung wurde<br />
Air-Glaciers über 40 000 Mal bei Bergunfällen,<br />
Pisten- und Strassenrettungen, Evakuierungen<br />
und weiteren mediz<strong>in</strong>ischen Notfällen<br />
h<strong>in</strong>zugezogen. Der Zeitgew<strong>in</strong>n durch<br />
Helikopter ist bestechend: Ab e<strong>in</strong>er Unfallstelle<br />
im <strong>Bern</strong>er Oberland erreicht man auf<br />
dem Luftweg das Stadtberner Inselspital <strong>in</strong><br />
gerade e<strong>in</strong>mal zwanzig M<strong>in</strong>uten. «Dieser<br />
Beruf gibt mir das Gefühl, nützlich zu se<strong>in</strong>»,<br />
sagt Julie May. «Und ja, Helikopterfliegen<br />
macht rundum glücklich!»<br />
■<br />
IN A NUTSHELL<br />
Bird’s-eye view of<br />
the <strong>Bern</strong>ese Alps<br />
The fastest way to travel through<br />
the <strong>Bern</strong>ese Oberland is also the<br />
most attractive: by helicopter.<br />
Professional copter pilot Julie May<br />
has been fly<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>ce she turned 20,<br />
and <strong>in</strong> 2016 she jo<strong>in</strong>ed the team of<br />
Air-Glaciers. Air-Glaciers was founded<br />
<strong>in</strong> 1965 and is the secondlargest<br />
helicopter company <strong>in</strong> Switzerland.<br />
It has two bases <strong>in</strong> the <strong>Bern</strong>ese<br />
Oberland, Lauterbrunnen and<br />
Saanen, and offers the entire<br />
range of helicopter services: shuttle<br />
flights, transport hauls, flights to assist<br />
avalanche blast<strong>in</strong>g, heli-ski<strong>in</strong>g,<br />
tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g flights and some 500 rescue<br />
missions per year. To Julie May,<br />
be<strong>in</strong>g a pilot is not just a profession,<br />
it is also vocation, hobby, and passion;<br />
it is its very own element: «Fly<strong>in</strong>g<br />
a helicopter makes me happy.»<br />
Beruf und<br />
Leidenschaft: Seit<br />
letztem Jahr<br />
gehört Julie May<br />
zur 160-köpfigen<br />
3/<strong>2017</strong> Belegschaft von<br />
MADE IN BERN<br />
39<br />
Air-Glaciers
MÜRREN<br />
Teuflischer Spass<br />
Das Inferno <strong>in</strong> Mürren ist die grösste Volksabfahrt der Welt – und<br />
trotz hohem Schwierigkeitsgrad e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Vergnügen<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />
Diese Briten! Nie um e<strong>in</strong>e exotische Idee<br />
verlegen, immer bereit, sich kopfüber <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
höllisches Abenteuer zu stürzen. Als Beispiel<br />
dafür mag der Morgen des 29. Januar<br />
1928 dienen. An diesem Sonntag steigen<br />
17 Engländer auf Skis von Mürren durch<br />
Schnee, Eis und Kälte aufs Schilthorn. Und<br />
starten von dort zu e<strong>in</strong>em wahrhaft <strong>in</strong>fernalischen<br />
Rennen: Über tiefverschneite Hänge<br />
geht es auf langen Holzlatten zwölf Kilometer<br />
weit h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Tal. Initiant ist der<br />
Londoner Arnold Lunn, e<strong>in</strong>er der wichtigsten<br />
Pioniere des Alp<strong>in</strong>sports. Er versteht das<br />
Rennen vom Schilthorn herunter <strong>in</strong>s Tal als<br />
«real test» für die ganz Hartgesottenen unter<br />
se<strong>in</strong>en Freunden. Tatsächlich brauchte der<br />
Gew<strong>in</strong>ner, e<strong>in</strong> gewisser Harold Mitchell,<br />
72 M<strong>in</strong>uten bis zum Ziel, und e<strong>in</strong>er der<br />
Teilnehmenden brach sich unterwegs e<strong>in</strong>e<br />
Rippe. Doch ke<strong>in</strong>e Frage: So etwas musste<br />
wiederholt werden. Die Sache hatte Bestand<br />
und lebte auch nach kriegs- oder krisenbed<strong>in</strong>gten<br />
Unterbrüchen immer wieder auf.<br />
Auch heute noch<br />
hört man während<br />
des Infernos viel<br />
britisches Englisch<br />
Am 20. Januar 2018 kann deshalb e<strong>in</strong> grosses<br />
Jubiläum gefeiert werden: Das Inferno-<br />
Rennen wird zum 75. Mal ausgetragen.<br />
Fast alles ist noch gleich wie bei der ersten<br />
Durchführung – und fast alles ist anders.<br />
Noch immer führt das Rennen vom Schilthorn<br />
je nach Schneelage bis nach Mürren<br />
oder Lauterbrunnen, noch immer kann man<br />
die Strecke recht frei wählen – auf maximal<br />
14,9 Kilometern müssen gerade e<strong>in</strong>mal<br />
zwanzig Tore passiert werden – und noch<br />
immer und trotz Seilbahn zum Starthaus ist<br />
das Rennen nichts für Warmduscher. Aber<br />
aus dem Abenteuer e<strong>in</strong>es spleenigen Grüppchens<br />
ist mittlerweile e<strong>in</strong> gigantischer Anlass<br />
geworden: Mit 1850 Startenden <strong>in</strong> sieben<br />
Kategorien – von Damen I bis Gentlemen<br />
– gilt das Inferno als das grösste Amateur-<br />
Skirennen der Welt. Zusammen mit dem<br />
Arlberg Kandahar ist es auch das älteste.<br />
Weiter wachsen kann der Anlass nicht<br />
mehr. Der E<strong>in</strong>zelstart, der den Massenstart<br />
längst abgelöst hat, setzt Limiten. «Zwischen<br />
zwei Starts verstreichen gerade e<strong>in</strong>mal zwölf<br />
40<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
Wie die Profis. Die<br />
meisten der<br />
Inferno-Abfahrer<br />
tragen Rennanzüge<br />
DAS INFERNO FEIERT JUBILÄUM<br />
Sekunden», sagt Samuel Bichsel, Tourismusdirektor<br />
von Mürren. Und auch sonst<br />
br<strong>in</strong>gt das Inferno die Region an die Kapazitätsgrenzen.<br />
Mürren platzt während der Inferno-Tage<br />
aus allen Nähten. Das Programm<br />
beg<strong>in</strong>nt am Mittwoch mit e<strong>in</strong>em Langlauf-<br />
Wettbewerb durchs Dorf. Am Donnerstag<br />
und Freitag steht e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation auf dem<br />
Programm. Und am Samstag wird dann zur<br />
legendären Inferno-Abfahrt gestartet.<br />
Als wäre die Zeit stehen geblieben, hört<br />
man auch heute noch während der Inferno-<br />
Tage viel, sehr viel britisches Englisch. Vor<br />
zwei Jahren g<strong>in</strong>g gar Pippa Middleton, die<br />
Schwester der künftigen König<strong>in</strong>, an den<br />
Start und löste wesentlich mehr Medien<strong>in</strong>teresse<br />
aus als die Gew<strong>in</strong>ner. Der sportliche<br />
Wert des Infernos muss nämlich etwas<br />
relativiert werden: E<strong>in</strong>erseits ist es e<strong>in</strong>e<br />
gewaltige Leistung, die gesamte Strecke <strong>in</strong><br />
weniger als e<strong>in</strong>er Viertelstunde zurückzulegen,<br />
wie das die Besten heute tun. Andererseits<br />
spielt auch Glück e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
Samuel Bichsel er<strong>in</strong>nert sich an Rennen, bei<br />
denen die Piste im Verlauf des Tags immer<br />
schneller und schneller wurde – und die zuletzt<br />
Startenden Spitzenpositionen erzielten.<br />
Weil das Rennen viel weniger kalkulierbar<br />
2018 werden die Inferno-Rennen zum<br />
75. Mal durchgeführt – vom 17. bis 20.<br />
Januar. Wer sich noch nicht angemeldet<br />
hat, kann nicht starten, denn die<br />
Anmeldefrist lief bereits im September<br />
ab. Doch es gibt natürlich auch e<strong>in</strong><br />
76. Rennen! Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der letzten<br />
drei Jahre e<strong>in</strong>e Auszeichnung für e<strong>in</strong>e<br />
gute Leistung erhalten hat, ist automatisch<br />
qualifiziert; die übrigen Startplätze<br />
werden unter den Anmeldungen<br />
ausgelost. Die Inferno-Rennen s<strong>in</strong>d<br />
aber nicht nur für die Teilnehmenden<br />
e<strong>in</strong> Vergnügen, sondern auch fürs Publikum.<br />
Die Reise nach Mürren lohnt sich<br />
schon wegen des vielfältigen Rahmenprogramms<br />
mit Teufelsverbrennung<br />
und Festbetrieb. <strong>in</strong>ferno-muerren.ch<br />
ist als etwa e<strong>in</strong>e Weltcupabfahrt, machen die<br />
Grossen des Sports auch e<strong>in</strong>en weiten Bogen<br />
um den Anlass. Beim Inferno ist das olympische<br />
Diktum «Dabeise<strong>in</strong> ist alles» tatsächlich<br />
Richtschnur. Dabei ist die Sache ke<strong>in</strong>eswegs<br />
ungefährlich. Unterhalb des Starts bef<strong>in</strong>det<br />
sich der steilste Pistenabschnitt im ganzen<br />
<strong>Bern</strong>er Oberland. Alles <strong>in</strong> allem verzeichnet<br />
das Inferno aber überraschend wenig<br />
<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
41
MÜRREN<br />
Nur Runterbrettern wäre<br />
zu e<strong>in</strong>fach. Am Ende der Abfahrt<br />
gibts noch e<strong>in</strong>e Steigung<br />
Unfälle. Dass manche Teilnehmenden auch<br />
nicht die grossen Rennfahrer s<strong>in</strong>d, sieht man<br />
ihnen allerd<strong>in</strong>gs kaum an. Fast alle starten<br />
heutzutage im Renndress, viele <strong>in</strong> Anzügen,<br />
die e<strong>in</strong>st von den Profis im Weltcup getragen<br />
wurden – etwa jene so orig<strong>in</strong>ellen wie hässlichen<br />
mit den Käselöchern.<br />
E<strong>in</strong> w<strong>in</strong>dschlüpfriger Dress garantiert<br />
allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>en Erfolg, denn beim<br />
Inferno s<strong>in</strong>d vielfältige Fähigkeiten gefragt:<br />
Nur Runterbrettern wäre zu e<strong>in</strong>fach, und<br />
deshalb muss gegen Ende des Rennes auch<br />
noch e<strong>in</strong>e lange Gegensteigung bewältigt<br />
werden. Die fiese Streckenführung ist beabsichtigt,<br />
denn hier trennt sich der Spreu<br />
vom Weizen. Während das Reglement sonst<br />
e<strong>in</strong>igen Spielraum belässt («erlaubt ist das<br />
Beenden des Rennens auf e<strong>in</strong>em Ski»), ist<br />
die Sache hier klar: «Sämtliche Zwischensteigungen<br />
müssen mit angeschnallten Skis<br />
bewältigt werden.» Die Athlet<strong>in</strong>nen und<br />
Athleten können e<strong>in</strong>em wirklich leid tun,<br />
wie sie schwitzend und keuchend die Strecke<br />
hochstöckeln. Doch es ist nicht nur die<br />
körperliche Belastung, die diesen Aufstieg<br />
zur Sch<strong>in</strong>derei macht. Der Qualabschnitt ist<br />
nämlich bei Zuschauern besonders beliebt.<br />
Am Rand der Piste stehen unzählige Möchtegern-Feldweibel,<br />
die auf die mit Vornamen<br />
beschrifteten Teilnehmenden e<strong>in</strong>brüllen –<br />
meist mit e<strong>in</strong>em Bier oder Sandwich <strong>in</strong> der<br />
Hand. «Hopp, hopp, hopp, Herbert!» «Jetzt<br />
mach nicht schlapp, Gabi!» «Du schaffst das,<br />
Horst, gib ihm, gib ihm!» E<strong>in</strong>e Riesenparty.<br />
Ab hier sche<strong>in</strong>t sich der Spassfaktor ohneh<strong>in</strong><br />
von Meter zu Meter zu vergrössern – und<br />
am Ziel gibt es dann ke<strong>in</strong> Halten mehr. Nun<br />
wird es richtig laut und ausgelassen. Tausende<br />
feiern, es fliesst viel Bier und Schnaps,<br />
doch die Stimmung ist extrem friedlich. Das<br />
Dorf tanzt. Und das ist erst recht der Fall,<br />
IN A NUTSHELL<br />
The craziest ski race on earth<br />
It’s called Inferno, it takes place <strong>in</strong><br />
Mürren and it is the largest amateur<br />
downhill race <strong>in</strong> the world. Despite<br />
its high level of difficulty, it is also<br />
sheer pleasure. A rather quirky group<br />
of Brits launched the event <strong>in</strong> 1928,<br />
when they scaled the Schilthorn and<br />
then found their <strong>in</strong>dividual routes<br />
wenn am Abend <strong>in</strong> der vollgepferchten Festhalle<br />
die Siegerehrung durchgeführt wird.<br />
Spätestens jetzt wird klar, dass das Inferno-<br />
Rennen viel mehr ist als e<strong>in</strong> Sportanlass:<br />
Im lauten Gejohle, fröhlichen Geflirte und<br />
wilden Treiben geht die Rangverkündigung<br />
praktisch unter. Wer den Höllenritt vom<br />
Schilthorn herunter geschafft hat, tanzt jetzt<br />
auf Tischen und feiert e<strong>in</strong>en herrlichen Tag.<br />
«Das ist eben das Inferno», me<strong>in</strong>t Samuel<br />
Bichsel begeistert. Und für fast alle ist klar:<br />
Nächsten W<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d wir wieder dabei! ■<br />
down the snowy slopes. S<strong>in</strong>ce then,<br />
the 15-kilometre race has been<br />
staged almost every year, weather or<br />
world events permitt<strong>in</strong>g. On 20 January<br />
2018, the Inferno unfolds for the<br />
75th time. It will stretch the capacity<br />
of the village – 1,850 participants are<br />
compet<strong>in</strong>g <strong>in</strong> different categories.<br />
42<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
01<br />
05<br />
06<br />
03<br />
02<br />
04<br />
07<br />
01) Ellen Luise di Lorenzi, 53,<br />
Ma<strong>in</strong>z, Deutschland<br />
«Wir s<strong>in</strong>d schon seit 25 Jahren dabei,<br />
me<strong>in</strong> Mann ist e<strong>in</strong> riesiger Fan und<br />
erfahrener Inferno-Pilot. Heute b<strong>in</strong> ich<br />
auch e<strong>in</strong>mal gestartet. Ich f<strong>in</strong>de toll, dass<br />
man die Piste e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stück<br />
runterdonnern kann. Es herrscht<br />
Rennstimmung – aber kaum jemand<br />
geht übers Limit h<strong>in</strong>aus.»<br />
Rang: 27 (Kategorie Ladies)<br />
02 ) Felix Hauenste<strong>in</strong>, 61,<br />
Oberdiessbach BE<br />
«Ich b<strong>in</strong> zum ersten Mal dabei – mit Startnummer<br />
1114! Ich dachte immer: E<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong>e Strecke halb rennmässig abzufahren,<br />
das wäre toll! E<strong>in</strong> Arbeitskollege<br />
fragte mich, ob ich hier teilnehmen möchte.<br />
Ab e<strong>in</strong>em gewissen Alter will man doch<br />
e<strong>in</strong>fach noch e<strong>in</strong>mal etwas Verrücktes<br />
unternehmen. Allerd<strong>in</strong>gs habe ich nicht<br />
tra<strong>in</strong>iert, daher lege ich h<strong>in</strong> und<br />
wieder e<strong>in</strong>en Sicherheitsschwung e<strong>in</strong>.»<br />
Rang: 73 (Kategorie Gentlemen)<br />
03) Oliver Tschud<strong>in</strong>, 49,<br />
Rhe<strong>in</strong>felden AG<br />
«Dieses Jahr b<strong>in</strong> ich zum fünften Mal<br />
dabei, erstmals bei den Senioren II. Ich<br />
fühle mich mit Mürren sehr verbunden,<br />
denn ich verbr<strong>in</strong>ge hier regelmässig<br />
me<strong>in</strong>e Ferien. Und das Inferno gehört<br />
zum Dorf. Mit Mürren ist es ganz e<strong>in</strong>fach:<br />
Entweder man kommt immer wieder her –<br />
oder e<strong>in</strong>mal und nie wieder. Mit dem<br />
«Man lebt für<br />
e<strong>in</strong>mal nahe<br />
am Limit»<br />
Neun Waghalsige sagen,<br />
warum das Inferno so viel Spass<br />
macht. Und sie jedes Jahr<br />
wieder kommen<br />
Rennen ist es dasselbe. Ich f<strong>in</strong>de es toll,<br />
die Piste, die man den ganzen W<strong>in</strong>ter über<br />
nutzt, e<strong>in</strong>mal im Rennmodus abzufahren<br />
und sich wie e<strong>in</strong> Rennfahrer zu fühlen!»<br />
Rang: 157 (Kategorie Senioren II)<br />
04) Lara Sedr<strong>in</strong>a Sommer, 24,<br />
Leissigen BE<br />
«Ich mache bereits zum zehnten Mal mit.<br />
Beim Inferno kann ich so richtig die Sau<br />
rauslassen. Ich stehe jedes Jahr<br />
vierzig-, fünfzigmal auf der Piste, aber<br />
ich habe nie so viel Spass wie während<br />
des Rennens. Natürlich ist die Abfahrt<br />
hart, und irgendwann beg<strong>in</strong>nen die Be<strong>in</strong>e<br />
zu schmerzen – aber das ist es wert.<br />
Es ist e<strong>in</strong> guter Schmerz, weil man weiss,<br />
man macht bei etwas Tollem mit und lebt<br />
für e<strong>in</strong>mal nahe am Limit!»<br />
Rang: 16 (Kategorie Damen I)<br />
05 ) Adrian Stucki, 39,<br />
Erlenbach im Simmental BE<br />
«Ich stehe an e<strong>in</strong>em steilen Streckenabschnitt<br />
und schw<strong>in</strong>ge bei e<strong>in</strong>em Sturz<br />
die gelbe Flagge, damit die nachfolgenden<br />
Fahrer ihr Tempo drosseln. Das ist<br />
fast wie <strong>in</strong> der Formel 1. Als Streckenposten<br />
b<strong>in</strong> ich zum vierten Mal dabei. Mir<br />
gefällt die grandiose Stimmung. Und ist<br />
das Wetter gut, können auch wir Helfer<br />
den Tag so richtig geniessen.»<br />
06) Kathi Reber, 50,<br />
aus Niederhünigen BE<br />
«Ich b<strong>in</strong> zum sechsten Mal dabei. Ich<br />
hegte zwar schon lang den Wunsch, doch<br />
alle sagten immer: Du kriegst ohneh<strong>in</strong><br />
ke<strong>in</strong>en Startplatz. Als ich mich zur<br />
Teilnahme entschied, war das aber überhaupt<br />
ke<strong>in</strong> Problem. Ich mache mit, weil<br />
ich e<strong>in</strong> verrücktes Huhn b<strong>in</strong> und den Kick<br />
brauche. Während des Rennens denke<br />
ich immer: wow, diese Geschw<strong>in</strong>digkeit.»<br />
Rang: 2 (Kategorie Ladies)<br />
07) Viviane von Teufenste<strong>in</strong>, 26,<br />
Stadt <strong>Bern</strong><br />
«Ich wollte hier schon immer e<strong>in</strong>mal<br />
teilnehmen. Jetzt stehe ich am Ziel. Das<br />
Rennen war strenger, als ich dachte – und<br />
viel schneller vorbei, als ich erwartete.<br />
Während der Abfahrt dachte ich immer<br />
daran, ke<strong>in</strong>esfalls zu stürzen. Oft war es<br />
nicht e<strong>in</strong>fach, die vor mir Gestarteten zu<br />
überholen. Ich mache sicher wieder mit!»<br />
Rang: 84 (Kategorie Damen I)<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
43
44<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong><br />
ILLUSTRATION: MUTI - FOLIO ART
TOP4-SKIPASS<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
45
TOP4-SKIPASS<br />
Vier auf e<strong>in</strong>en Streich<br />
So etwas gab es <strong>in</strong> der Schweiz noch nie. Mit dem Top4-Skipass kann man sämtliche Lifte<br />
und Bergbahnen <strong>in</strong> den vier grössten <strong>Bern</strong>er Skigebieten benutzen. Für mehr<br />
Abwechslung und Vergnügen. Und das zum unschlagbaren Preis von nur 666 Franken<br />
Mehr Pisten, mehr Funparks, mehr Lifte –<br />
und vor allem mehr Spass, und dies für nur<br />
e<strong>in</strong>en Franken pro Pistenkilometer. Für die<br />
kommende W<strong>in</strong>tersaison br<strong>in</strong>gen die vier<br />
Skigebiete Adelboden-Lenk, Gstaad, Jungfrau<br />
Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg<br />
den geme<strong>in</strong>samen Top4-Skipass auf den<br />
Markt. Für 666 Schweizer Franken warten<br />
666 traumhafte Pistenkilometer auf<br />
die W<strong>in</strong>tersportler. Von sanften Hängen<br />
und steilen Abfahrten über Freestyle- und<br />
Funparks bis h<strong>in</strong> zu endlosem Pulverschnee:<br />
Der Zusammenschluss der vier grössten<br />
<strong>Bern</strong>er Skigebiete bietet Skifahrern und<br />
Snowboardern, Kle<strong>in</strong> und Gross, Anfängern<br />
und Fortgeschrittenen alles, was das Herz<br />
e<strong>in</strong>es jeden W<strong>in</strong>tersportlers begehrt.<br />
Doch das ist noch nicht alles. Mit dem neuen<br />
Top4-Skipass kann man nicht nur 666 Pistenkilometer<br />
geniessen, sondern profitiert<br />
zusätzlich von 33 Prozent Rabatt bei der<br />
Hotelübernachtung: Wer im Besitz e<strong>in</strong>es<br />
Top4-Skipasses ist, nächtigt <strong>in</strong> den Hotels<br />
der Top4-Skigebiete Adelboden-Lenk,<br />
Gstaad, Jungfrau Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-<br />
Hasliberg sowie <strong>in</strong> Interlaken und Kandersteg<br />
von Sonntag bis Donnerstag günstiger.<br />
Zudem gibts für die e<strong>in</strong>zelnen Skigebiete<br />
attraktive Partnerangebote, zum Beispiel<br />
vergünstigte oder gar Gratise<strong>in</strong>tritte zu den<br />
Lauberhornrennen oder Ermässigungen <strong>in</strong><br />
diversen Ski- und Snowshops. Der Top4-<br />
Skipass ist noch bis zum 15. Dezember <strong>2017</strong><br />
zum Vorzugspreis erhältlich. top4.ski<br />
SKIPASS IM<br />
VORVERKAUF<br />
SKIPASS<br />
Normal Vorverkauf<br />
Erwachsene 950.– 666.–<br />
Jugendliche 710.– 499.–<br />
K<strong>in</strong>der (bis 15 J.) 475.– 333.–<br />
Den Top4-Skipass gibt es zum<br />
Vorzugspreis bis am 15. Dezember.<br />
46<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
ILLUSTRATIONEN: MUTI - FOLIO ART, FOTOS: ZVG<br />
ADELBODEN-LENK<br />
Das Skigebiet Adelboden-Lenk bietet<br />
auf 205 Pistenkilometern sowohl für<br />
Anfänger als auch für Fortgeschrittene<br />
Fahrspass pur. Abwechslung, Action und<br />
Spass garantieren zudem drei verschiedenen<br />
Skicrossparks, zwei Skimovies<br />
und der Schlittelpark. Und für Freestyler<br />
gibt es im beliebten Funpark Gran Masta<br />
Park am Hahnenmoos mit diversen<br />
Jumps und Rails den gesuchten Adrenal<strong>in</strong>kick.<br />
Neben den bestens präparierten<br />
Skipisten haben die Schneesportler aber<br />
die Qual der Wahl. Zusätzlich stehen 190<br />
Kilometer W<strong>in</strong>terwanderwege, 10 Schlittelwege<br />
und 118 Kilometer Langlaufloipen<br />
zur Verfügung.<br />
GSTAAD<br />
Re<strong>in</strong> <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>tervergnügen. Ob sportlich<br />
oder genussvoll entspannt: Das W<strong>in</strong>terwunderland<br />
Gstaad verzaubert <strong>in</strong> all<br />
se<strong>in</strong>en Facetten. Pistengenuss auf 195<br />
Kilometern, e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e liebliche<br />
Landschaft auf rund 2100 Metern über<br />
Meer. Die Region punktet mit der R<strong>in</strong>derberg<br />
Ronda, e<strong>in</strong>er Skisafari über drei<br />
Berge und Täler, dem direkten Anschluss<br />
an den öffentlichen Verkehr und e<strong>in</strong>er<br />
genüsslichen Vielfalt an Berghäusern<br />
mit alp<strong>in</strong>em Charme.<br />
JUNGFRAU SKI REGION<br />
Abfahrten auf der Weltcupstrecke des<br />
legendären Lauberhornrennens, breite,<br />
sanfte oder steile Hänge sowie mehrere<br />
Snow- und Funparks: Die Jungfrau Ski<br />
Region bietet mit 206 Pistenkilometern<br />
vor der weltberühmten Kulisse von Eiger,<br />
Mönch und Jungfrau alles, was das Herz<br />
begehrt. Freestyler f<strong>in</strong>den Topbed<strong>in</strong>gungen<br />
im Gebiet Gr<strong>in</strong>delwald-First mit dem<br />
White Elements Park und e<strong>in</strong>er der<br />
wenigen Superpipes der Schweiz. Im<br />
Gebiet Schilthorn liegt das Mekka des<br />
Freeridens und bietet unzählige phänomenale<br />
Runs. Aber auch für W<strong>in</strong>terwanderer<br />
und Schlittelfans stehen über hundert<br />
Kilometer präparierte Wege zur Verfügung.<br />
Events wie die Internationalen<br />
Lauberhornrennen, Inferno-Rennen und<br />
das Snowpenair runden das Angebot ab.<br />
MEIRINGEN-HASLIBERG<br />
Abwechslungsreiche Tage s<strong>in</strong>d im Skigebiet<br />
Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg garantiert.<br />
60 Pistenkilometer, 7 Kilometer Schlittelwege,<br />
25 Kilometer Wanderrouten, Langlaufloipen<br />
sowie das Übungsgelände<br />
Skihäsliland warten<br />
hier auf die Besucher. Besondere<br />
Highlights s<strong>in</strong>d das<br />
Nachtskifahren jeden Freitag<br />
von Mitte Januar bis Mitte März<br />
und das Nachtschlitteln jeden<br />
Mittwoch von Ende Januar bis<br />
Anfang März, beides auf der<br />
beleuchteten Piste von Mägisalp<br />
nach Reuti respektive Bidmi.<br />
Rasant wird es im Skirennzentrum<br />
Hasliberg mit fix <strong>in</strong>stallierten<br />
Sicherheitsnetzen, Zeitmessungsskala<br />
und Beschneiungsanlagen.<br />
ZWEI<br />
TOP4-SKIPÄSSE<br />
IM WERT VON JE<br />
666 Franken<br />
ZU GEWINNEN<br />
WETTBEWERB<br />
Beantworten Sie die<br />
folgenden Fragen, und mit<br />
etwas Glück gew<strong>in</strong>nen Sie<br />
e<strong>in</strong>en Top4-Skipass.<br />
A. Wie viele<br />
Snowboarder<br />
bef<strong>in</strong>den sich<br />
auf dem<br />
Wimmelbild<br />
auf Seite 44?<br />
B. In welchen<br />
vier Skigebieten ist<br />
der Top4-Skipass<br />
gültig?<br />
So s<strong>in</strong>d Sie dabei:<br />
E<strong>in</strong>fach die Fragen auf<br />
made<strong>in</strong>bern.com/w<strong>in</strong><br />
beantworten und gew<strong>in</strong>nen!<br />
Die Gew<strong>in</strong>ner werden schriftlich<br />
benachrichtigt. Über den Wettbewerb<br />
wird ke<strong>in</strong>e Korrespondenz geführt.<br />
Entdecke hier<br />
die lustigen<br />
Spots zum<br />
Top4-Skipass<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
47
AGENDA<br />
WEIHNACHTSMÄRKTE,<br />
SKIWELTCUP-RENNEN<br />
UND EIN FEUERWERK<br />
27. NOVEMBER<br />
20. DEZEMBER–18. FEBRUAR<br />
12.–14. JANUAR<br />
ZIBELEMÄRIT<br />
Am grössten Markt <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />
gibts nicht nur Zwiebelzöpfe zu<br />
kaufen, sondern auch Textilien,<br />
Schmuck und Keramik.<br />
bern.com<br />
KUNSTEISBAHN<br />
BUNDESPLATZ<br />
Direkt vor dem Bundeshaus<br />
übers Eis gleiten! Dazu gibt es<br />
Konzerte und Fondue-Beizli.<br />
kunsteisbahnbundesplatz.ch<br />
LAUBERHORNRENNEN<br />
E<strong>in</strong>er der Höhepunkte im<br />
Skizirkus: die spektakuläre<br />
Lauberhornabfahrt.<br />
lauberhorn.ch<br />
2.–24. DEZEMBER<br />
BERNER<br />
WEIHNACHTSMÄRKTE<br />
In <strong>Bern</strong> gibts gleich zwei<br />
Weihnachtsmärkte: Während<br />
auf dem Münsterplatz das<br />
Kunsthandwerk im Mittelpunkt<br />
steht, gibt es auf dem Waisenhausplatz<br />
gängige Martkartikel.<br />
bern.com<br />
3. DEZEMBER<br />
WINTERMÄRCHEN<br />
Büren an der Aare wird zum<br />
W<strong>in</strong>termärchen. Mit Rösslifahrten<br />
und Kerzenziehen.<br />
bueren.ch<br />
15./16. DEZEMBER<br />
WINTEROPENING<br />
GRINDELWALD<br />
Mit e<strong>in</strong>em Paukenschlag<br />
und vielen Aktivitäten wird<br />
die W<strong>in</strong>tersaison eröffnet.<br />
gr<strong>in</strong>delwald.ch<br />
16. DEZEMBER –24. FEBRUAR<br />
TOP OF EUROPE<br />
ICE MAGIC<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Schlittschuherlebnis<br />
mitten <strong>in</strong> Interlaken mit<br />
Eisfeldern und Markständen.<br />
icemagic.ch<br />
31. DEZEMBER–2. JANUAR<br />
LÄNGSTER SILVESTER<br />
Interlaken feiert den Jahreswechsel<br />
gleich drei Tage lang.<br />
Mit e<strong>in</strong>em grossen Feuerwerk,<br />
Openair-Konzerten und<br />
e<strong>in</strong>em Umzug durchs Dorf.<br />
<strong>in</strong>terlaken.ch/silvester<br />
6./7. JANUAR<br />
WELTCUPRENNEN<br />
ADELBODEN<br />
Zum 62. Mal f<strong>in</strong>den am<br />
Chuenisbärgli die legendären<br />
Slalom- und Riesenslalom-<br />
Weltcuprennen statt.<br />
weltcup-adelboden.ch<br />
15.–20. JANUAR<br />
WORLD SNOW<br />
FESTIVAL<br />
E<strong>in</strong>e Woche lang kreieren <strong>in</strong><br />
Gr<strong>in</strong>delwald Länder-Teams die<br />
schönsten Schneeskulpturen.<br />
gr<strong>in</strong>delwald.ch<br />
18.–21. JANUAR<br />
SNOW BIKE<br />
FESTIVAL<br />
Das erste UCI-Rennen auf<br />
Schnee lockt Profis und<br />
Amateure nach Gstaad.<br />
snowbikefestival.com<br />
FOTOS: KEYSTONE (3), ZVG<br />
48<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>
SILVESTER IN INTERLAKEN<br />
GSTAAD SNOWBIKE<br />
21.–28. JANUAR<br />
BELLE EPOQUE<br />
IN KANDERSTEG<br />
E<strong>in</strong>e Woche lang lebt e<strong>in</strong> Dorf<br />
wie zur Jahrhundertwende.<br />
kandersteg.ch<br />
27. JANUAR–4. FEBRUAR<br />
NORDISCHE JUNIOREN-<br />
WELTMEISTERSCHAFTEN<br />
In Kandersteg und Ulrichen<br />
kämpft die künftige<br />
Weltelite um Medaillen.<br />
kandersteg.ch<br />
4. FEBRUAR<br />
SNOW-UP<br />
INTERJURASSIEN<br />
E<strong>in</strong> Sportanlass mit dem<br />
Ziel, die Gesundheit zu fördern.<br />
Die Rundstrecken beg<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Saignelégier und <strong>in</strong><br />
Les Reussilles.<br />
snowup-<strong>in</strong>terjurassien.ch<br />
10. FEBRUAR<br />
FAMIGROS SKI DAY<br />
E<strong>in</strong> Schneesporttag für die<br />
ganze Familie zu e<strong>in</strong>em<br />
unschlagbaren Preis – und<br />
mit vielen Attraktionen für die<br />
Kidslenk-simmental.ch<br />
10./11. FEBRUAR<br />
SCHLITTENHUNDE-<br />
RENNEN LENK<br />
Der spektakuläre Event mit<br />
<strong>in</strong>ternationaler Beteiligung ist <strong>in</strong><br />
Lenk nicht mehr wegzudenken.<br />
lenk-simmental.ch<br />
18. FEBRUAR–22. APRIL<br />
8.–11. MÄRZ<br />
RIDE ON MUSIC<br />
Bereits zum sechsten Mal<br />
gibt es <strong>in</strong> Schönried-Saanenmöser<br />
dieses Musikfestival mit<br />
<strong>in</strong>ternationalen Stars.<br />
rideonmusic.ch<br />
18./19. MÄRZ<br />
IGLU FESTIVAL<br />
ADELBODEN<br />
Am Iglu Festival auf der<br />
Engstligenalp werden die<br />
schönsten Iglus prämiert.<br />
adelboden.ch<br />
21.-25. MÄRZ<br />
IMPRESSUM<br />
LEITUNG Dom<strong>in</strong>ic<br />
Geisseler REDAKTION<br />
Erik Brühlmann, Marius<br />
Leutenegger, Lukas<br />
Tobler, Zeno van Essel<br />
PRODUKTION Dom<strong>in</strong>ic<br />
Geisseler GRAFIK<br />
Fabienne Boesch<br />
FOTOREDAKTION Suse<br />
He<strong>in</strong>z, Christ<strong>in</strong>a Rohner<br />
ÜBERSETZUNGEN (ENGL.)<br />
Rosemarie Graffagn<strong>in</strong>i<br />
TITELFOTO Jean-<br />
Christophe Bott/<br />
Keystone<br />
LEITUNG VERLAG<br />
Marcel Tappe<strong>in</strong>er<br />
VERKAUFSLEITUNG<br />
Adriano Valeri<br />
PRINTED IN SWITZERLAND<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der<br />
BE! Tourismus AG<br />
mit der SonntagsZeitung<br />
INTERLAKEN CLASSICS<br />
Seit über fünfzig Jahren wartet<br />
Interlaken zum Frühl<strong>in</strong>gsanfang<br />
mit hochkarätigen<br />
klassischen Konzerten auf.<br />
<strong>in</strong>terlaken-classics.ch<br />
TELEMARK AM<br />
SCHILTHORN<br />
Mit den Telemark World Cup<br />
F<strong>in</strong>als lässt Mürren die historische<br />
Abfahrtstechnik aufleben.<br />
schilthorn.ch<br />
3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />
49
SOUVENIRS<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
10<br />
09<br />
Das Beste aus <strong>Bern</strong><br />
Likör mit Basilikum, Craft Beer aus Adelbodner Wasser oder im ewigen Eis der Jungfrau<br />
gereifter Whisky – der Kanton <strong>Bern</strong> punktet mit coolen Getränken<br />
01 CHILISCHNOUZ<br />
Bärner Likör aus biologisch<br />
angebautem Basilikum und<br />
e<strong>in</strong>er Prise Chili<br />
02 SOUBOZIANE<br />
Der erfrischende Aperitif von<br />
Gagygnole kommt aus dem<br />
Dorf Souboz im <strong>Bern</strong>er Jura<br />
03 SWISS MOUNTAIN<br />
Der S<strong>in</strong>gle Malt Whisky<br />
50<br />
von Rugenbräu ist im ewigen<br />
Eis der Jungfrau gereift<br />
04 HANZ-VODKA<br />
Nur aus Weizen und Wasser<br />
und ohne Zusätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Bern</strong>er Manufaktur produziert<br />
05 BÄRG BIER<br />
E<strong>in</strong> Naturtrübes, gebraut<br />
aus quellfrischem<br />
Adelbodner Wasser<br />
06 INGWERER<br />
Der scharfe Ingwerlikör<br />
der Firma Peppe kommt aus<br />
der <strong>Bern</strong>er Lorra<strong>in</strong>e<br />
07 DRY GIN<br />
Die edle Spirituose wird <strong>in</strong><br />
Handarbeit <strong>in</strong> der Brennerei<br />
Matte <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> hergestellt<br />
08 BLACK ROCK<br />
Das süffige Craft Beer<br />
kommt aus der Haarige Kuh<br />
Brauerei <strong>in</strong> Interlaken<br />
09 OLD DEER<br />
E<strong>in</strong> Gerstenmalz-Whisky von<br />
der Langatun Distillery<br />
<strong>in</strong> Aarwangen<br />
10 BESSER AUS YSTEE<br />
Konzentrat aus Kräutern<br />
und Früchten vom Kultlabel<br />
Le Sirupier de <strong>Bern</strong>e<br />
MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong><br />
FOTO: JÉRÉMY BIERER
SonntagsZeit<br />
für Bes<strong>in</strong>nlichkeit<br />
Wenn das Fest immer<br />
mehr zur Party wird.
4 Top-Skigebiete<br />
666 Pistenkilometer<br />
1 Skipass:<br />
nur<br />
666.–<br />
www.top4.ski<br />
Die Skigebiete im <strong>Bern</strong>er Oberland spannen zusammen. Mit dem<br />
Top4-Skipass: gültig auf den 666 Pistenkilometern von Adelboden-<br />
Lenk, Gstaad, Jungfrau Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg. Bis<br />
15.12.<strong>2017</strong>* erhalten Sie ihn für nur 666 Franken. Dazu bei Vorweisung<br />
33 % Rabatt auf Hotelbuchungen <strong>in</strong> den Skigebieten (von So–Do).<br />
* Ab dem 16.12.<strong>2017</strong> kostet der Top4-Skipass für Erwachsene 950 Franken.<br />
Mehr Zeit. Mehr W<strong>in</strong>ter.