Im Lande der Bibel 2/2015
50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – Und die Palästinenser?
50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – Und die Palästinenser?
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TIERE MEDITATION IN PALÄSTINA<br />
Er wies mich hin auf ein Prophetenwort, das ich bis dahin übersehen hatte. Das Buch des Propheten<br />
Hesekiel läuft zu auf eine große Verheißung eines erneuerten Israels, eines neuen Jerusalems<br />
und einer neuen, endzeitlichen Verteilung<br />
des <strong>Lande</strong>s Israels. Da heißt es: „Und<br />
ihr sollt dies Land austeilen unter die Stämme<br />
Israels … und sollt die Fremdlinge, die bei<br />
euch wohnen und Kin<strong>der</strong> unter euch zeugen,<br />
halten wie die Einheimischen unter den Israeliten;<br />
mit euch sollen sie ihren Erbbesitz<br />
erhalten unter den Stämmen Israels, und ihr<br />
sollt ihnen ihren Anteil am Land geben, …<br />
spricht Gott, <strong>der</strong> Herr“ (Hes. 47, 21-23).<br />
Gottes Verheißungen für Israel<br />
und <strong>der</strong> Israel-Palästina-Konflikt<br />
Von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Vorsitzen<strong>der</strong> des Jerusalemsvereins<br />
In den Jahren 1987/88 gab es einen ersten Aufstand <strong>der</strong> Palästinenser gegen die Besatzung<br />
von Westjordanland und Gazastreifen durch die Israelis. Schon damals schlug Israel mit einer<br />
unglaublichen Härte zurück, wozu auch das Brechen von Knochen, die Sprengung von Häusern<br />
von Verdächtigen und weitere Menschenrechtsverletzungen gehörten. In einem Artikel in<br />
einer Fachzeitschrift gab ich meiner Ratlosigkeit Ausdruck, wie denn ein solches Verhalten zu<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> Israel zugesagten Erwählung Israels durch Gott und Gottes Verheißungen an<br />
sein Volk passen würde.<br />
Ich bekam eine Leserzuschrift, die mich elektrisierte. Ein schon älterer Jude, <strong>der</strong> in den dreißiger<br />
und vierziger Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts in <strong>der</strong> jüdischen Befreiungsarmee mitgekämpft<br />
hatte und so geholfen hatte, dass ein Staat Israel entstehen konnte, wies mich darauf<br />
hin, dass ich den Staat Israel und die jüdische Glaubensgemeinschaft nicht verwechseln dürfte.<br />
Nicht einem Staat gelten Gottes Verheißungen, son<strong>der</strong>n einem Volk, das zum Vertrauen auf<br />
Gottes Wort und zum Glauben berufen ist.<br />
Eine Vertreibung <strong>der</strong> Palästinenser o<strong>der</strong> eine<br />
schlechtere Behandlung als die jüdischer<br />
Bürger darf es also nach dem Wort Gottes<br />
nicht geben. Palästinenser sollen gehalten<br />
werden „wie Einheimische“ und sie sollen<br />
Erbbesitz im <strong>Lande</strong> Israel bekommen. Seit<br />
Gründung des Staates Israel verfolgt dieser<br />
allerdings eine an<strong>der</strong>e Linie. Er betreibt eine<br />
sogenannte „Judaisierung“ arabischen <strong>Lande</strong>s<br />
im Kerngebiet Israels und eine aggressive Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten.<br />
Eine von <strong>der</strong> israelischen Regierung im Mund geführte Zwei-Staaten-Lösung eines palästinensischen<br />
Staates neben dem Staat Israel ist deswegen wahrscheinlich gar nicht mehr möglich.<br />
Ein binationaler Staat, in dem Juden und Araber gleichberechtigt sind, ist aber von Israel<br />
ebenfalls nicht gewollt. Wie kann es dann aber zu einer Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes<br />
kommen?<br />
Wenn noch nicht einmal theoretisch eine Lösung des Konfliktes als gewollt erscheint, wie<br />
kann es dann zu konkreten Schritten zum Frieden kommen? 2014 haben wir den circulus vitiosus<br />
im Gazakrieg zuletzt beobachten können. Hamas hat im Gazastreifen versucht, durch<br />
den irrationalen und durch nichts zu rechtfertigenden Raketenabschuss zu demonstrieren,<br />
dass sie doch noch eine gewisse Macht haben. Israel reagierte über. Auf drei getötete zivile<br />
Israelis antwortet Israel mit <strong>der</strong> Tötung von ca. 2.000 Palästinensern, davon 493 Kin<strong>der</strong>n. Mit<br />
wem will Israel einmal Frieden schließen? Müsste sich Israel nicht mit den Friedenswilligen<br />
auf Seiten <strong>der</strong> Palästinenser – doch, es gibt sie! - verbünden und eine machbare Lösung vorschlagen?<br />
Das prophetische Wort ist hier realistischer als die gegenwärtige Realpolitik. Ohne<br />
eine Lösung <strong>der</strong> Palästinenserfrage wird es auch keine Zukunft für Israel geben. Allerdings<br />
werden auch die Palästinenser ohne Zukunftssicherung für Israel keine realistische Hoffnung<br />
entwickeln können. Lei<strong>der</strong> sind wir von beidem weit entfernt. Doch als Christen haben wir die<br />
Macht des Gebetes und sollten die Suche nach einer Friedenslösung für den Israel-Palästina-<br />
Konflikt zu unserem steten Gebetsanliegen machen.<br />
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