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Vierzig Jahre unterschiedlicher Gesellschafts- und Gesundheitspolitik 43<br />

Rahmen der Beratungen des Manpower-Direktorats des Alliierten Kontrollrats,<br />

das ein eigenes Sozialversicherungskomitee gegründet hatte, ein größeres<br />

Gewicht ein. 13 Allerdings gingen schließlich auch hier die Alliierten in<br />

ihren Besatzungszonen jeweils eigene Wege.<br />

2.1.1 Durchsetzung der poliklinischen Versorgungsform in<br />

Ostdeutschland<br />

Die in Ostdeutschland seit 1945 vorgenommene Neuorganisation der Strukturen<br />

der ambulanten ärztlichen Versorgung läßt sich zwar nicht (entgegen<br />

einer bei westdeutschen Beobachtern langen Tradition 14 ) pauschalierend als<br />

»Sowjetisierung« bezeichnen, da – wie oben skizziert – sowohl in der praktischen<br />

Organisation der gesundheitlichen Versorgung durch die Krankenkassen<br />

als auch in Reformüberlegungen insbesondere sozialdemokratischer<br />

und gewerkschaftlicher Sozial- und Gesundheitspolitiker vor 1933 Anknüpfungspunkte<br />

für eine alternative Organisation der Versorgungsstrukturen bestanden.<br />

15 Dennoch ist ohne Zweifel zutreffend, daß die im Sommer 1945<br />

beim Stellvertreter für Zivilverwaltung des Obersten Chefs der Sowjetischen<br />

Militäradministration in Deutschland (SMAD) eingerichtete Abteilung »Gesundheit«<br />

(dazu Foitzik 1990: 63) wie auch die im gleichen Zeitraum errichtete<br />

Deutsche Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen (DZVG; dazu<br />

Welsh 1990) und (später) das zuständige Ministerium der DDR wesentliche<br />

Elemente des sowjetischen ambulanten Gesundheitssystems in ihrer Gesundheitspolitik<br />

auf Deutschland übertrugen. 16 Dabei ist die Entwicklung aller-<br />

13 So verabschiedete das Manpower-Direktorat des Kontrollrates im Dezember 1946 den<br />

Entwurf eines gesamtdeutschen Sozialversicherungsgesetzes, das – wäre es in den westlichen<br />

Besatzungszonen implementiert worden – die traditionelle deutsche Sozialversicherung<br />

– und insbesondere auch die Krankenversicherung – wesentlich umgestaltet und Auswirkungen<br />

auch auf die Organisation der ambulanten ärztlichen Versorgung gehabt hätte<br />

(vgl. zur Genese und dem weiteren Verlauf dieser Initiative ausführlich Hockerts 1980:<br />

21ff.).<br />

14 Vgl. etwa Weiß (1957: 6), Rolf (1975: 29); weiterhin Frerich/Frey( 1993: 209).<br />

15 Auch blieben in der unmittelbaren Nachkriegszeit während der NS-Herrschaft in die skandinavischen<br />

Länder emigrierte, nach Ostdeutschland zurückgekehrte Sozialhygieniker offenbar<br />

nicht ohne Einfluß auf die Gesundheitspolitik (Niehoff/Schneider/Wetzstein 1992:<br />

206).<br />

16 Wenn Schneider/Niehoff (1992: 33) betonen, es handele sich bei den Unterschieden zwischen<br />

dem ost- und dem westdeutschen Gesundheitssystem nicht um solche zwischen<br />

demjenigen einer sozialistischen und demjenigen einer kapitalistischen Gesellschaftsord-

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