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2003-02

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durch<br />

blick<br />

Aus der Redaktion<br />

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,<br />

nun liegt Ihnen die Sommerausgabe des<br />

durchblick vor, bunt und abwechslungsreich<br />

soll er wie eine Sommerwiese sein, lassen Sie<br />

sich entführen in ein schwedisches Märchen<br />

und gruseln Sie sich bei der Geschichte Draculas.<br />

Beides ist niedergeschrieben von unserer<br />

Redakteurin, der „Fachfrau für Historisches“.<br />

Erst vor zehn Jahren kam Dorothea<br />

Istock als Spätaussiedlerin aus Siebenbürgen<br />

nach Deutschland. Sie ist hier schnell heimisch<br />

Dorothea Istock<br />

geworden und hat bis zu ihrer Pensionierung<br />

als Diplom-Chemikerin an der Uni-Gesamthochschule<br />

Siegen gearbeitet. Heute geht sie ihren Hobbys – Fotografieren,<br />

Volkstanz, Lesen, und Schreiben nach, engagiert sich aktiv in der Siegener<br />

evangelischen Kirche. Für den durchblick, schreibt sie die Abhandlungen über<br />

historische Vorgänge. Sei es nun in dieser Ausgabe die „blutrünstige“ Geschichte<br />

vom wallachischen Dracula oder in den vergangenen Ausgaben z. B.<br />

der Beitrag über die Universität Wittenberg-Halle oder den viel beachteten<br />

Artikel über Feste und Feiertage.<br />

Ganz nah am Datum des 59. Jahrestages der Kapitulation, hat uns Elisabeth<br />

Hanz ihr persönliches Erleben aus dieser Zeit geschildert. Erschütternd sind<br />

die Erinnerungen, vielleicht auch, weil sie so dicht an dem Geschehen unserer<br />

Zeit sind. Unvorstellbar eigentlich, dass die Menschen vermeintlich nichts aus<br />

der Geschichte, nichts aus den Grausamkeiten<br />

lernen. Der Krieg mit seiner verrohenden<br />

Wirkung, gebiert ständig Entsetzliches, immer<br />

wieder berichten die Medien über Vergewaltigungen,<br />

Folterungen und fürchterlichen Morden,<br />

wobei die Peiniger aus allen Kulturkreisen<br />

stammen.<br />

Elisabeth Hanz<br />

An diesem Beitrag wird wieder einmal<br />

deutlich, wozu sich manche Menschen in Extremsituationen<br />

verführen lassen. Leider auch<br />

heute noch, im Jahr <strong>2003</strong>.<br />

Hoffnung macht uns hingegen Elisabeth’s zweiter Beitrag „Freundschaft<br />

verbindet“, hierin schreibt sie über Freunde: „Sie helfen, heilen, dienen und<br />

sorgen, sie hören zu, geben Rat und machen uns zu einem besseren Menschen!“<br />

Die Redaktion des durchblick wünscht Ihnen sonnige Tage, gemütliche<br />

Abende und erholsame Spaziergänge in lauer Sommerluft, aber jetzt erst einmal<br />

viel Freude beim Lesen Ihres neuen durchblick.<br />

Ihr<br />

Friedhelm Eickhoff<br />

verantw. Redakteur<br />

2/<strong>2003</strong> 3


durch<br />

blick<br />

Reisen<br />

Abenteuerlicher Sprachunterricht<br />

Beim Studieren meines Reiseführers Apa Guides<br />

Ecuador fiel mir eine Anzeige einer Individual<br />

Sprachenschule auf. Eine Stunde Einzelunterricht in<br />

Spanisch kostete nur 2 US-$. Für Unterkunft und<br />

Verpflegung in einer Familie kamen 3 US-$ hinzu.<br />

Schnell nahm ich schriftlichen Kontakt mit der<br />

Schule auf. Die Antwort ließ nicht lange auf sich<br />

warten. Mein Alter, 53 Jahre, ohne Vorkenntnisse in<br />

Spanisch, sei kein Hinderungsgrund aufgenommen<br />

zu werden. Die Fluggesellschaft KLM in Amsterdam<br />

war der günstigste Anbieter für den Flug nach Quito.<br />

An einem schwülen Augusttag trat ich meine elfstündige<br />

Flugreise nach Quito, das am Fuße des<br />

2 794 m hohen Pinchincha Berges liegt, an.<br />

Auf dem langen Trip hatte ich genug Zeit, mir<br />

alles in rosaroten Farben auszumalen.<br />

Pünktlich um 5.30 Uhr beim Landeanflug auf<br />

Quito grüßten mich die hohen, schneebedeckten Berge,<br />

die Vulkane Chimborazo 6 310 m und Cotopasci<br />

5 897 m in der erwachenden Morgensonne.<br />

Alle Formalitäten waren rasch erledigt. Ich nahm<br />

mir viel Zeit, um mein erstes Foto zu machen.<br />

Einheimische Schule<br />

Nun hielt ich Ausschau nach einem Mitarbeiter<br />

der Sprachenschule, der mich vom Flughafen abholen<br />

sollte. Nachdem ich 1 Std. frierend gewartet hatte,<br />

entschloss ich mich ein Taxi zu nehmen. Ich zeigte<br />

dem Fahrer die Adresse und los ging die Fahrt. Als<br />

wir an der Schule angekommen waren, traf mich der<br />

Schock. Ich wollte nicht glauben, was ich da sah.<br />

Eine verbarrikadierte Wellblechgarage und keine<br />

Menschenseele weit und breit. Der Taxifahrer fuhr<br />

weiter und mit ihm meine Kamera.<br />

Mein Koffer diente mir als Sitzplatz. Den Rucksack<br />

hielt ich fest im Arm. An mir gingen ärmlich gekleidete<br />

Menschen vorüber und starrten mich an. Ein<br />

flaues Gefühl in der Magengegend befiel mich. Um<br />

9.00 Uhr kam endlich ein Auto vorgefahren. Es war<br />

der Direktor persönlich. Durch seine Gestik glaubte<br />

ich, eine Entschuldigung erkannt zu haben. Verständigen<br />

konnten wir uns nicht. Die englische<br />

Sprache half auch nicht weiter.<br />

Statt Worten folgten Taten. Mein Gepäck wurde<br />

ins Auto geladen, dann fuhren wir zu der Familie, bei<br />

der ich 5 Wochen verbringen sollte.<br />

Meine Gastgeberin hieß Linda und ihre beiden<br />

erwachsenen Kinder Maria und Juan. Die Begrüßung<br />

war sehr distanziert. Lag es vielleicht an der<br />

Verständigungsschwierigkeit? Die Freude, die ich<br />

erwartet hatte, blieb aus. Auch meine Gastgeschenke<br />

wurden nicht sonderlich beachtet. Nachdem ich mein<br />

Zimmer bezogen hatte, zeigte mir Linda die übrige<br />

Wohnung. Es war alles sehr einfach ausgestattet. Ich<br />

freute mich sehr, eine warme Dusche nehmen zu<br />

können, denn nach der langen Reise tat diese Erfrischung<br />

sehr gut. Um 17.00 Uhr wurde ich zum<br />

Abendessen gebeten. Außer mir saß keiner am Tisch.<br />

Mir wurde eine Bohnensuppe mit wenigen Kartoffelstücken,<br />

ohne Fleisch, aber mit viel Brühe<br />

serviert. Ach, hätte ich doch nur ein Stück Brot<br />

gehabt. Mein Magen war noch so leer.<br />

Wie heißt es doch: „Der Mensch lebt nicht vom<br />

Brot allein“, also zeigte ich Linda die Adresse der<br />

Schule und mimte mit viel Gestik den Autobus. Sie<br />

lachte und holte den Kalender herbei. Der nächste<br />

Tag war ein Feiertag, kein Unterricht. Müde begab<br />

ich mich auf mein Zimmer und schlief mit den ersten<br />

Eindrücken ein. Am anderen Morgen erwachte ich so<br />

gegen 8.30 Uhr. Kein Kaffeeduft durchströmte die<br />

Wohnung. Als ich in die Küche kam, war Linda<br />

gerade damit beschäftigt, einen Muckefuck zu<br />

kochen. Eine Blechtasse, gefüllt mit heißem,<br />

schwarzem Kaffee stand auf dem Tisch, ohne Bei-<br />

4 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Reisen<br />

Schüler der Sprachenschule<br />

lage. Vorsichtig deutete ich Linda an, dass ich etwas<br />

zu essen wünschte. Ein paar alte Kekse waren schnell<br />

zur Hand. Ich nahm mir vor, bei der nächsten, sich<br />

bietenden Gelegenheit etwas Essbares für mich<br />

einzukaufen. Ich musste ja schließlich bei Kräften<br />

bleiben, um zu lernen. So gegen 11 Uhr kam mit<br />

Handzeichen die Frage, ob ich für eine Autotour<br />

bereit sei. Nichts lieber als das. Außer der Sprache<br />

wollte ich doch auch das Land und die Leute kennen<br />

lernen. Nachdem das Auto aufgetankt war, natürlich<br />

auf meine Kosten, fuhren wir los. Außerhalb Quitos<br />

wurden die Straßen immer schlechter. Nach 1 Std.<br />

Fahrt wollte unser alter Renault einfach nicht weiter.<br />

Es wurde lautstark palavert, was zu tun sei. Bald<br />

nahte Hilfe aus dem Dorf. Eine alte Zinkwanne<br />

wurde herbeigeschleppt. Das gesamte Benzin wurde<br />

abgelassen. Die brennende Zigarette im Mundwinkel<br />

eines Helfers brachte mir das Fürchten bei.<br />

Schnell entfernte ich mich von dem Ort, weil ich<br />

jeden Moment eine Explosion befürchtete. In der<br />

Nähe spielten Kinder. Ich gesellte mich dazu und<br />

spielte Hüpfekästchen und Abheben mit ihnen.<br />

Inzwischen war es Nachmittag geworden. Wir kamen<br />

in einem mittelalterlichen Dorf an. Es gab keine<br />

befestigten Straßen. Ein Graben vor den Häusern<br />

nahm die Abwässer auf. Menschen und Tiere waren<br />

verwahrlost und verschmutzt. Ein Bild des Elends.<br />

Vor einem größeren Haus hielten wir an. Man deutete<br />

mir an, dass wir hier essen wollten. Ich dachte<br />

gleich, hier wirst du dir sicher einen Magen- und<br />

Darm-Infekt einfangen. Zu meiner großen Überraschung<br />

war die Gaststube relativ sauber. Ich trank einen<br />

Schnaps vor dem Essen, um einem Infekt vorzubeugen.<br />

Das Gericht schmeckte köstlich. Das gebratene<br />

Hähnchen mit Reis, Bohnen und Gemüse war<br />

sehr scharf gewürzt. Danach war wieder ein Schnaps<br />

(Tequilla) fällig. Die Rechnung wurde mir ebenfalls<br />

serviert.<br />

Erst einige Zeit später habe ich erfahren, dass Linda<br />

nach dem Essen ihre Verwandten besucht hat. Sie<br />

ging dorthin allein. Sie wollte mir sicher nicht zeigen,<br />

in welch ärmlichen Verhältnissen sie leben müssen.<br />

Spät, in der Dunkelheit, erreichten wir Quito.<br />

Siegen · Sandstraße<br />

Telefon <strong>02</strong> 71/5 37 76<br />

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2/<strong>2003</strong> 5


durch<br />

blick<br />

Reisen<br />

Organisierte Seniorenreisen<br />

Anlässlich des Deutschen Seniorentags (6. bis 8.<br />

Okt. 03) plant das Seniorenbüro der Stadt Siegen<br />

gemeinsam mit ALTERAktiv Siegen e.V. und dem<br />

durchblick eine eintägige Fahrt nach Hannover. Gemeinsam<br />

laden sie zu einer Busfahrt am 7. Oktober ein.<br />

Angesprochen sind interessierte Einzelpersonen sowie<br />

Gruppen und Verbände im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />

• Das Verantwortungsbewusstsein von Senioren für<br />

Missstände zu schärfen und zu deren Abhilfe zu<br />

motivieren.<br />

Die weite Palette der Möglichkeiten in Europa –<br />

insbesondere auf dem Hintergrund der Erweiterung<br />

– aufzuzeigen, die eine aktive Lebensgestaltung und<br />

freiwilliges Engagement bis ins hohe Alter eröffnen.<br />

Veranstalter des Seniorentags ist die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

(BAGSO), unter deren Dach gegenwärtig 79 bundesweit<br />

tätige Seniorenorganisationen zusammengeschlossen<br />

sind. Alle drei Jahre richtet die BAGSO<br />

mit den angeschlossenen Verbänden den Deutschen<br />

Seniorentag jeweils in einem anderen Bundesland<br />

aus. Mit Blick auf andere europäische Länder und die<br />

Erweiterung der Union setzt der 7. Deutsche Seniorentag<br />

in diesem Jahr in Hannover folgende Ziele:<br />

• Die Leistungen zu verdeutlichen, die ältere<br />

Menschen für das Allgemeinwohl erbringen.<br />

• Ein neues Verständnis des Alterns zu fördern, das<br />

die sozialen und wirtschaftlichen Potenziale<br />

älterer Menschen intensiver nutzt.<br />

• Die Voraussetzungen für eine stärkere Beteiligung<br />

Älterer am gesellschaftlichen Leben sowie den<br />

Erhalt ihrer Selbstständigkeit in den Ländern der<br />

Europäischen Union zu verbessern.<br />

• Die Solidarität zwischen Alten und Jungen durch<br />

beispielhafte Modelle im In- und Ausland zu festigen.<br />

Eine weitere organisierte durchblick-Leserreise<br />

ist für den 3. und 4. November <strong>2003</strong> geplant. An<br />

diesen Tagen findet die Senioren-Messe NRW<br />

(„vitactiv“) in Essen statt. Vom Siegener Seniorenbüro<br />

wurde ein gemeinsamer Stand angemeldet für<br />

den durchblick, das Internetcafé (Senecafé), den<br />

Seniorenbeirat und die Seniorenhilfe.<br />

Das Programm der vitactiv <strong>2003</strong> steht unter dem<br />

Motto „Alter hat viele Gesichter“. Geplant sind Präsentationen<br />

zu thematischen Schwerpunkten wie<br />

Bürgerengagement, Neue Medien, Leben aktiv u. a.<br />

(Bitte hier abtrennen und an den durchblick · Leserreisen · Marienborner Str. 151 · 57072 Siegen senden)<br />

Ich melde mich und<br />

Tagesreisen an:<br />

Personen für folgende<br />

• Busfahrt für 40 Euro zum „Deutschen<br />

Seniorentag“ nach Hannover, am Dienstag, dem<br />

7. Oktober <strong>2003</strong><br />

• Busfahrt für 20 Euro zur Seniorenmesse vitactiv<br />

nach Essen, am Montag dem 3. November <strong>2003</strong>,<br />

• oder am Dienstag, dem 4. November<br />

Über Abfahrtszeiten und Abfahrtsorte in Ihrer<br />

Nähe werden Sie rechtzeitig informiert.<br />

Meine Anschrift:<br />

Name/Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Unterschrift:<br />

Anmelden können Sie sich auch unter den Telefonnummern Seniorenbüro <strong>02</strong> 71/4 04-13 34 sowie dienstags<br />

ab 15 Uhr beim durchblick unter <strong>02</strong> 71-6 16 47 oder per E-Mail: info@senioren.de<br />

6 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Reisen<br />

Stadterlebnis in<br />

der klingenden Ferienregion Vogtland<br />

Höhepunkte <strong>2003</strong><br />

Plauener Spitzenfest – 11. bis 13. 7. <strong>2003</strong>:<br />

Stadtfest rund um die berühmte Plauener Spitze<br />

Nabucco – 29. 6./1. 7./3. 7.:<br />

spektakuläres Opernspektakel auf der amphietheaterähnlichen<br />

Freilichtbühne im landschaftlich reizvollen<br />

Stadtparkgelände (Gruppenpreise möglich)<br />

Seit 1990 sind Siegen und das vogtländische Plauen<br />

Partnerstädte. Kennen Sie die Spitzen-Stadt im<br />

Südwesten Sachsens? Drei Gründe gibt es, die in die<br />

bezaubernde Mittelgebirgslandschaft des Vogtlandes<br />

eingebettete Stadt zu besuchen:<br />

1. Plauener Spitze, die weltbekannte kostbare filigrane<br />

Textilkunst mit jahrzehntelanger Tradition und<br />

zeitloser Schönheit, vom Grand Prix zur Weltausstellung<br />

in Paris im Jahre 1900 bis hin zu modernen Kollektionen.<br />

Plauen besitzt das einzige Spitzenmuseum<br />

Deutschlands...<br />

2. Die einzigartigen Brückenbauten in Plauen<br />

und im Vogtland sind steinerne Zeitzeugen der Kunst<br />

einstiger Baumeister. Die Friedensbrücke in Plauen ist<br />

mit 90 m Spannweite die am weitesten gespannte Steinbogenbrücke<br />

Europas; weitere Anziehungspunkte in<br />

der Region sind die beiden „Schwestern“ Göltzschtalund<br />

Elstertalbrücke.<br />

3. Die Lage Plauens in der klingenden Ferienregion<br />

Vogtland, zu der auch die Region des Musikinstrumentenbaus<br />

rund um Markneukirchen und Klingenthal<br />

gehört, und im Vierländereck – Euroregion Sachsen,<br />

Tschechien, Thüringen und Bayern.<br />

Plauen ist eine Stadt voller Originalität und einnehmender<br />

Herzlichkeit mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten<br />

wie z. B. das Alte Rathaus mit seinem Renaissancegiebel<br />

und das im neoklassizistischen Stil erbaute<br />

Vogtland Theater.<br />

Festival Mitte Europa – 20. 7. bis 7. 9. <strong>2003</strong>:<br />

(genaue Termine auf Anfrage): „Kultur verbindet<br />

Deutschland und die Tschechische Republik, das<br />

deutsche Volk untereinander und das Ausland mit<br />

einem anspruchsvollen und gleichzeitig farbigen wie<br />

attraktiven Programm in einer der schönsten Regionen<br />

Europas“<br />

Weihnachtsmarkt – 28. 11. bis 21. 12. <strong>2003</strong><br />

Zu diesen und natürlich auch vielen weiteren<br />

Veranstaltungen freuen sich die Plauener Hotels,<br />

Sie als Gast begrüßen zu dürfen.<br />

Übernachtung/Frühstück im ***- oder<br />

****-Sterne-Hotel im Stadtzentrum von Plauen<br />

Preise für Einzelreisende:<br />

Einzelzimmer von 56,00 bis 69,00 pp. P.<br />

Doppelzimmer von 33,00 bis 52,00 p. P.<br />

Preise für Gruppen:<br />

Einzelzimmer von 41,00 bis 44,00 p. P.<br />

Doppelzimmer von 26,00 bis 31,00 p. P.<br />

Natürlich bieten unsere Hotels auch spezielle<br />

Pauschalangebote z. B. in Verbindung mit einem<br />

Theaterbesuch, einer geführten Vogtlandfahrt oder<br />

einer Wanderung in die wunderschöne Umgebung<br />

von Plauen. Bitte wenden Sie sich an die Tourist-Information<br />

Plauen, um nähere Auskünfte zu erhalten.<br />

Tel.: 0 37 41/1 94 33; Fax: 0 37 41/2 91-10 59,<br />

E-Mail: touristinfo@plauen.de, http://www.plauen.de<br />

<br />

(Bitte hier abtrennen und an die Tourist-Information Plauen · Unterer Graben 1 · 08523 Plauen senden)<br />

Ich bitte um Zusendung von:<br />

Meine Anschrift:<br />

❑<br />

allgemeinen Informationen zur Stadt Plauen<br />

Name/Vorname<br />

❑ Veranstaltungshinweisen<br />

für die Zeit vom<br />

bis<br />

❑ konkretes Übernachtungsangebot für<br />

Personen, in der Zeit vom bis<br />

Anmerkungen:<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

2/<strong>2003</strong> 7


durch<br />

blick<br />

Poesie<br />

Gespräch auf der Wiese<br />

An einem schönen Sommertag um die Mittagszeit<br />

war große Stille am Waldrand. Die Vögel hatten ihre<br />

Köpfe unter die Flügel gesteckt und alles ruhte. Da<br />

streckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und<br />

fragte: „Was ist eigentlich das Leben?“ Alle waren<br />

betroffen über diese schwierige Frage. Im großen<br />

Bogen flog der Buchfink über die weite Wiese und<br />

kehrte zu seinem Ast im Schatten des Baumes zurück.<br />

Die Heckenrose entfaltete gerade ihre Knospe und<br />

schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie<br />

sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung.“<br />

Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Er<br />

flog von einer Blume zur anderen, naschte da und<br />

dort und sagte: „Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.“<br />

Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit einem<br />

Strohhalm, zehnmal größer als sie selbst, und<br />

sagte: „Das Leben ist nichts anderes als Mühsal und<br />

Arbeit.“<br />

Geschäftig kam eine Biene von der honighaltigen<br />

Blume auf der Wiese zurück und meinte dazu: „Nein,<br />

das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.“<br />

Wo so weise Reden geführt wurden, steckte auch<br />

der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und brummte:<br />

„Das Leben? Es ist ein Kampf im Dunkeln.“<br />

Computerkurse<br />

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Uta Fiedler<br />

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Kommunikationsdienste<br />

Nun hätte es fast einen Streit gegeben, wenn nicht<br />

ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: „Das Leben<br />

besteht aus Tränen, nichts als Tränen.“ Dann zog<br />

er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen und<br />

warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und<br />

stöhnten: „Das Leben ist ein stets vergebliches<br />

Ringen nach Freiheit.“<br />

Hoch über ihnen zog majestätisch der Adler seine<br />

Kreise. Er frohlockte: „Das Leben ist ein Streben<br />

nach oben.“<br />

Nicht weit vom Ufer entfernt stand eine Weide.<br />

Sie hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie sagte:<br />

„Das Leben ist ein Sichneigen unter eine höhere<br />

Macht.“ Dann kam die Nacht.<br />

Mit lautlosen Flügeln glitt der Uhu über die Wiese<br />

dem Wald zu und krächzte: „Das Leben heißt: die<br />

Gelegenheit nutzen, wenn andere schlafen.“ Und<br />

schließlich wurde es still in Wald und Wiese.<br />

Nach einer Weile kam ein junger Mann des Wegs.<br />

Er setzte sich müde ins Gras, streckte dann alle viere<br />

von sich und meinte erschöpft vom vielen Tanzen<br />

und Trinken: „Das Leben ist das ständige Suchen<br />

nach Glück und eine lange Kette von Enttäuschungen.“<br />

Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen<br />

Pracht auf und sprach: „Wie ich, die Morgenröte, der<br />

Beginn des neuen Tages bin, so ist das Leben der<br />

Anbruch der Ewigkeit!“<br />

Ein schwedisches Märchen<br />

8 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Tierisches<br />

Unser Dackel<br />

Von Inge Göbel<br />

Wir haben einen großen Freund,<br />

das ist ein kleiner Hund,<br />

der ist in Treue uns vereint<br />

und das zehn Jahre rund.<br />

Als liebliches Geschenk, so saß<br />

er plötzlich auf der Matte<br />

und machte manches Eckchen nass,<br />

bis man ihn sauber hatte.<br />

Sein kleines Köpfchen lernte schnell,<br />

was er so machen sollte,<br />

und mürrisch heiseres Gebell<br />

sagte uns, wenn er’s nicht wollte.<br />

Er fraß und schlief und spielte viel,<br />

man sah ihn hier und da,<br />

jedoch am besten ihm gefiel...<br />

der Hausschuh von Papa.<br />

Gar lustig war es anzusehn,<br />

wie er die Pfötchen schmiss,<br />

und wie er beim Spazierengehn<br />

an seinem Leinchen riss.<br />

Das Halsband, das war ihm ein Graus,<br />

und wenn er’s gar nicht mochte,<br />

dann zog er einfach’s Köpfchen raus<br />

und sah uns an... und lachte!<br />

Er war so putzig anzusehn,<br />

so reizend und so zierlich.<br />

Als er ein halbes Jahr alt war,<br />

war er – beinah – manierlich.<br />

Er wusste jetzt, was sich geziemt,<br />

und wo er hingehörte,<br />

so wurd er langsam – nach und nach –<br />

zu der Familienzierde.<br />

Papa erkor er sich zum Herrn,<br />

den er von Herzen liebte,<br />

mit dem er beim Spaziergang gern<br />

auf Schäferhund trainierte.<br />

Geschäft und Auto und das Haus<br />

behütete er richtig.<br />

Er meldete, wenn Kundschaft kam,<br />

er wurde wirklich tüchtig.<br />

Er konnte alles voll verstehn,<br />

wenn wir uns unterhielten,<br />

an seinem Köpfchen konnt man’s sehn,<br />

und wie die Öhrchen spielten.<br />

Als dann ein Enkelkindchen kam,<br />

wurd er nicht eifersüchtig,<br />

er nahm sich richtig seiner an<br />

und wurd als Wächter wichtig.<br />

Und als das Baby von Mama<br />

wurd auf den Arm genommen,<br />

ist unser Dackel ungesehn<br />

mal rasch ins Bett gesprungen.<br />

Das Bett, das war und ist ein Ort,<br />

in dem er wohl sich fühlt,<br />

doch nur wenn’s richtig mollig warm<br />

und nicht wenn’s unterkühlt.<br />

Sonst ist er brav, hat nie gemopst,<br />

nie was vom Tisch geklaut,<br />

und auf die Couch wird nur gehopst,<br />

wenn Papa es erlaubt.<br />

Dort liegt sein Deckchen schon bereit,<br />

Herrchen und sein Wauwau,<br />

da sitzen sie und schaun zu zweit<br />

des Abends „Tagesschau“.<br />

Doch gibt es dort nichts mehr zu sehn,<br />

sind Hund und Herrchen müde,<br />

sieht man die zwei ins „Kistchen“ gehn,<br />

das Herrchen und sein Rüde.<br />

Arbeitsgruppe<br />

ALTERAktiv<br />

Siegen<br />

Ausdruck einer Lebensweise<br />

für Menschen im dritten Lebensalter.<br />

Besuchen Sie unsere Homepage<br />

www.senioren-siegen.de,<br />

dort erfahren Sie mehr über uns<br />

und unsere Ziele.<br />

Kontaktadresse:<br />

Erich Kerkhoff, Im Wolfseifen 68<br />

57072 Siegen, Tel. <strong>02</strong> 71/3 72 08 18<br />

2/<strong>2003</strong> 9


durch<br />

blick<br />

Historisches<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

Der Krieg ist aus! Wie aus weiter Ferne klingen<br />

die Worte in meinem Ohr. O weh, mein Kopf, er<br />

schmerzt. Der Genuss des Portweins, den die jungen<br />

Soldaten aus Frankreich mitgebracht hatten, zeigte<br />

seine Nachwirkung. Wo waren die Soldaten abgeblieben?<br />

Langsam dämmerte es, als Vater ein wiederholtes<br />

Mal sagte: „Kind, nun komm, der Krieg ist<br />

aus.“ Ein paar schwache Glühbirnen und eine feuchte<br />

Betondecke nahmen Gestalt an und boten ein<br />

unfreundliches Bild. Mühselig wickelte ich mich aus<br />

einer alten Decke und bemerkte die Menschen, die<br />

auf dem Weg zum Ausgang des Bunkers waren. Als<br />

ich aus dem diffusen Licht des Bunkers kam, stand<br />

ich plötzlich in einem herrlich strahlenden Sonnentag,<br />

wie ich ihn nie mehr in meinem späteren Leben<br />

empfunden habe.<br />

Frieden, Freiheit, keine Platzangst mehr zu haben<br />

und die Sirenen nicht mehr zu hören, empfanden alle<br />

wie eine Erlösung. Andere Gedanken schlichen<br />

sich ein. Mussten wir doch noch Angst haben? Die<br />

erste Hiobsbotschaft ging wie ein Lauffeuer durch<br />

unser Dorf. Eine Vergewaltigung in einem anderen<br />

Bunker. In unserem 4 000-Einwohner-Dorf arbeiteten<br />

allein 1 500 russische Gefangene in einem kriegswichtigen<br />

Bergwerk. Aber die Amerikaner würden<br />

schon auf uns aufpassen ...<br />

Zunächst wollten wir alle erst einmal nach Hause.<br />

Erschöpft kamen wir an und froren trotz des warmen<br />

Tages. Das war klar – wir waren hungrig und<br />

übernächtigt und hatten keine warme Kleidung.<br />

Wir wohnten nah am Wald und konnten uns immer<br />

Holz holen, um zu kochen oder auch um uns zu<br />

wärmen. Schnell knisterte das Feuer im Herd und gab<br />

wohlige Wärme und auch etwas Gemütlichkeit ab. Es<br />

wurde auch gekocht: Kartoffeln, Steckrüben und<br />

etwas gepökeltes Fleisch.<br />

Wir hatten gerade diesen Luxus genossen, da klingelte<br />

es an der Tür. Ein Freund meines Vaters bat für<br />

sich und seine Familie um Obdach. Die Amerikaner<br />

hatten sich im Ort die schönsten Häuser ausgesucht,<br />

um dort die Kommandantur zu errichten. Für meine<br />

Eltern war klar, dass sie die fünfköpfige Familie<br />

freundlich aufnahmen. Ich fand das ausgesprochen<br />

prima, da ich mit zwei gleichaltrigen Mädchen alles<br />

Erlebte besprechen konnte. An sich war unser Haus<br />

schon randvoll besetzt durch eine evakuierte Familie<br />

aus dem Ruhrgebiet. Alles ging ziemlich reibungslos<br />

und dauerte auch nicht lang. Unsere Gastfamilie durfte<br />

sich in Ruhe alles aus ihrem Haus holen und die<br />

Amerikaner halfen auch freundlich dabei. Uns jungen<br />

Mädchen bot man Schokolade an, wenn wir sie<br />

besuchen würden. „I do not understand“ war immer<br />

unsere Antwort. Etwas englischen Unterricht hatten<br />

wir bei einer Ursulinenschwester genommen.<br />

Unser Leben hatte sich nun schlagartig verändert.<br />

Es gab neue Lebensmittelkarten und die Rationen<br />

waren eher kleiner als im Krieg. Die großen Vorräte<br />

waren soweit verbraucht und auch zu alt. Selbst im<br />

Zucker entdeckte ich Würmer. In langen Schlangen<br />

standen wir vor den Läden und mussten das Wasser<br />

an den ersten Tagen aus der Lenne holen. An unser<br />

Immunsystem wurden große Anforderungen gestellt<br />

und manch einer blieb dabei auf der Strecke. Ab<br />

18.00 Uhr durften wir nicht mehr aus dem Haus.<br />

Sperrstunde. Alles verlief soweit ruhig, solange wir<br />

unter der Aufsicht der Amerikaner waren. In fast allen<br />

Fällen ...<br />

Doch dann kam der Tag, den wir wohl kaum<br />

vergessen sollten. Es war der Tag, als die Engländer<br />

die Amerikaner ablösten. Wir waren einen Tag ohne<br />

Aufsicht, als es zum Eklat kam. Ohne die Ordnungsmacht<br />

nutzten die Russen die Gelegenheit,<br />

den Hass, der sich in all den Jahren durch die Grausamkeit<br />

an ihnen aufgespeichert hatte, loszuwerden.<br />

Es kam zu unkontrollierbaren Übergriffen.<br />

Einzelheiten hierzu möchte ich dem Leser und auch<br />

mir selbst ersparen. Meine Feder sträubt sich dies<br />

niederzuschreiben. Mein Schwager wurde Zeuge,<br />

als die Russen jemand überwältigten, den die<br />

Amerikaner retten konnten. Auch in den Wäldern<br />

wurden ermordete Soldaten aufgefunden. Es wurden<br />

einige ältere Männer verpflichtet, die Leichen<br />

zu begraben. Es war sehr schlimm für sie. Da wir<br />

direkt am Waldrand wohnten, ergab es sich öfter,<br />

dass mich einer der Soldaten, die auf der Flucht<br />

waren, ansprach. Ich erschreckte jedes Mal meine<br />

Eltern, wenn ich glaubte, wieder mal einen mit nach<br />

Hause nehmen zu müssen. „Kind, du bringst uns in<br />

Teufels Küche!“ Welche Strafen zu erwarten waren,<br />

das wusste auch ich. Ich erinnerte meine Mutter<br />

dann immer daran, dass es mein Bruder sein könnte,<br />

von dem wir seit langer Zeit nur einen Funkspruch<br />

aus Le Havre bekommen hatten. Die Offensive am<br />

Atlantik hatte viele Opfer gefordert. Dann wurde<br />

meine Mutter ganz still und sie hatte einen Platz,<br />

wo sich diese Menschen ausschlafen konnten und<br />

etwas Warmes zu essen bekamen.<br />

Elisabeth Hanz<br />

10 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Kolumne<br />

Richtige Hautpflege bei Diabetes<br />

Sabine Vollwerth<br />

Erhöhter<br />

Blutzuckerspiegel<br />

bei Diabetikern<br />

bringt es<br />

mit sich, dass<br />

kleine Gefäße<br />

vor allem im<br />

Bereich der Augen<br />

und der<br />

Füße Schaden<br />

nehmen. Der<br />

Zucker kristallisiert<br />

in ihnen<br />

aus, die Gefäße<br />

verengen sich<br />

und die Durchblutung<br />

wird<br />

blockiert.<br />

Im schlimmsten Fall droht das Erblinden. Im<br />

Bereich der Beine und Füße können kleine Verletzungen<br />

nur sehr schwer verheilen.<br />

Offene Stellen mit massiven Entzündungen, Eiter<br />

und Rötungen bleiben über lange Zeit ein Problem.<br />

Viele Diabetiker/innen müssen Amputationen hinnehmen,<br />

ohne dass meist die Naturheilkunde überhaupt<br />

zum Einsatz kam. Sicher ist das A und O ein<br />

gut eingestellter Blutzucker und eine Vollwertkost,<br />

die fettarm und reich an Gemüse ist.<br />

Da Diabetiker/innen eine große Menge an Zink<br />

täglich über den Urin verlieren und auch Insulin<br />

nur mit Zink zusammen wirken kann, ist die Nahrungsergänzung<br />

mit einem Zinkpräparat dringend<br />

erforderlich. Sind bereits offene Stellen an den Beinen<br />

oder Füßen vorhanden, lohnt sich die Verwendung<br />

verschiedener Pflanzen zur Wundbehandlung.<br />

Regelmäßige Bäder mit Zinnkraut (Schachtelhalm)<br />

und Brennesselkraut reinigen und entgiften. Im<br />

Anschluss an das Bad empfiehlt sich eine Wundauflage<br />

mit Spitzwegerichsalbe. Darüber kommt<br />

zur Befestigung eine Kompresse mit einer Mullbinde.<br />

Neben Spitzwegerich hat sich für das<br />

gesunde Hautgewebe und die Wundränder auch<br />

Rosmarinsalbe bewährt. Diese fördert die Durchblutung<br />

und beugt Entzündungen vor. Die tägliche<br />

Anwendung liefert auch das notwendige Fett für<br />

die oft sehr trockene Haut. Rosmarin belebt und<br />

steigert den Blutdruck, so dass Menschen mit erhöhtem<br />

Blutdruck die Salbe nicht großflächig anwenden<br />

sollten.<br />

Sehr häufig werden Verletzungen an den Füßen<br />

oder Beinen nur schwer von den Betroffenen wahrgenommen,<br />

da viele Diabetiker/innen unter einer<br />

Polyneuropathie leiden. Hierunter versteht man, dass<br />

Nerven geschädigt sind, so dass das Empfinden in<br />

den Beinen beeinträchtigt ist. Dieser Vorgang beginnt<br />

schleichend und die ersten Symptome treten erst bei<br />

fortgeschrittener Schädigung der Nerven auf.<br />

Die Betroffenen haben das Gefühl, auf Watte zu<br />

laufen.<br />

Hierdurch entsteht eine Gangunsicherheit, die<br />

leicht zu Stürzen führt.<br />

Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle an den<br />

Unterschenkeln verhindern, dass Wunden und<br />

Verletzungen frühzeitig bemerkt werden.<br />

Es sei denn, man weiß, worauf zu achten ist.<br />

Ihre<br />

Sabine Vollwerth<br />

(Apothekerin)<br />

Zink ist ein wichtiges Spurenelement, wenn es um<br />

die Wundheilung geht.<br />

2/<strong>2003</strong> 11


durch<br />

blick<br />

Historisches<br />

Gefangenengeschichten aus früheren Jahrhunderten –<br />

Vom Verbrecher zum Christuszeugen<br />

Ein überwältigend hohes Aufgebot an bewaffneter<br />

Polizei rollt seit über 16 Monaten an Verhandlungstagen<br />

mit Blaulicht zum Rotlichtprozess und garantiert<br />

beim Transport der Gefangenen zum Gericht für<br />

öffentliche Sicherheit.<br />

Ein historischer Rückblick auf die Stärke der<br />

Polizei im Siegener Kreisgebiet zu Zeiten von<br />

Preußens Gloria zeigt da beim Stöbern in Archiven<br />

im Vergleich zur Gegenwart eine bemerkenswerte<br />

Wandlung auf: Die Exekutive wurde im Kreisgebiet<br />

um 1850 von 15 Polizeidienern und sechs Gendarmen<br />

bewältigt. Für die Stadt waren drei der<br />

Im Vergleich zu früheren Rechtsverordnungen im<br />

Fürstentum Siegen waren die Regelungen allerdings<br />

noch human. In einem Erlass von 1765 hieß es noch:<br />

„Wegen Ehebruchs mit einer Ehefrau soll die Mannsperson<br />

mit dem Schwerte oder Wasser hingerichtet<br />

werden.“ (Siehe Abbildung). Frauen wurden laut<br />

Gesetz in solchen Fällen „gefänglich bestraft“.<br />

Beispiele mit Daten und Fakten sind allerdings nicht<br />

aufzuspüren.<br />

Mit der Bewachung von Gefangenen, die mit der<br />

Eisenbahn nach Hamm, Arnsberg, Herborn und<br />

Münster in Gefängnisse oder Zuchthäuser gebracht<br />

Polizeidiener zuständig, außerdem ein Gendarm zu<br />

Fuß und einer zu Ross.<br />

Dabei hätten Hundertschaften mit der Festnahme<br />

von Gesetzesbrechern alle Hände voll zu tun gehabt,<br />

wenn sie den preußischen Verordnungen gründlich<br />

gefolgt wären. Es gab da Arreststrafen für Beamtenbeleidigung,<br />

Traubendiebstahl, Möhrenausrupfen<br />

oder „Vernachlässigung der Reinigung eines öffentlichen<br />

Ofenrohrs“. Sechs Monate hinter Gitter<br />

„wegen qualifizierter Misshandlung eines Kaufmanns<br />

durch Maulschellen“ wurden 1825 einem<br />

städtischen Nachtwächter aufgebrummt.<br />

werden mussten, war der Polizeieinsatz hoffnungslos<br />

überfordert. Der Transport verschaffte den „Kriminalverbrechern“<br />

eine Fülle von Chancen zur<br />

Flucht in die Freiheit: Für einen Fall, der Gefangenengeschichte<br />

machte, sorgte 1855 der landesweit<br />

bekannt gewordene Lithograph August Michel aus<br />

Siegen, dem spätere Biographien ein Denkmal gesetzt<br />

haben; (siehe Siegerländer Persönlichkeitenund<br />

Geschlechter-Lexikon).<br />

Als dieser Michel, wegen Falschmünzerei zu 15<br />

Jahren Haft verurteilt, auf dem Siegener Bahnhof<br />

an seinen Bewacher gefesselt seinen Abtransport<br />

12 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Historisches<br />

erwarten musste, befreite er sich durch einen<br />

„eisensprengenden Griff in die Fesseln“.<br />

Überliefert wird in einem Lebensbild des Autors<br />

Adolf Kühn: „Der bärenstarke Michel packte sich<br />

nun einen neben ihm stehenden Fuhrmann, und<br />

warf ihn auf den Gendarmen.“<br />

Auf ähnliche Weise hatte er sich schon einmal<br />

vom festen Griff eines Polizisten befreit, den er mit<br />

einem Bürgermeister zusammenstoßen ließ. Seine<br />

Freiheit war – nach der Flucht aus dem Bahnhof –<br />

von kurzer Dauer. Ganz Siegen war auf den Beinen,<br />

um den wilden Michel wieder einzufangen, was<br />

schließlich auch gelang. Inhaftiert zersägte er bald<br />

danach die Gitter seines Zellenfensters mit einer im<br />

dichten Haar versteckten Feile, durchschwamm<br />

einen winterlich kalten Fluss und streifte viele<br />

Wochen durch die Wälder. Im Siegerland warnten<br />

die Mütter laut Überlieferung in den Kinderstuben:<br />

„Wenn ihr nicht brav seid, kommt der<br />

Michel.“<br />

Fern der Heimat schließlich festgenommen,<br />

konnte der prominenteste Siegener Kriminelle<br />

noch einmal entwischen. Er entsprang dem fahrenden<br />

Zug, nachdem er seinen Bewacher durch Hinweis<br />

auf ein hübsches Mädchen abgelenkt hatte,<br />

wurde aber bald endgültig gefasst.<br />

In seiner Zelle wurde der wilde Michel durch<br />

Gespräche mit einem mutigen Pfarrer und durch die<br />

Freundschaft mit dem als „kleiner Menschenfreund“<br />

bekannt gewordenen Reichsgrafen Prinz<br />

von Salm Horstmar zum gläubigen Christen gewandelt.<br />

Nach zehn Jahren Haft vom König begnadigt,<br />

lebte er noch weitere Jahrzehnte als Wiegemeister<br />

auf der Rolandhütte in Weidenau. Er wurde eine<br />

führende Persönlichkeit der Siegener Erweckungsbewegung.<br />

Alle liebten „Ohm Michel“. Eine große<br />

Schar trauriger Siegener folgte im April 1900<br />

seinem Sarg.<br />

Trotz des glücklichen Endes dieser Geschichte<br />

klingt ein Polizeibericht von 1855 nicht sehr glaubwürdig,<br />

in dem es heißt: „Die Sicherheit der Person<br />

im Kreis Siegen ist so groß, wie wohl nirgendwo im<br />

Preußenstaat.“<br />

Maria Anspach<br />

Die Geschichte Israels<br />

Von unserem Mitarbeiter Uri Shaham<br />

Die Veröffentlichung unseres Mitarbeiters Uri<br />

Shaham aus Israel liegt uns jetzt komplett vor. Sie ist<br />

so umfangreich geworden, dass wir unsere Leserinnen<br />

und Leser, bei dem jetzigen Umfang der Veröffentlichung,<br />

noch Lesestoff für einige Jahre bieten<br />

können. Wir haben uns deshalb entschlossen, allen<br />

Interessierten den gesamten Text zum Selbstkostenpreis<br />

zuzustellen. Bitte senden sie uns einen an sie<br />

adressierten, mit 1,56 Euro frankierten DIN A 5 Umschlag<br />

an folgende Adresse:<br />

Redaktion durchblick<br />

Leserservice<br />

Marienborner Straße 151<br />

57074 Siegen<br />

Agil wie keine Generation zuvor<br />

„50plus geht online“ erleichtert<br />

Senioren den Einstieg ins Netz<br />

Senioren von heute sind agil, mobil und vielseitig<br />

interessiert. Unter den Internet-Neulingen stellen sie<br />

die am stärksten wachsende Gruppe dar. Jeder sechste<br />

Nutzer ist bereits über 50 Jahre und zählt zu den so<br />

genannten „Silver Surfern“. Auch das Internetportal<br />

für die 50plus-Generation www.atlantis-city.de<br />

verzeichnet steigende Zugriffszahlen, wobei die<br />

Themen Internet und Weiterbildung besonders<br />

gefragt sind.<br />

Die gerade aktualisierte Broschüre für Internet-<br />

Neulinge mit dem Titel „Mehrwert Internet, 10<br />

Fragen – 10 Antworten“ wurde bisher über eine<br />

Million Mal abgegeben. Sie erklärt in verständlicher<br />

Sprache die Grundlagen und Begriffe des World<br />

Wide Web und zeigt dessen Nutzen und Chancen für<br />

jedermann auf. „Die 50plus-Generation ist neugierig,<br />

hat Zeit und nutzt die Vorteile der neuen Technologien.<br />

Internet macht ihr Leben bequemer und interessanter“,<br />

so Erhard Hackler, geschäftsführender<br />

Vorstand der Deutschen Seniorenliga.<br />

Die kostenlose Broschüre „Mehrwert Internet, 10<br />

Fragen – 10 Antworten“ kann bei der Deutschen<br />

Seniorenliga e.V., Gotenstraße 164, in 53175 Bonn oder<br />

unter www.Atlantis-city.de angefordert werden.<br />

2/<strong>2003</strong> 13


Das ganze Leben ist ein Theater<br />

Sagt man! Und ich kann mich dieser Feststellung<br />

nicht entziehen. Aber mir fehlt das Rüstzeug.<br />

Die große Weltenbühne – Völker und ihre Reiche<br />

tauchen auf und gehen unter – Regierungsformen<br />

überleben sich selbst – Menschen bauen auf und die<br />

Zerstörung durch Menschenhand folgt auf dem Fuße.<br />

Der Mensch korrigiert die Natur und entkorrigiert, da<br />

sich seine Utopien als totale Fehlplanung erweisen.<br />

Jeder spielt seinen Part, widmet sich einer Art Beschäftigungstherapie,<br />

ohne dass der Weltenlauf groß<br />

Notiz davon nähme.<br />

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel<br />

schreibe. Den Ausschlag gab ein Gespräch mit einer<br />

Bekannten. Wir stellten fest, dass wir uns im Älterwerden<br />

immer<br />

mehr danach sehnen,<br />

noch wahrgenommen<br />

und<br />

beachtet zu werden,<br />

noch eine<br />

Rolle zu spielen,<br />

Anerkennung und<br />

Zuwendung zu<br />

erheischen, wenn<br />

auch immer nur<br />

für kurze Zeit.<br />

Ich trat von der<br />

beruflichen Bühne<br />

ab und suchte eine<br />

neue Plattform,<br />

um mich darstellen<br />

zu können.<br />

Meine Leidenschaft galt schon immer dem Film<br />

und dem Theater. Es ging mir, natürlich, um Inhalte,<br />

aber ich habe auch die Diven beneidet und tue es noch<br />

um das Leben, welches sie führten. Die Glitzerwelt,<br />

in der die Sterne und Sternchen aufblitzen und verlöschen,<br />

hat etwas Verführerisches für mich. Diese<br />

Welt des Scheins, die uns für Stunden eine Kostprobe<br />

davon geben kann, was Kunst ist oder nicht ist. Ich<br />

wagte nicht einmal davon zu träumen, diese Bretter<br />

zu betreten.<br />

Ich wählte den Beruf der Krankenschwester.<br />

Ein größerer Kontrast zwischen zwei Welten ist<br />

kaum vorstellbar. Meine Sehnsucht nach allem<br />

Schönen wuchs ins Unermessliche. Heute erhielt<br />

durch<br />

blick<br />

Kultur<br />

ich eine Karte mit dem tröstlichen Spruch: Wenn<br />

du dir die Fähigkeit erhältst, Schönes zu erkennen,<br />

wirst du nie alt. In unserem Theaterstück „Grauburgunder“<br />

spricht unsere Sängerin den rührenden<br />

Satz: Im Alter nimmt der Wunsch nach Schönheit<br />

zu. Wohl, weil der Glanz des Äußeren so allmählich<br />

verblasst. Die Ausstrahlung muss jetzt von<br />

innen kommen.<br />

Es ergab sich, dass in Siegen die Einrichtung eines<br />

Senioren-Theaters diskutiert wurde. Regte sich<br />

da ein uraltes Verlangen in mir? War es, endlich, eine<br />

Möglichkeit, aus mir herauszutreten? Aber, wie<br />

war das doch mit dem Alter? Wollte ich mich noch in<br />

der Öffentlichkeit präsentieren? Hatte ich, in Gedanken,<br />

nicht schon oft dafür plädiert, man möge in Europa<br />

für ältere Frauen die Pflicht einführen, Schleier<br />

zu tragen? Mir kam eine zündende Idee: Es könnte<br />

Therapie für mich sein. Ich werde immer bedürftiger,<br />

und mein<br />

Selbstbewusstsein<br />

schwindet<br />

dahin. Warum<br />

mir nicht wieder<br />

ein Stück<br />

Freiheit erkämpfen?<br />

Warum<br />

nicht endlich<br />

lernen, mit<br />

dem Leben etwas<br />

spielerischer<br />

umzugehen?<br />

Ich betrat<br />

die Bühne des<br />

Senioren-Theaters<br />

in Siegen.<br />

Seniorentheater „SenTheSie“ – Aufführung während des Altstadtfestes<br />

Meine Vorstellungen<br />

waren hemmungslos. Klassische Rollen<br />

schwebten mir vor. Drama, Tragödie. Ich sah es ein,<br />

dass die Ernüchterung folgen musste.<br />

Mit mir bestiegen 17 Frauen und ein Mann den<br />

Ring. Der männliche Ritter ergriff schon recht bald<br />

die Flucht. Ihm folgte ein wahrer Held, die Säule unseres<br />

Unterfangens. Die Gruppe dünnte aus, aber der<br />

harte Kern blieb.<br />

Beziehungsgeschädigt, bin ich nie in den Hafen<br />

der Ehe eingelaufen. Es gab, also, abgesehen von der<br />

zeitweiligen Rolle einer Geliebten oder Partnerin, nie<br />

eine der unzähligen Rollen, in die andere schlüpfen.<br />

Ich spielte immer nur mich selbst. Ich muss mich je-<br />

14 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Kultur<br />

den Tag neu erfinden und bin einfach manchmal leer,<br />

wenn ich nicht immer wieder neue Anregungen bekomme.<br />

Warum kapitulieren die Männer? Ich bekomme,<br />

auf Anfrage, dürftige Ausreden: Ich möchte keine<br />

Rolle spielen oder Männer haben Angst, Gefühle zu<br />

zeigen und Panik vor dem Versagen. Sollte die Frau<br />

doch das stärkere Geschlecht sein?<br />

Die wöchentlichen Theaterproben verkamen<br />

zum besseren Debattierclub. Wir übten ein paar<br />

Sketche, die Spass machten. Dann wieder Leerlauf.<br />

Es wurde erst richtig spannend, und eine wahre Katharsis<br />

vollzog sich bei jedem Einzelnen als der Entschluss<br />

reifte, ein eigenes Stück zu erarbeiten, in<br />

dem jeder die von ihm gewünschte Rolle spielen<br />

durfte. Wir konnten schöpferisch tätig sein. Ein Leben<br />

lang bin ich Menschen hinterhergelaufen, die<br />

kreativ sind. Alle erschienen vollzählig zu den Proben,<br />

die Arbeit schweißte uns zusammen, und es<br />

entstand ein Ensemble, welches diesen Namen auch<br />

verdient. Wir wurden einander sehr wichtig. Die<br />

Vorstellung, im Lÿz aufzutreten, elektrisierte uns.<br />

Panik brach aus, da die Zeit bis zum ersten Auftritt<br />

nur so dahinschmolz. Fieberhaft wurden Kostüme<br />

zusammengestellt, z. T. auch genäht. Wir waren detailversessen,<br />

was das Bühnenbild betraf. Nur, was<br />

passierte mit dem Inhalt? Die Texte saßen nicht, immer<br />

wieder wurden Änderungen vorgenommen. Es<br />

gab Konflikte, gelöste und ungelöste. Zuerst beharrte<br />

ich auf meiner Interpretation meines Textes,<br />

öffnete mich, jedoch mit der Zeit und bekam ein Gefühl<br />

dafür, wie ich mit dem Text spielen kann, er ist<br />

nicht starr und kompromisslos. Ich kann ihn benutzen<br />

wie ein Instrument. Ich war begeistert und bin<br />

unserer Theater-Pädagogin dankbar dafür, dass sie<br />

mich dorthin geführt hat. Ich wurde mir der Sprache<br />

wieder bewusst. Es ist auch im Alltag spannend,<br />

deutlich und mit Betonung zu sprechen. Das gesprochene<br />

Wort wird dadurch viel lebendiger und<br />

auch gewichtiger, sowohl für mich selbst als auch<br />

für meinen Gesprächspartner. Es hat mich immer<br />

schon gestört, wenn Menschen die Zähne nicht voneinander<br />

bekommen.<br />

Wir waren erfolgreich mit unserem Stück und<br />

sind sehr stolz. Nachhaltig beeindruckt hat mich ein<br />

Moment, in dem mich meine Partnerin auf der Bühne<br />

entsetzt ansah, sie wusste im Text nicht weiter.<br />

Die Augen weiteten sich vor Schreck, das Gesicht<br />

war blutleer, sie fing an zu zittern. Diese Erfahrung<br />

ist sehr wichtig, damit man lernt, damit umzugehen.<br />

Im Herbst gehen wir auf Tournee, und ich wünsche<br />

mir, dass ich das freie Agieren auf der Bühne<br />

auch in den Alltag zu transponieren vermag.<br />

Liebäugeln nicht auch Sie mit einem Aufbruch ins<br />

Reich der gespielten Träume oder des geträumten<br />

Spielens?<br />

Erika Krumm<br />

Szenenbild aus „Grauburgunder“<br />

2/<strong>2003</strong> 15


durch<br />

blick<br />

Siegerland<br />

Im Perter-Paul-Rubens-Monat:<br />

Rubens im Spiegel der Presse<br />

Der Geburtstag von Peter Paul Rubens jährt sich<br />

am 28. Juni zum 426. Mal. Zum fünften Mal geht es<br />

vom 27. bis zum 29. Juni rund in Siegens Oberstadt.<br />

Über 40 Musik-, Tanz- und Theatergruppen aus der<br />

Region machen zwischen Oberem Schloss und Marktplatz<br />

mit ihrem Angebot auf sich aufmerksam. Ritter,<br />

Räuber, Gaukler, Bogenschützen und „alte Handwerksleut“<br />

holen das Mittelalter vorübergehend in<br />

die Gegenwart. Im Innenhof des Oberen Schlosses<br />

wird Shakespeares Sommernachtstraum mit eingeblendeten<br />

Siegener Highlights erneut aufgeführt.<br />

Natürlich wieder dabei ist Rubens höchstpersönlich<br />

im vollen Ornat, nicht geklont, sondern<br />

gedoubelt. Ein Pfarrer aus Siegen übernahm schon<br />

auf den vergangenen Festen die Rolle des Großen<br />

Sohns, der seiner Geburtsstadt allerdings nie einen<br />

Hauch von Interesse oder Zuneigung gezeigt hat.<br />

Das muss wohl akzeptiert werden im Hinblick auf<br />

die Umstände, die mit seiner Geburt und frühen<br />

Kindheit zusammenhängen. Nun hat die Stadt<br />

gründlich nachgeholt, was in der Historie versäumt<br />

worden war. Unsere Vorfahren haben noch bis ins<br />

19. Jahrhundert hinein schamvoll verschwiegen,<br />

dass der kleine Peter Paul in Siegen geboren wurde,<br />

weil sein Vater - wegen Ehebruchs mit Prinzessin<br />

Anna von Sachsen - mit seiner Familie in die<br />

fürstliche Residenzstadt verbannt worden war.<br />

Ein erstes großes Jubelfest liegt bereits 26 Jahre<br />

zurück. Damals, im Juni 1977, war die von Hermann<br />

Kuhmichel geschaffene Büste des Malerfürsten<br />

aus dem Rubenssaal, und auch sein dort<br />

ausgestelltes Selbstportrait, bundesweit neben Presseveröffentlichungen<br />

zu finden, Wer bis dahin noch<br />

nicht wusste, wo die Wiege von PPR gestanden hat,<br />

der wurde aufgeklärt. Dabei wurde die für Siegen<br />

folgenreiche Vorgeschichte keineswegs totgeschwiegen.<br />

So schrieben damals die Stuttgarter Nachrichten:<br />

„Vor 400 Jahren in Siegen geächtet, heute hoch<br />

geehrt.“ Das Hamburger Abendblatt titelte: „Mit<br />

einem großen Skandal fing es an. So wurde Siegen<br />

zur Rubensstadt.“ Und dann wurde im Abendblatt<br />

vom Leder gezogen: „Von dem Knaben, der vor 400<br />

Jahren am 28. Juni 1577 in Siegen geboren wurde und<br />

sie als Kleinkind verließ, wollten die Bürger nichts<br />

wissen. Peter Paul Rubens, der später weltberühmte<br />

Maler, durfte nicht einmal in der Kirche getauft werden.<br />

Sein Vater war für alle, die Bescheid wussten,<br />

ein geächteter Schwerverbrecher. Er hatte mit der<br />

Gattin Wilhelm des Schweigers Ehebruch begangen,<br />

ein mit dem Tode bedrohtes Verbrechen. Die Siegener<br />

mieden die Familie Rubens wie die Pest.“ Versöhnlicher<br />

äußerte sich die Frankfurter Abendpost:<br />

„Wenn ein Seitensprung heute noch als Verbrechen<br />

geahndet würde, die Sünder müssten in den Gefängnissen<br />

gestapelt werden. Ein Sonderfall.“ Der<br />

Rheinische Merkur vermerkte, nicht ganz korrekt informiert:<br />

„In der gleichen nassauischen Stadt Siegen,<br />

von wo Wilhelm der Schweiger zur Befreiung der<br />

Nordprovinzen der Niederlande auszog, hat auch das<br />

Barockgenie seine Bahn begonnen.“<br />

Die „Welt“ sah die Geburt von Rubens so, wie<br />

wohl heute auch die meisten Bürger unserer Stadt:<br />

„Dass der flämische Malerfürst vor 400 Jahren in<br />

Siegen geboren wurde, war vielleicht ein Zufall,<br />

bestimmt aber für die Stadt ein Glücksfall. Die<br />

Rubenssammlung im Städtischen Museum kann sich<br />

sehen lassen.“ Die „Zeit“ zitiert aus einem Brief, den<br />

Peter Paul Rubens im Jahr 1637 an einen Freund<br />

geschrieben hat: „Ich habe eine große Liebe für die<br />

Stadt Köln, wo ich bis zum zehnten Lebensjahr<br />

erzogen wurde, und seit Jahren fühle ich oft den<br />

Wunsch, sie wieder zu sehen.“ Fazit der „Zeit“: „Von<br />

Siegen ist nie die Rede. Der Maler hat die Geschichte<br />

seiner Geburt erfolgreich verdrängt, wenn er sie denn<br />

gekannt hat.“ Die „Berliner Zeitung“ stellte bedeutungsvoll<br />

fest: „das Elternhaus in Siegen/Westfalen<br />

schuf bereits die Grundlage seiner späteren enormen<br />

Bildung.“ Und Fritz Busch, einer der vier genialen<br />

Brüder, die wie Rubens in Siegen geboren wurden,<br />

hier aber auch ihre Kindheit verlebten, schrieb in<br />

seinem Buch „Erinnerungen eines Musikers“: „Wir<br />

spielten oft vor dem Rathaus, in dem Peter Paul<br />

Rubens geboren wurde.“<br />

Es ist anzunehmen, dass die publizierten kleinen<br />

Irrtümer durch die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt<br />

Siegen inzwischen aufgeklärt sind. Die deutschen<br />

und ausländischen Zeitungen, die dem Flamen zum<br />

400. Geburtstag ihre Reverenz erwiesen, kamen am<br />

Geburtsort Siegen nicht vorbei und stürzten sich auf<br />

die einst skandalumwitterte Vorgeschichte. Als Werbefaktor<br />

genutzt dürfte das Barockgenie die Stadt<br />

vermutlich bekannter gemacht haben, als alle<br />

Schmelzöfen und eisernen Relikte der Vergangenheit<br />

zuvor.<br />

Wenn Rubens heute herabsteigen könnte aus den<br />

Gefilden der Unsterblichen, dann wäre er sicherlich<br />

zufrieden mit seiner gewandelten Stadt, die so stolz<br />

auf ihn ist.<br />

Maria Anspach<br />

16 1/<strong>2003</strong>


Der Siegener Marktplatz, mit einigen Unterbrechungen<br />

immer noch um Rathaus und Krönchenkirche<br />

etabliert, ist das volkstümliche, merkantile<br />

Kommunikationszentrum der Stadt geblieben, auf<br />

dem durch 12 Jahrhunderte die Geschichte der Bürger,<br />

der Händler und Käufer „zu Markte getragen“<br />

wurde:<br />

Die Konditionen für Marktbesucher und Standinhaber<br />

haben sich durch die Jahrhunderte geändert. In<br />

der Gegenwart orientieren sich die Kaufleute an der<br />

Marktordnung, die von der Arnsberger Regierung<br />

festgelegt wurde.<br />

durch<br />

blick<br />

Siegerland<br />

Siegener Bürgergeschichte<br />

– über 12 Jahrhunderte „zu Markte getragen“<br />

In der Nassauischen Zeit war die Marktordnung<br />

der Zünfte geprägt von Gründlichkeit und unerbittlicher<br />

Strenge. Heute ist man nur noch gründlich. Hatte<br />

im 17. Jahrhundert ein Bäcker einen „Missback“<br />

gebacken, so musste er das Brot für drei Weißpfennige<br />

den Armen verkaufen. Wer außerhalb der Marktgrenzen<br />

verkaufte, den bestrafte die Polizei mit<br />

Knüppelschlägen. Furcht Erregendes steht im vergilbten<br />

„Gesetzbuch für Nassauische Lande“ von<br />

1760: „Wenn nicht wegen der Verletzung des Marktfriedens<br />

ohnehin auf die Hinrichtung oder eine andere<br />

derselben gleichkommende Strafe erkannt wird,<br />

muß der Schuldige jedenfalls mit Zuchthaus bestraft<br />

werden.“<br />

Im Mittelalter wurde die Ware der Händler vor<br />

den Fenstern ausgebreitet oder auf Karren durch die<br />

Gassen gerollt. Hausschlachtungen waren angesagt.<br />

Was heute an Fleisch, Fisch, Geflügel abgewogen in<br />

Kühlschränke und Gefriertruhen wandert, wurde oft<br />

als Lebendgewicht ins bürgerlich-bäuerliche Anwesen<br />

getrieben, bevor es in der Speisekammer oder im<br />

Rauchfang landete.<br />

Eine geschichtliche Betrachtung von Dr. Hans<br />

Kruse beschreibt den Markt in jener Zeit: „In der Krämergasse,<br />

wo die Höker und Kaufleute saßen, unter<br />

dem Rathaus, wo die Bänke der Metzger und Bäcker<br />

standen, am Kornmarkt, wo der Kornhandel vor sich<br />

ging und am Saumarkt, wo die Schweine zusammengetrieben<br />

wurden, herrschte lebhaftes Getriebe.“<br />

Die Chronik des Siegener Marktes haben Generationen<br />

von Marktmeistern und Stadtschreibern auf<br />

vergilbtem Papier niedergelegt.<br />

Moderner Marktstand heute<br />

So berichtet eine Stadtrechnung aus dem Jahr<br />

1609, wie die Hoheiten vom Schloss an der bürgerlichen<br />

Alltäglichkeit teilnahmen: „Folgender Tags auf<br />

Martini war Ihre hochfürstliche Durchlaucht, die<br />

Gemahlin des Grafen Hyazinth allhier uffm Rathaus,<br />

um das Markt zu besehen und hat Confect gekauft,<br />

pro ein Gulden, 21 Albus.“<br />

Der Markt in Siegen, fast so alt wie die Stadt<br />

selbst, hat trotz vielfältiger Wandlungen seinen Charakter<br />

als Mittelpunkt geschäftigen Gemeinwesens<br />

behalten. Der Philosoph Diogenes hat den Marktplatz<br />

von Athen mit der Laterne abgeleuchtet, um den<br />

Geist seiner Stadt aufzuspüren. Es wird behauptet,<br />

dass er ihn gefunden hat; in Siegen hätte er ihn wahrscheinlich<br />

auch aufgestöbert.<br />

Besuchen Sie das<br />

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Maria Anspach<br />

das Internetcafé für Senioren<br />

im Haus Herbstzeitlos in Siegen,<br />

Kaan-Marienborner Straße 151.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag: 14.00–18.00 Uhr<br />

Mittwoch: 9.00–12.00 Uhr<br />

sowie nach vorheriger Terminabsprache<br />

2/<strong>2003</strong> 17


durch<br />

blick<br />

Philosophisches<br />

Freundschaft verbindet<br />

· ·<br />

·<br />

Der Besuch zweier alter Freundinnen gab mir die<br />

Anregung zu einer kleinen Betrachtung. Nachdem<br />

die beiden Lieben sich verabschiedet hatten, nahm<br />

ich mir ein kürzlich geschenktes Büchlein in die<br />

Hand.<br />

Freundschaft verbindet<br />

Nachdenklich schlug ich die erste Seite von Joan<br />

Chittister mit diesem Titel auf. Man braucht viele<br />

Freunde, um ein Buch über Freundschaft zu schreiben,<br />

so las ich es auf der ersten Seite.<br />

Eine kleine persönliche Betrachtung<br />

Mit dem Wort Freund bin ich bis vor einem Jahr<br />

leichthin umgegangen. Außergewöhnliche Schicksalsschläge<br />

oder Krankheiten lehren umzudenken.<br />

In diesen Zeiten werden Freunde besonders wichtig.<br />

Wir bekommen eine bessere Antenne für die<br />

wahren oder so genannten Freundschaften. Wie<br />

singt Milva: „Du hast so viele Freunde, Menschenkenntnis<br />

hast du nicht.“ In Notzeiten stellen wir erstaunt<br />

fest, da sind Freunde, wo wir sie nicht erwartet<br />

hätten und umgekehrt, von denen wir es bis<br />

jetzt annahmen und wir enttäuscht feststellen, die<br />

sind es ja nicht. Leichthin wird der Begriff Freund<br />

angewandt in einer Vielzahl von Bedeutungen. Er<br />

steht für Bekannte, gute Kontakte, Reisebekanntschaften,<br />

Zweck- oder Interessengemeinschaften.<br />

Wenn George Eliot Recht hat, ist Freundschaft<br />

mehr als ein Element gesellschaftlichen Lebens.<br />

Dann ist sie eine spirituelle Kraft, die die Seele<br />

berührt. Dieser Ausspruch verdeutlicht, dass bei<br />

den tiefsten Freundschaften eine Seelenverwandtschaft<br />

besteht. Solche Freundschaften sind ein Geschenk<br />

des Himmels. Mögen sich Gegensätze anziehen,<br />

sie sind kein gutes Fundament für eine Verbindung.<br />

Wie lernen wir unsere wahren Freunde erkennen?<br />

Sie helfen, heilen, dienen und sorgen. Unaufgefordert<br />

sind sie da und machen unsere Probleme<br />

zu den ihrigen. Sie hören dir zu und geben dir einen<br />

Rat. Sie stellen nicht dauernd alles in Frage. Es<br />

sind die Menschen, auf deren Hilfe man zählen und<br />

sich verlassen kann. Sie sind immer zu dem richtigen<br />

Zeitpunkt da und machen uns damit oft zu einem<br />

besseren Menschen, helfen unsere Welt erträglicher<br />

zu machen.<br />

Wie finde ich so einen Freund? Den findet man<br />

nicht, dem begegnet man.<br />

„Unser Leben ist das Schicksal unserer Begegnungen“<br />

(volkstümliches Sprichwort).<br />

Die sonntägliche Veranstaltung des Seniorenbeirates<br />

„Tanztee“ findet jetzt im „Si-Haus“ in Siegen-Geisweid<br />

statt.<br />

Gehe ich 66 Jahre zurück, da sah ich meine erste<br />

Freundin. Das zweite Schuljahr begann. Etwas scheu<br />

stand inmitten unserer Klasse (72 Jungen und<br />

Mädchen) Ricarda. Sie war die Neue und schön wie<br />

aus dem Bilderbuch. Spontan dachte ich, die möchtest<br />

du zur Freundin haben. Sie ist es bis auf den heutigen<br />

Tag geblieben. Etwas später wurde Lilli die<br />

Dritte im Bunde. Wie sagt eine afrikanische Spruchweisheit:<br />

„Wir pflanzten ein kleines Bäumchen der<br />

Freundschaft, heute ist es zu einem großen Baum gewachsen.“<br />

Vertieft hat sich unsere Beziehung durch<br />

lebenslange gemeinsame Erlebnisse, Anliegen und<br />

ähnliche Aufgaben.<br />

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2/<strong>2003</strong> 19


durch<br />

blick<br />

Marias Krimi<br />

Das Eigentor<br />

„Bitte reichen Sie mir meinen Nerz!“<br />

Seit Adalbert Krückmeier eine Stelle als Aushilfskellner<br />

im Café auf der Düsseldorfer Königsallee<br />

bekommen hatte, konnte er sich auch selber wieder<br />

aushelfen, besser als je zuvor. Hier, wo die<br />

elegante Gesellschaft dicht an dicht um kleine Tische<br />

saß und die Garderobenständer überladen an den<br />

Wänden standen, hatte er für seine bemerkenswerte<br />

Fingerfertigkeit ein breites Betätigungsfeld.<br />

Mancher stattliche Schein, ein silbernes Zigarettenetui,<br />

parfümierte Seidenschals und sogar ein Ehering<br />

waren so ganz unbemerkt in seinen Besitz<br />

geraten. Aber auf die Dauer wollte der Taschendieb-<br />

Profi nicht nur mit Brosamen zufrieden sein. Es<br />

gelüstete ihn nach größeren Brocken.<br />

Ganz durch Zufall kam Adalbert auf den Trick mit<br />

der Perlenkette. Das Serviermädchen Lola trug um<br />

ihren weißen Hals eine billige Kette, die er ihr im<br />

Kaufhaus per Selbstbedienung besorgt hatte. Sie war<br />

fast gar nicht von den schimmernden Colliers zu unterscheiden,<br />

die Adalbert an seinen vornehmen weiblichen<br />

Gästen bewundern konnte. Im Warenhaus besorgte<br />

er sich auf die ihm vertraute Weise mehrere der<br />

Schmuckstücke in verschiedenen Längen. Sein Trick<br />

war ziemlich simpel: Während man einer Dame in<br />

den Mantel hilft und mit ihr plaudert, löst sich „ganz<br />

zufällig“ der Kettenverschluss. Beim Bemühen, das<br />

herabgleitende Prachtstück wieder zu befestigen,<br />

wird ein kleiner Tausch vorgenommen.<br />

Beim ersten Versuch ging alles schief. Die rundliche<br />

Dame, der Adalbert in den Ozelot half, während<br />

er mit einer Hand an dem Kettenschloss nestelte,<br />

hauchte errötend: „Nicht doch, mein Mann beobachtet<br />

uns.“ Bei einem weiteren Versuch ging der Verschluss<br />

nicht auf. Beim dritten Ansatz handelte es<br />

sich bei näherer Betrachtung um preiswerten Modeschmuck.<br />

Aber dann sah Adalbert sie: die Traumfrau,<br />

die ganz große Dame und die ganz große Chance. Ihr<br />

tizianrotes Haar fiel weich über die weißen Schultern,<br />

und ihre umwerfende Figur steckte wie in einem Futteral<br />

im schwarzen Samtgewand. Im wirkungsvollen<br />

Kontrast dazu trug sie eine Perlenkette, die sich erfreulich<br />

weit abwärts verfolgen ließ.<br />

Adalbert wunderte sich, dass ein so bezauberndes<br />

Wesen ohne Begleitung erschien. Die Schöne trank<br />

einen Tee, aß ein Erdbeertörtchen, rauchte eine<br />

Zigarette und winkte: „Bitte zahlen.“ Adalbert erhielt<br />

ein nobles Trinkgeld. Dann forderte die Lady ihn direkt<br />

zu seinem Vorhaben auf: „Bitte reichen Sie mir<br />

meinen Nerz“, sagte sie mit melodischem Timbre und<br />

zeigte auf das kostbare, silbergrau schimmernde<br />

Pelzjuwel, das unmittelbar hinter seinem Stuhl auf<br />

dem Bügel am Garderobenhaken auf sich aufmerksam<br />

machte. Jetzt war Adalbert überzeugt, nach<br />

seiner Pechserie einen Volltreffer landen zu können.<br />

Er ahnte nicht, dass er gezielt ein Eigentor schießen<br />

sollte.<br />

Der Trick gelang diesmal hervorragend. Der<br />

Tausch klappte ohne Panne. Das kostbare Stück ruhte<br />

in Adalberts Hand und rutschte in die Hosentasche.<br />

Die Traumfrau sah ihn aus meergrünen Augen an.<br />

„Bringen Sie mich jetzt bitte schnell zum Wagen“,<br />

flüsterte sie. Adalbert folgte ihr begeistert und half ihr<br />

in den schnittigen Sportwagen. Bevor sie auf den<br />

Gashebel drückte, rief sie ihm mit keineswegs mehr<br />

melodischer Stimme zu: „Du Anfänger. Die Kette ist<br />

zwar echt, aber zweite Wahl. Der Trick ist billig. Der<br />

Nerz ist allerdings teuer, sehr sehr teuer.“ Sie brauste<br />

los. Verwirrt und fassungslos blieb Adalbert zurück.<br />

Hinter ihm schrie eine überschnappende Stimme.<br />

„Diebe, mein Nerz! Der Kerl hat meinen Nerz gestohlen<br />

und im Wagen abtransportieren lassen.“ Die<br />

Polizei erkannte Adalbert als „Ganoven-Bertie“ auf<br />

Anhieb. Dass für den Nerzdiebstahl eine ihm weit<br />

überlegene Kollegin verantwortlich war, nützte ihm<br />

nichts. Ein Griff in seine Tasche förderte die Perlenketten<br />

ans Licht, die er „bei der Arbeit“ immer bei<br />

sich trug, und eine davon war echt.<br />

Maria Anspach<br />

20 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Frauen<br />

Dina Herters Vermächtnis:<br />

„Es muss<br />

mehr getan werden<br />

für ältere<br />

Menschen.“<br />

Es kommt vor,<br />

dass ein einziger<br />

guter Gedanke,<br />

eine sinnvolle<br />

Idee, über Jahrzehnte<br />

hinaus segensreiche<br />

Folgen<br />

zeigt. Vor<br />

35 Jahren erfüllte<br />

sich die Siegenerin<br />

Dina Herter<br />

den Wunsch, ihr<br />

Vermögen von<br />

220 000 Mark<br />

testamentarisch dem städtischen Siegener Altenheim<br />

Theodor-Kessler-Heim zu vermachen. „Die Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sollen ab und zu ein Viertelchen<br />

auf mein Wohl trinken“, hatte sie dem Testamentsvollstrecker<br />

1968 – ein Jahr vor ihrem Tod –<br />

gesagt und damit gleich angedeutet, welche Bedingungen<br />

mit ihrem Vermächtnis verbunden sind.<br />

Seitdem erfüllt der Vorstand der Stiftung, deren<br />

Vorsitzender der jeweilige Leiter des städtischen<br />

Sozialamtes ist, ganz im Sinn der Stifterin die Auflage,<br />

das Leben der Heimbewohner mit kleinen Freuden<br />

zu bereichern, die Abwechslung in ihren Alltag<br />

bringen. Dina Herters Devise lautete: „Es muss mehr<br />

getan werden für ältere Menschen, auch fürs Herz.“<br />

Das gilt noch immer als Herausforderung. Seit dem<br />

Umzug in das „Seniorenzentrum Kursana – Theodor-<br />

Kessler-Haus“ am Witschert hat sich daran nichts<br />

geändert.<br />

Das erste Geschenk der Dina-Herter-Stiftung<br />

nahmen die Heimbewohner Weihnachten 1971 in<br />

Empfang: eine Flasche Wein, ein Geldgeschenk und<br />

eine kleine Überraschung für jeden.<br />

Das in Wertpapieren angelegte Vermögen ermöglicht<br />

heute außer dem „Viertelchen“ und den Weihnachtsüberraschungen<br />

ein erweitertes Spektrum der<br />

Angebote. Am Nikolaustag, dem ganz persönlichen<br />

Geschenktag im Seniorenzentrum, werden jeweils<br />

besprochene Wünsche der Bewohner erfüllt. Da ist<br />

dann Vorfreude angesagt. Die „helfenden Frauen“<br />

unter Leitung von Frau Zingler betreuen die jeweiligen<br />

Unternehmungen. Es gibt kleine Feste an<br />

Geburtstagen und zu sonstigen besonderen Anlässen<br />

und ein großes Fest mit buntem Unterhaltungsprogramm<br />

am Geburtstag der Stifterin.<br />

Dina Herter, Tochter des Lokomotivführers Engelhard<br />

Maechler und seiner Frau Henriette Wurm,<br />

wurde 1883 in Siegen geboren. 1923 heiratete sie in<br />

Stuttgart den Generaloberarzt Dr. Gustav Herter, der<br />

mit der reichen New Yorker Familie Herter verwandt<br />

war. Er starb 1945. Nach seinem Tod lebte Dina Herter<br />

in Stuttgart zunächst von geringen Mieteinnahmen.<br />

Ihren Wertpapierbesitz konnte sie nach der<br />

Währungsreform erheblich vergrößern. Die Bestimmung,<br />

die Erträge testamentarisch älteren Menschen<br />

in ihrer Geburtsstadt zukommen zu lassen, entsprach<br />

ihren von Freunden geschilderten Charaktereigenschaften:<br />

Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen<br />

und Humor.<br />

Sie liebte ihren großen Garten, Spaziergänge, Geselligkeit<br />

und eben ab und zu einen guten Wein. Dina<br />

Herter starb am 15. November 1969 in Stuttgart,<br />

wo sie ihre letzte Ruhestätte fand. In Siegen bleibt ihr<br />

ein Denkmal, das in der Dankbarkeit und Freude der<br />

alten Menschen lebendig ist.<br />

Aktiv und bewegt älter<br />

werden in Siegen<br />

Eine handliche Informations-Kladde, in der –<br />

übersichtlich gegliedert – die sportlichen Möglichkeiten<br />

älterer Menschen in unserer Stadt<br />

erfasst sind. Unterteilt in sechs Stadtbezirke, und<br />

alphabetisch geordnet, finden die Interessierten<br />

einfach und schnell ihr passendes sportliches Angebot.<br />

Dazu schreibt die Seniorenbeauftragte der Stadt<br />

Siegen, Frau Astrid E. Schneider, in ihrem Vorwort:<br />

Sie können aus mehr als 120 Kursen wählen<br />

und Ihr persönliches Freizeit und Fitnessprogramm<br />

zusammenstellen. Die neue Broschüre<br />

zeigt die Fülle der sportlichen Angebote, die Seniorinnen<br />

und Senioren in dieser Stadt wahrnehmen<br />

können. Diesen wichtigen Service ermöglichen<br />

neben dem Seniorenbüro, der Sport- und Bäderabteilung<br />

und dem Seniorenbeirat der Stadt Siegen,<br />

zahlreiche Vereine sowie private und freie<br />

Träger und andere Organisationen. All dies trägt<br />

dazu bei, dass die älteren Menschen in dieser Stadt<br />

beweglich bleiben und so ein mehr an Lebensqualität<br />

genießen können.<br />

Maria Anspach<br />

2/<strong>2003</strong> 21


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

„Service Wohnen“<br />

– ein Lichtblick für Senioren<br />

Einmal im Monat arbeite ich im DRK-Altenheim<br />

in Neunkirchen in der Beschäftigungstherapie. Mit<br />

12–15 Bewohnern bereite ich ein Mittagessen. Die<br />

Senioren sind begeistert mitarbeiten zu können, weil<br />

sie an diesem Tage echte Hausmannskost bekommen.<br />

Während meiner Arbeit fiel mir eine alte Dame besonders<br />

positiv auf. Sie war geistig sehr rege, machte<br />

öfter witzige Sprüche und ging mir flink zur Hand.<br />

Eines Tages überraschte sie mich mit der Aussage<br />

„Morgen ist mein großer Tag. Ich ziehe um in mein<br />

neues Heim ins Zentrum Service Wohnen.“ Neugierig<br />

wie ich war, kündigte ich ihr meinen Besuch an.<br />

Ich wurde konfrontiert mit der Problematik ihrer Generation.<br />

81 Jahre alt, mit 20 geheiratet, ihr Mann<br />

war Berufssoldat. Während des Krieges wurde ihre<br />

Wohnung von Bomben zerstört. Sie evakuierte in den<br />

Harz und fand bei Verwandten Unterschlupf. Nach<br />

dem Krieg kehrten sie und ihr Mann nach Hannover,<br />

ihrer Geburtsstadt zurück. 1990 verstarb ihr Mann,<br />

Bis dahin lebte sie mit ihm und ihren zwei Kindern<br />

erst zur Miete, später dann in einer Eigentumswohnung<br />

zusammen. Diese Wohnung behielt sie bis zu<br />

ihrer schweren Erkrankung im Jahr 20<strong>02</strong>. Dann musste<br />

sie ins DRK-Pflegeheim nach Neunkirchen ziehen.<br />

Dort verbrachte sie ein halbes Jahr, bis eine Wohnung<br />

im „Service Wohnen“ frei wurde. Ich<br />

fragte sie, ob ihr der Wohnungswechsel nicht schwer<br />

gefallen sei, schließlich hatte sie ja ihre lieb gewonnenen<br />

Freunde und ihre gewohnte Umgebung aufgegeben,<br />

um völlig neu zu beginnen. Ihre Antwort kam<br />

sehr spontan: „Es war die beste Entscheidung meines<br />

Lebens.“ Nachdem ich ihre Wohnung von 59 qm<br />

Größe angeschaut hatte, habe ich mich mit ihr gefreut.<br />

Sie ist nie mehr allein. Im Haus ist immer ein<br />

Ansprechpartner, der auch bei Ängsten und Nöten zu<br />

helfen weiß. Mit einem Aufzug lassen sich die Etagen<br />

mühelos überwinden. In jedem Zimmer ist eine<br />

Notglocke angebracht, die mit dem Seniorenzentrum<br />

verbunden ist. In der eigenen Küche können Mahlzeiten<br />

zubereitet werden oder nach Lust und Laune<br />

im Seniorenzentrum im Speisesaal eingenommen<br />

werden. Auch sonst kann man jeglichen angebotenen<br />

Service in Anspruch nehmen. Dazu gehören: Raumund<br />

Wäschepflege, ein Fahrdienst nach Voranmeldung.<br />

Nicht zu vergessen die vielen Veranstaltungen,<br />

die man besuchen kann, wenn man gesellig beieinander<br />

sein möchte. Man hat jederzeit die Möglichkeit,<br />

sich in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen,<br />

um seinen privaten Bedürfnissen nachzugehen.<br />

Unabhängigkeit und Selbstständigkeit können so<br />

„Service Wohnen“<br />

– Die beste Entscheidung meines Lebens<br />

lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Bei<br />

kurzzeitiger Erkrankung steht der ambulante Krankendienst<br />

zur Verfügung. Das Essen kann auf<br />

Wunsch in die Wohnung gebracht werden. Es wird<br />

Hilfe geleistet bei Behördengängen wie auch beim<br />

Ausfüllen von Antragsformularen.<br />

Alle diese Leistungen sind für jeden erschwinglich.<br />

Die Höhe der Rente ist kein Hinderungsgrund.<br />

Die Grundmiete ist gestaffelt nach dem Einkommen<br />

der jeweiligen Person und liegt zwischen 4,09<br />

Euro und 8,26 Euro je qm Wohnfläche.<br />

Die Nebenkosten wie Heizung, Wasser, Müllabfuhr<br />

etc. betragen zzt. 3,00 Euro je qm.<br />

Für die Grundversorgung, dazu gehören: Hausnotruf,<br />

Allgemeine Pflege und Vermittlungsdienste,<br />

und Persönliche Hilfe wird eine Pauschale von zzt.<br />

70,00 Euro pro Person und Monat erhoben.<br />

Die Kosten für Essen betragen zzt.: Frühstück:<br />

2,25 Euro, Mittagessen: 3,70 Euro, Kuchen + Kaffee:<br />

1,45 Euro, Abendessen: 2,85 Euro.<br />

Diese Leistungen können nach Wunsch in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Ich hoffe, mit meinen Ausführungen einigen Menschen<br />

Mut gemacht zu haben, ohne Angst in die<br />

vierte Lebensphase zu gehen.<br />

Doris Meinerzhagen<br />

22 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

Wohnformen im Alter<br />

Das kennen viele ältere Bauherren: Nach erfolgter<br />

Rückzahlung der Hypothekendarlehen kommt die<br />

Bewilligung zur Löschung der Grundschuld. Die Sache<br />

wird von einem Notar schnell und reibungslos erledigt<br />

– wenn ihm der Grundschuldbrief vorgelegt<br />

wird. Erstaunlicherweise geht der aber vielen Siegerländern<br />

„angeblich verloren“ – so jedenfalls heißt<br />

es dann in der gerichtlich angeordneten (teuren) öffentlichen<br />

Suchaktion. Warum ist dieses Verfahren<br />

im hiesigen Gerichtsbezirk so überdurchschnittlich<br />

oft erforderlich? Die Beobachtung zeigt, dass fast jedes<br />

Haus im Siegerland im Laufe der Jahre mindestens<br />

einmal an-, um- oder ausgebaut wird. Gelegentlich<br />

kommen alle drei Absichten zusammen.<br />

Offenbar beabsichtigen viele Menschen, eine vorhandene<br />

Grundbucheintragung zur Absicherung weiterer<br />

Planungen bzw. künftiger Darlehen erneut in<br />

Anspruch zu nehmen. Wenn der Grundschuldbrief<br />

sich dann wieder finden lässt …<br />

Ebenso wichtig wie eine Finanzierungsgrundlage<br />

ist die Planungsabsicht, also eine realistische und<br />

dauerhaft tragfähige Vorstellung von der angestrebten<br />

Wohnform. Schließlich möchte jeder Mensch seine<br />

Wohn- und Lebensverhältnisse so gestalten, dass<br />

ein selbstbestimmtes Wohnen auch im Alter möglich<br />

ist. Viele wollen in der Familie alt werden, lebenslang<br />

bei den eigenen Kindern wohnen und sich womöglich<br />

von denen auch pflegen lassen. Aber das erweist<br />

sich zunehmend als Illusion. Dem individuellen Gesundheitszustand<br />

entsprechend gibt es dazu auch<br />

mehrere Alternativen:<br />

• das selbstständige Wohnen, eventuell im<br />

Single-Haushalt,<br />

• das „Wohndorf“ für ältere Menschen,<br />

• gemeinsames Altwerden mit einem Partner/einer<br />

Partnerin auf Mallorca, mit dem<br />

Wohnwagen etc.,<br />

• das betreute Wohnen,<br />

• die ambulante Pflege,<br />

• das Tagespflege-Altenheim,<br />

• das Altenpflegewohnheim,<br />

• selbst organisierte Wohngemeinschaften älterer<br />

Erwachsener, eventuell gemeinsam mit<br />

jüngeren Menschen.<br />

Audi Zentrum Siegen<br />

Leimbachstraße 165 · 57074 Siegen<br />

Tel. <strong>02</strong> 71/23 44 60 · Fax <strong>02</strong> 71/2 34 46-11 · www.audi-zentrum-siegen.de<br />

Hier dreht sich alles um Audi.<br />

Und um Sie.<br />

Von Audi dürfen Sie immer das Besondere erwarten:<br />

mehr Service, mehr Auswahl, mehr Kompetenz. Deshalb finden<br />

Sie bei uns nicht nur die komplette Audi-Modellpalette sowie den<br />

Audi-Shop mit Zubehör und Accessoires, sondern auch eine große<br />

Auswahl an Gebrauchtwagen, inklusive hochwertiger Geschäftsund<br />

Jahreswagen der AUDI AG. Und weil sich bei uns außer um<br />

Audi auch alles um Sie dreht, können Sie sich auf persönliche Beratung<br />

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Rat und Tat zur Seite.<br />

2/<strong>2003</strong> 23


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

Wohnformen im Alter<br />

Wie im durchblick Nr. 1/<strong>2003</strong> angekündigt, wird<br />

das Thema „Wohnen im Alter – altersgerechtes Wohnen“<br />

für die Redaktion ein zentrales Thema bleiben.<br />

Eine besondere Herausforderung sehen wir unter der<br />

Überschrift „selbst organisierte Wohngemeinschaften<br />

älterer Erwachsener“, denn das ist die offenbar<br />

anspruchsvollste Form des Wohnens im Alter. Allerdings<br />

erfordert sie eine Sensibilisierung, Ermutigung<br />

und vor allem Information der angesprochenen Menschen<br />

im Siegerland. Dafür bieten sich praktische<br />

Beispiele (Modellprojekte) ebenso an wie Unterstützungsangebote<br />

des Bundes und Programme des<br />

Landes NRW.<br />

Gemeinsam mit dem AlterAktiv Siegen e.V. bleibt<br />

die durchblick-Redaktion „am Thema“. In einem<br />

nächsten Schritt werden wir entsprechende Erfahrungen<br />

der Regionalbüros „Neue Wohnformen im<br />

Alter“ (Köln und Bochum) verfügbar machen. Dazu<br />

laden wir interessierte Personen in das „Haus Herbstzeitlos“<br />

ein. Termine: Mo. von 14 bis 18 Uhr, Mi. von<br />

9 bis 12 Uhr.<br />

Modellwohnanlage Haus Mobile, Köln<br />

Erich Kerkhoff<br />

Grundsicherung<br />

Viele Menschen scheuen in einer finanziellen<br />

Notlage den Gang zum Sozialamt. Zum einen ist es<br />

die Befürchtung, dass Angehörige wegen ihrer Unterhaltspflicht<br />

in Anspruch genommen werden könnten,<br />

zum anderen ist es die Angst davor, diese Notlage<br />

zugeben zu müssen. Hier wird die neue bedarfsorientierte<br />

Grundsicherung die Lage der Betroffenen<br />

verbessern.<br />

Anspruch auf diese Leistung haben Personen,<br />

• die ihren Wohnsitz in Deutschland haben,<br />

• die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem<br />

Einkommen und Vermögen, bzw. aus dem<br />

Einkommen und Vermögen des (nicht getrennt<br />

lebenden) Partners finanzieren können,<br />

• die das 65. Lebensjahr vollendet haben oder<br />

aus medizinischen Gründen dauerhaft voll<br />

erwerbsgemindert sind, (wobei der Bezug<br />

einer Rente wegen Alters oder voller Erwerbsminderung<br />

nicht vorausgesetzt wird),<br />

• deren Einkünfte eine bestimmte Höhe nicht<br />

überschreiten (derzeit 844 Euro).<br />

Zum Einkommen und Vermögen gerechnet werden<br />

zum Beispiel:<br />

• Renten, Pensionen, Erwerbseinkommen,<br />

Wohngeld-Einkünfte aus Vermietung und<br />

Verpachtung, Wohnrechten, Unterhalt, usw.,<br />

• Haus- und Grundvermögen, Pkws, Wertpapiere,<br />

Rückkaufwerte von Lebens- und Sterbeversicherungen,<br />

Guthaben auf Konten bei<br />

Sparkassen, Banken, Bausparkassen und<br />

dergleichen, (wobei Geldbeträge bei Alleinstehenden<br />

bis zu einem Betrag von 2301 Euro<br />

und bei Verheirateten/Lebenspartnern von<br />

2915 Euro nicht berücksichtigt werden).<br />

Keinen Leistungsanspruch haben<br />

• Personen, wenn das Einkommen der Kinder<br />

oder Eltern jährlich einen Betrag von<br />

100 000 Euro übersteigt,<br />

• Personen, die ihre Bedürftigkeit innerhalb<br />

der letzten zehn Jahre vorsätzlich oder grob<br />

fahrlässig herbeigeführt haben,<br />

• ausländische Staatsangehörige, die Leistungen<br />

nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />

erhalten.<br />

Die Leistungen der Grundsicherung beginnen mit<br />

der Antragstellung. Nachzahlungen erfolgen nicht!<br />

24 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Wohnen/Grundsicherung<br />

Grundsicherung-Berechnungsbeispiele:<br />

Eine Alleinstehende<br />

mit einer Miete in Höhe von 250 Euro, Heizkosten von 50 Euro und einer Rente von 218,58 Euro<br />

(Eigenanteil für Kranken- und Pflegeversicherung 18,58 Euro) hat einen Grundsicherungsbedarf von:<br />

Bedarf für eine Alleinstehende Hier können sie ihre<br />

Regelsatz Haushaltungsvorstand 293,00<br />

Zuschlag von 15 % 43,95<br />

Miete 250,00<br />

Heizkosten 50,00<br />

Kranken- u. Pflegeversicherungsbeitrag entfällt<br />

Mehrbedarf von 20 % wegen Merkmal G entfällt<br />

im Schwerbehindertenausweis<br />

Grundsicherungsleistung vor der 636,95<br />

Einkommensberücksichtigung<br />

Abzüglich Renteneinkommen nach Abzug des eigenen 200,00<br />

Beitragsanteils<br />

Ergibt einen Grundsicherungsanspruch von 436,95<br />

Zahlen eintragen<br />

Für nicht getrennt lebende Ehegatten oder Partner<br />

(beide sind über 65 Jahre alt) mit einer Miete von 300,00 Euro, Heizkosten von 66 Euro, Renten<br />

von 655,74 Euro und 327,87 Euro (Eigenanteil für Kranken- und Pflegeversicherund 55,74<br />

und 27,84 Euro) besteht ein Grundsicherungsbedarf von:<br />

Bedarf für Lebensgemeinschaften 1. Person 2. Person Hier können Sie Ihr<br />

Haushaltungs- Haushalts- Zahlen eintragen<br />

vorstand angehörige 1. Person 2. Person<br />

Regelsatz Haushaltungsvorstand bzw. 293,00 234,00<br />

Haushaltsangehöriger<br />

Zuschlag von 15 % des Regelsatzes 43,95 43,95<br />

Haushaltungsvorstand<br />

Unterkunftskosten (für jeden anteilig) 150,00 150,00<br />

Heizkosten (für jeden anteilig) 33,00 33,00<br />

Kranken- u. Pflegeversicherung entfällt<br />

Mehrbedarf von 20 % wegen Merkmal G entfällt<br />

im Schwerbehindertenausweis<br />

Bedarfssumme 519,95 460,95<br />

abzüglich Renteneinkommen nach 600,00 300,00<br />

Abzug des Beitragsanteils<br />

ergibt einen Überschuss von 80,05<br />

ergibt einen ungedeckten Bedarf von 160,95<br />

abzüglich Überschuss beim Partner 80,05<br />

ergibt einen Grundsicherungsanspruch von 0,00 80,90<br />

2/<strong>2003</strong> 25


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

„Gefährliches Wohnen“<br />

Tipps<br />

Zum Silvesterabend gehört für viele Menschen<br />

alljährlich die Fernsehsendung: „Diner for One“.<br />

Es sind zwei Personen, deren Verhalten bei den Zuschauern<br />

große Heiterkeit auslösen. Da ist die ältere<br />

englische Lady – sie gibt für ihre verstorbenen Freunde<br />

eine Party – und der Butler. Immer wieder umrundet<br />

er den gedeckten Tisch, schenkt alkoholische<br />

Getränke aus und prostet seiner Lady reihum mit<br />

allen Gläsern zu. Zur<br />

Raumausstattung gehört ein<br />

am Boden liegendes Tigerfell,<br />

über dessen Kopf der<br />

Butler nach jeder Runde immer<br />

wieder stolpert.<br />

Viele ältere Erwachsene<br />

haben derartige „Stolperfallen“<br />

in ihrer Wohnung – selten<br />

lösen sie die Heiterkeit<br />

aus, wie beim Diner for One.<br />

Im günstigen Fall erschweren<br />

sie den Alltag, führen<br />

aber oft auch zu Unfällen mit<br />

dauerhaften Beeinträchtigungen.<br />

Pro Jahr verletzen<br />

sich 400 000 der über 65-<br />

Jährigen bei Stürzen. Und<br />

zwar ernsthaft. Von 6 625<br />

Opfern tödlicher Unfälle in<br />

Heim und Freizeit sind 5 198<br />

älter als 65 Jahre. Das sind<br />

78 Prozent! (1)<br />

Da die meisten Menschen<br />

im Alter in der bisherigen<br />

Wohnung bleiben<br />

wollen, werden viele Stolperfallen<br />

erst dann wirksam<br />

oder besonders gefährlich.<br />

Daher sollte man mögliche<br />

Beeinträchtigungen frühzeitig<br />

wahrnehmen und entsprechende<br />

Veränderungen<br />

vornehmen. Wer Anpassungen<br />

(„Enthinderungen“)<br />

vornehmen will oder eine altengerechte<br />

Wohnung sucht,<br />

sollte daher auf viele Details<br />

achten. Für diesen Zweck<br />

hat die Firma HEWI eine<br />

Checkliste entwickelt, der<br />

die folgenden Hinweise entnommen<br />

sind:<br />

Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass Sie komfortabler<br />

und sicherer leben, wenn sich Ihre körperliche<br />

Verfassung ändert. Wohnraumanpassungen<br />

können bisweilen von der Steuer abgesetzt<br />

werden oder über die Pflegeversicherung bezuschusst<br />

werden.<br />

Das Haus<br />

mit dem großen Service!<br />

• Beratungs-Service<br />

zu Hause gratis<br />

• Nähservice<br />

• Dekorieren<br />

durch Fachkräfte<br />

• Gardinen-, Wasch-<br />

& Änderungsservice<br />

• Wir verlegen<br />

Teppichböden<br />

• Kettelservice<br />

Siegen-Geisweid • Marktstraße 29<br />

Tel. <strong>02</strong> 71/8 30 41 • www.mackenbach.de<br />

26 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

Checkliste<br />

Küche & Bad<br />

• Ist die Ausstattung Ihrer Küche bequem und<br />

sicher?<br />

• Sind alle elektronischen Anzeigen gut<br />

erkennbar?<br />

• Ist die Arbeitsfläche komfortabel für Sie oder<br />

würden Sie lieber im Sitzen in der Küche<br />

hantieren?<br />

• Sind die Türdrücker/-griffe ergonomisch und<br />

leicht zu greifen?<br />

• Sind die Türen breit genug, um im Krankheitsfall<br />

auch mit einem Rollstuhl in die Räume<br />

zu gelangen?<br />

• Können Sie die Armaturen/Wasserhähne gut<br />

bedienen?<br />

• Fällt es Ihnen leicht, in die Badewanne zu<br />

steigen?<br />

• Gibt es eine Möglichkeit, sich in der Wanne<br />

zu setzen?<br />

• Sind die Griffe/Handtuchhalter über und<br />

neben Wanne und Dusche stabil genug, um<br />

sich festzuhalten?<br />

• Hat Ihr Bad eine ebenerdige Dusche?<br />

• Haben Sie einen Duschsitz?<br />

• Lässt sich die Brause bequem in der Höhe<br />

verstellen?<br />

• Sind im Bad Stützgriffe, wo Sie welche<br />

benötigen: z. B. neben WC und Waschtisch?<br />

• Haben Sie einen ergonomischen Waschtisch,<br />

vor dem Sie bequem sitzen können?<br />

• Ist der Spiegel flexibel in der Höhe verstellbar,<br />

so dass Sie sich darin auch im Sitzen<br />

sehen können?<br />

• Gibt es ausreichend Ablageflächen für<br />

Waschutensilien?<br />

• Entsprechen die angebrachten Produkte ergonomischen<br />

Anforderungen? Haben sie<br />

keine scharfen Kanten, sondern abgerundete<br />

Formen?<br />

• Ist das WC für Sie hoch genug angebracht?<br />

• Sind die Armaturen mit einem Verbrühschutz<br />

ausgestattet?<br />

• Gibt es Stolperfallen, wie z. B. rutschige<br />

Matten in Ihrem Bad?<br />

• Schließt die Badezimmertür von außen?<br />

Schränke und Stauräume<br />

• Können Sie Schränke bequem erreichen?<br />

• Ist die Waschmaschine dort untergebracht,<br />

wo Sie gut arbeiten können?<br />

• Ist die Höhe der Tür- und Schrankgriffe für<br />

Sie optimal gewählt?<br />

• Gibt es ausreichend Bewegungsflächen?<br />

Licht und elektronische Sicherheitssysteme<br />

• Lassen sich die Lichtschalter bequem bedienen?<br />

• Sind Lichtschalter in der für Sie bequemen<br />

Höhe angebracht?<br />

• Verfügen Sie über ausreichend Lichtquellen?<br />

• Haben Sie ausreichend Nachtlicht zur<br />

Orientierung?<br />

• Benötigen Sie Verlängerungskabel? Wenn ja:<br />

• Sind sie so angebracht, dass sie nicht zur<br />

Stolperfalle werden?<br />

• Verfügen Sie über ein Alarmsystem?<br />

• Können Sie Ihr Telefon im Notfall erreichen?<br />

• Ist Ihre Haustürklingel in jedem Bereich der<br />

Wohnung/des Hauses gut hörbar?<br />

Flur und Garten<br />

• Sind im Flur Handläufe angebracht?<br />

• Gibt es farbige oder ertastbare Orientierungshilfen<br />

im Treppenhaus?<br />

• Entsprechen die Treppenstufen der Größe<br />

Ihrer Füße?<br />

• Wäre eine Rampe als Zugang zum Haus für<br />

Sie nützlich?<br />

• Ist der Eingangsbereich zum Haus ausreichend<br />

beleuchtet?<br />

• Verfügt das Gebäude über einen bequem zu<br />

erreichenden Parkplatz?<br />

• Lässt sich die Garage per Fernbedienung<br />

öffnen?<br />

Erich Kerkhoff<br />

(1) Zahlenangaben von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Wohnberatung NRW, c/o Kreuzviertel-Verein,<br />

Kreuzstraße 61, 44139 Dortmund, www.wohnberatungsstellen.de<br />

Weitere Informationen:<br />

Gesellschaft für Gerontotechnik (0 23 71) 9 5950,<br />

HEWI-Servicetelefon (01 30) 13 41 36 bzw. im<br />

Internet unter www.hewi.de<br />

Produkte, die als Hilfsmittel gelten, können bei<br />

Bedarf ärztlich verordnet werden.<br />

Pflegeversicherung für Senioren<br />

Die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisation e.V.) empfiehlt:<br />

Selekta 3-D-PflegeVorsorge der Thuringia<br />

Generali Versicherungen<br />

➤ ohne Gesundheitsprüfung<br />

➤ bis Eintrittsalter 70 möglich<br />

Informationen bei: Anja und Michael Freundt<br />

Telefon: <strong>02</strong> 71/31 70 82<br />

2/<strong>2003</strong> 27


durch<br />

blick<br />

Wohnen<br />

Dieser Beitrag von Heinz Göbel aus Ferndorf<br />

wurde uns von der „Kreuztaler Seniorenpost“<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Eine wahre Begebenheit<br />

„Er“ hatte die 65 erreicht und musste den Dienst<br />

in andere Hände gehen lassen.<br />

„Er“ zog von seinem Beschäftigungsort fort und<br />

ließ sich mit seiner Frau in deren Heimat in der Nähe<br />

von Frankfurt nieder.<br />

Dort hatte die Frau das Haus von ihrer Mutter<br />

geerbt, das aber zurzeit noch von der alten Dame<br />

alleine bewohnt wurde. Bestes Einvernehmen<br />

auch seine Frau begann die Beschwernisse des Altseins<br />

zu spüren. Der Gedanke lag nahe, dass es<br />

schwierig werden würde. Ob man da selbst noch in<br />

der Lage wäre, den dann anstehenden Anforderungen<br />

zu genügen?<br />

Mit Mutter wurde das Problem zum wievielten<br />

Male besprochen. Man war sich einig, in dem Vorhaben,<br />

zunächst einmal ein oder zwei Heime oder<br />

Pensionen aufzusuchen und sich über die Bedingungen<br />

einer Aufnahme beraten zu lassen.<br />

Ein Haus im schönen Taunus schien den Vorstellungen<br />

zu entsprechen. Freundliche Bedienung,<br />

schöne Zimmer und Aufenthaltsräume fanden<br />

Zustimmung und die Bezahlung einschließlich aller<br />

zunächst. Die Mutter dachte aber noch nicht daran,<br />

Teile ihrer Alleinherrschaft aufzugeben. Und auch<br />

die Kinder, die ihre Unabhängigkeit in häuslichen<br />

und familiären Angelegenheiten ungehindert von<br />

jeglicher Bevormundung gelebt hatten, fanden es<br />

ganz in Ordnung, dass man zwar in ein und demselben<br />

Haus mit anderen lebte, aber dennoch eine<br />

gewisse Distanz wahren konnte. Das ging viele Jahr<br />

ganz gut.<br />

Aber ein Blick in die Zukunft ließ Schwierigkeiten<br />

erkennen. „Er“ konnte nicht mehr so gut, und<br />

Nebenkosten sollte sich in zumutbaren Grenzen<br />

halten.<br />

Man fühlte sich bestens beraten und ging auf das<br />

Auto auf dem nahen Parkplatz zu. Da wurde die alte<br />

Dame plötzlich unruhig. Irgendwie fühlte sie sich<br />

doch für das Wohlergehen ihrer Tochter verantwortlich.<br />

Die Vorstellung, eines Tages wieder allein in<br />

ihrem großen Haus wohnen zu müssen, veranlasste<br />

sie sehr energisch zu sagen:<br />

„Ihr wollt doch wohl nicht in diesem Haus<br />

wohnen?“<br />

28 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Aus dem Seniorenbeirat<br />

Fehlende Hausnummern<br />

Der Seniorenbeirat weist schon seit Jahren auf den<br />

Missstand fehlender Hausnummern im Stadtgebiet<br />

hin. Er unterstützt die dringende Forderung der Rettungsdienste,<br />

der Taxi-Unternehmen und der Polizei,<br />

dass Hausbesitzer verpflichtet sind, sehr gut lesbare<br />

Hausnummern anzubringen. Das schließt auch die<br />

Bitte ein, vorhandene Hausnummern-Schilder von<br />

Pflanzenbewuchs zu befreien und wie zu beobachten,<br />

diese nicht seitlich oder sogar hinter dem Haus anzubringen.<br />

Es muss doch jedem Verantwortlichen klar sein,<br />

dass langes Suchen, besonders in der Nacht, zu<br />

unnötigen Verzögerungen führt und unter Umständen<br />

lebensrettende Maßnahmen in Frage stellt. Sanitäter<br />

und Ärzte berichten, dass zuweilen Anrufer<br />

die bestellten Rettungsdienste nicht einmal vor dem<br />

Haus erwarten und einweisen. Oftmals erschwert eine<br />

ungenügende Beleuchtung das schnelle Auffinden<br />

der Hilfsbedürftigen.<br />

Die Mitglieder des Seniorenbeirats machen dort,<br />

wo es ihnen auffällt, die Hausbesitzer auf den Mangel<br />

aufmerksam und appellieren gleichzeitig an die<br />

Mitbürger, die Arbeit der Rettungsdienste, Feuerwehr<br />

usw. nicht zu erschweren.<br />

Seniorenbeirat kommt zu Ihnen<br />

Jeweils zum Erscheinungstermin des „durchblick“<br />

gibt der Seniorenbeirat den interessierten Bürgern<br />

Rechenschaft über seine geleistete Arbeit. Auf<br />

den Wochenmärkten Siegen, Weidenau und Geisweid<br />

nehmen die Beiratsmitglieder zu ihren Fragen und<br />

ihrer Kritik Stellung, nehmen ihre Anregungen, entgegen<br />

und stehen Rede und Antwort. Sie versuchen<br />

unbürokratisch, gewissenhaft und vor allem verlässlich<br />

dort zu helfen, wo es ihnen möglich ist. Finden<br />

werden Sie den Seniorenbeirat an einem großen Informationsstand,<br />

der dann auch den neuen durchblick<br />

für Sie bereit hält. Die Termine erfahren Sie<br />

kurzfristig in Ihrer Tageszeitung.<br />

Informationsstand des Seniorenbeirates<br />

auf dem Wochenmarkt in Weidenau<br />

Peinlich – Peinlich<br />

„Kann man sich denn auf nichts und niemand<br />

mehr verlassen?“ „Alles muss man kontrollieren,<br />

nicht mal am Grab hört das auf!“<br />

Wütend schmiss der junge Mann die Rechnung<br />

des Friedhofgärtners, die gerade mit der Post<br />

gekommen war, auf den Tisch und rannte zum<br />

Telefon. Er wählte die Nummer des Friedhofgärtners.<br />

„Denen werde ich jetzt aber mal die<br />

Leviten lesen, so was darf doch einfach nicht<br />

vorkommen, es ist pietätlos, schnaufte er noch,<br />

als sich am anderen Ende der Leitung eine<br />

freundliche Frauenstimme meldete. „Kann ich<br />

etwas für Sie tun?“, fragte die Dame. „Ja“, sagte<br />

der junge Mann erregt. „Sie sollten vielleicht<br />

mal als Erstes Ihre Werbung ändern – Grabpflege<br />

ist Vertrauenssache – Ich jedenfalls kann<br />

Ihnen mein Vertrauen nicht mehr geben. Seine<br />

Stimme wurde hochtönig, so wütend war er.<br />

Nun drängte die Dame ihn, ihr doch zu sagen,<br />

was ihn so in Rage brächte. „Natürlich“, sagte<br />

der Mann und schlug mit den Fingern auf die<br />

Rechnung, die er in der Hand hielt, „ich gab<br />

Ihnen den Auftrag, das Grab meiner Mutter: –<br />

Frau Margot Schmitt – zu bepflanzen und nun<br />

habe ich hier die Rechnung über die Grabbepflanzung<br />

einer – Roswitha Caluna“. Er<br />

wollte noch weiter sprechen, aber am anderen<br />

Ende der Leitung brach lautes Gelächter aus.<br />

Der junge Mann war platt, aber sie lachte und<br />

lachte. Dann fing sie sich und sagte: „Nein,<br />

nein, Herr Schmitt, natürlich haben wir das<br />

Grab Ihrer Mutter bepflanzt. Roswitha Caluna<br />

heißt die Blume, die nun das Grab Ihrer Mutter<br />

ziert.“<br />

Oh je, war das peinlich! Gottlob konnte man<br />

das verdutzte und rot anlaufende Gesicht des jungen<br />

Mannes nicht durchs Telefon sehen. Er stotterte<br />

Worte der Entschuldigung, welche die<br />

Dame, immer noch lachend, entgegennahm.<br />

Inge Göbel<br />

2/<strong>2003</strong> 29


durch<br />

blick<br />

Historisches<br />

Der historische Dracula – Vlad Tepes,<br />

der Pfähler<br />

In Bram Stokers Dracula-Roman findet sich eine<br />

Passage, die auf das historische Vorbild des berühmten<br />

Blut saugenden Grafen verweist. Da heißt es: „Er<br />

muss tatsächlich jener Wojwode (Fürst) Dracula gewesen<br />

sein, der sich in den Türkenkriegen berühmt<br />

gemacht hat.Wenn sich das wirklich so verhält, dann<br />

war er kein gewöhnlicher Mann. Denn damals und<br />

noch Jahrhunderte später wurde er als der klügste und<br />

geschickteste, aber auch als der tapferste der Söhne<br />

des Landes jenseits der Wälder gerühmt.“Als Land<br />

jenseits der Wälder ist Transylvanien gemeint, als Ort<br />

vielfältigen Vampirglaubens und merkwürdiger<br />

Bräuche.<br />

Stoker spielt mit seiner Bemerkung an auf den<br />

Fürsten Vlad III. Draculea (1431–1477), der wegen<br />

seiner selbst für diese Zeit außergewöhnlichen Grausamkeit<br />

auch „Pfahlwojwode“ oder der „Pfähler“<br />

(Tepes) genannt wurde.<br />

Das Pfählen – die in seiner Zeit häufig angewandte<br />

Vollzugsart der Todesstrafe an Verbrechern – hat<br />

nicht Vlad der Pfähler eingeführt, sie bestand sowohl<br />

vorher als auch später. Vlad Tepes war ein Sohn des<br />

walachischen Fürsten Vlad II. Dracul (Drache, 1435<br />

–1447) und nannte sich selbst Draculea (Sohn des<br />

Drachen). Den Namen „Dracul“ verdankte sein Vater<br />

Der wallachische Dracula<br />

dem deutschen Kaiser, der ihn zum Drachenritter, das<br />

heißt zum Türkenbekämpfer geschlagen hatte.<br />

Vlad III. Draculea oder Vlad der Pfähler (Tepes)<br />

war kein Blutsauger und auch kein Bluttrinker, aber<br />

er eignete sich hervorragend, um zum Vampir gemacht<br />

zu werden. Schon sein Aussehen wirkte erschreckend<br />

und kalt. „Er war nicht sehr groß, aber untersetzt<br />

und muskulös. Er hatte eine Adlernase,<br />

geblähte Nasenflügel, ein rötlich mageres Gesicht, in<br />

dem die sehr langen Wimpern große, weit offene,<br />

grüne Augen umschatteten, schwarze, buschige Brauen<br />

gaben ihnen einen drohenden Ausdruck. Er trug<br />

einen Schnurrbart. Breit ausladende Schläfen ließen<br />

seinen Kopf noch mächtiger erscheinen. Eine rote<br />

Samtmütze von Perlensträngen umwunden und einen<br />

rubinbesetzten Goldstern, in dem der Federschmuck<br />

befestigt ist, bedeckt seinen Kopf, von dem schwarze<br />

gekräuselte Locken hingen.“ So wird Vlad Tepes von<br />

einem deutschen Maler in einem Ölgemälde dargestellt.<br />

Das Bild befindet sich auf Schloss Ambras bei<br />

Innsbruck. Dieses Porträt, das einen hohen Grad an<br />

Authentizität besitzt, fehlt in keinem rumänischen<br />

Geschichtsbuch.<br />

Vlad der Pfähler hat dreimal den Thron der<br />

Walachei innegehabt. Über seine erste, sehr kurze<br />

Herrschaft ist wenig bekannt. Von größter Bedeutung<br />

war jedoch seine zweite Regierungszeit<br />

(1456–1462). Vorher hatte Fürst Vlad sich im Exil auf<br />

Reisen quer durch Europa aufgehalten. Durch seine<br />

Reisen während des Exils hatte er sich vor allem auf<br />

den Gebieten der Kriegskunst und der Politik eine<br />

fundierte Bildung angeeignet. Seinen Ruf als erbitterter<br />

Kämpfer gegen die Türken verschaffte Draculea<br />

sich ab 1460. Schon sein Vater hatte mit den<br />

Truppen des Osmanischen Reiches, das im 15. Jahrhundert<br />

den Balkan beherrschte, heftige Kämpfe ausgefochten.<br />

Das Fürstentum Walachei wurde den Türken<br />

tributpflichtig. Weil Vlad Tepes den Tribut an<br />

den Osmanensultan verweigerte, schickte der Sultan<br />

eine Gesandschaft an den walachischen Hof. Als die<br />

türkische Gruppe mit ihren prächtigen Turbanen vor<br />

Vlad Tepes erschienen, fragte er sie, warum sie nicht<br />

die Turbane vor ihm zögen. Sie entgegneten, dass es<br />

in ihrem Land Sitte sei, den Turban sogar vor dem<br />

Sultan aufzuhalten. Darauf erwiderte der Walachenfürst,<br />

dann wolle er sie in dieser Sitte bestätigen. Er<br />

ließ die Türken von seiner Leibwache ergreifen und<br />

ihnen die Turbane mit Nägeln am Kopf festnageln.<br />

Danach schickte er die Gesandten mit der Bemerkung,<br />

er lasse sich in seinem Land keine fremden Sitten<br />

aufzwingen, zu ihrem Sultan zurück. Er wusste<br />

genau, was dieser Affront gegen die Türken für sein<br />

weiteres politisches Schicksal bedeuten konnte und<br />

30 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Historisches<br />

sah sich nach Bündnispartnern um. Leider war er Zeit<br />

seines Fürstenlebens nur auf sich gestellt. Das mag<br />

einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Vlad innen-<br />

und außenpolitisch so unbarmherzig durchgriff<br />

und vor seinen grausamen Folter- und Hinrichtungsmethoden<br />

nicht Halt machte.<br />

Mit Mut und militärischer Begabung führte er mit<br />

Erfolg zahlreiche Kriege gegen die verhassten Truppen<br />

des Osmanischen Reiches. Mit eigener Hand<br />

wütete er gegen seine türkischen Gefangenen, indem<br />

er sie grausam verstümmelte und ihre Überreste auf<br />

Pfählen aufspießen ließ.<br />

Vlad der Pfähler war mithin der erste rumänische<br />

Fürst, der die Türken in ihrem eigenen Gebiet mit<br />

Heeresmacht bekämpfte und sich nicht nur auf die<br />

Verteidigung seines Landes beschränkte.<br />

Auch im eigenen Land verübte der Fürst Grausamkeiten,<br />

wenn er es für nötig hielt, zum Erhalt der<br />

Ordnung und zum Schutz des Rechtes. Auf alten Holzschnitten<br />

ist es noch zu sehen, wie der Walachenfürst<br />

genussvoll unter den wegen Verrat gepfählten Bojaren<br />

(Großbauern) zu speisen pflegte. Als ihn sein Mundschenk<br />

einmal bei einer solchen Gelegenheit fragte, ob<br />

ihm denn der Geruch der Toten nicht beim Essen<br />

störe, ließ Vlad Tepes auch ihn pfählen.<br />

Um die Jahreswende 1476/1477 fiel ein starkes<br />

türkisches Kontingent in die Walachei ein. Das walachische<br />

Militär wurde völlig überrumpelt. Dabei fand<br />

auch der „Pfähler“ sein Ende. Sein Kopf, der einst der<br />

Schrecken der Türken gewesen war, wurde nach<br />

Konstantinopel geschickt und dort auf einen Pfahl<br />

gespießt öffentlich zur Schau gestellt. Sein Leib wurde<br />

in einer kleinen Klosterkirche in der Nähe von<br />

Bukarest bestattet.<br />

Durch seine Kämpfe gegen die Türken hat Vlad<br />

der Pfähler dazu beigetragen, dass die Walachei nicht<br />

in das gleiche Abhängigkeitsverhältnis wie die Gebiete<br />

südlich der Donau geriet und somit der rumänische<br />

Staat der Walachei weiter bestehen konnte,<br />

was letzlich wesentlich war für die eigenständige<br />

Entwicklung des rumänischen Volkes. Deshalb wird<br />

auch heute seiner anerkennend gedacht.<br />

Vlad Tepes hat durch seine Taten bei den Zeitgenossen<br />

und in der Geschichtsschreibung besonders<br />

tiefe Eindrücke hinterlassen. Noch zu seinen Lebzeiten<br />

wurde er zur Sagengestalt. In Wiegendrucken<br />

wurde die Kunde von seinen Schreckenstaten verbreitet,<br />

in Chroniken wurden Geschehnisse im<br />

Zusammenhang mit ihm verzeichnet. Auch auf das<br />

Gebiet der Horror-Literatur und des Films haben diese<br />

Eindrücke übergegriffen. Er war das historische<br />

Vorbild für Stokers Roman „Dracula“. Seine Gestalt<br />

geistert durch Filme und blutrünstige Phantastereien.<br />

Sein Schloss weiß man hinter den Karpaten in Transsylvanien.<br />

Dabei war der historische Dracula Vlad<br />

III. Tepes ja eigentlich weder transsylvanischer Graf<br />

noch finsterer Wiedergänger, sondern Fürst der<br />

Walachei, wenn auch zugegebenermaßen ein extrem<br />

grausamer Herrscher. Seine Burg war auch nicht in<br />

Transsylvanien, sondern in der Walachei.<br />

In Österreich gibt es gemalte Darstellungen des<br />

walachischen Fürsten Dracula/Vlad Tepes. Ein Ölgemälde,<br />

das dem schon erwähnten Porträt von Ambras<br />

sehr ähnlich ist, befindet sich im Münzkabinett<br />

des Kunsthistorischen Museums in Wien. Ein lebensgroßes<br />

Bildnis befindet sich auf Burg Forchtenstein<br />

im Burgenland aus der Esterhazyschen Ahnengalerie.<br />

Auch auf mittelalterlichen Altarmalereien ist der<br />

Vlad Tepes mit der typischen Perlenschnur-Mütze<br />

dargestellt. Ein entsprechendes Porträt aus der Zeit<br />

um 1462 befindet sich auf einem Altarflügel in der<br />

Kirche Maria am Gestade in Wien. Auf diesem Altarflügel<br />

ist die Kreuzigung Christi zu sehen, wo Vlad<br />

Tepes auf der rechten Seite des Kreuzes hinter der am<br />

Kreuzfuß knienden Maria Magdalena im Disput mit<br />

einem Juden dargestellt ist. Bei der Beschäftigung<br />

mit diesem Thema stellte sich heraus, dass Vlad der<br />

Pfähler überraschenderweise auch in der zeitgenössischen<br />

Altarmalerei dargestellt wurde.<br />

Es ist interessant, das Bild dieses Woiwoden auf<br />

Altarbildern zu sehen. Er verfolgte die Türken, die<br />

Feinde Christi und war durch sein Leben selbst ein<br />

Feind Christi.<br />

Quellen:<br />

Achim Kelschebach; „Thales Themenheft Nr. 92“<br />

Gernot Nussbächer: „Urkunden und Chroniken“<br />

Dorothea Istock<br />

Senioren-Hotline<br />

montags von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Wir kümmern uns<br />

Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />

2/<strong>2003</strong> 31


durch<br />

blick<br />

Unterhaltung<br />

Der Lauf der Zeit<br />

Ich stehe stolz in dem Rondell<br />

bin ja das neuste Modell<br />

beäugt von manchem Herrn<br />

wer hätte mich nicht gern<br />

Ich bin schön, ich bin jung<br />

lackiert und hoch poliert<br />

bin schnell und habe auch viel Schwung<br />

mein Preis jedoch schockiert<br />

Da kommt sie schon die junge Dame<br />

fragt nicht nach Preis noch Geld<br />

das hat sie, dafür bürgt ihr Name<br />

und schon werd ich für sie bestellt<br />

Sie denkt, wie schön, dass es dich gibt<br />

und fährt durch Wald und Flur<br />

ich merke auch, dass sie mich liebt<br />

und sucht mit mir ‘ne heiße Spur<br />

Ein netter Mann<br />

er macht mich an<br />

jedoch umsonst ist sein Bestreben<br />

leider bin ich schon vergeben<br />

Wie schnell vergehen doch die Jahre<br />

der Lack, der bröckelt ab<br />

manchmal ich nun langsam fahre<br />

und mache oft auch schlapp<br />

Jetzt werd ich häufig repariert<br />

und bin nicht mehr so schön<br />

damit sie sich auch nicht blamiert<br />

sagt sie Aufwiedersehen<br />

Nun steh ich wieder im Verkauf<br />

ob mich noch jemand will<br />

denk, das ist der Weltenlauf<br />

und werd dabei ganz still<br />

Und wieder kommt der nette Herr<br />

sagt, du bist ein tolles Ding<br />

ein Oldtimer von selt’nem Wert<br />

und schaut mich an verklärt<br />

Willst du mich haben<br />

solltest du nicht lange fragen<br />

zu schade ist es um die Zeit<br />

schon bald kommt die Vergangenheit<br />

Elisabeth Hanz<br />

durchblick-Schreibwerkstatt<br />

in Zusammenarbeit mit der VHS Siegen<br />

Einladung zum Schreiben im Haus Herbstzeitlos<br />

„Für mich erhebt sich die Frage, wann andere<br />

Menschen den Gedanken aufgeben, sie seien Dichter:<br />

Als Kinder denken wir uns doch alle Geschichten<br />

aus und schreiben sie auf. Das Rätsel besteht<br />

nicht darin, dass einige auch noch schreiben,<br />

sondern dass die anderen damit aufhören.“ (William<br />

Stafford)<br />

Den Spaß am Schreiben wiederfinden, neu entdecken<br />

oder weiterentwickeln – dafür wird in dieser<br />

Schreibwerkstatt Raum und Zeit sein. Die Teilnehmer/innen<br />

werden Anregungen bekommen,<br />

ihre Gedanken, Gefühle und Fantasien spazieren<br />

gehen zu lassen und, vielleicht überrascht, erleben,<br />

wie die unterschiedlichsten Texte dabei entstehen.<br />

Geschichten sind nämlich überall! In uns, in Kopf,<br />

Herz und Bauch! Um uns, in Haus und Garten, auf<br />

Straßen und Wegen, in Wald und Wiesen, in Wolken<br />

und Sonne…Wir müssen sie nur entdecken,<br />

aufdecken, finden. Dann können wir Freude am<br />

Schreiben haben, das Befreiende dabei erleben und<br />

vielleicht wie C. Bay Lewis feststellen: „Wir<br />

schreiben nicht, um verstanden zu werden, wir<br />

schreiben, um zu verstehen.“<br />

Die Schreibwerkstatt beginnt am 8. Oktober.<br />

Bis zum 3. Dezember <strong>2003</strong> gibt es acht Termine,<br />

immer mittwochs von 15.30 bis 17 Uhr.<br />

Anmeldungen sind möglich beim durchblick und<br />

bei der VHS Siegen.<br />

Ursula Adler<br />

32 2/<strong>2003</strong>


durch<br />

blick<br />

Kleinanzeigen<br />

Wer kennt Jan Herremans?<br />

Jan Herremans<br />

als 17-jähriger<br />

Der ehemalige belgische<br />

Soldat Jan Herremans<br />

war in den Jahren<br />

1957/58 mit dem Bataillon<br />

„Bevrijding“ in<br />

Siegen stationiert. Jetzt<br />

ist der 63-jährige beim<br />

Seniorennet in Belgien<br />

tätig und versucht – mit<br />

Hilfe des Internet – eine<br />

alte Bekanntschaft wieder aufzufrischen. Mit<br />

einer entsprechenden Anfrage wandte Herremans<br />

sich an die von der AlterAktiv Siegen e.V. gehaltene<br />

e-Mail-Adresse info@senioren-si.de. Die Jugendfreundin<br />

von Jan Herremans hieß Inge – er<br />

vermutet, dass sie jetzt verheiratet ist. Jedenfalls<br />

möchte er in allen Ehren einen Kontakt mit ihrer<br />

Familie aufnehmen, zumal er in diesem Jahr noch<br />

mit seiner Familie einen Besuch in Siegen plant.<br />

Nach der Erinnerung von Jan Herremans wohnte<br />

Inge damals in der Elisabethstraße.<br />

Der AlterAktiv Siegen e.V. bittet besagte Inge oder<br />

andere Personen um Mitteilung, wenn sie Erinnerungen<br />

mit Jan Herremans austauschen wollen.<br />

Weitere Informationen: Tel.: <strong>02</strong> 71 - 3 72 08 18,<br />

Doppelkopf-Partner gesucht<br />

Suchen nettes Paar zum Skat oder Dopppelkopf.<br />

Wir, Anfang 60, in Rente, wohnen in Trupbach. Tel.<br />

<strong>02</strong> 71-37 08 56 Wir freuen uns über jeden Anruf.<br />

Grammophone, Schellackplatten, alte<br />

Muiskgeräte usw. kauft, sammelt und tauscht: Lothar<br />

Stock, Van-Kinsbergen-Ring 17, 57290 Neunkirchen<br />

Tel. 0 27 35/52 60<br />

Wandergruppe „Die Gemächlichen“<br />

An jedem 1. und 3. Dienstag im Monat führt diese<br />

Gruppe eine Kurzwanderung von max. 2 – 3<br />

Std. und 12 km durch.<br />

Treffpunkt, Wanderbeginn und Wanderziel werden<br />

kurzfristig festgelegt und sind unter folgenden<br />

Rufnummern zu erfragen:<br />

<strong>02</strong> 71/39 08 98 Frau Stein<br />

<strong>02</strong> 71/7 38 82 Frau Tonnsen<br />

<strong>02</strong> 71/8 42 19 Frau Ullrich<br />

<strong>02</strong> 71/5 48 70 Herr Helmrath<br />

Liebe Oma gesucht, die gelegentlich auf<br />

unsere kleine Sophie (2 Jahre) aufpassen kann. Wir<br />

wohnen in Eiserfeld und können Sie holen und<br />

zurückbringen. Chiffre Sophie<br />

Prostata-Selbsthilfegruppe<br />

durch<br />

blick<br />

Redaktion: Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Tel.+ Fax <strong>02</strong> 71/6 1647 Mobil: 01 60/95 98 74 06<br />

E-Mail: durchblick-siegen@gmx.de<br />

Öffnungszeiten: dienstags von 15.00 bis 17.00<br />

Herausgeber: Stadt Siegen<br />

Der Bürgermeister – Seniorenbüro<br />

Redaktion: Maria Anspach, Friedhelm Eickhoff<br />

(verantw.), Inge Göbel, Elisabeth Hanz, Dorothea<br />

Istock, Erich Kerkhoff, Erika Krumm, Doris Meinertzhagen.<br />

Geschäftsführung: Friedhelm Eickhoff<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Elke Strunk, Uri Shaham, Israel; Sabine Vollwerth,<br />

Horst Mahle, Astrid E. Schneider, Helga Siebel-<br />

Achenbach, Sabine Rambusch, Jürgen Ritter<br />

Fotos/ Zeichnungen / Graphik: D. Meinertzhagen,<br />

F. Eickhoff, M. Anspach, I. Göbel, E. Kerkhoff,<br />

Erscheinungsweise: März, Juni, Sept., Dezember<br />

Gesamtherstellung:<br />

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Siegerland<br />

ist noch offen für Interessenten. Informationen<br />

unter Tel.-Nr. 0 27 35-52 60<br />

Private Anzeigen bis vier Zeilen veröffentlichen<br />

wir kostenlos Anzeigenschluss für die nächste<br />

Ausgabe ist der 30. Juli <strong>2003</strong>.<br />

Gestaltung: A. Münker, S. Schäfer (Vorländer)<br />

Auflage: 6000. Der durchblick wird kostenlos verteilt.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte<br />

Beiträge werden nicht zurückgeschickt.<br />

Für unsere Anzeigenkunden gilt die Preisliste<br />

5/20<strong>02</strong>.<br />

2/<strong>2003</strong> 33


durch<br />

blick<br />

Leserbriefe<br />

Tagebuchnotizen 1/03<br />

Als eifrige Leserin des durchblicks hat mich diesmal<br />

der Bericht „Aus den letzten Tagen des Krieges<br />

im Siegerland“ sehr berührt.<br />

Beim Lesen war die Erinnerung wieder da und ich<br />

spürte förmlich die feuchte Kälte, die langsam den<br />

Körper hochkroch, die undefinierbaren Gerüche der<br />

auf engstem Raum zusammengepferchten Menschen<br />

in „meinem Bunker“ in Geisweid auf dem ehemaligen<br />

Gelände der Birlenbacher Hütte.<br />

Ich gehöre sicher nicht zu den Menschen, die in<br />

der Vergangenheit leben, doch so ganz vergessen<br />

kann und sollte man die Zeit nicht, denn es war die<br />

Zeit, in der wir alle arm waren und sehr bescheiden<br />

leben mussten; sicher empfehlenswert, sich auch daran<br />

nochmals zu erinnern.<br />

Renate Titze, Siegen<br />

Darminkontinenz 1/03<br />

Als Selbsthilfegruppe für Menschen mit künstlichem<br />

Darmausgang oder Blasenausgang (Stoma) haben<br />

wir den obigen Artikel mit großem Interesse gelesen.<br />

Auch ein Stoma ist für Betroffene wie auch<br />

Nichtbetroffene ein sehr großes Tabuthema. Wir<br />

möchten darauf hinweisen, dass sich unsere Selbsthilfegruppe<br />

jeden 2. Dienstag im Monat bei der IKK<br />

in Siegen am Löhrtor 10–12 trifft. Ansprechpartner<br />

sind, für Frauen: Frau Böcking, Tel. <strong>02</strong> 71-5 74 51; für<br />

Männer: Herr Heinbach, <strong>02</strong> 71-7 6460.<br />

Hiltrud Böcking, Siegen<br />

Sehschwäche<br />

Ich möchte Sie auf das Problem der Sehschwäche<br />

aufmerksam machen, dass viele Menschen betrifft.<br />

Meine Mutter (90), geistig hellwach, aber durch<br />

ihre Sehkraft so eingeschränkt, dass sie kaum noch<br />

lesen kann. Der vom Augenarzt angeratene Gebrauch<br />

einer Lupe war nicht hilfreich. Zufällig erfuhr sie,<br />

dass es bei Optikern Lesegeräte gibt, die auch auf<br />

Antrag von den Krankenkassen bezahlt werden. Mit<br />

diesem mittlerweile von ihr erworbenen Gerät kann<br />

sie wieder lesen. Ihre Lebensqualität wurde dadurch<br />

enorm gesteigert. Für mich ist unverständlich, dass<br />

diese Möglichkeit nicht vom Augenarzt erwähnt wurde.<br />

Es würde mich freuen, wenn Sie über dieses Problem<br />

berichten würden.<br />

Helga Volz, Siegen<br />

Wir freuen uns sehr über jeden Leserbrief!<br />

Ob Samuel Hahnemann der alleinige Erfinder der<br />

Homöopathie ist, scheint in Anbetracht seines großen<br />

Vorbildes Paracelsus äußerst fragwürdig. Das großartigste<br />

Vorbild aller Ärzte war neben dieser Tätigkeit<br />

Alchemist und konnte seine Medizinen spagyrisch<br />

herstellen. Spagyrische Essenzen sind nach meinen<br />

Erfahrungen besser und nebenwirkunsfreier als<br />

homöopathische Mittel.<br />

Was aber nicht in den Apotheken zu bekommen<br />

ist, das wäre die Hatha-Yogatherapie nach Dr. med<br />

Oskar Hammer, der natürliche Weg zur Gesundheit.<br />

Yoga ist keine Sekte oder gar Sportart, sondern eine<br />

natürliche Entspannungs- und Atemtechnik, auch von<br />

alten Menschen erlernbar, so dass man ohne jede<br />

„Allheilmittel“ auskommt!<br />

Im Reich der tibetanischen Hunzas gibt es keine<br />

Apotheken, sondern viele Hundertjährige, die nie eine<br />

Medizin genommen haben! Ich hoffe, bei ihren<br />

Lesern den Glauben an die Selbsthilfe der eigenen<br />

Gesundheit angesprochen zu haben.<br />

Mit freundlichem Lesergruß<br />

Erwin Iberl, Siegen<br />

Zu guter Letzt:<br />

„durchblick“ 1/03, (Leserbrief gekürzt)<br />

Das Titelbild, gar nicht lustig, denn manche Seniorinnen<br />

brechen sich dabei den Oberschenkelhals.<br />

Seite 2: Werbung, für eine Seniorenzeitschrift keinerlei<br />

Empfehlung. Seite 3: keine Fachleute, das sagt der<br />

Schreibstil. Seite 4: Vier Seiten Frühling, für die<br />

Nachteile des Frühjahres keine Silbe! Seite 11: Apothekenwerbung,<br />

ist das astrein mit der Gesetzgebung?<br />

Seite 15: „Verlorene Eier …“, dabei sind Eier<br />

Cholesterinheber! Seite 16: Uri Shaham „Die Stämme<br />

…“ historisch deckt sich sein Geschreibe nicht<br />

ganz mit der Bibel...Seite 18: ohne Werbung wären<br />

die Senioren-Beirats-Mitteilungen glaubhafter. Seite<br />

20: Sind auch die Autorenrechte berücksichtigt? Seite<br />

25: Sollte die Redaktion nicht komplett an der<br />

Schreibwerkstatt teilnehmen? Seite 28: Na endlich;<br />

Gesundheit, aber hat die Redaktion Angst vor dem Internet?<br />

Da sind auch Hinweise zu vielen anderen Themen!<br />

Dr. Carl Radaz, Siegen (zzt. Teneriffa)<br />

(Anmerk. der Redaktion: Wir wünschen unserem<br />

Leser auf Teneriffa, dass die Sonne nicht zu warm,<br />

der Himmel nicht zu blau, das Gras nicht zu grün und<br />

der Strand nicht zu sandig ist.)<br />

34 2/<strong>2003</strong>

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