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durch<br />
blick<br />
Aus der Redaktion<br />
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,<br />
nun liegt Ihnen die Sommerausgabe des<br />
durchblick vor, bunt und abwechslungsreich<br />
soll er wie eine Sommerwiese sein, lassen Sie<br />
sich entführen in ein schwedisches Märchen<br />
und gruseln Sie sich bei der Geschichte Draculas.<br />
Beides ist niedergeschrieben von unserer<br />
Redakteurin, der „Fachfrau für Historisches“.<br />
Erst vor zehn Jahren kam Dorothea<br />
Istock als Spätaussiedlerin aus Siebenbürgen<br />
nach Deutschland. Sie ist hier schnell heimisch<br />
Dorothea Istock<br />
geworden und hat bis zu ihrer Pensionierung<br />
als Diplom-Chemikerin an der Uni-Gesamthochschule<br />
Siegen gearbeitet. Heute geht sie ihren Hobbys – Fotografieren,<br />
Volkstanz, Lesen, und Schreiben nach, engagiert sich aktiv in der Siegener<br />
evangelischen Kirche. Für den durchblick, schreibt sie die Abhandlungen über<br />
historische Vorgänge. Sei es nun in dieser Ausgabe die „blutrünstige“ Geschichte<br />
vom wallachischen Dracula oder in den vergangenen Ausgaben z. B.<br />
der Beitrag über die Universität Wittenberg-Halle oder den viel beachteten<br />
Artikel über Feste und Feiertage.<br />
Ganz nah am Datum des 59. Jahrestages der Kapitulation, hat uns Elisabeth<br />
Hanz ihr persönliches Erleben aus dieser Zeit geschildert. Erschütternd sind<br />
die Erinnerungen, vielleicht auch, weil sie so dicht an dem Geschehen unserer<br />
Zeit sind. Unvorstellbar eigentlich, dass die Menschen vermeintlich nichts aus<br />
der Geschichte, nichts aus den Grausamkeiten<br />
lernen. Der Krieg mit seiner verrohenden<br />
Wirkung, gebiert ständig Entsetzliches, immer<br />
wieder berichten die Medien über Vergewaltigungen,<br />
Folterungen und fürchterlichen Morden,<br />
wobei die Peiniger aus allen Kulturkreisen<br />
stammen.<br />
Elisabeth Hanz<br />
An diesem Beitrag wird wieder einmal<br />
deutlich, wozu sich manche Menschen in Extremsituationen<br />
verführen lassen. Leider auch<br />
heute noch, im Jahr <strong>2003</strong>.<br />
Hoffnung macht uns hingegen Elisabeth’s zweiter Beitrag „Freundschaft<br />
verbindet“, hierin schreibt sie über Freunde: „Sie helfen, heilen, dienen und<br />
sorgen, sie hören zu, geben Rat und machen uns zu einem besseren Menschen!“<br />
Die Redaktion des durchblick wünscht Ihnen sonnige Tage, gemütliche<br />
Abende und erholsame Spaziergänge in lauer Sommerluft, aber jetzt erst einmal<br />
viel Freude beim Lesen Ihres neuen durchblick.<br />
Ihr<br />
Friedhelm Eickhoff<br />
verantw. Redakteur<br />
2/<strong>2003</strong> 3
durch<br />
blick<br />
Reisen<br />
Abenteuerlicher Sprachunterricht<br />
Beim Studieren meines Reiseführers Apa Guides<br />
Ecuador fiel mir eine Anzeige einer Individual<br />
Sprachenschule auf. Eine Stunde Einzelunterricht in<br />
Spanisch kostete nur 2 US-$. Für Unterkunft und<br />
Verpflegung in einer Familie kamen 3 US-$ hinzu.<br />
Schnell nahm ich schriftlichen Kontakt mit der<br />
Schule auf. Die Antwort ließ nicht lange auf sich<br />
warten. Mein Alter, 53 Jahre, ohne Vorkenntnisse in<br />
Spanisch, sei kein Hinderungsgrund aufgenommen<br />
zu werden. Die Fluggesellschaft KLM in Amsterdam<br />
war der günstigste Anbieter für den Flug nach Quito.<br />
An einem schwülen Augusttag trat ich meine elfstündige<br />
Flugreise nach Quito, das am Fuße des<br />
2 794 m hohen Pinchincha Berges liegt, an.<br />
Auf dem langen Trip hatte ich genug Zeit, mir<br />
alles in rosaroten Farben auszumalen.<br />
Pünktlich um 5.30 Uhr beim Landeanflug auf<br />
Quito grüßten mich die hohen, schneebedeckten Berge,<br />
die Vulkane Chimborazo 6 310 m und Cotopasci<br />
5 897 m in der erwachenden Morgensonne.<br />
Alle Formalitäten waren rasch erledigt. Ich nahm<br />
mir viel Zeit, um mein erstes Foto zu machen.<br />
Einheimische Schule<br />
Nun hielt ich Ausschau nach einem Mitarbeiter<br />
der Sprachenschule, der mich vom Flughafen abholen<br />
sollte. Nachdem ich 1 Std. frierend gewartet hatte,<br />
entschloss ich mich ein Taxi zu nehmen. Ich zeigte<br />
dem Fahrer die Adresse und los ging die Fahrt. Als<br />
wir an der Schule angekommen waren, traf mich der<br />
Schock. Ich wollte nicht glauben, was ich da sah.<br />
Eine verbarrikadierte Wellblechgarage und keine<br />
Menschenseele weit und breit. Der Taxifahrer fuhr<br />
weiter und mit ihm meine Kamera.<br />
Mein Koffer diente mir als Sitzplatz. Den Rucksack<br />
hielt ich fest im Arm. An mir gingen ärmlich gekleidete<br />
Menschen vorüber und starrten mich an. Ein<br />
flaues Gefühl in der Magengegend befiel mich. Um<br />
9.00 Uhr kam endlich ein Auto vorgefahren. Es war<br />
der Direktor persönlich. Durch seine Gestik glaubte<br />
ich, eine Entschuldigung erkannt zu haben. Verständigen<br />
konnten wir uns nicht. Die englische<br />
Sprache half auch nicht weiter.<br />
Statt Worten folgten Taten. Mein Gepäck wurde<br />
ins Auto geladen, dann fuhren wir zu der Familie, bei<br />
der ich 5 Wochen verbringen sollte.<br />
Meine Gastgeberin hieß Linda und ihre beiden<br />
erwachsenen Kinder Maria und Juan. Die Begrüßung<br />
war sehr distanziert. Lag es vielleicht an der<br />
Verständigungsschwierigkeit? Die Freude, die ich<br />
erwartet hatte, blieb aus. Auch meine Gastgeschenke<br />
wurden nicht sonderlich beachtet. Nachdem ich mein<br />
Zimmer bezogen hatte, zeigte mir Linda die übrige<br />
Wohnung. Es war alles sehr einfach ausgestattet. Ich<br />
freute mich sehr, eine warme Dusche nehmen zu<br />
können, denn nach der langen Reise tat diese Erfrischung<br />
sehr gut. Um 17.00 Uhr wurde ich zum<br />
Abendessen gebeten. Außer mir saß keiner am Tisch.<br />
Mir wurde eine Bohnensuppe mit wenigen Kartoffelstücken,<br />
ohne Fleisch, aber mit viel Brühe<br />
serviert. Ach, hätte ich doch nur ein Stück Brot<br />
gehabt. Mein Magen war noch so leer.<br />
Wie heißt es doch: „Der Mensch lebt nicht vom<br />
Brot allein“, also zeigte ich Linda die Adresse der<br />
Schule und mimte mit viel Gestik den Autobus. Sie<br />
lachte und holte den Kalender herbei. Der nächste<br />
Tag war ein Feiertag, kein Unterricht. Müde begab<br />
ich mich auf mein Zimmer und schlief mit den ersten<br />
Eindrücken ein. Am anderen Morgen erwachte ich so<br />
gegen 8.30 Uhr. Kein Kaffeeduft durchströmte die<br />
Wohnung. Als ich in die Küche kam, war Linda<br />
gerade damit beschäftigt, einen Muckefuck zu<br />
kochen. Eine Blechtasse, gefüllt mit heißem,<br />
schwarzem Kaffee stand auf dem Tisch, ohne Bei-<br />
4 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Reisen<br />
Schüler der Sprachenschule<br />
lage. Vorsichtig deutete ich Linda an, dass ich etwas<br />
zu essen wünschte. Ein paar alte Kekse waren schnell<br />
zur Hand. Ich nahm mir vor, bei der nächsten, sich<br />
bietenden Gelegenheit etwas Essbares für mich<br />
einzukaufen. Ich musste ja schließlich bei Kräften<br />
bleiben, um zu lernen. So gegen 11 Uhr kam mit<br />
Handzeichen die Frage, ob ich für eine Autotour<br />
bereit sei. Nichts lieber als das. Außer der Sprache<br />
wollte ich doch auch das Land und die Leute kennen<br />
lernen. Nachdem das Auto aufgetankt war, natürlich<br />
auf meine Kosten, fuhren wir los. Außerhalb Quitos<br />
wurden die Straßen immer schlechter. Nach 1 Std.<br />
Fahrt wollte unser alter Renault einfach nicht weiter.<br />
Es wurde lautstark palavert, was zu tun sei. Bald<br />
nahte Hilfe aus dem Dorf. Eine alte Zinkwanne<br />
wurde herbeigeschleppt. Das gesamte Benzin wurde<br />
abgelassen. Die brennende Zigarette im Mundwinkel<br />
eines Helfers brachte mir das Fürchten bei.<br />
Schnell entfernte ich mich von dem Ort, weil ich<br />
jeden Moment eine Explosion befürchtete. In der<br />
Nähe spielten Kinder. Ich gesellte mich dazu und<br />
spielte Hüpfekästchen und Abheben mit ihnen.<br />
Inzwischen war es Nachmittag geworden. Wir kamen<br />
in einem mittelalterlichen Dorf an. Es gab keine<br />
befestigten Straßen. Ein Graben vor den Häusern<br />
nahm die Abwässer auf. Menschen und Tiere waren<br />
verwahrlost und verschmutzt. Ein Bild des Elends.<br />
Vor einem größeren Haus hielten wir an. Man deutete<br />
mir an, dass wir hier essen wollten. Ich dachte<br />
gleich, hier wirst du dir sicher einen Magen- und<br />
Darm-Infekt einfangen. Zu meiner großen Überraschung<br />
war die Gaststube relativ sauber. Ich trank einen<br />
Schnaps vor dem Essen, um einem Infekt vorzubeugen.<br />
Das Gericht schmeckte köstlich. Das gebratene<br />
Hähnchen mit Reis, Bohnen und Gemüse war<br />
sehr scharf gewürzt. Danach war wieder ein Schnaps<br />
(Tequilla) fällig. Die Rechnung wurde mir ebenfalls<br />
serviert.<br />
Erst einige Zeit später habe ich erfahren, dass Linda<br />
nach dem Essen ihre Verwandten besucht hat. Sie<br />
ging dorthin allein. Sie wollte mir sicher nicht zeigen,<br />
in welch ärmlichen Verhältnissen sie leben müssen.<br />
Spät, in der Dunkelheit, erreichten wir Quito.<br />
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2/<strong>2003</strong> 5
durch<br />
blick<br />
Reisen<br />
Organisierte Seniorenreisen<br />
Anlässlich des Deutschen Seniorentags (6. bis 8.<br />
Okt. 03) plant das Seniorenbüro der Stadt Siegen<br />
gemeinsam mit ALTERAktiv Siegen e.V. und dem<br />
durchblick eine eintägige Fahrt nach Hannover. Gemeinsam<br />
laden sie zu einer Busfahrt am 7. Oktober ein.<br />
Angesprochen sind interessierte Einzelpersonen sowie<br />
Gruppen und Verbände im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />
• Das Verantwortungsbewusstsein von Senioren für<br />
Missstände zu schärfen und zu deren Abhilfe zu<br />
motivieren.<br />
Die weite Palette der Möglichkeiten in Europa –<br />
insbesondere auf dem Hintergrund der Erweiterung<br />
– aufzuzeigen, die eine aktive Lebensgestaltung und<br />
freiwilliges Engagement bis ins hohe Alter eröffnen.<br />
Veranstalter des Seniorentags ist die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
(BAGSO), unter deren Dach gegenwärtig 79 bundesweit<br />
tätige Seniorenorganisationen zusammengeschlossen<br />
sind. Alle drei Jahre richtet die BAGSO<br />
mit den angeschlossenen Verbänden den Deutschen<br />
Seniorentag jeweils in einem anderen Bundesland<br />
aus. Mit Blick auf andere europäische Länder und die<br />
Erweiterung der Union setzt der 7. Deutsche Seniorentag<br />
in diesem Jahr in Hannover folgende Ziele:<br />
• Die Leistungen zu verdeutlichen, die ältere<br />
Menschen für das Allgemeinwohl erbringen.<br />
• Ein neues Verständnis des Alterns zu fördern, das<br />
die sozialen und wirtschaftlichen Potenziale<br />
älterer Menschen intensiver nutzt.<br />
• Die Voraussetzungen für eine stärkere Beteiligung<br />
Älterer am gesellschaftlichen Leben sowie den<br />
Erhalt ihrer Selbstständigkeit in den Ländern der<br />
Europäischen Union zu verbessern.<br />
• Die Solidarität zwischen Alten und Jungen durch<br />
beispielhafte Modelle im In- und Ausland zu festigen.<br />
Eine weitere organisierte durchblick-Leserreise<br />
ist für den 3. und 4. November <strong>2003</strong> geplant. An<br />
diesen Tagen findet die Senioren-Messe NRW<br />
(„vitactiv“) in Essen statt. Vom Siegener Seniorenbüro<br />
wurde ein gemeinsamer Stand angemeldet für<br />
den durchblick, das Internetcafé (Senecafé), den<br />
Seniorenbeirat und die Seniorenhilfe.<br />
Das Programm der vitactiv <strong>2003</strong> steht unter dem<br />
Motto „Alter hat viele Gesichter“. Geplant sind Präsentationen<br />
zu thematischen Schwerpunkten wie<br />
Bürgerengagement, Neue Medien, Leben aktiv u. a.<br />
(Bitte hier abtrennen und an den durchblick · Leserreisen · Marienborner Str. 151 · 57072 Siegen senden)<br />
Ich melde mich und<br />
Tagesreisen an:<br />
Personen für folgende<br />
• Busfahrt für 40 Euro zum „Deutschen<br />
Seniorentag“ nach Hannover, am Dienstag, dem<br />
7. Oktober <strong>2003</strong><br />
• Busfahrt für 20 Euro zur Seniorenmesse vitactiv<br />
nach Essen, am Montag dem 3. November <strong>2003</strong>,<br />
• oder am Dienstag, dem 4. November<br />
Über Abfahrtszeiten und Abfahrtsorte in Ihrer<br />
Nähe werden Sie rechtzeitig informiert.<br />
Meine Anschrift:<br />
Name/Vorname<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Unterschrift:<br />
Anmelden können Sie sich auch unter den Telefonnummern Seniorenbüro <strong>02</strong> 71/4 04-13 34 sowie dienstags<br />
ab 15 Uhr beim durchblick unter <strong>02</strong> 71-6 16 47 oder per E-Mail: info@senioren.de<br />
6 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Reisen<br />
Stadterlebnis in<br />
der klingenden Ferienregion Vogtland<br />
Höhepunkte <strong>2003</strong><br />
Plauener Spitzenfest – 11. bis 13. 7. <strong>2003</strong>:<br />
Stadtfest rund um die berühmte Plauener Spitze<br />
Nabucco – 29. 6./1. 7./3. 7.:<br />
spektakuläres Opernspektakel auf der amphietheaterähnlichen<br />
Freilichtbühne im landschaftlich reizvollen<br />
Stadtparkgelände (Gruppenpreise möglich)<br />
Seit 1990 sind Siegen und das vogtländische Plauen<br />
Partnerstädte. Kennen Sie die Spitzen-Stadt im<br />
Südwesten Sachsens? Drei Gründe gibt es, die in die<br />
bezaubernde Mittelgebirgslandschaft des Vogtlandes<br />
eingebettete Stadt zu besuchen:<br />
1. Plauener Spitze, die weltbekannte kostbare filigrane<br />
Textilkunst mit jahrzehntelanger Tradition und<br />
zeitloser Schönheit, vom Grand Prix zur Weltausstellung<br />
in Paris im Jahre 1900 bis hin zu modernen Kollektionen.<br />
Plauen besitzt das einzige Spitzenmuseum<br />
Deutschlands...<br />
2. Die einzigartigen Brückenbauten in Plauen<br />
und im Vogtland sind steinerne Zeitzeugen der Kunst<br />
einstiger Baumeister. Die Friedensbrücke in Plauen ist<br />
mit 90 m Spannweite die am weitesten gespannte Steinbogenbrücke<br />
Europas; weitere Anziehungspunkte in<br />
der Region sind die beiden „Schwestern“ Göltzschtalund<br />
Elstertalbrücke.<br />
3. Die Lage Plauens in der klingenden Ferienregion<br />
Vogtland, zu der auch die Region des Musikinstrumentenbaus<br />
rund um Markneukirchen und Klingenthal<br />
gehört, und im Vierländereck – Euroregion Sachsen,<br />
Tschechien, Thüringen und Bayern.<br />
Plauen ist eine Stadt voller Originalität und einnehmender<br />
Herzlichkeit mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten<br />
wie z. B. das Alte Rathaus mit seinem Renaissancegiebel<br />
und das im neoklassizistischen Stil erbaute<br />
Vogtland Theater.<br />
Festival Mitte Europa – 20. 7. bis 7. 9. <strong>2003</strong>:<br />
(genaue Termine auf Anfrage): „Kultur verbindet<br />
Deutschland und die Tschechische Republik, das<br />
deutsche Volk untereinander und das Ausland mit<br />
einem anspruchsvollen und gleichzeitig farbigen wie<br />
attraktiven Programm in einer der schönsten Regionen<br />
Europas“<br />
Weihnachtsmarkt – 28. 11. bis 21. 12. <strong>2003</strong><br />
Zu diesen und natürlich auch vielen weiteren<br />
Veranstaltungen freuen sich die Plauener Hotels,<br />
Sie als Gast begrüßen zu dürfen.<br />
Übernachtung/Frühstück im ***- oder<br />
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Natürlich bieten unsere Hotels auch spezielle<br />
Pauschalangebote z. B. in Verbindung mit einem<br />
Theaterbesuch, einer geführten Vogtlandfahrt oder<br />
einer Wanderung in die wunderschöne Umgebung<br />
von Plauen. Bitte wenden Sie sich an die Tourist-Information<br />
Plauen, um nähere Auskünfte zu erhalten.<br />
Tel.: 0 37 41/1 94 33; Fax: 0 37 41/2 91-10 59,<br />
E-Mail: touristinfo@plauen.de, http://www.plauen.de<br />
<br />
(Bitte hier abtrennen und an die Tourist-Information Plauen · Unterer Graben 1 · 08523 Plauen senden)<br />
Ich bitte um Zusendung von:<br />
Meine Anschrift:<br />
❑<br />
allgemeinen Informationen zur Stadt Plauen<br />
Name/Vorname<br />
❑ Veranstaltungshinweisen<br />
für die Zeit vom<br />
bis<br />
❑ konkretes Übernachtungsangebot für<br />
Personen, in der Zeit vom bis<br />
Anmerkungen:<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
2/<strong>2003</strong> 7
durch<br />
blick<br />
Poesie<br />
Gespräch auf der Wiese<br />
An einem schönen Sommertag um die Mittagszeit<br />
war große Stille am Waldrand. Die Vögel hatten ihre<br />
Köpfe unter die Flügel gesteckt und alles ruhte. Da<br />
streckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und<br />
fragte: „Was ist eigentlich das Leben?“ Alle waren<br />
betroffen über diese schwierige Frage. Im großen<br />
Bogen flog der Buchfink über die weite Wiese und<br />
kehrte zu seinem Ast im Schatten des Baumes zurück.<br />
Die Heckenrose entfaltete gerade ihre Knospe und<br />
schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie<br />
sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung.“<br />
Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Er<br />
flog von einer Blume zur anderen, naschte da und<br />
dort und sagte: „Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.“<br />
Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit einem<br />
Strohhalm, zehnmal größer als sie selbst, und<br />
sagte: „Das Leben ist nichts anderes als Mühsal und<br />
Arbeit.“<br />
Geschäftig kam eine Biene von der honighaltigen<br />
Blume auf der Wiese zurück und meinte dazu: „Nein,<br />
das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.“<br />
Wo so weise Reden geführt wurden, steckte auch<br />
der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und brummte:<br />
„Das Leben? Es ist ein Kampf im Dunkeln.“<br />
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Nun hätte es fast einen Streit gegeben, wenn nicht<br />
ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: „Das Leben<br />
besteht aus Tränen, nichts als Tränen.“ Dann zog<br />
er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen und<br />
warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und<br />
stöhnten: „Das Leben ist ein stets vergebliches<br />
Ringen nach Freiheit.“<br />
Hoch über ihnen zog majestätisch der Adler seine<br />
Kreise. Er frohlockte: „Das Leben ist ein Streben<br />
nach oben.“<br />
Nicht weit vom Ufer entfernt stand eine Weide.<br />
Sie hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie sagte:<br />
„Das Leben ist ein Sichneigen unter eine höhere<br />
Macht.“ Dann kam die Nacht.<br />
Mit lautlosen Flügeln glitt der Uhu über die Wiese<br />
dem Wald zu und krächzte: „Das Leben heißt: die<br />
Gelegenheit nutzen, wenn andere schlafen.“ Und<br />
schließlich wurde es still in Wald und Wiese.<br />
Nach einer Weile kam ein junger Mann des Wegs.<br />
Er setzte sich müde ins Gras, streckte dann alle viere<br />
von sich und meinte erschöpft vom vielen Tanzen<br />
und Trinken: „Das Leben ist das ständige Suchen<br />
nach Glück und eine lange Kette von Enttäuschungen.“<br />
Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen<br />
Pracht auf und sprach: „Wie ich, die Morgenröte, der<br />
Beginn des neuen Tages bin, so ist das Leben der<br />
Anbruch der Ewigkeit!“<br />
Ein schwedisches Märchen<br />
8 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Tierisches<br />
Unser Dackel<br />
Von Inge Göbel<br />
Wir haben einen großen Freund,<br />
das ist ein kleiner Hund,<br />
der ist in Treue uns vereint<br />
und das zehn Jahre rund.<br />
Als liebliches Geschenk, so saß<br />
er plötzlich auf der Matte<br />
und machte manches Eckchen nass,<br />
bis man ihn sauber hatte.<br />
Sein kleines Köpfchen lernte schnell,<br />
was er so machen sollte,<br />
und mürrisch heiseres Gebell<br />
sagte uns, wenn er’s nicht wollte.<br />
Er fraß und schlief und spielte viel,<br />
man sah ihn hier und da,<br />
jedoch am besten ihm gefiel...<br />
der Hausschuh von Papa.<br />
Gar lustig war es anzusehn,<br />
wie er die Pfötchen schmiss,<br />
und wie er beim Spazierengehn<br />
an seinem Leinchen riss.<br />
Das Halsband, das war ihm ein Graus,<br />
und wenn er’s gar nicht mochte,<br />
dann zog er einfach’s Köpfchen raus<br />
und sah uns an... und lachte!<br />
Er war so putzig anzusehn,<br />
so reizend und so zierlich.<br />
Als er ein halbes Jahr alt war,<br />
war er – beinah – manierlich.<br />
Er wusste jetzt, was sich geziemt,<br />
und wo er hingehörte,<br />
so wurd er langsam – nach und nach –<br />
zu der Familienzierde.<br />
Papa erkor er sich zum Herrn,<br />
den er von Herzen liebte,<br />
mit dem er beim Spaziergang gern<br />
auf Schäferhund trainierte.<br />
Geschäft und Auto und das Haus<br />
behütete er richtig.<br />
Er meldete, wenn Kundschaft kam,<br />
er wurde wirklich tüchtig.<br />
Er konnte alles voll verstehn,<br />
wenn wir uns unterhielten,<br />
an seinem Köpfchen konnt man’s sehn,<br />
und wie die Öhrchen spielten.<br />
Als dann ein Enkelkindchen kam,<br />
wurd er nicht eifersüchtig,<br />
er nahm sich richtig seiner an<br />
und wurd als Wächter wichtig.<br />
Und als das Baby von Mama<br />
wurd auf den Arm genommen,<br />
ist unser Dackel ungesehn<br />
mal rasch ins Bett gesprungen.<br />
Das Bett, das war und ist ein Ort,<br />
in dem er wohl sich fühlt,<br />
doch nur wenn’s richtig mollig warm<br />
und nicht wenn’s unterkühlt.<br />
Sonst ist er brav, hat nie gemopst,<br />
nie was vom Tisch geklaut,<br />
und auf die Couch wird nur gehopst,<br />
wenn Papa es erlaubt.<br />
Dort liegt sein Deckchen schon bereit,<br />
Herrchen und sein Wauwau,<br />
da sitzen sie und schaun zu zweit<br />
des Abends „Tagesschau“.<br />
Doch gibt es dort nichts mehr zu sehn,<br />
sind Hund und Herrchen müde,<br />
sieht man die zwei ins „Kistchen“ gehn,<br />
das Herrchen und sein Rüde.<br />
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2/<strong>2003</strong> 9
durch<br />
blick<br />
Historisches<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
Der Krieg ist aus! Wie aus weiter Ferne klingen<br />
die Worte in meinem Ohr. O weh, mein Kopf, er<br />
schmerzt. Der Genuss des Portweins, den die jungen<br />
Soldaten aus Frankreich mitgebracht hatten, zeigte<br />
seine Nachwirkung. Wo waren die Soldaten abgeblieben?<br />
Langsam dämmerte es, als Vater ein wiederholtes<br />
Mal sagte: „Kind, nun komm, der Krieg ist<br />
aus.“ Ein paar schwache Glühbirnen und eine feuchte<br />
Betondecke nahmen Gestalt an und boten ein<br />
unfreundliches Bild. Mühselig wickelte ich mich aus<br />
einer alten Decke und bemerkte die Menschen, die<br />
auf dem Weg zum Ausgang des Bunkers waren. Als<br />
ich aus dem diffusen Licht des Bunkers kam, stand<br />
ich plötzlich in einem herrlich strahlenden Sonnentag,<br />
wie ich ihn nie mehr in meinem späteren Leben<br />
empfunden habe.<br />
Frieden, Freiheit, keine Platzangst mehr zu haben<br />
und die Sirenen nicht mehr zu hören, empfanden alle<br />
wie eine Erlösung. Andere Gedanken schlichen<br />
sich ein. Mussten wir doch noch Angst haben? Die<br />
erste Hiobsbotschaft ging wie ein Lauffeuer durch<br />
unser Dorf. Eine Vergewaltigung in einem anderen<br />
Bunker. In unserem 4 000-Einwohner-Dorf arbeiteten<br />
allein 1 500 russische Gefangene in einem kriegswichtigen<br />
Bergwerk. Aber die Amerikaner würden<br />
schon auf uns aufpassen ...<br />
Zunächst wollten wir alle erst einmal nach Hause.<br />
Erschöpft kamen wir an und froren trotz des warmen<br />
Tages. Das war klar – wir waren hungrig und<br />
übernächtigt und hatten keine warme Kleidung.<br />
Wir wohnten nah am Wald und konnten uns immer<br />
Holz holen, um zu kochen oder auch um uns zu<br />
wärmen. Schnell knisterte das Feuer im Herd und gab<br />
wohlige Wärme und auch etwas Gemütlichkeit ab. Es<br />
wurde auch gekocht: Kartoffeln, Steckrüben und<br />
etwas gepökeltes Fleisch.<br />
Wir hatten gerade diesen Luxus genossen, da klingelte<br />
es an der Tür. Ein Freund meines Vaters bat für<br />
sich und seine Familie um Obdach. Die Amerikaner<br />
hatten sich im Ort die schönsten Häuser ausgesucht,<br />
um dort die Kommandantur zu errichten. Für meine<br />
Eltern war klar, dass sie die fünfköpfige Familie<br />
freundlich aufnahmen. Ich fand das ausgesprochen<br />
prima, da ich mit zwei gleichaltrigen Mädchen alles<br />
Erlebte besprechen konnte. An sich war unser Haus<br />
schon randvoll besetzt durch eine evakuierte Familie<br />
aus dem Ruhrgebiet. Alles ging ziemlich reibungslos<br />
und dauerte auch nicht lang. Unsere Gastfamilie durfte<br />
sich in Ruhe alles aus ihrem Haus holen und die<br />
Amerikaner halfen auch freundlich dabei. Uns jungen<br />
Mädchen bot man Schokolade an, wenn wir sie<br />
besuchen würden. „I do not understand“ war immer<br />
unsere Antwort. Etwas englischen Unterricht hatten<br />
wir bei einer Ursulinenschwester genommen.<br />
Unser Leben hatte sich nun schlagartig verändert.<br />
Es gab neue Lebensmittelkarten und die Rationen<br />
waren eher kleiner als im Krieg. Die großen Vorräte<br />
waren soweit verbraucht und auch zu alt. Selbst im<br />
Zucker entdeckte ich Würmer. In langen Schlangen<br />
standen wir vor den Läden und mussten das Wasser<br />
an den ersten Tagen aus der Lenne holen. An unser<br />
Immunsystem wurden große Anforderungen gestellt<br />
und manch einer blieb dabei auf der Strecke. Ab<br />
18.00 Uhr durften wir nicht mehr aus dem Haus.<br />
Sperrstunde. Alles verlief soweit ruhig, solange wir<br />
unter der Aufsicht der Amerikaner waren. In fast allen<br />
Fällen ...<br />
Doch dann kam der Tag, den wir wohl kaum<br />
vergessen sollten. Es war der Tag, als die Engländer<br />
die Amerikaner ablösten. Wir waren einen Tag ohne<br />
Aufsicht, als es zum Eklat kam. Ohne die Ordnungsmacht<br />
nutzten die Russen die Gelegenheit,<br />
den Hass, der sich in all den Jahren durch die Grausamkeit<br />
an ihnen aufgespeichert hatte, loszuwerden.<br />
Es kam zu unkontrollierbaren Übergriffen.<br />
Einzelheiten hierzu möchte ich dem Leser und auch<br />
mir selbst ersparen. Meine Feder sträubt sich dies<br />
niederzuschreiben. Mein Schwager wurde Zeuge,<br />
als die Russen jemand überwältigten, den die<br />
Amerikaner retten konnten. Auch in den Wäldern<br />
wurden ermordete Soldaten aufgefunden. Es wurden<br />
einige ältere Männer verpflichtet, die Leichen<br />
zu begraben. Es war sehr schlimm für sie. Da wir<br />
direkt am Waldrand wohnten, ergab es sich öfter,<br />
dass mich einer der Soldaten, die auf der Flucht<br />
waren, ansprach. Ich erschreckte jedes Mal meine<br />
Eltern, wenn ich glaubte, wieder mal einen mit nach<br />
Hause nehmen zu müssen. „Kind, du bringst uns in<br />
Teufels Küche!“ Welche Strafen zu erwarten waren,<br />
das wusste auch ich. Ich erinnerte meine Mutter<br />
dann immer daran, dass es mein Bruder sein könnte,<br />
von dem wir seit langer Zeit nur einen Funkspruch<br />
aus Le Havre bekommen hatten. Die Offensive am<br />
Atlantik hatte viele Opfer gefordert. Dann wurde<br />
meine Mutter ganz still und sie hatte einen Platz,<br />
wo sich diese Menschen ausschlafen konnten und<br />
etwas Warmes zu essen bekamen.<br />
Elisabeth Hanz<br />
10 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Kolumne<br />
Richtige Hautpflege bei Diabetes<br />
Sabine Vollwerth<br />
Erhöhter<br />
Blutzuckerspiegel<br />
bei Diabetikern<br />
bringt es<br />
mit sich, dass<br />
kleine Gefäße<br />
vor allem im<br />
Bereich der Augen<br />
und der<br />
Füße Schaden<br />
nehmen. Der<br />
Zucker kristallisiert<br />
in ihnen<br />
aus, die Gefäße<br />
verengen sich<br />
und die Durchblutung<br />
wird<br />
blockiert.<br />
Im schlimmsten Fall droht das Erblinden. Im<br />
Bereich der Beine und Füße können kleine Verletzungen<br />
nur sehr schwer verheilen.<br />
Offene Stellen mit massiven Entzündungen, Eiter<br />
und Rötungen bleiben über lange Zeit ein Problem.<br />
Viele Diabetiker/innen müssen Amputationen hinnehmen,<br />
ohne dass meist die Naturheilkunde überhaupt<br />
zum Einsatz kam. Sicher ist das A und O ein<br />
gut eingestellter Blutzucker und eine Vollwertkost,<br />
die fettarm und reich an Gemüse ist.<br />
Da Diabetiker/innen eine große Menge an Zink<br />
täglich über den Urin verlieren und auch Insulin<br />
nur mit Zink zusammen wirken kann, ist die Nahrungsergänzung<br />
mit einem Zinkpräparat dringend<br />
erforderlich. Sind bereits offene Stellen an den Beinen<br />
oder Füßen vorhanden, lohnt sich die Verwendung<br />
verschiedener Pflanzen zur Wundbehandlung.<br />
Regelmäßige Bäder mit Zinnkraut (Schachtelhalm)<br />
und Brennesselkraut reinigen und entgiften. Im<br />
Anschluss an das Bad empfiehlt sich eine Wundauflage<br />
mit Spitzwegerichsalbe. Darüber kommt<br />
zur Befestigung eine Kompresse mit einer Mullbinde.<br />
Neben Spitzwegerich hat sich für das<br />
gesunde Hautgewebe und die Wundränder auch<br />
Rosmarinsalbe bewährt. Diese fördert die Durchblutung<br />
und beugt Entzündungen vor. Die tägliche<br />
Anwendung liefert auch das notwendige Fett für<br />
die oft sehr trockene Haut. Rosmarin belebt und<br />
steigert den Blutdruck, so dass Menschen mit erhöhtem<br />
Blutdruck die Salbe nicht großflächig anwenden<br />
sollten.<br />
Sehr häufig werden Verletzungen an den Füßen<br />
oder Beinen nur schwer von den Betroffenen wahrgenommen,<br />
da viele Diabetiker/innen unter einer<br />
Polyneuropathie leiden. Hierunter versteht man, dass<br />
Nerven geschädigt sind, so dass das Empfinden in<br />
den Beinen beeinträchtigt ist. Dieser Vorgang beginnt<br />
schleichend und die ersten Symptome treten erst bei<br />
fortgeschrittener Schädigung der Nerven auf.<br />
Die Betroffenen haben das Gefühl, auf Watte zu<br />
laufen.<br />
Hierdurch entsteht eine Gangunsicherheit, die<br />
leicht zu Stürzen führt.<br />
Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle an den<br />
Unterschenkeln verhindern, dass Wunden und<br />
Verletzungen frühzeitig bemerkt werden.<br />
Es sei denn, man weiß, worauf zu achten ist.<br />
Ihre<br />
Sabine Vollwerth<br />
(Apothekerin)<br />
Zink ist ein wichtiges Spurenelement, wenn es um<br />
die Wundheilung geht.<br />
2/<strong>2003</strong> 11
durch<br />
blick<br />
Historisches<br />
Gefangenengeschichten aus früheren Jahrhunderten –<br />
Vom Verbrecher zum Christuszeugen<br />
Ein überwältigend hohes Aufgebot an bewaffneter<br />
Polizei rollt seit über 16 Monaten an Verhandlungstagen<br />
mit Blaulicht zum Rotlichtprozess und garantiert<br />
beim Transport der Gefangenen zum Gericht für<br />
öffentliche Sicherheit.<br />
Ein historischer Rückblick auf die Stärke der<br />
Polizei im Siegener Kreisgebiet zu Zeiten von<br />
Preußens Gloria zeigt da beim Stöbern in Archiven<br />
im Vergleich zur Gegenwart eine bemerkenswerte<br />
Wandlung auf: Die Exekutive wurde im Kreisgebiet<br />
um 1850 von 15 Polizeidienern und sechs Gendarmen<br />
bewältigt. Für die Stadt waren drei der<br />
Im Vergleich zu früheren Rechtsverordnungen im<br />
Fürstentum Siegen waren die Regelungen allerdings<br />
noch human. In einem Erlass von 1765 hieß es noch:<br />
„Wegen Ehebruchs mit einer Ehefrau soll die Mannsperson<br />
mit dem Schwerte oder Wasser hingerichtet<br />
werden.“ (Siehe Abbildung). Frauen wurden laut<br />
Gesetz in solchen Fällen „gefänglich bestraft“.<br />
Beispiele mit Daten und Fakten sind allerdings nicht<br />
aufzuspüren.<br />
Mit der Bewachung von Gefangenen, die mit der<br />
Eisenbahn nach Hamm, Arnsberg, Herborn und<br />
Münster in Gefängnisse oder Zuchthäuser gebracht<br />
Polizeidiener zuständig, außerdem ein Gendarm zu<br />
Fuß und einer zu Ross.<br />
Dabei hätten Hundertschaften mit der Festnahme<br />
von Gesetzesbrechern alle Hände voll zu tun gehabt,<br />
wenn sie den preußischen Verordnungen gründlich<br />
gefolgt wären. Es gab da Arreststrafen für Beamtenbeleidigung,<br />
Traubendiebstahl, Möhrenausrupfen<br />
oder „Vernachlässigung der Reinigung eines öffentlichen<br />
Ofenrohrs“. Sechs Monate hinter Gitter<br />
„wegen qualifizierter Misshandlung eines Kaufmanns<br />
durch Maulschellen“ wurden 1825 einem<br />
städtischen Nachtwächter aufgebrummt.<br />
werden mussten, war der Polizeieinsatz hoffnungslos<br />
überfordert. Der Transport verschaffte den „Kriminalverbrechern“<br />
eine Fülle von Chancen zur<br />
Flucht in die Freiheit: Für einen Fall, der Gefangenengeschichte<br />
machte, sorgte 1855 der landesweit<br />
bekannt gewordene Lithograph August Michel aus<br />
Siegen, dem spätere Biographien ein Denkmal gesetzt<br />
haben; (siehe Siegerländer Persönlichkeitenund<br />
Geschlechter-Lexikon).<br />
Als dieser Michel, wegen Falschmünzerei zu 15<br />
Jahren Haft verurteilt, auf dem Siegener Bahnhof<br />
an seinen Bewacher gefesselt seinen Abtransport<br />
12 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Historisches<br />
erwarten musste, befreite er sich durch einen<br />
„eisensprengenden Griff in die Fesseln“.<br />
Überliefert wird in einem Lebensbild des Autors<br />
Adolf Kühn: „Der bärenstarke Michel packte sich<br />
nun einen neben ihm stehenden Fuhrmann, und<br />
warf ihn auf den Gendarmen.“<br />
Auf ähnliche Weise hatte er sich schon einmal<br />
vom festen Griff eines Polizisten befreit, den er mit<br />
einem Bürgermeister zusammenstoßen ließ. Seine<br />
Freiheit war – nach der Flucht aus dem Bahnhof –<br />
von kurzer Dauer. Ganz Siegen war auf den Beinen,<br />
um den wilden Michel wieder einzufangen, was<br />
schließlich auch gelang. Inhaftiert zersägte er bald<br />
danach die Gitter seines Zellenfensters mit einer im<br />
dichten Haar versteckten Feile, durchschwamm<br />
einen winterlich kalten Fluss und streifte viele<br />
Wochen durch die Wälder. Im Siegerland warnten<br />
die Mütter laut Überlieferung in den Kinderstuben:<br />
„Wenn ihr nicht brav seid, kommt der<br />
Michel.“<br />
Fern der Heimat schließlich festgenommen,<br />
konnte der prominenteste Siegener Kriminelle<br />
noch einmal entwischen. Er entsprang dem fahrenden<br />
Zug, nachdem er seinen Bewacher durch Hinweis<br />
auf ein hübsches Mädchen abgelenkt hatte,<br />
wurde aber bald endgültig gefasst.<br />
In seiner Zelle wurde der wilde Michel durch<br />
Gespräche mit einem mutigen Pfarrer und durch die<br />
Freundschaft mit dem als „kleiner Menschenfreund“<br />
bekannt gewordenen Reichsgrafen Prinz<br />
von Salm Horstmar zum gläubigen Christen gewandelt.<br />
Nach zehn Jahren Haft vom König begnadigt,<br />
lebte er noch weitere Jahrzehnte als Wiegemeister<br />
auf der Rolandhütte in Weidenau. Er wurde eine<br />
führende Persönlichkeit der Siegener Erweckungsbewegung.<br />
Alle liebten „Ohm Michel“. Eine große<br />
Schar trauriger Siegener folgte im April 1900<br />
seinem Sarg.<br />
Trotz des glücklichen Endes dieser Geschichte<br />
klingt ein Polizeibericht von 1855 nicht sehr glaubwürdig,<br />
in dem es heißt: „Die Sicherheit der Person<br />
im Kreis Siegen ist so groß, wie wohl nirgendwo im<br />
Preußenstaat.“<br />
Maria Anspach<br />
Die Geschichte Israels<br />
Von unserem Mitarbeiter Uri Shaham<br />
Die Veröffentlichung unseres Mitarbeiters Uri<br />
Shaham aus Israel liegt uns jetzt komplett vor. Sie ist<br />
so umfangreich geworden, dass wir unsere Leserinnen<br />
und Leser, bei dem jetzigen Umfang der Veröffentlichung,<br />
noch Lesestoff für einige Jahre bieten<br />
können. Wir haben uns deshalb entschlossen, allen<br />
Interessierten den gesamten Text zum Selbstkostenpreis<br />
zuzustellen. Bitte senden sie uns einen an sie<br />
adressierten, mit 1,56 Euro frankierten DIN A 5 Umschlag<br />
an folgende Adresse:<br />
Redaktion durchblick<br />
Leserservice<br />
Marienborner Straße 151<br />
57074 Siegen<br />
Agil wie keine Generation zuvor<br />
„50plus geht online“ erleichtert<br />
Senioren den Einstieg ins Netz<br />
Senioren von heute sind agil, mobil und vielseitig<br />
interessiert. Unter den Internet-Neulingen stellen sie<br />
die am stärksten wachsende Gruppe dar. Jeder sechste<br />
Nutzer ist bereits über 50 Jahre und zählt zu den so<br />
genannten „Silver Surfern“. Auch das Internetportal<br />
für die 50plus-Generation www.atlantis-city.de<br />
verzeichnet steigende Zugriffszahlen, wobei die<br />
Themen Internet und Weiterbildung besonders<br />
gefragt sind.<br />
Die gerade aktualisierte Broschüre für Internet-<br />
Neulinge mit dem Titel „Mehrwert Internet, 10<br />
Fragen – 10 Antworten“ wurde bisher über eine<br />
Million Mal abgegeben. Sie erklärt in verständlicher<br />
Sprache die Grundlagen und Begriffe des World<br />
Wide Web und zeigt dessen Nutzen und Chancen für<br />
jedermann auf. „Die 50plus-Generation ist neugierig,<br />
hat Zeit und nutzt die Vorteile der neuen Technologien.<br />
Internet macht ihr Leben bequemer und interessanter“,<br />
so Erhard Hackler, geschäftsführender<br />
Vorstand der Deutschen Seniorenliga.<br />
Die kostenlose Broschüre „Mehrwert Internet, 10<br />
Fragen – 10 Antworten“ kann bei der Deutschen<br />
Seniorenliga e.V., Gotenstraße 164, in 53175 Bonn oder<br />
unter www.Atlantis-city.de angefordert werden.<br />
2/<strong>2003</strong> 13
Das ganze Leben ist ein Theater<br />
Sagt man! Und ich kann mich dieser Feststellung<br />
nicht entziehen. Aber mir fehlt das Rüstzeug.<br />
Die große Weltenbühne – Völker und ihre Reiche<br />
tauchen auf und gehen unter – Regierungsformen<br />
überleben sich selbst – Menschen bauen auf und die<br />
Zerstörung durch Menschenhand folgt auf dem Fuße.<br />
Der Mensch korrigiert die Natur und entkorrigiert, da<br />
sich seine Utopien als totale Fehlplanung erweisen.<br />
Jeder spielt seinen Part, widmet sich einer Art Beschäftigungstherapie,<br />
ohne dass der Weltenlauf groß<br />
Notiz davon nähme.<br />
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel<br />
schreibe. Den Ausschlag gab ein Gespräch mit einer<br />
Bekannten. Wir stellten fest, dass wir uns im Älterwerden<br />
immer<br />
mehr danach sehnen,<br />
noch wahrgenommen<br />
und<br />
beachtet zu werden,<br />
noch eine<br />
Rolle zu spielen,<br />
Anerkennung und<br />
Zuwendung zu<br />
erheischen, wenn<br />
auch immer nur<br />
für kurze Zeit.<br />
Ich trat von der<br />
beruflichen Bühne<br />
ab und suchte eine<br />
neue Plattform,<br />
um mich darstellen<br />
zu können.<br />
Meine Leidenschaft galt schon immer dem Film<br />
und dem Theater. Es ging mir, natürlich, um Inhalte,<br />
aber ich habe auch die Diven beneidet und tue es noch<br />
um das Leben, welches sie führten. Die Glitzerwelt,<br />
in der die Sterne und Sternchen aufblitzen und verlöschen,<br />
hat etwas Verführerisches für mich. Diese<br />
Welt des Scheins, die uns für Stunden eine Kostprobe<br />
davon geben kann, was Kunst ist oder nicht ist. Ich<br />
wagte nicht einmal davon zu träumen, diese Bretter<br />
zu betreten.<br />
Ich wählte den Beruf der Krankenschwester.<br />
Ein größerer Kontrast zwischen zwei Welten ist<br />
kaum vorstellbar. Meine Sehnsucht nach allem<br />
Schönen wuchs ins Unermessliche. Heute erhielt<br />
durch<br />
blick<br />
Kultur<br />
ich eine Karte mit dem tröstlichen Spruch: Wenn<br />
du dir die Fähigkeit erhältst, Schönes zu erkennen,<br />
wirst du nie alt. In unserem Theaterstück „Grauburgunder“<br />
spricht unsere Sängerin den rührenden<br />
Satz: Im Alter nimmt der Wunsch nach Schönheit<br />
zu. Wohl, weil der Glanz des Äußeren so allmählich<br />
verblasst. Die Ausstrahlung muss jetzt von<br />
innen kommen.<br />
Es ergab sich, dass in Siegen die Einrichtung eines<br />
Senioren-Theaters diskutiert wurde. Regte sich<br />
da ein uraltes Verlangen in mir? War es, endlich, eine<br />
Möglichkeit, aus mir herauszutreten? Aber, wie<br />
war das doch mit dem Alter? Wollte ich mich noch in<br />
der Öffentlichkeit präsentieren? Hatte ich, in Gedanken,<br />
nicht schon oft dafür plädiert, man möge in Europa<br />
für ältere Frauen die Pflicht einführen, Schleier<br />
zu tragen? Mir kam eine zündende Idee: Es könnte<br />
Therapie für mich sein. Ich werde immer bedürftiger,<br />
und mein<br />
Selbstbewusstsein<br />
schwindet<br />
dahin. Warum<br />
mir nicht wieder<br />
ein Stück<br />
Freiheit erkämpfen?<br />
Warum<br />
nicht endlich<br />
lernen, mit<br />
dem Leben etwas<br />
spielerischer<br />
umzugehen?<br />
Ich betrat<br />
die Bühne des<br />
Senioren-Theaters<br />
in Siegen.<br />
Seniorentheater „SenTheSie“ – Aufführung während des Altstadtfestes<br />
Meine Vorstellungen<br />
waren hemmungslos. Klassische Rollen<br />
schwebten mir vor. Drama, Tragödie. Ich sah es ein,<br />
dass die Ernüchterung folgen musste.<br />
Mit mir bestiegen 17 Frauen und ein Mann den<br />
Ring. Der männliche Ritter ergriff schon recht bald<br />
die Flucht. Ihm folgte ein wahrer Held, die Säule unseres<br />
Unterfangens. Die Gruppe dünnte aus, aber der<br />
harte Kern blieb.<br />
Beziehungsgeschädigt, bin ich nie in den Hafen<br />
der Ehe eingelaufen. Es gab, also, abgesehen von der<br />
zeitweiligen Rolle einer Geliebten oder Partnerin, nie<br />
eine der unzähligen Rollen, in die andere schlüpfen.<br />
Ich spielte immer nur mich selbst. Ich muss mich je-<br />
14 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Kultur<br />
den Tag neu erfinden und bin einfach manchmal leer,<br />
wenn ich nicht immer wieder neue Anregungen bekomme.<br />
Warum kapitulieren die Männer? Ich bekomme,<br />
auf Anfrage, dürftige Ausreden: Ich möchte keine<br />
Rolle spielen oder Männer haben Angst, Gefühle zu<br />
zeigen und Panik vor dem Versagen. Sollte die Frau<br />
doch das stärkere Geschlecht sein?<br />
Die wöchentlichen Theaterproben verkamen<br />
zum besseren Debattierclub. Wir übten ein paar<br />
Sketche, die Spass machten. Dann wieder Leerlauf.<br />
Es wurde erst richtig spannend, und eine wahre Katharsis<br />
vollzog sich bei jedem Einzelnen als der Entschluss<br />
reifte, ein eigenes Stück zu erarbeiten, in<br />
dem jeder die von ihm gewünschte Rolle spielen<br />
durfte. Wir konnten schöpferisch tätig sein. Ein Leben<br />
lang bin ich Menschen hinterhergelaufen, die<br />
kreativ sind. Alle erschienen vollzählig zu den Proben,<br />
die Arbeit schweißte uns zusammen, und es<br />
entstand ein Ensemble, welches diesen Namen auch<br />
verdient. Wir wurden einander sehr wichtig. Die<br />
Vorstellung, im Lÿz aufzutreten, elektrisierte uns.<br />
Panik brach aus, da die Zeit bis zum ersten Auftritt<br />
nur so dahinschmolz. Fieberhaft wurden Kostüme<br />
zusammengestellt, z. T. auch genäht. Wir waren detailversessen,<br />
was das Bühnenbild betraf. Nur, was<br />
passierte mit dem Inhalt? Die Texte saßen nicht, immer<br />
wieder wurden Änderungen vorgenommen. Es<br />
gab Konflikte, gelöste und ungelöste. Zuerst beharrte<br />
ich auf meiner Interpretation meines Textes,<br />
öffnete mich, jedoch mit der Zeit und bekam ein Gefühl<br />
dafür, wie ich mit dem Text spielen kann, er ist<br />
nicht starr und kompromisslos. Ich kann ihn benutzen<br />
wie ein Instrument. Ich war begeistert und bin<br />
unserer Theater-Pädagogin dankbar dafür, dass sie<br />
mich dorthin geführt hat. Ich wurde mir der Sprache<br />
wieder bewusst. Es ist auch im Alltag spannend,<br />
deutlich und mit Betonung zu sprechen. Das gesprochene<br />
Wort wird dadurch viel lebendiger und<br />
auch gewichtiger, sowohl für mich selbst als auch<br />
für meinen Gesprächspartner. Es hat mich immer<br />
schon gestört, wenn Menschen die Zähne nicht voneinander<br />
bekommen.<br />
Wir waren erfolgreich mit unserem Stück und<br />
sind sehr stolz. Nachhaltig beeindruckt hat mich ein<br />
Moment, in dem mich meine Partnerin auf der Bühne<br />
entsetzt ansah, sie wusste im Text nicht weiter.<br />
Die Augen weiteten sich vor Schreck, das Gesicht<br />
war blutleer, sie fing an zu zittern. Diese Erfahrung<br />
ist sehr wichtig, damit man lernt, damit umzugehen.<br />
Im Herbst gehen wir auf Tournee, und ich wünsche<br />
mir, dass ich das freie Agieren auf der Bühne<br />
auch in den Alltag zu transponieren vermag.<br />
Liebäugeln nicht auch Sie mit einem Aufbruch ins<br />
Reich der gespielten Träume oder des geträumten<br />
Spielens?<br />
Erika Krumm<br />
Szenenbild aus „Grauburgunder“<br />
2/<strong>2003</strong> 15
durch<br />
blick<br />
Siegerland<br />
Im Perter-Paul-Rubens-Monat:<br />
Rubens im Spiegel der Presse<br />
Der Geburtstag von Peter Paul Rubens jährt sich<br />
am 28. Juni zum 426. Mal. Zum fünften Mal geht es<br />
vom 27. bis zum 29. Juni rund in Siegens Oberstadt.<br />
Über 40 Musik-, Tanz- und Theatergruppen aus der<br />
Region machen zwischen Oberem Schloss und Marktplatz<br />
mit ihrem Angebot auf sich aufmerksam. Ritter,<br />
Räuber, Gaukler, Bogenschützen und „alte Handwerksleut“<br />
holen das Mittelalter vorübergehend in<br />
die Gegenwart. Im Innenhof des Oberen Schlosses<br />
wird Shakespeares Sommernachtstraum mit eingeblendeten<br />
Siegener Highlights erneut aufgeführt.<br />
Natürlich wieder dabei ist Rubens höchstpersönlich<br />
im vollen Ornat, nicht geklont, sondern<br />
gedoubelt. Ein Pfarrer aus Siegen übernahm schon<br />
auf den vergangenen Festen die Rolle des Großen<br />
Sohns, der seiner Geburtsstadt allerdings nie einen<br />
Hauch von Interesse oder Zuneigung gezeigt hat.<br />
Das muss wohl akzeptiert werden im Hinblick auf<br />
die Umstände, die mit seiner Geburt und frühen<br />
Kindheit zusammenhängen. Nun hat die Stadt<br />
gründlich nachgeholt, was in der Historie versäumt<br />
worden war. Unsere Vorfahren haben noch bis ins<br />
19. Jahrhundert hinein schamvoll verschwiegen,<br />
dass der kleine Peter Paul in Siegen geboren wurde,<br />
weil sein Vater - wegen Ehebruchs mit Prinzessin<br />
Anna von Sachsen - mit seiner Familie in die<br />
fürstliche Residenzstadt verbannt worden war.<br />
Ein erstes großes Jubelfest liegt bereits 26 Jahre<br />
zurück. Damals, im Juni 1977, war die von Hermann<br />
Kuhmichel geschaffene Büste des Malerfürsten<br />
aus dem Rubenssaal, und auch sein dort<br />
ausgestelltes Selbstportrait, bundesweit neben Presseveröffentlichungen<br />
zu finden, Wer bis dahin noch<br />
nicht wusste, wo die Wiege von PPR gestanden hat,<br />
der wurde aufgeklärt. Dabei wurde die für Siegen<br />
folgenreiche Vorgeschichte keineswegs totgeschwiegen.<br />
So schrieben damals die Stuttgarter Nachrichten:<br />
„Vor 400 Jahren in Siegen geächtet, heute hoch<br />
geehrt.“ Das Hamburger Abendblatt titelte: „Mit<br />
einem großen Skandal fing es an. So wurde Siegen<br />
zur Rubensstadt.“ Und dann wurde im Abendblatt<br />
vom Leder gezogen: „Von dem Knaben, der vor 400<br />
Jahren am 28. Juni 1577 in Siegen geboren wurde und<br />
sie als Kleinkind verließ, wollten die Bürger nichts<br />
wissen. Peter Paul Rubens, der später weltberühmte<br />
Maler, durfte nicht einmal in der Kirche getauft werden.<br />
Sein Vater war für alle, die Bescheid wussten,<br />
ein geächteter Schwerverbrecher. Er hatte mit der<br />
Gattin Wilhelm des Schweigers Ehebruch begangen,<br />
ein mit dem Tode bedrohtes Verbrechen. Die Siegener<br />
mieden die Familie Rubens wie die Pest.“ Versöhnlicher<br />
äußerte sich die Frankfurter Abendpost:<br />
„Wenn ein Seitensprung heute noch als Verbrechen<br />
geahndet würde, die Sünder müssten in den Gefängnissen<br />
gestapelt werden. Ein Sonderfall.“ Der<br />
Rheinische Merkur vermerkte, nicht ganz korrekt informiert:<br />
„In der gleichen nassauischen Stadt Siegen,<br />
von wo Wilhelm der Schweiger zur Befreiung der<br />
Nordprovinzen der Niederlande auszog, hat auch das<br />
Barockgenie seine Bahn begonnen.“<br />
Die „Welt“ sah die Geburt von Rubens so, wie<br />
wohl heute auch die meisten Bürger unserer Stadt:<br />
„Dass der flämische Malerfürst vor 400 Jahren in<br />
Siegen geboren wurde, war vielleicht ein Zufall,<br />
bestimmt aber für die Stadt ein Glücksfall. Die<br />
Rubenssammlung im Städtischen Museum kann sich<br />
sehen lassen.“ Die „Zeit“ zitiert aus einem Brief, den<br />
Peter Paul Rubens im Jahr 1637 an einen Freund<br />
geschrieben hat: „Ich habe eine große Liebe für die<br />
Stadt Köln, wo ich bis zum zehnten Lebensjahr<br />
erzogen wurde, und seit Jahren fühle ich oft den<br />
Wunsch, sie wieder zu sehen.“ Fazit der „Zeit“: „Von<br />
Siegen ist nie die Rede. Der Maler hat die Geschichte<br />
seiner Geburt erfolgreich verdrängt, wenn er sie denn<br />
gekannt hat.“ Die „Berliner Zeitung“ stellte bedeutungsvoll<br />
fest: „das Elternhaus in Siegen/Westfalen<br />
schuf bereits die Grundlage seiner späteren enormen<br />
Bildung.“ Und Fritz Busch, einer der vier genialen<br />
Brüder, die wie Rubens in Siegen geboren wurden,<br />
hier aber auch ihre Kindheit verlebten, schrieb in<br />
seinem Buch „Erinnerungen eines Musikers“: „Wir<br />
spielten oft vor dem Rathaus, in dem Peter Paul<br />
Rubens geboren wurde.“<br />
Es ist anzunehmen, dass die publizierten kleinen<br />
Irrtümer durch die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt<br />
Siegen inzwischen aufgeklärt sind. Die deutschen<br />
und ausländischen Zeitungen, die dem Flamen zum<br />
400. Geburtstag ihre Reverenz erwiesen, kamen am<br />
Geburtsort Siegen nicht vorbei und stürzten sich auf<br />
die einst skandalumwitterte Vorgeschichte. Als Werbefaktor<br />
genutzt dürfte das Barockgenie die Stadt<br />
vermutlich bekannter gemacht haben, als alle<br />
Schmelzöfen und eisernen Relikte der Vergangenheit<br />
zuvor.<br />
Wenn Rubens heute herabsteigen könnte aus den<br />
Gefilden der Unsterblichen, dann wäre er sicherlich<br />
zufrieden mit seiner gewandelten Stadt, die so stolz<br />
auf ihn ist.<br />
Maria Anspach<br />
16 1/<strong>2003</strong>
Der Siegener Marktplatz, mit einigen Unterbrechungen<br />
immer noch um Rathaus und Krönchenkirche<br />
etabliert, ist das volkstümliche, merkantile<br />
Kommunikationszentrum der Stadt geblieben, auf<br />
dem durch 12 Jahrhunderte die Geschichte der Bürger,<br />
der Händler und Käufer „zu Markte getragen“<br />
wurde:<br />
Die Konditionen für Marktbesucher und Standinhaber<br />
haben sich durch die Jahrhunderte geändert. In<br />
der Gegenwart orientieren sich die Kaufleute an der<br />
Marktordnung, die von der Arnsberger Regierung<br />
festgelegt wurde.<br />
durch<br />
blick<br />
Siegerland<br />
Siegener Bürgergeschichte<br />
– über 12 Jahrhunderte „zu Markte getragen“<br />
In der Nassauischen Zeit war die Marktordnung<br />
der Zünfte geprägt von Gründlichkeit und unerbittlicher<br />
Strenge. Heute ist man nur noch gründlich. Hatte<br />
im 17. Jahrhundert ein Bäcker einen „Missback“<br />
gebacken, so musste er das Brot für drei Weißpfennige<br />
den Armen verkaufen. Wer außerhalb der Marktgrenzen<br />
verkaufte, den bestrafte die Polizei mit<br />
Knüppelschlägen. Furcht Erregendes steht im vergilbten<br />
„Gesetzbuch für Nassauische Lande“ von<br />
1760: „Wenn nicht wegen der Verletzung des Marktfriedens<br />
ohnehin auf die Hinrichtung oder eine andere<br />
derselben gleichkommende Strafe erkannt wird,<br />
muß der Schuldige jedenfalls mit Zuchthaus bestraft<br />
werden.“<br />
Im Mittelalter wurde die Ware der Händler vor<br />
den Fenstern ausgebreitet oder auf Karren durch die<br />
Gassen gerollt. Hausschlachtungen waren angesagt.<br />
Was heute an Fleisch, Fisch, Geflügel abgewogen in<br />
Kühlschränke und Gefriertruhen wandert, wurde oft<br />
als Lebendgewicht ins bürgerlich-bäuerliche Anwesen<br />
getrieben, bevor es in der Speisekammer oder im<br />
Rauchfang landete.<br />
Eine geschichtliche Betrachtung von Dr. Hans<br />
Kruse beschreibt den Markt in jener Zeit: „In der Krämergasse,<br />
wo die Höker und Kaufleute saßen, unter<br />
dem Rathaus, wo die Bänke der Metzger und Bäcker<br />
standen, am Kornmarkt, wo der Kornhandel vor sich<br />
ging und am Saumarkt, wo die Schweine zusammengetrieben<br />
wurden, herrschte lebhaftes Getriebe.“<br />
Die Chronik des Siegener Marktes haben Generationen<br />
von Marktmeistern und Stadtschreibern auf<br />
vergilbtem Papier niedergelegt.<br />
Moderner Marktstand heute<br />
So berichtet eine Stadtrechnung aus dem Jahr<br />
1609, wie die Hoheiten vom Schloss an der bürgerlichen<br />
Alltäglichkeit teilnahmen: „Folgender Tags auf<br />
Martini war Ihre hochfürstliche Durchlaucht, die<br />
Gemahlin des Grafen Hyazinth allhier uffm Rathaus,<br />
um das Markt zu besehen und hat Confect gekauft,<br />
pro ein Gulden, 21 Albus.“<br />
Der Markt in Siegen, fast so alt wie die Stadt<br />
selbst, hat trotz vielfältiger Wandlungen seinen Charakter<br />
als Mittelpunkt geschäftigen Gemeinwesens<br />
behalten. Der Philosoph Diogenes hat den Marktplatz<br />
von Athen mit der Laterne abgeleuchtet, um den<br />
Geist seiner Stadt aufzuspüren. Es wird behauptet,<br />
dass er ihn gefunden hat; in Siegen hätte er ihn wahrscheinlich<br />
auch aufgestöbert.<br />
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das Internetcafé für Senioren<br />
im Haus Herbstzeitlos in Siegen,<br />
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Mittwoch: 9.00–12.00 Uhr<br />
sowie nach vorheriger Terminabsprache<br />
2/<strong>2003</strong> 17
durch<br />
blick<br />
Philosophisches<br />
Freundschaft verbindet<br />
· ·<br />
·<br />
Der Besuch zweier alter Freundinnen gab mir die<br />
Anregung zu einer kleinen Betrachtung. Nachdem<br />
die beiden Lieben sich verabschiedet hatten, nahm<br />
ich mir ein kürzlich geschenktes Büchlein in die<br />
Hand.<br />
Freundschaft verbindet<br />
Nachdenklich schlug ich die erste Seite von Joan<br />
Chittister mit diesem Titel auf. Man braucht viele<br />
Freunde, um ein Buch über Freundschaft zu schreiben,<br />
so las ich es auf der ersten Seite.<br />
Eine kleine persönliche Betrachtung<br />
Mit dem Wort Freund bin ich bis vor einem Jahr<br />
leichthin umgegangen. Außergewöhnliche Schicksalsschläge<br />
oder Krankheiten lehren umzudenken.<br />
In diesen Zeiten werden Freunde besonders wichtig.<br />
Wir bekommen eine bessere Antenne für die<br />
wahren oder so genannten Freundschaften. Wie<br />
singt Milva: „Du hast so viele Freunde, Menschenkenntnis<br />
hast du nicht.“ In Notzeiten stellen wir erstaunt<br />
fest, da sind Freunde, wo wir sie nicht erwartet<br />
hätten und umgekehrt, von denen wir es bis<br />
jetzt annahmen und wir enttäuscht feststellen, die<br />
sind es ja nicht. Leichthin wird der Begriff Freund<br />
angewandt in einer Vielzahl von Bedeutungen. Er<br />
steht für Bekannte, gute Kontakte, Reisebekanntschaften,<br />
Zweck- oder Interessengemeinschaften.<br />
Wenn George Eliot Recht hat, ist Freundschaft<br />
mehr als ein Element gesellschaftlichen Lebens.<br />
Dann ist sie eine spirituelle Kraft, die die Seele<br />
berührt. Dieser Ausspruch verdeutlicht, dass bei<br />
den tiefsten Freundschaften eine Seelenverwandtschaft<br />
besteht. Solche Freundschaften sind ein Geschenk<br />
des Himmels. Mögen sich Gegensätze anziehen,<br />
sie sind kein gutes Fundament für eine Verbindung.<br />
Wie lernen wir unsere wahren Freunde erkennen?<br />
Sie helfen, heilen, dienen und sorgen. Unaufgefordert<br />
sind sie da und machen unsere Probleme<br />
zu den ihrigen. Sie hören dir zu und geben dir einen<br />
Rat. Sie stellen nicht dauernd alles in Frage. Es<br />
sind die Menschen, auf deren Hilfe man zählen und<br />
sich verlassen kann. Sie sind immer zu dem richtigen<br />
Zeitpunkt da und machen uns damit oft zu einem<br />
besseren Menschen, helfen unsere Welt erträglicher<br />
zu machen.<br />
Wie finde ich so einen Freund? Den findet man<br />
nicht, dem begegnet man.<br />
„Unser Leben ist das Schicksal unserer Begegnungen“<br />
(volkstümliches Sprichwort).<br />
Die sonntägliche Veranstaltung des Seniorenbeirates<br />
„Tanztee“ findet jetzt im „Si-Haus“ in Siegen-Geisweid<br />
statt.<br />
Gehe ich 66 Jahre zurück, da sah ich meine erste<br />
Freundin. Das zweite Schuljahr begann. Etwas scheu<br />
stand inmitten unserer Klasse (72 Jungen und<br />
Mädchen) Ricarda. Sie war die Neue und schön wie<br />
aus dem Bilderbuch. Spontan dachte ich, die möchtest<br />
du zur Freundin haben. Sie ist es bis auf den heutigen<br />
Tag geblieben. Etwas später wurde Lilli die<br />
Dritte im Bunde. Wie sagt eine afrikanische Spruchweisheit:<br />
„Wir pflanzten ein kleines Bäumchen der<br />
Freundschaft, heute ist es zu einem großen Baum gewachsen.“<br />
Vertieft hat sich unsere Beziehung durch<br />
lebenslange gemeinsame Erlebnisse, Anliegen und<br />
ähnliche Aufgaben.<br />
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2/<strong>2003</strong> 19
durch<br />
blick<br />
Marias Krimi<br />
Das Eigentor<br />
„Bitte reichen Sie mir meinen Nerz!“<br />
Seit Adalbert Krückmeier eine Stelle als Aushilfskellner<br />
im Café auf der Düsseldorfer Königsallee<br />
bekommen hatte, konnte er sich auch selber wieder<br />
aushelfen, besser als je zuvor. Hier, wo die<br />
elegante Gesellschaft dicht an dicht um kleine Tische<br />
saß und die Garderobenständer überladen an den<br />
Wänden standen, hatte er für seine bemerkenswerte<br />
Fingerfertigkeit ein breites Betätigungsfeld.<br />
Mancher stattliche Schein, ein silbernes Zigarettenetui,<br />
parfümierte Seidenschals und sogar ein Ehering<br />
waren so ganz unbemerkt in seinen Besitz<br />
geraten. Aber auf die Dauer wollte der Taschendieb-<br />
Profi nicht nur mit Brosamen zufrieden sein. Es<br />
gelüstete ihn nach größeren Brocken.<br />
Ganz durch Zufall kam Adalbert auf den Trick mit<br />
der Perlenkette. Das Serviermädchen Lola trug um<br />
ihren weißen Hals eine billige Kette, die er ihr im<br />
Kaufhaus per Selbstbedienung besorgt hatte. Sie war<br />
fast gar nicht von den schimmernden Colliers zu unterscheiden,<br />
die Adalbert an seinen vornehmen weiblichen<br />
Gästen bewundern konnte. Im Warenhaus besorgte<br />
er sich auf die ihm vertraute Weise mehrere der<br />
Schmuckstücke in verschiedenen Längen. Sein Trick<br />
war ziemlich simpel: Während man einer Dame in<br />
den Mantel hilft und mit ihr plaudert, löst sich „ganz<br />
zufällig“ der Kettenverschluss. Beim Bemühen, das<br />
herabgleitende Prachtstück wieder zu befestigen,<br />
wird ein kleiner Tausch vorgenommen.<br />
Beim ersten Versuch ging alles schief. Die rundliche<br />
Dame, der Adalbert in den Ozelot half, während<br />
er mit einer Hand an dem Kettenschloss nestelte,<br />
hauchte errötend: „Nicht doch, mein Mann beobachtet<br />
uns.“ Bei einem weiteren Versuch ging der Verschluss<br />
nicht auf. Beim dritten Ansatz handelte es<br />
sich bei näherer Betrachtung um preiswerten Modeschmuck.<br />
Aber dann sah Adalbert sie: die Traumfrau,<br />
die ganz große Dame und die ganz große Chance. Ihr<br />
tizianrotes Haar fiel weich über die weißen Schultern,<br />
und ihre umwerfende Figur steckte wie in einem Futteral<br />
im schwarzen Samtgewand. Im wirkungsvollen<br />
Kontrast dazu trug sie eine Perlenkette, die sich erfreulich<br />
weit abwärts verfolgen ließ.<br />
Adalbert wunderte sich, dass ein so bezauberndes<br />
Wesen ohne Begleitung erschien. Die Schöne trank<br />
einen Tee, aß ein Erdbeertörtchen, rauchte eine<br />
Zigarette und winkte: „Bitte zahlen.“ Adalbert erhielt<br />
ein nobles Trinkgeld. Dann forderte die Lady ihn direkt<br />
zu seinem Vorhaben auf: „Bitte reichen Sie mir<br />
meinen Nerz“, sagte sie mit melodischem Timbre und<br />
zeigte auf das kostbare, silbergrau schimmernde<br />
Pelzjuwel, das unmittelbar hinter seinem Stuhl auf<br />
dem Bügel am Garderobenhaken auf sich aufmerksam<br />
machte. Jetzt war Adalbert überzeugt, nach<br />
seiner Pechserie einen Volltreffer landen zu können.<br />
Er ahnte nicht, dass er gezielt ein Eigentor schießen<br />
sollte.<br />
Der Trick gelang diesmal hervorragend. Der<br />
Tausch klappte ohne Panne. Das kostbare Stück ruhte<br />
in Adalberts Hand und rutschte in die Hosentasche.<br />
Die Traumfrau sah ihn aus meergrünen Augen an.<br />
„Bringen Sie mich jetzt bitte schnell zum Wagen“,<br />
flüsterte sie. Adalbert folgte ihr begeistert und half ihr<br />
in den schnittigen Sportwagen. Bevor sie auf den<br />
Gashebel drückte, rief sie ihm mit keineswegs mehr<br />
melodischer Stimme zu: „Du Anfänger. Die Kette ist<br />
zwar echt, aber zweite Wahl. Der Trick ist billig. Der<br />
Nerz ist allerdings teuer, sehr sehr teuer.“ Sie brauste<br />
los. Verwirrt und fassungslos blieb Adalbert zurück.<br />
Hinter ihm schrie eine überschnappende Stimme.<br />
„Diebe, mein Nerz! Der Kerl hat meinen Nerz gestohlen<br />
und im Wagen abtransportieren lassen.“ Die<br />
Polizei erkannte Adalbert als „Ganoven-Bertie“ auf<br />
Anhieb. Dass für den Nerzdiebstahl eine ihm weit<br />
überlegene Kollegin verantwortlich war, nützte ihm<br />
nichts. Ein Griff in seine Tasche förderte die Perlenketten<br />
ans Licht, die er „bei der Arbeit“ immer bei<br />
sich trug, und eine davon war echt.<br />
Maria Anspach<br />
20 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Frauen<br />
Dina Herters Vermächtnis:<br />
„Es muss<br />
mehr getan werden<br />
für ältere<br />
Menschen.“<br />
Es kommt vor,<br />
dass ein einziger<br />
guter Gedanke,<br />
eine sinnvolle<br />
Idee, über Jahrzehnte<br />
hinaus segensreiche<br />
Folgen<br />
zeigt. Vor<br />
35 Jahren erfüllte<br />
sich die Siegenerin<br />
Dina Herter<br />
den Wunsch, ihr<br />
Vermögen von<br />
220 000 Mark<br />
testamentarisch dem städtischen Siegener Altenheim<br />
Theodor-Kessler-Heim zu vermachen. „Die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner sollen ab und zu ein Viertelchen<br />
auf mein Wohl trinken“, hatte sie dem Testamentsvollstrecker<br />
1968 – ein Jahr vor ihrem Tod –<br />
gesagt und damit gleich angedeutet, welche Bedingungen<br />
mit ihrem Vermächtnis verbunden sind.<br />
Seitdem erfüllt der Vorstand der Stiftung, deren<br />
Vorsitzender der jeweilige Leiter des städtischen<br />
Sozialamtes ist, ganz im Sinn der Stifterin die Auflage,<br />
das Leben der Heimbewohner mit kleinen Freuden<br />
zu bereichern, die Abwechslung in ihren Alltag<br />
bringen. Dina Herters Devise lautete: „Es muss mehr<br />
getan werden für ältere Menschen, auch fürs Herz.“<br />
Das gilt noch immer als Herausforderung. Seit dem<br />
Umzug in das „Seniorenzentrum Kursana – Theodor-<br />
Kessler-Haus“ am Witschert hat sich daran nichts<br />
geändert.<br />
Das erste Geschenk der Dina-Herter-Stiftung<br />
nahmen die Heimbewohner Weihnachten 1971 in<br />
Empfang: eine Flasche Wein, ein Geldgeschenk und<br />
eine kleine Überraschung für jeden.<br />
Das in Wertpapieren angelegte Vermögen ermöglicht<br />
heute außer dem „Viertelchen“ und den Weihnachtsüberraschungen<br />
ein erweitertes Spektrum der<br />
Angebote. Am Nikolaustag, dem ganz persönlichen<br />
Geschenktag im Seniorenzentrum, werden jeweils<br />
besprochene Wünsche der Bewohner erfüllt. Da ist<br />
dann Vorfreude angesagt. Die „helfenden Frauen“<br />
unter Leitung von Frau Zingler betreuen die jeweiligen<br />
Unternehmungen. Es gibt kleine Feste an<br />
Geburtstagen und zu sonstigen besonderen Anlässen<br />
und ein großes Fest mit buntem Unterhaltungsprogramm<br />
am Geburtstag der Stifterin.<br />
Dina Herter, Tochter des Lokomotivführers Engelhard<br />
Maechler und seiner Frau Henriette Wurm,<br />
wurde 1883 in Siegen geboren. 1923 heiratete sie in<br />
Stuttgart den Generaloberarzt Dr. Gustav Herter, der<br />
mit der reichen New Yorker Familie Herter verwandt<br />
war. Er starb 1945. Nach seinem Tod lebte Dina Herter<br />
in Stuttgart zunächst von geringen Mieteinnahmen.<br />
Ihren Wertpapierbesitz konnte sie nach der<br />
Währungsreform erheblich vergrößern. Die Bestimmung,<br />
die Erträge testamentarisch älteren Menschen<br />
in ihrer Geburtsstadt zukommen zu lassen, entsprach<br />
ihren von Freunden geschilderten Charaktereigenschaften:<br />
Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen<br />
und Humor.<br />
Sie liebte ihren großen Garten, Spaziergänge, Geselligkeit<br />
und eben ab und zu einen guten Wein. Dina<br />
Herter starb am 15. November 1969 in Stuttgart,<br />
wo sie ihre letzte Ruhestätte fand. In Siegen bleibt ihr<br />
ein Denkmal, das in der Dankbarkeit und Freude der<br />
alten Menschen lebendig ist.<br />
Aktiv und bewegt älter<br />
werden in Siegen<br />
Eine handliche Informations-Kladde, in der –<br />
übersichtlich gegliedert – die sportlichen Möglichkeiten<br />
älterer Menschen in unserer Stadt<br />
erfasst sind. Unterteilt in sechs Stadtbezirke, und<br />
alphabetisch geordnet, finden die Interessierten<br />
einfach und schnell ihr passendes sportliches Angebot.<br />
Dazu schreibt die Seniorenbeauftragte der Stadt<br />
Siegen, Frau Astrid E. Schneider, in ihrem Vorwort:<br />
Sie können aus mehr als 120 Kursen wählen<br />
und Ihr persönliches Freizeit und Fitnessprogramm<br />
zusammenstellen. Die neue Broschüre<br />
zeigt die Fülle der sportlichen Angebote, die Seniorinnen<br />
und Senioren in dieser Stadt wahrnehmen<br />
können. Diesen wichtigen Service ermöglichen<br />
neben dem Seniorenbüro, der Sport- und Bäderabteilung<br />
und dem Seniorenbeirat der Stadt Siegen,<br />
zahlreiche Vereine sowie private und freie<br />
Träger und andere Organisationen. All dies trägt<br />
dazu bei, dass die älteren Menschen in dieser Stadt<br />
beweglich bleiben und so ein mehr an Lebensqualität<br />
genießen können.<br />
Maria Anspach<br />
2/<strong>2003</strong> 21
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
„Service Wohnen“<br />
– ein Lichtblick für Senioren<br />
Einmal im Monat arbeite ich im DRK-Altenheim<br />
in Neunkirchen in der Beschäftigungstherapie. Mit<br />
12–15 Bewohnern bereite ich ein Mittagessen. Die<br />
Senioren sind begeistert mitarbeiten zu können, weil<br />
sie an diesem Tage echte Hausmannskost bekommen.<br />
Während meiner Arbeit fiel mir eine alte Dame besonders<br />
positiv auf. Sie war geistig sehr rege, machte<br />
öfter witzige Sprüche und ging mir flink zur Hand.<br />
Eines Tages überraschte sie mich mit der Aussage<br />
„Morgen ist mein großer Tag. Ich ziehe um in mein<br />
neues Heim ins Zentrum Service Wohnen.“ Neugierig<br />
wie ich war, kündigte ich ihr meinen Besuch an.<br />
Ich wurde konfrontiert mit der Problematik ihrer Generation.<br />
81 Jahre alt, mit 20 geheiratet, ihr Mann<br />
war Berufssoldat. Während des Krieges wurde ihre<br />
Wohnung von Bomben zerstört. Sie evakuierte in den<br />
Harz und fand bei Verwandten Unterschlupf. Nach<br />
dem Krieg kehrten sie und ihr Mann nach Hannover,<br />
ihrer Geburtsstadt zurück. 1990 verstarb ihr Mann,<br />
Bis dahin lebte sie mit ihm und ihren zwei Kindern<br />
erst zur Miete, später dann in einer Eigentumswohnung<br />
zusammen. Diese Wohnung behielt sie bis zu<br />
ihrer schweren Erkrankung im Jahr 20<strong>02</strong>. Dann musste<br />
sie ins DRK-Pflegeheim nach Neunkirchen ziehen.<br />
Dort verbrachte sie ein halbes Jahr, bis eine Wohnung<br />
im „Service Wohnen“ frei wurde. Ich<br />
fragte sie, ob ihr der Wohnungswechsel nicht schwer<br />
gefallen sei, schließlich hatte sie ja ihre lieb gewonnenen<br />
Freunde und ihre gewohnte Umgebung aufgegeben,<br />
um völlig neu zu beginnen. Ihre Antwort kam<br />
sehr spontan: „Es war die beste Entscheidung meines<br />
Lebens.“ Nachdem ich ihre Wohnung von 59 qm<br />
Größe angeschaut hatte, habe ich mich mit ihr gefreut.<br />
Sie ist nie mehr allein. Im Haus ist immer ein<br />
Ansprechpartner, der auch bei Ängsten und Nöten zu<br />
helfen weiß. Mit einem Aufzug lassen sich die Etagen<br />
mühelos überwinden. In jedem Zimmer ist eine<br />
Notglocke angebracht, die mit dem Seniorenzentrum<br />
verbunden ist. In der eigenen Küche können Mahlzeiten<br />
zubereitet werden oder nach Lust und Laune<br />
im Seniorenzentrum im Speisesaal eingenommen<br />
werden. Auch sonst kann man jeglichen angebotenen<br />
Service in Anspruch nehmen. Dazu gehören: Raumund<br />
Wäschepflege, ein Fahrdienst nach Voranmeldung.<br />
Nicht zu vergessen die vielen Veranstaltungen,<br />
die man besuchen kann, wenn man gesellig beieinander<br />
sein möchte. Man hat jederzeit die Möglichkeit,<br />
sich in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen,<br />
um seinen privaten Bedürfnissen nachzugehen.<br />
Unabhängigkeit und Selbstständigkeit können so<br />
„Service Wohnen“<br />
– Die beste Entscheidung meines Lebens<br />
lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Bei<br />
kurzzeitiger Erkrankung steht der ambulante Krankendienst<br />
zur Verfügung. Das Essen kann auf<br />
Wunsch in die Wohnung gebracht werden. Es wird<br />
Hilfe geleistet bei Behördengängen wie auch beim<br />
Ausfüllen von Antragsformularen.<br />
Alle diese Leistungen sind für jeden erschwinglich.<br />
Die Höhe der Rente ist kein Hinderungsgrund.<br />
Die Grundmiete ist gestaffelt nach dem Einkommen<br />
der jeweiligen Person und liegt zwischen 4,09<br />
Euro und 8,26 Euro je qm Wohnfläche.<br />
Die Nebenkosten wie Heizung, Wasser, Müllabfuhr<br />
etc. betragen zzt. 3,00 Euro je qm.<br />
Für die Grundversorgung, dazu gehören: Hausnotruf,<br />
Allgemeine Pflege und Vermittlungsdienste,<br />
und Persönliche Hilfe wird eine Pauschale von zzt.<br />
70,00 Euro pro Person und Monat erhoben.<br />
Die Kosten für Essen betragen zzt.: Frühstück:<br />
2,25 Euro, Mittagessen: 3,70 Euro, Kuchen + Kaffee:<br />
1,45 Euro, Abendessen: 2,85 Euro.<br />
Diese Leistungen können nach Wunsch in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Ich hoffe, mit meinen Ausführungen einigen Menschen<br />
Mut gemacht zu haben, ohne Angst in die<br />
vierte Lebensphase zu gehen.<br />
Doris Meinerzhagen<br />
22 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
Wohnformen im Alter<br />
Das kennen viele ältere Bauherren: Nach erfolgter<br />
Rückzahlung der Hypothekendarlehen kommt die<br />
Bewilligung zur Löschung der Grundschuld. Die Sache<br />
wird von einem Notar schnell und reibungslos erledigt<br />
– wenn ihm der Grundschuldbrief vorgelegt<br />
wird. Erstaunlicherweise geht der aber vielen Siegerländern<br />
„angeblich verloren“ – so jedenfalls heißt<br />
es dann in der gerichtlich angeordneten (teuren) öffentlichen<br />
Suchaktion. Warum ist dieses Verfahren<br />
im hiesigen Gerichtsbezirk so überdurchschnittlich<br />
oft erforderlich? Die Beobachtung zeigt, dass fast jedes<br />
Haus im Siegerland im Laufe der Jahre mindestens<br />
einmal an-, um- oder ausgebaut wird. Gelegentlich<br />
kommen alle drei Absichten zusammen.<br />
Offenbar beabsichtigen viele Menschen, eine vorhandene<br />
Grundbucheintragung zur Absicherung weiterer<br />
Planungen bzw. künftiger Darlehen erneut in<br />
Anspruch zu nehmen. Wenn der Grundschuldbrief<br />
sich dann wieder finden lässt …<br />
Ebenso wichtig wie eine Finanzierungsgrundlage<br />
ist die Planungsabsicht, also eine realistische und<br />
dauerhaft tragfähige Vorstellung von der angestrebten<br />
Wohnform. Schließlich möchte jeder Mensch seine<br />
Wohn- und Lebensverhältnisse so gestalten, dass<br />
ein selbstbestimmtes Wohnen auch im Alter möglich<br />
ist. Viele wollen in der Familie alt werden, lebenslang<br />
bei den eigenen Kindern wohnen und sich womöglich<br />
von denen auch pflegen lassen. Aber das erweist<br />
sich zunehmend als Illusion. Dem individuellen Gesundheitszustand<br />
entsprechend gibt es dazu auch<br />
mehrere Alternativen:<br />
• das selbstständige Wohnen, eventuell im<br />
Single-Haushalt,<br />
• das „Wohndorf“ für ältere Menschen,<br />
• gemeinsames Altwerden mit einem Partner/einer<br />
Partnerin auf Mallorca, mit dem<br />
Wohnwagen etc.,<br />
• das betreute Wohnen,<br />
• die ambulante Pflege,<br />
• das Tagespflege-Altenheim,<br />
• das Altenpflegewohnheim,<br />
• selbst organisierte Wohngemeinschaften älterer<br />
Erwachsener, eventuell gemeinsam mit<br />
jüngeren Menschen.<br />
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Auswahl an Gebrauchtwagen, inklusive hochwertiger Geschäftsund<br />
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Rat und Tat zur Seite.<br />
2/<strong>2003</strong> 23
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
Wohnformen im Alter<br />
Wie im durchblick Nr. 1/<strong>2003</strong> angekündigt, wird<br />
das Thema „Wohnen im Alter – altersgerechtes Wohnen“<br />
für die Redaktion ein zentrales Thema bleiben.<br />
Eine besondere Herausforderung sehen wir unter der<br />
Überschrift „selbst organisierte Wohngemeinschaften<br />
älterer Erwachsener“, denn das ist die offenbar<br />
anspruchsvollste Form des Wohnens im Alter. Allerdings<br />
erfordert sie eine Sensibilisierung, Ermutigung<br />
und vor allem Information der angesprochenen Menschen<br />
im Siegerland. Dafür bieten sich praktische<br />
Beispiele (Modellprojekte) ebenso an wie Unterstützungsangebote<br />
des Bundes und Programme des<br />
Landes NRW.<br />
Gemeinsam mit dem AlterAktiv Siegen e.V. bleibt<br />
die durchblick-Redaktion „am Thema“. In einem<br />
nächsten Schritt werden wir entsprechende Erfahrungen<br />
der Regionalbüros „Neue Wohnformen im<br />
Alter“ (Köln und Bochum) verfügbar machen. Dazu<br />
laden wir interessierte Personen in das „Haus Herbstzeitlos“<br />
ein. Termine: Mo. von 14 bis 18 Uhr, Mi. von<br />
9 bis 12 Uhr.<br />
Modellwohnanlage Haus Mobile, Köln<br />
Erich Kerkhoff<br />
Grundsicherung<br />
Viele Menschen scheuen in einer finanziellen<br />
Notlage den Gang zum Sozialamt. Zum einen ist es<br />
die Befürchtung, dass Angehörige wegen ihrer Unterhaltspflicht<br />
in Anspruch genommen werden könnten,<br />
zum anderen ist es die Angst davor, diese Notlage<br />
zugeben zu müssen. Hier wird die neue bedarfsorientierte<br />
Grundsicherung die Lage der Betroffenen<br />
verbessern.<br />
Anspruch auf diese Leistung haben Personen,<br />
• die ihren Wohnsitz in Deutschland haben,<br />
• die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem<br />
Einkommen und Vermögen, bzw. aus dem<br />
Einkommen und Vermögen des (nicht getrennt<br />
lebenden) Partners finanzieren können,<br />
• die das 65. Lebensjahr vollendet haben oder<br />
aus medizinischen Gründen dauerhaft voll<br />
erwerbsgemindert sind, (wobei der Bezug<br />
einer Rente wegen Alters oder voller Erwerbsminderung<br />
nicht vorausgesetzt wird),<br />
• deren Einkünfte eine bestimmte Höhe nicht<br />
überschreiten (derzeit 844 Euro).<br />
Zum Einkommen und Vermögen gerechnet werden<br />
zum Beispiel:<br />
• Renten, Pensionen, Erwerbseinkommen,<br />
Wohngeld-Einkünfte aus Vermietung und<br />
Verpachtung, Wohnrechten, Unterhalt, usw.,<br />
• Haus- und Grundvermögen, Pkws, Wertpapiere,<br />
Rückkaufwerte von Lebens- und Sterbeversicherungen,<br />
Guthaben auf Konten bei<br />
Sparkassen, Banken, Bausparkassen und<br />
dergleichen, (wobei Geldbeträge bei Alleinstehenden<br />
bis zu einem Betrag von 2301 Euro<br />
und bei Verheirateten/Lebenspartnern von<br />
2915 Euro nicht berücksichtigt werden).<br />
Keinen Leistungsanspruch haben<br />
• Personen, wenn das Einkommen der Kinder<br />
oder Eltern jährlich einen Betrag von<br />
100 000 Euro übersteigt,<br />
• Personen, die ihre Bedürftigkeit innerhalb<br />
der letzten zehn Jahre vorsätzlich oder grob<br />
fahrlässig herbeigeführt haben,<br />
• ausländische Staatsangehörige, die Leistungen<br />
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />
erhalten.<br />
Die Leistungen der Grundsicherung beginnen mit<br />
der Antragstellung. Nachzahlungen erfolgen nicht!<br />
24 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Wohnen/Grundsicherung<br />
Grundsicherung-Berechnungsbeispiele:<br />
Eine Alleinstehende<br />
mit einer Miete in Höhe von 250 Euro, Heizkosten von 50 Euro und einer Rente von 218,58 Euro<br />
(Eigenanteil für Kranken- und Pflegeversicherung 18,58 Euro) hat einen Grundsicherungsbedarf von:<br />
Bedarf für eine Alleinstehende Hier können sie ihre<br />
Regelsatz Haushaltungsvorstand 293,00<br />
Zuschlag von 15 % 43,95<br />
Miete 250,00<br />
Heizkosten 50,00<br />
Kranken- u. Pflegeversicherungsbeitrag entfällt<br />
Mehrbedarf von 20 % wegen Merkmal G entfällt<br />
im Schwerbehindertenausweis<br />
Grundsicherungsleistung vor der 636,95<br />
Einkommensberücksichtigung<br />
Abzüglich Renteneinkommen nach Abzug des eigenen 200,00<br />
Beitragsanteils<br />
Ergibt einen Grundsicherungsanspruch von 436,95<br />
Zahlen eintragen<br />
Für nicht getrennt lebende Ehegatten oder Partner<br />
(beide sind über 65 Jahre alt) mit einer Miete von 300,00 Euro, Heizkosten von 66 Euro, Renten<br />
von 655,74 Euro und 327,87 Euro (Eigenanteil für Kranken- und Pflegeversicherund 55,74<br />
und 27,84 Euro) besteht ein Grundsicherungsbedarf von:<br />
Bedarf für Lebensgemeinschaften 1. Person 2. Person Hier können Sie Ihr<br />
Haushaltungs- Haushalts- Zahlen eintragen<br />
vorstand angehörige 1. Person 2. Person<br />
Regelsatz Haushaltungsvorstand bzw. 293,00 234,00<br />
Haushaltsangehöriger<br />
Zuschlag von 15 % des Regelsatzes 43,95 43,95<br />
Haushaltungsvorstand<br />
Unterkunftskosten (für jeden anteilig) 150,00 150,00<br />
Heizkosten (für jeden anteilig) 33,00 33,00<br />
Kranken- u. Pflegeversicherung entfällt<br />
Mehrbedarf von 20 % wegen Merkmal G entfällt<br />
im Schwerbehindertenausweis<br />
Bedarfssumme 519,95 460,95<br />
abzüglich Renteneinkommen nach 600,00 300,00<br />
Abzug des Beitragsanteils<br />
ergibt einen Überschuss von 80,05<br />
ergibt einen ungedeckten Bedarf von 160,95<br />
abzüglich Überschuss beim Partner 80,05<br />
ergibt einen Grundsicherungsanspruch von 0,00 80,90<br />
2/<strong>2003</strong> 25
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
„Gefährliches Wohnen“<br />
Tipps<br />
Zum Silvesterabend gehört für viele Menschen<br />
alljährlich die Fernsehsendung: „Diner for One“.<br />
Es sind zwei Personen, deren Verhalten bei den Zuschauern<br />
große Heiterkeit auslösen. Da ist die ältere<br />
englische Lady – sie gibt für ihre verstorbenen Freunde<br />
eine Party – und der Butler. Immer wieder umrundet<br />
er den gedeckten Tisch, schenkt alkoholische<br />
Getränke aus und prostet seiner Lady reihum mit<br />
allen Gläsern zu. Zur<br />
Raumausstattung gehört ein<br />
am Boden liegendes Tigerfell,<br />
über dessen Kopf der<br />
Butler nach jeder Runde immer<br />
wieder stolpert.<br />
Viele ältere Erwachsene<br />
haben derartige „Stolperfallen“<br />
in ihrer Wohnung – selten<br />
lösen sie die Heiterkeit<br />
aus, wie beim Diner for One.<br />
Im günstigen Fall erschweren<br />
sie den Alltag, führen<br />
aber oft auch zu Unfällen mit<br />
dauerhaften Beeinträchtigungen.<br />
Pro Jahr verletzen<br />
sich 400 000 der über 65-<br />
Jährigen bei Stürzen. Und<br />
zwar ernsthaft. Von 6 625<br />
Opfern tödlicher Unfälle in<br />
Heim und Freizeit sind 5 198<br />
älter als 65 Jahre. Das sind<br />
78 Prozent! (1)<br />
Da die meisten Menschen<br />
im Alter in der bisherigen<br />
Wohnung bleiben<br />
wollen, werden viele Stolperfallen<br />
erst dann wirksam<br />
oder besonders gefährlich.<br />
Daher sollte man mögliche<br />
Beeinträchtigungen frühzeitig<br />
wahrnehmen und entsprechende<br />
Veränderungen<br />
vornehmen. Wer Anpassungen<br />
(„Enthinderungen“)<br />
vornehmen will oder eine altengerechte<br />
Wohnung sucht,<br />
sollte daher auf viele Details<br />
achten. Für diesen Zweck<br />
hat die Firma HEWI eine<br />
Checkliste entwickelt, der<br />
die folgenden Hinweise entnommen<br />
sind:<br />
Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass Sie komfortabler<br />
und sicherer leben, wenn sich Ihre körperliche<br />
Verfassung ändert. Wohnraumanpassungen<br />
können bisweilen von der Steuer abgesetzt<br />
werden oder über die Pflegeversicherung bezuschusst<br />
werden.<br />
Das Haus<br />
mit dem großen Service!<br />
• Beratungs-Service<br />
zu Hause gratis<br />
• Nähservice<br />
• Dekorieren<br />
durch Fachkräfte<br />
• Gardinen-, Wasch-<br />
& Änderungsservice<br />
• Wir verlegen<br />
Teppichböden<br />
• Kettelservice<br />
Siegen-Geisweid • Marktstraße 29<br />
Tel. <strong>02</strong> 71/8 30 41 • www.mackenbach.de<br />
26 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
Checkliste<br />
Küche & Bad<br />
• Ist die Ausstattung Ihrer Küche bequem und<br />
sicher?<br />
• Sind alle elektronischen Anzeigen gut<br />
erkennbar?<br />
• Ist die Arbeitsfläche komfortabel für Sie oder<br />
würden Sie lieber im Sitzen in der Küche<br />
hantieren?<br />
• Sind die Türdrücker/-griffe ergonomisch und<br />
leicht zu greifen?<br />
• Sind die Türen breit genug, um im Krankheitsfall<br />
auch mit einem Rollstuhl in die Räume<br />
zu gelangen?<br />
• Können Sie die Armaturen/Wasserhähne gut<br />
bedienen?<br />
• Fällt es Ihnen leicht, in die Badewanne zu<br />
steigen?<br />
• Gibt es eine Möglichkeit, sich in der Wanne<br />
zu setzen?<br />
• Sind die Griffe/Handtuchhalter über und<br />
neben Wanne und Dusche stabil genug, um<br />
sich festzuhalten?<br />
• Hat Ihr Bad eine ebenerdige Dusche?<br />
• Haben Sie einen Duschsitz?<br />
• Lässt sich die Brause bequem in der Höhe<br />
verstellen?<br />
• Sind im Bad Stützgriffe, wo Sie welche<br />
benötigen: z. B. neben WC und Waschtisch?<br />
• Haben Sie einen ergonomischen Waschtisch,<br />
vor dem Sie bequem sitzen können?<br />
• Ist der Spiegel flexibel in der Höhe verstellbar,<br />
so dass Sie sich darin auch im Sitzen<br />
sehen können?<br />
• Gibt es ausreichend Ablageflächen für<br />
Waschutensilien?<br />
• Entsprechen die angebrachten Produkte ergonomischen<br />
Anforderungen? Haben sie<br />
keine scharfen Kanten, sondern abgerundete<br />
Formen?<br />
• Ist das WC für Sie hoch genug angebracht?<br />
• Sind die Armaturen mit einem Verbrühschutz<br />
ausgestattet?<br />
• Gibt es Stolperfallen, wie z. B. rutschige<br />
Matten in Ihrem Bad?<br />
• Schließt die Badezimmertür von außen?<br />
Schränke und Stauräume<br />
• Können Sie Schränke bequem erreichen?<br />
• Ist die Waschmaschine dort untergebracht,<br />
wo Sie gut arbeiten können?<br />
• Ist die Höhe der Tür- und Schrankgriffe für<br />
Sie optimal gewählt?<br />
• Gibt es ausreichend Bewegungsflächen?<br />
Licht und elektronische Sicherheitssysteme<br />
• Lassen sich die Lichtschalter bequem bedienen?<br />
• Sind Lichtschalter in der für Sie bequemen<br />
Höhe angebracht?<br />
• Verfügen Sie über ausreichend Lichtquellen?<br />
• Haben Sie ausreichend Nachtlicht zur<br />
Orientierung?<br />
• Benötigen Sie Verlängerungskabel? Wenn ja:<br />
• Sind sie so angebracht, dass sie nicht zur<br />
Stolperfalle werden?<br />
• Verfügen Sie über ein Alarmsystem?<br />
• Können Sie Ihr Telefon im Notfall erreichen?<br />
• Ist Ihre Haustürklingel in jedem Bereich der<br />
Wohnung/des Hauses gut hörbar?<br />
Flur und Garten<br />
• Sind im Flur Handläufe angebracht?<br />
• Gibt es farbige oder ertastbare Orientierungshilfen<br />
im Treppenhaus?<br />
• Entsprechen die Treppenstufen der Größe<br />
Ihrer Füße?<br />
• Wäre eine Rampe als Zugang zum Haus für<br />
Sie nützlich?<br />
• Ist der Eingangsbereich zum Haus ausreichend<br />
beleuchtet?<br />
• Verfügt das Gebäude über einen bequem zu<br />
erreichenden Parkplatz?<br />
• Lässt sich die Garage per Fernbedienung<br />
öffnen?<br />
Erich Kerkhoff<br />
(1) Zahlenangaben von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Wohnberatung NRW, c/o Kreuzviertel-Verein,<br />
Kreuzstraße 61, 44139 Dortmund, www.wohnberatungsstellen.de<br />
Weitere Informationen:<br />
Gesellschaft für Gerontotechnik (0 23 71) 9 5950,<br />
HEWI-Servicetelefon (01 30) 13 41 36 bzw. im<br />
Internet unter www.hewi.de<br />
Produkte, die als Hilfsmittel gelten, können bei<br />
Bedarf ärztlich verordnet werden.<br />
Pflegeversicherung für Senioren<br />
Die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisation e.V.) empfiehlt:<br />
Selekta 3-D-PflegeVorsorge der Thuringia<br />
Generali Versicherungen<br />
➤ ohne Gesundheitsprüfung<br />
➤ bis Eintrittsalter 70 möglich<br />
Informationen bei: Anja und Michael Freundt<br />
Telefon: <strong>02</strong> 71/31 70 82<br />
2/<strong>2003</strong> 27
durch<br />
blick<br />
Wohnen<br />
Dieser Beitrag von Heinz Göbel aus Ferndorf<br />
wurde uns von der „Kreuztaler Seniorenpost“<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Eine wahre Begebenheit<br />
„Er“ hatte die 65 erreicht und musste den Dienst<br />
in andere Hände gehen lassen.<br />
„Er“ zog von seinem Beschäftigungsort fort und<br />
ließ sich mit seiner Frau in deren Heimat in der Nähe<br />
von Frankfurt nieder.<br />
Dort hatte die Frau das Haus von ihrer Mutter<br />
geerbt, das aber zurzeit noch von der alten Dame<br />
alleine bewohnt wurde. Bestes Einvernehmen<br />
auch seine Frau begann die Beschwernisse des Altseins<br />
zu spüren. Der Gedanke lag nahe, dass es<br />
schwierig werden würde. Ob man da selbst noch in<br />
der Lage wäre, den dann anstehenden Anforderungen<br />
zu genügen?<br />
Mit Mutter wurde das Problem zum wievielten<br />
Male besprochen. Man war sich einig, in dem Vorhaben,<br />
zunächst einmal ein oder zwei Heime oder<br />
Pensionen aufzusuchen und sich über die Bedingungen<br />
einer Aufnahme beraten zu lassen.<br />
Ein Haus im schönen Taunus schien den Vorstellungen<br />
zu entsprechen. Freundliche Bedienung,<br />
schöne Zimmer und Aufenthaltsräume fanden<br />
Zustimmung und die Bezahlung einschließlich aller<br />
zunächst. Die Mutter dachte aber noch nicht daran,<br />
Teile ihrer Alleinherrschaft aufzugeben. Und auch<br />
die Kinder, die ihre Unabhängigkeit in häuslichen<br />
und familiären Angelegenheiten ungehindert von<br />
jeglicher Bevormundung gelebt hatten, fanden es<br />
ganz in Ordnung, dass man zwar in ein und demselben<br />
Haus mit anderen lebte, aber dennoch eine<br />
gewisse Distanz wahren konnte. Das ging viele Jahr<br />
ganz gut.<br />
Aber ein Blick in die Zukunft ließ Schwierigkeiten<br />
erkennen. „Er“ konnte nicht mehr so gut, und<br />
Nebenkosten sollte sich in zumutbaren Grenzen<br />
halten.<br />
Man fühlte sich bestens beraten und ging auf das<br />
Auto auf dem nahen Parkplatz zu. Da wurde die alte<br />
Dame plötzlich unruhig. Irgendwie fühlte sie sich<br />
doch für das Wohlergehen ihrer Tochter verantwortlich.<br />
Die Vorstellung, eines Tages wieder allein in<br />
ihrem großen Haus wohnen zu müssen, veranlasste<br />
sie sehr energisch zu sagen:<br />
„Ihr wollt doch wohl nicht in diesem Haus<br />
wohnen?“<br />
28 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Aus dem Seniorenbeirat<br />
Fehlende Hausnummern<br />
Der Seniorenbeirat weist schon seit Jahren auf den<br />
Missstand fehlender Hausnummern im Stadtgebiet<br />
hin. Er unterstützt die dringende Forderung der Rettungsdienste,<br />
der Taxi-Unternehmen und der Polizei,<br />
dass Hausbesitzer verpflichtet sind, sehr gut lesbare<br />
Hausnummern anzubringen. Das schließt auch die<br />
Bitte ein, vorhandene Hausnummern-Schilder von<br />
Pflanzenbewuchs zu befreien und wie zu beobachten,<br />
diese nicht seitlich oder sogar hinter dem Haus anzubringen.<br />
Es muss doch jedem Verantwortlichen klar sein,<br />
dass langes Suchen, besonders in der Nacht, zu<br />
unnötigen Verzögerungen führt und unter Umständen<br />
lebensrettende Maßnahmen in Frage stellt. Sanitäter<br />
und Ärzte berichten, dass zuweilen Anrufer<br />
die bestellten Rettungsdienste nicht einmal vor dem<br />
Haus erwarten und einweisen. Oftmals erschwert eine<br />
ungenügende Beleuchtung das schnelle Auffinden<br />
der Hilfsbedürftigen.<br />
Die Mitglieder des Seniorenbeirats machen dort,<br />
wo es ihnen auffällt, die Hausbesitzer auf den Mangel<br />
aufmerksam und appellieren gleichzeitig an die<br />
Mitbürger, die Arbeit der Rettungsdienste, Feuerwehr<br />
usw. nicht zu erschweren.<br />
Seniorenbeirat kommt zu Ihnen<br />
Jeweils zum Erscheinungstermin des „durchblick“<br />
gibt der Seniorenbeirat den interessierten Bürgern<br />
Rechenschaft über seine geleistete Arbeit. Auf<br />
den Wochenmärkten Siegen, Weidenau und Geisweid<br />
nehmen die Beiratsmitglieder zu ihren Fragen und<br />
ihrer Kritik Stellung, nehmen ihre Anregungen, entgegen<br />
und stehen Rede und Antwort. Sie versuchen<br />
unbürokratisch, gewissenhaft und vor allem verlässlich<br />
dort zu helfen, wo es ihnen möglich ist. Finden<br />
werden Sie den Seniorenbeirat an einem großen Informationsstand,<br />
der dann auch den neuen durchblick<br />
für Sie bereit hält. Die Termine erfahren Sie<br />
kurzfristig in Ihrer Tageszeitung.<br />
Informationsstand des Seniorenbeirates<br />
auf dem Wochenmarkt in Weidenau<br />
Peinlich – Peinlich<br />
„Kann man sich denn auf nichts und niemand<br />
mehr verlassen?“ „Alles muss man kontrollieren,<br />
nicht mal am Grab hört das auf!“<br />
Wütend schmiss der junge Mann die Rechnung<br />
des Friedhofgärtners, die gerade mit der Post<br />
gekommen war, auf den Tisch und rannte zum<br />
Telefon. Er wählte die Nummer des Friedhofgärtners.<br />
„Denen werde ich jetzt aber mal die<br />
Leviten lesen, so was darf doch einfach nicht<br />
vorkommen, es ist pietätlos, schnaufte er noch,<br />
als sich am anderen Ende der Leitung eine<br />
freundliche Frauenstimme meldete. „Kann ich<br />
etwas für Sie tun?“, fragte die Dame. „Ja“, sagte<br />
der junge Mann erregt. „Sie sollten vielleicht<br />
mal als Erstes Ihre Werbung ändern – Grabpflege<br />
ist Vertrauenssache – Ich jedenfalls kann<br />
Ihnen mein Vertrauen nicht mehr geben. Seine<br />
Stimme wurde hochtönig, so wütend war er.<br />
Nun drängte die Dame ihn, ihr doch zu sagen,<br />
was ihn so in Rage brächte. „Natürlich“, sagte<br />
der Mann und schlug mit den Fingern auf die<br />
Rechnung, die er in der Hand hielt, „ich gab<br />
Ihnen den Auftrag, das Grab meiner Mutter: –<br />
Frau Margot Schmitt – zu bepflanzen und nun<br />
habe ich hier die Rechnung über die Grabbepflanzung<br />
einer – Roswitha Caluna“. Er<br />
wollte noch weiter sprechen, aber am anderen<br />
Ende der Leitung brach lautes Gelächter aus.<br />
Der junge Mann war platt, aber sie lachte und<br />
lachte. Dann fing sie sich und sagte: „Nein,<br />
nein, Herr Schmitt, natürlich haben wir das<br />
Grab Ihrer Mutter bepflanzt. Roswitha Caluna<br />
heißt die Blume, die nun das Grab Ihrer Mutter<br />
ziert.“<br />
Oh je, war das peinlich! Gottlob konnte man<br />
das verdutzte und rot anlaufende Gesicht des jungen<br />
Mannes nicht durchs Telefon sehen. Er stotterte<br />
Worte der Entschuldigung, welche die<br />
Dame, immer noch lachend, entgegennahm.<br />
Inge Göbel<br />
2/<strong>2003</strong> 29
durch<br />
blick<br />
Historisches<br />
Der historische Dracula – Vlad Tepes,<br />
der Pfähler<br />
In Bram Stokers Dracula-Roman findet sich eine<br />
Passage, die auf das historische Vorbild des berühmten<br />
Blut saugenden Grafen verweist. Da heißt es: „Er<br />
muss tatsächlich jener Wojwode (Fürst) Dracula gewesen<br />
sein, der sich in den Türkenkriegen berühmt<br />
gemacht hat.Wenn sich das wirklich so verhält, dann<br />
war er kein gewöhnlicher Mann. Denn damals und<br />
noch Jahrhunderte später wurde er als der klügste und<br />
geschickteste, aber auch als der tapferste der Söhne<br />
des Landes jenseits der Wälder gerühmt.“Als Land<br />
jenseits der Wälder ist Transylvanien gemeint, als Ort<br />
vielfältigen Vampirglaubens und merkwürdiger<br />
Bräuche.<br />
Stoker spielt mit seiner Bemerkung an auf den<br />
Fürsten Vlad III. Draculea (1431–1477), der wegen<br />
seiner selbst für diese Zeit außergewöhnlichen Grausamkeit<br />
auch „Pfahlwojwode“ oder der „Pfähler“<br />
(Tepes) genannt wurde.<br />
Das Pfählen – die in seiner Zeit häufig angewandte<br />
Vollzugsart der Todesstrafe an Verbrechern – hat<br />
nicht Vlad der Pfähler eingeführt, sie bestand sowohl<br />
vorher als auch später. Vlad Tepes war ein Sohn des<br />
walachischen Fürsten Vlad II. Dracul (Drache, 1435<br />
–1447) und nannte sich selbst Draculea (Sohn des<br />
Drachen). Den Namen „Dracul“ verdankte sein Vater<br />
Der wallachische Dracula<br />
dem deutschen Kaiser, der ihn zum Drachenritter, das<br />
heißt zum Türkenbekämpfer geschlagen hatte.<br />
Vlad III. Draculea oder Vlad der Pfähler (Tepes)<br />
war kein Blutsauger und auch kein Bluttrinker, aber<br />
er eignete sich hervorragend, um zum Vampir gemacht<br />
zu werden. Schon sein Aussehen wirkte erschreckend<br />
und kalt. „Er war nicht sehr groß, aber untersetzt<br />
und muskulös. Er hatte eine Adlernase,<br />
geblähte Nasenflügel, ein rötlich mageres Gesicht, in<br />
dem die sehr langen Wimpern große, weit offene,<br />
grüne Augen umschatteten, schwarze, buschige Brauen<br />
gaben ihnen einen drohenden Ausdruck. Er trug<br />
einen Schnurrbart. Breit ausladende Schläfen ließen<br />
seinen Kopf noch mächtiger erscheinen. Eine rote<br />
Samtmütze von Perlensträngen umwunden und einen<br />
rubinbesetzten Goldstern, in dem der Federschmuck<br />
befestigt ist, bedeckt seinen Kopf, von dem schwarze<br />
gekräuselte Locken hingen.“ So wird Vlad Tepes von<br />
einem deutschen Maler in einem Ölgemälde dargestellt.<br />
Das Bild befindet sich auf Schloss Ambras bei<br />
Innsbruck. Dieses Porträt, das einen hohen Grad an<br />
Authentizität besitzt, fehlt in keinem rumänischen<br />
Geschichtsbuch.<br />
Vlad der Pfähler hat dreimal den Thron der<br />
Walachei innegehabt. Über seine erste, sehr kurze<br />
Herrschaft ist wenig bekannt. Von größter Bedeutung<br />
war jedoch seine zweite Regierungszeit<br />
(1456–1462). Vorher hatte Fürst Vlad sich im Exil auf<br />
Reisen quer durch Europa aufgehalten. Durch seine<br />
Reisen während des Exils hatte er sich vor allem auf<br />
den Gebieten der Kriegskunst und der Politik eine<br />
fundierte Bildung angeeignet. Seinen Ruf als erbitterter<br />
Kämpfer gegen die Türken verschaffte Draculea<br />
sich ab 1460. Schon sein Vater hatte mit den<br />
Truppen des Osmanischen Reiches, das im 15. Jahrhundert<br />
den Balkan beherrschte, heftige Kämpfe ausgefochten.<br />
Das Fürstentum Walachei wurde den Türken<br />
tributpflichtig. Weil Vlad Tepes den Tribut an<br />
den Osmanensultan verweigerte, schickte der Sultan<br />
eine Gesandschaft an den walachischen Hof. Als die<br />
türkische Gruppe mit ihren prächtigen Turbanen vor<br />
Vlad Tepes erschienen, fragte er sie, warum sie nicht<br />
die Turbane vor ihm zögen. Sie entgegneten, dass es<br />
in ihrem Land Sitte sei, den Turban sogar vor dem<br />
Sultan aufzuhalten. Darauf erwiderte der Walachenfürst,<br />
dann wolle er sie in dieser Sitte bestätigen. Er<br />
ließ die Türken von seiner Leibwache ergreifen und<br />
ihnen die Turbane mit Nägeln am Kopf festnageln.<br />
Danach schickte er die Gesandten mit der Bemerkung,<br />
er lasse sich in seinem Land keine fremden Sitten<br />
aufzwingen, zu ihrem Sultan zurück. Er wusste<br />
genau, was dieser Affront gegen die Türken für sein<br />
weiteres politisches Schicksal bedeuten konnte und<br />
30 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Historisches<br />
sah sich nach Bündnispartnern um. Leider war er Zeit<br />
seines Fürstenlebens nur auf sich gestellt. Das mag<br />
einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Vlad innen-<br />
und außenpolitisch so unbarmherzig durchgriff<br />
und vor seinen grausamen Folter- und Hinrichtungsmethoden<br />
nicht Halt machte.<br />
Mit Mut und militärischer Begabung führte er mit<br />
Erfolg zahlreiche Kriege gegen die verhassten Truppen<br />
des Osmanischen Reiches. Mit eigener Hand<br />
wütete er gegen seine türkischen Gefangenen, indem<br />
er sie grausam verstümmelte und ihre Überreste auf<br />
Pfählen aufspießen ließ.<br />
Vlad der Pfähler war mithin der erste rumänische<br />
Fürst, der die Türken in ihrem eigenen Gebiet mit<br />
Heeresmacht bekämpfte und sich nicht nur auf die<br />
Verteidigung seines Landes beschränkte.<br />
Auch im eigenen Land verübte der Fürst Grausamkeiten,<br />
wenn er es für nötig hielt, zum Erhalt der<br />
Ordnung und zum Schutz des Rechtes. Auf alten Holzschnitten<br />
ist es noch zu sehen, wie der Walachenfürst<br />
genussvoll unter den wegen Verrat gepfählten Bojaren<br />
(Großbauern) zu speisen pflegte. Als ihn sein Mundschenk<br />
einmal bei einer solchen Gelegenheit fragte, ob<br />
ihm denn der Geruch der Toten nicht beim Essen<br />
störe, ließ Vlad Tepes auch ihn pfählen.<br />
Um die Jahreswende 1476/1477 fiel ein starkes<br />
türkisches Kontingent in die Walachei ein. Das walachische<br />
Militär wurde völlig überrumpelt. Dabei fand<br />
auch der „Pfähler“ sein Ende. Sein Kopf, der einst der<br />
Schrecken der Türken gewesen war, wurde nach<br />
Konstantinopel geschickt und dort auf einen Pfahl<br />
gespießt öffentlich zur Schau gestellt. Sein Leib wurde<br />
in einer kleinen Klosterkirche in der Nähe von<br />
Bukarest bestattet.<br />
Durch seine Kämpfe gegen die Türken hat Vlad<br />
der Pfähler dazu beigetragen, dass die Walachei nicht<br />
in das gleiche Abhängigkeitsverhältnis wie die Gebiete<br />
südlich der Donau geriet und somit der rumänische<br />
Staat der Walachei weiter bestehen konnte,<br />
was letzlich wesentlich war für die eigenständige<br />
Entwicklung des rumänischen Volkes. Deshalb wird<br />
auch heute seiner anerkennend gedacht.<br />
Vlad Tepes hat durch seine Taten bei den Zeitgenossen<br />
und in der Geschichtsschreibung besonders<br />
tiefe Eindrücke hinterlassen. Noch zu seinen Lebzeiten<br />
wurde er zur Sagengestalt. In Wiegendrucken<br />
wurde die Kunde von seinen Schreckenstaten verbreitet,<br />
in Chroniken wurden Geschehnisse im<br />
Zusammenhang mit ihm verzeichnet. Auch auf das<br />
Gebiet der Horror-Literatur und des Films haben diese<br />
Eindrücke übergegriffen. Er war das historische<br />
Vorbild für Stokers Roman „Dracula“. Seine Gestalt<br />
geistert durch Filme und blutrünstige Phantastereien.<br />
Sein Schloss weiß man hinter den Karpaten in Transsylvanien.<br />
Dabei war der historische Dracula Vlad<br />
III. Tepes ja eigentlich weder transsylvanischer Graf<br />
noch finsterer Wiedergänger, sondern Fürst der<br />
Walachei, wenn auch zugegebenermaßen ein extrem<br />
grausamer Herrscher. Seine Burg war auch nicht in<br />
Transsylvanien, sondern in der Walachei.<br />
In Österreich gibt es gemalte Darstellungen des<br />
walachischen Fürsten Dracula/Vlad Tepes. Ein Ölgemälde,<br />
das dem schon erwähnten Porträt von Ambras<br />
sehr ähnlich ist, befindet sich im Münzkabinett<br />
des Kunsthistorischen Museums in Wien. Ein lebensgroßes<br />
Bildnis befindet sich auf Burg Forchtenstein<br />
im Burgenland aus der Esterhazyschen Ahnengalerie.<br />
Auch auf mittelalterlichen Altarmalereien ist der<br />
Vlad Tepes mit der typischen Perlenschnur-Mütze<br />
dargestellt. Ein entsprechendes Porträt aus der Zeit<br />
um 1462 befindet sich auf einem Altarflügel in der<br />
Kirche Maria am Gestade in Wien. Auf diesem Altarflügel<br />
ist die Kreuzigung Christi zu sehen, wo Vlad<br />
Tepes auf der rechten Seite des Kreuzes hinter der am<br />
Kreuzfuß knienden Maria Magdalena im Disput mit<br />
einem Juden dargestellt ist. Bei der Beschäftigung<br />
mit diesem Thema stellte sich heraus, dass Vlad der<br />
Pfähler überraschenderweise auch in der zeitgenössischen<br />
Altarmalerei dargestellt wurde.<br />
Es ist interessant, das Bild dieses Woiwoden auf<br />
Altarbildern zu sehen. Er verfolgte die Türken, die<br />
Feinde Christi und war durch sein Leben selbst ein<br />
Feind Christi.<br />
Quellen:<br />
Achim Kelschebach; „Thales Themenheft Nr. 92“<br />
Gernot Nussbächer: „Urkunden und Chroniken“<br />
Dorothea Istock<br />
Senioren-Hotline<br />
montags von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Wir kümmern uns<br />
Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />
2/<strong>2003</strong> 31
durch<br />
blick<br />
Unterhaltung<br />
Der Lauf der Zeit<br />
Ich stehe stolz in dem Rondell<br />
bin ja das neuste Modell<br />
beäugt von manchem Herrn<br />
wer hätte mich nicht gern<br />
Ich bin schön, ich bin jung<br />
lackiert und hoch poliert<br />
bin schnell und habe auch viel Schwung<br />
mein Preis jedoch schockiert<br />
Da kommt sie schon die junge Dame<br />
fragt nicht nach Preis noch Geld<br />
das hat sie, dafür bürgt ihr Name<br />
und schon werd ich für sie bestellt<br />
Sie denkt, wie schön, dass es dich gibt<br />
und fährt durch Wald und Flur<br />
ich merke auch, dass sie mich liebt<br />
und sucht mit mir ‘ne heiße Spur<br />
Ein netter Mann<br />
er macht mich an<br />
jedoch umsonst ist sein Bestreben<br />
leider bin ich schon vergeben<br />
Wie schnell vergehen doch die Jahre<br />
der Lack, der bröckelt ab<br />
manchmal ich nun langsam fahre<br />
und mache oft auch schlapp<br />
Jetzt werd ich häufig repariert<br />
und bin nicht mehr so schön<br />
damit sie sich auch nicht blamiert<br />
sagt sie Aufwiedersehen<br />
Nun steh ich wieder im Verkauf<br />
ob mich noch jemand will<br />
denk, das ist der Weltenlauf<br />
und werd dabei ganz still<br />
Und wieder kommt der nette Herr<br />
sagt, du bist ein tolles Ding<br />
ein Oldtimer von selt’nem Wert<br />
und schaut mich an verklärt<br />
Willst du mich haben<br />
solltest du nicht lange fragen<br />
zu schade ist es um die Zeit<br />
schon bald kommt die Vergangenheit<br />
Elisabeth Hanz<br />
durchblick-Schreibwerkstatt<br />
in Zusammenarbeit mit der VHS Siegen<br />
Einladung zum Schreiben im Haus Herbstzeitlos<br />
„Für mich erhebt sich die Frage, wann andere<br />
Menschen den Gedanken aufgeben, sie seien Dichter:<br />
Als Kinder denken wir uns doch alle Geschichten<br />
aus und schreiben sie auf. Das Rätsel besteht<br />
nicht darin, dass einige auch noch schreiben,<br />
sondern dass die anderen damit aufhören.“ (William<br />
Stafford)<br />
Den Spaß am Schreiben wiederfinden, neu entdecken<br />
oder weiterentwickeln – dafür wird in dieser<br />
Schreibwerkstatt Raum und Zeit sein. Die Teilnehmer/innen<br />
werden Anregungen bekommen,<br />
ihre Gedanken, Gefühle und Fantasien spazieren<br />
gehen zu lassen und, vielleicht überrascht, erleben,<br />
wie die unterschiedlichsten Texte dabei entstehen.<br />
Geschichten sind nämlich überall! In uns, in Kopf,<br />
Herz und Bauch! Um uns, in Haus und Garten, auf<br />
Straßen und Wegen, in Wald und Wiesen, in Wolken<br />
und Sonne…Wir müssen sie nur entdecken,<br />
aufdecken, finden. Dann können wir Freude am<br />
Schreiben haben, das Befreiende dabei erleben und<br />
vielleicht wie C. Bay Lewis feststellen: „Wir<br />
schreiben nicht, um verstanden zu werden, wir<br />
schreiben, um zu verstehen.“<br />
Die Schreibwerkstatt beginnt am 8. Oktober.<br />
Bis zum 3. Dezember <strong>2003</strong> gibt es acht Termine,<br />
immer mittwochs von 15.30 bis 17 Uhr.<br />
Anmeldungen sind möglich beim durchblick und<br />
bei der VHS Siegen.<br />
Ursula Adler<br />
32 2/<strong>2003</strong>
durch<br />
blick<br />
Kleinanzeigen<br />
Wer kennt Jan Herremans?<br />
Jan Herremans<br />
als 17-jähriger<br />
Der ehemalige belgische<br />
Soldat Jan Herremans<br />
war in den Jahren<br />
1957/58 mit dem Bataillon<br />
„Bevrijding“ in<br />
Siegen stationiert. Jetzt<br />
ist der 63-jährige beim<br />
Seniorennet in Belgien<br />
tätig und versucht – mit<br />
Hilfe des Internet – eine<br />
alte Bekanntschaft wieder aufzufrischen. Mit<br />
einer entsprechenden Anfrage wandte Herremans<br />
sich an die von der AlterAktiv Siegen e.V. gehaltene<br />
e-Mail-Adresse info@senioren-si.de. Die Jugendfreundin<br />
von Jan Herremans hieß Inge – er<br />
vermutet, dass sie jetzt verheiratet ist. Jedenfalls<br />
möchte er in allen Ehren einen Kontakt mit ihrer<br />
Familie aufnehmen, zumal er in diesem Jahr noch<br />
mit seiner Familie einen Besuch in Siegen plant.<br />
Nach der Erinnerung von Jan Herremans wohnte<br />
Inge damals in der Elisabethstraße.<br />
Der AlterAktiv Siegen e.V. bittet besagte Inge oder<br />
andere Personen um Mitteilung, wenn sie Erinnerungen<br />
mit Jan Herremans austauschen wollen.<br />
Weitere Informationen: Tel.: <strong>02</strong> 71 - 3 72 08 18,<br />
Doppelkopf-Partner gesucht<br />
Suchen nettes Paar zum Skat oder Dopppelkopf.<br />
Wir, Anfang 60, in Rente, wohnen in Trupbach. Tel.<br />
<strong>02</strong> 71-37 08 56 Wir freuen uns über jeden Anruf.<br />
Grammophone, Schellackplatten, alte<br />
Muiskgeräte usw. kauft, sammelt und tauscht: Lothar<br />
Stock, Van-Kinsbergen-Ring 17, 57290 Neunkirchen<br />
Tel. 0 27 35/52 60<br />
Wandergruppe „Die Gemächlichen“<br />
An jedem 1. und 3. Dienstag im Monat führt diese<br />
Gruppe eine Kurzwanderung von max. 2 – 3<br />
Std. und 12 km durch.<br />
Treffpunkt, Wanderbeginn und Wanderziel werden<br />
kurzfristig festgelegt und sind unter folgenden<br />
Rufnummern zu erfragen:<br />
<strong>02</strong> 71/39 08 98 Frau Stein<br />
<strong>02</strong> 71/7 38 82 Frau Tonnsen<br />
<strong>02</strong> 71/8 42 19 Frau Ullrich<br />
<strong>02</strong> 71/5 48 70 Herr Helmrath<br />
Liebe Oma gesucht, die gelegentlich auf<br />
unsere kleine Sophie (2 Jahre) aufpassen kann. Wir<br />
wohnen in Eiserfeld und können Sie holen und<br />
zurückbringen. Chiffre Sophie<br />
Prostata-Selbsthilfegruppe<br />
durch<br />
blick<br />
Redaktion: Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Tel.+ Fax <strong>02</strong> 71/6 1647 Mobil: 01 60/95 98 74 06<br />
E-Mail: durchblick-siegen@gmx.de<br />
Öffnungszeiten: dienstags von 15.00 bis 17.00<br />
Herausgeber: Stadt Siegen<br />
Der Bürgermeister – Seniorenbüro<br />
Redaktion: Maria Anspach, Friedhelm Eickhoff<br />
(verantw.), Inge Göbel, Elisabeth Hanz, Dorothea<br />
Istock, Erich Kerkhoff, Erika Krumm, Doris Meinertzhagen.<br />
Geschäftsführung: Friedhelm Eickhoff<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Elke Strunk, Uri Shaham, Israel; Sabine Vollwerth,<br />
Horst Mahle, Astrid E. Schneider, Helga Siebel-<br />
Achenbach, Sabine Rambusch, Jürgen Ritter<br />
Fotos/ Zeichnungen / Graphik: D. Meinertzhagen,<br />
F. Eickhoff, M. Anspach, I. Göbel, E. Kerkhoff,<br />
Erscheinungsweise: März, Juni, Sept., Dezember<br />
Gesamtherstellung:<br />
Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Siegerland<br />
ist noch offen für Interessenten. Informationen<br />
unter Tel.-Nr. 0 27 35-52 60<br />
Private Anzeigen bis vier Zeilen veröffentlichen<br />
wir kostenlos Anzeigenschluss für die nächste<br />
Ausgabe ist der 30. Juli <strong>2003</strong>.<br />
Gestaltung: A. Münker, S. Schäfer (Vorländer)<br />
Auflage: 6000. Der durchblick wird kostenlos verteilt.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte<br />
Beiträge werden nicht zurückgeschickt.<br />
Für unsere Anzeigenkunden gilt die Preisliste<br />
5/20<strong>02</strong>.<br />
2/<strong>2003</strong> 33
durch<br />
blick<br />
Leserbriefe<br />
Tagebuchnotizen 1/03<br />
Als eifrige Leserin des durchblicks hat mich diesmal<br />
der Bericht „Aus den letzten Tagen des Krieges<br />
im Siegerland“ sehr berührt.<br />
Beim Lesen war die Erinnerung wieder da und ich<br />
spürte förmlich die feuchte Kälte, die langsam den<br />
Körper hochkroch, die undefinierbaren Gerüche der<br />
auf engstem Raum zusammengepferchten Menschen<br />
in „meinem Bunker“ in Geisweid auf dem ehemaligen<br />
Gelände der Birlenbacher Hütte.<br />
Ich gehöre sicher nicht zu den Menschen, die in<br />
der Vergangenheit leben, doch so ganz vergessen<br />
kann und sollte man die Zeit nicht, denn es war die<br />
Zeit, in der wir alle arm waren und sehr bescheiden<br />
leben mussten; sicher empfehlenswert, sich auch daran<br />
nochmals zu erinnern.<br />
Renate Titze, Siegen<br />
Darminkontinenz 1/03<br />
Als Selbsthilfegruppe für Menschen mit künstlichem<br />
Darmausgang oder Blasenausgang (Stoma) haben<br />
wir den obigen Artikel mit großem Interesse gelesen.<br />
Auch ein Stoma ist für Betroffene wie auch<br />
Nichtbetroffene ein sehr großes Tabuthema. Wir<br />
möchten darauf hinweisen, dass sich unsere Selbsthilfegruppe<br />
jeden 2. Dienstag im Monat bei der IKK<br />
in Siegen am Löhrtor 10–12 trifft. Ansprechpartner<br />
sind, für Frauen: Frau Böcking, Tel. <strong>02</strong> 71-5 74 51; für<br />
Männer: Herr Heinbach, <strong>02</strong> 71-7 6460.<br />
Hiltrud Böcking, Siegen<br />
Sehschwäche<br />
Ich möchte Sie auf das Problem der Sehschwäche<br />
aufmerksam machen, dass viele Menschen betrifft.<br />
Meine Mutter (90), geistig hellwach, aber durch<br />
ihre Sehkraft so eingeschränkt, dass sie kaum noch<br />
lesen kann. Der vom Augenarzt angeratene Gebrauch<br />
einer Lupe war nicht hilfreich. Zufällig erfuhr sie,<br />
dass es bei Optikern Lesegeräte gibt, die auch auf<br />
Antrag von den Krankenkassen bezahlt werden. Mit<br />
diesem mittlerweile von ihr erworbenen Gerät kann<br />
sie wieder lesen. Ihre Lebensqualität wurde dadurch<br />
enorm gesteigert. Für mich ist unverständlich, dass<br />
diese Möglichkeit nicht vom Augenarzt erwähnt wurde.<br />
Es würde mich freuen, wenn Sie über dieses Problem<br />
berichten würden.<br />
Helga Volz, Siegen<br />
Wir freuen uns sehr über jeden Leserbrief!<br />
Ob Samuel Hahnemann der alleinige Erfinder der<br />
Homöopathie ist, scheint in Anbetracht seines großen<br />
Vorbildes Paracelsus äußerst fragwürdig. Das großartigste<br />
Vorbild aller Ärzte war neben dieser Tätigkeit<br />
Alchemist und konnte seine Medizinen spagyrisch<br />
herstellen. Spagyrische Essenzen sind nach meinen<br />
Erfahrungen besser und nebenwirkunsfreier als<br />
homöopathische Mittel.<br />
Was aber nicht in den Apotheken zu bekommen<br />
ist, das wäre die Hatha-Yogatherapie nach Dr. med<br />
Oskar Hammer, der natürliche Weg zur Gesundheit.<br />
Yoga ist keine Sekte oder gar Sportart, sondern eine<br />
natürliche Entspannungs- und Atemtechnik, auch von<br />
alten Menschen erlernbar, so dass man ohne jede<br />
„Allheilmittel“ auskommt!<br />
Im Reich der tibetanischen Hunzas gibt es keine<br />
Apotheken, sondern viele Hundertjährige, die nie eine<br />
Medizin genommen haben! Ich hoffe, bei ihren<br />
Lesern den Glauben an die Selbsthilfe der eigenen<br />
Gesundheit angesprochen zu haben.<br />
Mit freundlichem Lesergruß<br />
Erwin Iberl, Siegen<br />
Zu guter Letzt:<br />
„durchblick“ 1/03, (Leserbrief gekürzt)<br />
Das Titelbild, gar nicht lustig, denn manche Seniorinnen<br />
brechen sich dabei den Oberschenkelhals.<br />
Seite 2: Werbung, für eine Seniorenzeitschrift keinerlei<br />
Empfehlung. Seite 3: keine Fachleute, das sagt der<br />
Schreibstil. Seite 4: Vier Seiten Frühling, für die<br />
Nachteile des Frühjahres keine Silbe! Seite 11: Apothekenwerbung,<br />
ist das astrein mit der Gesetzgebung?<br />
Seite 15: „Verlorene Eier …“, dabei sind Eier<br />
Cholesterinheber! Seite 16: Uri Shaham „Die Stämme<br />
…“ historisch deckt sich sein Geschreibe nicht<br />
ganz mit der Bibel...Seite 18: ohne Werbung wären<br />
die Senioren-Beirats-Mitteilungen glaubhafter. Seite<br />
20: Sind auch die Autorenrechte berücksichtigt? Seite<br />
25: Sollte die Redaktion nicht komplett an der<br />
Schreibwerkstatt teilnehmen? Seite 28: Na endlich;<br />
Gesundheit, aber hat die Redaktion Angst vor dem Internet?<br />
Da sind auch Hinweise zu vielen anderen Themen!<br />
Dr. Carl Radaz, Siegen (zzt. Teneriffa)<br />
(Anmerk. der Redaktion: Wir wünschen unserem<br />
Leser auf Teneriffa, dass die Sonne nicht zu warm,<br />
der Himmel nicht zu blau, das Gras nicht zu grün und<br />
der Strand nicht zu sandig ist.)<br />
34 2/<strong>2003</strong>