2006-02
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Inhaltsübersicht:<br />
Aus der Redaktion<br />
Seite<br />
Aus der Redaktion 03<br />
Zwei Frauen können was vom Pferd erzählen … 04<br />
Tanzstunde 1946 06<br />
Würde und Selbstbestimmung im Alter 08<br />
Schmorbraten 09<br />
Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere 10<br />
Frauenabend in der Moschee 16<br />
Gedächtnistraining 18<br />
Marias Krimi 20<br />
Mein Schwert ist meine Feder 22<br />
Das Schönste von Siegen: Die Oberstadt 25<br />
Lothar Stock ist scharf auf alte Schätzchen 26<br />
Reisebus – Impressionen – Monschau 29<br />
Wochenende in einer anderen Zeit 30<br />
Siegen, den 19. 4. 1948 32<br />
Auf Schatzsuche 33<br />
Wie Rubens nach Siegen kam 35<br />
Dem „Ollerndommes“ auf der Spur 36<br />
Serviceseiten 38<br />
Aus den Annalen der Freiwilligen Feuerwehr 40<br />
Alter als Chance 41<br />
Das fiel uns auf … 42<br />
Lösungen/Impressum 42<br />
Zu guter Letzt 42<br />
Unter dem Titel „Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere“ hat Eberhard Freundt<br />
eine ethische Betrachtung über unseren Umgang mit Tieren angestellt. Es ist nicht Absicht<br />
der Redaktion, Sie zu Vegetariern zu machen. Aus medizinischer Sicht ist maßvoller<br />
Fleischverzehr gesundheitserhaltend. Dazu Dr. med. Erwin Rambusch: „Über den Fleischverzehr<br />
nehmen wir Eisen zu uns, welches unser Organismus aus anderen Nahrungsmitteln<br />
nicht in ausreichender Form zugeführt bekommt. Die unzureichende Versorgung mit<br />
Eisen kann dann zu Blutarmut führen.“<br />
Große Aufregung herrschte nach Auslieferung des letzten durchblick. Viele Leserinnen und<br />
Leser wiesen uns auf Fehler in der Seite 40 hin. In der Schlussredaktion ist uns ein<br />
„Bilderbuch – Paradoxum“ gelungen. Das ansonsten sehr gewissenhafte Redaktionsteam<br />
vergaß schlichtweg, ausgerechnet die Seite „Gedächtnistraining“ Korrektur zu lesen.<br />
Das Training unserer „Grauen Zellen“ mit Hilfe all der durchblick-Ausgaben hat bei uns<br />
offensichtlich bisher nicht die rechte Wirkung gezeigt.<br />
Folgende Fehler waren aufgetreten: Die Überschrift „Was passt zusammen“ gehört zu der<br />
Länderübung. Das Feld zwei dieser Übung wurde vertauscht. Der Lernspruch „Was dem<br />
Herzen widerstrebt…“ gehört als Überschrift zum Gesamtbeitrag. Völlig vergessen wurde<br />
die Angabe des Quellennachweises. Die Übungen zum Gedächtnistraining hatte Barbara<br />
Kerkhoff zusammengestellt. Entnommen wurden sie aus der Verbandszeitschrift des<br />
„Bundesverbandes Gedächtnistraining“ (BVGT).<br />
Soweit das Neueste aus der Redaktion.<br />
Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
Die Redaktion<br />
Titelfoto: Dieter Gerst<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 3
Aus dem Siegerland<br />
Zwei Frauen können was vom Pferd erzählen …<br />
Immer fest im Sattel – „Ausbildungszentrum für Mensch und Tier“<br />
sondern haben auch die Zusatzausbildung als Persönlichkeitstrainerinnen<br />
im Rüstzeug. Beides fließt ineinander und<br />
zeigt Wirkung. Auf einen sehr einfachen und rustikalen<br />
Nenner gebracht: Wer als Schlappschwanz kommt, geht als<br />
gestärkte Persönlichkeit. Na bitte, das ist doch schon mal<br />
was. Zwei Fliegen mit einer einzigen Klappe geschlagen:<br />
Man kann reiten und ist wer. In jeder Hinsicht sitzt man also<br />
fest im Sattel.<br />
Die beiden Trainerinnen vom Sonnenhang sind Quereinsteigerinnen.<br />
Sie sind aus fremden Branchen in „ein neues<br />
Abenteuer gestartet“. Die Motivation allerdings war bei<br />
beiden gleich: die Liebe zur Natur – zu Mensch und Pferd.<br />
Isabelle Banek, die gebürtige Französin, ist gelernte Dipl.-<br />
Ingenieurin in der Sparte Chemie und blickte vor ihrer neuen<br />
Aufgabe auf 20-jährige Erfahrung im Management (bis<br />
zum Weltkonzern) zurück. Gabriele Krings ist ausgebildete<br />
Erzieherin.<br />
Das Pferd: Freund und Partner des Menschen.<br />
Isabelle Banek und Gabriele Krings wissen wovon sie<br />
sprechen, wenn vom Pferd die Rede ist – und natürlich auch<br />
von Reiterinnen und Reitern. Beide leisten hervorragende<br />
Arbeit an Mensch und Tier. Sie haben nicht nur den (werdenden)<br />
Reitersmann (Reitersfrau) im Auge, sondern auch<br />
das Pferd. Und zwar das Lebewesen Pferd, nicht den<br />
Gebrauchsgegenstand Pferd. Der existiert hier nicht. Für<br />
Isabelle und Gabriele haben Pferde Sinn und Verstand. Die<br />
beiden gestandenen Frauen, Partnerinnen von zehn „ausgebildeten<br />
und ausgeglichenen“ Pferden, kümmern sich um<br />
Mensch und Tier gleichermaßen. Und zwar auf dem „Reiterhof<br />
am Sonnenhang – Ausbildungszentrum für Mensch<br />
und Tier“ in Kreuztal-Eichen. Nur um Reitunterricht mit<br />
dem bloßen Erlernen der Technik geht es hier beileibe<br />
nicht. Vielmehr geht es in dem idyllisch gelegenen Zentrum<br />
um die komplette Balance zwischen Mensch und Tier. Entsprechend<br />
sind „Seminare für Persönlichkeitsentwicklung“<br />
im Angebot. Hört sich alles gut an, ist auch gut.<br />
Gabriele Krings und Isabelle Banek sind in diesen<br />
Sachen überaus kompetent: Sie sind nicht nur ausgebildete<br />
Trainerinnen (C-Western = Basisarbeit des Breitensports),<br />
Beliebt sind die Wochenendseminare unter dem Motto:<br />
„Wenn das Pferd dem Manager flüstert, wie gut er wirklich<br />
ist.“ Da verkehrt sich ein Filmtitel in „Der Menschenflüsterer“.<br />
Die beiden Trainerinnen bringen die Sache kurz<br />
auf den Punkt: „Wir wenden uns in diesen Seminaren an<br />
das Klientel etablierter oder angehender Führungskräfte.“<br />
Nun, am Sonnenhang lernen die „Probanden“ eine „neutrale,<br />
ehrliche, aber auch unkonventionelle Sichtweise über<br />
die Führungskompetenz“ kennen. Und: „Wir tauchen in die<br />
faszinierende Welt der Pferde ein. Wir lernen zeitgleich viel<br />
über die eigene und die Persönlichkeit des Tieres kennen.<br />
Die Teilnehmer werden nach dem Seminar gefestigter ins<br />
Berufsleben zurückkehren.“ Eine erstaunliche Sache. Ist<br />
da etwas dran? Ist das wirklich möglich? Die Trainerinnen:<br />
„Wir haben beste feedbacks bekommen.“ Na also, klappt<br />
doch!<br />
Nicht das einzige Seminar übrigens. Zuspruch findet<br />
auch das Angebot „Wie werde ich Leittier?“ Gabriele<br />
Krings: „Wer wissen möchte, wie das Pferd den Reiter<br />
wahrnimmt, ist hier richtig.“ Da geht es auch um das Erlernen<br />
der Pferdesprache. Quasi die dritte Fremdsprache<br />
neben Siegerländer Platt und Hochdeutsch. Wer ein Pferd<br />
hat … nix wie hin! Schließlich möchte man sich doch mal<br />
mit seinem Huftier unterhalten!<br />
Grundsätzlich gilt das komplette Angebot (in erster<br />
Linie Reiten lernen und Seminare) für die entsprechenden<br />
Altersklassen. Auch für Senioren! Zehn ausgebildete und<br />
ausgeglichene Pferde, die auf Paddocks (so eine Art Wohnung<br />
mit Terrasse) leben, stehen zur Verfügung. Nahezu<br />
selbstverständlich für den mitten in der Natur gelegenen<br />
Reiterhof: artgerechte Anlage mit Reithalle, zwei Außenplätze<br />
und großes Ausreitgelände. Im Einzelunterricht ➤<br />
4 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Aus dem Siegerland<br />
(immerhin fallen pro Monat 300 Reitstunden an) gehen die<br />
Trainerinnen grundsätzlich auf die individuellen Bedürfnisse<br />
von Mensch und Tier ein. Sie sagen: „Wir lehren den<br />
sicheren und angstfreien Umgang mit Pferden. Und wir<br />
geben u. a. Hilfestellung beim Putzen, Führen und Satteln.“<br />
Senioren auf dem Höckerchen<br />
Der energische Schwung in den Sattel via Steigbügel ist<br />
am Sonnenhang nicht drin. Nicht, weil befürchtet wird,<br />
dass man auf der anderen Seite des Pferdes wieder hinunterrutscht<br />
und mit bester Haltungsnote satt auf dem Bürzel<br />
landet. Nein, nein, das ist es nicht. Vielmehr: Katapultieren<br />
in den Sattel schadet auf Dauer dem Pferderücken. Deshalb:<br />
Ohne Aufstiegshilfe läuft hier nichts. Die Aufstiegshilfe<br />
besteht aus einem schlichten Pastik-Höckerchen. Der<br />
Mensch besteigt das Pferd in zwei Stufen: Erst aufs<br />
Höckerchen, dann in den Sattel. Dem Anfänger gibt auch<br />
dieses Sicherheit: „Solange es gewünscht wird, führen wir<br />
den Lernenden. Und zwar mit und ohne Sattel.“ Den Zeitpunkt<br />
des freien Reitens bestimmt jeder selbst. Dann heißt<br />
es „Leinen los!“<br />
Die Trainerinnen: „Die Schrittphase gestalten wir sehr<br />
abwechslungsreich – ob draußen auf dem Platz oder auch<br />
bei einem gemütlichen Ritt durch<br />
die Natur.“ Und wer nicht sicher ist,<br />
ob er wirklich auf das Pferd will,<br />
kann sich den ganzen Laden erst mal<br />
ansehen und dann entscheiden.<br />
Viele Kunden sagen, dass auf dem<br />
Reiterhof am Sonnenhang die Uhren<br />
einfach anders ticken. Das fange<br />
schon bei der Haltung der Tiere an.<br />
Isabelle Banek: „Die Tiere dürfen<br />
sich an 365 Tagen im Jahr aussuchen,<br />
ob sie Außenwelt genießen<br />
wollen (frische Luft mit Sonne, Regen<br />
oder Schnee) oder den Schutz<br />
der Box (gegen Fliegen, Kälte,<br />
Feuchte usw.) bevorzugen. Diese<br />
Art von Haltung mit sozialen Kontakten<br />
zu den Pferdenachbarn machen<br />
unsere Tiere so ausgeglichen<br />
und gesund“, sagt Isabelle Banek.<br />
Viereinhalb Jahre Erfahrung hätten<br />
gezeigt, wie wertvoll für die Menschen<br />
(gerade im technisierten Zeitalter) der Umgang mit<br />
den Pferden sei. Die Zielgruppen: Kinder, Erwachsene und<br />
Senioren. Letztere sind täglich ab 10 Uhr willkommen.<br />
Wie man den Partner Pferd genießt<br />
Es geht darum, „den Partner Pferd“ zu genießen. Der<br />
Genuss fängt an beim Spüren der sanften Bewegungen,<br />
„die wie Massage wirken“. Zu den Erfolgserlebnissen<br />
gehören das Bewältigen von Hindernissen (z. B. Stangen<br />
überqueren), das „Steuern“ durch Pylone, das Reiten durch<br />
Gassen und der langsame Trab (etwas für schon mutiger<br />
Gewordene). Gabriele Krings: „Wer bei uns anfängt, wird<br />
erst einmal theoretisch an das Wesen Pferd herangeführt.<br />
Er erfährt etwas über seine Bedürfnisse und lernt, was das<br />
Pferd erwartet, um sich in der Gegenwart des Menschen<br />
wohl und sicher zu fühlen. Erst dann kann der Mensch das<br />
Pferd richtig genießen. Es ist eine Wechselwirkung.“<br />
Und weiter: „Da die Menschen Individuen sind, brauchen<br />
sie auch unterschiedliche Pferde. Tiere, die zu ihnen<br />
passen. Erst dann kommt es zu einer Einheit, zum Verständnis<br />
füreinander. Dann wird das Pferd zum Spiegel des<br />
Menschen.“ Individual-Unterricht ist das Schlagwort auf<br />
dem Reiterhof am Sonnenhang. So eine Art Philosophie.<br />
Isabelle Banek und Gabriele Krings arbeiten nicht nur<br />
auf dem Reiterhof, sondern sie leben auch dort: „Wir sind<br />
den Pferden praktisch rund um die Uhr verbunden – leben<br />
mit ihnen.“ Weil der Unterricht so sanft und einfühlsam ist,<br />
finden auch Menschen mit Behinderungen hier ihren Platz<br />
individueller Betätigung. In der Reit- und Lebensschule<br />
sollen die Ressourcen im Einzelnen gestärkt werden. Das<br />
Ziel: Selbstbewusstsein sowie Geschicklichkeit entwickeln<br />
und auf den Alltag übertragen.<br />
Pferde sind überaus gutmütig. Die Trainerinnen meinen:<br />
„Obwohl die Pferde groß sind und zwischen 500 und<br />
700 Kilo wiegen, sollte man immer bedenken, dass sie<br />
sanftmütig sind – Seele und Verstand haben.“ Der Reim<br />
„Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück der Erde…“<br />
ist gar nicht so platt, wie er zunächst aussieht. Da ist was<br />
hinter! Aber was? Des Rätsels Lösung ist am Sonnenhang<br />
zu finden. Dort, wo sich Pferd und Mensch unterm Himmels-<br />
oder Boxendach gute Nacht sagen und dem Morgen<br />
entgegenschlummern.<br />
Dieter Gerst<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 5
Eins-Zwei-Drei, Eins-Zwei-Drei, „Die Damen<br />
schauen am rechten Ohr des Mannes vorbei. Bitte,<br />
meine Herren, gehen Sie mehr auf Tuchfühlung!“<br />
Wiener Blut, Wiener Blut, „und schön im Takt<br />
bleiben“ wie das jauchzt, wie das klingt, wie das …….<br />
„aua“. Schon wieder war der Absatz<br />
eines Herren auf der Fußspitze einer<br />
Dame gelandet.<br />
Meine Güte! Wie sich das anhört?<br />
Meine Damen – meine Herren. Denn<br />
die, die sich dort im Dreivierteltakt<br />
drehten, machten absolut nicht den<br />
Eindruck, Damen und Herren zu sein.<br />
Diese jungen Menschen wollten einfach<br />
nur tanzen, und sie hatten viel<br />
getan, das zu erreichen!<br />
OK, ich erzähle mal der Reihe<br />
nach. Bei dem Bombenangriff am<br />
19. 2. 1945 wurde uns auch noch der<br />
Rest unserer Kellerunterkunft genommen.<br />
Der Chef meines Vaters, der<br />
selbst eine Familie mit fünf Personen<br />
hatte, nahm uns in seinem schönen<br />
Einfamilienhaus im Buschweg/Rosterberg<br />
auf. Wir waren ebenfalls fünf Personen, und es war<br />
bereits Enge genug, als uns von Amts wegen noch ein<br />
Bewohner zugewiesen wurde. Dies war ein alter Herr,<br />
welcher in Siegen gut bekannt war, denn dort hatte er<br />
bereits viele Jahre eine Tanzschule betrieben. Der Tanzlehrer<br />
Hesse, inzwischen bestimmt über 70, war an Körper<br />
und Seele ziemlich zerstört. Er hatte keine Familie und<br />
glaubte, wie er sagte, auch nicht an eine Zukunft als Tanzlehrer.<br />
„Wer will denn nach diesen Zeiten und in diesen<br />
Zeiten tanzen? Tanzen ist doch wohl das Letzte, woran die<br />
Leute heute denken!“ pflegte er immer zu sagen.<br />
Uns tat dieser Mensch<br />
sehr Leid. Sein Leben war<br />
Tanzen gewesen, und sonst<br />
konnte er nichts. Gerne unterhielt<br />
er sich mit meiner<br />
Mutter, die ihm immer wieder<br />
Mut zusprach. „Gerade<br />
jetzt – Herr Hesse – gerade nach solchen schlimmen Zeiten<br />
und in unserer Tristesse wollen die Menschen wieder<br />
leben. Und zum Leben gehört Musik – und Musik ist Tanz.“<br />
Dabei nahm sie ihn schon mal am Arm und drehte zu einer<br />
imaginären Musik ein, zwei Ründchen. Mehr ließ der Platz<br />
des Zimmers – noch die Puste Herrn Hesses – nicht zu.<br />
In solchen Augenblicken huschte auch mal ein kleines<br />
Lächeln über das Gesicht des Grauhaarigen, aber wenn sein<br />
Magen wieder knurrte, war alles beim Alten. Hunger hatte<br />
Unterhaltung<br />
Tanzstunde 1946<br />
Diese Klasse haben wir leider nie<br />
erreicht: Walter Kaiser und Marianne<br />
Wolff 1952/53.<br />
„Wer will denn nach diesen Zeiten<br />
und in diesen Zeiten tanzen?<br />
Tanzen ist doch wohl das Letzte, woran<br />
die Leute heute denken!“<br />
er ständig, und man sah ihn draußen auch nur mit einer<br />
Soldatenschultertasche, in die er alles steckte, was er für<br />
essbar hielt. Manchmal half ich ihm, sein Zimmer aufzuräumen,<br />
und als ich dabei verfaultes Obst und eine<br />
schimmelige Brotkruste fand, war uns klar, es war nicht nur<br />
mit reden getan – er brauchte Hilfe.<br />
Mutter hatte die Idee! In unserer<br />
Verwandtschaft war ein Stadtverordneter.<br />
Der musste helfen, und er tat es<br />
auch! So konnte Mutter nach ein bis<br />
zwei Monaten ihren Plan fix und<br />
fertig dem Tanzlehrer Hesse vortragen.<br />
Also … in dem Hochbunker Eintracht/Gläserstraße/Koblenzer<br />
Straße<br />
bekam Herr Hesse ganz oben einen<br />
Raum, in dem er eine Tanzschule<br />
eröffnen konnte. Die Freude seinerseits<br />
hielt sich in Grenzen. „Wie soll<br />
das gehen? Ein fensterloser, kalter<br />
Raum, keine Reklame, und die Musik,<br />
und, und, und … ja – eine Genehmigung<br />
muss ich doch auch haben.“ Die<br />
hatte Mutti bereits für ihn besorgt.<br />
Seine Gesichtszüge wurden weich,<br />
als er das Papier in der Hand hielt. Für<br />
alles Weitere hatte Mutti mich eingeplant. Das ging auch<br />
klar. Jedem, der es wissen wollte – oder auch nicht – erzählte<br />
ich von der bevorstehenden Tanzschuleröffnung, und<br />
in kürzester Zeit hatte ich viele Interessenten zusammen.<br />
Alle wollten nicht nur Tanzen lernen, sondern waren auch<br />
zu jeglicher Hilfe bereit.<br />
Meine Freundinnen und ich befreiten den grauen, tristen<br />
Raum vom Dreck. Ein Klassenfreund brachte einen halben<br />
Eimer weiße Farbe. Frisch war diese auch nicht mehr – und<br />
zu wenig war es auch. Es hätte nicht gereicht, alle Wände zu<br />
weißen. So malten wir einfach<br />
nur breite, weiße Streifen<br />
an die Wände. 40 cm<br />
grau, 40 cm weiß. Nicht<br />
schlecht, ein tolles Design!<br />
Licht gab uns eine Glühbirne,<br />
die ebenfalls gespendet<br />
wurde. Und so sah schon<br />
nach kurzer Zeit alles recht freundlich aus. Herr Hesse<br />
stand bei all dem Gewusel, das wir veranstalteten, nur im<br />
Weg, aber er stand uns lächelnd im Weg. Stühle bekamen<br />
wir vom Herrn Stadtverordneten. Jeder Stuhl aus einer anderen<br />
Epoche, aber man hatte das Gefühl, dass auch die sich<br />
freuten, bei solch einem Unterfangen dabei zu sein. Ich<br />
weiß nicht mehr, wie es kam, und ich weiß auch nicht mehr,<br />
wie alles klappte. Plötzlich war ein altes Kanonenöfchen da,<br />
ein richtig schönes Modell, Gusseisen mit verziertem<br />
6 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />
➤
Türchen und herausnehmbarem Aschenkasten. Das Wichtigste<br />
fehlte aber immer noch: Die Musik! Es kostete einem<br />
unserer Mädchen viel liebevolle Überredungskunst mit<br />
ihrem Papa, bis der endlich weich wurde und ihr den aus<br />
den Trümmern geretteten Kofferplattenspieler und ein paar<br />
wirklich schöne Tanzmusik-Schallplatten überließ. Sie<br />
musste ihm hoch und heilig versprechen, dass nur sie<br />
alleine das Gerät bedienen würde und dass es nach jeder<br />
Tanzstunde ohne Macken wieder nach Hause kam. Als der<br />
Herbst ins Land kam, hatte Herr Hesse neunundzwanzig<br />
angemeldete Tanzschüler.<br />
Zum Eröffnungstag hatte<br />
meine Mutter unseren<br />
„Meister“ herausgeputzt.<br />
Seinen alten, abgestoßenen<br />
Anzug gebürstet, ein wenig<br />
das silbergraue Haar gestutzt und ihm dreimal über die<br />
linke Schulter gespuckt. „Toi, Toi, Toi“, hatte sie gesagt,<br />
und er hatte ihr gekonnt die Hand geküsst.<br />
Wir standen alle bereits vor dem Bunker, als unser<br />
„Meister“ kam. Unsere Kleidung war einfach, unsere<br />
Freude riesig, und das Päckchen, das jeder trug, geheimnisvoll.<br />
Wir stiegen die vielen Stufen hinauf und dann<br />
Unterhaltung<br />
Unsere Kleidung war einfach,<br />
unsere Freude riesig, und das Päckchen,<br />
das jeder trug, geheimnisvoll.<br />
wurden unsere Päckchen ausgepackt! Holz, Kohlen,<br />
Briketts, alte Zeitungen und alles Brennbare kam zu Tage.<br />
Das Öfchen wurde gefüttert, bald bollerte es und unser<br />
Raum wurde richtig schön warm. Unser Tanzlehrer hielt<br />
eine kleine Rede, in der er sich für alles bedankte, was wir<br />
geleistet hatten. Und für den Mut in die Zukunft, den wir<br />
ihm wieder gegeben hatten.<br />
Nachdem die Damen links und die Herren rechts Platz<br />
genommen hatten, brachte er uns, die wir bis jetzt eher<br />
eine kleine, liebevolle<br />
„Hau-Ruck-Gesellschaft“<br />
gewesen waren, bei, wie<br />
wir uns nun – wenigstens in<br />
der Tanzstunde – gesellschaftsfähig<br />
zu benehmen<br />
hätten. Ja, alles schön und<br />
gut, unser Kopf war nicht so an Etikette interessiert, denn<br />
unsere Beine zuckten. Endlich wurde die erste Platte aufgelegt.<br />
Die Musik erklang, unser grauer Raum wurde zum<br />
Glaspalast, auf einmal blühte der weiße Flieder, und wir<br />
tanzten in den siebenten Himmel der Liebe!<br />
Ja, so war’s 1946! Und – so wie es war –, war es wirklich<br />
schön!<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 7
Gesellschaft<br />
Würde und Selbstbestimmung im Alter<br />
Ältere Menschen beim Vortrag zu einer Ausstellungseröffnung im Haus<br />
Herbstzeitlose.<br />
Aktives, in Würde gestaltetes Altern beginnt mit dem<br />
Bekenntnis zum eigenen Altwerden, mit dem Wissen um<br />
die eigenen Potenziale, mit dem Vertrauen dazu und der<br />
Überzeugung von der eigenen Veränderbarkeit.<br />
Vor einiger Zeit erhielt ich die schriftliche Mitteilung einer<br />
Frau, die es empört und mit drastischen Worten ablehnte,<br />
unter dem Sammelbegriff „Seniorin“ angesprochen zu werden.<br />
Das war ihr kurz vor dem 50. Geburtstag zugemutet<br />
worden. Offensichtlich verbindet diese Frau – wie viele<br />
andere Menschen – mit dem Begriff „Alter“ oder „Altern“<br />
etwas Bedrohliches, vielleicht sogar den Verlust ihrer Würde.<br />
„Würde“ ist sprachgeschichtlich mit dem Wort „Wert“<br />
verwandt. Anfänglich wurde damit Rang, Verdienst oder<br />
Ansehen einer Person bezeichnet. Seit der Aufklärung<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
(Immanuel Kant) verbindet sich mit „Würde“<br />
verstärkt ein Wert, der unabhängig ist<br />
von den Eigenschaften oder Fähigkeiten<br />
eines Menschen, unabhängig von seinem<br />
Alter, von äußeren Merkmalen, von sozialer<br />
Stellung o.Ä. Dieses Verständnis findet<br />
sich in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung<br />
der Menschenrechte (10. Dez.<br />
1948): „Alle Menschen sind frei und an<br />
Würde und Rechten gleich geboren.“ Dem<br />
folgt das Grundgesetz am 24. Mai 1949:<br />
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.<br />
Sie zu schützen ist Verpflichtung aller<br />
staatlichen Gewalt.“<br />
Aber was als würdig oder nichtswürdig<br />
(würdelos) empfunden wird, ist weder allgemein<br />
definierbar noch konstant. Wie alle<br />
Wertvorstellungen unterliegt es ständigem<br />
sozialen Wandel. Damit ist klar, dass die<br />
Würde eine Gestaltungsaufgabe für das<br />
Handeln des Individuums und sozialer<br />
Gruppen ist. Und diese Aufgabe haben die jetzt älteren Erwachsenen<br />
zu erledigen, es ist ihre Verpflichtung gegenüber<br />
den zukünftig Älteren.<br />
Warum? In der aktuellen Diskussion zur Altenpolitik in<br />
der Bundesrepublik Deutschland wird ein neues Bild vom<br />
Alter und vom alten Menschen gefordert. Dieses neue Bild<br />
ist erforderlich, weil – zu Unrecht – noch immer Defizite,<br />
Abbau und Verluste in der Charakterisierung des Altersbildes<br />
überwiegen. Altern wird mit Gebrechen und Krankheiten<br />
beschrieben, wie vor 100 Jahren. Tatsächlich aber<br />
hat die durchschnittliche Lebenserwartung im vergangenen<br />
Jahrhundert um 31 Jahre zugenommen.<br />
Die Realität sieht anders aus: Eine zunehmend größere<br />
Anzahl Älterer bleibt bis kurz vor ihrem Lebensende aktiv,<br />
selbstständig und lebenstüchtig. Erstmals ist eine breite<br />
Bevölkerungsschicht in die Lage versetzt, in der nachberuflichen<br />
Phase einen in jeder Beziehung qualitativ hochstehenden<br />
Lebensstil zu entwickeln. Somit ist „Altern“<br />
gestaltbar – günstigstenfalls mit dem Ziel, die eigene<br />
Selbstbestimmung zu erhalten. Und die Selbstbestimmung<br />
des Menschen ist der Kern seiner unantastbaren Würde.<br />
Ältere Menschen verfügen über intellektuelle, emotionale<br />
und soziale Ressourcen, mit denen Altersverluste ausgeglichen<br />
werden können. So zeigen sich (nach Baltes) die<br />
Stärken des Alters in dem Verständnis für andere, der Besonnenheit<br />
in Entscheidungs- und Handlungssituationen,<br />
dem Denken in größeren Zeiträumen sowie dem Fachwissen<br />
und der sozialen Kompetenz, die sich im Alter noch<br />
verstärken können.<br />
Erich Kerkhoff<br />
8 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Aus dem Amtsgericht<br />
Schmorbraten<br />
„Meine Freundin isst doch so gerne Schmorbraten. Und<br />
an diesem Tag, wo das passiert ist, war die Rente noch nicht<br />
da.“ Was die alte Dame sonst noch vor dem Amtsgericht<br />
erzählte, wurde von Schluchzen erstickt. In den Zeugenstand<br />
gerufen wurde ein Kaufhausdetektiv. Der erzählte<br />
eine dramatische Geschichte:<br />
„Ich sah die Kundin, es ist die Angeklagte, an der<br />
Fleischtheke; und dann sah ich hinter ihr die dünne Blutspur,<br />
die über etwa zehn Meter zu verfolgen war. Sie ging<br />
voran, und immer wenn sie ein Stückchen weiter gegangen<br />
war, wurde die Blutspur länger.“<br />
Der Zeuge räumte ein, dass er die verdächtige Spur nicht<br />
spontan mit einem Schmorbraten in Verbindung gebracht<br />
hatte. Aber suspekt war ihm die Sache wohl doch. Er<br />
schilderte seine weiteren Beobachtungen: „Ich folgte der<br />
Frau bis auf die Straße. An einem Gemüsestand unter den<br />
Arkaden schnappte sie sich klammheimlich ein Bündel<br />
Zwiebeln. Nun war sie dran.“ Der Aufpasser vom Dienst<br />
nahm den Zwiebeldiebstahl zum Anlass, den Vorfall zu<br />
melden: „Ich ging mit der Frau zurück ins Haus. Die Blutspur<br />
folgte uns.“<br />
Der Geschäftsführer als Zeuge beteuerte, dass der<br />
Zwiebeldiebstahl verziehen war. „Aber da war im Büro<br />
plötzlich eine rote Lache auf dem Boden. Ich fragte die<br />
Kundin, woher das kommt, und sie sagte: ,Vom Schmorbraten‘.“<br />
Das Geständnis – immer wieder von Schluchzen unterbrochen<br />
– ließ nicht mehr auf sich warten. „Vor der<br />
Fleischtheke stand ein Einkaufswagen, da lag er drin, ganz<br />
unbeobachtet. Hinter dem Ständer mit den Gewürzen habe<br />
ich ihn eingesteckt, er war doch ganz mager und in Zellophan<br />
verpackt. Ich hab ihn in die Hose gesteckt. Das hat<br />
keiner gesehen.“<br />
Der Geschäftsführer hatte den „Braten“ ohnehin schon<br />
vor dieser Beichte gerochen und berichtete: „Ich ging mit<br />
unserem Detektiv kurz vor die Tür. Als wir wieder ins Zimmer<br />
kamen, hielt die Kundin den tropfenden Schmorbraten<br />
hoch.“ Niemand weiß, was der Geschäftsführer mit dem<br />
saftigen Stück vom Rind gemacht hat. Er konnte sich nicht<br />
mehr erinnern. Das Verfahren wurde wegen Geringfügigkeit<br />
eingestellt.<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 9
Ethische Betrachtung<br />
Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere 1<br />
Gedanken über die stets aktuell bewegende Frage: „Was ist dem Mensch das Tier?“<br />
Was ist dem Mensch das Tier?<br />
Teil I: Von der nutzbaren<br />
Anwendung und Verwertung<br />
Warum tue ich mir das an?<br />
Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, eine wechselvolle<br />
Geschichte, und für die Tiere, bis heute, eine<br />
unsäglich traurige dazu, voller Leid und Qual. Vielleicht<br />
können wir Menschen ja auf so manche Errungenschaften<br />
in unserer langen Entwicklungsgeschichte stolz sein, mit<br />
welcher Begründung auch immer, nur auf eines sicherlich<br />
nicht: auf das Verhältnis und den Umgang mit unseren<br />
älteren Brüdern und Schwestern, den Tieren. Im Gegenteil,<br />
denn für die Tiere ist dieses Verhältnis eine bis in die Gegenwart<br />
anhaltende unerträgliche Leidensgeschichte.<br />
Sichtbar rund um den Globus, in allen Kulturen und in den<br />
vielfältigsten (Miss)Handlungen.<br />
Um bereits am Anfang auf einen Punkt ganz deutlich<br />
hinzuweisen: Ich habe zu keiner Zeit, in der ich an diesem<br />
Beitrag gearbeitet habe, das Leid von Millionen von Menschen<br />
aus den Augen verloren und all die Greueltaten, die<br />
sich die Spezies Mensch untereinander seit Jahrtausenden<br />
fortwährend antut, dabei nie vergessen. Aber ich denke, ein<br />
Verbrechen kann nie gegen ein anderes Verbrechen aufgewogen<br />
oder gar entschuldigt werden, zumal, wenn es sich<br />
dabei um Verbrechen gegen schwache, unterlegene und<br />
abhängige Geschöpfe handelt, wie es die Tiere sind.<br />
der Tierhaltung, bei Tiertransporten oder in den wissenschaftlichen<br />
Labors gehört hätte, aber in dieser konzentrierten<br />
Form und bei dem Gedanken, dies alles geschieht Tag<br />
für Tag, millionenfach, war es kaum auszuhalten. Es gab<br />
Augenblicke, wo ich mich gefragt habe, warum tue ich mir<br />
das eigentlich an und beschäftige mich mit so viel „tierlichem“<br />
Elend, verursacht durch „menschliches“ Fehlverhalten.<br />
Es fing an, psychisch weh zu tun und ich war drauf<br />
und dran abzubrechen und diesen Artikel nicht zu schreiben,<br />
weil ich all diese Bilder und Berichte kaum ertragen<br />
konnte. Aber irgendwie habe ich es durchgestanden. Warum?<br />
Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil die Tiere in stummer<br />
Verzweiflung ihre Stimme zu einem lauten Klageruf<br />
selbst nicht erheben können und auf die Anwaltschaft von<br />
Menschen angewiesen sind. Vielleicht auch, um eben die<br />
Menschen zu unterstützen und zu stärken, die diese mühsame<br />
und schwierige Anwaltschaft übernommen haben und<br />
sich unermüdlich für die Rechte, den Schutz und die Rettung<br />
der Tiere bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen<br />
Belastbarkeit einsetzen, um auf das, einzig durch<br />
die Hand des Menschen verursachte, zum Himmel schreiende<br />
Leid der Tiere aufmerksam zu machen oder zu lindern.<br />
Eine breite Spur menschlicher Grausamkeiten<br />
Dieser Klageruf oder deutlicher, die Schreie der Tiere,<br />
wenn sie denn von uns Menschen zu hören wären, würden<br />
von vielen unterschiedlichen Orten tagtäglich an unser Ohr<br />
dringen, weltweit. Aus den Boxen der landwirtschaftlichen<br />
Tierfabriken, den Käfigen der Legehennenbatterien und<br />
den Labors der Wissenschaften, der Pharma-Industrie und<br />
des Militärs, aus den Käfigen der Pelztierhaltungen, den<br />
Fischaufzuchtbecken und aus den Kochtöpfen der Feinschmecker.<br />
Sie wären zu hören von den „lebenden“ Tiermärkten<br />
im Fernen Osten und aus den Zirkussen und Zoos,<br />
aus den Reitställen, den Jagdrevieren, den privaten Haushalten<br />
und von den Tiertransportern auf Europas Straßen<br />
und, nicht zuletzt, aus den Weiten der Weltmeere, bis hin<br />
zu den Stränden der kleinen weißen Seerobben, deren junge<br />
Leben der Habgier des Menschen brutal zum Opfer fallen.<br />
Sicherlich weist diese Aufzählung noch viele Lücken auf.<br />
Aber trotzdem, schauen wir nur genau hin, sie ist breit,<br />
blutig und voller Leid und Qual, die Spur menschlicher<br />
Grausamkeiten an unseren Mitgeschöpfen auf dieser Erde,<br />
den Tieren. Und ich frage mich immer wieder: Mit<br />
welchem Recht?<br />
Bei meinen Nachforschungen, ich gebe es ehrlich zu,<br />
wurde meine Gefühlswelt von dem, was ich alles über die<br />
Willkür und „nutzbare Anwendung und Verwertung“ von<br />
Tieren durch uns Menschen las, sah und hörte, des Öfteren<br />
doch ziemlich heftig in Wallung gebracht. Für all das, was<br />
ich erfuhr, gibt es nur ein Wort: „grauenhaft“. Nicht, dass<br />
ich bis dahin noch nichts über skandalöse Verhältnisse in<br />
Aktuell in den Medien ist diese grausame Spur gut<br />
zu erkennen, z. B. an den präventiven Maßnahmen der<br />
Vogelgrippe und dem H5N1-Virus in den letzten Wochen<br />
und Monaten. Um sie treffend zu beschreiben, genügt allein<br />
die Überschrift eines Artikels, den ich in der ZEIT (Ausgabe<br />
10) gelesen habe: „Tieropfer gegen Menschenangst.“<br />
Obwohl es keine eindeutigen Beweise gibt, wie und ➤<br />
10 durchblick 2/<strong>2006</strong>
durch wen das Virus übertragen wird und die Ansteckungsgefahr<br />
für den Menschen sehr gering ist, werden hierzulande<br />
„vorsorglich“, gewissermassen als symbolische<br />
Handlung gegen die Angst in der Öffentlichkeit, hunderttausende<br />
von Hühnern, Gänse und Puten durch „mobile<br />
Einsatztrupps“ in den ohnehin viel zu engen Ställen und<br />
Käfigen vergast. Aber, so ist zu befürchten, scheint dies erst<br />
der Anfang, denn wir rüsten auf. Die im Januar in Bayern<br />
in der Tierkörperbeseitigungsanlage in Betrieb genommene<br />
Tötungsmaschine der Superlative schafft immerhin<br />
4000 Hühner in der Stunde. Das ist doch schon was, oder?<br />
Mobile Vergasungsanlagen sind einsatzbereit und ein<br />
mobiles Seuchen-Bekämpfungszentrum<br />
steht kurz<br />
vor seiner Fertigstellung.<br />
Zur Erinnerung: In Belgien<br />
und den Niederlanden<br />
verbrannten, verschmorten<br />
und erstickten, in Plastiksäcken<br />
verpackt, im<br />
Jahr 2003 ca. 30 Millionen<br />
(in Worten: dreißigmillionen)<br />
unseres mitgeschöpflichen<br />
Federviehs aufgrund<br />
des Verdachts einer<br />
H7N7 Geflügelpest-Infektion<br />
(entnommen dem<br />
oben genannten Beitrag<br />
aus der ZEIT). Ich kann<br />
auf das Problem der Vogelgrippe<br />
hier nicht näher<br />
eingehen. Nur so viel: So<br />
wie es aussieht, ist der Hauptübeltäter für die Übertragung<br />
des H5N1-Viruses der Mensch selbst. Er trägt das Virus mit<br />
Hilfe seiner technischen Errungenschaften rund um den<br />
Globus und von Hof zu Hof, oder besser gesagt, von Tierfabrik<br />
zu Tierfabrik. Der Verdacht verstärkt sich, dass der<br />
Verursacher nicht die Wild- und Zugvögel sind oder bestimmte<br />
negative Umweltfaktoren, sondern dass die weltweite,<br />
von uns Menschen entwickelte Form der Massentierhaltung<br />
selbst die Brutstätte und der ideale Ort für eine<br />
Übertragung ist. Mit einem Satz, der Übeltäter ist der<br />
Mensch, die Opfer aber sind die unschuldigen Tiere. Der<br />
Mensch und seine „Fleischsucht“ ist der potentielle Gefahrenherd<br />
für eine Ansteckung. Nur, wenn dem so ist, stellt<br />
sich dann nicht die Frage: Wenn wir konsequent die bisherige<br />
Strategie der Vernichtung aller für eine Übertragung in<br />
Frage kommenden Lebewesen beibehalten, was machen<br />
wir dann mit uns? Vorsorglich natürlich nur.<br />
Ethische Betrachtung<br />
Vogelgrippe: Tieropfer gegen Menschenangst.<br />
Vorsorge heißt: Tiere verpacken, vergasen und verbrennen.<br />
(Quelle: www.die-tierfreunde.de)<br />
Die Kette der Lebewesen wird sichtbar<br />
Die Gefahr einer Pandemie wie durch das H5N1-Virus<br />
offenbart uns Menschen wieder einmal mehr zwei existentielle<br />
Tatbestände ganz deutlich: zum einen, unsere ohnmächtige<br />
und unkontrollierbare Leiblichkeit, die sich in der<br />
Angst ausdrückt, einer biologisch weltweiten Massensterblichkeit<br />
hilflos ausgesetzt zu sein. Diese Angst ist es<br />
auch, die die vorsorgliche Tötungsmaschinerie in Gang<br />
setzt. Zum anderen unsere evolutionär tief verwurzelte Verbundenheit<br />
und unauflösbare Schicksalsgemeinschaft mit<br />
den Tieren, denn durch die Vogelgrippe wird auf eine leider<br />
Leben bedrohende Weise die natürliche „Kette der Lebewesen“<br />
sichtbar, biologisch, zoologisch und auch virologisch.<br />
Es ist höchste Zeit, dass wir diese tiefe Verbundenheit<br />
zwischen Mensch und Tier in ihrer ganzen<br />
Konsequenz, d. h. nicht nur biologisch, sondern auch<br />
kulturell und unter Einbeziehung der Aspekte von Geist,<br />
Seele, Recht und Ethik, endlich erkennen und unsere verstandesmäßig<br />
„überlegenen“<br />
Fähigkeiten gegenüber<br />
den Tieren dafür<br />
einsetzen, unser Verhalten<br />
in dieser schicksalhaften<br />
Lebensgemeinschaft verantwortlich<br />
für alle Lebewesen<br />
auf dieser Erde zu<br />
überdenken und zu revidieren.<br />
Auf diese verbindende<br />
Kette zwischen<br />
Mensch und Tier werde<br />
ich in Teil II „Reflexion<br />
über die Einheit allen Lebendigen“<br />
in der nächsten<br />
Ausgabe (3/<strong>2006</strong>) noch<br />
ausführlicher zurückkommen.<br />
Zunächst aber zurück<br />
zur Realität.<br />
Tiere sind Lebewesen, keine Lebensmittel<br />
Die Bandbreite ist zu groß, als dass ich in diesem Artikel<br />
auf all die schrecklichen Tatorte eingehen könnte, wo<br />
Tiere misshandelt, gequält und getötet werden. Deshalb beschränke<br />
ich mich auf nur eine, allerdings ganz wesentliche<br />
Hauptursache für das Leid von Millionen von Tieren, an der<br />
die meisten von uns, gedankenlos Tag für Tag, beteiligt<br />
sind: am Verzehr von Fleisch. Wir denken uns nichts dabei.<br />
Das Fleisch liegt ja, oft als Sonderangebot angepriesen,<br />
gebrauchsfertig auf den Fleischtheken und in den Kühlboxen<br />
von Metzgereien und Supermärkten. Alles mit „Gütesiegel“.<br />
Man braucht ja nur zugreifen, die Auswahl ist<br />
groß und es ist ihm ja nicht mehr anzusehen, welchen Weg<br />
es genommen hat und auf welche Art und Weise es „produziert“<br />
wurde. Würde über den Theken und Boxen, wie<br />
bei so manch anderen Produkten ja durchaus üblich, ein<br />
„Werbefilm“ laufen, der den genauen „Produktionsweg“<br />
der Ware Fleisch zeigen würde, glauben Sie mir, den meisten<br />
Menschen würde der Appetit an diesem Nahrungsmittel<br />
gründlich vergehen und sie würden mit einem Schlag<br />
begreifen: Tiere sind Lebewesen, keine Lebensmittel. Ich<br />
bin überzeugt, wir würden alle umgehend zu Vegetariern,<br />
müssten wir die Tiere, die wir essen, selber schlachten.<br />
Ganz abgesehen davon, alle Haustierbesitzer würden ➤<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 11
Das Leben eines Kälbchen: aufstehen, fressen, hinlegen,<br />
sterben<br />
(Quelle: www.vegetarismus.ch)<br />
sich mit Entsetzen abwenden bei dem Gedanken, ihre<br />
„Lieblinge“, ob Hund, Katze, Kaninchen oder Wellensittich,<br />
zu verspeisen. Es ist schon seltsam mit uns Menschen,<br />
sobald wir einem Tier einen Eigennamen geben, wird es für<br />
uns zu einem individuellen Lebewesen und wir gestehen<br />
ihm ein eigenes Recht auf Leben zu. Wir tun alles für sein<br />
Wohlbefinden. Wir retten ihm das Leben mit modernsten<br />
Rettungswagen, ja wir errichten ihm sogar kleine Denkmäler.<br />
Und die Tiere in der Landwirtschaft, ob Rind, Kalb,<br />
Schwein, Huhn, Pute oder Gans? Wie sieht es da aus?<br />
Obwohl jedes einzelne dieser Tiere die gleichen Empfindungen<br />
und Gefühle hat<br />
wie unsere Haustiere, nur<br />
weil sie namenlos sind,<br />
mästen, töten und essen wir<br />
sie, millionenfach. Oft genug<br />
vegetieren diese armen<br />
Tiere unter erbärmlichsten<br />
Bedingungen dahin. Nicht<br />
irgendwo in Deutschland, nein, hier bei uns im Siegerland.<br />
Schauen Sie sich im Internet die Bilder unter www.die-tierfreunde.de<br />
genau an, Sie werden entsetzt sein über soviel<br />
Schweineelend. Es ist die Anonymität unserer Tieropfer,<br />
die uns taub macht für ihre Schreie, auch vor den Schreien<br />
ganz in unserer Nähe. Bei diesem Gedanken, spüren Sie es<br />
nicht auch? Da stimmt etwas nicht. Wir müssen umdenken.<br />
Dringend. Aber dieses Umdenken, da werden mir die<br />
Tierschützer und Tierrechtler zustimmen, ist ein weiter und<br />
mühsamer Weg.<br />
Ethische Betrachtung<br />
Oft genug vegetieren diese armen Tiere<br />
unter erbärmlichsten Bedingungen<br />
dahin. Nicht irgendwo in Deutschland,<br />
nein, hier bei uns im Siegerland.<br />
Aus dem Leben eines Kälbchens<br />
In Deutschland werden jährlich ca. 40 Millionen<br />
Schweine, 3 Millionen Rinder/Kälber, 332 Millionen<br />
Masthähnchen und 24 Millionen Suppenhühner sowie viele<br />
Millionen von Enten, Gänsen, Puten und Kaninchen<br />
„tiereunwürdig“ gehalten und getötet. In unserer Zeit<br />
verspeist ein deutscher Mensch im Lauf seines Lebens<br />
durchschnittlich 22 Schweine, sieben Rinder (Kälber), 20<br />
Schafe, 600 Hühner sowie zusätzlich Wildtiere, See- und<br />
Meeresfische 2 . Der Fleischhunger des Menschen scheint<br />
unersättlich und er steigt weltweit. Um dieser maßlosen<br />
Gier nach Fleisch gerecht zu werden, müssen wirtschaftlich<br />
rationelle Methoden und Produktionswege gefunden<br />
werden, um die Ware Fleisch wettbewerbsfähig und preisgünstig<br />
herzustellen. Was interessiert die Fleischerzeuger<br />
schon, dass es sich bei dem Hauptrohstoff für ihre Erzeugnisse<br />
um fühlende, angstvolle und Schmerzen empfindende<br />
Lebewesen handelt. Tiere in der Landwirtschaft, in der<br />
Fachsprache bezeichnenderweise „Nutztiere“ genannt<br />
(Gibt es eigentlich auch „Nutzmenschen“?), werden heute<br />
nicht mehr geboren und aufgezogen, sondern in Tierfabriken<br />
künstlich erzeugt, maschinell gemästet und am<br />
Fließband geschlachtet. Was dies für jedes einzelne Tier<br />
bedeutet, lassen Sie mich am Beispiel einer „normalen“<br />
Lebensgeschichte eines Kälbchens in deutschen Stallungen<br />
verdeutlichen. Acht Tage nach seiner Geburt wird das<br />
„Jungtier“ von seiner Mutter getrennt und in die „Mastanstalt“<br />
transportiert, wo es mit Medikamenten vollgepumpt<br />
wird und als Nahrung fortan einen Magermilchtrunk erhält,<br />
der zu Durchfällen und allmählicher Austrocknung führt.<br />
Das Tier erhält aber kein Wasser, sondern es soll durstig auf<br />
den zunehmend mit Nährstoffen angereicherten Milchpudding<br />
bleiben, den man auf 38 Grad erwärmen muss, um<br />
weitere Durchfälle zu vermeiden. Die Folgen: Die Tiere<br />
schwitzen beim „Essen“, Juckreiz tritt auf, so dass die Tiere<br />
mit der Zunge sich zu lecken beginnen; dabei geraten die<br />
ausgerissenen Haare in den Pansen und bilden Fäulnis und<br />
Giftstoffe. Das alles geschieht, damit die Kälber jeden Tag<br />
mehr als ein Kilogramm zunehmen.<br />
In den Milchpudding<br />
wird nur sehr wenig<br />
Eisen gemengt, damit die<br />
Tiere blutarm bleiben und<br />
ihr Fleisch später auf dem<br />
Tisch schön weiß aussieht.<br />
Schwere Atembeschwerden<br />
und Kreislaufstörungen stellen sich ein; doch man kann<br />
sie vernachlässigen, denn bald schon wird das Kälbchen<br />
seinen Sarg mit vier Brettern verlassen, um mit Hunderten<br />
anderer Unglücklicher im städtischen Schlachthof angeliefert<br />
zu werden. In seinem ganzen Leben hat es nie eine Weide<br />
betreten, es hat nie mit seinesgleichen gespielt und getollt,<br />
es hat nie den Himmel und die Sonne gesehen, sein<br />
ganzen Leben war eine einzige Qual. 3 . So oder so ähnlich<br />
vegetieren jährlich in Deutschland ca. 250–300 Millionen<br />
Nutztiere in viel zu kleinen Boxen und Käfigen, in ab-<br />
12 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />
➤
Ethische Betrachtung<br />
gedunkelten Ställen dahin. Ihre einzige Bewegungsform:<br />
aufstehen, fressen, hinlegen, aufstehen, fressen, hinlegen,<br />
sterben. „Wie groß“, schreibt Eugen Drewermann in seinem<br />
kleinen Buch „Über die Unsterblichkeit der Tiere“, „ist<br />
eigentlich die moralische Blindheit oder Bestechlichkeit so<br />
genannter wissenschaftlicher Gutachter, die es fertig bekommen,<br />
diese unglaublichen Praktiken gegenüber dem<br />
Gesetzgeber noch als artgerechte Tierhaltung attestieren zu<br />
können?“ Recht hat er. Schon der griechische Philosoph<br />
Plutarch (46–120 n. Chr.) schreibt in seiner Abhandlung<br />
„Über das Fleischessen“: „Für ein kleines Stückchen<br />
Fleisch rauben wir den Tieren die Seele, nehmen ihnen die<br />
Sonne, das Licht, und die Lebenszeit, wozu sie doch geschaffen<br />
sind.“ Fleisch, damals wie heute, ein Luxusgut<br />
auf Kosten geschundener und gequälter Kreaturen. Nur,<br />
heute am Beginn des 21. Jahrhunderts, millionenfach gesteigert<br />
und von den Industriestaaten exportiert in alle Welt.<br />
Fleischproduktion, die globale<br />
Nahrungsmittelvernichtung schlechthin<br />
Heute wird in der Landwirtschaft die Produktion von<br />
Schlachtfleisch, ohne jede Rücksicht auf das Leiden<br />
der Tiere, nach den gleichen wirtschaftlichen Methoden<br />
praktiziert wie die Herstellung industrieller Produkte, d. h.<br />
effizient, maschinell, verkaufsrentabel und konsumgerecht.<br />
Ökonomische Sachzwänge bestimmen das Handeln. Dabei<br />
wird eine monströse Tierquälerei billigend in Kauf<br />
genommen. Aber, und das muss man wissen, ist die Erzeugung<br />
von Fleisch als Nahrungsmittel im hohen Maße kontraproduktiv.<br />
Warum? Hierzu einige Zahlen. Um 1 kg Rindfleisch<br />
zu erzeugen, werden zwischen 9 und 17 kg Getreide<br />
benötigt. Getreide, das der Bevölkerung in den Entwicklungsländern<br />
als Nahrungsmittel fehlt, denn die armen<br />
Staaten sind aufgrund der Überschuldung zum Teil gezwungen,<br />
hochwertige, für die menschliche Ernährung notwendige<br />
Pflanzennahrung als Viehfutter zu verkaufen. 60 % der<br />
Futtermittel in der Massentierhaltung (Getreide, Soja, Erdnüsse…)<br />
importieren wir aus Entwicklungsländern. Für ein<br />
200-Gramm-Steak werden bis zu zwei kg Getreide verfüttert.<br />
Von zwei kg Getreide würden ca. 8 Kinder satt. 4 Würden<br />
z. B. die Amerikaner nur 10 % weniger Fleisch essen, so<br />
könnte man mit dem dadurch eingesparten Getreide rund<br />
eine Milliarde Menschen vor dem Hungertod bewahren. 5<br />
Das bedeutet doch konkret, Fleischproduktion ist die<br />
effektivste Form der Nahrungsmittelvernichtung auf einer<br />
Erde, auf der fast eine Milliarde Menschen an Hunger<br />
leiden und Tag für Tag ca. 24.000 Menschen an den Folgen<br />
von Hunger sterben, dreiviertel davon sind Kinder. Und da<br />
sollen wir noch mit ruhigem Gewissen Fleisch essen?<br />
Was bleibt, ist das Prinzip Hoffnung. Obwohl die weltweite<br />
Fleischproduktion weiter ansteigt, nimmt der Fleischkonsum<br />
in den Industriestaaten seit Jahren ständig ab. Dank<br />
einer guten Aufklärungsarbeit von Tierschützern und Tierrechtlern<br />
ist seit den 1980er Jahren ein Imageverlust des Lebensmittels<br />
Fleisch zu beobachten, verstärkt durch diverse<br />
Lebensmittelskandale. Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch<br />
sank in den letzten fünf Jahren um gut 2 kg auf 61,5 kg pro<br />
Jahr und in den letzten 10 Jahren sank die Anzahl der<br />
Schlachtunternehmen für Schweine um rund 40% auf etwa<br />
200 und die für Rinder um rund 35% auf etwas 140. Heute<br />
bezeichnen sich ca. 8 Millionen Deutsche schon als Vegetarier,<br />
insbesondere in der Altersgruppe der 14 bis 28-Jährigen.<br />
Diese Menschen haben erkannt, dass sie mit ihrer vegetarischen<br />
Ernährung nicht nur das Leid und den Tod vieler<br />
Tiere verhindern, sondern auch viel gesünder leben und die<br />
bekannten Risikofaktoren der Volkskrankheiten für sich<br />
selbst erheblich verringern. Was sagen überzeugte Vegetarier:<br />
„Alles was Augen hat, essen intelligente Menschen nicht.“<br />
Tiere sind keine Wegwerf-Messinstrumente<br />
Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es viele Orte auf der<br />
Welt, wo Tiere misshandelt, missbraucht, geschunden und<br />
getötet werden. Sie alle zu beschreiben würde Bücher<br />
füllen. Allerdings möchte ich in diesem Beitrag die Orte<br />
für tierexperimentelle Forschung nicht unerwähnt lassen,<br />
die Labors der Wissenschaften. Orte, wo „Vivisektion“<br />
stattfindet, die Forschung am lebenden Objekt. Da, ➤<br />
Nach einem elenden Leben im Stall: die Hinrichtung für<br />
unseren Fleischkonsum. (Quelle: www.soylentnetwork.com)<br />
An der Fleischtheke nicht mehr zu erkennen: das Leid und<br />
die Qual der Tiere. (Quelle: www.soylentnetwork.de)<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 13
Ethische Betrachtung<br />
Für unsere Haustiere tun wir alles, wir retten ihnen das Leben, ja wir errichten<br />
ihnen sogar kleine Denkmäler.<br />
(Quelle: www.do-foto.de)<br />
wo Millionen wehrloser Tiere leiden und nicht mehr sind<br />
als lebende Wegwerf-Messinstrumente für Forschung und<br />
Wissenschaft. So wurden lt. BRD-Versuchstierstatistik im<br />
Jahr 2004 in deutschen Labors 2.265.489 Millionen Tiere<br />
für Forschungszwecke „verbraucht“. Verbraucht heißt, die<br />
Versuchstiere werden vergiftet, verätzt, verstümmelt, bei<br />
ihnen werden Infektionen, Entzündungen, Anfälle oder<br />
Krebs erzeugt, ihnen werden Elektroden in das Gehirn<br />
gesteckt, die Knochen gebrochen, die Augen vernäht und<br />
Organe entfernt und wieder eingepflanzt. 6 Aber das Skandalöse<br />
daran ist: Das Leiden der Tiere hat kaum einen Nutzen,<br />
weder wissenschaftlich noch medizinisch. Die aus<br />
Tierexperimenten gewonnenen Ergebnisse sind aus vielen<br />
wissenschaftlichen und medizinischen Gründen, auf die ich<br />
hier nicht näher eingehen kann, nicht übertragbar. Nur zwei<br />
kurze, wie ich finde, auch für den Laien sehr einleuchtende<br />
Beispiele. Erstens: Die Versuchstiere erleben während<br />
der mit ihnen durchgeführten Experimente im hohen Maße<br />
Stress. Die dabei ausgeschütteten Stresshormone verfälschen<br />
das wissenschaftliche Ergebnis. Zweitens: Tiere können<br />
sich zu auftretenden Nebenwirkungen nicht äußern.<br />
Sie können ja nicht sagen, mir ist übel oder ich habe fürchterliche<br />
Kopfschmerzen. Außerdem reagiert ein Mensch<br />
oft völlig anders auf chemische Substanzen als z. B. eine<br />
Maus oder ein Affe. Ich erinnere nur an den Contergan<br />
Skandal vor vielen Jahren und den bekannt gewordenen,<br />
folgenschweren Arzneimitteltest an Studenten im März<br />
d. J. in London und seine schrecklichen Nebenwirkungen,<br />
die bei den Versuchsaffen nicht aufgetreten sind. Hinzu<br />
kommt, dass die tierversuchsfreie Forschung in den letzten<br />
Jahren erhebliche Fortschritte verzeichnen konnte. Heute<br />
stehen so genannte „In-vitro-Verfahren“ zur Verfügung.<br />
Darunter versteht man biochemische Tests im Reagenzglas,<br />
u. a. an Stammzellen. Diese Methoden sind aussagekräftiger,<br />
zuverlässiger und kostengünstiger.<br />
Warum dann noch diese grausamen Tierversuche, werden<br />
Sie fragen. Nur vier von, wie ich finde, recht zweifelhaften<br />
Gründen. Erstens: Bei den Konsumenten soll ein<br />
Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens geweckt werden.<br />
Zweitens: Tierversuche dienen der Risikoabsicherung des<br />
Arzneimittelproduzenten. Kommt es zu Zwischenfällen,<br />
wie unerwünschten Nebenwirkungen bei menschlichen<br />
Patienten, ist der Hersteller nicht haftbar, wenn er entsprechende<br />
tierexperimentelle Studien vorweisen kann. Drittens:<br />
Zur Erlangung akademischer Titel sind Tierversuche<br />
gang und gebe. Viertens: Die bevorzugte finanzielle Förderung<br />
durch den Staat in zweistelligen Millionenbeträgen.<br />
Immer mehr Wissenschaftler und<br />
Ärzte erkennen, dass der Tierversuch<br />
eine ungeeignete Methode ist zur Gewinnung<br />
wissenschaftlich und medizinisch<br />
fundierter Erkenntnisse. Deutlich<br />
spricht dies der Wissenschaftler Prof.<br />
Dr. S. Mendelsohn, Prof. für Präventivmedizin,<br />
Universität v. Illinois (Chicago),<br />
aus. „Der Grund, warum ich gegen<br />
Tierversuche bin, ist, dass sie nicht<br />
funktionieren, sie haben keinen wissenschaftlichen<br />
Wert. Man kann die<br />
Resultate von Forschungen an Tieren<br />
nicht auf den Menschen extrapolieren,<br />
und jeder gute Wissenschaftler weiß<br />
das. Da Tierversuche wertlos sind und<br />
zur Quacksalberei in der Medizin<br />
führen und ich gegen Quacksalberei<br />
sein muss, so bin ich gegen Tierversuche,<br />
und zwar als Wissenschaftler.“ All<br />
dies kann doch nur bedeuten, Tierversuche<br />
sind aus ethischen, medizinischen,<br />
methodischen und wirtschaftlichen<br />
Gründen abzulehnen. Zutreffend formuliert ist die<br />
Aussage des deutschen Philosophen Robert Spaemann:<br />
„Die Verwandlung eines Lebewesen in ein Bündel von<br />
Schmerzen und stummer Verzweiflung ist ein Verbrechen,<br />
was sollte eigentlich sonst ein Verbrechen sein.“<br />
In diesem ersten Teil habe ich versucht, auf zwei<br />
Themenfelder – für die Tiere sind es Schlachtfelder – im<br />
Verhältnis zwischen Mensch und Tier hinzuweisen: das<br />
Tier als Lebensmittel und als Wegwerf-Messinstrument.<br />
Wie schon erwähnt, gibt es noch viele andere, negative<br />
Verhaltensweisen gegenüber unseren älteren Brüdern und<br />
Schwestern, den Tieren. Aber ich denke und wünsche mir,<br />
dass ich Sie als Leserin oder Leser mit diesen beiden Beispielen<br />
ein wenig zum Nachdenken anregen konnte. Nachdenken<br />
darüber, dass sich das Verhältnis zwischen Mensch<br />
und Tier in einer zu Lasten der Tiere gehenden Schief- ➤<br />
14 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Ethische Betrachtung<br />
lage befindet, die es gilt auszugleichen. Mit diesem persönlichen<br />
Wunsch verbinde ich einen Gedanken an die Zukunft:<br />
Wehe uns Menschen, sollten all die Grausamkeiten,<br />
die wir den Tieren zugefügt haben und weiterhin zufügen,<br />
irgendwann einmal auf uns zurückfallen, denn wie eng<br />
unsere Schicksalsgemeinschaft mit den Tieren wirklich ist,<br />
damit beschäftigt sich mein nächster Beitrag. Bis dahin eine<br />
gute Sommerzeit.<br />
„Es werden mehrere Jahrtausende von Liebe nötig sein,<br />
um den Tieren ihr durch uns zugefügtes Leid zu vergelten.“<br />
(Arthur Schopenhauer).<br />
Eberhard Freundt<br />
1<br />
in Anlehnung an Johann Gottlieb Herders Aussage in: Ideen zur<br />
Philosophie der Geschichte der Menschheit. Entnommen einem Artikel<br />
von Regine Kather: „Des Menschen ältere Brüder sind die Tiere, Überlegungen<br />
zur Einheit allen Lebendigen“<br />
2<br />
www.tierrechteportal.de (A.K.T.E. Arbeitskreis Tierrechte und Ethik)<br />
3<br />
von Eugen Drewermann: „Mehr Menschlichkeit mit Tieren“<br />
4<br />
entnommen www.universelles-leben.org/deutsch/tiere/globales Leid.htm<br />
5<br />
entnommen dem Artikel „Ökologische Folgen des Fleischkonsums“<br />
(www.vegetarismus.ch./info/oeko.htm)<br />
6<br />
entnommen www.aerzte-gegen-tierversuche.tierrechte.de<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 15
Aus dem Siegerland<br />
Frauenabend in der Moschee<br />
Im Gebetsraum der muslimischen Männer wurden wir vom Imam über ihren Glauben informiert.<br />
Am 16. März trafen sich Frauen vom Kirchenkreis<br />
Siegen, denen ich mich auch angeschlossen hatte, in der<br />
Selimiye Moschee Siegen-Geisweid mit Frauen der türkischen<br />
Vereine aus Siegen zu einem freundlichen Austausch.<br />
Schon vor der Moschee wurden wir sehr herzlich<br />
von Frau Melike Gecer, Vorsitzende des Integrationsrates<br />
der Stadt Siegen, empfangen. Moscheen dürfen nicht mit<br />
Schuhen betreten werden. Nachdem wir dieser Vorschrift<br />
gefolgt waren, betraten wir die Innenräume. Es folgte eine<br />
Führung durch die Innenräume – Gebetsräume, Teestube<br />
und Gemeinschaftsraum. Die Moschee dient nicht nur dem<br />
gemeinsamen Gebet der muslimischen Gemeinde, sie ist<br />
auch ein Ort der Begegnung und des Gemeindelebens für<br />
Jung und Alt. Der Imam vermittelte uns Kenntnisse über<br />
das architektonische Aussehen der Moscheen und über die<br />
fünf Säulen, die als Richtlinie für den islamischen Glauben<br />
gelten. Diese sind:<br />
1. Glaubensbekenntnis: Glauben an einen Gott, Allah,<br />
und an Mohammed als seinen Diener und Gesandten.<br />
2. Gebet<br />
3. Fasten im Monat Ramadan<br />
4. Geben von Almosen<br />
5. Pilgerfahrt nach Mekka<br />
Nach dem Abendgebet, an dem wir als Zuschauerinnen<br />
teilnehmen durften, trafen wir uns in dem Gemeinschaftsraum<br />
mit den Frauenvorständen des Türkisch-Islamischen<br />
Kultur-Vereins Siegen e.V., des Islamischen Gemeindezentrums<br />
Siegen e.V. und des Islamischen Gottesdienst und<br />
Hilfsvereins e.V. zum gegenseitigen Kennenlernen und Gespräch.<br />
Für mich waren die Gespräche mit den türkischen<br />
Frauen sehr interessant und über diesen Austausch und meine<br />
persönlichen Erfahrungen möchte ich weiter berichten.<br />
Ich erfuhr, dass das Gebet einen großen Raum im Leben<br />
dieser Frauen einnimmt, so wie auch bei den christlichen<br />
Frauen. Es ist gut, jeden neuen Tag unter die Führung und<br />
Leitung Gottes zu stellen, es hilft uns anders mit dem umzugehen,<br />
was der neue Tag bringt. Muslime beten fünfmal<br />
am Tag zu bestimmten Uhrzeiten in der Moschee, oder auch<br />
wo immer man sich befindet, aber das fünfmalige Beten pro<br />
Tag lässt sich nicht immer mit ihrem Tagesablauf verbinden.<br />
Christen beten in der Kirche, oder auch situationsbezogen,<br />
wo man sich befindet. Der Freitag ist der heilige Tag der<br />
Muslime, vergleichbar mit dem Sonntag der Christen oder<br />
dem Sabbat der Juden. An diesem Tag versammeln sich die<br />
Muslime am Mittag zum gemeinschaftlichen Freitagsgebet<br />
in der Moschee. Das Fasten wird auch beachtet. Es verbindet.<br />
Man macht das gemeinsam im Fastenmonat Ramadan.<br />
Es ist verknüpft mit dem Verteilen von Almosen. Man besucht<br />
sich gegenseitig und bricht gemeinsam das Fasten. Das<br />
gemeinsame Essen zum Schluss ist sehr schön. Wir stellten<br />
fest, dass es eine gemeinsame Basis gibt zwischen dem muslimischen<br />
und christlichen Glauben, und zwar der Monotheismus,<br />
das Gebet und bestimmte Normen und Gebote, die<br />
im Koran und in der Bibel vermittelt werden. ➤<br />
16 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Wir sprachen auch über Feste und Feiertage. Türkische<br />
Muslime feiern zwei große Feste: Das erste Fest „Ramazan<br />
bayrami“ wird am Ende des Fastenmonats Ramadan<br />
gefeiert und dauert drei Tage. Etwa zweieinhalb Monate<br />
später wird das Opferfest „Kurban bayrami“ (Pilgerfest)<br />
gefeiert. Beim Opferfest wird ein Schaf, ein Lamm oder ein<br />
Rind geschlachtet. Ein Teil<br />
des Opferfleisches wird an<br />
arme Leute verschenkt, der<br />
Rest wird beim Fest verzehrt.<br />
Dieses Fest beruht im<br />
Ursprung auf der Geschichte<br />
um die Glaubensprüfung Abrahams. Die Feste im Islam<br />
werden nach dem Mondkalender errechnet. Dadurch verändern<br />
sich die jährlichen Termine.<br />
Auf meine Frage, ob den Frauen durch das Kopftuchtragen<br />
berufliche oder andere Nachteile zukommen, wurde<br />
mir gesagt, dass die Frauen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz<br />
haben, und kleine alltägliche Diskriminierungen gibt<br />
es auch, oft wird man unterbewertet oder auch argwöhnisch<br />
angeschaut, nur weil man ein Kopftuch trägt. Das<br />
Verhältnis zu ihren Traditionen hat sich im Laufe der Zeit<br />
auch verändert, vor allem bei jungen Menschen, heutzutage<br />
werden manche Sachen nicht mehr so gemacht wie es<br />
die Tradition will, zum Beispiel, dass Mädchen bis zur<br />
Heirat bei der Familie bleiben und mit den Eltern zusammenleben<br />
sollen, oder auch dass eine Frau nicht weite<br />
Reisen allein antreten soll sowie andere Dinge, die im 21.<br />
Jahrhundert nicht mehr praktizierbar sind. Über das Verhältnis<br />
zwischen Mann und Frau in der Ehe haben Nichtmuslime<br />
oft eine unzutreffende Einschätzung. Die Männer<br />
unterstützen ihre Frauen im Haushalt, damit sie Familie<br />
und Beruf vereinbaren können.<br />
Weiterhin sprachen wir über die Tätigkeit in den türkischen<br />
Vereinen. Die Frauen haben sich zusammengeschlossen,<br />
um kulturelle und integrative Arbeit zu leisten.<br />
Die Vereine bieten deutschen Sprachunterricht, Näh- und<br />
Schwimmkurse an. Es werden Infoveranstaltungen zu<br />
Gesundheitsfragen, manchmal in Zusammenarbeit mit dem<br />
diakonischen Werk organisiert, aber auch Ausflüge und<br />
Bildungsangebote. Folklore gehört zu der türkischen<br />
Kultur, darum gibt es eine Folklore-Tanzgruppe, die nicht<br />
nur bei Festen auftritt, sondern auch auswärts, zum Beispiel<br />
in Seniorenheimen. Diese türkischen Frauen erleben den<br />
Kontakt zum Christentum positiv. Sie waren auch schon zu<br />
kirchlichen Gottesdiensten, Taufen, kirchlichen Hochzeiten<br />
und Frauenkreisen eingeladen und sind auch immer hingegangen.<br />
Zu erwähnen ist auch die Teilnahme von Musliminnen<br />
am Heiligabend 2005 in der Martinikirche. Dass in<br />
christlichen Kirchen auch für muslimisch geprägte Länder<br />
gebetet wurde, hat die Frauen überrascht und gefreut. Siegen<br />
ist eine multiethnische Stadt. In Siegen leben Bürgerinnen<br />
und Bürger aus über 130 Nationen, dies entspricht<br />
einem Bevölkerungsanteil von ungefähr 10 %.<br />
Aus dem Siegerland<br />
Die unvoreingenommene gegenseitige<br />
Wahrnehmung ist Voraussetzung<br />
für ein friedliches Zusammenleben.<br />
Der Islam ist nicht eine Randerscheinung in unserer<br />
Stadt. Mit über 5000 Muslimen aus verschiedenen Herkunftsländern,<br />
wobei die türkischen Staatsbürger mit einer<br />
Anzahl von ungefähr 3000 die größte Gruppe bilden, ist<br />
nach dem Christentum die zweitgrößte Religionsgemeinschaft<br />
in Siegen. Unterschiedliche religiöse und kulturelle<br />
Wurzeln bereichern eine<br />
Gesellschaft. Sie können<br />
aber auch zu Missverständnissen,<br />
Ängsten, Vorurteilen<br />
und Isolierung führen:<br />
wenn Menschen nicht bereit<br />
sind, mit dieser Vielfalt konstruktiv umzugehen. Dies<br />
ist eine gesamt-gesellschaftliche Herausforderung, der sich<br />
alle Bewohner unserer Stadt stellen müssen, um diese Vielfalt<br />
als Bereicherung zu erleben. Die unvoreingenommene<br />
gegenseitige Wahrnehmung ist Voraussetzung für ein friedliches<br />
Zusammenleben der verschiedenen Nationalitäten,<br />
Kulturen und Religionen in unserer Stadt. Dazu sind<br />
Begegnungen, Gespräche und Toleranz notwendig. Mögen<br />
die geknüpften Verbindungen sich weiterentwickeln, nicht<br />
nur mit Religionsgemeinschaften, sondern auch mit anderen<br />
gesellschaftlichen Gruppierungen, und damit einen<br />
Beitrag zur Integration der ausländischen Mitbürger in<br />
unserer Stadt bringen.<br />
Dorothea Istock<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 17
Gedächtnistraining<br />
Eine lebenslange Aktivität unter körperlichen, geistigen und sozialen Aspekten<br />
ist unabdingbar für ein zufriedenes Altern.<br />
1. Lieder raten<br />
Nun raten Sie bitte, um welche Lieder es sich handelt!<br />
Trainiert werden: Logisches Denken, Assoziatives Denken<br />
a) Ein Mann, der stets Erfolg beim schwachen Geschlecht hat, obwohl<br />
er weder schön noch besonders intelligent ist.<br />
b) Augenblicke und Ereignisse, die sich im Leben nie wiederholen.<br />
c) Ein Mann, der nicht auf eine bestimmte Haarfarbe fixiert ist.<br />
d) Hier versprechen sich zwei, dass sie gemeinsam dieses Erdenreich<br />
in Richtung nach oben in einer eleganten Sportart verlassen werden.<br />
e) Also, gehen kann es bestimmt nicht, aber trotzdem hört man es um<br />
den ganzen Erdball.<br />
f) An einer Wasserstelle (in der Nähe eines Eingangs) steht ein großes<br />
Gewächs.<br />
g) Hier wird verlangt, dass man sich im Verabschieden eines bestimmten<br />
Wortes bedient.<br />
2. Tiere auf dem Bauernhof<br />
Die Buchstaben sind vertauscht.<br />
Trainiert werden: Wortfindung, LZG<br />
a) NUHD __________ j) ÄMUSE __________<br />
b) TANZEK __________ k) KRÄFTIMSE __________<br />
c) ÜHEK __________ l) NÄHBLECK __________<br />
d) NIESWECH __________ m) LASSENHALT __________<br />
e) FREPED __________ n) FESACH __________<br />
f) REHNÜH __________ o) NÜKKE __________<br />
g) ENNET __________ p) MÜRREW __________<br />
h) PENSINN __________ q) GEIZEN __________<br />
i) GLEINEF __________<br />
3. Versteckte Körperteile<br />
In jedem Satz sind immer 2 Körperteile oder Organe versteckt,<br />
meist wortübergreifend:<br />
Beispiel: Ich habe den Brief in Gera abgeschickt = Finger<br />
Trainiert werden: Konzentration, Wortfindung<br />
a) Achim und Heiko pfeifen um die Wette.<br />
b) Will Eberhard wirklich in Portugal leben?<br />
c) Emma genoss es sehr, in Zwickau gewesen zu sein.<br />
d) Diese Witze habe ich beinahe schon zu oft erzählt.<br />
e) Hast du etwa den Haufen Stroh reingeholt?<br />
f) Ich hab auch gern Mirabellen gegessen.<br />
g) Philipp erzählte: „In diesem Urlaub haben ich andere Städte besichtigt.“<br />
h) „Ganz wunderbar machst du das!“ sagte Heinz zu seiner Frau Gerda.<br />
i) Im Fernsehen kann man oft Unfallopfer sehen, die schwere Verletzungen<br />
haben.<br />
j) Sicher zeigt dir der Turnlehrer, wie du dich an den Stangen hochziehen<br />
kannst.<br />
k) Emil zieht nie Regenkleiduung an.<br />
6.<br />
Was dreht<br />
sich um den<br />
Sommer?<br />
4. Außenseiter<br />
Welches Musikstück oder welche Oper/Operette<br />
ist nicht von dem angegebenen Komponisten?<br />
Bitte den Außenseiter durchstreichen.<br />
Trainiert werden Urteilsfähigkeit, LZG<br />
a) Wolfgang A. Mozart (1756–1791): Don Giovanni, Cosi fan Tutte,<br />
Ein Walzertraum, Zauberflöte<br />
b) Richard Wagner (1813–1883): Lohengrin, Falstaff, Tannhäuser,<br />
Meistersinger<br />
c) Franz Liszt (1811–1886): Ungarische Rhapsodie, Prometheus,<br />
Vetter aus Dingsda, Berg-Sinfonie<br />
d) Franz Schubert (1797–1828): Forellenquintett, Dornröschen,<br />
Winterreise<br />
e) Joseph Haydn (1792–1809): Sinfonische Tänze, Die Jahreszeiten,<br />
Der Apotheker<br />
f) Robert Schumann (1810–1856): Liederkreis, Dichterliebe, Undine,<br />
Frühlingssinfonie<br />
g) Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847):<br />
Musik zum Sommernachtstraum, Italienische Sinfonie, Madame<br />
Butterfly, Schottische Sinfonie<br />
h) Ludwig van Beethoven (1770–1827): Waldsteinsonate,<br />
Militärsinfonie, Fidelio, Mondscheinsonate, Eroica<br />
i) Johannes Brahms (1833–1897): Ein deutsches Requiem,<br />
Triumpflied, Schöpfung<br />
j) Johannes Strauß (1825–1899): Fledermaus, Zigeunerbaron,<br />
Kleine Nachtmusik, Wiener Blut<br />
5. Rätsel – Herbst, Obst und Gemüse<br />
Besonders trainiert werden: Denkflexibilität, Wortfindung<br />
Wenn Sie alle fehlenden Buchstaben (Die Umschreibung des gesuchten,<br />
einzufügenden Wortes finden Sie in der rechten Spalte) eingesetzt<br />
haben, ergibt sich in der markierten senkrechten Spalte eine Tätigkeit<br />
im Herbst.<br />
Beispiel: SCH _ _ _ _ E (alkoholhaltiges Getränk)<br />
Lösung: SCH WE I N E<br />
_ _ _ B I S<br />
Z _ _ _ B E L<br />
E _ _ _ E L N<br />
BA_ _ _ _<br />
K _ _ _ A N I E<br />
P _ _ _ _ _<br />
T _ _ _ T E<br />
R _ _ _ _<br />
K _ _ _ O F F E L<br />
E<br />
B _ _ _ _<br />
S P _ _ _ T<br />
KNO_ _ _ _ C H<br />
O _ _ _ _ _ _<br />
Fragewort<br />
du selbst<br />
Darbietung auf Schlittschuhen<br />
Kosewort für Christiane<br />
Teil eines Baumes<br />
lernen, pauken<br />
das ist nicht die feine …<br />
erster Bartwuchs<br />
mit nichts<br />
Großmutter<br />
weiblicher Vorname<br />
eine Farbe<br />
unartige Kinder<br />
Material des Bundesverbandes<br />
Gedächtnistrainig e.V.<br />
K A _ _ _ _ _ _<br />
S P _ _ _ E L<br />
bös, schlimm<br />
Gruppen von Wildschweinen<br />
oder Menschen<br />
18 durchblick 2/<strong>2006</strong>
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 19
Marias Krimi<br />
Bretter – die den Tod bedeuten<br />
Der braun gebrannte junge Mann fuhr vor ihr her, den<br />
sanft abfallenden Hügel herunter. „Ja, super“, rief er ihr zu.<br />
„Bleiben Sie dicht hinter mir.“<br />
Was war mit Beiler los? Greta Schering sauste mit<br />
wilder Geschwindigkeit an ihm vorbei. Der Skilehrer war<br />
in scharfer Kurve seitlich eingeschert und lauschte dem<br />
Klang der berstenden Bretter unterhalb der 30 Meter hohen<br />
Naturschanze. Ein Blick in die Tiefe auf das reglose Bündel<br />
dort unten genügte ihm. Seiner Ehe mit Susanne schien<br />
nicht mehr viel im Wege zu stehen.<br />
Als Greta Schering gegen Mitternacht von einem<br />
Suchtrupp gefunden wurde, hatte der Schnee sämtliche verräterischen<br />
Spuren ihres Mörders verdeckt. Susanne saß<br />
wie erstarrt, völlig teilnahmslos, in der Hotelhalle. Taktvoll<br />
bemühte man sich, sie nur das Nötigste zu fragen. Ob die<br />
Mutter nichts gesagt habe über die beabsichtigte späte Tour,<br />
ganz allein, ausgerechnet an dieser mörderischen Schanze?<br />
Der Skilehrer gab seine Expertenmeinung ab: Frau Schering<br />
habe diese entlegene Stelle gesucht, um ungestört üben<br />
zu können. Von dem zunächst flach abfallenden Gelände<br />
habe sie sich täuschen lassen. Im Hotel schloss man sich<br />
seiner Meinung an.<br />
Am nächsten Morgen erhielt die Lehrerin Pauline<br />
Pumm in München ein Telegramm. „Mutti tödlich verunglückt.<br />
Bitte hilf mir. Susanne.“<br />
„Das war eine tolle Strecke, auf die Sie mich gebracht<br />
haben.“<br />
Greta Schering war begeistert von Peter Beiler, dem<br />
jungen Skilehrer, der sich die Mühe machte, zusätzlich<br />
allein mit ihr zu trainieren. Natürlich wusste sie, dass der<br />
Schwarm aller Skihäschen wieder auf das Thema „Susanne“<br />
kommen würde, mit der Absicht, sie umzustimmen; aber<br />
da war bei aller Sympathie nichts zu machen. Ihr Entschluss,<br />
mit ihrer 17-jährigen Tochter nach Amerika zu fliegen und<br />
dort zu bleiben, stand fest. Zum Heiraten war das Kind<br />
noch zu jung.<br />
Wer Susanne heiraten wollte, der musste ihr, der Mutter,<br />
erst einmal beweisen, dass es ihm um etwas anderes ging<br />
als um die Schering-Millionen. Solche Gedanken beschäftigten<br />
Greta Schering, als sie – alles andere als elegant –<br />
auf den Skilehrer zusegelte.<br />
Sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, Susanne<br />
nichts vom heimlichen Training zu verraten. Susanne sollte<br />
von den ungeahnten sportlichen Fähigkeiten der Mutter<br />
überrascht werden. Einen ziemlich entfernten Hang hatte<br />
Beiler als Übungsgelände ausgesucht. Aber das war der<br />
Anfängerin gerade recht.<br />
Die Erschütterung über den Tod der Freundin wurde<br />
noch überdeckt von dem Mitleid mit Susanne. Schon am<br />
Nachmittag hielt die mütterliche Freundin das zierliche<br />
blonde Mädchen im Arm, das endlich, aus der Erstarrung<br />
gelöst, von Weinkrämpfen geschüttelt wurde.<br />
Tags darauf traf Pauline den Skilehrer allein im<br />
Frühstückszimmer. „Ich erwarte eine Erklärung“, sagte sie<br />
fordernd und kramte einen Brief aus ihrer Jackentasche,<br />
den Greta Schering zwei Tage vor ihrem Tod geschrieben<br />
hatte. Mit erregter Stimme las sie vor: „Du wirst lachen;<br />
ich habe ein heimliches Rendezvous mit Susannes<br />
Verehrer, dem Skilehrer. Er wird mir unter dem Siegel der<br />
Verschwiegenheit abseits vom Betrieb Privatstunden<br />
geben. Er will übrigens unbedingt, dass Susanne bei ihm<br />
bleibt und nicht mit nach Amerika kommt. Daraus wird<br />
aber nichts.“<br />
Beiler holte tief Luft. „Gut, ich gebe es zu, ich war bei<br />
ihr. Aber dort , wo wir gewesen sind, ist ein ideales Übungsgelände.<br />
Ich konnte nicht ahnen, dass Frau Schering plötzlich<br />
wendet, seitlich weiterfährt und auf die Todesschanze<br />
kommt.“ Pauline unterbrach ihn energisch: „Lassen Sie uns<br />
sofort zu dem Hang gehen.“ Sie lieh sich ein Paar Skier,<br />
ungeachtet der Erkenntnis, dass sie mit ihrer pumme- ➤<br />
20 durchblick 2/<strong>2006</strong>
ligen Figur nicht besonders flott und sportlich wirkte. Peter<br />
Beiler ließ sich seinen eiskalten Plan auf dem Weg zu<br />
dem Gelände noch einmal durch den Kopf gehen. Pauline<br />
Pumm, die mit unbeholfenen Schritten hinter ihm herstapfte,<br />
sollte nie wieder den Rückweg antreten. Er hatte<br />
Übung, jetzt scharf vor dem Abgrund abzubremsen. Die<br />
Piste vor der Todesschanze sah wirklich harmlos aus.<br />
Beiler rief Pauline zu: „Hier, mehrere Kilometer vom<br />
Unfallort entfernt, habe ich<br />
mit Ihrer Freundin trainiert.<br />
Das ist kinderleicht. Probieren<br />
Sie selbst!“ Er fuhr<br />
mit Schwung vor ihr her.<br />
Das scharfe Abbremsen<br />
und Wenden vor der<br />
Todesschanze klappte. Den Sprung in die Tiefe hätte Beiler<br />
selbst nicht gewagt. Dazu gehörte ein geniales Können,<br />
wenn man nicht lebensmüde war. Er hörte den gellenden<br />
Schrei von Pauline Pumm und begab sich langsam abwärts<br />
in die Richtung des Schreis.<br />
Wenig später kniete er neben der reglosen Gestalt, zog<br />
den verräterischen Brief, den sie ihm vorgelesen hatte, aus<br />
ihrer Anoraktasche und ließ ihn in seiner Sportjacke verschwinden.<br />
Fast schlich sich Mitleid in seine Gedanken<br />
Marias Krimi<br />
Er hörte den gellenden Schrei<br />
von Pauline Pumm und begab sich<br />
langsam abwärts<br />
ein: „Pech gehabt, altes Mädchen, aber mit dem Sprung<br />
warst Du überfordert.“ Vor dem Hotel erwartete ihn<br />
Susanne. „ Es ist etwas Furchtbares passiert“, sagte er sanft.<br />
„Deine Freundin wollte unbedingt die Unglücksstelle suchen,<br />
die Du ihr beschrieben hast. Ich bin ihr gefolgt und<br />
habe verzweifelt versucht, sie davon abzuhalten. Zu spät.“<br />
Sofort wurde ein Rettungsdienst angefordert, angeführt<br />
von Peter Beiler, den die schluchzende Susanne begleitete.<br />
Alle blickten plötzlich staunend<br />
auf die kleine rundliche<br />
Gestalt, die vom Steilhang<br />
her mit salopper<br />
Eleganz bergauf stieg. Als<br />
Pauline in schöner Kurve<br />
vor dem Skilehrer gebremst<br />
hatte, griff sie in die Tasche seiner Sportjacke, in der er zuvor<br />
den verräterischen Brief verstaut hatte.<br />
„Das war eine tolle Strecke, auf die Sie mich gebracht<br />
haben“. sagte sie freundlich. „Fast so aufregend wie damals,<br />
als ich unter meinem Mädchennamen die Silbermedaille<br />
bei einem Europäischen Skiwettkampf geholt habe. Und<br />
nun kommen Sie mit. Im Hotel wartet ein guter Freund auf<br />
Sie. Inspektor Hill von der Mordkommission.“<br />
Maria Anspach<br />
Gemeinschaft<br />
heißt Hand<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 21
Zwischen 1830 und 1848 entwickelte sich in Deutschland<br />
die zeitkritische und politisch-kämpferische Literatur<br />
des jungen Deutschland und des Vormärz. Mit dem Begriff<br />
„Junges Deutschland“ wurde 1835 in einem Beschluss der<br />
Bundesversammlung eine Dichtergruppe gekennzeichnet,<br />
die gegen das bestehende reaktionäre Metternichsystem<br />
Widerstand leistete. Ihr Wollen, Denken und Dichten war<br />
vorrangig politisch und sozial, es kennzeichnete sie ein vorwärtsdrängender,<br />
auf gesellschaftliche Veränderungen gerichteter<br />
Geist. Demokratisierung Deutschlands, Wirtschaftsfreiheit,<br />
Presse- und Redefreiheit, demokratisches<br />
Wahlrecht usw. waren ihre kämpferische Ziele. Die Bundesversammlung<br />
beschloss die Verbreitung der Schriften<br />
von diesen Dichtern.<br />
Heinrich Heine (1797–1856) war sicherlich die größte<br />
dichterische Begabung dieser Generation. Er war jener Vertreter<br />
des Jungen Deutschland, der durch sein Werk die<br />
fortschrittlichsten Ideen seiner Zeit vertrat. Aus diesem<br />
Grunde war Heine gezwungen, Deutschland zu verlassen<br />
und den größten Teil seines Lebens in der Emigration – in<br />
Paris – zu verbringen.<br />
Literatur<br />
Mein Schwert ist meine Feder<br />
Heinrich Heine<br />
„Wenn Deutschland Heine nicht liebt, nehmen wir ihn<br />
gerne auf, aber leider liebt Heine Deutschland über<br />
Gebühr.“ (Alexandre Dumas)<br />
Titelbild des dtv-Taschenbuchs:<br />
Heinrich Heine – Mit scharfer Zunge<br />
1797 wurde Heinrich Heine in Düsseldorf als Sohn<br />
eines jüdischen Kaufmanns geboren. Von der Familie wurde<br />
er für eine Kaufmanns-Karriere bestimmt, die er in Hamburg<br />
im Geschäft seines<br />
wohlhabenden Onkels Salomo<br />
Heine lustlos einschlug.<br />
Zu dieser Zeit werden<br />
seine ersten Gedichte<br />
gedruckt. Sie besingen seine<br />
erste Liebe zu seiner<br />
Cousine Amalie. Schließlich<br />
studiert er Rechtswissenschaften in Bonn, Göttingen<br />
und Berlin und promovierte 1825 zum Doktor. In die<br />
Berliner Zeit fallen seine ersten literarische Erfolge. 1822<br />
erscheint in Berlin seine Gedichtsammlung „Lyrisches<br />
Intermezzo“.<br />
„Ich will viel reisen und viel sehen. Dieses befördert<br />
auch meine Poeterey“, äußert der frisch gebackene Dr. jur.<br />
Heinrich Heine. 1826 erscheint der erste Band der „Reisebilder“,<br />
dem bis 1829 zwei weitere Bände folgen. Unter<br />
dem Titel „Reisebilder“ versammelt Heine verschiedene<br />
literarische Formen: Reiseberichte, feuilletonistische<br />
Skizzen, autobiographische Rückblicke und Korrespondenzartikel,<br />
Aufsätze und Essays, Übersetzungen und<br />
Gedichte.<br />
„Wenn Deutschland Heine nicht liebt,<br />
nehmen wir ihn gerne auf, aber leider<br />
liebt Heine Deutschland über Gebühr.“<br />
Alexandre Dumas<br />
1827 erscheint die Erstauflage der Gedichtsammlung<br />
„Buch der Lieder“. Erst ab der zweiten Auflage von 1837<br />
folgen die Ausgaben rasch aufeinander und machen es zu<br />
einer der erfolgreichsten<br />
Lyriksammlungen der Weltliteratur.<br />
Die Zahl der Übersetzungen<br />
übersteigt alles,<br />
was bisher aus der deutschen<br />
Lyrik übersetzt wurde.<br />
Übertroffen werden die<br />
Übersetzungen nur noch<br />
von den Vertonungen. Von mehr als 10.000 Vertonungen<br />
entfallen allein etwa 2.300 auf etwa zwanzig Gedichte<br />
dieses Werkes. Allein „Du bist wie eine Blume“ wurde von<br />
circa 300 Komponisten vertont. Den überwiegenden Teil<br />
der Sammlung bildet die Liebeslyrik aus der romantischen<br />
Epoche.<br />
Du bist wie eine Blume<br />
So hold und schön und rein,<br />
Ich schau dich an, und Wehmut<br />
Schleicht mir ins Herz hinein.<br />
Mir ist, als ob ich die Hände<br />
Aufs Haupt dir legen sollt,<br />
Betend, dass Gott dich erhalte<br />
So rein und schön und hold.<br />
22 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />
➤
Heine distanziert sich von der romantischen Literatur<br />
seiner Zeit. Sein Buch der Lieder und die Reisebilder stehen<br />
zwar noch im Bann der Romantik, der Gedichtband kann<br />
sogar als einer ihrer Höhepunkte eingestuft werden. Auch<br />
in den Neuen Gedichten (1844) sind noch stimmungsvolle<br />
Bilder zu finden, allerdings wird ein distanzierter, von der<br />
romantischen Ironie hergeleiteter Ton vorherrschend.<br />
Im Mai 1831 geht Heine nach Frankreich und lässt sich<br />
in Paris nieder. Von da an wird er die freiheitliche Französische<br />
Republik nur noch zu gelegentlichen Reisen nach<br />
Deutschland verlassen.<br />
Mit Heines Übersiedlung<br />
nach Paris begann<br />
auch ein neuer Abschnitt<br />
seiner Dichtung. Genau genommen<br />
war dies bereits<br />
nach der Nachricht vom<br />
Ausbruch der Revolution in<br />
Frankreich im Juli 1830 der<br />
Fall. In jenen Tagen entstand<br />
das Gedicht Hymnus, „das Hohelied auf die Julirevolution<br />
und zugleich Bekenntnis des Dichters“. „Ich bin<br />
der Sohn der Revolution… Ich bin ganz Freude und Gesang,<br />
ganz Schwert und Flamme!“ Es ist das Selbstverständnis<br />
Heines zur Zeit der Juli-Revolution.<br />
Das Recht auf Freiheit der Person, auf Eigentum,<br />
Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung, auf<br />
Religions- und Meinungsfreiheit sind vor allem gemeint,<br />
wenn Heine schreibt: „Ich bin der Sohn der Revolution“.<br />
Literatur<br />
„Er repräsentiert in Paris den Geist und<br />
die Poesie Deutschlands, wie er in<br />
Deutschland die lebendige und geistreiche<br />
französische Kritik verkörpert.“<br />
Honore de Balzac<br />
geistreiche französische Kritik verkörpert.“ (Honore de<br />
Balzac)<br />
Mit Scharfsinn und sprachgewandt kritisiert er die<br />
politischen und soziale Missstände in seiner Heimat.<br />
„… Ein Fluch dem falschen Vaterlande,<br />
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,<br />
Wo jede Blume früh geknickt,<br />
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt …“<br />
(Die Weber)<br />
Nach seinem seit 1832 ersten Besuch in Deutschland,<br />
1844, entsteht das politische<br />
Poem „Deutschland.<br />
Ein Wintermärchen“ – eine<br />
scharfe Satire auf die deutschen<br />
Zustände.<br />
Nach 1840 wendet sich<br />
Heine wieder verstärkt der<br />
Versdichtung zu. 1842 entsteht<br />
das Gedicht „Doktrin“,<br />
das er an den Anfang der Zeitgedichte, den letzten Zyklus<br />
der neuen Gedichte stellt, die er 1844 veröffentlicht. Hier<br />
wird versucht, die eigene weltanschauliche Position, die<br />
Lebenshaltung zu bestimmen. Als Trommler vorangehen,<br />
so beginnt Heine seine revolutionär-optimistische Selbstbeschreibung.<br />
➤<br />
In Frankreich beginnt Heine seine Einsicht in politische<br />
und gesellschaftliche Aspekte seiner Zeit journalistisch und<br />
literarisch zu artikulieren. Der Schwerpunkt seiner literarischen<br />
Arbeit verlagerte sich auf journalistische und literarische<br />
Prosa. Sein Hauptinteresse galt nicht mehr der Lyrik.<br />
Gegenseitiges Aufklären der angeblichen „Erbfeinde“ war<br />
Heines Hauptanliegen als politischer Publizist. Für die beiden<br />
Nachbarvölker ist nichts wichtiger, als sich kennen zu<br />
lernen. Irrtümer können hier die blutigsten Folgen haben.<br />
(Heine, Aus einem Artikel über das Junge Deutschland). Er<br />
versuchte mit seinen Artikeln über französische Politik und<br />
Pariser Kulturleben, dem deutschen Publikum seine Beobachtungen<br />
aus der Hauptstadt zu vermitteln. Die Resultate<br />
sind die Berichterstattungen, erschienen als Buch unter<br />
dem Titel „Französische Zustände“ (1832) und die zwei<br />
„Lutezia-Bände“ (1854), lauter angestrengte Bemühungen,<br />
den Deutschen die politischen Ereignisse aus dem fortschrittlichen<br />
Frankreich nahe zu bringen. Die Schriften über<br />
Deutschland sind kritische Auseinandersetzungen mit der<br />
deutschen Literatur, Religion und Philosophiegeschichte.<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 23
„Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,<br />
Und küsse die Marketenderin!<br />
Das ist die ganze Wissenschaft,<br />
Das ist der Bücher tiefster Sinn.“<br />
„Trommle die Leute aus dem Schlaf,<br />
Trommle Reveille mit Jugendkraft,<br />
Marschiere trommelnd immer voran,<br />
Das ist die ganze Wissenschaft.“<br />
Unter den 1844 entstandenen Gedichten befinden sich<br />
viele satirische. Heine bevorzugte die satirische Gestaltung,<br />
da sie ihm am besten geeignet schien, die Überlebtheit der<br />
deutschen Verhältnisse und der politischen Ideen sinnfällig<br />
zu machen.<br />
Die politische Entwicklung nach 1848 in Europa und<br />
vor allem in Deutschland lässt den alternden Heine an<br />
seinem Selbstverständnis als dichterischer Vorkämpfer für<br />
die Freiheit verzweifeln. Sein letzter Gedichtband, der<br />
Romanzero (1851), steht auf der Schwelle zwischen Selbstbewusstsein<br />
und Resignation.<br />
Zu den enttäuschten politischen<br />
Hoffnungen kommt<br />
die dramatische Verschlechterung<br />
seines Gesundheitszustandes.<br />
Der Ausbruch<br />
einer schweren Krankheit<br />
fesselte ihn für die letzten<br />
acht Lebensjahre ans Krankenbett<br />
und 1856 stirbt<br />
er nach langem, schwerem<br />
Leiden.<br />
Leb wohl, deutsche Heimat, Land der Rätsel und<br />
Schmerzen, werde hell und glücklich. (Testament. Fassung<br />
von 1846).<br />
Heines Werk kennzeichnet sich durch zahlreiche<br />
Widersprüche, bedingt vor allem von seinem klaren und<br />
immer wieder ausgesprochenen Bewusstsein, in der Zeit<br />
einer großen politischen, gesellschaftlichen und auch literarischen<br />
Wende zu leben. Von ihm stammt das bezeichnende<br />
Wort vom „Ende der Kunstperiode“ und von ihm<br />
kommen entscheidende Anstöße und Leistungen, die eine<br />
neue Literatur vorbereiten und einleiten.<br />
Heines Gestalt ist an sich schon widersprüchlich, und<br />
ebenso geteilt sind die Meinungen, die seinen Platz in der<br />
Entwicklung der deutschen Literatur betreffen. Die einen<br />
sehen in ihm den sensiblen Dichter, der seine Gefühle<br />
und Gedanken meisterhaft zur Sprache bringt, andere<br />
sprechen von Heine als einen politischen Beobachter und<br />
Kommentator von großer Schärfe. Der Sprachkünstler<br />
Heinrich Heine, der vom volksliedhaften Gedicht über meditative<br />
Lyrik bis zum Pamphlet alle Formen beherrscht,<br />
wird dem revolutionären Journalisten, Feuilletonisten<br />
Literatur<br />
„Weil Heine keine Deutscher ist, hat er<br />
nie und nimmer in der deutschen<br />
Literaturkunde, in keinem Lese- und<br />
Lernbuch als deutscher Dichter Eingang<br />
zu finden und gar gefeiert zu werden.“<br />
Dr. Wolfgang Lutz, 1936<br />
Heine gegenübergestellt, der politische Information und<br />
Interpretation in schlüssiger und eindringlicher Form an<br />
den Leser zu bringen versteht. Der Autor vieler romantischer<br />
oder in romantischer Tradition stehender Gedichte<br />
wird abgelöst von dem scharfzüngigen und unnachsichtigen<br />
Kritiker der „Kunstperiode“. Viele Jahrzehnte mussten<br />
vergehen, bis dieser Poet und Schriftsteller, der Weltliteratur<br />
verfasst hat, in die deutsche Nationalliteratur eingebürgert<br />
wurde. Mit dem Heraufziehen des Nationalsozialismus<br />
verstärkten sich die nationalistisch-antisemitischen Urteile<br />
über Heine.<br />
„Weil Heine kein Deutscher ist, hat er nie und nimmer<br />
in der deutschen Literaturkunde, in keinem Lese- und Lernbuch<br />
als deutscher Dichter Eingang zu finden und gar<br />
gefeiert zu werden.“ (Dr. Wolfgang Lutz, 1936)<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reklamiert die<br />
DDR den „Kämpfer der Revolution“ für ihr kulturelles<br />
„Erbe“, während die Bundesrepublik ihn zunächst aus dem<br />
gängigen Literaturkanon<br />
eher ausblendet. Erst im<br />
Zuge der Studentenbewegung<br />
kam ab Mitte der<br />
sechziger Jahre eine Neubewertung<br />
in Gang. Neue,<br />
große Werkausgaben wurden<br />
in Angriff genommen.<br />
In seiner Heimatstadt Düsseldorf<br />
erfolgt die Umbenennung<br />
der Universität in<br />
„Heinrich Heine Universität“.<br />
Es wurden verschiedene Einrichtungen gegründet,<br />
die unter seinem Namen als Kulturarchiv der Region fungieren<br />
und die sein Werk und die damit verbundenen zeitkritischen<br />
Anliegen einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.<br />
Heute ist Heinrich Heine als einer der bedeutendsten Dichter<br />
deutscher Sprache bewertet. Die Sammlung „Buch der<br />
Lieder“ gilt als der größte Erfolg der europäischen Liebeslyrik<br />
des 19. Jahrhunderts.<br />
In diesem Jahr jährt sich der 150. Todestag von Heinrich<br />
Heine. Anlass dafür, sich auf Spurensuche in seinem<br />
Werk zu begeben, um den kosmopolitischen Journalisten,<br />
den begabtesten Poeten seit Goethe, den berühmten<br />
„Trommler“ wieder zu entdecken.<br />
„Mein Verbrechen war nicht der Gedanke, sondern die<br />
Schreibart, der Stil. Mein Freund Heinrich Laube (dt.<br />
Schriftsteller, gehörte zum Jungen Deutschland) hat einst<br />
diesen Stil ein literarisches Schießpulver genannt. Es war<br />
in der Tat eine gute Erfindung, und die nachwachsende Generation,<br />
welche dieses Pulver nicht erfunden, hat wenigstens<br />
tüchtig damit zu knallen gewusst.“ (Heine, Entwurf zu<br />
„Die Götter im Exil“)<br />
Dorothea Istock<br />
24 durchblick 2/<strong>2006</strong>
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 25
Der 60-jährige Realschullehrer<br />
Lothar Stock aus dem Siegerland<br />
geht behutsam mit seinen alten<br />
Schätzchen um. Und das hat gute<br />
Gründe: Die betagten Lieblinge sind<br />
zerbrechlich wie Porzellan. Also:<br />
Hart anstoßen oder vom Tisch purzeln,<br />
gilt nicht. Wenn es doch mal<br />
passiert, gibt’s Bröckchen und<br />
Brocken, Splitterchen und Splitter.<br />
Das war’s dann. Aus und vorbei.<br />
Lothar Stock sammelt alte Schellack-Platten.<br />
Das zerbrechliche<br />
Hobby macht 78 Umdrehungen auf<br />
dem Plattenteller, kratzt ein wenig<br />
und ist – wie gesagt – überempfindlich<br />
gegen Stoß und Fall. „Deshalb“,<br />
so sagt Lothar Stock, „muss man<br />
diese Dinger mit Samthandschuhen<br />
anfassen.“ Kostbare Stücke liebevoll<br />
gehegt, liebevoll gepflegt. Der<br />
Hobby-Schellack-Diskjockey Lothar<br />
Stock legt nicht nur einfach Platten auf. Nein, er zelebriert<br />
sie. Auf alten Abspielgeräten. Wie z. B. einem Trichtergrammophon.<br />
Sieht gewaltig aus. Nur der Unterbau, der<br />
kommt größenmäßig relativ normal daher. Darüber aber ragt<br />
ein gewaltiges „Hörrohr“ in die gute Stube der Stocks. Der<br />
Trichter hat den ansehnlichen Durchmesser einer größeren<br />
Haushaltsbratpfanne. Strom kennt diese Apparatur nicht.<br />
Also: Stecker in die Wand, Play-Taste drücken und loslegen<br />
– so geht das hier nicht. Lothar Stocks historische Plattenteller<br />
reagieren nämlich nur auf Kurbelumdrehungen. Sie<br />
werden – vergleichbar einer mechanischen Uhr – aufgezogen<br />
und sind erst bei voll gespannter Feder betriebsbereit.<br />
Das Kurbeln lohnt sich: Aus dem Trichter perlt Musik<br />
der „Comedian Harmonists“. Obwohl die Geschichte vom<br />
„kleinen grünen Kaktus“ so bekannt ist wie der viel zitierte<br />
bunte Hund, löst der Gassenhauer aus den 30er Jahren auf<br />
Stocks „Kurbelkiste“ besondere Faszination aus: Original-<br />
Sound der Vergangenheit. Was hier zu hören ist, kann selbst<br />
die feinste Digitalisierung nicht ersetzen. Das Background-<br />
Knistern, wenn die Nadel durch die Rillen „pflügt“, gehört<br />
einfach dazu. Dieser Knister-Sound ist Musik in Lothar<br />
Stocks Ohren. Grammophone – die Allzweckwaffen der<br />
Musikfans aus den 30ern. Heute wieder aktuell.<br />
Die Musik spielt in einem Schrank<br />
Das Möbelstück sieht aus wie eine Kommode. Ist aber<br />
keine. Sondern? Natürlich! Ein Grammophon. Und zwar<br />
eines der allerbesten Provenienz. Der Schreinermeister hat<br />
diesem viereckigen Möbel ein berauschendes Innenleben<br />
verpasst. Wenn Lothar Stock gute alte Musik im Original-<br />
Sound (also inklusive Schellack-Knistern) hören will, macht<br />
er einfach eine Klappe auf. Und was verbirgt sich dahinter?<br />
Hobby<br />
Lothar Stock ist scharf auf alte Schätzchen<br />
Lothar Stock fühlt sich vor seinen riesigen „Hörrohren“ sichtlich wohl.<br />
Ein Loch! Natürlich kein normales. Bei diesem, aus feinsten<br />
Hölzern gearbeiteten Loch, handelt es sich um einen recht<br />
filigranen Trichter. Und aus dem hölzernen „Rohr“ kommt<br />
Musike. Swingender Jazz im Originalsound. Musik aus fast<br />
erloschenen Welten, als Armstrong, Basie und Ellington ihre<br />
Schellacks einspielten. Aus dem „Phonoschrank“ klingt alles<br />
recht kräftig. Für einen stromlosen „Plattenspieler“ sehr beachtlich.<br />
Lothar Stock: „Das geht natürlich auch eine Stufe<br />
leiser.“ Er macht die Klappe zu – und schon klingt alles<br />
gedämpfter. Wenn der Swing langsam austrudelt, dann kurbelt<br />
Lothar Stock die ganze Musik einfach wieder an. Und<br />
sofort ist der ganze Laden wieder in Schwung. Fantastisch!<br />
Vom „Kratzen“ zum Super-Hi-Fi<br />
Was für ein Kontrast! Zwei Boxen-Türme ragen zur<br />
Zimmerdecke. Modernste Equipage rund um hochkarätigen<br />
Hörgenuss. Das entlockt selbst dem anspruchsvollsten<br />
Musik-Konsumenten Achtungslaute. Chris Barber in Hi-Fi<br />
(High Fidelity = Höchste Qualitätsstufe). Ein Blues zum<br />
Anfassen, zum Zurücklehnen, zum Träumen. Jeder Lick ist<br />
zu hören, feinste Nuancen fallen auf. Da geht nichts unter.<br />
Charly Antolini, der in München lebende Schlagzeug-Rastelli,<br />
trommelt ein vehementes und strammes Solo durch die<br />
Boxen. Absoluter Hörgenuss. Selbst das leiseste Cymbal-<br />
Schwingen füllt gestochen scharf den studio-ähnlichen<br />
Raum. Wieso dieser Kontrast, das Pendeln zwischen rustikaler<br />
Musik-Vergangenheit und technik-orientierter Gegenwart?<br />
Zwei Seelen schlagen in seiner Brust. Zum einen ist<br />
da der Platz des leidenschaftlich sammelnden Menschen<br />
Lothar Stock – mit dem unüberseh- und unüberhörbaren<br />
Hang zur Tradition, zum anderen ist da die Hinwendung zur<br />
technischen Raffinesse. Ob alt oder modern: Beides ➤<br />
26 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Hobby<br />
beschert Lothar Stock absolute Hörerlebnisse: „Weil beides<br />
sehr authentisch ist.“ Und genau darauf komme es ihm<br />
letztendlich an.<br />
Dieser Mann hat seine Leidenschaften auf den Punkt gebracht.<br />
Lothar Stock, ein Pendler zwischen Alt und Neu.<br />
Schon als Jugendlicher hatte er den Hang zu älteren und<br />
ausgefallenen Gebrauchsgütern in Sachen Musik. Weiland<br />
zupfte er den Skiffle-Bass in einer Dixie-Band. Der Skiffle-<br />
Bass ist kein normales Instrument. Jeder kann es selbst bauen.<br />
Man benötigt eine stabile Kiste, einen Besen (!) und ein<br />
Stück Wäscheleine. Montageanleitung: Besenstiel himmelwärts<br />
an der Kiste befestigen (Loch bohren und reinstecken).<br />
An Besenstielspitze das Seil befestigen, gespannt<br />
zur Kiste führen und dort annageln. Fertig ist der Besenbass.<br />
Die Holzkiste dient als Resonanzkörper. Die Leine<br />
als Saite. Wer’s glaubt oder nicht: Auf einem solchen<br />
Ungetüm lässt sich’s herrlich swingen. Also: Mit „Gemüsekiste“<br />
und Mamas Schrubber begann Stocks musikalisches<br />
Zwischenspiel. Immer stilvoll mit Stiel.<br />
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Münster wurde für Lothar Stock zur Brutstätte seiner<br />
schier unerschöpflichen Ideen. Er studierte Philologie ➤<br />
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durchblick 2/<strong>2006</strong> 27
Hobby<br />
vor Ort und schulte sich (Fernstudent) als Toningenieur. Es<br />
dauerte nicht lange, bis Lothar Stock in Sachen Tonstudio<br />
derart firm war, dass er mit ersten Tonproduktionen Geld<br />
verdiente. In der Hauptsache nahm er Mastertapes (Muttertonbänder)<br />
auf, die nach dem Abmischen als Fundament<br />
für die Schallplattenproduktion dienen. Stock gründete<br />
sogar ein eigenes Label. „Storec“ hieß es und stand für<br />
Stock-Records (Stock-Schallplatten). Lothar Stock zurückblickend:<br />
„Das alles klappte nur, weil ich inzwischen ein<br />
eigenes Tonstudio in Münster aufgebaut hatte.“ Wie er das<br />
als Student verdiente Geld an den Mann bringen konnte,<br />
war für den Musikbesessenen kein Problem: „Mit dem<br />
Geld finanzierte ich mein Philologie-Studium.“<br />
grüner Kaktus“ pfiff bald jeder Spatz vom Dach. „Die alten<br />
Scheiben dieser Gruppe, die suche ich brennend. Wer<br />
noch welche hat, bitte melden.“ Die durchblick-Redaktion<br />
(Telefon <strong>02</strong> 71/6 16 47 oder E-Mail: redaktion@durchblicksiegen.de)<br />
gibt Hinweise gerne an Lothar Stock weiter.<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
So, aus dem aktiven Musiker, Klangfachmann, Produzenten<br />
und Germanisten ist ein Nur-Hörender geworden.<br />
Aber so ganz stimmt das eigentlich nicht. Denn: Nur im<br />
Sessel sitzen und lauschen, ist Lothar Stocks Ding nicht. Er<br />
arbeitet Grammophone auf. Und es kann passieren, dass er<br />
aus sechs maladen Exemplaren einen Ur-Player baut, der<br />
vernünftig spielt und seinen hohen<br />
Ansprüchen genügt. In seiner Werkstatt<br />
hortet er Spezialwerkzeug.<br />
Nadeln für die Tonabnahme seiner<br />
geliebten Schellackschätzchen archiviert<br />
er en Masse. Natürlich alle<br />
originalverpackt. Übrigens: Schwer<br />
aufzutreiben sind diese spitzen<br />
Dinger. Aber: „Ich habe da so meine<br />
mehr oder weniger geheimen Quellen.“<br />
Außerdem: Sein Nadel-Fundus,<br />
aus dem er schöpfen kann, ist enorm.<br />
Daran soll der Ursprungsklang nicht<br />
scheitern.<br />
Sammlerstücke aus dem Fundus von Lothar Stock: „His Masters Voice“ als Uhrenminiatur<br />
(links) sowie ein alter „Walzenspieler“ mit romantischem Bildmotiv.<br />
Seine große Liebe gehörte und gehört dem Jazz in seiner<br />
ganzen Vielfalt. Stock ist mit allen Wassern gewaschen:<br />
Hobbymusiker, Produzent von Mastertapes und Schallplatten.<br />
Aber: Die aktiven Zeiten sind vorbei. Mit seiner<br />
Frau Karin kam er an die Sieg. Und dann passierte etwas:<br />
„Im Siegerland kam der große Schnitt“, sagt Stock. Musik<br />
wurde zum puren Hör-Hobby. Vorbei die Zeiten der Skiffle-<br />
Mucken und der Plattenproduktionen. Im Siegerland wurde<br />
der Experte zum bloßen Hörer. Sonst war da nichts mehr.<br />
„So um neunzehnhundertneunzig änderte sich das“. Aus<br />
dem hörenden Genießer wurde ein echter Purist: „Mir<br />
schwebte vor, Armstrong, Basie, deutsche Tanz- und Jazzorchester<br />
sowie Gesangsgruppen so zu hören, wie sie<br />
damals wirklich klangen.“<br />
Und auf diesem neuen Weg fand Lothar Stock einen<br />
Meilenstein: Er entdeckte seine Liebe zu den „Comedian<br />
Harmonists“. Jene sechsköpfige legendäre A-Cappella-Gruppe,<br />
von sechs jungen Männern um 1920 in Berlin gegründet.<br />
Und ihr „Veronika der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner<br />
Und da sitzt er nun. Andächtig<br />
vor seinem tollen und speziell<br />
aufgebockten Hi-Fi-Turm, der aus<br />
mehreren Lautsprechereinheiten besteht.<br />
Und zwischen diesen Einheiten<br />
befinden sich keine herkömmlichen<br />
Kunststofffüße, sondern:<br />
Tennisbälle. Warum? „Die Tennisbälle<br />
absorbieren unerwünschte Resonanzen.“ Und das<br />
wiederum bedeutet: Der Klang wird reiner, unverfälschter.<br />
„Klangmäßig habe ich auf dem Hi-Fi-Sektor alles erreicht“,<br />
sagt Stock. Damit sei er bombig zufrieden. Da gehe<br />
nicht mehr viel. Deshalb lautet sein Motto: „Back to the Roots<br />
– zurück zu den Wurzeln“ der Tonabnehmer-Kunst. Und<br />
auf diesem Sektor herrscht die reine Mechanik. Der Strom<br />
ist die solide Handkurbel. Das waren noch Zeiten, als die<br />
Platten das Laufen lernten. Louis Armstrongs Horn aus dem<br />
Trichter eines Grammophons, das ist New Orleans pur. Da<br />
hörst Du das schummrige Licht, den Klang über dem weit<br />
tragenden Wasser. Da hörst du den Betrieb in den Spelunken,<br />
in denen der Jazz geboren wurde. Am Trichter bist du<br />
dabei, als das alles beginnt, was sie Jazz nennen. Der alte<br />
und langbärtige Zeitgeist schlurft über deinen Wohnzimmerteppich<br />
und raunt: Ja, ich bin es. Ich bin Louis’ Horn,<br />
ich bin das Knistern der Nadel, ich bin der Wind von New<br />
Orleans. Ich bin jetzt hier. Bin da, wo Du bist. Immer dann,<br />
wenn Du an der Kurbel drehst … Dieter Gerst<br />
28 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Reisen<br />
Reisebus – Impressionen – Monschau<br />
No Westen zo genget ab bes a de belgische Grenze, on<br />
me als aimo och e Schdeckelche drewer. „Grenzüberschreitung“<br />
säde m’r d’rzo. Dat hadde do awer zo dä Zitt<br />
ewerhaubt niks z‘ sä, met dänn ferschdonnen m’r os got.<br />
Ogefear 30 Li woarn m’r met Raisezil „Monschau“, e schear<br />
glai Schdättche en d’r Eifel, wo de Hiser so dechde binai<br />
schdo, dat de Busse neme duerchfarn konn. Zo osem Hotel<br />
genget schdail bearch’a on d’r Wirt, dä os entgäje kom, säde<br />
me als sälbstbewost: „Ear Mellwage, dä käm do roffer on<br />
os Bus, dä messde och d’r duerch komme.“ Hädden mier<br />
doch nuer di fenf Zendimeder en d’r Braide me gehat, di<br />
d’r Wirt sech a sinner Wesde ferknebbt hadde, jo, da wearn<br />
m’r och met osem Bus dä enge schäbbe „Hä“ rof komme.<br />
So awer heng d’r Bus fäsde. All Usseschbejjel mossden<br />
eingeglabbt wearn on one Secht genget reckwärts werrer<br />
ronner. Mier sin da z’ Fos zom Gwardier hin. Dat woar gar<br />
net so witt. He gräjen m’r och glich os Zemmerschlessel en<br />
de Hänn gedreckt. Da simmer da soche gange. All ha ear<br />
Bädder gefonne. Uss d’r donkelsde Äcke hoarde m’r’n<br />
juchzende Schdemm rofe: „Mier ha det Hochzittszemmer!<br />
Darr es en Wocht!“ E wane Gedrängel om Wäch nom<br />
Hochzittszemmer. All woarn näjjschierich on et goab och<br />
wat z’ se’. Kom m’r do nämlich end Zemmer ren, fel m’r<br />
derekt of det Bädde. E schea „Französisch Bädde“, ganz en<br />
Goldmetall gehale, oawe on onne met groase geschwongene<br />
Boge. De Schrankdier, di konn m’r nuer e Schbältche<br />
ofgrijje, so groas woar dat Bädde. Me Bädde als Zemmer.<br />
„Wi bi Peterchens Mondfart“, säde dä, dä sech renlä<br />
mossde. Dä Zwai, di det Hochzittszemmer zogewese<br />
gräjen, wuer da och gerore, ofzebasse. „N-niks do“, säde<br />
„hä“, „ech sin ofrochtbar.“ „On ech wais itz och sait<br />
wann!“, ref ainer met ferschdellder Schdemm, „nämlich<br />
sait dä Zitt a, wo du ,Schatzi‘ zo mier säst.“<br />
De, di Kenner hadden, hadden de eare got en Obhot<br />
gäwe konn. Nuer foar ain Hond fonn sech kän „Babysidder“.<br />
So kom d’r Hond aifach met. Doch alset da<br />
zwoen’halb Schdonn duerch det Hochmoor go sollde, dat<br />
och noch bi arichem Drätschwärer, do wuer foar d’r Hond<br />
lauthals brodesdiert. „Wa-at! En di Gwacke wett du dä<br />
Hond metnämme! Kauf däm earscht emo e par Schdewwelcher!“<br />
Bi däm Ussflog genget och foar de Zwaibainer<br />
kumm d’r one. En Halbscho-Idealist wrong sech zwescheduerch<br />
altemo de Socke uss. Dadschich sog m’r morisch<br />
beschbratzde Bain duerch de „Vennen“ grotsche. Gwätschenass,<br />
ennerlich frosdich awer glecklich, komen all am<br />
Änn fa d’r Exkursion met bloue wolwern’ferschmearde<br />
Miller zefrere ageladscht. Ainer fa d’r CDU woar Roat<br />
woarn. Sin Räjemandel hadde en knallig roare Farb, awer<br />
de Gesennong woar geblewe.<br />
Owends, fa achde bes elle, goabet z’ ässe. Net wail fel<br />
z’fel ofgedescht wuer duerde dat so lang, d’r Wirt kom met<br />
os 30 Li on d’r Zitt net zerächde. Doch met Wetz, Humor<br />
on Lache gräjen m’r „braferös“ dä Knoare em Bu’ch geleast.<br />
Schbäer, a d’r Bar, hadde d’r Wirt och net genoch<br />
Hänn. Hä dirigierde de Bedenonge rem, dreckde ainem dä<br />
Märercher e Bier en de Hand on säde: „Das ist da hinten<br />
für den ganz linken Herrn.“ En „ganz Lenke“ hadden m’r<br />
awer net d’rbi. Schea woaret on fel Schbass ha m’r zesame<br />
gehat. On of d’r Haimfart, of d’r Audoban, do mossde doch<br />
os Hond noch so arich nerich. Foar dä, foar d’r Hond, wuer<br />
agehale – awer mier, mier blewen drof setze. Gerda Greis<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 29
Vor einigen Monaten<br />
fuhr ich mit meiner<br />
Frau von Köln rheinaufwärts<br />
Richtung Koblenz.<br />
Es war ein wunderschöner<br />
Tag, der<br />
sich allerdings deutlich<br />
dem Ende zuneigte.<br />
Kurz vor Koblenz wurde<br />
es langsam dunkel,<br />
und wir machten uns<br />
Gedanken, wo wir übernachten<br />
könnten. So<br />
durchquerten wir mit<br />
dem Wagen langsam<br />
einige Straßen im Zentrum<br />
von Koblenz auf<br />
der Suche nach einem<br />
angenehmen Hotel. Doch alle wirkten auf uns eher unruhig<br />
oder auch zu modern. Daher verließen wir die Stadt<br />
wieder, obwohl die Dunkelheit zunahm. Wir fuhren weiter<br />
den Rhein herunter, in der Hoffnung, doch noch ein Hotel<br />
zu finden, das unserer Stimmung entsprach. So fanden wir<br />
irgendwann in der nächsten Stunde in einem kleinen, am<br />
Rhein gelegenen Ort ein in der Dunkelheit eher alt wirkendes<br />
Hotel, das wir nur über einige sehr verwinkelte Gassen<br />
erreichten. Genau erkennen konnten wir es nicht mehr,<br />
es machte einen eher antiquierten Eindruck, wirkte nicht<br />
sehr belebt, doch es lag direkt am Rhein. Während ich im<br />
Wagen wartete und auf dem Vorplatz wendete, ging meine<br />
Frau in das Hotel, um zu erkunden, ob wir dort ein Zimmer<br />
bekommen könnten. Sie kam nach einigen Minuten wieder<br />
heraus, lachte mich an und meinte, ich solle es mir doch ansehen,<br />
es wäre schon etwas Besonderes, und es würde mir<br />
sicher gefallen.<br />
So gingen wir beide hinein und wurden noch im Treppenhaus<br />
von einem älteren Mann begrüßt, der sich als der<br />
Inhaber vorstellte. Über mit Teppich belegten Stufen führte<br />
er uns einige verwinkelte<br />
Treppenstufen hinaus in<br />
die zweite Etage und<br />
zeigte uns ein freies<br />
Zimmer mit Blick auf<br />
den Rhein. Das Zimmer<br />
war deutlich aus einem der letzten Jahrhunderte. Eichenbalken<br />
stützten die Decke, die Fenster waren klein, die<br />
Möbel stammten wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert,<br />
konnten aber auch deutlich älter sein.<br />
Das Zimmer wirkte gepflegt und sauber. Es war renoviert,<br />
hatte ein Bad im Nebenraum. Insgesamt wirkte es<br />
großzügig. Der Preis war angemessen für ein Doppelzimmer.<br />
Wir fragten, ob wir noch etwas zu essen bekämen –<br />
Altersbilder<br />
Wochenende in einer anderen Zeit<br />
Das Hotel, erklärte sie uns, sei das älteste Haus am Rhein.<br />
Das Zimmer war deutlich aus einem der<br />
letzten Jahrhunderte.<br />
und jetzt erklärte uns<br />
der Besitzer, er wäre<br />
auch der Koch, und<br />
wir könnten sicher<br />
noch etwas aus der<br />
Küche bekommen.<br />
So sagten wir also zu,<br />
das Zimmer zu nehmen.<br />
Wir holten unsere<br />
Koffer, machten<br />
uns frisch und gingen<br />
dann nach unten in<br />
den Speisesaal. Und<br />
waren fasziniert. Wir<br />
fanden zwei großzügige<br />
Räume vor, einen<br />
Vorraum mit Garderobe,<br />
an der einige Pelzmäntel<br />
und Pelzjacken hingen. Ein großer, deutlich alter Eichentisch<br />
war hier das prominenteste Möbel. Die Bilder an den<br />
Wänden waren ebenso aus den letzten Jahrhunderten wie<br />
vieles von dem Geschirr, das hier ausgestellt war. Eine<br />
Obstschüssel mit Äpfeln stand auf dem Tisch, Accessoires<br />
für Zigarrenraucher waren ausgelegt.<br />
Wir durchquerten den Raum und betraten den Speisesaal.<br />
Er war eine Augenweide! Alle Tische waren eingedeckt.<br />
Das Geschirr war deutlich alt. Die Blumen auf den<br />
Tischen frisch. Römergläser für Wein waren aufgestellt.<br />
Wir hatten den Eindruck, dass eine größere Abendgesellschaft<br />
erwartet wird. An der rechten Raumseite war eine<br />
Sitzecke aus alten Holzmöbeln und einer prominenten<br />
Holzbank eingerichtet: dort saß eine ältere, vornehm wirkende<br />
Frau in schwarzem Kostüm und begrüßte uns. Wie<br />
sich zeigte, war sie die Bedienung.<br />
Sie trat auf uns zu und bot uns auf unsere Frage, wo wir<br />
uns hinsetzen könnten, an, einen der freien Tische zu wählen.<br />
Verunsichert fragten wir noch einmal nach, da wir dachten,<br />
dass noch andere Gäste<br />
erwartet werden. Ob<br />
wir uns wirklich überall<br />
hinsetzen könnten?<br />
Sie bejahte dies. Also<br />
wählten wir einen Tisch<br />
am Fenster zum Rhein, wo wir noch Schiffslichter entlangziehen<br />
sahen.<br />
Die ältere Dame – so konnte man sie nur bezeichnen –<br />
reichte uns eine Speisekarte. Dann erschien der Besitzer,<br />
der uns, nachdem wir gewählt hatten, eine Weinempfehlung<br />
aussprach. Um es abzukürzen – sowohl das Essen wie<br />
der Wein waren vorzüglich. Vorzüglicher jedoch war der<br />
Service und die Umgebung, die uns an diesem Abend ➤<br />
30 durchblick 2/<strong>2006</strong>
sehr beeindruckten sowie dieser ältere Besitzer und Koch<br />
und die ältere Frau. Beim Frühstuck am anderen morgen<br />
erfuhren wir von dieser Frau, die wieder bediente, dass sie<br />
Geschwister seien. Sie führten dieses Hotel seit Jahrzehnten.<br />
Beide waren sicher über siebzig Jahre alt, wie wir anhand<br />
der Daten ihrer Lebensgeschichte, die sie uns erzählten,<br />
errechnen konnten.<br />
Das Hotel, erklärte sie uns, sei das älteste Haus am<br />
Rhein. Der Frühstücksraum, in dem wir saßen, war ein<br />
kleiner Anbau an den Speisesaal. Das Geschirr war etwas<br />
gemischt, einerseits altes Hotelgeschirr aus verschiedenen<br />
Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts (und manches vielleicht<br />
auch etwas älter), die Butterschale an einer Stelle leicht angeschlagen.<br />
Doch serviert<br />
wurde mit einer –<br />
ja, hier ist das richtige<br />
Wort grandezza, und<br />
serviert wurde ebenfalls<br />
großzügig. Wir waren<br />
die einzigen Gäste (wie<br />
auch am nächsten Tag). Wir fühlten uns im Mittelpunkt.<br />
Altersbilder<br />
Die Geschwister residierten während unserer Malzeiten<br />
in der oben erwähnten Sitzecke mit der großen Holzbank.<br />
Sie hatten so immer alles im Blick. Dies war unser Eindruck<br />
während der Malzeiten, die wir einnahmen. Dieses<br />
im Blick haben hatte für unser Gefühl nichts damit zu tun,<br />
dass sie alles kontrollierten – wir fühlten uns zwar beobachtet,<br />
hatten dabei jedoch den Eindruck, dass das Interesse<br />
darauf gerichtet war, dass wir uns wohlfühlten, dass es<br />
uns an nichts fehle. Wir hatten auch den Eindruck, dass<br />
diese Sitzecke im großen Speisesaal ihr Refugium sei, der<br />
Platz, an dem sie aßen, die Geschäftsbücher führten, Vertreter<br />
empfingen, Tischwäsche ausbesserten.<br />
Wir kamen mit den beiden Geschwistern ins Gespräch<br />
und erfuhren, dass sie dieses Hotel seit mehreren Jahrzehnten<br />
führen. Sie berichteten von großen Gesellschaften, die sie<br />
bewirtet hatten, sie erzählten von bedeutenden Persönlichkeiten,<br />
die bei Ihnen gewohnt<br />
und gefeiert hatten.<br />
Sie gaben uns zu<br />
verstehen, dass sie das<br />
Hotel, ihr Hotel, noch<br />
so lange führen wollen,<br />
wie sie dies eben können.<br />
Sie erzählten, dass sie erst letztes Jahr mehrere tausend<br />
Euro für die Renovierung des Weinkellers investiert hätten.<br />
Wir hatten jedoch den Eindruck, dass das<br />
Interesse darauf gerichtet war, dass wir uns<br />
wohlfühlten, dass es uns an nicht fehle.<br />
Sie gehen davon aus, dass dieses Hotel von ihren Erben<br />
nicht übernommen wird.<br />
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Die reinste Freude<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 31
Liebe<br />
Siegen, den 19. 4.1948<br />
Liebes Fräulein Smuda,<br />
sind Sie bitte nicht zu sehr erstaunt,<br />
einen Brief von einem Ihnen<br />
Unbekannten zu erhalten.<br />
Das heißt, so ganz unbekannt<br />
nicht. Es ist der Mann, der vorige<br />
Woche in Sassenhausen hamsterte.Wissen<br />
Sie, als ich so mir<br />
nichts dir nichts in Eure Küche<br />
kam, war ich erst verlegen. Dass<br />
ich auf ein so nettes Mädel stoßen<br />
würde, brachte mich so etwas aus<br />
der Fassung. Ich möchte auch<br />
nicht den Brief so sehr in die Länge<br />
ziehen, ich möchte Sie etwas<br />
fragen. Sind Sie aber nicht böse<br />
und nicht überrascht. Des ganzen<br />
Briefes Sinn ist nur eine kleine<br />
große Bitte.<br />
Wissen Sie, ich suche einen<br />
guten Kameraden, eine Freundin.<br />
Allerhand, nicht wahr? Ich möchte<br />
Sie einmal fragen, ob wir nicht<br />
versuchen könnten, Kameraden<br />
zu werden. Eigentlich ein bisschen<br />
stark, nicht wahr? Darf ich<br />
Ihnen hin und wieder schreiben?<br />
Wissen Sie, wie mir zu Mute war,<br />
als ich von Sassenhausen weg<br />
ging? Wie einem Primaner.<br />
Ich möchte Ihnen ja vieles<br />
schreiben oder sagen, aber leider<br />
weiß ich nicht, was Sie dann über<br />
mich denken würden. Ich habe<br />
mir hinterher überlegt, warum ich gerade Ihrem Vater eine<br />
Freude machen musste und warum Sie dann in der Stube<br />
waren. Vielleicht musste es so sein. Wollen Sie mir einmal<br />
wieder schreiben? Bitte nicht aus falschem Dank, sondern<br />
nur von Mensch zu Mensch. Fräulein Smuda, ohne Voreingenommenheit<br />
und ohne Schmus hat es noch immer die<br />
besten Freundschaften gegeben. Tag für Tag wollte ich<br />
Ihnen sofort schreiben, aber ich traute mich nicht recht.<br />
Unsere Redakteurin Erika Krumm stöberte einen alten<br />
Liebesbrief auf.<br />
In der Hoffnung, dass Sie mir einmal wieder schreiben<br />
werden, grüßt Sie recht herzlichst Ihr Fritz Müller<br />
32 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Gesellschaft<br />
Auf Schatzsuche<br />
(nicht in Goldgräbermanier unterwegs oder, vielleicht doch?)<br />
Allein, wieder allein, schmettert uns der Zarewich aus<br />
der gleichnamigen Oper schon seit ewigen Zeiten schaurig<br />
schön entgegen. Wir bekommen eine Gänsehaut. Sein Bass<br />
ertönt zwar aus den weiten Steppen Russlands, ein Setting,<br />
das, sicherlich, nicht vergleichbar ist mit den, z.T., gehobenen<br />
Single-Dasein in unseren Breitengraden heute, doch,<br />
ich denke, es spielt nur eine untergeordnete Rolle, wo der<br />
Mensch allein ist.<br />
Ist es Schicksal, d. h., Bestimmung? Jeder Mensch kommt,<br />
versehen mit seinem eigenen Auftrag, auf diese Welt. Ist es<br />
eine Entscheidung des Unterbewussten, aus welchen Gründen<br />
auch immer? Es gibt auch den bewussten Entschluss.<br />
Nur, wie fühlt es sich manchmal an, wenn niemand da ist,<br />
der weiß, wonach sich auch der selbst bestimmteste Single<br />
wider Willen sehnt?<br />
Die Liebe ist eine Himmelsmacht! Sie kann es sein.<br />
Doch, welche Abgründe tun sich auf, wenn man in ihrem<br />
Namen unterwegs ist. Ob die Liebe zu Gott oder zu einem<br />
Partner gemeint ist, es wird gekämpft, geschlagen, gefoltert,<br />
misshandelt und gemordet. Seelische Grausamkeit,<br />
wie sie in dem Film<br />
„Wer hat Angst vor Virginia<br />
Wolff“ so genial<br />
dargestellt wird, ist die<br />
subtilere Form, die noch<br />
eine gewisse Ästhetik<br />
aufweist. Was wieder<br />
die Frage aufwirft: Wie kommt das Böse in die Welt? Der<br />
Begriff Macht ist, z.T., negativ besetzt, aber vom Himmel<br />
kommend. Krieg und Eros.<br />
Allein-Leben lässt sich kultivieren, es wird heroisiert und<br />
dramatisiert. Die Gefahr besteht darin, als Autist zu enden<br />
und die andere Welt nicht mehr zu verstehen.<br />
Als ich, endlich frei von beruflichen Zwängen – die<br />
Fesseln durfte ich vor zehn Jahren schon etwas früher abstreifen,<br />
als heute vorgesehen – lag ein weites Feld vor mir,<br />
dass gestaltet werden wollte. Ich hatte das Gefühl, die<br />
ganze Welt stünde mir offen. Wie stellte ich mir meine<br />
„Noch-Zukunft“ vor? Ein Umzug stand an. Die Frage<br />
lautete: will ich auch weiterhin alleine leben oder einen<br />
gezielten Versuch unternehmen, das vermeintlich passende<br />
Deckelchen doch noch zu finden? Vielleicht sollte ich<br />
mit mehreren Damen und Herren zusammen eine WG als<br />
Wohnform gründen. Die beiden letzteren Experimente<br />
scheiterten vorerst. Ich habe inzwischen viele Abstriche<br />
gemacht, von dem himmelstürmenden Gefühl der tausend<br />
Möglichkeiten mich verabschiedet, allerdings auch vieles<br />
übersehen oder nicht aufgegriffen.<br />
Wie und wo sollte ich das Schicksal herausfordern,<br />
meinen Marktwert testen? In meiner Jugend gab es die Tanzschule,<br />
für die Jugend<br />
heute die Disco. Gepflegte<br />
Tanztees sind<br />
in ländlichen Gegend<br />
nicht üblich, die Herren<br />
der Schöpfung ziehen<br />
nicht wie einsame Wölfe<br />
durch die Straßen der Stadt, sie kultivieren ihre Zurückgezogenheit.<br />
Man stößt nur auf Damenkränzchen- und Zirkel.<br />
Ob die Liebe zu Gott oder zu einem Partner<br />
gemeint ist, es wird gekämpft, geschlagen,<br />
gefoltert, misshandelt und gemordet.<br />
Das Selbst definiert sich durch die Betrachtung des<br />
eigenen Lebens, daher, was machte es für mich so spannend<br />
in meiner Jugend, ungebunden zu sein? War in mir der<br />
archaische Freiheitstrieb übermäßig stark ausgeprägt? Ich<br />
fühlte mich privilegiert, von anderen beneidet, trug Verantwortung<br />
nur für mich selbst und mein Tun. Ich konnte<br />
reisen, mich bilden, mich weiter entwickeln. Mir wurde<br />
erst später bewusst, dass Letzteres auch in einer Partnerschaft<br />
möglich ist, vor allem über Kinder tun sich zahlreiche<br />
neue Räume auf.<br />
Im Alter verschieben sich die Werte. Jugend und Schönheit<br />
dahin, das Erleben des „ich kam, sah und siegte auch<br />
limitiert, eingeholt und überholt von denjenigen, die mich<br />
früher beneidet haben, wüsste ich familiäre Bindungen<br />
jetzt zu schätzen. Wie es in einem „Spiegelartikel“ heißt,<br />
wird der Single als defizitäre Figur wahrgenommen. Das<br />
schmerzt. Ist er unvollständig, weil ihm seine bessere Hälfte<br />
fehlt, nicht gesellschaftsfähig, weil er nicht der Norm entspricht,<br />
heute schon eher als vor Jahren? Das bewusste<br />
Auf dem Friedhof hatte ich keinen verlorenen Partner<br />
zu betrauern. Es ist häufig die Stätte, wo Witwen oder<br />
Witwer Kontakt miteinander aufnehmen. Im Leid vereint<br />
– die Familienverhältnisse auf dem Land sind über Generationen<br />
hinweg überschaubar, geht man aufeinander zu.<br />
Kurschatten fristen ihr Dasein meist im Verborgenen,<br />
Reisebekanntschaften bleiben so flüchtig wie die Eindrücke<br />
selbst.<br />
Also, ein Inserat in der Zeitung, früher ein anrüchiger<br />
Vorgang, seit Jahren akzeptiert, wenn auch nicht unbedingt<br />
als erste Wahl. Das Internet war vor 10 Jahren dafür noch<br />
nicht eingerichtet. Der „Spiegel“ warnt vor Schmuddelseiten<br />
und Chatrooms, in denen sich, im Schutze der Anonymität,<br />
die Verklemmten und Versauten der Nation tummeln.<br />
Auch in den anspruchsvollen Zeitungen lesen sich die<br />
Anzeigenseiten so, als seien dort mehr Traumtänzer als<br />
Traumpartner unterwegs. Alleine auf den Weg machen<br />
musste man sich schon im 17. Jahrhundert nicht. 1650<br />
eröffnete Henry Robinson in der Londoner Threadneedle-<br />
Street das erste historisch dokumentierte Eheanbahnungs-<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 33
Gesellschaft<br />
institut. Sir John Dimly, Lord of Manor und Henry Castle,<br />
war sein erster Kunde. Seine Lordschaft wünschte einen<br />
Vertrag mit einer jungen Frau zu schließen. Das wichtigste<br />
Kriterium: die Frau musste ein Vermögen von 300 Gulden<br />
besitzen. Es war gleich, ob sie Jungfrau oder Witwe oder<br />
schwanger war. Die romantische Liebe als Motiv der Ehe<br />
ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Statt anrührender<br />
Liebesbriefe in meiner Jugend, wie abgebildet, heute E-<br />
Mails und SMS-Botschaften in verhaltenem Stakkato.<br />
Nur so am Rande bemerkt: ein großer Teil der heutigen<br />
Jugend vermittelt mir den Eindruck, als sei der Ausdruck<br />
ihrer Emanzipation zu sehr in Romantik eingebettet, die<br />
feministische Bewegung scheint erst recht den Rückwärtsgang<br />
eingelegt zu haben. Nur holde Weiblichkeit auf einem<br />
Es war spannend, 12 Herren wagten sich aus ihrer<br />
Reserve, ich wählte aus: einen Herrn aus Dortmund, der<br />
sich, im zarten Alter von 60 Jahren, in Latzhose und mit<br />
Pferdeschwanz vorstellte, in keinem festen Arbeitsverhältnis.<br />
In seinem Antwortschreiben hatte er sich als Antiquitätenhändler<br />
ausgewiesen.<br />
Einen Herrn aus Köln, in seiner schriftlichen Beschreibung<br />
stellte er sich als blondschopfiger Germane vor – trug<br />
bei unserem Treffen Glatze und Ledermantel. Wohnung mit<br />
Panoramablick auf den Rhein. Auf einer Bank am Rheinufer<br />
fragte er wiederholt, ob ich verstanden hätte, dass Sex ihm<br />
sehr wichtig sei. Er bemerkte nämlich bei seinen körperlichen<br />
Kontaktversuchen, dass ich sehr auf Distanz ging. Es folgte<br />
eine Einladung zu einer Tasse Tee ohne Kuchen. Am Telefon<br />
stellte sich ein Herr vor,<br />
dem es sehr wichtig war,<br />
dass seine zukünftige Partnerin<br />
keine Kundin von<br />
Triumph sei. Man muss<br />
wissen: Triumph krönt die<br />
Figur, ein sehr bekannter<br />
Markenname für Dessous.<br />
Er wünschte sie sich also<br />
ohne formende und stützende<br />
Unterwäsche.<br />
Die Herren der Schöpfung kultivieren ihre Zurückgezogenheit. (Gemälde: „Nachtwächter“<br />
von Edward Hopper, 1942)<br />
einzigen Verführungstrip. Ich hatte mir für meine etwas ungewöhnliche<br />
Anzeige die „Zeit“ ausgesucht, wohl wissend,<br />
dass ich, um es gelinde auszudrücken, in der SZ auf völliges<br />
Unverständnis stoßen würde. An den genauen Wortlaut erinnere<br />
ich mich nicht mehr, daher habe ich mir für diesen<br />
Bericht einen aktuelleren, aber ähnlichen Text, ausgedacht.<br />
Antikes Gemälde, 70 Jahre alt, in noch gut erhaltenem<br />
Rahmen, möchte seine alten Tage in guten Händen verbringen,<br />
setzt, neben einer guten Erscheinung, musische Interessen<br />
bei seinem Bewerber voraus, möchte respektiert,<br />
bewundert und geliebt werden.<br />
Oder:<br />
Älteres Semester, dem Jugendstil verfallen,<br />
aber nicht unbotmäßig in der Erscheinung,<br />
musisch sehr interessiert,<br />
sucht Herrn ähnlicher Ausstattung,<br />
der auch nicht alleine noch älter werden möchte.<br />
Ein weiterer Bewerber,<br />
der mir aus seiner Sommerresidenz<br />
auf Mallorca<br />
selbst verfasste romantische<br />
Gedichte zugeschickt<br />
hatte, suchte mich auf, und<br />
ich erschrak bei seiner<br />
körperlichen Kleinheit. In<br />
kurzen Hosen sah er durch<br />
die Haustürscheibe wie der<br />
Briefträger aus. Mir fiel ein, dass er zu seiner Körpergröße<br />
in seinem Brief nicht Stellung genommen hatte. Er kam<br />
verspätet, weil er am Wegrain einen Feld- und Wiesenblumenstrauß<br />
für mich gepflückt hatte. Er bescheinigte mir<br />
eine erotische Ausstrahlung. Da es ihm schwer fiel, sich zu<br />
angemessener Stunde zu verabschieden, musste ich ihn hinaus<br />
komplimentieren. Ich willigte in einen Gegenbesuch<br />
ein, da mir nachgesagt wird, ich würde den Männern gar<br />
keine Chance geben. In Augsburg sprang er dann schon an<br />
meinem ersten Tag zur Morgenstunde nackt in seiner Wohnung<br />
und im Garten umher, verschwand bei meinem<br />
Erscheinen hinter der Gardine und bedeckte seine Blöße.<br />
Unser erster gemeinsamer Ausflug ging an den FKK- Strand<br />
– ohne Vorwarnung – er lag nackt, ich blieb im Bikini.<br />
Mir war klar geworden, dass ich auf einer längeren<br />
Odyssee durch die Anzeigenseiten der Zeitungen viel<br />
Demut würde aufbringen müssen, und davon besaß ich<br />
noch nicht genug.<br />
Erika Krumm<br />
34 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Die Anna kam von Sachsen.<br />
Ein Prinz nahm sie zur Frau.<br />
Der machte nicht viel Faxen.<br />
Sie war schon früh erwachsen.<br />
Ihr Blut war mächtig heiß – au, au<br />
Und so blau, und so blau, und so blau.<br />
Ballade<br />
Wie Rubens nach Siegen kam<br />
28. Juni: Rubens’ Geburtstag<br />
Woran die zwei nicht dachten<br />
in Leidenschaft und Hast,<br />
War, dass die Schergen wachten<br />
und in den Turm sie brachten.<br />
Die Anna ist vergrämt, verblasst<br />
in dem Knast, in dem Knast, in dem Knast.<br />
Der Prinz zog aus gen Spanien,<br />
so kühn und selbstbewusst.<br />
Er kämpfte für Oranien.<br />
Sein Weib blieb in Germanien.<br />
Ihr Herz schrie laut nach Liebeslust –<br />
In der Brust, in der Brust, in der Brust.<br />
Baby Rubens zart und klein…<br />
Aus Flandern kam verwegen<br />
ein Mann, nicht grad aus Holz.<br />
Der kam ihr sehr gelegen;<br />
drum kam sie ihm entgegen.<br />
Sie pfiff auf Gattentreu und Stolz.<br />
Na was soll’s, na was soll’s, na was soll’s.<br />
Der Mann, der sich kasteite,<br />
weil er’s so nicht gewollt.<br />
Dem stand sein Weib zur Seite<br />
das ihn gar bald befreite<br />
Mit Briefen, edel, fromm und hold<br />
Und mit Gold, und mit Gold, und mit Gold.<br />
Den Prinzen drückten Schulden<br />
mehr als der Rache Pein.<br />
Er nahm sechstausend Gulden<br />
Und wies aus Kerkers Mulden<br />
Den Sünder hier in Siegen ein.<br />
Oh, wie fein, oh, wie fein, oh, wie fein.<br />
Der Mann, ein Rechtsberater,<br />
blieb brav in Acht und Fron.<br />
Und nur noch Gutes tat er.<br />
Er wurde gar noch Vater.<br />
Sein Weib, das schenkte ihm zum Lohn<br />
Einen Sohn, einen Sohn, einen Sohn.<br />
Nach knapp zwei Jahren stahl er<br />
mit Weib und Kind sich fort.<br />
Das Kind, das wurde Maler,<br />
ein weltberühmt genialer.<br />
Der sprach von seiner Herkunft Ort<br />
nicht ein Wort, nicht ein Wort, nicht ein Wort.<br />
Es war den Residenzen<br />
und auch der Stadt fatal.<br />
Doch nach 400 Lenzen<br />
kann man mit Rubens glänzen.<br />
Der nässte hier die Windeln mal,<br />
Ganz egal, ganz egal, ganz egal.<br />
Baby Rubens zart und klein …<br />
So singt man unterm Krönchen<br />
die Schicksalsmelodie<br />
von Siegens größtem Söhnchen<br />
in allerhöchsten Tönchen.<br />
Man passt sich an – an das Genie<br />
aber wie – aber wie – aber wie???????<br />
Maria Anspach<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 35
Aus dem Siegerland<br />
Dem „Ollerndommes“ auf der Spur<br />
Von Geistern begeistert, durchblick-Redaktion mit Stephan Göbel.<br />
Wer nachts schlecht schläft und im Siegerland wohnt,<br />
hat wahrscheinlich schon manchmal ein seltsames Lärmen<br />
gehört, ein Rumpeln, und Scharren, das seinen Ursprung<br />
unter dem Dach, auf dem Boden (mundartlich „Ollern“)<br />
haben muss. Wer dort im Gerümpel nachforscht, nichts findet<br />
und im heimischen Brauchtum kramt, der stößt irgendwann<br />
auf den „Ollerndommes“.<br />
Stephan Göbel (36), mit Künstlernamen Langenau wie<br />
sein Geburtsort im nördlichen Siegerland, ist dem Poltergeist<br />
auf die Spur gekommen. Langenau arbeitet als Autor<br />
mit dem Wort, als Maler mit Farbe und Form. „Das ungute<br />
Gefühl, dass da irgendetwas unterm Dach vor sich geht,<br />
kennt jeder – und solange es nur der Ollerndommes ist,<br />
braucht man sich über Marder oder Einbrecher keine<br />
Gedanken zu machen“, findet Langenau.<br />
Für diesen Kobold, und für eine ganze Schar seiner<br />
„Artgenossen“, die über Jahrhunderte durch die lebendige<br />
Phantasie der Siegerländer geisterten, will Langenau in<br />
Bild und Wort ein Podium schaffen. Eine kleine Auswahl<br />
der Geisterfamilie ist im März und April in einer Ausstellung<br />
der Galerie „Kunst mit uns“ vorgestellt worden. Auch<br />
in einem Verlag sollen die Geschöpfe (etwa 60 an der Zahl)<br />
mit ihrer „Erst-Erscheinung“ endlich auf sich aufmerksam<br />
machen.<br />
Die mit Tusche Schwarz auf Weiß gebannten Bilder<br />
zeigen auf den ersten Blick nur schemenhaft, dass da etwas<br />
Gruseliges vorüberhuscht.<br />
Aber der Künstler „Langenau“<br />
will niemandem<br />
Angst machen: „Die Geister<br />
und Kobolde verlieren<br />
ihren Schrecken meistens<br />
schon durch den sehr<br />
trockenen, doppelbödigen<br />
Humor der Siegerländer<br />
Mundart.“<br />
Wer genau hinsieht<br />
und hinhört, kann jedoch<br />
etwas mehr entdecken.<br />
„Es gibt noch viele ältere<br />
Leute, die sich an solche<br />
Erzählungen erinnern,“<br />
sagt der Autor. „Man muss<br />
aber manchmal lange bohren,<br />
bis die Erinnerung<br />
wiederkommt.“ Die Oma,<br />
der Padde, Marktfrauen –<br />
jeder kann eine Quelle für<br />
diese Geschichten sein.<br />
Einzelne Chronisten mit<br />
einem Fundus alter Dorfgeschichten, erzählten von solchen<br />
Figuren ohne Konturen, die nicht greifbar, aber doch so<br />
lebendig geblieben sind.<br />
Da ist auch noch „D’r lange Moaschbicher“. Der wirft<br />
nachts plötzlich – so erfuhr es Langenau – seinen langen,<br />
finsteren Schatten auf den Nacken der Wachenden, die er<br />
„in der Tiefe der Nacht heimsucht“. Ein Erlebnis der besonderen<br />
Art war es, als Langenau dem nicht sehr einfallsreichen<br />
„Langen“ zum ersten Mal begegnete: Da saß er mit<br />
einem Nachbarn in einer Sommernacht auf der Gartenbank<br />
und zu weit fortgeschrittener Stunde sagte dieser, mit dem<br />
Schlaf kämpfend: ,Idds schdead d’r lange Moaschbicher<br />
henner mer’“. Natürlich stand da niemand. Und Langenau<br />
weiß jetzt auch, warum: „Wenn man sich umsieht, ist er bereits<br />
wieder verschwunden und sucht weitere schlaflose<br />
Menschen heim.“ Das Schreckgespenst wurde mit der fortschreitenden<br />
Industrialisierung erstmalig in der Gegend um<br />
Mudersbach entdeckt, hat aber dort, wie es scheint, keinen<br />
festen Wohnsitz.<br />
Gnadenlos bösartig sind diese Typen alle nicht, aber<br />
Langenau verrät in seinem Buchmanuskript, dass sie auch<br />
nicht unbedingt „auf die leichte Schulter zu nehmen“ sind.<br />
Er verfolgte ihre Spuren auch da , wo sie fest mit Sitten und<br />
Gebräuchen der Region verbunden sind, und nennt dafür<br />
Beispiele: D’r Lombbefüddeler (Lumpenschwindler) zog<br />
in alten Zeiten – meist vom Bergischen ins Siegerland<br />
kommend – mit Körbemaa, Scheerschliffer oder ➤<br />
36 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Gruddjong (Krautjunge) von Haus zu Haus und verscheuchte<br />
kleine Kinder vom Treppenabsatz. Als Kinderschreck<br />
soll er von gestressten Eltern herbeizitiert worden<br />
sein und schon allein mit seinem grauslichen, zerlumpten<br />
Äußeren den Widerstand des Nachwuchses gezähmt haben.<br />
Seit Scherenschleifer, Korbflechter oder Lumpensammler<br />
mehr und mehr von moderneren Vertretern an den Wohnungstüren<br />
der Mietkasernen oder Bungalows abgelöst<br />
wurden, „spuken“ eben diese in der Gegend herum. Aber<br />
Langenau vermutet, dass die „Klinkenputzer“ jetzt eher<br />
selbst in Schrecken versetzt werden: „Von Kids, die mit<br />
Handys, coolen Sonnenbrillen und fetten Piercings vor der<br />
Haustür rumhängen.“<br />
Ein über die Grenzen des Siegerlandes bekannter<br />
Genosse, der auch heute noch gelegentlich von Eltern um<br />
seinen Einsatz gebeten wird, ist der Boömaa. Er soll sich bei<br />
seinen nächtlichen Auftritten<br />
aber so vor sich<br />
selber fürchten, dass er<br />
sich das Bettlaken über<br />
den Kopf zieht. Unter<br />
den etwa 60 Gestalten, die Langenau auf seiner Spurensuche<br />
gesammelt hat, finden sich auch einige, die eine gute Absicht<br />
mit Furcht erregenden Mitteln zum Ziel bringen wollen. Zu<br />
ihnen gehört das „Wueschdemännche“. Das ist ein im<br />
Grunde gutmütiger und tierlieber Öko-Typ. Er soll als „eingefleischter<br />
Vegetarier“ – so Langenau – in Schlachtküchen<br />
und Großfleischereien erschienen sein und „seinen leisen<br />
Bann“ gesprochen haben. Durch würgende Geräusche mit<br />
dem Finger im Hals soll er den Schlächtern und Kunden<br />
den Appetit auf Fleisch und Wurst brutal verdorben haben.<br />
Als „ziemlich undurchschaubar“ beschreibt der Biograf<br />
der Siegerländer Natur- und Hausgeister das „Aggamännche.“<br />
Ihm kam zu Ohren, dass dieser Kobold oft auf als<br />
klobiger Stein auf den Feldern herumliegt und freundlich<br />
glotzt. Aber es sei auch gesagt, dass es riskant ist, ihn mitzunehmen,<br />
zum Beispiel als Bremser in Garageneinfahrten:<br />
„Das mag er sicher gar nicht. Ich kann nur zur Vorsicht raten!“<br />
Aus dem Siegerland<br />
Wo „Männcher“ allerlei Spuk treiben,<br />
sind „Wiever“ nicht weit.<br />
Wo „Männcher“ allerlei Spuk treiben, sind „Wiever“<br />
nicht weit. Vom Behwibbche (Bietefrau) ist bekannt, dass<br />
es im wirklichen Leben seinen Dienst früher als Totenfrau<br />
angeboten hat, die Sterbefälle in der Gemeinde aufnahm<br />
und die Toten ankleidete. Die Geistervariante der Bietefrau<br />
zählt Langenau zu der Sorte von Spukgestalten, die sich mit<br />
ihren früheren Verdiensten in Erinnerung bringen wollen.<br />
Trotzdem ist sie schüchtern und bleibt immer hinter der<br />
Friedhofsmauer.<br />
Nicht ganz so unheimlich ist das Oahwiemmche, das –<br />
so Langenau – „zurückgezogen auf halber Strecke zwischen<br />
dem Mittelohr und den verschlungenen Wegen des<br />
Innenohrs“ lebt. Zwar „möchte es niemanden stören“, es<br />
kann aber doch nicht verhindern, dass „sein leises Wispern“<br />
sich auf den ganzen Menschen überträgt, zu dem das<br />
betroffene Ohr gehört. Kinder, die plötzlich anfangen zu<br />
flüstern und zu wispern,<br />
ahnen nicht, was<br />
da bei ihnen piepst.<br />
Aber weil es so rücksichtsvoll<br />
ist, kriecht<br />
das Oahwiemmche irgendwann ganz unbemerkt aus den<br />
Gehörgängen. Was Langenau von Langenau da vorstellt, ist<br />
eine Fundgrube für Forscher des Siegerländer Brauchtums.<br />
Von ihm erfunden – dafür verbürgt er sich – ist nicht eines<br />
dieser phantastischen Wesen. Wie sie heißen und was sie<br />
trieben, blieb bisher unveröffentlicht. Nur vereinzelt fand<br />
er schriftliche Quellen, etwa zum Sagenschatz oder zum<br />
Aberglauben in der Region, wo die eine oder andere Gestalt<br />
genannt wurde.<br />
Langenau dankt allen, die seine Sammlung mit ihrem<br />
Wissen bereichert und ihm Mitglieder aus der Siegerländer<br />
Spukfamilie vorgestellt haben. Und gerne nimmt er weitere<br />
Anregungen auf: Wer ihm über die Redaktion schreibt oder<br />
eine E-Mail an ollerndommes@gmx.net sendet, bekommt<br />
auf jeden Fall eine Antwort. Er verspricht: „Die Kobolde<br />
und Geister werden in ihrer ganzen augenzwinkernden<br />
Schauderhaftigkeit erscheinen.“ Maria Anspach<br />
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„Zur Hemmung einer Feuersbrunst ist alsbald die<br />
Niederreißung aller benachbarten Gebäude das beste Mittel.“<br />
Solche aus dem Mittelalter stammende Erkenntnis<br />
findet sich unter anderen Besonderheiten in den Annalen<br />
der Freiwilligen Feuerwehren Siegen und Eiserfeld. In<br />
einer liebevoll gestalteten Broschüre der Eiserfelder Wehr,<br />
die 1927 zum 50-jährigen Bestehen herausgegeben wurde,<br />
ist zugleich eine Chronik der Gemeinde noch erhalten.<br />
Aber auch aus der Festschrift<br />
„100 Jahre Freiwillige Feuerwehr<br />
Siegen“, im Mai 1965,<br />
erfahren wir Erstaunliches über<br />
die Bemühungen aus der Vergangenheit,<br />
dem „Roten Hahn“<br />
den Kampf anzusagen. Im Zusammenhang<br />
mit Feuerschutz<br />
und Feuerwehr gab es schon im<br />
Mittelalter Vorschriften und<br />
Gesetze von drakonischer Härte.<br />
So heißt es im „Weisthum<br />
für Nassauische Lande“, einer<br />
Gesetzessammlung aus früheren<br />
Jahrhunderten von 1784:<br />
„Jeder Unterthan soll hinfüro<br />
Töpfe und Pfannen zudecken, auf dass die Katzen, die sich<br />
so oft darauf legen oder setzen, das Feuer nicht etwa an sich<br />
ziehen und in Scheunen und Ställe tragen, bei sechs Gulden<br />
Strafe.“<br />
Wenn bei Einbruch der Dunkelheit entdeckt wurde, dass<br />
noch Feuer im Ofen brannte, waren sogar 10 Gulden Strafe<br />
fällig. „Gewärmte Steine oder sonstiges Geschirr“ durften<br />
- „wegen trauriger Erfahrung, dass Entzündung erfolgt,<br />
nicht in ein Bett gelegt werden.“ Wenn jemand Asche auf<br />
den Boden schüttete, drohte ihm die achttägige Turmstrafe<br />
bei Wasser und Brot. Das Tabakrauchen auf der Straße oder<br />
gar im Bett, war ein Vergehen, das noch zu Beginn des<br />
19. Jahrhunderts mit „Zorn und Zucht“ verfolgt wurde.<br />
„Denunzianten solcher Übeltäter“ bekamen fünf Reichstaler<br />
„zur Belohnung.“<br />
Zur Bekanntmachung einer drohenden Feuersnot wurde<br />
befohlen, „keine Weiber, sondern zuverlässige Gemeinsleute<br />
oder Purschen“ zu schicken. Von Emanzipation war<br />
damals im alten Siegen noch nicht ein glimmendes<br />
Fünkchen zu verspüren. Wenn jemand das Verschulden<br />
einer Feuersbrunst nach Meinung der Obrigkeit nachgewiesen<br />
wurde, drohte ihm Strafe „an Leib und Leben, Hab<br />
und Gut“, nach der „peinlichen Halsgerichtsordnung“. Das<br />
war eine Maßnahme, die – wie der Name verrät – nicht nur<br />
peinlich, sondern lebensgefährlich werden konnte. Bei<br />
Ausbruch eines Feuers bewaffneten sich die gewählten<br />
Bürger mit Hacken, Gabeln, Leitern, Feuerpfannen und<br />
großen durchnässten Tüchern, die auf den brennenden<br />
Strohdächern ausgebreitet wurden.<br />
Aus dem Siegerland<br />
Aus den Annalen der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Erstes motorisiertes Löschfahrzeug, 1925 (Quelle:<br />
Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Siegen)<br />
Im 16.,17., und 18. Jahrhundert hatte jeder frisch<br />
getraute Ehemann der Gemeinde am Hochzeitstag einen<br />
ledernen Eimer zu spenden. Diese Eimer trugen die Initialen<br />
des Besitzers und hingen, seit es das Spritzenhaus gab,<br />
an den dafür angebrachten Stangen. Im Ernstfall mussten<br />
sie an langer Kette das Wasser zum Brandherd befördern.<br />
1792 verfügte Siegen über 655 Feuereimer. Die Leitung<br />
einer Brandbekämpfungsaktion lag in den Händen der gräflichen<br />
Befehlshaber, der Schultheisen<br />
und Bürgermeister. Zwei<br />
Scharwächter zogen stündlich<br />
durch die Gassen der Stadt: mit<br />
ihrem Ruf „Bewahrt das Feuer<br />
und das Licht, damit der Stadt<br />
kein Schade geschicht“. So viel<br />
aus der guten, alten Zeit, vor<br />
der Gründung der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Eiserfeld (1872)<br />
und der Siegener Wehr (1865).<br />
Zum ersten Jahrhundertjubiläum<br />
der Siegener „Freiwilligen“<br />
1965 erschien eine Festschrift<br />
mit Rückblicken auf die<br />
Anfänge und Schilderung der vergleichsweise revolutionär<br />
wirkenden Entwicklung. Verfasser war der damalige Stadtarchivar<br />
Alfred Lück, der mit seinen Büchern und Schriften<br />
– auch über die verheerenden Brandkatastrophen und<br />
ihre Folgen – die Heimatliteratur um wertvolle Erkenntnisse<br />
bereichert hat.<br />
Da ist zu erfahren, dass nach dem katastrophalen<br />
Großbrand von 1695 noch im selben Jahr nach Verantwortlichen<br />
für fünf weitere Brände gefahndet wurde. Am<br />
16. August des Jahres wurde eine Magd, die ihres Herren<br />
Haus angezündet haben sollte, zum Tode verurteilt und auf<br />
einem am Schafhaus aufgerichteten Scheiterhaufen verbrannt.<br />
Ein Mann mit dem „Zweiten Gesicht“, der „Feuerseher<br />
Mannus Rüß“ soll Unruhe, Ängste und Verdächtigungen<br />
in der Bevölkerung ausgelöst haben. An vielen<br />
wieder schnell errichteten Häusern wurden Inschriften angebracht,<br />
die an die Feuersbrunst erinnerten. 1889 fand<br />
man unter dem Putz am Haus Ecke Kornmarkt/Untere<br />
Metzgergasse folgende Inschrift: „Hier endet sich der große<br />
Brand und Feuer, weil Gott uns half und tat die beste Steuer.<br />
Ach lasst uns ihn und unseren Nächsten lieben, so wird<br />
uns fürohin kein Feuer so betrüben. – Ehleut Stahlschmidt<br />
Anno 1696 den 16. Juni. –“<br />
Leidenschaftliche Hingabe<br />
In den Annalen der Eiserfelder Wehr berichtet Oberbrandmeister<br />
Heinrich Flick von dem ersten Zusammenschluss<br />
der Eiserfelder Bürger, die das Bedürfnis hatten,<br />
dem Feuerlöschwesen eine feste Ordnung zu geben. Die ➤<br />
40 durchblick 2/<strong>2006</strong>
Aus dem Siegerland<br />
Gemeinde war 1877 im Besitz von zwei Spritzen. Deren<br />
Bedienung war aber, wie zu erfahren war, so anstrengend,<br />
„dass nur leidenschaftliche Hingabe im Interesse der Allgemeinheit<br />
hier Ersprießliches schaffen konnte.“ Die ersten<br />
Wehrleute trugen weiße Kittel und schwarze Wachstuchmützen.<br />
Erst 1907 wurden 90 Tuchröcke beim Schneider<br />
in Auftrag gegeben, aber nur „für besondere Gelegenheiten“.<br />
1878 hatte man eine fortschrittliche „Zubringerspritze“<br />
mit Saugvorrichtung angeschafft. Mit dieser Errungenschaft<br />
konnte den schon vorhandenen Spritzen Wasser<br />
zugeführt werden. Selbst nach 50-jährigem Einsatz war der<br />
Zubringer zum Stolz der Gemeinde noch völlig intakt.<br />
Die „Eiserfelder Musikkapelle“ hat der Einführung<br />
dieser Spritze ins Gemeindeleben feierlichen Charakter<br />
verliehen. Weniger feierlich nannte Flick indessen das<br />
Verhalten der Kapelle beim so genannten „Nassmachen der<br />
Spritze“. Blasinstrumente sollen damals zu Schlaginstrumenten<br />
umfunktioniert worden sein. Der Brandmeister<br />
vermerkte: „Diese nicht zur Wehr gehörende Kapelle hatte<br />
einen solchen Ruf, dass Eiserfelder ihr Heimatdorf verleugneten,<br />
wenn - außerhalb der Grenzen des Dorfes – die<br />
Auftritte der Musiker Gesprächsstoff lieferten.“ Aus heutiger<br />
Sicht wird schmunzelnd vermutet, dass es sich dabei um<br />
ein Gerücht handeln muss.<br />
Nach der Gebietsreform 1975 musste die Freiwillige<br />
Feuerwehr, Amt Eiserfeld – unter Löschzugführer Adolf<br />
Kunze – ihre Eigenständigkeit aufgeben. Heute ist der<br />
Löschzug Eiserfeld im großen Verbund der Siegener<br />
Kollegen integriert. Der „Musikzug der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Siegen“ ist seit 1925 fester Bestandteil der<br />
Wehr. Bei der Bürgerschaft, und über die Grenzen der<br />
Region hinaus, hat der beliebte Klangkörper – mit namhaften<br />
Dirigenten – sich Rang und Ruf erworben.<br />
Der große Dichter Friedrich Schiller hat der Feuerwehr<br />
in seinem „Lied von der Glocke“ ein Denkmal gesetzt mit<br />
den Worten: „Wohltuend ist des Feuers Macht, wenn sie der<br />
Mensch bezähmt, bewacht.“<br />
Maria Anspach<br />
Gesellschaft<br />
„Alter als Chance“<br />
Vom 16. bis 18. Mai <strong>2006</strong> fand in Köln der 8. Deutsche<br />
Seniorentag statt. Veranstalter war die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen (BAGSO),<br />
die über ihre 90 Mitgliedsverbände mehr als 12 Millionen<br />
Senioren in Deutschland vertritt. Die BAGSO versteht<br />
sich als Interessensvertretung der älteren Generationen,<br />
die bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Stellung<br />
einfordert, die ihnen in einer immer älter werdenden<br />
Gesellschaft zukommt. Die Kölner Großveranstaltung<br />
stand unter dem Motto „Alter als Chance“ und wurde von<br />
annähernd 20.000 älteren Menschen besucht.<br />
„Die sieben ganztägigen Foren zu den Themen Gesundheit,<br />
sinnerfülltes Leben im Alter oder Miteinander<br />
der Generationen fanden ebenso großen Anklang wie das<br />
Forum, in dem es um Alter als Chance für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung ging. Lebendige Diskussionen entstanden<br />
vor allem in den Veranstaltungen, die sich inhaltlich<br />
mit der politischen Partizipation älterer Menschen in unserer<br />
Gesellschaft befassten. Stark besucht waren auch die<br />
Workshopangebote rund um neue Lebens- und Wohnformen<br />
im Alter sowie Wellness für Senioren oder auch Ratgeber<br />
rund um das Thema Recht und Finanzen. Weitere<br />
Informationen wurden an mehr als 150 Messeständen geboten.<br />
Mitglieder der beteiligten BAGSO-Verbände erarbeiteten<br />
außerdem eine „Kölner Erklärung“ mit folgenden<br />
Kernaussagen:<br />
• In einer Gesellschaft des langen Lebens sind die<br />
Potenziale des Alters durch Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
zu nutzen:<br />
• Lebens- und Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer<br />
sind eine wichtige Ressource, daher ist alles zu tun, damit<br />
sie im Arbeitsprozess bleiben können.<br />
• Um Fürsorge und Unterstützung hilfsbedürftiger älterer<br />
Menschen sicherzustellen, ist auch die Generation<br />
der sog. „jungen Alten“ aufgerufen, Mitverantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
• Freiwilliges Engagement bereichert die Gesellschaft,<br />
deshalb sind neue Formen der sozialen, politischen und<br />
kulturellen Partizipation älterer Menschen zu schaffen<br />
und auszubauen.<br />
• Bei politischen Entscheidungen müssen die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
der Älteren gefördert werden. Die<br />
notwendigen Strukturen dafür sind zu schaffen.<br />
• Die BAGSO appelliert an die Wirtschaft, stärker in den<br />
Dialog mit älteren Menschen zu treten und bei der<br />
Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen die<br />
Bedürfnisse Älterer einzubeziehen.<br />
Alle Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen<br />
sind aufgefordert, Sorge dafür zu tragen, dass sich<br />
ältere Menschen auf die Solidarität der Gemeinschaft und<br />
die Sicherstellung ihrer Existenz verlassen, in Würde und<br />
Achtung ihrer Person alt werden und entsprechend ihren<br />
Fähigkeiten am Leben in der Gesellschaft teilhaben<br />
können.“<br />
Erich Kerkhoff<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 41
Aus dem Siegerland<br />
Gemeinde war 1877 im Besitz von zwei Spritzen. Deren<br />
Bedienung war aber, wie zu erfahren war, so anstrengend,<br />
„dass nur leidenschaftliche Hingabe im Interesse der Allgemeinheit<br />
hier Ersprießliches schaffen konnte.“ Die ersten<br />
Wehrleute trugen weiße Kittel und schwarze Wachstuchmützen.<br />
Erst 1907 wurden 90 Tuchröcke beim Schneider<br />
in Auftrag gegeben, aber nur „für besondere Gelegenheiten“.<br />
1878 hatte man eine fortschrittliche „Zubringerspritze“<br />
mit Saugvorrichtung angeschafft. Mit dieser Errungenschaft<br />
konnte den schon vorhandenen Spritzen Wasser<br />
zugeführt werden. Selbst nach 50-jährigem Einsatz war der<br />
Zubringer zum Stolz der Gemeinde noch völlig intakt.<br />
Die „Eiserfelder Musikkapelle“ hat der Einführung<br />
dieser Spritze ins Gemeindeleben feierlichen Charakter<br />
verliehen. Weniger feierlich nannte Flick indessen das<br />
Verhalten der Kapelle beim so genannten „Nassmachen der<br />
Spritze“. Blasinstrumente sollen damals zu Schlaginstrumenten<br />
umfunktioniert worden sein. Der Brandmeister<br />
vermerkte: „Diese nicht zur Wehr gehörende Kapelle hatte<br />
einen solchen Ruf, dass Eiserfelder ihr Heimatdorf verleugneten,<br />
wenn - außerhalb der Grenzen des Dorfes – die<br />
Auftritte der Musiker Gesprächsstoff lieferten.“ Aus heutiger<br />
Sicht wird schmunzelnd vermutet, dass es sich dabei um<br />
ein Gerücht handeln muss.<br />
Nach der Gebietsreform 1975 musste die Freiwillige<br />
Feuerwehr, Amt Eiserfeld – unter Löschzugführer Adolf<br />
Kunze – ihre Eigenständigkeit aufgeben. Heute ist der<br />
Löschzug Eiserfeld im großen Verbund der Siegener<br />
Kollegen integriert. Der „Musikzug der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Siegen“ ist seit 1925 fester Bestandteil der<br />
Wehr. Bei der Bürgerschaft, und über die Grenzen der<br />
Region hinaus, hat der beliebte Klangkörper – mit namhaften<br />
Dirigenten – sich Rang und Ruf erworben.<br />
Der große Dichter Friedrich Schiller hat der Feuerwehr<br />
in seinem „Lied von der Glocke“ ein Denkmal gesetzt mit<br />
den Worten: „Wohltuend ist des Feuers Macht, wenn sie der<br />
Mensch bezähmt, bewacht.“<br />
Maria Anspach<br />
Gesellschaft<br />
„Alter als Chance“<br />
Vom 16. bis 18. Mai <strong>2006</strong> fand in Köln der 8. Deutsche<br />
Seniorentag statt. Veranstalter war die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen (BAGSO),<br />
die über ihre 90 Mitgliedsverbände mehr als 12 Millionen<br />
Senioren in Deutschland vertritt. Die BAGSO versteht<br />
sich als Interessensvertretung der älteren Generationen,<br />
die bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Stellung<br />
einfordert, die ihnen in einer immer älter werdenden<br />
Gesellschaft zukommt. Die Kölner Großveranstaltung<br />
stand unter dem Motto „Alter als Chance“ und wurde von<br />
annähernd 20.000 älteren Menschen besucht.<br />
„Die sieben ganztägigen Foren zu den Themen Gesundheit,<br />
sinnerfülltes Leben im Alter oder Miteinander<br />
der Generationen fanden ebenso großen Anklang wie das<br />
Forum, in dem es um Alter als Chance für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung ging. Lebendige Diskussionen entstanden<br />
vor allem in den Veranstaltungen, die sich inhaltlich<br />
mit der politischen Partizipation älterer Menschen in unserer<br />
Gesellschaft befassten. Stark besucht waren auch die<br />
Workshopangebote rund um neue Lebens- und Wohnformen<br />
im Alter sowie Wellness für Senioren oder auch Ratgeber<br />
rund um das Thema Recht und Finanzen. Weitere<br />
Informationen wurden an mehr als 150 Messeständen geboten.<br />
Mitglieder der beteiligten BAGSO-Verbände erarbeiteten<br />
außerdem eine „Kölner Erklärung“ mit folgenden<br />
Kernaussagen:<br />
• In einer Gesellschaft des langen Lebens sind die<br />
Potenziale des Alters durch Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
zu nutzen:<br />
• Lebens- und Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer<br />
sind eine wichtige Ressource, daher ist alles zu tun, damit<br />
sie im Arbeitsprozess bleiben können.<br />
• Um Fürsorge und Unterstützung hilfsbedürftiger älterer<br />
Menschen sicherzustellen, ist auch die Generation<br />
der sog. „jungen Alten“ aufgerufen, Mitverantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
• Freiwilliges Engagement bereichert die Gesellschaft,<br />
deshalb sind neue Formen der sozialen, politischen und<br />
kulturellen Partizipation älterer Menschen zu schaffen<br />
und auszubauen.<br />
• Bei politischen Entscheidungen müssen die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
der Älteren gefördert werden. Die<br />
notwendigen Strukturen dafür sind zu schaffen.<br />
• Die BAGSO appelliert an die Wirtschaft, stärker in den<br />
Dialog mit älteren Menschen zu treten und bei der<br />
Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen die<br />
Bedürfnisse Älterer einzubeziehen.<br />
Alle Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen<br />
sind aufgefordert, Sorge dafür zu tragen, dass sich<br />
ältere Menschen auf die Solidarität der Gemeinschaft und<br />
die Sicherstellung ihrer Existenz verlassen, in Würde und<br />
Achtung ihrer Person alt werden und entsprechend ihren<br />
Fähigkeiten am Leben in der Gesellschaft teilhaben<br />
können.“<br />
Erich Kerkhoff<br />
durchblick 2/<strong>2006</strong> 41
Leserbriefe/Impressum<br />
Das fiel uns auf …<br />
… dass Glück wichtiger als Reichtum ist<br />
Nach einer jetzt veröffentlichen Studie des BAT-Freizeit-<br />
Forschungsinstituts ist Glück für viele Deutsche wichtiger<br />
als Geld und Reichtum. Die wichtigsten Werte im Leben<br />
sind danach Familie, eine friedvolle Welt, eine intakte<br />
Natur und Toleranz.<br />
… dass man mit 104 Jahren noch einen Partner braucht<br />
eine 104 Jahre alte Malaysierin heiratete zum 21. Mal, und<br />
zwar einen 71 Jahre jüngeren Mann. Auch in diesem biblischen<br />
Alter sehnt sich der Mensch offensichtlich nach<br />
einem Partner.<br />
… dass eine 63jährige britische Frau schwanger ist<br />
Eine britische Ärztin ist nach künstlicher Befruchtung im<br />
siebten Monat schwanger und wird wohl im Großmutteralter<br />
noch ein Baby bekommen. Ob die Dame sich darüber<br />
im Klaren ist, was auf sie zukommt bzw. was sie ihrem<br />
Kind damit antut?<br />
Auflösung der Rätsel auf Seite 18<br />
1. Lieder raten: a) Du hast Glück bei den Frauen, Bel Ami; b) Das<br />
gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder; c) Ob blond oder braun, ich<br />
liebe alle Frau’n; d) Ich tanze mit dir in den Himmel hinein; e) Ein<br />
Lied geht um die Welt; f) Am Brunnen vor dem Tore; g) Sag beim<br />
Abschied leise: Servus. 2. Tiere auf dem Bauernhof: a) Hund;<br />
b) Katzen; c) Kühe; d) Schweine; e) Pferde; f) Hühner; g) Enten;<br />
h) Spinnen; i) Fliegen; j) Mäuse; k) Mistkäfer; l) Kälbchen; m) Stallhasen;<br />
n) Schafe; o) Küken; p) Würmer; q) Ziegen. 3. Versteckte<br />
Körperteile: a) Mund, Kopf; b) Leber, Galle; c) Magen, Auge;<br />
d) Zeh, Bein; e) Wade, Ohr; f) Bauch, Elle; g) Lippe, Hand; h) Arm,<br />
Auge; i) Ferse, Zunge; j) Herz, Hand; k) Milz, Niere. 4. Außenseiter:<br />
a) Walzertraum v. Oskar Strauß; b) Falstaff v. Giuseppe Verdi; c) Vetter<br />
aus Dingsda v. Eduard Könnecke; d) Dornröschen von Peter Tschaikowsky;<br />
e) Sinfonische Tänze v. Hindemith; f) Undine v. ETA Hoffmann;<br />
g) Madame Butterfly v. Puccini; h) Militärsinfonie v. Haydn;<br />
i) Schöpfung v. Haydn; j) Kleine Nachtmusik v. Mozart. 5. Rätsel-<br />
Herbst: Zwiebel; Eicheln; Kürbis; Banane; Kastanie; Rüben;<br />
Kartoffel; Pflaume; Bohne; Tomate; Spinat; Knoblauch; Orangen;<br />
Spargel; Karotten. 6. Was dreht sich um den Sommer: Tulpe.<br />
Zu guter Letzt<br />
Aus dem Briefverkehr zweier Freundinnen:<br />
… Ferner wollte ich Dir heute erzählen, was der kleine<br />
Engel (3 Jahre, Anm. d. Redaktion) gestern gebracht hat.<br />
Ich wurde um 10.15 Uhr angerufen und gebeten, Mats aus<br />
dem Kindergarten zu holen, da er dreimal in hohem Bogen<br />
erbrochen habe.<br />
Ich holte ihn ab; kaum waren wir zur Tür rein, hatte<br />
er Hunger und Durst. Nach fünf Stunden Dauerterror<br />
(spielen/fernsehen/hüpfen wollen) rief ich – auf deren<br />
Bitte hin – im Kindergarten an und sagte: „Er hat NIX –<br />
das Gesundheitsamt muss nicht informiert werden“.<br />
Am Abend im Bett sagte er: „Ich habe gewonnen“. Als ich<br />
fragte wobei, kam: „Im Sprudelwetttrinken mit Sandro“<br />
Dann machte er ein Victory-Zeichen und rief: „Fünf Gläser“!<br />
durchblick<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V., im Auftrag der<br />
Stadt Siegen – Seniorenbüro<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“ · Marienborner Straße 151 · 57074 Siegen<br />
Telefon + Fax <strong>02</strong> 71/ 6 16 47 · Mobil 01 71/ 6 20 64 13<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
montags bis freitags von 9.00 bis 12.00 Uhr<br />
dienstags auch von 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Maria Anspach, Friedhelm Eickhoff (verantw.), Eberhard Freundt,<br />
Dieter Gerst, Inge Göbel, Elisabeth Hanz, Dorothea Istock, Erich<br />
Kerkhoff, Heinz Köhler, Erika Krumm, Horst Mahle<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Barbara Kerkhoff, Thomas Benauer, Astrid E. Schneider, Fritz<br />
Fischer, Gerda Greis, Mathias Kraus, Anke Könnecker, Helga Siebel-<br />
Achenbach<br />
Fotos/Zeichnungen/Grafik:<br />
SATURN, M. Anspach, D. Istock, E. Freund, F. Fischer, T. Benauer,<br />
E. Kerkhoff, Dr. D. Berger, Astrid E. Schneider, F. Eikhoff, D. Gerst,<br />
P. P. Rubens<br />
Gestaltung:<br />
Lisa Kristin Klein, Eric Schumacher<br />
Gesamtherstellung:<br />
Vorländer · Obergraben 39 · 57072 Siegen<br />
Verteilung:<br />
Helga Siebel-Achenbach Ltg., alle Redakteure, Ulrike Schneider,<br />
Ellen Schumacher, Fred Schumacher, Hannelore Münch, Fritz Fischer,<br />
Paul Jochum, Elisabeth Flöttmann, Susanne Krummenacker, Helga<br />
Sperling, Hermann Wilhelm, Dieter Wardenbach, Wilma Scheffer.<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Auflage:<br />
8000. Der durchblick liegt kostenlos bei den Sparkassen, Apotheken,<br />
Arztpraxen, den Zeitungsverlagen, der City-Galerie, in Geschäften<br />
des Siegerlandzentrums und in öffentlichen Gebäuden aus. Für die<br />
Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />
werden nicht zurückgeschickt. Für unsere Anzeigenkunden gilt die<br />
Preisliste 6/2004.<br />
42 durchblick 2/<strong>2006</strong>
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