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2006-02

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Inhaltsübersicht:<br />

Aus der Redaktion<br />

Seite<br />

Aus der Redaktion 03<br />

Zwei Frauen können was vom Pferd erzählen … 04<br />

Tanzstunde 1946 06<br />

Würde und Selbstbestimmung im Alter 08<br />

Schmorbraten 09<br />

Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere 10<br />

Frauenabend in der Moschee 16<br />

Gedächtnistraining 18<br />

Marias Krimi 20<br />

Mein Schwert ist meine Feder 22<br />

Das Schönste von Siegen: Die Oberstadt 25<br />

Lothar Stock ist scharf auf alte Schätzchen 26<br />

Reisebus – Impressionen – Monschau 29<br />

Wochenende in einer anderen Zeit 30<br />

Siegen, den 19. 4. 1948 32<br />

Auf Schatzsuche 33<br />

Wie Rubens nach Siegen kam 35<br />

Dem „Ollerndommes“ auf der Spur 36<br />

Serviceseiten 38<br />

Aus den Annalen der Freiwilligen Feuerwehr 40<br />

Alter als Chance 41<br />

Das fiel uns auf … 42<br />

Lösungen/Impressum 42<br />

Zu guter Letzt 42<br />

Unter dem Titel „Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere“ hat Eberhard Freundt<br />

eine ethische Betrachtung über unseren Umgang mit Tieren angestellt. Es ist nicht Absicht<br />

der Redaktion, Sie zu Vegetariern zu machen. Aus medizinischer Sicht ist maßvoller<br />

Fleischverzehr gesundheitserhaltend. Dazu Dr. med. Erwin Rambusch: „Über den Fleischverzehr<br />

nehmen wir Eisen zu uns, welches unser Organismus aus anderen Nahrungsmitteln<br />

nicht in ausreichender Form zugeführt bekommt. Die unzureichende Versorgung mit<br />

Eisen kann dann zu Blutarmut führen.“<br />

Große Aufregung herrschte nach Auslieferung des letzten durchblick. Viele Leserinnen und<br />

Leser wiesen uns auf Fehler in der Seite 40 hin. In der Schlussredaktion ist uns ein<br />

„Bilderbuch – Paradoxum“ gelungen. Das ansonsten sehr gewissenhafte Redaktionsteam<br />

vergaß schlichtweg, ausgerechnet die Seite „Gedächtnistraining“ Korrektur zu lesen.<br />

Das Training unserer „Grauen Zellen“ mit Hilfe all der durchblick-Ausgaben hat bei uns<br />

offensichtlich bisher nicht die rechte Wirkung gezeigt.<br />

Folgende Fehler waren aufgetreten: Die Überschrift „Was passt zusammen“ gehört zu der<br />

Länderübung. Das Feld zwei dieser Übung wurde vertauscht. Der Lernspruch „Was dem<br />

Herzen widerstrebt…“ gehört als Überschrift zum Gesamtbeitrag. Völlig vergessen wurde<br />

die Angabe des Quellennachweises. Die Übungen zum Gedächtnistraining hatte Barbara<br />

Kerkhoff zusammengestellt. Entnommen wurden sie aus der Verbandszeitschrift des<br />

„Bundesverbandes Gedächtnistraining“ (BVGT).<br />

Soweit das Neueste aus der Redaktion.<br />

Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />

Die Redaktion<br />

Titelfoto: Dieter Gerst<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 3


Aus dem Siegerland<br />

Zwei Frauen können was vom Pferd erzählen …<br />

Immer fest im Sattel – „Ausbildungszentrum für Mensch und Tier“<br />

sondern haben auch die Zusatzausbildung als Persönlichkeitstrainerinnen<br />

im Rüstzeug. Beides fließt ineinander und<br />

zeigt Wirkung. Auf einen sehr einfachen und rustikalen<br />

Nenner gebracht: Wer als Schlappschwanz kommt, geht als<br />

gestärkte Persönlichkeit. Na bitte, das ist doch schon mal<br />

was. Zwei Fliegen mit einer einzigen Klappe geschlagen:<br />

Man kann reiten und ist wer. In jeder Hinsicht sitzt man also<br />

fest im Sattel.<br />

Die beiden Trainerinnen vom Sonnenhang sind Quereinsteigerinnen.<br />

Sie sind aus fremden Branchen in „ein neues<br />

Abenteuer gestartet“. Die Motivation allerdings war bei<br />

beiden gleich: die Liebe zur Natur – zu Mensch und Pferd.<br />

Isabelle Banek, die gebürtige Französin, ist gelernte Dipl.-<br />

Ingenieurin in der Sparte Chemie und blickte vor ihrer neuen<br />

Aufgabe auf 20-jährige Erfahrung im Management (bis<br />

zum Weltkonzern) zurück. Gabriele Krings ist ausgebildete<br />

Erzieherin.<br />

Das Pferd: Freund und Partner des Menschen.<br />

Isabelle Banek und Gabriele Krings wissen wovon sie<br />

sprechen, wenn vom Pferd die Rede ist – und natürlich auch<br />

von Reiterinnen und Reitern. Beide leisten hervorragende<br />

Arbeit an Mensch und Tier. Sie haben nicht nur den (werdenden)<br />

Reitersmann (Reitersfrau) im Auge, sondern auch<br />

das Pferd. Und zwar das Lebewesen Pferd, nicht den<br />

Gebrauchsgegenstand Pferd. Der existiert hier nicht. Für<br />

Isabelle und Gabriele haben Pferde Sinn und Verstand. Die<br />

beiden gestandenen Frauen, Partnerinnen von zehn „ausgebildeten<br />

und ausgeglichenen“ Pferden, kümmern sich um<br />

Mensch und Tier gleichermaßen. Und zwar auf dem „Reiterhof<br />

am Sonnenhang – Ausbildungszentrum für Mensch<br />

und Tier“ in Kreuztal-Eichen. Nur um Reitunterricht mit<br />

dem bloßen Erlernen der Technik geht es hier beileibe<br />

nicht. Vielmehr geht es in dem idyllisch gelegenen Zentrum<br />

um die komplette Balance zwischen Mensch und Tier. Entsprechend<br />

sind „Seminare für Persönlichkeitsentwicklung“<br />

im Angebot. Hört sich alles gut an, ist auch gut.<br />

Gabriele Krings und Isabelle Banek sind in diesen<br />

Sachen überaus kompetent: Sie sind nicht nur ausgebildete<br />

Trainerinnen (C-Western = Basisarbeit des Breitensports),<br />

Beliebt sind die Wochenendseminare unter dem Motto:<br />

„Wenn das Pferd dem Manager flüstert, wie gut er wirklich<br />

ist.“ Da verkehrt sich ein Filmtitel in „Der Menschenflüsterer“.<br />

Die beiden Trainerinnen bringen die Sache kurz<br />

auf den Punkt: „Wir wenden uns in diesen Seminaren an<br />

das Klientel etablierter oder angehender Führungskräfte.“<br />

Nun, am Sonnenhang lernen die „Probanden“ eine „neutrale,<br />

ehrliche, aber auch unkonventionelle Sichtweise über<br />

die Führungskompetenz“ kennen. Und: „Wir tauchen in die<br />

faszinierende Welt der Pferde ein. Wir lernen zeitgleich viel<br />

über die eigene und die Persönlichkeit des Tieres kennen.<br />

Die Teilnehmer werden nach dem Seminar gefestigter ins<br />

Berufsleben zurückkehren.“ Eine erstaunliche Sache. Ist<br />

da etwas dran? Ist das wirklich möglich? Die Trainerinnen:<br />

„Wir haben beste feedbacks bekommen.“ Na also, klappt<br />

doch!<br />

Nicht das einzige Seminar übrigens. Zuspruch findet<br />

auch das Angebot „Wie werde ich Leittier?“ Gabriele<br />

Krings: „Wer wissen möchte, wie das Pferd den Reiter<br />

wahrnimmt, ist hier richtig.“ Da geht es auch um das Erlernen<br />

der Pferdesprache. Quasi die dritte Fremdsprache<br />

neben Siegerländer Platt und Hochdeutsch. Wer ein Pferd<br />

hat … nix wie hin! Schließlich möchte man sich doch mal<br />

mit seinem Huftier unterhalten!<br />

Grundsätzlich gilt das komplette Angebot (in erster<br />

Linie Reiten lernen und Seminare) für die entsprechenden<br />

Altersklassen. Auch für Senioren! Zehn ausgebildete und<br />

ausgeglichene Pferde, die auf Paddocks (so eine Art Wohnung<br />

mit Terrasse) leben, stehen zur Verfügung. Nahezu<br />

selbstverständlich für den mitten in der Natur gelegenen<br />

Reiterhof: artgerechte Anlage mit Reithalle, zwei Außenplätze<br />

und großes Ausreitgelände. Im Einzelunterricht ➤<br />

4 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Aus dem Siegerland<br />

(immerhin fallen pro Monat 300 Reitstunden an) gehen die<br />

Trainerinnen grundsätzlich auf die individuellen Bedürfnisse<br />

von Mensch und Tier ein. Sie sagen: „Wir lehren den<br />

sicheren und angstfreien Umgang mit Pferden. Und wir<br />

geben u. a. Hilfestellung beim Putzen, Führen und Satteln.“<br />

Senioren auf dem Höckerchen<br />

Der energische Schwung in den Sattel via Steigbügel ist<br />

am Sonnenhang nicht drin. Nicht, weil befürchtet wird,<br />

dass man auf der anderen Seite des Pferdes wieder hinunterrutscht<br />

und mit bester Haltungsnote satt auf dem Bürzel<br />

landet. Nein, nein, das ist es nicht. Vielmehr: Katapultieren<br />

in den Sattel schadet auf Dauer dem Pferderücken. Deshalb:<br />

Ohne Aufstiegshilfe läuft hier nichts. Die Aufstiegshilfe<br />

besteht aus einem schlichten Pastik-Höckerchen. Der<br />

Mensch besteigt das Pferd in zwei Stufen: Erst aufs<br />

Höckerchen, dann in den Sattel. Dem Anfänger gibt auch<br />

dieses Sicherheit: „Solange es gewünscht wird, führen wir<br />

den Lernenden. Und zwar mit und ohne Sattel.“ Den Zeitpunkt<br />

des freien Reitens bestimmt jeder selbst. Dann heißt<br />

es „Leinen los!“<br />

Die Trainerinnen: „Die Schrittphase gestalten wir sehr<br />

abwechslungsreich – ob draußen auf dem Platz oder auch<br />

bei einem gemütlichen Ritt durch<br />

die Natur.“ Und wer nicht sicher ist,<br />

ob er wirklich auf das Pferd will,<br />

kann sich den ganzen Laden erst mal<br />

ansehen und dann entscheiden.<br />

Viele Kunden sagen, dass auf dem<br />

Reiterhof am Sonnenhang die Uhren<br />

einfach anders ticken. Das fange<br />

schon bei der Haltung der Tiere an.<br />

Isabelle Banek: „Die Tiere dürfen<br />

sich an 365 Tagen im Jahr aussuchen,<br />

ob sie Außenwelt genießen<br />

wollen (frische Luft mit Sonne, Regen<br />

oder Schnee) oder den Schutz<br />

der Box (gegen Fliegen, Kälte,<br />

Feuchte usw.) bevorzugen. Diese<br />

Art von Haltung mit sozialen Kontakten<br />

zu den Pferdenachbarn machen<br />

unsere Tiere so ausgeglichen<br />

und gesund“, sagt Isabelle Banek.<br />

Viereinhalb Jahre Erfahrung hätten<br />

gezeigt, wie wertvoll für die Menschen<br />

(gerade im technisierten Zeitalter) der Umgang mit<br />

den Pferden sei. Die Zielgruppen: Kinder, Erwachsene und<br />

Senioren. Letztere sind täglich ab 10 Uhr willkommen.<br />

Wie man den Partner Pferd genießt<br />

Es geht darum, „den Partner Pferd“ zu genießen. Der<br />

Genuss fängt an beim Spüren der sanften Bewegungen,<br />

„die wie Massage wirken“. Zu den Erfolgserlebnissen<br />

gehören das Bewältigen von Hindernissen (z. B. Stangen<br />

überqueren), das „Steuern“ durch Pylone, das Reiten durch<br />

Gassen und der langsame Trab (etwas für schon mutiger<br />

Gewordene). Gabriele Krings: „Wer bei uns anfängt, wird<br />

erst einmal theoretisch an das Wesen Pferd herangeführt.<br />

Er erfährt etwas über seine Bedürfnisse und lernt, was das<br />

Pferd erwartet, um sich in der Gegenwart des Menschen<br />

wohl und sicher zu fühlen. Erst dann kann der Mensch das<br />

Pferd richtig genießen. Es ist eine Wechselwirkung.“<br />

Und weiter: „Da die Menschen Individuen sind, brauchen<br />

sie auch unterschiedliche Pferde. Tiere, die zu ihnen<br />

passen. Erst dann kommt es zu einer Einheit, zum Verständnis<br />

füreinander. Dann wird das Pferd zum Spiegel des<br />

Menschen.“ Individual-Unterricht ist das Schlagwort auf<br />

dem Reiterhof am Sonnenhang. So eine Art Philosophie.<br />

Isabelle Banek und Gabriele Krings arbeiten nicht nur<br />

auf dem Reiterhof, sondern sie leben auch dort: „Wir sind<br />

den Pferden praktisch rund um die Uhr verbunden – leben<br />

mit ihnen.“ Weil der Unterricht so sanft und einfühlsam ist,<br />

finden auch Menschen mit Behinderungen hier ihren Platz<br />

individueller Betätigung. In der Reit- und Lebensschule<br />

sollen die Ressourcen im Einzelnen gestärkt werden. Das<br />

Ziel: Selbstbewusstsein sowie Geschicklichkeit entwickeln<br />

und auf den Alltag übertragen.<br />

Pferde sind überaus gutmütig. Die Trainerinnen meinen:<br />

„Obwohl die Pferde groß sind und zwischen 500 und<br />

700 Kilo wiegen, sollte man immer bedenken, dass sie<br />

sanftmütig sind – Seele und Verstand haben.“ Der Reim<br />

„Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück der Erde…“<br />

ist gar nicht so platt, wie er zunächst aussieht. Da ist was<br />

hinter! Aber was? Des Rätsels Lösung ist am Sonnenhang<br />

zu finden. Dort, wo sich Pferd und Mensch unterm Himmels-<br />

oder Boxendach gute Nacht sagen und dem Morgen<br />

entgegenschlummern.<br />

Dieter Gerst<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 5


Eins-Zwei-Drei, Eins-Zwei-Drei, „Die Damen<br />

schauen am rechten Ohr des Mannes vorbei. Bitte,<br />

meine Herren, gehen Sie mehr auf Tuchfühlung!“<br />

Wiener Blut, Wiener Blut, „und schön im Takt<br />

bleiben“ wie das jauchzt, wie das klingt, wie das …….<br />

„aua“. Schon wieder war der Absatz<br />

eines Herren auf der Fußspitze einer<br />

Dame gelandet.<br />

Meine Güte! Wie sich das anhört?<br />

Meine Damen – meine Herren. Denn<br />

die, die sich dort im Dreivierteltakt<br />

drehten, machten absolut nicht den<br />

Eindruck, Damen und Herren zu sein.<br />

Diese jungen Menschen wollten einfach<br />

nur tanzen, und sie hatten viel<br />

getan, das zu erreichen!<br />

OK, ich erzähle mal der Reihe<br />

nach. Bei dem Bombenangriff am<br />

19. 2. 1945 wurde uns auch noch der<br />

Rest unserer Kellerunterkunft genommen.<br />

Der Chef meines Vaters, der<br />

selbst eine Familie mit fünf Personen<br />

hatte, nahm uns in seinem schönen<br />

Einfamilienhaus im Buschweg/Rosterberg<br />

auf. Wir waren ebenfalls fünf Personen, und es war<br />

bereits Enge genug, als uns von Amts wegen noch ein<br />

Bewohner zugewiesen wurde. Dies war ein alter Herr,<br />

welcher in Siegen gut bekannt war, denn dort hatte er<br />

bereits viele Jahre eine Tanzschule betrieben. Der Tanzlehrer<br />

Hesse, inzwischen bestimmt über 70, war an Körper<br />

und Seele ziemlich zerstört. Er hatte keine Familie und<br />

glaubte, wie er sagte, auch nicht an eine Zukunft als Tanzlehrer.<br />

„Wer will denn nach diesen Zeiten und in diesen<br />

Zeiten tanzen? Tanzen ist doch wohl das Letzte, woran die<br />

Leute heute denken!“ pflegte er immer zu sagen.<br />

Uns tat dieser Mensch<br />

sehr Leid. Sein Leben war<br />

Tanzen gewesen, und sonst<br />

konnte er nichts. Gerne unterhielt<br />

er sich mit meiner<br />

Mutter, die ihm immer wieder<br />

Mut zusprach. „Gerade<br />

jetzt – Herr Hesse – gerade nach solchen schlimmen Zeiten<br />

und in unserer Tristesse wollen die Menschen wieder<br />

leben. Und zum Leben gehört Musik – und Musik ist Tanz.“<br />

Dabei nahm sie ihn schon mal am Arm und drehte zu einer<br />

imaginären Musik ein, zwei Ründchen. Mehr ließ der Platz<br />

des Zimmers – noch die Puste Herrn Hesses – nicht zu.<br />

In solchen Augenblicken huschte auch mal ein kleines<br />

Lächeln über das Gesicht des Grauhaarigen, aber wenn sein<br />

Magen wieder knurrte, war alles beim Alten. Hunger hatte<br />

Unterhaltung<br />

Tanzstunde 1946<br />

Diese Klasse haben wir leider nie<br />

erreicht: Walter Kaiser und Marianne<br />

Wolff 1952/53.<br />

„Wer will denn nach diesen Zeiten<br />

und in diesen Zeiten tanzen?<br />

Tanzen ist doch wohl das Letzte, woran<br />

die Leute heute denken!“<br />

er ständig, und man sah ihn draußen auch nur mit einer<br />

Soldatenschultertasche, in die er alles steckte, was er für<br />

essbar hielt. Manchmal half ich ihm, sein Zimmer aufzuräumen,<br />

und als ich dabei verfaultes Obst und eine<br />

schimmelige Brotkruste fand, war uns klar, es war nicht nur<br />

mit reden getan – er brauchte Hilfe.<br />

Mutter hatte die Idee! In unserer<br />

Verwandtschaft war ein Stadtverordneter.<br />

Der musste helfen, und er tat es<br />

auch! So konnte Mutter nach ein bis<br />

zwei Monaten ihren Plan fix und<br />

fertig dem Tanzlehrer Hesse vortragen.<br />

Also … in dem Hochbunker Eintracht/Gläserstraße/Koblenzer<br />

Straße<br />

bekam Herr Hesse ganz oben einen<br />

Raum, in dem er eine Tanzschule<br />

eröffnen konnte. Die Freude seinerseits<br />

hielt sich in Grenzen. „Wie soll<br />

das gehen? Ein fensterloser, kalter<br />

Raum, keine Reklame, und die Musik,<br />

und, und, und … ja – eine Genehmigung<br />

muss ich doch auch haben.“ Die<br />

hatte Mutti bereits für ihn besorgt.<br />

Seine Gesichtszüge wurden weich,<br />

als er das Papier in der Hand hielt. Für<br />

alles Weitere hatte Mutti mich eingeplant. Das ging auch<br />

klar. Jedem, der es wissen wollte – oder auch nicht – erzählte<br />

ich von der bevorstehenden Tanzschuleröffnung, und<br />

in kürzester Zeit hatte ich viele Interessenten zusammen.<br />

Alle wollten nicht nur Tanzen lernen, sondern waren auch<br />

zu jeglicher Hilfe bereit.<br />

Meine Freundinnen und ich befreiten den grauen, tristen<br />

Raum vom Dreck. Ein Klassenfreund brachte einen halben<br />

Eimer weiße Farbe. Frisch war diese auch nicht mehr – und<br />

zu wenig war es auch. Es hätte nicht gereicht, alle Wände zu<br />

weißen. So malten wir einfach<br />

nur breite, weiße Streifen<br />

an die Wände. 40 cm<br />

grau, 40 cm weiß. Nicht<br />

schlecht, ein tolles Design!<br />

Licht gab uns eine Glühbirne,<br />

die ebenfalls gespendet<br />

wurde. Und so sah schon<br />

nach kurzer Zeit alles recht freundlich aus. Herr Hesse<br />

stand bei all dem Gewusel, das wir veranstalteten, nur im<br />

Weg, aber er stand uns lächelnd im Weg. Stühle bekamen<br />

wir vom Herrn Stadtverordneten. Jeder Stuhl aus einer anderen<br />

Epoche, aber man hatte das Gefühl, dass auch die sich<br />

freuten, bei solch einem Unterfangen dabei zu sein. Ich<br />

weiß nicht mehr, wie es kam, und ich weiß auch nicht mehr,<br />

wie alles klappte. Plötzlich war ein altes Kanonenöfchen da,<br />

ein richtig schönes Modell, Gusseisen mit verziertem<br />

6 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />


Türchen und herausnehmbarem Aschenkasten. Das Wichtigste<br />

fehlte aber immer noch: Die Musik! Es kostete einem<br />

unserer Mädchen viel liebevolle Überredungskunst mit<br />

ihrem Papa, bis der endlich weich wurde und ihr den aus<br />

den Trümmern geretteten Kofferplattenspieler und ein paar<br />

wirklich schöne Tanzmusik-Schallplatten überließ. Sie<br />

musste ihm hoch und heilig versprechen, dass nur sie<br />

alleine das Gerät bedienen würde und dass es nach jeder<br />

Tanzstunde ohne Macken wieder nach Hause kam. Als der<br />

Herbst ins Land kam, hatte Herr Hesse neunundzwanzig<br />

angemeldete Tanzschüler.<br />

Zum Eröffnungstag hatte<br />

meine Mutter unseren<br />

„Meister“ herausgeputzt.<br />

Seinen alten, abgestoßenen<br />

Anzug gebürstet, ein wenig<br />

das silbergraue Haar gestutzt und ihm dreimal über die<br />

linke Schulter gespuckt. „Toi, Toi, Toi“, hatte sie gesagt,<br />

und er hatte ihr gekonnt die Hand geküsst.<br />

Wir standen alle bereits vor dem Bunker, als unser<br />

„Meister“ kam. Unsere Kleidung war einfach, unsere<br />

Freude riesig, und das Päckchen, das jeder trug, geheimnisvoll.<br />

Wir stiegen die vielen Stufen hinauf und dann<br />

Unterhaltung<br />

Unsere Kleidung war einfach,<br />

unsere Freude riesig, und das Päckchen,<br />

das jeder trug, geheimnisvoll.<br />

wurden unsere Päckchen ausgepackt! Holz, Kohlen,<br />

Briketts, alte Zeitungen und alles Brennbare kam zu Tage.<br />

Das Öfchen wurde gefüttert, bald bollerte es und unser<br />

Raum wurde richtig schön warm. Unser Tanzlehrer hielt<br />

eine kleine Rede, in der er sich für alles bedankte, was wir<br />

geleistet hatten. Und für den Mut in die Zukunft, den wir<br />

ihm wieder gegeben hatten.<br />

Nachdem die Damen links und die Herren rechts Platz<br />

genommen hatten, brachte er uns, die wir bis jetzt eher<br />

eine kleine, liebevolle<br />

„Hau-Ruck-Gesellschaft“<br />

gewesen waren, bei, wie<br />

wir uns nun – wenigstens in<br />

der Tanzstunde – gesellschaftsfähig<br />

zu benehmen<br />

hätten. Ja, alles schön und<br />

gut, unser Kopf war nicht so an Etikette interessiert, denn<br />

unsere Beine zuckten. Endlich wurde die erste Platte aufgelegt.<br />

Die Musik erklang, unser grauer Raum wurde zum<br />

Glaspalast, auf einmal blühte der weiße Flieder, und wir<br />

tanzten in den siebenten Himmel der Liebe!<br />

Ja, so war’s 1946! Und – so wie es war –, war es wirklich<br />

schön!<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 7


Gesellschaft<br />

Würde und Selbstbestimmung im Alter<br />

Ältere Menschen beim Vortrag zu einer Ausstellungseröffnung im Haus<br />

Herbstzeitlose.<br />

Aktives, in Würde gestaltetes Altern beginnt mit dem<br />

Bekenntnis zum eigenen Altwerden, mit dem Wissen um<br />

die eigenen Potenziale, mit dem Vertrauen dazu und der<br />

Überzeugung von der eigenen Veränderbarkeit.<br />

Vor einiger Zeit erhielt ich die schriftliche Mitteilung einer<br />

Frau, die es empört und mit drastischen Worten ablehnte,<br />

unter dem Sammelbegriff „Seniorin“ angesprochen zu werden.<br />

Das war ihr kurz vor dem 50. Geburtstag zugemutet<br />

worden. Offensichtlich verbindet diese Frau – wie viele<br />

andere Menschen – mit dem Begriff „Alter“ oder „Altern“<br />

etwas Bedrohliches, vielleicht sogar den Verlust ihrer Würde.<br />

„Würde“ ist sprachgeschichtlich mit dem Wort „Wert“<br />

verwandt. Anfänglich wurde damit Rang, Verdienst oder<br />

Ansehen einer Person bezeichnet. Seit der Aufklärung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

(Immanuel Kant) verbindet sich mit „Würde“<br />

verstärkt ein Wert, der unabhängig ist<br />

von den Eigenschaften oder Fähigkeiten<br />

eines Menschen, unabhängig von seinem<br />

Alter, von äußeren Merkmalen, von sozialer<br />

Stellung o.Ä. Dieses Verständnis findet<br />

sich in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung<br />

der Menschenrechte (10. Dez.<br />

1948): „Alle Menschen sind frei und an<br />

Würde und Rechten gleich geboren.“ Dem<br />

folgt das Grundgesetz am 24. Mai 1949:<br />

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.<br />

Sie zu schützen ist Verpflichtung aller<br />

staatlichen Gewalt.“<br />

Aber was als würdig oder nichtswürdig<br />

(würdelos) empfunden wird, ist weder allgemein<br />

definierbar noch konstant. Wie alle<br />

Wertvorstellungen unterliegt es ständigem<br />

sozialen Wandel. Damit ist klar, dass die<br />

Würde eine Gestaltungsaufgabe für das<br />

Handeln des Individuums und sozialer<br />

Gruppen ist. Und diese Aufgabe haben die jetzt älteren Erwachsenen<br />

zu erledigen, es ist ihre Verpflichtung gegenüber<br />

den zukünftig Älteren.<br />

Warum? In der aktuellen Diskussion zur Altenpolitik in<br />

der Bundesrepublik Deutschland wird ein neues Bild vom<br />

Alter und vom alten Menschen gefordert. Dieses neue Bild<br />

ist erforderlich, weil – zu Unrecht – noch immer Defizite,<br />

Abbau und Verluste in der Charakterisierung des Altersbildes<br />

überwiegen. Altern wird mit Gebrechen und Krankheiten<br />

beschrieben, wie vor 100 Jahren. Tatsächlich aber<br />

hat die durchschnittliche Lebenserwartung im vergangenen<br />

Jahrhundert um 31 Jahre zugenommen.<br />

Die Realität sieht anders aus: Eine zunehmend größere<br />

Anzahl Älterer bleibt bis kurz vor ihrem Lebensende aktiv,<br />

selbstständig und lebenstüchtig. Erstmals ist eine breite<br />

Bevölkerungsschicht in die Lage versetzt, in der nachberuflichen<br />

Phase einen in jeder Beziehung qualitativ hochstehenden<br />

Lebensstil zu entwickeln. Somit ist „Altern“<br />

gestaltbar – günstigstenfalls mit dem Ziel, die eigene<br />

Selbstbestimmung zu erhalten. Und die Selbstbestimmung<br />

des Menschen ist der Kern seiner unantastbaren Würde.<br />

Ältere Menschen verfügen über intellektuelle, emotionale<br />

und soziale Ressourcen, mit denen Altersverluste ausgeglichen<br />

werden können. So zeigen sich (nach Baltes) die<br />

Stärken des Alters in dem Verständnis für andere, der Besonnenheit<br />

in Entscheidungs- und Handlungssituationen,<br />

dem Denken in größeren Zeiträumen sowie dem Fachwissen<br />

und der sozialen Kompetenz, die sich im Alter noch<br />

verstärken können.<br />

Erich Kerkhoff<br />

8 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Aus dem Amtsgericht<br />

Schmorbraten<br />

„Meine Freundin isst doch so gerne Schmorbraten. Und<br />

an diesem Tag, wo das passiert ist, war die Rente noch nicht<br />

da.“ Was die alte Dame sonst noch vor dem Amtsgericht<br />

erzählte, wurde von Schluchzen erstickt. In den Zeugenstand<br />

gerufen wurde ein Kaufhausdetektiv. Der erzählte<br />

eine dramatische Geschichte:<br />

„Ich sah die Kundin, es ist die Angeklagte, an der<br />

Fleischtheke; und dann sah ich hinter ihr die dünne Blutspur,<br />

die über etwa zehn Meter zu verfolgen war. Sie ging<br />

voran, und immer wenn sie ein Stückchen weiter gegangen<br />

war, wurde die Blutspur länger.“<br />

Der Zeuge räumte ein, dass er die verdächtige Spur nicht<br />

spontan mit einem Schmorbraten in Verbindung gebracht<br />

hatte. Aber suspekt war ihm die Sache wohl doch. Er<br />

schilderte seine weiteren Beobachtungen: „Ich folgte der<br />

Frau bis auf die Straße. An einem Gemüsestand unter den<br />

Arkaden schnappte sie sich klammheimlich ein Bündel<br />

Zwiebeln. Nun war sie dran.“ Der Aufpasser vom Dienst<br />

nahm den Zwiebeldiebstahl zum Anlass, den Vorfall zu<br />

melden: „Ich ging mit der Frau zurück ins Haus. Die Blutspur<br />

folgte uns.“<br />

Der Geschäftsführer als Zeuge beteuerte, dass der<br />

Zwiebeldiebstahl verziehen war. „Aber da war im Büro<br />

plötzlich eine rote Lache auf dem Boden. Ich fragte die<br />

Kundin, woher das kommt, und sie sagte: ,Vom Schmorbraten‘.“<br />

Das Geständnis – immer wieder von Schluchzen unterbrochen<br />

– ließ nicht mehr auf sich warten. „Vor der<br />

Fleischtheke stand ein Einkaufswagen, da lag er drin, ganz<br />

unbeobachtet. Hinter dem Ständer mit den Gewürzen habe<br />

ich ihn eingesteckt, er war doch ganz mager und in Zellophan<br />

verpackt. Ich hab ihn in die Hose gesteckt. Das hat<br />

keiner gesehen.“<br />

Der Geschäftsführer hatte den „Braten“ ohnehin schon<br />

vor dieser Beichte gerochen und berichtete: „Ich ging mit<br />

unserem Detektiv kurz vor die Tür. Als wir wieder ins Zimmer<br />

kamen, hielt die Kundin den tropfenden Schmorbraten<br />

hoch.“ Niemand weiß, was der Geschäftsführer mit dem<br />

saftigen Stück vom Rind gemacht hat. Er konnte sich nicht<br />

mehr erinnern. Das Verfahren wurde wegen Geringfügigkeit<br />

eingestellt.<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 9


Ethische Betrachtung<br />

Des Menschen ältere Geschwister sind die Tiere 1<br />

Gedanken über die stets aktuell bewegende Frage: „Was ist dem Mensch das Tier?“<br />

Was ist dem Mensch das Tier?<br />

Teil I: Von der nutzbaren<br />

Anwendung und Verwertung<br />

Warum tue ich mir das an?<br />

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, eine wechselvolle<br />

Geschichte, und für die Tiere, bis heute, eine<br />

unsäglich traurige dazu, voller Leid und Qual. Vielleicht<br />

können wir Menschen ja auf so manche Errungenschaften<br />

in unserer langen Entwicklungsgeschichte stolz sein, mit<br />

welcher Begründung auch immer, nur auf eines sicherlich<br />

nicht: auf das Verhältnis und den Umgang mit unseren<br />

älteren Brüdern und Schwestern, den Tieren. Im Gegenteil,<br />

denn für die Tiere ist dieses Verhältnis eine bis in die Gegenwart<br />

anhaltende unerträgliche Leidensgeschichte.<br />

Sichtbar rund um den Globus, in allen Kulturen und in den<br />

vielfältigsten (Miss)Handlungen.<br />

Um bereits am Anfang auf einen Punkt ganz deutlich<br />

hinzuweisen: Ich habe zu keiner Zeit, in der ich an diesem<br />

Beitrag gearbeitet habe, das Leid von Millionen von Menschen<br />

aus den Augen verloren und all die Greueltaten, die<br />

sich die Spezies Mensch untereinander seit Jahrtausenden<br />

fortwährend antut, dabei nie vergessen. Aber ich denke, ein<br />

Verbrechen kann nie gegen ein anderes Verbrechen aufgewogen<br />

oder gar entschuldigt werden, zumal, wenn es sich<br />

dabei um Verbrechen gegen schwache, unterlegene und<br />

abhängige Geschöpfe handelt, wie es die Tiere sind.<br />

der Tierhaltung, bei Tiertransporten oder in den wissenschaftlichen<br />

Labors gehört hätte, aber in dieser konzentrierten<br />

Form und bei dem Gedanken, dies alles geschieht Tag<br />

für Tag, millionenfach, war es kaum auszuhalten. Es gab<br />

Augenblicke, wo ich mich gefragt habe, warum tue ich mir<br />

das eigentlich an und beschäftige mich mit so viel „tierlichem“<br />

Elend, verursacht durch „menschliches“ Fehlverhalten.<br />

Es fing an, psychisch weh zu tun und ich war drauf<br />

und dran abzubrechen und diesen Artikel nicht zu schreiben,<br />

weil ich all diese Bilder und Berichte kaum ertragen<br />

konnte. Aber irgendwie habe ich es durchgestanden. Warum?<br />

Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil die Tiere in stummer<br />

Verzweiflung ihre Stimme zu einem lauten Klageruf<br />

selbst nicht erheben können und auf die Anwaltschaft von<br />

Menschen angewiesen sind. Vielleicht auch, um eben die<br />

Menschen zu unterstützen und zu stärken, die diese mühsame<br />

und schwierige Anwaltschaft übernommen haben und<br />

sich unermüdlich für die Rechte, den Schutz und die Rettung<br />

der Tiere bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen<br />

Belastbarkeit einsetzen, um auf das, einzig durch<br />

die Hand des Menschen verursachte, zum Himmel schreiende<br />

Leid der Tiere aufmerksam zu machen oder zu lindern.<br />

Eine breite Spur menschlicher Grausamkeiten<br />

Dieser Klageruf oder deutlicher, die Schreie der Tiere,<br />

wenn sie denn von uns Menschen zu hören wären, würden<br />

von vielen unterschiedlichen Orten tagtäglich an unser Ohr<br />

dringen, weltweit. Aus den Boxen der landwirtschaftlichen<br />

Tierfabriken, den Käfigen der Legehennenbatterien und<br />

den Labors der Wissenschaften, der Pharma-Industrie und<br />

des Militärs, aus den Käfigen der Pelztierhaltungen, den<br />

Fischaufzuchtbecken und aus den Kochtöpfen der Feinschmecker.<br />

Sie wären zu hören von den „lebenden“ Tiermärkten<br />

im Fernen Osten und aus den Zirkussen und Zoos,<br />

aus den Reitställen, den Jagdrevieren, den privaten Haushalten<br />

und von den Tiertransportern auf Europas Straßen<br />

und, nicht zuletzt, aus den Weiten der Weltmeere, bis hin<br />

zu den Stränden der kleinen weißen Seerobben, deren junge<br />

Leben der Habgier des Menschen brutal zum Opfer fallen.<br />

Sicherlich weist diese Aufzählung noch viele Lücken auf.<br />

Aber trotzdem, schauen wir nur genau hin, sie ist breit,<br />

blutig und voller Leid und Qual, die Spur menschlicher<br />

Grausamkeiten an unseren Mitgeschöpfen auf dieser Erde,<br />

den Tieren. Und ich frage mich immer wieder: Mit<br />

welchem Recht?<br />

Bei meinen Nachforschungen, ich gebe es ehrlich zu,<br />

wurde meine Gefühlswelt von dem, was ich alles über die<br />

Willkür und „nutzbare Anwendung und Verwertung“ von<br />

Tieren durch uns Menschen las, sah und hörte, des Öfteren<br />

doch ziemlich heftig in Wallung gebracht. Für all das, was<br />

ich erfuhr, gibt es nur ein Wort: „grauenhaft“. Nicht, dass<br />

ich bis dahin noch nichts über skandalöse Verhältnisse in<br />

Aktuell in den Medien ist diese grausame Spur gut<br />

zu erkennen, z. B. an den präventiven Maßnahmen der<br />

Vogelgrippe und dem H5N1-Virus in den letzten Wochen<br />

und Monaten. Um sie treffend zu beschreiben, genügt allein<br />

die Überschrift eines Artikels, den ich in der ZEIT (Ausgabe<br />

10) gelesen habe: „Tieropfer gegen Menschenangst.“<br />

Obwohl es keine eindeutigen Beweise gibt, wie und ➤<br />

10 durchblick 2/<strong>2006</strong>


durch wen das Virus übertragen wird und die Ansteckungsgefahr<br />

für den Menschen sehr gering ist, werden hierzulande<br />

„vorsorglich“, gewissermassen als symbolische<br />

Handlung gegen die Angst in der Öffentlichkeit, hunderttausende<br />

von Hühnern, Gänse und Puten durch „mobile<br />

Einsatztrupps“ in den ohnehin viel zu engen Ställen und<br />

Käfigen vergast. Aber, so ist zu befürchten, scheint dies erst<br />

der Anfang, denn wir rüsten auf. Die im Januar in Bayern<br />

in der Tierkörperbeseitigungsanlage in Betrieb genommene<br />

Tötungsmaschine der Superlative schafft immerhin<br />

4000 Hühner in der Stunde. Das ist doch schon was, oder?<br />

Mobile Vergasungsanlagen sind einsatzbereit und ein<br />

mobiles Seuchen-Bekämpfungszentrum<br />

steht kurz<br />

vor seiner Fertigstellung.<br />

Zur Erinnerung: In Belgien<br />

und den Niederlanden<br />

verbrannten, verschmorten<br />

und erstickten, in Plastiksäcken<br />

verpackt, im<br />

Jahr 2003 ca. 30 Millionen<br />

(in Worten: dreißigmillionen)<br />

unseres mitgeschöpflichen<br />

Federviehs aufgrund<br />

des Verdachts einer<br />

H7N7 Geflügelpest-Infektion<br />

(entnommen dem<br />

oben genannten Beitrag<br />

aus der ZEIT). Ich kann<br />

auf das Problem der Vogelgrippe<br />

hier nicht näher<br />

eingehen. Nur so viel: So<br />

wie es aussieht, ist der Hauptübeltäter für die Übertragung<br />

des H5N1-Viruses der Mensch selbst. Er trägt das Virus mit<br />

Hilfe seiner technischen Errungenschaften rund um den<br />

Globus und von Hof zu Hof, oder besser gesagt, von Tierfabrik<br />

zu Tierfabrik. Der Verdacht verstärkt sich, dass der<br />

Verursacher nicht die Wild- und Zugvögel sind oder bestimmte<br />

negative Umweltfaktoren, sondern dass die weltweite,<br />

von uns Menschen entwickelte Form der Massentierhaltung<br />

selbst die Brutstätte und der ideale Ort für eine<br />

Übertragung ist. Mit einem Satz, der Übeltäter ist der<br />

Mensch, die Opfer aber sind die unschuldigen Tiere. Der<br />

Mensch und seine „Fleischsucht“ ist der potentielle Gefahrenherd<br />

für eine Ansteckung. Nur, wenn dem so ist, stellt<br />

sich dann nicht die Frage: Wenn wir konsequent die bisherige<br />

Strategie der Vernichtung aller für eine Übertragung in<br />

Frage kommenden Lebewesen beibehalten, was machen<br />

wir dann mit uns? Vorsorglich natürlich nur.<br />

Ethische Betrachtung<br />

Vogelgrippe: Tieropfer gegen Menschenangst.<br />

Vorsorge heißt: Tiere verpacken, vergasen und verbrennen.<br />

(Quelle: www.die-tierfreunde.de)<br />

Die Kette der Lebewesen wird sichtbar<br />

Die Gefahr einer Pandemie wie durch das H5N1-Virus<br />

offenbart uns Menschen wieder einmal mehr zwei existentielle<br />

Tatbestände ganz deutlich: zum einen, unsere ohnmächtige<br />

und unkontrollierbare Leiblichkeit, die sich in der<br />

Angst ausdrückt, einer biologisch weltweiten Massensterblichkeit<br />

hilflos ausgesetzt zu sein. Diese Angst ist es<br />

auch, die die vorsorgliche Tötungsmaschinerie in Gang<br />

setzt. Zum anderen unsere evolutionär tief verwurzelte Verbundenheit<br />

und unauflösbare Schicksalsgemeinschaft mit<br />

den Tieren, denn durch die Vogelgrippe wird auf eine leider<br />

Leben bedrohende Weise die natürliche „Kette der Lebewesen“<br />

sichtbar, biologisch, zoologisch und auch virologisch.<br />

Es ist höchste Zeit, dass wir diese tiefe Verbundenheit<br />

zwischen Mensch und Tier in ihrer ganzen<br />

Konsequenz, d. h. nicht nur biologisch, sondern auch<br />

kulturell und unter Einbeziehung der Aspekte von Geist,<br />

Seele, Recht und Ethik, endlich erkennen und unsere verstandesmäßig<br />

„überlegenen“<br />

Fähigkeiten gegenüber<br />

den Tieren dafür<br />

einsetzen, unser Verhalten<br />

in dieser schicksalhaften<br />

Lebensgemeinschaft verantwortlich<br />

für alle Lebewesen<br />

auf dieser Erde zu<br />

überdenken und zu revidieren.<br />

Auf diese verbindende<br />

Kette zwischen<br />

Mensch und Tier werde<br />

ich in Teil II „Reflexion<br />

über die Einheit allen Lebendigen“<br />

in der nächsten<br />

Ausgabe (3/<strong>2006</strong>) noch<br />

ausführlicher zurückkommen.<br />

Zunächst aber zurück<br />

zur Realität.<br />

Tiere sind Lebewesen, keine Lebensmittel<br />

Die Bandbreite ist zu groß, als dass ich in diesem Artikel<br />

auf all die schrecklichen Tatorte eingehen könnte, wo<br />

Tiere misshandelt, gequält und getötet werden. Deshalb beschränke<br />

ich mich auf nur eine, allerdings ganz wesentliche<br />

Hauptursache für das Leid von Millionen von Tieren, an der<br />

die meisten von uns, gedankenlos Tag für Tag, beteiligt<br />

sind: am Verzehr von Fleisch. Wir denken uns nichts dabei.<br />

Das Fleisch liegt ja, oft als Sonderangebot angepriesen,<br />

gebrauchsfertig auf den Fleischtheken und in den Kühlboxen<br />

von Metzgereien und Supermärkten. Alles mit „Gütesiegel“.<br />

Man braucht ja nur zugreifen, die Auswahl ist<br />

groß und es ist ihm ja nicht mehr anzusehen, welchen Weg<br />

es genommen hat und auf welche Art und Weise es „produziert“<br />

wurde. Würde über den Theken und Boxen, wie<br />

bei so manch anderen Produkten ja durchaus üblich, ein<br />

„Werbefilm“ laufen, der den genauen „Produktionsweg“<br />

der Ware Fleisch zeigen würde, glauben Sie mir, den meisten<br />

Menschen würde der Appetit an diesem Nahrungsmittel<br />

gründlich vergehen und sie würden mit einem Schlag<br />

begreifen: Tiere sind Lebewesen, keine Lebensmittel. Ich<br />

bin überzeugt, wir würden alle umgehend zu Vegetariern,<br />

müssten wir die Tiere, die wir essen, selber schlachten.<br />

Ganz abgesehen davon, alle Haustierbesitzer würden ➤<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 11


Das Leben eines Kälbchen: aufstehen, fressen, hinlegen,<br />

sterben<br />

(Quelle: www.vegetarismus.ch)<br />

sich mit Entsetzen abwenden bei dem Gedanken, ihre<br />

„Lieblinge“, ob Hund, Katze, Kaninchen oder Wellensittich,<br />

zu verspeisen. Es ist schon seltsam mit uns Menschen,<br />

sobald wir einem Tier einen Eigennamen geben, wird es für<br />

uns zu einem individuellen Lebewesen und wir gestehen<br />

ihm ein eigenes Recht auf Leben zu. Wir tun alles für sein<br />

Wohlbefinden. Wir retten ihm das Leben mit modernsten<br />

Rettungswagen, ja wir errichten ihm sogar kleine Denkmäler.<br />

Und die Tiere in der Landwirtschaft, ob Rind, Kalb,<br />

Schwein, Huhn, Pute oder Gans? Wie sieht es da aus?<br />

Obwohl jedes einzelne dieser Tiere die gleichen Empfindungen<br />

und Gefühle hat<br />

wie unsere Haustiere, nur<br />

weil sie namenlos sind,<br />

mästen, töten und essen wir<br />

sie, millionenfach. Oft genug<br />

vegetieren diese armen<br />

Tiere unter erbärmlichsten<br />

Bedingungen dahin. Nicht<br />

irgendwo in Deutschland, nein, hier bei uns im Siegerland.<br />

Schauen Sie sich im Internet die Bilder unter www.die-tierfreunde.de<br />

genau an, Sie werden entsetzt sein über soviel<br />

Schweineelend. Es ist die Anonymität unserer Tieropfer,<br />

die uns taub macht für ihre Schreie, auch vor den Schreien<br />

ganz in unserer Nähe. Bei diesem Gedanken, spüren Sie es<br />

nicht auch? Da stimmt etwas nicht. Wir müssen umdenken.<br />

Dringend. Aber dieses Umdenken, da werden mir die<br />

Tierschützer und Tierrechtler zustimmen, ist ein weiter und<br />

mühsamer Weg.<br />

Ethische Betrachtung<br />

Oft genug vegetieren diese armen Tiere<br />

unter erbärmlichsten Bedingungen<br />

dahin. Nicht irgendwo in Deutschland,<br />

nein, hier bei uns im Siegerland.<br />

Aus dem Leben eines Kälbchens<br />

In Deutschland werden jährlich ca. 40 Millionen<br />

Schweine, 3 Millionen Rinder/Kälber, 332 Millionen<br />

Masthähnchen und 24 Millionen Suppenhühner sowie viele<br />

Millionen von Enten, Gänsen, Puten und Kaninchen<br />

„tiereunwürdig“ gehalten und getötet. In unserer Zeit<br />

verspeist ein deutscher Mensch im Lauf seines Lebens<br />

durchschnittlich 22 Schweine, sieben Rinder (Kälber), 20<br />

Schafe, 600 Hühner sowie zusätzlich Wildtiere, See- und<br />

Meeresfische 2 . Der Fleischhunger des Menschen scheint<br />

unersättlich und er steigt weltweit. Um dieser maßlosen<br />

Gier nach Fleisch gerecht zu werden, müssen wirtschaftlich<br />

rationelle Methoden und Produktionswege gefunden<br />

werden, um die Ware Fleisch wettbewerbsfähig und preisgünstig<br />

herzustellen. Was interessiert die Fleischerzeuger<br />

schon, dass es sich bei dem Hauptrohstoff für ihre Erzeugnisse<br />

um fühlende, angstvolle und Schmerzen empfindende<br />

Lebewesen handelt. Tiere in der Landwirtschaft, in der<br />

Fachsprache bezeichnenderweise „Nutztiere“ genannt<br />

(Gibt es eigentlich auch „Nutzmenschen“?), werden heute<br />

nicht mehr geboren und aufgezogen, sondern in Tierfabriken<br />

künstlich erzeugt, maschinell gemästet und am<br />

Fließband geschlachtet. Was dies für jedes einzelne Tier<br />

bedeutet, lassen Sie mich am Beispiel einer „normalen“<br />

Lebensgeschichte eines Kälbchens in deutschen Stallungen<br />

verdeutlichen. Acht Tage nach seiner Geburt wird das<br />

„Jungtier“ von seiner Mutter getrennt und in die „Mastanstalt“<br />

transportiert, wo es mit Medikamenten vollgepumpt<br />

wird und als Nahrung fortan einen Magermilchtrunk erhält,<br />

der zu Durchfällen und allmählicher Austrocknung führt.<br />

Das Tier erhält aber kein Wasser, sondern es soll durstig auf<br />

den zunehmend mit Nährstoffen angereicherten Milchpudding<br />

bleiben, den man auf 38 Grad erwärmen muss, um<br />

weitere Durchfälle zu vermeiden. Die Folgen: Die Tiere<br />

schwitzen beim „Essen“, Juckreiz tritt auf, so dass die Tiere<br />

mit der Zunge sich zu lecken beginnen; dabei geraten die<br />

ausgerissenen Haare in den Pansen und bilden Fäulnis und<br />

Giftstoffe. Das alles geschieht, damit die Kälber jeden Tag<br />

mehr als ein Kilogramm zunehmen.<br />

In den Milchpudding<br />

wird nur sehr wenig<br />

Eisen gemengt, damit die<br />

Tiere blutarm bleiben und<br />

ihr Fleisch später auf dem<br />

Tisch schön weiß aussieht.<br />

Schwere Atembeschwerden<br />

und Kreislaufstörungen stellen sich ein; doch man kann<br />

sie vernachlässigen, denn bald schon wird das Kälbchen<br />

seinen Sarg mit vier Brettern verlassen, um mit Hunderten<br />

anderer Unglücklicher im städtischen Schlachthof angeliefert<br />

zu werden. In seinem ganzen Leben hat es nie eine Weide<br />

betreten, es hat nie mit seinesgleichen gespielt und getollt,<br />

es hat nie den Himmel und die Sonne gesehen, sein<br />

ganzen Leben war eine einzige Qual. 3 . So oder so ähnlich<br />

vegetieren jährlich in Deutschland ca. 250–300 Millionen<br />

Nutztiere in viel zu kleinen Boxen und Käfigen, in ab-<br />

12 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />


Ethische Betrachtung<br />

gedunkelten Ställen dahin. Ihre einzige Bewegungsform:<br />

aufstehen, fressen, hinlegen, aufstehen, fressen, hinlegen,<br />

sterben. „Wie groß“, schreibt Eugen Drewermann in seinem<br />

kleinen Buch „Über die Unsterblichkeit der Tiere“, „ist<br />

eigentlich die moralische Blindheit oder Bestechlichkeit so<br />

genannter wissenschaftlicher Gutachter, die es fertig bekommen,<br />

diese unglaublichen Praktiken gegenüber dem<br />

Gesetzgeber noch als artgerechte Tierhaltung attestieren zu<br />

können?“ Recht hat er. Schon der griechische Philosoph<br />

Plutarch (46–120 n. Chr.) schreibt in seiner Abhandlung<br />

„Über das Fleischessen“: „Für ein kleines Stückchen<br />

Fleisch rauben wir den Tieren die Seele, nehmen ihnen die<br />

Sonne, das Licht, und die Lebenszeit, wozu sie doch geschaffen<br />

sind.“ Fleisch, damals wie heute, ein Luxusgut<br />

auf Kosten geschundener und gequälter Kreaturen. Nur,<br />

heute am Beginn des 21. Jahrhunderts, millionenfach gesteigert<br />

und von den Industriestaaten exportiert in alle Welt.<br />

Fleischproduktion, die globale<br />

Nahrungsmittelvernichtung schlechthin<br />

Heute wird in der Landwirtschaft die Produktion von<br />

Schlachtfleisch, ohne jede Rücksicht auf das Leiden<br />

der Tiere, nach den gleichen wirtschaftlichen Methoden<br />

praktiziert wie die Herstellung industrieller Produkte, d. h.<br />

effizient, maschinell, verkaufsrentabel und konsumgerecht.<br />

Ökonomische Sachzwänge bestimmen das Handeln. Dabei<br />

wird eine monströse Tierquälerei billigend in Kauf<br />

genommen. Aber, und das muss man wissen, ist die Erzeugung<br />

von Fleisch als Nahrungsmittel im hohen Maße kontraproduktiv.<br />

Warum? Hierzu einige Zahlen. Um 1 kg Rindfleisch<br />

zu erzeugen, werden zwischen 9 und 17 kg Getreide<br />

benötigt. Getreide, das der Bevölkerung in den Entwicklungsländern<br />

als Nahrungsmittel fehlt, denn die armen<br />

Staaten sind aufgrund der Überschuldung zum Teil gezwungen,<br />

hochwertige, für die menschliche Ernährung notwendige<br />

Pflanzennahrung als Viehfutter zu verkaufen. 60 % der<br />

Futtermittel in der Massentierhaltung (Getreide, Soja, Erdnüsse…)<br />

importieren wir aus Entwicklungsländern. Für ein<br />

200-Gramm-Steak werden bis zu zwei kg Getreide verfüttert.<br />

Von zwei kg Getreide würden ca. 8 Kinder satt. 4 Würden<br />

z. B. die Amerikaner nur 10 % weniger Fleisch essen, so<br />

könnte man mit dem dadurch eingesparten Getreide rund<br />

eine Milliarde Menschen vor dem Hungertod bewahren. 5<br />

Das bedeutet doch konkret, Fleischproduktion ist die<br />

effektivste Form der Nahrungsmittelvernichtung auf einer<br />

Erde, auf der fast eine Milliarde Menschen an Hunger<br />

leiden und Tag für Tag ca. 24.000 Menschen an den Folgen<br />

von Hunger sterben, dreiviertel davon sind Kinder. Und da<br />

sollen wir noch mit ruhigem Gewissen Fleisch essen?<br />

Was bleibt, ist das Prinzip Hoffnung. Obwohl die weltweite<br />

Fleischproduktion weiter ansteigt, nimmt der Fleischkonsum<br />

in den Industriestaaten seit Jahren ständig ab. Dank<br />

einer guten Aufklärungsarbeit von Tierschützern und Tierrechtlern<br />

ist seit den 1980er Jahren ein Imageverlust des Lebensmittels<br />

Fleisch zu beobachten, verstärkt durch diverse<br />

Lebensmittelskandale. Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch<br />

sank in den letzten fünf Jahren um gut 2 kg auf 61,5 kg pro<br />

Jahr und in den letzten 10 Jahren sank die Anzahl der<br />

Schlachtunternehmen für Schweine um rund 40% auf etwa<br />

200 und die für Rinder um rund 35% auf etwas 140. Heute<br />

bezeichnen sich ca. 8 Millionen Deutsche schon als Vegetarier,<br />

insbesondere in der Altersgruppe der 14 bis 28-Jährigen.<br />

Diese Menschen haben erkannt, dass sie mit ihrer vegetarischen<br />

Ernährung nicht nur das Leid und den Tod vieler<br />

Tiere verhindern, sondern auch viel gesünder leben und die<br />

bekannten Risikofaktoren der Volkskrankheiten für sich<br />

selbst erheblich verringern. Was sagen überzeugte Vegetarier:<br />

„Alles was Augen hat, essen intelligente Menschen nicht.“<br />

Tiere sind keine Wegwerf-Messinstrumente<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es viele Orte auf der<br />

Welt, wo Tiere misshandelt, missbraucht, geschunden und<br />

getötet werden. Sie alle zu beschreiben würde Bücher<br />

füllen. Allerdings möchte ich in diesem Beitrag die Orte<br />

für tierexperimentelle Forschung nicht unerwähnt lassen,<br />

die Labors der Wissenschaften. Orte, wo „Vivisektion“<br />

stattfindet, die Forschung am lebenden Objekt. Da, ➤<br />

Nach einem elenden Leben im Stall: die Hinrichtung für<br />

unseren Fleischkonsum. (Quelle: www.soylentnetwork.com)<br />

An der Fleischtheke nicht mehr zu erkennen: das Leid und<br />

die Qual der Tiere. (Quelle: www.soylentnetwork.de)<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 13


Ethische Betrachtung<br />

Für unsere Haustiere tun wir alles, wir retten ihnen das Leben, ja wir errichten<br />

ihnen sogar kleine Denkmäler.<br />

(Quelle: www.do-foto.de)<br />

wo Millionen wehrloser Tiere leiden und nicht mehr sind<br />

als lebende Wegwerf-Messinstrumente für Forschung und<br />

Wissenschaft. So wurden lt. BRD-Versuchstierstatistik im<br />

Jahr 2004 in deutschen Labors 2.265.489 Millionen Tiere<br />

für Forschungszwecke „verbraucht“. Verbraucht heißt, die<br />

Versuchstiere werden vergiftet, verätzt, verstümmelt, bei<br />

ihnen werden Infektionen, Entzündungen, Anfälle oder<br />

Krebs erzeugt, ihnen werden Elektroden in das Gehirn<br />

gesteckt, die Knochen gebrochen, die Augen vernäht und<br />

Organe entfernt und wieder eingepflanzt. 6 Aber das Skandalöse<br />

daran ist: Das Leiden der Tiere hat kaum einen Nutzen,<br />

weder wissenschaftlich noch medizinisch. Die aus<br />

Tierexperimenten gewonnenen Ergebnisse sind aus vielen<br />

wissenschaftlichen und medizinischen Gründen, auf die ich<br />

hier nicht näher eingehen kann, nicht übertragbar. Nur zwei<br />

kurze, wie ich finde, auch für den Laien sehr einleuchtende<br />

Beispiele. Erstens: Die Versuchstiere erleben während<br />

der mit ihnen durchgeführten Experimente im hohen Maße<br />

Stress. Die dabei ausgeschütteten Stresshormone verfälschen<br />

das wissenschaftliche Ergebnis. Zweitens: Tiere können<br />

sich zu auftretenden Nebenwirkungen nicht äußern.<br />

Sie können ja nicht sagen, mir ist übel oder ich habe fürchterliche<br />

Kopfschmerzen. Außerdem reagiert ein Mensch<br />

oft völlig anders auf chemische Substanzen als z. B. eine<br />

Maus oder ein Affe. Ich erinnere nur an den Contergan<br />

Skandal vor vielen Jahren und den bekannt gewordenen,<br />

folgenschweren Arzneimitteltest an Studenten im März<br />

d. J. in London und seine schrecklichen Nebenwirkungen,<br />

die bei den Versuchsaffen nicht aufgetreten sind. Hinzu<br />

kommt, dass die tierversuchsfreie Forschung in den letzten<br />

Jahren erhebliche Fortschritte verzeichnen konnte. Heute<br />

stehen so genannte „In-vitro-Verfahren“ zur Verfügung.<br />

Darunter versteht man biochemische Tests im Reagenzglas,<br />

u. a. an Stammzellen. Diese Methoden sind aussagekräftiger,<br />

zuverlässiger und kostengünstiger.<br />

Warum dann noch diese grausamen Tierversuche, werden<br />

Sie fragen. Nur vier von, wie ich finde, recht zweifelhaften<br />

Gründen. Erstens: Bei den Konsumenten soll ein<br />

Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens geweckt werden.<br />

Zweitens: Tierversuche dienen der Risikoabsicherung des<br />

Arzneimittelproduzenten. Kommt es zu Zwischenfällen,<br />

wie unerwünschten Nebenwirkungen bei menschlichen<br />

Patienten, ist der Hersteller nicht haftbar, wenn er entsprechende<br />

tierexperimentelle Studien vorweisen kann. Drittens:<br />

Zur Erlangung akademischer Titel sind Tierversuche<br />

gang und gebe. Viertens: Die bevorzugte finanzielle Förderung<br />

durch den Staat in zweistelligen Millionenbeträgen.<br />

Immer mehr Wissenschaftler und<br />

Ärzte erkennen, dass der Tierversuch<br />

eine ungeeignete Methode ist zur Gewinnung<br />

wissenschaftlich und medizinisch<br />

fundierter Erkenntnisse. Deutlich<br />

spricht dies der Wissenschaftler Prof.<br />

Dr. S. Mendelsohn, Prof. für Präventivmedizin,<br />

Universität v. Illinois (Chicago),<br />

aus. „Der Grund, warum ich gegen<br />

Tierversuche bin, ist, dass sie nicht<br />

funktionieren, sie haben keinen wissenschaftlichen<br />

Wert. Man kann die<br />

Resultate von Forschungen an Tieren<br />

nicht auf den Menschen extrapolieren,<br />

und jeder gute Wissenschaftler weiß<br />

das. Da Tierversuche wertlos sind und<br />

zur Quacksalberei in der Medizin<br />

führen und ich gegen Quacksalberei<br />

sein muss, so bin ich gegen Tierversuche,<br />

und zwar als Wissenschaftler.“ All<br />

dies kann doch nur bedeuten, Tierversuche<br />

sind aus ethischen, medizinischen,<br />

methodischen und wirtschaftlichen<br />

Gründen abzulehnen. Zutreffend formuliert ist die<br />

Aussage des deutschen Philosophen Robert Spaemann:<br />

„Die Verwandlung eines Lebewesen in ein Bündel von<br />

Schmerzen und stummer Verzweiflung ist ein Verbrechen,<br />

was sollte eigentlich sonst ein Verbrechen sein.“<br />

In diesem ersten Teil habe ich versucht, auf zwei<br />

Themenfelder – für die Tiere sind es Schlachtfelder – im<br />

Verhältnis zwischen Mensch und Tier hinzuweisen: das<br />

Tier als Lebensmittel und als Wegwerf-Messinstrument.<br />

Wie schon erwähnt, gibt es noch viele andere, negative<br />

Verhaltensweisen gegenüber unseren älteren Brüdern und<br />

Schwestern, den Tieren. Aber ich denke und wünsche mir,<br />

dass ich Sie als Leserin oder Leser mit diesen beiden Beispielen<br />

ein wenig zum Nachdenken anregen konnte. Nachdenken<br />

darüber, dass sich das Verhältnis zwischen Mensch<br />

und Tier in einer zu Lasten der Tiere gehenden Schief- ➤<br />

14 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Ethische Betrachtung<br />

lage befindet, die es gilt auszugleichen. Mit diesem persönlichen<br />

Wunsch verbinde ich einen Gedanken an die Zukunft:<br />

Wehe uns Menschen, sollten all die Grausamkeiten,<br />

die wir den Tieren zugefügt haben und weiterhin zufügen,<br />

irgendwann einmal auf uns zurückfallen, denn wie eng<br />

unsere Schicksalsgemeinschaft mit den Tieren wirklich ist,<br />

damit beschäftigt sich mein nächster Beitrag. Bis dahin eine<br />

gute Sommerzeit.<br />

„Es werden mehrere Jahrtausende von Liebe nötig sein,<br />

um den Tieren ihr durch uns zugefügtes Leid zu vergelten.“<br />

(Arthur Schopenhauer).<br />

Eberhard Freundt<br />

1<br />

in Anlehnung an Johann Gottlieb Herders Aussage in: Ideen zur<br />

Philosophie der Geschichte der Menschheit. Entnommen einem Artikel<br />

von Regine Kather: „Des Menschen ältere Brüder sind die Tiere, Überlegungen<br />

zur Einheit allen Lebendigen“<br />

2<br />

www.tierrechteportal.de (A.K.T.E. Arbeitskreis Tierrechte und Ethik)<br />

3<br />

von Eugen Drewermann: „Mehr Menschlichkeit mit Tieren“<br />

4<br />

entnommen www.universelles-leben.org/deutsch/tiere/globales Leid.htm<br />

5<br />

entnommen dem Artikel „Ökologische Folgen des Fleischkonsums“<br />

(www.vegetarismus.ch./info/oeko.htm)<br />

6<br />

entnommen www.aerzte-gegen-tierversuche.tierrechte.de<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 15


Aus dem Siegerland<br />

Frauenabend in der Moschee<br />

Im Gebetsraum der muslimischen Männer wurden wir vom Imam über ihren Glauben informiert.<br />

Am 16. März trafen sich Frauen vom Kirchenkreis<br />

Siegen, denen ich mich auch angeschlossen hatte, in der<br />

Selimiye Moschee Siegen-Geisweid mit Frauen der türkischen<br />

Vereine aus Siegen zu einem freundlichen Austausch.<br />

Schon vor der Moschee wurden wir sehr herzlich<br />

von Frau Melike Gecer, Vorsitzende des Integrationsrates<br />

der Stadt Siegen, empfangen. Moscheen dürfen nicht mit<br />

Schuhen betreten werden. Nachdem wir dieser Vorschrift<br />

gefolgt waren, betraten wir die Innenräume. Es folgte eine<br />

Führung durch die Innenräume – Gebetsräume, Teestube<br />

und Gemeinschaftsraum. Die Moschee dient nicht nur dem<br />

gemeinsamen Gebet der muslimischen Gemeinde, sie ist<br />

auch ein Ort der Begegnung und des Gemeindelebens für<br />

Jung und Alt. Der Imam vermittelte uns Kenntnisse über<br />

das architektonische Aussehen der Moscheen und über die<br />

fünf Säulen, die als Richtlinie für den islamischen Glauben<br />

gelten. Diese sind:<br />

1. Glaubensbekenntnis: Glauben an einen Gott, Allah,<br />

und an Mohammed als seinen Diener und Gesandten.<br />

2. Gebet<br />

3. Fasten im Monat Ramadan<br />

4. Geben von Almosen<br />

5. Pilgerfahrt nach Mekka<br />

Nach dem Abendgebet, an dem wir als Zuschauerinnen<br />

teilnehmen durften, trafen wir uns in dem Gemeinschaftsraum<br />

mit den Frauenvorständen des Türkisch-Islamischen<br />

Kultur-Vereins Siegen e.V., des Islamischen Gemeindezentrums<br />

Siegen e.V. und des Islamischen Gottesdienst und<br />

Hilfsvereins e.V. zum gegenseitigen Kennenlernen und Gespräch.<br />

Für mich waren die Gespräche mit den türkischen<br />

Frauen sehr interessant und über diesen Austausch und meine<br />

persönlichen Erfahrungen möchte ich weiter berichten.<br />

Ich erfuhr, dass das Gebet einen großen Raum im Leben<br />

dieser Frauen einnimmt, so wie auch bei den christlichen<br />

Frauen. Es ist gut, jeden neuen Tag unter die Führung und<br />

Leitung Gottes zu stellen, es hilft uns anders mit dem umzugehen,<br />

was der neue Tag bringt. Muslime beten fünfmal<br />

am Tag zu bestimmten Uhrzeiten in der Moschee, oder auch<br />

wo immer man sich befindet, aber das fünfmalige Beten pro<br />

Tag lässt sich nicht immer mit ihrem Tagesablauf verbinden.<br />

Christen beten in der Kirche, oder auch situationsbezogen,<br />

wo man sich befindet. Der Freitag ist der heilige Tag der<br />

Muslime, vergleichbar mit dem Sonntag der Christen oder<br />

dem Sabbat der Juden. An diesem Tag versammeln sich die<br />

Muslime am Mittag zum gemeinschaftlichen Freitagsgebet<br />

in der Moschee. Das Fasten wird auch beachtet. Es verbindet.<br />

Man macht das gemeinsam im Fastenmonat Ramadan.<br />

Es ist verknüpft mit dem Verteilen von Almosen. Man besucht<br />

sich gegenseitig und bricht gemeinsam das Fasten. Das<br />

gemeinsame Essen zum Schluss ist sehr schön. Wir stellten<br />

fest, dass es eine gemeinsame Basis gibt zwischen dem muslimischen<br />

und christlichen Glauben, und zwar der Monotheismus,<br />

das Gebet und bestimmte Normen und Gebote, die<br />

im Koran und in der Bibel vermittelt werden. ➤<br />

16 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Wir sprachen auch über Feste und Feiertage. Türkische<br />

Muslime feiern zwei große Feste: Das erste Fest „Ramazan<br />

bayrami“ wird am Ende des Fastenmonats Ramadan<br />

gefeiert und dauert drei Tage. Etwa zweieinhalb Monate<br />

später wird das Opferfest „Kurban bayrami“ (Pilgerfest)<br />

gefeiert. Beim Opferfest wird ein Schaf, ein Lamm oder ein<br />

Rind geschlachtet. Ein Teil<br />

des Opferfleisches wird an<br />

arme Leute verschenkt, der<br />

Rest wird beim Fest verzehrt.<br />

Dieses Fest beruht im<br />

Ursprung auf der Geschichte<br />

um die Glaubensprüfung Abrahams. Die Feste im Islam<br />

werden nach dem Mondkalender errechnet. Dadurch verändern<br />

sich die jährlichen Termine.<br />

Auf meine Frage, ob den Frauen durch das Kopftuchtragen<br />

berufliche oder andere Nachteile zukommen, wurde<br />

mir gesagt, dass die Frauen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz<br />

haben, und kleine alltägliche Diskriminierungen gibt<br />

es auch, oft wird man unterbewertet oder auch argwöhnisch<br />

angeschaut, nur weil man ein Kopftuch trägt. Das<br />

Verhältnis zu ihren Traditionen hat sich im Laufe der Zeit<br />

auch verändert, vor allem bei jungen Menschen, heutzutage<br />

werden manche Sachen nicht mehr so gemacht wie es<br />

die Tradition will, zum Beispiel, dass Mädchen bis zur<br />

Heirat bei der Familie bleiben und mit den Eltern zusammenleben<br />

sollen, oder auch dass eine Frau nicht weite<br />

Reisen allein antreten soll sowie andere Dinge, die im 21.<br />

Jahrhundert nicht mehr praktizierbar sind. Über das Verhältnis<br />

zwischen Mann und Frau in der Ehe haben Nichtmuslime<br />

oft eine unzutreffende Einschätzung. Die Männer<br />

unterstützen ihre Frauen im Haushalt, damit sie Familie<br />

und Beruf vereinbaren können.<br />

Weiterhin sprachen wir über die Tätigkeit in den türkischen<br />

Vereinen. Die Frauen haben sich zusammengeschlossen,<br />

um kulturelle und integrative Arbeit zu leisten.<br />

Die Vereine bieten deutschen Sprachunterricht, Näh- und<br />

Schwimmkurse an. Es werden Infoveranstaltungen zu<br />

Gesundheitsfragen, manchmal in Zusammenarbeit mit dem<br />

diakonischen Werk organisiert, aber auch Ausflüge und<br />

Bildungsangebote. Folklore gehört zu der türkischen<br />

Kultur, darum gibt es eine Folklore-Tanzgruppe, die nicht<br />

nur bei Festen auftritt, sondern auch auswärts, zum Beispiel<br />

in Seniorenheimen. Diese türkischen Frauen erleben den<br />

Kontakt zum Christentum positiv. Sie waren auch schon zu<br />

kirchlichen Gottesdiensten, Taufen, kirchlichen Hochzeiten<br />

und Frauenkreisen eingeladen und sind auch immer hingegangen.<br />

Zu erwähnen ist auch die Teilnahme von Musliminnen<br />

am Heiligabend 2005 in der Martinikirche. Dass in<br />

christlichen Kirchen auch für muslimisch geprägte Länder<br />

gebetet wurde, hat die Frauen überrascht und gefreut. Siegen<br />

ist eine multiethnische Stadt. In Siegen leben Bürgerinnen<br />

und Bürger aus über 130 Nationen, dies entspricht<br />

einem Bevölkerungsanteil von ungefähr 10 %.<br />

Aus dem Siegerland<br />

Die unvoreingenommene gegenseitige<br />

Wahrnehmung ist Voraussetzung<br />

für ein friedliches Zusammenleben.<br />

Der Islam ist nicht eine Randerscheinung in unserer<br />

Stadt. Mit über 5000 Muslimen aus verschiedenen Herkunftsländern,<br />

wobei die türkischen Staatsbürger mit einer<br />

Anzahl von ungefähr 3000 die größte Gruppe bilden, ist<br />

nach dem Christentum die zweitgrößte Religionsgemeinschaft<br />

in Siegen. Unterschiedliche religiöse und kulturelle<br />

Wurzeln bereichern eine<br />

Gesellschaft. Sie können<br />

aber auch zu Missverständnissen,<br />

Ängsten, Vorurteilen<br />

und Isolierung führen:<br />

wenn Menschen nicht bereit<br />

sind, mit dieser Vielfalt konstruktiv umzugehen. Dies<br />

ist eine gesamt-gesellschaftliche Herausforderung, der sich<br />

alle Bewohner unserer Stadt stellen müssen, um diese Vielfalt<br />

als Bereicherung zu erleben. Die unvoreingenommene<br />

gegenseitige Wahrnehmung ist Voraussetzung für ein friedliches<br />

Zusammenleben der verschiedenen Nationalitäten,<br />

Kulturen und Religionen in unserer Stadt. Dazu sind<br />

Begegnungen, Gespräche und Toleranz notwendig. Mögen<br />

die geknüpften Verbindungen sich weiterentwickeln, nicht<br />

nur mit Religionsgemeinschaften, sondern auch mit anderen<br />

gesellschaftlichen Gruppierungen, und damit einen<br />

Beitrag zur Integration der ausländischen Mitbürger in<br />

unserer Stadt bringen.<br />

Dorothea Istock<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 17


Gedächtnistraining<br />

Eine lebenslange Aktivität unter körperlichen, geistigen und sozialen Aspekten<br />

ist unabdingbar für ein zufriedenes Altern.<br />

1. Lieder raten<br />

Nun raten Sie bitte, um welche Lieder es sich handelt!<br />

Trainiert werden: Logisches Denken, Assoziatives Denken<br />

a) Ein Mann, der stets Erfolg beim schwachen Geschlecht hat, obwohl<br />

er weder schön noch besonders intelligent ist.<br />

b) Augenblicke und Ereignisse, die sich im Leben nie wiederholen.<br />

c) Ein Mann, der nicht auf eine bestimmte Haarfarbe fixiert ist.<br />

d) Hier versprechen sich zwei, dass sie gemeinsam dieses Erdenreich<br />

in Richtung nach oben in einer eleganten Sportart verlassen werden.<br />

e) Also, gehen kann es bestimmt nicht, aber trotzdem hört man es um<br />

den ganzen Erdball.<br />

f) An einer Wasserstelle (in der Nähe eines Eingangs) steht ein großes<br />

Gewächs.<br />

g) Hier wird verlangt, dass man sich im Verabschieden eines bestimmten<br />

Wortes bedient.<br />

2. Tiere auf dem Bauernhof<br />

Die Buchstaben sind vertauscht.<br />

Trainiert werden: Wortfindung, LZG<br />

a) NUHD __________ j) ÄMUSE __________<br />

b) TANZEK __________ k) KRÄFTIMSE __________<br />

c) ÜHEK __________ l) NÄHBLECK __________<br />

d) NIESWECH __________ m) LASSENHALT __________<br />

e) FREPED __________ n) FESACH __________<br />

f) REHNÜH __________ o) NÜKKE __________<br />

g) ENNET __________ p) MÜRREW __________<br />

h) PENSINN __________ q) GEIZEN __________<br />

i) GLEINEF __________<br />

3. Versteckte Körperteile<br />

In jedem Satz sind immer 2 Körperteile oder Organe versteckt,<br />

meist wortübergreifend:<br />

Beispiel: Ich habe den Brief in Gera abgeschickt = Finger<br />

Trainiert werden: Konzentration, Wortfindung<br />

a) Achim und Heiko pfeifen um die Wette.<br />

b) Will Eberhard wirklich in Portugal leben?<br />

c) Emma genoss es sehr, in Zwickau gewesen zu sein.<br />

d) Diese Witze habe ich beinahe schon zu oft erzählt.<br />

e) Hast du etwa den Haufen Stroh reingeholt?<br />

f) Ich hab auch gern Mirabellen gegessen.<br />

g) Philipp erzählte: „In diesem Urlaub haben ich andere Städte besichtigt.“<br />

h) „Ganz wunderbar machst du das!“ sagte Heinz zu seiner Frau Gerda.<br />

i) Im Fernsehen kann man oft Unfallopfer sehen, die schwere Verletzungen<br />

haben.<br />

j) Sicher zeigt dir der Turnlehrer, wie du dich an den Stangen hochziehen<br />

kannst.<br />

k) Emil zieht nie Regenkleiduung an.<br />

6.<br />

Was dreht<br />

sich um den<br />

Sommer?<br />

4. Außenseiter<br />

Welches Musikstück oder welche Oper/Operette<br />

ist nicht von dem angegebenen Komponisten?<br />

Bitte den Außenseiter durchstreichen.<br />

Trainiert werden Urteilsfähigkeit, LZG<br />

a) Wolfgang A. Mozart (1756–1791): Don Giovanni, Cosi fan Tutte,<br />

Ein Walzertraum, Zauberflöte<br />

b) Richard Wagner (1813–1883): Lohengrin, Falstaff, Tannhäuser,<br />

Meistersinger<br />

c) Franz Liszt (1811–1886): Ungarische Rhapsodie, Prometheus,<br />

Vetter aus Dingsda, Berg-Sinfonie<br />

d) Franz Schubert (1797–1828): Forellenquintett, Dornröschen,<br />

Winterreise<br />

e) Joseph Haydn (1792–1809): Sinfonische Tänze, Die Jahreszeiten,<br />

Der Apotheker<br />

f) Robert Schumann (1810–1856): Liederkreis, Dichterliebe, Undine,<br />

Frühlingssinfonie<br />

g) Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847):<br />

Musik zum Sommernachtstraum, Italienische Sinfonie, Madame<br />

Butterfly, Schottische Sinfonie<br />

h) Ludwig van Beethoven (1770–1827): Waldsteinsonate,<br />

Militärsinfonie, Fidelio, Mondscheinsonate, Eroica<br />

i) Johannes Brahms (1833–1897): Ein deutsches Requiem,<br />

Triumpflied, Schöpfung<br />

j) Johannes Strauß (1825–1899): Fledermaus, Zigeunerbaron,<br />

Kleine Nachtmusik, Wiener Blut<br />

5. Rätsel – Herbst, Obst und Gemüse<br />

Besonders trainiert werden: Denkflexibilität, Wortfindung<br />

Wenn Sie alle fehlenden Buchstaben (Die Umschreibung des gesuchten,<br />

einzufügenden Wortes finden Sie in der rechten Spalte) eingesetzt<br />

haben, ergibt sich in der markierten senkrechten Spalte eine Tätigkeit<br />

im Herbst.<br />

Beispiel: SCH _ _ _ _ E (alkoholhaltiges Getränk)<br />

Lösung: SCH WE I N E<br />

_ _ _ B I S<br />

Z _ _ _ B E L<br />

E _ _ _ E L N<br />

BA_ _ _ _<br />

K _ _ _ A N I E<br />

P _ _ _ _ _<br />

T _ _ _ T E<br />

R _ _ _ _<br />

K _ _ _ O F F E L<br />

E<br />

B _ _ _ _<br />

S P _ _ _ T<br />

KNO_ _ _ _ C H<br />

O _ _ _ _ _ _<br />

Fragewort<br />

du selbst<br />

Darbietung auf Schlittschuhen<br />

Kosewort für Christiane<br />

Teil eines Baumes<br />

lernen, pauken<br />

das ist nicht die feine …<br />

erster Bartwuchs<br />

mit nichts<br />

Großmutter<br />

weiblicher Vorname<br />

eine Farbe<br />

unartige Kinder<br />

Material des Bundesverbandes<br />

Gedächtnistrainig e.V.<br />

K A _ _ _ _ _ _<br />

S P _ _ _ E L<br />

bös, schlimm<br />

Gruppen von Wildschweinen<br />

oder Menschen<br />

18 durchblick 2/<strong>2006</strong>


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durchblick 2/<strong>2006</strong> 19


Marias Krimi<br />

Bretter – die den Tod bedeuten<br />

Der braun gebrannte junge Mann fuhr vor ihr her, den<br />

sanft abfallenden Hügel herunter. „Ja, super“, rief er ihr zu.<br />

„Bleiben Sie dicht hinter mir.“<br />

Was war mit Beiler los? Greta Schering sauste mit<br />

wilder Geschwindigkeit an ihm vorbei. Der Skilehrer war<br />

in scharfer Kurve seitlich eingeschert und lauschte dem<br />

Klang der berstenden Bretter unterhalb der 30 Meter hohen<br />

Naturschanze. Ein Blick in die Tiefe auf das reglose Bündel<br />

dort unten genügte ihm. Seiner Ehe mit Susanne schien<br />

nicht mehr viel im Wege zu stehen.<br />

Als Greta Schering gegen Mitternacht von einem<br />

Suchtrupp gefunden wurde, hatte der Schnee sämtliche verräterischen<br />

Spuren ihres Mörders verdeckt. Susanne saß<br />

wie erstarrt, völlig teilnahmslos, in der Hotelhalle. Taktvoll<br />

bemühte man sich, sie nur das Nötigste zu fragen. Ob die<br />

Mutter nichts gesagt habe über die beabsichtigte späte Tour,<br />

ganz allein, ausgerechnet an dieser mörderischen Schanze?<br />

Der Skilehrer gab seine Expertenmeinung ab: Frau Schering<br />

habe diese entlegene Stelle gesucht, um ungestört üben<br />

zu können. Von dem zunächst flach abfallenden Gelände<br />

habe sie sich täuschen lassen. Im Hotel schloss man sich<br />

seiner Meinung an.<br />

Am nächsten Morgen erhielt die Lehrerin Pauline<br />

Pumm in München ein Telegramm. „Mutti tödlich verunglückt.<br />

Bitte hilf mir. Susanne.“<br />

„Das war eine tolle Strecke, auf die Sie mich gebracht<br />

haben.“<br />

Greta Schering war begeistert von Peter Beiler, dem<br />

jungen Skilehrer, der sich die Mühe machte, zusätzlich<br />

allein mit ihr zu trainieren. Natürlich wusste sie, dass der<br />

Schwarm aller Skihäschen wieder auf das Thema „Susanne“<br />

kommen würde, mit der Absicht, sie umzustimmen; aber<br />

da war bei aller Sympathie nichts zu machen. Ihr Entschluss,<br />

mit ihrer 17-jährigen Tochter nach Amerika zu fliegen und<br />

dort zu bleiben, stand fest. Zum Heiraten war das Kind<br />

noch zu jung.<br />

Wer Susanne heiraten wollte, der musste ihr, der Mutter,<br />

erst einmal beweisen, dass es ihm um etwas anderes ging<br />

als um die Schering-Millionen. Solche Gedanken beschäftigten<br />

Greta Schering, als sie – alles andere als elegant –<br />

auf den Skilehrer zusegelte.<br />

Sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, Susanne<br />

nichts vom heimlichen Training zu verraten. Susanne sollte<br />

von den ungeahnten sportlichen Fähigkeiten der Mutter<br />

überrascht werden. Einen ziemlich entfernten Hang hatte<br />

Beiler als Übungsgelände ausgesucht. Aber das war der<br />

Anfängerin gerade recht.<br />

Die Erschütterung über den Tod der Freundin wurde<br />

noch überdeckt von dem Mitleid mit Susanne. Schon am<br />

Nachmittag hielt die mütterliche Freundin das zierliche<br />

blonde Mädchen im Arm, das endlich, aus der Erstarrung<br />

gelöst, von Weinkrämpfen geschüttelt wurde.<br />

Tags darauf traf Pauline den Skilehrer allein im<br />

Frühstückszimmer. „Ich erwarte eine Erklärung“, sagte sie<br />

fordernd und kramte einen Brief aus ihrer Jackentasche,<br />

den Greta Schering zwei Tage vor ihrem Tod geschrieben<br />

hatte. Mit erregter Stimme las sie vor: „Du wirst lachen;<br />

ich habe ein heimliches Rendezvous mit Susannes<br />

Verehrer, dem Skilehrer. Er wird mir unter dem Siegel der<br />

Verschwiegenheit abseits vom Betrieb Privatstunden<br />

geben. Er will übrigens unbedingt, dass Susanne bei ihm<br />

bleibt und nicht mit nach Amerika kommt. Daraus wird<br />

aber nichts.“<br />

Beiler holte tief Luft. „Gut, ich gebe es zu, ich war bei<br />

ihr. Aber dort , wo wir gewesen sind, ist ein ideales Übungsgelände.<br />

Ich konnte nicht ahnen, dass Frau Schering plötzlich<br />

wendet, seitlich weiterfährt und auf die Todesschanze<br />

kommt.“ Pauline unterbrach ihn energisch: „Lassen Sie uns<br />

sofort zu dem Hang gehen.“ Sie lieh sich ein Paar Skier,<br />

ungeachtet der Erkenntnis, dass sie mit ihrer pumme- ➤<br />

20 durchblick 2/<strong>2006</strong>


ligen Figur nicht besonders flott und sportlich wirkte. Peter<br />

Beiler ließ sich seinen eiskalten Plan auf dem Weg zu<br />

dem Gelände noch einmal durch den Kopf gehen. Pauline<br />

Pumm, die mit unbeholfenen Schritten hinter ihm herstapfte,<br />

sollte nie wieder den Rückweg antreten. Er hatte<br />

Übung, jetzt scharf vor dem Abgrund abzubremsen. Die<br />

Piste vor der Todesschanze sah wirklich harmlos aus.<br />

Beiler rief Pauline zu: „Hier, mehrere Kilometer vom<br />

Unfallort entfernt, habe ich<br />

mit Ihrer Freundin trainiert.<br />

Das ist kinderleicht. Probieren<br />

Sie selbst!“ Er fuhr<br />

mit Schwung vor ihr her.<br />

Das scharfe Abbremsen<br />

und Wenden vor der<br />

Todesschanze klappte. Den Sprung in die Tiefe hätte Beiler<br />

selbst nicht gewagt. Dazu gehörte ein geniales Können,<br />

wenn man nicht lebensmüde war. Er hörte den gellenden<br />

Schrei von Pauline Pumm und begab sich langsam abwärts<br />

in die Richtung des Schreis.<br />

Wenig später kniete er neben der reglosen Gestalt, zog<br />

den verräterischen Brief, den sie ihm vorgelesen hatte, aus<br />

ihrer Anoraktasche und ließ ihn in seiner Sportjacke verschwinden.<br />

Fast schlich sich Mitleid in seine Gedanken<br />

Marias Krimi<br />

Er hörte den gellenden Schrei<br />

von Pauline Pumm und begab sich<br />

langsam abwärts<br />

ein: „Pech gehabt, altes Mädchen, aber mit dem Sprung<br />

warst Du überfordert.“ Vor dem Hotel erwartete ihn<br />

Susanne. „ Es ist etwas Furchtbares passiert“, sagte er sanft.<br />

„Deine Freundin wollte unbedingt die Unglücksstelle suchen,<br />

die Du ihr beschrieben hast. Ich bin ihr gefolgt und<br />

habe verzweifelt versucht, sie davon abzuhalten. Zu spät.“<br />

Sofort wurde ein Rettungsdienst angefordert, angeführt<br />

von Peter Beiler, den die schluchzende Susanne begleitete.<br />

Alle blickten plötzlich staunend<br />

auf die kleine rundliche<br />

Gestalt, die vom Steilhang<br />

her mit salopper<br />

Eleganz bergauf stieg. Als<br />

Pauline in schöner Kurve<br />

vor dem Skilehrer gebremst<br />

hatte, griff sie in die Tasche seiner Sportjacke, in der er zuvor<br />

den verräterischen Brief verstaut hatte.<br />

„Das war eine tolle Strecke, auf die Sie mich gebracht<br />

haben“. sagte sie freundlich. „Fast so aufregend wie damals,<br />

als ich unter meinem Mädchennamen die Silbermedaille<br />

bei einem Europäischen Skiwettkampf geholt habe. Und<br />

nun kommen Sie mit. Im Hotel wartet ein guter Freund auf<br />

Sie. Inspektor Hill von der Mordkommission.“<br />

Maria Anspach<br />

Gemeinschaft<br />

heißt Hand<br />

in Hand arbeiten.<br />

Partnerschaft bedeutet: Rat, auf den man sich verlassen kann. In Fragen der Energieversorgung<br />

ist eine solche Partnerschaft unerlässlich. Setzen Sie auf uns und unsere Erfahrung.<br />

Dafür engagieren wir uns.<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 21


Zwischen 1830 und 1848 entwickelte sich in Deutschland<br />

die zeitkritische und politisch-kämpferische Literatur<br />

des jungen Deutschland und des Vormärz. Mit dem Begriff<br />

„Junges Deutschland“ wurde 1835 in einem Beschluss der<br />

Bundesversammlung eine Dichtergruppe gekennzeichnet,<br />

die gegen das bestehende reaktionäre Metternichsystem<br />

Widerstand leistete. Ihr Wollen, Denken und Dichten war<br />

vorrangig politisch und sozial, es kennzeichnete sie ein vorwärtsdrängender,<br />

auf gesellschaftliche Veränderungen gerichteter<br />

Geist. Demokratisierung Deutschlands, Wirtschaftsfreiheit,<br />

Presse- und Redefreiheit, demokratisches<br />

Wahlrecht usw. waren ihre kämpferische Ziele. Die Bundesversammlung<br />

beschloss die Verbreitung der Schriften<br />

von diesen Dichtern.<br />

Heinrich Heine (1797–1856) war sicherlich die größte<br />

dichterische Begabung dieser Generation. Er war jener Vertreter<br />

des Jungen Deutschland, der durch sein Werk die<br />

fortschrittlichsten Ideen seiner Zeit vertrat. Aus diesem<br />

Grunde war Heine gezwungen, Deutschland zu verlassen<br />

und den größten Teil seines Lebens in der Emigration – in<br />

Paris – zu verbringen.<br />

Literatur<br />

Mein Schwert ist meine Feder<br />

Heinrich Heine<br />

„Wenn Deutschland Heine nicht liebt, nehmen wir ihn<br />

gerne auf, aber leider liebt Heine Deutschland über<br />

Gebühr.“ (Alexandre Dumas)<br />

Titelbild des dtv-Taschenbuchs:<br />

Heinrich Heine – Mit scharfer Zunge<br />

1797 wurde Heinrich Heine in Düsseldorf als Sohn<br />

eines jüdischen Kaufmanns geboren. Von der Familie wurde<br />

er für eine Kaufmanns-Karriere bestimmt, die er in Hamburg<br />

im Geschäft seines<br />

wohlhabenden Onkels Salomo<br />

Heine lustlos einschlug.<br />

Zu dieser Zeit werden<br />

seine ersten Gedichte<br />

gedruckt. Sie besingen seine<br />

erste Liebe zu seiner<br />

Cousine Amalie. Schließlich<br />

studiert er Rechtswissenschaften in Bonn, Göttingen<br />

und Berlin und promovierte 1825 zum Doktor. In die<br />

Berliner Zeit fallen seine ersten literarische Erfolge. 1822<br />

erscheint in Berlin seine Gedichtsammlung „Lyrisches<br />

Intermezzo“.<br />

„Ich will viel reisen und viel sehen. Dieses befördert<br />

auch meine Poeterey“, äußert der frisch gebackene Dr. jur.<br />

Heinrich Heine. 1826 erscheint der erste Band der „Reisebilder“,<br />

dem bis 1829 zwei weitere Bände folgen. Unter<br />

dem Titel „Reisebilder“ versammelt Heine verschiedene<br />

literarische Formen: Reiseberichte, feuilletonistische<br />

Skizzen, autobiographische Rückblicke und Korrespondenzartikel,<br />

Aufsätze und Essays, Übersetzungen und<br />

Gedichte.<br />

„Wenn Deutschland Heine nicht liebt,<br />

nehmen wir ihn gerne auf, aber leider<br />

liebt Heine Deutschland über Gebühr.“<br />

Alexandre Dumas<br />

1827 erscheint die Erstauflage der Gedichtsammlung<br />

„Buch der Lieder“. Erst ab der zweiten Auflage von 1837<br />

folgen die Ausgaben rasch aufeinander und machen es zu<br />

einer der erfolgreichsten<br />

Lyriksammlungen der Weltliteratur.<br />

Die Zahl der Übersetzungen<br />

übersteigt alles,<br />

was bisher aus der deutschen<br />

Lyrik übersetzt wurde.<br />

Übertroffen werden die<br />

Übersetzungen nur noch<br />

von den Vertonungen. Von mehr als 10.000 Vertonungen<br />

entfallen allein etwa 2.300 auf etwa zwanzig Gedichte<br />

dieses Werkes. Allein „Du bist wie eine Blume“ wurde von<br />

circa 300 Komponisten vertont. Den überwiegenden Teil<br />

der Sammlung bildet die Liebeslyrik aus der romantischen<br />

Epoche.<br />

Du bist wie eine Blume<br />

So hold und schön und rein,<br />

Ich schau dich an, und Wehmut<br />

Schleicht mir ins Herz hinein.<br />

Mir ist, als ob ich die Hände<br />

Aufs Haupt dir legen sollt,<br />

Betend, dass Gott dich erhalte<br />

So rein und schön und hold.<br />

22 durchblick 2/<strong>2006</strong><br />


Heine distanziert sich von der romantischen Literatur<br />

seiner Zeit. Sein Buch der Lieder und die Reisebilder stehen<br />

zwar noch im Bann der Romantik, der Gedichtband kann<br />

sogar als einer ihrer Höhepunkte eingestuft werden. Auch<br />

in den Neuen Gedichten (1844) sind noch stimmungsvolle<br />

Bilder zu finden, allerdings wird ein distanzierter, von der<br />

romantischen Ironie hergeleiteter Ton vorherrschend.<br />

Im Mai 1831 geht Heine nach Frankreich und lässt sich<br />

in Paris nieder. Von da an wird er die freiheitliche Französische<br />

Republik nur noch zu gelegentlichen Reisen nach<br />

Deutschland verlassen.<br />

Mit Heines Übersiedlung<br />

nach Paris begann<br />

auch ein neuer Abschnitt<br />

seiner Dichtung. Genau genommen<br />

war dies bereits<br />

nach der Nachricht vom<br />

Ausbruch der Revolution in<br />

Frankreich im Juli 1830 der<br />

Fall. In jenen Tagen entstand<br />

das Gedicht Hymnus, „das Hohelied auf die Julirevolution<br />

und zugleich Bekenntnis des Dichters“. „Ich bin<br />

der Sohn der Revolution… Ich bin ganz Freude und Gesang,<br />

ganz Schwert und Flamme!“ Es ist das Selbstverständnis<br />

Heines zur Zeit der Juli-Revolution.<br />

Das Recht auf Freiheit der Person, auf Eigentum,<br />

Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung, auf<br />

Religions- und Meinungsfreiheit sind vor allem gemeint,<br />

wenn Heine schreibt: „Ich bin der Sohn der Revolution“.<br />

Literatur<br />

„Er repräsentiert in Paris den Geist und<br />

die Poesie Deutschlands, wie er in<br />

Deutschland die lebendige und geistreiche<br />

französische Kritik verkörpert.“<br />

Honore de Balzac<br />

geistreiche französische Kritik verkörpert.“ (Honore de<br />

Balzac)<br />

Mit Scharfsinn und sprachgewandt kritisiert er die<br />

politischen und soziale Missstände in seiner Heimat.<br />

„… Ein Fluch dem falschen Vaterlande,<br />

Wo nur gedeihen Schmach und Schande,<br />

Wo jede Blume früh geknickt,<br />

Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt …“<br />

(Die Weber)<br />

Nach seinem seit 1832 ersten Besuch in Deutschland,<br />

1844, entsteht das politische<br />

Poem „Deutschland.<br />

Ein Wintermärchen“ – eine<br />

scharfe Satire auf die deutschen<br />

Zustände.<br />

Nach 1840 wendet sich<br />

Heine wieder verstärkt der<br />

Versdichtung zu. 1842 entsteht<br />

das Gedicht „Doktrin“,<br />

das er an den Anfang der Zeitgedichte, den letzten Zyklus<br />

der neuen Gedichte stellt, die er 1844 veröffentlicht. Hier<br />

wird versucht, die eigene weltanschauliche Position, die<br />

Lebenshaltung zu bestimmen. Als Trommler vorangehen,<br />

so beginnt Heine seine revolutionär-optimistische Selbstbeschreibung.<br />

➤<br />

In Frankreich beginnt Heine seine Einsicht in politische<br />

und gesellschaftliche Aspekte seiner Zeit journalistisch und<br />

literarisch zu artikulieren. Der Schwerpunkt seiner literarischen<br />

Arbeit verlagerte sich auf journalistische und literarische<br />

Prosa. Sein Hauptinteresse galt nicht mehr der Lyrik.<br />

Gegenseitiges Aufklären der angeblichen „Erbfeinde“ war<br />

Heines Hauptanliegen als politischer Publizist. Für die beiden<br />

Nachbarvölker ist nichts wichtiger, als sich kennen zu<br />

lernen. Irrtümer können hier die blutigsten Folgen haben.<br />

(Heine, Aus einem Artikel über das Junge Deutschland). Er<br />

versuchte mit seinen Artikeln über französische Politik und<br />

Pariser Kulturleben, dem deutschen Publikum seine Beobachtungen<br />

aus der Hauptstadt zu vermitteln. Die Resultate<br />

sind die Berichterstattungen, erschienen als Buch unter<br />

dem Titel „Französische Zustände“ (1832) und die zwei<br />

„Lutezia-Bände“ (1854), lauter angestrengte Bemühungen,<br />

den Deutschen die politischen Ereignisse aus dem fortschrittlichen<br />

Frankreich nahe zu bringen. Die Schriften über<br />

Deutschland sind kritische Auseinandersetzungen mit der<br />

deutschen Literatur, Religion und Philosophiegeschichte.<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 23


„Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,<br />

Und küsse die Marketenderin!<br />

Das ist die ganze Wissenschaft,<br />

Das ist der Bücher tiefster Sinn.“<br />

„Trommle die Leute aus dem Schlaf,<br />

Trommle Reveille mit Jugendkraft,<br />

Marschiere trommelnd immer voran,<br />

Das ist die ganze Wissenschaft.“<br />

Unter den 1844 entstandenen Gedichten befinden sich<br />

viele satirische. Heine bevorzugte die satirische Gestaltung,<br />

da sie ihm am besten geeignet schien, die Überlebtheit der<br />

deutschen Verhältnisse und der politischen Ideen sinnfällig<br />

zu machen.<br />

Die politische Entwicklung nach 1848 in Europa und<br />

vor allem in Deutschland lässt den alternden Heine an<br />

seinem Selbstverständnis als dichterischer Vorkämpfer für<br />

die Freiheit verzweifeln. Sein letzter Gedichtband, der<br />

Romanzero (1851), steht auf der Schwelle zwischen Selbstbewusstsein<br />

und Resignation.<br />

Zu den enttäuschten politischen<br />

Hoffnungen kommt<br />

die dramatische Verschlechterung<br />

seines Gesundheitszustandes.<br />

Der Ausbruch<br />

einer schweren Krankheit<br />

fesselte ihn für die letzten<br />

acht Lebensjahre ans Krankenbett<br />

und 1856 stirbt<br />

er nach langem, schwerem<br />

Leiden.<br />

Leb wohl, deutsche Heimat, Land der Rätsel und<br />

Schmerzen, werde hell und glücklich. (Testament. Fassung<br />

von 1846).<br />

Heines Werk kennzeichnet sich durch zahlreiche<br />

Widersprüche, bedingt vor allem von seinem klaren und<br />

immer wieder ausgesprochenen Bewusstsein, in der Zeit<br />

einer großen politischen, gesellschaftlichen und auch literarischen<br />

Wende zu leben. Von ihm stammt das bezeichnende<br />

Wort vom „Ende der Kunstperiode“ und von ihm<br />

kommen entscheidende Anstöße und Leistungen, die eine<br />

neue Literatur vorbereiten und einleiten.<br />

Heines Gestalt ist an sich schon widersprüchlich, und<br />

ebenso geteilt sind die Meinungen, die seinen Platz in der<br />

Entwicklung der deutschen Literatur betreffen. Die einen<br />

sehen in ihm den sensiblen Dichter, der seine Gefühle<br />

und Gedanken meisterhaft zur Sprache bringt, andere<br />

sprechen von Heine als einen politischen Beobachter und<br />

Kommentator von großer Schärfe. Der Sprachkünstler<br />

Heinrich Heine, der vom volksliedhaften Gedicht über meditative<br />

Lyrik bis zum Pamphlet alle Formen beherrscht,<br />

wird dem revolutionären Journalisten, Feuilletonisten<br />

Literatur<br />

„Weil Heine keine Deutscher ist, hat er<br />

nie und nimmer in der deutschen<br />

Literaturkunde, in keinem Lese- und<br />

Lernbuch als deutscher Dichter Eingang<br />

zu finden und gar gefeiert zu werden.“<br />

Dr. Wolfgang Lutz, 1936<br />

Heine gegenübergestellt, der politische Information und<br />

Interpretation in schlüssiger und eindringlicher Form an<br />

den Leser zu bringen versteht. Der Autor vieler romantischer<br />

oder in romantischer Tradition stehender Gedichte<br />

wird abgelöst von dem scharfzüngigen und unnachsichtigen<br />

Kritiker der „Kunstperiode“. Viele Jahrzehnte mussten<br />

vergehen, bis dieser Poet und Schriftsteller, der Weltliteratur<br />

verfasst hat, in die deutsche Nationalliteratur eingebürgert<br />

wurde. Mit dem Heraufziehen des Nationalsozialismus<br />

verstärkten sich die nationalistisch-antisemitischen Urteile<br />

über Heine.<br />

„Weil Heine kein Deutscher ist, hat er nie und nimmer<br />

in der deutschen Literaturkunde, in keinem Lese- und Lernbuch<br />

als deutscher Dichter Eingang zu finden und gar<br />

gefeiert zu werden.“ (Dr. Wolfgang Lutz, 1936)<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reklamiert die<br />

DDR den „Kämpfer der Revolution“ für ihr kulturelles<br />

„Erbe“, während die Bundesrepublik ihn zunächst aus dem<br />

gängigen Literaturkanon<br />

eher ausblendet. Erst im<br />

Zuge der Studentenbewegung<br />

kam ab Mitte der<br />

sechziger Jahre eine Neubewertung<br />

in Gang. Neue,<br />

große Werkausgaben wurden<br />

in Angriff genommen.<br />

In seiner Heimatstadt Düsseldorf<br />

erfolgt die Umbenennung<br />

der Universität in<br />

„Heinrich Heine Universität“.<br />

Es wurden verschiedene Einrichtungen gegründet,<br />

die unter seinem Namen als Kulturarchiv der Region fungieren<br />

und die sein Werk und die damit verbundenen zeitkritischen<br />

Anliegen einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.<br />

Heute ist Heinrich Heine als einer der bedeutendsten Dichter<br />

deutscher Sprache bewertet. Die Sammlung „Buch der<br />

Lieder“ gilt als der größte Erfolg der europäischen Liebeslyrik<br />

des 19. Jahrhunderts.<br />

In diesem Jahr jährt sich der 150. Todestag von Heinrich<br />

Heine. Anlass dafür, sich auf Spurensuche in seinem<br />

Werk zu begeben, um den kosmopolitischen Journalisten,<br />

den begabtesten Poeten seit Goethe, den berühmten<br />

„Trommler“ wieder zu entdecken.<br />

„Mein Verbrechen war nicht der Gedanke, sondern die<br />

Schreibart, der Stil. Mein Freund Heinrich Laube (dt.<br />

Schriftsteller, gehörte zum Jungen Deutschland) hat einst<br />

diesen Stil ein literarisches Schießpulver genannt. Es war<br />

in der Tat eine gute Erfindung, und die nachwachsende Generation,<br />

welche dieses Pulver nicht erfunden, hat wenigstens<br />

tüchtig damit zu knallen gewusst.“ (Heine, Entwurf zu<br />

„Die Götter im Exil“)<br />

Dorothea Istock<br />

24 durchblick 2/<strong>2006</strong>


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durchblick 2/<strong>2006</strong> 25


Der 60-jährige Realschullehrer<br />

Lothar Stock aus dem Siegerland<br />

geht behutsam mit seinen alten<br />

Schätzchen um. Und das hat gute<br />

Gründe: Die betagten Lieblinge sind<br />

zerbrechlich wie Porzellan. Also:<br />

Hart anstoßen oder vom Tisch purzeln,<br />

gilt nicht. Wenn es doch mal<br />

passiert, gibt’s Bröckchen und<br />

Brocken, Splitterchen und Splitter.<br />

Das war’s dann. Aus und vorbei.<br />

Lothar Stock sammelt alte Schellack-Platten.<br />

Das zerbrechliche<br />

Hobby macht 78 Umdrehungen auf<br />

dem Plattenteller, kratzt ein wenig<br />

und ist – wie gesagt – überempfindlich<br />

gegen Stoß und Fall. „Deshalb“,<br />

so sagt Lothar Stock, „muss man<br />

diese Dinger mit Samthandschuhen<br />

anfassen.“ Kostbare Stücke liebevoll<br />

gehegt, liebevoll gepflegt. Der<br />

Hobby-Schellack-Diskjockey Lothar<br />

Stock legt nicht nur einfach Platten auf. Nein, er zelebriert<br />

sie. Auf alten Abspielgeräten. Wie z. B. einem Trichtergrammophon.<br />

Sieht gewaltig aus. Nur der Unterbau, der<br />

kommt größenmäßig relativ normal daher. Darüber aber ragt<br />

ein gewaltiges „Hörrohr“ in die gute Stube der Stocks. Der<br />

Trichter hat den ansehnlichen Durchmesser einer größeren<br />

Haushaltsbratpfanne. Strom kennt diese Apparatur nicht.<br />

Also: Stecker in die Wand, Play-Taste drücken und loslegen<br />

– so geht das hier nicht. Lothar Stocks historische Plattenteller<br />

reagieren nämlich nur auf Kurbelumdrehungen. Sie<br />

werden – vergleichbar einer mechanischen Uhr – aufgezogen<br />

und sind erst bei voll gespannter Feder betriebsbereit.<br />

Das Kurbeln lohnt sich: Aus dem Trichter perlt Musik<br />

der „Comedian Harmonists“. Obwohl die Geschichte vom<br />

„kleinen grünen Kaktus“ so bekannt ist wie der viel zitierte<br />

bunte Hund, löst der Gassenhauer aus den 30er Jahren auf<br />

Stocks „Kurbelkiste“ besondere Faszination aus: Original-<br />

Sound der Vergangenheit. Was hier zu hören ist, kann selbst<br />

die feinste Digitalisierung nicht ersetzen. Das Background-<br />

Knistern, wenn die Nadel durch die Rillen „pflügt“, gehört<br />

einfach dazu. Dieser Knister-Sound ist Musik in Lothar<br />

Stocks Ohren. Grammophone – die Allzweckwaffen der<br />

Musikfans aus den 30ern. Heute wieder aktuell.<br />

Die Musik spielt in einem Schrank<br />

Das Möbelstück sieht aus wie eine Kommode. Ist aber<br />

keine. Sondern? Natürlich! Ein Grammophon. Und zwar<br />

eines der allerbesten Provenienz. Der Schreinermeister hat<br />

diesem viereckigen Möbel ein berauschendes Innenleben<br />

verpasst. Wenn Lothar Stock gute alte Musik im Original-<br />

Sound (also inklusive Schellack-Knistern) hören will, macht<br />

er einfach eine Klappe auf. Und was verbirgt sich dahinter?<br />

Hobby<br />

Lothar Stock ist scharf auf alte Schätzchen<br />

Lothar Stock fühlt sich vor seinen riesigen „Hörrohren“ sichtlich wohl.<br />

Ein Loch! Natürlich kein normales. Bei diesem, aus feinsten<br />

Hölzern gearbeiteten Loch, handelt es sich um einen recht<br />

filigranen Trichter. Und aus dem hölzernen „Rohr“ kommt<br />

Musike. Swingender Jazz im Originalsound. Musik aus fast<br />

erloschenen Welten, als Armstrong, Basie und Ellington ihre<br />

Schellacks einspielten. Aus dem „Phonoschrank“ klingt alles<br />

recht kräftig. Für einen stromlosen „Plattenspieler“ sehr beachtlich.<br />

Lothar Stock: „Das geht natürlich auch eine Stufe<br />

leiser.“ Er macht die Klappe zu – und schon klingt alles<br />

gedämpfter. Wenn der Swing langsam austrudelt, dann kurbelt<br />

Lothar Stock die ganze Musik einfach wieder an. Und<br />

sofort ist der ganze Laden wieder in Schwung. Fantastisch!<br />

Vom „Kratzen“ zum Super-Hi-Fi<br />

Was für ein Kontrast! Zwei Boxen-Türme ragen zur<br />

Zimmerdecke. Modernste Equipage rund um hochkarätigen<br />

Hörgenuss. Das entlockt selbst dem anspruchsvollsten<br />

Musik-Konsumenten Achtungslaute. Chris Barber in Hi-Fi<br />

(High Fidelity = Höchste Qualitätsstufe). Ein Blues zum<br />

Anfassen, zum Zurücklehnen, zum Träumen. Jeder Lick ist<br />

zu hören, feinste Nuancen fallen auf. Da geht nichts unter.<br />

Charly Antolini, der in München lebende Schlagzeug-Rastelli,<br />

trommelt ein vehementes und strammes Solo durch die<br />

Boxen. Absoluter Hörgenuss. Selbst das leiseste Cymbal-<br />

Schwingen füllt gestochen scharf den studio-ähnlichen<br />

Raum. Wieso dieser Kontrast, das Pendeln zwischen rustikaler<br />

Musik-Vergangenheit und technik-orientierter Gegenwart?<br />

Zwei Seelen schlagen in seiner Brust. Zum einen ist<br />

da der Platz des leidenschaftlich sammelnden Menschen<br />

Lothar Stock – mit dem unüberseh- und unüberhörbaren<br />

Hang zur Tradition, zum anderen ist da die Hinwendung zur<br />

technischen Raffinesse. Ob alt oder modern: Beides ➤<br />

26 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Hobby<br />

beschert Lothar Stock absolute Hörerlebnisse: „Weil beides<br />

sehr authentisch ist.“ Und genau darauf komme es ihm<br />

letztendlich an.<br />

Dieser Mann hat seine Leidenschaften auf den Punkt gebracht.<br />

Lothar Stock, ein Pendler zwischen Alt und Neu.<br />

Schon als Jugendlicher hatte er den Hang zu älteren und<br />

ausgefallenen Gebrauchsgütern in Sachen Musik. Weiland<br />

zupfte er den Skiffle-Bass in einer Dixie-Band. Der Skiffle-<br />

Bass ist kein normales Instrument. Jeder kann es selbst bauen.<br />

Man benötigt eine stabile Kiste, einen Besen (!) und ein<br />

Stück Wäscheleine. Montageanleitung: Besenstiel himmelwärts<br />

an der Kiste befestigen (Loch bohren und reinstecken).<br />

An Besenstielspitze das Seil befestigen, gespannt<br />

zur Kiste führen und dort annageln. Fertig ist der Besenbass.<br />

Die Holzkiste dient als Resonanzkörper. Die Leine<br />

als Saite. Wer’s glaubt oder nicht: Auf einem solchen<br />

Ungetüm lässt sich’s herrlich swingen. Also: Mit „Gemüsekiste“<br />

und Mamas Schrubber begann Stocks musikalisches<br />

Zwischenspiel. Immer stilvoll mit Stiel.<br />

Lehramt und Toningenieur<br />

Münster wurde für Lothar Stock zur Brutstätte seiner<br />

schier unerschöpflichen Ideen. Er studierte Philologie ➤<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 27


Hobby<br />

vor Ort und schulte sich (Fernstudent) als Toningenieur. Es<br />

dauerte nicht lange, bis Lothar Stock in Sachen Tonstudio<br />

derart firm war, dass er mit ersten Tonproduktionen Geld<br />

verdiente. In der Hauptsache nahm er Mastertapes (Muttertonbänder)<br />

auf, die nach dem Abmischen als Fundament<br />

für die Schallplattenproduktion dienen. Stock gründete<br />

sogar ein eigenes Label. „Storec“ hieß es und stand für<br />

Stock-Records (Stock-Schallplatten). Lothar Stock zurückblickend:<br />

„Das alles klappte nur, weil ich inzwischen ein<br />

eigenes Tonstudio in Münster aufgebaut hatte.“ Wie er das<br />

als Student verdiente Geld an den Mann bringen konnte,<br />

war für den Musikbesessenen kein Problem: „Mit dem<br />

Geld finanzierte ich mein Philologie-Studium.“<br />

grüner Kaktus“ pfiff bald jeder Spatz vom Dach. „Die alten<br />

Scheiben dieser Gruppe, die suche ich brennend. Wer<br />

noch welche hat, bitte melden.“ Die durchblick-Redaktion<br />

(Telefon <strong>02</strong> 71/6 16 47 oder E-Mail: redaktion@durchblicksiegen.de)<br />

gibt Hinweise gerne an Lothar Stock weiter.<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

So, aus dem aktiven Musiker, Klangfachmann, Produzenten<br />

und Germanisten ist ein Nur-Hörender geworden.<br />

Aber so ganz stimmt das eigentlich nicht. Denn: Nur im<br />

Sessel sitzen und lauschen, ist Lothar Stocks Ding nicht. Er<br />

arbeitet Grammophone auf. Und es kann passieren, dass er<br />

aus sechs maladen Exemplaren einen Ur-Player baut, der<br />

vernünftig spielt und seinen hohen<br />

Ansprüchen genügt. In seiner Werkstatt<br />

hortet er Spezialwerkzeug.<br />

Nadeln für die Tonabnahme seiner<br />

geliebten Schellackschätzchen archiviert<br />

er en Masse. Natürlich alle<br />

originalverpackt. Übrigens: Schwer<br />

aufzutreiben sind diese spitzen<br />

Dinger. Aber: „Ich habe da so meine<br />

mehr oder weniger geheimen Quellen.“<br />

Außerdem: Sein Nadel-Fundus,<br />

aus dem er schöpfen kann, ist enorm.<br />

Daran soll der Ursprungsklang nicht<br />

scheitern.<br />

Sammlerstücke aus dem Fundus von Lothar Stock: „His Masters Voice“ als Uhrenminiatur<br />

(links) sowie ein alter „Walzenspieler“ mit romantischem Bildmotiv.<br />

Seine große Liebe gehörte und gehört dem Jazz in seiner<br />

ganzen Vielfalt. Stock ist mit allen Wassern gewaschen:<br />

Hobbymusiker, Produzent von Mastertapes und Schallplatten.<br />

Aber: Die aktiven Zeiten sind vorbei. Mit seiner<br />

Frau Karin kam er an die Sieg. Und dann passierte etwas:<br />

„Im Siegerland kam der große Schnitt“, sagt Stock. Musik<br />

wurde zum puren Hör-Hobby. Vorbei die Zeiten der Skiffle-<br />

Mucken und der Plattenproduktionen. Im Siegerland wurde<br />

der Experte zum bloßen Hörer. Sonst war da nichts mehr.<br />

„So um neunzehnhundertneunzig änderte sich das“. Aus<br />

dem hörenden Genießer wurde ein echter Purist: „Mir<br />

schwebte vor, Armstrong, Basie, deutsche Tanz- und Jazzorchester<br />

sowie Gesangsgruppen so zu hören, wie sie<br />

damals wirklich klangen.“<br />

Und auf diesem neuen Weg fand Lothar Stock einen<br />

Meilenstein: Er entdeckte seine Liebe zu den „Comedian<br />

Harmonists“. Jene sechsköpfige legendäre A-Cappella-Gruppe,<br />

von sechs jungen Männern um 1920 in Berlin gegründet.<br />

Und ihr „Veronika der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner<br />

Und da sitzt er nun. Andächtig<br />

vor seinem tollen und speziell<br />

aufgebockten Hi-Fi-Turm, der aus<br />

mehreren Lautsprechereinheiten besteht.<br />

Und zwischen diesen Einheiten<br />

befinden sich keine herkömmlichen<br />

Kunststofffüße, sondern:<br />

Tennisbälle. Warum? „Die Tennisbälle<br />

absorbieren unerwünschte Resonanzen.“ Und das<br />

wiederum bedeutet: Der Klang wird reiner, unverfälschter.<br />

„Klangmäßig habe ich auf dem Hi-Fi-Sektor alles erreicht“,<br />

sagt Stock. Damit sei er bombig zufrieden. Da gehe<br />

nicht mehr viel. Deshalb lautet sein Motto: „Back to the Roots<br />

– zurück zu den Wurzeln“ der Tonabnehmer-Kunst. Und<br />

auf diesem Sektor herrscht die reine Mechanik. Der Strom<br />

ist die solide Handkurbel. Das waren noch Zeiten, als die<br />

Platten das Laufen lernten. Louis Armstrongs Horn aus dem<br />

Trichter eines Grammophons, das ist New Orleans pur. Da<br />

hörst Du das schummrige Licht, den Klang über dem weit<br />

tragenden Wasser. Da hörst du den Betrieb in den Spelunken,<br />

in denen der Jazz geboren wurde. Am Trichter bist du<br />

dabei, als das alles beginnt, was sie Jazz nennen. Der alte<br />

und langbärtige Zeitgeist schlurft über deinen Wohnzimmerteppich<br />

und raunt: Ja, ich bin es. Ich bin Louis’ Horn,<br />

ich bin das Knistern der Nadel, ich bin der Wind von New<br />

Orleans. Ich bin jetzt hier. Bin da, wo Du bist. Immer dann,<br />

wenn Du an der Kurbel drehst … Dieter Gerst<br />

28 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Reisen<br />

Reisebus – Impressionen – Monschau<br />

No Westen zo genget ab bes a de belgische Grenze, on<br />

me als aimo och e Schdeckelche drewer. „Grenzüberschreitung“<br />

säde m’r d’rzo. Dat hadde do awer zo dä Zitt<br />

ewerhaubt niks z‘ sä, met dänn ferschdonnen m’r os got.<br />

Ogefear 30 Li woarn m’r met Raisezil „Monschau“, e schear<br />

glai Schdättche en d’r Eifel, wo de Hiser so dechde binai<br />

schdo, dat de Busse neme duerchfarn konn. Zo osem Hotel<br />

genget schdail bearch’a on d’r Wirt, dä os entgäje kom, säde<br />

me als sälbstbewost: „Ear Mellwage, dä käm do roffer on<br />

os Bus, dä messde och d’r duerch komme.“ Hädden mier<br />

doch nuer di fenf Zendimeder en d’r Braide me gehat, di<br />

d’r Wirt sech a sinner Wesde ferknebbt hadde, jo, da wearn<br />

m’r och met osem Bus dä enge schäbbe „Hä“ rof komme.<br />

So awer heng d’r Bus fäsde. All Usseschbejjel mossden<br />

eingeglabbt wearn on one Secht genget reckwärts werrer<br />

ronner. Mier sin da z’ Fos zom Gwardier hin. Dat woar gar<br />

net so witt. He gräjen m’r och glich os Zemmerschlessel en<br />

de Hänn gedreckt. Da simmer da soche gange. All ha ear<br />

Bädder gefonne. Uss d’r donkelsde Äcke hoarde m’r’n<br />

juchzende Schdemm rofe: „Mier ha det Hochzittszemmer!<br />

Darr es en Wocht!“ E wane Gedrängel om Wäch nom<br />

Hochzittszemmer. All woarn näjjschierich on et goab och<br />

wat z’ se’. Kom m’r do nämlich end Zemmer ren, fel m’r<br />

derekt of det Bädde. E schea „Französisch Bädde“, ganz en<br />

Goldmetall gehale, oawe on onne met groase geschwongene<br />

Boge. De Schrankdier, di konn m’r nuer e Schbältche<br />

ofgrijje, so groas woar dat Bädde. Me Bädde als Zemmer.<br />

„Wi bi Peterchens Mondfart“, säde dä, dä sech renlä<br />

mossde. Dä Zwai, di det Hochzittszemmer zogewese<br />

gräjen, wuer da och gerore, ofzebasse. „N-niks do“, säde<br />

„hä“, „ech sin ofrochtbar.“ „On ech wais itz och sait<br />

wann!“, ref ainer met ferschdellder Schdemm, „nämlich<br />

sait dä Zitt a, wo du ,Schatzi‘ zo mier säst.“<br />

De, di Kenner hadden, hadden de eare got en Obhot<br />

gäwe konn. Nuer foar ain Hond fonn sech kän „Babysidder“.<br />

So kom d’r Hond aifach met. Doch alset da<br />

zwoen’halb Schdonn duerch det Hochmoor go sollde, dat<br />

och noch bi arichem Drätschwärer, do wuer foar d’r Hond<br />

lauthals brodesdiert. „Wa-at! En di Gwacke wett du dä<br />

Hond metnämme! Kauf däm earscht emo e par Schdewwelcher!“<br />

Bi däm Ussflog genget och foar de Zwaibainer<br />

kumm d’r one. En Halbscho-Idealist wrong sech zwescheduerch<br />

altemo de Socke uss. Dadschich sog m’r morisch<br />

beschbratzde Bain duerch de „Vennen“ grotsche. Gwätschenass,<br />

ennerlich frosdich awer glecklich, komen all am<br />

Änn fa d’r Exkursion met bloue wolwern’ferschmearde<br />

Miller zefrere ageladscht. Ainer fa d’r CDU woar Roat<br />

woarn. Sin Räjemandel hadde en knallig roare Farb, awer<br />

de Gesennong woar geblewe.<br />

Owends, fa achde bes elle, goabet z’ ässe. Net wail fel<br />

z’fel ofgedescht wuer duerde dat so lang, d’r Wirt kom met<br />

os 30 Li on d’r Zitt net zerächde. Doch met Wetz, Humor<br />

on Lache gräjen m’r „braferös“ dä Knoare em Bu’ch geleast.<br />

Schbäer, a d’r Bar, hadde d’r Wirt och net genoch<br />

Hänn. Hä dirigierde de Bedenonge rem, dreckde ainem dä<br />

Märercher e Bier en de Hand on säde: „Das ist da hinten<br />

für den ganz linken Herrn.“ En „ganz Lenke“ hadden m’r<br />

awer net d’rbi. Schea woaret on fel Schbass ha m’r zesame<br />

gehat. On of d’r Haimfart, of d’r Audoban, do mossde doch<br />

os Hond noch so arich nerich. Foar dä, foar d’r Hond, wuer<br />

agehale – awer mier, mier blewen drof setze. Gerda Greis<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 29


Vor einigen Monaten<br />

fuhr ich mit meiner<br />

Frau von Köln rheinaufwärts<br />

Richtung Koblenz.<br />

Es war ein wunderschöner<br />

Tag, der<br />

sich allerdings deutlich<br />

dem Ende zuneigte.<br />

Kurz vor Koblenz wurde<br />

es langsam dunkel,<br />

und wir machten uns<br />

Gedanken, wo wir übernachten<br />

könnten. So<br />

durchquerten wir mit<br />

dem Wagen langsam<br />

einige Straßen im Zentrum<br />

von Koblenz auf<br />

der Suche nach einem<br />

angenehmen Hotel. Doch alle wirkten auf uns eher unruhig<br />

oder auch zu modern. Daher verließen wir die Stadt<br />

wieder, obwohl die Dunkelheit zunahm. Wir fuhren weiter<br />

den Rhein herunter, in der Hoffnung, doch noch ein Hotel<br />

zu finden, das unserer Stimmung entsprach. So fanden wir<br />

irgendwann in der nächsten Stunde in einem kleinen, am<br />

Rhein gelegenen Ort ein in der Dunkelheit eher alt wirkendes<br />

Hotel, das wir nur über einige sehr verwinkelte Gassen<br />

erreichten. Genau erkennen konnten wir es nicht mehr,<br />

es machte einen eher antiquierten Eindruck, wirkte nicht<br />

sehr belebt, doch es lag direkt am Rhein. Während ich im<br />

Wagen wartete und auf dem Vorplatz wendete, ging meine<br />

Frau in das Hotel, um zu erkunden, ob wir dort ein Zimmer<br />

bekommen könnten. Sie kam nach einigen Minuten wieder<br />

heraus, lachte mich an und meinte, ich solle es mir doch ansehen,<br />

es wäre schon etwas Besonderes, und es würde mir<br />

sicher gefallen.<br />

So gingen wir beide hinein und wurden noch im Treppenhaus<br />

von einem älteren Mann begrüßt, der sich als der<br />

Inhaber vorstellte. Über mit Teppich belegten Stufen führte<br />

er uns einige verwinkelte<br />

Treppenstufen hinaus in<br />

die zweite Etage und<br />

zeigte uns ein freies<br />

Zimmer mit Blick auf<br />

den Rhein. Das Zimmer<br />

war deutlich aus einem der letzten Jahrhunderte. Eichenbalken<br />

stützten die Decke, die Fenster waren klein, die<br />

Möbel stammten wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert,<br />

konnten aber auch deutlich älter sein.<br />

Das Zimmer wirkte gepflegt und sauber. Es war renoviert,<br />

hatte ein Bad im Nebenraum. Insgesamt wirkte es<br />

großzügig. Der Preis war angemessen für ein Doppelzimmer.<br />

Wir fragten, ob wir noch etwas zu essen bekämen –<br />

Altersbilder<br />

Wochenende in einer anderen Zeit<br />

Das Hotel, erklärte sie uns, sei das älteste Haus am Rhein.<br />

Das Zimmer war deutlich aus einem der<br />

letzten Jahrhunderte.<br />

und jetzt erklärte uns<br />

der Besitzer, er wäre<br />

auch der Koch, und<br />

wir könnten sicher<br />

noch etwas aus der<br />

Küche bekommen.<br />

So sagten wir also zu,<br />

das Zimmer zu nehmen.<br />

Wir holten unsere<br />

Koffer, machten<br />

uns frisch und gingen<br />

dann nach unten in<br />

den Speisesaal. Und<br />

waren fasziniert. Wir<br />

fanden zwei großzügige<br />

Räume vor, einen<br />

Vorraum mit Garderobe,<br />

an der einige Pelzmäntel<br />

und Pelzjacken hingen. Ein großer, deutlich alter Eichentisch<br />

war hier das prominenteste Möbel. Die Bilder an den<br />

Wänden waren ebenso aus den letzten Jahrhunderten wie<br />

vieles von dem Geschirr, das hier ausgestellt war. Eine<br />

Obstschüssel mit Äpfeln stand auf dem Tisch, Accessoires<br />

für Zigarrenraucher waren ausgelegt.<br />

Wir durchquerten den Raum und betraten den Speisesaal.<br />

Er war eine Augenweide! Alle Tische waren eingedeckt.<br />

Das Geschirr war deutlich alt. Die Blumen auf den<br />

Tischen frisch. Römergläser für Wein waren aufgestellt.<br />

Wir hatten den Eindruck, dass eine größere Abendgesellschaft<br />

erwartet wird. An der rechten Raumseite war eine<br />

Sitzecke aus alten Holzmöbeln und einer prominenten<br />

Holzbank eingerichtet: dort saß eine ältere, vornehm wirkende<br />

Frau in schwarzem Kostüm und begrüßte uns. Wie<br />

sich zeigte, war sie die Bedienung.<br />

Sie trat auf uns zu und bot uns auf unsere Frage, wo wir<br />

uns hinsetzen könnten, an, einen der freien Tische zu wählen.<br />

Verunsichert fragten wir noch einmal nach, da wir dachten,<br />

dass noch andere Gäste<br />

erwartet werden. Ob<br />

wir uns wirklich überall<br />

hinsetzen könnten?<br />

Sie bejahte dies. Also<br />

wählten wir einen Tisch<br />

am Fenster zum Rhein, wo wir noch Schiffslichter entlangziehen<br />

sahen.<br />

Die ältere Dame – so konnte man sie nur bezeichnen –<br />

reichte uns eine Speisekarte. Dann erschien der Besitzer,<br />

der uns, nachdem wir gewählt hatten, eine Weinempfehlung<br />

aussprach. Um es abzukürzen – sowohl das Essen wie<br />

der Wein waren vorzüglich. Vorzüglicher jedoch war der<br />

Service und die Umgebung, die uns an diesem Abend ➤<br />

30 durchblick 2/<strong>2006</strong>


sehr beeindruckten sowie dieser ältere Besitzer und Koch<br />

und die ältere Frau. Beim Frühstuck am anderen morgen<br />

erfuhren wir von dieser Frau, die wieder bediente, dass sie<br />

Geschwister seien. Sie führten dieses Hotel seit Jahrzehnten.<br />

Beide waren sicher über siebzig Jahre alt, wie wir anhand<br />

der Daten ihrer Lebensgeschichte, die sie uns erzählten,<br />

errechnen konnten.<br />

Das Hotel, erklärte sie uns, sei das älteste Haus am<br />

Rhein. Der Frühstücksraum, in dem wir saßen, war ein<br />

kleiner Anbau an den Speisesaal. Das Geschirr war etwas<br />

gemischt, einerseits altes Hotelgeschirr aus verschiedenen<br />

Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts (und manches vielleicht<br />

auch etwas älter), die Butterschale an einer Stelle leicht angeschlagen.<br />

Doch serviert<br />

wurde mit einer –<br />

ja, hier ist das richtige<br />

Wort grandezza, und<br />

serviert wurde ebenfalls<br />

großzügig. Wir waren<br />

die einzigen Gäste (wie<br />

auch am nächsten Tag). Wir fühlten uns im Mittelpunkt.<br />

Altersbilder<br />

Die Geschwister residierten während unserer Malzeiten<br />

in der oben erwähnten Sitzecke mit der großen Holzbank.<br />

Sie hatten so immer alles im Blick. Dies war unser Eindruck<br />

während der Malzeiten, die wir einnahmen. Dieses<br />

im Blick haben hatte für unser Gefühl nichts damit zu tun,<br />

dass sie alles kontrollierten – wir fühlten uns zwar beobachtet,<br />

hatten dabei jedoch den Eindruck, dass das Interesse<br />

darauf gerichtet war, dass wir uns wohlfühlten, dass es<br />

uns an nichts fehle. Wir hatten auch den Eindruck, dass<br />

diese Sitzecke im großen Speisesaal ihr Refugium sei, der<br />

Platz, an dem sie aßen, die Geschäftsbücher führten, Vertreter<br />

empfingen, Tischwäsche ausbesserten.<br />

Wir kamen mit den beiden Geschwistern ins Gespräch<br />

und erfuhren, dass sie dieses Hotel seit mehreren Jahrzehnten<br />

führen. Sie berichteten von großen Gesellschaften, die sie<br />

bewirtet hatten, sie erzählten von bedeutenden Persönlichkeiten,<br />

die bei Ihnen gewohnt<br />

und gefeiert hatten.<br />

Sie gaben uns zu<br />

verstehen, dass sie das<br />

Hotel, ihr Hotel, noch<br />

so lange führen wollen,<br />

wie sie dies eben können.<br />

Sie erzählten, dass sie erst letztes Jahr mehrere tausend<br />

Euro für die Renovierung des Weinkellers investiert hätten.<br />

Wir hatten jedoch den Eindruck, dass das<br />

Interesse darauf gerichtet war, dass wir uns<br />

wohlfühlten, dass es uns an nicht fehle.<br />

Sie gehen davon aus, dass dieses Hotel von ihren Erben<br />

nicht übernommen wird.<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 31


Liebe<br />

Siegen, den 19. 4.1948<br />

Liebes Fräulein Smuda,<br />

sind Sie bitte nicht zu sehr erstaunt,<br />

einen Brief von einem Ihnen<br />

Unbekannten zu erhalten.<br />

Das heißt, so ganz unbekannt<br />

nicht. Es ist der Mann, der vorige<br />

Woche in Sassenhausen hamsterte.Wissen<br />

Sie, als ich so mir<br />

nichts dir nichts in Eure Küche<br />

kam, war ich erst verlegen. Dass<br />

ich auf ein so nettes Mädel stoßen<br />

würde, brachte mich so etwas aus<br />

der Fassung. Ich möchte auch<br />

nicht den Brief so sehr in die Länge<br />

ziehen, ich möchte Sie etwas<br />

fragen. Sind Sie aber nicht böse<br />

und nicht überrascht. Des ganzen<br />

Briefes Sinn ist nur eine kleine<br />

große Bitte.<br />

Wissen Sie, ich suche einen<br />

guten Kameraden, eine Freundin.<br />

Allerhand, nicht wahr? Ich möchte<br />

Sie einmal fragen, ob wir nicht<br />

versuchen könnten, Kameraden<br />

zu werden. Eigentlich ein bisschen<br />

stark, nicht wahr? Darf ich<br />

Ihnen hin und wieder schreiben?<br />

Wissen Sie, wie mir zu Mute war,<br />

als ich von Sassenhausen weg<br />

ging? Wie einem Primaner.<br />

Ich möchte Ihnen ja vieles<br />

schreiben oder sagen, aber leider<br />

weiß ich nicht, was Sie dann über<br />

mich denken würden. Ich habe<br />

mir hinterher überlegt, warum ich gerade Ihrem Vater eine<br />

Freude machen musste und warum Sie dann in der Stube<br />

waren. Vielleicht musste es so sein. Wollen Sie mir einmal<br />

wieder schreiben? Bitte nicht aus falschem Dank, sondern<br />

nur von Mensch zu Mensch. Fräulein Smuda, ohne Voreingenommenheit<br />

und ohne Schmus hat es noch immer die<br />

besten Freundschaften gegeben. Tag für Tag wollte ich<br />

Ihnen sofort schreiben, aber ich traute mich nicht recht.<br />

Unsere Redakteurin Erika Krumm stöberte einen alten<br />

Liebesbrief auf.<br />

In der Hoffnung, dass Sie mir einmal wieder schreiben<br />

werden, grüßt Sie recht herzlichst Ihr Fritz Müller<br />

32 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Gesellschaft<br />

Auf Schatzsuche<br />

(nicht in Goldgräbermanier unterwegs oder, vielleicht doch?)<br />

Allein, wieder allein, schmettert uns der Zarewich aus<br />

der gleichnamigen Oper schon seit ewigen Zeiten schaurig<br />

schön entgegen. Wir bekommen eine Gänsehaut. Sein Bass<br />

ertönt zwar aus den weiten Steppen Russlands, ein Setting,<br />

das, sicherlich, nicht vergleichbar ist mit den, z.T., gehobenen<br />

Single-Dasein in unseren Breitengraden heute, doch,<br />

ich denke, es spielt nur eine untergeordnete Rolle, wo der<br />

Mensch allein ist.<br />

Ist es Schicksal, d. h., Bestimmung? Jeder Mensch kommt,<br />

versehen mit seinem eigenen Auftrag, auf diese Welt. Ist es<br />

eine Entscheidung des Unterbewussten, aus welchen Gründen<br />

auch immer? Es gibt auch den bewussten Entschluss.<br />

Nur, wie fühlt es sich manchmal an, wenn niemand da ist,<br />

der weiß, wonach sich auch der selbst bestimmteste Single<br />

wider Willen sehnt?<br />

Die Liebe ist eine Himmelsmacht! Sie kann es sein.<br />

Doch, welche Abgründe tun sich auf, wenn man in ihrem<br />

Namen unterwegs ist. Ob die Liebe zu Gott oder zu einem<br />

Partner gemeint ist, es wird gekämpft, geschlagen, gefoltert,<br />

misshandelt und gemordet. Seelische Grausamkeit,<br />

wie sie in dem Film<br />

„Wer hat Angst vor Virginia<br />

Wolff“ so genial<br />

dargestellt wird, ist die<br />

subtilere Form, die noch<br />

eine gewisse Ästhetik<br />

aufweist. Was wieder<br />

die Frage aufwirft: Wie kommt das Böse in die Welt? Der<br />

Begriff Macht ist, z.T., negativ besetzt, aber vom Himmel<br />

kommend. Krieg und Eros.<br />

Allein-Leben lässt sich kultivieren, es wird heroisiert und<br />

dramatisiert. Die Gefahr besteht darin, als Autist zu enden<br />

und die andere Welt nicht mehr zu verstehen.<br />

Als ich, endlich frei von beruflichen Zwängen – die<br />

Fesseln durfte ich vor zehn Jahren schon etwas früher abstreifen,<br />

als heute vorgesehen – lag ein weites Feld vor mir,<br />

dass gestaltet werden wollte. Ich hatte das Gefühl, die<br />

ganze Welt stünde mir offen. Wie stellte ich mir meine<br />

„Noch-Zukunft“ vor? Ein Umzug stand an. Die Frage<br />

lautete: will ich auch weiterhin alleine leben oder einen<br />

gezielten Versuch unternehmen, das vermeintlich passende<br />

Deckelchen doch noch zu finden? Vielleicht sollte ich<br />

mit mehreren Damen und Herren zusammen eine WG als<br />

Wohnform gründen. Die beiden letzteren Experimente<br />

scheiterten vorerst. Ich habe inzwischen viele Abstriche<br />

gemacht, von dem himmelstürmenden Gefühl der tausend<br />

Möglichkeiten mich verabschiedet, allerdings auch vieles<br />

übersehen oder nicht aufgegriffen.<br />

Wie und wo sollte ich das Schicksal herausfordern,<br />

meinen Marktwert testen? In meiner Jugend gab es die Tanzschule,<br />

für die Jugend<br />

heute die Disco. Gepflegte<br />

Tanztees sind<br />

in ländlichen Gegend<br />

nicht üblich, die Herren<br />

der Schöpfung ziehen<br />

nicht wie einsame Wölfe<br />

durch die Straßen der Stadt, sie kultivieren ihre Zurückgezogenheit.<br />

Man stößt nur auf Damenkränzchen- und Zirkel.<br />

Ob die Liebe zu Gott oder zu einem Partner<br />

gemeint ist, es wird gekämpft, geschlagen,<br />

gefoltert, misshandelt und gemordet.<br />

Das Selbst definiert sich durch die Betrachtung des<br />

eigenen Lebens, daher, was machte es für mich so spannend<br />

in meiner Jugend, ungebunden zu sein? War in mir der<br />

archaische Freiheitstrieb übermäßig stark ausgeprägt? Ich<br />

fühlte mich privilegiert, von anderen beneidet, trug Verantwortung<br />

nur für mich selbst und mein Tun. Ich konnte<br />

reisen, mich bilden, mich weiter entwickeln. Mir wurde<br />

erst später bewusst, dass Letzteres auch in einer Partnerschaft<br />

möglich ist, vor allem über Kinder tun sich zahlreiche<br />

neue Räume auf.<br />

Im Alter verschieben sich die Werte. Jugend und Schönheit<br />

dahin, das Erleben des „ich kam, sah und siegte auch<br />

limitiert, eingeholt und überholt von denjenigen, die mich<br />

früher beneidet haben, wüsste ich familiäre Bindungen<br />

jetzt zu schätzen. Wie es in einem „Spiegelartikel“ heißt,<br />

wird der Single als defizitäre Figur wahrgenommen. Das<br />

schmerzt. Ist er unvollständig, weil ihm seine bessere Hälfte<br />

fehlt, nicht gesellschaftsfähig, weil er nicht der Norm entspricht,<br />

heute schon eher als vor Jahren? Das bewusste<br />

Auf dem Friedhof hatte ich keinen verlorenen Partner<br />

zu betrauern. Es ist häufig die Stätte, wo Witwen oder<br />

Witwer Kontakt miteinander aufnehmen. Im Leid vereint<br />

– die Familienverhältnisse auf dem Land sind über Generationen<br />

hinweg überschaubar, geht man aufeinander zu.<br />

Kurschatten fristen ihr Dasein meist im Verborgenen,<br />

Reisebekanntschaften bleiben so flüchtig wie die Eindrücke<br />

selbst.<br />

Also, ein Inserat in der Zeitung, früher ein anrüchiger<br />

Vorgang, seit Jahren akzeptiert, wenn auch nicht unbedingt<br />

als erste Wahl. Das Internet war vor 10 Jahren dafür noch<br />

nicht eingerichtet. Der „Spiegel“ warnt vor Schmuddelseiten<br />

und Chatrooms, in denen sich, im Schutze der Anonymität,<br />

die Verklemmten und Versauten der Nation tummeln.<br />

Auch in den anspruchsvollen Zeitungen lesen sich die<br />

Anzeigenseiten so, als seien dort mehr Traumtänzer als<br />

Traumpartner unterwegs. Alleine auf den Weg machen<br />

musste man sich schon im 17. Jahrhundert nicht. 1650<br />

eröffnete Henry Robinson in der Londoner Threadneedle-<br />

Street das erste historisch dokumentierte Eheanbahnungs-<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 33


Gesellschaft<br />

institut. Sir John Dimly, Lord of Manor und Henry Castle,<br />

war sein erster Kunde. Seine Lordschaft wünschte einen<br />

Vertrag mit einer jungen Frau zu schließen. Das wichtigste<br />

Kriterium: die Frau musste ein Vermögen von 300 Gulden<br />

besitzen. Es war gleich, ob sie Jungfrau oder Witwe oder<br />

schwanger war. Die romantische Liebe als Motiv der Ehe<br />

ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Statt anrührender<br />

Liebesbriefe in meiner Jugend, wie abgebildet, heute E-<br />

Mails und SMS-Botschaften in verhaltenem Stakkato.<br />

Nur so am Rande bemerkt: ein großer Teil der heutigen<br />

Jugend vermittelt mir den Eindruck, als sei der Ausdruck<br />

ihrer Emanzipation zu sehr in Romantik eingebettet, die<br />

feministische Bewegung scheint erst recht den Rückwärtsgang<br />

eingelegt zu haben. Nur holde Weiblichkeit auf einem<br />

Es war spannend, 12 Herren wagten sich aus ihrer<br />

Reserve, ich wählte aus: einen Herrn aus Dortmund, der<br />

sich, im zarten Alter von 60 Jahren, in Latzhose und mit<br />

Pferdeschwanz vorstellte, in keinem festen Arbeitsverhältnis.<br />

In seinem Antwortschreiben hatte er sich als Antiquitätenhändler<br />

ausgewiesen.<br />

Einen Herrn aus Köln, in seiner schriftlichen Beschreibung<br />

stellte er sich als blondschopfiger Germane vor – trug<br />

bei unserem Treffen Glatze und Ledermantel. Wohnung mit<br />

Panoramablick auf den Rhein. Auf einer Bank am Rheinufer<br />

fragte er wiederholt, ob ich verstanden hätte, dass Sex ihm<br />

sehr wichtig sei. Er bemerkte nämlich bei seinen körperlichen<br />

Kontaktversuchen, dass ich sehr auf Distanz ging. Es folgte<br />

eine Einladung zu einer Tasse Tee ohne Kuchen. Am Telefon<br />

stellte sich ein Herr vor,<br />

dem es sehr wichtig war,<br />

dass seine zukünftige Partnerin<br />

keine Kundin von<br />

Triumph sei. Man muss<br />

wissen: Triumph krönt die<br />

Figur, ein sehr bekannter<br />

Markenname für Dessous.<br />

Er wünschte sie sich also<br />

ohne formende und stützende<br />

Unterwäsche.<br />

Die Herren der Schöpfung kultivieren ihre Zurückgezogenheit. (Gemälde: „Nachtwächter“<br />

von Edward Hopper, 1942)<br />

einzigen Verführungstrip. Ich hatte mir für meine etwas ungewöhnliche<br />

Anzeige die „Zeit“ ausgesucht, wohl wissend,<br />

dass ich, um es gelinde auszudrücken, in der SZ auf völliges<br />

Unverständnis stoßen würde. An den genauen Wortlaut erinnere<br />

ich mich nicht mehr, daher habe ich mir für diesen<br />

Bericht einen aktuelleren, aber ähnlichen Text, ausgedacht.<br />

Antikes Gemälde, 70 Jahre alt, in noch gut erhaltenem<br />

Rahmen, möchte seine alten Tage in guten Händen verbringen,<br />

setzt, neben einer guten Erscheinung, musische Interessen<br />

bei seinem Bewerber voraus, möchte respektiert,<br />

bewundert und geliebt werden.<br />

Oder:<br />

Älteres Semester, dem Jugendstil verfallen,<br />

aber nicht unbotmäßig in der Erscheinung,<br />

musisch sehr interessiert,<br />

sucht Herrn ähnlicher Ausstattung,<br />

der auch nicht alleine noch älter werden möchte.<br />

Ein weiterer Bewerber,<br />

der mir aus seiner Sommerresidenz<br />

auf Mallorca<br />

selbst verfasste romantische<br />

Gedichte zugeschickt<br />

hatte, suchte mich auf, und<br />

ich erschrak bei seiner<br />

körperlichen Kleinheit. In<br />

kurzen Hosen sah er durch<br />

die Haustürscheibe wie der<br />

Briefträger aus. Mir fiel ein, dass er zu seiner Körpergröße<br />

in seinem Brief nicht Stellung genommen hatte. Er kam<br />

verspätet, weil er am Wegrain einen Feld- und Wiesenblumenstrauß<br />

für mich gepflückt hatte. Er bescheinigte mir<br />

eine erotische Ausstrahlung. Da es ihm schwer fiel, sich zu<br />

angemessener Stunde zu verabschieden, musste ich ihn hinaus<br />

komplimentieren. Ich willigte in einen Gegenbesuch<br />

ein, da mir nachgesagt wird, ich würde den Männern gar<br />

keine Chance geben. In Augsburg sprang er dann schon an<br />

meinem ersten Tag zur Morgenstunde nackt in seiner Wohnung<br />

und im Garten umher, verschwand bei meinem<br />

Erscheinen hinter der Gardine und bedeckte seine Blöße.<br />

Unser erster gemeinsamer Ausflug ging an den FKK- Strand<br />

– ohne Vorwarnung – er lag nackt, ich blieb im Bikini.<br />

Mir war klar geworden, dass ich auf einer längeren<br />

Odyssee durch die Anzeigenseiten der Zeitungen viel<br />

Demut würde aufbringen müssen, und davon besaß ich<br />

noch nicht genug.<br />

Erika Krumm<br />

34 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Die Anna kam von Sachsen.<br />

Ein Prinz nahm sie zur Frau.<br />

Der machte nicht viel Faxen.<br />

Sie war schon früh erwachsen.<br />

Ihr Blut war mächtig heiß – au, au<br />

Und so blau, und so blau, und so blau.<br />

Ballade<br />

Wie Rubens nach Siegen kam<br />

28. Juni: Rubens’ Geburtstag<br />

Woran die zwei nicht dachten<br />

in Leidenschaft und Hast,<br />

War, dass die Schergen wachten<br />

und in den Turm sie brachten.<br />

Die Anna ist vergrämt, verblasst<br />

in dem Knast, in dem Knast, in dem Knast.<br />

Der Prinz zog aus gen Spanien,<br />

so kühn und selbstbewusst.<br />

Er kämpfte für Oranien.<br />

Sein Weib blieb in Germanien.<br />

Ihr Herz schrie laut nach Liebeslust –<br />

In der Brust, in der Brust, in der Brust.<br />

Baby Rubens zart und klein…<br />

Aus Flandern kam verwegen<br />

ein Mann, nicht grad aus Holz.<br />

Der kam ihr sehr gelegen;<br />

drum kam sie ihm entgegen.<br />

Sie pfiff auf Gattentreu und Stolz.<br />

Na was soll’s, na was soll’s, na was soll’s.<br />

Der Mann, der sich kasteite,<br />

weil er’s so nicht gewollt.<br />

Dem stand sein Weib zur Seite<br />

das ihn gar bald befreite<br />

Mit Briefen, edel, fromm und hold<br />

Und mit Gold, und mit Gold, und mit Gold.<br />

Den Prinzen drückten Schulden<br />

mehr als der Rache Pein.<br />

Er nahm sechstausend Gulden<br />

Und wies aus Kerkers Mulden<br />

Den Sünder hier in Siegen ein.<br />

Oh, wie fein, oh, wie fein, oh, wie fein.<br />

Der Mann, ein Rechtsberater,<br />

blieb brav in Acht und Fron.<br />

Und nur noch Gutes tat er.<br />

Er wurde gar noch Vater.<br />

Sein Weib, das schenkte ihm zum Lohn<br />

Einen Sohn, einen Sohn, einen Sohn.<br />

Nach knapp zwei Jahren stahl er<br />

mit Weib und Kind sich fort.<br />

Das Kind, das wurde Maler,<br />

ein weltberühmt genialer.<br />

Der sprach von seiner Herkunft Ort<br />

nicht ein Wort, nicht ein Wort, nicht ein Wort.<br />

Es war den Residenzen<br />

und auch der Stadt fatal.<br />

Doch nach 400 Lenzen<br />

kann man mit Rubens glänzen.<br />

Der nässte hier die Windeln mal,<br />

Ganz egal, ganz egal, ganz egal.<br />

Baby Rubens zart und klein …<br />

So singt man unterm Krönchen<br />

die Schicksalsmelodie<br />

von Siegens größtem Söhnchen<br />

in allerhöchsten Tönchen.<br />

Man passt sich an – an das Genie<br />

aber wie – aber wie – aber wie???????<br />

Maria Anspach<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 35


Aus dem Siegerland<br />

Dem „Ollerndommes“ auf der Spur<br />

Von Geistern begeistert, durchblick-Redaktion mit Stephan Göbel.<br />

Wer nachts schlecht schläft und im Siegerland wohnt,<br />

hat wahrscheinlich schon manchmal ein seltsames Lärmen<br />

gehört, ein Rumpeln, und Scharren, das seinen Ursprung<br />

unter dem Dach, auf dem Boden (mundartlich „Ollern“)<br />

haben muss. Wer dort im Gerümpel nachforscht, nichts findet<br />

und im heimischen Brauchtum kramt, der stößt irgendwann<br />

auf den „Ollerndommes“.<br />

Stephan Göbel (36), mit Künstlernamen Langenau wie<br />

sein Geburtsort im nördlichen Siegerland, ist dem Poltergeist<br />

auf die Spur gekommen. Langenau arbeitet als Autor<br />

mit dem Wort, als Maler mit Farbe und Form. „Das ungute<br />

Gefühl, dass da irgendetwas unterm Dach vor sich geht,<br />

kennt jeder – und solange es nur der Ollerndommes ist,<br />

braucht man sich über Marder oder Einbrecher keine<br />

Gedanken zu machen“, findet Langenau.<br />

Für diesen Kobold, und für eine ganze Schar seiner<br />

„Artgenossen“, die über Jahrhunderte durch die lebendige<br />

Phantasie der Siegerländer geisterten, will Langenau in<br />

Bild und Wort ein Podium schaffen. Eine kleine Auswahl<br />

der Geisterfamilie ist im März und April in einer Ausstellung<br />

der Galerie „Kunst mit uns“ vorgestellt worden. Auch<br />

in einem Verlag sollen die Geschöpfe (etwa 60 an der Zahl)<br />

mit ihrer „Erst-Erscheinung“ endlich auf sich aufmerksam<br />

machen.<br />

Die mit Tusche Schwarz auf Weiß gebannten Bilder<br />

zeigen auf den ersten Blick nur schemenhaft, dass da etwas<br />

Gruseliges vorüberhuscht.<br />

Aber der Künstler „Langenau“<br />

will niemandem<br />

Angst machen: „Die Geister<br />

und Kobolde verlieren<br />

ihren Schrecken meistens<br />

schon durch den sehr<br />

trockenen, doppelbödigen<br />

Humor der Siegerländer<br />

Mundart.“<br />

Wer genau hinsieht<br />

und hinhört, kann jedoch<br />

etwas mehr entdecken.<br />

„Es gibt noch viele ältere<br />

Leute, die sich an solche<br />

Erzählungen erinnern,“<br />

sagt der Autor. „Man muss<br />

aber manchmal lange bohren,<br />

bis die Erinnerung<br />

wiederkommt.“ Die Oma,<br />

der Padde, Marktfrauen –<br />

jeder kann eine Quelle für<br />

diese Geschichten sein.<br />

Einzelne Chronisten mit<br />

einem Fundus alter Dorfgeschichten, erzählten von solchen<br />

Figuren ohne Konturen, die nicht greifbar, aber doch so<br />

lebendig geblieben sind.<br />

Da ist auch noch „D’r lange Moaschbicher“. Der wirft<br />

nachts plötzlich – so erfuhr es Langenau – seinen langen,<br />

finsteren Schatten auf den Nacken der Wachenden, die er<br />

„in der Tiefe der Nacht heimsucht“. Ein Erlebnis der besonderen<br />

Art war es, als Langenau dem nicht sehr einfallsreichen<br />

„Langen“ zum ersten Mal begegnete: Da saß er mit<br />

einem Nachbarn in einer Sommernacht auf der Gartenbank<br />

und zu weit fortgeschrittener Stunde sagte dieser, mit dem<br />

Schlaf kämpfend: ,Idds schdead d’r lange Moaschbicher<br />

henner mer’“. Natürlich stand da niemand. Und Langenau<br />

weiß jetzt auch, warum: „Wenn man sich umsieht, ist er bereits<br />

wieder verschwunden und sucht weitere schlaflose<br />

Menschen heim.“ Das Schreckgespenst wurde mit der fortschreitenden<br />

Industrialisierung erstmalig in der Gegend um<br />

Mudersbach entdeckt, hat aber dort, wie es scheint, keinen<br />

festen Wohnsitz.<br />

Gnadenlos bösartig sind diese Typen alle nicht, aber<br />

Langenau verrät in seinem Buchmanuskript, dass sie auch<br />

nicht unbedingt „auf die leichte Schulter zu nehmen“ sind.<br />

Er verfolgte ihre Spuren auch da , wo sie fest mit Sitten und<br />

Gebräuchen der Region verbunden sind, und nennt dafür<br />

Beispiele: D’r Lombbefüddeler (Lumpenschwindler) zog<br />

in alten Zeiten – meist vom Bergischen ins Siegerland<br />

kommend – mit Körbemaa, Scheerschliffer oder ➤<br />

36 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Gruddjong (Krautjunge) von Haus zu Haus und verscheuchte<br />

kleine Kinder vom Treppenabsatz. Als Kinderschreck<br />

soll er von gestressten Eltern herbeizitiert worden<br />

sein und schon allein mit seinem grauslichen, zerlumpten<br />

Äußeren den Widerstand des Nachwuchses gezähmt haben.<br />

Seit Scherenschleifer, Korbflechter oder Lumpensammler<br />

mehr und mehr von moderneren Vertretern an den Wohnungstüren<br />

der Mietkasernen oder Bungalows abgelöst<br />

wurden, „spuken“ eben diese in der Gegend herum. Aber<br />

Langenau vermutet, dass die „Klinkenputzer“ jetzt eher<br />

selbst in Schrecken versetzt werden: „Von Kids, die mit<br />

Handys, coolen Sonnenbrillen und fetten Piercings vor der<br />

Haustür rumhängen.“<br />

Ein über die Grenzen des Siegerlandes bekannter<br />

Genosse, der auch heute noch gelegentlich von Eltern um<br />

seinen Einsatz gebeten wird, ist der Boömaa. Er soll sich bei<br />

seinen nächtlichen Auftritten<br />

aber so vor sich<br />

selber fürchten, dass er<br />

sich das Bettlaken über<br />

den Kopf zieht. Unter<br />

den etwa 60 Gestalten, die Langenau auf seiner Spurensuche<br />

gesammelt hat, finden sich auch einige, die eine gute Absicht<br />

mit Furcht erregenden Mitteln zum Ziel bringen wollen. Zu<br />

ihnen gehört das „Wueschdemännche“. Das ist ein im<br />

Grunde gutmütiger und tierlieber Öko-Typ. Er soll als „eingefleischter<br />

Vegetarier“ – so Langenau – in Schlachtküchen<br />

und Großfleischereien erschienen sein und „seinen leisen<br />

Bann“ gesprochen haben. Durch würgende Geräusche mit<br />

dem Finger im Hals soll er den Schlächtern und Kunden<br />

den Appetit auf Fleisch und Wurst brutal verdorben haben.<br />

Als „ziemlich undurchschaubar“ beschreibt der Biograf<br />

der Siegerländer Natur- und Hausgeister das „Aggamännche.“<br />

Ihm kam zu Ohren, dass dieser Kobold oft auf als<br />

klobiger Stein auf den Feldern herumliegt und freundlich<br />

glotzt. Aber es sei auch gesagt, dass es riskant ist, ihn mitzunehmen,<br />

zum Beispiel als Bremser in Garageneinfahrten:<br />

„Das mag er sicher gar nicht. Ich kann nur zur Vorsicht raten!“<br />

Aus dem Siegerland<br />

Wo „Männcher“ allerlei Spuk treiben,<br />

sind „Wiever“ nicht weit.<br />

Wo „Männcher“ allerlei Spuk treiben, sind „Wiever“<br />

nicht weit. Vom Behwibbche (Bietefrau) ist bekannt, dass<br />

es im wirklichen Leben seinen Dienst früher als Totenfrau<br />

angeboten hat, die Sterbefälle in der Gemeinde aufnahm<br />

und die Toten ankleidete. Die Geistervariante der Bietefrau<br />

zählt Langenau zu der Sorte von Spukgestalten, die sich mit<br />

ihren früheren Verdiensten in Erinnerung bringen wollen.<br />

Trotzdem ist sie schüchtern und bleibt immer hinter der<br />

Friedhofsmauer.<br />

Nicht ganz so unheimlich ist das Oahwiemmche, das –<br />

so Langenau – „zurückgezogen auf halber Strecke zwischen<br />

dem Mittelohr und den verschlungenen Wegen des<br />

Innenohrs“ lebt. Zwar „möchte es niemanden stören“, es<br />

kann aber doch nicht verhindern, dass „sein leises Wispern“<br />

sich auf den ganzen Menschen überträgt, zu dem das<br />

betroffene Ohr gehört. Kinder, die plötzlich anfangen zu<br />

flüstern und zu wispern,<br />

ahnen nicht, was<br />

da bei ihnen piepst.<br />

Aber weil es so rücksichtsvoll<br />

ist, kriecht<br />

das Oahwiemmche irgendwann ganz unbemerkt aus den<br />

Gehörgängen. Was Langenau von Langenau da vorstellt, ist<br />

eine Fundgrube für Forscher des Siegerländer Brauchtums.<br />

Von ihm erfunden – dafür verbürgt er sich – ist nicht eines<br />

dieser phantastischen Wesen. Wie sie heißen und was sie<br />

trieben, blieb bisher unveröffentlicht. Nur vereinzelt fand<br />

er schriftliche Quellen, etwa zum Sagenschatz oder zum<br />

Aberglauben in der Region, wo die eine oder andere Gestalt<br />

genannt wurde.<br />

Langenau dankt allen, die seine Sammlung mit ihrem<br />

Wissen bereichert und ihm Mitglieder aus der Siegerländer<br />

Spukfamilie vorgestellt haben. Und gerne nimmt er weitere<br />

Anregungen auf: Wer ihm über die Redaktion schreibt oder<br />

eine E-Mail an ollerndommes@gmx.net sendet, bekommt<br />

auf jeden Fall eine Antwort. Er verspricht: „Die Kobolde<br />

und Geister werden in ihrer ganzen augenzwinkernden<br />

Schauderhaftigkeit erscheinen.“ Maria Anspach<br />

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durchblick 2/<strong>2006</strong> 39


„Zur Hemmung einer Feuersbrunst ist alsbald die<br />

Niederreißung aller benachbarten Gebäude das beste Mittel.“<br />

Solche aus dem Mittelalter stammende Erkenntnis<br />

findet sich unter anderen Besonderheiten in den Annalen<br />

der Freiwilligen Feuerwehren Siegen und Eiserfeld. In<br />

einer liebevoll gestalteten Broschüre der Eiserfelder Wehr,<br />

die 1927 zum 50-jährigen Bestehen herausgegeben wurde,<br />

ist zugleich eine Chronik der Gemeinde noch erhalten.<br />

Aber auch aus der Festschrift<br />

„100 Jahre Freiwillige Feuerwehr<br />

Siegen“, im Mai 1965,<br />

erfahren wir Erstaunliches über<br />

die Bemühungen aus der Vergangenheit,<br />

dem „Roten Hahn“<br />

den Kampf anzusagen. Im Zusammenhang<br />

mit Feuerschutz<br />

und Feuerwehr gab es schon im<br />

Mittelalter Vorschriften und<br />

Gesetze von drakonischer Härte.<br />

So heißt es im „Weisthum<br />

für Nassauische Lande“, einer<br />

Gesetzessammlung aus früheren<br />

Jahrhunderten von 1784:<br />

„Jeder Unterthan soll hinfüro<br />

Töpfe und Pfannen zudecken, auf dass die Katzen, die sich<br />

so oft darauf legen oder setzen, das Feuer nicht etwa an sich<br />

ziehen und in Scheunen und Ställe tragen, bei sechs Gulden<br />

Strafe.“<br />

Wenn bei Einbruch der Dunkelheit entdeckt wurde, dass<br />

noch Feuer im Ofen brannte, waren sogar 10 Gulden Strafe<br />

fällig. „Gewärmte Steine oder sonstiges Geschirr“ durften<br />

- „wegen trauriger Erfahrung, dass Entzündung erfolgt,<br />

nicht in ein Bett gelegt werden.“ Wenn jemand Asche auf<br />

den Boden schüttete, drohte ihm die achttägige Turmstrafe<br />

bei Wasser und Brot. Das Tabakrauchen auf der Straße oder<br />

gar im Bett, war ein Vergehen, das noch zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts mit „Zorn und Zucht“ verfolgt wurde.<br />

„Denunzianten solcher Übeltäter“ bekamen fünf Reichstaler<br />

„zur Belohnung.“<br />

Zur Bekanntmachung einer drohenden Feuersnot wurde<br />

befohlen, „keine Weiber, sondern zuverlässige Gemeinsleute<br />

oder Purschen“ zu schicken. Von Emanzipation war<br />

damals im alten Siegen noch nicht ein glimmendes<br />

Fünkchen zu verspüren. Wenn jemand das Verschulden<br />

einer Feuersbrunst nach Meinung der Obrigkeit nachgewiesen<br />

wurde, drohte ihm Strafe „an Leib und Leben, Hab<br />

und Gut“, nach der „peinlichen Halsgerichtsordnung“. Das<br />

war eine Maßnahme, die – wie der Name verrät – nicht nur<br />

peinlich, sondern lebensgefährlich werden konnte. Bei<br />

Ausbruch eines Feuers bewaffneten sich die gewählten<br />

Bürger mit Hacken, Gabeln, Leitern, Feuerpfannen und<br />

großen durchnässten Tüchern, die auf den brennenden<br />

Strohdächern ausgebreitet wurden.<br />

Aus dem Siegerland<br />

Aus den Annalen der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Erstes motorisiertes Löschfahrzeug, 1925 (Quelle:<br />

Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Siegen)<br />

Im 16.,17., und 18. Jahrhundert hatte jeder frisch<br />

getraute Ehemann der Gemeinde am Hochzeitstag einen<br />

ledernen Eimer zu spenden. Diese Eimer trugen die Initialen<br />

des Besitzers und hingen, seit es das Spritzenhaus gab,<br />

an den dafür angebrachten Stangen. Im Ernstfall mussten<br />

sie an langer Kette das Wasser zum Brandherd befördern.<br />

1792 verfügte Siegen über 655 Feuereimer. Die Leitung<br />

einer Brandbekämpfungsaktion lag in den Händen der gräflichen<br />

Befehlshaber, der Schultheisen<br />

und Bürgermeister. Zwei<br />

Scharwächter zogen stündlich<br />

durch die Gassen der Stadt: mit<br />

ihrem Ruf „Bewahrt das Feuer<br />

und das Licht, damit der Stadt<br />

kein Schade geschicht“. So viel<br />

aus der guten, alten Zeit, vor<br />

der Gründung der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Eiserfeld (1872)<br />

und der Siegener Wehr (1865).<br />

Zum ersten Jahrhundertjubiläum<br />

der Siegener „Freiwilligen“<br />

1965 erschien eine Festschrift<br />

mit Rückblicken auf die<br />

Anfänge und Schilderung der vergleichsweise revolutionär<br />

wirkenden Entwicklung. Verfasser war der damalige Stadtarchivar<br />

Alfred Lück, der mit seinen Büchern und Schriften<br />

– auch über die verheerenden Brandkatastrophen und<br />

ihre Folgen – die Heimatliteratur um wertvolle Erkenntnisse<br />

bereichert hat.<br />

Da ist zu erfahren, dass nach dem katastrophalen<br />

Großbrand von 1695 noch im selben Jahr nach Verantwortlichen<br />

für fünf weitere Brände gefahndet wurde. Am<br />

16. August des Jahres wurde eine Magd, die ihres Herren<br />

Haus angezündet haben sollte, zum Tode verurteilt und auf<br />

einem am Schafhaus aufgerichteten Scheiterhaufen verbrannt.<br />

Ein Mann mit dem „Zweiten Gesicht“, der „Feuerseher<br />

Mannus Rüß“ soll Unruhe, Ängste und Verdächtigungen<br />

in der Bevölkerung ausgelöst haben. An vielen<br />

wieder schnell errichteten Häusern wurden Inschriften angebracht,<br />

die an die Feuersbrunst erinnerten. 1889 fand<br />

man unter dem Putz am Haus Ecke Kornmarkt/Untere<br />

Metzgergasse folgende Inschrift: „Hier endet sich der große<br />

Brand und Feuer, weil Gott uns half und tat die beste Steuer.<br />

Ach lasst uns ihn und unseren Nächsten lieben, so wird<br />

uns fürohin kein Feuer so betrüben. – Ehleut Stahlschmidt<br />

Anno 1696 den 16. Juni. –“<br />

Leidenschaftliche Hingabe<br />

In den Annalen der Eiserfelder Wehr berichtet Oberbrandmeister<br />

Heinrich Flick von dem ersten Zusammenschluss<br />

der Eiserfelder Bürger, die das Bedürfnis hatten,<br />

dem Feuerlöschwesen eine feste Ordnung zu geben. Die ➤<br />

40 durchblick 2/<strong>2006</strong>


Aus dem Siegerland<br />

Gemeinde war 1877 im Besitz von zwei Spritzen. Deren<br />

Bedienung war aber, wie zu erfahren war, so anstrengend,<br />

„dass nur leidenschaftliche Hingabe im Interesse der Allgemeinheit<br />

hier Ersprießliches schaffen konnte.“ Die ersten<br />

Wehrleute trugen weiße Kittel und schwarze Wachstuchmützen.<br />

Erst 1907 wurden 90 Tuchröcke beim Schneider<br />

in Auftrag gegeben, aber nur „für besondere Gelegenheiten“.<br />

1878 hatte man eine fortschrittliche „Zubringerspritze“<br />

mit Saugvorrichtung angeschafft. Mit dieser Errungenschaft<br />

konnte den schon vorhandenen Spritzen Wasser<br />

zugeführt werden. Selbst nach 50-jährigem Einsatz war der<br />

Zubringer zum Stolz der Gemeinde noch völlig intakt.<br />

Die „Eiserfelder Musikkapelle“ hat der Einführung<br />

dieser Spritze ins Gemeindeleben feierlichen Charakter<br />

verliehen. Weniger feierlich nannte Flick indessen das<br />

Verhalten der Kapelle beim so genannten „Nassmachen der<br />

Spritze“. Blasinstrumente sollen damals zu Schlaginstrumenten<br />

umfunktioniert worden sein. Der Brandmeister<br />

vermerkte: „Diese nicht zur Wehr gehörende Kapelle hatte<br />

einen solchen Ruf, dass Eiserfelder ihr Heimatdorf verleugneten,<br />

wenn - außerhalb der Grenzen des Dorfes – die<br />

Auftritte der Musiker Gesprächsstoff lieferten.“ Aus heutiger<br />

Sicht wird schmunzelnd vermutet, dass es sich dabei um<br />

ein Gerücht handeln muss.<br />

Nach der Gebietsreform 1975 musste die Freiwillige<br />

Feuerwehr, Amt Eiserfeld – unter Löschzugführer Adolf<br />

Kunze – ihre Eigenständigkeit aufgeben. Heute ist der<br />

Löschzug Eiserfeld im großen Verbund der Siegener<br />

Kollegen integriert. Der „Musikzug der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Siegen“ ist seit 1925 fester Bestandteil der<br />

Wehr. Bei der Bürgerschaft, und über die Grenzen der<br />

Region hinaus, hat der beliebte Klangkörper – mit namhaften<br />

Dirigenten – sich Rang und Ruf erworben.<br />

Der große Dichter Friedrich Schiller hat der Feuerwehr<br />

in seinem „Lied von der Glocke“ ein Denkmal gesetzt mit<br />

den Worten: „Wohltuend ist des Feuers Macht, wenn sie der<br />

Mensch bezähmt, bewacht.“<br />

Maria Anspach<br />

Gesellschaft<br />

„Alter als Chance“<br />

Vom 16. bis 18. Mai <strong>2006</strong> fand in Köln der 8. Deutsche<br />

Seniorentag statt. Veranstalter war die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen (BAGSO),<br />

die über ihre 90 Mitgliedsverbände mehr als 12 Millionen<br />

Senioren in Deutschland vertritt. Die BAGSO versteht<br />

sich als Interessensvertretung der älteren Generationen,<br />

die bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Stellung<br />

einfordert, die ihnen in einer immer älter werdenden<br />

Gesellschaft zukommt. Die Kölner Großveranstaltung<br />

stand unter dem Motto „Alter als Chance“ und wurde von<br />

annähernd 20.000 älteren Menschen besucht.<br />

„Die sieben ganztägigen Foren zu den Themen Gesundheit,<br />

sinnerfülltes Leben im Alter oder Miteinander<br />

der Generationen fanden ebenso großen Anklang wie das<br />

Forum, in dem es um Alter als Chance für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung ging. Lebendige Diskussionen entstanden<br />

vor allem in den Veranstaltungen, die sich inhaltlich<br />

mit der politischen Partizipation älterer Menschen in unserer<br />

Gesellschaft befassten. Stark besucht waren auch die<br />

Workshopangebote rund um neue Lebens- und Wohnformen<br />

im Alter sowie Wellness für Senioren oder auch Ratgeber<br />

rund um das Thema Recht und Finanzen. Weitere<br />

Informationen wurden an mehr als 150 Messeständen geboten.<br />

Mitglieder der beteiligten BAGSO-Verbände erarbeiteten<br />

außerdem eine „Kölner Erklärung“ mit folgenden<br />

Kernaussagen:<br />

• In einer Gesellschaft des langen Lebens sind die<br />

Potenziale des Alters durch Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

zu nutzen:<br />

• Lebens- und Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer<br />

sind eine wichtige Ressource, daher ist alles zu tun, damit<br />

sie im Arbeitsprozess bleiben können.<br />

• Um Fürsorge und Unterstützung hilfsbedürftiger älterer<br />

Menschen sicherzustellen, ist auch die Generation<br />

der sog. „jungen Alten“ aufgerufen, Mitverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

• Freiwilliges Engagement bereichert die Gesellschaft,<br />

deshalb sind neue Formen der sozialen, politischen und<br />

kulturellen Partizipation älterer Menschen zu schaffen<br />

und auszubauen.<br />

• Bei politischen Entscheidungen müssen die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

der Älteren gefördert werden. Die<br />

notwendigen Strukturen dafür sind zu schaffen.<br />

• Die BAGSO appelliert an die Wirtschaft, stärker in den<br />

Dialog mit älteren Menschen zu treten und bei der<br />

Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen die<br />

Bedürfnisse Älterer einzubeziehen.<br />

Alle Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen<br />

sind aufgefordert, Sorge dafür zu tragen, dass sich<br />

ältere Menschen auf die Solidarität der Gemeinschaft und<br />

die Sicherstellung ihrer Existenz verlassen, in Würde und<br />

Achtung ihrer Person alt werden und entsprechend ihren<br />

Fähigkeiten am Leben in der Gesellschaft teilhaben<br />

können.“<br />

Erich Kerkhoff<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 41


Aus dem Siegerland<br />

Gemeinde war 1877 im Besitz von zwei Spritzen. Deren<br />

Bedienung war aber, wie zu erfahren war, so anstrengend,<br />

„dass nur leidenschaftliche Hingabe im Interesse der Allgemeinheit<br />

hier Ersprießliches schaffen konnte.“ Die ersten<br />

Wehrleute trugen weiße Kittel und schwarze Wachstuchmützen.<br />

Erst 1907 wurden 90 Tuchröcke beim Schneider<br />

in Auftrag gegeben, aber nur „für besondere Gelegenheiten“.<br />

1878 hatte man eine fortschrittliche „Zubringerspritze“<br />

mit Saugvorrichtung angeschafft. Mit dieser Errungenschaft<br />

konnte den schon vorhandenen Spritzen Wasser<br />

zugeführt werden. Selbst nach 50-jährigem Einsatz war der<br />

Zubringer zum Stolz der Gemeinde noch völlig intakt.<br />

Die „Eiserfelder Musikkapelle“ hat der Einführung<br />

dieser Spritze ins Gemeindeleben feierlichen Charakter<br />

verliehen. Weniger feierlich nannte Flick indessen das<br />

Verhalten der Kapelle beim so genannten „Nassmachen der<br />

Spritze“. Blasinstrumente sollen damals zu Schlaginstrumenten<br />

umfunktioniert worden sein. Der Brandmeister<br />

vermerkte: „Diese nicht zur Wehr gehörende Kapelle hatte<br />

einen solchen Ruf, dass Eiserfelder ihr Heimatdorf verleugneten,<br />

wenn - außerhalb der Grenzen des Dorfes – die<br />

Auftritte der Musiker Gesprächsstoff lieferten.“ Aus heutiger<br />

Sicht wird schmunzelnd vermutet, dass es sich dabei um<br />

ein Gerücht handeln muss.<br />

Nach der Gebietsreform 1975 musste die Freiwillige<br />

Feuerwehr, Amt Eiserfeld – unter Löschzugführer Adolf<br />

Kunze – ihre Eigenständigkeit aufgeben. Heute ist der<br />

Löschzug Eiserfeld im großen Verbund der Siegener<br />

Kollegen integriert. Der „Musikzug der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Siegen“ ist seit 1925 fester Bestandteil der<br />

Wehr. Bei der Bürgerschaft, und über die Grenzen der<br />

Region hinaus, hat der beliebte Klangkörper – mit namhaften<br />

Dirigenten – sich Rang und Ruf erworben.<br />

Der große Dichter Friedrich Schiller hat der Feuerwehr<br />

in seinem „Lied von der Glocke“ ein Denkmal gesetzt mit<br />

den Worten: „Wohltuend ist des Feuers Macht, wenn sie der<br />

Mensch bezähmt, bewacht.“<br />

Maria Anspach<br />

Gesellschaft<br />

„Alter als Chance“<br />

Vom 16. bis 18. Mai <strong>2006</strong> fand in Köln der 8. Deutsche<br />

Seniorentag statt. Veranstalter war die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen (BAGSO),<br />

die über ihre 90 Mitgliedsverbände mehr als 12 Millionen<br />

Senioren in Deutschland vertritt. Die BAGSO versteht<br />

sich als Interessensvertretung der älteren Generationen,<br />

die bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Stellung<br />

einfordert, die ihnen in einer immer älter werdenden<br />

Gesellschaft zukommt. Die Kölner Großveranstaltung<br />

stand unter dem Motto „Alter als Chance“ und wurde von<br />

annähernd 20.000 älteren Menschen besucht.<br />

„Die sieben ganztägigen Foren zu den Themen Gesundheit,<br />

sinnerfülltes Leben im Alter oder Miteinander<br />

der Generationen fanden ebenso großen Anklang wie das<br />

Forum, in dem es um Alter als Chance für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung ging. Lebendige Diskussionen entstanden<br />

vor allem in den Veranstaltungen, die sich inhaltlich<br />

mit der politischen Partizipation älterer Menschen in unserer<br />

Gesellschaft befassten. Stark besucht waren auch die<br />

Workshopangebote rund um neue Lebens- und Wohnformen<br />

im Alter sowie Wellness für Senioren oder auch Ratgeber<br />

rund um das Thema Recht und Finanzen. Weitere<br />

Informationen wurden an mehr als 150 Messeständen geboten.<br />

Mitglieder der beteiligten BAGSO-Verbände erarbeiteten<br />

außerdem eine „Kölner Erklärung“ mit folgenden<br />

Kernaussagen:<br />

• In einer Gesellschaft des langen Lebens sind die<br />

Potenziale des Alters durch Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

zu nutzen:<br />

• Lebens- und Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer<br />

sind eine wichtige Ressource, daher ist alles zu tun, damit<br />

sie im Arbeitsprozess bleiben können.<br />

• Um Fürsorge und Unterstützung hilfsbedürftiger älterer<br />

Menschen sicherzustellen, ist auch die Generation<br />

der sog. „jungen Alten“ aufgerufen, Mitverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

• Freiwilliges Engagement bereichert die Gesellschaft,<br />

deshalb sind neue Formen der sozialen, politischen und<br />

kulturellen Partizipation älterer Menschen zu schaffen<br />

und auszubauen.<br />

• Bei politischen Entscheidungen müssen die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

der Älteren gefördert werden. Die<br />

notwendigen Strukturen dafür sind zu schaffen.<br />

• Die BAGSO appelliert an die Wirtschaft, stärker in den<br />

Dialog mit älteren Menschen zu treten und bei der<br />

Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen die<br />

Bedürfnisse Älterer einzubeziehen.<br />

Alle Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen<br />

sind aufgefordert, Sorge dafür zu tragen, dass sich<br />

ältere Menschen auf die Solidarität der Gemeinschaft und<br />

die Sicherstellung ihrer Existenz verlassen, in Würde und<br />

Achtung ihrer Person alt werden und entsprechend ihren<br />

Fähigkeiten am Leben in der Gesellschaft teilhaben<br />

können.“<br />

Erich Kerkhoff<br />

durchblick 2/<strong>2006</strong> 41


Leserbriefe/Impressum<br />

Das fiel uns auf …<br />

… dass Glück wichtiger als Reichtum ist<br />

Nach einer jetzt veröffentlichen Studie des BAT-Freizeit-<br />

Forschungsinstituts ist Glück für viele Deutsche wichtiger<br />

als Geld und Reichtum. Die wichtigsten Werte im Leben<br />

sind danach Familie, eine friedvolle Welt, eine intakte<br />

Natur und Toleranz.<br />

… dass man mit 104 Jahren noch einen Partner braucht<br />

eine 104 Jahre alte Malaysierin heiratete zum 21. Mal, und<br />

zwar einen 71 Jahre jüngeren Mann. Auch in diesem biblischen<br />

Alter sehnt sich der Mensch offensichtlich nach<br />

einem Partner.<br />

… dass eine 63jährige britische Frau schwanger ist<br />

Eine britische Ärztin ist nach künstlicher Befruchtung im<br />

siebten Monat schwanger und wird wohl im Großmutteralter<br />

noch ein Baby bekommen. Ob die Dame sich darüber<br />

im Klaren ist, was auf sie zukommt bzw. was sie ihrem<br />

Kind damit antut?<br />

Auflösung der Rätsel auf Seite 18<br />

1. Lieder raten: a) Du hast Glück bei den Frauen, Bel Ami; b) Das<br />

gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder; c) Ob blond oder braun, ich<br />

liebe alle Frau’n; d) Ich tanze mit dir in den Himmel hinein; e) Ein<br />

Lied geht um die Welt; f) Am Brunnen vor dem Tore; g) Sag beim<br />

Abschied leise: Servus. 2. Tiere auf dem Bauernhof: a) Hund;<br />

b) Katzen; c) Kühe; d) Schweine; e) Pferde; f) Hühner; g) Enten;<br />

h) Spinnen; i) Fliegen; j) Mäuse; k) Mistkäfer; l) Kälbchen; m) Stallhasen;<br />

n) Schafe; o) Küken; p) Würmer; q) Ziegen. 3. Versteckte<br />

Körperteile: a) Mund, Kopf; b) Leber, Galle; c) Magen, Auge;<br />

d) Zeh, Bein; e) Wade, Ohr; f) Bauch, Elle; g) Lippe, Hand; h) Arm,<br />

Auge; i) Ferse, Zunge; j) Herz, Hand; k) Milz, Niere. 4. Außenseiter:<br />

a) Walzertraum v. Oskar Strauß; b) Falstaff v. Giuseppe Verdi; c) Vetter<br />

aus Dingsda v. Eduard Könnecke; d) Dornröschen von Peter Tschaikowsky;<br />

e) Sinfonische Tänze v. Hindemith; f) Undine v. ETA Hoffmann;<br />

g) Madame Butterfly v. Puccini; h) Militärsinfonie v. Haydn;<br />

i) Schöpfung v. Haydn; j) Kleine Nachtmusik v. Mozart. 5. Rätsel-<br />

Herbst: Zwiebel; Eicheln; Kürbis; Banane; Kastanie; Rüben;<br />

Kartoffel; Pflaume; Bohne; Tomate; Spinat; Knoblauch; Orangen;<br />

Spargel; Karotten. 6. Was dreht sich um den Sommer: Tulpe.<br />

Zu guter Letzt<br />

Aus dem Briefverkehr zweier Freundinnen:<br />

… Ferner wollte ich Dir heute erzählen, was der kleine<br />

Engel (3 Jahre, Anm. d. Redaktion) gestern gebracht hat.<br />

Ich wurde um 10.15 Uhr angerufen und gebeten, Mats aus<br />

dem Kindergarten zu holen, da er dreimal in hohem Bogen<br />

erbrochen habe.<br />

Ich holte ihn ab; kaum waren wir zur Tür rein, hatte<br />

er Hunger und Durst. Nach fünf Stunden Dauerterror<br />

(spielen/fernsehen/hüpfen wollen) rief ich – auf deren<br />

Bitte hin – im Kindergarten an und sagte: „Er hat NIX –<br />

das Gesundheitsamt muss nicht informiert werden“.<br />

Am Abend im Bett sagte er: „Ich habe gewonnen“. Als ich<br />

fragte wobei, kam: „Im Sprudelwetttrinken mit Sandro“<br />

Dann machte er ein Victory-Zeichen und rief: „Fünf Gläser“!<br />

durchblick<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V., im Auftrag der<br />

Stadt Siegen – Seniorenbüro<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“ · Marienborner Straße 151 · 57074 Siegen<br />

Telefon + Fax <strong>02</strong> 71/ 6 16 47 · Mobil 01 71/ 6 20 64 13<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

montags bis freitags von 9.00 bis 12.00 Uhr<br />

dienstags auch von 14.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Maria Anspach, Friedhelm Eickhoff (verantw.), Eberhard Freundt,<br />

Dieter Gerst, Inge Göbel, Elisabeth Hanz, Dorothea Istock, Erich<br />

Kerkhoff, Heinz Köhler, Erika Krumm, Horst Mahle<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Barbara Kerkhoff, Thomas Benauer, Astrid E. Schneider, Fritz<br />

Fischer, Gerda Greis, Mathias Kraus, Anke Könnecker, Helga Siebel-<br />

Achenbach<br />

Fotos/Zeichnungen/Grafik:<br />

SATURN, M. Anspach, D. Istock, E. Freund, F. Fischer, T. Benauer,<br />

E. Kerkhoff, Dr. D. Berger, Astrid E. Schneider, F. Eikhoff, D. Gerst,<br />

P. P. Rubens<br />

Gestaltung:<br />

Lisa Kristin Klein, Eric Schumacher<br />

Gesamtherstellung:<br />

Vorländer · Obergraben 39 · 57072 Siegen<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach Ltg., alle Redakteure, Ulrike Schneider,<br />

Ellen Schumacher, Fred Schumacher, Hannelore Münch, Fritz Fischer,<br />

Paul Jochum, Elisabeth Flöttmann, Susanne Krummenacker, Helga<br />

Sperling, Hermann Wilhelm, Dieter Wardenbach, Wilma Scheffer.<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Auflage:<br />

8000. Der durchblick liegt kostenlos bei den Sparkassen, Apotheken,<br />

Arztpraxen, den Zeitungsverlagen, der City-Galerie, in Geschäften<br />

des Siegerlandzentrums und in öffentlichen Gebäuden aus. Für die<br />

Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />

werden nicht zurückgeschickt. Für unsere Anzeigenkunden gilt die<br />

Preisliste 6/2004.<br />

42 durchblick 2/<strong>2006</strong>


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