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2007-03

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Aus der Redaktion<br />

Inhaltsübersicht:<br />

Aus der Redaktion <strong>03</strong><br />

Mein geliebter „durchblick“ 04<br />

Wenn alle Brünnlein fließen 07<br />

Eine erfolgreiche Kämpferin 08<br />

Sejener Barea‘schdalt en de drissicher Joarn 09<br />

„Stammkunden“ im Gerichtssaal 10<br />

Hundepfoten öffnen Türen ins Innerste 12<br />

Voll daneben 15<br />

Zum Marathon in New-York 15<br />

Neuseeland 16<br />

Das Altmühltal per Rad erkunden 19<br />

Tabak - Hamstertour - Freiburg 1947 20<br />

Kyrill verwahrte eine dicke Samenbirke für Kompass-Karl 22<br />

Der Kommentar 24<br />

„Bei Oma und Opa darf ich das aber!“ 25<br />

Alte und neue Brunnen in Siegens Oberstadt 26<br />

Der neue Brunnen am Maat 28<br />

Kleine Betrachtung 29<br />

Adieu, Servus und Goodbye! 30<br />

Menschenwürde bis zum Schluss? 33<br />

Flucht aus dem Gefängnis durch das brennende Siegen 34<br />

„Recht auf gute und menschenwürdige Hilfe“ 35<br />

Gedächtnistraining 36<br />

Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mahnt zur Vorsorge 38<br />

Siegerlandhalle 40<br />

Aus dem Seniorenbeirat 42<br />

Marias Krimi 44<br />

Leserbeitrag - Eine wahre Begebenheit ... 46<br />

Discountpflege 48<br />

Leserbriefe 49<br />

Das fiel uns auf 50<br />

Lösungen / Impressum / Zu guter Letzt 50<br />

Über ein zehnjähriges Jubiläum verliert man in der Regel wenig Worte. Ein Händedruck,<br />

wenn‘s hochkommt verbunden mit einer kleinen Prämie, müssen für gewöhnlich<br />

ausreichen. Ein „Zehnjähriges“ in unserer Seniorenzeitung ist<br />

jedoch etwas Besonderes! Bedingt durch das Einstiegsalter unserer<br />

Mitglieder, das oftmals weit jenseits der „Sechzig“ liegt, sind die aktiven<br />

Jahre naturgemäß gezählt. Wir freuen uns, mit dieser Ausgabe die<br />

zehnjährige Zugehörigkeit von Inge Göbel zur durchblick-Redaktion<br />

feiern zu können. Frau Göbel hat in jeder der letzten 40 Ausgaben mit<br />

mindestens einem Beitrag ihre Leserinnen und Leser erfreut.<br />

Neben ihrer Redaktionstätigkeit ist Inge Göbel im Herausgeberverein<br />

„durchblick-siegen Information und Medien e.V.“ als zweite<br />

Vorsitzende tätig. Darüber hinaus arbeitet Frau Göbel an ihrem zweiten Buch, das im<br />

November in der durchblick-buchreihe erscheinen wird.<br />

Wir gratulieren ihr zu dem Jubiläum und wünschen ihr und uns noch viele<br />

gemeinsame Jahre.<br />

Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 3


Aus dem durchblick<br />

Mein geliebter „durchblick“<br />

Ich schreibe, also bin ich. Ein wenig vermessen, aber<br />

ich hätte es mir nie träumen lassen. In der Schule schrieb<br />

ich gute Aufsätze, verschickte Briefe mit total verschachtelten<br />

Sätzen an meine Freundinnen, die diese, oft genug,<br />

nicht verstanden und führte Tagebuch über Jahre. Dem<br />

Spiel mit der Sprache war ich schon immer verfallen. Mit<br />

kleinen Schritten näherte ich mich vor etwa acht Jahren<br />

der Veröffentlichung meines Gedankengutes. Der „durchblick“<br />

bot und bietet mir die Plattform.<br />

Ein engagiertes Team hat zwanglos zueinander gefunden,<br />

um eigene Erlebnisse, Betrachtungen, Themen, die im<br />

Trend liegen, und aktuelle Ereignisse in Worte zu fassen<br />

und sie einer interessierten Leserschaft näherzubringen. Es<br />

hat sich herauskristallisiert, dass jeder Einzelne von uns<br />

seine speziellen Neigungen hat und für sich Schwerpunkte<br />

setzt, Übergriffe sind erlaubt, der Anspruch recht hoch.<br />

Der Häuptling der Autoren-Gang ist Friedhelm Eickhoff,<br />

dem es großen Spaß macht, die Zeitung aus dem Material,<br />

welches wir ihm liefern, zu gestalten und ihr den<br />

letzten Schliff zu geben. Seine neueste Leidenschaft ist die<br />

ausgefeilte Bebilderung der Artikel, womit er uns manchmal<br />

fast zur Verzweiflung treibt, wenn beim besten Willen<br />

kein passendes Foto aufzutreiben ist oder der Artikel sich<br />

nicht sonderlich gut für eines eignet.<br />

Zweimal im Monat, jeweils am ersten und dritten Dienstag<br />

– Änderungen vorbehalten – sind Redaktionssitzungen.<br />

Nach Verabschiedung einer Ausgabe findet ein Nachruf<br />

auf letztere statt, d.h., wir überlegen, was wir verbessern<br />

könnten oder diskutieren, wo etwas total falsch oder sehr<br />

gut gelaufen ist. Eine große Mappe wird aufgeschlagen<br />

mit Leserbriefen, die uns als Echo zugegangen sind, mit<br />

wichtigen Informationen, Terminen und geplanten Veranstaltungen.<br />

Jeder dritte Dienstag ist auch der Öffentlichkeit<br />

zugänglich, und wir freuen uns immer, wenn sich<br />

jemand für unsere Tätigkeit interessiert. Irgendwann<br />

steigt die Spannung dann wieder, denn die neue Ausgabe<br />

geht in die Planung. Themen werden angerissen,<br />

einer der Autoren greift,<br />

vielleicht, das<br />

eine<br />

oder das andere auf, manche Vorschläge fallen auch unter<br />

den Tisch, weil keiner sich angesprochen fühlt.<br />

Mit Kreide wird auf einer großen Tafel vermerkt,<br />

wer über was zu schreiben gedenkt und wie viel<br />

Seiten der Einzelne für sich beansprucht. Manchmal reicht<br />

der Platz nicht<br />

aus und die Zeitung muss<br />

um einige Seiten<br />

erweitert<br />

werden. Die<br />

Vielfalt der<br />

vorgemerkten<br />

Berichte<br />

erlaubt es,<br />

in etwa ein<br />

Gleichgewicht<br />

zu<br />

schaffen<br />

zwischen<br />

ernsten,<br />

humorvollen,<br />

besinnlichen<br />

oder aktuellen Geschichten.<br />

Die Köpfe der Autoren<br />

rauchen, da sie auch dieses Mal den Erwartungen ihrer<br />

Leser wieder entsprechen wollen.<br />

Wenn dem Chef alle Berichte vorliegen, das Textgerüst<br />

erstellt ist, um das sich dann Werbung und Fotos ranken,<br />

wird Korrektur gelesen, und die Zeitung geht in Druck.<br />

Die neue Ausgabe ist fertig, die Erregung abgeklungen,<br />

der Chef leicht erschöpft.<br />

►<br />

Das komplette „durchblick“-Redaktionsteam während einer Arbeitssitzung.<br />

4 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Aus dem durchblick<br />

Auf los geht‘s los<br />

Alltag kehrt ein, denn die ca. 8500 Exemplare wollen<br />

verteilt werden. Auf diesem Gebiet sind Helga und<br />

ich mit unseren 700 Exemplaren ein fast unschlagbares<br />

Team, natürlich nicht die Einzigen, die in dieser Mission<br />

unterwegs sind, sondern weitere Autoren und liebe Menschen<br />

von außen. Es ergab sich einmal im Rahmen dieser<br />

Aktion folgende bizarre Geschichte: Man hatte uns<br />

versichert, die Zeitungen lägen zum Verteilen bereit im<br />

untersten Flur des Hauses Herbstzeitlos. Als Helga und<br />

ich dort eintrafen, durften wir feststellen, dass unser Chef<br />

den größten Teil der heißen Ware noch im Sprinter durch<br />

die Stadt spazieren fuhr.<br />

Die Zeit drängte, da einige unserer Anlaufstellen - als<br />

da sind Sparkassen und Arztpraxen - mittags ihre Tempel<br />

schließen. Es lagerte ein Stapel von Kartons vor Ort, nicht<br />

für uns vorgesehen, aber noch nicht abgeholt. Zwangsläufig<br />

mussten wir uns an diesem Stapel vergreifen. Jede Minute<br />

war ja mit Nachschub zu rechnen. Das Fatale an der Sache:<br />

der Stapel reichte nicht. Helga wusste Rat. Sie hatte in den<br />

Redaktionsräumen einige dort, leicht versteckte, Kartons<br />

erspäht, und ohne groß Gedanken daran zu verschwenden,<br />

warum die wohl ausgerechnet dort abgelegt wurden, griffen<br />

wir zu und freuten uns diebisch.<br />

In Geisweid hatten wir schon exzellente Arbeit geleistet,<br />

als mit unseren Augen etwas nicht zu stimmen<br />

schien. Entgegen kam uns nämlich, in seinem Sprinter, der<br />

Chef höchstpersönlich. Die Begegnung konnte kein Zufall<br />

sein. Irgendwie erinnerte mich die Verfolgungsjagd an die<br />

Schnitzeljagden, die wir in unserer Jugend durch die Stadt<br />

veranstalteten. Er signalisierte uns anzuhalten. Als beide<br />

Wagen auf dem nächstgelegenen Parkplatz sich gegenüberstanden,<br />

entstieg er in höchster Erregung seinem Gefährt.<br />

Die Kartons, die wir aus den Redaktionsräumen entfernt<br />

hatten, wären uns fast zum Verhängnis geworden.<br />

Es waren die Exemplare, die eingetütet und für den Versand<br />

fertig gemacht werden, d.h., es wird kein Werbematerial<br />

eingelegt. Letzteres ist aber unerlässlich für unsere<br />

Leser aus Siegen und näherer Umgebung, weil sehr wichtig<br />

für die Auftraggeber. Da der Chef im Besitz einer Verteilerliste<br />

ist, hatte er, mit fliegenden Fahnen, einige unserer<br />

Anlaufstellen schon abgeklappert, um vor denen mit der<br />

„falschen Ware“ zu warnen. Just diese Orte hatten wir noch<br />

nicht beliefert, auch lagen die verhängnisvollen Kartons als<br />

Bodensatz zuunterst und waren unberührt, so, als hätten<br />

wir geahnt, dass sie zum Sprengsatz werden könnten.<br />

Als Versöhnungsgeste lud der Chef uns zu einer Tasse<br />

Kaffee ein.<br />

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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 5


Aus dem durchblick<br />

Ein nicht alltäglicher Einkauf.<br />

Eine weitere Aufgabe harrte unser an diesem denkwürdigen<br />

Tag, die ihm, endgültig, einen Sonderstatus einräumen<br />

sollte. Fünf Autoren aus der „durchblick- Runde“ haben<br />

je ein eigenes, interessant zusammengestelltes Buch.<br />

(Siehe auch Kasten unten).<br />

Viermal im Jahr, bei Anfrage auch öfter, starten wir zu einer<br />

Lesung in Seniorenzentren und ähnlichen Institutionen.<br />

Unsere Leseecke sollte gemütlich sein. Also brauchten wir<br />

einen Sessel, eine Leselampe und ein Tischchen. Helga und<br />

ich planten, bei Ikea diesen Einkauf zu tätigen. Bezüglich<br />

der Anfahrt gingen unsere Meinungen schon auseinander,<br />

aber immerhin trafen wir dort ein. Wir betraten Neuland.<br />

Seit Jahrzehnten sind uns Luxuseinkaufstempel in Berlin,<br />

London oder Paris bekannt (nicht, dass wir unseren<br />

Träumen dort nachgegangen wären), aber keiner mit der<br />

Auflage: do it yourself. In der Richtung kannten wir nur<br />

SB-Backwarenläden oder Mac Donalds.<br />

In sich recht gestandene Frauen, legten wir hier ein erstaunlich<br />

naives Verhalten an den Tag, na ja, Seniorinnen<br />

eben. Zunächst stärkten wir uns in der Cafeteria, saßen dort<br />

auch, um ein gewisses Maß an Orientierung zu erlangen.<br />

Ein Wegweiser lotste uns in die Möbelausstellung. Das las<br />

sich doch schon ganz gut. Zielstrebig steuerten wir auf ein<br />

Arrangement zu (Bild), das für uns wie geschaffen schien.<br />

Wir schauten uns noch ein wenig um, kehrten dann aber<br />

zu dem zuerst erspähten Ensemble zurück, bestehend aus<br />

einem Sessel, einer Leselampe und einem Tischchen.<br />

Wir bedauerten, keinen Wagen mitgebracht zu haben und<br />

hielten Ausschau nach einem herrenlosen Vehikel. Eine junge<br />

Dame kreuzte unseren Weg, an ihrem Outfit unschwer als<br />

Angestellte des Hauses zu erkennen. Ganz indigniert teilte<br />

sie uns auf unsere Nachfrage nach einem Wagen mit, dass<br />

diese Ausstellungsstücke nicht mal so eben im Vorbeigehen<br />

eingeladen werden könnten. Es wäre eh kein Wagen groß<br />

genug gewesen. Sie forderte uns auf, die näheren Bezeichnungen<br />

den Schildchen an den einzelnen Teilen zu entnehmen,<br />

sie zu notieren und uns ins Lager zu begeben.<br />

Inge Göbel: Lachfalten und Freudentränen Gedichte<br />

– lustiges und ernstes Selbsterlebtes, Geschichten aus<br />

dem alten Siegen.<br />

Maria Anspach: Mummenschanz-Lieder und Gedichte<br />

Böse Lieder – schräge Lieder, Gespensterlieder, schwarze<br />

Lieder, Siegener Lieder.<br />

Gerda Greis: Kai Blatt net geschwatt Sehr gekonnte,<br />

pfiffige und durchweg humorvolle Beiträge.<br />

Eberhard Freund:...denn alles fließt Gedanken über<br />

das Leben, philosophische Betrachtungen zu Themen, die<br />

schon immer aktuell waren und es auch bleiben werden,<br />

so lange, wie es die Menschheit gibt.<br />

Erika Krumm: Kaleidoskop Besinnliche Streifzüge<br />

durch eine Themenvielfalt, immer auch in Beziehung zu<br />

der Autorin selbst.<br />

Die Abläufe erschlossen<br />

sich uns<br />

noch nicht, daher<br />

war die Verwirrung<br />

groß in der Riesenhalle.<br />

Wir schauten<br />

hilflos an den übereinander<br />

gestapelten<br />

Waren, die sich über<br />

lange Strecken hinweg<br />

zur Decke emporreckten,<br />

rauf und<br />

runter, in der Hoffnung,<br />

irgendwo auf<br />

das Gesuchte zu stoßen.<br />

Wir registrierten<br />

vorerst nicht, Die neue Leseecke<br />

dass die Durchgänge<br />

nach dem Alphabet geordnet waren und erkannten<br />

die Aussichtslosigkeit unseres Unterfangens. Wiederholt<br />

wandten wir uns an eine Angestellte. Der Sessel entpuppte<br />

sich als nacktes Gestell, die Ummantelung lagerte separat,<br />

so, dass uns die Farbe nicht mehr ganz präsent war, und<br />

unsere Notizen waren nicht vollständig. Also, nachbessern.<br />

Das Tischchen musste bestellt werden.<br />

Wir schlitterten erneut in eine peinliche Situation. Zuerst<br />

erfolgten lange Überlegungen, an welche Anschrift es gehen<br />

sollte. Dann entschieden wir uns für die Redaktion, und<br />

nun fehlten uns die Hausnummer des Hauses Herbstzeitlos<br />

und die Postleitzahl. Die junge Dame blätterte im Telefonbuch,<br />

stellte die Verbindung zur Redaktion her. Ein uns zu<br />

dem Zeitpunkt nicht bekannter, aber dort anwesender Herr<br />

nahm ab und startete die Suche nach einem Briefkopf, da er<br />

selbst überfordert war. Noch ein Gang zur Kasse und – wir<br />

waren total geplättet – endlich draußen Das System hatten<br />

wir inzwischen als denkbar einfach begriffen, aber sicher<br />

nicht die Absicht, so bald dort wieder vorstellig zu werden.<br />

Ein Trostpflästerchen für die wunden Seelen war die gute<br />

Aufnahme, die die erworbenen Schätze fanden.<br />

Erika Krumm<br />

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6 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Damals, im 1000-jährigen Reich, mussten alle Mädchen<br />

nach der Schulzeit entweder ein Jahr in einer kinderreichen<br />

Familie arbeiten oder, wenn man Glück hatte, wurde man<br />

ins Landjahr berufen. In unserem Jahrgang 1943/44 kamen<br />

40 Mädchen aus Siegen zusammen mit 40 Mädchen<br />

aus Bochum ins Münsterland. In Bad Essen wohnten wir<br />

hochherrschaftlich im Sommersitz der Baronin von dem<br />

Busssche, in der Leuchtenburg. Das ist die Linie, aus der<br />

auch der Gemahl der Königin Beatrix von Holland, Klaus<br />

von Amsberg, stammte.<br />

Wir hatten es wirklich gut getroffen, denn die Leuchtenburg<br />

lag in einem großen, parkähnlichen Garten mit altem<br />

Baumbestand. Manchmal kam die Baronin im Damensattel<br />

angeritten, um nach ihren Möbeln zu sehen, die alle in<br />

einem großen Saal zusammengestellt waren. Wir Mädels<br />

lebten dort in guter, damals benutzte man das Wort „Kameradschaft“,<br />

also in gutem Einverständnis miteinander. Wir<br />

hatten viel Sport, Schulungen, machten Prüfungen, sangen<br />

und spielten Theater.<br />

Histrorisches<br />

Wenn alle Brünnlein fließen<br />

Im Sommer gingen die Uhren allerdings anders. Dann<br />

forderten uns die umliegenden Gehöfte, alles große Bauern,<br />

zur Mitarbeit auf den Feldern an. Für bestimmte Arbeiten<br />

wurden dann gleich 10 oder 12 Mädels angefordert. Also<br />

zogen wir in unserer kleinen Kolonne in unseren blauweißen<br />

Arbeitskleidern und unserem roten Kopftuch durch die<br />

Wälder auf dem kürzesten Weg zu unseren Bauern. Fröhlich<br />

waren wir eigentlich immer und wenn in dieser Riege<br />

eine der Mädels mal in die Büsche musste, konnte es sein,<br />

dass sich alle anderen dazuhockten und ihr Wässerchen<br />

ließen. Wir waren ja unter uns !<br />

So war es auch an diesem Tag gewesen, und als wir<br />

verrichteter Dinge weiterzogen, hörten wir etwas entfernt<br />

das Liedchen „Wenn alle Brünnlein fließen“. Es war die<br />

Baritonstimme des Barons von dem Busssche. Er hatte<br />

wohl die Brünnlein rauschen gehört, denn er streifte immer<br />

mit seinem Hund und seiner Flinte durch seine Wälder.<br />

Natürlich war er ein Gentlemen und trällerte das Liedchen<br />

erst, als er etwas entfernt war und wir nicht mehr brüskiert<br />

wurden. Trotzdem haben wir uns im Nachhinein wegen unserer<br />

Unbekümmertheit geschämt und nach diesem Vorfall<br />

solche Dinge uns dann auch abgewöhnt.<br />

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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 7


Personalie<br />

Eine erfolgreiche Kämpferin<br />

Margret Fuchs rettete durch ihren unermüdlichen<br />

Einsatz den Bertramsplatz vor Betonbauten.<br />

Seit mehr als 50 Jahren ist der Park in der Unterstadt,<br />

auf dem ehemaligen Bertramsplatz, ein öffentlicher Park<br />

mit Kinderspielplatz. Dass dieser Platz erhalten blieb, verdanken<br />

die Bürger der Stadt zwei mutigen Frauen namens<br />

Margret Fuchs und Brigitte Vögele. Ohne sie hätte der<br />

Platz eine ganz andere Verwendung gefunden. Über die<br />

Geschichte des Bertramsplatzes hat Margret Fuchs selbst<br />

einen Artikel im durchblick Ausgabe 4/1989 geschrieben.<br />

Sie war Redakteurin dieser Seniorenzeitschrift von Anfang<br />

an, seit ihrer Gründung im Jahre 1986, bis 1990. Kurz zusammengefasst<br />

war das so mit dem Bertramsplatz: Die<br />

Nachkommen der Firma Bertrams, die einst auf diesem<br />

Gelände stand, beabsichtigten das Gelände der Stadt Siegen<br />

zu schenken mit der Auflage, dort für die Bürger der<br />

Stadt einen Erholungsgarten anzulegen. Die Stadt lehnte<br />

die Schenkung ab, um sich andere Optionen offenzuhalten.<br />

Es wurde ein „Schenkungskauf“ zum Grünlandpreis<br />

ausgehandelt.<br />

Der Platz wurde den Bürgern im Sommer 1954 als<br />

„Stadtgarten an der Sandstraße“ übergeben. In den darauf<br />

folgenden Jahren wurde er verkleinert, die Firma Hoesch<br />

baute auf dem Platz ein Gebäude, in dem heute das Jugendfreizeitzentrum<br />

Blue Box untergebracht ist. Als im Jahre<br />

1984 die Post ihre Fernmeldeverwaltung als Hochhaus auf<br />

dem Platz bauen wollte, schritten die Bürger entschlossen<br />

zur Gegenwehr, besonders engagiert Margret Fuchs und ihre<br />

Mitstreiterin, die leider schon 1992 verstorbene Brigitte<br />

Vögele. Sie sammelten an die 900 Unterschriften gegen den<br />

Bau und gründeten die Bürgerinitiative „Rettet den Bertramsplatz“.<br />

Es begann ein intensiver langjähriger Kampf<br />

für den Erhalt des Platzes. Mit verteilten Handzetteln,<br />

Bertramsplatz heute<br />

Unterschriften, Leserbriefen<br />

und Protesten bei<br />

den Entscheidungsträgern<br />

ging es zur Sache, sogar<br />

bis zum Postminister nach<br />

Bonn. In einer dicken Mappe<br />

hat die heute 84-jährige<br />

Seniorin alles gesammelt,<br />

was mit ihrem Einsatz für<br />

den Bertramsplatz zu tun<br />

hatte, jede Menge Schriftverkehr,<br />

Zeitungsartikel,<br />

Leserbriefe, Kinderzeichnungen.<br />

Der Platz wurde<br />

zu einem Politikum. Nach<br />

vier Jahren selbstlosem Margret Fuchs<br />

Einsatz war es so weit, der<br />

Bertramsplatz war gerettet. Im Jahre 1989 konnte die Stadt<br />

mit Geldern von Land und Bund den Platz von der Firma<br />

Hoesch zurückkaufen und im Laufe des nächsten Jahres zu<br />

einem Spiel- und Erholungsraum gestalten, so wie sich das<br />

die einstigen Besitzer des Platzes vorgestellt hatten und für<br />

was die Bürger gekämpft hatten.<br />

Die Bürgerinitiative wurde für ihr Engagement vom<br />

Land 1989 mit einem 2. Platz im Wettbewerb „Spielen in<br />

der Stadt“ ausgezeichnet. Wenn Margret Fuchs die Urkunde<br />

vorzeigt, erinnert sie sich daran, was man ihr damals im<br />

Ministerium sagte: „Es müsste viel mehr solch engagierte<br />

Menschen geben - dann würde nicht so oft am Bürger vorbei<br />

entschieden.“<br />

Jahre später, 1992, wurde Frau Fuchs vom Minister für<br />

Stadtentwicklung und Verkehr als Mitglied der Landeswettbewerbskommission<br />

für den Landeswettbewerb<br />

„Mehr Natur in die<br />

Stadt“ berufen und im Jahre 20<strong>03</strong><br />

erhielt sie die 12. Umwelturkunde<br />

der Kreisgruppe Siegen-Wittgenstein<br />

für uneigennütziges und unaufgefordertes<br />

Engagement für die<br />

Umwelt. Sie ist eine Frau, die sich<br />

engagiert, sich eingemischt hat, die<br />

unsere Stadt mitgestaltet hat.<br />

Die Bürgerinitiative „Rettet den<br />

Bertramsplatz“ hat gezeigt, dass<br />

Bürger doch etwas erreichen können,<br />

wenn sie fair und ehrlich kämpfen.<br />

Dazu Margret Fuchs: „Meist<br />

hört man doch nur: Die da oben<br />

machen ja doch, was sie wollen.<br />

Daran können wir nichts ändern.“<br />

Dorothea Istock<br />

8 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Historisches<br />

Sejener Barea‘schdalt en de drissicher Joarn<br />

Ech glauwe, hozedach ha m‘r all en Barewann, en Dusche<br />

orrer och baides, mänch ainer hät sogar e Schwemmbad em<br />

Huss. Mier jedenfalls hadden en de drissicher Joarn niks<br />

d’rfa. Ho wierd sech soweso fel ze fel gewäsche, mier ha<br />

frejer och net geschdonke, aimo en d’r Woche wuer gebad<br />

on de Onnerwäsch geweaselt. Os Hutt well garnet so fel<br />

gewäsche wearn; doch Schwemme ze go, es ho noch genau<br />

so gesond wi frejer.<br />

En d’r Barea’schdallt<br />

Mier gengen frejer foar de körberliche Railichkait am<br />

Wocheänn en Seje en de Barea’schdalt, fa d’r Sandschdrose<br />

uss ronner nom Kampe zo, onnerhalb „Nicolai’s Brekkelche”,<br />

rächts a d’r Sej geläje.<br />

Foar ganz glaine Kenner gobet domols noch kai<br />

Schwemmbäcke, awer ai foar di, di noch net schwemme<br />

konnen. Schbrenge konn m’r end groase Bäcke fa nem ai<br />

on nem dräj Meter Brätt. Fa d’r Galerie uss, oawe fam<br />

Gelänner, schbrongen Woghalsije merrem Köbber ronner,<br />

dat det Wasser nuer so schbratzde, wann d’r Baremaisder<br />

de Auge grad woannerscht hadde.<br />

Em Sommer konn m’r noch en d’r Sej schwemme.<br />

Hennerm Huss gobet en Läjjewes met Sonnescherme on<br />

zom Räkeln Läjjeschdeln. Separat woar e Wannebad ze<br />

nämme, en Sauna kom emo d’rzo. En nem Duschraum met<br />

zwo Dusche, groas genoch foar de ganze Familje, konn m’r<br />

sech en Rog o’geniert uss’do on afschrubbe. Mier dräffe<br />

os da onner de Brause, wofa et fier foarm Schwemmbäcke<br />

gob. Wasser schbarn woar net nerich. A de Kacheln henner<br />

dä Brause schdonn en groase schwarze Bochschdawe<br />

geschrewe:<br />

Abgespannte müde Glieder<br />

finden hier Erfrischung wieder<br />

Em Wender - em Sommer genget en d’r Leimber Wäjjer<br />

- nom mech min Groasmodder samstags emmer met en<br />

de Barea’schdalt, min Modder on dräj Dande komen och<br />

altemo. Als ech en de Schoal kom, konn ech schwemme<br />

met nuer e glai bessje Loft en de Schwemmflejjelcher. D’r<br />

Baremaisder Düsenbearch mainde domols, dat Glai könn<br />

och d’r one, awer ät waiset nur noch net.<br />

„Sall ech dech nommo dunke?” Da kasde bal schwemme!<br />

Min Groasmodder moch dat arisch gearn met mier<br />

on so oft, bes darrech no Loft schnabbe mossde. Si hadde<br />

en wane Schbass d’rbi, on ech konn se da net so got liere.<br />

Ech mossde emmer em Wasser zappeln, weil ech em glaine<br />

Schwemmbäcke met de Fese noch net bes of d’r Borrem<br />

kom. Hennerhear woll si daddat da werrer gotmache on<br />

säde: „Komm, itz schbrenge mier zwo Huckepacksches<br />

fam glaine Brätt?”. Ech fräjjde mech do emmer drof on<br />

hennerhear gobet jo och noch e groas Iss.<br />

Schbäer ha ech mech bi ear emo rewangiert; ech mossde<br />

dat aifach do. Si sollde och emo wesse wi dat es, wann m’r<br />

onner Wasser kän Loft me grijjt. Ech woar drutze, si bal<br />

sechzich; mier sin werrer Hucke’packsches. Onner Wasser<br />

ha ech mech bi ear of de Scholler geschdallt, mier komen<br />

nuer langsam hoch, on da hät si no Loft geschnabbt. Ech<br />

gräjet wane met d’r Angst ze do, si hät awer nuer geschannt<br />

on gesät: „Mier zwo schbrenge neme zesame, Du wierscht<br />

m’r ze schwear!”<br />

Ho noch ha ech e o’got Gefel, wann ech dra dänke, dänn<br />

ech hadde min Groasmodder arich gearn.<br />

Gerda Greis<br />

Der Imobilienmakler mit dem<br />

internationalen Netzwerk:<br />

www.engelvoelkers.com,<br />

siegen@engelvoelkers.com<br />

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selber Freude machen. Wie eine Eigentumswohnung.<br />

Damit bescheren Sie Ihren Kindern die ersten eigenen vier<br />

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Ihre Kinder wohnen und eine sichere Kapitalanlage für Ihre<br />

Zukunft. Grund genug, mal bei uns anzurufen. Und zwar<br />

noch vor dem nächsten Geburtstag, der ansteht.<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 9


Wenn jemand sich ganz<br />

und gar freiwillig Monat<br />

für Monat, Jahr für Jahr,<br />

im Gerichtssaal mit Straftaten<br />

seiner Zeitgenossen<br />

auseinandersetzt, dann<br />

drängt sich für Leute, die<br />

so etwas erfahren, die Frage<br />

auf: Warum tut jemand<br />

so etwas? Beobachter<br />

solcher Verhaltensweisen<br />

sind zum Beispiel Juristen<br />

oder auch Pressevertreter,<br />

die im „Weißen Haus“ in<br />

Peter Schneider<br />

Siegen mit mehr oder weniger<br />

Begeisterung ihrem Beruf nachgehen.<br />

Nicht zu diesen Spezies gehören die beiden älteren<br />

Herren, die nun fast genau fünf Jahre lang, Woche für Woche,<br />

an der Pforte Einlass begehren und den Wachtmeistern<br />

immer wieder ihre Identität beweisen. Man kennt sich gut<br />

und lange, aber Kontrolle muss sein. Das gilt selbst für<br />

Staatsanwälte.<br />

Es kommt vor, dass einer der beiden Stammgäste, die<br />

sich inzwischen richtig angefreundet haben, oder auch alle<br />

beide, eine Besuchspause einlegen. Das fällt aber dann<br />

schon richtig auf. Richter Wolfgang Münker, Vorsitzender<br />

der Ersten Großen Strafkammer, hat schon einmal bei der<br />

Presse nachgefragt. „Ich vermisse da jemand, ist alles in<br />

Ordnung?“<br />

Peter Schneider aus Siegen und Fritz Wagener aus<br />

Frohnhausen sind im Herbst 2002 ganz spontan und ganz<br />

zufällig vor Gericht zusammengekommen, als das wohl<br />

spektakulärste Strafverfahren in der Siegener Justizgeschichte<br />

gerade an den Start gegangen war: der Rotlichtprozess,<br />

ein Verfahren um Aufklärung von Verbrechen, die<br />

13 und 16 Jahre zurücklagen.<br />

Wir erwischen die Ruheständler am Tisch in der Kantine<br />

beim Pausengespräch und wollen es nun direkt „erfahren:<br />

„Also mit dem Rotlichtprozess im Herbst 2002 fing<br />

alles an?“<br />

Stimme des Volkes<br />

„Stammkunden“ im Gerichtssaal<br />

Peter Schneider, immer<br />

gern gesprächsbereit,<br />

denkt zurück: „Ja, es war<br />

wohl der Wunsch, selbst<br />

einfach mal zu hören,<br />

was in diesem Fall am<br />

Gericht passiert, um beurteilen<br />

zu können, was<br />

da verhandelt wird, nicht<br />

nur aus dritter Hand durch<br />

die Medien.“ Und er fügt<br />

hinzu: „Am Anfang war<br />

das ein Schock. Das muss<br />

erst mal jemand verstehen,<br />

dass es so etwas gibt:<br />

Fritz Wagener<br />

Brutaler Mord an drei jungen Frauen aus dem Rotlichtmilieu,<br />

das Autobombenattentat mitten in der Stadt, dann die<br />

Brandstiftung im Bordell an der Donnerscheidstraße, dicht<br />

neben dem Gericht, das war schon heftig. Und wir waren<br />

froh, dass wir miteinander darüber sprechen konnten.“<br />

Es gab einige Gemeinsamkeiten: Beide Männer waren<br />

für Großbetriebe im Außendienst tätig, beide seit mehreren<br />

Jahren im Ruhestand und beide „vom Gerichtsbazillus voll<br />

erwischt. Die fortgesetzten Prozessbesuche ergaben sich<br />

dann von selbst“, klärt Fritz Wagener uns weiter auf. „Uns<br />

war bald klar, um eine eigene Meinung zu bekommen,<br />

brauchen wir mehr als ein oder zwei Tage im Gericht. “<br />

Es gab 119 Verhandlungstage bis zum Urteil im September<br />

2004. Die Urteile, einmal lebenslänglich für Mord<br />

sowie hohe Haftstrafen für Mordversuch und Brandstiftung,<br />

wichen weit von der Anklage ab. Zu den öffentlich<br />

heiß diskutierten Fragen, ob die Urteile nach so vielen<br />

Jahren noch angemessen und Aufwand, Dauer und Kosten<br />

des Verfahrens gerechtfertigt gewesen sind, sagt Fritz Wagener:<br />

„Wenn Schuld erwiesen ist, muss Strafe sein.“<br />

Solche Strafe entspräche dann auch folgerichtig der<br />

Stimme des Volkes, in dessen Namen geurteilt wird. Das ist<br />

allerdings nicht immer so. Bei Diskussionen im Gerichtsflur,<br />

und immer wieder am Kantinentisch, sind kontroverse<br />

Meinungen die Regel. Das geht weiter so, auch jenseits<br />

vom Rotlicht.<br />

►<br />

10 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Stimme des Volkes<br />

„Peter und Fritz“ sind immer noch dabei, mehrfach<br />

die Woche, jeden Monat, nun schon im sechsten Jahr. Abwechslung<br />

ist angesagt: Eine tragische Drogenkarriere vor<br />

dem Schöffengericht kann unter die Haut gehen. Verfahren<br />

beim Einzelrichter um kuriose Bagatelldelikte haben Unterhaltungswert;<br />

Fälle von Wirtschaftskriminalität bringen<br />

die beiden kaufmännisch denkenden Prozessbeobachter aus<br />

der Fassung, wenn es im Urteil heißt: „Den Angeklagten<br />

wurde der Betrug durch die Geschädigten - oft Versicherungen<br />

oder Geldinstitute - besonders leicht gemacht.“<br />

Die Geister scheiden sich zuweilen, wenn ein junger<br />

Rückfalltäter die zweite oder gar dritte Bewährung kriegt.<br />

Peter Schneider meldet da Bedenken an: „Da geht mir<br />

die Toleranz des Gerichts, dem die Gesetzgebung doch<br />

nicht allzu viel Spielraum lässt, manchmal zu weit. Da<br />

sind doch die letzten Chancen zur Besserung schon verspielt.“<br />

Fritz Wagener hat da eher Verständnis, wenn er<br />

meint: „Die menschliche Seite muss auch berücksichtigt<br />

werden, wenn für die jungen Leute die Zukunft auf dem<br />

Spiel steht.“<br />

Was sind das für Menschen, die sich da jahrelang mit<br />

den Missetaten anderer beschäftigen? Hat der Einblick<br />

in die Abgründe des allzu Menschlichen ihr Weltbild<br />

verändert? „Ganz verändert kaum, erweitert schon“, meint<br />

Peter und Fritz ergänzt: „Manche Verfahren wurden Lernprozesse.“<br />

Die private Welt bleibt heil, auch wenn Schicksale,<br />

die verhandelt wurden, manchmal noch länger nachklingen.<br />

Was sagen die Ehefrauen zum kriminalistischen<br />

Hobby ihrer Männer? Da ist die Reaktion hier wie dort<br />

ganz ähnlich. Das Interesse hält sich in Grenzen, aber die<br />

Gerichtskontakte werden selbstverständlich akzeptiert.<br />

Fazit: Es sind ganz normale Menschen, vielleicht ein<br />

bisschen neugieriger als andere. Beide Rentner haben<br />

auch noch andere Hobbys, als das Schnupperstudium im<br />

Dschungel bürgerlicher Straftaten. Peter Schneider bereist<br />

die Welt heute noch so gern wie seinerzeit im Außendienst.<br />

Fritz Wagener, begeisterter Sammler von Bulldogtreckern,<br />

fährt mit seinem Trecker und dem angehängten Planwagen,<br />

Baujahr 37, zu Oldtimertreffen, kampiert nachts mit Enkel<br />

hoch auf dem Wagen. In solchen Momenten sind die Erfahrungen<br />

aus den Gerichtsälen meilenweit entfernt. Aber<br />

sie kommen wieder,<br />

Unser Kantinengespräch ist beendet, der Abschiedsgruß<br />

lautet wie üblich: „Wir sehen uns vor Gericht.“<br />

Maria Anspach<br />

Alles aus<br />

einer Hand:<br />

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Wir beraten Sie gern. Telefon 02738 / 17 17<br />

Ihr Malteserteam<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 11


Tiere helfen Menschen<br />

Hundepfoten öffnen Türen ins Innerste<br />

Herzliches Wiedersehen mit „Scooby“, man kennt sich schon länger.<br />

Für die frühere Hundezüchterin ist so ein Besuchstag der „schönste Tag im Monat“.<br />

Im Kursana-Seniorendomizil ist ein ganz besonderer<br />

Besuchstag angesagt. Der erwartete Besuch kommt auf<br />

vier Pfoten, sagt „Wau“ und bringt etwas mit, das Zweibeiner<br />

oft nicht so direkt, so unmittelbar und unproblematisch<br />

zum Ausdruck bringen können, nämlich Nähe, Wärme und<br />

das Gefühl: „Ich mag Dich“.<br />

Einer der Besucher, der zu unserem „Pressetermin“<br />

auf die sonnige Terrasse des Domizils kommt, heißt Dusty.<br />

Er kommt mit seinem Frauchen Angelika Daub im<br />

Auftrag des Vereins „Tiere helfen Menschen“, der sich<br />

satzungsgemäß zur Aufgabe macht, „kranken, behinderten,<br />

benachteiligten und pflegebedürftigen Personen<br />

in auf sie abgestimmten Therapien zu helfen.“ Mit dabei<br />

ist die Leiterin der Regionalgruppe Siegerland, Renate<br />

Zimmermann. Sie hat das heimische Kollektiv, begeistert<br />

von der Idee der Organisation, vor vier Jahren<br />

gegründet.<br />

Heute gehören zur Gruppe sieben feste Teams. Sie sind<br />

gern gesehene Gäste in verschiedenen sozialen und gemeinnützigen<br />

Einrichtungen in Siegen und dem Umland.<br />

Ihre Adressen sind vor allem Tagesstätten und Wohnheime<br />

für Senioren sowie für Menschen mit Behinderungen und<br />

für Kinder aus Problemfamilien. Besuch bekommt auf<br />

Wunsch auch das Kinderhospiz.<br />

Im Kursana-Domizil kommt<br />

Dusty zu den Senioren, die ihn<br />

erwarten. Das Motto „Tiere helfen<br />

Menschen“, unter dem der<br />

Verein angetreten ist, kennt er<br />

nicht, aber er erfüllt es einfach,<br />

er ist da und bringt Freude. Der<br />

temperamentvolle, kurz- und<br />

rau- und weißgelockte West-<br />

Highland-White-Terrier ist zum<br />

dritten Mal im Einsatz und noch<br />

beim „Schnupperstudium“. Er ist<br />

zwei Jahre jung, und was wir über<br />

ihn schreiben, oder wie er im Foto<br />

aussehen wird, ist ihm völlig<br />

egal. Wichtig ist für ihn etwas<br />

ganz anderes, das Zweibeiner<br />

hier weniger erwarten: nämlich<br />

Leckerli und Streicheleinheiten.<br />

Und er bekommt beides.<br />

Zuständig für die Besuchstage<br />

ist Annemone Jänsch, Bewohnerbetreuerin<br />

im Domizil, die<br />

die Teams jeweils empfängt und<br />

begleitet. Sie hat 20<strong>03</strong> - während<br />

einer Veranstaltung des Seniorenbeirats<br />

im Haus Herbstzeitlos - den Kontakt zur Regionalgruppe<br />

gefunden und denkt zurück: „Ich habe gleich<br />

gemerkt, das ist etwas für unser Haus. Da öffnet sich ein<br />

neuer Weg zu der uns so oft verschlossenen Welt unserer<br />

Bewohner. Diese Begegnungen sind für viele, auch für den<br />

Kreis der dementen alten Menschen, die sich besonders<br />

stark zu den Tieren hingezogen fühlen, von Bedeutung.“<br />

Ein Weg durch die freundlichen, hellen Gänge des<br />

weiträumigen Gebäudes mit Einblick in die Zimmer bestätigt<br />

den Eindruck: Wir sind willkommen. Eine schon<br />

nach uns Ausschau haltende Seniorin streckt uns beide Arme<br />

entgegen. Sie sagt; „Ich freue mich immer schon lange<br />

vorher auf die Besuche. Ich habe nämlich früher Collies<br />

gezüchtet.“ „Scooby“ stupst mit der Nase an die ausgestreckte<br />

Hand und bekommt ein Leckerli und Streicheleinheiten.<br />

Annemone Jänsch gibt im Gespräch mit dem durchblick<br />

Einblick in ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der Reaktion<br />

der alten Menschen auf die Besuchstiere. „Viele haben<br />

früher einmal zu Hause solche Freunde mit der kalten<br />

Schnauze betreut und gern gehabt. Vielleicht spüren sie<br />

auch, dass da ein Besuch von draußen kommt, der ihnen<br />

ganz persönlich gilt und durch die Wärme und Berührung<br />

den fast vergessenen Körperkontakt wieder deutlich<br />

spürbar macht.“<br />

►<br />

12 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Für eine weitere Bestätigung solcher Erfolge sorgt Dusty,<br />

als er den Kopf und die Pfote auf Knie und Schoß eines<br />

alten Herrn legt, der seinen Rollstuhl gezielt auf die Terrasse<br />

steuert. Er hat den kleinen Herzensbrecher schon am<br />

letzten Besuchstag kennengelernt, und der bringt sich mit<br />

Tuchfühlung wieder in Erinnerung. Im Gesicht des alten<br />

Mannes ist jetzt ein ganz neuer, wacher Ausdruck, als er<br />

sagt: „ Ich hatte mal einen Rauhaardackel. Das ist lange her.<br />

Er hieß.“ - er überlegt ein Weilchen und strahlt dann: „Er<br />

hieß Purzel.“ Und da kommt noch mehr Erinnerung. „Der<br />

konnte auch schon mal ganz schön frech sein.“<br />

Renate Zimmermann hat - raumfüllend im Heck ihres<br />

Kombi - ihre drei langhaarigen Schäferhunde mitgebracht.<br />

Zwei von ihnen, „Oldie“ Ingo und „Schnösel“ Scooby,<br />

sind schon Stammgäste. Die Hundedame Quendy ist nicht<br />

im Dienst, aber sie darf mit, setzt sich in Positur und lässt<br />

sich bewundern. Die Drei fühlen sich richtig wohl.<br />

Frau Zimmermann verweist auf die Grundstruktur des<br />

Vereins, der sich vor 20 Jahren in Würzburg gründete. Mit<br />

fast 100 Regionalgruppen und rund 1000 Mitgliedern hat<br />

die Organisation bundesweit Pionierarbeit für das neue,<br />

wissenschaftlich begleitete Therapieprojekt geleistet. Der<br />

Erfolg ist geprägt von Eigeninitiative und Engagement aller,<br />

die ehrenamtlich in das große Programm einbezogen<br />

sind. Das gilt im Siegerland für die sieben Teams: Je ein<br />

aktives Mitglied mit Hund (mal Single, mal auch zu zweit<br />

oder zu dritt). „Es sind alles tolle Teams und sehr zuverlässige<br />

Leute, die ihre Aufgabe ernst nehmen“, freut sich<br />

die Gruppengründerin. Renate Zimmermann kümmert sich<br />

- neben Beruf und Familie - intensiv um die Organisation<br />

der Besuchstage, auch in anderen Einrichtungen, und um<br />

jedes einzelne Team.<br />

Die Vorbereitung auf die Besuchstage ist mit viel Arbeit<br />

für die Mitglieder verbunden. „Sie müssen“ - so die<br />

Expertin - „den leider viel zu selten dazukommenden<br />

neuen Helfern in der Anfangsphase mit Infos, Tests und<br />

aufklärenden Gesprächen beistehen.“ Die Hunde<br />

müssen keine besondere Ausbildung einer Hundeschule<br />

haben. Erforderlich ist eine Schulung<br />

vor Ort für die Neuen in der Gruppe. Dazu gehört<br />

das gründliche Testen der Eignung des Tiers zum<br />

Therapiebegleithund. Zu beurteilen hat Frau Zimmermann,<br />

ob die Voraussetzungen dazu vorhanden<br />

sind: Grundgehorsam, Anpassungsfähigkeit<br />

in neuer Umgebung, und - für Hund und Halter<br />

- Bereitschaft zur Mitarbeit. Wichtig ist auch der<br />

Ausschluss von Gesundheitsrisiken. Für Kontrollen<br />

sorgt der Tierarzt.<br />

Charaktereigenschaften wie Sanftmut, Wesensstärke<br />

und Sensibilität werden oft „auch unter<br />

dickem Fell“ schon naturgegeben mitgebracht.<br />

Wenn die Einsteiger das „Casting“, die Feuerprobe<br />

nach dem Kennenlernen, bestanden haben und je<br />

Tiere helfen Menschen<br />

nach Typ bestimmten Bereichen wie Altenheimen, Tagesstätten,<br />

Kindergärten zugeordnet sind, dann läuft das ganze<br />

weiter auf zwei Beinen und vier, – acht oder zwölf Pfoten,<br />

ganz nach Anzahl der Tiere eines Herrchens oder Frauchens.<br />

„Dabei ist die Bereitschaft der von uns besuchten<br />

Einrichtungen zur Teilnahme am Projekt eine wesentliche<br />

Voraussetzung für erreichten Erfolg“, betont Renate Zimmermann,<br />

die mit ihrem Kollektiv aus der Anfangszeit<br />

vor vier Jahren auch gegen Ablehnung und unberechtigte<br />

Kritik zu kämpfen hatte.<br />

Da kommt ein dickes Lob für die Kursana-Direktorin<br />

Annemarie Selbach und die Mitarbeiter auf: „Das Engagement,<br />

das uns hier entgegenkommt, ist beispielhaft. Wir<br />

sind willkommen. Die mit Arbeit und Zeitaufwand verbundenen<br />

Vorbereitungen und die Nachsorge sind dabei<br />

einfach selbstverständlich.“<br />

Die Atmosphäre ist für die Besucher heiter und<br />

unbelastet. Das gilt auch für die Besuchten, wenn sie den<br />

Kontakt wünschen. Wer es nicht will, bleibt unbehelligt<br />

von Dusty, Ingo und Co.<br />

Immer mehr Menschen in Seniorenzentren leben in sich<br />

gekehrt, oft weit entfernt von Bezügen zur Realität. Die<br />

Vergangenheit scheint vergessen, der Zugang zur Außenwelt<br />

versperrt. Das hat sich im Kursana-Domizil für den<br />

Teil der so Betroffenen schon manchmal geändert, wenn<br />

ein Spalt sich öffnet, weil ein wuscheliger Hundekopf, eine<br />

ausgestreckte Pfote sich anmeldet. Das berichtet Annemone<br />

Jänsch aus unvergessenem Repertoire. Ein gehbehinderter<br />

Senior hat eine ganz besondere Beziehung zu Oldie Ingo,<br />

dem Elfjährigen von Renate Zimmermann. Er geht stolz<br />

mit weit ausgestrecktem Arm Gassi mit dem Schwergewicht.<br />

Ingo bestimmt das Tempo und der Halter der Leine<br />

hält mit. Ganz wichtig für die Gruppe: Die Bewohnerbetreuerin<br />

ist immer dabei, wenn die Besuchshunde in den<br />

Zimmern der Menschen, die den Kontakt haben möchten,<br />

Visite machen.<br />

►<br />

„Dusty“ weckt Erinnerungen<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 13


Tiere helfen Menschen<br />

Im Zimmer einer Frau, die im Bett liegen muss, hat<br />

Scooby auf Wunsch der Seniorin Platz genommen. Vertrauensvoll<br />

sitzt er am Fußende. Die Hand der alten Dame<br />

berührt behutsam sein dichtes Fell.<br />

An vielen Zimmerwänden erinnern Fotos an zu Hause,<br />

an die Familie, das Umfeld, an Reisen oder an ein<br />

Tier, wie bei dem alten Herrn, der berichtet, dass er vier<br />

Schäferhunde hatte.<br />

Zu Hause, das bedeutet für einen Teil der Seniorinnen<br />

und Senioren etwas, das weit zurück liegt, oft auch in der<br />

Erinnerung ganz versunken ist - oder doch nicht ganz? Da<br />

taucht plötzlich wieder etwas aus der Vergangenheit auf, an<br />

das sich anderes anknüpfen lässt, manchmal sogar kleine<br />

Geschichten. Und das belebt wiederum das Miteinander<br />

von Bewohnern, Betreuern und Besuchern.<br />

Die beiden Frauen mit ihren unterschiedlichen Zielgruppen<br />

ergänzen sich bei der gemeinsamen Aufgabe, auf<br />

neuen Wegen zu helfen, Türen aus Isolation und Lethargie<br />

zu öffnen, zum Beispiel unterstützt von Hundepfoten.<br />

Und dabei erfüllt sich das Vereinsziel „Tiere helfen Menschen“<br />

dreifach: Freude bei den Besuchten, Freude bei den<br />

Ehrenamtlichen, aber auch - ganz wichtig - Freude bei den<br />

Tieren.<br />

Hundesenior Ingo, der schon ein bisschen seinen Vorruhestand<br />

genießt und unter den Bewohnern schon alte<br />

Bekannte begrüßt, holt sich am Ende seines Hausbesuchs<br />

seine Belohnung, einen überdimensionalen Knochen, immer<br />

ganz persönlich im Chefzimmer ab. Frau Annemarie<br />

Selbach, die Direktorin des Senioren-Domizils, kennt Ingo<br />

noch aus seiner Sturm- und Drangzeit. Er stürmt auf sie zu.<br />

Erst nach langer, intensiver Begrüßung wird das Leckerli<br />

im Zimmer der Gastgeberin angepeilt. Frau Selbach ist<br />

anzumerken, dass sie im Bund der beiden Frauen an jedem<br />

Besuchstag die Dritte ist. Sie blickt zurück: „Es ist wie ein<br />

Wunder, kaum zu glauben, wie viel Freude so ein Tag in unser<br />

Haus bringen kann. Die Freude spiegelt sich dann wider<br />

in den leuchtenden Augen der alten Menschen. Da kommen<br />

Tierarzt Mobil<br />

Jutta Martens<br />

Hauptstraße 111 · 57074 Siegen<br />

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Erinnerungen zurück.<br />

Es ist immer wieder<br />

etwas Besonderes.“<br />

Schäferhund Ingo findet auch<br />

dort Zugang, wo anderen der Weg<br />

versperrt ist.<br />

Ingo, der erste<br />

Besuchshund bei<br />

Kursana, hat in frühen<br />

Jahren durch das<br />

Engagement von Renate<br />

Zimmermann in<br />

der Hundeszene viel<br />

gelernt. Er war sogar<br />

Mitglied einer Rettungsstaffel.<br />

In die<br />

Jahre gekommen, beschränkt<br />

er sich gern<br />

darauf, einsame alte<br />

Menschen ein<br />

Stück weit aus<br />

ihrer Dunkelheit<br />

heraus zu retten.<br />

Im Zimmer eines<br />

Bewohners, der seine<br />

einstigen Hundefreunde<br />

im Foto an der Wand anschauen kann, kommt<br />

Freude auf. Ingo sitzt in ganzer Pracht auf seiner großen<br />

Decke und hält Augentontakt mit dem Senior, der sich erinnert:<br />

„Ich hatte vier Schäferhunde.“<br />

Es wäre schön, wenn im Bericht über die wunderbaren<br />

Erfolge einer neuen Therapie, die von Tieren gestützt und<br />

mitgetragen wird, persönliche Eindrücke der Besuchten<br />

ausführlich wiedergegeben werden könnten. Aber dazu<br />

passt ein Satz von Renate Zimmermann: „Die Hunde führen<br />

die alten Menschen in Regionen, die von uns nicht geöffnet<br />

werden können.“<br />

Noch hinzuzufügen wäre: Es gibt in der Siegerländer<br />

Gruppe auch ein Team mit Meerschweinchen und Kaninchen.<br />

Nicht eingeplant in die Besuchstage sind Lamas oder<br />

Pferde, die von anderen Regionalgruppen zu den Zielpersonen<br />

gebracht werden. Im Fall der Pferde war ein Team in<br />

Süddeutschland in einem Gefängnis, wo die Insassen hoch<br />

zu Ross von freier Steppe träumen konnten. Erst die Pferde<br />

konnten durch ihre „Hilfe am Menschen“ den gewünschten<br />

Durchbruch bei Insassen des Frauengefängnisses bringen,<br />

wo vorher eingesetzte Hunde erfolglos blieben.<br />

Am Ende des Besuchs steht ein gemeinsamer Wunsch<br />

von Gastgebern und Gästen: „Wir würden uns freuen, wenn<br />

ganz spontan Tierfreunde mit ihren Hunden zu uns kommen<br />

würden, einfach mal vorbeischauen. Auch kurze Spaziergänge<br />

mit den vierbeinigen Helfern, ihren Haltern - und<br />

den Seniorinnen und Senioren - würden helfen.“<br />

Maria Anspach<br />

14 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Kultur<br />

Voll daneben<br />

Seniorinnen „sehen rot“<br />

Ich plante einen Besuch des Frauenmuseums in Bonn<br />

mit einigen interessierten Damen aus dem Literaturkreis.<br />

Titel der Ausstellung: Alles Prophetinnen-Kunstwerke nur<br />

von Frauen für Frauen.<br />

Das erste Missgeschick an diesem Tag: Ich verpasste<br />

den Bus. Zu so früher Stunde hat er eine andere Abfahrtszeit<br />

als im Verlauf des weiteren Tages. Mantramäßig hatte<br />

ich mir diese Tatsache immer wieder vorgebetet, jedoch,<br />

die Macht der Gewohnheit... Im Regen nahm ich die lange<br />

Birlenbacher Str., pünktlich konnte ich nicht mehr sein,<br />

und ich wusste nicht, wie die Wartenden sich entscheiden<br />

würden. Am Bahnhof eingetroffen, kamen mir zwei verlorene<br />

Gestalten entgegen, auf dem Weg nach Hause. Sie<br />

verziehen mir, wir stärkten uns bei einer Tasse Kaffee und<br />

nahmen den späteren Zug.<br />

Wir waren schon eine Weile unterwegs, ganz ins Gespräch<br />

vertieft , als mir der Bahnhof, den wir so eben<br />

verließen, sehr vertraut vorkam. Goodbye, Siegburg. Wir<br />

hätten umsteigen müssen. So fuhren wir, gezwungenermaßen,<br />

bis Köln und dann nach Bonn zurück. Dort ein<br />

kleiner Imbiss und ein Bummel durch die Altstadt. Es war<br />

sehr heiß geworden, unerquicklich, und eine von uns war<br />

etwas fußlahm durch eine kleine Verletzung. Wir näherten<br />

uns schließlich dem Museum, nur um feststellen zu<br />

dürfen, dass die Ausstellungsräume geschlossen waren, da<br />

eine neue Präsentation in Vorbereitung war. Uns konnte<br />

schon nichts mehr erschüttern. Ich musste mich im Datum<br />

geirrt haben. Den Museumsshop durften wir betreten und<br />

erwarben ein schönes Armband für die fußkranke Dame<br />

und einen tollen Kerzenleuchter für mich.<br />

Erika Krumm<br />

Sport<br />

Zum Marathon in New-York<br />

Geburtstagswunsch wurde wahr<br />

Zum 63. Geburtstag machte sich die Freudenbergerin<br />

Ingrid Seidel ein besonderes Geschenk: Sie spendierte<br />

sich eine Reise zum legendären New-York-Marathon.<br />

Zunächst war es ein Wunsch. Der durchblick berichtete<br />

im vergangenen Jahr ausführlich darüber. Inzwischen wurde<br />

dieser Wunsch Wirklichkeit. Und Ingrid Seidel berichtet<br />

von einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Mit Recht ist die Hobby-Sportlerin, die sich rund ein<br />

Jahr lang auf „das Rennen meines Lebens“ intensiv vorbereitete,<br />

stolz: Sie hat den anspruchsvollen Parcours prima<br />

bewältigt. Und es war schwer für sie, sich unter den fast<br />

40 000 Läuferinnen und Läufern, die an diesem spektakulären<br />

sportlichen Weltereignis teilnahmen, zu orientieren<br />

und auch zu behaupten.<br />

Sie wird die Strapazen ebenso wenig vergessen wie<br />

den unbeschreiblichen Jubel der Menschenmassen im Ziel<br />

(Central Park) und natürlich auch an der Strecke. Nach<br />

4:46.09 Stunden blieb die Uhr für Ingrid Seidel stehen:<br />

durchgehalten, angekommen, glücklich! Diese Zeit bedeutet<br />

Platz 26 130 von insgesamt 37 869 Finishern (alle,<br />

die ins Ziel gelangten). Unter den Finishern waren 12 321<br />

Frauen. Unter allen weiblichen Teilnehmern belegte Ingrid<br />

Seidel den 6951. Platz.<br />

Die Zeitung „New York Times“ veröffentlichte nach<br />

dem Marathon eine riesige Siegerliste. Und darin ist auch<br />

der Name der Freudenbergerin zu finden.<br />

Glückwunsch!<br />

Dieter Gerst<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 15


Kopfzeile Reisen<br />

Neuseeland<br />

hin und zurück – einmal um die Erde!<br />

Auckland, die heimliche Hauptstadt Neuseelands<br />

Am 20.01.07 verlasse ich um 15 Uhr meine Wohnung<br />

in Freudenberg und habe am 22.01.07 um 13 Uhr deutscher<br />

Zeit mein Ziel in Neuseeland erreicht. Zeitlich sind<br />

die Neuseeländer den Deutschen 12 Stunden voraus. Der<br />

Flug beträgt 24 Stunden, von Haus zu Haus bin ich 36 Stunden<br />

unterwegs. Ich fliege über Singapur, habe vier Stunden<br />

Aufenthalt und besteige dann die „Air Newseeland“ für die<br />

zweite Etappe des Fluges. Meine Tochter Ellen und mein<br />

Enkel Lissy stehen in Auckland am Flughafen und freuen<br />

sich mit mir, dass ich endlich da bin. Es ist Sommer auf der<br />

Südhalbkugel. Obwohl ich seit fast 36 Stunden unterwegs<br />

bin - keine Spur von Müdigkeit - die Freude ist groß.<br />

Vor 17 Jahren ist meine Tochter mit Mann und Kind ausgewandert.<br />

Sie bauten sich nach und nach eine Existenz<br />

auf.<br />

Farne, die zu Bäumen wachsen<br />

Heute haben<br />

sie nach<br />

harter Arbeit<br />

und Hungerjahren<br />

ein<br />

florierendes<br />

Möbelgeschäft.<br />

Sie<br />

haben es<br />

geschafft.<br />

►<br />

NZ (Neuseeland) wurde vor ca. 1000 Jahren von den<br />

„Maoris“ von Polynesien aus entdeckt, und sie nannten<br />

es „AOTEAROA“ – „Land der großen weißen Wolke“.<br />

Es war ihr Land. Sie besiedelten nach und nach die ganze<br />

Insel und lebten von Ackerbau und Jagd. Im Jahre 1769<br />

umsegelte James Cook das Land. Die ersten Europäer waren<br />

Missionare und Walfänger. Im Jahre 1839 gab es ca.<br />

2000 Europäer auf der Insel. Durch die Unterzeichnung<br />

des Vertrages in Waitangi 1840 wurde NZ der Britischen<br />

Kolonie einverleibt. Dadurch wurde vielen englischen<br />

Einwanderern eine kostenlose Überfahrt angeboten. Der<br />

Goldrausch auf der Südinsel im Jahre 1860 hatte Zuwanderungsströme<br />

zur Folge. Durch Mangel an Arbeitskräften<br />

wanderten im späten 19. Jahrhundert weitere Migranten<br />

von den Britischen Inseln und Europa ein. Viele bekamen<br />

Unterstützung von der Regierung. Die Maoribevölkerung<br />

ging durch Kriege, die sie gegen die Einwanderer führte,<br />

und Krankheiten auf ein Minimum zurück.<br />

Der erste Holländer – Abel Tasman – war bereits 1642<br />

entlang der Küste NZs gesegelt, hatte aber nie diese Insel<br />

betreten. Durch ein Abkommen zwischen den Regierungen<br />

NZ und der holländischen, durften sich trotzdem viele Holländer<br />

hier niederlassen. In den letzten 15 Jahren fanden<br />

auch massive Einwanderungen aus Asien statt. Diese haben<br />

starken Einfluss auf Wirtschaft, Unternehmen und freie Berufe<br />

hinterlassen. Viele Städte haben asiatische Restaurants<br />

und Geschäfte.<br />

►<br />

16 durchblick 3/<strong>2007</strong>


Obwohl der erste Europäer ein Holländer war, der die<br />

Insel entdeckte, wurde sie von den Briten besiedelt<br />

und von deren Kultur geprägt. NZ ist heute immer noch<br />

Mitglied des Commonwealth.<br />

Die beeindruckenden Landschaften, die üppigen Wälder,<br />

die fantastische Tierwelt und das angenehme Klima machen<br />

NZ zu einem Ort vieler Aktivitäten außerhalb des Hauses,<br />

also auf dem Wasser. - So viel zur Geschichte der Insel.<br />

Kopfzeile Reisen<br />

Jetzt wieder zu meinem Aufenthalt. Die erste Ferienwoche<br />

verbringen wir in einem Ferienhaus, gelegen an einem<br />

erloschenen Vulkan mit einem See, in dem es auch noch<br />

sehr heiße Quellen gibt. Der See ist umgeben von Farnwäldern,<br />

die hier zu Bäumen heranwachsen, und anderen<br />

typischen neuseeländischen Bäumen, z.B. Pohutokawa, die<br />

in der Weihnachtszeit rot blühen und auch Weihnachtsbäume<br />

genannt werden. Die Natur bleibt sich selbst überlassen<br />

und darf nur auf Wanderwegen betreten werden. Täglich<br />

fahren wir mit einem kleinen Motorboot auf den See hinaus,<br />

angeln mit etwas Glück große, rot-fleischige Forellen, die<br />

dann abends vorzüglich zubereitet werden. Auch lädt das<br />

Wasser, klar, weich und nicht zu kalt, immer zu einer Abkühlung<br />

ein. Dieses gesamte Gebiet heißt „Rotorua“ und ist<br />

die Touristenattraktion der Nordinsel. Hier riecht es nach<br />

Schwefel, kocht der Schlamm, dampft die Erde, schießen<br />

kleine Geysire in die Luft, kommen kochende Quellen<br />

aus Felsen und Erde. Die Wege sind für die Touristen gut<br />

ausgebaut und begehbar. Nicht nur ich stehe staunend vor<br />

diesen Wundern und begreife jetzt, welche Kraft und Hitze<br />

in unserer Erde steckt.<br />

Unser Haupt-Wohnsitz ist jedoch in Auckland, eine der<br />

bedeutendsten Städte NZ mit über einer Millionen Einwohnern,<br />

auch die „heimliche Hauptstadt“ oder „Stadt der<br />

Segel“ genannt. Dieses Klischee bestätigt sich, sobald man<br />

über den Hafen schaut. Nur 9 km Landenge trennen die<br />

Stadt von Pazifik und Tasmanischer See. Hier pulsiert das<br />

Leben. Es ist eine blühende, moderne Großstadt, die zu jeder<br />

Tageszeit zum Verweilen einlädt, um den Besucher mit<br />

frischen Meeresfrüchten, pazifischen Köstlichkeiten und<br />

feinen Weinen zu verwöhnen. Die eigentliche Hauptstadt<br />

aber ist Wellington. Dort wird auch die Politik gemacht.<br />

Durch Zufall konnte ich noch an einer viertägigen Reise<br />

auf der Südinsel unter deutscher Reiseleitung teilnehmen.<br />

Ich buchte einen Flug nach Queenstown - dieser Flug über<br />

die Alpen der Südinsel war das Beindruckendste, das ich<br />

hier gesehen habe. Die Gipfel der teilweise 4000 Meter<br />

hohen Berge waren mit Schnee bedeckt und spiegelten sich<br />

in der Sonne. Hier und da entdeckte das Auge blaue bis tiefgrüne<br />

Gletscherseen, die in den schroffen, von Vulkanen<br />

geformten Spalten lagen. Ich konnte es nicht glauben, dass<br />

ich nur die kleine „Südinsel“ NZs überflog. Diese Bergwelt<br />

war eine schier endlose Weite, die Ruhe und Frieden ausstrahlten.<br />

In Queenstown angekommen, schloss ich mich<br />

einer Gruppe von zwei amerikanischen Ehepaaren an, die<br />

eine Motorrad-Tour unter deutscher Reiseleitung über<br />

Mt. Tarawera, erloschener Vulkan auf der Nordinsel<br />

die Nord- und Südinsel machten. Ich durfte im Van Platz<br />

nehmen, und so fuhren wir bis zum Ende der Insel, um<br />

den atemberaubenden „Milford Sound“ (Fjord) mit einem<br />

kleineren Kreuzschiff zu durchfahren. Der Fjord ist 15 km<br />

lang und entstand durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten.<br />

Er ist ein vom Eis ausgeschnittenes Tal, das nach<br />

dem Rückzug des<br />

Gletschers vom Meer<br />

überspült wurde.<br />

Rechts und links<br />

des Fjords erheben<br />

sich bis zu 1700 Meter<br />

hohe Felswände,<br />

an denen Regenwald<br />

wächst und Dutzende<br />

Wasserfälle ins blaue<br />

Meer rauschen. Einfach<br />

überwältigend!<br />

Gegen Abend fuhren<br />

wir dann voller Eindrücke<br />

wieder in unser<br />

Quartier zurück, und<br />

ich nahm einen Tag<br />

später mein Flugzeug<br />

nach Auckland.<br />

Diese Reise war<br />

für mich vom ersten<br />

bis zum letzten Tag ein<br />

unvergessliches Erlebnis.<br />

Am 20.02.<strong>2007</strong>,<br />

morgens 6.00 Uhr,<br />

lande ich dann wieder<br />

in Frankfurt.<br />

Helga Siebel-Achenbach<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 17


à la carte<br />

Essen auf Rädern<br />

Tischlein deck dich...<br />

Essen ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme.<br />

Wir sehen darin ein Stück Lebensqualität, auf das<br />

Sie sich täglich freuen können.<br />

In unserer Großküche kochen wir daher noch<br />

frisch und vitaminschonend. Mit Gemüsen,<br />

Fleisch aus gesicherter Herkunft und weiteren<br />

leckeren Zutaten.<br />

Stellen Sie Ihr Menü „à la carte“ mit<br />

verschiedenen schmackhaften Beilagen<br />

zusammen. Natürlich gehört auch ein Nachtisch<br />

dazu. Wenn Sie möchten, können Sie auch<br />

langfristig planen. Unseren Speiseplan erstellen<br />

wir für einen ganzen Monat.<br />

Preisliste<br />

Unsere frischen Menüs<br />

(Montag - freitag) je 4,55 EUR<br />

Auf Wunsch werden alle Gerichte<br />

püriert oder das Fleisch geschnitten.<br />

Tiefkühlkost<br />

Es werden Produkte der<br />

Firma Apetito in folgenden<br />

Zusammenstellungen angeboten:<br />

Samstag/Sonntag<br />

7-Tage-Paket<br />

Obstkorb:<br />

10 Teile frisches Obst der<br />

Saison<br />

8,70 EUR<br />

29,50 EUR<br />

3,00 EUR<br />

Fünf Kostformen bieten wir Ihnen an:<br />

Vollkost,<br />

Schonkost,<br />

Zuckerdiät,<br />

Vegetarische Kost,<br />

Muslimische Kost.<br />

Kurzfristige Bestellungen oder Absagen<br />

berücksichtigen wir bis 8.00 Uhr des Liefertages.<br />

Sie gehen mit Ihrer Bestellung keine langfristige<br />

Bindung ein.<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Ulrike Müller<br />

Tel. 027 37 / 505-160<br />

Werner Stenzel<br />

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Fax 02 371 / 3386-240<br />

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Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

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Weiherdamm 3<br />

57250 Netphen<br />

18 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Reisen<br />

Das Altmühltal per Rad erkunden<br />

Radfahrspaß mit Kulturgenuss<br />

Sehenswürdigkeiten. Herausragendes Beispiel dafür<br />

ist der Residenzplatz, ein architektonischer Platz<br />

von europäischem Rang mit dem Marienbrunnen<br />

mit Mariensäule sowie den Kavaliershöfen und der<br />

Fürstbischöflichen Kanzlei. Ein weiteres Wahrzeichen<br />

der Stadt ist die Willibaldsburg. Eichstätt ist<br />

wahrlich einen Besuch wert.<br />

Wenn wir mit dem Rad auch keine „Kilometerfresser“<br />

sind, so mussten wir doch weiter Richtung<br />

Kelheim. Beilngries, das wirtschaftliche, touristische<br />

und kulturelle Zentrum der unteren Altmühlregion,<br />

ist heute unser Ziel. Bei herrlichem Wetter machen<br />

wir in einem Biergarten direkt an der Altmühl Rast.<br />

Fotopause auf der Altmühl<br />

Keine großen Steigungen sind zu überwinden und man<br />

hat den Fluss meistens im Blick. Der Altmühltal-Radweg<br />

ist gerade für Senioren ideal. Dabei geht es von Rothenburg<br />

ob der Tauber nach Kehlheim quer durch einen herrlichen<br />

Naturpark.<br />

Wir hatten uns zu drei Ehepaaren im Nachberufsalter<br />

ab Gunzenhausen auf diese Radtour begeben. Dieser Erholungsort<br />

entwickelte sich in den letzten Jahren zur touristischen<br />

Metropole des Fränkischen Seenlandes und zugleich<br />

dient er als Pforte zum Naturpark Altmühltal. Von<br />

hier erreicht man schnell den Altmühlsee, ein künstlich<br />

geschaffenes ehemaliges Überflutungsgebiet. Rund 170<br />

Kilometer folgt der Weg von hier dem Wasserlauf der Altmühl<br />

durch abwechslungsreiche Uferlandschaften, entlang<br />

lichter Wälder, den für diese Region typischen Wachholderhainen<br />

und durch markante Felslandschaften.<br />

Die nächste sehenswerte Station auf unserer Tour war<br />

Treuchtlingen mit seinem Stadtschloss. Hier residierte ab<br />

dem 15. Jahrhundert der mächtige Pappenheimer Adel. In<br />

diesem Schloss wurde 1594 Gottfried Heinrich Graf zu<br />

Pappenheim geboren. Durch das geflügelte Wort „Daran<br />

erkenn ich meine Pappenheimer“ aus Schillers Drama<br />

„Wallensteins Tod“ wurden sie allgemein bekannt. Mit<br />

den Pappenheimern ist ein Kürassierregiment gemeint,<br />

das unter Graf Pappenheim im Dreißigjährigen Krieg eine<br />

schlagkräftige Einheit bildete. Da die vielen Kämpfe ihre<br />

Spuren in Form von Narben zurückließen, wurde Gottfried<br />

Heinrich „Schramm-Heinz“ genannt Er fiel am selben Tag<br />

wie sein Gegenspieler, der Schwedenkönig Gustav Adolf,<br />

in der Schlacht bei Lützen. Etwa acht Kilometer weiter<br />

findet man dann die Burg Pappenheim, von der aus das<br />

Adelsgeschlecht das Sagen in der Altmühlstadt hatte.<br />

Weiter geht`s mit dem Rad in die barocke Bischofsund<br />

Universitätsstadt Eichstätt. Diese hat eine reiche geschichtliche<br />

Vergangenheit und besitzt viele bedeutende<br />

Über Riedenburg erreichen wir Kelheim, wobei<br />

der letzte Abschnitt des Altmühltales durch die<br />

Veränderungen, die der Bau des Main-Donau-Kanales<br />

mit sich gebracht hat, bestimmt wird. Der Kanal erreicht<br />

von Nürnberg kommend bei Dietfurth die Altmühl. Aber<br />

auch in diesem Teil gibt es schöne Biotope und Öko-Oasen.<br />

Die Donaustadt Kelheim grüßt von weitem durch<br />

die Befreiungshalle auf einem Berg, die an die Napoleonischen<br />

Befreiungskriege erinnern soll. In der 48 Meter<br />

hohen Kuppelhalle bilden 34 überlebensgroße marmorne<br />

Siegesgöttinnen einen Kreis. Sie tragen bronzene Schilde,<br />

auf denen die Schlachten der Befreiungskriege festgehalten<br />

sind. Von Kelheim lohnt ein Abstecher mit dem Schiff<br />

zum Kloster Weltenburg in abgeschiedener Lage am wildromantischen<br />

Donaudurchbruch.<br />

Oder man macht es so wie wir: Im nahe gelegenen Bad<br />

Gögging haben wir uns noch eine Woche durch Thermenbesuche,<br />

kleinere Radtouren und Wanderungen von den<br />

Strapazen der Radtour erholt. Und dabei auch bei einem<br />

Besuch des Klosters Weltenburg das selbst gebraute Bier<br />

genossen.<br />

Horst Mahle<br />

Burg der Pappenheimer<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 19


Historisches Kopfzeile<br />

Tabak - Hamstertour - Freiburg 1947<br />

Ein gutes<br />

Team waren<br />

wir, Lenchen<br />

und ich, meine<br />

Lieblingskollegin.<br />

Wir arbeiteten<br />

nicht nur<br />

zusammen in<br />

der Buchhaltung,<br />

der Firma<br />

Bertams in Siegen<br />

- ich war im<br />

3. Ausbildungsjahr<br />

-, sondern<br />

unternahmen<br />

auch zu den<br />

Wochenenden<br />

Räumliche Enge auf „Hamstertouren“<br />

Foto: Vorländer, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />

gemeinsame<br />

Hamstertouren.<br />

Als Firmenangehörige<br />

bekamen<br />

wir die bei den Bauern so beliebten verzinkten Blechwaren<br />

im monatlichen Rhythmus zugeteilt.<br />

Unser Bürochef mit dem Spitznamen „Zigarettchen”,<br />

war ein starker Raucher und ständig auf der Suche<br />

nach Feinschnitt-Tabak. Weil es ihm zu zeitaufwendig<br />

war, mussten wir seine Zigaretten drehen, in Handarbeit.<br />

Original Zigarettenpapier war Mangelware und vom<br />

Zeitungspapier schmeckten unserem Chef die unbedruckten<br />

Ränder am besten. Er wusste von sich selbst, dass für<br />

den Zusammenhalt von Tabak im Papier einen besseren<br />

Klebeeffekt als Wasser Spucke hat, und so durften wir<br />

spucken. Und was haben wir gerne gespuckt. Igitt, was<br />

war das alles so schön eklig. Eines Tages nun das Angebot,<br />

für ihn Tabak von unseren Hamstertouren mitzubringen mit<br />

Zinkwaren als Tauschobjekt, von ihm gespendet, und dazu<br />

einen Urlaubstag. Ohje, wo nehmen wir bloß für „Zigarettchen”<br />

dann die viele Spucke her?<br />

Siegen - Dillenburg - Gießen - Frankfurt - Karlsruhe<br />

- Freiburg - Endstation und Ankunft um Mitternacht.<br />

Zugverspätungen waren üblich, man wusste nie, wann<br />

man ankam. Es war kalt und zur mitternächtlichen Stunde<br />

war der Aufenthaltsraum am Bahnhof geschlossen. Was<br />

tun? Nicht das erste Mal in dieser Gegend, sind wir dann<br />

in der mondhellen Nacht über eine durch einen Buchenhochwald<br />

führende Teerstraße marschiert. Meist ging es<br />

bergauf und Schritt zu halten mit den schaukelnden Zinkwaren<br />

fiel uns schwer. Jede noch mit Rucksack, Zinkwanne,<br />

Einkochkessel, zwei Eimer und zwei Alu-Milchkannen<br />

zwischen uns, hofften wir auf ein verspätetes Fuhrwerk,<br />

das uns mitnehmen würde.<br />

Nichts! Es war zu der Zeit schon ein gewagtes Unternehmen<br />

um Mitternacht durch ein fremdes Waldgebiet<br />

mit all seinen unbekannten Geräuschen zu laufen, besonders<br />

für junge Mädchen, und so lief die Angst mit. Was alles<br />

konnte uns in die Quere kommen? Wildschweine, tollwütige<br />

Füchse, verkommene Kerle, und in Erwartung all dessen<br />

wurden die unmöglichsten Abwehrstrategien erwogen.<br />

Allerdings gab es nicht viele davon; doch dabei verging<br />

die Zeit.<br />

Immer noch auf derselben Teerstraße, sahen wir dann<br />

im frühmorgendlichen Nebel den Kirchturm unseres Dorfes<br />

in der Ferne auftauchen. Der Wald lag hinter uns. Fast<br />

geschafft! Und dann fingen auch schon die Hunde des Dorfes<br />

an zu bellen. War das ein Empfang! Nun wussten unsere<br />

Wirtsleute: „De Zink-Mädele komme.” Da wir erwartet<br />

wurden, stand die Bäurin im Nachthemd am Hoftor. Nach<br />

einer herzlichen Begrüßung ging es gleich schnurstracks in<br />

die warmen Ehebetten. Der Bauer murrmelte verschlafen:<br />

„Schön, dass ihr da seid! Schlaft gut!” Haben wir, und es<br />

war so mollig warm.<br />

Der nächste Tag war ein Sonntag. Wir waren ausgeschlafen,<br />

hatten reichlich gefrühstückt, zu Mittag gegessen<br />

und dann das herrliche Gefühl, „rondsrem” satt zu sein.<br />

Der Zweck unserer anstrengenden Reise, Zinkwaren gegen<br />

Tabakblätter im Tauschhandel, war perfekt und wurde per<br />

Postzustellung abgewickelt. Für “ Zigarettchen” in unseren<br />

Rucksäcken noch ein anteiligen Rest Tabak verstaut, dazu<br />

nur für uns geräucherten fetten und mageren Speck - gut<br />

belegte Bauernbrote und hartgekochte Eier für unterwegs.<br />

Doch vor der Heimreise, Abfahrt des Zuges kurz vor Mitternacht,<br />

gab es für nachmittags noch eine Einladung ins<br />

nächste Dorf zur „Kirchweih”. Der Bauer sagte: „Aber d’r<br />

Moscht - erster Apfelwein - der is niks für de Mädele, der<br />

haut’s um.” Den haben wir uns dann auch wohlweislich<br />

verkniffen.<br />

Glück, ja das hatten wir. Am selben Abend musste ein<br />

Bahnpolizist seinen Dienst in Freiburg antreten und bot<br />

uns seine Begleitung an. Nach einem herzlichen Abschied<br />

ging es nun noch bei Tag, mit männlicher Begleitung und<br />

nur bergab - ich auf dem Fahrrad des Polizisten sitzend,<br />

weil ich mir tags zuvor die Füße wund gelaufen hatte - den<br />

selben Weg zurück nach Freiburg. Und wieder mit einem<br />

mulmigen Gefühl im Magen, denn man hatte uns gesagt,<br />

dass hier kurz zuvor ein Soldat eine Frau überfallen habe.<br />

Vorsichtshalber hatte sich unser Polizist ein stehendes<br />

Messer griffbereit in den rechten Jackenärmel geschoben.<br />

Auf halber Strecke, mitten im Wald, sahen wir aus einer<br />

Kurve heraus plötzlich sechs oder sieben farbige Soldaten<br />

kommen.<br />

►<br />

20 durchblick 3/<strong>2007</strong>


Historisches<br />

„Jetzt brauchen wir wirklich viel Glück”, sagte unser<br />

Polizist. „Schaut nur geradeaus und nicht stehen bleiben!“<br />

Drei Herzen pumpten auf Hochtouren. Dann, auf gleicher<br />

Höhe, kamen zwei Soldaten auf uns zu, einer hielt sich<br />

etwas zurück, der andere nahm mich ins Visier. Er hielt das<br />

Fahrrad an, wuselte mit seinen Händen dicht vor meinem<br />

Gesicht herum, lachte - und - lachte. Alle sahen meine<br />

Angst - und dann zogen sie weiter. Ihr Lachen klang noch<br />

lange in unseren Ohren nach. Erleichterung kann man nicht<br />

beschreiben, doch wie hilfreich kann eine Polizei-Uniform<br />

sein.<br />

Im Dienstraum der Bahnpolizei konnten wir uns aufhalten<br />

bis unser Zug kam. Wieder mit Verspätung! Als<br />

Grenzgebiet war Karlsruhe der letzte Halt vor der „französischen”<br />

in die „amerikanische” Besatzungszone. Und<br />

nun: „Alles aussteigen mit Gepäck!” Ein Bahnsteig voller<br />

Menschen mit dem Wertvollsten was sie hatten in ihren<br />

Rucksäcken, Taschen, Koffern und Kartons: Lebensmittel<br />

zum Überleben und andere Dinge, um Lebensmittel einzutauschen.<br />

Alle Mühe umsonst? Alles verloren?<br />

Wir wussten es nicht, verließen uns wieder auf unser<br />

Glück, stiegen einfach nicht aus, schoben unser Gepäck<br />

unter die Sitze und hockten uns daneben. Komme, was da<br />

wolle! Und es kam in Form von zwei jugendlichen farbigen<br />

Soldaten, die die Abteile kontrollierten. Sie schauten uns<br />

an, grinsten, wühlten in unseren Rucksäcken herum, sahen<br />

den Tabak, schüttelten die Köpfe. Wir kauderwelschten<br />

mit ihnen, sie sprachen leise miteinander, Zeit verging,<br />

dann lachten sie uns freundlich an, wir durften bleiben.<br />

Sie stiegen aus - vielleicht in Gedanken bei ihren Freundinnen.<br />

Dann fuhr der Zug auch schon an. Ein Bahnsteig<br />

voller Menschen und eine Unmenge von Gepäck sahen<br />

wir noch vorbeigleiten. Ob wir wohl die einzigen Unverschämten<br />

waren? Einerlei, „saumäßiges” Glück gehabt!<br />

Später haben wir erfahren, dass alle Gepäckstücke konfisziert<br />

wurden.<br />

Zu Hause gut angekommen, „Zigarettchen” sehr zufrieden,<br />

blieb nur noch die Postsendung abzuwarten. Das<br />

konnte dauern. Nach 14 Tagen brachte uns dann ein Firmenangehöriger,<br />

der in der „französischen“ Zone, in Niederschelderhütte,<br />

wohnte, unseren Tabak mit. Um sicher<br />

zu sein, dass die „Hamsterware” nicht konfisziert wurde,<br />

hatten wir den Versand innerhalb der französischen Zone<br />

vorgenommen. So kamen die Tabakblätter zu uns in die<br />

„englische” Zone. Bei diesem „Grenzübertritt” war dann<br />

als Gegenleistung wieder Tabak mit im Spiel sowie bei dem<br />

Grenzgänger auch. Eine Hand wäscht die andere.<br />

In Erinnerung eine abenteuerliche Reise, und das Lachen<br />

im Wald war, bei späterer Betrachtung, möglicherweise nur<br />

eine scherzhafte Situation gewesen - positiv gesehen.<br />

Gerda Greis<br />

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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 21


Schon seit Stunden kündigen sie ihn an. Sie sagen, er sei<br />

wild und gebärde sich wie die Axt im Walde. Dabei hat er<br />

einen schönen Namen: „Der Herrliche“. Du denkst an Gold,<br />

an den blauen Himmel, etwas ganz Großes. „Der Herrliche“,<br />

der in aller Munde ist, muss eine tolle Nummer sein.<br />

Und dann erscheint er. Am 18. und 19 Januar des Jahres<br />

<strong>2007</strong> kommt der groß Angekündigte endlich an. Mit dicken<br />

Backen hält er Einzug. Nicht sanft, oh nein. Unkalkulierbar<br />

wie die Rente. Er kommt nicht gemessenen Schrittes. Er<br />

fällt ein, langt unverschämt hin. Im Handumdrehen fegt er<br />

wie eine Abrissbirne durchs Land. „Der Herrliche“ hat seinen<br />

Namen aus dem Griechischen. Dort heißt das Kyrill.<br />

Kyrill, der aufgeplusterte Muskelprotz, der windige<br />

Bursche. Kyrill, der Orkan. Mit weit über 100 Sachen<br />

zischt er durch Städte, Dörfer, durch Wald und Flur. Und<br />

was der alles im Schlepp hat! Baumkronen, Liegestühle,<br />

ganze Dächer, Kleinwagen, Mopeds, jede Menge Hüte und<br />

Schirme und: Menschenleben.<br />

Die Wälder sehen aus wie riesige Mikado-Spiele. „Kyrill“<br />

hat für Kleinholz gesorgt. Ist auf seine Art und Weise in<br />

die Holzverarbeitung eingestiegen. Rau, ungestüm, unberechenbar.<br />

Nur relativ kurz gastierte er auch im Siegerland.<br />

Mit ungeheurer Wut im Bauch. Die steuerlose Planierraupe<br />

aus Wind hatte ganze Arbeit geleistet. Hektarweise lag<br />

Umwelt<br />

Kyrill verwahrte eine dicke Samenbirke für Kompass-Karl<br />

Blick auf eine saftige Siegerländer Wiesenlandschaft in Nähe des Rothaarsteiges<br />

mit „kyrillistischem“ Vordergrund.<br />

der Wald auf dem<br />

Kreuz. Übereinander,<br />

durcheinander,<br />

aufeinander. Aus<br />

Oberholz wurde<br />

Unterholz. Im<br />

Wald ging nicht<br />

mehr viel. Und<br />

noch heute sind<br />

deutliche Spuren<br />

der Verwüstung zu<br />

sehen. Rund acht<br />

Monate sind vergangen.<br />

Die Aufräumarbeiten<br />

in<br />

den Siegerländer<br />

Wäldern sind noch<br />

nicht abgeschlossen.<br />

Die Holzwirtschaft<br />

ist aus den<br />

Fugen geraten.<br />

Haubergsbesitzer,<br />

im vergangenen<br />

Januar noch stolze<br />

Besitzer von Wald,<br />

blicken auf Freiflächen. Kummerfalten zwischen den Ohren.<br />

Wildschwein und Reh verstehen die Welt nicht mehr.<br />

Schützendes Unterholz ist futsch. Und der Riesenschnauzer<br />

Bello kläfft trotz inzwischen elf tierpsychologischen<br />

Sitzungen immer noch recht verstört in die Welt, wenn er<br />

daran denkt, wie seine rustikal gezimmerte Hundehütte<br />

am 18. Januar abhob wie ein Sputnik und auf Nimmerwiedersehen<br />

himmelwärts verschwand. Bello selbst saß drin.<br />

Gott sei Dank nicht angeleint. So schaffte er in rund sechs<br />

Metern Höhe knapp den Ausstieg. Harte Landung nach<br />

Sturzflug: Bürzeltrauma und Verstörtheit. Seine Hütte<br />

zerlegte sich etwa 35 Meter weiter in der asphaltierten<br />

Einfahrt eines Nachbarn in sämtliche Einzelteile: 25 Bretter,<br />

ein paar Dutzend Schrauben, Anleinhaken, diverse<br />

Nägel, etwa 30 Dachschindeln und ein Zierschornstein.<br />

Die Kyrill-Bilanz, die Landrat Paul Breuer einige Wochen<br />

nach der verheerenden Kahlschlagaktion zog, sah<br />

nicht gut aus, sondern: „Insgesamt beziffern die Forstämter<br />

Siegen und Hilchenbach die reinen Waldschäden, die den<br />

Besitzern im Kreis Siegen-Wittgenstein entstanden sind,<br />

auf über 100 Millionen Euro. Diese Summe setzt sich aus<br />

Beträgen für höhere Aufarbeitungs-, Fracht- und Lagerkosten,<br />

Holzentwertung sowie für die Wiederaufforstung<br />

zusammen. Dazu werden nach Ende der Bergungs- und<br />

Aufräumarbeiten weitere 50 Millionen Euro für die Instandsetzung<br />

von Wegen und Straßen kommen.“ ►<br />

22 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Umwelt<br />

Die Lagerbestände des von Kyrill produzierten Kleinholzes sind gewaltig.<br />

Unser Foto entstand in einem sogenannten Nasslager nahe der Freusburg.<br />

Der Landrat weiter: „Die Folgen der Katastrophe sind nur<br />

zu bewältigen, wenn alle in der Region an einem Strang ziehen.<br />

Deshalb konzentrieren wir uns nach dem Sturm darauf,<br />

alle Kräfte zu bündeln, um die anstehenden Aufgaben koordiniert<br />

zu bewältigen. Dabei hat sich gezeigt, dass die über<br />

Jahre entstandene, gute und bewährte Zusammenarbeit zwischen<br />

Kreisverwaltung, Touristikverband Siegerland-Wittgenstein,<br />

Waldbesitzern sowie den Forstämtern Siegen und<br />

Hilchenbach hierfür eine hervorragende Grundlage ist.“<br />

Breuer vergaß auch den Dank nicht. Und der ging an<br />

das Land NRW (namentlich Umweltminister Eckhard Uhlenberg)<br />

für großzügige Unterstützung. Und weiter: Aus<br />

touristischer Sicht habe die Wiederherstellung des Rothaarsteiges<br />

höchste Priorität. Das ist bis heute weitgehend<br />

gelungen. Nach und nach wurden die einzelnen Etappen<br />

des Steiges für die Öffentlichkeit wieder freigegeben. Die<br />

kyrillschen Spuren allerdings sind immer noch zu sehen.<br />

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers stapfte durch<br />

das Chaos im Siegerland und Wittgenstein. Der Mann war<br />

bestürzt und stellte fest: „Die Landesregierung hilft den<br />

Betroffenen und lässt sie mit ihren Sorgen nicht allein.“<br />

Mit einem Drei-Punkte-Programm stockte die Landesregierung<br />

die bisher geleisteten Hilfen weiter auf. Die Sonderaktion<br />

beinhaltete:<br />

100 Millionen Euro für Wiederaufforstung und<br />

Wegeinstandsetzung.<br />

Das Land hilft der Region mit zinsverbilligten Krediten,<br />

um Privatkapital für Zukunftsinvestitionen zu mobilisieren.<br />

Das Kreditvolumen steigt von bisher 80 auf 120 Millionen<br />

Euro.<br />

Südwestfalen wird beim Straßenbau bevorzugt und<br />

erhält zusätzliche Hilfen für Straßenentlastung und<br />

Logistik. In diesem Jahr fließen 30 Millionen Euro in den<br />

Erhalt der Landes- und Bundesstraßen. 2008 und 2009<br />

sollen diese Mittel deutlich steigen. Insgesamt rechnen sie<br />

sich auf 115 Millionen Euro hoch.<br />

Zu Sonderprogramm Kyrill gehört auch, dass sich<br />

das Land an der Sanierung der touristischen Infrastruktur<br />

beteiligt. Drei Millionen Euro werden gezielt und zusätzlich<br />

für neue Beschilderungen, Schutzhütten und Aussichtspunkte<br />

eingesetzt. Und dazu: Die Landesregierung<br />

(Wirtschaftsministerium) unterstützt existenziell gefährdete<br />

touristische Betriebe mit Bürgschaften, „damit die<br />

Tourismusregionen Sauer- und Siegerland schnell wieder<br />

auf die Beine kommen“.<br />

Heute muss man feststellen, dass die Aktionen durchweg<br />

gegriffen haben. Obwohl es in einigen Fällen noch<br />

Anlass für Nacharbeiten gibt. So fehlt es einigen Stellen<br />

immer noch an neuen Beschilderungen, die von Kyrill<br />

verweht wurden. So stießen wir auf eine Wandergruppe,<br />

die zum Kahlen Asten (Winterberg) wollte und mit klammen<br />

Socken in Richtung Burbach unterwegs war. Na ja, im<br />

Lesen der Wanderkarte war die 13-kpöpfige Gruppe nicht<br />

firm, denn: „Wenn wir den Weg auf der Karte finden wollen,<br />

müssten wir zunächst unseren Standort finden.“ Und genau<br />

das gelang nicht. Bös erwischte es auch Karl O. aus Kreuztal,<br />

der sich an seine Bundeswehrzeit erinnerte und seinen<br />

olivgrünen Peilkompass hervorkramte:<br />

►<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 23


„Mit diesem Dingen<br />

brauche ich keine<br />

Wegweiser. Ich marschiere<br />

stramm nach<br />

Marschzahl – querfeldein.“<br />

Die Sache<br />

endete im Unterholz<br />

bei Vormwald, als Karl<br />

mit dem Peilkompass<br />

vorm rechten Auge<br />

Umwelt<br />

Ministerpräsident Rüttgers<br />

in Hilchenbach<br />

(linkes zugekniffen)<br />

gegen eine voll im Saft stehende Samenbirke spazierte.<br />

Trost: Die Richtung hatte dank Kompass-Feinmessung<br />

haarscharf gestimmt.<br />

Nun, Kyrill hat mit seinem kakophonischem „Blaskonzert“<br />

auch zu völlig neuen Überlegungen und Wegen<br />

geführt. Bei Wilnsdorf war im August so eine Art Wald-<br />

Kaffeemühle im Einsatz. Damit wurden die Kyrill-Überreste<br />

quasi pulverisiert. Mit dieser „Mühle“ wird der Forstboden<br />

super planiert. Marke: kultivierter Vorgarten. Der<br />

Boden (ehemals Fichtenwald) wird für neue Baumarten<br />

bereitet. Gepflanzt wird im Oktober. Und zwar Wildkirschen,<br />

Ahornbäume, Douglasien usw. So, das hat natürlich<br />

enorme Vorteile: Sieht schöner aus als Einheitsfichtenplantagen<br />

und verwurzelt fester. Will sagen: Beim nächsten<br />

starken Sturm oder Orkan kippt da so schnell nichts mehr<br />

um. Schluss mit Mikado.<br />

Als im August die Jagd auf verschiedene Wildarten aufging,<br />

zimmerten vorher viele Jäger ihre Hochsitze wieder<br />

zusammen, die Kyrill zerbröselt oder auf Fußbänkchenhöhe<br />

zusammengestutzt hatte. So manche weiland in sicherer<br />

Deckung errichteten Abschusskanzeln befinden sich nach<br />

Kyrill plötzlich auf freiem Feld. Und das Wild hat sich<br />

durch den Kahlschlag ins weiter entfernte Unterholz (Dickung)<br />

verkrümelt. Da ist guter Rat teuer. Was also tun?<br />

Tipp: Die Flinte einfach ins Korn werfen.<br />

Dieter Gerst<br />

Kommentar<br />

Ein Zeichen wurde gesetzt<br />

In diesen Tagen gab es einmal gute Nachrichten<br />

für die Kirchen und ihre wohltätigen Einrichtungen,<br />

für Wohlfahrtsverbände, für Vereine und<br />

Initiativen. Sie und die Menschen, für die sie sich<br />

einsetzen, sind es, die von den geplanten Verbesserungen<br />

für spendenwillige und ehrenamtlich<br />

tätige Menschen profitieren werden. Der Bundestag<br />

hat das neue „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts“<br />

beschlossen, der Bundesrat muss noch<br />

zustimmen.<br />

Damit wird ein Zeichen gesetzt, dass das Engagement<br />

der vielen Millionen Menschen in Kirchengemeinden,<br />

Sportvereinen, in der Altenarbeit<br />

und in vielen weiteren Bereichen anerkannt und<br />

für wichtig erachtet wird. Vorgesehen ist unter<br />

anderem die Einführung eines Steuerfreibetrages<br />

von 500 € im Jahr für alle Bürger, die eine Aufwandsentschädigung<br />

bekommen. Die Übungsleiterpauschale<br />

steigt von 1848 auf 2100 €.<br />

Unsere Gesellschaft braucht privates Engagement;<br />

in vielen Bereichen läuft ohne Spenden<br />

und ohne Ehrenamt gar nichts mehr. Beides muss<br />

gestärkt werden. Das haben unsere Politiker zum<br />

Glück erkannt.<br />

Leider sind die Menschen, die sich ehrenamtlich<br />

um Kranke, Behinderte und Alte kümmern,<br />

in dem Gesetz nicht berücksichtigt. Im ursprünglichen<br />

Entwurf war für sie ein Freibetrag von<br />

300 € vorgesehen. Der wurde aber gestrichen.<br />

Das ist schade.<br />

Es wäre nur ein kleiner Betrag gewesen, aber<br />

er hätte den Betroffenen gezeigt, dass sie in ihrer<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit wichtig genommen werden.<br />

So bleiben bei aller Freude über das neue<br />

Gesetz doch noch Wünsche offen.<br />

Horst Mahle<br />

24 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


„Mit diesem Dingen<br />

brauche ich keine<br />

Wegweiser. Ich marschiere<br />

stramm nach<br />

Marschzahl – querfeldein.“<br />

Die Sache<br />

endete im Unterholz<br />

bei Vormwald, als Karl<br />

mit dem Peilkompass<br />

vorm rechten Auge<br />

Umwelt<br />

Ministerpräsident Rüttgers<br />

in Hilchenbach<br />

(linkes zugekniffen)<br />

gegen eine voll im Saft stehende Samenbirke spazierte.<br />

Trost: Die Richtung hatte dank Kompass-Feinmessung<br />

haarscharf gestimmt.<br />

Nun, Kyrill hat mit seinem kakophonischem „Blaskonzert“<br />

auch zu völlig neuen Überlegungen und Wegen<br />

geführt. Bei Wilnsdorf war im August so eine Art Wald-<br />

Kaffeemühle im Einsatz. Damit wurden die Kyrill-Überreste<br />

quasi pulverisiert. Mit dieser „Mühle“ wird der Forstboden<br />

super planiert. Marke: kultivierter Vorgarten. Der<br />

Boden (ehemals Fichtenwald) wird für neue Baumarten<br />

bereitet. Gepflanzt wird im Oktober. Und zwar Wildkirschen,<br />

Ahornbäume, Douglasien usw. So, das hat natürlich<br />

enorme Vorteile: Sieht schöner aus als Einheitsfichtenplantagen<br />

und verwurzelt fester. Will sagen: Beim nächsten<br />

starken Sturm oder Orkan kippt da so schnell nichts mehr<br />

um. Schluss mit Mikado.<br />

Als im August die Jagd auf verschiedene Wildarten aufging,<br />

zimmerten vorher viele Jäger ihre Hochsitze wieder<br />

zusammen, die Kyrill zerbröselt oder auf Fußbänkchenhöhe<br />

zusammengestutzt hatte. So manche weiland in sicherer<br />

Deckung errichteten Abschusskanzeln befinden sich nach<br />

Kyrill plötzlich auf freiem Feld. Und das Wild hat sich<br />

durch den Kahlschlag ins weiter entfernte Unterholz (Dickung)<br />

verkrümelt. Da ist guter Rat teuer. Was also tun?<br />

Tipp: Die Flinte einfach ins Korn werfen.<br />

Dieter Gerst<br />

Kommentar<br />

Ein Zeichen wurde gesetzt<br />

In diesen Tagen gab es einmal gute Nachrichten<br />

für die Kirchen und ihre wohltätigen Einrichtungen,<br />

für Wohlfahrtsverbände, für Vereine und<br />

Initiativen. Sie und die Menschen, für die sie sich<br />

einsetzen, sind es, die von den geplanten Verbesserungen<br />

für spendenwillige und ehrenamtlich<br />

tätige Menschen profitieren werden. Der Bundestag<br />

hat das neue „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts“<br />

beschlossen, der Bundesrat muss noch<br />

zustimmen.<br />

Damit wird ein Zeichen gesetzt, dass das Engagement<br />

der vielen Millionen Menschen in Kirchengemeinden,<br />

Sportvereinen, in der Altenarbeit<br />

und in vielen weiteren Bereichen anerkannt und<br />

für wichtig erachtet wird. Vorgesehen ist unter<br />

anderem die Einführung eines Steuerfreibetrages<br />

von 500 € im Jahr für alle Bürger, die eine Aufwandsentschädigung<br />

bekommen. Die Übungsleiterpauschale<br />

steigt von 1848 auf 2100 €.<br />

Unsere Gesellschaft braucht privates Engagement;<br />

in vielen Bereichen läuft ohne Spenden<br />

und ohne Ehrenamt gar nichts mehr. Beides muss<br />

gestärkt werden. Das haben unsere Politiker zum<br />

Glück erkannt.<br />

Leider sind die Menschen, die sich ehrenamtlich<br />

um Kranke, Behinderte und Alte kümmern,<br />

in dem Gesetz nicht berücksichtigt. Im ursprünglichen<br />

Entwurf war für sie ein Freibetrag von<br />

300 € vorgesehen. Der wurde aber gestrichen.<br />

Das ist schade.<br />

Es wäre nur ein kleiner Betrag gewesen, aber<br />

er hätte den Betroffenen gezeigt, dass sie in ihrer<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit wichtig genommen werden.<br />

So bleiben bei aller Freude über das neue<br />

Gesetz doch noch Wünsche offen.<br />

Horst Mahle<br />

24 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


„Luisa, mach den Fernseher aus,<br />

mittags sitzen wir nicht vor der Kiste“,<br />

ruft Mutter Heike. „Och, bei Oma und<br />

Opa darf ich das aber“, mault die Vierjährige.<br />

Und schon ist der Konflikt da.<br />

Wenn Luisa und ihre Schwester Marlene<br />

(fast zwei) bei Oma und Opa sind, ist<br />

schon mal einiges anders als in der jungen<br />

Familie. Wobei Fernsehsendungen<br />

nach meiner Beobachtung für kleine<br />

Kinder eher nicht das Problem sind.<br />

Die Großeltern müssen dann, wenn<br />

die Enkel in den Nachmittags- und<br />

Abendstunden noch zu Besuch sind,<br />

schon mal selbst auf den Fernsehkonsum<br />

verzichten. Wichtig ist auch, dass<br />

die Großeltern über die altersgerechten<br />

Fernsehsendungen Bescheid wissen.<br />

Gesellschaft<br />

„Bei Oma und Opa darf ich das aber!“<br />

Die heutigen Großeltern sind in einer<br />

ganz anderen Zeit aufgewachsen<br />

und haben eine rigidere Erziehung genossen als die Regeln<br />

und Auffassungen der heutigen Zeit. Da wird ohne<br />

Kompromisse ein gedeihliches Miteinander nicht möglich<br />

sein.<br />

Zwei Konfliktklassiker<br />

Wir haben viele gute Seiten...<br />

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1. In Sachen Süßigkeiten Kompromisse suchen<br />

Wenn es um Schokolade, Lutscher u.ä. geht, verwöhnen<br />

wir Großeltern gerne. Und die Enkel kriegen das schnell<br />

spitz und betteln dann häufig. In unserer Kindheit waren<br />

Süßigkeiten Mangelware und das prägt fürs Leben. Doch<br />

die Enkel sollten nicht zu viel bekommen. Jeder Erwachsene<br />

weiß heute um die Schädlichkeit von zu viel Zucker<br />

für die Zähne und manche anderen Organe und da sollten<br />

wir bei aller Liebe zu unseren Enkeln des Guten nicht zu<br />

viel tun. Erst recht müssen wir uns bei Allergien der Kinder<br />

an die Essensvorschriften halten. Oft ist es schwer, in<br />

Bezug auf die Süßigkeiten das rechte Maß zu finden. Für<br />

uns selbst gilt das ja genauso.<br />

2. Das richtige Geschenk<br />

Zu viel Spielzeug? Was zu unseren Kinderzeiten unvorstellbar<br />

war, ist heute für viele Eltern zu einem Problem<br />

geworden. Die Kinder haben oft ein mit Plastik und Plüsch<br />

vollgestopftes Zimmer. Zum Geburtstag, an Weihnachten<br />

und auch zwischendurch bringen Großeltern, Tanten, Onkel<br />

und manch andere Geschenke in Massen und die Kinder<br />

wissen sie oft gar nicht zu würdigen. Diese kommen sich<br />

vor wie im Schlaraffenland, wo man sich alles wünschen<br />

kann. Da ist es angesagt, vor allem größere Geschenke mit<br />

den Eltern abzusprechen oder vielleicht lieber etwas auf<br />

das Sparbuch der Enkel zu legen.<br />

Generationskonflikte gab es schon immer. Man hat unterschiedliche<br />

Ansichten über Erziehung oder das richtige<br />

Benehmen. Der eine findet, dass der andere sich zu viel<br />

oder zu wenig kümmert, sich zu viel einmischt oder sich<br />

zu wenig sehen lässt. Ich denke, wenn wir Großeltern mit<br />

der Zeit gehen und zugestehen, dass zu einer Sache unterschiedliche<br />

Einstellungen nebeneinander bestehen können,<br />

ist ein gutes Miteinander der drei Generationen möglich.<br />

Und unsere Enkel werden uns lieben. Wir haben ein riesiges<br />

Plus gegenüber Papa und Mama: Wir haben Zeit! Es<br />

ist schön, wenn wir sie nutzen, um mit den Enkeln zu singen,<br />

ihnen vorzulesen oder zu basteln. Horst Mahle<br />

Unser Buchtipp zum Thema<br />

Helga Gürtler: Das Glück einer besonderen Beziehung –<br />

Großeltern und ihre Enkelkinder, Herder, 9,90 Euro<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 25


Kopfzeile Siegen<br />

Alte und neue Brunnen in Siegens Oberstadt<br />

Leitung dienten damals Holzrohre,<br />

die in einer eigens dazu<br />

hergestellten Bohrmühle von<br />

fremden Bohrmeistern erbohrt<br />

wurden. Auf der Burg befand<br />

sich ein außerordentlich tief<br />

gegrabener Brunnen, der auch<br />

heute noch vorhanden ist, dessen<br />

Wasser jedoch nicht immer<br />

ausgereicht hat.<br />

Der neue Brunnen am Markt<br />

Bei einem Spaziergang in Siegens Oberstadt kann man<br />

beobachten, dass überall dort, wo Brunnen sind, sich Menschen<br />

besonders gern zusammenfinden. Vor dem Rathaus<br />

sitzen sie und betrachten das Wasserspiel des Marktbrunnens.<br />

In der Poststraße, dort wo der Hirte mit Kühen an die<br />

Tradition des ländlichen Siegen erinnert und der volle Strahl<br />

sich in die Tränke ergießt, sitzen oft ganze Grüppchen. Im<br />

Park am Oberen Schloss ist der Rubensbrunnen ständiger<br />

Anziehungspunkt für Erwachsene und kletternde Kinder.<br />

Schon vor vielen Jahrhunderten waren die Brunnen beliebter<br />

Treff, vor allem für die Frauen, die dort ihr Schwätzchen<br />

hielten, die Eimer füllten, die dann ins Haus geschleppt<br />

wurden. Es existiert eine Fülle von alten Bildern, die Eimer<br />

schleppende Frauen zeigen. Schon die Bibel berichtet darüber,<br />

wie Menschen einander an einem Brunnen trafen und<br />

ins Gespräch kamen.<br />

Unverändert also ist die Kommunikation rund um die<br />

Wasserspender geblieben.<br />

Die Brunnen selbst allerdings hatten vor Jahrhunderten<br />

einen ganz und gar anderen Stellenwert für die Stadt und<br />

ihre Bürger. Brunnen, die sich selbst mit Grundwasser<br />

versorgten oder aus Quellen, die in Bürbach und auf dem<br />

Giersberg lagen, waren wichtige Wasserspender für die Bevölkerung<br />

der Stadt. Zwei Leitungen sind im Mittelalter<br />

geschaffen worden, die das klare Quellwasser zur Burg und<br />

zur Stadt führten. Die eine, nur für die Burg bestimmte,<br />

führte aus dem Kalten Born und vom oberen und unteren<br />

Kesselborn bei Bürbach in den Hof der Burg (des späteren<br />

Oberen Schlosses) und speiste hier einen Laufbrunnen. Als<br />

Auch dort, wo sich früher der<br />

Olbersturm erhob, befand sich<br />

ein tiefer Brunnen. Eine andere<br />

Leitung war die Kalberbach. Ihre<br />

Quellen lagen am Giersberg<br />

„in den Krappen“, auch „Kalber<br />

Kroppen“ genannt. Durch<br />

bleierne Röhren wurde das<br />

Wasser bis zum Markt geleitet.<br />

Durch sie wurden eine Anzahl<br />

Laufbrunnen, Feuerlöschbecken<br />

und Viehtränken – sogenannte<br />

„Kompe“ – gespeist. Zwei offene Wasserbehälter der Kalberbach,<br />

die „oberste“ und die „niederste Kalberbach“, die<br />

bereits 1455 erwähnt sind, standen auf dem Markt. Es waren<br />

mit eisernen Reifen beschlagene Holztröge, die für die<br />

Hygiene des Marktes eine große Rolle spielten.<br />

Die „Grobe“ am Markt, der alte Siegener Laufbrunnen,<br />

war ein beliebter Unterhaltungsplatz Wasser holender<br />

Frauen. Der Name „Grobe“ ist von „Krappe“ oder „Kroppe<br />

„herzuleiten. Zur Grobe hinauf führte von der Kölner<br />

Straße aus die „Hocketreppe“, die ihren Namen daher hatte,<br />

weil auf ihr stets Frauen hockten, die Obst, Butter und<br />

Käse feilboten. Im Jahre 1877 verschwand diese Anlage,<br />

um den Vorbereitungen für die Denkmalsaufstellung der<br />

„Germania“ Platz zu machen, die wiederum nach 15 Jahren<br />

dem Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm I. Platz machen<br />

musste, das bis zum Zweiten Weltkrieg dort stand.<br />

Im Jahre 1482 wird unterhalb des Rathauses ein Ziehbrunnen<br />

erwähnt, der immer wieder auf den bekannten<br />

Marktbildern von Wilhelm Scheiner zu sehen ist.<br />

„Um dat Mart“, „by dem Marte“ hieß der Platz rund um<br />

das Rathaus, wo man auch feste „Gademen“ (Verkaufsstände)<br />

aufbaute. Der Bottermarkt, der Saumarkt, der Salzmarkt<br />

sind Namen, die rund ums Rathaus zu finden waren<br />

und wo die Brunnen standen. Zu dem heutigen Brunnen<br />

auf dem Markt möchte ich eine Geschichte von Inge Göbel<br />

zitieren (Seite 28).<br />

Als dritte Leitung wurde 1652 der sogenannte Eisborn<br />

bei Fickenhütten (jetzt Weidenau) von Graf Moritz<br />

in den Hof des Unteren Schlosses geführt. Noch im ►<br />

26 durchblick 3/<strong>2007</strong>


Siegen<br />

18. Jahrhundert befand sich hier ein Marmorbassin mit<br />

einem Springbrunnen. Dann verfiel er nach dem Tode der<br />

letzten Fürstin von Nassau-Siegen und wurde entfernt.<br />

Der Mühlenborn oder „der Born vor den Banken“<br />

existierte noch im 19. Jahrhundert vor der hinteren unteren<br />

Ecke des Rathauses und dem Siegener Hof. Seinen Namen<br />

trägt er vermutlich von der alten Rossmühle, die sich in<br />

seiner unmittelbaren Nähe befand, auf der die Bürger ihr<br />

Korn, von einem Roß angetrieben, mahlen konnten.<br />

Der Name „vor den Banken“ hatte er wohl daher, dass<br />

früher unterhalb des Rathauses die Fleischbänke gestanden<br />

haben, die 1529 zuerst urkundlich bezeugt sind. In den<br />

Zunftlagerbüchern von 1801 und 1807 wird der Brunnen<br />

noch erwähnt. In den Nachkriegszeiten wurde der Brunnen<br />

bei Kabelverlegungsarbeiten in der Löhrstraße und Barstewende<br />

am hinteren Kornmarkt wenige Meter vom Rathaus<br />

wieder entdeckt.<br />

Einer der ältesten Stadtbrunnen ist der „Klosborn“,<br />

erstmals 1467 urkundlich erwähnt als der Born in der<br />

Oberstraße. Erst 1538 wird er nach einem erfolgten Umbau<br />

als „St. Clausbrunnen“ bezeichnet und ist unter diesem Namen<br />

bekannt geblieben. Die städtische Hospitalrechnung<br />

vom Jahre 1772 vermerkt die genaue örtliche Lage. Sie<br />

gibt an, dass der Born bei dem Hause Oberstraße 376, das<br />

zuletzt als „Gierschmanns Haus“ bekannt war, gelegen hat.<br />

Er war mit einer Zugvorrichtung eingerichtet, die zum Heraufziehen<br />

des Wassers mit Eimern diente. In den Zunftlagerbüchern<br />

aus der Zeit um 1700 wird er sehr oft als<br />

„Clas“ oder Nikolasbrunnen erwähnt. Wahrscheinlich lag<br />

der Brunnen zu der Zeit auf einem Kirchengrundstück, so<br />

dass seine Bezeichnung von dem Namen der Nikolaikirche<br />

abgeleitet worden ist. Aus Stadtrechnungen für die Instandhaltung<br />

und Umbauten der Brunnen ist zu entnehmen, dass<br />

im Jahre 1482/83 dieser Brunnen, „der born offme marte“,<br />

der „born vor den benken“ gründlich erneuert, ausgemauert<br />

und mit Brunnenhäuschen versehen wurden. Im Jahre1839<br />

wurde auf dem Brunnen ein neues Schieferdach angefertigt,<br />

also hatte der Brunnen noch im 19. Jahrhundert innerhalb<br />

der Stadt eine große Bedeutung und war als Ziehbrunnen<br />

damals noch in Benutzung.<br />

Er ist sicherlich nach Anlegung der Siegener Wasserleitung<br />

in den Jahren 1888/89 verschlossen worden. In<br />

den beiden letzten Kriegsjahren wurde der Brunnen wieder<br />

geöffnet, um die in den nahe gelegenen Hochbunkern<br />

lebende Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Kurz vor<br />

Kriegsende stürzte ein Kind in den Schacht und ertrank.<br />

Die Bemühungen der Feuerwehr zur Bergung des Leichnams<br />

hatten zunächst keinen Erfolg, weil der Wasserstand<br />

auch durch intensives Pumpen nicht gesenkt werden konnte.<br />

Damals wurde auch festgestellt, dass der Brunnen 17<br />

Meter tief ist und der Wasserspiegel bei 8 Meter Tiefe liegt.<br />

Schließlich konnte das tote Kind mit langen Suchstangen<br />

geborgen werden. Nach Kriegsende musste der Brunnen<br />

aus Sicherheitsgründen wieder abgedeckt werden. In<br />

den fünfziger Jahren waren auf einem Gelände, das von<br />

Burgstraße, Bickener Wende, Oberstraße und Höhstraße<br />

begrenzt wird, nach vorausgegangener Enttrümmerung,<br />

Bauarbeiten im Gange, wobei der alte Brunnen, der mit<br />

einer geriffelten Eisenplatte verschlossen war, wieder entdeckt<br />

und beseitigt wurde.<br />

Der „Born in der Badestube“ lieferte das Wasser für die<br />

Badestuben. In Siegen bestand eine oberste und niederste<br />

Badestube. Sie hatten nicht nur die Aufgabe, den Bürgern<br />

die körperliche Reinigung zu ermöglichen, sondern es<br />

wurden in ihnen von Amtleuten und Bürgermeistern auch<br />

Beratungen abgehalten Die Gasse, an welcher beide gelegen<br />

waren, hieß die Badstubenwende („Barstewende“),<br />

urkundlich 1455 erwähnt. Die alten Stadtrechnungen enthalten<br />

häufig Ausgaben, welche durch die Badestuben veranlasst<br />

wurden, die allerdings mit dem Jahre 1620 aufhören.<br />

Um 1848 wurde der sehr tiefe Brunnen der Badestuben<br />

geleert und gereinigt.<br />

►<br />

Brunnen in der Alten Poststraße, mit Skulpturen des Wittgensteiner<br />

Künstlers Wolfgang Kräuter<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 27


Weitere Brunnenanlagen sind im Zuge der Enttrümmerung<br />

in der Löhr-, Post-, Kohlbett- und Kölner Straße<br />

entdeckt worden und es fanden sich eine ganze Reihe<br />

von Hausbrunnen und viele gut erhaltene, alte Brunnenschächte<br />

in der Altstadt, so zum Beispiel den Born in<br />

der Weberstraße, den Born in der Hundgasse, den Born<br />

in der Höhstraße, den Born bei des Fischers Haus, den<br />

Born bei des Greben Haus, den Born vor Hellingshaus<br />

und den Born vor dem alten<br />

Rentmeisterhaus.<br />

Auch die Poststraße besaß<br />

einen der vielen Brunnen der<br />

Oberstadt. In den dreißiger<br />

Jahren hat man ihn neu gefasst<br />

und mit der Figur eines Bergmanns<br />

versehen. Der Brunnen<br />

musste verkehrstechnischen Erwägungen<br />

weichen. Heute steht<br />

an der Stelle ein Brunnen mit<br />

Schäfer und Kühen und ist ein<br />

beliebter Erholungsplatz.<br />

Von den Brunnen außerhalb<br />

der Stadtmauern hat dann der<br />

sogenannte „Butterborn“ eine<br />

gewisse Berühmtheit erlangt.<br />

Er lag am Löhrtor, dort wo die<br />

Hainstraße in die Flurenwende<br />

einmündet und die Gerber an<br />

der Löhrstraße für ihre Lederbereitung<br />

das Wasser aus diesem<br />

Brunnen holten.<br />

In der Stadt befanden sich<br />

Kopfzeile Siegen<br />

Der neue Brunnen am Maat<br />

Vor einiger Zeit standen zwei Frauen<br />

vor dem Café Harr am Marktplatz. Ihre<br />

Aufmerksamkeit galt dem neuen Brunnen.<br />

Plötzlich fing eine laut an zu schimpfen:<br />

„Nu guck dr dat doch emaol a. Dä basst<br />

doch överhaupt net he hin. Do hinne de<br />

schörne ahle Kirche om davor dat scheppe<br />

Denge. Nä. Nä, ich ka mech richtig offrähje<br />

on wenn mer da och noch bedengt, wat dat<br />

gekostet häd. Et es en Schandal!“<br />

„Jo, jo“, versuchte die andere die<br />

Schimpfende zu beruhigen „Du häst jo<br />

Rääscht, aber wade doch erscht emo ab,<br />

bis dat dat Stangegerüst vam Bronne ford<br />

es, da sejht hä geweß noch ganz manierlich<br />

us.“<br />

Inge Göbel<br />

neben den Brunnen offene und überwölbte Wasserbehälter,<br />

sogenannte „Kompe“, die zum Tränken des Viehs, aber<br />

auch bei Ausbruch von Bränden benutzt wurden. Hier ist zu<br />

nennen die bereits erwähnten Wasserbehälter der Kalberbach,<br />

die Tränke auf dem Pfuhl. Nach der Stadtrechnung<br />

wurde diese Tränke 1514/1515 angelegt und war in der<br />

letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch vorhanden. Auch<br />

der grüne Pfuhl, jener zwischen Kohlbett und Löhrstraße<br />

Herbst-<br />

Gefühle<br />

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wird Sie begeistern.<br />

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liegende, ziemlich große, mit Häuser umgebene viereckige<br />

Platz verdankt seinem Namen einem noch in der letzten<br />

Hälfte des 17. Jahrhunderts dort vorhandenen, ummauerten<br />

Behälter, dessen Wasser stets grün überzogen war.<br />

Etwa gegen Ende des 16. Jahrhunderts erforderte der<br />

durch Bevölkerungszunahme gestiegene Bedarf eine Erweiterung<br />

der Wasserversorgung. Es wurde eine Druckleitung<br />

vom Mühlenteich am Kölner<br />

Tor in die Oberstadt angelegt, in die<br />

ein durch Wasserkraft betriebenes<br />

Pumpwerk aus einem Brunnen das<br />

Wasser bis zur Kalberbach pumpte.<br />

Diese Anlage nannte man Brunnenkunst<br />

oder Wasserkunst, später<br />

„Kunst“. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

wurde die Siegener Kunst<br />

mit Dampfkraft betrieben.<br />

Manche lustige, aber auch gruselige<br />

Geschichten und Legenden<br />

werden über alte Brunnen erzählt.<br />

So zum Beispiel hat ein Bäckermeister<br />

in der Zeit, als es noch keine<br />

modernen Kühlschränke gab,<br />

einen alten Brunnenschacht in der<br />

Poststraße aufgeschlitzt und bewahrte<br />

in der kühlen Tiefe seine<br />

verderbliche Ware auf.<br />

Um den St. Clausbrunnen in der<br />

Oberstraße gibt es zwei Legenden.<br />

Im Zusammenhang mit seinem Namen<br />

ist es ohne Zweifel kein bloßer Zufall, dass dieser<br />

Brunnen gerade als derjenige bezeichnet wird, aus welchem<br />

die kleinen Kinder kommen sollen. Die andere Legende<br />

besagt, dass zum Bau des Nikolaikirchturms, der in<br />

den Jahren von 1456 bis 1462 stattfand, in der Oberstraße<br />

die Steine gebrochen worden sind. Dabei sei eine Wasserader<br />

angeschlagen worden, die den entstandenen Steinbruch<br />

mit Wasser füllte und den Clausbrunnen entstehen<br />

ließ.<br />

Von dem Brunnen unter dem Olbersturm wird von dem<br />

„Jungfer Kuß“ erzählt, das heißt über dem Turm war die<br />

sagenhafte „Jungfer“ erbaut, ein Folterwerkzeug, das die<br />

zum Tode Verurteilten zerstückelte und die Leichenteile<br />

dann in den Brunnen warf.<br />

Heute sind die alten Brunnen versiegt. An manchen<br />

Stellen, wo einst alte Brunnen standen, befinden sich Zierbrunnen,<br />

an denen die Bürger vom geschäftlichen Leben,<br />

vom alltäglichen Treiben eine Ruhepause machen können,<br />

und die vielleicht auch etwas zu erzählen haben.<br />

Dorothea Istock<br />

28 durchblick 3/<strong>2007</strong>


Unterhaltung<br />

Kleine Betrachtung<br />

Wieder einmal machte ich meinen Spaziergang an der<br />

Linde vorbei. Vorige Woche hatte sie noch ihren süßen<br />

Blütenduft verstreut und honigähnlichen Saft auf die darunter<br />

stehenden Autos getropft. Sehr zum Leidwesen der<br />

Besitzer.<br />

Heute hatte sie bereits ihren Fruchtstand erreicht und<br />

viele, viele runde Knöllchen schaukelten im warm-lauen<br />

Sommerwind. Plötzlich<br />

war die Kindheit<br />

wieder da! Ich sah uns<br />

in kurzen Kleidchen<br />

und Kniestrümpfen<br />

unterm Lindenbaum<br />

tollen.<br />

Ruckartig riss die Verbindung von Hündchen und Leine.<br />

Das kleine Knöllchen fiel zu Boden.<br />

Ich wischte mir die Hand und wusste in dem Moment<br />

nicht, ob ich mich albern oder auch ein wenig glücklich<br />

fühlte.<br />

Inge Göbel<br />

Wollen wir nicht<br />

„Hündchen an der Leine“<br />

spielen? Welches<br />

Hündchen am längsten<br />

tanzt, hat gewonnen.<br />

Oh, ja, alle waren begeistert.<br />

Heute war ich alleine,<br />

ich schaute mich<br />

nach allen Seiten um,<br />

denn ich wollte nicht,<br />

dass jemand mein<br />

törichtes Vorhaben<br />

beobachten konnte.<br />

Mit einer raschen<br />

Bewegung riss ich ein<br />

paar dieser Knöllchen<br />

von einem unteren<br />

Ast. Vorsichtig, ganz<br />

behutsam löste ich<br />

nun das Bällchen von<br />

dem kleinen Stiel. Ich<br />

drückte das Stielchen<br />

mit seinem klebrigen<br />

Ende fest auf meine<br />

Handoberseite.<br />

Ein kaum sichtbares,<br />

extrem dünnes<br />

Fädchen hielt das Bällchen<br />

fest. Dann ließ<br />

ich es laufen, immer<br />

rund um das Stielchen.<br />

Leise summte ich das<br />

Liedchen vom Hündchen<br />

an der Leine,<br />

ein altes Kinderlied.<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 29


Besinnliches<br />

Adieu, Servus und Goodbye!<br />

Gedanken über die großen und kleinen Abschiede im Leben<br />

Die Vielfalt von Abschieden<br />

Wann haben<br />

Sie zum letzten<br />

Mal Abschied<br />

genommen? Von<br />

wem oder was<br />

haben Sie sich<br />

da verabschiedet?<br />

Von einem<br />

geliebten Menschen,<br />

einem<br />

guten Freund,<br />

einem treuen<br />

Tier, einem materiellen<br />

Wert, einer<br />

gewohnten Umgebung,<br />

einem<br />

besonderen Lebensabschnitt,<br />

einem Gesundheitszustand<br />

oder<br />

Bildquelle: Wikipedia.de<br />

vielleicht von<br />

einer lang gehegten Hoffnung? War es ein unfreiwilliges<br />

Abschiednehmen müssen oder ein von Ihnen selbst herbeigeführter?<br />

Kam er plötzlich oder konnten Sie sich auf<br />

ihn vorbereiten? War es ein Abschied auf Zeit oder war er<br />

endgültig und unumkehrbar? Bedeutete er für Sie Verlust<br />

oder Befreiung? Haben Sie gerne Abschied genommen<br />

oder war er mit Schmerz und Trauer verbunden? Wurde<br />

er intensiv wahrgenommen oder kam er schleichend und<br />

unbemerkt? War es ein ruhiger und besonnener Abschied<br />

oder aufwühlend und herausfordernd? Ein notwendiger<br />

und akzeptierbarer oder ein völlig fassungsloser und unverständlicher?<br />

Haben Sie<br />

einen bevorstehenden Abschied<br />

vielleicht verdrängt<br />

und damit versäumt, rechtzeitig und bewusst Abschied zu<br />

nehmen oder gab Ihnen das Schicksal zum Abschiednehmen<br />

gar keine Chance?<br />

Wie es auch sei, mit diesen zahlreichen Fragestellungen<br />

möchte ich veranschaulichen, wie unterschiedlich, ja facettenreich<br />

Abschiednehmen ist, wenn wir unser Leben<br />

nur einmal etwas genauer betrachten. Abschiede, ob große<br />

oder kleine, erhoffte oder schmerzvolle, bewusste oder unbemerkte,<br />

verständliche oder für uns sinnlose, Abschiednehmen<br />

zieht sich wie ein roter Faden durch unser ganzes<br />

Leben und ist eine immer wiederkehrende Lebensaufgabe<br />

zwischen Geburt und Tod und oft genug eine große Herausforderung,<br />

die uns das Leben stellt. Bei aller Vielfalt in<br />

den Ursachen und der Art und Weise, wie wir Abschiede<br />

erleben und erfahren (müssen), eines haben sie immer gemeinsam:<br />

„Auf einmal ist nichts mehr wie es war.“<br />

Auf einmal ist nichts mehr wie es war<br />

Abschiednehmen ein Leben lang<br />

Abschied bedeutet Trennung, Trennung bedeutet Verlust,<br />

Verlust bedeutet loslassen und das Loslassen ist ein<br />

nicht immer, aber meist doch mit Trauer und Schmerz verbundener<br />

Prozess. Er ist zu vergleichen mit einem Erdbeben<br />

und seinen auf der Richterskala abzulesenden, unterschiedlich<br />

starken Erschütterungen und dessen oft noch<br />

vielen kleinen Nachbeben. Im Grunde genommen fängt das<br />

Abschiednehmen ja schon mit der Geburt an, denn die Mutter<br />

muss ihr Kind, damit es eigenständig leben kann, gewissermaßen<br />

loslassen (entbinden) und das Kind muss sich<br />

von der schützenden Geborgenheit, die es im Mutterleib<br />

erfahren hat, verabschieden. Die Geburt ist ein freudiges<br />

Ereignis, das jedes Jahr aufs Neue gefeiert wird, aber sie ist<br />

verbunden mit einer körperlich und seelisch schmerzhaften<br />

Trennung und für den neugeborenen Erdenbürger ganz am<br />

Anfang seines Lebens sein erster Abschied, der von der<br />

engsten Verbundenheit mit seiner Mutter. Und dieses Abschiednehmen<br />

wird von nun an sein Leben begleiten, denn<br />

er wurde, wie alle Lebewesen auf dieser Erde, hineingeboren<br />

in den sich ständig bewegenden Strom von Raum<br />

und Zeit, in dem Veränderung und Vergänglichkeit und mit<br />

ihnen eng verbunden das Abschiednehmen den Lauf des<br />

Lebens mitbestimmen. Sehr treffend hat das schon der griechische<br />

Philosoph Heraklit (550-480 v.Chr.) formuliert, als<br />

er feststellte: „Du steigst nicht zweimal in den gleichen<br />

Fluss, denn alles fließt und nichts bleibt.“<br />

Wenn von Abschiednehmen die Rede ist, denken wir<br />

Menschen in den meisten Fällen zuerst an den endgültigen<br />

und unumkehrbaren Abschied, den Tod. Schauen wir aber<br />

richtig hin, erkennen wir, dass das Leben durchwoben ist<br />

von Abschieden. Rückblickend auf diesen Punkt hin einmal<br />

durchleuchtet, wird<br />

uns dies sehr schnell deutlich,<br />

wie viele, ungezählte<br />

Stationen es in unserem Leben schon gab, wo wir etwas<br />

loslassen mussten und Abschied genommen haben, oft genug<br />

verbunden mit einem Neuanfang. Dabei waren es nicht<br />

immer nur die großen Abschiede, die unser Leben prägten<br />

und herausforderten, sondern auch die vielen kleinen, oft<br />

unbemerkten Veränderungen, die etwas von Abschiednehmen<br />

in sich bergen und unser Leben mit beeinflusst haben.<br />

Es waren so kleine Schritte in der Kindheit, wie das<br />

letzte Mal gestillt werden, der erste Brei, das letzte Mal<br />

krabbeln, die ersten Schritte, der erste Morgen im Kindergarten,<br />

alleine, ohne Mama und Papa. Aber auch die schon<br />

etwas größeren Veränderungen und Einschnitte, wie das<br />

Ende der Kindergartenzeit und der Eintritt ins Schulleben,<br />

die Beendigung der Schulzeit in ihren individuellen Phasen<br />

und der Beginn einer Berufsausbildung. Der Auszug<br />

aus dem Elternhaus und der Einzug in die erste eigene ►<br />

30 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Wohnung. Der Abschluss der Berufsausbildung und der<br />

Start in das oft wechselvolle Berufsleben mit seinen wiederum<br />

eigenen Abschlüssen und Neuanfängen. Das Ausscheiden<br />

aus dem aktiven Berufsleben und der Eintritt in<br />

den Ruhestand. Und zu all diesen auf der Lebensleiter eines<br />

Menschen „üblichen“ und auch notwendigen Abschiedsstufen<br />

kommen noch viele andere Situationen und Umstände,<br />

wo es heißt Abschied zu nehmen und sich zu trennen.<br />

So z.B. den von der ersten großen Liebe oder einer alten<br />

Freundschaft, der Abbruch einer festen Beziehung oder das<br />

Scheitern einer Ehe. Aber auch viele andere schicksalsbedingte<br />

Ereignisse, wie ein notwendig gewordener Umzug<br />

oder gar der Verlust der Heimat sind Abschiede, die unser<br />

Leben verändern und uns selbst nachhaltig prägen. Dabei<br />

ist eines gewiss, je länger wir leben und mit der steigenden<br />

Anzahl an Lebensjahren wächst auch die Anzahl der Abschiede,<br />

die wir erfahren (müssen), und mit ihnen wird uns<br />

immer deutlicher bewusst, dass alles Leben einem ständigen<br />

und unaufhaltsamen Wandel unterworfen ist.<br />

Der letzte Abschied<br />

Zusätzlich aber, zu all diesen vielfältigen und individuellen<br />

Abschieden, die wir in unserem Leben zu bewältigen<br />

haben, stehen wir immer wieder, oft plötzlich und unerwartet,<br />

vor dem letzten und wohl schwersten Abschied. Es ist<br />

die Begegnung mit Gevatter Tod. Er kommt und zwingt uns<br />

unerbittlich, ohne dass wir uns wehren und ihm ausweichen<br />

können, den endgültigen Abschied auf, die schmerzhafte<br />

Trennung von einem uns nahestehenden und geliebten<br />

Menschen. Aber nicht nur das Abschiednehmen von einem<br />

uns vertrauten Menschen ruft Schmerz und Trauer hervor,<br />

nein, auch der von einem Haustier, sei es ein Hund oder<br />

eine Katze, treue Wegbegleiter auf unserem Lebensweg<br />

für eine kurze und befristete Zeit. Der Abschied durch den<br />

Tod ist vielleicht die größte Herausforderung, die uns das<br />

Leben abverlangt. Ganz besonders aber dann, wenn Gevatter<br />

Tod es nicht abwarten kann, viel zu früh ins Leben<br />

tritt und ein gerade erst begonnenes, blühendes und noch<br />

junges Leben, ein Kind oder junger Erwachsener, durch<br />

eine unheilbare Krankheit oder einen tragischen Unfall,<br />

ein vorzeitiges, für uns völlig unfassbares, unvollendetes<br />

Besinnliches<br />

Bildquelle: Pixelquelle.de<br />

und damit sinnloses Ende findet. Insbesondere in solch<br />

einschneidenden Lebenssituationen erfahren wir mit radikaler<br />

Härte, ohnmächtig und schmerzhaft zugleich, die<br />

Unbeständigkeit unseres Daseins und die Zerbrechlichkeit<br />

aller Beziehungen.<br />

In ihrem Buch „Trauern“ (S.172) schreibt die bekannte<br />

Psychotherapeutin Verena Kast: „Der Tod ragt immer<br />

ins Leben hinein. Ständig verlieren wir etwas, müssen wir<br />

loslassen, verzichten, uns voneinander trennen, etwas aufgeben.<br />

Immer wieder ist das Leben verändert, müssen wir<br />

Vertrautes verlassen, uns den Veränderungen stellen.“ Und<br />

unsere Erwartungen an das Leben? Sind sie nicht genau<br />

das Gegenteil? Wir erhoffen uns doch ein Leben in Gleichmaß<br />

und Regelmäßigkeit. Wir streben nach Beständigkeit,<br />

suchen Halt und Verlässlichkeit in unseren Beziehungen.<br />

Neben Glück und Erfolg stehen Vertrauen, Zuverlässigkeit,<br />

Sicherheit und Stabilität im Vordergrund unserer Lebenserwartung.<br />

Und wie sieht die Realität aus? So wie das<br />

Leben (mit uns) spielt, scheint nur eines sicher zu sein:<br />

Das Einzige, was es im Leben an Beständigkeit gibt, ist<br />

die Unbeständigkeit.<br />

►<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 31


Besinnliches<br />

Abschiedlich leben<br />

In der Auseinandersetzung mit dieser Unbeständigkeit,<br />

den ständigen Veränderungen und Abschieden im Leben,<br />

prägte der deutsche Philosoph Wilhelm Weischedel<br />

(1905-1975) in seinem letzten Buch „Skeptische Ethik“<br />

den Begriff der „Abschiedlichkeit.“ Er schreibt: „Die Abschiedlichkeit<br />

ist die gemäße Antwort des Skeptikers auf<br />

den Anblick der Vergänglichkeit, die alles Wirkliche bestimmt<br />

und durchherrscht.“ Für ihn ist „abschiedlich leben“<br />

eine Grundhaltung des Menschen, zusammen mit Offenheit<br />

und Verantwortlichkeit, angesichts<br />

dessen, dass wir sterben müssen.<br />

Für Weischedel ist „Abschiedlichkeit“<br />

eine durchgängige Distanz<br />

des Menschen zu sich selbst und<br />

zur Welt. Auch wenn ich dieser<br />

skeptischen Grundeinstellung, „abschiedlich<br />

zu leben“, zustimmen<br />

kann, so ist sie für mich aber nur eine<br />

Seite der „Abschiedlichkeitsmedaille“,<br />

die negative, nämlich das<br />

Bewusstsein von Unbeständigkeit<br />

und Vergänglichkeit.<br />

Die andere Seite aber ist die<br />

positive, die der bewusst gelebten<br />

Achtsamkeit und dem Mitgefühl<br />

allem Leben gegenüber, denn im<br />

Bewusstsein, „abschiedlich zu leben“,<br />

erfahren wir das Leben auch<br />

intensiver, werden unsere bestehenden<br />

Beziehungen wertvoller<br />

und erlebte Augenblicke kostbarer.<br />

Wie oft erkennen wir immer erst<br />

Bildquelle: Pixelquelle.de<br />

Stufen<br />

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend<br />

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,<br />

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.<br />

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,<br />

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern<br />

In andre, neue Bindungen zu geben.<br />

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.<br />

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,<br />

An keinem wie an einer Heimat hängen,<br />

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,<br />

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.<br />

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise<br />

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,<br />

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,<br />

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.<br />

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde<br />

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,<br />

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...<br />

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!<br />

(Hermann Hesse)<br />

dann, was wir wirklich besitzen, wenn wir es verlieren, sei<br />

es ein Mensch, ein Tier oder ein Zustand. Ich erinnere nur<br />

(!!) an unsere Gesundheit. Wenn wir uns bewusst werden,<br />

keine Schmerzen zu spüren, allein dieser Gedanke kann uns<br />

positiv stimmen, denn aus Erfahrung wissen wir, die Abwesenheit<br />

von Schmerzen ist keine Selbstverständlichkeit.<br />

Und was für die Schmerzen gilt, gilt auch für viele andere<br />

Dinge in unserem Leben. Daran sollten wir stets denken.<br />

Deshalb, wenn wir beide Seiten der „Abschiedlichkeitsmedaille“<br />

betrachten, heißt „abschiedlich leben“, die Welt so<br />

wahrzunehmen wie sie ist, das Leben mit allen Höhen und<br />

Tiefen, d.h. in seiner ganzen Fülle erfahren und zu gestalten,<br />

auch das Abschiednehmen, denn ...<br />

Festhalten oder loslassen<br />

....entscheidend im Umgang und in der Bewältigung<br />

eines Abschiedes ist unsere innere Einstellung, die wir zu<br />

ihm aufbauen. Festhalten oder loslassen. Wir können uns<br />

mit allen Fasern gegen ihn wehren, ihn nicht wahrhaben<br />

wollen, ihn verdrängen, ignorieren und uns am Verlorengegangenen<br />

festklammern, es nicht loslassen und freigeben.<br />

Aber durch diese Position erschweren und verlängern wir<br />

den Abschied und blockieren uns für einen möglichen (und<br />

vielleicht auch nötigen) Neuanfang. Wir können ihn aber<br />

auch (schweren Herzens) annehmen und akzeptieren, uns<br />

der Krise und der Trauer stellen, beides in einer für uns angemessenen<br />

Zeit innerlich verarbeiten, uns langsam loslösen<br />

von dem, was wir verloren haben, und ihm einen festen<br />

Platz in unserer Erinnerung einräumen. Damit öffnen wir<br />

uns, werden f r e i und wieder fähig für neue Aufgaben,<br />

Chancen und Begegnungen.<br />

Abschiede sind wie<br />

Lebensstufen<br />

All meine einfachen Gedanken<br />

über das Abschiednehmen hat<br />

Hermann Hesse in seinem wohl<br />

bekanntesten und, wie ich finde,<br />

auch schönsten Gedicht poetisch<br />

wunderbar geformt zum Ausdruck<br />

gebracht. Er hat, wenn ich richtig<br />

informiert bin, lange Zeit an<br />

diesem Gedicht „gefeilt“, nicht<br />

zuletzt, weil es ihm in seiner Lebenseinstellung<br />

wichtig war. Deshalb<br />

möchte ich, auch wenn das<br />

Gedicht hinreichend bekannt ist,<br />

meinen Beitrag mit ihm beschließen<br />

und Sie als Leserin und Leser<br />

anregen, es (wieder einmal) aufmerksam<br />

zu lesen.<br />

Eberhard Freundt<br />

32 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Besinnliches<br />

Menschenwürde bis zum Schluss?<br />

Ein Thema, mit dem früher oder später jeder Mensch konfrontiert wird<br />

„Zu Hause im Kreis meiner Familie und Freunde, in<br />

Würde und ohne Schmerzen, so möchte ich, wenn es einmal<br />

soweit ist, sterben.“ Das ist der Wunsch und die Hoffnung<br />

der meisten Menschen. Aber die Realität sieht oft anders<br />

aus. In Deutschland sterben über 70% der Menschen<br />

in Krankenhäusern oder Pflegediensteinrichtungen.Warum<br />

ist das so und welche Umstände führen dazu?<br />

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Angefangen<br />

beim Einsatz der heutigen modernen Gerätemedizin, wo<br />

sich oft die Frage stellt, ob durch ihre Anwendung nicht<br />

das Leben, sondern nur das Sterben (unwürdig?) verlängert<br />

wird, bis hin zum persönlichen Umfeld des sterbenden<br />

Menschen und seinen Angehörigen und ihre Einstellung<br />

zu Tod und Sterben. Oft genug klammern sich<br />

Schwerstkranke und ihre Angehörige, verständlicherweise,<br />

an jede nur erdenkliche Behandlungsmöglichkeit, die<br />

ihnen ein Stück Hoffnung auf eine nochmalige Besserung<br />

gibt, obwohl es aus medizinischen Gründen ausweglos<br />

ist. Durch das Verdrängen, dem nicht wahr haben wollen<br />

des bevorstehenden Todes, wird aber oft auch die Chance<br />

vertan, dem Sterben einen ganz persönlichen Raum zu<br />

geben und untrennbar verbunden mit ihm die kostbare<br />

Zeit Abschied zu nehmen, solange dies noch möglich<br />

ist. Ein weiterer Grund<br />

ist, dass viele Betroffene<br />

überhaupt nicht wissen,<br />

welche medizinischen<br />

Möglichkeiten, psychologische<br />

Hilfen und begleitende<br />

Unterstützung<br />

es für sie gibt, einem sterbenden<br />

Angehörigen seinen letzten Wunsch zu erfüllen, zu<br />

Hause zu sterben. Wir alle wissen es, das Sterben gehört<br />

zum Leben. Es ist sozusagen fester und letzter Bestandteil<br />

unseres Lebens. Und wie in unserem ganzen Leben, so<br />

ist auch in dieser letzten Lebensphase viel Menschliches,<br />

allzu Menschliches, aber auch Unmenschliches zu beobachten.<br />

Um die Öffentlichkeit hierüber zu informieren, veranstaltet<br />

die Ambulante ökumenische Hospizhilfe Siegen e.V.<br />

vom 4. bis 11. November <strong>2007</strong> eine Hospizwoche mit dem<br />

Thema: „Menschenwürde bis zum Schluss?“ Im Mittelpunkt<br />

ihrer ambulanten Hospizarbeit steht die Begleitung<br />

und die Stärkung des einzelnen Menschen, damit er „sein<br />

Sterben leben kann“, nach Möglichkeit zu Hause und im<br />

Kreise seiner Angehörigen und Freunde.<br />

Eberhard Freundt<br />

57072 Siegen ● Alte Poststraße 21<br />

Tel. 0271 - 5 20 09<br />

57234 Wilnsdorf ● Marktplatz 4<br />

Tel. 02739 - 47 72 07<br />

Partner des<br />

RuheForst Wildenburger Land<br />

Beerdigungsinstitut<br />

Rudolf Eckel<br />

Inh. Schmallenbach<br />

57548 Kirchen ▪ Am Ottoturm 1<br />

Tel. 02741 - 6 10 16<br />

57072 Siegen▪Friedrichstraße130<br />

Tel. 0271 - 5 38 55<br />

Krottorfer Straße 45<br />

57258 Freudenberg<br />

Tel. 02734 - 28 04 90<br />

RuheForst. Ruhe finden.<br />

Telefon 0 27 42 - 93 19 50<br />

www.ruheforst-wildenburgerland.de<br />

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Erich Klein<br />

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Am Landenberg 9<br />

57258 Freudenberg<br />

Tel. 02734 - 2 09 54<br />

Im RuheForst Wildenburger Land können Sie selbst einen Bestattungsbaum auswählen.<br />

Sehr lange Nutzungsrechte geben Ihnen die Möglichkeit der Vorsorge, auch für mehrere Generationen.<br />

durchblick 3/ <strong>2007</strong> 33


Lebensbild<br />

Flucht aus dem Gefängnis durch das brennende Siegen<br />

Es gibt Geschichten, die erzählt werden, in Vergessenheit<br />

geraten und dann doch plötzlich viel später wieder auftauchen<br />

und sich in Erinnerung bringen. Ursula Mattern<br />

aus Weidenau hat dem durchblick eine solche Geschichte<br />

erzählt, die sie von ihrer Mutter gehört hat.<br />

Ihr Elternhaus steht in der Siegstraße, gegenüber der<br />

Firma Gebrüder Berg. Das Gasthaus Bredenbeck, durch<br />

mehrere Generationen im Familienbetrieb geführt, war ein<br />

traditionsreiches Haus, an dessen Tanzsaal mit seinen Veranstaltungen<br />

sich alte Weidenauer noch gern erinnern.<br />

Die Geschichte geht zurück in das Kriegsjahr 1944: Es<br />

war immer Betrieb im Haus. Die Leute kamen in die Küche<br />

und an die Theke und besprachen die Lage. Mütter<br />

mit Kindern brachten ihre mit Teig belegten Bleche in die<br />

Backstube und die Brotmarken ins Geschäft.<br />

Ursel Bredenbeck war damals sechs Jahre alt und viel<br />

bei Verwandten in Wittgenstein. Aber an einiges erinnert<br />

sie sich noch genau, wenn sie an diese Zeit denkt: Ein 17-<br />

jähriger Junge, der manchmal mit am Tisch saß, kommt da<br />

ins Gedächtnis: „Das war ein holländischer Fremdarbeiter<br />

bei der Firma Röhrenwerke Berg“, erzählt sie. „Der kriegte<br />

trotz strengen Verbotes der Nazis öfter mal einen Teller<br />

Suppe, ein Butterbrot oder ein Mittagessen.“<br />

Der Junge ist Ursel Mattern im Gedächtnis geblieben.<br />

Sie denkt zurück:<br />

„Es muss Ende November gewesen sein. Auch der Holländer<br />

war wieder da, als die Mutter aufgeregt aus einem<br />

Zimmer kam. Sie rief: Es kam eben durchs Radio. Der Russe<br />

steht vor Berlin.“<br />

Dieser Satz, von dem<br />

ahnungslosen Holländer<br />

in der Firma Berg wiedergegeben,<br />

wurde ihr<br />

zum Verhängnis. Für<br />

die Nazis waren solche<br />

Nachrichten des feindlichen<br />

Senders Hetzparolen,<br />

deren Abhörung<br />

und Verbreitung schwer<br />

bestraft wurde. Noch am<br />

selben Tag wurde die<br />

Wirtin Luise Bredenbeck<br />

von zwei Männern der<br />

Gestapo abgeführt und<br />

zum Siegener Landgerichtsgefängnis<br />

im Unteren<br />

Schloss gebracht.<br />

Zu den beschämendsten<br />

Erinnerungen gehörten<br />

später für die Wirtsfrau<br />

die Märsche im Gleichschritt<br />

durch die Stadt, in<br />

den viel zu weiten Anstaltskleidern. Da standen Leute am<br />

Straßenrand, die sie ausgelacht haben, das blieb ihr im Gedächtnis.<br />

Sie hat später erfahren, dass der junge Holländer<br />

sich die Schuld daran gab, dass die Wirtin verhaftet und<br />

abgeführt wurde. Es war kurz vor Weihnachten und es ist<br />

anzunehmen, dass er - wie viele andere Gefangene - verfrüht<br />

entlassen wurde. Es gab keine Begegnung mehr.<br />

Luise Bredenbeck sollte wegen Volksverrats sechs Wochen<br />

hinter Gittern verbüßen. Aber dazu kam es nicht mehr.<br />

Am 16. Dezember 1944, als um 14.30 Uhr britische Lancasterbomben<br />

ihre vernichtende Fracht über Siegen abwarfen,<br />

wurden die 20 noch im Gefängnis inhaftierten Frauen von<br />

ihren Bewachern nach Hause geschickt. Da genügten die<br />

Worte: „Lauft weg so schnell ihr könnt.“ Und die junge Frau<br />

lief durch die brennende Stadt, über den Giersberg nach<br />

Weidenau zum Stollen an der Schlackenhalde, wo die Bewohner<br />

der Siegstraße bei Fliegeralarm Schutz suchten.<br />

Die zufällige Begegnung mit einer Nachbarin aus der<br />

Siegstraße und deren Augenzeugenbericht aus dem Stollen<br />

brachte für Ursel Mattern vor wenigen Monaten die bewegenden<br />

und dramatischen Momente im Leben der Mutter<br />

völlig unerwartet und lebendig zurück. „Da lief deine Mutter<br />

plötzlich mit ausgebreiteten Armen durch die Stollentür<br />

auf uns zu und rief: Ich bin frei.“<br />

„Die Worte der Frau brachten mir das Bild zurück, als<br />

sei ich dabei gewesen“, sagt Tochter Ursel. Sie fährt fort:<br />

„Dankbarkeit und Verwunderung darüber, dass sie aus<br />

diesem Inferno unversehrt nach Hause gefunden hat, hat<br />

meine Mutter ihr Leben lang begleitet.“<br />

►<br />

34 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Lebensbild<br />

Die Geschichte,<br />

die<br />

so ihre Eigendynamik<br />

entwickelt<br />

hatte,<br />

ist noch nicht<br />

zu Ende. Als<br />

Ursel Mattern<br />

Mitte der siebziger<br />

Jahre mit ihrem<br />

Mann, dem<br />

Weidenauer<br />

SPD-Stadtverordneten<br />

Ernst<br />

Ludwig Mattern,<br />

an einem<br />

Partnerschaftstreffen<br />

in Rijns-<br />

Luise Bredenbeck im Kriegsjahr 1944<br />

burg teilnahm,<br />

hielt Bürgermeister Fritz Neuss eine Ansprache. Und auch<br />

hier brachte sich die Geschichte der Luise Bredenbeck auf<br />

Umwegen in Erinnerung.<br />

Fritz Neuss erzählte von einem Erlebnis aus der Kriegszeit<br />

in Siegen im Winter 1944. Schon damals habe es Verbindungen<br />

zwischen Siegerländern und Holländern gegeben.<br />

Das habe er bei einem Weg in die Oberstadt erfahren<br />

können. Eine junge Frau, die er von früher kannte, habe am<br />

Dicken Turm neben dem Gerichtsgefängnis auf der Mauer<br />

gesessen und Kartoffeln geschält. Auf seine Frage habe sie<br />

ihm erzählt, warum sie festgenommen worden war.<br />

Fritz Neuss konnte damals nicht ahnen, dass die Tochter<br />

jener jungen Frau in Rynsburg mit ihm am Tisch saß. Er<br />

war ganz sicherlich ebenso erstaunt wie Ursel Mattern,<br />

die von dieser Begnung am Dicken Turm nichts gewusst<br />

hatte und nun noch etwas Neues aus dieser ganz privaten<br />

Kriegsgeschichte erfuhr.<br />

Die Wege des Holländers und der Gastwirtin hätten<br />

sich fast noch einmal gekreuzt. Luise Bredenbeck, die seit<br />

Anfang der sechziger Jahre in Paderborn lebte, war wieder<br />

einmal bei der Tochter in deren Elternhaus. Sie hatte<br />

ihre Geschwister in Kaan besucht und kam dann zurück,<br />

erzählt die Tochter. Mein Bruder sagte: „Der Holländer<br />

war hier und hat nach dir gefragt.“<br />

Wieder gab es keine hinterlassene Adresse. Ursel Mattern<br />

versucht jetzt, über das Siegener Stadtarchiv vielleicht<br />

doch noch etwas über den Mann zu erfahren, der nicht<br />

ahnen konnte, was er auslöste, als er, vom Gasthof Bredenbeck<br />

kommend, berichtete: „Der Russe steht vor Berlin.“<br />

Maria Anspach<br />

Foto: Vorländer, Siegen, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />

SERVICE-CENTER<br />

D-M Kfz.-Technik<br />

H. J. Dittmann – D. Michel GbR<br />

Fahrzeug-Umbau<br />

für Behinderte<br />

57078 Siegen<br />

Telefon: 02 71 /3 <strong>03</strong> 98 09<br />

Fax: 02 71 /3 <strong>03</strong> 98 11<br />

Verkauf Einbau Service<br />

„Recht auf gute und menschenwürdige Hilfe“<br />

Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesgesundheitsministerium<br />

initiierte „Charta der Rechte hilfe- und<br />

pflegebedürftiger Menschen“ stößt auf immer größeres Interesse.<br />

In weniger als drei Monaten wurden rund 150.000<br />

Exemplare der Broschüre bestellt.<br />

„Alle pflegebedürftigen Menschen haben das Recht,<br />

gute und menschenwürdige Hilfe zu erhalten“, erklärt die<br />

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Ursula von der Leyen. „Die Charta der Rechte hilfe- und<br />

pflegebedürftiger Menschen macht deutlich, welche Rechte<br />

diese Menschen und ihre Angehörigen haben. Die große<br />

Nachfrage belegt den Informations- und Beratungsbedarf,<br />

wie gute Pflege konkret gestaltet werden kann…“<br />

Das BMFSFJ hat deshalb die Leitstelle Altenpflege beim<br />

Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin eingerichtet.<br />

Hier können Interessierte Informationen einholen und sich<br />

über Beispiele guter Praxis unterrichten lassen.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Die Leitstelle<br />

Altenpflege erreichen<br />

Sie telefonisch, per<br />

Mail oder auch per<br />

Internet.<br />

Kontakt:<br />

Deutsches Zentrum für<br />

Altersfragen<br />

Leitstelle Altenpflege<br />

Manfred-v.-Richthofen-<br />

Straße 2,<br />

12101 Berlin<br />

Tel. <strong>03</strong>0/260740-90<br />

E-Mail:<br />

leitstelle-altenpflege@<br />

dza.de<br />

Internet: www.dza.de<br />

durchblick 3/<strong>2007</strong> 35


Lebensbild<br />

Die Geschichte,<br />

die<br />

so ihre Eigendynamik<br />

entwickelt<br />

hatte,<br />

ist noch nicht<br />

zu Ende. Als<br />

Ursel Mattern<br />

Mitte der siebziger<br />

Jahre mit ihrem<br />

Mann, dem<br />

Weidenauer<br />

SPD-Stadtverordneten<br />

Ernst<br />

Ludwig Mattern,<br />

an einem<br />

Partnerschaftstreffen<br />

in Rijns-<br />

Luise Bredenbeck im Kriegsjahr 1944<br />

burg teilnahm,<br />

hielt Bürgermeister Fritz Neuss eine Ansprache. Und auch<br />

hier brachte sich die Geschichte der Luise Bredenbeck auf<br />

Umwegen in Erinnerung.<br />

Fritz Neuss erzählte von einem Erlebnis aus der Kriegszeit<br />

in Siegen im Winter 1944. Schon damals habe es Verbindungen<br />

zwischen Siegerländern und Holländern gegeben.<br />

Das habe er bei einem Weg in die Oberstadt erfahren<br />

können. Eine junge Frau, die er von früher kannte, habe am<br />

Dicken Turm neben dem Gerichtsgefängnis auf der Mauer<br />

gesessen und Kartoffeln geschält. Auf seine Frage habe sie<br />

ihm erzählt, warum sie festgenommen worden war.<br />

Fritz Neuss konnte damals nicht ahnen, dass die Tochter<br />

jener jungen Frau in Rynsburg mit ihm am Tisch saß. Er<br />

war ganz sicherlich ebenso erstaunt wie Ursel Mattern,<br />

die von dieser Begnung am Dicken Turm nichts gewusst<br />

hatte und nun noch etwas Neues aus dieser ganz privaten<br />

Kriegsgeschichte erfuhr.<br />

Die Wege des Holländers und der Gastwirtin hätten<br />

sich fast noch einmal gekreuzt. Luise Bredenbeck, die seit<br />

Anfang der sechziger Jahre in Paderborn lebte, war wieder<br />

einmal bei der Tochter in deren Elternhaus. Sie hatte<br />

ihre Geschwister in Kaan besucht und kam dann zurück,<br />

erzählt die Tochter. Mein Bruder sagte: „Der Holländer<br />

war hier und hat nach dir gefragt.“<br />

Wieder gab es keine hinterlassene Adresse. Ursel Mattern<br />

versucht jetzt, über das Siegener Stadtarchiv vielleicht<br />

doch noch etwas über den Mann zu erfahren, der nicht<br />

ahnen konnte, was er auslöste, als er, vom Gasthof Bredenbeck<br />

kommend, berichtete: „Der Russe steht vor Berlin.“<br />

Maria Anspach<br />

Foto: Vorländer, Siegen, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />

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„Recht auf gute und menschenwürdige Hilfe“<br />

Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesgesundheitsministerium<br />

initiierte „Charta der Rechte hilfe- und<br />

pflegebedürftiger Menschen“ stößt auf immer größeres Interesse.<br />

In weniger als drei Monaten wurden rund 150.000<br />

Exemplare der Broschüre bestellt.<br />

„Alle pflegebedürftigen Menschen haben das Recht,<br />

gute und menschenwürdige Hilfe zu erhalten“, erklärt die<br />

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Ursula von der Leyen. „Die Charta der Rechte hilfe- und<br />

pflegebedürftiger Menschen macht deutlich, welche Rechte<br />

diese Menschen und ihre Angehörigen haben. Die große<br />

Nachfrage belegt den Informations- und Beratungsbedarf,<br />

wie gute Pflege konkret gestaltet werden kann…“<br />

Das BMFSFJ hat deshalb die Leitstelle Altenpflege beim<br />

Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin eingerichtet.<br />

Hier können Interessierte Informationen einholen und sich<br />

über Beispiele guter Praxis unterrichten lassen.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Die Leitstelle<br />

Altenpflege erreichen<br />

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Kontakt:<br />

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Altersfragen<br />

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Straße 2,<br />

12101 Berlin<br />

Tel. <strong>03</strong>0/260740-90<br />

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durchblick 3/<strong>2007</strong> 35


Gedächtnistraining<br />

Wer ein schlechtes Gedächtnis hat, wird nicht darum herumkommen, seine Fehler zu wiederholen.<br />

Indisches Sprichwort<br />

Was die Kraft einer Frau alles bewirken kann...!<br />

HERBSTLIED<br />

Aufgabe:<br />

Setzen Sie die 10 Hauptworte am richtigen Ort ein und<br />

geniessen Sie dann dieses Gedicht.<br />

Hauptworte:<br />

STRAHL, LUFT, LESE, FRÜCHTE, SONNE, FEIER,<br />

BAUM, NATUR, HERBSTTAG, ZWEIGEN.<br />

Auch dieses Jahr wird am 10. Dezember in Norwegen ein Preis verliehen. Er stellt immer wieder etwas ganz<br />

besonderes dar,und die Verleihung anno 1905 wäre wohl nicht zustande gekommen, wäre diese Bertha<br />

nicht so resolut gewesen.Es begann 1876 in Paris. Eine junge Frau, die verarmte Gräfin Bertha von Kinsky,<br />

später berühmt als Bertha von Suttner,trat als Haushälterin und Sekretärin in die Dienste eines vermögenden<br />

und erfolgreichen Unternehmers,nachdem ihr die bisherige Stelle als Gouvernante im Hause der<br />

Familie von Suttner in Wien gekündigt worden war.Der Grund für diese Kündigung war die Liebe<br />

zwischen Bertha und dem sieben Jahre jüngeren Sohn des Hauses, Athur.Der Unternehmer hätte die gebildete<br />

junge Dame gerne als Sekretärin behalten, aber die Liebe zu Athur war stärker,und die Gräfin reiste bereits<br />

nach kurzer Zeit wieder ab. Es folgte eine heimliche Heirat und das Exil im Kaukasus.Zum Broterwerb<br />

schrieben die Suttners mit einigem Erfolg Zeitungsartikel über das harte Leben im Kaukasus undden Krieg<br />

zwischen Russland und der Türkei. Zurück in Europa, schrieb Bertha das berühmte Buch „Die Waffen nieder!“<br />

Es wurde eine Sensation, die ersten tausend Exemplare waren im Nu vergriffen;im Jahre 1905 erschien die<br />

siebenunddreisigste Auflage! Ihr Name wurde zum Begriff für die Auflehnung gegen sinnlose Kriege.<br />

Buchstabenpuzzel<br />

Aufgabe: Versuchen Sie mit diesen Buchstaben ein Wort zu bilden.<br />

Jeder Buchstabe ist nur einmal zu benutzen und an die entsprechende<br />

Stelle in der Punktzeile einzusetzen.<br />

Das Wort beginnt mit dem ausgefüllten Buchstaben.<br />

36 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Gedächtnistraining<br />

Alle Übungen gefunden in „Jubiläumsinspirationen des Schweizerischen Verbandes der Gedächtnistrainerinnen und -trainer“ *(Life’s Little Instruction Book)<br />

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durchblick 3/<strong>2007</strong> 37


Selbsthilfe<br />

Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mahnt zur Vorsorge<br />

Die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Siegen besteht seit<br />

nunmehr rund fünf Jahren und hat etwa 30 Mitglieder. Sie<br />

bietet Hilfen, Beratungen sowie umfassende Informationen<br />

und möchte verstärkt aufklärend an die Öffentlichkeit<br />

treten. Gruppensprecher Lothar Stock (Foto) aus Neunkirchen,<br />

van-Kinsbergen-Ring 17, Telefon 02735/5260, im<br />

Gespräch mit dem durchblick: „Nach Schätzungen werden<br />

jährlich in Deutschland rund 40 000 Männer mit der<br />

Diagnose Prostatakrebs konfrontiert.“ Diese<br />

Krebsart sei überaus heimtückisch, da sie im<br />

Anfangsstadium so gut wie keine auffälligen<br />

Beschwerden mit sich bringe. Werde Prostatakrebs<br />

im frühen Stadium entdeckt, seien Heilungs-<br />

und Überlebenschancen sehr hoch. Ja,<br />

selbst im fortgeschrittenen Stadium seien die<br />

Behandlungsverfahren vielfältig, „und es ist<br />

häufig möglich, den Krebs lange unter Kontrolle<br />

zu halten“. Die Diagnose Krebs erzeuge<br />

Ängste und Verunsicherung. Stock: „Der beste<br />

Weg, sich dagegen zu wehren, besteht darin,<br />

den Gegner besser kennenzulernen. Das heißt,<br />

man muss sich umfassend informieren. Und<br />

dafür ist unsere Selbsthilfegruppe da.“ Nur 15<br />

Prozent der Männer nähmen Vorsorgetermine<br />

wahr. Bei Frauen liege die Quote immerhin bei 50 Prozent.<br />

Die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Siegen arbeitet<br />

eng mit dem DRK und der Diakonie zusammen. Schirmherren<br />

sind Prof. Dr. med. Peter Fritz (Chefarzt der Radio-<br />

Onkologie des St.-Marien-Krankenhauses Siegen) und Dr.<br />

med. Johannes Spelz (Chefarzt der Urologie des Siegener<br />

Kreisklinikums).<br />

Dieter Gerst<br />

Am Ev. Jung-Stilling-Krkhs.<br />

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38 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


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durchblick 3/<strong>2007</strong> 39


Kulturstätte im Wandel<br />

Was nahezu 20 Jahre als „Mission impossible“ und angesichts<br />

der zunehmenden Schwierigkeiten der kommunalen<br />

Haushalte zwischenzeitlich als chancenlos galt, fand<br />

eine positive Wende.<br />

Der Große Saal mit Foyer, oder richtig bezeichnet der<br />

„Wandelhalle“, ist der Mittelpunkt des Veranstaltungszentrums<br />

Siegerlandhalle. Er wurde am 15. März 1961 offiziell<br />

eröffnet und gehörte danach zu den zehn größten Hallenkomplexen<br />

in der Bundesrepublik.<br />

Aufgrund der hervorragenden Auslastung bzw. Belegung<br />

kam man bereits wenige Jahre später zu dem Entschluss,<br />

den Bereich baulich zu ergänzen.<br />

So entstanden 1969 als zweiter Bauabschnitt Atriumsaal,<br />

Siegerlandzimmer und die Restauranterweiterung.<br />

Dann folgten 1974 im Rahmen des dritten Bauabschnitts<br />

Hüttensaal, Eintrachtsaal sowie sechs Kegelbahnen im<br />

Kellergeschoss. Schließlich wurde im Jahre 1982 der vierte<br />

Bauabschnitt mit dem Leonhard-Gläser-Saal, Foyersaal<br />

und Spandauer Saal vollendet.<br />

Während dieser Leonhard-Gläser-Saal noch heute den<br />

gehobenen und auch oft geänderten Anforderungen in Ambiente,<br />

Technik und Akustik gerecht wird, hatte der Große<br />

Saal mit Wandelhalle bereits in vielerlei Hinsicht seine<br />

– zumindest überregionale – Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.<br />

Diese Entwicklung zeichnete sich aber nicht erst in<br />

den letzten Jahren ab, sondern war für Fachleute bereits<br />

länger Fakt.<br />

Spätestens seit der Deutschen Wiedervereinigung und<br />

dem kurze Zeit später einsetzenden Boom an neuen Veranstaltungs-<br />

und Kongresszentren in den neuen Bundesländern<br />

wurden die Defizite eklatant.<br />

Die Kommunalpolitik in der Stadt Siegen hatte diese<br />

Entwicklung schon früh erkannt. Bereits in der zweiten<br />

Hälfte der 80er Jahre beschäftigte sich der Hallenausschuss<br />

als Fachausschuss nahezu regelmäßig mit dem Thema<br />

der Foyererneuerung und -erweiterung. Es wurden sogar<br />

diverse Exkursionen zu anderen Hallen durchgeführt, um<br />

dort Erfahrungen und Ideen zu sammeln.<br />

So wurde bereits im Jahre 1980 ein erster Planungsauftrag<br />

für die Foyererweiterung erteilt. 1984 wurde ein modifizierter<br />

Entwurf durch die Hochbauverwaltung erarbeitet.<br />

Schließlich erfolgte 1993 noch mal ein Planungsvorstoß für<br />

eine zumindest ebenerdige Erweiterung.<br />

Alle Bemühungen scheiterten letztendlich an fehlenden<br />

Haushaltsmitteln sowie negativ beschiedener Landesförderung.<br />

Mitte der 90er Jahre wurde dann mit einer neuen Gesamtstrategie<br />

begonnen, d. h. es folgte eine Analyse, was<br />

wirklich sinnvoll und notwendig ist, nicht nur in Bezug<br />

auf das Foyer, sondern auch auf den Großen Saal und im<br />

Übrigen auch auf die sonstige Infrastruktur der Halle.<br />

Das Jahr 1997 ist als entscheidend zu bezeichnen. Zum<br />

einen erfolgte die Komplettsanierung und Modernisierung<br />

der mittlerweile völlig überalterten Großküche – übrigens<br />

mit Unterstützung von Sponsoren.<br />

►<br />

40 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Kulturstätte im Wandel<br />

Im selben Jahr legte die Hallenverwaltung ein Zielkonzept<br />

vor, das verbal die zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

erforderlichen Maßnahmen für die Siegerlandhalle<br />

beinhaltete und das die breite Zustimmung in den politischen<br />

Gremien fand. Diese Zielformulierung war sodann<br />

Grundlage für eine grobe planerische Machbarkeitsstudie,<br />

die durch das Architekturbüro Almasi-Liebsch-Stein<br />

in 1999 präsentiert wurde. Angesichts der zunehmenden<br />

kommunalen Haushaltsproblematik hatte diese Gesamtkonzeption<br />

mit einem geschätzten Investitionsbedarf von<br />

über 15 Mio. € keine realistische Chance.<br />

Schließlich fand der Vorschlag zur Umsetzung einer<br />

sogenannten abgespeckten Modernisierungs- und Erweiterungsvariante<br />

eine breite Mehrheit. So beschlossen der<br />

Haupt- und Finanzausschuss sowie der Rat der Stadt Siegen<br />

im Jahre 20<strong>03</strong> – nach entsprechender Vorberatung im<br />

Hallenausschuss und Bauausschuss – dafür grünes Licht<br />

zu geben und entsprechende Planungskosten erstmals im<br />

Haushaltsjahr 2004/2005 einzuplanen. Hier muss insbesondere<br />

auch das ständige Bemühen und die feste Überzeugung<br />

des Stadtkämmerers und der Hallenverwaltung gelobt<br />

werden, sodass aus einer Vision auch Realität wurde.<br />

Nach Vorlage des notwendigen Finanzierungskonzepts<br />

erfolgte eine Mittelbereitstellung bzw. die Festsetzung von<br />

VE für die komplette Baumaßnahme in die mittelfristige<br />

Finanzplanung 2004 – 2008. Dementsprechend ist mit der<br />

konkreten Planung im Januar 2005 begonnen worden.<br />

Die neue Wandelhalle<br />

Insgesamt wurden neben Ambiente und Technik auch<br />

die multifunktionalen Nutzungsmöglichkeit verbessert,<br />

indem der bisherige Eingang zum Großen Saal durch eine<br />

breite variable Trennwand versehen, eine direkte Verbindung<br />

zwischen Großem Saal und Leonhard-Gläser-Saal<br />

hergestellt und der Anlieferungs- und Künstlereingang neu<br />

platziert wurden.<br />

In den letzten vier Jahrzehnten ist deutlich geworden,<br />

was die Stadt Siegen mit der Siegerlandhalle erreicht hat,<br />

nämlich einen erheblichen Imagegewinn, eine Steigerung<br />

des Bekanntheitsgrades, ein Forum für Wissensaustausch,<br />

einen Publikumsmagneten, einen Wirtschaftsfaktor.<br />

Text und Fotos: Stadt Siegen<br />

Bis zur fertigen Ausführungsplanung dauerte es zehn<br />

Monate, sodass ausschreibungsreife Unterlagen im Oktober<br />

2005 vorlagen. Bewährt hat sich die Bildung der vom Bauausschuss<br />

eingesetzten Projektgruppe, die die konkrete Planungsphase<br />

mitbegleitet und durch Beschlüsse absegnet.<br />

Nach einigen formalrechtlichen Problemen im Vergabeverfahren<br />

ist schließlich auch die Generalunternehmer-Entscheidung<br />

gefallen. Die Bietergemeinschaft Quast/Günther<br />

führte diese wichtige Baumaßnahme durch. Durch diesen<br />

Auftrag an örtliche Unternehmen wurden auch hiesige Arbeitsplätze<br />

gesichert.<br />

Zum Projekt einige Zahlen:<br />

Investitionskosten:<br />

rd. 8,5 Mio. € netto<br />

Davon Brandschutzmaßnahmen: rd. 1 Mio. €<br />

Modernisierungsfläche:<br />

rd. 4.000 qm<br />

Zusätzliche Foyerausstellungsfläche: rd. 1.000 qm<br />

(damit von 1.200 auf 2.200)<br />

Zusätzliche Sitzplatzkapazität: 500 Plätze<br />

(damit von 1.900 auf 2.400)<br />

Zusätzliche Stehplatzkapazität: 1.300 Plätze<br />

(damit von 3.000 auf 4.300)<br />

durchblick 3/<strong>2007</strong> 41


Der neu gewählte Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen<br />

hat seine Arbeit aufgenommen<br />

Dass der Seniorenbeirat in Siegen<br />

erstmals per Briefwahl gewählt wurde, ist<br />

ein wichtiger Meilenstein in der zehnjährigen<br />

Geschichte des Seniorenbeirates.<br />

Eine zweite Änderung gegenüber<br />

den beiden vorhergehende Wahlen ergab<br />

sich durch die Heraufsetzung des<br />

Wahlalters von 58 auf 60 Jahre. Hiermit<br />

wird dem zunehmenden Älterwerden<br />

der Bevölkerung Rechnung<br />

getragen.<br />

Für die mit der Vorbereitung und<br />

Durchführung der Wahl beauftragte Seniorenbeauftragte<br />

der Stadt Siegen, Astrid E. Schneider, war diese erste Briefwahl<br />

in mancherlei Hinsicht ein Betreten von Neuland. Für<br />

viele Fragen, wie z. B. wie groß ist der Arbeitsaufwand der<br />

Vorbereitung und Durchführung<br />

der Wahl, oder wie hoch<br />

wird die Wahlbeteiligung sein,<br />

gab es in Siegen keine Erfahrungswerte.<br />

Helmut Plate,<br />

erster Stellvertreter<br />

Senorenbeirat<br />

Neuer Seniorenbeirat konstituiert<br />

Die Wahl ist gelaufen. Die<br />

Fragen sind beantwortet. Alle<br />

Erwartungen übertroffen hat<br />

das Ergebnis der Wahlbeteilung.<br />

Etwa 38 % der wahlberechtigten<br />

Senioren haben ihre<br />

Stimme abgegeben. Im Vergleich<br />

hierzu die Wahlbeteiligung<br />

von etwa vier Prozent bei<br />

der vorhergehenden Wahl vor fünf Jahren. Seinerzeit mussten<br />

sich die Wähler in die Wahllokale in ihren Bezirken begeben,<br />

um ihre Stimme abzugeben. Das damalige schlechte<br />

Beteiligungsergebnis war sicherlich auf diese, besonders<br />

für Senioren beschwerliche Wahlform zurückzuführen. Die<br />

demokratische Legitimation des jetzigen Beirates wurde<br />

auf jeden Fall durch die gute Wahlbeteiligung erheblich<br />

gestärkt.<br />

Aus dem alten Beirat gehören 13 Mitglieder auch dem<br />

neuen an. Der neue Beirat hat 32 Mitglieder (18 Stimmberechtigte<br />

und 14 Stellvertreter, 4 Stellvertretersitze konnten<br />

wegen fehlender Kandidaten nicht besetzt werden). Durch<br />

das Verbleiben der bereits tätigen Mitglieder bleibt die<br />

Kontinuität in der bisherigen Arbeit bestehen und dennoch<br />

wird der Beirat sicherlich auch sein neues Gesicht zeigen.<br />

Der Frauenanteil hat sich von fünf auf neun erhöht.<br />

Bernd Alberts,<br />

Vorsitzender des Seniorenbeirats<br />

Den ersten wichtigen Schritt hat der<br />

neue Seniorenbeirat in der konstituierenden<br />

Sitzung, zu der Bürgermeister<br />

Ulf Stötzel in den großen Sitzungssaal<br />

des Rathauses in Geisweid geladen hatte,<br />

am 16.08.<strong>2007</strong> getan.<br />

Der Vorsitzende in den beiden letzten<br />

Legislaturperioden, der 89-jährige Hans<br />

Berner, hatte aus Altersgründen für den<br />

jetzigen Beirat nicht mehr kandidiert.<br />

Seine von seiner Persönlichkeit geprägte<br />

sachlich-kompetente Art und Weise, mit<br />

der er die Arbeit des Seniorenbeirates als<br />

Vorsitzender mitbestimmt hat, ist sicher<br />

eine gute Basis für den neuen Vorsitzenden<br />

Bernd Alberts, die Geschicke des<br />

jetzigen Seniorenbeirats zu leiten.<br />

Als sehr positiv ist die hohe Bereitschaft, Verantwortung<br />

im Vorstand zu übernehmen, zu bewerten. Erst in einer<br />

Stichwahl erreichte Bernd Alberts die erforderliche Mehrheit.<br />

Bei der Wahl zum ersten<br />

Stellvertreter setzte sich Helmut<br />

Plate im zweiten Wahlgang<br />

durch, nachdem er im<br />

ersten Wahlgang gleichauf mit<br />

Dr. Maria Czell gelegen hatte.<br />

Frau Dr. Czell wurde sodann<br />

zur zweiten Stellvertreterin<br />

gewählt.<br />

Komplettiert wird der Vorstand<br />

durch Dr. Horst Bach und<br />

Ingrid Hirsch. Dr. Bach wurde<br />

zum Pressesprecher und Frau<br />

Hirsch zur Schriftführerin gewählt.<br />

Dr. Maria Czell,<br />

zweite Stellvertreterin<br />

Der neue Vorsitzende Bernd Alberts hob in einer ersten<br />

kurzen Stellungnahme hervor, wie wichtig die Arbeit vor<br />

Ort in den Bezirken ist. Er appellierte an die Beiratsmitglieder,<br />

sich in ihren Bezirken bekannt zu machen, damit<br />

sie den Senioren als Ansprechpartner zur Verfügung stehen<br />

können.<br />

Mit der Wahl der einzelnen Mitglieder in die Fachausschüsse<br />

des Rates der Stadt Siegen und die Einrichtung und<br />

Besetzung von Arbeitskreisen wird die konkrete Arbeit in<br />

der nächsten Beiratssitzung am 18.09.<strong>2007</strong> auf den Weg<br />

gebracht. Dann wird sich auch zeigen, mit welchen Interessen<br />

und Schwerpunkten die einzelnen Mitglieder sich in<br />

die Seniorenbeiratsarbeit einbringen werden.<br />

Toni Diehl<br />

Fotos: Westfalenpost<br />

42 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Neue Broschüre bietet Orientierung<br />

Viele ältere Menschen in Siegen kennen und<br />

schätzen es: das Seniorenhandbuch der Stadt Siegen.<br />

1998 erstmals veröffentlicht, wurde die handliche<br />

Broschüre seitdem regelmäßig aktualisiert und<br />

neu herausgeben. Jetzt ist bereits die vierte Auflage<br />

erschienen. Unter dem Titel „älter werden in Siegen“<br />

finden sich in der Publikation mit dem markanten<br />

grünen Einband viele aktualisierte und zuverlässige<br />

Informationen über Angebote, Einrichtungen<br />

und Dienste für Siegens Seniorinnen und Senioren,<br />

aufgeschlüsselt in sechs Rubriken: „Beratung und<br />

Information“, „Freizeit, Bildung und Kultur“, „Gesundheitsvorsorge,<br />

Gesundheitspflege, Selbsthilfe“,<br />

„Wohnen“, „Krankheit und Pflege“, „Vorsorge und<br />

Vorbereitung auf schlechtere Tage“.<br />

Auffindbare Informationen!<br />

Seniorenbeirat<br />

„...älter werden in Siegen“<br />

Auch die äußere Gestaltung trägt den Bedürfnissen älterer<br />

Menschen Rechnung: Wie bisher werden die sechs<br />

Themenbereiche zur besseren optischen Unterscheidung<br />

in der Kopfleiste mit unterschiedlichen Symbolen versehen.<br />

Neu hinzu kommt eine farbliche Unterscheidung der<br />

Kopfleisten. Zudem führt ein „typisches“ Foto mit älteren<br />

Menschen als Protagonisten in jeden Themenbereich ein.<br />

Eine ebenso ansprechende wie praktische Neuerung, durch<br />

welche die Broschüre insgesamt bunter, anschaulicher und<br />

übersichtlicher geworden ist.<br />

Aktuelle Trends berücksichtigt<br />

Neben der allgemeinen Aktualisierung wurden die<br />

Informationen für die jetzt vorliegende Ausgabe auch an<br />

einigen Stellen erweitert. So ist beispielsweise beim Thema<br />

Wohnen der Bereich gemeinschaftliches Wohnen neu<br />

hinzugekommen, weil sich immer mehr Menschen mit den<br />

verschiedenen altengerechten Wohnformen auseinandersetzen.<br />

Zudem fanden neue Angebote der Unterstützung<br />

und Beratung älterer Menschen sowie Informationen zu<br />

den Themen Demenz und pflegende Angehörige Eingang<br />

in den Ratgeber. Auch ein Trend: Im Gegensatz zu früher<br />

nehmen die Angebote im Bereich des ehrenamtlichen Engagements<br />

und der Selbsthilfe mehr Platz ein.<br />

Schließlich kann man sich in der Broschüre auch über<br />

die Regiestelle „Leben im Alter“ bei der Stadt Siegen sowie<br />

den Seniorenbeirat informieren.<br />

Kostenlos zum Mitnehmen<br />

Der Wegweiser „Leben im Alter“ ist in einer Auflage<br />

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durchblick 3/<strong>2007</strong> 43


Marias Krimi<br />

Die verlorene Identität<br />

Die Ähnlichkeit mit meinem eigenen Gesicht fiel mir<br />

sofort auf, als mein Gegenüber an dem kleinen Tisch in<br />

Millys Bar zum ersten Mal aufblickte. Wir starrten uns an<br />

und mussten grinsen. Ich trug einen Bart, auf den ich sehr<br />

stolz war, mein Doppelgänger war glatt rasiert. Ich war salopp<br />

gekleidet, er trug einen schäbigen Anzug und einen herausfordernd<br />

geschmacklosen Schlips. Im Übrigen glichen<br />

wir uns wie Zwillingsbrüder. Das zurückgekämmte, leicht<br />

angegraute dunkle Haar, die etwas zu groß geratene Nase<br />

und über den schmalen schwarzen Augen die buschigen<br />

Augenbrauen: Das war in der Tat mein Gesicht.<br />

Der andere, der sich als Peter Barker vorstellte, hatte<br />

fast meine Statur. Der Gedanke, ihn umzulegen und unter<br />

seinem Namen weiterzuleben, war trotz der sich anbietenden<br />

Ähnlichkeit nicht gerade reizvoll. Aber es blieb<br />

mir keine andere Wahl. Ich wurde steckbrieflich gesucht.<br />

Wenn Barker, mit meinem Pass, unter meinem Namen, als<br />

Jonny Brix bestattet würde, dann würde - außer vielleicht<br />

Tante Olga - kein Mensch um mich trauern. Mit ständiger<br />

Flucht wäre es dann vorbei. Geld genug hatte ich nach dem<br />

Überfall auf den Juwelier noch in der Tasche, um mich ins<br />

Ausland absetzen zu können.<br />

Vorerst müsste ich natürlich ziemlich viel aus dem Vorleben<br />

dieses anderen erfahren. Ich bestellte zwei Whiskys<br />

und begann ein unverfängliches Gespräch. „Ob wir zufällig<br />

wegen so viel Ähnlichkeit um ein paar Ecken miteinander<br />

verwandt sind?“ fragte ich scheinheilig. Es war unwahrscheinlich,<br />

dass man mich hier an der englischen Küste<br />

vermuten würde. Unwahrscheinlich auch, dass man mich<br />

überhaupt erkannte, weil ich während des Überfalls in London<br />

eine Strumpfmaske trug und der Juwelier mich nach<br />

einem kräftigen Schlag auf den Kopf sowieso nie wieder<br />

sehen konnte. Trotzdem, mein Strafregister war lang, und<br />

ich musste schnell mit fremdem Pass ins Ausland. Wenn<br />

mich jemand vorher erwischen würde, war alles vorbei.<br />

Peter Barker wurde nach dem ersten Whisky gesprächig,<br />

nach dem zweiten temperamentvoll. Er habe in letzter<br />

Zeit als Vertreter gearbeitet, dann aber beruflich Pech gehabt.<br />

Nun wolle er hier an der Küste ein paar Tage Urlaub<br />

machen und sich dann nach einem neuen Job umsehen.<br />

Er habe auch noch einiges Barkapital, teils in der Tasche,<br />

teils bei der Londoner Bank. Das sei in Ehren erworben,<br />

nämlich durch Erbschaft. Seine Antwort auf meine Fragen<br />

passte genau in meinen Plan. Er sei vogelfrei und pfeife<br />

auf Freunde und Verwandte. Als er die Brieftasche aus der<br />

Weste zog, entdeckte ich seinen Pass.<br />

Der Vorschlag, den Abend gemeinsam zu verbringen,<br />

stammte von ihm. Ich gab die Anregung zu einem Spaziergang<br />

am Meer. Der Strand war wie ausgestorben, die<br />

Dämmerung längst angebrochen. Auf einem schmalen<br />

Pfad gingen wir über die Klippen. Ich ließ Barker vor mir<br />

hergehen. Der Stoß von hinten traf ihn so überraschend,<br />

dass er lautlos nach vorn kippte. Ich rannte den schmalen<br />

Pfad zurück zum Strand, wo Barker sich ein letztes Mal<br />

ausgestreckt hatte. Da lag er nun, mausetot, das bewegte<br />

Meer umspülte seine Füße.<br />

Was nun folgte, war mir etwas unangenehm. Ich zog<br />

Barker die Jacke aus und zwängte ihn in mein eigenes gutes<br />

Jackett. Seine Jacke passte mir wie angegossen, in meinem<br />

Jackett sah der Tote indessen nicht sehr vorteilhaft aus. Ehe<br />

ich ihn ins Wasser stieß, holte ich meine Konfirmationsuhr<br />

mit eingraviertem Namenszug noch aus der Westentasche,<br />

wo auch mein Personalausweis steckte, sie war die letzte<br />

Erinnerung an jemand, den ich ganz schnell vergessen<br />

wollte.<br />

Nun hielt mich nichts mehr an der Küste. Ich sah<br />

noch, wie Barker gen Osten trieb und begab mich dann<br />

zum Bahnhof. In London wollte ich möglichst noch in der<br />

Nacht ein Schiff nach Übersee nehmen. Das Ziel war mir<br />

ziemlich gleichgültig, nur möglichst weit fort. Ich ging in<br />

die kleine Bahnhofskneipe, bestellte ein Bier und beschäftigte<br />

mich dann gründlich mit Barkers Brieftasche. Neben<br />

einigen Geldscheinen fand ich einen Kontoauszug, dem<br />

zu entnehmen war, dass der Verblichene noch 800 Pfund<br />

auf die hohe Kante gelegt hatte. Ich nahm den Nachtzug<br />

nach London und mietete mir dort ein Zimmer. Als ich an<br />

der Rezeption Barkers Ausweis vorlegte, frappierte mich<br />

wieder die auffallende Ähnlichkeit. Im Alter waren wir nur<br />

acht Monate auseinander. Am frühen Morgen fuhr ich mit<br />

dem nächsten Bus zur Bank. Meinen Bart hatte ich mit<br />

stillem Bedauern abrasiert. Kein Mensch würde an ►<br />

44 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Marias Krimi<br />

meiner Identität mit Barker zweifeln. In der Kassenhalle<br />

nannte ich Barkers Kontonummer, legte den Pass vor und<br />

verlangte einen Auszahlungsschein.<br />

Der Mann hinter der Glasscheibe bat mich, einen Moment<br />

zu warten und erschien kurz darauf wieder an meiner<br />

Seite, begleitet von einem Mann im weißen Kittel. Zwei<br />

weitere Weißkittel packten mich unsanft an den Armen<br />

und schleppten mich dann zum wartenden Krankenwagen.<br />

Warum zum Teufel hatten die Leute in der Bank weiße<br />

Kittel an?<br />

Der zuerst an meiner Seite erschienene Mann schien ein<br />

Arzt zu sein. Er setzte sich neben mich in den Wagen, in<br />

den man mich verfrachtet hatte, und grinste mich herausfordernd<br />

an. Mein Versuch, mich zu wehren, mein wilder<br />

Protest, beeindruckte in keiner Weise. „Sie sind ein Idiot,<br />

Barker“, sagte der Mann, der sich nun als mein Therapeut<br />

ausgab. „Dass Sie mich damals bei der Einweisung in die<br />

Anstalt bedroht haben und geflüchetet sind, war töricht.<br />

Ich konnte nur leichte Schizophrenie feststellen. Sie wären<br />

bestimmt bald wieder entlassen worden. Aber da Sie nun<br />

so dumm sind, wieder hier aufzutauchen, um Ihr eigenes<br />

Geld bei der Bank abzuheben, muss ich Sie nun wieder<br />

einsperren. Das ist jetzt wieder ein schwerer Rückfall in<br />

die Schizophrenie.“<br />

Langsam begann ich zu begreifen. Barker war aus der<br />

Anstalt getürmt, wo man mich jetzt an seiner Stelle behalten<br />

würde. Sagte ich aber, dass ich in Wahrheit Jonny<br />

Brix hieß und steckbrieflich gesucht würde, käme ich mit<br />

Sicherheit unter Mordverdacht ins Gefängnis. Vermutlich<br />

war ja Barker an der Westküste inzwischen aufgetaucht.<br />

Resigniert ließ ich mich in die blauweiß gestreifte Anstaltsjacke<br />

stecken und in eine lila gekachelte Zelle führen.<br />

„Fühlen Sie sich hier wie zu Hause,“ sagte der Anstaltsarzt<br />

mit aufreizendem Lächeln. „Sie werden für immer<br />

bei uns bleiben. Wir haben in Ihrer Tasche die signierte<br />

Uhr eines Mannes gefunden, der an der Westküste an Land<br />

geschwemmt wurde. Es wird keine Gerichtsverhandlung<br />

geben, da Sie nicht zurechnungsfähig sind. Ab morgen<br />

können Sie sich hier bei den Lebenslänglichen häuslich<br />

einrichten.“<br />

Im Fortgehen wandte der Arzt sich noch einmal um:<br />

„Übrigens, um Jonny Brix ist es nicht schade. Der war ein<br />

gesuchter Verbrecher.“<br />

Die Tür fiel ins Schloss. Ich blieb zurück als mein eigener<br />

Mörder. Wenn es mir hier nicht gefällt, dann werde ich<br />

den Mörder Jonny Brix leibhaftig ins Jenseits befördern,<br />

mit Hilfe des Gürtels, den man an meiner Hose vergessen<br />

hat. Wenn ich dann in die Hölle komme, werde ich mich<br />

bemühen, meine Identität wiederherzustellen.<br />

Maria Anspach<br />

durchblick 3/<strong>2007</strong> 45


Leserseiten Kopfzeile<br />

Eine wahre Begebenheit ...<br />

Ein Beitrag unserer Leserin Edith Maria Bürger<br />

In diesem Augenblick schoss aus dem<br />

links gelegenen Waldstück ein großer<br />

Raubvogel direkt auf ihn zu, sodass Peter<br />

Brauckmann entsetzt in die Bremsen stieg.<br />

Die dunklen Flügel hatten nur seine Windschutzscheibe<br />

leicht gestreift und der mächtige<br />

Vogel suchte mit kräftigem Flügelschlag<br />

das Weite.<br />

Peter Brauckmann, kreidebleich im Gesicht,<br />

legte den ersten Gang ein, fuhr an den<br />

Fahrbahnrand und stieg aus seinem Wagen.<br />

Kein Fahrzeug befuhr in diesem Moment die<br />

Straße. Eine merkwürdige Stille lag über dem<br />

Waldstück. Nur ein schriller Vogelschrei war<br />

aus der Ferne zu hören. Peter Brauckmann<br />

stützte sich auf die Motorhaube seines Wagens<br />

und atmete tief durch. „Das ist noch<br />

einmal gutgegangen!“, dachte er.<br />

Peter Brauckmann zeigt seinen Fund.<br />

Als Peter Brauckmann am Morgen des 10.09.05 aus seinem<br />

Bett stieg, konnte er nicht ahnen, welche Wandlung<br />

sich in seinem Leben vollziehen sollte.<br />

Gestern waren er und weitere 25 Mitarbeiter in die hundertprozentige<br />

Kurzarbeit geschickt worden. Eine Insolvenz<br />

war nicht auszuschließen.<br />

Er, der Betriebsleiter, der sich über Jahre für diesen<br />

mittelständischen Betrieb aufgerieben hatte, stand nun vor<br />

dem Scherbenhaufen seines Berufslebens. Etwas Neues zu<br />

suchen war wohl die einzige Möglichkeit. Aber bei der Arbeitsmarktlage<br />

und in seinem Alter - vierzig Jahre? Auch<br />

das Nachdenken über seinen Chef, ein Choleriker erster<br />

Güte, zermürbte seinen Sinn. Nein, er musste zur inneren<br />

Ruhe kommen, denn so ging es nicht weiter.<br />

So entschied er gegen Mittag, mit seinem Auto zu „seinem<br />

Wald“ zu fahren, in dem er bei Spaziergängen innere<br />

Einkehr halten konnte, wenn er mal eine Stunde Zeit zur<br />

Verfügung hatte.<br />

Die Straße dorthin war an diesem Tag wenig befahren.<br />

Peter Brauckmann ließ seinem Frust freien Lauf. Er drückte<br />

seinen Fuß so fest aufs Gaspedal, dass die Tachonadel rasant<br />

in die Höhe schnellte.<br />

Nach geraumer Zeit fragte er sich mit einer gewissen<br />

Ironie in der Stimme: „Warum rase ich eigentlich so, ich<br />

habe doch jetzt alle Zeit der Welt!“, und schaltete das<br />

Tempo herunter.<br />

Er entschloss sich, einen anderen Weg<br />

einzuschlagen, setzte sich wieder in sein<br />

Fahrzeug, schaltete den Rückwärtsgang<br />

ein und fuhr 50 Meter zurück zu seinem<br />

bekannten Weg. Dort stellte er den Wagen<br />

auf einem Randstreifen ab und stieg sehr<br />

nachdenklich aus. Wieder umfing ihn diese eigenartige<br />

Stille. Dunst und leichter Nieselregen hüllten urplötzlich<br />

den Wald ein, der nun in diesem Zustand nicht gerade zum<br />

Spaziergang einlud. Dennoch ging Peter Brauckmann, den<br />

Blick auf den Boden gerichtet, seines Weges. Inmitten seiner<br />

trüben Gedanken erfassten seine Augen einen dunklen,<br />

auffällig großen Käfer. In Hockstellung betrachtete er ihn<br />

aufmerksam und stellte fest, dass sich der Käfer zur Mitte<br />

des Weges fortbewegte.<br />

„Heh, mein Freund, willst du überfahren werden? Du<br />

weißt sicher nicht, dass auch mal Radfahrer den Weg kreuzen!“,<br />

sagte Peter Brauckmann leise. Er hob behutsam den<br />

Käfer in seine Hand, trug ihn zum Wegesrand und setzte ihn<br />

in eine Grasnarbe. Verwundert stellte er fest, dass sich dort<br />

weitere Käfer aufhielten, und mit welcher Lebendigkeit<br />

sich die Tiere auf dem Waldboden bewegten. Sie schienen<br />

sich eine Erdhöhle bauen zu wollen, denn sie schoben mit<br />

ihren Vorderbeinen das Erdreich Millimeter für Millimeter<br />

zur Seite. Plötzlich trat etwas Glänzendes aus der kleinen<br />

Kuhle hervor, und wie von Geisterhand erhoben sich die<br />

Käfer und flogen auf und davon.<br />

Was war das, was sich da vor seinen Augen abspielte?<br />

Spontan entschloss er sich, mit einem kleinen Zweig<br />

die Erde weiter zu öffnen. Doch nach wenigen Augenblicken<br />

brach der Zweig entzwei und er versuchte mit<br />

einem dickeren Ast erneut die Erde abzutragen. ►<br />

46 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Leserseiten Kopfzeile<br />

Weiter und weiter befreite er das blinkende Etwas, bis<br />

auch der stärkere Ast abbrach. Peter Brauckmann erhob<br />

sich aus seiner gebückten Haltung und prustete. „Du bist<br />

verrückt, Junge!“, murmelte er und schüttelte den Kopf<br />

über seine Tätigkeit. Doch die Neugier siegte in ihm.<br />

Er krempelte die Ärmel seiner Jacke hoch und grub mit<br />

seinen nackten Händen weiter und tiefer. Nach großer Anstrengung<br />

löste sich der flache Klumpen aus dem Erdreich.<br />

Aufgeregt betrachtete er die raue Oberfläche und befreite<br />

das eigenartige Stück mit seiner Hand von der anhaftenden<br />

Erde. Silbrig glänzende Stellen taten sich auf. Als gelernter<br />

Metallmeister erfasste er sofort: Das ist kein normales Material!<br />

Aber, was ist es dann?<br />

Innerlich aufgewühlt fasste er den Entschluss, sich erst<br />

einmal auf die nahe gelegene Bank zu setzen. Den Fund neben<br />

sich liegend, blickte er in den dunkler werdenden Wald<br />

und dann an sich selbst herunter. Der Waldboden hatte an<br />

seiner Kleidung deutliche Spuren hinterlassen und erst jetzt<br />

bemerkte er die Nässe in den Kleidern, sodass er beschloss,<br />

den Heimweg anzutreten. Doch zuvor entledigte er sich<br />

seiner Jacke, um damit seinen Fund zu bedecken.<br />

Wie ein Kind, das einen verborgenen Schatz gefunden<br />

hatte, ging er zu seinem Fahrzeug zurück. Vorsichtig legte<br />

er das geheimnisvolle Etwas in den Kofferraum und blickte<br />

noch einmal um sich.Wieder umfing ihn diese eingenartige<br />

Ruhe, kein Vogel war zu hören.<br />

Plötzlich aus dieser Stille heraus war es ihm, als höre er<br />

eine leise Stimme sprechen, ohne die Worte zu verstehen.<br />

Verwirrt schaute er um sich. Doch da war niemand, nur er<br />

allein. Ein leichter Windhauch, der an ihm vorbeizog, ließ<br />

ihn frösteln und er bestieg umgehend seinen Wagen und<br />

fuhr zügig nach Hause.<br />

Dort angekommen, reinigte er zuerst das merkwürdige<br />

Ding, welches nun in seiner ganzen Pracht vor ihm lag. Je<br />

länger Peter Brauckmann den Fund betrachtete und ihn in<br />

seine Hände nahm, je mehr wohlige Wärme strahlte das<br />

Material aus. Sich nur schwer von dem Anblick lösend,<br />

ging er nun selbst unter die Dusche. Der warme Wasserstrahl<br />

klarte langsam seine Gedanken auf und er entschied,<br />

gleich nach der Reinigung seinen Freund anzurufen, von<br />

dem er wusste, dass er sich mit Steinen und Mineralien<br />

aller Art auskannte.<br />

Nach dem ausgiebigen Telefonat ließ es sich der gute<br />

Freund nicht nehmen, sofort vorbeizukommen, und<br />

schaute sich den Fund von allen Seiten genauestens an.<br />

Dann sagte er mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme:<br />

„Junge, ich bin mir ziemlich sicher, dass du einen echten<br />

Eisenmeteoriten gefunden hast! Weißt du, was das bedeutet?<br />

Meteoriten sind Körper, welche aus fremden Welten zu<br />

uns gekommen sind. Sie haben Millionen von Lichtjahren<br />

zurückgelegt und sind auf ihrem langen Weg durch Raum<br />

und Zeit an Gestirnen und Galaxien vorbeigekommen, bis<br />

sie durch Zufall auf unserer Erde landeten!“<br />

„Es muss ein Engel gewesen sein, der dich dorthin<br />

geführt hat, denn alles, was du mir am Telefon erzählt hast,<br />

deutet darauf hin! Der Raubvogel, der Weg zurück, die Käfer,<br />

diese Stimme, die dich anrief, der Lufthauch!“<br />

Peter Brauckmann wurde still. In sich gekehrt setzte<br />

er sich aufs Sofa. Erst jetzt wurde ihm der ganze Ablauf<br />

bewusst. Bisher war er ungläubig gewesen. Überirdisches<br />

gab es für ihn nicht, aber nach dieser Begegnung war er<br />

sich dessen nicht mehr sicher.<br />

Seit kurzer Zeit trägt Peter Brauckmann ein kleines<br />

Stück von seinem Glück, das er mühevoll mit einer Flex<br />

abtrennte und schliff, an seinem Körper. Kraft und Ruhe<br />

strahlt er seitdem aus. Seinen alten Beruf hat er inzwischen<br />

hinter sich gelassen. Er geht neue Wege, und auf diesen<br />

Wegen sind ihm Menschen begegnet, die ihn in seinem<br />

neuen Tun, sich der Heilpraxis zu widmen, bestärken und<br />

Lehrmeister für ihn sind.<br />

Und wenn man ihn fragt, welcher Wandel sich in ihm<br />

vollzogen hat, sagt er still lächelnd: „Es war mein großes<br />

Glück, einem Engel begegnet zu sein!“<br />

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durchblick 3/<strong>2007</strong> 47


„Im Einklang mit den Gesetzen vermittelt Ihnen McPflege<br />

auf Ganztagspflege spezialisierte Partner aus Osteuropa.<br />

Diese Fachkräfte bieten dem Pflegebedürftigen die Möglichkeit,<br />

in einer vertrauten Umgebung zu bleiben.... Trotz<br />

unserer äußerst günstigen Preise nehmen wir uns sehr viel<br />

Zeit ...Wir wissen, dass vor allem die zwischenmenschlichen<br />

Aspekte von besonderer Wichtigkeit sind. Pflege<br />

und Betreuung wird von uns nicht nur als bloße Dienstleistung<br />

angesehen, sondern vielmehr als Verpflichtung<br />

gegenüber den hilfsbedürftigen Mitmenschen.“<br />

Wenige Tage nach dieser schönen Ankündigung (am 10.<br />

August <strong>2007</strong>) folgte der Rückzug: „McPflege stoppt seine<br />

Aktivitäten“. Grund dafür war die allzu laute Werbung von<br />

McPflege und der dadurch ausgelöste öffentliche Druck<br />

von Wohlfahrtsverbänden und der Gewerkschaft Verdi.<br />

Im Hintergrund stand also nichts weiter als das Angebot,<br />

Kontakt zu osteuropäischen Pflegediensten zu vermitteln.<br />

Diese schicken ihre Mitarbeiterinnen zu den Arbeits- und<br />

Sozialbedingungen der Herkunftsstaaten nach Deutschland,<br />

wo sie einen Lohn ab zwei Euro die Stunde erhalten.<br />

Die Pauschalhonorare belaufen sich monatlich – je nach<br />

Aufwand – auf 1.500 bis 1.700 Euro. Dafür sollen die importierten<br />

Kräfte hauswirtschaftliche Hilfe leisten und/oder<br />

rund um die Uhr Betreuung. Je nachdem, ob die zu betreuende<br />

Person eine Pflegestufe hat, sollte die Dienstleistung<br />

auch über die Pflegekasse abgerechnet werden können.<br />

Die Geschäftsidee ist legal, sie bezieht sich auf der seit<br />

Mai 2004 gültigen europäischen Dienstleistungs-Richtlinie<br />

und wird von Dutzenden anderer Firmen genutzt. Schon<br />

länger wird das Pflegeproblem in vielen Fällen mit Hilfe<br />

einer Polin oder Ungarin gelöst. Diese lebt (il)legal im<br />

Haushalt eines Ehepaars, weil z.B. der Mann demenzkrank<br />

ist. Gezahlt werden in der Regel 800 Euro pro Monat und<br />

außerdem gibt es, wie weiland bei einem Dienstmädchen,<br />

Kost und Logis gratis. Sie hat wöchentlich einen Tag frei,<br />

Gesellschaft<br />

Discountpflege<br />

keine geregelte Arbeitszeit, keine Versicherung, sie unterliegt<br />

keiner Kontrolle, hat keinen Schutz. Und nach drei Monaten<br />

muss sie das Land verlassen, weil ihr Besuchsvisum<br />

abgelaufen ist. Dann kommt eine neue Polin angereist.<br />

Das Bundesfamilienministerium vermutet, dass inzwischen<br />

mindestens 60.000 Familien ihre Pflegefälle von<br />

Kräften aus Osteuropa betreuen lassen. Laut Frankfurter<br />

Rundschau vom 31.07.07 arbeiten in Deutschland zurzeit<br />

rund 70.000 Frauen aus Osteuropa illegal in der Pflege.<br />

Diesen muss immer eine - wenn auch kümmerliche - private<br />

Unterkunft geboten werden, was nur bei gehobenen Einkommens-<br />

und Wohnverhältnissen möglich ist. Bedeutsam<br />

ist dies auch im Blick auf die Leistungen der Pflegekasse,<br />

die zur Zeit 384 Euro in Stufe I und 921 Euro in Stufe II zahlt.<br />

Erledigen Familienangehörige die Arbeit, kürzt die Kasse auf<br />

205 Euro bzw. 410 Euro herunter.<br />

McPflege hat recht mit der Behauptung „Die Pflegesituation<br />

in Deutschland ist ein gesellschaftliches Problem...“<br />

(Pressemitteilung vom 10. Aug. 07). Auch im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

wird dies noch deutlicher werden. Hier<br />

wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2005 mit 6.900<br />

angegeben. Für die meisten (3.187) gilt Pflegestufe I. Die<br />

höchste Steigerung ist künftig in der Pflegestufe II zu erwarten,<br />

die bis 2020 kreisweit vermutlich für ca. 4.000 Personen<br />

zutrifft. (Quelle: Bertelsmann Demographiereport)<br />

Wer nicht bis zu 5.000 Euro monatlich für eine Pflegeeinrichtung<br />

bezahlen kann oder mindestens 800 Euro plus<br />

Kost und Logis für eine osteuropäische Pflegerin, sollte<br />

sich daher Gedanken machen. Wer nur bis zum sechzigsten<br />

Lebensjahr plant, sollte jedenfalls mit mindestens 20 weiteren,<br />

dann sehr unerfreulichen weiteren Jahren rechnen.<br />

Denn Töchter oder Schwiegertöchter - falls vorhanden -<br />

werden immer weniger bereit sein, die Pflege der Alten zu<br />

übernehmen.<br />

Erich Kerkhoff<br />

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48 durchblick 3/ <strong>2007</strong>


Leserbriefe<br />

durchblick 2/<strong>2007</strong><br />

Interessiert begann ich Ihre „Fragen an die Bürgermeisterkandidaten“<br />

in Heft 2/<strong>2007</strong> zu lesen. Was mich bald<br />

sehr irritierte, war der vollständige Mangel an Kritik am massiven<br />

Abbau der sozialen Rechte gerade auch für die älteren<br />

und alten Menschen und schließlich für die künftigen Alten,<br />

wie er von jeder der befragten Parteien zu verantworten ist.<br />

Es wäre doch absolut notwendig gewesen, sie damit zu konfrontieren,<br />

dass - nur dieses eine Beispiel - die Rentensenkung,<br />

die die „Rente mit 67“ bedeutet, eine ganz erhebliche Ausweitung<br />

der Altersarmut nach sich ziehen wird. Erst kürzlich hat<br />

nach anderen der VdK auf diesen Tatbestand wieder öffentlich<br />

hingewiesen. Mehr als 80% der Bevölkerung lehnen also aus<br />

gutem Grund diese wie viele andere von den drei Vertretern<br />

zu vertretende Maßnahmen des Sozialabbaus ab. Wen vertreten<br />

sie also? „Demokratie“, die vor allem als heiße Luft<br />

in Erscheinung tritt. Warum lassen Sie die drei Herren dazu<br />

schweigen?<br />

Stattdessen freundliche Auslassungen zur „Neugestaltung<br />

des Siegufers als Naherholungsgebiet“, angesichts der<br />

allgemeinen Stadtverhunzung ein Thema mit Aufmerksamkeitsgarantie<br />

und eine hübsche Idee vor den Wahlen, die den<br />

Herren Befürwortern als ernsthafte Überlegung freilich nur<br />

wird abnehmen können, wer den Glauben auf dem oben beschriebenen<br />

Hintergrund noch nicht verlor. Wenigstens der<br />

CDU-Vertreter versucht es nicht nur mit Schaum, wenn er<br />

von einem „Traum“ spricht, die Interessen der Unternehmen<br />

anführt und erklärt, dass (für solche Zwecke) eigentlich kein<br />

Geld da sei. Auch bei diesem Thema wäre mehr möglich gewesen,<br />

als eine Gelegenheit zur Selbstdarstellung zu bieten,<br />

wie sie leider der einzige Inhalt dieses seitenlangen Kunstgesprächs<br />

ist.<br />

Dr. Ulrich Opfermann, Siegen<br />

(Anm. der Redaktion)<br />

Wer die Wahl der jetzt fünf Bewerber<br />

für das Amt des Siegener Bürgermeisters<br />

gewinnt, hat anschließend erheblichen Einfluss auf<br />

die Lebensverhältnisse in der Stadt Siegen. Daher<br />

hat der durchblick die drei im Mai benannten<br />

Kandidaten um Antworten auf Fragen zur sozialen<br />

und umweltbezogenen Stadtentwicklung gebeten.<br />

Zur Rente mit 67 z. B. mögen die Kandidaten<br />

unterschiedlicher Meinung sein, aber auf deren Einführung<br />

haben sie so viel und so wenig Einfluss wie alle anderen<br />

Wählerinnen und Wähler in Siegen.<br />

Spontaner Glückwunsch zum neuen „durchblick“!<br />

Klasse vom Titelbild bis zu „Zu guter Letzt“!<br />

Karl Heinz Scheer, Uckersdorf<br />

In eigener Sache<br />

Mit der vorigen Ausgabe hat der durchblick begonnen,<br />

erstmals die Gesamtgestaltung der Zeitung zu übernehmen.<br />

Die Gruppe „Lektorat“, die auch die Verlagsarbeit erledigt,<br />

zeichnet für die optische Gestaltung der neuen Ausgabe<br />

verantwortlich. Dass der „durchblick-Photoshop-Club“<br />

die Bildbearbeitung übernommen hat, berichteten wir<br />

bereits.<br />

Leider hatten sich gleich in der „Premiere-Ausgabe“,<br />

dem Heft 2/<strong>2007</strong>, Fehler eingeschlichen.<br />

Die Missgeschicke sind ohne Zutun der Redakteure<br />

beim sogenannten Umbruch entstanden. Zum einen<br />

ist eine Zeile zu der Bildunterschrift auf Seite 25<br />

„Natascha auf der Anklagebank“ verloren gegangen.<br />

Die fehlende Zeile lautete: „Foto gestellt“. Weiter ist<br />

auf dieser Seite die Seitenzahl am linken statt am rechten<br />

Rand eingesetzt. Aufmerksamen Leserinnen und Lesern<br />

ist zudem aufgefallen, dass dem Bild auf Seite 48<br />

die falsche Unterschrift zugeordnet wurde.<br />

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Ich gratuliere noch verspätet zum schönsten Titel der<br />

durchblick-Ausgabe: „Elderly People“. In der damaligen<br />

Ausgabe schrieben Sie, dass es diese Schilder nur in Irland<br />

gibt. Bei meinem letzten Besuch im März in London<br />

habe ich jedoch auch genau dieses Schild gesehen<br />

und war total perplex!Und zwar in Hampstead Heath,<br />

vermutlich in der Nähe eines Altersheimes. Ich hatte<br />

leider keine Kamera dabei, aber das nächste Mal werde<br />

ich es per Foto dokumentieren und Ihnen zumailen!<br />

Ich freue mich auf die nächste Ausgabe des durchblick!<br />

Christa Hennenberg, Siegen<br />

durchblick 3/<strong>2007</strong> 49


Das fiel uns auf …<br />

… dass die Stadt Siegen ein neues Seniorenhandbuch<br />

herausgegeben hat.<br />

Unter dem Titel „älter werden in Siegen“ finden sich in<br />

der Broschüre viele aktualisierte und zuverlässige Informationen<br />

über Angebote, Einrichtungen und Dienste für<br />

Siegens Senioren. Der Ratgeber ist übersichtlich und trägt<br />

den Bedürfnissen älterer Menschen Rechnung.<br />

… dass Ältere bei Unternehmensgründungen<br />

im Trend sind.<br />

In den vergangenen Jahren gründeten immer mehr ältere<br />

Menschen ein Unternehmen. Dabei seien ältere Gründer<br />

häufig mindestens genauso fit wie jüngere, sagt Rolf<br />

Kettler, der Gründungsberater der Industrie- und Handelskammer<br />

Siegen.<br />

… dass die Kaufkraft der Senioren entdeckt wird.<br />

Laut einer Studie verfügen Ältere ab 60 über eine beachtliche<br />

Kaufkraft. Von ihnen kommt fast ein Drittel der<br />

Gesamtausgaben für den privaten Konsum in Deutschland.<br />

Die Bankenvertreter versichern in diesem Zusammenhang,<br />

dass Kredite für Senioren kein Tabu seien.<br />

… dass Discounter bei den Verbrauchern noch<br />

beliebter geworden sind.<br />

Die führenden Discounter wie Aldi, Lidl, Plus, Penny<br />

u.a. haben ihren Umsatz im Jahr 2006 noch einmal gesteigert.<br />

Die Erreichbarkeit der vielen Filialen und die Preise<br />

überzeugen offenbar die Verbraucher.<br />

Lösungen von Seite 36-37 Gedächtnistraining<br />

Zahlensalat: Maurer, Schreiner, Gärtner, Metzger, Bauer, Zahnarzt, Spengler,<br />

Hausfrau, Dachdecker, Lehrerin, Pfarrer, Schmied. Buchstabenpuzzle:<br />

Nadelbaum. Ernte: Getreide, Kürbisse, Blumen, Äpfel, Zwetschgen, Birnen.<br />

Bäume: Baum-krone, –stamm,–allee, -obst, -frucht, -nuss, -schere, -rinde,<br />

-garten, -wurzel, -schule, -bestand, -blüte, -grenze, -strunk, -wipfel, -wolle,<br />

-stumpf, -spitze / Laub-baum, Nadel-, Nuss-, Christ-, Stamm-, Mai-, Ein-,<br />

Öl-, Schlag-, Lebens-, Gummi-, Buchs-, Purzel-, Mast-, Obst-, Schellen-,<br />

Weihnachts-, Tannen-, Apfel-. Herbstlied: Herbsttag, Luft, Früchte, Baum,<br />

Feier, Natur, Lese, Zweigen, Strahl, Sonne. Blumenkarten: 1. Löwenzahn,<br />

2. Pantoffelblume, 3. Schafgarbe, 4. Eisenhut, 5. Hahnenfuss, 6. Bärlauch,<br />

7. Goldlack, 8. Hirtentäschchen, 9. Sonnentau, 10. Königskerze, 11. Fingerhut,<br />

12. Schneeball.<br />

Zu guter Letzt…<br />

Sommersprossen sind noch kein Gesichtspunkt, und<br />

Kopfjucken ist noch keine Gehirntätigkeit.<br />

Georg Kaiser, deutscher Schriftsteller<br />

Unterhaltung/Impressum<br />

durchblick<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.,<br />

Im Auftrag der Stadt Siegen - Leitstelle Leben im Alter<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647 ,Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.30 Uhr<br />

dienstags auch von von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Maria Anspach; Friedhelm Eickhoff (verantw); Eberhard<br />

Freundt; Dieter Gerst; Inge Göbel; Gerda Greis; Dorothea<br />

Istock; Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Horst Mahle<br />

Bildredaktion:<br />

durchblick-Photoshop-Club: Agnes Spar; Thomas Benauer;<br />

Gottfried Klör; Peter Spar; Friedhelm Eickhoff; Tessie Reeh;<br />

Sabine Völkel<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Barbara Kerkhoff; Edith Maria Bürger; Astrid E. Schneider;<br />

Helga Siebel-Achenbach; Heike Achenbach; Toni Diehl<br />

Fotos/Zeichnungen/Graphik (soweit nicht im Bild angegeben):<br />

M. Anspach, D. Istock, E. Freundt, Fritz Fischer, T. Benauer,<br />

E. Kerkhoff, F. Eickhoff, D. Gerst, S. Völkel, Ursel Mattern,<br />

Renate Zimmermann, A. Spar, E.M. Bürger, Angelika Daub,<br />

H. Siebel-Achenbach, H. Mahle, Westfalenpost, Stadt Siegen,<br />

durchblick-Photoshop-Club<br />

Gestaltung:<br />

durchblick - Lektorat<br />

Herstellung und Druck:<br />

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach (Ltg.), alle Redakteure, Ellen Schumacher,<br />

Fred Schumacher, Hannelore Münch, Fritz Fischer,<br />

Paul Jochum, Elisabeth Flöttmann, Helga Sperling, Hermann<br />

Wilhelm, Dieter Wardenbach, Ingrid Drabe<br />

Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />

Auflage: 8500. Der durchblick liegt kostenlos in Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen, Zeitungsverlagen, City-Galerie, Geschäften<br />

des Siegerlandzentrums und öffentlichen Gebäuden<br />

aus. Für die Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben<br />

jährlich 8 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich<br />

vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte<br />

Beiträge werden nicht zurückgeschickt.<br />

Für unsere Anzeigenkunden gilt die Preisliste 6/2004.<br />

50 durchblick 3/ <strong>2007</strong>

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