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Aus der Redaktion<br />
Inhaltsübersicht:<br />
Aus der Redaktion <strong>03</strong><br />
Mein geliebter „durchblick“ 04<br />
Wenn alle Brünnlein fließen 07<br />
Eine erfolgreiche Kämpferin 08<br />
Sejener Barea‘schdalt en de drissicher Joarn 09<br />
„Stammkunden“ im Gerichtssaal 10<br />
Hundepfoten öffnen Türen ins Innerste 12<br />
Voll daneben 15<br />
Zum Marathon in New-York 15<br />
Neuseeland 16<br />
Das Altmühltal per Rad erkunden 19<br />
Tabak - Hamstertour - Freiburg 1947 20<br />
Kyrill verwahrte eine dicke Samenbirke für Kompass-Karl 22<br />
Der Kommentar 24<br />
„Bei Oma und Opa darf ich das aber!“ 25<br />
Alte und neue Brunnen in Siegens Oberstadt 26<br />
Der neue Brunnen am Maat 28<br />
Kleine Betrachtung 29<br />
Adieu, Servus und Goodbye! 30<br />
Menschenwürde bis zum Schluss? 33<br />
Flucht aus dem Gefängnis durch das brennende Siegen 34<br />
„Recht auf gute und menschenwürdige Hilfe“ 35<br />
Gedächtnistraining 36<br />
Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mahnt zur Vorsorge 38<br />
Siegerlandhalle 40<br />
Aus dem Seniorenbeirat 42<br />
Marias Krimi 44<br />
Leserbeitrag - Eine wahre Begebenheit ... 46<br />
Discountpflege 48<br />
Leserbriefe 49<br />
Das fiel uns auf 50<br />
Lösungen / Impressum / Zu guter Letzt 50<br />
Über ein zehnjähriges Jubiläum verliert man in der Regel wenig Worte. Ein Händedruck,<br />
wenn‘s hochkommt verbunden mit einer kleinen Prämie, müssen für gewöhnlich<br />
ausreichen. Ein „Zehnjähriges“ in unserer Seniorenzeitung ist<br />
jedoch etwas Besonderes! Bedingt durch das Einstiegsalter unserer<br />
Mitglieder, das oftmals weit jenseits der „Sechzig“ liegt, sind die aktiven<br />
Jahre naturgemäß gezählt. Wir freuen uns, mit dieser Ausgabe die<br />
zehnjährige Zugehörigkeit von Inge Göbel zur durchblick-Redaktion<br />
feiern zu können. Frau Göbel hat in jeder der letzten 40 Ausgaben mit<br />
mindestens einem Beitrag ihre Leserinnen und Leser erfreut.<br />
Neben ihrer Redaktionstätigkeit ist Inge Göbel im Herausgeberverein<br />
„durchblick-siegen Information und Medien e.V.“ als zweite<br />
Vorsitzende tätig. Darüber hinaus arbeitet Frau Göbel an ihrem zweiten Buch, das im<br />
November in der durchblick-buchreihe erscheinen wird.<br />
Wir gratulieren ihr zu dem Jubiläum und wünschen ihr und uns noch viele<br />
gemeinsame Jahre.<br />
Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 3
Aus dem durchblick<br />
Mein geliebter „durchblick“<br />
Ich schreibe, also bin ich. Ein wenig vermessen, aber<br />
ich hätte es mir nie träumen lassen. In der Schule schrieb<br />
ich gute Aufsätze, verschickte Briefe mit total verschachtelten<br />
Sätzen an meine Freundinnen, die diese, oft genug,<br />
nicht verstanden und führte Tagebuch über Jahre. Dem<br />
Spiel mit der Sprache war ich schon immer verfallen. Mit<br />
kleinen Schritten näherte ich mich vor etwa acht Jahren<br />
der Veröffentlichung meines Gedankengutes. Der „durchblick“<br />
bot und bietet mir die Plattform.<br />
Ein engagiertes Team hat zwanglos zueinander gefunden,<br />
um eigene Erlebnisse, Betrachtungen, Themen, die im<br />
Trend liegen, und aktuelle Ereignisse in Worte zu fassen<br />
und sie einer interessierten Leserschaft näherzubringen. Es<br />
hat sich herauskristallisiert, dass jeder Einzelne von uns<br />
seine speziellen Neigungen hat und für sich Schwerpunkte<br />
setzt, Übergriffe sind erlaubt, der Anspruch recht hoch.<br />
Der Häuptling der Autoren-Gang ist Friedhelm Eickhoff,<br />
dem es großen Spaß macht, die Zeitung aus dem Material,<br />
welches wir ihm liefern, zu gestalten und ihr den<br />
letzten Schliff zu geben. Seine neueste Leidenschaft ist die<br />
ausgefeilte Bebilderung der Artikel, womit er uns manchmal<br />
fast zur Verzweiflung treibt, wenn beim besten Willen<br />
kein passendes Foto aufzutreiben ist oder der Artikel sich<br />
nicht sonderlich gut für eines eignet.<br />
Zweimal im Monat, jeweils am ersten und dritten Dienstag<br />
– Änderungen vorbehalten – sind Redaktionssitzungen.<br />
Nach Verabschiedung einer Ausgabe findet ein Nachruf<br />
auf letztere statt, d.h., wir überlegen, was wir verbessern<br />
könnten oder diskutieren, wo etwas total falsch oder sehr<br />
gut gelaufen ist. Eine große Mappe wird aufgeschlagen<br />
mit Leserbriefen, die uns als Echo zugegangen sind, mit<br />
wichtigen Informationen, Terminen und geplanten Veranstaltungen.<br />
Jeder dritte Dienstag ist auch der Öffentlichkeit<br />
zugänglich, und wir freuen uns immer, wenn sich<br />
jemand für unsere Tätigkeit interessiert. Irgendwann<br />
steigt die Spannung dann wieder, denn die neue Ausgabe<br />
geht in die Planung. Themen werden angerissen,<br />
einer der Autoren greift,<br />
vielleicht, das<br />
eine<br />
oder das andere auf, manche Vorschläge fallen auch unter<br />
den Tisch, weil keiner sich angesprochen fühlt.<br />
Mit Kreide wird auf einer großen Tafel vermerkt,<br />
wer über was zu schreiben gedenkt und wie viel<br />
Seiten der Einzelne für sich beansprucht. Manchmal reicht<br />
der Platz nicht<br />
aus und die Zeitung muss<br />
um einige Seiten<br />
erweitert<br />
werden. Die<br />
Vielfalt der<br />
vorgemerkten<br />
Berichte<br />
erlaubt es,<br />
in etwa ein<br />
Gleichgewicht<br />
zu<br />
schaffen<br />
zwischen<br />
ernsten,<br />
humorvollen,<br />
besinnlichen<br />
oder aktuellen Geschichten.<br />
Die Köpfe der Autoren<br />
rauchen, da sie auch dieses Mal den Erwartungen ihrer<br />
Leser wieder entsprechen wollen.<br />
Wenn dem Chef alle Berichte vorliegen, das Textgerüst<br />
erstellt ist, um das sich dann Werbung und Fotos ranken,<br />
wird Korrektur gelesen, und die Zeitung geht in Druck.<br />
Die neue Ausgabe ist fertig, die Erregung abgeklungen,<br />
der Chef leicht erschöpft.<br />
►<br />
Das komplette „durchblick“-Redaktionsteam während einer Arbeitssitzung.<br />
4 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Aus dem durchblick<br />
Auf los geht‘s los<br />
Alltag kehrt ein, denn die ca. 8500 Exemplare wollen<br />
verteilt werden. Auf diesem Gebiet sind Helga und<br />
ich mit unseren 700 Exemplaren ein fast unschlagbares<br />
Team, natürlich nicht die Einzigen, die in dieser Mission<br />
unterwegs sind, sondern weitere Autoren und liebe Menschen<br />
von außen. Es ergab sich einmal im Rahmen dieser<br />
Aktion folgende bizarre Geschichte: Man hatte uns<br />
versichert, die Zeitungen lägen zum Verteilen bereit im<br />
untersten Flur des Hauses Herbstzeitlos. Als Helga und<br />
ich dort eintrafen, durften wir feststellen, dass unser Chef<br />
den größten Teil der heißen Ware noch im Sprinter durch<br />
die Stadt spazieren fuhr.<br />
Die Zeit drängte, da einige unserer Anlaufstellen - als<br />
da sind Sparkassen und Arztpraxen - mittags ihre Tempel<br />
schließen. Es lagerte ein Stapel von Kartons vor Ort, nicht<br />
für uns vorgesehen, aber noch nicht abgeholt. Zwangsläufig<br />
mussten wir uns an diesem Stapel vergreifen. Jede Minute<br />
war ja mit Nachschub zu rechnen. Das Fatale an der Sache:<br />
der Stapel reichte nicht. Helga wusste Rat. Sie hatte in den<br />
Redaktionsräumen einige dort, leicht versteckte, Kartons<br />
erspäht, und ohne groß Gedanken daran zu verschwenden,<br />
warum die wohl ausgerechnet dort abgelegt wurden, griffen<br />
wir zu und freuten uns diebisch.<br />
In Geisweid hatten wir schon exzellente Arbeit geleistet,<br />
als mit unseren Augen etwas nicht zu stimmen<br />
schien. Entgegen kam uns nämlich, in seinem Sprinter, der<br />
Chef höchstpersönlich. Die Begegnung konnte kein Zufall<br />
sein. Irgendwie erinnerte mich die Verfolgungsjagd an die<br />
Schnitzeljagden, die wir in unserer Jugend durch die Stadt<br />
veranstalteten. Er signalisierte uns anzuhalten. Als beide<br />
Wagen auf dem nächstgelegenen Parkplatz sich gegenüberstanden,<br />
entstieg er in höchster Erregung seinem Gefährt.<br />
Die Kartons, die wir aus den Redaktionsräumen entfernt<br />
hatten, wären uns fast zum Verhängnis geworden.<br />
Es waren die Exemplare, die eingetütet und für den Versand<br />
fertig gemacht werden, d.h., es wird kein Werbematerial<br />
eingelegt. Letzteres ist aber unerlässlich für unsere<br />
Leser aus Siegen und näherer Umgebung, weil sehr wichtig<br />
für die Auftraggeber. Da der Chef im Besitz einer Verteilerliste<br />
ist, hatte er, mit fliegenden Fahnen, einige unserer<br />
Anlaufstellen schon abgeklappert, um vor denen mit der<br />
„falschen Ware“ zu warnen. Just diese Orte hatten wir noch<br />
nicht beliefert, auch lagen die verhängnisvollen Kartons als<br />
Bodensatz zuunterst und waren unberührt, so, als hätten<br />
wir geahnt, dass sie zum Sprengsatz werden könnten.<br />
Als Versöhnungsgeste lud der Chef uns zu einer Tasse<br />
Kaffee ein.<br />
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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 5
Aus dem durchblick<br />
Ein nicht alltäglicher Einkauf.<br />
Eine weitere Aufgabe harrte unser an diesem denkwürdigen<br />
Tag, die ihm, endgültig, einen Sonderstatus einräumen<br />
sollte. Fünf Autoren aus der „durchblick- Runde“ haben<br />
je ein eigenes, interessant zusammengestelltes Buch.<br />
(Siehe auch Kasten unten).<br />
Viermal im Jahr, bei Anfrage auch öfter, starten wir zu einer<br />
Lesung in Seniorenzentren und ähnlichen Institutionen.<br />
Unsere Leseecke sollte gemütlich sein. Also brauchten wir<br />
einen Sessel, eine Leselampe und ein Tischchen. Helga und<br />
ich planten, bei Ikea diesen Einkauf zu tätigen. Bezüglich<br />
der Anfahrt gingen unsere Meinungen schon auseinander,<br />
aber immerhin trafen wir dort ein. Wir betraten Neuland.<br />
Seit Jahrzehnten sind uns Luxuseinkaufstempel in Berlin,<br />
London oder Paris bekannt (nicht, dass wir unseren<br />
Träumen dort nachgegangen wären), aber keiner mit der<br />
Auflage: do it yourself. In der Richtung kannten wir nur<br />
SB-Backwarenläden oder Mac Donalds.<br />
In sich recht gestandene Frauen, legten wir hier ein erstaunlich<br />
naives Verhalten an den Tag, na ja, Seniorinnen<br />
eben. Zunächst stärkten wir uns in der Cafeteria, saßen dort<br />
auch, um ein gewisses Maß an Orientierung zu erlangen.<br />
Ein Wegweiser lotste uns in die Möbelausstellung. Das las<br />
sich doch schon ganz gut. Zielstrebig steuerten wir auf ein<br />
Arrangement zu (Bild), das für uns wie geschaffen schien.<br />
Wir schauten uns noch ein wenig um, kehrten dann aber<br />
zu dem zuerst erspähten Ensemble zurück, bestehend aus<br />
einem Sessel, einer Leselampe und einem Tischchen.<br />
Wir bedauerten, keinen Wagen mitgebracht zu haben und<br />
hielten Ausschau nach einem herrenlosen Vehikel. Eine junge<br />
Dame kreuzte unseren Weg, an ihrem Outfit unschwer als<br />
Angestellte des Hauses zu erkennen. Ganz indigniert teilte<br />
sie uns auf unsere Nachfrage nach einem Wagen mit, dass<br />
diese Ausstellungsstücke nicht mal so eben im Vorbeigehen<br />
eingeladen werden könnten. Es wäre eh kein Wagen groß<br />
genug gewesen. Sie forderte uns auf, die näheren Bezeichnungen<br />
den Schildchen an den einzelnen Teilen zu entnehmen,<br />
sie zu notieren und uns ins Lager zu begeben.<br />
Inge Göbel: Lachfalten und Freudentränen Gedichte<br />
– lustiges und ernstes Selbsterlebtes, Geschichten aus<br />
dem alten Siegen.<br />
Maria Anspach: Mummenschanz-Lieder und Gedichte<br />
Böse Lieder – schräge Lieder, Gespensterlieder, schwarze<br />
Lieder, Siegener Lieder.<br />
Gerda Greis: Kai Blatt net geschwatt Sehr gekonnte,<br />
pfiffige und durchweg humorvolle Beiträge.<br />
Eberhard Freund:...denn alles fließt Gedanken über<br />
das Leben, philosophische Betrachtungen zu Themen, die<br />
schon immer aktuell waren und es auch bleiben werden,<br />
so lange, wie es die Menschheit gibt.<br />
Erika Krumm: Kaleidoskop Besinnliche Streifzüge<br />
durch eine Themenvielfalt, immer auch in Beziehung zu<br />
der Autorin selbst.<br />
Die Abläufe erschlossen<br />
sich uns<br />
noch nicht, daher<br />
war die Verwirrung<br />
groß in der Riesenhalle.<br />
Wir schauten<br />
hilflos an den übereinander<br />
gestapelten<br />
Waren, die sich über<br />
lange Strecken hinweg<br />
zur Decke emporreckten,<br />
rauf und<br />
runter, in der Hoffnung,<br />
irgendwo auf<br />
das Gesuchte zu stoßen.<br />
Wir registrierten<br />
vorerst nicht, Die neue Leseecke<br />
dass die Durchgänge<br />
nach dem Alphabet geordnet waren und erkannten<br />
die Aussichtslosigkeit unseres Unterfangens. Wiederholt<br />
wandten wir uns an eine Angestellte. Der Sessel entpuppte<br />
sich als nacktes Gestell, die Ummantelung lagerte separat,<br />
so, dass uns die Farbe nicht mehr ganz präsent war, und<br />
unsere Notizen waren nicht vollständig. Also, nachbessern.<br />
Das Tischchen musste bestellt werden.<br />
Wir schlitterten erneut in eine peinliche Situation. Zuerst<br />
erfolgten lange Überlegungen, an welche Anschrift es gehen<br />
sollte. Dann entschieden wir uns für die Redaktion, und<br />
nun fehlten uns die Hausnummer des Hauses Herbstzeitlos<br />
und die Postleitzahl. Die junge Dame blätterte im Telefonbuch,<br />
stellte die Verbindung zur Redaktion her. Ein uns zu<br />
dem Zeitpunkt nicht bekannter, aber dort anwesender Herr<br />
nahm ab und startete die Suche nach einem Briefkopf, da er<br />
selbst überfordert war. Noch ein Gang zur Kasse und – wir<br />
waren total geplättet – endlich draußen Das System hatten<br />
wir inzwischen als denkbar einfach begriffen, aber sicher<br />
nicht die Absicht, so bald dort wieder vorstellig zu werden.<br />
Ein Trostpflästerchen für die wunden Seelen war die gute<br />
Aufnahme, die die erworbenen Schätze fanden.<br />
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6 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Damals, im 1000-jährigen Reich, mussten alle Mädchen<br />
nach der Schulzeit entweder ein Jahr in einer kinderreichen<br />
Familie arbeiten oder, wenn man Glück hatte, wurde man<br />
ins Landjahr berufen. In unserem Jahrgang 1943/44 kamen<br />
40 Mädchen aus Siegen zusammen mit 40 Mädchen<br />
aus Bochum ins Münsterland. In Bad Essen wohnten wir<br />
hochherrschaftlich im Sommersitz der Baronin von dem<br />
Busssche, in der Leuchtenburg. Das ist die Linie, aus der<br />
auch der Gemahl der Königin Beatrix von Holland, Klaus<br />
von Amsberg, stammte.<br />
Wir hatten es wirklich gut getroffen, denn die Leuchtenburg<br />
lag in einem großen, parkähnlichen Garten mit altem<br />
Baumbestand. Manchmal kam die Baronin im Damensattel<br />
angeritten, um nach ihren Möbeln zu sehen, die alle in<br />
einem großen Saal zusammengestellt waren. Wir Mädels<br />
lebten dort in guter, damals benutzte man das Wort „Kameradschaft“,<br />
also in gutem Einverständnis miteinander. Wir<br />
hatten viel Sport, Schulungen, machten Prüfungen, sangen<br />
und spielten Theater.<br />
Histrorisches<br />
Wenn alle Brünnlein fließen<br />
Im Sommer gingen die Uhren allerdings anders. Dann<br />
forderten uns die umliegenden Gehöfte, alles große Bauern,<br />
zur Mitarbeit auf den Feldern an. Für bestimmte Arbeiten<br />
wurden dann gleich 10 oder 12 Mädels angefordert. Also<br />
zogen wir in unserer kleinen Kolonne in unseren blauweißen<br />
Arbeitskleidern und unserem roten Kopftuch durch die<br />
Wälder auf dem kürzesten Weg zu unseren Bauern. Fröhlich<br />
waren wir eigentlich immer und wenn in dieser Riege<br />
eine der Mädels mal in die Büsche musste, konnte es sein,<br />
dass sich alle anderen dazuhockten und ihr Wässerchen<br />
ließen. Wir waren ja unter uns !<br />
So war es auch an diesem Tag gewesen, und als wir<br />
verrichteter Dinge weiterzogen, hörten wir etwas entfernt<br />
das Liedchen „Wenn alle Brünnlein fließen“. Es war die<br />
Baritonstimme des Barons von dem Busssche. Er hatte<br />
wohl die Brünnlein rauschen gehört, denn er streifte immer<br />
mit seinem Hund und seiner Flinte durch seine Wälder.<br />
Natürlich war er ein Gentlemen und trällerte das Liedchen<br />
erst, als er etwas entfernt war und wir nicht mehr brüskiert<br />
wurden. Trotzdem haben wir uns im Nachhinein wegen unserer<br />
Unbekümmertheit geschämt und nach diesem Vorfall<br />
solche Dinge uns dann auch abgewöhnt.<br />
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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 7
Personalie<br />
Eine erfolgreiche Kämpferin<br />
Margret Fuchs rettete durch ihren unermüdlichen<br />
Einsatz den Bertramsplatz vor Betonbauten.<br />
Seit mehr als 50 Jahren ist der Park in der Unterstadt,<br />
auf dem ehemaligen Bertramsplatz, ein öffentlicher Park<br />
mit Kinderspielplatz. Dass dieser Platz erhalten blieb, verdanken<br />
die Bürger der Stadt zwei mutigen Frauen namens<br />
Margret Fuchs und Brigitte Vögele. Ohne sie hätte der<br />
Platz eine ganz andere Verwendung gefunden. Über die<br />
Geschichte des Bertramsplatzes hat Margret Fuchs selbst<br />
einen Artikel im durchblick Ausgabe 4/1989 geschrieben.<br />
Sie war Redakteurin dieser Seniorenzeitschrift von Anfang<br />
an, seit ihrer Gründung im Jahre 1986, bis 1990. Kurz zusammengefasst<br />
war das so mit dem Bertramsplatz: Die<br />
Nachkommen der Firma Bertrams, die einst auf diesem<br />
Gelände stand, beabsichtigten das Gelände der Stadt Siegen<br />
zu schenken mit der Auflage, dort für die Bürger der<br />
Stadt einen Erholungsgarten anzulegen. Die Stadt lehnte<br />
die Schenkung ab, um sich andere Optionen offenzuhalten.<br />
Es wurde ein „Schenkungskauf“ zum Grünlandpreis<br />
ausgehandelt.<br />
Der Platz wurde den Bürgern im Sommer 1954 als<br />
„Stadtgarten an der Sandstraße“ übergeben. In den darauf<br />
folgenden Jahren wurde er verkleinert, die Firma Hoesch<br />
baute auf dem Platz ein Gebäude, in dem heute das Jugendfreizeitzentrum<br />
Blue Box untergebracht ist. Als im Jahre<br />
1984 die Post ihre Fernmeldeverwaltung als Hochhaus auf<br />
dem Platz bauen wollte, schritten die Bürger entschlossen<br />
zur Gegenwehr, besonders engagiert Margret Fuchs und ihre<br />
Mitstreiterin, die leider schon 1992 verstorbene Brigitte<br />
Vögele. Sie sammelten an die 900 Unterschriften gegen den<br />
Bau und gründeten die Bürgerinitiative „Rettet den Bertramsplatz“.<br />
Es begann ein intensiver langjähriger Kampf<br />
für den Erhalt des Platzes. Mit verteilten Handzetteln,<br />
Bertramsplatz heute<br />
Unterschriften, Leserbriefen<br />
und Protesten bei<br />
den Entscheidungsträgern<br />
ging es zur Sache, sogar<br />
bis zum Postminister nach<br />
Bonn. In einer dicken Mappe<br />
hat die heute 84-jährige<br />
Seniorin alles gesammelt,<br />
was mit ihrem Einsatz für<br />
den Bertramsplatz zu tun<br />
hatte, jede Menge Schriftverkehr,<br />
Zeitungsartikel,<br />
Leserbriefe, Kinderzeichnungen.<br />
Der Platz wurde<br />
zu einem Politikum. Nach<br />
vier Jahren selbstlosem Margret Fuchs<br />
Einsatz war es so weit, der<br />
Bertramsplatz war gerettet. Im Jahre 1989 konnte die Stadt<br />
mit Geldern von Land und Bund den Platz von der Firma<br />
Hoesch zurückkaufen und im Laufe des nächsten Jahres zu<br />
einem Spiel- und Erholungsraum gestalten, so wie sich das<br />
die einstigen Besitzer des Platzes vorgestellt hatten und für<br />
was die Bürger gekämpft hatten.<br />
Die Bürgerinitiative wurde für ihr Engagement vom<br />
Land 1989 mit einem 2. Platz im Wettbewerb „Spielen in<br />
der Stadt“ ausgezeichnet. Wenn Margret Fuchs die Urkunde<br />
vorzeigt, erinnert sie sich daran, was man ihr damals im<br />
Ministerium sagte: „Es müsste viel mehr solch engagierte<br />
Menschen geben - dann würde nicht so oft am Bürger vorbei<br />
entschieden.“<br />
Jahre später, 1992, wurde Frau Fuchs vom Minister für<br />
Stadtentwicklung und Verkehr als Mitglied der Landeswettbewerbskommission<br />
für den Landeswettbewerb<br />
„Mehr Natur in die<br />
Stadt“ berufen und im Jahre 20<strong>03</strong><br />
erhielt sie die 12. Umwelturkunde<br />
der Kreisgruppe Siegen-Wittgenstein<br />
für uneigennütziges und unaufgefordertes<br />
Engagement für die<br />
Umwelt. Sie ist eine Frau, die sich<br />
engagiert, sich eingemischt hat, die<br />
unsere Stadt mitgestaltet hat.<br />
Die Bürgerinitiative „Rettet den<br />
Bertramsplatz“ hat gezeigt, dass<br />
Bürger doch etwas erreichen können,<br />
wenn sie fair und ehrlich kämpfen.<br />
Dazu Margret Fuchs: „Meist<br />
hört man doch nur: Die da oben<br />
machen ja doch, was sie wollen.<br />
Daran können wir nichts ändern.“<br />
Dorothea Istock<br />
8 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Historisches<br />
Sejener Barea‘schdalt en de drissicher Joarn<br />
Ech glauwe, hozedach ha m‘r all en Barewann, en Dusche<br />
orrer och baides, mänch ainer hät sogar e Schwemmbad em<br />
Huss. Mier jedenfalls hadden en de drissicher Joarn niks<br />
d’rfa. Ho wierd sech soweso fel ze fel gewäsche, mier ha<br />
frejer och net geschdonke, aimo en d’r Woche wuer gebad<br />
on de Onnerwäsch geweaselt. Os Hutt well garnet so fel<br />
gewäsche wearn; doch Schwemme ze go, es ho noch genau<br />
so gesond wi frejer.<br />
En d’r Barea’schdallt<br />
Mier gengen frejer foar de körberliche Railichkait am<br />
Wocheänn en Seje en de Barea’schdalt, fa d’r Sandschdrose<br />
uss ronner nom Kampe zo, onnerhalb „Nicolai’s Brekkelche”,<br />
rächts a d’r Sej geläje.<br />
Foar ganz glaine Kenner gobet domols noch kai<br />
Schwemmbäcke, awer ai foar di, di noch net schwemme<br />
konnen. Schbrenge konn m’r end groase Bäcke fa nem ai<br />
on nem dräj Meter Brätt. Fa d’r Galerie uss, oawe fam<br />
Gelänner, schbrongen Woghalsije merrem Köbber ronner,<br />
dat det Wasser nuer so schbratzde, wann d’r Baremaisder<br />
de Auge grad woannerscht hadde.<br />
Em Sommer konn m’r noch en d’r Sej schwemme.<br />
Hennerm Huss gobet en Läjjewes met Sonnescherme on<br />
zom Räkeln Läjjeschdeln. Separat woar e Wannebad ze<br />
nämme, en Sauna kom emo d’rzo. En nem Duschraum met<br />
zwo Dusche, groas genoch foar de ganze Familje, konn m’r<br />
sech en Rog o’geniert uss’do on afschrubbe. Mier dräffe<br />
os da onner de Brause, wofa et fier foarm Schwemmbäcke<br />
gob. Wasser schbarn woar net nerich. A de Kacheln henner<br />
dä Brause schdonn en groase schwarze Bochschdawe<br />
geschrewe:<br />
Abgespannte müde Glieder<br />
finden hier Erfrischung wieder<br />
Em Wender - em Sommer genget en d’r Leimber Wäjjer<br />
- nom mech min Groasmodder samstags emmer met en<br />
de Barea’schdalt, min Modder on dräj Dande komen och<br />
altemo. Als ech en de Schoal kom, konn ech schwemme<br />
met nuer e glai bessje Loft en de Schwemmflejjelcher. D’r<br />
Baremaisder Düsenbearch mainde domols, dat Glai könn<br />
och d’r one, awer ät waiset nur noch net.<br />
„Sall ech dech nommo dunke?” Da kasde bal schwemme!<br />
Min Groasmodder moch dat arisch gearn met mier<br />
on so oft, bes darrech no Loft schnabbe mossde. Si hadde<br />
en wane Schbass d’rbi, on ech konn se da net so got liere.<br />
Ech mossde emmer em Wasser zappeln, weil ech em glaine<br />
Schwemmbäcke met de Fese noch net bes of d’r Borrem<br />
kom. Hennerhear woll si daddat da werrer gotmache on<br />
säde: „Komm, itz schbrenge mier zwo Huckepacksches<br />
fam glaine Brätt?”. Ech fräjjde mech do emmer drof on<br />
hennerhear gobet jo och noch e groas Iss.<br />
Schbäer ha ech mech bi ear emo rewangiert; ech mossde<br />
dat aifach do. Si sollde och emo wesse wi dat es, wann m’r<br />
onner Wasser kän Loft me grijjt. Ech woar drutze, si bal<br />
sechzich; mier sin werrer Hucke’packsches. Onner Wasser<br />
ha ech mech bi ear of de Scholler geschdallt, mier komen<br />
nuer langsam hoch, on da hät si no Loft geschnabbt. Ech<br />
gräjet wane met d’r Angst ze do, si hät awer nuer geschannt<br />
on gesät: „Mier zwo schbrenge neme zesame, Du wierscht<br />
m’r ze schwear!”<br />
Ho noch ha ech e o’got Gefel, wann ech dra dänke, dänn<br />
ech hadde min Groasmodder arich gearn.<br />
Gerda Greis<br />
Der Imobilienmakler mit dem<br />
internationalen Netzwerk:<br />
www.engelvoelkers.com,<br />
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noch vor dem nächsten Geburtstag, der ansteht.<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 9
Wenn jemand sich ganz<br />
und gar freiwillig Monat<br />
für Monat, Jahr für Jahr,<br />
im Gerichtssaal mit Straftaten<br />
seiner Zeitgenossen<br />
auseinandersetzt, dann<br />
drängt sich für Leute, die<br />
so etwas erfahren, die Frage<br />
auf: Warum tut jemand<br />
so etwas? Beobachter<br />
solcher Verhaltensweisen<br />
sind zum Beispiel Juristen<br />
oder auch Pressevertreter,<br />
die im „Weißen Haus“ in<br />
Peter Schneider<br />
Siegen mit mehr oder weniger<br />
Begeisterung ihrem Beruf nachgehen.<br />
Nicht zu diesen Spezies gehören die beiden älteren<br />
Herren, die nun fast genau fünf Jahre lang, Woche für Woche,<br />
an der Pforte Einlass begehren und den Wachtmeistern<br />
immer wieder ihre Identität beweisen. Man kennt sich gut<br />
und lange, aber Kontrolle muss sein. Das gilt selbst für<br />
Staatsanwälte.<br />
Es kommt vor, dass einer der beiden Stammgäste, die<br />
sich inzwischen richtig angefreundet haben, oder auch alle<br />
beide, eine Besuchspause einlegen. Das fällt aber dann<br />
schon richtig auf. Richter Wolfgang Münker, Vorsitzender<br />
der Ersten Großen Strafkammer, hat schon einmal bei der<br />
Presse nachgefragt. „Ich vermisse da jemand, ist alles in<br />
Ordnung?“<br />
Peter Schneider aus Siegen und Fritz Wagener aus<br />
Frohnhausen sind im Herbst 2002 ganz spontan und ganz<br />
zufällig vor Gericht zusammengekommen, als das wohl<br />
spektakulärste Strafverfahren in der Siegener Justizgeschichte<br />
gerade an den Start gegangen war: der Rotlichtprozess,<br />
ein Verfahren um Aufklärung von Verbrechen, die<br />
13 und 16 Jahre zurücklagen.<br />
Wir erwischen die Ruheständler am Tisch in der Kantine<br />
beim Pausengespräch und wollen es nun direkt „erfahren:<br />
„Also mit dem Rotlichtprozess im Herbst 2002 fing<br />
alles an?“<br />
Stimme des Volkes<br />
„Stammkunden“ im Gerichtssaal<br />
Peter Schneider, immer<br />
gern gesprächsbereit,<br />
denkt zurück: „Ja, es war<br />
wohl der Wunsch, selbst<br />
einfach mal zu hören,<br />
was in diesem Fall am<br />
Gericht passiert, um beurteilen<br />
zu können, was<br />
da verhandelt wird, nicht<br />
nur aus dritter Hand durch<br />
die Medien.“ Und er fügt<br />
hinzu: „Am Anfang war<br />
das ein Schock. Das muss<br />
erst mal jemand verstehen,<br />
dass es so etwas gibt:<br />
Fritz Wagener<br />
Brutaler Mord an drei jungen Frauen aus dem Rotlichtmilieu,<br />
das Autobombenattentat mitten in der Stadt, dann die<br />
Brandstiftung im Bordell an der Donnerscheidstraße, dicht<br />
neben dem Gericht, das war schon heftig. Und wir waren<br />
froh, dass wir miteinander darüber sprechen konnten.“<br />
Es gab einige Gemeinsamkeiten: Beide Männer waren<br />
für Großbetriebe im Außendienst tätig, beide seit mehreren<br />
Jahren im Ruhestand und beide „vom Gerichtsbazillus voll<br />
erwischt. Die fortgesetzten Prozessbesuche ergaben sich<br />
dann von selbst“, klärt Fritz Wagener uns weiter auf. „Uns<br />
war bald klar, um eine eigene Meinung zu bekommen,<br />
brauchen wir mehr als ein oder zwei Tage im Gericht. “<br />
Es gab 119 Verhandlungstage bis zum Urteil im September<br />
2004. Die Urteile, einmal lebenslänglich für Mord<br />
sowie hohe Haftstrafen für Mordversuch und Brandstiftung,<br />
wichen weit von der Anklage ab. Zu den öffentlich<br />
heiß diskutierten Fragen, ob die Urteile nach so vielen<br />
Jahren noch angemessen und Aufwand, Dauer und Kosten<br />
des Verfahrens gerechtfertigt gewesen sind, sagt Fritz Wagener:<br />
„Wenn Schuld erwiesen ist, muss Strafe sein.“<br />
Solche Strafe entspräche dann auch folgerichtig der<br />
Stimme des Volkes, in dessen Namen geurteilt wird. Das ist<br />
allerdings nicht immer so. Bei Diskussionen im Gerichtsflur,<br />
und immer wieder am Kantinentisch, sind kontroverse<br />
Meinungen die Regel. Das geht weiter so, auch jenseits<br />
vom Rotlicht.<br />
►<br />
10 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Stimme des Volkes<br />
„Peter und Fritz“ sind immer noch dabei, mehrfach<br />
die Woche, jeden Monat, nun schon im sechsten Jahr. Abwechslung<br />
ist angesagt: Eine tragische Drogenkarriere vor<br />
dem Schöffengericht kann unter die Haut gehen. Verfahren<br />
beim Einzelrichter um kuriose Bagatelldelikte haben Unterhaltungswert;<br />
Fälle von Wirtschaftskriminalität bringen<br />
die beiden kaufmännisch denkenden Prozessbeobachter aus<br />
der Fassung, wenn es im Urteil heißt: „Den Angeklagten<br />
wurde der Betrug durch die Geschädigten - oft Versicherungen<br />
oder Geldinstitute - besonders leicht gemacht.“<br />
Die Geister scheiden sich zuweilen, wenn ein junger<br />
Rückfalltäter die zweite oder gar dritte Bewährung kriegt.<br />
Peter Schneider meldet da Bedenken an: „Da geht mir<br />
die Toleranz des Gerichts, dem die Gesetzgebung doch<br />
nicht allzu viel Spielraum lässt, manchmal zu weit. Da<br />
sind doch die letzten Chancen zur Besserung schon verspielt.“<br />
Fritz Wagener hat da eher Verständnis, wenn er<br />
meint: „Die menschliche Seite muss auch berücksichtigt<br />
werden, wenn für die jungen Leute die Zukunft auf dem<br />
Spiel steht.“<br />
Was sind das für Menschen, die sich da jahrelang mit<br />
den Missetaten anderer beschäftigen? Hat der Einblick<br />
in die Abgründe des allzu Menschlichen ihr Weltbild<br />
verändert? „Ganz verändert kaum, erweitert schon“, meint<br />
Peter und Fritz ergänzt: „Manche Verfahren wurden Lernprozesse.“<br />
Die private Welt bleibt heil, auch wenn Schicksale,<br />
die verhandelt wurden, manchmal noch länger nachklingen.<br />
Was sagen die Ehefrauen zum kriminalistischen<br />
Hobby ihrer Männer? Da ist die Reaktion hier wie dort<br />
ganz ähnlich. Das Interesse hält sich in Grenzen, aber die<br />
Gerichtskontakte werden selbstverständlich akzeptiert.<br />
Fazit: Es sind ganz normale Menschen, vielleicht ein<br />
bisschen neugieriger als andere. Beide Rentner haben<br />
auch noch andere Hobbys, als das Schnupperstudium im<br />
Dschungel bürgerlicher Straftaten. Peter Schneider bereist<br />
die Welt heute noch so gern wie seinerzeit im Außendienst.<br />
Fritz Wagener, begeisterter Sammler von Bulldogtreckern,<br />
fährt mit seinem Trecker und dem angehängten Planwagen,<br />
Baujahr 37, zu Oldtimertreffen, kampiert nachts mit Enkel<br />
hoch auf dem Wagen. In solchen Momenten sind die Erfahrungen<br />
aus den Gerichtsälen meilenweit entfernt. Aber<br />
sie kommen wieder,<br />
Unser Kantinengespräch ist beendet, der Abschiedsgruß<br />
lautet wie üblich: „Wir sehen uns vor Gericht.“<br />
Maria Anspach<br />
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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 11
Tiere helfen Menschen<br />
Hundepfoten öffnen Türen ins Innerste<br />
Herzliches Wiedersehen mit „Scooby“, man kennt sich schon länger.<br />
Für die frühere Hundezüchterin ist so ein Besuchstag der „schönste Tag im Monat“.<br />
Im Kursana-Seniorendomizil ist ein ganz besonderer<br />
Besuchstag angesagt. Der erwartete Besuch kommt auf<br />
vier Pfoten, sagt „Wau“ und bringt etwas mit, das Zweibeiner<br />
oft nicht so direkt, so unmittelbar und unproblematisch<br />
zum Ausdruck bringen können, nämlich Nähe, Wärme und<br />
das Gefühl: „Ich mag Dich“.<br />
Einer der Besucher, der zu unserem „Pressetermin“<br />
auf die sonnige Terrasse des Domizils kommt, heißt Dusty.<br />
Er kommt mit seinem Frauchen Angelika Daub im<br />
Auftrag des Vereins „Tiere helfen Menschen“, der sich<br />
satzungsgemäß zur Aufgabe macht, „kranken, behinderten,<br />
benachteiligten und pflegebedürftigen Personen<br />
in auf sie abgestimmten Therapien zu helfen.“ Mit dabei<br />
ist die Leiterin der Regionalgruppe Siegerland, Renate<br />
Zimmermann. Sie hat das heimische Kollektiv, begeistert<br />
von der Idee der Organisation, vor vier Jahren<br />
gegründet.<br />
Heute gehören zur Gruppe sieben feste Teams. Sie sind<br />
gern gesehene Gäste in verschiedenen sozialen und gemeinnützigen<br />
Einrichtungen in Siegen und dem Umland.<br />
Ihre Adressen sind vor allem Tagesstätten und Wohnheime<br />
für Senioren sowie für Menschen mit Behinderungen und<br />
für Kinder aus Problemfamilien. Besuch bekommt auf<br />
Wunsch auch das Kinderhospiz.<br />
Im Kursana-Domizil kommt<br />
Dusty zu den Senioren, die ihn<br />
erwarten. Das Motto „Tiere helfen<br />
Menschen“, unter dem der<br />
Verein angetreten ist, kennt er<br />
nicht, aber er erfüllt es einfach,<br />
er ist da und bringt Freude. Der<br />
temperamentvolle, kurz- und<br />
rau- und weißgelockte West-<br />
Highland-White-Terrier ist zum<br />
dritten Mal im Einsatz und noch<br />
beim „Schnupperstudium“. Er ist<br />
zwei Jahre jung, und was wir über<br />
ihn schreiben, oder wie er im Foto<br />
aussehen wird, ist ihm völlig<br />
egal. Wichtig ist für ihn etwas<br />
ganz anderes, das Zweibeiner<br />
hier weniger erwarten: nämlich<br />
Leckerli und Streicheleinheiten.<br />
Und er bekommt beides.<br />
Zuständig für die Besuchstage<br />
ist Annemone Jänsch, Bewohnerbetreuerin<br />
im Domizil, die<br />
die Teams jeweils empfängt und<br />
begleitet. Sie hat 20<strong>03</strong> - während<br />
einer Veranstaltung des Seniorenbeirats<br />
im Haus Herbstzeitlos - den Kontakt zur Regionalgruppe<br />
gefunden und denkt zurück: „Ich habe gleich<br />
gemerkt, das ist etwas für unser Haus. Da öffnet sich ein<br />
neuer Weg zu der uns so oft verschlossenen Welt unserer<br />
Bewohner. Diese Begegnungen sind für viele, auch für den<br />
Kreis der dementen alten Menschen, die sich besonders<br />
stark zu den Tieren hingezogen fühlen, von Bedeutung.“<br />
Ein Weg durch die freundlichen, hellen Gänge des<br />
weiträumigen Gebäudes mit Einblick in die Zimmer bestätigt<br />
den Eindruck: Wir sind willkommen. Eine schon<br />
nach uns Ausschau haltende Seniorin streckt uns beide Arme<br />
entgegen. Sie sagt; „Ich freue mich immer schon lange<br />
vorher auf die Besuche. Ich habe nämlich früher Collies<br />
gezüchtet.“ „Scooby“ stupst mit der Nase an die ausgestreckte<br />
Hand und bekommt ein Leckerli und Streicheleinheiten.<br />
Annemone Jänsch gibt im Gespräch mit dem durchblick<br />
Einblick in ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der Reaktion<br />
der alten Menschen auf die Besuchstiere. „Viele haben<br />
früher einmal zu Hause solche Freunde mit der kalten<br />
Schnauze betreut und gern gehabt. Vielleicht spüren sie<br />
auch, dass da ein Besuch von draußen kommt, der ihnen<br />
ganz persönlich gilt und durch die Wärme und Berührung<br />
den fast vergessenen Körperkontakt wieder deutlich<br />
spürbar macht.“<br />
►<br />
12 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Für eine weitere Bestätigung solcher Erfolge sorgt Dusty,<br />
als er den Kopf und die Pfote auf Knie und Schoß eines<br />
alten Herrn legt, der seinen Rollstuhl gezielt auf die Terrasse<br />
steuert. Er hat den kleinen Herzensbrecher schon am<br />
letzten Besuchstag kennengelernt, und der bringt sich mit<br />
Tuchfühlung wieder in Erinnerung. Im Gesicht des alten<br />
Mannes ist jetzt ein ganz neuer, wacher Ausdruck, als er<br />
sagt: „ Ich hatte mal einen Rauhaardackel. Das ist lange her.<br />
Er hieß.“ - er überlegt ein Weilchen und strahlt dann: „Er<br />
hieß Purzel.“ Und da kommt noch mehr Erinnerung. „Der<br />
konnte auch schon mal ganz schön frech sein.“<br />
Renate Zimmermann hat - raumfüllend im Heck ihres<br />
Kombi - ihre drei langhaarigen Schäferhunde mitgebracht.<br />
Zwei von ihnen, „Oldie“ Ingo und „Schnösel“ Scooby,<br />
sind schon Stammgäste. Die Hundedame Quendy ist nicht<br />
im Dienst, aber sie darf mit, setzt sich in Positur und lässt<br />
sich bewundern. Die Drei fühlen sich richtig wohl.<br />
Frau Zimmermann verweist auf die Grundstruktur des<br />
Vereins, der sich vor 20 Jahren in Würzburg gründete. Mit<br />
fast 100 Regionalgruppen und rund 1000 Mitgliedern hat<br />
die Organisation bundesweit Pionierarbeit für das neue,<br />
wissenschaftlich begleitete Therapieprojekt geleistet. Der<br />
Erfolg ist geprägt von Eigeninitiative und Engagement aller,<br />
die ehrenamtlich in das große Programm einbezogen<br />
sind. Das gilt im Siegerland für die sieben Teams: Je ein<br />
aktives Mitglied mit Hund (mal Single, mal auch zu zweit<br />
oder zu dritt). „Es sind alles tolle Teams und sehr zuverlässige<br />
Leute, die ihre Aufgabe ernst nehmen“, freut sich<br />
die Gruppengründerin. Renate Zimmermann kümmert sich<br />
- neben Beruf und Familie - intensiv um die Organisation<br />
der Besuchstage, auch in anderen Einrichtungen, und um<br />
jedes einzelne Team.<br />
Die Vorbereitung auf die Besuchstage ist mit viel Arbeit<br />
für die Mitglieder verbunden. „Sie müssen“ - so die<br />
Expertin - „den leider viel zu selten dazukommenden<br />
neuen Helfern in der Anfangsphase mit Infos, Tests und<br />
aufklärenden Gesprächen beistehen.“ Die Hunde<br />
müssen keine besondere Ausbildung einer Hundeschule<br />
haben. Erforderlich ist eine Schulung<br />
vor Ort für die Neuen in der Gruppe. Dazu gehört<br />
das gründliche Testen der Eignung des Tiers zum<br />
Therapiebegleithund. Zu beurteilen hat Frau Zimmermann,<br />
ob die Voraussetzungen dazu vorhanden<br />
sind: Grundgehorsam, Anpassungsfähigkeit<br />
in neuer Umgebung, und - für Hund und Halter<br />
- Bereitschaft zur Mitarbeit. Wichtig ist auch der<br />
Ausschluss von Gesundheitsrisiken. Für Kontrollen<br />
sorgt der Tierarzt.<br />
Charaktereigenschaften wie Sanftmut, Wesensstärke<br />
und Sensibilität werden oft „auch unter<br />
dickem Fell“ schon naturgegeben mitgebracht.<br />
Wenn die Einsteiger das „Casting“, die Feuerprobe<br />
nach dem Kennenlernen, bestanden haben und je<br />
Tiere helfen Menschen<br />
nach Typ bestimmten Bereichen wie Altenheimen, Tagesstätten,<br />
Kindergärten zugeordnet sind, dann läuft das ganze<br />
weiter auf zwei Beinen und vier, – acht oder zwölf Pfoten,<br />
ganz nach Anzahl der Tiere eines Herrchens oder Frauchens.<br />
„Dabei ist die Bereitschaft der von uns besuchten<br />
Einrichtungen zur Teilnahme am Projekt eine wesentliche<br />
Voraussetzung für erreichten Erfolg“, betont Renate Zimmermann,<br />
die mit ihrem Kollektiv aus der Anfangszeit<br />
vor vier Jahren auch gegen Ablehnung und unberechtigte<br />
Kritik zu kämpfen hatte.<br />
Da kommt ein dickes Lob für die Kursana-Direktorin<br />
Annemarie Selbach und die Mitarbeiter auf: „Das Engagement,<br />
das uns hier entgegenkommt, ist beispielhaft. Wir<br />
sind willkommen. Die mit Arbeit und Zeitaufwand verbundenen<br />
Vorbereitungen und die Nachsorge sind dabei<br />
einfach selbstverständlich.“<br />
Die Atmosphäre ist für die Besucher heiter und<br />
unbelastet. Das gilt auch für die Besuchten, wenn sie den<br />
Kontakt wünschen. Wer es nicht will, bleibt unbehelligt<br />
von Dusty, Ingo und Co.<br />
Immer mehr Menschen in Seniorenzentren leben in sich<br />
gekehrt, oft weit entfernt von Bezügen zur Realität. Die<br />
Vergangenheit scheint vergessen, der Zugang zur Außenwelt<br />
versperrt. Das hat sich im Kursana-Domizil für den<br />
Teil der so Betroffenen schon manchmal geändert, wenn<br />
ein Spalt sich öffnet, weil ein wuscheliger Hundekopf, eine<br />
ausgestreckte Pfote sich anmeldet. Das berichtet Annemone<br />
Jänsch aus unvergessenem Repertoire. Ein gehbehinderter<br />
Senior hat eine ganz besondere Beziehung zu Oldie Ingo,<br />
dem Elfjährigen von Renate Zimmermann. Er geht stolz<br />
mit weit ausgestrecktem Arm Gassi mit dem Schwergewicht.<br />
Ingo bestimmt das Tempo und der Halter der Leine<br />
hält mit. Ganz wichtig für die Gruppe: Die Bewohnerbetreuerin<br />
ist immer dabei, wenn die Besuchshunde in den<br />
Zimmern der Menschen, die den Kontakt haben möchten,<br />
Visite machen.<br />
►<br />
„Dusty“ weckt Erinnerungen<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 13
Tiere helfen Menschen<br />
Im Zimmer einer Frau, die im Bett liegen muss, hat<br />
Scooby auf Wunsch der Seniorin Platz genommen. Vertrauensvoll<br />
sitzt er am Fußende. Die Hand der alten Dame<br />
berührt behutsam sein dichtes Fell.<br />
An vielen Zimmerwänden erinnern Fotos an zu Hause,<br />
an die Familie, das Umfeld, an Reisen oder an ein<br />
Tier, wie bei dem alten Herrn, der berichtet, dass er vier<br />
Schäferhunde hatte.<br />
Zu Hause, das bedeutet für einen Teil der Seniorinnen<br />
und Senioren etwas, das weit zurück liegt, oft auch in der<br />
Erinnerung ganz versunken ist - oder doch nicht ganz? Da<br />
taucht plötzlich wieder etwas aus der Vergangenheit auf, an<br />
das sich anderes anknüpfen lässt, manchmal sogar kleine<br />
Geschichten. Und das belebt wiederum das Miteinander<br />
von Bewohnern, Betreuern und Besuchern.<br />
Die beiden Frauen mit ihren unterschiedlichen Zielgruppen<br />
ergänzen sich bei der gemeinsamen Aufgabe, auf<br />
neuen Wegen zu helfen, Türen aus Isolation und Lethargie<br />
zu öffnen, zum Beispiel unterstützt von Hundepfoten.<br />
Und dabei erfüllt sich das Vereinsziel „Tiere helfen Menschen“<br />
dreifach: Freude bei den Besuchten, Freude bei den<br />
Ehrenamtlichen, aber auch - ganz wichtig - Freude bei den<br />
Tieren.<br />
Hundesenior Ingo, der schon ein bisschen seinen Vorruhestand<br />
genießt und unter den Bewohnern schon alte<br />
Bekannte begrüßt, holt sich am Ende seines Hausbesuchs<br />
seine Belohnung, einen überdimensionalen Knochen, immer<br />
ganz persönlich im Chefzimmer ab. Frau Annemarie<br />
Selbach, die Direktorin des Senioren-Domizils, kennt Ingo<br />
noch aus seiner Sturm- und Drangzeit. Er stürmt auf sie zu.<br />
Erst nach langer, intensiver Begrüßung wird das Leckerli<br />
im Zimmer der Gastgeberin angepeilt. Frau Selbach ist<br />
anzumerken, dass sie im Bund der beiden Frauen an jedem<br />
Besuchstag die Dritte ist. Sie blickt zurück: „Es ist wie ein<br />
Wunder, kaum zu glauben, wie viel Freude so ein Tag in unser<br />
Haus bringen kann. Die Freude spiegelt sich dann wider<br />
in den leuchtenden Augen der alten Menschen. Da kommen<br />
Tierarzt Mobil<br />
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Erinnerungen zurück.<br />
Es ist immer wieder<br />
etwas Besonderes.“<br />
Schäferhund Ingo findet auch<br />
dort Zugang, wo anderen der Weg<br />
versperrt ist.<br />
Ingo, der erste<br />
Besuchshund bei<br />
Kursana, hat in frühen<br />
Jahren durch das<br />
Engagement von Renate<br />
Zimmermann in<br />
der Hundeszene viel<br />
gelernt. Er war sogar<br />
Mitglied einer Rettungsstaffel.<br />
In die<br />
Jahre gekommen, beschränkt<br />
er sich gern<br />
darauf, einsame alte<br />
Menschen ein<br />
Stück weit aus<br />
ihrer Dunkelheit<br />
heraus zu retten.<br />
Im Zimmer eines<br />
Bewohners, der seine<br />
einstigen Hundefreunde<br />
im Foto an der Wand anschauen kann, kommt<br />
Freude auf. Ingo sitzt in ganzer Pracht auf seiner großen<br />
Decke und hält Augentontakt mit dem Senior, der sich erinnert:<br />
„Ich hatte vier Schäferhunde.“<br />
Es wäre schön, wenn im Bericht über die wunderbaren<br />
Erfolge einer neuen Therapie, die von Tieren gestützt und<br />
mitgetragen wird, persönliche Eindrücke der Besuchten<br />
ausführlich wiedergegeben werden könnten. Aber dazu<br />
passt ein Satz von Renate Zimmermann: „Die Hunde führen<br />
die alten Menschen in Regionen, die von uns nicht geöffnet<br />
werden können.“<br />
Noch hinzuzufügen wäre: Es gibt in der Siegerländer<br />
Gruppe auch ein Team mit Meerschweinchen und Kaninchen.<br />
Nicht eingeplant in die Besuchstage sind Lamas oder<br />
Pferde, die von anderen Regionalgruppen zu den Zielpersonen<br />
gebracht werden. Im Fall der Pferde war ein Team in<br />
Süddeutschland in einem Gefängnis, wo die Insassen hoch<br />
zu Ross von freier Steppe träumen konnten. Erst die Pferde<br />
konnten durch ihre „Hilfe am Menschen“ den gewünschten<br />
Durchbruch bei Insassen des Frauengefängnisses bringen,<br />
wo vorher eingesetzte Hunde erfolglos blieben.<br />
Am Ende des Besuchs steht ein gemeinsamer Wunsch<br />
von Gastgebern und Gästen: „Wir würden uns freuen, wenn<br />
ganz spontan Tierfreunde mit ihren Hunden zu uns kommen<br />
würden, einfach mal vorbeischauen. Auch kurze Spaziergänge<br />
mit den vierbeinigen Helfern, ihren Haltern - und<br />
den Seniorinnen und Senioren - würden helfen.“<br />
Maria Anspach<br />
14 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Kultur<br />
Voll daneben<br />
Seniorinnen „sehen rot“<br />
Ich plante einen Besuch des Frauenmuseums in Bonn<br />
mit einigen interessierten Damen aus dem Literaturkreis.<br />
Titel der Ausstellung: Alles Prophetinnen-Kunstwerke nur<br />
von Frauen für Frauen.<br />
Das erste Missgeschick an diesem Tag: Ich verpasste<br />
den Bus. Zu so früher Stunde hat er eine andere Abfahrtszeit<br />
als im Verlauf des weiteren Tages. Mantramäßig hatte<br />
ich mir diese Tatsache immer wieder vorgebetet, jedoch,<br />
die Macht der Gewohnheit... Im Regen nahm ich die lange<br />
Birlenbacher Str., pünktlich konnte ich nicht mehr sein,<br />
und ich wusste nicht, wie die Wartenden sich entscheiden<br />
würden. Am Bahnhof eingetroffen, kamen mir zwei verlorene<br />
Gestalten entgegen, auf dem Weg nach Hause. Sie<br />
verziehen mir, wir stärkten uns bei einer Tasse Kaffee und<br />
nahmen den späteren Zug.<br />
Wir waren schon eine Weile unterwegs, ganz ins Gespräch<br />
vertieft , als mir der Bahnhof, den wir so eben<br />
verließen, sehr vertraut vorkam. Goodbye, Siegburg. Wir<br />
hätten umsteigen müssen. So fuhren wir, gezwungenermaßen,<br />
bis Köln und dann nach Bonn zurück. Dort ein<br />
kleiner Imbiss und ein Bummel durch die Altstadt. Es war<br />
sehr heiß geworden, unerquicklich, und eine von uns war<br />
etwas fußlahm durch eine kleine Verletzung. Wir näherten<br />
uns schließlich dem Museum, nur um feststellen zu<br />
dürfen, dass die Ausstellungsräume geschlossen waren, da<br />
eine neue Präsentation in Vorbereitung war. Uns konnte<br />
schon nichts mehr erschüttern. Ich musste mich im Datum<br />
geirrt haben. Den Museumsshop durften wir betreten und<br />
erwarben ein schönes Armband für die fußkranke Dame<br />
und einen tollen Kerzenleuchter für mich.<br />
Erika Krumm<br />
Sport<br />
Zum Marathon in New-York<br />
Geburtstagswunsch wurde wahr<br />
Zum 63. Geburtstag machte sich die Freudenbergerin<br />
Ingrid Seidel ein besonderes Geschenk: Sie spendierte<br />
sich eine Reise zum legendären New-York-Marathon.<br />
Zunächst war es ein Wunsch. Der durchblick berichtete<br />
im vergangenen Jahr ausführlich darüber. Inzwischen wurde<br />
dieser Wunsch Wirklichkeit. Und Ingrid Seidel berichtet<br />
von einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
Mit Recht ist die Hobby-Sportlerin, die sich rund ein<br />
Jahr lang auf „das Rennen meines Lebens“ intensiv vorbereitete,<br />
stolz: Sie hat den anspruchsvollen Parcours prima<br />
bewältigt. Und es war schwer für sie, sich unter den fast<br />
40 000 Läuferinnen und Läufern, die an diesem spektakulären<br />
sportlichen Weltereignis teilnahmen, zu orientieren<br />
und auch zu behaupten.<br />
Sie wird die Strapazen ebenso wenig vergessen wie<br />
den unbeschreiblichen Jubel der Menschenmassen im Ziel<br />
(Central Park) und natürlich auch an der Strecke. Nach<br />
4:46.09 Stunden blieb die Uhr für Ingrid Seidel stehen:<br />
durchgehalten, angekommen, glücklich! Diese Zeit bedeutet<br />
Platz 26 130 von insgesamt 37 869 Finishern (alle,<br />
die ins Ziel gelangten). Unter den Finishern waren 12 321<br />
Frauen. Unter allen weiblichen Teilnehmern belegte Ingrid<br />
Seidel den 6951. Platz.<br />
Die Zeitung „New York Times“ veröffentlichte nach<br />
dem Marathon eine riesige Siegerliste. Und darin ist auch<br />
der Name der Freudenbergerin zu finden.<br />
Glückwunsch!<br />
Dieter Gerst<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 15
Kopfzeile Reisen<br />
Neuseeland<br />
hin und zurück – einmal um die Erde!<br />
Auckland, die heimliche Hauptstadt Neuseelands<br />
Am 20.01.07 verlasse ich um 15 Uhr meine Wohnung<br />
in Freudenberg und habe am 22.01.07 um 13 Uhr deutscher<br />
Zeit mein Ziel in Neuseeland erreicht. Zeitlich sind<br />
die Neuseeländer den Deutschen 12 Stunden voraus. Der<br />
Flug beträgt 24 Stunden, von Haus zu Haus bin ich 36 Stunden<br />
unterwegs. Ich fliege über Singapur, habe vier Stunden<br />
Aufenthalt und besteige dann die „Air Newseeland“ für die<br />
zweite Etappe des Fluges. Meine Tochter Ellen und mein<br />
Enkel Lissy stehen in Auckland am Flughafen und freuen<br />
sich mit mir, dass ich endlich da bin. Es ist Sommer auf der<br />
Südhalbkugel. Obwohl ich seit fast 36 Stunden unterwegs<br />
bin - keine Spur von Müdigkeit - die Freude ist groß.<br />
Vor 17 Jahren ist meine Tochter mit Mann und Kind ausgewandert.<br />
Sie bauten sich nach und nach eine Existenz<br />
auf.<br />
Farne, die zu Bäumen wachsen<br />
Heute haben<br />
sie nach<br />
harter Arbeit<br />
und Hungerjahren<br />
ein<br />
florierendes<br />
Möbelgeschäft.<br />
Sie<br />
haben es<br />
geschafft.<br />
►<br />
NZ (Neuseeland) wurde vor ca. 1000 Jahren von den<br />
„Maoris“ von Polynesien aus entdeckt, und sie nannten<br />
es „AOTEAROA“ – „Land der großen weißen Wolke“.<br />
Es war ihr Land. Sie besiedelten nach und nach die ganze<br />
Insel und lebten von Ackerbau und Jagd. Im Jahre 1769<br />
umsegelte James Cook das Land. Die ersten Europäer waren<br />
Missionare und Walfänger. Im Jahre 1839 gab es ca.<br />
2000 Europäer auf der Insel. Durch die Unterzeichnung<br />
des Vertrages in Waitangi 1840 wurde NZ der Britischen<br />
Kolonie einverleibt. Dadurch wurde vielen englischen<br />
Einwanderern eine kostenlose Überfahrt angeboten. Der<br />
Goldrausch auf der Südinsel im Jahre 1860 hatte Zuwanderungsströme<br />
zur Folge. Durch Mangel an Arbeitskräften<br />
wanderten im späten 19. Jahrhundert weitere Migranten<br />
von den Britischen Inseln und Europa ein. Viele bekamen<br />
Unterstützung von der Regierung. Die Maoribevölkerung<br />
ging durch Kriege, die sie gegen die Einwanderer führte,<br />
und Krankheiten auf ein Minimum zurück.<br />
Der erste Holländer – Abel Tasman – war bereits 1642<br />
entlang der Küste NZs gesegelt, hatte aber nie diese Insel<br />
betreten. Durch ein Abkommen zwischen den Regierungen<br />
NZ und der holländischen, durften sich trotzdem viele Holländer<br />
hier niederlassen. In den letzten 15 Jahren fanden<br />
auch massive Einwanderungen aus Asien statt. Diese haben<br />
starken Einfluss auf Wirtschaft, Unternehmen und freie Berufe<br />
hinterlassen. Viele Städte haben asiatische Restaurants<br />
und Geschäfte.<br />
►<br />
16 durchblick 3/<strong>2007</strong>
Obwohl der erste Europäer ein Holländer war, der die<br />
Insel entdeckte, wurde sie von den Briten besiedelt<br />
und von deren Kultur geprägt. NZ ist heute immer noch<br />
Mitglied des Commonwealth.<br />
Die beeindruckenden Landschaften, die üppigen Wälder,<br />
die fantastische Tierwelt und das angenehme Klima machen<br />
NZ zu einem Ort vieler Aktivitäten außerhalb des Hauses,<br />
also auf dem Wasser. - So viel zur Geschichte der Insel.<br />
Kopfzeile Reisen<br />
Jetzt wieder zu meinem Aufenthalt. Die erste Ferienwoche<br />
verbringen wir in einem Ferienhaus, gelegen an einem<br />
erloschenen Vulkan mit einem See, in dem es auch noch<br />
sehr heiße Quellen gibt. Der See ist umgeben von Farnwäldern,<br />
die hier zu Bäumen heranwachsen, und anderen<br />
typischen neuseeländischen Bäumen, z.B. Pohutokawa, die<br />
in der Weihnachtszeit rot blühen und auch Weihnachtsbäume<br />
genannt werden. Die Natur bleibt sich selbst überlassen<br />
und darf nur auf Wanderwegen betreten werden. Täglich<br />
fahren wir mit einem kleinen Motorboot auf den See hinaus,<br />
angeln mit etwas Glück große, rot-fleischige Forellen, die<br />
dann abends vorzüglich zubereitet werden. Auch lädt das<br />
Wasser, klar, weich und nicht zu kalt, immer zu einer Abkühlung<br />
ein. Dieses gesamte Gebiet heißt „Rotorua“ und ist<br />
die Touristenattraktion der Nordinsel. Hier riecht es nach<br />
Schwefel, kocht der Schlamm, dampft die Erde, schießen<br />
kleine Geysire in die Luft, kommen kochende Quellen<br />
aus Felsen und Erde. Die Wege sind für die Touristen gut<br />
ausgebaut und begehbar. Nicht nur ich stehe staunend vor<br />
diesen Wundern und begreife jetzt, welche Kraft und Hitze<br />
in unserer Erde steckt.<br />
Unser Haupt-Wohnsitz ist jedoch in Auckland, eine der<br />
bedeutendsten Städte NZ mit über einer Millionen Einwohnern,<br />
auch die „heimliche Hauptstadt“ oder „Stadt der<br />
Segel“ genannt. Dieses Klischee bestätigt sich, sobald man<br />
über den Hafen schaut. Nur 9 km Landenge trennen die<br />
Stadt von Pazifik und Tasmanischer See. Hier pulsiert das<br />
Leben. Es ist eine blühende, moderne Großstadt, die zu jeder<br />
Tageszeit zum Verweilen einlädt, um den Besucher mit<br />
frischen Meeresfrüchten, pazifischen Köstlichkeiten und<br />
feinen Weinen zu verwöhnen. Die eigentliche Hauptstadt<br />
aber ist Wellington. Dort wird auch die Politik gemacht.<br />
Durch Zufall konnte ich noch an einer viertägigen Reise<br />
auf der Südinsel unter deutscher Reiseleitung teilnehmen.<br />
Ich buchte einen Flug nach Queenstown - dieser Flug über<br />
die Alpen der Südinsel war das Beindruckendste, das ich<br />
hier gesehen habe. Die Gipfel der teilweise 4000 Meter<br />
hohen Berge waren mit Schnee bedeckt und spiegelten sich<br />
in der Sonne. Hier und da entdeckte das Auge blaue bis tiefgrüne<br />
Gletscherseen, die in den schroffen, von Vulkanen<br />
geformten Spalten lagen. Ich konnte es nicht glauben, dass<br />
ich nur die kleine „Südinsel“ NZs überflog. Diese Bergwelt<br />
war eine schier endlose Weite, die Ruhe und Frieden ausstrahlten.<br />
In Queenstown angekommen, schloss ich mich<br />
einer Gruppe von zwei amerikanischen Ehepaaren an, die<br />
eine Motorrad-Tour unter deutscher Reiseleitung über<br />
Mt. Tarawera, erloschener Vulkan auf der Nordinsel<br />
die Nord- und Südinsel machten. Ich durfte im Van Platz<br />
nehmen, und so fuhren wir bis zum Ende der Insel, um<br />
den atemberaubenden „Milford Sound“ (Fjord) mit einem<br />
kleineren Kreuzschiff zu durchfahren. Der Fjord ist 15 km<br />
lang und entstand durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten.<br />
Er ist ein vom Eis ausgeschnittenes Tal, das nach<br />
dem Rückzug des<br />
Gletschers vom Meer<br />
überspült wurde.<br />
Rechts und links<br />
des Fjords erheben<br />
sich bis zu 1700 Meter<br />
hohe Felswände,<br />
an denen Regenwald<br />
wächst und Dutzende<br />
Wasserfälle ins blaue<br />
Meer rauschen. Einfach<br />
überwältigend!<br />
Gegen Abend fuhren<br />
wir dann voller Eindrücke<br />
wieder in unser<br />
Quartier zurück, und<br />
ich nahm einen Tag<br />
später mein Flugzeug<br />
nach Auckland.<br />
Diese Reise war<br />
für mich vom ersten<br />
bis zum letzten Tag ein<br />
unvergessliches Erlebnis.<br />
Am 20.02.<strong>2007</strong>,<br />
morgens 6.00 Uhr,<br />
lande ich dann wieder<br />
in Frankfurt.<br />
Helga Siebel-Achenbach<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 17
à la carte<br />
Essen auf Rädern<br />
Tischlein deck dich...<br />
Essen ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme.<br />
Wir sehen darin ein Stück Lebensqualität, auf das<br />
Sie sich täglich freuen können.<br />
In unserer Großküche kochen wir daher noch<br />
frisch und vitaminschonend. Mit Gemüsen,<br />
Fleisch aus gesicherter Herkunft und weiteren<br />
leckeren Zutaten.<br />
Stellen Sie Ihr Menü „à la carte“ mit<br />
verschiedenen schmackhaften Beilagen<br />
zusammen. Natürlich gehört auch ein Nachtisch<br />
dazu. Wenn Sie möchten, können Sie auch<br />
langfristig planen. Unseren Speiseplan erstellen<br />
wir für einen ganzen Monat.<br />
Preisliste<br />
Unsere frischen Menüs<br />
(Montag - freitag) je 4,55 EUR<br />
Auf Wunsch werden alle Gerichte<br />
püriert oder das Fleisch geschnitten.<br />
Tiefkühlkost<br />
Es werden Produkte der<br />
Firma Apetito in folgenden<br />
Zusammenstellungen angeboten:<br />
Samstag/Sonntag<br />
7-Tage-Paket<br />
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Saison<br />
8,70 EUR<br />
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3,00 EUR<br />
Fünf Kostformen bieten wir Ihnen an:<br />
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Vegetarische Kost,<br />
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Kurzfristige Bestellungen oder Absagen<br />
berücksichtigen wir bis 8.00 Uhr des Liefertages.<br />
Sie gehen mit Ihrer Bestellung keine langfristige<br />
Bindung ein.<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
Ulrike Müller<br />
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Werner Stenzel<br />
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18 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Reisen<br />
Das Altmühltal per Rad erkunden<br />
Radfahrspaß mit Kulturgenuss<br />
Sehenswürdigkeiten. Herausragendes Beispiel dafür<br />
ist der Residenzplatz, ein architektonischer Platz<br />
von europäischem Rang mit dem Marienbrunnen<br />
mit Mariensäule sowie den Kavaliershöfen und der<br />
Fürstbischöflichen Kanzlei. Ein weiteres Wahrzeichen<br />
der Stadt ist die Willibaldsburg. Eichstätt ist<br />
wahrlich einen Besuch wert.<br />
Wenn wir mit dem Rad auch keine „Kilometerfresser“<br />
sind, so mussten wir doch weiter Richtung<br />
Kelheim. Beilngries, das wirtschaftliche, touristische<br />
und kulturelle Zentrum der unteren Altmühlregion,<br />
ist heute unser Ziel. Bei herrlichem Wetter machen<br />
wir in einem Biergarten direkt an der Altmühl Rast.<br />
Fotopause auf der Altmühl<br />
Keine großen Steigungen sind zu überwinden und man<br />
hat den Fluss meistens im Blick. Der Altmühltal-Radweg<br />
ist gerade für Senioren ideal. Dabei geht es von Rothenburg<br />
ob der Tauber nach Kehlheim quer durch einen herrlichen<br />
Naturpark.<br />
Wir hatten uns zu drei Ehepaaren im Nachberufsalter<br />
ab Gunzenhausen auf diese Radtour begeben. Dieser Erholungsort<br />
entwickelte sich in den letzten Jahren zur touristischen<br />
Metropole des Fränkischen Seenlandes und zugleich<br />
dient er als Pforte zum Naturpark Altmühltal. Von<br />
hier erreicht man schnell den Altmühlsee, ein künstlich<br />
geschaffenes ehemaliges Überflutungsgebiet. Rund 170<br />
Kilometer folgt der Weg von hier dem Wasserlauf der Altmühl<br />
durch abwechslungsreiche Uferlandschaften, entlang<br />
lichter Wälder, den für diese Region typischen Wachholderhainen<br />
und durch markante Felslandschaften.<br />
Die nächste sehenswerte Station auf unserer Tour war<br />
Treuchtlingen mit seinem Stadtschloss. Hier residierte ab<br />
dem 15. Jahrhundert der mächtige Pappenheimer Adel. In<br />
diesem Schloss wurde 1594 Gottfried Heinrich Graf zu<br />
Pappenheim geboren. Durch das geflügelte Wort „Daran<br />
erkenn ich meine Pappenheimer“ aus Schillers Drama<br />
„Wallensteins Tod“ wurden sie allgemein bekannt. Mit<br />
den Pappenheimern ist ein Kürassierregiment gemeint,<br />
das unter Graf Pappenheim im Dreißigjährigen Krieg eine<br />
schlagkräftige Einheit bildete. Da die vielen Kämpfe ihre<br />
Spuren in Form von Narben zurückließen, wurde Gottfried<br />
Heinrich „Schramm-Heinz“ genannt Er fiel am selben Tag<br />
wie sein Gegenspieler, der Schwedenkönig Gustav Adolf,<br />
in der Schlacht bei Lützen. Etwa acht Kilometer weiter<br />
findet man dann die Burg Pappenheim, von der aus das<br />
Adelsgeschlecht das Sagen in der Altmühlstadt hatte.<br />
Weiter geht`s mit dem Rad in die barocke Bischofsund<br />
Universitätsstadt Eichstätt. Diese hat eine reiche geschichtliche<br />
Vergangenheit und besitzt viele bedeutende<br />
Über Riedenburg erreichen wir Kelheim, wobei<br />
der letzte Abschnitt des Altmühltales durch die<br />
Veränderungen, die der Bau des Main-Donau-Kanales<br />
mit sich gebracht hat, bestimmt wird. Der Kanal erreicht<br />
von Nürnberg kommend bei Dietfurth die Altmühl. Aber<br />
auch in diesem Teil gibt es schöne Biotope und Öko-Oasen.<br />
Die Donaustadt Kelheim grüßt von weitem durch<br />
die Befreiungshalle auf einem Berg, die an die Napoleonischen<br />
Befreiungskriege erinnern soll. In der 48 Meter<br />
hohen Kuppelhalle bilden 34 überlebensgroße marmorne<br />
Siegesgöttinnen einen Kreis. Sie tragen bronzene Schilde,<br />
auf denen die Schlachten der Befreiungskriege festgehalten<br />
sind. Von Kelheim lohnt ein Abstecher mit dem Schiff<br />
zum Kloster Weltenburg in abgeschiedener Lage am wildromantischen<br />
Donaudurchbruch.<br />
Oder man macht es so wie wir: Im nahe gelegenen Bad<br />
Gögging haben wir uns noch eine Woche durch Thermenbesuche,<br />
kleinere Radtouren und Wanderungen von den<br />
Strapazen der Radtour erholt. Und dabei auch bei einem<br />
Besuch des Klosters Weltenburg das selbst gebraute Bier<br />
genossen.<br />
Horst Mahle<br />
Burg der Pappenheimer<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 19
Historisches Kopfzeile<br />
Tabak - Hamstertour - Freiburg 1947<br />
Ein gutes<br />
Team waren<br />
wir, Lenchen<br />
und ich, meine<br />
Lieblingskollegin.<br />
Wir arbeiteten<br />
nicht nur<br />
zusammen in<br />
der Buchhaltung,<br />
der Firma<br />
Bertams in Siegen<br />
- ich war im<br />
3. Ausbildungsjahr<br />
-, sondern<br />
unternahmen<br />
auch zu den<br />
Wochenenden<br />
Räumliche Enge auf „Hamstertouren“<br />
Foto: Vorländer, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />
gemeinsame<br />
Hamstertouren.<br />
Als Firmenangehörige<br />
bekamen<br />
wir die bei den Bauern so beliebten verzinkten Blechwaren<br />
im monatlichen Rhythmus zugeteilt.<br />
Unser Bürochef mit dem Spitznamen „Zigarettchen”,<br />
war ein starker Raucher und ständig auf der Suche<br />
nach Feinschnitt-Tabak. Weil es ihm zu zeitaufwendig<br />
war, mussten wir seine Zigaretten drehen, in Handarbeit.<br />
Original Zigarettenpapier war Mangelware und vom<br />
Zeitungspapier schmeckten unserem Chef die unbedruckten<br />
Ränder am besten. Er wusste von sich selbst, dass für<br />
den Zusammenhalt von Tabak im Papier einen besseren<br />
Klebeeffekt als Wasser Spucke hat, und so durften wir<br />
spucken. Und was haben wir gerne gespuckt. Igitt, was<br />
war das alles so schön eklig. Eines Tages nun das Angebot,<br />
für ihn Tabak von unseren Hamstertouren mitzubringen mit<br />
Zinkwaren als Tauschobjekt, von ihm gespendet, und dazu<br />
einen Urlaubstag. Ohje, wo nehmen wir bloß für „Zigarettchen”<br />
dann die viele Spucke her?<br />
Siegen - Dillenburg - Gießen - Frankfurt - Karlsruhe<br />
- Freiburg - Endstation und Ankunft um Mitternacht.<br />
Zugverspätungen waren üblich, man wusste nie, wann<br />
man ankam. Es war kalt und zur mitternächtlichen Stunde<br />
war der Aufenthaltsraum am Bahnhof geschlossen. Was<br />
tun? Nicht das erste Mal in dieser Gegend, sind wir dann<br />
in der mondhellen Nacht über eine durch einen Buchenhochwald<br />
führende Teerstraße marschiert. Meist ging es<br />
bergauf und Schritt zu halten mit den schaukelnden Zinkwaren<br />
fiel uns schwer. Jede noch mit Rucksack, Zinkwanne,<br />
Einkochkessel, zwei Eimer und zwei Alu-Milchkannen<br />
zwischen uns, hofften wir auf ein verspätetes Fuhrwerk,<br />
das uns mitnehmen würde.<br />
Nichts! Es war zu der Zeit schon ein gewagtes Unternehmen<br />
um Mitternacht durch ein fremdes Waldgebiet<br />
mit all seinen unbekannten Geräuschen zu laufen, besonders<br />
für junge Mädchen, und so lief die Angst mit. Was alles<br />
konnte uns in die Quere kommen? Wildschweine, tollwütige<br />
Füchse, verkommene Kerle, und in Erwartung all dessen<br />
wurden die unmöglichsten Abwehrstrategien erwogen.<br />
Allerdings gab es nicht viele davon; doch dabei verging<br />
die Zeit.<br />
Immer noch auf derselben Teerstraße, sahen wir dann<br />
im frühmorgendlichen Nebel den Kirchturm unseres Dorfes<br />
in der Ferne auftauchen. Der Wald lag hinter uns. Fast<br />
geschafft! Und dann fingen auch schon die Hunde des Dorfes<br />
an zu bellen. War das ein Empfang! Nun wussten unsere<br />
Wirtsleute: „De Zink-Mädele komme.” Da wir erwartet<br />
wurden, stand die Bäurin im Nachthemd am Hoftor. Nach<br />
einer herzlichen Begrüßung ging es gleich schnurstracks in<br />
die warmen Ehebetten. Der Bauer murrmelte verschlafen:<br />
„Schön, dass ihr da seid! Schlaft gut!” Haben wir, und es<br />
war so mollig warm.<br />
Der nächste Tag war ein Sonntag. Wir waren ausgeschlafen,<br />
hatten reichlich gefrühstückt, zu Mittag gegessen<br />
und dann das herrliche Gefühl, „rondsrem” satt zu sein.<br />
Der Zweck unserer anstrengenden Reise, Zinkwaren gegen<br />
Tabakblätter im Tauschhandel, war perfekt und wurde per<br />
Postzustellung abgewickelt. Für “ Zigarettchen” in unseren<br />
Rucksäcken noch ein anteiligen Rest Tabak verstaut, dazu<br />
nur für uns geräucherten fetten und mageren Speck - gut<br />
belegte Bauernbrote und hartgekochte Eier für unterwegs.<br />
Doch vor der Heimreise, Abfahrt des Zuges kurz vor Mitternacht,<br />
gab es für nachmittags noch eine Einladung ins<br />
nächste Dorf zur „Kirchweih”. Der Bauer sagte: „Aber d’r<br />
Moscht - erster Apfelwein - der is niks für de Mädele, der<br />
haut’s um.” Den haben wir uns dann auch wohlweislich<br />
verkniffen.<br />
Glück, ja das hatten wir. Am selben Abend musste ein<br />
Bahnpolizist seinen Dienst in Freiburg antreten und bot<br />
uns seine Begleitung an. Nach einem herzlichen Abschied<br />
ging es nun noch bei Tag, mit männlicher Begleitung und<br />
nur bergab - ich auf dem Fahrrad des Polizisten sitzend,<br />
weil ich mir tags zuvor die Füße wund gelaufen hatte - den<br />
selben Weg zurück nach Freiburg. Und wieder mit einem<br />
mulmigen Gefühl im Magen, denn man hatte uns gesagt,<br />
dass hier kurz zuvor ein Soldat eine Frau überfallen habe.<br />
Vorsichtshalber hatte sich unser Polizist ein stehendes<br />
Messer griffbereit in den rechten Jackenärmel geschoben.<br />
Auf halber Strecke, mitten im Wald, sahen wir aus einer<br />
Kurve heraus plötzlich sechs oder sieben farbige Soldaten<br />
kommen.<br />
►<br />
20 durchblick 3/<strong>2007</strong>
Historisches<br />
„Jetzt brauchen wir wirklich viel Glück”, sagte unser<br />
Polizist. „Schaut nur geradeaus und nicht stehen bleiben!“<br />
Drei Herzen pumpten auf Hochtouren. Dann, auf gleicher<br />
Höhe, kamen zwei Soldaten auf uns zu, einer hielt sich<br />
etwas zurück, der andere nahm mich ins Visier. Er hielt das<br />
Fahrrad an, wuselte mit seinen Händen dicht vor meinem<br />
Gesicht herum, lachte - und - lachte. Alle sahen meine<br />
Angst - und dann zogen sie weiter. Ihr Lachen klang noch<br />
lange in unseren Ohren nach. Erleichterung kann man nicht<br />
beschreiben, doch wie hilfreich kann eine Polizei-Uniform<br />
sein.<br />
Im Dienstraum der Bahnpolizei konnten wir uns aufhalten<br />
bis unser Zug kam. Wieder mit Verspätung! Als<br />
Grenzgebiet war Karlsruhe der letzte Halt vor der „französischen”<br />
in die „amerikanische” Besatzungszone. Und<br />
nun: „Alles aussteigen mit Gepäck!” Ein Bahnsteig voller<br />
Menschen mit dem Wertvollsten was sie hatten in ihren<br />
Rucksäcken, Taschen, Koffern und Kartons: Lebensmittel<br />
zum Überleben und andere Dinge, um Lebensmittel einzutauschen.<br />
Alle Mühe umsonst? Alles verloren?<br />
Wir wussten es nicht, verließen uns wieder auf unser<br />
Glück, stiegen einfach nicht aus, schoben unser Gepäck<br />
unter die Sitze und hockten uns daneben. Komme, was da<br />
wolle! Und es kam in Form von zwei jugendlichen farbigen<br />
Soldaten, die die Abteile kontrollierten. Sie schauten uns<br />
an, grinsten, wühlten in unseren Rucksäcken herum, sahen<br />
den Tabak, schüttelten die Köpfe. Wir kauderwelschten<br />
mit ihnen, sie sprachen leise miteinander, Zeit verging,<br />
dann lachten sie uns freundlich an, wir durften bleiben.<br />
Sie stiegen aus - vielleicht in Gedanken bei ihren Freundinnen.<br />
Dann fuhr der Zug auch schon an. Ein Bahnsteig<br />
voller Menschen und eine Unmenge von Gepäck sahen<br />
wir noch vorbeigleiten. Ob wir wohl die einzigen Unverschämten<br />
waren? Einerlei, „saumäßiges” Glück gehabt!<br />
Später haben wir erfahren, dass alle Gepäckstücke konfisziert<br />
wurden.<br />
Zu Hause gut angekommen, „Zigarettchen” sehr zufrieden,<br />
blieb nur noch die Postsendung abzuwarten. Das<br />
konnte dauern. Nach 14 Tagen brachte uns dann ein Firmenangehöriger,<br />
der in der „französischen“ Zone, in Niederschelderhütte,<br />
wohnte, unseren Tabak mit. Um sicher<br />
zu sein, dass die „Hamsterware” nicht konfisziert wurde,<br />
hatten wir den Versand innerhalb der französischen Zone<br />
vorgenommen. So kamen die Tabakblätter zu uns in die<br />
„englische” Zone. Bei diesem „Grenzübertritt” war dann<br />
als Gegenleistung wieder Tabak mit im Spiel sowie bei dem<br />
Grenzgänger auch. Eine Hand wäscht die andere.<br />
In Erinnerung eine abenteuerliche Reise, und das Lachen<br />
im Wald war, bei späterer Betrachtung, möglicherweise nur<br />
eine scherzhafte Situation gewesen - positiv gesehen.<br />
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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 21
Schon seit Stunden kündigen sie ihn an. Sie sagen, er sei<br />
wild und gebärde sich wie die Axt im Walde. Dabei hat er<br />
einen schönen Namen: „Der Herrliche“. Du denkst an Gold,<br />
an den blauen Himmel, etwas ganz Großes. „Der Herrliche“,<br />
der in aller Munde ist, muss eine tolle Nummer sein.<br />
Und dann erscheint er. Am 18. und 19 Januar des Jahres<br />
<strong>2007</strong> kommt der groß Angekündigte endlich an. Mit dicken<br />
Backen hält er Einzug. Nicht sanft, oh nein. Unkalkulierbar<br />
wie die Rente. Er kommt nicht gemessenen Schrittes. Er<br />
fällt ein, langt unverschämt hin. Im Handumdrehen fegt er<br />
wie eine Abrissbirne durchs Land. „Der Herrliche“ hat seinen<br />
Namen aus dem Griechischen. Dort heißt das Kyrill.<br />
Kyrill, der aufgeplusterte Muskelprotz, der windige<br />
Bursche. Kyrill, der Orkan. Mit weit über 100 Sachen<br />
zischt er durch Städte, Dörfer, durch Wald und Flur. Und<br />
was der alles im Schlepp hat! Baumkronen, Liegestühle,<br />
ganze Dächer, Kleinwagen, Mopeds, jede Menge Hüte und<br />
Schirme und: Menschenleben.<br />
Die Wälder sehen aus wie riesige Mikado-Spiele. „Kyrill“<br />
hat für Kleinholz gesorgt. Ist auf seine Art und Weise in<br />
die Holzverarbeitung eingestiegen. Rau, ungestüm, unberechenbar.<br />
Nur relativ kurz gastierte er auch im Siegerland.<br />
Mit ungeheurer Wut im Bauch. Die steuerlose Planierraupe<br />
aus Wind hatte ganze Arbeit geleistet. Hektarweise lag<br />
Umwelt<br />
Kyrill verwahrte eine dicke Samenbirke für Kompass-Karl<br />
Blick auf eine saftige Siegerländer Wiesenlandschaft in Nähe des Rothaarsteiges<br />
mit „kyrillistischem“ Vordergrund.<br />
der Wald auf dem<br />
Kreuz. Übereinander,<br />
durcheinander,<br />
aufeinander. Aus<br />
Oberholz wurde<br />
Unterholz. Im<br />
Wald ging nicht<br />
mehr viel. Und<br />
noch heute sind<br />
deutliche Spuren<br />
der Verwüstung zu<br />
sehen. Rund acht<br />
Monate sind vergangen.<br />
Die Aufräumarbeiten<br />
in<br />
den Siegerländer<br />
Wäldern sind noch<br />
nicht abgeschlossen.<br />
Die Holzwirtschaft<br />
ist aus den<br />
Fugen geraten.<br />
Haubergsbesitzer,<br />
im vergangenen<br />
Januar noch stolze<br />
Besitzer von Wald,<br />
blicken auf Freiflächen. Kummerfalten zwischen den Ohren.<br />
Wildschwein und Reh verstehen die Welt nicht mehr.<br />
Schützendes Unterholz ist futsch. Und der Riesenschnauzer<br />
Bello kläfft trotz inzwischen elf tierpsychologischen<br />
Sitzungen immer noch recht verstört in die Welt, wenn er<br />
daran denkt, wie seine rustikal gezimmerte Hundehütte<br />
am 18. Januar abhob wie ein Sputnik und auf Nimmerwiedersehen<br />
himmelwärts verschwand. Bello selbst saß drin.<br />
Gott sei Dank nicht angeleint. So schaffte er in rund sechs<br />
Metern Höhe knapp den Ausstieg. Harte Landung nach<br />
Sturzflug: Bürzeltrauma und Verstörtheit. Seine Hütte<br />
zerlegte sich etwa 35 Meter weiter in der asphaltierten<br />
Einfahrt eines Nachbarn in sämtliche Einzelteile: 25 Bretter,<br />
ein paar Dutzend Schrauben, Anleinhaken, diverse<br />
Nägel, etwa 30 Dachschindeln und ein Zierschornstein.<br />
Die Kyrill-Bilanz, die Landrat Paul Breuer einige Wochen<br />
nach der verheerenden Kahlschlagaktion zog, sah<br />
nicht gut aus, sondern: „Insgesamt beziffern die Forstämter<br />
Siegen und Hilchenbach die reinen Waldschäden, die den<br />
Besitzern im Kreis Siegen-Wittgenstein entstanden sind,<br />
auf über 100 Millionen Euro. Diese Summe setzt sich aus<br />
Beträgen für höhere Aufarbeitungs-, Fracht- und Lagerkosten,<br />
Holzentwertung sowie für die Wiederaufforstung<br />
zusammen. Dazu werden nach Ende der Bergungs- und<br />
Aufräumarbeiten weitere 50 Millionen Euro für die Instandsetzung<br />
von Wegen und Straßen kommen.“ ►<br />
22 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Umwelt<br />
Die Lagerbestände des von Kyrill produzierten Kleinholzes sind gewaltig.<br />
Unser Foto entstand in einem sogenannten Nasslager nahe der Freusburg.<br />
Der Landrat weiter: „Die Folgen der Katastrophe sind nur<br />
zu bewältigen, wenn alle in der Region an einem Strang ziehen.<br />
Deshalb konzentrieren wir uns nach dem Sturm darauf,<br />
alle Kräfte zu bündeln, um die anstehenden Aufgaben koordiniert<br />
zu bewältigen. Dabei hat sich gezeigt, dass die über<br />
Jahre entstandene, gute und bewährte Zusammenarbeit zwischen<br />
Kreisverwaltung, Touristikverband Siegerland-Wittgenstein,<br />
Waldbesitzern sowie den Forstämtern Siegen und<br />
Hilchenbach hierfür eine hervorragende Grundlage ist.“<br />
Breuer vergaß auch den Dank nicht. Und der ging an<br />
das Land NRW (namentlich Umweltminister Eckhard Uhlenberg)<br />
für großzügige Unterstützung. Und weiter: Aus<br />
touristischer Sicht habe die Wiederherstellung des Rothaarsteiges<br />
höchste Priorität. Das ist bis heute weitgehend<br />
gelungen. Nach und nach wurden die einzelnen Etappen<br />
des Steiges für die Öffentlichkeit wieder freigegeben. Die<br />
kyrillschen Spuren allerdings sind immer noch zu sehen.<br />
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers stapfte durch<br />
das Chaos im Siegerland und Wittgenstein. Der Mann war<br />
bestürzt und stellte fest: „Die Landesregierung hilft den<br />
Betroffenen und lässt sie mit ihren Sorgen nicht allein.“<br />
Mit einem Drei-Punkte-Programm stockte die Landesregierung<br />
die bisher geleisteten Hilfen weiter auf. Die Sonderaktion<br />
beinhaltete:<br />
100 Millionen Euro für Wiederaufforstung und<br />
Wegeinstandsetzung.<br />
Das Land hilft der Region mit zinsverbilligten Krediten,<br />
um Privatkapital für Zukunftsinvestitionen zu mobilisieren.<br />
Das Kreditvolumen steigt von bisher 80 auf 120 Millionen<br />
Euro.<br />
Südwestfalen wird beim Straßenbau bevorzugt und<br />
erhält zusätzliche Hilfen für Straßenentlastung und<br />
Logistik. In diesem Jahr fließen 30 Millionen Euro in den<br />
Erhalt der Landes- und Bundesstraßen. 2008 und 2009<br />
sollen diese Mittel deutlich steigen. Insgesamt rechnen sie<br />
sich auf 115 Millionen Euro hoch.<br />
Zu Sonderprogramm Kyrill gehört auch, dass sich<br />
das Land an der Sanierung der touristischen Infrastruktur<br />
beteiligt. Drei Millionen Euro werden gezielt und zusätzlich<br />
für neue Beschilderungen, Schutzhütten und Aussichtspunkte<br />
eingesetzt. Und dazu: Die Landesregierung<br />
(Wirtschaftsministerium) unterstützt existenziell gefährdete<br />
touristische Betriebe mit Bürgschaften, „damit die<br />
Tourismusregionen Sauer- und Siegerland schnell wieder<br />
auf die Beine kommen“.<br />
Heute muss man feststellen, dass die Aktionen durchweg<br />
gegriffen haben. Obwohl es in einigen Fällen noch<br />
Anlass für Nacharbeiten gibt. So fehlt es einigen Stellen<br />
immer noch an neuen Beschilderungen, die von Kyrill<br />
verweht wurden. So stießen wir auf eine Wandergruppe,<br />
die zum Kahlen Asten (Winterberg) wollte und mit klammen<br />
Socken in Richtung Burbach unterwegs war. Na ja, im<br />
Lesen der Wanderkarte war die 13-kpöpfige Gruppe nicht<br />
firm, denn: „Wenn wir den Weg auf der Karte finden wollen,<br />
müssten wir zunächst unseren Standort finden.“ Und genau<br />
das gelang nicht. Bös erwischte es auch Karl O. aus Kreuztal,<br />
der sich an seine Bundeswehrzeit erinnerte und seinen<br />
olivgrünen Peilkompass hervorkramte:<br />
►<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 23
„Mit diesem Dingen<br />
brauche ich keine<br />
Wegweiser. Ich marschiere<br />
stramm nach<br />
Marschzahl – querfeldein.“<br />
Die Sache<br />
endete im Unterholz<br />
bei Vormwald, als Karl<br />
mit dem Peilkompass<br />
vorm rechten Auge<br />
Umwelt<br />
Ministerpräsident Rüttgers<br />
in Hilchenbach<br />
(linkes zugekniffen)<br />
gegen eine voll im Saft stehende Samenbirke spazierte.<br />
Trost: Die Richtung hatte dank Kompass-Feinmessung<br />
haarscharf gestimmt.<br />
Nun, Kyrill hat mit seinem kakophonischem „Blaskonzert“<br />
auch zu völlig neuen Überlegungen und Wegen<br />
geführt. Bei Wilnsdorf war im August so eine Art Wald-<br />
Kaffeemühle im Einsatz. Damit wurden die Kyrill-Überreste<br />
quasi pulverisiert. Mit dieser „Mühle“ wird der Forstboden<br />
super planiert. Marke: kultivierter Vorgarten. Der<br />
Boden (ehemals Fichtenwald) wird für neue Baumarten<br />
bereitet. Gepflanzt wird im Oktober. Und zwar Wildkirschen,<br />
Ahornbäume, Douglasien usw. So, das hat natürlich<br />
enorme Vorteile: Sieht schöner aus als Einheitsfichtenplantagen<br />
und verwurzelt fester. Will sagen: Beim nächsten<br />
starken Sturm oder Orkan kippt da so schnell nichts mehr<br />
um. Schluss mit Mikado.<br />
Als im August die Jagd auf verschiedene Wildarten aufging,<br />
zimmerten vorher viele Jäger ihre Hochsitze wieder<br />
zusammen, die Kyrill zerbröselt oder auf Fußbänkchenhöhe<br />
zusammengestutzt hatte. So manche weiland in sicherer<br />
Deckung errichteten Abschusskanzeln befinden sich nach<br />
Kyrill plötzlich auf freiem Feld. Und das Wild hat sich<br />
durch den Kahlschlag ins weiter entfernte Unterholz (Dickung)<br />
verkrümelt. Da ist guter Rat teuer. Was also tun?<br />
Tipp: Die Flinte einfach ins Korn werfen.<br />
Dieter Gerst<br />
Kommentar<br />
Ein Zeichen wurde gesetzt<br />
In diesen Tagen gab es einmal gute Nachrichten<br />
für die Kirchen und ihre wohltätigen Einrichtungen,<br />
für Wohlfahrtsverbände, für Vereine und<br />
Initiativen. Sie und die Menschen, für die sie sich<br />
einsetzen, sind es, die von den geplanten Verbesserungen<br />
für spendenwillige und ehrenamtlich<br />
tätige Menschen profitieren werden. Der Bundestag<br />
hat das neue „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts“<br />
beschlossen, der Bundesrat muss noch<br />
zustimmen.<br />
Damit wird ein Zeichen gesetzt, dass das Engagement<br />
der vielen Millionen Menschen in Kirchengemeinden,<br />
Sportvereinen, in der Altenarbeit<br />
und in vielen weiteren Bereichen anerkannt und<br />
für wichtig erachtet wird. Vorgesehen ist unter<br />
anderem die Einführung eines Steuerfreibetrages<br />
von 500 € im Jahr für alle Bürger, die eine Aufwandsentschädigung<br />
bekommen. Die Übungsleiterpauschale<br />
steigt von 1848 auf 2100 €.<br />
Unsere Gesellschaft braucht privates Engagement;<br />
in vielen Bereichen läuft ohne Spenden<br />
und ohne Ehrenamt gar nichts mehr. Beides muss<br />
gestärkt werden. Das haben unsere Politiker zum<br />
Glück erkannt.<br />
Leider sind die Menschen, die sich ehrenamtlich<br />
um Kranke, Behinderte und Alte kümmern,<br />
in dem Gesetz nicht berücksichtigt. Im ursprünglichen<br />
Entwurf war für sie ein Freibetrag von<br />
300 € vorgesehen. Der wurde aber gestrichen.<br />
Das ist schade.<br />
Es wäre nur ein kleiner Betrag gewesen, aber<br />
er hätte den Betroffenen gezeigt, dass sie in ihrer<br />
ehrenamtlichen Tätigkeit wichtig genommen werden.<br />
So bleiben bei aller Freude über das neue<br />
Gesetz doch noch Wünsche offen.<br />
Horst Mahle<br />
24 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
„Mit diesem Dingen<br />
brauche ich keine<br />
Wegweiser. Ich marschiere<br />
stramm nach<br />
Marschzahl – querfeldein.“<br />
Die Sache<br />
endete im Unterholz<br />
bei Vormwald, als Karl<br />
mit dem Peilkompass<br />
vorm rechten Auge<br />
Umwelt<br />
Ministerpräsident Rüttgers<br />
in Hilchenbach<br />
(linkes zugekniffen)<br />
gegen eine voll im Saft stehende Samenbirke spazierte.<br />
Trost: Die Richtung hatte dank Kompass-Feinmessung<br />
haarscharf gestimmt.<br />
Nun, Kyrill hat mit seinem kakophonischem „Blaskonzert“<br />
auch zu völlig neuen Überlegungen und Wegen<br />
geführt. Bei Wilnsdorf war im August so eine Art Wald-<br />
Kaffeemühle im Einsatz. Damit wurden die Kyrill-Überreste<br />
quasi pulverisiert. Mit dieser „Mühle“ wird der Forstboden<br />
super planiert. Marke: kultivierter Vorgarten. Der<br />
Boden (ehemals Fichtenwald) wird für neue Baumarten<br />
bereitet. Gepflanzt wird im Oktober. Und zwar Wildkirschen,<br />
Ahornbäume, Douglasien usw. So, das hat natürlich<br />
enorme Vorteile: Sieht schöner aus als Einheitsfichtenplantagen<br />
und verwurzelt fester. Will sagen: Beim nächsten<br />
starken Sturm oder Orkan kippt da so schnell nichts mehr<br />
um. Schluss mit Mikado.<br />
Als im August die Jagd auf verschiedene Wildarten aufging,<br />
zimmerten vorher viele Jäger ihre Hochsitze wieder<br />
zusammen, die Kyrill zerbröselt oder auf Fußbänkchenhöhe<br />
zusammengestutzt hatte. So manche weiland in sicherer<br />
Deckung errichteten Abschusskanzeln befinden sich nach<br />
Kyrill plötzlich auf freiem Feld. Und das Wild hat sich<br />
durch den Kahlschlag ins weiter entfernte Unterholz (Dickung)<br />
verkrümelt. Da ist guter Rat teuer. Was also tun?<br />
Tipp: Die Flinte einfach ins Korn werfen.<br />
Dieter Gerst<br />
Kommentar<br />
Ein Zeichen wurde gesetzt<br />
In diesen Tagen gab es einmal gute Nachrichten<br />
für die Kirchen und ihre wohltätigen Einrichtungen,<br />
für Wohlfahrtsverbände, für Vereine und<br />
Initiativen. Sie und die Menschen, für die sie sich<br />
einsetzen, sind es, die von den geplanten Verbesserungen<br />
für spendenwillige und ehrenamtlich<br />
tätige Menschen profitieren werden. Der Bundestag<br />
hat das neue „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts“<br />
beschlossen, der Bundesrat muss noch<br />
zustimmen.<br />
Damit wird ein Zeichen gesetzt, dass das Engagement<br />
der vielen Millionen Menschen in Kirchengemeinden,<br />
Sportvereinen, in der Altenarbeit<br />
und in vielen weiteren Bereichen anerkannt und<br />
für wichtig erachtet wird. Vorgesehen ist unter<br />
anderem die Einführung eines Steuerfreibetrages<br />
von 500 € im Jahr für alle Bürger, die eine Aufwandsentschädigung<br />
bekommen. Die Übungsleiterpauschale<br />
steigt von 1848 auf 2100 €.<br />
Unsere Gesellschaft braucht privates Engagement;<br />
in vielen Bereichen läuft ohne Spenden<br />
und ohne Ehrenamt gar nichts mehr. Beides muss<br />
gestärkt werden. Das haben unsere Politiker zum<br />
Glück erkannt.<br />
Leider sind die Menschen, die sich ehrenamtlich<br />
um Kranke, Behinderte und Alte kümmern,<br />
in dem Gesetz nicht berücksichtigt. Im ursprünglichen<br />
Entwurf war für sie ein Freibetrag von<br />
300 € vorgesehen. Der wurde aber gestrichen.<br />
Das ist schade.<br />
Es wäre nur ein kleiner Betrag gewesen, aber<br />
er hätte den Betroffenen gezeigt, dass sie in ihrer<br />
ehrenamtlichen Tätigkeit wichtig genommen werden.<br />
So bleiben bei aller Freude über das neue<br />
Gesetz doch noch Wünsche offen.<br />
Horst Mahle<br />
24 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
„Luisa, mach den Fernseher aus,<br />
mittags sitzen wir nicht vor der Kiste“,<br />
ruft Mutter Heike. „Och, bei Oma und<br />
Opa darf ich das aber“, mault die Vierjährige.<br />
Und schon ist der Konflikt da.<br />
Wenn Luisa und ihre Schwester Marlene<br />
(fast zwei) bei Oma und Opa sind, ist<br />
schon mal einiges anders als in der jungen<br />
Familie. Wobei Fernsehsendungen<br />
nach meiner Beobachtung für kleine<br />
Kinder eher nicht das Problem sind.<br />
Die Großeltern müssen dann, wenn<br />
die Enkel in den Nachmittags- und<br />
Abendstunden noch zu Besuch sind,<br />
schon mal selbst auf den Fernsehkonsum<br />
verzichten. Wichtig ist auch, dass<br />
die Großeltern über die altersgerechten<br />
Fernsehsendungen Bescheid wissen.<br />
Gesellschaft<br />
„Bei Oma und Opa darf ich das aber!“<br />
Die heutigen Großeltern sind in einer<br />
ganz anderen Zeit aufgewachsen<br />
und haben eine rigidere Erziehung genossen als die Regeln<br />
und Auffassungen der heutigen Zeit. Da wird ohne<br />
Kompromisse ein gedeihliches Miteinander nicht möglich<br />
sein.<br />
Zwei Konfliktklassiker<br />
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1. In Sachen Süßigkeiten Kompromisse suchen<br />
Wenn es um Schokolade, Lutscher u.ä. geht, verwöhnen<br />
wir Großeltern gerne. Und die Enkel kriegen das schnell<br />
spitz und betteln dann häufig. In unserer Kindheit waren<br />
Süßigkeiten Mangelware und das prägt fürs Leben. Doch<br />
die Enkel sollten nicht zu viel bekommen. Jeder Erwachsene<br />
weiß heute um die Schädlichkeit von zu viel Zucker<br />
für die Zähne und manche anderen Organe und da sollten<br />
wir bei aller Liebe zu unseren Enkeln des Guten nicht zu<br />
viel tun. Erst recht müssen wir uns bei Allergien der Kinder<br />
an die Essensvorschriften halten. Oft ist es schwer, in<br />
Bezug auf die Süßigkeiten das rechte Maß zu finden. Für<br />
uns selbst gilt das ja genauso.<br />
2. Das richtige Geschenk<br />
Zu viel Spielzeug? Was zu unseren Kinderzeiten unvorstellbar<br />
war, ist heute für viele Eltern zu einem Problem<br />
geworden. Die Kinder haben oft ein mit Plastik und Plüsch<br />
vollgestopftes Zimmer. Zum Geburtstag, an Weihnachten<br />
und auch zwischendurch bringen Großeltern, Tanten, Onkel<br />
und manch andere Geschenke in Massen und die Kinder<br />
wissen sie oft gar nicht zu würdigen. Diese kommen sich<br />
vor wie im Schlaraffenland, wo man sich alles wünschen<br />
kann. Da ist es angesagt, vor allem größere Geschenke mit<br />
den Eltern abzusprechen oder vielleicht lieber etwas auf<br />
das Sparbuch der Enkel zu legen.<br />
Generationskonflikte gab es schon immer. Man hat unterschiedliche<br />
Ansichten über Erziehung oder das richtige<br />
Benehmen. Der eine findet, dass der andere sich zu viel<br />
oder zu wenig kümmert, sich zu viel einmischt oder sich<br />
zu wenig sehen lässt. Ich denke, wenn wir Großeltern mit<br />
der Zeit gehen und zugestehen, dass zu einer Sache unterschiedliche<br />
Einstellungen nebeneinander bestehen können,<br />
ist ein gutes Miteinander der drei Generationen möglich.<br />
Und unsere Enkel werden uns lieben. Wir haben ein riesiges<br />
Plus gegenüber Papa und Mama: Wir haben Zeit! Es<br />
ist schön, wenn wir sie nutzen, um mit den Enkeln zu singen,<br />
ihnen vorzulesen oder zu basteln. Horst Mahle<br />
Unser Buchtipp zum Thema<br />
Helga Gürtler: Das Glück einer besonderen Beziehung –<br />
Großeltern und ihre Enkelkinder, Herder, 9,90 Euro<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 25
Kopfzeile Siegen<br />
Alte und neue Brunnen in Siegens Oberstadt<br />
Leitung dienten damals Holzrohre,<br />
die in einer eigens dazu<br />
hergestellten Bohrmühle von<br />
fremden Bohrmeistern erbohrt<br />
wurden. Auf der Burg befand<br />
sich ein außerordentlich tief<br />
gegrabener Brunnen, der auch<br />
heute noch vorhanden ist, dessen<br />
Wasser jedoch nicht immer<br />
ausgereicht hat.<br />
Der neue Brunnen am Markt<br />
Bei einem Spaziergang in Siegens Oberstadt kann man<br />
beobachten, dass überall dort, wo Brunnen sind, sich Menschen<br />
besonders gern zusammenfinden. Vor dem Rathaus<br />
sitzen sie und betrachten das Wasserspiel des Marktbrunnens.<br />
In der Poststraße, dort wo der Hirte mit Kühen an die<br />
Tradition des ländlichen Siegen erinnert und der volle Strahl<br />
sich in die Tränke ergießt, sitzen oft ganze Grüppchen. Im<br />
Park am Oberen Schloss ist der Rubensbrunnen ständiger<br />
Anziehungspunkt für Erwachsene und kletternde Kinder.<br />
Schon vor vielen Jahrhunderten waren die Brunnen beliebter<br />
Treff, vor allem für die Frauen, die dort ihr Schwätzchen<br />
hielten, die Eimer füllten, die dann ins Haus geschleppt<br />
wurden. Es existiert eine Fülle von alten Bildern, die Eimer<br />
schleppende Frauen zeigen. Schon die Bibel berichtet darüber,<br />
wie Menschen einander an einem Brunnen trafen und<br />
ins Gespräch kamen.<br />
Unverändert also ist die Kommunikation rund um die<br />
Wasserspender geblieben.<br />
Die Brunnen selbst allerdings hatten vor Jahrhunderten<br />
einen ganz und gar anderen Stellenwert für die Stadt und<br />
ihre Bürger. Brunnen, die sich selbst mit Grundwasser<br />
versorgten oder aus Quellen, die in Bürbach und auf dem<br />
Giersberg lagen, waren wichtige Wasserspender für die Bevölkerung<br />
der Stadt. Zwei Leitungen sind im Mittelalter<br />
geschaffen worden, die das klare Quellwasser zur Burg und<br />
zur Stadt führten. Die eine, nur für die Burg bestimmte,<br />
führte aus dem Kalten Born und vom oberen und unteren<br />
Kesselborn bei Bürbach in den Hof der Burg (des späteren<br />
Oberen Schlosses) und speiste hier einen Laufbrunnen. Als<br />
Auch dort, wo sich früher der<br />
Olbersturm erhob, befand sich<br />
ein tiefer Brunnen. Eine andere<br />
Leitung war die Kalberbach. Ihre<br />
Quellen lagen am Giersberg<br />
„in den Krappen“, auch „Kalber<br />
Kroppen“ genannt. Durch<br />
bleierne Röhren wurde das<br />
Wasser bis zum Markt geleitet.<br />
Durch sie wurden eine Anzahl<br />
Laufbrunnen, Feuerlöschbecken<br />
und Viehtränken – sogenannte<br />
„Kompe“ – gespeist. Zwei offene Wasserbehälter der Kalberbach,<br />
die „oberste“ und die „niederste Kalberbach“, die<br />
bereits 1455 erwähnt sind, standen auf dem Markt. Es waren<br />
mit eisernen Reifen beschlagene Holztröge, die für die<br />
Hygiene des Marktes eine große Rolle spielten.<br />
Die „Grobe“ am Markt, der alte Siegener Laufbrunnen,<br />
war ein beliebter Unterhaltungsplatz Wasser holender<br />
Frauen. Der Name „Grobe“ ist von „Krappe“ oder „Kroppe<br />
„herzuleiten. Zur Grobe hinauf führte von der Kölner<br />
Straße aus die „Hocketreppe“, die ihren Namen daher hatte,<br />
weil auf ihr stets Frauen hockten, die Obst, Butter und<br />
Käse feilboten. Im Jahre 1877 verschwand diese Anlage,<br />
um den Vorbereitungen für die Denkmalsaufstellung der<br />
„Germania“ Platz zu machen, die wiederum nach 15 Jahren<br />
dem Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm I. Platz machen<br />
musste, das bis zum Zweiten Weltkrieg dort stand.<br />
Im Jahre 1482 wird unterhalb des Rathauses ein Ziehbrunnen<br />
erwähnt, der immer wieder auf den bekannten<br />
Marktbildern von Wilhelm Scheiner zu sehen ist.<br />
„Um dat Mart“, „by dem Marte“ hieß der Platz rund um<br />
das Rathaus, wo man auch feste „Gademen“ (Verkaufsstände)<br />
aufbaute. Der Bottermarkt, der Saumarkt, der Salzmarkt<br />
sind Namen, die rund ums Rathaus zu finden waren<br />
und wo die Brunnen standen. Zu dem heutigen Brunnen<br />
auf dem Markt möchte ich eine Geschichte von Inge Göbel<br />
zitieren (Seite 28).<br />
Als dritte Leitung wurde 1652 der sogenannte Eisborn<br />
bei Fickenhütten (jetzt Weidenau) von Graf Moritz<br />
in den Hof des Unteren Schlosses geführt. Noch im ►<br />
26 durchblick 3/<strong>2007</strong>
Siegen<br />
18. Jahrhundert befand sich hier ein Marmorbassin mit<br />
einem Springbrunnen. Dann verfiel er nach dem Tode der<br />
letzten Fürstin von Nassau-Siegen und wurde entfernt.<br />
Der Mühlenborn oder „der Born vor den Banken“<br />
existierte noch im 19. Jahrhundert vor der hinteren unteren<br />
Ecke des Rathauses und dem Siegener Hof. Seinen Namen<br />
trägt er vermutlich von der alten Rossmühle, die sich in<br />
seiner unmittelbaren Nähe befand, auf der die Bürger ihr<br />
Korn, von einem Roß angetrieben, mahlen konnten.<br />
Der Name „vor den Banken“ hatte er wohl daher, dass<br />
früher unterhalb des Rathauses die Fleischbänke gestanden<br />
haben, die 1529 zuerst urkundlich bezeugt sind. In den<br />
Zunftlagerbüchern von 1801 und 1807 wird der Brunnen<br />
noch erwähnt. In den Nachkriegszeiten wurde der Brunnen<br />
bei Kabelverlegungsarbeiten in der Löhrstraße und Barstewende<br />
am hinteren Kornmarkt wenige Meter vom Rathaus<br />
wieder entdeckt.<br />
Einer der ältesten Stadtbrunnen ist der „Klosborn“,<br />
erstmals 1467 urkundlich erwähnt als der Born in der<br />
Oberstraße. Erst 1538 wird er nach einem erfolgten Umbau<br />
als „St. Clausbrunnen“ bezeichnet und ist unter diesem Namen<br />
bekannt geblieben. Die städtische Hospitalrechnung<br />
vom Jahre 1772 vermerkt die genaue örtliche Lage. Sie<br />
gibt an, dass der Born bei dem Hause Oberstraße 376, das<br />
zuletzt als „Gierschmanns Haus“ bekannt war, gelegen hat.<br />
Er war mit einer Zugvorrichtung eingerichtet, die zum Heraufziehen<br />
des Wassers mit Eimern diente. In den Zunftlagerbüchern<br />
aus der Zeit um 1700 wird er sehr oft als<br />
„Clas“ oder Nikolasbrunnen erwähnt. Wahrscheinlich lag<br />
der Brunnen zu der Zeit auf einem Kirchengrundstück, so<br />
dass seine Bezeichnung von dem Namen der Nikolaikirche<br />
abgeleitet worden ist. Aus Stadtrechnungen für die Instandhaltung<br />
und Umbauten der Brunnen ist zu entnehmen, dass<br />
im Jahre 1482/83 dieser Brunnen, „der born offme marte“,<br />
der „born vor den benken“ gründlich erneuert, ausgemauert<br />
und mit Brunnenhäuschen versehen wurden. Im Jahre1839<br />
wurde auf dem Brunnen ein neues Schieferdach angefertigt,<br />
also hatte der Brunnen noch im 19. Jahrhundert innerhalb<br />
der Stadt eine große Bedeutung und war als Ziehbrunnen<br />
damals noch in Benutzung.<br />
Er ist sicherlich nach Anlegung der Siegener Wasserleitung<br />
in den Jahren 1888/89 verschlossen worden. In<br />
den beiden letzten Kriegsjahren wurde der Brunnen wieder<br />
geöffnet, um die in den nahe gelegenen Hochbunkern<br />
lebende Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Kurz vor<br />
Kriegsende stürzte ein Kind in den Schacht und ertrank.<br />
Die Bemühungen der Feuerwehr zur Bergung des Leichnams<br />
hatten zunächst keinen Erfolg, weil der Wasserstand<br />
auch durch intensives Pumpen nicht gesenkt werden konnte.<br />
Damals wurde auch festgestellt, dass der Brunnen 17<br />
Meter tief ist und der Wasserspiegel bei 8 Meter Tiefe liegt.<br />
Schließlich konnte das tote Kind mit langen Suchstangen<br />
geborgen werden. Nach Kriegsende musste der Brunnen<br />
aus Sicherheitsgründen wieder abgedeckt werden. In<br />
den fünfziger Jahren waren auf einem Gelände, das von<br />
Burgstraße, Bickener Wende, Oberstraße und Höhstraße<br />
begrenzt wird, nach vorausgegangener Enttrümmerung,<br />
Bauarbeiten im Gange, wobei der alte Brunnen, der mit<br />
einer geriffelten Eisenplatte verschlossen war, wieder entdeckt<br />
und beseitigt wurde.<br />
Der „Born in der Badestube“ lieferte das Wasser für die<br />
Badestuben. In Siegen bestand eine oberste und niederste<br />
Badestube. Sie hatten nicht nur die Aufgabe, den Bürgern<br />
die körperliche Reinigung zu ermöglichen, sondern es<br />
wurden in ihnen von Amtleuten und Bürgermeistern auch<br />
Beratungen abgehalten Die Gasse, an welcher beide gelegen<br />
waren, hieß die Badstubenwende („Barstewende“),<br />
urkundlich 1455 erwähnt. Die alten Stadtrechnungen enthalten<br />
häufig Ausgaben, welche durch die Badestuben veranlasst<br />
wurden, die allerdings mit dem Jahre 1620 aufhören.<br />
Um 1848 wurde der sehr tiefe Brunnen der Badestuben<br />
geleert und gereinigt.<br />
►<br />
Brunnen in der Alten Poststraße, mit Skulpturen des Wittgensteiner<br />
Künstlers Wolfgang Kräuter<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 27
Weitere Brunnenanlagen sind im Zuge der Enttrümmerung<br />
in der Löhr-, Post-, Kohlbett- und Kölner Straße<br />
entdeckt worden und es fanden sich eine ganze Reihe<br />
von Hausbrunnen und viele gut erhaltene, alte Brunnenschächte<br />
in der Altstadt, so zum Beispiel den Born in<br />
der Weberstraße, den Born in der Hundgasse, den Born<br />
in der Höhstraße, den Born bei des Fischers Haus, den<br />
Born bei des Greben Haus, den Born vor Hellingshaus<br />
und den Born vor dem alten<br />
Rentmeisterhaus.<br />
Auch die Poststraße besaß<br />
einen der vielen Brunnen der<br />
Oberstadt. In den dreißiger<br />
Jahren hat man ihn neu gefasst<br />
und mit der Figur eines Bergmanns<br />
versehen. Der Brunnen<br />
musste verkehrstechnischen Erwägungen<br />
weichen. Heute steht<br />
an der Stelle ein Brunnen mit<br />
Schäfer und Kühen und ist ein<br />
beliebter Erholungsplatz.<br />
Von den Brunnen außerhalb<br />
der Stadtmauern hat dann der<br />
sogenannte „Butterborn“ eine<br />
gewisse Berühmtheit erlangt.<br />
Er lag am Löhrtor, dort wo die<br />
Hainstraße in die Flurenwende<br />
einmündet und die Gerber an<br />
der Löhrstraße für ihre Lederbereitung<br />
das Wasser aus diesem<br />
Brunnen holten.<br />
In der Stadt befanden sich<br />
Kopfzeile Siegen<br />
Der neue Brunnen am Maat<br />
Vor einiger Zeit standen zwei Frauen<br />
vor dem Café Harr am Marktplatz. Ihre<br />
Aufmerksamkeit galt dem neuen Brunnen.<br />
Plötzlich fing eine laut an zu schimpfen:<br />
„Nu guck dr dat doch emaol a. Dä basst<br />
doch överhaupt net he hin. Do hinne de<br />
schörne ahle Kirche om davor dat scheppe<br />
Denge. Nä. Nä, ich ka mech richtig offrähje<br />
on wenn mer da och noch bedengt, wat dat<br />
gekostet häd. Et es en Schandal!“<br />
„Jo, jo“, versuchte die andere die<br />
Schimpfende zu beruhigen „Du häst jo<br />
Rääscht, aber wade doch erscht emo ab,<br />
bis dat dat Stangegerüst vam Bronne ford<br />
es, da sejht hä geweß noch ganz manierlich<br />
us.“<br />
Inge Göbel<br />
neben den Brunnen offene und überwölbte Wasserbehälter,<br />
sogenannte „Kompe“, die zum Tränken des Viehs, aber<br />
auch bei Ausbruch von Bränden benutzt wurden. Hier ist zu<br />
nennen die bereits erwähnten Wasserbehälter der Kalberbach,<br />
die Tränke auf dem Pfuhl. Nach der Stadtrechnung<br />
wurde diese Tränke 1514/1515 angelegt und war in der<br />
letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch vorhanden. Auch<br />
der grüne Pfuhl, jener zwischen Kohlbett und Löhrstraße<br />
Herbst-<br />
Gefühle<br />
unsere neue Kollektion<br />
wird Sie begeistern.<br />
Wir führen bis Größe 52<br />
w o m a n<br />
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liegende, ziemlich große, mit Häuser umgebene viereckige<br />
Platz verdankt seinem Namen einem noch in der letzten<br />
Hälfte des 17. Jahrhunderts dort vorhandenen, ummauerten<br />
Behälter, dessen Wasser stets grün überzogen war.<br />
Etwa gegen Ende des 16. Jahrhunderts erforderte der<br />
durch Bevölkerungszunahme gestiegene Bedarf eine Erweiterung<br />
der Wasserversorgung. Es wurde eine Druckleitung<br />
vom Mühlenteich am Kölner<br />
Tor in die Oberstadt angelegt, in die<br />
ein durch Wasserkraft betriebenes<br />
Pumpwerk aus einem Brunnen das<br />
Wasser bis zur Kalberbach pumpte.<br />
Diese Anlage nannte man Brunnenkunst<br />
oder Wasserkunst, später<br />
„Kunst“. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
wurde die Siegener Kunst<br />
mit Dampfkraft betrieben.<br />
Manche lustige, aber auch gruselige<br />
Geschichten und Legenden<br />
werden über alte Brunnen erzählt.<br />
So zum Beispiel hat ein Bäckermeister<br />
in der Zeit, als es noch keine<br />
modernen Kühlschränke gab,<br />
einen alten Brunnenschacht in der<br />
Poststraße aufgeschlitzt und bewahrte<br />
in der kühlen Tiefe seine<br />
verderbliche Ware auf.<br />
Um den St. Clausbrunnen in der<br />
Oberstraße gibt es zwei Legenden.<br />
Im Zusammenhang mit seinem Namen<br />
ist es ohne Zweifel kein bloßer Zufall, dass dieser<br />
Brunnen gerade als derjenige bezeichnet wird, aus welchem<br />
die kleinen Kinder kommen sollen. Die andere Legende<br />
besagt, dass zum Bau des Nikolaikirchturms, der in<br />
den Jahren von 1456 bis 1462 stattfand, in der Oberstraße<br />
die Steine gebrochen worden sind. Dabei sei eine Wasserader<br />
angeschlagen worden, die den entstandenen Steinbruch<br />
mit Wasser füllte und den Clausbrunnen entstehen<br />
ließ.<br />
Von dem Brunnen unter dem Olbersturm wird von dem<br />
„Jungfer Kuß“ erzählt, das heißt über dem Turm war die<br />
sagenhafte „Jungfer“ erbaut, ein Folterwerkzeug, das die<br />
zum Tode Verurteilten zerstückelte und die Leichenteile<br />
dann in den Brunnen warf.<br />
Heute sind die alten Brunnen versiegt. An manchen<br />
Stellen, wo einst alte Brunnen standen, befinden sich Zierbrunnen,<br />
an denen die Bürger vom geschäftlichen Leben,<br />
vom alltäglichen Treiben eine Ruhepause machen können,<br />
und die vielleicht auch etwas zu erzählen haben.<br />
Dorothea Istock<br />
28 durchblick 3/<strong>2007</strong>
Unterhaltung<br />
Kleine Betrachtung<br />
Wieder einmal machte ich meinen Spaziergang an der<br />
Linde vorbei. Vorige Woche hatte sie noch ihren süßen<br />
Blütenduft verstreut und honigähnlichen Saft auf die darunter<br />
stehenden Autos getropft. Sehr zum Leidwesen der<br />
Besitzer.<br />
Heute hatte sie bereits ihren Fruchtstand erreicht und<br />
viele, viele runde Knöllchen schaukelten im warm-lauen<br />
Sommerwind. Plötzlich<br />
war die Kindheit<br />
wieder da! Ich sah uns<br />
in kurzen Kleidchen<br />
und Kniestrümpfen<br />
unterm Lindenbaum<br />
tollen.<br />
Ruckartig riss die Verbindung von Hündchen und Leine.<br />
Das kleine Knöllchen fiel zu Boden.<br />
Ich wischte mir die Hand und wusste in dem Moment<br />
nicht, ob ich mich albern oder auch ein wenig glücklich<br />
fühlte.<br />
Inge Göbel<br />
Wollen wir nicht<br />
„Hündchen an der Leine“<br />
spielen? Welches<br />
Hündchen am längsten<br />
tanzt, hat gewonnen.<br />
Oh, ja, alle waren begeistert.<br />
Heute war ich alleine,<br />
ich schaute mich<br />
nach allen Seiten um,<br />
denn ich wollte nicht,<br />
dass jemand mein<br />
törichtes Vorhaben<br />
beobachten konnte.<br />
Mit einer raschen<br />
Bewegung riss ich ein<br />
paar dieser Knöllchen<br />
von einem unteren<br />
Ast. Vorsichtig, ganz<br />
behutsam löste ich<br />
nun das Bällchen von<br />
dem kleinen Stiel. Ich<br />
drückte das Stielchen<br />
mit seinem klebrigen<br />
Ende fest auf meine<br />
Handoberseite.<br />
Ein kaum sichtbares,<br />
extrem dünnes<br />
Fädchen hielt das Bällchen<br />
fest. Dann ließ<br />
ich es laufen, immer<br />
rund um das Stielchen.<br />
Leise summte ich das<br />
Liedchen vom Hündchen<br />
an der Leine,<br />
ein altes Kinderlied.<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 29
Besinnliches<br />
Adieu, Servus und Goodbye!<br />
Gedanken über die großen und kleinen Abschiede im Leben<br />
Die Vielfalt von Abschieden<br />
Wann haben<br />
Sie zum letzten<br />
Mal Abschied<br />
genommen? Von<br />
wem oder was<br />
haben Sie sich<br />
da verabschiedet?<br />
Von einem<br />
geliebten Menschen,<br />
einem<br />
guten Freund,<br />
einem treuen<br />
Tier, einem materiellen<br />
Wert, einer<br />
gewohnten Umgebung,<br />
einem<br />
besonderen Lebensabschnitt,<br />
einem Gesundheitszustand<br />
oder<br />
Bildquelle: Wikipedia.de<br />
vielleicht von<br />
einer lang gehegten Hoffnung? War es ein unfreiwilliges<br />
Abschiednehmen müssen oder ein von Ihnen selbst herbeigeführter?<br />
Kam er plötzlich oder konnten Sie sich auf<br />
ihn vorbereiten? War es ein Abschied auf Zeit oder war er<br />
endgültig und unumkehrbar? Bedeutete er für Sie Verlust<br />
oder Befreiung? Haben Sie gerne Abschied genommen<br />
oder war er mit Schmerz und Trauer verbunden? Wurde<br />
er intensiv wahrgenommen oder kam er schleichend und<br />
unbemerkt? War es ein ruhiger und besonnener Abschied<br />
oder aufwühlend und herausfordernd? Ein notwendiger<br />
und akzeptierbarer oder ein völlig fassungsloser und unverständlicher?<br />
Haben Sie<br />
einen bevorstehenden Abschied<br />
vielleicht verdrängt<br />
und damit versäumt, rechtzeitig und bewusst Abschied zu<br />
nehmen oder gab Ihnen das Schicksal zum Abschiednehmen<br />
gar keine Chance?<br />
Wie es auch sei, mit diesen zahlreichen Fragestellungen<br />
möchte ich veranschaulichen, wie unterschiedlich, ja facettenreich<br />
Abschiednehmen ist, wenn wir unser Leben<br />
nur einmal etwas genauer betrachten. Abschiede, ob große<br />
oder kleine, erhoffte oder schmerzvolle, bewusste oder unbemerkte,<br />
verständliche oder für uns sinnlose, Abschiednehmen<br />
zieht sich wie ein roter Faden durch unser ganzes<br />
Leben und ist eine immer wiederkehrende Lebensaufgabe<br />
zwischen Geburt und Tod und oft genug eine große Herausforderung,<br />
die uns das Leben stellt. Bei aller Vielfalt in<br />
den Ursachen und der Art und Weise, wie wir Abschiede<br />
erleben und erfahren (müssen), eines haben sie immer gemeinsam:<br />
„Auf einmal ist nichts mehr wie es war.“<br />
Auf einmal ist nichts mehr wie es war<br />
Abschiednehmen ein Leben lang<br />
Abschied bedeutet Trennung, Trennung bedeutet Verlust,<br />
Verlust bedeutet loslassen und das Loslassen ist ein<br />
nicht immer, aber meist doch mit Trauer und Schmerz verbundener<br />
Prozess. Er ist zu vergleichen mit einem Erdbeben<br />
und seinen auf der Richterskala abzulesenden, unterschiedlich<br />
starken Erschütterungen und dessen oft noch<br />
vielen kleinen Nachbeben. Im Grunde genommen fängt das<br />
Abschiednehmen ja schon mit der Geburt an, denn die Mutter<br />
muss ihr Kind, damit es eigenständig leben kann, gewissermaßen<br />
loslassen (entbinden) und das Kind muss sich<br />
von der schützenden Geborgenheit, die es im Mutterleib<br />
erfahren hat, verabschieden. Die Geburt ist ein freudiges<br />
Ereignis, das jedes Jahr aufs Neue gefeiert wird, aber sie ist<br />
verbunden mit einer körperlich und seelisch schmerzhaften<br />
Trennung und für den neugeborenen Erdenbürger ganz am<br />
Anfang seines Lebens sein erster Abschied, der von der<br />
engsten Verbundenheit mit seiner Mutter. Und dieses Abschiednehmen<br />
wird von nun an sein Leben begleiten, denn<br />
er wurde, wie alle Lebewesen auf dieser Erde, hineingeboren<br />
in den sich ständig bewegenden Strom von Raum<br />
und Zeit, in dem Veränderung und Vergänglichkeit und mit<br />
ihnen eng verbunden das Abschiednehmen den Lauf des<br />
Lebens mitbestimmen. Sehr treffend hat das schon der griechische<br />
Philosoph Heraklit (550-480 v.Chr.) formuliert, als<br />
er feststellte: „Du steigst nicht zweimal in den gleichen<br />
Fluss, denn alles fließt und nichts bleibt.“<br />
Wenn von Abschiednehmen die Rede ist, denken wir<br />
Menschen in den meisten Fällen zuerst an den endgültigen<br />
und unumkehrbaren Abschied, den Tod. Schauen wir aber<br />
richtig hin, erkennen wir, dass das Leben durchwoben ist<br />
von Abschieden. Rückblickend auf diesen Punkt hin einmal<br />
durchleuchtet, wird<br />
uns dies sehr schnell deutlich,<br />
wie viele, ungezählte<br />
Stationen es in unserem Leben schon gab, wo wir etwas<br />
loslassen mussten und Abschied genommen haben, oft genug<br />
verbunden mit einem Neuanfang. Dabei waren es nicht<br />
immer nur die großen Abschiede, die unser Leben prägten<br />
und herausforderten, sondern auch die vielen kleinen, oft<br />
unbemerkten Veränderungen, die etwas von Abschiednehmen<br />
in sich bergen und unser Leben mit beeinflusst haben.<br />
Es waren so kleine Schritte in der Kindheit, wie das<br />
letzte Mal gestillt werden, der erste Brei, das letzte Mal<br />
krabbeln, die ersten Schritte, der erste Morgen im Kindergarten,<br />
alleine, ohne Mama und Papa. Aber auch die schon<br />
etwas größeren Veränderungen und Einschnitte, wie das<br />
Ende der Kindergartenzeit und der Eintritt ins Schulleben,<br />
die Beendigung der Schulzeit in ihren individuellen Phasen<br />
und der Beginn einer Berufsausbildung. Der Auszug<br />
aus dem Elternhaus und der Einzug in die erste eigene ►<br />
30 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Wohnung. Der Abschluss der Berufsausbildung und der<br />
Start in das oft wechselvolle Berufsleben mit seinen wiederum<br />
eigenen Abschlüssen und Neuanfängen. Das Ausscheiden<br />
aus dem aktiven Berufsleben und der Eintritt in<br />
den Ruhestand. Und zu all diesen auf der Lebensleiter eines<br />
Menschen „üblichen“ und auch notwendigen Abschiedsstufen<br />
kommen noch viele andere Situationen und Umstände,<br />
wo es heißt Abschied zu nehmen und sich zu trennen.<br />
So z.B. den von der ersten großen Liebe oder einer alten<br />
Freundschaft, der Abbruch einer festen Beziehung oder das<br />
Scheitern einer Ehe. Aber auch viele andere schicksalsbedingte<br />
Ereignisse, wie ein notwendig gewordener Umzug<br />
oder gar der Verlust der Heimat sind Abschiede, die unser<br />
Leben verändern und uns selbst nachhaltig prägen. Dabei<br />
ist eines gewiss, je länger wir leben und mit der steigenden<br />
Anzahl an Lebensjahren wächst auch die Anzahl der Abschiede,<br />
die wir erfahren (müssen), und mit ihnen wird uns<br />
immer deutlicher bewusst, dass alles Leben einem ständigen<br />
und unaufhaltsamen Wandel unterworfen ist.<br />
Der letzte Abschied<br />
Zusätzlich aber, zu all diesen vielfältigen und individuellen<br />
Abschieden, die wir in unserem Leben zu bewältigen<br />
haben, stehen wir immer wieder, oft plötzlich und unerwartet,<br />
vor dem letzten und wohl schwersten Abschied. Es ist<br />
die Begegnung mit Gevatter Tod. Er kommt und zwingt uns<br />
unerbittlich, ohne dass wir uns wehren und ihm ausweichen<br />
können, den endgültigen Abschied auf, die schmerzhafte<br />
Trennung von einem uns nahestehenden und geliebten<br />
Menschen. Aber nicht nur das Abschiednehmen von einem<br />
uns vertrauten Menschen ruft Schmerz und Trauer hervor,<br />
nein, auch der von einem Haustier, sei es ein Hund oder<br />
eine Katze, treue Wegbegleiter auf unserem Lebensweg<br />
für eine kurze und befristete Zeit. Der Abschied durch den<br />
Tod ist vielleicht die größte Herausforderung, die uns das<br />
Leben abverlangt. Ganz besonders aber dann, wenn Gevatter<br />
Tod es nicht abwarten kann, viel zu früh ins Leben<br />
tritt und ein gerade erst begonnenes, blühendes und noch<br />
junges Leben, ein Kind oder junger Erwachsener, durch<br />
eine unheilbare Krankheit oder einen tragischen Unfall,<br />
ein vorzeitiges, für uns völlig unfassbares, unvollendetes<br />
Besinnliches<br />
Bildquelle: Pixelquelle.de<br />
und damit sinnloses Ende findet. Insbesondere in solch<br />
einschneidenden Lebenssituationen erfahren wir mit radikaler<br />
Härte, ohnmächtig und schmerzhaft zugleich, die<br />
Unbeständigkeit unseres Daseins und die Zerbrechlichkeit<br />
aller Beziehungen.<br />
In ihrem Buch „Trauern“ (S.172) schreibt die bekannte<br />
Psychotherapeutin Verena Kast: „Der Tod ragt immer<br />
ins Leben hinein. Ständig verlieren wir etwas, müssen wir<br />
loslassen, verzichten, uns voneinander trennen, etwas aufgeben.<br />
Immer wieder ist das Leben verändert, müssen wir<br />
Vertrautes verlassen, uns den Veränderungen stellen.“ Und<br />
unsere Erwartungen an das Leben? Sind sie nicht genau<br />
das Gegenteil? Wir erhoffen uns doch ein Leben in Gleichmaß<br />
und Regelmäßigkeit. Wir streben nach Beständigkeit,<br />
suchen Halt und Verlässlichkeit in unseren Beziehungen.<br />
Neben Glück und Erfolg stehen Vertrauen, Zuverlässigkeit,<br />
Sicherheit und Stabilität im Vordergrund unserer Lebenserwartung.<br />
Und wie sieht die Realität aus? So wie das<br />
Leben (mit uns) spielt, scheint nur eines sicher zu sein:<br />
Das Einzige, was es im Leben an Beständigkeit gibt, ist<br />
die Unbeständigkeit.<br />
►<br />
durchblick 3/ <strong>2007</strong> 31
Besinnliches<br />
Abschiedlich leben<br />
In der Auseinandersetzung mit dieser Unbeständigkeit,<br />
den ständigen Veränderungen und Abschieden im Leben,<br />
prägte der deutsche Philosoph Wilhelm Weischedel<br />
(1905-1975) in seinem letzten Buch „Skeptische Ethik“<br />
den Begriff der „Abschiedlichkeit.“ Er schreibt: „Die Abschiedlichkeit<br />
ist die gemäße Antwort des Skeptikers auf<br />
den Anblick der Vergänglichkeit, die alles Wirkliche bestimmt<br />
und durchherrscht.“ Für ihn ist „abschiedlich leben“<br />
eine Grundhaltung des Menschen, zusammen mit Offenheit<br />
und Verantwortlichkeit, angesichts<br />
dessen, dass wir sterben müssen.<br />
Für Weischedel ist „Abschiedlichkeit“<br />
eine durchgängige Distanz<br />
des Menschen zu sich selbst und<br />
zur Welt. Auch wenn ich dieser<br />
skeptischen Grundeinstellung, „abschiedlich<br />
zu leben“, zustimmen<br />
kann, so ist sie für mich aber nur eine<br />
Seite der „Abschiedlichkeitsmedaille“,<br />
die negative, nämlich das<br />
Bewusstsein von Unbeständigkeit<br />
und Vergänglichkeit.<br />
Die andere Seite aber ist die<br />
positive, die der bewusst gelebten<br />
Achtsamkeit und dem Mitgefühl<br />
allem Leben gegenüber, denn im<br />
Bewusstsein, „abschiedlich zu leben“,<br />
erfahren wir das Leben auch<br />
intensiver, werden unsere bestehenden<br />
Beziehungen wertvoller<br />
und erlebte Augenblicke kostbarer.<br />
Wie oft erkennen wir immer erst<br />
Bildquelle: Pixelquelle.de<br />
Stufen<br />
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend<br />
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,<br />
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.<br />
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,<br />
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern<br />
In andre, neue Bindungen zu geben.<br />
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.<br />
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,<br />
An keinem wie an einer Heimat hängen,<br />
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,<br />
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.<br />
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise<br />
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,<br />
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,<br />
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.<br />
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde<br />
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,<br />
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...<br />
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!<br />
(Hermann Hesse)<br />
dann, was wir wirklich besitzen, wenn wir es verlieren, sei<br />
es ein Mensch, ein Tier oder ein Zustand. Ich erinnere nur<br />
(!!) an unsere Gesundheit. Wenn wir uns bewusst werden,<br />
keine Schmerzen zu spüren, allein dieser Gedanke kann uns<br />
positiv stimmen, denn aus Erfahrung wissen wir, die Abwesenheit<br />
von Schmerzen ist keine Selbstverständlichkeit.<br />
Und was für die Schmerzen gilt, gilt auch für viele andere<br />
Dinge in unserem Leben. Daran sollten wir stets denken.<br />
Deshalb, wenn wir beide Seiten der „Abschiedlichkeitsmedaille“<br />
betrachten, heißt „abschiedlich leben“, die Welt so<br />
wahrzunehmen wie sie ist, das Leben mit allen Höhen und<br />
Tiefen, d.h. in seiner ganzen Fülle erfahren und zu gestalten,<br />
auch das Abschiednehmen, denn ...<br />
Festhalten oder loslassen<br />
....entscheidend im Umgang und in der Bewältigung<br />
eines Abschiedes ist unsere innere Einstellung, die wir zu<br />
ihm aufbauen. Festhalten oder loslassen. Wir können uns<br />
mit allen Fasern gegen ihn wehren, ihn nicht wahrhaben<br />
wollen, ihn verdrängen, ignorieren und uns am Verlorengegangenen<br />
festklammern, es nicht loslassen und freigeben.<br />
Aber durch diese Position erschweren und verlängern wir<br />
den Abschied und blockieren uns für einen möglichen (und<br />
vielleicht auch nötigen) Neuanfang. Wir können ihn aber<br />
auch (schweren Herzens) annehmen und akzeptieren, uns<br />
der Krise und der Trauer stellen, beides in einer für uns angemessenen<br />
Zeit innerlich verarbeiten, uns langsam loslösen<br />
von dem, was wir verloren haben, und ihm einen festen<br />
Platz in unserer Erinnerung einräumen. Damit öffnen wir<br />
uns, werden f r e i und wieder fähig für neue Aufgaben,<br />
Chancen und Begegnungen.<br />
Abschiede sind wie<br />
Lebensstufen<br />
All meine einfachen Gedanken<br />
über das Abschiednehmen hat<br />
Hermann Hesse in seinem wohl<br />
bekanntesten und, wie ich finde,<br />
auch schönsten Gedicht poetisch<br />
wunderbar geformt zum Ausdruck<br />
gebracht. Er hat, wenn ich richtig<br />
informiert bin, lange Zeit an<br />
diesem Gedicht „gefeilt“, nicht<br />
zuletzt, weil es ihm in seiner Lebenseinstellung<br />
wichtig war. Deshalb<br />
möchte ich, auch wenn das<br />
Gedicht hinreichend bekannt ist,<br />
meinen Beitrag mit ihm beschließen<br />
und Sie als Leserin und Leser<br />
anregen, es (wieder einmal) aufmerksam<br />
zu lesen.<br />
Eberhard Freundt<br />
32 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Besinnliches<br />
Menschenwürde bis zum Schluss?<br />
Ein Thema, mit dem früher oder später jeder Mensch konfrontiert wird<br />
„Zu Hause im Kreis meiner Familie und Freunde, in<br />
Würde und ohne Schmerzen, so möchte ich, wenn es einmal<br />
soweit ist, sterben.“ Das ist der Wunsch und die Hoffnung<br />
der meisten Menschen. Aber die Realität sieht oft anders<br />
aus. In Deutschland sterben über 70% der Menschen<br />
in Krankenhäusern oder Pflegediensteinrichtungen.Warum<br />
ist das so und welche Umstände führen dazu?<br />
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Angefangen<br />
beim Einsatz der heutigen modernen Gerätemedizin, wo<br />
sich oft die Frage stellt, ob durch ihre Anwendung nicht<br />
das Leben, sondern nur das Sterben (unwürdig?) verlängert<br />
wird, bis hin zum persönlichen Umfeld des sterbenden<br />
Menschen und seinen Angehörigen und ihre Einstellung<br />
zu Tod und Sterben. Oft genug klammern sich<br />
Schwerstkranke und ihre Angehörige, verständlicherweise,<br />
an jede nur erdenkliche Behandlungsmöglichkeit, die<br />
ihnen ein Stück Hoffnung auf eine nochmalige Besserung<br />
gibt, obwohl es aus medizinischen Gründen ausweglos<br />
ist. Durch das Verdrängen, dem nicht wahr haben wollen<br />
des bevorstehenden Todes, wird aber oft auch die Chance<br />
vertan, dem Sterben einen ganz persönlichen Raum zu<br />
geben und untrennbar verbunden mit ihm die kostbare<br />
Zeit Abschied zu nehmen, solange dies noch möglich<br />
ist. Ein weiterer Grund<br />
ist, dass viele Betroffene<br />
überhaupt nicht wissen,<br />
welche medizinischen<br />
Möglichkeiten, psychologische<br />
Hilfen und begleitende<br />
Unterstützung<br />
es für sie gibt, einem sterbenden<br />
Angehörigen seinen letzten Wunsch zu erfüllen, zu<br />
Hause zu sterben. Wir alle wissen es, das Sterben gehört<br />
zum Leben. Es ist sozusagen fester und letzter Bestandteil<br />
unseres Lebens. Und wie in unserem ganzen Leben, so<br />
ist auch in dieser letzten Lebensphase viel Menschliches,<br />
allzu Menschliches, aber auch Unmenschliches zu beobachten.<br />
Um die Öffentlichkeit hierüber zu informieren, veranstaltet<br />
die Ambulante ökumenische Hospizhilfe Siegen e.V.<br />
vom 4. bis 11. November <strong>2007</strong> eine Hospizwoche mit dem<br />
Thema: „Menschenwürde bis zum Schluss?“ Im Mittelpunkt<br />
ihrer ambulanten Hospizarbeit steht die Begleitung<br />
und die Stärkung des einzelnen Menschen, damit er „sein<br />
Sterben leben kann“, nach Möglichkeit zu Hause und im<br />
Kreise seiner Angehörigen und Freunde.<br />
Eberhard Freundt<br />
57072 Siegen ● Alte Poststraße 21<br />
Tel. 0271 - 5 20 09<br />
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durchblick 3/ <strong>2007</strong> 33
Lebensbild<br />
Flucht aus dem Gefängnis durch das brennende Siegen<br />
Es gibt Geschichten, die erzählt werden, in Vergessenheit<br />
geraten und dann doch plötzlich viel später wieder auftauchen<br />
und sich in Erinnerung bringen. Ursula Mattern<br />
aus Weidenau hat dem durchblick eine solche Geschichte<br />
erzählt, die sie von ihrer Mutter gehört hat.<br />
Ihr Elternhaus steht in der Siegstraße, gegenüber der<br />
Firma Gebrüder Berg. Das Gasthaus Bredenbeck, durch<br />
mehrere Generationen im Familienbetrieb geführt, war ein<br />
traditionsreiches Haus, an dessen Tanzsaal mit seinen Veranstaltungen<br />
sich alte Weidenauer noch gern erinnern.<br />
Die Geschichte geht zurück in das Kriegsjahr 1944: Es<br />
war immer Betrieb im Haus. Die Leute kamen in die Küche<br />
und an die Theke und besprachen die Lage. Mütter<br />
mit Kindern brachten ihre mit Teig belegten Bleche in die<br />
Backstube und die Brotmarken ins Geschäft.<br />
Ursel Bredenbeck war damals sechs Jahre alt und viel<br />
bei Verwandten in Wittgenstein. Aber an einiges erinnert<br />
sie sich noch genau, wenn sie an diese Zeit denkt: Ein 17-<br />
jähriger Junge, der manchmal mit am Tisch saß, kommt da<br />
ins Gedächtnis: „Das war ein holländischer Fremdarbeiter<br />
bei der Firma Röhrenwerke Berg“, erzählt sie. „Der kriegte<br />
trotz strengen Verbotes der Nazis öfter mal einen Teller<br />
Suppe, ein Butterbrot oder ein Mittagessen.“<br />
Der Junge ist Ursel Mattern im Gedächtnis geblieben.<br />
Sie denkt zurück:<br />
„Es muss Ende November gewesen sein. Auch der Holländer<br />
war wieder da, als die Mutter aufgeregt aus einem<br />
Zimmer kam. Sie rief: Es kam eben durchs Radio. Der Russe<br />
steht vor Berlin.“<br />
Dieser Satz, von dem<br />
ahnungslosen Holländer<br />
in der Firma Berg wiedergegeben,<br />
wurde ihr<br />
zum Verhängnis. Für<br />
die Nazis waren solche<br />
Nachrichten des feindlichen<br />
Senders Hetzparolen,<br />
deren Abhörung<br />
und Verbreitung schwer<br />
bestraft wurde. Noch am<br />
selben Tag wurde die<br />
Wirtin Luise Bredenbeck<br />
von zwei Männern der<br />
Gestapo abgeführt und<br />
zum Siegener Landgerichtsgefängnis<br />
im Unteren<br />
Schloss gebracht.<br />
Zu den beschämendsten<br />
Erinnerungen gehörten<br />
später für die Wirtsfrau<br />
die Märsche im Gleichschritt<br />
durch die Stadt, in<br />
den viel zu weiten Anstaltskleidern. Da standen Leute am<br />
Straßenrand, die sie ausgelacht haben, das blieb ihr im Gedächtnis.<br />
Sie hat später erfahren, dass der junge Holländer<br />
sich die Schuld daran gab, dass die Wirtin verhaftet und<br />
abgeführt wurde. Es war kurz vor Weihnachten und es ist<br />
anzunehmen, dass er - wie viele andere Gefangene - verfrüht<br />
entlassen wurde. Es gab keine Begegnung mehr.<br />
Luise Bredenbeck sollte wegen Volksverrats sechs Wochen<br />
hinter Gittern verbüßen. Aber dazu kam es nicht mehr.<br />
Am 16. Dezember 1944, als um 14.30 Uhr britische Lancasterbomben<br />
ihre vernichtende Fracht über Siegen abwarfen,<br />
wurden die 20 noch im Gefängnis inhaftierten Frauen von<br />
ihren Bewachern nach Hause geschickt. Da genügten die<br />
Worte: „Lauft weg so schnell ihr könnt.“ Und die junge Frau<br />
lief durch die brennende Stadt, über den Giersberg nach<br />
Weidenau zum Stollen an der Schlackenhalde, wo die Bewohner<br />
der Siegstraße bei Fliegeralarm Schutz suchten.<br />
Die zufällige Begegnung mit einer Nachbarin aus der<br />
Siegstraße und deren Augenzeugenbericht aus dem Stollen<br />
brachte für Ursel Mattern vor wenigen Monaten die bewegenden<br />
und dramatischen Momente im Leben der Mutter<br />
völlig unerwartet und lebendig zurück. „Da lief deine Mutter<br />
plötzlich mit ausgebreiteten Armen durch die Stollentür<br />
auf uns zu und rief: Ich bin frei.“<br />
„Die Worte der Frau brachten mir das Bild zurück, als<br />
sei ich dabei gewesen“, sagt Tochter Ursel. Sie fährt fort:<br />
„Dankbarkeit und Verwunderung darüber, dass sie aus<br />
diesem Inferno unversehrt nach Hause gefunden hat, hat<br />
meine Mutter ihr Leben lang begleitet.“<br />
►<br />
34 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Lebensbild<br />
Die Geschichte,<br />
die<br />
so ihre Eigendynamik<br />
entwickelt<br />
hatte,<br />
ist noch nicht<br />
zu Ende. Als<br />
Ursel Mattern<br />
Mitte der siebziger<br />
Jahre mit ihrem<br />
Mann, dem<br />
Weidenauer<br />
SPD-Stadtverordneten<br />
Ernst<br />
Ludwig Mattern,<br />
an einem<br />
Partnerschaftstreffen<br />
in Rijns-<br />
Luise Bredenbeck im Kriegsjahr 1944<br />
burg teilnahm,<br />
hielt Bürgermeister Fritz Neuss eine Ansprache. Und auch<br />
hier brachte sich die Geschichte der Luise Bredenbeck auf<br />
Umwegen in Erinnerung.<br />
Fritz Neuss erzählte von einem Erlebnis aus der Kriegszeit<br />
in Siegen im Winter 1944. Schon damals habe es Verbindungen<br />
zwischen Siegerländern und Holländern gegeben.<br />
Das habe er bei einem Weg in die Oberstadt erfahren<br />
können. Eine junge Frau, die er von früher kannte, habe am<br />
Dicken Turm neben dem Gerichtsgefängnis auf der Mauer<br />
gesessen und Kartoffeln geschält. Auf seine Frage habe sie<br />
ihm erzählt, warum sie festgenommen worden war.<br />
Fritz Neuss konnte damals nicht ahnen, dass die Tochter<br />
jener jungen Frau in Rynsburg mit ihm am Tisch saß. Er<br />
war ganz sicherlich ebenso erstaunt wie Ursel Mattern,<br />
die von dieser Begnung am Dicken Turm nichts gewusst<br />
hatte und nun noch etwas Neues aus dieser ganz privaten<br />
Kriegsgeschichte erfuhr.<br />
Die Wege des Holländers und der Gastwirtin hätten<br />
sich fast noch einmal gekreuzt. Luise Bredenbeck, die seit<br />
Anfang der sechziger Jahre in Paderborn lebte, war wieder<br />
einmal bei der Tochter in deren Elternhaus. Sie hatte<br />
ihre Geschwister in Kaan besucht und kam dann zurück,<br />
erzählt die Tochter. Mein Bruder sagte: „Der Holländer<br />
war hier und hat nach dir gefragt.“<br />
Wieder gab es keine hinterlassene Adresse. Ursel Mattern<br />
versucht jetzt, über das Siegener Stadtarchiv vielleicht<br />
doch noch etwas über den Mann zu erfahren, der nicht<br />
ahnen konnte, was er auslöste, als er, vom Gasthof Bredenbeck<br />
kommend, berichtete: „Der Russe steht vor Berlin.“<br />
Maria Anspach<br />
Foto: Vorländer, Siegen, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />
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Telefon: 02 71 /3 <strong>03</strong> 98 09<br />
Fax: 02 71 /3 <strong>03</strong> 98 11<br />
Verkauf Einbau Service<br />
„Recht auf gute und menschenwürdige Hilfe“<br />
Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesgesundheitsministerium<br />
initiierte „Charta der Rechte hilfe- und<br />
pflegebedürftiger Menschen“ stößt auf immer größeres Interesse.<br />
In weniger als drei Monaten wurden rund 150.000<br />
Exemplare der Broschüre bestellt.<br />
„Alle pflegebedürftigen Menschen haben das Recht,<br />
gute und menschenwürdige Hilfe zu erhalten“, erklärt die<br />
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
Ursula von der Leyen. „Die Charta der Rechte hilfe- und<br />
pflegebedürftiger Menschen macht deutlich, welche Rechte<br />
diese Menschen und ihre Angehörigen haben. Die große<br />
Nachfrage belegt den Informations- und Beratungsbedarf,<br />
wie gute Pflege konkret gestaltet werden kann…“<br />
Das BMFSFJ hat deshalb die Leitstelle Altenpflege beim<br />
Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin eingerichtet.<br />
Hier können Interessierte Informationen einholen und sich<br />
über Beispiele guter Praxis unterrichten lassen.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Die Leitstelle<br />
Altenpflege erreichen<br />
Sie telefonisch, per<br />
Mail oder auch per<br />
Internet.<br />
Kontakt:<br />
Deutsches Zentrum für<br />
Altersfragen<br />
Leitstelle Altenpflege<br />
Manfred-v.-Richthofen-<br />
Straße 2,<br />
12101 Berlin<br />
Tel. <strong>03</strong>0/260740-90<br />
E-Mail:<br />
leitstelle-altenpflege@<br />
dza.de<br />
Internet: www.dza.de<br />
durchblick 3/<strong>2007</strong> 35
Lebensbild<br />
Die Geschichte,<br />
die<br />
so ihre Eigendynamik<br />
entwickelt<br />
hatte,<br />
ist noch nicht<br />
zu Ende. Als<br />
Ursel Mattern<br />
Mitte der siebziger<br />
Jahre mit ihrem<br />
Mann, dem<br />
Weidenauer<br />
SPD-Stadtverordneten<br />
Ernst<br />
Ludwig Mattern,<br />
an einem<br />
Partnerschaftstreffen<br />
in Rijns-<br />
Luise Bredenbeck im Kriegsjahr 1944<br />
burg teilnahm,<br />
hielt Bürgermeister Fritz Neuss eine Ansprache. Und auch<br />
hier brachte sich die Geschichte der Luise Bredenbeck auf<br />
Umwegen in Erinnerung.<br />
Fritz Neuss erzählte von einem Erlebnis aus der Kriegszeit<br />
in Siegen im Winter 1944. Schon damals habe es Verbindungen<br />
zwischen Siegerländern und Holländern gegeben.<br />
Das habe er bei einem Weg in die Oberstadt erfahren<br />
können. Eine junge Frau, die er von früher kannte, habe am<br />
Dicken Turm neben dem Gerichtsgefängnis auf der Mauer<br />
gesessen und Kartoffeln geschält. Auf seine Frage habe sie<br />
ihm erzählt, warum sie festgenommen worden war.<br />
Fritz Neuss konnte damals nicht ahnen, dass die Tochter<br />
jener jungen Frau in Rynsburg mit ihm am Tisch saß. Er<br />
war ganz sicherlich ebenso erstaunt wie Ursel Mattern,<br />
die von dieser Begnung am Dicken Turm nichts gewusst<br />
hatte und nun noch etwas Neues aus dieser ganz privaten<br />
Kriegsgeschichte erfuhr.<br />
Die Wege des Holländers und der Gastwirtin hätten<br />
sich fast noch einmal gekreuzt. Luise Bredenbeck, die seit<br />
Anfang der sechziger Jahre in Paderborn lebte, war wieder<br />
einmal bei der Tochter in deren Elternhaus. Sie hatte<br />
ihre Geschwister in Kaan besucht und kam dann zurück,<br />
erzählt die Tochter. Mein Bruder sagte: „Der Holländer<br />
war hier und hat nach dir gefragt.“<br />
Wieder gab es keine hinterlassene Adresse. Ursel Mattern<br />
versucht jetzt, über das Siegener Stadtarchiv vielleicht<br />
doch noch etwas über den Mann zu erfahren, der nicht<br />
ahnen konnte, was er auslöste, als er, vom Gasthof Bredenbeck<br />
kommend, berichtete: „Der Russe steht vor Berlin.“<br />
Maria Anspach<br />
Foto: Vorländer, Siegen, aus „Krieg und Elend im Siegerland“<br />
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pflegebedürftiger Menschen“ stößt auf immer größeres Interesse.<br />
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gute und menschenwürdige Hilfe zu erhalten“, erklärt die<br />
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pflegebedürftiger Menschen macht deutlich, welche Rechte<br />
diese Menschen und ihre Angehörigen haben. Die große<br />
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durchblick 3/<strong>2007</strong> 35
Gedächtnistraining<br />
Wer ein schlechtes Gedächtnis hat, wird nicht darum herumkommen, seine Fehler zu wiederholen.<br />
Indisches Sprichwort<br />
Was die Kraft einer Frau alles bewirken kann...!<br />
HERBSTLIED<br />
Aufgabe:<br />
Setzen Sie die 10 Hauptworte am richtigen Ort ein und<br />
geniessen Sie dann dieses Gedicht.<br />
Hauptworte:<br />
STRAHL, LUFT, LESE, FRÜCHTE, SONNE, FEIER,<br />
BAUM, NATUR, HERBSTTAG, ZWEIGEN.<br />
Auch dieses Jahr wird am 10. Dezember in Norwegen ein Preis verliehen. Er stellt immer wieder etwas ganz<br />
besonderes dar,und die Verleihung anno 1905 wäre wohl nicht zustande gekommen, wäre diese Bertha<br />
nicht so resolut gewesen.Es begann 1876 in Paris. Eine junge Frau, die verarmte Gräfin Bertha von Kinsky,<br />
später berühmt als Bertha von Suttner,trat als Haushälterin und Sekretärin in die Dienste eines vermögenden<br />
und erfolgreichen Unternehmers,nachdem ihr die bisherige Stelle als Gouvernante im Hause der<br />
Familie von Suttner in Wien gekündigt worden war.Der Grund für diese Kündigung war die Liebe<br />
zwischen Bertha und dem sieben Jahre jüngeren Sohn des Hauses, Athur.Der Unternehmer hätte die gebildete<br />
junge Dame gerne als Sekretärin behalten, aber die Liebe zu Athur war stärker,und die Gräfin reiste bereits<br />
nach kurzer Zeit wieder ab. Es folgte eine heimliche Heirat und das Exil im Kaukasus.Zum Broterwerb<br />
schrieben die Suttners mit einigem Erfolg Zeitungsartikel über das harte Leben im Kaukasus undden Krieg<br />
zwischen Russland und der Türkei. Zurück in Europa, schrieb Bertha das berühmte Buch „Die Waffen nieder!“<br />
Es wurde eine Sensation, die ersten tausend Exemplare waren im Nu vergriffen;im Jahre 1905 erschien die<br />
siebenunddreisigste Auflage! Ihr Name wurde zum Begriff für die Auflehnung gegen sinnlose Kriege.<br />
Buchstabenpuzzel<br />
Aufgabe: Versuchen Sie mit diesen Buchstaben ein Wort zu bilden.<br />
Jeder Buchstabe ist nur einmal zu benutzen und an die entsprechende<br />
Stelle in der Punktzeile einzusetzen.<br />
Das Wort beginnt mit dem ausgefüllten Buchstaben.<br />
36 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Gedächtnistraining<br />
Alle Übungen gefunden in „Jubiläumsinspirationen des Schweizerischen Verbandes der Gedächtnistrainerinnen und -trainer“ *(Life’s Little Instruction Book)<br />
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durchblick 3/<strong>2007</strong> 37
Selbsthilfe<br />
Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mahnt zur Vorsorge<br />
Die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Siegen besteht seit<br />
nunmehr rund fünf Jahren und hat etwa 30 Mitglieder. Sie<br />
bietet Hilfen, Beratungen sowie umfassende Informationen<br />
und möchte verstärkt aufklärend an die Öffentlichkeit<br />
treten. Gruppensprecher Lothar Stock (Foto) aus Neunkirchen,<br />
van-Kinsbergen-Ring 17, Telefon 02735/5260, im<br />
Gespräch mit dem durchblick: „Nach Schätzungen werden<br />
jährlich in Deutschland rund 40 000 Männer mit der<br />
Diagnose Prostatakrebs konfrontiert.“ Diese<br />
Krebsart sei überaus heimtückisch, da sie im<br />
Anfangsstadium so gut wie keine auffälligen<br />
Beschwerden mit sich bringe. Werde Prostatakrebs<br />
im frühen Stadium entdeckt, seien Heilungs-<br />
und Überlebenschancen sehr hoch. Ja,<br />
selbst im fortgeschrittenen Stadium seien die<br />
Behandlungsverfahren vielfältig, „und es ist<br />
häufig möglich, den Krebs lange unter Kontrolle<br />
zu halten“. Die Diagnose Krebs erzeuge<br />
Ängste und Verunsicherung. Stock: „Der beste<br />
Weg, sich dagegen zu wehren, besteht darin,<br />
den Gegner besser kennenzulernen. Das heißt,<br />
man muss sich umfassend informieren. Und<br />
dafür ist unsere Selbsthilfegruppe da.“ Nur 15<br />
Prozent der Männer nähmen Vorsorgetermine<br />
wahr. Bei Frauen liege die Quote immerhin bei 50 Prozent.<br />
Die Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Siegen arbeitet<br />
eng mit dem DRK und der Diakonie zusammen. Schirmherren<br />
sind Prof. Dr. med. Peter Fritz (Chefarzt der Radio-<br />
Onkologie des St.-Marien-Krankenhauses Siegen) und Dr.<br />
med. Johannes Spelz (Chefarzt der Urologie des Siegener<br />
Kreisklinikums).<br />
Dieter Gerst<br />
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38 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
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durchblick 3/<strong>2007</strong> 39
Kulturstätte im Wandel<br />
Was nahezu 20 Jahre als „Mission impossible“ und angesichts<br />
der zunehmenden Schwierigkeiten der kommunalen<br />
Haushalte zwischenzeitlich als chancenlos galt, fand<br />
eine positive Wende.<br />
Der Große Saal mit Foyer, oder richtig bezeichnet der<br />
„Wandelhalle“, ist der Mittelpunkt des Veranstaltungszentrums<br />
Siegerlandhalle. Er wurde am 15. März 1961 offiziell<br />
eröffnet und gehörte danach zu den zehn größten Hallenkomplexen<br />
in der Bundesrepublik.<br />
Aufgrund der hervorragenden Auslastung bzw. Belegung<br />
kam man bereits wenige Jahre später zu dem Entschluss,<br />
den Bereich baulich zu ergänzen.<br />
So entstanden 1969 als zweiter Bauabschnitt Atriumsaal,<br />
Siegerlandzimmer und die Restauranterweiterung.<br />
Dann folgten 1974 im Rahmen des dritten Bauabschnitts<br />
Hüttensaal, Eintrachtsaal sowie sechs Kegelbahnen im<br />
Kellergeschoss. Schließlich wurde im Jahre 1982 der vierte<br />
Bauabschnitt mit dem Leonhard-Gläser-Saal, Foyersaal<br />
und Spandauer Saal vollendet.<br />
Während dieser Leonhard-Gläser-Saal noch heute den<br />
gehobenen und auch oft geänderten Anforderungen in Ambiente,<br />
Technik und Akustik gerecht wird, hatte der Große<br />
Saal mit Wandelhalle bereits in vielerlei Hinsicht seine<br />
– zumindest überregionale – Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.<br />
Diese Entwicklung zeichnete sich aber nicht erst in<br />
den letzten Jahren ab, sondern war für Fachleute bereits<br />
länger Fakt.<br />
Spätestens seit der Deutschen Wiedervereinigung und<br />
dem kurze Zeit später einsetzenden Boom an neuen Veranstaltungs-<br />
und Kongresszentren in den neuen Bundesländern<br />
wurden die Defizite eklatant.<br />
Die Kommunalpolitik in der Stadt Siegen hatte diese<br />
Entwicklung schon früh erkannt. Bereits in der zweiten<br />
Hälfte der 80er Jahre beschäftigte sich der Hallenausschuss<br />
als Fachausschuss nahezu regelmäßig mit dem Thema<br />
der Foyererneuerung und -erweiterung. Es wurden sogar<br />
diverse Exkursionen zu anderen Hallen durchgeführt, um<br />
dort Erfahrungen und Ideen zu sammeln.<br />
So wurde bereits im Jahre 1980 ein erster Planungsauftrag<br />
für die Foyererweiterung erteilt. 1984 wurde ein modifizierter<br />
Entwurf durch die Hochbauverwaltung erarbeitet.<br />
Schließlich erfolgte 1993 noch mal ein Planungsvorstoß für<br />
eine zumindest ebenerdige Erweiterung.<br />
Alle Bemühungen scheiterten letztendlich an fehlenden<br />
Haushaltsmitteln sowie negativ beschiedener Landesförderung.<br />
Mitte der 90er Jahre wurde dann mit einer neuen Gesamtstrategie<br />
begonnen, d. h. es folgte eine Analyse, was<br />
wirklich sinnvoll und notwendig ist, nicht nur in Bezug<br />
auf das Foyer, sondern auch auf den Großen Saal und im<br />
Übrigen auch auf die sonstige Infrastruktur der Halle.<br />
Das Jahr 1997 ist als entscheidend zu bezeichnen. Zum<br />
einen erfolgte die Komplettsanierung und Modernisierung<br />
der mittlerweile völlig überalterten Großküche – übrigens<br />
mit Unterstützung von Sponsoren.<br />
►<br />
40 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Kulturstätte im Wandel<br />
Im selben Jahr legte die Hallenverwaltung ein Zielkonzept<br />
vor, das verbal die zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
erforderlichen Maßnahmen für die Siegerlandhalle<br />
beinhaltete und das die breite Zustimmung in den politischen<br />
Gremien fand. Diese Zielformulierung war sodann<br />
Grundlage für eine grobe planerische Machbarkeitsstudie,<br />
die durch das Architekturbüro Almasi-Liebsch-Stein<br />
in 1999 präsentiert wurde. Angesichts der zunehmenden<br />
kommunalen Haushaltsproblematik hatte diese Gesamtkonzeption<br />
mit einem geschätzten Investitionsbedarf von<br />
über 15 Mio. € keine realistische Chance.<br />
Schließlich fand der Vorschlag zur Umsetzung einer<br />
sogenannten abgespeckten Modernisierungs- und Erweiterungsvariante<br />
eine breite Mehrheit. So beschlossen der<br />
Haupt- und Finanzausschuss sowie der Rat der Stadt Siegen<br />
im Jahre 20<strong>03</strong> – nach entsprechender Vorberatung im<br />
Hallenausschuss und Bauausschuss – dafür grünes Licht<br />
zu geben und entsprechende Planungskosten erstmals im<br />
Haushaltsjahr 2004/2005 einzuplanen. Hier muss insbesondere<br />
auch das ständige Bemühen und die feste Überzeugung<br />
des Stadtkämmerers und der Hallenverwaltung gelobt<br />
werden, sodass aus einer Vision auch Realität wurde.<br />
Nach Vorlage des notwendigen Finanzierungskonzepts<br />
erfolgte eine Mittelbereitstellung bzw. die Festsetzung von<br />
VE für die komplette Baumaßnahme in die mittelfristige<br />
Finanzplanung 2004 – 2008. Dementsprechend ist mit der<br />
konkreten Planung im Januar 2005 begonnen worden.<br />
Die neue Wandelhalle<br />
Insgesamt wurden neben Ambiente und Technik auch<br />
die multifunktionalen Nutzungsmöglichkeit verbessert,<br />
indem der bisherige Eingang zum Großen Saal durch eine<br />
breite variable Trennwand versehen, eine direkte Verbindung<br />
zwischen Großem Saal und Leonhard-Gläser-Saal<br />
hergestellt und der Anlieferungs- und Künstlereingang neu<br />
platziert wurden.<br />
In den letzten vier Jahrzehnten ist deutlich geworden,<br />
was die Stadt Siegen mit der Siegerlandhalle erreicht hat,<br />
nämlich einen erheblichen Imagegewinn, eine Steigerung<br />
des Bekanntheitsgrades, ein Forum für Wissensaustausch,<br />
einen Publikumsmagneten, einen Wirtschaftsfaktor.<br />
Text und Fotos: Stadt Siegen<br />
Bis zur fertigen Ausführungsplanung dauerte es zehn<br />
Monate, sodass ausschreibungsreife Unterlagen im Oktober<br />
2005 vorlagen. Bewährt hat sich die Bildung der vom Bauausschuss<br />
eingesetzten Projektgruppe, die die konkrete Planungsphase<br />
mitbegleitet und durch Beschlüsse absegnet.<br />
Nach einigen formalrechtlichen Problemen im Vergabeverfahren<br />
ist schließlich auch die Generalunternehmer-Entscheidung<br />
gefallen. Die Bietergemeinschaft Quast/Günther<br />
führte diese wichtige Baumaßnahme durch. Durch diesen<br />
Auftrag an örtliche Unternehmen wurden auch hiesige Arbeitsplätze<br />
gesichert.<br />
Zum Projekt einige Zahlen:<br />
Investitionskosten:<br />
rd. 8,5 Mio. € netto<br />
Davon Brandschutzmaßnahmen: rd. 1 Mio. €<br />
Modernisierungsfläche:<br />
rd. 4.000 qm<br />
Zusätzliche Foyerausstellungsfläche: rd. 1.000 qm<br />
(damit von 1.200 auf 2.200)<br />
Zusätzliche Sitzplatzkapazität: 500 Plätze<br />
(damit von 1.900 auf 2.400)<br />
Zusätzliche Stehplatzkapazität: 1.300 Plätze<br />
(damit von 3.000 auf 4.300)<br />
durchblick 3/<strong>2007</strong> 41
Der neu gewählte Seniorenbeirat<br />
der Stadt Siegen<br />
hat seine Arbeit aufgenommen<br />
Dass der Seniorenbeirat in Siegen<br />
erstmals per Briefwahl gewählt wurde, ist<br />
ein wichtiger Meilenstein in der zehnjährigen<br />
Geschichte des Seniorenbeirates.<br />
Eine zweite Änderung gegenüber<br />
den beiden vorhergehende Wahlen ergab<br />
sich durch die Heraufsetzung des<br />
Wahlalters von 58 auf 60 Jahre. Hiermit<br />
wird dem zunehmenden Älterwerden<br />
der Bevölkerung Rechnung<br />
getragen.<br />
Für die mit der Vorbereitung und<br />
Durchführung der Wahl beauftragte Seniorenbeauftragte<br />
der Stadt Siegen, Astrid E. Schneider, war diese erste Briefwahl<br />
in mancherlei Hinsicht ein Betreten von Neuland. Für<br />
viele Fragen, wie z. B. wie groß ist der Arbeitsaufwand der<br />
Vorbereitung und Durchführung<br />
der Wahl, oder wie hoch<br />
wird die Wahlbeteiligung sein,<br />
gab es in Siegen keine Erfahrungswerte.<br />
Helmut Plate,<br />
erster Stellvertreter<br />
Senorenbeirat<br />
Neuer Seniorenbeirat konstituiert<br />
Die Wahl ist gelaufen. Die<br />
Fragen sind beantwortet. Alle<br />
Erwartungen übertroffen hat<br />
das Ergebnis der Wahlbeteilung.<br />
Etwa 38 % der wahlberechtigten<br />
Senioren haben ihre<br />
Stimme abgegeben. Im Vergleich<br />
hierzu die Wahlbeteiligung<br />
von etwa vier Prozent bei<br />
der vorhergehenden Wahl vor fünf Jahren. Seinerzeit mussten<br />
sich die Wähler in die Wahllokale in ihren Bezirken begeben,<br />
um ihre Stimme abzugeben. Das damalige schlechte<br />
Beteiligungsergebnis war sicherlich auf diese, besonders<br />
für Senioren beschwerliche Wahlform zurückzuführen. Die<br />
demokratische Legitimation des jetzigen Beirates wurde<br />
auf jeden Fall durch die gute Wahlbeteiligung erheblich<br />
gestärkt.<br />
Aus dem alten Beirat gehören 13 Mitglieder auch dem<br />
neuen an. Der neue Beirat hat 32 Mitglieder (18 Stimmberechtigte<br />
und 14 Stellvertreter, 4 Stellvertretersitze konnten<br />
wegen fehlender Kandidaten nicht besetzt werden). Durch<br />
das Verbleiben der bereits tätigen Mitglieder bleibt die<br />
Kontinuität in der bisherigen Arbeit bestehen und dennoch<br />
wird der Beirat sicherlich auch sein neues Gesicht zeigen.<br />
Der Frauenanteil hat sich von fünf auf neun erhöht.<br />
Bernd Alberts,<br />
Vorsitzender des Seniorenbeirats<br />
Den ersten wichtigen Schritt hat der<br />
neue Seniorenbeirat in der konstituierenden<br />
Sitzung, zu der Bürgermeister<br />
Ulf Stötzel in den großen Sitzungssaal<br />
des Rathauses in Geisweid geladen hatte,<br />
am 16.08.<strong>2007</strong> getan.<br />
Der Vorsitzende in den beiden letzten<br />
Legislaturperioden, der 89-jährige Hans<br />
Berner, hatte aus Altersgründen für den<br />
jetzigen Beirat nicht mehr kandidiert.<br />
Seine von seiner Persönlichkeit geprägte<br />
sachlich-kompetente Art und Weise, mit<br />
der er die Arbeit des Seniorenbeirates als<br />
Vorsitzender mitbestimmt hat, ist sicher<br />
eine gute Basis für den neuen Vorsitzenden<br />
Bernd Alberts, die Geschicke des<br />
jetzigen Seniorenbeirats zu leiten.<br />
Als sehr positiv ist die hohe Bereitschaft, Verantwortung<br />
im Vorstand zu übernehmen, zu bewerten. Erst in einer<br />
Stichwahl erreichte Bernd Alberts die erforderliche Mehrheit.<br />
Bei der Wahl zum ersten<br />
Stellvertreter setzte sich Helmut<br />
Plate im zweiten Wahlgang<br />
durch, nachdem er im<br />
ersten Wahlgang gleichauf mit<br />
Dr. Maria Czell gelegen hatte.<br />
Frau Dr. Czell wurde sodann<br />
zur zweiten Stellvertreterin<br />
gewählt.<br />
Komplettiert wird der Vorstand<br />
durch Dr. Horst Bach und<br />
Ingrid Hirsch. Dr. Bach wurde<br />
zum Pressesprecher und Frau<br />
Hirsch zur Schriftführerin gewählt.<br />
Dr. Maria Czell,<br />
zweite Stellvertreterin<br />
Der neue Vorsitzende Bernd Alberts hob in einer ersten<br />
kurzen Stellungnahme hervor, wie wichtig die Arbeit vor<br />
Ort in den Bezirken ist. Er appellierte an die Beiratsmitglieder,<br />
sich in ihren Bezirken bekannt zu machen, damit<br />
sie den Senioren als Ansprechpartner zur Verfügung stehen<br />
können.<br />
Mit der Wahl der einzelnen Mitglieder in die Fachausschüsse<br />
des Rates der Stadt Siegen und die Einrichtung und<br />
Besetzung von Arbeitskreisen wird die konkrete Arbeit in<br />
der nächsten Beiratssitzung am 18.09.<strong>2007</strong> auf den Weg<br />
gebracht. Dann wird sich auch zeigen, mit welchen Interessen<br />
und Schwerpunkten die einzelnen Mitglieder sich in<br />
die Seniorenbeiratsarbeit einbringen werden.<br />
Toni Diehl<br />
Fotos: Westfalenpost<br />
42 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Neue Broschüre bietet Orientierung<br />
Viele ältere Menschen in Siegen kennen und<br />
schätzen es: das Seniorenhandbuch der Stadt Siegen.<br />
1998 erstmals veröffentlicht, wurde die handliche<br />
Broschüre seitdem regelmäßig aktualisiert und<br />
neu herausgeben. Jetzt ist bereits die vierte Auflage<br />
erschienen. Unter dem Titel „älter werden in Siegen“<br />
finden sich in der Publikation mit dem markanten<br />
grünen Einband viele aktualisierte und zuverlässige<br />
Informationen über Angebote, Einrichtungen<br />
und Dienste für Siegens Seniorinnen und Senioren,<br />
aufgeschlüsselt in sechs Rubriken: „Beratung und<br />
Information“, „Freizeit, Bildung und Kultur“, „Gesundheitsvorsorge,<br />
Gesundheitspflege, Selbsthilfe“,<br />
„Wohnen“, „Krankheit und Pflege“, „Vorsorge und<br />
Vorbereitung auf schlechtere Tage“.<br />
Auffindbare Informationen!<br />
Seniorenbeirat<br />
„...älter werden in Siegen“<br />
Auch die äußere Gestaltung trägt den Bedürfnissen älterer<br />
Menschen Rechnung: Wie bisher werden die sechs<br />
Themenbereiche zur besseren optischen Unterscheidung<br />
in der Kopfleiste mit unterschiedlichen Symbolen versehen.<br />
Neu hinzu kommt eine farbliche Unterscheidung der<br />
Kopfleisten. Zudem führt ein „typisches“ Foto mit älteren<br />
Menschen als Protagonisten in jeden Themenbereich ein.<br />
Eine ebenso ansprechende wie praktische Neuerung, durch<br />
welche die Broschüre insgesamt bunter, anschaulicher und<br />
übersichtlicher geworden ist.<br />
Aktuelle Trends berücksichtigt<br />
Neben der allgemeinen Aktualisierung wurden die<br />
Informationen für die jetzt vorliegende Ausgabe auch an<br />
einigen Stellen erweitert. So ist beispielsweise beim Thema<br />
Wohnen der Bereich gemeinschaftliches Wohnen neu<br />
hinzugekommen, weil sich immer mehr Menschen mit den<br />
verschiedenen altengerechten Wohnformen auseinandersetzen.<br />
Zudem fanden neue Angebote der Unterstützung<br />
und Beratung älterer Menschen sowie Informationen zu<br />
den Themen Demenz und pflegende Angehörige Eingang<br />
in den Ratgeber. Auch ein Trend: Im Gegensatz zu früher<br />
nehmen die Angebote im Bereich des ehrenamtlichen Engagements<br />
und der Selbsthilfe mehr Platz ein.<br />
Schließlich kann man sich in der Broschüre auch über<br />
die Regiestelle „Leben im Alter“ bei der Stadt Siegen sowie<br />
den Seniorenbeirat informieren.<br />
Kostenlos zum Mitnehmen<br />
Der Wegweiser „Leben im Alter“ ist in einer Auflage<br />
von 2.500 Exemplaren erschienen und ab sofort kostenlos<br />
in den Bürgerbüros und sonstigen städtischen Einrichtungen<br />
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durchblick 3/<strong>2007</strong> 43
Marias Krimi<br />
Die verlorene Identität<br />
Die Ähnlichkeit mit meinem eigenen Gesicht fiel mir<br />
sofort auf, als mein Gegenüber an dem kleinen Tisch in<br />
Millys Bar zum ersten Mal aufblickte. Wir starrten uns an<br />
und mussten grinsen. Ich trug einen Bart, auf den ich sehr<br />
stolz war, mein Doppelgänger war glatt rasiert. Ich war salopp<br />
gekleidet, er trug einen schäbigen Anzug und einen herausfordernd<br />
geschmacklosen Schlips. Im Übrigen glichen<br />
wir uns wie Zwillingsbrüder. Das zurückgekämmte, leicht<br />
angegraute dunkle Haar, die etwas zu groß geratene Nase<br />
und über den schmalen schwarzen Augen die buschigen<br />
Augenbrauen: Das war in der Tat mein Gesicht.<br />
Der andere, der sich als Peter Barker vorstellte, hatte<br />
fast meine Statur. Der Gedanke, ihn umzulegen und unter<br />
seinem Namen weiterzuleben, war trotz der sich anbietenden<br />
Ähnlichkeit nicht gerade reizvoll. Aber es blieb<br />
mir keine andere Wahl. Ich wurde steckbrieflich gesucht.<br />
Wenn Barker, mit meinem Pass, unter meinem Namen, als<br />
Jonny Brix bestattet würde, dann würde - außer vielleicht<br />
Tante Olga - kein Mensch um mich trauern. Mit ständiger<br />
Flucht wäre es dann vorbei. Geld genug hatte ich nach dem<br />
Überfall auf den Juwelier noch in der Tasche, um mich ins<br />
Ausland absetzen zu können.<br />
Vorerst müsste ich natürlich ziemlich viel aus dem Vorleben<br />
dieses anderen erfahren. Ich bestellte zwei Whiskys<br />
und begann ein unverfängliches Gespräch. „Ob wir zufällig<br />
wegen so viel Ähnlichkeit um ein paar Ecken miteinander<br />
verwandt sind?“ fragte ich scheinheilig. Es war unwahrscheinlich,<br />
dass man mich hier an der englischen Küste<br />
vermuten würde. Unwahrscheinlich auch, dass man mich<br />
überhaupt erkannte, weil ich während des Überfalls in London<br />
eine Strumpfmaske trug und der Juwelier mich nach<br />
einem kräftigen Schlag auf den Kopf sowieso nie wieder<br />
sehen konnte. Trotzdem, mein Strafregister war lang, und<br />
ich musste schnell mit fremdem Pass ins Ausland. Wenn<br />
mich jemand vorher erwischen würde, war alles vorbei.<br />
Peter Barker wurde nach dem ersten Whisky gesprächig,<br />
nach dem zweiten temperamentvoll. Er habe in letzter<br />
Zeit als Vertreter gearbeitet, dann aber beruflich Pech gehabt.<br />
Nun wolle er hier an der Küste ein paar Tage Urlaub<br />
machen und sich dann nach einem neuen Job umsehen.<br />
Er habe auch noch einiges Barkapital, teils in der Tasche,<br />
teils bei der Londoner Bank. Das sei in Ehren erworben,<br />
nämlich durch Erbschaft. Seine Antwort auf meine Fragen<br />
passte genau in meinen Plan. Er sei vogelfrei und pfeife<br />
auf Freunde und Verwandte. Als er die Brieftasche aus der<br />
Weste zog, entdeckte ich seinen Pass.<br />
Der Vorschlag, den Abend gemeinsam zu verbringen,<br />
stammte von ihm. Ich gab die Anregung zu einem Spaziergang<br />
am Meer. Der Strand war wie ausgestorben, die<br />
Dämmerung längst angebrochen. Auf einem schmalen<br />
Pfad gingen wir über die Klippen. Ich ließ Barker vor mir<br />
hergehen. Der Stoß von hinten traf ihn so überraschend,<br />
dass er lautlos nach vorn kippte. Ich rannte den schmalen<br />
Pfad zurück zum Strand, wo Barker sich ein letztes Mal<br />
ausgestreckt hatte. Da lag er nun, mausetot, das bewegte<br />
Meer umspülte seine Füße.<br />
Was nun folgte, war mir etwas unangenehm. Ich zog<br />
Barker die Jacke aus und zwängte ihn in mein eigenes gutes<br />
Jackett. Seine Jacke passte mir wie angegossen, in meinem<br />
Jackett sah der Tote indessen nicht sehr vorteilhaft aus. Ehe<br />
ich ihn ins Wasser stieß, holte ich meine Konfirmationsuhr<br />
mit eingraviertem Namenszug noch aus der Westentasche,<br />
wo auch mein Personalausweis steckte, sie war die letzte<br />
Erinnerung an jemand, den ich ganz schnell vergessen<br />
wollte.<br />
Nun hielt mich nichts mehr an der Küste. Ich sah<br />
noch, wie Barker gen Osten trieb und begab mich dann<br />
zum Bahnhof. In London wollte ich möglichst noch in der<br />
Nacht ein Schiff nach Übersee nehmen. Das Ziel war mir<br />
ziemlich gleichgültig, nur möglichst weit fort. Ich ging in<br />
die kleine Bahnhofskneipe, bestellte ein Bier und beschäftigte<br />
mich dann gründlich mit Barkers Brieftasche. Neben<br />
einigen Geldscheinen fand ich einen Kontoauszug, dem<br />
zu entnehmen war, dass der Verblichene noch 800 Pfund<br />
auf die hohe Kante gelegt hatte. Ich nahm den Nachtzug<br />
nach London und mietete mir dort ein Zimmer. Als ich an<br />
der Rezeption Barkers Ausweis vorlegte, frappierte mich<br />
wieder die auffallende Ähnlichkeit. Im Alter waren wir nur<br />
acht Monate auseinander. Am frühen Morgen fuhr ich mit<br />
dem nächsten Bus zur Bank. Meinen Bart hatte ich mit<br />
stillem Bedauern abrasiert. Kein Mensch würde an ►<br />
44 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Marias Krimi<br />
meiner Identität mit Barker zweifeln. In der Kassenhalle<br />
nannte ich Barkers Kontonummer, legte den Pass vor und<br />
verlangte einen Auszahlungsschein.<br />
Der Mann hinter der Glasscheibe bat mich, einen Moment<br />
zu warten und erschien kurz darauf wieder an meiner<br />
Seite, begleitet von einem Mann im weißen Kittel. Zwei<br />
weitere Weißkittel packten mich unsanft an den Armen<br />
und schleppten mich dann zum wartenden Krankenwagen.<br />
Warum zum Teufel hatten die Leute in der Bank weiße<br />
Kittel an?<br />
Der zuerst an meiner Seite erschienene Mann schien ein<br />
Arzt zu sein. Er setzte sich neben mich in den Wagen, in<br />
den man mich verfrachtet hatte, und grinste mich herausfordernd<br />
an. Mein Versuch, mich zu wehren, mein wilder<br />
Protest, beeindruckte in keiner Weise. „Sie sind ein Idiot,<br />
Barker“, sagte der Mann, der sich nun als mein Therapeut<br />
ausgab. „Dass Sie mich damals bei der Einweisung in die<br />
Anstalt bedroht haben und geflüchetet sind, war töricht.<br />
Ich konnte nur leichte Schizophrenie feststellen. Sie wären<br />
bestimmt bald wieder entlassen worden. Aber da Sie nun<br />
so dumm sind, wieder hier aufzutauchen, um Ihr eigenes<br />
Geld bei der Bank abzuheben, muss ich Sie nun wieder<br />
einsperren. Das ist jetzt wieder ein schwerer Rückfall in<br />
die Schizophrenie.“<br />
Langsam begann ich zu begreifen. Barker war aus der<br />
Anstalt getürmt, wo man mich jetzt an seiner Stelle behalten<br />
würde. Sagte ich aber, dass ich in Wahrheit Jonny<br />
Brix hieß und steckbrieflich gesucht würde, käme ich mit<br />
Sicherheit unter Mordverdacht ins Gefängnis. Vermutlich<br />
war ja Barker an der Westküste inzwischen aufgetaucht.<br />
Resigniert ließ ich mich in die blauweiß gestreifte Anstaltsjacke<br />
stecken und in eine lila gekachelte Zelle führen.<br />
„Fühlen Sie sich hier wie zu Hause,“ sagte der Anstaltsarzt<br />
mit aufreizendem Lächeln. „Sie werden für immer<br />
bei uns bleiben. Wir haben in Ihrer Tasche die signierte<br />
Uhr eines Mannes gefunden, der an der Westküste an Land<br />
geschwemmt wurde. Es wird keine Gerichtsverhandlung<br />
geben, da Sie nicht zurechnungsfähig sind. Ab morgen<br />
können Sie sich hier bei den Lebenslänglichen häuslich<br />
einrichten.“<br />
Im Fortgehen wandte der Arzt sich noch einmal um:<br />
„Übrigens, um Jonny Brix ist es nicht schade. Der war ein<br />
gesuchter Verbrecher.“<br />
Die Tür fiel ins Schloss. Ich blieb zurück als mein eigener<br />
Mörder. Wenn es mir hier nicht gefällt, dann werde ich<br />
den Mörder Jonny Brix leibhaftig ins Jenseits befördern,<br />
mit Hilfe des Gürtels, den man an meiner Hose vergessen<br />
hat. Wenn ich dann in die Hölle komme, werde ich mich<br />
bemühen, meine Identität wiederherzustellen.<br />
Maria Anspach<br />
durchblick 3/<strong>2007</strong> 45
Leserseiten Kopfzeile<br />
Eine wahre Begebenheit ...<br />
Ein Beitrag unserer Leserin Edith Maria Bürger<br />
In diesem Augenblick schoss aus dem<br />
links gelegenen Waldstück ein großer<br />
Raubvogel direkt auf ihn zu, sodass Peter<br />
Brauckmann entsetzt in die Bremsen stieg.<br />
Die dunklen Flügel hatten nur seine Windschutzscheibe<br />
leicht gestreift und der mächtige<br />
Vogel suchte mit kräftigem Flügelschlag<br />
das Weite.<br />
Peter Brauckmann, kreidebleich im Gesicht,<br />
legte den ersten Gang ein, fuhr an den<br />
Fahrbahnrand und stieg aus seinem Wagen.<br />
Kein Fahrzeug befuhr in diesem Moment die<br />
Straße. Eine merkwürdige Stille lag über dem<br />
Waldstück. Nur ein schriller Vogelschrei war<br />
aus der Ferne zu hören. Peter Brauckmann<br />
stützte sich auf die Motorhaube seines Wagens<br />
und atmete tief durch. „Das ist noch<br />
einmal gutgegangen!“, dachte er.<br />
Peter Brauckmann zeigt seinen Fund.<br />
Als Peter Brauckmann am Morgen des 10.09.05 aus seinem<br />
Bett stieg, konnte er nicht ahnen, welche Wandlung<br />
sich in seinem Leben vollziehen sollte.<br />
Gestern waren er und weitere 25 Mitarbeiter in die hundertprozentige<br />
Kurzarbeit geschickt worden. Eine Insolvenz<br />
war nicht auszuschließen.<br />
Er, der Betriebsleiter, der sich über Jahre für diesen<br />
mittelständischen Betrieb aufgerieben hatte, stand nun vor<br />
dem Scherbenhaufen seines Berufslebens. Etwas Neues zu<br />
suchen war wohl die einzige Möglichkeit. Aber bei der Arbeitsmarktlage<br />
und in seinem Alter - vierzig Jahre? Auch<br />
das Nachdenken über seinen Chef, ein Choleriker erster<br />
Güte, zermürbte seinen Sinn. Nein, er musste zur inneren<br />
Ruhe kommen, denn so ging es nicht weiter.<br />
So entschied er gegen Mittag, mit seinem Auto zu „seinem<br />
Wald“ zu fahren, in dem er bei Spaziergängen innere<br />
Einkehr halten konnte, wenn er mal eine Stunde Zeit zur<br />
Verfügung hatte.<br />
Die Straße dorthin war an diesem Tag wenig befahren.<br />
Peter Brauckmann ließ seinem Frust freien Lauf. Er drückte<br />
seinen Fuß so fest aufs Gaspedal, dass die Tachonadel rasant<br />
in die Höhe schnellte.<br />
Nach geraumer Zeit fragte er sich mit einer gewissen<br />
Ironie in der Stimme: „Warum rase ich eigentlich so, ich<br />
habe doch jetzt alle Zeit der Welt!“, und schaltete das<br />
Tempo herunter.<br />
Er entschloss sich, einen anderen Weg<br />
einzuschlagen, setzte sich wieder in sein<br />
Fahrzeug, schaltete den Rückwärtsgang<br />
ein und fuhr 50 Meter zurück zu seinem<br />
bekannten Weg. Dort stellte er den Wagen<br />
auf einem Randstreifen ab und stieg sehr<br />
nachdenklich aus. Wieder umfing ihn diese eigenartige<br />
Stille. Dunst und leichter Nieselregen hüllten urplötzlich<br />
den Wald ein, der nun in diesem Zustand nicht gerade zum<br />
Spaziergang einlud. Dennoch ging Peter Brauckmann, den<br />
Blick auf den Boden gerichtet, seines Weges. Inmitten seiner<br />
trüben Gedanken erfassten seine Augen einen dunklen,<br />
auffällig großen Käfer. In Hockstellung betrachtete er ihn<br />
aufmerksam und stellte fest, dass sich der Käfer zur Mitte<br />
des Weges fortbewegte.<br />
„Heh, mein Freund, willst du überfahren werden? Du<br />
weißt sicher nicht, dass auch mal Radfahrer den Weg kreuzen!“,<br />
sagte Peter Brauckmann leise. Er hob behutsam den<br />
Käfer in seine Hand, trug ihn zum Wegesrand und setzte ihn<br />
in eine Grasnarbe. Verwundert stellte er fest, dass sich dort<br />
weitere Käfer aufhielten, und mit welcher Lebendigkeit<br />
sich die Tiere auf dem Waldboden bewegten. Sie schienen<br />
sich eine Erdhöhle bauen zu wollen, denn sie schoben mit<br />
ihren Vorderbeinen das Erdreich Millimeter für Millimeter<br />
zur Seite. Plötzlich trat etwas Glänzendes aus der kleinen<br />
Kuhle hervor, und wie von Geisterhand erhoben sich die<br />
Käfer und flogen auf und davon.<br />
Was war das, was sich da vor seinen Augen abspielte?<br />
Spontan entschloss er sich, mit einem kleinen Zweig<br />
die Erde weiter zu öffnen. Doch nach wenigen Augenblicken<br />
brach der Zweig entzwei und er versuchte mit<br />
einem dickeren Ast erneut die Erde abzutragen. ►<br />
46 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Leserseiten Kopfzeile<br />
Weiter und weiter befreite er das blinkende Etwas, bis<br />
auch der stärkere Ast abbrach. Peter Brauckmann erhob<br />
sich aus seiner gebückten Haltung und prustete. „Du bist<br />
verrückt, Junge!“, murmelte er und schüttelte den Kopf<br />
über seine Tätigkeit. Doch die Neugier siegte in ihm.<br />
Er krempelte die Ärmel seiner Jacke hoch und grub mit<br />
seinen nackten Händen weiter und tiefer. Nach großer Anstrengung<br />
löste sich der flache Klumpen aus dem Erdreich.<br />
Aufgeregt betrachtete er die raue Oberfläche und befreite<br />
das eigenartige Stück mit seiner Hand von der anhaftenden<br />
Erde. Silbrig glänzende Stellen taten sich auf. Als gelernter<br />
Metallmeister erfasste er sofort: Das ist kein normales Material!<br />
Aber, was ist es dann?<br />
Innerlich aufgewühlt fasste er den Entschluss, sich erst<br />
einmal auf die nahe gelegene Bank zu setzen. Den Fund neben<br />
sich liegend, blickte er in den dunkler werdenden Wald<br />
und dann an sich selbst herunter. Der Waldboden hatte an<br />
seiner Kleidung deutliche Spuren hinterlassen und erst jetzt<br />
bemerkte er die Nässe in den Kleidern, sodass er beschloss,<br />
den Heimweg anzutreten. Doch zuvor entledigte er sich<br />
seiner Jacke, um damit seinen Fund zu bedecken.<br />
Wie ein Kind, das einen verborgenen Schatz gefunden<br />
hatte, ging er zu seinem Fahrzeug zurück. Vorsichtig legte<br />
er das geheimnisvolle Etwas in den Kofferraum und blickte<br />
noch einmal um sich.Wieder umfing ihn diese eingenartige<br />
Ruhe, kein Vogel war zu hören.<br />
Plötzlich aus dieser Stille heraus war es ihm, als höre er<br />
eine leise Stimme sprechen, ohne die Worte zu verstehen.<br />
Verwirrt schaute er um sich. Doch da war niemand, nur er<br />
allein. Ein leichter Windhauch, der an ihm vorbeizog, ließ<br />
ihn frösteln und er bestieg umgehend seinen Wagen und<br />
fuhr zügig nach Hause.<br />
Dort angekommen, reinigte er zuerst das merkwürdige<br />
Ding, welches nun in seiner ganzen Pracht vor ihm lag. Je<br />
länger Peter Brauckmann den Fund betrachtete und ihn in<br />
seine Hände nahm, je mehr wohlige Wärme strahlte das<br />
Material aus. Sich nur schwer von dem Anblick lösend,<br />
ging er nun selbst unter die Dusche. Der warme Wasserstrahl<br />
klarte langsam seine Gedanken auf und er entschied,<br />
gleich nach der Reinigung seinen Freund anzurufen, von<br />
dem er wusste, dass er sich mit Steinen und Mineralien<br />
aller Art auskannte.<br />
Nach dem ausgiebigen Telefonat ließ es sich der gute<br />
Freund nicht nehmen, sofort vorbeizukommen, und<br />
schaute sich den Fund von allen Seiten genauestens an.<br />
Dann sagte er mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme:<br />
„Junge, ich bin mir ziemlich sicher, dass du einen echten<br />
Eisenmeteoriten gefunden hast! Weißt du, was das bedeutet?<br />
Meteoriten sind Körper, welche aus fremden Welten zu<br />
uns gekommen sind. Sie haben Millionen von Lichtjahren<br />
zurückgelegt und sind auf ihrem langen Weg durch Raum<br />
und Zeit an Gestirnen und Galaxien vorbeigekommen, bis<br />
sie durch Zufall auf unserer Erde landeten!“<br />
„Es muss ein Engel gewesen sein, der dich dorthin<br />
geführt hat, denn alles, was du mir am Telefon erzählt hast,<br />
deutet darauf hin! Der Raubvogel, der Weg zurück, die Käfer,<br />
diese Stimme, die dich anrief, der Lufthauch!“<br />
Peter Brauckmann wurde still. In sich gekehrt setzte<br />
er sich aufs Sofa. Erst jetzt wurde ihm der ganze Ablauf<br />
bewusst. Bisher war er ungläubig gewesen. Überirdisches<br />
gab es für ihn nicht, aber nach dieser Begegnung war er<br />
sich dessen nicht mehr sicher.<br />
Seit kurzer Zeit trägt Peter Brauckmann ein kleines<br />
Stück von seinem Glück, das er mühevoll mit einer Flex<br />
abtrennte und schliff, an seinem Körper. Kraft und Ruhe<br />
strahlt er seitdem aus. Seinen alten Beruf hat er inzwischen<br />
hinter sich gelassen. Er geht neue Wege, und auf diesen<br />
Wegen sind ihm Menschen begegnet, die ihn in seinem<br />
neuen Tun, sich der Heilpraxis zu widmen, bestärken und<br />
Lehrmeister für ihn sind.<br />
Und wenn man ihn fragt, welcher Wandel sich in ihm<br />
vollzogen hat, sagt er still lächelnd: „Es war mein großes<br />
Glück, einem Engel begegnet zu sein!“<br />
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durchblick 3/<strong>2007</strong> 47
„Im Einklang mit den Gesetzen vermittelt Ihnen McPflege<br />
auf Ganztagspflege spezialisierte Partner aus Osteuropa.<br />
Diese Fachkräfte bieten dem Pflegebedürftigen die Möglichkeit,<br />
in einer vertrauten Umgebung zu bleiben.... Trotz<br />
unserer äußerst günstigen Preise nehmen wir uns sehr viel<br />
Zeit ...Wir wissen, dass vor allem die zwischenmenschlichen<br />
Aspekte von besonderer Wichtigkeit sind. Pflege<br />
und Betreuung wird von uns nicht nur als bloße Dienstleistung<br />
angesehen, sondern vielmehr als Verpflichtung<br />
gegenüber den hilfsbedürftigen Mitmenschen.“<br />
Wenige Tage nach dieser schönen Ankündigung (am 10.<br />
August <strong>2007</strong>) folgte der Rückzug: „McPflege stoppt seine<br />
Aktivitäten“. Grund dafür war die allzu laute Werbung von<br />
McPflege und der dadurch ausgelöste öffentliche Druck<br />
von Wohlfahrtsverbänden und der Gewerkschaft Verdi.<br />
Im Hintergrund stand also nichts weiter als das Angebot,<br />
Kontakt zu osteuropäischen Pflegediensten zu vermitteln.<br />
Diese schicken ihre Mitarbeiterinnen zu den Arbeits- und<br />
Sozialbedingungen der Herkunftsstaaten nach Deutschland,<br />
wo sie einen Lohn ab zwei Euro die Stunde erhalten.<br />
Die Pauschalhonorare belaufen sich monatlich – je nach<br />
Aufwand – auf 1.500 bis 1.700 Euro. Dafür sollen die importierten<br />
Kräfte hauswirtschaftliche Hilfe leisten und/oder<br />
rund um die Uhr Betreuung. Je nachdem, ob die zu betreuende<br />
Person eine Pflegestufe hat, sollte die Dienstleistung<br />
auch über die Pflegekasse abgerechnet werden können.<br />
Die Geschäftsidee ist legal, sie bezieht sich auf der seit<br />
Mai 2004 gültigen europäischen Dienstleistungs-Richtlinie<br />
und wird von Dutzenden anderer Firmen genutzt. Schon<br />
länger wird das Pflegeproblem in vielen Fällen mit Hilfe<br />
einer Polin oder Ungarin gelöst. Diese lebt (il)legal im<br />
Haushalt eines Ehepaars, weil z.B. der Mann demenzkrank<br />
ist. Gezahlt werden in der Regel 800 Euro pro Monat und<br />
außerdem gibt es, wie weiland bei einem Dienstmädchen,<br />
Kost und Logis gratis. Sie hat wöchentlich einen Tag frei,<br />
Gesellschaft<br />
Discountpflege<br />
keine geregelte Arbeitszeit, keine Versicherung, sie unterliegt<br />
keiner Kontrolle, hat keinen Schutz. Und nach drei Monaten<br />
muss sie das Land verlassen, weil ihr Besuchsvisum<br />
abgelaufen ist. Dann kommt eine neue Polin angereist.<br />
Das Bundesfamilienministerium vermutet, dass inzwischen<br />
mindestens 60.000 Familien ihre Pflegefälle von<br />
Kräften aus Osteuropa betreuen lassen. Laut Frankfurter<br />
Rundschau vom 31.07.07 arbeiten in Deutschland zurzeit<br />
rund 70.000 Frauen aus Osteuropa illegal in der Pflege.<br />
Diesen muss immer eine - wenn auch kümmerliche - private<br />
Unterkunft geboten werden, was nur bei gehobenen Einkommens-<br />
und Wohnverhältnissen möglich ist. Bedeutsam<br />
ist dies auch im Blick auf die Leistungen der Pflegekasse,<br />
die zur Zeit 384 Euro in Stufe I und 921 Euro in Stufe II zahlt.<br />
Erledigen Familienangehörige die Arbeit, kürzt die Kasse auf<br />
205 Euro bzw. 410 Euro herunter.<br />
McPflege hat recht mit der Behauptung „Die Pflegesituation<br />
in Deutschland ist ein gesellschaftliches Problem...“<br />
(Pressemitteilung vom 10. Aug. 07). Auch im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
wird dies noch deutlicher werden. Hier<br />
wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2005 mit 6.900<br />
angegeben. Für die meisten (3.187) gilt Pflegestufe I. Die<br />
höchste Steigerung ist künftig in der Pflegestufe II zu erwarten,<br />
die bis 2020 kreisweit vermutlich für ca. 4.000 Personen<br />
zutrifft. (Quelle: Bertelsmann Demographiereport)<br />
Wer nicht bis zu 5.000 Euro monatlich für eine Pflegeeinrichtung<br />
bezahlen kann oder mindestens 800 Euro plus<br />
Kost und Logis für eine osteuropäische Pflegerin, sollte<br />
sich daher Gedanken machen. Wer nur bis zum sechzigsten<br />
Lebensjahr plant, sollte jedenfalls mit mindestens 20 weiteren,<br />
dann sehr unerfreulichen weiteren Jahren rechnen.<br />
Denn Töchter oder Schwiegertöchter - falls vorhanden -<br />
werden immer weniger bereit sein, die Pflege der Alten zu<br />
übernehmen.<br />
Erich Kerkhoff<br />
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48 durchblick 3/ <strong>2007</strong>
Leserbriefe<br />
durchblick 2/<strong>2007</strong><br />
Interessiert begann ich Ihre „Fragen an die Bürgermeisterkandidaten“<br />
in Heft 2/<strong>2007</strong> zu lesen. Was mich bald<br />
sehr irritierte, war der vollständige Mangel an Kritik am massiven<br />
Abbau der sozialen Rechte gerade auch für die älteren<br />
und alten Menschen und schließlich für die künftigen Alten,<br />
wie er von jeder der befragten Parteien zu verantworten ist.<br />
Es wäre doch absolut notwendig gewesen, sie damit zu konfrontieren,<br />
dass - nur dieses eine Beispiel - die Rentensenkung,<br />
die die „Rente mit 67“ bedeutet, eine ganz erhebliche Ausweitung<br />
der Altersarmut nach sich ziehen wird. Erst kürzlich hat<br />
nach anderen der VdK auf diesen Tatbestand wieder öffentlich<br />
hingewiesen. Mehr als 80% der Bevölkerung lehnen also aus<br />
gutem Grund diese wie viele andere von den drei Vertretern<br />
zu vertretende Maßnahmen des Sozialabbaus ab. Wen vertreten<br />
sie also? „Demokratie“, die vor allem als heiße Luft<br />
in Erscheinung tritt. Warum lassen Sie die drei Herren dazu<br />
schweigen?<br />
Stattdessen freundliche Auslassungen zur „Neugestaltung<br />
des Siegufers als Naherholungsgebiet“, angesichts der<br />
allgemeinen Stadtverhunzung ein Thema mit Aufmerksamkeitsgarantie<br />
und eine hübsche Idee vor den Wahlen, die den<br />
Herren Befürwortern als ernsthafte Überlegung freilich nur<br />
wird abnehmen können, wer den Glauben auf dem oben beschriebenen<br />
Hintergrund noch nicht verlor. Wenigstens der<br />
CDU-Vertreter versucht es nicht nur mit Schaum, wenn er<br />
von einem „Traum“ spricht, die Interessen der Unternehmen<br />
anführt und erklärt, dass (für solche Zwecke) eigentlich kein<br />
Geld da sei. Auch bei diesem Thema wäre mehr möglich gewesen,<br />
als eine Gelegenheit zur Selbstdarstellung zu bieten,<br />
wie sie leider der einzige Inhalt dieses seitenlangen Kunstgesprächs<br />
ist.<br />
Dr. Ulrich Opfermann, Siegen<br />
(Anm. der Redaktion)<br />
Wer die Wahl der jetzt fünf Bewerber<br />
für das Amt des Siegener Bürgermeisters<br />
gewinnt, hat anschließend erheblichen Einfluss auf<br />
die Lebensverhältnisse in der Stadt Siegen. Daher<br />
hat der durchblick die drei im Mai benannten<br />
Kandidaten um Antworten auf Fragen zur sozialen<br />
und umweltbezogenen Stadtentwicklung gebeten.<br />
Zur Rente mit 67 z. B. mögen die Kandidaten<br />
unterschiedlicher Meinung sein, aber auf deren Einführung<br />
haben sie so viel und so wenig Einfluss wie alle anderen<br />
Wählerinnen und Wähler in Siegen.<br />
Spontaner Glückwunsch zum neuen „durchblick“!<br />
Klasse vom Titelbild bis zu „Zu guter Letzt“!<br />
Karl Heinz Scheer, Uckersdorf<br />
In eigener Sache<br />
Mit der vorigen Ausgabe hat der durchblick begonnen,<br />
erstmals die Gesamtgestaltung der Zeitung zu übernehmen.<br />
Die Gruppe „Lektorat“, die auch die Verlagsarbeit erledigt,<br />
zeichnet für die optische Gestaltung der neuen Ausgabe<br />
verantwortlich. Dass der „durchblick-Photoshop-Club“<br />
die Bildbearbeitung übernommen hat, berichteten wir<br />
bereits.<br />
Leider hatten sich gleich in der „Premiere-Ausgabe“,<br />
dem Heft 2/<strong>2007</strong>, Fehler eingeschlichen.<br />
Die Missgeschicke sind ohne Zutun der Redakteure<br />
beim sogenannten Umbruch entstanden. Zum einen<br />
ist eine Zeile zu der Bildunterschrift auf Seite 25<br />
„Natascha auf der Anklagebank“ verloren gegangen.<br />
Die fehlende Zeile lautete: „Foto gestellt“. Weiter ist<br />
auf dieser Seite die Seitenzahl am linken statt am rechten<br />
Rand eingesetzt. Aufmerksamen Leserinnen und Lesern<br />
ist zudem aufgefallen, dass dem Bild auf Seite 48<br />
die falsche Unterschrift zugeordnet wurde.<br />
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Ich gratuliere noch verspätet zum schönsten Titel der<br />
durchblick-Ausgabe: „Elderly People“. In der damaligen<br />
Ausgabe schrieben Sie, dass es diese Schilder nur in Irland<br />
gibt. Bei meinem letzten Besuch im März in London<br />
habe ich jedoch auch genau dieses Schild gesehen<br />
und war total perplex!Und zwar in Hampstead Heath,<br />
vermutlich in der Nähe eines Altersheimes. Ich hatte<br />
leider keine Kamera dabei, aber das nächste Mal werde<br />
ich es per Foto dokumentieren und Ihnen zumailen!<br />
Ich freue mich auf die nächste Ausgabe des durchblick!<br />
Christa Hennenberg, Siegen<br />
durchblick 3/<strong>2007</strong> 49
Das fiel uns auf …<br />
… dass die Stadt Siegen ein neues Seniorenhandbuch<br />
herausgegeben hat.<br />
Unter dem Titel „älter werden in Siegen“ finden sich in<br />
der Broschüre viele aktualisierte und zuverlässige Informationen<br />
über Angebote, Einrichtungen und Dienste für<br />
Siegens Senioren. Der Ratgeber ist übersichtlich und trägt<br />
den Bedürfnissen älterer Menschen Rechnung.<br />
… dass Ältere bei Unternehmensgründungen<br />
im Trend sind.<br />
In den vergangenen Jahren gründeten immer mehr ältere<br />
Menschen ein Unternehmen. Dabei seien ältere Gründer<br />
häufig mindestens genauso fit wie jüngere, sagt Rolf<br />
Kettler, der Gründungsberater der Industrie- und Handelskammer<br />
Siegen.<br />
… dass die Kaufkraft der Senioren entdeckt wird.<br />
Laut einer Studie verfügen Ältere ab 60 über eine beachtliche<br />
Kaufkraft. Von ihnen kommt fast ein Drittel der<br />
Gesamtausgaben für den privaten Konsum in Deutschland.<br />
Die Bankenvertreter versichern in diesem Zusammenhang,<br />
dass Kredite für Senioren kein Tabu seien.<br />
… dass Discounter bei den Verbrauchern noch<br />
beliebter geworden sind.<br />
Die führenden Discounter wie Aldi, Lidl, Plus, Penny<br />
u.a. haben ihren Umsatz im Jahr 2006 noch einmal gesteigert.<br />
Die Erreichbarkeit der vielen Filialen und die Preise<br />
überzeugen offenbar die Verbraucher.<br />
Lösungen von Seite 36-37 Gedächtnistraining<br />
Zahlensalat: Maurer, Schreiner, Gärtner, Metzger, Bauer, Zahnarzt, Spengler,<br />
Hausfrau, Dachdecker, Lehrerin, Pfarrer, Schmied. Buchstabenpuzzle:<br />
Nadelbaum. Ernte: Getreide, Kürbisse, Blumen, Äpfel, Zwetschgen, Birnen.<br />
Bäume: Baum-krone, –stamm,–allee, -obst, -frucht, -nuss, -schere, -rinde,<br />
-garten, -wurzel, -schule, -bestand, -blüte, -grenze, -strunk, -wipfel, -wolle,<br />
-stumpf, -spitze / Laub-baum, Nadel-, Nuss-, Christ-, Stamm-, Mai-, Ein-,<br />
Öl-, Schlag-, Lebens-, Gummi-, Buchs-, Purzel-, Mast-, Obst-, Schellen-,<br />
Weihnachts-, Tannen-, Apfel-. Herbstlied: Herbsttag, Luft, Früchte, Baum,<br />
Feier, Natur, Lese, Zweigen, Strahl, Sonne. Blumenkarten: 1. Löwenzahn,<br />
2. Pantoffelblume, 3. Schafgarbe, 4. Eisenhut, 5. Hahnenfuss, 6. Bärlauch,<br />
7. Goldlack, 8. Hirtentäschchen, 9. Sonnentau, 10. Königskerze, 11. Fingerhut,<br />
12. Schneeball.<br />
Zu guter Letzt…<br />
Sommersprossen sind noch kein Gesichtspunkt, und<br />
Kopfjucken ist noch keine Gehirntätigkeit.<br />
Georg Kaiser, deutscher Schriftsteller<br />
Unterhaltung/Impressum<br />
durchblick<br />
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Im Auftrag der Stadt Siegen - Leitstelle Leben im Alter<br />
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Freundt; Dieter Gerst; Inge Göbel; Gerda Greis; Dorothea<br />
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Helga Siebel-Achenbach; Heike Achenbach; Toni Diehl<br />
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M. Anspach, D. Istock, E. Freundt, Fritz Fischer, T. Benauer,<br />
E. Kerkhoff, F. Eickhoff, D. Gerst, S. Völkel, Ursel Mattern,<br />
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H. Siebel-Achenbach, H. Mahle, Westfalenpost, Stadt Siegen,<br />
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Fred Schumacher, Hannelore Münch, Fritz Fischer,<br />
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Wilhelm, Dieter Wardenbach, Ingrid Drabe<br />
Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />
Auflage: 8500. Der durchblick liegt kostenlos in Sparkassen,<br />
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50 durchblick 3/ <strong>2007</strong>