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Der Landkreis Schwäbisch Hall - ganz persönlich

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Doch irgendwann war die Kindheit vorbei,<br />

das Abitur geschrieben, die letzten Feten mit<br />

der Abschlussklasse im Schulzentrum West<br />

gefeiert und wir zerstreuten uns in alle Winde.<br />

Vorläufig kam ich nur bis Stuttgart, doch<br />

trotz der neuen Freiheit, trotz Kino, Theater<br />

und Disco, blieb ich <strong>Hall</strong> immer verbunden.<br />

Wie wenig meine Heimatstadt bereit war,<br />

mich loszulassen, merkte ich, als ich nach den<br />

Irrungen in die Welt der Banken und meinem<br />

Ausflug in die Naturwissenschaften endlich<br />

den richtigen Weg fand. Stift und Papier oder<br />

in der heutigen Zeit das Notebook, ein wenig<br />

Zeit zum Träumen und Grübeln und schon<br />

entstanden immer mehr Geschichten, die aufgeschrieben<br />

werden wollten. Was während<br />

des Studiums als Hobby begann, wurde zur<br />

großen Leidenschaft. Und wieder war die<br />

Heimat <strong>ganz</strong> nah und wollte ein zweites Mal<br />

neu erkundet werden. Mir schwebte ein historischer<br />

Roman vor. Eine Geschichte aus der<br />

Heimat, eine Milieustudie der Sieder mit ihren<br />

Lehensherrn und ihren Siedersknechten,<br />

und natürlich eine Studie der Frauen dieser<br />

Zeit und wie sie diese Gesellschaft erlebten.<br />

Verpackt in eine Krimihandlung, die die<br />

Zwänge und Vorurteile dieser Zeit entlarvt.<br />

„Die Tochter des Salzsieders“ war geboren –<br />

in meinen Gedanken zumindest. Doch wie<br />

aus diesen Ideen einen historischen Roman<br />

machen, dessen Daten und Fakten auch vor<br />

den kritischen Augen der His toriker Bestand<br />

haben? <strong>Der</strong>en Sozialgeschichte so fundiert ist,<br />

dass sich der Leser darauf verlassen kann: so<br />

war das Alltagsleben im sechzehnten Jahrhundert<br />

in <strong>Hall</strong>.<br />

... Kuchen- und Brunnenfest auf dem <strong>Hall</strong>er Marktplatz<br />

Eine Geschichte aus der Heimat, eine Milieustudie<br />

der Sieder mit ihren Lehensherrn und ihren<br />

Siedersknechten, und natürlich eine Studie der<br />

Frauen dieser Zeit. Verpackt in eine Krimihandlung,<br />

die die Zwänge und Vorurteile dieser Zeit entlarvt.<br />

„Die Tochter des Salzsieders“ war geboren –<br />

zunächst in meinen Gedanken.<br />

Es war ein Sprung ins kalte Wasser, doch<br />

Herausforderungen habe ich nie gescheut. Die<br />

Wissbegierde trieb mich – das hatte ich schon<br />

immer mit vielen meiner Romanheldinnen gemein.<br />

Wissenschaftlich zu forschen hatte ich<br />

während meines Geologiestudiums gelernt,<br />

nun war es nur ein anderes Thema, das ich<br />

mir erarbeiten musste. Ich machte mich also<br />

wieder nach <strong>Hall</strong> auf, lieh mir alles aus, was<br />

die Bücherei über die Geschichte zu lesen hatte,<br />

und meldete mich dann im Stadtarchiv an.<br />

Viele Tage saß ich dort, las und fragte und<br />

notierte mir alles. Noch heute bin ich für die<br />

unendliche Geduld aller dankbar, die mir immer<br />

neues Material beschafften und Antworten<br />

gaben.<br />

„Die Tochter des Salzsieders“ wurde ein<br />

riesiger Erfolg. Ich konnte es nicht fassen.<br />

Mehr als dreihunderttausend verkaufte Bücher,<br />

Übersetzungen und neue Verträge bei<br />

den Verlagen. Die Geschichte eines <strong>Hall</strong>er<br />

Mädchens hat mir eine Tür aufgestoßen und<br />

mir einen neuen Beruf ermöglicht, dem ich<br />

noch heute mit Begeisterung nachgehe. Natürlich<br />

bin ich weitergereist, habe Geschichten<br />

in <strong>ganz</strong> Süddeutschland, aber auch in Spanien,<br />

Irland, Wien und Paris gesammelt. Die<br />

Genres begannen sich zu vermischen. Es kamen<br />

zu den historischen Stoffen und Krimigeschichten<br />

noch fantastische Elemente hinzu<br />

und Vampire, die im Europa des 19. Jahrhunderts<br />

ihr Unwesen trieben. Und doch bin ich<br />

immer wieder nach <strong>Hall</strong> zurückgekommen.<br />

Es gab einfach noch so viel zu entdecken und<br />

noch mehr zu erzählen. „Die Tochter des<br />

Salzsieders“ wurde erwachsen und ist in die<br />

Wirren des Bauernkriegs gezogen. Für „Das<br />

Kreidekreuz“ war ich in vielen Orten im<br />

<strong>Landkreis</strong> unterwegs und habe akribisch die<br />

Überlieferungen aus jenen Kriegsjahren gesammelt.

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