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SonntagsBlick_Beilage_Ski Weltcups Adelboden_Wengen_2018_v2

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SPORT<br />

BERNER<br />

OBERLÄNDER<br />

SKI-EXTRA<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

DER GOALIE BIN IG<br />

Mit Weltmeister &<br />

Slalom-Ass Luca<br />

Aerni im YB-Training<br />

Seite 4<br />

STILLER STAR<br />

Warum Alexis<br />

Pinturault nur auf<br />

der Piste Gas gibt<br />

Seite 10<br />

MARC BERTHOD<br />

Wie er auch als<br />

TV-Kommentator<br />

brillieren will<br />

Seite 14<br />

Attacke in <strong>Adelboden</strong>:<br />

Justin Murisier 2017.<br />

ADELBODEN<br />

6./7. JANUAR <strong>2018</strong> Die Favoriten, die Hoffnungen der Zukunft,<br />

die Einheimischen – alles über den Klassiker am Chuenisbärgli


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ADELBODEN | SPORT<br />

Seite<br />

4<br />

LUCA<br />

Seite<br />

10<br />

AERNI<br />

Von der <strong>Ski</strong>piste ins Fussballstadion:<br />

Zu Besuch bei YB.<br />

ALEXIS PINTURAULT<br />

Wie der Franzose Marcel Hirscher<br />

immer näher auf die Pelle rückt.<br />

Seite<br />

MARC BERTHOD<br />

Der zweifache <strong>Adelboden</strong>-Sieger<br />

über seine neue Rolle beim TV.<br />

Keine Höhenflüge:<br />

Mehr als<br />

Platz 8 lag für<br />

Eberharter am<br />

Chuenisbärgli<br />

nie drin.<br />

Seite<br />

14<br />

18<br />

KEVIN OESTER<br />

Er soll die Tradition erfolgreicher<br />

Einheimischer fortsetzen.<br />

«WARUM ADELBODEN<br />

EINZIGARTIG IST»<br />

«Ich durfte in meiner Karriere<br />

WM- und Olympia-Gold sowie<br />

den Gewinn des Gesamtweltcups<br />

feiern. Ich habe auch bei den Klassikern<br />

in <strong>Wengen</strong> und Kitzbühel triumphiert,<br />

aber ein grosser Titel fehlt: ein Sieg<br />

in <strong>Adelboden</strong>. Das stichelt mich noch<br />

heute, weil es für einen Riesenslalomfahrer<br />

keine grössere Herausforderung gibt<br />

als das Chuenisbärgli. Natürlich frage ich<br />

mich auch jetzt noch, warum es nie geklappt<br />

hat. Im Gegensatz zu meiner Erfolglosigkeit<br />

im slowenischen Kranjska Gora finde ich für<br />

meine <strong>Adelboden</strong>-Pleiten keine logische<br />

Stephan<br />

Eberharter<br />

Ex-<strong>Ski</strong>-Star<br />

Antwort auf diese Frage. In<br />

Kranjska Gora habe ich mich<br />

auch neben dem Hang nie<br />

wohlgefühlt. In Slowenien hat<br />

mir das Essen nie geschmeckt,<br />

und die Hotels versprühten<br />

auch nach der Auflösung<br />

Jugoslawiens noch lange den<br />

alten Ost-Sozialismus-Mief.<br />

In <strong>Adelboden</strong> habe ich<br />

mich aber immer pudelwohl gefühlt. Unser<br />

Teamhotel Adler war top, die Schweizer Fans<br />

sorgten im Zielraum nicht nur für eine<br />

einzigartige Stimmung, sie haben sich gegenüber<br />

uns ausländischen Fahrern auch immer<br />

hochanständig benommen. Ja, als Zillertaler<br />

habe ich mich charakterlich mit den Leuten<br />

im Engstligtal stets stark verbunden gefühlt.<br />

Auch deshalb gehört <strong>Adelboden</strong> zu den wenigen<br />

Orten, die ich meiner nicht wirklich skiinteressierten<br />

Frau auch nach meinem Rücktritt<br />

noch einmal zeigen möchte.<br />

Und immerhin habe ich am Chuenisbärgli<br />

ja einen halben Sieg eingefahren. Im Jahr<br />

2000 habe ich hier im ersten Lauf bis zur<br />

Startnummer 32 oder 33 geführt, aber dann<br />

wurde das Rennen wegen des schlechten<br />

Wetters abgesagt ...» •<br />

3<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Dieses Extra ist eine Gratis-<strong>Beilage</strong> des <strong>SonntagsBlick</strong> vom 3.12.2017 | Impressum | Herausgeber: Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Verlag und Redaktion: Ringier AG, Dufourstrasse 23,<br />

8008 Zürich, Tel. 044 259 62 62, Fax 044 259 66 65, E-Mail: redaktion@blick.ch | Chefredaktor Blick-Gruppe: Christian Dorer Chefredaktor <strong>SonntagsBlick</strong>: Gieri Cavelty Chefredaktor Sport: Felix Bingesser |<br />

Redaktion Daniel Leu (Leitung), Marcel W. Perren, Erich Morger Layout Basilius Steinmann, Adrian Weissen Foto Marko Heinemann (Leitung), Andrin Bosshard, Toto Marti, Benjamin Soland,<br />

Sven Thomann | Vermarktung: Admeira AG, Zürich Chief Sales Officer: Arne Bergmann Sales Services: Tel. 058 909 99 62, E-Mail: salesservices@admeira.ch Anzeigenpreise und AGB: www.admeira.ch<br />

Druck: Swissprinters Zofingen | In Zusammenarbeit mit BE! Tourismus AG und den beiden OKs der Berner Oberländer Weltcup-Rennen<br />

Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen der Ringier AG gemäss Art. 322 Abs. 2 StGB: cash zweiplus ag, DeinDeal AG, Energy Schweiz Holding AG, Energy Bern AG, Energy Zürich AG, Geschenkidee.ch GmbH, Infront, Ringier Sports & Entertainment Switzerland AG,<br />

Investhaus AG, JobCloud AG, JRP Ringier Kunstverlag AG, 2R MEDIA SA, MSF Moon and Stars Festivals SA, Ringier Africa AG, Ringier Axel Springer Media AG, Ringier Digital AG, Ringier Digital Ventures AG, Sat.1 (Schweiz) AG, SMD Schweizer Mediendatenbank AG, The Classical Company AG,<br />

Ticketcorner Holding AG, Ringier France SA (Frankreich), Geschenkidee D&A GmbH (Deutschland), Ringier (Nederland) B.V. (Holland), Ringier Pacific Limited (Hong Kong), Ringier China (China), Ringier Vietnam Company Limited (Vietnam), IM Ringier Co., Ltd. (Myanmar)


SPORT | ADELBODEN<br />

«GOALIE ZU SEIN,<br />

IST NICHT<br />

GESUND»


Luca Aerni: «Hätte YB angeklopft, dann hätte ich mich<br />

damals vielleicht für den Fussball entschieden.»<br />

5<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Der Goalie bin ig Kombinations-Weltmeister<br />

Luca Aerni (24) gehört zu den prominentesten<br />

YB-Fans. Bei seinem Besuch im Stade de Suisse<br />

wird Luca von Marcel Hirschers Landsmännern<br />

ins Visier genommen.<br />

Text Marcel W. Perren Fotos Sven Thomann


6<strong>SonntagsBlick</strong> |<br />

SPORT | ADELBODEN<br />

3. Dezember 2017<br />

Plötzlich ist die <strong>Ski</strong>-Karriere von Luca<br />

Aerni in Gefahr. Im Sommer 2007<br />

weckt Luca im Tor der Junioren des<br />

FC Grosshöchstetten mit einigen grandiosen<br />

Paraden das Interesse des FC Thun. Die<br />

Berner Oberländer laden den im Berner<br />

Mittelland wohnhaften Sohn eines Wallisers<br />

zu einem Probetraining ein. Papa Jean-<br />

Charles rät seinem Jüngling, diese Einladung<br />

anzunehmen.<br />

Doch Luca pfeift auf den Ratschlag seines<br />

Erzeugers und entscheidet sich dann doch<br />

für den <strong>Ski</strong>sport. «Wenn damals mein Lieblingsverein<br />

YB bei mir angeklopft hätte,<br />

dann hätte ich mich vielleicht für den Fussball<br />

entschieden», mutmasst Aerni.<br />

Nach dem sensationellen Sieg in der WM-<br />

Kombination in St. Moritz hat sich YB-Sportchef<br />

Christoph Spycher tatsächlich bei Aerni<br />

gemeldet. «Wuschu hat mir ein YB-Trikot<br />

mit der Nummer 1 überreicht. Zudem hat er<br />

mir mitgeteilt, dass ich im Stade de Suisse<br />

jederzeit herzlich willkommen sei.»<br />

Jetzt ist es so weit – der jüngste Golden<br />

Boy der Schweizer <strong>Ski</strong>-Geschichte läuft im<br />

Wohnzimmer seines Herzensklubs ein, der<br />

seit dem Cupsieg 1987 keinen Titel mehr<br />

gewonnen hat. Und diesmal nimmt er nicht<br />

auf der Tribüne Platz, Erfolgstrainer Adi<br />

Hütter begrüsst den Slalom-Spezialisten auf<br />

dem Kunstrasen zu einem Probetraining.<br />

Der Österreicher streckt dem Mann, der<br />

seinem Landsmann Marcel Hirscher in<br />

St. Moritz wegen einer Hundertstelsekunde<br />

Kombi-Gold weggeschnappt hat, die Hand<br />

entgegen: «Servus Luca, stell dich gleich ins<br />

Tor. Wir werden dich mit ein paar Freistössen<br />

testen.»<br />

GROSSES LOB VON<br />

TRAINER ADI HÜTTER<br />

Hütter lässt vor allem Marco Bürki, Bruder<br />

von Dortmund- und Nati-Hexer Roman,<br />

Gregory Wüthrich und seine Assistenten<br />

Harry Gämperle (vier Länderspiele) und<br />

Christian Peintinger auf Aerni ballern. Rund<br />

50 Prozent der Schüsse aus 17 Metern schlagen<br />

im Kreuzeck ein, Aerni zeigt aber auch<br />

ein paar sehr schöne Paraden. «Des schaut<br />

net schlecht aus, was da Luca da mocht»,<br />

meinte der in der Steiermark aufgewachsene<br />

Co-Trainer Peintinger. Sein Chef Hütter legt<br />

nach: «Luca hat eine richtig gute Torhüter-<br />

Technik!»<br />

Spektakulär!<br />

Aerni zeigt im<br />

YB-Training einige<br />

(zu-)packende<br />

Paraden.<br />

Treffsicher: Der YB-Trainer Adi Hütter verwandelt<br />

gegen Luca Aerni vier von fünf Penaltys.


ADELBODEN | SPORT


SPORT | ADELBODEN<br />

Der mit den Slalomstangen tanzt –<br />

Luca Aerni 2016 in <strong>Adelboden</strong>.<br />

Foto: Sven Thomann<br />

«HÜTTER HAT SICH FÜR MEINEN WM-SIEG<br />

GEGEN HIRSCHER GERÄCHT»<br />

Luca Aerni<br />

Luca Aerni registriert den Dialog zwischen<br />

den beiden Ösi-Trainern mit einem<br />

Schmunzeln. «Ich hätte nie gedacht, dass im<br />

Training der Berner Young Boys ähnlich viel<br />

Österreichisch geredet wird wie im <strong>Ski</strong>-Weltcup<br />

...»<br />

Adi Hütter legt sich jetzt den Ball auf dem<br />

Elfmeter-Punkt zurecht: «Luca, ich schiesse<br />

zum Abschluss fünf Penaltys auf dein Tor.»<br />

«BIN TOTAL BEEINDRUCKT»<br />

Hütter verwandelt die ersten beiden Elfer<br />

bombensicher in der linken, unteren Ecke.<br />

Beim dritten Schuss ist Aerni mit der Hand<br />

zwar dran – der Ball schlägt trotzdem rechts<br />

unten ein. Im vierten Anlauf zielt der einstige<br />

Mittelfeld-Stratege, der für Österreich<br />

14 Länderspiele bestritten hat, am linken Torpfosten<br />

vorbei. Den letzten Penalty platziert<br />

Meister Hütter aber noch einmal haargenau<br />

links unten.<br />

«Damit hat sich Hütter definitiv für<br />

meinen WM-Sieg gegen Hirscher gerächt»,<br />

glaubt Aerni und verneigt sich vor Hütter<br />

und seinen Männern: «Unglaublich, wie<br />

platziert diese Jungs schiessen – ich bin total<br />

beeindruckt.»<br />

Am Tag nach seinem Debüt im YB-Tor<br />

meldet sich Aerni per SMS. «Goalie zu sein,<br />

ist offenbar nicht wirklich gesund. Ich habe<br />

wie verrückt Muskelkater im Nacken ...» Die<br />

gute Nachricht: In der Zwischenzeit erfreut<br />

sich Aerni wieder bester Gesundheit und<br />

freut sich schon jetzt auf das Weltcup-<br />

Wochenende in <strong>Adelboden</strong>, wo er den<br />

Schweizer <strong>Ski</strong>-Fans den ersten Chuenisbärgli-Sieg<br />

seit Marc Berthods Riesen-<br />

Triumph 2008 bescheren möchte. •<br />

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SPORT | ADELBODEN<br />

ER GIBT NUR<br />

AUF DER PISTE<br />

GAS!<br />

10<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Stiller Star Alexis Pinturault (26) war im letzten Winter der Hauptdarsteller im<br />

packendsten Chuenisbärgli-Krimi der Neuzeit. Im Ziel lag er bloss vier Hundertstel<br />

vor Marcel Hirscher. Nun dringt Pinturault auch privat in Hirschers Revier ein.<br />

Text Marcel W. Perren<br />

Es ist ein Riesen-Duell der menschlichen<br />

Gegensätze. Während Hirscher<br />

in der Stuhlalm-Hütte hoch über<br />

Annaberg im Salzburgerland in einfachen<br />

Verhältnissen gross geworden ist, stammt<br />

Pinturault aus einer finanzkräftigen Familie<br />

aus Frankreichs Nobel-<strong>Ski</strong>ort Courchevel.<br />

Sein Vater führt im Olympia-Ort von 1992 ein<br />

Luxus-Hotel. Pinturault wirkt neben der Piste<br />

schüchtern, Hirscher dagegen ist auch für<br />

seine deutliche Wortwahl berühmt.<br />

Dafür hat man zwischen den beiden im<br />

letzten Riesenslalom-Winter nur geringe<br />

Unterschiede erkennen können. Hirscher hat<br />

in der alpinen Basis-Disziplin vier Weltcuprennen<br />

gewonnen, Pinturault war drei Mal<br />

erfolgreich. In <strong>Adelboden</strong> haben diese Ausnahme-Athleten<br />

den drittplatzierten Philipp<br />

Schörghofer um fast zwei Sekunden distanziert.<br />

Die Altmeister dieser Sparte haben sich<br />

danach mit Superlativen übertroffen. Frankreichs<br />

<strong>Ski</strong>-Held Jean-Claude Killy kommentierte<br />

den Sieg seines Landsmannes mit<br />

«magnifique!». Der Bündner Heini Hemmi,<br />

1976 Olympiasieger, sprach vom «hochstehendsten<br />

<strong>Ski</strong>-Duell, das ich in der Neuzeit<br />

gesehen habe». Entsprechend gross war


ADELBODEN | SPORT<br />

Foto: Keystone<br />

Attacke! Im Januar 2017 gewinnt<br />

Alexis Pinturault den Riesenslalom-<br />

Klassiker am Chuenisbärgli.


SPORT | ADELBODEN<br />

Pinturault ist freiheitsliebend: «Seit diesem Sommer<br />

gewährt mir der Verband viel mehr Selbständigkeit.»<br />

die Vorfreude auf eine Neuauflage dieses<br />

heroischen Zweikampfes an der Weltmeisterschaft<br />

in St. Moritz. Doch daraus wurde<br />

nichts, weil Pinturault seine Gala-Form nicht<br />

bis in den Februar hinein konservieren<br />

konnte. Hirscher gewann deshalb zweimal<br />

Gold, Pinturault musste das Engadin ohne<br />

Einzel-Medaille verlassen.<br />

«Ich war in St. Moritz völlig ausgebrannt,<br />

weil ich davor zu viele Rennen bestritten und<br />

nicht optimal trainieren konnte», so die<br />

Erklärung des 26-Jährigen. Pinturault hat deshalb<br />

nach dieser Saison vom französischen<br />

Verband dasselbe gefordert, was Hirscher mit<br />

seinem Privat-Team unter dem Dach des ÖSV<br />

schon seit Jahren geniesst: die Freiheit in der<br />

Gestaltung der Trainings. «In den letzten<br />

Jahren musste ich nach den Wettkämpfen oft<br />

zu den Gruppen-Trainings nach Frankreich<br />

fahren. Seit diesem Sommer gewährt mir<br />

der Verband aber viel mehr Selbständigkeit.<br />

Ich kann den Zeitpunkt und den Ort des Trainings<br />

gemeinsam mit meinem eigenen<br />

Coach aussuchen.»<br />

Foto: Dom Daher/Red Bull Content Pool<br />

«DIE HOCHZEIT WAR EIN<br />

UNVERGESSLICHER TAG»<br />

Pinturault rückt Hirscher deshalb auch<br />

geografisch auf die Pelle. «Weil Österreich im<br />

<strong>Ski</strong>-Weltcup deutlich zentraler liegt als Frankreich,<br />

habe ich mir für die Wintermonate eine<br />

Wohnung in Altenmarkt gemietet.» Ausgerechnet<br />

Altenmarkt bei Salzburg. Das ist der<br />

Ort, wo die <strong>Ski</strong>-Fabrik von Hirschers Ausrüster<br />

Atomic steht. Nur 15 Minuten von dort<br />

entfernt ist die Reiteralm, auf der Hirscher,<br />

aber auch Norwegens Shooting-Star Henrik<br />

Kristoffersen zwischen ihren Renneinsätzen<br />

trainieren. Nun werden die drei heissesten<br />

Anwärter auf den Gewinn des Gesamtweltcups<br />

in Zukunft regelmässig auf derselben<br />

Piste an ihrer Form feilen.<br />

Sein erstes Goldstück hat Alexis Pinturault<br />

übrigens bereits am 9. September<br />

geholt. An diesem Tag hat er an der Côte<br />

d’Azur seine Freundin Romane geheiratet.<br />

«Es war zwar ein unvergesslicher Tag, aber<br />

wirklich verändert hat sich mein Leben<br />

durch die Heirat nicht», hält der Mann mit<br />

19 <strong>Weltcups</strong>iegen ziemlich nüchtern fest.<br />

Typisch für Pinturault, der eben nur auf der<br />

Piste so richtig Gas gibt. •


MEIN ADELBODEN Winter-<br />

Highlights<br />

SVP-Politiker Adrian Amstutz schwärmt vom Chuenisbärgli und<br />

erklärt, warum ihm eine Karriere als <strong>Ski</strong>rennfahrer verwehrt blieb.<br />

Text Marcel W. Perren Foto Philippe Rossier<br />

<strong>Adelboden</strong>-<br />

Lenk-Kandersteg<br />

Mit dem Rücken zum Chuenisbärgli:<br />

Adrian Amstutz.<br />

21. bis 28. Januar <strong>2018</strong><br />

Belle-Epoque-Woche<br />

Kandersteg<br />

kandersteg.ch<br />

13<br />

Adrian Amstutz gehört<br />

zu den besten <strong>Ski</strong>fahrern<br />

im Bundeshaus.<br />

Das legendäre Parlamentarier-<br />

Rennen hat der Nationalrat<br />

trotzdem noch nie gewonnen.<br />

«Die lange Reise ins Bündnerland<br />

für ein Plauschrennen ist<br />

mir zu aufwendig, und seit dem<br />

Tod von This Jenny ist das sportliche<br />

Niveau ziemlich tief. Deshalb<br />

gehe ich an diesem Tag viel<br />

lieber mit meiner Familie im<br />

Berner Oberland auf die Piste.»<br />

Weil in seiner Heimatgemeinde<br />

Sigriswil nicht<br />

immer genügend Schnee liegt,<br />

zieht es den SVP-Politiker mit<br />

seinen Liebsten in die <strong>Ski</strong>stationen<br />

Grindelwald, Hasliberg,<br />

Saanenland und <strong>Adelboden</strong>.<br />

Beim Blick aufs Chuenisbärgli<br />

kommen beim 64-Jährigen<br />

Erinnerungen an die eigene<br />

Laufbahn als Rennfahrer hoch:<br />

«Ich gehörte am Ende meiner<br />

Schulzeit zusammen mit<br />

Martin Berthod, dem Vater des<br />

zweifachen <strong>Adelboden</strong>-Siegers<br />

Marc, für kurze Zeit dem Elite-<br />

Kader des Berner Oberländer<br />

<strong>Ski</strong>-Verbands an. Martin war<br />

aber immer klar stärker als ich.<br />

Deshalb hat er es dann auch bis<br />

in den Weltcup geschafft, während<br />

ich als 18-Jähriger dann<br />

voll auf die Karte Fallschirmspringen<br />

gesetzt habe.»<br />

Als Fallschirm-Spitzensportler<br />

hat Amstutz an mehreren<br />

Weltmeisterschaften teilgenommen.<br />

Den Bezug zum<br />

<strong>Ski</strong>rennsport hat er trotzdem<br />

nie verloren. Bei den Weltcuprennen<br />

in <strong>Adelboden</strong> und <strong>Wengen</strong><br />

ist er Stammgast, und ein<br />

von ihm mitgegründetes Architektur-<br />

und Bauleitungsbüro<br />

sponsert das Berner Oberländer<br />

Nachwuchs-Talent Diana<br />

Bühler.<br />

«Der <strong>Ski</strong>rennsport kostet<br />

heute so viel Geld, dass ihn sich<br />

Kinder aus normalen Bauernoder<br />

Arbeiterfamilien fast nicht<br />

mehr leisten können», erklärt<br />

Amstutz. «Deshalb unterstützt<br />

unsere Firma die hoch motivierte<br />

und talentierte Tochter<br />

eines Bergbauern gerne.» •<br />

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<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017


Vom Rennfahrer zum TV-Kommentator:<br />

Das neue Leben des Marc Berthod.<br />

14<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017


ADELBODEN | SPORT<br />

«WAS STELLT<br />

MIR DER<br />

FÜR DOOFE<br />

FRAGEN?»<br />

Rollenwechsel Marc Berthod (34) hat in seiner Karriere<br />

zwei Weltcuprennen gewonnen. Beide in <strong>Adelboden</strong>!<br />

Er ist der letzte Schweizer Sieger am Chuenisbärgli.<br />

Nun wird er als SRF-Co-Kommentator zurückkehren.<br />

Interview Marcel W. Perren Foto Andy Mettler<br />

15<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Marc Berthod, ganz ehrlich: Auf welchem<br />

TV-Sender haben Sie vor Ihrem SRF-<br />

Engagement <strong>Ski</strong>rennen verfolgt?<br />

Marc Berthod: Oha, es kommt gleich bei der<br />

ersten Frage knüppeldick für mich ... (lacht<br />

laut). Natürlich ausschliesslich im SRF!<br />

Das glaube ich Ihnen jetzt nicht! Der<br />

Grossteil der Schweizer <strong>Ski</strong>-Stars schaut<br />

doch ORF!<br />

Ich bin als Zuschauer wirklich nicht so oft bei<br />

den Österreichern gelandet, aber ich gebe<br />

gerne zu, dass ich das eine oder andere Rennen<br />

auf Eurosport mit dem Kommentatoren-<br />

Duo Guido Heuber und Frank Wörndl gesehen<br />

habe. Während die meisten anderen<br />

Fernseh-Reporter bei ihren Übertragungen<br />

sehr analytisch rüberkommen, verkaufen<br />

Guido und Frank die Rennfahrer mit ihrer<br />

lockeren, pointierten Wortwahl als richtig<br />

wilde Hunde, die total krasse Dinge aufführen.<br />

Das gefällt mir ganz gut.<br />

Sie wollen in Zukunft also beim Staatssender<br />

SRF genau so locker flockig berichten wie<br />

das beim Privatsender Eurosport passiert?<br />

Auf jeden Fall habe ich diesbezüglich vom<br />

SRF keine Einschränkungen erhalten. Die<br />

Frage wird aber sein, wie schnell ich mich in<br />

diese Rolle hineinfinden kann. Ich bin mir


Die zwei <strong>Adelboden</strong>-Siege von Marc Berthod:<br />

2007 im Slalom (l.) und 2008 im Riesenslalom.<br />

ziemlich sicher, dass ich bei meinem<br />

ersten Einsatz in Val Gardena richtig nervös<br />

sein werde. Darum werde ich dort wohl eher<br />

mit einer kontrollierten Offensive aufwarten.<br />

Es war für mich übrigens sehr gewöhnungsbedürftig,<br />

als ich meinen Kommentatoren-Test<br />

anhören musste.<br />

Warum?<br />

Erstens klingt meine Stimme wirklich ganz<br />

anders, als ich sie im Ohr habe. Zweitens<br />

habe ich gemerkt, dass ich einige Wörter zu<br />

oft benutze.<br />

Welche?<br />

Das verrate ich an dieser Stelle natürlich<br />

nicht, ansonsten würden ja die Leser bei<br />

meinen künftigen TV-Einsätzen eine Strichliste<br />

einführen, um herauszufinden, wie oft<br />

ich diese Wörter während eines Rennens<br />

wirklich benutze. Ich kann den Zuschauern<br />

aber versprechen, dass ich an mir arbeiten<br />

werde, damit ich in Zukunft weniger Wortwiederholungen<br />

haben werde.<br />

Und was werden Sie tun, wenn Sie plötzlich<br />

mitten im Satz merken sollten, dass Sie aus<br />

einem Satz grammatikalisch unsauber<br />

herauskommen?<br />

Dann werde ich den Satz so leise zu Ende<br />

sprechen, damit meine grammatischen Fehler<br />

gar niemand hören kann ...<br />

Wie oft haben Sie sich zu Ihren Aktivzeiten<br />

über TV-Reporter geärgert?<br />

Es hat schon ein paar Situationen bei Interviews<br />

im Zielraum gegeben, in denen ich<br />

mich gefragt habe: Was stellt mir der jetzt<br />

wieder für eine doofe Frage? Hat der Reporter<br />

dasselbe Rennen erlebt wie ich? Aber seit<br />

meinen ersten TV-Einsätzen an der WM in<br />

St. Moritz weiss ich, wie schwer es für einen<br />

Interviewer im Zielraum ist, den Rennüberblick<br />

zu haben. Deshalb habe ich dort selber<br />

die eine oder andere doofe Frage gestellt.<br />

Weil Sie ja erst vor einem Jahr Ihren<br />

Rücktritt als <strong>Ski</strong>rennfahrer erklärt haben,<br />

werden Sie ja immer noch von einem<br />

grossen Insiderwissen zehren können, oder?<br />

Du verlierst nach dem Rücktritt extrem schnell<br />

den Draht zu dem, was wirklich läuft im Team.<br />

Natürlich habe ich noch zu vielen Rennfahrern<br />

Kontakt, aber die wahre Stimmung in<br />

einer Mannschaft kannst du trotzdem nur mitbekommen,<br />

wenn du selber dabei bist. Ich<br />

führe jetzt vor allem im Sommer ein komplett<br />

anderes Leben. Ich gehe am Morgen ins Büro<br />

des Sportgymnasiums in Davos oder lerne für<br />

die Schule (Berthod absolviert in Chur ein<br />

Betriebsökonomie-Studium mit dem Vertiefungsbereich<br />

Sport-Management, Anm. d. Redaktion).<br />

Ich kann mir jetzt schon fast nicht mehr<br />

vorstellen, wie viel ich bis zu meinem Rücktritt<br />

trainiert habe. Zwei Stunden am Morgen<br />

«ICH FÜHRE<br />

JETZT EIN<br />

KOMPLETT<br />

ANDERES<br />

LEBEN»<br />

Marc Berthod


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wie zum Beispiel Übernachtungen im Victoria-Jungfrau Grand Hotel &<br />

Spa in Interlaken oder Top4-<strong>Ski</strong>pässe.<br />

Mehr Informationen unter madeinbern.com/ticketcorner<br />

und zwei Stunden am Nachmittag – und das<br />

praktisch jeden Tag. Aktuell trainiere ich vielleicht<br />

noch eine Stunde pro Woche.<br />

Wie würde denn der TV-Mann Berthod die<br />

beiden <strong>Adelboden</strong>-Siege des Rennfahrers<br />

Berthod kommentieren?<br />

Das waren beim Slalom 2007 wie beim<br />

Riesenslalom 2008 zwei perfekte zweite<br />

Läufe. Ja, das darf ich wohl ohne zu übertreiben<br />

so sagen. Aber ich verbinde mit dem<br />

Chuenisbärgli nicht nur wegen dieser beiden<br />

Siege besonders gute Erinnerungen. 2005<br />

habe ich hier als Siebter erstmals in meiner<br />

Karriere den grossen Hermann Maier<br />

geschlagen. Ja, dieser Hang passte einfach<br />

zu mir.<br />

Top4-<strong>Ski</strong>pass: Für 666 Franken<br />

Pistenspass ohne Ende<br />

Ab dieser Wintersaison spannen die grössten vier Berner <strong>Ski</strong>gebiete<br />

zusammen und bringen gemeinsam den Top4-<strong>Ski</strong>pass auf den<br />

Markt – zu einem unschlagbaren Preis. Vom 1. September bis zum<br />

15. Dezember können Wintersportler vom attraktiven Angebot<br />

profitieren. 666 Pistenkilometer für nur 666 Schweizer Franken.<br />

Der Top4-<strong>Ski</strong>pass gilt während der gesamten Wintersaison für alle<br />

Lifte und Bahnen in den vier Gebieten <strong>Adelboden</strong>-Lenk, Gstaad,<br />

Jungfrau <strong>Ski</strong> Region und Meiringen-Hasliberg.<br />

Mehr Informationen unter top4.ski<br />

17<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Entsprechend wohl müssten Sie sich hier<br />

auch beim Kommentieren fühlen ...<br />

Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf diesen<br />

Einsatz. Aber ob ich gleich bei meiner Premiere<br />

als Co-Kommentator am Chuenisbärgli<br />

eine Top-Leistung abliefern kann, weiss ich<br />

nicht. Als Rennfahrer habe ich ja auch ein<br />

paar Jahre gebraucht, bis ich hier zum ersten<br />

Mal gewinnen konnte. •


SPORT | ADELBODEN<br />

18<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

ADELBODEN SUC<br />

SUPERSTAR<br />

Sehnsucht Adelbodner von A (für Peter Aellig)<br />

bis Z (für Rösli Zryd) haben während Jahrzehnten<br />

den <strong>Ski</strong>-Weltcup geprägt. Nach einer langen Durststrecke<br />

hat die Hoffnung jetzt wieder einen Namen:<br />

Kevin Oester.<br />

Text Marcel W. Perren Fotos Philippe Rossier


Er ist die grösste Hoffnung vom <strong>Ski</strong>club <strong>Adelboden</strong>:<br />

Der 16-jährige Kevin Oester.<br />

«KEVIN, ICH GLAUBE<br />

AN DICH. MACHS<br />

GUET, BÜEBI»<br />

Peter Aellig<br />

HT DEN<br />

Adelbodner unter sich: Kevin Oester zu Besuch bei Peter Aellig<br />

im Restaurant Wildstrubel.<br />

Peter Aellig sitzt in Gedanken versunken<br />

am Stammtisch seines Restaurants<br />

Wildstrubel. Hinter ihm hängt<br />

ein Bild aus dem Winter 1942, welches die<br />

Künste seiner Mutter auf Fasstuben dokumentiert.<br />

Und wenn der 60-jährige Landwirt<br />

und Viehzüchter seinen Blick nach rechts<br />

richtet, hat er die beste Aussicht auf den<br />

Zielhang vom Chuenisbärgli, auf dem der<br />

ehemalige Slalom-Spezialist 1981 als Elfter<br />

das beste Riesenslalom-Ergebnis seiner Karriere<br />

eingefahren hat.<br />

Zu seiner Zeit gehörten schnelle Adelbodner<br />

im <strong>Ski</strong>-Zirkus zum fixen Bestandteil.<br />

«Von der Weltcup-Gründung 1967 bis zu<br />

Konrad Haris Rücktritt 2008 war immer<br />

mindestens ein Mitglied vom <strong>Ski</strong>club <strong>Adelboden</strong><br />

im Weltcup vertreten», erklärt Aellig.<br />

Warum hat dieses Treibhaus des alpinen<br />

Sports seit fast zehn Jahren keinen <strong>Ski</strong>fahrer<br />

mehr mit Weltklasse-Format herausgebracht?<br />

«Das liegt daran, dass unsere Jugend heute<br />

viel mehr Freizeit-Alternativen hat. Wir hatten<br />

nicht nur kein Schwimmbad und kein


SPORT | ADELBODEN<br />

20<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Internet, wir konnten auch nur zwei TV-<br />

Sender empfangen», betont Aellig.<br />

Nun betritt aber in Begleitung seines<br />

Vaters ein 16-jähriger Jüngling Aelligs Gaststube,<br />

der trotz den Versuchungen der heutigen<br />

Jugend eine vielversprechende Zukunft<br />

vor sich hat: Kevin Oester, die grösste Nachwuchshoffnung<br />

vom <strong>Ski</strong>club <strong>Adelboden</strong>.<br />

KEVIN OESTER HAT<br />

BEKANNTE VERWANDTE<br />

Kevin ist ein Cousin von Marlies Oester, die<br />

2003 bei der WM in St. Moritz Bronze in der<br />

Kombination gewonnen hat. Sein Grossonkel<br />

ist Adolf Rösti, der 1972 beim Weltcup-Riesenslalom<br />

in <strong>Adelboden</strong> Zweiter wurde. Kevin, der<br />

an der Sportmittelschule in Engelberg für<br />

die Matura büffelt und heuer seine ersten FIS-<br />

Rennen bestreiten wird, gehört schweizweit zu<br />

den besten Alpinen mit Jahrgang 2001.<br />

Eine besondere Talentprobe hat er im<br />

Vorjahr am Chuenisbärgli abgeliefert. Kevin<br />

erinnert sich mit glänzenden Augen an<br />

seinen ersten Einsatz auf dem schwierigsten<br />

Riesenslalom-Hang der Welt zurück. «Weil<br />

das Fernsehen am Tag vor dem Riesenslalom<br />

die Einstellung der Kameras testen wollte,<br />

durfte ich mit einigen anderen Jungen als<br />

Testfahrer starten. Obwohl meine Oberschenkel<br />

bei der Einfahrt in den Zielhang komplett<br />

blau waren, war das ein grandioses Erlebnis.»<br />

Papa Rene wirft mit stolz geschwängerter<br />

Brust ein beeindruckendes Detail ein: «Kevins<br />

Laufzeit war nur acht Sekunden langsamer<br />

als die Bestzeit von Alexis Pinturault.» Kevin<br />

relativiert: «Ich hatte bei meinem Testlauf ja<br />

auch die besseren Pistenbedingungen als<br />

Pinturault im Rennen.»<br />

Pinturault ist Kevins grosses Vorbild.<br />

Rene Oester kann aber von seinem Bankkonto<br />

ablesen, dass Talent alleine nicht genügt,<br />

um in die Fusstapfen des Franzosen<br />

treten zu können. «Der <strong>Ski</strong>sport ist in den<br />

letzten Jahren sehr viel teurer geworden.<br />

Ich gebe im Jahr rund 30 000 Franken für<br />

Kevin aus. Viele Eltern fehlen schlicht die<br />

finan ziellen Mittel, um das <strong>Ski</strong>-Talent ihrer<br />

Kinder fördern zu können. Das ist für mich<br />

der Hauptgrund, warum es hier immer<br />

weniger <strong>Ski</strong>-Talente gibt.»<br />

Der im Management tätige Oester ist aber<br />

nicht nur der Hauptsponsor seines Sohnes,<br />

Rene ist auch Kevins Servicemann. «Ich<br />

verbringe unzählige Stunden im Keller, um<br />

das Material zu präparieren. Das macht mir<br />

aber sehr viel Spass.»<br />

Auch dank Peter Aelligs Sohn David<br />

können die Oesters die Materialkosten tief<br />

halten – Aellig Junior unterstützt Kevin tatkräftig<br />

in der Abstimmung und der notwendigen<br />

<strong>Ski</strong>ausrüstung. Und nach starken<br />

Leistungen im letzten Winter wurde Kevin<br />

ins Future Team von Beat Feuz’ Ausrüster<br />

Head aufgenommen. Nun bekommt Oester<br />

zehn Paar <strong>Ski</strong> und Schuhe für 2000 Franken<br />

im Jahr. Eine finanzielle Unterstützung gibt<br />

es für den talentierten Nachwuchs auch vom<br />

<strong>Ski</strong>club <strong>Adelboden</strong>.<br />

Kevin wirft einen sehnsüchtigen Blick<br />

aufs Chuenisbärgli. «Ich hoffe, dass es nicht<br />

mehr allzu lange dauern wird, bis ich hier<br />

ein Weltcuprennen bestreiten darf.» Aellig<br />

macht ihm Mut: «Du hast von deinem Grossonkel<br />

und deinem Cousin die besten Gene<br />

für den <strong>Ski</strong>sport geerbt, deshalb glaube ich<br />

an dich. Machs guet, Büebi!» •<br />

«ICH HOFFE, DASS ICH HIER<br />

BALD EIN WELTCUPRENNEN<br />

BESTREITEN DARF»<br />

Kevin Oester<br />

Träumt von einem Start am Chuenisbärgli: Kevin Oester.


MEIN SAANENLAND Winter-<br />

Highlights<br />

Saanenland<br />

Ex-Abfahrtsrakete Gustav Oehrli hat es in seiner Karriere nach<br />

der Karriere in Gstaad öfters mit Milliardären zu tun.<br />

Text Marcel W. Perren Foto Philippe Rossier<br />

18. bis 21. Januar <strong>2018</strong><br />

Snowbike Festival Gstaad<br />

snowbikefestival.com<br />

Tief verwurzelt im Saanenland: Gustav Oehrli<br />

posiert in der Gstaader Fussgängerzone.<br />

In den 80ern glänzte Gustav<br />

«Gusti» Oehrli mit einigen<br />

Top-Ergebnissen bei Weltcup-Abfahrten<br />

und -Kombinationen.<br />

Nach dem Ende seiner<br />

Karriere hat der gebürtige<br />

Lauener unweit der Gstaader<br />

Fussgängerzone ein Sportgeschäft<br />

eröffnet. Weil das Hotel<br />

Olden von Ex-Formel-1-Boss<br />

Bernie Ecclestone in der Nachbarschaft<br />

steht, gehört auch der<br />

Milliardär zur Kundschaft von<br />

Oehrlis «Edelweiss-Sport».<br />

«Bernie ist ein unkomplizierter<br />

Kunde, welcher bei uns<br />

auch höhere Beträge nicht mit<br />

der Kreditkarte, sondern cash<br />

bezahlt», verrät der einstige<br />

Weltklasse-Abfahrer. Der 55-Jährige<br />

hat den 87-Jährigen auch<br />

schon auf der <strong>Ski</strong>piste beobachtet.<br />

«Vor ein paar Wintern war<br />

er eine Zeitlang mit einem <strong>Ski</strong>lehrer<br />

unterwegs. Dabei ist mir<br />

aufgefallen, dass der knapp<br />

160 Zentimeter kleine Bernie<br />

mit einer ziemlich hohen Bindungsplatte<br />

unterwegs ist ...»<br />

DER JUNGE OEHRLI<br />

Oehrli erlebte seinen persönlichen<br />

Höhepunkt im Weltcup-<br />

Winter 1985/86 mit einem<br />

zweiten Rang bei der Abfahrt in<br />

Morzine, dem fünften Platz bei<br />

der Hahnenkamm-Abfahrt in<br />

Kitzbühel und zwei dritten Rängen<br />

bei den Kombinationen in<br />

St. Anton und in <strong>Wengen</strong>. 1989<br />

verpasste er das Podest als<br />

Vierter bei der Abfahrt am Lauberhorn<br />

um lediglich 19 Hundertstelsekunden.<br />

Jetzt ist der Sportartikel-<br />

Händler und Bergführer stolzer<br />

Vater des 18-jährigen Joel,<br />

der vor allem im vorletzten<br />

Winter ein paar starke Talentproben<br />

abgeliefert hatte. Bei<br />

Jugend-Olympia wurde er<br />

Sechster im Super-G, Siebter<br />

in der Kombination und Neunter<br />

im Riesenslalom. Im letzten<br />

Winter war der Hochbauzeichner-Lehrling<br />

aber wegen<br />

Pfeifferschem Drüsenfieber<br />

nur selten am Start. In diesem<br />

Winter dürfte mit Oehrli aber<br />

wieder zu rechnen sein. •<br />

26. Januar bis 3. Februar <strong>2018</strong><br />

Sommets Musicaux de Gstaad<br />

sommetsmusicaux.ch<br />

8. bis 11. März <strong>2018</strong><br />

Ride on Music<br />

rideonmusic.ch<br />

Bis 15. Dezember 2017<br />

Top4-<strong>Ski</strong>pass<br />

für 666 Franken<br />

top4.ski<br />

21<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017


BERNER OBERLÄNDER<br />

SKI-FEST<br />

Das Programm<br />

in <strong>Adelboden</strong><br />

Freitag, 5. Januar <strong>2018</strong><br />

16.00-17.30 Boxenstrasse: <strong>Ski</strong>firmen<br />

präsentieren ihre Stars<br />

16.00-18.00 Tyrolienne für alle<br />

ab 18.30 Warm-up-Party<br />

ADELBODEN<br />

Egal, ob für kleine oder grosse<br />

<strong>Ski</strong>-Fans: An den 62. Internationalen<br />

Adelbodner <strong>Ski</strong>tagen wird<br />

allen etwas geboten.<br />

WENGEN Das Programm<br />

in <strong>Wengen</strong><br />

Näher, effizienter, spannender:<br />

Mit einem neuen Festzelt geht<br />

das OK der Internationalen<br />

Lauberhornrennen neue Wege.<br />

Dienstag, 9. Januar <strong>2018</strong><br />

12.30 Training Lauberhorn-Abfahrt<br />

Mittwoch, 10. Januar <strong>2018</strong><br />

12.30 Training Lauberhorn-Abfahrt


Fotos: Keystone, Manuel Lopez/PD<br />

mit DJ Mario<br />

ab 19.00 Startnummernauslosung<br />

Riesenslalom<br />

Samstag, 6. Januar <strong>2018</strong><br />

ab 8.00 <strong>Ski</strong>-Chilbi<br />

10.00 Show und Countdown<br />

in der Zielarena<br />

10.30 Riesenslalom, 1. Lauf<br />

13.00 Show und Countdown<br />

in der Zielarena<br />

13.30 Riesenslalom, 2. Lauf<br />

anschl. Präsentation der Sieger<br />

in der Zielarena<br />

ab 18.00 Warm-up-Party mit DJ<br />

Mario auf dem Märitplatz<br />

bis 19.00 Unterhaltung im<br />

Weltcup-Dorf<br />

ab 19.00 Siegerehrung Riesenslalom<br />

auf dem Märitplatz<br />

Sonntag, 7. Januar <strong>2018</strong><br />

ab 8.00 <strong>Ski</strong>-Chilbi<br />

10.00 Show und Countdown<br />

in der Zielarena<br />

10.30 Slalom, 1. Lauf<br />

13.00 Show und Countdown<br />

in der Zielarena<br />

13.30 Slalom, 2. Lauf<br />

anschl. Siegerehrung<br />

Slalom<br />

bis 18.00 Unterhaltung im<br />

Weltcup-Dorf<br />

Die letzten Sieger<br />

Riesenslalom<br />

2011 Cyprien Richard (Fr)/Aksel<br />

Svindal (No) zeitgleich<br />

2012 Marcel Hirscher (Ö)<br />

2013 Ted Ligety (USA)<br />

2014 Felix Neureuther (De)<br />

2015 Marcel Hirscher (Ö)<br />

2017 Alexis Pinturault (Fr)<br />

Slalom<br />

2011 Ivica Kostelic (Kro)<br />

2012 Marcel Hirscher (Ö)<br />

2013 Marcel Hirscher (Ö)<br />

2014 Marcel Hirscher (Ö)<br />

2015 Stefano Gross (It)<br />

2016 Henrik Kristoffersen (No)<br />

2017 Henrik Kristoffersen (No)<br />

PICKNICKZONE CHÄLA<br />

Gemütlichkeit wird in <strong>Adelboden</strong> grossgeschrieben.<br />

Ob ein Fondue, Raclette oder Verpflegung aus dem<br />

Rucksack – der neue Picknick-Bereich in der «Chäla»<br />

lädt zu geselligem Verweilen am Pistenrand ein.<br />

Der Zutritt mit den entsprechenden Utensilien ist<br />

nur in der «Chäla» gestattet. Die Erreichbarkeit ist<br />

dank der Umgehung des Weltcup-Dorfs von allen<br />

Seiten gewährleistet. Die detaillierte Regelung<br />

entnehmen Sie den AGB.<br />

NEUES WELTCUP-TICKET<br />

Die Ticketangebote wurden vereinfacht: Am Audi FIS<br />

<strong>Ski</strong> World Cup <strong>Adelboden</strong> werden in den Zuschauerbereichen<br />

nur noch zwei Kategorien angeboten:<br />

Nebst der Kategorie «Tribüne» umfasst das frisch<br />

konzipierte «Weltcup-Ticket» die Bereiche Zielgelände,<br />

Swisscom-Zone und<br />

Chäla. Der Zutritt zum oberen<br />

Bereich der Rennstrecke ist wie<br />

in den Vorjahren gewährleistet,<br />

hier löst das «Weltcup-Ticket»<br />

den Vorgänger «Entlang der<br />

Rennstrecke» ab.<br />

ERLEBNIS FAMILY DAY<br />

Der 7. Januar ist Familientag. Am<br />

Slalomrennen profitieren<br />

Familien vom attraktiven<br />

Family-Day-Angebot mit<br />

Familienzone, Autogrammstunde<br />

mit Didier Défago, diversen<br />

Aktivitäten, einem Besuch von Jamadu und Globi,<br />

Verpflegung und einem Geschenk für jedes Kind.<br />

Tickets gibts unter www.weltcup-adelboden.ch/tickets.<br />

DAS CHUENISBÄRGLI DIGITAL<br />

Informationen zu Tickets, Anreise, Eventprogramm,<br />

kurzfristige Änderungen und die aktuellen Resultate<br />

finden Sie in der <strong>Ski</strong> World Cup <strong>Adelboden</strong> App.<br />

Die App ist kostenlos im App Store und Google Play<br />

Store verfügbar. •<br />

ZUM HALBEN PREIS AN<br />

DIE WELTCUP-RENNEN!<br />

Raiffeisen machts möglich. Wer Raiffeisen-<br />

Mitglied ist, profitiert bei den Schweizer<br />

Weltcup-Rennen von einer 50-Prozent-<br />

Ticket-Aktion. Gültig bei folgenden Rennen:<br />

• Frauen in St. Moritz: 2 Super-G<br />

und Kombination<br />

• Männer in <strong>Adelboden</strong>: Slalom<br />

• Männer in <strong>Wengen</strong>: Slalom<br />

• Frauen in Crans-Montana: Super-G<br />

und Kombination<br />

Weitere Informationen gibt es unter:<br />

welovesnow.ch/specials<br />

SPEKTAKULÄRE SPRÜNGE<br />

So nah stand wohl noch kein Festzelt an den bekanntesten<br />

Schlüsselstellen einer Weltcupabfahrt. In<br />

diesem Jahr wird das Hospitality-Angebot erstmals<br />

unmittelbar hinter den Hochsicherheitsnetzen<br />

unterhalb von Hundschopf und Minschkante<br />

angeboten. Dort zeigen die Fahrer spektakuläre<br />

Sprünge, kämpfen im entscheidenden Canadian<br />

Corner um eine hohe, flüssig fahrbare Linie und<br />

sausen in hohem Tempo über den Alpweg Richtung<br />

Kernen-S. Genau im Umfeld dieser Schlüsselstellen<br />

entstehen im Januar das neue Hospitality-Festzelt und<br />

eine kleine Tribüne, die das exklusivste Angebot<br />

am Lauberhorn zusätzlich attraktiver machen.<br />

HOCHWERTIGE LÖSUNG FÜR ALLE<br />

Die Natur und die Fans am Girmschbiel,<br />

dem Hügel vis-à-vis von<br />

Hundschopf und Minschkannte,<br />

profitieren ebenfalls.<br />

Durch die neue Lösung<br />

werden auf dem geschützten<br />

Hochmoor keine festen<br />

Strukturen mehr aufgebaut.<br />

Hier galt es jeweils einigen<br />

Anforderungen des Naturschutzes<br />

gerecht zu werden,<br />

um die sensible Landschaft<br />

nicht zu gefährden. Dieses<br />

Miteinander mit der Natur<br />

ist ein Kernanliegen der<br />

Lauberhornrennen und<br />

wird stets weiter verbessert.<br />

NOCH ATTRAKTIVER<br />

Für die Zuschauer, die jedes Jahr zu Tausenden an<br />

den Girmschbiel pilgern, wird es neu etwas mehr<br />

Platz geben. Trotz grosser Hospitality-Anlage beim<br />

Canadian Corner ist ihnen weiterhin eine uneingeschränkte<br />

Sicht auf die einmalige Abfahrtsstrecke<br />

am Lauberhorn garantiert. Der Girmschbiel hat<br />

also nochmals an Attraktivität gewonnen. •<br />

Donnerstag, 11. Januar <strong>2018</strong><br />

11.30 Flugshow Patrouille Suisse<br />

mit SWISS C Series (Training)<br />

12.30 Training Lauberhorn-Abfahrt<br />

ab 17.00 Unterhaltung und Res -<br />

tauration im Weltcup-Dörfli<br />

17.45 Offizielle Eröffnung<br />

18.15 Startnummernauslosung<br />

Alpine Kombination<br />

Freitag, 12. Januar <strong>2018</strong><br />

10.30 Alpine Kombination, Abfahrt<br />

13.20 Flugshow Patrouille Suisse<br />

mit SWISS C Series (Training)<br />

14.00 Alpine Kombination, Slalom<br />

ab 15.00 Unterhaltung und Restauration<br />

im Weltcup-Dörfli<br />

und im Eigerhubelzelt<br />

18.15 Startnummernauslosung<br />

Abfahrt<br />

19.00 Siegerehrung<br />

Alpine Kombination<br />

anschl. Spass und Unterhaltung im<br />

Festzelt und im Eigerhubelzelt<br />

Samstag, 13. Januar <strong>2018</strong><br />

11.40 Flugshow Patrouille Suisse<br />

mit SWISS C Series<br />

12.30 Lauberhorn-Abfahrt<br />

ab 13.00 Spass und Unterhaltung im<br />

Festzelt und im Eigerhubelzelt<br />

18.15 Startnummernauslosung<br />

Slalom<br />

19.00 Siegerehrung Abfahrt<br />

anschl. Spass und Unterhaltung<br />

im Eigerhubelzelt<br />

Sonntag, 14. Januar <strong>2018</strong><br />

ab 9.00 Verpflegung und<br />

Unterhaltung im Zielraum<br />

10.15 Slalom, 1. Lauf<br />

13.15 Slalom, 2. Lauf<br />

anschl. Siegerehrung Slalom im Ziel<br />

Die letzten Sieger<br />

Abfahrt<br />

2015 Hannes Reichelt (Ö)<br />

2016 Aksel Svindal (No)<br />

Alpine Kombination<br />

2016 Kjetil Jansrud (No)<br />

2017 Niels Hintermann (Sz)<br />

Slalom<br />

2016 Henrik Kristoffersen (No)<br />

2017 Henrik Kristoffersen (No)


War 2017 die Überraschung:<br />

Niels Hintermann.<br />

SPORT<br />

BERNER<br />

OBERLÄNDER<br />

SKI-EXTRA<br />

ÜBERFLIEGER<br />

Über den Wolken:<br />

Mit Beat Feuz beim<br />

Fallschirmspringen<br />

Seite 4<br />

KARL ERB<br />

Wie der Kult-<br />

Kommentator das<br />

Lauberhorn prägte<br />

Seite 14<br />

GLÜCKSPILZ<br />

Mit <strong>Wengen</strong>-Sieger<br />

Christof Innerhofer<br />

auf Pilze-Jagd<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Seite 18<br />

WENGEN<br />

12.–14. Januar <strong>2018</strong> Die Superstars, die Lieblinge der Fans,<br />

die Zukunftshoffnung – alles über die legendären Lauberhornrennen


RANGE ROVER VELAR<br />

FÜHRENDINALLEN<br />

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Leistung und Innovation. Buchen Sie jetzt eine Probefahrt mit<br />

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Cover-Foto: Benjamin Soland Foto: Keystone<br />

WENGEN | SPORT<br />

Seite<br />

Seite<br />

Seite<br />

Seite<br />

4<br />

10<br />

14<br />

18<br />

BEAT FEUZ<br />

Über den Wolken: Der Kugelblitz<br />

beim Fallschirmspringen.<br />

GILLES ROULIN<br />

Die Speed-Hoffnung mit seinem<br />

<strong>Ski</strong>-Götti Bruno Kernen.<br />

KARL ERB<br />

Die lebende Reporter-Legende<br />

über die Weltcup-Anfänge.<br />

CHRISTOF INNERHOFER<br />

Mit dem Südtiroler Abfahrer auf<br />

der Jagd nach Pilzen.<br />

1992: Heinzer gewinnt souverän<br />

die Lauberhorn-Abfahrt.<br />

«BIN DEN WENGENERN<br />

EWIG DANKBAR»<br />

«Ich konnte in meiner Karriere<br />

sämtliche Abfahrts-Klassiker<br />

gewinnen, aber mein Sieg am<br />

Lauberhorn 1992 geniesst bei mir einen<br />

besonders hohen Stellenwert. Ich setze<br />

diesen Erfolg mit meinem WM-Titel und<br />

meinen drei Triumphen in Kitzbühel<br />

gleich. Ich war schon im Januar 1991 der<br />

grosse Lauberhorn-Favorit, aber weil damals<br />

der junge Österreicher Gernot Reinstadler<br />

im Training tödlich verunglückt war,<br />

wurde das Rennen richtigerweise abgesagt.<br />

Ein Jahr später durfte ich dann am selben<br />

Ort den Sieg feiern. Die Euphorie war damals<br />

in der Schweiz so gross, dass<br />

ich von Hunderten von Menschen<br />

umlagert wurde, als ich<br />

in der <strong>Wengen</strong>er Allmend den<br />

Zug besteigen wollte. Unser<br />

damaliger Trainer Sepp Caduff<br />

hat dann kurzfristig einen<br />

Helikopter organisiert, der<br />

mich zum Start geflogen hat.<br />

Dort habe ich gespürt, dass ich<br />

dieses Rennen gewinnen werde, wenn ich<br />

keinen dummen Fehler begehe. Und danach<br />

ist mir tatsächlich eines der besten Rennen<br />

meiner Karriere gelungen, im Ziel betrug<br />

Franz Heinzer<br />

Lauberhorn-<br />

Sieger 1992<br />

mein Vorsprung auf den Deutschen Markus<br />

Wasmeier 1,60 Sekunden.<br />

Heute bin ich den <strong>Wengen</strong>ern aber nicht<br />

nur für die grossartige Organisation der Weltcuprennen<br />

dankbar, in meiner jetzigen Rolle<br />

als Swiss-<strong>Ski</strong>-Europacuptrainer im Speedbereicht<br />

durfte ich in den letzten Jahren mit meinen<br />

jungen Männern am Lauberhorn tolle<br />

Europacuprennen erleben. Dass die <strong>Wengen</strong>er<br />

ihre Piste auch dem Nachwuchs zur Verfügung<br />

stellen, ist enorm wichtig. Denn nur<br />

auf derart anspruchsvollen Strecken können<br />

die jungen Männer das nötige Können und<br />

die Sicherheit für den Weltcup erlangen.» •<br />

3<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Dieses Extra ist eine Gratis-<strong>Beilage</strong> des <strong>SonntagsBlick</strong> vom 3.12.2017 | Impressum | Herausgeber: Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Verlag und Redaktion: Ringier AG, Dufourstrasse 23,<br />

8008 Zürich, Tel. 044 259 62 62, Fax 044 259 66 65, E-Mail: redaktion@blick.ch | Chefredaktor Blick-Gruppe: Christian Dorer Chefredaktor <strong>SonntagsBlick</strong>: Gieri Cavelty Chefredaktor Sport: Felix Bingesser |<br />

Redaktion Daniel Leu (Leitung), Marcel W. Perren, Erich Morger Layout Basilius Steinmann, Adrian Weissen Foto Marko Heinemann (Leitung), Andrin Bosshard, Toto Marti, Benjamin Soland,<br />

Sven Thomann | Vermarktung: Admeira AG, Zürich Chief Sales Officer: Arne Bergmann Sales Services: Tel. 058 909 99 62, E-Mail: salesservices@admeira.ch Anzeigenpreise und AGB: www.admeira.ch<br />

Druck: Swissprinters Zofingen | In Zusammenarbeit mit BE! Tourismus AG und den beiden OKs der Berner Oberländer Weltcup-Rennen<br />

Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen der Ringier AG gemäss Art. 322 Abs. 2 StGB: cash zweiplus ag, DeinDeal AG, Energy Schweiz Holding AG, Energy Bern AG, Energy Zürich AG, Geschenkidee.ch GmbH, Infront, Ringier Sports & Entertainment Switzerland AG,<br />

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SPORT | WENGEN<br />

4<strong>SonntagsBlick</strong> |<br />

3. Dezember 2017<br />

SPRUNG INS<br />

GLÜCK<br />

Der Überflieger Abfahrts-Weltmeister<br />

Beat Feuz (30) fällt in der Lauberhorn-<br />

Region mit seiner Freundin Katrin aus<br />

allen Wolken. «Das war absolut genial»,<br />

schwärmt der Kugelblitz.<br />

Text Marcel W. Perren Fotos Benjamin Soland<br />

Der Fallschirm-Sprung<br />

von Beat Feuz im exklusiven<br />

Video auf Blick.ch


Bereit fürs grosse<br />

Abenteuer:<br />

Feuz mit seiner<br />

Freundin Katrin.<br />

Daumen hoch:<br />

Das Paar freut<br />

sich auf den<br />

Sprung.<br />

Zwischen den Wolken: Beat Feuz geniesst<br />

seinen ersten Fallschirmsprung.<br />

Gequältes Lächeln:<br />

Feuz mit seinem<br />

Tandem-Master<br />

Christian Zumbrunn.


6<strong>SonntagsBlick</strong> |<br />

SPORT | WENGEN<br />

3. Dezember 2017<br />

Das Thermometer kratzt an diesem<br />

Sommertag im Berner Oberland die<br />

30-Grad-Marke. Beat Feuz fühlt sich<br />

trotzdem eher wie im Januar vor dem Sprung<br />

über den Hundschopf. Mit einem Unterschied:<br />

«Wenn ich am Start der Lauberhornabfahrt<br />

stehe, bin ich selber der Löli. Jetzt bin<br />

ich zwar auch ein Löli, im Gegensatz zum<br />

Sprung über den Hundschopf werde ich aber<br />

beim bevorstehenden Absprung nicht der<br />

Herr über mich selber sein.»<br />

Der Herr über dem Kugelblitz wird in<br />

diesem Fall Christian Zumbrunn sein. Der<br />

erfahrene Fallschirm-Tandem-Master will<br />

dem Abfahrts-Weltmeister den Wunsch von<br />

einem Absprung oberhalb des Eigers aus<br />

rund 4000 Metern erfüllen. Zumbrunn hat<br />

bis zu seinem 18. Lebensjahr selber auf<br />

einem ziemlich hohen Niveau <strong>Ski</strong>rennen<br />

bestritten. Bei seinem letzten FIS-Slalom im<br />

April 2003 in St. Moritz waren auch die<br />

damals 17-jährigen Carlo Janka und Beat<br />

Feuz am Start. Zumbrunn landete damals<br />

auf dem 50. Platz, Feuz und Janka belegten<br />

die Ränge 23 und 30.<br />

FEUZ LÄSST SEINER<br />

FREUNDIN DEN VORTRITT<br />

Obwohl sich Zumbrunn in der Zwischenzeit<br />

zu einem erstklassigen Fallschirm-Springer<br />

entwickelt hat, wirkt auch er vor dem Sprung<br />

mit dem besten Abfahrer der Gegenwart<br />

nicht ganz so locker: «Ich bin mir zwar<br />

sicher, dass in der Luft alles gut geht. Aber<br />

bei der Landung muss ich diesmal ganz<br />

besonders aufpassen. Ich wäre ja der Depp<br />

der Nation, wenn sich Beat mit mir einen<br />

Fuss verknacksen und so für den Olympia-<br />

Winter ausfallen würde ...»<br />

Gut, dass Feuz in diesem Moment seinen<br />

heiss geliebten Glücksbringer dabei hat –<br />

Freundin Katrin Triendl will ebenfalls einen<br />

Tandem-Sprung wagen.<br />

Und nach ein paar Trockenübungen wird<br />

es um 10.18 Uhr richtig ernst: Katrin und<br />

Beat steigen mit ihren Flugbegleitern verknüpft<br />

in den Helikopter. Beim Flug über<br />

die Lauberhorn-Piste kommen in Beat<br />

unterschiedliche Erinnerungen hoch. Feuz<br />

denkt ungern ans Jahr 2010 zurück, als er<br />

sich bei seinem Debüt auf der längsten<br />

Abfahrt der Welt ein paar giftige Worte von<br />

Wirkt nervös: Feuz vor dem Absprung.<br />

Probe(f)liegen: Feuz und Triendl.<br />

«JETZT KRIBBELT ES<br />

ZIEMLICH HEFTIG IN<br />

MEINEM MAGEN»<br />

Beat Feuz


In Kooperation mit Raiffeisen<br />

LARA WILL ABHEBEN<br />

Hoch hinaus Die Appenzellerin Lara Baumann (16) träumt von einer Karriere<br />

als Profi-<strong>Ski</strong>rennfahrerin. Auch dank Raiffeisen.<br />

Text Daniel Leu Foto Benjamin Soland<br />

Mit Lara Baumann einen<br />

Termin zu vereinbaren,<br />

ist nicht einfach.<br />

Schule, Training, Rennen – die<br />

Tage der 16-Jährigen sind von<br />

morgens bis abends durchgeplant.<br />

An einem Sonntag im<br />

November hat sie schliesslich um<br />

10 Uhr Zeit. «Morgen bin ich<br />

schon wieder in Davos am Trainieren,<br />

und am Dienstag gehts nach<br />

Zinal an ein Rennen», erzählt sie<br />

bei sich zu Hause in Appenzell.<br />

«Ich habe kein Problem<br />

damit, dass meine Tage lang<br />

sind. Ich bin daran gewöhnt»,<br />

sagt Baumann,<br />

die an der United<br />

School of Sports in<br />

St. Gallen das KV macht.<br />

Dass Baumann <strong>Ski</strong>rennfahrerin<br />

wurde, ist kein Zufall. Schon<br />

ihr Grossvater und ihre Eltern<br />

fuhren früher Rennen, wenn<br />

auch nicht auf Weltcup-Stufe.<br />

Opa Fridolin ist noch heute gelegentlich<br />

ihr Trainer, trotz seiner<br />

74 Jahre. Und ohne ihre<br />

Eltern Karin und Thomas könnte<br />

sie ihre Sportart kaum ausüben,<br />

denn eine Saison kostet rund<br />

30000 Franken. «Das ist schon<br />

sehr viel Geld. Ich bin meinen<br />

Eltern dankbar, dass sie mich so<br />

unterstützen.»<br />

Lara gehört ab<br />

diesem Winter zum<br />

Kader des Nationalen<br />

Leistungszentrums<br />

Ost in<br />

Davos. Davor<br />

trainierte<br />

sie regelmässig beim Ostschweizer<br />

<strong>Ski</strong>verband OSSV. Die regionalen<br />

Verbände in der ganzen<br />

Schweiz profitieren jeden Winter<br />

vom Spendenbeitrag aus der<br />

Raiffeisen-Verkaufsaktion der<br />

Mützen, um die wichtige Basisarbeit<br />

der jungen Athletinnen und<br />

Athleten zu professionalisieren.<br />

Dieser Support hilft auch Baumann.<br />

Damit kommt sie ihrem<br />

Ziel, Profi-Rennfahrerin zu<br />

werden, hoffentlich einen Schritt<br />

näher. In dieser Saison fährt sie<br />

erstmals FIS-Rennen. Ab <strong>2018</strong><br />

sind dann einzelne Starts im<br />

Europacup ihr Ziel.<br />

Ein Vorbild hat Baumann<br />

nicht, aber ihre Namensvetterin<br />

Lara Gut hat es ihr angetan.<br />

«Lara ist sehr sympathisch, und<br />

es ist bewundernswert, wie sie<br />

schon in jungen Jahren Erfolg<br />

hatte.» •<br />

Die Raiffeisen-<br />

Mützen-Aktion<br />

Geht in die Luft:<br />

Lara Baumann.<br />

Eine Mütze für Sie,<br />

fünf Franken für<br />

den Nachwuchs.<br />

Die Erfolgsgeschichte<br />

geht auch<br />

im Winter<br />

2017/18 weiter.<br />

Die trendigen Mützen sind<br />

bei den Raiffeisenbanken für<br />

10 Franken erhältlich, davon<br />

fliessen 5 Franken in die<br />

Nachwuchsförderung von<br />

Swiss-<strong>Ski</strong>. In den letzten<br />

sieben Jahren konnten so<br />

über 1,5 Millionen Franken<br />

gesammelt werden. Weitere<br />

Informationen gibt es unter:<br />

welovesnow.ch/specials


8<strong>SonntagsBlick</strong> |<br />

SPORT | WENGEN<br />

3. Dezember 2017<br />

seinem Übungsleiter anhören musste:<br />

«Sepp Brunner hat mir damals wegen meiner<br />

mangelnden Fitness ordentlich die Leviten<br />

gelesen. Er setzte nach meiner schlechten<br />

Trainingsleistung ein grosses Fragezeichen<br />

hinter meinen Start im Rennen. Dank einem<br />

geglückten Auftritt in der verkürzten Kombi-<br />

Abfahrt hat er mich dann aber doch starten<br />

lassen. Zu Unrecht, ich bin gefühlt 54. von<br />

56 Klassierten geworden.»<br />

Wahrhaftig goldig sind dafür Beats Erinnerungen<br />

an den Winter 2012. «An diesem<br />

14. Januar habe ich mit dem Sieg auf der<br />

4,5 Kilometer langen Lauberhorn-Abfahrt alle<br />

Kritiker, die bis dahin behauptet haben, dass<br />

ich nicht für die langen Abfahrten gemacht<br />

sei, verstummen lassen. Und nach meiner<br />

Zielankunft herrschte um meine Person bis<br />

am nächsten Morgen durchgehend Ramba<br />

Zamba», schmunzelt Feuz und gibt zu, «dass<br />

ich aufgrund der Feierlichkeiten am Tag<br />

danach froh war, dass ich nicht auf die <strong>Ski</strong>piste<br />

musste. Ich hätte ganz sicher keinen<br />

anständigen Bogen zustande gebracht ...»<br />

Auch jetzt fühlt sich Feuz nicht besonders<br />

wohl. Der Helikopter hat den Absprungpunkt<br />

rund 100 Meter oberhalb der Eiger-<br />

Nordwand erreicht. Beat lässt seiner Katrin<br />

den Vortritt. «Ich würde zuerst gerne<br />

zuschauen. Willst du vor mir springen?»<br />

kommen! Aber Christian konnte den Flug<br />

schnell stabilisieren, und jetzt würde ich am<br />

liebsten gleich noch einmal mit dem Heli<br />

rauffliegen und hinunterspringen.»<br />

Freundin Katrin hat nach ihrer Landung<br />

ähnliche Glücksgefühle. Sie drückt ihrem<br />

Beat ein dickes «Busserl» auf den Mund und<br />

fragt in breitestem Tirolerisch: «Schian wars!<br />

Was tua ma ois negschtes?» Feuz weiss<br />

unmittelbar nach diesem luftigen Erlebnis<br />

Landen ohne «Fussverknackser»:<br />

Feuz mit<br />

seinem Master Zumbrunn.<br />

nur, was er ganz sicher nicht tun wird: «Ich<br />

werde nie im Leben in der Badi von einem<br />

Zehnmeter-Turm springen. Ich hasse es,<br />

wenn ich von dieser Höhe hinunterschaue<br />

und wegen des flachen Wassers nicht richtig<br />

einschätzen kann, wo es hingeht.» Deshalb<br />

freut sich unser Kugelblitz schon jetzt auf<br />

seinen nächsten Sprung über den Hundschopf<br />

– hier kennt er den schnellsten Weg<br />

bekanntlich ganz genau. •<br />

«ICH HATTE KEINE AHNUNG<br />

MEHR, WAS OBEN UND<br />

WAS UNTEN IST»<br />

Beat Feuz<br />

FEUZ MÖCHTE GLEICH<br />

WIEDER SPRINGEN<br />

Die furchtlose Tirolerin nimmt den Vortritt<br />

mit einem breiten Grinsen wahr und stürzt<br />

geführt von ihrem Tandem-Master Beat<br />

Schweizer in die Tiefe. Und nach dem spektakulären<br />

Abflug seines Goldschatzes offenbart<br />

unser Abfahrtsheld: «Jetzt kribbelt es<br />

wirklich ziemlich heftig in meinem Magen.»<br />

Dann geht alles ganz schnell: Nach einem<br />

kräftigen Schubser von Zumbrunn fliegt Beat<br />

mit einem Salto ins Nichts, bis der «Chrigel»<br />

nach rund 30 Sekunden den Fallschirm öffnet<br />

und nach rund sieben Minuten ohne<br />

«Fussverknackser» in Grindelwald landet.<br />

Feuz wirkt total beglückt: «Das war absolut<br />

genial! In den ersten paar Sekunden hatte ich<br />

zwar überhaupt keinen Plan, was mit mir<br />

passiert. Ich hatte keine Ahnung, was oben<br />

und was unten ist. Alles hat sich gedreht, ich<br />

bin nicht einmal zum Durchschnaufen ge-


MEINE JUNGFRAU Winter-<br />

Highlights<br />

Jungfrau Region<br />

Aller Anfang war schwer bei Schlagersängerin Francine Jordi.<br />

Bei einem <strong>Ski</strong>rennen brach sie sich einst das Bein.<br />

Text Marcel W. Perren<br />

15. bis 20. Januar <strong>2018</strong><br />

World Snow Festival<br />

Grindelwald<br />

worldsnowfestival.com<br />

Bitte lächeln: Francine Jordi mit ihrem<br />

Hund Theo auf der Schynige Platte.<br />

17. bis 20. Januar <strong>2018</strong><br />

75. Internationale Inferno-<br />

Rennen Mürren<br />

inferno-muerren.ch<br />

9<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Eine glockenreine Stimme<br />

und ein zauberhaftes<br />

Lächeln – mit diesen<br />

beiden Markenzeichen hat<br />

Francine Jordi die Schlagerwelt<br />

erobert. Bei ihren ersten <strong>Ski</strong>ferien<br />

in Grindelwald hat sich<br />

die Bernerin aber von ihrer<br />

garstigen Seite präsentiert. Was<br />

war passiert? «Ich war damals<br />

ungefähr drei Jahre alt und<br />

musste mit dem Schlitten Vorlieb<br />

nehmen, während sich<br />

meine älteren Schwestern mit<br />

den <strong>Ski</strong> vergnügen durften. Das<br />

fand ich überhaupt nicht lustig.<br />

Ich war richtig eifersüchtig auf<br />

Nicole und Tanja.»<br />

LIEBER GENUSS<br />

Mit vier Jahren durfte dann<br />

auch Francine in die <strong>Ski</strong>schule.<br />

«Das hat mir extrem viel Spass<br />

gemacht, und ich habe mich<br />

hier zu einer richtigen Draufgängerin<br />

entwickelt.» Für ihre<br />

riskante Fahrweise musste sie<br />

später ziemlich heftige Schmerzen<br />

in Kauf nehmen. «Ich war<br />

bei einem Schülerrennen sehr<br />

schnell unterwegs, habe mir<br />

dann aber kurz vor dem Ziel<br />

durch einen Sturz ein Bein gebrochen.»<br />

Mittlerweile kommt die<br />

40-Jährige auch auf der <strong>Ski</strong>-<br />

Bühne äusserst smart daher.<br />

«Ich fahre nach wie vor am<br />

liebsten in der Jungfrau Region<br />

<strong>Ski</strong>, bin aber nicht mehr die<br />

Erste und Schnellste auf der<br />

Piste. Heute schlafe ich am<br />

Sonntag lieber aus und schnalle<br />

dann am Mittag ganz genüsslich<br />

die <strong>Ski</strong> an.» •<br />

7. April <strong>2018</strong><br />

SnowpenAir Kleine Scheidegg<br />

snowpenair.ch<br />

Bis 15. Dezember 2017<br />

Top4-<strong>Ski</strong>pass<br />

für 666 Franken<br />

top4.ski


SPORT | WENGEN


«DU BRAUCHST<br />

GEDULD»<br />

Turn- statt <strong>Ski</strong>schuhe Wenige haben die<br />

Lauberhorn- Abfahrt so stark geprägt wie Bruno<br />

Kernen. Der Altmeister wandert in <strong>Wengen</strong> mit<br />

unserer Speed-Hoffnung Gilles Roulin zurück in<br />

seine Vergangenheit.<br />

Text Marcel W. Perren Fotos Peter Mosimann<br />

11<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Verschnaufspause auf der Minschkante:<br />

Bruno Kernen und Gilles Roulin.


SPORT | WENGEN<br />

12<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Am 6. Juli 2007 sind am Lauberhorn<br />

bittere Tränen geflossen. Der Berner<br />

Oberländer Bruno Kernen hat an<br />

diesem Tag an einer Medienkonferenz im<br />

Abfahrts-Starthaus seinen Rücktritt erklärt.<br />

Rund zehn Jahre später schaut der mittlerweile<br />

45-Jährige trotz einigen Gewitterwolken<br />

über der Jungfrau Region bestens<br />

gelaunt vom Hundschopf hinunter. «Es läuft<br />

mir momentan beruflich wie privat sehr gut.<br />

Mein zehnjähriger Bub Cem bereitet mir<br />

besonders viel Freude», erzählt Kernen.<br />

Cem ist an diesem Tag zwar zu Hause<br />

geblieben, dafür wird der stolze Papa bei<br />

seinem Spaziergang über die geschichtsträchtigste<br />

Strecke seiner bewegenden<br />

Alpin-Laufbahn von seinem «<strong>Ski</strong>-Göttibub»<br />

Gilles Roulin begleitet. Der 23-jährige<br />

Zürcher Oberländer hat im letzten Winter<br />

die Europacup-Gesamtwertung gewonnen<br />

und sich damit einen Fix-Platz für den Weltcup<br />

gesichert.<br />

EINE HASSLIEBE: KERNEN<br />

UND DAS BRÜGGLI-S<br />

«Ohne Bruno wäre ich definitiv nie <strong>Ski</strong>rennfahrer<br />

geworden», hält Gilles Roulin zwischen<br />

Hundschopf und Minschkante fest<br />

und beginnt dann das erste Kapitel seines<br />

Lebens zu erzählen: «Ich habe zwar schon<br />

im Kindergarten ins Poesiealbum eines<br />

Kollegen hineingeschrieben, dass ich Velooder<br />

<strong>Ski</strong>-Profi werden möchte. Aber dann<br />

habe ich bis zu meinem neunten Lebensjahr<br />

vor allem auf dem Snowboard gestanden.»<br />

Kernen schmunzelt: «Zum Glück bin ich dir<br />

dann in die Quere gekommen ...» Gilles<br />

nickt. «Ja, weil mein Vater Lizenznehmer von<br />

Kernens damaligem Sponsor Navyboot war,<br />

hat er mir ein <strong>Ski</strong>tag mit ihm organisiert.<br />

Brunos <strong>Ski</strong>-Künste haben mich damals derart<br />

beeindruckt, dass ich mich am nächsten<br />

Tag im <strong>Ski</strong>-Club angemeldet habe.»<br />

Roulin passiert das legendäre Brüggli,<br />

welches im Januar 2008 zu Ehren von Bruno<br />

Kernen-S getauft wurde. An dieser Stelle hat<br />

er 2003 mit einer genialen Linie den Grundstein<br />

für seinen Lauberhorn-Sieg gelegt.<br />

In den Wintern 1997 und 2005 ist er aber<br />

an dieser Stelle böse gestürzt. Den ersten<br />

Abflug hat Bruno in besonderer Erinnerung.<br />

«Vor 20 Jahren sind die taillierten <strong>Ski</strong> aufgekommen.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hat man<br />

im Brüggli immer einen Gegenschwung<br />

gemacht. Ich hatte aber das Gefühl, dass das<br />

mit den neuen <strong>Ski</strong> nicht mehr nötig ist. Die<br />

Trainingszeiten haben mir recht gegeben –<br />

ich habe ohne Gegenschwung die beste<br />

Abschnittszeit aufgestellt. Aber am Renntag<br />

war diese Stelle in einem viel eisigeren und<br />

unruhigeren Zustand. Deshalb bin ich im<br />

Netz gelandet. Das hat richtig wehgetan, aber<br />

zwei Wochen später bin ich in Sestriere dennoch<br />

Weltmeister geworden.»<br />

Roulin war damals noch nicht ganz drei<br />

Jahre alt. Nun wird er in diesem Winter<br />

voraussichtlich seine Weltcup-Premiere am<br />

Lauberhorn feiern. Bruno gibt ihm den<br />

ultimativen Kernen-S-Tipp mit auf den Weg:<br />

«Der Rechtsschwung muss einfach ganz<br />

geschmeidig in einem Zug in den Linksschwung<br />

reingehen. Und du brauchst hier<br />

extrem viel Geduld. Wenn du das Gefühl<br />

hast, dass du die Kurve verpasst hast und<br />

dann trotzdem noch einmal richtig draufstehst,<br />

ist es genau richtig.»<br />

Kernen und Roulin marschieren im<br />

Gleichschritt weiter in Richtung Wasser-<br />

station und Langentrejen. Hier machen sich<br />

im Gespräch über die Abfahrer- Ernährung<br />

aber Differenzen bemerkbar. Während Metzgerssohn<br />

Bruno am liebsten Cordons bleus<br />

vernascht, bevorzugt Gilles vegetarische Gerichte.<br />

«Im Europacup haben wir oft in<br />

Hotels gelebt, in denen ganz schlechte<br />

Fleisch speisen serviert wurden. Deshalb<br />

habe ich immer mehr auf die vegetarischen<br />

Alternativen zurückgegriffen. Weil ich damit<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht habe, esse<br />

ich nur noch in Ausnahmesituationen<br />

Fleisch.»<br />

ROULIN IST DAS SUPERHIRN<br />

DES SKISPORTS<br />

Roulin hebt sich aber auch mit seinem Jura-<br />

Studium vom durchschnittlichen <strong>Ski</strong>rennfahrer<br />

ab. «Ich betrachte mein Studium als<br />

etwas, das ich machen muss, damit ich <strong>Ski</strong>fahren<br />

darf. Für mich ist es wirklich ein Privileg,<br />

dass ich diese Sportart ausüben darf.<br />

Die <strong>Ski</strong>-Welt aber ist sehr speziell, sie erinnert<br />

mich oft an eine künstliche Blase. Deshalb<br />

tut es mir wahnsinnig gut, wenn ich<br />

zwischendurch ausbrechen kann. Darum<br />

stellt das Fernstudium für mich den idealen<br />

Ausgleich dar, es gibt mir mehr Sicherheit.»<br />

Plötzlich fühlt sich das Superhirn des<br />

Schweizer <strong>Ski</strong>sports aber nicht mehr so<br />

sicher. Aus den dunklen Wolken über Eiger,<br />

Mönch und Jungfrau schiessen Blitze.<br />

Deshalb beenden Roulin und Kernen<br />

ihren Spaziergang nach dem Haneggschuss.<br />

Die riskante Linie im Ziel-S spart sich Gilles<br />

für sein Debüt im Januar auf. «Götti» Bruno<br />

wird ihm dann als Kamerafahrer fürs<br />

Schweizer Fernsehen die richtige Spur in<br />

den Schnee zaubern. •<br />

«OHNE BRUNO WÄRE ICH NIE<br />

SKIRENNFAHRER GEWORDEN»<br />

Gilles Roulin


WENGEN | SPORT<br />

Bahnen sich den Weg zur<br />

Strecke: Roulin und Kernen.<br />

Kernen-S: «Hier brauchst du<br />

Geduld», rät Kernen Roulin.<br />

13<br />

Im Eilzug:<br />

Kernen und<br />

Roulin an<br />

der Wasserstation.<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017


SPORT | WENGEN<br />

DER ALLER<br />

Erb beginnt<br />

seine Karriere<br />

als Platzspeaker<br />

(50er-Jahre).<br />

14<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Vor dem Lauberhornrennen<br />

interviewt Erb Bernhard<br />

Russi (1974).<br />

Kult-Kommentator Karl Erb (91) hat mit seiner kräftigen<br />

Stimme die <strong>Ski</strong>-Geschichte in <strong>Wengen</strong> und <strong>Adelboden</strong><br />

während vier Jahrzehnten geprägt. Die lebende Reporter-<br />

Legende über seine Sehschwäche und blinde Gämse.<br />

Text Marcel W. Perren


WENGEN | SPORT<br />

BESTE<br />

Erb war selbst ein<br />

leidenschaftlicher<br />

<strong>Ski</strong>fahrer.<br />

Zu Besuch in Erbs<br />

Kabine: Franz<br />

Klammer.<br />

Alles unter Kontrolle: Erb (1967).<br />

Fotos: Karl Mathis, RDB, Keystone, ZVG<br />

In seiner Wohnung in Muralto bei<br />

Locarno: Erb trainiert mit Büchern<br />

statt Hanteln (2017).<br />

Er stand in seinem Beruf definitiv nicht<br />

immer auf der Sonnenseite. Während<br />

das Publikum in den geheizten Stuben<br />

seine Reportagen genoss, fror sich Karl Erb<br />

häufig fast den Allerwertesten ab. «Bei meinen<br />

ersten Einsätzen als Fernseh-Kommentator<br />

gab es bei den <strong>Ski</strong>rennen noch keine<br />

geheizten Reporterkabinen. Oft habe ich von<br />

einer Strohballe im Zielraum aus kommentiert.<br />

Damit in dieser Kälte wenigstens die<br />

Füsse etwas Wärme abbekamen, stand ich in<br />

meinen Rucksack.»<br />

Vielleicht hat es «Kari» auch deshalb nach<br />

seiner Pensionierung in die Sonnenstube der<br />

Schweiz gezogen. Obwohl er 1980 zum letzten<br />

Mal fürs Fernsehen aus dem Alpin-Zirkus<br />

berichtet hat, verfällt Erb immer noch in<br />

die <strong>Ski</strong>-Sprache, wenn er seinen Besuchern<br />

die Türe zu seiner Eigentumswohnung in<br />

Muralto öffnet. «Ich fühle mich heute wie ein<br />

<strong>Ski</strong>rennfahrer, der mit Startnummer 91 bei


SPORT | WENGEN<br />

«ICH VERSUCHE TÄGLICH, MINDESTENS<br />

1000 SCHRITTE ZU MACHEN»<br />

Karl Erb<br />

16<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

ganz schlechter Sicht auf einer mit vielen<br />

Schlägen bestückten Piste unterwegs ist.»<br />

Dem 91-Jährigen macht die Augenkrankheit<br />

Makuladegeneration das Leben schwer.<br />

Die Erinnerungen an seine berufliche Blütezeit<br />

sind aber immer noch glasklar. Und Erbs<br />

kranke Augen leuchten noch einmal richtig<br />

auf, wenn er erzählt, wie er an einem frostigen<br />

Februar-Tag in Schweden die Geburt der<br />

Rennen am Chuenisbärgli mit eingeleitet hat.<br />

«Als Journalist bei der WM 1954 hatte ich<br />

einen guten Draht zum Medaillen-Anwärter<br />

Fred Rubi, dem Sohn des ersten Lauberhornsiegers<br />

Christian Rubi. Nachdem Fred im<br />

Abfahrts-Training schwer gestürzt war, habe<br />

ich den gebürtigen <strong>Wengen</strong>er im Zimmer<br />

besucht. Ich habe an seinem Bett gesessen,<br />

als er durch einen Telefonanruf erfahren hat,<br />

dass ihn die Adelbodner als Kurdirektor<br />

gewählt haben. Ich habe ihm sofort eingetrichtert,<br />

dass er dort unbedingt ein internationales<br />

<strong>Ski</strong>rennen organisieren müsse.»<br />

1962 WAR ER ERSTMALS ALS<br />

TV-KOMMENTATOR ZU HÖREN<br />

Karl Erb klopft kräftig auf seinen Stubentisch.<br />

«Viele Adelbodner behaupten heute, dass das<br />

erste grosse Rennen in ihrem Dorf 1956<br />

ausgetragen wurde. Aber das stimmt nicht,<br />

der Zermatter Martin Julen hat den ersten<br />

internationalen Vergleich in <strong>Adelboden</strong><br />

bereits 1955 gewonnen. Fred Rubi war OK-<br />

Chef, ich war als Platzsprecher und Pressechef<br />

im Einsatz.»<br />

Dieselbe Rolle hat Erb in jenem Winter<br />

auch in <strong>Wengen</strong> interpretiert. Hier sind dann<br />

die Herren vom Schweizer Fernsehen auf den<br />

sprachgewandten Zürcher mit Berner Oberländer<br />

Wurzeln aufmerksam geworden. Im<br />

Winter 1962 war Erb schliesslich erstmals als<br />

TV-Kommentator im Einsatz.<br />

Seine erste Live-Übertragung vom Lauberhorn<br />

hat er bis heute nicht vergessen. «Vom<br />

Start, Hundschopf, Minschkante und Brügg li<br />

gab es damals noch keine Live-Bilder. Die<br />

Rennfahrer tauchten erst im Haneggschuss<br />

auf dem Schwarz-Weiss-Monitor auf. Und<br />

Zwischenzeiten hat es zu dieser Zeit natürlich<br />

auch noch keine gegeben.» Erb war in<br />

jener Epoche der einzige Reporter, der die<br />

Zuschauer trotzdem mit Zwischenzeiten<br />

beglücken konnte. «Weil es beim Haneggschuss<br />

eine auffällige Tanne gab, habe ich<br />

immer meine mit der offiziellen Rennuhr<br />

synchronisierte Stoppuhr betätigt, sobald ein<br />

Fahrer diese Tanne passiert hat. Auf diese<br />

Weise konnte ich zumindest inoffizielle<br />

Zwischenzeiten durchgeben.»<br />

In den Jahren danach hat Erb gemeinsam<br />

mit Lauberhorn-Vater Ernst Gertsch für eine<br />

weitere Neuerung gesorgt. «Ich wollte, dass<br />

der TV-Zuschauer mit eigenen Augen sehen<br />

kann, wann der Rennfahrer zur Zwischenzeit<br />

kommt. Deshalb habe ich Ernst gefragt, ob er<br />

bei der entsprechenden Stelle im Hanegg<br />

nicht mit Tinte eine Linie in den Schnee<br />

ziehen kann. Er hat diese Idee mit grösster<br />

Begeisterung umgesetzt.»<br />

Den vielleicht emotionalsten Moment<br />

seiner Reporter-Laufbahn hat Erb in <strong>Wengen</strong><br />

aber neben der Piste erlebt. «In den 60ern<br />

war ich mit dem Nidwaldner Slalom-Star Dölf<br />

Mathis und dem Toggenburger Kitzbühel-Abfahrtssieger<br />

Willi Forrer mit der Männlichenbahn<br />

unterwegs. Plötzlich haben Dölf und<br />

Willi von der Gondel aus eine blinde Gämse<br />

entdeckt, die sich in einer steilen Felswand<br />

verirrt hatte. Nachdem wir die Bergstation<br />

erreicht hatten, sind Mathis und Forrer sofort<br />

in diese Wand gestiegen und haben das Tier<br />

gerettet. Diese Aktion hat mich tief berührt.»<br />

Erb trinkt einen Schluck Weisswein auf<br />

diese Zeiten und erinnert sich dann mit<br />

trauererfüllter Stimme an einen im Jahr 2011<br />

verstorbenen Fernseh-Kollegen: «Willy Kym<br />

war im Leutschenbach auch bekannt dafür,<br />

dass er ausser Fussball, Rad und seiner Familie<br />

fast alles als ‹risä Säich› bezeichnet hat.<br />

Willy ist mit nur 70 Jahren gestorben, und ich<br />

denke oft an ihn. Und ich muss mir in Kyms<br />

Worten eingestehen, dass alt werden wirklich<br />

ein ‹risä Säich› ist.»<br />

HANTEL-TRAINING MIT<br />

ZWEI BÜCHERN<br />

Geschlagen gibt sich der Mann mit dem grossen<br />

Herz für den Sport aber noch nicht. «Ich<br />

schaue, dass ich pro Tag mindestens 1000<br />

Schritte machen kann. Und wenn ich im<br />

Fernsehsessel sitze, bewege ich zwei Bücher<br />

wie Hanteln – das ist mein Krafttraining.»<br />

Auch deshalb hat Erb immer noch genug<br />

Power, um den Aufgaben des eigenen Haushalts<br />

gerecht zu werden. Für den Tag, an dem<br />

er diese Kraft nicht mehr aufbringen kann,<br />

hat der Vater einer 41-jährigen Tochter vorgesorgt:<br />

«Ich bin Mitglied bei Exit. Sobald ich<br />

spüre, dass ich meine Selbständigkeit verliere,<br />

werde ich meinem Leben mit Hilfe der<br />

Sterbe-Organisation ein Ende setzen.»<br />

Karl zeigt in seiner Küche auf eine Autogrammkarte<br />

des grossen Franzosen Jean-<br />

Claude Killy. Die Widmung des dreifachen<br />

Olympiasiegers kommt einer Adelung gleich.<br />

«Pour Karl Erb, le meilleur Speaker du<br />

monde». Karl Erb, der beste Sprecher der<br />

Welt. •


MEIN MEIRINGEN Winter-<br />

Highlights<br />

Musiker Trauffer schwärmt von Meiringen-Hasliberg:<br />

«Wie viele <strong>Ski</strong>gebiete gibts denn mit Seesicht?»<br />

Text Marcel W. Perren Foto Thomas Meier<br />

Meiringen-<br />

Hasliberg<br />

Der Alpentainer: Marc A. Trauffer.<br />

26. bis 30. Dezember 2017<br />

Trychelwoche und Ubersitz<br />

haslital.ch<br />

17. Februar <strong>2018</strong><br />

11. Horischlittenrennen<br />

Grosse Scheidegg<br />

horischlittenrennen.ch<br />

Die erste grosse Liebe von<br />

Marc Trauffer war die<br />

heutige First Lady von<br />

Swiss-<strong>Ski</strong> – der Hitparaden-<br />

Stürmer ist in seiner Jugend auf<br />

die <strong>Ski</strong>-Akrobatin Conny Kissling<br />

abgefahren, die seit 15 Jahren<br />

mit Ex-Abfahrts-Weltmeister<br />

und Verbandspräsident Urs<br />

Lehmann verheiratet ist.<br />

«Der Hasliberg war schon<br />

immer als Freestyle-<strong>Ski</strong>-Mekka<br />

bekannt, und ich wollte hier<br />

immer wie Conny Buckelpisten<br />

fahren und in akrobatischer<br />

Manier über die Schanzen<br />

springen. Leider habe ich<br />

das nie geschafft, dafür habe<br />

ich hier oben anlässlich einer<br />

Weltmeisterschaft ein Autogramm<br />

von Conny erhalten»,<br />

erinnert sich der Alpentainer.<br />

AB AN DIE BAR<br />

Jetzt verbringt der Brienzer mit<br />

seinen eigenen Kindern viel<br />

Zeit am Hasliberg. «Meiringen-<br />

Hasliberg ist nicht nur meine<br />

Heimat, es ist auch eines der<br />

schönsten <strong>Ski</strong>gebiete der Welt.<br />

Wie viele <strong>Ski</strong>gebiete gibts denn<br />

mit Seesicht? Die Aussicht auf<br />

den Brienzersee vom Alpentower<br />

aus ist wirklich einmalig,<br />

und Nachtskifahren mit anschliessendem<br />

Fondueplausch<br />

ist für mich immer ein absolutes<br />

Jahres-Highlight.»<br />

Der leidenschaftliche Telemarker<br />

Trauffer hat hier oben<br />

aber auch schon Promi-Wettkämpfe<br />

mit dem Meiringer<br />

Schwingerkönig Matthias Glarner<br />

bestritten – dabei ist der<br />

38-Jährige buchstäblich abgesoffen!<br />

«Mit unserer legendären<br />

Truppe ‹Two Drink, One Drive›<br />

habe ich bereits vier Mal am<br />

legendären Hasliberg-Team-<br />

Race teilgenommen. Wenn ich<br />

am Nachmittag zum Einsatz<br />

kam, gings meistens nur bis<br />

zur ersten Bar an der Piste –<br />

und wir haben die Top-Platzierung<br />

und das Rennen kläglich<br />

verloren.» •<br />

24./25. Februar <strong>2018</strong><br />

Internationales Schlittenhunderennen<br />

Gadmen<br />

shr-gadmen.ch<br />

Bis 15. Dezember 2017<br />

Top4-<strong>Ski</strong>pass<br />

für 666 Franken<br />

top4.ski


SPORT | WENGEN<br />

GLÜCKSPI<br />

Jagd-Fieber Lauberhornsieger Christof Innerhofer (32)<br />

wird im <strong>Ski</strong>-Zirkus auch «Schwammerlkönig» genannt.<br />

Auf der Suche nach Pilzen hat der Italiener bereits als Kind<br />

gefürchteten Männern die Grenzen aufgezeigt.<br />

Text Marcel W. Perren Fotos Sven Thomann<br />

Im Winter auf der Jagd nach Bestzeiten,<br />

im Sommer nach Pilzen: Christof Innerhofer.


LZ<br />

19<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017


SPORT | WENGEN<br />

20<br />

<strong>SonntagsBlick</strong> | 3. Dezember 2017<br />

Bruneck im Sommer 1998. Über die<br />

Stadt in Südtirol bricht langsam die<br />

Dämmerung herein. Christof Innerhofer<br />

aus dem benachbarten Gais befindet<br />

sich in einem schwer begehbaren Waldstück<br />

auf der Jagd nach Steinpilzen und Pfifferlingen.<br />

Plötzlich wird dem 14-Jährigen von<br />

einem kräftigen Mann der Weg abgeschnitten.<br />

Die finstere Gestalt baut sich vor ihm auf<br />

und brummt: «Gib mir die Pilze und<br />

verschwinde sofort – das hier ist mein Wald!»<br />

Christof gehorcht nur halbherzig. Er<br />

macht sich zwar sofort auf den Heimweg, den<br />

mit drei Kilo Pilzen beladenen Korb nimmt<br />

er aber mit. Zu Hause angekommen, berichtet<br />

er seinem Vater Gottfried von der Begegnung<br />

mit dem Unbekannten. Der Senior, der<br />

selber ein leidenschaftlicher Pilzsammler ist,<br />

schüttelt den Kopf. «Bub, du darfst dich hier<br />

von gar niemandem vertreiben lassen!»<br />

Der Junior nimmt sich diese Worte zu<br />

Herzen und kehrt zurück in den Wald, wo er<br />

prompt wieder in die Arme des furchterregenden<br />

Mannes läuft. Dieser wirkt jetzt noch<br />

aggressiver: «Hast du nicht verstanden, was<br />

ich dir gesagt habe? Verschwinde endlich!»<br />

Doch diesmal setzt Christof zu einem<br />

coolen Konter an. Er zückt sein Handy aus<br />

der Hosentasche und kündigt an, «dass ich<br />

jetzt meinen Vater anrufe. Der ist hier<br />

Forstaufseher und weiss deshalb ganz genau,<br />

wer hier Pilze sammeln darf.» Doch Innerhofer<br />

muss die Telefonnummer seines Erzeugers,<br />

der in Wahrheit als Karosserie-Spengler<br />

arbeitet, gar nicht eingeben – sein Widersacher<br />

hat sich aus dem Staub gemacht.<br />

REKORD-ERNTE VON 43 KG<br />

19 Jahre nach diesem realen Pilze-Krimi steht<br />

Christof Innerhofer wieder an dem mit vielen<br />

«Schwammerln» bestückten Tatort. In der<br />

Zwischenzeit ist er mit dem Gewinn von drei<br />

WM- und zwei Olympia-Medaillen zu einem<br />

der erfolgreichsten Rennfahrer in Italiens<br />

Alpin-Geschichte avanciert.<br />

Seine Leidenschaft für Pilze ist aber<br />

unverändert. «Mit dem Pilzesammeln ist es<br />

wie mit den Erfolgen im Sport – ich werde nie<br />

genug davon bekommen. Was im <strong>Ski</strong> die<br />

<strong>Weltcups</strong>iege und Medaillen sind, sind für<br />

mich im Wald die Steinpilze und Pfifferlinge.<br />

Wenn der Korb halbvoll ist, kann ich fast<br />

nicht aufhören, bis er voll ist. Und wenn der<br />

Korb voll ist, ärgere ich mich, dass ich nicht<br />

noch einen zweiten Korb mitgenommen<br />

habe.»<br />

43 Kilo Steinpilze hat Innerhofer vor ein<br />

paar Jahren in seinem persönlichen Rekordsommer<br />

gefunden. In diesem Jahr waren es<br />

nur ein paar Kilo weniger. «Als Bub hat mir<br />

meine Pilzernte ein schönes Taschengeld<br />

eingebracht, im Durchschnitt habe ich damit<br />

pro Sommer sicher drei Millionen Lira (rund<br />

3000 Franken, Anm. der Red.) verdient. Auf<br />

dieses Geld bin ich jetzt zwar nicht mehr<br />

angewiesen, aber das Pilzen stellt für mich<br />

ein ausgezeichnetes Training für den Winter<br />

dar. Angetrieben von meiner Sucht und dem<br />

Traum von einem besonders grossen Fund,<br />

laufe ich fast intervallmässig extrem viel rauf<br />

und runter.»<br />

SIEG DANK IRREM GERÜCHT<br />

Pilzesammeln mit Innerhofer erinnert<br />

tatsächlich an Hochleistungssport, weil seine<br />

Suche an den Stellen anfängt, an denen der<br />

durchschnittliche Südtiroler «Schwammerl-<br />

Jäger» aufhört. «Mein Lieblingsplatz befindet<br />

sich an einer sehr steilen Stelle mit vielen<br />

Ästen.»<br />

Kaum dort angekommen, spürt Innerhofer<br />

tatsächlich einen kapitalen Steinpilz<br />

auf. Der 32-Jährige zieht freudestrahlend<br />

einen sportlichen Vergleich: «Der Fund dieses<br />

prächtigen Pilzes ist für mich gleichbedeutend<br />

mit einer Top-7-Platzierung bei der<br />

Lauberhorn-Abfahrt.»<br />

Apropos Lauberhorn: Im Januar 2013 hat<br />

Innerhofer den Abfahrts-Klassiker im Berner<br />

Oberland auch wegen einer besonderen<br />

Vorgeschichte gewonnen. «Ein paar Stunden<br />

vor dem Start hat mein Teamkollege Peter Fill<br />

behauptet, dass sich meine Freundin mit<br />

einem anderen Mann treffen würde. Danach<br />

bin ich total aggressiv ins Rennen gegangen.<br />

Peters Behauptung hatte mich wütend gemacht<br />

und angetrieben. Nach der Fahrt<br />

durchs Brüggli-S und durch den Tunnel habe<br />

ich zu mir gesagt: So, jetzt zeige ich meiner<br />

Freundin, wer hier der Chef ist.»<br />

Kurz vor der Siegerehrung hat sich Peter<br />

Fills Behauptung dann als Missverständnis<br />

erwiesen. In der Zwischenzeit ist Innerhofer<br />

aber wieder Single. •<br />

Foto: Keystone<br />

Ab in den Wald: In der Nähe von Bruneck<br />

befindet sich Innerhofers Pilze-Paradies.<br />

2013: Innerhofer fliegt und fährt<br />

in <strong>Wengen</strong> zum Sieg.


«WAS IM SKI-<br />

SPORT DIE<br />

MEDAILLEN<br />

SIND,<br />

DAS SIND<br />

FÜR MICH IM<br />

WALD DIE<br />

PILZE»<br />

Christof Innerhofer<br />

Gutes Händchen:<br />

Diesen Sommer<br />

erntete Innerhofer<br />

etwa 40 kg<br />

Steinpilze.

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