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VN-03-2017

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Information<br />

BGH WM 2008, 229). Mit Urteil vom<br />

12.2.2015 (Az. IX ZR 180/12) stellt der<br />

BGH allerdings klar, dass eine solche<br />

bargeschäftsähnliche Situation den<br />

Gläubigerbenachteiligungsvorsatz des<br />

Schuldners nicht ausschließt, wenn sich<br />

dieser einer mittelbaren Gläubigerbenachteiligung<br />

dadurch bewusst wird,<br />

dass er trotz Belieferung zu marktgerechten<br />

Preisen fortlaufend unrentabel<br />

arbeitet und deshalb bei der Fortführung<br />

seines Geschäfts weitere Verluste<br />

anhäuft, die die Befriedigungschancen<br />

der Gläubiger weiter mindern, ohne<br />

dass auf längere Sicht Aussicht auf einen<br />

Ausgleich besteht. Weiß also der<br />

Schuldner, dass es - vereinfacht ausgedrückt<br />

- trotz der im Rahmen der Fortführung<br />

der betrieblichen Tätigkeit erfolgenden<br />

beratenden Dienstleistung<br />

mit ihm weiter abwärts geht, kommt<br />

die Annahme einer bargeschäftsähnlichen<br />

Lage nicht in Betracht. Somit ist<br />

hier, auch bei zeitnaher Abrechnung,<br />

höchste Vorsicht geboten.<br />

Auch und insbesondere im Anwendungsbereich<br />

des § 133 InsO stellt sich<br />

indes die Frage, ob die Neufassung des<br />

§ 142 InsO zu einer Verbesserung der<br />

Position der Anfechtungsgegner führt.<br />

Zunächst ist noch einmal festzuhalten,<br />

dass nunmehr Bargeschäfte auch im<br />

Rahmen des § 133 InsO ausdrücklich<br />

gesetzlich vorgesehen sind. Allerdings<br />

hatte der BGH ja in seiner oben bereits<br />

angerissenen Rechtsprechung zur bargeschäftsähnlichen<br />

Lage, freilich nur<br />

innerhalb enger und strenger Voraussetzungen,<br />

faktisch Bargeschäfte auch<br />

im Anwendungsbereich des § 133 InsO<br />

ermöglicht. Es spricht vieles dafür anzunehmen,<br />

dass der BGH auch denjenigen<br />

Fallkonstellationen, die er bereits<br />

im Rahmen dieser Rechtsprechung<br />

hat durch das Raster fallen lassen, nun<br />

nicht wegen fehlender Unlauterkeit das<br />

Bargeschäftsprivileg zuerkennen wird.<br />

Wie bei § 131 InsO ist also davon auszugehen,<br />

dass ein Bargeschäft auch im<br />

Anwendungsbereich des § 133 InsO<br />

bei inkongruenten Leistungen nicht<br />

in Betracht kommt. Ebenso muss der<br />

steuerliche Berater damit rechnen,<br />

dass der BGH an den Grundsätzen seiner<br />

Rechtsprechung zur bargeschäftsähnlichen<br />

Lage festhalten wird. Eine<br />

Entwarnung für den Berater kann nach<br />

alledem auch an dieser Stelle nicht<br />

ausgesprochen worden.<br />

Fazit<br />

Es wird durch die Gesetzesnovelle zu<br />

gewissen Erleichterungen zu Gunsten<br />

der Anfechtungsgegner kommen. Insbesondere<br />

die Abschwächung der gesetzlichen<br />

Vermutung des § 133 Abs.<br />

1 S. 2 InsO und die nunmehr eröffnete<br />

Möglichkeit, auch im Bereich der<br />

Vorsatzanfechtung Bargeschäfte zu<br />

tätigen, sind hier zu nennen. Revolutionäre<br />

Änderungen werden sich aber<br />

im Verhältnis des steuerlichen Beraters<br />

zum Mandanten nicht ergeben. Es ist<br />

zu erwarten, dass der BGH seiner bisher<br />

verfolgten Linie treu bleiben und<br />

dem Schutz der Gläubigergesamtheit<br />

Vorrang vor Individualinteressen geben<br />

wird. Entsprechend streng wird<br />

er auch die neuen Tatbestände ausformen,<br />

so sicherlich gerade auch<br />

hinsichtlich des völlig unbestimmten<br />

Rechtsbegriffs „unlauter“. Hier liegt es<br />

nahe anzunehmen, dass der BGH sich<br />

sehr eng an seiner bisherigen Rechtsprechung<br />

zur bargeschäftsähnlichen<br />

Lage orientieren und für das Bargeschäft<br />

insbesondere das ungeschriebene<br />

Tatbestandsmerkmal der Kongruenz<br />

nicht aufgeben wird.<br />

Nach alledem gilt für Steuerberater<br />

und Steuerberaterinnen jetzt und<br />

in Zukunft: Die Entgegennahme inkongruenter<br />

Leistungen des Mandanten<br />

ist unbedingt zu vermeiden.<br />

Es ist stets zeitnah (und angemessen)<br />

abzurechnen und zu kassieren<br />

(„Maximum-30-Tage-Regel“). Wenn<br />

ersichtlich ist, dass der Mandant sich<br />

fortdauernd in einem wirtschaftlichen<br />

„Abwärtsstrudel“ befindet und kein<br />

tragfähiges und den Anforderungen<br />

der BGH-Rechtsprechung entsprechendes<br />

Sanierungskonzept vorliegt,<br />

sind die Honorare in höchster Gefahr.<br />

In einem solchen Fall muss auch über<br />

eine Einstellung bzw. Beendigung der<br />

Dienstleistungen für diesen Mandanten<br />

nachgedacht werden, wenn diese<br />

im Kontext der Fortführung des defizitären<br />

Betriebes erfolgen.<br />

Fragen und Antworten zu VALTAXA<br />

In den Geschäftsstellen der Landesverbände<br />

des DStV e.V. sind vermehrt<br />

Anfragen der Mitglieder zum neugegründeten<br />

Verband VALTAXA eingegangen,<br />

so auch in Thüringen. Wir<br />

haben die Fragen nachfolgend zusammengefasst<br />

und nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand beantwortet:<br />

Was ist VALTAXA?<br />

VALTAXA ist ein eingetragener Verein,<br />

der im Mai <strong>2017</strong> gegründet wurde, sich<br />

als „VALTAXA Verband der Angestellten<br />

in steuerberatenden Berufen in<br />

Deutschland e.V.“ bezeichnet und seinen<br />

Sitz in Hannover hat.<br />

Welchen satzungsrechtlichen Zweck<br />

verfolgt VALTAXA?<br />

Ausweislich der Satzung vertritt der<br />

Verband die beruflichen Belange sowie<br />

die ideellen und wirtschaftlichen<br />

Interessen seiner Mitglieder, die im<br />

steuerlichen Berufsfeld tätig oder in<br />

Ausbildung sind. Das sind insbesondere:<br />

▪▪<br />

Vertretung und Durchsetzung der<br />

allgemeinen wirtschaftlichen und<br />

ideellen Interessen der Verbandsmitglieder<br />

in der Öffentlichkeit sowie<br />

gegenüber Gesetzgebung und<br />

sonstigen Entscheidungsträgern,<br />

36 | Verbandsnachrichten 3/<strong>2017</strong>

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