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Michaela und Gerhard Rapposch –<br />

ein „Vorzeige-Ehepaar“ in Sachen Ökumene.<br />

Sie leben Ökumene: Michaela und<br />

Gerhard Rapposch – sie römisch-katholisch<br />

und er evangelisch. Seit<br />

dreißig Jahren sind die beiden, die<br />

gemeinsam ein Architekturbüro betreiben,<br />

verheiratet. Ihre Tochter haben<br />

sie katholisch taufen lassen und<br />

ihren Sohn evangelisch, und in ökumenischen<br />

Ehevorbereitungskursen<br />

geben sie ihre Erfahrungen weiter.<br />

4thema: gegeneinander – nebeneinander – miteinander<br />

Dabei hat man es ihnen nicht leicht<br />

gemacht. Ökumenische Trauung?<br />

Gibt es nicht, war alles, was sie im<br />

(evangelischen) Pfarramt gesagt bekamen.<br />

Man hat sie gewarnt: Die<br />

Kinder verschieden taufen lassen,<br />

eines so und das andere so? Das<br />

führe bloß dazu, dass sich beide<br />

ganz vom Glauben entfernten. Aber<br />

Michaela und Gerhard Rapposch<br />

ließen sich nicht abschrecken.<br />

Dabei waren die beiden nicht besonders<br />

kirchlich aufgewachsen. Gerhard,<br />

der mittlerweile Presbyter in<br />

der Tochtergemeinde Liebenau ist,<br />

stammt aus einer Familie, die zwar<br />

bewusst evangelisch war, aber nicht<br />

sehr religiös. Michaela wurde in der<br />

Grazer Pfarre St. Andrä groß; ihr<br />

Vater war gebürtig aus Czernowitz<br />

und orthodox getauft, ist dann aber<br />

katholisch geworden.<br />

Vor ihrer Hochzeit überlegten Michaela<br />

und Gerhard: Was tun wir?<br />

Ihr Glaube war ihnen wichtig, und<br />

beide waren sich einig: Wir wollen<br />

einander nicht konvertieren, sondern<br />

in unseren verschiedenen Kirchen<br />

bleiben und miteinander Toleranz<br />

leben.<br />

Katholisch-evangelische Trauung<br />

Bei Anton Stessel, damals Pfarrer<br />

von St. Andrä, fanden sie ein offenes<br />

Ohr für ihr Anliegen: „Handelt nach<br />

eurem Gewissen“, riet er ihnen. Und<br />

schlug eine katholische Trauung unter<br />

evangelischer Mitwirkung vor,<br />

die dann Pfarrer Fritz Neubacher<br />

von der Kreuzkirche übernahm.<br />

Am 4. Juli 1987 haben sie geheiratet,<br />

um 14.30 Uhr. Das wissen sie genau,<br />

erzählen sie augenzwinkernd, denn<br />

dezember <strong>2017</strong> - nr. <strong>171</strong><br />

von matthias<br />

weigold<br />

und heinz<br />

schubert<br />

in verschiedenen<br />

zuhause<br />

Gerhard war eineinhalb Stunden zuvor<br />

noch als Beistand bei der Hochzeit<br />

eines Freundes gewesen.<br />

Einstieg in die Ökumene<br />

Mit ihren 1988 und 1992 geborenen<br />

Kindern tauchten sie dann so richtig<br />

in die Ökumene ein. „Weil wir immer<br />

mit den Kindern mitgegangen<br />

sind“, meint Michaela rückblickend,<br />

„in beide Kirchen.“ So haben nicht<br />

nur die Kinder selber evangelisch<br />

wie katholisch kennengelernt, sondern<br />

auch den Eltern geholfen, die<br />

jeweils andere Konfession besser zu<br />

verstehen. „Sie haben natürlich gemerkt,<br />

was hier anders ist als dort,<br />

und haben uns mit Fragen gelöchert.<br />

Doch wenn man die Herausforderung<br />

annimmt, dann vertieft das<br />

auch das eigene Verständnis.“<br />

Über die Ökumene begann die Familie,<br />

sich kirchlich zu engagieren:<br />

vor allem im Ökumene-Kreis der katholischen<br />

Herz-Jesu-Pfarre, wo<br />

Gerhard sogar einige Jahre als Lektor<br />

bei Gottesdiensten mitgewirkt<br />

hat.<br />

Gemischt-konfessionelle<br />

Eheseminare<br />

Das blieb nicht ganz unbemerkt,<br />

auch nicht im Pastoralamt der römisch-katholischen<br />

Diözese Graz-<br />

Seckau. Und so leiten Michaela und<br />

Gerhard Rapposch seit 2003 Ehevorbereitungskurse<br />

speziell für<br />

evangelisch-katholische Paare. Darin<br />

versuchen sie auch weiterzugeben,<br />

was sie selbst als hilfreich und<br />

wichtig erfahren haben: den persönlichen<br />

Glauben zu reflektieren, sich<br />

auf die andere Konfession einzulassen<br />

und miteinander so etwas wie<br />

gemeinsames spirituelles Leben zu<br />

gestalten.<br />

Wunde Punkte<br />

Zugleich kommen die wunden<br />

Punkte und Grenzen der Ökumene<br />

zur Sprache: Besonders dass der<br />

evangelische Partner von der katholischen<br />

Kirche nach wie vor nicht<br />

zur Eucharistiefeier, also zum<br />

Abendmahl, eingeladen ist, empfinden<br />

beide als schmerzlich. Doch die<br />

offizielle Seite ist das eine. Für sich<br />

<strong>dialog</strong>

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