Takte_2_17
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2I20<strong>17</strong><br />
Neue sinfonische Werke<br />
Orchesterbearbeitungen von zwei Janáček-Werken<br />
Da das Repertoire von Janáčeks symphonischen<br />
Kompositionen nicht umfangreich ist, stellen zwei<br />
neue Bearbeitungen von Janáčeks Werken eine begrüßenswerte<br />
Bereicherung dieses Repertoires dar.<br />
Symphonische Suite aus der Oper „Osud“ („Schicksal“)<br />
Die primäre Absicht dieser Bearbeitung auf der Basis<br />
der neuen kritischen Edition von Jiří Zahrádka war es,<br />
auch außerhalb der Opernhäuser auf die Qualität dieser<br />
Musik aufmerksam zu machen und sie bei Orchesterkonzerten<br />
einem breiten Publikum vorzustellen. Als<br />
ich die Orchestersuite konzipierte, habe ich mich jedoch<br />
nicht nur auf eine bloße Übernahme der bekanntesten<br />
Opernpassagen konzentriert. Ich versuchte, musikalisch<br />
hochinteressante und faszinierende Stellen zu<br />
verwenden, die jedoch oft auch der Aufmerksamkeit<br />
eines Opernbesuchers entgehen, der durch andere<br />
Elemente des dramatischen Werkes abgelenkt wird.<br />
Die Auswahl der einzelnen Teile der Oper war keine<br />
leichte Aufgabe. Unabhängig davon, welche Ansichten<br />
zur Frage der Qualität des Librettos herrschen, ist die<br />
Musik von „Osud“ mit typischer Janáček-Melodik<br />
„gespickt“. Am schwersten war paradoxerweise nicht<br />
die Frage, welche Teile in die Suite einfließen sollten,<br />
sondern auf welche verzichtet werden musste.<br />
Die Suite folgt nicht der Handlungsabfolge der Oper;<br />
ihre Teile sind so angeordnet, dass die musikalische<br />
Tektonik des Werkes einer einsätzigen freien Phantasieform<br />
entspricht.<br />
Tomáš Ille<br />
Leoš Janáček<br />
Osud/Schicksal. Suite aus der Oper (1904/20<strong>17</strong>).<br />
Bearbeitet von Tomáš Ille<br />
Orchester: 2 (Picc), 2 (Eh), 2,2 – 4,2,3,1 – Pk, 2 Schlg<br />
– Hfe – Str<br />
Dauer: 20 Min.<br />
Verlag: Bärenreiter Praha. OM 204. Partitur und<br />
Aufführungsmaterial leihweise<br />
zufrieden war, weshalb er den letzten Satz vernichtete.<br />
Auch wenn in den zwei erhaltenen Sätzen („Ahnung“<br />
und „Tod“) eigenwillige Klaviereffekte<br />
nicht fehlen, wirkt die Komposition<br />
nicht wie für Klavier geschaffen, sondern<br />
eher wie ein Klavierauszug oder<br />
eine Skizze sinfonischer Musik. Dabei<br />
handelt es sich um eine sehr originelle<br />
und in ihrem Ausdruck mitreißende<br />
Musik, die geradezu nach einer Instrumentierung<br />
schreit. Der Erste, der dies<br />
versuchte, war der Dirigent Břetislav<br />
Bakala, ein Schüler Janáčeks, der „Tod“<br />
für großes Sinfonieorchester instrumentierte,<br />
wobei er den heutigen<br />
Maßstäben nach recht frei vorging.<br />
Das Ergebnis klingt sehr romantisch.<br />
Neben vielen anderen Veränderungen<br />
transponierte er die gesamte Komposition<br />
aus Gründen einer besseren<br />
Spielbarkeit nach es-Moll, wodurch<br />
er ihre Wirkung deutlich abschwächte – gerade bei<br />
Janáček spielt die Wahl der Tonart eine wesentliche<br />
Rolle, und es-Moll ist für ihn so bezeichnend.<br />
Meine Orchestrierung von „Ahnung“ entstand<br />
ursprünglich als Ergänzung zu Bakalas Instrumentierung<br />
von „Tod“ und ist auch auf der Profil-CD der<br />
Bohuslav-Martinů-Philharmonie Zlín aufgenommen.<br />
Im Interesse einer Einheit des Stils habe ich schließlich<br />
auch noch den zweiten Satz instrumentiert. Ich ging<br />
von der Besetzung eines Janáček-Orchesters in Opernund<br />
Symphoniepartituren aus und habe versucht, die<br />
Besonderheiten und die typischen Züge seines Stils<br />
(enge Lage der Posaunen, Einsatz einer Harfe, Führung<br />
der Instrumentengruppen in der Art von Orgelregistern<br />
u. ä.) beizubehalten. Vojtěch Spurný<br />
Leoš Janáček im Garten seines<br />
Hauses in Hukvaldy, 1926<br />
Die Klaviersonate 1. X. 1905 für Orchester<br />
Janáček schrieb seine Sonate für Klavier „1. X. 1905“ in<br />
Erinnerung an den zwanzigjährigen Arbeiter František<br />
Pavlík, der am 1. Oktober 1905 bei der Demonstration<br />
für eine tschechische Universität in Brno getötet wurde.<br />
Janáček schrieb unter dem Eindruck dieser Ereignisse<br />
eine dreisätzige Klaviersonate, mit der er jedoch nicht<br />
Leoš Janáček<br />
Sonate für Klavier 1. X. 1905. Bearbeitung für<br />
Orchester von Vojtěch Spurný<br />
Besetzung: 2,2(Eh),2,2 – 4,3,3,1 – Pk, Schlg – Hfe – Str<br />
Dauer: 12 Minuten<br />
Verlag: Bärenreiter Praha. OM 203. Partitur und<br />
Aufführungsmaterial leihweise<br />
[t]akte 2I20<strong>17</strong> 11<br />
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