Erfolg Magazin Ausgabe 1-2018
FOKUS: WIE MAN SEINE ZIELE ERREICHT Reinhold Messner: MUT UND RISIKO Harald Glööckler: DAS LEBEN ALS KUNSTWERK Tony Robbins: UNANGREIFBAR Christian Lindner: NIEDERLAGEN T. Harv Eker: SO DENKEN REICHE Christian Wulff: KULTUR Verona Pooth: IMAGE Roberto Blanco: ARBEITSMORAL
FOKUS: WIE MAN SEINE ZIELE ERREICHT
Reinhold Messner: MUT UND RISIKO
Harald Glööckler: DAS LEBEN ALS KUNSTWERK
Tony Robbins: UNANGREIFBAR
Christian Lindner: NIEDERLAGEN
T. Harv Eker: SO DENKEN REICHE
Christian Wulff: KULTUR
Verona Pooth: IMAGE
Roberto Blanco: ARBEITSMORAL
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ERFOLG<br />
MEGA-ERFOLG IKEA: DER GRÜNDER INGVAR KAMPRAD IM PORTRAIT<br />
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E<br />
magazin<br />
1 / <strong>2018</strong><br />
REINHOLD<br />
MESSNER<br />
MUT UND RISIKO<br />
TONY<br />
ROBBINS<br />
UNANGREIFBAR<br />
CHRISTIAN<br />
LINDNER<br />
NIEDERLAGEN<br />
Verleger Julien<br />
Backhaus über<br />
Vorsätze<br />
T. HARV EKER<br />
SO DENKEN REICHE<br />
CHRISTIAN WULFF<br />
KULTUR<br />
VERONA POOTH<br />
IMAGE<br />
ROBERTO BLANCO<br />
ARBEITSMORAL<br />
Harald<br />
Glööckler<br />
Das Leben als<br />
Kunstwerk<br />
FOKUS<br />
W I E M A N S E I N E Z I E L E E R R E I C H T<br />
Onur<br />
Forrer<br />
Zwei Seiten<br />
des Lebens<br />
BACKHAUS VERLAG 5 EUR<br />
BILDER: PAUL KUCHEL, ISMAIL GÖK, KONSTANTIN EULENBURG, PRIVAT
neu<br />
5 €<br />
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Editorial<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger und<br />
Herausgeber<br />
Bild: Backhaus<br />
Das nächste Heft<br />
erscheint am<br />
28. März <strong>2018</strong><br />
Was Sie bei Vorsätzen bisher<br />
nie bedacht haben<br />
Bei unserem Gespräch in München nannte Reinhold Messer einen<br />
Begriff, der mich nicht mehr los lässt: Gelingendes Leben. Ich habe<br />
mich in diese beiden Worte verliebt. Sie beinhalten, dass ein Mensch<br />
Dinge umsetzt, die ihm wichtig sind. Das er einen Fuß vor den anderen<br />
setzt. Dass er immer weiter vorankommt. Dabei werden einige<br />
Dinge schief gehen, aber eben auch viele richtig. Grundvoraussetzung<br />
dafür ist aber, dass wir uns bewegen in Richtung unserer<br />
Wünsche. Und daran scheitert es leider oft.<br />
Wenn wir uns wieder und wieder dabei erwischen, nichts zu verändern,<br />
hat das einen menschlichen Grund: Das menschliche Gehirn<br />
ist darauf angelegt, Muster zu entwickeln. Denkmuster, Gefühlsmuster,<br />
Handlungsmuster. Alles hängt voneinander ab. Denken Sie mal<br />
nur an Ihren heutigen Morgen im Bad. Dort liefen hunderte von Automatismen<br />
ab, die Sie gar nicht aktiv steuern mussten. Ihre Hände<br />
haben ganz automatisch zur Zahnbürste gegriffen, Zahnpasta aufgetragen,<br />
kreisende Bewegungen im Mund vollzogen, gespült, dann<br />
die Haare gekämmt, rasiert oder geschminkt und so weiter und so<br />
fort. Es ist fast unmöglich, diesen Prozess zu ändern. Es hat sich so<br />
in Ihr Gehirn eingebrannt, dass Ihre Muskeln ganz automatisch ihre<br />
Aufgaben erledigen. Man könnte sagen, in Ihrem Gehirn gibt es<br />
eine feste Muster-Schublade fürs Badezimmer. Tatsächlich hat Ihr<br />
Gehirn solche Schubladen für alle Situationen in Ihrem Leben. Für<br />
Beziehung, Beruf, Geld, Gesundheit usw. Sie müssen sich also be-<br />
wusst machen, dass Ihre Handlungen und Reaktionen im Alltag fast<br />
immer automatisch passieren. Darum ist es so schwer, neue Ziele<br />
zu erreichen. Weil unser Verhalten in alten Mustern verharrt. Und<br />
die Wahrheit ist: Es ist abartig schwer, neue Muster zu entwickeln.<br />
Deswegen erreichen nur so wenige ihre Ziele. Sie müssen wissen,<br />
dass es einer messerscharfen Konzentration bedarf, sein Verhalten<br />
zu ändern.<br />
Zuerst müssen Sie klar definieren, was Sie wollen. Versuchen Sie Ihr<br />
Ziel in eine Handlung umzuformulieren. Anschließend müssen Sie<br />
sich monatelang austricksen und selbst manipulieren, um ein neues<br />
Handlungsmuster zu entwickeln, dass Sie Ihrem Ziel näher bringt.<br />
Sie müssen wahrscheinlich mit täglichen Alarmfunktionen auf dem<br />
Smartphone oder Klebezetteln am Spiegel arbeiten. Bedenken Sie,<br />
dass Sie die mächtigste Maschine der Welt besiegen wollen – Ihr Gehirn.<br />
Wenn Sie das aber verstanden haben, verlieren Sie die Angst<br />
vor großen Zielen. Sie wissen, dass Sie nur die Muster entwickeln<br />
müssen, die Sie dort hinbringen.<br />
Für Ihr neues Jahr wünsche ich Ihnen maximale <strong>Erfolg</strong>e und ich<br />
hoffe, wir werden uns persönlich begegnen. Das ist eines meiner<br />
Ziele für das neue Jahr, viele unserer Leser kennenzulernen.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Julien Backhaus<br />
Impressum<br />
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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />
Redaktion/Verlag Backhaus Verlag<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.) Julien D. Backhaus<br />
Redaktion und Satz Martina Schäfer<br />
E-Mail info@backhausverlag.de<br />
Herausgeber, Verleger Julien D. Backhaus<br />
Bremer Straße 24, D31608 Marklohe<br />
Anschrift:<br />
Waffensener Dorfstr. 54, 27356 Rotenburg<br />
Telefon (0 42 68) 9 53 04 91<br />
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Die Autoren der Artikel und Kommentare im <strong>Erfolg</strong><br />
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ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
3
INHALT 1/<strong>2018</strong><br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Verona Pooth: Meine naive Art<br />
ist eine Marktlücke ...................................... 6<br />
Dr. Mario Herger:<br />
Mindset im Silicon Valley ............................. 8<br />
Reinhold Messner im Interview ...................10<br />
Story<br />
Bernd Stelter:<br />
Fleiß ist wichtiger als Talent.........................16<br />
Roberto Blanco: Ich bin nicht mit dem<br />
Fahrstuhl hoch, ich bin zu Fuß gegangen....20<br />
Ingvar Kamprad, die IKEA-Story..................24<br />
Christian Lindner: Verantwortung für<br />
Niederlagen übernehmen............................28<br />
Onur Forrer: Zwei Seiten des Lebens...........31<br />
Aristoteles Onassis: Vom Flüchtling<br />
zum Millionär..............................................32<br />
Einstellung<br />
Anouk Ellen Susan: Selbstbewusste Frau.....27<br />
Tony Robbins: Unangreifbar auf dem Weg<br />
zu außerordentlicher Lebensqualität............34<br />
Sabrina Setlur: Was raus muss, muss raus.....36<br />
Die Macht des Fokus...................................38<br />
Harald Glööckler, Prince of Pompöös..........42<br />
T. Harv Eker: So denken Millionäre..............48<br />
Jürgen Höller: Krise als Chance ...................52<br />
Leben<br />
Cordula Nussbaum: 5 Fragen<br />
Ihr Leben betreffend...................................54<br />
Christian Wulff: Kulturelle Vielfalt<br />
als <strong>Erfolg</strong>smodell leben...............................56<br />
Matthias Kolbusa: Die Macht der Angst..... 58<br />
Harald<br />
Glööckler<br />
Prince of<br />
Pompöös<br />
42<br />
Bilder: Konstantin Eulenburg, Christian Klant, Setlur, Dirk Vorderstraße, Paul Kuchel, Backhaus Verlag<br />
Bernd Stelter<br />
Fleiß ist wichtiger<br />
als Talent<br />
16<br />
4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Tobias Beck: Hinter den Kulissen.................62<br />
Irina Glöckler: Frauen sollen sich<br />
nicht so anstellen........................................63<br />
Lothar Seiwert: Klare Ziele statt<br />
vage Vorsätze.............................................64<br />
Philipp Boros: Wenn der Starverkäufer<br />
zweimal klingelt..........................................65<br />
Michael Lamm & Daniel Krespach<br />
Unternehmen als Selbstläufer......................69<br />
Bianka Reichardt: Männer verstehen...........70<br />
Gehen Sie online<br />
Best of Web................................................60<br />
<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Dossier...............................68<br />
Verona<br />
Pooth<br />
Naive Art als<br />
Marktlücke<br />
6<br />
36<br />
Sabrina<br />
Setlur<br />
Was raus muss,<br />
muss raus!<br />
20<br />
10<br />
Reinhold Messner<br />
Mut, Risiko und Leben<br />
Roberto<br />
Blanco<br />
Musik ist<br />
harte Arbeit<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
5
<strong>Erfolg</strong><br />
Verona Pooth<br />
»Meine naive Art ist<br />
eine Marktlücke.«<br />
6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
»Die Leute versuchen immer<br />
hinter meine Fassade zu gucken,<br />
aber da ist nichts.«<br />
Verona Pooth<br />
Am Anfang war die Blödheit<br />
Intelligenz ist nicht zwangsweise<br />
eine unumgängliche<br />
Notwendigkeit für evolutionären<br />
<strong>Erfolg</strong>. Viele Lebewesen<br />
kommen mit ganz kleinen und sehr<br />
beschränkten Lernfähigkeiten hervorragend<br />
zurecht. Viele brauchen nicht einmal<br />
ein Hirn, um zu überleben und sich fortzupflanzen.<br />
Sie könnten an dieser Stelle natürlich<br />
einwenden, dass dies mit den menschlichen<br />
Eigenarten sehr wenig zu tun hat.<br />
Schließlich benötigen wir ca. 20% unseres<br />
Energiebedarfes alleine für das Funktionieren<br />
unserer walnussförmigen<br />
Struktur zwischen unseren Ohren.<br />
Wir bilden uns viel auf unsere Intelligenz<br />
ein. Unsere gesamte Gesellschaft<br />
basiert auf unserer Eigenschaft, die<br />
Dinge nach unseren Vorstellungen,<br />
Kraft unseres Geistes, umzuwandeln.<br />
Dummheit als Positionierung<br />
Jeder einzelne von uns hält sich selbst<br />
für intelligent. Dumm sind meistens<br />
nur die anderen. Es gibt manche Promis,<br />
welche sich diese Tendenzen für die eigene<br />
Positionierung zu Nutze machen. Und dies<br />
sehr erfolgreich. Obgleich die Mehrzahl<br />
der Menschen versuchen, über Intelligenz<br />
und Cleverness zu glänzen, gibt es eine<br />
kleine Gruppe, die genau das Gegenteil<br />
macht. Nämlich mit Unwissenheit zu glänzen<br />
und dennoch erfolgreich zu sein. Sie<br />
spielen die Unwissenheitskarte vehement<br />
aus. Verona Pooth ist eine der Promis, die<br />
das hervorragend umsetzen. Der Beweis<br />
für die erfolgreiche Umsetzung dieser<br />
Strategie ist die Bekanntheit der Marke.<br />
Und zusätzlich polarisiert sie enorm. Es<br />
gibt kaum jemanden, der keine Meinung<br />
zu ihr hat.<br />
Im Werbeolymp ohne Grammatik<br />
Die Art und Weise der Positionierung in<br />
den Medien ist mehr als eindeutig. Mit ihren<br />
flapsigen, grammatikalischen Irrungen<br />
und Wirrungen katapultierte sie sich in<br />
den Webeolymp des deutschen Fernsehens.<br />
Wer erinnert sich nicht an ihre berühmten<br />
Werbeslogans?<br />
• „Da werden Sie geholfen!“ von telegate.<br />
• „Wann macht er denn endlich „Blubb“?<br />
von Iglo.<br />
• „Kik, besser als wie man denkt“ für<br />
KiK.<br />
Spätestens nach ihrer kurzen Ehe mit Dieter<br />
Bohlen ist sie nicht mehr aus den Boulevardmagazinen<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum wegzudenken. Diese Strategie, die<br />
eigene Unwissenheit oder kognitiven Fehlbarkeiten<br />
in Szene zu setzen, ist äußerst<br />
delikat. Im Falle von Verona Pooth jedoch<br />
sensationell gelungen.<br />
Die Kunst,<br />
das Potenzial<br />
deiner Schwächen<br />
zu nutzen.<br />
Verona Pooth ist eine der Ersten und <strong>Erfolg</strong>reichsten,<br />
welche das Potenzial ihrer<br />
Schwächen erkannt und ausgenutzt haben.<br />
Sie macht keinerlei Hehl daraus, nicht die<br />
hellste Torte auf der Kerze zu sein, oder war<br />
es andersherum? Diese zur Schau-Stellung<br />
ihres Nicht-Wissens ist beinahe perfekt in<br />
Michael Jagersbacher<br />
ist Kommunikationstrainer, Unternehmer<br />
und Buchautor. Auf seinem Blog unter<br />
www.michael-jagersbacher.at gibt er<br />
Tipps, wie man sympathischer wird und<br />
mehr Profil erhält.<br />
ihrer Unperfektheit. Ein Schelm, wer Böses<br />
dabei denkt, aber selbstverständlich hat<br />
sie Marketingberater, die den Weg vorgeben.<br />
Understatement Deluxe<br />
Wir Menschen brauchen Orientierung<br />
in unserer Kommunikation. Dafür ist es<br />
notwendig, dass sich soziale Hierarchien<br />
herausbilden. Wenn wir jemanden kennenlernen,<br />
dann schätzen wir ihn innerhalb<br />
von Sekundenbruchteilen ein. Wir<br />
versuchen herauszufinden, ob derjenige<br />
eine „Gefahr“ für uns darstellt oder nicht.<br />
Ist derjenige „über“ uns in der Hierarchieleiter,<br />
weil er reicher, angesehener,<br />
klüger, etc. ist? Mit der Beantwortung<br />
dieser Frage richten wir auch unsere<br />
Kommunikation aus.<br />
Dies erkannte schon der Philosoph<br />
Sokrates. Nach ihm ist auch die sokratische<br />
Ironie benannt. Um das<br />
Gegenüber aus der „Reserve“ herauszulocken,<br />
stellt er sich „dümmer“ als<br />
er war. Dies ist ein sehr kluger, kommunikativer<br />
Schachzug. Wenn man<br />
das Gegenüber mit der eigenen Intelligenz<br />
einschüchtert, dann wird man eine Bedrohung<br />
darstellen. Um dies zu vermeiden,<br />
sollten wir so harmlos als möglich wahrgenommen<br />
werden. Nur so bekommen<br />
wir einen kommunikativen „Zugang“ zum<br />
Gegenüber und können unsere Argumente<br />
vortragen.<br />
Dummheit als Gefahr<br />
Selbstverständlich ist die Positionierung<br />
über die eigene Dummheit kein kluger<br />
Schachzug. Dadurch wird die Sachebene<br />
negativ beeinflusst. Ebenso unklug ist es<br />
jedoch dauernd heraus zu posaunen, wie<br />
klug man doch ist. Dies vergiftet die Beziehungsebene<br />
jeglicher Kommunikation,<br />
weil dadurch das Gegenüber auf eine niedrigere<br />
Hierarchiestufe gestellt wird. Frei<br />
nach Paul Watzlawick: Die Beziehungsebene<br />
ist gleich wichtig, wie die Sachebene,<br />
wobei die erste Ebene, die zweite dominiert.<br />
In diesem Sinne ist es vielleicht klug,<br />
auch mal nicht die gesamte Klugheit preis<br />
zu geben. Schrittweise Annäherung kann<br />
hier oft Wunder bewirken.<br />
Bild: Verona Pooth_Wikimedia_Namensnennung 2.0 generisch Dirk Vorderstraße, Jagersbacher; Zitate: (c) AP Christof Stache, (c) AP Martin Meissner<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
7
<strong>Erfolg</strong><br />
Das Mindset im<br />
Silicon Valley<br />
Viele Gespräche im Silicon<br />
Valley fangen mit aufrichtigem<br />
Interesse an:<br />
„Was macht dein<br />
Start-up?“, „Welches<br />
Problem versuchst du zu lösen?“<br />
Rasch entwickeln sich daraus generative<br />
Diskussionen: „Hast du diese<br />
Alternative ausprobiert?“ Hier sind<br />
Geber und Macher am Werk, die<br />
sich gern zumindest fünf Minuten<br />
Zeit nehmen, um anderen zu helfen.<br />
Respekt<br />
Respekt ist, wenn man eine Person, Institution<br />
oder ein Ding verehrt oder wert-<br />
schätzt. Respekt ist gut, er macht das Zusammenleben<br />
reibungsloser. Er kann aber<br />
»Die Alltagsweisheit lehrt, dass es<br />
besser ist, auf konventionelle Weise<br />
zu scheitern als auf unkonventionelle<br />
Weise <strong>Erfolg</strong> zu haben.«<br />
John Maynard Keynes<br />
auch Innovation verhindern, wenn wir<br />
aus falsch verstandenem Respekt nicht die<br />
richtigen Fragen stellen.<br />
Respekt kommt in drei Formen vor: Respekt<br />
gegenüber einer Institution, Respekt<br />
gegenüber einer Person<br />
und Respekt sich selbst<br />
gegenüber. Wenn man<br />
fragt, warum diese Person<br />
oder Institution etwas auf<br />
bestimme Weise macht<br />
und die gängige Reaktion<br />
darauf ist, diese Frage<br />
als Respektlosigkeit zu<br />
betrachten, dann haben<br />
wir ein Problem. Die Frage<br />
nach dem Wie und Warum eines Arbeitsprozesses<br />
und nach dessen möglicher<br />
Verbesserung muss losgelöst sein vom Re-<br />
8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
spekt vor der Institution oder der Person.<br />
Silicon-Valley-Start-ups hinterfragen oft<br />
implizit durch ihre Handlungen diese Prozesse.<br />
Uber stellt die Taxiregulierungen<br />
infrage, weil sich die Rahmenbedingungen<br />
geändert haben, für die sie erlassen wurden.<br />
Airbnb hinterfragt Gastgewerberegulierungen.<br />
Facebook und Google dehnen<br />
die Bestimmungen um den Datenschutz<br />
aus. Spotify hinterfragt das Lizenzmodell,<br />
das in der Musikindustrie lange galt.<br />
Silicon-Valley-Start-ups sind nicht die<br />
Ersten, die unter vermeintlicher Respektverletzung<br />
leiden. Charles Darwin und<br />
seine Evolutionstheorie wurde anfänglich<br />
als hirnrissig und respektlos tituliert.<br />
Er selbst wurde in aller Öffentlichkeit<br />
lächerlich gemacht. Der Arzt Ignaz Semmelweis<br />
erkannte, dass es zu weniger Todesfällen<br />
kam, wenn sich Ärzte zwischen<br />
der Behandlung von Patienten die Hände<br />
wuschen. Er wurde deshalb von der Ärzteschaft<br />
scharf angefeindet und starb im Irrenhaus<br />
an Verletzungen, die ihm Wärter<br />
zugefügt hatten.<br />
Das alles hat nichts mit Respekt zu tun,<br />
sondern mit Innovation. Je mehr ein<br />
Start-up aneckt, desto disruptiver ist die<br />
Innovation. Anstatt reflexartig mit „Sie<br />
respektieren die Gesetze des Landes nicht“<br />
zu reagieren, sollte man sich selbst die<br />
Frage stellen, ob die Gesetze und gültigen<br />
Prozesse angesichts der geänderten Lage<br />
nicht angepasst werden sollten. Steht die<br />
Gesellschaft mit der Innovation gesamtheitlich<br />
besser da also vorher oder bleibt<br />
man bei einem sturren ‚Gesetz ist Gesetz‘?<br />
Als Innovator riskiert man, in den Augen<br />
der anderen an Respekt zu verlieren. Wie<br />
auch nicht, wenn die eigene Idee von den<br />
anderen als dumm angesehen wird? Jack<br />
Dorsey mit Twitter hat sich sicher mehr als<br />
einmal anhören müssen, wie dumm seine<br />
Idee (und er auch) ist. Einen Börsengang<br />
und ein paar Milliarden später ist es viel<br />
schwerer zu argumentieren, dass es sich<br />
um eine dumme Idee gehandelt hat. Wer<br />
meint, Start-ups und Innovatoren verhielten<br />
sich respektlos, übersieht, dass sie<br />
sogar mehr Respekt zeigen als die, die sie<br />
mit der Innovation überrollen. Sie erweisen<br />
der Allgemeinheit Respekt, indem sie<br />
ihnen ihre Innovationen zugutekommen<br />
lassen.<br />
Tesla-Gründer Elon Musk (oben), und<br />
Steve Wozniak (unten), Computeringenieur,<br />
der gemeinsam mit Steve<br />
Jobs Apple gründete, sind typische<br />
Vertreter der Silicon Valley Nerds.<br />
der besagt, dass<br />
• der Zugang zu Computern uneingeschränkt<br />
möglich sein soll.<br />
• der Zugang zu Information frei sein soll.<br />
• Authoritäten misstraut und Dezentralisierung<br />
gefördert werden soll<br />
• Hacker nach ihren Leistungen beurteilt<br />
werden sollen, nicht nach Pseudoverdiensten<br />
wie akademischen Abschlüssen,<br />
Alter, Rasse oder Position.<br />
• Kunst und Schönheit auf einem Computer<br />
erzeugt werden können.<br />
• Computer das Leben zum Besseren verändern<br />
können. Lauscht man den Kindheitsgeschichten<br />
von Unternehmern und<br />
Ingenieuren, dann hört man viele Schnurren,<br />
welche Geräte sie zerlegt und mit anderen<br />
Dingen zusammengesetzt haben,<br />
um zu verstehen, wie sie funktionieren,<br />
und sie vielleicht zu verbessern. Sie haben<br />
‚gehackt.‘ Und nicht nur das. Unternehmerisches<br />
Talent kann sich bereits sehr<br />
früh zeigen, allerdings anders, als man dies<br />
erwarten würde. Eine Analyse zur Kindheit<br />
erfolgreicher Unternehmer zeigte,<br />
dass sie mit höherer Wahrscheinlichkeit<br />
in aggressive, illegale oder riskante Aktivitäten<br />
verwickelt gewesen waren. Wolfgang<br />
Amadeus Mozart oder Steve Wozniak waren<br />
bekannt für die Streiche, die sie ihren<br />
Mitmenschen spielten.<br />
»Aufgeben tut man<br />
nur einen Brief.«<br />
Ambition folgt Leidenschaft und schafft<br />
Ausdauer<br />
Wenn du nicht an deine Sache glaubst und<br />
das mit Leidenschaft vermitteln kannst,<br />
wer dann? Auf Konferenzen in Europa<br />
erhält man oft den Eindruck, der oder<br />
die Vortragende sähe sich lieber in einem<br />
anderen Beruf, so langweilig und uninspiriert<br />
wird vorgetragen. Wenn man zu<br />
enthusiastisch vorträgt, wird das als unehrlich<br />
oder zu aufdringlich gesehen und<br />
der Vortragende wird als wenig intelligent<br />
und naiv eingeschätzt.<br />
Bilder: Depositphotos/spvvk/Jean Nelson, Herger<br />
Hacker<br />
Der 1 Hacker Way beim Facebook-Hauptquartier<br />
ist eines der Epizentren der Hackerkultur.<br />
Ein Hacker ist jemand, der<br />
Freude daran hat, geistige Herausforderungen<br />
kreativ zu überwinden oder Beschränkungen<br />
zu umgehen. Wenn Facebook-Gründer<br />
Mark Zuckerberg zu<br />
Hackathons einlädt, tut er das mit dem<br />
Ziel, Positives zu schaffen. Hacker haben<br />
ihre eigene Ethik und einen Ehrencode,<br />
Dr. Mario Herger<br />
leitet das Beratungsunternehmen<br />
Enterprise Garage Consultancy im Silicon<br />
Valley. Er forscht nach Technologietrends<br />
und ist Autor von zahlreichen Büchern.<br />
Das Silicon-Valley-<br />
Mindset: Was wir vom<br />
Innovationsweltmeister<br />
lernen und mit unseren<br />
Stärken verbinden<br />
können<br />
Autor: Mario Herger<br />
Verlag: Plassen Verlag,<br />
2016<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
9
<strong>Erfolg</strong><br />
10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
REINHOLD<br />
MESSNER<br />
Der Extrembergsteiger über Mut, Risiko<br />
und gelingendes Leben<br />
Mit Fotos von Paul Kuchel<br />
Herr Messner, um Sie einordnen zu können:<br />
Verstehen Sie sich grundsätzlich als<br />
Künstler oder sind Sie ein Irrer, weil Sie<br />
so risikoreiche Dinge gemacht haben?<br />
Ich bin der Kunst näher als dem Sport.<br />
Und ich bezeichne den Alpinismus als<br />
eine kulturelle Lebenserscheinung. Im<br />
Grunde ist es die Auseinandersetzung<br />
zwischen Menschennatur auf der einen<br />
und Bergnatur auf der anderen Seite. Um<br />
die Frage nach der Kunst auf die Spitze<br />
zu treiben: An einem Berg, der schon oft<br />
bestiegen wurde, versuchen wir stets eine<br />
Linie zu finden, die noch nicht geklettert<br />
wurde. Schließlich geht es uns nicht nur<br />
darum, den Gipfel zu erreichen. Diese gelegte<br />
Linie ist im Grunde genommen ein<br />
Kunstwerk. Man kann sie allerdings weder<br />
sehen, noch anfassen, noch verkaufen.<br />
Wie kann man sich vor gefährlichen Fehleinschätzungen<br />
schützen?<br />
Als traditionelle Bergsteiger setzen wir<br />
uns großen Gefahren aus. Jemand ist<br />
dumm, wenn er behauptet, das sei nicht<br />
gefährlich. Es ist gefährlich. Ein Berg ist<br />
allein schon deshalb gefährlich, weil er der<br />
Schwerkraft unterliegt. Es können Steine<br />
oder Eis herabstürzen. Wenn mir dann<br />
die Erfahrung fehlt einzuschätzen, wo diese<br />
Einschläge passieren können, kann ich<br />
beim Hochklettern sterben.<br />
Das ist ja die große Diskussion<br />
beim traditionellen<br />
Bergsteigen, die derzeit ins<br />
Hintertreffen gerät: Darf<br />
man das überhaupt tun?<br />
Darf man dort hingehen, wo<br />
man theoretisch umkommen<br />
könnte? Natürlich mit<br />
dem Ziel, nicht umzukommen.<br />
Nur dann handelt es<br />
sich um traditionellen Alpinismus.<br />
Wenn man andererseits<br />
alle Gefahren komplett<br />
ausschließen könnte, wäre<br />
es kein traditioneller Alpinismus.<br />
Das Bergsteigen<br />
wird seit über 30 Jahren immer<br />
mehr zu einem Sport.<br />
90 Prozent klettern nur in<br />
der Halle. Und der Betreiber<br />
der Halle ist verantwortlich,<br />
dass Risiken ausgeschlossen<br />
werden. Da kann man gar<br />
nicht runterfallen - außer<br />
jemand verhält sich wirklich<br />
illegal. Aber dort in der<br />
Halle ist es ein Sport und<br />
ich kann an meine Grenzen<br />
gehen. Wenn ich allerdings<br />
in der Wildnis bin, darf ich<br />
Reinhold Messner, 73-jähriger Veteran zahlreicher<br />
abenteuerlicher Unternehmungen, wie man sie sonst<br />
nur aus Jules Vernes Büchern kennt, im Gespräch mit<br />
Verleger Julien Backhaus.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
11
<strong>Erfolg</strong><br />
keine Fehler machen. Sonst bin ich tot.<br />
Also werde ich dort immer unter meiner<br />
Leistungsgrenze handeln. Das Können<br />
ist des Dürfens Maß. Schon meine Natur<br />
verbietet mir, mich in Gefahren zu begeben,<br />
die ich nicht mehr kontrollieren<br />
rechtfertigen. Es ist einfach eine ziemlich<br />
irre Angelegenheit. Normale Menschen<br />
tun so etwas nicht.<br />
Vielleicht ticken Sie einfach anders? Wie<br />
denken Sie generell über Risiko?<br />
In erster Linie ist es egoistisch. Für die<br />
Gemeinschaft ist es unnütz. Aber für den<br />
Akteur ist es eine großartige Möglichkeit,<br />
existenzielle Erfahrungen zu machen. Ich<br />
würde das ganze heute und in Zukunft<br />
nicht mehr propagieren. Ich sehe mich<br />
kann. Bei den großen Bergen ist es heute<br />
so, dass über 90 Prozent der Menschen<br />
nur zehn zur Auswahl nehmen: Kilimandscharo,<br />
Aconcagua, Mount Everest, einige<br />
Achttausender, Mount Mckinley (heute<br />
Denali). Diese Berge sind heute so präpariert,<br />
um Touristen hochzubringen.<br />
Der Tourist sucht eine Infrastruktur,<br />
um irgendwo hinzukommen. Er will<br />
ein Hotel, auf dem Everest braucht er<br />
Lager, Betreuung und jemanden, der<br />
ihm die Bettflasche in den Schlafsack<br />
schiebt. Im Gegensatz dazu geht der<br />
Alpinist dort hin, wo niemand anderer<br />
ist - wo es keine Infrastruktur gibt. Nichts<br />
gegen den Tourismus am Berg, aber man<br />
muss den Unterschied zum Alpinismus<br />
machen. Einem normalen Menschen können<br />
Sie den Alpinismus nicht erklären, er<br />
schüttelt mit dem Kopf und lehnt das ab.<br />
Das ist auch nachvollziehbar. Auch gegenüber<br />
den Angehörigen kann man es nicht<br />
Das Leben an sich ist ein Risiko. Und es<br />
endet mit dem Tod. Vielleicht ist der Alpinismus<br />
in diesem Zusammenhang etwas<br />
gesundes. Er lässt uns früh erkennen, dass<br />
das Leben begrenzt ist. Nur wenn ich weiß,<br />
dass mein Leben begrenzt ist - nicht nur<br />
»Selbsterhaltung ist<br />
der stärkste Trieb, den<br />
wir haben«<br />
ahne oder gehört habe -, sondern weiß,<br />
dass es begrenzt ist, kann ich viel intensiver<br />
leben.<br />
Verstehen Sie sich - als einer der bekanntesten<br />
Bergsteiger - auch als eine Art Botschafter<br />
für diese Erlebnisse? Oder ist<br />
Bergsteigen eine egoistische Sache?<br />
nicht als Promoter dieser Art, Erfahrungen<br />
zu suchen. Aber ich bin ein Storyteller<br />
und bin dadurch auch mitverantwortlich<br />
für die Außenwirkung. Die gäbe<br />
es ohne Storytelling ja nicht. Ohne Storytelling<br />
gibt es generell nichts. Angefangen<br />
bei Religionen, die mit großartigen<br />
Geschichten begonnen<br />
haben. Irgendwann wurden<br />
diese Geschichten aufgeschrieben<br />
und haben ganze Volksgruppen<br />
zu einer bestimmen<br />
Lebenshaltung bewegt. So ist es<br />
auch beim traditionellen Alpinismus.<br />
Die Geschichte ist nur 250 Jahre<br />
alt. Aber man sieht, dass es eine kulturelle<br />
Geschichte ist, nicht nur eine sportliche.<br />
Ein Sportler geht raus und spielt Fußball.<br />
Der Schweinsteiger muss nicht wissen,<br />
dass 1954 das Wunder von Bern war. Beim<br />
Alpinismus muss man die Geschichte kennen,<br />
sonst versteht man es nicht.<br />
12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Gibt es bei Ihnen persönlich eine Grenze<br />
zwischen Abenteuer und Genuss?<br />
Das Abenteuer beginnt dort, wo der Genuss<br />
beziehungsweise der Spaß aufhört.<br />
Können Sie sich noch an den Moment in<br />
erkennen und Gefahren auszuweichen.<br />
Ein Abenteuer braucht drei Zutaten: Es<br />
muss schwierig sein und die Schwierigkeiten<br />
muss ich meistern können. Das<br />
ist eine Fähigkeit - ich brauche die Kraft,<br />
Technik und Geschicklichkeit. Ich muss<br />
»Das<br />
Leben<br />
an sich<br />
ist ein<br />
Risiko«<br />
Top-Fotograf Paul Kuchel fotografierte<br />
Reinhold Messner in<br />
München für die neue <strong>Ausgabe</strong><br />
von <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong>.<br />
Ihrer Jugend erinnern, wo Sie entschieden<br />
haben, ein Extrembergsteiger zu<br />
werden? Und haben Sie sich da schon mit<br />
der Lebensgefahr auseinander gesetzt?<br />
Bei mir ging das schleichend. Das wird<br />
bei jedem so sein. Ich bin als Kind früh<br />
zum Bergsteigen gekommen in Ermangelung<br />
anderer Möglichkeiten, mich<br />
auszutoben. Mit fünf Jahren bin ich auf<br />
meinen ersten Dreitausender geklettert -<br />
mit meinen Eltern natürlich. Mit zwölf<br />
oder dreizehn war ich selbstständiger<br />
Kletterer. Es ist eine Hilfe gewesen, dass<br />
die Eltern uns haben ziehen lassen. Die<br />
Mutter hatte zwar Angst, hat sie aber nie<br />
gezeigt. Wir Brüder sind alle geklettert.<br />
Mit 18 oder 20 kam dann die Leidenschaft<br />
dazu, extrem zu klettern. Am oberen<br />
Rande der Möglichkeiten zu klettern.<br />
Das alles war die Voraussetzung dafür,<br />
einige Wochen bzw. ein ganzes Leben<br />
zu überleben, Gefahren und Angst zu<br />
Gefahren erkennen können, um ihnen<br />
auszuweichen. Wenn ich einen Berg anschaue<br />
und da hochklettern will, überlege<br />
ich ganz genau, wo die Steinschlagringen<br />
sind oder wo und wann eine Lawine<br />
kommen könnte. Dem muss ich ausweichen,<br />
sonst bin ich ein Dummkopf. Und<br />
das ganze muss in Exposition statt finden.<br />
Ohne Netz und doppelten Boden.<br />
Exposition bedeutet, man ist einer archaischen<br />
Welt ausgeliefert, es gibt keine<br />
Absicherung. Früher gab es nicht einmal<br />
das Handy, um einen Hubschrauber zu<br />
rufen. Das hat allerdings neue Gefahren<br />
mit sich gebracht. Leute gehen einfach<br />
los und denken, wenn sie es bis abends<br />
nicht geschafft haben, rufen sie den Hubschrauber,<br />
der sie schon rausholen wird.<br />
Aber das ist eine falsche Einstellung.<br />
Irgendwann kommt der Hubschrauber<br />
nicht und das Leben ist zu Ende, wenn es<br />
im Winter richtig kalt ist.<br />
Sie halten viele Vorträge und drehen<br />
Filme. Dort begegnen ihnen sicher Leute,<br />
die Sie um Ihren Mut beneiden und<br />
um Ratschläge bitten. Können Sie denen<br />
helfen?<br />
Ich finde nicht, dass ich anderen Menschen<br />
gut helfen kann. Aber ich höre bei<br />
jedem Vortrag, dass sich Menschen mit<br />
großen Problemen an meinen Büchern<br />
hochgezogen haben. Ich schreibe die<br />
Bücher aber nicht für diesen Zweck. Im<br />
Grunde erzähle und schreibe ich nur über<br />
die Psyche. Ich beschreibe nicht, wieviele<br />
Haken ich schlage oder wie viele Lager ich<br />
aufbaue. Nebenbei vielleicht. Mich interessiert<br />
viel mehr, wie der Mensch tickt. Der<br />
Selbsterhaltungstrieb ist der stärkste Trieb,<br />
den wir haben. Zum Glück. Wir Extrembergsteiger<br />
stellen unseren eigenen Selbsterhaltungstrieb<br />
allerdings in Frage. In dem<br />
wir dort hingehen, wo wir nicht hingehen<br />
sollten. Weil wir wissen, dass es gefährlich<br />
ist. Aber wir tun es trotzdem. Und wenn<br />
wir das Leben retten in dieser lebensgefährlichen<br />
Welt und wieder zurück kommen,<br />
ist es wie eine Wiedergeburt. Wir haben<br />
unseren Selbsterhaltungstrieb auf die<br />
äußerste Probe gestellt und gezeigt, dass er<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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<strong>Erfolg</strong><br />
am Ende funktioniert hat. Das wurde uns<br />
nicht geschenkt, das haben wir uns hart<br />
erarbeitet. Und wenn Menschen eine Krise<br />
haben und in meinen Büchern erkennen,<br />
dass man es trotz großer Risiken und Gefahren<br />
schaffen kann, dann trauen sie sich<br />
nicht im Griff. Kriegen wir auch nicht. Wir<br />
werden nie das Klima soweit bestimmen<br />
können, dass es nicht zu warm wird. Vielleicht<br />
ist es bremsbar. Allein die Vorstellung,<br />
dass wir die Erde wieder abkühlen<br />
können, nachdem wir sie die letzten 100<br />
egal ob es Ihnen gelingt oder Sie scheitern -<br />
das ist ja auch nur ein Lernprozess, kriegen<br />
Sie so viel Energie zurück, wie Sie reingesteckt<br />
haben. Ich nenne das Energierückfluss.<br />
Was ich mein Leben lang getan habe<br />
in den verschiedenen Abschnitten - ich<br />
»Am Lebens<br />
ein gelung<br />
zurückzu<br />
ist viel<br />
das selbst auch zu. Es freut mich, dass ich<br />
dieses Feedback von den Menschen bekomme.<br />
Von Tausenden.<br />
Der Mensch weiß gar nicht, wie widerstandsfähig<br />
er tatsächlich ist<br />
oder?<br />
Der kann noch lange drauflegen,<br />
wenn er denkt, es geht nicht<br />
mehr. Unser menschlicher Selbsterhaltungstrieb<br />
ist so groß - sonst<br />
hätten wir als Spezies auch nicht<br />
überlebt. Es ging uns noch nie so<br />
gut wie heute. Noch nie haben so wenige<br />
Menschen gehungert wie heute. Trotzdem<br />
steht die ganze Menschheit in Frage,<br />
weil wir die Technologie haben, uns selber<br />
umzubringen. Mit Chemikalien oder<br />
Atomwaffen. Auch die Erde hat natürlich<br />
die Macht, uns mit Erdbeben oder Tsunamis<br />
weg zu schütteln. Wir haben die Erde<br />
»In der Wildnis darf ich<br />
keine Fehler machen,<br />
sonst bin ich tot.«<br />
Jahre ein bisschen aufgewärmt haben - nur<br />
ein bisschen. Wobei wir die Zusammenhänge<br />
nicht genau erklären können. Denn<br />
vor 5000 Jahren war es wärmer als heute,<br />
obwohl niemand mit dem Diesel herumgefahren<br />
ist. Als Menschheit sind wir nicht<br />
für die Ewigkeit angelegt.<br />
Trotz Ihrer 73 Jahre wirken Sie extrem<br />
stark und vital. Es scheint so, als würde<br />
man Energie dazu gewinnen, je mehr<br />
man davon verbraucht.<br />
Das stimmt. Wenn Sie Ideen umsetzen,<br />
lebe gerade mein siebtes Leben - ist nichts<br />
anderes gewesen als Ideen zu entwickeln<br />
durch die Kreativität in meinem Kopf und<br />
es dann umzusetzen. Die Umsetzung im<br />
hier und jetzt ist gelingendes Leben. Und<br />
das schenkt uns Energie. Und zwar<br />
viel Energie. Und neue Ideen. Am<br />
Lebensende auf ein gelungenes<br />
Leben zurück zu schauen ist viel<br />
zu spät. Es gilt die Gabe zu entwickeln,<br />
seine Ideen beherzt umzusetzen.<br />
Meine Neider sind fast alle<br />
aus dem gleichen Holz geschnitzt.<br />
Die sind gescheiter und besser veranlagt,<br />
aber sind Zögerer. Die möchten gern, tun<br />
es aber nicht. Sofern sie überhaupt Ideen<br />
haben, setzen sie sie nicht um. Dadurch<br />
entsteht ein Neidgefühl mir gegenüber,<br />
weil ich im Gegensatz meine Ideen in Serie<br />
umsetze. Ich scheitere dabei auch, aber ich<br />
habe auch <strong>Erfolg</strong>e. Der erste Umstieg in<br />
14 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
meinem Leben war von Felskletterer zum<br />
Höhenbergsteiger. Von einem Leben ins<br />
nächste. Es war ein erzwungener Umstieg,<br />
weil ich mir die Zehen abgefroren hatte<br />
und mir sieben Zehen amputiert wurden.<br />
Dadurch konnte ich nicht mehr klettern.<br />
Everest zu besteigen und durch die Antarktis<br />
zu laufen. Es war eine Idee, die zu<br />
Beginn vage war, dann konkretisiert wurde<br />
und dann von außen blockiert wurde.<br />
So konnte ich aber die Idee noch verbessern<br />
und wurde dadurch noch stärker.<br />
ende auf<br />
enes Leben<br />
schauen<br />
zu spät«<br />
Ich wäre nie wieder zu meinem vorherigen<br />
Level gekommen. Dadurch hatte ich die<br />
Leidenschaft zum Felsklettern verloren.<br />
Also bin ich umgestiegen und habe alles<br />
über das Höhenklettern gelernt. Und habe<br />
die Grenzen meiner Machbarkeit ausgetestet.<br />
Dann kam der menschliche Ehrgeiz -<br />
und das benenne ich auch so - die Grenze<br />
des bis dahin Möglichen zu verschieben.<br />
Das habe ich immer getan und versuche<br />
auch jetzt wieder was neues.<br />
Sie haben das Messner Mountain Museum<br />
aufgebaut. Damit erfüllen Sie auch<br />
einen Lehrauftrag. Ist lebenslanges Lernen<br />
wichtig?<br />
Ja es ist wichtig. Das Museum war ein<br />
Projekt in meinem sechsten Leben. Während<br />
des Umsetzens war es für mich<br />
gleichbleibend aufregend und energiespendend<br />
- so wie vorher den Mount<br />
Ich selbst wollte mich in diesen Museen<br />
aber nicht verewigen - ich spiele da nur<br />
am Rande eine Rolle. Ich hatte ein Kunstwerk<br />
im Kopf gehabt. In diesem Fall eine<br />
museale Anlage, wo erzählt wird was<br />
passiert, wenn sich Mensch und Berg begegnen.<br />
Ein Buch und ein Museum sind<br />
Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen.<br />
Wir sind heute laut Besucherzahlen<br />
das stärkste Bergmuseum der Welt und<br />
funktioniert ohne Subventionen. Weil<br />
ich frei sein will. Ich habe es mittlerweile<br />
einer Tochter gegeben. Sie muss es jetzt<br />
voran bringen, was nicht einfach ist. Sie<br />
muss sich mächtig ins Zeug legen, damit<br />
es funktioniert. Sie hat aber entsprechend<br />
studiert und wird das hinkriegen. Die<br />
Idee des Museums war nur eine Idee. Die<br />
Möglichkeit, es dann auch zu verwirklichen,<br />
war ein Geschenk. Ich habe das<br />
über 20 Jahre sukzessive aufgebaut und<br />
es wurden sechs Häuser daraus, die über<br />
Südtirol verteilt sind. Somit ist das ganze<br />
Land eine museale Landschaft geworden.<br />
Die Leute gehen aus den Häusern raus<br />
und sehen die Berge mit anderen Augen.<br />
Sonst war ich nicht gut. Weil es wirtschaftlich<br />
funktioniert ist es der Beweis,<br />
dass es richtig gemacht wurde.<br />
Bedeutet denn <strong>Erfolg</strong> für Sie Freiheit?<br />
Das würde ich nicht sagen. Ich brauche<br />
den Freiraum, um meine Ideen überhaupt<br />
umzusetzen. Die Selbstbestimmung ist<br />
mir das Heiligste im Leben. Ich bestimme<br />
selber - dafür brauche ich Freiraum. Wobei<br />
wir alle nur relativ frei sind. Wir alle wurden<br />
in eine bestimmte Zeit hineingeboren.<br />
Und je mehr Menschen auf der Welt sind,<br />
desto eingeschränkter sind wir. Die Vorstellung,<br />
dass wir uns mehr Freiheit erobern,<br />
ist ein Trugschluss. Ich werde mich<br />
auch in die Diskussion um Katalonien<br />
mächtig einschalten, weil es auch Südtirol<br />
betrifft. Es kann nicht sein, dass ein<br />
Bürgerkrieg heraufbeschworen wird. Das<br />
kann nicht die Idee eines gemeinsamen<br />
Europas sein.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
15
Story<br />
Fleiß<br />
Herr Stelter, Sie haben auf der Bühne angefangen<br />
und sind dann aber mit einem<br />
Sprung ins Fernsehen gegangen. Wie war<br />
das? Eine ganz andere Welt?<br />
Nein. Ich bin schön der Reihe nach zuerst<br />
zur Bühne gegangen, dann kam das<br />
Radio und danach Fernsehen dazu. Das<br />
war recht organisch, das passte schon aneinander.<br />
Der eigentliche Sprung war weg<br />
von der ARD. Dort hatte ich eine Show<br />
namens "Stimmung", die jetzt auch<br />
nicht die beste Show der Welt war,<br />
aber ich hatte damals, als junger<br />
Mann, nicht die Chance so etwas<br />
abzulehnen. Immerhin habe ich mit<br />
einer April-<strong>Ausgabe</strong> die Quote des<br />
paralell auf RTL sendenden Rudi Carell<br />
geschlagen und das hat er nie vergessen.<br />
Also hat er mich irgendwann angesprochen,<br />
ob ich Lust hätte auf "Sieben Tage,<br />
sieben Köpfe". Das war für mich schon ein<br />
besonderer Tag.<br />
Wird im Vergleich zu früher die Komik<br />
etwas mehr zum Geschäft wenn man ins<br />
TV geht, sich vermarktet und an Drehbücher<br />
halten muss?<br />
Ja sicher. Ab einem gewissen Moment wird<br />
einem schon klar, dass man jetzt davon<br />
lebt, das hat aber mit Fernsehen wenig zu<br />
tun. Es gab den Moment, in dem ich sagte,<br />
Volkswirtschaftslehre war zwar ne tolle<br />
Geschichte, aber die Diplomarbeit nicht<br />
und ich habe mitten im Examen abgebrochen.<br />
Ich habe in Bonn studiert. Da waren<br />
Wenn ich schreibe,<br />
arbeite ich besessen<br />
damals wüste Professoren unterwegs, die<br />
wer weiß was gefordert haben. Die Entscheidung<br />
war einfach, entweder für zwei<br />
Jahre die Gitarre an den Nagel zu hängen<br />
oder das Studium aufzugeben. Mein Vater<br />
war nicht begeistert, als ich mich gegen das<br />
Studium entschieden habe. Ich bin noch<br />
lange immatrikuliert geblieben, in der<br />
Hoffnung, wieder rein zu kommen. Aber<br />
wenn der Bruch da ist, eine Familie und<br />
Kinder dazu kommen, dann merkst du irgendwann,<br />
dass du von Comedy lebst, dass<br />
das dein Beruf geworden ist. Das lässt sich<br />
dann nicht verhindern, dafür ist die Verantwortung<br />
dann zu groß.<br />
Verändert einen das? Ist man dann verkrampfter<br />
oder geht das nach wie vor gut?<br />
Das geht nach wie vor sehr gut. Man hält<br />
mich ja für die rheinische Frohnatur.<br />
Das finde ich sehr lustig, denn das<br />
sind zwei Irrtümer in einem Satz. Erstens<br />
bin ich kein Rheinländer, sondern<br />
Westphale, und zweitens bin ich<br />
sicher keine Frohnatur. Ich versuche<br />
immer optimistisch zu sein, aber an diesem<br />
Optimismus muss ich immer arbeiten,<br />
der ist nie einfach so da. Ich bin nicht<br />
schon morgens, wenn ich aufstehe schon<br />
fröhlich und optimistisch dabei.<br />
Also sind sie eigentlich eher ein Denker?<br />
Ja, auch wenn einem die Leute das nicht so<br />
glauben, wenn man mit Karneval und "Sie-<br />
16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
ist wichtiger<br />
als das Talent<br />
Kabarettist Bernd Stelter im Interview über<br />
Arbeitsmoral und Lebensqualität<br />
Bilder: Backhaus Verlag<br />
ben Tage, sieben Köpfe" identifiziert wird.<br />
Ich weiß sehr genau, was ich da mache. Ich<br />
kann zwei Dinge im Leben wirklich gut:<br />
Ich kann wirklich gut schreiben und das,<br />
was ich geschrieben habe, auf Bühnen gut<br />
Ich bin ein alter<br />
Genießer-Spießer<br />
darstellen. Alles<br />
andere kann ich<br />
nicht und mache<br />
es auch nicht. Ich<br />
würde nie eine<br />
Agentur oder Produktionsgesellschaft<br />
haben. Ich mache nur meine Kernkompetenzen,<br />
Schreiben und Auftreten.<br />
Wenn man so professionell und unternehmerisch<br />
in der Comedy unterwegs<br />
ist, braucht man da auch ein Team für<br />
bestimmte Bestandteile?<br />
Außer Schreiben und Auftreten gebe ich<br />
alles ab. Wobei ich beim Schreiben gerne<br />
mit Leuten arbeite. Es ist ein riesengroßer<br />
Fehler, nur im eigenen Saft zu kochen.<br />
Wenn man alles selber schreibt, wird es auf<br />
Dauer nicht gut werden, weil etwas fehlen<br />
wird. Wenn ich mal irgendwas habe, wie<br />
beispielsweise das letzte Programm "Wer<br />
heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher<br />
nicht hatte", das ist ein Thema für Mann<br />
und Frau. Ich bin aber ein Mann, ich brauche<br />
auch die weibliche Seite. Dann rufe ich<br />
meine Freundin Anne an, wir setzen und<br />
zusammen und überlegen, wie das geht.<br />
Da bin ich auch sehr offen für andere Meinungen.<br />
Sie haben durchklingen lassen, dass man<br />
schon eine Grundleidenschaft braucht<br />
um das Ganze gerne zu machen und sich<br />
gerne auf die Bühne zu stellen. Wie wichtig<br />
ist es denn, auch wirklich hart zu arbeiten,<br />
das diszipliniert durchzuziehen?<br />
Nicht nur wegen Spaß an der Freude?<br />
Irgendjemand hat mal gesagt, man braucht<br />
5 Prozent Kunst, 45 Prozent Fleiß und 50<br />
Prozent Glück. Das finde ich etwas übertrieben,<br />
aber was sicherlich richtig ist:<br />
Kunst ist der kleinste Teil. In der Mathematik<br />
sagt man, es ist<br />
eine notwendige<br />
Bedingung. Wenn<br />
also die Kunst, das<br />
Talent, nicht da<br />
ist, dann wird das<br />
auch nichts und so<br />
eine talentfreie Zone wird auf der Bühne<br />
nie <strong>Erfolg</strong> haben können.<br />
Glück - ja, wenn ich damals nicht in dem<br />
Saal gestanden hätte, in dem Rudi Carrell<br />
mir auf die Schulter getippt hat, wäre das<br />
Leben anders gelaufen. Inwiefern anders<br />
weiß ich nicht, aber es wäre sicher<br />
nicht so gekommen, wie es<br />
gekommen ist.<br />
Fleiß ist ein ganz großer Faktor.<br />
Wenn ich schreibe, arbeite ich<br />
besessen. Das letzte Buch habe<br />
ich im Sommer und Herbst in<br />
Holland fertig geschrieben. Da<br />
habe ich sechs Stunden am Tag<br />
einfach geschrieben. Und wenn<br />
ich nicht fünf Seiten geschafft<br />
hatte, war ich unzufrieden mit<br />
mir. Da habe ich auf dem Fahrrad<br />
gesessen, die Sachen angekuckt<br />
und weitergeschrieben.<br />
Fleiß ist wichtig und ich merke<br />
sofort, wenn ein Künstler nicht<br />
fleißig ist.<br />
Bücher schreiben ist doch wirklich harte<br />
Arbeit, nicht wahr? Das verstehen viele<br />
gar nicht.<br />
Ja, aber es ist natürlich auch etwas sehr<br />
Schönes! Ich bin jetzt 56, das ist nicht Rentenalter<br />
aber Reinhard Mei hat auch mal<br />
geschrieben, wenn man 56 als die Mitte<br />
des Lebens bezeichnet, ist das schon verdammt<br />
optimistisch. Ich habe also etwa<br />
zwei Drittel rum. Dazu gefällt mir der<br />
Satz von Atze Schröder am besten: "noch<br />
30 geile Sommer". Ich denke, in diesem<br />
Alter ändert sich was. Da kommen dann<br />
Wünsche auf, wie, ich hätte auch gerne mal<br />
ne Woche mehr frei oder ich möchte auch<br />
gerne noch Sachen sehen und mir gerne<br />
mehr Muße gönnen. Demenstsprechend<br />
muss ich wohl teilweise auch etwas weniger<br />
arbeiten.<br />
Deswegen möchte ich in Zukunft das<br />
Schreiben und Auftreten, das im Moment<br />
noch einen Faktor von ein Viertel zu drei<br />
Viertel hat, in Richtung ein Drittel zu zwei<br />
Drittel oder Halbe-Halbe verschieben. Ich<br />
werde nie im Leben aufhören zu arbeiten.<br />
Aber mehr Schreiben und weniger auf der<br />
Bühne stehen - das kann ich mir sehr gut<br />
vorstellen. Da ist Bücher schreiben natürlich<br />
schon etwas sehr Schönes.<br />
Wenn man mit seinem Programm auf<br />
der Bühne steht, ist das Timing die Hälf-<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
17
Story<br />
te der Miete. Stimmt das?<br />
Das ist absolut richtig, ja. Wer zehn Jahre<br />
bei "Sieben Tage, sieben Köpfe" ist und<br />
noch immer kein Timing hat, der hat verloren.<br />
Es geht sogar noch viel weiter. Es<br />
geht um den Rhythmus<br />
der Sprache, Betonung<br />
und Sprachklang. Das sind<br />
wirklich zum Teil sehr wilde<br />
Geschichten, an denen<br />
ich sehr lange arbeite. Das<br />
passiert ja eigentlich plötzlich<br />
und live. Man merkt<br />
auf der Bühne, dass da<br />
plötzlich Worte anders kommen und spürt<br />
plötzlich: Ja, das ist eine Dreiviertel-Taktung,<br />
jetzt musst du das aber auch mal so<br />
richtig dippen.<br />
Was ist denn nach "Sieben Tage, sieben<br />
Köpfe" der Olymp für einen Komiker?<br />
Was wollen die Meisten denn erreichen?<br />
Ich brauche kein Stadion, wofür ich mit<br />
Ellbogen und Krallen arbeiten müsste, um<br />
da hin zu kommen. Ich brauche keine aggressiven<br />
Verkaufsstrategien. Ich möchte<br />
einfach in ein Theater gehen, wo die Leute<br />
hinkommen, weil ich komme, und dann<br />
sollen die am Besten hinterher nach Hause<br />
gehen und sagen: "Boah, was war das für<br />
ein schöner Abend". Dann habe ich gewonnen.<br />
Dann geht es mir sehr, sehr gut.<br />
Ich bin eh wohlhabend; ich muss nichts<br />
maximieren.<br />
Der Mensch denkt in Bildern. Wenn ich<br />
also sage: "Denken Sie mal an nen Apfel",<br />
dann sehen Sie den Apfel vor sich. Sie haben<br />
nicht A-p-f-e-l gedacht. Je nachdem,<br />
welche Bilder wir sehen und im Unterbewusstsein<br />
abspeichern, geht es uns gut<br />
oder nicht gut. Wenn man nun die ganzen<br />
Bilder aus dem Computer oder Fernseher<br />
zieht, ja dann geht es einem scheiße.<br />
Hygge heißt, man<br />
Ich möchte<br />
mich wirklich<br />
wohlfühlen.<br />
sitzt mit Freunden<br />
zusammen, hat den<br />
Fernseher aus. Frélys<br />
ist ein Schlagwort in<br />
Norwegen und heißt<br />
'draußen leben'. Das<br />
hat mit dem Wetter<br />
nichts zu tun, die leben<br />
auch im Winter draußen. Der Norweger<br />
ist Skilangläufer, der ist draußen, mit<br />
Begeisterung Multerbeeren sammeln. Und<br />
dann trifft man sich und dann backen die<br />
Waffeln wie die Bescheuerten. Wir backen<br />
keine Waffeln, wir sitzen zu Hause allein<br />
am Computer und rufen Liferando an.<br />
Dass es einem dann Scheiße geht, ist doch<br />
klar. Ich will damit sagen: Mir ist heute der<br />
Wohlfühlfaktor wichtiger als alles andere.<br />
Vorhin hatten wir die Geschichte mit den<br />
Bildern. Da gibt es noch<br />
einen Punkt. Robert Sutton,<br />
Professor für Organizational<br />
Psychology in<br />
Stanford, hat das wunderbare<br />
Buch "Der Arschloch-Faktor"<br />
geschrieben.<br />
Die Essenz: Wenn Sie einen<br />
wunderbaren Verkäufer<br />
haben, der richtig toll verkauft aber ein<br />
Arschloch gegenüber den eigenen Leuten<br />
ist: schmeißen Sie ihn raus, und ihr Unternehmen<br />
wird besser werden. Ich möchte<br />
nur noch mit Menschen zusammenarbeiten,<br />
die mir auch eine gewisse Achtung<br />
entgegenbringen. Dann geht es mir gut,<br />
dann fühle ich mich wohl und ich kann<br />
ganz viel arbeiten. Deshalb mache ich das<br />
auch sehr gern. Mit den anderen Leuten<br />
möchte ich auch nicht arbeiten.<br />
Das klingt ja so nach dem puren Genießer.<br />
Das Problem ist, ich erzähle immer davon,<br />
was ich haben möchte, nicht den Weg.<br />
Dass ich oftmals nicht so bin, dass ich diese<br />
Ziele erst noch erreichen muss. Ich bin<br />
so ein Psychatrie-Hypochonder. Ich hatte<br />
etwas für die Presse geschrieben, unter<br />
anderem "alte Genießer-Spießer". Den<br />
Ausdruck fand ein Freund fürchterlich<br />
und meinte, "alle Leute, die dich im Karneval<br />
sehen, werden sagen, genau das ist<br />
er". Trotzdem finde ich den Begriff so toll!<br />
Denn was ist denn ein Genießer-Spießer?<br />
Das ist einer, der in einer lauen Sommernacht<br />
mit der kurzen Hose und den Füßen<br />
im Gartenteich auf der Terrasse des Eigenheims<br />
sitzt und Weißwein trinkt. Ja, dann<br />
bin ich einer. Dann bin ich auch zufrieden.<br />
Das sagen ganz viele <strong>Erfolg</strong>reiche, dass<br />
sie dieses Spießerleben gerne haben.<br />
Selbst Bushido hat das gesagt, er findet<br />
es schön, so grade um die Ecke, wenn er<br />
zu Hause seine Ruhe hat, und die Nachbarn<br />
leise sind.<br />
Ich fand das toll als mein Sohn 14 war, da<br />
war ich in zwei Bushido-Konzerten. Das<br />
ist ja Schwerstarbeit, die der da macht<br />
und man merkt immer wieder, dass er<br />
dazwischen ein paar erzkonservative Sätze<br />
raushaut. Als er sich dann erstmal bei<br />
den ganzen Eltern bedankt hat, die mitgekommen<br />
sind, damit die Jugendlichen<br />
ins Konzert durften, das sind so Momente,<br />
wo du denkst: Ja, mag schon sein, dass er<br />
ein Gangsterrapper ist, der auch sicherlich<br />
allerhand auf dem Kerbholz hat. Aber gewisse<br />
konservative Grundstrukturen hat er<br />
trotzdem.<br />
Sie haben ja eben zum Thema Glück gesagt,<br />
das wäre davon abhängig, dass man<br />
vor der Tür steht und auch mit Menschen<br />
zusammenkommt.<br />
Das ist es auch. Wenn<br />
Ich bin so ein<br />
Psychatrie-<br />
Hypochonder<br />
du zu Hause dieses<br />
Cocooning betreibst,<br />
gehts dir nicht gut.<br />
Ich denke, man arbeitet<br />
dann am Besten,<br />
wenn es einem gut<br />
geht. Und dann ist<br />
man auch erfolgreich.<br />
Und damit es einem gut geht ist dieses<br />
rausgehen, draußen sein, Freunde treffen,<br />
statt sie irgendwo anzuklicken, eine<br />
Grundbedingung. In dem Zufriedenheits-<br />
18 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Wissen Story<br />
ranking der Uno, das jedes Jahr durchgeführt<br />
wird, sind alle vier skandinavischen<br />
Länder in den Top Sechs. Die kennen das<br />
Wort "hygge". Wir sind irgendwo hinter<br />
Ruanda und Nigeria auf Platz 29, und dafür<br />
gibt es Gründe.<br />
Die Suchtbeauftragte<br />
der Bundesregierung<br />
hat gesagt,<br />
dass fast ein Drittel<br />
der Jugendlichen<br />
am öffentlichen<br />
Leben nicht mehr<br />
teilnimmt, also<br />
nur noch zu Hause<br />
sitzten mit ihrem<br />
Scheißhandy und<br />
darauf herumdaddeln.<br />
Die leben nur noch in Social Networks<br />
und nicht mehr im Leben. Ich brauche<br />
kein Social Network, wenn ich einen<br />
Biergarten habe.<br />
Aber ich muss mir das selber immer wieder<br />
sagen, das ist nichts, was einfach so da<br />
ist. Ich bin ein großer Fan von Moleskin<br />
Heften. Da trage ich alles ein, was ich jeden<br />
Tag machen will. Ich habe ein anderes<br />
Heft, in das ich meine ganzen Ideen eintrage.<br />
Ich trage alles ein, was ich machen will,<br />
nicht nur arbeiten, sondern auch spazieren<br />
gehen oder "halbes Glas warmes Wasser<br />
mit Zitrone trinken". Wenn ich das alles<br />
tue, gehts mir gut, wenn ich das nicht tue,<br />
gehts mir nicht gut.<br />
Machen Sie einen Unterschied zwischen<br />
Glück und Zufriedenheit? Also Glück<br />
als das Gefühl, jawohl, ich bin ein guter<br />
Mensch und ich habe tolle Menschen um<br />
mich und Zufriedenheit ist doch noch<br />
etwas anderes, oder?<br />
Das liegt aber sehr nah dran, ich mache<br />
da keinen großen Unterschied. Wenn<br />
man zufrieden ist, ist man auch glücklich.<br />
Glück ist etwas Wunderbares. Ich glaube,<br />
man kann wirklich glücklich werden wenn<br />
man raus geht, wenn man Sachen anguckt.<br />
Man muss nicht alles erreichen. Ich habe<br />
großen Spaß gehabt an diesem Buch von<br />
Tommy Jaud "Einen Scheiß muss ich"- super,<br />
völlig richtig! Man muss nicht alles<br />
erreichen. Ganz ehrlich! Ich habe 10 Jahre<br />
"Sieben Tage, sieben Köpfe" gehabt,10<br />
Jahre NRW-Duell moderiert, stehe seit<br />
18 Jahren mit einem Kabarett-Programm<br />
auf der Bühne. Das tollste war der Tag, an<br />
dem dieser Beruf begann, am 6. November<br />
1988, an einem Vorstellungsabend in<br />
Köln. Nächstes Jahr haben wir <strong>2018</strong>, dann<br />
mache ich das seit 30 Jahren. Ich brauch<br />
nicht mehr <strong>Erfolg</strong>, mehr Geld. Am Ende<br />
ist Zeit das Wichtigste, das, was man<br />
braucht. Ich bin gerne mit meiner Frau in<br />
Ich brauche kein<br />
Social Network,<br />
wenn ich einen<br />
Biergarten habe.<br />
Holland, stehe<br />
gerne auf einem<br />
großen weißen<br />
Schiff und sehe<br />
nach hinten.<br />
Das finde ich<br />
wunderbar. Vor<br />
vier Wochen, als<br />
wir eine Norwegenkreuzfahrt<br />
gemacht haben,<br />
hatte der Kapitän<br />
die Idee durch den Trollfjord zu fahren.<br />
Das Wetter toll, da steht man da hinten<br />
mit einer Weißweinschorle - das war wieder<br />
ein Glücksmoment. Da ist dann doch<br />
verdammt vieles gut gelaufen.<br />
Aber Sie haben das, was Sie beruflich<br />
machen, doch aus Liebe gemacht, oder?<br />
Ja, alles! Das ist das wirklich Schöne, weshalb<br />
ich auch nie aufhören werde. Manche<br />
Leute sagen, jemand wie der Heesters, mit<br />
108, den haben sie ja am Klavier festgebunden.<br />
Da kann man nur hoffen, dass<br />
ich früher sterbe, sonst stehe ich da auch<br />
festgebunden am Klavier, hundertprozentig!<br />
Natürlich werde ich das nicht mehr<br />
so oft machen, weil es mich ja viel mehr<br />
schlauchen wird, aber ich werde das weiterhin<br />
tun. Es gibt nichts Schöneres, als in<br />
einem schönen Theater zu stehen, das voll<br />
ist. Wenn die Leute hinterher eine Frage<br />
stellen, beantworte ich die auch. Da kommen<br />
die unglaublichsten Fragen aber da<br />
höre ich auch ganz viele Sachen. Ich verlasse<br />
als Letzter das Foyer; ich schreibe so<br />
lange Autogramme bis der Letzte da war.<br />
Das ist einfach Achtung vor dem Publikum.<br />
Da erfahre ich von den Leuten auch<br />
ganz viel über diesen Abend. Und für viele<br />
Leute ist er was ganz Besonderes gewesen.<br />
Sie haben sich schon ganz früh die Karten<br />
gekauft und freuen sich schon seit Wochen<br />
auf diesen Abend. Es ist nicht einfach, mit<br />
so hohen Vorschusslorbeeren umzugehen,<br />
das muss man ja auch alles bieten. Wenn<br />
dann von den Leuten kommt: "Was war<br />
das toll",<br />
Bei Eventim können die Leute den Auftritt<br />
bewerten, da gibt es immer mal einen, der<br />
schreibt "Boah, war der doof ", das wird<br />
man nie ganz verhindern können. Aber<br />
die unglaublich große Mehrheit der Leute<br />
ist so begeistert, weil sie angepackt sind.<br />
Rudi Carrell hat mir gesagt: "Wenn du<br />
mit Leuten einen schönen Abend machen<br />
willst, bring sie zum Lachen. Wenn du mit<br />
ihnen einen tollen Abend machen willst,<br />
bring sie zum Weinen."<br />
Ich habe schon oft in Comedy- oder Kabarettabenden<br />
gesessen, in denen ich gelacht<br />
habe, und nochmal und nochmal gelacht<br />
habe. Aber immer nur Lachen ist langweilig.<br />
Auf der Klaviatur der Gefühle, die wir<br />
Zum Abschluss, wie defenieren Sie für<br />
sich <strong>Erfolg</strong> im Leben?<br />
<strong>Erfolg</strong> im Leben heißt zufrieden werden.<br />
Das ist immer so schön, wenn ich das sage,<br />
denn dann kommt gleich die Frage zurück:<br />
Bist du es denn nicht? Doch, ja, aber ich bin<br />
56, da wäre es doch ein bisschen früh, oder?<br />
so haben, muss man schon auch ein paar<br />
andere ansprechen. Wenn ich da sitze und<br />
es jemand schafft, mir eine Gänsehaut zu<br />
machen, gehts mir hinterher besser. Lachen<br />
will ich zwar auch, aber es muss auch<br />
das andere passieren, dafür sind die Gefühle<br />
ja da. Lachen alleine will ich nicht.<br />
Ganz herzlichen Dank, Bernd Stelter.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
19
Story<br />
Bilder: JürgenHöllerAcademy, Schäfer, Loehr, Scherer, Lindau<br />
Von der Seele<br />
Autor: Roberto Blanco<br />
Plassen Verlag, 2017<br />
20 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
ROBERTO<br />
BLANCO<br />
Ich bin nicht mit Fahrstuhl hoch,<br />
ich bin zu Fuß gegangen<br />
Mit Bildern von Christian Klant<br />
Wenn man so lange, 61 Jahre, erfolgreich<br />
auf der Bühne steht – Dazu gehört wohl<br />
pure Leidenschaft und vielleicht sogar<br />
noch mehr?<br />
Ich liebe meinen Beruf, ich wollte immer<br />
im Showbusiness sein wie mein Vater und<br />
meine Mutter. Mein Vater wollte, dass ich<br />
Kinderarzt werde. Damals war die Erziehung<br />
ganz anders als heute; was Papa sagt,<br />
ist Gesetz. Ich sagte „Okay, Papa.“ Aber im<br />
Internat war ich immer im Kinderchor,<br />
Kindertheaterensemble, auch im nächsten<br />
Internat im Chor und Theaterensemble.<br />
Ich hatte immer etwas mit der Bühne zu<br />
tun. Bei einem Fest in Madrid habe ich<br />
auf einem Festwagen gesungen, denn ich<br />
kannte all die damaligen Schlager, die Hits.<br />
Ich war also immer mit Musik verbunden,<br />
auch durch meine Eltern. Ich hatte das<br />
Glück, meinen Vater im Sommer immer<br />
dort, wo er gerade in Europa auf Tour war,<br />
besuchen zu können. Da habe ich viel gesehen<br />
und erlebt, und das wollte ich immer.<br />
Wie Sie wissen starb meine Mutter als ich<br />
ein kleines Kind war. Mein Vater war für<br />
mich alles, er war toll und ich war sein<br />
Augapfel. Der hat gemerkt, wie wichtig<br />
mir die Bühne war. Fast jeden Sommer<br />
lag ich ihm in den Ohren: „Papa, kann ich<br />
nicht nach Paris auf ‘s Konservatorium?“<br />
Als Zwilling kann man sehr überzeugend<br />
sein und schlussendlich hat er „Ja“ gesagt.<br />
Darum bin ich jetzt hier. Dann entstand<br />
der Film „Stern von Afrika“. Da habe ich<br />
meinem Vater gesagt, das ist mein Weg und<br />
gottseidank sagte er: „Okay“.<br />
Sie sind ein recht direkter Typ und sagen<br />
sofort, was Ihnen auf der Zunge<br />
brennt – Ist das in Ihrer Kariere eher<br />
förderlich, oder manchmal sogar hinderlich<br />
gewesen?<br />
Die Direktheit hat mir Freunde gebracht,<br />
aber auch viele Türen verschlossen, weil<br />
ich gesagt habe, was ich denke. Manchmal<br />
war es hinderlich, weil manche Leute<br />
die Wahrheit nicht vertrugen und leider<br />
in der falschen, wichtigen Position saßen.<br />
Die waren eine ehrliche Meinung nicht gewohnt.<br />
Dann wurde ich eben nicht mehr<br />
für diese Sendung engagiert. Obwohl ich<br />
danach sagen konnte: „Sehen Sie, ich habe<br />
Recht gehabt.“<br />
Ist denn Ihrer Meinung nach generell für<br />
<strong>Erfolg</strong> wichtig, dass man Förderer hat?<br />
Dass man Leute hat, die einem links und<br />
rechts vielleicht einige Tipps geben,<br />
helfen oder eine Tür aufmachen?<br />
Ich habe in meinem Buch geschrieben:<br />
Ich bin nicht mit Fahrstuhl<br />
hoch, ich bin zu Fuß gegangen,<br />
das heißt: Allein. Es ist das<br />
eine, einen Förderer zu haben,<br />
der einen hochhebt, etwa eine<br />
Zeitschrift oder eine Zeitung, einen<br />
Fernsehsender. Das hatte ich<br />
nicht. Aber jemanden, der mir<br />
Ratschläge gibt, das hatte ich wohl; den<br />
braucht man. Ich habe von meinem Vater<br />
gelernt. Er hat mir ein paar Tipps gegeben<br />
und ich habe bei ihm abgekuckt, habe seine<br />
Proben gesehen, die Shows, die er gemacht<br />
hat und so weiter.<br />
Dann hat mir auch die große Josephine<br />
Baker wundervolle Tipps gegeben,<br />
die mir immer im Gedächtnis geblieben<br />
sind. In den Shows habe ich mit großen<br />
Leuten gearbeitet. Ich bewundere Caterina<br />
Valente. Ich habe mit Peter Frankenfeld<br />
und Hans Rosental gearbeitet und<br />
da kam immer Neues dazu. Auf Reisen<br />
nach Las Vegas, habe ich mir Shows von<br />
Sinatra, Elvis angeschaut. Ich habe sie alle<br />
gesehen – live!<br />
Nicht nur aus Vergnügen, Sie wollten<br />
auch wirklich aktiv lernen?<br />
Klar war das Beides. Ich bin nach Las<br />
Vegas gefahren und habe vor den Shows<br />
geplant, habe mich informiert, wer da ist.<br />
Ich habe Frank Sinatra, dann Sammy Davis<br />
und Dean Martin gesehen. Ich hatte<br />
Glück, denn Elvis Presley war da. Natürlich<br />
geht man da hin und will die Show<br />
sehen. Tagsüber habe ich Tennis<br />
gespielt, ich war Schwimmen,<br />
das war für mich Teil meiner Inspirations-Reise.<br />
Können Sie sich erinnern, ob es<br />
einen Moment gab, in dem sie<br />
sich dachten: Das finde ich gut,<br />
das kann ich mir auch gut vorstellen<br />
in meine Show einzubauen?<br />
Das kann man nicht eins zu eins<br />
einbauen und genauso arbeiten;<br />
man ist hier in einem anderen Land. Für<br />
meine Shows habe ich das ein oder andere<br />
Arrangement. Darum bin ich ja in Las Vegas<br />
gewesen, um mir Inspiration zu holen.<br />
Davon gab es natürlich reichlich bei Siegfried<br />
und Roy und wen ich alles gesehen<br />
habe. Das kannst du nicht genauso auf die<br />
Bühne bringen, aber ich habe vieles davon<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
21
Story<br />
Roberto Blanco teilte mit<br />
Verleger Julien Backhaus seinen<br />
reichen Erfahrungsschatz.<br />
übernommen. Zum Beispiel habe ich immer<br />
Bigbands, große Orchester und riesige<br />
Balletts dagehabt. Und das Ergebnis waren<br />
summa summarum 49 Prozent Marktanteil,<br />
weil die Shows begeistert haben und<br />
die Leute sagten, „Mann, das war so toll!“<br />
Das kommt nicht von allein, das muss man<br />
sich erarbeiten. Ich habe die Shows nicht<br />
kopiert, sondern mich davon inspirieren<br />
lassen. Das ist der Unterschied.<br />
Was sind Ihre größten Schwächen und<br />
was sind Ihre Stärken, die vielleicht keiner<br />
kennt?<br />
Das ist schwer zu sagen. Meine Schwäche<br />
ist bis heute, dass ich sehr gutgläubig<br />
bin. Ich bin finanziell oftmals auf die Nase<br />
gefallen. Und ich habe mal im Vertrauen<br />
etwas unterschrieben und hatte danach<br />
Probleme, da raus zu kommen. Nobody<br />
is perfect. Und mein Plus ist, dass ich an<br />
mich glaube, dass ich kämpfe, immer das<br />
Beste fürs Publikum geben will. Bis jetzt<br />
habe ich das gottseidank erreicht. Mein<br />
Ziel war, jeder Aufritt soll mir zwei neue<br />
Auftritte einbringen. Die Leute sollen so<br />
begeistert sein, dass sie es weitererzählen.<br />
Das hat bisher gut geklappt und ich freue<br />
mich darüber.<br />
Sie sind ein sehr dankbarer Mensch, hört<br />
und liest man so raus. Ist das für Sie eine<br />
Grundlage für <strong>Erfolg</strong> gewesen?<br />
Die Grundlage für <strong>Erfolg</strong> ist zuerst einmal<br />
an sich zu glauben, dann arbeiten und an<br />
sich selbst arbeiten. Man muss, auf die<br />
Bühne bezogen, Perfektionist sein, denn<br />
das ist mein Name, der da steht. Wo immer<br />
ich war hieß es, „Mensch, Roberto,<br />
tolle Show“, „das ist toll geworden“, „hast<br />
du toll gemacht“ und das ist für mich<br />
wichtig. Trotzdem darfst du dich nicht<br />
hinsetzen und dich auf dem <strong>Erfolg</strong> ausruhen.<br />
Gerade, wenn der <strong>Erfolg</strong> da ist, musst<br />
du sagen: Die nächste Show wird besser,<br />
die nächste noch besser und so habe ich<br />
immer gearbeitet.<br />
Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach<br />
für <strong>Erfolg</strong>, dass man sich mit den richtigen<br />
Leuten umgibt?<br />
Es kommt darauf an. Manche kommen zu<br />
einem oder man versucht sie zu finden und<br />
das ist manchmal<br />
»Ich kann nur etwas repräsentieren,<br />
hinter dem ich stehe.«<br />
sehr schwer. Du<br />
musst so gut sein,<br />
dass die Leute, die<br />
für diesen Beruf<br />
wichtig sind, von<br />
selbst zu dir kommen. Weil es einen Unterschied<br />
macht, ob jemand zu dir kommt<br />
oder ob man an dessen Tür klopft. Und<br />
gottseidank sind bis jetzt durch alles, was<br />
ich gemacht habe, die wichtigen Leute, die<br />
Galas, zu mir gekommen. Ich sage nicht<br />
„Bitte tu mir einen Gefallen“, denn das hilft<br />
nicht. Wenn sie zu dir kommen, dann hast<br />
du eine Macht, eine ganz andere Position.<br />
Dann sagst du: „Okay, ich mach es, selbstverständlich“.<br />
Ich bin für Vorschläge offen.<br />
Aber es gibt auch mal ein Konzept, das<br />
nicht gut ist, das kann ich nicht repräsentieren.<br />
Ich kann nur etwas repräsentieren,<br />
hinter dem ich stehe. Daran habe ich mich<br />
immer gehalten, das ist wichtig. Wenn man<br />
da ehrlich ist – ich gucke den Leuten in die<br />
Augen, wenn ich mit ihnen rede – sehe ich<br />
manchmal, wie sich die Tür schließt, weil<br />
ich für die Leute zu geradeheraus sage, was<br />
ich von ihrem Konzept halte. Versetzen<br />
Sie sich in meine Situation: Ich soll etwas<br />
machen, was sie sich ausgedacht haben<br />
und womit ich mich nicht wohlfühle. Und<br />
ich kann das versuchen – nicht, dass ich<br />
es nicht will – aber das bin nicht ich. Ich<br />
kann nicht etwas sein, was ich nicht bin.<br />
Also habe ich es anders gemacht und gesagt:<br />
„Sehen sie, was sagen sie dazu?“<br />
Sind Sie jemand, der eher schnell oder<br />
eher langsam „Ja“ zu etwas sagt?<br />
Als ich meine Frau gefragt habe: „Willst du<br />
mich heiraten“ hat sie natürlich schnell „Ja“<br />
gesagt. In solchen Dingen bin ich schnell.<br />
Aber was Geschäftliches angeht eher nicht.<br />
Wenn man zu mir kommt und sagt „Roberto,<br />
wir haben diesen Auftritt vor“, frage<br />
ich sofort: „Wie stellen Sie sich das vor?“<br />
Ich will nicht hören „Wir denken, sie kommen<br />
auf die Bühne, dann ist Pause, dann<br />
kommen sie eine Viertelstunde später,<br />
zweiter Auftritt, dann ist Essen…“. „Dann<br />
haben sie die falsche Person, denn so arbeite<br />
ich nicht.“ „Ja, ich dachte . . .“ „Sie<br />
denken? Wunderbar! Aber ich bin derjenige,<br />
der da auf die Bühne rausgeht“. Und da<br />
passiert es, dass ich sage: „Nein, das mache<br />
ich nicht so. Im Vertrag steht nicht, dass<br />
ich singen muss, was und wie sie wollen.<br />
Weil, ich bin derjenige, dessen Name da<br />
22 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
steht.“ Ich muss mich selbst präsentieren,<br />
und wie ich mich präsentiere, das weiß ich<br />
selbst.<br />
Und warum haben Sie mich angerufen?<br />
Weil Sie gesagt haben „Blanco stimmt es<br />
wohl, mit Ihrem <strong>Erfolg</strong>…“ dann lassen Sie<br />
mich von meinem <strong>Erfolg</strong> erzählen. Und<br />
mein <strong>Erfolg</strong> ist so, wie ich mich vorstelle,<br />
nicht wie jemand anders sich vorstellen<br />
würde. Glauben sie mir, lassen Sie mich<br />
meine Show machen und danach können<br />
Sie zu mir kommen und mir sagen, wie<br />
das war. Und danach gratulieren: „Ja, das<br />
war eine sehr gute Idee“. Manche sind sauer,<br />
weil es nicht so auf die Bühne gebracht<br />
worden ist, wie sie wollten. Davon lebe ich<br />
nicht, und darum sage ich „Ja“, wenn man<br />
zu mir sagt: „Können Sie sich vorstellen<br />
für uns zu singen?“ und den Rest lassen sie<br />
mich machen, mit meinem Orchester und<br />
so weiter.<br />
Was bei Künstlern grade auf lange Zeit<br />
ein Problem ist, ist die fehlende Disziplin.<br />
Sie scheinen ja ein extrem disziplinierter<br />
Mensch zu sein oder?<br />
Das muss ich ja. Disziplin ist etwas, von<br />
dem mein Vater und auch Josephine Baker<br />
sagten: „Du musst du sein, und so sein,<br />
dass keiner zu dir sagt: Warum machst du<br />
das, und ich darf das nicht machen?“<br />
Wenn ich mit meinen Musikern probe,<br />
kommt die Akademische Viertelstunde<br />
Verspätung schon vor, weil vielleicht einer<br />
auf Toilette war. Aber es geht nicht, dass<br />
die Probe um Vier angesetzt ist und ein<br />
Musiker kommt erst um Fünf – dann fliegt<br />
er bei mir raus, egal! Dann hol ich jemand<br />
anderen, dann spiele ich ohne ihn. Ich bin<br />
für Seriosität, die setze ich voraus, wenn er<br />
seine Arbeit liebt. Meine Musiker haben<br />
alle lange Jahre mit mir gearbeitet, tun es<br />
immer noch und haben mir gesagt: „Roberto,<br />
für dich zu arbeiten macht Spaß.“<br />
Ich liebe meinen Beruf! Es ist der schönste<br />
Beruf, und ich habe ihn bei meinen Eltern<br />
abgucken können. Ich bin damit groß geworden,<br />
obwohl ich im Internat war und<br />
immer nur im Sommer dabei sein konnte.<br />
Ich saß immer hinter der Bühne und habe<br />
zugesehen, wie geprobt wurde und ich<br />
habe davon geträumt, eines Tages so wie<br />
mein Vater mit dem Orchester zu proben.<br />
Das fand ich so toll. Für mich war mein<br />
Vater der Größte, wie er so elegant und<br />
groß dirigierte.<br />
Man merkt schon, dass Sie vom Team<br />
einen gewissen Respekt gegenüber dem<br />
Beruf fordern?<br />
Ja, ich sowieso. Wir sind keine Tingeltangel-Leute.<br />
Professionelles Arbeiten ist mit Künstlern<br />
doch sicher nicht immer einfach.<br />
Die sind doch oftmals so verspielt?<br />
Solche Künstler kenne ich nicht. Ich kann<br />
nur aus meiner Erfahrung, meinem Leben,<br />
und meiner Art zu arbeiten berichten. Ich<br />
habe die Pünktlichkeit in Deutschland<br />
gelernt. Ich kann mich an eine der ersten<br />
»DU musst DU sein!«<br />
Fernsehshows erinnern. Die erste Probe<br />
war um 17 Uhr angesetzt. Ich kam Viertel<br />
nach fünf, wie das in Spanien, wo ich<br />
damals gelebt habe, völlig im Rahmen<br />
war. Die Deutschen waren sehr nett, als sie<br />
mir erklärten: „Roberto, die Leute warten<br />
alle schon auf dich. Wir haben gesagt um<br />
fünf Uhr. Jetzt ist es Viertel nach fünf und<br />
wir müssen weiterarbeiten.“ Und ich habe<br />
laut gesagt: „Ich bitte um Entschuldigung,<br />
ich habe nicht gewusst, dass ihr schon<br />
auf mich wartet, es tut mir leid, I‘m sorry,<br />
pardon!“ Alle haben gelacht und gesagt:<br />
„Okay Roberto“. Auch mein Vater hat gesagt:<br />
Denk daran, du willst nicht warten,<br />
ich will nicht warten, und ich will nicht,<br />
dass andere Leute auf dich warten müssen.<br />
Deshalb sehe ich immer zu, dass es klappt,<br />
dass ich rechtzeitig da bin. In Südamerika<br />
sagen sie dagegen immer: „Wer zu pünktlich<br />
ist, wirkt aufdringlich.“ Also gibt es<br />
dort diese Akademische Viertelstunde, die<br />
man als angenehm empfindet.<br />
Wenn Sie morgen sterben müssten, gäbe<br />
es da noch offene Aufgaben oder sind sie<br />
jetzt schon wunschlos glücklich?<br />
Ich denke nicht ans<br />
Sterben. Wenn ich<br />
noch mindestens<br />
20 Jahre mit meiner<br />
Frau durch die Welt<br />
reisen und überall<br />
singen kann, dann<br />
bin ich wunschlos glücklich. Ich bin positiv,<br />
ich wünsche allen Leuten Gesundheit<br />
und ein gutes Leben. Besonders bei meinen<br />
Fans, die mich all die Jahre hochgehalten<br />
haben, bedanke ich mich.<br />
Ich habe ein Buch geschrieben, weil viele<br />
wissen wollen, wie ich lebe, denke, was ich<br />
gemacht habe, wo ich war. Viele wissen<br />
nicht, dass ich sieben Sprachen spreche,<br />
„Was, Sie sind in Tunesien geboren?“ - lesen<br />
Sie, dann werden Sie mein Leben kennenlernen<br />
und das in einer offenen Buchform<br />
meiner Seele.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
23
Story<br />
Ingvar Kamprad<br />
im Alter von 90 Jahren in<br />
einem der Möbelhäuser<br />
seines weltumspannenden<br />
Imperiums.<br />
WIE INGVAR KAMPRAD DAS<br />
IKEA-IMPERIUM AUFBAUTE<br />
24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Bild: Inter IKEA Systems B.V., Zitelmann, Cover: Redline verlag<br />
Auszug aus "Setze<br />
dir größere Ziele"<br />
von Dr. Dr. Rainer<br />
Zitelmann<br />
Wenn Sie vor einem<br />
Problem stehen,<br />
vor einem wirklich<br />
großen Problem,<br />
dann heißen Sie<br />
es willkommen und suchen Sie nach der<br />
Chance, die in diesem Problem steckt.<br />
Ein Meister hierin war der Schwede Ingvar<br />
Feodor Kamprad. Er wurde 1926 in<br />
Schweden als Sohn einer deutschstämmigen<br />
Bauernfamilie geboren. Bereits<br />
1943 gründete er im Alter von 17 Jahren<br />
das Unternehmen IKEA. Heute besitzt er<br />
etwa 44 Milliarden Dollar und ist wahrscheinlich<br />
der reichste Mann, der in der<br />
Schweiz wohnt.<br />
Geld zu verdienen spielte in seinem Leben<br />
schon früh eine Rolle. Ging er als Kind angeln,<br />
dann nicht um des Vergnügens willen,<br />
sondern weil er den Fang zu Geld machen<br />
konnte. »Verkaufen wurde zu einer<br />
Art fixen Idee«, erinnerte er sich später.<br />
Mit elf Jahren ließ er sich von einer Samenhandlung<br />
beliefern und verkaufte<br />
die Tütchen an die Kleinbauern<br />
der Umgebung. »Das war mein erstes<br />
richtiges Geschäft, damit verdiente<br />
ich tatsächlich Geld.« Von<br />
dem Gewinn kaufte sich der Junge<br />
ein Fahrrad und eine Schreibmaschine.<br />
»Beide Anschaffungen«, schreibt<br />
Rüdiger Jungbluth in seinem Buch Die 11<br />
Geheimnisse des IKEA-<strong>Erfolg</strong>s, »waren im<br />
Grunde Investitionen, Hilfsmittel für weitere<br />
Geschäfte des Heranwachsenden«.<br />
Kamprad hatte eine ausgeprägte Lese- und<br />
Schreibschwäche (Dyslexie), die für andere<br />
Menschen sicherlich ein guter Vorwand<br />
gewesen wäre, ihre <strong>Erfolg</strong>losigkeit zu erklären.<br />
Kamprad verlegte sich jedoch auf<br />
das, was er gut konnte, nämlich auf den<br />
Handel. Als Schüler handelte er mit allem<br />
und jedem. Unter seinem Bett im Internat<br />
hatte er einen großen Karton, in dem sich<br />
Gürtel, Brieftaschen, Uhren und Stifte befanden.<br />
Die Geschäfte liefen so gut, dass<br />
er am Ende seiner Realschulzeit den Entschluss<br />
fasste, ein Unternehmen zu gründen.<br />
Das Unternehmen nannte er IKEA<br />
– die Abkürzung steht für die Initialen seines<br />
Namens I. K., den Anfangsbuchstaben<br />
des Namens des elterlichen Bauernhofes<br />
Elmtaryd und den Anfangsbuchstaben<br />
INGVAR<br />
KAMPRAD<br />
»ES LOHNT SICH NIEMALS,<br />
NEGATIV ZU AGIEREN.«<br />
seines Heimatdorfes Agunnaryd in der<br />
Gemeinde Ljungby, wo er aufwuchs.<br />
Wie auch viele andere erfolgreiche Menschen<br />
– so etwa die Aldi-Gründer oder die<br />
Unternehmer Richard Branson und Michael<br />
Dell – hatte auch Kamprad die Idee,<br />
die Menschen sehr viel billiger als die Konkurrenten<br />
mit Waren guter Qualität zu beliefern.<br />
Er entdeckte bald, dass sich Möbel<br />
mit guter Qualität sehr viel günstiger herstellen<br />
und vertreiben ließen. Damit zog er<br />
sich jedoch naturgemäß den Ärger der etablierten<br />
schwedischen Möbelhersteller zu.<br />
Ein Wettbewerber, das Möbelhaus Dux,<br />
verklagte ihn mehrmals und beschuldigte<br />
ihn des Plagiats. Die Klagen waren jedoch<br />
nicht erfolgreich. Der Verband der Möbelhändler<br />
schrieb Briefe an die IKEA-Lieferanten<br />
und drohte ihnen, sie würden keine<br />
Aufträge der etablierten Geschäfte mehr<br />
bekommen, wenn sie weiterhin IKEA belieferten.<br />
Kamprad umging den Boykott<br />
jedoch, indem er viele Tochterfirmen unter<br />
anderem Namen gründete. Aber er bekam<br />
Ärger, weil er auf Möbelmessen auch<br />
an Endverbraucher verkaufte. Manchmal<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
ist ein erfolgreicher Immobilieninvestor und<br />
mehrfacher Buchautor.<br />
bekam er deshalb<br />
sogar Hausverbot.<br />
IKEA traf genau<br />
den Geschmack<br />
der Kunden und<br />
war mit seinen<br />
Möbeln so erfolgreich,<br />
dass es dem<br />
Unternehmen zunehmend<br />
schwerfiel,<br />
den Warennachschub zu organisieren.<br />
Weil es sich die Hersteller nicht mit den<br />
alteingesessenen Möbelhändlern verscherzen<br />
wollten, boykottierten sie ihn. Für<br />
IKEA schien das ein fast unlösbares Problem.<br />
In dieser Situation machte Kamprad etwas<br />
Außergewöhnliches: Er schrieb einen<br />
Brief an einen polnischen Minister, in dem<br />
er sein Unternehmen vorstellte und sein<br />
Interesse an einer Zusammenarbeit mit<br />
polnischen Möbelherstellern bekundete.<br />
Tatsächlich erhielt er eine Einladung nach<br />
Polen, aber die Gespräche scheiterten fast<br />
schon am Anfang, weil man ihm verbieten<br />
wollte, außerhalb Warschaus zu reisen und<br />
die Möbelfabriken in Augenschein zu nehmen.<br />
Kamprad wollte schon abreisen, als<br />
die Polen einlenkten.<br />
Später sollte sich der Boykott der<br />
schwedischen Möbelindustrie<br />
als Glücksfall erweisen. Kamprad<br />
machte die Entdeckung,<br />
dass in jedem Problem auch eine<br />
Chance steckt – wenn man diese<br />
erkennt. Die Zusammenarbeit mit den<br />
polnischen Möbelherstellern verlief zwar<br />
zunächst nicht ohne neue Probleme, entpuppte<br />
sich dann jedoch als riesiger <strong>Erfolg</strong>.<br />
Zeitweilig stammte sogar jeder zweite Artikel<br />
im IKEA-Katalog aus der sozialistischen<br />
Volksrepublik Polen. »Es war eine Krise, die<br />
zum Auftrieb wurde, weil wir ständig neue<br />
Lösungen fanden«, so Kamprad. »Wer weiß,<br />
ob wir so erfolgreich gewesen wären, wenn<br />
sie uns einen ehrlichen Kampf geboten hätten?«<br />
Hier wird Kamprads Einstellung zu<br />
Problemen und Schwierigkeiten deutlich,<br />
die auch die Einstellung aller erfolgreichen<br />
Persönlichkeiten ist. Seine erste Folgerung:<br />
In jedem Problem steckt auch eine Chance.<br />
Die zweite Folgerung lautete: »Es lohnt<br />
sich niemals, negativ zu agieren.« Wer im<br />
Wirtschaftsleben seine Energie darauf verschwendet,<br />
die Konkurrenz zu behindern,<br />
statt ihr etwas Konstruktives entgegenzusetzen,<br />
wird auf Dauer damit keinen <strong>Erfolg</strong><br />
haben.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
25
Story<br />
»FEHLER ZU<br />
MACHEN<br />
IST DAS<br />
VORRECHT<br />
DES TAT-<br />
KRÄFTIGEN«<br />
Die Konkurrenten dachten jedoch anders<br />
und taten alles, ihm immer neue Schwierigkeiten<br />
zu bereiten. Nachdem in einer<br />
renommierten Zeitschrift ein Testbericht<br />
erschienen war, der belegte, dass IKEA zu<br />
deutlich geringeren Preisen liefern konnte<br />
als andere Häuser mit vergleichbarer<br />
Qualität, versuchte die Möbelindustrie,<br />
mit einem Anzeigenboykott das Blatt<br />
mundtot zu machen. Der Chefredakteur<br />
der Zeitschrift ließ sich jedoch nicht mürbe<br />
machen, sondern ging in die Offensive<br />
und machte den Rundbrief des Möbelverbandes,<br />
in dem zum Anzeigenboykott<br />
aufgerufen wurde, in einer Fernsehsendung<br />
öffentlich. Am Ende nutzte die Sache<br />
IKEA mehr, als sie schadete, denn die<br />
Menschen identifizierten sich fortan mit<br />
dem »David«, der gegen »Goliath« antrat.<br />
Die Auseinandersetzungen mit den Möbelherstellern<br />
waren jedoch nicht die einzigen<br />
Schwierigkeiten, die er zu meistern<br />
hatte. Damals herrschte in Schweden eine<br />
besondere Spielart des Sozialismus, welche<br />
die freien Kräfte des Marktes und Unternehmer<br />
wie ihn fast erdrückte. Der Spitzensteuersatz<br />
lag bei 85 Prozent. Zudem<br />
musste er eine hohe Vermögensteuer aus<br />
seinem Privatvermögen bestreiten.<br />
Manchmal erdrückte ihn fast die hohe<br />
Steuerlast. Kamprad wollte eines der kleineren<br />
Unternehmen, die sich in seinem<br />
Privatbesitz befanden, mit Gewinn an<br />
IKEA verkaufen, um damit die Schulden,<br />
die er als Privatperson bei IKEA hatte, zu<br />
tilgen. So handelten damals viele schwedische<br />
Unternehmer, um die erdrückende<br />
Vermögensteuerbelastung zu reduzieren.<br />
Aber als Kamprad daranging, diese Transaktion<br />
vorzubereiten, änderte Schweden<br />
die Steuergesetzgebung – und zwar rückwirkend.<br />
Er blieb auf seinen hohen Kosten<br />
sitzen und ärgerte sich darüber, dass in seinem<br />
Land Unternehmer so schlecht und<br />
unfair behandelt wurden. Wie dumm es<br />
vom schwedischen Staat war, erfolgreiche<br />
Unternehmer so zu drangsalieren, sieht<br />
man an Kamprads Beispiel, der 1974 den<br />
Entschluss fasste, nach Dänemark auszuwandern<br />
und später dann in die Schweiz,<br />
wo er bis heute lebt.<br />
Wer von außen den großen <strong>Erfolg</strong> der<br />
Möbelmarke IKEA sieht, vergisst vielleicht,<br />
wie viele Niederlagen und Probleme<br />
Kamprad zu meistern hatte. Er hatte sich<br />
entschlossen, einen Teil der bei IKEA verdienten<br />
Gewinne in einer anderen Branche<br />
zu investieren, und beteiligte sich an<br />
einem Hersteller von TV-Geräten. Das<br />
Unternehmen kam jedoch nicht aus der<br />
Verlustzone. Als sich die Verluste bedrohlich<br />
summierten, stieg er aus. Der Ausflug<br />
in eine andere Branche kostete ihn sehr<br />
viel. Er verlor mehr als ein Viertel des damaligen<br />
IKEA-Kapitals mit diesem Investment.<br />
Fehler zu machen war jedoch für Kamprad<br />
nichts Schlechtes – und<br />
das predigte er auch seinen Mitarbeitern.<br />
»Fehler zu machen<br />
ist das Vorrecht des Tatkräftigen«,<br />
so seine Philosophie. »Die<br />
Angst, Fehler zu machen, ist die<br />
Wiege der Bürokratie und der<br />
Feind jeglicher Entwicklung.<br />
Keine Entscheidung kann für<br />
sich in Anspruch nehmen, die<br />
einzig richtige zu sein. Es ist die<br />
Tatkraft hinter der Entscheidung,<br />
die deren Richtigkeit bestimmt.« Deshalb,<br />
so seine Folgerung, müsse es erlaubt sein,<br />
Fehler zu machen.<br />
Bild: Inter IKEA Systems B.V.<br />
26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Was selbstbewusste<br />
Frauen ausmacht<br />
Fangen wir mit der guten Nachricht an:<br />
Man darf auch mal einen Fehler machen,<br />
man darf verlieren.<br />
Selbstbewusste<br />
Frauen stehen zu ihren<br />
Fehlern. Schwächen<br />
sind okay und unsere Laster machen<br />
uns erst zu den Persönlichkeiten, die wir<br />
sind. Ich plädiere dafür, dass wir uns in<br />
Akzeptanz üben, wenn es notwendig ist.<br />
Dazu gehört für mich, nicht auf dem Weg<br />
zum <strong>Erfolg</strong> zu verkrampfen, verbissen zu<br />
sein. Wenn es mal schief geht im Leben<br />
– so what? Was ich gelernt habe in peinlichen,<br />
schrecklichen, erfolglosen Situationen,<br />
in denen ich am liebsten davongelaufen<br />
wäre, ist: Immer Klasse zeigen und<br />
nie die Verrückte spielen.<br />
Es ist unmöglich, alles allein zu schaffen.<br />
Wer selbstbewusst ist, weiß, wann es Sinn<br />
macht, um Hilfe zu bitten. Aber auch,<br />
wann Hilfe gefordert ist. Allein ist man<br />
vielleicht schneller, aber im Team kommt<br />
man weiter. Nein sagen ist übrigens okay.<br />
Seien Sie klar und schnörkellos. Stehen Sie<br />
für sich ein. Wer authentisch ist, wirkt immer<br />
anziehend auf andere.<br />
Mut zur Veränderung<br />
Die meisten Frauen haben<br />
kein Problem damit, ihre<br />
Schwächen benennen zu<br />
können. Sie können sich<br />
selbst unbarmherzig auseinandernehmen,<br />
wissen genau, was sie<br />
wann und wo falsch<br />
gemacht haben, was<br />
ihnen nicht liegt.<br />
Schwieriger wird es,<br />
wenn es um ihre Stärken geht. Da siegt oft<br />
die Bescheidenheit oder es fehlt schlicht<br />
an einem gesunden Selbstwert, dem klaren<br />
Blick auf sich selbst. Wie schade! Selbstbewusstsein<br />
und Ausstrahlung sind aber kein<br />
Himmelsgeschenk, sondern erlernbar. Ich<br />
habe einen Leitfaden für ein Ego-Upgrade<br />
entwickelt, den „Anouk Index“, den ich in<br />
Auszügen hier beschreiben will. Er bietet<br />
Fehler sind erlaubt!<br />
praktisches Know-how, um Selbstzweifel<br />
in den Griff zu bekommen, sich auf die<br />
richtigen Dinge zu fokussieren.<br />
Selbstbewusste Frauen wissen: Tugenden<br />
wie Durchhaltevermögen, Krisenmanagement,<br />
oder die Fähigkeit, positiv zu denken,<br />
können wir nicht lernen, wenn immer<br />
alles glatt läuft. Das wäre ein unnatürliches<br />
Leben. Brüche formen uns, sie schleifen<br />
unseren Charakter, machen uns interessant.<br />
Und unser Leben wäre nur halb so<br />
bunt, wenn wir alle nur den geraden Weg<br />
gehen und vor Widerständen immer nur<br />
zurückschrecken würden. Wir sollten lernen,<br />
uns ihnen entgegenzustellen, sie zu<br />
meistern.<br />
Dazu gehört der Mut zur Veränderung –<br />
auch das zeichnet eine selbstbewusste Frau<br />
aus. Wer sich selbst wertschätzt, verharrt<br />
nicht in Situationen, Beziehungen, Jobs,<br />
die nicht gut für ihn sind. Raus aus der<br />
vermeintlichen Komfortzone!<br />
Anouk Ellen Susan<br />
ist Direktorin des Niederländischen Büros<br />
für Tourismus & Convention in Deutschland<br />
und Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Niederländischen<br />
Gesellschaft. Ihr besonderes<br />
Anliegen: Selbstmarketing für Frauen<br />
Bild: privat, Depositpohotos/galkin57<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
27
Story<br />
Übernimm<br />
Bilder: Lindner Website<br />
28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
die Verantwortung<br />
für Niederlagen!<br />
Von Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
FDP-Chef Christian Lindner hat ein Buch<br />
geschrieben, das für jeden lesenswert ist,<br />
der sich für das Thema „<strong>Erfolg</strong>“ interessiert<br />
– auch, wenn er sich nicht so sehr für<br />
Politik interessiert.<br />
Die Wahlniederlage von 2013, bei der<br />
die FDP zwei Drittel ihrer Wähler verlor<br />
und aus dem Bundestag flog, markierte<br />
noch lange nicht den Tiefpunkt in der Geschichte<br />
der Liberalen. Schon 2011 hatte<br />
Lindners heutiger Stellvertreter Wolfgang<br />
Kubicki erklärt, die Marke FDP habe „generell<br />
verschissen“. Damit sprach er aus,<br />
was nach 2010 immer mehr Menschen<br />
dachten.<br />
„Keine Sau braucht die FDP“<br />
Beim Bundesparteitag 2014 in Dresden<br />
waren die Ränge leer und viele Medien<br />
verzichteten sogar darauf, Berichterstatter<br />
zu schicken. „Die Stimmung in der Partei<br />
war – so fühlte auch ich es – schauderhaft.“<br />
Im Herbst 2014 führten führende<br />
Meinungsforschungsinstitute die FDP<br />
nicht einmal mehr als gesonderte Partei<br />
bei Umfragen auf. Sie verschwand neben<br />
den Violetten, der Bayernpartei und der<br />
Partei für Gesundheitsforschung unter<br />
den „Sonstigen“, also bei den unbedeutenden<br />
und chancenlosen Splitterparteien.<br />
Die Schulden der Partei hatten sich auf fast<br />
zehn Millionen Euro aufgetürmt. Bei den<br />
Landtagswahlen plakatierte die Partei zum<br />
Entsetzen Lindners in ganz Brandenburg<br />
„Keine Sau braucht die FDP“, was sie damit<br />
begründete, dies gebe am besten die<br />
Stimmungslage wider. Das Ergebnis von<br />
1,8 Prozent schien ihr Recht zu geben.<br />
Christian Lindner sprach inzwischen bei<br />
Grillfesten, an denen 20 Parteimitglieder<br />
teilnahmen. „Es war zu spüren: Wer jetzt<br />
noch zu den Freien Demokraten kam, der<br />
musste Überzeugungstäter sein.“ Das Buch<br />
endet mit dem Wiedereinzug der FDP in<br />
den Bundestag bei der Bundestagswahl<br />
vom 24. September 2017 mit 10,7 Prozent.<br />
Wie es zu diesem Wiederaufstieg der von<br />
»Immer wieder,<br />
wenn sich die<br />
Stimmung einzu -<br />
trüben drohte<br />
und ich mir die<br />
Sinn frage gestellt<br />
habe, erinnerte<br />
ich mich daran,<br />
warum wir all diese<br />
Anstrengungen<br />
unternehmen«<br />
Christian Linder,<br />
Schattenjahre. Die Rückkehr<br />
des politischen Liberalismus,<br />
Klett-Cotta, München 2017.<br />
den Medien verlachten und totgesagten<br />
Partei kam – diese Geschichte erzählt<br />
Lindner in seinem Buch „Schattenjahre“.<br />
Setze dir größere Ziele!<br />
Lindners Buch lehrt, wie wichtig es ist,<br />
sich große Ziele zu setzen. Er hatte sich all<br />
die Jahre ein Ziel einprogrammiert, an das<br />
er jeden Tag dachte, aus dem er Inspiration<br />
schöpfte: Die Bundestagswahl 2017. „Für<br />
mich war dieses Datum das ‚Gipfelkreuz’,<br />
das wir erreichen wollten. Mögen Rückschläge<br />
auch Kraft kosten, jeder Schritt<br />
und jeder Tag würden uns dem großen<br />
Ziel näher bringen. Immer wieder, wenn<br />
sich die Stimmung einzutrüben drohte<br />
und ich mir die Sinnfrage gestellt habe,<br />
erinnerte ich mich daran, warum wir all<br />
diese Anstrengungen unternehmen.“ Das<br />
„warum“ ist entscheidender als das „wie“.<br />
Lindner räumt ein: Ja, auch Zweifel gehören<br />
dazu. Alle erfolgreichen Menschen<br />
zweifeln zuweilen, aber am Ende ist der<br />
Glaube an den <strong>Erfolg</strong> stärker als der Zweifel.<br />
Das habe ich an vielen Beispielen in<br />
meinem Buch „Setze dir größere Ziele“<br />
gezeigt.<br />
Akzeptiere kein „Nein“!<br />
In diesem Buch erzähle ich auch die Geschichte<br />
von Steve Jobs, der das „Nein“ der<br />
Werbeagentur, die er engagieren wollte,<br />
nicht akzeptierte. Bei Lindner war es genauso.<br />
Er wollte die Agentur „Heimat“<br />
engagieren, die er schon im<br />
Jahr 2000 beim Landtagswahlkampf<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
kennengelernt hatte. Aber 2001<br />
war es zum Zerwürfnis zwischen<br />
der FDP und der Agentur<br />
gekommen und die Agentur<br />
wollte zudem grundsätzlich<br />
keine politischen Kampagnen<br />
mehr machen. Aber Lindner<br />
akzeptierte das „Nein“ nicht. Als<br />
der Agenturchef sein Büro verließ,<br />
war aus dem rigorosen Nein ein „Wir<br />
denken darüber nach“ geworden. Wenige<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
29
Story<br />
»Nicht die<br />
anderen<br />
haben<br />
die FDP<br />
besiegt,<br />
wir haben<br />
uns selbst<br />
ruiniert.«<br />
Wochen später besiegelten beide die Zusammenarbeit.<br />
„Das waren wir schon selbst“<br />
„Jedem Besiegten wird es schwer, den<br />
Grund seiner Niederlage an der einzig<br />
richtigen Stelle, nämlich in sich selbst zu<br />
suchen“, schrieb Theodor Fontane. Das<br />
könnte auch das Leitmotto von Lindners<br />
Buch sein, das in mancher Hinsicht vielen<br />
<strong>Erfolg</strong>sbüchern ähnelt, in denen betont<br />
wird, wie entscheidend wichtig mentale<br />
Faktoren im Umgang mit Niederlagen sind.<br />
Nach einer Niederlage neigen die meisten<br />
Menschen – und Politiker sowieso – dazu,<br />
die Schuld anderen zu geben. Auch unter<br />
dem Führungspersonal der FDP gab es<br />
manche, die glaubten, dass die Partei nur<br />
historisches Unrecht erlitten hätte, weil die<br />
Wähler sie einfach nicht hätten verstehen<br />
wollen. Andere gaben Merkel die Schuld,<br />
die bekanntlich bislang jeden Koalitionspartner<br />
klein gemacht und an die Wand<br />
gedrückt hat. Eine Ursache dafür, dass die<br />
FDP den Wiederaufstieg schaffte, war, dass<br />
Lindner der Versuchung widerstand, die<br />
Schuld bei anderen zu suchen. „Das waren<br />
wir schon selbst… Die Partei der Selbstverantwortung<br />
sollte Schuld nicht bei anderen<br />
suchen. Denn wenn andere über das<br />
Schicksal tatsächlich bestimmen würden,<br />
wäre man machtlos.“ Interessant ist, dass<br />
ich genau diese Einstellung zu Niederlagen<br />
in meiner Dissertation über erfolgreiche<br />
Selfmade-Unternehmer als wichtige mentale<br />
Einstellung identifiziert habe: Verlierertypen<br />
suchen die Schuld für Niederlagen<br />
bei anderen, Gewinnertypen bei sich<br />
selbst. 2013 war in einigen Medien eine<br />
Karikatur erschienen, die fünf FDP-Politiker<br />
zeigte (einer davon Lindner), die<br />
einander der Reihe nach einen Dolch in<br />
den Rücken stechen. Darunter stand: „Fest<br />
vereint in den Bundestagswahlkampf “.<br />
Lindner zeigte das Bild bei mehreren Parteiveranstaltungen<br />
und kommentierte:<br />
„Nicht die anderen haben die FDP besiegt,<br />
wir haben uns selbst ruiniert.“<br />
Die Krise als Chance<br />
Eine andere Einstellung, die ich in meiner<br />
Dissertation bei erfolgreichen Unternehmern<br />
und Investoren gefunden habe,<br />
ist die, dass sie auch in größten Niederlagen<br />
Chancen sahen. So war dies auch<br />
bei Lindner: „Die Wähler“, so seine Einstellung,<br />
„hatten uns einen kompletten<br />
Erneuerungsprozess verordnet. Das Gute<br />
daran war: Wir mussten uns nicht mehr<br />
fragen, was bei der Kanzlerin, bei führenden<br />
Kommentatoren oder bei bestimmten<br />
Interessenvertretern ankam. Wir sollten<br />
nur noch etwas vertreten, wenn wir auch<br />
mit Überzeugung und gegen allen Widerspruch<br />
dahinterstehen könnten. Das war<br />
eine Selbstbefreiung.“<br />
In dem Scheitern liegt etwas Positives –<br />
diese Botschaft verkündete Lindner vor<br />
Start-Ups und Unternehmern so oft,<br />
dass er schließlich zum „Schutzheiligen<br />
der Gescheiterten“ wurde. Aber nicht jener<br />
Gescheiterten, die die Schuld bei der<br />
Gesellschaft, den Märkten usw. suchen,<br />
sondern bei sich selbst. Und für die Misserfolg<br />
kein Makel ist, „sondern ein selbstverständlicher<br />
Teil des Wirtschaftslebens“<br />
– und eben auch des politischen Lebens.<br />
Über eine Million mal geklickt wurde<br />
Lindners „Wutrede“ bei der Landtagssitzung<br />
in NRW Ende Januar 2015, als er auf<br />
einen höhnischen Zwischenruf eines Sozialdemokraten,<br />
der daran erinnerte, dass<br />
Lindner auch mal eine Firma in den Sand<br />
gesetzt hatte, ausrastete und seine Wut herausließ.<br />
Fehler sind gut<br />
„Das Bekenntnis der eigenen Fehler wirkt<br />
wie ein Besen. Der Besen fegt den Dreck<br />
weg, ein Bekenntnis tut nichts weniger“<br />
– dieser Spruch stammt von Mahatma<br />
Gandhi. Lindner plädiert in seinem<br />
Buch für mehr Fehlertoleranz. „Sie ist in<br />
Deutschland unterentwickelt. Dabei ist<br />
menschliches Handeln immer fehlerhaft.<br />
Gerade die Politik krankt am Unvermögen,<br />
Fehler einzugestehen und zu korrigieren.“<br />
Lindner spart in dem Buch nicht<br />
mit Selbstkritik, so wenn er zustimmend<br />
einen Kommentator der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ zitiert, der über seine Rede beim<br />
Dreikönigstreffen in Stuttgart schrieb: „…<br />
seine Worte plätscherten schlapp dahin.<br />
Schon bald stellte sich bei den Zuhörern<br />
der Eindruck ein: Genug jetzt mit der FDP,<br />
besser schnell ab nach Hause!“ Lindner<br />
kommentiert den Kommentar: „Recht<br />
hatte er… Meine Rede war allerdings wirklich<br />
zum Fremdschämen langweilig.“ Und<br />
über seine Rede beim Bundesparteitag<br />
2014 berichtet er, dass eine Parteifreundin,<br />
die in der ersten Reihe saß, einschlief:<br />
„Zum Glück ahnte das Publikum nicht,<br />
dass es noch eine weitere halbe Stunde vor<br />
sich haben würde.“ Manchmal, so Lindner,<br />
verkündete er in der Krisenzeit nur<br />
„Durchhalteparolen“. Selbstkritik sei etwas<br />
Wesentliches, gerade für eine liberale<br />
Partei, für die Lernbereitschaft essentiell<br />
sei und zu ihrem politischen Glaubensbekenntnis<br />
gehöre. Lindner räumt auch<br />
selbstkritisch ein, es wäre richtig gewesen,<br />
Merkels Flüchtlingspolitik „noch früher<br />
und noch schärfer“ zu kritisieren. Die<br />
Bundesregierung habe die Kontrolle über<br />
die Lage verloren, orientierungslos agiert<br />
und Deutschland von seinen europäischen<br />
Partnern isoliert. Vielleicht wäre dann, so<br />
meine ich, die FDP und nicht die AfD die<br />
drittstärkste Partei im Bundestag geworden.<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
ist ein erfolgreicher Immobilieninvestor und<br />
mehrfacher Buchautor.<br />
Bild: privat<br />
30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Meinen Coaches<br />
verdanke ich mein Leben<br />
Onur Forrer: Die zwei Seiten meines Lebens<br />
Bild: Privat<br />
Ein kleiner Junge aus der Schweiz hat früh die<br />
hässlichen Seiten des Lebens gesehen. Coaches<br />
halfen ihm dabei, aus seinem Leben trotzdem eine<br />
<strong>Erfolg</strong>sstory zu machen<br />
Wenn man den kleinen Onur fragte, was<br />
er später mal werden will, gab es für ihn<br />
nur eine Antwort: gesund. Seitdem er drei<br />
Jahre alt war, litt er an einer schweren chronischen<br />
Asthmaerkrankung, die ihn jeden<br />
Monat seines Lebens mit dauerhaften 40-<br />
Grad Fieber ans Bett fesselte. Lange Zeit<br />
konnte er nicht in die Schule gehen. Statt<br />
zu atmen, hustete er pausenlos. Das eisige<br />
Wetter in der Schweiz machte ihm das Leben<br />
zur Hölle. Seinen Traum, Fußballer<br />
zu werden, hängte er früh an den Nagel.<br />
Seine Krankheit machte ihn nicht nur körperlich,<br />
sondern auch psychisch schwach.<br />
Selbstvertrauen fehlte dem Jungen gänzlich.<br />
„Für mich waren besonders die Referate<br />
vor der gesamten Schulklasse ein<br />
Graus. Ich habe mich immer so geschämt<br />
und musste meine Vorträge<br />
gänzlich ablesen.<br />
Dafür bekam ich dann<br />
von den Lehrern stets die<br />
schlechteste Note. Das hat<br />
meine Selbstsicherheit<br />
noch weiter in den Keller<br />
befördert. Ich traute mich<br />
kaum noch, überhaupt<br />
den Mund aufzumachen.<br />
Wäre meine Mutter nicht<br />
gewesen, hätte ich aufgegeben. Aber sie<br />
war mein erster echter Coach. Sie hat mich<br />
immer ermutigt. Wenn ich an die vielen<br />
Jahre denke, die sie mit mir im Krankenhaus<br />
verbracht hat und mein permanentes<br />
Husten ertragen musste, weiß ich nicht,<br />
woher sie die Kraft nahm. Ich bin ihr unendlich<br />
dankbar.“<br />
Was die Ärzte ihm prophezeiten, wurde<br />
Gott sei Dank wahr: Würde er bis zum<br />
16. Lebensjahr durchhalten, könnte er die<br />
Krankheit besiegen. Er siegte. Und zwar<br />
auf ganzer Linie. Was ihm jahrelang verwehrt<br />
blieb, wollte er nun scheinbar in<br />
»Je öfter man tut,<br />
wovor man sich<br />
fürchtet, desto<br />
mehr schwindet<br />
die Angst«<br />
Windeseile aufholen. Er machte seine Matura<br />
(Abitur) und ging in die Wirtschaft.<br />
Mit 20 Jahren wurde er einer der jüngsten<br />
Franchiseunternehmer eines europaweit<br />
führenden Dienstleistungsunternehmens.<br />
Auch hier fand er einen Coach, der ihm<br />
den Rücken stärkte und ihn ermutigte,<br />
alles aus sich heraus zu holen. Und das<br />
musste er auch, denn als selbstständiger<br />
Unternehmer musste er Monat für Monat<br />
für Gewinne sorgen - mit Kaltakquise seine<br />
Brötchen verdienen. „Nach dem dritten<br />
Kundengespräch wollte ich eigentlich wieder<br />
hinschmeißen. Zum Glück hielt mich<br />
mein Coach davon ab und zwang mich,<br />
meiner Angst ins Gesicht zu blicken. Je öfter<br />
man tut, wovor man sich fürchtet, desto<br />
mehr schwindet die Angst. Heute bin ich<br />
Meister in der Kundenansprache und halte<br />
vor großem Publikum Vorträge zu diesem<br />
Thema. Zwei Dinge, die ich nicht für<br />
möglich gehalten hätte. Heute bin ich stolz<br />
darauf, dass ich mich immer habe coachen<br />
lassen, um besser zu werden“, so Forrer.<br />
„Als Frinchisenehmer habe ich zusätzlich<br />
zur Kaltakquise nur mit Weiterempfehlungen<br />
mein Business aufgebaut, mit über<br />
15.000 Kunden- und Mitarbeiterempfehlungen.“<br />
Für seine Karriere hat es sich auf jeden<br />
Fall ausgezahlt. Mit 27 war er der jüngste<br />
Verkaufstrainer eines weltweit führenden<br />
Versicherungskonzerns und war bereits<br />
verantwortlich für die Ausbildung Tausender<br />
Mitarbeiter. Dafür wurde er mit dem<br />
Award „Sales Trainer of the Year“ ausgezeichnet.<br />
Das war auch eine Bestätigung<br />
für den Verantwortlichen, der damals den<br />
Mut hatte, den jungen Forrer ohne besondere<br />
Referenzen zu engagieren. Drei Jahre<br />
später wurde er Senior Sales Trainer und<br />
half Bratern und Führungskräften von<br />
schweizer Banken, ihre Terminquote dramatisch<br />
zu erhöhen. Dabei entwickelte<br />
er ein eigenes Konzept des „On Demand<br />
Trainings“.<br />
Aus dem früher schwachen Onur Forrer<br />
wurde ein Trainer und Unternehmer,<br />
der in ganz Europa Inhouse-Schulungen<br />
macht, Vorträge hält und stark in Startups<br />
für digitales Recruiting investiert.<br />
Beim innovativen Dienstleister Two-Int.<br />
(Two.jobs) - The Social Job Network ist<br />
er Vorstandsmitglied. Er gehört zu den<br />
Top 100 Trainern im deutschsprachigen<br />
Raum. „Die Wendepunkte in meinem Leben<br />
verdanke ich immer meinen Coaches.<br />
Angefangen bei meiner Mutter, Öjen Forrer,<br />
dann die Coaches in den Unternehmen,<br />
die mir blind vertrauten, bis hin zu<br />
meinem heutigen Mentor Tony Robbins,<br />
der mich anspornt, weltweit als Speaker<br />
aufzutreten. Diese Unterstützung hat in<br />
mir ein Feuer entfacht, das nie wieder erlöschen<br />
wird. Ich will anderen Menschen<br />
helfen, dieses Feuer zu finden. Mich und<br />
meine kleine Familie treibt diese innere<br />
Kraft und die Dankbarkeit immer weiter<br />
vorwärts. Zu geben, ohne eine Gegenleistung<br />
zu erwarten, kann Berge versetzen.“<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
31
Story<br />
Vom Flüchtling zum Milliardär<br />
Aristoteles Onassis<br />
Buchauszug aus "<strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse der Börsenmillionäre"<br />
von Peter Balsiger und Frank B. Werner<br />
Seine Kindheit stand unter keinem<br />
guten Stern. Die Mutter<br />
starb, als er sechs war, der Vater,<br />
ein reicher Tabakgroßhändler,<br />
kümmerte sich kaum um ihn,<br />
der kleine Ari wurde von seiner strenggläubigen<br />
Großmutter erzogen. Und als<br />
das Land im Griechisch-Türkischen Krieg<br />
(1919 bis 1923) ins Chaos fiel, musste<br />
Onassis wie alle Christen seine Heimatstadt<br />
Smyrna verlassen. Er war erst 16, als<br />
er – mit einem Pappkoffer, einem Flüchtlingspass<br />
und 60 Dollar in der Tasche – in<br />
Argentinien ankam. In Buenos Aires, der<br />
Hauptstadt, begann sein oft zitierter »Aufstieg<br />
aus dem Nichts«. Der noch minderjährige<br />
und kleingewachsene Emigrant<br />
fälschte in den Personalpapieren sein Geburtsdatum,<br />
machte sich so sechs Jahre<br />
älter und suchte nun einen Job. Er schlug<br />
sich als Hotelpage und Kurier durch und<br />
fand schließlich eine Stelle als Nachttelefonist<br />
in der British United River Plate Telephone<br />
Company.<br />
Er führte nun, wie sein Biograf Peter Evans<br />
später schrieb, »ein erstaunliches, nahezu<br />
schizophrenes Doppelleben«. Nachts arbeitete<br />
er in der Telefonzentrale, wo er<br />
heimlich Gespräche abhörte und sich so<br />
lukrative Börsentipps verschaffte – und<br />
»Die Toleranz der Oberschicht<br />
dafür, dass man keine Klasse<br />
besitzt, die ist käuflich.«<br />
den Tag verbrachte er, vornehm gekleidet,<br />
in den angesagten Klubs der Stadt,<br />
wo er sich unter die Schönen und Reichen<br />
mischte. Der staatenlose Teenager schwor<br />
sich damals, genau so reich zu werden wie<br />
seine neuen Freunde. So entwickelte er<br />
schnell »den raubritterhaften Charme des<br />
Ambitiösen«, und sein untrügliches Gespür<br />
für gute Geschäfte machte ihn bald zu<br />
einem wohlhabenden Mann. Eine seiner<br />
vielen Geliebten hatte sich bei ihm darüber<br />
beklagt, dass die heimischen Zigaretten,<br />
aus kubanischem und amerikanischem<br />
Tabak hergestellt, für Frauen viel zu stark<br />
seien. Onassis begann nun, den milderen<br />
türkischen Tabak zu importieren und mit<br />
den üblichen Tabaksorten zu einer eigenen<br />
Zigarettenmarke, die er Omega nannte, zu<br />
mischen. Omega war ein <strong>Erfolg</strong>. Innerhalb<br />
von zwei Jahren verbuchte er einen Gewinn<br />
von 100.000 Dollar.<br />
Bald entdeckte er neue<br />
Geschäftsmöglichkeiten.<br />
Er exportierte Leder<br />
und Felle, Getreide und<br />
Futtermittel nach Europa<br />
und beschäftigte 200<br />
Agenturen, die in Argentinien<br />
Güter für den<br />
Export aufkauften. Er<br />
war jetzt 26 – und Millionär. Und er konnte<br />
sich endlich auf jenes Geschäft konzentrieren,<br />
das die größten und schnellsten Profite<br />
versprach: die internationale Schifffahrt.<br />
Mitten in der Weltwirtschaftskrise kaufte<br />
Onassis 1931 aus der Konkursmasse von<br />
kanadischen Reedern sechs Frachtschiffe –<br />
für 120.000 Dollar, den hundertsten Teil<br />
des eigentlichen Werts. »Man konnte ein<br />
10.000-Tonnen-Schiff für den Preis einer<br />
Rolls-Royce-Limousine kaufen«, erinnerte<br />
sich Onassis. Später<br />
kamen mehrere Tanker<br />
dazu, denn das<br />
Öltransportgeschäft<br />
versprach in einer Zeit,<br />
als weltweit immer<br />
mehr von Kohleheizung<br />
auf Ölfeuerung<br />
umgestellt wurde, die<br />
lukrativsten Margen.<br />
Bei Kriegsausbruch 1939 besaß Onassis<br />
46 Frachter und Tanker. Der Bedarf der<br />
Alli ierten an Schiffstransportkapazität war<br />
jetzt gewaltig, die Frachtraten stiegen auf<br />
Rekordhöhen. Viele der Schiffe waren damals<br />
eine leichte Beute für die deutschen<br />
U-Boote. Aber da die von den Versicherungen<br />
bezahlten Prämien hoch waren,<br />
erlitten die Reeder kaum große finanzielle<br />
Verluste.<br />
»Wer behauptet, mit Geld sei<br />
alles möglich, der beweist nur,<br />
dass er nie welches hatte.«<br />
Nach dem Sieg der Alliierten hatte der<br />
Kriegsgewinnler Onassis ein Vermögen<br />
von 100 Millionen Dollar angehäuft.<br />
Ein Jahr später heiratete der inzwischen<br />
40-jährige notorische Schürzenjäger in<br />
New York die 17-jährige Tina Livanos, die<br />
Tochter eines angesehenen und reichen<br />
griechischen Reeders. »In ihr verbanden<br />
sich die Vorzüge einer graziösen, wohlerzogenen<br />
jungen Dame mit der kreditwürdigen<br />
Ausstrahlung ihres arrivierten<br />
Vaters«, schrieb Der Spiegel. Es war offensichtlich,<br />
dass Onassis die junge Frau, mit<br />
der er später zwei Kinder hatte, vornehmlich<br />
des Geldes wegen geheiratet hatte.<br />
Als am Kriegsende Deutschland am Boden<br />
lag, versorgte der Grieche die norddeutschen<br />
Werften in Hamburg, Bremen und<br />
Kiel mit sagenhaften Großaufträgen. Über<br />
seine Hamburger Firma Olympic Maritime<br />
ließ er damals 18 Schiffe bauen. Die<br />
Order hatte einen Wert von 300 Millionen<br />
Mark. Gleichzeitig stellte er 600 arbeitslose<br />
deutsche Seeleute ein. Die Öffentlichkeit<br />
verehrte ihn als wundersamen Wohltäter,<br />
der deutschen Menschen auf den hartbedrängten<br />
Werften Arbeit und Brot gegeben<br />
habe.<br />
Onassis, der Selfmade-Tycoon, herrschte<br />
nun über das größte Schiffsimperium der<br />
Welt. Die gigantische Flotte sollte später<br />
auf 100 Tanker und Frachter anwachsen.<br />
Die Schiffe fuhren meist unter der Flagge<br />
der drei Zwergrepubliken Panama, Honduras<br />
und Liberia, denn diese Staaten galten<br />
als Steuerparadies für Schiffseigner. Zu<br />
seinem weitverzweigten Firmenkonglomerat<br />
gehörte später noch die griechische<br />
Fluggesellschaft Olympic Airways, eine<br />
Walfangflotte, Immobilienfirmen und<br />
32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Bild: Wikimedia_Nationaal Archief_Spaarnestad Photo, Cover FBV<br />
Wolkenkratzer in New York. Onassis-Firmen<br />
stellten Reißverschlüsse in Südafrika<br />
und Kindernahrung in Brasilien her,<br />
mahlten Getreide in Nigeria und betrieben<br />
Taxis in Liechtenstein.<br />
»Es war wohl die märchenhafteste Karriere«,<br />
so sein Biograf Peter Evans, »die<br />
ein Mann in den letzten hundert Jahren<br />
gemacht hat.« Über dem globalen Netz<br />
seiner Geschäftsverbindungen gehe die<br />
Sonne nie unter. Onassis hielt auch die<br />
Mehrheitsanteile an der berühmten Bädergesellschaft<br />
»Société des bains de mer<br />
Der griechische Reeder Aristoteles Onassis regierte nach<br />
einer märchenhaften Karriere über ein Imperium von 100<br />
Firmen, kommandierte die weltweit größte private Tankerund<br />
Frachter-Flotte – und machte Schlagzeilen mit seinem<br />
ausschweifenden Jetset-Leben.<br />
de Monaco« – er wollte den damals ziemlich<br />
maroden Mini-Staat zum Jetset-Mekka<br />
aufbauen und gleichzeitig sein Pariser<br />
Hauptquartier in die Steueroase am Mittelmeer<br />
verlegen. Dank dieses Investments<br />
gehörten ihm praktisch das legendäre<br />
Spielkasino und fast alle Luxushotels. Sehr<br />
zum Leidwesen von Fürst Rainier, mit dem<br />
er jahrelang im Clinch lag.<br />
Die weltweite Publicity, die mit diesem Engagement<br />
in Monte Carlo verbunden war,<br />
begann Onassis zu schaden. Er bereute das<br />
Investment im Fürstentum. »Früher operierte<br />
ich still, niemand kümmerte sich um<br />
mich, auch die Presse nicht. Jetzt bin ich<br />
ein Filmstar, werde um Autogramme gebeten<br />
und bekomme verrückte Briefe«, beklagte<br />
er sich damals. »Im Schiffsgeschäft<br />
geht es konservativ zu. Es wird erwartet,<br />
dass man bescheiden, zurückhaltend und<br />
solide ist.« Er beschloss, seinen Firmensitz<br />
nach Athen zu verlegen.<br />
In der schillernden Society der Multi-Milliardäre<br />
war Onassis damals, trotz seiner<br />
Körpergröße von nur 158 Zentimetern,<br />
der Größte. Keiner gab so viel Geld aus,<br />
keiner erregte so viel Aufsehen, keiner<br />
beschäftigte dank seines ausschweifenden<br />
Lifestyles die Phantasie der Klatschpresse<br />
so ausgiebig wie der »Goldene Grieche«.<br />
»Was war nur dran an dem Nabob von<br />
napoleonischer Größe, dessen Gesicht<br />
scheinbar von den scheuklappenartigen<br />
Bügeln seiner schweren Sonnenbrille zusammengehalten<br />
wurde?«, fragte damals<br />
Der Spiegel. »Warum wurde ausgerechnet<br />
der dickliche Grieche mit der mimischen<br />
Ausdrucksfähigkeit eines Haifischs zur Inkarnation<br />
des Millionärs schlechthin?«<br />
Er wollte Teil dieser Clique der Schönen<br />
und Reichen sein. Aber für die wirkliche<br />
Glamour-Elite blieb er ein Parvenü, der<br />
selbst die einfachsten Regeln der feinen<br />
Lebensart nie gelernt hatte. »Klasse kann<br />
man halt nicht kaufen«, erkannte Onassis<br />
später. »Aber die Toleranz der Oberschicht<br />
dafür, dass man keine Klasse besitzt, die ist<br />
käuflich …«<br />
Er kaufte die 1943 in Kanada hergestellte<br />
Fregatte »Stormont«, die an der Landung<br />
der Alliierten in der Normandie<br />
teilgenommen hatte, für den Schrottwert<br />
von 34.000 Dollar und ließ das verrostete<br />
Kriegsschiff in Kiel für vier Millionen<br />
Dollar zu einer Luxusjacht umbauen. Er<br />
taufte sie »Christina«, sie lief 1954 von<br />
Stapel. Es war damals die größte und teuerste<br />
Privatjacht der Welt, bestückt unter<br />
anderem mit einem Operationsraum,<br />
einem Wasserflugzeug und einem Tragflächenboot.<br />
»So viel schlechten Geschmack auf<br />
engstem Raum hatten selbst die Reichen<br />
noch nicht gesehen«, ätzte damals Der<br />
Spiegel über die protzige Inneneinrichtung.<br />
Die Theke der Bar war gefertigt aus<br />
dem Holz einer gesunkenen spanischen<br />
Galeone, die Griffe bestanden aus Killerwal-Zähnen,<br />
die Barhocker waren bezogen<br />
mit der Vorhaut von Walpenissen. »Sie<br />
sitzen auf dem größten Penis der Welt«,<br />
soll Onassis einer schockierten Greta Garbo<br />
eröffnet haben.<br />
Onassis lockte damals viele Berühmtheiten<br />
auf sein Schiff. Darunter Maria<br />
Callas, die berühmteste Opernsängerin<br />
der Welt, mit der er eine langjährige und<br />
stürmische Beziehung hatte. Auch Jackie<br />
Kennedy, die Witwe des ermordeten<br />
US-Präsidenten, lernte er an Bord seines<br />
schwimmenden Party-Palasts kennen. Sie<br />
heirateten 1968. Aber das Paar sah sich<br />
selten, die meiste Zeit verbrachte Jackie<br />
mit Reisen und Shopping. Rund sechs<br />
Millionen Dollar soll Jackie im Jahr ausgegeben<br />
haben, bisweilen streifte sie raubzugartig<br />
durch die Boutiquen<br />
und Juwelierläden<br />
der westlichen Hauptstädte<br />
– bis es selbst dem<br />
Milliardär zu viel wurde:<br />
»Die Frau ist zwar schön,<br />
aber so millionenschön<br />
ist sie auch wieder<br />
nicht.« Als Onassis 1975<br />
in Paris an den Folgen<br />
einer Lungenentzündung<br />
starb, war er einer<br />
der reichsten Menschen<br />
der Welt. Sein Firmenimperium umfasste<br />
neben der Flotte rund 100 Unternehmen<br />
in 12 Ländern mit einem Jahresumsatz<br />
von über zehn Milliarden Dollar. Onassis’<br />
nachdenkliches Vermächtnis an die<br />
Nachwelt: »Wer behauptet, mit Geld sei<br />
alles möglich, der beweist nur, dass er nie<br />
welches gehabt hat.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
33
Einstellung<br />
Tony Robbins<br />
Unangreifbar<br />
Mein ganzes Leben hat<br />
sich darauf konzentriert,<br />
Menschen bei der<br />
Verwirklichung ihrer<br />
Träume zu helfen. Ich<br />
habe mehr als 100 Länder besucht und mit<br />
Menschen aus allen Winkeln er Erde über<br />
ihre wahren Wünsche und Erwartungen<br />
gesprochen. Wissen Sie, was ich herausgefunden<br />
habe? Zwar hat jede Kultur andere<br />
Überzeugungen und Werte, aber es<br />
gibt einige grundlegende Bedürfnisse und<br />
Wünsche, die alle Menschen teilen. Alle<br />
Menschen sehnen sich nach einer außerordentlichen<br />
Lebensqualität.<br />
Für einige bedeutet das ein wunderschönes<br />
Zuhause mit einem gepflegten Garten.<br />
Für andere bedeutet es, drei wunderbare<br />
Kinder großzuziehen. Für wieder andere<br />
bedeutet es, einen Roman zu schreiben<br />
oder ein Musikstück zu komponieren.<br />
Andere stellen sich darunter den Aufbau<br />
eines milliardenschweren Unternehmens<br />
vor, und wieder andere wollen eins mit<br />
Gott sein. Anders ausgedrückt: Es bedeutet,<br />
ein großartiges, selbstbestimmtes Leben<br />
zu führen.<br />
Wie können Sie das erreichen? Wie können<br />
Sie die Kluft zwischen Ihrer aktuellen<br />
Situation und Ihren Wunschvorstellungen<br />
schließen? Die Antwort: Sie müssen zwei<br />
völlig unterschiedliche Fähigkeiten beherrschen.<br />
auf dem Weg zu<br />
Die Wissenschaft des <strong>Erfolg</strong>s<br />
Die erste bezeichne ich als »Wissenschaft<br />
des <strong>Erfolg</strong>s«. Auf jedem Gebiet gibt es<br />
<strong>Erfolg</strong>sregeln, die Sie entweder brechen<br />
(dann werden Sie bestraft) oder befolgen<br />
können (dann werden Sie belohnt). Zum<br />
Beispiel gibt es eine Gesundheits- und<br />
34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
»Sie verdienen Ihren Lebens -<br />
unterhalt mit dem, was Sie erhalten.<br />
Sie gestalten Ihr Leben mit dem,<br />
was Sie geben.«<br />
Winston Churchill<br />
Fitnesswissenschaft. Biochemisch betrachtet<br />
sind wir alle völlig unterschiedlich beschaffen.<br />
Allerdings gibt es Grundregeln,<br />
die Sie befolgen können, wenn Sie gesund<br />
und energiegeladen sein wollen. Wenn Sie<br />
diese Regeln missachten, bekommen Sie<br />
die Folgen zu spüren.<br />
Gleiches gilt für die Finanzwelt. Denken<br />
Sie nur daran, was Sie in diesem Buch alles<br />
erfahren haben. Die erfolgreichsten Investoren<br />
haben Ihnen mit ihren Tipps und<br />
Hinweisen den Weg gewiesen. Wenn Sie<br />
diese Muster verinnerlichen und die Instrumente,<br />
Strategien und Prinzipien auf<br />
Ihr eigenes Leben übertragen, beschleunigen<br />
Sie Ihren <strong>Erfolg</strong>. Das<br />
liegt auf der Hand, oder nicht?<br />
Säen sie die gleiche Saat wie die<br />
meisten erfolgreichen Menschen<br />
und Sie werden die gleiche Ernte<br />
einfahren. Auf diese Weise erlangen<br />
Sie die Meisterschaft in finanziellen<br />
Dingen.<br />
Was die Wissenschaft des <strong>Erfolg</strong>s<br />
betrifft, gibt es drei zentrale<br />
Schritte, die Sie in die Lage versetzen<br />
können, alles zu erreichen, was Sie wollen.<br />
Fällt Ihnen etwas Fantastisches ein,<br />
das Sie in Ihrem Leben erreicht haben<br />
und das einst unmöglich erschien? Vielleicht<br />
war es eine Beziehung, ein Traumjob<br />
oder ein erfolgreiches Geschäft oder<br />
ein todschicker Sportwagen. Denken Sie<br />
nun darüber nach, wie aus diesem scheinbar<br />
unmöglichen Traum allmählich Realität<br />
wurde. Dabei werden Sie feststellen,<br />
dass der Pfad zur Zielerreichung einem<br />
grundlegenden dreistufigen Prozess gefolgt<br />
ist.<br />
der Ihnen dabei helfen kann, das zu erreichen,<br />
was sich andernfalls außerhalb Ihrer<br />
Reichweite befände. Folgendes geschieht<br />
dabei: Ein Teil Ihres Gehirns, das als retikuläres<br />
Aktivierungssystem bezeichnet<br />
wird, wird von Ihrem Wunsch aktiviert,<br />
und dieser Mechanismus lenkt Ihre Aufmerksamkeit<br />
auf alles, was zur Zielerreichung<br />
beitragen kann.<br />
Der zweite Schritt besteht darin, mithilfe<br />
Ihres inneren Antriebs und Ihrer Wünsche<br />
die Emotionen zu aktivieren, die Sie<br />
zu entschiedenem Handeln veranlassen.<br />
Viele Menschen haben hochfliegende<br />
»Ein Mensch ist das<br />
Produkt seiner Gedanken.<br />
Er wird, was er denkt.«<br />
Mahatma Gandhi<br />
vid Swensen konzentriert. Indem Sie die<br />
richtigen Vorbilder studieren, können Sie<br />
innerhalb einer Woche lernen, wofür Sie<br />
ansonsten ein Jahrzehnt brauchen würden.<br />
Der dritte Schritt zur Erfüllung Ihrer Wünsche<br />
ist Gnade. Einige Menschen nennen<br />
es Glück, einige nennen es Gott. Auf Basis<br />
meiner eigenen Erfahrung kann ich Ihnen<br />
eines sagen: Je dankbarer Sie für diese<br />
Gnade sind und je mehr Sie sie anerkennen,<br />
desto mehr davon werden Sie erfahren!<br />
Ich bin ganz erstaunt zu sehen, dass<br />
ein tiefes Gefühl der Wertschätzung Ihnen<br />
mehr und mehr Gnade zuteilwerden lässt.<br />
Natürlich müssen Sie alles in Ihrer Macht<br />
Stehende tun, um Ihre Ziele zu erreichen,<br />
aber es gibt darüber hinaus Dinge, über die<br />
Sie keine Kontrolle haben. Selbst die Tatsache,<br />
dass Sie zu diesem Zeitpunkt in der<br />
Geschichte geboren wurden, dass Sie ein<br />
Gehirn und ein Herz geschenkt bekommen<br />
haben und dass sie von der beeindruckenden<br />
Macht der modernen<br />
Technologien, wie zum Beispiel<br />
dem Internet, profitieren<br />
können – nichts davon befand<br />
sich unter Ihrer Kontrolle, und<br />
Sie haben diese Dinge auch<br />
nicht erschaffen.<br />
Jetzt kennen Sie die drei zentralen<br />
Schlüssel zur Wissenschaft<br />
des <strong>Erfolg</strong>s. Genauso<br />
wichtig ist eine zweite Fähigkeit,<br />
die Sie brauchen, wenn Sie sich ein<br />
außergewöhnliches Leben erschaffen wollen.<br />
Diese Fähigkeit bezeichne ich als die<br />
»Kunst des Erfülltseins«.<br />
Die Kunst des Erfülltseins<br />
Über Jahrzehnte hinweg war ich wie besessen<br />
von der Wissenschaft des <strong>Erfolg</strong>s:<br />
die Außenwelt zu verstehen und Möglichkeiten<br />
zu ergründen, Menschen zu<br />
helfen, den Durchbruch zu schaffen und<br />
jede Herausforderung zu meistern. Doch<br />
nun glaube ich mit Leib und Seele daran,<br />
dass die Kunst des Erfülltseins eine noch<br />
außerordentlicher Lebensqualität<br />
Bild: Robbins, Cover FBV<br />
Der erste Schritt zur Erfüllung Ihrer Wünsche<br />
ist die Fokussierung. Erinnern Sie<br />
sich: Die Energie fließt dorthin, wohin Sie<br />
Ihre Konzentration richten. Wenn Sie das<br />
fokussieren, was Ihnen wirklich wichtig<br />
ist, wenn Sie nicht aufhören können, jeden<br />
Tag daran zu denken, entfacht dieser intensive<br />
Fokus einen brennenden Wunsch,<br />
Träume, versuchen aber nie, sie umzusetzen.<br />
Um erfolgreich zu sein, müssen Sie<br />
entschieden handeln. Allerdings müssen<br />
Sie die effektivste Strategie zur Umsetzung<br />
bestimmen, und das bedeutet, dass Sie Ihren<br />
Ansatz so lange ändern müssen, bis Sie<br />
herausfinden, was sich wirklich bewährt.<br />
Diesen Prozess können Sie wesentlich beschleunigen,<br />
indem Sie sich an dem Vorgehen<br />
und Verhalten von Menschen orientieren,<br />
die es bereits vorgemacht haben.<br />
Aus diesem Grund haben wir uns ganz<br />
bewusst auf Investmentgurus wie Warren<br />
Buffett, Ray Dalio, Jack Bogle und Da-<br />
wichtigere Fähigkeit ist, die es zu meistern<br />
gilt. Warum? Weil Sie der Außenwelt nicht<br />
gewachsen sind, wenn Sie Ihre Innenwelt<br />
nicht erfassen können. Wie können Sie<br />
dann wahrhaftig und nachhaltig glücklich<br />
sein? Dies ist der Grund, weshalb heute<br />
meine größte Obsession der Kunst des Erfülltseins<br />
gilt.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
35
Einstellung<br />
Sabrina Setlur<br />
Was raus muss,<br />
muss raus.<br />
36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
»Ich bin mittlerweile vorsichtiger<br />
geworden, wen und was<br />
ich an mich ran lasse.«<br />
Was bedeutet für Sie<br />
das Thema Emotionen<br />
in Ihrem Leben,<br />
Frau Setlur?<br />
Jeder der mich kennt,<br />
sieht mich als die Drama-Queen. Ich bin<br />
ein sehr emotionaler Mensch und lasse<br />
Emotionen sehr nah an mich ran. Das<br />
habe ich schon als Kind getan und auch als<br />
Jugendliche, und vor allem dann, als ich<br />
angefangen habe Musik zu machen. Die<br />
war für mich dann ein Ventil mit meinen<br />
Emotionen umzugehen, sie ehrlich auszusprechen<br />
und auf dem Punkt zu bringen.<br />
Emotion als Ventil. Das ist ein sehr gesunder<br />
Umgang mit Emotionen. Viele<br />
Menschen nutzen das nicht im Alltag.<br />
Haben Sie denn einen<br />
Tipp dazu?<br />
In erster Linie sind wir<br />
alle Menschen. Wie mein<br />
Vater immer schön sagte,<br />
wir kommen unter die<br />
gleiche Erde oder werden<br />
im gleichen Feuer verbrannt.<br />
Jeder muss für<br />
sich selbst entscheiden:<br />
In wie weit möchte ich<br />
diese Emotionen raus lassen? In wie weit<br />
möchte ich so ehrlich sein? Es kommt<br />
natürlich auch immer auf die Emotionen<br />
an. Man muss sein Gegenüber abschätzen.<br />
Kann ich ihm das jetzt sagen? Ich denke,<br />
dass man seinen Emotionen im Großen<br />
und Ganzen freien Lauf lassen sollte.<br />
Allerdings gibt es Emotionen, die mein<br />
Gegenüber gar nicht verkraften kann.<br />
Deswegen ist es unheimlich wichtig, die<br />
Grenze zu ziehen. Nicht alles ungefiltert<br />
rauszulassen. Und vor allem, darauf auch<br />
zu achten, was und wem man es sagt.<br />
Das sehe ich ganz genauso wie Sie. Es ist<br />
ganz wichtig, dass ich - wenn ich einen<br />
gewissen Überdruck oder Unterdruck<br />
an Emotionen habe, also ein ungesundes<br />
Maß an Emotion sozusagen – erst mal<br />
auf ein gesundes Normal-Level filtere<br />
und reguliere. Ein Austausch mit einem<br />
gesunden Maß an Emotion ist unglaub-<br />
»Es ist ganz wichtig,<br />
diese Menschlichkeit<br />
beizubehalten,<br />
weil man sonst wirklich<br />
im Endeffekt<br />
verkümmert«<br />
lich konstruktiv.<br />
Stimmt. Diesen Filter muss man sich erarbeiten.<br />
Man muss selbst schauen: Ist<br />
diese Emotion oder dieses Gefühl, das ich<br />
jetzt habe, wirklich so dramatisch? Oder<br />
überdramatisiere ich es? Diese gewisse<br />
Ehrlichkeit zu sich zu haben, die ist auch<br />
sehr schwer,. Ich habe in meinem Leben<br />
sehr viele tragische Schicksalsschläge gehabt<br />
und wusste oftmals nicht, sage ich das<br />
jetzt, spreche ich darüber.<br />
Ich selbst bin auch nur ein Mensch und<br />
merke immer wieder, dass ich manchmal<br />
Dinge sage oder meine Emotionen rauslasse,<br />
weil es raus muss. Das ist menschlich.<br />
Es ist ganz wichtig, diese Menschlichkeit<br />
beizubehalten, weil man sonst wirklich im<br />
Endeffekt verkümmert.<br />
Damit sprechen Sie das<br />
Thema Selbsttoleranz<br />
an - sich also offen und<br />
ehrlich zu begegnen.<br />
Wie schaffen Sie das?<br />
Das ist eine gute Frage.<br />
Ich glaube, weil ich<br />
schon oft enttäuscht<br />
wurde. Ich habe gemerkt,<br />
unverstanden<br />
oder missverstanden worden zu sein, hat<br />
mich im Endeffekt noch viel mehr verletzt,<br />
als die eigentliche Emotion mich schon<br />
verletzt hatte.<br />
Ich habe eine wunderbare Schwester, mit<br />
der ich wirklich sehr viel teilen kann. In ihr<br />
habe ich einen Gesprächspartner gefunden,<br />
der mir auch ehrlich Resonanz gibt.<br />
Wie stehen Sie zum Thema Empathie?<br />
Gerade weil ich ein empathischer Mensch<br />
bin, wurde diese Eigenschaft früher ausgenutzt.<br />
Da bin ich jetzt mittlerweile vorsichtiger<br />
geworden, wen und was ich an<br />
mich ran lasse.<br />
Schön. Das ist Resilienz beziehungsweise<br />
Widerstandsfähigkeit zu wissen, wo und<br />
wie grenze ich mich gesund ab. Haben<br />
Sie einen Tipp für andere Menschen, wie<br />
man das gut schaffen kann?<br />
Man darf sich selber nicht vergessen, das<br />
ist ganz wichtig! Ich muss darauf achten,<br />
wie viel mute ich mir da zu und wie gut tut<br />
es mir? Natürlich, für andere Menschen da<br />
sein, andere Menschen zu unterstützen, ist<br />
etwas Wunderbares. Man kann das jedoch<br />
nur tun, wenn man selbst stark genug ist.<br />
Welche Rolle spielen Bedürfnisse für Sie,<br />
wenn Sie sich Ziele stecken?<br />
Im Idealfall die größte Rolle. Man sollte<br />
immer das Beste für sich wollen und auch<br />
tatsächlich im Endeffekt mit einem guten<br />
Gewissen und einem guten Gefühl aus Gesprächen<br />
gehen.<br />
Sabrina Setlur ist eine deutsche Rapperin.<br />
Mit mehr als zwei Millionen verkauften<br />
Tonträgern ist sie die erfolgreichste Interpretin<br />
des deutschsprachigen Raps und die erste<br />
Rapperin mit einem Nummer-eins-Hit in den<br />
deutschen Singles-Charts.<br />
Mit ihr unterhielt sich Carmen Uth, hier links,<br />
von Chanceemotion im Jumeirah-Hotel.<br />
Absolut. Gibt es noch etwas Wichtiges,<br />
was Sie sagen möchten?<br />
Ich möchte einfach mich bei Ihnen wirklich<br />
bedanken. Weil man so selten ein<br />
solches Gespräch hat. Vielen Dank, es hat<br />
mir in der Seele mal gut getan über dieses<br />
Thema zu sprechen.<br />
Mir ist es unheimlich leicht gefallen darüber<br />
zu reden und es hat mir sehr viel Freude<br />
gemacht. Es recht selbstreflektierend für<br />
mich und es tat gut, darüber zu sprechen.<br />
Ganz lieben Dank.<br />
Bilder: Setlur, Uth<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
37
Einstellung<br />
The Rolling Stones<br />
beim Summerfest festival<br />
in Milwaukee, 2015<br />
Bild: The Rolling Stones in Milwaukee 2015_CC BY-SA 3.0-Wikimedia-Jim Pietryga, Cover: Redline Verlag<br />
Die Spitzenperformer<br />
verschwenden nur<br />
sehr wenig Zeit damit,<br />
an ihren Schwächen<br />
zu arbeiten.<br />
Konzentrieren Sie sich<br />
nur auf Ihre angeborenen<br />
Talente<br />
Das ist ein besonders wichtiges<br />
Prinzip. Um es Ihnen<br />
klarzumachen, wollen wir<br />
einmal einen Blick in die<br />
Welt der Rock-and-Roll-<br />
Musik werfen, in der <strong>Erfolg</strong> ohne Fokussierung<br />
überhaupt nicht möglich wäre. Die<br />
Rolling Stones sind eine der produktivsten<br />
Rock-and-Roll-Bands der Musikgeschichte<br />
und gehören außerdem zu denjenigen,<br />
die sich am längsten gehalten haben. Mittlerweile<br />
umspannt ihre Karriere fast 50<br />
Jahre. Mick Jagger und seine drei Freunde<br />
sind inzwischen weit über 60 und treten<br />
immer noch weltweit in ausverkauften Stadien<br />
auf. Vielleicht mögen Sie ihre Musik<br />
nicht; aber diese Jungs waren – und sind<br />
immer noch – ungeheuer erfolgreich, das<br />
lässt sich nicht leugnen.<br />
Lassen Sie uns einmal einen Blick hinter<br />
die Kulissen werfen, kurz bevor ihr Konzert<br />
beginnt … Das Bühnenbild ist aufgebaut.<br />
Sie haben über 200 Leute gebraucht,<br />
um dieses gigantische Gebilde zusammenzubauen,<br />
das mehrere Stockwerke hoch<br />
und halb so lang ist wie ein Fußballfeld.<br />
Ein Konvoi von über 20 Sattelschleppern<br />
war notwendig, um diese Kulisse vom letzten<br />
Konzertort bis hierher zu bewegen.<br />
Zwei Privatflugzeuge transportieren die<br />
wichtigsten Mitarbeiter – auch die Musiker<br />
selbst – von Stadt zu Stadt. Es ist ein<br />
gigantischer Aufwand. Aber eine Welttournee<br />
bringt schließlich über 80 Millionen<br />
Dollar Gewinn ein. Also lohnt sich<br />
die Mühe!<br />
Eine Limousine fährt vor, um die vier<br />
Künstler zum Backstage-Bereich des Stadions<br />
zu bringen. Sie steigen aus und<br />
warten gespannt auf ihren Auftritt – mit<br />
einer Spur Nervosität, die in Begeisterung<br />
übergeht, als 70 000 Leute ein ohrenbetäubendes<br />
Gebrüll anstimmen,<br />
sobald die Stones<br />
namentlich angekündigt<br />
werden. Die vier Musiker<br />
betreten die Bühne<br />
und greifen zu ihren<br />
Instrumenten. In den<br />
nächsten zwei Stunden<br />
legen sie ein fantastisches<br />
Konzert hin und<br />
geben ihr Bestes, damit ihre Tausende von<br />
Fans am Ende glücklich und zufrieden<br />
nach Hause gehen. Nach der letzten Zugabe<br />
winken sie dem Publikum noch einmal<br />
kurz zu, steigen in die bereits wartende<br />
Limousine und verlassen das Stadion.<br />
Diese Musiker sind Meister<br />
in der Anwendung<br />
des Prioritätenfokussierungs-Prinzips.<br />
Das<br />
heißt, sie tun nur das, was<br />
sie wirklich hervorragend<br />
können – Musik machen<br />
und Konzerte geben –,<br />
und damit fertig. Nach<br />
der ersten Planungsphase<br />
eines Konzerts kümmern sie sich nicht<br />
mehr um den Transport ihres Equipments,<br />
die Ausarbeitung der komplexen Reiseroute,<br />
den Aufbau des Bühnenbilds und<br />
die unzähligen anderen Aufgaben, die effizient<br />
erledigt werden müssen, damit die<br />
Tournee reibungslos abläuft und Profit<br />
einbringt. Diese Details überlassen sie anderen<br />
Leuten, die sich damit auskennen.<br />
Die Stones konzentrieren sich einfach auf<br />
das, was sie am besten können – Singen<br />
und Konzerte geben. Daraus können Sie,<br />
liebe Leser, eine Menge lernen, und zwar<br />
Folgendes: Wenn Sie Ihre Zeit und Energie<br />
hauptsächlich darauf konzentrieren,<br />
was Sie wirklich hervorragend können,<br />
wird sich das am Ende auszahlen. Halten<br />
Sie sich an dieses Grundprinzip – es ist für<br />
Ihren künftigen <strong>Erfolg</strong> sehr wichtig!<br />
38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Die Macht<br />
des Fokus<br />
Buchauszug aus<br />
"The Power of Focus"<br />
Üben, Üben, Üben …<br />
Wir wollen dieses <strong>Erfolg</strong>srezept noch an<br />
ein paar anderen Beispielen veranschaulichen.<br />
Sportler sind ein sehr gutes Vorbild:<br />
Ein Spitzensportler konzentriert sich ausschließlich<br />
auf seine besonderen Talente<br />
und arbeitet ständig daran, sich darin<br />
immer weiter zu vervollkommnen. Egal,<br />
um welche Sportart es geht – die großen<br />
Gewinner haben alle eines gemeinsam: Sie<br />
fokussieren sich in erster Linie auf ihre angeborenen<br />
Stärken (das, was sie von Natur<br />
aus gut können) und verschwenden nur<br />
sehr wenig Zeit mit unproduktiven Aktivitäten.<br />
Und sie üben, üben, üben – oft mehrere<br />
Stunden am Tag – um immer besser<br />
zu werden.<br />
LeBron James (zurzeit der jüngste Basketballspieler<br />
der NBA-Geschichte, der die<br />
9000-Punkte-Marke erreichte) gewann im<br />
Lauf seiner Karriere mehrere Preise. Aber<br />
das wurde ihm nicht in die Wiege gelegt.<br />
LeBron macht jeden Tag Hunderte von<br />
Sprungwürfen; das ist ein fester Bestandteil<br />
seines Tagesablaufs. Barcelona-Fußballstar<br />
Lionel Messi – momentan der<br />
beste Fußballspieler der Welt – übt seine<br />
Dribbeltechniken ständig. Er ist ziemlich<br />
kleinwüchsig, hat seine Technik aber so<br />
weit perfektioniert, dass man das Gefühl<br />
hat, der Ball klebe an seinen Füßen, wenn<br />
er läuft. Seine Tore schießt er scheinbar<br />
mit spielerischer Leichtigkeit und nutzt<br />
dabei jede noch so kleine Torchance. Bereits<br />
im Alter von 24 Jahren gewann Messi<br />
alle größeren Clubmeisterschaften und<br />
wurde dreimal hintereinander zum Weltfußballer<br />
des Jahres ernannt.<br />
Genau das ist es, was Spitzensportler von<br />
ihren weniger erfolgreichen Kollegen unterscheidet:<br />
ein überragendes Naturtalent,<br />
kombiniert mit tagtäglicher eiserner Disziplin<br />
und der Entschlossenheit, immer<br />
besser zu werden. Wohlgemerkt: Diese<br />
Spitzenperformer verschwenden nur sehr<br />
wenig Zeit damit, an ihren Schwächen zu<br />
arbeiten. Daran könnten sich viele unserer<br />
Schulsysteme ein Beispiel nehmen! Oft redet<br />
man den Kindern in<br />
der Schule nämlich genau<br />
das Gegenteil ein:<br />
dass sie sich auf die Fächer<br />
konzentrieren sollen,<br />
in denen sie nicht<br />
gut sind, statt sich so<br />
intensiv mit den Dingen<br />
zu beschäftigen,<br />
die sie gut beherrschen.<br />
Dahinter steckt die Idee, dass man ein<br />
möglichst breitgefächertes Fähigkeitsspektrum<br />
entwickeln und auf vielen Gebieten<br />
gut sein soll, statt sich auf einige wenige<br />
Dinge zu konzentrieren. Falsch! Wie Business-Coach<br />
Dan Sullivan ganz richtig<br />
festgestellt hat: »Wenn Sie zu viel Zeit damit<br />
verbringen, an Ihren Schwächen zu<br />
arbeiten, haben Sie am Ende lauter starke<br />
Schwächen!« So etwas bietet einem keinen<br />
Konkurrenzvorteil im Markt und ist auch<br />
keine gute Voraussetzung, um zu Geld zu<br />
kommen. Man bleibt dann eben einfach<br />
nur Durchschnitt. Außerdem lässt es sich<br />
mit Ihrer persönlichen Integrität nicht vereinbaren,<br />
sich auf die »Nebenfächer« Ihres<br />
Lebens zu konzentrieren.<br />
Es ist wichtig, die Fähigkeiten, die Sie<br />
hervorragend beherrschen, eindeutig von<br />
Ihren Schwächen zu unterscheiden.<br />
Wahrscheinlich<br />
können Sie vieles gut,<br />
manches vermutlich sogar<br />
hervorragend. Auf anderen<br />
Gebieten sind Sie<br />
lediglich kompetent; und<br />
wenn Sie ehrlich sind, gibt<br />
es auch Dinge, bei denen<br />
Sie sich total dumm anstellen.<br />
Sie könnten alle<br />
Ihre Fähigkeiten anhand<br />
einer Skala von eins bis zehn bewerten,<br />
wobei die Eins für Ihre größten Schwachstellen<br />
und die Zehn für Ihre absoluten<br />
Stärken steht. Sie werden im Leben am<br />
meisten erreichen, wenn Sie den größten<br />
Teil Ihrer Zeit<br />
Die großen Gewinner haben<br />
alle eines gemeinsam:<br />
Sie fokussieren sich in erster<br />
Linie auf ihre angeborenen<br />
Stärken<br />
den Fähigkeiten<br />
widmen,<br />
die Sie<br />
auf Ihrer Talente-Skala<br />
mit<br />
einer Zehn bewertet<br />
haben.<br />
Um sich darüber<br />
klarzuwerden,<br />
auf welchen Gebieten Sie wirklich<br />
hervorragend sind, sollten Sie sich einmal<br />
ein paar Fragen stellen. Was gelingt Ihnen<br />
völlig mühelos – ohne dass Sie dafür erst<br />
lange recherchieren oder sich vorbereiten<br />
müssen? Gibt es Dinge, die anderen Menschen<br />
schwerfallen, die Sie aber gut beherrschen<br />
– so gut, dass die anderen über<br />
Ihre Kompetenz auf diesem Gebiet staunen<br />
und Ihnen nicht einmal annähernd<br />
das Wasser reichen können? Was für<br />
Chancen gibt es auf dem heutigen Markt<br />
für Ihre besonderen Stärken? Was könnten<br />
Sie mithilfe Ihrer speziellen Begabungen<br />
auf die Beine stellen?<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
39
Einstellung<br />
Fokussiert zu bleiben, erfordert schon eine<br />
gewisse Disziplin. Und zwar tagtäglich. Es<br />
bedeutet, sich immer wieder bewusst zu<br />
machen, wofür Sie Ihre Zeit investieren.<br />
Um sich nicht zu verzetteln, sollten Sie sich<br />
regelmäßig fragen: »Hilft mir das, was ich<br />
gerade tue, meine Ziele zu erreichen?« Das<br />
erfordert Übung. Dazu müssen Sie auch<br />
lernen, öfter einmal Nein zu sagen. Es gibt<br />
drei verschiedene Lebensbereiche, die Sie<br />
einer Prüfung unterziehen sollten:<br />
1. Sie selbst<br />
Der größte Kampf, den Sie Tag für Tag auszufechten<br />
haben, findet in Ihrem eigenen<br />
Kopf statt. Machen Sie diesem sinnlosen<br />
inneren Kampf ein Ende! Wenn die negative<br />
Stimme in Ihrem Hinterkopf sich<br />
wieder einmal zu Wort meldet, nehmen<br />
Sie sich eine kleine Auszeit und reden Sie<br />
Die Macht<br />
der vier<br />
Buchstaben:<br />
Nein<br />
sich gut zu. Fokussieren Sie sich auf die<br />
Vorteile, die es Ihnen bringen wird, an Ihren<br />
Prioritäten festzuhalten, und denken<br />
Sie an die negativen Konsequenzen, die<br />
Ihnen drohen, wenn Sie von Ihrem Kurs<br />
abweichen.<br />
2. Andere Menschen<br />
Es gibt eine Menge Leute, die versuchen<br />
werden, Sie abzulenken. Vielleicht<br />
schneien sie einfach bei Ihnen im Büro<br />
herein, um ein bisschen zu plaudern, weil<br />
Sie grundsätzlich eine »Politik der offenen<br />
Tür« betreiben. Wenn das so ist, so ändern<br />
Sie Ihre Politik einfach! Halten Sie Ihre<br />
Tür zumindest jeden Tag eine Zeit lang<br />
geschlossen, damit Sie in Ruhe an Ihrem<br />
nächsten großen Projekt arbeiten können.<br />
Falls das nicht funktioniert, können Sie<br />
auch ein Schild mit der Aufschrift an die<br />
Tür hängen: »Bitte nicht stören. Störenfriede<br />
werden sofort entlassen!«<br />
3. Das Telefon<br />
Wohl der hinterhältigste Störenfried<br />
ist heutzutage unser PDA. Ist es<br />
nicht erstaunlich, dass die Leute<br />
sich von diesem kleinen Computer<br />
diktieren lassen, wie sie ihren Tag<br />
zu gestalten haben? Wenn Sie zwei<br />
Stunden lang ungestört sein möchten,<br />
dann schalten Sie doch einfach<br />
Ihr iPhone, Blackberry oder was<br />
auch immer aus. Nutzen Sie Ihre<br />
technischen Hilfsmittel klug – natürlich<br />
gibt es Zeiten, zu denen Sie<br />
erreichbar sein müssen. Planen Sie<br />
Ihre »Sprechzeiten« so genau<br />
voraus wie ein Arzt: montags<br />
von 14 bis 17 Uhr,<br />
dienstags von 9 bis 12<br />
Uhr. Und dann nutzen<br />
Sie die Zeit, in der Sie<br />
am produktivsten sind<br />
(beispielsweise von<br />
acht bis zehn Uhr), für<br />
wichtige Anrufe. Wenn<br />
Sie bessere Ergebnisse erzielen<br />
möchten, müssen Sie<br />
sich immer wieder einmal für eine<br />
gewisse Zeit von der Außenwelt abschirmen.<br />
Gewöhnen Sie sich ab, immer reflexartig<br />
den Hörer abzunehmen, wenn<br />
das Telefon klingelt. Sagen Sie Nein. Und<br />
sorgen Sie dafür, dass das auch bei Ihnen<br />
zu Hause so gehandhabt wird. Unser<br />
Zeitmanagement-Freund Harold Taylor<br />
erinnerte sich an eine Begebenheit aus<br />
der Zeit, als er noch nach dem Klingeln<br />
des Telefons »süchtig« war. Damals waren<br />
Handys noch nicht so populär wie heute.<br />
Eines Tages, als er nach Hause kam, hörte<br />
er drinnen sein Telefon läuten. In seiner<br />
Eile, noch rechtzeitig abheben zu können,<br />
ehe es zu spät war, trat er die Fliegengittertür<br />
ein, wobei er sich da Bein zerschnitt.<br />
Doch dadurch ließ er sich nicht beirren,<br />
sondern sprang sogar noch über mehrere<br />
Möbelstücke, um möglichst schnell an<br />
sein Telefon zu kommen, weil er unbedingt<br />
wissen wollte, wer der Anrufer war.<br />
Kurz vor dem letzten Klingeln nahm er<br />
den Hörer ab und keuchte: »Hallo?« Eine<br />
schüchterne Stimme antwortete: »Haben<br />
Bild: Depositphotos/Iofilolo/JMcreation<br />
40 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Sie vielleicht Interesse daran, die Globe<br />
and Mail zu abonnieren?« Um lästige Anrufe<br />
zu vermeiden, sollten Sie Ihr Telefon<br />
zu der Mahlzeiten ausschalten. Ihre Familie<br />
wird es zu schätzen wissen, beim Essen<br />
Zeit für richtige Gespräche zu haben, statt<br />
sich mit lästigen Unterbrechungen herumärgern<br />
zu müssen. Setzen Sie Ihren inneren<br />
Frieden und Ihre bessere Zukunft<br />
nicht aufs Spiel, indem Sie sich immer<br />
wieder ablenken lassen. Immer wenn Sie<br />
sich bei einer Tätigkeit ertappen, die nicht<br />
in Ihrem wirklichen Interesse liegt, rufen<br />
Sie sich bewusst zur Ordnung und hören<br />
Sie damit auf. Von jetzt an ist jede Zeitverschwendung<br />
tabu. Achten Sie auf alte<br />
Gewohnheiten, die Sie womöglich von der<br />
Fokussierung auf Ihre Ziele abhalten. Zum<br />
Beispiel stundenlanges Fernsehen. Wenn<br />
Sie bisher jeden Abend drei Stunden lang<br />
auf der Couch saßen und Ihre einzige<br />
körperliche Aktivität im Betätigen der<br />
Fernbedienung bestand, sollten Sie diese<br />
Gewohnheit vielleicht doch einmal hinterfragen.<br />
Einige Eltern haben bereits begriffen,<br />
welche Konsequenzen das hat, und<br />
beschränken den Fernsehkonsum ihrer<br />
Kinder auf ein paar Stunden am Wochenende.<br />
Warum wenden Sie bei sich selbst<br />
nicht die gleiche Spielregel an? Mal sehen,<br />
ob Sie’s schaffen: Nehmen Sie sich vor, eine<br />
Woche lang überhaupt nicht fernzusehen,<br />
und achten Sie einmal darauf, was Sie in<br />
dieser Woche alles zustande bringen. Sie<br />
werden staunen!<br />
Es gibt keine Zauberformel<br />
Ich hoffe, Ihnen ist inzwischen klargeworden,<br />
worum es geht: Um Ihre Ziele im<br />
Leben zu erreichen, brauchen Sie keine<br />
Zauberformel und auch keine geheimen<br />
Zutaten. Sie brauchen sich einfach nur darauf<br />
zu fokussieren, was Sie weiterbringt,<br />
statt Ihre Zeit mit Aktivitäten zu vergeuden,<br />
die Ihnen nichts bringen. Doch<br />
leider fokussieren viele Menschen sich<br />
auf die falschen Dinge. Wer immer nur<br />
von Monatsgehalt zu Monatsgehalt lebt,<br />
der hat sich nie überlegt, wie man finanzielle<br />
Intelligenz erwirbt. Solche Leute haben<br />
sich in ihrem bisherigen Leben mehr<br />
aufs Geldausgeben fokussiert als darauf,<br />
eine starke Vermögensbasis für die Zukunft<br />
aufzubauen. Viele Menschen sind<br />
in einem Job oder einer beruflichen Laufbahn<br />
festgefahren, die ihnen keinen Spaß<br />
macht, weil sie sich nie darum bemüht<br />
haben, die Fähigkeiten weiterzuentwickeln,<br />
die sie hervorragend beherrschen.<br />
Auch in gesundheitlicher Hinsicht leben<br />
die Leute ähnlich gedankenlos in den Tag<br />
hinein. Die American Medical Association<br />
(die größte Standesvertretung der Ärzte<br />
und Medizinstudenten in den Vereinigten<br />
Staaten) hat vor Kurzem bekanntgegeben,<br />
dass 63 Prozent aller Amerikaner und 55<br />
Prozent aller Amerikanerinnen über 25<br />
Jahre übergewichtig sind. Und was noch<br />
viel besorgniserregender ist: Ein Drittel<br />
aller amerikanischen Erwachsenen ist sogar<br />
fettleibig, was bedeutet, dass ihr Body-Mass-Index<br />
(BMI) bei mindestens 30<br />
liegt. Doch am meisten Gedanken muss<br />
man sich um die Kinder und Jugendlichen<br />
machen: 12,5 Millionen (17 Prozent) aller<br />
jungen Amerikaner im Alter von zwei bis<br />
19 Jahren sind ebenfalls bereits krankhaft<br />
übergewichtig. Offenbar gibt es viele Menschen,<br />
die zu viel essen und sich zu wenig<br />
bewegen! Und genau darauf kommt es an:<br />
Überlegen Sie sich genau, was Sie weiterbringt<br />
und was nicht. Womit haben Sie<br />
bisher Ihre größten Siege errungen? Was<br />
hat Ihnen immer nur schlechte Resultate<br />
eingebracht? Das erfordert klares Denken.<br />
Aktionsschritte<br />
Der Prioritätenfokussierungs-Workshop<br />
Ein praktisches Sechs-Schritte-Programm zur Optimierung Ihres Zeitmanagements<br />
und Ihrer Produktivität.<br />
A Listen Sie alle beruflichen Aktivitäten auf, die Ihre Zeit verschlingen. Zum Beispiel:<br />
Telefonate, Besprechungen, Papierkram, Projekte, Verkaufsaktivitäten, Nachfassaktionen.<br />
Dann teilen Sie diese Arbeiten in übergreifende Kategorien ein: beispielsweise<br />
Telefonate und Besprechungen. Setzen Sie alles auf Ihre Liste – auch<br />
Aufgaben, die nur fünf Minuten in Anspruch nehmen. Verwenden Sie dafür ein<br />
gesondertes Blatt.<br />
B Beschreiben Sie drei arbeitsbezogene Aktivitäten, die Sie hervorragend<br />
beherrschen.<br />
1. _________________________________________________________________<br />
2. _________________________________________________________________<br />
3. _________________________________________________________________<br />
C Nennen Sie die drei wichtigsten Aktivitäten, die Ihrem Unternehmen Einkünfte<br />
einbringen.<br />
1. _________________________________________________________________<br />
2. _________________________________________________________________<br />
3. _________________________________________________________________<br />
D Nennen Sie die drei wichtigsten Aktivitäten, die Ihnen keinen Spaß machen<br />
oder die Sie nicht gut beherrschen.<br />
1. _________________________________________________________________<br />
2. _________________________________________________________________<br />
3. _________________________________________________________________<br />
E Wer könnte diese Arbeiten für Sie erledigen?<br />
1. _________________________________________________________________<br />
2. _________________________________________________________________<br />
3. _________________________________________________________________<br />
F Zu welcher zeitraubenden Aktivität möchten Sie jetzt gleich Nein sagen oder<br />
sie an jemand anderen delegieren?<br />
1. _________________________________________________________________<br />
2. _________________________________________________________________<br />
3. _________________________________________________________________<br />
Nehmen Sie sich Zeit, um über Ihre Antworten nachzudenken. Und dann treffen<br />
Sie ein paar pragmatische Entscheidungen, um sich mehr zeitlichen Freiraum für<br />
die Aktivitäten zu schaffen, die Sie am besten beherrschen.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
41
Einstellung<br />
Prince of Pompöös<br />
42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
HARALD ..<br />
GLOOCKLER<br />
Der Stardesigner erklärt im Interview, wie man es im Leben zu wahrer Größe<br />
bringt und der Mensch wird, der man sein möchte.<br />
Bilder: Depositphotos/Bennyartist, Konstantin Eulenburg<br />
Herr Glööckler, Ihre Geschichte<br />
liest sich ja wie<br />
vom Tellerwäscher zum<br />
Millionär. Was sagen Sie<br />
Menschen, die immer ihrer<br />
Vergangenheit die Schuld geben, dass<br />
es bei ihnen eben nicht funktioniert?<br />
Das sind dieselben, die auch keine Zeit<br />
haben, Sport zu machen. Dann frage ich<br />
sie, „Wieso haben Sie denn keine?“ „Ich<br />
arbeite acht Stunden am Tag“, kommt als<br />
Antwort. „Okay, und wie lange schläfst<br />
du?“, will ich wissen. „Sechs Stunden.“ Darauf<br />
kommt meine Frage: „Was machst Du<br />
dann mit den restlichen zehn Stunden?“<br />
Dann kommt erst mal nichts. Gestern sagt<br />
eine, „Da muss ich essen.“ „Ja, gut“, erwidere<br />
ich, „dann brauchst du aber auch<br />
nicht zu jaulen. Dann hast du aber nicht<br />
„keine Zeit für Sport“, sondern du willst<br />
nicht. So.“ Schwache Menschen haben immer<br />
irgendeine Entschuldigung. Um beim<br />
Sport zu bleiben: wenn ich Sport treibe,<br />
dann ist es zwischendrin auch so brutal,<br />
dass ich denke, „brauche ich das?“, und irgendwann<br />
auch nicht mehr rede, weil ich<br />
einfach gar nicht mehr reden kann. Wenn<br />
ich dann sage, ich kann das nicht, ist das<br />
Thema natürlich erledigt. Oder ich beiße<br />
mich durch.<br />
Und so ist es im Leben auch. Meistens entschuldigt<br />
man seine Unzulänglichkeiten.<br />
Dabei waren es im Leben im Grunde genommen<br />
ja gerade die Situationen und<br />
die Herausforderungen, die man als ganz<br />
schrecklich empfand, die einen weitergebracht<br />
haben. Wir sind ja hier, um was zu<br />
lernen. Wir sind keine körperlichen Wesen,<br />
die eine geistige Erfahrung machen,<br />
sondern geistige Wesen, die eine körperliche<br />
Erfahrung machen. Offensichtlich<br />
haben manche sich zum Ziel gesetzt, die<br />
Erfahrung zu machen, ein dumpfes Leben<br />
zu führen und bekloppt durch die Welt zu<br />
rennen. Dann darf man sich aber nicht beschweren,<br />
sondern muss sagen, ich möchte<br />
eben bekloppt und dumpf sein. Das ist<br />
auch okay. Aber diese Leute sagen ja, „wir<br />
sind arm, weil die Reichen alles haben.<br />
Und weil der erfolgreich ist, kann ich es<br />
nicht sein“.<br />
Zu Hause stehe ich täglich um sechs Uhr<br />
auf, dann sitze ich erst mal im Garten und<br />
dann mache ich meine Yoga-Asanas, um<br />
mich erst mal zu lockern und den Körper<br />
von Blockaden zu befreien. Es hilft<br />
übrigens auch, dass Sie sich morgens mit<br />
einem ionischen Fön abfönen, da lösen<br />
sich auch Blockaden. Nicht den Kopf abfönen,<br />
sonst laden sich die Haare auf. Und<br />
dann beginne ich. Dann versuche ich, so<br />
gut wie möglich nicht zu werten.<br />
Das Werten ist ja das Grundübel des Lebens,<br />
des<br />
Menschen.<br />
Dazu gehört,<br />
dass sie von<br />
ihren Emotionen<br />
getrieben<br />
sind. In<br />
dem Moment,<br />
in dem sich<br />
jemand ganz<br />
furchtbar über<br />
mich aufregt, da habe ich etwas gespiegelt.<br />
Da weiß ich schon, was los ist, dass er etwas<br />
an sich entweder nicht gerne hätte<br />
oder mag oder sich nicht zugesteht. Wenn<br />
er mit sich im Reinen wäre, würde es ihn<br />
nicht aufregen. Also mich regt keiner auf,<br />
alle können machen, was sie wollen. Ob sie<br />
nackt raumlaufen oder angezogen sind, ist<br />
mir eigentlich gleich. Aber das muss man<br />
natürlich alles wissen.<br />
Sie haben ja mit Ihrem neuen Buch<br />
„Fuck you, Brain“ ein richtiges Motivationsmanifest<br />
geschrieben. Ich habe<br />
die letzten zehn, zwölf Jahre bestimmt<br />
1.000, 1.500 Bücher gelesen und das gehört<br />
ganz bestimmt zu den besten zehn<br />
der letzten fünf, sechs Jahre. Wir sind ja<br />
alle ein Produkt unseres Inputs. Von welchen<br />
Büchern konnten Sie besonders viel<br />
profitieren?<br />
Also da fällt mir natürlich gleich Napoleon<br />
Hill ein. Weil ich mir gesagt habe, Armut<br />
hatte ich schon, ich dachte, ich probiere es<br />
mal mit Reichtum. Dazu gab es ein paar<br />
wirklich gute Bücher und dann gab es ganz<br />
viele Ratgeber, die schrecklich anstrengend<br />
sind und bei denen Du furchtbar<br />
viele Übungen machen musst. Die geben<br />
einem so das Gefühl: ich Tarzan, Du dumme<br />
Kuh. Und am Schluss merkt man, dass<br />
er ja gar nicht so gescheit ist, das ist dann<br />
auch traurig. Spätestens, wenn man auf deren<br />
Webseite geht, fällt das noch mehr auf.<br />
So ein Buch wollte ich nicht machen. Ich<br />
»Ich habe erstmal viel<br />
über Reichtum gelesen,<br />
weil Armut hatten wir<br />
schon.«<br />
wollte mich eigentlich gar nicht einreihen<br />
in die Reihe der Motivationstrainer<br />
oder Bücher. Ich habe das gemacht, weil<br />
mich immer mehr Menschen, auch Promintente,<br />
gefragt haben, „wie haben Sie<br />
das geschafft“ oder „wie kommen Sie klar<br />
mit…“. Da dachte ich mir, bevor ich das<br />
alles hundert Mal erzählen muss, schreibe<br />
ich ein Buch. Manche sagen, ich würde<br />
vor nichts zurückschrecken. Sie haben<br />
vielleicht Recht. Ich könnte auch sagen, ich<br />
habe einfach vor nichts Angst oder wenn<br />
ich was mache, dann weiß ich, dass ich es<br />
gut mache.<br />
Ich habe schon festgestellt, dass ein Motivationsbuch<br />
etwas anderes ist, als eine<br />
Biografie zu schreiben. Dass es anspruchsvoller<br />
ist und man noch ein bisschen mehr<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
43
Einstellung<br />
dranbleiben muss. Die Biografie können<br />
Sie auch noch mit einer Ghostwriterin<br />
machen, aber das geht bei dem Motivationsbuch<br />
nicht, weil sich das eine aus dem<br />
anderen ergibt.<br />
Sie arbeiten scheinbar sehr konzentriert.<br />
Ja. Ich habe das von Januar bis Ende März<br />
geschrieben. Ich bin ja schon an einem<br />
neuen Buch dran, und habe auch nebenher<br />
noch einen Beruf.<br />
Also ich bin nicht der Schriftsteller, der<br />
nach Ibiza geht und dann mal ein komplettes<br />
Jahr lang, oder auch zwei, ein Buch<br />
schreibt. Ich bin sehr kritisch mit mir, aber<br />
als ich es das erste Mal nach dem Lektorieren<br />
dann in der Endfassung gelesen habe,<br />
war ich wirklich nochmal positiv überrascht.<br />
Wie Sie sagen, es ist sehr homogen,<br />
zum Beispiel der Vizepremierminister von<br />
Luxemburg, mit dem ich vor kurzem ein<br />
Dinner hatte. Ich wollte, dass alle daraus<br />
einen Nutzen ziehen können und es für<br />
alle spannend ist. Und ich glaube, das ist<br />
gelungen.<br />
Ich bin ein<br />
»Ich bin ein Künstler,<br />
ich bin Harald Glööckler,<br />
das muss genügen.«<br />
haben. Was war denn<br />
zuerst da? Das Selbstbewusstsein<br />
und<br />
dann die Marke oder<br />
umgekehrt?<br />
Das ist schwer zu<br />
sagen. Im Grunde<br />
genommen ist es ja<br />
eine Mission, auf<br />
die Sie sich begeben.<br />
Mit demselben<br />
Eifer wie die Missionare<br />
die<br />
armen Indianer<br />
bekehrt Autor: Harald Glööckler,<br />
Fuck you, Brain!<br />
haben, bekehre<br />
ich ja<br />
Verlag: Plassen<br />
auch die Welt - und die Frauen. Ich sage<br />
ihnen aber nicht, sie müssen bei mir in<br />
eine Kirche eintreten, sondern, dass sie<br />
toll und schön sind. Ich hatte schon mit<br />
sechs Jahren diese Mission, diesen Drang<br />
und Wunsch, die Welt schöner zu machen.<br />
Menschen, die mich kennen, sagen, dass<br />
ich vor 30 Jahren genau derselbe war wie<br />
heute auch. Natürlich verändert man sich,<br />
man entwickelt sich weiter. Viele Menschen<br />
verändern sich aber etwa durch <strong>Erfolg</strong> so<br />
grundlegend, oftmals in einer nicht sehr<br />
positiven Art und Weise. Aber wenn man<br />
mir halt Exzentrik vorwirft, also die kann<br />
man nicht an und abstellen. Manche versuchen<br />
das, aber entweder man ist die Callas<br />
oder Helmut Berger oder Harald Glööckler<br />
oder Madonna oder man ist es eben nicht.<br />
Spielen kann man das nicht. Es ist zwar<br />
schwierig zu sagen, aber ich denke schon,<br />
dass der Grundstein für die Marke vorher<br />
da war. Das war schon der Lebensplan.<br />
Ich habe in der Palmblatt-Bibliothek mein<br />
Palmblatt gelesen und da stand alles drin.<br />
Nicht „es könnte sein“, sondern „es ist so“. Da<br />
steht drin, ich werde immer Geld haben, das<br />
wird nicht mehr weniger, ja, Herr Glööckler<br />
wird 100, bleibt gesund – es ist also sehr beruhigend,<br />
ein schönes Palmblatt.<br />
es ist sehr im Fluss. Man bekommt eine<br />
Geschichte aus meinem Leben erzählt und<br />
nebenbei kriegt man Weisheiten untergejubelt.<br />
Oder Sie kriegen eine Weisheit erzählt<br />
und dann eine Geschichte untergejubelt,<br />
und ich glaube, das macht es spannend.<br />
Ich wollte ein Buch machen, das sowohl<br />
der Vorstandsvorsitzende lesen kann, als<br />
auch Frau Meyer oder Frau Müller, oder<br />
Künstler, ich<br />
bin Harald<br />
Glööckler. Das<br />
reicht. Das<br />
muss genügen.<br />
Ich habe das<br />
Buch nicht geschrieben,<br />
weil<br />
ich der neue große Motivationspapst werden<br />
will, sondern weil es eben Menschen<br />
gibt, die gerne von Harald Glööckler motiviert<br />
werden wollen. Zum Beispiel durch<br />
das Abnehmen: Wie viele Menschen habe<br />
ich durch diese Sportgeschichte motiviert!<br />
Die haben mich auf Facebook angeschrieben,<br />
ihr Essen umgestellt, mit Sport begonnen<br />
oder sonst was.<br />
Das Buch ist auch sehr schön gemacht, da<br />
hat der Plassen-Verlag wirklich toll mitgemacht.<br />
Dazu kommt, dass ich durch meine<br />
Vielschichtigkeit auch diese künstlerischen<br />
Gemälde und Bilder hatte, die wir<br />
einbauen konnten. Die hat man als Schriftsteller<br />
per se auch nicht so mal eben parat.<br />
Ich finde, es ist eben mal ein ganz anderes<br />
Buch geworden.<br />
Das ist ein schönes Kunstwerk, auf jeden<br />
Fall. Sie haben eben erwähnt, dass<br />
Sie sich selbst zu einer Marke aufgebaut<br />
Sie sind ja einer der wenigen, der früh in<br />
der Karriere schon ganz erfolgreich im<br />
Handel vertreten war. Das kriegen ja die<br />
meisten Künstler in ihrem Leben nicht<br />
auf die Reihe. Was haben Sie anders gemacht?<br />
Sie sind ja eigentlich ein Verkäufertyp.<br />
Ich bin im selben Maße Künstler wie auch<br />
Unternehmer und das sind die wenigsten.<br />
Talent wird völlig überbewertet. Ich will<br />
jetzt nicht sagen, dass Marlene Dietrich un-<br />
44 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Bilder: Kent Gaertner<br />
talentiert war, mit Sicherheit nicht! Aber ich<br />
glaube, dass ein Großteil von der Dietrich,<br />
50 Prozent oder mehr, inszeniert, angelernt<br />
und diszipliniert war, sonst wäre sie nicht so<br />
groß geworden. Mit preußischer Disziplin<br />
hat sie alles gelernt, was sie konnte. Es gibt<br />
vielleicht viele Menschen, die in irgendeinem<br />
Bereich talentierter sind, aber nicht<br />
nach vorne kommen.<br />
Ich bin einer der 10 Prozent der Menschen,<br />
die alles hundert- und tausendfach<br />
stärker wahrnehmen. Wenn so ein Kind<br />
heute an die Schule kommt, dann wird es<br />
erst mal zurechtgestutzt. Weil es natürlich<br />
ganz furchtbar ist, wenn Du so ein außergewöhnliches<br />
Kind in der Schule hast, Du<br />
willst ja einen Durchschnitt haben. Es ist<br />
traurig, dass 90 Prozent der Schüler, wenn<br />
sie in die Schule kommen, überdurchschnittlich<br />
intelligent sind und wenn sie<br />
rauskommen, sind noch 10 Prozent über<br />
der durchschnittlichen Intelligenz. Da<br />
weiß man doch schon Bescheid. Da fängt<br />
es schon an mit dem Staat und was sie<br />
uns dann noch alles in die Zahnpasta und<br />
anderswo reinpacken, damit wir blöd im<br />
Kopf werden, darüber darf man gar nicht<br />
nachdenken.<br />
Der Biss und die Disziplin sind das Wesentliche.<br />
Wenn ich eine Idee habe, wird<br />
sie sofort angegangen. Ich habe eine Idee,<br />
ich mache die Fitness-Geschichte, dann<br />
kann man ein Buch schreiben. Und dann<br />
überrasche ich selbst Menschen, die sehr<br />
eng um mich sind, wenn schon drei Stunden<br />
später die ersten zehn Seiten auf dem<br />
Tisch liegen. Das hat sehr viel mit Disziplin<br />
zu tun.<br />
Wenn ich Kunst mache, juckt es mich als<br />
Künstler nicht, ob das den Leuten gefällt<br />
oder nicht. Auf der anderen Seite ist mir<br />
als Unternehmer aber klar, dass man etwas<br />
verkaufen muss, um Geld reinzubringen.<br />
Also mache<br />
ich auch wieder<br />
Dinge,<br />
die den Menschen<br />
gefallen,<br />
bei denen<br />
ich nicht sage,<br />
es geht jetzt<br />
drum, welches Jackett ich haben will, sondern<br />
darum, welches Jackett die Kundin<br />
haben möchte. Wenn ich zum Beispiel für<br />
ein Teleshopping-Center Sender designe,<br />
geht es nicht drum, was ich toll finde, und<br />
ob ich jetzt den neuesten Look kreiere, der<br />
auch in Mailand und Paris schick ist, sondern<br />
es geht darum, was die Kundin dieses<br />
Senders toll findet. Denn eigentlich ist es ja<br />
eine Auftragsarbeit und wenn Sie gebucht<br />
werden als Maler, um eine Wand zu tapezieren,<br />
dann können Sie nicht kommen und<br />
sagen, ich möchte die aber blau machen,<br />
wenn der Kunde sie rot haben möchte.<br />
Und dann schreiben irgendwelche, teilweise<br />
junge oder auch reife Designer, die<br />
bisher überhaupt nichts auf die Reihe gekriegt<br />
haben in Blogs: „Wann begreift dieser<br />
Glööckler endlich, dass man kräftigen<br />
Frauen weite Sachen in grau und schwarz<br />
»Denken Sie groß!<br />
Klein wird es von allein.«<br />
anzieht und nicht Leopardenmuster?“. Komischerweise<br />
verkaufe ich meine engen<br />
Leopardenkleider, wie verrückt an die Damen.<br />
Wir Modemacher sind ja nicht dazu<br />
da, um die Frauen zu kritisieren, sondern<br />
um sie einzukleiden, sonst hätten wir ja<br />
Schönheitschirurgen werden müssen,<br />
wenn wir am Körper etwas ändern wollten.<br />
asd<br />
Und das begreifen viele Menschen nicht.<br />
Ich hatte deswegen so viel <strong>Erfolg</strong>, weil ich<br />
sehr früh in den Handel kam, weil ich ein<br />
Business-Mann bin und Geschäfte sofort<br />
angehe. Ich habe die Idee, ich mache Sport,<br />
ich möchte einen Fitness-Drink machen,<br />
also spreche ich meinen Trainer Gunther<br />
an und frage, welche Firma ist denn die<br />
beste? Dann suchen wir gleich die Nummer<br />
raus und rufen da an. Und mit dem<br />
Namen Glööckler öffnet sich die Tür und<br />
sie sind begeistert. So geht das. Ich setze<br />
Dinge gleich um, immer mit dem Hintergrund<br />
des Unternehmers. Ich überlege<br />
aber nicht nur, „was will ich“, sondern<br />
erst mal, was erzähle ich dem anderen,<br />
welchen Nutzen er von mir hat. Natürlich<br />
in den schillerndsten Farben und<br />
was er dafür normalerweise bezahlen<br />
müsste und dass er am Ende sogar ein<br />
Schnäppchen kriegt. Es ist in einem Gespräch<br />
unglaublich wichtig, dass der Gegenüber<br />
das Gefühl bekommt, dass man<br />
nicht nur an sich selbst denkt, sondern<br />
dass das eine Partnerschaft sein soll, von<br />
der beide profitieren. Nur so funktioniert<br />
das. Wie lange das funktioniert, das ist wie<br />
in einer Ehe auch. Irgendwann will einer<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
45
Einstellung<br />
mehr oder er will nicht mehr, will fremdgehen<br />
oder findet die Nachbarin schöner.<br />
Viele Verträge sind auch von vorneherein<br />
auf drei, vier Jahre gemacht. Aber es ist<br />
ganz wichtig, dass beide zufrieden sind.<br />
habe ich es geschafft. Natürlich habe ich es<br />
geschafft und ich sehe das auch jeden Tag<br />
an den Reaktionen der Menschen.<br />
Ich habe jetzt begonnen, wieder sehr viel<br />
im Luxusbereich zu machen. In einer Zeit,<br />
verwerflich. Da kommt gleich Kritik: „Das<br />
ist aber so teuer, kann sich nicht jeder<br />
leisten“. Ja, es muss auch Dinge geben, die<br />
sich eben nicht jeder leisten kann. Das ist<br />
so im Leben.<br />
So habe ich immer neue Projekte.<br />
Mein Leben ist immer<br />
spannend. Ich will noch 100<br />
Bücher schreiben. Ich habe<br />
sehr viele Anfragen nach meinen<br />
Gemälden, meiner Kunst,<br />
für Ausstellungen bis nach<br />
Shanghai. Ich merke, dass<br />
ein großer Hype entsteht. Ein<br />
Starfotograf aus New York,<br />
Udo Spreitzenbarth, hat gerade<br />
die Tyra Banks-Kampagne<br />
gemacht und sie als Ikone fotografiert<br />
hat. Er wird Harald<br />
Glööckler als Ikone fotografieren,<br />
ein Buch davon rausbringen<br />
und im nächsten Jahr<br />
ist eine Ausstellung in New<br />
York und dann Berlin geplant.<br />
Persönlichkeiten sind gefragt,<br />
eigentlich geht es jetzt erst los<br />
bei mir.<br />
Ihr Motto ist ja, „denken Sie groß, klein<br />
wird es von alleine“. Wie groß denkt<br />
denn ein Harald Glööckler, der eigentlich<br />
schon fast alles erreicht hat? Nicht im materiellen<br />
Sinn, eher als Unternehmertyp.<br />
Sie haben ja noch 50 Jahre vor sich.<br />
Ja, ich denke schon sehr groß, aber nicht<br />
in dem Sinne, ob ich jetzt eine Yacht<br />
habe, sondern es geht mir hauptsächlich<br />
um meine eigene, menschliche und<br />
seelische Entwicklung. Meine Wahrsagerin<br />
und auch mein Palmblatt haben<br />
mir mitgeteilt, dass ich mein Karma in<br />
diesem Leben schon erledigt habe. Ich<br />
habe eigentlich gar nichts mehr zu tun.<br />
Die Pflicht ist rum, jetzt kommt die Kür.<br />
Das ist schon mal schön, wenn ich nicht<br />
neues schlechtes Karma auflade.<br />
Je älter man wird, desto mehr wird man<br />
respektiert. Desto exzentrischer wird<br />
man, also ich mit Sicherheit. Und das<br />
lässt man sich bezahlen. Anstatt zu Hause<br />
zu sitzen, geht abends irgendwo hin,<br />
erzählt ein paar nette Sachen - wenn man<br />
mal 90 ist, braucht man gar nicht mehr viel<br />
reden, da reicht es ja, wenn man kommt<br />
und winkt. Man macht ein bisschen Geld<br />
und geht wieder nach Hause und hatte einen<br />
netten Abend. Das fasziniert mich sehr<br />
und eigentlich geht es bei mir jetzt erst los.<br />
Es ist nicht so, dass ich sagen würde, jetzt<br />
in der immer alles billiger und noch billiger<br />
wird, habe ich sehr früh erkannt, dass<br />
das nicht mehr geht. Ich habe den Luxus<br />
für den kleinen Preis damals ja eigentlich<br />
ins Leben gerufen. Was es jetzt gibt,<br />
ist aber kein Luxus für den kleinen Preis<br />
mehr, sondern einfach nur billig. Ich habe<br />
Der <strong>Erfolg</strong> geht<br />
immer zu Lasten<br />
des Glücks, weil<br />
das Private und<br />
Seelische leidet.<br />
auch mit Möbeln begonnen. Es kommt<br />
jetzt die zweite, sehr exklusive Möbellinie<br />
auf den Markt, dazu Tapeten, mit denen<br />
ich in über 80 Ländern bin. Es wird<br />
hochwertige Herrenmode geben, Leder<br />
und viele schicke Sachen im hochpreisigen<br />
Bereich, weil es einen großen Markt gibt.<br />
Immer mehr Menschen suchen etwas Besonderes,<br />
etwas, das sich nicht jeder leisten<br />
kann. Aber auch das ist ja immer gleich<br />
Würden Sie sagen, erfolgreiche<br />
Menschen, so wie Sie,<br />
sind zwar extrem glücklich,<br />
aber eigentlich stets unzufrieden<br />
mit dem, was ist?<br />
Ich weiß nicht, ob sie glücklicher sind als<br />
andere Menschen. Denn Glück und <strong>Erfolg</strong><br />
haben nichts miteinander zu tun. Sie<br />
müssen da an zwei Baustellen arbeiten.<br />
Das eine ist der <strong>Erfolg</strong>, der geht immer zu<br />
Lasten des Glücks, weil das Private und das<br />
Seelische leidet.<br />
Das ist ein großes Thema in meinem<br />
Buch, Dankbarkeit. Wenn Sie jeden<br />
Tag dankbar sind, werden Sie irgendwann<br />
schon reich. Wenn Sie, anstatt<br />
zu jammern, „warum bin ich so<br />
arm“, sagen, „danke, dass ich ein Bett<br />
habe und ein Dach über dem Kopf “,<br />
kommen Sie ja schon in eine andere<br />
Schwingung, raus aus der Opferrolle.<br />
Aber das wollen viele auch wieder<br />
nicht. Dann sollte man sich darüber<br />
klarwerden und sagen, “ich will sie<br />
haben“, dann ist es ja auch gut. Ich<br />
akzeptiere nur nicht diese Aussagen,<br />
„ich habe halt nicht die Möglichkeiten“.<br />
Wir haben alle die Möglichkeiten, jeden<br />
Tag. Also es kann wirklich jeder schaffen<br />
und da gibt es ganz viele Beispiele aus der<br />
ganzen Geschichte von Menschen, die<br />
dann irgendwann das Ruder rumgerissen<br />
haben und ihr Leben in die Hand genommen<br />
haben.<br />
Vielen Dank, Herr Glööckler.<br />
46 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
T. Harv Eker<br />
ist ein kanadischer<br />
Unternehmer und<br />
Motivationstrainer<br />
und Autor von "So<br />
denken Millionäre"<br />
So denken<br />
Millionäre<br />
48 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Geldmangel ist lediglich<br />
ein Symptom der Vorgänge<br />
unter der Oberfläche.<br />
Auszug aus "So denken Millionäre"<br />
Bild: T. Harv Eker Pressebild<br />
Eine der wichtigsten Einsichten,<br />
die Sie jemals haben können,<br />
ist, dass wir nicht nur auf einer<br />
Ebene des Seins leben. Unser<br />
Leben erstreckt sich über<br />
mindestens vier unterschiedliche Bereiche<br />
gleichzeitig. Diese vier Quadranten sind<br />
die physische Welt (P), die mentale Welt<br />
(M), die emotionale Welt (E) und die geistige<br />
(spirituelle) Welt (S). Die meisten<br />
Menschen erkennen nicht, dass die physische<br />
Welt nur ein „Ausdruck“ der anderen<br />
drei Welten ist.<br />
Nehmen wir zum Beispiel an, Sie haben<br />
gerade einen Brief auf Ihrem Computer<br />
geschrieben. Sie drücken die Taste „Drucken“<br />
und der Brief kommt aus Ihrem<br />
Drucker. Sie schauen sich Ihren Ausdruck<br />
an und finden einen Tippfehler.<br />
Also holen Sie Ihren bewährten Radiergummi<br />
heraus und radieren den Tippfehler<br />
weg. Dann drücken Sie nochmal die<br />
Taste „Drucken“ und was passiert? Der<br />
gleiche Tippfehler erscheint noch einmal.<br />
Wie konnte das passieren? Sie haben den<br />
Fehler doch gerade wegradiert! Dieses<br />
Mal holen Sie einen noch größeren Radiergummi<br />
und radieren noch stärker<br />
und länger. Sie lesen sogar ein 300 Seiten<br />
starkes Handbuch mit dem Titel „Effektives<br />
Radieren“. Nun haben Sie alle Mittel<br />
und alles Wissen, das Sie brauchen.<br />
Sie sind bereit. Sie drücken nochmal die<br />
Taste „Drucken“ und – da ist der Fehler<br />
schon wieder! „Unmöglich!“, rufen Sie<br />
fassungslos. „Wie konnte das passieren?<br />
Was ist hier los? Bin ich in der ‚Twilight<br />
Zone‘?“ Was hier passiert, ist Folgendes:<br />
Das Problem kann nicht im „Ausdruck“,<br />
in der physischen Welt, behoben werden,<br />
sondern nur im „Programm“, den mentalen,<br />
emotionalen und geistigen Welten.<br />
Geld, Reichtum, Gesundheit, Krankheit,<br />
Ihr Gewicht: Das sind alles Ergebnisse.<br />
Wir leben in einer Welt von Ursache und<br />
Wirkung. Haben Sie schon mal jemanden<br />
sagen hören, dass Geldmangel ein Problem<br />
ist? Nun hören Sie mal gut zu: Geldmangel<br />
ist niemals und unter keinen Umständen<br />
ein Problem. Geldmangel ist lediglich ein<br />
Symptom der Vorgänge unter der Oberfläche.<br />
Der einzige Weg zu einer<br />
dauerhaften Veränderung<br />
der Raumtemperatur besteht<br />
in einer Neueinstellung des<br />
Thermostats.<br />
Entsprechend gilt, dass der<br />
einzige Weg zur dauerhaften<br />
Veränderung des Niveaus<br />
Ihres finanziellen <strong>Erfolg</strong>es<br />
in der Neueinstellung Ihres<br />
finanziellen Thermostats<br />
besteht.<br />
Geld, Reichtum, Gesundheit, Krankheit,<br />
Ihr Gewicht: Das sind alles Ergebnisse.<br />
Wir leben in einer Welt von Ursache und<br />
Wirkung. Geldmangel ist die Wirkung,<br />
doch was ist die Ursache? Es läuft darauf<br />
hinaus: Der einzige Weg, die „äußere“<br />
Welt zu verändern, besteht darin, zuerst<br />
Ihre „innere“ Welt zu ändern. Wie auch<br />
immer Ihre Resultate aussehen mögen,<br />
seien sie beachtlich oder ärmlich, gut oder<br />
schlecht, positiv oder negativ, denken Sie<br />
stets daran, dass Ihre äußere Welt lediglich<br />
Ihre innere Welt widerspiegelt. Wenn die<br />
Dinge in Ihrem äußeren Leben nicht gut<br />
laufen, dann liegt das daran, dass die Dinge<br />
in Ihrem inneren Leben nicht gut laufen.<br />
So einfach ist das!<br />
Wie sieht Ihr finanzielles Verhaltensmuster<br />
aus und wie entsteht es?<br />
Bei meinen Auftritten im Radio und im<br />
Fernsehen bin ich bekannt dafür, immer<br />
die folgende Aussage zu machen: „Geben<br />
Sie mir fünf Minuten und ich sage Ihnen<br />
Ihre finanzielle Zukunft für den Rest Ihres<br />
Lebens voraus!“ Wie? Mir genügt eine<br />
kurze Unterhaltung, um festzustellen, wie<br />
Ihr Verhaltensmuster in Bezug auf Geld<br />
und <strong>Erfolg</strong> aussieht. Jeder von uns hat ein<br />
persönliches Verhaltensmuster bezüglich<br />
Geld und <strong>Erfolg</strong>, das tief in unser Unterbewusstsein<br />
eingebettet ist. Dieses Verhaltensmuster<br />
bestimmt mehr als alles andere<br />
unser finanzielles Schicksal.<br />
Was ist ein finanzielles Verhaltensmuster?<br />
Betrachten wir als Analogie einmal den<br />
Bauplan eines Hauses, bei dem es sich um<br />
einen festgelegten Plan oder eine festgelegte<br />
Konstruktion für das jeweilige Haus<br />
handelt. Ebenso entspricht Ihr finanzielles<br />
Verhaltensmuster Ihrem festgelegten Programm<br />
oder Ihrer Art der Beziehung zu<br />
Geld. Ich möchte Ihnen eine äußerst wichtige<br />
Formel vorstellen. Sie bestimmt, wie<br />
Sie Ihre Wirklichkeit und Ihren Wohlstand<br />
schaffen. Viele der angesehensten Lehrer<br />
im Bereich des menschlichen Potenzials<br />
haben diese Formel als Grundlage für ihren<br />
Unterricht benutzt. Die Formel wird<br />
„Prozess der Manifestation“ genannt und<br />
lautet wie folgt: T -> F -> A = R<br />
Ihr finanzielles Verhaltensmuster besteht<br />
aus einer Kombination Ihrer Gedanken,<br />
Gefühle und Handlungen im Bereich des<br />
Geldes. Wie entsteht nun Ihr finanzielles<br />
Verhaltensmuster? Die Antwort ist einfach.<br />
Ihr finanzielles Verhaltensmuster<br />
besteht primär aus den Informationen beziehungsweise<br />
der „Programmierung“, die<br />
Sie in der Vergangenheit und insbesondere<br />
als kleines Kind erfahren haben.<br />
Von wem ging diese Programmierung<br />
oder Konditionierung aus? Bei den meisten<br />
Menschen umfasst die Liste Eltern,<br />
Geschwister, Freunde, Autoritätspersonen,<br />
Lehrer, religiöse Führer, die Medien und<br />
Ihre Kultur, um nur einige zu nennen.<br />
Nehmen wir einmal die Kultur. Ist es nicht<br />
wahr, dass bestimmte Kulturen einen bestimmten<br />
Umgang mit Geld pflegen, während<br />
der Ansatz in anderen Kulturen wiederum<br />
ganz anders aussieht? Glauben Sie,<br />
ein Kind krabbelt mit seiner Einstellung<br />
zum Geld fix und fertig aus dem Mutterleib,<br />
oder glauben Sie, dem Kind wird beigebracht,<br />
wie man mit Geld umgeht? Ganz<br />
recht. Jedem Kind wird beigebracht, wie es<br />
über Geld denken und diesbezüglich handeln<br />
soll. Das Gleiche gilt auch für Sie, für<br />
mich, für jeden. Ihnen wurde beigebracht,<br />
wie Sie zu denken und zu handeln haben,<br />
wenn es um Geld geht. Dieses erlernte Verhalten<br />
wird zu Ihrer Konditionierung, die<br />
zu automatischen Reaktionen führt, denen<br />
Sie für den Rest Ihres Lebens unterliegen.<br />
Natürlich nur, wenn Sie nicht eingreifen<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
49
Einstellung<br />
und die Gelddateien in Ihrem Denken<br />
berarbeiten. Das ist genau das, was wir in<br />
diesem Buch tun werden und was wir jedes<br />
Jahr für Tausende Menschen auf einer<br />
noch tieferen und beständigeren Ebene<br />
im „Millionaire Mind Intensive“-Seminar<br />
tun.<br />
Wir haben bereits festgestellt, dass Gedanken<br />
zu Gefühlen, Gefühle zu Handlungen<br />
und Handlungen zu Ergebnissen führen.<br />
Hier habe ich nun eine interessante Frage<br />
für Sie: Wo kommen unsere Gedanken<br />
her? Warum denken wir anders als die<br />
Person neben uns?<br />
Ihre Gedanken entspringen den „Informationsdateien“,<br />
die Sie in den Aktenschränken<br />
Ihres Denkens abgelegt haben. Wo<br />
kommen diese Informationen also her?<br />
Sie entstammen früheren Programmierungen.<br />
Ganz recht, ihre ehedem stattgefundene<br />
Konditionierung bestimmt jeden<br />
Gedanken, der in Ihnen aufkommt.<br />
Darum spricht man häufig vom konditionierten<br />
Denken.<br />
Um diese Einsicht wiederzugeben, können<br />
wir unseren Prozess der Manifestation wie<br />
folgt korrigieren: P -> T -> F -> A = R<br />
Ihre Programmierung (P) führt zu Ihren<br />
Gedanken (T); Ihre Gedanken führen zu<br />
Ihren Gefühlen (F); Ihre Gefühle bringen<br />
Ihre Handlungen (A) hervor und Ihre<br />
Handlungen führen zu Ihren Ergebnissen<br />
(R).<br />
Genauso wie man es bei einem PC macht,<br />
ist daher der erste wichtige Schritt zur Veränderung<br />
der Ergebnisse die Änderung<br />
der Programmierung.<br />
Wie sind wir also konditioniert? Wir sind<br />
primär auf drei verschiedene Arten und<br />
Weisen in jedem Bereich des Lebens konditioniert,<br />
auch im Bereich des Geldes:<br />
Verbale Programmierung: Was haben Sie<br />
gehört, als Sie klein waren?<br />
Vorbilder: Was haben Sie gesehen, als Sie<br />
klein waren?<br />
Einzelne Vorfälle: Was haben Sie erfahren,<br />
als Sie klein waren?<br />
Gedanken (Thoughts) führen zu Gefühlen (Feelings).<br />
Gefühle führen zu Handlungen (Actions).<br />
Handlungen führen zu Ergebnissen (Results).<br />
Auf was ist Ihr finanzielles Verhaltensmuster<br />
ausgerichtet?<br />
Jetzt ist es Zeit für die Antwort auf die<br />
„Millionenfrage“. Wie sieht Ihr aktuelles<br />
Verhaltensmuster bezüglich Geld und <strong>Erfolg</strong><br />
aus und welche<br />
Ergebnisse bringen<br />
Sie unterbewusst gesteuert<br />
hervor? Sind<br />
Sie auf <strong>Erfolg</strong>, Mittelmaß<br />
oder eine finanzielle<br />
Katastrophe<br />
geeicht? Sind Sie in<br />
Geldfragen auf ständigen Kampf oder auf<br />
finanzielle Entspannung programmiert?<br />
Sind Sie darauf eingestellt, für Ihr Geld<br />
immer hart arbeiten zu müssen, oder sind<br />
Sie auf ein Arbeiten im Gleichgewicht ausgerichtet?<br />
Sind Sie auf einen beständigen oder unbeständigen<br />
Einkommensfluss konditioniert?<br />
Sie kennen doch den Spruch: „Erst<br />
ist es da, dann wieder nicht, dann wieder<br />
doch und schließlich doch wieder nicht.“<br />
Es erscheint uns immer so, als ob diese<br />
drastischen Schwankungen „von der Welt<br />
da draußen“ kommen. Zum Beispiel: „Ich<br />
hatte einen hoch bezahlten Job, doch dann<br />
ging die Firma pleite. Dann machte ich<br />
mich selbstständig und das Geschäft lief<br />
fantastisch, doch der Markt verschlechterte<br />
sich zunehmend. Mein nächstes Geschäft<br />
lief auch äußerst gut, doch dann<br />
wurde ich von meinem Partner verlassen<br />
usw.“ Machen Sie sich nichts vor: Hier ist<br />
ganz eindeutig Ihr finanzielles Verhaltensmuster<br />
am Werk.<br />
Sind Sie auf ein hohes Einkommen, ein<br />
mittleres Einkommen oder ein niedriges<br />
Einkommen programmiert? Wussten Sie,<br />
dass es echte Dollarbeträge gibt, auf die<br />
viele von uns programmiert sind? Sind Sie<br />
darauf eingestellt, 20.000 bis 30.000 Dollar<br />
im Jahr zu verdienen? 40.000 bis 60.000<br />
Dollar? 75.000 bis 100.000 Dollar? 150.000<br />
bis 200.000 Dollar? 250.000 Dollar pro<br />
Jahr oder noch mehr?<br />
50 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Bilder:Deopsitphotos/Simplephoto/Lightsource<br />
„Meine innere Welt erschafft<br />
meine äußere Welt. Ich denke<br />
wie ein Millionär.“<br />
Vor einigen Jahren hatte ich bei einem<br />
meiner zweistündigen Abendseminare einen<br />
ungewöhnlich gut gekleideten Herrn<br />
im Publikum. Als das Seminar vorbei<br />
war, kam er zu mir und fragte, ob ich der<br />
Meinung sei, der dreitägige „Millionaire<br />
Mind“-Kurs bringe ihm etwas, insbesondere<br />
in Anbetracht der Tatsache, dass er<br />
bereits 500.000 Dollar im Jahr verdiene.<br />
Ich fragte ihn, wie lange er schon Geld in<br />
dieser Größenordnung einnehme. Er antwortete:<br />
„Ganz regelmäßig seit nunmehr<br />
etwa sieben Jahren.“<br />
Das war alles, was ich hören musste. Ich<br />
fragte ihn, warum er denn nicht zwei<br />
Millionen Dollar pro Jahr verdiene. Ich<br />
erklärte ihm, dass das Programm für Menschen<br />
bestimmt ist, die ihr volles finanzielles<br />
Potenzial ausschöpfen möchten, und<br />
ich forderte ihn auf zu überlegen, warum<br />
er offensichtlich bei der Marke von einer<br />
halben Million stecken geblieben sei. Er<br />
beschloss, am Kurs teilzunehmen. Ein Jahr<br />
später bekam ich eine E-Mail von ihm, in<br />
der er mir schrieb: „Das Programm war<br />
unglaublich, aber ich habe einen Fehler<br />
gemacht. Ich habe mein finanzielles Verhaltensmuster<br />
nur so neu eingestellt, dass<br />
ich jetzt zwei Millionen Dollar verdiene,<br />
so wie wir es besprochen hatten. Das habe<br />
ich ja jetzt bereits erreicht. Also werde ich<br />
noch einmal zu Ihrem Kurs kommen, um<br />
mein finanzielles Verhaltensmuster auf einen<br />
Verdienst von zehn Millionen Dollar<br />
pro Jahr neu einzustellen.“ Was ich Ihnen<br />
hierdurch klar machen möchte, ist, dass<br />
die eigentlichen Beträge nicht so wichtig<br />
sind. Wirklich wichtig ist, ob Sie Ihr volles<br />
finanzielles Potenzial erreichen. Ich weiß,<br />
dass viele von Ihnen fragen könnten, warum<br />
jemand überhaupt so viel Geld verdienen<br />
sollte? Nun, zunächst ist schon<br />
diese Frage Ihrem Wohlstand nicht gerade<br />
hilfreich und sie ist ein ganz sicherer<br />
Hinweis darauf, dass Sie Ihr finanzielles<br />
Verhaltensmuster überarbeiten müssen.<br />
Zweitens wollte dieser Herr hauptsächlich<br />
deswegen so viel Geld verdienen, da er<br />
Hauptgeldgeber einer Wohlfahrtsorganisation<br />
war, die Aidsopfern in Afrika hilft.<br />
So viel zur Annahme, reiche Menschen<br />
seien gierig!<br />
Machen wir weiter. Sind Sie darauf programmiert,<br />
Geld zu sparen oder Geld auszugeben?<br />
Sind Sie darauf programmiert,<br />
gut mit Ihrem Geld umzugehen, oder gehen<br />
Sie eher schlecht mit Ihren Finanzen<br />
um? Sind Sie darauf eingestellt, gewinnbringende<br />
Investitionen zu erkennen, oder<br />
suchen Sie sich immer die Verlierer aus?<br />
Sie könnten sich fragen: „Warum sollte<br />
die Tatsache, ob ich im Aktienmarkt oder<br />
im Immobilienmarkt Geld verdiene, Teil<br />
meines finanziellen Verhaltensmusters<br />
sein?“ Ganz einfach. Wer sucht denn die<br />
Aktien oder die Immobilien aus? Sie. Wer<br />
entscheidet, wann Sie die Aktien oder die<br />
Immobilien kaufen? Sie. Wer entscheidet,<br />
wann Sie verkaufen? Sie. Ich denke, Sie haben<br />
etwas mit dieser ganzen Gleichung zu<br />
tun.<br />
„Ihr Einkommen kann nur in dem Maße<br />
wachsen, wie Sie selbst wachsen.“ Zum<br />
Glück – oder zu Ihrem Unglück – wird Ihr<br />
persönliches Verhaltensmuster bezüglich<br />
Geld und <strong>Erfolg</strong> für den Rest Ihres Lebens<br />
so bleiben, wie es jetzt ist, wenn Sie es<br />
nicht identifizieren und aktiv verändern.<br />
So denken Millionäre: Die Beziehung zwischen<br />
Ihrem Kopf und Ihrem Kontostand<br />
Autor: Harv T. Eker<br />
Verlag: books4success, 2011<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
51
Einstellung<br />
Die Krise ist<br />
deine Chance<br />
7 Schritte zur Bewältigung<br />
auch schwerer Lebenskrisen<br />
Jeder Mensch erlebt in seinem Leben<br />
Höhen und Tiefen und steht<br />
manchmal an einem Punkt, an<br />
dem er verzweifeln möchte. Doch<br />
Aufgeben sollte niemals eine<br />
Option darstellen! Jeder Misserfolg<br />
zieht seine Lehre nach sich, und jeder<br />
Umbruch verspricht auch eine Chance<br />
für einen neuen Lebensweg. Jedem steht<br />
schwere Krisen überwindest und gestärkt<br />
aus ihnen hervorgehen kannst.<br />
1. Schritt: Bewusst annehmen, akzeptieren!<br />
Es nützt nichts, in einer Krise „gegen“ etwas<br />
anzukämpfen. Es nützt nichts, in einer<br />
Krise das Unglück nicht wahrhaben zu<br />
wollen. Akzeptiere es, nehme es an! Erst<br />
Aufgeben ist keine Option.<br />
es hierbei frei, sich für eine Kehrtwende<br />
zum Positiven zu entscheiden. Kaum jemand<br />
kann sich in eine solche Situation<br />
wohl besser hineinversetzen als ich selbst,<br />
als ich, auf dem Zenit meiner Karriere angekommen,<br />
mich plötzlich mit der größten<br />
Krise meines Lebens konfrontiert sah.<br />
Einst wurde ich von der Bildzeitung als<br />
„Motivationspapst“ bezeichnet, geriet jedoch<br />
2001 nach dem Börsengang meines<br />
Unternehmens in den weltweiten Crash,<br />
machte verhängnisvolle Fehler – und<br />
schlitterte in eine langanhaltende, tiefe Lebenskrise,<br />
bei der ich (fast) alles verlor, was<br />
ein Mensch verlieren kann: meine Firmen,<br />
mein Vermögen, meine Freunde, meinen<br />
guten Ruf, meine Gesundheit, sogar meine<br />
Freiheit! Doch auf dem Tiefpunkt angelangt,<br />
entwickelte ich meine ganz eigene<br />
Methode für Umbruch und Neubeginn<br />
und startete 2004 mein Comeback. Ich<br />
verrate Dir, wie Du mit 7 Schritten sogar<br />
mit der Akzeptanz bist Du in der Lage,<br />
Dich an die Lösung Deines Problems, an<br />
die Lösung der Ursache zu machen.<br />
2. Schritt: Loslassen!<br />
Eine Krise hat meistens damit zu tun, dass<br />
Jürgen Höller ist der bekannteste<br />
deutsche <strong>Erfolg</strong>strainer. Er ist Bestsellerautor<br />
und füllt bei seinen Seminaren<br />
Hallen mit bis zu 10.000 Menschen.<br />
wir eine Ent-Scheidung zu treffen haben<br />
(oder diese Ent-Scheidung bereits für uns<br />
getroffen wurde). Und diese Entscheidung<br />
hat in der Regel etwas damit zu tun, dass<br />
wir etwas loslassen müssen: einen geliebten<br />
Menschen, unsere Arbeit, unsere Firma,<br />
unser Geld, unsere Gesundheit etc.<br />
Und manchmal sind für diese Krise auch<br />
andere Menschen zumindest mitverantwortlich.<br />
Lasse Sie los!<br />
Vergebe, verzeihe, vergesse<br />
Sie! Vergebe anderen<br />
– und vergebe vor<br />
allem auch Dir selbst!<br />
Du kannst nichts verändern<br />
an der Vergangenheit<br />
– aber Du kannst alles verändern für<br />
Deine Zukunft, wenn Du die Vergangenheit<br />
loslässt!<br />
3. Schritt: Sinn der Krise herausfinden<br />
In jeder Krise liegt eine höhere Bedeutung,<br />
ein tieferer Sinn: Was könnte Dir die Krise<br />
sagen? Was gilt es zu verändern, was gilt<br />
es zu entscheiden? Wo hast Du Dich verrannt?<br />
Später, wenn Du die Krise gelöst<br />
hast, wirst Du entdecken, dass Du auch in<br />
der allergrößten Krise, dann, wenn Du am<br />
Tiefpunkt angelangt bist, daraus etwas lernen<br />
sollst!<br />
4. Schritt: Hauptprobleme definieren<br />
In einer Krise geht es meist um ein Hauptproblem.<br />
Dieses Hauptproblem wirft jedoch<br />
oft zahlreiche Nebenprobleme auf.<br />
Irgendwann drehen sich unsere Gedanken<br />
dann im Kreis, und wir sind nicht mehr in<br />
der Lage, auch nur einen klaren Gedanken<br />
52 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
zu fassen. Wir springen von einem Problem<br />
zum anderen, ohne eines konkret anzupacken<br />
und zu lösen. Deshalb definiere Hautproblem(e),<br />
und mache Dich erst einmal an<br />
die Lösung dieser Hauptursache – und Du<br />
wirst feststellen, dass sich zahlreiche kleinere<br />
Probleme automatisch mitlösen.<br />
5. Schritt: Neue Ziele setzen<br />
Wenn Du Deine Krise akzeptiert und die<br />
Vergangenheit losgelassen hast, ist<br />
es an der Zeit, wieder aufzustehen.<br />
Und der beste Weg dazu ist, sich<br />
wieder neue Ziele zu setzen.<br />
6. Schritt: Strategie erstellen!<br />
Höre auf, Dein Gehirn zu zermartern<br />
mit „Warum ist das und das<br />
passiert?“. Die Warum-Frage führt<br />
immer in die Vergangenheit, führt immer<br />
zu Vorwürfen, immer zu negativer Energie.<br />
Die Zauberfrage lautet: Welche Möglichkeiten<br />
gibt es, wie kann ich vorgehen,<br />
was kann ich tun, um mein neues Ziel zu<br />
erreichen?<br />
Die Wörter „was“, „wie“ und „welche“ sind<br />
zukunfts- und lösungsorientierte Fragewörter.<br />
Und die Fragen, die Du Dir stellst,<br />
entscheiden über die Qualität des Lebens,<br />
das Du schließlich führst.<br />
7. Schritt: Niemals aufgeben!<br />
Auch wenn es noch so schwierig erscheinen<br />
mag – Du wirst es schaffen! Auch<br />
wenn Du noch so verzweifelt bist – es<br />
werden wieder glückliche Tage für Dich<br />
kommen! Aber das geschieht nur, wenn<br />
Du nicht aufgibst, wenn Du Deine<br />
Hoffnung, Deinen Glauben bewahrst!<br />
Erinnere Dich an Dein bisheriges<br />
Leben: Gab es nicht auch den einen<br />
oder anderen Tiefschlag, die<br />
eine oder andere Krise, bei der Du<br />
fast verzweifelt wärst? Und hast Du<br />
diese Tiefschläge nicht auch weggesteckt<br />
und gemeistert? Bist Du vielleicht<br />
sogar gestärkt aus so mancher Krise hervorgegangen,<br />
oder hast Du eine Menge<br />
dadurch gelernt?<br />
Also: Warum sollte es diesmal anders sein?<br />
Vertraue einfach dem Leben, Dir selbst<br />
und, wenn Du gläubig bist, Deinem Gott –<br />
und stehe wieder auf. Denn verloren hast<br />
Du nicht, weil Du am Boden liegst – verloren<br />
hast Du dann, wenn Du liegenbleibst!<br />
TOP-TIPP:<br />
Meinen Bestseller „Sprenge Deine Grenzen“<br />
habe ich aktuell ganz neu überarbeitet<br />
und mich dazu entschlossen die erste<br />
Auflage dieser neuen Überarbeitung zu<br />
verschenken. In dem Buch erkläre ich Dir:<br />
• Die eine Sache, die Du absolut vermeiden<br />
musst, wenn Du Deine Ziele erreichen<br />
willst!<br />
• Drei Wege wie Du sofort Dein Selbstbewusstsein<br />
steigerst ohne als Idiot dazustehen!<br />
• Wie Du meine 13 Schritte für maximalen<br />
<strong>Erfolg</strong> ganz genau in Deinem Leben<br />
anwendest!<br />
• Wie Glaubenssätze wirken, was sie in<br />
Wirklichkeit sind und wie Du sie in Sekundenschnelle<br />
sogar ändern kannst!<br />
• Das einzigartige GAD-System für maximalen<br />
<strong>Erfolg</strong> in kürzester Zeit!<br />
• Wie Du mit der Macht der Motivation<br />
Deine Ergebnisse maximieren kannst!<br />
Sichere Dir jetzt eines der noch verfügbaren<br />
Exemplare unter:<br />
www.sprengedeinegrenzen.com<br />
Bilder: Höller, Depositphotos/vverve, Cover: Jürgen Höller Academy<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
53
Bilder: Depositphotos_sketchyT, Nussbaum<br />
Leben<br />
Jahreswechsel – Zeit der guten<br />
Vorsätze und großartigen Pläne.<br />
Doch was wir uns da so motiviert<br />
vornehmen, löst sich oft<br />
schneller in Wohlgefallen auf,<br />
als der Silvester-Champagner verperlt.<br />
Das muss nicht sein! Was möchten<br />
Sie in <strong>2018</strong> anders machen? Was wollen<br />
Sie beginnen? Was beenden? Welche<br />
Veränderung wünschen Sie sich? Und<br />
wie sehr glauben Sie, werden Sie am Ball<br />
bleiben? Oder spüren Sie schon jetzt leise<br />
Zweifel, dass Sie „es“ doch eh nicht schaffen<br />
werden? Häufig trauen wir uns nicht,<br />
Veränderungen mutig anzupacken. Weil<br />
wir einen großen „Geht-doch-nicht“-<br />
Teufel auf der Schulter sitzen haben. Der<br />
da brüllt: „Endlich den Traumjob anfangen?<br />
Das geht doch nicht! Heutzutage<br />
muss man doch froh sein, überhaupt<br />
eine (sichere) Stelle zu haben!“ „Mal eine<br />
Auszeit nehmen? Das geht doch nicht!<br />
Da ruinierst Du Dir doch sämtliche Aufstiegschancen!“<br />
Starten Sie Ihr persönliches<br />
Geht-ja-doch-Projekt. Mit diesen<br />
5 Tipps schaffen Sie es garantiert.<br />
1. Fragen Sie sich: Warum nicht?<br />
Was spricht gegen Ihre neuen (beruflichen)<br />
Wünsche? Welche Hindernisse<br />
schießen Ihnen durch den Kopf? Welche<br />
Probleme könnten auftauchen, wenn Sie<br />
das tun würden, was Sie gerne tun wollen?<br />
Welche möglichen Reaktionen in Ihrem<br />
Umfeld bremsen Sie bereits aus, bevor Sie<br />
überhaupt losgelegt haben? Schreiben Sie<br />
auf, welche Gedanken Sie gerade haben,<br />
warum Sie Ihr Traum-Projekt nicht wagen.<br />
Welche Ängste halten Sie zurück? Nehmen<br />
Sie Ihren „Gegenwind“ wahr – denn somit<br />
Cordula Nussbaum<br />
ist Rednerin und Expertin für kreatives<br />
Zeitmanagement. Sie ist die Autorin des<br />
Bestsellers "Geht ja doch!"<br />
können Sie ihn abstellen, oder sogar in<br />
Rückenwind drehen. Sind es die zahlreihen<br />
(finanziellen) Verpflichtungen, die<br />
Ihr Vorhaben bremsen? Weil Sie zu sehr<br />
im Gesellschaftsspiel „Dinge kaufen, die<br />
ich gar nicht brauche“ hängen? Ist es der<br />
Angst vor Jobverlust? Die Angst, Freunde<br />
und Kollegen zurück zu lassen? Sobald wir<br />
unseren Gegenwind kennen, können wir<br />
damit arbeiten. Zum Beispiel auch, weil<br />
wir uns fragen können: was könnte ich<br />
tun, um zumindest ein Stück weit in die<br />
gewünschte Richtung zu gehen?<br />
Viele Experten propagieren, Du müsstest<br />
Dir nur gut genug wünschen, was<br />
Du willst, dann klappt es schon. Aber das<br />
stimmt nicht. Denn wir wohnen nicht in<br />
einer Wunschwelt, sondern in der Realität.<br />
Und da hat jeder von uns Gegenwinde,<br />
die uns vom gewünschten Kurs wegblasen.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht<br />
uns den möglichen <strong>Erfolg</strong> immer nur<br />
positiv schön denken, sondern uns auch<br />
den Misserfolg vor Augen halten und uns<br />
fragen: warum tue ich nicht das, was ich<br />
eigentlich tun will. Was sabotiert meinen<br />
<strong>Erfolg</strong>? Wer immer nur mantra-artig vor<br />
sich hinsagt: „ich bin schlank, ich bin<br />
schlank“ dem wird das Unterbewusstsein<br />
ein Schnippchen schlagen. Weil es denkt<br />
„ach ich bin ja schlank, da kann ich ja in<br />
Ruhe weiterfuttern“.<br />
2. Fragen Sie sich: Warum?<br />
Was steht genau hinter Ihren Wünschen?<br />
Was ist die grundsätzliche Motivation<br />
5<br />
FRAGEN<br />
Ihres Tuns? Was treibt Sie wirklich an?<br />
Kreative Chaoten sind beispielsweise voll<br />
motiviert, wenn sie viel Freiheit haben,<br />
oder viel Abwechslung leben können. Für<br />
andere Menschen ist es eher die Sicherheit<br />
oder die Macht, die ihnen tiefe innere Zufriedenheit<br />
schenkt. Aus welchem Grund<br />
möchten Sie die Beförderung? Mehr Gehalt?<br />
Oder die Auszeit? Wollen Sie das<br />
wirklich? Oder steckt vielleicht etwas anderes<br />
dahinter? Manchmal wollen wir etwas,<br />
strampeln uns dafür ab – und erreichen<br />
es nicht. In vielen Fällen, weil unsere<br />
Wünsche nur vordergründig sind, und wir<br />
im tiefsten Inneren etwas ganz anderes<br />
wollen. Sie wollen die Beförderung, damit<br />
Ihr Vater Ihnen endlich, endlich mal sagt,<br />
dass er stolz auf Sie ist? Dann ist Ihr tiefer<br />
Antrieb die Anerkennung. Sie wollen die<br />
Auszeit, weil Sie Ihren Drang nach Freiheit<br />
ausleben wollen? Machen Sie sich die echten<br />
Beweggründe klar. Entdecken Sie Ihr<br />
Warum mit der Frage nach Ihren Motiven,<br />
Ihren Werten und Ihren kreativ-chaotischen<br />
oder systematischen Talenten – und<br />
packen Sie dann diese Wünsche an. Das<br />
wird Sie langfristig glücklicher machen.<br />
3. Fragen Sie sich: Was?<br />
Stellen Sie sich Ihr Leben wie eine Paddeltour<br />
im Meer der Möglichkeiten vor.<br />
Kennen Sie Ihr „Warum?“ dann werden<br />
Sie schon mal im für Sie richtigen Gewässer<br />
unterwegs sein und die richtigen<br />
Leitsterne werden Ihnen einen attraktiven<br />
Korridor auf die Wasseroberfläche zau-<br />
54 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
IHR LEBEN<br />
BETREFFEND<br />
Wie Sie <strong>2018</strong><br />
Ihr Leben in den<br />
Griff kriegen<br />
bern. Schauen Sie jetzt, welche „Inseln“<br />
in diesem Wasser-Korridor liegen, die Sie<br />
attraktiv finden. Machen Sie sich klar, dass<br />
Ihre Inseln keine Endstation sind, sondern<br />
Etappen auf Ihrer Paddeltour durchs<br />
Leben. Gerade für kreative Chaoten, die<br />
keine „Ziele“ definieren wollen, ist das besonders<br />
wichtig. Begreifen Sie ein Leben<br />
nicht als Bauplan, das wir planen können,<br />
sondern als Spazierfahrt durch die Möglichkeiten.<br />
Und dabei laufen Sie eben die<br />
Inseln an, die Sie attraktiv finden.<br />
4. Fragen Sie sich: Wie<br />
Wie kommen Sie dahin, wo Sie hinwollen?<br />
Was brauchen Sie an Wissen, Fähigkeiten,<br />
Kontakten etc. um Ihre Trauminseln zu<br />
erobern, und den Auf- oder Umstieg zu<br />
schaffen. Viele Karrieren stocken, weil die<br />
Berufstätigen entweder die für die neue<br />
Position nötigen Skills nicht haben (und<br />
sie auch nicht lernen wollen). Viel häufiger<br />
aber haben sie diese Skills – aber denken<br />
immer noch, sie seien nicht gut genug.<br />
Dann machen sie eine Fortbildung nach<br />
der anderen, und warten und warten –<br />
und sehen zu, wie die Kollegen an Ihnen<br />
vorbei ziehen. Schreiben Sie auf, was Sie<br />
für den Schritt zum Um- oder Aufstieg<br />
(oder für das Sabbatical) wirklich brauchen.<br />
Fragen Sie andere Menschen, die<br />
diesen Schritt bereits gegangen sind. Und<br />
dann gleichen Sie ab: was davon kann ich<br />
schon? Was brauche ich noch?<br />
5. Fragen Sie sich: Wann<br />
Wann ist der beste Zeitpunkt, um den<br />
Schritt zu wagen – und zu schaffen? Beachten<br />
Sie bei dieser Frage auch<br />
die Umstände z.B. in Ihrer<br />
Familie. Meine Familie und<br />
ich haben eine viermonatige<br />
Auszeit auf Hawaii auf den<br />
Zeitpunkt gelegt, als unser<br />
Jüngster in der 4. Klasse den<br />
Übertritt auf die weiterführende<br />
Schule in der Tasche<br />
hatte – das war der für uns<br />
perfekte Zeitpunkt. Dort<br />
gingen die Kinder in die Schule<br />
und wir lebten einen ganz normalen Familien-Alltag<br />
– aber eben auf der anderen<br />
Seite des Globus. Gehen Sie heute bereits<br />
in kleinen Schritten los, um für den großen<br />
Schritt den Weg zu ebnen. Was können<br />
Sie heute bereits tun, damit Sie morgen das<br />
tun können, was Sie wirklich wollen? Tun<br />
Sie es! Viel Spaß und <strong>Erfolg</strong>!<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
55
Leben<br />
Christian Wulff<br />
»Wir müssen kulturelle Vielfalt<br />
als <strong>Erfolg</strong>smodell vorleben!«<br />
Christian Wulff hat in seiner Zeit als Bundespräsident und auch zuvor in<br />
den sieben Jahren als Ministerpräsident des Landes Niedersachsen viel<br />
erlebt. Im Gespräch mit Andreas Buhr berichtet der wieder als Anwalt<br />
tätige Jurist darüber, was ihm heute wichtig ist.<br />
Herr Wulff, Sie engagieren<br />
sich wieder als Anwalt<br />
und als Vortragsredner,<br />
sind heute Präsident des<br />
Euro-Mediterran-Arabischen<br />
Ländervereins (EMA). Was ist<br />
da Ihr Ziel?<br />
Mir ist wichtig, die Kontakte in den<br />
arabischen Raum zu pflegen. Dort<br />
muss es eine bessere Zukunftsperspektive<br />
für die Menschen geben,<br />
um Flüchtlingsströme zu reduzieren.<br />
Deutschland muss seine neuen Aufgaben<br />
in der Weltinnenpolitik erkennen,<br />
und mir macht es Spaß, für Deutschland<br />
als Investitionsstandort zu werben. Und<br />
die Arbeit an der Entwicklung einer funktionierenden<br />
Integration – vor allem auch<br />
mit Jugendlichen – ist mir wichtig und<br />
macht viel Freude.<br />
Sie haben stets Wert auf einen sachorientierten<br />
Politikstil gelegt; ein Stil, der Vielen<br />
vielleicht etwas zu kühl erschien. Im<br />
Gegensatz dazu dann die „Telefonaffäre<br />
Bild-Zeitung“: temperamentvoll und<br />
spontan? Ist sie gerade deswegen nicht<br />
»Wir müssen die transatlantischen<br />
Beziehungen wieder<br />
viel intensiver pflegen.«<br />
nur medial, sondern auch in weiten Teilen<br />
der Bevölkerung so emotional diskutiert<br />
worden?<br />
Selbst meine Mailboxnachricht war sachlich<br />
und ruhig gesprochen. Die Hintergründe<br />
der Aktivitäten gegen mich sind kompliziert.<br />
Ich habe ein umfassendes Buch,<br />
„Ganz oben ganz unten“, geschrieben, um<br />
den Dingen auf den Grund zu gehen. Nun<br />
kann sich jede und jeder ein eigenes Urteil<br />
bilden unter Einbeziehung der Schilderungen<br />
aus meiner ganz persönlichen Sicht,<br />
als Betroffener und als Akteur.<br />
„Ganz oben ganz unten“ ist nach dem<br />
ersten aufgeregten Interesse schon in<br />
den hinteren Leserrängen gelandet. Sie<br />
haben darin sehr unaufgeregt Ihre Sicht<br />
der Dinge geschildert – und doch hat<br />
man Ihnen weitenteils Larmoyanz und<br />
„Unbelehrbarkeit“ vorgeworfen. Retrospektiv:<br />
Wie würden Sie heute mit<br />
der ganzen Situation, dem Prozess<br />
umgehen?<br />
Ich würde es immer wieder genau so<br />
machen. Das Buch ist bis heute eines<br />
der erfolgreichsten Sachbücher. Mir<br />
ging es darum, allen Aspekten mit Distanz<br />
und Sachlichkeit auf den Grund zu<br />
gehen. Ich bin froh, den Prozess durchgestanden<br />
zu haben und mich nicht auf eine<br />
Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen<br />
eingelassen zu haben. Es ist wichtig für unsere<br />
Gesellschaft, dass sich der Betroffene<br />
genauso an der Debatte beteiligt, wie all<br />
56 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
diejenigen, die sich an der Sache abgearbeitet<br />
und in Szene gesetzt haben.<br />
Es gibt inzwischen eine durchaus selbstkritische<br />
Debatte in den Medien, es gibt<br />
Ermittlungen in der Justiz, und es gibt<br />
durchaus manchen in der Politik, der<br />
langsam auch das damalige Schweigen<br />
der Politik als große Schwäche und Versäumnis<br />
erkennt. Für mich war das Buch<br />
liebe leserinnen und leser,<br />
die Gefahr, dass die Europäer selber zum<br />
editorial<br />
Objekt der Globalisierung werden und<br />
andere über uns und unsere Interessen<br />
einfach hinweg gehen“. Wie kann sich die<br />
europäische Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft<br />
(besser) behaupten?<br />
Quantitativ wird die Bedeutung Europas<br />
abnehmen. Wir hatten einmal 20 Prozent<br />
der Weltbevölkerung. Dieser<br />
»Das friedliche und freundschaftliche<br />
Miteinander ist zu einer<br />
Abschluss, für manche ist es Auftakt tieferen<br />
Anteil wird auf etwa sechs<br />
Nachdenkens über den Umgang in Prozent zurückfallen.<br />
unserem Land.<br />
Qualitativ können wir an<br />
das Jahr ist schon fast Bedeutung halb vorbei gewinnen, – und so wenn ist es Zeit, eine Zwischenbilanz 2015 zu ziehen. Sie machen das<br />
Als Vortragsredner ist<br />
sicher<br />
eines Ihrer<br />
auch –<br />
Themen<br />
„Deutschlands mögliche Aufgaben und andere an unseren Er-<br />
und ich<br />
wir<br />
freue<br />
vorbildhaft<br />
mich für Sie,<br />
handeln Überlebensfrage geworden.«<br />
wenn Ihre Bilanz gut ist! Oder vielleicht sollte ich sagen: glücklich.<br />
in der Weltinnenpolitik Denn im 21. zu Jahrhundert“.<br />
allem Planen fahrungen und Schaffen, stärker zu teilhaben aller Strategie lassen. und Auf allem Attentaten Engagement stehen muss Christen, auch immer Muslime, das Ju-<br />
letzte<br />
Wie sehen diese Aufgaben Quentchen aus? Glück kommen. unserem Kontinent hat es blutigste Ausden,<br />
Atheisten und Humanisten enger<br />
Unsere Überzeugung von Bei uns Sparsamkeit und bei mir ist einandersetzungen es so. Die Buhr & gegeben. Team-Akademie Mit der Aufklärung,<br />
der Reformation, der Trennung Freiheit und des friedlichen Zusammenle-<br />
wächst, denn die je Train-the-Trainer-Ausbildungen zusammen gegen die Feinde der sind<br />
und Stabilität ist nicht populär, muss aber<br />
in jeder Staffel ausgebucht, ich habe drei neue Bücher und E-Books geschrieben und in meiner Eigenschaft<br />
wirksam vertreten werden. Wir müssen von Kirche und Staat, den bürgerlichen bens. Auch immer mehr Moscheegemeinden<br />
paar grenzen zusätzliche sich deutlicher Meilen gesammelt gegen dieje-<br />
;) und<br />
kulturelle Vielfalt als <strong>Erfolg</strong>smodell als Präsident vorleben,<br />
der GSA Revolutionen German Speakers und dem Association Zusammenleben habe ich ein<br />
die transatlantischen auch Beziehungen Besonderes erleben. von 28 So Nationen stecken in wir der – neuen Convention-Chair Eigenstaat-<br />
Dr. nigen Stephan ab, die Frädrich, ihre Religion die GSA-Geschäftsstelle<br />
missbrauchen,<br />
verbessern, sowie im europäischen<br />
und ich – gerade<br />
Verbund<br />
klare Haltungen gegenüber Afrika, einem gemeinsamen Markt hat die Euro-<br />
die hiervon ausgehen, sind tatsächlich<br />
mitten<br />
lichkeit<br />
in den<br />
der EU<br />
Vorbereitungen<br />
mit offenen Grenzen<br />
für die nächste<br />
und<br />
GSA-Convention,<br />
um Gewalt zu rechtfertigen.<br />
die<br />
Die Gefahren,<br />
Russland und China an vom den Tag 10. legen bis zum so-13wie päische September Union 2015 inzwischen München aber stattfinden enorme wird. groß. Und die Ängste davor müssen ernst<br />
aktivere Beiträge für Auch, Nachhaltigkeit weil die GSA dieses wertvolle Jahr und wieder positive den Deutschen Erfahrungen Rednerpreis an-<br />
genommen verleihen wird. werden. Und<br />
leisten. Gefahren drohen diesen von vielen wird – Seiten,<br />
die Herausforderungen sind aber zu zu leben überzeugt nach außen tragen und Wir leben in einer medial vermittelten<br />
nach Roman zubieten. Herzog Wichtig in 2015 ist, dass – diesmal wir unsere eine Art, weltweit tätige, starke Frau<br />
erhalten: Dr. Auma Obama.<br />
bestehen.<br />
beispielsweise gegenüber Russland, China<br />
oder Afrika dass häufiger wir im mit vorigen einer Jahr Stimme hier im kommt <strong>Magazin</strong> den für Medien Busi-<br />
dabei zu? Man-<br />
Demokratie: welche Verantwortung<br />
Ich freue mich außerordentlich,<br />
Nicht wenige Menschen ness beschleicht & Bildung genau<br />
dieses Gefühl in den<br />
ein Interview sprechen mit und Frau glaubwürdig Dr. Obama und führen berechenbar<br />
konnten che – lesen fordern, Sie es, auch falls schlimmste ISIS-Gewaltexzesse<br />
zu zeigen, damit sich der<br />
Sie es<br />
Diskussionen<br />
verpasst haben, hier<br />
bleiben.<br />
nach magazin.buhr-team.com<br />
um TTIP: das einer Gefahr für Nachhaltigkeit<br />
und rechtliche Mitwirkung. Und wenn SIE Wie als Unternehmer, Sie sprechen gerade Geschäftsführerin das gesellschaftliche oder Speaking-Interessierte den könne – manche (als fordern, dass dann<br />
mündige Bürger sein eigenes Urteil bil-<br />
stehen Sie dazu, was ist GSA-Mitglied Ihre persönliche, sowieso) Zusammenleben die Convention an erleben – und wollen, haben dann 2010 haben auch Sie Folterungen jetzt noch die der westlichen Bündnisse<br />
Zum gezeigt ersten werden Mal müssen.<br />
fachliche Meinung? Gelegenheit: www.germanspeakers.org/convention-anmeldung.html in einer Grundsatzrede den vielzitierten<br />
Wir müssen die transatlantischen Beziehungen<br />
wieder viel intensiver pflegen und schen auch zu Deutschland“. Viele Menschehen<br />
ist, angemessen berichtet werden.<br />
Satz geprägt „Der Islam gehört inzwi-<br />
Grundsätzlich sollte über alles, was ge-<br />
gibt es auch eine Youth Convention unter dem Titel: „Generation Y meets German<br />
jetzt schnell zu einem einheitlichen Speakers“. Alle Binnenmarkt<br />
zwischen schen 21 mit und und 29 Jahren ohne sind Migrationshinter-<br />
eingeladen unter Die www.geny-convention.org<br />
Bürgerinnen und Bürger müssen in<br />
kommen, sonst kommen uns grund waren Ihnen dankbar für dieses ihrer Medienkompetenz gestärkt werden,<br />
andere, beispielsweise<br />
Bekenntnis,<br />
Stolz bin ich<br />
doch<br />
am Ende<br />
all<br />
noch<br />
diese<br />
auf<br />
Berichte<br />
zwei<br />
im<br />
Dinge.<br />
Alltag<br />
Erstens:<br />
angemessen<br />
auf unser<br />
zwischen Ozeanien<br />
hat sich die öffentliche<br />
Titel-Interview Meinung mit Die Ex-Bundespräsident Würde von Opfern ist Dr. unbedingt Christian zu Wulff.<br />
zu hinterfragen und einordnen zu können.<br />
und Asien, kurzfristig<br />
zuvor. Dann werden<br />
zwischenzeitlich<br />
Ihn habe ich als ernsthaften, wahren. reflektierten Auch das, was und manchem zugänglichen heilig ist, Menschen<br />
erkennbaren kennen und jedes sollte Mal respektiert noch mehr werden. schätzen gelernt – und<br />
die Standards weltweit<br />
in<br />
von China bestimmt<br />
Teilen massiv geändert.<br />
Wie emp-<br />
Wie können denn Politik und Medien<br />
Viele, darunter höchstrangige Politiker und Unternehmer, sagen<br />
und nicht mehr von<br />
europäischen Vorstellungen.<br />
finden das genau Sie so. das Christian angemessen Wulff ist mit als Anwalt den Sorgen und zunehmend der Men-<br />
als<br />
Ich bin<br />
heute? Vortragsredner tätig – schen und umgehen? ER hat wirklich was zu sagen!<br />
also für ein Freihandelsabkommen<br />
und Andreas Buhr (links) und Christian Wulff bewusst ein Zei-<br />
Synode vor zerstörerischem Gutmen-<br />
Damals<br />
Zweitens:<br />
wollte<br />
auf<br />
ich<br />
die vielen<br />
Papst<br />
Kongresse,<br />
Franziskus hat<br />
Fachmessen<br />
am Ende der<br />
und<br />
letzten<br />
Firmenevents,<br />
unterhielten zu denen sich SIE über mich die als neuen Experten poli-für Führung im Vertrieb, als Vortragsredner und Keynoter einladen.<br />
dafür, dass Europa<br />
sich weitreichend mit Denn tischen SIE und sind gesellschaftlichen es, für die da Aufgaben bin!<br />
seinen Vorstellungen unserer Zeit.<br />
durchsetzt. Zur Wahrheit<br />
gehört allerdings auch, dass man am<br />
Ende Kompromisse schließen muss, und<br />
da kann sich schließlich nie eine Seite vollständig<br />
durchsetzen. Ihr Andreas Buhr, CSP und aus meiner Sicht eher destruktive<br />
hören; ich wollte die damalige emotionale<br />
Vorstand Buhr & Team Debatte Akademie um das für Buch Führung von Sarrazin und Vertrieb in eine AG<br />
Historiker kommen, sicher Amtierender nicht unberechtigt,<br />
zum Schluss, dass das „europäzeugender<br />
wir das gute Miteinander von<br />
Präsident konstruktive GSA 2013-2015 Richtung leiten. Je über-<br />
National President German Speakers Association<br />
ische Zeitalter“ zu Ende geht. Sie schreiben<br />
in Ihrem Buch: „Jetzt besteht erstmals<br />
chen setzen, dass<br />
die vier Millionen<br />
Muslime in unserem<br />
Land mit<br />
ihrem Glauben und ihrer Religion tatsächlich<br />
zu unserem deutschen „wir“ dazuge-<br />
Kirchen, Synagogen und Moscheen vorleben,<br />
so überzeugter können wir dies von<br />
anderen einfordern. Heute bin ich positiv<br />
beeindruckt: Immer mehr Bürgerinnen<br />
und Bürger erkennen, dass sich jeder mit<br />
seinen Möglichkeiten für ein gutes Miteinander<br />
einbringen kann und muss. Das<br />
friedliche und freundschaftliche Miteinander<br />
ist zu einer Überlebensfrage geworden.<br />
Spätestens nach den schrecklichen Pariser<br />
schentum gewarnt, das Wunden einfach<br />
nur verbinde, ohne sie vorher zu behandeln;<br />
andererseits aber auch vor Erstarrung<br />
und Ausgrenzungen. Genau das<br />
scheint mir die Aufgabe zu sein: den Weg<br />
dazwischen mutig nach vorne zu gehen,<br />
weder zu erstarren und sich abzuschotten,<br />
noch Probleme schön zu reden.<br />
Nichts ist besser, als auf Grundlage unserer<br />
Verfassung und der hier geltenden Gesetze,<br />
die alle akzeptieren müssen, ein friedliches<br />
Zusammenleben aktiv zu gestalten und es<br />
als Bereicherung zu erfahren.<br />
Bild: © Laurence Chaperon, Buhr<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
<strong>Magazin</strong> für Business und Bildung<br />
57<br />
3
Leben<br />
DIE MACHT DER<br />
ANGST<br />
„<br />
Wenn ich ganz ehrlich<br />
bin, habe ich mächtig<br />
Respekt vor der<br />
neuen Position.“ Wer<br />
das hört, weiß sofort,<br />
dass „mächtig Respekt“ in Wirklichkeit<br />
Angst ausdrückt – und dass „Wenn ich<br />
ganz ehrlich bin“ fast schon entschuldigend<br />
gemeint ist. So als sei Angst<br />
etwas, für das man sich schämen<br />
müsste.<br />
In der Tat leben wir in einer paradoxen<br />
Welt, in der Mut gehypt<br />
wird und Angst verpönt ist. Doch<br />
schon John Wayne wusste es besser:<br />
„Mut ist, wenn man Todesangst<br />
hat, aber sich trotzdem in<br />
den Sattel schwingt.“ Damit sagt<br />
er zu Recht, dass es keinen Mut geben<br />
kann, ohne vorher Angst zu überwinden.<br />
Genau betrachtet, bezieht sich Angst immer<br />
auf Dinge, die (noch) nicht da sind.<br />
Sie selbst ist real. Das, wovor man Angst<br />
hat, ist es nicht. Im Gegensatz dazu ist<br />
Furcht etwas ganz Konkretes. „Angst vor<br />
Hunden“ ist etwas anderes, als den Bullterrier<br />
zu fürchten, der zähnefletschend vor<br />
einem steht.<br />
»Mut ist, wenn man Todesangst<br />
hat, aber sich trotzdem<br />
in den Sattel schwingt.«<br />
John Wayne<br />
Das mag trivial klingen. Dennoch hilft es,<br />
sich das von Zeit zu Zeit bewusst zu machen.<br />
Vor vielem, das uns Angst einflößt,<br />
müssen wir uns nicht fürchten. Angst<br />
mahnt zur Vorsicht und vor allem zur<br />
Überlegung. Furcht schaltet Überlegung<br />
meist aus. Die Urzeit im Hirn wird aktiv<br />
und will nur noch wissen, ob wir uns totstellen,<br />
weglaufen oder angreifen sollen.<br />
Was Angst so machtvoll macht<br />
Von wenigen abgesehen, wollen Menschen<br />
im Leben erfolgreich sein. Manche<br />
wollen den Schleudersitz an der<br />
Unternehmensspitze oder mit viel Investition<br />
ein eigenes Business starten. Andere<br />
möchten in Krisengebieten Gutes<br />
tun, als Testpiloten sichere Flugzeuge er-<br />
möglichen oder im Freiklettern zur europäischen<br />
Spitzenklasse gehören. Was <strong>Erfolg</strong><br />
heißt, definiert jeder ganz persönlich.<br />
Immer aber bedeutet der Weg zu diesen<br />
Zielen das Überschreiten von etwas, das<br />
man schon kann – und trägt damit das<br />
Risiko des Scheiterns in sich.<br />
Weil Menschen nur aus Emotionen handeln<br />
und weil die Angst als solche<br />
so machtvoll ist, wird sie zu<br />
einer ambivalenten Emotion.<br />
Neid, Leidenschaft und Vertrauen<br />
sind Antreiber, Scham,<br />
Schuld und Verzweiflung sind<br />
Bremsen.<br />
Klar ist, dass Angst als extrem<br />
starke Emotion etwas sehr<br />
Machtvolles ist. Dabei geht sie<br />
weit über ihre mahnende Funktion hinaus.<br />
Denn Angst macht auch Spitzenleistung<br />
möglich, weil sie zur Spitzenanstrengung<br />
treibt. Wer partout nicht scheitern will,<br />
wird für den <strong>Erfolg</strong> alles geben und kann<br />
große Ziele erreichen.<br />
Angst als <strong>Erfolg</strong>sbooster<br />
Diesen Effekt kann man gezielt einsetzen,<br />
sowohl bei sich persönlich als auch bei<br />
58 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
Matthias Kolbusa<br />
ist Stategie- und<br />
Veränderungsexperte,<br />
Unternehmer,<br />
Referent und<br />
Bestsellerautor.<br />
2017 erschien sein<br />
Buch "Konsequenz"<br />
anderen, für die man Führungsverantwortung<br />
hat. Wer selbst einmal erlebt hat,<br />
wie sehr Deadlines oder ein konsequenter,<br />
aber fairer Chef beflügeln können, kennt<br />
diese Kraft. Weil Angst aber beides sein<br />
kann und ihre Schattenseiten hat, verhindert<br />
ein Vorurteil in vielen Köpfen, ihre<br />
Wirkung verantwortungsvoll und produktiv<br />
einzusetzen.<br />
Warum aber sich bei einer Ausarbeitung,<br />
einem komplexen Angebot<br />
oder einem Business-Konzept<br />
nicht mal aus dem Fenster<br />
lehnen und mutig mehr als sonst<br />
versprechen? Es ist verblüffend,<br />
zu welchen Höhenflügen der<br />
selbstgemachte Druck befähigen<br />
kann.<br />
Allerdings kommt es dabei immer auf<br />
die Dosis an, besonders, wenn wir Menschen<br />
führen. Übertreiben wir den Effekt,<br />
ist Lähmung die Folge, meistens<br />
in Form von Safety-first. Jeder tut nur<br />
noch, was mit hundertprozentiger Sicherheit<br />
klappt. Kein Mensch, kein Mitarbeiter,<br />
kein Team übertrifft sich mehr<br />
selbst. Und das einzige, was exzellent<br />
wird, ist der Stillstand.<br />
Neid, Leidenschaft und<br />
Vertrauen sind Antreiber,<br />
Scham, Schuld und Verzweiflung<br />
sind Bremsen.<br />
Wer Großes will, muss Großes denken –<br />
und vergessen<br />
Wer Großes erreichen will, ganz egal, ob<br />
50 Prozent mehr Umsatz oder einen Weltrekord<br />
mit dem Jumpsuit, muss sich zuerst<br />
Großes vorstellen und mental auf sich<br />
wirken lassen. Die Angst, die sich einstellt<br />
ist wichtig, um den richtigen Mix aus Vorsicht<br />
und Risiko zu finden. Wenn es aber<br />
losgeht, müssen wir die Angst vergessen,<br />
damit sie uns nicht erdrückt.<br />
Wie wichtig das persönlich und in der Führung<br />
ist, hat mir ein Training bei den Navy<br />
Seals gezeigt. Ein Team, das einen mächtigen<br />
Baumstamm fünf Kilometer den<br />
Strand entlang tragen soll, muss sich die<br />
Aufgabe erst einmal bewusstmachen, um<br />
Vorbereitungen treffen zu können. Läuft<br />
es los, muss es die Anstrengung vergessen,<br />
die vor ihm liegt. Ein starker Team-Leader<br />
arbeitet nicht mit Kilometern, sondern mit<br />
kleinen Zielen: „Jetzt bis zum Parkplatz da<br />
vorn. Danach bis zum Strandhaus dahinter!“<br />
Was Menschen verzweifeln lässt, ist<br />
nicht die Anstrengung, sondern die Angst<br />
vor ihr.<br />
Das Beste des Kriegers nutzen<br />
Wer <strong>Erfolg</strong> haben will, muss kein<br />
Krieger sein, aber das Beste des<br />
Kriegers in sich tragen. Es ist der<br />
Mut, der die Angst überwindet,<br />
während diese selbst die Tollkühnheit<br />
verhindert. Denn wer<br />
keine Angst hat, rennt jubelnd<br />
ins Verderben. Nur wer seine<br />
Angst spürt, sie annimmt, sie überwindet<br />
und sich besonnen zunutze macht, wird<br />
am Ende erfolgreich sein.<br />
Oder anders, und um es mit Eleanor<br />
Roosevelt zu sagen: „Mut ist nicht die Abwesenheit<br />
von Angst, sondern vielmehr<br />
die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger<br />
ist. Die Tapferen leben vielleicht nicht<br />
ewig, doch die Vorsichtigen leben überhaupt<br />
nicht.“<br />
Bilder: Depositphotos/ikurucan, Kolbusa Cover: Ariston<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
59
Einstellung<br />
Best of Web<br />
BEST OF WEB<br />
Rhetorik für Einsteiger<br />
Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser, wie<br />
schnell entscheiden Sie, ob ein Vortrag Ihre ungeteilte<br />
Aufmerksamkeit verdient?<br />
Von Michael Ehlers<br />
Wenn ich auf Vorträgen geladen bin, sind<br />
für mich persönlich die ersten Minuten<br />
immer die amüsantesten. Häufig kann<br />
ich mir ein Schmunzeln einfach nicht<br />
verkneifen, wenn der Redner schon nach<br />
wenigen Sekunden die ersten Zuhörer an<br />
das gute alte Smartphone verliert. Und<br />
eines ist sicher: Diese Leute wieder für<br />
sich zu gewinnen, ist, wenn überhaupt,<br />
nur den gewieftesten Rednern möglich.<br />
Deshalb sage ich meine Kunden immer<br />
wieder, wie wichtig der perfekte Einstieg<br />
ist. Er zeichnet sich durch Dynamik,<br />
Kreativität und kommunikative „Trigger<br />
nen nämlich gar nicht anders, als auf eine<br />
Frage zu antworten. Selbst wenn sich die<br />
Antwort nur in den Köpfen der Zuhörer<br />
abspielt, spielt das für Sie als Redner keine<br />
Rolle, denn die Aufmerksamkeit ist Ihnen<br />
gleichermaßen sicher.<br />
Eine andere Möglichkeit für einen interessanten<br />
Einstieg ist das Zitat, denn „der Anfang<br />
ist die Hälfte des Ganzen“, wie schon<br />
der Philosoph Aristoteles sagte! Ein Zitat<br />
bietet sich vor allem in wissenschaftlichen<br />
Kontexten oder einer feierlichen Ansprache<br />
an.<br />
The ONE Thing<br />
Die überraschend<br />
einfache Wahrheit<br />
über außergewöhnlichen<br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild: Ehlers, Staniek, Cardone, Cover: Redline<br />
Moments“ aus. Trigger Moments sind<br />
Reizmomente, und dazu da, um die volle<br />
Aufmerksamkeit des Publikums zu gewährleisten,<br />
und die ganz unterschiedlicher<br />
Natur sein können. Über die erste<br />
Variante sind Sie auch schon gestolpert.<br />
Die Einleitung des Artikels ist eine direkte<br />
Frage an Sie, die Leserschaft. Innerhalb<br />
einer Rede wäre das die Frage<br />
ans Publikum, die unweigerlich seine<br />
Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wir kön-<br />
Für Präsentationen oder Vorträge, in denen<br />
es um abstrakte bis hin zu hoch komplexen<br />
Inhalten geht, eigenen sich Videoeinstiege<br />
hervorragend. Sie lassen sich<br />
durch Visualisierung auf das Wesentliche<br />
herunterbrechen und Zusammenhänge<br />
können plakativ und damit einfacher dargestellt<br />
werden.<br />
„Der Anfang ist<br />
die Hälfte<br />
des Ganzen“<br />
Aristoteles (4 v. Chr.)<br />
Ein super Hilfsmittel für Videos ist das<br />
Geschichtenerzählen, auch „Storytelling“<br />
genannt, das Sie natürlich auch losgelöst<br />
von Videoformaten nutzen können. In<br />
den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung<br />
gewonnen, wird es mittlerweile<br />
ganz selbstverständlich für Marketingzwecke<br />
genutzt. Da Sie ihr Publikum von der<br />
ersten Sekunde an von sich überzeugen<br />
müssen, greifen Sie einfach auf eine kurze<br />
Anekdote als Hilfe zur Selbstvermarktung<br />
zurück. Diese kann je nach Kontext lustig,<br />
traurig oder auch beides sein. Was zählt<br />
ist, dass Sie Emotionen bei ihren Zuhörern<br />
wecken!. . .<br />
Weiterlesen auf www.erfolg-magazin.de<br />
Von Andreas Creutzmann<br />
Der Bestseller von Gary Keller und Jay<br />
Papasan aus den USA erschien kürzlich<br />
in deutscher Sprache. Wer berufliche<br />
und private Ziele erreichen will, findet in<br />
The ONE Thing den Weg, wie die Ziele<br />
erreicht werden können. Ausgangspunkt<br />
sind dabei die folgenden sechs Irrglauben,<br />
die beruflichen und privaten <strong>Erfolg</strong><br />
verhindern.<br />
Alles ist gleichermaßen wichtig<br />
<strong>Erfolg</strong>reiche Menschen können Wesentliches<br />
von Unwesentlichem unterscheiden.<br />
Dabei ist das Pareto-Prinzip<br />
der Ausgangspunkt zur Identifikation<br />
der EINEN Sache, die zum <strong>Erfolg</strong> führt.<br />
Keller und Papasan plädieren für ein<br />
„Extrem-Pareto-Prinzip“. Während das<br />
Pareto-Prinzip besagt, dass rund 20 %<br />
der Aktivitäten ca. 80 % der Ergebnisse<br />
liefern, stellt das „Extrem-Pareto-Prinzip“<br />
darauf ab, die EINE Sache (The ONE<br />
Thing) zu finden, die zum <strong>Erfolg</strong> führt.<br />
Demnach führt zu außergewöhnlichem<br />
<strong>Erfolg</strong>, wer aus dem ersten Schritt des Pareto-Prinzips<br />
auf die verbleibenden 20 %<br />
der Aktivitäten wieder das Pareto-Prinzip<br />
anwendet, bis er schließlich bei der<br />
EINEN Sache landet, . . .<br />
Weiterlesen auf www.erfolg-magazin.de<br />
60 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Best of Web<br />
Führung:<br />
Was wir von Wölfen<br />
lernen können<br />
Beliebte Artikel auf www.erfolg-magazin.de<br />
Von den Wölfen in der freien Wildbahn<br />
kann man wertvolles über Leadership<br />
lernen bzw. führen einem die Wölfe das<br />
was man vielleicht eh schon weiss und<br />
in der Hinterkopfablage deponiert hat,<br />
mal wieder vors Auge. Wölfe leben in<br />
hochkomplexen sozialen Strukturen und<br />
arbeiten als perfektes Team aufgrund<br />
exzellenter Kommunikation! Das ist<br />
ein wesentlicher Aspekt, den man sich<br />
von der Wolfsführung abschauen kann.<br />
Führungskräfte denken oft, dass sie exzellente<br />
Kommunikatoren sind, das ihre<br />
Aufträge und Anweisungen klar und<br />
deutlich sind bzw. verstanden wurden.<br />
Doch die Realität zeigt ein anderes Bild.<br />
Meistens sind die sozial kompetentesten<br />
Wölfe die Alphas, sprich Rudelchefs,<br />
manchmal auch die, die sich am Besten<br />
durchsetzen oder sich ihren Rang erkämpfen<br />
können. Die leistungsfähigsten<br />
Von<br />
Patricia<br />
Staniek<br />
Rudel werden meist von den sozial kompetentesten<br />
und sozial intelligentesten<br />
Wölfen geführt. Sollte uns das zu denken<br />
geben? Denn oft steht auf Visitenkarten<br />
„Manager“, „Abteilungsleiter“ und Papier<br />
ist geduldig. Denn wo Alpha draufsteht ist<br />
oft nicht Alpha drin. Die alleinige Macht<br />
der Position ist kein Garant, dass mit<br />
Kompetenz geführt wird.<br />
Alpha-Wölfin und Alphawolf führen in<br />
50:50 Kooperation ihr Rudel. Mit einem<br />
logischen Unterschied – die Alphawölfin<br />
frisst zuerst, da sie die Welpen stillen<br />
muss. Sie arbeiten in perfektem Einklang.<br />
Die Alpha-Wölfin behält das Umfeld<br />
im Auge, scannt es und der Alpha-Wolf<br />
setzt seine Handlungen zielorientiert.<br />
Definitiv ein Learning für Führungscouples.<br />
Freilebende Rudel bestehen weitgehend<br />
aus Familienmitgliedern und<br />
manchmal angenommenen Zuwachs aus<br />
anderen Rudeln. . . .<br />
Weiterlesen auf www.erfolg-magazin.de<br />
Grant Cardone und die Kunst des Überzeugens<br />
Von Mirco Wörmke<br />
Hast du dich schon einmal gefragt, warum<br />
jemand im Verkauf so unbestechlich<br />
gut und du vielleicht sogar genau das Gegenteil<br />
bist?<br />
Grant Cardone räumt mit seinem Buch<br />
,,Die Kunst des Überzeugens‘‘ auf, in<br />
dem er harte Fakten in den Vordergrund<br />
rückt, Vorgehensweisen eindrucksvoll<br />
nicht nur beschreibt, sondern auch zur<br />
Handlung zwingt und Fragen klärt wie<br />
,,was verkaufe ich eigentlich?‘‘ Cardone<br />
erläutert nämlich eindrucksvoll, dass wir<br />
es sind, die den Kunden zum „Nichtkauf<br />
“ drängen und das immer der Verkäufer<br />
schuld ist, wenn der Kunde nicht<br />
kauft. Ja, die Wahrheit ist hart, doch<br />
Grant Cardone räumt nicht nur auf, er<br />
öffnet einem auch die Augen indem er<br />
dir das Werkzeug an die Hand gibt, das<br />
du für die Umsetzung und für den Er-<br />
folg im Verkauf wirklich brauchst! Das<br />
ist der Unterschied zwischen diversen<br />
Verkaufsbüchern und diesem Sorgenbrecher.<br />
Cardone beschreibt eindrucksvoll,<br />
wie wertvoll und notwendig es ist, sich<br />
einer bestimmten Sache zu 100 Prozent<br />
hinzugeben. Mit<br />
allem, was man<br />
hat, diese eine Sache<br />
zu tun ist, was<br />
mich an diesem<br />
Buch am Meisten<br />
inspiriert hat. Du<br />
triffst eine Entscheidung,<br />
bist<br />
bereit, all das zu<br />
tun, was dieser<br />
Sache bedarf und<br />
gibst niemals wieder<br />
auf. Viele Bücher<br />
vermitteln dir ein Geheimnis oder<br />
den einen Schritt, den du benötigst, um<br />
das Optimum aus deiner Art des Verkaufens<br />
rauszuholen. . .<br />
Weiterlesen auf www.erfolg-magazin.de<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
61
Wissen<br />
Unnormal: Im Seminar<br />
bei Tobias Beck<br />
Wir haben einen Redakteur bei einem Seminar von Tobias Beck<br />
eingeschleust. „Sowas habe ich noch nicht erlebt.“<br />
Wer ein Seminar von<br />
dem neuen Stern am<br />
Rednerhimmel Tobias<br />
Beck besuchen will,<br />
ahnt schon, dass das<br />
nicht normal wird. Leute berichten von<br />
ungewöhnlichen Übungen, tränenreichen<br />
Gesichtern und Styroporwänden. Die Realität<br />
ist noch viel extremer - was in diesem<br />
Fall nichts Schlechtes ist. Viele behaupten,<br />
Sonderlich überzeugend wirkte das nicht.<br />
Aber wie sagen schon die Amerikaner:<br />
Lieber oberflächlich nett als ernsthaft<br />
unfreundlich. Die Stimmung unter den<br />
fast 800 Menschen im Saal war jedenfalls<br />
elektrisiert, was erstaunlicherweise das<br />
ganze Seminar über anhielt. Zu Beginn<br />
erzählte Beck auf der Bühne von seiner<br />
eigenen Abneigung gegenüber diesem<br />
Motivationsunsinn, den er damals bei<br />
Im Seminar kommt Beck ziemlich schnell<br />
zum Punkt: Alles, was in deinem Leben ist,<br />
ist deine Schuld. Die Entscheidungen, die<br />
du in deinem bisherigen Leben getroffen<br />
oder auch nicht getroffen hast, brachten<br />
dich dort hin, wo du heute stehst. Dass<br />
im Seminar von Anfang an die Du-Form<br />
gilt, ist überflüssig zu sagen. Schließlich<br />
sollen hier Menschenleben verändert<br />
werden. Beck macht auch kein Geheimnis<br />
daraus: „Mein Raum, meine Regeln.<br />
Wenn dir was nicht passt, geh.“ Aber sein<br />
Mein Raum, meine Regeln.<br />
Wenn's dir nicht passt, geh!<br />
Konzept ist durchdacht und funktioniert.<br />
Selbst die Schlipsträger, die anfangs noch<br />
dachten, sie würden sich vornehm zurückhalten,<br />
standen bald auf den Stühlen und<br />
hatten Tränen in den Augen - vor Freude.<br />
Denn Prozesse wie Gruppenübungen,<br />
das Durchschlagen von Styroporwänden<br />
oder im Kreis tanzen mit Luftballons sind<br />
zwar kindisch, aber verfehlen ihre Wirkung<br />
nicht. Gestandene Manager wussten<br />
nicht mehr, wie ihnen geschieht und sahen<br />
plötzlich Lösungen, wo vorher nur Probleme<br />
waren.<br />
Beck sei der deutsche Tony Robbins. Groß,<br />
charismatisch und schonungslos ehrlich.<br />
Und in der Tat sind die Programme sehr<br />
vergleichbar.<br />
Schon beim Einlass in die Seminarhalle -<br />
es war die sog. Masterclass of Personality<br />
- wurde es befremdlich: Das ganze Team<br />
von Beck hatte sich vorne aufgestellt und<br />
begrüßte jeden Teilnehmer mit einem<br />
High-Five und den Worten „Wie genial,<br />
dass du hier bist. Wow du bist klasse.“<br />
einem Seminar von Tony Robbins erlebte.<br />
„Ich setzte mich mit verschränkten Armen<br />
in die letzte Reihe und wollte von<br />
all dem nichts wissen.“ Damals war Beck<br />
Flugbegleiter. Die Passagiere der First<br />
Class erstaunten ihn allerdings schon damals<br />
mit ihrer erfolgreichen Einstellung.<br />
Irgendwann begann der junge Steward,<br />
die Weisheiten in ein kleines Notizbuch<br />
zu kritzeln, die er von Gästen wie Michael<br />
Jackson und anderen Überfliegern aufschnappte.<br />
Beck hat darauf eine einleuchtende Antwort.<br />
Alles, was uns im Leben nicht gefällt,<br />
lässt sich auf ein sabotierendes Selbstgespräch<br />
zurückführen. Die Handlungsund<br />
Denkmuster, die dadurch entstehen,<br />
beeinflussen unsere Resultate. Deswegen<br />
rief er gleich zu Anfang die Regel des Tages<br />
aus - die No Bullshit Regel. Keiner der<br />
Teilnehmer durfte sich selbst Ausreden<br />
liefern. Unser Redakteur entdeckte auch<br />
bei sich viele Glaubenssätze, die er in Frage<br />
stellen musste. „Auch wenn es für mich<br />
ein Kulturschock war, habe ich viele Techniken<br />
gelernt, die mir sofort geholfen haben.<br />
Machen sollte das jeder mal.“<br />
Bild: Tobias Dellit/Beck<br />
62 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
»Frauen sollen sich<br />
nicht so anstellen«<br />
Managerin und Unternehmerin Irina Glöckler:<br />
Ich wollte als Migrantenkind eine <strong>Erfolg</strong>sstory hinlegen<br />
Bild: Nonaphotography<br />
Ein junges Mädchen aus dem<br />
damaligen Dritte Welt-Land<br />
Kasachstan kommt in den<br />
Neunzigern mit Mutter und<br />
Schwester nach Deutschland.<br />
Die Aussichten sind düster. Sie leben in einer<br />
Sozialwohnung in Flensburg und können<br />
kein Wort Deutsch. Der Horror ging<br />
für die kleine Irina in der Schule weiter. In<br />
ihrer Heimat war sie eine gute Schülerin,<br />
war sogar Klassensprecherin - Verantwortung<br />
zu übernehmen lag ihr schon als<br />
Kind am Herzen. In Deutschland jedoch<br />
verstand sie kein Wort und stürzte in der<br />
Schule gnadenlos ab. Sie wurde zum Außenseiter.<br />
Auf Klassenfahrten konnte sie<br />
nicht mit, weil das Geld fehlte. Ihre Probleme<br />
in der Pubertät musste sie allein bewältigen<br />
- als Außenseiter hat man keine<br />
Freunde.<br />
„Heute sehe ich das alles positiv, denn es<br />
hat mich dazu gezwungen, ein Kämpfer zu<br />
werden. Ich wollte mich beweisen, ich bin<br />
ein stolzer Mensch. Ich habe mehr gelernt<br />
als andere, habe härter gearbeitet als andere.<br />
Schon als junge Frau hatte ich zwei<br />
Ziele im Leben: Ich wollte einmal eine vorbildliche<br />
Mutter sein und gleichzeitig eine<br />
erfolgreiche Unternehmerin. Ich wollte als<br />
Migrantenkind eine <strong>Erfolg</strong>sstory hinlegen“,<br />
gesteht Irina Glöckler heute.<br />
Nach der Schule begann sie eine Ausbildung<br />
bei Burger King - Hamburger braten.<br />
Trotzdem zeigte sich Glöckler von ihrer<br />
besten Seite und glaubte an ihren Traum,<br />
einmal groß rauszukommen. Sie begann,<br />
Bücher zu lesen. Sie macht <strong>Erfolg</strong>sbücher<br />
heute dafür verantwortlich, dass sie es<br />
so weit gebracht hat. „Ich habe viele Geschichten<br />
erfolgreicher Menschen gelesen,<br />
die genau wie ich große Hürden überwinden<br />
mussten. Ich habe immer gedacht<br />
‚wenn die das konnten, dann kann ich es<br />
auch‘“, sagt Glöckler.<br />
Ich habe mehr gelernt als andere,<br />
habe härter gearbeitet als andere.<br />
Mit 19 Jahren machte sie sich selbstständig<br />
- ohne wirklich zu wissen, was sie tut.<br />
Sie gründete ein kleines Transportunternehmen<br />
und besaß acht Lkws. „Es war<br />
ein spannendes Geschäft und ich kam<br />
logischerweise in Kontakt mit vielen erfolgreichen<br />
Unternehmern, die uns als<br />
Logistiker beauftragten. Aber nach einigen<br />
Jahren merkte ich, dass ich zwar Umsatz<br />
machte, aber wenig Gewinn. Das lag zum<br />
einen an der schwierigen Branche. Aber<br />
viel ausschlaggebender war, dass ich keine<br />
Ahnung von Finanzen hatte.“ Aus ihrer<br />
Unwissenheit über Finanzen entstand eine<br />
Leidenschaft. Das Thema ließ sie nicht<br />
mehr los. Auf ihrer Suche nach finanzieller<br />
Aufklärung geriet sie an ein Finanzberatungsunternehmen<br />
namens FBDD. Das sie<br />
eines Tages dort Direktorin werden sollte,<br />
konnte zu der Zeit niemand ahnen. „Ich<br />
war schon immer neugierig und wollte stets<br />
ein Vorbild für meine beiden Kinder sein.<br />
Ich konnte erkennen, dass ich im Finanzgeschäft<br />
flexibler sein würde und sogar mehr<br />
verdienen würde, als mit meiner Spedition.<br />
Darum habe ich nach einiger Zeit entschieden,<br />
eine zweite Karriere zu beginnen.“<br />
Diese Karriere<br />
hatte es in sich. In<br />
rasendem Tempo<br />
baute Glöckler<br />
ein Vertriebsteam auf und wurde zur Vertriebsdirektorin<br />
befördert. Besonders das<br />
Thema betriebliche Altersvorsorge tat es<br />
ihr an, warum sie auch zu einer der besten<br />
Beraterinnen Deutschlands wurde. Wo<br />
der Modebegriff Flexibilität für die meisten<br />
unrealistisch wirkt, ist er für Glöckler<br />
Realität geworden. „Wenn ich morgens<br />
meine Kinder für die Schule vorbereitet<br />
habe, freue ich mich danach ins Büro zu<br />
fahren. Arbeitszeiten habe ich nicht. Mein<br />
Einkommen basiert nicht nur auf meiner<br />
eigenen Leistung, sondern auch auf den Ergebnissen,<br />
die ich mit meinen Mitarbeitern<br />
erziele. Das ist vor allem in der Diskussion<br />
um Gleichberechtigung großartig. Frauen<br />
sollen sich nicht so anstellen, es gibt so viele<br />
Möglichkeiten, fair bezahlt zu werden. Ich<br />
versuche oft, Frauen für unser Team zu gewinnen,<br />
aber viele sind unsicher. Es gehört<br />
Mut dazu, Neues anzugehen. Aber man<br />
muss von alten Pfaden abweichen. Ich will<br />
weiter dafür kämpfen, Frauen auf den Karrierepfad<br />
zu führen. So kann ich vielleicht<br />
auch ein paar Fußspuren auf dieser Welt<br />
hinterlassen, worauf meine Kinder stolz<br />
sein können - und ich auch.“<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
63
Wissen<br />
Nirgends ist Zeit wertvoller<br />
als beim Boxenstop<br />
in der Formel 1. Ob<br />
das Team gut arbeitet<br />
entscheidet oft über<br />
Sieg und Niederlage.<br />
64 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Klare Ziele statt<br />
vage Vorsätze<br />
Ziel- und Zeitmanagement <strong>2018</strong><br />
Von Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />
Bilder: Depositphotos/viledevil, Seiwert<br />
Fast jeder fasst für das neue Jahr<br />
gute Vorsätze, die das Leben in<br />
<strong>2018</strong> verbessern, verschönern<br />
oder gesünder machen sollen.<br />
"Mehr Zeit mit der Familie<br />
verbringen", "Endlich Sport treiben",<br />
"Sich mehr Zeit für sich selbst nehmen",<br />
"Einen lang gehegten Traum<br />
verwirklichen" sind nur einige von<br />
vielen Gedanken, die uns in der Zeit<br />
am Jahresende umtreiben. Doch nach<br />
einigen Wochen oder sogar Tagen<br />
sind diese Vorsätze längst vergessen,<br />
der Alltag kehrt wieder ein und wir<br />
tun uns schwer, den inneren Schweinehund<br />
zu überwinden, besonders im<br />
Fitness-Studio.<br />
Gute Vorsätze für das neue Jahr sind eigentlich<br />
nichts anderes als ein Alibi. Wir<br />
beruhigen unser Gewissen und sagen uns<br />
selbst, dass im nächsten Jahr alles besser<br />
werden wird – aber wir glauben nicht<br />
wirklich an die Umsetzung. Würden wir<br />
das tun, wären diese Vorsätze uns so wichtig,<br />
dass wir daraus handfeste Ziele formulieren.<br />
Die Vorsätze, die am Jahresende<br />
verkündet werden, sind oft zu schwammig,<br />
um sie wirklich zu erreichen.<br />
Ein Beispiel für ein handfestes Ziel müsste<br />
lauten: "Ich werde bis zum 30. April <strong>2018</strong><br />
mindestens fünf Kilo abnehmen", oder<br />
"Ich werde mindestens dreimal in der Woche<br />
abends eine Stunde lang mit meinen<br />
Kindern spielen". Wenn wir unsere Ziele<br />
genau definieren und vor allem terminieren,<br />
fällt es uns leichter, uns selbst bei<br />
der Erreichung zu überprüfen. Außerdem<br />
kann man das neue Jahr unter ein besonderes<br />
Motto stellen, beispielsweise das<br />
"Jahr der Gesundheit", um seinen Zielen<br />
mehr Ausdruck zu verleihen.<br />
Eine Reise von<br />
tausend Meilen<br />
beginnt mit dem<br />
ersten Schritt.<br />
aus China<br />
Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />
ist Experte für Zeit- und Lebensmanagement.<br />
Außerordentlich bekannt wurde er<br />
durch die Reihe "Simplify your Life".<br />
<strong>2018</strong> erscheint sein neues Buch "Start<br />
Your Bullet Journal"<br />
Die alt bewährte Salami-Taktik<br />
<strong>Erfolg</strong>reiche Menschen zerlegen große<br />
Ziele in kleine Zielchen. Das ist absolut<br />
nichts Neues, sondern schon lange bewährt.<br />
Der letzte große Universalwissenschaftler<br />
René Descartes entwickelte bereits<br />
1637 ein Konzept für erfolgreiches<br />
Planen, das später als Salamitaktik bekannt<br />
wurde: Alles, was du dir vornimmst,<br />
gliederst du in mundgerechte Happen<br />
auf. Diese werden nach Bedeutung und<br />
Dringlichkeit sortiert und nacheinander<br />
abgearbeitet. Schließlich vergleichst du<br />
deine Zielvorgabe mit dem tatsächlich<br />
realisierten Ergebnis. Das funktioniert<br />
im Beruf ebenso wie im Privatleben.<br />
Eigentlich ganz einfach – oder? Belohne<br />
dich für große oder auch kleine<br />
Etappenziele. Das motiviert, bis zum<br />
Schluss dranzubleiben!<br />
Die seefahrenden Völker wissen, was<br />
klare Ziele wert sind. "Weiß man nicht,<br />
welchen Hafen man anlaufen will, ist<br />
kein Wind günstig", sagte der Römer<br />
Seneca. Vielleicht haben sie eine Vision<br />
oder das Wollen und Erreichen in den<br />
Genen... Aber egal wie, die meisten haben<br />
klein angefangen. Mit „Zielchen“. Wer<br />
merkt, dass er sich in kleinen Dingen auf<br />
sich selbst verlassen kann, wird auch größere<br />
Sachen in Angriff nehmen.<br />
Welche Projekte haben dich in deinem<br />
Leben zum <strong>Erfolg</strong> gebracht? Diplomarbeit<br />
geschrieben, Kind erzogen, einen<br />
Marathon gelaufen? Im Verein eine Jugendmannschaft<br />
aufgebaut? Eine Familie<br />
versorgt? Wir vergessen so leicht, was wir<br />
erreicht haben, wenn uns genügend Zeit<br />
gelassen wurde. Gut, wenn du dir das hin<br />
und wieder einmal in Erinnerung rufst.<br />
SMART ans Ziel<br />
Für eine klare Zieldefinition ist die bekannte<br />
SMART-Formel eine gute Hilfe:<br />
Ein Ziel muss "Spezifisch", "Messbar", "Aktionsorientiert",<br />
"Realistisch" und "Terminierbar"<br />
sein. Mit dieser Eselsbrücke kannt<br />
du die eigenen Vorsätze auf Umsetzbarkeit<br />
überprüfen und dir nur das vornehmen,<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
65
Wissen<br />
was auch wirklich erreichbar ist. Denn<br />
nur mit klaren statt vagen Zielen kann das<br />
neue Jahr wirklich besser, schöner und gesünder<br />
werden.<br />
Der erste Schritt zählt<br />
»Eine Reise von tausend Meilen beginnt<br />
mit dem ersten Schritt«, sagen die Chinesen.<br />
Wenn dir etwas zu groß erscheint,<br />
lasse dich nicht einschüchtern. Schau’ dir<br />
an, wie du das Problem in kleine<br />
Teilaufgaben zerbröseln kannst.<br />
Immer einen Schritt nach dem<br />
anderen. Das Ziel bleibt im Blick,<br />
damit du dich nicht verläufst. Aber<br />
entscheidend ist immer der nächste<br />
Schritt. Und dabei greifen immer<br />
mehr Menschen zum „Bullet<br />
Journal“.<br />
Bullet Journal – Der Mega-Trend<br />
aus den USA jetzt auch in<br />
Deutschland<br />
2013 rief Ryder Carroll eine Website ins<br />
Leben, wo er eine einfache Organisationsmethode<br />
vorstellte – das „Bullet Journaling®“.<br />
Es sollte eine neue Art von Lebensplaner<br />
sein, die dabei hilft, auf spielerische<br />
Weise die täglichen Aufgaben, Zeitplanung<br />
und Deadlines zu bewerkstelligen.<br />
Und das fand Anklang. Bullet Journal wird<br />
zum globalen Phänomen. Millionen von<br />
Weiß man nicht,<br />
welchen Hafen man<br />
anlaufen will, ist<br />
kein Wind günstig.<br />
Seneca<br />
Menschen verlieben sich auf Anhieb in<br />
das Bullet Journal. Nicht nur, dass sie mit<br />
Hilfe von Bullets (Organisationspunkten)<br />
den geschäftigen Alltag bewältigen, sondern<br />
auch und gerade weil sie dem stressigen<br />
Hamsterrad von Aufgaben entfliehen<br />
– und wieder Kontrolle über ihre Zeit<br />
gewinnen.<br />
Das Geheimnis liegt darin, dass man mit<br />
dem Bullet Journal lernt, bewusste Entscheidungen<br />
über das eigene Leben zu<br />
treffen. Man sortiert seine Aufgaben und<br />
seine Gedanken. Und zwar nicht auf dem<br />
Tablet oder in einer App, sondern mit<br />
einem Stift in der Hand auf einem Blatt<br />
Papier oder schönen Arbeitsbuch. Das<br />
bewusste Offline-Gehen ist der Schlüssel<br />
zu sich selbst. Indem wir Dinge zu Papier<br />
bringen, reflektieren wir über den Sinn der<br />
Sache. Und darum geht es.<br />
Schon fünf Minuten morgens und fünf<br />
Minuten abends reichen aus, um sich einen<br />
Plan zu machen. Wichtig dabei ist, zu<br />
unterscheiden:<br />
1. was muss ich tun,<br />
2. was sollte ich tun und<br />
3. was möchte ich tun.<br />
Das Ziel von Bullet Journaling ist es, die<br />
richtige Balance zwischen Dingen zu finden,<br />
die man für die anderen und<br />
die man für sich selbst macht.<br />
Und die wohl beste Regel: täglich<br />
füllen, klare Ziele setzen, ehrliche<br />
Wünsche formulieren und sich<br />
dabei Stück für Stück selbst kennenlernen.<br />
Natürlich soll man nach großen<br />
Zielen streben – aber in kleinen<br />
Schritten. Nimm dir also am Anfang<br />
lieber ein bisschen weniger<br />
vor. So hast du eine reelle Chance,<br />
deine Vorsätze, besser: Ziele auch in die<br />
Tat umzusetzen.<br />
Suche dir Verbündete, z.B. bei deinen<br />
sportlichen Zielen: Denn gemeinsam erreicht<br />
man Ziele leichter – ob beruflich<br />
oder privat. Und es macht auch mehr<br />
Spaß, sich für etwas zu engagieren, wenn<br />
Freunde oder die Familie mitziehen. Ich<br />
wünsche dir ein in jeder Hinsicht „erfolg–<br />
reiches“ <strong>2018</strong>!<br />
Die SMART-Formel für Zielsetzung<br />
S = Spezifisch<br />
Formulieren Sie jedes<br />
Ihrer Ziele möglichst<br />
konkret, ansonsten<br />
bleibt es nichts als ein<br />
vager Wunsch. Statt<br />
sich vorzunehmen, Karriere<br />
zu machen, sollten<br />
Sie genau aufschreiben,<br />
welche Anstrengungen<br />
und Mühen Sie<br />
dafür auf sich nehmen<br />
werden. Dadurch sind<br />
Sie von Vornherein<br />
gezwungen, sich alle<br />
notwendigen Informationen<br />
zu verschaffen,<br />
die für Ihren Karrieresprung<br />
wichtig sind.<br />
M = Messbar<br />
Achten Sie darauf, dass<br />
Ihre Ziele messbar sind.<br />
Nehmen Sie sich nicht<br />
vor, irgendetwas, irgendwann<br />
und irgendwie<br />
zu tun. Sagen Sie<br />
nicht, dass Sie mehr<br />
Zeit mit Ihrer Familie<br />
verbringen wollen. Legen<br />
Sie genau fest, wie<br />
viel Zeit Sie Ihren Lieben<br />
widmen wollen. Nur so<br />
können Sie später auch<br />
feststellen, ob Sie Ihr<br />
Ziel erreicht haben oder<br />
ob und wo Sie noch<br />
nachbessern müssen.<br />
A = Aktionsorientiert<br />
Formulieren Sie Ihre<br />
Ziele so, dass sie Sie<br />
dazu motivieren, den<br />
wohl formulierten Worten<br />
auch Taten folgen<br />
zu lassen. Und konzentrieren<br />
Sie sich nicht auf<br />
das, was Sie nicht tun<br />
wollen. Achten Sie darauf,<br />
positive Formulierungen<br />
zu verwenden.<br />
Nehmen Sie sich nicht<br />
vor, weniger zu arbeiten.<br />
Nehmen Sie sich<br />
lieber vor, sich jeden<br />
Tag eine Stunde nur für<br />
sich zu gönnen.<br />
R = Realistisch<br />
Setzen Sie sich nur realistische<br />
Ziele. Ziele,<br />
die Sie auch tatsächlich<br />
verwirklichen können.<br />
Aber ein bisschen Ehrgeiz<br />
sollte schon sein.<br />
Sonst sind Ihre Ziele keine<br />
echte Herausforderung.<br />
Ziele sollten ehrgeizig,<br />
aber machbar<br />
sein. Zugegeben, ein<br />
schmaler Grat, der mit<br />
etwas Erfahrung aber<br />
durchaus begeh- bar<br />
ist. Übrigens: Unterforderung<br />
ist mindestens<br />
ebenso demotivierend<br />
wie Überforderung.<br />
Ihre Ziele müssen realistisch<br />
sein.<br />
T = Terminiert<br />
Schieben Sie Ihre Ziele<br />
nicht auf die lange Bank.<br />
Nehmen Sie sich nicht<br />
vor, irgendwann einmal<br />
drei Kilo abzunehmen.<br />
Setzen Sie sich einen<br />
festen Termin, bis wann<br />
Sie drei Kilo leichter sind.<br />
Geben Sie Ihren Zielen<br />
einen konkreten Termin.<br />
Legen Sie fest, bis<br />
wann Sie ein Etappenziel<br />
und schließlich das Gesamtziel<br />
erreicht haben<br />
wollen. Nur so können<br />
Sie prüfen, ob Sie auch<br />
wirklich Fortschritte machen.<br />
Nichts motiviert<br />
schließlich mehr als<br />
nachweisbare <strong>Erfolg</strong>e.<br />
66 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Wenn der Starverkäufer<br />
zweimal klingelt<br />
Philipp Boros ist einer der erfolgreichsten Tür zu Tür-Verkäufer in<br />
Deutschland. Sein Beruf hat ein schlechtes Image und kommt mit viel<br />
persönlicher Ablehnung daher. Darum will er ihn revolutionieren.<br />
Bilder: Boros<br />
Der heute 30-jährige Boros<br />
wurde in der ehemaligen<br />
DDR geboren und begann<br />
im zarten Alter von 13 mit<br />
Joints zu experimentieren.<br />
Bereits ein Jahr später war er auf harten<br />
Drogen. Der schulische Absturz ließ nicht<br />
lange auf sich warten. Dabei halfen auch<br />
seine Autoritätsprobleme und die Abneigung<br />
gegen das starre Schulsystem. Die<br />
meiste Zeit schwänzte er. Das er mit Ach<br />
und Krach einen Realschulabschluss machen<br />
konnte, war mehr Glück als Absicht.<br />
Der Anstrengung seiner Mutter hatte er es<br />
zu verdanken, dass er eine Lehre in einem<br />
Autohaus machen durfte. Mehrmals stand<br />
er vor dem Rausschmiss. Mit 19 gab er die<br />
Drogen auf und bestand seine Ausbildung.<br />
Nach zwei kläglichen Versuchen im Arbeitsleben<br />
rutsche er in die Sozialhilfe.<br />
2007 Entdeckte er eine Stellenausschreibung<br />
für Ökostrom-Vertrieb. „Die Aussicht<br />
auf das selbstständige Arbeiten hat<br />
mich getrieben. Ich wollte endlich mal<br />
was erreichen und hier hat niemand<br />
nach meiner Vergangenheit gefragt. Ich<br />
hatte nichts zu verlieren. Aber wenn ich<br />
ehrlich bin, trug ich selbst damals zum<br />
schlechten Ruf des Berufsstandes bei. Wir<br />
nutzten alle Tricks, um erfolgreich an der<br />
Haustür zu verkaufen. Wir haben zwar<br />
viel Geld verdient, aber es war moralisch<br />
nicht in Ordnung“, gibt Boros heute zu.<br />
Der Tapetenwechsel kam ihm gelegen,<br />
als sich die Chance ergab, bei einem Bertelsmann-Unternehmen<br />
in den Haustürverkauf<br />
einzusteigen. Dort lernte er nach<br />
eigenen Angaben das richtige Einmaleins<br />
des Verkaufens. Mit 23 gehörte er zu den<br />
angesehenen Verkäufern und bekam das<br />
Angebot, als Geschäftsführer bei einer<br />
Strom-, Gas- und Telekommunikationsfirma<br />
einzusteigen. Nach zwei Jahren machte<br />
er einen weiteren Karriereschub und stieg<br />
in den Olymp der Top-Verkäufer auf. Sein<br />
monatliches Einkommen stieg auf über<br />
10.000 Euro. Aber der Exzess war nicht<br />
weit: Alkohol und Überheblichkeit. Für<br />
beides sollte er einen hohen Preis bezahlen.<br />
Der Führerscheinentzug und Auszug<br />
seiner Lebensgefährtin holten ihn<br />
schmerzhaft in die Realität zurück.<br />
Zu seinem Glück ließen Familie und<br />
Freunde Boros nicht fallen. Sie redeten<br />
ihm Mut zu, den nächsten Entwicklungsschritt<br />
zu machen. Er hörte, dass viele erfolgreiche<br />
Persönlichkeiten ähnliche Krisen<br />
durchlebt hatten. Er ließ sich Bücher<br />
empfehlen, die ihm bei seiner Entwicklung<br />
helfen könnten. „Ich habe nie freiwillig<br />
ein Buch gelesen. Aber mir war klar, dass<br />
es ohne nicht ging. Ich besorgte mir auf<br />
Empfehlung das Buch ‚Wie man Freunde<br />
gewinnt’ von Dale Carnegie. Dieses Buch<br />
sollte mein Leben verändern.“ Boros veränderte<br />
seinen oberflächlichen Umgang<br />
mit anderen Menschen. Während dieser<br />
Phase lernte er seine Lebensgefährtin Marie<br />
kennen. Und auch beruflich öffnete<br />
sich eine neue Welt. Plötzlich arbeitete er<br />
nicht mehr an seiner Manipulationstechnik,<br />
sondern an seinem ehrlichen Umgang<br />
mit Menschen. Er interessierte sich wirklich<br />
für ihre Belange und verschaffte ihnen<br />
echte Lösungen, statt ihnen Produkte aufs<br />
Auge zu drücken. So brauchte er im Haustürgeschäft<br />
nicht mehr dreißig Türen für<br />
ein Gespräch, sondern drei.<br />
Heute ist Boros nicht nur erfolgreicher<br />
Verkäufer an der Haustür, er bringt es auch<br />
anderen bei. Daraus ist sogar die Seminarreihe<br />
„Door2Door Mania“ entstanden.<br />
Verkäufer lernen dort, wie man sich vom<br />
„blutigen“ Wettbewerb abhebt. Mit dem<br />
Projekt „Energy Heroes“ will Boros junge<br />
Menschen für den Energievertrieb interessieren.<br />
„Es geht um das Zwischenmenschliche,<br />
nur darauf kommt es an. Man darf<br />
nicht mit einem plumpen Spruch sein<br />
Produkt anpreisen. Daran hat niemand<br />
Freude. Ich habe in den letzten zehn Jahren<br />
genau die Punkte ausgemacht, auf die<br />
es ankommt.“ Dazu sind bereits zwei Bücher<br />
von Boros erschienen: „Dein Roter<br />
Faden“ (das Buch gibt es auf philipp-boros.<br />
de kostenlos) und „D2D Pro Guide“. Im<br />
D2D-Energy Pro Online Coaching verrät<br />
er mittlerweile all seine Geheimnisse und<br />
Erkenntnisse. So macht Philipp Boros<br />
sich auf den Weg, das Haustürgeschäft in<br />
Deutschland wieder salonfähig zu machen.<br />
Ding Dong!<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
67
<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Dossier<br />
GRATIS<br />
ERFOLG MAGAZIN DOSSIER<br />
Netzwerken wie ein Profi<br />
Wie schaffe ich es, essen tielle<br />
Kontakte zu knüpfen?<br />
Mehrere Firmen erfolgreich zu betreiben<br />
ist keine abstrakte Kunst, sondern eine<br />
Frage der konkreten Systematik. Für viele<br />
Unternehmer ist das Führen eines einzigen<br />
Unternehmens bereits eine Qual,<br />
weil sie in Selbständigen-Manier<br />
agieren<br />
und sich dadurch<br />
Wachstumsgrenzen<br />
setzen. Wie also ein System installieren,<br />
das aus der Geld-gegen-Zeit-Falle, aus<br />
dem ewigen Hamsterrad befreit?<br />
Die Antworten darauf kennen die erfolgreichen<br />
Mehrfachunternehmer Michael<br />
Lamm und Daniel Krespach. Ihre L&K<br />
Unternehmensgruppe teilt sich in vier<br />
Unternehmen auf. Eines davon ist sogar<br />
Marktführer in seiner Branche und 2017<br />
Michael Lamm &<br />
Daniel Krespach<br />
als eines der 100 innovativsten Unternehmen<br />
Deutschlands ausgezeichnet worden.<br />
Der <strong>Erfolg</strong> der Fortschritt-Macher Lamm<br />
und Krespach basiert auf einem System<br />
– dem von ihnen entwickelten Unternehmer-Autopiloten<br />
–<br />
Das komplette E-Dossier finden Sie der auf alle Branchen<br />
online unter www.<strong>Erfolg</strong>-<strong>Magazin</strong>.de übertragbar ist und<br />
hohe Wirtschaftlichkeit<br />
bei gleichzeitig maximaler unternehmerischer<br />
Freiheit ermöglicht.<br />
Geschätzt für ihre Effizienz und Fähigkeiten<br />
haben die beiden Nischenhelden die L&K<br />
Unternehmerschule ins Leben gerufen, um<br />
zunächst ihr Geschäftskunden-Netzwerk<br />
beim Schritt von Selbständigen zu Unternehmern<br />
zu unterstützen. Die Chance, von<br />
<strong>Erfolg</strong>reichen zu lernen und den unterneh-<br />
Profis verkaufen heute anders<br />
Kunden wollen nicht nur Produkte,<br />
sondern auch Werte<br />
Andreas Buhr<br />
merischen Horizont<br />
zu erweitern,<br />
ergibt eine<br />
große Nachfrage:<br />
Mittlerweile<br />
betreut die Lamm & Krespach<br />
Unternehmer-Academy Firmeninhaber<br />
diverser Branchen aus dem deutschsprachigen<br />
Raum und vergibt die gefragten<br />
Plätze in der L&K Unternehmerschule<br />
nach einem Bewerbungsverfahren.<br />
Doch um als Unternehmer den Durchbruch<br />
zu schaffen, ist es nicht nur essentiell,<br />
alle Bereiche im Blick zu behalten, auf denen<br />
der <strong>Erfolg</strong> eines Unternehmens beruht<br />
und Systeme zu implementieren, durch die<br />
ein Unternehmen zum profitablen Selbstläufer<br />
wird. Entscheidend ist ...<br />
Der Vertrieb steht heute vor einem fundamentalen<br />
Umbruch. Durch den digitalen<br />
Wandel wird der Kunde vom passiven<br />
Konsumenten zum aktiven Gestalter und<br />
gut informierten Experten. Vergleichsangebote<br />
von Wettbewerbern hat er ebenso<br />
vorliegen wie Produktbewertungen aus sozialen<br />
Netzwerken. Gewünscht wird kein<br />
Angebot von der Stange mehr, sondern ein<br />
maßgeschneidertes<br />
Produkt.<br />
Der Kunde will gefragt,<br />
will gehört<br />
werden und will sich beispielsweise aktiv<br />
in die Gestaltung seines Produktwunsches<br />
einbringen. Marktgeschrei und erst recht<br />
falsche Versprechungen sind ihm zuwider.<br />
Vor allem aber möchte er selbst entscheiden,<br />
was er braucht und was er kauft oder<br />
abschließt. Oder eben auch nicht! Unternehmen,<br />
die im künftigen Wettbewerb bestehen<br />
wollen, müssen ihre Kunden deshalb<br />
zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen,<br />
mit den passenden Angebot ansprechen,<br />
ihr Interesse wecken und sie überzeugen.<br />
Der Hybrid-Vertrieb macht das<br />
Verkaufsgespräch<br />
Das komplette E-Dossier finden Sie nicht überflüssig.<br />
online unter www.<strong>Erfolg</strong>-<strong>Magazin</strong>.de An Bedeutung gewinnt<br />
dabei immer<br />
mehr die Verbindung des Internets mit der<br />
realen Welt, oder kurz: Der Hybrid-Vertrieb.<br />
Auch hierbei ist der Kunde wieder<br />
der Schrittmacher. Denn er ist sowohl offline<br />
als auch online präsent und handelt<br />
also hybrid. Er<br />
recherchiert im<br />
Netz und kauft<br />
im Laden. Oder<br />
eben umgekehrt.<br />
Oder er bleibt<br />
gleich online. Dadurch wird<br />
das persönliche Verkaufsgespräch in Zukunft<br />
gerade nicht überflüssig: ganz im<br />
Gegenteil!<br />
Der Mensch ist und bleibt gerade im digitalen<br />
Zeitalter absolut erfolgskritisch.<br />
Und der Mensch macht Geschäfte mit<br />
Menschen. Vertrieb bleibt also persönlich,<br />
bleibt menschlich und wird eher noch<br />
individueller. Allerdings: Die Hardselling-Zeiten<br />
sind vorbei, der reine Produktverkauf<br />
ist tot. Es gilt ganz klar . . .<br />
Bilder: Buhr, Lamm & Krespach<br />
68 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
Die Geheimnisse der <strong>Erfolg</strong>sunternehmer<br />
Michael Lamm und Daniel Krespach<br />
Wissen<br />
So machst auch Du Dein Unter nehmen<br />
zum profitablen Selbstläufer<br />
Michael Lamm und Daniel<br />
Krespach sind zwei junge<br />
Unternehmer, die es<br />
innerhalb von 10 Jahren<br />
geschafft haben, mehrere<br />
Unternehmen zu gründen, die inzwischen<br />
auf Autopilot laufen. Das war von Anfang<br />
an das Ziel, denn wenn vor lauter Arbeit<br />
keine Zeit mehr bleibt, um mit dem<br />
verdienten Geld die schönen Dinge des<br />
Lebens zu genießen, wozu sollte sich ein<br />
Unternehmer dann diesen Stress antun, so<br />
die Überlegung der beiden.<br />
Mehrere Firmen erfolgreich zu betreiben<br />
ist keine abstrakte Kunst, sondern eine<br />
Frage der konkreten Systematik. Gerade<br />
Inhaber von Unternehmen mit bis zu<br />
50 Mitarbeitern agieren oft in Selbständigen-Manier.<br />
"Diesen Fehler haben wir<br />
früher auch gemacht", bekennt Daniel<br />
Krespach. "Doch so schafft man es nie, aus<br />
dem Hamsterrad auszubrechen. Das haben<br />
wir erkannt und daher angefangen, Systeme<br />
zu implementieren, mit denen unsere<br />
Unternehmen zu profitablen Selbstläufern<br />
wurden", ergänzt Michael Lamm. Diese<br />
ausgefeilten Systematiken sind auf Firmen<br />
jeglicher Branchen übertragbar. Damit<br />
unterstützt die Lamm & Krespach Unternehmer-Academy<br />
inzwischen zahlreiche<br />
Unternehmer dabei, noch erfolgreicher zu<br />
werden.<br />
Ihre vielen wertvollen Tipps<br />
haben sie in ihrem ersten<br />
Buch "<strong>Erfolg</strong>reich nichts<br />
tun! Mache Dein Unternehmen<br />
zum profitablen<br />
Selbstläufer!" zusammengefasst.<br />
Es wird Anfang des<br />
Jahres <strong>2018</strong> erscheinen. Die<br />
ersten 1000 Exemplare sind<br />
kostenlos erhältlich unter<br />
http://www.lamm-krespach.de/buch/<br />
Coachings verhelfen den Kunden zum<br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Bei unseren Coachings und Seminaren<br />
merken wir, dass unsere Herangehensweise<br />
und unsere Fokussierung auf die Praxis sehr<br />
gut ankommen. Unsere Kunden wissen es<br />
zu schätzen, dass wir uns von klassischen<br />
Unternehmensberatungen abheben, indem<br />
wir nicht in theoretischen Überlegungen<br />
verharren.<br />
Das Besondere an unserer Lamm & Krespach<br />
Unternehmer- Academy ist außerdem,<br />
dass wir uns die Zeit nehmen,<br />
wirklich intensiv mit allen unseren<br />
Kunden zu arbeiten. Geschätzt für<br />
ihre Effizienz und Fähigkeiten haben<br />
die beiden Nischenhelden die<br />
L&K Unternehmer-Ausbildung ins<br />
Leben gerufen. Die Chance, von<br />
<strong>Erfolg</strong>reichen zu lernen und den<br />
unternehmerischen Horizont zu<br />
erweitern, ergibt eine große Nachfrage:<br />
Mittlerweile betreut die<br />
Lamm & Krespach Unternehmer-Academy<br />
Firmeninhaber diverser Branchen<br />
aus dem deutschsprachigen Raum und<br />
vergibt die gefragten Plätze in der L&K<br />
Unternehmer-Ausbildung nach einem<br />
Bewerbungsverfahren.<br />
Mehr zur Lamm & Krespach Unternehmer-<br />
Academy finden Sie unter<br />
www.lamm-krespach.de<br />
Michael Lamm und Daniel<br />
Krespach helfen als erfolgreiche<br />
Unternehmer<br />
mit ihrer langjährigen<br />
Erfahrung auch anderen<br />
Unternehmern dabei, noch<br />
erfolgreicher zu werden.<br />
Netzwerken, um essentielle Kontakte zu<br />
knüpfen<br />
Kein Unternehmen steht allein auf dem<br />
Markt. Gerade hier bewahrheitet sich die<br />
alte Weisheit: Vitamin B(eziehung) schadet<br />
nur dem, der es nicht hat. Doch diese<br />
Netzwerk-Beziehungen kommen nicht<br />
von allein, sie müssen aktiv geschaffen<br />
werden. Beim L&K UNTERNEHMER-<br />
TAG am Samstag, den 16. Juni <strong>2018</strong>, um<br />
19 Uhr in der Oberrheinhalle der Messe<br />
Offenburg kannst Du zahlreiche inspirierende<br />
Unternehmerpersönlichkeiten kennenlernen<br />
und mindestens 30 neue, gewinnbringende<br />
Geschäftskontakte knüpfen.<br />
www.lamm-krespach.de/leistungen/<br />
lk-unternehmertag<br />
Bilder: Lamm & Krespach<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
69
Wissen<br />
Männer<br />
verstehen<br />
Warum Frauen oft an<br />
Männern vorbeireden<br />
Kennen Sie das, liebe Frauen?<br />
Sie haben den Kollegen schon<br />
mindestens fünfmal gebeten:<br />
„Kannst du bitte deine Kaffeetasse<br />
spülen und aufräumen,<br />
statt sie dreckig im Aufenthaltsraum<br />
stehen zu lassen“, oder „Warum räumst du<br />
deine Tasse nicht auf?“und schon wieder<br />
steht das benutzte Geschirrteil, wo es nicht<br />
hingehört. Oder: Ihre Abteilung bekommt<br />
einen Auftrag, Sie machen nachweislich<br />
zwei Drittel der Arbeit, aber der Herr Kollege<br />
bekommt vom Chef das Lob für alles<br />
und das Angebot, die Karriereleiter hochzusteigen.<br />
Woher kommt das?<br />
Die Lösung ist sehr einfach: Männer kommunizieren<br />
einfach anders als Frauen. Natürlich<br />
gibt es Männer, die recht weiblich<br />
kommunizieren können,<br />
ebenso wie viele<br />
Frauen sehr männlich<br />
kommunizieren<br />
können, doch um<br />
den Punkt zu verdeutlichen,<br />
malen wir<br />
die Lager einmal etwas<br />
schwarz-weißer,<br />
als sie sind. Frauen<br />
versuchen mit ihrem<br />
Gespräch, Beziehung<br />
herzustellen und<br />
Konsens zu finden.<br />
Dabei bewegen sie<br />
sich hierarchisch auf<br />
einer Ebene. Männer<br />
hingegen versuchen,<br />
über ein Gespräch zu<br />
klären, wo sie, senkrecht<br />
gesehen, in der<br />
Hierarchie stehen,<br />
darüber hinaus diskutieren<br />
sie vor allem<br />
ziel- und lösungsorientiert. Emotionen und<br />
Bedürfnisse werden in dieser Struktur allzu<br />
oft als Schwäche interpretiert, deshalb auch<br />
ungern darüber gesprochen.<br />
Der Unterschied zwischen „Kannst du“<br />
und „Würdest du“?<br />
Wenn wie im vorigen Beispiel die Kollegin<br />
nun fragt: „Kannst du…“, versteht der<br />
Gesprächstipps für Frauen<br />
Wenn Sie etwas mit „Mann“ klären<br />
wollen, sollten Sie sich an folgende<br />
Regeln halten:<br />
• Bereiten Sie sich auf das Gespräch<br />
vor und erinnern Sie sich daran,<br />
stets strukturiert und zielorientiert<br />
zu bleiben.<br />
• Definieren Sie vor dem Gespräch ein<br />
Ziel für sich, das Sie erreichen wollen.<br />
• Ihre Bedürfnisse sind kein valides<br />
„Ziel“ für ihn.<br />
• Vermeiden Sie, sich breit über Ihre<br />
Gefühle auszulassen.<br />
• Handeln Sie klare Spielregeln aus,<br />
schreiben Sie sie auf mit einer<br />
Kopie für jeden Beteiligten.<br />
Kollege: „Bist du überhaupt fähig…“, und<br />
stellt auf stur, da er sich in seiner Position<br />
angegriffen fühlt: „Die hat mir gar nichts<br />
zu sagen!“ Formuliert besagte Dame die<br />
Frage um in ein „Würdest du bitte…“, wird<br />
diese Reaktion nicht<br />
ausgelöst, da sie eine<br />
Wahlmöglichkeit<br />
enthält. Sie kann mit<br />
Ja oder Nein beantwortet<br />
werden. Der<br />
Kaffeetassen-Benutzer<br />
kann also entscheiden,<br />
ob er der<br />
Bitte nachkommen<br />
möchte und wird das<br />
in aller Regel auch<br />
gern tun.<br />
Mit „Warum tust<br />
du...?“ nach dem Beweggrund<br />
zu fragen<br />
(auch sich selber)<br />
löst immer Widerstand<br />
aus und ist<br />
hinderlich für ein erfolgreiches<br />
Gespräch.<br />
Der Gesprächspartner<br />
wird auf die<br />
Frage „Warum…“<br />
immer mit einer Verteidigung seiner Position<br />
reagieren und nicht bereit sein, seinen<br />
Standpunkt betrachten zu wollen. Daher ist<br />
eine Frage, die mit „Aus welchem Grund…“<br />
beginnt, vorteilhafter und signalisiert dem<br />
Gesprächspartner, dass Sie nicht nur einen<br />
Vorwurf machen wollen, sondern an dem<br />
wahren Grund seines Handelns interessiert<br />
sind. Das Gespräch bleibt damit konstruktiv.<br />
Der will doch nur spielen<br />
Wenn Frauen in einem männlich strukturierten<br />
System in der Hierarchie nach<br />
oben klettern wollen, müssen sie sich auf<br />
die männliche Art zu kommunizieren einlassen.<br />
Männer sprechen oft davon, dass<br />
sie „diese Runde gewonnen haben“, wenn<br />
sie einen Auftrag vor der Konkurrenz ergattern<br />
konnten, oder „der Punkt geht an<br />
Dich“, wenn etwas zu ihren Ungunsten ausfiel.<br />
Egal, morgen gibt es ein neues Spiel.<br />
Wenn Sie als Frau ständig von männlichen<br />
Kollegen attackiert werden, sollten Sie sich<br />
also fragen, warum er das tut, ob er Sie vielleicht<br />
als Bedrohung seiner Position sieht.<br />
Als Frau gehen Sie schnell davon aus, die<br />
Angriffe seinen persönlich gemeint. Verabschieden<br />
Sie sich von diesem Gedanken!<br />
Dabei können Sie auch gleich die Annahme<br />
mit entsorgen, dass ein einzelner Gewinn<br />
schon der Sieg wäre, oder dass er Ihnen die<br />
Position schon kampflos überlassen wird,<br />
wenn er erst einsieht, dass sie die Arbeit<br />
besser machen. Sie haben nur die Wahl,<br />
sich auf dieses zermürbende Spiel einzulassen<br />
oder – wie viele Frauen es tun – es nicht<br />
mitzuspielen und zu gehen.<br />
Bianka Reichardt<br />
Systemische Familienund<br />
Traumatherapeutin,<br />
Systemische Beraterin<br />
und Autorin<br />
Bilder:Depositphotos/Zoff-photo, privat<br />
70 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2018</strong> . ERFOLG magazin
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Quelle: wirtschaft-tv.com, 10.10.2017<br />
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