unternehmen Juli 2014
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 40 | Juli 2014 | 3,00 €
4 197821 303000 4 0
Wir stellen alles
auf den Kopf
Die Studenten der Zeppelin Universität wissen, dass
sie nichts wissen und hinterfragen die Welt. Warum
das gut ist, erklärt ZU-Präsident Stephan Jansen.
Finanzierung Wie viel Fremdkapital ein Familienunternehmen verträgt SEITE 20
Personal Die kleine Chef-Schule. Auf was Vorgesetzte achten müssen SEITE 34
Umfrage Was so alles zu den perfekten Ferien gehört SEITE 47
Festnetz, Mobil, Internet, Vernetzung
und Rechenzentrum aus einer Hand.
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unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[inhalt]
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Alexander Bögelein,
Redaktionsleiter
unternehmen [!]
viele Chefs wollen vor allem eines: dass ihre
Mitarbeiter funktionieren. Einfühlsamkeit
bleibt oft auf der Strecke – mit teils fatalen
Folgen, wie unsere Geschichte „Die kleine
Chef-Schule“ (Seite 34) zeigt. Überhaupt
lautet die Frage: Was zeichnet einen guten
Manager aus? Professor Dr. Stephan Jansen,
Präsident der Zeppelin Universität in Friedrichshafen,
hat darauf im Titelinterview
(Seite 10) eine Antwort parat und erklärt,
warum es so wichtig ist, dass seine Absolventen
sich und ihr Tun hinterfragen. Das
sollten auch viele Inhaber kleiner Betriebe
machen, die im Werben um Fachkräfte und
Auszubildende schon heute leer ausgehen.
Da ist viel Kreativität gefragt (Seite 40).
Angesichts solcher Herausforderungen
brauchen Chefs Erholung. In unserer Umfrage
( Seite 47) verraten Führungskräfte, wie
ihr perfekter Sommerurlaub aussieht. Ich
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Ihr Alexander Bögelein
[verantworten]
6 Der Gipfel des Glücks: helfen können
Gutes Tun leicht gemacht – Stiftungen
[titelthema]
10 Meine Absolventen sind kleine
bomben Uni-Präsident Stephan Jansen
im Gespräch
[finanzieren]
20 Luft für den Aufstieg Fremdkapital
kann Familienunternehmen
weiterbringen
24 Wozu Technik selber kaufen?
Mehr als nur Leasing – CHG Meridian
operiert weltweit
[machen]
28 Der Zauber der geraden naht
Bei Erpo ist man gut gepolstert
39 Kunst auf Messers schneide
Kostbare Klingen aus dem Unterallgäu
42 schätze aus dem silbersee
Aluschmelzer Oetinger – leichter Stoff
aus heißen Öfen
44 Per Kopfkino ins neue bad Raumbrille
macht virtuelle Welten greifbar
[spezial]
30 Klar zum start Existenzgründung ohne
Bruchlandung
40 e in Auto für den Zimmermann
So klappt‘s mit dem Nachwuchs
[führen]
34 Die kleine Chef-schule Von gesundem
Führungsstil profitieren alle
[leben]
47 n icht ohne meine Frau Umfrage unter
Führungskräften zu ihren Urlaubsplänen
[namen & nachrichten]
4 Chancen für Mittelstand und
Handwerk
5 Königliche ehre für Uzin Utz
19 b lumenwiesen als Projekt
50 ein Tunnel namens Gerlinde
50 Impressum
20 44
34 6
30
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Chancen für Mittelstand und Handwerk
Der Präsident des Baden-Württembergischen
Industrie- und
Handelskammertags (BWIHK),
Dr. Peter Kulitz, hat im Rahmen
einer Delegationsreise mit Finanz-
und Wirtschaftsminister
Nils Schmid (SPD) die Mongolei
erkundet. Bisher sind in dem
Land, das zwischen China und
Russland liegt, erst rund 80 Südwest-Firmen
engagiert. Die Mongolei
ist 4,5-mal größer als
Deutschland, hat aber nur 3,2 Millionen
Einwohner. Das Land sitzt
auf hohen Rohstoffvorkommen,
darunter Gold, Kupfer, Kohle und
Seltene Erden. Doch die Investoren
halten sich zurzeit zurück. So
fällt das Fazit des BWIHK-Präsidenten
aus:
BWIHK-Präsident Peter Kulitz mit Kriegsveteranen vor dem Regierungsgebäude
in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Foto: Christof Sage
Wie sind die Marktchancen für
Mittelständler aus dem Südwesten
in der Mongolei?
Die Reputation baden-württembergischer
Firmen mit ihrer Spitzentechnologie
hat bei den Mongolen
einen kaum zu überbietenden
Stellenwert. Aber in
Anbetracht der geringen Bevölkerungszahl
sind volumenmäßig
die Absatzchancen limitiert. Gefragt
sind deutsche Handwerker,
die dort schnell etwas aufbauen
und guten Erfolg erzielen können.
Neben Fahrzeugen der Premiumklasse
haben Maschinen und Anlagen
aus Baden-Württemberg
dann gute Chancen, wenn modernste
Fertigungseinrichtungen
gebraucht werden. Bisher allerdings
liegt der Fokus der mongolischen
Wirtschaft auf der Gewinnung
der reichlich vorhandenen
Rohstoffe. Beratungsleistung im
Bergbau ist nachgefragt, trifft aber
nicht das vorrangige Angebot aus
unserem Bundesland.
Was könnten die größten
Hemmnisse sein?
Mangelnde Vertragstreue, problematische
Rechtsprechung, daher
keine Rechtssicherheit, und eine
weit verbreitete Korruption auch
in der Verwaltung.
Sie hatten Kontakt zu einheimischen
Jungunternehmern,
wie ist Ihr Eindruck?
Der Elan und das Engagement der
jungen Unternehmer sind enorm.
Der Drang zur Selbstständigkeit
ist hoch, Loyalität zum Arbeitgeber
scheint im Gegenzug aber
eher gering ausgeprägt zu sein. Im
Übrigen wird die Wirtschaft in
hohem Maße von Familienclans
und deren Firmengruppen beherrscht.
Die in diesen Strukturen
integrierten jungen Unternehmer
entfalten eine beachtliche Dynamik
und nutzen ihre Chancen.
Ihr Sohn war als Vertreter Ihres
Familienunternehmens Esta
mit dabei und hat an den
Deutsch-Mongolischen-Kooperationstagen
teilgenommen.
Haben sich konkrete Projekte
ergeben?
Nein, das haben wir auch bei einem
Erstbesuch nicht erwartet. Er
war im Übrigen auch als Vorstandsmitglied
der Wirtschaftsjunioren
Deutschland (WJD) dabei
und kennt aus früheren Begegnungen
bereits eine Reihe dieser
jungen Mongolen, die allesamt
Mitglieder der Junior Chamber
Mongolia (JCI) sind. Aus der
jüngsten Begegnung hat sich eine
Partnerschaftsvereinbarung der
dortigen Jungunternehmerorganisation
mit den Baden-Württembergischen
Wirtschaftsjunioren
angebahnt. [!] KAREN EMLER
„Bedenklicher Trend zur Verlagerung“
Der Kampf um Marktanteile auf
dem Pharmamarkt wird härter.
„In der Generikaindustrie ist ein
deutlicher Trend der Verlagerung
der Produktion nach Osteuropa
und Asien zu erkennen“, sagte
Teva-Deutschlandchef Markus
Leyck Dieken bei einem Besuch
von Nils Schmid, dem badenwüerttembergischen
Finanz- und
Wirtschaftsminister, in Ulm. Der
immense Preisdruck durch die
Rabattverträge der Krankenkassen
verstärke diesen Trend. Jetzt
sei jedoch ein Punkt erreicht, bei
dem sich Krankenkassen und
Arzneimittelhersteller über eine
sinnvolle Ausgestaltung verständigen
sollten. Denn Forschung
finde langfristig nur dort statt,
wo neue Techniken in der Produktion
umgesetzt werden.
Teva Deutschland (Ulm) produziert
innovative Arzneimittel,
freiverkäufliche Präparate sowie
Nachahmerprodukte. Rund 3140
Mitarbeiter verteilen sich auf die
Standorte Ulm, Blaubeuren/Weiler
und Berlin. Insgesamt beschäftigt
der israelische Teva-
Konzern 45.000 Mitarbeiter. Der
Umsatz betrug 2013 rund 20,3
Milliarden US-Dollar (14,8 Milliarden
Euro). [!]
AMB
Hermann Allgaier (rechts) und Teva-Deutschlandchef Markus Leyck Dieken
erklärten Finanzminister Schmid (Mitte) die Biotech-Produktion in Ulm.
4
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[namen & nachrichten]
Königliche Ehre für Uzin Utz
Gruppenbild mit Königin (von links): Hofdame Lieke Gaarlandt-van Voorst van Beest, Unipro-Geschäftsführer Gerben
Bouwmeester, die Kommissarin des Königs, Anke Bijleveld-Schouten, Königin Máxima, Vorstandsvorsitzender
Werner Utz, Unipro-Geschäftsführer Frank ter Beke, der Finanzchef der Uzin Utz AG, Thomas Müllerschön, sowie
der Adjutant des Königs, Luitenant Kolonel Timo Beaufort.
Der Ulmer Bodenspezialist Uzin
Utz AG geht beim Thema Nachhaltigkeit
voran. Im niederländischen
Haaksbergen feierte das
Unternehmen die Eröffnung der
„Grünsten Fabrik“ Europas. Mit
von der Partie und dazu passend
im grünen Kleid: die niederländische
Königin Máxima.
Zwei Stunden habe die Zeremonie
mit Máxima gedauert, erzählt
Werner Utz. Der Chef der börsennotierten
Uzin Utz AG hielt sich
bei dem Anlass im Hintergrund.
Denn offiziell waren die beiden
Geschäftsführer der Tochtergesellschaft
Unipro die Gastgeber.
Sie klärten mit dem Königshaus
vorab, wie der Besuch ablaufen
soll. Während in den Niederlanden
und in England alle per Du
seien, gab es im Fall von Máxima
folgende Anweisung: Sie sei mit
„Majestät“ und mit „Sie“ anzusprechen,
erzählt Utz. „Sie war
auffallend gut informiert über
das Unternehmen.“ Sie habe
auch über das Engagement der
beiden Söhne von Werner Utz im
Unternehmen Bescheid gewusst.
Julian Utz (33) ist Geschäftsführer
der Wolff GmbH & Co. KG
(Tochtergesellschaft, Entwickler
und Produzent von Maschinen
und Werkzeugen für die Bodenbelagsentfernung,
und -verlegung
mit Sitz in Vaihingen/Enz) .
Philipp Utz (33) baut als Präsident
einer US-Tochtergesellschaft
gerade in Dover (US-Bundesstaat
Delaware) die dortige
Produktion auf.
Bevor der von den beiden Geschäftsführern
eingefädelte Besuch
stattfand, wurde über dessen
Ablauf gesprochen. Alles sei
sehr locker über die Bühne gegangen,
sagt Utz, der sich über die
Außenwirkung des Besuchs
freut. „Wir sind in ganz Holland
als Unternehmen bekannt.“ In
der Fabrik werden Kunstharzbeschichtungen
und Bodenbelagsklebstoffe
hergestellt. Das Besondere
dabei: Verwaltung und
Produktion sind unter einem
Dach. Die Umweltbilanz fällt wegen
der ausgeklügelten Heizung
sehr gut aus: einer Kombination
aus Pelletheizung und Erdwärme
in Verbindung mit einer Wärmepumpe.
Sowohl der Betrieb des
Gebäudes als auch die Produktion
am Standort Haaksbergen
sind CO2-neutral. Beim Bau des
Gebäudes wurden recycelte und
wiederverwendbare Materialien
wie Beton, Bitumen , Aluminium
oder Eisen verwendet. Zudem
sorgen natürliche Materialien
wie Holz, Sedum, Moos oder Oliven
für eine gute Isolierung sowie
biologische Vielfalt. Im Zertifizierungsverfahren
erhielt das
Gebäude die Note 8,66, die Bestnote
ist 10. Die Uzin Utz AG erzielte
zuletzt mit knapp 1000
Mitarbeitern einen Umsatz von
217 Millionen Euro. [!] OS
13 neue Genossenschaften Kammer sucht Chef
Im Südwesten haben sich im ersten
Halbjahr 13 neue Genossenschaften
gegründet. Damit seien
in den vergangenen zehn Jahren
rund 250 neue Genossenschaften
entstanden, teilte der Baden-
Württembergische Genossenschaftsverband
mit. Darunter
sind unter anderem Energiegenossenschaften,
Dorfläden und
Zusammenschlüsse von Ärzten.
Die 343 landwirtschaftlichen Genossenschaften
erwirtschafteten
im Südwesten zuletzt knapp 3,7
Milliarden Euro Jahresumsatz.
Sie erzeugen unter anderem
Wein, Getreide, Obst, Gemüse
und Milch. [!]
PAU
18.000 Betriebe, mehr als 100.000
Arbeitsplätze. Die Handwerkskammer
Ulm, deren Gebiet sich
von der Ostalb bis zum Bodensee
erstreckt, braucht einen neuen
Präsidenten. Denn Anton Gindele
(65), Schreinermeister aus Horgenzell
(Kreis Ravensburg), hört
auf. Bisher gibt es offiziell keine
Bewerber für die Wahl am 30.
September. Der neue Präsident
wird aus dem Kreis von 26 Kandidaten
kommen, auf die sich die
Kreishandwerkerschaften Ulm,
Heidenheim, Ostalb, Biberach,
Ravensburg und Bodensee für die
Wahl zur Vollversammlung, verständigt
haben. [!]
AB
5
[rubrik] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Am Ziel der Klettertour, über den Wolken – das schärft den Blick fürs Wesentliche: Stefan Glowacz mit Kletterfreund Holger Heuber (stehend).
DerGipfeldesGlücks:helfenkönnen
Wer ganz oben ist, kann alle Fünfe gerade sein und es sich selber gut gehen lassen. Kann, muss aber nicht. Viel mehr
Freude spendet eine Stiftung. Und Sinn stiftet es obendrein. Wie man es richtig angeht …
Stefan Glowacz ist Extremkletterer. In
seinem aktuellen Kino-Film spielt er
einen Bergsteiger, der Expeditionen im
Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und
Guyana unternimmt. Der gebürtige Oberbayer
lebt ein Leben der Extreme. „Genau die sind
es, die das Leben prägen“, sagt der 49-jährige
Vater von drei Kindern.
Seine Leidenschaft für die Berge entstand
früh. Als er fünf war, zogen seine Eltern nach
Oberau bei Garmisch-Partenkirchen. Klettern
war für ihn stets nicht nur eine körperliche,
sondern auch eine mentale Herausforderung,
erzählt er. „Als Kind hatte ich Angst vor dem
Alleinsein. Trotzdem suchte ich schon sehr
früh die Konfrontation und bin gegen den
Strom geschwommen.“ Glowacz ist davon
überzeugt, dass jeder Mensch für sein Lebensglück
selbst verantwortlich ist. „Viele von uns
befinden sich in der komfortablen Lage, zahlreiche
Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.“
Für herzkranke Kinder gilt das nur eingeschränkt.
Deshalb unterstützt der Kletterer
als „Botschafter“ die Stiftung „KinderHerz“.
HilfreicHeSGänSeblümcHen
Auch die Ulmer Unternehmerfamilie Nething
hat Gestaltungsmöglichkeiten. 2010 riefen
Brigitte und Frieder Nething die Privatstiftung
„Gänseblümchen“ ins Leben. Vom eigenen
Glück etwas an die Gesellschaft weiterzugeben
– das trieb die Architekten an. Neben
dem Stammhaus in Ulm/Neu-Ulm hat die
Nething-Gruppe Büros in Günzburg, Stuttgart,
Leipzig und Berlin. „Nicht jedes Kind hat
das Glück, ein Bergkind zu sein. Unser Ziel ist
es daher, Kindern aus sozial schwachen Familien
mit gemeinnützigen Institutionen die
Teilhabe an Kultur und damit ein neues Leben
zu ermöglichen“, erklärt die Stiftungsvorsitzende
Petra Nething (47). Bei der Auswahl der
Kinder helfen Schulen, Sozialarbeiter und Jugendämter.
„Damals gab es keine vergleichbare
Organisation in der Region. Meine Eltern
haben die Stiftung aus dem Wissen heraus gegründet,
dass zum Umstand, in eine bestimmte
Lebenssituation hineingeboren zu werden,
wohl einfach nur Glück gehört“, erzählt die
gelernte Architektin. Fast ein Fünftel der Ulmer
Kinder wächst in schwierigen Verhältnissen
auf. Viele Eltern sind einfach nicht in der
Lage, ihre Kinder auf dem Weg ins Leben zu
fördern.
Petra Nething entwickelt 20 Projekte im Jahr,
die von anderen gemeinnützigen Organisationen
umgesetzt werden. Für die Kinder ist die
Teilnahme kostenlos, es fällt höchstens ein
geringer Eigenbetrag an. Die Stiftungsgelder
werden projektbezogen gewährt. Finanziert
wird das Ganze über Spenden und über die
6
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[verantworten]
VieleStiftungsarten
Partner auf
Augenhöhe
Kopiersysteme
» Multifunktionale Systeme
» Managed Print Services
» Dokumentenmanagement
» Analyse & Optimierung
Die Stiftung Gänseblümchen fördert kreative Angebote für benachteiligte Kinder.
DerbegriffStiftung ist per Gesetz nicht
definiert. Er ist nur ein Oberbegriff für eine
Vielfalt von Körperschaften, die im privaten,
öffentlichen und kirchlichen Recht
verankert sein können. Zu den wichtigsten
Rechtsformen gehören die rechtsfähige
Stiftung bürgerlichen Rechts, die
Stiftungs-GmbH oder die Treuhandstiftung.
Der Prototyp einer Stiftung und die
mit Abstand am häufigsten verwendete
Form ist die rechtsfähige Stiftung bürgerlichen
Rechts. Sie ist das klassische
Werk zeug zur Verwirklichung eines auf
Dauer angelegten Zwecks und untersteht
der staatlichen Stiftungsaufsicht. Zu den
gebräuchlichsten Stiftungstypen zählen
die Bürger- und Familienstiftungen sowie,
kirchliche und öffentlich-rechtliche Stiftungen.
Zu den eher speziellen Stiftungsgründungen
zählen unter anderem unternehmensverbundene
Stiftungen wie
Beteili gungs trä ger und Unternehmensträgerstiftungen,
die an einer Gesellschaft
beteiligt sind.
SC
IT-Lösungen
» IT-Infrastruktur & Sicherheit
» Medien- & Konferenztechnik
» Cloud-Dienste & Storage
» Virtualisierungskonzepte
Vermietung von Kunstgegenständen: Zugunsten
der Stiftung trennte sich das Ehepaar
Nething von rund 300 Stücken aus 40 Jahren
Sammlerleidenschaft. Etwa 60.000 Euro können
so jährlich ausgeschüttet werden. „Das
macht uns sehr froh und darüber hinaus immer
wieder bewusst, dass wir nicht allein leben
auf der Welt. Wenn jeder das beiträgt, was
ihm möglich ist, geht es allen besser.“
Das Spektrum von „Gänseblümchen“ reicht
von Musikprojekten, Sprachförderung im
Kindergarten über Maltherapie in Frauenhäusern
bis zur Hausaufgabenbetreuung oder Zuschüssen
zum Gitarren unterricht. „Bei allen
Vorhaben müssen wir sehr feinfühlig vorgehen,
schließlich sollen keine ,Armenkurse‘
angeboten werden. Kinder konkret ansprechen
und auswählen ist schwieriger, als es
den Anschein macht“, sagt Petra Nething.
Auch der Ulmer Ernst-Wilken-Stiftung geht
es darum, die nachwachsenden Generationen
im Bereich der Bildung zu unterstützen. Als
ehemaliger Softwareunternehmer fördert
Wilken in seiner gemeinnützigen Stiftung herausragende
Leistungen im Bereich der Informationstechnologie,
der Geisteswissenschaft
und der sozialen Kunst. Dazu gehören unter
anderem Stipendien und Preisgelder für Studenten
der Uni Ulm und der Hochschule Ulm
sowie gemeinsam mit der Stadt Ulm und weiteren
Unternehmen die Finanzierung der Stiftungsprofessur
der Universität zum Thema
„Nachhaltiges Wissen, nachhaltige Bildung,
nachhaltiges Wirtschaften“. Darüber hinaus
unterstützt die Stiftung den Alternativen Nobelpreis,
Kindergärten, Behinderteneinrichtungen
und Schulen. Zu sehen, wie die Einrichtungen
mit den Spenden wertvolle Arbeit
leisten können, „macht viel Freude“, sagt Wilken.
Seine Firma unterstützt die Stiftung mit einer
vertraglich fixierten jährlichen Zuwendung.
Wilken: „Eine der schwierigsten Aufgaben für
alle Stiftungen ist angesichts der anhaltenden
Tiefzinsphase derzeit, ihre Vermögen gewinnbringend
anzulegen, um ihren Auftrag erfüllen
zu können.“ Zweck und innere Organisation
einer Stiftung legt der Stifter nach seinem
Büroeinrichtungen
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7
[verantworten] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Eckpunkte für dessen weitere Entwicklung
weitgehend festlegen. „Die Gründung muss
sehr sorgfältig vorbereitet werden, denn die
einmal festgelegte Satzung kann kaum mehr
verändert werden.“, sagt die Münchner
Rechtsanwältin Katja Fleschütz. Mit staatlicher
Anerkennung durch die Stiftungsbehörde
erlangt die Stiftung den Status einer juristischen
Person und damit Rechtsfähigkeit. Eine
typische Stiftung gibt es nach den Erfahrungen
des Verbandes
ebenso wenig wie
den typischen Stifter.
Allerdings dominieren
soziale
Motive, berichtet
Fleisch: „Rund ein
Drittel aller Stiftungen
betätigt
sich mildtätig, in
der Kinder- und Jugendhilfe
sowie in
der Alten- oder Be-
Stiftungsexperte
Hans Fleisch.
hindertenhilfe. Das Spektrum reicht von der
kleinen ehrenamtlich geführten Stiftung für
Flüchtlinge bis hin zur Trägerstiftung, die ein
Hospiz betreibt.“
Vater und Tochter: Stiftungsgründer Frieder Nething und seine Tochter Petra, die Vorsitzende von „Gänseblümchen“.
Die Ulmer Stiftung fördert unter anderem Musikunterricht (Bild oben).
Willen in der Satzung fest, erklärt Professor
Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes
Deutscher Stiftungen: „Voraussetzung
für die Errichtung einer rechtsfähigen
Stiftung ist, dass der Stifter seinen Gründungswillen
rechtsverbindlich zum Ausdruck
bringt. Zudem muss er ein genau bestimmtes
Vermögen auf die künftige Stiftung
übertragen.“ Will er sein Unternehmen in eine
Stiftung umwandeln, kann der Inhaber
Klein,aberGut
Für erfolgreiche Stiftungsarbeit sind Einsatz
und Kapital notwendig. „Wie viel das ist,
hängt von den jeweiligen Aufgaben ab“, sagt
Fleisch. Rund 70 Prozent aller Stiftungen verfügten
über weniger als eine Million Euro.“ So
prägten zwar die großen Stiftungen das Bild in
der Öffentlichkeit, tatsächlich bestehe aber
das deutsche Stiftungswesen überwiegend
aus kleinen Stiftungen mit eng begrenzten
Spielräumen. „Große Sprünge lassen sich mit
den Erträgen kleinerer Vermögen nicht machen.“
Substanzerhalt und die Erwirtschaftung
der notwendigen Erträge seien eine große
Herausforderung. Die Verwendung der
Gelder muss gegenüber der Aufsichtsbehörde
ausführlich dokumentiert werden. Neben der
Vermögenslage sind Strategie, Knowhow und
die professionelle Arbeit des Stiftungspersonals
entscheidend. „Stiftungen fördern überwiegend
kleinere und überschaubare Projekte,
die hinsichtlich des konkreten Erfolges
einfacher zu beurteilen sind.“
Um die ganz persönliche Nachhaltigkeit sicherzustellen,
ist freilich mehr erforderlich
als nur das sichere Rangieren von Vermögensteilen.
Fleisch: „Manchmal wird Stiftern und
Stifterinnen unterstellt, sie agieren primär
zur Steuervermeidung. Dabei ist klar, dass die
deutsche Stiftung nicht zur Steuervermeidung
geeignet ist. Wer stiftet, trennt sich zugunsten
des Gemeinwohls unwiderruflich
von seinem Vermögen. Aus unseren Erfahrungen
geht es vor allem um Dankbarkeit und
Verantwortungsbewusstsein gegenüber den
Mitmenschen oder auch den Mitarbeitern des
Unternehmens.“ [!]
Stefanie Creutz
8
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[verantworten]
ausDankbarkeitgegenüberderGesellschaft
„Ideen sind die geistige Kraft, aus der Unternehmen
entstehen“– so lautet die Philosophie
des Ulmer Unternehmers Erich Wilken. Unsere
Mitarbeiterin Stefanie Creutz sprach mit
ihm über seine Stiftung, die herausragende
Leistungen im Bereich der Informationstechnologie,
der Geisteswissenschaft und der
Kunst fördert.
Welche Projekte unterstützen Sie mit der
Wilken-Stiftung?
Neben der Förderung unserer Studenten und
der Stiftungsprofessur zum Thema Nachhaltigkeit
ist es ein Anliegen der Stiftung, Menschen
mit einer Gesinnung zu fördern, die
auch im aktiven Wettbewerb ein faires Miteinander
ermöglichen. Die Stiftung unterstützt
hier Menschen und Visionen mit unterschiedlichen
Förderprogrammen. In diesem Rahmen
unterstützen wir Kindergärten, Be hinder
ten ein richtung
en und auch
Schulen.
Sie fördern auch
den alternativen
nobelpreis. Warum
tun Sie das?
Weil es ein außergewöhnlicher
Preis ist. Er unterstützt
Menschen,
Der Ulmer Unternehmer
Erich Wilken.
die ihr ganzes Handeln,
ihren Mut und die Kraft in Visionen einer
besseren Zukunft widmen. Und darüber
hinaus jene, die hinter ihnen stehen und sie
durch ihre Unterstützung stärken. 2013 wurde
unter anderem der mutige Gynäkologe Denis
Mukwege ausgezeichnet, der Tausende,
oft lebensgefährlich verletzte Vergewaltigungsopfer
im Kongo behandelt, psychologisch
betreut und reintegriert hat.
Wie kamen Sie als Softwareunternehmer
auf die idee, eine Stiftung zu gründen?
Nach der erfolgreichen Gründung und Führung
meines Unternehmens mit zwischenzeitlich
über 500 Mitarbeitern habe ich es als
meine Lebensaufgabe angesehen, mich meiner
gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.
Abgesehen von den beruflichen Verbindungen
gehört es nach meiner Ansicht zur
Verpflichtung eines jeden Menschen, im Rahmen
seiner Möglichkeiten zu helfen, damit
wir nicht in einer Welt mit Problemen leben,
von denen wir wissen, wie sie zu lösen sind.
Warum sollten unternehmer ihrer ansicht
nach stiften?
Aus Dankbarkeit gegenüber der Gesellschaft.
Stiftung Sparkasse Ulm
Fördern, was Ihnen am Herzen liegt.
Sie haben ein Lebenswerk geschaffen, mit viel Leidenschaft und Fleiß, Schwierigkeiten überwunden und
Herausforderungen zum Guten gewendet.
Gründen Sie Ihre persönliche Stiftung, mit Ihrem Namen, die Ihr Lebenswerk in guter Erinnerung hält.
Wir unterstützen Sie dabei mit unserem Wissen und unserer langjährigen Erfahrung.
Ihre Ansprechpartnerin
für die Stiftung Sparkasse Ulm
Katja Schwertle
Dipl. Betriebswirtin
Tel. 0731 101 - 1661
katja.schwertle@sparkasse-ulm.de
Zuwendungen an die Stiftung Sparkasse Ulm sind über das Konto Nr. 31 31 bei der Sparkasse Ulm möglich.
9
[titelthema] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
10
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[titelthema]
MeineAbsolventen
sindkleineBomben
Seinen Studenten fordert ProfessorDr.StephanJansen, Präsident der privaten
Zeppelin Universität in Friedrichshafen, einiges ab. Mut. Aber auch Demut.
Die Kraft, Freiheit auszuhalten. Er macht sie zu Unruhestiftern. In Unternehmen
schlagen sie ein wie Cruise Missiles, weil sie alles auf den Kopf stellen.
Ihr Werdegang ist beeindruckend: vom einstigen
Bafög-Empfänger zum jüngsten Präsidenten einer
Hochschule in Deutschland, nächstes Jahr lehren
Sie in Stanford. Sind Sie ein Nerd?
Wir haben an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen
ein „Nerd-Stipendium“. Dem Begriff Nerd bin ich
sehr zugetan. Ein Nerd ist jemand, der in die eigenen
Aktivtäten so verliebt ist, dass er viel Zeit und Leidenschaft
reinsteckt. Ich glaube, dass Künstler, Wissenschaftler
und Unternehmer auf andere manchmal ein
bisschen „nerdig“ wirken, weil sie einfach dauernd vor
Energie fast zerspringen. Aber Nerds und Hipster sind
wohl eher Begriffe der Medien, die für die Selbstbeschreibung
nicht taugen.
Wie würden Sie sich beschreiben?
Als unternehmerisch bildungsbegeistert. Das zieht
sich durch meine Biografie als Wissenschaftler und Unternehmer.
Wenn sich etwas Neues bildet, etwas im
Prozess des Entwickelns ist, begeistert mich das. Vielleicht
ist es das Verliebtsein in die Entwicklung anderer
und die soziale Bildung von Neuem – und eine Uni ist
kein schlechter Platz dafür.
Sie verlassen die Zeppelin-Universität kommendes
Jahr. Wird das hier langweilig für Sie?
Ich bin jetzt 43 Jahre und bin seit zwölf Jahren hier. Meine
Mutter ist sehr stolz auf mich. Sie sagt immer:
„Mensch Junge, wahrscheinlich hätten wir für Dich
früher Ritalin besorgen sollen. Aber, dass du zwölf Jahre
an einem Platz bleibst, hätte ich niemals geglaubt.“
Im Ernst: Universität wird nie langweilig, denn die Idee
der Uni verweilt schon 800 Jahre. Und bei allen Neuheiten,
der Wissenschaft bleibe ich ja erhalten.
Warum haben Sie Ihren Abschied von der Spitze so
frühzeitig angekündigt?
Weil ich das in der Lehre auch so erzähle. Und in der
Träger-Stiftung haben die Ehrenämter gewechselt, so
dass ich dies für redlich empfand. Solche Nachfolgen
brauchen Zeit.
Wie geht es weiter?
Da ich noch über ein Jahr arbeite – und dies in Vollzeit
– , weiß ich es noch gar nicht. Ich flachse ja seit Jahren:
„Wenn ich mal groß bin, möchte ich Professor an der
eigenen Uni sein.“ Aber ganz offen: Ich empfinde auch
Wehmut. Ich muss mich schon davon abhalten, mich
auf meine eigene Nachfolge zu bewerben.
Das hört sich etwas zerrissen an.
Ja, wer solche Kollegen und Studierende hat ... Aber keine
Sorge: Ich komm‘ durch.
Bei der Gründung der Zeppelin Universität im Jahr
2003 hat es reichlich Misstrauen und Vorbehalte
gegen die „elitäre Privatuni“ gegeben. Bilden Sie
Eliten aus?
Nein. Wie auch? Ich könnte Ihnen jetzt ein T-Shirt aus
dem Jahr 2004 mit den Worten „Pioniere statt Eliten!“
zeigen. Ich habe lange Zeit in der Arbeitsgruppe „Elitenintegration“
des Bundesforschungsministeriums
forschen dürfen. Wir haben in Deutschland ein grundsätzliches
Problem mit dem Elitenbegriff, der prä- und
postfaschistisch geprägt ist. Deshalb haben viele
Schwierigkeiten mit dem Begriff – und wegen der noch
immer unzureichenden sozialen Aufstiegsmöglichkeit.
Aber: Ich habe gar nichts gegen Verantwortungseliten.
ZurPerson
Legerundlocker
kommt Unipräsident
Stephan Jansen zum
Interview: in Anzug,
weißem Hemd, baren
Fußes in braunen Designerschuhen.
Der
43-Jährige (Sternzeichen
Zwilling) ist ein
ambitionierter Hobby-Rennradler,
der im
Uniteam mitfährt. Auf
der 210 Kilometer
langen Strecke um
den Bodensee
kommt er im Schnitt
auf Tempo 32. Der
gebürtige Papenburger
studierte Wirtschaftswissenschaften
in Witten/
Herdecke, Tokio und
New York. Bevor er
2003 die Zeppelin-
Universität aufbaute,
arbeitete er unter anderem
für Daimler,
Ergo und Mannesmann.
Jansen, der
auch Politiker berät,
ist einer der klügsten
Köpfe Deutschlands.
Er ist selbst Pionier und begeistert von eigenwilligen Pionieren: Präsident Stephan Jansen auf dem Dach des Unigebäudes;
hinter ihm blitzt die Manzeller Bucht auf, wo Graf Zeppelin, Namensgeber der Uni, die ersten Luftsschiffe aufsteigen ließ.
11
[titelthema] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
betuchten Eltern was ist, also quasi für die „Gestopften“.
Genau, das zu verhindern, war für mich – als Bafög-
Empfänger aus einem Nicht-Akademiker-Haushalt –
die Herausforderung. Wir haben gesagt, wir bauen eine
private Bildungsarena, die zu einem Drittel durch ehrliche
Studiengebühren finanziert werden muss. Diese
werden aber von der Sparkasse Bodensee übernommen
und nach dem Studium zinsgesponsort zurückbezahlt.
Wir haben zudem ein umfangreiches und etwas ungewöhnliches
Stipendien-System. Das Thema bleibt an
einer Privatuniversität aber immer aktuell: Wie schaffen
wir es, die soziale Herkunftsunabhängigkeit unserer
Bewerber zu sichern? Wir ermitteln den Anteil der
Bafög-Empfänger unter unseren Studierenden. In den
vergangenen elf Jahren lagen wir ziemlich genau im
Bundesdurchschnitt.
Stimmt es, dass der Sparkasse Bodensee bei einer
Bonitätsprüfung die Zusage der Zeppelin Universität
ausreicht?
Ja! Jetzt merken Sie, dass zu meiner bewegten Biografie
eine Lehre zum Sparkassen-Kaufmann gehört.
Absolut ungewöhnlich! Wie funktioniert das?
35.000 Euro vorzufinanzieren – eine Menge Geld ...
Kennen Sie das Arbeitslosigkeitsrisiko von Akademikern?
Es liegt stabil unter 3 Prozent. Unter Volkswirten
heißt das „Vollbeschäftigung“. Bei uns sind die Studierenden
in der Situation, ihre eigene unternehmerische
Biografie zu gestalten. Die tollsten und traurigsten Feiern
an einer Uni sind die Graduierungsfeiern. Insbesondere
die Daddys erinnern sich daran, dass sie am
Anfang völlig dagegen waren, dass sich ihre Kinder bewerben,
weil sie das als Familie nicht zahlen können.
Und dann erklärten ihnen die eigenen Kinder: „Keine
Sorge. Das mache ich allein, über die Sparkasse, das
kriege ich hinterher wieder reinfinanziert.“ Einerseits
sind die Väter dann stolz…
Elite? Der Begriff ist nur am
Ende einer Biografie angemessen,
sagt Stephan Jansen,
– nicht am Anfang.
Womit haben Sie dann Schwierigkeiten?
Wenn Studierende im Alter von siebzehneinhalb mit
irgendwelchen Labels konfrontiert werden. An der
Zeppelin Universität machen wir eine ehrliche, interessenbasierte
Auswahl: Wir fragen, ob die Uni die richtige
ist für die Studierenden – und ob die jungen Leute
zu uns passen. Das als Elite zu bezeichnen, finde ich
unglücklich. Erstens kann Elite nur ein Zuschreibungsbegriff
sein: Wer würde es selbst von sich behaupten?
Zweitens ist der Begriff nur am Ende einer Biografie angemessen
und nicht am Anfang. Deswegen gibt es eine
starke Elitenbegriffs-Phobie an dieser Uni.
Und andererseits besorgt?
Ja, sie stellen sich anfangs die Frage: „Was ist das für ein
Laden, den kenne ich überhaupt nicht.“ Wenn aber die
Kinder begeistert von Bildung sind und sogar die Finanzierung
selbst organisieren, verstehen die Eltern, dass
es den Kindern um etwas geht: um ihr Leben. Genau
das zeichnet unsere Studierenden aus. Wir behandeln
sie als Erwachsene. Eine solche Einstellung ist selbst
für einen Kreditgeber eine ausgesprochen belastbare
Eignungsprüfung. Unsere Universität hat eine sehr enge
Partnerschaft mit der Sparkasse Bodensee. Der Chef
der Sparkasse, Werner Allgöwer, ist übrigens seit Februar
auch Vorsitzender des Stiftungsvorstandes.
Die Kritik war damals auch auf die Kosten des Studiums
gemünzt. Dass sie nur für Kinder von gut
Wie viele finanzieren ihr Studium auf diese Weise?
Knapp 70 Prozent. Das zeigt, dass wir nicht diese Koop-
12
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[titelthema]
dationseliten anziehen, also eine Gesellschaftsschicht,
die sich aus der Herkunft oder ihrem Vermögen selbst
reproduziert. Wir haben viele Studierende hier mit
ganz eigenen Geschichten.
Haben Sie ein Beispiel?
Viele. Als ich in Kairo gearbeitet habe, hat mich ein Taxifahrer
öfters zur Universität gefahren. Irgendwann
merkte ich, dass er Deutsch sprach, wir kamen ins Gespräch,
er erzählte mir seinen Lebensweg – und wurde
einer unserer ersten Studierenden.
Was macht er jetzt?
Er ist Unternehmer geworden, in Ägypten, sehr erfolgreich.
Er macht Softwarelösungen für den Compliance-
Bereich in der Nahrungsmittel- und Agrar-Industrie. Er
war jemand, der in seinem Leben durch alle Roste gefallen
ist, durch die man überhaupt durchfallen kann.
Nur hier nicht – er hat den besten Abschluss seines
Jahrgangs gemacht.
Ihre Auswahlverfahren sind unorthodox. Wenn jemand
sich telefonisch nach dem Auswahlverfahren
erkundigt, heißt es: Kommen Sie bitte persönlich.
Im Gespräch stellen Sie Fragen, die nicht beantwortbar
sind.
Ja, welche denn sonst? Wir sind eine Universität, die
sich auf das Nichtwissen konzentriert. Das muss man
An seiner Privatuni studieren
nicht nur junge Leute aus reichem
Hause. Das zu bewerkstelligen,
war dem Präsidenten
von Anfang an wichtig.
Raum für die Zukunft In der
Evolution eines Klassikers finden
sich schon heute Antworten auf
Fragen der Arbeitswelt von morgen.
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13
[titelthema] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Pionier Graf Zeppelin ist auch auf dem Schreibisch des Unipräsidenten präsent – neben Brieföffner, Bürotacker und Locher.
1200Studierende,
650Förderer
DieZeppelinUniversität(ZU) in Friedrichshafen
ist im Jahr 2003 mit 19 Studierenden,
vier Wissenschaftlern und
zwölf Mitarbeitern an den Start gegangen.
Heute sind es 1200 Studenten, mehr
als 130 Wissenschaftler und rund 270
Mitarbeiter. Die ZU ist eine staatlich anerkannte
und vom Wissenschaftsrat akkreditierte
Stiftungsuniversität zwischen
Wirtschaft, Kultur und Politik. Sie bietet
14 Bachelor-, Master- und Promotionsprogramme
der Wirtschafts-, Kultur- und
Sozialwissenschaften an, darunter sechs
berufsbegleitende Master-Studiengänge.
Die Studiengebühren betragen zwischen
15.800 und 35.600 Euro.
Die ZU ist eine der ersten freien Stiftungsuniversitäten
in Deutschland (derzeit
gibt es 13) – und: Sie gehört sich
selbst. Die ZU nimmt seit ihrer Gründung
als einzige Universität aufgrund einer
langfristigen Vorausfinanzierung durch
650 Förderer und einer Landesbürgschaft
keine staatlichen Zuschüsse in Anspruch.
Eine weitere Besonderheit: Die
Sparkasse Bodensee finanziert die Studiengebühren
zu einem sehr günstigen
Zins – derzeit liegt er bei 2,4 Prozent –
vor. Vereinbart wird ein individueller
Rückzahlungsplan, der ein Jahr nach dem
Einstieg ins Berufsleben beginnt. Insgesamt
nehmen rund zwei Drittel der Studenten
dieses Angebot in Anspruch: Darüber
hinaus gibt es zwölf eigene
Stipendienprogramme.
Mehr Infos unter: www.zu.de. AMB
vom allerersten Moment an deutlich machen. Das ist
eine Sozialisations-Frage: Wie gehe ich mit Studierenden
um? Behandle ich sie wie ein Lehrer seine Schüler,
dann habe ich ein Problem: nämlich Schüler. Das ist die
Infantilisierung von Bildung, die nach der Schule eine
große Renaissance im Bachelor gefunden hat. Lass uns
doch als Universität nicht dastehen wie die Besserwisser.
Wir wissen nichts besser! Wir stellen Fragen an den
Grenzen des Wissens. Deswegen finde ich unser Annahmeverfahren
nicht so ungewöhnlich, wie das immer
dargestellt wird.
Wirwissen
nichts
besser!
Wirstellen
Fragen...
Sie haben die Idee der Universität
gegen den Strich gebürstet
und neue Methoden angewandt,
einen neuen Stil reingebracht.
Wir in Friedrichshafen sind bescheiden:
Wir sagen, wir sind „old
school“. Wir machen Universität so
wie sie vor 800 Jahren gedacht wurde,
nicht modern, Benchmark-bezogen,
alles auf „employability“, also Beschäftigungsbefähigung,
ausgerichtet. Ganz ehrlich: Für unseren Ansatz
habe ich noch nie Kritik gehört. Es ist einfach die
Grundidee von Bildung, viel zitiert – wenig gelebt.
Welche Fähigkeiten brauchen junge Leute, um diese
Nichtwissen-Frage überhaupt gestellt zu bekommen.
Müssen sie zwei oder drei Sprachen sicher
beherrschen?
Nein, die meisten Menschen stellen Anforderungen an
andere, die sie selbst nicht erfüllen. Wir nicht. Es wäre
nur ganz gut, wenn die formale Hochschulzugangsberechtigung
vorliegt. Aber, wenn es eng wird, begleiten
wir Bewerber auch über Abendgymnasien.
Wie bitte?
Wir haben hier Leute, die im Alter von 42 ihr Studium
beginnen und uns seit 10 Jahren
beobachtet haben. Wir haben hier
Hauptschülerakademien für die
Roland-Berger-Stiftung auf die Beine
gestellt. Unis sind ja eigentlich
die High-End-Veredler, aber der
Reiz liegt woanders; es gibt in der
Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems
so viele Skandale:
die frühkindliche Erziehung, die
Problematik der Grund- und
Hauptschulen und und und …
Gibt es einen gemeinsamen Nenner Ihrer Studenten?
Nein, aber Klassensprecher, Klassenclowns und klasse
Musiker sind irgendwie häufig. Und was alle lernen:
Freiheit auszuhalten. Die fallen mit siebzehneinhalb
14
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[titelthema]
als G8-Beschleunigungsopfer aus der Schule. Wir entwickeln
die Förderung- und Forderungskultur immer
gleichzeitig. Es gibt auch einige, die sich bewusst gegen
uns entscheiden, weil denen das Studium und die
Kleingruppen zu intensiv sind.
Was kennzeichnet ihre Studenten noch?
Die Kombination aus Mut und Demut. Mut, sich zu verschulden
für ein Studium, aber nicht in dieser Hybris-
Fantasie: Ich hab es ja geschafft, ich bin ausgewählt
worden. Dazu die Demut vor dem Nichtwissen. Sie erwerben
jeden Tag mehr Wissen über ihr Nichtwissen.
Das müssen Sie aushalten. Wie Gregory Bateson, der
wunderbare Delfinforscher, sagte: Sie müssen sich die
Brücke im Gehen unter sich selber bauen. Das ist eine
Qualität, die im engeren Sinne des Wortes etwas mit
Selbstbewusstsein zu tun hat. Man braucht die richtige
Mischung aus Hybris und Selbstzweifel. Gucken Sie
mich an: Mit 31 Jahren eine Uni gründen, so jemanden
müssen Sie normalerweise betreuen!
Entscheidend ist die richtige
Mischung aus Mut und Demut,
sagt Stephan Jansen:
Mut, sich zu verschulden, und
Demut vor dem Nichtwissen.
bulthaup b3
Folgt keinen
schnellen Trends.
Sondern
Überzeugungen.
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15
[titelthema] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Konkreter bitte!
An vielen Universitäten wird nun das Thema „Wirtschaftsethik“
angeboten, Nachhaltigkeitsseminare,
Vorlesungen wie „Richtig führen und kommunizieren
mit Mitarbeitern“ usw. Aber das bringt alles nichts,
wenn die Themen auf dem Vorlesungplan stehen, damit
sie auf dem Plan stehen. Mal ehrlich: Das ist alles
20. Jahrhundert, Kausallogik – Bildung als Fernbedienung.
Studierende müssen einerseits die Ideengeschichte
des Fachs verstehen, und die Ökonomie beispielsweise
kommt aus der Ethik, nicht umgekehrt,
und sie müssen das erleben dürfen – im geschützten
Raum des Studiums. Ich möchte mit Nietzsche, dass die
Studenten so werden, wie sie sind – und nicht, wie sie
die Arbeitsmärkte gerne haben wollen. Mir geht es in
Biografien auch um den Moment des Eigenwilligen.
Schauen Sie mal Ferdinand Graf von Zeppelin an. Was
hat der eigentlich gemacht? Er hat als Nicht-Ingenieur
im Seniorenalter ein Unternehmen gegründet, das
dreimal insolvent gegangen ist. Mit einem nichtfunktionierenden
Produkt. Das ist, finde ich, beeindruckend.
Was erwarten Sie von den Absolventen?
Ob sie nun eine Zeitung gründen, den Busfernverkehr
als Markt eröffnen oder ob sie Oberbürgermeister werden,
das ist mir vollkommen wurscht. Das einzige, was
ich möchte ist, dass sie sich selbst so gut kennen, dass
sie ihre Potenz an dem Ort in der Gesellschaft einsetzen,
wo sie in Differenz wirksam werden. Dieses Moment
der Wirksamkeit hat etwas mit Selbstreflektion
zu tun. Deswegen sage ich, dass diese Leute wie kleine
Bomben wirken. Erst jüngst hat mir der Personalvorstand
eines großen deutschen Konzerns gesagt: „Herr
Jansen, ich habe wieder Absolventen von Ihnen – ganz
ehrlich – mehr als zehn können wir als Konzern nicht
vertragen, denn die stellen ja alles auf den Kopf.“ Wenn
ich mich dann scheinheilig entschuldige, kommt die
Antwort: „Nein, Herr Jansen, ist schon gut so, aber auch
anstrengend.“ Weiß ich ...
Des Uni-Präsidenten Maxime:
Die Studenten sollen so
werden, wie sie sind – und
nicht, wie sie die Arbeitsmärkte
gerne haben wollen.
Sie haben Ihre Alumni in einem Interview einmal als
cruise Missiles bezeichnet. Wie meinen Sie das?
Das habe ich, als Zivildienstleistender, tatsächlich gesagt?
Oha. Mir geht es darum, dass kluge Einsteiger
schon kleine Bomben der Innovation und der Differenz
sein müssen. Sie brauchen ein Anti-Korrosionsschutz
durch Bildung im Beruf, um sich nicht verbiegen zu
lassen, kompromisslos nachzufragen, nicht in eine Rolle
zu schlüpfen, wie Führungskräfte-Coaches das empfehlen,
sondern eben bei sich bleiben, achtsam sein,
Rückgrat beweisen, die eigenen Werte durchhalten,
auch wenn es unangenehm wird. Vielleicht auch mal
zugeben, etwas nicht zu wissen, trotzdem und deswegen
zu entscheiden. Wir stecken ja momentan mitten
in der Moralisierung der Bildung.
Wie groß ist die Gefahr, dass die Studierenden mit
solchem Vorgehen anecken?
Es ist eine gewisse Eleganz der Empathie beim Anecken
nötig. Sie müssen sich schon gemein machen, in
eine Gemeinschaft eintreten. Aber jeder sollte hier seinen
eigenen Weg suchen.
Wie wichtig ist es für Unternehmen, sich zu hinterfragen?
Die deutschen Unternehmen brauchen im 21. Jahrhundert
zwei neue Innovationstypen. Sie werden nicht
mehr wie im letzten Jahrhundert nur irgendeine Technologie
in die Welt bringen und dadurch Weltmarktführer
werden. Vielmehr geht es darum, in komplexen
Systemen soziale und geschäftsmodellbezogene Innovationen
für Themen wie Energie, Mobilität, Gesund-
16
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[titelthema]
heit, Sicherheit neu zu diskutieren. Dann ist Hinterfragen
auch Vordenken!
Was macht einen guten Manager
in so komplexen Systemen und in
einer Phase des Umbruchs aus?
Viele Unternehmen wünschen sich
Führungskräfteentwicklung von
der Zeppelin Universität mit genau
dieser Frage. Für uns stellt sich die
Frage: Fortbildung, wie man ein guter
Manager wird in komplexen
Systemen: Wie soll das gehen?
Nicht trivial, also nicht auch noch 45-Jährige infantilisieren!
Wir brauchen neue, komplexere Formate. Wir
Diese
Absolventen
stellenja
allesauf
denKopf
nennen das „Impact Education“: „Nenne uns dein Problem
– und wir liefern dir das Rüstzeug für deine Lösungsfindung.“
Welche Eigenschaften benötigt
ein guter Manager?
Die Frage ist etwas schlüpfrig,
dann kann ich beim Antworten
nur Fehler machen. Also los! Manager
sind durch Fehlertoleranz
resilienzfähig, sie sind reflektionsfähig,
post-autistisch, also auf
neue Weise beziehungsfähig – jenseits
der Hierarchie. Dazu muss man Kunden, Zulieferer
oder unverwandte Branchen beobachten. Ich glau-
Einen Lehrplan zum guten
Manager gibt es nicht, erklärt
der Professor. Man kann aber
den Unternehmen das Rüstzeug
liefern, selbst die für sie
beste Lösung zu finden.
In die Zukunft gedacht
Nething Generalplaner heißt Michael Keller
in der Geschäftsführung willkommen
Nething
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17
[titelthema] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Vorbild Zeppelin: Wenn man
abstürzt, steigt man wieder
auf. Diese Haltung habe er in
Oberschwaben kennen und
auch lieben gelernt, erklärt
der gebürtige Niedersachse
im Gespräch mit Karen Emler,
Leiterin des Wirtschaftsressorts
der Südwest Presse,
und Alexander Bögelein, Redaktionsleiter
Unternehmen.
be fest: Führungskräfte müssen mehrsprachiger
werden; nicht national, sondern Wirtschafts-Manager
müssen die Sprachspiele des Politischen und der Zivilgesellschaft
verstehen und umgekehrt. Unternehmen
und Politiker haben mit Bürgern zu tun, mit sozialen
Protestbewegungen, Shitstorms oder was auch immer
– das sind andere Sprachlogiken. Wir brauchen Sensibilisierung
für diese Sprachspiele in der Gesellschaft,
weil auch Unternehmen in einem
Geflecht von unterschiedlichsten
Einflüssen stecken.
Was heißt das im Umkehrschluss?
Wir müssen sehr tolerant sein und
tatsächlich eher über Erzählungen
führen als über das Zählen. Wir
kommen ja aus einer objektivierungsoptimistischen
Welt, in der
die Wissenschaft zur Ersatzreligion geworden ist. Dabei
geht es häufig auch um Pseudoobjektivierung und
dauernde Abzählreime. Management als „Malen nach
Zahlen“ – funktioniert nicht. Aber Erzählungen funktionieren,
wenn sie weitererzählt werden.
Was haben Sie aus Ihrer Arbeit in Friedrichshafen
persönlich gelernt?
Dass der Graf Zeppelin verdammt recht hatte: „Man
muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen.“
Eine reine Privatuniversität ist unmöglich,
und deswegen wurde sie möglich. Und wir sind weniger
abgestürzt als unser Vorbild, aber das kann ja noch
kommen. Und dann steigen wir wieder auf. Diese Haltung
habe ich hier gelernt – auch lieben gelernt, denn
Management
funktioniert
andersals
„Malennach
Zahlen“
die Oberschwaben sind so unfassbar bodenständig innovativ,
dass man sich in sie trotz Kehrwoche auch verlieben
kann.
Was haben Sie über sich gelernt?
Dass dieser Zweitakt-Motor zwischen Hybris und
Selbstzweifel für mich doch ganz gut getaktet war. Es
gab schon viele Nächte, in denen ich wirklich dachte:
„Oh je, das kann nicht funktionieren.“
Auch weil viele Mitspieler im
privaten Universitätssegment
Schwierigkeiten haben. Ich denke,
eine ehrliche und spürbare Begeisterung
für das, was man tut, trägt
weiter. Und dann gilt für mich: immer
etwas schneller neue Erfolge
haben, als für die alten kritisiert
werden zu können.
Und was freut Sie?
Es ist ein unglaubliches Privileg, eine Uni gründen zu
dürfen, in der sich junge Persönlichkeiten selbst bilden,
und das macht einfach Spaß – jeden Tag. Das ist meine
re-generative Energiequelle, und deswegen bleibe ich
auch so gern in Lehre und Forschung.
DAS INtErVIEW FüHrtEN
KArEN EMLEr, LEItErIN
DEr WIrScHAFtSrEDAKtIoN SüDWESt PrESSE
UND ALExANDEr BöGELEIN,
rEDAKtIoNSLEItEr UNtErNEHMEN [!]
FotoS: oLIVEr ScHULZ
DoKUMENtAtIoN: ISABELLA BUrK
18
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[namen&nachrichten]
Hochland
investiert kräftig
in Russland
Der Gewinn der Hochland
GmbH in Heimenkirch bei
Wangen hat sich im Jahr 2013
fast halbiert auf 37 Millionen
Euro. Dem Schmelzkäsehersteller
gelang es nicht, die zwischenzeitlich
rasant gestiegenen
Erzeugerpreise für Milch
an den Handel weiterzugeben.
Der Umsatz legte leicht auf 1,2
Milliarden Euro zu. Im südrussischen
Prokhorovka verdoppelte
das Unternehmen für 25
Millionen Euro die Produktionskapazitäten
auf 18.000 Tonnen.
In Heimenkirch beschäftigt
Hochland 700 Mitarbeiter.
Letztes Kapitel
im Ausverkauf
von Sunways
Zwei Geschäftszweige des einstigen
Solar-Hoffungsträgers
Sunways aus Konstanz waren
schon verkauft, nun ist auch
ein Erwerber für den letzten
Geschäftsbereich im thüringischen
Arnstadt gefunden. Nach
Angaben des Insolvenzverwalters
Thorsten Schleich übernimmt
ein Investor den Betrieb
der Produktionstochter im thüringischen
Arnstadt. Zuvor war
bereits das Geschäft mit Wechselrichtern
und gebäudeintegrierter
Photovoltaik in Konstanz
an eine Tochterfirma des
Solarkonzerns Shunfeng Photovoltaic
gegangen. In Konstanz
arbeiten nur noch 40 Menschen,
in Arnstadt sind es 35.
Oberland sorgt
sich um Märkte in
Osteuropa
Besorgt verfolgt der Hohlglashersteller
Saint Gobain Oberland
AG in Bad Wurzach die Lage
in der Ukraine. Dessen drei
Blumenwiesen als Projekt
Mit „Blühinseln“ im Kreis Biberach will Erdgas Südwest Bauern,
Naturschützer und Imker versöhnen. Das Energieversorgungsunternehmen,
das 110 Mitarbeiter beschäftigt, betreibt
in Kooperation mit Landwirten Biogasaufbereitungsanlagen. In
der Folge sind Mais-Monokulturen entstanden. Um etwas für
die Artenvielfalt zu tun, hat Erdgas Südwest mit dem Maschinenring
Biberach auf zunächst sechs Flächen von jeweils etwa
einem halben Hektar Sommerblumen ausgesät. Die Kosten betragen
15.000 Euro.
Werke in Russland und in der
Ukraine entwickelten sich von
Anfang an nur mit mäßigem Erfolg.
2014 wollte man dort erstmals
schwarze Zahlen schreiben,
doch das ist nicht der Fall.
Dennoch soll an den Standorten
festgehalten werden. Im
Jahr 2013 stagnierte der Umsatz
bei 521 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss
des Gesamtunternehmens
stieg auf 4,7 Millionen
Euro nach einem Verlust
von 3,4 Millionen Euro im Jahr
zuvor. Oberland Glas stellt
Glasflaschen und Glasbehälter
für den Getränkemarkt her und
beschäftigt 3160 Mitarbeiter.
Großauftrag aus
Kasachstan für
Andritz Hydro
Die Andritz Hydro GmbH, tätig
im Bau von Wasserkraftwerken,
kommt mit den Nachfolgestaaten
der Sowjetunion immer
besser ins Geschäft. Vor allem
bei der Renovierung veralteter
Anlagen sind die Dienste der
Ravensburger gefragt. Nun erreichte
Andritz Hydro ein Großauftrag
aus Kasachstan. Für 75
Millionen Euro soll bis 2017 das
50 Jahre alte Kraftwerk Shardarinskaya
modernisiert werden.
Die Andritz Hydro Ravensburg
gehört seit 2013 zur
österreichischen Andritz AG. In
Ravensburg sind 500 Mitarbeiter
beschäftigt, weltweit sind es
24.000.
Weniger
Fluggäste in
Memmingen
Der Allgäu-Airport Memmingen
erwartet in diesem Jahr einen
Rückgang der Passagierzahlen
um 80.000 auf 780.000. Der
Hintergrund: Die ungarische
Gesellschaft Wizzair und der
irische Billigflieger Ryanair haben
ihre Verbindungen in die
Ukraine eingestellt beziehungsweise
reduziert. Der irische
Konzern bringt 65 Prozent des
Umsatzes und will seine Aktivitäten
ausbauen. Dazu ist ein
Ausbau nötig. Wie das 15,5 Millionen
Euro teure Projekt finanziert
werden soll, ist unklar. Eine
Möglichkeit wäre der
Einstieg des Landes Bayern in
den Kreis der 73 Gesellschafter.
Vetter investiert
50 Millionen Euro
in Ravensburg
Die Ravensburger Vetter-Gruppe
investiert kräftig am Firmensitz
in Ravensburg. Am erst
2012 fertiggestellten Standort
im Gewerbegebiet Erlen entsteht
in den kommenden Jahren
ein neues Gebäude, das die
Kapazitäten für Optische Kontrolle
und Logistik mehr als verdoppeln
wird. Das mehr als 50
Millionen Euro teure Projekt sei
ein klares Bekenntnis zur Wirtschaftsregion
Oberschwaben,
sagte Vetter-Geschäftsführer
Thomas Otto. Der Standort ist
künftig Arbeitsplatz für bis zu
800 Beschäftigte. Weltweit arbeiten
3300 Menschen für Vetter.
2013 stieg der Umsatz um
zehn Prozent auf rund 400 Millionen
Euro. [!]
19
[finanzieren] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
LuftfürdenAufstieg
Wer will schon von einer Bank abhängig sein – sich reinreden und gängeln lassen. Auch viele Familienunternehmen
setzen am liebsten auf Eigenkapital. Klug ist das nicht in jedem Fall. Tipps zum Einsatz von Fremdkapital.
Lange galt der Name „Strenesse“ nicht nur
in der Modebranche als erste Adresse.
Mit edler Damenmode war das Label seit
Mitte der 1990er Jahren zu einer international
begehrten Designermarke aufgestiegen. So
konnte das Unternehmen aus dem schwäbischen
Nördlingen, das seit der Gründung 1949
im Besitz der Familie Strehle war, vor gut einem
Jahr vergleichsweise zügig eine Anleihe
bei privaten Investoren platzieren. Doch es
stand es nicht zum Besten mit der Firma. Der
Vormarsch von
Billigmarken wie
Zara & Co. und die
Konkurrenz neuer
Edelmarken
machten Strenesse
zu schaffen. Das
Unternehmen
schrieb rote Zahlen.
Zudem gab es
Zwist unter den Familieneignern
–
mit fatalen Folgen:
Als die Anleihe im
Ökonomie-Professor
Mark Mietzner.
Frühjahr 2014 fällig war, fehlte das notwendige
Kapital zur Tilgung, neue Geldgeber waren
nicht in Sicht, und auch die Banken winkten
ab, so dass eine Refinanzierung nicht möglich
war. Obwohl die Gläubiger einer Fristverlängerung
zustimmten, musste Strenesse im April
Insolvenz anmelden.
Das Beispiel zeigt: Kapitale Pleiten kommen
unter ungünstigen Umständen auch bei alteingesessenen
Familienunternehmen vor.
Doch sie sind nach Beobachtungen von Mark
Mietzner, Professor an der Zeppelin Universität
in Friedrichshafen, eher die Ausnahme als
die Regel. „Familienunternehmen sind sehr
häufig konservativ finanziert“, berichtet der
Ökonom, „das heißt, sie haben höhere Eigen-
Ein Traum: völlig frei auf einem Berg von eigenem
Geld. Doch auch Familienfirmen müssen
nicht ganz auf Fremdkapital verzichten.
20
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[finanzieren]
kapitalquoten im Vergleich zu Unternehmen
mit breiter Eigentümerstruktur wie etwa börsennotierten
Aktiengesellschaften.“
Ein Grund für den Unterschied: Familienunternehmen
stehen anders als kapitalmarktorientierte
Konzerne nicht unter so starkem Renditedruck.
So können sie es sich erlauben,
mehr Eigenkapital einzusetzen. Das ist zwar
teurer als die derzeit zinsgünstigen Bankkredite
und Anleihen, doch mit dem sicheren Finanzpolster
im Rücken senken sie ihr unternehmerisches
Risiko. Sie können zum Beispiel
in Krisenzeiten ihre Mitarbeiter weiter beschäftigen
anstatt sie zu entlassen – und damit
dauerhaft zu verlieren. „Das ist insofern
eine clevere Strategie, als dass viele dieser Firmen
in Branchen tätig sind, in denen spezifisches
Humankapital, also Fach- und Firmenwissen,
einen hohen Stellenwert besitzt – etwa
im Maschinenbau oder der Elektrotechnik“,
sagt Mietzner. „Das kann ich mir als Unternehmer
aber nur erlauben, wenn ich eine solide
Eigenkapitalquote habe.“
SchLüSSeLbegriFF:ebitdA
Dazu kommt: Anders als Konzerne denken
die Manager von Familienunternehmen generationenübergreifend
und haben eher die
langfristige Perspektive im Blick, wenn es darum
geht, sich nachhaltig geschäftliche Chancen
zu sichern. Nicht zuletzt sind sich die Manager
von Firmen in Familienhand darüber
bewusst, dass sie gegenüber börsennotierten
Unternehmen wegen
des eingeschränkten
Zugangs
zu
Kapitalquellen im
Nachteil sind. Eine
zu knappe Eigenkapitalausstattung
kann schnell
zu einem Existenzrisiko
werden.
Beteiligungsexperte
Christian Futterlieb.
„Die finanzielle Basis
muss also so
stabil sein, dass die
Firma bei einer Verschlechterung des Branchenumfeldes
nicht unter Druck kommt.
Denn das kann bedeuten, dass Investitionen
einschränkt werden, so dass die weitere Unternehmensentwicklung
blockiert oder zumindest
verzögert wird“, sagt Christian Futterlieb,
Geschäftsführer von VR Equitypartner,
der Beteiligungsgesellschaft aus der genossenschaftlichen
Finanzgruppe.
Alternativezumbeteiligungskapital
Strenesse – hier ein Showroom – hat den richtigen Bogen nicht rechtzeitig gekriegt.
Wassichhintermezzanineverbirgt
Kommt die (vollständige) Finanzierung
einer Investition mit Fremdkapital – etwa
durch ein Darlehen – ebenso wenig infrage
wie durch eine Aufstockung des Eigenkapitals
– etwa durch einen externen Investor
–, ist Mezzanine-Kapital eine
Alternative: Dabei handelt es sich um ein
Mittelding zwischen beiden Kapitalarten.
Die Frage indes ist: Wie sieht eine optimale
Finanzierungsstruktur aus? Ein gutes Maß für
die ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital
ist Futterlieb zufolge der Verschuldungsgrad,
„weil diese Kennzahl eine finanzielle
Leistungsfähigkeitskomponente enthält.“
Der Verschuldungsgrad errechnet sich aus der
Höhe der Verschuldung geteilt durch das operative
Ergebnis – meist das Ebitda, also das
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
„Allerdings ist es schwierig, pauschale
Empfehlungen dazu abzugeben, denn das
hängt im Einzelfall vom Geschäftsmodell eines
Unternehmens ab“, sagt Futterlieb.
ZugeknöpFteunternehmer
„Zyklische Unternehmen etwa in der Automobilzulieferindustrie
müssen alle paar Jahre
mit einer deutlichen Abschwächung der
Branchenkonjunktur rechnen.“ In diesem Fall
sei ein Verschuldungsgrad von zweieinhalb
bis drei angemessen. Bei Unternehmen, die
einen kontinuierlichen, stabilen Cashflow
haben – etwa aus dem Consumer-Segment –,
könne der Verschuldungsgrad auch bei vier
Ähnlich wie bei einer Anleihe steht das
Geld dem Unternehmen nur für eine begrenzte
Zeit zur Verfügung und muss zu
einem festen Zeitpunkt zurückgezahlt
werden. Andererseits haftet es wie Eigenkapital
für die Verbindlichkeiten des
Unternehmens. Vorteil: Die Eigenkapitalquote
verändert sich nicht. Nachteil:
Mezzanine-Kapital ist relativ teuer. TLU
liegen, ohne dass dadurch die strategische Position
des Unternehmens gefährdet wird.
Auf der anderen Seite stehen erfolgreiche Familienunternehmen
regelmäßig vor der Herausforderung,
ihr Wachstum finanzieren zu
müssen, ohne gleichzeitig die Eigenkapitalbasis
empfindlich zu schmälern. Dann kann die
mangelnde Auswahl an Finanzierungsquellen
zum Stolperstein werden. Viele Firmen
konnten sich nach Beobachtungen von
Mietzner in den vergangenen Jahren darauf
verlassen, sich von innen zu finanzieren, weil
sie gut verdient haben. „Darin schlägt sich die
gute Geschäftsentwicklung nieder, aber auch
der Wille, Unabhängigkeit gegenüber den
Hausbanken zu demonstrieren, mit denen
viele Unternehmen in der Finanzkrise
schlechte Erfahrungen etwa durch Kürzungen
von Kreditlinien gemacht haben.“
Ein neues Mitglied in den Eigentümerkreis
aufzunehmen, scheitert oftmals auch daran,
dass Familienunternehmen zugeknöpft sind,
wenn es darum geht, Mitspracherechte einzuräumen.
„Sie wollen in der Regel die unternehmerische
Führung in der Familie halten
21
[finanzieren] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
und damit die Fäden in der Hand haben“, berichtet
Mietzner. Der Gang an den Kapitalmarkt
ist dagegen nur selten eine Option. „In
diesem Fall müssen die Emittenten laufend
über ihre Geschäftsergebnisse berichten, also
deutlich transparenter werden – und das wollen
Familienunternehmen in der Regel nicht“,
sagt Mietzner. So kommt häufig nur der Einstieg
eines Finanzinvestors in Betracht, wenn
die Alteigentümer nicht frisches Kapital einbringen
können oder wollen. Solche Geldgeber
waren noch vor ein paar Jahren als „Heuschrecken“
verschrien, die Unternehmen
schlucken und rücksichtslos ausschlachten.
Doch das Bild hat sich gewandelt. „Ich glaube,
dass Finanzinvestoren eine Chance sein können,
die ein Unternehmen auch strategisch
weiterbringen können“, sagt der Professor.
Bei der in Aalen und Altbach ansässigen
Vohtec Rissprüfung
GmbH zum Beispiel wollten
die beiden
Alteigentü-
mer Kerstin Ott und Roland Vogt den anstehenden
Generationenwechsel möglichst früh
und ohne Komplikationen einleiten. Daher
haben im Sommer 2013 VR Equitypartner zusammen
mit der Bader & Hirn Beteiligungs
GmbH die Mehrheit an dem Spezialisten für
zerstörungsfreie Werkstoffprüfung übernommen,
die Volks- und Raiffeisenbank Aalen finanzierte
den Deal gemeinsam mit der Volksbank
Ulm-Biberach mit. „Mit der neuen
Gesellschafterstruktur haben wir nicht nur
die Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachfolgelösung
geschaffen, sondern auch sichergestellt,
dass sich das Unternehmen kontinuierlich
weiterentwickeln kann“, sagt
Vohtec-Geschäftsführer Vogt.
AchtungkLumpenriSiko
Mittlerweile haben es viele Finanzinvestoren
zudem nicht mehr unbedingt auf eine Mehrheit
abgesehen. Eine große Zahl gibt sich auch
mit einem Minderheitsanteil auf Zeit zufrieden
und steigt dann wieder aus. Eine andere
Alternative ist Mezzanine-Kapital, eine
Art Mischung aus Fremd- und
Eigenkapital, das allerdings zu einem
bestimmten Zeitpunkt wieder zurückgezahlt
werden muss. Ähnlich wie bei einer Anleihe
besteht ein Refinanzierungsrisiko.
Die große Auswahl an Finanzierungsinstrumenten
bietet freilich auch Chancen. „Unternehmen
sollten es vermeiden, in alten
Strukturen zu verhaften und neue Finanzierungsmodelle
oder -optionen bewusst links
liegen zu lassen“, rät Uni-Professor Mietzner.
„Ich würde als Unternehmer versuchen, einen
möglichst breiten Mix von Finanzierungsinstrumenten
zu nutzen. Gibt es einen unerwarteten
Finanzierungsbedarf, kann ich diesen
Bedarf auch kurzfristig schneller und besser
umverteilen.“ Der Experte warnt zudem davor,
ein „Klumpenrisiko“ einzugehen. „Eine
Firma sollte nicht alle Kredite bei einer einzigen
Bank aufnehmen und eben auch Finanzinvestoren
nicht kategorisch ausschließen.
Man muss nur aufpassen, dass ein Familienunternehmen,
wenn es Anteile oder sogar die
Mehrheit abgibt, nicht seinen Charakter
verliert und fortan sehr stark von Renditedenken
beherrscht wird.“ [!]
THOMAS LUTHER
Einen Finanzinvestor im Boot zu
haben, kann Unternehmen strategisch
weiterbringen.
22
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
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23
Im Technologie- und Servicecenter der CHG Meridian werden zurückgegebene Geräte überholt – und fit gemacht für den Weiterverkauf.
Wozu Technik selber kaufen?
Leasing? Das verband man vor vielen, vielen Jahren mit Autos. Später entstanden auch Modelle für Software.
Kinderkram. Die CHG Meridian hat heute sogar Ultraschallgeräte und Roboter im Angebot – für 19 Länder weltweit.
Wenn Kunden nach drei Jahren die
gebrauchten Computer, Laptops,
Netbooks oder Server vom Kunden
an die Leasinggesellschaft CHG Meridian AG
zurückgeben, sind die Geräte noch lange
nicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen:
Das Unternehmen mit Sitz im oberschwäbischen
Weingarten überholt und verkauft
sie weiter. Rund 400.000 Computer
seien im vergangenen Jahr im Technologieund
Servicezentrum im hessischen Groß-Gerau
runderneuert worden, berichtet Jürgen
Mossakowski, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.
Die gebrauchten Computer werden
nach Afrika oder auch nach Osteuropa
weiterverkauft, Netbooks an Zwischenhändler,
die sie dann in großen Stückzahlen im Internet
weiter veräußern. Und 80.000 Mal wurden
alle Daten auf den Rechnern sicher
gelöscht – auch die verborgenen.
Das Geschäft
brummt. 2014 sollen
schon 450.000
Geräte generalüberholt
werden.
Die CHG zählt zu
den führenden
hersteller- und
bankenunabhängigen
Leasinggesellschaften
mit Nur Leasing gilt seit längereum
weltweit mehr als
8000 Kunden und als unsexy, sagt Chef
Jürgen Mossakowski .
zählt Ende 2013
beinahe vier Millionen Geräte im Bestand:
vom Computer bis hin zur für einige Zeit gemieteten
Telefonanlage. Doch nur Leasing sei
schon seit längerer Zeit unsexy, sagt Mossakowski.
Deshalb habe sich das Unternehmen,
das im vergangenen Jahr mit weltweit 795
Mitarbeitern im Neuinvestitionsgeschäft die
Milliardengrenze geknackt hat, vorgenommen,
den Bereich Service auszubauen und
weitere Bereiche zu erschließen.
KliniKen iM Visier
So ist Meridian auch im Bereich des Gesundheitswesens
und der Medizintechnik unterwegs.
Da geht es um die Verwaltung von Dialysepumpen
für Patienten oder auch um
Endoskopie- oder Ultraschallgeräte, die Kliniken
oder Ärzte mieten können. In Deutschland
sei die CHG schon größer am Start, in
Frankreich, den USA oder Großbritannien
laufe das Geschäft bislang eher nebenbei –
und soll jetzt ausgebaut werden. „Alle öffentlichen
Krankenhäuser in Frankreich bestellen
bei uns“, sagt Mossakowski. Darin lägen
große Entwicklungschancen. Der Bereich Industriegüter
ist im Jahr 2012 neu hinzuge-
24
R
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[finanzieren]
kommen. In dem Segment geht es um die
Finanzierung von Spezialprojekten wie zum
Beispiel Ro botern oder Fertigungsstraßen.
Das Besondere daran ist: Solche Verträge laufen
mit fünf bis sieben Jahre deutlich länger
als der klassische IT-Vertrag. So kümmerte
sich die CHG in der Vergangenheit beispielsweise
um die Vor finanzierung einer neuen
Produktionsanlage mit Schweiß- und Montagerobotern
eines Autozulieferers, der für
Volkswagen tätig ist. Bei solchen Großprojekten
ist die Leasing gesellschaft ein wichtiger
Partner, damit die Geschäfte reibungslos in
Zusammenarbeit mit dem Zulieferer und den
entsprechenden Anlagenbauern abgewickelt
werden können.
nebenberuflich zum weltweiten unternehmen
Der Erweiterungsbau in Weingarten soll Ende kommenden Jahres fertig sein.
WildWuCHs ausliCHTen
Doch auch im klassischen Bereich der Informationstechnologie
sieht Mossakowski gleichermaßen
Chancen für Meridian, noch zuzulegen.
Beispiel: Drucker in den Büros.
Oftmals haben Firmen die unterschiedlichsten
Drucker von unterschiedlichsten Herstellern.
„Wenn man den Wildwuchs von Modellen
ordnet, kann man erheblich Kosten
sparen.“ Denn in der Regel werde für jedes Gerät
ein anderer Techniker benötigt, und dadurch
verteure sich alles unnötig. Oftmals
rechnen die Unternehmen ihre Druckkosten
direkt mit der Leasinggesellschaft ab, die in
ihrem Auftrag die genaue Anzahl der Ausdrucke
erfasst.
In den Ausbau seiner Zentrale in Weingarten
hat CHG 20 Millionen Euro investiert. Der
Erweiterungsbau soll Ende des kommenden
Jahres fertig sein. Von hier aus wird das Unternehmen,
das mittlerweile in 19 Ländern vertreten
ist, gesteuert. In Weingarten sind aktuell
über 270 Mitarbeiter beschäftigt.
Bei der Internationalisierung sind die Oberschwaben
ihren eigenen Weg gegangen. Sie
lassen Asien konsequenterweise links liegen.
„Wir haben uns bewusst vor Jahren für den
Gang nach Amerika entschieden“, sagt der
Vorstandschef. In den USA, Mexiko und Brasilien
sieht Meridian viel Potenzial, um weiter
wachsen zu können und unabhängiger vom
Heimatmarkt und Zentraleuropa zu werden.
Jürgen Gelf gründet das Unternehmen
1979 in Berg bei Ravensburg. In den Anfangstagen
baut er es neben seinem Job
als Leiter Organisation und Datenverarbeitung
bei einem mittelständischen Unternehmen
der Elektroindustrie auf. Die
Technik jener Tage können sich junge
Menschen heute schon fast nicht mehr
vorstellen. Gelfs Arbeitsplatz besteht aus
einem Tisch, einer zu dieser Zeit hochmodernen
Kugelkopf-Schreibmaschine
von IBM, vier Ringbuch-Ordnern, einem
Diktiergerät und einem Stanzband-Fernschreiber.
In den 1990er Jahren tätigt
Gelf Zukäufe – und gewinnt die öffentliche
Hand als Auftraggeber hinzu. 2002
zieht das Unternehmen nach Weingarten.
Es expandiert weiter.
2013 verstirbt der Unternehmensgründer
Jürgen Gelf.
OS
Der Gang nach Brasilien sei beschwerlich gewesen,
weil dort die Mühlen der Bürokratie
besonders langsam mahlen. In dem Schwellenland
entwickle sich der Markt langsam
– aber stetig. Um für die Zukunft gewappnet
zu sein, soll in den kommenden Jahren die Belegschaft
weiter aufgestockt werden. Im Jahr
2016 sollen nach den Vorstellungen der Unternehmensleitung
des Familienunternehmens
weltweit rund 1000 Mitarbeiter für den
Mittelständler arbeiten. [!] Oliver Schmale
Bauen zu können ist die eine Sache, zu dürfen die andere.
Wir sagen DANKE und freuen uns über neue Herausforderungen!
FKIRCHHOFF . SYSTEMBAU
Auftraggeber (v. l).: URACA GmbH & Co. KG - Bad Urach, Dr. Hannes Egle -Tuttlingen, Marc Cain Holding GmbH- Bodelshausen
Architektur: Hank + Hirth, Eningen, Objekt Mitte: Architekturbüro Weber, Gosheim - Fotos: Oliver Starke, FRICON - Alexander Frick
25
[finanzieren] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
leasing – von der iT bis zum roboter
Es gibt praktisch nichts, was nicht geleast
werden kann. Neben den klassischen Mobilien
und Immobilien – Fahrzeugen, Maschinen,
Computer-Hardware, Einrichtungen sowie
Gebäuden – sind Leasing-Lösungen auch für
immaterielle Güter verfügbar. Das Spektrum
reicht hier von Software über Marken- und
Patentrechte bis zur Vorfinanzierung von Forschungs-
und Entwicklungsprojekten. Die
Vorteile von Leasing lassen sich schnell aufzählen:
Liquidität bleibt erhalten, das Eigenkapitel
wird nicht belastet, die Kreditlinien
werden geschont. Infolge der fest vereinbarten
Leasing-Raten gibt es zugleich eine hohe
Planungssicherheit. Nach Ablauf der Leasing-
Dauer wird das genutzte Wirtschaftsgut zurückgegeben
oder kann gegen das technisch
aktuellste ausgetauscht werden.
Bei Autos bedeutet dies, stets das neueste Modell
und damit das umweltschonendste, sicherste
und verbrauchsgünstigste Fahrzeug
zu fahren. Der Aspekt des aktuellsten technischen
Standes ist speziell für High-Tech-Geräte
mit ihren kurzen Innovationszyklen interessant.
Gerade im IT-Segment sind laut CHG
die sogenannten Small-Ticket-Leasing-Verträge
stark verbreitet. Heute werden bereits
Objekte mit Investitionswerten von 500 Euro
geleast.
auf Was Muss Man
besonders aCHTen?
Das Unternehmen sollte vorab einen Bedarfsund
Nutzungsplan entwickeln und überlegen,
ob es Dienstleistungen zusätzlich nutzen
möchte. Zudem sollte mit der
Leasing-Gesellschaft geklärt werden, was
nach Ablauf des Vertrages mit dem Investitionsgut
geschieht und welcher Vertragstyp
gewählt werden soll.
Foto: © Rainer Plend/Fotolia.com
Foto: © mario beauregard/Fotolia.com
die besonderHeiTen
Leasing ist in aller Regel eben nicht der Erwerb
von Eigentum: Das geleaste Gut geht
nach Ablauf der Vertragslaufzeit an die Gesellschaft
zurück. Der Nutzer kann das Gerät oder
die Software folglich auch nicht verkaufen,
wenn er feststellt, dass er es doch nicht
braucht und nutzt Nichtnutzung oder wenn
er dringend Geld auftun muss.
Die feste Vertragslaufzeit ist einerseits ein
Vorteil. Andererseits kann der Vertrag auch
nicht ohne weiteres gekündigt werden. Somit
ist die Leasingrate ein fester Bestandteil der
Kosten.
Die Leasinggesellschaft kann den Vertrag
kündigen, wenn die Raten nicht regelmäßig
gezahlt werden. Möglicherweise wird auch
noch Schadenersatz fällig.
Die Raten sind auch dann fällig, wenn das Gerät
nur herumsteht und nicht genutzt wird.
Schließlich ist ja ein entsprechender Vertrag
geschlossen worden. Oliver Schmale
Seit 2012 bietet CHG Meridian auch Leasingund
Finanzierungsmodelle für Industriegüter wie
Roboter und Fertigungsstraßen an. Das Besondere:
Die Verträge laufen länger.
1984 – 2014
30
Schwäbisch.
Ehrlich.
Gut.
… und das schon seit 30 Jahren!
30 Jahre am Puls der Zeit
Im industriellen Zeitalter ist die Zeit zu einem
vielschichtigen Faktor geworden, der den Erfolg
entscheidend beeinfl ussen kann. Denn Zeit
ist letztendlich Geld. Deshalb müssen viele
As pekte der Zeit berücksichtigt werden: Wie
viel Zeit steht zur Verfügung, wofür wird sie
eingesetzt, wo lässt sich Zeit sparen?
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27
[rubrik] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Qualität liegt im Detail – zum Beispiel in einer perfekten Naht, unter der sich ein Textilband verbirgt.
DerZauberdergeradenNaht
Wer je in einem Kleinstwagen über die Straßen geholpert ist, weiß, dass Auto nicht gleich Auto ist. Das gleiche gilt für
Sitzmöbel. Erpo fährt auf gehobenen Bahnen. Man vergleicht sich nicht mit Porsche und Bentley, eher mit Mercedes.
Stefan Bornemann hat den Kennerblick.
Der 45-Jährige ist einer der drei Geschäftsführer
der Erpo Möbelwerke
GmbH mit Sitz in Ertingen. Geht der Manager
durch Möbelhäuser, schaut er genau hin. So
zeichnen sich hochwertige und gut verarbeitete
Sitzmöbel mit Lederbezug unter anderem
durch gerade Nähte aus. Um das akkurat hinzubekommen,
ist einiger Aufwand nötig. Bei
Erpo wird er betrieben. Der Mittelständler mit
150 Mitarbeitern bedient das gehobene Segment.
Das Wort Luxus hört Bornemann nicht
gern. „Wir sind kein Bentley, Porsche oder
Rolls-Royce, sondern eher Mercedes.“
Der Lederanteil betrage bei Erpo über 70 Prozent.
Um perfekte Nähte hinzubekommen,
schneiden die Oberschwaben das Leder zurück
und nähen an den entsprechenden Stellen
ein Textilband ein, das andere laut Bornemann
entweder weglassen oder durch ein
Papierband ersetzen, manche brächten zusätzliche
Ziernähte an. „Eine weitere Voraussetzung
für eine
gerade Naht ist,
den Mitarbeitern
die entsprechende
Zeit zu geben.“
Das Unternehmen
produziert ausschließlich
in
Deutschland. Vom
Zuschnitt über das
Nähen, Polstern Geschäftsführer
und Kaschieren erfolgt
alles im eige-
Stefan Bornemann.
nen Werk. Rund 10.000 Garnituren haben das
Unternehmen vergangenes Jahr verlassen.
Zwei Drittel der Erlöse werden im Inland gemacht.
2013 betrug der Umsatz 27 Millionen
Euro. 2012 waren es 26 Millionen Euro.
Konkrete Angaben zum Gewinn macht der
Manager nicht, sagt aber: „Wir sind ein zu
hundert Prozent profitables Unternehmen.“
Mit Wachstumspotenzial. Der Mittelständler
sieht in Asien weiteres Potenzial. Außerhalb
Deutschlands ist Japan der wichtigste Markt.
Um dort zu bestehen, gibt es einiges zu beachten.
Japaner gelten als technikverliebt, in vielen
Haushalten gibt es einen Staubsaugerroboter.
„Es ist wichtig, ein Produkt anzubieten,
an dem der Staubsauger bei seiner automatischen
Fahrt nicht hängenbleibt“, erklärt Bornemann
eine der Besonderheiten. Der kleine
Saugroboter muss also unters Sofa fahren
können. Die Herkunft der Möbel gibt einen
Extra-Bonus: „Für Japaner ist alles, was aus
Deutschland kommt, etwas Gutes.“
Dass die Produkte in Ertingen hergestellt werden,
garantieren die Oberschwaben mit einem
eigenen Zertifikat – auch auf Englisch
und Japanisch. Darauf ist noch ein Bild von
Bornemann abgebildet sowie seine Unterschrift.
Das zeigt Wirkung. In Asien würde
man sein Gesicht verlieren, wenn die Angaben
nicht stimmen, erklärt der Manager, der
dem Slogan „Made in Germany“ kritisch ge-
28
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[machen]
genübersteht, wie er sagt. Außer auf Japan
setzt Erpo in Asien bislang vor allem auf Südkorea
und Taiwan. Demnächst soll auch Malaysia
hinzukommen. Zugleich verstärkt die
Firma ihre Aktivitäten in den Niederlanden,
der Schweiz und Österreich und schaut sich
Großbritannien als künftigen Markt an. Seit
einem Jahr ist es in Russland aktiv.
Erpo will freilich nicht nur durch Export zulegen,
sondern auch durch die dritte Kollektion,
die kürzlich auf den Markt gekommen ist. Sie
zeichnet sich unter anderem durch besondere
Funktionen aus: So kann etwa die Armlehne
weggeklappt werden. Die Produktentwicklung
finde ausschließlich im eigenen Haus
statt. „Von der Idee bis zum fertigen Produkt
dauert es rund ein Jahr.“ Angesiedelt ist sie in
Donzdorf bei Göppingen. Dort befindet sich
gleichfalls ein großer Ausstellungsraum.
AttrAktivELohNkostEN
Mit der neuen Kollektion soll auch in
Deutschland zugelegt werden. Hier sind die
Oberschwaben bei über 230 Händlern mit verschiedenen
Produkten vertreten. Zu mehr als
50 Prozent gehört das Unternehmen der BWK
GmbH, die im Sommer 2013 eingestiegen ist.
Die Unternehmensbeteiligungsgesellschaft
mit Sitz in Stuttgart ist eine der größten deutschen
Kapitalbeteiligungsgesellschaften, sie
verfolge einen langfristigen Investitionsansatz
und investiere mit Schwerpunkt in den
Mittelstand. BWK-Geschäftsführer Jochen
Wolf betont, Erpo passe mit seinem attraktiven
Geschäftsmodell ausgezeichnet ins Beteiligungsportfolio.
Das angestrebte Wachstum
werde eigenfinanziert. Der Rest von Erpo gehört
Bornemann und den geschäftsführenden
Erpo–einkunstwortausErtingenundPolstermöbeln
Wichtig ist nicht nur gutes Material, sondern auch gute, sorgfältige Mitarbeiter.
DerNameErpo ist ein Kunstwort und eine
Zusammenfügung aus dem Ort Ertingen
und dem Unternehmenszweck Polstermöbel.
Das Unternehmen ist 1952 von
Wilhelm und Maria Blauw gegründet worden.
Blauw war damals leitender Mitarbeiter
bei der dortigen Matratzenfabrik
und hatte aus der Insolvenzmasse das
Gesellschaftern Klaus Oevermann und Jürgen
Sollner. Das Trio ist schon lange bei Erpo in
verschiedenen Funktionen tätig.
Oberschwaben bietet für das Unternehmen
viele Möglichkeiten. Es gibt keine Probleme,
Mitarbeiter zu bekommen, wenn welche gesucht
werden. Und: „Hier sind die Leute fachlich
gut drauf“, sagt Bornemann. Auch die
Kostensituation ist nicht zum Nachteil. „Die
Lohnkosten sind nicht so hoch wie in Stuttgart.“
Der Mittelständler will auch in Bereiche
Gebäude übernommen. Er fing dann mit
der Produktion von Polstermöbeln an. In
den 1980er Jahren wird der Mittelständler
an einen norwegischen Konzern verkauft.
2009 steigt dann der Finanzinvestor
Afinum mit dem heute aktiven
Management ein. Afinum wird im Sommer
2013 von der BWK abgelöst. OS
vordringen, in denen er bislang noch nicht
aktiv ist. So ist ein Einzelsessel auf den Markt
gekommen, bevor die dritte Kollektion der
Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Und da Qualität
bekanntlich länger hält als Billigware,
überlegt im Premiumsegment der ein oder andere
Kunde sicherlich etwas länger, wenn es
um die Anschaffung neuer Polstermöbel geht:
Denn im Durchschnitt vergehen genau 13,8
Jahre, bis eine Ledergarnitur ausgetauscht
wird. [!]
Oliver Schmale
29
[spezial] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Klar zum Start
Es ist wie beim Fliegen. Wer mit einer Geschäftsidee auf die Startbahn rollt, sollte behutsam abheben und nie das Ziel
aus den Augen verlieren. Rolf Essl und Andreas Müller von Altec tun das und setzen auf professionelle Unterstützung.
Foto: © MC_PP / Fotolia.com
Rolf Essl und Andreas Müller überließen
nichts dem Zufall und bereiteten den
Beginn ihrer Selbstständigkeit so akribisch
vor wie gute Piloten Start und Landung.
Dieser Vergleich ist beileibe nicht aus der Luft
gegriffen, denn die beiden geschäftsführenden
Gesellschafter haben sich mit ihrer noch
jungen Altec Airfield Lighting GmbH unter
anderem auf Vorfeld-Beleuchtungen von
Flughäfen und Hubschrauberlandeplätzen
spezialisiert.
Bei der Planung ihrer Unternehmensstrategie
sind die beiden jedoch jederzeit auf dem Boden
geblieben. Es ist noch gar nicht so lange
her – im Mai 2013 war es –, dass sie mit einer
vagen Idee vor einem weißen Blatt Papier saßen.
Dieses blieb allerdings nicht sehr lange
unbeschrieben. Betriebswirt Rolf Essl: „Existenzgründern
geistern wohl viele Gedanken
im Kopf herum. Wichtig ist es, dass man sie
niederschreibt. Was brauchen wir? Was müssen
wir wann tun? Mit wem müssen wir sprechen?
Womit haben wir Erfolg? Welche Fehler
können wir von Anfang an ausschließen?“
Zu Beginn ihrer gemeinsamen Überlegungen
hatten sie wahrscheinlich so viele Fragen wie
Flugzeuge tagtäglich auf dem Flughafen in
Frankfurt/Main landen. Sie holten sich die
Antworten. Der jungfräuliche Schreibblock
wurde alsbald die Basis eines tragfähigen Konzeptes.
Nicht deNKeN, fraGeN
Auch Essls Mitstreiter, Diplom-Ingenieur Andreas
Müller betont, wie wichtig es ist, sich zu
informieren, bevor man den großen Schritt
macht und seinen weiteren Berufsweg in die
eigenen Hände nimmt: „Es lohnt sich garantiert,
immer zu fragen – und nicht zu denken,
dass man sowieso schon alles weiß.“
Vor der Existenzgründung führten die beiden
Bankengespräche – und suchten erst einmal
das Beratungszentrum der Industrie- und
Handelskammer Ulm auf. Zum Team des Starter-Centers
gehört Jutta Peschel, die Unternehmensgründern
im wahrsten Sinn des
Wortes auf die Sprünge hilft. Sie weiß, dass
eine umfassende Information das A und O auf
dem Weg zum Erfolg ist. Sonst kann ein mutiges
Vorhaben sehr schnell in einer schmerzhaften
Bruchlandung enden: „Wir wissen,
dass 49 Prozent der Neugründer scheitern,
weil sie sich im Vorfeld nicht umfassend mit
der jeweiligen Marktsituation auseinandergesetzt
haben. Doch diese Analyse ist eben so
entscheidend wie eine gefestigte Finanzierung.
40 Prozent der Starter kümmern sich
zum Beispiel leider immer noch zu wenig um
eine Rentabilitätsvorschau und haben unter
anderem auch keinen ordentlich durchdachten
Geschäftsplan.“
Doch all das ist kein Hexenwerk, wie Rolf Essl
und Andreas Müller bestätigen können. Den
30
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[spezial]
existenzgründung in Zahlen
28
Eigentumswohnungen
2 Büros
2- 5-Zimmer-Wohnungen
von 67 - 147 m² mit Lift
und Tiefgarage. Neu-Ulm,
Gartenstraße 22 (neben Postbank)
Auf diesem Grundstück blühten bereits vor
über 200 Jahren die Gärten der in Ulm gegründeten
„Gartengesellschaft“. Heute ist
dies eine Top Wohnlage mitten in Neu-Ulm.
Sie liegt zwischen dem Bahnhof Neu-Ulm
und dem Stadtmittelpunkt Petrusplatz. Wenige
Gehminuten entfernt vom Glacis Park,
der Donau oder der Ulmer Altstadt.
Besser beraten ist, wer sich beraten lässt.
immer mehr Menschen machen sich im
Gebiet der Industrie- und Handelskammer
Ulm mit einem eigenen Unternehmen
selbstständig. So waren zum 1. Januar
dieses Jahres 337 Unternehmen
mehr gemeldet, als im gleichen Zeitraum
2013. Bei der Vorbereitung gehen viele
Neugründer mit gutem Beispiel voran.
69 Prozent nutzten das IHK-Beratungsangebot
für Durchstarter. Insgesamt gab
es hier im vergangenen Jahr 750 persönliche
Einzelberatungen. Rund 5000 Existenzgründer
holten sich eine telefonische
Erstauskunft ein.
Foto: © pressmaster/Fotolia.com
Im Durchschnitt sind die Menschen, die
den Sprung in die Selbstständigkeit wagen,
zwischen 38 und 42 Jahre alt.
IHK-Spezialistin Jutta Peschel kennt die
Gründe: „In dieser Phase des Lebens suchen
viele Menschen noch einmal eine
neue Orientierung.“ Die Gründungsberaterin
nennt auch persönliche Erfolgsfaktoren:
„Wenn man sich beruflich auf eigene
Beine stellen möchte, sollte man auf
jeden Fall prüfen, ob man über große Portionen
Eigeninitiative, Kreativität, Überzeugungskraft
und Kommunikationsfähigkeit
verfügt.“
sl
4-Zi-Whg – 101 m² 3-Zi-Whg – 97 m²
frischgebackenen Geschäftspartnern, die
mehr als zehn Jahre lang gemeinsam in einem
großen Unternehmen für den Bereich Flugfeld-Beleuchtung
tätig waren, war schnell
klar, dass sie sich von Anfang an auf ihre Kernkompetenzen
konzentrieren müssen – und
auf sonst nichts. Wenn möglich.
Für Rolf Essl ist es wichtig, dass man sein eigenes
Tun immer wieder selbstkritisch kontrolliert:
„Man muss jederzeit überprüfen, welche
Leistungen man in Eigenregie erbringen kann
und welche eben nicht. Mit einer eigenen
Rechnungsabteilung verdiene ich als Existenzgründer
erst einmal kein Geld, so dass wir
uns zum Unternehmensstart auch noch keine
eigenen Mitarbeiter in diesem Bereich leisten
können und wollen. Ganz darauf verzichten
können wir auf diese Tätigkeiten jedoch auch
nicht.“
Die Lösung ist einfach: Externe Dienstleister
halten den Neuen den Rücken frei und kümmern
sich in ihrem Namen um die alltäglichen
Dinge, die in einem Büro unerlässlich
sind. Dazu gehören unter anderem der Telefonservice,
die Organisation von Gesprächsterminen
oder die Reservierung eines Konferenzraumes.
firMa ohNe Büro
So kommen die beiden Geschäftsführer erst
einmal ohne ein eigenes Büro aus. Der Firmensitz
ist in Ulm angemeldet, auch wenn
Andreas Müller von seinem oberfränkischen
Wohnort aus und Rolf Essl von seiner Wohnung
in Erbach ihren Geschäften nachgehen.
Für Rolf Essl bedeutet Erfolg nicht unbedingt,
dass man auch in seinem eigenen Firmendomizil
thronen muss. Viel wichtiger als eine
Chefetage ist ihm der Blick fürs Wesentliche:
„Wir haben uns von Anfang an für eine dezentrale
Arbeitsweise entschieden und nutzen
den breitgefächerten Service eines Ulmer
Der geplante Baubeginn ist im
Sommer 2014
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31
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[spezial] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Dienstleisters in der Weststadt, bei dem wir,
wenn nötig, einen Besprechungsraum anmieten
können. Die Kosten für ein eigenes Büro
und das Gehalt von Angestellten können wir
uns erst einmal sparen.“
Doch wie lange noch? Was wird sein, wenn
sich der Erfolg einstellt und die Umsätze
wachsen? Auch daran haben die beiden Existenzgründer
längst gedacht. Für sie ist es jedoch
wichtig, dass sie den Blick auf ihr Ziel
nicht verlieren. Wie Piloten. Andreas Müller:
„Ich sage immer: alles zu seiner Zeit, denn das
Personal muss mit der Geschäftsentwicklung
mitwachsen und auf gar keinen Fall umgekehrt.“
Start iM NeBeNerwerB
So reißen die beiden findigen Geschäftsmänner
den Steuerknüppel bewusst nicht ruckartig
nach oben, um den Steigflug der Altec
GmbH nicht zu steil werden zu lassen. Rolf
Essl: „Es ist ganz klar, dass wir wachsen wollen,
jedoch auf keinen Fall zu schnell.“
So sieht das auch Peschel: „Wir empfehlen
Existenzgründern, ein langsames Wachstum
anzustreben. Eine weitere Alternative für einen
sicheren Einstieg in die Selbstständigkeit
kann übrigens auch eine Nebenerwerbsgründung
sein, bei der man erst einmal für ein paar
Stunden in der Woche ausloten kann, ob das
eigene Angebot auch angenommen wird.“
Der Vorteil dieses vorsichtigen Herantastens
an das eigene Unternehmen – und wohl auch
an die eigenen Fähigkeiten – ist, dass man unter
keinem hohen Druck steht, da man weiterhin
Gehalt bezieht und sozialversichert ist.
Jutta Peschel: „Wichtig ist, dass man seinen
Arbeitgeber auf jeden Fall über diesen Schritt
informiert.“
Für Andreas Müller und Rolf Essl war das keine
Option: Sie beendeten mit ihrer Firmengründung
ihre Arbeitslosigkeit. Dass die beiden
sich schon so lange kennen, ist ein starker
Trumpf, den sie nun tagtäglich ausspielen
können. Beide wissen, dass bei einer partnerschaftlichen
Beziehung der persönliche Umgang
eine nicht zu unterschätzende Rolle
spielt. Dies gilt nicht nur im eigenen Betrieb,
sondern auch bei Abschlüssen mit neuen Geschäftspartnern.
Andreas Müller: „Vereinbarungen
werden immer zwischen Menschen
getroffen, und man muss schon erkennen
Die Existenzgründer Andreas Müller (links) und
Rolf Essl planen Flugfeldbefeuerungen. Ein eigenes,
gemeinsames Büro ist dazu noch nicht nötig.
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[spezial]
können, ob das Miteinander passt. Natürlich
müssen auch die Familien mitziehen und voll
und ganz hinter uns und
unserem Projekt stehen.
Sonst geht das
alles nicht.“ Rolf
Essl nickt: „Man
sollte bei dem
Schritt in eine
neue berufliche
Zukunft auf jeden
Fall einen Schnellschuss
vermeiden und eine belastbare
Zusammenarbeit ausloten.
Wir beiden haben zum Beispiel
von Beginn an geregelt, wie es
weitergeht, wenn wir einmal
streiten.“
Das kam bis jetzt glücklicherweise
noch nicht vor. Aber wer weiß, vor welche
Herausforderungen die zwei in der
Zukunft gestellt werden? Doch eines ist
schon jetzt sicher. Beide haben den gemeinsa-
men Sprung in das oftmals sehr kalte Wasser
der Selbstständigkeit noch nicht
bereut, obwohl beide bei der
Gründung im September
2013 bereits über
50 Jahre alt waren.
Rolf Essl
nimmt es gelassen
und
vertraut auf seine
Erfahrung und
Reife: „Wenigstens können wir in unserem
Alter keinem jugendlichen Leichtsinn
mehr verfallen.“ Angst vor dem,
was kommt, haben beide nicht. Unisono
sagen sie: „Scheitern ist nicht im Plan vorgesehen.“
Und der wurde ja schließlich akribisch
erarbeitet. [!]
sTEPHAN lOEFFlER
Das Anschauungsmaterial für Kundentermine
(hier ein „Flugfeuer“) passt ins Handgepäck.
33
[führen] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
DiekleineChef-Schule
Mitarbeiter fühlen sich häufig zu wenig wahrgenommen, nicht gefördert oder gar unter Druck gesetzt. Folge: Stress – bis
hin zur psychischen Erkrankung. Hier sind die Vorgesetzten gefordert. Tipps für einen „gesundenFührungsstil“.
Als in ihrer Firma neue Strukturen geschaffen
werden, ist Margit Möller (45)
Führungskraft in einem Chemiebetrieb
und hat 13 Mitarbeiter. Durch die Umstrukturierung
verliert sie ihre Stellung und
kommt in eine andere Abteilung – in untergeordneter
Position. Zwei Jahre lang wird sie bei
mehreren Bewerbungen um Stellungen als
Abteilungsleiterin inner- und außerhalb der
Firma nicht berücksichtigt. Sie fühlt sich gekränkt,
enttäuscht, verliert die Motivation. Es
kommt noch schlimmer: Nur zwei Wochen
nach einem Führungswechsel in ihrer Abteilung
fordert der neue Chef mehr Leistung von
ihr und droht mit Kündigung. Die Unzufriedenheit
der einst kraftvollen Managerin – die
ihren richtigen Namen nicht nennen möchte
– verwandelt sich in quälende Existenzangst
und mündet schließlich in eine schwere Depression.
Sie wird krankgeschrieben, macht
eine Therapie und fällt lange aus.
ProblemFrühanSPreChen
In dieser Situation hat ihr Chef als Führungskraft
eine Chance ungenutzt verstreichen lassen.
Hätte er sich Margit Möller gegenüber
einfühlsam verhalten, Interesse an ihrem Befinden
gezeigt und sie gefragt, warum ihre
Leistung zu wünschen übrig ließ, wäre er vermutlich
dem Grund für deren Erschöpfungssymptome
auf die Spur gekommen. Im Idealfall
hätte er seine angeschlagene Mitarbeiterin
an eine Psychosomatische Sprechstunde direkt
im Betrieb verweisen können, und es wäre
womöglich nicht zum gesundheitlichen
Ernstfall gekommen. Professor Dr. Harald
Gündel von der Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie der Universität
Ulm weiß aus seiner Praxis: „Je früher Sie einen
betroffenen Mitarbeiter ansprechen, desto
besser steht es um die Heilungschancen –
und umso kürzer sind mögliche Fehlzeiten.“
Tanz, kleiner Mann: Wie ein wertloses Stück
Holz fühlen sich manche Arbeitnehmer behandelt.
34
1983 •
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[führen]
Trainerin Ursula
Wendeberg.
Doch um die Mitarbeiterführung ist es vielerorts
nicht gut bestellt. „Die Bedeutung von
Führungsaufgaben wird von vielen Chefs gegenüber
reinen Sachaufgaben nicht hoch genug
priorisiert“, sagt die Trainerin und Teamentwicklerin
Ursula Wendeberg; sie
unterstützt als Netzwerk-Partnerin der Nürnberger
Firma „Wolfgang Holl & Partner“
Teams in Umbruchphasen, vor allem in der
Automobilindustrie
und in der Gesundheitsbranche.
„Lernen Sie, Ihr
‚daily business‘ effektiver
zu organisieren
und Aufgaben
zu delegieren.
Dadurch gewinnen
Sie Zeit für
Personalführungsaufgaben“,
rät sie
besonders angehenden
Führungskräften. Diese kommen
zwar mit einem großen Paket an Fachwissen
in ihre Position, haben in ihre Rolle als Chef
aber erst noch hineinzuwachsen.
erSChreCkenDeSergebniS
Dem „Faktor Mensch“ muss in Führungssituationen
mehr Bedeutung zugemessen werden,
denn: Mangelhafte Personalführung macht
krank. Das ist auch eines der Ergebnisse aus
dem „Stressreport 2012“, den die Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(BAuA) 2013 vorgestellt hat. Er stellt die bislang
umfassendste deutsche Datenquelle zum
Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“
dar. Das erschreckendste Ergebnis des
Reports: 53 Millionen Krankheitstage sind allein
2012 in Deutschland durch psychische
Erkrankungen verursacht worden. Bei der Befragung
von über 20.000 Erwerbstätigen kam
unter anderem heraus: Je häufiger Vorgesetzte
ihre Mitarbeiter unterstützen, für sie ansprechbar
sind, auf sie zugehen und ihnen
zum Beispiel konstruktives Feedback geben,
desto seltener treten gesundheitliche Beschwerden
auf.
Im Rahmen eines Pilotprojekts der Klinik für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
der Universität Ulm unter Leitung von
Professor Gündel wurden in mehreren Betrieben
niederschwellig zugängliche Angebote
für Mitarbeiter mit beginnenden psychischen
Problemen eingerichtet. Durch eine psychosomatische
Sprechstunde direkt in den Räumen
der Betriebsärzte sollen frühzeitig Symptome
erkannt und behandelt werden. So ist es
möglich, vorzubeugen beziehungsweise
rechtzeitig einzugreifen, damit es nicht zu
krankheitsbedingten Ausfallzeiten der Mitarbeiter
kommen muss.
Die wichtige Rolle der Führungskräfte für die
psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter wird
in diesem Projekt noch zusätzlich gestärkt.
Denn sie tragen Verantwortung nicht nur für
JÜRGEN BARZ
• BARZVERLÄSSLICH
SEIT
BERND NEHER
2006 •
• BARZVERLÄSSLICH
SEIT
35
[rubrik] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Führen heißt nicht zappeln lassen. Das macht die Leute krank – und kostet Unternehmen viel Geld.
Professor
Dr. Harald Gündel
ihr Unternehmen
und sich selbst,
sondern auch für
ihre Beschäftigten.
Durch ihr Verhalten
und ihr Vorbild
beeinflussen
sie, inwieweit
Stress und psychische
Belastung auf
die einzelnen Mitarbeiter
treffen
und definieren dadurch
die betrieblichen Rahmenbedingungen.
Im Rahmen des Ulmer Projektes lernen
Führungskräfte in speziellen Kursen zu „Führung
und Gesundheit“, wie sie psychische Störungen
erkennen und ihre Mitarbeiter darauf
ansprechen können. Dabei werden sie auch
geschult zu verstehen, wie ihr Führungsstil
auf ihre Mitarbeiter wirkt und wie sie eine
neue Anerkennungskultur etablieren können,
um den Beschäftigten zu vermitteln, dass
ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Gündel sieht
in der „Psychosomatischen Sprechstunde im
Betrieb“ (PSIB) „einen neuen Versorgungsbaustein
mit hoher Wirksamkeit“. Denn „Arbeit
hält eigentlich gesund. Nur unter bestimmten
schwierigen Bedingungen macht sie krank“,
erklärt er. Diesen widrigen Bedingungen aber
kann man mit entsprechendem Wissen und
speziellen Angeboten entgegentreten.
iDeeFürkleinereFirmen
Im Oktober 2013 ging die von Gündel geleitete
Klinik eine weitere Kooperation ein, um
aus dem Pilotprojekt zur PSIB gewonnene Erkenntnisse
auch auf kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) zu übertragen, auf Firmen
ohne eigene Betriebsärzte. Gemeinsam mit
» weiter auf Seite 38
Weitereinformationen
iminternet
Das Projekt „Psychische Gesundheit
in der Arbeitswelt – psyGA“ bündelt
das vorhandene Know-how zu psychischer
Gesundheit im Beruf auf einer
sehr umfassenden Webseite:
www.psyga.info
Eine im Rahmen des psyGa-Projektes
entwickelte App und ein eLearning-
Tool zur Förderung psychischer Gesundheit
für Führungskräfte liefern
leicht verständliche Vorschläge, wie
Führungskräfte ihre Mitarbeiter vor
stressbedingter Überlastung schützen
und selbst gesund bleiben können
Der 2013 veröffentlichte, über 200
Seiten starke „Stressreport Deutschland
2012“ kann hier heruntergeladen
werden:
www.baua.de/dok/3430796
36
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
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Studien zum Verhältnis von Führungskräften
gegenüber ihren Mitarbeitern zeigen es immer
wieder: Mitarbeiter sähen es gerne, wenn
ihre Vorgesetzten mehr führen. Das haben sie
jedoch meist nicht gelernt. Ursula Wendeberg,
Netzwerk-Partnerin von Wolfgang Holl
& Partner in Nürnberg, gibt fünf Tipps: So
werden Chefs gute Bezugspersonen für ihre
Mitarbeiter und fördern dadurch deren Gesundheit.
meldenSiegelungeneszurück
Machen Sie sich kontinuierlich die gelungenen
Arbeitsaufträge und Stärken Ihrer Mitarbeiter
klar und kommunizieren Sie diese konkret,
zum Beispiel: „Die Art, wie Sie unser
Meeting letzten Donnerstag moderiert haben,
fand ich stark. Ich fand Sie gut vorbereitet und
Sie haben vom Thema abweichende Rede-
Beiträge sympathisch und mit Humor gestoppt.
Ihre Zusammenfassung der Ergebnisse
ist eine klare Basis für die Weiterarbeit.
Vielen Dank.“ So können Sie sicher sein, dass
dieser Mitarbeiter auch weiterhin souverän
moderiert und dass sich seine Motivation
auch auf andere Bereiche übertragen wird.
beobachtenSieundagierenSiemitempathie,klarheitundinteresse
Ärgern Sie sich nicht über unverständliches
Verhalten Ihrer Mitarbeiter. Versuchen Sie deren
wirkliche Beweggründe zu verstehen. Zeigen
Sie Verständnis für deren Bedürfnisse und
machen Sie gleichzeitig klar, was Sie konkret
erwarten. Fragen Sie konkret nach Lösungsvorschlägen
Ihrer Mitarbeiter und beziehen
Sie deren Ideen dann auch tatsächlich ein. Sie
werden sehen, dass Qualität und Effizienz der
Arbeit steigen.
Schaffen Sie eine tragfähige beziehungsebene
Sprechen Sie gerade zwischenmenschliche
Ungereimtheiten frühzeitig an und haken Sie
kontinuierlich nach. Nutzen Sie das Modell
der Ich-Botschaft. Damit bringen Sie den objektiven
Sachverhalt, dessen Wirkung auf Sie
und womöglich andere Kollegen und Ihre
konkrete Erwartung an den Mitarbeiter auf
den Punkt. Die Chance, dass er sein Verhalten
verändert ist groß, wenn Sie „dran bleiben“,
also etwa in kürzeren Zeitabständen nachfragen
und Rückmeldung geben.
machenSieihreerwartungenklarund
fassenSiesichkurz
Überlegen Sie sich grundsätzlich im Vorfeld,
was Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten und
wie Sie sie unterstützen können. Gleichen Sie
dies mit Ihren Aufträgen und Arbeitszielen
ab. So können Sie mit wenigen Sätzen Ihre
Anliegen auf den Punkt bringen. Im Gespräch
entfalten Ihre Aussagen dadurch eine besondere
Klarheit und Ihnen bleibt Raum, Fragen
an Ihre Mitarbeiter zu stellen. Es gibt nicht
viel, das Mitarbeiter mehr demotiviert als lange
Monologe des Chefs.
FindenSieeingesundesmaßzwischen
modell-Seinundeinfordern
Ein Chef, der will, dass seine Mitarbeiter zum
Beispiel mehr Eigeninitiative entwickeln,
gleichzeitig aber selbst nichts aus der Hand
gibt, lässt seinen Mitarbeitern zu wenig Raum.
Gehen Sie also mit gutem Beispiel voran,
entwickeln Sie mit Ihren Mitarbeitern aber
auch gemeinsam konkrete Handlungsmöglichkeiten,
so dass diese tatsächlich selbst aktiv
werden. [!]
Birgit Weichmann
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Vermittelt der Chef Wertschätzung, zieht das Personal auch gerne mit – und bleibt gesund.
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Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
der Arbeitsmedizinischen Praxis von Dr. Michael
Haas, der mit einem Team von sieben
Betriebsärzten mehr als 100 Unternehmen
und kommunale Einrichtungen im Großraum
Ulm arbeitsmedizinisch betreut, wird
auch Mitarbeitern kleinerer Firmen der Zugang
zu psychosomatischer Betreuung eröffnet.
„Das ist meines Wissens ein völlig neues
Angebot für kleine und mittlere Unternehmen“,
sagt Haas über die Kooperation.
Eine Therapeutin aus Gündels Team steht einmal
pro Woche in Haas‘ Praxis Mitarbeitern
aus den bislang rund zehn teilnehmenden Firmen
für Einzelgespräche zur Verfügung. Diese
werden direkt von ihrem Chef, von Personalern
oder dem Betriebsrat auf die neu
eingerichtete psychosomatische Sprechstunde
aufmerksam gemacht. Haas zieht nach den
ersten Monaten eine positive Zwischenbilanz:
„Das neue Konzept für KMU wird gut angenommen
und nimmt kontinuierlich zu. Für
die teilnehmenden Firmen, die die Kosten für
die ersten zehn Gesprächstermine übernehmen,
ist es ein interessantes Angebot: Die Therapie
kostet sie weniger als eine lange Arbeitsunfähigkeit
des Mitarbeiters“.
Insgesamt wird das als Pilotprojekt der Klinik
für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
der Universität Ulm gestartete Angebot
von allen Unternehmen jeder Größe immer
stärker angenommen. 2013 haben die
Mitarbeiter aus Gündels Team 110 Erstgespräche
geführt und Kurztherapien mit ihren „Patienten“
gemacht. 2014 ist diese Zahl bereits in
den ersten fünf Monaten erreicht worden. Der
Bedarf ist groß und wächst. [!]
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38
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[machen]
Kunst auf Messers Schneide
Robert Kaufmann ist nicht nur ein Messermacher, er ist ein Künstler aus dem Allgäu. Ins Berufsleben startete
er mit einer Industriemacher-Lehre. Heute fasziniert seine Schmiedekunst Sammler in der ganzen Welt.
Für die Küchenarbeit sind Robert Kaufmanns
Messer zu schade. Er formt aus
Stahl Klingen, fertigt Griffe aus Rentiergeweihen,
versieht sie mit Silbernieten am
Griffende. Ein vergleichsweise kleines Messer,
111 Gramm leicht, 21,5 Zentimeter lang, kostet
schnell 675 Euro. Die eigentliche Zielgruppe
sind Sammler, die fünfstellige Summen lockermachen
für so einzigartige Stücke.
Der Markt ist überschaubar. Trotz der Exklusivität
gibt es Ausschreibungen und Messen,
Kataloge und
Preisverleihungen.
Kaufmann besucht
regelmäßig
die namhaftesten
Veranstaltungen,
bevorzugt in Übersee,
und gewinnt
immer
wieder
Wettbewerbe.
In
den USA sitzen die
Robert Kaufmann lässt meisten Anhänger
sich von Stahl inspirieren. der
Kunstrichtung,
die Kaufmann
vertritt. In Russland ist es die Oberschicht,
die ihren überbordenden Reichtum
mit dem Kauf solcher Messer unterstreicht.
Der Markt in China beginnt sich zu entwickeln.
Entsprechend ist Kaufmanns Imagebroschüre
aufgebaut. Englisch, Deutsch, Russisch,
in dieser Reihenfolge. Um seine
Schöpfungen in den USA verständlich bekanntzumachen,
nennt er seine Kunst
„cuttingart“. „Was ich handwerklich
mache, sind mehrere einzelne
Berufe. Ich lege großen
Wert darauf, die komplette
Arbeit selber
zu machen“, er-
läutert
der 1970
in
Memmin-
gen geborene
Künstler. Den
beruflichen Grundstein
legte er mit einer
Lehre als Industriemechaniker.
Nach
kurzer Berufszeit ging er für zwei Jahre nach
Lappland. Das veränderte sein Leben: Schon
als Lehrling von Klingen fasziniert, begegnete
ihm dort das Handwerk des Messermachens.
Zurück in Deutschland begann er, die traditionelle
Form des nordischen Messers zu verändern.
Er experimentierte mit neuen Materialien,
vertiefte als Autodidakt sein Wissen – durchs
„Studium am Amboss“, wie er es ausdrückt. Er
lässt sich vom Material inspirieren, folgt seiner
Intuition, benutzt keine Entwürfe. Seine
Kreationen entwickeln während der Bearbei-
tung ein Eigenleben.
Kaufmann fertigt ausschließlich Damaszenerstahl,
jenes sagenhafte
Material aus dem
Morgenland,
das Härte
und
Elastizität in idealer
Weise verbindet und an
der Oberfläche herrlich kontrastreiche
Maserungen und Wellenmuster
bildet. Er verwendet als
Ausgangsmaterial hauchdünne Bleche,
die er in bis zu 40 Lagen übereinander
schichtet, faltet, verdreht
und – in der lodernden Esse glühend
erhitzt – in mehreren Arbeitsgängen
immer wieder schmiedet.
Bei der Gestaltung
der Handgriffe zählen Formgebung
und die Auswahl der Materialien.
Als Substanz benutzt er Hölzer aus
Afrika, die härter sind als Ebenholz, Hirsch-
oder Rentiergeweihe und, besonders beliebt,
das bläulich schimmernde Elfenbein der
Stoßzähne vom Mammut, das seit der letzten
Eiszeit ausgestorben ist. Nach und nach gibt
der auftauende Permafrostboden im nördlichen
Sibirien das Elfenbein frei. Als Einlegearbeiten
werden in die Messergriffe Gold, Silber,
Perlmutt und Edelsteine, auch Diamanten
eingearbeitet – Verzierungen der feinsten Art.
Obwohl die weltweite Wirtschafts- und Fi-
nanzkrise der Kunstszene einen Dämpfer verpasst
hat,
kann Kaufmann
nicht
über
schlechte
Geschäfte
klagen. Er bleibt
seiner Maxime treu: exklusive
Ware zu exklusiven Preisen [!]
HARTMUT MAUSCH
Eine Rochen-Skulptur: Über jahrelanges
„Studium am Amboss“
hat sich Robert Kaufmann
zum weltweit
gefragten Klingenexperten
entwickelt.
39
[spezial] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
EinAutofürdenZimmermann
Beim Werben um FachkräfteundAuszubildende ziehen kleine Betriebe häufig den Kürzeren. Das Handwerk will sich
damit nicht abfinden und setzt auf neue Wege: In Biberach bekommt der beste Azubi einen VW Up für ein Jahr.
Mehr als 300.000 Stellen in mittelständischen
Unternehmen können nach
einer Umfrage des Beratungsunternehmens
Ernst & Young nicht besetzt werden.
Das Problem trifft auch viele kleine und mittlere
Betriebe zwischen Ulm und Biberach. Sie
stehen beim Werben in Konkurrenz mit großen
Unternehmen aus den Branchen Metallund
Pharma, die außer hohen Tarifvergütungen
ihren Mitarbeitern auch viele freiwillige
Leistungen zukommen lassen. „Ich würde sofort
zwei gute Leute einstellen“, sagt Dietmar
Hagel. Der Obermeister der Zimmerer-Innung
Biberach führt einen Sechs-Mann-Betrieb in
Äpfingen. Allein die 48 Mitglieder der Innung
können nach seinen Worten derzeit 15 Stellen
nicht besetzen. Das hat einen einfachen
Grund: Der Arbeitsmarkt zwischen Ulm und
Bodensee ist wie leergefegt. „Zur Jahresmitte
ist die Arbeitskräftenachfrage unvermindert
hoch. Unter den 3700 unbesetzten Stellen
sind viele aus dem Handwerk“, sagt Peter Rasmussen,
der Chef der Agentur für Arbeit in
Ulm. Vor allem für kleine Betriebe sei es
schwer, geeignete Facharbeiter zu finden. „Ich
empfehle, auf Ausbildung und die Qualifizierung
eigener Mitarbeiter zu setzen. Dabei
kann die Agentur für Arbeit in bestimmten
Fällen finanzielle Hilfen anbieten.“
NichtmAlEiNEBEwErBuNg
Bei den Ausbildungsplätzen gibt es nach den
Worten Hagels bei den Zimmereibetrieben im
Kreis Biberach nicht auf jede offene Stelle eine
Bewerbung. Den Handwerkern macht ein
neuer Trend zu schaffen: Große Industrieunternehmen
stellen mittlerweile nicht nur die
sehr guten Schüler als Auszubildende ein,
sondern gezielt auch etwas schwächere. „Bei
den sehr Guten ist – wie im Handwerk auch
– die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nach
der Lehre zum Studieren gehen“, erklärt Hagel.
Zudem benötigten die Metallbetriebe als
künftige Maschinenführer nicht die Besten
eines Jahrgangs.
Die kleinen Unternehmen haben einen weiteren
Nachteil: Weil viele Schulen auf dem Land
geschlossen und in größeren Städten zusammengelegt
werden, verlieren manche Betriebe
den Kontakt zu ihren bisherigen Ansprechpartnern
und zu Schülern der älteren Klassen.
„Die Betriebe, in denen eine Schule noch am
Ort ist, tun sich beim Besetzen von Lehrstellen
deutlich leichter“, sagt Hagel. Erschwerend
kommt hinzu, dass die Landesregierung
die Akademikerquote steigern will. Damit
droht, dass noch mehr junge Leute, sich gegen
eine berufliche Ausbildung entscheiden. Das
Handwerk hat angesichts des heraufziehen-
Gute Zimmermänner sind gesuchte Fachkräfte.
Viele Betriebe können mangels Bewerbern ihre
Ausbildungsplätze nicht besetzen.
40
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[spezial]
den Fachkräftemangels bereits vor fünf Jahren
eine Imagekampagne gestartet. „Der Erfolg
ist messbar – das Wissen über das
Handwerk und seine Berufe ist deutlich gestiegen“,
sagt Alexander Legowski vom Zentralverband
des Deutschen Handwerks. Die
Kampagne hatte über die fünf Jahre Laufzeit
einen Etat von 50 Millionen Euro. Im Herbst
2014 werde eine neue Agentur die Kampagne
fortführen. Das Handwerk will sich als spannender
und attraktiver Arbeitgeber positionieren.
Neudeutsch nennt man das „Employer
Branding“. Dahinter verbirgt sich die Idee,
Ansätze der Markenbildung auf die Mitarbeitergewinnung
zu übertragen. Dabei spielen
Mitarbeiterführung, Führungskultur und äußere
Rahmenbedingungen eine Rolle.
Größere Betriebe setzen bereits länger auf
Maßnahmen wie Tage der offenen Tür, feste
Termine für Kundenvorträge, gezielte Ansprache
von Jugendlichen oder die Einrichtung
einer eigenen Homepage für die Azubis der
Firma: Kleinere Betriebe tun sich beim „Employer
Branding“
schwerer. Mit ein
bisschen Kreativität
lässt sich aber
einiges ausgleichen:
So belohnt
die Zimmerer-Innung
Biberach seit
2013 den oder die
Beste in der Abschlussprüfung.
Er
Tobias Mehlich: Unsere
Gegenmaßnahmen greifen. oder sie fährt ein
Jahr lang kostenlos
einen VW Up. Leasingraten, Versicherung,
Steuer sowie Wartung und Kosten für Verschleißteile
trägt die Zimmerer-Innung. Das
kostet sie pro Monat 140 Euro. Die Aktion
kommt laut Hagel bei den Auszubildenden
gut an. Bevor das vorerst auf drei Jahre befristete
Projekt losging, fragte die Innung die Auszubildenden,
was sie davon halten. Dabei kam
heraus: Es muss ein Viertürer sein und: Der
Slogan „Der beste Auszubildende“ darf nicht
auf dem Auto stehen. Auch angesichts solcher
positiver Beispiele gibt sich Tobias Mehlich,
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer
Ulm, optimistisch: „Wir sehen, dass unsere
Gegenmaßnahmen greifen.“ Die Sensibilisierung
für die Berufswege im Handwerk
beginne im Kindergarten und ende an den
Hochschulen, beispielsweise indem die Ausbildungsberater
der Handwerkskammer Ulm
die dortigen Studienabbrecher ansprechen
und ihnen Karrierechancen im Handwerk nahe
bringen. Mehlich: „Wir sind im engen Kontakt
mit allen Schulformen, Handwerksorganisationen
und den Arbeitsagenturen.“ Mit
Migranten-Verbänden spreche man seit einem
Jahr gezielt Jugendliche an. Zusätzlich
werben Auszubildende als Ausbildungsbotschafter
in den Schulen für eine Lehre. Generell
liegen die aktuellen Herausforderungen
weniger auf dem Auftrags-, als auf dem Arbeitsmarkt:
„Kluge Betriebe ziehen spätestens
jetzt ihr Auswahlverfahren für die Ausbildung
zeitlich vor.“ [!] aLEXaNDER BÖGELEIN
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41
[machen] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
SchätzeausdemSilbersee
Das Ambiente ist „Heavy Metal“, der Stoff, um den sich auf diesem Firmengelände in Weißenhorn alles dreht, hingegen
„light“: Das AluminiumschmelzwerkOetinger ist Spezialist für hochwertige Legierungen.
Auf dem Fußmarsch zu den Schmelzöfen
läuft unversehens ein innerer
Film ab. Ja, so könnte es im Ruhrpott
um die Ecke links ausgeschaut haben. Glitzernde
Hügel aus metallischem Schrott türmen
sich auf dem weitläufigen Oetinger-Firmengelände
im Weißenhorner Gewerbegebiet
„Eschach“. Hügel aus kieselsteingroßem
Recycling-Material von Müllverbrennungsanlagen
sind darunter, ebenso welche aus zu
Blocks gepressten Aluspänen. Dann wieder
welche, die ihre Herkunft aus technischen
Formen verraten. Stürzte plötzlich Alt-Kommissar
Schimanski ums Eck, würde das keinen
wundern. In der Halle nebenan öffnet
sich gleich der mächtige Schlund eines
Schmelzofens. 750 Grad zeigt das Display des
mit Erdgas befeuerten Drachens an. Das reicht
für Sauna-Temperaturen über den respektvollen
Sicherheitsabstand hinweg und erste
Schweißperlen unterm Schutzhelm.
Aber: Die Technik hier ist 21. Jahrhundert. Die
Einhaltung der Grenzwerte werde laufend
kontrolliert, sagt
Roland Keller, einer
der drei Geschäftsführer
der
Gruppe. Ob der
Himmel überm
Werk blau ist oder
grau, hängt allein
vom Wetter ab.
Hier dreht sich
alles um das Oetinger-Geschäftsführer
Leichtmetall Aluminium.
Roland Keller.
165.000
Tonnen im Jahr beträgt der Ausstoß der Oetinger-Gruppe,
zu der das Weißenhorner Werk
und ein Schwester-Betrieb gehören, die früheren
Karl Konzelmann Metallschmelzwerke in
Neu-Ulm. Beide sind „sekundäre Hersteller“,
also ausschließlich mit der Verarbeitung von
Recycling-Material befasst.
Die Wiederverwertung ist umweltfreundlicher
als Alu-Gewinnung aus dem Rohstoff
Bauxit. Im Vergleich seien nur fünf Prozent
der Energie notwendig, pro Tonne Aluminium
würden zehn Tonnen weniger CO2 ausgestoßen.
Warum ist das der Firma so wichtig?
Auch weil es die Klimabilanz von Aluminium
deutlich verbessert – umso mehr, je häufiger
der Recycling-Kreislauf sich schließt.
HeiSSbegeHrter„ScHrOtt“
Der „Schrott“ ist heiß begehrter Wertstoff, der
zunehmend auch aus Asien nachgefragt wird.
Er wird eingeschmolzen und durch Beimischung
von Metallen wie Kupfer, Nickel,
Mangan und Vanadium zu neuen Aluminium-Legierungen
veredelt. Etwa ein Drittel der
Produktion wird zu Block-Aluminium, zwei
Drittel gehen in flüssiger Form just in time zu
den Kunden. Bei der Ankunft muss die Temperatur
des Flüssig-Aluminiums innerhalb einer
definierten Toleranz liegen. Bei der Auslieferung
etwa 800 Grad Celsius heiß, ist daher
einzuberechnen, dass das in Spezialbehältern
transportierte Alu pro Stunde etwa 10 Grad
verliert, erklärt Keller. Abnehmerin sei zu 90
Prozent die Automobilindustrie, entweder direkt
oder über zuliefernde Gießereien.
Neben den vielleicht zwei Dutzend Standardlösungen
werden Keller zufolge sehr häufig
sehr spezielle Mischungen nachgefragt. Dass
das „Alu-Schmelzen“ längst eine höchst anspruchsvolle
Aufgabe geworden ist, hat viel
mit der rasanten Fortentwicklung der Materialtechnik
zu tun: Sie hat mehr Legierungen
für immer spezifischere Materialeigenschaften
hervorgebracht. Wenn Keller schließlich
anführt, dass der Schrott seinerseits nicht selten
aus Legierungen besteht, lässt sich erahnen,
dass die Mischerei so rein gar nichts mit
Alchimie zu tun hat. Aber sehr viel mit genauer
Materialanalyse – und der Erfahrung der
Schmelzer an den Öfen. „An diesen findet unsere
Wert schöpfung statt“, fügt Uwe Baur hin-
Ohne Sicherheitshelm und Schutzkleidung sollte
man dem glühenden Schlund des Ofens besser
nicht zu nahe kommen.
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[machen]
Co-Geschäftsführer
Uwe Baur.
zu, der für die Finanzen
zuständige
Geschäftsführer.
Wird an den Öfen
zu viel Energie verbraucht
oder ist
der „Abbrand“, also
Schwund, beim
(teuren) Material
übergroß, hat das
direkte Auswirkungen
auf die Bilanzzahlen.
Die Insolvenz vor einem Jahr hatte jedoch laut
Keller einen anderen Grund. In Folge der
Wirtschaftskrise in Südeuropa sei der deutsche
Markt mit Standard-Legierungen dortiger
Alu-Schmelzer überschwemmt worden.
Dies habe vor allem die – mittlerweile geschlossenen
– Standorte der Gruppe in Berlin
und Hannover in die Roten Zahlen gedrückt
und Anfang 2013 die gesamte Gruppe.
Seit Dezember 2013 sind die beiden verbliebenen
Standorte unter den Fittichen einer mittelständischen
Beteiligungsgesellschaft. Sie
habe frisches Eigenkapital eingebracht und
auch den Kauf ausschließlich mit Eigenmitteln
finanziert. Das sollte bei den Kunden neues
Vertrauen schaffen – was offenbar mittlerweile
gelungen ist. „Unser Eigentümer ist
keine Heuschrecke“, betont Baur. Die Stabilisierung
sei gelungen, die Kapazitäten seien
derzeit gut ausgelastet; so blickt das Unternehmen
zuversichtlich in die Zukunft.
Wieder in ruhigeren Fahrwässern navigierend,
bleibt nun eher der Spielraum, über Zukunftsstrategien
nachzudenken. Was ist mit
der Verringerung der hohen Abhängigkeit
von der Automobilindustrie? „Wir denken
darüber nach“, sagt Baur. Die Anlagen wären
durchaus auch in der Lage zur Produktion
von Walz-Aluminium; der Wettbewerb in dieser
Sparte sei allerdings noch härter. Denn
Kalt-Alu lässt sich im Gegensatz zu Flüssig-
Alu über beliebig lange Distanzen transportieren.
Grund zur Eile bestehe nicht. Alle Anlagen
seien auf einem zeitgemäßen Stand, die Lage
bei den Hauptkunden sehen die Geschäftsführer
als stabil an. [!] ThOMAS VOGEL
HöhenflügeundNackenschläge
Im Schmelzofen erreicht das Aluminium Temperaturen von 750 Grad. Auf unseren Bildern wird
die flirrende Flüssigkeit aus dem Ofen überführt und kühlt in Barrenform ab.
Ich denke, dass es einen
Weltmarkt für vielleicht
fünf Computer gibt.
Thomas Watson
(Gründer von IBM, 1943)
Zwischengipfelpunkten und Rückschlägen
lagen bei Oetinger – 1946 gegründet
und über Jahrzehnte als Familienunternehmen
geführt – zuletzt oft nur wenige
Jahre. Tragisch war das Jahr 2002, als ein
Großteil der Geschäftsführung bei einem
Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Mehr als 320.000 Tonnen Aluminium produzierte
die Gruppe 2007 – so viel wie nie
zuvor. Noch Mitte 2008 war man auf bestem
Weg, diese Marke zu übertreffen, die
Finanzkrise machte einen Strich durch
die Rechnung. Mit der wirtschaftlichen
Erholung ging es dann wieder aufwärts.
Doch 2013 geriet die Gruppe ins Taumeln:
Insolvenz, Konzentration auf die Standorte
Weißenhorn (heute 165 Mitarbeiter)
und NeuUlm (125), Umflaggung zur Oetinger
Aluminium WH GmbH. Käufer und
Retter ist die Beteiligungsgesellschaft SS
VP III, die von der Orlando Management
AG mit Sitz in München beraten wird. Deren
Kerngeschäft ist die Akquisition von
im Kern gesunden Industrieunternehmen
im deutschsprachigen Raum, die sich in
„Sondersituationen“ befinden.
Die OetingerGruppe wird geführt von einem
GeschäftsführerTrio: den beiden
langjährigen OetingerKräften Uwe Baur
(Finanzen) und Roland Keller (Vertrieb,
Einkauf) sowie von Dr. Volker Heidtmann
(Produktion und Technik).
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43
[machen] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
PerKopfkinoinsneueBad
Sage einer, Ingenieure hätten keine Phantasie. Von wegen. Die vier Gründer von Immersight machen virtuelle Räume
greifbar. Mit ihrer Raumbrille führt ein Neu-Ulmer seine Kunden durch ihr virtuelles neues Bad.
Vorne rechts ist die Duschkabine. Den
Kopf leicht nach rechts gedreht, fällt
der Blick auf das Waschbecken, das
sich in der Hocke auch aus der Kinderperspektive
betrachten lässt. Dann eine Kehrtwendung
und ein paar Schritte nach vorne. Jetzt
steht der „User“ unmittelbar vor der kühn geschwungenen
Badewanne. Alles wirkt wie
echt, und doch existiert dieses Bad noch nicht
in der Wirklichkeit, sondern allein auf dem
Rechner.
Dank Raumbrille wird aus einer Planung per
CAD (die Abkürzung steht für „computeraided
design“) eine dreidimensionale Umgebung.
Anders als im 3-D-Film aber spielt hier
der beteiligte Zuschauer die Hauptrolle. Die
Ansicht passt sich seinen Bewegungen perfekt
an. Ein leichtgewichtiger Ring mit integrierter
Videobrille um den Kopf, eine Kamera
im Raum und eine spezielle Software sind die
Schlüsselkomponenten.
RIsIKostattfestanstellung
Dass die virtuelle Realität neue Welten erobert,
geht auf vier frisch gekürte Absolventen
eines Ingenieurstudiums, Fachrichtung
Elektrotechnik bzw. Informatik, an der Universität
Ulm zurück. Die ehemaligen Kommilitonen
Simon Singler, Fabian Weiss, Stefan
Hörmann und Dominik Nuß hatten sich 2011
während eines studentischen Wettbewerbs
(Thema: „Autonomes Fahren“) näher kennengelernt,
angefreundet und dann eher nebenher
ihre Idee der Raumbrille entwickelt. Irgendwann
wurde ihnen klar, dass darin
Potenzial steckt für ein Start up. Risiko statt
Festanstellung.
Schlüsselerlebnisse bot die Teilnahme an einigen
Fachmessen, etwa der Cebit, am Stand der
Uni Ulm, erzählt Simon Singer aus der noch
sehr jungen Firmengeschichte. Der Zuspruch
Auf dem Weg zum Pferderennen nach Ascot?
Von wegen. Immersight-Mitarbeiterin Pia Köpf
erkundet ein virtuelles Bad mit der Raumbrille.
44
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[machen]
Gruppenbild (von links): aster-Student Christoph Reile und drei der Immersight-Gründer, Fabian
Weiß, Simon Singler und Stefan Hörmann.
also war da, das mögliche Anwendungsgebiet
fand sich, als der Kontakt zu einem Stuttgarter
Softwarehaus geknüpft wurde, das ein geeignetes
Planungsprogramm im Angebot hatte.
Binnen weniger Monate wurde aus der Idee
und den Prototypen ein einsatzfähiges Produkt.
Ihrer Firma, seit August 2013 GmbH,
gab das Quartett den Namen Immersight, angelehnt
an den Begriff der Immersion, der
Identifikation mit einer virtuellen Welt. Und
damit ist die nächste Phase angelaufen: die
Suche nach Kunden.
An dieser Stelle kommt Jürgen Maier ins
Spiel, gelernter Fliesenleger mit kaufmännischer
Ausbildung obendrauf. Vor einigen Monaten
wagte auch
er den Sprung in
die Selbständigkeit,
sein Fachgebiet
sind Badplanungen.
„Konzept3Zehn“
nannte er sein
kleines Geschäftslokal,
das er ebenfalls
im April in
Badspezialist
der Augsburger
Jürgen Maier.
Straße 5 in Neu-
Ulm eröffnet hat.
Maier ist für Immersight nicht irgendein Kunde,
sondern: der erste mit einem rein virtuellen
Schauraum – und damit quasi einem Labor:
Wie reagiert der Endverbraucher auf das
innovative Objekt? Für sein Büro für Badplanungen
bedeutet es derzeit ein Alleinstellungsmerkmal,
das Geschäftsmodell ist im
Moment noch „work in progress“. Einnahmen
generiert Maier erst, wenn ein größeres Projekt
von der Ideenfindungs- und Planungsschließlich
in die Umsetzungsphase tritt.
eIneVoRlesungfehlte
Tastend traten auch die jungen Diplomingenieure
in die Welt der Wirtschaft. Denn die
Entwicklung eines innovativen Produkts
steht auf dem einen Blatt, dessen erfolgreiche
Positionierung am Markt auf einem ganz anderen.
„Die Vorlesung ‚Unternehmensgründung’
gab’s an der Uni natürlich nicht“, erklärt
dazu Simon Singler mit leicht ironischem
Unterton. Die ermunternde Resonanz an den
Messeständen ergab in der Summe eine
Marktstudie und verstärkte den Mut. Ganz allein
gelassen wurden die frisch gekürten Dipl-
Ings dennoch nicht. Bis heute darf die junge
Firma in Räumlichkeiten der Uni logieren
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45
[machen] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
und deren Infrastruktur nutzen. Ihr „Prof“,
Klaus Dietmayer, Direktor des Instituts für
Mess-, Regel- und Mikrotechnik, erkannte das
Potenzial der Entwicklung seiner Studenten,
ebenso das Bundeswirtschaftsministerium. Es
bedachte das Quartett mit einem Hauptpreis
bei seinem Gründer-Wettbewerb: So konnte
die GmbH aus der Taufe gehoben werden.
VeRloRenIndeR3-d-Welt
Die denkbaren Anwendungsszenarien der
Raumbrille sind weit gespannt. Der Einrichtungsbereich
ist lediglich eines von vielen
möglichen Feldern. Das Thema Bad aber bildete
nicht von ungefähr den Einstieg. Weil
eine Investition kostspielig ist, sollten die
Kundenerwartungen möglichst exakt getroffen
werden. Innenarchitekten, aber auch Gebäudeplanern
oder Ingenieuren brächten 3-D-
Brillen ebenfalls Zusatznutzen. Per Raumbrille
ins zukünftige Einfamilienhaus oder Cockpit.
Doch aus betriebswirtschaftlicher Sicht
schien es Immersight geboten, sich am Beginn
erst einmal auf eine bestimmte Zielgruppe
zu fokussieren, um dort den Markteintritt
zu schaffen.
Jürgen Maier mit seinem „Konzept3Zehn“
wiederum hat die Brille bereits einige Aufträge
eingebracht. Im Schaufenster bilden sie einen
Eyecatcher, der Aufmerksamkeit bei
Passanten weckt. Bei Vorführungen bleibt er
immer in unmittelbarer Nähe. Vorsichtshalber.
Es könnte ja sein, ein Kunde taucht unversehens
völlig in die virtuelle Realität ein – und
„vergisst“ dabei den realen Raum um sich herum
– mit seinen Wänden, Möbeln und Ausstellungsgegenständen.
[!]
Thomas Vogel
sofunktioniertdievirtuelleRaumbrille
Erkundet ein Kunde das virtuelle Bad, bleibt Jürgen Maier dabei – damit keiner im realen Raum
stolpert und sich weh tut.
dietechnologie, die hinter der Raumbrille
steckt, wird als „optisches Tracking“
bezeichnet. Eine kleine, an der
Decke montierte Kamera verortet den
schwarzen, fünfeckigen KarbonRing, an
dem sich auffallende, weiße Kugeln befinden.
Mit Hilfe einer komplexen Software
Rechen formel werden nun 60 Mal pro
Sekunde die exakte Position sowie die
genaue Blickrichtung des Benutzers berechnet.
Das alles geschieht in Echtzeit, weshalb
der Benutzer keine Verzögerung spürt
und mental perfekt in den virtuellen
Raum eintauchen kann. Die Darstellung
über die beiden Displays erfolgt dabei
„stereoskopisch“: Alles in dem virtuellen
Raum erscheint zum Greifen nah.
Die Aktionsfläche für „Fußgänger“ ist
derzeit noch auf sechs Quadratmeter
limitiert. Zusätzlich steht eine Fernbedienung
zur Verfügung, mit der sich der Nutzer
durch größere virtuelle Räume
bewegen kann.
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46
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[leben]
Nicht ohne meine Frau
Wenn der Küchenchef Sandburgen baut und die Diplom-Psychologin das Kartenspiel auspackt – dann ist
Sommer! Ferienzeit! Stefan Loeffler wollte in unserer Umfrage von Führungskräften aus der Region wissen, wo
und wie sie die schönsten Stunden im Jahr verbringen.
Foto: © MIGUEL GARCIA SAAVED/Fotolia.com
1) Welches ist Ihr Lieblingsreiseland und warum?
2) Wohin ging Ihr erster selbstständiger Urlaub?
3) Drei Dinge, die im Urlaub nicht zuhause bleiben.
4) Drei Dinge, an die Sie im Urlaub nicht denken wollen.
5) Bitte vervollständigen Sie diesen Satz:
Zum Entspannen im Urlaub gehört für mich …
6) Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie aus
dem Urlaub zurückkommen?
Fritz Lehmann (60) ist auch in
der schönsten Zeit des Jahres
nicht untätig und hilft schon
einmal bei der Olivenernte. Der
gelernte Bankkaufmann ist verheiratet,
hat drei Kinder und ist
seit 1998 Vorstandsvorsitzender
der Raiffeisenbank Ehingen-
Hochsträß eG.
1) Schwierig zu sagen, weil es viele schöne Reiseziele gibt, die sich
landschaftlich sehr unterscheiden. Mit vorne dabei ist sicherlich
Kroatien für den Sommerurlaub mit Entspannung, gutem Essen
und Kontakt zu den Menschen vor Ort. Gerne helfe ich auch schon
einmal bei der Olivenernte. Dennoch liegt auch Deutschland hoch
im Kurs, weil es viel Spaß macht, Radtouren entlang der verschiedenen
Flüsse zu unternehmen. Hier ist der Weg das Ziel.
2) Relativ spät, aber dann gleich per Flugzeug nach Tunesien - mit meiner
damaligen Freundin und heutigen Ehefrau.
3) Meine Frau, wir verbringen die Urlaube immer zusammen. Ein guter
Zigarillo für einen entspannten Abend im Freien. Leider auch
mein Handy – oftmals zum Leidwesen meiner Frau.
4) Hier gibt es nichts Spezifisches – einfach ein bisschen Abstand gewinnen.
5) … schöne Landschaft, gutes Essen, aromatischer Wein und neue Eindrücke
von Land und Leuten.
6) Auf das gute schwäbische Essen, meine Kinder und auf das Arbeiten
mit meinen MitarbeiterInnen.
Harald Laatsch taucht im Urlaub
gern unter. Im Meer.
Der 50-jährige Küchenmeister
ist verheiratet, hat zwei Kinder
und ist seit 1991 bei der
Wilken GmbH als Bereichsleiter
Casino eingestellt.
1) Ägypten. Sehr freundliche Menschen, wunderbare Unterwasserwelt
zum Tauchen und Schnorcheln, Sonnenschein mit Garantie,
kurze Flugzeiten.
2) Holland. 1981 war nicht nur mein erster selbstständiger Urlaub,
sondern auch der erste gemeinsame Urlaub mit meiner Frau. Ich bin
in dem Jahr 18 geworden und habe ein Auto gekauft. Mit diesem
sind wir zu meiner Tante in Haarlem bei Amsterdam gefahren. Zur
Nordsee waren es mit geliehenen Rädern nur wenige Kilometer. Unvergesslich
für mich sind die langen Spaziergänge im Wattenmeer
und die vielen Sandburgen, die wir zum Schutz gegen den Wind
gebaut haben.
3) Meine Frau, ein spannender Roman und meine Lesebrille.
4) Arbeit, Aktienkurse, mögliche Gewichtszunahme durch Faulenzen.
5) … ausreichend Liegen und Sonnenschirme am Strand, gutes Essen,
freundliches Hotelpersonal.
6) Auf das Wiedersehen mit meinen Kindern, das eigene Bett und
frisch gebackenes Brot von meiner Frau.
47
[rubrik] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Foto: © 2013 Artur Kotowski/Fotolia.com
Die einen lieben Kroatien (im Bild die Makarska-Bucht), die anderen Portugal , Italien oder Brasilien – oder einfach schöne Plätze auf der ganzen Welt.
Ein Glas Weißwein am Strand
gehört für Caroline Schwarz
zu einem wunderbaren Urlaub.
Die 48-Jährige hat zwei Töchter
und leitet seit 2013
die Ehinger-Schwarz GmbH &
Co. KG.
1) Welches ist Ihr Lieblingsreiseland und warum?
2) Wohin ging Ihr erster selbstständiger Urlaub?
3) Drei Dinge, die im Urlaub nicht zuhause bleiben.
4) Drei Dinge, an die Sie im Urlaub nicht denken wollen.
5) Bitte vervollständigen Sie diesen Satz:
Zum Entspannen im Urlaub gehört für mich …
6) Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie aus
dem Urlaub zurückkommen?
1) Brasilien, weil ich dort noch nie war! Ich stelle mir Brasilien aufregend
und sexy vor. Zudem gibt es dort die schönsten Edelsteine –
und die schönsten Strände.
2) Nach Griechenland mit meiner besten Freundin. Es fing schon damit
an, dass wir den Taxifahrer runterhandeln wollten und der einfach
ohne uns weiterfuhr. Wir sind dann auf die Insel Hydra geschippert
und haben uns ständig versichert, wie schön wir alles
fänden, was wir aber anfangs gar nicht taten. Dann wurde alles fantastisch,
denn wir waren jung und dachten, dass uns die Welt zu
Füßen liegt – und so fühlte sich dieser Urlaub wie ein Wham-Video-
Clip an!
3) Ich habe so etwas wie eine feste Liste nie! Natürlich achte ich darauf,
dass ich ausgefallenen Schmuck dabei habe, hohe Schuhe und schöne
Sachen. Was ich fast immer vergesse, sind der Pyjama und meine
Lesebrille.
4) An diese drei Dinge denke ich auch im Alltag nicht! Ich bin voll und
ganz davon überzeugt, dass man immer positive Gedanken hegen
und pflegen soll.
5) ... ein Glas Weißwein am Strand, barfuß gehen, ein gutes Buch, einfach
mal Zeit für Dummheiten zu haben und die Zahl 5 gerade sein
lassen.
6) Auf meine verrückte Familie, meine Freundinnen, meine Tiere,
mein Bett und natürlich meine Mitarbeiter, mit denen ich schließlich
die meiste Zeit verbringe.
Zeit und Muße sind für
Rainer Utz das Wichtigste im
Urlaub. Der 56-Jährige ist seit 37
Jahren Inhaber und Geschäftsführer
der Utz GmbH & Co. KG
in Ochsenhausen.
1) Italien wegen der Lebensart -– und die Schweiz der Berge wegen und
der kultivierten Gastlichkeit.
2) Mit 18 mit dem Firmen-VW Bus und Freunden an die Loire zum
Paddeln. Es waren Spaß und Abenteuer pur!
3) Meine Frau – und wenn es das Ziel erlaubt, meine Sportutensilien
wie Laufschuhe und Bike.
4) An das Geschäft, an nicht gelöste Probleme (nimmt man leider
meist mit) und an terminliche Verpflichtungen.
5) … Zeit und Muße zu haben und keinen festen Plan.
6) Auf unser Zuhause und ein geselliges Zusammensein mit Familie
und Freunden.
48
unternehmen [!] Ausgabe 40 | Juli 2014
[rubrik]
Ist Claudia Kastner (40) in
Portugal, würde sie manchmal
am liebsten nicht mehr heimfliegen.
Die Selbstständige berät
Firmen im Bereich Office
Management und ist seit 2012
die erste Vorsitzende des
Forums für Unternehmerinnen
und Gründerinnen e.V.
1) Portugal. Normalerweise finde ich es okay, nach 14 Tagen wieder
nach Hause zu dürfen, aber in Portugal könnte ich das Heimfliegen
glatt vergessen.
2) Wir waren schon früher immer wieder mit der Jugend unterwegs,
der erste längere Trip ging 14 Tage mit der Jugendgruppe nach Südfrankreich
in die Tarnschlucht. Mein erster Hotelurlaub war auf
Lanzarote, was einen leichten Kulturschock ausgelöst hat, da ich
noch nie als Touristin unterwegs war, sondern immer nur abseits
der Touristenpfade.
3) Flip-Flops, Reise- und Sprachführer, Kreditkarte.
4) Termine, To-Do-Listen, das wachsende Unkraut im Garten.
5) … gleich nach dem Aufstehen eine Tasse Kaffee auf der Terrasse mit
Blick auf das Meer oder die Landschaft und völlige Ruhe.
6) Auf die eigenen vier Wände, denn „Dahoam is dahoam“.
Alexandra Stork hat in den
Ferien immer Wanderschuhe
und ein Kartenspiel dabei.
Die 37-jährige Diplom-Psychologin
ist seit Dezember 2013
Regionalleiterin der Caritas
Region Ulm und lebt mit ihrem
Mann und zwei Kindern
in Kirchheim/Teck.
1) Es ist an vielen Orten so schön, und ich habe schon an ganz unterschiedlichen
Orten eine gute Zeit verbracht. Bis vor einem Jahr wäre
es mir ganz unpassend erschienen, ein „Lieblingsland“ zu küren.
Grundsätzlich bin ich ganz verliebt in den Bodensee, und der ist
nach wie vor nur schwer zu toppen. Aber unser letzter Urlaub ging
nach Schweden, in das Land von Pippi Langstrumpf, Michel aus
Lönneberga, der langen Sommertage und unendlich viel Weite. Unfassbar
schön!
2) Mit dem Auto nach Frankreich zu „meiner“ Austauschschülerin
und ihrer Familie. Es war aufregend und wunderbar.
3) Bücher. Wanderschuhe. Kartenspiel.
4) Zeit. Bügelwäsche. An all das, was ich alles noch tun wollte, bevor es
losging.
5) … ein Lagerfeuer am Abend.
6) Wieder Kuchen backen zu können und diejenigen wiederzusehen,
die nicht dabei waren.
»Kochen isT eine KUnsT Und
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49
[namen & nachrichten] Ausgabe 40 | Juli 2014 unternehmen [!]
Drei Haare,
33 Jahre, 1200
Absolventen
Im Leben im Allgemeinen und
in der Betriebswirtschaft ist vieles
relativ. „Drei Haare auf dem
Kopf sind
wenig, drei
Haare in der
Suppe viel.“
Mit solchen
Erklärungen
wollte Prof.
War für viele das
Gesicht der BA:
Karl-Heinz Busam.
Karl-Heinz
Busam aus
Baindt
(Kreis Ravensburg)
seine Studenten nicht nur zum
Schmunzeln bringen, sondern
ihnen vielmehr ein Gespür für
Zahlen und Größenordnungen
auf den Weg mitgeben. Von
1981 bis im Frühsommer 2014
war er an der Berufsakademie
Ravensburg und später an der
Dualen Hochschule Ravensburg
Studiengangsleiter BWL-
Industrie. Bei seinem Start zählte
die dortige BA gerade einmal
220 Studenten. Viele Unternehmen
musste er erst von der neuen
Studienform überzeugen,
„und Klinken putzen“, wie er
bei seinem Abschied in den Ruhestand
erzählte. Er leistete Pionier-
und Aufbauarbeit. Heute
studieren an der DHBW Ravensburg
3900 Studenten. „Für
mich haben Sie die BA personifiziert:
Sie waren das Gesicht
Gerlinde Kretschmann
betätigte sich
bei der Tunneltaufe
in Dornstadt als
Baggerführerin.
Ein Tunnel namens Gerlinde
der Hochschule“, sagte Manfred
Romer, ehemaliger Ausbildungsleiter
der ZF Friedrichshafen
AG. In seinen 33 Jahren in
Ravensburg hat Busam 1200
Absolventen ausgebildet. Viele
von ihnen tragen heute als Führungskräfte
Verantwortung in
Unternehmen zwischen Ulm
und dem Bodensee. Zu seinen
prominenten Schützlingen gehören
Roland Zey, Direktor von
Mercedes Benz in Argentinien,
der Bundestagsabgeordnete
Thomas Bareiss (CDU) und Pater
Tutilo, der Abt des Klosters
Beuron.
AMB
Stadt Ulm
kanzelt Studie zu
Großprojekt ab
Der Streit um das Ulmer Projekt
Sedelhöfe reißt tiefe Gräben
zwischen Teilen des Handels
und der Stadtverwaltung. Bis
zum Jahr 2016 sollen gegenüber
des Hauptbahnhofs 18.000
Quadratmeter zusätzliche Einzelhandelsflächen
entstehen.
Im Grundsatz begrüßt der Ulmer
Handel das Projekt. Manche
Läden befürchten aber Frequenzverluste.
Einer Studie der
Rund 200 Tunnelbauer der Arbeitsgemeinschaft
Züblin/Max Bögel arbeiten rund um die
Uhr am 5,9 Kilometer langen Albabstiegstunnel
zwischen Dornstadt und Ulm. Etwa 250
Millionen Euro kostet dieser Teil der Eisenbahn-Neubaustrecke
von Ulm nach Wendlingen,
für die insgesamt 3,3 Milliarden Euro veranschlagt
werden. Gerlinde Kretschmann,
Ehefrau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten,
ist Namensgeberin des Tunnels.
Sie setzte sich in den Bagger und hatte
bei der Tunneltaufe sichtlich Spaß.
Hochschule Ostfalia (Bielefeld)
zufolge könnten diese bis zu 30
Prozent betragen. Die Stadt akzeptiert
die Studie aber nicht
und will nicht auf Änderungswünsche
eingehen. Baubürgermeister
Alexander Wetzig sagte,
es gehe darum, die Attraktivität
der Innenstadt als Ganzes zu
stärken. Das werde die Stadt
auch gegen Widerstand tun.
Die Studie tat er als „penible
Fleißarbeit“ ab, die sich für ein
studentisches Oberseminar eigne.
Damit hat Wetzig den Streit
um das 130-Millionen-Euro-Projekt
kräftig angeheizt. [!]
[impressum]
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Redaktion
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