unternehmen Mai 2015
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 4 4<br />
Er macht<br />
den Weg frei<br />
Auch Bänker haben es heute nicht leicht. Volksbank-<br />
Chef Ralph Blankenberg über Politik, IBAN und<br />
Immobilienpreise.<br />
Büro, Büro Ein kleiner Führer durch den E-<strong>Mai</strong>l-Dschungel SEITE 6<br />
Finanzen So klappt‘s auch mit Basel III und der Bank SEITE 28<br />
Gartenlust Mähen oder mähen lassen? SEITE 47
SÜDWEST IMPULS<br />
VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />
WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN VORTRAGSABENDEN<br />
Seien Sie dabei, wenn die gefragtesten TOP Experten Deutschlands zu Gast in Ulm sind. Die SÜDWEST PRESSE veranstaltet in Kooperation<br />
mit der Agentur SPRECHERHAUS® erstmals eine 8-teilige Seminarreihe für Ihren Vorsprung durch Wissen.<br />
Wir bieten Ihnen gebündeltes Wissen – Seminarwissen verdichtet auf einen 1.5 stündigen Vortragsabend, um Zeit und Kosten zu<br />
sparen. Sie verbringen Vortragsabende mit Wissensimpulsen, Spaß und Geselligkeit. Wir suchen Wissensquellen, die uns weiter<br />
bringen. SÜDWEST IMPULS ist eine wertvolle Quelle für Ulm und die Region. Wir wünschen allen Teilnehmern wissensreiche<br />
Vortrags stunden und zahlreiche Erfolgserlebnisse bei der Anwendung des Wissens!<br />
Veranstaltungort:<br />
HNU – Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm<br />
Einzelkarte 59,– € 49,– €*<br />
Doppelticket (2 Personen je Vortragsabend) 69,– €<br />
Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />
*Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />
Jeweils donnerstags von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />
Infos und Buchung: www.sprecherhaus.de, rufen Sie unser Kundentelefon an: +49 (0) 2561 69565-170 oder unter südwestimpuls.de<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
29.01.<strong>2015</strong> | René Borbonus<br />
Respekt!<br />
Ansehen gewinnen bei Freund und<br />
Feind<br />
Mit 300 begeisterten Teilnehmern startete die<br />
Wissensreihe in der ausverkauften HNU.<br />
26.02.<strong>2015</strong> | Monika Matschnig<br />
26.03.<strong>2015</strong> | Gereon Jörn<br />
Wirkung<br />
Authentizität, Souveränität,<br />
Präsenz<br />
Monika Matschnig demonstrierte, dass Körpersprache<br />
auch spricht wenn Sie nichts sagen!<br />
Gewinne die Menschen!<br />
Sie erfahren, wie Sie selbst und<br />
andere ticken.<br />
Der „Menschler“ lieferte unterhaltsame Übersetzungsarbeit<br />
warum wir so ticken, wie wir ticken.<br />
ausverkauft<br />
23.04.<strong>2015</strong> | Sabine Asgodom<br />
Die zwölf Schlüssel<br />
zur Gelassenheit<br />
Energie und Lebensfreude steigern<br />
„ Um Spuren zu hinterlassen braucht man<br />
ein Profil!“<br />
„ Es gibt 6000 verschiedene Sprachen.<br />
Aber nur eine Sprache die alle Menschen<br />
verbindet: die KÖRPERSPRACHE.“<br />
„ Menschen lieben Menschen, welche so sind<br />
wie Sie selbst, oder so, wie sie selbst gern<br />
sein möchten.“<br />
„ Gelassenheit brauchen alle – Frau, Mann,<br />
jung, alt, angestellt, selbstständig oder<br />
im Unruhestand!“<br />
5 6 7<br />
8<br />
© CommonLense.de<br />
24.09.<strong>2015</strong> | Christian Bischoff 22.10.<strong>2015</strong> | Peter Brandl 19.11.<strong>2015</strong> | Johannes Warth<br />
17.12.<strong>2015</strong> | Prof. Dr. Gunter Dueck<br />
Selbstvertrauen<br />
Die Kunst, Dein Ding zu machen<br />
Hurricane Management<br />
Führen in stürmischen Zeiten<br />
Achtsamkeit –<br />
oder was ERFOLGt daraus?<br />
Das Neue und seine Feinde<br />
Innovationen voranbringen<br />
„ Jeder Meister seines Fachs hat eines Tages<br />
als totale Katastrophe angefangen.“<br />
„ Menschen versagen nicht, sie funktionieren<br />
– man sollte nur wissen wie!“<br />
„ Nur wer selbst brennt kann andere<br />
entzünden!“<br />
(Irgendein Brenner)<br />
„ Innovation heute ist wie Wollen, Wandel<br />
morgen ist wie Müssen“
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[inhalt]<br />
Liebe Leserin, Lieber Leser,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
die deutsche Wirtschaft steht auf der Sonnenseite<br />
der Konjunktur. Angesichts des<br />
schwachen Euro und der guten Konsumlaune<br />
der Verbraucher blüht sie auf. Für die Region<br />
erwartet der Chef der Volksbank Ulm-<br />
Biberach, Ralph Blankenberg (Titelinterview<br />
Seite 10), ein gutes Jahr – auch weil die Unternehmen<br />
gelernt hätten, mit Krisen umzugehen.<br />
Nicht nur deshalb ist Grün die bestimmende<br />
Farbe dieser Ausgabe. Unter dem<br />
Titel „Was die Natur hergibt“ (Seite 20) beschreiben<br />
wir, wie Firmen mit der Kraft der<br />
Sonne und der Erde Energiekosten sparen,<br />
und das, obwohl Energie derzeit so günstig<br />
ist wie lange nicht. Mit der Existenzgründerin<br />
Verena Paul stellen wir eine vielversprechende<br />
Bio-Mode-Designerin vor (Seite 32).<br />
Und in unserer Umfrage (Seite 47) lassen<br />
wir Führungskräfte ihre Garten-Erlebnisse<br />
schildern. Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />
Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 schon aufgeräumt? Warum sich<br />
Investitionen ins gute Büro lohnen<br />
34 Achtung! scharf! Tipps und Tricks:<br />
So machen Sie ihre Präsentationen<br />
spannend<br />
43 Guten seiten, schlechte seiten<br />
Goldene Regeln fürs Online-Marketing<br />
[titelthema]<br />
10 e in Herz für die Kleinen<br />
Volksbank-Chef Ralph Blankenberg<br />
im Gespräch<br />
[verantworten]<br />
20 Was die natur hergibt So senken<br />
Unternehmen ihre Energiekosten<br />
[machen]<br />
24 100 Wagen westwärts Frankreich<br />
erfahren: Logistik-Gruppe Heppner<br />
40 b litzeblank, rein biologisch Die<br />
Sauber männer von Beam<br />
42 Was für ein Käse! Die konsequent<br />
biologischen Produkte von Zurwies<br />
46 Die Mühle der Farben Rezepte aus<br />
dem Mittelalter von Kremer Pig men te<br />
[finanzieren]<br />
28 Money for nothing Ideen zum Umgang<br />
mit Basel III und den Banken<br />
[gründen]<br />
32 Grüner Chic statt Jute Verena Paul<br />
macht Bio-Mode<br />
[personal]<br />
38 ran an die Fachkräfte Neue Wege,<br />
gute Mitarbeiter zu finden<br />
[leben]<br />
47 Mähen oder mähen lassen? Führungskräfte<br />
und ihre Gartenaktivitäten<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Ulmer Familien-Juwel in neuen Händen<br />
5 Voith-Konzern streicht stellen und<br />
gibt Jobgarantie<br />
26 Liebherr erweitert standort Lindenberg<br />
27 MTU inverstiert in Abgasfilter<br />
50 Glacis-Galerie zieht viele Kunden an<br />
50 Impressum<br />
34 46<br />
28 06<br />
20<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulmer Familien-Juwel in neuen Händen<br />
Ehinger-Schwarz ist ein klangvoller<br />
Name – weit über Ulm hinaus.<br />
Der frühere Firmeninhaber<br />
Wolf-Peter Schwarz wurde in den<br />
vergangenen Jahren mit vielen<br />
nationalen und internationalen<br />
Preisen ausgezeichnet. Er schuf<br />
die heute weltweit bekannte<br />
Marke Charlotte. Der neue Eigentümer<br />
des 1876 gegründeten Unternehmens<br />
will an diese Zeiten<br />
anknüpfen: Der frühere Festo-<br />
Manager Christoph Weiss ist<br />
mittlerweile Mehrheitsgesellschaf<br />
ter und Alleingeschäftsführer.<br />
Caroline Schwarz, die Tochter<br />
von Wolf-Peter Schwarz, hat<br />
nach der Geschäftsführung auch<br />
alle Anteile abgegeben. Ihr bleibt<br />
die Rolle als Beraterin, Repräsentantin<br />
und Namensgeberin.<br />
Weiss will mit Mitgesellschafter<br />
Hans Layer und Chefdesigner Timo<br />
Küchler der Marke wieder<br />
Glanz geben, auch mit der Rückbesinnung<br />
auf alte Werte: von<br />
der Natur inspirierte Schmuckformen.<br />
Zudem soll das vernachlässigte<br />
Vertriebsnetz mit 200<br />
Partner-Juwelieren reaktiviert<br />
werden. Für die Familie ist die<br />
Entwicklung ein bitterer Abstieg<br />
auf Raten. Sie musste im Zuge der<br />
Sanierung Kapital nachschießen,<br />
ihr Fachwerkhaus in der Ulmer<br />
Altstadt verkaufen und musste<br />
sich dann doch von ihren Anteilen<br />
trennen.<br />
Noch 2008 hatte Florian Langenscheidt<br />
100 vorbildliche deutsche<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> gewürdigt.<br />
In dem Buch „Aus bester Familie“<br />
beschrieb er auch den Aufstieg<br />
des Ulmer Familienjuwels.<br />
Wolf-Peter Schwarz hatte ab 1969<br />
mit seiner schwedischen Frau<br />
Ann-Charlotte das von seinem<br />
Urgroßvater Otto Ehinger gegründete<br />
Unternehmen übernommen<br />
und bau te ein Filialsystem<br />
mit mehr als 200 Geschäften,<br />
35 Ateliers und bis zu 160 Mitarbeitern<br />
auf. Heute beschäftigt das<br />
Unternehmen 100 Mitarbeiter<br />
und verfügt über zwölf eigene Läden,<br />
drei davon in Ulm. [!] AMB<br />
Glanz aus früherer Zeit: Für dieses Tansanit-Collier ist Wolf-Peter Schwarz<br />
2007 in New York mit einem Design-Preis geehrt worden.<br />
Schwenk-Gruppe bereitet Generationswechsel vor<br />
Die Führungsriege (von li.): Die Schwenk-Geschäftsführer Eduard Schleicher<br />
und Gerhard Hirth mit der Geschäftsleitung von Schwenk Zement – Gerhard<br />
Kaminski, Stefan Fink und Thomas Spannagl.<br />
Die Ulmer Unternehmensgruppe<br />
Schwenk hat ihre Struktur neu<br />
geordnet. Die früheren Sparten<br />
Zement und Beton sind jetzt im<br />
neuen Geschäftsbereich<br />
Schwenk Zement Deutschland<br />
vereint. Den Vorsitz der Geschäftsleitung<br />
der Baustoffgruppe<br />
übernimmt zum 15. Juni Thomas<br />
Spannagl. Der 48-jährige<br />
Maschinenbau-Ingenieur war die<br />
vergangenen 18 Jahre in verschiedenen<br />
Führungspositionen für<br />
Lafarge Zement in Europa und<br />
Nordamerika tätig. Der französische<br />
Konzern ist nach der Schweizer<br />
Holicim Ltd. der zweitgrößte<br />
Baustoffhersteller der Welt. „Mit<br />
dieser Organisation wird die Basis<br />
für den mittelfristig anstehenden<br />
Generationswechsel geschaffen“,<br />
sagte der persönlich<br />
haftende Gesellschafter Eduard<br />
Schleicher (60). Die Baustoffgruppe<br />
erwirtschaftete 2014 mit<br />
3500 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von mehr als 1 Milliarde Euro.<br />
Dabei profitierte sie zum einen<br />
von großen Bauprojekten in Süddeutschland,<br />
zum anderen vom<br />
stark gestiegenen Bau von Mehrfamilienhäusern,<br />
sagte Schwenk-<br />
Geschäftsführer Gerhard Hirth<br />
(65). Der Diplom-Ingenieur leitet<br />
die Schwenk-Gruppe seit dem<br />
Jahr 2000 mit Schleicher. Diese<br />
hat neben dem Baustoff-Geschäft<br />
zwei weitere Säulen: die Mehrheitsbeteiligungen<br />
an der Wieland<br />
Werke AG (Ulm) und der<br />
Paul Hartmann AG (Heidenheim).<br />
Wieland (6790 Beschäftigte)<br />
beliefert unter anderem die<br />
Auto- und Elektroindustrie mit<br />
Kupfer-Produkten. Im Geschäftsjahr<br />
2013/2014 (30. September)<br />
sank der Umsatz um 2,3 Prozent<br />
auf 2,8 Milliarden Euro. Der Medizinartikelhersteller<br />
Hartmann<br />
erwirtschaftete 2014 mit 10.216<br />
Mitarbeitern einen Umsatz von<br />
1,9 Milliarden. [!] AMB<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Voith-Konzern streicht Stellen und gibt Jobgarantie<br />
Der Stellenabbau des Anlagenbauers<br />
Voith am Stammsitz in<br />
Heidenheim fällt geringer aus als<br />
geplant. Darauf haben sich Geschäftsführung,<br />
Betriebsrat und<br />
IG Metall in einem Eckpunktepapier<br />
geeinigt, das sie noch im Detail<br />
verhandeln. Statt 450 Stellen<br />
werden 300 abgebaut. Das soll so<br />
weit wie möglich sozialverträglich<br />
geschehen, Kündigungen<br />
sind aber nicht ausgeschlossen.<br />
Insgesamt will Voith 1600 Stellen<br />
streichen, weil der Trend zur<br />
Digitalisierung das Papiermaschinengeschäft<br />
belastet. In Heidenheim<br />
bleibt die Papiermaschinenfertigung<br />
nun aber – mit 215<br />
Vollzeitarbeitsstellen – erhalten.<br />
Voith sichert 200 weitere Stellen,<br />
indem der Konzern das „Shared<br />
Service Center“ für Europa am<br />
Stammsitz und nicht in Krakau<br />
(Polen) ansiedelt. Darin bündelt<br />
Voith Verwaltungsbereiche für<br />
die drei Sparten Turbo (Antriebs-<br />
/Bremssysteme), Paper (Papiermaschinen)<br />
und Hydro (Wasserkraft-Technik).<br />
Beim Verkauf der<br />
Sparte technische Dienstleistung<br />
bleibt es. Hier arbeiten mehr als<br />
18.000 der 39.000 Beschäftigten.<br />
Im Zuge eines Standortsicherungsvertrags<br />
gibt Voith für 95<br />
Prozent der 4000 Mitarbeiter eine<br />
Jobgarantie bis 2020. Der Preis<br />
der Belegschaft dafür: Bis zu zweieinhalb<br />
Stunden unbezahlte<br />
Mehrarbeit pro Woche und Lohnverzicht.<br />
Arbeitnehmer mit 35<br />
Wochenstunden bekommen nur<br />
34 Stunden vergütet. [!] AMB<br />
Mit Papiermaschinen ist Voith groß geworden, heute sind sie wenig gefragt.<br />
Ehrung<br />
für Noerpel<br />
Die „Deutsche Verkehrszeitung“<br />
hat Stefan Noerpel-Schneider<br />
(48) als „Unternehmer des Jahres“<br />
mit dem Leo-Award ausgezeichnet.<br />
Vor 350 geladenen Gästen<br />
nahm er in Hamburg den Logistik-Preis<br />
entgegen. Er leitet in<br />
fünfter Generation<br />
das Ulmer<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
1989<br />
kam der studierte<br />
Musi-<br />
Geehrt für seine<br />
Strategie: Stefan<br />
Noerpel-Schneider.<br />
ker ins Unternehmen,<br />
lernte das Geschäft<br />
von der<br />
Pike auf. Mit<br />
31 Jahren trat er 1998 in die Geschäftsleitung<br />
ein. Seither hat<br />
sich der Umsatz auf 290 Millionen<br />
Euro fast versechsfacht. Für<br />
Noerpel sind heute rund 1700<br />
Mitarbeiter an 14 Standorten im<br />
Einsatz. [!]<br />
AMB<br />
„Vom Fass“ aus Waldburg<br />
expandiert im Ausland<br />
Das Jahr 2014 war das erfolgreichste<br />
in der Firmengeschichte<br />
der Vom Fass AG in Waldburg bei<br />
Ravensburg. Außer in Deutschland<br />
eröffneten in acht Ländern<br />
23 Franchise-Partner neue Niederlassungen,<br />
unter anderem in<br />
den USA und Taiwan. Die Weine,<br />
Spirituosen, Essig und Öl werden<br />
für den Verkauf in Fässern gelagert.<br />
Die Firma, die Vorstandschef<br />
Thomas Kiderlen 1994 gegründet<br />
hat, verfügt über 280 Läden und<br />
260 Franchise-Partner in 30 Ländern.<br />
Mit Finanzzahlen hält sich<br />
Vom Fass zurück. Der Jahresumsatz<br />
liegt jenseits der Marke von<br />
22 Millionen Euro. [!] HAM<br />
Mit Intersky vom Allgäu<br />
nach Hamburg und Berlin<br />
Eine Aufwertung für den Allgäu<br />
Airport ist das Angebot der österreichischen<br />
Regionalfluglinie Intersky,<br />
die von Memmingen nach<br />
Hamburg und Berlin – bis zu<br />
sechsmal pro Woche – fliegt. Die<br />
Preise für eine Strecke lagen bei<br />
einem Test der Redaktion zwischen<br />
99 Euro und 239 Euro. „Von<br />
der Verbesserung werden neben<br />
Geschäftsreisenden auch Urlauber<br />
und Städtetouristen profitieren“,<br />
sagt Flughafen-Geschäftsführer<br />
Ralf Schmid. Während des<br />
Winterflugplans (Ende Oktober<br />
bis Ende März) stieg die Zahl der<br />
Passagiere um sieben Prozent auf<br />
rund 221.500. In diesem Sommer<br />
werden 28 Flugziele ab Memmingen<br />
angeflogen. [!] AMB<br />
Hymer-Plan<br />
für die USA<br />
Der Hymer-Konzern aus Bad<br />
Waldsee ist der erste europäische<br />
Reisemobilhersteller, der sich<br />
mit einem in Deutschland gefertigten<br />
Produkt auf den US-Markt<br />
traut. Im Sommer wird Hymer<br />
für 100.000 Dollar (93.500 Euro)<br />
ein Premium-Reisemobil anbieten,<br />
das in Waldsee konstruiert<br />
wurde und gebaut werden soll.<br />
Nur die Endmontage auf Chrysler-Chassis<br />
findet in Kooperation<br />
mit Partnern in den USA statt.<br />
Auf Messen in Florida und Kalifornien<br />
stießen laut Hymer-<br />
Gruppe Prototypen bei Besuchern<br />
auf Interesse.<br />
Die Erwin-Hymer-Gruppe ist Europas<br />
führender Reisemobil- und<br />
Caravanbauer. Zuletzt kam sie<br />
mit 4000 Mitarbeitern auf einen<br />
Jahresumsatz von 1,2 Milliarden<br />
Euro. Zu ihr gehören unter anderem<br />
die Marken Dethleffs, Niesmann<br />
Bischoff, Bürstner, Sunlight<br />
und Carado. [!] HAM<br />
5
Früher kämpften Angestellte im Büro gegen Papierberge, heute brauchen sie<br />
Strategien, um nicht in einer Flut von E-<strong>Mai</strong>ls unterzugehen.<br />
schon<br />
aufgeräumt?<br />
Die Digitalisierung wälzt die Arbeitswelt um – auch<br />
im Büro. Kluge Unternehmer achten darauf, dass sich<br />
Mitarbeiter dort wohlfühlen und geben Hilfestellung<br />
im Kampf gegen die digitale Datenflut. Denn<br />
Ordnung fördert Effizienz und Gesundheit.<br />
Gehen wir künftig zum Arbeiten noch an unseren Schreibtisch<br />
im Büro unseres Arbeitgebers? Oder sitzen wir mit unserem<br />
Tablet zu Hause auf dem Sofa und erledigen unseren Job von<br />
dort? Arbeiten wir von unterwegs oder im Co-Working-Space um die<br />
Ecke? Diese Fragen stellt sich seit mehr als zehn Jahren das in Stuttgart<br />
ansässige Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
(IAO). Es erforscht im Projekt Office 21 mit 22 Partnern aus unterschiedlichen<br />
Branchen die Entwicklungen in der Büro- und Arbeitswelt<br />
und ihre Auswirkungen auf die Gestaltung von Arbeit. Gemeinsam<br />
versuchen sie vorauszudenken und den Wandel in der<br />
Büroarbeitswelt aktiv mitzugestalten. Unter der wissenschaftlichen<br />
Leitung des IAO bündeln namhafte Partner von A wie Adidas bis V wie<br />
Volkswagen ihre Kompetenzen. Ein Schwerpunkt der Kooperation<br />
liegt auf der künftigen Gestaltung von Büroräumen und darauf, welche<br />
technologischen Infrastrukturen künftig nötig sind.<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Als Arbeitsgrundlage haben die Forscher Thesen<br />
zur Büro- und Wissensarbeit entwickelt,<br />
die von 136 Experten aus verschiedenen Disziplinen<br />
bewertet wurden. Heraus kam ein<br />
Szenario, das die Entwicklungen der Büround<br />
Wissensarbeit um das Jahr 2025 beschreibt.<br />
Zu den zahlreichen Vorstudien gehört<br />
auch die Befragung „Office Settings“. Ein<br />
wichtiges Ergebnis fasst IAO-Projektmanager<br />
Mitja Jurecic zusammen: „Ein zufriedener<br />
Mitarbeiter arbeitet motivierter und ist leistungsfähiger.<br />
Das gilt auch für die Gestaltung<br />
der Büroumgebung: Sie ist ein wichtiges Instrument<br />
für Unternehmen, um Mitarbeiter<br />
positiv zu beeinflussen.<br />
Gute Büros lohnen sich<br />
In unserer flexiblen Arbeitswelt wird das klassische<br />
Büro immer wichtiger – und das,<br />
obwohl wir dort immer weniger Zeit verbringen.<br />
Die Studie zeigt, dass dort Verbesserungsbedarf<br />
besteht. Lediglich 20 Prozent der Befragten<br />
sind mit ihrer Büroumgebung sehr<br />
zufrieden, 42 Prozent bezeichnen sich als<br />
„eher zufrieden“. Knapp 40 Prozent der Teilnehmer<br />
dagegen sehen enormes Optimierungspotenzial.<br />
So gaben die Befragten zum<br />
Beispiel an, die Art der Möblierung und die<br />
Akustik in den Büroräumen sei für sie von hoher<br />
Bedeutung. Genauso wichtig ist es ihnen,<br />
sich für konzentriertes Arbeiten zurückziehen<br />
zu können. Wer das ernst nimmt, hat in<br />
Zeiten des Fachkräftemangels einen großen<br />
Vorteil. „Zufriedene Mitarbeiter bleiben länger<br />
im Unternehmen, identifizieren sich stärker<br />
mit ihm und setzen sich mehr ein.“<br />
Bei allem technischen Fortschritt bleibt das<br />
tägliche Chaos ein Problem: Es verlagert sich<br />
Fünf tipps zur e-<strong>Mai</strong>l-effizienz<br />
Jürgen Kurz, Geschäftsführer<br />
der Tempus<br />
GmbH aus Giengen und<br />
Experte für Effizienz im<br />
Büro, gibt 18 Tipps, wie<br />
E-<strong>Mai</strong>ls richtig verarbeitet<br />
werden, damit das<br />
Postfach leer ist und es<br />
auch bleibt. Die fünf<br />
wichtigsten Tipps finden<br />
Sie hier, die restlichen<br />
13 können unter<br />
www. buero-kaizen.de<br />
kostenlos heruntergeladen<br />
werden.<br />
Sich bei jeder E-<strong>Mai</strong>l<br />
die Frage stellen:<br />
Muss ich darauf antworten?<br />
Wenn nicht, löschen oder archivieren Sie die<br />
E-<strong>Mai</strong>l sofort.<br />
E-<strong>Mai</strong>ls im Block verarbeiten<br />
Bearbeiten Sie E-<strong>Mai</strong>ls nicht ständig, sondern<br />
ein- bis zweimal am Tag zu bestimmten Zeiten<br />
(zum Beispiel: vor der Mittagspause und<br />
abends bevor Sie nach Hause gehen).<br />
E-<strong>Mai</strong>l-Empfangssignale abschalten<br />
Sofern Ihr System bei jeder eingehenden<br />
E-<strong>Mai</strong>l eine Eingangsmeldung von sich gibt<br />
(egal ob akustisch oder optisch), schalten Sie<br />
diese am besten aus, damit Sie nicht ständig<br />
bei Ihrer Arbeit gestört werden.<br />
Wenn das Postfach mal wieder überquillt: Ordnen, löschen, orden, löschen,<br />
ordnen ...<br />
5-Minuten-Regel beachten<br />
Wenn Sie E-<strong>Mai</strong>ls abrufen und die Beantwortung<br />
einer E-<strong>Mai</strong>l weniger als fünf Minuten<br />
beansprucht, dann antworten Sie sofort. Ansonsten<br />
planen Sie die Erledigung der Aufgabe<br />
und tragen Sie den Termin in Ihr Zeitplanbuch<br />
bzw. Ihr elektronisches Planungssystem ein.<br />
Eindeutige Betreffzeilen verwenden<br />
Verwenden Sie eine Betreffzeile, die einen klaren<br />
Hinweis auf den Inhalt gibt. Oft ist Ihr<br />
Lohn dafür, dass Sie schneller eine Antwort<br />
bekommen. Eventuell sollten sogar Anlassbeschreibungen<br />
verwendet werden wie zum<br />
Beispiel zur Information, zur Entscheidung,<br />
zur Erledigung, zur Terminabklärung.<br />
uthentisch beraten.<br />
www.objekta-immobilien.de<br />
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7
[spezial] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
lediglich von der analogen in die digitale Welt<br />
verlagert. Dass in den Büros, in denen gegenwärtig<br />
gearbeitet wird, großer Bedarf an Optimierung<br />
besteht,<br />
weiß Jürgen Kurz<br />
aus seinen vielen<br />
Einsätzen in Unternehmen<br />
aller<br />
Branchen und Größenordnungen<br />
im<br />
deutschsprachigen<br />
Raum. Der Geschäftsführer<br />
der<br />
Jürgen Kurz, Geschäftsführer<br />
der Tempus GmbH.<br />
Beratungsfirma<br />
Tempus GmbH in<br />
Giengen, hat im<br />
Rahmen seiner Organisationsberatung<br />
das Prinzip des Büro-<br />
Kaizen entwickelt. Ansätze des Kaizen, der japanischen<br />
Philosophie der „Veränderung zum<br />
Besseren“, setzt er sowohl im analogen wie im<br />
digitalen Bereich ein.<br />
ZeitFresser e-<strong>Mai</strong>l<br />
Wie nötig Veränderung ist, hat er mit der<br />
AKAD Hochschule Leipzig in einer Studie zur<br />
Arbeitseffizienz im Büro mit mehr als 20.000<br />
Befragten herausgefunden. Das Ergebnis ist<br />
erschreckend: Durchschnittlich bis zu zwei<br />
Stunden am Tag, also zehn Stunden pro Woche,<br />
wendet jeder Mitarbeiter zur Bearbeitung<br />
von E-<strong>Mai</strong>ls auf. Aber es kommt noch schlimmer:<br />
„Gestiegene Kommunikationsanforderungen<br />
und ineffiziente Büroorganisation<br />
führen dazu, dass lediglich drei Tage pro Arbeitswoche<br />
für produktives Arbeiten übrig<br />
bleiben“, schildert Kurz das Problem.<br />
Hier setzt er an. Er etabliert „sich selbstbegrenzende<br />
Systeme“ und schult die Mitarbeiter<br />
darin, Bewusstsein für die wirklich wichtigen<br />
Aufgaben zu entwickeln. Zudem regt er an,<br />
Prozesse zu verschlanken. „Erfolg entsteht<br />
durch Konzentration, nicht durch Verzettelung“,<br />
sagt Kurz. Seine Erkenntnisse und konkreten<br />
Tipps für den Umgang mit einem chaotischen<br />
Büro und einem überfüllten<br />
Schreibtisch hat er 2007 in seinem Bestseller<br />
„Für immer aufgeräumt. Zwanzig Prozent<br />
mehr Effizienz im Büro“ zusammengefasst.<br />
Da sich seither das Verhältnis von 80 Prozent<br />
Arbeit mit Papier und 20 Prozent digitaler Arbeit<br />
umgekehrt hat, schrieb er im vergangenen<br />
Jahr ein Buch für mehr Effizienz im digitalen<br />
Büro: „Für immer aufgeräumt – auch<br />
digital: So meistern Sie E-<strong>Mai</strong>l-Flut und Datenchaos.“<br />
Chaos am Arbeitsplatz. Wenn Mitarbeiter ihre Struktur verlieren, hilft laut Expertin Marion Putzer nur eines: Unte<br />
Nach Kurz‘ Worten fühlen sich 60 Prozent der<br />
Beschäftigten durch die ständige Unter-brechung<br />
durch E-<strong>Mai</strong>ls belästigt. Im Minutentakt<br />
trudeln sie ein, die meisten davon überflüssig<br />
oder unwichtig. Sie unterbrechen aber<br />
oft den Arbeitsfluss und stören die Konzentration.<br />
Viele Menschen leiden dadurch unter<br />
Dauerstress. Was früher der volle Schreibtisch<br />
war, der den Blick für das Wesentliche verstellte<br />
und die Arbeit behinderte, ist heute das<br />
volle E-<strong>Mai</strong>l-Postfach. Doch da weiß Kurz Rat:<br />
„Löschen Sie alles, was für Sie nicht relevant<br />
ist und auch nicht werden wird, sofort und<br />
leiten E-<strong>Mai</strong>ls, die Sie nicht bearbeiten müssen,<br />
direkt weiter. Wenn Sie bei einer E-<strong>Mai</strong>l<br />
nichts tun müssen, außer sie zur Kenntnis zu<br />
nehmen, dann tun Sie dies sofort und legen<br />
Sie die <strong>Mai</strong>l anschließend im „Erledigt“-Ordner<br />
ab. Wenn sich in der E-<strong>Mai</strong>l nur eine kleine<br />
Aufgabe wie eine Terminbestätigung oder<br />
eine kurze Antwort verbirgt und Sie diese innerhalb<br />
von fünf Minuten erledigen können,<br />
tun Sie es sofort. So schonen Sie Ihre To-do-<br />
Liste, die sonst schnell ins Unermessliche<br />
wächst. Die E-<strong>Mai</strong>ls, die Sie nicht sofort erledigen<br />
können, oder deren Bearbeitung mehr als<br />
fünf Minuten dauert, die terminieren Sie.“<br />
Verloren iM DatenDicKicht<br />
Mit demselben Themenbereich wie Kurz beschäftigt<br />
sich Marion Putzer, Beraterin für Arbeitsorganisation<br />
und Selbstmanagement. Sie<br />
nähert sich mit ihrer Regensburger Firma „Büro<br />
in Form“ der Büro- und Selbstorganisation<br />
mit Blick auf das betriebliche Gesundheitsmanagement.<br />
Hier sieht sie eine große Herausforderung<br />
für Unternehmen.<br />
Ihr Beispiel aus einer Beratung: Ein Mitarbeiter<br />
fühlte sich überlastet. Er sucht zu lange<br />
nach seinen Daten und Informationen, hatte<br />
auch schon verschiedene manuelle wie elektronische<br />
Aufgabenübersichten ausprobiert.<br />
Inzwischen hatte er das Gefühl, nur noch reagieren<br />
zu können – und resignierte: Wozu<br />
sollte er noch eine To-do-Übersicht führen?<br />
Oder ein Ablagesystem einhalten? Seine<br />
8
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Weitere infos<br />
im internet<br />
rund 30.000 Mal ist der Film „Arbeitswelten<br />
4.0 – Wie wir morgen arbeiten<br />
und leben“ des Fraunhofer IAO<br />
bereits angesehen worden. In ihm wird<br />
ein Zu-kunftsszenario entworfen, wie<br />
Büro- und Wissensarbeiter im Jahr<br />
2025 leben und arbeiten werden: www.<br />
youtube.com/watch?v=2A_SJdH2Iw8<br />
Mehr zur Langzeitstudie Office21 „Wie<br />
wird sich Büro- und Wissensarbeit zukünftig<br />
entwickeln?“: www.office21.de<br />
Verschiedene Checklisten zum Thema<br />
„Effizienzsteigerung im Büro“ stehen<br />
kostenlos auf der Webseite von Jürgen<br />
Kurz zum Download bereit unter<br />
www.fuer-immer-aufgeraeumt.de<br />
Marion Putzer, Beraterin für Arbeitsorganisation<br />
und Selbstmanagement,<br />
wendet bei ihrer Organisationsberatung<br />
einen systemischen Ansatz an:<br />
www.bueroinform.com<br />
BW<br />
rstützung – und ein neues Bewusstsein vermitteln.<br />
Struktur hat sich<br />
„aufgelöst“, das<br />
zeigt sich auch an<br />
seinem Arbeitsplatz:<br />
Hier stapeln<br />
sich leere Flaschen<br />
und Tassen. Die<br />
„Noch zu lesen“-<br />
Fachzeitschriften<br />
rutschen zwischen<br />
aktuelle Unterlagen.<br />
Im E-<strong>Mai</strong>l- für Arbeitsorganisation.<br />
Marion Putzer, Expertin<br />
Posteingang stapeln<br />
sich 200 ungelesene <strong>Mai</strong>ls und noch<br />
mehr als 800 <strong>Mai</strong>ls – zum Teil vom letzten<br />
Jahr.<br />
Putzer versucht, ein neues Bewusstsein zu<br />
vermitteln. In solchen Fällen unterstützt sie<br />
Mitarbeiter, ihr Arbeitsverhalten zu reflektieren.<br />
Dafür spielen bestimmte Fragen eine große<br />
Rolle: Was brauche ich, um effektiv zu arbeiten?<br />
Was hilft mir, was hindert mich?,<br />
Welche Strukturen haben sich bewährt, welche<br />
nicht? Oder: Wer oder was könnte mich<br />
unterstützen, um effektiver und motivierter<br />
zu arbeiten?<br />
Ein wichtiger Baustein ihrer systemischen Beratung<br />
sei es, die Führungskräfte einzubinden:<br />
„Denn die Art der Kommunikation, eine<br />
ehrliche Wertschätzung und eine hilfreiche<br />
Unterstützung sind für die Motivation und<br />
die Gesundheit der Mitarbeiter wesentlich.“<br />
Hilfreich sind klare Abläufe und eine akzeptierte<br />
und logische Ablagestruktur. Aber auch<br />
für alle verbindliche Meeting-Regeln fördern<br />
die Motivation aller Mitarbeiter und können<br />
nachvollziehbar eingefordert werden.<br />
Durch Die nase einatMen<br />
Putzer rät, während des Arbeitstages immer<br />
wieder so genannte Ankerpunkte zu setzen,<br />
um sich wieder besser auf eine neue Aufgabe<br />
konzentrieren zu können. „Nehmen Sie dazu<br />
immer ein bestimmtes, symbolische Objekt<br />
in die Hand, zum Beispiel Ihren Lieblingsstift.<br />
Atmen Sie bewusst durch die Nase ein und aus<br />
und richten Sie Ihre Gedanken eine Minute<br />
lang auf Ihre Atemzüge. So kommt das Gedankenkarussell<br />
zur Ruhe, Sie tanken wieder auf<br />
und können sich danach wieder viel konzentrierter<br />
Ihrer Arbeit widmen“, empfiehlt Putzer.<br />
Diese Mikro-Pausen dienen dazu, auch in<br />
sich selbst aufzuräumen, sich zu strukturieren<br />
und wieder auf das Wesentliche zu fokussieren.<br />
[!]<br />
BiRgit WEichMann<br />
9
[titelthema] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das IntervIew führten<br />
Karen emler, leIterIn Der<br />
wIrtschaftsreDaKtIon<br />
Der süDwest Presse,<br />
unD alexanDer BögeleIn,<br />
reDaKtIonsleIter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
fotos: matthIas Kessler<br />
DoKumentatIon:<br />
IsaBella BurK<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
EinHerz<br />
fürdieKleinen<br />
Ein Banker hat es heute nicht leicht. Der Ruf der Branche hat arg gelitten. Dazu<br />
kommen Regulierungsorgien aus Brüssel, Niedrigzinsen und extremer Kostendruck.<br />
RalphBlankenberg, der Chef der Volksbank Ulm-Biberach, glaubt<br />
dennoch an die Zukunft: Banken werde es noch in 25 und in 30 Jahren geben.<br />
virtuelles Bezahlen ist auf dem vormarsch. Bezahlen<br />
sie mit Plastikgeld?<br />
Ich gehöre in der Tat nicht nur altershalber zu den berühmt-berüchtigten,<br />
stockkonservativen deutschen<br />
Verbrauchern, die immer noch vorwiegend Bargeld<br />
einsetzen. Bei größeren Beträgen fühlt man sich da<br />
schon fast verdächtig.<br />
Inwiefern?<br />
Ich mache mit meiner Familie gerne Urlaub in Frankreich<br />
und Italien. Das Bezahlen per Karte hat dort eine<br />
viel höhere Akzeptanz als bei uns. Da fallen Sie wirklich<br />
auf, wenn Sie größere Beträge bar bezahlen.<br />
nutzen sie Internet-Banking?<br />
Ausnahmslos. Das hängt allein schon mit meinem Tagesablauf<br />
zusammen.<br />
Das heißt, sie überweisen vom sofa aus mit dem<br />
tablet?<br />
Genau. Abends oder nachts, morgens ganz früh von zu<br />
Hause oder von unterwegs. Gott sei Dank bin ich bisher<br />
von kriminellen Machenschaften verschont geblieben.<br />
Phishing-e-mails, mit denen Betrüger die Zugangsdaten<br />
von Bankkunden ausspionieren.<br />
Ja, solche Fälle haben wir auch erlebt. In letzter Zeit ist<br />
es ein bisschen ruhiger geworden. Derzeit nimmt eher<br />
das Thema Geldfälschung dramatische Züge an – vor<br />
allem bei 50er- und 20er-Scheinen. Auch deshalb<br />
kommt im November ein neuer 20-Euro-Schein, der<br />
deutlich schwieriger zu fälschen sein wird.<br />
wie schwierig ist es für die Institute, sich auf neue<br />
entwicklungen einzustellen?<br />
Man wirft den Banken fälschlicherweise vor, sich<br />
neuen Trends zu versagen. Problematisch ist, dass es so<br />
viele neue Entwicklungen gibt, dass wir letztlich nur<br />
schwer einschätzen können, welche Entwicklung wenigstens<br />
eine gewisse Nachhaltigkeit aufweist und<br />
schließlich vielleicht zu einem Trend wird.<br />
wie meinen sie das?<br />
Nehmen Sie das Beispiel Facebook. Meine Tochter erklärte<br />
mir vor ein paar Jahren, das sei der Trend. Wenn<br />
ich sie heute nach Facebook frage, sagt sie: „Mensch,<br />
Papa, auch in deinem Alter sollte man ein bisschen<br />
mehr auf der Höhe der Zeit sein.“<br />
was heißt das für Banken?<br />
Im Bankenwesen – wie im Übrigen auch in anderen<br />
Branchen – auf Trends einzugehen, ist mit hohen Investitionen<br />
verbunden. Wenn Sie ein Vertriebssystem<br />
oder ein Filialnetz auf bestimmte Aktivitäten umrüsten,<br />
kostet das sehr viel Geld. Die Investition in unser<br />
neues Beratungszentrum am Stammsitz hier in der Ulmer<br />
Olgastraße betrug drei Millionen Euro. Aber das ist<br />
nur eine von fast 50 Filialen. Als Bank müssen Sie gut<br />
überlegen, auf welche Trends Sie setzen.<br />
Der abbau von filialen ist in der Kreditwirtschaft<br />
derzeit ein großes thema.<br />
Das stimmt. Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat<br />
den Kostendruck stark erhöht. Ich habe Verständnis<br />
dafür, wenn Wettbewerber heute darauf reagieren und<br />
Filialen schließen. Wir müssen das glücklicherweise<br />
noch nicht. Wie das allerdings in drei, vier, fünf oder<br />
zehn Jahren ist, kann ich heute nicht sagen. Das<br />
Schwierige ist doch: In ländlichen Strukturen haben<br />
Sie vor allem ältere Menschen, die auf Filialen angewie-<br />
ZurPerson<br />
MitderKamerain<br />
der Natur unterwegs<br />
sein – das ist eine Leidenschaft<br />
von Ralph<br />
Blankenberg. Schon<br />
zu Zeiten seines Studiums<br />
an der Universität<br />
Hohenheim verdiente<br />
sich der<br />
54-Jährige mit Porträtfotografie<br />
ein bisschen<br />
Geld. Der Diplom-Ökonom<br />
ist ein<br />
eher praktisch veranlagter<br />
Mensch und<br />
bezeichnet sich selbst<br />
als „leidenschaftlichen<br />
Handwerker“.<br />
Der gebürtige Stuttgarter<br />
war im Lauf<br />
seiner Karriere unter<br />
anderem für die Landesbank<br />
Baden-Württemberg<br />
und die DZ<br />
Bank tätig. Im Juli<br />
2011 kam er als Vorstandsmitglied<br />
zur<br />
Volksbank Ulm-Biberach,<br />
seit Januar 2013<br />
ist er deren Vorstandssprecher.<br />
Er ist<br />
verheiratet und hat<br />
eine Tochter (17).<br />
Auch Banken müssen sich permanent auf Neu-Entwicklungen einstellen. Nicht einfach, sagt Volksbank-Chef Ralph Blankenberg.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Banken stehen heute unter<br />
extrem hohem Kostendruck,<br />
sagt Ralph Blankenberg.<br />
Schuld daran sei nicht<br />
zuletzt die „gesetzgeberische<br />
Regulierungswut“.<br />
sen sind. Die können Sie nicht bestrafen, nur weil sie<br />
nicht mehr so mobil sind. Gleichzeitig haben Sie<br />
technikaffine Kunden, die ihre Bankgeschäfte gerne<br />
übers Internet machen wollen und auch nicht mehr<br />
bereit sind, für ein Filialnetz zu bezahlen.<br />
wie gelingt dieser spagat?<br />
Eines muss man klar sagen: Das Aufrechterhalten von<br />
Filialen – mit der notwendigen Modernität, in denen<br />
sich die Kunden wohlfühlen – ist mit Kosten verbunden.<br />
Dafür sind Mitarbeiter nötig, die die Kunden betreuen.<br />
Die Frage ist: Sind Bankkunden generell bereit,<br />
dafür auch zu bezahlen? Wenn nicht, wird ein Institut<br />
das Filialnetz verändern bzw. ausdünnen müssen.<br />
wie verhält sich die volksbank ulm-Biberach?<br />
Wir versuchen als regionale Bank natürlich, möglichst<br />
allen Kunden gerecht zu werden. Das ist herausfordernd,<br />
weil die Bandbreite der Bedürfnisse groß ist. Wir<br />
haben eine Umfrage gemacht – mit teilweise überraschenden<br />
Ergebnissen. Erwachsene in der Altersgruppe<br />
von 25 bis 35 Jahren, von denen man vermuten würde,<br />
dass sie alles übers Internet erledigen wollen, gaben<br />
an: Wenn es um Beratungsdienstleistungen geht, im<br />
Wertpapiergeschäft oder in der Baufinanzierung, bevorzugen<br />
sie unverändert den persönlichen Kontakt.<br />
viele Banken setzen in vielen filialen nur noch automaten<br />
ein. wie sieht das bei Ihnen aus?<br />
Rund ein Fünftel unserer 50 Filialen sind sogenannte<br />
Automatenzweigstellen. Maßgebend ist das Kundenverhalten<br />
am jeweiligen Standort. In Einkaufszentren<br />
beispielsweise ist nur eine Dienstleistung gefragt: Liquidität.<br />
Da brauchen Sie keine „bemannte“ Filiale.<br />
Aber so klar ist das an anderen Standorten nicht. Da<br />
bieten wir dann auch entsprechende Mischformen an.<br />
Das bedeutet parallele strukturen und Kosten. wie<br />
gehe sie damit um?<br />
Wir haben verschiedene Filialsysteme durch Schaffung<br />
eines Mitarbeiterpools zusammengefasst und die<br />
Beratungsressourcen so bedarfsgerecht gebündelt; dazu<br />
kommen gestaffelte Öffnungszeiten. Ich bin kein<br />
Freund von Polarisierung à la „Entweder ich schließe<br />
Filialen oder ich lasse sie geöffnet.“ Es gibt durchaus<br />
innovative Alternativlösungen.<br />
sie als Branchenführer tun sich leichter als kleinere<br />
Banken. Kommt es zu weiteren fusionen?<br />
Das ist ein hochaktuelles Thema, vor allem in unserer<br />
Branche, auch mit Blick auf die Strukturen. Wir haben<br />
in der BRD noch circa 1000 Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
Damit sind die genossenschaftlichen Banken tief<br />
in der Fläche verwurzelt. In zehn Jahren werden die<br />
Rahmenbedingungen sicherlich ganz anders sein. Es<br />
wächst die Notwendigkeit, sich zu neuen Strukturen<br />
zusammenzufinden.<br />
was sind die ursachen?<br />
Neben dem Zinsniveau macht uns die überbordende<br />
gesetzgeberische Regulierungswut enorm zu schaffen.<br />
Jede zusätzliche Richtlinie, jedes zusätzliche Gesetz aus<br />
Brüssel oder Berlin müssen wir unter Bereitstellung<br />
eigener zusätzlicher personeller Ressourcen umsetzen.<br />
Das heißt: Sie brauchen Leute im Haus, die interne<br />
Richtlinien und Arbeitsanweisungen implementieren<br />
und kontrollieren. Schon das bedeutet Kostendruck,<br />
weil dies die Fixkosten erhöht. Vor allem kleinere Institute<br />
sind da eindeutig im Nachteil. Das ist bedauerlich<br />
– und das sage ich explizit als Vertreter einer großen<br />
Genossenschaft.<br />
was stört sie?<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat schon häufiger ge-<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
sagt, sie wolle unbedingt Sparkassen und Volksbanken<br />
im Rahmen des Drei-Säulen-Modells des deutschen<br />
Bankwesens, zu dem auch die Privatbanken gehören,<br />
erhalten und stärken. Gleichzeitig lässt die Bundesregierung<br />
zu, dass in Brüssel Entscheidungen fallen, die<br />
klare Impulse dahin geben, diese Bankensektoren –<br />
auch die Genossenschaftsbanken –<br />
vor allem die kleinen, in der Fläche<br />
zu dezimieren. Die meisten dieser<br />
kleinen Banken arbeiten hervorragend<br />
und sind leistungsfähig – mit<br />
nur wenigen Mitarbeitern und einer<br />
kleinen Bilanzsumme.<br />
Die sind erfolgreich, weil sie sie<br />
nah an ihren Kunden sind.<br />
Genau. Sie haben wenig Personal,<br />
arbeiten effizient und kostenbewusst. Warum soll man<br />
sie bestrafen, indem man sie mit überbordenden Regularien<br />
erdrückt? Wäre man bösartig, könnte man das<br />
als bewusste europäische Strukturpolitik bezeichnen.<br />
Das ist umso ärgerlicher, weil Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
sowie Sparkassen nicht die Verursacher der<br />
Kleine<br />
Banken<br />
werdenvon<br />
Regularien<br />
erdrückt<br />
Finanzkrise waren, sondern wichtiger Teil der Lösung<br />
sind. Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen,<br />
dass dieses deutsche Modell in Brüssel entweder nicht<br />
verstanden wird – und/oder nicht gewollt.<br />
wie gefährlich ist das niedrige Zinsniveau?<br />
Es ist mit all seinen Ausprägungen<br />
eindeutig politisch bestimmt. Seit<br />
Jahren liegt die Inflationsrate über<br />
dem niedrigen Guthabenzins. Für<br />
die Bevölkerung bedeutet das einen<br />
Vermögensverzehr.<br />
In welcher größenordnung?<br />
Hochgerechnet anhand des Barvermögens<br />
sowie der Differenz<br />
zwischen Sparzins und Inflationsrate:<br />
circa 40 Milliarden Euro jedes Jahr. Gleichzeitig<br />
profitieren alle europäischen Länder, die so ihre Staatshaushalte<br />
konsolidieren.<br />
welche sorge haben sie?<br />
Die Bundesregierung muss aufpassen, dass vor lauter<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
müssen auslöffeln,<br />
was andere verursacht haben.<br />
Die Entscheidungen aus<br />
Brüssel stimmen den Ulmer<br />
Banker Blankenberg nicht<br />
eben heiter.<br />
«Mich reizen strenge<br />
Vorgaben und klare<br />
Linien. Vor allem, sie<br />
zu überwinden.»<br />
Max Guderian,<br />
Designstudent, HfG Karlsruhe<br />
Eine Designikone wird 50: das USM Möbelbausystem Haller – Erfahren Sie, wie eine neue Generation von Designern,<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das freut den Volksbank-<br />
Chef: Die zweite Hälfte des<br />
vergangenen Jahres verlief<br />
„extrem positiv“. Die ehrgeizigen<br />
operativen Ziele wurden<br />
sogar übertroffen.<br />
Haushaltskonsolidierung, Griechenland-Rettung und<br />
europäischer Harmonisierung die gesamte Finanzwirtschaft<br />
– also Banken, Versicherungen, Bausparkassen<br />
– nicht unter die „Zinsniveau-Räder“ kommt.<br />
wie konkret ist die gefahr, dass Deutschland<br />
künftig eine mischung aus sinkenden<br />
Preisen, lahmender Konjunktur<br />
und arbeitsplatzabbau<br />
droht?<br />
Im Moment jammern wir in<br />
Deutschland auf hohem Niveau.<br />
Wir haben grundsolide Wirtschaftsstrukturen,<br />
die bei Unternehmen<br />
unverändert zu Wachstum und Investitionen<br />
führen. Die Firmen in<br />
der Region sind hervorragend aufgestellt.<br />
Die Konsumneigung der Verbraucher ist gleichzeitig<br />
hoch. Solange die Konjunktur gut läuft, kommt<br />
auch der regionale Bankenbereich mit dem Niedrigzinsniveau<br />
einigermaßen klar.<br />
Viele<br />
beneidendie<br />
Regionum<br />
ihreguten<br />
Strukturen<br />
wie steht die wirtschaft in der region da?<br />
Insgesamt positiv, aber es gibt Unterschiede zwischen<br />
und auch in den Branchen. Die Unternehmen haben<br />
sich im letzten Jahrzehnt auf den Umgang mit den vielen<br />
Krisen gut eingestellt und schätzen in etwa richtig<br />
ein, was nachhaltig bedrohlich wirken kann – und was<br />
nicht. Sie agieren vorsichtiger. Für<br />
unser Kreditgeschäft heißt das:<br />
Nach einem verhaltenen Jahresauftakt<br />
2014 waren das dritte und<br />
vierte Quartal extrem positiv. In<br />
der Summe haben wir unsere sehr<br />
ehrgeizigen operativen Ziele sogar<br />
noch leicht übertroffen.<br />
weshalb geht es der region<br />
ulm/ Bodensee so gut?<br />
Wegen der ausgewogenen Wirtschaftsstruktur, um die<br />
uns viele beneiden. Die Verkehrsinfrastruktur ist trotz<br />
vieler Staus gut. Dazu kommen nahezu Vollbeschäftigung<br />
und ein Schul-, Fachhochschul- und Hochschul-<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
wesen, was dem Arbeitsmarkt qualifizierte Absolventen<br />
zur Verfügung stellt. Auf dieser Basis sollten wir<br />
dann auch trotz mancher schwieriger Rahmenbedingungen<br />
optimistisch und selbstbewusst in die Zukunft<br />
blicken.<br />
gibt es eine Branche, in der sich das geschäft stärker<br />
abkühlt als in anderen?<br />
In der Immobilienwirtschaft wird heiß diskutiert, ob<br />
eine Blase droht. Im ländlichen Bereich legte die Wertentwicklung<br />
in den letzten Jahren um circa 1 Prozent<br />
zu. Das ist ein gesundes Wachstum. In Innenstadtlagen<br />
wie Ulm – aber auch Biberach und Ravensburg – sieht<br />
das ein bisschen anders aus. In Ulm wurden zum Beispiel<br />
Preise von bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche verlangt und bezahlt. Bei einem solchen<br />
Niveau von Nachhaltigkeit zu sprechen, bezeichne ich<br />
persönlich als – ehrgeizig.<br />
wie ist das Immobiliengeschäft der volksbank<br />
2014 gelaufen?<br />
Nicht so gut, wie man es erwarten könnte. Ausgenommen<br />
von Wertpapieren haben Verbraucher angesichts<br />
der niedrigen Zinsen derzeit kaum sinnhafte alternative<br />
Geldanlagemöglichkeiten; deshalb kommen nur<br />
wenige Immobilien auf den Markt. Meist nur, wenn<br />
ältere Leute sich verkleinern – oder ins Pflegeheim umziehen.<br />
Daher hatten wir in den vergangenen Jahren in<br />
unserem Immobiliengeschäft eher eine moderate Entwicklung<br />
nach oben.<br />
wie wird sich die nachfrage in ulm entwickeln?<br />
Ulm profitiert von unterschiedlichen Entwicklungen:<br />
Stadtlagen sind als Wohnorte offensichtlich derzeit<br />
wieder mehr gefragt als das Land; die Stadt Ulm zieht<br />
darüber hinaus durch eine attraktive Infrastrukturpolitik<br />
durchaus Leute an; in sechs bis acht Jahren wird<br />
man von hier aus mit dem ICE in 20 Minuten den Flughafen<br />
Stuttgart und in 25 Minuten die Stuttgarter Innenstadt<br />
erreichen. Deshalb wird das Immobilienpreisniveau<br />
hier nachhaltig etwas höher bleiben. In anderen<br />
Regionen sieht das anders aus.<br />
wie groß ist die gefahr, dass sich der wohnungsmarkt<br />
überhitzt? teilweise werden 30 Jahre alte<br />
energieschleudern zu astronomischen Preisen angeboten?<br />
Schon jetzt wird auch in attraktiven Innenstadtlagen<br />
nicht mehr jeder Preis bezahlt. Das sehen Sie am Mietmarkt<br />
oder den angebotenen Grundstücken. Dabei ist<br />
die Situation paradox: Die Nachfrage besteht nach wie<br />
Die Immobilienpreise werden<br />
in Ulm langfristig etwas höher<br />
bleiben, erwartet Ralph<br />
Blankenberg – doch auch hier<br />
bezahlen die Leute nicht mehr<br />
jeden Preis.<br />
Wir gestalten mit<br />
SÜDWEST PRESSE<br />
mediaservice ulm<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
15
[titelthema] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Volksbank-Chef Ralph Blankenberg setzt auf Kundennähe. Die Zentrale in Ulm wurde für 3 Millionen Euro zum „Beraterpark“ umgebaut.<br />
152Jahrealt,<br />
70.000Mitglieder<br />
DieVolksbank Ulm-Biberach ist mit einer<br />
Bilanzsumme von 2,4 Milliarden Euro das<br />
größte genossenschaftliche Kreditinstitut<br />
zwischen Ulm und dem Bodensee. Mit<br />
deutlichem Abstand kommen die Volksbanken<br />
Überlingen und Konstanz auf<br />
Platz zwei und drei. Trotz des anhaltenden<br />
Zinstiefs konnte das Institut im vergangenen<br />
Jahr sein Betriebsergebnis vor der Risikovorsorge<br />
für faule Kredite um 1,9 Prozent<br />
auf 21,3 Millionen Euro steigern. Die<br />
Spareinlagen der Kunden erhöhten sich<br />
um 5,4 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro.<br />
Dabei hielt der Trend zu flexiblen, kurzfristigen<br />
Spareinlagen an. Das Kreditgeschäft<br />
boomte, es legte um 9 Prozent auf 1,7 Milliarden<br />
Euro zu. Von den Neuabschlüssen<br />
wurden 332 Millionen Euro Darlehen für<br />
Firmeninvestitionen vergeben, 192 Millionen<br />
für den Wohnungsbaubau.<br />
Die Volksbank verfügt über 37 Geschäftsstellen<br />
und zehn SB-Stellen in den Kreisen<br />
Ulm, Alb-Donau, Neu-Ulm, Biberach<br />
und Ravensburg. Die Zahl der Mitarbeiter<br />
stieg leicht auf 567, darunter sind 47 Auszubildende.<br />
Die im Jahr 1863 gegründete<br />
Genossenschaft zählt mehr als 70.000<br />
Mitglieder. Das 70.000. Mitglied war die<br />
dreijährige Emma aus Illertissen, die von<br />
ihrer Oma einen Mitgliedsanteil geschenkt<br />
bekommen hat.<br />
Kö/amB<br />
vor. Aber das Angebot passt nicht dazu. Vielleicht kann<br />
das durch interessante Projekte, etwa am Safranberg,<br />
geändert werden. Die Herausforderung ist, dass die<br />
Wohnungen, die dort entstehen sollen, für die Nachfrage<br />
bezahlbar bleiben.<br />
welche objekte werden nicht mehr bezahlt?<br />
Es gab zum Beispiel am Michelsberg Objekte mit Mietvorstellungen<br />
zuletzt von bis zu 15 Euro pro Quadratmeter.<br />
Das konnte aber wohl nur mit hinterlegten<br />
Mietgarantien erreicht werden. Wer Immobilienmärkte<br />
in den vergangenen Jahrzehnten aufmerksam verfolgt<br />
hat, weiß, dass Mietgarantien in der Regel der erste<br />
Hinweis dafür sind, dass ein Markt möglicherweise<br />
kippt. Ich bin zumindest aufmerksam, wenn ich höre,<br />
dass am Markt damit gearbeitet wird.<br />
themenwechsel: noch immer haben viele Bankkunden<br />
Probleme, sich ihre 22-stellige IBan-nummer<br />
zu merken.<br />
Ich kann das gut nachvollziehen, denn ich gehöre auch<br />
dazu: Obwohl ich jeden Tag mit dem Thema zu tun habe,<br />
muss ich meistens meine Scheckkarte aus dem<br />
Geldbeutel holen, um die IBAN abzulesen. Der großen<br />
Mehrzahl der Kollegen geht es übrigens genauso. Aber:<br />
Europa lässt auch hier grüßen.<br />
wie hoch ist die fehlerquote?<br />
Wir hatten erstaunlich wenig Falschläufer und wenig<br />
Reklamationen. Das hängt damit zusammen, dass der<br />
Großteil aller Geldtransfers über die IT beziehungsweise<br />
per Internet vorgenommen wird. Dort wird den<br />
Bankkunden angezeigt, wenn etwas nicht stimmt.<br />
wie hoch ist der anteil der Papierüberweisungen?<br />
Im Privatkundengeschäft noch 15 bis 20 Prozent.<br />
werden diese beim einlesen automatisch geprüft?<br />
Nein, und da liegt auch die größte Mängelquote – bei<br />
den manuellen Überweisungen, die häufig von älteren<br />
Leuten genutzt werden. Angesichts der Zahlen beziehungsweise<br />
vielen Nullen in der IBAN kann man schon<br />
ins Schleudern kommen. Dafür haben wir auch noch<br />
kein Patentrezept. Oft füllen unsere Fachkräfte im Sinne<br />
des Servicegedankens am Schalter die Überweisung<br />
für diese Kunden aus. Oder wir bitten sie, sich von ihren<br />
Angehörigen helfen zu lassen. Älteren Leuten bringen<br />
Sie meistens keine IBAN mehr bei. Da sind einfach<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
pragmatische Lösungen gesucht. Aber insgesamt gesehen<br />
handelt es sich nicht um sehr viele Fälle.<br />
thema nachwuchs: sind die Bewerberzahlen rückläufig?<br />
Mir geht es weniger um das Thema Quantität. Wir sind<br />
Gott sei Dank in der Lage, alle Lehrstellen<br />
zu besetzen. Wesentlich<br />
wichtiger ist das Thema Qualität.<br />
Angesichts der Altersstruktur unserer<br />
Belegschaft legen wir erhöhtes<br />
Augenmerk auf die Frage: Wer wird<br />
künftig unsere Kunden und Mitglieder<br />
allumfassend und kompetent<br />
bedienen? Den Nachwuchs zu<br />
gewinnen, ist nicht einfach –- zumal<br />
auch das Image der Finanzbranche<br />
gelitten hat.<br />
Gottsei<br />
Dankkönnen<br />
wiralle<br />
Lehrstellen<br />
besetzen<br />
schaut und liest: Großbank 1 baut 2000 Arbeitsplätze<br />
ab, Großbank 2 schließt 90 ihrer Zweigstellen im Südwesten.<br />
Wirkt das auf junge Leute motivierend? Sicherlich<br />
nicht!<br />
sie werden quasi in mithaftung genommen.<br />
In der Tat waren nicht die regionalen<br />
Banken diejenigen, die die<br />
Krise hervorgerufen haben. Aber<br />
vor allem die junge Öffentlichkeit<br />
nimmt das so nicht wahr. Dieses<br />
Bild zurechtzurücken ist eine<br />
unserer Kernaufgaben – auch<br />
gemeinsam mit der Sparkasse vor<br />
Ort – über Veranstaltungen und<br />
Bildungs- beziehungsweise Ausbildungsmessen<br />
sowie über<br />
Angebote an die Schulabgänger.<br />
Pragmatische Lösungen gesucht:<br />
Älteren Leuten kann<br />
man in der Regel keine IBAN<br />
mehr beibringen, sagt der<br />
Bank-Chef – und räumt gleich<br />
ein, dass er sie selber auch immer<br />
nachschauen muss.<br />
Das war schon mal besser, oder? Bis zur finanzkrise.<br />
In meiner Jugend stand Bankwirtschaft für Solidität,<br />
Nachhaltigkeit und Perspektive. Die Kreditwirtschaft<br />
ist zum Großteil selbst schuld an ihrem schlechten<br />
Image. Wenn ein junger Mensch heute in die Zeitung<br />
worauf achten sie heute bei Bewerbern mehr:<br />
Dass sie mit Zahlen umgehen können – oder mit<br />
menschen?<br />
Als hätten wir da wirklich die große Auswahl! In den<br />
vergangenen Jahren hat sich viel geändert. Auf der ei-<br />
17
[titelthema] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Banken haben Zukunft: Davon<br />
ist Ralph Blankenberg felsenfest<br />
überzeugt. Hier im Gespräch<br />
mit Karen Emler,<br />
Wirtsaftsressortleiterin der<br />
SÜDWEST PRESSE, und<br />
Alexander Bögelein, Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
nen Seite wird im Schulischen ein extrem hohes Niveau<br />
gefordert. Beim Basiswissen stellen wir aber oft<br />
gravierende Lücken fest. Die Ursachen liegen in einer<br />
Mischung an Defiziten aus Elternhaus und Bildungssystem.<br />
Das bestätigen im Übrigen auch die Unternehmen<br />
aus unterschiedlichsten Branchen. Auch aus den<br />
Berufsschulen höre ich, dass sich das unterschiedliche<br />
Niveau zu einem zentralen Problem entwickelt. Eine<br />
unserer wichtigsten Aufgaben wird es künftig sein, in<br />
wesentlichen Bereichen nachzuschulen, die Leute erst<br />
mal auf ein einheitliches Niveau zu bringen – eventuell<br />
über eine Art Vorausbildung vor der eigentlichen<br />
Ausbildung.<br />
Kann man jungen leuten überhaupt raten, einen<br />
Bankberuf zu ergreifen?<br />
Auf jeden Fall ja: In der Bankwirtschaft steht ein großer<br />
Generationswechsel bevor, vor allem, wenn die geburtenstarken<br />
Jahrgänge in Rente gehen. Das bietet in unterschiedlichsten<br />
Aufgabenstellungen jede Menge<br />
Perspektiven, ob in Fach-, Führungs- oder Projektfunktionen.<br />
stichwort altersstruktur: wann wird es bei Ihnen<br />
brenzlig?<br />
Wir haben hier tendenziell ein junges Team. Der Altersdurchschnitt<br />
liegt so etwa bei Mitte 40. Aber so etwa<br />
in zehn Jahren wird es gerade auch mit Blick auf die<br />
Bevölkerungsentwicklung möglicherweise schwierig<br />
werden. Für junge Leute jetzt bedeutet das: Sie haben<br />
enorme Chancen.<br />
Konkreter bitte.<br />
Bei uns gibt es drei Richtungen: Marktfunktionen,<br />
Nichtmarktfunktionen oder Stabsfunktionen. Das<br />
können junge Menschen mit entsprechenden Führungs-,<br />
Fach- und Projektlaufbahnen kombinieren; die<br />
Möglichkeiten sind dementsprechend vielfältig.<br />
Die Bankbranche unterliegt aber einem gewaltigen<br />
wandel.<br />
Richtig. Vor allem aufgrund der sich permanent ändernden<br />
Kundenbedürfnisstruktur und wegen der<br />
Technologie, die sich – wie in jeder Branche – ständig<br />
verändern wird. Aber Kreditinstitute wird es auch<br />
noch in 25, in 30 Jahren geben. Vielleicht anders als<br />
heute; aber kein „Paypal“ wird es schaffen, ein komplettes<br />
vielschichtiges Bankensystem zu ersetzen.<br />
aber der online-Bezahldienst aus den usa ist zu<br />
einem Konkurrenten für Banken geworden.<br />
Paypal ist im Grunde nichts anderes als eine Zahlungsverkehrsplattform<br />
im Internet. Das ist in der Tat ein<br />
wichtiger Teil des modernen Bankings – aber beileibe<br />
nicht alles. Bedenken Sie, wie lange es gedauert hat, in<br />
den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten Bankensysteme<br />
zu etablieren und entsprechende Kompetenzen<br />
aufzubauen. Das werden Paypal oder andere<br />
nicht von heute auf morgen schaffen. Dazu gehört<br />
gewaltiges Knowhow und vor allem eines: Vertrau en.<br />
Und das bauen Sie schon gar nicht in kurzer Zeit auf.<br />
Deswegen ist das meine feste Überzeugung, dass es<br />
Banken –- sicherlich in veränderter Form – auch noch<br />
in Zukunft geben wird. Übrigens haben hervorragend<br />
qualifizierte Menschen in der Industrie in Führungsund<br />
Fachpositionen vielfach ihre berufliche Karriere<br />
mit einer Bankausbildung in einer Regionalbank<br />
angefangen. So oder so: Eine Banklehre ist eine sehr<br />
gute Basis für einen erfolgreichen Lebens- und Berufsweg.<br />
[!]<br />
18
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Ein Jammer, so gewaltige Kräfte einfach nur zu bewundern – und nicht zu nutzen.<br />
Foto: © Francesco R Iacomino / Fotolia.com<br />
Was die Natur hergibt<br />
Mit den Energiepreisen steigt auch der Kostendruck. Doch Unternehmen, die die Kraft der Sonne und die Wärme der<br />
Erde geschickt zu nutzen wissen, schonen nicht nur die Umwelt, sondern steigern zudem ihre Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Der Letzte macht das Licht aus! Zugegeben,<br />
auch so kann man Strom sparen.<br />
Doch das genügt nicht. Wer einen<br />
komplexen Produktionsbetrieb oder ein Verwaltungsgebäude<br />
unterhalten muss, sollte<br />
tiefer in die Trickkiste greifen – und findet eine<br />
Vielzahl an Möglichkeiten, seine Kosten<br />
für Strom, Wasser und Gas zu senken. Das<br />
kommt der Umwelt zugute und tut natürlich<br />
auch dem Geldbeutel gut.<br />
„Die Energiekosten sind in den vergangenen<br />
Jahren stark angestiegen, besonders durch die<br />
staatlichen Umlagen und Abgaben. Durch<br />
Umsetzung von Effizienzmaßnahmen können<br />
Energiekosten gesenkt werden – und das<br />
stärkt wiederum die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Unternehmen“, sagt Stefan Kesenheimer.<br />
Der Referent für Umwelt und Energie an der<br />
Industrie- und<br />
Handelskammer<br />
Bodensee-Oberschwaben<br />
beobachtet<br />
denn auch<br />
einen Trend der<br />
Betriebe hin zu einem<br />
bewussteren<br />
Handeln: „Die<br />
Wirtschaft gestaltet<br />
die Energiewende<br />
aktiv mit.“ Bodensee-Oberschwaben.<br />
Stefan Kesenheimer, IHK<br />
Aktuelle Zahlen,<br />
wie die der L-Bank vom Jahr 2014, zeigen, dass<br />
allein das geförderte Investitionsvolumen bei<br />
kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
für Effizienzmaßnahmen in der Region Bodensee-Oberschwaben<br />
mit 110 Millionen Euro<br />
doppelt so hoch war wie im Jahr 2012. Viele<br />
Groß<strong>unternehmen</strong> hätten Energiemanagementsysteme<br />
eingeführt, die zu einer kontinuierlichen<br />
Effizienzsteigerung beitragen.<br />
KEiNE PauschallösuNgEN<br />
Doch wie kann man nun seine Firma so nachhaltig<br />
wie möglich betreiben? Kesenheimer:<br />
„Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen: Bei<br />
der Heizungs- und Lüftungstechnik oder der<br />
Beleuchtung können Optimierungen oder Ersatzinvestitionen<br />
ein wirtschaftlich sinnvolles<br />
Einsparpotential erzielen.“ Was am sinnvollsten<br />
sei, lasse sich nicht pauschal<br />
beantworten. „Jedes Unternehmen muss den<br />
für sich besten Weg finden.“<br />
Das taten auch Eckhard und Rosemarie<br />
Schmied. Die beiden Geschäftsführer der a&g<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[verantworten]<br />
automation and gears GmbH in Deggenhausertal<br />
sind sich sicher, mit ihrem neuen Gewerbe-<br />
und Wohnhaus „das effizienteste Gebäude<br />
im Umkreis von 100 Kilometern“<br />
errichtet zu haben. Beheizt wird es unter anderem<br />
durch Erdwärmesonden, die die Wärme<br />
aus der Erdkruste<br />
ziehen.<br />
Durch Wärmetauscher<br />
wird das<br />
12 Grad warme, in<br />
Rohren zirkulierende<br />
Wasser, auf<br />
fast 40 Grad für die<br />
Heizung erhitzt.<br />
Unterstützt wird<br />
das System durch<br />
Eckhard Schmied, a&g automation<br />
and gears. auf dem Dach.<br />
eine Solaranlage<br />
„Auf diese Weise<br />
kommen wir auf etwa 2500 Euro Heizkosten<br />
im Jahr, das sind umgerechnet vier Euro pro<br />
Quadratmeter, also so gut wie nichts.“<br />
Energie sparen rechnet sich<br />
Beispiel Erdwärme: Die Berater der Kammern erklären, wie welche Energieform funktioniert.<br />
Wie funktionieren Erdwärmesonden, wie<br />
hoch darf der Energiedurchlasswert sein<br />
und wie kann ich mit meinem Betrieb<br />
dazu beitragen, dass die Freisetzung von<br />
Kohlendioxid (CO 2<br />
) in die Luft reduziert<br />
werden kann? Die Antworten auf alle diese<br />
Fragen bekommen Unternehmen unter<br />
anderem bei Informationsveranstaltungen<br />
der örtlichen Industrie- und<br />
JE Nach ZEit Warm odEr Kalt<br />
Das durch Deckenrohre fließende Wasser<br />
kann auch zur Kühlung der Räume verwendet<br />
werden und sorgt für angenehme Temperaturen.<br />
„Ein großer Pluspunkt der Erdwärmenutzung<br />
ist, dass wir keine der klassischen<br />
Ressourcen wie Öl oder Gas vernichten, sondern<br />
ausschließlich Wasser nutzen“, hebt<br />
Schmied hervor. Insgesamt hat die Firma 1,2<br />
Millionen Euro in den Neubau investiert, circa<br />
10 Prozent flossen in die energetischen<br />
Maßnahmen. Der Geschäftsführer weiß, dass<br />
sich diese Investitionen für sein Unternehmen,<br />
das unter anderem Industriekühler, Getriebe<br />
für den Hochtechnologiebereich sowie<br />
Bremsen entwickelt und herstellt, nur langfristig<br />
rechnen: „Man muss bei Energiemaßnahmen<br />
in großen Schritten vorangehen,<br />
sonst hat man in 30 Jahren wieder ein veraltetes<br />
Gebäude.“ Für ihn zählt nicht nur der wirtschaftliche<br />
Aspekt, sondern auch die soziale<br />
Komponente: „Es ist wichtig, dass sich unsere<br />
fünf Mitarbeiter rundum wohlfühlen.“<br />
Handelskammern. Hier gibt es auch einen<br />
Überblick über mögliche Fördergelder,<br />
wie sie zum Beispiel die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) gewährt. Die<br />
größte nationale Förderbank der Welt unterstützt<br />
die Realisierung von Bauprojekten<br />
und Modernisierungen, speziell auch<br />
im Hinblick auf den Einsatz erneuerbarer<br />
Energien.<br />
loe<br />
Im Moment auf jeden Fall ist das Gebäude<br />
topeffizient und entspricht dem KfW 40-Standard,<br />
sprich: Es verbraucht 60 Prozent weniger<br />
Primärenergie als ein vergleichbarer<br />
Neubau ohne entsprechende Energie-Maßnahmen.<br />
Die Bauherren haben es unter anderem<br />
mit 40 Zentimeter dicken Vollziegelwänden<br />
umhüllt und dreifach isolierte Fenster<br />
einsetzen lassen. Kleinere für die Nordseite,<br />
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21
[verantworten] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
größere für die Sonnenseite. So bleibt auf der<br />
einen Seite möglichst viel Kälte draußen, und<br />
so kommt auf der sonnigen Seite möglichst<br />
viel Wärme rein. Schmied: „Dennoch muss<br />
man bei der Planung akribisch darauf achten,<br />
dass man das Haus nicht zu Tode isoliert und<br />
es auch noch atmen kann.“ Deshalb müsse<br />
man zwingend eine leistungsfähige Be- und<br />
Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />
einbauen.<br />
Auch die Rehm Thermal Systems GmbH tappt<br />
in Sachen Energieeffizienz nicht im Dunkeln.<br />
Mehr als 170.000 Euro pumpte der Blaubeurer<br />
Hersteller von Fertigungsequipments für die<br />
Elektronik- und Photovoltaikindustrie Ende<br />
2014 in Einsparmaßnahmen. So wurden an<br />
einem Standort alle Leuchtstoffröhren durch<br />
LED-Strahler ersetzt, an einem anderen die<br />
Bereiche Lager, Fertigung und Inbetriebnahme<br />
mit diesen Leuchtdioden ausgerüstet, die<br />
ganz einfach elektrische Energie in Licht umwandeln,<br />
quecksilberfrei sind und eine hohe<br />
Lebensdauer haben. Für zwei Kompressoren<br />
zur Druckluftherstellung, die das Unternehmen<br />
etwa zum Laserschneiden braucht,<br />
schlug dagegen das letzte Stündchen. „In diesem<br />
Bereich waren wir ganz klar überversorgt,<br />
so dass wir nun von drei auf einen Kompressor<br />
reduziert haben“, erklärt<br />
Qualitätsmanager Günter Dieckmann.<br />
Weitere Projekte waren unter anderem die<br />
Installation einer Solaranlage, mit der der Betrieb<br />
den gewonnenen Sonnenstrom ins<br />
öffentliche Netz einspeist, die Wärmerückgewinnung<br />
durch Abluft der Produktionsmaschinen<br />
sowie eine neue Heizungsanlage, die<br />
weniger Strom verbraucht und obendrein besser<br />
regulierbar ist. Die Firma rechnet damit,<br />
dass sich die Investitionen in etwa drei Jahren<br />
amortisiert haben werden. „Nach unseren jetzigen<br />
Berechnungen werden wir dann für Beleuchtung<br />
und Druckluft etwa 45.000 Euro<br />
pro Jahr einsparen.“<br />
aus dEm ofEN iN dEN BodEN<br />
Auch Marcus Staib kann sich über ein sattes<br />
Minus von 3000 Euro freuen, und zwar monatlich<br />
– bei den Gaskosten. Der Geschäftsführer<br />
der Bäckerei Konditorei Staib GmbH &<br />
Co. KG steckte 1,8 Millionen Euro in seinen<br />
neuen Backbetrieb im Ulmer Norden. Etwa 15<br />
Prozent der Investitionssumme gingen auf<br />
das Konto der Energiesparmaßnahmen.<br />
An erster Stelle stand die effiziente Wärmerückgewinnung<br />
aus den Backöfen: „Allein<br />
mit dieser Energie können wir die Fußbodenheizung<br />
unserer 6500 Quadratmeter großen<br />
Backstube betreiben.“ Dennoch verschluckt<br />
das System der Wärmerückgewinnung erst<br />
einmal einen großen Batzen Geld, sodass Staib<br />
frühestens in 10 Jahren mit einer Amortisation<br />
rechnet; bezieht er alle Wartungsarbeiten<br />
ein, vielleicht sogar erst in 14 oder 15 Jahren:<br />
„Die Wärmetauscher mussten bereits nach<br />
3 Jahren ausgetauscht werden. Dennoch<br />
rechnet sich die Investition durch den Erhalt<br />
von Förderkrediten auch durch die Zinsersparnis.“<br />
Doch, wenn es um die Zukunft der nachfolgenden<br />
Generationen und damit auch um den<br />
Erhalt des 1934 gegründeten Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
geht, backt Staib, der an seinem<br />
Standort bei Dornstadt 80 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
alles andere als kleine Brötchen:<br />
„Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder<br />
in der gleichen Umgebung aufwachsen können,<br />
die wir gewohnt sind. Und auch die Investition<br />
in unsere moderne Backstube macht<br />
nur Sinn, wenn diese auch in 40 Jahren noch<br />
effektiv genutzt werden kann. Man darf nicht<br />
nur blauäugig an kurzfristige Rendite, sondern<br />
muss an langfristige Wertschöpfung<br />
denken.“<br />
Auch seine Angestellten werden es ihm danken,<br />
denn so sorgt Staib dafür, dass zumindest<br />
in seinem Betrieb das Licht nicht so schnell<br />
ausgehen wird. [!] STeFAN loeFFleR<br />
Marcus Staib hat viel Geld in das neue Energiemanagementsystem<br />
seiner Bäckerei investiert.<br />
22
setzt Energien frei<br />
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23
[machen] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
100 Wagen westwärts<br />
Eine Palette mit Gütern nach Paris zu transportieren, ist noch keine Kunst. Ist die Transportaufgabe gen Gallien<br />
anspruchsvoller, spielt die Logistik-Gruppe Heppner ihre Stärken aus: Schließlich ist sie französisch.<br />
Aus der Perspektive der Neu-Ulmer Heppner-Mitarbeiter ist<br />
vor allem eine Richtung maßgeblich: die nach Westen.<br />
Nicht nur, dass ihre im Neu-Ulmer Ortsteil Burlafingen<br />
ansässige Niederlassung zu besagtem französischen Logistik-<br />
Unternehmen gehört. Nicht weniger wesentlich ist, dass der<br />
Löwenanteil des Umsatzes mit dem deutsch-französischen Güter-<br />
und Warenverkehr erzielt wird. „Rund 95 Prozent“, präzisiert<br />
Niederlassungsleiter Marco Geiger.<br />
„WIR ALLE SPRECHEN HEPPNER“<br />
Zwangsläufig hat sich da jede Menge Spezialwissen über Gepflogenheiten<br />
und Besonderheiten des französischen Nachbarn (inklusive<br />
der Maghreb-Länder Nordafrikas) auf logistischem Gebiet<br />
angesammelt: Das ist ein Pfund, mit dem Heppner im stark<br />
umkämpften Logistik-Markt natürlich in besonderem Maße<br />
wuchern kann. Es wird sozusagen als Alleinstellungsmerkmal<br />
obendrauf gelegt, wenn ein Kunde die sonstigen Stärken abruft.<br />
Dazu zählt Geiger beispielsweise die 20 Hauptlinien direkt<br />
nach Frankreich, die täglich bedient werden.<br />
Oder auch das dichte Netz an Standorten dort, was die Optimierung<br />
logistischer Prozesse erlaube und zeitraubendes<br />
und schadensträchtiges Umladen von Ladung überflüssig<br />
mache. Dazu zählt laut Geiger ebenso eine klare Ladezeitaussage:<br />
je nach Sendungsart und Empfangsort in<br />
Frankreich maximal ein bis zwei Arbeitstage ab Auftragseingang.<br />
Und schließlich: „Wir sprechen alle Heppner.“ Gemeint<br />
ist: Von der einheitlichen betrieblichen Software bis<br />
zur durchgängig länderübergreifend gepflegten<br />
Firmenkultur herrschen ideale Voraussetzungen<br />
für die reibungslose Abwicklung von Aufträgen.<br />
Geiger und alle<br />
Disponenten sind der französischen Sprache mächtig, was so manche<br />
Probleme erst gar nicht entstehen lässt.<br />
Insgesamt organisiert Heppner jeden Tag mehr als 100 Abfahrten<br />
zu mehr als 200 Zielen. Wie dazu alles ineinander greift, nötigt<br />
selbst Marco Geiger mitunter noch ein kleines Staunen ab, und der<br />
41-jährige Betriebswirt ist immerhin schon 20 Jahre in der Branche<br />
tätig, davon die meiste Zeit bei Heppner. Von Neu-Ulm aus werden<br />
im Durchschnitt pro Monat 5000 Sendungen auf den Weg gebracht.<br />
Die hohe Kunst dabei ist, dass die Laster immer randvoll<br />
sind und „unser Umschlaglager am Abend völlig leer ist“.<br />
Die Schnelligkeit ist einem sehr banalen Zwang geschuldet: Weder<br />
die Kunden noch die Niederlassung selbst verfügen über große Lagerkapazitäten.<br />
Zur Kunst gehört auch, die Aufträge mit den knapp<br />
400 Sub<strong>unternehmen</strong>, auf welche die Niederlassung Zugriff hat,<br />
zu koordinieren. Eine eigene Transportflotte unterhält Heppner<br />
nämlich nicht. Umso mehr wird auf die Zuverlässigkeit der Transporteure<br />
geachtet und eine langfristige Kooperation angestrebt.<br />
Zuverlässigkeit ist eine der Voraussetzungen, um mögliche Konventionalstrafen<br />
zu vermeiden, die in der Logistik-Branche<br />
schier immer und überall drohen.<br />
OHNE MINDESTLOHN GEHT NICHTS<br />
Neu auf der Checkliste ist das Thema Mindestlohn. Alle Sub<strong>unternehmen</strong><br />
müssen sich schriftlich zur Einhaltung der<br />
Bestimmungen verpflichten, weil auch die Kunden selbiges<br />
von Heppner einfordern. Dessen Auswirkungen seien<br />
finanziell schon spürbar, sagt Geiger. Wie stark die<br />
Frachtraten jedoch schlussendlich anziehen werden, darüber<br />
seien derzeit noch keine seriösen Aussagen<br />
möglich.<br />
Der Umsatz der Ulmer Niederlassung ist<br />
im vergangenen Jahr nach Gei-<br />
Foto: © wajan / Fotolia.com<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
gers Angaben um 20 Prozent nach oben geschnellt,<br />
„und auch <strong>2015</strong> hat fantastisch angefangen“.<br />
Der Niederlassungsleiter, der Mitte<br />
2013 von der Niederlassung in Stuttgart nach<br />
Neu-Ulm gewechselt ist, sieht darin erste<br />
Früchte interner „Maßnahmen“ und natürlich<br />
der Akquise neuer Kunden, während die wirtschaftliche<br />
Stagnation im Nachbarland nach<br />
wie vor wie eine angezogene Bremse wirke. In<br />
den gegenseitigen Güter-Strömen macht sich<br />
das als Unwucht bemerkbar – und erschwert<br />
das Geschäft: „70 Prozent des Transportguts<br />
gehen nach Frankreich, aber nur 30 Prozent<br />
kommen von dort nach Deutschland.“<br />
Auf mittlere Sicht will Heppner daher seine<br />
einseitige geografische Ausrichtung und Abhängigkeit<br />
etwas abbauen. Seit kurzem würden<br />
auch Spanien (seit Mitte 2014) und Portugal<br />
(seit Oktober 2014) beackert; dort wurden<br />
lokale Kooperationen eingegangen. Auch in<br />
diesen beiden Ländern sei die Entwicklung<br />
schon sehr vielversprechend. [!]<br />
Thomas Vogel<br />
Der deutsch-französische Warenaustausch<br />
Natürlich spricht nicht nur Niederlassungsleiter Marco Geiger Französisch.<br />
Der Ursprung des Unternehmens, das<br />
nach wie vor in Familienhand und inhabergeführt<br />
ist, liegt in Straßburg – daher<br />
auch der deutsch anmutende Name<br />
Heppner. 1925 gegründet, lag der Schwerpunkt<br />
von Beginn an auf französischdeutschem<br />
Warenverkehr. Die Gruppe,<br />
deren Hauptsitz mittlerweile nahe bei Paris<br />
liegt, beschäftigt an den 100 französischen<br />
und den 6 deutschen Standorten<br />
rund 3500 Mitarbeiter. Die Umsätze mit<br />
Fremdkunden beliefen sich 2014 auf rund<br />
600 Millionen Euro. In der Niederlassung<br />
NeuUlm sind 25 Mitarbeiter an Bord. TV<br />
25
[namen & nachrichten] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Kolb baut für<br />
32 Millionen<br />
Die Unternehmensgruppe Kolb<br />
aus Memmingen investiert in diesem<br />
und im nächsten Jahr insgesamt<br />
32 Millionen Euro. Der<br />
Großteil der Summe entfällt auf<br />
das neue Logistikzentrum in<br />
Mem mingen, das an der A 96 entsteht<br />
– mit 145 Metern Länge,<br />
58 Metern Breite und 33 Metern<br />
Höhe. Das vollautomatische<br />
Hoch regallager dient den vier<br />
Pro duktionsstandorten als Auslief<br />
erungslager . „Das wird ein<br />
wei terer Meilenstein in unserer<br />
über 80-jährigen Firmengeschichte“,<br />
sagt Angela Kolb, Gesellschafterin<br />
und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
von Hans Kolb Wellpappe.<br />
2014 erwirtschaftete das Unternehmen<br />
mit mehr als 1000 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 200<br />
Millionen Euro. Kolb entwickelt<br />
und fertigt Verpackungen. Mit<br />
dem Kauf der Gebr. Knauer<br />
GmbH + Co. KG in Dettingen/<br />
Erms hat Kolb 2014 die Sparte<br />
Verpackungsdruck gestärkt. [!]<br />
Anmelden für die<br />
Bildungsmesse in Ulm<br />
Liebherr erweitert Standort Lindenberg<br />
Ehrgeizige Ausbaupläne verfolgt<br />
die Firmengruppe Liebherr am<br />
Standort Lindenberg. Die 11.000<br />
Einwohner zählende Stadt im<br />
Westallgäu gehört zu den weltweit<br />
fünf Produktionsstandorten,<br />
an denen Liebherr Systeme<br />
und Komponenten für die Luftfahrtindustrie<br />
herstellt. Die Die<br />
Liebherr-Aerospace Lindenberg<br />
GmbH ist Teil der Sparte Aerospace<br />
und Verkehrstechnik. Diese<br />
ist eine von elf Geschäftsfeldern<br />
der dezentral organisierten<br />
Firmengruppe, die 41.000 Mitarbeiter<br />
in mehr als 130 Gesellschaften<br />
beschäftigt. Sitz des<br />
Konzerns ist Bulle (Schweiz). Die<br />
im Jahr 2012 begonnene Werkserweiterung<br />
in Lindenberg soll<br />
bis 2020 abgeschlossen sein. Bis<br />
dahin investiert Liebherr dort<br />
rund 200 Millionen Euro. Nach<br />
der Fertigstellung des Parkhauses<br />
im Sommer nimmt Liebherr den<br />
nächsten Erweiterungsbau in<br />
Angriff. 2700 der 4500 Mitarbeitern<br />
sind in der Luftfahrtsparte in<br />
den Standorten Lindenberg und<br />
Voll des Lobes waren die Veranstalter<br />
und Aussteller der Ulmer<br />
Bildungsmesse im Jahr 2014: Die<br />
Schüler kamen gut vorbereitet an<br />
die Stände der Firmen. Die Veranstaltung<br />
mit der Rekordzahl von<br />
45.000 Besuchern liegt bereits 15<br />
Monate zurück. Zurzeit läuft die<br />
Anmeldefrist für die achte Bildungsmesse<br />
vom 18. bis 20. Februar<br />
2016, auf der sich Ausbildungsbetriebe<br />
präsentieren. 80<br />
Prozent der Aussteller von 2014<br />
haben ihre Teilnahme für 2016<br />
zugesagt. Anmeldungen sind bei<br />
der IHK Ulm bis 3. Juni möglich.<br />
Kontakt: Katja Wallner, 0731/173-<br />
282, wallner@ulm.ihk.de. [!]<br />
Liebherr montiert in Lindenberg unter anderem Flugsteuerungen.<br />
Friedrichshafen beschäftigt. Liebherr<br />
ist in der Vergangenheit zu<br />
einem der weltweit führenden<br />
Systemlieferanten aufgestiegen.<br />
Liebherr-Aerospace entwickelt,<br />
fertigt und betreut Flugsteuerungs-<br />
und Betätigungssysteme,<br />
Fahrwerke, Luftmanagementsysteme<br />
und<br />
Getriebe. Diese stecken<br />
in vielen Flugzeugen:<br />
vom Großraum-Jet<br />
bis zu Militärflugzeugen<br />
sowie in Hubschraubern. Zu den<br />
Kunden zählen viele renommierten<br />
Flugzeughersteller. [!]<br />
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DIE SEELE SCHWEDENS IN IHRER SCHÖNSTEN FORM.<br />
Der Volvo XC90.<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert von 8,0 l/100 km – 2,7 l/100 km. CO2-Emissionen kombiniert von 186 g/km – 64 g/km (gem. vorgeschriebenem Messverfahren).
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
MTU investiert in Abgasfilter<br />
Dunkler Ruß aus Prüfständen des<br />
Motorenherstellers MTU hat am<br />
Bodensee Ärger hervorgerufen.<br />
Die Anwohner des MTU-Werks 2<br />
in Friedrichshafen-Manzell hatten<br />
über Rauchwolken, Geruch<br />
und Ablagerungen geklagt. Als<br />
Reaktion darauf baut das Tochter<strong>unternehmen</strong><br />
von Rolls-Royce-<br />
Powersystems eine Filteranlage.<br />
Der erste Teil soll Anfang 2017 in<br />
den Pilotbetrieb gehen. An 12 der<br />
18 Prüfstände in dem betroffenen<br />
Werk werden sehr große Motoren<br />
getestet. Für diese Größenordnung<br />
gebe es bislang noch gar<br />
keine Filteranlagen, sagt Ulrich<br />
Dohle, Vorstandschef von Rolls-<br />
Royce-Powersystems und Geschäftsführer<br />
von MTU Friedrichshafen.<br />
Die MTU rüstet vier Prüfstände für Großmotoren mit Partikelfiltern aus.<br />
Das Konzept sieht Entstaubungsanlagen<br />
für jene vier Prüfstände<br />
vor, auf denen rußintensive Motoren<br />
getestet werden. MTU investiert<br />
dafür einen zweistelligen<br />
Millionenbetrag. Laut Dohle<br />
geht MTU weit über die gesetzlichen<br />
Vorschriften hinaus: Bisher<br />
seien keine Grenzwerte verletzt<br />
worden. Als „guter Nachbar“ nehme<br />
das Unternehmen die Klagen<br />
der Anwohner aber ernst. [!]<br />
Industrie wächst fast<br />
nur noch im Ausland<br />
Die Unternehmen der badenwürttembergischen<br />
Metall- und<br />
Elektroindustrie haben im Jahr<br />
2014 einen Umsatz von 245<br />
Milliarden Euro erwirtschaftet<br />
– ein Viertel davon in<br />
Deutschland. Vor allem die<br />
Nähe zu den Kunden ist ein<br />
wesentlicher Grund dafür,<br />
dass die Unternehmen ihre<br />
Kapazitäten hauptsächlich<br />
im Ausland ausbauen. Nach<br />
den Worten von Südwestmetall-Chef<br />
Stefan Wolf hat der<br />
Aufbau außerhalb Baden-Württembergs<br />
bisher noch nicht zu<br />
großen Abstrichen im Land geführt.<br />
In einer Befragung von<br />
rund 100 baden-württembergischen<br />
Unternehmen aus der Metall-<br />
und Elektroindustrie mit<br />
250 oder mehr Beschäftigten<br />
zeigte sich, dass die Ausweitung<br />
der Auslandsaktivitäten bei rund<br />
einem Fünftel negative Folgen<br />
für die Beschäftigung im Inland<br />
hatte. „Aber Dynamik findet nur<br />
noch außerhalb der Landesgrenzen<br />
statt“, sagte Wolf. Mit Blick<br />
auf das Bildungszeitgesetz appellierte<br />
er an die Landesregierung:<br />
Weitere Belastungen müssten bei<br />
anstehenden Gesetzesvorhaben<br />
vermieden werden. [!]<br />
Leopold löst<br />
Suter ab<br />
Dominik Suter<br />
verlässt<br />
nach drei Jahren<br />
den Reisemobil-<br />
und<br />
Caravanhersteller<br />
Dethleffs<br />
in Isny<br />
aus persönlichen<br />
Alexander Leopold<br />
ist Teil der<br />
Grün-<br />
Doppelspitze.<br />
den. Seinen<br />
Platz in der Doppelspitze mit<br />
Günther Wank nimmt Alexander<br />
Leopold ein . Suter kam in einer<br />
schwierigen Phase. Unter seiner<br />
Führung wurde unter<br />
anderem die Produktion neu aufgestellt<br />
und das Massengeschäften<br />
ausgebaut. [!]<br />
Innovativer<br />
Südwesten<br />
Baden-Württemberg bleibt die innovativste<br />
Region Europas. Darüber<br />
freut sich Landeswirtschaftsminister<br />
Nils Schmid. Gemessen<br />
an der Bevölkerung wur den aus<br />
keinem anderen Bundesland<br />
mehr Patente beim Deutschen Patent-<br />
und Markenamt angemeldet:<br />
14.533 Anmeldungen entsprechen<br />
137 Patenten auf<br />
100.000 Einwohner. Auf den weiteren<br />
Plätzen folgen Bayern (123)<br />
und Hamburg (46). Der Bundesschnitt<br />
beträgt 60 Anmeldungen.<br />
Nach den absoluten Zahlen liegt<br />
Bayern mit 15.533 Anmeldungen<br />
vor Baden-Württemberg. [!]<br />
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[finanzieren] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Moneyfornothing...<br />
Angesichts der niedrigen Zinsen bekommen viele Unternehmen Kredite so einfach und günstig wie nie zuvor. Doch das<br />
droht sich mit den neuen KapitalregelnBaselIII zu ändern. Wie sich Mittelständler darauf vorbereiten können.<br />
Lange Zeit hatte das Schlagwort „Basel III“<br />
keinen guten Klang bei Unternehmern.<br />
Vor allem Mittelständler hatten befürchtet,<br />
dass Kredite durch die seit Anfang vergangenen<br />
Jahres geltenden Eigenkapitalregeln<br />
für sie nicht nur teurer werden, sondern auch<br />
schwieriger zu bekommen sind. Bislang jedoch<br />
ist davon wenig zu spüren. „Wir haben<br />
im Moment keine Probleme, eine Finanzierung<br />
zu bekommen“, sagt Konrad Mezger, Geschäftsführer<br />
der in Ulm ansässigen Geiger +<br />
Schüle Bau GmbH. Eine Erfahrung, die Markus<br />
Schweinstetter, Betriebsberater der Handwerkskammer<br />
Ulm, bestätigt: „Ich kann nicht<br />
feststellen, dass sich das Kreditverhalten der<br />
Banken nachhaltig verändert hat; das liegt<br />
aber auch daran, dass die Zinsen im Moment<br />
sehr niedrig sind.“<br />
Zweifellos sind gewerbliche Kredite derzeit so<br />
günstig wie nie zu haben. Die staatlichen Förderbanken<br />
KfW und L-Bank leihen Unternehmen<br />
für ihre Investitionsvorhaben teilweise<br />
Geld für weniger als 1,5 Prozent. Bei den Hausbanken<br />
geht es zum Teil sogar noch günstiger,<br />
denn der Wettbewerb um lukrative Unternehmenskunden<br />
hat sich seit der Finanzkrise<br />
verschärft. Immer häufiger treten Großbanken<br />
wie die Deutsche Bank, Commerzbank<br />
und HSBC Trinkaus & Burkhardt an, um lukrative<br />
Kunden von den angestammten Sparkassen<br />
und Volks- und Raiffeisenbanken zu<br />
sich herüberzuziehen. Das drückt zusätzlich<br />
die Konditionen.<br />
Werhat,deMWIrdgegeBen<br />
Dass die Banken bei Krediten an Unternehmen<br />
und Selbstständige derzeit jedenfalls<br />
nicht zurückhaltend sind, belegen auch die<br />
Zahlen. „Das Kreditvolumen der Sparkassen,<br />
bei denen immerhin rund 60 Prozent aller Unternehmen<br />
in Baden-Württemberg Kunde<br />
sind, ist im vergangenen Jahr um zwei Prozent<br />
Wenn die Bank die Bonität des Kunden hoch einschätzt,<br />
räumt sie ihm gerne einen Kredit ein.<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[finanzieren]<br />
gewachsen“, sagt<br />
Frank Ihring, Abteilungsdirektor<br />
Controlling beim<br />
baden-württembergischen<br />
Sparkassen-<br />
und Giroverband.<br />
„Vom<br />
Jahr 2005 bis 2014,<br />
also über einen<br />
längeren Zeitraum,<br />
liegt der Zu-<br />
Schüle Bau GmbH.<br />
Konrad Mezger, Geiger +<br />
wachs bei mehr als<br />
30 Prozent.“<br />
Die verschärften Eigenkapitalregeln hätten<br />
das Wachstum nicht durchbrochen. In einer<br />
Anfang <strong>2015</strong> veröffentlichten Umfrage des<br />
Münchener Ifo-Instituts beklagen nur 16,2<br />
Prozent der Unternehmen aus der gewerblichen<br />
Wirtschaft eine restriktive Kreditvergabe.<br />
Ein historischer Tiefwert. „Die erwartete<br />
Geldflut der Europäischen Zentralbank<br />
scheint schon jetzt die ohnehin schon lockere<br />
Kreditvergabe nochmals zu lockern“, sagt<br />
Hans Werner Sinn, der Präsident des Ifo-<br />
Instituts.<br />
Dennoch zögern viele Firmen, das günstige<br />
Kreditklima zu nutzen. Nach den schlechten<br />
Erfahrungen der Finanzkrise halten sich viele<br />
Unternehmen zurück und lassen das Zinsgeschenk<br />
der EZB ungenutzt – auch, weil sie in<br />
den vergangenen Jahren gute Gewinne gemacht<br />
haben und über ausreichend Liquidität<br />
verfügen. „Dabei hat sich durch die niedrigen<br />
Zinsen die Rentabilität von Investitionen<br />
deutlich verbessert“, wundert sich Hendrik<br />
Wolff von Wolff & Häcker Finanzconsulting<br />
AG. Doch einige Unternehmer lassen sich<br />
auch deshalb Zeit mit ihren Vorhaben, weil sie<br />
davon ausgehen, dass die Zinsen noch länger<br />
niedrig bleiben: Das zeigt eine im Herbst vergangenen<br />
Jahres veröffentlichte Mittelstandsstudie,<br />
die Wolff & Häcker zusammen mit der<br />
Unternehmensberatung Ebner Stolz erstellt<br />
hat. Dazu wurden bundesweit knapp 5000<br />
Unternehmer zu Finanzierungsthemen befragt,<br />
darunter gut 1000 aus dem Südwesten.<br />
Für 68 Prozent der Befragten hatten sich demnach<br />
die Finanzierungskonditionen in den<br />
vergangenen zwei Jahren verbessert. Knapp<br />
ein Fünftel ging sogar davon aus, dass die Zinsen<br />
noch weiter sinken könnten. „Aus Sicht<br />
der Unternehmer besteht wenig Handlungsdruck“,<br />
fasst Wolff zusammen.<br />
trügerIscheeInschätzung<br />
Doch diese Einschätzung könnte sich auf lange<br />
Sicht als trügerisch erweisen. Denn schon<br />
jetzt bekommen nicht alle Mittelständler derart<br />
einfach Geld von ihrer Bank. Hapert es an<br />
der Bonität, haben vor allem kleinere und<br />
mittlere Firmen auch in Zeiten einer eher lockeren<br />
Kreditvergabepraxis Probleme, sich zu<br />
finanzieren. Diese Zweiteilung in „gute“ und<br />
„schlechte“ Unternehmenskunden verschärft<br />
sich durch Basel III noch weiter. Denn einer<br />
der Kernpunkte des neuen Regelwerkes ist,<br />
dass die Banken bei der Vergabe von Unternehmenskrediten<br />
mehr Eigenkapital zurück-<br />
Wir finanzieren den Mittelstand.<br />
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[finanzieren] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
legen müssen, um einen Kreditausfall abzusichern.<br />
Folge: Die Finanzkraft eines<br />
Unternehmens rückt stärker als bisher in den<br />
Vordergrund. Das Rating bekommt dadurch<br />
noch größere Bedeutung (siehe Kasten).<br />
Basel III bringt zudem weitere Einschnitte in<br />
die Kreditpolitik der Banken, die angesichts<br />
der derzeit üppigen Versorgung mit Liquidität<br />
noch nicht zum Tragen kommen. Doch das<br />
könnte sich ändern, wenn die EZB irgendwann<br />
die Zinsen erhöht und beginnt, die Milliarden,<br />
die sie jetzt in den Bankensektor<br />
pumpt, wieder einzusammeln. So verlangt<br />
das Regelwerk von den Banken, dass sie langfristige<br />
Kredite auch langfristig refinanzieren.<br />
Gut möglich also, dass die Kreditinstitute zukünftig<br />
noch stärker als bisher Darlehen mit<br />
kürzeren Laufzeiten anbieten. „Eine kürzere<br />
Laufzeit bedeutet jedoch ein entsprechendes<br />
Refinanzierungs- und Liquiditätsrisiko am<br />
Ende der Laufzeit“, warnt Finanzierungsexperte<br />
Schweinstetter.<br />
soKlappt‘sMItderBanK<br />
Viele Mittelständler haben jedoch die Zeichen<br />
der Zeit noch nicht erkannt, fürchtet Britta<br />
Becker, Partnerin des Wirtschaftsprüfungsund<br />
Beratungs<strong>unternehmen</strong>s EY und Leiterin<br />
des Bereichs Capital & Debt Advisory.<br />
„Bedenklich ist,<br />
dass bislang lediglich<br />
jedes fünfte<br />
mittelständische<br />
Unternehmen die<br />
konkreten Auswirkungen<br />
von Basel<br />
III im eigenen Unternehmen<br />
bespricht.“<br />
Dabei gibt es an<br />
Britta Becker, Partnerin sich nur wenige,<br />
der Beraterfirma EY. einfache Punkte<br />
im Geschäftsverhältnis<br />
zu den Banken zu beachten. Was Mittelständler<br />
tun können, um auch in Zukunft<br />
ausreichend kreditwürdig zu bleiben:<br />
Ehre Deinen Berater<br />
Kleine Gespräche erhalten die Freundschaft:<br />
Was im privaten Umfeld gilt, trifft genauso<br />
auf das Verhältnis zur Hausbank und gegebenenfalls<br />
einer Zweit- und Drittbankverbindung<br />
zu. „Mehr noch als in der Vergangenheit,<br />
ist die persönliche Beziehung zwischen dem<br />
Unternehmenskunden und seinem Berater<br />
wichtig“, weiß Sparkassenmann Ihring. Der<br />
rating:rechnungmitvielenunbekannten<br />
Jede Bank hat ihr eigenes Ratingsystem. Wichtig ist immer ein gutes Verhältnis zum Berater.<br />
Banker vor Ort ist üblicherweise die erste Anlaufadresse<br />
bei einem neuen Kreditantrag –<br />
und hat bei der Genehmigung häufig das entscheidende<br />
Wort. „Der Faktor Mensch spielt<br />
oft eine größere Rolle als irgendwelche Regularien“,<br />
sagt Schweinstetter, „das hat einen<br />
großen Einfluss auf die Kreditvergabepraxis<br />
und macht sie unseren Erfahrungen zufolge<br />
häufig subjektiv.“ Probleme gibt es nach seinen<br />
Beobachtungen daher vor allem dann,<br />
wenn der Sachbearbeiter wechselt. Meist reagiert<br />
der Nachfolger zunächst nicht so<br />
schnell und flexibel, wie es der Unternehmer<br />
gewöhnt ist – bis auch zu ihm ein Vertrauensverhältnis<br />
aufgebaut ist. „Die laufende Pflege<br />
der Beziehung zum Berater hat einen hohen<br />
Stellenwert“, rät daher Ihring, „man sollte daher<br />
dort nicht nur vorstellig werden, wenn es<br />
um einen neuen Kredit geht, sondern diese<br />
Beziehung dauerhaft pflegen und im Gespräch<br />
bleiben, dabei offen sein und zeitnah<br />
kommunizieren.“<br />
Halte die Bank auf dem neuesten Stand<br />
Gute Kommunikation ist wichtig. Aber genauso<br />
wichtig ist es, dass die Bank mit validen<br />
Informationen auf dem Laufenden gehalten<br />
wird, damit sie schwarz auf weiß nachlesen<br />
Wiebeigroßenanleiheschuldnern<br />
auch, durchleuchten die Banken mit einem<br />
Rating die finanziellen Verhältnisse<br />
ihrer Kreditkunden. Die Bonität wird dabei<br />
am Ende häufig nach einer Art Schulnotensystems<br />
bewertet. Je besser die<br />
Bank das Risiko eines Zahlungsausfalls<br />
bewerten kann, desto berechenbarer wird<br />
aus ihrer Sicht die Kreditentscheidung.<br />
Eine gute Note bedeutet daher: Der Kreditzins<br />
fällt im Vergleich zum Marktdurchschnitt<br />
sehr günstig aus, schlechte<br />
Schuld ner zahlen hohe Aufschläge. Das<br />
Problem aus Sicht des Kreditnehmers ist,<br />
dass jede Bank ihr eigenes RatingSystem<br />
verwendet und sich dabei auch nicht<br />
über die Schulter schauen lässt. Für den<br />
Bankkunden ist es daher schwer einzuschätzen,<br />
mit welchen Informationen genau<br />
er sein Rating verbessern kann. TL<br />
kann, wie sich die Geschäfte entwickeln. Viele<br />
Unternehmen sind daher gefordert, sich beim<br />
Thema Finanzierung ebenso professionell<br />
aufzustellen, wie sie das zum Beispiel im Einkauf<br />
oder der Logistik längst getan haben. Dazu<br />
gehört, alle Steuer- und Finanzunterlagen<br />
in Ordnung und ständig auf dem neuesten<br />
Stand zu halten, die Bilanz zu pflegen und bei<br />
einem Kreditantrag alle notwendigen Dokumente<br />
schnell greifbar zu haben, um auf die<br />
erhöhten Anforderungen durch Basel III vorbereitet<br />
zu sein.<br />
Schaue Dich nach Alternativen um<br />
Statistiken zufolge ist der Bankkredit nach<br />
wie vor die beliebteste Finanzierungsform für<br />
Unternehmen. Aber er ist beileibe nicht die<br />
einzige Möglichkeit, sich zu finanzieren.<br />
Alternative Instrumente wie etwa Factoring,<br />
Leasing, Schuldscheindarlehen oder auch der<br />
Gang an den Kapitalmarkt sollten in eine<br />
langfristige Finanzierungsstrategie eingebaut<br />
werden. Dazu gehört auch, sich nach einer<br />
Zweitbankverbindung umzusehen. Auf diese<br />
Weise sinkt das Risiko, dass die Finanzierungsmöglichkeiten<br />
schwinden, wenn<br />
der Geldfluss durch die EZB irgendwann versiegt.<br />
[!]<br />
THomAS LuTHEr<br />
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31
Gründerin und Firmenchefin Verena<br />
Paul (rechts) treibt mit Modedesignerin<br />
und Maßschneiderin Frederike Kujas<br />
(25), sowie zwei weiteren Beschäftigten,<br />
das Bio-Modelabel Lovjoi voran.<br />
Grüner Chic statt Jute<br />
Eigentlich wollte Verena Paul auf die Modefachschule in Sigmaringen. Doch ihre Idee war einfach zu gut, also gründete<br />
sie gleich ihr eigenes Bio-Modelabel. Lovjoi ist die Geschichte eines außergewöhnlichen Start-ups.<br />
Es war im Sommer 2014, als Lovjoi in die<br />
Welt trat. Damit wurde der Kindheitstraum<br />
von Verena Paul (26) Wirklichkeit.<br />
Mit einem Bioladen, den sie im Jahr zuvor<br />
im oberschwäbischen Riedlingen<br />
übernommen hatte, hatte er erste Konturen<br />
gewonnen. Erkennend, dass in der Abteilung<br />
Bekleidung ein gewisser Notstand herrschte,<br />
beschloss Verena Paul, selbst die Initiative auf<br />
diesem Feld zu ergreifen. Das herkömmliche<br />
Angebot an biologisch und ethisch einwandfreier<br />
Ware war ihr zu piefig, unbequem und<br />
altbacken. Dem setzte sie ihr eigenes Konzept<br />
von Greenfashion entgegen: Es bringt die<br />
strengen Kriterien nachhaltigen Produzierens<br />
in Einklang mit einem alltagstauglichen,<br />
von jungen Designern entwickelten Stil zwischen<br />
Street Wear und Casual chic.<br />
In DeutsChlanD herGestellt<br />
Öko-Modelabels, die auf zertifizierte Biomode<br />
anbieten, gebe es etliche in Deutschland, sagt<br />
Paul. „Aber wir sind die einzigen, die ihre Kleidung<br />
auch in Deutschland produzieren.“<br />
Sie solle ihre Vision doch gleich in die Praxis<br />
umsetzen, hatte ihr Hartmut Hopf, Leiter der<br />
Modefachschule Sigmaringen, geraten und<br />
ihr geholfen, das Projekt anzuschieben. Statt<br />
einer Ausbildung begann Paul eine Kooperation,<br />
sponsorte drei Abschlussarbeiten, erwarb<br />
die Rechte an den Schnitten – und hatte nach<br />
gerade einmal sechs Monaten Vorlaufzeit den<br />
ersten Schritt in die Modewelt getan.<br />
Mittlerweile ist das Sortiment auf mehrere<br />
Dutzend Modelle angewachsen, diese sind in<br />
drei Boutiquen in Stuttgart, München und Ra-<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[gründen]<br />
Immigranten helfen beim textil-revival<br />
Die Eltern des Syrers Naser Ibrahim hatten vor dem Krieg eine Textilfabrik in Damaskus. Mit seinem<br />
Maschinen- und Prozess-Know-how hilft er, die Lovjoi-Serienproduktion auszubauen.<br />
sechs Monate Vorlaufzeit hatte Verena<br />
Paul bei ihrer Gründung. Drei Absolventen<br />
der Modefachschule Sigmaringen entwickelten<br />
ihre Abschlusskollektionen mit<br />
Bio-zertifizierten Stoffen, die Paul finanziert<br />
hat. Im Gegenzug durfte sie die<br />
Schnitte verwenden. Im Gründerwettbewerb<br />
„Elevator Pitch BW“ hat Lovjoi als einer<br />
der Publikumslieblinge der Regionalwettbewerbe<br />
noch die Chance aufs<br />
vensburg vertreten. Das wichtigste Standbein<br />
im Vertrieb soll aber vorerst der Online-Vertrieb<br />
bleiben, der höheren Marge wegen.<br />
Denn faire Löhne für alle, von den Näherinnen<br />
bis zu den Designern, sowie die Produktion<br />
im eigenen Haus – also im Hochlohnland<br />
Deutschland – gehören mit zum Konzept der<br />
jungen Unternehmerin. Dafür nimmt sie<br />
auch einen geringeren Gewinn in Kauf. Nicht<br />
Edelfummel für die oberen Zehntausend lautet<br />
ihr Ziel, sondern mittelpreisige Mode –<br />
und das nicht nur für jüngeres Klientel.<br />
Landesfinale . Das Startkapital von<br />
100.000 Euro brachte Paul alleine auf . Die<br />
höchsten Ausgaben fallen für Personal,<br />
die Maschinen und den Kauf der Stoffe an .<br />
Findet man hierzulande Näherinnen?<br />
„Wieder“, sagt sie, in der Regel unter Migranten<br />
oder Absolventen der Maßschneider-Ausbildung.<br />
Verena Paul beschäftigt<br />
bei Lovjoi drei Mitarbeiter, weitere in ihrem<br />
Biosupermarkt. www.lovjoi.com TV<br />
PreMIere auF MODeMessen<br />
Doch was spricht gegen eine Auftragsvergabe<br />
ins Ausland? Für Paul so gut wie alles: weniger<br />
Flexibilität, geringere Transparenz, mehr<br />
Schwierigkeiten bei der Qualitätssicherung.<br />
Nicht zuletzt wäre, so Paul, der notwendigerweise<br />
größeren Serien wegen, zu viel Kapital<br />
gebunden. Für ein Start-up ist das ein überlebenswichtiges<br />
Argument.<br />
Wurde vorher ausschließlich nach Auftragslage<br />
produziert, ist mit dem Einstieg in Kollektionen<br />
und damit dem Aufbau von Beständen<br />
nun aber doch ein größerer Kapitaleinsatz<br />
nötig. In diese augenblickliche „Phase des<br />
Umbruchs“ fallen gleichzeitig Investitionen<br />
in die neuerliche Ausweitung der Produktionskapazitäten.<br />
Erstmals wird Lovjoi in diesem<br />
Jahr bei großen Modemessen vertreten<br />
sein. Das Rad, an dem Verena Paul dreht, wird<br />
allmählich größer. Umso mehr beschäftige sie<br />
sich derzeit mit dem Thema „Vertrieb“, erläutert<br />
die junge Gründerin, die vorher in der<br />
Marketingbranche gearbeitet hat.<br />
Mit ihrer Selbstständigkeit verbinde sie „sehr<br />
positive Erfahrungen“, sagt die Gründerin.<br />
Das überdeckt nicht, dass sie in der Aufbauphase<br />
auch so manche Überraschung erlebt<br />
hat. So habe sie beispielsweise die Zahl der nötigen<br />
Maschinen unterschätzt. Auch die Suche<br />
nach den Stoffen erwies sich als mühsam,<br />
müssen diese nach Lovjoi-Kriterien doch den<br />
anspruchsvollen GOTS-Standard erfüllen<br />
(GOTS steht für Global Organic Textile Standard).<br />
Der Stempel „vegan“ kommt noch<br />
obendrauf. Er bedeutet hier konkret, dass Pelz<br />
und Wolle ebenfalls tabu sind. Mehr correctness<br />
geht nicht. [!]<br />
THOMAS VOGEL<br />
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33
[spezial] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Achtung! Scharf!<br />
Mal ehrlich. Wann haben Sie zum letzten Mal eine gute Rede gehört? Einen mitreißenden Redner erlebt? Das dürfte eine<br />
Weile her sein. Ein Hexenwerk ist die Kunst der Präsentation dennoch nicht. Tipps und Tricks.<br />
Wer kennt sie nicht, die immer gleichen<br />
Folienschlachten der Power-<br />
Point-Präsentation?! Vorne steht ein<br />
Redner und erzählt seinem Publikum, was es<br />
eh schon an der Wand lesen kann. Von Zuhörern<br />
kann in diesem Fall meist nicht die Rede<br />
sein, denn die überfrachteten Anwesenden<br />
dämmern bald vor sich hin und werden unweigerlich,<br />
wie Gerriet Danz es ausdrückt,<br />
„ins Wachkoma befördert“. Erreicht wird im<br />
schlimmsten Fall das Gegenteil dessen, was<br />
man will.<br />
Eine Präsentation ist immer auch ein Stück<br />
weit Werbung, sagt der Kommunikationstrainer:<br />
„Ich werbe um Verständnis, um eine Lösung,<br />
um Unterstützung für meine Abteilung,<br />
oder ich mache Markenwerbung für mein Unternehmen.“<br />
Im Amerikanischen gibt es dafür<br />
den Begriff „Evangelist des Unternehmens“.<br />
Bestes Beispiel: der 2011 verstorbene Apple-<br />
Chef Steve Jobs. Der zeigte, wie es möglich ist,<br />
sogar als Person zu einer Marke zu werden.<br />
„Man greift zu einer Marke, weil sie Sicherheit<br />
und Orientierung bietet“, sagt Danz. Er verschmilzt<br />
in seinen Seminaren Kreativität und<br />
Rhetorik zur „Kreatorik-Methode“. Schlüsselidee:<br />
„Die Eigenschaften einer Marke kann<br />
man auch auf sich selbst übertragen.“<br />
DAS PUBLIKUM IST FAUL<br />
Doch wie macht man das am besten? Was genau<br />
läuft bisher schief? Danz: „Die Leute machen<br />
sich häufig keine Gedanken darüber:<br />
Was ist das Ziel, die eine Kernbotschaft?“ Am<br />
besten in einem kernigen Satz formuliert. Warum?<br />
„Das Publikum ist faul, hat viel um die<br />
Ohren. Dem muss ich einen Nutzen bieten,<br />
damit es zuhört.“ Viele reden zu lange, meint<br />
Danz. „Wir Deutschen neigen dazu, maximal<br />
zu informieren – und damit die Präsentation<br />
zu überfrachten.“ Drei entscheidende Argumente,<br />
die „mich und meine Kernbotschaft<br />
Wie schärft man seine Wirkung bei Reden und<br />
Vorträgen? Gerriet Danz hat einige heiße Ideen.<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
unterstützen“, reichen. „Ich muss mich freiwillig<br />
beschränken.“ Power-Point sei gut, um<br />
Bilder und Grafiken zu zeigen. Sobald aber<br />
Text dort steht, lande das im Kurzzeitgedächtnis.<br />
„Erwarte ich, dass die Leute zuhören oder<br />
dass sie an der Wand lesen? Beides kann ich<br />
nicht erwarten.“<br />
ALLE AUGEN GEHEN HOCH<br />
Schließlich: Eine Präsentation ist ein „Live-<br />
Medium“, das habe etwas mit lebendig sein zu<br />
tun. Die Kunst sei es, Inhalte, die blanke Theorie<br />
sind, lebendig, bildhaft wirken zu lassen.<br />
Die häufigste dafür verwendete Möglichkeit<br />
ist die des „story telling“, des Teilens von Erfahrungen.<br />
Man könne aber auch einfach einen<br />
Stift in die Hand nehmen und auf einem<br />
Flipchart etwas skizzieren. „Das ist viel lebendiger<br />
als Power-Point“, sagt Danz. Oder ungewöhnliche<br />
Gegenstände mitnehmen: „Die<br />
Augen gehen hoch dazu.“<br />
Doch nicht nur an der Präsentation kann man<br />
feilen, auch an sich selbst: „Was Menschen<br />
Gerriet Danz‘ Präsentationsrezept: je lebendiger und bildhafter, desto besser.<br />
denken, strahlen sie aus“, erläutert Monika<br />
Matschnig, gefragte Vortragsrednerin und<br />
Führungskräfte-Trainerin. Man merke<br />
schnell, wenn jemand unsicher ist oder nicht<br />
gut vorbereitet. „Haben Sie ein Lächeln für Ihr<br />
Publikum“, rät die Expertin für Körpersprache.<br />
Das komme zurück. Ein weiterer Tipp:<br />
Weg vom Rednerpult gehen, mit beiden Bei-<br />
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Seit Graf Bibereck im Jahr 1126 seine Burg als Kloster stiftete,<br />
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und Moderne. Inmitten dieser Atmosphäre ergeben sich viele<br />
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[spezial] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © atoss / Fotolia.com<br />
nen fest auf dem Boden stehen, dann ist man<br />
geerdet, mittendrin. „Menschen wirken im-<br />
mer, wenn sie die Arme einsetzen“, sagt<br />
Matschnig. Wichtig ist es aber, Gesten<br />
korrekt zu setzen, mit ihnen das<br />
Gesagte zu unterstreichen.<br />
Zur Darstellung eines<br />
wirtschaftlichen Auf-<br />
stiegs könne man<br />
beispielsweise<br />
die Hände nach<br />
oben<br />
führen<br />
aber,<br />
nicht<br />
fuchteln,<br />
wischen<br />
oder<br />
fahrige<br />
Bewegungen<br />
machen. Gesten<br />
solle man ruhig ei-<br />
ne Weile stehen lassen – und dann die<br />
Hände wieder zur Mitte führen.<br />
„Wenn sie vor Kollegen oder Kunden präsentieren,<br />
werden viele nervös und deshalb<br />
fahrig“, beobachtet sie. Diese Nervosität dauere<br />
etwa zwei Minuten an, dann flache sie<br />
ab. Deshalb müsse man die Gesten üben,<br />
verinnerlichen. Zugleich weist sie darauf<br />
hin, dass sie zu einem selbst passen müssen.<br />
„Ein extrovertierter Typ wird wesentlich<br />
mehr mit den Armen arbeiten<br />
als ein introvertierter Typ.“ Blickkontakt<br />
solle man zu den Menschen im Raum suchen,<br />
„die mir ein gutes Gefühl geben“. Unbewusst<br />
schaue man sonst jene an, die einem das<br />
Gefühl von Gefahr vermitteln.<br />
Präsentationen wirken auch dann gut, wenn<br />
man „kontrollierte Ortsveränderungen<br />
macht, mal auf die linke, mal auf die rechte<br />
Seite geht“, erklärt Matschnig. „Oder mitten<br />
ins Publikum rein.“ Beispielsweise bei in U-<br />
Form aufgebauten Tischen.<br />
„Reden sind immer dann gut, wenn sie Emotionen<br />
entfachen, mit einer bildhaften Spra-<br />
che“. Inhaltlich<br />
vernachlässigen viele<br />
bei einer Präsentation<br />
den Einstieg. „Dabei ist er das A und O, das Red<br />
Bull am Anfang, der Wachmacher.“ Anfangs<br />
gelte es, die volle Aufmerksamkeit zu wecken.<br />
Rhetorische Fragen etwa regen an oder eine<br />
Geschichte, die sich auch auf ein aktuelles Ereignis<br />
beziehen kann. Und warum nicht mit<br />
Metaphern arbeiten? „Menschen lieben Zitate“,<br />
weiß Monika Matschnig. Es dürfe aber<br />
kein gewöhnliches sein. Was nicht geht: Lange<br />
Begrüßungsorgien à la „Schön, dass Sie so<br />
zahlreich gekommen sind: der Landrat, der<br />
Bürgermeister ...“<br />
SO WIRD DIE SACHE RUND<br />
Den Hauptteil solle man in höchstens drei<br />
oder vier Kategorien einteilen, dabei immer<br />
mit Bildern und Geschichten arbeiten. Ans<br />
Ende gehört die Kernbotschaft. Denn haften<br />
bleibt, „was der Mensch zuerst sieht – und was<br />
er zuletzt hört“. Also gegen Schluss: eine kurze<br />
Zusammenfassung in anderen Worten, ein<br />
Zitat oder ein kurzer Film – und dann die<br />
Kernbotschaft. So wird die Sache rund.<br />
„Wechseln Sie mal die Perspektive. Setzen Sie<br />
sich virtuell in Ihr eigenes Publikum“, rät<br />
Kreatorik-Trainer und Autor Gerriet Danz.<br />
„Das könnte Ihnen die Augen öffnen.“ [!]<br />
WERNER GALLBRONNER<br />
Üben, üben, üben!<br />
Es ist noch kein Redner vom Himmel gefallen.<br />
Trainerin<br />
Monika<br />
Matschnig mit vorbildlichem<br />
Körpereinsatz.<br />
Geborene Redner? Die gibt es – eher<br />
selten. Dennoch ist gute Präsentation<br />
kein Zauberwerk. Es sind genügend Seminare<br />
auf dem Markt, sagt Monika<br />
Matschnig; es gilt, das richtige auszusuchen.<br />
„Man muss ein gutes Gefühl für<br />
den Trainer haben.“ In ihren eigenen Kursen<br />
arbeiten zwölf Teilnehmer individuell<br />
mit drei Trainern und einem Kameramann<br />
zwei Tage lang intensiv. Üben, üben, üben<br />
sei der Weg zur Verbesserung. Die Selbstbeobachtung<br />
über Kameraaufnahmen,<br />
die mit den Teilnehmern unter vier Augen<br />
analysiert werden, sei „der härteste, aber<br />
auch der schnellste Weg zu lernen“.<br />
Trainer Gerriet Danz warnt: „Man muss<br />
aufpassen, dass man sich nicht verschult.“<br />
Wichtig sei, dass man nicht versucht,<br />
jemand anderes darzustellen oder<br />
ins rhetorische Raster eines anderen zu<br />
passen, sondern sich selbst treu zu bleiben.<br />
„Lernen Sie, was dem Publikum gute<br />
Laune macht, wie Sie das Gehirn der anderen<br />
erreichen.“<br />
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[personal] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
RanandieFachkräfte<br />
Zwischen Ulm und dem Bodensee herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Viele Unternehmen suchen händeringend<br />
qualifiziertesPersonal. Mit dem Fachkräftetag der SÜDWEST PRESSE eröffnet sich für sie ein neuer Weg.<br />
Xenia (26) und Julia (22) schlendern an<br />
diesem sonnigen Samstagnachmittag<br />
entspannt aus der Ratiopharm-Arena<br />
in Neu-Ulm. Die beiden gehören zu den mehr<br />
als 1500 Besuchern des Fachkräftetags, den die<br />
SÜDWEST PRESSE Mitte April erstmals ausgerichtet<br />
hat. „Das war interessant, sich über<br />
Unternehmen aus der Region zu informieren“,<br />
sagen die beiden Auszubildenden. Zwar<br />
hätten nach dem Geschmack der beiden jungen<br />
Frauen mehr medizinisch-technische Unternehmen<br />
dabei sein können. „Aber das war<br />
eine gute Möglichkeit, mit Firmen in Kontakt<br />
zu kommen. Im Gespräch bekommt man ein<br />
gutes Gefühl für die Psychologie eines Unternehmens“,<br />
erklärt Julia. „Das Beste war aber<br />
der Service des Arbeitsamts, die Bewerbungsunterlagen<br />
zu prüfen. Ich habe mich über das<br />
Lob für meine Unterlagen gefreut, muss aber<br />
noch ein bisschen an meinem Lebenslauf feilen“,<br />
berichtet Xenia.<br />
VieleTiPPsinVoRTRägen<br />
Service und Tipps für die Besucher gehören zu<br />
den Bausteinen des Konzepts des Fachkräftetags,<br />
sagt Rebecca Stadelmaier. „Wir wollten<br />
keine reine Jobmesse“, begründet die Stellenmarktverantwortliche<br />
bei der SÜDWEST<br />
PRESSE und Projektleiterin der Veranstaltung<br />
Angebote wie kostenlose Bewerbungsfotos<br />
von Foto Frenzel (Ulm) und das großeVortragsprogramm.<br />
Als Antje Speidel von der Ulmer<br />
Logistikplattform Transporeon schildert,<br />
was Personaler an Bewerbern und ihrem Verhalten<br />
nervt, hören 120 Interessierte zu. Auch<br />
als Petra Bergmann von Bema-Coaching erläutert,<br />
wie man sich bei Gehaltsverhandlungen<br />
präsentiert, ist der Andrang riesig.<br />
Der Tag ist vor allem dazu da, dass sich Fachkräfte<br />
informieren und Firmen präsentieren<br />
Im Foyer der Ratiopharm-Arena präsentierten<br />
sich 26 Unternehmen. Ihre Stände waren auch<br />
während der vielen Fachvorträge gut besucht.<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
[personal]<br />
können. Der Ulmer<br />
Niederlassungsleiter<br />
von<br />
Schuler-Konstruktionen,<br />
Thomas<br />
Schulze, nutzt die<br />
Veranstaltung aus<br />
zwei Gründen: Er<br />
will einerseits auf<br />
den Dienstleister<br />
Projektleiterin<br />
für Entwicklung,<br />
Rebecca Stadelmaier. Konstruktionen<br />
und technische Beratung<br />
aufmerksam machen. Andererseits<br />
will er mit den Unternehmen hier ins Gespräch<br />
kommen. In Ravensburg, dem Hauptsitz<br />
des Unternehmens mit 500 Beschäftigten,<br />
ist Schuler-Konstruktionen eine feste Größe.<br />
Am Standort Ulm mit 13 Mitarbeitern „haben<br />
wir in der Vergangenheit zu wenig auf uns<br />
aufmerksam gemacht“, räumt Schulze ein.<br />
Ähnlich geht es Gerhard Wiesenfarth, Serviceleiter<br />
von Kamag Transporttechnik. Der<br />
Spezialist für Schwertransporttechnik (Ulm)<br />
mit 220 Mitarbeitern ist kaum bekannt.<br />
Kamag-Produkte kommen zum Einsatz, wenn<br />
normale Lkw an ihre Grenzen stoßen. Die Spezialfahrzeuge<br />
aus Ulm transportieren auch<br />
mal gigantische Ölplattformen. „Wir suchen<br />
Konstrukteure. Aber auch Servicetechniker ,<br />
die bei unseren Kunden – von Norwegen bis<br />
Australien – Fehleranalysen machen“, berichtet<br />
Wiesenfarth. Von der Besucherresonanz<br />
am eigenen Stand ist er überrascht, das Konzept<br />
des Fachkräftetags findet er gut. „Das<br />
nächste Mal sind wir wieder dabei.“<br />
Neben großen Unternehmen wie dem Liebherr-Werk<br />
Ehingen, den Ulmer Unternehmen<br />
Husqvarna und Schwenk-Zement probiert<br />
auch Katrin Mützel von der Friedrich Sailer<br />
GmbH (Neu-Ulm) neue Wege aus, um Fachkräfte<br />
zu finden. „So etwas wie den Fachkräftetag<br />
gab‘s noch nicht“, sagt die Firmenchefin.<br />
Sie würde sofort vier Leute einstellen, wenn<br />
sie die richtigen Qualifikationen mitbringen.<br />
Der 35-Mann-Betrieb ist eine wenig bekannte<br />
Fortsetzungfolgt–<br />
imnächstenJahr<br />
Diestärkeder Wirtschaftsregion Ulm<br />
zu erhalten, ist eines der Ziele des Fachkräftetags,<br />
der auch vom Ulmer Oberbür<br />
germeister Ivo Gönner und dem IHK-<br />
Präsidenten Peter Kulitz unterstützt<br />
wird. Mit dabei waren 26 Unternehmen<br />
aus der Region. Bei Projektleiterin Rebecca<br />
Stadelmaier be kun de ten noch<br />
auf der Veranstaltung Personalchefs,<br />
deren Firmen nicht vertreten waren, ihr<br />
Interesse fürs nächste Mal. Kontakt:<br />
r.stadelmaier@swp.de<br />
AMB<br />
Hightech-Schmiede, die mit ihrer Laserschweißanlage<br />
Edelstahl-Möbel für Lebensmittel-<br />
und Pharma<strong>unternehmen</strong> herstellt.<br />
Auch Mützel hat viele Gespräche geführt:<br />
„Wir wollten uns als freundlicher, positiver,<br />
familiärer Arbeitgeber präsentieren. Das ist<br />
uns gelungen.“ [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />
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39
[rubrik] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Da lächelt der Umweltfreund. Die Geräte arbeiten ohne einen Hauch von Chemie.<br />
Blitzeblank,reinbiologisch<br />
Aus nichts als Wasserdampf wird Sauberkeit: Das ist die Formel, die beim ReinigungsgeräteherstellerBeamGmbH<br />
aus Altenstadt an der Iller seit einigen Jahren glänzend aufgeht.<br />
Zwei Trends kurbeln das Geschäft des<br />
Reinigungsspezialisten Beam aus Altenstadt<br />
an. Robert Wiedemann ist der<br />
geschäftsführende Gesellschafter: „Wo gibt es<br />
heute noch Produktions- oder Werkstätten<br />
mit dicker Ölschicht und festgepichelter<br />
Schmutzkruste?!“ Fast nirgends. Vielmehr<br />
sind nach seinen Worten die Anforderungen<br />
an Sauberkeit und Hygiene im gewerblichen<br />
Bereich gestiegen. Sei es aufgrund gesetzlicher<br />
Bestimmungen, sei es aus Imagegründen.<br />
Zudem profitiert Beam von dem Trend zu<br />
Bio und nachhaltigem Wirtschaften. Die<br />
Beam-Dampfreinigungsgeräte erfüllen diesen<br />
Anspruch; sie arbeiten ohne jegliche chemische<br />
Reinigungsmittel. Gemäß dem Motto:<br />
„Dampf ist der beste Saubermacher.“<br />
Um das Jahr 1990 brachte Beam das erste derartige<br />
Gerät auf den Markt. Da existierte die<br />
Firma bereits über ein Jahrzehnt. Damals standen<br />
allein Hochdruckreiniger im Portfolio.<br />
Um auf dem schon seinerzeit hart umkämpften<br />
Markt überhaupt einen Fuß in die Türe zu<br />
bekommen, setzten die Gründer – Robert<br />
Wiedemanns drei Brüder – von Beginn an auf<br />
den Direktvertrieb. Damals gab es in der Umgebung<br />
noch viele Landwirte, denen der Außendienst<br />
auf ihren Höfen vorführte, wie die<br />
ersten Eigenentwicklungen von Beam funktionieren.<br />
Dazu kamen Auftritte auf verschiedenen<br />
Messen.<br />
AufBiszu60Messen<br />
Bei dieser Vertriebsform ist es bis heute geblieben.<br />
Zwischen 50 und 60 Messen werden pro<br />
Jahr besucht. Zudem bearbeiten rund 30 Außendienstmitarbeiter<br />
intensiv vor allem den<br />
süddeutschen Markt sowie die Schweiz und<br />
Österreich. Der Markt sei so interessant, groß<br />
und vor allem weiterhin wachsend, dass dies<br />
im Moment völlig ausreiche, sagt Firmenchef<br />
Wiedemann.<br />
Keinen Gedanken<br />
verschwendet er<br />
daran, die Produkte<br />
über den Einzelhandel<br />
zu vertreiben<br />
oder ins<br />
Online-Geschäft<br />
einzusteigen.<br />
Denn zum einen<br />
handle es sich um<br />
erklärungsbedürftige<br />
Produkte, zum Wiedemann.<br />
Geschäftsführer Robert<br />
anderen würden<br />
Waren-Rückläufe, wie bei Internet-Bestellungen<br />
in hohem Maße üblich, Probleme bereiten.<br />
Vor allem aber würde Beam den großen<br />
Vorteil des Direktvertriebs verlieren: die engen<br />
Kundenbeziehungen. „Dadurch erhalten<br />
wir ein schnelles Feedback.“ Beam könne so<br />
nicht nur mit Spezifikationen beim Zubehör<br />
reagieren, sondern erfahre auch, wie sich die<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
MitvolldampfaufWachstumskurs<br />
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Die Geräte können in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden.<br />
DieGründervonBeamwaren Robert<br />
Wiedemanns drei Brüder; 1977 war das.<br />
Er selbst stieg 1985 erst in den Vertrieb<br />
ein und wurde später geschäftsführender<br />
Alleingesellschafter der Beam GmbH. Die<br />
teils freiberuflichen Außendienstler mitgerechnet,<br />
hat das Unternehmen derzeit<br />
knapp 60 Mitarbeiter. Über die Höhe des<br />
Umsatzes hält sich der Geschäftsführer<br />
bedeckt, er spricht jedoch von einem anhaltenden<br />
Aufwärtstrend: „Die zurückliegenden<br />
sechs Jahre hatten wir jährliche<br />
Steigerungen zwischen fünf und acht<br />
Prozent.“ Der Absatzmarkt der Reinigungsgeräte<br />
ist Deutschland, Österreich<br />
und Schweiz.<br />
tv<br />
Funktionalität der Geräte weiter verbessern<br />
lässt. Den Premium-Anspruch sieht er durch<br />
Innovation gleichermaßen wie durch die<br />
Langlebigkeit der Produkte erfüllt.<br />
„Blueevolution“<br />
Ein Beispiel aus den Anfangsjahren. „Wir waren<br />
die Ersten, die Hochdruckreiniger statt in<br />
Flach- in Hochbauweise brachten, weil die<br />
kommoder zu bewegen sind: Da hatten wir<br />
fünf Jahre ein Alleinstellungsmerkmal.“<br />
Dann aber entwickelte sich ein gnadenloser<br />
Verdrängungswettbewerb. Was also tun? Das<br />
Unternehmen besann sich auf sein Image als<br />
Tüftler. Beam entwickelte einen Dampfreiniger<br />
für den Haushaltsbereich und brachte ihn<br />
1990 auf den Markt. Das Gerät erledigte Reinigen<br />
und Saugen in einem Arbeitsschritt. „Anfangs<br />
hatten wir mit Akzeptanzproblemen zu<br />
kämpfen“, räumt Wiedemann ein. Wieder erwiesen<br />
sich die Demonstrationen bei den<br />
Kunden als Vorteil. 2013 folgte der nächste<br />
Sprung nach vorne mit der Einführung der<br />
Modellreihe „Blue Evolution“, die auf gewerbliche<br />
Kunden abzielt.<br />
Der Markt? Riesig, zeigt sich Marco Wiedemann,<br />
der Verkaufsleiter und Sohn des Geschäftsführers,<br />
vom dauerhaften Erfolg überzeugt.<br />
Das Einsatzgebiet der Geräte reicht von<br />
Industrie, Handwerk, Verkehrsbetrieben über<br />
Kommunen und den Medizinbereich bis hin<br />
zu Pflegeheimen. Mit dieser breiten Aufstellung<br />
kann Beam Schwankungen in einzelnen<br />
Bereichen abfedern. Schon heute erwirtschaftet<br />
das Unternehmen mit der Modellreihe<br />
30 Prozent des Umsatzes.<br />
Mit der<br />
2014 eingeführten<br />
Entkalkungsautomatik<br />
verfüge<br />
man über ein weiteres<br />
Alleinstellungsmerkmal.<br />
Während die Produktion<br />
früher<br />
noch im Haus war,<br />
wird sie heute von Im Familiengeschäft: Sohn<br />
Fremdfirmen in Marco Wiedemann.<br />
Italien erledigt.<br />
Am Firmensitz schraubt keiner mehr; hier sitzen<br />
Verwaltung, Service, Verkauf und Entwicklung.<br />
Der Firmenname Beam ist übrigens eine Reminiszenz<br />
an die Science-Fiction-Serie „Raumschiff<br />
Enterprise“ und den unvergesslichen<br />
Spruch „Beam me up“. Der setzte eine fantastische<br />
Apparatur in Gang, die die Crew ent- und<br />
rematerialisierte. [!] Thomas Vogel<br />
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[machen] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
WasfüreinKäse!<br />
Hartkäse, das kann jeder Profi im Allgäu, befanden die Gründer der BiokäsereiZurwies in den späten 80ern. Weichkäse<br />
dagegen ist eine eigene Kunst. Aus genau dieser Kunst wurde eine Erfolgsgeschichte. Strikt biologisch natürlich.<br />
Konsequent biologisch muss es sein, finden die Zurwies-Geschäftsführer Anton und Luise Holzinger. Davon haben sie auch die Bauern rundum überzeugt.<br />
Als der Öko-Gedanke in den 80er Jahren<br />
immer populärer wurde, waren die befreundeten<br />
Käsemeister Anton Holzinger<br />
und Richard Kurzweil gleich dabei. Sie<br />
entschlossen sich, ihr Wissen auf die Produktion<br />
von Käse nach streng biologischen Kriterien<br />
zu übertragen. Weichkäse sollte es sein.<br />
Denn Hartkäse herzustellen, das beherrscht<br />
im Allgäu jeder Käsemeister, der von seinem<br />
Fach etwas versteht. Weichkäse aber ist wegen<br />
der Bakterien im Rohstoff Milch und bei<br />
der mehrstufigen Verarbeitung eine noch diffizilere<br />
Sache. Holzinger und Kurzweil scheuten<br />
das Risiko nicht. Sie gaben ihre gut dotierten<br />
Leitungsfunktionen bei konventionellen<br />
Käseherstellern auf und machten sich auf die<br />
Suche.<br />
MolKereiiMWinZigenWeiler<br />
In Zurwies, einem winzigen Weiler mit vier<br />
Häusern unweit von Wangen, wurden sie fündig.<br />
eine kleine, aufgelassene Molkerei aus<br />
dem 19. Jahrhundert. Da sollte sich gut experimentieren<br />
lassen, meinten die beiden. Biokäse<br />
gibt es natürlich nur mit Biomilch. Den<br />
Käsemeistern gelang es, alle Bauern in der unmittelbaren<br />
Umgebung zu überzeugen, auf<br />
strikt biologische Grünlandwirtschaft umzustellen.<br />
Mit allem was dazugehört, zum Beispiel<br />
der Verzicht auf chemisch-synthetische<br />
Düngemittel, auf konventionelles Futter und<br />
auf <strong>Mai</strong>s und Silage.<br />
Damit war der Bezug der richtigen Milch gesichert.<br />
Der Absatz ihrer Produkte noch nicht.<br />
Die Neu-Unternehmer begriffen schnell, dass<br />
sie eigene Vertriebswege brauchten und sich<br />
gleichzeitig etablierten Handelsorganisationen<br />
anschließen mussten, um Erfolg zu haben.<br />
Sie klinkten sich in den Bio-Großhandel<br />
ein, bedienten namhafte Naturkost-Organisationen,<br />
integrierten ihre GmbH in die ÖMA,<br />
einen Zusammenschluss der Ökologischen<br />
Molkereien Allgäu, und überzeugten die Handelskette<br />
Feneberg aus Kempten, ihre Produkte<br />
ins Sortiment aufzunehmen. Richard Kurzweil<br />
schied 2005 aus, heute ist Holzingers<br />
Tochter Luise Co-Geschäftsführerin.<br />
grenZendesWachstuMs<br />
Das Unternehmen wuchs weiter, die alte Molkerei<br />
nicht. Die Produktionswege in dem alten<br />
Gemäuer wurden so kompliziert, dass<br />
2008 klar war: Eine neue Fabrikationsstätte<br />
musste gebaut werden. Unmittelbar neben<br />
dem Firmensitz wurde für 4,5 Millionen Euro<br />
eine Halle errichtet, die alle Probleme löste. In<br />
der alten Molkerei konnte eine neue Produktlinie<br />
für konsequent biologische Herstellung<br />
von Frischmilch, Naturjoghurt, Sahne und<br />
Speisequark aufgebaut werden.<br />
Beide Firmen, die Käserei Zurwies und die<br />
Zurwies Frische GmbH, beschäftigen heute<br />
28 Vollzeitkräfte. Sie verarbeiten täglich rund<br />
10.000 Kilo Milch und erwirtschaften in diesem<br />
Jahr einen Umsatz von voraussichtlich<br />
acht Millionen Euro. [!] Hartmut mauscH<br />
42
Wer in der Vielfalt des weltweiten Netzes auffallen und Erfolg haben will, braucht eine gut gestaltete und interessante Webseite.<br />
Foto: © senoldo / Fotolia.com<br />
gutenseiten,schlechteseiten<br />
Das internet ist längst Teil des Alltags. Damit wird die Präsenz im Netz für Unternehmen zum Erfolgsfaktor.<br />
Experte Christian Baumgartner vom E-Business-Lotsen Oberschwaben-Ulm erläutert zehn goldene Regeln.<br />
Vier von fünf Verbrauchern in Deutschland<br />
sind online, jeder zweite von ihnen<br />
greift auch unterwegs auf Inhalte<br />
zu und ebenso knapp die Hälfte nutzt laut einer<br />
GfK-Studie das Internet, um sich vor dem<br />
Kauf über Produkte zu informieren. Diese<br />
Zahlen zeigen: Im<br />
Endkunden-Geschäft<br />
kommt kein<br />
Unternehmen am<br />
Onlinemarketing<br />
vorbei. Für kleine<br />
Betriebe steckt darin<br />
sogar eine<br />
Chance. Christian<br />
Baumgartner vom<br />
Online-Experte<br />
Christian Baumgartner.<br />
E-Business-Lotsen<br />
Oberschwaben-<br />
Ulm (siehe Info-<br />
Kasten) hat fürs Magazin „<strong>unternehmen</strong>[!]“<br />
die zehn Grundregeln des Onlinemarketings<br />
zusammengefasst.<br />
Ohne Internetseite geht es nicht<br />
Ziel aller Werbemaßnahmen im Netz sollte es<br />
sein, Kunden auf die eigene Webseite zu leiten.<br />
„Ohne Webseite hat Onlinemarketing<br />
nur wenig Sinn“, sagt Baumgartner. „Wenn<br />
nur eine Visitenkarte oder sonstige Kontaktdaten<br />
vorhanden sind, ist es für den Kunden<br />
schwierig, seinen Informationsbedarf zu stillen.“<br />
Informationsbedarf ist ohnehin das<br />
Stichwort. Nutzer suchen im Internet nach<br />
Informationen. Die Aufgabe der Webseite ist,<br />
diese zu bieten. Bernhard Pörksen ist Medienwissenschaftler<br />
an der Universität Tübingen,<br />
er meint: „Durchschnittlich hat die Webseite<br />
zehn Sekunden, um den Kunden zur richtigen<br />
Information zu führen, danach tendieren die<br />
meisten dazu, die Seite zu verlassen.“<br />
Hohe Qualität der Inhalte<br />
Die Webseite muss in jeder Ansicht die wichtigen<br />
Informationen zu Produkten und zum<br />
Unternehmen enthalten. Diese müssen nach<br />
Platz und Relevanz angeordnet sein. Zudem<br />
muss das Unternehmen sein Know-how vermitteln.<br />
Infografiken oder Videos können diese<br />
Texte ergänzen, sie sollten aber professionell<br />
gemacht werden. „Einfach nur dem Azubi<br />
die Kamera in die Hand drücken, das reicht<br />
nicht.“<br />
Übersichtliche Gestaltung<br />
Das Design der Website muss mit einem ansprechenden<br />
und übersichtlichen Design ausgestattet<br />
sein. Modern ist das sogenannte „Flat<br />
43
[spezial] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mit „Responsive Design“ wird eine Webseite je nach Bildschirmgröße des Endgeräts dargestellt.<br />
Design“. Das setzt auf eine schlichte Gestaltung<br />
und viele leere Flächen. Dadurch bietet<br />
es eine hohe Übersichtlichkeit. Die Struktur<br />
der Website muss klar sein. Die einzelnen Seiten<br />
sollten unter sinnvolle, intuitiv erschließbare<br />
Überschriften und Rubriken gestellt werden.<br />
„Suchfunktionen machen eigentlich nur<br />
bei großen Websites mit vielen einzelnen Seiten<br />
Sinn“, erläutert Baumgartner. Wichtiger<br />
wird auch das „Responsive Design“. Dieses erkennt,<br />
ob das Gerät, welches die Internetseite<br />
aufruft, ein PC, Smartphone oder Tablet ist. Je<br />
nach Gerät wird dann die Anzeige der Website<br />
optimiert. Da jeder Zweite unterwegs im Internet<br />
surft und gerade diese mobile Nutzung<br />
stark wächst, sollten Internetseiten auch für<br />
den Abruf per Smartphone oder Tablet-Computer<br />
optimiert sein. Der US-Internetkonzern<br />
Google erregte unlängst Aufsehen mit der<br />
Mitteilung, dass die „Mobil-Freundlichkeit“<br />
der Internetseiten nun „eine signifikante Auswirkung<br />
auf unsere Suchergebnisse“ hat. Das<br />
heißt: Die Seiten der Unternehmen, die nicht<br />
entsprechend optimiert sind, werden schlechter<br />
gefunden.<br />
Zielgruppenanalyse machen<br />
Für alle Inhalte und Maßnahmen ist es wichtig,<br />
sich zu überlegen, welche Zielgruppe damit<br />
angesprochen werden soll. Junge Leute<br />
werden durch andere Dinge angesprochen,<br />
nutzen andere Funktionen und surfen öfter<br />
als Ältere von unterwegs aus im Internet. Geschäftskunden<br />
brauchen andere Informationen<br />
als Privatkunden. Am Anfang der Webseiten-Gestaltung<br />
stehen daher grundlegende<br />
Überlegungen. Professionelle Hilfe bei diesem<br />
Vorgehen bieten Marketing-Agenturen.<br />
Bei diesen gilt: Je gezielter die Analyse werden<br />
soll, desto höher der Preis.<br />
Nutzerverhalten analysieren<br />
Aus der Analyse des Verhaltens der Webseiten-Besucher<br />
können Unternehmen wichtige<br />
Rückschlüsse ziehen. Mit Google-Analytics<br />
beispielsweise lässt sich erkennen, wie viele<br />
Besucher sich welchen Inhalt ansehen, wie sie<br />
sich auf der Webseite bewegen und wie lange<br />
sie dort verweilen. Interessant ist auch, zu erfahren,<br />
woher die Besucher kommen. Weitere<br />
Informationen lassen sich über Fragebögen<br />
gewinnen, so erhält man ein direktes Feedback.<br />
„Wichtig ist es, das dann auch zu nutzen<br />
und umzusetzen“, betont Baumgartner.<br />
Für suchmaschinen optimieren<br />
Eine Webseite ist nur sinnvoll, wenn sie auch<br />
gefunden werden kann. Dazu muss man sie so<br />
anlegen, dass sie in den Ergebnissen der Suchmaschinen,<br />
beispielsweise Google, ganz oben<br />
auftaucht. Studien zufolge haben nur die ersten<br />
fünf Treffer einer Suche eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />
angeklickt zu werden. Die besten<br />
Ergebnisse erzielt man, wenn man<br />
„Keywords“ verwendet. Diese Schlüsselwörter<br />
sind Begriffe, die im Zusammenhang mit<br />
dem Unternehmen eine hohe Relevanz haben.<br />
Für einen Schneider wären das zum Beispiel<br />
„maßgefertigter Anzug“, „Änderungsschneiderei“<br />
oder „Stoffverkauf“. Diese<br />
Begriffe sollten in den Texten auf der Website<br />
häufiger auftauchen. „In einem Text von 100<br />
Wörtern sollten mindestens vier Keywords<br />
sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“, rät<br />
Illustration: © T. L. Furrer / Fotolia.com<br />
Baumgartner. Neben der Verwendung der<br />
Schlüsselwörter hilft es, die Webseite regelmäßig<br />
zu aktualisieren. Monatlich müsse das<br />
mindestens ein neuer Beitrag sein.<br />
Kunden einen mehrwert bieten<br />
Um die Seite aktuell zu halten, bietet sich zum<br />
Beispiel ein Nachrichtenfeed an. In diesen Beiträgen<br />
kann ein Unternehmen bei Kunden<br />
mit branchenspezifischem Know-how punkten.<br />
Durch Texte zu aktuellen Entwicklungen<br />
oder Tipps zu den eigenen Produkten kann<br />
ein Unternehmen seine Kompetenz zeigen.<br />
„Wenn ein Nutzer erkennt, dass er vom Besuch<br />
der Webseite einen Vorteil hat, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, dass er wiederkommt“,<br />
sagt Baumgartner. Hier können oft<br />
schon ein paar nützliche Links helfen. Die<br />
Tipps können in größeren Abständen leicht<br />
verändert wieder verwendet werden, so wird<br />
der Aufwand kleiner.<br />
social media auftritt<br />
Soziale Medien wie Facebook, Twitter & Co.<br />
haben den Vorteil, dass man über sie relativ<br />
einfach Beiträge weit verbreiten kann. Sie dienen<br />
dazu, die eigene Reichweite zu erhöhen.<br />
Auch für Auftritte in sozialen Medien gilt,<br />
e-Business-lotse<br />
oberschwaben-ulm<br />
dere-Business-lotse Oberschwaben-<br />
Ulm ist ein Kooperationsprojekt mit den<br />
Industrie- und Handelskammern Bodensee-Oberschwaben,<br />
Ulm, Ostwürttemberg,<br />
Hochrhein-Bodensee und der<br />
Handwerkskammer Ulm. Koordiniert<br />
wird das Projekt von der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten. Fördermittel<br />
kommen vom Bundeswirtschaftsministerium.<br />
Mit dem Programm „Mittelstand-Digital<br />
– E-Kom petenz-Netzwerk<br />
für Unternehmen“ fördert das Ministerium<br />
eine Initiative, die den Einsatz von<br />
Informationstechnologien und die Nutzung<br />
des Internets zu Marketingzwecken<br />
für Mittelständler zugänglicher<br />
machen soll. Der E-Business-Lotse<br />
bietet kostenlose Beratung, breites Wissen<br />
rund um das Thema elektronischer<br />
Geschäftsverkehr und hilft Unternehmen,<br />
das Internet für eigene Zwecke zu<br />
nutzen. Kontakt: E-Business-Lotse<br />
Oberschwaben-Ulm, c/o Hochschule<br />
RV-Weingarten, Lazarettstraße 1, 88250<br />
Weingarten, Telefon: 0751 501 4917<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@eloum.net .<br />
OcK<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
dass sie regelmäßig aktualisiert werden müssen.<br />
Am besten ist es, relevante Inhalte der<br />
Webseite zu posten und zu verlinken. Ziel des<br />
Auftrittes muss es sein, mehr Besucher auf die<br />
eigene Webseite zu locken. Angst und Schrecken<br />
verbreitet beim Thema Social Media der<br />
Begriff „Shitstorm“: Ein schlechter oder unangemessener<br />
Beitrag erfährt plötzlich viel Aufmerksamkeit<br />
und wird mit – größtenteils unsachlicher<br />
– Kritik, Satire und Schmähungen<br />
überschüttet. Christian Baumgartner beruhigt:<br />
„Wer für seinen Kundenstamm relevante<br />
Dinge postet, läuft kaum Gefahr, einen Shitstorm<br />
zu erzeugen. Sollte das doch einmal<br />
passieren, dann müssen sie schnell und angemessen<br />
reagieren.“<br />
Vernetzen<br />
Zur Reichweitenerhöhung ist es unerlässlich ,<br />
vernetzt zu sein. Dazu gehört es, in Branchenverzeichnissen<br />
präsent zu sein, sich auch mit<br />
dem Dachverband zu verlinken und Verbindungen<br />
zu Unternehmen herzustellen, die<br />
branchennah tätig sind. Das Vernetzen hilft<br />
potenziellen Besuchern, die Webseite schneller<br />
zu finden – und dem Betreiber, aktuelle<br />
Entwicklungen der Branche besser zu verfolgen.<br />
andere möglichkeiten nutzen<br />
Neben sozialen Medien bietet das Internet<br />
noch zahlreiche andere Möglichkeiten. Wer<br />
diese nutzen möchte, sollte dies mit der nötigen<br />
Professionalität tun. Überhastet angepackte<br />
und schludrig umgesetzte Projekte bedeuten<br />
einen hohen Aufwand, verlaufen<br />
schnell im Sande und gefährden obendrein<br />
das Image.<br />
Eine der vielen weiteren Optionen für Unternehmen,<br />
im Internet besser wahrgenommen<br />
zu werden, ist beispielsweise Google Business<br />
View. Dieses Google-Feature bietet eine virtuelle<br />
360-Grad-Tour durch Einzelhandelsgeschäfte<br />
und Unternehmen. Der US-Internetkonzern<br />
arbeitet dabei mit ausgesuchten<br />
Partnern zusammen, einer davon ist die SÜD-<br />
WEST PRESSE Online-Dienste GmbH (Ulm).<br />
Frank Wiedemann, Leiter des Bereichs Digitale<br />
Medien, erklärt die Vorgehensweise: „Bei<br />
Google Business View wird die ganze Ladenfläche<br />
oder der Betrieb von einem speziell zertifizierten<br />
Fotografen fotografiert. Danach<br />
werden die Bilder zu einer Panorama-Tour zusammengefügt.<br />
Kunden können sich so online<br />
einen guten Eindruck verschaffen.“ Auch<br />
eine informative E-<strong>Mai</strong>l-Werbekampagne<br />
kann hohe Klickzahlen für den Internetauftritt<br />
bringen.<br />
Ansätze für Onlinemarketing gibt es viele. Experten<br />
sind sich einig: Online-Marketing ist<br />
ein sehr breites Feld und ein fortlaufender Prozess.<br />
Im schnelllebigen, nichts vergessenden<br />
Internet dürfen Unternehmen ihren Onlineauftritt<br />
daher nie als „fertig“ betrachten, sondern<br />
müssen ihn stetig weiterentwickeln.<br />
Natürlich sind auch die in dem Artikel genannten<br />
zehn Regeln nicht abschließend, sie<br />
sollen lediglich eine Orientierungshilfe geben.<br />
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45
In der Natur stecken die prachtvollsten Farben. Gesteinsbrocken werden zerkleinert, dann durch eine Mühle getrieben. Am Ende stehen kostbare Naturfarben.<br />
Die Mühle der Farben<br />
Das gibt es heute fast nirgendwo mehr: Naturfarben, die wie vor hunderten und tausenden Jahren produziert werden.<br />
Kremer Pigmente hat die Kunst in 70ern neu belebt –und gleichzeitig eine Marktlücke entdeckt.<br />
Damit kein Zweifel aufkommt, weist ein<br />
lebensgroßer Stier mit kobaltblauem<br />
Fell und zitronengelben Gummistiefeln<br />
an den Hufen den Weg zum Büro von David<br />
Kremer, dem Geschäftsführer der Farbmühle<br />
Kremer Pigmente in der kleinen<br />
Ortschaft Aichstetten im äußersten Südosten<br />
des Landkreises Ravensburg. Es ist ein weitläufiges<br />
Anwesen, das sich da mit einem Ensemble<br />
frisch renovierter Gebäude in unterschiedlichen<br />
Farben entlang der Aitrach,<br />
einem Nebenfluss der Iller, erstreckt. Gelassene<br />
Ruhe beherrscht die Szenerie.<br />
Früher befand sich auf dem Gelände eine Getreidemühle.<br />
Das Wasserkraftwerk aus dem<br />
Jahr 1920, das die Mühle mit Strom versorgte,<br />
ist noch im Originalzustand. Heute freilich<br />
wird in der Mühle<br />
Erz statt Korn gemahlen.<br />
Kein allzu<br />
großer Unterschied.<br />
Bevor es in<br />
die Mühle kommt,<br />
wird das sehr viel<br />
härtere Gestein zu<br />
handlichen Brocken<br />
zerkleinert,<br />
sodass sich der eigentliche<br />
Mahl-<br />
Firmengründer<br />
Dr. Georg Kremer.<br />
vorgang ebenso in<br />
einer Kantinenküche abspielen könnte. Als<br />
Resultat fällt hauchfeiner Staub in allen nur<br />
denkbaren Schattierungen an. Die Körnung<br />
ist so winzig, dass sie im Mikrobereich in „µ“<br />
gemessen wird. Die fertigen Pigmente können<br />
so kostbar sein, dass handelsübliche zehn<br />
Gramm schon mal über 100 Euro kosten.<br />
Wo treibe ich sMalte auF?<br />
Naturfarben lassen sich anhand prähistorischer<br />
Fels- und Höhlenmalereien bis in die<br />
Anfänge der Sesshaftigkeit von Menschen zurückverfolgen.<br />
Ihre Bedeutung schwand im<br />
Zuge der Industrialisierung. Die Großchemie<br />
produzierte rationell und kostengünstig alles<br />
Erdenkliche, Naturfarben verschwanden vom<br />
Markt. Und das so umfassend, dass Mitte der<br />
70er Jahre den Vater von David Kremer, Georg<br />
Kremer, der Hilferuf eines befreundeten Restaurators<br />
erreichte: Smalte, ein gemahlenes<br />
Glas blauer Farbe, sei nirgends aufzutreiben.<br />
Georg Kremer, promoviert in Physikalischer<br />
Chemie und seinerzeit Forscher an der Uni<br />
Tübingen, fühlte sich herausgefordert. Er experimentierte<br />
so lange, bis er die Rezeptur für<br />
die Herstellung von Smalte-Pigmenten wiederentdeckte<br />
– und eine Marktlücke. Also<br />
gründete er eine Firma für die Herstellung natürlicher<br />
Pigmente aus Mineralien, aus Erden<br />
und Pflanzen. Die historischen Rezepte fand<br />
er überwiegend in<br />
der Literatur aus<br />
dem Mittelalter.<br />
Kremers Mut sollte<br />
belohnt werden.<br />
Die Nachfrage<br />
nach seinen Produkten<br />
war unerwartet<br />
groß. Anfang<br />
der 80er Jahre<br />
fand der Unternehmer<br />
das Anwesen<br />
in Aichstetten. Er<br />
Geschäftsführer<br />
David Kremer.<br />
baute die Firma aus. Heute beschäftigt das Unternehmen<br />
50 Mitarbeiter.<br />
Es ist ein weltweites Geschäft, das von Aichstetten<br />
aus abgewickelt wird. Die Palette der<br />
Erze, die verarbeitet werden, reicht von seltenen<br />
Edelsteinen bis zu relativ häufig vorkommenden<br />
Silikaten. Geschürft werden die Mineralien<br />
in Bergwerken und Gruben in aller<br />
Herren Länder. Die ergiebigsten Lagerstätten<br />
befinden sich in Südamerika, Afrika und Indien.<br />
Abnehmer sind neben Restauratoren<br />
Malergeschäfte, Architekten, Künstler und<br />
Hobbymaler. Die Kunden sind ebenfalls über<br />
die ganze Welt verstreut. Denn Kremer Pigmente<br />
sind weltweit eine Rarität. Kremers<br />
nächstgelegener Partner hat seinen Sitz in<br />
Japan. [!]<br />
Hartmut mauscH<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
Mähen oder mähen lassen?<br />
Ja, man kann auch beim Rasenmähen ein Glas Rotwein genießen – während der Roboter seine Runden dreht.<br />
Technischer Support. Gerne. Aber braucht man gleich einen Gärtner? Stefan Loeffler sprach mit sechs Führungskräften<br />
über ihren Grünen Daumen. Sie alle legen selbst Hand an. Sei‘s auch nur, wenn‘s ums Grobe geht.<br />
1) Ist der Garten oder Balkon für sie nur eine „Fläche“<br />
oder liegt er Ihnen wirklich am Herzen?<br />
2) Haben sie manchmal Dreck unter den Fingernägeln,<br />
oder erledigt die arbeit am Ende der Gärtner?<br />
3) Was ist Ihre Lieblingspflanze?<br />
4) Welches ist Ihr schrägstes, lustigstes oder schönstes<br />
Gartenerlebnis?<br />
5) Läuse, Nacktschnecken, Nachbarn oder Erfolgsdruck.<br />
Was mögen sie an der Gärtnerei überhaupt nicht?<br />
6) Welcher rasenmäher-typ sind sie? Der Genaue, der<br />
Bequeme, der High-tech-Verliebte oder der um Fünfvor-acht-Noch-schnell-Drübermäher?<br />
7) Was sagt Ihr Partner oder Ihre Partnerin zu Ihrem<br />
Grünen Daumen?<br />
Sascha Menges ist beim Rasenmähen<br />
ein entspannter Genießer.<br />
Der 44-jährige Geschäftsführer<br />
der Gardena GmbH und<br />
Standortleiter der Husvqarna<br />
Group in Deutschland ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Hans-Peter Zagermann (60)<br />
hat schon einmal unangenehme<br />
Bekanntschaft mit einer<br />
Brombeerhecke gemacht. Der<br />
gelernte Schriftsetzer ist verheiratet<br />
und hat zwei Söhne. Von<br />
1990 bis 2014 war er Betriebsratsvorsitzender<br />
im Druckhaus<br />
Ulm-Oberschwaben, seit<br />
kurzem ist er Vorsitzender der<br />
Naturfreunde Ulm.<br />
1) Der Garten liegt mir am Herzen; da kann ich richtig abschalten und<br />
bin in der freien Natur zwischen Igeln, Blindschleichen, Kröten und<br />
den vielen Vögeln.<br />
2) Es kommt schon häufiger vor, dass nach der Gartenarbeit der Dreck<br />
unter meinen Nägeln zu sehen ist.<br />
3) Echte Schlüsselblume, sie kündigt die wärmeren Jahreszeiten an.<br />
4) Um die hochrankenden, ausgereiften Brombeeren am Gebäude in<br />
drei Meter Höhe zu ernten, bestieg ich eine Leiter. Die rutschte weg<br />
– und ich fiel in die stachelige Brombeerhecke.<br />
5) Nachbarn, die für den naturbelassenen und nicht so aufgeräumten<br />
Garten weniger Verständnis haben.<br />
6) Bei dem unterschiedlichen Gelände mähe ich mit der Motorsense.<br />
7) Meine Frau liebt das von mir hergestellte Gsälz mit den Brombeeren<br />
aus dem Garten.<br />
1) Mein Garten ist Leben, Natur und Familienmittelpunkt.<br />
2) Ich bin gerne selber im Garten tätig.<br />
3) Mein Apfelbaum.<br />
4) Wettrutschen mit den Kindern auf der Wasserrutsche.<br />
5) Giersch ... wird man ja schier nicht mehr los!<br />
6) Ganz klar: der entspannte Genießer – mit einem Glas Wein in der<br />
Hand dem Robotermäher zuschauen. Das ist fast wie Meditation<br />
für mich.<br />
7) Sie habe den Grüneren Daumen.<br />
Foto: © Inga Nielsen /<br />
Fotolia.com<br />
47
[leben] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: denira © guy / Fotolia.com<br />
1) Ist der Garten oder Balkon für sie nur eine<br />
„Fläche“ oder liegt er Ihnen wirklich am Herzen?<br />
2) Haben sie manchmal Dreck unter den Fingernägeln<br />
oder erledigt die arbeit am Ende der Gärtner?<br />
3) Was ist Ihre Lieblingspflanze?<br />
4) Welches ist Ihr schrägstes, lustigstes oder schönstes<br />
Gartenerlebnis?<br />
5) Läuse, Nacktschnecken, Nachbarn oder Erfolgsdruck.<br />
Was mögen sie an der Gärtnerei überhaupt nicht?<br />
6) Welcher rasenmäher-typ sind sie? Der Genaue, der<br />
Bequeme, der High-tech-Verliebte oder der um Fünf-voracht-Noch-schnell-Drübermäher?<br />
7) Was sagt Ihr Partner oder Ihre Partnerin zu Ihrem Grünen<br />
Daumen?<br />
Wolfgang Hergeth liebt den<br />
Geruch von frisch gemähtem<br />
Gras. Der 46-jährige Vater von<br />
zwei Kindern ist seit 2013<br />
Geschäftsführer der Alko<br />
Geräte GmbH in Kötz.<br />
1) Im Garten kommen für mich Beruf und Berufung auf ideale Weise<br />
zusammen. Ich bin grundsätzlich gerne an der frischen Luft im Garten<br />
– und mit innovativen Gartengeräten macht es noch mehr Spaß.<br />
Den Geruch von frisch gemähtem Gras, den Anblick einer sauber<br />
geschnittenen Hecke oder die dicht behängten Obstbäume zu genießen,<br />
ist einfach herrlich!<br />
2) Als Schwabe achte ich natürlich auf den Geldbeutel, spare mir den<br />
Gärtner und mache alles selbst. Es ist ja auch schön, nach getaner<br />
Arbeit auf der Terrasse zu sitzen und „sein Werk“ zu betrachten. Nur<br />
einen treuen Helfer möchte ich nicht mehr hergeben: unseren<br />
Mähroboter.<br />
3) Astern, Begonien oder Clematis: Bei der Vielfalt an Blumen und<br />
Pflanzen weiß ich zwar oftmals nicht, um welche Art es sich handelt,<br />
aber eigentlich mag ich alles, was blüht.<br />
4) Eines Samstagmorgens blickte ich aus dem Fenster und traute meinen<br />
Augen nicht. Meine Nachbarin warf just in diesem Moment ihr<br />
gesammeltes Laub über den Zaun auf unser Grundstück. Nach einem<br />
freundlichen Hinweis konnte das Ganze aber – ohne Krach am<br />
Nachbarzaun – aus der Welt geschafft werden.<br />
5) Ich ärgere mich eigentlich nur, dass ich bei meiner Frisur bei schönem<br />
Wetter nur mit einer Kopfbedeckung aus dem Haus kann. Ansonsten<br />
bekomme ich sofort einen Sonnenbrand. So ist die Mütze<br />
im Garten zu meinem Markenzeichen geworden.<br />
6) Ich habe von der Nagelschere über den Schiebemäher bis zum Aufsitzrasenmäher<br />
alles im Garten getestet. Mein Favorit ist und bleibt<br />
unser Mähroboter. Der Rasen sieht immer perfekt gepflegt aus und<br />
das lästige Wegfahren des Grasschnitts fällt weg.<br />
7) In Schwaben gibt es ja die Redensart „Net gschimpft is globt gnua“,<br />
also würde ich sagen: Meine Frau ist mit meinem Einsatz und dem<br />
Ergebnis zufrieden.<br />
Tanja Ratsch wohnt mit<br />
ihrem Mann in einem Gewächshaus.<br />
Die 44-jährige Diplom-<br />
Ingenieurin der Landespflege,<br />
Redakteurin und Autorin gründete<br />
1998 den Pflanzenhandel<br />
Flora Toskana.<br />
1) Pflanzen sind meine Leidenschaft, sie faszinierten mich von Kindesbeinen<br />
an mit ihrer Formenvielfalt. Sie sind für mich keine „Dekorationsgegenstände“,<br />
sondern wertvolle Lebewesen aus aller Welt,<br />
die ich gerne sammle.<br />
2) Wir beschäftigen zwar vier Mitarbeiterinnen, aber ich arbeite Vollzeit<br />
im Betrieb mit, dreckige Fingernägel täglich inklusive, ebenso nasse<br />
Füße vom Gießen und der abendlichen Erschöpfung, einen erfüllten<br />
Tag inmitten exotischer Pflanzen-Raritäten verbracht zu haben.<br />
3) Blattschmuckpflanzen wie Palmen, Rauschöpfe, Palmlilien und Co.<br />
sind das eine Steckenpferd; das andere Zitruspflanzen, insbesondere<br />
die Bergamotte, deren Saft eine herrlich erfrischende, selbst gemachte<br />
Limonade ergibt. Und natürlich Kaffir-Limetten, mit denen<br />
ich häufig koche.<br />
4) Wir führen einige Arten, die in Europa selten kultiviert werden. Da<br />
ist es ein besonderes Erlebnis, wenn zum Beispiel die Orchideenbäume<br />
blühen oder der Florettseidenbaum seinen Flor zeigt. Wenn<br />
Sapotes, Breiäpfel und andere tropische Früchte reif sind, genießen<br />
wir Delikatessen, die es frisch in keinem Obstregal zu kaufen gibt.<br />
Die ganze Belegschaft fiebert den Maulbeeren entgegen, die wir direkt<br />
von den Zweigen naschen.<br />
5) Wo viel wächst, blüht und fruchtet, fällt leider auch viel organischer<br />
Abfall an. Es gleicht einer Sisyphos-Arbeit, in den Quartieren Ordnung<br />
zu halten, da ständig Blüten und Blätter fallen, Erde rieselt und<br />
das Gießwasser alles zu Matsch vermengt.<br />
6) Unser Gelände pflege ich ganz bewusst extensiv mit zwei Mahden<br />
pro Jahr. Nach über zehn Jahren stellen sich mit Fasan, Wachtel,<br />
Turmfalke, Hermelin und Kaninchenbauten die gewünschten Erfolge<br />
ein: inmitten der Agrarwüste eine kleine Oase zu schaffen.<br />
7) Mein Mann ist Betriebsinhaber und teilt mit mir das Leben mit und<br />
in der Gärtnerei, denn wir arbeiten nicht nur in unserem 5000 Quadratmeter<br />
großen Gewächshaus, sondern wir wohnen auch darin.<br />
48
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 43 | März <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
Christian Kuhlmann betrachtet<br />
sich als Mann fürs Grobe.<br />
Seit 2008 ist der 57-jährige Vater<br />
zweier Kinder Baubürgermeister<br />
in Biberach.<br />
Benny Jäger hat zu seinem Bedauern<br />
wenig Zeit für die Gartenarbeit.<br />
Der 52-Jährige ist Bassist<br />
bei Herrn Stumpfes Zieh &<br />
Zupf Kapelle und betreibt seit<br />
2009 den Kulturhof Erpfenhausen<br />
bei Gerstetten auf der<br />
Schwäbischen Alb.<br />
1) Der Garten ist das Herzstück unseres Hauses und für uns sehr wichtig.<br />
Wir leben in einem Atriumhaus – mit dem Garten in der Mitte.<br />
Das Leben im Garten, die Jahreszeiten, das Blühen und Welken der<br />
Pflanzen erleben wir das ganze Jahr über sehr intensiv.<br />
2) Meine Frau und ich kümmern uns selber um den Garten; sie ist aber<br />
die Spezialistin.<br />
3) Eine allein kann ich nicht benennen. Ich mag besonders die Vielfalt<br />
der Stauden, die für ein sich ständig wandelndes Bild im Garten sorgen<br />
– ohne dass wir viel dafür tun müssen.<br />
4) Die Feldmaus, die im Sommer auf der Terrasse um unsere Füße wuselte.<br />
Leider ist sie dann im Wasserbecken<br />
ertrunken.<br />
5) Das ist der Vorteil eines Atriums. Es gibt<br />
keine Nacktschnecken, keine Nachbarn<br />
und keinen Erfolgsdruck. Aber Läuse sind<br />
nicht zu verhindern.<br />
6) Ein weiterer Vorteil: Wir haben keinen<br />
Rasen.<br />
7) Den Grünen Daumen hat meine Frau, ich<br />
bin der Mann fürs Grobe.<br />
1) Unser Haus, der Garten, die Wiesen und Wälder drum herum, das<br />
ist doch alles unser Lebensraum und verlangt Aufmerksamkeit.<br />
2) Wenn ich abends nach einem arbeitsreichen Tag auf der Bühne stehe,<br />
hoffe ich, dass meine Fingernägel zumindest für die Leute in der<br />
ersten Reihe einigermaßen sauber aussehen.<br />
3) Das ist schon immer die Trauerweide. Leider habe ich keine in meinem<br />
Garten.<br />
4) Als ich einmal mit meiner Frau romantisch im Freien übernachtete,<br />
sind wir gegen Morgen von einem Sturm überrascht worden. Zum<br />
Glück waren wir ja nur im Garten und nicht in freier Wildbahn.<br />
5) Mich stört an der Gartenarbeit am meisten, dass ich zu wenig<br />
Zeit dafür habe.<br />
6) Der Kreative. Mit dem Rasenmäher kann man ja auch gestalten:<br />
einen geschwungenen Weg über die Wiese für unsere<br />
Festgesellschaften, einen zusätzlichen Parkplatz oder ein<br />
Fußballfeld. Oder einfach etwas Ornamentik à la Kornkreis.<br />
7) Wahrscheinlich würden wir einmal das ideale Rentnerehepaar<br />
abgeben, das nur noch in und für seinen Garten lebt.<br />
Aber ich glaube, diese Rente kommt nie.<br />
Fotonachweise:<br />
Maus © Iosif Szasz-Fabianv / Fotolia.com;<br />
Marienkäfer © olympus E5 / Fotolia.com;<br />
Blattläuse © guy / Fotolia.com<br />
Fliegen Sie<br />
ab 99,- * EUR<br />
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[namen & nachrichten] Ausgabe 44 | <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Seifert-Gruppe<br />
wächst mit<br />
Dienstleistungen<br />
Die Ulmer Logistikgruppe Seifert<br />
hat ihren Umsatz im Jahr<br />
2014 um zwölf Prozent auf 115<br />
Millionen Euro gesteigert. Für<br />
<strong>2015</strong> plant Firmenchef Harald<br />
Seifert ein Plus von acht Prozent.<br />
Die Seifert Logistics<br />
Group, die zuletzt ihr neues Lager<br />
im Ulmer Norden an der A 8<br />
eröffnet hat, verfügt über 33<br />
Standorte und beschäftigt 913<br />
Mitarbeiter, das sind 63 mehr<br />
als 2013. Seifert wächst stark<br />
mit Kontraktlogistik. Dabei<br />
montieren die Mitarbeiter unter<br />
anderem Teile für Kunden<br />
und liefern sie direkt an die Produktionsbänder.<br />
Airport-Chef<br />
verlässt<br />
Friedrichshafen<br />
Gerold Tumulka, Geschäftsführer<br />
des Flughafens Friedrichshafen,<br />
übernimmt im Sommer<br />
nach dreijähriger<br />
Tätigkeit<br />
eine<br />
Aufgabe an<br />
einem Großflughafen<br />
im Ausland.<br />
Gerold Tumulka<br />
zieht es ins<br />
Ausland.<br />
Glacis-Galerie zieht viele Kunden an<br />
Sechs Wochen nach der Eröffnnung der 130<br />
Millionen Euro teuren Glacis-Galerie in Neu-<br />
Ulm zeigt sich Center-Manager Alexander Gavriliu<br />
zufrieden: „Die ersten Wochen sind gut<br />
angelaufen.“ Die Kunden kämen nicht nur aus<br />
Ulm und Neu-Ulm, sondern würden bis zu 40<br />
Im Gespräch<br />
ist Kuwait.<br />
Der Flughafen<br />
Friedrichshafen<br />
erreichte nach Jahren<br />
der Krise 2014 ein positives<br />
Ergebnis. Die Zahl der Fluggäste<br />
stieg um elf Prozent auf<br />
590.000.<br />
Paukenschlag<br />
in der Ulmer<br />
IT-Szene<br />
Es kommt nicht häufig vor, dass<br />
ein Unternehmenschef beim direkten<br />
Nachbarn anheuert.<br />
Eberhard Macziol (53) hat das<br />
getan. Der Mitgründer und Namensgeber<br />
der Ulmer Software-<br />
Schmiede Fritz & Macziol<br />
(F&M) wird Chef der Unternehmensentwicklung<br />
der Software-<br />
Firma Wilken. Diese erzielte zuletzt<br />
mit 500 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 58 Millionen Euro.<br />
Macziol hatte das Unternehmen<br />
nach Unstimmigkeiten<br />
und einer persönlichen Auseinandersetzung<br />
mit dem anderen<br />
Gründer Heribert Fritz im<br />
Herbst 2013 verlassen. F&M ist<br />
nach dem Ausstieg aus dem<br />
wankenden Imtech-Konzern inzwischen<br />
vom französischen<br />
Multi-Konzern Vinci gekauft<br />
worden.<br />
Fahrminuten zurücklegen. Das Einkaufscenter,<br />
das am Bahnhof Neu-Ulm liegt, verfügt über<br />
rund 100 Läden. Darunter ist die spanische<br />
Modekette Zara. Im Sommer verlegt Thalia<br />
seine Ulmer Filale dorthin. Am 3. <strong>Mai</strong> ist verkaufsoffener<br />
Sonntag in Neu-Ulm.<br />
Stadtwerke Ulm<br />
mit Verlust von<br />
30 Millionen Euro<br />
Der Jahresfehlbetrag der Stadtwerke<br />
Ulm/Neu-Ulm 2014 fällt<br />
mit 30,4 Millionen Euro mehr<br />
als 5 Millionen Euro höher aus<br />
als erwartet. Der Grund: Die<br />
SWU hatte sich vor Jahren an<br />
konventionellen Kraftwerken<br />
beteiligt, die sich heute wegen<br />
des Überangebots an Strom<br />
nicht mehr lohnen. Im Sommer<br />
löst Klaus Eder SWU-Chef Matthias<br />
Berz vorzeitig ab. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.),<br />
Irmgard Städele,<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos<br />
Matthias Kessler (Titel + Interview),<br />
Marc Hörger, Volkmar<br />
Könneke, Getty Images, imago,<br />
PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />
<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Stefan Kulbe<br />
Telefon 0731 156-137<br />
E-<strong>Mai</strong>l s.kulbe@swp.de<br />
Auflage: 15 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
15. Juli <strong>2015</strong><br />
Die Themen<br />
„Erlebniswelt“<br />
Einzelhandel<br />
Finanzierung von<br />
Auslandsgeschäften<br />
Logistik<br />
Ingenieurdienstleister<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
17. Juni <strong>2015</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
50
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Individuelle Kommunikationslösungen. Print und Digital.<br />
Beratung, Konzeption, Design und Text.<br />
WWW.MK-ULM.DE<br />
MK/ULM Werbeagentur GmbH | Im Stadtregal | 0731 880321-0 | herein@mk-ulm.de
Er parkt nicht. Er wartet.<br />
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Telefon: 0731 700-1800.<br />
Die Verbrauchswerte beziehen sich auf die zur Markteinführung (03/2014) verfügbaren Motoren<br />
(GLA 200/200 CDI/200 CDI 4MATIC/220 CDI/220 CDI 4MATIC/250 und 250 4MATIC) sowie<br />
GLA 45 AMG (ab 06/2014). Kraftstoffverbrauch GLA 45 AMG 4MATIC – GLA 200 CDI innerorts/<br />
außerorts/kombiniert: 9,9–5,2/6,1–3,7/7,5–4,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 175-114<br />
g/km; Energieeffizienzklasse: D–A. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug<br />
und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den<br />
verschiedenen Fahrzeugtypen. Abbildung enthält Sonderausstattungen.<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Partner vor Ort: Niederlassung Ulm/Neu-Ulm<br />
Von-Liebig-Straße 10, 89231 Neu-Ulm, Telefon: 0731 700-0, www.mercedes-benz-ulm.de