unternehmen Oktober 2015
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 4 7<br />
Die zwei<br />
Gipfelstürmer<br />
Sport ist Mord? Nicht, wenn man gut beraten ist.<br />
Christoph und Dr. Oliver Holbein, die Chefs von<br />
Sport Sohn, über Männer, Material und das Internet.<br />
EDV Wie aus der Datenflut wertvolle Informationen werden SEITE 22<br />
Liquidität So legt man Überschüsse intelligent an SEITE 28<br />
Deutschland Als zusammenwuchs, was zusammengehört SEITE 46
Erfahren Sie Souveränität.<br />
Auf jeder Art von Straße.<br />
Bei einer Probefahrt mit dem neuen GLC, GLE und GLE Coupé.<br />
• Gebaut mit den Genen des GLK, zeichnet sich die<br />
komplett überarbeitete Silhouette des neuen GLC<br />
aus klaren und gleichzeitig sinnlichen Linien.<br />
• Mit dem GLE 500 e 4MATIC¹ präsentiert<br />
Mercedes-Benz sein erstes Plug-In Hybridmodell<br />
im Offroad-Segment.<br />
• Sportlich und dynamisch wie ein Coupé, imposant<br />
wie ein SUV: Das neue GLE Coupé ist die perfekte<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
kaum je gab es so viele Krisen in der Welt:<br />
Abermillionen sind auf der Flucht, Kriege,<br />
Leid, die ungelöste Euroschuldenkrise, Börsencrash<br />
in China. Ohne Antidepressiva<br />
kann man im Jahr <strong>2015</strong> fast nicht Nachrichten<br />
lesen oder hören Und was macht die<br />
Wirtschaft? Sie wuchs im Südwesten im ersten<br />
Halbjahr um 3,1 Prozent und wird weiter<br />
boomen. Von der steigenden Kaufkraft<br />
der Arbeitnehmer profitiert auch der Handel.<br />
Die Mischung aus Kundenorientierung<br />
und guter Beratung macht Sport Sohn in<br />
Ulm erfolgreich (Titelinterview Seite 10).<br />
Mittelständler wie Friedrich Sailer (Seite 26)<br />
sind Sinnbild der Innovation. Der Energiesparspezialist<br />
Gaiser zeigt sich erfinderisch,<br />
Mitarbeiter zu gewinnen. Es gibt viele Gründe,<br />
zuversichtlich und sogar dankbar zu sein<br />
– auch über die deutsche Wiedervereinigung<br />
vor 25 Jahren (Umfrage Seite 46). Ich<br />
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[verantworten]<br />
6 Ein Traum von Manager Gesundheitsvorsorge<br />
als Führungsqualität<br />
[titelthema]<br />
10 Es geht um Leben und Tod<br />
Christoph und Dr. Oliver Holbein von<br />
Sport Sohn im Gespräch<br />
[gründen]<br />
20 Drehen an der eigenen Schraube<br />
Zwei Jung-Ingenieure starten durch<br />
[spezial]<br />
22 Daten sind wie Rohöl Auf Schatzsuche<br />
in den Tiefen des EDV-Systems<br />
36 Auf Achse Vom Suchen und Finden des<br />
richtigen Unternehmensstandortes<br />
[machen]<br />
26 „Nur“ eine kleine Blechschlosserei<br />
Sailer macht Edelstahl in reinster Form<br />
34 Alles aus einer Hand Knochen, Knorpel<br />
und Bänder, sie richten’s: die Spezialisten<br />
der Nova Clinic in Biberach<br />
44 Altbacken ist hier nix! Bellenberger<br />
Hobbybäcker-Versand – da isst das<br />
Auge mit<br />
[finanzieren]<br />
28 Wohin mit dem Überschuss?<br />
Anlegen – und trotzdem flüssig bleiben<br />
[führen]<br />
32 „Man muss auch in Vorleistung<br />
gehen“ Wie Gaiser mit dem<br />
Biberacher Modell für Nachwuchs sorgt<br />
[leben]<br />
40 Faszinierend, Captain Da staunt selbst<br />
Mr. Spock: Was heute aus Automaten<br />
kommt<br />
42 Chef – uns schmeckt’s Die Kantine ist<br />
tot, es lebe das Catering<br />
46 … und meine Oma weinte So haben<br />
Führungskräfte die Wiedervereinigung<br />
vor 25 Jahren erlebt<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Job-Perspektiven für Flüchtlinge<br />
4 Bier. Bekömmlich. Verboten.<br />
5 Futuristische Architektur an der<br />
Donau<br />
49 Paradies für Skater<br />
50 Kletter-Pilotprojekt von Mini in Ulm<br />
50 Impressum<br />
40 28<br />
06 22<br />
46<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Job-Perspektiven für Flüchtlinge<br />
„Den bürokratischen Aufwand?<br />
Ich persönlich empfand das als<br />
unproblematisch“, sagt Ulrich<br />
Möschl. Er ist Produktionsleiter<br />
der Ulmer Großbäckerei Staib,<br />
die im September drei Flüchtlinge<br />
als Auszubildende eingestellt<br />
hat. Außer dem Ulmer Unternehmen<br />
hat zwischen dem Bodensee<br />
und der Ostalb auch die Tettnanger<br />
Schreinerei Hollitsch einem<br />
Flüchtling aus Gambia eine<br />
Chance als Lehrling gegeben.<br />
In solchen Fällen sei die Bürokratie<br />
oft beschwerlicher, sagt<br />
Katharina Wischenbarth, Nachwuchsexpertin<br />
der Handwerkskammer.<br />
Der größte Aufwand<br />
bleibe aber an dem Einwanderer<br />
selbst hängen. Die Unternehmen<br />
müssten vor allem einige Wochen<br />
Zeit mitbringen, bis das<br />
Asylverfahren abgeschlossen ist.<br />
Zuerst prüft die Agentur für Arbeit,<br />
ob für die offene Stelle ein<br />
deutscher oder ein EU-Bürger zur<br />
Verfügung steht. Dann muss die<br />
Ausländerbehörde eine Arbeitserlaubnis<br />
ausstellen. „Es ist nie<br />
verkehrt, wenn der Betrieb dort<br />
kurz anruft und versichert, dass<br />
er den Flüchtling einstellt“, sagt<br />
Wischenbarth.<br />
Möschl sieht die größte Hürde in<br />
der Sprachbarriere: „Wir versuchen,<br />
auf Deutsch durchzukommen.<br />
Manchmal muss man etwas<br />
zweimal sagen, dann klappt es<br />
aber.“ Auch die geringe Mobilität<br />
der Flüchtlinge sei schwierig,<br />
meint Wischenbarth. Dem will<br />
Möschl mit Fahrgemeinschaften<br />
entgegenwirken.<br />
Firmenchef Marcus Staib freut<br />
sich über den Nachwuchs. Von<br />
der Einstellung der jungen Männer<br />
profitieren beide Seiten: „Wir<br />
bekommen Lehrlinge, die jungen<br />
Leute eine Perspektive.“ Auch Tobias<br />
Mehlich, Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer<br />
Ulm, sieht in der Beschäftigung<br />
von Flüchtlingen eine große<br />
Chance – trotz aller Schwierigkeiten,<br />
die damit verbunden sind.<br />
[!] BIANCA FRIESS<br />
Ahemed Abdi Jama aus Somalia freut sich, als Lehrling bei der Bäckerei<br />
Staib in Ulm zu arbeiten.<br />
Bier. Bekömmlich. Verboten.<br />
Wie wäre es mit „bierkömmlich“?<br />
Oder „bekommlich“? Immerhin<br />
bekommt man das Bier<br />
überall in der Region. Etliche<br />
Fans haben der Leutkircher<br />
Brauerei Clemens Härle zuletzt<br />
Ideen für einen neuen Werbeslogan<br />
geschickt, nachdem ihr das<br />
Landgericht Ravensburg den Begriff<br />
„bekömmlich“ verboten hatte:<br />
Das Wort suggeriere, Bier sei<br />
für den Körper verträglich und<br />
stelle so einen unerlaubten Gesundheitsbezug<br />
her, befanden die<br />
Richter.<br />
Brauereichef Gottfried Härle ist<br />
immer noch fassungslos. „Ich wäre<br />
im Schlaf nicht darauf gekommen,<br />
dass ‚bekömmlich‘ nicht<br />
zulässig ist“, sagt er.<br />
Bekömmlich? Nein, so darf man auch Bio-Bier nicht nennen, urteilte das<br />
Landgericht Ravensburg. Brauereichef Gottfried Härle geht in Berufung.<br />
Der Unternehmer geht in Berufung<br />
und stößt damit auf viel Zustimmung.<br />
Mehr als 1000 Leute<br />
hätten sich bei ihm gemeldet und<br />
ihre Solidarität ausgesprochen.<br />
Nur ein verschwindend geringer<br />
Anteil könne das Urteil nachvollziehen,<br />
berichtet Härle.<br />
Auch die Resonanz der Medien<br />
habe ihn überwältigt, erzählt der<br />
Brauereichef. Nicht nur lokale,<br />
sondern auch überregionale Sender<br />
haben die Geschichte aufgegriffen<br />
– sogar Moderator Stefan<br />
Raab hat sich darüber ausgelassen.<br />
Bedeutet all das nicht zusätzliche<br />
Werbung für die Brauerei?<br />
Natürlich sei die Nachfrage etwas<br />
gestiegen, räumt Härle ein. Den<br />
Trubel hätte er sich trotzdem lieber<br />
erspart. Mit dem Filzstift<br />
mussten seine Mitarbeiter rund<br />
30.000 Etiketten schwärzen.<br />
Die Bio-Brauerei Clemens Härle<br />
beschäftigt derzeit 30 Mitarbeiter;<br />
sie produziert rund 34.000<br />
Hektoliter Bier und Erfrischungsgetränke<br />
pro Jahr. Der Jahresumsatz<br />
beträgt rund 5,5 Millionen<br />
Euro. [!] BIANCA FRIESS<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Futuristische Architektur über der Donau<br />
Die Lage des Brückenhauses der<br />
Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen ist<br />
1a, die Architektur futuristisch,<br />
und stadtbildprägend. Die Büros<br />
und Konferenzräume sind so<br />
großzügig gestaltet, dass ein Besucher<br />
beim Tag der offenen Tür<br />
meinte: „Dafür müssten die Mitarbeiter<br />
fast Geld mitbringen.“<br />
Das neue Haus eröffne neue und<br />
zeitgemäße Möglichkeiten,<br />
Bankgeschäfte zu betreiben, sagt<br />
Vorstandschef Armin Brugger.<br />
Die Planung für das 30-Millionen-Projekt<br />
stammt aus einer<br />
Zeit, als die Sparkassen und Banken<br />
noch nicht unter den Niedrigzinsen<br />
ächzten. Neben dem<br />
Brückenhaus gehören zwei weitere<br />
Neubauten zu dem Ensemble.<br />
Von den 4300 Quadratmetern<br />
des Brückenhauses nutzt die<br />
Sparkasse 2550. Dazu gibt es vier<br />
Wohn- und Büroeinheiten, ein<br />
Restaurant und eine Bar. Insgesamt<br />
sind in den drei Gebäuden<br />
21 Wohnungen entstanden.<br />
Überschattet wurde das Projekt<br />
zuletzt von einer erregten Diskussion<br />
über den großen Sparkassen-Schriftzug<br />
im Durchgang<br />
des Gebäudes zum „Schwal“. Dieser<br />
ist der östliche Teil der Donauinsel<br />
und einer der schönsten<br />
Plätze in Neu-Ulm. Anwohner<br />
und Bürger protestierten. Beim<br />
Festakt kündigte Vorstandschef<br />
Brugger unter dem Beifall der 200<br />
geladenen Gäste an, dass der rote<br />
Schriftzug wieder entfernt werde.<br />
Die Sparkasse wolle die Insel<br />
nicht dominieren. [!] AMB<br />
Das Brückenhaus: Eigentümer und Investor ist die Sparkasse Neu-Ulm .<br />
Hoffnung auf bezahlbare<br />
und sichere Versorgung<br />
Unternehmer und Manager fühlten<br />
sich in den vergangenen Jahren<br />
von der Politik beim Thema<br />
Energiewende alleine gelassen.<br />
Daher war die Sorge groß, dass es<br />
zu Versorgungsengpässen<br />
und<br />
Stromausfällen<br />
kommt,<br />
wenn die<br />
Atomkraftwerke<br />
bis<br />
Umweltminister 2022 vom<br />
Franz<br />
Netz gehen.<br />
Untersteller. Denn selbst<br />
kurze Unterbrechungen<br />
können große Schäden<br />
an Produktionsanlagen verursachen.<br />
Seit dem „Strom-Gipfel<br />
Süd“ in Neu-Ulm, zu dem die IHK<br />
Ulm, Schwaben und Ostwürttemberg<br />
eingeladen hatten, sind<br />
viele Wirtschaftsvertreter zuversichtlicher.<br />
Ihr Eindruck: Eine sichere<br />
und bezahlbare Versorgung<br />
ist machbar. Die bayerische Wirtschaftsministerin<br />
Ilse Aigner<br />
(CSU) und der baden-württembergische<br />
Umweltminister Franz<br />
Untersteller signalisierten: „Wir<br />
haben die Nöte der Unternehmen<br />
verstanden.“<br />
Vor allem Untersteller punktete<br />
mit Detailwissen. Er mahnte die<br />
Unternehmen aber auch, nicht<br />
zu vergessen, wie sehr die Strompreise<br />
gesunken seien. „Das hat<br />
niemand erwartet.“ Neben einer<br />
höheren Energieeffizienz sei für<br />
das Gelingen der Energiewende<br />
der Bau zweier Gaskraftwerke in<br />
Süddeutschland nötig, um die<br />
Schwankungen in der Erzeugung<br />
erneuerbarer Energien auszugleichen.<br />
Zugleich macht er sich für<br />
den Ausbau der Stromautobahnen<br />
in den Norden stark und für<br />
den Bau von Windkraftanlagen<br />
im Südwesten: „Wir dürfen uns<br />
nicht zu sehr vom Norden abhängig<br />
machen.“ [!]<br />
AMB<br />
Kaufland zieht bei<br />
Möbel Mahler aus<br />
Schlechte Nachricht für Möbel<br />
Mahler in Neu-Ulm. Das Unternehmen<br />
verliert Kaufland als<br />
Mieter. Die Geschäftsentwicklung<br />
hat laut Kaufland in den<br />
letzten Jahren dazu geführt, dass<br />
ein wirtschaftliches Betreiben<br />
des Standortes auf Dauer nicht<br />
möglich sei. Auch entspreche die<br />
Immobilie nicht mehr den Anforderungen<br />
von Kaufland an eine<br />
zeitgemäße Einkaufsstätte. Von<br />
der Schließung der Filiale sind 50<br />
Mitarbeiter betroffen. Bei der Eröffnung<br />
des 74.000 Quadratmeter<br />
großen Möbelhauses 2013<br />
galt Kaufland als wichtiger Baustein<br />
der Finanzierung. [!] PAU<br />
Service im Kampf gegen<br />
Zeitfresser erwünscht<br />
Vier von fünf Verbrauchern haben<br />
Interesse an Dienstleistungen,<br />
die ihnen helfen, Zeit zu sparen.<br />
Dafür sind 70 Prozent bereit,<br />
Geld auszugeben. Das ist das Ergebnis<br />
des Consumer Barometers<br />
des Handelsinstituts IFH. Vor allem<br />
jüngere Konsumenten und<br />
Besserverdiener sind offen für eien<br />
solchen Service – insbesondere<br />
bei Arbeiten im Haushalt und<br />
beim Einkauf . So wünschen sich<br />
acht von zehn Befragten Entlastung<br />
beim Putzen, 40 Prozent<br />
möchten weniger Zeit fürs Kochen<br />
aufwenden. Auch der Einkauf<br />
von Lebensmitteln und anderen<br />
Gütern (41,9 Prozent) wird<br />
als zeitliche Belastung wahrgenommen.<br />
[!]<br />
PAU<br />
5
[verantworten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein Traum<br />
von Manager<br />
Wie der Herr, so’s Gescherr. Die Redensart trifft auch<br />
auf die Gesundheitsvorsorge in Unternehmen zu.<br />
Mitarbeiter achten eher darauf, wenn die Chefs es<br />
vorleben. Für die gibt es speziell auf Führungskräfte<br />
zugeschnittene Check-ups und Programme.<br />
Foto: © kazzakova / Fotolia.com<br />
Firmen handeln global, die Welt ist immer enger vernetzt.<br />
Das macht es zunehmend schwierig für Führungs-<br />
und Spitzenkräfte, Berufs- und Privatleben<br />
voneinander zu trennen. Ständige Erreichbarkeit am<br />
Wochenende oder Feiertag ist heute selbstverständlich. Dazu<br />
kommt der demografische Wandel, der sich auch in den<br />
Unternehmen bemerkbar macht. Eine alternde Gesellschaft<br />
bedeutet eine alternde Belegschaft. „Und die junge<br />
Generation, die sogenannte Generation Y, stellt neue Anforderungen<br />
an Arbeit und Führung. Sie legt Wert auf<br />
eine Work-Life-Balance“, sagt Gottfried Richenhagen,<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der privaten<br />
Essener Hochschule für<br />
Ökonomie und Management<br />
(FOM). Auch wenn<br />
sie Karriere machen<br />
wollen, legen junge<br />
Mütter und Väter<br />
heute starken Wert<br />
auf die Vereinbarkeit<br />
von Familie<br />
und Beruf.<br />
„Die Unternehmen<br />
und Verwaltungen<br />
benöti-<br />
Gottfried Richenhagen.<br />
Management-Professor<br />
gen<br />
ein<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement der<br />
dritten Generation: strategisch orientiert, in<br />
das Personalmanagement integriert“, sagt Richenhagen<br />
.<br />
Gesundheitsvorsorge für Führungs- und Fachkräfte<br />
sei für Unternehmen schon heute ein<br />
wichtiger Wettbewerbsfaktor. Insbesondere, da<br />
auf dem Arbeitsmarkt in vielen städtischen Gebieten,<br />
aber auch im ländlichen Raum, der Mangel<br />
an gut ausgebildeten Fachkräften immer deutlicher<br />
zutage tritt, sei es sogar notwendig zur<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[verantworten]<br />
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Wenn sich Unternehmen um<br />
das gesundheitliche Wohl ihrer Mitarbeiter kümmern, komme das<br />
überdies der Produktivität zugute. „Das kann man rechnen“, was man<br />
für jeden eingesetzten Euro zurückbekomme.<br />
Um für gute Leute interessant zu sein und sie an sich zu binden, müssten<br />
Unternehmen mittlerweile weit mehr tun als nur auf die klassischen<br />
Faktoren zu setzen. „Gutes Essen in der Kantine, Bewegung, Betriebssport<br />
reicht nicht“, sagt der Professor. Da gehe es unter anderem<br />
um gute Führung, gute Zusammenarbeit, Teamarbeit, die Gestaltung<br />
des Arbeitsplatzes und dessen Umgebung, um Arbeitszeitgestaltung<br />
und auch Freizeitorientierung.<br />
VOM NICE-TO-HAVE ZUM MUST-HAVE<br />
„Es ist nicht so, dass die junge Generation nicht bereit ist, Überstunden<br />
zu machen.“ Aber eher nicht spontan, kurzfristig, sondern nach Vereinbarung,<br />
meint Richenhagen. Gute Führung, gesundheitlich orientiert,<br />
bedeute Teamarbeit auf Augenhöhe; es genüge nicht Arbeitsanweisungen<br />
von oben nach unten zu geben. Der Wettbewerbsfaktor<br />
Gesundheit ist vom „nice-to-have“ zum „must-have“ geworden.<br />
Dazu kommt: „Das Gesundheitsverhalten der Führungskräfte schlägt<br />
durch auf die nachgeordneten Mitarbeiter“, sagt Dr. Martin Sillem.<br />
„Wenn der Chef raucht oder die Chefin stark übergewichtig ist, sehen<br />
Mitarbeiter es nicht ein, ihr Verhalten in diesen Punkten zu ändern“,<br />
nennt der Mannheimer Mediziner Beispiele. Umgekehrt, wenn es gelingt,<br />
dass Vorgesetzte ihr Gesundheitsverhalten ändern, habe das eine<br />
Vorbildfunktion. Deshalb würden in vielen Unternehmen Führungskräfte<br />
mit einem gewissen Nachdruck dazu aufgerufen, bei betrieblichen<br />
Präventionsangeboten mitzumachen, berichtet Richenhagen.<br />
Zudem organisieren etliche Firmen in diesem Bereich eigene Programme<br />
für ihr hoch qualifiziertes Personal und betreiben Coaching zu<br />
gesundheitlichen Themen. Manager seien heute auch aufgeschlossener<br />
sich coachen zu lassen, als das früher der Fall war.<br />
Dass Menschen in Führungspositionen häufiger oder schwerer erkranken<br />
sollen als andere, hat der Professor übrigens nicht beobachtet;<br />
es sei auch nicht plausibel. Klar gebe es eine höhere Arbeitsbelastung<br />
auf der einen Seite, „auf der anderen Seite haben Führungskräfte aber<br />
mehr Gestaltungsmöglichkeiten, diese Belastungen zu kompensieren,<br />
sie durch gute Führung und Teamarbeit abzufedern.“<br />
Männerleiden, Frauenleiden<br />
Spezielle Spurensuche je nach Geschlecht.<br />
Foto: © bertys30/Fotolia.com<br />
Auf vier signifikante gesundheitliche Besonderheiten geht<br />
Dr. Martin Sillem beim Geschlechtervergleich ein. So haben<br />
Frauen ein anderes Risikoprofil bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
als Männer – sie bekommen seltener einen Herzinfarkt,<br />
sie bekommen andere Krebserkrankungen als Männer, seelische<br />
Ursachen von körperlichen Beschwerden sind bei Frauen<br />
häufiger und schließlich brechen sich Männer die Knochen in<br />
der Jugend, Frauen im Alter.<br />
Auf diese geschlechterspezifischen Merkmale gehen auch die<br />
Vorsorgeangebote der gesetzlichen Krankenkassen ein, etwa<br />
mit Krebsvorsorge ab 20 Jahren, Check-up und Hautkrebs-<br />
Screening ab 35, Darmkrebsvorsorge ab 50 und dem staatlichen<br />
Mammografiescreening zwischen 50 und 70. GAL<br />
Obwohl immer mehr Firmen jährliche medizinische Screenings für<br />
Mitarbeiter in ihr Gesundheitsprogramm aufnehmen, tun sich noch<br />
immer viele männliche Manager schwerer mit der eigenen Gesundheitsvorsorge<br />
als weibliche Führungskräfte. Was allerdings nicht nur<br />
in Leitungspositionen zu beobachten ist, sondern generell. „Das hängt<br />
7
[verantworten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © Andres Rodriguez / Fotolia.com<br />
wohl mit dem männlichen<br />
Selbstbild zusammen“,<br />
meint Richenhagen. Männer gehen oft rücksichtsloser<br />
mit der eigenen Gesundheit um, als es vielleicht Frauen<br />
tun. Der Körper hat zu funktionieren. Ständige Erreichbarkeit, Arbeitssucht,<br />
und auch der Wunsch, sich unentbehrlich zu fühlen, führten<br />
dazu, Warnsignale wie Kopf- oder Rückenschmerzen zu verdrängen.<br />
Frauen geben Körpersignalen eher ihre eigene Berechtigung.<br />
CHECK-UP FÜR DIE CHEFIN AN EINEM TAG<br />
Dennoch gehen auch rund ein Drittel der Frauen nicht zur Vorsorge,<br />
weiß Dr. Martin Sillem. „Und das ist nicht von der sozialen Schicht<br />
abhängig“, sagt der Gynäkologe. Es sei auffällig, dass Frauen, „wenn sie<br />
die Anti-Baby-Pille nicht mehr brauchen, nicht mehr so häufig zu uns<br />
kommen“. Aussagen wie „das bringe ich in meinem beruflichen Alltag<br />
nicht unter“ setzt seine Mannheimer Praxisklinik am Rosengarten einen<br />
speziellen medizinischen Check-Up<br />
für Frauen entgegen: Alles passiere an einem<br />
Tag – „aus der Erkenntnis, dass die gesetzlichen<br />
Vorsorge-Angebote, die es bisher<br />
gibt, typisch männliche Beschwerden in<br />
den Vordergrund stellen“. Zum Beispiel<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder körperliche<br />
Fitness.<br />
Auch das Gefährdungsprofil von Männern<br />
und Frauen unterscheidet sich. So rauchen<br />
Frauen seltener als Männer, sind aber stärker<br />
als diese durch Alkoholsucht gefährdet.<br />
Und zwar je höher der soziale Status,<br />
© Christoph Bastert Photographie<br />
Gynäkologe<br />
Dr. Martin Sillem.<br />
desto eher. „Wir wissen aber auch,<br />
dass Frauen anderen, teils böswilligen<br />
Erkrankungen ausgesetzt<br />
sind wie Brustkrebs<br />
oder Osteoporose<br />
– der Knochenentkalkung,<br />
mit der viele<br />
Frauen mit Einsetzen<br />
der Wechseljahre zu<br />
kämpfen haben.“ Für<br />
viele funktionale Beschwerden<br />
wie Bauchweh<br />
finde man keine organischen<br />
Ursachen. Und bei der Betrachtung<br />
nur eines Organsystems komme<br />
vieles zu kurz.<br />
„Wenn ein Unternehmen uns seine Führungskräfte<br />
schickt, nehmen wir sie samstags<br />
in die Klinik. Dann ist auch niemand<br />
sonst in der Praxis. Wir sind dann bis<br />
zum Nachmittag durch,<br />
und die Frauen wissen,<br />
wo sie stehen“,<br />
erläutert<br />
Sillem den Ablauf<br />
eines interdisziplinären<br />
Screenings.<br />
Das Programm<br />
sieht Untersuchungen<br />
beim Gynäkologen, Radiologen und Kardiologen vor sowie ein<br />
Gespräch mit einer Präventologin. Bei dem ganzheitlichen Check-up<br />
werde großer Wert auf Gespräche und Beratung gelegt, anstatt mal<br />
eben ein Mittelchen – etwa gegen Hormonmangel – zu verschreiben<br />
und dann irgendwann zu kontrollieren, ob es auch etwas gebracht<br />
hat. Die Präventologin helfe zudem, ein realistisches, langfristiges<br />
Trainingsprogramm festzulegen, zum Beispiel, um abzunehmen und<br />
dann auch bei dem Gewicht zu bleiben.<br />
Ob medizinischer Check oder andere Maßnahmen: Viele Unternehmen<br />
haben den Nutzen und die Bedeutung betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
bereits erkannt und eigene Programme und Projekte eingeführt.<br />
„Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen aber<br />
sind noch nicht hinreichend über die Chancen und Möglichkeiten<br />
betrieblicher Gesundheitsförderung informiert“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium<br />
dazu auf seiner Homepage.<br />
WO STEHEN WIR? WO WOLLEN WIR HIN?<br />
Generell gilt: Wie sich ein Unternehmen im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
aufstellt, dafür gibt es kein Patentrezept. „Es<br />
sind viele Stellglieder, die in einem solchen Steuerungskonzept zu<br />
drehen sind“, sagt Professor Richenhagen. Das Unternehmen müsse<br />
sich ansehen, wo es steht, Ziele formulieren und überlegen, wie es sie<br />
erreicht, „wie sonst in anderen Bereichen der Unternehmensführung<br />
auch“. Um zu sehen, dass es sich auswirkt, müsse ein solches Konzept<br />
dann auch über mehrere Jahre durchgezogen werden. [!]<br />
WERNER GALLBRONNER<br />
8
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Für die<br />
Ausgabe<br />
Neugestaltung<br />
47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
Ihrer Welt<br />
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9
[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Es geht um<br />
Leben und Tod<br />
Halbgare Beratung – zackzack – Hauptsache, die Kasse klingelt? Undenkbar für<br />
Christoph und Dr. Oliver Holbein, die Chefs von Sport Sohn in Ulm – und ihre<br />
Mitarbeiter. Sie sind leidenschaftliche Sportler und Spezialisten in vielen<br />
Diszi plinen. Müssen sie auch sein. Am Berg geht es schnell um Leben und Tod.<br />
Geben die Kunden im Sportfachhandel heute mehr<br />
Geld aus als früher?<br />
Insgesamt ja, weil Sport mittlerweile auch viel mit Fitness<br />
und Gesundheit zu tun hat – und ein Riesentrend<br />
ist. Früher ging es hauptsächlich um klassische Sportarten<br />
wie Fußball, Skifahren oder Tennis.<br />
Sport Sohn wurde 1950 in Neu-Ulm gegründet. Wie<br />
hat sich die Kundschaft verändert?<br />
Die Kunden kommen heute gut informiert zu uns in<br />
den Laden, sind aber empfänglich für Beratung. Sie<br />
sind qualitätsbewusst, erwarten eine sehr gute Funktionalität<br />
und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />
sind aber nicht fixiert auf eine Marke – mal abgesehen<br />
von Adidas und Nike bei Lifestyle-Produkten.<br />
Sportmode gehört heute zum Straßenbild. In den<br />
50er Jahren wäre doch keiner auf die Idee gekommen,<br />
mit Turnschuhen zum Einkaufen zu gehen.<br />
Sich leger in Sportbekleidung auf die Straße zu wagen,<br />
war früher sozial nicht akzeptiert. Es hat sich ganz<br />
schön viel geändert. In den 50er Jahren, der Aufbauzeit<br />
nach dem Krieg, herrschte Mangelwirtschaft. Die Menschen<br />
hatten existenzielle Probleme. Heute sind bei einem<br />
Großteil der Bevölkerung die Grundbedürfnisse<br />
gedeckt. Die Freizeit hat einen immer größeren Stellenwert,<br />
die Leute haben Zeit und Geld. Zu unserem Glück<br />
ist Sport ein gern betriebenes Hobby.<br />
Was hat sich noch geändert?<br />
Heute gibt es viel mehr Waren, viel mehr Marken von<br />
viel mehr Herstellern für viel mehr Sportarten. Das bedeutet<br />
gleichzeitig, dass wir mehr Fläche brauchen, um<br />
Ware zu präsentieren. Obendrein ist das Bedürfnis<br />
nach Individualisierung gewachsen. Wir sehen uns<br />
zwar als Gruppe, jeder Einzelne will darin aber individuell<br />
aussehen, einen eigenen Stil haben.<br />
Und damals?<br />
Denken Sie nur an den Wintersport. In den 50er Jahren<br />
gingen die Menschen zum Skifahren und waren glücklich,<br />
in den Bergen zu sein. Die Leute sahen ziemlich<br />
einheitlich aus. Es gab zwei Arten von Hosen: Keilhosen<br />
für Männer und Keilhosen für Frauen – in Schwarz<br />
und in Schwarz.<br />
Und heute?<br />
Da gibt es die sportlichen Pistenfahrer, Freerider, die<br />
neben der Piste fahren oder Skitouren gehen, und junge<br />
Leute, die Tricks und Sprünge in den Snow-Parks machen;<br />
es gibt „Après-Skifahrer“ ... Jede der Zielgruppen<br />
hat andere Bedürfnisse und Vorstellungen von Bekleidung,<br />
Handschuhen, Helm, Brille, Ski und Schuhen.<br />
Was bedeutet das für die Warenpräsentation?<br />
Früher sprach man von der sogenannten Ärmelparade:<br />
Die Kleidungsstücke hingen dicht an dicht an einer<br />
langen Stange. Heute soll man jedes Kleidungsstück so<br />
gut wie möglich sehen können; man präsentiert es<br />
frontal, in Brust- oder Rückenansicht. Die Kunden sollen<br />
schon im Vorbeischlendern erkennen, ob das ihr<br />
Stil ist, ob ihnen Passform und Material gefallen. Dafür<br />
brauchen Sie Platz.<br />
Wie wichtig ist der „Erlebnisfaktor“ beim Einkaufen?<br />
Nun ja. Für uns ist maßgeblich, welchen Eindruck der<br />
Kunde am Ende von uns hat. Die Präsentation der Ware,<br />
Ladenbau, Architektur, Licht, Raumklima sehen wir<br />
im Grunde als Hardware – die muss funktionieren. Elementar<br />
aber ist die Software: Beratung, guter Service,<br />
Zur Person<br />
Dr. Oliver Holbein<br />
stieß nach seiner<br />
Facharztausbildung<br />
im Jahr 2001 in die<br />
Geschäftsführung<br />
des Ulmer Handels<strong>unternehmen</strong>s.<br />
Wie<br />
sein Bruder lebt der<br />
Unfallchirurg für den<br />
Sport. Der 48-Jährige<br />
ist verheiratet und<br />
hat mit seiner Frau<br />
Anette drei Kinder im<br />
Alter von 16, 15 und 8<br />
Jahren. Er fährt<br />
Mountainbike, zudem<br />
ist er ein leidenschaftlicher<br />
Freerider<br />
und Ski-Tourengeher.<br />
Im Unternehmen<br />
kümmert er sich<br />
schwerpunktmäßig<br />
um den Einkauf. Dafür<br />
ist er sechs Monate<br />
im Jahr auf der<br />
Straße.<br />
Ein Glück auch für den Fachhandel. Sport ist heute ein beliebtes Hobby: Christoph (links) und Oliver Holbein.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Zwischen Männern und Frauen gibt es mehr Unterschiede,<br />
als man denkt, erklärt Christoph Holbein. Männer etwa<br />
fassen Textilien nur an, wenn sie ernste Absichten haben.<br />
richtig. Pflicht ist, den Kunden zu begrüßen und ihm so<br />
das Signal zu geben: Ich bin in deiner Nähe – nicht aufdringlich,<br />
aber bereit Dich zu beraten. Wenn ein Kunde<br />
auf Ware zugeht, dann zeigt er, dass er ein weitergehendes<br />
Interesse hat. Speziell Männer.<br />
Speziell Männer?<br />
Genau. Männer fassen Textilien nicht zum Spaß an.<br />
Männer fassen Textilien an, weil sie ernste Absichten<br />
haben. Männer brauchen in der Regel Hilfe. Viele kennen<br />
ihre Größe nicht. Sie sagen, sie haben L, wissen<br />
aber nicht, ob sie nun in 50 oder 52 passen. Für uns ist<br />
das aber auch eine Möglichkeit, unkompliziert ins Gespräch<br />
zu kommen.<br />
Running, Hiking, Skifahren, Schwimmen ... Welches<br />
Segment ist das beratungsintensivste?<br />
Skifahren, Skitouren, Höhenbergsteigen.<br />
Zur Person<br />
Wie sein Bruder ist<br />
Christoph Holbein ein<br />
Quereinsteiger im<br />
Einzelhandel. Er studierte<br />
Sportwissenschaften<br />
in München<br />
und absolvierte ein<br />
Architektur-Grundstudium.<br />
Er stieß im<br />
Jahr 1996 zum Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Seine Hobbys sind<br />
Skitouren, Walken, Inliner-Fahren<br />
und<br />
Schwimmen. Im Winter<br />
hat er viel Spaß<br />
bei Nacht-Ski-Touren<br />
auf der Piste mit<br />
Stirnlampe, sommers<br />
paddelt er schon mal<br />
stehend Flüsse hinunter.<br />
Der 47-Jährige<br />
ist verheiratet und<br />
hat mit seiner Frau<br />
Sybille drei Kinder<br />
(16, 15, 11). Im Unternehmen<br />
ist er der „Innenminister“.<br />
Zudem<br />
kümmert er sich um<br />
den Einkauf von<br />
Sportschuhen und Inline-Skates.<br />
ein freundliches, kompetentes und vertrauenswürdiges<br />
Verkaufsteam. Der Kunde muss sich wohlfühlen.<br />
Das „Einkaufserlebnis“ hängt auch Studien zufolge extrem<br />
vom Verhalten und Wissen des Mitarbeiters ab –<br />
weniger davon, ob ich meine Waren wie Kunstwerke in<br />
einem Museum darbiete und zelebriere. Derart durchgestylte<br />
Läden wirken oft sehr kalt und wenig lebendig.<br />
Worauf kommt es an?<br />
Der Kunde will einfach und komfortabel einkaufen,<br />
schnell finden, was er sucht. Daher müssen wir den Laden<br />
oft umräumen, um wetter- und saisongerecht die<br />
Bedürfnisse zu erfüllen.<br />
Wie schwierig ist es für Verkäufer zu erkennen,<br />
wann der Kunde mit ihm in Kontakt treten will?<br />
Ein erfahrener Verkäufer liegt in 90 Prozent der Fälle<br />
Warum?<br />
Bei diesen Sportarten können extreme äußere Bedingungen<br />
herrschen: bis minus 40 Grad C, Wind über 100<br />
km/h, Schneetreiben, Lawinengefahr. Dementsprechend<br />
hoch sind die Anforderungen an Bekleidung,<br />
Schuhe und Gerät – vom Schlafsack und Zelt über Seile,<br />
Keile bis hin zur Lawinensicherheitsausrüstung. So eine<br />
Beratung dauert leicht drei bis vier Stunden.<br />
So lange?<br />
Am Berg kann es um Leben und Tod gehen! Beim Thema<br />
Sicherheit muss alles passen. Das sind die Königsdisziplinen<br />
im Sportfachhandel. Wir haben Himalaya-<br />
Expeditionen ausgestattet; einige unserer Mitarbeiter<br />
sind selbst, privat, in diesen Bergregionen unterwegs.<br />
Unsere Leute sind leidenschaftliche Sportler, mit viel<br />
Praxiserfahrung – in allen Segmenten. Das ist unser<br />
Anspruch. Bereiche, in denen wir den nicht erfüllen,<br />
lassen wir lieber sein.<br />
Gibt es dafür ein Beispiel?<br />
Als wir 2001 an die Bahnhofstraße umgezogen sind,<br />
gab es einen Golf-Boom. Wir hatten viel Platz und richteten<br />
scheinbar folgerichtig eine Golfabteilung ein.<br />
Nur spielt keiner von uns beiden Golf. Keiner unserer<br />
Mitarbeiter war ein wirklicher Golffreak – oder eben<br />
spezialisiert. Die Abteilung gibt es nicht mehr, sie funktionierte<br />
nicht. Weil wir in der Beratung nicht kompetent<br />
genug waren. Das war uns eine Lehre: Wir konzentrieren<br />
uns auf die Themen, die wir beherrschen.<br />
Was machen Sie, wenn Sie erkennen, dass ein Kunde<br />
nicht fit genug ist? Etwa für einen Klettersteig.<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Wer auf einen Klettersteig geht, benötigt einen Gurt,<br />
trittsichere Schuhe und einen Helm. Aber nur weil jemand<br />
eine gute Ausrüstung kauft, ist er nicht alpintauglich.<br />
Zu einer guten Beratung gehört eben auch<br />
Aufklärung. Einsteigern erklären wir, wie sie diesen<br />
Sport beginnen sollen, empfehlen ihnen ein Anfängerbuch<br />
und raten eindringlich, mit der leichtesten Kategorie<br />
A anzufangen. Und vorher Kurse zu machen.<br />
Sehen Sie sich in der Beratungspflicht?<br />
Natürlich. Wir kümmern uns nicht nur um die Wünsche<br />
des Kunden, sondern schauen auch, welche körperlichen<br />
Voraussetzungen er mitbringt.<br />
Sie sind selbst Bergsteiger. Was erleben Sie da so?<br />
Diesen Sommer waren wir zusammen auf dem Hindelanger<br />
Klettersteig. Kaum zu fassen, wie die Leute da<br />
zum Teil unterwegs sind – etliche hatten eine völlig<br />
unpassende Ausrüstung und waren alles andere als fit.<br />
Manche hatten Joggingschuhe an, hatten keine oder<br />
gruselige Helme. Es war abenteuerlich. Ein Glück, dass<br />
es trocken und einigermaßen griffig war. Ist es nur ein<br />
bisschen feucht, wird so ein Ausflug schnell extrem gefährlich.<br />
Ehrlich gesagt haben wir uns danach gewundert,<br />
dass nicht mehr Unfälle passieren.<br />
Was geben Sie Einsteigern mit auf den Weg?<br />
Am besten schließen sie sich die ersten Male geführten<br />
Touren an. Mit einem Verein oder einem eigenen Berg-<br />
Leute mit Joggingschuhen und<br />
gruseligen Helmen auf dem<br />
Klettersteig: Bei dem Anblick<br />
schüttelt es die bergerfahrenen<br />
Brüder.<br />
USM Privacy Panels Die flexible<br />
Lösung zur Strukturierung von<br />
Arbeitsplätzen und Optimierung<br />
der Raumakustik.<br />
Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen<br />
beim autorisierten Fachhandel.<br />
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />
objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />
www.usm.com<br />
13
[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Was hilft, um gegen die Online-Konkurrenz<br />
zu bestehen?<br />
Völlig klar für Oliver Holbein:<br />
Beratung und Service –<br />
auch nach dem Kauf.<br />
führer. Auch wir hatten einen Bergführer auf dem Klettersteig<br />
dabei. Wir arbeiten übrigens mit den drei DAV-<br />
Sektionen in der Region Ulm/Neu-Ulm zusammen und<br />
empfehlen auch ihre Kurse.<br />
Gibt es weitere Tipps?<br />
Am Sparkassen-Dome in Neu-Ulm gibt es eine Klettersteig-Anlage.<br />
Da kann man die Sache ausprobieren und<br />
sich Basics erklären lassen. Man findet schnell selbst<br />
heraus, ob man weitere Hilfe benötigt.<br />
Welche Rolle spielen Dienstleistungen<br />
rund ums Sportgerät?<br />
Sie sind unverzichtbar. Das ist wie<br />
der Kundendienst am Auto. Das<br />
Spektrum reicht vom Skiwachsen<br />
und Kantenschleifen übers Schläger-Bespannen<br />
und Wanderschuhe-<br />
Neu-Besohlen bis hin zu Updates<br />
für elektronische Geräte. Richtig<br />
spannend wird es bei der Individualisierung<br />
von Produkten.<br />
Ein Skischuh<br />
kann fast so<br />
gut passen<br />
wie ein<br />
Pantoffel<br />
Inwiefern?<br />
Beispiel Skifahren: Viele kennen es, dass die Füße taub<br />
oder kalt werden, dass die Skischuhe drücken. Das<br />
muss nicht sein. Man kann sie individuell anpassen.<br />
Bei der Schale wird das über ein Vakuumverfahren gemacht;<br />
zuerst werden sie erhitzt, dann zieht der Kunde<br />
die Schuhe wieder an, darüber kommt eine Art Überschuh,<br />
der mit Luft gefüllt wird. Innenschuh und Sohle<br />
lassen sich dann auch durch Erwärmen verändern.<br />
Wie wichtig sind solche Angebote, um sich gegenüber<br />
der Online-Konkurrenz abzugrenzen?<br />
Sehr wichtig. Das sind keine Produkte von der Stange.<br />
So etwas kann kein Online-Shop. Wir sind mittlerweile<br />
in der Lage, nahezu alle Schuhe individuell anzupassen,<br />
selbst Fußballschuhe.<br />
Was ist ihr wichtigster Trumpf?<br />
Beratung und Service auch nach<br />
dem Kauf. Die Kunden können zu<br />
uns kommen, wenn sie mit einem<br />
Produkt nicht klarkommen oder<br />
wenn ein Defekt aufgetreten ist.<br />
Wir lösen Probleme. Mit der Sport-<br />
Sohn-Kundenkarte gibt es automatisch<br />
eine Zufriedenheitsgarantie.<br />
Wer etwa mit seinem neuen<br />
Ski auf der Piste nicht glücklich ist,<br />
wird noch einmal gründlich beraten – und wir tauschen<br />
das Produkt dann auch um. Für uns gibt es nichts<br />
Schlimmeres, als wenn ein Kunde das falsche Produkt<br />
erhält. Nur so können wir wettbewerbsfähig sein –<br />
auch gegenüber reinen Online-Playern.<br />
Wie entwickelt sich Ihr Online-Shop?<br />
Wir haben dort nur ein sehr schmales Sortiment: Ski<br />
im Winter, Zelte im Sommer.<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Woher kommen Ihre Online-Kunden?<br />
Die Online-Kundschaft wohnt 100 Kilometer und weiter<br />
von Ulm entfernt, München, Stuttgart ... Die Leute,<br />
die in der Nähe leben, kommen zu uns ins Geschäft.<br />
Denken Sie nur an Alpin-Ski. Hier wird alles innerhalb<br />
von 60 Minuten passgenau eingestellt, das kann „online“<br />
nicht gemacht werden.<br />
Wie funktioniert das Ski-Geschäft im Internet?<br />
Über den Preis und Nischenprodukte. Wir sehen „online“<br />
jetzt ja noch als Lernprojekt. Manchmal machen<br />
wir Ski deutlich günstiger als der bis dato billigste Online-Anbieter.<br />
Keine zwei Stunden später haben die<br />
Schnäppchenjäger bestellt.<br />
Gibt es die Online-Preise auch im Laden?<br />
Natürlich. Wir ändern die Preise im Netz erst, nachdem<br />
sie in der Abteilung gesenkt wurden. Bei uns wird es<br />
nie einen Cent Abweichung geben. Gleiche Preise für<br />
alle sind eine Grundvoraussetzung im Handel.<br />
Wie beurteilen Sie den boomenden Online-Handel?<br />
Der Wettbewerb ist knallhart und wird durch das große<br />
Kapital und große Anbieter dominiert: europaweite,<br />
wenn nicht weltweite Online-Plattformen. Der Wert<br />
dieser Unternehmen wird nach Wachstumsphan tasien<br />
und Höhe der Marktanteile bewertet und nicht daran,<br />
ob sie Handelserträge erwirtschaften. Unternehmen<br />
wie Zalando sind bisher den Beweis für die nachhaltige<br />
Ertragsgewinnung schuldig geblieben. Im Grunde sind<br />
das reine Finanzprodukte – Wetten in die Zukunft. Daher<br />
auch der Gang an die Börse. Nahezu alle Unternehmen<br />
aus unserer Branche, die als Benchmark für Onlinehandel,<br />
Onlineshops gelten oder gegolten haben,<br />
arbeiten defizitär, sind insolvent oder werden von Finanzinvestoren<br />
gesteuert. Online-Umsatz zu machen,<br />
ist nicht schwierig; online Geld zu verdienen, ist derzeit<br />
fast nicht möglich.<br />
Was heißt das für SportSohn.de?<br />
Wir glauben nicht, dass SportSohn.de oder SportSohn.<br />
com deutschlandweite Relevanz erfahren wird. Um<br />
sich als Marke im Internet zu etablieren, braucht es Kapital<br />
ohne Ende, aggressives Marketing. Für mittelständische<br />
Unternehmen ist das nicht zu leisten. Drittplattformen<br />
wie Amazon dagegen bringen Millionen Klicks<br />
am Tag; aber weil sie als Händler eine Provision von bis<br />
zu 20 Prozent abführen müssen, bleibt kein Ertrag übrig.<br />
Bevor wir Amazon Provisionen in den Rachen stecken,<br />
investieren wir unser Geld lieber in gute Preise<br />
für unsere Kunden und in unser Mitarbeiterteam.<br />
Christoph Holbein hält nichts<br />
davon, Online-Plattformen<br />
wie Amazon Provisionen in<br />
den Rachen zu stecken. Das<br />
Geld investiere man lieber in<br />
gute Preise für die Kunden<br />
und ins Mitarbeiterteam.<br />
Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />
Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />
erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />
www.gruener-bulthaup.de<br />
bulthaup bei Grüner<br />
Grüner GmbH. Neue Straße 113. 89073 Ulm<br />
Tel. 0731 92 70 59 30<br />
15
[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Bei einer so riesigen Auswahl ist Beratung elementar. Die Mitarbeiter sind selbst Sportler und ausgewiesene Kenner in ihren Fachgebieten.<br />
Pistenverbot<br />
am Arlberg<br />
Trends aufzunehmen und selbst zu setzen.<br />
Diesen Anspruch verfolgt Sport Sohn<br />
seit 65 Jahren. Christoph und Oliver Holbeins<br />
Großmutter, Ilse Sohn, hatte ein<br />
ausgeprägtes Stil- und Modebewusstsein.<br />
Sie brachte Marken aus Frankreich und<br />
Italien nach Ulm und Neu-Ulm, zu einer<br />
Zeit, in der Sportfachhändler die Funktionalität<br />
der Sportgeräte in den Vordergrund<br />
stellten. In den frühen 80er Jahren<br />
waren die Holbeins gar zu fortschrittlich<br />
für die Pistenwarte der Arlberger Bergbahn<br />
in St. Anton. Ihr Vater Bernd (72),<br />
der heute noch in der Firma mitarbeitet,<br />
hatte von der Sportartikelmesse Ispo<br />
Snowboards mitgebracht. Die Weltneuheit<br />
sollten seine sportbegeisterten Jungs am<br />
Arlberg ausprobieren. Nach drei Abfahrten<br />
erhielten sie Pistensperre und Liftverbot.<br />
In der Folge schuf Sport Sohn seine<br />
eigene Snowboardmarke und hatte – bis<br />
die großen Hersteller die Zeichen der Zeit<br />
erkannten – einen Marktanteil von zehn<br />
Prozent. Aus einer Verkaufsfläche von<br />
200 Quadratmetern im Jahr 1950 sind bis<br />
heute rund 6000 geworden. Inklusive Büro-,<br />
Lager und Dekoräumen kommt Sport<br />
Sohn auf 10.000 Quadratmeter.<br />
Die Zahl der Lieferanten und Hersteller erhöhte<br />
sich von 5 auf 350. Sport Sohn ist<br />
mit Läden in Ulm und Neu-Ulm vertreten<br />
und hat einen Lagerverkauf sowie eine<br />
Tennis- und Freizeitanlage in Neu-Ulm-<br />
Ludwigsfeld. Das Unternehmen beschäftigt<br />
mehr als 200 Mitarbeiter, auf Vollzeitstellen<br />
umgerechnet etwa 110, und 20<br />
Auszubildende.<br />
AMB<br />
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Online-Shop?<br />
Wir wollen erreichbar sein, auch wenn unsere Kunden<br />
am Sonntag auf dem Sofa liegen. Sie sollen online unser<br />
Lager durchstöbern können, schauen, ob wir einen<br />
gewünschten Artikel in ihrer Farbe und Größe verfügbar<br />
haben und was er kostet. Wenn er gefällt, können<br />
sie ihn für sich reservieren und einen Beratungstermin<br />
vereinbaren, um zum Beispiel die<br />
Größe und Passform zu prüfen.<br />
Stammkunden können auch online<br />
bestellen. Dafür bereiten wir unseren<br />
Online-Shop und unsere EDV<br />
aktuell im Hintergrund vor.<br />
Je mehr<br />
Leute wir auf<br />
die Bretter<br />
bringen,<br />
desto besser<br />
Themenwechsel: Seit 1960 unterhält<br />
Sport Sohn eine eigene<br />
Skischule. Wie ist sie ausgelastet?<br />
Das hängt stark an der Schneelage und dem Wetter.<br />
Wenn beides passt, ist die Auslastung gut. Schwerpunkt<br />
sind Kinder, Einsteiger und Wiedereinsteiger.<br />
Wir haben ein tolles Skilehrer-Team, gestandene, erfahrene<br />
Leute mit hoher sozialer Kompetenz. Man<br />
spürt, dass sie die Kurse nicht wegen des Geldes, sondern<br />
aus Leidenschaft machen. Wir bekommen sehr<br />
viele positive Rückmeldungen von den Teilnehmern.<br />
Wie ist die Konkurrenzsituation?<br />
Ehrlich gesagt ist die Skischule ein Non-Profit-Unternehmensteil.<br />
In schneearmen Wintern gleichen wir<br />
das Defizit aus. Wir sehen auch Vereine, die Skikurse<br />
anbieten, nicht als Konkurrenten.<br />
Im Gegenteil: Je mehr Menschen<br />
wir und die Vereine zusammen auf<br />
die Bretter und in den Schnee bringen,<br />
desto besser.<br />
Sie haben einen zweiten Laden<br />
in Neu-Ulm – und überdies einen<br />
Lagerverkauf im Stadtteil<br />
Ludwigsfeld. Wie läuft der?<br />
Wir sind zufrieden. Schwaben<br />
sind bekanntlich Schnäppchenjäger – erst recht in Zeiten<br />
von Rabattaktionen landauf landab. Nach der Abschaffung<br />
des Rabattgesetzes und der Sonderverkaufsregulierung<br />
haben die sogenannten Rotpreise deutlich<br />
zugenommen; Tendenz weiter steigend. Darauf gehen<br />
wir mit unserem Lagerverkauf ein. Es bleibt ja in unse-<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
ren beiden Häusern zum Saisonende immer Ware übrig.<br />
Ziel ist es, 80 Prozent abzuverkaufen. Wir ergänzen<br />
das durch gezielte Einkäufe vom Restlager der Industrie<br />
– europaweit, nicht nur in Deutschland.<br />
Welche Ware läuft am besten?<br />
Die Umsatzanteile sind ähnlich wie in unseren regulären<br />
Geschäften: 55 Prozent Textil, 25 Prozent Schuhe,<br />
20 Prozent so genannte Hartware.<br />
In Ludwigsfeld steht auch Ihre große Tennis- und<br />
Freizeitanlage: Wer kommt dorthin?<br />
Freizeitsportler, die nicht an Vereinstrainingszeiten gebunden<br />
sein wollen. Vereinsspieler, die im Winter<br />
keine eigenen Hallenplätze haben, Betriebssportgruppen.<br />
Auf unserer Anlage ist der erste Ulmer Squash<br />
Club beheimatet, Tennistrainer nutzen unsere Plätze<br />
für Unterricht. Zudem bieten wir Badminton- und<br />
Tisch tennisplätze an. In den 70er Jahren waren wir eine<br />
der ersten kommerziellen Tennis-Anlagen in Süddeutschland.<br />
Wie ist das Altersspektrum?<br />
Die Tennisspieler sind oft zwischen 55 und 60 Jahre, der<br />
Älteste ist über 80 Jahre alt. Die Squasher sind zwischen<br />
25 und 30 Jahren. Die Badminton-Plätze nutzen neben<br />
Freizeitspielern auch Familien.<br />
Was ist vom Tennishallen-Boom übriggeblieben?<br />
In den 80er, 90er Jahren lösten Boris Becker, Steffi Graf<br />
und Michael Stich einen Boom aus. Es entstanden viele<br />
Anlagen. Doch die Begeisterung hat sich überlebt, in<br />
den vergangenen 15 Jahren haben viele Betreiber ihre<br />
Hallen und Anlagen geschlossen. In Ulm/Neu-Ulm<br />
sind wir der letzte Anbieter für Squash und Badminton.<br />
Auch im Tennis gibt es nur noch wenige Anbieter. Wir<br />
haben in den letzten Jahren stabile Zahlen mit leichter<br />
Aufwärtstendenz.<br />
Wie kostenintensiv ist eigentlich der Unterhalt einer<br />
solchen Anlage?<br />
Enorm. Die Energiepreise für Strom, Heizung und Wasser<br />
sind sehr dynamisch. Wir haben über 8000 Quadratmeter<br />
Hallenflächen zu versorgen. Unser betriebswirtschaftliches<br />
Ziel ist eine schwarze Null, um das<br />
Sportangebot für die Region erhalten zu können.<br />
Sport Sohn ist – wie Sie auf Ihrer Homepage<br />
schreib en – das größte Sportgeschäft zwischen<br />
Stuttgart, München und Bodensee. Wie stehen sie<br />
im Branchenvergleich da?<br />
Wir sind im Umsatz in den Top 10 der nicht-filialisierten<br />
stationären Sporteinzelhandelsgeschäfte in<br />
Deutschland. Ulm und Neu-Ulm kommen zusammen<br />
auf knapp 180.000 Einwohnern und liegen im Ranking<br />
der Großstädte bundesweit etwa auf Rang 40. Die anderen,<br />
führenden Sportfachgeschäfte sind in deutlich<br />
größeren Städten.<br />
Der Tennis-Boom der 80er<br />
hat sich überlebt. Ihre eigene<br />
Anlage betreiben die Geschäftsführer<br />
vor allem deshalb<br />
noch, um das Sportangebot<br />
für die Region zu erhalten.<br />
Ziel: eine schwarze Null.<br />
DEKRA Akademie qualifiziert:<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
Ladungssicherung<br />
EU-Kraftfahrer/-in Weiterbildung Lkw/Bus<br />
Entsorgungslogistik<br />
Gefahrgutfahrer/-in und Gefahrgutbeauftragte/-r<br />
Fachkraft Lagerlogistik und Logistikmeister/-in<br />
Gabelstapler bedienen (jährliche Unterweisung)<br />
Brandschutzhelfer/-in mit Feuerlöschübung<br />
Hubarbeitsbühne<br />
Baustellensicherung<br />
Regalanlagen prüfen<br />
Hygiene im Lebensmitteltransport<br />
SAP (auch berufsbegleitend)<br />
DEKRA Akademie GmbH | Tel.: 0731.93769-0 | www.dekra-akademie.de/ulm<br />
17
[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Warum ziehen Sie eigentlich nicht als Mieter in die<br />
Sedelhöfe ein; sie sollen ja laut Plan 2018 vollendet<br />
sein.<br />
Zu unseren Grundsätzen gehört, in den eigenen Läden<br />
zu arbeiten und nicht in gemieteten. Multi-Label-<br />
Händler wie wir können nur überleben, wenn sie die<br />
Mietkosten im Griff haben: Entweder sie zahlen an sich<br />
selbst Miete oder diese ist so niedrig, dass sie auch mal<br />
einen Umsatzrückgang verkraften können.<br />
Was ist der Hintergrund?<br />
Im Einzelhandel gibt es drei große Kostenblöcke: Der<br />
wichtigste und teuerste ist der Wareneinkauf. Den<br />
können sie selbst steuern. Den zweiten Block, also die<br />
Personalkosten, können Sie auch anpassen – wobei so<br />
etwas schmerzhaft ist.<br />
Oliver und Christoph Holbein<br />
im Gespräch mit Karen<br />
Emler, der Ressortleiterin<br />
Wirtschaft der SÜDWEST<br />
PRESSE, und Alexander<br />
Bögelein, dem Redaktionsleiter<br />
„<strong>unternehmen</strong> [!]“.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
KAREN EMLER,<br />
LEITERIN DER<br />
WIRTSCHAFTSREDAKTION<br />
DER SÜDWEST PRESSE,<br />
UND ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
FOTOS:<br />
LARS SCHWERDTFEGER<br />
DOKUMENTATION:<br />
ISABELLA BURK<br />
Wollen Sie expandieren?<br />
Grundsätzlich gibt es dazu zwei Möglichkeiten: Filialisierung<br />
oder Flächenzuwachs am Standort.<br />
Welche bevorzugen Sie?<br />
Filialisierung ist für uns kein Thema. Wir haben schon<br />
viele Angebote bekommen, gute Standorte in Stuttgart,<br />
Augsburg, München oder Nürnberg zu übernehmen.<br />
Aber ein großes Haus wie unseres in Ulm mit einem<br />
Vollsortiment auf hohem Niveau, tiefer Spezialisierung<br />
und hoher Beratungsintensität lässt sich nicht<br />
vervielfältigen. Unser Mitarbeiter-Team ist in vielen<br />
Jahrzehnten gewachsen, wir haben Betriebszugehörigkeiten<br />
von mehr als 40 Jahren. Das können Sie an einem<br />
neuen Standort nicht einfach aus dem Hut zaubern.<br />
Ein solches Team muss über Jahre wachsen.<br />
Aber es gibt doch Sportfilialisten?<br />
Schauen Sie sich die Ergebnisse der meisten Sportfilialisten<br />
in Deutschland an – das ist für uns nicht erstrebenswert.<br />
Sporteinzelhandel auf hohem Niveau ist zu<br />
komplex für eine Filialisierung. Das haben schon viele<br />
versucht, nach unserem Erachten hat es keiner gut hinbekommen.<br />
Nicht weil alle anderen doof sind, sondern<br />
weil es sehr schwierig ist – wenn nicht gar unmöglich.<br />
Bleibt also nur der Flächenzuwachs an Ihrem<br />
Standort.<br />
Ja, doch auch das ist schwierig. Direkt neben unserem<br />
Standort in Ulm soll das Handels- und Wohnprojekt<br />
„Sedelhöfe“ gebaut werden. Wir wollten uns als Eigentümer<br />
beteiligen und hätten uns an jede Vorgabe gehalten.<br />
Aber die Stadt Ulm konnte oder wollte uns das<br />
nicht ermöglichen.<br />
Und der dritte?<br />
Das ist eben die Miete. Wenn sie in einem Vertrag drinstecken,<br />
lässt ihnen der Vermieter in der Regel nichts<br />
nach. Geht der Umsatz zurück, sitzen sie schnell in<br />
einer Kostenfalle und sie kommen an einen Punkt, wo<br />
sie defizitär arbeiten. Dann können sie gleich aufhören.<br />
Das Thema Miete ist für uns existenzentscheidend, wir<br />
wollen, dass dieser Faktor in unserer Hand bleibt.<br />
Wie beurteilen Sie die neuen Sedelhof-Pläne?<br />
Das städtebauliche Konzept des neuen Investors DC<br />
Commercial passt. Es ist die natürliche Verlängerung<br />
der Fußgängerzone, die künftig auf einem neuen Platz<br />
enden beziehungsweise beginnen wird. Alle Geschäfte<br />
des Großprojektes „Sedelhöfe“ sind dahin ausgerichtet.<br />
Die Kunden werden nicht zwangsweise durch das Handels-Großprojekt<br />
geführt, sie haben einen Überblick,<br />
haben Verweilqualität. So haben wir uns das Konzept<br />
immer gewünscht; wir hatten ja auch versucht, die Pläne<br />
des aufgelösten Investors MAB in diese Richtung<br />
anzupassen. Die neue städtebauliche Idee gefällt nicht<br />
nur den Einzelhändlern besser, sondern auch der Bevölkerung.<br />
Es ist augenscheinlich, dass die Innenstadt<br />
so besser funktioniert. Prima.<br />
Und was halten Sie von dem Handelskonzept, das<br />
hinter der Großinvestition steht?<br />
Es ist anspruchsvoll. DC Commercial plant im Vergleich<br />
zur MAB-Variante mit größeren Flächen pro<br />
Geschäft, bis zu 3500 Quadratmeter. Es sind weniger<br />
Flächen, man kann die Mieter nicht so leicht austauschen.<br />
Aber es ist auch eine große Chance, relevante<br />
und ausstrahlungskräftige Händler nach Ulm zu bekommen.<br />
Wir finden das Konzept richtig, mutig und<br />
zeitgemäß, weil sich die Nachfrage im Handel seit zwei<br />
Jahren hin zu größeren Flächen verschiebt. Wir drücken<br />
die Daumen, dass die Vermietung klappt und attraktive,<br />
starke Unternehmen kommen. Wir freuen<br />
uns darauf. [!]<br />
18
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />
Herr Andreas Dobbert ist seit<br />
01.Juli <strong>2015</strong> für die Schwabengarage<br />
GmbH zuständig und<br />
damit verantwortlich für die<br />
Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />
Heidenheim und Geislingen.<br />
Herr Dobbert arbeitet bereits<br />
seit 1991 für das Unternehmen<br />
Schwabengarage GmbH/<br />
Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />
Zuletzt war er Geschäftsführer<br />
der AHZ Automobil Handelszentrum<br />
GmbH und für die<br />
Marken Toyota und Lexus verantwortlich.<br />
Herr Dobbert ist<br />
51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />
zwei erwachsene Kinder.<br />
Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />
und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
– die Kunden in den Fokus<br />
des Unternehmens zu stellen,<br />
wofür vor allem ein gutes<br />
Betriebsklima verantwortlich<br />
zeichnet,<br />
– das Unternehmen weiterhin<br />
auf ein gesundes Wachstum<br />
auszurichten<br />
– den traditionsreichen Namen<br />
„Schwabengarage“ zu pflegen<br />
und insbesondere die Werte des<br />
Gesellschafters der Emil Frey<br />
Gruppe, zu leben.<br />
AB 12.09.<strong>2015</strong><br />
BEI UNS<br />
AB 12.09.<strong>2015</strong><br />
BEI UNS<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Typisch Ford:<br />
der neue Ford S-MAX<br />
FORD S-MAX TITANIUM<br />
Audiosystem CD inkl. Ford SYNC 2 mit Touchscreen<br />
(20,3 cm Bildschirmdiagonale), Fahrspur-Assistent<br />
inkl. Fahrspurhalte-Assistent und Müdigkeitswarner,<br />
Fernlicht-Assistent, Geschwindigkeitsregelanlage<br />
mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer<br />
Bei uns für<br />
€<br />
29.430,- 1<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Typisch Ford:<br />
der neue Ford Galaxy<br />
FORD GALAXY TREND<br />
Audiosystem CD mit USB-Anschluss und Lenkrad-<br />
Fernbedienung, Klimaanlage mit automatischer<br />
Temperaturkontrolle (2-Zonen-Klimaautomatik),<br />
Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, 3.<br />
Sitzreihe mit 2 Einzelsitzen, manuell umklappbar<br />
Bei uns für<br />
€<br />
29.380,- 1<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford S-MAX: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5<br />
(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Galaxy: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5 (kombiniert);<br />
CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
1<br />
Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />
Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />
Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford S-MAX Titanium 1,5-l-EcoBoost-<br />
Benzinmotor 118 kW (160 PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />
in Höhe von € 890.<br />
1<br />
Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />
Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />
Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford Galaxy Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />
Benzinmotor 118 kW (160PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />
in Höhe von € 890.<br />
19
[gründen] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Drehen an der eigenen Schraube<br />
Das Angestelltendasein war einfach nichts mehr für die Bauingenieure Stefan Brand und Leander Gleinser – immer<br />
behielt ein Vorgesetzter das letzte Wort. Also wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit.<br />
Die Einrichtung im kleinen Büro im<br />
Neu-Ulmer TFU-Gründerzentrum ist<br />
noch eher minimalistisch, die Visitenkarten<br />
sind noch nicht gedruckt. Bis vor wenigen<br />
Tagen standen selbst die Listeneintragungen<br />
und Mitgliedschaften in der Bayerischen<br />
Inge nieurekammer-Bau aus. Jetzt wäre auch<br />
diese Klippe genommen; wahrlich, Klippen<br />
gab es während der gerade mal dreimonatigen<br />
Gründungsphase nicht wenige. Als unüberwindbar<br />
aber hat sich bislang keine erwiesen.<br />
Eher als Steinbrocken auf dem Weg in die<br />
Selbstständigkeit – und im Rückblick<br />
schrumpfen sie eher noch.<br />
Bislang jedenfalls läuft es so richtig gut im<br />
jungen, als GmbH geführten Bauingenieursbüro<br />
„Brand & Gleinser“. Sogar die Auftragsbücher<br />
sind schon gut gefüllt, obwohl der offizielle<br />
Start gerade erst einen Monat<br />
zurückliegt. Da machten sich die guten Kontakte<br />
aus achtjähriger Berufserfahrung der<br />
beiden 33-Jährigen bezahlt. Was die Finanzierung<br />
betrifft, hätten sie bei den regionalen<br />
Banken offene Türen eingerannt. „Diesen<br />
reichte der Hinweis auf unseren Beruf und ein<br />
kurzer Blick in den Business-Plan“, berichtet<br />
Leander Gleinser – und schon räumte die<br />
Bank eine Kreditlinie von 100.000 Euro ein:<br />
das Startkapital. Nur bei der Agentur für Arbeit,<br />
bei der sie noch aus dem Angestelltenverhältnis<br />
heraus einen Gründerzuschuss beantragen<br />
wollten, passten sie anfangs nicht<br />
recht ins Schema. „Die waren auf Vermittlung<br />
gepolt.“ So zog sich die Zusage für den Zuschuss,<br />
der Arbeitslosigkeit und erfolglose<br />
Bewerbungen voraussetze, erst mal hin.<br />
WARUM NICHT BALD WACHSEN?<br />
Denn welcher Bauingenieur mit Berufserfahrung<br />
ist derzeit schon arbeitslos? Deshalb ja<br />
auch die frühen Aufträge. „Für die kommenden<br />
Quartale ist der erforderliche Grundumsatz<br />
schon beinahe gesichert“, erwähnt Stefan<br />
Brand. So rücken bei den Gründern bereits<br />
jetzt Gedanken nach vorne, die laut Plan noch<br />
ein wenig Zeit gehabt hätten: „Sollen wir uns<br />
personell verstärken?“ Vorerst ist Entlastung<br />
von Bürotätigkeiten angesagt, mittel- bis langfristig<br />
aber solle ihr Büro auf 10 bis 15 Mitarbeiter<br />
wachsen, auf eine Größe also, „mit der<br />
man eigentlich alles hinkriegt“. Also auch<br />
Großaufträge in der komplexen Kombination<br />
von Beton- und Stahlbau. Das Feld, das die<br />
Selbststständig statt sicherem Job ? Schraube locker?<br />
Von wegen. Das Ingenieurbüro von Leander<br />
Gleinser (links) und Stefan Brand läuft.
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[gründen]<br />
Bauingenieure beackern, ist die bautechnische<br />
Planung im Bereich Industrie- und Anlagenbau.<br />
Bisher waren die Jungunternehmer für Auftraggeber<br />
weltweit im Einsatz; an dieser internationalen<br />
Ausrichtung wollen sie auch weiterhin<br />
festhalten. Nicht aber an der einseitigen<br />
Koppelung an eine einzige Branche, wie sie<br />
sie in ihrer alten Firma kannten: Grund: „Eine<br />
höhere Diversifizierung reduziert die Abhängigkeit<br />
von konjunkturellen Einschnitten.“<br />
Dass sie den Fuß auch bei der regionalen Wirtschaft<br />
in die Türe bekommen wollen, hängt<br />
gleichermaßen damit zusammen.<br />
Mit ihrem ersten Auftrag hat schon mal beides<br />
geklappt – die Entwurfsplanung für ein<br />
Parkhaus. Auftrag Nummer zwei ist dagegen<br />
die Fortsetzung des bisherigen Tätigkeitsschwerpunkts.<br />
Im Auftrag eines Schweizer<br />
Unternehmens konzipieren die Ingenieure<br />
Kalkschachtöfen für dessen internationale<br />
Kundschaft. Als Besonderheit kommt hinzu,<br />
dass die allermeisten der Öfen ausgerechnet<br />
in stark erdbebengefährdeten Gebieten gebraucht<br />
werden – ein Spezialgebiet des jungen<br />
Büros.<br />
Ihr bisheriger Arbeitgeber hat die beiden nur<br />
ungern ziehen lassen. „Die Trennung war unser<br />
größtes Sorgenkind“, räumen die Gründer<br />
ein, „doch auch dieser Punkt ist schließlich<br />
weitaus besser gelaufen als gedacht.“<br />
Mehr als ein Jahr waren sie mit der Idee<br />
schwanger gegangen, ein eigenes Büro auf die<br />
Füße zu stellen. Der „sehr ausführliche“ Business-Plan<br />
entstand binnen dreier Monate. Warum<br />
sie sich aus einer gesicherten Position<br />
heraus überhaupt ins Risiko begeben haben?<br />
Gleinser erklärt es an einem Beispiel aus der<br />
Praxis: „Stahlverbindungen lassen sich mit<br />
vielen kleinen oder mit wenig großen Schrauben<br />
herstellen.“ Ja und? „Ich möchte bestimmen<br />
können, welche Variante gewählt wird.“<br />
Auf eine höhere Ebene übertragen, heißt dies:<br />
Es geht um die Frage, welche technische Linie<br />
ein Büro vertritt. Und künftig sind die beiden<br />
Herr darüber. [!]<br />
THOMAS VOGEL<br />
Die verflixte Sache<br />
mit der Motivation<br />
Sie seien auf derselben Wellenlänge,<br />
„und wir können uns offen die Meinung<br />
sagen.“ Stefan Brand und Leander<br />
Gleinser sehen darin eine wichtige Voraussetzung<br />
für die gemeinsame Arbeit<br />
– vor allem, wenn eines Tages der personelle<br />
Ausbau des Büros akut wird.<br />
Mit zwei Fragen haben sie sich schon<br />
jetzt intensiv auseinandergesetzt:<br />
Wie bekommen wir qualifiziertes Personal?<br />
Und wie schaffen wir es, dessen<br />
Motivation hoch zu halten? Letzteres<br />
werde sehr stark von ihrem eigenen<br />
Verhalten gegenüber den Mitarbeitern<br />
in spe abhängen, sind sich die jungen<br />
Bauingenieure sicher. Da wird es gewiss<br />
kein Nachteil sein, wenn sie zur<br />
Selbstreflexion fähig sind und mit dem<br />
Partner gegebenenfalls offen über kontraproduktives<br />
Verhalten sprechen<br />
können.<br />
THV<br />
21
[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Daten sind wie Rohöl<br />
Ein gewaltiger Schatz schlummert ungeborgen in den EDV-Systemen etlicher Unternehmen: vielfältigste Daten und<br />
Informationen. Wirklich kostbar werden sie, wenn man sie vernünftig verarbeitet und intelligent nutzt.<br />
Vor wichtigen Entscheidungen stehen<br />
die Chefs mittelständischer Unternehmen<br />
täglich. Sei es die Preisgestaltung,<br />
sei es die Kundenausrichtung – der Geschäftsführer<br />
ist gefragt und muss wissen, wo es hin<br />
gehen soll. Jeder gute Unternehmensführer<br />
muss die Kunst beherrschen, nicht aus dem<br />
Bauch heraus irgendwo hinzupreschen, sondern<br />
von einer sicheren Basis aus zu handeln.<br />
Unerlässlich dafür: Informationen.<br />
Florian Heim wollte sich diese Entscheidungen<br />
erleichtern und suchte Anhaltspunkte<br />
dafür. Für den Geschäftsführer des Hagenauer<br />
Haushaltsgerätehändlers „Heim Hausgeräte“<br />
ist es wichtig, sich in der Zeit von Versandund<br />
Internethandel nicht abhängen zu lassen.<br />
„Zu der Zeit kam dann der E-Business-Lotse<br />
Ulm-Oberschwaben auf uns zu und fragte, ob<br />
wir bei einem Projekt zur Analyse von Unternehmensdaten<br />
mitmachen wollten“, berichtet<br />
Heim. Der Fachbetrieb aus der Bodenseeregion<br />
ergriff die Chance – und sprang auf den<br />
großen „Big Data“-Zug auf.<br />
Das Schlagwort „Big Data“ steht für die massenhafte<br />
Ansammlung von Daten in der digitalisierten<br />
Welt. Im Jahr <strong>2015</strong> werden laut der<br />
Studie „Digital Universe“ über 8590 Exabyte<br />
an Daten anfallen, das sind etwa acht Billionen<br />
Gigabyte. Sie entstehen, weil praktisch<br />
überall, wo Menschen oder Maschinen interagieren,<br />
ständig Daten produziert werden.<br />
Die Bandbreite ist enorm. Daten können alles<br />
sein: von Ihrem letzten Einkauf über eine der<br />
200 Millionen Mails, die pro Minute versandt<br />
werden, bis hin zu Adressen und Telefonnummern.<br />
SMART STATT BIG DATA<br />
Es ist kein Geheimnis mehr, dass diese Daten<br />
sehr wertvoll sind. „Daten sind das Rohöl des<br />
21. Jahrhunderts“, findet IT-Professor Manfred<br />
Reichert von der Universität Ulm. Der<br />
Wissenschaftler hat das Themenfeld schon<br />
länger im Blick. An dem Begriff „Big Data“<br />
stört er sich ein wenig: „Das ist momentan ein<br />
absoluter Hype, der den Begriff viel zu<br />
schwammig macht, da wird irgendwie alles,<br />
was mit Daten zu tun hat, zusammengeworfen.“<br />
So sieht es auch Thomas Menner, der IT-<br />
Experte des E-Business-Lotsen. Er fände es<br />
besser, den Begriff „Smart Data“ zu verwenden:<br />
„Eigentlich geht es ja darum, die anfallenden<br />
Daten intelligent zu nutzen.“<br />
An dieser Stelle wird es für die Unternehmen<br />
interessant. Denn die Daten besitzen sie ja bereits.<br />
Sie müssen nur den Weg finden, sie auch<br />
IT-Professor Manfred Reichert<br />
, Universität Ulm.<br />
wirklich vernünftig<br />
zu nutzen. Vom<br />
Entschluss, Daten<br />
im Unternehmen<br />
auszuwerten, hin<br />
zu diesem Ziel, ist<br />
der Weg freilich<br />
oft weit – und mit<br />
einem guten<br />
Stück Arbeit gepflastert.<br />
Am Anfang steht<br />
einer der wichtigsten<br />
Schritte überhaupt: die Auswahl der Daten.<br />
Schon in einem eher kleinen Unternehmen<br />
mit 80 Mitarbeitern ist eine Datenmenge<br />
von einem Terabyte, also 1000 Gigabyte pro<br />
Bevor das hochgepumpte Rohöl in Tanks und Kesseln landen kann, stehen<br />
etliche, raffinierte Verarbeitungsschritte an. Foto: © igor/Fotolia.com<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Tag, gut möglich. Klar sind Umsatzdaten immer<br />
schon von Interesse gewesen, jedoch können<br />
beispielsweise auch Daten von Maschinen<br />
(etwa deren Arbeitszeiten) oder von<br />
Produkten wichtige Erkenntnisse liefern. Dagegen<br />
dürften die Nutzungszeiten der Kaffeevollautomaten<br />
in einem Unternehmen von<br />
eher geringem Interesse sein. Man muss also<br />
zunächst sortieren und aussondern. Dieser<br />
Prozess geht dann nahtlos in die Aufbereitung<br />
der Daten über.<br />
DIE FEHLERHAFTE HAND<br />
Reichert veranschaulicht den Vorgang abermals<br />
mit Öl: „Wenn man die Daten als Rohöl<br />
bezeichnet, dann macht das deutlich, dass<br />
man sie erst aufbereiten muss, um sie nutzen<br />
zu können. Das ist der größte Aufwand bei der<br />
Sache.“ Aufbereiten bedeutet, dass die Daten<br />
in eine einheitliche, konsistente Form gebracht<br />
werden müssen. Dabei ist es zentral,<br />
wie sie gespeichert sind. E-Business Experte<br />
Menner hat Unternehmern wie Florian Heim<br />
bei der Aufbereitung geholfen und berichtet:<br />
„In den meisten Unternehmen erfolgt die Dateneingabe<br />
händisch, zum Beispiel via Excel.<br />
Dabei entstehen natürlich viele Fehler, die<br />
aufwendig beseitigt werden müssen. Es ist<br />
schon schwierig, wenn verschiedene Begriffe<br />
für dieselbe Sache benutzt werden.“<br />
Deutlich einfacher ist der Prozess, wenn<br />
das Unternehmen bereits ein Softwareprogramm<br />
benutzt, das Daten in<br />
einer einheitlichen Form speichern<br />
kann.<br />
Bereits bei der Aufbereitung sollte man<br />
wissen, für welches Datenbanksystem<br />
man die Daten bereitmacht. Grundsätzlich<br />
kann hier die Überlegung helfen,<br />
welche Daten analysiert werden<br />
sollen. In der Regel sind sogenannte<br />
strukturierte Daten, wie etwa Zahlen,<br />
Namen oder Adressen, am wichtigsten für Unternehmen.<br />
E-Mails wiederum gelten als semi-strukturierte<br />
Daten: Sie haben zwar eine<br />
Adresse, der Text aber ist nicht strukturierbar.<br />
Unstrukturierte Daten sind zum Beispiel Bilder,<br />
Fehlerberichte oder Fließ texte.<br />
Nach dieser Einteilung kann man dann eine<br />
Software auswählen. Die Auswahl am Markt<br />
freilich ist gewaltig. Menner rät „Es gibt genügend<br />
frei verfügbare Programme, die das können,<br />
was ein Unternehmen im Mittelstand<br />
braucht. Da muss also kein teures Geld für eine<br />
Software lizenz ausgegeben werden.“<br />
Beispiele dafür sind das Microsoft-Excel-Add-<br />
In „Power Pivot“ oder das freie Framework<br />
„Apache Hadoop“. Diese Datenbanksysteme<br />
sind in der Lage, die eingespeisten Daten aus<br />
Excel, einem Customer-Relationship-Managementprogramm<br />
oder auch jeder anderen konsistenten<br />
Quelle zu verarbeiten, zu verknüpfen<br />
und zu katalogisieren.<br />
WICHTIGE ZAHLEN PER KLICK<br />
„Ziel der Datenbankanalyse ist zunächst die<br />
Erstellung eines Dashboards, auf dem dann<br />
jeden Morgen die aktuellen Zahlen des ganzen<br />
Unternehmens erscheinen“, erklärt Menner.<br />
Das bedeutet, dass dem Betrieb jederzeit<br />
per Mausklick ein Blick auf Bilanzen, Kundenverhalten<br />
oder Preisentwicklungen möglich<br />
ist. Diese Zahlen sind dann immer auf dem<br />
neuesten Stand. Der Unternehmer kommt<br />
also schnell und unkompliziert an Informationen,<br />
die ihm bei anstehenden Entscheidungen<br />
helfen.<br />
Die Frage ist aber, wofür die ausgewerteten<br />
und aufbereiteten Daten benutzt werden können.<br />
Das Heranziehen aktueller Ergebnisse,<br />
um beispielsweise eine Preisanpassung vorzunehmen,<br />
ist da nur ein kleiner Aspekt. „Die<br />
Daten kann man auch gut für Projekte heranziehen.<br />
Zum Beispiel, um die wichtigen Kun-<br />
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[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © TTstudio/Fotolia.com<br />
E-Business-Lotse<br />
Thomas Menner.<br />
den des Unternehmens zu identifizieren.“ Da<br />
bei Unternehmen im Durchschnitt 20 Prozent<br />
der Kunden 80 Prozent des Umsatzes ausmachen,<br />
ist eine aktuelle Übersicht über den<br />
Kundenstamm natürlich Gold wert.<br />
Professor Reichert nennt ein weiteres Beispiel:<br />
„Bei uns an der Universität Ulm war es im<br />
Rahmen einer Masterarbeit möglich, mit Hilfe<br />
einer Kundendatenanalyse herauszufinden,<br />
wie viele Kontakte ein Unternehmen<br />
durchschnittlich benötigt hat, um einen Auftrag<br />
zu bekommen.“ Die Uni Ulm beschäftigt<br />
sich auch im Rahmen eines Weiterbildungsstudienganges<br />
mit dem Thema „Business<br />
Analytics“ (siehe Infokasten).<br />
KNACKPUNKT DATENSCHUTZ<br />
Die Analyse und Nutzung von Daten in Unternehmen<br />
ist freilich mit einigen Problemen<br />
verbunden. Dass falsche Daten falsche Ergebnisse<br />
produzieren können, ist nicht das größte.<br />
Komplex ist vor allem der Datenschutz.<br />
„Da gibt es auf der einen Seite das Problem,<br />
dass die Daten des Unternehmens in falsche<br />
Hände gelangen können. Auf der anderen Seite<br />
stellt der rechtliche Schutz personenbezogener<br />
Daten immer einen Knackpunkt dar“,<br />
sagt Reichert. Während eine Veröffentlichung<br />
der eigenen Daten geschäftsschädigend und<br />
entblößend sein kann, ist die Herausgabe personenbezogener<br />
Daten immer mit ernsthaften<br />
juristischen Folgen verbunden – so es<br />
denn herauskommt. Menner rät: „Grundsätzlich<br />
sollte man alle diese Daten anonymisieren<br />
und einen Rechtsbeistand zur Eliminierung<br />
aller Risiken heranziehen.“ Bei der<br />
Datenanalyse der Firma Heim wurde peinlich<br />
genau darauf geachtet, dass keine personenbezogenen<br />
Daten den Betrieb verließen.<br />
NICHT ABSCHRECKEN LASSEN<br />
Ist die Analyse von im Unternehmen anfallenden<br />
Daten nun eine Chance, ein Risiko oder<br />
sogar eine Pflicht? Menner und Reichert sind<br />
sich einig. „Die Unternehmen müssen das unbedingt<br />
machen!“ Reichert: „Das ist wie die<br />
Einführung des Internets. Wer da nicht mitmacht,<br />
ist in ein paar Jahren raus.“ Auch Menner<br />
ermuntert: „ Man sollte sich da keinesfalls<br />
abschrecken lassen, der Aufwand ist meist<br />
geringer, als man denkt.“<br />
Florian Heim zieht derweil sein eigenes Fazit<br />
„Geholfen hat uns das vor allem bei der Optimierung<br />
unseres Geschäfts; die Analysen haben<br />
großes Potenzial. Als extrem hoch würde<br />
ich den Nutzen aber nicht bezeichnen. Trotzdem<br />
werden wir uns bei dem Thema noch<br />
stärker engagieren.“ [!] GABRIEL BOCK<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Neuer Studiengang Business Analytics<br />
Auch Berufstätige können sich an der Uni Ulm weiterbilden.<br />
Der Studiengang Business Analytics<br />
wird an der Universität Ulm im Wintersemester<br />
15/16 zum ersten Mal angeboten.<br />
Er richtet sich an Berufstätige, die sich<br />
im Themenfeld „Big Data“ und „Industrie<br />
4.0“ weiterbilden möchten. Im Mittelpunkt<br />
steht ein Onlinelearning-Angebot.<br />
Die Teilnehmer können in der Regel von<br />
zuhause aus studieren. Der Studiengang<br />
verknüpft relevante Aspekte aus Informatik,<br />
Mathematik und Wirtschaftswissenschaften<br />
und schafft eine fundierte, wissenschaftliche<br />
Ausbildung im Bereich<br />
wirtschaftlicher Datenanalysen.<br />
Wahrscheinlich ist das erst ein Anfang.<br />
Professor Manfred Reichert: „Natürlich<br />
stecken hinter den Datenanalysen komplizierte<br />
Abläufe und Mechanismen. Das<br />
wird zukünftig einen neuen Berufszweig<br />
schaffen.“<br />
GAB<br />
25
So geht‘s heute in der „kleinen Blechschlosserei“ zu, von der Geschäftsführer Christoph Mützel gerne spricht: Präzisionszuschnitt mit dem High-Tech-Laser.<br />
„Nur“ eine kleine Blechschlosserei<br />
Tief im Handwerk verwurzelt, ist die Firma Friedrich Sailer in der High-Tech-Welt durchgestartet. Einst produzierte man<br />
Einrichtungen für Metzgereien, heute ist Sailer überall gefragt, wo es nicht nur sauber, sondern rein zugehen muss.<br />
Wir sind eine kleine schwäbische<br />
Blechschlosserei mit Laser-<br />
Schweißanlage“, flicht Christoph<br />
Mützel, geschäftsführender Gesellschafter in<br />
dritter Generation, gegen Ende ins Gespräch<br />
ein. Das Bonmot verwendet er gerne, wenn es<br />
um eine Standortbestimmung seiner Firma<br />
geht. 1926 gegründet, war sie jahrzehntelang<br />
fokussiert auf die Planung und den Bau von<br />
Metzgerei-Einrichtungen aus Edelstahl. Erst<br />
in jüngerer Zeit wurden die Stellschrauben<br />
neu justiert. „Wir brauchen eine breitere Auffächerung<br />
der Zielgruppe“, lautete die Devise.<br />
Statt allein Betriebe aus dem Lebensmittelbereich,<br />
rückten seither verstärkt auch Pharma-,<br />
Medizintechnik- und auch Optik-Unternehmen<br />
ins Blickfeld.<br />
Die branchenübergreifende Gemeinsamkeit:<br />
In den Produktionen muss es äußerst sauber,<br />
ja vielfach sogar höchst rein zugehen. Erforderlich<br />
sind dafür entsprechend konzipierte<br />
Räumlichkeiten, aber auch Edelstahlmöbel<br />
mit einem speziellen Design: mit einer geschlossenen,<br />
komplett verschweißten Bauform,<br />
mit äußerst glatten Oberflächen und<br />
großen Radien – und völlig ohne Ecken oder<br />
Kanten, in denen sich Schmutz oder Keime<br />
festsetzen könnten.<br />
HYGIENE KANN GUT AUSSEHEN<br />
Das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung hat eine darauf<br />
fußende Produktreihe von Hygiene- und Reinraummöbeln<br />
aus dem Hause Sailer getestet<br />
und entsprechend zertifiziert. „Hygienedesign“<br />
lautet der Fachbegriff dafür. Dass mit<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
diesem Ansatz auch ästhetisch anspruchsvolle<br />
Ergebnisse zu erzielen sind, bekam die Firma<br />
im Jahr 2010 sogar von designpäpstlicher<br />
Stelle bestätigt: Gestalterisch von Eisele Kuberg<br />
Design unterstützt, heimste sie für ihre<br />
Entwicklung den renommierten „red dot<br />
design award“ ein. 2012 kam für die Möbelreihe<br />
noch der Europäische Stahlinnovationspreis<br />
dazu. Nicht wirklich schlecht – für so<br />
„eine kleine Blechschlosserei“!<br />
Natürlich schwingt in dem Bonmot ein wenig<br />
der Schalk des Geschäftsführers mit, nicht weniger<br />
auch sein Ethos, nur ja nicht zu großspurig<br />
aufzutreten. Wenn einer ihm nachsagte, er<br />
wolle abheben – das würde er mit Sicherheit<br />
als eine üble Nachrede werten.<br />
RECHNEN ODER AUCH NICHT<br />
2010 tätigte die Firma ihre bis dato größte Investition.<br />
650.000 Euro flossen in eine automatisierte<br />
Laser-Schweißanlage, wie sie noch<br />
immer einzigartig sei im deutschen Handwerk.<br />
Die Besonderheit, die noch dazukommt,<br />
erwähnt Mützel fast beiläufig. Er, ein diplomierter<br />
Kaufmann, habe nie bis auf die letzte<br />
Stelle hinterm Komma ausgerechnet, ab wie<br />
vielen Betriebsstunden die Anlage eigentlich<br />
rentabel sein wird. Immerhin sprachen einige<br />
Kennziffern klar für die Anschaffung.<br />
Die Anlage kann Stücke von bis zu fünf Meter<br />
Länge verarbeiten und schweißt 120 Mal so<br />
schnell, wie es ein Arbeiter mit einem Handgerät<br />
schaffen würde, viel präziser noch dazu.<br />
Sie war der Schlüssel, mit dem sich das Tor in<br />
die neue, von stetig steigenden Anforderungen<br />
an Hygiene und Sicherheit geprägte<br />
Produktewelt öffnen ließ. Die Überzeugung,<br />
in Zukunftstechnologien zu investieren, wog<br />
schließlich stärker als Zahlenspielereien bis<br />
ins Unendliche.<br />
DAS ZERWIRKRAUMMODUL<br />
Um die Auftragsbücher zu füllen, verlässt die<br />
Firma mitunter die gewohnten Pfade. Teilweise<br />
wurde sogar für ein paar Wochen eine im<br />
Regelbetrieb nicht vorgesehene Nachtschicht<br />
als dritte Schicht eingeführt – „nicht ohne vor<br />
Annahme des entsprechenden Großauftrags<br />
das Einverständnis der Mitarbeiter dafür einzuholen“,<br />
betont Katrin Mützel, die Ehefrau<br />
des Geschäftsführers; sie ist für das Marketing<br />
und die Organisation zuständig.<br />
Gute Fachkräfte oder Auszubildende zu finden,<br />
werde immer schwieriger, da ist eine hohe<br />
Zufriedenheit der Mitarbeiter unbedingtes<br />
Muss. Doch eine hohe Flexibilität erhöht eben<br />
Mit Metzgerei-Ausstattungen hat’s begonnen<br />
Die Mitarbeiter müssen zufrieden sein. Das ist Katrin und Christoph Mützel wichtig.<br />
Die Friedrich Sailer GmbH betätigt sich<br />
seit 1926 deutschlandweit als Komplettanbieter<br />
für die Planung, Fertigung, Montage<br />
und Betreuung von Fleischerei- und<br />
Schlachtbetriebsausstattungen. Christoph<br />
Mützel – dritte Inhaber-Gene ration<br />
– führt die Neu-Ulmer Firma seit 2001 als<br />
geschäftsführender Gesellschafter. Er<br />
hat in diesen Jahren die Belegschaft auf<br />
auch die Chance auf Zusatzaufträge. Bindend<br />
aber blieben die Wurzeln des Betriebs. „Wir<br />
planen kein exorbitantes Wachstum, wir wollen<br />
uns unbedingt den Charakter des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
bewahren.“<br />
Zur Verstetigung und Auslastung der Produktion<br />
ist Sailer auch als Lohndienstleister für<br />
die Industrie in der Komponentenfertigung<br />
tätig. Gleichzeitig wird das eigene Produktspektrum<br />
immer wieder erweitert. Relativ<br />
neu im Angebot ist das „Wildsammel- und<br />
Zerwirkraummodul“ zum Sammeln, Kühlen<br />
und Zerwirken erlegten Wildes; die Zielgruppe<br />
sind vor allem Jäger, Forstverwaltungen<br />
und Wildvermarkter. Mehr als 30 Module seien<br />
bereits verkauft; das freut Christoph Mützel,<br />
hat man doch abermals die Metzgerei-<br />
Kompetenz auf ein weiteres Einsatzfeld<br />
transferiert.<br />
Was die Neukundengewinnung betrifft, werde<br />
die Website, die gerade überarbeitet wird,<br />
heute 40 Mitarbeiter in etwa verdoppelt.<br />
Zudem erschloss er weitere Geschäftsbereiche,<br />
um die Abhängigkeit von der<br />
Fleischerei-Branche zu reduzieren.<br />
Den Jahresumsatz beziffert Mützel mit<br />
rund 6 Millionen Euro. Als eine der Hauptaufgaben<br />
für die Zukunft sieht er es an,<br />
„engagierten Handwerks-Nachwuchs zu<br />
finden“.<br />
THV<br />
zu einem immer wichtigeren Faktor. Als unverzichtbar<br />
gelten Messebesuche.<br />
„Wir müssen einen Tischkicker bauen“ – dem<br />
Fingerzeig aus der Belegschaft habe er erst keine<br />
sonderliche Beachtung geschenkt. Dann<br />
wurde doch ein Tischkicker gebaut, aus Edelstahl<br />
im „Hygienic Design“: reinraumtauglich,<br />
lasergeschweißt, mit reinigungsfreundlichen<br />
Innenradien, dicht verschweißtem<br />
Torraum, verformungsfreier Spielfläche, elektrolytisch<br />
aufgebrachten Spielfeldmarkierungen,<br />
speziellen Gleitlagern, Griffen aus lebensmittelzugelassenem<br />
und reinraumtauglichem<br />
Kunststoff, vollständig abgedichteten<br />
Maschinenfüßen. Kurzum: Sailer bündelte<br />
seine Kompetenz in einem Messestand-Hingucker<br />
– und landete damit einen Volltreffer.<br />
Noch stärker als zuvor richtete sich die Aufmerksamkeit<br />
des Fachpublikums auf den<br />
Sailer-Stand, den Stand einer „kleinen Blechschlosserei“.<br />
[!]<br />
THOMAS VOGEL<br />
27
[finanzieren] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wohin mit dem Überschuss?<br />
Anlegen oder nicht? Und wenn ja, wie? Das sind hier die Fragen. Anlagetipps für Unternehmen, die sich entscheiden,<br />
ihre Liquidität zu binden. Vorab sei verraten: nicht zu lange – und nicht auf nur einen Partner setzen.<br />
Die Onlineabfrage seines Firmenkontos<br />
macht Manfred Weber (Name von der<br />
Redaktion geändert) seit einigen Monaten<br />
ausgesprochen gerne. Nach der Gründung<br />
krebste die Spezialmaschinenbaufirma<br />
des Ingenieurs lange Zeit an der Nulllinie herum.<br />
Doch vor vier Jahren hat der 55-jährige<br />
Ulmer den Durchbruch geschafft. Seither sind<br />
die Auftragsbücher ebenso gut gefüllt wie das<br />
Firmenkonto.<br />
So gut wie Webers Maschinenbaufirma geht<br />
es zwar nicht jedem Unternehmen. Er ist aber<br />
auch kein Einzelfall. Die vergleichsweise gute<br />
Konjunktur und ein dank des schwachen Euros<br />
florierendes Auslandsgeschäft haben<br />
vielen Mittelständlern in den vergangenen<br />
Jahren ordentliche Gewinne beschert. Dieses<br />
Geld horten sie oft. „Viele Unternehmen sind<br />
weiterhin recht zurückhaltend, was Erweiterungsinvestitionen<br />
angeht. Und ein Großteil<br />
der Ersatzinvestitionen wird weitgehend über<br />
Eigenkapital finanziert“, sagt Andreas Killmaier,<br />
Bereichsleiter Firmenkunden bei der<br />
Südwestbank. Folge: Viele Firmen schieben<br />
hohe Liquidität vor sich her. Die liegt dann oft<br />
zu null Prozent Verzinsung bei der Bank quasi<br />
brach, was viele Finanzverantwortliche ärgert.<br />
Dann rückt die Überlegung in den Fokus,<br />
zumindest einen Teil des Geldes anzulegen,<br />
solange nicht entschieden worden ist, ob und<br />
wann es wieder investiert wird. Dabei sollten<br />
jedoch einige Punkte beachtet werden.<br />
1. SICHERHEIT GEHT VOR<br />
Eine hohe Liquidität ist meist nur ein temporärer<br />
Zustand, über kurz oder lang wird man<br />
auf diese Gelder angewiesen sein. Dazu<br />
kommt, dass ein Unternehmen beziehungsweise<br />
ein Unternehmer anders als etwa ein<br />
Arbeitnehmer kein regelmäßiges Einkommen<br />
hat. Für die Auswahl einer Geldanlage<br />
heißt das: jedes unnötige Risiko vermeiden!<br />
Nicht die weiseste Idee, Gewinne bei null Prozent<br />
zu horten. Ein bisschen Jonglieren darf sein.<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[finanzieren]<br />
„Bei Unternehmern, die ihre überschüssige<br />
Liquidität anlegen, steht der nominale Kapitalerhalt<br />
und damit die Sicherheit im Vordergrund“,<br />
sagt Killmaier.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt kommen für<br />
eine kurzfristige Anlage fast ausschließlich<br />
kurzlaufende Bundespapiere oder Terminund<br />
Festgelder bei Banken in Frage. Soweit<br />
diese in der EU ihren Sitz haben, sind Einlagen<br />
bis zu einer Höhe von 100.000 Euro geschützt,<br />
sollte das Geldhaus<br />
insolvent<br />
werden. „Die Frage<br />
ist allerdings,<br />
wann der jeweils<br />
nationale Einlagensicherungsfonds<br />
das Geld auszahlt,<br />
sollte eine<br />
ausländische Bank<br />
einmal pleitege-<br />
Andreas Killmaier,<br />
Südwestbank.<br />
hen“, gibt Carl-<br />
Dietrich Sander,<br />
Leiter der Fachgruppe Finanzierung/Rating<br />
des Bundesverbandes „Die KMU-Berater“, zu<br />
bedenken. Deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
bieten demgegenüber eine<br />
Institutssicherung an. Auch die deutschen<br />
Privatbanken haben mit ihrem Einlagensicherungsfonds<br />
eine Reserve in petto. Das bietet<br />
zusätzliche Sicherheit.<br />
Der Kehrseite des Vollkaskoschutzes: Risikolos<br />
Geld anlegen in Fest- und Termingeldern<br />
bringt – von Ausnahmen abgesehen (siehe<br />
Kasten) – zurzeit selten mehr als 0,1 bis 0,2<br />
Prozent Zinsen. Bei kleineren Summen lohnt<br />
sich dadurch nur selten der Handlingaufwand.<br />
Rentablere Anlageformen, wie etwa<br />
Fondsprodukte, kommen erst ab Laufzeiten<br />
von drei Jahren und länger in Frage. Dabei gilt:<br />
Höhere Renditechancen gehen üblicherweise<br />
einher mit höheren Risiken!<br />
2. FLEXIBEL BLEIBEN<br />
Unternehmer sollten es vermeiden, alles auf<br />
eine Karte beziehungsweise Anlage zu setzen,<br />
sondern besser Laufzeiten und Anbieter<br />
streuen. Schließlich kann ein Unternehmer<br />
trotz Planung nie ausschließen, dass er auf<br />
dem falschen Fuß erwischt wird. „Wenn ich<br />
alles auf ein halbes Jahr anlege und plötzlich<br />
kommt nach zwei oder drei Monaten ein größerer<br />
Auftrag rein, den ich dann über einen<br />
Kontokorrentkredit vorfinanzieren muss,<br />
weil ich das Geld fest angelegt habe, kostet das<br />
unnötiges Geld”, sagt Sander.<br />
Die Verteilung auf<br />
verschiedene Konten<br />
und Laufzeiten<br />
hat darüber hinaus<br />
einen weiteren Vorteil:<br />
„Habe ich als<br />
Unternehmen mehrere<br />
Hausbanken,<br />
würde ich das in<br />
meine Anlagepolitik<br />
einbeziehen und<br />
überschüssige Liquidität<br />
auf all diese Carl-Dietrich<br />
KMU-Berater<br />
Sander.<br />
Ob Wochenmarkt oder Weltmarkt:<br />
Für jedes Unternehmen die passende Lösung.<br />
Der Finanzierungspartner Nr. 1 des Mittelstands. Regional verankert.<br />
International vernetzt.<br />
Unsere Kunden profitieren von kompetenter Beratung: vom Anlagemanagement über die<br />
Existenzgründung bis hin zur Nachfolgeregelung. Darüber hinaus bieten wir Ihnen gemeinsam mit der<br />
Deutschen Leasing, dem Asset-Finance-Partner der Sparkassen, professionelle Lösungen für jedes<br />
Ihrer Investitionsvorhaben, auch international.<br />
29
[finanzieren] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Institute verteilen, um zu zeigen, wie gut es<br />
mir geht“, rät Sander.<br />
3. VORAUSSCHAUEND PLANEN<br />
Immer eine liquide Reserve halten, um auch<br />
im finanziellen Notfall flüssig zu bleiben –<br />
was Anlageexperten jedem privaten Anleger<br />
mit auf den Weg geben, gilt erst recht für Unternehmen.<br />
Die notwendige Basisliquidität<br />
auf dem Firmenkonto sollte nicht unterschritten<br />
werden. „Unternehmen brauchen<br />
immer einen finanziellen Puffer“, weiß Berater<br />
Sander. „Das kann in letzter Konsequenz<br />
zwar auch die Kontokorrent-Linie bei der<br />
Bank sein. Aber es ist ärgerlich, wenn ich ein<br />
Festgeld habe, das 0,2 Prozent Zinsen abwirft,<br />
und dann muss ich bei der Bank einen Kredit<br />
für 7 oder 8 Prozent<br />
aufnehmen,<br />
weil ich an das<br />
Geld nicht herankomme.“<br />
Eine sorgfältige<br />
Wolfgang Hach,<br />
Sparkasse Ulm.<br />
Finanzplanung<br />
spart jedoch nicht<br />
nur Geld, sondern<br />
ist im Fall des Falles<br />
auch eine Art<br />
Lebensversicherung<br />
für das Unternehmen.<br />
Bevor<br />
Immer schön mitdenken – wie im Supermarkt<br />
Das scheinbar tollste Angebot rechnet sich langfristig beileibe nicht immer.<br />
überhaupt der Anlagegedanke weiter verfolgt<br />
wird, sollte sich der Finanzverantwortliche<br />
einen genauen Überblick darüber verschaffen,<br />
welche Gelder im Unternehmen wo und<br />
wie lange gebunden sind. Unter Umständen<br />
ist ein Kontoguthaben von ein paar hunderttausend<br />
Euro lediglich einer saisonalen Situation<br />
geschuldet, und das Geld fließt schon in<br />
ein oder zwei Monaten wieder ab für Vorprodukte.<br />
Auch die strategische Unternehmensentwicklung<br />
ist zu berücksichtigen. Plant das<br />
Management zum Beispiel auf Sicht von ein<br />
oder zwei Jahren eine Umsatzsteigerung von<br />
20 Prozent, ist damit in der Regel ein höheres<br />
Umlaufvermögen verbunden. In der Liquiditätsplanung<br />
muss der damit verbundene, höhere<br />
Finanzierungsbedarf berücksichtigt werden.<br />
„Wir schauen uns dann zusammen mit<br />
dem Unternehmer seine Bilanzen an und achten<br />
darauf, wie und wo Kapital im Unternehmen<br />
gebunden ist“, erklärt Wolfgang Hach,<br />
stellvertretender Vorsitzenden des Vorstandes<br />
der Sparkasse Ulm. „Was langfristig an Geldern<br />
gebunden ist, etwa in betriebsnotwendigen<br />
Immobilien, und der Bodensatz des Umlaufvermögens<br />
sollten langfristig finanziert<br />
werden.“<br />
4. RENTABLERE ALTERNATIVEN<br />
Statt zu überlegen, wie mit überschüssiger Liquidität<br />
Zinserträge generiert werden können,<br />
sollte jeder Unternehmer die Gegenüberlegung<br />
anstellen: Wie lassen sich mit der<br />
überschüssigen Liquidität Zinsen sparen?<br />
„Überschüssige Gelder sollten wenn möglich<br />
für die vorzeitige Tilgung von Darlehen verwendet<br />
werden, wenn die Vereinbarungen<br />
mit den Hausbanken dies zulassen“, sagt Joachim<br />
Rupp, Referent Unternehmensfinanzierung<br />
der IHK Ulm. „Mit dieser Strategie der<br />
Kreditvermeidung erzielen Sie Nettorenditen<br />
von oftmals 10 Prozent und mehr – das bietet<br />
zurzeit keine Geldanlage.“ Zusätzlich positiver<br />
Effekt: Die Rückführung von Verbindlichkeiten<br />
hat oftmals positive Auswirkung auf<br />
das Rating, weil unter sonst gleichen Bedingungen<br />
die Bilanzsumme sinkt und sich damit<br />
Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote<br />
positiv verändern.<br />
Was in jedem Supermarkt gang und gäbe<br />
ist, gilt auch für die Geldanlage: Einzelne<br />
Institute locken immer wieder mit Sonderangeboten<br />
und Vorzugskonditionen,<br />
vor allem Direktbanken ohne eigenes Filialnetz.<br />
Die ppbdirekt etwa bietet derzeit<br />
für sechsmonatige Festgelder 0,9 Prozent<br />
Zinsen an. Andere wie etwa die Opel Bank<br />
bieten auf zwölf Monate sogar 1,4 Prozent.<br />
Allerdings gilt dieses Angebot nur für Privatpersonen.<br />
Einige Institute bezahlen<br />
den hohen Zins nur für eine begrenzte<br />
Zeit und nur neuen Kunden. Nach Ablauf<br />
des Angebotszeitraums gelten dann die<br />
oftmals weitaus niedrigeren Standardkonditionen.<br />
Einen aktuellen Überblick bieten<br />
Finanzportale im Internet (etwa managermagazin.de,<br />
Rubrik „Finanzen“) und Fachmagazine<br />
wie zum Beispiel Finanztest<br />
(online unter: test.de).<br />
TL<br />
Eine andere Möglichkeit, Geld zu sparen, ist<br />
die Änderung des Zahlungsverhaltens. „Firmen<br />
können nicht mehr verdienen als mit<br />
dem Ausnutzen des Skontos“, weiß KMU-Experte<br />
Sander. In seiner Beratungspraxis erlebe<br />
er es immer wieder, dass dieser Punkt nicht zu<br />
100 Prozent im Fokus steht. Wodurch die Unternehmen<br />
schlicht und ergreifend ohne Not<br />
Geld verschenken. Wichtig: Kürzere Zahlungsfristen<br />
dürfen nicht dazu führen, dass<br />
dafür hin und wieder der Kontokorrentkredit<br />
auf dem Firmenkonto in Anspruch genommen<br />
wird. Das würde den Einspareffekt<br />
schnell auffressen.<br />
5. KÜHLEN KOPF BEWAHREN<br />
Die aktuell niedrigen Zinsen lassen die Anlage<br />
auf sicheren Tages- und Festgeldkonten<br />
wenig lukrativ aussehen. In vielen Fällen gibt<br />
es jedoch kaum eine Alternative dazu. „Wer<br />
sich nur des höheren Zinses wegen zum Beispiel<br />
in Anleihen mit längeren Laufzeiten bindet<br />
und dann seine Papiere vorzeitig verkaufen<br />
muss, geht das Risiko ein, dass die Zinsen<br />
zwischenzeitlich gestiegen sind“, warnt IHK-<br />
30
Experte Rupp. Dann bekommt der Anleger<br />
einen niedrigeren Kurs zurück. Das sieht auch<br />
Sparkassenvorstand Hach so. „Für einen höheren<br />
Zins sollten keine Risiken eingegangen<br />
werden, die man<br />
nicht fundiert beurteilen<br />
kann –<br />
denn dann sind sie<br />
im Grunde schon<br />
zu hoch.“ Auf der<br />
anderen Seite sollten<br />
sich Unternehmer<br />
von den niedrigen<br />
Zinsen nicht<br />
zu vorschnellen<br />
Joachim Rupp, Finanzierungsexperte<br />
der IHK Ulm scheidungen ver-<br />
Investitionsentleiten<br />
lassen.<br />
Killmaier beobachtet freilich, dass die Unternehmen<br />
erfreulicherweise nicht der Verlockung<br />
der günstigen Kreditkonditionen<br />
nachgeben, sondern „nur dann Geld in die<br />
Hand nehmen, wenn es unternehmerisch<br />
Sinn macht und sie auch die mit der Investition<br />
verbundenen Risiken eingehen möchten<br />
– erst dann lohnt es sich“. Das gilt auch für das<br />
Ansparen von Kapital für eine Sprunginvestition<br />
– etwa für den Aufbau einer weiteren Produktionsstätte.<br />
Das Kapital muss dann pünktlich<br />
zum Start des Projektes vorhanden und<br />
verfügbar sein. Killmaier: „Die Rendite der<br />
Anlage ist dann nicht das Entscheidende.“ [!]<br />
THOMAS LUTHER<br />
Ökonomisch<br />
Ökologisch<br />
Verena Paul,<br />
Inhaberin ECHT BIO Markt, Riedlingen<br />
Gutes Geld – gutes Gewissen.<br />
Die Kreissparkasse Biberach finanziert den Mittelstand in ihrer Region. Wir sind ein bedeutender<br />
Wirtschaftsfaktor in der Region. Ob Existenzgründung oder Traditions<strong>unternehmen</strong> – wir begleiten<br />
zahlreiche Mittelstands<strong>unternehmen</strong> auf ihrem Weg zum Erfolg. Durch die flächendeckende<br />
Vergabe von Krediten tragen wir wesentlich zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei. Das ist gut für die<br />
Menschen und gut für die Wirtschaft. www.gut-fuer-deutschland.de<br />
31<br />
Kreissparkasse Biberach. Gut für die Region.
[führen] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„Man muss auch in Vorleistung gehen“<br />
Das Unternehmen Julius Gaiser hilft anderen Betrieben beim Energiesparen. Seine Fachkräfte zieht es sich selbst heran<br />
– seit diesem Herbst auch mit einer bundesweiten Premiere: dem Biberacher Modell für Energie-Ingenieure.<br />
Modell auch in der Sanitär-Heizung-Klima-<br />
Branche anzuwenden. Diese spürt den Fachkräftemangel<br />
schon jetzt. „Nach einem auf<br />
Blockheizkraftwerke spezialisierten Ingenieur<br />
haben wir mehr als ein Jahr gesucht“,<br />
nennt er ein besonders krasses Beispiel. Er<br />
selbst sieht es als seine Aufgabe zu vermitteln,<br />
dass der Beruf interessante und spannende<br />
Aufgaben bietet. Das habe sich bei vielen jungen<br />
Leuten noch nicht herumgesprochen.<br />
Nicht so bei Alexander Nothacker. Der Abiturient<br />
des Ulmer Schubart-Gymnasiums besuchte<br />
2014 die Ulmer Bildungsmesse und<br />
stieß am Stand der Hochschule Biberach auf<br />
das neue Angebot. Er recherchierte über die<br />
Firmen, bei denen die duale Ausbildung möglich<br />
ist, und bewarb sich bei Gaiser, die er vom<br />
Namen zuvor schon gekannt hatte. Ihm gefiel<br />
der starke Praxisbezug, das zukunftsträchtige<br />
Thema und dass Gaiser auch große Anlagen<br />
für Kunden aus der Industrie baut.<br />
Projektverantwortlicher Tobias Ludwig (rechts) zeigt Azubi Maximilian Nothacker die Gaiser-Welt.<br />
Als Pionier fühlt sich Max Nothacker<br />
nicht. Dabei betritt der 18-Jährige aus<br />
Lonsee-Radelstetten mit zwei Handvoll<br />
weiteren jungen Leuten gerade Neuland<br />
in der Energietechnik – bundesweit. Er nimmt<br />
am Biberacher Modell im Studiengang Energie-Ingenieurwesen<br />
teil. Dieses verbindet die<br />
Ausbildung zum Anlagenmechaniker mit<br />
dem Studium des Energie-Ingenieurs. Die Absolventen<br />
des dualen Studienmodells finden<br />
gute berufliche Perspektiven in einem Aufgabenbereich,<br />
der Zukunft hat: der technischen<br />
Ausstattung von Gebäuden, dem Einsatz erneuerbarer<br />
Energien und dem Thema Energieeffizienz.<br />
Seit 1. September ist Nothacker<br />
bei der Julius Gaiser GmbH & Co. KG als Anlagenmechaniker-Azubi<br />
angestellt.<br />
Der Geschäftsführer des 1928 gegründeten<br />
Ulmer Unternehmens Harald Kretschmann<br />
hat sich stark dafür engagiert, das Biberacher<br />
14 NEUE LEHRLINGE<br />
Das Ulmer Unternehmen hilft anderen Betrieben<br />
beim Energiesparen, plant und baut maßgeschneiderte<br />
technische Lösungen für Produktions-<br />
oder Verwaltungsgebäude und trägt<br />
so zum Gelingen der Energiewende bei.<br />
Kretschmann sieht das Unternehmen in der<br />
Region zwischen Stuttgart und Augsburg als<br />
die Nummer 1 bei energieeffizienten Industrieanlagen.<br />
Maximilian Nothacker ist einer von 14 neuen<br />
Lehrlingen, so viele wie nie zuvor. Über alle<br />
drei Lehrjahre sind es 28. Das starke Engagement<br />
in der Ausbildung sieht Geschäftsführer<br />
Reinhold Köhler als Investition in die Zukunft.<br />
Denn das Unternehmen, das in Ulm<br />
und Heidenheim insgesamt 232 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, will sich über die duale Ausbildung<br />
die Fachkräfte von morgen selber heranziehen,<br />
sei es als Anlagenmechaniker SHK,<br />
technische Systemplaner oder Bürokaufleute.<br />
Dazu hat Gaiser in seinem Ausbildungsmarketing<br />
ein umfassendes Maßnahmenbündel.<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[führen]<br />
Geschäftsführer Harald<br />
Kretschmann.<br />
Dieses reicht von<br />
Bildungspartnerschaften<br />
mit der<br />
Hillerschule in<br />
Steinheim am Albuch<br />
(zwei weitere<br />
sind geplant) bis<br />
hin zu Gastvorlesungen<br />
an Hochschulen.<br />
Zudem<br />
habe das Unternehmen<br />
ein Nachwuchsprogramm<br />
aufgelegt für Bachelor- und Master-Studenten.<br />
„Die werden nicht als billige Arbeitskräfte<br />
eingesetzt“, sagt Kretschmann.<br />
Das Abschlussgespräch führt er gerne selbst.<br />
„Und auch später stehen wir für Fragen und<br />
Rat zur Verfügung“, sagt er. Gaiser setze darauf,<br />
dass die Studenten ihren Kommilitonen<br />
über ihre guten Erfahrungen in der Firma berichten.<br />
Das erhoffen sich Kretschmann und<br />
Köhler auch vom Biberacher Modell im Studiengang<br />
Energie-Ingenieurwesen. In zweieinhalb<br />
Jahren, wenn die jungen Leute an die<br />
Hochschule Biberach wechseln werden, bleiben<br />
dort ein paar Plätze frei. Statt der erhofften<br />
20 Teilnehmer, sind es nur sechs. Weil der<br />
Studiengang noch brandneu war, gab es nur<br />
wenige Bewerbungen.<br />
MUND-ZU-MUND-PROPAGANDA<br />
Die Gaiser-Geschäftsführer sind zuversichtlich,<br />
dass sich das ändern wird. Kretschmann<br />
und Köhler setzen auch hier auf Mund-zu-<br />
Mund-Propaganda. Das mit der Ausbildung<br />
kombinierte Studium ist für Absolventen mit<br />
Fachhochschulreife oder Abitur nicht nur wegen<br />
der späteren Aussichten attraktiv. Während<br />
der Lehre zahlen die Betriebe eine Ausbildungsvergütung<br />
und beteiligen sich an<br />
den Wohnheimkosten; auch im Studium erhalten<br />
die jungen Leute finanzielle Unterstützung.<br />
Kretschmann: „Unternehmen müssen<br />
auch mal in Vorleistung gehen.“[!]<br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
Praxisnahes Studium<br />
in Biberach<br />
Die Hochschule Biberach hat ihr Angebot<br />
dualer Studienmodelle um das<br />
Angebot TGA/Energie-Ingenieurwesen<br />
erweitert. 15 Unternehmen machen<br />
mit, sechs Anwärter haben ihre Lehre<br />
begonnen und kommen 2017 an die<br />
Hochschule. Nach der Lehre starten<br />
sie im Sommersemester das Studium.<br />
In den Praxisphasen und Semesterferien<br />
gehen sie zurück in den Betrieb.<br />
Das Biberacher Modell gibt es seit fünf<br />
Jahren. In diesen Bereichen wird es angeboten:<br />
Holzbau/Projektmanagement<br />
(Zimmermann, Ingenieurstudium,<br />
48 Studierende verteilt auf vier<br />
Semester; Bauingenieur Plus (Beton-,<br />
Stahlbeton- oder Straßenbauer, BA),<br />
39 Studierende in drei Semestern.<br />
Ebenfalls neu ist der Baubetriebswirt<br />
Plus (Industriekauffrau/ -mann und<br />
BWL-Studium), 2 Teilnehmer. AMB<br />
„Machen Sie’s wie ich:<br />
Finden Sie Ihre Mitarbeiter<br />
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33
Gemeinsam geht auch Operieren leichter: Eine Kollegin assistiert Christian Ziegler.<br />
Alles aus einer Hand<br />
Ob Therapie, OP, ambulante oder stationäre Behandlung: Die Nova Clinic in Biberach gehört seit 15 Jahren zu den<br />
Spezialisten für Wirbelsäule, Gelenke, Hand- und Fußchirurgie. Mit zwei neuen Gesellschaftern geht sie in die Zukunft.<br />
Arbeitsunfall. Handverletzung. Ein<br />
Liebherr-Angestellter hat an diesem<br />
Freitag Pech gehabt. Er liegt schon auf<br />
dem OP-Tisch. „Bei einer Montage eines Getriebes<br />
wollte ich ein Zahnrad einbauen. Das<br />
hat sich aber irgendwo verklemmt“, sagt er.<br />
„Als ich es losgerüttelt hatte, ist es reingerutscht.<br />
Mein kleiner Finger war irgendwo<br />
dazwischen; ich musste feststellen, dass Stahl<br />
deutlich härter ist als mein Finger.“ Draußen<br />
desinfiziert sich schon Dr. Christian Ziegler<br />
gründlich die Hände. Er ist der Handspezialist<br />
im Ärzteteam der Biberacher „Nova Clinic“. Er<br />
wird den Mann operieren.<br />
Ein Stockwerk höher schaut sich Zieglers Kollege<br />
Dr. Michael Schempf nochmals das Knie<br />
von Anke Mayerföls an, das er vor einiger Zeit<br />
operiert hat. Alles in Ordnung. Eigentlich ist<br />
die Patientin heute wegen eines Rückenproblems<br />
da. Ihre guten Erfahrungen beim ersten<br />
Mal haben sie dazu bewogen, erneut vom 22<br />
Kilometer entfernten Bad Waldsee nach<br />
Biber ach zu fahren. „Ich fühle mich hier einfach<br />
gut aufgehoben“, sagt sie, „das Personal<br />
ist sehr freundlich und man fühlt sich nicht<br />
so, als ob man nur eine Nummer wäre.“<br />
EINE ART HAUSGEMEINSCHAFT<br />
Als Anke Mayerföls gegangen ist, führen<br />
Schempf und Geschäftsführerin Elisabeth<br />
Pollak-Wilske durch die Klinik. „Sie müssen<br />
sich das hier wie eine Art Hausgemeinschaft<br />
vorstellen“, sagt<br />
Pollak-Wilske, „in<br />
der man die Philosophie<br />
verfolgt,<br />
privat wie gesetzlich<br />
versicherten<br />
Patienten ein Gesamtpaket<br />
anzubieten:<br />
Diagnose,<br />
Therapie, OP, Reha,<br />
ambulante wie stationäre<br />
Behand-<br />
Dr. Michael Schempf<br />
Neuer Gesellschafter:<br />
lung und mehr.“<br />
Tatsächlich ist in dem dreigeschossigen Haus,<br />
in dem rund 100 Menschen arbeiten, mehreres<br />
untergebracht: das Gesundheitszentrum<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
„Impuls“ mit Fitnesstraining, Saunabereich<br />
und physiotherapeutischen Anwendungen,<br />
ein Sanitätshaus, ein Café mit Essensangebot,<br />
eine Kranken- und Pflegestation, eine Anästhesie-Abteilung<br />
sowie eine neurochirurgische<br />
und eine orthopädische Praxis mit Unfallfallchirurgie.<br />
Weniger Kliniken, mehr Versorgungszentren<br />
Das Team der Nova Clinic (v. l.): Dr. Thomas Kühn, Dr. Michael Gasper, Dr. Philip Kühn, Dr. Harald<br />
Junghanns, Dr. Juris Bruklis, Dr. Christian Ziegler, Dr. Michael Schempf, Dr. Max Kirchner.<br />
In Deutschland gibt es immer weniger<br />
Krankenhäuser. Im Jahr 2013 existierten<br />
noch 1996, ein Jahr zuvor waren es laut<br />
Statistischem Bundesamt noch 40 mehr,<br />
vor 15 Jahren noch rund 250 mehr. Die<br />
Zahl der Betten sank seit Beginn des<br />
Jahrtausends um 50.000 auf rund eine<br />
halbe Million.<br />
1991, kurz nach der Wiedervereinigung,<br />
waren nur rund 15 Prozent aller Krankenhäuser<br />
in privater Hand – 2013 bereits<br />
34,8 Prozent. „Im gleichen Zeitraum sank<br />
der Anteil öffentlicher Krankenhäuser von<br />
46 Prozent auf 29,9 Prozent“, schreiben<br />
die Statistiker in ihrem aktuellsten Bericht<br />
BIBERACHER PIONIERE<br />
„Die Orthopädie ist das Zugpferd“, sagt<br />
Schempf. „Mit unserem Profil unterscheiden<br />
wir uns von anderen Kliniken im Umkreis.“<br />
Sei es mit dem Gesamtangebot und den kurzen<br />
Wegen oder eben auch Orthopädie-spezifisch.<br />
„Wir offerieren die gesamte Palette, egal<br />
ob es um die Wirbelsäule oder Gelenke geht,<br />
und haben auch Spezialisten für die Handund<br />
Fußchirurgie.“<br />
Nach Sprechstunden- und Behandlungszimmern<br />
betritt Schempf den Konferenzraum.<br />
Hier tagen die Gesellschafter der „Nova Clinic“<br />
viermal im Jahr. Als ein solcher wird von<br />
2016 an auch Schempf hier am Tisch sitzen. In<br />
der Führungsebene findet ein Generationenwechsel<br />
statt. Die Ärzte Thomas Kühn und<br />
Max Kirchner werden altersbedingt aussteigen.<br />
Viele Jahre hatten sie bereits in Biberach<br />
praktiziert und sich als „K&K“ einen Namen<br />
gemacht, als sie 2000 die „Nova Clinic“ gründeten<br />
und sich damit einen Traum erfüllten.<br />
„Heute sind solche Medizinische Versorgungszentren<br />
ja normal, aber Anfang der<br />
2000er war das noch Neuland in Deutschland“,<br />
sagt Elisabeth Pollak-Wilske.<br />
Neben Schempf (46) verjüngt Kühns Sohn<br />
Philip (37) den vierköpfigen Gesellschafterkreis.<br />
„Es ist durchaus nicht selbstverständlich,<br />
dass der Generationswechsel so gut funktioniert“<br />
sagt Pollak-Wilske. „Wir sind ja<br />
Mitglied im Verband operativ tätiger Privatkliniken<br />
– VOP –, und da habe ich schon aus<br />
vielen Häusern gehört, in denen die Gründer<br />
jetzt in Rente gehen wollen, aber große Probleme<br />
haben, Nachfolger zu finden. Denn die<br />
müssen sowohl ins Team passen als auch das<br />
Geld und die Risikobereitschaft mitbringen,<br />
in so ein Unternehmen einzusteigen.“<br />
Schempf nickt. „Dieses unternehmerische<br />
Denken ist bei Ärzten kein Bestandteil der<br />
Ausbildung“, sagt er, „da hab‘ auch ich noch<br />
meine Schwierigkeiten. Zum Glück darf ich<br />
seit einem Jahr schon an Gesellschaftersitzungen<br />
teilnehmen und über die Schulter gucken.“<br />
Schempf ist anzusehen, dass er sich auf<br />
diese Aufgabe freut. Er hat eine ungewöhnliche<br />
Laufbahn hinter sich. Seine Karriere begann<br />
mit einem Realschulabschluss und einer<br />
Ausbildung zum Informations-Elektroniker.<br />
Erst nach dem Zivildienst verschlug es ihn in<br />
den medizinischen Bereich. Er war OP-Pfleger,<br />
machte eine Ausbildung zum Medizintechniker,<br />
holte das Abitur nach und begann in Ulm<br />
1996 ein Medizinstudium.<br />
100 KILOMETER EINZUGSGEBIET<br />
Als Assistenzarzt zog es ihn für mehrere Jahre<br />
in die Schweiz, bis er 2008 nach Ulm zurückkehrte<br />
und ein Jahr später eine Dissertation<br />
in „Computernavigierte Chirurgie“ abgab.<br />
Vor fünf Jahren kam er dann zur „Nova Clinic“<br />
als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />
Fußchirurgie zählt zu seinen Spezialgebieten.<br />
Die beiden scheidenden Gründer der<br />
„Nova Clinic“ und die anderen Gesellschafter,<br />
Dr. Harald Junghanns und Dr. Michael Gasper,<br />
zur deutschen Krankenhauslandschaft.<br />
Der Anteil von Krankenhäusern in Trägerschaft<br />
von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden<br />
und privaten Stiftungen sank in dieser<br />
Zeit von 39,1 Prozent auf 35,4 Prozent.<br />
Die Zahl der Medizinischen Versorgungszen<br />
tren (MVZ) hat sich 2014 um 67 auf<br />
2073 erhöht. Das schreibt die Ärztezeitung<br />
unter Berufung auf Angaben der<br />
Kas senärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KBV). Bei den meisten der hinzugekommenen<br />
MVZs ist ein Krankenhaus als Träger<br />
beteiligt. Diese Betreiberform ist speziell<br />
in Baden-Württemberg weit<br />
verbreitet.<br />
AC<br />
haben für die Nachrücker das Feld gut bestellt.<br />
Aus einem Umkreis von 100 Kilometern kommen<br />
Patienten zu ihnen.<br />
Der Umsatz in Orthopädie- und OP-Bereich<br />
stieg zwischen 2000 und 2014 um 157 Prozent,<br />
die Patienten- und OP-Zahlen um jeweils<br />
66 Prozent. Schempf ist optimistisch, dass es<br />
so weitergeht, und Kollege Christian Ziegler<br />
hat unten im OP-Saal gerade einen Beitrag dazu<br />
geleistet. Einen Tag nach der Operation<br />
meldet sich der Liebherr-Mitarbeiter per E-<br />
Mail und berichtet, wie er die Behandlung<br />
empfunden hat: „Da ich selber bei Liebherr<br />
Ersthelfer bin, war es für mich sehr interessant,<br />
was in der ,Nova Clinic‘ auf die Patienten<br />
zukommt, die ich auch selber schon hinfahren<br />
ließ“, schreibt er. Er sei „sehr zufrieden“<br />
gewesen, „die können mit Folgeaufträgen<br />
rechnen“. [!]<br />
ANDREAS CLASEN<br />
35
[spezial]<br />
Auf Achse<br />
Was zählt? „Lage! Lage! Lage!“ Der alte Maklerspruch gilt nicht nur für<br />
Wohnimmobilien. Wo und wie sollten sich Unternehmen ansiedeln?<br />
Je näher an großen Verkehrsachsen, desto besser. Tipps und Tricks.<br />
Das Gewerbegebiet im Ulmer Norden hat alles, wovon andere träumen – insbesondere die perfekte Lage, nur einen Katzensprung von A 8 und A 7 entfernt.<br />
Seit Jahren brummt der Wirtschaftsmotor<br />
in Deutschland, es läuft gut, auch<br />
bei vielen Unternehmen in der Region.<br />
Doch sind neue Gewerbeflächen zum Teil<br />
heute schon rar. Vor allem an den begehrten<br />
Standorten entlang der Verkehrsachsen A 8<br />
und A 7 ist es für Firmen, die eine Neuansiedlung<br />
planen, schwierig, geeignete Flächen zu<br />
finden.<br />
Von 48.000 Quadratmetern des neuen Gewerbegebietes<br />
seien noch etwa 7000 Quadratmeter<br />
zu haben, berichtet der Merklinger Bürgermeister<br />
Sven Kneipp. Das Gebiet ist mit seiner<br />
Lage auf der Albhochfläche direkt an einer<br />
A8-Ausfahrt für Unternehmen besonders attraktiv;<br />
auch zur A 7 ist es nicht weit. Für die<br />
Restfläche gebe es bereits mehrere Interessenten.<br />
„Dann sind wir ausverkauft.“ Immer wieder<br />
müsse man Interessenten auch absagen.<br />
Doch dem Bürgermeister ist es wichtig, dass<br />
in seiner Gemeinde weitere Arbeitsplätze entstehen,<br />
am liebsten durch „eine gute Durchmischung<br />
von großen und kleinen Firmen.<br />
Mehr kleine als große, sonst ist die Abhängigkeit<br />
in Krisenzeiten<br />
von einem<br />
einzigen Unternehmen<br />
zu hoch.“<br />
So leistet es sich<br />
die Albgemeinde<br />
auch mal, eine Gewerbefläche<br />
nicht<br />
gleich an den<br />
nächsten Interessenten<br />
zu verkaufen.<br />
Merklingen<br />
Der Merklinger Bürgermeister<br />
Sven Kneipp.<br />
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36
Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
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Firma kommt.<br />
Noch gibt es keine genauen Untersuchungen<br />
zur Situation gewerblicher Flächen in den<br />
verschiedenen Gemeinden der Region, aber<br />
im kommenden Jahr will die IHK Ulm eine<br />
solche Studie in die Wege leiten. „Das Thema<br />
haben wir aufgenommen, weil wir die Gefahr<br />
sehen, dass bereits heute und künftig nicht<br />
genügend Flächen vorhanden sind“, sagt Simon<br />
Pflüger, der Referent für Standortpolitik<br />
der IHK Ulm. „Wir wollen uns frühzeitig einmischen,<br />
die Bedürfnisse der Unternehmen<br />
den Kommunen und den Genehmigungsbehörden<br />
– also den Regierungspräsidien und<br />
dem Land – mitteilen.“ Die Kammer will für<br />
Unternehmen als Vermittler fungieren: „Wir<br />
geben Auskünfte, stehen mit Rat und Tat zur<br />
Seite, wir telefonieren mit den Kommunen<br />
oder koordinieren Gespräche. Wir führen<br />
auch mal eine Suche für Unternehmen<br />
durch.“<br />
AN DER A 8 WIRD ES ENG<br />
Offensichtlich ist: An den verkehrsgünstig angebundenen<br />
Standorten entlang der Autobahn<br />
– Ulmer Norden, Dornstadt, Langen au<br />
oder eben auch Merklingen – wird es eng. So<br />
hatte die IHK im Juli eine Anfrage eines Unternehmens,<br />
das in Süddeutschland eine Produktion<br />
aufbauen<br />
möchte, mit „Leider<br />
nein“ beantworten<br />
müssen:<br />
Die Kommunen<br />
entlang der Autobahn<br />
konnten keine<br />
Flächen in der<br />
benötigten Größenordnung<br />
anbieten;<br />
es gab IHK-Standortexperte<br />
schlicht nichts Simon Pflüger.<br />
Passendes mehr.<br />
Nicht nur Neuansiedlungen benötigen Fläche,<br />
auch Betriebserweiterungen. Sie sind Investitionen<br />
in die Standort- und Zukunftssicherung.<br />
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist<br />
früher oder später oft eine Betriebserweiterung<br />
notwendig. „Firmen müssen zum Beispiel<br />
ihren Maschinenbestand erweitern oder<br />
den Produktionsablauf an heutige Verhältnisse<br />
anpassen“, erläutert Simon Pflüger. Auch<br />
der Arbeitsschutz dürfe nicht vergessen werden,<br />
sagt er. Die Anforderungen an gesunde<br />
Arbeitsverhältnisse sind gestiegen: Da geht es<br />
beispielsweise um den Platz zwischen Maschinen,<br />
um Durchgänge, Belüftung, Licht,<br />
und vieles mehr. Pflüger weiß: „Bei Erweiterungen<br />
sind die Firmen auf direkte räumliche<br />
Nähe angewiesen.“ Wenn sie am bisherigen<br />
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37
[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Grüner und die Merklinger Erfolgsgeschichte<br />
Merklingen lockte – und der große Automobilzulieferer ließ sich gerne nieder.<br />
Die größte Gewerbeansiedlung in den<br />
vergangenen Jahren war für Merklingen<br />
die Firma Grüner. Bürgermeister Sven<br />
Kneipp bezeichnet sie als Erfolgsgeschichte<br />
für das Unternehmen und die<br />
Gemeinde. Der Automobilzulieferer hatte<br />
an seinem Stammsitz in Bad Überkingen<br />
nicht mehr genügend Platz für eine Expansion<br />
gefunden. Durch die gute Zusammenarbeit<br />
der verschiedenen Genehmigungsbehörden<br />
konnte die Firma nach<br />
Vorlage des Bauantrags schon in kürzester<br />
Zeitbauen.<br />
Am Merklinger Standort beschäftigt<br />
Grüner mittlerweile mehr als 90 Mitarbeiter<br />
und hat jetzt schon Flächen aus<br />
seinen Optionen gekauft und investiert<br />
nun weiter: In den kommenden zwei Jahren<br />
soll in Merklingen ein weiteres Werk<br />
entstehen.<br />
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Unternehmensstandort nicht mehr anbauen<br />
können, achten sie deshalb bei Flächen für<br />
Neuansiedlungen eines Werks auf Möglichkeiten,<br />
dort später erweitern zu können. Diese<br />
Erfahrung hat auch Bürgermeister Kneipp<br />
gemacht: „Die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
spielen eine wichtige Rolle. Firmen wollen<br />
sich schon vor dem ersten Bau Optionsflächen<br />
nebenan sichern, beispielsweise das Vorkaufsrecht<br />
für mehrere Jahre.“<br />
DER FAKTOR ZEIT<br />
Aber auch Vorgaben des Bebauungsplans<br />
spielen eine große Rolle bei der Standortentscheidung.<br />
Da schauen Firmen genau, was sie<br />
einschränken könnte, wie etwa die maximal<br />
zulässige Höhe, zum Beispiel für ein Hochregallager.<br />
Mitentscheidend ist der Realisierungszeitraum<br />
– der Faktor Zeit. „Unternehmen<br />
sagen, wenn es ein bis zwei Jahre dauert,<br />
suche ich mir den nächsten Standort“, berichtet<br />
Bürgermeister Kneipp.<br />
Nach einer Vorgabe des Landes Baden-Württemberg<br />
soll der Flächenverbrauch reduziert<br />
werden – bis 2020 soll er insgesamt auf einen<br />
Wert von drei Hektar pro Tag sinken, mittelfristig<br />
sollen sogar gar keine neuen Flächen<br />
mehr verbraucht werden. Kneipp sieht das<br />
zwiespältig: „Das wird uns in den nächsten<br />
Jahren erheblich in der positiven Vermarktung<br />
behindern.“ Eine Flächenvorratspolitik<br />
sei so kaum noch möglich. Denn die Kommunen<br />
müssen direkt nachweisen, dass sie Fläche<br />
benötigen, um sie genehmigt zu bekommen.<br />
Solche Genehmigungsverfahren<br />
dauern, was es schwierig macht, Flächen<br />
schnell anzubieten. „Das wird gefährlich für<br />
den Standort Baden-Württemberg“, meint<br />
Kneipp. „Auch ich halte es für wichtig, den<br />
Flächenverbrauch zu reduzieren“, beteuert er,<br />
aber an bestimmten regionalen Achsen müsse<br />
eine Weiterentwicklung möglich sein.<br />
Um der Flächennot zu begegnen, hat der Gemeindeverwaltungsverband<br />
Laichinger Alb<br />
einen Beschluss zum Flächennutzungsplan<br />
gefasst; er soll fortgeschrieben werden. In<br />
Merklingen sollen direkt am bisherigen Gewerbegebiet<br />
drei Hektar Fläche neu ausgewiesen<br />
werden. „Die benötigen wir dringend“,<br />
sagt Kneipp. Die Gemeinde könnte auch<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
sechs oder acht Hektar an Interessenten verkaufen,<br />
„aber wir wissen, dass die Behörden<br />
das nicht mittragen werden“.<br />
Dennoch gebe es „bei uns auf der Laichinger<br />
Alb“ von Heroldstatt und Westerheim bis Nellingen<br />
„noch gutes Potenzial“. In interkommunalen<br />
Gewerbegebieten wie dem mittlerweile<br />
gefüllten IKG Laichinger Alb sieht<br />
Kneipp zukünftig vielleicht die einzige Möglichkeit,<br />
eine Flächenvorratspolitik zu betreiben.<br />
Auch der Flächenausgleich für die betroffenen<br />
Landwirte laufe interkommunal; die<br />
Bauern hätten in dieser Region durch den<br />
Ausbau der A8 und die Bahn-Neubaustrecke<br />
eh schon viel Fläche eingebüßt.<br />
WOHNUNGEN NICHT VERGESSEN<br />
Weiter weg von den Schnittstellen großer Verkehrsachsen,<br />
in Oberschwaben, ist es möglicherweise<br />
einfacher, einen geeigneten Platz<br />
zu finden, da dort noch mehr Gewerbeflächen<br />
zur Verfügung stehen, sagt IHK-Experte Pflüger.<br />
„Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesstraßen<br />
B311 und B312 in einem guten Zustand<br />
sind und ausgebaut werden.“ Ein<br />
Ausbau sei auch für die bereits vorhandenen<br />
Firmen in diesen Gebieten wichtig.<br />
Die Kommunen dort müssten andere Standortfaktoren<br />
ins Feld führen, um Unternehmen<br />
anzulocken: beispielsweise Bebauungspläne<br />
ohne große Restriktionen, schnelle<br />
elektronische Datenwege durch Breitband-<br />
Internet oder das Angebot, die Firmen bei Genehmigungsverfahren<br />
unterstützend zu begleiten.<br />
Da hätten noch einige Gemeinden<br />
Nachholbedarf. Bei der derzeit geringen Arbeitslosenquote<br />
gelte es, Fachkräfte anzuziehen.<br />
Es müsse also ausreichend Wohnraum<br />
Foto: © ThomBal/Fotolia.com<br />
Wer jenseits der großen Verkehrsachsen Interessenten in seine Gewerbegebiete locken will, muss mit anderen<br />
Pfunden wuchern: günstigen Wohnungen, guten Schulen, Breitband-Internet …<br />
vorhanden sein. Auch das Angebot an Schulen<br />
oder die Versorgung im Pflegebereich spiele<br />
eine tragende Rolle, um nur einige wichtige<br />
Punkte zu nennen.<br />
„Unser ländlicher Raum lebt von den Arbeitsplätzen<br />
und wird gestärkt durch zusätzliche<br />
Arbeitsplätze, die bei Erweiterungen und Ansiedlungen<br />
geschaffen werden.“ Also müsse<br />
man die Infrastruktur erhalten und ausbauen.<br />
„Wir dürfen uns nicht auf den bisherigen Erfolgen,<br />
wie einer niedrigen Arbeitslosenquote,<br />
ausruhen.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />
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39
Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Faszinierend,<br />
Captain<br />
Was heute so alles aus Automaten kommt, dürfte<br />
selbst Captain James T. Kirk und seine Crew<br />
faszinieren: Da geht es längst nicht mehr nur um<br />
Snacks oder Getränke. Nicht einmal ein<br />
Ersatzschlüssel ist ein Ding der Unmöglichkeit.<br />
Seit der Antike löst eine griechische Wortschöpfung Faszination<br />
bei Visionären aus: „Automatos“ – „von selbst geschehend“. Der<br />
Grad der Automatisierung war stets ein Synonym für den Fortschritt,<br />
der gerade bei Science-Fiction-Autoren immer schon grenzenlos<br />
war. Nicht von ungefähr konnte Captain James T. Kirk vom TV-<br />
Raumschiff Enterprise bereits in den 1960er Jahren sein Steak via<br />
Bordcomputer beim „Replikator“ bestellen, das eine Sekunde später<br />
wie von Geisterhand frisch gebraten vor ihm auftauchte.<br />
Die Automaten-Realität sah damals dagegen noch anders aus. Um etwa<br />
an den Inhalt eines Kaugummispenders zu kommen, waren bisweilen<br />
Muskelkraft und Geschick gefragt. Das begann bereits beim<br />
Versuch, eine Münze in den Schlitz zu fummeln.<br />
Diesen Kinderschuhen ist die Automatenwirtschaft<br />
längst entwachsen: Vom Apfelsaft<br />
bis zur Zahnpasta ist alles rund um die<br />
Uhr erhältlich, sagt Mieke Feldmann, Sprecherin<br />
des Bundesverbands der Deutschen<br />
Vending-Automatenwirtschaft: „24 Stunden,<br />
sieben Tage die Woche.“<br />
Auch Caterer bestücken neben Buffets<br />
mittlerweile verstärkt Automaten, wie<br />
Christopher Lück vom Deutschen Hotel-<br />
Automaten-Expertin<br />
Mieke Feldmann.<br />
und Gaststättenverband (Dehoga) sagt.<br />
„Der Trend zum Thema Vending ist deutlich<br />
stärker geworden, weil man sich nicht<br />
mehr an Schließzeiten der Restaurants halten<br />
muss.“ Gerade im Gemeinschaftscatering wurde die „Angebotspalette<br />
vom belegten Brötchen bis zum Dessert entsprechend angepasst“.<br />
Freilich halten nicht alle Zeitgeist-Entwicklungen Einzug in den Speiseplan.<br />
Der gegenwärtige Hype um vegetarische und vegane Ernährung<br />
gehe nahezu spurlos an der Automatenwirtschaft vorbei. „Das<br />
spielt keine gravierende Rolle“, sagt Feldmann. „Vielmehr geht es um<br />
den Preis. Im Prinzip sind die angebotenen Produkte die gleichen geblieben.“<br />
Gemessen am Ergebnis fahren die Vending-Unternehmen<br />
Lebe lang und in Frieden: Der Vulkanier Mr. Spock hätte vegetarische Kost<br />
aus dem Replikator bevorzugt. Ein Trendsetter vor der Zeit.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
damit bestens: „Die Branche steht gut da. Aktuell liegen wir im Umsatz<br />
bei 2,5 Milliarden Euro.“<br />
Die gute Botschaft für die rund 15.000 Beschäftigten innerhalb des<br />
Wirtschaftszweigs: „Die Automaten werden sich auch in Zukunft<br />
weiter verbreiten.“ Die schlechte: „Auch wir spüren den Fachkräftemangel“,<br />
sagt Aude Masserann, Ausbildungsbeauftragte der AWI Automaten-Wirtschaftsverbände-Info<br />
GmbH. Dabei sind die Perspektiven<br />
gut und die Einstiegshürden nicht allzu hoch: „Es kann sich jeder<br />
mit einem guten Hauptschulabschluss bewerben.“ Seit August <strong>2015</strong><br />
besteht die Möglichkeit sich innerhalb von drei Jahren zu einem anerkannten<br />
Automatenkaufmann mit zwei Spezialisierungen ausbilden<br />
zu lassen: Automatentechnik oder kaufmännische Prozesse.<br />
SPONTANES BARBECUE? KEIN PROBLEM<br />
Die Anforderungen sind dagegen nicht trivial, zumal sich nicht nur<br />
die Technik stetig weiterentwickelt, sondern auch die flankierenden<br />
Richtlinien, von der Verpackungsverordnung, der Kennzeichnungspflicht<br />
der Lebensmittel am Automaten über die Wertstoffentsorgung<br />
bis hin zur Nachhaltigkeit im Sinne der Kooperation mit „Fairtrade<br />
Deutschland“. Auch die Bezahlungssysteme werden immer ausgeklügelter.<br />
Einen Warenposten via Smartphone zu begleichen, „ist längst<br />
Alltag“, sagt Mieke Feldmann.<br />
Während die Automatenlandschaft im „Public Vending“, also im öffentlichen<br />
Bereich, etwa an Bahnhöfen, aus Kostengründen kaum<br />
Wachstum verzeichnet, weil dortige Gerätschaften zum Schutz vor<br />
Vandalismus oder Aufbruch besonders gesichert werden müssen, haben<br />
Erzeuger vor Ort neue Verkaufsnischen entdeckt. Vornehmlich<br />
Hofläden und Metzgereien bieten ihre Produkte jetzt auch per „Regiomat“<br />
feil, in Anlehnung an die regionale Herkunft der Waren. So kann<br />
man sein Grillgut für ein spontanes Barbecue auch am Sonntag beim<br />
Händler des Vertrauens aus dem Automaten ziehen.<br />
Ob neue Anwendungen dazukommen, respektive inwieweit sie sich<br />
hierzulande durchsetzen, bleibt abzuwarten. Zumindest mangelt es<br />
der Vending-Industrie nicht an Ideen. So hat der wohl berühmteste<br />
Hersteller koffeinhaltiger Limonade eine Anwendung entwickelt, mit<br />
der jeder Kunde am Automaten seinen individuellen Soft-Drink mixen<br />
und zapfen kann. Eine App generiert zuvor einen persönlichen<br />
QR-Code mit dem Rezept und übermittelt ihn ans Gerät.<br />
Was ist Vending?<br />
Vending bedeutet nichts anderes, als den Verkauf von Waren<br />
und Dienstleistungen über Automaten. Dabei werden insbesondere<br />
heiße und kalte Getränke, Snacks, Fertiggerichte und<br />
anderweitige Lebensmittel aber auch Non-Food-Produkte in<br />
einer großen Bandbreite vertrieben.<br />
Nach Informationen des Bundesverbands der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft<br />
sind über 1000 zumeist mittelständische<br />
Dienstleistungs-Unternehmen mit rund 15.000 Beschäftigten<br />
in der Branche tätig. 80 Prozent der Automaten<br />
stehen in Unternehmen, 20 Prozent im öffentlichen Bereich.<br />
Ergänzt wird das Angebot durch den „Office Coffee Service“–<br />
also die Aufstellung von besonderen Kaffeeautomaten vornehmlich<br />
im Bürobereich. Derzeit sind 516.000 Automaten<br />
deutschlandweit im Einsatz, täglich werden 11,8 Millionen<br />
Snacks und Getränke verkauft. Der aktuell angegebene Jahresumsatz<br />
liegt bei 2,5 Milliarden Euro.<br />
DB<br />
Wer diese Zeilen nicht klar lesen kann, hat die Möglichkeit, seine Brille<br />
vom „Optic Wash“-Automaten reinigen zu lassen. Der mechanische<br />
Saubermann wird derzeit in Florida getestet, während in New York<br />
vergesslichen Zeitgenossen auf die Sprünge geholfen wird: Wer nachts<br />
heimwankt und feststellt, keinen Hausschlüssel dabei zu haben, kann<br />
sich am Automaten einen Ersatz fertigen lassen – sofern er zuvor seinen<br />
Schlüssel eingescannt, der Datenbank mitgeteilt hat und sich per<br />
Fingerabdruck identifizieren kann.<br />
MEIN AUTOMAT KENNT MEIN GESICHT<br />
Was beim „Luce X2 Touch TV“ nicht nötig ist, denn der Genuss-Automat<br />
verfügt über eine Gesichtserkennung und kann den Käufer nicht<br />
nur identifizieren, sondern sich auch dessen Kaufgewohnheiten merken<br />
– und im Zweifelsfall bestimmte Produkte verweigern. Dafür<br />
orientiert er sich am Alter des Käufers, an medizinischen Informationen<br />
oder dem vorausgegangenen Kaufverhalten.<br />
Angesichts dessen ist der Weg zu Captain Kirks Enterprise-Kantine gar<br />
nicht mehr so weit. Und möglicherweise wünscht man sich dann die<br />
alten Kaugummi-Automaten zurück. [!]<br />
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41
[leben] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Chef – uns schmeckt’s<br />
Früher war alles besser? Von wegen – wenn man an die eher aufs Überleben ausgerichteten Firmenspeisungen<br />
vergangener Tage zurückdenkt. Moderne Catering-Produkte kann man nicht nur essen, man hat sogar Freude daran.<br />
Service GmbH bestätigt: „Früher wurde versorgt,<br />
heute wird auf hohem Niveau bewirtet.<br />
Die Bedürfnisse und Ansprüche unserer Gäste<br />
sind gestiegen, der Konsument von heute ist<br />
mobiler, weiß mehr und will mehr.“<br />
In Unternehmen hat man erkannt, dass sich<br />
die Gaumenfreude auch positiv auf das Betriebsergebnis<br />
auswirken kann. „Je besser die<br />
Ernährung, desto größer die Zufriedenheit<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
und desto besser deren tägliche Leistungsbereitschaft“,<br />
sagt Jochen Schumm, Personalvorstand<br />
bei MAN SE und MAN Truck & Bus AG<br />
in München: „Dafür investieren wir in Top-<br />
Qualität in Bezug auf die Lebensmittel.“<br />
Das Auge isst mit. Und wie!<br />
Es gab Zeiten, in denen die Mittagspause<br />
etwas Bedrohliches hatte. Der Gang zur<br />
Kantine stand an. Unwillkürlich fragte<br />
man sich danach: Welchen Beruf haben die<br />
Köche gelernt?<br />
An der Frage des Geschmacks schieden sich<br />
die Geister, was den Ruf einer ganzen Branche<br />
in Mitleidenschaft zog, die bis heute den etwas<br />
schwerfällig wirkenden Namen Gemeinschaftsverpflegung<br />
(GV) trägt. Gleichwohl<br />
hat sich das längst nachhaltig geändert, die<br />
Zeiten von Wassersuppen, undefinierbaren<br />
Soßen und fetttriefendem Fleisch sind vorüber.<br />
Die Catering-Betriebe haben die Zeichen<br />
der Zeit erkannt und auf die Bedürfnisse reagiert<br />
– sowohl was die Speisen als auch was<br />
das Ambiente betrifft.<br />
Im Wesentlichen decken sie vier Sparten ab:<br />
Unternehmen, Schulen/Hochschulen, Krankenhäuser<br />
und Seniorenheime. Allein im<br />
Businessbereich verfügen rund 9000 Unternehmen<br />
über Betriebsküchen, das Marktvolumen<br />
liegt bei 15 Milliarden Euro. Dem Deutschen<br />
Hotel- und Gaststättenverband<br />
(Dehoga) zufolge erzielen allein die vier größten<br />
deutschen Cateringbetriebe rund eine<br />
Milliarde Nettoumsatz. Wie groß der Markt<br />
ist, zeigt der zusätzliche Verpflegungsbedarf<br />
von cirka 2000 Krankenhäusern, mehr als<br />
1230 Reha-Kliniken, 12.300 Altenpflege-Einrichtungen,<br />
17.000 Ganztagsschulen und 875<br />
Hochschul-Mensen und Cafeterien.<br />
Während im Klinik- und Seniorenbereich die<br />
medizinischen Aspekte die Speisekarte bestimmen<br />
und eine gesunde Ernährung in<br />
Schulen mittlerweile zum Bildungsauftrag<br />
gehört, hat sich auch die kulinarische Erwartungshaltung<br />
in Unternehmen deutlich verändert.<br />
Der Trend geht in Richtung frischer<br />
regionaler Produkte, Gesundheit, Fair Trade<br />
und Nachhaltigkeit, wie Helmut Heinz, Geschäftsführer<br />
der Frankfurter Airport Cater<br />
SIEGESZUG DER VEGETARIER<br />
Angesichts flexibler Arbeitszeiten soll alles<br />
mittlerweile ständig verfügbar und am besten<br />
mitzunehmen sein. Gefragt sind vor allem<br />
„To-Go“-Produkte; Wraps, Cerealien, Joghurts<br />
und Bagels liegen im Trend – frisch gebrühter<br />
Espresso oder Cappuccino sowieso. Gerade<br />
der Gesundheitsaspekt mit dem Wunsch<br />
nach leichter, ausgewogener Nahrung hat<br />
Einzug gehalten in die Menüplanung, ebenso<br />
der Anteil vegetarischer Gerichte, der nach<br />
Dehoga-Erkenntnissen derzeit geradezu<br />
„boomt“. Auch Veganes und Regionales werden<br />
immer beliebter.<br />
Dementsprechend wird Transparenz und die<br />
Offenlegung von Herkunft und Inhaltsstoffen<br />
erwartet. Was in Zeiten von Smartphones,<br />
Table-Computern und Wlan zum Standard<br />
werden soll. Mittlerweile können Mahlzeiten<br />
online geordert werden, wobei die elektronische<br />
Speisekarte via Ampelsystem bisweilen<br />
Auskunft gibt über die Qualität der Inhaltsstoffe,<br />
deren Ursprung, Anbauweise und<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Dass die Caterer in der Lage sind, außerhalb<br />
des Alltags für Events und Firmenfeiern noch<br />
eine Schippe draufzulegen und selbige aufs<br />
Feinste auszurichten, versteht sich fast von<br />
selbst. [!]<br />
BERND RINDLE<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[rubrik]<br />
43
[machen]<br />
Foto: © guy/Fotolia.com<br />
Altbacken ist hier nix!<br />
Wenn Amateur-Backwaren aussehen, als hätte ein Profi Hand angelegt, könnte die Firma Hobbybäcker-Versand im Spiel<br />
sein. Die in Bellenberg ansässige GmbH versorgt ambitionierte Laien mit Produkten, die etwas hermachen.<br />
rück, sind aber dankbar, wenn jemand dabei<br />
hilft. Ach ja, und eine Art Erfolgsgarantie erwarten<br />
sie selbstredend auch.<br />
Diese Klientel hat dem Hobbybäcker-Versand<br />
zu einem kontinuierlichen Auftrieb verholfen.<br />
Mit den rund 2500 Artikeln aus dem<br />
Katalog können ambitionierte Amateure<br />
über sich hinauswachsen und<br />
erleben zugleich das befriedigende<br />
Gefühl, eigenhändig etwas Großartiges<br />
kreiiert zu haben.<br />
Zum Geschäftsmodell gehörte von Beginn<br />
an, ins Sortiment Produkte aufzunehmen,<br />
die ansonsten nur Profis zur Verfügung<br />
stehen, beispielsweise Pralinenhohlkörper,<br />
bestimmte Teige oder eine große<br />
Geschmackspalette beim für den Tortenbau<br />
nötigen Zusatzstoff „Sahnesteif“.<br />
„Brot und Brötchen“, „Kuchen und Torten“,<br />
„Pralinen“ und „Back-Haushaltswaren“ sind<br />
Grimm zufolge die größten Geschäftsbereiche.<br />
„Schokolade“, „Eis“, „Dekorieren“ und<br />
„Bücher“ gelten ebenfalls als unverzichtbar.<br />
Schließlich will man als Vollsortimenter den<br />
Kunden die Mühen der Sucherei abnehmen.<br />
Warum nicht ein süßes Handtäschchen als ausgefallenes Geschenk?<br />
Typische Kundinnen, wie sie Geschäftsführer<br />
Friedrich-Christian Grimm ausgemacht<br />
hat, haben tausend Sachen<br />
um die Ohren und gleichzeitig Lust, zum Ausgleich<br />
auch mal „handwerklich was zu tun“.<br />
Ihnen fehlt die Zeit, stundenlang in der Küche<br />
zu stehen, geschweige denn, von Geschäft zu<br />
Geschäft zu eilen, um die vielen Zutaten zu<br />
besorgen. Doch sind sie vom Ehrgeiz gepackt,<br />
sehen exquisite Backwaren, bei denen sie<br />
selbst mit Hand angelegt haben, als Bewältigung<br />
einer persönlichen Herausforderung an.<br />
Sie scheuen trotz begrenzter Kenntnisse nicht<br />
mal vor dem Backen schwieriger Torten zu-<br />
DER KATALOG IST WICHTIG<br />
Gleichermaßen „unverzichtbar“ ist laut<br />
Grimm auch der gedruckte Katalog, der es<br />
derzeit auf satte 260 Seiten bringt. Wie das,<br />
wo doch alle Welt über den Untergang von<br />
„Print“ orakelt? Und derweil bei den Bellenberger<br />
„Hobbybäckern“ bereits mehr als 50<br />
Prozent der Bestellungen per Online-Auftrag<br />
einlaufen? Bei den Kunden spielten die Kataloge<br />
als Faktor, sich Anregungen einzuholen,<br />
eine nicht zu vernachlässigende Rolle, ebenso<br />
das regelmäßig erscheinende Kundenmagazin,<br />
erklärt Grimm. Wer wisse schon, ob Bestellungen<br />
per Mausklick allein auf dem Besuch<br />
des Online-Shops beruhten?<br />
Gleichwohl schenkte Grimm dem Shop erhöhte<br />
Aufmerksamkeit, als er 2014 zusammen<br />
mit einem stillen Teilhaber die 1995 gegründete<br />
Firma übernahm. Forciert wurde<br />
auch die Präsenz auf regionalen Messen. Der<br />
„backaffine Endverbraucher“ wolle eben auf<br />
unterschiedlichstem Weg angesprochen werden.<br />
Wichtig ist Grimm<br />
Foto: © rdnzl/Fotolia.com<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
Foto: © Africa Studio/Fotolia.com<br />
auch der Laden am Firmensitz, schaffe er doch<br />
den Bezug zur Region und sei das „Schaufenster<br />
für unseren Anspruch als Manufaktur“.<br />
Und er bringe unmittelbare Reaktionen auf<br />
neue Produkte. Denn immerhin rund 350 der<br />
2500 Produkte des jährlichen Katalogs seien<br />
Neuheiten . Nicht ausschließen will Grimm,<br />
in Zukunft weitere Shops zu eröffnen. Es stehe<br />
aber nicht aktuell auf der Agenda.<br />
GEHEIME GEWÜRZMISCHUNG<br />
Wer verbirgt sich hinter dem Kundenkreis?<br />
„Zu 90 Prozent Frauen“, sagt Grimm. Die jüngeren<br />
Altersgruppen interessierten sich mehr<br />
für die Themen „Schokolade“ und „Dekorieren“,<br />
die älteren eher für „Brot und Kuchen“.<br />
Auch innerhalb der Sparten seien die Ansprüche<br />
höchst differenziert. Hinter der Torte in<br />
Gestalt einer Handtasche dürfte vor allem die<br />
Absicht stecken, ein originelles Geschenk zu<br />
schaffen. Die Brotbackmischung aus hochwertigen<br />
Mehlen spricht wiederum eher Leute<br />
an, die keine Lust auf Discounter und Backketten<br />
haben. Entsprechend<br />
ist die<br />
Produktpalette<br />
laut<br />
Grimm im „mittel- bis höherpreisigen Bereich“<br />
angesiedelt.<br />
Die Mehle bezieht die „Hobbybäcker-Versand<br />
GmbH“ von der Benz-Mühle, einer bis ins 15.<br />
Jahrhundert zurückreichenden Traditionsmühle<br />
in der Nähe von Heidenheim. Hier<br />
werden die Mehle nach den Rezepturen der<br />
Bellenberger gemischt. Wie genau sich zugehörigen<br />
Gewürze zusammenstellen, bewahrt<br />
man sich als Geheimnis. Die Abfüllung in<br />
Kleinverpackungen, die Konfektionierung<br />
und der Versand geschehen in Bellenberg. Damit<br />
beim Transport nichts dahinschmilzt<br />
oder zu Bruch geht, werde den Verpackungen<br />
und dem Verpacken hohe Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, unterstreicht Grimm. Er sieht in<br />
der Nische die Chance, „Old school“ mit der<br />
schönen neuen Einkaufswelt zu verknüpfen:<br />
„Manufaktur“ und „Versand“ als eine Einheit.<br />
[!] THOMAS VOGEL<br />
Vom Finanzsektor<br />
in Genusswelten<br />
Die Hobbybäcker-Versand GmbH<br />
wurde vom Ehepaar Inge und Heinz<br />
Pinzer aus Vöhringen gegründet. Aus<br />
Bäckerfamilien stammend, fingen die<br />
beiden 1995 mit dem Versand von<br />
Backmischungen an, zunächst quasi<br />
als „Garagenfirma“. Altershalber suchten<br />
sie vor zwei Jahren einen Nachfolger<br />
und trafen auf Friedrich-Christian<br />
Grimm, der die Firma mit einem stillen<br />
Teilhaber erwarb. Die GmbH beschäftigt<br />
derzeit knapp 60 Mitarbeiter, größtenteils<br />
Frauen, viele davon in Teilzeit.<br />
Zur Firma gehört eine Versuchsbackstube<br />
mit drei Fachkräften. Den derzeitigen<br />
Jahresumsatz beziffert der geschäftsführende<br />
Gesellschafter<br />
Grimm, der vorher im Bankenbereich<br />
tätig war, mit 4,4 Millionen Euro. Angestrebt<br />
werde ein jährliches Wachstum<br />
„von mindestens fünf Prozent“. TV<br />
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45
Hohe Politik am Stamm-Tisch. Das Foto entstand Mitte Juli 1990 im kaukasischen Kurort Schelesnowodsk. Es zeigt Bundeskanzler Helmut Kohl (r), den sowjetischen<br />
Staatspräsidenten Michail Gorbatschow (M) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (l). Die Herren ebneten der deutschen Einheit den Weg.<br />
... und meine<br />
Oma weinte<br />
Ob mitten in Berlin, zuhause mit der Oma vor dem<br />
Fernseher oder auf einem USA-Trip. Für Stefan<br />
Loeffler kramen fünf Führ ungs kräfte in ihrem<br />
Gedächtnis und erzählen, wie sie den Tag der<br />
deutschen Wiedervereinigung erlebt haben.<br />
Dr. Uta Feser, seit 2006 Präsidentin<br />
der Hochschule Neu-<br />
Ulm, fragte sich bei der Wiedervereinigung,<br />
ob es überhaupt<br />
möglich sei, die westlichen<br />
Standards der Bundesrepublik<br />
auf die DDR zu übertragen.<br />
1) Erinnern Sie sich noch an den 3. <strong>Oktober</strong> 1990? Wie<br />
haben Sie den Tag verbracht?<br />
2) Elf Monate zuvor fiel die Mauer. Wie haben Sie dieses<br />
Ereignis erlebt und was ist Ihnen damals durch den<br />
Kopf gegangen?<br />
3) Was haben Sie vor 25 Jahren gemacht?<br />
4) Mit welchem Auto waren Sie damals unterwegs?<br />
5) Was hat sich durch die Wiedervereinigung für Sie verändert,<br />
persönlich und beruflich?<br />
6) Was ist Ihr Lieblingsplatz zum Erholen im wiedervereinigten<br />
Deutschland?<br />
1) Wir waren damals als Assistenten vom Lehrstuhl für Banking &<br />
Finance der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
zur Beratung in Leipzig, um ehemalige Staatsbetriebe der DDR auf<br />
die Erstellung von Eröffnungsbilanzen vorzubereiten.<br />
2) Ich habe die Wiedervereinigung in Nürnberg vor dem Fernseher<br />
erlebt und habe mich tatsächlich gefragt, ob es möglich ist, nicht<br />
nur unsere westlichen Standards auf die DDR zu übertragen, sondern<br />
auch aus dem System der DDR etwas zu übernehmen, wie zum<br />
Beispiel die Kinderbetreuung oder die Polikliniken.<br />
3) Ich war Akademische Rätin an der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für Banking & Finance.<br />
4) Ein Golf Cabriolet classic.<br />
5) Der freie Reiseverkehr, sowohl beruflich als auch privat.<br />
6) Nach wie vor Oberbayern.<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
Heiner-Matthias Honold erlebte<br />
den 3. <strong>Oktober</strong> mitten im Berliner<br />
Trubel. Der 45-jährige Geschäftsführer<br />
der Honold<br />
Logistik Gruppe in Neu-Ulm ist<br />
verheiratet und hat zwei Kinder.<br />
Dr. Brigitte Zürn fuhr bei der<br />
Grenzöffnung von Bamberg an<br />
die Grenze nach Coburg und erlebte<br />
dort einen Mann, der die<br />
westliche Marktwirtschaft bereits<br />
verinnerlicht hatte. Die<br />
49-jährige Steuerberaterin ist<br />
bei der Dr. Horn Unternehmensberatung<br />
GmbH<br />
beschäftigt.<br />
1) Ich machte eine Lehre in Hannover, und mit Freunden haben wir<br />
beschlossen, nach Berlin zu fahren. In Erinnerung bleibt mir, dass<br />
Ost-Berlin ziemlich dunkel und eher ruhig war – im starken Gegensatz<br />
zu West-Berlin. Ich erinnere mich an die vielen Menschen in<br />
den Straßen. Wir haben schon gemerkt, dass etwas Historisches<br />
stattfindet.<br />
2) Den Fall der Mauer habe ich bewusst damals im Café D‘Art in Neu-<br />
Ulm erlebt. Wir sind dann zum Brunnen auf dem Ulmer Marktplatz<br />
gefahren. An diesem Tag gab es auch ein wichtiges Fußballspiel. Zu<br />
dieser Zeit standen wir kurz vor dem Abitur. Unser Geschichtslehrer<br />
hatte noch Wochen davor gesagt, dass es unmöglich zu einer Vereinigung<br />
kommen könnte.<br />
3) Eine Lehre als Speditionskaufmann in Hannover, wo die Kollegen<br />
dachten, dass ich aus dem Osten komme. Den schwäbischen Dialekt<br />
kannten die Norddeutschen damals anscheinend nicht. Ich<br />
kann mich erinnern, dass meine Aufgabe auch darin bestand, Telefonverbindungen<br />
nach Magdeburg zu organisieren. Teilweise<br />
mussten wir zur Nachrichten-Übermittlung auch Kurierfahrten<br />
machen.<br />
4) Ein Opel Kadett. Nach Berlin sind wir mit einem Trabi gefahren.<br />
5) Persönlich fühlt man sich freier und freut sich, dass die Freiheit gewonnen<br />
hat. Beruflich haben wir in Dresden und Cottbus große<br />
Standorte aufgebaut, die heute noch prima funktionieren. Ausgehend<br />
von Dresden sind wir dann auch Richtung Tschechien aufgebrochen.<br />
6) Joggen in den Wäldern der Region.<br />
1) An den 3. <strong>Oktober</strong> 1990 kann ich mich noch ganz genau erinnern,<br />
da ich zu dieser Zeit an der Universität Bamberg als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin ein Projekt betreut hatte, über das ich an der TU<br />
Berlin einen Vortrag halten sollte. Und so war ich am 3. <strong>Oktober</strong> in<br />
Berlin, hatte tagsüber meinen Vortrag und abends war ich mitten in<br />
den Feierlichkeiten dabei. Die Freude an diesem Tag und dieser<br />
Nacht bei Ost und West war unbeschreiblich. Es wurde auf der Straße<br />
getanzt und alle waren bis spät in der Nacht in Feierstimmung –<br />
für mich unvergesslich!<br />
2) Die elf Monate vorher war ich auch in Bamberg, vor meiner Promotion<br />
habe ich dort Betriebswirtschaft studiert. Am Abend der Öffnung<br />
der Grenzen klingelten Kommilitonen bei mir Sturm und erzählten<br />
mir von der Grenzöffnung. Ich hatte keinen Fernseher und<br />
noch nichts mitbekommen. Wir wollten es gar nicht glauben und<br />
sind sofort nach Coburg an die Grenze gefahren. Es stimmte, es fuhren<br />
scharenweise Trabbis aus dem Osten über die Grenze; die Menschen<br />
jubelten aus offenen Fenstern und veranstalteten ein Hupkonzert.<br />
Am besten ist mir aber ein aus dem Osten herüberfahrender<br />
Mann in Erinnerung geblieben. Er warf haufenweise Visitenkarten<br />
aus dem offenen Autofenster; wir dachten uns nur: Der hat aber die<br />
Marktwirtschaft schon gut verstanden.<br />
3) Siehe oben.<br />
4) Mit meinem heißgeliebten, betagten VW-Käfer.<br />
5) Ich hatte mit meiner Promotion an der Universität Bamberg auch<br />
diesbezüglich viel Glück, da mein Doktorvater sich stark für die Unterstützung<br />
und den Aufbau der Ost-Universitäten nach westlichen<br />
wirtschaftswissenschaftlichen Lehrplänen und Standards engagiert<br />
hat. Ich war vom Herbst 1989 bis 1994 immer die halbe Woche<br />
in Bamberg und die halbe Woche an der TU Dresden. Leider verunglückte<br />
mein Doktorvater 1992 auf dem Weg von Bamberg nach<br />
Dresden tödlich. Uns, seinen Mitarbeitern aus Dresden und Bamberg,<br />
ist es dann aber mit viel Unterstützung aus der Bamberger Professorenschaft<br />
und dem Wissenschaftsminister von Sachsen gelungen,<br />
sein Werk in Bamberg und Dresden fortzuführen, worauf wir<br />
schon etwas stolz waren. Ich habe in dieser Zeit unwahrscheinlich<br />
viel erlebt und gelernt. Positives wie negative Dinge. Es war aber<br />
alles sehr hilf- und lehrreich für mein weiteres Leben.<br />
6) Dresden natürlich!<br />
Erinnerung in Schwarz-Rot-Gold: ein liebevoll aufgehübschter Trabbi samt<br />
Ährenkranz, Zirkel und Hammer. Foto: © planetadiseno/Fotolia.com<br />
47
[leben] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Klaus Gehauf hat in den USA<br />
auf die Wiedervereinigung angestoßen.<br />
Der 59-jährige Wahlschwabe<br />
ist Geschäftsführer der<br />
Ravensburger Gehauf GmbH,<br />
die sich auf Schulung und Beratung<br />
spezialisiert hat.<br />
Sabrina Neumeister war am<br />
3. <strong>Oktober</strong> 1990 gerade einmal<br />
neun Jahre alt. Dennoch kann<br />
sich die Leiterin der Ulmer Kulturabteilung<br />
sehr gut an den<br />
Tag erinnern.<br />
Foto Flagge: © Carsten Reisinger/Fotolia.com<br />
1) Wir waren in den USA und haben das erst so richtig mitbekommen,<br />
als wir wieder in Deutschland waren. Meine Mutter hatte uns im Urlaub<br />
angerufen und uns an den Tag erinnert. Da haben wir dann auch<br />
ein Glas darauf getrunken. Meine Eltern stammen selbst aus Thüringen,<br />
sind 1949 in den Westen gezogen und hatten auch niemals damit<br />
gerechnet, dass es zu einer Wiedervereinigung kommen würde.<br />
2) Den Fall der Mauer habe ich zusammen mit meiner Frau zuhause im<br />
Fernsehen erlebt. Nachdem wir jahrelang, sowohl in der Schule als<br />
auch von unseren Eltern, immer gehört hatten, dass damit niemals zu<br />
rechnen sein würde, waren wir bereits seit den Vorgängen in Ungarn<br />
mehr als überrascht, dass das nun doch wahr geworden war.<br />
3) Ich war im Aufbau meines Bildungs<strong>unternehmen</strong>s begriffen.<br />
4) Das war ein Daimler Benz. Ich bin ja Wahlschwabe, also was sonst?<br />
5) 1991 hatten wir eine Niederlassung unseres Unternehmens in<br />
Heiden au, in der Nähe von Dresden eröffnet. Der Ort kam erst in den<br />
letzten Tagen wegen der fremdenfeindlichen Ausschreitungen zu<br />
trauriger Berühmtheit. Ich selbst hätte das dort nie erwartet, ich habe<br />
fast nur positive Erfahrungen mit den Heidenauern gemacht. Sonst<br />
hätten wir dort vermutlich auch keine Ferienwohnung erworben.<br />
6) Trotz der Ausschreitungen in Heidenau sind wir dort immer noch<br />
gerne. Vor allem die Nähe zum wirklich tollen Dresden mit seinen<br />
kulturellen und sonstigen Freizeit-Möglichkeiten spielt natürlich<br />
auch eine Rolle.<br />
1) Mein kleiner Bruder bekam an diesem historischen Datum seine<br />
Mandeln entfernt – ich bekam Eis, um die Wartezeit zu versüßen,<br />
und eine kleine Geschichtsstunde von meiner Mama, was es mit der<br />
Wiedervereinigung auf sich hat.<br />
2) Im Alter von acht Jahren kann man die ganze Dimension des<br />
Mauerfalls natürlich nicht erfassen. Die Übertragungen im Fernsehen<br />
habe ich mit meiner ganzen Familie verfolgt. Was mir an diesem<br />
Tag richtig naheging, waren die Tränen meiner Oma, die mit<br />
ihrer Familie im Zuge des 2. Weltkrieges aus ihrer Heimat, dem Erzgebirge,<br />
vertrieben und getrennt worden war. Für meine Oma war<br />
der Mauerfall die „Wiedervereinigung“ ihrer Familie.<br />
3) Ich besuchte die dritte Klasse .<br />
4) Mit dem meiner Eltern – einem Toyota Camry Kombi. Auf dem Rücksitz,<br />
versteht sich.<br />
5) Durch die Wiedervereinigung wurde unsere Familie deutlich größer.<br />
Wir lernten die bis dahin nur namentlich bekannten Geschwister<br />
meiner Oma und deren Kinder und Enkel kennen. Heute sind sich der<br />
westliche und östliche Teil der Familie sogar teilweise wieder richtig<br />
nahe – meine „Großcousine“ aus dem „östlichen Familienzweig“ arbeitet<br />
heute in Neu-Ulm und wir treffen uns regelmäßig.<br />
6) Über Freunde habe ich vor einigen Jahren die Halbinsel Fischland-<br />
Darß-Zingst kennengelernt. Ein unbeschreiblich schönes Gebiet an<br />
der Ostsee, nahe Stralsund .<br />
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48
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Jobaktion von<br />
Schwäbisch Hall<br />
verpufft<br />
Die Anwerbung portugiesischer<br />
Arbeitnehmer der Stadt Schwäbisch<br />
Hall hat wenig gebracht.<br />
Die Aktion hatte 2012 ein großes<br />
Medienecho ausgelöst. Die<br />
Kampagne habe zwar eine gute<br />
Absicht gehabt, doch sei sie unkonkret,<br />
nicht zielgerichtet und<br />
damit nicht nachhaltig gewesen,<br />
sagte der Chef von Baden-<br />
Württembergs Regionaldirektion<br />
der Bundesarbeitsagentur,<br />
Christian Rauch.<br />
Nur etwa 100 Portugiesen seien<br />
in Jobs vermittelt worden, davon<br />
seien aktuell nur noch etwa<br />
30 bis 50 in der Region beschäftigt.<br />
Reinz investiert in<br />
seinen Standort<br />
Neu-Ulm<br />
Mehrere Millionen Euro hat der<br />
Neu-Ulmer Dichtungshersteller<br />
Reinz in seine neue Produktionshalle<br />
gesteckt. Dort stellt<br />
das Unternehmen, das 1100<br />
Mitarbeiter beschäftigt, Getriebesteuerplatten<br />
für die Autoindustrie<br />
her. Reinz gehört zum<br />
US-Konzern Dana, der seinen<br />
Sitz in Maume im Bundesstaat<br />
Ohio hat. Das Dana-Netzwerk<br />
besteht aus rund 100 Entwicklungs-,<br />
Fertigungs- und Vertriebszentren.<br />
Der Autozulieferer<br />
erwirtschaftete zuletzt mit<br />
23.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />
von 6,6 Milliarden<br />
US-Dollar (5,9 Milliarden Euro).<br />
Schwarzwälder<br />
Käse aus<br />
dem Allgäu<br />
Für Verwirrung sorgt bei Verbrauchern<br />
und Markenschützern<br />
die Praxis der Molkerei<br />
Schwarzwaldmilch in Freiburg<br />
und Offenburg im Ortenaukreis,<br />
ihren „Bio Bergkäse“ als<br />
Schwarzwaldkäse zu deklarieren,<br />
obwohl der Käse im bayerischen<br />
Kimratshofen bei Kempten<br />
hergestellt wird. Zwar wird<br />
der Bergkäse aus Bio-Milch aus<br />
dem Schwarzwald gewonnen<br />
und im Schwarzwald vermarktet,<br />
der Produktionsort aber<br />
liegt im Westallgäu. Das rief die<br />
Verbraucherzentrale Baden-<br />
Württemberg auf den Plan; sie<br />
wirft der Schwarzwaldmilch<br />
mangelnde Transparenz vor. Es<br />
ist bereits das zweite Mal, dass<br />
sich Verbraucherschützer in die<br />
Praktiken von Schwarzwaldmilch<br />
einschalten. 2010 hatte<br />
die Molkerei Butter aus dem<br />
Allgäu aus Allgäuer Milch als<br />
Schwarzwälder Butter in den<br />
Handel gebracht. Der Protest<br />
hatte Erfolg und die Butter verschwand<br />
vom Markt.<br />
Ein Paradies für Skater<br />
Aus dem hohen Norden kommt das Unternehmen, das den<br />
spektakulärsten Outdoor-Skatepark zwischen Alb und Bodensee<br />
konzipiert und gebaut hat: Anker Skateboard Rampen aus<br />
Kiel. Dank speziellem Baumaterial und persönlicher Skate-Erfahrung<br />
haben die Handwerker einen guten Ruf und kaum Konkurrenz.<br />
Sie verwirklichten Projekte von Holland bis Italien.<br />
Nicht zuletzt das veranlasste die Stadt Ulm dazu, 230.000 Euro<br />
in den Skatepark unter der Blautalbrücke zu investieren. SG<br />
Allgäu Airport in<br />
Memmingen darf<br />
erweitert werden<br />
Der jahrelange Rechtsstreit um<br />
eine Erweiterung des Allgäu-<br />
Airports in Memmingerberg im<br />
Unterallgäu ist beendet. Der<br />
Bayerische Verwaltungsgerichthof<br />
hat die Klage zweier<br />
Gemeinden, des Bunds Naturschutz<br />
(BUND) und einer Bürgerinitiative<br />
gegen den Planfeststellungsbeschluss<br />
der<br />
Regierung von Oberbayern zurückgewiesen,<br />
auch die<br />
beanstandete Verkürzung des<br />
Nachtflugverbots. Die Geschäftsführung<br />
des Regionalflughafens<br />
verspricht sich vom<br />
Ausbau des Terminals und einer<br />
Verbreiterung der Start- und<br />
Landebahn von 30 auf 45 Meter<br />
höhere Fluggastzahlen durch<br />
mehr Fluglinien – und damit<br />
mehr Rentabilität. Der Allgäu-<br />
Airport kämpft seit seiner Inbetriebnahme<br />
mit finanziellen<br />
Schwierigkeiten. Dagegen soll<br />
ein neues Finanzkonzept helfen.<br />
Bisher haben die Landkreise<br />
Ober-, Unter und Ostallgäu<br />
sowie die Städte Kempten,<br />
Kaufbeuren und Memmingen<br />
zugesagt, sich mit insgesamt 6,6<br />
Millionen Euro an einem 30<br />
Hektar großen, interkommunalen<br />
Gewerbepark auf dem Flughafengelände<br />
zu beteiligen.<br />
Kunststoff Weiss<br />
mit kräftigem<br />
Umsatzplus<br />
Die Firma Weiss Kunststoffverarbeitung<br />
(Illertissen) hat ihren<br />
Umsatz 2014 um 12 Prozent<br />
auf 47,5 Millionen Euro erhöht.<br />
Der Autozulieferer, der 172 Mitarbeiter<br />
am Stammsitz und 91<br />
im ungarischen Györ beschäftigt,<br />
ist Spezialist für Spritzgussteile.<br />
Die Entscheidung für Györ<br />
im Jahr 2007 sei richtig<br />
gewesen, sagt Geschäftsführer<br />
Jürgen Weiss. Dort könnten<br />
auch Teile hergestellt werden,<br />
die mehr Handarbeit benötigen.<br />
Metallverarbeiter<br />
Kontek steht<br />
vor dem Aus<br />
Entgegen der früheren Einschätzungen<br />
des Insolvenzverwalters<br />
Tobias Sorg kann der<br />
Lohnfertiger Kontek (Blaubeuren-Seißen)<br />
nicht saniert werden.<br />
Weil Sorg keinen Käufer<br />
findet und das Insolvenzgeld<br />
ausgelaufen ist, hat er den 70<br />
Mitarbeitern gekündigt. [!]<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Widmaier leitet<br />
Finanzamt<br />
Ravensburg<br />
Erst anderthalb Monate nach<br />
Amtsbeginn, dafür im Kreise<br />
von 200 geladenen, hochrangigen<br />
Gästen<br />
ist Frank<br />
Widmaier<br />
als Leiter des<br />
Finanzamtes<br />
Ravensburg<br />
eingeführt<br />
Kehrt als Chef zurück:<br />
Frank<br />
Widmaier.<br />
worden. Der<br />
Jurist hatte<br />
schon in den<br />
90er Jahren<br />
in den Finanzämtern<br />
Ravensburg und<br />
Wangen gearbeitet, später unter<br />
anderem in der Oberfinanzdirektion<br />
Karlsruhe. Die vergangenen<br />
vier Jahr leitete er das Finanzamt<br />
Ehingen. Widmaier<br />
(Jahrgang 1959) löste Robert<br />
Sattler ab, der im April in Ruhestand<br />
gegangen war.<br />
Das Finanzamt Ravensburg beschäftigt<br />
derzeit 255 Mitarbeiter<br />
und 22 Auszubildende. Es ist<br />
zuständig für rund 35.000 Einkommensteuerfälle.<br />
Hinzu<br />
kommen mehr als 23.000 Arbeitnehmerfälle.<br />
Mehr als<br />
14.000 Firmen werden zur Umsatzsteuer<br />
und 7500 Unternehmer<br />
zur Gewerbesteuer veranlagt.<br />
Das gesante Steueraufkommen<br />
des Finanzamts betrug<br />
im vergangenen Jahr mehr<br />
als 811 Millionen Euro.<br />
Kletter-Pilotprojekt von Mini in Ulm<br />
Einen neuen Weg im Sponsoring beschreiten<br />
Mini Deutschland und das Autohaus Reisacher<br />
(Memmingen). Sie sponsern die Ulmer Boulderhalle<br />
im Rahmen eines Drei-Jahres-Vertrags<br />
mit einem fünfstelligen Betrag. Mini<br />
Deutschland finanziere unter anderem die 30<br />
Gefährliches<br />
Grundrauschen<br />
des Internets<br />
IT-Experten ist es in einem Experiment<br />
gelungen, mit einem<br />
nachgebauten Eisenbahnsystem<br />
binnen sechs Wochen fast<br />
2,7 Millionen Angriffe aus dem<br />
Internet anzulocken. Der Sicherheitssoftwarehersteller<br />
Sophos<br />
hatte das als „Honigfalle“<br />
für Hacker konzipierte Projekt<br />
„Honeytrain“ mit dem deutschen<br />
Industriedienstleister Koramis<br />
organisiert. Mit fast 90<br />
Prozent seien die meisten Zugriffe<br />
automatisiert erfolgt, sagte<br />
Sophos-Experte Chester Wisniewski.<br />
Dahinter steckten also<br />
keine gezielten Angriffe auf das<br />
vermeintliche Verkehrssystem;<br />
vielmehr handele es sich um<br />
„das generelle Rauschen des Internets“.<br />
Ungefähr in der Hälfte<br />
der Fälle sei ein Eindringen mithilfe<br />
sogenannter Wörterbuchattacken<br />
versucht worden<br />
– dabei werden automatisiert<br />
lange Wörterlisten für Benutzername<br />
und Passwort durchprobiert,<br />
um sich in ein System<br />
einzuloggen.<br />
Meter breite und 4,5 Meter hohe Kletterwand<br />
im ersten Jahr komplett, sagt Swen Schulmeyer,<br />
Teamleiter Marketing bei Reisacher. Von<br />
Ulm aus will Mini das Engagement im Bouldersport<br />
deutschlandweit ausbreiten. Geplant ist<br />
eine Mini-Boulderleague im Jahr 2016.<br />
Zum 25. Mal<br />
neue Studenten<br />
an der ZU<br />
Die Zeppelin Universität (ZU)<br />
hat zu Beginn des Herbstsemesters<br />
mehr als 280 neue Studierende<br />
begrüßt. Es ist der 25.<br />
Jahrgang, der an der ZU das Studium<br />
aufnimmt. Rund 220 haben<br />
sich dabei in den Bachelorund<br />
Masterprogrammen neu<br />
eingeschrieben, hinzu kommt<br />
die Rekordzahl von 65 Gaststudierenden<br />
aus 19 Ländern von<br />
den Partnerunis der ZU. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.),<br />
Irmgard Städele,<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Antje Glinka (Bild)<br />
Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />
+ Interview), Volkmar Könneke,<br />
Matthias Kessler, Siegfried Geyer,<br />
Getty images, picture alliance,<br />
Werkfotos, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />
<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Stefan Kulbe<br />
Telefon 0731 156-137<br />
E-Mail s.kulbe@swp.de<br />
Auflage: 15 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
2. Dezember <strong>2015</strong><br />
Die Themen<br />
Corporate Clothing<br />
& Dresscodes<br />
Coaching & Mitarbeiterführung<br />
Cybersicherheit: Wo sind<br />
Schwachstellen?<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
6. November <strong>2015</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
50
Charmante Suiten am Bodensee.<br />
Bis 2018 entsteht mit der Gräfl ichen Seedomaine zu Bodman ein einzigartiges Immobilienprojekt:<br />
individuell gestaltbare Wohnungen mit 40 bis 180 m 2 Wohnfläche direkt am Bodensee.<br />
Jetzt Besichtigungstermin vereinbaren.<br />
Villa Riedblick<br />
Residenz Bodmansee<br />
Villa Seehalde<br />
Am westlichen Rand des Ensembles gelegen,<br />
bietet sich Ihnen in dieser Villa der<br />
weiteste Blick in alle Richtungen.<br />
Mit breiter Front auf den See ausgerichtet,<br />
liegt Ihnen in dieser Villa der Gemeindehafen<br />
direkt zu Füßen.<br />
Über die Dachlandschaft Bodmans hinweg<br />
genießen Sie in dieser Villa einen privilegierten<br />
Blick auf den See.<br />
Wohnbeispiele<br />
Suite 2: 134,4 m 2 798.800 EUR<br />
Suite 3: 91,4 m 2 580.100 EUR<br />
Suite 5: 90,9 m 2 690.500 EUR<br />
Suite 7: 162,5 m 2 1.576.300 EUR<br />
Wohnbeispiele<br />
Suite 2: 92,7 m 2 671.700 EUR<br />
Suite 4: 94,1 m 2 691.300 EUR<br />
Suite 5: 94,0 m 2 780.200 EUR<br />
Suite 7: 182,0 m 2 1.910.500 EUR<br />
Wohnbeispiele<br />
Suite 2: 139,8 m 2 678.000 EUR<br />
Suite 3: 86,4 m 2 509.500 EUR<br />
Suite 4: 103,1 m 2 608.300 EUR<br />
Suite 7: 160,7 m 2 1.542.200 EUR<br />
GSB-UNT-1509<br />
Gräfliche Seedomaine zu Bodman GmbH<br />
Kontakt: Sina Hummler, +49 8382 960630, s.hummler@seedomaine-bodman.com, www.seedomaine-bodman.com
Eines der größten und schönsten<br />
Einrichtungshäuser Süddeutschlands!<br />
50 Jahre Tradition –<br />
die Meilensteine des<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
Schreinerei und kleiner Möbelhandel in<br />
Nasgenstadt, 1965.<br />
Möbelhaus auf der grünen Wiese, 1977.<br />
Gebäudekomplex um 1989.<br />
Gebäudekomplex um 1993/94 mit einer Ausstellungsfläche<br />
von 22.000 m 2 .<br />
2013, Eröffnung des komplett neu gestalteten und erweiterten Möbelhauses.<br />
Damit verfügt Möbel Borst mit trendpoint über 35.000 m 2 Verkaufsfläche und<br />
einer Lagerkapazität von über 90.000 m 3 .<br />
Von der Schreinerei mit einem kleinen Möbelhandel<br />
zum modernen Möbelhaus inklusive<br />
Mitnahmemarkt – und das in einem halben Jahrhundert.<br />
Möbel Borst in Ehingen blickt auf eine<br />
Wachstumsgeschichte zurück,<br />
die beeindruckt.<br />
Das Einzugsgebiet des Möbelhauses<br />
erstreckt sich heute<br />
von Meßkirch bis Günzburg,<br />
von Bad Urach bis Bad Waldsee.<br />
Mit derzeit über 270 Mitarbeitern<br />
ist Möbel Borst ein<br />
gesundes mittelständisches<br />
Unternehmen mit stetigem<br />
Wachstum und ein sicherer<br />
Arbeitgeber in der Region.<br />
NEU:<br />
<strong>2015</strong><br />
2012<br />
2012<br />
2012<br />
2009<br />
Zum 5. Mal der Beste!<br />
Zum fünften Mal insgesamt und dabei zum dritten Mal in Biberach sind wir nun zum<br />
Branchensieger gewählt worden. Auch weiterhin werden wir natürlich alles dafür tun, dieses<br />
Vertrauen zu rechtfertigen und uns bemühen, damit unsere Kunden neben einer riesigen<br />
Auswahl und hervorragendem Service auch die beste Qualität zum günstigen Preis erhalten.<br />
311<br />
A8 10<br />
28<br />
311<br />
trendpoint<br />
10<br />
A7<br />
Möbelhaus Borst GmbH + Co., Karpfenweg 8<br />
89584 Ehingen, direkt an der B311<br />
Tel. 07391/587- 0, Fax. 07391/587-175<br />
www.moebel-borst.de, info@moebel-borst.de<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag-Freitag: 9 - 20 Uhr<br />
Samstag: 9 - 18 Uhr<br />
durchgehend geöffnet<br />
Über<br />
1000<br />
311<br />
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