11.01.2018 Aufrufe

unternehmen Oktober 2015

unternehmen Oktober 2015

unternehmen Oktober 2015

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 4 7<br />

Die zwei<br />

Gipfelstürmer<br />

Sport ist Mord? Nicht, wenn man gut beraten ist.<br />

Christoph und Dr. Oliver Holbein, die Chefs von<br />

Sport Sohn, über Männer, Material und das Internet.<br />

EDV Wie aus der Datenflut wertvolle Informationen werden SEITE 22<br />

Liquidität So legt man Überschüsse intelligent an SEITE 28<br />

Deutschland Als zusammenwuchs, was zusammengehört SEITE 46


Erfahren Sie Souveränität.<br />

Auf jeder Art von Straße.<br />

Bei einer Probefahrt mit dem neuen GLC, GLE und GLE Coupé.<br />

• Gebaut mit den Genen des GLK, zeichnet sich die<br />

komplett überarbeitete Silhouette des neuen GLC<br />

aus klaren und gleichzeitig sinnlichen Linien.<br />

• Mit dem GLE 500 e 4MATIC¹ präsentiert<br />

Mercedes-Benz sein erstes Plug-In Hybridmodell<br />

im Offroad-Segment.<br />

• Sportlich und dynamisch wie ein Coupé, imposant<br />

wie ein SUV: Das neue GLE Coupé ist die perfekte<br />

Kombination zweier Fahrzeugklassen.<br />

Jetzt Probe fahren.<br />

¹Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,7-3,3 l/100km; CO₂-Emissionen kombiniert:<br />

84-78 g/km; Stromverbrauch kombiniert: 18,0-16,7 kWh/100km.<br />

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart;<br />

Partner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH:<br />

Niederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10<br />

Telefon: 07 31/70 0-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

kaum je gab es so viele Krisen in der Welt:<br />

Abermillionen sind auf der Flucht, Kriege,<br />

Leid, die ungelöste Euroschuldenkrise, Börsencrash<br />

in China. Ohne Antidepressiva<br />

kann man im Jahr <strong>2015</strong> fast nicht Nachrichten<br />

lesen oder hören Und was macht die<br />

Wirtschaft? Sie wuchs im Südwesten im ersten<br />

Halbjahr um 3,1 Prozent und wird weiter<br />

boomen. Von der steigenden Kaufkraft<br />

der Arbeitnehmer profitiert auch der Handel.<br />

Die Mischung aus Kundenorientierung<br />

und guter Beratung macht Sport Sohn in<br />

Ulm erfolgreich (Titelinterview Seite 10).<br />

Mittelständler wie Friedrich Sailer (Seite 26)<br />

sind Sinnbild der Innovation. Der Energiesparspezialist<br />

Gaiser zeigt sich erfinderisch,<br />

Mitarbeiter zu gewinnen. Es gibt viele Gründe,<br />

zuversichtlich und sogar dankbar zu sein<br />

– auch über die deutsche Wiedervereinigung<br />

vor 25 Jahren (Umfrage Seite 46). Ich<br />

wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[verantworten]<br />

6 Ein Traum von Manager Gesundheitsvorsorge<br />

als Führungsqualität<br />

[titelthema]<br />

10 Es geht um Leben und Tod<br />

Christoph und Dr. Oliver Holbein von<br />

Sport Sohn im Gespräch<br />

[gründen]<br />

20 Drehen an der eigenen Schraube<br />

Zwei Jung-Ingenieure starten durch<br />

[spezial]<br />

22 Daten sind wie Rohöl Auf Schatzsuche<br />

in den Tiefen des EDV-Systems<br />

36 Auf Achse Vom Suchen und Finden des<br />

richtigen Unternehmensstandortes<br />

[machen]<br />

26 „Nur“ eine kleine Blechschlosserei<br />

Sailer macht Edelstahl in reinster Form<br />

34 Alles aus einer Hand Knochen, Knorpel<br />

und Bänder, sie richten’s: die Spezialisten<br />

der Nova Clinic in Biberach<br />

44 Altbacken ist hier nix! Bellenberger<br />

Hobbybäcker-Versand – da isst das<br />

Auge mit<br />

[finanzieren]<br />

28 Wohin mit dem Überschuss?<br />

Anlegen – und trotzdem flüssig bleiben<br />

[führen]<br />

32 „Man muss auch in Vorleistung<br />

gehen“ Wie Gaiser mit dem<br />

Biberacher Modell für Nachwuchs sorgt<br />

[leben]<br />

40 Faszinierend, Captain Da staunt selbst<br />

Mr. Spock: Was heute aus Automaten<br />

kommt<br />

42 Chef – uns schmeckt’s Die Kantine ist<br />

tot, es lebe das Catering<br />

46 … und meine Oma weinte So haben<br />

Führungskräfte die Wiedervereinigung<br />

vor 25 Jahren erlebt<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Job-Perspektiven für Flüchtlinge<br />

4 Bier. Bekömmlich. Verboten.<br />

5 Futuristische Architektur an der<br />

Donau<br />

49 Paradies für Skater<br />

50 Kletter-Pilotprojekt von Mini in Ulm<br />

50 Impressum<br />

40 28<br />

06 22<br />

46<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Job-Perspektiven für Flüchtlinge<br />

„Den bürokratischen Aufwand?<br />

Ich persönlich empfand das als<br />

unproblematisch“, sagt Ulrich<br />

Möschl. Er ist Produktionsleiter<br />

der Ulmer Großbäckerei Staib,<br />

die im September drei Flüchtlinge<br />

als Auszubildende eingestellt<br />

hat. Außer dem Ulmer Unternehmen<br />

hat zwischen dem Bodensee<br />

und der Ostalb auch die Tettnanger<br />

Schreinerei Hollitsch einem<br />

Flüchtling aus Gambia eine<br />

Chance als Lehrling gegeben.<br />

In solchen Fällen sei die Bürokratie<br />

oft beschwerlicher, sagt<br />

Katharina Wischenbarth, Nachwuchsexpertin<br />

der Handwerkskammer.<br />

Der größte Aufwand<br />

bleibe aber an dem Einwanderer<br />

selbst hängen. Die Unternehmen<br />

müssten vor allem einige Wochen<br />

Zeit mitbringen, bis das<br />

Asylverfahren abgeschlossen ist.<br />

Zuerst prüft die Agentur für Arbeit,<br />

ob für die offene Stelle ein<br />

deutscher oder ein EU-Bürger zur<br />

Verfügung steht. Dann muss die<br />

Ausländerbehörde eine Arbeitserlaubnis<br />

ausstellen. „Es ist nie<br />

verkehrt, wenn der Betrieb dort<br />

kurz anruft und versichert, dass<br />

er den Flüchtling einstellt“, sagt<br />

Wischenbarth.<br />

Möschl sieht die größte Hürde in<br />

der Sprachbarriere: „Wir versuchen,<br />

auf Deutsch durchzukommen.<br />

Manchmal muss man etwas<br />

zweimal sagen, dann klappt es<br />

aber.“ Auch die geringe Mobilität<br />

der Flüchtlinge sei schwierig,<br />

meint Wischenbarth. Dem will<br />

Möschl mit Fahrgemeinschaften<br />

entgegenwirken.<br />

Firmenchef Marcus Staib freut<br />

sich über den Nachwuchs. Von<br />

der Einstellung der jungen Männer<br />

profitieren beide Seiten: „Wir<br />

bekommen Lehrlinge, die jungen<br />

Leute eine Perspektive.“ Auch Tobias<br />

Mehlich, Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer<br />

Ulm, sieht in der Beschäftigung<br />

von Flüchtlingen eine große<br />

Chance – trotz aller Schwierigkeiten,<br />

die damit verbunden sind.<br />

[!] BIANCA FRIESS<br />

Ahemed Abdi Jama aus Somalia freut sich, als Lehrling bei der Bäckerei<br />

Staib in Ulm zu arbeiten.<br />

Bier. Bekömmlich. Verboten.<br />

Wie wäre es mit „bierkömmlich“?<br />

Oder „bekommlich“? Immerhin<br />

bekommt man das Bier<br />

überall in der Region. Etliche<br />

Fans haben der Leutkircher<br />

Brauerei Clemens Härle zuletzt<br />

Ideen für einen neuen Werbeslogan<br />

geschickt, nachdem ihr das<br />

Landgericht Ravensburg den Begriff<br />

„bekömmlich“ verboten hatte:<br />

Das Wort suggeriere, Bier sei<br />

für den Körper verträglich und<br />

stelle so einen unerlaubten Gesundheitsbezug<br />

her, befanden die<br />

Richter.<br />

Brauereichef Gottfried Härle ist<br />

immer noch fassungslos. „Ich wäre<br />

im Schlaf nicht darauf gekommen,<br />

dass ‚bekömmlich‘ nicht<br />

zulässig ist“, sagt er.<br />

Bekömmlich? Nein, so darf man auch Bio-Bier nicht nennen, urteilte das<br />

Landgericht Ravensburg. Brauereichef Gottfried Härle geht in Berufung.<br />

Der Unternehmer geht in Berufung<br />

und stößt damit auf viel Zustimmung.<br />

Mehr als 1000 Leute<br />

hätten sich bei ihm gemeldet und<br />

ihre Solidarität ausgesprochen.<br />

Nur ein verschwindend geringer<br />

Anteil könne das Urteil nachvollziehen,<br />

berichtet Härle.<br />

Auch die Resonanz der Medien<br />

habe ihn überwältigt, erzählt der<br />

Brauereichef. Nicht nur lokale,<br />

sondern auch überregionale Sender<br />

haben die Geschichte aufgegriffen<br />

– sogar Moderator Stefan<br />

Raab hat sich darüber ausgelassen.<br />

Bedeutet all das nicht zusätzliche<br />

Werbung für die Brauerei?<br />

Natürlich sei die Nachfrage etwas<br />

gestiegen, räumt Härle ein. Den<br />

Trubel hätte er sich trotzdem lieber<br />

erspart. Mit dem Filzstift<br />

mussten seine Mitarbeiter rund<br />

30.000 Etiketten schwärzen.<br />

Die Bio-Brauerei Clemens Härle<br />

beschäftigt derzeit 30 Mitarbeiter;<br />

sie produziert rund 34.000<br />

Hektoliter Bier und Erfrischungsgetränke<br />

pro Jahr. Der Jahresumsatz<br />

beträgt rund 5,5 Millionen<br />

Euro. [!] BIANCA FRIESS<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Futuristische Architektur über der Donau<br />

Die Lage des Brückenhauses der<br />

Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen ist<br />

1a, die Architektur futuristisch,<br />

und stadtbildprägend. Die Büros<br />

und Konferenzräume sind so<br />

großzügig gestaltet, dass ein Besucher<br />

beim Tag der offenen Tür<br />

meinte: „Dafür müssten die Mitarbeiter<br />

fast Geld mitbringen.“<br />

Das neue Haus eröffne neue und<br />

zeitgemäße Möglichkeiten,<br />

Bankgeschäfte zu betreiben, sagt<br />

Vorstandschef Armin Brugger.<br />

Die Planung für das 30-Millionen-Projekt<br />

stammt aus einer<br />

Zeit, als die Sparkassen und Banken<br />

noch nicht unter den Niedrigzinsen<br />

ächzten. Neben dem<br />

Brückenhaus gehören zwei weitere<br />

Neubauten zu dem Ensemble.<br />

Von den 4300 Quadratmetern<br />

des Brückenhauses nutzt die<br />

Sparkasse 2550. Dazu gibt es vier<br />

Wohn- und Büroeinheiten, ein<br />

Restaurant und eine Bar. Insgesamt<br />

sind in den drei Gebäuden<br />

21 Wohnungen entstanden.<br />

Überschattet wurde das Projekt<br />

zuletzt von einer erregten Diskussion<br />

über den großen Sparkassen-Schriftzug<br />

im Durchgang<br />

des Gebäudes zum „Schwal“. Dieser<br />

ist der östliche Teil der Donauinsel<br />

und einer der schönsten<br />

Plätze in Neu-Ulm. Anwohner<br />

und Bürger protestierten. Beim<br />

Festakt kündigte Vorstandschef<br />

Brugger unter dem Beifall der 200<br />

geladenen Gäste an, dass der rote<br />

Schriftzug wieder entfernt werde.<br />

Die Sparkasse wolle die Insel<br />

nicht dominieren. [!] AMB<br />

Das Brückenhaus: Eigentümer und Investor ist die Sparkasse Neu-Ulm .<br />

Hoffnung auf bezahlbare<br />

und sichere Versorgung<br />

Unternehmer und Manager fühlten<br />

sich in den vergangenen Jahren<br />

von der Politik beim Thema<br />

Energiewende alleine gelassen.<br />

Daher war die Sorge groß, dass es<br />

zu Versorgungsengpässen<br />

und<br />

Stromausfällen<br />

kommt,<br />

wenn die<br />

Atomkraftwerke<br />

bis<br />

Umweltminister 2022 vom<br />

Franz<br />

Netz gehen.<br />

Untersteller. Denn selbst<br />

kurze Unterbrechungen<br />

können große Schäden<br />

an Produktionsanlagen verursachen.<br />

Seit dem „Strom-Gipfel<br />

Süd“ in Neu-Ulm, zu dem die IHK<br />

Ulm, Schwaben und Ostwürttemberg<br />

eingeladen hatten, sind<br />

viele Wirtschaftsvertreter zuversichtlicher.<br />

Ihr Eindruck: Eine sichere<br />

und bezahlbare Versorgung<br />

ist machbar. Die bayerische Wirtschaftsministerin<br />

Ilse Aigner<br />

(CSU) und der baden-württembergische<br />

Umweltminister Franz<br />

Untersteller signalisierten: „Wir<br />

haben die Nöte der Unternehmen<br />

verstanden.“<br />

Vor allem Untersteller punktete<br />

mit Detailwissen. Er mahnte die<br />

Unternehmen aber auch, nicht<br />

zu vergessen, wie sehr die Strompreise<br />

gesunken seien. „Das hat<br />

niemand erwartet.“ Neben einer<br />

höheren Energieeffizienz sei für<br />

das Gelingen der Energiewende<br />

der Bau zweier Gaskraftwerke in<br />

Süddeutschland nötig, um die<br />

Schwankungen in der Erzeugung<br />

erneuerbarer Energien auszugleichen.<br />

Zugleich macht er sich für<br />

den Ausbau der Stromautobahnen<br />

in den Norden stark und für<br />

den Bau von Windkraftanlagen<br />

im Südwesten: „Wir dürfen uns<br />

nicht zu sehr vom Norden abhängig<br />

machen.“ [!]<br />

AMB<br />

Kaufland zieht bei<br />

Möbel Mahler aus<br />

Schlechte Nachricht für Möbel<br />

Mahler in Neu-Ulm. Das Unternehmen<br />

verliert Kaufland als<br />

Mieter. Die Geschäftsentwicklung<br />

hat laut Kaufland in den<br />

letzten Jahren dazu geführt, dass<br />

ein wirtschaftliches Betreiben<br />

des Standortes auf Dauer nicht<br />

möglich sei. Auch entspreche die<br />

Immobilie nicht mehr den Anforderungen<br />

von Kaufland an eine<br />

zeitgemäße Einkaufsstätte. Von<br />

der Schließung der Filiale sind 50<br />

Mitarbeiter betroffen. Bei der Eröffnung<br />

des 74.000 Quadratmeter<br />

großen Möbelhauses 2013<br />

galt Kaufland als wichtiger Baustein<br />

der Finanzierung. [!] PAU<br />

Service im Kampf gegen<br />

Zeitfresser erwünscht<br />

Vier von fünf Verbrauchern haben<br />

Interesse an Dienstleistungen,<br />

die ihnen helfen, Zeit zu sparen.<br />

Dafür sind 70 Prozent bereit,<br />

Geld auszugeben. Das ist das Ergebnis<br />

des Consumer Barometers<br />

des Handelsinstituts IFH. Vor allem<br />

jüngere Konsumenten und<br />

Besserverdiener sind offen für eien<br />

solchen Service – insbesondere<br />

bei Arbeiten im Haushalt und<br />

beim Einkauf . So wünschen sich<br />

acht von zehn Befragten Entlastung<br />

beim Putzen, 40 Prozent<br />

möchten weniger Zeit fürs Kochen<br />

aufwenden. Auch der Einkauf<br />

von Lebensmitteln und anderen<br />

Gütern (41,9 Prozent) wird<br />

als zeitliche Belastung wahrgenommen.<br />

[!]<br />

PAU<br />

5


[verantworten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein Traum<br />

von Manager<br />

Wie der Herr, so’s Gescherr. Die Redensart trifft auch<br />

auf die Gesundheitsvorsorge in Unternehmen zu.<br />

Mitarbeiter achten eher darauf, wenn die Chefs es<br />

vorleben. Für die gibt es speziell auf Führungskräfte<br />

zugeschnittene Check-ups und Programme.<br />

Foto: © kazzakova / Fotolia.com<br />

Firmen handeln global, die Welt ist immer enger vernetzt.<br />

Das macht es zunehmend schwierig für Führungs-<br />

und Spitzenkräfte, Berufs- und Privatleben<br />

voneinander zu trennen. Ständige Erreichbarkeit am<br />

Wochenende oder Feiertag ist heute selbstverständlich. Dazu<br />

kommt der demografische Wandel, der sich auch in den<br />

Unternehmen bemerkbar macht. Eine alternde Gesellschaft<br />

bedeutet eine alternde Belegschaft. „Und die junge<br />

Generation, die sogenannte Generation Y, stellt neue Anforderungen<br />

an Arbeit und Führung. Sie legt Wert auf<br />

eine Work-Life-Balance“, sagt Gottfried Richenhagen,<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre an der privaten<br />

Essener Hochschule für<br />

Ökonomie und Management<br />

(FOM). Auch wenn<br />

sie Karriere machen<br />

wollen, legen junge<br />

Mütter und Väter<br />

heute starken Wert<br />

auf die Vereinbarkeit<br />

von Familie<br />

und Beruf.<br />

„Die Unternehmen<br />

und Verwaltungen<br />

benöti-<br />

Gottfried Richenhagen.<br />

Management-Professor<br />

gen<br />

ein<br />

betriebliches Gesundheitsmanagement der<br />

dritten Generation: strategisch orientiert, in<br />

das Personalmanagement integriert“, sagt Richenhagen<br />

.<br />

Gesundheitsvorsorge für Führungs- und Fachkräfte<br />

sei für Unternehmen schon heute ein<br />

wichtiger Wettbewerbsfaktor. Insbesondere, da<br />

auf dem Arbeitsmarkt in vielen städtischen Gebieten,<br />

aber auch im ländlichen Raum, der Mangel<br />

an gut ausgebildeten Fachkräften immer deutlicher<br />

zutage tritt, sei es sogar notwendig zur<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[verantworten]<br />

Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Wenn sich Unternehmen um<br />

das gesundheitliche Wohl ihrer Mitarbeiter kümmern, komme das<br />

überdies der Produktivität zugute. „Das kann man rechnen“, was man<br />

für jeden eingesetzten Euro zurückbekomme.<br />

Um für gute Leute interessant zu sein und sie an sich zu binden, müssten<br />

Unternehmen mittlerweile weit mehr tun als nur auf die klassischen<br />

Faktoren zu setzen. „Gutes Essen in der Kantine, Bewegung, Betriebssport<br />

reicht nicht“, sagt der Professor. Da gehe es unter anderem<br />

um gute Führung, gute Zusammenarbeit, Teamarbeit, die Gestaltung<br />

des Arbeitsplatzes und dessen Umgebung, um Arbeitszeitgestaltung<br />

und auch Freizeitorientierung.<br />

VOM NICE-TO-HAVE ZUM MUST-HAVE<br />

„Es ist nicht so, dass die junge Generation nicht bereit ist, Überstunden<br />

zu machen.“ Aber eher nicht spontan, kurzfristig, sondern nach Vereinbarung,<br />

meint Richenhagen. Gute Führung, gesundheitlich orientiert,<br />

bedeute Teamarbeit auf Augenhöhe; es genüge nicht Arbeitsanweisungen<br />

von oben nach unten zu geben. Der Wettbewerbsfaktor<br />

Gesundheit ist vom „nice-to-have“ zum „must-have“ geworden.<br />

Dazu kommt: „Das Gesundheitsverhalten der Führungskräfte schlägt<br />

durch auf die nachgeordneten Mitarbeiter“, sagt Dr. Martin Sillem.<br />

„Wenn der Chef raucht oder die Chefin stark übergewichtig ist, sehen<br />

Mitarbeiter es nicht ein, ihr Verhalten in diesen Punkten zu ändern“,<br />

nennt der Mannheimer Mediziner Beispiele. Umgekehrt, wenn es gelingt,<br />

dass Vorgesetzte ihr Gesundheitsverhalten ändern, habe das eine<br />

Vorbildfunktion. Deshalb würden in vielen Unternehmen Führungskräfte<br />

mit einem gewissen Nachdruck dazu aufgerufen, bei betrieblichen<br />

Präventionsangeboten mitzumachen, berichtet Richenhagen.<br />

Zudem organisieren etliche Firmen in diesem Bereich eigene Programme<br />

für ihr hoch qualifiziertes Personal und betreiben Coaching zu<br />

gesundheitlichen Themen. Manager seien heute auch aufgeschlossener<br />

sich coachen zu lassen, als das früher der Fall war.<br />

Dass Menschen in Führungspositionen häufiger oder schwerer erkranken<br />

sollen als andere, hat der Professor übrigens nicht beobachtet;<br />

es sei auch nicht plausibel. Klar gebe es eine höhere Arbeitsbelastung<br />

auf der einen Seite, „auf der anderen Seite haben Führungskräfte aber<br />

mehr Gestaltungsmöglichkeiten, diese Belastungen zu kompensieren,<br />

sie durch gute Führung und Teamarbeit abzufedern.“<br />

Männerleiden, Frauenleiden<br />

Spezielle Spurensuche je nach Geschlecht.<br />

Foto: © bertys30/Fotolia.com<br />

Auf vier signifikante gesundheitliche Besonderheiten geht<br />

Dr. Martin Sillem beim Geschlechtervergleich ein. So haben<br />

Frauen ein anderes Risikoprofil bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

als Männer – sie bekommen seltener einen Herzinfarkt,<br />

sie bekommen andere Krebserkrankungen als Männer, seelische<br />

Ursachen von körperlichen Beschwerden sind bei Frauen<br />

häufiger und schließlich brechen sich Männer die Knochen in<br />

der Jugend, Frauen im Alter.<br />

Auf diese geschlechterspezifischen Merkmale gehen auch die<br />

Vorsorgeangebote der gesetzlichen Krankenkassen ein, etwa<br />

mit Krebsvorsorge ab 20 Jahren, Check-up und Hautkrebs-<br />

Screening ab 35, Darmkrebsvorsorge ab 50 und dem staatlichen<br />

Mammografiescreening zwischen 50 und 70. GAL<br />

Obwohl immer mehr Firmen jährliche medizinische Screenings für<br />

Mitarbeiter in ihr Gesundheitsprogramm aufnehmen, tun sich noch<br />

immer viele männliche Manager schwerer mit der eigenen Gesundheitsvorsorge<br />

als weibliche Führungskräfte. Was allerdings nicht nur<br />

in Leitungspositionen zu beobachten ist, sondern generell. „Das hängt<br />

7


[verantworten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © Andres Rodriguez / Fotolia.com<br />

wohl mit dem männlichen<br />

Selbstbild zusammen“,<br />

meint Richenhagen. Männer gehen oft rücksichtsloser<br />

mit der eigenen Gesundheit um, als es vielleicht Frauen<br />

tun. Der Körper hat zu funktionieren. Ständige Erreichbarkeit, Arbeitssucht,<br />

und auch der Wunsch, sich unentbehrlich zu fühlen, führten<br />

dazu, Warnsignale wie Kopf- oder Rückenschmerzen zu verdrängen.<br />

Frauen geben Körpersignalen eher ihre eigene Berechtigung.<br />

CHECK-UP FÜR DIE CHEFIN AN EINEM TAG<br />

Dennoch gehen auch rund ein Drittel der Frauen nicht zur Vorsorge,<br />

weiß Dr. Martin Sillem. „Und das ist nicht von der sozialen Schicht<br />

abhängig“, sagt der Gynäkologe. Es sei auffällig, dass Frauen, „wenn sie<br />

die Anti-Baby-Pille nicht mehr brauchen, nicht mehr so häufig zu uns<br />

kommen“. Aussagen wie „das bringe ich in meinem beruflichen Alltag<br />

nicht unter“ setzt seine Mannheimer Praxisklinik am Rosengarten einen<br />

speziellen medizinischen Check-Up<br />

für Frauen entgegen: Alles passiere an einem<br />

Tag – „aus der Erkenntnis, dass die gesetzlichen<br />

Vorsorge-Angebote, die es bisher<br />

gibt, typisch männliche Beschwerden in<br />

den Vordergrund stellen“. Zum Beispiel<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder körperliche<br />

Fitness.<br />

Auch das Gefährdungsprofil von Männern<br />

und Frauen unterscheidet sich. So rauchen<br />

Frauen seltener als Männer, sind aber stärker<br />

als diese durch Alkoholsucht gefährdet.<br />

Und zwar je höher der soziale Status,<br />

© Christoph Bastert Photographie<br />

Gynäkologe<br />

Dr. Martin Sillem.<br />

desto eher. „Wir wissen aber auch,<br />

dass Frauen anderen, teils böswilligen<br />

Erkrankungen ausgesetzt<br />

sind wie Brustkrebs<br />

oder Osteoporose<br />

– der Knochenentkalkung,<br />

mit der viele<br />

Frauen mit Einsetzen<br />

der Wechseljahre zu<br />

kämpfen haben.“ Für<br />

viele funktionale Beschwerden<br />

wie Bauchweh<br />

finde man keine organischen<br />

Ursachen. Und bei der Betrachtung<br />

nur eines Organsystems komme<br />

vieles zu kurz.<br />

„Wenn ein Unternehmen uns seine Führungskräfte<br />

schickt, nehmen wir sie samstags<br />

in die Klinik. Dann ist auch niemand<br />

sonst in der Praxis. Wir sind dann bis<br />

zum Nachmittag durch,<br />

und die Frauen wissen,<br />

wo sie stehen“,<br />

erläutert<br />

Sillem den Ablauf<br />

eines interdisziplinären<br />

Screenings.<br />

Das Programm<br />

sieht Untersuchungen<br />

beim Gynäkologen, Radiologen und Kardiologen vor sowie ein<br />

Gespräch mit einer Präventologin. Bei dem ganzheitlichen Check-up<br />

werde großer Wert auf Gespräche und Beratung gelegt, anstatt mal<br />

eben ein Mittelchen – etwa gegen Hormonmangel – zu verschreiben<br />

und dann irgendwann zu kontrollieren, ob es auch etwas gebracht<br />

hat. Die Präventologin helfe zudem, ein realistisches, langfristiges<br />

Trainingsprogramm festzulegen, zum Beispiel, um abzunehmen und<br />

dann auch bei dem Gewicht zu bleiben.<br />

Ob medizinischer Check oder andere Maßnahmen: Viele Unternehmen<br />

haben den Nutzen und die Bedeutung betrieblicher Gesundheitsförderung<br />

bereits erkannt und eigene Programme und Projekte eingeführt.<br />

„Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen aber<br />

sind noch nicht hinreichend über die Chancen und Möglichkeiten<br />

betrieblicher Gesundheitsförderung informiert“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium<br />

dazu auf seiner Homepage.<br />

WO STEHEN WIR? WO WOLLEN WIR HIN?<br />

Generell gilt: Wie sich ein Unternehmen im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

aufstellt, dafür gibt es kein Patentrezept. „Es<br />

sind viele Stellglieder, die in einem solchen Steuerungskonzept zu<br />

drehen sind“, sagt Professor Richenhagen. Das Unternehmen müsse<br />

sich ansehen, wo es steht, Ziele formulieren und überlegen, wie es sie<br />

erreicht, „wie sonst in anderen Bereichen der Unternehmensführung<br />

auch“. Um zu sehen, dass es sich auswirkt, müsse ein solches Konzept<br />

dann auch über mehrere Jahre durchgezogen werden. [!]<br />

WERNER GALLBRONNER<br />

8


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Für die<br />

Ausgabe<br />

Neugestaltung<br />

47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

Ihrer Welt<br />

braucht es Raum.<br />

[rubrik]<br />

Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />

DEUTSCHLANDS GROSSER DESIGN-TREFFPUNKT<br />

www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />

Fon 07307/ 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr<br />

9


[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Es geht um<br />

Leben und Tod<br />

Halbgare Beratung – zackzack – Hauptsache, die Kasse klingelt? Undenkbar für<br />

Christoph und Dr. Oliver Holbein, die Chefs von Sport Sohn in Ulm – und ihre<br />

Mitarbeiter. Sie sind leidenschaftliche Sportler und Spezialisten in vielen<br />

Diszi plinen. Müssen sie auch sein. Am Berg geht es schnell um Leben und Tod.<br />

Geben die Kunden im Sportfachhandel heute mehr<br />

Geld aus als früher?<br />

Insgesamt ja, weil Sport mittlerweile auch viel mit Fitness<br />

und Gesundheit zu tun hat – und ein Riesentrend<br />

ist. Früher ging es hauptsächlich um klassische Sportarten<br />

wie Fußball, Skifahren oder Tennis.<br />

Sport Sohn wurde 1950 in Neu-Ulm gegründet. Wie<br />

hat sich die Kundschaft verändert?<br />

Die Kunden kommen heute gut informiert zu uns in<br />

den Laden, sind aber empfänglich für Beratung. Sie<br />

sind qualitätsbewusst, erwarten eine sehr gute Funktionalität<br />

und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />

sind aber nicht fixiert auf eine Marke – mal abgesehen<br />

von Adidas und Nike bei Lifestyle-Produkten.<br />

Sportmode gehört heute zum Straßenbild. In den<br />

50er Jahren wäre doch keiner auf die Idee gekommen,<br />

mit Turnschuhen zum Einkaufen zu gehen.<br />

Sich leger in Sportbekleidung auf die Straße zu wagen,<br />

war früher sozial nicht akzeptiert. Es hat sich ganz<br />

schön viel geändert. In den 50er Jahren, der Aufbauzeit<br />

nach dem Krieg, herrschte Mangelwirtschaft. Die Menschen<br />

hatten existenzielle Probleme. Heute sind bei einem<br />

Großteil der Bevölkerung die Grundbedürfnisse<br />

gedeckt. Die Freizeit hat einen immer größeren Stellenwert,<br />

die Leute haben Zeit und Geld. Zu unserem Glück<br />

ist Sport ein gern betriebenes Hobby.<br />

Was hat sich noch geändert?<br />

Heute gibt es viel mehr Waren, viel mehr Marken von<br />

viel mehr Herstellern für viel mehr Sportarten. Das bedeutet<br />

gleichzeitig, dass wir mehr Fläche brauchen, um<br />

Ware zu präsentieren. Obendrein ist das Bedürfnis<br />

nach Individualisierung gewachsen. Wir sehen uns<br />

zwar als Gruppe, jeder Einzelne will darin aber individuell<br />

aussehen, einen eigenen Stil haben.<br />

Und damals?<br />

Denken Sie nur an den Wintersport. In den 50er Jahren<br />

gingen die Menschen zum Skifahren und waren glücklich,<br />

in den Bergen zu sein. Die Leute sahen ziemlich<br />

einheitlich aus. Es gab zwei Arten von Hosen: Keilhosen<br />

für Männer und Keilhosen für Frauen – in Schwarz<br />

und in Schwarz.<br />

Und heute?<br />

Da gibt es die sportlichen Pistenfahrer, Freerider, die<br />

neben der Piste fahren oder Skitouren gehen, und junge<br />

Leute, die Tricks und Sprünge in den Snow-Parks machen;<br />

es gibt „Après-Skifahrer“ ... Jede der Zielgruppen<br />

hat andere Bedürfnisse und Vorstellungen von Bekleidung,<br />

Handschuhen, Helm, Brille, Ski und Schuhen.<br />

Was bedeutet das für die Warenpräsentation?<br />

Früher sprach man von der sogenannten Ärmelparade:<br />

Die Kleidungsstücke hingen dicht an dicht an einer<br />

langen Stange. Heute soll man jedes Kleidungsstück so<br />

gut wie möglich sehen können; man präsentiert es<br />

frontal, in Brust- oder Rückenansicht. Die Kunden sollen<br />

schon im Vorbeischlendern erkennen, ob das ihr<br />

Stil ist, ob ihnen Passform und Material gefallen. Dafür<br />

brauchen Sie Platz.<br />

Wie wichtig ist der „Erlebnisfaktor“ beim Einkaufen?<br />

Nun ja. Für uns ist maßgeblich, welchen Eindruck der<br />

Kunde am Ende von uns hat. Die Präsentation der Ware,<br />

Ladenbau, Architektur, Licht, Raumklima sehen wir<br />

im Grunde als Hardware – die muss funktionieren. Elementar<br />

aber ist die Software: Beratung, guter Service,<br />

Zur Person<br />

Dr. Oliver Holbein<br />

stieß nach seiner<br />

Facharztausbildung<br />

im Jahr 2001 in die<br />

Geschäftsführung<br />

des Ulmer Handels<strong>unternehmen</strong>s.<br />

Wie<br />

sein Bruder lebt der<br />

Unfallchirurg für den<br />

Sport. Der 48-Jährige<br />

ist verheiratet und<br />

hat mit seiner Frau<br />

Anette drei Kinder im<br />

Alter von 16, 15 und 8<br />

Jahren. Er fährt<br />

Mountainbike, zudem<br />

ist er ein leidenschaftlicher<br />

Freerider<br />

und Ski-Tourengeher.<br />

Im Unternehmen<br />

kümmert er sich<br />

schwerpunktmäßig<br />

um den Einkauf. Dafür<br />

ist er sechs Monate<br />

im Jahr auf der<br />

Straße.<br />

Ein Glück auch für den Fachhandel. Sport ist heute ein beliebtes Hobby: Christoph (links) und Oliver Holbein.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Zwischen Männern und Frauen gibt es mehr Unterschiede,<br />

als man denkt, erklärt Christoph Holbein. Männer etwa<br />

fassen Textilien nur an, wenn sie ernste Absichten haben.<br />

richtig. Pflicht ist, den Kunden zu begrüßen und ihm so<br />

das Signal zu geben: Ich bin in deiner Nähe – nicht aufdringlich,<br />

aber bereit Dich zu beraten. Wenn ein Kunde<br />

auf Ware zugeht, dann zeigt er, dass er ein weitergehendes<br />

Interesse hat. Speziell Männer.<br />

Speziell Männer?<br />

Genau. Männer fassen Textilien nicht zum Spaß an.<br />

Männer fassen Textilien an, weil sie ernste Absichten<br />

haben. Männer brauchen in der Regel Hilfe. Viele kennen<br />

ihre Größe nicht. Sie sagen, sie haben L, wissen<br />

aber nicht, ob sie nun in 50 oder 52 passen. Für uns ist<br />

das aber auch eine Möglichkeit, unkompliziert ins Gespräch<br />

zu kommen.<br />

Running, Hiking, Skifahren, Schwimmen ... Welches<br />

Segment ist das beratungsintensivste?<br />

Skifahren, Skitouren, Höhenbergsteigen.<br />

Zur Person<br />

Wie sein Bruder ist<br />

Christoph Holbein ein<br />

Quereinsteiger im<br />

Einzelhandel. Er studierte<br />

Sportwissenschaften<br />

in München<br />

und absolvierte ein<br />

Architektur-Grundstudium.<br />

Er stieß im<br />

Jahr 1996 zum Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Seine Hobbys sind<br />

Skitouren, Walken, Inliner-Fahren<br />

und<br />

Schwimmen. Im Winter<br />

hat er viel Spaß<br />

bei Nacht-Ski-Touren<br />

auf der Piste mit<br />

Stirnlampe, sommers<br />

paddelt er schon mal<br />

stehend Flüsse hinunter.<br />

Der 47-Jährige<br />

ist verheiratet und<br />

hat mit seiner Frau<br />

Sybille drei Kinder<br />

(16, 15, 11). Im Unternehmen<br />

ist er der „Innenminister“.<br />

Zudem<br />

kümmert er sich um<br />

den Einkauf von<br />

Sportschuhen und Inline-Skates.<br />

ein freundliches, kompetentes und vertrauenswürdiges<br />

Verkaufsteam. Der Kunde muss sich wohlfühlen.<br />

Das „Einkaufserlebnis“ hängt auch Studien zufolge extrem<br />

vom Verhalten und Wissen des Mitarbeiters ab –<br />

weniger davon, ob ich meine Waren wie Kunstwerke in<br />

einem Museum darbiete und zelebriere. Derart durchgestylte<br />

Läden wirken oft sehr kalt und wenig lebendig.<br />

Worauf kommt es an?<br />

Der Kunde will einfach und komfortabel einkaufen,<br />

schnell finden, was er sucht. Daher müssen wir den Laden<br />

oft umräumen, um wetter- und saisongerecht die<br />

Bedürfnisse zu erfüllen.<br />

Wie schwierig ist es für Verkäufer zu erkennen,<br />

wann der Kunde mit ihm in Kontakt treten will?<br />

Ein erfahrener Verkäufer liegt in 90 Prozent der Fälle<br />

Warum?<br />

Bei diesen Sportarten können extreme äußere Bedingungen<br />

herrschen: bis minus 40 Grad C, Wind über 100<br />

km/h, Schneetreiben, Lawinengefahr. Dementsprechend<br />

hoch sind die Anforderungen an Bekleidung,<br />

Schuhe und Gerät – vom Schlafsack und Zelt über Seile,<br />

Keile bis hin zur Lawinensicherheitsausrüstung. So eine<br />

Beratung dauert leicht drei bis vier Stunden.<br />

So lange?<br />

Am Berg kann es um Leben und Tod gehen! Beim Thema<br />

Sicherheit muss alles passen. Das sind die Königsdisziplinen<br />

im Sportfachhandel. Wir haben Himalaya-<br />

Expeditionen ausgestattet; einige unserer Mitarbeiter<br />

sind selbst, privat, in diesen Bergregionen unterwegs.<br />

Unsere Leute sind leidenschaftliche Sportler, mit viel<br />

Praxiserfahrung – in allen Segmenten. Das ist unser<br />

Anspruch. Bereiche, in denen wir den nicht erfüllen,<br />

lassen wir lieber sein.<br />

Gibt es dafür ein Beispiel?<br />

Als wir 2001 an die Bahnhofstraße umgezogen sind,<br />

gab es einen Golf-Boom. Wir hatten viel Platz und richteten<br />

scheinbar folgerichtig eine Golfabteilung ein.<br />

Nur spielt keiner von uns beiden Golf. Keiner unserer<br />

Mitarbeiter war ein wirklicher Golffreak – oder eben<br />

spezialisiert. Die Abteilung gibt es nicht mehr, sie funktionierte<br />

nicht. Weil wir in der Beratung nicht kompetent<br />

genug waren. Das war uns eine Lehre: Wir konzentrieren<br />

uns auf die Themen, die wir beherrschen.<br />

Was machen Sie, wenn Sie erkennen, dass ein Kunde<br />

nicht fit genug ist? Etwa für einen Klettersteig.<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Wer auf einen Klettersteig geht, benötigt einen Gurt,<br />

trittsichere Schuhe und einen Helm. Aber nur weil jemand<br />

eine gute Ausrüstung kauft, ist er nicht alpintauglich.<br />

Zu einer guten Beratung gehört eben auch<br />

Aufklärung. Einsteigern erklären wir, wie sie diesen<br />

Sport beginnen sollen, empfehlen ihnen ein Anfängerbuch<br />

und raten eindringlich, mit der leichtesten Kategorie<br />

A anzufangen. Und vorher Kurse zu machen.<br />

Sehen Sie sich in der Beratungspflicht?<br />

Natürlich. Wir kümmern uns nicht nur um die Wünsche<br />

des Kunden, sondern schauen auch, welche körperlichen<br />

Voraussetzungen er mitbringt.<br />

Sie sind selbst Bergsteiger. Was erleben Sie da so?<br />

Diesen Sommer waren wir zusammen auf dem Hindelanger<br />

Klettersteig. Kaum zu fassen, wie die Leute da<br />

zum Teil unterwegs sind – etliche hatten eine völlig<br />

unpassende Ausrüstung und waren alles andere als fit.<br />

Manche hatten Joggingschuhe an, hatten keine oder<br />

gruselige Helme. Es war abenteuerlich. Ein Glück, dass<br />

es trocken und einigermaßen griffig war. Ist es nur ein<br />

bisschen feucht, wird so ein Ausflug schnell extrem gefährlich.<br />

Ehrlich gesagt haben wir uns danach gewundert,<br />

dass nicht mehr Unfälle passieren.<br />

Was geben Sie Einsteigern mit auf den Weg?<br />

Am besten schließen sie sich die ersten Male geführten<br />

Touren an. Mit einem Verein oder einem eigenen Berg-<br />

Leute mit Joggingschuhen und<br />

gruseligen Helmen auf dem<br />

Klettersteig: Bei dem Anblick<br />

schüttelt es die bergerfahrenen<br />

Brüder.<br />

USM Privacy Panels Die flexible<br />

Lösung zur Strukturierung von<br />

Arbeitsplätzen und Optimierung<br />

der Raumakustik.<br />

Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen<br />

beim autorisierten Fachhandel.<br />

buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />

dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />

objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />

www.usm.com<br />

13


[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Was hilft, um gegen die Online-Konkurrenz<br />

zu bestehen?<br />

Völlig klar für Oliver Holbein:<br />

Beratung und Service –<br />

auch nach dem Kauf.<br />

führer. Auch wir hatten einen Bergführer auf dem Klettersteig<br />

dabei. Wir arbeiten übrigens mit den drei DAV-<br />

Sektionen in der Region Ulm/Neu-Ulm zusammen und<br />

empfehlen auch ihre Kurse.<br />

Gibt es weitere Tipps?<br />

Am Sparkassen-Dome in Neu-Ulm gibt es eine Klettersteig-Anlage.<br />

Da kann man die Sache ausprobieren und<br />

sich Basics erklären lassen. Man findet schnell selbst<br />

heraus, ob man weitere Hilfe benötigt.<br />

Welche Rolle spielen Dienstleistungen<br />

rund ums Sportgerät?<br />

Sie sind unverzichtbar. Das ist wie<br />

der Kundendienst am Auto. Das<br />

Spektrum reicht vom Skiwachsen<br />

und Kantenschleifen übers Schläger-Bespannen<br />

und Wanderschuhe-<br />

Neu-Besohlen bis hin zu Updates<br />

für elektronische Geräte. Richtig<br />

spannend wird es bei der Individualisierung<br />

von Produkten.<br />

Ein Skischuh<br />

kann fast so<br />

gut passen<br />

wie ein<br />

Pantoffel<br />

Inwiefern?<br />

Beispiel Skifahren: Viele kennen es, dass die Füße taub<br />

oder kalt werden, dass die Skischuhe drücken. Das<br />

muss nicht sein. Man kann sie individuell anpassen.<br />

Bei der Schale wird das über ein Vakuumverfahren gemacht;<br />

zuerst werden sie erhitzt, dann zieht der Kunde<br />

die Schuhe wieder an, darüber kommt eine Art Überschuh,<br />

der mit Luft gefüllt wird. Innenschuh und Sohle<br />

lassen sich dann auch durch Erwärmen verändern.<br />

Wie wichtig sind solche Angebote, um sich gegenüber<br />

der Online-Konkurrenz abzugrenzen?<br />

Sehr wichtig. Das sind keine Produkte von der Stange.<br />

So etwas kann kein Online-Shop. Wir sind mittlerweile<br />

in der Lage, nahezu alle Schuhe individuell anzupassen,<br />

selbst Fußballschuhe.<br />

Was ist ihr wichtigster Trumpf?<br />

Beratung und Service auch nach<br />

dem Kauf. Die Kunden können zu<br />

uns kommen, wenn sie mit einem<br />

Produkt nicht klarkommen oder<br />

wenn ein Defekt aufgetreten ist.<br />

Wir lösen Probleme. Mit der Sport-<br />

Sohn-Kundenkarte gibt es automatisch<br />

eine Zufriedenheitsgarantie.<br />

Wer etwa mit seinem neuen<br />

Ski auf der Piste nicht glücklich ist,<br />

wird noch einmal gründlich beraten – und wir tauschen<br />

das Produkt dann auch um. Für uns gibt es nichts<br />

Schlimmeres, als wenn ein Kunde das falsche Produkt<br />

erhält. Nur so können wir wettbewerbsfähig sein –<br />

auch gegenüber reinen Online-Playern.<br />

Wie entwickelt sich Ihr Online-Shop?<br />

Wir haben dort nur ein sehr schmales Sortiment: Ski<br />

im Winter, Zelte im Sommer.<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Woher kommen Ihre Online-Kunden?<br />

Die Online-Kundschaft wohnt 100 Kilometer und weiter<br />

von Ulm entfernt, München, Stuttgart ... Die Leute,<br />

die in der Nähe leben, kommen zu uns ins Geschäft.<br />

Denken Sie nur an Alpin-Ski. Hier wird alles innerhalb<br />

von 60 Minuten passgenau eingestellt, das kann „online“<br />

nicht gemacht werden.<br />

Wie funktioniert das Ski-Geschäft im Internet?<br />

Über den Preis und Nischenprodukte. Wir sehen „online“<br />

jetzt ja noch als Lernprojekt. Manchmal machen<br />

wir Ski deutlich günstiger als der bis dato billigste Online-Anbieter.<br />

Keine zwei Stunden später haben die<br />

Schnäppchenjäger bestellt.<br />

Gibt es die Online-Preise auch im Laden?<br />

Natürlich. Wir ändern die Preise im Netz erst, nachdem<br />

sie in der Abteilung gesenkt wurden. Bei uns wird es<br />

nie einen Cent Abweichung geben. Gleiche Preise für<br />

alle sind eine Grundvoraussetzung im Handel.<br />

Wie beurteilen Sie den boomenden Online-Handel?<br />

Der Wettbewerb ist knallhart und wird durch das große<br />

Kapital und große Anbieter dominiert: europaweite,<br />

wenn nicht weltweite Online-Plattformen. Der Wert<br />

dieser Unternehmen wird nach Wachstumsphan tasien<br />

und Höhe der Marktanteile bewertet und nicht daran,<br />

ob sie Handelserträge erwirtschaften. Unternehmen<br />

wie Zalando sind bisher den Beweis für die nachhaltige<br />

Ertragsgewinnung schuldig geblieben. Im Grunde sind<br />

das reine Finanzprodukte – Wetten in die Zukunft. Daher<br />

auch der Gang an die Börse. Nahezu alle Unternehmen<br />

aus unserer Branche, die als Benchmark für Onlinehandel,<br />

Onlineshops gelten oder gegolten haben,<br />

arbeiten defizitär, sind insolvent oder werden von Finanzinvestoren<br />

gesteuert. Online-Umsatz zu machen,<br />

ist nicht schwierig; online Geld zu verdienen, ist derzeit<br />

fast nicht möglich.<br />

Was heißt das für SportSohn.de?<br />

Wir glauben nicht, dass SportSohn.de oder SportSohn.<br />

com deutschlandweite Relevanz erfahren wird. Um<br />

sich als Marke im Internet zu etablieren, braucht es Kapital<br />

ohne Ende, aggressives Marketing. Für mittelständische<br />

Unternehmen ist das nicht zu leisten. Drittplattformen<br />

wie Amazon dagegen bringen Millionen Klicks<br />

am Tag; aber weil sie als Händler eine Provision von bis<br />

zu 20 Prozent abführen müssen, bleibt kein Ertrag übrig.<br />

Bevor wir Amazon Provisionen in den Rachen stecken,<br />

investieren wir unser Geld lieber in gute Preise<br />

für unsere Kunden und in unser Mitarbeiterteam.<br />

Christoph Holbein hält nichts<br />

davon, Online-Plattformen<br />

wie Amazon Provisionen in<br />

den Rachen zu stecken. Das<br />

Geld investiere man lieber in<br />

gute Preise für die Kunden<br />

und ins Mitarbeiterteam.<br />

Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />

Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />

erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />

www.gruener-bulthaup.de<br />

bulthaup bei Grüner<br />

Grüner GmbH. Neue Straße 113. 89073 Ulm<br />

Tel. 0731 92 70 59 30<br />

15


[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Bei einer so riesigen Auswahl ist Beratung elementar. Die Mitarbeiter sind selbst Sportler und ausgewiesene Kenner in ihren Fachgebieten.<br />

Pistenverbot<br />

am Arlberg<br />

Trends aufzunehmen und selbst zu setzen.<br />

Diesen Anspruch verfolgt Sport Sohn<br />

seit 65 Jahren. Christoph und Oliver Holbeins<br />

Großmutter, Ilse Sohn, hatte ein<br />

ausgeprägtes Stil- und Modebewusstsein.<br />

Sie brachte Marken aus Frankreich und<br />

Italien nach Ulm und Neu-Ulm, zu einer<br />

Zeit, in der Sportfachhändler die Funktionalität<br />

der Sportgeräte in den Vordergrund<br />

stellten. In den frühen 80er Jahren<br />

waren die Holbeins gar zu fortschrittlich<br />

für die Pistenwarte der Arlberger Bergbahn<br />

in St. Anton. Ihr Vater Bernd (72),<br />

der heute noch in der Firma mitarbeitet,<br />

hatte von der Sportartikelmesse Ispo<br />

Snowboards mitgebracht. Die Weltneuheit<br />

sollten seine sportbegeisterten Jungs am<br />

Arlberg ausprobieren. Nach drei Abfahrten<br />

erhielten sie Pistensperre und Liftverbot.<br />

In der Folge schuf Sport Sohn seine<br />

eigene Snowboardmarke und hatte – bis<br />

die großen Hersteller die Zeichen der Zeit<br />

erkannten – einen Marktanteil von zehn<br />

Prozent. Aus einer Verkaufsfläche von<br />

200 Quadratmetern im Jahr 1950 sind bis<br />

heute rund 6000 geworden. Inklusive Büro-,<br />

Lager und Dekoräumen kommt Sport<br />

Sohn auf 10.000 Quadratmeter.<br />

Die Zahl der Lieferanten und Hersteller erhöhte<br />

sich von 5 auf 350. Sport Sohn ist<br />

mit Läden in Ulm und Neu-Ulm vertreten<br />

und hat einen Lagerverkauf sowie eine<br />

Tennis- und Freizeitanlage in Neu-Ulm-<br />

Ludwigsfeld. Das Unternehmen beschäftigt<br />

mehr als 200 Mitarbeiter, auf Vollzeitstellen<br />

umgerechnet etwa 110, und 20<br />

Auszubildende.<br />

AMB<br />

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Online-Shop?<br />

Wir wollen erreichbar sein, auch wenn unsere Kunden<br />

am Sonntag auf dem Sofa liegen. Sie sollen online unser<br />

Lager durchstöbern können, schauen, ob wir einen<br />

gewünschten Artikel in ihrer Farbe und Größe verfügbar<br />

haben und was er kostet. Wenn er gefällt, können<br />

sie ihn für sich reservieren und einen Beratungstermin<br />

vereinbaren, um zum Beispiel die<br />

Größe und Passform zu prüfen.<br />

Stammkunden können auch online<br />

bestellen. Dafür bereiten wir unseren<br />

Online-Shop und unsere EDV<br />

aktuell im Hintergrund vor.<br />

Je mehr<br />

Leute wir auf<br />

die Bretter<br />

bringen,<br />

desto besser<br />

Themenwechsel: Seit 1960 unterhält<br />

Sport Sohn eine eigene<br />

Skischule. Wie ist sie ausgelastet?<br />

Das hängt stark an der Schneelage und dem Wetter.<br />

Wenn beides passt, ist die Auslastung gut. Schwerpunkt<br />

sind Kinder, Einsteiger und Wiedereinsteiger.<br />

Wir haben ein tolles Skilehrer-Team, gestandene, erfahrene<br />

Leute mit hoher sozialer Kompetenz. Man<br />

spürt, dass sie die Kurse nicht wegen des Geldes, sondern<br />

aus Leidenschaft machen. Wir bekommen sehr<br />

viele positive Rückmeldungen von den Teilnehmern.<br />

Wie ist die Konkurrenzsituation?<br />

Ehrlich gesagt ist die Skischule ein Non-Profit-Unternehmensteil.<br />

In schneearmen Wintern gleichen wir<br />

das Defizit aus. Wir sehen auch Vereine, die Skikurse<br />

anbieten, nicht als Konkurrenten.<br />

Im Gegenteil: Je mehr Menschen<br />

wir und die Vereine zusammen auf<br />

die Bretter und in den Schnee bringen,<br />

desto besser.<br />

Sie haben einen zweiten Laden<br />

in Neu-Ulm – und überdies einen<br />

Lagerverkauf im Stadtteil<br />

Ludwigsfeld. Wie läuft der?<br />

Wir sind zufrieden. Schwaben<br />

sind bekanntlich Schnäppchenjäger – erst recht in Zeiten<br />

von Rabattaktionen landauf landab. Nach der Abschaffung<br />

des Rabattgesetzes und der Sonderverkaufsregulierung<br />

haben die sogenannten Rotpreise deutlich<br />

zugenommen; Tendenz weiter steigend. Darauf gehen<br />

wir mit unserem Lagerverkauf ein. Es bleibt ja in unse-<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

ren beiden Häusern zum Saisonende immer Ware übrig.<br />

Ziel ist es, 80 Prozent abzuverkaufen. Wir ergänzen<br />

das durch gezielte Einkäufe vom Restlager der Industrie<br />

– europaweit, nicht nur in Deutschland.<br />

Welche Ware läuft am besten?<br />

Die Umsatzanteile sind ähnlich wie in unseren regulären<br />

Geschäften: 55 Prozent Textil, 25 Prozent Schuhe,<br />

20 Prozent so genannte Hartware.<br />

In Ludwigsfeld steht auch Ihre große Tennis- und<br />

Freizeitanlage: Wer kommt dorthin?<br />

Freizeitsportler, die nicht an Vereinstrainingszeiten gebunden<br />

sein wollen. Vereinsspieler, die im Winter<br />

keine eigenen Hallenplätze haben, Betriebssportgruppen.<br />

Auf unserer Anlage ist der erste Ulmer Squash<br />

Club beheimatet, Tennistrainer nutzen unsere Plätze<br />

für Unterricht. Zudem bieten wir Badminton- und<br />

Tisch tennisplätze an. In den 70er Jahren waren wir eine<br />

der ersten kommerziellen Tennis-Anlagen in Süddeutschland.<br />

Wie ist das Altersspektrum?<br />

Die Tennisspieler sind oft zwischen 55 und 60 Jahre, der<br />

Älteste ist über 80 Jahre alt. Die Squasher sind zwischen<br />

25 und 30 Jahren. Die Badminton-Plätze nutzen neben<br />

Freizeitspielern auch Familien.<br />

Was ist vom Tennishallen-Boom übriggeblieben?<br />

In den 80er, 90er Jahren lösten Boris Becker, Steffi Graf<br />

und Michael Stich einen Boom aus. Es entstanden viele<br />

Anlagen. Doch die Begeisterung hat sich überlebt, in<br />

den vergangenen 15 Jahren haben viele Betreiber ihre<br />

Hallen und Anlagen geschlossen. In Ulm/Neu-Ulm<br />

sind wir der letzte Anbieter für Squash und Badminton.<br />

Auch im Tennis gibt es nur noch wenige Anbieter. Wir<br />

haben in den letzten Jahren stabile Zahlen mit leichter<br />

Aufwärtstendenz.<br />

Wie kostenintensiv ist eigentlich der Unterhalt einer<br />

solchen Anlage?<br />

Enorm. Die Energiepreise für Strom, Heizung und Wasser<br />

sind sehr dynamisch. Wir haben über 8000 Quadratmeter<br />

Hallenflächen zu versorgen. Unser betriebswirtschaftliches<br />

Ziel ist eine schwarze Null, um das<br />

Sportangebot für die Region erhalten zu können.<br />

Sport Sohn ist – wie Sie auf Ihrer Homepage<br />

schreib en – das größte Sportgeschäft zwischen<br />

Stuttgart, München und Bodensee. Wie stehen sie<br />

im Branchenvergleich da?<br />

Wir sind im Umsatz in den Top 10 der nicht-filialisierten<br />

stationären Sporteinzelhandelsgeschäfte in<br />

Deutschland. Ulm und Neu-Ulm kommen zusammen<br />

auf knapp 180.000 Einwohnern und liegen im Ranking<br />

der Großstädte bundesweit etwa auf Rang 40. Die anderen,<br />

führenden Sportfachgeschäfte sind in deutlich<br />

größeren Städten.<br />

Der Tennis-Boom der 80er<br />

hat sich überlebt. Ihre eigene<br />

Anlage betreiben die Geschäftsführer<br />

vor allem deshalb<br />

noch, um das Sportangebot<br />

für die Region zu erhalten.<br />

Ziel: eine schwarze Null.<br />

DEKRA Akademie qualifiziert:<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

QQ Q<br />

Ladungssicherung<br />

EU-Kraftfahrer/-in Weiterbildung Lkw/Bus<br />

Entsorgungslogistik<br />

Gefahrgutfahrer/-in und Gefahrgutbeauftragte/-r<br />

Fachkraft Lagerlogistik und Logistikmeister/-in<br />

Gabelstapler bedienen (jährliche Unterweisung)<br />

Brandschutzhelfer/-in mit Feuerlöschübung<br />

Hubarbeitsbühne<br />

Baustellensicherung<br />

Regalanlagen prüfen<br />

Hygiene im Lebensmitteltransport<br />

SAP (auch berufsbegleitend)<br />

DEKRA Akademie GmbH | Tel.: 0731.93769-0 | www.dekra-akademie.de/ulm<br />

17


[titelthema] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Warum ziehen Sie eigentlich nicht als Mieter in die<br />

Sedelhöfe ein; sie sollen ja laut Plan 2018 vollendet<br />

sein.<br />

Zu unseren Grundsätzen gehört, in den eigenen Läden<br />

zu arbeiten und nicht in gemieteten. Multi-Label-<br />

Händler wie wir können nur überleben, wenn sie die<br />

Mietkosten im Griff haben: Entweder sie zahlen an sich<br />

selbst Miete oder diese ist so niedrig, dass sie auch mal<br />

einen Umsatzrückgang verkraften können.<br />

Was ist der Hintergrund?<br />

Im Einzelhandel gibt es drei große Kostenblöcke: Der<br />

wichtigste und teuerste ist der Wareneinkauf. Den<br />

können sie selbst steuern. Den zweiten Block, also die<br />

Personalkosten, können Sie auch anpassen – wobei so<br />

etwas schmerzhaft ist.<br />

Oliver und Christoph Holbein<br />

im Gespräch mit Karen<br />

Emler, der Ressortleiterin<br />

Wirtschaft der SÜDWEST<br />

PRESSE, und Alexander<br />

Bögelein, dem Redaktionsleiter<br />

„<strong>unternehmen</strong> [!]“.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

KAREN EMLER,<br />

LEITERIN DER<br />

WIRTSCHAFTSREDAKTION<br />

DER SÜDWEST PRESSE,<br />

UND ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

FOTOS:<br />

LARS SCHWERDTFEGER<br />

DOKUMENTATION:<br />

ISABELLA BURK<br />

Wollen Sie expandieren?<br />

Grundsätzlich gibt es dazu zwei Möglichkeiten: Filialisierung<br />

oder Flächenzuwachs am Standort.<br />

Welche bevorzugen Sie?<br />

Filialisierung ist für uns kein Thema. Wir haben schon<br />

viele Angebote bekommen, gute Standorte in Stuttgart,<br />

Augsburg, München oder Nürnberg zu übernehmen.<br />

Aber ein großes Haus wie unseres in Ulm mit einem<br />

Vollsortiment auf hohem Niveau, tiefer Spezialisierung<br />

und hoher Beratungsintensität lässt sich nicht<br />

vervielfältigen. Unser Mitarbeiter-Team ist in vielen<br />

Jahrzehnten gewachsen, wir haben Betriebszugehörigkeiten<br />

von mehr als 40 Jahren. Das können Sie an einem<br />

neuen Standort nicht einfach aus dem Hut zaubern.<br />

Ein solches Team muss über Jahre wachsen.<br />

Aber es gibt doch Sportfilialisten?<br />

Schauen Sie sich die Ergebnisse der meisten Sportfilialisten<br />

in Deutschland an – das ist für uns nicht erstrebenswert.<br />

Sporteinzelhandel auf hohem Niveau ist zu<br />

komplex für eine Filialisierung. Das haben schon viele<br />

versucht, nach unserem Erachten hat es keiner gut hinbekommen.<br />

Nicht weil alle anderen doof sind, sondern<br />

weil es sehr schwierig ist – wenn nicht gar unmöglich.<br />

Bleibt also nur der Flächenzuwachs an Ihrem<br />

Standort.<br />

Ja, doch auch das ist schwierig. Direkt neben unserem<br />

Standort in Ulm soll das Handels- und Wohnprojekt<br />

„Sedelhöfe“ gebaut werden. Wir wollten uns als Eigentümer<br />

beteiligen und hätten uns an jede Vorgabe gehalten.<br />

Aber die Stadt Ulm konnte oder wollte uns das<br />

nicht ermöglichen.<br />

Und der dritte?<br />

Das ist eben die Miete. Wenn sie in einem Vertrag drinstecken,<br />

lässt ihnen der Vermieter in der Regel nichts<br />

nach. Geht der Umsatz zurück, sitzen sie schnell in<br />

einer Kostenfalle und sie kommen an einen Punkt, wo<br />

sie defizitär arbeiten. Dann können sie gleich aufhören.<br />

Das Thema Miete ist für uns existenzentscheidend, wir<br />

wollen, dass dieser Faktor in unserer Hand bleibt.<br />

Wie beurteilen Sie die neuen Sedelhof-Pläne?<br />

Das städtebauliche Konzept des neuen Investors DC<br />

Commercial passt. Es ist die natürliche Verlängerung<br />

der Fußgängerzone, die künftig auf einem neuen Platz<br />

enden beziehungsweise beginnen wird. Alle Geschäfte<br />

des Großprojektes „Sedelhöfe“ sind dahin ausgerichtet.<br />

Die Kunden werden nicht zwangsweise durch das Handels-Großprojekt<br />

geführt, sie haben einen Überblick,<br />

haben Verweilqualität. So haben wir uns das Konzept<br />

immer gewünscht; wir hatten ja auch versucht, die Pläne<br />

des aufgelösten Investors MAB in diese Richtung<br />

anzupassen. Die neue städtebauliche Idee gefällt nicht<br />

nur den Einzelhändlern besser, sondern auch der Bevölkerung.<br />

Es ist augenscheinlich, dass die Innenstadt<br />

so besser funktioniert. Prima.<br />

Und was halten Sie von dem Handelskonzept, das<br />

hinter der Großinvestition steht?<br />

Es ist anspruchsvoll. DC Commercial plant im Vergleich<br />

zur MAB-Variante mit größeren Flächen pro<br />

Geschäft, bis zu 3500 Quadratmeter. Es sind weniger<br />

Flächen, man kann die Mieter nicht so leicht austauschen.<br />

Aber es ist auch eine große Chance, relevante<br />

und ausstrahlungskräftige Händler nach Ulm zu bekommen.<br />

Wir finden das Konzept richtig, mutig und<br />

zeitgemäß, weil sich die Nachfrage im Handel seit zwei<br />

Jahren hin zu größeren Flächen verschiebt. Wir drücken<br />

die Daumen, dass die Vermietung klappt und attraktive,<br />

starke Unternehmen kommen. Wir freuen<br />

uns darauf. [!]<br />

18


Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />

Herr Andreas Dobbert ist seit<br />

01.Juli <strong>2015</strong> für die Schwabengarage<br />

GmbH zuständig und<br />

damit verantwortlich für die<br />

Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />

Heidenheim und Geislingen.<br />

Herr Dobbert arbeitet bereits<br />

seit 1991 für das Unternehmen<br />

Schwabengarage GmbH/<br />

Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />

Zuletzt war er Geschäftsführer<br />

der AHZ Automobil Handelszentrum<br />

GmbH und für die<br />

Marken Toyota und Lexus verantwortlich.<br />

Herr Dobbert ist<br />

51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />

zwei erwachsene Kinder.<br />

Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />

und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

– die Kunden in den Fokus<br />

des Unternehmens zu stellen,<br />

wofür vor allem ein gutes<br />

Betriebsklima verantwortlich<br />

zeichnet,<br />

– das Unternehmen weiterhin<br />

auf ein gesundes Wachstum<br />

auszurichten<br />

– den traditionsreichen Namen<br />

„Schwabengarage“ zu pflegen<br />

und insbesondere die Werte des<br />

Gesellschafters der Emil Frey<br />

Gruppe, zu leben.<br />

AB 12.09.<strong>2015</strong><br />

BEI UNS<br />

AB 12.09.<strong>2015</strong><br />

BEI UNS<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Typisch Ford:<br />

der neue Ford S-MAX<br />

FORD S-MAX TITANIUM<br />

Audiosystem CD inkl. Ford SYNC 2 mit Touchscreen<br />

(20,3 cm Bildschirmdiagonale), Fahrspur-Assistent<br />

inkl. Fahrspurhalte-Assistent und Müdigkeitswarner,<br />

Fernlicht-Assistent, Geschwindigkeitsregelanlage<br />

mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer<br />

Bei uns für<br />

€<br />

29.430,- 1<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Typisch Ford:<br />

der neue Ford Galaxy<br />

FORD GALAXY TREND<br />

Audiosystem CD mit USB-Anschluss und Lenkrad-<br />

Fernbedienung, Klimaanlage mit automatischer<br />

Temperaturkontrolle (2-Zonen-Klimaautomatik),<br />

Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, 3.<br />

Sitzreihe mit 2 Einzelsitzen, manuell umklappbar<br />

Bei uns für<br />

€<br />

29.380,- 1<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford S-MAX: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5<br />

(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford Galaxy: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5 (kombiniert);<br />

CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

1<br />

Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />

Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />

Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford S-MAX Titanium 1,5-l-EcoBoost-<br />

Benzinmotor 118 kW (160 PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />

in Höhe von € 890.<br />

1<br />

Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />

Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />

Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford Galaxy Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />

Benzinmotor 118 kW (160PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />

in Höhe von € 890.<br />

19


[gründen] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Drehen an der eigenen Schraube<br />

Das Angestelltendasein war einfach nichts mehr für die Bauingenieure Stefan Brand und Leander Gleinser – immer<br />

behielt ein Vorgesetzter das letzte Wort. Also wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit.<br />

Die Einrichtung im kleinen Büro im<br />

Neu-Ulmer TFU-Gründerzentrum ist<br />

noch eher minimalistisch, die Visitenkarten<br />

sind noch nicht gedruckt. Bis vor wenigen<br />

Tagen standen selbst die Listeneintragungen<br />

und Mitgliedschaften in der Bayerischen<br />

Inge nieurekammer-Bau aus. Jetzt wäre auch<br />

diese Klippe genommen; wahrlich, Klippen<br />

gab es während der gerade mal dreimonatigen<br />

Gründungsphase nicht wenige. Als unüberwindbar<br />

aber hat sich bislang keine erwiesen.<br />

Eher als Steinbrocken auf dem Weg in die<br />

Selbstständigkeit – und im Rückblick<br />

schrumpfen sie eher noch.<br />

Bislang jedenfalls läuft es so richtig gut im<br />

jungen, als GmbH geführten Bauingenieursbüro<br />

„Brand & Gleinser“. Sogar die Auftragsbücher<br />

sind schon gut gefüllt, obwohl der offizielle<br />

Start gerade erst einen Monat<br />

zurückliegt. Da machten sich die guten Kontakte<br />

aus achtjähriger Berufserfahrung der<br />

beiden 33-Jährigen bezahlt. Was die Finanzierung<br />

betrifft, hätten sie bei den regionalen<br />

Banken offene Türen eingerannt. „Diesen<br />

reichte der Hinweis auf unseren Beruf und ein<br />

kurzer Blick in den Business-Plan“, berichtet<br />

Leander Gleinser – und schon räumte die<br />

Bank eine Kreditlinie von 100.000 Euro ein:<br />

das Startkapital. Nur bei der Agentur für Arbeit,<br />

bei der sie noch aus dem Angestelltenverhältnis<br />

heraus einen Gründerzuschuss beantragen<br />

wollten, passten sie anfangs nicht<br />

recht ins Schema. „Die waren auf Vermittlung<br />

gepolt.“ So zog sich die Zusage für den Zuschuss,<br />

der Arbeitslosigkeit und erfolglose<br />

Bewerbungen voraussetze, erst mal hin.<br />

WARUM NICHT BALD WACHSEN?<br />

Denn welcher Bauingenieur mit Berufserfahrung<br />

ist derzeit schon arbeitslos? Deshalb ja<br />

auch die frühen Aufträge. „Für die kommenden<br />

Quartale ist der erforderliche Grundumsatz<br />

schon beinahe gesichert“, erwähnt Stefan<br />

Brand. So rücken bei den Gründern bereits<br />

jetzt Gedanken nach vorne, die laut Plan noch<br />

ein wenig Zeit gehabt hätten: „Sollen wir uns<br />

personell verstärken?“ Vorerst ist Entlastung<br />

von Bürotätigkeiten angesagt, mittel- bis langfristig<br />

aber solle ihr Büro auf 10 bis 15 Mitarbeiter<br />

wachsen, auf eine Größe also, „mit der<br />

man eigentlich alles hinkriegt“. Also auch<br />

Großaufträge in der komplexen Kombination<br />

von Beton- und Stahlbau. Das Feld, das die<br />

Selbststständig statt sicherem Job ? Schraube locker?<br />

Von wegen. Das Ingenieurbüro von Leander<br />

Gleinser (links) und Stefan Brand läuft.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[gründen]<br />

Bauingenieure beackern, ist die bautechnische<br />

Planung im Bereich Industrie- und Anlagenbau.<br />

Bisher waren die Jungunternehmer für Auftraggeber<br />

weltweit im Einsatz; an dieser internationalen<br />

Ausrichtung wollen sie auch weiterhin<br />

festhalten. Nicht aber an der einseitigen<br />

Koppelung an eine einzige Branche, wie sie<br />

sie in ihrer alten Firma kannten: Grund: „Eine<br />

höhere Diversifizierung reduziert die Abhängigkeit<br />

von konjunkturellen Einschnitten.“<br />

Dass sie den Fuß auch bei der regionalen Wirtschaft<br />

in die Türe bekommen wollen, hängt<br />

gleichermaßen damit zusammen.<br />

Mit ihrem ersten Auftrag hat schon mal beides<br />

geklappt – die Entwurfsplanung für ein<br />

Parkhaus. Auftrag Nummer zwei ist dagegen<br />

die Fortsetzung des bisherigen Tätigkeitsschwerpunkts.<br />

Im Auftrag eines Schweizer<br />

Unternehmens konzipieren die Ingenieure<br />

Kalkschachtöfen für dessen internationale<br />

Kundschaft. Als Besonderheit kommt hinzu,<br />

dass die allermeisten der Öfen ausgerechnet<br />

in stark erdbebengefährdeten Gebieten gebraucht<br />

werden – ein Spezialgebiet des jungen<br />

Büros.<br />

Ihr bisheriger Arbeitgeber hat die beiden nur<br />

ungern ziehen lassen. „Die Trennung war unser<br />

größtes Sorgenkind“, räumen die Gründer<br />

ein, „doch auch dieser Punkt ist schließlich<br />

weitaus besser gelaufen als gedacht.“<br />

Mehr als ein Jahr waren sie mit der Idee<br />

schwanger gegangen, ein eigenes Büro auf die<br />

Füße zu stellen. Der „sehr ausführliche“ Business-Plan<br />

entstand binnen dreier Monate. Warum<br />

sie sich aus einer gesicherten Position<br />

heraus überhaupt ins Risiko begeben haben?<br />

Gleinser erklärt es an einem Beispiel aus der<br />

Praxis: „Stahlverbindungen lassen sich mit<br />

vielen kleinen oder mit wenig großen Schrauben<br />

herstellen.“ Ja und? „Ich möchte bestimmen<br />

können, welche Variante gewählt wird.“<br />

Auf eine höhere Ebene übertragen, heißt dies:<br />

Es geht um die Frage, welche technische Linie<br />

ein Büro vertritt. Und künftig sind die beiden<br />

Herr darüber. [!]<br />

THOMAS VOGEL<br />

Die verflixte Sache<br />

mit der Motivation<br />

Sie seien auf derselben Wellenlänge,<br />

„und wir können uns offen die Meinung<br />

sagen.“ Stefan Brand und Leander<br />

Gleinser sehen darin eine wichtige Voraussetzung<br />

für die gemeinsame Arbeit<br />

– vor allem, wenn eines Tages der personelle<br />

Ausbau des Büros akut wird.<br />

Mit zwei Fragen haben sie sich schon<br />

jetzt intensiv auseinandergesetzt:<br />

Wie bekommen wir qualifiziertes Personal?<br />

Und wie schaffen wir es, dessen<br />

Motivation hoch zu halten? Letzteres<br />

werde sehr stark von ihrem eigenen<br />

Verhalten gegenüber den Mitarbeitern<br />

in spe abhängen, sind sich die jungen<br />

Bauingenieure sicher. Da wird es gewiss<br />

kein Nachteil sein, wenn sie zur<br />

Selbstreflexion fähig sind und mit dem<br />

Partner gegebenenfalls offen über kontraproduktives<br />

Verhalten sprechen<br />

können.<br />

THV<br />

21


[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Daten sind wie Rohöl<br />

Ein gewaltiger Schatz schlummert ungeborgen in den EDV-Systemen etlicher Unternehmen: vielfältigste Daten und<br />

Informationen. Wirklich kostbar werden sie, wenn man sie vernünftig verarbeitet und intelligent nutzt.<br />

Vor wichtigen Entscheidungen stehen<br />

die Chefs mittelständischer Unternehmen<br />

täglich. Sei es die Preisgestaltung,<br />

sei es die Kundenausrichtung – der Geschäftsführer<br />

ist gefragt und muss wissen, wo es hin<br />

gehen soll. Jeder gute Unternehmensführer<br />

muss die Kunst beherrschen, nicht aus dem<br />

Bauch heraus irgendwo hinzupreschen, sondern<br />

von einer sicheren Basis aus zu handeln.<br />

Unerlässlich dafür: Informationen.<br />

Florian Heim wollte sich diese Entscheidungen<br />

erleichtern und suchte Anhaltspunkte<br />

dafür. Für den Geschäftsführer des Hagenauer<br />

Haushaltsgerätehändlers „Heim Hausgeräte“<br />

ist es wichtig, sich in der Zeit von Versandund<br />

Internethandel nicht abhängen zu lassen.<br />

„Zu der Zeit kam dann der E-Business-Lotse<br />

Ulm-Oberschwaben auf uns zu und fragte, ob<br />

wir bei einem Projekt zur Analyse von Unternehmensdaten<br />

mitmachen wollten“, berichtet<br />

Heim. Der Fachbetrieb aus der Bodenseeregion<br />

ergriff die Chance – und sprang auf den<br />

großen „Big Data“-Zug auf.<br />

Das Schlagwort „Big Data“ steht für die massenhafte<br />

Ansammlung von Daten in der digitalisierten<br />

Welt. Im Jahr <strong>2015</strong> werden laut der<br />

Studie „Digital Universe“ über 8590 Exabyte<br />

an Daten anfallen, das sind etwa acht Billionen<br />

Gigabyte. Sie entstehen, weil praktisch<br />

überall, wo Menschen oder Maschinen interagieren,<br />

ständig Daten produziert werden.<br />

Die Bandbreite ist enorm. Daten können alles<br />

sein: von Ihrem letzten Einkauf über eine der<br />

200 Millionen Mails, die pro Minute versandt<br />

werden, bis hin zu Adressen und Telefonnummern.<br />

SMART STATT BIG DATA<br />

Es ist kein Geheimnis mehr, dass diese Daten<br />

sehr wertvoll sind. „Daten sind das Rohöl des<br />

21. Jahrhunderts“, findet IT-Professor Manfred<br />

Reichert von der Universität Ulm. Der<br />

Wissenschaftler hat das Themenfeld schon<br />

länger im Blick. An dem Begriff „Big Data“<br />

stört er sich ein wenig: „Das ist momentan ein<br />

absoluter Hype, der den Begriff viel zu<br />

schwammig macht, da wird irgendwie alles,<br />

was mit Daten zu tun hat, zusammengeworfen.“<br />

So sieht es auch Thomas Menner, der IT-<br />

Experte des E-Business-Lotsen. Er fände es<br />

besser, den Begriff „Smart Data“ zu verwenden:<br />

„Eigentlich geht es ja darum, die anfallenden<br />

Daten intelligent zu nutzen.“<br />

An dieser Stelle wird es für die Unternehmen<br />

interessant. Denn die Daten besitzen sie ja bereits.<br />

Sie müssen nur den Weg finden, sie auch<br />

IT-Professor Manfred Reichert<br />

, Universität Ulm.<br />

wirklich vernünftig<br />

zu nutzen. Vom<br />

Entschluss, Daten<br />

im Unternehmen<br />

auszuwerten, hin<br />

zu diesem Ziel, ist<br />

der Weg freilich<br />

oft weit – und mit<br />

einem guten<br />

Stück Arbeit gepflastert.<br />

Am Anfang steht<br />

einer der wichtigsten<br />

Schritte überhaupt: die Auswahl der Daten.<br />

Schon in einem eher kleinen Unternehmen<br />

mit 80 Mitarbeitern ist eine Datenmenge<br />

von einem Terabyte, also 1000 Gigabyte pro<br />

Bevor das hochgepumpte Rohöl in Tanks und Kesseln landen kann, stehen<br />

etliche, raffinierte Verarbeitungsschritte an. Foto: © igor/Fotolia.com<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

Tag, gut möglich. Klar sind Umsatzdaten immer<br />

schon von Interesse gewesen, jedoch können<br />

beispielsweise auch Daten von Maschinen<br />

(etwa deren Arbeitszeiten) oder von<br />

Produkten wichtige Erkenntnisse liefern. Dagegen<br />

dürften die Nutzungszeiten der Kaffeevollautomaten<br />

in einem Unternehmen von<br />

eher geringem Interesse sein. Man muss also<br />

zunächst sortieren und aussondern. Dieser<br />

Prozess geht dann nahtlos in die Aufbereitung<br />

der Daten über.<br />

DIE FEHLERHAFTE HAND<br />

Reichert veranschaulicht den Vorgang abermals<br />

mit Öl: „Wenn man die Daten als Rohöl<br />

bezeichnet, dann macht das deutlich, dass<br />

man sie erst aufbereiten muss, um sie nutzen<br />

zu können. Das ist der größte Aufwand bei der<br />

Sache.“ Aufbereiten bedeutet, dass die Daten<br />

in eine einheitliche, konsistente Form gebracht<br />

werden müssen. Dabei ist es zentral,<br />

wie sie gespeichert sind. E-Business Experte<br />

Menner hat Unternehmern wie Florian Heim<br />

bei der Aufbereitung geholfen und berichtet:<br />

„In den meisten Unternehmen erfolgt die Dateneingabe<br />

händisch, zum Beispiel via Excel.<br />

Dabei entstehen natürlich viele Fehler, die<br />

aufwendig beseitigt werden müssen. Es ist<br />

schon schwierig, wenn verschiedene Begriffe<br />

für dieselbe Sache benutzt werden.“<br />

Deutlich einfacher ist der Prozess, wenn<br />

das Unternehmen bereits ein Softwareprogramm<br />

benutzt, das Daten in<br />

einer einheitlichen Form speichern<br />

kann.<br />

Bereits bei der Aufbereitung sollte man<br />

wissen, für welches Datenbanksystem<br />

man die Daten bereitmacht. Grundsätzlich<br />

kann hier die Überlegung helfen,<br />

welche Daten analysiert werden<br />

sollen. In der Regel sind sogenannte<br />

strukturierte Daten, wie etwa Zahlen,<br />

Namen oder Adressen, am wichtigsten für Unternehmen.<br />

E-Mails wiederum gelten als semi-strukturierte<br />

Daten: Sie haben zwar eine<br />

Adresse, der Text aber ist nicht strukturierbar.<br />

Unstrukturierte Daten sind zum Beispiel Bilder,<br />

Fehlerberichte oder Fließ texte.<br />

Nach dieser Einteilung kann man dann eine<br />

Software auswählen. Die Auswahl am Markt<br />

freilich ist gewaltig. Menner rät „Es gibt genügend<br />

frei verfügbare Programme, die das können,<br />

was ein Unternehmen im Mittelstand<br />

braucht. Da muss also kein teures Geld für eine<br />

Software lizenz ausgegeben werden.“<br />

Beispiele dafür sind das Microsoft-Excel-Add-<br />

In „Power Pivot“ oder das freie Framework<br />

„Apache Hadoop“. Diese Datenbanksysteme<br />

sind in der Lage, die eingespeisten Daten aus<br />

Excel, einem Customer-Relationship-Managementprogramm<br />

oder auch jeder anderen konsistenten<br />

Quelle zu verarbeiten, zu verknüpfen<br />

und zu katalogisieren.<br />

WICHTIGE ZAHLEN PER KLICK<br />

„Ziel der Datenbankanalyse ist zunächst die<br />

Erstellung eines Dashboards, auf dem dann<br />

jeden Morgen die aktuellen Zahlen des ganzen<br />

Unternehmens erscheinen“, erklärt Menner.<br />

Das bedeutet, dass dem Betrieb jederzeit<br />

per Mausklick ein Blick auf Bilanzen, Kundenverhalten<br />

oder Preisentwicklungen möglich<br />

ist. Diese Zahlen sind dann immer auf dem<br />

neuesten Stand. Der Unternehmer kommt<br />

also schnell und unkompliziert an Informationen,<br />

die ihm bei anstehenden Entscheidungen<br />

helfen.<br />

Die Frage ist aber, wofür die ausgewerteten<br />

und aufbereiteten Daten benutzt werden können.<br />

Das Heranziehen aktueller Ergebnisse,<br />

um beispielsweise eine Preisanpassung vorzunehmen,<br />

ist da nur ein kleiner Aspekt. „Die<br />

Daten kann man auch gut für Projekte heranziehen.<br />

Zum Beispiel, um die wichtigen Kun-<br />

MIT ÜBER<br />

1.000 SPEZIALISTEN<br />

BEDIENEN WIR NEBEN<br />

DER TRADITIONELLEN IT<br />

AUCH DIE NEUEN<br />

ANFORDERUNGEN<br />

DER DIGITALEN<br />

TRANSFORMATION.<br />

DAS MACHT UNS ZU EINEM<br />

360° IT-PARTNER<br />

FÜR UNSERE KUNDEN.<br />

www.fum.de


[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © TTstudio/Fotolia.com<br />

E-Business-Lotse<br />

Thomas Menner.<br />

den des Unternehmens zu identifizieren.“ Da<br />

bei Unternehmen im Durchschnitt 20 Prozent<br />

der Kunden 80 Prozent des Umsatzes ausmachen,<br />

ist eine aktuelle Übersicht über den<br />

Kundenstamm natürlich Gold wert.<br />

Professor Reichert nennt ein weiteres Beispiel:<br />

„Bei uns an der Universität Ulm war es im<br />

Rahmen einer Masterarbeit möglich, mit Hilfe<br />

einer Kundendatenanalyse herauszufinden,<br />

wie viele Kontakte ein Unternehmen<br />

durchschnittlich benötigt hat, um einen Auftrag<br />

zu bekommen.“ Die Uni Ulm beschäftigt<br />

sich auch im Rahmen eines Weiterbildungsstudienganges<br />

mit dem Thema „Business<br />

Analytics“ (siehe Infokasten).<br />

KNACKPUNKT DATENSCHUTZ<br />

Die Analyse und Nutzung von Daten in Unternehmen<br />

ist freilich mit einigen Problemen<br />

verbunden. Dass falsche Daten falsche Ergebnisse<br />

produzieren können, ist nicht das größte.<br />

Komplex ist vor allem der Datenschutz.<br />

„Da gibt es auf der einen Seite das Problem,<br />

dass die Daten des Unternehmens in falsche<br />

Hände gelangen können. Auf der anderen Seite<br />

stellt der rechtliche Schutz personenbezogener<br />

Daten immer einen Knackpunkt dar“,<br />

sagt Reichert. Während eine Veröffentlichung<br />

der eigenen Daten geschäftsschädigend und<br />

entblößend sein kann, ist die Herausgabe personenbezogener<br />

Daten immer mit ernsthaften<br />

juristischen Folgen verbunden – so es<br />

denn herauskommt. Menner rät: „Grundsätzlich<br />

sollte man alle diese Daten anonymisieren<br />

und einen Rechtsbeistand zur Eliminierung<br />

aller Risiken heranziehen.“ Bei der<br />

Datenanalyse der Firma Heim wurde peinlich<br />

genau darauf geachtet, dass keine personenbezogenen<br />

Daten den Betrieb verließen.<br />

NICHT ABSCHRECKEN LASSEN<br />

Ist die Analyse von im Unternehmen anfallenden<br />

Daten nun eine Chance, ein Risiko oder<br />

sogar eine Pflicht? Menner und Reichert sind<br />

sich einig. „Die Unternehmen müssen das unbedingt<br />

machen!“ Reichert: „Das ist wie die<br />

Einführung des Internets. Wer da nicht mitmacht,<br />

ist in ein paar Jahren raus.“ Auch Menner<br />

ermuntert: „ Man sollte sich da keinesfalls<br />

abschrecken lassen, der Aufwand ist meist<br />

geringer, als man denkt.“<br />

Florian Heim zieht derweil sein eigenes Fazit<br />

„Geholfen hat uns das vor allem bei der Optimierung<br />

unseres Geschäfts; die Analysen haben<br />

großes Potenzial. Als extrem hoch würde<br />

ich den Nutzen aber nicht bezeichnen. Trotzdem<br />

werden wir uns bei dem Thema noch<br />

stärker engagieren.“ [!] GABRIEL BOCK<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

Neuer Studiengang Business Analytics<br />

Auch Berufstätige können sich an der Uni Ulm weiterbilden.<br />

Der Studiengang Business Analytics<br />

wird an der Universität Ulm im Wintersemester<br />

15/16 zum ersten Mal angeboten.<br />

Er richtet sich an Berufstätige, die sich<br />

im Themenfeld „Big Data“ und „Industrie<br />

4.0“ weiterbilden möchten. Im Mittelpunkt<br />

steht ein Onlinelearning-Angebot.<br />

Die Teilnehmer können in der Regel von<br />

zuhause aus studieren. Der Studiengang<br />

verknüpft relevante Aspekte aus Informatik,<br />

Mathematik und Wirtschaftswissenschaften<br />

und schafft eine fundierte, wissenschaftliche<br />

Ausbildung im Bereich<br />

wirtschaftlicher Datenanalysen.<br />

Wahrscheinlich ist das erst ein Anfang.<br />

Professor Manfred Reichert: „Natürlich<br />

stecken hinter den Datenanalysen komplizierte<br />

Abläufe und Mechanismen. Das<br />

wird zukünftig einen neuen Berufszweig<br />

schaffen.“<br />

GAB<br />

25


So geht‘s heute in der „kleinen Blechschlosserei“ zu, von der Geschäftsführer Christoph Mützel gerne spricht: Präzisionszuschnitt mit dem High-Tech-Laser.<br />

„Nur“ eine kleine Blechschlosserei<br />

Tief im Handwerk verwurzelt, ist die Firma Friedrich Sailer in der High-Tech-Welt durchgestartet. Einst produzierte man<br />

Einrichtungen für Metzgereien, heute ist Sailer überall gefragt, wo es nicht nur sauber, sondern rein zugehen muss.<br />

Wir sind eine kleine schwäbische<br />

Blechschlosserei mit Laser-<br />

Schweißanlage“, flicht Christoph<br />

Mützel, geschäftsführender Gesellschafter in<br />

dritter Generation, gegen Ende ins Gespräch<br />

ein. Das Bonmot verwendet er gerne, wenn es<br />

um eine Standortbestimmung seiner Firma<br />

geht. 1926 gegründet, war sie jahrzehntelang<br />

fokussiert auf die Planung und den Bau von<br />

Metzgerei-Einrichtungen aus Edelstahl. Erst<br />

in jüngerer Zeit wurden die Stellschrauben<br />

neu justiert. „Wir brauchen eine breitere Auffächerung<br />

der Zielgruppe“, lautete die Devise.<br />

Statt allein Betriebe aus dem Lebensmittelbereich,<br />

rückten seither verstärkt auch Pharma-,<br />

Medizintechnik- und auch Optik-Unternehmen<br />

ins Blickfeld.<br />

Die branchenübergreifende Gemeinsamkeit:<br />

In den Produktionen muss es äußerst sauber,<br />

ja vielfach sogar höchst rein zugehen. Erforderlich<br />

sind dafür entsprechend konzipierte<br />

Räumlichkeiten, aber auch Edelstahlmöbel<br />

mit einem speziellen Design: mit einer geschlossenen,<br />

komplett verschweißten Bauform,<br />

mit äußerst glatten Oberflächen und<br />

großen Radien – und völlig ohne Ecken oder<br />

Kanten, in denen sich Schmutz oder Keime<br />

festsetzen könnten.<br />

HYGIENE KANN GUT AUSSEHEN<br />

Das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung hat eine darauf<br />

fußende Produktreihe von Hygiene- und Reinraummöbeln<br />

aus dem Hause Sailer getestet<br />

und entsprechend zertifiziert. „Hygienedesign“<br />

lautet der Fachbegriff dafür. Dass mit<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[machen]<br />

diesem Ansatz auch ästhetisch anspruchsvolle<br />

Ergebnisse zu erzielen sind, bekam die Firma<br />

im Jahr 2010 sogar von designpäpstlicher<br />

Stelle bestätigt: Gestalterisch von Eisele Kuberg<br />

Design unterstützt, heimste sie für ihre<br />

Entwicklung den renommierten „red dot<br />

design award“ ein. 2012 kam für die Möbelreihe<br />

noch der Europäische Stahlinnovationspreis<br />

dazu. Nicht wirklich schlecht – für so<br />

„eine kleine Blechschlosserei“!<br />

Natürlich schwingt in dem Bonmot ein wenig<br />

der Schalk des Geschäftsführers mit, nicht weniger<br />

auch sein Ethos, nur ja nicht zu großspurig<br />

aufzutreten. Wenn einer ihm nachsagte, er<br />

wolle abheben – das würde er mit Sicherheit<br />

als eine üble Nachrede werten.<br />

RECHNEN ODER AUCH NICHT<br />

2010 tätigte die Firma ihre bis dato größte Investition.<br />

650.000 Euro flossen in eine automatisierte<br />

Laser-Schweißanlage, wie sie noch<br />

immer einzigartig sei im deutschen Handwerk.<br />

Die Besonderheit, die noch dazukommt,<br />

erwähnt Mützel fast beiläufig. Er, ein diplomierter<br />

Kaufmann, habe nie bis auf die letzte<br />

Stelle hinterm Komma ausgerechnet, ab wie<br />

vielen Betriebsstunden die Anlage eigentlich<br />

rentabel sein wird. Immerhin sprachen einige<br />

Kennziffern klar für die Anschaffung.<br />

Die Anlage kann Stücke von bis zu fünf Meter<br />

Länge verarbeiten und schweißt 120 Mal so<br />

schnell, wie es ein Arbeiter mit einem Handgerät<br />

schaffen würde, viel präziser noch dazu.<br />

Sie war der Schlüssel, mit dem sich das Tor in<br />

die neue, von stetig steigenden Anforderungen<br />

an Hygiene und Sicherheit geprägte<br />

Produktewelt öffnen ließ. Die Überzeugung,<br />

in Zukunftstechnologien zu investieren, wog<br />

schließlich stärker als Zahlenspielereien bis<br />

ins Unendliche.<br />

DAS ZERWIRKRAUMMODUL<br />

Um die Auftragsbücher zu füllen, verlässt die<br />

Firma mitunter die gewohnten Pfade. Teilweise<br />

wurde sogar für ein paar Wochen eine im<br />

Regelbetrieb nicht vorgesehene Nachtschicht<br />

als dritte Schicht eingeführt – „nicht ohne vor<br />

Annahme des entsprechenden Großauftrags<br />

das Einverständnis der Mitarbeiter dafür einzuholen“,<br />

betont Katrin Mützel, die Ehefrau<br />

des Geschäftsführers; sie ist für das Marketing<br />

und die Organisation zuständig.<br />

Gute Fachkräfte oder Auszubildende zu finden,<br />

werde immer schwieriger, da ist eine hohe<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter unbedingtes<br />

Muss. Doch eine hohe Flexibilität erhöht eben<br />

Mit Metzgerei-Ausstattungen hat’s begonnen<br />

Die Mitarbeiter müssen zufrieden sein. Das ist Katrin und Christoph Mützel wichtig.<br />

Die Friedrich Sailer GmbH betätigt sich<br />

seit 1926 deutschlandweit als Komplettanbieter<br />

für die Planung, Fertigung, Montage<br />

und Betreuung von Fleischerei- und<br />

Schlachtbetriebsausstattungen. Christoph<br />

Mützel – dritte Inhaber-Gene ration<br />

– führt die Neu-Ulmer Firma seit 2001 als<br />

geschäftsführender Gesellschafter. Er<br />

hat in diesen Jahren die Belegschaft auf<br />

auch die Chance auf Zusatzaufträge. Bindend<br />

aber blieben die Wurzeln des Betriebs. „Wir<br />

planen kein exorbitantes Wachstum, wir wollen<br />

uns unbedingt den Charakter des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

bewahren.“<br />

Zur Verstetigung und Auslastung der Produktion<br />

ist Sailer auch als Lohndienstleister für<br />

die Industrie in der Komponentenfertigung<br />

tätig. Gleichzeitig wird das eigene Produktspektrum<br />

immer wieder erweitert. Relativ<br />

neu im Angebot ist das „Wildsammel- und<br />

Zerwirkraummodul“ zum Sammeln, Kühlen<br />

und Zerwirken erlegten Wildes; die Zielgruppe<br />

sind vor allem Jäger, Forstverwaltungen<br />

und Wildvermarkter. Mehr als 30 Module seien<br />

bereits verkauft; das freut Christoph Mützel,<br />

hat man doch abermals die Metzgerei-<br />

Kompetenz auf ein weiteres Einsatzfeld<br />

transferiert.<br />

Was die Neukundengewinnung betrifft, werde<br />

die Website, die gerade überarbeitet wird,<br />

heute 40 Mitarbeiter in etwa verdoppelt.<br />

Zudem erschloss er weitere Geschäftsbereiche,<br />

um die Abhängigkeit von der<br />

Fleischerei-Branche zu reduzieren.<br />

Den Jahresumsatz beziffert Mützel mit<br />

rund 6 Millionen Euro. Als eine der Hauptaufgaben<br />

für die Zukunft sieht er es an,<br />

„engagierten Handwerks-Nachwuchs zu<br />

finden“.<br />

THV<br />

zu einem immer wichtigeren Faktor. Als unverzichtbar<br />

gelten Messebesuche.<br />

„Wir müssen einen Tischkicker bauen“ – dem<br />

Fingerzeig aus der Belegschaft habe er erst keine<br />

sonderliche Beachtung geschenkt. Dann<br />

wurde doch ein Tischkicker gebaut, aus Edelstahl<br />

im „Hygienic Design“: reinraumtauglich,<br />

lasergeschweißt, mit reinigungsfreundlichen<br />

Innenradien, dicht verschweißtem<br />

Torraum, verformungsfreier Spielfläche, elektrolytisch<br />

aufgebrachten Spielfeldmarkierungen,<br />

speziellen Gleitlagern, Griffen aus lebensmittelzugelassenem<br />

und reinraumtauglichem<br />

Kunststoff, vollständig abgedichteten<br />

Maschinenfüßen. Kurzum: Sailer bündelte<br />

seine Kompetenz in einem Messestand-Hingucker<br />

– und landete damit einen Volltreffer.<br />

Noch stärker als zuvor richtete sich die Aufmerksamkeit<br />

des Fachpublikums auf den<br />

Sailer-Stand, den Stand einer „kleinen Blechschlosserei“.<br />

[!]<br />

THOMAS VOGEL<br />

27


[finanzieren] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wohin mit dem Überschuss?<br />

Anlegen oder nicht? Und wenn ja, wie? Das sind hier die Fragen. Anlagetipps für Unternehmen, die sich entscheiden,<br />

ihre Liquidität zu binden. Vorab sei verraten: nicht zu lange – und nicht auf nur einen Partner setzen.<br />

Die Onlineabfrage seines Firmenkontos<br />

macht Manfred Weber (Name von der<br />

Redaktion geändert) seit einigen Monaten<br />

ausgesprochen gerne. Nach der Gründung<br />

krebste die Spezialmaschinenbaufirma<br />

des Ingenieurs lange Zeit an der Nulllinie herum.<br />

Doch vor vier Jahren hat der 55-jährige<br />

Ulmer den Durchbruch geschafft. Seither sind<br />

die Auftragsbücher ebenso gut gefüllt wie das<br />

Firmenkonto.<br />

So gut wie Webers Maschinenbaufirma geht<br />

es zwar nicht jedem Unternehmen. Er ist aber<br />

auch kein Einzelfall. Die vergleichsweise gute<br />

Konjunktur und ein dank des schwachen Euros<br />

florierendes Auslandsgeschäft haben<br />

vielen Mittelständlern in den vergangenen<br />

Jahren ordentliche Gewinne beschert. Dieses<br />

Geld horten sie oft. „Viele Unternehmen sind<br />

weiterhin recht zurückhaltend, was Erweiterungsinvestitionen<br />

angeht. Und ein Großteil<br />

der Ersatzinvestitionen wird weitgehend über<br />

Eigenkapital finanziert“, sagt Andreas Killmaier,<br />

Bereichsleiter Firmenkunden bei der<br />

Südwestbank. Folge: Viele Firmen schieben<br />

hohe Liquidität vor sich her. Die liegt dann oft<br />

zu null Prozent Verzinsung bei der Bank quasi<br />

brach, was viele Finanzverantwortliche ärgert.<br />

Dann rückt die Überlegung in den Fokus,<br />

zumindest einen Teil des Geldes anzulegen,<br />

solange nicht entschieden worden ist, ob und<br />

wann es wieder investiert wird. Dabei sollten<br />

jedoch einige Punkte beachtet werden.<br />

1. SICHERHEIT GEHT VOR<br />

Eine hohe Liquidität ist meist nur ein temporärer<br />

Zustand, über kurz oder lang wird man<br />

auf diese Gelder angewiesen sein. Dazu<br />

kommt, dass ein Unternehmen beziehungsweise<br />

ein Unternehmer anders als etwa ein<br />

Arbeitnehmer kein regelmäßiges Einkommen<br />

hat. Für die Auswahl einer Geldanlage<br />

heißt das: jedes unnötige Risiko vermeiden!<br />

Nicht die weiseste Idee, Gewinne bei null Prozent<br />

zu horten. Ein bisschen Jonglieren darf sein.<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[finanzieren]<br />

„Bei Unternehmern, die ihre überschüssige<br />

Liquidität anlegen, steht der nominale Kapitalerhalt<br />

und damit die Sicherheit im Vordergrund“,<br />

sagt Killmaier.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt kommen für<br />

eine kurzfristige Anlage fast ausschließlich<br />

kurzlaufende Bundespapiere oder Terminund<br />

Festgelder bei Banken in Frage. Soweit<br />

diese in der EU ihren Sitz haben, sind Einlagen<br />

bis zu einer Höhe von 100.000 Euro geschützt,<br />

sollte das Geldhaus<br />

insolvent<br />

werden. „Die Frage<br />

ist allerdings,<br />

wann der jeweils<br />

nationale Einlagensicherungsfonds<br />

das Geld auszahlt,<br />

sollte eine<br />

ausländische Bank<br />

einmal pleitege-<br />

Andreas Killmaier,<br />

Südwestbank.<br />

hen“, gibt Carl-<br />

Dietrich Sander,<br />

Leiter der Fachgruppe Finanzierung/Rating<br />

des Bundesverbandes „Die KMU-Berater“, zu<br />

bedenken. Deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

bieten demgegenüber eine<br />

Institutssicherung an. Auch die deutschen<br />

Privatbanken haben mit ihrem Einlagensicherungsfonds<br />

eine Reserve in petto. Das bietet<br />

zusätzliche Sicherheit.<br />

Der Kehrseite des Vollkaskoschutzes: Risikolos<br />

Geld anlegen in Fest- und Termingeldern<br />

bringt – von Ausnahmen abgesehen (siehe<br />

Kasten) – zurzeit selten mehr als 0,1 bis 0,2<br />

Prozent Zinsen. Bei kleineren Summen lohnt<br />

sich dadurch nur selten der Handlingaufwand.<br />

Rentablere Anlageformen, wie etwa<br />

Fondsprodukte, kommen erst ab Laufzeiten<br />

von drei Jahren und länger in Frage. Dabei gilt:<br />

Höhere Renditechancen gehen üblicherweise<br />

einher mit höheren Risiken!<br />

2. FLEXIBEL BLEIBEN<br />

Unternehmer sollten es vermeiden, alles auf<br />

eine Karte beziehungsweise Anlage zu setzen,<br />

sondern besser Laufzeiten und Anbieter<br />

streuen. Schließlich kann ein Unternehmer<br />

trotz Planung nie ausschließen, dass er auf<br />

dem falschen Fuß erwischt wird. „Wenn ich<br />

alles auf ein halbes Jahr anlege und plötzlich<br />

kommt nach zwei oder drei Monaten ein größerer<br />

Auftrag rein, den ich dann über einen<br />

Kontokorrentkredit vorfinanzieren muss,<br />

weil ich das Geld fest angelegt habe, kostet das<br />

unnötiges Geld”, sagt Sander.<br />

Die Verteilung auf<br />

verschiedene Konten<br />

und Laufzeiten<br />

hat darüber hinaus<br />

einen weiteren Vorteil:<br />

„Habe ich als<br />

Unternehmen mehrere<br />

Hausbanken,<br />

würde ich das in<br />

meine Anlagepolitik<br />

einbeziehen und<br />

überschüssige Liquidität<br />

auf all diese Carl-Dietrich<br />

KMU-Berater<br />

Sander.<br />

Ob Wochenmarkt oder Weltmarkt:<br />

Für jedes Unternehmen die passende Lösung.<br />

Der Finanzierungspartner Nr. 1 des Mittelstands. Regional verankert.<br />

International vernetzt.<br />

Unsere Kunden profitieren von kompetenter Beratung: vom Anlagemanagement über die<br />

Existenzgründung bis hin zur Nachfolgeregelung. Darüber hinaus bieten wir Ihnen gemeinsam mit der<br />

Deutschen Leasing, dem Asset-Finance-Partner der Sparkassen, professionelle Lösungen für jedes<br />

Ihrer Investitionsvorhaben, auch international.<br />

29


[finanzieren] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Institute verteilen, um zu zeigen, wie gut es<br />

mir geht“, rät Sander.<br />

3. VORAUSSCHAUEND PLANEN<br />

Immer eine liquide Reserve halten, um auch<br />

im finanziellen Notfall flüssig zu bleiben –<br />

was Anlageexperten jedem privaten Anleger<br />

mit auf den Weg geben, gilt erst recht für Unternehmen.<br />

Die notwendige Basisliquidität<br />

auf dem Firmenkonto sollte nicht unterschritten<br />

werden. „Unternehmen brauchen<br />

immer einen finanziellen Puffer“, weiß Berater<br />

Sander. „Das kann in letzter Konsequenz<br />

zwar auch die Kontokorrent-Linie bei der<br />

Bank sein. Aber es ist ärgerlich, wenn ich ein<br />

Festgeld habe, das 0,2 Prozent Zinsen abwirft,<br />

und dann muss ich bei der Bank einen Kredit<br />

für 7 oder 8 Prozent<br />

aufnehmen,<br />

weil ich an das<br />

Geld nicht herankomme.“<br />

Eine sorgfältige<br />

Wolfgang Hach,<br />

Sparkasse Ulm.<br />

Finanzplanung<br />

spart jedoch nicht<br />

nur Geld, sondern<br />

ist im Fall des Falles<br />

auch eine Art<br />

Lebensversicherung<br />

für das Unternehmen.<br />

Bevor<br />

Immer schön mitdenken – wie im Supermarkt<br />

Das scheinbar tollste Angebot rechnet sich langfristig beileibe nicht immer.<br />

überhaupt der Anlagegedanke weiter verfolgt<br />

wird, sollte sich der Finanzverantwortliche<br />

einen genauen Überblick darüber verschaffen,<br />

welche Gelder im Unternehmen wo und<br />

wie lange gebunden sind. Unter Umständen<br />

ist ein Kontoguthaben von ein paar hunderttausend<br />

Euro lediglich einer saisonalen Situation<br />

geschuldet, und das Geld fließt schon in<br />

ein oder zwei Monaten wieder ab für Vorprodukte.<br />

Auch die strategische Unternehmensentwicklung<br />

ist zu berücksichtigen. Plant das<br />

Management zum Beispiel auf Sicht von ein<br />

oder zwei Jahren eine Umsatzsteigerung von<br />

20 Prozent, ist damit in der Regel ein höheres<br />

Umlaufvermögen verbunden. In der Liquiditätsplanung<br />

muss der damit verbundene, höhere<br />

Finanzierungsbedarf berücksichtigt werden.<br />

„Wir schauen uns dann zusammen mit<br />

dem Unternehmer seine Bilanzen an und achten<br />

darauf, wie und wo Kapital im Unternehmen<br />

gebunden ist“, erklärt Wolfgang Hach,<br />

stellvertretender Vorsitzenden des Vorstandes<br />

der Sparkasse Ulm. „Was langfristig an Geldern<br />

gebunden ist, etwa in betriebsnotwendigen<br />

Immobilien, und der Bodensatz des Umlaufvermögens<br />

sollten langfristig finanziert<br />

werden.“<br />

4. RENTABLERE ALTERNATIVEN<br />

Statt zu überlegen, wie mit überschüssiger Liquidität<br />

Zinserträge generiert werden können,<br />

sollte jeder Unternehmer die Gegenüberlegung<br />

anstellen: Wie lassen sich mit der<br />

überschüssigen Liquidität Zinsen sparen?<br />

„Überschüssige Gelder sollten wenn möglich<br />

für die vorzeitige Tilgung von Darlehen verwendet<br />

werden, wenn die Vereinbarungen<br />

mit den Hausbanken dies zulassen“, sagt Joachim<br />

Rupp, Referent Unternehmensfinanzierung<br />

der IHK Ulm. „Mit dieser Strategie der<br />

Kreditvermeidung erzielen Sie Nettorenditen<br />

von oftmals 10 Prozent und mehr – das bietet<br />

zurzeit keine Geldanlage.“ Zusätzlich positiver<br />

Effekt: Die Rückführung von Verbindlichkeiten<br />

hat oftmals positive Auswirkung auf<br />

das Rating, weil unter sonst gleichen Bedingungen<br />

die Bilanzsumme sinkt und sich damit<br />

Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote<br />

positiv verändern.<br />

Was in jedem Supermarkt gang und gäbe<br />

ist, gilt auch für die Geldanlage: Einzelne<br />

Institute locken immer wieder mit Sonderangeboten<br />

und Vorzugskonditionen,<br />

vor allem Direktbanken ohne eigenes Filialnetz.<br />

Die ppbdirekt etwa bietet derzeit<br />

für sechsmonatige Festgelder 0,9 Prozent<br />

Zinsen an. Andere wie etwa die Opel Bank<br />

bieten auf zwölf Monate sogar 1,4 Prozent.<br />

Allerdings gilt dieses Angebot nur für Privatpersonen.<br />

Einige Institute bezahlen<br />

den hohen Zins nur für eine begrenzte<br />

Zeit und nur neuen Kunden. Nach Ablauf<br />

des Angebotszeitraums gelten dann die<br />

oftmals weitaus niedrigeren Standardkonditionen.<br />

Einen aktuellen Überblick bieten<br />

Finanzportale im Internet (etwa managermagazin.de,<br />

Rubrik „Finanzen“) und Fachmagazine<br />

wie zum Beispiel Finanztest<br />

(online unter: test.de).<br />

TL<br />

Eine andere Möglichkeit, Geld zu sparen, ist<br />

die Änderung des Zahlungsverhaltens. „Firmen<br />

können nicht mehr verdienen als mit<br />

dem Ausnutzen des Skontos“, weiß KMU-Experte<br />

Sander. In seiner Beratungspraxis erlebe<br />

er es immer wieder, dass dieser Punkt nicht zu<br />

100 Prozent im Fokus steht. Wodurch die Unternehmen<br />

schlicht und ergreifend ohne Not<br />

Geld verschenken. Wichtig: Kürzere Zahlungsfristen<br />

dürfen nicht dazu führen, dass<br />

dafür hin und wieder der Kontokorrentkredit<br />

auf dem Firmenkonto in Anspruch genommen<br />

wird. Das würde den Einspareffekt<br />

schnell auffressen.<br />

5. KÜHLEN KOPF BEWAHREN<br />

Die aktuell niedrigen Zinsen lassen die Anlage<br />

auf sicheren Tages- und Festgeldkonten<br />

wenig lukrativ aussehen. In vielen Fällen gibt<br />

es jedoch kaum eine Alternative dazu. „Wer<br />

sich nur des höheren Zinses wegen zum Beispiel<br />

in Anleihen mit längeren Laufzeiten bindet<br />

und dann seine Papiere vorzeitig verkaufen<br />

muss, geht das Risiko ein, dass die Zinsen<br />

zwischenzeitlich gestiegen sind“, warnt IHK-<br />

30


Experte Rupp. Dann bekommt der Anleger<br />

einen niedrigeren Kurs zurück. Das sieht auch<br />

Sparkassenvorstand Hach so. „Für einen höheren<br />

Zins sollten keine Risiken eingegangen<br />

werden, die man<br />

nicht fundiert beurteilen<br />

kann –<br />

denn dann sind sie<br />

im Grunde schon<br />

zu hoch.“ Auf der<br />

anderen Seite sollten<br />

sich Unternehmer<br />

von den niedrigen<br />

Zinsen nicht<br />

zu vorschnellen<br />

Joachim Rupp, Finanzierungsexperte<br />

der IHK Ulm scheidungen ver-<br />

Investitionsentleiten<br />

lassen.<br />

Killmaier beobachtet freilich, dass die Unternehmen<br />

erfreulicherweise nicht der Verlockung<br />

der günstigen Kreditkonditionen<br />

nachgeben, sondern „nur dann Geld in die<br />

Hand nehmen, wenn es unternehmerisch<br />

Sinn macht und sie auch die mit der Investition<br />

verbundenen Risiken eingehen möchten<br />

– erst dann lohnt es sich“. Das gilt auch für das<br />

Ansparen von Kapital für eine Sprunginvestition<br />

– etwa für den Aufbau einer weiteren Produktionsstätte.<br />

Das Kapital muss dann pünktlich<br />

zum Start des Projektes vorhanden und<br />

verfügbar sein. Killmaier: „Die Rendite der<br />

Anlage ist dann nicht das Entscheidende.“ [!]<br />

THOMAS LUTHER<br />

Ökonomisch<br />

Ökologisch<br />

Verena Paul,<br />

Inhaberin ECHT BIO Markt, Riedlingen<br />

Gutes Geld – gutes Gewissen.<br />

Die Kreissparkasse Biberach finanziert den Mittelstand in ihrer Region. Wir sind ein bedeutender<br />

Wirtschaftsfaktor in der Region. Ob Existenzgründung oder Traditions<strong>unternehmen</strong> – wir begleiten<br />

zahlreiche Mittelstands<strong>unternehmen</strong> auf ihrem Weg zum Erfolg. Durch die flächendeckende<br />

Vergabe von Krediten tragen wir wesentlich zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei. Das ist gut für die<br />

Menschen und gut für die Wirtschaft. www.gut-fuer-deutschland.de<br />

31<br />

Kreissparkasse Biberach. Gut für die Region.


[führen] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„Man muss auch in Vorleistung gehen“<br />

Das Unternehmen Julius Gaiser hilft anderen Betrieben beim Energiesparen. Seine Fachkräfte zieht es sich selbst heran<br />

– seit diesem Herbst auch mit einer bundesweiten Premiere: dem Biberacher Modell für Energie-Ingenieure.<br />

Modell auch in der Sanitär-Heizung-Klima-<br />

Branche anzuwenden. Diese spürt den Fachkräftemangel<br />

schon jetzt. „Nach einem auf<br />

Blockheizkraftwerke spezialisierten Ingenieur<br />

haben wir mehr als ein Jahr gesucht“,<br />

nennt er ein besonders krasses Beispiel. Er<br />

selbst sieht es als seine Aufgabe zu vermitteln,<br />

dass der Beruf interessante und spannende<br />

Aufgaben bietet. Das habe sich bei vielen jungen<br />

Leuten noch nicht herumgesprochen.<br />

Nicht so bei Alexander Nothacker. Der Abiturient<br />

des Ulmer Schubart-Gymnasiums besuchte<br />

2014 die Ulmer Bildungsmesse und<br />

stieß am Stand der Hochschule Biberach auf<br />

das neue Angebot. Er recherchierte über die<br />

Firmen, bei denen die duale Ausbildung möglich<br />

ist, und bewarb sich bei Gaiser, die er vom<br />

Namen zuvor schon gekannt hatte. Ihm gefiel<br />

der starke Praxisbezug, das zukunftsträchtige<br />

Thema und dass Gaiser auch große Anlagen<br />

für Kunden aus der Industrie baut.<br />

Projektverantwortlicher Tobias Ludwig (rechts) zeigt Azubi Maximilian Nothacker die Gaiser-Welt.<br />

Als Pionier fühlt sich Max Nothacker<br />

nicht. Dabei betritt der 18-Jährige aus<br />

Lonsee-Radelstetten mit zwei Handvoll<br />

weiteren jungen Leuten gerade Neuland<br />

in der Energietechnik – bundesweit. Er nimmt<br />

am Biberacher Modell im Studiengang Energie-Ingenieurwesen<br />

teil. Dieses verbindet die<br />

Ausbildung zum Anlagenmechaniker mit<br />

dem Studium des Energie-Ingenieurs. Die Absolventen<br />

des dualen Studienmodells finden<br />

gute berufliche Perspektiven in einem Aufgabenbereich,<br />

der Zukunft hat: der technischen<br />

Ausstattung von Gebäuden, dem Einsatz erneuerbarer<br />

Energien und dem Thema Energieeffizienz.<br />

Seit 1. September ist Nothacker<br />

bei der Julius Gaiser GmbH & Co. KG als Anlagenmechaniker-Azubi<br />

angestellt.<br />

Der Geschäftsführer des 1928 gegründeten<br />

Ulmer Unternehmens Harald Kretschmann<br />

hat sich stark dafür engagiert, das Biberacher<br />

14 NEUE LEHRLINGE<br />

Das Ulmer Unternehmen hilft anderen Betrieben<br />

beim Energiesparen, plant und baut maßgeschneiderte<br />

technische Lösungen für Produktions-<br />

oder Verwaltungsgebäude und trägt<br />

so zum Gelingen der Energiewende bei.<br />

Kretschmann sieht das Unternehmen in der<br />

Region zwischen Stuttgart und Augsburg als<br />

die Nummer 1 bei energieeffizienten Industrieanlagen.<br />

Maximilian Nothacker ist einer von 14 neuen<br />

Lehrlingen, so viele wie nie zuvor. Über alle<br />

drei Lehrjahre sind es 28. Das starke Engagement<br />

in der Ausbildung sieht Geschäftsführer<br />

Reinhold Köhler als Investition in die Zukunft.<br />

Denn das Unternehmen, das in Ulm<br />

und Heidenheim insgesamt 232 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, will sich über die duale Ausbildung<br />

die Fachkräfte von morgen selber heranziehen,<br />

sei es als Anlagenmechaniker SHK,<br />

technische Systemplaner oder Bürokaufleute.<br />

Dazu hat Gaiser in seinem Ausbildungsmarketing<br />

ein umfassendes Maßnahmenbündel.<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[führen]<br />

Geschäftsführer Harald<br />

Kretschmann.<br />

Dieses reicht von<br />

Bildungspartnerschaften<br />

mit der<br />

Hillerschule in<br />

Steinheim am Albuch<br />

(zwei weitere<br />

sind geplant) bis<br />

hin zu Gastvorlesungen<br />

an Hochschulen.<br />

Zudem<br />

habe das Unternehmen<br />

ein Nachwuchsprogramm<br />

aufgelegt für Bachelor- und Master-Studenten.<br />

„Die werden nicht als billige Arbeitskräfte<br />

eingesetzt“, sagt Kretschmann.<br />

Das Abschlussgespräch führt er gerne selbst.<br />

„Und auch später stehen wir für Fragen und<br />

Rat zur Verfügung“, sagt er. Gaiser setze darauf,<br />

dass die Studenten ihren Kommilitonen<br />

über ihre guten Erfahrungen in der Firma berichten.<br />

Das erhoffen sich Kretschmann und<br />

Köhler auch vom Biberacher Modell im Studiengang<br />

Energie-Ingenieurwesen. In zweieinhalb<br />

Jahren, wenn die jungen Leute an die<br />

Hochschule Biberach wechseln werden, bleiben<br />

dort ein paar Plätze frei. Statt der erhofften<br />

20 Teilnehmer, sind es nur sechs. Weil der<br />

Studiengang noch brandneu war, gab es nur<br />

wenige Bewerbungen.<br />

MUND-ZU-MUND-PROPAGANDA<br />

Die Gaiser-Geschäftsführer sind zuversichtlich,<br />

dass sich das ändern wird. Kretschmann<br />

und Köhler setzen auch hier auf Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda. Das mit der Ausbildung<br />

kombinierte Studium ist für Absolventen mit<br />

Fachhochschulreife oder Abitur nicht nur wegen<br />

der späteren Aussichten attraktiv. Während<br />

der Lehre zahlen die Betriebe eine Ausbildungsvergütung<br />

und beteiligen sich an<br />

den Wohnheimkosten; auch im Studium erhalten<br />

die jungen Leute finanzielle Unterstützung.<br />

Kretschmann: „Unternehmen müssen<br />

auch mal in Vorleistung gehen.“[!]<br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

Praxisnahes Studium<br />

in Biberach<br />

Die Hochschule Biberach hat ihr Angebot<br />

dualer Studienmodelle um das<br />

Angebot TGA/Energie-Ingenieurwesen<br />

erweitert. 15 Unternehmen machen<br />

mit, sechs Anwärter haben ihre Lehre<br />

begonnen und kommen 2017 an die<br />

Hochschule. Nach der Lehre starten<br />

sie im Sommersemester das Studium.<br />

In den Praxisphasen und Semesterferien<br />

gehen sie zurück in den Betrieb.<br />

Das Biberacher Modell gibt es seit fünf<br />

Jahren. In diesen Bereichen wird es angeboten:<br />

Holzbau/Projektmanagement<br />

(Zimmermann, Ingenieurstudium,<br />

48 Studierende verteilt auf vier<br />

Semester; Bauingenieur Plus (Beton-,<br />

Stahlbeton- oder Straßenbauer, BA),<br />

39 Studierende in drei Semestern.<br />

Ebenfalls neu ist der Baubetriebswirt<br />

Plus (Industriekauffrau/ -mann und<br />

BWL-Studium), 2 Teilnehmer. AMB<br />

„Machen Sie’s wie ich:<br />

Finden Sie Ihre Mitarbeiter<br />

auf JOBS.SWP.DE!“<br />

⋅<br />

⋅<br />

⋅<br />

Jetzt noch besser mit neuen Features<br />

Nutzen Sie die Vorteile Ihres Premium-Profils<br />

Service Plus: Persönliche Betreuung und<br />

Qualitätscheck Ihrer Stellenanzeige<br />

DAS GRÖSSTE<br />

JOBPORTAL<br />

IN DER REGION<br />

Buchung und Kontakt<br />

T 0731 156-579<br />

F 0731 156-540<br />

anzeigen@swp.de<br />

33


Gemeinsam geht auch Operieren leichter: Eine Kollegin assistiert Christian Ziegler.<br />

Alles aus einer Hand<br />

Ob Therapie, OP, ambulante oder stationäre Behandlung: Die Nova Clinic in Biberach gehört seit 15 Jahren zu den<br />

Spezialisten für Wirbelsäule, Gelenke, Hand- und Fußchirurgie. Mit zwei neuen Gesellschaftern geht sie in die Zukunft.<br />

Arbeitsunfall. Handverletzung. Ein<br />

Liebherr-Angestellter hat an diesem<br />

Freitag Pech gehabt. Er liegt schon auf<br />

dem OP-Tisch. „Bei einer Montage eines Getriebes<br />

wollte ich ein Zahnrad einbauen. Das<br />

hat sich aber irgendwo verklemmt“, sagt er.<br />

„Als ich es losgerüttelt hatte, ist es reingerutscht.<br />

Mein kleiner Finger war irgendwo<br />

dazwischen; ich musste feststellen, dass Stahl<br />

deutlich härter ist als mein Finger.“ Draußen<br />

desinfiziert sich schon Dr. Christian Ziegler<br />

gründlich die Hände. Er ist der Handspezialist<br />

im Ärzteteam der Biberacher „Nova Clinic“. Er<br />

wird den Mann operieren.<br />

Ein Stockwerk höher schaut sich Zieglers Kollege<br />

Dr. Michael Schempf nochmals das Knie<br />

von Anke Mayerföls an, das er vor einiger Zeit<br />

operiert hat. Alles in Ordnung. Eigentlich ist<br />

die Patientin heute wegen eines Rückenproblems<br />

da. Ihre guten Erfahrungen beim ersten<br />

Mal haben sie dazu bewogen, erneut vom 22<br />

Kilometer entfernten Bad Waldsee nach<br />

Biber ach zu fahren. „Ich fühle mich hier einfach<br />

gut aufgehoben“, sagt sie, „das Personal<br />

ist sehr freundlich und man fühlt sich nicht<br />

so, als ob man nur eine Nummer wäre.“<br />

EINE ART HAUSGEMEINSCHAFT<br />

Als Anke Mayerföls gegangen ist, führen<br />

Schempf und Geschäftsführerin Elisabeth<br />

Pollak-Wilske durch die Klinik. „Sie müssen<br />

sich das hier wie eine Art Hausgemeinschaft<br />

vorstellen“, sagt<br />

Pollak-Wilske, „in<br />

der man die Philosophie<br />

verfolgt,<br />

privat wie gesetzlich<br />

versicherten<br />

Patienten ein Gesamtpaket<br />

anzubieten:<br />

Diagnose,<br />

Therapie, OP, Reha,<br />

ambulante wie stationäre<br />

Behand-<br />

Dr. Michael Schempf<br />

Neuer Gesellschafter:<br />

lung und mehr.“<br />

Tatsächlich ist in dem dreigeschossigen Haus,<br />

in dem rund 100 Menschen arbeiten, mehreres<br />

untergebracht: das Gesundheitszentrum<br />

34


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[machen]<br />

„Impuls“ mit Fitnesstraining, Saunabereich<br />

und physiotherapeutischen Anwendungen,<br />

ein Sanitätshaus, ein Café mit Essensangebot,<br />

eine Kranken- und Pflegestation, eine Anästhesie-Abteilung<br />

sowie eine neurochirurgische<br />

und eine orthopädische Praxis mit Unfallfallchirurgie.<br />

Weniger Kliniken, mehr Versorgungszentren<br />

Das Team der Nova Clinic (v. l.): Dr. Thomas Kühn, Dr. Michael Gasper, Dr. Philip Kühn, Dr. Harald<br />

Junghanns, Dr. Juris Bruklis, Dr. Christian Ziegler, Dr. Michael Schempf, Dr. Max Kirchner.<br />

In Deutschland gibt es immer weniger<br />

Krankenhäuser. Im Jahr 2013 existierten<br />

noch 1996, ein Jahr zuvor waren es laut<br />

Statistischem Bundesamt noch 40 mehr,<br />

vor 15 Jahren noch rund 250 mehr. Die<br />

Zahl der Betten sank seit Beginn des<br />

Jahrtausends um 50.000 auf rund eine<br />

halbe Million.<br />

1991, kurz nach der Wiedervereinigung,<br />

waren nur rund 15 Prozent aller Krankenhäuser<br />

in privater Hand – 2013 bereits<br />

34,8 Prozent. „Im gleichen Zeitraum sank<br />

der Anteil öffentlicher Krankenhäuser von<br />

46 Prozent auf 29,9 Prozent“, schreiben<br />

die Statistiker in ihrem aktuellsten Bericht<br />

BIBERACHER PIONIERE<br />

„Die Orthopädie ist das Zugpferd“, sagt<br />

Schempf. „Mit unserem Profil unterscheiden<br />

wir uns von anderen Kliniken im Umkreis.“<br />

Sei es mit dem Gesamtangebot und den kurzen<br />

Wegen oder eben auch Orthopädie-spezifisch.<br />

„Wir offerieren die gesamte Palette, egal<br />

ob es um die Wirbelsäule oder Gelenke geht,<br />

und haben auch Spezialisten für die Handund<br />

Fußchirurgie.“<br />

Nach Sprechstunden- und Behandlungszimmern<br />

betritt Schempf den Konferenzraum.<br />

Hier tagen die Gesellschafter der „Nova Clinic“<br />

viermal im Jahr. Als ein solcher wird von<br />

2016 an auch Schempf hier am Tisch sitzen. In<br />

der Führungsebene findet ein Generationenwechsel<br />

statt. Die Ärzte Thomas Kühn und<br />

Max Kirchner werden altersbedingt aussteigen.<br />

Viele Jahre hatten sie bereits in Biberach<br />

praktiziert und sich als „K&K“ einen Namen<br />

gemacht, als sie 2000 die „Nova Clinic“ gründeten<br />

und sich damit einen Traum erfüllten.<br />

„Heute sind solche Medizinische Versorgungszentren<br />

ja normal, aber Anfang der<br />

2000er war das noch Neuland in Deutschland“,<br />

sagt Elisabeth Pollak-Wilske.<br />

Neben Schempf (46) verjüngt Kühns Sohn<br />

Philip (37) den vierköpfigen Gesellschafterkreis.<br />

„Es ist durchaus nicht selbstverständlich,<br />

dass der Generationswechsel so gut funktioniert“<br />

sagt Pollak-Wilske. „Wir sind ja<br />

Mitglied im Verband operativ tätiger Privatkliniken<br />

– VOP –, und da habe ich schon aus<br />

vielen Häusern gehört, in denen die Gründer<br />

jetzt in Rente gehen wollen, aber große Probleme<br />

haben, Nachfolger zu finden. Denn die<br />

müssen sowohl ins Team passen als auch das<br />

Geld und die Risikobereitschaft mitbringen,<br />

in so ein Unternehmen einzusteigen.“<br />

Schempf nickt. „Dieses unternehmerische<br />

Denken ist bei Ärzten kein Bestandteil der<br />

Ausbildung“, sagt er, „da hab‘ auch ich noch<br />

meine Schwierigkeiten. Zum Glück darf ich<br />

seit einem Jahr schon an Gesellschaftersitzungen<br />

teilnehmen und über die Schulter gucken.“<br />

Schempf ist anzusehen, dass er sich auf<br />

diese Aufgabe freut. Er hat eine ungewöhnliche<br />

Laufbahn hinter sich. Seine Karriere begann<br />

mit einem Realschulabschluss und einer<br />

Ausbildung zum Informations-Elektroniker.<br />

Erst nach dem Zivildienst verschlug es ihn in<br />

den medizinischen Bereich. Er war OP-Pfleger,<br />

machte eine Ausbildung zum Medizintechniker,<br />

holte das Abitur nach und begann in Ulm<br />

1996 ein Medizinstudium.<br />

100 KILOMETER EINZUGSGEBIET<br />

Als Assistenzarzt zog es ihn für mehrere Jahre<br />

in die Schweiz, bis er 2008 nach Ulm zurückkehrte<br />

und ein Jahr später eine Dissertation<br />

in „Computernavigierte Chirurgie“ abgab.<br />

Vor fünf Jahren kam er dann zur „Nova Clinic“<br />

als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />

Fußchirurgie zählt zu seinen Spezialgebieten.<br />

Die beiden scheidenden Gründer der<br />

„Nova Clinic“ und die anderen Gesellschafter,<br />

Dr. Harald Junghanns und Dr. Michael Gasper,<br />

zur deutschen Krankenhauslandschaft.<br />

Der Anteil von Krankenhäusern in Trägerschaft<br />

von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden<br />

und privaten Stiftungen sank in dieser<br />

Zeit von 39,1 Prozent auf 35,4 Prozent.<br />

Die Zahl der Medizinischen Versorgungszen<br />

tren (MVZ) hat sich 2014 um 67 auf<br />

2073 erhöht. Das schreibt die Ärztezeitung<br />

unter Berufung auf Angaben der<br />

Kas senärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV). Bei den meisten der hinzugekommenen<br />

MVZs ist ein Krankenhaus als Träger<br />

beteiligt. Diese Betreiberform ist speziell<br />

in Baden-Württemberg weit<br />

verbreitet.<br />

AC<br />

haben für die Nachrücker das Feld gut bestellt.<br />

Aus einem Umkreis von 100 Kilometern kommen<br />

Patienten zu ihnen.<br />

Der Umsatz in Orthopädie- und OP-Bereich<br />

stieg zwischen 2000 und 2014 um 157 Prozent,<br />

die Patienten- und OP-Zahlen um jeweils<br />

66 Prozent. Schempf ist optimistisch, dass es<br />

so weitergeht, und Kollege Christian Ziegler<br />

hat unten im OP-Saal gerade einen Beitrag dazu<br />

geleistet. Einen Tag nach der Operation<br />

meldet sich der Liebherr-Mitarbeiter per E-<br />

Mail und berichtet, wie er die Behandlung<br />

empfunden hat: „Da ich selber bei Liebherr<br />

Ersthelfer bin, war es für mich sehr interessant,<br />

was in der ,Nova Clinic‘ auf die Patienten<br />

zukommt, die ich auch selber schon hinfahren<br />

ließ“, schreibt er. Er sei „sehr zufrieden“<br />

gewesen, „die können mit Folgeaufträgen<br />

rechnen“. [!]<br />

ANDREAS CLASEN<br />

35


[spezial]<br />

Auf Achse<br />

Was zählt? „Lage! Lage! Lage!“ Der alte Maklerspruch gilt nicht nur für<br />

Wohnimmobilien. Wo und wie sollten sich Unternehmen ansiedeln?<br />

Je näher an großen Verkehrsachsen, desto besser. Tipps und Tricks.<br />

Das Gewerbegebiet im Ulmer Norden hat alles, wovon andere träumen – insbesondere die perfekte Lage, nur einen Katzensprung von A 8 und A 7 entfernt.<br />

Seit Jahren brummt der Wirtschaftsmotor<br />

in Deutschland, es läuft gut, auch<br />

bei vielen Unternehmen in der Region.<br />

Doch sind neue Gewerbeflächen zum Teil<br />

heute schon rar. Vor allem an den begehrten<br />

Standorten entlang der Verkehrsachsen A 8<br />

und A 7 ist es für Firmen, die eine Neuansiedlung<br />

planen, schwierig, geeignete Flächen zu<br />

finden.<br />

Von 48.000 Quadratmetern des neuen Gewerbegebietes<br />

seien noch etwa 7000 Quadratmeter<br />

zu haben, berichtet der Merklinger Bürgermeister<br />

Sven Kneipp. Das Gebiet ist mit seiner<br />

Lage auf der Albhochfläche direkt an einer<br />

A8-Ausfahrt für Unternehmen besonders attraktiv;<br />

auch zur A 7 ist es nicht weit. Für die<br />

Restfläche gebe es bereits mehrere Interessenten.<br />

„Dann sind wir ausverkauft.“ Immer wieder<br />

müsse man Interessenten auch absagen.<br />

Doch dem Bürgermeister ist es wichtig, dass<br />

in seiner Gemeinde weitere Arbeitsplätze entstehen,<br />

am liebsten durch „eine gute Durchmischung<br />

von großen und kleinen Firmen.<br />

Mehr kleine als große, sonst ist die Abhängigkeit<br />

in Krisenzeiten<br />

von einem<br />

einzigen Unternehmen<br />

zu hoch.“<br />

So leistet es sich<br />

die Albgemeinde<br />

auch mal, eine Gewerbefläche<br />

nicht<br />

gleich an den<br />

nächsten Interessenten<br />

zu verkaufen.<br />

Merklingen<br />

Der Merklinger Bürgermeister<br />

Sven Kneipp.<br />

NEUBAU IM GEWERBEGEBIET »ULM-NORD« – WWW.GEWERBE-ULM.DE<br />

Hallen- / Büroflächen in variabler Größe von 200 bis 5.000 qm zu vermieten<br />

36


Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

FK ..<br />

SYSTEMBAU<br />

R<br />

IHR STARKER PARTNER<br />

Hoch- und Ingenieurbau<br />

Schlüsselfertigbau<br />

Neubau für die<br />

ElringKlinger AG<br />

in Dettingen, Erms<br />

wartet lieber ein bisschen, bis die „richtige“<br />

Firma kommt.<br />

Noch gibt es keine genauen Untersuchungen<br />

zur Situation gewerblicher Flächen in den<br />

verschiedenen Gemeinden der Region, aber<br />

im kommenden Jahr will die IHK Ulm eine<br />

solche Studie in die Wege leiten. „Das Thema<br />

haben wir aufgenommen, weil wir die Gefahr<br />

sehen, dass bereits heute und künftig nicht<br />

genügend Flächen vorhanden sind“, sagt Simon<br />

Pflüger, der Referent für Standortpolitik<br />

der IHK Ulm. „Wir wollen uns frühzeitig einmischen,<br />

die Bedürfnisse der Unternehmen<br />

den Kommunen und den Genehmigungsbehörden<br />

– also den Regierungspräsidien und<br />

dem Land – mitteilen.“ Die Kammer will für<br />

Unternehmen als Vermittler fungieren: „Wir<br />

geben Auskünfte, stehen mit Rat und Tat zur<br />

Seite, wir telefonieren mit den Kommunen<br />

oder koordinieren Gespräche. Wir führen<br />

auch mal eine Suche für Unternehmen<br />

durch.“<br />

AN DER A 8 WIRD ES ENG<br />

Offensichtlich ist: An den verkehrsgünstig angebundenen<br />

Standorten entlang der Autobahn<br />

– Ulmer Norden, Dornstadt, Langen au<br />

oder eben auch Merklingen – wird es eng. So<br />

hatte die IHK im Juli eine Anfrage eines Unternehmens,<br />

das in Süddeutschland eine Produktion<br />

aufbauen<br />

möchte, mit „Leider<br />

nein“ beantworten<br />

müssen:<br />

Die Kommunen<br />

entlang der Autobahn<br />

konnten keine<br />

Flächen in der<br />

benötigten Größenordnung<br />

anbieten;<br />

es gab IHK-Standortexperte<br />

schlicht nichts Simon Pflüger.<br />

Passendes mehr.<br />

Nicht nur Neuansiedlungen benötigen Fläche,<br />

auch Betriebserweiterungen. Sie sind Investitionen<br />

in die Standort- und Zukunftssicherung.<br />

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist<br />

früher oder später oft eine Betriebserweiterung<br />

notwendig. „Firmen müssen zum Beispiel<br />

ihren Maschinenbestand erweitern oder<br />

den Produktionsablauf an heutige Verhältnisse<br />

anpassen“, erläutert Simon Pflüger. Auch<br />

der Arbeitsschutz dürfe nicht vergessen werden,<br />

sagt er. Die Anforderungen an gesunde<br />

Arbeitsverhältnisse sind gestiegen: Da geht es<br />

beispielsweise um den Platz zwischen Maschinen,<br />

um Durchgänge, Belüftung, Licht,<br />

und vieles mehr. Pflüger weiß: „Bei Erweiterungen<br />

sind die Firmen auf direkte räumliche<br />

Nähe angewiesen.“ Wenn sie am bisherigen<br />

Planung: Keppler Architekten, Münsingen<br />

Fotos: Bernhard Krause, Reutlingen<br />

Wir freuen uns auf<br />

Ihre Anfrage!<br />

info@fk-systembau.de<br />

www.fk-systembau.de<br />

37


[spezial] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Grüner und die Merklinger Erfolgsgeschichte<br />

Merklingen lockte – und der große Automobilzulieferer ließ sich gerne nieder.<br />

Die größte Gewerbeansiedlung in den<br />

vergangenen Jahren war für Merklingen<br />

die Firma Grüner. Bürgermeister Sven<br />

Kneipp bezeichnet sie als Erfolgsgeschichte<br />

für das Unternehmen und die<br />

Gemeinde. Der Automobilzulieferer hatte<br />

an seinem Stammsitz in Bad Überkingen<br />

nicht mehr genügend Platz für eine Expansion<br />

gefunden. Durch die gute Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Genehmigungsbehörden<br />

konnte die Firma nach<br />

Vorlage des Bauantrags schon in kürzester<br />

Zeitbauen.<br />

Am Merklinger Standort beschäftigt<br />

Grüner mittlerweile mehr als 90 Mitarbeiter<br />

und hat jetzt schon Flächen aus<br />

seinen Optionen gekauft und investiert<br />

nun weiter: In den kommenden zwei Jahren<br />

soll in Merklingen ein weiteres Werk<br />

entstehen.<br />

GAL<br />

Wir gestalten mit<br />

mediaservice ulm<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

Unternehmensstandort nicht mehr anbauen<br />

können, achten sie deshalb bei Flächen für<br />

Neuansiedlungen eines Werks auf Möglichkeiten,<br />

dort später erweitern zu können. Diese<br />

Erfahrung hat auch Bürgermeister Kneipp<br />

gemacht: „Die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

spielen eine wichtige Rolle. Firmen wollen<br />

sich schon vor dem ersten Bau Optionsflächen<br />

nebenan sichern, beispielsweise das Vorkaufsrecht<br />

für mehrere Jahre.“<br />

DER FAKTOR ZEIT<br />

Aber auch Vorgaben des Bebauungsplans<br />

spielen eine große Rolle bei der Standortentscheidung.<br />

Da schauen Firmen genau, was sie<br />

einschränken könnte, wie etwa die maximal<br />

zulässige Höhe, zum Beispiel für ein Hochregallager.<br />

Mitentscheidend ist der Realisierungszeitraum<br />

– der Faktor Zeit. „Unternehmen<br />

sagen, wenn es ein bis zwei Jahre dauert,<br />

suche ich mir den nächsten Standort“, berichtet<br />

Bürgermeister Kneipp.<br />

Nach einer Vorgabe des Landes Baden-Württemberg<br />

soll der Flächenverbrauch reduziert<br />

werden – bis 2020 soll er insgesamt auf einen<br />

Wert von drei Hektar pro Tag sinken, mittelfristig<br />

sollen sogar gar keine neuen Flächen<br />

mehr verbraucht werden. Kneipp sieht das<br />

zwiespältig: „Das wird uns in den nächsten<br />

Jahren erheblich in der positiven Vermarktung<br />

behindern.“ Eine Flächenvorratspolitik<br />

sei so kaum noch möglich. Denn die Kommunen<br />

müssen direkt nachweisen, dass sie Fläche<br />

benötigen, um sie genehmigt zu bekommen.<br />

Solche Genehmigungsverfahren<br />

dauern, was es schwierig macht, Flächen<br />

schnell anzubieten. „Das wird gefährlich für<br />

den Standort Baden-Württemberg“, meint<br />

Kneipp. „Auch ich halte es für wichtig, den<br />

Flächenverbrauch zu reduzieren“, beteuert er,<br />

aber an bestimmten regionalen Achsen müsse<br />

eine Weiterentwicklung möglich sein.<br />

Um der Flächennot zu begegnen, hat der Gemeindeverwaltungsverband<br />

Laichinger Alb<br />

einen Beschluss zum Flächennutzungsplan<br />

gefasst; er soll fortgeschrieben werden. In<br />

Merklingen sollen direkt am bisherigen Gewerbegebiet<br />

drei Hektar Fläche neu ausgewiesen<br />

werden. „Die benötigen wir dringend“,<br />

sagt Kneipp. Die Gemeinde könnte auch<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

sechs oder acht Hektar an Interessenten verkaufen,<br />

„aber wir wissen, dass die Behörden<br />

das nicht mittragen werden“.<br />

Dennoch gebe es „bei uns auf der Laichinger<br />

Alb“ von Heroldstatt und Westerheim bis Nellingen<br />

„noch gutes Potenzial“. In interkommunalen<br />

Gewerbegebieten wie dem mittlerweile<br />

gefüllten IKG Laichinger Alb sieht<br />

Kneipp zukünftig vielleicht die einzige Möglichkeit,<br />

eine Flächenvorratspolitik zu betreiben.<br />

Auch der Flächenausgleich für die betroffenen<br />

Landwirte laufe interkommunal; die<br />

Bauern hätten in dieser Region durch den<br />

Ausbau der A8 und die Bahn-Neubaustrecke<br />

eh schon viel Fläche eingebüßt.<br />

WOHNUNGEN NICHT VERGESSEN<br />

Weiter weg von den Schnittstellen großer Verkehrsachsen,<br />

in Oberschwaben, ist es möglicherweise<br />

einfacher, einen geeigneten Platz<br />

zu finden, da dort noch mehr Gewerbeflächen<br />

zur Verfügung stehen, sagt IHK-Experte Pflüger.<br />

„Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesstraßen<br />

B311 und B312 in einem guten Zustand<br />

sind und ausgebaut werden.“ Ein<br />

Ausbau sei auch für die bereits vorhandenen<br />

Firmen in diesen Gebieten wichtig.<br />

Die Kommunen dort müssten andere Standortfaktoren<br />

ins Feld führen, um Unternehmen<br />

anzulocken: beispielsweise Bebauungspläne<br />

ohne große Restriktionen, schnelle<br />

elektronische Datenwege durch Breitband-<br />

Internet oder das Angebot, die Firmen bei Genehmigungsverfahren<br />

unterstützend zu begleiten.<br />

Da hätten noch einige Gemeinden<br />

Nachholbedarf. Bei der derzeit geringen Arbeitslosenquote<br />

gelte es, Fachkräfte anzuziehen.<br />

Es müsse also ausreichend Wohnraum<br />

Foto: © ThomBal/Fotolia.com<br />

Wer jenseits der großen Verkehrsachsen Interessenten in seine Gewerbegebiete locken will, muss mit anderen<br />

Pfunden wuchern: günstigen Wohnungen, guten Schulen, Breitband-Internet …<br />

vorhanden sein. Auch das Angebot an Schulen<br />

oder die Versorgung im Pflegebereich spiele<br />

eine tragende Rolle, um nur einige wichtige<br />

Punkte zu nennen.<br />

„Unser ländlicher Raum lebt von den Arbeitsplätzen<br />

und wird gestärkt durch zusätzliche<br />

Arbeitsplätze, die bei Erweiterungen und Ansiedlungen<br />

geschaffen werden.“ Also müsse<br />

man die Infrastruktur erhalten und ausbauen.<br />

„Wir dürfen uns nicht auf den bisherigen Erfolgen,<br />

wie einer niedrigen Arbeitslosenquote,<br />

ausruhen.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />

uthentisch beraten.<br />

www.objekta-immobilien.de<br />

vermarktung I objektstrategien I investment I property management<br />

kompetenz.gewerbeimmobilien.wir<br />

zufriedene kunden - die beste referenz<br />

... im Vorfeld richtig eingeschätzt, einfach profihaft<br />

Volksbank I W. Starz I Vorstand<br />

... passgenau, für das vorher erstellte Gesamtkonzept<br />

Bäckerei Staib I M. Staib I Inhaber<br />

... hervorragend vernetzt, absolut verlässlich & schnell reagiert<br />

LBBW Immobilien I G. Hartwein I Projektleiter<br />

OBJEKTA<br />

IMMOBILIENKONTOR GMBH<br />

39


Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Faszinierend,<br />

Captain<br />

Was heute so alles aus Automaten kommt, dürfte<br />

selbst Captain James T. Kirk und seine Crew<br />

faszinieren: Da geht es längst nicht mehr nur um<br />

Snacks oder Getränke. Nicht einmal ein<br />

Ersatzschlüssel ist ein Ding der Unmöglichkeit.<br />

Seit der Antike löst eine griechische Wortschöpfung Faszination<br />

bei Visionären aus: „Automatos“ – „von selbst geschehend“. Der<br />

Grad der Automatisierung war stets ein Synonym für den Fortschritt,<br />

der gerade bei Science-Fiction-Autoren immer schon grenzenlos<br />

war. Nicht von ungefähr konnte Captain James T. Kirk vom TV-<br />

Raumschiff Enterprise bereits in den 1960er Jahren sein Steak via<br />

Bordcomputer beim „Replikator“ bestellen, das eine Sekunde später<br />

wie von Geisterhand frisch gebraten vor ihm auftauchte.<br />

Die Automaten-Realität sah damals dagegen noch anders aus. Um etwa<br />

an den Inhalt eines Kaugummispenders zu kommen, waren bisweilen<br />

Muskelkraft und Geschick gefragt. Das begann bereits beim<br />

Versuch, eine Münze in den Schlitz zu fummeln.<br />

Diesen Kinderschuhen ist die Automatenwirtschaft<br />

längst entwachsen: Vom Apfelsaft<br />

bis zur Zahnpasta ist alles rund um die<br />

Uhr erhältlich, sagt Mieke Feldmann, Sprecherin<br />

des Bundesverbands der Deutschen<br />

Vending-Automatenwirtschaft: „24 Stunden,<br />

sieben Tage die Woche.“<br />

Auch Caterer bestücken neben Buffets<br />

mittlerweile verstärkt Automaten, wie<br />

Christopher Lück vom Deutschen Hotel-<br />

Automaten-Expertin<br />

Mieke Feldmann.<br />

und Gaststättenverband (Dehoga) sagt.<br />

„Der Trend zum Thema Vending ist deutlich<br />

stärker geworden, weil man sich nicht<br />

mehr an Schließzeiten der Restaurants halten<br />

muss.“ Gerade im Gemeinschaftscatering wurde die „Angebotspalette<br />

vom belegten Brötchen bis zum Dessert entsprechend angepasst“.<br />

Freilich halten nicht alle Zeitgeist-Entwicklungen Einzug in den Speiseplan.<br />

Der gegenwärtige Hype um vegetarische und vegane Ernährung<br />

gehe nahezu spurlos an der Automatenwirtschaft vorbei. „Das<br />

spielt keine gravierende Rolle“, sagt Feldmann. „Vielmehr geht es um<br />

den Preis. Im Prinzip sind die angebotenen Produkte die gleichen geblieben.“<br />

Gemessen am Ergebnis fahren die Vending-Unternehmen<br />

Lebe lang und in Frieden: Der Vulkanier Mr. Spock hätte vegetarische Kost<br />

aus dem Replikator bevorzugt. Ein Trendsetter vor der Zeit.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[leben]<br />

damit bestens: „Die Branche steht gut da. Aktuell liegen wir im Umsatz<br />

bei 2,5 Milliarden Euro.“<br />

Die gute Botschaft für die rund 15.000 Beschäftigten innerhalb des<br />

Wirtschaftszweigs: „Die Automaten werden sich auch in Zukunft<br />

weiter verbreiten.“ Die schlechte: „Auch wir spüren den Fachkräftemangel“,<br />

sagt Aude Masserann, Ausbildungsbeauftragte der AWI Automaten-Wirtschaftsverbände-Info<br />

GmbH. Dabei sind die Perspektiven<br />

gut und die Einstiegshürden nicht allzu hoch: „Es kann sich jeder<br />

mit einem guten Hauptschulabschluss bewerben.“ Seit August <strong>2015</strong><br />

besteht die Möglichkeit sich innerhalb von drei Jahren zu einem anerkannten<br />

Automatenkaufmann mit zwei Spezialisierungen ausbilden<br />

zu lassen: Automatentechnik oder kaufmännische Prozesse.<br />

SPONTANES BARBECUE? KEIN PROBLEM<br />

Die Anforderungen sind dagegen nicht trivial, zumal sich nicht nur<br />

die Technik stetig weiterentwickelt, sondern auch die flankierenden<br />

Richtlinien, von der Verpackungsverordnung, der Kennzeichnungspflicht<br />

der Lebensmittel am Automaten über die Wertstoffentsorgung<br />

bis hin zur Nachhaltigkeit im Sinne der Kooperation mit „Fairtrade<br />

Deutschland“. Auch die Bezahlungssysteme werden immer ausgeklügelter.<br />

Einen Warenposten via Smartphone zu begleichen, „ist längst<br />

Alltag“, sagt Mieke Feldmann.<br />

Während die Automatenlandschaft im „Public Vending“, also im öffentlichen<br />

Bereich, etwa an Bahnhöfen, aus Kostengründen kaum<br />

Wachstum verzeichnet, weil dortige Gerätschaften zum Schutz vor<br />

Vandalismus oder Aufbruch besonders gesichert werden müssen, haben<br />

Erzeuger vor Ort neue Verkaufsnischen entdeckt. Vornehmlich<br />

Hofläden und Metzgereien bieten ihre Produkte jetzt auch per „Regiomat“<br />

feil, in Anlehnung an die regionale Herkunft der Waren. So kann<br />

man sein Grillgut für ein spontanes Barbecue auch am Sonntag beim<br />

Händler des Vertrauens aus dem Automaten ziehen.<br />

Ob neue Anwendungen dazukommen, respektive inwieweit sie sich<br />

hierzulande durchsetzen, bleibt abzuwarten. Zumindest mangelt es<br />

der Vending-Industrie nicht an Ideen. So hat der wohl berühmteste<br />

Hersteller koffeinhaltiger Limonade eine Anwendung entwickelt, mit<br />

der jeder Kunde am Automaten seinen individuellen Soft-Drink mixen<br />

und zapfen kann. Eine App generiert zuvor einen persönlichen<br />

QR-Code mit dem Rezept und übermittelt ihn ans Gerät.<br />

Was ist Vending?<br />

Vending bedeutet nichts anderes, als den Verkauf von Waren<br />

und Dienstleistungen über Automaten. Dabei werden insbesondere<br />

heiße und kalte Getränke, Snacks, Fertiggerichte und<br />

anderweitige Lebensmittel aber auch Non-Food-Produkte in<br />

einer großen Bandbreite vertrieben.<br />

Nach Informationen des Bundesverbands der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft<br />

sind über 1000 zumeist mittelständische<br />

Dienstleistungs-Unternehmen mit rund 15.000 Beschäftigten<br />

in der Branche tätig. 80 Prozent der Automaten<br />

stehen in Unternehmen, 20 Prozent im öffentlichen Bereich.<br />

Ergänzt wird das Angebot durch den „Office Coffee Service“–<br />

also die Aufstellung von besonderen Kaffeeautomaten vornehmlich<br />

im Bürobereich. Derzeit sind 516.000 Automaten<br />

deutschlandweit im Einsatz, täglich werden 11,8 Millionen<br />

Snacks und Getränke verkauft. Der aktuell angegebene Jahresumsatz<br />

liegt bei 2,5 Milliarden Euro.<br />

DB<br />

Wer diese Zeilen nicht klar lesen kann, hat die Möglichkeit, seine Brille<br />

vom „Optic Wash“-Automaten reinigen zu lassen. Der mechanische<br />

Saubermann wird derzeit in Florida getestet, während in New York<br />

vergesslichen Zeitgenossen auf die Sprünge geholfen wird: Wer nachts<br />

heimwankt und feststellt, keinen Hausschlüssel dabei zu haben, kann<br />

sich am Automaten einen Ersatz fertigen lassen – sofern er zuvor seinen<br />

Schlüssel eingescannt, der Datenbank mitgeteilt hat und sich per<br />

Fingerabdruck identifizieren kann.<br />

MEIN AUTOMAT KENNT MEIN GESICHT<br />

Was beim „Luce X2 Touch TV“ nicht nötig ist, denn der Genuss-Automat<br />

verfügt über eine Gesichtserkennung und kann den Käufer nicht<br />

nur identifizieren, sondern sich auch dessen Kaufgewohnheiten merken<br />

– und im Zweifelsfall bestimmte Produkte verweigern. Dafür<br />

orientiert er sich am Alter des Käufers, an medizinischen Informationen<br />

oder dem vorausgegangenen Kaufverhalten.<br />

Angesichts dessen ist der Weg zu Captain Kirks Enterprise-Kantine gar<br />

nicht mehr so weit. Und möglicherweise wünscht man sich dann die<br />

alten Kaugummi-Automaten zurück. [!]<br />

BERND RINDLE<br />

Besser. Lecker. Go.<br />

Kaffeegenuss wie aus dem Coffee Shop,<br />

einfach auf Knopfdruck. Interessiert?<br />

Dann wählen Sie für Neu-Ulm: 0731-97805-0<br />

oder schreiben Sie uns neu-ulm@dallmayr.de<br />

Alois Dallmayr Automaten-Service GmbH<br />

Zeppelinstr. 11, 89231 Neu-Ulm<br />

Oder für Ravensburg:<br />

0751-97715-0, ravensburg@dallmayr.de<br />

Alois Dallmayr Automaten-Service GmbH<br />

Kreuzäcker 2/1, 88214 Ravensburg<br />

www.dallmayr.de<br />

41


[leben] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Chef – uns schmeckt’s<br />

Früher war alles besser? Von wegen – wenn man an die eher aufs Überleben ausgerichteten Firmenspeisungen<br />

vergangener Tage zurückdenkt. Moderne Catering-Produkte kann man nicht nur essen, man hat sogar Freude daran.<br />

Service GmbH bestätigt: „Früher wurde versorgt,<br />

heute wird auf hohem Niveau bewirtet.<br />

Die Bedürfnisse und Ansprüche unserer Gäste<br />

sind gestiegen, der Konsument von heute ist<br />

mobiler, weiß mehr und will mehr.“<br />

In Unternehmen hat man erkannt, dass sich<br />

die Gaumenfreude auch positiv auf das Betriebsergebnis<br />

auswirken kann. „Je besser die<br />

Ernährung, desto größer die Zufriedenheit<br />

unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und desto besser deren tägliche Leistungsbereitschaft“,<br />

sagt Jochen Schumm, Personalvorstand<br />

bei MAN SE und MAN Truck & Bus AG<br />

in München: „Dafür investieren wir in Top-<br />

Qualität in Bezug auf die Lebensmittel.“<br />

Das Auge isst mit. Und wie!<br />

Es gab Zeiten, in denen die Mittagspause<br />

etwas Bedrohliches hatte. Der Gang zur<br />

Kantine stand an. Unwillkürlich fragte<br />

man sich danach: Welchen Beruf haben die<br />

Köche gelernt?<br />

An der Frage des Geschmacks schieden sich<br />

die Geister, was den Ruf einer ganzen Branche<br />

in Mitleidenschaft zog, die bis heute den etwas<br />

schwerfällig wirkenden Namen Gemeinschaftsverpflegung<br />

(GV) trägt. Gleichwohl<br />

hat sich das längst nachhaltig geändert, die<br />

Zeiten von Wassersuppen, undefinierbaren<br />

Soßen und fetttriefendem Fleisch sind vorüber.<br />

Die Catering-Betriebe haben die Zeichen<br />

der Zeit erkannt und auf die Bedürfnisse reagiert<br />

– sowohl was die Speisen als auch was<br />

das Ambiente betrifft.<br />

Im Wesentlichen decken sie vier Sparten ab:<br />

Unternehmen, Schulen/Hochschulen, Krankenhäuser<br />

und Seniorenheime. Allein im<br />

Businessbereich verfügen rund 9000 Unternehmen<br />

über Betriebsküchen, das Marktvolumen<br />

liegt bei 15 Milliarden Euro. Dem Deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverband<br />

(Dehoga) zufolge erzielen allein die vier größten<br />

deutschen Cateringbetriebe rund eine<br />

Milliarde Nettoumsatz. Wie groß der Markt<br />

ist, zeigt der zusätzliche Verpflegungsbedarf<br />

von cirka 2000 Krankenhäusern, mehr als<br />

1230 Reha-Kliniken, 12.300 Altenpflege-Einrichtungen,<br />

17.000 Ganztagsschulen und 875<br />

Hochschul-Mensen und Cafeterien.<br />

Während im Klinik- und Seniorenbereich die<br />

medizinischen Aspekte die Speisekarte bestimmen<br />

und eine gesunde Ernährung in<br />

Schulen mittlerweile zum Bildungsauftrag<br />

gehört, hat sich auch die kulinarische Erwartungshaltung<br />

in Unternehmen deutlich verändert.<br />

Der Trend geht in Richtung frischer<br />

regionaler Produkte, Gesundheit, Fair Trade<br />

und Nachhaltigkeit, wie Helmut Heinz, Geschäftsführer<br />

der Frankfurter Airport Cater<br />

SIEGESZUG DER VEGETARIER<br />

Angesichts flexibler Arbeitszeiten soll alles<br />

mittlerweile ständig verfügbar und am besten<br />

mitzunehmen sein. Gefragt sind vor allem<br />

„To-Go“-Produkte; Wraps, Cerealien, Joghurts<br />

und Bagels liegen im Trend – frisch gebrühter<br />

Espresso oder Cappuccino sowieso. Gerade<br />

der Gesundheitsaspekt mit dem Wunsch<br />

nach leichter, ausgewogener Nahrung hat<br />

Einzug gehalten in die Menüplanung, ebenso<br />

der Anteil vegetarischer Gerichte, der nach<br />

Dehoga-Erkenntnissen derzeit geradezu<br />

„boomt“. Auch Veganes und Regionales werden<br />

immer beliebter.<br />

Dementsprechend wird Transparenz und die<br />

Offenlegung von Herkunft und Inhaltsstoffen<br />

erwartet. Was in Zeiten von Smartphones,<br />

Table-Computern und Wlan zum Standard<br />

werden soll. Mittlerweile können Mahlzeiten<br />

online geordert werden, wobei die elektronische<br />

Speisekarte via Ampelsystem bisweilen<br />

Auskunft gibt über die Qualität der Inhaltsstoffe,<br />

deren Ursprung, Anbauweise und<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Dass die Caterer in der Lage sind, außerhalb<br />

des Alltags für Events und Firmenfeiern noch<br />

eine Schippe draufzulegen und selbige aufs<br />

Feinste auszurichten, versteht sich fast von<br />

selbst. [!]<br />

BERND RINDLE<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[rubrik]<br />

43


[machen]<br />

Foto: © guy/Fotolia.com<br />

Altbacken ist hier nix!<br />

Wenn Amateur-Backwaren aussehen, als hätte ein Profi Hand angelegt, könnte die Firma Hobbybäcker-Versand im Spiel<br />

sein. Die in Bellenberg ansässige GmbH versorgt ambitionierte Laien mit Produkten, die etwas hermachen.<br />

rück, sind aber dankbar, wenn jemand dabei<br />

hilft. Ach ja, und eine Art Erfolgsgarantie erwarten<br />

sie selbstredend auch.<br />

Diese Klientel hat dem Hobbybäcker-Versand<br />

zu einem kontinuierlichen Auftrieb verholfen.<br />

Mit den rund 2500 Artikeln aus dem<br />

Katalog können ambitionierte Amateure<br />

über sich hinauswachsen und<br />

erleben zugleich das befriedigende<br />

Gefühl, eigenhändig etwas Großartiges<br />

kreiiert zu haben.<br />

Zum Geschäftsmodell gehörte von Beginn<br />

an, ins Sortiment Produkte aufzunehmen,<br />

die ansonsten nur Profis zur Verfügung<br />

stehen, beispielsweise Pralinenhohlkörper,<br />

bestimmte Teige oder eine große<br />

Geschmackspalette beim für den Tortenbau<br />

nötigen Zusatzstoff „Sahnesteif“.<br />

„Brot und Brötchen“, „Kuchen und Torten“,<br />

„Pralinen“ und „Back-Haushaltswaren“ sind<br />

Grimm zufolge die größten Geschäftsbereiche.<br />

„Schokolade“, „Eis“, „Dekorieren“ und<br />

„Bücher“ gelten ebenfalls als unverzichtbar.<br />

Schließlich will man als Vollsortimenter den<br />

Kunden die Mühen der Sucherei abnehmen.<br />

Warum nicht ein süßes Handtäschchen als ausgefallenes Geschenk?<br />

Typische Kundinnen, wie sie Geschäftsführer<br />

Friedrich-Christian Grimm ausgemacht<br />

hat, haben tausend Sachen<br />

um die Ohren und gleichzeitig Lust, zum Ausgleich<br />

auch mal „handwerklich was zu tun“.<br />

Ihnen fehlt die Zeit, stundenlang in der Küche<br />

zu stehen, geschweige denn, von Geschäft zu<br />

Geschäft zu eilen, um die vielen Zutaten zu<br />

besorgen. Doch sind sie vom Ehrgeiz gepackt,<br />

sehen exquisite Backwaren, bei denen sie<br />

selbst mit Hand angelegt haben, als Bewältigung<br />

einer persönlichen Herausforderung an.<br />

Sie scheuen trotz begrenzter Kenntnisse nicht<br />

mal vor dem Backen schwieriger Torten zu-<br />

DER KATALOG IST WICHTIG<br />

Gleichermaßen „unverzichtbar“ ist laut<br />

Grimm auch der gedruckte Katalog, der es<br />

derzeit auf satte 260 Seiten bringt. Wie das,<br />

wo doch alle Welt über den Untergang von<br />

„Print“ orakelt? Und derweil bei den Bellenberger<br />

„Hobbybäckern“ bereits mehr als 50<br />

Prozent der Bestellungen per Online-Auftrag<br />

einlaufen? Bei den Kunden spielten die Kataloge<br />

als Faktor, sich Anregungen einzuholen,<br />

eine nicht zu vernachlässigende Rolle, ebenso<br />

das regelmäßig erscheinende Kundenmagazin,<br />

erklärt Grimm. Wer wisse schon, ob Bestellungen<br />

per Mausklick allein auf dem Besuch<br />

des Online-Shops beruhten?<br />

Gleichwohl schenkte Grimm dem Shop erhöhte<br />

Aufmerksamkeit, als er 2014 zusammen<br />

mit einem stillen Teilhaber die 1995 gegründete<br />

Firma übernahm. Forciert wurde<br />

auch die Präsenz auf regionalen Messen. Der<br />

„backaffine Endverbraucher“ wolle eben auf<br />

unterschiedlichstem Weg angesprochen werden.<br />

Wichtig ist Grimm<br />

Foto: © rdnzl/Fotolia.com<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[machen]<br />

Foto: © Africa Studio/Fotolia.com<br />

auch der Laden am Firmensitz, schaffe er doch<br />

den Bezug zur Region und sei das „Schaufenster<br />

für unseren Anspruch als Manufaktur“.<br />

Und er bringe unmittelbare Reaktionen auf<br />

neue Produkte. Denn immerhin rund 350 der<br />

2500 Produkte des jährlichen Katalogs seien<br />

Neuheiten . Nicht ausschließen will Grimm,<br />

in Zukunft weitere Shops zu eröffnen. Es stehe<br />

aber nicht aktuell auf der Agenda.<br />

GEHEIME GEWÜRZMISCHUNG<br />

Wer verbirgt sich hinter dem Kundenkreis?<br />

„Zu 90 Prozent Frauen“, sagt Grimm. Die jüngeren<br />

Altersgruppen interessierten sich mehr<br />

für die Themen „Schokolade“ und „Dekorieren“,<br />

die älteren eher für „Brot und Kuchen“.<br />

Auch innerhalb der Sparten seien die Ansprüche<br />

höchst differenziert. Hinter der Torte in<br />

Gestalt einer Handtasche dürfte vor allem die<br />

Absicht stecken, ein originelles Geschenk zu<br />

schaffen. Die Brotbackmischung aus hochwertigen<br />

Mehlen spricht wiederum eher Leute<br />

an, die keine Lust auf Discounter und Backketten<br />

haben. Entsprechend<br />

ist die<br />

Produktpalette<br />

laut<br />

Grimm im „mittel- bis höherpreisigen Bereich“<br />

angesiedelt.<br />

Die Mehle bezieht die „Hobbybäcker-Versand<br />

GmbH“ von der Benz-Mühle, einer bis ins 15.<br />

Jahrhundert zurückreichenden Traditionsmühle<br />

in der Nähe von Heidenheim. Hier<br />

werden die Mehle nach den Rezepturen der<br />

Bellenberger gemischt. Wie genau sich zugehörigen<br />

Gewürze zusammenstellen, bewahrt<br />

man sich als Geheimnis. Die Abfüllung in<br />

Kleinverpackungen, die Konfektionierung<br />

und der Versand geschehen in Bellenberg. Damit<br />

beim Transport nichts dahinschmilzt<br />

oder zu Bruch geht, werde den Verpackungen<br />

und dem Verpacken hohe Aufmerksamkeit<br />

geschenkt, unterstreicht Grimm. Er sieht in<br />

der Nische die Chance, „Old school“ mit der<br />

schönen neuen Einkaufswelt zu verknüpfen:<br />

„Manufaktur“ und „Versand“ als eine Einheit.<br />

[!] THOMAS VOGEL<br />

Vom Finanzsektor<br />

in Genusswelten<br />

Die Hobbybäcker-Versand GmbH<br />

wurde vom Ehepaar Inge und Heinz<br />

Pinzer aus Vöhringen gegründet. Aus<br />

Bäckerfamilien stammend, fingen die<br />

beiden 1995 mit dem Versand von<br />

Backmischungen an, zunächst quasi<br />

als „Garagenfirma“. Altershalber suchten<br />

sie vor zwei Jahren einen Nachfolger<br />

und trafen auf Friedrich-Christian<br />

Grimm, der die Firma mit einem stillen<br />

Teilhaber erwarb. Die GmbH beschäftigt<br />

derzeit knapp 60 Mitarbeiter, größtenteils<br />

Frauen, viele davon in Teilzeit.<br />

Zur Firma gehört eine Versuchsbackstube<br />

mit drei Fachkräften. Den derzeitigen<br />

Jahresumsatz beziffert der geschäftsführende<br />

Gesellschafter<br />

Grimm, der vorher im Bankenbereich<br />

tätig war, mit 4,4 Millionen Euro. Angestrebt<br />

werde ein jährliches Wachstum<br />

„von mindestens fünf Prozent“. TV<br />

DAS PERFEKTE<br />

WEIHNACHTSGESCHENK<br />

EINFACH SPITZE<br />

125 Jahre Ulmer Münsterturm<br />

In diesem Jahr feiert Ulm die Fertigstellung<br />

des Ulmer Münsterturms vor genau 125 Jahren.<br />

In der Edition SÜDWEST PRESSE erscheint aus<br />

diesem Anlass, in Kooperation mit der Stadt Ulm,<br />

ein Buch als Hommage an den höchsten Kirchturm<br />

der Welt. Das Buch erzählt mit besonders ausdrucks<br />

starker Bildsprache alle wichtigen und<br />

viele überraschende Geschichten rund um den<br />

Münsterturm und erinnert an die Highlights des<br />

Jubiläumsjahres (inkl. einer Zusammenfassung in<br />

englischer Sprache).<br />

· Hardcover mit<br />

Fadenheftung<br />

· 108 Seiten<br />

· durchgängig 4-farbig<br />

Jetzt vorbestellen bei:<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

Team Sonderthemen<br />

T 0731 156-515<br />

JETZT<br />

BESTELLEN<br />

FÜR NUR<br />

14,90 €<br />

EINFACH SPITZE<br />

125 Jahre Ulmer Münsterturm<br />

Edition<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

45


Hohe Politik am Stamm-Tisch. Das Foto entstand Mitte Juli 1990 im kaukasischen Kurort Schelesnowodsk. Es zeigt Bundeskanzler Helmut Kohl (r), den sowjetischen<br />

Staatspräsidenten Michail Gorbatschow (M) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (l). Die Herren ebneten der deutschen Einheit den Weg.<br />

... und meine<br />

Oma weinte<br />

Ob mitten in Berlin, zuhause mit der Oma vor dem<br />

Fernseher oder auf einem USA-Trip. Für Stefan<br />

Loeffler kramen fünf Führ ungs kräfte in ihrem<br />

Gedächtnis und erzählen, wie sie den Tag der<br />

deutschen Wiedervereinigung erlebt haben.<br />

Dr. Uta Feser, seit 2006 Präsidentin<br />

der Hochschule Neu-<br />

Ulm, fragte sich bei der Wiedervereinigung,<br />

ob es überhaupt<br />

möglich sei, die westlichen<br />

Standards der Bundesrepublik<br />

auf die DDR zu übertragen.<br />

1) Erinnern Sie sich noch an den 3. <strong>Oktober</strong> 1990? Wie<br />

haben Sie den Tag verbracht?<br />

2) Elf Monate zuvor fiel die Mauer. Wie haben Sie dieses<br />

Ereignis erlebt und was ist Ihnen damals durch den<br />

Kopf gegangen?<br />

3) Was haben Sie vor 25 Jahren gemacht?<br />

4) Mit welchem Auto waren Sie damals unterwegs?<br />

5) Was hat sich durch die Wiedervereinigung für Sie verändert,<br />

persönlich und beruflich?<br />

6) Was ist Ihr Lieblingsplatz zum Erholen im wiedervereinigten<br />

Deutschland?<br />

1) Wir waren damals als Assistenten vom Lehrstuhl für Banking &<br />

Finance der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

zur Beratung in Leipzig, um ehemalige Staatsbetriebe der DDR auf<br />

die Erstellung von Eröffnungsbilanzen vorzubereiten.<br />

2) Ich habe die Wiedervereinigung in Nürnberg vor dem Fernseher<br />

erlebt und habe mich tatsächlich gefragt, ob es möglich ist, nicht<br />

nur unsere westlichen Standards auf die DDR zu übertragen, sondern<br />

auch aus dem System der DDR etwas zu übernehmen, wie zum<br />

Beispiel die Kinderbetreuung oder die Polikliniken.<br />

3) Ich war Akademische Rätin an der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für Banking & Finance.<br />

4) Ein Golf Cabriolet classic.<br />

5) Der freie Reiseverkehr, sowohl beruflich als auch privat.<br />

6) Nach wie vor Oberbayern.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[leben]<br />

Heiner-Matthias Honold erlebte<br />

den 3. <strong>Oktober</strong> mitten im Berliner<br />

Trubel. Der 45-jährige Geschäftsführer<br />

der Honold<br />

Logistik Gruppe in Neu-Ulm ist<br />

verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

Dr. Brigitte Zürn fuhr bei der<br />

Grenzöffnung von Bamberg an<br />

die Grenze nach Coburg und erlebte<br />

dort einen Mann, der die<br />

westliche Marktwirtschaft bereits<br />

verinnerlicht hatte. Die<br />

49-jährige Steuerberaterin ist<br />

bei der Dr. Horn Unternehmensberatung<br />

GmbH<br />

beschäftigt.<br />

1) Ich machte eine Lehre in Hannover, und mit Freunden haben wir<br />

beschlossen, nach Berlin zu fahren. In Erinnerung bleibt mir, dass<br />

Ost-Berlin ziemlich dunkel und eher ruhig war – im starken Gegensatz<br />

zu West-Berlin. Ich erinnere mich an die vielen Menschen in<br />

den Straßen. Wir haben schon gemerkt, dass etwas Historisches<br />

stattfindet.<br />

2) Den Fall der Mauer habe ich bewusst damals im Café D‘Art in Neu-<br />

Ulm erlebt. Wir sind dann zum Brunnen auf dem Ulmer Marktplatz<br />

gefahren. An diesem Tag gab es auch ein wichtiges Fußballspiel. Zu<br />

dieser Zeit standen wir kurz vor dem Abitur. Unser Geschichtslehrer<br />

hatte noch Wochen davor gesagt, dass es unmöglich zu einer Vereinigung<br />

kommen könnte.<br />

3) Eine Lehre als Speditionskaufmann in Hannover, wo die Kollegen<br />

dachten, dass ich aus dem Osten komme. Den schwäbischen Dialekt<br />

kannten die Norddeutschen damals anscheinend nicht. Ich<br />

kann mich erinnern, dass meine Aufgabe auch darin bestand, Telefonverbindungen<br />

nach Magdeburg zu organisieren. Teilweise<br />

mussten wir zur Nachrichten-Übermittlung auch Kurierfahrten<br />

machen.<br />

4) Ein Opel Kadett. Nach Berlin sind wir mit einem Trabi gefahren.<br />

5) Persönlich fühlt man sich freier und freut sich, dass die Freiheit gewonnen<br />

hat. Beruflich haben wir in Dresden und Cottbus große<br />

Standorte aufgebaut, die heute noch prima funktionieren. Ausgehend<br />

von Dresden sind wir dann auch Richtung Tschechien aufgebrochen.<br />

6) Joggen in den Wäldern der Region.<br />

1) An den 3. <strong>Oktober</strong> 1990 kann ich mich noch ganz genau erinnern,<br />

da ich zu dieser Zeit an der Universität Bamberg als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin ein Projekt betreut hatte, über das ich an der TU<br />

Berlin einen Vortrag halten sollte. Und so war ich am 3. <strong>Oktober</strong> in<br />

Berlin, hatte tagsüber meinen Vortrag und abends war ich mitten in<br />

den Feierlichkeiten dabei. Die Freude an diesem Tag und dieser<br />

Nacht bei Ost und West war unbeschreiblich. Es wurde auf der Straße<br />

getanzt und alle waren bis spät in der Nacht in Feierstimmung –<br />

für mich unvergesslich!<br />

2) Die elf Monate vorher war ich auch in Bamberg, vor meiner Promotion<br />

habe ich dort Betriebswirtschaft studiert. Am Abend der Öffnung<br />

der Grenzen klingelten Kommilitonen bei mir Sturm und erzählten<br />

mir von der Grenzöffnung. Ich hatte keinen Fernseher und<br />

noch nichts mitbekommen. Wir wollten es gar nicht glauben und<br />

sind sofort nach Coburg an die Grenze gefahren. Es stimmte, es fuhren<br />

scharenweise Trabbis aus dem Osten über die Grenze; die Menschen<br />

jubelten aus offenen Fenstern und veranstalteten ein Hupkonzert.<br />

Am besten ist mir aber ein aus dem Osten herüberfahrender<br />

Mann in Erinnerung geblieben. Er warf haufenweise Visitenkarten<br />

aus dem offenen Autofenster; wir dachten uns nur: Der hat aber die<br />

Marktwirtschaft schon gut verstanden.<br />

3) Siehe oben.<br />

4) Mit meinem heißgeliebten, betagten VW-Käfer.<br />

5) Ich hatte mit meiner Promotion an der Universität Bamberg auch<br />

diesbezüglich viel Glück, da mein Doktorvater sich stark für die Unterstützung<br />

und den Aufbau der Ost-Universitäten nach westlichen<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Lehrplänen und Standards engagiert<br />

hat. Ich war vom Herbst 1989 bis 1994 immer die halbe Woche<br />

in Bamberg und die halbe Woche an der TU Dresden. Leider verunglückte<br />

mein Doktorvater 1992 auf dem Weg von Bamberg nach<br />

Dresden tödlich. Uns, seinen Mitarbeitern aus Dresden und Bamberg,<br />

ist es dann aber mit viel Unterstützung aus der Bamberger Professorenschaft<br />

und dem Wissenschaftsminister von Sachsen gelungen,<br />

sein Werk in Bamberg und Dresden fortzuführen, worauf wir<br />

schon etwas stolz waren. Ich habe in dieser Zeit unwahrscheinlich<br />

viel erlebt und gelernt. Positives wie negative Dinge. Es war aber<br />

alles sehr hilf- und lehrreich für mein weiteres Leben.<br />

6) Dresden natürlich!<br />

Erinnerung in Schwarz-Rot-Gold: ein liebevoll aufgehübschter Trabbi samt<br />

Ährenkranz, Zirkel und Hammer. Foto: © planetadiseno/Fotolia.com<br />

47


[leben] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Klaus Gehauf hat in den USA<br />

auf die Wiedervereinigung angestoßen.<br />

Der 59-jährige Wahlschwabe<br />

ist Geschäftsführer der<br />

Ravensburger Gehauf GmbH,<br />

die sich auf Schulung und Beratung<br />

spezialisiert hat.<br />

Sabrina Neumeister war am<br />

3. <strong>Oktober</strong> 1990 gerade einmal<br />

neun Jahre alt. Dennoch kann<br />

sich die Leiterin der Ulmer Kulturabteilung<br />

sehr gut an den<br />

Tag erinnern.<br />

Foto Flagge: © Carsten Reisinger/Fotolia.com<br />

1) Wir waren in den USA und haben das erst so richtig mitbekommen,<br />

als wir wieder in Deutschland waren. Meine Mutter hatte uns im Urlaub<br />

angerufen und uns an den Tag erinnert. Da haben wir dann auch<br />

ein Glas darauf getrunken. Meine Eltern stammen selbst aus Thüringen,<br />

sind 1949 in den Westen gezogen und hatten auch niemals damit<br />

gerechnet, dass es zu einer Wiedervereinigung kommen würde.<br />

2) Den Fall der Mauer habe ich zusammen mit meiner Frau zuhause im<br />

Fernsehen erlebt. Nachdem wir jahrelang, sowohl in der Schule als<br />

auch von unseren Eltern, immer gehört hatten, dass damit niemals zu<br />

rechnen sein würde, waren wir bereits seit den Vorgängen in Ungarn<br />

mehr als überrascht, dass das nun doch wahr geworden war.<br />

3) Ich war im Aufbau meines Bildungs<strong>unternehmen</strong>s begriffen.<br />

4) Das war ein Daimler Benz. Ich bin ja Wahlschwabe, also was sonst?<br />

5) 1991 hatten wir eine Niederlassung unseres Unternehmens in<br />

Heiden au, in der Nähe von Dresden eröffnet. Der Ort kam erst in den<br />

letzten Tagen wegen der fremdenfeindlichen Ausschreitungen zu<br />

trauriger Berühmtheit. Ich selbst hätte das dort nie erwartet, ich habe<br />

fast nur positive Erfahrungen mit den Heidenauern gemacht. Sonst<br />

hätten wir dort vermutlich auch keine Ferienwohnung erworben.<br />

6) Trotz der Ausschreitungen in Heidenau sind wir dort immer noch<br />

gerne. Vor allem die Nähe zum wirklich tollen Dresden mit seinen<br />

kulturellen und sonstigen Freizeit-Möglichkeiten spielt natürlich<br />

auch eine Rolle.<br />

1) Mein kleiner Bruder bekam an diesem historischen Datum seine<br />

Mandeln entfernt – ich bekam Eis, um die Wartezeit zu versüßen,<br />

und eine kleine Geschichtsstunde von meiner Mama, was es mit der<br />

Wiedervereinigung auf sich hat.<br />

2) Im Alter von acht Jahren kann man die ganze Dimension des<br />

Mauerfalls natürlich nicht erfassen. Die Übertragungen im Fernsehen<br />

habe ich mit meiner ganzen Familie verfolgt. Was mir an diesem<br />

Tag richtig naheging, waren die Tränen meiner Oma, die mit<br />

ihrer Familie im Zuge des 2. Weltkrieges aus ihrer Heimat, dem Erzgebirge,<br />

vertrieben und getrennt worden war. Für meine Oma war<br />

der Mauerfall die „Wiedervereinigung“ ihrer Familie.<br />

3) Ich besuchte die dritte Klasse .<br />

4) Mit dem meiner Eltern – einem Toyota Camry Kombi. Auf dem Rücksitz,<br />

versteht sich.<br />

5) Durch die Wiedervereinigung wurde unsere Familie deutlich größer.<br />

Wir lernten die bis dahin nur namentlich bekannten Geschwister<br />

meiner Oma und deren Kinder und Enkel kennen. Heute sind sich der<br />

westliche und östliche Teil der Familie sogar teilweise wieder richtig<br />

nahe – meine „Großcousine“ aus dem „östlichen Familienzweig“ arbeitet<br />

heute in Neu-Ulm und wir treffen uns regelmäßig.<br />

6) Über Freunde habe ich vor einigen Jahren die Halbinsel Fischland-<br />

Darß-Zingst kennengelernt. Ein unbeschreiblich schönes Gebiet an<br />

der Ostsee, nahe Stralsund .<br />

ERLEBEN SIE NOCH 3 PROMINENTE TOP REFERENTEN – 3 SEMINARABENDE<br />

MIT EVENTCHARAKTER!<br />

SÜDWEST IMPULS<br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN<br />

VORTRAGSABENDEN<br />

Der international begehrte<br />

Persönlichkeitstrainer<br />

begeisterte mit seinen<br />

Werkzeugen für mehr<br />

Selbstvertrauen!<br />

Christian Bischoff 24.09.15<br />

Selbstvertrauen<br />

Peter Brandl 22.10.15<br />

Führung<br />

Johannes Warth 19.11.15<br />

Achtsamkeit<br />

Prof. Dr. G. Dueck 17.12.15<br />

Innovationskraft<br />

Veranstaltungsort: HNU – Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm<br />

Jeweils donnerstags von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Einzelkarte: 59,–€ bzw. 49,– €* | Doppelticket (2 Personen je Vortragsabend): 69,– €<br />

* Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“ | Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />

Infos und Buchung: www.sprecherhaus.de, www.südwestimpuls.de oder +49 (0) 2561 69565-170<br />

Anz_<strong>unternehmen</strong>_Ulm_<strong>2015</strong>_184x65_noch3.indd 1 23.09.15 09:25<br />

48


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Jobaktion von<br />

Schwäbisch Hall<br />

verpufft<br />

Die Anwerbung portugiesischer<br />

Arbeitnehmer der Stadt Schwäbisch<br />

Hall hat wenig gebracht.<br />

Die Aktion hatte 2012 ein großes<br />

Medienecho ausgelöst. Die<br />

Kampagne habe zwar eine gute<br />

Absicht gehabt, doch sei sie unkonkret,<br />

nicht zielgerichtet und<br />

damit nicht nachhaltig gewesen,<br />

sagte der Chef von Baden-<br />

Württembergs Regionaldirektion<br />

der Bundesarbeitsagentur,<br />

Christian Rauch.<br />

Nur etwa 100 Portugiesen seien<br />

in Jobs vermittelt worden, davon<br />

seien aktuell nur noch etwa<br />

30 bis 50 in der Region beschäftigt.<br />

Reinz investiert in<br />

seinen Standort<br />

Neu-Ulm<br />

Mehrere Millionen Euro hat der<br />

Neu-Ulmer Dichtungshersteller<br />

Reinz in seine neue Produktionshalle<br />

gesteckt. Dort stellt<br />

das Unternehmen, das 1100<br />

Mitarbeiter beschäftigt, Getriebesteuerplatten<br />

für die Autoindustrie<br />

her. Reinz gehört zum<br />

US-Konzern Dana, der seinen<br />

Sitz in Maume im Bundesstaat<br />

Ohio hat. Das Dana-Netzwerk<br />

besteht aus rund 100 Entwicklungs-,<br />

Fertigungs- und Vertriebszentren.<br />

Der Autozulieferer<br />

erwirtschaftete zuletzt mit<br />

23.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />

von 6,6 Milliarden<br />

US-Dollar (5,9 Milliarden Euro).<br />

Schwarzwälder<br />

Käse aus<br />

dem Allgäu<br />

Für Verwirrung sorgt bei Verbrauchern<br />

und Markenschützern<br />

die Praxis der Molkerei<br />

Schwarzwaldmilch in Freiburg<br />

und Offenburg im Ortenaukreis,<br />

ihren „Bio Bergkäse“ als<br />

Schwarzwaldkäse zu deklarieren,<br />

obwohl der Käse im bayerischen<br />

Kimratshofen bei Kempten<br />

hergestellt wird. Zwar wird<br />

der Bergkäse aus Bio-Milch aus<br />

dem Schwarzwald gewonnen<br />

und im Schwarzwald vermarktet,<br />

der Produktionsort aber<br />

liegt im Westallgäu. Das rief die<br />

Verbraucherzentrale Baden-<br />

Württemberg auf den Plan; sie<br />

wirft der Schwarzwaldmilch<br />

mangelnde Transparenz vor. Es<br />

ist bereits das zweite Mal, dass<br />

sich Verbraucherschützer in die<br />

Praktiken von Schwarzwaldmilch<br />

einschalten. 2010 hatte<br />

die Molkerei Butter aus dem<br />

Allgäu aus Allgäuer Milch als<br />

Schwarzwälder Butter in den<br />

Handel gebracht. Der Protest<br />

hatte Erfolg und die Butter verschwand<br />

vom Markt.<br />

Ein Paradies für Skater<br />

Aus dem hohen Norden kommt das Unternehmen, das den<br />

spektakulärsten Outdoor-Skatepark zwischen Alb und Bodensee<br />

konzipiert und gebaut hat: Anker Skateboard Rampen aus<br />

Kiel. Dank speziellem Baumaterial und persönlicher Skate-Erfahrung<br />

haben die Handwerker einen guten Ruf und kaum Konkurrenz.<br />

Sie verwirklichten Projekte von Holland bis Italien.<br />

Nicht zuletzt das veranlasste die Stadt Ulm dazu, 230.000 Euro<br />

in den Skatepark unter der Blautalbrücke zu investieren. SG<br />

Allgäu Airport in<br />

Memmingen darf<br />

erweitert werden<br />

Der jahrelange Rechtsstreit um<br />

eine Erweiterung des Allgäu-<br />

Airports in Memmingerberg im<br />

Unterallgäu ist beendet. Der<br />

Bayerische Verwaltungsgerichthof<br />

hat die Klage zweier<br />

Gemeinden, des Bunds Naturschutz<br />

(BUND) und einer Bürgerinitiative<br />

gegen den Planfeststellungsbeschluss<br />

der<br />

Regierung von Oberbayern zurückgewiesen,<br />

auch die<br />

beanstandete Verkürzung des<br />

Nachtflugverbots. Die Geschäftsführung<br />

des Regionalflughafens<br />

verspricht sich vom<br />

Ausbau des Terminals und einer<br />

Verbreiterung der Start- und<br />

Landebahn von 30 auf 45 Meter<br />

höhere Fluggastzahlen durch<br />

mehr Fluglinien – und damit<br />

mehr Rentabilität. Der Allgäu-<br />

Airport kämpft seit seiner Inbetriebnahme<br />

mit finanziellen<br />

Schwierigkeiten. Dagegen soll<br />

ein neues Finanzkonzept helfen.<br />

Bisher haben die Landkreise<br />

Ober-, Unter und Ostallgäu<br />

sowie die Städte Kempten,<br />

Kaufbeuren und Memmingen<br />

zugesagt, sich mit insgesamt 6,6<br />

Millionen Euro an einem 30<br />

Hektar großen, interkommunalen<br />

Gewerbepark auf dem Flughafengelände<br />

zu beteiligen.<br />

Kunststoff Weiss<br />

mit kräftigem<br />

Umsatzplus<br />

Die Firma Weiss Kunststoffverarbeitung<br />

(Illertissen) hat ihren<br />

Umsatz 2014 um 12 Prozent<br />

auf 47,5 Millionen Euro erhöht.<br />

Der Autozulieferer, der 172 Mitarbeiter<br />

am Stammsitz und 91<br />

im ungarischen Györ beschäftigt,<br />

ist Spezialist für Spritzgussteile.<br />

Die Entscheidung für Györ<br />

im Jahr 2007 sei richtig<br />

gewesen, sagt Geschäftsführer<br />

Jürgen Weiss. Dort könnten<br />

auch Teile hergestellt werden,<br />

die mehr Handarbeit benötigen.<br />

Metallverarbeiter<br />

Kontek steht<br />

vor dem Aus<br />

Entgegen der früheren Einschätzungen<br />

des Insolvenzverwalters<br />

Tobias Sorg kann der<br />

Lohnfertiger Kontek (Blaubeuren-Seißen)<br />

nicht saniert werden.<br />

Weil Sorg keinen Käufer<br />

findet und das Insolvenzgeld<br />

ausgelaufen ist, hat er den 70<br />

Mitarbeitern gekündigt. [!]<br />

49


[namen & nachrichten] Ausgabe 47 | <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Widmaier leitet<br />

Finanzamt<br />

Ravensburg<br />

Erst anderthalb Monate nach<br />

Amtsbeginn, dafür im Kreise<br />

von 200 geladenen, hochrangigen<br />

Gästen<br />

ist Frank<br />

Widmaier<br />

als Leiter des<br />

Finanzamtes<br />

Ravensburg<br />

eingeführt<br />

Kehrt als Chef zurück:<br />

Frank<br />

Widmaier.<br />

worden. Der<br />

Jurist hatte<br />

schon in den<br />

90er Jahren<br />

in den Finanzämtern<br />

Ravensburg und<br />

Wangen gearbeitet, später unter<br />

anderem in der Oberfinanzdirektion<br />

Karlsruhe. Die vergangenen<br />

vier Jahr leitete er das Finanzamt<br />

Ehingen. Widmaier<br />

(Jahrgang 1959) löste Robert<br />

Sattler ab, der im April in Ruhestand<br />

gegangen war.<br />

Das Finanzamt Ravensburg beschäftigt<br />

derzeit 255 Mitarbeiter<br />

und 22 Auszubildende. Es ist<br />

zuständig für rund 35.000 Einkommensteuerfälle.<br />

Hinzu<br />

kommen mehr als 23.000 Arbeitnehmerfälle.<br />

Mehr als<br />

14.000 Firmen werden zur Umsatzsteuer<br />

und 7500 Unternehmer<br />

zur Gewerbesteuer veranlagt.<br />

Das gesante Steueraufkommen<br />

des Finanzamts betrug<br />

im vergangenen Jahr mehr<br />

als 811 Millionen Euro.<br />

Kletter-Pilotprojekt von Mini in Ulm<br />

Einen neuen Weg im Sponsoring beschreiten<br />

Mini Deutschland und das Autohaus Reisacher<br />

(Memmingen). Sie sponsern die Ulmer Boulderhalle<br />

im Rahmen eines Drei-Jahres-Vertrags<br />

mit einem fünfstelligen Betrag. Mini<br />

Deutschland finanziere unter anderem die 30<br />

Gefährliches<br />

Grundrauschen<br />

des Internets<br />

IT-Experten ist es in einem Experiment<br />

gelungen, mit einem<br />

nachgebauten Eisenbahnsystem<br />

binnen sechs Wochen fast<br />

2,7 Millionen Angriffe aus dem<br />

Internet anzulocken. Der Sicherheitssoftwarehersteller<br />

Sophos<br />

hatte das als „Honigfalle“<br />

für Hacker konzipierte Projekt<br />

„Honeytrain“ mit dem deutschen<br />

Industriedienstleister Koramis<br />

organisiert. Mit fast 90<br />

Prozent seien die meisten Zugriffe<br />

automatisiert erfolgt, sagte<br />

Sophos-Experte Chester Wisniewski.<br />

Dahinter steckten also<br />

keine gezielten Angriffe auf das<br />

vermeintliche Verkehrssystem;<br />

vielmehr handele es sich um<br />

„das generelle Rauschen des Internets“.<br />

Ungefähr in der Hälfte<br />

der Fälle sei ein Eindringen mithilfe<br />

sogenannter Wörterbuchattacken<br />

versucht worden<br />

– dabei werden automatisiert<br />

lange Wörterlisten für Benutzername<br />

und Passwort durchprobiert,<br />

um sich in ein System<br />

einzuloggen.<br />

Meter breite und 4,5 Meter hohe Kletterwand<br />

im ersten Jahr komplett, sagt Swen Schulmeyer,<br />

Teamleiter Marketing bei Reisacher. Von<br />

Ulm aus will Mini das Engagement im Bouldersport<br />

deutschlandweit ausbreiten. Geplant ist<br />

eine Mini-Boulderleague im Jahr 2016.<br />

Zum 25. Mal<br />

neue Studenten<br />

an der ZU<br />

Die Zeppelin Universität (ZU)<br />

hat zu Beginn des Herbstsemesters<br />

mehr als 280 neue Studierende<br />

begrüßt. Es ist der 25.<br />

Jahrgang, der an der ZU das Studium<br />

aufnimmt. Rund 220 haben<br />

sich dabei in den Bachelorund<br />

Masterprogrammen neu<br />

eingeschrieben, hinzu kommt<br />

die Rekordzahl von 65 Gaststudierenden<br />

aus 19 Ländern von<br />

den Partnerunis der ZU. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.),<br />

Irmgard Städele,<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Glinka (Bild)<br />

Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />

+ Interview), Volkmar Könneke,<br />

Matthias Kessler, Siegfried Geyer,<br />

Getty images, picture alliance,<br />

Werkfotos, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />

<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Stefan Kulbe<br />

Telefon 0731 156-137<br />

E-Mail s.kulbe@swp.de<br />

Auflage: 15 000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

2. Dezember <strong>2015</strong><br />

Die Themen<br />

Corporate Clothing<br />

& Dresscodes<br />

Coaching & Mitarbeiterführung<br />

Cybersicherheit: Wo sind<br />

Schwachstellen?<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

6. November <strong>2015</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


Charmante Suiten am Bodensee.<br />

Bis 2018 entsteht mit der Gräfl ichen Seedomaine zu Bodman ein einzigartiges Immobilienprojekt:<br />

individuell gestaltbare Wohnungen mit 40 bis 180 m 2 Wohnfläche direkt am Bodensee.<br />

Jetzt Besichtigungstermin vereinbaren.<br />

Villa Riedblick<br />

Residenz Bodmansee<br />

Villa Seehalde<br />

Am westlichen Rand des Ensembles gelegen,<br />

bietet sich Ihnen in dieser Villa der<br />

weiteste Blick in alle Richtungen.<br />

Mit breiter Front auf den See ausgerichtet,<br />

liegt Ihnen in dieser Villa der Gemeindehafen<br />

direkt zu Füßen.<br />

Über die Dachlandschaft Bodmans hinweg<br />

genießen Sie in dieser Villa einen privilegierten<br />

Blick auf den See.<br />

Wohnbeispiele<br />

Suite 2: 134,4 m 2 798.800 EUR<br />

Suite 3: 91,4 m 2 580.100 EUR<br />

Suite 5: 90,9 m 2 690.500 EUR<br />

Suite 7: 162,5 m 2 1.576.300 EUR<br />

Wohnbeispiele<br />

Suite 2: 92,7 m 2 671.700 EUR<br />

Suite 4: 94,1 m 2 691.300 EUR<br />

Suite 5: 94,0 m 2 780.200 EUR<br />

Suite 7: 182,0 m 2 1.910.500 EUR<br />

Wohnbeispiele<br />

Suite 2: 139,8 m 2 678.000 EUR<br />

Suite 3: 86,4 m 2 509.500 EUR<br />

Suite 4: 103,1 m 2 608.300 EUR<br />

Suite 7: 160,7 m 2 1.542.200 EUR<br />

GSB-UNT-1509<br />

Gräfliche Seedomaine zu Bodman GmbH<br />

Kontakt: Sina Hummler, +49 8382 960630, s.hummler@seedomaine-bodman.com, www.seedomaine-bodman.com


Eines der größten und schönsten<br />

Einrichtungshäuser Süddeutschlands!<br />

50 Jahre Tradition –<br />

die Meilensteine des<br />

Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

Schreinerei und kleiner Möbelhandel in<br />

Nasgenstadt, 1965.<br />

Möbelhaus auf der grünen Wiese, 1977.<br />

Gebäudekomplex um 1989.<br />

Gebäudekomplex um 1993/94 mit einer Ausstellungsfläche<br />

von 22.000 m 2 .<br />

2013, Eröffnung des komplett neu gestalteten und erweiterten Möbelhauses.<br />

Damit verfügt Möbel Borst mit trendpoint über 35.000 m 2 Verkaufsfläche und<br />

einer Lagerkapazität von über 90.000 m 3 .<br />

Von der Schreinerei mit einem kleinen Möbelhandel<br />

zum modernen Möbelhaus inklusive<br />

Mitnahmemarkt – und das in einem halben Jahrhundert.<br />

Möbel Borst in Ehingen blickt auf eine<br />

Wachstumsgeschichte zurück,<br />

die beeindruckt.<br />

Das Einzugsgebiet des Möbelhauses<br />

erstreckt sich heute<br />

von Meßkirch bis Günzburg,<br />

von Bad Urach bis Bad Waldsee.<br />

Mit derzeit über 270 Mitarbeitern<br />

ist Möbel Borst ein<br />

gesundes mittelständisches<br />

Unternehmen mit stetigem<br />

Wachstum und ein sicherer<br />

Arbeitgeber in der Region.<br />

NEU:<br />

<strong>2015</strong><br />

2012<br />

2012<br />

2012<br />

2009<br />

Zum 5. Mal der Beste!<br />

Zum fünften Mal insgesamt und dabei zum dritten Mal in Biberach sind wir nun zum<br />

Branchensieger gewählt worden. Auch weiterhin werden wir natürlich alles dafür tun, dieses<br />

Vertrauen zu rechtfertigen und uns bemühen, damit unsere Kunden neben einer riesigen<br />

Auswahl und hervorragendem Service auch die beste Qualität zum günstigen Preis erhalten.<br />

311<br />

A8 10<br />

28<br />

311<br />

trendpoint<br />

10<br />

A7<br />

Möbelhaus Borst GmbH + Co., Karpfenweg 8<br />

89584 Ehingen, direkt an der B311<br />

Tel. 07391/587- 0, Fax. 07391/587-175<br />

www.moebel-borst.de, info@moebel-borst.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag-Freitag: 9 - 20 Uhr<br />

Samstag: 9 - 18 Uhr<br />

durchgehend geöffnet<br />

Über<br />

1000<br />

311<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!