unternehmen Dezember 2015
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 4 8<br />
Mission<br />
Arbeit<br />
Sein Job war schon vor der Flüchtlingskrise nicht<br />
einfach: Peter Rasmussen, der Leiter der Agentur<br />
für Arbeit Ulm, im großen Interview.<br />
IT-Sicherheit Wie man mit der „Schwachstelle Mensch“ umgeht SEITE 22<br />
Finanzen So sorgen Selbstständige fürs Alter vor SEITE 28<br />
Businessmode Denn sie wissen nicht, was sie tragen SEITE 42
TAG HEUER CARRERA CALIBRE 1887<br />
TAG Heuer ist offi zieller Zeitnehmer der Bundesliga. Fußball ist jede Sekunde volle Konzentration,<br />
jeder Spielzug eine neue Herausforderung an Körper und Geist. Dabei eint alle<br />
Akteure das Ziel, als Sieger vom Platz zu gehen und getreu dem Motto „Don’t Crack Under<br />
Pressure“ jedem Druck standzuhalten.
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
wir Deutschen sind ein komisches Volk.<br />
Wenn es ums Reisen und Exportieren geht,<br />
wollen wir die ganze Welt fest in unseren<br />
Händen halten. Suchen kriegsgeplagte<br />
Menschen hierzulande Schutz, nimmt die<br />
Weltoffenheit vieler Leute rasch ab. Manche<br />
stellen sogar die Unantastbarkeit der Mensch<br />
en würde in Frage. Doch die ist nicht verhandelbar.<br />
Dass die Integration der Flüchtlinge<br />
eine Herausforderung wird, steht<br />
außer Frage. Peter Rasmussen, der Leiter der<br />
Agentur für Arbeit Ulm, schildert das im<br />
Titelinterview (Seite 10). Auch auf anderen<br />
Gebieten wachsen die Aufgaben. Die Bandbreite<br />
reicht vom Führungsverhalten in<br />
schwierigen Phasen (Seite 6) bis hin zum<br />
Schutz vor Eindringlingen in die Firmen-IT<br />
(Seite 22). Doch keine Sorge, es gibt auch<br />
leichte Themen: Männer und Modesünden<br />
(Seite 42) sowie unsere Umfrage zu Silvester.<br />
Anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[führen]<br />
6 Einmal Coaching für den Chef<br />
Wie man ein guter Vorgesetzter wird<br />
[titelthema]<br />
10 Die Sprache ist der Schlüssel<br />
Peter Rasmussen im Gespräch<br />
[gründen]<br />
20 Das schmeckt auch dem Gewissen<br />
Gutes von hier – liefert die „reg.io UG“<br />
[sicherheit]<br />
22 Das Unheil kam per E-Mail<br />
Ein fataler Klick und seine verheerenden<br />
Folgen<br />
[machen]<br />
26 Die Ausgräber Die Firmenhistoriker –<br />
zwischen Geschichte und Geschichten<br />
34 Brasilien, China, Laupheim<br />
Weltmarktführer aus der Provinz:<br />
Uhlmann Pac-Systeme<br />
[finanzieren]<br />
28 Vorsorgen! Aber wie?<br />
Ein Sicherheitsnetz fürs Alter knüpfen<br />
[spezial]<br />
32 Ideen statt Gedöns Bildungsmesse –<br />
Orientierung für Schüler und Betriebe<br />
38 Fuß folgt Auge Da schau her: So fällt<br />
man auf der Messe auf<br />
[leben]<br />
42 Männer und Modesünden<br />
Wie man Mann anzieht<br />
45 Teamgeist am Leib<br />
Gute Arbeitskleidung hebt die Moral<br />
46 Fisch, Fondue und Tigerkopf<br />
Was sie an Silvester treiben! Umfrage<br />
unter Führungskräften<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Wirtschaftskrimis in der Möbelwelt<br />
4 James Bond bleibt Ulm treu<br />
5 Bosch-Rexroth streicht bis zu<br />
610 Stellen in Elchingen<br />
50 Bregenzer Bruchlandung<br />
50 Impressum<br />
28 46<br />
42 22<br />
06<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wirtschaftskrimis in der Möbelwelt<br />
Ulm ist für Möbelhändler einhartes<br />
Pflaster. Zuletzt machten die<br />
regionalen Branchenriesen Inhofer<br />
(Senden) und Mahler (Bopfingen)<br />
Schlagzeilen. Im Prozess gegen<br />
vier Manager von Möbel<br />
Inhofer stand jedoch schnell die<br />
Staatsanwaltschaft im Fokus: einerseits<br />
wegen schlampiger Ermittlungen,<br />
andrerseits wegen<br />
des überharten Auftretens gegenüber<br />
den Angeklagten, von denen<br />
sie zwei im Jahr 2012 sogar<br />
kurzzeitig in Untersuchungshaft<br />
nahm. Vom Vorwurf des systematischen<br />
Sozialhilfebetrugs und<br />
einem geschätzten Schaden von<br />
3,3 Millionen Euro blieb nur ein<br />
Bruchteil übrig. Im fraglichen<br />
Zeitraum zwischen 1999 und<br />
2012 arbeitete das Möbelhaus bei<br />
rund 1000 Beschäftigten mit 50<br />
freien Handelsvertretern zusammen,<br />
von denen für etliche der<br />
Vorwurf Scheinselbstständigkeits<br />
nicht zutraf. Sowohl die Urteile<br />
als auch die Einschätzung<br />
des Richters zu Arbeit und Vorgehen<br />
der Staatsanwaltschaft waren<br />
schallende Ohrfeigen. Dennoch<br />
will diese nun das Urteil<br />
vom Bundesgerichtshof überprüfen<br />
lassen. Das Landgericht verurteilte<br />
Edgar und August Inhofer<br />
für den nachlässigen Umgang<br />
mit der Sozialversicherungspflicht,<br />
setzte die Haftstrafen zur<br />
Bewährung aus, alle vier Angeklagten<br />
müssen Geldstrafen bezahlen.<br />
Spannend geht es auch bei Möbel<br />
Mahler zu. Das Unternehmen<br />
hatte sich mit XXX Lutz bereits<br />
nota riell auf den Verkauf seiner<br />
Möbelhäuser am Stammsitz und<br />
in Wolfratshausen geeinigt – für<br />
45 Millionen Euro. Doch lösten<br />
beide Seiten den Kaufvertrag und<br />
verhandelten im Oktober wieder.<br />
Das Möbelhaus, so Seniorchef<br />
Gerd Mahler, will sich auf den<br />
Standort Neu-Ulm konzentrieren.<br />
Dort ist XXX Lutz mit 10 Prozent<br />
beteiligt und Mahler Mitglied<br />
in der von Lutz gegründeten<br />
Einkaufsgemeinschaft. [!] AMB<br />
Möbel Mahler in Neu-Ulm: Das Unternehmen gab für Erwerb und Umbau<br />
des alten Mutschler-Centers viel Geld aus: rund 35 Millionen Euro.<br />
James Bond bleibt Ulm treu<br />
James Bond ist eine treue Seele –<br />
zumindest wenn es um seine<br />
Pistole geht. Auch im neuen Kinoknüller<br />
„Spectre“ setzt Geheimagent<br />
007 auf eine Walther<br />
PPK als Dienstwaffe. Die<br />
liefert das Ulmer Unternehmen<br />
Carl Walther,<br />
das mittlerweile zum<br />
Arnsberger Waffenhersteller<br />
Umarex (Hochsauerlandkreis-<br />
NRW) gehört.<br />
„Wir unterstützen gerne Anfragen<br />
für Filmaufnahmen und beraten<br />
bei der Ausstattung“, erklärt<br />
Walther-Geschäftsführer<br />
Alexander Lenert (45). Ein aktives<br />
Sponsoring gebe es aber<br />
nicht. Auch darf Walther von<br />
sich aus keine Werbung mit<br />
James Bond machen. Üblicherweise<br />
handelt es sich bei Pistolen<br />
für Filmaufnahmen um Schreckschusspistolen<br />
im Kaliber 9 Millimeter<br />
P.A.K. „Bei Pistolen diesen<br />
Typs wird kein Geschoss durch<br />
den Lauf getrieben, die Patrone<br />
erzeugt aber den sonst üblichen<br />
Schuss-Knall“, erklärt Lenert. Die<br />
PPK wurde bis 1999 auch als<br />
„scharfe Waffe“ hergestellt. Die<br />
Zusammenarbeit läuft über einen<br />
festen Ansprechpartner bei<br />
EON-Productions in London, an<br />
die dieser Spezialauftrag auch geliefert<br />
wird.<br />
Mit seinem zehnjährigen Sohn<br />
schaut der gebürtige Erlanger die<br />
alten 007-Folgen auf dem Bezahlsender<br />
Sky an. Ihr gemeinsamer<br />
Bond-Lieblingsfilm:<br />
„In<br />
tödlicher Mission“.<br />
Der<br />
Grund: Beide<br />
sind leidenschaftliche<br />
Skifahrer und<br />
„mein Sohn<br />
lacht sich<br />
heute über<br />
Geschäftsführer:<br />
Alexander<br />
Lenert.<br />
die Stunt-Szenen aus dem Jahr<br />
1981 kaputt“.<br />
Das Unternehmen Carl Walther<br />
wurde im Jahr 1886 in Zella-Mehlis<br />
(Thüringen) gegründet. Nach<br />
der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg<br />
erfolgte der Neuanfang in<br />
Ulm. Heute beschäftigt Walther<br />
242 Mitarbeiter. [!] AMB/KÖ<br />
4<br />
Daniel Craig, Agent mit Schreckschusspistole aus Ulm .
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Bosch-Rexroth streicht bis zu 610 Stellen in Elchingen<br />
Die Krise hatte sich angedeutet.<br />
Doch mit einem solchen Kahlschlag<br />
hatten die Mitarbeiter des<br />
Bosch-Rexroth-Werkes in Elchingen<br />
nicht gerechnet. Bis zu 610<br />
der 2479 Stellen will der Konzern<br />
bis Jahresende 2018 abbauen . Insgesamt<br />
streicht Bosch-Rexroth<br />
(Lohr am Main) bis zu 1150 Stellen<br />
in Deutschland und begründet<br />
das mit der weltweit sinkenden<br />
Nachfrage. Im Kern geht es<br />
um den Bereich Mobile Anwendungen,<br />
in dem Bauteile für Bagger,<br />
Gabelstapler und Traktoren<br />
hergestellt werden. In dieser<br />
Sparte arbeiten in Deutschland<br />
6200 Menschen. Das Werk in Elchingen<br />
ist federführend in diesem<br />
Bereich. Dort werden Hydraulikteile<br />
hergestellt. Künftig<br />
solle die Produktion von Schrägachsen<br />
aus Kostengründen ins<br />
türkische Bursa verlegt werden.<br />
„Wir wollen betriebsbedingte<br />
Kündigungen vermeiden“, sagt<br />
der kaufmännische Werksleiter<br />
Michael Everts. Angesichts der<br />
Größe des Sparprogramms kann<br />
er diese aber nicht ausschließen.<br />
Mit IG Metall und Betriebsrat laufen<br />
bereits Gespräche über Abfindungen<br />
und Altersteilzeit. Das<br />
Unternehmen sei für alternative<br />
Vorschläge offen. Viele Mitarbeiter<br />
machen sich Sorgen. Wenn<br />
ausgerechnet die Herstellung der<br />
profitablen Produkte in die Türkei<br />
verlagert werde, sei der Standort<br />
Elchingen als Ganzes in Gefahr,<br />
sagt Betriebsratsvorsitzender<br />
Horst Schwürzinger. [!] TS/CZI<br />
Sind wütend und besorgt: Bosch-Rexroth-Mitarbeiter in Elchingen.<br />
Studenten küren Liebherr<br />
zur attraktivsten Firma<br />
Die Liebherr International<br />
Deutschland GmbH ist nach Ansicht<br />
von 700 Studenten der attraktivste<br />
Arbeitgeber in der Region.<br />
Die Hochschule Neu-Ulm<br />
hat zum vierten Mal Studierende<br />
aus der Informatik sowie den den<br />
Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften<br />
69 Firmen mit einem<br />
Jahresumsatz von mehr als 50<br />
Millionen Euro bewerten lassen.<br />
Die 20 beliebtesten Firmen in der<br />
Region Ulm/Neu-Ulm<br />
1. Liebherr-International<br />
Deutschland<br />
2. Daimler TSS<br />
3. Drogeriemarkt Müller<br />
4. Ratiopharm<br />
5. Seeberger<br />
6. Wieland-Werke<br />
7. Gardena Deutschland<br />
8. Liqui Moly<br />
9. SWU Stadtwerke Ulm/NU<br />
10. Iveco Magirus Lastwagen<br />
Neu ist der „Hidden Cham pion<br />
Employer Branding Award <strong>2015</strong>“,<br />
der an den Ulmer Prüfmaschinenhersteller<br />
Zwick Roell ging.<br />
,,Viele Studierende sehen oft nur<br />
in Konzernen Karrierechancen,<br />
dabei haben Hidden Champions<br />
weit mehr als angenommen zu<br />
bieten,“ sagen die Professoren<br />
Alexander Kracklauer und Sascha<br />
Fabian. [!]<br />
11. Settele Schwäbische<br />
Spezialitäten & Feinkost<br />
12. Möbel Inhofer<br />
13. Peri<br />
14. Cassidian<br />
15. Finkbeiner<br />
16. Schwenk Zement<br />
17. Magirus Brandschutz<br />
18. Fritz & Macziol<br />
19. Pfizer Deutschland<br />
20. Merckle<br />
Ikea-Abhol-Zentrum<br />
in Ravensburg<br />
Die schwedische Möbelkette ist<br />
seit geraumer Zeit in Baden-<br />
Württemberg auf der Suche nach<br />
neuen Standorten. Auf dem ehemaligen<br />
Standort des Möbelhändlers<br />
„Domicil“ in Ravensburg<br />
eröffnet Ikea im Jahr 2016<br />
ein Abholzentrum – das erste von<br />
insgesamt acht. Die Kunden aus<br />
dem Raum Ravensburg und Bodensee<br />
können dort ihre online<br />
bestellten Einkäufe abholen, ohne<br />
zum nächsten Ikea-Markt<br />
nach Ulm fahren zu müssen,<br />
heißt es bei Ikea Deutschland.<br />
Ziel sei es, dass die Kunden weniger<br />
als 40 Minuten mit dem Auto<br />
fahren müssen. [!]<br />
Mittelstand zeigt sich<br />
investitionsfreudig<br />
Der deutsche Mittelstand glaubt<br />
nach einer Studie der Förderbank<br />
KfW zunehmend an einen robusten<br />
Aufschwung in Deutschland<br />
und Europa. Das zeige sich an den<br />
Investitionen, die 2014 mit einem<br />
Plus von 6 Prozent auf 202<br />
Milliarden Euro stiegen und damit<br />
den höchsten Stand seit 2008<br />
erreicht haben, sagte KfW-Chefvolkswirt<br />
Jörg Zeuner bei der Vorlage<br />
einer repräsentativen Umfrage<br />
unter Mittelständlernt.<br />
<strong>2015</strong> dürfte sich der Aufschwung<br />
der Investitionen von kleinen<br />
und mittleren Unternehmen<br />
fortsetzen. „Das Vorkrisenniveau<br />
von 204 Milliarden Euro aus dem<br />
Jahr 2007 kann in diesem Jahr<br />
überschritten werden.“ [!]<br />
5
Nicht jeder Vorgesetzte ist ein Naturtalent im Umgang mit seiner Herde. Die gute Nachricht: Führen kann man lernen. <br />
Foto: © Greg Epperson/Fotolia.com<br />
Einmal Coaching für den Chef<br />
Bin ich ein guter Chef? Oder nicht? Und warum? Immer mehr Führungskräfte loten ihre Schwachpunkte aus,<br />
schulen sich in Seminaren und Weiterbildungskursen oder lassen sich coachen. Was einst mit einem Tabu<br />
behaftet war, ist heute fast schon Standard. Sinnvoll ist es allemal.<br />
Ein guter Boss zu sein, ist beileibe nicht ohne. Breite Schultern<br />
allein reichen nicht aus, um all die Verantwortung zu stemmen<br />
oder in einer Schlangengrube zu überleben. Denn oftmals<br />
ist der Grat zwischen Erfolg und Missgunst sehr schmal.<br />
Katharina Heuer sieht die Sache sportlich. Für die Geschäftsführerin<br />
der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), ein großes<br />
Netzwerk von Personalmanagement-Verantwortlichen, ist ein guter<br />
Chef Manager, Trainer und Coach einer Mannschaft in einer Person. Er<br />
verantwortet Erfolg oder auch Misserfolg: „Eine Führungskraft ist<br />
Teamplayer und hat unterschiedliche Rollen. Und sie übernimmt immer<br />
dann die Führungsposition, wenn sie gefragt ist.“ Dabei ist es<br />
wichtig, dass sie die Spieler anheizt, vorantreibt, geschickt positioniert<br />
und – für die Di plom-Volkswirtin ganz entscheidend – ihre eigene<br />
Position genau kennt: „Eine gute Führungskraft<br />
ist nachvollziehbar und authentisch<br />
in ihrem Handeln. Sie holt sich aktiv Feedback<br />
ein und reflektiert ihr Handeln.“<br />
Nur auf diese Weise kann der Trainer jederzeit<br />
den Blick auf das aktuelle Spielgeschehen<br />
richten, ohne die Nase zu hoch zu tragen.<br />
Katharina Heuer: „Ein guter Chef<br />
weiß, dass er nicht der beste Fachexperte<br />
und kein Allwissender ist, sondern das<br />
Know-how und die Erfahrungen und damit<br />
die kollektive Intelligenz seiner Mitarbeiter<br />
nutzt.“<br />
Personalführungsexpertin<br />
Katharina Heuer.<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[führen]<br />
So sieht das auch Professor Dr. Thomas Bayer von der Hochschule Neu-<br />
Ulm: „Wer eine Firma oder einen internen Geschäftsbereich führt, der<br />
kann sich natürlich bestimmte Techniken und Werkzeuge aneignen,<br />
doch muss er lernen, sich auf seine Mitarbeiter zu verlassen, denn sie<br />
sind in ihren Bereichen die eigentlichen Fachexperten.“<br />
SCHWÄCHEN ERKENNEN – UND DAZU STEHEN<br />
Auch für den Direktor des Instituts für Dienstleistungsmanagement<br />
ist die stetige Selbstreflexion eine bedeutende Grundlage für Führungsstärke:<br />
„Neben Fachwissen und einem großen Erfahrungsschatz<br />
ist es wichtig, dass ein Manager immer die Bereitschaft in sich trägt, zu<br />
lernen sowie seine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Und<br />
zu diesen muss man natürlich auch stehen können.“<br />
Dies gilt vor allem in Krisenphasen. Gerade in Zeiten, in denen das<br />
Spiel zu kippen droht, sprich, Umsätze auf Talfahrt sind und sich Kunden<br />
selbst auswechseln, kann eine Führungskraft vor der kompletten<br />
Mannschaft ihre wahren Qualitäten unter Beweis stellen. Und dies um<br />
Himmelswillen nicht, indem sie den Kraftprotz gibt. Bayer ist für<br />
Transparenz: „Wenn ein Unternehmen in eine Schieflage zu geraten<br />
droht oder sich bereits in stürmischer See bewegt, muss man auf Kommunikation<br />
setzen und die Mitarbeiter ins Boot holen, sprich umfassend,<br />
jedoch auch zielgerichtet informieren.“ Man müsse zeigen, wo<br />
die Probleme liegen und wie man sie lösen wird. Man könne und müsse<br />
gegebenenfalls auch dazu stehen, dass es vielleicht noch keinen<br />
klaren Weg oder einen ausgereiften Plan gibt, „dass man jedoch dabei<br />
ist, ihn zu finden und zu erarbeiten. Auf keinen Fall darf man so tun,<br />
als ob alles in Ordnung ist.“<br />
SEINE MITARBEITER NIEMALS UNTERSCHÄTZEN<br />
Mal ehrlich. Welcher Mitarbeiter merkt nicht, dass Aufträge wegfallen?<br />
Den Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ kann man in<br />
dieser Situation getrost vergessen. Die richtigen Worte zu finden, ist<br />
aber nicht so einfach. Für Bayer ergibt es keinen Sinn, den Teufel an die<br />
Wand zu malen: „Unsicherheiten in der Belegschaft, die zu Angst um<br />
den Arbeitsplatz führen können, sind immer auf Schwächen von einzelnen<br />
Führungskräften zurückzuführen, die ungenügend oder eben<br />
falsch informiert haben. Mitarbeiter haben ganz feine Antennen und<br />
spüren Veränderungen sofort“, erklärt der Professor.<br />
Die Folge: Sehr schnell breitet sich Frustration<br />
in Büros und am Band aus und Konflikte<br />
sind programmiert. Das bestätigt Katharina<br />
Heuer: „Man darf seine Mitarbeiter<br />
und die Gespräche innerhalb der Belegschaft<br />
nicht unterschätzen.“ Auch die Personalmanagement-Expertin<br />
empfiehlt eine<br />
offene, aber der Situation angepasste<br />
Informationspolitik. Leider mangle es daran<br />
in vielen Unternehmen: „Man muss<br />
sich als Firmeninhaber, Geschäftsführer<br />
oder Führungskraft immer in die Situation<br />
der Mitarbeiter versetzen und überlegen,<br />
Thomas Bayer,<br />
Hochschule Neu Ulm.<br />
was man selbst an deren Stelle hören und wissen möchte und muss.“<br />
Wichtig sind Offenheit und Ehrlichkeit – gegenüber seinen Mitarbeitern<br />
und vor allen auch zu sich selbst: „Viele Führungskräfte meinen,<br />
immer sofort die richtige Lösung parat haben zu müssen. Dabei genügt<br />
es den Mitarbeitern oftmals schon zu wissen, dass ein Problem<br />
erkannt und angepackt wird und wo und wie sie mitanpacken<br />
können.“<br />
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KLEINE SCHULE DER GELASSENHEIT<br />
Klingt ja gar nicht so schwierig, doch ohne eine fundierte Schulung<br />
oder Weiterbildung gelingt diese gelassene Einstellung nicht jedem.<br />
Das Angebot ist reichhaltig, sagt Christopher Rauen, der Vorsitzende<br />
des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC) in Osnabrück.<br />
Schwierig dürfte eher die Auswahl sein. „Für die Schulung von Führungskräften<br />
gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Seminaren.<br />
Das Spektrum reicht hier vom einfachen Rhetorik-Kurs an der VHS bis<br />
zu einer mehrjährigen Coaching-Ausbildung oder einem vom Unternehmen<br />
bezahlten MBA-Studium.“<br />
Worauf also sollte man achten? Um gute Führung zu lernen, genüge<br />
es nicht, Wissen anzusammeln, man müsse es eben umsetzen. Gerade<br />
dafür können begleitende Coaching-Maßnahmen sehr sinnvoll sein,<br />
sagt Rauen. Die Entwicklung ist in seinen Augen eben auch positiv:<br />
„Erfreu licherweise werden Weiterentwicklungsmaßnahmen von unterschiedlichsten<br />
Zielgruppen in Anspruch genommen. Anlass sind<br />
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7
[führen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
tenzaufbau. Ob es bestimmte Zielgruppen sind, die Schulungen eher<br />
in Anspruch nehmen, ist schwer zu sagen, da viele Führungspositionen<br />
durch Männer besetzt sind, hier also schon eine Vorselektion stattgefunden<br />
hat.“<br />
COWBOY-MENTALITÄT IST NICHT MEHR GEFRAGT<br />
Doch ist wirklich schon alles eitel Sonnenschein und jeder lernwillig<br />
und -bereit? Oder ist es für viele Führungskräfte noch ein Tabu, sich<br />
coachen zu lassen? Rauen: „Das ist früher öfter der Fall gewesen, hat<br />
sich jedoch deutlich geändert. Coaching dient nicht nur dem Abbau<br />
von Leistungsdefiziten, sondern auch der Entwicklung von Potenzialen.<br />
Viele ,High Potentials‘ in Unternehmen bekommen einen Coach<br />
– und empfinden dies als Auszeichnung. Nicht zuletzt deshalb wird<br />
Coaching immer positiver angesehen.“<br />
Schlechte Chefs können krank machen<br />
Das Führungsverhalten von Vorgesetzten ist bedeutsam für<br />
die Gesundheit der Beschäftigten – und kann trainiert werden.<br />
Das ist die Essenz einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin (BAuA), in der die Ergebnisse<br />
eines dreijährigen europäischen Verbundprojekts gebündelt<br />
sind. Untersucht wurden verschiedene Merkmale über einen<br />
Zeitraum von 22 Monaten. Dabei zeigte sich, dass eine gesundheitsförderliche<br />
Führung langanhaltende Effekte auf das<br />
Engagement und die psychische Gesundheit der Beschäftigten<br />
hat. Eher kurzfristig dagegen waren die Effekte auf das<br />
Teamklima. Deutlich wurde aber auch, dass der Gestaltungsspielraum<br />
von Führungskräften der unteren Hierarchieebene<br />
begrenzt ist.<br />
Für Betriebe ist eine gesundheitsförderliche Führung aus<br />
zwei Gründen von Bedeutung. Erstens stabilisiert sie deutlich<br />
die Psyche und die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten.<br />
Zweitens können Unternehmen auf diese Weise engagierte<br />
Mitarbeiter binden und so dem drohenden Fachkräftemangel<br />
entgegenwirken.<br />
Die komplette 250-seitige Studie „Rewarding and sustainable<br />
healthpromoting leadership“ kann auf der Internetnetseite<br />
der BAuA kostenlos heruntergeladen werden; sie enthält eine<br />
deutsche Zusammenfassung. Link: http://www.baua.de/de/<br />
Publikationen/Fachbeitraege/F2199.html<br />
LOE<br />
Tendenz steigend. Nach Rauens Beobachtung<br />
hat sich die Einstellung von Führungskräften<br />
in den vergangenen 25 Jahren<br />
deutlich gewandelt: „Während Coaching<br />
früher sehr diskret stattgefunden hat und<br />
kaum jemand davon wissen durfte, geht<br />
die aktuelle Generation sehr offen mit dem<br />
Thema um.“ Zum einen seien die Führungskräfte<br />
oft dankbar für jede Form profunder<br />
Unterstützung, um die Anforderungen<br />
des immer komplexer werdenden<br />
Alltags bewältigen zu können. Zum anderen<br />
sei die Gesellschaft psychologischen<br />
Coachingprofi<br />
Christopher Rauen.<br />
Themen gegenüber immer offener geworden. Überdies habe sich auch<br />
das Bild von Führungskräften gewandelt. Gefragt sei nicht mehr die<br />
Mentalität einer John-Wayne-Cowboy-Figur, die am allerliebsten im<br />
Alleingang die Schwachen vor den Bösen rettet. Heute werde von<br />
Führungs kräften deutlich mehr Sozialkompetenz erwartet – sie müssen<br />
teamfähig sein.<br />
EINE AUSBILDUNG ALLEIN REICHT NICHT<br />
Auch Bayer bestätigt, dass immer mehr Vorgesetzte und Manager zum<br />
Wohl des Unternehmens gerne noch einmal die Schulbank drücken,<br />
meist abends oder an Wochenenden: „Ob Inhouse-Seminare oder Studiengänge<br />
an einer Hochschule. Viele Techniker, Ingenieure oder Wissenschaftler,<br />
die Führungsrollen übernommen haben oder übernehmen,<br />
streben einen Abschluss als Master of Business Administration<br />
(MBA) in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung an. Denn<br />
für viele Chefs ist schnell klar, dass eine Ausbildung allein nicht<br />
reicht.“ Doch bereits während der Aus- und Weiterbildung ist Standhaftigkeit<br />
gefragt: „Das muss man sich vorher schon gut überlegt<br />
haben, denn in so einem Studium steckt viel Arbeit. Das ist beileibe<br />
nicht ohne.“ [!]<br />
STEFAN LOEFFLER<br />
Diese Führungsfigur hat einen gewaltigen Vertrauensvorschuss ihrer Gefolgschaft. Das hilft allen.<br />
8
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />
Herr Andreas Dobbert ist seit<br />
01.Juli <strong>2015</strong> für die Schwabengarage<br />
GmbH zuständig und<br />
damit verantwortlich für die<br />
Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />
Heidenheim und Geislingen.<br />
Herr Dobbert arbeitet bereits<br />
seit 1991 für das Unternehmen<br />
Schwabengarage GmbH/<br />
Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />
Zuletzt war er Geschäftsführer<br />
der AHZ Automobil Handelszentrum<br />
GmbH und für die<br />
Marken Toyota und Lexus verantwortlich.<br />
Herr Dobbert ist<br />
51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />
zwei erwachsene Kinder.<br />
Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />
und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
– die Kunden in den Fokus<br />
des Unternehmens zu stellen,<br />
wofür vor allem ein gutes<br />
Betriebsklima verantwortlich<br />
zeichnet,<br />
– das Unternehmen weiterhin<br />
auf ein gesundes Wachstum<br />
auszurichten<br />
– den traditionsreichen Namen<br />
„Schwabengarage“ zu pflegen<br />
und insbesondere die Werte des<br />
Gesellschafters der Emil Frey<br />
Gruppe, zu leben.<br />
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Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Typisch Ford:<br />
der neue Ford S-MAX<br />
FORD S-MAX TREND<br />
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und anklappbar, mit integrierten Blinkleuchten<br />
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Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Galaxy: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5 (kombiniert);<br />
CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford S-MAX: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5<br />
(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 162-0<br />
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Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
1<br />
Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />
Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />
Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford Galaxy Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />
Benzinmotor 118 kW (160PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />
in Höhe von € 890.<br />
1 Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />
Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />
Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford S-MAX Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />
Benzinmotor 118 kW (160 PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />
in Höhe von € 890.<br />
9
[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Die Sprache<br />
ist der Schlüssel<br />
Wen seine Agenten in Lohn und Brot vermitteln wollen, der muss sich verständigen<br />
können, muss Regeln und Sicherheitsvorschriften verstehen. Für Peter<br />
Rasmussen ist Sprache zentral für erfolgreiche Vermittlung. Der Leiter der<br />
Agentur für Arbeit Ulm über den Arbeitgeber-Service, Praktika und Flüchtlinge.<br />
Das Thema Flüchtlinge verdrängt in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung zurzeit fast alles andere. Wie<br />
viele betreuen die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen<br />
in Baden-Württemberg bereits?<br />
Bislang liegen uns noch keine offiziellen statistischen<br />
Daten vor. Die Anzahl ist von Agentur zu Agentur unterschiedlich.<br />
Nach den Zahlen des Integrationsministeriums<br />
gab es im vergangenen Jahr 26.000 Asylbewerber<br />
in Baden-Württemberg; die Prognose für dieses Jahr<br />
geht von 52.000 bis zu 100.000 Asylbewerbern aus.<br />
Und auf wie viele Flüchtlinge stellen Sie sich für das<br />
kommende Jahr ein?<br />
Wir gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Asylsuchenden<br />
im nächsten Jahr nicht verringern wird.<br />
Was bedeutet das für die Arbeitsagentur in Ulm?<br />
Da kommt in den nächsten Monaten viel Arbeit auf<br />
uns zu. Allerdings muss man auch wissen: Wir, als Arbeitsagentur,<br />
kümmern uns um Menschen während<br />
ihres Asylverfahrens oder nachdem ihr Asylantrag abgelehnt<br />
wurde. Asylberechtigte werden von den Jobcentern<br />
betreut. Mit der Beschleunigung der Asylverfahren<br />
werden mehr Kunden auf uns und vor allem<br />
auch auf die Jobcenter zukommen.<br />
Vor welchen Problemen stehen Sie und ihre Mitarbeiter?<br />
Es ist und wird für uns alle eine große Herausforderung.<br />
Bei geflüchteten Menschen sind drei Schlüsselfaktoren<br />
entscheidend, um sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt<br />
integrieren zu können: eine hohe<br />
Bleibewahrscheinlichkeit, beruflich verwertbare Kompetenzen<br />
und vor allem ausreichend deutsche Sprachkenntnisse.<br />
Wie sieht es damit aus?<br />
Aus unseren eigenen Aufzeichnungen geht hervor,<br />
dass rund drei Viertel der Asylbewerber keine Deutschkenntnisse<br />
besitzen. Was die berufliche Qualifizierung<br />
angeht, sind etwa 8 von 100 Flüchtlingen Akademiker,<br />
etwa 11 Prozent haben Facharbeiterniveau, aber rund<br />
80 Prozent haben keine Ausbildung. Das heißt für uns<br />
vor allem mehr Beratungen und Qualifizierungsangebote.<br />
Wie bereiten Sie Ihre Mitarbeiter konkret auf diese<br />
Herausforderung vor?<br />
Damit sich unsere Vermittlungsfachkräfte wie bisher<br />
intensiv um unsere Kunden kümmern können, werden<br />
zusätzlich drei Mitarbeiter speziell für die Vermittlung<br />
und Beratung von Flüchtlingen eingesetzt. Diese<br />
Migrationsfachkräfte haben Spezialkenntnisse im<br />
Asyl- und Aufenthaltsrecht und verfügen über ein hohes<br />
Maß an interkultureller Kompetenz.<br />
Wie läuft so eine Vermittlung ab?<br />
Die Migrationsfachkräfte gehen zu den Flüchtlingen in<br />
deren Unterkünften und beraten sie dort. Ziel ist es, die<br />
Menschen frühzeitig über unsere Dienstleistungen zu<br />
informieren. Wir nutzen diese Gespräche auch für eine<br />
so genannte Kompetenzerhebung. Dabei fragen unsere<br />
Mitarbeiter ab, über welche Qualifikationen die Menschen<br />
verfügen. Diese Profile sind die Basis für die Vermittlung<br />
in den Arbeitsmarkt.<br />
Wie meistern Sie die sprachlichen Hürden bei der<br />
Betreuung?<br />
Wir greifen auf Dolmetscher-Dienste zurück. Zum Teil<br />
nutzen wir auch die Fremdsprachenkenntnisse unserer<br />
Mitarbeiter.<br />
Zur Person<br />
Peter Rasmussen<br />
hat sich schon als Jugendlicher<br />
für Jura<br />
interessiert. Der gebürtige<br />
Coburger studierte<br />
Wirtschaft und<br />
Jura an der Universität<br />
Bayreuth. Seit<br />
1993 arbeit er für die<br />
Agentur für Arbeit,<br />
seit 2012 leitet er die<br />
Agentur in Ulm. Zuvor<br />
war er zehn Jahre<br />
lang Chef der Memminger<br />
Agentur. Rasmussen<br />
(53, verheiratet)<br />
entspannt sich<br />
mit Chigong, einem<br />
chinesischen Bewegungs-,<br />
Konzentrations-<br />
und Meditationssystem,<br />
und hält<br />
sich mit Nordic Walking<br />
fit.<br />
Peter Rasmussen, Leiter der Agentur für Arbeit Ulm, und seine Mitarbeiter stellen sich großen Herausforderungen.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gibt es spezifische Schulungen für die Mitarbeiter<br />
der Arbeitsagentur?<br />
Es werden Schulungen zum Thema Asyl- und Ausländerrecht<br />
sowie interkulturelle Kompetenz angeboten.<br />
Hinzu kommen Schulungen zum Thema „Leichte und<br />
verständliche Sprache“. Letztere ist vor allem für die<br />
Mitarbeiter in den Eingangsbereichen essentiell. Sie<br />
haben ja als erste Kontakt mit den Kunden.<br />
Wie viele Flüchtlinge werden Sie rasch in eine Stelle<br />
vermitteln können?<br />
Wir dürfen uns nichts vormachen: Die Arbeitsmarktintegration<br />
geflüchteter Menschen braucht Zeit. Die<br />
bisherigen Erfahrungen zeigen, dass im ersten Jahr nur<br />
rund zehn Prozent eine Beschäftigung aufnehmen werden.<br />
Wie gesagt: Drei Viertel verfügen über keinerlei<br />
Deutschkenntnisse und rund 80 Prozent haben keine<br />
Berufsausbildung. Also sollten die Erwartungen an eine<br />
zeitnahe und stabile Integration in den Arbeitsmarkt<br />
nicht zu groß sein. Realistisch betrachtet dauert<br />
so ein Prozess in der Regel Jahre.<br />
Wie stark konkurrieren die Flüchtlinge mit ungelernten<br />
Kräften, etwa mit Menschen, die schon länger<br />
arbeitslos gemeldet sind, um sogenannte Helfer-Stellen?<br />
Nach unseren Arbeitsmarktdaten hatten im Oktober<br />
dieses Jahres 3670 von 8200 Arbeitslosen im Agenturbezirk<br />
Ulm keinen Berufsabschluss. Das entspricht fast<br />
45 Prozent. Die meisten Asylsuchenden bringen ebenfalls<br />
keine Berufsausbildung mit. Daher rechnen wir<br />
mit einem Überangebot an Bewerbern im Helferbereich.<br />
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?<br />
Die Asylbewerber sind relativ jung, im Durchschnitt<br />
etwa 23 Jahre. Wir möchten möglichst viele dieser<br />
Menschen in Ausbildung bringen. Betriebe und Unternehmen<br />
in der Region Ulm bieten ja genügend duale<br />
Ausbildungsplätze an. Wir beraten und unterstützen<br />
Arbeitgeber und geflüchtete Menschen, die eine duale<br />
Ausbildung beginnen wollen. Die Betriebe können wir<br />
dabei unter bestimmten Voraussetzungen beispielsweise<br />
durch Einstiegsqualifizierungen oder ausbildungsbegleitende<br />
Hilfen unterstützen.<br />
Wie viele Betriebe sind bereit, Flüchtlinge einzustellen?<br />
Man dürfe sich nichts vormachen,<br />
sagt Agenturleiter Peter<br />
Rasmussen: Die Integration<br />
der geflüchteten Menschen<br />
in den Arbeitsmarkt brauche<br />
Zeit.
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
Es gibt Unternehmen, aber eine genaue Zahl kennen<br />
wir nicht.<br />
Welche Schwierigkeiten stellen sich im Alltag der<br />
Arbeitsvermittlung?<br />
Zentral sind vor allem die fehlenden Deutschkenntnisse.<br />
Denn die Flüchtlinge müssen die Vorschriften, Anweisungen<br />
und Sicherheitsvorkehrungen in den Firmen<br />
verstehen, um dort arbeiten zu können. Viele<br />
Flüchtlinge haben zudem keine Zeugnisse, Zertifikate<br />
oder Ähnliches mitbringen können. Die Betriebe sollten<br />
deshalb auch über neue Wege in den Rekrutierungsverfahren<br />
nachdenken.<br />
Wie sollen diese aussehen?<br />
Praktika sind beispielsweise eine gute Möglichkeit, die<br />
Menschen und ihre Qualifikationen und Fähigkeiten<br />
kennenzulernen.<br />
Was sollten die Betriebe mitbringen?<br />
Vor allem eine realistische Betrachtungsweise, was das<br />
Thema Verständigung und Qualifikationen angeht. Da<br />
ist eine Portion Geduld und Verständnis notwendig.<br />
Worüber sollten sich Unternehmen im Klaren sein?<br />
Egal ob sie eine Beschäftigung, ein Praktikum oder eine<br />
Ausbildung anbieten; eines ist wichtig: Je nach Aufenthaltsstatus<br />
und Dauer ist eine Arbeitserlaubnis erforderlich.<br />
Firmen, die die entsprechenden Regeln nicht<br />
beachten, laufen Gefahr, unrechtmäßig zu handeln –<br />
obwohl sie beste Absichten hatten.<br />
Wie findet ein Unternehmen<br />
heraus, was ein Mensch<br />
kann, wenn er es nicht durch<br />
Zeugnisse zu belegen vermag?<br />
Peter Rasmussen rät zu<br />
Praktika.<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Man kann auch mit den<br />
besten Absichten in die<br />
Bredouille kommen. Deshalb:<br />
Zeit nehmen und sich vom<br />
Arbeitgeber-Service der<br />
Agentur beraten lassen,<br />
empfiehlt der Behördenchef.<br />
Wie verhindert man das und kann trotzdem Asylbewerbern<br />
eine Chance geben?<br />
Wer Asylbewerber einstellen möchte, meldet die Arbeits-<br />
und Ausbildungsplätze am besten dem Arbeitgeber-Service<br />
der Agentur für Arbeit. Die Berater erklären,<br />
wie man vorgehen kann und was man bedenken<br />
muss.<br />
Nochmals zurück zur Konkurrenz mit ungelernten<br />
Kräften, die schon länger arbeitslos gemeldet sind.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Unser Ziel ist es, alle Menschen<br />
möglichst schnell in Ausbildung<br />
und Beruf zu bringen. Wenn beispielsweise<br />
eine Stelle als Bäckereihelfer<br />
besetzt werden soll, dann<br />
schauen wir zuerst darauf, wer die<br />
entsprechende Qualifikation für<br />
diesen Job mitbringt – unabhängig<br />
von seiner Herkunft oder seines Status.<br />
Schließlich wollen wir die Menschen<br />
erfolgreich und langfristig vermitteln.<br />
Wir wollen<br />
alle Menschen<br />
schnell in<br />
einen Beruf<br />
bringen<br />
Das große Hemmnis für die Integration von Flüchtlingen<br />
sind fehlende Sprachkenntnisse …<br />
Daher hat der Verwaltungsrat der Bundesagentur für<br />
Arbeit in Nürnberg, der jeweils zu einem Drittel aus<br />
Vertretern von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und der<br />
öffentlichen Hand besteht, zusätzlich zwei wesentliche<br />
Entscheidungen getroffen, um mit Beitragsmitteln<br />
aus der Arbeitslosenversicherung die Integration von<br />
geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.<br />
Welche Entscheidungen waren das?<br />
Zum einen hat er 50 Millionen Euro aus Beitragsmitteln<br />
der Arbeitslosenversicherung – die so genannte<br />
Interventionsreserve – freigegeben, um den Arbeitsagenturen<br />
mehr finanziellen Spielraum für die Betreuung<br />
von Flüchtlingen zu geben.<br />
Eine Maßnahme ist PerF (Perspektive<br />
für Flüchtlinge). Im Zentrum<br />
stehen Kompetenzfeststellung,<br />
Praktika und berufsbezogene<br />
Sprachtrainings. Dabei sollen die<br />
Teilnehmer auf die Aufnahme einer<br />
versicherungspflichtigen Beschäftigung<br />
in Deutschland vorbereitet<br />
werden. Außerdem hat es<br />
der Verwaltungsrat Anfang Oktober<br />
ermöglicht, dass die Bundesagentur für Arbeit erstmals<br />
und einmalig zeitlich befristet Deutsch-Basis-<br />
Sprachkurse für bis zu 100.000 Asylbewerber fördert.<br />
Diese Sprachkurse müssen bis zum Jahresende begonnen<br />
werden.<br />
Was heißt das für die Ulmer Arbeitsagentur?<br />
Für die Region Ulm sind bis Jahresende 30 Deutsch-<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Sprachkurse mit jeweils 20 bis 25 Plätzen geplant. Die<br />
Kurse gibt es in Voll- und Teilzeit, sie umfassen bis zu<br />
320 Unterrichtseinheiten. Für die Maßnahme PerF sind<br />
bereits zwei Maßnahmen mit 50 Plätzen angelaufen<br />
und für 2016 weitere Maßnahmen mit 100 Plätzen vorgesehen.<br />
Sind mit den arbeitssuchenden Flüchtlingen die<br />
Zeiten der niedrigen Arbeitslosenquoten vorbei?<br />
Sicherlich werden die Arbeitsmarktzahlen beeinflusst.<br />
Allerdings zeichnet sich der Wirtschaftsraum Ulm<br />
durch eine sehr gute Struktur aus, eine gesunde Mischung<br />
aus großen und mittleren Unternehmen, Handwerksbetrieben<br />
in vielen Branchen. Daraus ergibt sich<br />
ein aufnahmefähiger Arbeitsmarkt; der konnte auch<br />
schon herbe Rückschläge regional ansässiger Unternehmen<br />
kompensieren.<br />
Von welcher Quote gehen Sie im Jahr 2016 aus?<br />
Wir gehen schon davon aus, dass die Arbeitslosenquote<br />
ansteigen wird. Doch eine konkrete Zahl zu nennen, ist<br />
schon alleine deshalb spekulativ, weil sich Flüchtlinge<br />
in Deutschland frei entscheiden dürfen, wo sie wohnen<br />
oder arbeiten werden.<br />
Themenwechsel: In der Region herrscht fast Vollbeschäftigung.<br />
Wie wirkt sich das auf die Arbeit der<br />
Agentur aus?<br />
Für die zu besetzenden Arbeitsstellen – vor allem wenn<br />
es um Fachkräfte geht – stehen weniger bis gar keine<br />
passenden Bewerber zur Verfügung. Für die Vermittlungsarbeit<br />
ist das eine anspruchsvolle Situation, da im<br />
Matchingprozess, also dem Abgleich der Stellenanforderungen<br />
der Betriebe und der Qualifikationen der Bewerber,<br />
auf der Bewerberseite weniger passende Menschen<br />
zu finden sind. Der beruflichen Qualifizierung<br />
und Weiterbildung kommt deshalb große Bedeutung<br />
zu. Hier setzen wir auf abschlussorientierte Förder- und<br />
Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
Melden vor diesem Hintergrund mehr oder weniger<br />
Firmen freie Stellen?<br />
In diesem Jahr wurden uns bislang 13.520 offene Stellen<br />
gemeldet. Davon sind aktuell 4820 noch zu besetzen.<br />
Dass die Unternehmen der Region ihre freien Stellen<br />
der Agentur melden, macht Sinn, da wir ihnen mit<br />
unserer Jobbörse den bundesweit größten Bewerberpool<br />
bieten.<br />
Fachkräftesuche in Zeiten der<br />
Vollbeschäftigung heißt: mehr<br />
offene Stellen, weniger passende<br />
Bewerber. Für Peter<br />
Rasmussen ist Qualifizierung<br />
dabei ein Schlüsselbegriff.<br />
15
[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das Jobcenter Ulm betreiben die Stadt und die Agentur für Arbeit gemeinsam. Das BIZ (Bild rechts) bietet Entscheidungshilfen bei der Berufswahl.<br />
655 Mitarbeiter<br />
an drei Standorten<br />
Insgesamt 19 Bezirke der Agentur für<br />
Arbeit gibt es in Baden-Württemberg.<br />
Ulm ist einer davon. Zudem verfügt das<br />
Land zwischen Mannheim und dem Bodensee<br />
über 44 Jobcenter, davon sind 33<br />
gemeinsame Einrichtungen mit Kommunen,<br />
11 sind in kommunaler Hand. Der Bezirk<br />
der Agentur für Arbeit in Ulm umfasst<br />
neben den Kreisen Alb-Donau und<br />
Biberach auch den Stadtkreis Ulm. Neben<br />
dem Hauptsitz verfügt die Ulmer<br />
Agentur für Arbeit, die 655 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, über Geschäftsstellen in Biberach<br />
und Ehingen. Mit Ulm und dem<br />
Alb-Donau-Kreis betreibt sie zwei Jobcenter<br />
gemeinsam. Mit der Stadt Biberach,<br />
die ihr Jobcenter selbstständig verwaltet,<br />
besteht eine Kooperation.<br />
Mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent<br />
im Oktober nahm die Region Ulm/<br />
Biberach im Südwesten den Spitzenplatz<br />
ein. 8200 Arbeitslosen standen 4800 gemeldete<br />
Arbeitsstellen gegenüber.<br />
Der Arbeitgeber-Service der Agentur für<br />
Arbeit Ulm informiert über die Zugangsmöglichkeiten<br />
in den Arbeitsmarkt. Kontaktmöglichkeiten<br />
für Arbeitgeber über<br />
die kostenfreie Servicenummer<br />
08004 555 520 oder per Mail an:<br />
ulm.arbeitgeber@arbeitsagentur.de bzw.<br />
biberach.arbeitgeber@arbeitsagentur.de.<br />
Wer macht was? Wer darf was?<br />
Agentur für Arbeit: Ihre Aufgaben werden<br />
im Dritten Sozialgesetzbuch (SGB) geregelt.<br />
Diese sind unter anderem: Vermittlung von<br />
Lehr- und Arbeitsstellen, Berufs- und Arbeitgeberberatung,<br />
die Förderung der beruflichen<br />
Eingliederung von Menschen mit Behinderung,<br />
Leistungen zur Erhaltung und<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen und Entgeltersatzleistungen<br />
wie zum Beispiel Arbeitslosengeld<br />
oder Insolvenzgeld.<br />
Jobcenter: Sie betreuen Arbeitslosengeld-<br />
II-Bezieher (Hartz IV), gewähren Leistungen<br />
nach dem SGB II und sollen durch „Fördern<br />
und Fordern“ die Menschen in die Lage versetzen,<br />
ihren Lebensunterhalt künftig aus<br />
eigenen Mitteln zu bestreiten.<br />
Dubliner Übereinkommen: Dies ist ein völkerrechtlicher<br />
Vertrag der EU-Länder. Wichtigste<br />
Regel: Der Staat, in den der Asylbewerber<br />
nachweislich zuerst eingereist ist,<br />
muss das Asylverfahren durchführen.<br />
Arbeitsmarktzugang: Die Arbeitserlaubnis<br />
und die Chancen auf einen Job hängen eng<br />
mit dem rechtlichen Status der Menschen<br />
zusammen, die nach Deutschland kommen.<br />
Kontingentflüchtlinge: Sie werden in festgelegten<br />
Anzahlen gleichmäßig auf die Bundesländer<br />
verteilt. Dies betrifft Flüchtlinge,<br />
die im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion,<br />
aufgrund von Visa oder einer Übernahmeerklärung<br />
des Bundesministeriums des<br />
Innern aufgenommen wurden. Sie durchlaufen<br />
kein Asyl- und auch kein sonstiges Anerkennungsverfahren,<br />
sondern erhalten mit<br />
ihrer Ankunft sofort eine Aufenthaltserlaubnis<br />
aus humanitären Gründen.<br />
Asylbewerber: Ihnen wird der Aufenthalt in<br />
Deutschland während des Verfahrens gestattet.<br />
Werden sie anerkannt, stehen ihnen alle<br />
Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt offen.<br />
Geduldete: Bei ihnen ist die Abschiebung<br />
aus humanitären Gründen ausgesetzt. Wie<br />
auch für Asylsuchende ist ihnen die Arbeit in<br />
den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts<br />
verboten. Danach haben sie einen nachrangigen<br />
Zugang. Das heißt: „Bevorrechtigte<br />
Arbeitnehmer“ (Deutsche, EU-Ausländer<br />
oder anerkannte Flüchtlinge) kommen zuerst<br />
zum Zug. Nach 15 Monaten Aufenthalt<br />
in Deutschland dürfen sie ohne die oben beschriebenen<br />
Einschränkungen arbeiten. [!]<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[titelthema]<br />
Welche Branchen haben es besonders schwer, Arbeitskräfte<br />
zu finden?<br />
Gesucht werden vor allem Fachkräfte im Bereich Verkehr<br />
und Logistik, in der verarbeitenden Industrie, im<br />
Handwerk und im Gesundheits- und Sozialwesen.<br />
Letztendlich besteht aber die Schwierigkeit darin, die<br />
passenden Fachkräfte zu finden. Bei der Werbung um<br />
geeignete Fachkräfte haben es oft kleine und mittelständische<br />
Unternehmen schwer, auf sich aufmerksam<br />
zu machen. Employer-Branding ist eine Möglichkeit,<br />
um die Vorteile des eigenen Unternehmens nach außen<br />
hin zu kommunizieren.<br />
Die Unternehmen betreiben also zu wenig Marketing<br />
als Arbeitgeber und in eigener Sache?<br />
Das kann und will ich nicht beurteilen. Meine Meinung<br />
ist jedoch, dass ein Unternehmen potenziellen<br />
Bewerbern heute vermitteln sollte, warum und wie sie<br />
zu ihm passen; es muss sichtbar sein, wofür das Unternehmen<br />
steht und warum es ein attraktiver Arbeitgeber<br />
für den Einzelnen ist.<br />
Was raten Sie Firmen, wie sie besser von der Zusammenarbeit<br />
mit der Arbeitsagentur profitieren<br />
können?<br />
Die meisten Firmen, die mit uns zusammenarbeiten,<br />
sind sehr zufrieden. Das zeigen uns die Ergebnisse der<br />
Kundenbefragungen, die wir schon seit Jahren regelmäßig<br />
von einem unabhängigen Institut durchführen<br />
lassen. Generell sind für unseren Arbeitgeber-Service<br />
eine schnelle Kontaktaufnahme und ein aussagefähiges<br />
Stellenprofil wichtig.<br />
Wie soll das aussehen?<br />
Verkürzt gesagt: nicht nur einfach zu melden, ich suche<br />
– beispielsweise – einen Elektriker, sondern: einen<br />
Elektriker, der Kenntnisse im Schaltschrankbau mitbringt.<br />
Möglichst genaue Angaben helfen.<br />
… speziell im Hinblick auf Flüchtlinge …<br />
Die Stärken der geflüchteten Menschen, die zu uns<br />
kommen, können wir nur gemeinsam mit allen<br />
Ak teuren des Arbeits- und Ausbildungsmarktes<br />
herausfinden. Um in einem ersten Schritt hier die<br />
Qualifikation zu „identifizieren“ sind wir auch auf die<br />
Mithilfe der Unternehmen angewiesen. Zum Beispiel<br />
Darf‘s ein bisschen genauer<br />
sein? Je exakter Firmen Stellenprofile<br />
formulieren, desto<br />
höher die Wahrscheinlichkeit<br />
passende Bewerber zu finden,<br />
erklärt Peter Rasmussen.<br />
DEKRA Akademie qualifiziert:<br />
QQ Q<br />
QQ Q<br />
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QQ Q<br />
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Ladungssicherung<br />
EU-Kraftfahrer/-in Weiterbildung Lkw/Bus<br />
Entsorgungslogistik<br />
Gefahrgutfahrer/-in und Gefahrgutbeauftragte/-r<br />
Fachkraft Lagerlogistik und Logistikmeister/-in<br />
Gabelstapler bedienen (jährliche Unterweisung)<br />
Brandschutzhelfer/-in mit Feuerlöschübung<br />
Hubarbeitsbühne<br />
Baustellensicherung<br />
Regalanlagen prüfen<br />
Hygiene im Lebensmitteltransport<br />
SAP (auch berufsbegleitend)<br />
DEKRA Akademie GmbH | Tel.: 0731.93769-0 | www.dekra-akademie.de/ulm<br />
17
[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Arbeitsamt? Das war einmal.<br />
Seine Agentur bietet top<br />
Dienstleistungen, sagt Peter<br />
Rasmussen im Gespräch mit<br />
Irmgard Städele und Alexander<br />
Bögelein.<br />
über Prak tika, die mit uns abgesprochen werden<br />
sollten. So lassen sich die unterschiedlichen Kompetenzen<br />
der geflüchteten Frauen und Männer herausfinden.<br />
Themenwechsel: In der Vergangenheit gab es Attacken<br />
auf Mitarbeiter von Arbeitsagenturen. Wie<br />
gehen Sie damit um – auch mit eventuellen Ängsten?<br />
Gibt es ein Sicherheitskonzept?<br />
Die Sicherheit unserer Mitarbeiter liegt uns sehr am<br />
Herzen, sie ist uns sehr, sehr wichtig. Da spreche ich<br />
auch für die Jobcenter Ulm und Alb-Donau. Unsere Sicherheitskonzepte<br />
werden ständig überprüft und angepasst.<br />
Dabei geht es um alle Mitarbeiter, vor allem<br />
aber um die Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Man<br />
muss aber ehrlicherweise sagen, dass man Übergriffe<br />
leider nie völlig ausschließen kann. Doch wir <strong>unternehmen</strong><br />
alles, um dieses Risiko so gering wie möglich<br />
zu halten.<br />
Was überschätzt die Öffentlichkeit an der Arbeitsagentur?<br />
Wir können vieles möglich machen, aber nicht alles.<br />
Der Markt wird schließlich bestimmt von Angebot und<br />
Nachfrage.<br />
Was unterschätzt sie?<br />
Wir haben top Dienstleistungsangebote, wir haben<br />
qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. Wir sind nicht<br />
mehr das Arbeitsamt, sondern die Agentur für Arbeit<br />
– eine kundenorientierte Vermittlungs- und Beratungsagentur.<br />
Wie überprüfen Sie die Beratungsqualität und die<br />
Serviceorientierung der Mitarbeiter?<br />
Wie schon vorhin erwähnt, führen wir durch ein externes<br />
Institut regelmäßig Kundenbefragungen durch sowohl<br />
bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern<br />
und Jugendlichen, die die Berufsberatung in Anspruch<br />
nehmen. Aber auch durch interne Hospitationen der<br />
Führungskräfte bei Beratungsgesprächen – das Einverständnis<br />
der Kunden natürlich vorausgesetzt.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
IRMGARD STÄDELE,<br />
REDAKTEURIN SÜDWEST PRESSE,<br />
UND ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
FOTOS:<br />
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[gründen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das schmeckt auch dem Gewissen<br />
Schenken oder schenken lassen? Immer mehr Firmen setzen auf das Letztere – und befördern so das Geschäftsmodell<br />
der „reg.io UG“ aus Ulm. Das Start-up schnürt Geschenkpakete mit regionalen Lebensmitteln: Gutes von hier.<br />
Unternehmen ziehen sich immer mehr<br />
auf ihre Kernkompetenzen zurück. Soweit,<br />
so klar. Die Auswahl von Präsenten<br />
mit hohem Akzeptanz- und Beglückungsfaktor<br />
zählt eindeutig nicht dazu. Noch eine<br />
Binsenweisheit. Also übernehmen das doch<br />
wir, dachten sich die beiden Gründer der „reg.<br />
io UG“, der Web-affine Geograph Hendrik<br />
Mächler und der Agrarökonom Fritz Feger.<br />
Beide vereint eine gewisse Liebe zu Genüssen<br />
für den Gaumen. So war es gewiss kein Zufall,<br />
der sie vor ein paar Jahren auf den „Markt des<br />
guten Geschmacks“ lockte, die regionale Messe<br />
der Genießervereinigung „Slow Food“ in<br />
Stuttgart. Der Zufall war, dass sie sich dort<br />
kennengelernt haben.<br />
Ergebnis dieses Zusammentreffens ist die<br />
„reg.io UG“, deren Leitlinien mit „Regionalität“,<br />
„Qualität“ und „fairem Handel“ überschrieben<br />
sind. Als Firmengehäuse ist sie zuständig<br />
für Geschäftsleitung, -entwicklung<br />
und Marketing. Ihre Wort- und Bildmarke ist<br />
„Gutes von hier“, die für Ansatz und Anspruch<br />
gleichermaßen spricht. Offeriert per Online-<br />
Shop werden mit regionalen kulinarischen<br />
Spezialitäten gefüllte Geschenkpakete. Der<br />
Auftraggeber muss lediglich die Auswahl aus<br />
den derzeit dreizehn Varianten treffen, um<br />
den Rest einschließlich der Belieferung kümmert<br />
sich „reg.io“.<br />
KNACKPUNKT COMPLIANCE<br />
Heute ist die kleine Vertriebsfirma im verflixten<br />
dritten Jahr – und mittendrin, das anfängliche<br />
Konzept zu erweitern. Was die beiden<br />
Geschäftsführer zu wenig bedacht hatten,<br />
sind die Compliance-Regeln, die in immer<br />
mehr Bereichen der Wirtschaft immer strenger<br />
geworden seien. Was oft gar nicht mehr<br />
geht, sind Geschenke an Geschäftspartner.<br />
Die „reg.io UG“ rückte daher die Mitarbeitergeschenke<br />
stärker in den Fokus, aber ebenso<br />
das Endkundengeschäft.<br />
Was macht ihre Kartons so besonders? Sie<br />
sind mehr als nur die Summe von Einzelprodukten<br />
wie Nudeln, Bränden, Kaffee, Schokolade,<br />
Weinen, Würsten, Soßen, Senf, Essenzen;<br />
insgesamt sind es rund 50 Artikel von 35<br />
überwiegend manufakturell arbeitenden Erzeugern<br />
aus der näheren und weiteren Region.<br />
Denn diese können nun einmal noch<br />
von einer ganzen Reihe weiterer Quellen auch<br />
über den klassischen Facheinzelhandel bezogen<br />
werden. Das Besondere ist das Arrangement;<br />
jeweils ein Ausschnitt aus den Produkten<br />
wird so arrangiert, dass sich ein bestimmtes<br />
Thema ergibt: „Feierabend-Freunde“, „Bunter<br />
Abend“, „Fit für den Morgen“ oder „Schwabenvesper<br />
Deluxe“ lauten einige der Titel der<br />
Präsentkartons; einer enthält sogar einen Re-<br />
Hendrik Mächler (mit Logistik-Bachelorandin Pia<br />
Arnold) steht auf „Gutes von hier“.
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[gründen]<br />
gionalkrimi. Allen liegt eine Mappe bei, in der<br />
die jeweiligen Produzenten vorgestellt und<br />
ihre Produkte erläutert werden. „Wir bieten<br />
mehr als ein Sammelsurium an Produkten,<br />
wir bieten regionale Statements aus Geschichten,<br />
Gesichtern und Geschmäckern“, sagt der<br />
Geschäftsführer.<br />
NAGELPROBE WEIHNACHTEN<br />
Die „Zentrale“ der jungen Firma liegt in einem<br />
historischen Gebäude der Ulmer Altstadt. Die<br />
Holzdielen im heimelig-antiken Zweiraum-<br />
Büro knarzen, die Türstürze sind so niedrig,<br />
dass Mächler (40) den Besucher vorsichtshalber<br />
mehrmals warnt. Beulengefahr! Wer will,<br />
kann das sinnbildlich sehen. Es ähnelt ein<br />
bisschen der derzeitigen Situation. Noch fühle<br />
man sich als Start-up, noch sei man in der<br />
Tüftelphase. Das Weihnachtsgeschäft, in dem<br />
man jetzt steckt, gilt als Nagelprobe für das<br />
derzeit praktizierte Vertriebskonzept.<br />
Der anfängliche Ansatz wurde in diesem Jahr<br />
bereits erweitert. Außer übers Internet sind<br />
die Kulinarik-Kartons jetzt ebenso in ausgesuchten<br />
Läden erhältlich, welche sie in Kommission<br />
führen. Dazu kamen mehrere preislich<br />
günstigere „Stadtausgaben“ wie die<br />
„Ulmer Tüte“. Geplant sind Kooperationen<br />
mit Medienhäusern, bereits im Laufen solche<br />
mit Maklern und Autohäusern – als deren<br />
Kundenpräsent-Lieferant. Zudem sollen nun<br />
weitere Regionen erschlossen werden. Dazu<br />
aber brauche man dann Partner vor Ort, mit<br />
guten Kenntnissen der Erzeuger-Szene in ihrer<br />
Region und möglichst mit Kompetenzen<br />
für logistische Aufgaben.<br />
Mit Interesse registriert Mächler die Anfragen<br />
potenzieller Partner hinsichtlich einer Beteiligung<br />
mit Wagniskapital. „Ein Partner müsste<br />
aber unbedingt ein strategisches Interesse<br />
mitbringen, dürfte also nicht lediglich kurzfristige<br />
finanzielle Ziele verfolgen.“ Was<br />
Mächler dabei besonders im Auge hat, ist die<br />
Stärkung und Diversifizierung der Vertriebsstrukturen.<br />
Für „hier“ in Schwaben übernimmt<br />
die Kommissionierung der Pakete und<br />
Party mit<br />
Genusspaketen<br />
<strong>2015</strong> schaffte es „reg.io UT“ bis ins<br />
Landesfinale der Gründer-Präsentation<br />
„Elevator pitch“. Ganz anders zu erleben<br />
ist das Start-up bei regelmäßigen<br />
Partys in Ulm, Tübingen oder Stuttgart,<br />
zu denen sich Interessenten einladen<br />
lassen können. Geschäftsführer Hendrik<br />
Mächler zufolge ist „bei Häppchen<br />
und Live-Musik nachgewiesenermaßen<br />
schon das ein oder andere Geschäft<br />
zwischen Unternehmenskunden entstanden“.<br />
THV<br />
deren Versand eine Werkstatt für behinderte<br />
Menschen – auch dies will das Start-up im Übrigen<br />
als Statement verstanden wissen.<br />
„Viele große Produzenten schrumpfen, wir<br />
wollen mit den kleinen wachsen“, lautet die<br />
Parole. Wie groß diese Nische noch werden<br />
kann, das wird sich zeigen. [!] THOMAS VOGEL<br />
21
[sicherheit] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das Unheil kam per E-Mail<br />
Da kann ein Unternehmen noch so schöne Firewalls und Virenscanner haben: Wenn die Mitarbeiter die Gefahr nicht im<br />
Blick haben, sieht es düster aus mit der IT-Sicherheit. Die größte Schwachstelle ist der Mensch. Was Fachleute raten.<br />
Das Unglück passiert an einem Montagmorgen<br />
um neun Uhr. Arzthelferin<br />
Ute Peter (alle Namen geändert) sieht<br />
im E-Mail Postfach der Praxis die Mail einer<br />
Frau, die um einen Termin in der Praxis von<br />
Dr. Helmut Brenner bittet. Sie behauptet, im<br />
Anhang einen Bericht einer Voruntersuchung<br />
gesendet zu haben. Ute Peter fällt nicht auf,<br />
dass der Anhang die Dateiendung „.exe“ hat;<br />
sie öffnet ihn mit einem Mausklick.<br />
GEKAPERTE PATIENTENDATEN<br />
Ein fataler Mausklick, der massive Probleme<br />
und hohe Kosten nach sich zieht. Der Anhang<br />
enthält natürlich keinen Voruntersuchungsbericht,<br />
sondern eine spezielle Schadsoftware.<br />
Diese beginnt sofort damit, nach Patientendaten<br />
zu suchen und diese zu<br />
verschlüsseln. Innerhalb kurzer Zeit kann in<br />
der Praxis niemand mehr auf die Daten der<br />
Patienten zugreifen. Am nächsten Tag bekommt<br />
der Mediziner<br />
eine E-Mail.<br />
Ein Unbekannter<br />
fordert eine hohe<br />
Summe dafür, dass<br />
er die Daten wieder<br />
freigibt.<br />
Dieses einem realen<br />
Fall nachempfundene<br />
Beispiel<br />
Gerhard Kongehl,<br />
Professor für Datenschutz.<br />
zeigt, wie gefährlich<br />
ein unsicherer<br />
und sorgloser Umgang<br />
mit der IT-Sicherheit<br />
für Unternehmen sein kann, erklärt<br />
Gerhard Kongehl: „Im realen Fall war es zwar<br />
möglich, die Dateien wiederherzustellen und<br />
den Rechner von der Schadsoftware zu befreien,<br />
das war aber mit Kosten für Spezialisten<br />
und einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden.“<br />
Der Professor für Datenschutz, Datensicherheit<br />
und Technikfolgenabschätzung<br />
ist Geschäftsführer und wissenschaftlicher<br />
Leiter von udis, der Ulmer Akademie für Datenschutz<br />
und IT-Sicherheit. Darüber hinaus<br />
ist er als Dozent für Datenschutz an der Hochschule<br />
Neu-Ulm (HNU) tätig. Seiner Beobachtung<br />
nach wird für IT-Sicherheit in Betrieben<br />
noch nicht genug getan.<br />
DAS STEINZEIT-GEHIRN<br />
Das sieht auch Gerd Schramm so. Der Inhaber<br />
des IT-Sicherheitsdienstleisters Data-S umreißt<br />
das Problem so: „In der Wirtschaft gibt es<br />
momentan einen Hype um Industrie 4.0. Alles<br />
wird immer weiter technisiert und digitalisiert.<br />
Dabei bleibt der Mensch oft auf der Strecke.<br />
Er kann das Tempo und die Komplexität<br />
nicht mehr mitgehen und wird zur Schwachstelle.“<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[sicherheit]<br />
Kongehl liefert eine Erklärung: „Das fehlende<br />
Bewusstsein für IT-Sicherheit ist entwicklungsgeschichtlich<br />
bedingt. Als sich das<br />
menschliche Gehirn entwickelt hat, gab es<br />
noch keine Computer. Es ist darauf ausgelegt,<br />
auf materielle Risiken zu reagieren.“ Eine virtuelle<br />
Bedrohung aus der Welt der Daten ist<br />
eben kein Säbelzahntiger. Die Konsequenzen<br />
unsicheren Umgangs mit IT-Systemen sind<br />
daher den meisten Menschen gar nicht bewusst.<br />
Auch bei den Angreifern senkt die fehlende<br />
Materialität die Hemmschwelle.<br />
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Mehr als 75 Prozent<br />
des globalen Mail-Aufkommens sind<br />
Spams, also Mails, die gezielt oder ungezielt<br />
unter anderem dazu eingesetzt werden,<br />
Schadprogramme zu verteilen. Die Cybersicherheitsumfrage<br />
<strong>2015</strong> zeigt, dass 52 Prozent<br />
aller Unternehmen in Deutschland in den vergangenen<br />
zwei Jahren Ziel eines solchen Angriffes<br />
waren. Die Erfolgsquote des sogenannten<br />
„Phishing“ lag bei knapp 25 Prozent.<br />
DIE NEUGIER UND DER STICK<br />
E-Mails stellen einen der häufigsten Überträger<br />
für Schadprogramme dar. Die gefährliche<br />
Software ist meist als Datei angehängt oder<br />
wird heruntergeladen, sobald der Empfänger<br />
einen Link in der E-Mail anklickt. Gängige Virenscanner<br />
sind nicht in der Lage, spezialisierte,<br />
neue oder wenig bekannte Programme zu<br />
erkennen und werden so umgangen. Andere<br />
Übertragungsmedien können zum Beispiel<br />
USB-Sticks sein. „Den lässt man einfach in der<br />
Nähe des Angriffszieles liegen. Da ist es dann<br />
nur eine Frage der Zeit, bis ein Mitarbeiter vorbeikommt<br />
und ihn in seinen PC schiebt“, erklärt<br />
Schramm. Ein neues, lohnendes Ziel<br />
stellen auch geschäftlich genutzte Smartphones<br />
dar. In ihnen stecken oft Zugangsdaten<br />
für die IT-Systeme.<br />
Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, selbst<br />
keine lohnenswerten Daten zu besitzen. Abgesehen<br />
von personenbezogenen Kundendaten<br />
und Mitarbeiterdateien verfügen die meisten<br />
Unternehmen in ihren IT-Systemen über<br />
einen Schatz an Know-how und technologischem<br />
Wissen. Schramm warnt eindringlich:<br />
„Wer sich selbst als Weltmarktführer seiner<br />
Branche bezeichnet, hat immer auch etwas,<br />
das für Angriffe interessant ist. Aber auch die<br />
anderen haben Daten, die teilweise einen Gegenwert<br />
in Millionenhöhe haben.“<br />
Professor Kongehl sieht die Ursachen für die<br />
fehlende Aufmerksamkeit und Sorgsamkeit<br />
von Mitarbeitern auch in den Problemen des<br />
Arbeitsalltages: „Stress und Druck verhindern,<br />
dass sich die Leute die Zeit nehmen, um<br />
sich mit digitaler Sicherheit zu beschäftigen.<br />
Fehlende Motivation kann dann das Übrige<br />
tun.“ Das zeigt sich auch in Untersuchungen:<br />
Der häufigste Aufbewahrungsort für Passwörter<br />
in deutschen Betrieben ist die Schreibtischschublade<br />
oben links.<br />
Ein weiteres Problem<br />
ist die Technik<br />
an sich. Sie wiegt<br />
den Menschen oft<br />
in falscher Sicherheit.<br />
Durch Regulierung<br />
und<br />
Gerd Schramm,<br />
Inhaber von Data-S.<br />
Überwachung suggeriert<br />
sie ein falsches<br />
Sicherheitsgefühl.<br />
IT-Berater<br />
Schramm erklärt:<br />
„Ein halbwegs kreativer und selbstdenkender<br />
Mensch wird immer einen Weg finden, die<br />
Vorschriften eines Computers zu umgehen.“<br />
Bei eingeschränkten Zugriffen wird beispielsweise<br />
der Account des Kollegen benutzt oder<br />
der beschränkte Internetzugriff mit einem<br />
sogenannten VPN-Client überbrückt.<br />
Die beiden Experten sind sich einig: In die Bildung<br />
und Sensibilisierung der Mitarbeiter<br />
wird zu wenig investiert – da spart man an der<br />
falschen Stelle. Dabei sei das der einzige Weg,<br />
auf dem diese Schwachstelle behoben werden<br />
kann. Kongehl rät: „Sicherheit darf nicht einfach<br />
so nebulös gesagt werden oder als rein<br />
technisches Problem betrachtet werden. Statt<br />
konzeptionslos immer mehr Geld in vermeintlich<br />
sicherere Technik zu stecken, sollte<br />
zunächst ein Sicherheitskonzept erarbeitet<br />
und dieses dann Schritt für Schritt umgesetzt<br />
werden.“<br />
DAS BEWUSSTSEIN MACHT’S<br />
Das geht nur mit Mitarbeitern, die entsprechend<br />
geschult und informiert sind. Der erste<br />
Schritt ist es, ein Bewusstsein für das Sicherheitsproblem<br />
zu schaffen. Das Stichwort<br />
heißt „Security-awareness“-Kampagne; sie<br />
soll sicherstellen, dass die Mitarbeiter sich in<br />
ihrem Alltag der Probleme bewusst sind, die<br />
durch Unachtsamkeit mit Computersystemen<br />
entstehen können. Wenn dieser Schritt<br />
getan ist, können zum Beispiel Verhaltensmuster<br />
und der Umgang mit Angriffen besprochen<br />
werden. Schramm rät, Vorgehensweisen<br />
genau zu besprechen und zu schulen.<br />
MIT ÜBER<br />
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BEDIENEN WIR NEBEN<br />
DER TRADITIONELLEN IT<br />
AUCH DIE NEUEN<br />
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DER DIGITALEN<br />
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23
[sicherheit] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Beratungsangebote<br />
Die Ulmer Akademie für Datenschutz<br />
und IT-Sicherheit (udis) ist eine gemeinnützige<br />
Gesellschaft, die Seminare<br />
von Profis wie Professor Gerhard<br />
Kongehl oder Gerd Schramm von Data-<br />
S anbietet. Führungs- und Fachkräfte<br />
werden dort für deutsche und europäische<br />
Datenschutz- und Sicherheitsbestimmungen<br />
fit gemacht und können<br />
sich auch zertifizieren lassen. Die kompetente<br />
Erstellung von Sicherheitskonzepten<br />
gehört ebenso zum Programm<br />
wie sicherer Umgang mit rechtlichen<br />
Fragen. Die Zertifikate der Gesellschaft<br />
stehen für Datenschutz gemäß dem<br />
Ulmer Modell. Das bezieht sich auf ein<br />
Urteil des Landgerichtes Ulm zur Qualifikation<br />
von Datenschutzbeauftragten.<br />
Weitere Informationen: www.udis.de<br />
Kostenfreie Informationen zu IT-Sicherheit<br />
und Datenschutz stellt der e-<br />
Business Lotse Oberschwaben-Ulm zur<br />
Verfügung, Internet: www.ebusinesslotse-oberschwaben-ulm.de<br />
GAB<br />
Ganz allein im Kämmerlein? Eben nicht. Die Menschen des Internetzeitalters müssen ihr Bewusstsein<br />
schärfen, dass die Gefahren nicht nur virtuell sind, sondern ganz schnell in die reale Welt eindringen.<br />
Im weiteren Verlauf sollten dann Mitarbeiter<br />
spezifisch in ihren Aufgaben fortgebildet werden.<br />
Dabei ist es sinnvoll, sich einen Experten<br />
ins Boot zu holen. Denn die Anlage eines solchen<br />
Schulungskonzeptes ist kompliziert<br />
und muss vieles berücksichtigen. Der Markt<br />
für Seminare zur IT-Sicherheit boomt entsprechend.<br />
Um eine qualifizierte Beratung zu<br />
erhalten, empfiehlt es sich, auf eine Zertifizierung<br />
des Experten zu achten. Prüfsiegel gibt es<br />
beispielsweise vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten<br />
Deutschlands oder aber<br />
von der Ulmer Akademie für Datenschutz<br />
und IT-Sicherheit udis (siehe Infokasten).<br />
STETER TROPFEN<br />
Wie in jeder guten Schule ist auch hier Wiederholung<br />
ganz wichtig. Ein einmalig abgehaltenes<br />
Seminar wird schnell vergessen und<br />
die besprochenen Regeln fallen schnell wieder<br />
Stress und Druck zum Opfer. „Steter Tropfen<br />
höhlt den Stein“, sagt Kongehl, „also muss<br />
man ständig trainieren und immer auf dem<br />
aktuellen Stand bleiben. Das macht besonderes<br />
die Schnelllebigkeit der digitalen Welt unbedingt<br />
nötig.“<br />
Ziel der Schulungen ist ein mündiger Mitarbeiter,<br />
der verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten<br />
und Herausforderungen der digitalisierten<br />
Welt umgeht. Kongehl: „Der Mensch<br />
muss in eine Situation mit Verantwortungsbewusstsein<br />
gebracht werden.“ Wenn das erreicht<br />
ist, kann man darüber nachdenken,<br />
dem Mitarbeiter das Leben mit entsprechenden<br />
technischen Lösungen einfacher zu machen<br />
und ihn zu entlasten, ohne ihn aus der<br />
Verantwortung zu entlassen. Eine Möglichkeit,<br />
das zu tun, stellen beispielsweise dezidierte<br />
Speicher in Cloud-Computing-Systemen<br />
dar, sagt Thomas Kammerer, der<br />
Geschäftsführer der Firma Octostor aus Erbach<br />
an der Donau, die solche Speicher anbietet.<br />
„Dezidierte Speicher sind voneinander<br />
getrennte Speicher, die nur von ganz bestimmten<br />
Personen erreicht werden. Sie stellen<br />
eine gekapselte Umgebung dar, die von<br />
der Außenwelt abgeschottet<br />
ist.“<br />
Für das Speichern<br />
von Know-how<br />
und Inhalten, die<br />
nur einzelne Personen<br />
benötigen, ist<br />
eine solche Option<br />
durchaus interessant.<br />
Welches System<br />
Thomas Kammerer,<br />
Geschäftsfüherer Octosor.<br />
auch immer ein<br />
Unternehmen<br />
wählt, auf welchem<br />
Weg auch immer es Sicherheit herstellt:<br />
Letztendlich muss gewährleistet werden, dass<br />
Mitarbeiter verantwortungsbewusst und<br />
achtsam mit sensiblen Daten umgehen können.<br />
Nur so kann ein Unter nehmen Bedrohungen<br />
der IT-Sicherheit minimieren. [!]<br />
GABRIEL BOCK<br />
24
Wir halten nicht nur unsere<br />
Mitarbeiter up to date<br />
Anzeige<br />
Austausch ist bei der FEHA Büro-Technik das A und O<br />
Advanced Network Security<br />
Das inhabergeführte Handels- und Systemhaus<br />
hat sich in über 30 Jahren fest<br />
über regionale Grenzen hinaus etabliert.<br />
Vom kleinen, lokalen Unternehmen bis hin<br />
zum internationalen Konzern werden Kunden<br />
jeglicher Couleur mit Dienstleistungen<br />
und Produkten rund um die Bereiche<br />
der Kopiersysteme, IT-Lösungen und Büroeinrichtungen<br />
versorgt.<br />
STETIGER WANDEL<br />
Um mit dem schnellen technologischen<br />
Wandel, gerade in der IT, Schritthalten<br />
zu können, ist es nicht nur für die FEHA-<br />
Mitarbeiter unabdingbar sich über Fortbildungsmaßnahmen<br />
zu zertifizieren und<br />
wei ter zuentwickeln. Auch der Kunde<br />
muss zeitnah bezüglich Neuerungen und<br />
Weiterentwicklungen in Kenntnis gesetzt<br />
werden.<br />
EINEN SCHRITT VORAUS<br />
Bei der FEHA lädt man seine Kunde daher<br />
regelmäßig zu Kick-Off und Business-<br />
Events ein. Beim Windows 10 Kick-Off im<br />
Sommer dieses Jahres konnten die Gäste<br />
das neue Microsoft Betriebssystem bereits<br />
6 Tage vor der offiziellen Markteinführung<br />
testen und begutachten. Zusätzlich<br />
wurde ein Microsoft Certified Learning<br />
Consultant für die Fachvorträge engagiert.<br />
So war es den Besuchern möglich ihre<br />
Fragen, u.a. bezüglich Lizenzrechten und<br />
neuen Funktionalitäten, direkt an den Experten<br />
zu richten.<br />
SCHNELL. SICHER.<br />
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25
[machen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Ausgräber<br />
Ohne Leidenschaft für Geschichten und Geschichte kann man einen solchen Job schwerlich machen – sich Tag<br />
um Tag durch Keller und Archive arbeiten. Die Firmenhistoriker aus Aalen haben diese Leidenschaft: Sie bergen<br />
Schätze und beraten Unternehmen, wie sie ihre Vergangenheit in der Gegenwart nutzen können.<br />
Sei es 2012, sei es 2013, 2014, <strong>2015</strong> … Jahr für Jahr feiern in<br />
Deutschland etwa 800 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern<br />
einen runden Geburtstag – und fragen sich: „Was machen<br />
wir daraus?“ So ging es auch der Firma Tries. Im Mai<br />
1965 hatte der Maschinenbauingenieur Manfred Tries ein Konstruktionsbüro<br />
in Ehingen angemeldet. Aus der Ein-Mann-Firma wurde ein<br />
150-Mitarbeiter-Unternehmen. Es entwickelt und produziert Hydraulikteile,<br />
beispielweise für Krane von Liebherr oder für Gabelstapler<br />
von Linde. Zum 50. Geburtstag gab es selbstverständlich einen Festakt,<br />
obendrein ein Buch über die Geschichte der Firma.<br />
Dr. Rainer Lächele, Gründer<br />
der Firmenhistoriker<br />
RECHERCHE UND DIE DATENBANK<br />
„Das haben wir dem Inhaber vorgeschlagen“, sagt Roman Krüger. Der<br />
30-jährige Historiker arbeitet in der Firma „D.I.E. Firmenhistoriker“ in<br />
Aalen. Im Keller von Tries fand er gutes Material für die Festschrift.<br />
Geschichte hat er „aus reinem Interesse“ studiert, „Berufsziel hatte ich<br />
keines.“ Das Bachelor-Studium war allgemeine Geschichte, im Master<br />
hatte er die Schwerpunkte Neuere- und Wirtschafts-Geschichte. Gegen<br />
Ende des Bachelor-Stu diums fand er im<br />
Seminar ‚History Marketing‘ heraus, was er<br />
später machen will: aufzeigen, wie Firmen<br />
ihre Geschichte für ihr unternehmerisches<br />
Handeln nutzen können. Sein Studium<br />
schloss er Ende 2012 ab, im Mai 2013 fing er<br />
bei den Firmenhistoriker an.<br />
Die Ausbildung dauert ein Jahr. „In dieser<br />
Zeit lernen die Volontäre zu archivieren, zu<br />
recherchieren und wie sie unsere Datenbank<br />
bedienen“, sagt Dr. Rainer Lächele, 54,<br />
Gründer und einer der beiden Geschäftsführer<br />
von Firmenhistoriker. Nach 20 Jahren<br />
in Lehre und Forschung hat er sich 2001 als freiberuflicher Historiker<br />
selbstständig gemacht und das Unternehmen gegründet. Aus<br />
seinem Ein-Mann-Unternehmen wurde eine 16-Mitarbeiter-Firma. Sie<br />
ist eine der fünf großen Geschichts-Agenturen in Deutschland. Die<br />
Mitarbeiter recherchieren Unternehmens-Historien, erstellen Bücher,<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
Die Archive vieler Firmen<br />
bergen Schätze – aus<br />
Geschichten und Geschichte.<br />
Jetzt hat der Zahn der Zeit keine Chance mehr. Roman Krüger mit Dokumenten,<br />
die in säurefeste, wasserdichte Umschläge verpackt sind.<br />
Broschüren, Web-Inhalte, organisieren Ausstellungen, archivieren<br />
und beraten in Sachen ,History Marketing‘.<br />
DER SCHLECHTE RUF DER STADTWERKE<br />
Beispiel Stadtwerke. „Die haben notorisch einen schlechten Ruf, aber<br />
sie haben eine riesige historische Leistung vollbracht: nämlich 100,<br />
manchmal 200 Jahre zuverlässig die Menschen mit Energie zu versorgen“,<br />
sagt Lächele. In Ravensburg organisierte sein Unternehmen eine<br />
Ausstellung über die Geschichte der Gasversorgung in der Stadt. Die<br />
Steigerung einer Ausstellung ist ein Museum, weil dauerhaft. Für den<br />
Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen Ziegler in Giengen an der Brenz<br />
bauten die Firmenhistoriker ein Feuerwehr-Museum auf.<br />
Elf Mitarbeiter der Firmenhistoriker sind Historiker. „Sie alle haben<br />
Geschichte studiert, das ist unerlässlich, um alle historischen Epochen<br />
zu verstehen.“ Die Experten stellen Zusammenhänge aus dem Großen<br />
ins Kleine her. Sie arbeiten mit Quellen, bewerten diese mit Gegenmeinungen<br />
– und sie können alte Handschriften lesen. Im Volontariat bei<br />
Wachs tum ist nicht<br />
das oberste Ziel<br />
Umsatz- und Mitarbeitergenerierung<br />
sind nicht das unternehmerische Ziel<br />
mittelständischer Betriebe. Den Firmen<br />
geht es vielmehr um langfristiges<br />
und erfolgreiches Wirtschaften. Dies<br />
den Firmenhistorikern<br />
verdienen sie<br />
sind Ergebnisse einer Befragung des<br />
Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung,<br />
Berlin, an der etwa 700 mittelständische<br />
Unternehmen aus<br />
1450 Euro monatlich,<br />
danach gibt es 800 Euro<br />
mehr.<br />
Schweiz teilgenommen haben. PI<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Für das Buch von<br />
Tries war Krüger einen<br />
Monat in Ehingen, davon die meiste Zeit im Archiv im Keller. „Ich<br />
habe das Material bewertet, Unwichtiges aussortiert, das wichtige<br />
Material strukturiert und eingescannt.“ Büroklammern müssen<br />
entfernt werden, weil sie rosten. Kunststoffhüllen ebenfalls, denn die<br />
zersetzten Unterlagen. Bilder kommen in Hüllen, die gesamten Dokumente<br />
in säurefreie Umschläge und die wiederum in beständige Kartons.<br />
„So erhalten wir dauerhaft den Ursprungszustand.“ Krüger hat<br />
recherchiert und archiviert in einem. Schließlich wurde ein Konzept<br />
für die Festschrift erstellt und ein freier Autor mit dem Schreiben beauftragt.<br />
In anderen Aufträgen geht es rein ums Archivieren von Firmenunterlagen<br />
wie beispielsweise bei der VR Bank Aalen. Für das Kreditinstitut<br />
wurden 125 laufende Meter Akten und Bände, Protokolle und Prüfberichte,<br />
entwertete Sparbücher und Geschäftsberichte archiviert. In<br />
einem aktuellen Projekt kümmern sich die Firmenhistoriker um das<br />
150-jährige Jubiläum der IHK Oberschwaben 2017.<br />
„Wir sind gut ausgelastet, machen aber auch harte Telefonakquise“,<br />
sagt Lächele. Reich werde man mit dem Geschäft nicht. „Wir sichern<br />
unseren Kunden wertvolle historische Hinterlassenschaften und unterstützen<br />
sie bei dem, was man aus ihrer Geschichte machen kann.“<br />
Bislang wird Papier archiviert, künftig werden es auch digitale Daten<br />
sein. Ein weiterer Trend sind E-Books oder virtuelle Ausstellungen,<br />
wie sie die Firmenhistoriker schon für die Evangelische Kirche in<br />
Deutschland gemacht haben. [!]<br />
PETER ILG<br />
27
[finanzieren] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Vorsorgen! Aber wie?<br />
Fast jedem Freiberufler und Selbstständigen ist bewusst, dass er sich rechtzeitig um seine Altersvorsorge kümmern<br />
muss. Doch nur wenige wissen, wie sie vorgehen sollen. Das Produktspektrum ist groß. Tipps, worauf es ankommt.<br />
Den Rentnern in Deutschland steht 2016<br />
ein warmer Sommer bevor – zumindest<br />
finanziell. Zur Jahresmitte können<br />
nach Vorausberechnungen des Bundesarbeitsministeriums<br />
die rund 20 Millionen Bezieher<br />
einer gesetzlichen Rente mit einer Erhöhung<br />
von etwa 4,5 Prozent rechnen – der<br />
höchste Anstieg seit 20 Jahren. Von solchen<br />
Zuwächsen können die 4,2 Millionen Selbstständigen<br />
und Freiberufler nur träumen. Eher<br />
im Gegenteil: Ihre privat aufgebaute Altersvorsorge<br />
fällt lange nicht so üppig aus wie<br />
geplant. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen<br />
korrigieren immer mehr berufsständische<br />
Versorgungswerke ihre Leistungszusagen.<br />
Damit kommt die Grundabsicherung von<br />
rund 800.000 Ärzten, Apothekern, Rechtsanwälten,<br />
Steuerberatern und Architekten, die<br />
Beiträge in ihre Versorgungswerke einzahlen,<br />
ins Rutschen.<br />
Noch schlechter sieht es oft für jene vier Fünftel<br />
der Selbstständigen in Deutschland aus,<br />
für deren Branche es kein Versorgungswerk<br />
gibt, die sich also selbst um ihre Altersvorsorge<br />
kümmern müssen. Viele von ihnen setzen<br />
auf Kapitallebensversicherungen. Die bieten<br />
zwar eine Garantieverzinsung, doch die ehemals<br />
kalkulierten Ablaufleistungen sind<br />
weitgehend Makulatur. Einige Selbstständige<br />
betreiben überhaupt keine Altersvorsorge –<br />
meist, weil sie zu wenig verdienen, um für die<br />
Rente zu sparen. Doch die Gewichtung ändert<br />
sich. „Gerade die Jüngeren haben ein anderes<br />
Bewusstsein und die Erkenntnis, dass sie für<br />
die Absicherung im Alter private Vorsorge<br />
treffen müssen“, beobachtet Vera Moll, Partnerin<br />
bei Novethos Financial Partners.<br />
Allerdings haben die meisten Selbstständigen<br />
nur eine vage Vorstellung davon, wie viel sie<br />
sparen müssen, um im Alter ihren Lebensstandard<br />
halten zu können. Zudem lässt sich<br />
kaum abschätzen, wie sich der eigene Betrieb<br />
und auch die Lebenshaltungskosten in den<br />
kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln<br />
werden. Lebensentwürfe können überdies<br />
durch Schicksalsschläge wie Krankheit<br />
oder Scheidung durcheinandergeraten. Diese<br />
Risiken und Unwägbarkeiten müssen mitberücksichtigt<br />
werden, wenn es darum geht, eine<br />
Vorsorgestrategie zu entwickeln.<br />
SPAREN ALLEIN GENÜGT NICHT<br />
Die Experten des VZ-Vermögenszentrums haben<br />
für uns an drei Beispielen – einer jungen<br />
Unternehmerin, einem Einzelhändler mittleren<br />
Alters und einem etwas älteren Firmeninhaber<br />
– durchkalkuliert, mit welcher Rente<br />
Freiberufler rechnen können. Die Ergebnisse<br />
sind teils drastisch (siehe S. 30). Mit dem Ansparen<br />
eines Vorsorgevermögens ist es nicht<br />
getan. „Der erste Baustein für einen Selbstständigen<br />
ist auf jeden Fall eine Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />
damit die Arbeitskraft<br />
abgedeckt ist“, sagt Gerhard Miller, Vorsitzender<br />
des Regionalverbands Süd des Bundesverbands<br />
deutscher Versicherungskaufleute.<br />
„Dann sollten Risiken wie zum Beispiel Darlehen<br />
– etwa für die eigene Immobilie – abgedeckt<br />
werden über Risikoversicherungen,<br />
falls dem Selbstständigen während der Laufzeit<br />
etwas zustößt, damit die Familie nicht<br />
zusätzlich finanziell belastet wird.“<br />
Deutlich schwerer ist die Frage zu beantworten,<br />
mit welchen Produkten Freiberufler in<br />
28<br />
Foto: © iTons/Fotolia.com<br />
So knüpft man ein Sicherheitsnetz: Berufsunfähigkeit<br />
versichern, Risiken abdecken ...
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[finanzieren]<br />
den Vermögensaufbau einsteigen sollten. Miller<br />
rät, mehrgleisig zu fahren. Klar ist allerdings:<br />
Angesichts des Kapitalmarktumfeldes<br />
mit Zinsen nahe der Nullmarke gibt es so gut<br />
wie keine Anlageform mehr, die sicher ist,<br />
aber dennoch so gute Renditechancen bietet,<br />
dass bis zum Erreichen des Ruhestandes ein<br />
hoher Kapitalstock angespart wird. Experten<br />
warnen davor, die Sparraten zu niedrig anzusetzen.<br />
„Durch die Niedrigzinsen müssen<br />
rund doppelt so hohe Summen angespart wie<br />
noch vor einigen Jahren, als der Zins noch bei<br />
fünf oder sechs<br />
Prozent lag“, sagt<br />
Uwe Eilers, Vorstand<br />
der Geneon<br />
Vermögensmanagement<br />
AG.<br />
Dazu kommt die<br />
Inflation. Derzeit<br />
Versicherungsexperte<br />
Gerhard Miller.<br />
steigen die Preise<br />
in der Eurozone<br />
nur langsam oder<br />
sind sogar stabil.<br />
Doch das kann<br />
sich auf Sicht von 20 oder 30 Jahren ändern.<br />
Soll die heutige Kaufkraft von 1000 Euro Einkommen<br />
beziehungsweise Rente erhalten<br />
werden, muss die monatliche Auszahlung bei<br />
einer Inflationsrate von durchschnittlich<br />
zwei Prozent in 20 Jahren nominal 1486 Euro<br />
betragen, auf Sicht von 30 Jahren sind es sogar<br />
1811 Euro.<br />
Auf den ersten Blick attraktiv sind für viele<br />
Selbstständige und Freiberufler geförderte<br />
Anlageprodukte wie etwa ein Riester-Vertrag<br />
oder die Basisrente (Rürup). Vor allem letztere<br />
bietet ihnen in der Ansparphase hohe Steuervorteile.<br />
„Das heißt aber noch lange nicht,<br />
dass die Rürup-Rente für jeden Selbstständigen<br />
geeignet ist“ sagt Michael Huber, Mitglied<br />
der Geschäftsführung des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />
VZ-Vermögenszentrum. In Frage<br />
dafür kommen vor allem Selbstständige ohne<br />
Grundsicherung, die zudem sehr risikoscheu<br />
sind. „Der Selbstständige sollte sich darüber<br />
bewusst sein, dass es sich bei dem Produkt um<br />
eine private Rentenversicherung handelt, die<br />
sich unter dem Strich nur dann rechnet, wenn<br />
der Begünstigte sehr alt wird – meist über 90<br />
Foto: © Greg Epperson/Fotolia.com<br />
Risiko Leben. Unterm Strich rechnen sich manche<br />
Produkte nur, wenn der Betroffene sehr alt wird.<br />
Ob Wochenmarkt oder Weltmarkt:<br />
Für jedes Unternehmen die passende Lösung.<br />
Der Finanzierungspartner Nr. 1 des Mittelstands. Regional verankert.<br />
International vernetzt.<br />
29
[finanzieren] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Michael Huber,<br />
Geschäftsführung VZ<br />
Jahre“, so Huber.<br />
Miller: „Vor allem<br />
ein junger Unternehmer<br />
muss sich<br />
zudem fragen, ob<br />
er die Steuervorteile<br />
überhaupt nutzen<br />
kann, wenn<br />
sein Betrieb noch<br />
gar keinen Gewinn<br />
abwirft.“ Bei<br />
Riester hingegen<br />
sind die Sparbeträge<br />
viel zu klein, um damit eine vernünftige<br />
Absicherung zu erzielen.<br />
Ein durchstrukturiertes Vorsorgekonzept<br />
berücksichtigt neben der individuellen Sparund<br />
Risikoneigung auch die Anlagedauer.<br />
Klassische Lebens- und Rentenversicherung<br />
können trotz der relativ niedrigen Rendite immer<br />
noch eine Alternative sein, wenn man<br />
noch gar keine Altersvorsorge hat und auf<br />
Nummer sicher gehen will. „Sonst gibt es nur<br />
die Möglichkeit, auf fondsgebundene Produkte<br />
– entweder mit oder ohne Versicherungskomponente<br />
– auszuweichen“, sagt Miller.<br />
„Dabei ist es dann allerdings offen, was am<br />
Ende rauskommt.“ Sparpläne etwa auf Fondsbasis<br />
sind sehr flexibel, was angesichts womöglich<br />
unsicherer Geschäftsaussichten ein<br />
Vorteil sein kann. Notfalls lässt sich das Vorsorgevermögen<br />
schnell zu Geld machen.<br />
Stichwort „Liquidität“.<br />
WENN DER GARTEN ZU GROSS IST<br />
Bei Immobilien ist die potenzielle Liquidität<br />
sehr eingeschränkt. Dennoch setzen viele auf<br />
die eigenen vier Wände. Doch diese<br />
haben Tücken, die sich meist erst viel später<br />
bemerkbar machen. „In vielen Fällen wohnt<br />
der Selbstständige im Alter in einem Objekt,<br />
das zwar abbezahlt ist, aber überhaupt nicht<br />
mehr zu seinen Bedürfnissen passt – zum<br />
Beispiel, weil es zu groß ist oder er die Pflege<br />
des Gartens nicht mehr bewältigen kann“,<br />
weiß Huber. Allerdings schützt eine Immobilie<br />
davor, das Vorsorgevermögen vorschnell<br />
anzutasten. Sie bindet. „Es geht um die Frage<br />
des Sparzwangs – und da kann eine Immobilie<br />
mit den Regeln eines festen Finanzierungsplans<br />
schon helfen.“<br />
Grundsätzlich gibt es keine Patentlösung. „Jedes<br />
Produkt hat sein individuelles Profil, das<br />
zur Situation des Vorsorgesparers passen<br />
muss“, sagt Miller, „deswegen ist es schwierig<br />
für einen Laien, durch diese Materie durchzusteigen.“<br />
Auch Huber, der selbst als Honorarberater<br />
tätig ist, rät, sich bei dem komplexen<br />
Thema Altersvorsorge „einen echten Berater<br />
zu suchen, der ausschließlich die Interessen<br />
seiner Kunden vertritt“. Da sich im Laufe des<br />
Berufslebens die Einkommens- und Lebenssituation<br />
erfahrungsgemäß ändert, sollte der<br />
Selbstständige sein Vorsorgekonzept auch<br />
danach zusammen mit dem Fachmann zusammen<br />
regelmäßig überprüfen. Miller: „Wer<br />
denkt, dass er das über das Internet selbst machen<br />
kann, wird sicherlich umdenken müssen.“<br />
[!]<br />
THOMAS LUTHER<br />
Altersvorsorge für Selbstständige: Wieviel muss ich sparen?<br />
Jungunternehmerin Einzelhändler Montageunternehmer<br />
Ausgangslage<br />
Heutiges Alter 30 45 50<br />
Ruhestand geplant mit 67 67 67<br />
Bereits getätigte Altersvorsorge<br />
keine<br />
private Rentenvers.<br />
Riester (Ehefrau)<br />
gesetzliche Rentenvers.<br />
(aktuell keine Einzahlungen)<br />
Risikobereitschaft hoch mittel eher niedrig<br />
Renditeerwartung pro Jahr<br />
(nach Steuern, nach Kosten)<br />
4,5% 3,5 % 2,5 %<br />
Versorgungsziel<br />
Versorgungsziel pro Monat<br />
(netto, heutige Kaufkraft)<br />
2.000 € 2.000 € 2.000 €<br />
Versorgungsziel pro Monat (netto, nominal) 1) 4.161 € 3.092 € 2.800 €<br />
Zuflüsse aus bereits getätigter Altersvorsorge 0 € 800 € 350 €<br />
Verbleibendes Versorgungsziel 4.161 € 2.292 € 2.450 €<br />
Sparziele bis Ruhestand: Notwendiges Kapital 2) 1.135.000 € 625.000 € 670.000 €<br />
Notwendige Sparrate pro Monat 3) 800 € 1.300 € 4) 2.300 €<br />
Empfohlene Sparstrategie – eigene Immobilie<br />
plus ...<br />
Sparplan Aktienfonds<br />
Sparplan ETFs (aktienlastig)<br />
Tagesgeld als Cashreserve<br />
Anmerkungen:<br />
1)<br />
Inflationsannahme: 2,0% p.a., auch während Ruhestandsphase<br />
2)<br />
Bei Verzehr Kapital bis Alter 90 und 2,5% Nettorendite in Auszahlphase<br />
3)<br />
Anfängliche Sparrate, jedes Jahr um 2% erhöht.<br />
4)<br />
Zuzüglich der Beiträge zur bestehenden privaten Rentenversicherung und zum Riestervertrag<br />
Sparplan Mischfonds<br />
Sparplan ETFs (gemischt)<br />
Rürup-Rente<br />
ggf. vermietete Immobilie<br />
Tagesgeldkonto zum<br />
privaten Vermögensaufbau<br />
30
Anzeige<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> setzt Zeichen:<br />
bendl ist „Bau<strong>unternehmen</strong> des Jahres <strong>2015</strong>“<br />
Sie macht stolz, eine Auszeichnung dieser<br />
Kategorie und sie bestätigt, in einem hart<br />
umkämpften Markt auf dem richtigen Weg<br />
zu sein. Das traditionsreiche Günzburger<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> bendl ist Preisträger<br />
des Wettbewerbs „Bau<strong>unternehmen</strong> des<br />
Jahres <strong>2015</strong>“.<br />
Es ist ein deutschlandweiter Wettbewerb der<br />
Kategorie „Tief-, Straßen- und Ingenieurbau<br />
(kmU*), den bendl für sich entscheiden konnte<br />
und aus einem Teilnehmerfeld mit sehr hoher<br />
Leistungsdichte als Sieger hervorging.<br />
Hohes Qualitätsmanagement ist bei bendl<br />
schon immer wesentlicher Teil der Unternehmensphilosophie<br />
und trug ganz entscheidend<br />
zur Auszeichnung bei.<br />
Seit 1945 realisiert bendl in den Bereichen Gewerbe-,<br />
Büro- und Objektbau individuelle Lösungen,<br />
bei denen Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz<br />
und Nachhaltigkeit im Fokus stehen.<br />
Exzellente Bauqualität – dafür steht bendl.<br />
Diese Qualität beginnt bereits bei einer<br />
kompe tenten Beratung, der Fähigkeit sich voll<br />
und ganz auf die Bedürfnisse, Vorstellungen<br />
und die IST-Situation der Kunden einzulassen,<br />
um genau das zu schaffen, was der Bauherr<br />
benötigt.<br />
QUALITÄT UND WIRTSCHAFT-<br />
LICH KEIT VEREINBART<br />
Wissen und Erfahrung sind Aspekte die einen<br />
Unternehmenserfolg entscheidend beeinflussen.<br />
Doch mindestens genauso wichtig ist die<br />
Sozialkompetenz, die Empathie – das Bewusstsein,<br />
dass hinter jedem Auftrag Menschen<br />
mit ganz eigenen Bedürfnissen stehen.<br />
Es ist langjährige Firmentradition, die Menschen<br />
im Mittelpunkt der täglichen Arbeit zu<br />
sehen. Der Mensch Kunde – und der Mensch<br />
Mitarbeiter. Denn für bendl ist längst klar, was<br />
Stolze Preisträger (v. l. n. r.): Margot u. Harry Bendl, Dr.-Ing. Josef Zimmermann (TU München),<br />
Michael Groschek (Minister BWSV Nordrhein-Westfalen), Eugen Schmitz (Chefredakteur Fachmagazin<br />
tHIS, Bauverlag), Julia Klotz, Tobias Keck und Stefan Wiedemann (alle Fa. bendl) Foto: WSW-Media<br />
jedes einzelne Teammitglied für den Unternehmenserfolg<br />
bedeutet. Entsprechend dieses<br />
Denkens wird deren Qualifikation über<br />
regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen gesichert.<br />
Markt anteile sichert. Viele Bauwerke in der Region<br />
zwischen Augsburg und Ulm sind durch<br />
und mit bendl Wirklichkeit geworden.<br />
Es sind alles nur Beispiele, wie die Kombination<br />
von Know-how, Erfahrung, Wissenstransfer<br />
bendl-Geschäftsführer Stefan Wiedemann<br />
und Sozialkompetenz in beeindruckender<br />
und Tobias Keck leben mit ihrem Unternehmen<br />
die Vorstellung, dass sich Qualität und<br />
Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen müssen,<br />
sondern – ganz im Gegenteil – perfekt<br />
vereinbaren lassen, jeden Tag. Das zeigen<br />
zahlreiche Projekte, welche durch die optimale<br />
Koordination aller Gegebenheiten termingenau<br />
Weise vereint werden. Für bendl ist es eine<br />
Selbstverständlichkeit, jede Anforderung der<br />
Zukunft mit der gleichen Akribie und dem gleichen<br />
Elan zu verwirklichen, wie die Projekte<br />
der Vergangenheit. Denn bei bendl weiß man:<br />
Was man mit Leidenschaft tut, wird nachhaltig<br />
von Erfolg gekrönt sein.<br />
und schlüsselfertig realisiert werden –<br />
ohne dabei die langfristigen Kosten für den<br />
Unterhalt zu vernachlässigen.<br />
Als ein modernes Unternehmen mit Schwerpunkt<br />
schlüsselfertiger Industrie- und Gewerbebau<br />
setzt bendl als General<strong>unternehmen</strong><br />
Maßstäbe in der Branche. bendl ist längst eine<br />
Marke, die sich in einem harten Verdrängungswettbewerb<br />
Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG<br />
Bau<strong>unternehmen</strong><br />
Lußweg 2<br />
89312 Günzburg<br />
Fon +49 8221.9009-0<br />
Fax +49 8221.9009-99<br />
E-Mail: info@bendl.de<br />
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www.bendl.de<br />
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Elchingen<br />
Grünbeck-Forum<br />
Höchstädt<br />
Erweiterungsbauten der Firma Kögl<br />
Bubesheim<br />
49 31<br />
Objekte: Firma bendl, Fotos: Martin Duckeck, Ulm
[spezial] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ideen statt Gedöns<br />
Die Bildungsmesse Ulm zählt zu den größten in Süddeutschland, der Run der Aussteller ist größer denn je. Umso<br />
entscheidender ist ein Stand, der die Aufmerksamkeit guter, passender Nachwuchskräfte auf sich zieht.<br />
Rund 300 Aussteller haben sich für die<br />
im zweijährigen Turnus veranstaltete<br />
Bildungsmesse in Ulm angemeldet, die<br />
im kommenden Februar ihre achte Auflage<br />
erleben wird. Obwohl die Frist dafür bereits<br />
im Juni abgelaufen ist, trudeln in der Geschäftsstelle,<br />
die in der IHK Ulm ansässig ist,<br />
auch jetzt noch Anfragen ein. Abgewiesen<br />
werden die Nachzügler nicht, „wir werden<br />
uns bemühen, für sie schon noch ein Plätzchen<br />
zu finden“, sag Katja Wallner.<br />
Für die Projektleitern der Bildungsmesse ist<br />
der unverminderte Andrang von Ausstellern<br />
ein Indiz, dass das Konzept stimmt. Er sei<br />
jüngst sogar noch größer geworden. Selbst<br />
Hochschulen und Universitäten, die sich<br />
noch vor wenigen Jahren mit einer Teilnahme<br />
eher zurückgehalten hätten, nutzen die Gelegenheit,<br />
sich zu präsentieren, nun überaus<br />
bereitwillig: „Vielleicht, weil sie heute mehr<br />
in Konkurrenz zueinanderstehen.“<br />
Anschauen, anfassen, selbst ausprobieren – dass die Bildungsmesse das ermöglicht, ist einer der Schlüssel<br />
ihres Erfolgs. Kompetente Ansprechpartern der Betriebe sind ein weiterer.<br />
SCHNICKSCHNACK NICHT NÖTIG<br />
Auf jeden Fall zeigen sich längst viele Firmen<br />
und Unternehmen beim Buhlen um Auszubildende<br />
von ihrer besten Seite. Klapptisch<br />
aufgestellt, Flyer ausgelegt, ein Häufchen Visitenkarten,<br />
dazu ein Standbetreuer, der womöglich<br />
auch noch Antworten schuldig<br />
bleibt: Wer sich so präsentiert, prognostiziert<br />
Wallner, werde mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.<br />
Kleinere Betriebe können sich aber in aller<br />
Regel keine aufwändige Messearchitektur<br />
leisten. Das sei auch gar nicht notwendig, sagt<br />
die Spezialistin. Wallner empfiehlt stattdessen,<br />
schlichtweg ein paar Grundregeln einzuhalten:<br />
Ein guter Stand hat einen Eyecatcher,<br />
fängt also den Blick ein – und er setzt eine Idee<br />
um. Diese Idee wiederum muss mit dem Betrieb<br />
zu tun haben: beispielsweise mit den<br />
Materialien, die dort verarbeitet werden. Ist<br />
das pfiffig gemacht, stellen die Besucher unwillkürlich<br />
Bezüge her, die noch länger in ihrer<br />
Erinnerung haftenbleiben werden. Wenn<br />
ein Unternehmen nicht gerade Mais verarbeitet,<br />
sondern auf ganz anderen Feldern<br />
aktiv ist, ergebe – um ein Beispiel anzu führen<br />
– der Einsatz einer Popcorn-Maschine nur<br />
recht wenig Sinn. Ein Beispiel für eine „good<br />
practice“ wäre dagegen ein selbst gestaltetes<br />
Give-away, das mit der Branche spielt; für einen<br />
Betrieb aus der Metallbranche also etwas<br />
aus Metall.<br />
In größeren Betrieben werde die Standgestaltung<br />
häufig den Lehrlingen übertragen, berichtet<br />
Wallner – weil sie oft pfiffige Ideen<br />
haben und besser wissen, wie andere junge<br />
Leute ticken. Auf der Messe selbst aber reiche<br />
die Standbetreuung allein durch den Nachwuchs<br />
dann keinesfalls aus. Denn die Besucher<br />
bereiteten sich in der Regel sehr gut vor.<br />
Kommt ein Arbeitgeber-Vertreter „gut rüber“,<br />
sammelt damit auch „seine“ Firma automatisch<br />
Pluspunkte. „Es ist eine sehr gute Gelegenheit,<br />
sich zu präsentieren“, hat Wallner<br />
beobachtet. Blieben hingegen Fragen unbeantwortet,<br />
hinterlasse dies bei den jungen<br />
Leuten mit Sicherheit einen eher suboptimalen<br />
Eindruck. Ebenso im Übrigen wie ein<br />
Stand, an dem es ausschaut wie … nach einem<br />
Kindergeburtstag.<br />
Perspektivenwechsel: Natürlich stünden die<br />
Besucher ebenfalls unter Beobachtung, womöglich<br />
sogar von einem Chef oder einem<br />
Personaler höchstpersönlich, der am Firmenstand<br />
potenzielle Interessenten sondiere.<br />
„Diese sollten daher so auftreten, als seien sie<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
in einem Bewerbungsgespräch“, rät die Projektleiterin,<br />
„in Kleidung wie im Habitus.“<br />
Wie oft es auf der Ulmer Bildungsmesse bereits<br />
„klick“ gemacht hat, entzieht sich naturgemäß<br />
der Kenntnis Wallners und ihres kleinen<br />
Projekt-Teams. Darüber werde ebenso<br />
wenig Statistik geführt wie über die Zahl der<br />
Besucher. Auf rund 45.000 wurden sie letztes<br />
Mal taxiert.<br />
Zum Zielpublikum zählten insbesondere<br />
Schüler, die erst in ein, zwei oder gar drei Jahren<br />
ihren Abschluss machen. Unstrittig aber<br />
komme es im Zuge der Messe zu Ausbildungsverträgen,<br />
das erfahre sie immer wieder aus<br />
den Rückmeldungen.<br />
RAUF AUF DIE BEWERBERINSEL<br />
Neben den Ständen spielen die beiden anderen<br />
kommunikativen Formate auf der Messe<br />
ebenfalls eine gewichtige Rolle: Da ist zum<br />
einen die Möglichkeit von Kurzpräsentationen,<br />
wozu den Firmen je 25 Minuten eingeräumt<br />
werden. Zum andern gibt es auf der<br />
Messe die so genannte<br />
„Bewerberinsel“<br />
für Einzelgespräche.<br />
Bewerber<br />
können dort ihre<br />
Bewerbungsunterlagen<br />
checken lassen<br />
und erhalten<br />
von erfahrenen<br />
Kräften aus der<br />
Wirtschaft Tipps<br />
Projektleiterin<br />
KatjaWallner.<br />
für ihre Bewerbungsstrategie.<br />
Zwar richtet sich die Bildungsmesse in erster<br />
Linie an Schüler … doch zuweilen kommt es<br />
manchmal anders, als man als Aussteller<br />
denkt. Denn da gibt es sehr wohl auch interessierte<br />
Erwachsene, die die Messe besuchen.<br />
Und längst nicht alle sind lediglich Begleitpersonen.<br />
Also aufgemerkt: Vielleicht sind Frau<br />
Mama oder Herr Papa ja auf der Suche nach<br />
Orientierung in eigener Sache, sprich: nach<br />
einem Job. [!]<br />
THOMAS VOGEL<br />
Ein dickes Paket<br />
an Bildung<br />
Die Bildungsmesse wird von der Stadt<br />
Ulm in Kooperation mit der Industrieund<br />
Handelskammer Ulm mittlerweile<br />
zum achten Mal veranstaltet. Sie vereinigt<br />
von Donnerstag, 18., bis Samstag,<br />
20. Februar 2016, rund 300 Aussteller<br />
auf dem Ulmer Messegelände (Böfinger<br />
Straße 50).<br />
Auf dem Programm stehen insgesamt<br />
200 Kurzpräsentationen über Berufe<br />
und Studiengänge sowie 57 Vorträge;<br />
sie alle sind nachzulesen im Internet<br />
(www.bildungsmesse-ulm.de) sowie in<br />
der Messebroschüre. Diese sowie ein<br />
Elternflyer und ein Elternbrief werden<br />
im <strong>Dezember</strong> an alle Schulen der Bildungsmesse-Region<br />
verteilt.<br />
Zum ersten Mal wird auf einer Infofläche<br />
auch ein Pool an Pflegeeinrichtungen<br />
die spezifischen Berufe in dem Bereich<br />
vorstellen.<br />
THV<br />
„Machen Sie’s wie ich:<br />
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33
Hier kommt zusammen, was eine Zeitlang zusammengehört: Die Maschinen befördern pro Minute tausende Medikamente in ihre Verpackungen.<br />
Brasilien, China, Laupheim<br />
Wer Tabletten nimmt, drückt sie nicht selten aus einer Verpackung von Uhlmann aus Laupheim. Blister nennt man das<br />
knirschende Drumherum. Und das ist schon das einzige, was bei dem weltweit agierenden Spezialisten knirscht.<br />
Tabletten lindern Kopfschmerzen und<br />
andere Unbill. Pillen und Tropfen können<br />
jedoch noch andere positive Auswirkungen<br />
haben und zum Beispiel zu langanhaltender<br />
Gesundheit beitragen – für<br />
Menschen und Unternehmen. Wer die Uhlmann<br />
Pac-Systeme GmbH & Co. KG an ihrem<br />
Firmensitz in Laupheim besucht, erkennt das<br />
sofort. Denn der Hersteller für hocheffiziente<br />
Verpackungsmaschinen für die weltweite<br />
Pharmaindustrie zeigt schon mit einer neuen<br />
Werkshalle für Logistik, Vormontage und<br />
Montage, wie gut es ihm geht.<br />
Das liegt nicht zuletzt daran, dass in der Uhlmann-Straße<br />
14-18 im Norden der zweitgrößten<br />
Stadt des Landkreises Biberach schon immer<br />
ein durch und durch schwäbischer<br />
Erfindergeist beheimatet war. Bereits seit dem<br />
Jahr 1948, als der Firmengründer Josef Uhlmann<br />
mit der Produktion von Präzisionsformen<br />
für Suppositorien den Grundstein für die<br />
Entwicklung des Betriebes im Bereich der<br />
Pharmaverpackung gelegt hat.<br />
Sohn Friedrich trat 1963 in die Firma ein und<br />
formte aus dem Handwerksbetrieb ein Maschinenbau<strong>unternehmen</strong><br />
von internationalem<br />
Ansehen. 1980 präsentierte Uhlmann das<br />
erste eigene Kartonier-System für Arzneimittelfaltschachteln,<br />
2005 brachte der Traditionsbetrieb<br />
eine Anlage auf den Markt, die in<br />
einer Minute 1300 „Durchdrückverpackungen“,<br />
sogenannte Blister, mit Pillen bestücken<br />
konnte. Drei Jahre später folgte die erste Verpackungslinie,<br />
die Tabletten in Sekundenschnelle<br />
in Flaschen füllt.<br />
Seit diesem Jahr nun können Pharmafirmen,<br />
die auf die Produkte aus dem Hause Uhlmann<br />
setzen, sogar ihr „blaues Wunder“ erleben. So<br />
sprechen die Laupheimer über ihr neuestes<br />
Produkt, die Blistermaschine BLU 400, die pro<br />
Minute über 1500 Ampullen und andere flüssige<br />
Arzneimittel schonend und schnell in<br />
Blister setzen und kartonieren kann – der Beipackzettel<br />
ist dann auch schon mit drin.<br />
DER MASTERPLAN STEHT<br />
Diese neue Verpackungslinie soll dazu beitragen,<br />
dass das Unternehmen auch zukünftig<br />
weiter gesund wachsen kann. Denn das ist das<br />
erklärte Ziel. Dafür nimmt die Geschäftsleitung<br />
der weltweit agierenden Uhlmann-<br />
Gruppe sehr viel Geld in die Hand. Der Umsatz<br />
konnte im Geschäftsjahr 2014/15 um 13<br />
Prozent gesteigert werden und erreichte die<br />
bisherige Rekordmarke von 294 Millionen<br />
Euro. 10,8 Millionen Euro flossen in diesem<br />
Zeitraum in den kontinuierlichen Auf- und<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[machen]<br />
Ausbau des Unternehmens.<br />
Allein<br />
am Hauptsitz in<br />
Laupheim investiert<br />
Uhlmann in<br />
den kommenden<br />
Jahren weitere<br />
rund 40 Millionen<br />
Euro. Auch das ist<br />
eine bisher noch<br />
Norbert Gruber, Vorsitz ender<br />
der Geschäftsführung. Spitzenzahl. „Der<br />
nie dagewesene<br />
Masterplan steht“,<br />
verkündet Norbert Gruber, der Vorsitzende<br />
der Uhlmann-Geschäftsführung, nicht ohne<br />
Stolz und mit Blick auf die im Moment entstehende<br />
neue Halle, in die das Unternehmen<br />
mehr als 20 Millionen Euro investiert.<br />
In Betrieb genommen wird sie im Frühjahr<br />
2016: „Für unsere Wachstumsstrategie benötigen<br />
wir Platz. Die geplante Fokussierung der<br />
Aktivitäten in Laupheim ist ein klares Bekenntnis<br />
zum Standort, an dem derzeit nahezu<br />
1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt sind.“ Bereits vor einem Jahr wurde<br />
ein neues Parkhaus mit zwölf Ebenen eröffnet,<br />
in dem 360 Autos Platz finden. Weitere<br />
Bauabschnitte, die neue Büroflächen sowie<br />
ein repräsentatives Kundenzentrum umfassen,<br />
werden folgen.<br />
Um auch weltweit schneller und besser auf<br />
wachsende Marktanforderungen reagieren<br />
sowie Arbeitsabläufe und Vertriebswege effizienter<br />
strukturieren zu können, investiert<br />
die Uhlmann-Gruppe auch in ihre ausländischen<br />
Standorte. „Wir sind Weltmarktführer<br />
in unserer Branche und wollen dies auch bleiben“,<br />
sagt Tobias Uhlmann; als Vorsitzender<br />
Doppelt so viele Auszubildende in drei Jahren<br />
Am Stammsitz in Laupheim sind fast 1200 Mitarbeiter im Einsatz.<br />
Die Uhlmann-Gruppe beschäftigt rund<br />
1800 Mitarbeiter; sie investiert nicht nur<br />
in neue Produkte, sondern bewusst auch<br />
in den eigenen Nachwuchs. Die Zahl der<br />
Auszubildenden soll bis 2018 auf rund<br />
100 verdoppelt werden. „Unser Ziel ist es,<br />
Spezialisten selbst auszubilden, um so<br />
des Aufsichtsrats der Uhlmann-Gruppe führt<br />
er das innovative Familien<strong>unternehmen</strong> in<br />
dritter Generation.<br />
Aus 13 Unternehmen besteht die Gruppe, allein<br />
11 davon befinden sich im Ausland. Unter<br />
anderem vertreibt oder fertigt die Firma ihre<br />
selbst entwickelten Verpackungsstraßen in<br />
Brasilien, China, Russland, Singapur, in den<br />
USA und natürlich am Standort in Laupheim,<br />
unabhängig vom Fachkräfte-Markt zu<br />
sein“, sagt Norbert Gruber, der Vorsitzende<br />
der Geschäftsführung. Wer richtig gut<br />
ist, darf in die weite Welt hinaus: Das Unternehmen<br />
bietet den besten Auszubildenden<br />
einen Praktikumsplatz im außereuropäischen<br />
Ausland an.<br />
LOE<br />
wo nun bald auch die Produktion des „Blauen<br />
Wunders“ anlaufen wird. Bei Uhlmann blickt<br />
man zuversichtlich und voller Selbstvertrauen<br />
in die Zukunft. Die Frage, ob die neue<br />
hochflexible Verpackungsmaschine auch international<br />
ein Erfolg wird, bereitet in der Vorstandsetage<br />
von Uhlmann wohl niemandem<br />
Kopfschmerzen. [!]<br />
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35
[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gerd Stiefel<br />
leitet den<br />
Club der Industrie<br />
Gerd Stiefel, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Fritz Stiefel<br />
GmbH mit Sitz in Burlafingen<br />
bei Neu-Ulm, ist von Mitgliedern<br />
des Clubs der Industrie<br />
Ulm/Neu-Ulm zum Vorsitzenden<br />
gewählt worden. Er löste<br />
Thilo Butzbach ab, der seinen<br />
Rückzug vom Vorsitz bereits<br />
2014 angekündigt hatte. Stiefel<br />
ist neben seinem neuen Posten<br />
auch Vorsitzender der Regionalversammlung<br />
Neu-Ulm der<br />
IHK Schwaben.<br />
Knapp 3 Prozent<br />
mehr Gehalt für<br />
Führungskräfte<br />
Die Gehälter von Fach- und<br />
Führungskräften in Deutschland<br />
werden im kommenden<br />
Jahr im Schnitt um 2,9 Prozent<br />
zulegen. Die Gehaltssteigerungen<br />
liegen zwischen 2,7 Prozent<br />
im unteren Management und<br />
2,9 Prozent bei Vorständen und<br />
Geschäftsführern. Fachkräfte<br />
und Spezialisten können mit einem<br />
Gehaltsplus von 2,9 Prozent<br />
rechnen. Zu diesen Ergebnissen<br />
kommt eine Studie der<br />
Beratungsgesellschaft Kienbaum.<br />
Gründe für diese Entwicklung<br />
seien unter anderem<br />
die gute geschäftliche Entwicklung<br />
der Unternehmen und die<br />
positiven Aussichten.<br />
US-Investor<br />
übernimmt<br />
Veralia-Gruppe<br />
Der US-Finanzinvestor Apollo<br />
und die staatliche französische<br />
Förderbank Bpifrance haben die<br />
Veralia-Gruppe und damit auch<br />
die Saint Gobain Oberland AG<br />
in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg)<br />
für 2,95 Milliarden Euro<br />
übernommen. Apollo hält 90<br />
Schuler baut in Weingarten 230 Stellen ab<br />
Die Neuausrichtung der Göppinger Schuler-<br />
Gruppe trifft den Standort Weingarten. Dort<br />
schließt der Pressenhersteller die Produktion,<br />
wie auch an zwei weiteren Standorten. Zudem<br />
plant Schuler, seine Divsionen 2016 an jeweils<br />
einem Standort zu bündeln. Für Weingarten ist<br />
das der Bereich Umformtechnologien für die<br />
und Bpifrance 10 Prozent an der<br />
Gruppe, die ihren Hauptsitz in<br />
Frankreich hat und zuletzt mit<br />
10.000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftete.<br />
Direkte Auswirkungen<br />
auf die Beschäftigten in<br />
Wurzach seien nicht zu erwarten,<br />
hieß es. Veralia Deutschland<br />
beschäftigt mehr als 1400<br />
Mitarbeiter und erzielte 2014<br />
einen Umsatz von 534 Millionen<br />
Euro.<br />
Aebi<br />
erweitert<br />
in Achstetten<br />
Der Volvo-Baumaschinenhändler<br />
Aebi erweitert seine<br />
Deutschland-Zentrale in Achstetten.<br />
Das im Bau befindliche<br />
Verwaltungsgebäude ist für 100<br />
Arbeitsplätze ausgelegt. Mit<br />
dem neuen Gebäude entstehen<br />
in Achstetten 30 bis 40 neue Arbeitsplätze,<br />
sagt Tobias Keppler,<br />
Geschäftsführer der Robert Aebi<br />
GmbH.<br />
Neuauflage des<br />
Fachkräftetags<br />
in Neu-Ulm<br />
Angespornt vom Erfolg des<br />
1. Fachkräftetags mit 1500 Besuchern<br />
und 26 teilnehmenden<br />
Firmen organisiert die SÜD-<br />
WEST PRESSE am 8. Oktober<br />
2016 die zweite Auflage der Veranstaltung<br />
in der Ratiopharm-<br />
Arena in Neu-Ulm. Zum Konzept<br />
gehört zum einen, dass<br />
sich Unternehmen den Besuchern<br />
präsentieren. Zum anderen<br />
werden den Besuchern Vorträge<br />
und Service wie<br />
kostenlose Bewerbungsfotos<br />
und Bewerbungsmappen-<br />
Check geboten. So haben auch<br />
Arbeitnehmer, die nicht aktiv<br />
auf Jobsuche sind, gute Gründe,<br />
Industrie. Aufgaben im Bereich Automotive<br />
wandern dafür nach Göppingen ab. Damit<br />
sinkt die Zahl der Mitarbeiter von heute 830<br />
auf knapp 600. Der Jobabbau betrifft im Wesentlichen<br />
die Produktion. Zudem will Schuler<br />
einen Teil seines Werksgeländes in der Innenstadt<br />
von Weingarten aufgeben (s. Pfeil).<br />
die Veranstaltung zu besuchen.<br />
Infos zum Fachkräftetag <strong>2015</strong><br />
gibt es im Internet unter fachkraeftetag.de.<br />
Goldbeck wächst<br />
kräftig am<br />
Standort Ulm<br />
Das Bielefelder Bau<strong>unternehmen</strong><br />
Goldbeck hat im Geschäftsjahr<br />
2014/15 in der Niederlassung<br />
Ulm mit zehn<br />
Projekten rund 28 Millionen<br />
Euro umgesetzt. Das sei ein<br />
Plus von 20 Prozent, sagt Niederlassungsleiter<br />
Roger Breyer.<br />
Daher werde das Team von 25<br />
Architekten, Ingenieuren und<br />
Bauleitern um mindestens fünf<br />
Absolventen der Hochschulen<br />
Biberach und Stuttgart aufgestockt.<br />
Insgesamt erwirtschaftete<br />
Goldbeck mit 4100 Mitarbeitern<br />
einen Jahresumsatz von 1,9<br />
Milliarden Euro. [!]<br />
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[rubrik] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Immer spannend und aufschlussreich: Wie präsentiert sich ein Messebau-Unternehmen selbst auf einer Messe? Hier Kohlhaas, Motto „Wo Ideen wachsen.“<br />
Fuß folgt Auge<br />
Das Schöne auf Messen: Man trifft jede Menge Menschen – potenzielle Partner, Kunden. Das Schlechte auf Messen: Man<br />
trifft auf jede Menge Konkurrenz. Alle buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Tipps und Trends zur Präsentation.<br />
Messeauftritte sind höchst erfolgreiche,<br />
aber auch kostspielige Marketing-Maßnahmen“,<br />
sagt Uta Goretzky<br />
von Famab, dem Verband für direkte Wirtschaftskommunikation.<br />
Da sie sich selten<br />
über mehr als fünf Tage erstrecken, ist es besonders<br />
wichtig, mit einem kompetenten<br />
Partner zusammenzuarbeiten, der den Aussteller<br />
ins rechte Licht rückt. „Messebau-Unternehmen<br />
sind immer auch Ideenschmieden,<br />
die für ihre Kunden Auftritte ersinnen,<br />
die maßgeschneidert zu deren individuellen<br />
Anforderungen passen.“<br />
Für Goretzky lohnt sich deshalb ein Blick darauf,<br />
wie sich diese Unternehmen selbst auf<br />
Messen in Szene setzen, als Beispiel dafür, wie<br />
ein Messeauftritt gelingen kann. Zu sehen auf<br />
der Euroshop in Düsseldorf. Augenzwinkernd<br />
sei das Konzept von Kohlhaas aus Germering<br />
bei München zu verstehen, die sich unter dem<br />
Motto: „Wo Ideen wachsen“ mit einem stilisierten<br />
Garten präsentierten. Nicht mit grünem<br />
Rasen und bunten Blumen, vielmehr abstrahiert<br />
wurde der Garten kulissenartig in<br />
Anthrazit und Orange gestaltet. „Mit dabei<br />
waren natürlich Gartenzwerg, Schubkarre<br />
und Löwenzahn, aber nicht als dreidimensionale<br />
Figuren, sondern als zweidimensionaler<br />
Scherenschnitt mit orange gefärbten Schnittkanten“,<br />
beschreibt Goretzky den Stand.<br />
Die Pusteblume<br />
symbolisierte die<br />
Inspirationsquelle:<br />
Durch ein winziges<br />
Windchen<br />
trägt sie tausende<br />
Samen in die Welt<br />
– wie Kohlhaas die<br />
Ideen.<br />
Goretzky zufolge<br />
legt das Unternehmen<br />
in seinem Uta Goretzky.<br />
Messespezialistin<br />
Auftritt auch auf<br />
Nachhaltigkeit Wert: „Kunden und Besucher<br />
erhielten im Nachgang ihr eigenes Päckchen<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Spielerisch in komplexe Welten eintauchen<br />
Mehr als messetauglich: die Präsentationssoftware des Fraunhofer-Instituts.<br />
Ideensaat, und die spielerischen Accessoires<br />
des Messestandes gingen an die Theaterbühne<br />
eines Kindergartens, wo jetzt ganz andere<br />
Ideen wachsen können.“<br />
DIE KLEINE GUCKI-SHOW<br />
Oder das Beispiel des Messebau-Unternehmens<br />
Holtmann aus dem niedersächsischen<br />
Langenhagen. Rund vier Wochen vor der Messe<br />
Euroshop 2014 erhielten Kunden eine Gucki<br />
geschickt – das sind diese kleinen Kästchen<br />
mit Gucklöchern, die aussehen wie<br />
Fernsehapparate aus alten Tagen. Wer immer<br />
wieder den Knopf drückt, schaltet sich durch<br />
eine Reihe von Bildern. Und ein Guckloch<br />
Mit „Visual Computing“ Produkte<br />
erlebbar machen: Darüber forscht das<br />
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung<br />
IGD. Seine Standorte in<br />
Österreich (Fraunhofer Austria Visual<br />
Computing) und Singapur (Fraunhofer<br />
IDM@NTU) haben eine Präsentations-<br />
Software entwickelt, die komplexe Sachverhalte<br />
einfach auf Touch-Interfaces<br />
darstellt, interaktiv und spielerisch erlebbar<br />
macht. „InfoLand“ nimmt den Nutzer<br />
mit auf eine virtuelle Reise und verbindet<br />
dafür Texte, Bilder, Videos und 3D-Modelle.<br />
Über Informationsknoten kann man in<br />
die verschiedenen Welten eintauchen.<br />
„Die Motivation für diese Entwicklung war<br />
unter anderem, einen Eyecatcher für<br />
Messen zu haben oder das Programm in<br />
Wartezonen einzurichten“, sagt Professor<br />
Wolfgang Müller-Wittig. Die Anwendungsmöglichkeiten<br />
sieht der Standortleiter in<br />
Singapur in Zukunft viel weiter: unter anderem<br />
in Innovationszentren von Unternehmen,<br />
auf Virtual-Reality-Brillen, als<br />
Modellierungstool für den Marketing-Experten,<br />
der seine Präsentation mit eigenen<br />
Inhalten füllt und selbst schnell aktualisieren<br />
kann, da es „sehr dynamisch ist.<br />
Es kann ein großes Spektrum abdecken,<br />
da die Plattform unabhängig ist“.<br />
Die Neuheit liegt in der einfachen Bedienung,<br />
die ohne weitere Erläuterung möglich<br />
ist. Das senkt die Hemmschwelle für<br />
Besucher und Kunden, sich auf eine virtuelle<br />
Reise einzulassen.<br />
„Wir alle sind heute Experten für Touch-<br />
Interfaces durch die Smartphones“, sagt<br />
Müller-Wittig. „InfoLand“ ist eine Web-basierte<br />
Darstellung, die auf jedem System<br />
genutzt werden kann, vom Smartphone<br />
bis zur Videowand. Seine Praxistauglichkeit<br />
stellt es heute schon unter Beweis.<br />
So habe es „bei der Kommunale in Nürnberg<br />
unser Partner AKDB als zentrale Anlaufstelle<br />
genutzt“, sagt Müller-Wittig.<br />
„Das kam gut an.“ Oder in der Deutschen<br />
Botschaft in Singapur, wo man unter dem<br />
Titel „Discover Germany“ auf eine virtuelle<br />
Reise durch Deutschland gehen<br />
kann.<br />
GAL<br />
stand im Zentrum der Idee für den Messeauftritt<br />
der Niedersachsen.<br />
Der Eckstand verfügte über ein Guckloch, das<br />
den Blick auf das „komplette Bild“ lenkte. Die<br />
Besucher konnten sich dem Stand aus zwei<br />
Laufrichtungen nähern, die das nicht ermöglichten.<br />
Auf der einen Seite hingen, auf einer<br />
mit Blümchentapete bezogenen Wand, Bilder<br />
von Mitarbeitern: eher aus dem privaten Bereich,<br />
bei Hobbys, Reisen, Sport. Sinnbild für<br />
Individualität der Mitarbeiter. Wer den anderen<br />
Eingang wählte, erfuhr viel über die Leistungsfähigkeit<br />
des Unternehmens. Eine Auswahl<br />
von Projektbildern, museal gehängt, war<br />
für viele Besucher ein Hingucker und Ge-<br />
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39
[spezial] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
sprächsaufhänger zugleich. Wer das Innere<br />
des Standes betrat, traf auf eine alte Hobelbank,<br />
die lange Jahre ihre Dienste in der Werkstatt<br />
der Langenhagener geleistet hat. Sie war<br />
das Herz des Messeauftritts und eine Metapher<br />
für den Ursprung des Unternehmens.<br />
„Dieser Messeauftritt erzählte gekonnt die<br />
Unternehmensgeschichte aus drei Perspektiven:<br />
der professionellen, der persönlichen<br />
und der historischen“, erklärt Goretzky. „Das<br />
komplette Bild gab es aber nur aus einer Perspektive,<br />
dem Blick durch das Guckloch.“<br />
Allgemeine Trends in Sachen Beleuchtung<br />
oder Gestaltung eines erfolgreichen Messeauftritts<br />
könne man nicht feststellen, sagt die<br />
Fachfrau. „Und das ist auch gut so, weil ja die<br />
,corporate identity‘ des eigenen Unternehmens<br />
im Vordergrund stehen soll.“<br />
NICHT AM PERSONAL SPAREN<br />
So verschieden, wie sich Firmen auf den Messen<br />
darstellen, gibt es aber dennoch einen<br />
Punkt, der auf alle Messeauftritte zutrifft und<br />
den man tunlichst beachten sollte: nicht am<br />
Personal sparen. Das heißt: Schulungen für<br />
die Leute, die auf die Messe geschickt werden,<br />
damit sie gewappnet sind für die Fragen, die<br />
dort auf sie zukommen.<br />
Aber nicht nur das Fachliche zählt. „Ein Messestand<br />
ist wie zuhause, wenn man Gäste bekommt“,<br />
sagt Goretzky. Klar hat der Gastgeber<br />
herzlich und freundlich zu sein – auch auf einer<br />
Messe. „Man ist für denjenigen da und<br />
steht nicht in irgendeiner Ecke herum, wartet<br />
aufs Essen und tuschelt.“<br />
Auf einer Messe präsentiert man sich und<br />
hebt die eigene Leistungsfähigkeit hervor,<br />
sagt Karl Schick, der sich in der IHK Ulm unter<br />
anderem um das Thema kümmert: „Eine<br />
Messe ist wichtig für Produkte, die erklärungsbedürftig<br />
sind.“ Auch in einer Zeit mit<br />
digitalem Informationsüberfluss; entscheidend<br />
sei das direkte Gespräch, face to face: „Es<br />
entstehen dort Kontakte, die sonst so nicht<br />
entstehen würden.“ Man könne Geschäftskontakte<br />
pflegen mit Partnern – Kunden und<br />
Lieferanten –, die man sonst nicht trifft.<br />
Hannover, Industriemesse, Messehalle 4: Auf<br />
einer hohen Informationswand prangt eine<br />
große Landkarte des Wirtschaftsraums der Industrie-<br />
und Handelskammern (IHK) Ulm<br />
und Bodensee-Oberschwaben. So mancher<br />
Ein ausgetüfteltes Konzept: Nur durch das Guckloch<br />
sieht man alle Seiten, die zum Stand des Messe<strong>unternehmen</strong>s<br />
Holtmann gehören.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[spezial]<br />
Karl Schick<br />
von der IHK Ulm<br />
bleibt stehen und<br />
schaut, was der<br />
ländlich geprägte<br />
Süden Württembergs<br />
abseits der<br />
Metropolen zu bieten<br />
hat.<br />
„Man muss einen<br />
Eyecatcher bieten,<br />
eine Attraktion“,<br />
sagt Schick. Bei<br />
mehr als 7000 Ausstellern<br />
und<br />
250.000 Besuchern der Industriemesse, auf<br />
der vor allem Hersteller technischer Produkte<br />
vertreten sind, müsse man mit visuellen Dingen<br />
arbeiten, um die Aufmerksamkeit auf<br />
sich zu lenken. Goretzky: „Messebesucher, die<br />
schon mehrere Stunden auf einem Messegelände<br />
unterwegs sind, sehnen sich – außer<br />
vielleicht nach einem kühlen Bier – nach klaren<br />
Botschaften und Bildern.“ Da heißt es<br />
Klotzen. „Große Bilder helfen, Aufmerksamkeit<br />
zu wecken, denn an ihnen bleibt der Blick<br />
der Besucher hängen. Und Füße gehen nur<br />
dahin, wo die Augen schon waren.“ Die IHK<br />
bietet seit 15 Jahren auf der Hannover-Messe<br />
einen gemeinsamen Stand für kleine und<br />
mittlere Firmen aus ihrem Verbreitungsgebiet<br />
an. In der Regel teilen sich sechs Firmen<br />
den rund 90 Quadratmeter großen Stand. So<br />
sparen sie Kosten und Zeit und haben zum<br />
Teil erst dadurch die Möglichkeit, sich auf so<br />
einer großen Messe zur Schau zu stellen.<br />
REICH UND BERÜHMT<br />
Weiterer Vorteil: Die IHK nimmt den Firmen<br />
viel Arbeit in der Organisation im Vorfeld ab,<br />
angefangen bei den Vertragsverhandlungen<br />
mit der Messegesellschaft. „Als gemeinsamer<br />
Stand können wir eine viel größere Fläche anmieten“,<br />
erläutert Schick. Das stärke die Position<br />
gegenüber dem Messeorganisator: „Man<br />
kann sagen, an diese Fläche möchte ich hin,<br />
weil da die Besucherströme sind.“<br />
„Messen sind multifunktional. Im Vergleich<br />
zu vielen anderen Marketing-Maßnahmen<br />
kann ich mit einem Messeauftritt ein Bündel<br />
von Zielen erreichen“, Uta Goretzky. „Daher<br />
ist es im Vorfeld einer Messeteilnahme ausgesprochen<br />
wichtig, Ziele zu definieren und gegebenenfalls<br />
Schwerpunkte zu setzen.“<br />
Mögliche Messeziele seien etwa Kundenbindung,<br />
Neukundengewinnung, Positionierung<br />
gegenüber dem Wettbewerber, Marktbeobachtung,<br />
Mitarbeitergewinnung, Mitarbeitermotivation,<br />
Imagebildung/-veränderung,<br />
Produktlaunches/-relaunches oder auch Produktorder.<br />
Die Relevanz der Ziele gelte es zu<br />
bewerten; es müsse möglichst genau festgelegt<br />
werden, was das Unternehmen erreichen<br />
will. „Reich und berühmt werden“ helfe für<br />
die Beurteilung eines Messeerfolgs nicht. „30<br />
Neukunden“ sei dagegen eine Aussage, die<br />
sich nach einer Messe ganz einfach überprüfen<br />
lasse. Daraus, ob das Unternehmen sein<br />
Ziel erreicht hat, lassen sich dann auch Vorgaben<br />
für die nächste Messe ableiten. [!]<br />
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41
[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Männer und<br />
Modesünden<br />
Das Sakko spannt, die Krawatte unpassend, die<br />
Schuhe ausgelatscht: Im Büro und Geschäftsleben<br />
lauern viele Modefallen für Männer. Stilberaterin<br />
Sonja Grau weiß, wie man sie vermeidet.<br />
Viele Männer machen sich herzlich wenig Gedanken, was sie<br />
morgens für den Tag im Büro anziehen. „Dabei ist es gar<br />
nicht so schwer. Es gibt zu jedem Anlass das perfekte Outfit“,<br />
sagen prominente Modeexperten wie Kevin Lobo, der durch<br />
seine frühere Tätigkeit für Hugo Boss bekannt geworden ist. Im Internet<br />
gibt es jede Menge Videos zu dem Thema. Doch an der breiten Masse<br />
der Büroarbeiter gehen die gutgemeinten Ratschläge vorbei.<br />
Die Liste der männlichen Modesünden ist lang: Der Anzug zu klein,<br />
weil Mann herausgewachsen ist; zu groß, weil er abgenommen hat; die<br />
Hosen sind zu lang (das Hosenbein endet im Stehen idealerweise einen<br />
halben, maximal einen Zentimeter über dem oberen Absatzrand); da<br />
sind Hemden, die im Sitzen über dem Bauchansatz spannen. Oder der<br />
ganze Herr sieht einfach durch und durch langweilig aus. Die Liste<br />
ließe sich schier unendlich fortführen.<br />
„Ich weiß nicht, warum viele Männer das tun“, sagt die Ulmer Stilberaterin<br />
Sonja Grau. Ihr Eindruck: Die Herren fühlen sich sicher, wenn sie<br />
sich strikt an den Business-Dresscode halten. Mitunter wirken die Träger<br />
dunkler Anzüge fast wie ein Heer Uniformierter. Die Maxime vieler<br />
Männer, so Grau, laute: ja nicht auffallen. „Dabei denken viele nicht<br />
daran, dass sie auch angenehm auffallen können.“<br />
Foto: © the_lightwriter/Fotolia.com<br />
Alles Jacke wie Hose? Von<br />
wegen. Eigentlich erstaunlich,<br />
wie viel man am Mann<br />
falsch machen kann.<br />
WEIT VERBREITETER IRRTUM<br />
Doch ganz so einfach, wie Kevin Lobo sagt, ist es mit dem perfekten<br />
Outfit dann doch nicht. Kleidung ist nonverbale Kommunikation. Im<br />
Job kommt dem Auftreten und angemessener Kleidung große Bedeutung<br />
zu. Kompetenz, Vertrauen, Sicherheit und Zuverlässigkeit will<br />
man ausstrahlen: Kleider machen Leute – und können diese Eigenschaften<br />
transportieren.<br />
„Viele Männer sitzen dem Irrtum auf, dass sie mit Anzug und weißem<br />
Hemd nichts falsch machen“, sagt Sonja Grau. Oberste Devise für sie:<br />
Mann sollte die Sachen aussuchen, die zu seiner Statur und Persönlichkeit<br />
passen. „Die Erscheinung muss stimmig sein.“<br />
Viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken Männer ihren Schuhen.<br />
„Warum sollte ich mir teure Schuhe kaufen, wenn es auch günstige<br />
gibt?“, denken viele und kaufen Billigtreter fürs Büro bei Aldi, Tchibo<br />
& Co. Das strahlen die Schuhe und damit auch der Träger dann auch<br />
aus. Sinn für Qualität zeigen nur wenige Männer, und das obwohl sie<br />
oft genug mehr als zwölf Stunden in den Schuhen stecken. Mal vom<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
schlechten Fußbett – mit allen gesundheitlichen Auswirkungen – abgesehen,<br />
ist das Schuhwerk aus asiatischer Billigproduktion langfristig<br />
betrachtet auch nicht preiswert. Denn dessen Haltbarkeit ist begrenzt.<br />
Gute Herrenschuhe hingegen haben zwar einen hohen Preis,<br />
doch dafür kann sich ihr Träger – bei entsprechender Behandlung und<br />
Pflege – Jahrzehnte daran erfreuen. Da Herrenschuhe meist klassischen<br />
Formen folgen, sind sie zudem unabhängig von Modetrends<br />
zeitlos schick, gerade so, als hätte man sie gerade gekauft.<br />
Foto: © HasanEROGLU/Fotolia.com<br />
Sonja Grau im Einsatz als Personal-Shopperin. Zum perfekten Outfit gehören<br />
nach ihren Worten zwingend edle Business-Schuhe (Bild unten).<br />
WARUM TEURE SCHUHE GÜNSTIG SIND<br />
Wer denkt, die Liste der Fehler beim Thema Schuhe nähere sich damit<br />
schon ihrem Ende, irrt. Die Bandbreite der Nachlässigkeiten reicht<br />
von schmutzig über ausgelatscht bis hin zur Form, die nicht zum Erscheinungsbild<br />
passt. Lang gezogene Business-Schuhe mit eckig geformter<br />
Schuhspitze können ihrem Träger etwas Clowneskes geben,<br />
meint Grau. Bei Schuhen ist es wichtig, dass sich der Träger in ihnen<br />
wohlfühlt, dass sie ihm einen guten Halt bieten und zum Outfit passen.<br />
Die Expertin rät: lieber weniger Schuhe, dafür gute. „Man sieht<br />
sofort die Qualität der Verarbeitung und der Nähte.“<br />
Doch es müssen im Geschäftsleben nicht immer nur klassische Formen<br />
sein. Sneakers sind tragbar, „wenn sie zur Ausstrahlung passen“.<br />
Soffschuhe wie Vans gehen dagegen in der Business-Mode nicht, findet<br />
Grau.<br />
Das häufig unterentwickelte Modebewusstsein von Männern zeigt<br />
sich nach ihren Worten auch bei Accessoires. Dabei könnten Anzugträger<br />
– auch in Branchen und Unternehmen mit immer noch strengen<br />
Kleiderordnungen – ihrem Gesamtbild das gewisse Etwas geben,<br />
wenn sie Krawatte, Einstecktuch, Gürtel, Socken oder auch das Armband<br />
der Uhr als Stilmittel verstehen. Das sei wichtig, „um das Uniformierte<br />
wegzubringen“. Grau begleitet und berät ihre Kunden beim<br />
Einkaufen. Es gibt viel zu bedenken: Korpulente Männer, bei denen<br />
der Kopf in den Oberkörper übergeht, sollten beispielsweise darauf<br />
achten, dass sie keine Krawatten in Knallfarben tragen. Das betont<br />
ihre gedrungene Statur. Sie sollten eher dezente Farben wählen, also<br />
statt eines leuchtend fliederfarbenen Binders lieber einen in Nachtlila.<br />
Generell gilt: An Schwachstellen am Körper setzt man keine modischen<br />
Akzente.<br />
Und was trägt dann ein modebewusster Manager, Ende 50, mit graumeliertem<br />
Haar im Winter <strong>2015</strong>/16 zum Anzug? Möglich, so Grau, sei<br />
beispielsweise ein gemustertes Hemd (das darf durchaus auch ein<br />
Paisley sein, also ein abstraktes, dekoratives<br />
Muster). Oder ein Hemd in trendigem Bordeauxrot<br />
mit ein bisschen Grau. Und welche<br />
Krawatte passt dazu? Zum gemusterten<br />
Hemd eine unifarbene<br />
Krawatte. Zum Hemd in Bordeauxrot<br />
und Grau passt eine gemusterte<br />
Krawatte, sagt Grau. Die dürfe<br />
auch eine Farbe enthalten, die<br />
sich nicht im Hemd wiederfindet.<br />
Was immer geht, so Grau, ist<br />
ein unifarbenes Hemd oder<br />
eines mit kleinen Mustern.<br />
Gerne auch zwei- oder dreifarbig.<br />
Zu den aktuellen Modefarben<br />
zählen auch hellere beziehungsweise mittlere Blautöne.<br />
Dass sich Farben im Outfit wiederholen müssen, hält Sonja Grau heute<br />
nicht mehr für zwingend nötig. Ihre oberste Regel heißt: Das Gesamtbild<br />
muss stimmig sein. Ton in Ton aufzutreten, ist die Sicherheitsvariante,<br />
„vorausgesetzt, die Farbe passt zum Träger“, erläutert<br />
sie. Doch Anzug, Socken, Schuhe, alles in Schwarz – das kann schnell<br />
zu hart wirken. Da ist ein dunkelgrauer Anzug womöglich die bessere<br />
Variante, kombiniert mit einem Hemd in Rosa.<br />
DIE SACHE MIT DEN SOCKEN<br />
Zuletzt in Mode gekommen sind knallfarbene Strümpfe. Die kann<br />
man auch zum Businesslook tragen – vorausgesetzt, sie sind unifarben.<br />
Gemusterte und mehrfarbige Strümpfe sollten nach ihren Worten<br />
eher der Freizeitmode vorbehalten werden. „Ein No-Go sind Motiv-<br />
oder gar Comic-Socken“, betont die Beraterin. Auch bei den Socken<br />
gilt: Der Mix von Farbe und Muster muss zur Ausstrahlung des Trägers<br />
passen. Wer in einem konservativen Umfeld arbeitet, liegt mit diesen<br />
Farbkombinationen generell nicht daneben: Schwarze Socken zum<br />
grauen Anzug, graue Socken zum schwarzen Anzug; rote Socken oder<br />
braune Socken zum blauen Anzug, grüne oder blaue Socken zum Anzug<br />
in braun.<br />
Auch wenn Dresscodes, die in der Vergangenheit<br />
aufgestellt worden sind, laut Grau immer<br />
wieder neu interpretiert werden<br />
müssen, ein paar Dinge gehen für Outfit-bewusste<br />
Business-Männer nicht:<br />
Sportsocken (selbst schwarze) sind<br />
in Kombination mit Anzug ebenso<br />
tabu, wie im Sitzen das behaarte<br />
Bein zu zeigen, sprich zu kurze<br />
Socken zu tragen. Auch die Handytasche<br />
am Gürtel und der Tagesrucksack<br />
zum Anzug gelten<br />
in ihren Augen als<br />
Modesünden. [!]<br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
43
[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das kleine<br />
Kragen-Lexikon<br />
Der Kent-Kragen<br />
Der Klassiker: Er fügt sich ein, ohne aufzufallen.<br />
Der spitze, kurze Kragen bietet genug Platz<br />
für fast alle Knoten und Krawattenformen.<br />
Dazu passt eine Krawatte mit mittlerer Materialbeschaffenheit<br />
– nicht zu dick und nicht zu<br />
dünn.<br />
Cataway-Einknopf<br />
Der Haifischkragen eignet sich für große,<br />
schlanke Männer: Durch die auseinandergezogenen<br />
Kragenspitzen wirkt der Hals breiter und<br />
damit auch der Oberkörper. Für Männer mit<br />
rundlichem Gesicht weniger geeignet, da er den<br />
Kopf gedrungener erscheinen lässt. Den normalen<br />
Krawattenknoten legt man etwas breiter an<br />
–oder man nimmt den Windsor-Knoten.<br />
Tab-Kragen (eckig)<br />
Geeignet für Männer mit kleiner Statur, aber<br />
nichts für Männer mit breitem Oberkörper. Dazu<br />
passt eine schmale Krawatte ohne Struktur,<br />
bei der der Knoten schön gelegt werden sollte.<br />
Tab-Kragen (rund)<br />
Hier gilt das Gleiche wie beim Tab-Kragen<br />
(eckig). Er ist etwas lieblicher, weicher. Der Träger,<br />
der diese Form wählt, spielt bewusst mit<br />
seiner Ausstrahlung und zeigt, dass er modeaffin<br />
ist.<br />
Kent-Hai-Kragen<br />
Er eignet sich für modebewusste Männer, die ihre<br />
Modeaffinität damit auch zeigen. Wie der Haifischkragen<br />
sollten korpulente Männer den Einsatz<br />
dieser Kragenform mit Bedacht wählen.<br />
Turn-Down-Kragen<br />
Geeignet für große, schlanke Männer beziehungsweise<br />
Männer mit normaler Körperstatur.<br />
Er lässt den Hals und Oberkörper schlanker<br />
erscheinen. Die längeren Kragenschenkel<br />
sind etwas für Modebewusste.<br />
Skizzen: Sonja Grau<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
Teamgeist am Leib<br />
So wenig die Kutte den Mönch macht, definiert die Arbeitskleidung die Qualität des Trägers – ob Blaumann oder<br />
Maßanzug. Aber sie sagt viel über die Haltung des Arbeitgebers aus.<br />
Wer im Metallbau<strong>unternehmen</strong> von<br />
Sybille und Andreas Würstle anfängt,<br />
erhält zum Einstieg ein Willkommensgeschenk:<br />
einen kompletten Satz<br />
Arbeitskleidung: von den Socken bis zur Winterjacke.<br />
Tatsächlich sind meisten wegen der<br />
textilen Gabe von den Socken. „Die Leute sind<br />
ganz begeistert davon“, sagt Sybille Würstle.<br />
Für ihre acht Mitarbeiter und das einheitliche<br />
Erscheinungsbild ihres Meisterbetriebs ist<br />
den Inhabern nichts zu teuer. „Wir legen Wert<br />
auf Qualität und kaufen nur gute Kleidung.“<br />
Rund 250 Euro kostet die personifizierte<br />
Ausstattung. „Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl“<br />
im Familien<strong>unternehmen</strong> aus<br />
dem oberschwäbischen Wolpertswende. Ob<br />
in der gemeinsamen Frühstückpause oder in<br />
der Freizeit: „Wir haben ein gutes Verhältnis<br />
und kommen mit unseren Mitarbeitern auch<br />
privat zusammen.“<br />
Der einheitliche Auftritt sei auch in der Außenwirkung<br />
von Bedeutung, seit sich der<br />
1960 gegründete Betrieb von der Flaschnerei<br />
zu einem hochspezialisierten Metallbau-<br />
Fach<strong>unternehmen</strong> gewandelt hat, das vornehmlich<br />
Aufträge für die Industrie erledigt.<br />
„Wir fertigen kein einziges Teil in Serie, sondern<br />
nur auf Anfrage.“ Die Qualität der Arbeit<br />
verpflichte auch zu einem angemessenen Erscheinungsbild<br />
der Belegschaft.<br />
NICHT ALLES IST PFLICHT<br />
Eine Pflicht im rechtlichen Sinne ist das freilich<br />
nicht. „Arbeitskleidung“, sagt Elisabeth<br />
Maeser von der Handwerkskammer Ulm, „ist<br />
ein weitgefasster Begriff.“ Einen klassischen<br />
„Blaumann“, der die private Kleidung vor<br />
Schmutz schützt, „muss ein Unternehmen<br />
nicht stellen“. Pflicht dagegen ist Kleidung,<br />
die vor Gefahren schützt, etwa beim Umgang<br />
mit riskanten Werkstoffen. Was darunter<br />
fällt, regelt eine ganze Reihe von Verordnungen<br />
– etwa die Gefahrstoff- oder die Betriebssicherheits-Verordnung.<br />
Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld.<br />
„Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort können<br />
von der Berufsgenossenschaft und der<br />
Gewerbeaufsicht überprüft werden“, warnt<br />
Elisabeth Maeser. [!]<br />
BERND RINDLE<br />
• Industrieservice<br />
• Bauteilreinigung<br />
• Bauteilsauberkeit<br />
• Arbeitsbekleidung<br />
• Arbeitsschuhe<br />
Wo Mitarbeitern Gefahren drohen, müssen die Arbeitgeber ihren Leuten Sicherheitskleidung stellen –<br />
und selbstredend auch bezahlen.<br />
Foto: © motorradcbr/Fotolia.com<br />
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Arbeitsschutz<br />
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45
Wer gewinnt? Der Tiger oder Butler James? Darauf warten auch etliche „Dinner for one“-Fans in unserer Umfrage jedes Jahr aufs Neue.<br />
Fisch, Fondue und Tigerkopf<br />
Ohne gute Freunde geht gar nichts. Ob im grell erleuchteten New York oder in einem bengalischen Dorf ohne<br />
Strom im Kerzenschein. Sechs Führungskräfte verrieten Stefan Loeffler in unserer Umfrage, wie, wo und vor<br />
allem mit wem sie dieses Jahr Silvester feiern werden.<br />
Den Jahreswechsel erlebt<br />
Karin Krings immer in der<br />
skandinavischen Einsamkeit.<br />
Die 49-jährige Fremdsprachenkorrespondentin<br />
und Hotelfachfrau<br />
leitet seit zehn Jahren<br />
mit ihrem Mann das Hotel<br />
„Goldenes Rad“ in der Ulmer<br />
Stadtmitte.<br />
1) Mit meinem Mann, unserem Hund und unseren besten Freunden in<br />
der skandinavischen Einsamkeit.<br />
2) Am Silvesternachmittag machen wir immer einen Strandspaziergang.<br />
3) Entweder frischer Fisch oder Fondue.<br />
4) Als unser Hund um 22 Uhr in die schwedische Nacht verschwand<br />
und wir bis kurz vor Mitternacht brauchten, um ihn mithilfe des<br />
Autos wieder einzufangen.<br />
5) Von Vorsätzen halte ich nicht viel, weil sie oft nicht eingehalten<br />
werden. Eher wünsche und hoffe ich bestimmte Dinge.<br />
6) 2016 werde ich 50. Ich erwarte viele Feiern, auch was meine Freundinnen<br />
betrifft. Freuen tue ich mich auf eine Caravan-Fahrt mit<br />
Mann und Hund nach Stockholm.<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
[leben]<br />
Foto: © VRD/Fotolia.com<br />
1) Wo und mit wem feiern Sie Silvester?<br />
2) Pflegen Sie bestimmte Traditionen<br />
(z.B. Bleigießen, Feuerwerk …)?<br />
3) Was gibt es zum Essen?<br />
4) Was war Ihr denkwürdigstes/schrägstes Silvester?<br />
5) Was halten Sie von Vorsätzen? Gibt es einen, den Sie<br />
nie mehr fassen wollen?<br />
6) 2016! Was erwarten Sie? Worauf freuen Sie sich?<br />
Dr. Dagmar Engels (63) feiert<br />
dieses Jahr in einem kleinen<br />
bengalischen Dorf – ohne<br />
Strom und mit Kerzenlicht. Die<br />
SPD-Stadträtin leitet seit 24 Jahren<br />
die Ulmer Volkshochschule.<br />
Der 1956 in Tübingen geborene<br />
Dieter Kaufmann verbindet<br />
Silvester automatisch mit einer<br />
brennenden Tanne. Der Betriebswirtschaft<br />
und zweifache<br />
Familienvater ist seit 2005<br />
Kanzler der Universität Ulm.<br />
1) Silvester feiere ich mit meiner Familie und dem engen Freundeskreis<br />
zuhause oder bei Bekannten.<br />
2) Traditionell gehören gute Gespräche, Karten- oder Brett spiele sowie<br />
„Dinner for one“ zu einem Silvesterabend dazu.<br />
3) Das Essen besteht meistens aus einem ausgiebigen Ra clette mit den<br />
oben bereits erwähnten Gesprächen als Gemeinschaftserlebnis.<br />
4) Meist hinterlassen ja die Missgeschicke einen bleibenden Eindruck<br />
– so wie die lichterloh brennende Tanne im Vorgarten unserer<br />
Freunde. Auslöser für dieses Spektakel war eine Rakete.<br />
5) Vorsätze habe ich bislang nicht getroffen, insoweit gibt es auch keinen<br />
Vorsatz, den ich nie mehr fassen wollte.<br />
6) Der Jahreswechsel ist für mich nichts, worin ich besondere Erwartungen<br />
hege. Ich hoffe, dass meine Familie und der Freundeskreis<br />
sowie meine Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter gesund bleiben und wir ein friedliches 2016 erleben<br />
werden!<br />
1) Ich bin bei bengalischen Freunden in einem kleinen Dorf südlich<br />
von Kolkata. Es wird ein Silvester zwischen Reisfeldern mit Kerosinlampen<br />
und Kerzenlicht.<br />
2) Das kommt ganz auf die Menschen an, mit denen ich zusammen<br />
bin, auf jeden Fall sehr gute Freundinnen und Freunde. Mit den<br />
einen gibt es die Tradition des Raclette-Essens, mit den anderen<br />
Theater und Mitternachtssuppe, mit den dritten Party und Tanzen.<br />
3) Etwas, woran man gemütlich und lange essen kann, um Energie fürs<br />
Tanzen zu tanken.<br />
4) Wir waren am zweiten Weihnachtsfeiertag 2001 nach Afrika gestartet<br />
und kamen am 31. <strong>Dezember</strong> in Chefchaouen in Nordmarokko<br />
an, wo wir am Silvesterabend einen Tisch buchten. Um uns herum<br />
saßen französische und deutsche junge Leute, die ganz offensichtlich<br />
Silvester ignorierten, sich kein gutes Neues Jahr wünschten.<br />
Wir hielten sie für völlig blöd und verzogen uns bald nach Mitternacht.<br />
Am Tag darauf merkten wir, dass es in Marokko eine Stunde<br />
früher ist.<br />
5) Ich fasse „gute Vorsätze“ nach persönlichen Aha-Erlebnissen, nicht<br />
an Silvester.<br />
6) Für mich persönlich erwarte ich, dass alles gut klappt, worauf ich<br />
mich freue. Am 2. Januar fahre ich nach Shantiniketan, der vom<br />
bengalischen Nobel-Preisträger Tagore gegründeten Universität<br />
und Stadt. Im April feiern wir den 70. Gründungstag der Ulmer<br />
Volkshochschule und spätestens im Mai möchte ich mit meinem<br />
frisch sanierten Boot über den Chiemsee segeln.<br />
47
[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © VRD/Fotolia.com<br />
1) Wo und mit wem feiern Sie Silvester?<br />
2) Pflegen Sie bestimmte Traditionen<br />
(z.B. Bleigießen, Feuerwerk …)?<br />
3) Was gibt es zum Essen?<br />
4) Was war Ihr denkwürdigstes/schrägstes Silvester?<br />
5) Was halten Sie von Vorsätzen? Gibt es einen, den Sie<br />
nie mehr fassen wollen?<br />
6) 2016! Was erwarten Sie? Worauf freuen Sie sich?<br />
Für Ulrich Kloos sind gute<br />
Vorsätze leicht zu fassen, jedoch<br />
schwer zu halten. Der 46-jährige<br />
Pfarrer ist seit März <strong>2015</strong><br />
Dekan im Katholischen<br />
Dekanat Ehingen-Ulm.<br />
Auch Armin Weidt hatte schon<br />
eine unangenehme Begegnung<br />
mit einer Feuerwerksrakete.<br />
Der 48-jährige international<br />
agierende Wirtschaftsanwalt<br />
und zweifache Familienvater ist<br />
seit 2013 Vorstand der Knorr<br />
Rechtsanwälte AG in Ulm.<br />
1) Solange meine Familie noch mit mir zusammen feiern will, machen<br />
wir das gemeinsam. Dieses Jahr sind wir in New York, da ich geschäftlich<br />
hin muss und wir uns dort zu Silvester mit Freunden treffen.<br />
2) „Dinner for one“ in großer Runde anschauen und auf den Tigerkopf<br />
achten.<br />
3) Klassisch: entweder Fondue oder Raclette.<br />
4) In Österreich, als wir um Mitternacht zum Donauwalzer unterm<br />
Sternenhimmel getanzt haben. Leider haben später ein paar Idioten<br />
Raketen abgeschossen und die Flasche nicht in den Schnee gesteckt;<br />
als die Rakete zündete, fiel die Flasche um, die Rakete traf mich aus<br />
zehn Metern Entfernung am Oberschenkel – aber zum Glück nicht<br />
das vierjährige Mädchen hinter mir im Gesicht.<br />
5) Den einen: nie wieder gute Vorsätze fassen zu wollen.<br />
6) Es wird viel Neues und Spannendes geben; in Ulm das Jahr<br />
„1 nach Ivo“.<br />
Petra Wassermann lässt in den<br />
Vogesen die Sektkorken knallen.<br />
Die 54-jährige Soziologin<br />
und gelernte Druckerin ist seit<br />
2012 die Geschäftsführerin der<br />
IG Metall Ulm.<br />
1) Meistens mit der Familie meines Bruders. Wir essen dann zusammen<br />
Raclette. Ich habe aber auch schon allein gefeiert in aller Stille<br />
und dann zum Jahreswechsel die Kirchenglocken selbst geläutet.<br />
2) Solange ich in Backnang war, bin ich beim Silvesterlauf mitgelaufen,<br />
dann hatte ich die Jahresschlussandacht. Ich merke, wie gerade<br />
auch am Jahresende ein geistlicher Abschluss nochmal gut tut. Und<br />
dann gab’s immer noch „Dinner for one“. Dieser Sketch fasziniert<br />
mich so, dass ich bei diversen Mitarbeiterfesten schon in die Rolle<br />
des Butlers James geschlüpft bin.<br />
3) Ein gemütliches Raclette.<br />
4) Mit einer Pfadfindergruppe auf einer Hütte mitten im Schnee.<br />
5) Da halte ich es mit einem Kalenderspruch: „Vorsätze sind wie Aale,<br />
leicht zu fassen und schwer zu halten.“<br />
6) Ich gehe unter dem Motto ins Jahr 2016: „Vertraut den neuen Wegen,<br />
und wandert durch die Zeit. Gott will, dass ihr ein Segen für diese<br />
Erde seid …“<br />
Foto: © M.studio/Fotolia.com<br />
1) Mit meinem Mann, der Familie meiner Schwester und Freunden in<br />
den Vogesen.<br />
2) Nein, je nach Lust und Laune.<br />
3) Wir lassen uns von der Hausherrin überraschen, welches leckere<br />
elsässische Menü sie uns bereitet.<br />
4) Mehrere schöne Silvester mit Freunden in Frankfurt: gemeinsam<br />
kochen, prima Abende, Finale vor der Alten Oper.<br />
5) Vorsätze sind dann gut, wenn ich sie auch umsetzen kann. Das hat<br />
aber für mich nichts mit Silvester zu tun.<br />
6) Ich freue mich über jeden einzelnen guten Tag im privaten und im<br />
beruflichen Leben, und ich wünsche mir, dass wir Ende 2016 angesichts<br />
vieler Flüchtlinge und zunehmender sozialer Ungleichheit<br />
sagen können: Wir sind eine humane Gesellschaft geblieben und<br />
eine sozialere Gesellschaft geworden!<br />
48
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Wie Sie sicher sprechen und überzeugend<br />
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ihnen neue Möglichkeiten.“<br />
„Denn SIE entscheiden, wie Sie klingen!“<br />
„Ohne Motivation geschieht nichts.”<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Pistenbully<br />
gehört Ludwig<br />
Merckle allein<br />
Rund 14 Millionen Euro hat es<br />
sich der Ulmer Unternehmer<br />
Ludwig Merckle kosten lassen,<br />
alleiniger Eigentümer<br />
der Kässbohrer<br />
Geländefahrzeug<br />
AG<br />
(Laupheim)<br />
zu werden.<br />
Der Ulmer Unternehmer<br />
Ludwig<br />
Merckle.<br />
Mit der Auszahlung<br />
der<br />
55,13 Euro<br />
pro Aktie ist<br />
der sogenannte<br />
Zwangsausschluss vollzogen.<br />
Die Zustimmung auf der<br />
Hauptversammlung war mit<br />
99,74 Prozent überdeutlich. Mit<br />
dem Schritt will Merckle Kosten<br />
sparen und flexibler sein.<br />
Zuletzt erwirtschaftete der Hersteller<br />
von Schneeraupen und<br />
Strandreinigungsgeräten mit<br />
knapp 500 Mitarbeitern einen<br />
Jahresumsatz von 214 Millionen<br />
Euro.<br />
Arla schließt<br />
Käserei<br />
in Kißlegg<br />
Bregenzer Bruchlandung<br />
Die Insolvenz der Bregenzer Fluggesellschaft<br />
Intersky trifft den Flughafen Friedrichshafen<br />
hart. Er verliert seine wichtigste regionale Airline<br />
und 115.000 Passagiere pro Jahr. Das ist<br />
ein Fünftel der Gesamtpassagierzahl. Daher<br />
muss der Flughafen auch seine wirtschaftlichen<br />
Zahlen herunterschrauben. Intersky hat<br />
Die schwedisch-dänische Molkereigenossenschaft<br />
Arla Foods<br />
schließt das Werk in Kißlegg-<br />
Zaisenhofen samt Werksverkauf<br />
im Februar 2016. Die Produktion<br />
ist bereits gestoppt.<br />
Arla begründete dies mit dem<br />
Preisverfall und dem Konkurrenzdruck.<br />
Betroffen sind 38<br />
Mitarbeiter, 19 haben die Möglichkeit,<br />
an anderen Arla-Standorten<br />
im Allgäu zu arbeiten.<br />
Stress durch<br />
ständige<br />
Erreichbarkeit<br />
Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten<br />
in Deutschland leiden<br />
unter einer hohen Arbeitsbelastung.<br />
In einer Umfrage für<br />
die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi sagten 68 Prozent<br />
der Befragten im Westen und 77<br />
Prozent der Befragten im Osten,<br />
dass die Arbeitsbelastung in<br />
den vergangenen Jahren zugenommen<br />
habe. Ein Fünftel der<br />
Befragten fühlt sich wegen der<br />
hohen Arbeitsbelastung oft<br />
überfordert. 57 Prozent in Westdeutschland<br />
erklären, dass sie<br />
für ihre Vorgesetzten immer erreichbar<br />
seien. Für Führungskräfte<br />
entwickelt sich das<br />
Smartphone zum Stressfaktor.<br />
den Flugbetrieb eingestellt. Kunden, die Flüge<br />
vorab bezahlt haben, müssen ihre Forderungen<br />
an das Landesgericht in Feldkirch stellen.<br />
Pauschaltouristen, die gebucht und einen Sicherungsschein<br />
haben, müssen sich an die<br />
Versicherung wenden. Andere Kunden dürften<br />
es schwer haben, an ihr Geld zu kommen.<br />
90 Prozent der Führungskräfte<br />
in Deutschland sind auch im<br />
Urlaub geschäftlich erreichbar.<br />
Nur ein Prozent steht nach Feierabend<br />
für berufliche Anrufe<br />
und Mails nicht zur Verfügung.<br />
88 Prozent der Befragten sind<br />
durch die ständige Erreichbarkeit<br />
über ihre Smartphones höherem<br />
Stress ausgesetzt, ein<br />
Drittel spürt diese Mehrbelastung<br />
häufig oder jederzeit, ergab<br />
eine Studie des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />
Mercer in<br />
Zusammenarbeit mit der TU<br />
München. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.),<br />
Irmgard Städele,<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director),<br />
Vera Oberlader (Layout),<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />
+ Interview, gründen), Getty<br />
images, picture alliance, Werkfotos,<br />
PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />
<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Stefan Kulbe<br />
Telefon 0731 156-137<br />
E-Mail s.kulbe@swp.de<br />
Auflage: 15 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
26. Februar 2016<br />
Die Themen<br />
Mitarbeitergesundheit<br />
Industrie- und Gewerbebau<br />
UnternehmerTAG 2016<br />
Kunst als Geldanlage<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
3. Februar 2016<br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
50
Gehen Sie auf Entdeckungsreise.<br />
Bei einer Probefahrt mit dem neuen GLC, GLE und GLE Coupé.<br />
• Gebaut mit den Genen des GLK, zeichnet sich die<br />
komplett überarbeitete Silhouette des neuen GLC<br />
aus klaren und gleichzeitig sinnlichen Linien.<br />
• Mit dem GLE 500 e 4MATIC 1 präsentiert<br />
Mercedes-Benz sein erstes Plug-In Hybridmodell<br />
im Offroad-Segment.<br />
• Sportlich und dynamisch wie ein Coupé, imposant<br />
wie ein SUV: Das neue GLE Coupé ist die perfekte<br />
Kombination zweier Fahrzeugklassen.<br />
1<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,7-3,3 l/100km; CO 2<br />
-Emissionen kombiniert:<br />
84-78 g/km; Stromverbrauch kombiniert 18,0-16,7 kWh/100km.<br />
Jetzt Probe fahren.<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
P artner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH:<br />
Niederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10<br />
Telefon: 07 31/70 0-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de