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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 4 8<br />

Mission<br />

Arbeit<br />

Sein Job war schon vor der Flüchtlingskrise nicht<br />

einfach: Peter Rasmussen, der Leiter der Agentur<br />

für Arbeit Ulm, im großen Interview.<br />

IT-Sicherheit Wie man mit der „Schwachstelle Mensch“ umgeht SEITE 22<br />

Finanzen So sorgen Selbstständige fürs Alter vor SEITE 28<br />

Businessmode Denn sie wissen nicht, was sie tragen SEITE 42


TAG HEUER CARRERA CALIBRE 1887<br />

TAG Heuer ist offi zieller Zeitnehmer der Bundesliga. Fußball ist jede Sekunde volle Konzentration,<br />

jeder Spielzug eine neue Herausforderung an Körper und Geist. Dabei eint alle<br />

Akteure das Ziel, als Sieger vom Platz zu gehen und getreu dem Motto „Don’t Crack Under<br />

Pressure“ jedem Druck standzuhalten.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

wir Deutschen sind ein komisches Volk.<br />

Wenn es ums Reisen und Exportieren geht,<br />

wollen wir die ganze Welt fest in unseren<br />

Händen halten. Suchen kriegsgeplagte<br />

Menschen hierzulande Schutz, nimmt die<br />

Weltoffenheit vieler Leute rasch ab. Manche<br />

stellen sogar die Unantastbarkeit der Mensch<br />

en würde in Frage. Doch die ist nicht verhandelbar.<br />

Dass die Integration der Flüchtlinge<br />

eine Herausforderung wird, steht<br />

außer Frage. Peter Rasmussen, der Leiter der<br />

Agentur für Arbeit Ulm, schildert das im<br />

Titelinterview (Seite 10). Auch auf anderen<br />

Gebieten wachsen die Aufgaben. Die Bandbreite<br />

reicht vom Führungsverhalten in<br />

schwierigen Phasen (Seite 6) bis hin zum<br />

Schutz vor Eindringlingen in die Firmen-IT<br />

(Seite 22). Doch keine Sorge, es gibt auch<br />

leichte Themen: Männer und Modesünden<br />

(Seite 42) sowie unsere Umfrage zu Silvester.<br />

Anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[führen]<br />

6 Einmal Coaching für den Chef<br />

Wie man ein guter Vorgesetzter wird<br />

[titelthema]<br />

10 Die Sprache ist der Schlüssel<br />

Peter Rasmussen im Gespräch<br />

[gründen]<br />

20 Das schmeckt auch dem Gewissen<br />

Gutes von hier – liefert die „reg.io UG“<br />

[sicherheit]<br />

22 Das Unheil kam per E-Mail<br />

Ein fataler Klick und seine verheerenden<br />

Folgen<br />

[machen]<br />

26 Die Ausgräber Die Firmenhistoriker –<br />

zwischen Geschichte und Geschichten<br />

34 Brasilien, China, Laupheim<br />

Weltmarktführer aus der Provinz:<br />

Uhlmann Pac-Systeme<br />

[finanzieren]<br />

28 Vorsorgen! Aber wie?<br />

Ein Sicherheitsnetz fürs Alter knüpfen<br />

[spezial]<br />

32 Ideen statt Gedöns Bildungsmesse –<br />

Orientierung für Schüler und Betriebe<br />

38 Fuß folgt Auge Da schau her: So fällt<br />

man auf der Messe auf<br />

[leben]<br />

42 Männer und Modesünden<br />

Wie man Mann anzieht<br />

45 Teamgeist am Leib<br />

Gute Arbeitskleidung hebt die Moral<br />

46 Fisch, Fondue und Tigerkopf<br />

Was sie an Silvester treiben! Umfrage<br />

unter Führungskräften<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Wirtschaftskrimis in der Möbelwelt<br />

4 James Bond bleibt Ulm treu<br />

5 Bosch-Rexroth streicht bis zu<br />

610 Stellen in Elchingen<br />

50 Bregenzer Bruchlandung<br />

50 Impressum<br />

28 46<br />

42 22<br />

06<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wirtschaftskrimis in der Möbelwelt<br />

Ulm ist für Möbelhändler einhartes<br />

Pflaster. Zuletzt machten die<br />

regionalen Branchenriesen Inhofer<br />

(Senden) und Mahler (Bopfingen)<br />

Schlagzeilen. Im Prozess gegen<br />

vier Manager von Möbel<br />

Inhofer stand jedoch schnell die<br />

Staatsanwaltschaft im Fokus: einerseits<br />

wegen schlampiger Ermittlungen,<br />

andrerseits wegen<br />

des überharten Auftretens gegenüber<br />

den Angeklagten, von denen<br />

sie zwei im Jahr 2012 sogar<br />

kurzzeitig in Untersuchungshaft<br />

nahm. Vom Vorwurf des systematischen<br />

Sozialhilfebetrugs und<br />

einem geschätzten Schaden von<br />

3,3 Millionen Euro blieb nur ein<br />

Bruchteil übrig. Im fraglichen<br />

Zeitraum zwischen 1999 und<br />

2012 arbeitete das Möbelhaus bei<br />

rund 1000 Beschäftigten mit 50<br />

freien Handelsvertretern zusammen,<br />

von denen für etliche der<br />

Vorwurf Scheinselbstständigkeits<br />

nicht zutraf. Sowohl die Urteile<br />

als auch die Einschätzung<br />

des Richters zu Arbeit und Vorgehen<br />

der Staatsanwaltschaft waren<br />

schallende Ohrfeigen. Dennoch<br />

will diese nun das Urteil<br />

vom Bundesgerichtshof überprüfen<br />

lassen. Das Landgericht verurteilte<br />

Edgar und August Inhofer<br />

für den nachlässigen Umgang<br />

mit der Sozialversicherungspflicht,<br />

setzte die Haftstrafen zur<br />

Bewährung aus, alle vier Angeklagten<br />

müssen Geldstrafen bezahlen.<br />

Spannend geht es auch bei Möbel<br />

Mahler zu. Das Unternehmen<br />

hatte sich mit XXX Lutz bereits<br />

nota riell auf den Verkauf seiner<br />

Möbelhäuser am Stammsitz und<br />

in Wolfratshausen geeinigt – für<br />

45 Millionen Euro. Doch lösten<br />

beide Seiten den Kaufvertrag und<br />

verhandelten im Oktober wieder.<br />

Das Möbelhaus, so Seniorchef<br />

Gerd Mahler, will sich auf den<br />

Standort Neu-Ulm konzentrieren.<br />

Dort ist XXX Lutz mit 10 Prozent<br />

beteiligt und Mahler Mitglied<br />

in der von Lutz gegründeten<br />

Einkaufsgemeinschaft. [!] AMB<br />

Möbel Mahler in Neu-Ulm: Das Unternehmen gab für Erwerb und Umbau<br />

des alten Mutschler-Centers viel Geld aus: rund 35 Millionen Euro.<br />

James Bond bleibt Ulm treu<br />

James Bond ist eine treue Seele –<br />

zumindest wenn es um seine<br />

Pistole geht. Auch im neuen Kinoknüller<br />

„Spectre“ setzt Geheimagent<br />

007 auf eine Walther<br />

PPK als Dienstwaffe. Die<br />

liefert das Ulmer Unternehmen<br />

Carl Walther,<br />

das mittlerweile zum<br />

Arnsberger Waffenhersteller<br />

Umarex (Hochsauerlandkreis-<br />

NRW) gehört.<br />

„Wir unterstützen gerne Anfragen<br />

für Filmaufnahmen und beraten<br />

bei der Ausstattung“, erklärt<br />

Walther-Geschäftsführer<br />

Alexander Lenert (45). Ein aktives<br />

Sponsoring gebe es aber<br />

nicht. Auch darf Walther von<br />

sich aus keine Werbung mit<br />

James Bond machen. Üblicherweise<br />

handelt es sich bei Pistolen<br />

für Filmaufnahmen um Schreckschusspistolen<br />

im Kaliber 9 Millimeter<br />

P.A.K. „Bei Pistolen diesen<br />

Typs wird kein Geschoss durch<br />

den Lauf getrieben, die Patrone<br />

erzeugt aber den sonst üblichen<br />

Schuss-Knall“, erklärt Lenert. Die<br />

PPK wurde bis 1999 auch als<br />

„scharfe Waffe“ hergestellt. Die<br />

Zusammenarbeit läuft über einen<br />

festen Ansprechpartner bei<br />

EON-Productions in London, an<br />

die dieser Spezialauftrag auch geliefert<br />

wird.<br />

Mit seinem zehnjährigen Sohn<br />

schaut der gebürtige Erlanger die<br />

alten 007-Folgen auf dem Bezahlsender<br />

Sky an. Ihr gemeinsamer<br />

Bond-Lieblingsfilm:<br />

„In<br />

tödlicher Mission“.<br />

Der<br />

Grund: Beide<br />

sind leidenschaftliche<br />

Skifahrer und<br />

„mein Sohn<br />

lacht sich<br />

heute über<br />

Geschäftsführer:<br />

Alexander<br />

Lenert.<br />

die Stunt-Szenen aus dem Jahr<br />

1981 kaputt“.<br />

Das Unternehmen Carl Walther<br />

wurde im Jahr 1886 in Zella-Mehlis<br />

(Thüringen) gegründet. Nach<br />

der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg<br />

erfolgte der Neuanfang in<br />

Ulm. Heute beschäftigt Walther<br />

242 Mitarbeiter. [!] AMB/KÖ<br />

4<br />

Daniel Craig, Agent mit Schreckschusspistole aus Ulm .


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Bosch-Rexroth streicht bis zu 610 Stellen in Elchingen<br />

Die Krise hatte sich angedeutet.<br />

Doch mit einem solchen Kahlschlag<br />

hatten die Mitarbeiter des<br />

Bosch-Rexroth-Werkes in Elchingen<br />

nicht gerechnet. Bis zu 610<br />

der 2479 Stellen will der Konzern<br />

bis Jahresende 2018 abbauen . Insgesamt<br />

streicht Bosch-Rexroth<br />

(Lohr am Main) bis zu 1150 Stellen<br />

in Deutschland und begründet<br />

das mit der weltweit sinkenden<br />

Nachfrage. Im Kern geht es<br />

um den Bereich Mobile Anwendungen,<br />

in dem Bauteile für Bagger,<br />

Gabelstapler und Traktoren<br />

hergestellt werden. In dieser<br />

Sparte arbeiten in Deutschland<br />

6200 Menschen. Das Werk in Elchingen<br />

ist federführend in diesem<br />

Bereich. Dort werden Hydraulikteile<br />

hergestellt. Künftig<br />

solle die Produktion von Schrägachsen<br />

aus Kostengründen ins<br />

türkische Bursa verlegt werden.<br />

„Wir wollen betriebsbedingte<br />

Kündigungen vermeiden“, sagt<br />

der kaufmännische Werksleiter<br />

Michael Everts. Angesichts der<br />

Größe des Sparprogramms kann<br />

er diese aber nicht ausschließen.<br />

Mit IG Metall und Betriebsrat laufen<br />

bereits Gespräche über Abfindungen<br />

und Altersteilzeit. Das<br />

Unternehmen sei für alternative<br />

Vorschläge offen. Viele Mitarbeiter<br />

machen sich Sorgen. Wenn<br />

ausgerechnet die Herstellung der<br />

profitablen Produkte in die Türkei<br />

verlagert werde, sei der Standort<br />

Elchingen als Ganzes in Gefahr,<br />

sagt Betriebsratsvorsitzender<br />

Horst Schwürzinger. [!] TS/CZI<br />

Sind wütend und besorgt: Bosch-Rexroth-Mitarbeiter in Elchingen.<br />

Studenten küren Liebherr<br />

zur attraktivsten Firma<br />

Die Liebherr International<br />

Deutschland GmbH ist nach Ansicht<br />

von 700 Studenten der attraktivste<br />

Arbeitgeber in der Region.<br />

Die Hochschule Neu-Ulm<br />

hat zum vierten Mal Studierende<br />

aus der Informatik sowie den den<br />

Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften<br />

69 Firmen mit einem<br />

Jahresumsatz von mehr als 50<br />

Millionen Euro bewerten lassen.<br />

Die 20 beliebtesten Firmen in der<br />

Region Ulm/Neu-Ulm<br />

1. Liebherr-International<br />

Deutschland<br />

2. Daimler TSS<br />

3. Drogeriemarkt Müller<br />

4. Ratiopharm<br />

5. Seeberger<br />

6. Wieland-Werke<br />

7. Gardena Deutschland<br />

8. Liqui Moly<br />

9. SWU Stadtwerke Ulm/NU<br />

10. Iveco Magirus Lastwagen<br />

Neu ist der „Hidden Cham pion<br />

Employer Branding Award <strong>2015</strong>“,<br />

der an den Ulmer Prüfmaschinenhersteller<br />

Zwick Roell ging.<br />

,,Viele Studierende sehen oft nur<br />

in Konzernen Karrierechancen,<br />

dabei haben Hidden Champions<br />

weit mehr als angenommen zu<br />

bieten,“ sagen die Professoren<br />

Alexander Kracklauer und Sascha<br />

Fabian. [!]<br />

11. Settele Schwäbische<br />

Spezialitäten & Feinkost<br />

12. Möbel Inhofer<br />

13. Peri<br />

14. Cassidian<br />

15. Finkbeiner<br />

16. Schwenk Zement<br />

17. Magirus Brandschutz<br />

18. Fritz & Macziol<br />

19. Pfizer Deutschland<br />

20. Merckle<br />

Ikea-Abhol-Zentrum<br />

in Ravensburg<br />

Die schwedische Möbelkette ist<br />

seit geraumer Zeit in Baden-<br />

Württemberg auf der Suche nach<br />

neuen Standorten. Auf dem ehemaligen<br />

Standort des Möbelhändlers<br />

„Domicil“ in Ravensburg<br />

eröffnet Ikea im Jahr 2016<br />

ein Abholzentrum – das erste von<br />

insgesamt acht. Die Kunden aus<br />

dem Raum Ravensburg und Bodensee<br />

können dort ihre online<br />

bestellten Einkäufe abholen, ohne<br />

zum nächsten Ikea-Markt<br />

nach Ulm fahren zu müssen,<br />

heißt es bei Ikea Deutschland.<br />

Ziel sei es, dass die Kunden weniger<br />

als 40 Minuten mit dem Auto<br />

fahren müssen. [!]<br />

Mittelstand zeigt sich<br />

investitionsfreudig<br />

Der deutsche Mittelstand glaubt<br />

nach einer Studie der Förderbank<br />

KfW zunehmend an einen robusten<br />

Aufschwung in Deutschland<br />

und Europa. Das zeige sich an den<br />

Investitionen, die 2014 mit einem<br />

Plus von 6 Prozent auf 202<br />

Milliarden Euro stiegen und damit<br />

den höchsten Stand seit 2008<br />

erreicht haben, sagte KfW-Chefvolkswirt<br />

Jörg Zeuner bei der Vorlage<br />

einer repräsentativen Umfrage<br />

unter Mittelständlernt.<br />

<strong>2015</strong> dürfte sich der Aufschwung<br />

der Investitionen von kleinen<br />

und mittleren Unternehmen<br />

fortsetzen. „Das Vorkrisenniveau<br />

von 204 Milliarden Euro aus dem<br />

Jahr 2007 kann in diesem Jahr<br />

überschritten werden.“ [!]<br />

5


Nicht jeder Vorgesetzte ist ein Naturtalent im Umgang mit seiner Herde. Die gute Nachricht: Führen kann man lernen. <br />

Foto: © Greg Epperson/Fotolia.com<br />

Einmal Coaching für den Chef<br />

Bin ich ein guter Chef? Oder nicht? Und warum? Immer mehr Führungskräfte loten ihre Schwachpunkte aus,<br />

schulen sich in Seminaren und Weiterbildungskursen oder lassen sich coachen. Was einst mit einem Tabu<br />

behaftet war, ist heute fast schon Standard. Sinnvoll ist es allemal.<br />

Ein guter Boss zu sein, ist beileibe nicht ohne. Breite Schultern<br />

allein reichen nicht aus, um all die Verantwortung zu stemmen<br />

oder in einer Schlangengrube zu überleben. Denn oftmals<br />

ist der Grat zwischen Erfolg und Missgunst sehr schmal.<br />

Katharina Heuer sieht die Sache sportlich. Für die Geschäftsführerin<br />

der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), ein großes<br />

Netzwerk von Personalmanagement-Verantwortlichen, ist ein guter<br />

Chef Manager, Trainer und Coach einer Mannschaft in einer Person. Er<br />

verantwortet Erfolg oder auch Misserfolg: „Eine Führungskraft ist<br />

Teamplayer und hat unterschiedliche Rollen. Und sie übernimmt immer<br />

dann die Führungsposition, wenn sie gefragt ist.“ Dabei ist es<br />

wichtig, dass sie die Spieler anheizt, vorantreibt, geschickt positioniert<br />

und – für die Di plom-Volkswirtin ganz entscheidend – ihre eigene<br />

Position genau kennt: „Eine gute Führungskraft<br />

ist nachvollziehbar und authentisch<br />

in ihrem Handeln. Sie holt sich aktiv Feedback<br />

ein und reflektiert ihr Handeln.“<br />

Nur auf diese Weise kann der Trainer jederzeit<br />

den Blick auf das aktuelle Spielgeschehen<br />

richten, ohne die Nase zu hoch zu tragen.<br />

Katharina Heuer: „Ein guter Chef<br />

weiß, dass er nicht der beste Fachexperte<br />

und kein Allwissender ist, sondern das<br />

Know-how und die Erfahrungen und damit<br />

die kollektive Intelligenz seiner Mitarbeiter<br />

nutzt.“<br />

Personalführungsexpertin<br />

Katharina Heuer.<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[führen]<br />

So sieht das auch Professor Dr. Thomas Bayer von der Hochschule Neu-<br />

Ulm: „Wer eine Firma oder einen internen Geschäftsbereich führt, der<br />

kann sich natürlich bestimmte Techniken und Werkzeuge aneignen,<br />

doch muss er lernen, sich auf seine Mitarbeiter zu verlassen, denn sie<br />

sind in ihren Bereichen die eigentlichen Fachexperten.“<br />

SCHWÄCHEN ERKENNEN – UND DAZU STEHEN<br />

Auch für den Direktor des Instituts für Dienstleistungsmanagement<br />

ist die stetige Selbstreflexion eine bedeutende Grundlage für Führungsstärke:<br />

„Neben Fachwissen und einem großen Erfahrungsschatz<br />

ist es wichtig, dass ein Manager immer die Bereitschaft in sich trägt, zu<br />

lernen sowie seine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Und<br />

zu diesen muss man natürlich auch stehen können.“<br />

Dies gilt vor allem in Krisenphasen. Gerade in Zeiten, in denen das<br />

Spiel zu kippen droht, sprich, Umsätze auf Talfahrt sind und sich Kunden<br />

selbst auswechseln, kann eine Führungskraft vor der kompletten<br />

Mannschaft ihre wahren Qualitäten unter Beweis stellen. Und dies um<br />

Himmelswillen nicht, indem sie den Kraftprotz gibt. Bayer ist für<br />

Transparenz: „Wenn ein Unternehmen in eine Schieflage zu geraten<br />

droht oder sich bereits in stürmischer See bewegt, muss man auf Kommunikation<br />

setzen und die Mitarbeiter ins Boot holen, sprich umfassend,<br />

jedoch auch zielgerichtet informieren.“ Man müsse zeigen, wo<br />

die Probleme liegen und wie man sie lösen wird. Man könne und müsse<br />

gegebenenfalls auch dazu stehen, dass es vielleicht noch keinen<br />

klaren Weg oder einen ausgereiften Plan gibt, „dass man jedoch dabei<br />

ist, ihn zu finden und zu erarbeiten. Auf keinen Fall darf man so tun,<br />

als ob alles in Ordnung ist.“<br />

SEINE MITARBEITER NIEMALS UNTERSCHÄTZEN<br />

Mal ehrlich. Welcher Mitarbeiter merkt nicht, dass Aufträge wegfallen?<br />

Den Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ kann man in<br />

dieser Situation getrost vergessen. Die richtigen Worte zu finden, ist<br />

aber nicht so einfach. Für Bayer ergibt es keinen Sinn, den Teufel an die<br />

Wand zu malen: „Unsicherheiten in der Belegschaft, die zu Angst um<br />

den Arbeitsplatz führen können, sind immer auf Schwächen von einzelnen<br />

Führungskräften zurückzuführen, die ungenügend oder eben<br />

falsch informiert haben. Mitarbeiter haben ganz feine Antennen und<br />

spüren Veränderungen sofort“, erklärt der Professor.<br />

Die Folge: Sehr schnell breitet sich Frustration<br />

in Büros und am Band aus und Konflikte<br />

sind programmiert. Das bestätigt Katharina<br />

Heuer: „Man darf seine Mitarbeiter<br />

und die Gespräche innerhalb der Belegschaft<br />

nicht unterschätzen.“ Auch die Personalmanagement-Expertin<br />

empfiehlt eine<br />

offene, aber der Situation angepasste<br />

Informationspolitik. Leider mangle es daran<br />

in vielen Unternehmen: „Man muss<br />

sich als Firmeninhaber, Geschäftsführer<br />

oder Führungskraft immer in die Situation<br />

der Mitarbeiter versetzen und überlegen,<br />

Thomas Bayer,<br />

Hochschule Neu Ulm.<br />

was man selbst an deren Stelle hören und wissen möchte und muss.“<br />

Wichtig sind Offenheit und Ehrlichkeit – gegenüber seinen Mitarbeitern<br />

und vor allen auch zu sich selbst: „Viele Führungskräfte meinen,<br />

immer sofort die richtige Lösung parat haben zu müssen. Dabei genügt<br />

es den Mitarbeitern oftmals schon zu wissen, dass ein Problem<br />

erkannt und angepackt wird und wo und wie sie mitanpacken<br />

können.“<br />

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KLEINE SCHULE DER GELASSENHEIT<br />

Klingt ja gar nicht so schwierig, doch ohne eine fundierte Schulung<br />

oder Weiterbildung gelingt diese gelassene Einstellung nicht jedem.<br />

Das Angebot ist reichhaltig, sagt Christopher Rauen, der Vorsitzende<br />

des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC) in Osnabrück.<br />

Schwierig dürfte eher die Auswahl sein. „Für die Schulung von Führungskräften<br />

gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Seminaren.<br />

Das Spektrum reicht hier vom einfachen Rhetorik-Kurs an der VHS bis<br />

zu einer mehrjährigen Coaching-Ausbildung oder einem vom Unternehmen<br />

bezahlten MBA-Studium.“<br />

Worauf also sollte man achten? Um gute Führung zu lernen, genüge<br />

es nicht, Wissen anzusammeln, man müsse es eben umsetzen. Gerade<br />

dafür können begleitende Coaching-Maßnahmen sehr sinnvoll sein,<br />

sagt Rauen. Die Entwicklung ist in seinen Augen eben auch positiv:<br />

„Erfreu licherweise werden Weiterentwicklungsmaßnahmen von unterschiedlichsten<br />

Zielgruppen in Anspruch genommen. Anlass sind<br />

dabei oft konkrete Wünsche nach Potenzialentwicklung und Kompekompetenz.gewerbeimmobilien.wir<br />

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7


[führen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

tenzaufbau. Ob es bestimmte Zielgruppen sind, die Schulungen eher<br />

in Anspruch nehmen, ist schwer zu sagen, da viele Führungspositionen<br />

durch Männer besetzt sind, hier also schon eine Vorselektion stattgefunden<br />

hat.“<br />

COWBOY-MENTALITÄT IST NICHT MEHR GEFRAGT<br />

Doch ist wirklich schon alles eitel Sonnenschein und jeder lernwillig<br />

und -bereit? Oder ist es für viele Führungskräfte noch ein Tabu, sich<br />

coachen zu lassen? Rauen: „Das ist früher öfter der Fall gewesen, hat<br />

sich jedoch deutlich geändert. Coaching dient nicht nur dem Abbau<br />

von Leistungsdefiziten, sondern auch der Entwicklung von Potenzialen.<br />

Viele ,High Potentials‘ in Unternehmen bekommen einen Coach<br />

– und empfinden dies als Auszeichnung. Nicht zuletzt deshalb wird<br />

Coaching immer positiver angesehen.“<br />

Schlechte Chefs können krank machen<br />

Das Führungsverhalten von Vorgesetzten ist bedeutsam für<br />

die Gesundheit der Beschäftigten – und kann trainiert werden.<br />

Das ist die Essenz einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin (BAuA), in der die Ergebnisse<br />

eines dreijährigen europäischen Verbundprojekts gebündelt<br />

sind. Untersucht wurden verschiedene Merkmale über einen<br />

Zeitraum von 22 Monaten. Dabei zeigte sich, dass eine gesundheitsförderliche<br />

Führung langanhaltende Effekte auf das<br />

Engagement und die psychische Gesundheit der Beschäftigten<br />

hat. Eher kurzfristig dagegen waren die Effekte auf das<br />

Teamklima. Deutlich wurde aber auch, dass der Gestaltungsspielraum<br />

von Führungskräften der unteren Hierarchieebene<br />

begrenzt ist.<br />

Für Betriebe ist eine gesundheitsförderliche Führung aus<br />

zwei Gründen von Bedeutung. Erstens stabilisiert sie deutlich<br />

die Psyche und die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten.<br />

Zweitens können Unternehmen auf diese Weise engagierte<br />

Mitarbeiter binden und so dem drohenden Fachkräftemangel<br />

entgegenwirken.<br />

Die komplette 250-seitige Studie „Rewarding and sustainable<br />

healthpromoting leadership“ kann auf der Internetnetseite<br />

der BAuA kostenlos heruntergeladen werden; sie enthält eine<br />

deutsche Zusammenfassung. Link: http://www.baua.de/de/<br />

Publikationen/Fachbeitraege/F2199.html<br />

LOE<br />

Tendenz steigend. Nach Rauens Beobachtung<br />

hat sich die Einstellung von Führungskräften<br />

in den vergangenen 25 Jahren<br />

deutlich gewandelt: „Während Coaching<br />

früher sehr diskret stattgefunden hat und<br />

kaum jemand davon wissen durfte, geht<br />

die aktuelle Generation sehr offen mit dem<br />

Thema um.“ Zum einen seien die Führungskräfte<br />

oft dankbar für jede Form profunder<br />

Unterstützung, um die Anforderungen<br />

des immer komplexer werdenden<br />

Alltags bewältigen zu können. Zum anderen<br />

sei die Gesellschaft psychologischen<br />

Coachingprofi<br />

Christopher Rauen.<br />

Themen gegenüber immer offener geworden. Überdies habe sich auch<br />

das Bild von Führungskräften gewandelt. Gefragt sei nicht mehr die<br />

Mentalität einer John-Wayne-Cowboy-Figur, die am allerliebsten im<br />

Alleingang die Schwachen vor den Bösen rettet. Heute werde von<br />

Führungs kräften deutlich mehr Sozialkompetenz erwartet – sie müssen<br />

teamfähig sein.<br />

EINE AUSBILDUNG ALLEIN REICHT NICHT<br />

Auch Bayer bestätigt, dass immer mehr Vorgesetzte und Manager zum<br />

Wohl des Unternehmens gerne noch einmal die Schulbank drücken,<br />

meist abends oder an Wochenenden: „Ob Inhouse-Seminare oder Studiengänge<br />

an einer Hochschule. Viele Techniker, Ingenieure oder Wissenschaftler,<br />

die Führungsrollen übernommen haben oder übernehmen,<br />

streben einen Abschluss als Master of Business Administration<br />

(MBA) in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung an. Denn<br />

für viele Chefs ist schnell klar, dass eine Ausbildung allein nicht<br />

reicht.“ Doch bereits während der Aus- und Weiterbildung ist Standhaftigkeit<br />

gefragt: „Das muss man sich vorher schon gut überlegt<br />

haben, denn in so einem Studium steckt viel Arbeit. Das ist beileibe<br />

nicht ohne.“ [!]<br />

STEFAN LOEFFLER<br />

Diese Führungsfigur hat einen gewaltigen Vertrauensvorschuss ihrer Gefolgschaft. Das hilft allen.<br />

8


Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />

Herr Andreas Dobbert ist seit<br />

01.Juli <strong>2015</strong> für die Schwabengarage<br />

GmbH zuständig und<br />

damit verantwortlich für die<br />

Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />

Heidenheim und Geislingen.<br />

Herr Dobbert arbeitet bereits<br />

seit 1991 für das Unternehmen<br />

Schwabengarage GmbH/<br />

Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />

Zuletzt war er Geschäftsführer<br />

der AHZ Automobil Handelszentrum<br />

GmbH und für die<br />

Marken Toyota und Lexus verantwortlich.<br />

Herr Dobbert ist<br />

51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />

zwei erwachsene Kinder.<br />

Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />

und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

– die Kunden in den Fokus<br />

des Unternehmens zu stellen,<br />

wofür vor allem ein gutes<br />

Betriebsklima verantwortlich<br />

zeichnet,<br />

– das Unternehmen weiterhin<br />

auf ein gesundes Wachstum<br />

auszurichten<br />

– den traditionsreichen Namen<br />

„Schwabengarage“ zu pflegen<br />

und insbesondere die Werte des<br />

Gesellschafters der Emil Frey<br />

Gruppe, zu leben.<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Typisch Ford:<br />

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Temperaturkontrolle (2-Zonen-Klimaautomatik),<br />

Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, 3.<br />

Sitzreihe mit 2 Einzelsitzen, manuell umklappbar<br />

Bei uns für<br />

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Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford Galaxy: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5 (kombiniert);<br />

CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford S-MAX: 8,0 (innerorts), 5,6 (außerorts), 6,5<br />

(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 162-0<br />

www.schwabengarage-ulm.de<br />

Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

1<br />

Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />

Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />

Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford Galaxy Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />

Benzinmotor 118 kW (160PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />

in Höhe von € 890.<br />

1 Gilt für Privat- und gewerbliche Kunden (außer Autovermietern, Behörden,<br />

Kommunen sowie gewerblichen Abnehmern mit gültigem Ford-Werke<br />

Rahmenabkommen). Gilt für einen Ford S-MAX Trend 1,5-l-EcoBoost-<br />

Benzinmotor 118 kW (160 PS) (Start-Stopp-System), inkl. Überführungskosten<br />

in Höhe von € 890.<br />

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[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Die Sprache<br />

ist der Schlüssel<br />

Wen seine Agenten in Lohn und Brot vermitteln wollen, der muss sich verständigen<br />

können, muss Regeln und Sicherheitsvorschriften verstehen. Für Peter<br />

Rasmussen ist Sprache zentral für erfolgreiche Vermittlung. Der Leiter der<br />

Agentur für Arbeit Ulm über den Arbeitgeber-Service, Praktika und Flüchtlinge.<br />

Das Thema Flüchtlinge verdrängt in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung zurzeit fast alles andere. Wie<br />

viele betreuen die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen<br />

in Baden-Württemberg bereits?<br />

Bislang liegen uns noch keine offiziellen statistischen<br />

Daten vor. Die Anzahl ist von Agentur zu Agentur unterschiedlich.<br />

Nach den Zahlen des Integrationsministeriums<br />

gab es im vergangenen Jahr 26.000 Asylbewerber<br />

in Baden-Württemberg; die Prognose für dieses Jahr<br />

geht von 52.000 bis zu 100.000 Asylbewerbern aus.<br />

Und auf wie viele Flüchtlinge stellen Sie sich für das<br />

kommende Jahr ein?<br />

Wir gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Asylsuchenden<br />

im nächsten Jahr nicht verringern wird.<br />

Was bedeutet das für die Arbeitsagentur in Ulm?<br />

Da kommt in den nächsten Monaten viel Arbeit auf<br />

uns zu. Allerdings muss man auch wissen: Wir, als Arbeitsagentur,<br />

kümmern uns um Menschen während<br />

ihres Asylverfahrens oder nachdem ihr Asylantrag abgelehnt<br />

wurde. Asylberechtigte werden von den Jobcentern<br />

betreut. Mit der Beschleunigung der Asylverfahren<br />

werden mehr Kunden auf uns und vor allem<br />

auch auf die Jobcenter zukommen.<br />

Vor welchen Problemen stehen Sie und ihre Mitarbeiter?<br />

Es ist und wird für uns alle eine große Herausforderung.<br />

Bei geflüchteten Menschen sind drei Schlüsselfaktoren<br />

entscheidend, um sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt<br />

integrieren zu können: eine hohe<br />

Bleibewahrscheinlichkeit, beruflich verwertbare Kompetenzen<br />

und vor allem ausreichend deutsche Sprachkenntnisse.<br />

Wie sieht es damit aus?<br />

Aus unseren eigenen Aufzeichnungen geht hervor,<br />

dass rund drei Viertel der Asylbewerber keine Deutschkenntnisse<br />

besitzen. Was die berufliche Qualifizierung<br />

angeht, sind etwa 8 von 100 Flüchtlingen Akademiker,<br />

etwa 11 Prozent haben Facharbeiterniveau, aber rund<br />

80 Prozent haben keine Ausbildung. Das heißt für uns<br />

vor allem mehr Beratungen und Qualifizierungsangebote.<br />

Wie bereiten Sie Ihre Mitarbeiter konkret auf diese<br />

Herausforderung vor?<br />

Damit sich unsere Vermittlungsfachkräfte wie bisher<br />

intensiv um unsere Kunden kümmern können, werden<br />

zusätzlich drei Mitarbeiter speziell für die Vermittlung<br />

und Beratung von Flüchtlingen eingesetzt. Diese<br />

Migrationsfachkräfte haben Spezialkenntnisse im<br />

Asyl- und Aufenthaltsrecht und verfügen über ein hohes<br />

Maß an interkultureller Kompetenz.<br />

Wie läuft so eine Vermittlung ab?<br />

Die Migrationsfachkräfte gehen zu den Flüchtlingen in<br />

deren Unterkünften und beraten sie dort. Ziel ist es, die<br />

Menschen frühzeitig über unsere Dienstleistungen zu<br />

informieren. Wir nutzen diese Gespräche auch für eine<br />

so genannte Kompetenzerhebung. Dabei fragen unsere<br />

Mitarbeiter ab, über welche Qualifikationen die Menschen<br />

verfügen. Diese Profile sind die Basis für die Vermittlung<br />

in den Arbeitsmarkt.<br />

Wie meistern Sie die sprachlichen Hürden bei der<br />

Betreuung?<br />

Wir greifen auf Dolmetscher-Dienste zurück. Zum Teil<br />

nutzen wir auch die Fremdsprachenkenntnisse unserer<br />

Mitarbeiter.<br />

Zur Person<br />

Peter Rasmussen<br />

hat sich schon als Jugendlicher<br />

für Jura<br />

interessiert. Der gebürtige<br />

Coburger studierte<br />

Wirtschaft und<br />

Jura an der Universität<br />

Bayreuth. Seit<br />

1993 arbeit er für die<br />

Agentur für Arbeit,<br />

seit 2012 leitet er die<br />

Agentur in Ulm. Zuvor<br />

war er zehn Jahre<br />

lang Chef der Memminger<br />

Agentur. Rasmussen<br />

(53, verheiratet)<br />

entspannt sich<br />

mit Chigong, einem<br />

chinesischen Bewegungs-,<br />

Konzentrations-<br />

und Meditationssystem,<br />

und hält<br />

sich mit Nordic Walking<br />

fit.<br />

Peter Rasmussen, Leiter der Agentur für Arbeit Ulm, und seine Mitarbeiter stellen sich großen Herausforderungen.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Gibt es spezifische Schulungen für die Mitarbeiter<br />

der Arbeitsagentur?<br />

Es werden Schulungen zum Thema Asyl- und Ausländerrecht<br />

sowie interkulturelle Kompetenz angeboten.<br />

Hinzu kommen Schulungen zum Thema „Leichte und<br />

verständliche Sprache“. Letztere ist vor allem für die<br />

Mitarbeiter in den Eingangsbereichen essentiell. Sie<br />

haben ja als erste Kontakt mit den Kunden.<br />

Wie viele Flüchtlinge werden Sie rasch in eine Stelle<br />

vermitteln können?<br />

Wir dürfen uns nichts vormachen: Die Arbeitsmarktintegration<br />

geflüchteter Menschen braucht Zeit. Die<br />

bisherigen Erfahrungen zeigen, dass im ersten Jahr nur<br />

rund zehn Prozent eine Beschäftigung aufnehmen werden.<br />

Wie gesagt: Drei Viertel verfügen über keinerlei<br />

Deutschkenntnisse und rund 80 Prozent haben keine<br />

Berufsausbildung. Also sollten die Erwartungen an eine<br />

zeitnahe und stabile Integration in den Arbeitsmarkt<br />

nicht zu groß sein. Realistisch betrachtet dauert<br />

so ein Prozess in der Regel Jahre.<br />

Wie stark konkurrieren die Flüchtlinge mit ungelernten<br />

Kräften, etwa mit Menschen, die schon länger<br />

arbeitslos gemeldet sind, um sogenannte Helfer-Stellen?<br />

Nach unseren Arbeitsmarktdaten hatten im Oktober<br />

dieses Jahres 3670 von 8200 Arbeitslosen im Agenturbezirk<br />

Ulm keinen Berufsabschluss. Das entspricht fast<br />

45 Prozent. Die meisten Asylsuchenden bringen ebenfalls<br />

keine Berufsausbildung mit. Daher rechnen wir<br />

mit einem Überangebot an Bewerbern im Helferbereich.<br />

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?<br />

Die Asylbewerber sind relativ jung, im Durchschnitt<br />

etwa 23 Jahre. Wir möchten möglichst viele dieser<br />

Menschen in Ausbildung bringen. Betriebe und Unternehmen<br />

in der Region Ulm bieten ja genügend duale<br />

Ausbildungsplätze an. Wir beraten und unterstützen<br />

Arbeitgeber und geflüchtete Menschen, die eine duale<br />

Ausbildung beginnen wollen. Die Betriebe können wir<br />

dabei unter bestimmten Voraussetzungen beispielsweise<br />

durch Einstiegsqualifizierungen oder ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen unterstützen.<br />

Wie viele Betriebe sind bereit, Flüchtlinge einzustellen?<br />

Man dürfe sich nichts vormachen,<br />

sagt Agenturleiter Peter<br />

Rasmussen: Die Integration<br />

der geflüchteten Menschen<br />

in den Arbeitsmarkt brauche<br />

Zeit.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

Es gibt Unternehmen, aber eine genaue Zahl kennen<br />

wir nicht.<br />

Welche Schwierigkeiten stellen sich im Alltag der<br />

Arbeitsvermittlung?<br />

Zentral sind vor allem die fehlenden Deutschkenntnisse.<br />

Denn die Flüchtlinge müssen die Vorschriften, Anweisungen<br />

und Sicherheitsvorkehrungen in den Firmen<br />

verstehen, um dort arbeiten zu können. Viele<br />

Flüchtlinge haben zudem keine Zeugnisse, Zertifikate<br />

oder Ähnliches mitbringen können. Die Betriebe sollten<br />

deshalb auch über neue Wege in den Rekrutierungsverfahren<br />

nachdenken.<br />

Wie sollen diese aussehen?<br />

Praktika sind beispielsweise eine gute Möglichkeit, die<br />

Menschen und ihre Qualifikationen und Fähigkeiten<br />

kennenzulernen.<br />

Was sollten die Betriebe mitbringen?<br />

Vor allem eine realistische Betrachtungsweise, was das<br />

Thema Verständigung und Qualifikationen angeht. Da<br />

ist eine Portion Geduld und Verständnis notwendig.<br />

Worüber sollten sich Unternehmen im Klaren sein?<br />

Egal ob sie eine Beschäftigung, ein Praktikum oder eine<br />

Ausbildung anbieten; eines ist wichtig: Je nach Aufenthaltsstatus<br />

und Dauer ist eine Arbeitserlaubnis erforderlich.<br />

Firmen, die die entsprechenden Regeln nicht<br />

beachten, laufen Gefahr, unrechtmäßig zu handeln –<br />

obwohl sie beste Absichten hatten.<br />

Wie findet ein Unternehmen<br />

heraus, was ein Mensch<br />

kann, wenn er es nicht durch<br />

Zeugnisse zu belegen vermag?<br />

Peter Rasmussen rät zu<br />

Praktika.<br />

USM Haller Akustikelemente<br />

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raumakustische Funktionalität.<br />

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13


[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Man kann auch mit den<br />

besten Absichten in die<br />

Bredouille kommen. Deshalb:<br />

Zeit nehmen und sich vom<br />

Arbeitgeber-Service der<br />

Agentur beraten lassen,<br />

empfiehlt der Behördenchef.<br />

Wie verhindert man das und kann trotzdem Asylbewerbern<br />

eine Chance geben?<br />

Wer Asylbewerber einstellen möchte, meldet die Arbeits-<br />

und Ausbildungsplätze am besten dem Arbeitgeber-Service<br />

der Agentur für Arbeit. Die Berater erklären,<br />

wie man vorgehen kann und was man bedenken<br />

muss.<br />

Nochmals zurück zur Konkurrenz mit ungelernten<br />

Kräften, die schon länger arbeitslos gemeldet sind.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Unser Ziel ist es, alle Menschen<br />

möglichst schnell in Ausbildung<br />

und Beruf zu bringen. Wenn beispielsweise<br />

eine Stelle als Bäckereihelfer<br />

besetzt werden soll, dann<br />

schauen wir zuerst darauf, wer die<br />

entsprechende Qualifikation für<br />

diesen Job mitbringt – unabhängig<br />

von seiner Herkunft oder seines Status.<br />

Schließlich wollen wir die Menschen<br />

erfolgreich und langfristig vermitteln.<br />

Wir wollen<br />

alle Menschen<br />

schnell in<br />

einen Beruf<br />

bringen<br />

Das große Hemmnis für die Integration von Flüchtlingen<br />

sind fehlende Sprachkenntnisse …<br />

Daher hat der Verwaltungsrat der Bundesagentur für<br />

Arbeit in Nürnberg, der jeweils zu einem Drittel aus<br />

Vertretern von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und der<br />

öffentlichen Hand besteht, zusätzlich zwei wesentliche<br />

Entscheidungen getroffen, um mit Beitragsmitteln<br />

aus der Arbeitslosenversicherung die Integration von<br />

geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.<br />

Welche Entscheidungen waren das?<br />

Zum einen hat er 50 Millionen Euro aus Beitragsmitteln<br />

der Arbeitslosenversicherung – die so genannte<br />

Interventionsreserve – freigegeben, um den Arbeitsagenturen<br />

mehr finanziellen Spielraum für die Betreuung<br />

von Flüchtlingen zu geben.<br />

Eine Maßnahme ist PerF (Perspektive<br />

für Flüchtlinge). Im Zentrum<br />

stehen Kompetenzfeststellung,<br />

Praktika und berufsbezogene<br />

Sprachtrainings. Dabei sollen die<br />

Teilnehmer auf die Aufnahme einer<br />

versicherungspflichtigen Beschäftigung<br />

in Deutschland vorbereitet<br />

werden. Außerdem hat es<br />

der Verwaltungsrat Anfang Oktober<br />

ermöglicht, dass die Bundesagentur für Arbeit erstmals<br />

und einmalig zeitlich befristet Deutsch-Basis-<br />

Sprachkurse für bis zu 100.000 Asylbewerber fördert.<br />

Diese Sprachkurse müssen bis zum Jahresende begonnen<br />

werden.<br />

Was heißt das für die Ulmer Arbeitsagentur?<br />

Für die Region Ulm sind bis Jahresende 30 Deutsch-<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Sprachkurse mit jeweils 20 bis 25 Plätzen geplant. Die<br />

Kurse gibt es in Voll- und Teilzeit, sie umfassen bis zu<br />

320 Unterrichtseinheiten. Für die Maßnahme PerF sind<br />

bereits zwei Maßnahmen mit 50 Plätzen angelaufen<br />

und für 2016 weitere Maßnahmen mit 100 Plätzen vorgesehen.<br />

Sind mit den arbeitssuchenden Flüchtlingen die<br />

Zeiten der niedrigen Arbeitslosenquoten vorbei?<br />

Sicherlich werden die Arbeitsmarktzahlen beeinflusst.<br />

Allerdings zeichnet sich der Wirtschaftsraum Ulm<br />

durch eine sehr gute Struktur aus, eine gesunde Mischung<br />

aus großen und mittleren Unternehmen, Handwerksbetrieben<br />

in vielen Branchen. Daraus ergibt sich<br />

ein aufnahmefähiger Arbeitsmarkt; der konnte auch<br />

schon herbe Rückschläge regional ansässiger Unternehmen<br />

kompensieren.<br />

Von welcher Quote gehen Sie im Jahr 2016 aus?<br />

Wir gehen schon davon aus, dass die Arbeitslosenquote<br />

ansteigen wird. Doch eine konkrete Zahl zu nennen, ist<br />

schon alleine deshalb spekulativ, weil sich Flüchtlinge<br />

in Deutschland frei entscheiden dürfen, wo sie wohnen<br />

oder arbeiten werden.<br />

Themenwechsel: In der Region herrscht fast Vollbeschäftigung.<br />

Wie wirkt sich das auf die Arbeit der<br />

Agentur aus?<br />

Für die zu besetzenden Arbeitsstellen – vor allem wenn<br />

es um Fachkräfte geht – stehen weniger bis gar keine<br />

passenden Bewerber zur Verfügung. Für die Vermittlungsarbeit<br />

ist das eine anspruchsvolle Situation, da im<br />

Matchingprozess, also dem Abgleich der Stellenanforderungen<br />

der Betriebe und der Qualifikationen der Bewerber,<br />

auf der Bewerberseite weniger passende Menschen<br />

zu finden sind. Der beruflichen Qualifizierung<br />

und Weiterbildung kommt deshalb große Bedeutung<br />

zu. Hier setzen wir auf abschlussorientierte Förder- und<br />

Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Melden vor diesem Hintergrund mehr oder weniger<br />

Firmen freie Stellen?<br />

In diesem Jahr wurden uns bislang 13.520 offene Stellen<br />

gemeldet. Davon sind aktuell 4820 noch zu besetzen.<br />

Dass die Unternehmen der Region ihre freien Stellen<br />

der Agentur melden, macht Sinn, da wir ihnen mit<br />

unserer Jobbörse den bundesweit größten Bewerberpool<br />

bieten.<br />

Fachkräftesuche in Zeiten der<br />

Vollbeschäftigung heißt: mehr<br />

offene Stellen, weniger passende<br />

Bewerber. Für Peter<br />

Rasmussen ist Qualifizierung<br />

dabei ein Schlüsselbegriff.<br />

15


[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das Jobcenter Ulm betreiben die Stadt und die Agentur für Arbeit gemeinsam. Das BIZ (Bild rechts) bietet Entscheidungshilfen bei der Berufswahl.<br />

655 Mitarbeiter<br />

an drei Standorten<br />

Insgesamt 19 Bezirke der Agentur für<br />

Arbeit gibt es in Baden-Württemberg.<br />

Ulm ist einer davon. Zudem verfügt das<br />

Land zwischen Mannheim und dem Bodensee<br />

über 44 Jobcenter, davon sind 33<br />

gemeinsame Einrichtungen mit Kommunen,<br />

11 sind in kommunaler Hand. Der Bezirk<br />

der Agentur für Arbeit in Ulm umfasst<br />

neben den Kreisen Alb-Donau und<br />

Biberach auch den Stadtkreis Ulm. Neben<br />

dem Hauptsitz verfügt die Ulmer<br />

Agentur für Arbeit, die 655 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, über Geschäftsstellen in Biberach<br />

und Ehingen. Mit Ulm und dem<br />

Alb-Donau-Kreis betreibt sie zwei Jobcenter<br />

gemeinsam. Mit der Stadt Biberach,<br />

die ihr Jobcenter selbstständig verwaltet,<br />

besteht eine Kooperation.<br />

Mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent<br />

im Oktober nahm die Region Ulm/<br />

Biberach im Südwesten den Spitzenplatz<br />

ein. 8200 Arbeitslosen standen 4800 gemeldete<br />

Arbeitsstellen gegenüber.<br />

Der Arbeitgeber-Service der Agentur für<br />

Arbeit Ulm informiert über die Zugangsmöglichkeiten<br />

in den Arbeitsmarkt. Kontaktmöglichkeiten<br />

für Arbeitgeber über<br />

die kostenfreie Servicenummer<br />

08004 555 520 oder per Mail an:<br />

ulm.arbeitgeber@arbeitsagentur.de bzw.<br />

biberach.arbeitgeber@arbeitsagentur.de.<br />

Wer macht was? Wer darf was?<br />

Agentur für Arbeit: Ihre Aufgaben werden<br />

im Dritten Sozialgesetzbuch (SGB) geregelt.<br />

Diese sind unter anderem: Vermittlung von<br />

Lehr- und Arbeitsstellen, Berufs- und Arbeitgeberberatung,<br />

die Förderung der beruflichen<br />

Eingliederung von Menschen mit Behinderung,<br />

Leistungen zur Erhaltung und<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen und Entgeltersatzleistungen<br />

wie zum Beispiel Arbeitslosengeld<br />

oder Insolvenzgeld.<br />

Jobcenter: Sie betreuen Arbeitslosengeld-<br />

II-Bezieher (Hartz IV), gewähren Leistungen<br />

nach dem SGB II und sollen durch „Fördern<br />

und Fordern“ die Menschen in die Lage versetzen,<br />

ihren Lebensunterhalt künftig aus<br />

eigenen Mitteln zu bestreiten.<br />

Dubliner Übereinkommen: Dies ist ein völkerrechtlicher<br />

Vertrag der EU-Länder. Wichtigste<br />

Regel: Der Staat, in den der Asylbewerber<br />

nachweislich zuerst eingereist ist,<br />

muss das Asylverfahren durchführen.<br />

Arbeitsmarktzugang: Die Arbeitserlaubnis<br />

und die Chancen auf einen Job hängen eng<br />

mit dem rechtlichen Status der Menschen<br />

zusammen, die nach Deutschland kommen.<br />

Kontingentflüchtlinge: Sie werden in festgelegten<br />

Anzahlen gleichmäßig auf die Bundesländer<br />

verteilt. Dies betrifft Flüchtlinge,<br />

die im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion,<br />

aufgrund von Visa oder einer Übernahmeerklärung<br />

des Bundesministeriums des<br />

Innern aufgenommen wurden. Sie durchlaufen<br />

kein Asyl- und auch kein sonstiges Anerkennungsverfahren,<br />

sondern erhalten mit<br />

ihrer Ankunft sofort eine Aufenthaltserlaubnis<br />

aus humanitären Gründen.<br />

Asylbewerber: Ihnen wird der Aufenthalt in<br />

Deutschland während des Verfahrens gestattet.<br />

Werden sie anerkannt, stehen ihnen alle<br />

Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt offen.<br />

Geduldete: Bei ihnen ist die Abschiebung<br />

aus humanitären Gründen ausgesetzt. Wie<br />

auch für Asylsuchende ist ihnen die Arbeit in<br />

den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts<br />

verboten. Danach haben sie einen nachrangigen<br />

Zugang. Das heißt: „Bevorrechtigte<br />

Arbeitnehmer“ (Deutsche, EU-Ausländer<br />

oder anerkannte Flüchtlinge) kommen zuerst<br />

zum Zug. Nach 15 Monaten Aufenthalt<br />

in Deutschland dürfen sie ohne die oben beschriebenen<br />

Einschränkungen arbeiten. [!]<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[titelthema]<br />

Welche Branchen haben es besonders schwer, Arbeitskräfte<br />

zu finden?<br />

Gesucht werden vor allem Fachkräfte im Bereich Verkehr<br />

und Logistik, in der verarbeitenden Industrie, im<br />

Handwerk und im Gesundheits- und Sozialwesen.<br />

Letztendlich besteht aber die Schwierigkeit darin, die<br />

passenden Fachkräfte zu finden. Bei der Werbung um<br />

geeignete Fachkräfte haben es oft kleine und mittelständische<br />

Unternehmen schwer, auf sich aufmerksam<br />

zu machen. Employer-Branding ist eine Möglichkeit,<br />

um die Vorteile des eigenen Unternehmens nach außen<br />

hin zu kommunizieren.<br />

Die Unternehmen betreiben also zu wenig Marketing<br />

als Arbeitgeber und in eigener Sache?<br />

Das kann und will ich nicht beurteilen. Meine Meinung<br />

ist jedoch, dass ein Unternehmen potenziellen<br />

Bewerbern heute vermitteln sollte, warum und wie sie<br />

zu ihm passen; es muss sichtbar sein, wofür das Unternehmen<br />

steht und warum es ein attraktiver Arbeitgeber<br />

für den Einzelnen ist.<br />

Was raten Sie Firmen, wie sie besser von der Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsagentur profitieren<br />

können?<br />

Die meisten Firmen, die mit uns zusammenarbeiten,<br />

sind sehr zufrieden. Das zeigen uns die Ergebnisse der<br />

Kundenbefragungen, die wir schon seit Jahren regelmäßig<br />

von einem unabhängigen Institut durchführen<br />

lassen. Generell sind für unseren Arbeitgeber-Service<br />

eine schnelle Kontaktaufnahme und ein aussagefähiges<br />

Stellenprofil wichtig.<br />

Wie soll das aussehen?<br />

Verkürzt gesagt: nicht nur einfach zu melden, ich suche<br />

– beispielsweise – einen Elektriker, sondern: einen<br />

Elektriker, der Kenntnisse im Schaltschrankbau mitbringt.<br />

Möglichst genaue Angaben helfen.<br />

… speziell im Hinblick auf Flüchtlinge …<br />

Die Stärken der geflüchteten Menschen, die zu uns<br />

kommen, können wir nur gemeinsam mit allen<br />

Ak teuren des Arbeits- und Ausbildungsmarktes<br />

herausfinden. Um in einem ersten Schritt hier die<br />

Qualifikation zu „identifizieren“ sind wir auch auf die<br />

Mithilfe der Unternehmen angewiesen. Zum Beispiel<br />

Darf‘s ein bisschen genauer<br />

sein? Je exakter Firmen Stellenprofile<br />

formulieren, desto<br />

höher die Wahrscheinlichkeit<br />

passende Bewerber zu finden,<br />

erklärt Peter Rasmussen.<br />

DEKRA Akademie qualifiziert:<br />

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EU-Kraftfahrer/-in Weiterbildung Lkw/Bus<br />

Entsorgungslogistik<br />

Gefahrgutfahrer/-in und Gefahrgutbeauftragte/-r<br />

Fachkraft Lagerlogistik und Logistikmeister/-in<br />

Gabelstapler bedienen (jährliche Unterweisung)<br />

Brandschutzhelfer/-in mit Feuerlöschübung<br />

Hubarbeitsbühne<br />

Baustellensicherung<br />

Regalanlagen prüfen<br />

Hygiene im Lebensmitteltransport<br />

SAP (auch berufsbegleitend)<br />

DEKRA Akademie GmbH | Tel.: 0731.93769-0 | www.dekra-akademie.de/ulm<br />

17


[titelthema] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Arbeitsamt? Das war einmal.<br />

Seine Agentur bietet top<br />

Dienstleistungen, sagt Peter<br />

Rasmussen im Gespräch mit<br />

Irmgard Städele und Alexander<br />

Bögelein.<br />

über Prak tika, die mit uns abgesprochen werden<br />

sollten. So lassen sich die unterschiedlichen Kompetenzen<br />

der geflüchteten Frauen und Männer herausfinden.<br />

Themenwechsel: In der Vergangenheit gab es Attacken<br />

auf Mitarbeiter von Arbeitsagenturen. Wie<br />

gehen Sie damit um – auch mit eventuellen Ängsten?<br />

Gibt es ein Sicherheitskonzept?<br />

Die Sicherheit unserer Mitarbeiter liegt uns sehr am<br />

Herzen, sie ist uns sehr, sehr wichtig. Da spreche ich<br />

auch für die Jobcenter Ulm und Alb-Donau. Unsere Sicherheitskonzepte<br />

werden ständig überprüft und angepasst.<br />

Dabei geht es um alle Mitarbeiter, vor allem<br />

aber um die Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Man<br />

muss aber ehrlicherweise sagen, dass man Übergriffe<br />

leider nie völlig ausschließen kann. Doch wir <strong>unternehmen</strong><br />

alles, um dieses Risiko so gering wie möglich<br />

zu halten.<br />

Was überschätzt die Öffentlichkeit an der Arbeitsagentur?<br />

Wir können vieles möglich machen, aber nicht alles.<br />

Der Markt wird schließlich bestimmt von Angebot und<br />

Nachfrage.<br />

Was unterschätzt sie?<br />

Wir haben top Dienstleistungsangebote, wir haben<br />

qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. Wir sind nicht<br />

mehr das Arbeitsamt, sondern die Agentur für Arbeit<br />

– eine kundenorientierte Vermittlungs- und Beratungsagentur.<br />

Wie überprüfen Sie die Beratungsqualität und die<br />

Serviceorientierung der Mitarbeiter?<br />

Wie schon vorhin erwähnt, führen wir durch ein externes<br />

Institut regelmäßig Kundenbefragungen durch sowohl<br />

bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern<br />

und Jugendlichen, die die Berufsberatung in Anspruch<br />

nehmen. Aber auch durch interne Hospitationen der<br />

Führungskräfte bei Beratungsgesprächen – das Einverständnis<br />

der Kunden natürlich vorausgesetzt.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

IRMGARD STÄDELE,<br />

REDAKTEURIN SÜDWEST PRESSE,<br />

UND ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

FOTOS:<br />

LARS SCHWERDTFEGER<br />

18


Design ist Teil Ihres Selbstverständnisses.<br />

Geben Sie ihm Raum.<br />

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[gründen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das schmeckt auch dem Gewissen<br />

Schenken oder schenken lassen? Immer mehr Firmen setzen auf das Letztere – und befördern so das Geschäftsmodell<br />

der „reg.io UG“ aus Ulm. Das Start-up schnürt Geschenkpakete mit regionalen Lebensmitteln: Gutes von hier.<br />

Unternehmen ziehen sich immer mehr<br />

auf ihre Kernkompetenzen zurück. Soweit,<br />

so klar. Die Auswahl von Präsenten<br />

mit hohem Akzeptanz- und Beglückungsfaktor<br />

zählt eindeutig nicht dazu. Noch eine<br />

Binsenweisheit. Also übernehmen das doch<br />

wir, dachten sich die beiden Gründer der „reg.<br />

io UG“, der Web-affine Geograph Hendrik<br />

Mächler und der Agrarökonom Fritz Feger.<br />

Beide vereint eine gewisse Liebe zu Genüssen<br />

für den Gaumen. So war es gewiss kein Zufall,<br />

der sie vor ein paar Jahren auf den „Markt des<br />

guten Geschmacks“ lockte, die regionale Messe<br />

der Genießervereinigung „Slow Food“ in<br />

Stuttgart. Der Zufall war, dass sie sich dort<br />

kennengelernt haben.<br />

Ergebnis dieses Zusammentreffens ist die<br />

„reg.io UG“, deren Leitlinien mit „Regionalität“,<br />

„Qualität“ und „fairem Handel“ überschrieben<br />

sind. Als Firmengehäuse ist sie zuständig<br />

für Geschäftsleitung, -entwicklung<br />

und Marketing. Ihre Wort- und Bildmarke ist<br />

„Gutes von hier“, die für Ansatz und Anspruch<br />

gleichermaßen spricht. Offeriert per Online-<br />

Shop werden mit regionalen kulinarischen<br />

Spezialitäten gefüllte Geschenkpakete. Der<br />

Auftraggeber muss lediglich die Auswahl aus<br />

den derzeit dreizehn Varianten treffen, um<br />

den Rest einschließlich der Belieferung kümmert<br />

sich „reg.io“.<br />

KNACKPUNKT COMPLIANCE<br />

Heute ist die kleine Vertriebsfirma im verflixten<br />

dritten Jahr – und mittendrin, das anfängliche<br />

Konzept zu erweitern. Was die beiden<br />

Geschäftsführer zu wenig bedacht hatten,<br />

sind die Compliance-Regeln, die in immer<br />

mehr Bereichen der Wirtschaft immer strenger<br />

geworden seien. Was oft gar nicht mehr<br />

geht, sind Geschenke an Geschäftspartner.<br />

Die „reg.io UG“ rückte daher die Mitarbeitergeschenke<br />

stärker in den Fokus, aber ebenso<br />

das Endkundengeschäft.<br />

Was macht ihre Kartons so besonders? Sie<br />

sind mehr als nur die Summe von Einzelprodukten<br />

wie Nudeln, Bränden, Kaffee, Schokolade,<br />

Weinen, Würsten, Soßen, Senf, Essenzen;<br />

insgesamt sind es rund 50 Artikel von 35<br />

überwiegend manufakturell arbeitenden Erzeugern<br />

aus der näheren und weiteren Region.<br />

Denn diese können nun einmal noch<br />

von einer ganzen Reihe weiterer Quellen auch<br />

über den klassischen Facheinzelhandel bezogen<br />

werden. Das Besondere ist das Arrangement;<br />

jeweils ein Ausschnitt aus den Produkten<br />

wird so arrangiert, dass sich ein bestimmtes<br />

Thema ergibt: „Feierabend-Freunde“, „Bunter<br />

Abend“, „Fit für den Morgen“ oder „Schwabenvesper<br />

Deluxe“ lauten einige der Titel der<br />

Präsentkartons; einer enthält sogar einen Re-<br />

Hendrik Mächler (mit Logistik-Bachelorandin Pia<br />

Arnold) steht auf „Gutes von hier“.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[gründen]<br />

gionalkrimi. Allen liegt eine Mappe bei, in der<br />

die jeweiligen Produzenten vorgestellt und<br />

ihre Produkte erläutert werden. „Wir bieten<br />

mehr als ein Sammelsurium an Produkten,<br />

wir bieten regionale Statements aus Geschichten,<br />

Gesichtern und Geschmäckern“, sagt der<br />

Geschäftsführer.<br />

NAGELPROBE WEIHNACHTEN<br />

Die „Zentrale“ der jungen Firma liegt in einem<br />

historischen Gebäude der Ulmer Altstadt. Die<br />

Holzdielen im heimelig-antiken Zweiraum-<br />

Büro knarzen, die Türstürze sind so niedrig,<br />

dass Mächler (40) den Besucher vorsichtshalber<br />

mehrmals warnt. Beulengefahr! Wer will,<br />

kann das sinnbildlich sehen. Es ähnelt ein<br />

bisschen der derzeitigen Situation. Noch fühle<br />

man sich als Start-up, noch sei man in der<br />

Tüftelphase. Das Weihnachtsgeschäft, in dem<br />

man jetzt steckt, gilt als Nagelprobe für das<br />

derzeit praktizierte Vertriebskonzept.<br />

Der anfängliche Ansatz wurde in diesem Jahr<br />

bereits erweitert. Außer übers Internet sind<br />

die Kulinarik-Kartons jetzt ebenso in ausgesuchten<br />

Läden erhältlich, welche sie in Kommission<br />

führen. Dazu kamen mehrere preislich<br />

günstigere „Stadtausgaben“ wie die<br />

„Ulmer Tüte“. Geplant sind Kooperationen<br />

mit Medienhäusern, bereits im Laufen solche<br />

mit Maklern und Autohäusern – als deren<br />

Kundenpräsent-Lieferant. Zudem sollen nun<br />

weitere Regionen erschlossen werden. Dazu<br />

aber brauche man dann Partner vor Ort, mit<br />

guten Kenntnissen der Erzeuger-Szene in ihrer<br />

Region und möglichst mit Kompetenzen<br />

für logistische Aufgaben.<br />

Mit Interesse registriert Mächler die Anfragen<br />

potenzieller Partner hinsichtlich einer Beteiligung<br />

mit Wagniskapital. „Ein Partner müsste<br />

aber unbedingt ein strategisches Interesse<br />

mitbringen, dürfte also nicht lediglich kurzfristige<br />

finanzielle Ziele verfolgen.“ Was<br />

Mächler dabei besonders im Auge hat, ist die<br />

Stärkung und Diversifizierung der Vertriebsstrukturen.<br />

Für „hier“ in Schwaben übernimmt<br />

die Kommissionierung der Pakete und<br />

Party mit<br />

Genusspaketen<br />

<strong>2015</strong> schaffte es „reg.io UT“ bis ins<br />

Landesfinale der Gründer-Präsentation<br />

„Elevator pitch“. Ganz anders zu erleben<br />

ist das Start-up bei regelmäßigen<br />

Partys in Ulm, Tübingen oder Stuttgart,<br />

zu denen sich Interessenten einladen<br />

lassen können. Geschäftsführer Hendrik<br />

Mächler zufolge ist „bei Häppchen<br />

und Live-Musik nachgewiesenermaßen<br />

schon das ein oder andere Geschäft<br />

zwischen Unternehmenskunden entstanden“.<br />

THV<br />

deren Versand eine Werkstatt für behinderte<br />

Menschen – auch dies will das Start-up im Übrigen<br />

als Statement verstanden wissen.<br />

„Viele große Produzenten schrumpfen, wir<br />

wollen mit den kleinen wachsen“, lautet die<br />

Parole. Wie groß diese Nische noch werden<br />

kann, das wird sich zeigen. [!] THOMAS VOGEL<br />

21


[sicherheit] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das Unheil kam per E-Mail<br />

Da kann ein Unternehmen noch so schöne Firewalls und Virenscanner haben: Wenn die Mitarbeiter die Gefahr nicht im<br />

Blick haben, sieht es düster aus mit der IT-Sicherheit. Die größte Schwachstelle ist der Mensch. Was Fachleute raten.<br />

Das Unglück passiert an einem Montagmorgen<br />

um neun Uhr. Arzthelferin<br />

Ute Peter (alle Namen geändert) sieht<br />

im E-Mail Postfach der Praxis die Mail einer<br />

Frau, die um einen Termin in der Praxis von<br />

Dr. Helmut Brenner bittet. Sie behauptet, im<br />

Anhang einen Bericht einer Voruntersuchung<br />

gesendet zu haben. Ute Peter fällt nicht auf,<br />

dass der Anhang die Dateiendung „.exe“ hat;<br />

sie öffnet ihn mit einem Mausklick.<br />

GEKAPERTE PATIENTENDATEN<br />

Ein fataler Mausklick, der massive Probleme<br />

und hohe Kosten nach sich zieht. Der Anhang<br />

enthält natürlich keinen Voruntersuchungsbericht,<br />

sondern eine spezielle Schadsoftware.<br />

Diese beginnt sofort damit, nach Patientendaten<br />

zu suchen und diese zu<br />

verschlüsseln. Innerhalb kurzer Zeit kann in<br />

der Praxis niemand mehr auf die Daten der<br />

Patienten zugreifen. Am nächsten Tag bekommt<br />

der Mediziner<br />

eine E-Mail.<br />

Ein Unbekannter<br />

fordert eine hohe<br />

Summe dafür, dass<br />

er die Daten wieder<br />

freigibt.<br />

Dieses einem realen<br />

Fall nachempfundene<br />

Beispiel<br />

Gerhard Kongehl,<br />

Professor für Datenschutz.<br />

zeigt, wie gefährlich<br />

ein unsicherer<br />

und sorgloser Umgang<br />

mit der IT-Sicherheit<br />

für Unternehmen sein kann, erklärt<br />

Gerhard Kongehl: „Im realen Fall war es zwar<br />

möglich, die Dateien wiederherzustellen und<br />

den Rechner von der Schadsoftware zu befreien,<br />

das war aber mit Kosten für Spezialisten<br />

und einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden.“<br />

Der Professor für Datenschutz, Datensicherheit<br />

und Technikfolgenabschätzung<br />

ist Geschäftsführer und wissenschaftlicher<br />

Leiter von udis, der Ulmer Akademie für Datenschutz<br />

und IT-Sicherheit. Darüber hinaus<br />

ist er als Dozent für Datenschutz an der Hochschule<br />

Neu-Ulm (HNU) tätig. Seiner Beobachtung<br />

nach wird für IT-Sicherheit in Betrieben<br />

noch nicht genug getan.<br />

DAS STEINZEIT-GEHIRN<br />

Das sieht auch Gerd Schramm so. Der Inhaber<br />

des IT-Sicherheitsdienstleisters Data-S umreißt<br />

das Problem so: „In der Wirtschaft gibt es<br />

momentan einen Hype um Industrie 4.0. Alles<br />

wird immer weiter technisiert und digitalisiert.<br />

Dabei bleibt der Mensch oft auf der Strecke.<br />

Er kann das Tempo und die Komplexität<br />

nicht mehr mitgehen und wird zur Schwachstelle.“<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[sicherheit]<br />

Kongehl liefert eine Erklärung: „Das fehlende<br />

Bewusstsein für IT-Sicherheit ist entwicklungsgeschichtlich<br />

bedingt. Als sich das<br />

menschliche Gehirn entwickelt hat, gab es<br />

noch keine Computer. Es ist darauf ausgelegt,<br />

auf materielle Risiken zu reagieren.“ Eine virtuelle<br />

Bedrohung aus der Welt der Daten ist<br />

eben kein Säbelzahntiger. Die Konsequenzen<br />

unsicheren Umgangs mit IT-Systemen sind<br />

daher den meisten Menschen gar nicht bewusst.<br />

Auch bei den Angreifern senkt die fehlende<br />

Materialität die Hemmschwelle.<br />

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Mehr als 75 Prozent<br />

des globalen Mail-Aufkommens sind<br />

Spams, also Mails, die gezielt oder ungezielt<br />

unter anderem dazu eingesetzt werden,<br />

Schadprogramme zu verteilen. Die Cybersicherheitsumfrage<br />

<strong>2015</strong> zeigt, dass 52 Prozent<br />

aller Unternehmen in Deutschland in den vergangenen<br />

zwei Jahren Ziel eines solchen Angriffes<br />

waren. Die Erfolgsquote des sogenannten<br />

„Phishing“ lag bei knapp 25 Prozent.<br />

DIE NEUGIER UND DER STICK<br />

E-Mails stellen einen der häufigsten Überträger<br />

für Schadprogramme dar. Die gefährliche<br />

Software ist meist als Datei angehängt oder<br />

wird heruntergeladen, sobald der Empfänger<br />

einen Link in der E-Mail anklickt. Gängige Virenscanner<br />

sind nicht in der Lage, spezialisierte,<br />

neue oder wenig bekannte Programme zu<br />

erkennen und werden so umgangen. Andere<br />

Übertragungsmedien können zum Beispiel<br />

USB-Sticks sein. „Den lässt man einfach in der<br />

Nähe des Angriffszieles liegen. Da ist es dann<br />

nur eine Frage der Zeit, bis ein Mitarbeiter vorbeikommt<br />

und ihn in seinen PC schiebt“, erklärt<br />

Schramm. Ein neues, lohnendes Ziel<br />

stellen auch geschäftlich genutzte Smartphones<br />

dar. In ihnen stecken oft Zugangsdaten<br />

für die IT-Systeme.<br />

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, selbst<br />

keine lohnenswerten Daten zu besitzen. Abgesehen<br />

von personenbezogenen Kundendaten<br />

und Mitarbeiterdateien verfügen die meisten<br />

Unternehmen in ihren IT-Systemen über<br />

einen Schatz an Know-how und technologischem<br />

Wissen. Schramm warnt eindringlich:<br />

„Wer sich selbst als Weltmarktführer seiner<br />

Branche bezeichnet, hat immer auch etwas,<br />

das für Angriffe interessant ist. Aber auch die<br />

anderen haben Daten, die teilweise einen Gegenwert<br />

in Millionenhöhe haben.“<br />

Professor Kongehl sieht die Ursachen für die<br />

fehlende Aufmerksamkeit und Sorgsamkeit<br />

von Mitarbeitern auch in den Problemen des<br />

Arbeitsalltages: „Stress und Druck verhindern,<br />

dass sich die Leute die Zeit nehmen, um<br />

sich mit digitaler Sicherheit zu beschäftigen.<br />

Fehlende Motivation kann dann das Übrige<br />

tun.“ Das zeigt sich auch in Untersuchungen:<br />

Der häufigste Aufbewahrungsort für Passwörter<br />

in deutschen Betrieben ist die Schreibtischschublade<br />

oben links.<br />

Ein weiteres Problem<br />

ist die Technik<br />

an sich. Sie wiegt<br />

den Menschen oft<br />

in falscher Sicherheit.<br />

Durch Regulierung<br />

und<br />

Gerd Schramm,<br />

Inhaber von Data-S.<br />

Überwachung suggeriert<br />

sie ein falsches<br />

Sicherheitsgefühl.<br />

IT-Berater<br />

Schramm erklärt:<br />

„Ein halbwegs kreativer und selbstdenkender<br />

Mensch wird immer einen Weg finden, die<br />

Vorschriften eines Computers zu umgehen.“<br />

Bei eingeschränkten Zugriffen wird beispielsweise<br />

der Account des Kollegen benutzt oder<br />

der beschränkte Internetzugriff mit einem<br />

sogenannten VPN-Client überbrückt.<br />

Die beiden Experten sind sich einig: In die Bildung<br />

und Sensibilisierung der Mitarbeiter<br />

wird zu wenig investiert – da spart man an der<br />

falschen Stelle. Dabei sei das der einzige Weg,<br />

auf dem diese Schwachstelle behoben werden<br />

kann. Kongehl rät: „Sicherheit darf nicht einfach<br />

so nebulös gesagt werden oder als rein<br />

technisches Problem betrachtet werden. Statt<br />

konzeptionslos immer mehr Geld in vermeintlich<br />

sicherere Technik zu stecken, sollte<br />

zunächst ein Sicherheitskonzept erarbeitet<br />

und dieses dann Schritt für Schritt umgesetzt<br />

werden.“<br />

DAS BEWUSSTSEIN MACHT’S<br />

Das geht nur mit Mitarbeitern, die entsprechend<br />

geschult und informiert sind. Der erste<br />

Schritt ist es, ein Bewusstsein für das Sicherheitsproblem<br />

zu schaffen. Das Stichwort<br />

heißt „Security-awareness“-Kampagne; sie<br />

soll sicherstellen, dass die Mitarbeiter sich in<br />

ihrem Alltag der Probleme bewusst sind, die<br />

durch Unachtsamkeit mit Computersystemen<br />

entstehen können. Wenn dieser Schritt<br />

getan ist, können zum Beispiel Verhaltensmuster<br />

und der Umgang mit Angriffen besprochen<br />

werden. Schramm rät, Vorgehensweisen<br />

genau zu besprechen und zu schulen.<br />

MIT ÜBER<br />

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BEDIENEN WIR NEBEN<br />

DER TRADITIONELLEN IT<br />

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23


[sicherheit] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Beratungsangebote<br />

Die Ulmer Akademie für Datenschutz<br />

und IT-Sicherheit (udis) ist eine gemeinnützige<br />

Gesellschaft, die Seminare<br />

von Profis wie Professor Gerhard<br />

Kongehl oder Gerd Schramm von Data-<br />

S anbietet. Führungs- und Fachkräfte<br />

werden dort für deutsche und europäische<br />

Datenschutz- und Sicherheitsbestimmungen<br />

fit gemacht und können<br />

sich auch zertifizieren lassen. Die kompetente<br />

Erstellung von Sicherheitskonzepten<br />

gehört ebenso zum Programm<br />

wie sicherer Umgang mit rechtlichen<br />

Fragen. Die Zertifikate der Gesellschaft<br />

stehen für Datenschutz gemäß dem<br />

Ulmer Modell. Das bezieht sich auf ein<br />

Urteil des Landgerichtes Ulm zur Qualifikation<br />

von Datenschutzbeauftragten.<br />

Weitere Informationen: www.udis.de<br />

Kostenfreie Informationen zu IT-Sicherheit<br />

und Datenschutz stellt der e-<br />

Business Lotse Oberschwaben-Ulm zur<br />

Verfügung, Internet: www.ebusinesslotse-oberschwaben-ulm.de<br />

GAB<br />

Ganz allein im Kämmerlein? Eben nicht. Die Menschen des Internetzeitalters müssen ihr Bewusstsein<br />

schärfen, dass die Gefahren nicht nur virtuell sind, sondern ganz schnell in die reale Welt eindringen.<br />

Im weiteren Verlauf sollten dann Mitarbeiter<br />

spezifisch in ihren Aufgaben fortgebildet werden.<br />

Dabei ist es sinnvoll, sich einen Experten<br />

ins Boot zu holen. Denn die Anlage eines solchen<br />

Schulungskonzeptes ist kompliziert<br />

und muss vieles berücksichtigen. Der Markt<br />

für Seminare zur IT-Sicherheit boomt entsprechend.<br />

Um eine qualifizierte Beratung zu<br />

erhalten, empfiehlt es sich, auf eine Zertifizierung<br />

des Experten zu achten. Prüfsiegel gibt es<br />

beispielsweise vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten<br />

Deutschlands oder aber<br />

von der Ulmer Akademie für Datenschutz<br />

und IT-Sicherheit udis (siehe Infokasten).<br />

STETER TROPFEN<br />

Wie in jeder guten Schule ist auch hier Wiederholung<br />

ganz wichtig. Ein einmalig abgehaltenes<br />

Seminar wird schnell vergessen und<br />

die besprochenen Regeln fallen schnell wieder<br />

Stress und Druck zum Opfer. „Steter Tropfen<br />

höhlt den Stein“, sagt Kongehl, „also muss<br />

man ständig trainieren und immer auf dem<br />

aktuellen Stand bleiben. Das macht besonderes<br />

die Schnelllebigkeit der digitalen Welt unbedingt<br />

nötig.“<br />

Ziel der Schulungen ist ein mündiger Mitarbeiter,<br />

der verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten<br />

und Herausforderungen der digitalisierten<br />

Welt umgeht. Kongehl: „Der Mensch<br />

muss in eine Situation mit Verantwortungsbewusstsein<br />

gebracht werden.“ Wenn das erreicht<br />

ist, kann man darüber nachdenken,<br />

dem Mitarbeiter das Leben mit entsprechenden<br />

technischen Lösungen einfacher zu machen<br />

und ihn zu entlasten, ohne ihn aus der<br />

Verantwortung zu entlassen. Eine Möglichkeit,<br />

das zu tun, stellen beispielsweise dezidierte<br />

Speicher in Cloud-Computing-Systemen<br />

dar, sagt Thomas Kammerer, der<br />

Geschäftsführer der Firma Octostor aus Erbach<br />

an der Donau, die solche Speicher anbietet.<br />

„Dezidierte Speicher sind voneinander<br />

getrennte Speicher, die nur von ganz bestimmten<br />

Personen erreicht werden. Sie stellen<br />

eine gekapselte Umgebung dar, die von<br />

der Außenwelt abgeschottet<br />

ist.“<br />

Für das Speichern<br />

von Know-how<br />

und Inhalten, die<br />

nur einzelne Personen<br />

benötigen, ist<br />

eine solche Option<br />

durchaus interessant.<br />

Welches System<br />

Thomas Kammerer,<br />

Geschäftsfüherer Octosor.<br />

auch immer ein<br />

Unternehmen<br />

wählt, auf welchem<br />

Weg auch immer es Sicherheit herstellt:<br />

Letztendlich muss gewährleistet werden, dass<br />

Mitarbeiter verantwortungsbewusst und<br />

achtsam mit sensiblen Daten umgehen können.<br />

Nur so kann ein Unter nehmen Bedrohungen<br />

der IT-Sicherheit minimieren. [!]<br />

GABRIEL BOCK<br />

24


Wir halten nicht nur unsere<br />

Mitarbeiter up to date<br />

Anzeige<br />

Austausch ist bei der FEHA Büro-Technik das A und O<br />

Advanced Network Security<br />

Das inhabergeführte Handels- und Systemhaus<br />

hat sich in über 30 Jahren fest<br />

über regionale Grenzen hinaus etabliert.<br />

Vom kleinen, lokalen Unternehmen bis hin<br />

zum internationalen Konzern werden Kunden<br />

jeglicher Couleur mit Dienstleistungen<br />

und Produkten rund um die Bereiche<br />

der Kopiersysteme, IT-Lösungen und Büroeinrichtungen<br />

versorgt.<br />

STETIGER WANDEL<br />

Um mit dem schnellen technologischen<br />

Wandel, gerade in der IT, Schritthalten<br />

zu können, ist es nicht nur für die FEHA-<br />

Mitarbeiter unabdingbar sich über Fortbildungsmaßnahmen<br />

zu zertifizieren und<br />

wei ter zuentwickeln. Auch der Kunde<br />

muss zeitnah bezüglich Neuerungen und<br />

Weiterentwicklungen in Kenntnis gesetzt<br />

werden.<br />

EINEN SCHRITT VORAUS<br />

Bei der FEHA lädt man seine Kunde daher<br />

regelmäßig zu Kick-Off und Business-<br />

Events ein. Beim Windows 10 Kick-Off im<br />

Sommer dieses Jahres konnten die Gäste<br />

das neue Microsoft Betriebssystem bereits<br />

6 Tage vor der offiziellen Markteinführung<br />

testen und begutachten. Zusätzlich<br />

wurde ein Microsoft Certified Learning<br />

Consultant für die Fachvorträge engagiert.<br />

So war es den Besuchern möglich ihre<br />

Fragen, u.a. bezüglich Lizenzrechten und<br />

neuen Funktionalitäten, direkt an den Experten<br />

zu richten.<br />

SCHNELL. SICHER.<br />

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25


[machen] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Ausgräber<br />

Ohne Leidenschaft für Geschichten und Geschichte kann man einen solchen Job schwerlich machen – sich Tag<br />

um Tag durch Keller und Archive arbeiten. Die Firmenhistoriker aus Aalen haben diese Leidenschaft: Sie bergen<br />

Schätze und beraten Unternehmen, wie sie ihre Vergangenheit in der Gegenwart nutzen können.<br />

Sei es 2012, sei es 2013, 2014, <strong>2015</strong> … Jahr für Jahr feiern in<br />

Deutschland etwa 800 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern<br />

einen runden Geburtstag – und fragen sich: „Was machen<br />

wir daraus?“ So ging es auch der Firma Tries. Im Mai<br />

1965 hatte der Maschinenbauingenieur Manfred Tries ein Konstruktionsbüro<br />

in Ehingen angemeldet. Aus der Ein-Mann-Firma wurde ein<br />

150-Mitarbeiter-Unternehmen. Es entwickelt und produziert Hydraulikteile,<br />

beispielweise für Krane von Liebherr oder für Gabelstapler<br />

von Linde. Zum 50. Geburtstag gab es selbstverständlich einen Festakt,<br />

obendrein ein Buch über die Geschichte der Firma.<br />

Dr. Rainer Lächele, Gründer<br />

der Firmenhistoriker<br />

RECHERCHE UND DIE DATENBANK<br />

„Das haben wir dem Inhaber vorgeschlagen“, sagt Roman Krüger. Der<br />

30-jährige Historiker arbeitet in der Firma „D.I.E. Firmenhistoriker“ in<br />

Aalen. Im Keller von Tries fand er gutes Material für die Festschrift.<br />

Geschichte hat er „aus reinem Interesse“ studiert, „Berufsziel hatte ich<br />

keines.“ Das Bachelor-Studium war allgemeine Geschichte, im Master<br />

hatte er die Schwerpunkte Neuere- und Wirtschafts-Geschichte. Gegen<br />

Ende des Bachelor-Stu diums fand er im<br />

Seminar ‚History Marketing‘ heraus, was er<br />

später machen will: aufzeigen, wie Firmen<br />

ihre Geschichte für ihr unternehmerisches<br />

Handeln nutzen können. Sein Studium<br />

schloss er Ende 2012 ab, im Mai 2013 fing er<br />

bei den Firmenhistoriker an.<br />

Die Ausbildung dauert ein Jahr. „In dieser<br />

Zeit lernen die Volontäre zu archivieren, zu<br />

recherchieren und wie sie unsere Datenbank<br />

bedienen“, sagt Dr. Rainer Lächele, 54,<br />

Gründer und einer der beiden Geschäftsführer<br />

von Firmenhistoriker. Nach 20 Jahren<br />

in Lehre und Forschung hat er sich 2001 als freiberuflicher Historiker<br />

selbstständig gemacht und das Unternehmen gegründet. Aus<br />

seinem Ein-Mann-Unternehmen wurde eine 16-Mitarbeiter-Firma. Sie<br />

ist eine der fünf großen Geschichts-Agenturen in Deutschland. Die<br />

Mitarbeiter recherchieren Unternehmens-Historien, erstellen Bücher,<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[machen]<br />

Die Archive vieler Firmen<br />

bergen Schätze – aus<br />

Geschichten und Geschichte.<br />

Jetzt hat der Zahn der Zeit keine Chance mehr. Roman Krüger mit Dokumenten,<br />

die in säurefeste, wasserdichte Umschläge verpackt sind.<br />

Broschüren, Web-Inhalte, organisieren Ausstellungen, archivieren<br />

und beraten in Sachen ,History Marketing‘.<br />

DER SCHLECHTE RUF DER STADTWERKE<br />

Beispiel Stadtwerke. „Die haben notorisch einen schlechten Ruf, aber<br />

sie haben eine riesige historische Leistung vollbracht: nämlich 100,<br />

manchmal 200 Jahre zuverlässig die Menschen mit Energie zu versorgen“,<br />

sagt Lächele. In Ravensburg organisierte sein Unternehmen eine<br />

Ausstellung über die Geschichte der Gasversorgung in der Stadt. Die<br />

Steigerung einer Ausstellung ist ein Museum, weil dauerhaft. Für den<br />

Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen Ziegler in Giengen an der Brenz<br />

bauten die Firmenhistoriker ein Feuerwehr-Museum auf.<br />

Elf Mitarbeiter der Firmenhistoriker sind Historiker. „Sie alle haben<br />

Geschichte studiert, das ist unerlässlich, um alle historischen Epochen<br />

zu verstehen.“ Die Experten stellen Zusammenhänge aus dem Großen<br />

ins Kleine her. Sie arbeiten mit Quellen, bewerten diese mit Gegenmeinungen<br />

– und sie können alte Handschriften lesen. Im Volontariat bei<br />

Wachs tum ist nicht<br />

das oberste Ziel<br />

Umsatz- und Mitarbeitergenerierung<br />

sind nicht das unternehmerische Ziel<br />

mittelständischer Betriebe. Den Firmen<br />

geht es vielmehr um langfristiges<br />

und erfolgreiches Wirtschaften. Dies<br />

den Firmenhistorikern<br />

verdienen sie<br />

sind Ergebnisse einer Befragung des<br />

Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung,<br />

Berlin, an der etwa 700 mittelständische<br />

Unternehmen aus<br />

1450 Euro monatlich,<br />

danach gibt es 800 Euro<br />

mehr.<br />

Schweiz teilgenommen haben. PI<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Für das Buch von<br />

Tries war Krüger einen<br />

Monat in Ehingen, davon die meiste Zeit im Archiv im Keller. „Ich<br />

habe das Material bewertet, Unwichtiges aussortiert, das wichtige<br />

Material strukturiert und eingescannt.“ Büroklammern müssen<br />

entfernt werden, weil sie rosten. Kunststoffhüllen ebenfalls, denn die<br />

zersetzten Unterlagen. Bilder kommen in Hüllen, die gesamten Dokumente<br />

in säurefreie Umschläge und die wiederum in beständige Kartons.<br />

„So erhalten wir dauerhaft den Ursprungszustand.“ Krüger hat<br />

recherchiert und archiviert in einem. Schließlich wurde ein Konzept<br />

für die Festschrift erstellt und ein freier Autor mit dem Schreiben beauftragt.<br />

In anderen Aufträgen geht es rein ums Archivieren von Firmenunterlagen<br />

wie beispielsweise bei der VR Bank Aalen. Für das Kreditinstitut<br />

wurden 125 laufende Meter Akten und Bände, Protokolle und Prüfberichte,<br />

entwertete Sparbücher und Geschäftsberichte archiviert. In<br />

einem aktuellen Projekt kümmern sich die Firmenhistoriker um das<br />

150-jährige Jubiläum der IHK Oberschwaben 2017.<br />

„Wir sind gut ausgelastet, machen aber auch harte Telefonakquise“,<br />

sagt Lächele. Reich werde man mit dem Geschäft nicht. „Wir sichern<br />

unseren Kunden wertvolle historische Hinterlassenschaften und unterstützen<br />

sie bei dem, was man aus ihrer Geschichte machen kann.“<br />

Bislang wird Papier archiviert, künftig werden es auch digitale Daten<br />

sein. Ein weiterer Trend sind E-Books oder virtuelle Ausstellungen,<br />

wie sie die Firmenhistoriker schon für die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland gemacht haben. [!]<br />

PETER ILG<br />

27


[finanzieren] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vorsorgen! Aber wie?<br />

Fast jedem Freiberufler und Selbstständigen ist bewusst, dass er sich rechtzeitig um seine Altersvorsorge kümmern<br />

muss. Doch nur wenige wissen, wie sie vorgehen sollen. Das Produktspektrum ist groß. Tipps, worauf es ankommt.<br />

Den Rentnern in Deutschland steht 2016<br />

ein warmer Sommer bevor – zumindest<br />

finanziell. Zur Jahresmitte können<br />

nach Vorausberechnungen des Bundesarbeitsministeriums<br />

die rund 20 Millionen Bezieher<br />

einer gesetzlichen Rente mit einer Erhöhung<br />

von etwa 4,5 Prozent rechnen – der<br />

höchste Anstieg seit 20 Jahren. Von solchen<br />

Zuwächsen können die 4,2 Millionen Selbstständigen<br />

und Freiberufler nur träumen. Eher<br />

im Gegenteil: Ihre privat aufgebaute Altersvorsorge<br />

fällt lange nicht so üppig aus wie<br />

geplant. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen<br />

korrigieren immer mehr berufsständische<br />

Versorgungswerke ihre Leistungszusagen.<br />

Damit kommt die Grundabsicherung von<br />

rund 800.000 Ärzten, Apothekern, Rechtsanwälten,<br />

Steuerberatern und Architekten, die<br />

Beiträge in ihre Versorgungswerke einzahlen,<br />

ins Rutschen.<br />

Noch schlechter sieht es oft für jene vier Fünftel<br />

der Selbstständigen in Deutschland aus,<br />

für deren Branche es kein Versorgungswerk<br />

gibt, die sich also selbst um ihre Altersvorsorge<br />

kümmern müssen. Viele von ihnen setzen<br />

auf Kapitallebensversicherungen. Die bieten<br />

zwar eine Garantieverzinsung, doch die ehemals<br />

kalkulierten Ablaufleistungen sind<br />

weitgehend Makulatur. Einige Selbstständige<br />

betreiben überhaupt keine Altersvorsorge –<br />

meist, weil sie zu wenig verdienen, um für die<br />

Rente zu sparen. Doch die Gewichtung ändert<br />

sich. „Gerade die Jüngeren haben ein anderes<br />

Bewusstsein und die Erkenntnis, dass sie für<br />

die Absicherung im Alter private Vorsorge<br />

treffen müssen“, beobachtet Vera Moll, Partnerin<br />

bei Novethos Financial Partners.<br />

Allerdings haben die meisten Selbstständigen<br />

nur eine vage Vorstellung davon, wie viel sie<br />

sparen müssen, um im Alter ihren Lebensstandard<br />

halten zu können. Zudem lässt sich<br />

kaum abschätzen, wie sich der eigene Betrieb<br />

und auch die Lebenshaltungskosten in den<br />

kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln<br />

werden. Lebensentwürfe können überdies<br />

durch Schicksalsschläge wie Krankheit<br />

oder Scheidung durcheinandergeraten. Diese<br />

Risiken und Unwägbarkeiten müssen mitberücksichtigt<br />

werden, wenn es darum geht, eine<br />

Vorsorgestrategie zu entwickeln.<br />

SPAREN ALLEIN GENÜGT NICHT<br />

Die Experten des VZ-Vermögenszentrums haben<br />

für uns an drei Beispielen – einer jungen<br />

Unternehmerin, einem Einzelhändler mittleren<br />

Alters und einem etwas älteren Firmeninhaber<br />

– durchkalkuliert, mit welcher Rente<br />

Freiberufler rechnen können. Die Ergebnisse<br />

sind teils drastisch (siehe S. 30). Mit dem Ansparen<br />

eines Vorsorgevermögens ist es nicht<br />

getan. „Der erste Baustein für einen Selbstständigen<br />

ist auf jeden Fall eine Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />

damit die Arbeitskraft<br />

abgedeckt ist“, sagt Gerhard Miller, Vorsitzender<br />

des Regionalverbands Süd des Bundesverbands<br />

deutscher Versicherungskaufleute.<br />

„Dann sollten Risiken wie zum Beispiel Darlehen<br />

– etwa für die eigene Immobilie – abgedeckt<br />

werden über Risikoversicherungen,<br />

falls dem Selbstständigen während der Laufzeit<br />

etwas zustößt, damit die Familie nicht<br />

zusätzlich finanziell belastet wird.“<br />

Deutlich schwerer ist die Frage zu beantworten,<br />

mit welchen Produkten Freiberufler in<br />

28<br />

Foto: © iTons/Fotolia.com<br />

So knüpft man ein Sicherheitsnetz: Berufsunfähigkeit<br />

versichern, Risiken abdecken ...


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[finanzieren]<br />

den Vermögensaufbau einsteigen sollten. Miller<br />

rät, mehrgleisig zu fahren. Klar ist allerdings:<br />

Angesichts des Kapitalmarktumfeldes<br />

mit Zinsen nahe der Nullmarke gibt es so gut<br />

wie keine Anlageform mehr, die sicher ist,<br />

aber dennoch so gute Renditechancen bietet,<br />

dass bis zum Erreichen des Ruhestandes ein<br />

hoher Kapitalstock angespart wird. Experten<br />

warnen davor, die Sparraten zu niedrig anzusetzen.<br />

„Durch die Niedrigzinsen müssen<br />

rund doppelt so hohe Summen angespart wie<br />

noch vor einigen Jahren, als der Zins noch bei<br />

fünf oder sechs<br />

Prozent lag“, sagt<br />

Uwe Eilers, Vorstand<br />

der Geneon<br />

Vermögensmanagement<br />

AG.<br />

Dazu kommt die<br />

Inflation. Derzeit<br />

Versicherungsexperte<br />

Gerhard Miller.<br />

steigen die Preise<br />

in der Eurozone<br />

nur langsam oder<br />

sind sogar stabil.<br />

Doch das kann<br />

sich auf Sicht von 20 oder 30 Jahren ändern.<br />

Soll die heutige Kaufkraft von 1000 Euro Einkommen<br />

beziehungsweise Rente erhalten<br />

werden, muss die monatliche Auszahlung bei<br />

einer Inflationsrate von durchschnittlich<br />

zwei Prozent in 20 Jahren nominal 1486 Euro<br />

betragen, auf Sicht von 30 Jahren sind es sogar<br />

1811 Euro.<br />

Auf den ersten Blick attraktiv sind für viele<br />

Selbstständige und Freiberufler geförderte<br />

Anlageprodukte wie etwa ein Riester-Vertrag<br />

oder die Basisrente (Rürup). Vor allem letztere<br />

bietet ihnen in der Ansparphase hohe Steuervorteile.<br />

„Das heißt aber noch lange nicht,<br />

dass die Rürup-Rente für jeden Selbstständigen<br />

geeignet ist“ sagt Michael Huber, Mitglied<br />

der Geschäftsführung des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

VZ-Vermögenszentrum. In Frage<br />

dafür kommen vor allem Selbstständige ohne<br />

Grundsicherung, die zudem sehr risikoscheu<br />

sind. „Der Selbstständige sollte sich darüber<br />

bewusst sein, dass es sich bei dem Produkt um<br />

eine private Rentenversicherung handelt, die<br />

sich unter dem Strich nur dann rechnet, wenn<br />

der Begünstigte sehr alt wird – meist über 90<br />

Foto: © Greg Epperson/Fotolia.com<br />

Risiko Leben. Unterm Strich rechnen sich manche<br />

Produkte nur, wenn der Betroffene sehr alt wird.<br />

Ob Wochenmarkt oder Weltmarkt:<br />

Für jedes Unternehmen die passende Lösung.<br />

Der Finanzierungspartner Nr. 1 des Mittelstands. Regional verankert.<br />

International vernetzt.<br />

29


[finanzieren] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Michael Huber,<br />

Geschäftsführung VZ<br />

Jahre“, so Huber.<br />

Miller: „Vor allem<br />

ein junger Unternehmer<br />

muss sich<br />

zudem fragen, ob<br />

er die Steuervorteile<br />

überhaupt nutzen<br />

kann, wenn<br />

sein Betrieb noch<br />

gar keinen Gewinn<br />

abwirft.“ Bei<br />

Riester hingegen<br />

sind die Sparbeträge<br />

viel zu klein, um damit eine vernünftige<br />

Absicherung zu erzielen.<br />

Ein durchstrukturiertes Vorsorgekonzept<br />

berücksichtigt neben der individuellen Sparund<br />

Risikoneigung auch die Anlagedauer.<br />

Klassische Lebens- und Rentenversicherung<br />

können trotz der relativ niedrigen Rendite immer<br />

noch eine Alternative sein, wenn man<br />

noch gar keine Altersvorsorge hat und auf<br />

Nummer sicher gehen will. „Sonst gibt es nur<br />

die Möglichkeit, auf fondsgebundene Produkte<br />

– entweder mit oder ohne Versicherungskomponente<br />

– auszuweichen“, sagt Miller.<br />

„Dabei ist es dann allerdings offen, was am<br />

Ende rauskommt.“ Sparpläne etwa auf Fondsbasis<br />

sind sehr flexibel, was angesichts womöglich<br />

unsicherer Geschäftsaussichten ein<br />

Vorteil sein kann. Notfalls lässt sich das Vorsorgevermögen<br />

schnell zu Geld machen.<br />

Stichwort „Liquidität“.<br />

WENN DER GARTEN ZU GROSS IST<br />

Bei Immobilien ist die potenzielle Liquidität<br />

sehr eingeschränkt. Dennoch setzen viele auf<br />

die eigenen vier Wände. Doch diese<br />

haben Tücken, die sich meist erst viel später<br />

bemerkbar machen. „In vielen Fällen wohnt<br />

der Selbstständige im Alter in einem Objekt,<br />

das zwar abbezahlt ist, aber überhaupt nicht<br />

mehr zu seinen Bedürfnissen passt – zum<br />

Beispiel, weil es zu groß ist oder er die Pflege<br />

des Gartens nicht mehr bewältigen kann“,<br />

weiß Huber. Allerdings schützt eine Immobilie<br />

davor, das Vorsorgevermögen vorschnell<br />

anzutasten. Sie bindet. „Es geht um die Frage<br />

des Sparzwangs – und da kann eine Immobilie<br />

mit den Regeln eines festen Finanzierungsplans<br />

schon helfen.“<br />

Grundsätzlich gibt es keine Patentlösung. „Jedes<br />

Produkt hat sein individuelles Profil, das<br />

zur Situation des Vorsorgesparers passen<br />

muss“, sagt Miller, „deswegen ist es schwierig<br />

für einen Laien, durch diese Materie durchzusteigen.“<br />

Auch Huber, der selbst als Honorarberater<br />

tätig ist, rät, sich bei dem komplexen<br />

Thema Altersvorsorge „einen echten Berater<br />

zu suchen, der ausschließlich die Interessen<br />

seiner Kunden vertritt“. Da sich im Laufe des<br />

Berufslebens die Einkommens- und Lebenssituation<br />

erfahrungsgemäß ändert, sollte der<br />

Selbstständige sein Vorsorgekonzept auch<br />

danach zusammen mit dem Fachmann zusammen<br />

regelmäßig überprüfen. Miller: „Wer<br />

denkt, dass er das über das Internet selbst machen<br />

kann, wird sicherlich umdenken müssen.“<br />

[!]<br />

THOMAS LUTHER<br />

Altersvorsorge für Selbstständige: Wieviel muss ich sparen?<br />

Jungunternehmerin Einzelhändler Montageunternehmer<br />

Ausgangslage<br />

Heutiges Alter 30 45 50<br />

Ruhestand geplant mit 67 67 67<br />

Bereits getätigte Altersvorsorge<br />

keine<br />

private Rentenvers.<br />

Riester (Ehefrau)<br />

gesetzliche Rentenvers.<br />

(aktuell keine Einzahlungen)<br />

Risikobereitschaft hoch mittel eher niedrig<br />

Renditeerwartung pro Jahr<br />

(nach Steuern, nach Kosten)<br />

4,5% 3,5 % 2,5 %<br />

Versorgungsziel<br />

Versorgungsziel pro Monat<br />

(netto, heutige Kaufkraft)<br />

2.000 € 2.000 € 2.000 €<br />

Versorgungsziel pro Monat (netto, nominal) 1) 4.161 € 3.092 € 2.800 €<br />

Zuflüsse aus bereits getätigter Altersvorsorge 0 € 800 € 350 €<br />

Verbleibendes Versorgungsziel 4.161 € 2.292 € 2.450 €<br />

Sparziele bis Ruhestand: Notwendiges Kapital 2) 1.135.000 € 625.000 € 670.000 €<br />

Notwendige Sparrate pro Monat 3) 800 € 1.300 € 4) 2.300 €<br />

Empfohlene Sparstrategie – eigene Immobilie<br />

plus ...<br />

Sparplan Aktienfonds<br />

Sparplan ETFs (aktienlastig)<br />

Tagesgeld als Cashreserve<br />

Anmerkungen:<br />

1)<br />

Inflationsannahme: 2,0% p.a., auch während Ruhestandsphase<br />

2)<br />

Bei Verzehr Kapital bis Alter 90 und 2,5% Nettorendite in Auszahlphase<br />

3)<br />

Anfängliche Sparrate, jedes Jahr um 2% erhöht.<br />

4)<br />

Zuzüglich der Beiträge zur bestehenden privaten Rentenversicherung und zum Riestervertrag<br />

Sparplan Mischfonds<br />

Sparplan ETFs (gemischt)<br />

Rürup-Rente<br />

ggf. vermietete Immobilie<br />

Tagesgeldkonto zum<br />

privaten Vermögensaufbau<br />

30


Anzeige<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> setzt Zeichen:<br />

bendl ist „Bau<strong>unternehmen</strong> des Jahres <strong>2015</strong>“<br />

Sie macht stolz, eine Auszeichnung dieser<br />

Kategorie und sie bestätigt, in einem hart<br />

umkämpften Markt auf dem richtigen Weg<br />

zu sein. Das traditionsreiche Günzburger<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> bendl ist Preisträger<br />

des Wettbewerbs „Bau<strong>unternehmen</strong> des<br />

Jahres <strong>2015</strong>“.<br />

Es ist ein deutschlandweiter Wettbewerb der<br />

Kategorie „Tief-, Straßen- und Ingenieurbau<br />

(kmU*), den bendl für sich entscheiden konnte<br />

und aus einem Teilnehmerfeld mit sehr hoher<br />

Leistungsdichte als Sieger hervorging.<br />

Hohes Qualitätsmanagement ist bei bendl<br />

schon immer wesentlicher Teil der Unternehmensphilosophie<br />

und trug ganz entscheidend<br />

zur Auszeichnung bei.<br />

Seit 1945 realisiert bendl in den Bereichen Gewerbe-,<br />

Büro- und Objektbau individuelle Lösungen,<br />

bei denen Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz<br />

und Nachhaltigkeit im Fokus stehen.<br />

Exzellente Bauqualität – dafür steht bendl.<br />

Diese Qualität beginnt bereits bei einer<br />

kompe tenten Beratung, der Fähigkeit sich voll<br />

und ganz auf die Bedürfnisse, Vorstellungen<br />

und die IST-Situation der Kunden einzulassen,<br />

um genau das zu schaffen, was der Bauherr<br />

benötigt.<br />

QUALITÄT UND WIRTSCHAFT-<br />

LICH KEIT VEREINBART<br />

Wissen und Erfahrung sind Aspekte die einen<br />

Unternehmenserfolg entscheidend beeinflussen.<br />

Doch mindestens genauso wichtig ist die<br />

Sozialkompetenz, die Empathie – das Bewusstsein,<br />

dass hinter jedem Auftrag Menschen<br />

mit ganz eigenen Bedürfnissen stehen.<br />

Es ist langjährige Firmentradition, die Menschen<br />

im Mittelpunkt der täglichen Arbeit zu<br />

sehen. Der Mensch Kunde – und der Mensch<br />

Mitarbeiter. Denn für bendl ist längst klar, was<br />

Stolze Preisträger (v. l. n. r.): Margot u. Harry Bendl, Dr.-Ing. Josef Zimmermann (TU München),<br />

Michael Groschek (Minister BWSV Nordrhein-Westfalen), Eugen Schmitz (Chefredakteur Fachmagazin<br />

tHIS, Bauverlag), Julia Klotz, Tobias Keck und Stefan Wiedemann (alle Fa. bendl) Foto: WSW-Media<br />

jedes einzelne Teammitglied für den Unternehmenserfolg<br />

bedeutet. Entsprechend dieses<br />

Denkens wird deren Qualifikation über<br />

regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen gesichert.<br />

Markt anteile sichert. Viele Bauwerke in der Region<br />

zwischen Augsburg und Ulm sind durch<br />

und mit bendl Wirklichkeit geworden.<br />

Es sind alles nur Beispiele, wie die Kombination<br />

von Know-how, Erfahrung, Wissenstransfer<br />

bendl-Geschäftsführer Stefan Wiedemann<br />

und Sozialkompetenz in beeindruckender<br />

und Tobias Keck leben mit ihrem Unternehmen<br />

die Vorstellung, dass sich Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen müssen,<br />

sondern – ganz im Gegenteil – perfekt<br />

vereinbaren lassen, jeden Tag. Das zeigen<br />

zahlreiche Projekte, welche durch die optimale<br />

Koordination aller Gegebenheiten termingenau<br />

Weise vereint werden. Für bendl ist es eine<br />

Selbstverständlichkeit, jede Anforderung der<br />

Zukunft mit der gleichen Akribie und dem gleichen<br />

Elan zu verwirklichen, wie die Projekte<br />

der Vergangenheit. Denn bei bendl weiß man:<br />

Was man mit Leidenschaft tut, wird nachhaltig<br />

von Erfolg gekrönt sein.<br />

und schlüsselfertig realisiert werden –<br />

ohne dabei die langfristigen Kosten für den<br />

Unterhalt zu vernachlässigen.<br />

Als ein modernes Unternehmen mit Schwerpunkt<br />

schlüsselfertiger Industrie- und Gewerbebau<br />

setzt bendl als General<strong>unternehmen</strong><br />

Maßstäbe in der Branche. bendl ist längst eine<br />

Marke, die sich in einem harten Verdrängungswettbewerb<br />

Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG<br />

Bau<strong>unternehmen</strong><br />

Lußweg 2<br />

89312 Günzburg<br />

Fon +49 8221.9009-0<br />

Fax +49 8221.9009-99<br />

E-Mail: info@bendl.de<br />

kontinuierlich beeindruckende<br />

www.bendl.de<br />

Firma Gugelfuss<br />

Elchingen<br />

Grünbeck-Forum<br />

Höchstädt<br />

Erweiterungsbauten der Firma Kögl<br />

Bubesheim<br />

49 31<br />

Objekte: Firma bendl, Fotos: Martin Duckeck, Ulm


[spezial] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ideen statt Gedöns<br />

Die Bildungsmesse Ulm zählt zu den größten in Süddeutschland, der Run der Aussteller ist größer denn je. Umso<br />

entscheidender ist ein Stand, der die Aufmerksamkeit guter, passender Nachwuchskräfte auf sich zieht.<br />

Rund 300 Aussteller haben sich für die<br />

im zweijährigen Turnus veranstaltete<br />

Bildungsmesse in Ulm angemeldet, die<br />

im kommenden Februar ihre achte Auflage<br />

erleben wird. Obwohl die Frist dafür bereits<br />

im Juni abgelaufen ist, trudeln in der Geschäftsstelle,<br />

die in der IHK Ulm ansässig ist,<br />

auch jetzt noch Anfragen ein. Abgewiesen<br />

werden die Nachzügler nicht, „wir werden<br />

uns bemühen, für sie schon noch ein Plätzchen<br />

zu finden“, sag Katja Wallner.<br />

Für die Projektleitern der Bildungsmesse ist<br />

der unverminderte Andrang von Ausstellern<br />

ein Indiz, dass das Konzept stimmt. Er sei<br />

jüngst sogar noch größer geworden. Selbst<br />

Hochschulen und Universitäten, die sich<br />

noch vor wenigen Jahren mit einer Teilnahme<br />

eher zurückgehalten hätten, nutzen die Gelegenheit,<br />

sich zu präsentieren, nun überaus<br />

bereitwillig: „Vielleicht, weil sie heute mehr<br />

in Konkurrenz zueinanderstehen.“<br />

Anschauen, anfassen, selbst ausprobieren – dass die Bildungsmesse das ermöglicht, ist einer der Schlüssel<br />

ihres Erfolgs. Kompetente Ansprechpartern der Betriebe sind ein weiterer.<br />

SCHNICKSCHNACK NICHT NÖTIG<br />

Auf jeden Fall zeigen sich längst viele Firmen<br />

und Unternehmen beim Buhlen um Auszubildende<br />

von ihrer besten Seite. Klapptisch<br />

aufgestellt, Flyer ausgelegt, ein Häufchen Visitenkarten,<br />

dazu ein Standbetreuer, der womöglich<br />

auch noch Antworten schuldig<br />

bleibt: Wer sich so präsentiert, prognostiziert<br />

Wallner, werde mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.<br />

Kleinere Betriebe können sich aber in aller<br />

Regel keine aufwändige Messearchitektur<br />

leisten. Das sei auch gar nicht notwendig, sagt<br />

die Spezialistin. Wallner empfiehlt stattdessen,<br />

schlichtweg ein paar Grundregeln einzuhalten:<br />

Ein guter Stand hat einen Eyecatcher,<br />

fängt also den Blick ein – und er setzt eine Idee<br />

um. Diese Idee wiederum muss mit dem Betrieb<br />

zu tun haben: beispielsweise mit den<br />

Materialien, die dort verarbeitet werden. Ist<br />

das pfiffig gemacht, stellen die Besucher unwillkürlich<br />

Bezüge her, die noch länger in ihrer<br />

Erinnerung haftenbleiben werden. Wenn<br />

ein Unternehmen nicht gerade Mais verarbeitet,<br />

sondern auf ganz anderen Feldern<br />

aktiv ist, ergebe – um ein Beispiel anzu führen<br />

– der Einsatz einer Popcorn-Maschine nur<br />

recht wenig Sinn. Ein Beispiel für eine „good<br />

practice“ wäre dagegen ein selbst gestaltetes<br />

Give-away, das mit der Branche spielt; für einen<br />

Betrieb aus der Metallbranche also etwas<br />

aus Metall.<br />

In größeren Betrieben werde die Standgestaltung<br />

häufig den Lehrlingen übertragen, berichtet<br />

Wallner – weil sie oft pfiffige Ideen<br />

haben und besser wissen, wie andere junge<br />

Leute ticken. Auf der Messe selbst aber reiche<br />

die Standbetreuung allein durch den Nachwuchs<br />

dann keinesfalls aus. Denn die Besucher<br />

bereiteten sich in der Regel sehr gut vor.<br />

Kommt ein Arbeitgeber-Vertreter „gut rüber“,<br />

sammelt damit auch „seine“ Firma automatisch<br />

Pluspunkte. „Es ist eine sehr gute Gelegenheit,<br />

sich zu präsentieren“, hat Wallner<br />

beobachtet. Blieben hingegen Fragen unbeantwortet,<br />

hinterlasse dies bei den jungen<br />

Leuten mit Sicherheit einen eher suboptimalen<br />

Eindruck. Ebenso im Übrigen wie ein<br />

Stand, an dem es ausschaut wie … nach einem<br />

Kindergeburtstag.<br />

Perspektivenwechsel: Natürlich stünden die<br />

Besucher ebenfalls unter Beobachtung, womöglich<br />

sogar von einem Chef oder einem<br />

Personaler höchstpersönlich, der am Firmenstand<br />

potenzielle Interessenten sondiere.<br />

„Diese sollten daher so auftreten, als seien sie<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

in einem Bewerbungsgespräch“, rät die Projektleiterin,<br />

„in Kleidung wie im Habitus.“<br />

Wie oft es auf der Ulmer Bildungsmesse bereits<br />

„klick“ gemacht hat, entzieht sich naturgemäß<br />

der Kenntnis Wallners und ihres kleinen<br />

Projekt-Teams. Darüber werde ebenso<br />

wenig Statistik geführt wie über die Zahl der<br />

Besucher. Auf rund 45.000 wurden sie letztes<br />

Mal taxiert.<br />

Zum Zielpublikum zählten insbesondere<br />

Schüler, die erst in ein, zwei oder gar drei Jahren<br />

ihren Abschluss machen. Unstrittig aber<br />

komme es im Zuge der Messe zu Ausbildungsverträgen,<br />

das erfahre sie immer wieder aus<br />

den Rückmeldungen.<br />

RAUF AUF DIE BEWERBERINSEL<br />

Neben den Ständen spielen die beiden anderen<br />

kommunikativen Formate auf der Messe<br />

ebenfalls eine gewichtige Rolle: Da ist zum<br />

einen die Möglichkeit von Kurzpräsentationen,<br />

wozu den Firmen je 25 Minuten eingeräumt<br />

werden. Zum andern gibt es auf der<br />

Messe die so genannte<br />

„Bewerberinsel“<br />

für Einzelgespräche.<br />

Bewerber<br />

können dort ihre<br />

Bewerbungsunterlagen<br />

checken lassen<br />

und erhalten<br />

von erfahrenen<br />

Kräften aus der<br />

Wirtschaft Tipps<br />

Projektleiterin<br />

KatjaWallner.<br />

für ihre Bewerbungsstrategie.<br />

Zwar richtet sich die Bildungsmesse in erster<br />

Linie an Schüler … doch zuweilen kommt es<br />

manchmal anders, als man als Aussteller<br />

denkt. Denn da gibt es sehr wohl auch interessierte<br />

Erwachsene, die die Messe besuchen.<br />

Und längst nicht alle sind lediglich Begleitpersonen.<br />

Also aufgemerkt: Vielleicht sind Frau<br />

Mama oder Herr Papa ja auf der Suche nach<br />

Orientierung in eigener Sache, sprich: nach<br />

einem Job. [!]<br />

THOMAS VOGEL<br />

Ein dickes Paket<br />

an Bildung<br />

Die Bildungsmesse wird von der Stadt<br />

Ulm in Kooperation mit der Industrieund<br />

Handelskammer Ulm mittlerweile<br />

zum achten Mal veranstaltet. Sie vereinigt<br />

von Donnerstag, 18., bis Samstag,<br />

20. Februar 2016, rund 300 Aussteller<br />

auf dem Ulmer Messegelände (Böfinger<br />

Straße 50).<br />

Auf dem Programm stehen insgesamt<br />

200 Kurzpräsentationen über Berufe<br />

und Studiengänge sowie 57 Vorträge;<br />

sie alle sind nachzulesen im Internet<br />

(www.bildungsmesse-ulm.de) sowie in<br />

der Messebroschüre. Diese sowie ein<br />

Elternflyer und ein Elternbrief werden<br />

im <strong>Dezember</strong> an alle Schulen der Bildungsmesse-Region<br />

verteilt.<br />

Zum ersten Mal wird auf einer Infofläche<br />

auch ein Pool an Pflegeeinrichtungen<br />

die spezifischen Berufe in dem Bereich<br />

vorstellen.<br />

THV<br />

„Machen Sie’s wie ich:<br />

Finden Sie Ihre Mitarbeiter<br />

auf JOBS.SWP.DE!“<br />

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33


Hier kommt zusammen, was eine Zeitlang zusammengehört: Die Maschinen befördern pro Minute tausende Medikamente in ihre Verpackungen.<br />

Brasilien, China, Laupheim<br />

Wer Tabletten nimmt, drückt sie nicht selten aus einer Verpackung von Uhlmann aus Laupheim. Blister nennt man das<br />

knirschende Drumherum. Und das ist schon das einzige, was bei dem weltweit agierenden Spezialisten knirscht.<br />

Tabletten lindern Kopfschmerzen und<br />

andere Unbill. Pillen und Tropfen können<br />

jedoch noch andere positive Auswirkungen<br />

haben und zum Beispiel zu langanhaltender<br />

Gesundheit beitragen – für<br />

Menschen und Unternehmen. Wer die Uhlmann<br />

Pac-Systeme GmbH & Co. KG an ihrem<br />

Firmensitz in Laupheim besucht, erkennt das<br />

sofort. Denn der Hersteller für hocheffiziente<br />

Verpackungsmaschinen für die weltweite<br />

Pharmaindustrie zeigt schon mit einer neuen<br />

Werkshalle für Logistik, Vormontage und<br />

Montage, wie gut es ihm geht.<br />

Das liegt nicht zuletzt daran, dass in der Uhlmann-Straße<br />

14-18 im Norden der zweitgrößten<br />

Stadt des Landkreises Biberach schon immer<br />

ein durch und durch schwäbischer<br />

Erfindergeist beheimatet war. Bereits seit dem<br />

Jahr 1948, als der Firmengründer Josef Uhlmann<br />

mit der Produktion von Präzisionsformen<br />

für Suppositorien den Grundstein für die<br />

Entwicklung des Betriebes im Bereich der<br />

Pharmaverpackung gelegt hat.<br />

Sohn Friedrich trat 1963 in die Firma ein und<br />

formte aus dem Handwerksbetrieb ein Maschinenbau<strong>unternehmen</strong><br />

von internationalem<br />

Ansehen. 1980 präsentierte Uhlmann das<br />

erste eigene Kartonier-System für Arzneimittelfaltschachteln,<br />

2005 brachte der Traditionsbetrieb<br />

eine Anlage auf den Markt, die in<br />

einer Minute 1300 „Durchdrückverpackungen“,<br />

sogenannte Blister, mit Pillen bestücken<br />

konnte. Drei Jahre später folgte die erste Verpackungslinie,<br />

die Tabletten in Sekundenschnelle<br />

in Flaschen füllt.<br />

Seit diesem Jahr nun können Pharmafirmen,<br />

die auf die Produkte aus dem Hause Uhlmann<br />

setzen, sogar ihr „blaues Wunder“ erleben. So<br />

sprechen die Laupheimer über ihr neuestes<br />

Produkt, die Blistermaschine BLU 400, die pro<br />

Minute über 1500 Ampullen und andere flüssige<br />

Arzneimittel schonend und schnell in<br />

Blister setzen und kartonieren kann – der Beipackzettel<br />

ist dann auch schon mit drin.<br />

DER MASTERPLAN STEHT<br />

Diese neue Verpackungslinie soll dazu beitragen,<br />

dass das Unternehmen auch zukünftig<br />

weiter gesund wachsen kann. Denn das ist das<br />

erklärte Ziel. Dafür nimmt die Geschäftsleitung<br />

der weltweit agierenden Uhlmann-<br />

Gruppe sehr viel Geld in die Hand. Der Umsatz<br />

konnte im Geschäftsjahr 2014/15 um 13<br />

Prozent gesteigert werden und erreichte die<br />

bisherige Rekordmarke von 294 Millionen<br />

Euro. 10,8 Millionen Euro flossen in diesem<br />

Zeitraum in den kontinuierlichen Auf- und<br />

34


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[machen]<br />

Ausbau des Unternehmens.<br />

Allein<br />

am Hauptsitz in<br />

Laupheim investiert<br />

Uhlmann in<br />

den kommenden<br />

Jahren weitere<br />

rund 40 Millionen<br />

Euro. Auch das ist<br />

eine bisher noch<br />

Norbert Gruber, Vorsitz ender<br />

der Geschäftsführung. Spitzenzahl. „Der<br />

nie dagewesene<br />

Masterplan steht“,<br />

verkündet Norbert Gruber, der Vorsitzende<br />

der Uhlmann-Geschäftsführung, nicht ohne<br />

Stolz und mit Blick auf die im Moment entstehende<br />

neue Halle, in die das Unternehmen<br />

mehr als 20 Millionen Euro investiert.<br />

In Betrieb genommen wird sie im Frühjahr<br />

2016: „Für unsere Wachstumsstrategie benötigen<br />

wir Platz. Die geplante Fokussierung der<br />

Aktivitäten in Laupheim ist ein klares Bekenntnis<br />

zum Standort, an dem derzeit nahezu<br />

1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beschäftigt sind.“ Bereits vor einem Jahr wurde<br />

ein neues Parkhaus mit zwölf Ebenen eröffnet,<br />

in dem 360 Autos Platz finden. Weitere<br />

Bauabschnitte, die neue Büroflächen sowie<br />

ein repräsentatives Kundenzentrum umfassen,<br />

werden folgen.<br />

Um auch weltweit schneller und besser auf<br />

wachsende Marktanforderungen reagieren<br />

sowie Arbeitsabläufe und Vertriebswege effizienter<br />

strukturieren zu können, investiert<br />

die Uhlmann-Gruppe auch in ihre ausländischen<br />

Standorte. „Wir sind Weltmarktführer<br />

in unserer Branche und wollen dies auch bleiben“,<br />

sagt Tobias Uhlmann; als Vorsitzender<br />

Doppelt so viele Auszubildende in drei Jahren<br />

Am Stammsitz in Laupheim sind fast 1200 Mitarbeiter im Einsatz.<br />

Die Uhlmann-Gruppe beschäftigt rund<br />

1800 Mitarbeiter; sie investiert nicht nur<br />

in neue Produkte, sondern bewusst auch<br />

in den eigenen Nachwuchs. Die Zahl der<br />

Auszubildenden soll bis 2018 auf rund<br />

100 verdoppelt werden. „Unser Ziel ist es,<br />

Spezialisten selbst auszubilden, um so<br />

des Aufsichtsrats der Uhlmann-Gruppe führt<br />

er das innovative Familien<strong>unternehmen</strong> in<br />

dritter Generation.<br />

Aus 13 Unternehmen besteht die Gruppe, allein<br />

11 davon befinden sich im Ausland. Unter<br />

anderem vertreibt oder fertigt die Firma ihre<br />

selbst entwickelten Verpackungsstraßen in<br />

Brasilien, China, Russland, Singapur, in den<br />

USA und natürlich am Standort in Laupheim,<br />

unabhängig vom Fachkräfte-Markt zu<br />

sein“, sagt Norbert Gruber, der Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung. Wer richtig gut<br />

ist, darf in die weite Welt hinaus: Das Unternehmen<br />

bietet den besten Auszubildenden<br />

einen Praktikumsplatz im außereuropäischen<br />

Ausland an.<br />

LOE<br />

wo nun bald auch die Produktion des „Blauen<br />

Wunders“ anlaufen wird. Bei Uhlmann blickt<br />

man zuversichtlich und voller Selbstvertrauen<br />

in die Zukunft. Die Frage, ob die neue<br />

hochflexible Verpackungsmaschine auch international<br />

ein Erfolg wird, bereitet in der Vorstandsetage<br />

von Uhlmann wohl niemandem<br />

Kopfschmerzen. [!]<br />

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35


[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Gerd Stiefel<br />

leitet den<br />

Club der Industrie<br />

Gerd Stiefel, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Fritz Stiefel<br />

GmbH mit Sitz in Burlafingen<br />

bei Neu-Ulm, ist von Mitgliedern<br />

des Clubs der Industrie<br />

Ulm/Neu-Ulm zum Vorsitzenden<br />

gewählt worden. Er löste<br />

Thilo Butzbach ab, der seinen<br />

Rückzug vom Vorsitz bereits<br />

2014 angekündigt hatte. Stiefel<br />

ist neben seinem neuen Posten<br />

auch Vorsitzender der Regionalversammlung<br />

Neu-Ulm der<br />

IHK Schwaben.<br />

Knapp 3 Prozent<br />

mehr Gehalt für<br />

Führungskräfte<br />

Die Gehälter von Fach- und<br />

Führungskräften in Deutschland<br />

werden im kommenden<br />

Jahr im Schnitt um 2,9 Prozent<br />

zulegen. Die Gehaltssteigerungen<br />

liegen zwischen 2,7 Prozent<br />

im unteren Management und<br />

2,9 Prozent bei Vorständen und<br />

Geschäftsführern. Fachkräfte<br />

und Spezialisten können mit einem<br />

Gehaltsplus von 2,9 Prozent<br />

rechnen. Zu diesen Ergebnissen<br />

kommt eine Studie der<br />

Beratungsgesellschaft Kienbaum.<br />

Gründe für diese Entwicklung<br />

seien unter anderem<br />

die gute geschäftliche Entwicklung<br />

der Unternehmen und die<br />

positiven Aussichten.<br />

US-Investor<br />

übernimmt<br />

Veralia-Gruppe<br />

Der US-Finanzinvestor Apollo<br />

und die staatliche französische<br />

Förderbank Bpifrance haben die<br />

Veralia-Gruppe und damit auch<br />

die Saint Gobain Oberland AG<br />

in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg)<br />

für 2,95 Milliarden Euro<br />

übernommen. Apollo hält 90<br />

Schuler baut in Weingarten 230 Stellen ab<br />

Die Neuausrichtung der Göppinger Schuler-<br />

Gruppe trifft den Standort Weingarten. Dort<br />

schließt der Pressenhersteller die Produktion,<br />

wie auch an zwei weiteren Standorten. Zudem<br />

plant Schuler, seine Divsionen 2016 an jeweils<br />

einem Standort zu bündeln. Für Weingarten ist<br />

das der Bereich Umformtechnologien für die<br />

und Bpifrance 10 Prozent an der<br />

Gruppe, die ihren Hauptsitz in<br />

Frankreich hat und zuletzt mit<br />

10.000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftete.<br />

Direkte Auswirkungen<br />

auf die Beschäftigten in<br />

Wurzach seien nicht zu erwarten,<br />

hieß es. Veralia Deutschland<br />

beschäftigt mehr als 1400<br />

Mitarbeiter und erzielte 2014<br />

einen Umsatz von 534 Millionen<br />

Euro.<br />

Aebi<br />

erweitert<br />

in Achstetten<br />

Der Volvo-Baumaschinenhändler<br />

Aebi erweitert seine<br />

Deutschland-Zentrale in Achstetten.<br />

Das im Bau befindliche<br />

Verwaltungsgebäude ist für 100<br />

Arbeitsplätze ausgelegt. Mit<br />

dem neuen Gebäude entstehen<br />

in Achstetten 30 bis 40 neue Arbeitsplätze,<br />

sagt Tobias Keppler,<br />

Geschäftsführer der Robert Aebi<br />

GmbH.<br />

Neuauflage des<br />

Fachkräftetags<br />

in Neu-Ulm<br />

Angespornt vom Erfolg des<br />

1. Fachkräftetags mit 1500 Besuchern<br />

und 26 teilnehmenden<br />

Firmen organisiert die SÜD-<br />

WEST PRESSE am 8. Oktober<br />

2016 die zweite Auflage der Veranstaltung<br />

in der Ratiopharm-<br />

Arena in Neu-Ulm. Zum Konzept<br />

gehört zum einen, dass<br />

sich Unternehmen den Besuchern<br />

präsentieren. Zum anderen<br />

werden den Besuchern Vorträge<br />

und Service wie<br />

kostenlose Bewerbungsfotos<br />

und Bewerbungsmappen-<br />

Check geboten. So haben auch<br />

Arbeitnehmer, die nicht aktiv<br />

auf Jobsuche sind, gute Gründe,<br />

Industrie. Aufgaben im Bereich Automotive<br />

wandern dafür nach Göppingen ab. Damit<br />

sinkt die Zahl der Mitarbeiter von heute 830<br />

auf knapp 600. Der Jobabbau betrifft im Wesentlichen<br />

die Produktion. Zudem will Schuler<br />

einen Teil seines Werksgeländes in der Innenstadt<br />

von Weingarten aufgeben (s. Pfeil).<br />

die Veranstaltung zu besuchen.<br />

Infos zum Fachkräftetag <strong>2015</strong><br />

gibt es im Internet unter fachkraeftetag.de.<br />

Goldbeck wächst<br />

kräftig am<br />

Standort Ulm<br />

Das Bielefelder Bau<strong>unternehmen</strong><br />

Goldbeck hat im Geschäftsjahr<br />

2014/15 in der Niederlassung<br />

Ulm mit zehn<br />

Projekten rund 28 Millionen<br />

Euro umgesetzt. Das sei ein<br />

Plus von 20 Prozent, sagt Niederlassungsleiter<br />

Roger Breyer.<br />

Daher werde das Team von 25<br />

Architekten, Ingenieuren und<br />

Bauleitern um mindestens fünf<br />

Absolventen der Hochschulen<br />

Biberach und Stuttgart aufgestockt.<br />

Insgesamt erwirtschaftete<br />

Goldbeck mit 4100 Mitarbeitern<br />

einen Jahresumsatz von 1,9<br />

Milliarden Euro. [!]<br />

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[rubrik] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Immer spannend und aufschlussreich: Wie präsentiert sich ein Messebau-Unternehmen selbst auf einer Messe? Hier Kohlhaas, Motto „Wo Ideen wachsen.“<br />

Fuß folgt Auge<br />

Das Schöne auf Messen: Man trifft jede Menge Menschen – potenzielle Partner, Kunden. Das Schlechte auf Messen: Man<br />

trifft auf jede Menge Konkurrenz. Alle buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Tipps und Trends zur Präsentation.<br />

Messeauftritte sind höchst erfolgreiche,<br />

aber auch kostspielige Marketing-Maßnahmen“,<br />

sagt Uta Goretzky<br />

von Famab, dem Verband für direkte Wirtschaftskommunikation.<br />

Da sie sich selten<br />

über mehr als fünf Tage erstrecken, ist es besonders<br />

wichtig, mit einem kompetenten<br />

Partner zusammenzuarbeiten, der den Aussteller<br />

ins rechte Licht rückt. „Messebau-Unternehmen<br />

sind immer auch Ideenschmieden,<br />

die für ihre Kunden Auftritte ersinnen,<br />

die maßgeschneidert zu deren individuellen<br />

Anforderungen passen.“<br />

Für Goretzky lohnt sich deshalb ein Blick darauf,<br />

wie sich diese Unternehmen selbst auf<br />

Messen in Szene setzen, als Beispiel dafür, wie<br />

ein Messeauftritt gelingen kann. Zu sehen auf<br />

der Euroshop in Düsseldorf. Augenzwinkernd<br />

sei das Konzept von Kohlhaas aus Germering<br />

bei München zu verstehen, die sich unter dem<br />

Motto: „Wo Ideen wachsen“ mit einem stilisierten<br />

Garten präsentierten. Nicht mit grünem<br />

Rasen und bunten Blumen, vielmehr abstrahiert<br />

wurde der Garten kulissenartig in<br />

Anthrazit und Orange gestaltet. „Mit dabei<br />

waren natürlich Gartenzwerg, Schubkarre<br />

und Löwenzahn, aber nicht als dreidimensionale<br />

Figuren, sondern als zweidimensionaler<br />

Scherenschnitt mit orange gefärbten Schnittkanten“,<br />

beschreibt Goretzky den Stand.<br />

Die Pusteblume<br />

symbolisierte die<br />

Inspirationsquelle:<br />

Durch ein winziges<br />

Windchen<br />

trägt sie tausende<br />

Samen in die Welt<br />

– wie Kohlhaas die<br />

Ideen.<br />

Goretzky zufolge<br />

legt das Unternehmen<br />

in seinem Uta Goretzky.<br />

Messespezialistin<br />

Auftritt auch auf<br />

Nachhaltigkeit Wert: „Kunden und Besucher<br />

erhielten im Nachgang ihr eigenes Päckchen<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

Spielerisch in komplexe Welten eintauchen<br />

Mehr als messetauglich: die Präsentationssoftware des Fraunhofer-Instituts.<br />

Ideensaat, und die spielerischen Accessoires<br />

des Messestandes gingen an die Theaterbühne<br />

eines Kindergartens, wo jetzt ganz andere<br />

Ideen wachsen können.“<br />

DIE KLEINE GUCKI-SHOW<br />

Oder das Beispiel des Messebau-Unternehmens<br />

Holtmann aus dem niedersächsischen<br />

Langenhagen. Rund vier Wochen vor der Messe<br />

Euroshop 2014 erhielten Kunden eine Gucki<br />

geschickt – das sind diese kleinen Kästchen<br />

mit Gucklöchern, die aussehen wie<br />

Fernsehapparate aus alten Tagen. Wer immer<br />

wieder den Knopf drückt, schaltet sich durch<br />

eine Reihe von Bildern. Und ein Guckloch<br />

Mit „Visual Computing“ Produkte<br />

erlebbar machen: Darüber forscht das<br />

Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung<br />

IGD. Seine Standorte in<br />

Österreich (Fraunhofer Austria Visual<br />

Computing) und Singapur (Fraunhofer<br />

IDM@NTU) haben eine Präsentations-<br />

Software entwickelt, die komplexe Sachverhalte<br />

einfach auf Touch-Interfaces<br />

darstellt, interaktiv und spielerisch erlebbar<br />

macht. „InfoLand“ nimmt den Nutzer<br />

mit auf eine virtuelle Reise und verbindet<br />

dafür Texte, Bilder, Videos und 3D-Modelle.<br />

Über Informationsknoten kann man in<br />

die verschiedenen Welten eintauchen.<br />

„Die Motivation für diese Entwicklung war<br />

unter anderem, einen Eyecatcher für<br />

Messen zu haben oder das Programm in<br />

Wartezonen einzurichten“, sagt Professor<br />

Wolfgang Müller-Wittig. Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

sieht der Standortleiter in<br />

Singapur in Zukunft viel weiter: unter anderem<br />

in Innovationszentren von Unternehmen,<br />

auf Virtual-Reality-Brillen, als<br />

Modellierungstool für den Marketing-Experten,<br />

der seine Präsentation mit eigenen<br />

Inhalten füllt und selbst schnell aktualisieren<br />

kann, da es „sehr dynamisch ist.<br />

Es kann ein großes Spektrum abdecken,<br />

da die Plattform unabhängig ist“.<br />

Die Neuheit liegt in der einfachen Bedienung,<br />

die ohne weitere Erläuterung möglich<br />

ist. Das senkt die Hemmschwelle für<br />

Besucher und Kunden, sich auf eine virtuelle<br />

Reise einzulassen.<br />

„Wir alle sind heute Experten für Touch-<br />

Interfaces durch die Smartphones“, sagt<br />

Müller-Wittig. „InfoLand“ ist eine Web-basierte<br />

Darstellung, die auf jedem System<br />

genutzt werden kann, vom Smartphone<br />

bis zur Videowand. Seine Praxistauglichkeit<br />

stellt es heute schon unter Beweis.<br />

So habe es „bei der Kommunale in Nürnberg<br />

unser Partner AKDB als zentrale Anlaufstelle<br />

genutzt“, sagt Müller-Wittig.<br />

„Das kam gut an.“ Oder in der Deutschen<br />

Botschaft in Singapur, wo man unter dem<br />

Titel „Discover Germany“ auf eine virtuelle<br />

Reise durch Deutschland gehen<br />

kann.<br />

GAL<br />

stand im Zentrum der Idee für den Messeauftritt<br />

der Niedersachsen.<br />

Der Eckstand verfügte über ein Guckloch, das<br />

den Blick auf das „komplette Bild“ lenkte. Die<br />

Besucher konnten sich dem Stand aus zwei<br />

Laufrichtungen nähern, die das nicht ermöglichten.<br />

Auf der einen Seite hingen, auf einer<br />

mit Blümchentapete bezogenen Wand, Bilder<br />

von Mitarbeitern: eher aus dem privaten Bereich,<br />

bei Hobbys, Reisen, Sport. Sinnbild für<br />

Individualität der Mitarbeiter. Wer den anderen<br />

Eingang wählte, erfuhr viel über die Leistungsfähigkeit<br />

des Unternehmens. Eine Auswahl<br />

von Projektbildern, museal gehängt, war<br />

für viele Besucher ein Hingucker und Ge-<br />

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39


[spezial] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

sprächsaufhänger zugleich. Wer das Innere<br />

des Standes betrat, traf auf eine alte Hobelbank,<br />

die lange Jahre ihre Dienste in der Werkstatt<br />

der Langenhagener geleistet hat. Sie war<br />

das Herz des Messeauftritts und eine Metapher<br />

für den Ursprung des Unternehmens.<br />

„Dieser Messeauftritt erzählte gekonnt die<br />

Unternehmensgeschichte aus drei Perspektiven:<br />

der professionellen, der persönlichen<br />

und der historischen“, erklärt Goretzky. „Das<br />

komplette Bild gab es aber nur aus einer Perspektive,<br />

dem Blick durch das Guckloch.“<br />

Allgemeine Trends in Sachen Beleuchtung<br />

oder Gestaltung eines erfolgreichen Messeauftritts<br />

könne man nicht feststellen, sagt die<br />

Fachfrau. „Und das ist auch gut so, weil ja die<br />

,corporate identity‘ des eigenen Unternehmens<br />

im Vordergrund stehen soll.“<br />

NICHT AM PERSONAL SPAREN<br />

So verschieden, wie sich Firmen auf den Messen<br />

darstellen, gibt es aber dennoch einen<br />

Punkt, der auf alle Messeauftritte zutrifft und<br />

den man tunlichst beachten sollte: nicht am<br />

Personal sparen. Das heißt: Schulungen für<br />

die Leute, die auf die Messe geschickt werden,<br />

damit sie gewappnet sind für die Fragen, die<br />

dort auf sie zukommen.<br />

Aber nicht nur das Fachliche zählt. „Ein Messestand<br />

ist wie zuhause, wenn man Gäste bekommt“,<br />

sagt Goretzky. Klar hat der Gastgeber<br />

herzlich und freundlich zu sein – auch auf einer<br />

Messe. „Man ist für denjenigen da und<br />

steht nicht in irgendeiner Ecke herum, wartet<br />

aufs Essen und tuschelt.“<br />

Auf einer Messe präsentiert man sich und<br />

hebt die eigene Leistungsfähigkeit hervor,<br />

sagt Karl Schick, der sich in der IHK Ulm unter<br />

anderem um das Thema kümmert: „Eine<br />

Messe ist wichtig für Produkte, die erklärungsbedürftig<br />

sind.“ Auch in einer Zeit mit<br />

digitalem Informationsüberfluss; entscheidend<br />

sei das direkte Gespräch, face to face: „Es<br />

entstehen dort Kontakte, die sonst so nicht<br />

entstehen würden.“ Man könne Geschäftskontakte<br />

pflegen mit Partnern – Kunden und<br />

Lieferanten –, die man sonst nicht trifft.<br />

Hannover, Industriemesse, Messehalle 4: Auf<br />

einer hohen Informationswand prangt eine<br />

große Landkarte des Wirtschaftsraums der Industrie-<br />

und Handelskammern (IHK) Ulm<br />

und Bodensee-Oberschwaben. So mancher<br />

Ein ausgetüfteltes Konzept: Nur durch das Guckloch<br />

sieht man alle Seiten, die zum Stand des Messe<strong>unternehmen</strong>s<br />

Holtmann gehören.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[spezial]<br />

Karl Schick<br />

von der IHK Ulm<br />

bleibt stehen und<br />

schaut, was der<br />

ländlich geprägte<br />

Süden Württembergs<br />

abseits der<br />

Metropolen zu bieten<br />

hat.<br />

„Man muss einen<br />

Eyecatcher bieten,<br />

eine Attraktion“,<br />

sagt Schick. Bei<br />

mehr als 7000 Ausstellern<br />

und<br />

250.000 Besuchern der Industriemesse, auf<br />

der vor allem Hersteller technischer Produkte<br />

vertreten sind, müsse man mit visuellen Dingen<br />

arbeiten, um die Aufmerksamkeit auf<br />

sich zu lenken. Goretzky: „Messebesucher, die<br />

schon mehrere Stunden auf einem Messegelände<br />

unterwegs sind, sehnen sich – außer<br />

vielleicht nach einem kühlen Bier – nach klaren<br />

Botschaften und Bildern.“ Da heißt es<br />

Klotzen. „Große Bilder helfen, Aufmerksamkeit<br />

zu wecken, denn an ihnen bleibt der Blick<br />

der Besucher hängen. Und Füße gehen nur<br />

dahin, wo die Augen schon waren.“ Die IHK<br />

bietet seit 15 Jahren auf der Hannover-Messe<br />

einen gemeinsamen Stand für kleine und<br />

mittlere Firmen aus ihrem Verbreitungsgebiet<br />

an. In der Regel teilen sich sechs Firmen<br />

den rund 90 Quadratmeter großen Stand. So<br />

sparen sie Kosten und Zeit und haben zum<br />

Teil erst dadurch die Möglichkeit, sich auf so<br />

einer großen Messe zur Schau zu stellen.<br />

REICH UND BERÜHMT<br />

Weiterer Vorteil: Die IHK nimmt den Firmen<br />

viel Arbeit in der Organisation im Vorfeld ab,<br />

angefangen bei den Vertragsverhandlungen<br />

mit der Messegesellschaft. „Als gemeinsamer<br />

Stand können wir eine viel größere Fläche anmieten“,<br />

erläutert Schick. Das stärke die Position<br />

gegenüber dem Messeorganisator: „Man<br />

kann sagen, an diese Fläche möchte ich hin,<br />

weil da die Besucherströme sind.“<br />

„Messen sind multifunktional. Im Vergleich<br />

zu vielen anderen Marketing-Maßnahmen<br />

kann ich mit einem Messeauftritt ein Bündel<br />

von Zielen erreichen“, Uta Goretzky. „Daher<br />

ist es im Vorfeld einer Messeteilnahme ausgesprochen<br />

wichtig, Ziele zu definieren und gegebenenfalls<br />

Schwerpunkte zu setzen.“<br />

Mögliche Messeziele seien etwa Kundenbindung,<br />

Neukundengewinnung, Positionierung<br />

gegenüber dem Wettbewerber, Marktbeobachtung,<br />

Mitarbeitergewinnung, Mitarbeitermotivation,<br />

Imagebildung/-veränderung,<br />

Produktlaunches/-relaunches oder auch Produktorder.<br />

Die Relevanz der Ziele gelte es zu<br />

bewerten; es müsse möglichst genau festgelegt<br />

werden, was das Unternehmen erreichen<br />

will. „Reich und berühmt werden“ helfe für<br />

die Beurteilung eines Messeerfolgs nicht. „30<br />

Neukunden“ sei dagegen eine Aussage, die<br />

sich nach einer Messe ganz einfach überprüfen<br />

lasse. Daraus, ob das Unternehmen sein<br />

Ziel erreicht hat, lassen sich dann auch Vorgaben<br />

für die nächste Messe ableiten. [!]<br />

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41


[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Männer und<br />

Modesünden<br />

Das Sakko spannt, die Krawatte unpassend, die<br />

Schuhe ausgelatscht: Im Büro und Geschäftsleben<br />

lauern viele Modefallen für Männer. Stilberaterin<br />

Sonja Grau weiß, wie man sie vermeidet.<br />

Viele Männer machen sich herzlich wenig Gedanken, was sie<br />

morgens für den Tag im Büro anziehen. „Dabei ist es gar<br />

nicht so schwer. Es gibt zu jedem Anlass das perfekte Outfit“,<br />

sagen prominente Modeexperten wie Kevin Lobo, der durch<br />

seine frühere Tätigkeit für Hugo Boss bekannt geworden ist. Im Internet<br />

gibt es jede Menge Videos zu dem Thema. Doch an der breiten Masse<br />

der Büroarbeiter gehen die gutgemeinten Ratschläge vorbei.<br />

Die Liste der männlichen Modesünden ist lang: Der Anzug zu klein,<br />

weil Mann herausgewachsen ist; zu groß, weil er abgenommen hat; die<br />

Hosen sind zu lang (das Hosenbein endet im Stehen idealerweise einen<br />

halben, maximal einen Zentimeter über dem oberen Absatzrand); da<br />

sind Hemden, die im Sitzen über dem Bauchansatz spannen. Oder der<br />

ganze Herr sieht einfach durch und durch langweilig aus. Die Liste<br />

ließe sich schier unendlich fortführen.<br />

„Ich weiß nicht, warum viele Männer das tun“, sagt die Ulmer Stilberaterin<br />

Sonja Grau. Ihr Eindruck: Die Herren fühlen sich sicher, wenn sie<br />

sich strikt an den Business-Dresscode halten. Mitunter wirken die Träger<br />

dunkler Anzüge fast wie ein Heer Uniformierter. Die Maxime vieler<br />

Männer, so Grau, laute: ja nicht auffallen. „Dabei denken viele nicht<br />

daran, dass sie auch angenehm auffallen können.“<br />

Foto: © the_lightwriter/Fotolia.com<br />

Alles Jacke wie Hose? Von<br />

wegen. Eigentlich erstaunlich,<br />

wie viel man am Mann<br />

falsch machen kann.<br />

WEIT VERBREITETER IRRTUM<br />

Doch ganz so einfach, wie Kevin Lobo sagt, ist es mit dem perfekten<br />

Outfit dann doch nicht. Kleidung ist nonverbale Kommunikation. Im<br />

Job kommt dem Auftreten und angemessener Kleidung große Bedeutung<br />

zu. Kompetenz, Vertrauen, Sicherheit und Zuverlässigkeit will<br />

man ausstrahlen: Kleider machen Leute – und können diese Eigenschaften<br />

transportieren.<br />

„Viele Männer sitzen dem Irrtum auf, dass sie mit Anzug und weißem<br />

Hemd nichts falsch machen“, sagt Sonja Grau. Oberste Devise für sie:<br />

Mann sollte die Sachen aussuchen, die zu seiner Statur und Persönlichkeit<br />

passen. „Die Erscheinung muss stimmig sein.“<br />

Viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken Männer ihren Schuhen.<br />

„Warum sollte ich mir teure Schuhe kaufen, wenn es auch günstige<br />

gibt?“, denken viele und kaufen Billigtreter fürs Büro bei Aldi, Tchibo<br />

& Co. Das strahlen die Schuhe und damit auch der Träger dann auch<br />

aus. Sinn für Qualität zeigen nur wenige Männer, und das obwohl sie<br />

oft genug mehr als zwölf Stunden in den Schuhen stecken. Mal vom<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[leben]<br />

schlechten Fußbett – mit allen gesundheitlichen Auswirkungen – abgesehen,<br />

ist das Schuhwerk aus asiatischer Billigproduktion langfristig<br />

betrachtet auch nicht preiswert. Denn dessen Haltbarkeit ist begrenzt.<br />

Gute Herrenschuhe hingegen haben zwar einen hohen Preis,<br />

doch dafür kann sich ihr Träger – bei entsprechender Behandlung und<br />

Pflege – Jahrzehnte daran erfreuen. Da Herrenschuhe meist klassischen<br />

Formen folgen, sind sie zudem unabhängig von Modetrends<br />

zeitlos schick, gerade so, als hätte man sie gerade gekauft.<br />

Foto: © HasanEROGLU/Fotolia.com<br />

Sonja Grau im Einsatz als Personal-Shopperin. Zum perfekten Outfit gehören<br />

nach ihren Worten zwingend edle Business-Schuhe (Bild unten).<br />

WARUM TEURE SCHUHE GÜNSTIG SIND<br />

Wer denkt, die Liste der Fehler beim Thema Schuhe nähere sich damit<br />

schon ihrem Ende, irrt. Die Bandbreite der Nachlässigkeiten reicht<br />

von schmutzig über ausgelatscht bis hin zur Form, die nicht zum Erscheinungsbild<br />

passt. Lang gezogene Business-Schuhe mit eckig geformter<br />

Schuhspitze können ihrem Träger etwas Clowneskes geben,<br />

meint Grau. Bei Schuhen ist es wichtig, dass sich der Träger in ihnen<br />

wohlfühlt, dass sie ihm einen guten Halt bieten und zum Outfit passen.<br />

Die Expertin rät: lieber weniger Schuhe, dafür gute. „Man sieht<br />

sofort die Qualität der Verarbeitung und der Nähte.“<br />

Doch es müssen im Geschäftsleben nicht immer nur klassische Formen<br />

sein. Sneakers sind tragbar, „wenn sie zur Ausstrahlung passen“.<br />

Soffschuhe wie Vans gehen dagegen in der Business-Mode nicht, findet<br />

Grau.<br />

Das häufig unterentwickelte Modebewusstsein von Männern zeigt<br />

sich nach ihren Worten auch bei Accessoires. Dabei könnten Anzugträger<br />

– auch in Branchen und Unternehmen mit immer noch strengen<br />

Kleiderordnungen – ihrem Gesamtbild das gewisse Etwas geben,<br />

wenn sie Krawatte, Einstecktuch, Gürtel, Socken oder auch das Armband<br />

der Uhr als Stilmittel verstehen. Das sei wichtig, „um das Uniformierte<br />

wegzubringen“. Grau begleitet und berät ihre Kunden beim<br />

Einkaufen. Es gibt viel zu bedenken: Korpulente Männer, bei denen<br />

der Kopf in den Oberkörper übergeht, sollten beispielsweise darauf<br />

achten, dass sie keine Krawatten in Knallfarben tragen. Das betont<br />

ihre gedrungene Statur. Sie sollten eher dezente Farben wählen, also<br />

statt eines leuchtend fliederfarbenen Binders lieber einen in Nachtlila.<br />

Generell gilt: An Schwachstellen am Körper setzt man keine modischen<br />

Akzente.<br />

Und was trägt dann ein modebewusster Manager, Ende 50, mit graumeliertem<br />

Haar im Winter <strong>2015</strong>/16 zum Anzug? Möglich, so Grau, sei<br />

beispielsweise ein gemustertes Hemd (das darf durchaus auch ein<br />

Paisley sein, also ein abstraktes, dekoratives<br />

Muster). Oder ein Hemd in trendigem Bordeauxrot<br />

mit ein bisschen Grau. Und welche<br />

Krawatte passt dazu? Zum gemusterten<br />

Hemd eine unifarbene<br />

Krawatte. Zum Hemd in Bordeauxrot<br />

und Grau passt eine gemusterte<br />

Krawatte, sagt Grau. Die dürfe<br />

auch eine Farbe enthalten, die<br />

sich nicht im Hemd wiederfindet.<br />

Was immer geht, so Grau, ist<br />

ein unifarbenes Hemd oder<br />

eines mit kleinen Mustern.<br />

Gerne auch zwei- oder dreifarbig.<br />

Zu den aktuellen Modefarben<br />

zählen auch hellere beziehungsweise mittlere Blautöne.<br />

Dass sich Farben im Outfit wiederholen müssen, hält Sonja Grau heute<br />

nicht mehr für zwingend nötig. Ihre oberste Regel heißt: Das Gesamtbild<br />

muss stimmig sein. Ton in Ton aufzutreten, ist die Sicherheitsvariante,<br />

„vorausgesetzt, die Farbe passt zum Träger“, erläutert<br />

sie. Doch Anzug, Socken, Schuhe, alles in Schwarz – das kann schnell<br />

zu hart wirken. Da ist ein dunkelgrauer Anzug womöglich die bessere<br />

Variante, kombiniert mit einem Hemd in Rosa.<br />

DIE SACHE MIT DEN SOCKEN<br />

Zuletzt in Mode gekommen sind knallfarbene Strümpfe. Die kann<br />

man auch zum Businesslook tragen – vorausgesetzt, sie sind unifarben.<br />

Gemusterte und mehrfarbige Strümpfe sollten nach ihren Worten<br />

eher der Freizeitmode vorbehalten werden. „Ein No-Go sind Motiv-<br />

oder gar Comic-Socken“, betont die Beraterin. Auch bei den Socken<br />

gilt: Der Mix von Farbe und Muster muss zur Ausstrahlung des Trägers<br />

passen. Wer in einem konservativen Umfeld arbeitet, liegt mit diesen<br />

Farbkombinationen generell nicht daneben: Schwarze Socken zum<br />

grauen Anzug, graue Socken zum schwarzen Anzug; rote Socken oder<br />

braune Socken zum blauen Anzug, grüne oder blaue Socken zum Anzug<br />

in braun.<br />

Auch wenn Dresscodes, die in der Vergangenheit<br />

aufgestellt worden sind, laut Grau immer<br />

wieder neu interpretiert werden<br />

müssen, ein paar Dinge gehen für Outfit-bewusste<br />

Business-Männer nicht:<br />

Sportsocken (selbst schwarze) sind<br />

in Kombination mit Anzug ebenso<br />

tabu, wie im Sitzen das behaarte<br />

Bein zu zeigen, sprich zu kurze<br />

Socken zu tragen. Auch die Handytasche<br />

am Gürtel und der Tagesrucksack<br />

zum Anzug gelten<br />

in ihren Augen als<br />

Modesünden. [!]<br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

43


[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das kleine<br />

Kragen-Lexikon<br />

Der Kent-Kragen<br />

Der Klassiker: Er fügt sich ein, ohne aufzufallen.<br />

Der spitze, kurze Kragen bietet genug Platz<br />

für fast alle Knoten und Krawattenformen.<br />

Dazu passt eine Krawatte mit mittlerer Materialbeschaffenheit<br />

– nicht zu dick und nicht zu<br />

dünn.<br />

Cataway-Einknopf<br />

Der Haifischkragen eignet sich für große,<br />

schlanke Männer: Durch die auseinandergezogenen<br />

Kragenspitzen wirkt der Hals breiter und<br />

damit auch der Oberkörper. Für Männer mit<br />

rundlichem Gesicht weniger geeignet, da er den<br />

Kopf gedrungener erscheinen lässt. Den normalen<br />

Krawattenknoten legt man etwas breiter an<br />

–oder man nimmt den Windsor-Knoten.<br />

Tab-Kragen (eckig)<br />

Geeignet für Männer mit kleiner Statur, aber<br />

nichts für Männer mit breitem Oberkörper. Dazu<br />

passt eine schmale Krawatte ohne Struktur,<br />

bei der der Knoten schön gelegt werden sollte.<br />

Tab-Kragen (rund)<br />

Hier gilt das Gleiche wie beim Tab-Kragen<br />

(eckig). Er ist etwas lieblicher, weicher. Der Träger,<br />

der diese Form wählt, spielt bewusst mit<br />

seiner Ausstrahlung und zeigt, dass er modeaffin<br />

ist.<br />

Kent-Hai-Kragen<br />

Er eignet sich für modebewusste Männer, die ihre<br />

Modeaffinität damit auch zeigen. Wie der Haifischkragen<br />

sollten korpulente Männer den Einsatz<br />

dieser Kragenform mit Bedacht wählen.<br />

Turn-Down-Kragen<br />

Geeignet für große, schlanke Männer beziehungsweise<br />

Männer mit normaler Körperstatur.<br />

Er lässt den Hals und Oberkörper schlanker<br />

erscheinen. Die längeren Kragenschenkel<br />

sind etwas für Modebewusste.<br />

Skizzen: Sonja Grau<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[leben]<br />

Teamgeist am Leib<br />

So wenig die Kutte den Mönch macht, definiert die Arbeitskleidung die Qualität des Trägers – ob Blaumann oder<br />

Maßanzug. Aber sie sagt viel über die Haltung des Arbeitgebers aus.<br />

Wer im Metallbau<strong>unternehmen</strong> von<br />

Sybille und Andreas Würstle anfängt,<br />

erhält zum Einstieg ein Willkommensgeschenk:<br />

einen kompletten Satz<br />

Arbeitskleidung: von den Socken bis zur Winterjacke.<br />

Tatsächlich sind meisten wegen der<br />

textilen Gabe von den Socken. „Die Leute sind<br />

ganz begeistert davon“, sagt Sybille Würstle.<br />

Für ihre acht Mitarbeiter und das einheitliche<br />

Erscheinungsbild ihres Meisterbetriebs ist<br />

den Inhabern nichts zu teuer. „Wir legen Wert<br />

auf Qualität und kaufen nur gute Kleidung.“<br />

Rund 250 Euro kostet die personifizierte<br />

Ausstattung. „Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl“<br />

im Familien<strong>unternehmen</strong> aus<br />

dem oberschwäbischen Wolpertswende. Ob<br />

in der gemeinsamen Frühstückpause oder in<br />

der Freizeit: „Wir haben ein gutes Verhältnis<br />

und kommen mit unseren Mitarbeitern auch<br />

privat zusammen.“<br />

Der einheitliche Auftritt sei auch in der Außenwirkung<br />

von Bedeutung, seit sich der<br />

1960 gegründete Betrieb von der Flaschnerei<br />

zu einem hochspezialisierten Metallbau-<br />

Fach<strong>unternehmen</strong> gewandelt hat, das vornehmlich<br />

Aufträge für die Industrie erledigt.<br />

„Wir fertigen kein einziges Teil in Serie, sondern<br />

nur auf Anfrage.“ Die Qualität der Arbeit<br />

verpflichte auch zu einem angemessenen Erscheinungsbild<br />

der Belegschaft.<br />

NICHT ALLES IST PFLICHT<br />

Eine Pflicht im rechtlichen Sinne ist das freilich<br />

nicht. „Arbeitskleidung“, sagt Elisabeth<br />

Maeser von der Handwerkskammer Ulm, „ist<br />

ein weitgefasster Begriff.“ Einen klassischen<br />

„Blaumann“, der die private Kleidung vor<br />

Schmutz schützt, „muss ein Unternehmen<br />

nicht stellen“. Pflicht dagegen ist Kleidung,<br />

die vor Gefahren schützt, etwa beim Umgang<br />

mit riskanten Werkstoffen. Was darunter<br />

fällt, regelt eine ganze Reihe von Verordnungen<br />

– etwa die Gefahrstoff- oder die Betriebssicherheits-Verordnung.<br />

Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld.<br />

„Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort können<br />

von der Berufsgenossenschaft und der<br />

Gewerbeaufsicht überprüft werden“, warnt<br />

Elisabeth Maeser. [!]<br />

BERND RINDLE<br />

• Industrieservice<br />

• Bauteilreinigung<br />

• Bauteilsauberkeit<br />

• Arbeitsbekleidung<br />

• Arbeitsschuhe<br />

Wo Mitarbeitern Gefahren drohen, müssen die Arbeitgeber ihren Leuten Sicherheitskleidung stellen –<br />

und selbstredend auch bezahlen.<br />

Foto: © motorradcbr/Fotolia.com<br />

www.schuk.de<br />

Arbeitsschutz<br />

von<br />

Arzt<br />

bis<br />

Zimmermann<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo. – Do.: 7.30 – 18.00 Uhr<br />

Fr.: 7.30 – 17.00 Uhr<br />

Sa.: 9.00 – 13.00 Uhr<br />

Finninger Str. 60 · 89231 Neu-Ulm<br />

Telefon 07 31 / 2 05 87 97<br />

45


Wer gewinnt? Der Tiger oder Butler James? Darauf warten auch etliche „Dinner for one“-Fans in unserer Umfrage jedes Jahr aufs Neue.<br />

Fisch, Fondue und Tigerkopf<br />

Ohne gute Freunde geht gar nichts. Ob im grell erleuchteten New York oder in einem bengalischen Dorf ohne<br />

Strom im Kerzenschein. Sechs Führungskräfte verrieten Stefan Loeffler in unserer Umfrage, wie, wo und vor<br />

allem mit wem sie dieses Jahr Silvester feiern werden.<br />

Den Jahreswechsel erlebt<br />

Karin Krings immer in der<br />

skandinavischen Einsamkeit.<br />

Die 49-jährige Fremdsprachenkorrespondentin<br />

und Hotelfachfrau<br />

leitet seit zehn Jahren<br />

mit ihrem Mann das Hotel<br />

„Goldenes Rad“ in der Ulmer<br />

Stadtmitte.<br />

1) Mit meinem Mann, unserem Hund und unseren besten Freunden in<br />

der skandinavischen Einsamkeit.<br />

2) Am Silvesternachmittag machen wir immer einen Strandspaziergang.<br />

3) Entweder frischer Fisch oder Fondue.<br />

4) Als unser Hund um 22 Uhr in die schwedische Nacht verschwand<br />

und wir bis kurz vor Mitternacht brauchten, um ihn mithilfe des<br />

Autos wieder einzufangen.<br />

5) Von Vorsätzen halte ich nicht viel, weil sie oft nicht eingehalten<br />

werden. Eher wünsche und hoffe ich bestimmte Dinge.<br />

6) 2016 werde ich 50. Ich erwarte viele Feiern, auch was meine Freundinnen<br />

betrifft. Freuen tue ich mich auf eine Caravan-Fahrt mit<br />

Mann und Hund nach Stockholm.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

[leben]<br />

Foto: © VRD/Fotolia.com<br />

1) Wo und mit wem feiern Sie Silvester?<br />

2) Pflegen Sie bestimmte Traditionen<br />

(z.B. Bleigießen, Feuerwerk …)?<br />

3) Was gibt es zum Essen?<br />

4) Was war Ihr denkwürdigstes/schrägstes Silvester?<br />

5) Was halten Sie von Vorsätzen? Gibt es einen, den Sie<br />

nie mehr fassen wollen?<br />

6) 2016! Was erwarten Sie? Worauf freuen Sie sich?<br />

Dr. Dagmar Engels (63) feiert<br />

dieses Jahr in einem kleinen<br />

bengalischen Dorf – ohne<br />

Strom und mit Kerzenlicht. Die<br />

SPD-Stadträtin leitet seit 24 Jahren<br />

die Ulmer Volkshochschule.<br />

Der 1956 in Tübingen geborene<br />

Dieter Kaufmann verbindet<br />

Silvester automatisch mit einer<br />

brennenden Tanne. Der Betriebswirtschaft<br />

und zweifache<br />

Familienvater ist seit 2005<br />

Kanzler der Universität Ulm.<br />

1) Silvester feiere ich mit meiner Familie und dem engen Freundeskreis<br />

zuhause oder bei Bekannten.<br />

2) Traditionell gehören gute Gespräche, Karten- oder Brett spiele sowie<br />

„Dinner for one“ zu einem Silvesterabend dazu.<br />

3) Das Essen besteht meistens aus einem ausgiebigen Ra clette mit den<br />

oben bereits erwähnten Gesprächen als Gemeinschaftserlebnis.<br />

4) Meist hinterlassen ja die Missgeschicke einen bleibenden Eindruck<br />

– so wie die lichterloh brennende Tanne im Vorgarten unserer<br />

Freunde. Auslöser für dieses Spektakel war eine Rakete.<br />

5) Vorsätze habe ich bislang nicht getroffen, insoweit gibt es auch keinen<br />

Vorsatz, den ich nie mehr fassen wollte.<br />

6) Der Jahreswechsel ist für mich nichts, worin ich besondere Erwartungen<br />

hege. Ich hoffe, dass meine Familie und der Freundeskreis<br />

sowie meine Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter gesund bleiben und wir ein friedliches 2016 erleben<br />

werden!<br />

1) Ich bin bei bengalischen Freunden in einem kleinen Dorf südlich<br />

von Kolkata. Es wird ein Silvester zwischen Reisfeldern mit Kerosinlampen<br />

und Kerzenlicht.<br />

2) Das kommt ganz auf die Menschen an, mit denen ich zusammen<br />

bin, auf jeden Fall sehr gute Freundinnen und Freunde. Mit den<br />

einen gibt es die Tradition des Raclette-Essens, mit den anderen<br />

Theater und Mitternachtssuppe, mit den dritten Party und Tanzen.<br />

3) Etwas, woran man gemütlich und lange essen kann, um Energie fürs<br />

Tanzen zu tanken.<br />

4) Wir waren am zweiten Weihnachtsfeiertag 2001 nach Afrika gestartet<br />

und kamen am 31. <strong>Dezember</strong> in Chefchaouen in Nordmarokko<br />

an, wo wir am Silvesterabend einen Tisch buchten. Um uns herum<br />

saßen französische und deutsche junge Leute, die ganz offensichtlich<br />

Silvester ignorierten, sich kein gutes Neues Jahr wünschten.<br />

Wir hielten sie für völlig blöd und verzogen uns bald nach Mitternacht.<br />

Am Tag darauf merkten wir, dass es in Marokko eine Stunde<br />

früher ist.<br />

5) Ich fasse „gute Vorsätze“ nach persönlichen Aha-Erlebnissen, nicht<br />

an Silvester.<br />

6) Für mich persönlich erwarte ich, dass alles gut klappt, worauf ich<br />

mich freue. Am 2. Januar fahre ich nach Shantiniketan, der vom<br />

bengalischen Nobel-Preisträger Tagore gegründeten Universität<br />

und Stadt. Im April feiern wir den 70. Gründungstag der Ulmer<br />

Volkshochschule und spätestens im Mai möchte ich mit meinem<br />

frisch sanierten Boot über den Chiemsee segeln.<br />

47


[leben] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © VRD/Fotolia.com<br />

1) Wo und mit wem feiern Sie Silvester?<br />

2) Pflegen Sie bestimmte Traditionen<br />

(z.B. Bleigießen, Feuerwerk …)?<br />

3) Was gibt es zum Essen?<br />

4) Was war Ihr denkwürdigstes/schrägstes Silvester?<br />

5) Was halten Sie von Vorsätzen? Gibt es einen, den Sie<br />

nie mehr fassen wollen?<br />

6) 2016! Was erwarten Sie? Worauf freuen Sie sich?<br />

Für Ulrich Kloos sind gute<br />

Vorsätze leicht zu fassen, jedoch<br />

schwer zu halten. Der 46-jährige<br />

Pfarrer ist seit März <strong>2015</strong><br />

Dekan im Katholischen<br />

Dekanat Ehingen-Ulm.<br />

Auch Armin Weidt hatte schon<br />

eine unangenehme Begegnung<br />

mit einer Feuerwerksrakete.<br />

Der 48-jährige international<br />

agierende Wirtschaftsanwalt<br />

und zweifache Familienvater ist<br />

seit 2013 Vorstand der Knorr<br />

Rechtsanwälte AG in Ulm.<br />

1) Solange meine Familie noch mit mir zusammen feiern will, machen<br />

wir das gemeinsam. Dieses Jahr sind wir in New York, da ich geschäftlich<br />

hin muss und wir uns dort zu Silvester mit Freunden treffen.<br />

2) „Dinner for one“ in großer Runde anschauen und auf den Tigerkopf<br />

achten.<br />

3) Klassisch: entweder Fondue oder Raclette.<br />

4) In Österreich, als wir um Mitternacht zum Donauwalzer unterm<br />

Sternenhimmel getanzt haben. Leider haben später ein paar Idioten<br />

Raketen abgeschossen und die Flasche nicht in den Schnee gesteckt;<br />

als die Rakete zündete, fiel die Flasche um, die Rakete traf mich aus<br />

zehn Metern Entfernung am Oberschenkel – aber zum Glück nicht<br />

das vierjährige Mädchen hinter mir im Gesicht.<br />

5) Den einen: nie wieder gute Vorsätze fassen zu wollen.<br />

6) Es wird viel Neues und Spannendes geben; in Ulm das Jahr<br />

„1 nach Ivo“.<br />

Petra Wassermann lässt in den<br />

Vogesen die Sektkorken knallen.<br />

Die 54-jährige Soziologin<br />

und gelernte Druckerin ist seit<br />

2012 die Geschäftsführerin der<br />

IG Metall Ulm.<br />

1) Meistens mit der Familie meines Bruders. Wir essen dann zusammen<br />

Raclette. Ich habe aber auch schon allein gefeiert in aller Stille<br />

und dann zum Jahreswechsel die Kirchenglocken selbst geläutet.<br />

2) Solange ich in Backnang war, bin ich beim Silvesterlauf mitgelaufen,<br />

dann hatte ich die Jahresschlussandacht. Ich merke, wie gerade<br />

auch am Jahresende ein geistlicher Abschluss nochmal gut tut. Und<br />

dann gab’s immer noch „Dinner for one“. Dieser Sketch fasziniert<br />

mich so, dass ich bei diversen Mitarbeiterfesten schon in die Rolle<br />

des Butlers James geschlüpft bin.<br />

3) Ein gemütliches Raclette.<br />

4) Mit einer Pfadfindergruppe auf einer Hütte mitten im Schnee.<br />

5) Da halte ich es mit einem Kalenderspruch: „Vorsätze sind wie Aale,<br />

leicht zu fassen und schwer zu halten.“<br />

6) Ich gehe unter dem Motto ins Jahr 2016: „Vertraut den neuen Wegen,<br />

und wandert durch die Zeit. Gott will, dass ihr ein Segen für diese<br />

Erde seid …“<br />

Foto: © M.studio/Fotolia.com<br />

1) Mit meinem Mann, der Familie meiner Schwester und Freunden in<br />

den Vogesen.<br />

2) Nein, je nach Lust und Laune.<br />

3) Wir lassen uns von der Hausherrin überraschen, welches leckere<br />

elsässische Menü sie uns bereitet.<br />

4) Mehrere schöne Silvester mit Freunden in Frankfurt: gemeinsam<br />

kochen, prima Abende, Finale vor der Alten Oper.<br />

5) Vorsätze sind dann gut, wenn ich sie auch umsetzen kann. Das hat<br />

aber für mich nichts mit Silvester zu tun.<br />

6) Ich freue mich über jeden einzelnen guten Tag im privaten und im<br />

beruflichen Leben, und ich wünsche mir, dass wir Ende 2016 angesichts<br />

vieler Flüchtlinge und zunehmender sozialer Ungleichheit<br />

sagen können: Wir sind eine humane Gesellschaft geblieben und<br />

eine sozialere Gesellschaft geworden!<br />

48


SÜDWEST IMPULS 2016<br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN VORTRAGSABENDEN<br />

Die erfolgreiche Vortragsreihe der SÜDWEST PRESSE in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsagentur SPRECHERHAUS® lädt<br />

auch in 2016 prominente TOP Referenten nach Ulm ein. Mit dem neuen Angebot von 8 Seminarabenden lassen wir Sie wieder vom<br />

Wissen der Besten profitieren.<br />

Alle Themen stehen unter dem Motto Persönlichkeitsentwicklung: Von Kommunikationsstärke über Gedächtnispower bis hin zu<br />

Kompetenzen, die Sie wettbewerbsfähig machen. Wir bieten Ihnen gebündeltes Seminarwissen in einem 1,5-stündigen Vortragsabend<br />

– ein modernes Weiterbildungsformat für jedermann. Wir laden Sie herzlich zum Wissen tanken ein und wünschen Ihnen<br />

zahlreiche Erfolgserlebnisse im schönen Ambiente der HNU Neu-Ulm.<br />

Veranstaltungort:<br />

HNU – Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

Einzelkarte<br />

8er-Abo<br />

59,– €<br />

413,– €<br />

49,– €*<br />

343,– €*<br />

Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm<br />

Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />

Jeweils donnerstags (außer Vortrag 7) von 19.30 bis 21 Uhr (Einlass ab 19 Uhr).<br />

*Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />

Für 299,– Euro zum FRÜHBUCHERRABATT:<br />

Jeder Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“, der bis zum 11.01.16 die gesamte Reihe (alle 8 Seminare) bucht, erhält 44,– Euro Frühbucherrabatt.<br />

Infos und Buchung: info@sprecherhaus.de, +49 (0) 2561 69565-170, www.sprecherhaus.de oder südwestimpuls.de<br />

1 2 3<br />

© Manfred Weissbacher<br />

4<br />

28.01.2016 | Prof. Dr. Jens Weidner 25.02.2016 | Georg Wawschinek 07.04.2016 | Christian Lindemann<br />

Hart, aber unfair?<br />

Machtspiele schnell durchschauen!<br />

„ Setzen Sie sich durch und das ohne<br />

Ellbogen!“<br />

Erfolg mit Charisma<br />

Überzeugend auftreten und<br />

begeistern<br />

„ Nur wer empfängt, kann auch senden.“<br />

Showtime<br />

Auf den Bühnen des Lebens<br />

„ Andere zu begeistern, zu faszinieren und<br />

mit einem guten Gefühl auszustatten,<br />

ist eine Schlüsselqualifikation, um ein<br />

Magnet für Ihr Gegenüber zu sein!“<br />

12.05.2016 | W. T. Küstenmacher<br />

simplify your life mit Limbi<br />

Der Weg zum Glück führt durchs<br />

Gehirn<br />

„ Wer Limbi zum Freund hat, ist glücklich.“<br />

5 6 7 8<br />

dienstags!<br />

15.09.2016 | Boris Nikolai Konrad 13.10.2016 | Michael Rossié 08.11.2016 | Dr. Moniak Hein 08.12.2016 | Frank Astor<br />

Gedächtnispower<br />

Bringen Sie Ihr Gehirn auf<br />

Vordermann<br />

Das 1x1 des Gesprächsklimas<br />

Souveränes Verhalten in<br />

schwierigen Gesprächen<br />

Stimmt Ihre Stimme?<br />

Wie Sie sicher sprechen und überzeugend<br />

klingen<br />

Motivation<br />

Ohne Wofür kein Wie. Mit Sinn mehr<br />

Gewinn.<br />

„ Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“<br />

„ Wer an Menschen herumschnitzt, macht<br />

sie kleiner. Wer ihnen etwas zeigt, öffnet<br />

ihnen neue Möglichkeiten.“<br />

„Denn SIE entscheiden, wie Sie klingen!“<br />

„Ohne Motivation geschieht nichts.”<br />

49


[namen & nachrichten] Ausgabe 48 | <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Pistenbully<br />

gehört Ludwig<br />

Merckle allein<br />

Rund 14 Millionen Euro hat es<br />

sich der Ulmer Unternehmer<br />

Ludwig Merckle kosten lassen,<br />

alleiniger Eigentümer<br />

der Kässbohrer<br />

Geländefahrzeug<br />

AG<br />

(Laupheim)<br />

zu werden.<br />

Der Ulmer Unternehmer<br />

Ludwig<br />

Merckle.<br />

Mit der Auszahlung<br />

der<br />

55,13 Euro<br />

pro Aktie ist<br />

der sogenannte<br />

Zwangsausschluss vollzogen.<br />

Die Zustimmung auf der<br />

Hauptversammlung war mit<br />

99,74 Prozent überdeutlich. Mit<br />

dem Schritt will Merckle Kosten<br />

sparen und flexibler sein.<br />

Zuletzt erwirtschaftete der Hersteller<br />

von Schneeraupen und<br />

Strandreinigungsgeräten mit<br />

knapp 500 Mitarbeitern einen<br />

Jahresumsatz von 214 Millionen<br />

Euro.<br />

Arla schließt<br />

Käserei<br />

in Kißlegg<br />

Bregenzer Bruchlandung<br />

Die Insolvenz der Bregenzer Fluggesellschaft<br />

Intersky trifft den Flughafen Friedrichshafen<br />

hart. Er verliert seine wichtigste regionale Airline<br />

und 115.000 Passagiere pro Jahr. Das ist<br />

ein Fünftel der Gesamtpassagierzahl. Daher<br />

muss der Flughafen auch seine wirtschaftlichen<br />

Zahlen herunterschrauben. Intersky hat<br />

Die schwedisch-dänische Molkereigenossenschaft<br />

Arla Foods<br />

schließt das Werk in Kißlegg-<br />

Zaisenhofen samt Werksverkauf<br />

im Februar 2016. Die Produktion<br />

ist bereits gestoppt.<br />

Arla begründete dies mit dem<br />

Preisverfall und dem Konkurrenzdruck.<br />

Betroffen sind 38<br />

Mitarbeiter, 19 haben die Möglichkeit,<br />

an anderen Arla-Standorten<br />

im Allgäu zu arbeiten.<br />

Stress durch<br />

ständige<br />

Erreichbarkeit<br />

Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten<br />

in Deutschland leiden<br />

unter einer hohen Arbeitsbelastung.<br />

In einer Umfrage für<br />

die Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Verdi sagten 68 Prozent<br />

der Befragten im Westen und 77<br />

Prozent der Befragten im Osten,<br />

dass die Arbeitsbelastung in<br />

den vergangenen Jahren zugenommen<br />

habe. Ein Fünftel der<br />

Befragten fühlt sich wegen der<br />

hohen Arbeitsbelastung oft<br />

überfordert. 57 Prozent in Westdeutschland<br />

erklären, dass sie<br />

für ihre Vorgesetzten immer erreichbar<br />

seien. Für Führungskräfte<br />

entwickelt sich das<br />

Smartphone zum Stressfaktor.<br />

den Flugbetrieb eingestellt. Kunden, die Flüge<br />

vorab bezahlt haben, müssen ihre Forderungen<br />

an das Landesgericht in Feldkirch stellen.<br />

Pauschaltouristen, die gebucht und einen Sicherungsschein<br />

haben, müssen sich an die<br />

Versicherung wenden. Andere Kunden dürften<br />

es schwer haben, an ihr Geld zu kommen.<br />

90 Prozent der Führungskräfte<br />

in Deutschland sind auch im<br />

Urlaub geschäftlich erreichbar.<br />

Nur ein Prozent steht nach Feierabend<br />

für berufliche Anrufe<br />

und Mails nicht zur Verfügung.<br />

88 Prozent der Befragten sind<br />

durch die ständige Erreichbarkeit<br />

über ihre Smartphones höherem<br />

Stress ausgesetzt, ein<br />

Drittel spürt diese Mehrbelastung<br />

häufig oder jederzeit, ergab<br />

eine Studie des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

Mercer in<br />

Zusammenarbeit mit der TU<br />

München. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.),<br />

Irmgard Städele,<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director),<br />

Vera Oberlader (Layout),<br />

Bozena Demski (Bild)<br />

Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />

+ Interview, gründen), Getty<br />

images, picture alliance, Werkfotos,<br />

PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />

<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Stefan Kulbe<br />

Telefon 0731 156-137<br />

E-Mail s.kulbe@swp.de<br />

Auflage: 15 000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

26. Februar 2016<br />

Die Themen<br />

Mitarbeitergesundheit<br />

Industrie- und Gewerbebau<br />

UnternehmerTAG 2016<br />

Kunst als Geldanlage<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

3. Februar 2016<br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


Gehen Sie auf Entdeckungsreise.<br />

Bei einer Probefahrt mit dem neuen GLC, GLE und GLE Coupé.<br />

• Gebaut mit den Genen des GLK, zeichnet sich die<br />

komplett überarbeitete Silhouette des neuen GLC<br />

aus klaren und gleichzeitig sinnlichen Linien.<br />

• Mit dem GLE 500 e 4MATIC 1 präsentiert<br />

Mercedes-Benz sein erstes Plug-In Hybridmodell<br />

im Offroad-Segment.<br />

• Sportlich und dynamisch wie ein Coupé, imposant<br />

wie ein SUV: Das neue GLE Coupé ist die perfekte<br />

Kombination zweier Fahrzeugklassen.<br />

1<br />

Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,7-3,3 l/100km; CO 2<br />

-Emissionen kombiniert:<br />

84-78 g/km; Stromverbrauch kombiniert 18,0-16,7 kWh/100km.<br />

Jetzt Probe fahren.<br />

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />

P artner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH:<br />

Niederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10<br />

Telefon: 07 31/70 0-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de

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