unternehmen März 2016
unternehmen März 2016
unternehmen März 2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 4 9<br />
Mr. Biotech und<br />
seine Vision<br />
Markus Leyck Dieken ist Deutschland-Chef des<br />
Pharmakonzerns Teva. Der Manager über Forschung,<br />
Krebsbekämpfung und den Standort Ulm.<br />
Gesundheit So bekommen Mitarbeiter Lust auf Bewegung SEITE 6<br />
Geldanlage Wie Kunst glücklich und vielleicht auch reich macht SEITE 20<br />
Umfrage Waren Sie auch mal jung, Chef? SEITE 44
WIR HABEN DIE GLÜCKLICHSTEN<br />
VERKÄUFER DER REGION.<br />
ÜBER 150<br />
IMMOBILIEN<br />
IM JAHR 2015<br />
VERKAUFT!<br />
WERDEN AUCH SIE ZUM GLÜCKLICHSTEN VERKÄUFER!<br />
Wir bieten 30 Jahre Erfahrung, besten Service und hervorragende Marktkenntnisse.<br />
Ihre Immobilie setzen wir professionell in Szene, finden den<br />
passenden Käufer und verhandeln den besten Preis für Sie.<br />
Zuverlässig, schnell und immer freundlich.<br />
SIE SUCHEN GEWERBEIMMOBILIEN<br />
AM STANDORT ULM/NEU-ULM?<br />
Expertin für<br />
Gewerbeimmobilien<br />
Uschi Helmlinger<br />
Tel. (0731) 37952224<br />
Bedürfnisse von Unternehmen<br />
an einen neuen Gewerbestandort<br />
sind noch individueller<br />
als die Anforderungen an<br />
Wohnimmobilien.<br />
Wir beschäftigen uns intensiv<br />
mit Ihren Wunschvorstellungen<br />
und können Ihnen so eine<br />
maßgeschneiderte Komplettlösung<br />
an bieten.<br />
Quelle: FOCUS Money 12/2015<br />
Testen Sie uns!
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
was für eine absurde Lage! Selten war die<br />
Krisendichte in der Welt höher. Doch nach<br />
einem guten Jahr 2015 sind viele Firmen im<br />
Südwesten auch <strong>2016</strong> blendend gestartet.<br />
Das liegt aber nicht etwa daran, dass die Politik<br />
glänzende Rahmenbedingungen setzt;<br />
ganz im Gegenteil, wie unser Titelinterview<br />
mit Teva-Deutschland-Chef Markus Leyck<br />
Dieken (Seite 10) und das Porträt der Landmetzgerei<br />
Wellhäuser (Seite 42) zeigen.<br />
Vielmehr wirken Niedrigzins, billiges Öl<br />
und schwacher Euro wie Drogen auf die<br />
Konjunktur; der künstliche Höhenflug hat<br />
aber auch etwas Gutes. Er gibt die Möglichkeit,<br />
eine riesige Herausforderung zu bestehen:<br />
die Integration von Flüchtlingen in Arbeit.<br />
Während Politiker wie der bayerische<br />
Ministerpräsident Horst Seehofer noch mit<br />
populistischen Tiraden Stimmung machen,<br />
arbeiten viele Unternehmer an Lösungen.<br />
Respekt! Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />
Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[verantworten]<br />
06 Der bewegte Mitarbeiter Wie man<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
zum Leben erweckt<br />
32 Klare Kante Funktional und ästhetisch:<br />
moderne Industrie- und Gewerbebauten<br />
[titelthema]<br />
10 Arznei der Zukunft – made in Ulm<br />
Markus Leyck Dieken im Gespräch<br />
[finanzieren]<br />
20 Ganz schön rentabel<br />
Kunst als Geldanlage<br />
[spezial]<br />
24 Das Vernetzungs-Alibi<br />
Der 17. Unternehmertag in Ulm<br />
[machen]<br />
30 Volles Rohr Die Stiefel Hydraulik und<br />
Pneumatik GmbH wächst rasant<br />
42 Darf’s ein bisschen weniger sein?<br />
Die Metzgerei Wellhäuser und die<br />
Bürokratie<br />
[gründen]<br />
38 Endlich wieder kraftvoll zugreifen<br />
Die Gründerwerkstatt Manus und ihre<br />
Hände<br />
[führen]<br />
40 Jung, frisch und auf der Suche<br />
Wie die Digital-Agentur Mission One<br />
gute Leute findet<br />
[leben]<br />
44 Keine Jugend ohne Sünden<br />
Umfrage unter Führungskräften über<br />
das Jungsein damals und heute<br />
48 Winterleuchten Die große Gala der<br />
SÜDWEST PRESSE<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Ulms große Herausforderung<br />
4 Netzwerker und Kämpfer für den<br />
Standort<br />
5 Praktikums-Plätze für Flüchtlinge<br />
23 Handwerk: Das Geschäft brummt<br />
50 Ulmer Sehnsucht<br />
50 Impressum<br />
20 38<br />
06 30<br />
24<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulms große Herausforderung<br />
Spannende Zeiten brechen für<br />
den Einzelhandel in Ulm an – für<br />
die Kunden und Gäste, aber auch<br />
die Verkehrsexperten der Stadtverwaltung.<br />
Denn Ulm investiert<br />
in die Zukunft und baut um. Im<br />
Herzen der Stadt reiht sich in den<br />
nächsten drei Jahren ein Großprojekt<br />
ans andere. Die Arbeiten<br />
dafür haben bereits begonnen.<br />
Neben dem Bau der zweiten Straßenbahnlinie,<br />
dem Umbau des<br />
Bahnhofsareals im Zuge der Neubaustrecke<br />
Wendlingen – Ulm,<br />
und der Neugestaltung der Bahnhofspassage<br />
steht die Realisierung<br />
des 130 Millionen teuren<br />
Ein kaufs- und Wohnprojekts Sedel<br />
höfe an. In der Nachbarschaft<br />
wird das Parkhaus Deutschhaus<br />
er weitert und obendrein ein neues<br />
Parkhaus am Bahnhof errichtet.<br />
Und das sind nur die größten<br />
Projekte.<br />
So sehr sich der innerstädtische<br />
Handel über die Investitionen<br />
freut, weil sie langfristig die Attraktivität<br />
der Stadt steigern, so<br />
Feierabendverkehr in Ulm. Mit einer ausgeklügelten Baustellenlogistik will<br />
die Stadtverwaltung den Verkehr am Fließen halten.<br />
mulmig ist es manchen Händlern.<br />
Sie befürchten, dass der Verkehr<br />
in der Innenstadt zum Erliegen<br />
kommt. Im Jahr 2017 werden<br />
wöchentlich bis zu 1700 Lastwagen<br />
zusätzlich unterwegs sein.<br />
„Wir haben unsere Wünsche und<br />
Sorgen gegenüber der Stadt geäußert“,<br />
sagt City-Manager Henning<br />
Krone. Er würdigt ausdrücklich<br />
die Anstrengungen der Verwaltung<br />
und Planer, die Bau stel lenlogistik<br />
der Großprojekte zu<br />
stemmen: „Die Stadt macht einen<br />
guten Job, die Ko ope ra tionsbereitschaft<br />
ist hervor ragend.“<br />
Dennoch gibt‘s Unruhe im Handel<br />
aus Sorge vor Dauer staus. Für<br />
Krone ist entscheidend, dass in<br />
der Region die Botschaft ankommt:<br />
„Ulm bleibt erreichbar.“<br />
Der Hintergrund: Dass die Stadt<br />
– zwischen Stuttgart und München<br />
– mit mehr als 5000 Menschen<br />
pro Stunde die höchste<br />
Passantenfrequenz aufweist, hat<br />
sie ihrem großen Einzugsgebiet<br />
zu verdanken. [!]<br />
AMB<br />
Netzwerker und Kämpfer für den Standort<br />
Keine Frage: Peter Kulitz ist ein<br />
politischer Kopf und obendrein<br />
blendend vernetzt. Er führt das<br />
von seinem Vater gegründete Unternehmen<br />
Esta in Senden, einen<br />
Spezialisten für Absaug- und Filtertechnik.<br />
Einen großen Teil seiner<br />
Zeit setzt er sich ehrenamtlich<br />
ein – als Präsident der IHK<br />
Ulm (seit 2003) und als Präsident<br />
des Baden-Württembergischen<br />
Industrie- und Handelskammertags<br />
(seit 2010). Er ist Fürsprecher<br />
der Südwest-Firmen auch auf den<br />
Delegationsreisen des Landeswirtschaftsministeriums<br />
im Ausland<br />
und hat einen ganzheitlichen<br />
Blick darauf, was Wirtschaft<br />
stark macht. Finanz- und Wirtschaftsminister<br />
Nils Schmid<br />
würdigte ihn jetzt als „außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit“, einen<br />
„Kämpfer für den Standort“ und<br />
heftete ihm das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande an die Brust.<br />
Schmid lobte, wie Kulitz sich vor<br />
allem für Themen einsetzt wie<br />
Bildung (mit der internationalen<br />
Schule Ulm/Neu-Ulm), Fachkräftesicherung<br />
und aktuell<br />
die Integration von<br />
Flüchtlingen in Arbeit.<br />
Kulitz, so<br />
Schmid, habe die<br />
grün-rote Landesregierung<br />
nach ihrem<br />
Start zwar kritisch<br />
begleitet, aber letztlich<br />
auf Diplomatie<br />
gesetzt. [!] KÖ/AMB<br />
Peter Kulitz (li.) freut sich<br />
über das Lob von Finanzminister<br />
Nils Schmid.<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Praktikums-Plätze für Flüchtlinge<br />
Drei von vier Mittelständlern im<br />
Südwesten haben einer Studie<br />
zufolge Schwierigkeiten, geeignetes<br />
Personal zu finden. Vor ein<br />
paar Monaten bestand noch die<br />
Hoffnung, dass die offenen Stellen<br />
in größerer Zahl mit Flüchtlingen<br />
besetzt werden können.<br />
Doch deren Integration in den<br />
Arbeitsmarkt wird viele Jahre in<br />
Anspruch nehmen, meinte Hans-<br />
Peter Klös, Geschäftsführer des<br />
Instituts der deutschen Wirtschaft,<br />
auf dem 2. Fachkräfte-Forum<br />
in Ulm. Die dortige IHK versucht<br />
seit Jahren mit einem<br />
Bündel von Maßnahmen, dem<br />
Fachkräfteengpass zu begegnen,<br />
sagte IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Otto Sälzle. Überlagert werden<br />
diese Maßnahmen nun vom Thema<br />
Flüchtlinge. Zwei Drittel der<br />
Asylbewerber sind zwar jünger<br />
als 35 Jahre, aber drei Viertel haben<br />
keine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Auch an Deutschkenntnissen<br />
mangle es. Von den<br />
6000 Asylbewerbern in den Kreisen<br />
Ulm, Alb-Donau und Biberach<br />
(Stand Jahresende) haben<br />
laut Sälzle 3700 eine Bleibeperspektive.<br />
Demnächst nehmen bei<br />
der IHK drei „Kümmerer“ ihre<br />
Arbeit auf. Diese sollen eng mit<br />
den beiden Kümmerer-Stellen<br />
von Handwerkskammer und Arbeitsagentur,<br />
aber auch Ehrenamtlichen<br />
zusammenarbeiten.<br />
Ziel sei es, möglichst rasch geeignete<br />
Asylbewerber für Praktika<br />
in Firmen zu finden. Viele Betriebe<br />
seien dazu bereit. [!] AMB<br />
Foto: © highwaystarz/Fotolia.com<br />
Integration von Flüchtlingen über Praktika und Ausbildung in den Beruf.<br />
Omira investiert und<br />
will in Asien wachsen<br />
Das vergangene Jahr war „Hardcore“<br />
für die Bauern, sagt Ralph<br />
Wonnemann, Geschäftsführer<br />
der Großmolkerei Omira in Ravensburg.<br />
Nach den zwei Rekordjahren<br />
2013 und 2014 brachen<br />
die Milchpreise ein. Derzeit liegen<br />
sie auf<br />
niedrigem Niveau,<br />
gleichzeitig<br />
wächst<br />
die weltweite<br />
Produktion<br />
weiterhin<br />
stark. „Die Situation<br />
ist<br />
Omira-Chef<br />
Ralph<br />
schwierig“,<br />
Wonnemann. sagt Wonnemann.<br />
Der<br />
Wegfall der Milchquote habe keinen<br />
großen Effekt gehabt.<br />
Vor diesem Hintergrund will sich<br />
die Omira neu aufstellen und ihre<br />
Anlagen modernisieren. Dazu<br />
investiert das Unternehmen bis<br />
zum Jahr 2020 rund 60 Millionen<br />
Euro. Zudem will Wonnemann<br />
das Sortiment verändern und erweitern.<br />
Auch auf Partnerschaften<br />
will er künftig verstärkt setzen,<br />
um einen besseren Zugang<br />
zu internationalen Märkten zu<br />
erhalten.<br />
Wonnemann, der die Genossenschaft<br />
(rund 3000 Mitglieder)in<br />
den vergangenen zwei Jahren erfolgreich<br />
restrukturiert und wieder<br />
in die Gewinnzone geführt<br />
hat, hofft auf bessere Bedingungen<br />
ab 2017: Nach Expertenmeinung<br />
werde sich das Marktpreisniveau<br />
bessern. Die Molkerei<br />
setzt vor allem auf Afrika und<br />
Asien als Wachstumsmotoren.<br />
Im vergangenen Jahr verarbeitete<br />
die Omira 835 Millionen Kilo<br />
Milch und erzielte einen Jahresumsatz<br />
von 465 Millionen Euro.<br />
Das ist gegenüber dem Vorjahr<br />
zwar ein sehr deutlicher Rückgang.<br />
Dennoch schrieb die Omira<br />
erneut schwarze Zahlen. [!]AMB<br />
Markt für Rechtsanwälte<br />
ist in Bewegung<br />
Kässbohrer setzt<br />
auf den Powerbully<br />
Bei der Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
AG (Laupheim) bricht eine<br />
neue Zeit an: Nach dem Ausschluss<br />
der Kleinaktionäre wird<br />
der Pistenbully-Hersteller künftig<br />
wohl weniger detailliert über<br />
die Geschäftslage informieren.<br />
Im Geschäftsjahr 2014/2105 erwirtschafteten<br />
die 510 Mitarbeiter<br />
im Konzern einen Umsatz von<br />
Neuigkeiten auf dem Ulmer<br />
Markt für Anwälte. Die Kanzlei<br />
Schultze & Braun (Achern), einer<br />
der führenden Insolvenzverwalter<br />
und Berater von Unternehmen<br />
in der Krise, hat ein Büro in<br />
Ulm eröffnet. Dies ist mit den<br />
Partnern Holger Leichtle, Simone<br />
Kaldenbach sowie Andreas Elsäßer<br />
besetzt. Zudem legen die<br />
Rechtsanwälte Peter Kulitz (IHK-<br />
Präsident) und Thomas Oelmayer<br />
(langjähriger Grünen-Landtagsabgeordnete)<br />
die von ihnen<br />
geführten Kanzleien zusammen.<br />
Zwei Dutzend Anwälte firmieren<br />
künftig unter Oelmayer, Kulitz &<br />
Kollegen – kurz: OEK. [!] HUT<br />
216 Millionen Euro und ein Ergebnis<br />
vor Zinsen und Steuern<br />
von 22 Millionen Euro. Angesichts<br />
des Klimawandels setzt<br />
Kässbohrer verstärkt auf Kettenfahrzeuge.<br />
Der Powerbully soll<br />
schwere Krane und Bohrer durch<br />
extremes Gelände transportieren.<br />
Der größte Markt hierfür ist<br />
Nordamerika. [!]<br />
REF<br />
5
[verantworten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der bewegte<br />
Mitarbeiter<br />
Welches Unternehmen wünscht sich nicht gesunde<br />
Mitarbeiter? Dafür lässt sich einiges tun. Doch<br />
einfach so nebenher funktioniert betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement selten. Wichtig ist ein<br />
Organisator mit Lust, Freiraum und Budget.<br />
Foto: © Marco Wydmuch/Fotolia.com<br />
Einen bunten Blumenstrauß an möglichen Tätigkeitsfeldern,<br />
vielfältig und breit gestreut, habe man von den Mitarbeitern<br />
an die Hand bekommen, sagt Gerhard Kaminski über die Entwicklung<br />
des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)<br />
der Firma Schwenk. Bildlich gesprochen nehme man jetzt eine Blume<br />
nach der anderen heraus und setze die Handlungsfelder um, sagt der<br />
Personalchef des mittelständischen Unternehmens aus Ulm. „Da geht<br />
es nicht nur um Rückenschule oder Deep-Work.“ Einzelne Kurse zur<br />
Gesundheitsförderung habe es für die rund 1000 Mitarbeiter des Baustoff-Spezialisten<br />
schon länger gegeben, „aber das war sehr unstrukturiert,<br />
nicht sehr zielorientiert“. Heute ist das anders.<br />
Einfach so nebenher funktioniert betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement freilich selten.<br />
Es sei „eine Führungsaufgabe, der Kopf<br />
muss es wollen“, sagt Axel Kern, Professor<br />
für Gesundheitsökonomie, Sozial- und Gesundheitsmanagement<br />
an der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten. „Wenn in einem<br />
Unternehmen der Personalchef das Problem<br />
sieht, dafür aber um Geld betteln muss,<br />
ist es eine Totgeburt.“<br />
So sieht es auch Kaminski: „Ein<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
muss von der Unter-<br />
Prof. Dr. Axel Olaf Kern<br />
Gesundheitsökonom<br />
nehmensleitung getragen<br />
sein.“ Wichtig sei zudem ein Organisator, dem die Sache<br />
auch persönlich am Herzen liegt.<br />
Eine große Rolle spiele die Unternehmensgröße, berichtet<br />
Kern. Kleinstunternehmer, wie etwa den Bäcker<br />
mit vier Mitarbeitern, verschrecke man mit<br />
dem Thema eher. Dennoch sei es auch für ihn wichtig.<br />
Wenn ein Mitarbeiter mehrere Wochen ausfällt,<br />
entsteht Mehrarbeit, dazu kommt oft eine<br />
Wissenslücke, womöglich entgehen Aufträge,<br />
Kunden sind unzufrieden …<br />
Etliche Übungen funktionieren auch im Büro-Outfit.<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> [verantworten]<br />
Foto: © Nik Merkulov/Fotolia.com<br />
Doch wie installiert man ein BGM? „Mir sträuben<br />
sich schon die Nackenhaare, wenn ich so<br />
etwas höre wie ,wir wollen unseren Mitarbeitern<br />
etwas Gutes tun‘“, sagt Timm Waber. Er ist in der AOK<br />
Ulm-Biberach für betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
zuständig. Mit rund 200 Betrieben aus der Region arbeitet die Kasse in<br />
dem Bereich intensiv zusammen.<br />
Am Anfang stehe eine kritische Analyse: „Wo im Unternehmen drückt<br />
der Schuh?“ Möglich sei eine Mitarbeiterbefragung, ab einer bestimmten<br />
Firmengröße auch eine Gesundheitsanalyse anhand von anonymisierten<br />
Daten der Beschäftigten, etwa über die Krankenkasse.<br />
Wichtig sei, dass das Unternehmen jemanden habe, der mit ihm den<br />
ersten Schritt geht, sagt Kern.<br />
WIE SCHLAFEN SIE? NASCHEN SIE?<br />
Die Schwenk-Geschäftsführung hatte Anfang 2013 beschlossen, ein<br />
Leitbild für ein BGM zu entwickeln – und schaltete Fachberater der<br />
Firma Skolamed ein. Sie stellten zunächst einen Fragenkatalog ins Intranet,<br />
den die Mitarbeiter anonym ausfüllen konnten. „Wir haben<br />
uns für einen externen Dienstleister entschieden, weil es aufwendig<br />
und schwer ist, die richtigen Fragen zu stellen, um das Ergebnis anschließend<br />
gut vernetzen zu können“, sagt Kaminski. Die Beteiligung<br />
war enorm: Fast 72 Prozent der Belegschaft machten mit, obwohl die<br />
Fragen auch ins<br />
private Umfeld<br />
reichten – etwa zum<br />
Schlafverhalten, zu Alkohol- und Süßigkeitengenuss.<br />
Eigentlich war Skolamed von<br />
einer Beteiligung von etwa 40 Prozent ausgegangen.<br />
Der viel größere Zuspruch zeigte:<br />
Man muss etwas Wichtiges erwischt<br />
haben. Also los!<br />
Im Leitbild wurde „die Umsetzung und Förderung<br />
einer ganzheitlichen, umfassenden AOK-Spezialist<br />
und präventiven Gesundheitspolitik als Timm Waber.<br />
Unternehmensziel“ festgeschrieben. Dann<br />
ging es um das Kursangebot: Es sollte diejenigen erreichen, die mit<br />
dem Thema weniger anfangen können, aber die Sportlichen nicht vergessen.<br />
Heute gibt es ein einheitliches Logo und in allen vier Produktionsstandorten<br />
sowie am Hauptsitz Ansprechpartner. Dazu kommt<br />
ein Gesundheitspass in Kooperation mit der BKK VerbundPlus, angelehnt<br />
an die Bonushefte von Krankenkassen. Als Belohnung warten<br />
Gutscheine, die beispielsweise in einem Sportgeschäft eingelöst werden<br />
können. Ein Gesundheitspass sei zudem ein gutes Mittel, um das<br />
Thema Vorsorge zu fördern, sagt Andreas Schwarz, bei der BKK VerbundPlus<br />
für betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig.<br />
32.000 Euro zu<br />
gewinnen.<br />
Jetzt bewerben!<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
Wir prämieren Menschen, Schulen, Kindergärten, Unternehmen und Vereine<br />
unserer Region – für besonderes verantwortungsvolles Engagement in den<br />
Bereichen Ökologie, Ökonomie und Ethik/Soziales. Anmeldeschluss ist der<br />
29. April <strong>2016</strong>. Jetzt informieren und bewerben: www.verantwortungspreis.de<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
7
[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Laufen ist nur eines von vielen Bewegungsangeboten im Gesundheitsmanagement von Schwenk. Die Firmen-Shirts stiften obendrein Gemeinschaftsgefühl.<br />
Die Rückenschule hat Schwenk natürlich immer noch im Angebot.<br />
Und vieles mehr. Aus zwei Kursen, die die VerbundPlus pro Jahr bezahlt<br />
hatte, ist ein durchdachtes, vom Unternehmen finanziertes Kurssystem<br />
entstanden. Qualifizierte Kursleiter kommen zur Mittagspause<br />
oder nach Arbeitsende in den Betrieb. Zudem hat sich eine<br />
Eigendynamik entwickelt. Verschiedene Gruppen – häufig Mitarbeiter,<br />
die sich im betrieblichen Sportangebot besser kennengelernt haben<br />
– organisieren sich privat in Lauftreffs, gehen Skifahren, veranstalten<br />
Fußballturniere ...<br />
Im Intranet gibt es obendrein Gesundheits- und Ernährungstipps sowie<br />
Anleitungen zu Übungen – etwa für die Halswirbelsäule –, die<br />
man am Arbeitsplatz machen kann. An allen Standorten werden Gesundheitstage<br />
ausgerichtet. Solche empfiehlt Schwarz prinzipiell als<br />
Ini tialzündung; dabei dürfe es aber nicht bleiben, „wichtig ist Nachhaltigkeit“.<br />
WER ETWAS SAGT, MUSS KEINE ANGST HABEN<br />
Zentral sei auch das Führungsverhalten, sagt Kaminski. „Wir sind ganz<br />
deutlich auf unsere Führungskräfte zugegangen – in den Werken bis<br />
zur Meister- und Vorarbeiter-Ebene – und haben ihnen gesagt, dass<br />
unsere Mitarbeiter ein anderes Kommunikationsbedürfnis haben.“<br />
Ohne die Erkenntnisse aus der Befragung wäre das nicht so massiv<br />
angegangen worden, räumt er ein. Nächster Schritt: Künftig soll für<br />
alle ein Dialog mit der Geschäftsführung möglich sein. Nicht bei Betriebsversammlungen,<br />
wo sich eh nur wenige etwas zu sagen trauten,<br />
sondern im kleinen Kreis bei sogenannten „Marktplatzgesprächen“.<br />
Vertrauen zu schaffen sei eine Kunst der Unternehmensführung, sagt<br />
Schwarz – „dass der Mitarbeiter sich traut etwas zu sagen, ohne Angst,<br />
danach zu einem Vier-Augen-Gespräch gebeten zu werden.“<br />
Etwa 100 Euro pro Mitarbeiter investiert Schwenk jährlich in das<br />
BGM, für Kurse, Gesundheitstage und die Befragung. Personalkosten,<br />
etwa für die Ansprechpartner in den jeweiligen Werken, nicht mitgerechnet.<br />
Damit liege das Unternehmen deutlich über dem Schnitt,<br />
meint Schwarz. In der Regel stecken Firmen pro Nase rund 50 Euro in<br />
ihr BGM.<br />
Man braucht Geduld, sagt Personalchef Kaminski. Es gehe nicht um<br />
schnelle Erfolge. Das BGM sei übrigens heutzutage auch ein Standortfaktor.<br />
In Bewerbungsgesprächen sei er schon gefragt worden, ob es<br />
bei Schwenk so etwas gebe und ob es allen offen stehe.<br />
Gesundheit sei freilich nicht allein ein Thema des Unternehmens,<br />
stellt Kaminski klar: „Die Verantwortung für seine Gesundheit hat erst<br />
einmal der Mensch für sich selber.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />
Freude an der Arbeit rechnet sich<br />
Gesundheitstage bieten Anregung und Orientierung.<br />
„Wenn man Spaß an der Arbeit vermitteln kann, haben Sie<br />
nicht das Problem des blauen Montags“, sagt Gesundheitsökonom<br />
Axel Kern. Sprich: Führungsverhalten und Stimmung wirken<br />
sich auf Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit aus.<br />
Nicht vergessen dürfe man Probleme aus dem privaten Umfeld.<br />
Während Kleinst<strong>unternehmen</strong> schwerlich ein großes BGM<br />
aufbauen können, sind sie in diesem Bereich im Vorteil, weil sie<br />
näher an den Mitarbeitern dran sind. Sie können leichter situationsbezogen<br />
handeln. Zum Beispiel eine Notfallnummer organisieren,<br />
wenn etwa ein Geselle oft krank oder niedergeschlagen<br />
ist. Ideal fände Kern, eine Notfallstelle der Kam mern zu<br />
schaffen, die mit einem Sozialarbeiter besetzt ist. GAL<br />
8
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />
Herr Andreas Dobbert ist seit 1. Juli<br />
2015 für die Schwabengarage GmbH<br />
zuständig und damit verantwortlich<br />
für die Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />
Heidenheim und Geislingen.<br />
Herr Dobbert arbeitet bereits seit 1991<br />
für das Unternehmen Schwabengarage<br />
GmbH /Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />
Zuletzt war er Geschäftsführer<br />
der AHZ Automobil Handelszentrum<br />
GmbH und für die Marken Toyota und<br />
Lexus verantwortlich. Herr Dobbert<br />
ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />
zwei erwachsene Kinder.<br />
Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />
und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
– die Kunden in den Fokus des<br />
Unternehmens zu stellen, wofür<br />
vor allem ein gutes Betriebsklima<br />
verantwortlich zeichnet,<br />
– das Unternehmen weiterhin auf<br />
ein gesundes Wachstum<br />
auszurichten<br />
– den traditionsreichen Namen<br />
„Schwabengarage“ zu pflegen<br />
und insbesondere die Werte des<br />
Gesellschafters der Emil Frey<br />
Gruppe, zu leben.<br />
Unser Kaufpreis<br />
27.130 189,- 1,2<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Typisch Ford:<br />
Komfort trifft Eleganz<br />
FORD MONDEO TURNIER<br />
BUSINESS EDITION<br />
Allradantrieb, Außenspiegel elektrisch<br />
anklappbar mit Umfeldbeleuchtung,<br />
Ford Navigationssystem inkl. Ford SYNC<br />
2 mit Touchscreen (20,3 cm Bildschirmdiagonale),<br />
Geschwindigkeitsregelanlage<br />
mit Geschwindigkeitsbegrenzer,<br />
Park-Pilot-System vorn und hinten<br />
Günstig mit<br />
-1 monatl. Finanzierungsraten von<br />
€<br />
(inkl. Überführungskosten)<br />
Laufzeit<br />
Gesamtlaufleistung<br />
Sollzinssatz p.a. (gebunden)<br />
Effektiver Jahreszins<br />
Nettodarlehnsbetrag<br />
Anzahlung<br />
Gesamtdarlehnsbetrag<br />
-1 Monatsraten à<br />
Restrate<br />
33.840,- €<br />
48 Monate<br />
10.000 km<br />
1,97 %<br />
1,99 %<br />
22.590,- €<br />
11.250,- €<br />
24.083,20 €<br />
189,- €<br />
15.200,20 €<br />
Typisch Ford:<br />
überall zu Hause<br />
FORD KUGA TREND<br />
Allradantrieb, Audiosystem mit Lenkrad-<br />
Fernbedienung, Ford Power-<br />
Startfunktion, Klimaanlage manuell, Intelligentes<br />
Sicherheitssystem (IPS -<br />
Intelligent Protection System)<br />
Günstig mit<br />
47 monatl. Finanzierungsraten von<br />
€<br />
Unser Kaufpreis<br />
113,- 1,2 Restrate<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
(inkl. Überführungskosten)<br />
Laufzeit<br />
Gesamtlaufleistung<br />
Sollzinssatz p.a. (gebunden)<br />
Effektiver Jahreszins<br />
Nettodarlehnsbetrag<br />
Anzahlung<br />
Gesamtdarlehnsbetrag<br />
47 Monatsraten à<br />
28.330,- €<br />
48 Monate<br />
10.000 km<br />
1,97 %<br />
1,99 %<br />
18.985,- €<br />
9.345,- €<br />
20.327,07 €<br />
113,- €<br />
15.016,07 €<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils<br />
geltenden Fassung): Ford Mondeo: 5,6 (innerorts), 4,5 (außerorts), 4,9 (kombiniert); CO 2 -<br />
Emissionen: 127 g/km (kombiniert).<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils<br />
geltenden Fassung): Ford Kuga: 6,0 (innerorts), 4,7 (außerorts), 5,2 (kombiniert); CO 2<br />
-<br />
Emissionen: 135 g/km (kombiniert).<br />
1<br />
Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34,<br />
50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.02.<strong>2016</strong> bis 28.02.<strong>2016</strong>. Das<br />
Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. Ist der Darlehnsnehmer<br />
Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mondeo Turnier<br />
Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 110 kW (150 PS) (Start-Stopp-System) (Allradantrieb).<br />
1 Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34,<br />
50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.02.<strong>2016</strong> bis 28.02.<strong>2016</strong>. Das<br />
Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. Ist der Darlehnsnehmer<br />
Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Kuga Trend 2,0-l-<br />
TDCi-Dieselmotor 110 kW (150 PS) (Start-Stopp-System) (Allradantrieb).<br />
9
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Arznei der Zukunft –<br />
made in Ulm<br />
80 Prozent der Medikamente hierzulande sind Generika. Doch das Geschäft<br />
rechnet sich für Pharmahersteller kaum noch, sagt Markus Leyck Dieken,<br />
Geschäftsführer von Teva Deutschland. Die Zukunft liegt in der Entwicklung<br />
neuer Moleküle, die etwa Krebszellen gezielt attackieren können.<br />
Wie viele Tage im Monat jetten Sie im Auftrag von<br />
Teva um die Welt?<br />
Ich bin die Hälfte des Monats für Teva unterwegs. Meine<br />
verbleibende Arbeitszeit teile ich zwischen Berlin<br />
und Ulm gleichmäßig auf. Es kommt also viel Pendelei<br />
zwischen den beiden Städten hinzu.<br />
Warum pendeln Sie so viel?<br />
Ich will beiden Standorten gerecht werden. Schließlich<br />
steuern beide je die Hälfte des Gewinns von Teva<br />
Deutschland bei.<br />
In der Region Ulm beschäftigt Teva ca. 2600 Mitarbeiter.<br />
Wie sieht der Standort Berlin aus?<br />
Dort arbeiten 400 Mitarbeiter. Die Einheit vermarktet<br />
innovative Arzneimittel.<br />
Bis zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts erlebten<br />
Hersteller von Generika – also Nachahmermedikamenten<br />
– goldene Zeiten. Wie steht es heute?<br />
Diese Zeiten sind vorbei. Die Preise für klassische Generika<br />
sind seit 2007 um mehr als 85 Prozent auf ein ruinöses<br />
Niveau gefallen.<br />
Können sie den Preisverfall an einem Beispiel deutlich<br />
machen?<br />
2007 lag Ratiopharms Listenpreis für den verbreiteten<br />
Magenschützer Omeprazol bei rund 50 Euro. Heute<br />
sind es weniger als 10 Euro. Doch selbst das heißt noch<br />
nichts.<br />
Warum?<br />
Dem Hersteller werden für eine Monatspackung gerade<br />
noch 1,50 Euro zugestanden – weil 90 Prozent der<br />
Menschen in Deutschland gesetzlich versichert sind<br />
und fast alle Kassen Omeprazol ausschreiben. Die Margen<br />
sind extrem abgeschmolzen. Der Betrag von 1,50<br />
Euro liegt nahe an den Herstellkosten!<br />
Was ist der Durchschnittspreis einer Generika-Packung<br />
von Teva?<br />
In Deutschland liegt er unter drei Euro.<br />
Was geschah Mitte des vergangenen Jahrzehnts?<br />
Damals begannen die Krankenkassen, den Bedarf ihrer<br />
Versicherten an bestimmten Medikamenten im großen<br />
Stil unter Generikaherstellern auszuschreiben.<br />
Wie wirkt sich das aus?<br />
Bis zu der Zeit unterlag etwa ein Drittel der Produktpalette<br />
eines Generikaherstellers den Rabattverträgen<br />
mit den jeweiligen Kassen, heute sind es bei uns 75 bis<br />
90 Prozent. Zudem gibt es mittlerweile eine Vielzahl<br />
von Konkurrenten aus dem außereuropäischen Ausland.<br />
Sie können mit vier Leuten eine Firma betreiben,<br />
die ihre Präparate aus Indien bezieht, und mit einigen<br />
wenigen Produkten jeweils gezielt an Ausschreibungen<br />
in Deutschland teilnehmen, sofern Sie die Vorgaben<br />
der EU erfüllen.<br />
Was bedeuten diese Rabattverträge für den Generikahersteller<br />
Teva mit seiner Marke Ratiopharm?<br />
Teva ist eines von vielleicht noch drei Pharma<strong>unternehmen</strong><br />
in Deutschland, die das Rückgrat der Arzneimittelversorgung<br />
bilden. Teva mit der Marke Ratiopharm<br />
bietet eines der breitesten Portfolios an<br />
Arzneimitteln für nahezu jedes Krankheitsbild. In der<br />
Praxis heißt das, dass wir je nach Packungsgrößen und<br />
Darreichungsformen über 7000 verschiedene Medikamente<br />
zur Verfügung stellen. Für jedes dieser Produkte<br />
Zur Person<br />
Markus Leyck<br />
Dieken hat nach seinem<br />
Medizinstudium<br />
in Köln und Boston<br />
acht Jahre lang als<br />
Klinik- und Notfallarzt<br />
gearbeitet, bevor er<br />
in die Pharmaindustrie<br />
wechselte. Das<br />
macht ihn im deutschen<br />
Gesundheitswesen<br />
zu einem gefragten<br />
An sprechpartner.<br />
Über die<br />
Firmen Novo Nordisk<br />
und Novartis kam er<br />
zum Teva-Konzern.<br />
Dort verantwortet er<br />
seit Oktober 2013<br />
das Deutsch land geschäft.<br />
Der 51-Jährige<br />
ist in Rio de Janeiro<br />
geboren und aufgewachsen;<br />
später zog<br />
er mit seiner sehr<br />
mu sischen Familie<br />
nach Köln um. Privat<br />
interessiert sich<br />
Leyck Dieken für<br />
Kunst und Oper. Er<br />
lebt in Berlin und<br />
Ulm.<br />
Ulm, Berlin – und der Rest der Welt. Teva-Deutschland-Chef Markus Leyck Dieken ist immer auf dem Sprung.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
stellen wir die Qualität sicher, planen den Nachschub,<br />
führen die Logistik durch – damit sind wir der größte<br />
Pharmalogistiker Europas. Die Kassenverträge, die nur<br />
auf das einzelne Produkt und den niedrigsten Preis zielen,<br />
machen es zunehmend unmöglich, das gesamte<br />
Portfolio der Arzneimittelversorgung anzubieten.<br />
Wenn Sie bei einer Ausschreibung einer Kasse nicht<br />
zum Zug kommen, ist die Chance gering, dass die Versicherten<br />
dieser Kasse Ihre Medikamente bekommen.<br />
Wie hoch ist die Marge von Teva über alle Generika<br />
in Deutschland?<br />
Wir geben diese Zahlen nicht für einzelne Länder heraus.<br />
Fakt ist: Geld machen wir in Deutschland bei Generika<br />
nur in den sechs bis neun Monaten der Einführung<br />
neuer Präparate nach dem Patentablauf der<br />
Originalpräparate. In dieser Zeit gibt es keine Ausschreibungen.<br />
Und doch geben wir – je nach Wettbewerbslage<br />
– bereits in dieser Phase einen deutlichen<br />
Rabatt. Gegenüber dem Original sparen Krankenkassen<br />
dank neuer Generika 60 Prozent und mehr. 600 der<br />
700 von uns erzeugten Moleküle, die essenzieller Bestandteil<br />
der Versorgung der Patienten in Deutschland<br />
sind, werfen keinen oder kaum einen Gewinn ab.<br />
Die israelische Teva ist aber doch ein ausgesprochen<br />
ertragsstarker Konzern. Klagen Sie nicht auf<br />
hohem Niveau?<br />
Die Frage führt in eine falsche Richtung.<br />
Weshalb?<br />
Würden wir uns nicht an den Generika-Ausschreibungen<br />
deutscher Krankenkassen beteiligen, sähe das Konzernergebnis<br />
besser aus. Der Großteil des Gewinns von<br />
Teva kommt aus dem US-Geschäft mit Copaxone, einem<br />
Medikament gegen Multiple Sklerose. In den USA<br />
sind zudem die Generikapreise bis zu zehnmal höher<br />
als in Deutschland.<br />
Aber auch in Deutschland lief es doch für Teva gut?<br />
Das liegt daran, dass wir in Deutschland in allen drei<br />
Marktsegmenten – Originalpräparate, verschreibungspflichtige<br />
Generika und frei verkäufliche Arzneimittel<br />
– sehr gut aufgestellt sind. Die Hälfte der Gewinne erzielen<br />
wir mit Originalpräparaten. In der kurzen Phase<br />
der Neueinführung von Generika waren wir im letzten<br />
Jahr ebenfalls sehr erfolgreich. Nicht zuletzt konnten<br />
wir mit der starken Marke Ratiopharm bei den frei verkäuflichen<br />
Arzneimitteln vor allem mit Neueinführungen<br />
punkten. Dennoch: Die Masse der in Ulm produzierten<br />
Präparate wirft aufgrund der geschilderten<br />
Mechanismen in Deutschland kaum Gewinn ab.<br />
Die Preise, die die Pharmahersteller in Deutschland für<br />
klassische Generika erhalten, hält Markus Leyck Dieken für<br />
desaströs. In den USA seien sie bis zu zehnmal so hoch.<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Wie sieht das Preisniveau in anderen Ländern aus?<br />
In Österreich sind die durchschnittlichen Generika-<br />
Packungspreise mehr als doppelt so hoch, in den USA<br />
fünfmal so hoch. Im Europavergleich ist Deutschland<br />
in der untersten Preisschublade – bezogen auf die vergleichbaren<br />
Länder. Die deutschen Krankenkassen geben<br />
nur 10 Prozent ihres Arzneimittelbudgets für Generika<br />
aus; dabei werden mit diesen 80 Prozent des<br />
Medikamentenbedarfs gedeckt.<br />
Wie hoch ist die Generikaquote in Europa?<br />
Sie reicht von 5 Prozent in Griechenland bis zu 80 Prozent<br />
in Deutschland. Das ist absoluter Weltrekord.<br />
Wie wirkt sich die Preispolitik der Krankenkassen<br />
auf den Pharmastandort Deutschland aus?<br />
Die Bundespolitik versteht langsam, dass Gesundheitspolitik<br />
für uns Pharmahersteller auch Wirtschaftspolitik<br />
ist. Die Bundesregierung hat einen Pharmadialog<br />
ausgerufen, der von drei Ministerien geführt wird. Dabei<br />
geht es letztlich auch um die Belebung des Produktionsstandortes<br />
Deutschland und die dafür nötigen<br />
Bedingungen. Wir sind ja schon glücklich, dass endlich<br />
gesehen wird, dass Preis- und Rahmenbedingungen für<br />
Medikamente etwas damit zu tun haben, ob es der<br />
Branche in Deutschland gut geht oder ob sie dazu führen,<br />
dass Hersteller aus dem Ausland profitieren.<br />
Und dass sie einen Standort schwächen können ...<br />
Glücklicherweise hat die Politik verstanden, dass für<br />
uns als Teva-Gesamt<strong>unternehmen</strong> Deutschland attrak-<br />
Immerhin. Die Bundesregierung<br />
erörtert im Dialog mit<br />
den Herstellern, wie der<br />
Pharmastandort Deutschland<br />
attraktiver wird, sagt<br />
Markus Leyck Dieken.<br />
WAS ZÄHLT SIND<br />
KLASSE,<br />
ELEGANZ<br />
UND SIE.<br />
#usmmakeityours<br />
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />
objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt, objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />
www.usm.com<br />
www.usm.com13
[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Heute regiert bei den Krankenkassen<br />
nur der Preis, sagt<br />
der Teva-Deutschland-Chef.<br />
Das schaffe gefährliche Abhängigkeiten<br />
vom Ausland.<br />
tiv sein muss. Schließlich können die Medikamente<br />
auch an Standorten im Ausland hergestellt werden.<br />
Für andere Branchen gibt es schon länger gedeihlichere<br />
Rahmenbedingungen …<br />
Ja. Etwa in der Autoindustrie oder der Landwirtschaft.<br />
Tatsächlich existiert seit zwei Jahren eine EU-Guideline,<br />
die auch den Pharmaherstellern helfen würde. Sie<br />
beschreibt, welche Kriterien außer dem Preis in Ausschreibungen<br />
berücksichtigt werden sollen: ökologische<br />
und soziale Aspekte, Arbeitssicherheit, das Einhalten<br />
des Mindestlohns ...<br />
Ist diese EU-Richtlinie bereits in<br />
deutsches Gesetz übertragen?<br />
Ja, vergangenes Jahr. Die Frage ist<br />
nur, inwieweit die Ministerien die<br />
Kassen darauf verpflichten. Aktuell<br />
geht es bei den Ausschreibungen<br />
nur um den geringsten Preis.<br />
Sollte Europa<br />
nicht auch<br />
in Zukunft<br />
autark<br />
bleiben?<br />
Wie viele der hier abgegebenen<br />
Generika werden noch in Europa<br />
produziert?<br />
Die Rohsubstanzen einiger kritischer Substanzen<br />
stammen schon heute zum großen Teil aus Asien. Ein<br />
bedenkliches Beispiel: 98 Prozent der Antibiotika kommen<br />
aus drei Produktionsstandorten in Asien. Noch<br />
vor einigen Jahren war das dem deutschen Gesundheitswesen<br />
nicht so wichtig. Angesichts der Vielzahl<br />
geopolitischer Spannungen rückt heute freilich eine<br />
Frage immer mehr in den Vordergrund: Sind wir in unserem<br />
Erste-Hilfe-Kasten abhängig von anderen Kontinenten<br />
– oder sind wir in Europa autark und können<br />
wichtige Medikamente selbst herstellen?<br />
Hat die Politik ihre Meinung geändert?<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat beim G7-Gipfel<br />
angesichts der Antibiotika-Resistenzen auf die Notwendigkeit<br />
von mehr Forschung hingewiesen und damit<br />
erste Signale gesetzt. <br />
Wie viele Produkte von Teva sind aus deutscher<br />
Produktion?<br />
Nehmen wir den Produktionsstandort<br />
Ulm: Die Waren, die wir<br />
hier herstellen, exportiert Teva in<br />
34 Länder; die Hälfte der Waren<br />
geht in den deutschen Markt.<br />
Wie sind die Chancen für die<br />
klassische Generika-Produktion<br />
in Deutschland?<br />
Ich glaube, dass die Produktion<br />
von sehr einfachen Molekülen –<br />
also dem Hauptbestandteil „einfacher“ Nachahmer-<br />
Medikamente – aus Europa ins billigere außereuropäische<br />
Ausland abwandern wird. Vor diesem Hintergrund<br />
wollen wir bei Teva Ulm zu einem High-Tech-Standort<br />
umbauen, der komplexe Moleküle herstellen kann<br />
und Moleküle, die viele verschiedene Verfahrensschritte<br />
benötigen und in unterschiedlichen Zubereitungsformen<br />
auf den Markt kommen. Diese Form der Produktion<br />
werden wir hier am Standort halten können.<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Teva wird 100 Stellen in Ulm und in Blaubeuren-<br />
Weiler abbauen. Wie weit ist die Umsetzung vorangeschritten?<br />
Der Abbau erstreckt sich über viele Monate. Es geht<br />
auch darum, ob wir Aufgaben auf externe Dienstleister<br />
übertragen. Wir haben mit dem Betriebsrat einen langsamen<br />
Übergang vereinbart. Der Stellenabbau wird<br />
schwerpunktmäßig in Ulm vollzogen werden.<br />
Kurz nach dieser Nachricht haben Sie angekündigt,<br />
dass Teva einen dreistelligen Millionenbetrag in die<br />
Biotechnologie in Ulm investieren wird. Wie passt<br />
das zusammen?<br />
Die Investition hat ganz wesentlich mit dem Umbau<br />
zum High-Tech-Standort zu tun. Wir brauchen einen<br />
Standort, der dem Niveau des deutschen Gesundheitswesens<br />
entspricht. Mit einfachen Molekülen, also den<br />
klassischen Generika, werden wir nicht wettbewerbsfähig<br />
bleiben. Der Umbau schafft Zukunft. Er wird den<br />
Standort stärken und viele positive Auswirkungen<br />
nach sich ziehen. Heute reden wir nur über die Vergrößerung<br />
der Biotech-Anlage. Doch wenn dort vom Jahr<br />
2020 an komplexe Wirkstoffe hergestellt werden, müssen<br />
diese auch beispielsweise in eine Spritze gebracht,<br />
verpackt werden und vieles mehr. Die neue Biotech-<br />
Anlage wird den Standort nachhaltig stärken.<br />
Warum hat Ulm unter den konkurrierenden Standorten<br />
den Zuschlag bekommen?<br />
Es war nicht gesetzt, dass Ulm gewinnt. Entscheidend:<br />
Da ist ein Team mit höchster Expertise. So etwas ist in<br />
der hochsensiblen Biotech-Produktion ein wichtiges<br />
Argument. Schließlich produziert man ja ein ganzes<br />
Jahr lang nur, um neue Produkte zu testen – man verliert<br />
also Zeit und damit auch Wert. Doch die Ergebnisse<br />
sind in Ulm so gut, dass wir gewöhnlich gleich die<br />
Genehmigungen der Behörden bekommen. Die Entscheidung<br />
für Ulm ist freilich kein Abonnement. Der<br />
südkoreanische Samsung-Konzern ist in die Biotech-<br />
Fertigung eingestiegen. Und es sieht nicht danach aus,<br />
als ob sie sich dumm anstellen.<br />
Was heißt das für Ulm?<br />
Wir haben dieses Mal mit dem Argument „hohes Mitarbeiter-Know-how“<br />
punkten können. Viele andere<br />
Argumente des Standorts sind dagegen sehr schwierig.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – auch europäischen<br />
– ist das Generika-Umfeld hier unfreundlich.<br />
Eine so negative Biotech-Diskussion wie in Deutsch-<br />
Die Entscheidung, ausgerechnet<br />
Ulm zum High-Tech-<br />
Standort auszubauen, war<br />
nicht selbstverständlich, berichtet<br />
Markus Leyck Dieken.<br />
Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />
Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />
erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />
www.gruener-bulthaup.de<br />
bulthaup bei Grüner<br />
Grüner GmbH. Neue Straße 113. 89073 Ulm<br />
Tel. 0731 92 70 59 30<br />
15
[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Partnerschaft mit der Hochschule Biberach mit ihrem<br />
Studiengang Pharmazeutische Biotechnologie<br />
wird für uns essenziell sein. Wir werden auch mit der<br />
Landesregierung darüber reden, wie sich der Bedarf an<br />
Fachkräften decken lässt. Laut Bundesverband der Industrie<br />
sind die Arbeitsplätze in der Industrie- und in<br />
der Biotechnologie statistisch gesehen diejenigen mit<br />
der größten Wertschöpfung in Deutschland. Dafür ist<br />
die entsprechende Ausbildung wichtig. Wir werden<br />
aber auch enger mit der Universität Ulm zusammenarbeiten.<br />
Inwiefern?<br />
Wir werden die Biotech-Produkte stärker in unsere<br />
Partnerschaft mit der Universität Ulm bringen. Ihr Interesse<br />
liegt an innovativen Technologien, Verfahren<br />
und Produkten. Wir sind seit 2014 im Gespräch – und<br />
loten nun die Möglichkeit zur weiteren Zusammenarbeit<br />
aus. Ich gehe davon aus, dass der Kontakt noch intensiver<br />
wird, wenn die ersten Produkte aus der neuen<br />
Anlage kommen.<br />
Der Ausbau des Standorts<br />
Ulm sei allein den hochkompetenten<br />
Mitarbeitern zu verdanken,<br />
rechnet der Teva-Manager<br />
vor.<br />
land gibt es in anderen Ländern so nicht. Dazu kommen<br />
wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit hohen<br />
Lohnstückkosten und vieles mehr. All diese Nachteile<br />
sind von der Kompetenz der Mitarbeiter aufgewogen<br />
worden. Das Tolle ist doch, dass Teva sich zu Ulm bekennt<br />
– obwohl ein Großkonzern<br />
sagen könnte: In einem Land mit<br />
solch schwierigen Voraussetzungen,<br />
investiere ich nicht.<br />
Gibt es schon Details zu der<br />
Großinvestition in Ulm?<br />
Nein, wir stecken noch mitten in<br />
der Planung; sie erfordert einen<br />
mittleren dreistelligen Millionenbetrag.<br />
Wir gehen davon aus, dass<br />
es noch dieses Jahr zum Spatenstich kommt. Wir rechnen<br />
mit zwei Jahren Bauzeit. Dabei werden wir auch<br />
unseren Standort im Donautal umbauen. Die ersten<br />
Produkte von dort kommen vom Jahr 2020 an auf den<br />
Markt. Durch die Investition werden wir bis zu 300<br />
hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.<br />
Wie wird sich die Investition auf die Zusammenarbeit<br />
mit den Hochschulen der Region auswirken?<br />
Ein Konzern<br />
wie Teva<br />
könnte es<br />
sich leichter<br />
machen<br />
Entsteht ein Wettbewerb um die klugen Biotech-<br />
Köpfe mit Boehringer Ingelheim in Biberach?<br />
Ja, Gott sei Dank. Wettbewerb ist gut, um die Lebendigkeit<br />
des Forschungsstandorts Deutschland aufrechtzuerhalten.<br />
Weltweit liegt Deutschland in Sachen Biotech<br />
im Moment noch auf Platz zwei. Noch! Wenn die<br />
Politik die Bedeutung von Biotech für den Wohlstand<br />
nicht erkennt und sie sang- und klanglos nach Südkorea<br />
abwandern lässt – dann mache ich mir Sorgen.<br />
Wo steht die Biotech-Region Ulm mit Firmen wie<br />
Teva, Boehringer Ingelheim und Rentschler (Laupheim)<br />
im weltweiten Ranking?<br />
Die Region hat sich zu einem Zentrum der industriellen<br />
Biotechnologie entwickelt,<br />
spezialisiert auf die Herstellung<br />
von Proteinen/Antikörpern aus<br />
tierischen Zellkulturen. Sie ist<br />
auch im weltweiten Ranking von<br />
Bedeutung und nimmt innerhalb<br />
Europas einen Spitzenplatz ein.<br />
Warum versprechen sich Teva<br />
und andere Pharmahersteller so<br />
viel von Biotech-Präparaten?<br />
Biotech-Präparaten gehört die Zukunft. Sie stellen eine<br />
nachhaltige Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten<br />
für die Patienten dar. Mehr als 12 der 20 Top-<br />
Originalpräparate, die Kosten im Gesundheitswesen<br />
verursachen, werden biotechnologisch hergestellt. Unser<br />
Solidarsystem hat bisher die Kosten halbwegs im<br />
Griff, weil jedes Mal, wenn das Patent eines Originalpräparates<br />
abläuft, ein Alternativanbieter zur Stelle ist.<br />
Der sorgt dafür, dass die Preise sinken. Dieses Sparpo-<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Blick in die heutige Biotech-Produktion von Teva im Ulmer Donautal: Die künftige Biotech-Produktion wird 60 Mal so groß.<br />
Nachahmer und<br />
Forscher in einem<br />
Wie kein anderer Pharmakonzern vereint<br />
der israelische Teva-Konzern Finanzund<br />
Wachstumsstärke. Seit den 80er Jahren<br />
verfolgt Teva Pharmaceutical Industries<br />
eine rasante Expansions-Strategie<br />
und setzt auf Zukäufe. Aktuell übernimmt<br />
der Konzern die Generikasparte des US-<br />
Konzerns Allergan für 40,5 Milliarden Dollar<br />
(knapp 36 Milliarden Euro). Teva ist<br />
nicht nur der weltgrößte Generikaanbieter,<br />
sondern hat sich in der Vergangenheit<br />
auch zum forschenden Pharmakonzern<br />
entwickelt. Dabei war Teva besonders mit<br />
seinem Multiple-Sklerose-Mittel Copaxone<br />
erfolgreich. Weil dessen Patent ausgelaufen<br />
ist und es nun Konkurrenz durch<br />
Generika gibt, sank der Jahresumsatz<br />
2015 um 1 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar<br />
(17,5 Milliarden Euro). Der Gewinn erhöhte<br />
sich von 4,4 auf rund 4,9 Milliarden<br />
Dollar (4,3 Milliarden Euro). Angesichts<br />
des schärfer werdenden Wettbewerbs bei<br />
Generika sucht Teva neue Wachstumsmöglichkeiten.<br />
Dabei kommt der Biotech-<br />
Investition in Ulm besondere Bedeutung<br />
zu. Insgesamt hat Teva 43.000 Mitarbeiter<br />
in 60 Ländern. In Deutschland blieb<br />
die Zahl der Mitarbeiter (auf Vollzeitstellen<br />
gerechnet) mit 3100 stabil. Davon<br />
sind rund 2500 an den Standorten Ulm<br />
und Blaubeuren beschäftigt. AMB<br />
tenzial ermöglicht es dem Solidarsystem, ein neues,<br />
innovatives Medikament finanzieren zu können.<br />
Worin steckt der Reiz biotechnologisch erzeugter<br />
Nachahmer-Wirkstoffe, sogenannter Biosimilars?<br />
Sie bieten die Chance, dass jedem Patienten der Zugang<br />
zu diesen teuren innovativen Medikamenten ermöglich<br />
wird. Und für die Unternehmen bieten sie die<br />
Chance auf profitables Wachstum, aber das ist nur eine<br />
Seite der Medaille. Wenn es für die teuren Biotech-Originalpräparate<br />
keine günstigere Lösung gibt, wird es<br />
keine Einsparung im Gesundheitssystem geben. Mit<br />
17
[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Dem ausgebauten Standort<br />
Ulm traut Markus Leyck Dieken<br />
eine spannende Zukunft<br />
zu: Dort könnten etliche neue<br />
Kompetenzen wachsen.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
UND FRANK KÖNIG,<br />
WIRTSCHAFTSREDAKTEUR<br />
SÜDWEST PRESSE,<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
Biosimilars kann unser Solidarsystem noch einen<br />
Schatz von mehreren 100 Millionen Euro heben. Wir<br />
gehen davon aus, dass es künftig mehr „Targeting pharmaceutics“<br />
geben wird.<br />
Was sind „Targeting pharmaceutics“?<br />
Medikamente, die gezielt eingreifen. Target heißt auf<br />
Englisch Ziel. Beispiel Krebserkrankung. Anders als bei<br />
einer Chemotherapie, bei der die Wirkstoffe im Körper<br />
zirkulieren und allgemein sich rasch teilende Zellen<br />
angreifen, wirken „Targeting pharmaceutics“ gezielt<br />
nur auf Zellen ein, die sich durch die Krebserkrankung<br />
verändert haben. So etwas ist nur über biotechnologische<br />
Medikamente machbar.<br />
Warum?<br />
Zielstrukturen im Körper, wie Rezeptoren oder Oberflächen<br />
von Zellen, sind mitunter so kompliziert, dass sie<br />
ein einfaches chemisches Molekül nicht ausreichend<br />
wiedererkennen. Große, spezifische Moleküle docken<br />
leichter an. Die spezifisch nötigen, komplexen Eiweiß-<br />
Moleküle werden fast nur noch biotechnisch hergestellt.<br />
Welche Rolle spielen diese Biosimilars für Teva als<br />
Gesamtkonzern?<br />
Wir werden von Ulm aus den globalen Teva-Bedarf gewisser<br />
Substanzen decken. In diesen Medikamenten<br />
steckt ein hoher Anteil an Forschung und Entwicklung.<br />
Unsere Biotech-Kompetenz sendet das Signal,<br />
moderne Therapeutika wird es auch künftig von Teva<br />
geben.<br />
Wie sind die Aussichten für den Standort Ulm?<br />
Für Standorte gibt es keine Museumsruhe, vor allem<br />
nicht in einem Markt, der von der Politik so stark reguliert<br />
wird. Die Aufrechterhaltung der Zwangsrabatte<br />
und das gesetzliche Verbot, die Preise zu erhöhen, in<br />
der nächsten Legislaturperiode würde die deutsche<br />
Pharmabranche treffen. Seit 2010 darf die pharmazeutische<br />
Industrie die Preise nicht erhöhen. Bedenken sie,<br />
was das für eine Branche bedeutet, die jährlich steigende<br />
Kosten auffangen muss.<br />
Und wohin geht die Entwicklung?<br />
Wir haben die Chance, ein Gesundheitsanbieter zu<br />
werden, der nicht nur Tabletten liefert, sondern den<br />
Menschen mit sinnvollen Services in Vorbeugung, Behandlung,<br />
Pflege und Wissen begleitet. Ein verlässlicher<br />
Partner und ganzheitlicher Dienstleister zu sein,<br />
der sich um die Gesundheit der Menschen kümmert.<br />
Dazu werden viele neue Kompetenzen in Ulm wachsen<br />
– und unser Haus mit modernsten Mitteln ins Gespräch<br />
mit viel mehr Partnern bringen. Das passt gut<br />
zum High-Tech Standort Deutschland, dem „Land der<br />
Ideen“, wie es heute heißt.<br />
18
Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />
HALLIGALLI<br />
DESIGN FÜRS LEBEN<br />
www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />
Fon 07307/ 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr
[finanzieren] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ganz schön rentabel<br />
Wer Kunst kaufen will, muss kein Millionär sein. Oft reichen ein paar tausend Euro. Dafür locken respektable Renditen.<br />
Doch der Kunstmarkt ist ein schwieriges Feld. Was bei der Geldanlage in Bilder und Skulpturen zu beachten ist.<br />
Minus 0,48 Prozent – so viel warfen als<br />
sicher geltende Bundesanleihen mit<br />
zehnjähriger Laufzeit Anfang Februar<br />
an Rendite ab. Wobei „sicher“ und „Rendite“<br />
relative Begriffe sind. Sicher ist nur, dass der<br />
Käufer eine negative Rendite einfährt und mit<br />
dem Papier Geld verliert, wenn er es bis zum<br />
Ende der Laufzeit hält. Anleger brauchen<br />
schon lange keinen Taschenrechner mehr,<br />
um schwarz auf<br />
weiß zu sehen,<br />
dass die fortdauernd<br />
niedrigen<br />
Zinsen zu einem<br />
elementaren Problem<br />
werden. „Aus<br />
dem risikolosen<br />
Zins ist ein Zins<br />
mit Risiko geworden“,<br />
sagt Domenico<br />
Gehling, Leiter Private-Banking-Leiter<br />
Private Banking Domenico Gehling.<br />
Württemberg bei<br />
der Hypovereinsbank (HVB). „Immer mehr<br />
Anlegern wird bewusst, dass es am Kapitalmarkt<br />
nichts mehr zu verteilen gibt.“<br />
Viele vermögende Bankkunden machen daher<br />
bei Anlagespezialisten wie Gehling einen<br />
Termin, um zu überlegen, wie sich das Anlagedilemma<br />
lösen lässt. Aktien und Immobilien<br />
sind meist die ersten Alternativen im Vermögensmanagement.<br />
Doch es gibt<br />
Alternativen abseits des klassischen Spektrums,<br />
Kunst zum Beispiel. „Immer öfter sind<br />
unsere Kunden zum Beispiel auch an einer<br />
Anlage in Gemälden interessiert, wenn sie erfahren,<br />
dass wir in dieser Hinsicht Beratung<br />
und Expertise anbieten“, berichtet Gehling.<br />
Dabei sind es nicht allein die niedrigen Zinsen,<br />
die dem Kunstmarkt Rückenwind verleihen.<br />
Auch die vielen neuen Reichen aus den<br />
Schwellenstaaten in Asien, Arabien und La-<br />
Besuche von Messen wie der London Art Fair sind<br />
für kunstinteressierte Anleger ein Muss.<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[finanzieren]<br />
teinamerika treiben auf Auktionen die Preise<br />
von Picasso & Co. in die Höhe. Dazu werden<br />
überall auf der Welt neue, prunkvolle Museen<br />
gebaut – und die wollen bestückt sein. Nach<br />
Zahlen der European Fine Art Foundation<br />
(Tefaf) wurde 2014 auf dem globalen Kunstmarkt<br />
das Rekordvolumen von 51 Milliarden<br />
Euro umgesetzt – ein Plus von 7 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. 2015 hielt der Trend an.<br />
NICHT NUR KAUFEN LASSEN<br />
Der Einstieg in diese Welt will allerdings gut<br />
überlegt sein. Denn Kunst ist keine pflegeleichte<br />
Anlage. Wer die Chance auf eine echte<br />
Wertsteigerung haben will, muss sich auskennen,<br />
gezielt kaufen und sich ein Netzwerk<br />
aufbauen. „Interessenten sollten schon ein<br />
großes Interesse an Kunst mitbringen“, sagt<br />
Carolin Jost, Spezialistin für Art-Management<br />
im Private Banking der HVB. „Mit Aktien oder<br />
Immobilien kennen sich viele Anleger zumindest<br />
grundsätzlich aus. Aber bei Kunst ist<br />
das nur selten der Fall. Daher sollten sie bereit<br />
sein, sich auf Neues einzulassen und Zeit zu<br />
investieren, um sich mit dem Thema zu beschäftigen.<br />
Dazu gehört der regelmäßige Besuch<br />
von Kunstmessen, Museen und Galerien.“<br />
Beachtet werden sollte auch, dass der<br />
Kunstmarkt keine Regularien und Gesetze<br />
kennt, wie sie etwa an der Börse Standard sind.<br />
„Kunst muss begeistern – auch den späteren<br />
Wiederkäufer. Die meisten erfolgreichen<br />
Sammler kennen sich daher fachlich sehr gut<br />
aus, um das auch selbst besser abschätzen zu<br />
können“, weiß die Stuttgarter Kunstberaterin<br />
Claudia Fenkart. „Deshalb sollten sich interessierte<br />
Anleger selbst mit dem Thema beschäftigen<br />
und nicht nur ,kaufen lassen‘.“<br />
Die Mühe lohnt sich aber. Die Wertsteigerungschancen<br />
sind lukrativ. „Der Kunstmarkt<br />
boomt, seit er sich in den 80er Jahren geöffnet<br />
und von einem elitären Insider-Zirkel verabschiedet<br />
hat“, sagt HVB-Expertin Jost. Angaben<br />
der Unternehmensberatung Deloitte aus<br />
dem Jahr 2014 zufolge sind die Preise für zeitgenössische<br />
Kunst seit dem Jahr 2000 trotz<br />
Finanzkrise durchschnittlich<br />
um fast<br />
zwölf Prozent pro<br />
Jahr gestiegen.<br />
Der Ökonom Roman<br />
Kräussl von<br />
der Universität Luxembourg<br />
kommt<br />
allerdings zu dem<br />
Ergebnis, dass die<br />
Netto-Renditen<br />
nur halb so hoch<br />
liegen, weil die<br />
HVB-Kunstexpertin<br />
Carolin Jost.<br />
Provisionen für Berater, Galeristen, Auktionshäuser<br />
hoch sind. So wird bei einer Auktion<br />
für den Käufer ein Aufgeld von bis zu 25 Prozent<br />
fällig. Auf der anderen Seite kommt es<br />
nicht selten vor, dass sich der Wert etwa eines<br />
Bildes quasi über Nacht verdoppelt, wenn ein<br />
aufstrebender Künstler den Durchbruch<br />
schafft und vom Kunstbetrieb entdeckt wird.<br />
Doch um bei einer solchen Gelegenheit auch<br />
den richtigen Zeitpunkt zu wählen, sind viel<br />
Mehr Fahrspaß, mehr Vielfalt.<br />
Mazda jetzt auch bei Ihrem<br />
Autohaus Sayler in Ulm.<br />
GmbH & Co. KG<br />
Markusstraße 12<br />
89081 Ulm-Söflingen<br />
Tel.: 0731/93789-0<br />
www.autohaus-sayler.de<br />
21
[finanzieren] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Erfahrung und Geduld nötig. Kunstinvestments<br />
erfordern wie Aktien einen langen<br />
Atem und Disziplin. Auf das Geld dafür darf<br />
der Anleger nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
angewiesen sein. Zudem muss er für<br />
sich und mit seinem Berater klären: Passt diese<br />
Art der Geldanlage zu mir?<br />
GESCHMACKSPROFIL NÖTIG<br />
„Wir sagen unseren Kunden, dass Kunst ein<br />
hochspekulatives Investment ist“, sagt HVB-<br />
Expertin Jost. „Wo sehr hohe Renditechancen<br />
bestehen, gibt es eben auch hohe Risiken.“<br />
Um dieses Risiko im Griff zu halten, ist es entscheidend,<br />
dass das Portfolio in einem ersten<br />
Schritt auf verschiedene Anlageklassen und<br />
-formen verteilt und danach breit gestreut<br />
wird. Aktien und Renten sind dabei die Basisbausteine.<br />
Dazu kommen Immobilien und<br />
gegebenenfalls außerbörsliche Beteiligungen.<br />
Kunst sollte dabei ebenso wie zum Beispiel<br />
Gold nur ein verhältnismäßig kleiner Anlagebaustein<br />
unter mehreren sein.<br />
„Im Gesamtvermögen macht ein Kunstinvestment<br />
üblicherweise höchstens fünf bis zehn<br />
Prozent aus“, sagt Kunstberaterin Fenkart.<br />
Im Einzelfall ergebe sich der Anteil ebenso<br />
wie die Strategie aus den persönlichen Anlagepräferenzen<br />
und der Vermögensaufteilung.<br />
Nicht zuletzt gehe es darum, ein Geschmacksprofil<br />
zu erstellen. Jost: „Der Anleger sollte,<br />
auch wenn er Kunst nur zu Anlagezwecken<br />
kauft, nur das kaufen, was ihm auch selbst gefällt.“<br />
Der Kauf echter<br />
Bilder, Fotografien<br />
und Skulpturen ist<br />
bereits ab niedrigen<br />
vierstelligen<br />
Kunstberaterin<br />
Claudia Fenkart<br />
Beträgen möglich.<br />
Aber wer auf Wertsteigerungen<br />
hofft, braucht neben<br />
Glück und Geduld<br />
eine Strategie,<br />
nach der er den<br />
Kunstmarkt<br />
durchforstet. Der<br />
Investieren in Kunst – Geldanlage mit Steuerkick<br />
Eines der teuersten Bilder der Welt: Das Londoner Auktionshaus Christie’s versteigerte im Mai<br />
2015 Pablo Picassos „Les femmes d‘Alger“ für umgerechnet 143 Millionen Euro.<br />
Wert eines Kunstobjekts setzt sich aus unterschiedlichen<br />
Faktoren zusammen – zum Beispiel,<br />
ob die Künstler dabei sind, sich zu etablieren,<br />
indem sie in wichtigen Galerien und<br />
Museen schon mal vertreten waren oder bald<br />
sein werden. „Nicht selten müssen 20 bis 30<br />
Jahre ins Land gehen, um sagen zu können, ob<br />
ein Künstler, der heute jung ist und vielversprechend<br />
erscheint, das am Ende einlöst“,<br />
erklärt Fenkart. Für Anleger bedeutet das: Sie<br />
sollten sich wie bei einem Aktieninvestment<br />
auf eine Strategie festlegen, die nicht zuletzt<br />
auch ihr Risiko bestimmt. Anleger, die mehr<br />
auf Nummer sicher gehen wollen, können<br />
sich auf etablierte Künstler verlegen wie etwa<br />
Nolde oder Schlemmer. „Doch dann steigt<br />
man hoch ein und muss warten, bis sich der<br />
Markt insgesamt nach oben entwickelt.“<br />
Gewinne aus dem Verkauf von Kunstgemälden<br />
zählt der Fiskus zu den privaten<br />
Veräußerungsgeschäften. Erfolgt der Verkauf<br />
innerhalb eines Jahres nach dem Erwerb<br />
und übersteigt der Gewinn daraus<br />
die Freigrenze von 600 Euro, ist die gesamte<br />
Wertsteigerung abzüglich Kosten<br />
zu versteuern. Dabei dürfen Gewinne im<br />
gleichen Jahr mit Verlusten aus privaten<br />
Veräußerungsgeschäften verrechnet werden.<br />
Hält der Kunstliebhaber seine Stücke<br />
allerdings länger als ein Jahr, geht der<br />
Fiskus leer aus – es sei denn, er unterstellt<br />
dem Sammler aufgrund hoher Umschlaghäufigkeit<br />
einen gewerbsmäßigen<br />
Handel. Hier entscheiden die Finanzbehörden<br />
im Einzelfall. Häufig stellt die Finanzverwaltung<br />
bei ihrer Entscheidung<br />
auf das Konzept der jeweiligen Sammlung<br />
ab. Eine Kollektion teurer Expressionisten<br />
wird anders betrachtet als eine Anhäufung<br />
lateinamerikanischer Indianerkunst.<br />
Die Tatsache, dass regelmäßig An- und<br />
Verkäufe getätigt werden, ist jedenfalls<br />
nach Meinung vieler Steuerexperten kein<br />
Kriterium für einen Gewerbebetrieb. TL<br />
JUNG, CHANCENREICH, RISKANT<br />
Eine andere Strategie ist, ist in junge, aufstrebende<br />
Künstler zu investieren. Die Kaufpreise<br />
in diesem Segment sind viel niedriger als bei<br />
den Meistern und die Wertentwicklungschancen<br />
entsprechend hoch. Aber der Anleger<br />
geht ein hohes Risiko ein. Läuft der Markttrend<br />
in eine andere Richtung, kann sich der<br />
Wert eines Objektes rasch zehnteln und es<br />
taugt nur noch als Wandschmuck.<br />
Neueinsteiger fahren daher meistens gut damit,<br />
wenn sie zumindest am Anfang die<br />
Dienste eines Kunstberaters in Anspruch nehmen.<br />
Denn der Kunstmarkt hat seine eigenen<br />
Regeln. „Er ist global, unberechenbar und verrückt<br />
– viele Kunstwerke sind zu teuer und<br />
Künstler werden heute oft gemacht, weil sie<br />
sich medial gut verkaufen oder einflussreiche<br />
Förderer haben“, weiß Fenkart. „Es gibt heute<br />
eine Vielzahl an Messen und Galerien rund<br />
um den Globus, die im Wettbewerb stehen.“<br />
Der Markt ist schwer zu überschauen und<br />
schnelllebiger geworden<br />
Zudem sind Schnäppchen und richtig gute<br />
Stücke rar geworden, seit immer mehr Geld in<br />
den Kunstmarkt fließt. Jost: „Man muss ein<br />
extrem gutes und seriöses Netzwerk haben,<br />
um von den angesagten Künstlern ein Objekt<br />
angeboten zu bekommen.“ Nicht jeder Kunstberater<br />
ist da gerne gesehen, denn vielen eilt<br />
der Ruf voraus, nur für Spekulanten zu arbeiten<br />
und bei einer erfolgreichen Vermittlung<br />
zusätzlich eine Provisionen zu verlangen.<br />
„Am Ende ist es aber ein ganz kleiner Markt, in<br />
dem man immer wieder die gleichen Personen<br />
trifft,“ so Jost, „und zu denen gilt es, Vertrauen<br />
aufzubauen.“ [!] THOMAS LUTHER<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Laichinger<br />
Aton Solar<br />
ist insolvent<br />
Der Laichinger Photovoltaik-<br />
Großhändler Michael Aigner<br />
hat Insolvenz angemeldet. Eine<br />
Sanierung lohnt den Angaben<br />
zufolge nicht, weil es zu wenige<br />
Aufträge gibt und die Margen<br />
zu gering sind. Betroffen von<br />
der Zahlungsunfähigkeit ist der<br />
Firmenchef selbst. Seinen Mitarbeitern<br />
hatte er im Zuge des<br />
stark rückläufigen Geschäfts<br />
bereits sukzessive kündigen<br />
müssen. In guten Zeiten hatte<br />
Aton Solar Photovoltaik-Module<br />
über mehr als 300 Elektrofirmen<br />
vertrieben.<br />
Heißer Sommer<br />
lässt Rendite von<br />
Gardena steigen<br />
Der Gartengeräte-Hersteller<br />
Gardena (Ulm), der zum schwedischen<br />
Husqvarna-Konzern gehört,<br />
hat das höchste Ergebnis<br />
der Firmengeschichte erzielt.<br />
Der Umsatz stieg 2015 um 11<br />
Prozent auf 509 Millionen Euro.<br />
Die Umsatzrendite kletterte<br />
auf gut 12 Prozent, sagte Gardena-Chef<br />
Sascha Menges. Die<br />
Umsatztreiber: hohe Temperaturen<br />
im Sommer und gute<br />
Auslandsgeschäfte. Gardena beschäftigt<br />
im Südwesten 1600<br />
Mitarbeiter, davon knapp 1000<br />
in der Ulmer Zentrale sowie jeweils<br />
300 in Niederstotzingen<br />
und Heuchlingen.<br />
Großauftrag aus<br />
Pakistan für<br />
Andritz Hydro<br />
Die Andritz Hydro GmbH Ravensburg<br />
(früher Escher Wyss<br />
und Sulzer) hat zwei Großaufträge<br />
erhalten. Davon profitiert<br />
der Standort Ravensburg. Zum<br />
einen liefern die Oberschwaben<br />
Turbinen und Technik für ein<br />
Foto: © goodluz/Fotolia.com<br />
Das Geschäft brummt<br />
Bei den Handwerkern im Südwesten laufen die Geschäfte gut:<br />
Dank der starken Binnenkonjunktur erwarten die 133.000 Betriebe<br />
ein gutes Jahr mit einem Umsatzplus von 2 Prozent. Vor<br />
allem die baunahen Bereiche boomen. Einziger Wermutstropfen:<br />
Die Betriebe können 35.000 Stellen nicht besetzen.<br />
neues Kraftwerk im Norden Pakistans<br />
im Wert von 65 Millionen<br />
Euro. Zum anderen haben<br />
sie den Zuschlag für die Erweiterung<br />
des Speicherkraftwerkes<br />
La Coche in den französischen<br />
Alpen erhalten.<br />
Mehr Finanzhilfen<br />
für Mittelstand<br />
im Südwesten<br />
Baden-Württembergs Mittelstand<br />
hat im vergangenen Jahr<br />
deutlich stärker von der Unterstützung<br />
der Bürgschaftsbank<br />
profitiert als zuvor. Das Finanzinstitut<br />
steigerte das Volumen<br />
an Bürgschaften und Beteiligungen<br />
um 13 Prozent auf 517<br />
Millionen Euro . Hoch war die<br />
Nachfrage im Handel und<br />
Handwerk. Die Bürgschaftsbank<br />
wird vom Land mit gebührenfreien<br />
Rückbürgschaften<br />
und Rückgarantien gestützt.<br />
Premiere:<br />
Sonnenstrom<br />
für Mieter<br />
Strom vom eigenen Dach: Was<br />
bisher Immobilieneigentümern<br />
vorbehalten war, ist künftig<br />
auch für Mieter möglich. Der<br />
Bau- und Sparverein Ravensburg<br />
eG (BSV) und die Technischen<br />
Werke Schussental<br />
(TWS) kooperieren beim Bau eines<br />
Mehrgenerationenhauses in<br />
Weingarten. Das soll so viel<br />
Energie erzeugen, wie die Bewohner<br />
benötigen. Wichtiger<br />
Teil des Konzepts ist eine 35.000<br />
teure Euro Photovoltaikanlage<br />
auf dem Dach, die die TWS realisiert<br />
und betreibt. Der Sonnenstrom<br />
wird vorrangig den<br />
Hausbewohnern zu günstigen<br />
Konditionen angeboten. Eine<br />
Abnahmeverpflichtung besteht<br />
aber nicht.<br />
Braun<br />
Digitaldruck<br />
investiert<br />
Zum 25-jährigen Firmenbestehen<br />
hat die Braun Digitaldruck<br />
Ulm GmbH (Ulm-Jungingen)<br />
ihren Maschinenpark erneuert.<br />
Der Hersteller von Großformatdrucken<br />
und Präsentationssystemen<br />
will sich mit ungewöhnlichen<br />
Formaten von der<br />
Konkurrenz abheben. Chef Johannes<br />
Braun sieht großes Potenzial<br />
in Langbahnen, die nur<br />
50 Zentimeter breit sind. 2015<br />
erwirtschaftete die Firma mit<br />
22 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 3 Millionen Euro.<br />
ZF verkauft<br />
Geschäftsbereich<br />
an US-Konzern<br />
Der Autozulieferer ZF (Friedrichshafen)<br />
trennt sich nach<br />
dem Kauf von TRW Automotive<br />
von dem Geschäftsbereich<br />
„Befestigungssysteme und<br />
Komponenten“. Illinois Tool<br />
Works (ITW) kaufe das Geschäftsfeld<br />
mit gut 3500 Mitarbeitern<br />
für umgerechnet 416<br />
Millionen Euro. Der Bereich hat<br />
seinen Hauptsitz im rheinlandpfälzischen<br />
Enkenbach. ZF hatte<br />
nach der Übernahme von<br />
TRW angekündigt, sich auf die<br />
Bereiche Sicherheit, Elektrifizierung<br />
und automatisiertes<br />
Fahren zu konzentrieren. [!]<br />
23
[spezial] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das Vernetzungs-Alibi<br />
Networking, Socializing – wenn’s was bringt, macht das auch der schwäbische Geschäftsmann. Lieber ist es ihm, wenn<br />
er einen guten Anlass dafür hat: etwa auf dem 17. Unternehmertag in Ulm. Tipps, wie es am besten funktioniert.<br />
Beim Unternehmertag, der am 3. <strong>März</strong><br />
auf dem Ulmer Messegelände seine 17.<br />
Auflage erlebt, halten sich viele Besucher<br />
gerne länger auf. Das liegt an den weit<br />
über 100 Ständen ebenso wie an den rund 40<br />
Impulsvorträgen mit „Infos-to-go“. Dazu kommen<br />
die vielen Gelegenheiten, Gesprächsfäden<br />
mit interessanten Leuten aufzunehmen<br />
oder bestehende Kontakte aufzufrischen, auf<br />
Neudeutsch: um Networking zu betreiben.<br />
„Manche Besucher kommen bewusst hierher,<br />
um Geschäftsbeziehungen zu pflegen“, beobachtet<br />
der „Unternehmertag“-Gründer Karl-<br />
Heinz Raguse immer wieder. Er ist ein Experte<br />
im professionellen Knüpfen von Netzwerken.<br />
Es ist fester Bestandteil seines eigenen Geschäftsmodells,<br />
das er auch in anderen Formen<br />
praktiziert und anbietet. Bei „Business-<br />
Frühstück“-Veranstaltungen etwa. Diese<br />
bringen Leute zusammen, die sich potenziell<br />
etwas zu sagen hätten, aus vielerlei Gründen<br />
aber kaum zusammenfinden. Der typische<br />
Mittelständler sei gefangen in einem Wust<br />
immer neuer Anforderungen und Aufgaben.<br />
Fürs Kontakteknüpfen und fachlichen Gedankenaustausch<br />
sei immer weniger Raum.<br />
Foto: © roostler/Fotolia.com<br />
BITTE KEINE PLUMPE AKQUISE<br />
Ein weiterer Faktor ist die menschliche Psychologie.<br />
Nicht wenige Unternehmer hätten<br />
eine Art Kontakthemmung. Einen fremden<br />
Kollegen „einfach so“ anzusprechen, gezieme<br />
sich in ihren Augen nicht: Das Gegenüber<br />
könnte das ja als plumpe Akquise missverstehen.<br />
Bei den Frühstücks-Veranstaltungen<br />
werde diese Sorge ausgehebelt. Da gebe es einen<br />
Vortrag, der schon mal einen guten Grund<br />
biete, überhaupt dorthin zu gehen. „Der<br />
schafft dem Einzelnen ein Alibi.“ Der Vortrag<br />
wiederum liefere den Stoff, um dann in Gespräche<br />
einzusteigen. Ja, er wirke geradezu<br />
wie ein Katalysator.<br />
Vernetzung ist kein Selbstzweck. Die Knoten müssen<br />
klug gesetzt werden, damit die Bande halten.<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Man müsse also einen Anlass schaffen mit angenehmer<br />
und anregender Atmosphäre, damit<br />
die Netzwerkerei unter noch völlig oder<br />
weitgehend Fremden in die Gänge komme.<br />
Am Beginn stehen unverbindliche Gespräche,<br />
deren Ausgang natürlich noch in den<br />
Sternen steht. Soll aus einem losen Kontakt<br />
eine Geschäftsbeziehung erwachsen, sei gegenseitiges<br />
Vertrauen der unverzichtbare Kitt<br />
dafür. „Viele Geschäfte scheitern, wenn der<br />
Vertrauensvorschuss nicht erfüllt oder gar<br />
enttäuscht wird.“<br />
Gar nicht so einfach, mit Unbekannten ins Gespräch zu kommen. Es kopflos zu versuchen, bringt nichts.<br />
SYMPATHIE IST ENTSCHEIDEND<br />
Die emotionale Ebene spiele eine deutlich gewichtigere<br />
Rolle als gemeinhin angenommen.<br />
Finden sich zwei Gesprächspartner unsympathisch,<br />
sei die Wahrscheinlichkeit<br />
recht gering, dass sich zwischen ihnen eine<br />
gedeihliche geschäftliche Beziehung anbahnt.<br />
Schon der erste Eindruck könne für<br />
den Aufbau von Vertrauen entscheidend sein.<br />
Raguse wählt ein Beispiel aus der Gastronomie:<br />
Das eine Restaurant hat dutzende Positionen<br />
quer durch die internationalen Küchen<br />
auf der Karte, das andere stellt einige wenige,<br />
ausgesuchte Menüs in den Mittelpunkt – „wer<br />
wird da wohl beim Einwerben von Vertrauen<br />
als Sieger hervorgehen?!“ Doch nur, wer die<br />
erste Hürde nimmt, habe die Chance, sich als<br />
Fachmann ins Spiel zu bringen.<br />
Foto: © ARTENS/Fotolia.com<br />
Ihre Spezialistin für erfolgreiche<br />
Existenzgründung<br />
Vereinbaren Sie jetzt einen Termin.<br />
Sophia Ulrich<br />
Spezialistin Existenzgründungsberatung<br />
Tel. 0731 101-1481<br />
sophia.ulrich@sparkasse-ulm.de<br />
Starten<br />
ist<br />
einfach.<br />
sparkasse-ulm.de<br />
www.sparkassse-ulm.de<br />
Wenn´s um Geld geht<br />
25
[spezial] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Letztlich sei ja genau dies das Ziel von Networking:<br />
dass Aufträge und Fachleute zueinander<br />
finden. Raguse beschäftigt sich sehr mit der<br />
digitalen Welt; dass die Sozialen Medien diese<br />
Funk tion erfüllen können, bezweifelt er freilich.<br />
„Was nützt es einem Unternehmer denn,<br />
wenn er 785 Facebook-Freunde hat“, stellt er<br />
als rhetorische Frage in den Raum. Welche<br />
Qualität hat denn ein derartiges Netzwerk,<br />
und woran lässt sie sich erkennen? Was echte<br />
Geschäftsverbindungen angeht, schlägt „Old<br />
school“ die Netzvarianten nach wie vor allemal,<br />
ist Raguse überzeugt. Je komplizierter die<br />
Zeiten werden, desto mehr wachse der<br />
Wunsch, sich persönlich auszutauschen. „Allein<br />
über Online-Aktivitäten funktionieren<br />
echter Austausch und wirkliches Kennenlernen<br />
nämlich nicht.“ Die beste Art zu kommunizieren,<br />
sei immer noch das persönliche Gespräch,<br />
Face to Face, in bewährter und sehr<br />
traditioneller Form.<br />
HOHES FEHLERPOTENZIAL<br />
Auf einem anderen Blatt stehe, wenn Menschen<br />
sich auf der Suche nach einem neuen<br />
Job ins Getümmel stürzten, um Kontakte zu<br />
knüpfen. So mancher Aussteller hat nach Raguses<br />
Beobachtung bei der Messe auch schon<br />
neue Mitarbeiter gefunden. Es habe sich nämlich<br />
herumgesprochen unter Jobwechselwilligen<br />
und Hochschulabsolventen, dass sich<br />
beim einen oder anderen Aussteller berufliche<br />
Chancen auftun. Doch mache diese Gruppe<br />
der Netzwerker am Unternehmertag den<br />
kleineren Teil der Besucher aus. Haben sie<br />
noch keine Erfahrung damit, können sie dabei<br />
aber auch jede Menge Fehler machen, die<br />
dann eben mit ziemlicher Sicherheit nicht zu<br />
Der Meister des Kontakte-Knüpfens<br />
Verbindungen zu schaffen, macht Karl-Heinz Raguse einfach Spaß.<br />
Ein Jahr auf einer einsamen Insel? Das<br />
dürfte in etwa die Höchststrafe für Karl-<br />
Heinz Raguse sein, selbst wenn der umtriebige<br />
Organisator des mittlerweile<br />
17. Unternehmertags in Ulm mit seinem<br />
ungewöhnlichen Hobby durchaus den<br />
Kontrast zum Leben im Trubel sucht: Er<br />
ist leidenschaftlicher Bogenschütze. Das<br />
erfordere – und vermittle – „Ruhe, Kraft,<br />
Ausdauer und Geduld“, erklärt er.<br />
einem positiven Ergebnis führen oder sogar<br />
abschreckend wirken.<br />
Allzu häufig wird die seriöse Kontaktpflege<br />
mit offensivem Selbstmarketing verwechselt.<br />
Auch ein überstürztes und planloses Vorgehen<br />
führt selten zum Ziel. Die einschlägige<br />
Im Geschäftsleben schließt und knüpft<br />
Raguse, Jahrgang 1955, pfeilgenau Verbindungen.<br />
Auf freiberuflicher Basis leitet<br />
er von Neu-Ulm aus die regionale Geschäftsstelle<br />
des Bundesverbandes mittelständische<br />
Wirtschaft (BVMW). Mit<br />
seiner Firma Raguse & Partner GmbH<br />
treibt er den Unternehmertag voran –<br />
und bringt zusammen, was trefflich zusammenpasst.<br />
<br />
IST<br />
Literatur empfiehlt, erst einmal im eigenen<br />
Umfeld, im Freundes- und Bekanntenkreis<br />
nach potenziellen Unterstützern zu fahnden.<br />
Gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, ist auch<br />
verkehrt. Kontakte gehören langsam aufgebaut,<br />
allmählich intensiviert und gut gepflegt.<br />
Bürogebäude mit System:<br />
Individuell, wirtschaftlich,<br />
nachhaltig<br />
konzipieren bauen betreuen. www.goldbeck.de<br />
GOLDBECK Süd GmbH, Niederlassung Ulm<br />
89081 Ulm, Eiselauer Weg 6 | Tel. 07 31 / 9 34 07-0<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Jochen Mai hat die<br />
„Karriere-Bibel“ verfasst.<br />
So können sich die Kreise allmählich weiten.<br />
Ein Fehler wäre es, das Netzwerken als Tauschgeschäft<br />
zu begreifen, bei dem für jede Leistung<br />
eine Gegenleistung erwartet und womöglich<br />
haarklein abgerechnet wird.<br />
Spezialist auf dem<br />
Gebiet des Netzwerkens<br />
ist der<br />
Wirtschaftsjournalist<br />
Jochen Mai,<br />
Verfasser des Bestsellers<br />
„Die Karriere-Bibel“<br />
und Betreiber<br />
des<br />
dazugehörigen<br />
Online-Portals<br />
karrierebibel.de.<br />
Vorneweg trifft er<br />
eine grundsätzliche<br />
Unterscheidung zwischen Netzwerken<br />
und dem wahllosen Maximieren von Kontakten.<br />
Die Systematik mache den Unterschied.<br />
Wer netzwerke, baue sich zielgerichtet ein<br />
Beziehungskonstrukt auf, aus dem heraus viele<br />
Vorteile generiert werden können.<br />
DIE GRUNDREGELN<br />
Perfekte Netzwerker in spe sollten dem Karriere-Profi<br />
zufolge vier Grundregeln befolgen.<br />
Erstens: Ein Ziel bestimmen. Klar die Frage<br />
aufwerfen, was man von den Kontakten, die<br />
Interessante Begegnungen und jede Menge Input erwarten die Besucher des Unternehmertags.<br />
man aufbauen möchte, überhaupt erwartet?<br />
Was will ich damit erreichen? Nur wer seine<br />
Ziele definiere, behalte den Blick fürs Wesentliche<br />
und könne das auch anderen vermitteln.<br />
Zweitens: Die Klasse macht’s, nicht die Masse.<br />
Ein Netzwerk sei immer nur so wertvoll<br />
wie seine Mitglieder. Wen man in seinen privaten<br />
Zirkel aufnimmt, sollte von den Zielen<br />
abhängen, nicht von purer Sammelwut.<br />
WIR SIND<br />
HIER!<br />
Neu & naturtrüb<br />
Kellerweizen<br />
www.goldochsen.de<br />
STAND 73<br />
Schauen Sie vorbei und informieren Sie sich<br />
über unser Unternehmen.<br />
südwestpresse.de<br />
27
Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © Rawpixel/Fotolia.com<br />
Da mag der Kotau noch so tief sein. Wer sich spontan unsympathisch ist, hat keine gute Basis für gemeinsame<br />
Geschäfte.<br />
Drittens: Du sollst erst geben, dann nehmen.<br />
Der beste Einstieg, um Bande zu knüpfen,<br />
seien berufliche Gemeinsamkeiten und<br />
der Austausch von Wissen. Die Erwartung<br />
einer Gegenleistung dürfe dabei keine Rolle<br />
spielen. Zurückhaltung sei auch mit der Erteilung<br />
von Ratschlägen geboten. Empfehlungen<br />
aller Art sollte man nur geben, wenn<br />
es wirklich gefragt und erbeten ist.<br />
Viertens: Unbedingt am Ball bleiben. Ist die<br />
Verbindung erst einmal hergestellt, muss sie<br />
vertieft werden. Das kann auch über digitale<br />
Kommunikation geschehen, sei aber dringend<br />
durch persönliche Treffen zu ergänzen.<br />
Wer Kontakte nicht pflegt, läuft Gefahr, dass<br />
sie früher oder später wieder verkümmern.<br />
Letztlich hätte er sich die Zeit, die er fürs<br />
Knüpfen aufgewendet hat, sparen können.<br />
Mai empfiehlt, vor allem zwei Gruppen von<br />
Menschen ins persönliche Netzwerk aufzunehmen:<br />
solche, die ähnliche Ziele verfolgen<br />
wie man selbst; und solche, die schon dort angelangt<br />
sind, wo man selbst hin will. Mit ersteren<br />
könne man sich vor einem ähnlichen<br />
Erfahrungshintergrund über Probleme und<br />
Lösungen qualifiziert austauschen, aber auch<br />
über Themen wie gute Arbeitgeber, Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
Karrierechancen oder<br />
Gehälter. Das helfe, Fehler zu erkennen und<br />
daraus zu lernen. Die zweite Gruppe sei die<br />
wichtigere. Diese Menschen besitzen schließlich<br />
eine Menge an Erfahrungen und Insiderwissen,<br />
die auf dem weiteren beruflichen Weg<br />
noch wichtig werden können. Gezieltes Nachfragen<br />
über ihren Job, seine Herausforderungen<br />
und Schlüsselanforderungen bedeutet<br />
automatisch Erfahrungsgewinn. Ein guter<br />
Rat kann auch nie schaden.<br />
SPASS UND MORAL<br />
Die besten Jobs werden nachweislich über lockere<br />
Beziehungen vergeben. Hier kommen<br />
nicht zuletzt Kontakte zu Leuten ins Spiel, die<br />
man gar nicht persönlich kennt, sondern zu<br />
denen über gemeinsame Bekannte eine Verbindung<br />
besteht. Je größer das Netz, desto größer<br />
der Effekt.<br />
Sind Netzwerktreffen organisiert, setzen sich<br />
manche Teilnehmer unnötigerweise selbst<br />
unter Druck. Glauben sie, sich übermäßig anpreisen<br />
zu müssen, stellt sich nicht selten ein<br />
schlechtes Gefühl ein. Schließlich empfinden<br />
viele es als unmoralisch, so zielstrebig auf eigene<br />
Vorteile zuzusteuern. Aber genau darum<br />
gehe es bei geschäftlichen Kontakten, erklärt<br />
Raguse. Wer Messen wie den „Unternehmertag“<br />
für die Sondierung beruflicher Chance<br />
nutzt, kommt auf jeden Fall besser an, wenn er<br />
unverkrampft und locker in die Gespräche<br />
geht. Ein bisschen Spaß darf nicht nur dabei<br />
sein, sondern sollte sogar dabei sein.<br />
UNANGENEHME ERINNERUNG<br />
Wer sich bei der Gelegenheit präsentieren<br />
muss, sollte seine Selbstdarstellung möglichst<br />
kurz halten, reduziert auf die vielzitierte Länge<br />
einer Aufzugfahrt, und vor allem eines hervorheben:<br />
was konkret das Unternehmen von<br />
einer Mitarbeit hätte. Wer aufdringlich ist<br />
und ungefragte Ratschläge verteilt, bleibt sicherlich<br />
einigen in Erinnerung – in unangenehmer.<br />
Denn jeder arbeitet lieber mit zuverlässigen<br />
und unaufgeregten Menschen<br />
zusammen als mit auf die Pauke schlagenden<br />
Selbstdarstellern. Das bedeutet nicht, mit seinen<br />
Fähigkeiten hinterm Berg zu halten. Erfahrene<br />
Netzwerker schauen, dass ganz beiläufig<br />
auch mal die eigene Homepage ins<br />
Spiel kommt. Unerlässlich als virtuelle Visitenkarte,<br />
kann der neue Kontakt hier noch<br />
viele weitere Infos abrufen und so sein Bild<br />
vervollständigen. [!] THOMAS VOGEL<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Ein kleiner Blick ins Programm<br />
Was wäre der „Unternehmertag“ ohne die<br />
zahlreichen spannenden Vorträge? Das komplette<br />
Programm gibt es im Internet:<br />
www.unternehmertag.de/programm.<br />
Hier ein kleiner Auszug:<br />
Eröffnung durch Wissenschaftsministerin<br />
Theresia Bauer und den neuen Ulmer<br />
Oberbürgermeister Gunter Czisch (9.30<br />
Uhr).<br />
Podiumsdiskussion „Wir gestalten Zukunft!“<br />
(13.30 bis 14.30 Uhr)<br />
Teilnehmer: OB Czisch, Klaus Eder (Geschäftsführer<br />
der SWU), Prof. Dr. Volker Reuter (Rektor<br />
der Hochschule Ulm), Jürgen Filius (MdL),<br />
Harald Seifert (Seifert Logistics).<br />
Moderation: Ulf Schlüter, stellvertretender<br />
Chefredakteur der Südwest Presse.<br />
SPEAKERS’ CORNER<br />
10.30 Uhr<br />
– Wir hacken ein Atomkraftwerk – Cyber-Security<br />
und Industrie 4.0.; Rolf Strehle, ditis<br />
Systeme.<br />
11.05 Uhr<br />
– Erfindungen schützen – gewusst wie! Dr.<br />
Thomas Kienle, Rechtsanwalt, Anja Dreher,<br />
AHE engineering.<br />
– Wie Sie garantiert nicht in die Zeitung kommen.<br />
Zehn Verhaltensweisen, die selbst gute<br />
Pressearbeit zunichtemachen. Alexander Bögelein,<br />
SÜDWEST PRESSE Ulm.<br />
11.40 Uhr<br />
– Effizient, umfassend, online. Betriebliche<br />
Abläufe im Griff. René Scharf, D9T.<br />
– Der Mensch – Chance und Sicherheitsfaktor<br />
bei der Digitalisierung. Gerd Schramm, DA-<br />
TA-S.<br />
12.15 Uhr<br />
– Die Herausforderung: „Industrie 4.0“ – Prozesssicherheit<br />
in einer „PPS-Lösung“. Martin<br />
Herzog, Software AG.<br />
– Ist Ihr Personalkonzept zukunftsfähig? Susanne<br />
Biesenberger, Rupert Höpfl, Kolping<br />
Akademie.<br />
12.50 Uhr<br />
– Profit mit Moral: Ehrbare Kaufleute führen<br />
ehrbare Unternehmen. Gestalten Sie aus Bausteinen<br />
nachhaltigen Wirtschaftens ein Werte-Orientierungs-System!<br />
Martin Priebe, Beratung<br />
& Training.<br />
14.45 Uhr<br />
– Qualität der Kundendaten. Basis für Erfolg<br />
oder Misserfolg in Marketing, Vertrieb und<br />
Service. Monika Mack, cobra computer‘s<br />
brainware.<br />
– Bessere Unternehmensverkaufpreise erzielen!<br />
Dr. Hartmut Schneider, Dr. Daniel Schallmo,<br />
M & A Strategie.<br />
15.20 Uhr<br />
– Blended Learning im berufsbegleitenden<br />
Studium. Prof. Dr.-Ing. Hermann Schumacher,<br />
Universität Ulm.<br />
– Mehr Umsatz und Erfolg durch digitale Vermarktung.<br />
Frank Wiedemann, SÜDWEST<br />
PRESSE Ulm.<br />
15.55 Uhr<br />
– Aufbewahrung elektronischer Dokumente.<br />
Pflicht und Chance für Unternehmen! Gerd<br />
Schäffer, Docuvita Solutions, Florian Häußler,<br />
h2-Systems.<br />
– Gut gelaunt läuft‘s wie geschmiert. Gute<br />
Laune und Ausgeglichenheit geben Energie<br />
und Lebensfreude.Was wirklich zählt und wie<br />
es geht. Roswitha Birk-Becht, Praxis für Psychotherapie<br />
HPG.<br />
16.30 Uhr<br />
„Ich meld‘ mich wieder ...“, sagt der Kunde –<br />
ohne rot zu werden. Aus den 1001 Annehmlichkeiten<br />
für Verkäufer. Dr. Daniel Langhans,<br />
Profiakquise Dr. Langhans.<br />
Besuchen Sie uns beim Unternehmertag<br />
am 3. <strong>März</strong> <strong>2016</strong> in der Donauhalle. (Stand-Nr. 51)<br />
Wissen, was<br />
verbindet.<br />
AVERO ® Erfassungssoftware: Eine Liga für sich!<br />
www.digital-zeit.de<br />
Schwäbisch. Ehrlich. Gut.<br />
www.press-n-relations.de<br />
29
Fotos: Marc Hörger<br />
Rund 80.000 Produkte hat die Stiefel GmbH im Sortiment. Dazu kommen Kompetenzen wie Rohrbiegetechnik, Schlauchtechnologie und eigene Logistik.<br />
Volles Rohr<br />
Einst reiner technischer Großhandel, liefert die Stiefel Hydraulik und Pneumatik längst auch komplexe Systeme aus<br />
eigener Montage. Dabei profitiert das Unternehmen vom Trend zu schlanker Produktion bei vielen seiner Kunden.<br />
Gerd Stiefel, der sich mit seinem Bruder<br />
Rainer die Geschäftsführung des 1962<br />
gegründeten Betriebs teilt, tritt beim<br />
Ortstermin gerne unkonventionell auf. Er<br />
zeigt mal eben auf auf seinen Schreibtisch.<br />
Den habe er bewusst „mitten im Getümmel“<br />
positioniert. Vertrage sich doch der Anschein<br />
von Unnahbarkeit nicht mit der hauseigenen<br />
Leitkultur, zu der gegenseitige „Wahrnehmung“<br />
gehöre. Beim Thema „Flüchtlinge“,<br />
derzeit kaum zu umgehen, greift er auch mal<br />
zu deutlichen Worten: Es gebe viel zu viele<br />
Hemmschuhe – zu komplexe Bürokratie, kontraproduktive<br />
Bestimmungen. Dies vereitle<br />
eine rasche Integration, die ja hauptsächlich<br />
der Arbeitsmarkt leisten solle.<br />
Stiefel spricht auch in eigenem Interesse. Das<br />
Unternehmen mit Hauptsitz in Neu-Ulm/Burlafingen<br />
hat sich bereits an Programmen zur<br />
Eingliederung junger Flüchtlinge beteiligt<br />
und dabei positive wie auch negative Erfahrungen<br />
gesammelt. Ohne seine Mitarbeiter<br />
mit Migrationshintergrund, viele vor langer<br />
Zeit in Deutschland als junge Menschen ange-<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
kommen, wäre das hohe Wachstumstempo<br />
der Umsätze von zuletzt 7,4 Prozent wohl<br />
nicht möglich gewesen, sagt er. „Wir haben ja<br />
in der Region quasi Vollbeschäftigung.“<br />
Dem Trend zu „Outsourcing“ und Verlagerung<br />
von Produktionen hält Stiefel eigene<br />
Konzepte entgegen. Eine wichtige Rolle spielt<br />
dabei die eigene Logistik. Zu viel kostbare Zeit<br />
ginge verloren, würden Spediteure zwischengeschaltet.<br />
„Wir haben beispielsweise sehr<br />
viele innovative Logistiklösungen inklusive<br />
eines eigenen Scannersystems“, präzisiert er.<br />
Die akzeptierten Fristen zwischen Bestellung<br />
und Anlieferung der Ware würden heute immer<br />
kürzer; die Durchlaufzeit in den Betrieben<br />
habe sich allein in den vergangenen zwei<br />
Jahren nochmals halbiert.<br />
SCHNELL UND ZUVERLÄSSIG<br />
„Schnelligkeit“, erläutert Stiefel, „hohe Zuverlässigkeit<br />
und große Flexibilität“ seien wesentliche<br />
Qualitätsmerkmale innerhalb des<br />
Zustellprozesses. Das koste zwar erst einmal<br />
viel Geld, zahle sich schließlich aber aus: in<br />
Aufträgen und Marktanteilen.<br />
Das Unternehmen tritt im Bereich Hydraulikund<br />
Pneumatikkomponenten als Vollsortimenter<br />
im Markt auf. Das Sortiment besteht<br />
aus rund 80.000 unterschiedlichen Produkten<br />
– von Kleinteilen über Komponenten bis hin<br />
zu vormontierten technischen Systemen.<br />
Weitere Spezialgebiete sind die Rohrbiegetechnik<br />
und die Schlauchtechnologie. Mit<br />
rund 1,2 Millionen Schlauchleitungen pro<br />
Jahr zähle man zu den größten Schlauchkonfektionierern<br />
in Süddeutschland. Weitere Geschäftsfelder<br />
sind der Aggregatebau und die<br />
Baugruppenmontage; hier profitiere man unmittelbar<br />
vom Trend zur „Lean production“<br />
bei vielen der rund 600 Firmenkunden. Seine<br />
Mitarbeiter würden verstärkt bereits in der<br />
Phase des Prototypenbaus einbezogen, berichtet<br />
Stiefel. Mit solchen Leistungen reagiere<br />
man auf die steigende Nachfrage nach Zulieferung<br />
bereits komplett vormontierter Systeme.<br />
Der größte Umsatzbringer ist dem Geschäftsführer<br />
zufolge aber nach wie vor der Handel.<br />
Die meisten Abnehmer sind Hersteller aus<br />
den Bereichen Fahrzeug-, Maschinen- sowie<br />
Sonderfahrzeugbau. Die Zulieferung in Regale<br />
oder ans Band „Just in Sequence“ erfolge<br />
gemäß des „Kanban-Systems“ und per individuell<br />
ausgearbeitetem Ablaufplan.<br />
Ein weiteres Credo der Burlafinger: Handelsware<br />
mit Abnehmern in Deutschland muss<br />
Alles begann, wie so oft, in einer Garage<br />
Chef Gerd Stiefel mitten in der Fertigung. Auch sein Schreibtisch steht nicht im Elfenbeinturm.<br />
Die Wurzeln der Stiefel Hydraulik und<br />
Pneumatik GmbH liegen buchstäblich in<br />
einer Garage. 1962 begann Firmengründer<br />
Fritz Stiefel in einer solchen als Werkstatt-Lieferant<br />
für Lkw-Bremsen. Der<br />
Markt war begrenzt. Mit dem Eintritt der<br />
beiden Söhne Gerd und Rainer 1990 in<br />
die Geschäftsführung begann der Ausbau<br />
der Geschäftsfelder. „Denn die einzige<br />
Chance zu wachsen war, neue Ideen zu<br />
ausschließlich aus deutscher oder europäischer<br />
Produktion stammen. Nicht allein, weil<br />
Güter mit dem Siegel „Made in Germany“ wegen<br />
Zollbestimmungen auch einen Mindestanteil<br />
von Komponenten von hier haben<br />
müssen. Wichtig seien eben auch die Qualitätsgründe<br />
und darüber hinaus der psychologische<br />
Faktor bei den Endkunden. Wo deutsch<br />
drauf stehe, müsse eben auch deutsch drin<br />
sein, darauf legten nicht zuletzt die Käufer im<br />
Ausland größten Wert.<br />
KUNDEN MIT DEUTSCHEN AUTOS<br />
Gerd Stiefel spricht aus Erfahrung. Jeder seiner<br />
Kunden in Asien oder Australien, mit denen<br />
er – in diesem Fall als Zwischenhändler –<br />
in Geschäftsbeziehung stehe, fahre ein Auto<br />
aus Deutschland.<br />
entwickeln“, erinnert sich Gerd Stiefel an<br />
diese Zeit zurück.<br />
Heute sind am Hauptsitz in Burlafingen<br />
135 Mitarbeiter beschäftigt, 76 sind es in<br />
Waiblingen, 20 im thüringischen Ilmenau<br />
und 8 in Dresden. Seit gut einem Jahr ist<br />
der gelernte Bankkaufmann Vorsitzender<br />
der 11.000 Betriebe repräsentierenden<br />
Regionalversammlung Neu-Ulm innerhalb<br />
der IHK Schwaben. <br />
THV<br />
Laut Stiefel läuft es in seinem Haus gerade<br />
richtig gut. Gegen Schwankungen habe man<br />
sich so gut es geht abgesichert: „Breite Kundenstruktur,<br />
breite Branchenstruktur, breite<br />
Produktstruktur.“ Kein Wunder also, dass der<br />
Geschäftsführer, ungeachtet des harten Wettbewerbs<br />
und weltweiter Überkapazitäten in<br />
der Produktion auch für die Zukunft keinen<br />
Anlass für Pessimismus sieht. Gute Chancen<br />
für eigenes Wachstum entstünden immer<br />
dann, wenn Kunden ihre Produktpalette erweitern.<br />
Zudem agiere man durch den stetigen<br />
Ausbau der Service-Leistungen proaktiv.<br />
Beispielweise übernehme man nicht nur Aufgaben<br />
wie Optimierungsberatung, sondern<br />
auch die Durchführung von Tests und Garantien<br />
im Rahmen der Gewährleistung.[!]<br />
<br />
THOMAS VOGEL<br />
31
[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das ausgezeichnete Bürogebäude von Medizintechnik Reck. Architekten: Christine Reck Architekten GmbH.<br />
Foto: Reck Technik GmbH & Co. KG<br />
Klare Kante<br />
Offene Büros mit Loungebereichen, ein lichtdurchflutetes Atrium für die Mitarbeiter, Grundwasser als Energiequelle:<br />
Moderne Industrie- und Gewerbebauten verbinden Ästhetik mit konsequenter Nachhaltigkeit.<br />
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten,<br />
Besucher willkommen zu heißen. Die<br />
Eingangsebene des Bürogebäudes für<br />
Medizintechnik der Firma Reck Technik<br />
GmbH & Co. KG zum Beispiel gleicht einer<br />
ausgerollten Zunge. Dennoch hat man beim<br />
Betreten des Gebäudes im oberschwäbischen<br />
Betzenweiler nicht das Gefühl, gleich verschluckt<br />
zu werden. Ganz im Gegenteil, denn<br />
die Architekten haben für die Mitarbeiter das<br />
Bürokonzept des „Open Space Office“ gewählt.<br />
So sieht die Zukunft aus. In räumlich offenen<br />
Kojen kann man hier in den drei Obergeschossen<br />
allein oder in Gruppen konzentriert arbeiten.<br />
Die jeweiligen Mittelzonen mit Loungebereichen,<br />
offenen Teeküchen und<br />
Servicestationen bieten Raum für informelle<br />
Gespräche.<br />
FEINDOSIERTE LÜFTUNG<br />
Wer hier beschäftigt ist, der kann mit Fug und<br />
Recht behaupten, in einem ausgezeichneten<br />
Gebäude zu arbeiten, denn der im Jahr 2013<br />
fertiggestellte Neubau wurde von der Architektenkammer<br />
Baden-Württemberg im Verfahren<br />
„Beispielhaftes Bauen im Landkreis<br />
Biberach 2009 – 2015“ prämiert.<br />
Die Fachjury würdigte unter anderem das<br />
Energiekonzept, das eine Auswahl der Baumaterialien<br />
unter<br />
ökologischen und<br />
ökonomischen Aspekten<br />
vorsieht:<br />
„Ein wohltuendes<br />
Raumklima wird<br />
durch eine feindosierte<br />
Lüftungsanlage<br />
und eine<br />
ausschließlich mit<br />
Erdwärme versorgte<br />
Heizkühl-<br />
Prof. Dr. Ing. Martin<br />
Brillinger.<br />
decke erreicht.“<br />
Auch die Bauherren und Architekten des<br />
neuen Verwaltungsgebäudes der Kreisspar-<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[verantworten]<br />
Das ausgezeichnete Forschungs- und Entwicklungszentrum von Max Weishaupt in Schwendi. Architekten:<br />
ZG Architekten GmbH, Ulm <br />
Foto: Archiv Firma Weishaupt<br />
kasse Biberach dürfen sich über die Auszeichnung<br />
freuen, hatten doch auch sie bei der Planung<br />
des Gebäudes Umweltschutz und<br />
höchste Funktionalität gleichermaßen im Visier.<br />
Die Jury hob insbesondere den Charme<br />
im Innern des „Pentagon“ hervor – eines<br />
Atriums, in dem sich die Mitarbeiter entspannen<br />
können.<br />
FUTURISTISCHE AKZENTE<br />
„Heimisches Holz verleiht der nüchternen<br />
Funktionalität Atmosphäre“, so die Bauexperten.<br />
In Bezug auf eine nachhaltige Bauweise<br />
lobt die Jury unter anderem die tiefgehende<br />
Versorgung des Gebäudes durch zwei Wärmepumpen:<br />
„Als Energiequelle hierfür gilt das<br />
Grundwasser. Die Wärme- und Kälteübertragung<br />
an die Räume erfolgt über Metallheiz-<br />
Kühldecken mit schneller Reaktionszeit.“<br />
Doch nicht nur die Umwelt profitiert von<br />
dem futuristisch anmutenden Verwaltungstrakt.<br />
Auch optisch glänzt der im vergangenen<br />
Jahr eröffnete Neubau durch eine Fülle<br />
ausgefallener Ideen – und das rund um die<br />
Uhr. Der Innenhof ist von einem Netz aus<br />
Stahlseilen überspannt, und an ausgewählten<br />
Schnittpunkten ranken Kletterpflanzen in<br />
die Höhe. In der Nacht setzen Leuchtkörper,<br />
die an den Seilen hängen, den Raum geschickt<br />
in Szene.<br />
Effizienz, Optik, Umweltbewusstsein. Beim<br />
Bau von Gewerbe- und Industriebauten muss<br />
die Mischung zu 100 Prozent stimmen, sagt<br />
Architekt Andreas Grube: „Wir sind nicht nur<br />
da, es schön zu machen, sondern die Projekte<br />
immer auch wirtschaftlich funktional zu realisieren<br />
und auf die Prozesse des Bauherrn abzustimmen.“<br />
Grube ist Vorsitzender des Bezirks Karlsruhe<br />
und Mitglied im Landesvorstand der Architektenkammer<br />
Baden-Württemberg. Wie er<br />
sagt, haben verschiedene Faktoren den Industriebau<br />
in den vergangenen Jahren geprägt,<br />
Faktoren, die ihn Grubes Überzeugung nach<br />
auch weiterhin prägen werden: Zum einen<br />
gelte es, rigoros und ohne Wenn und Aber die<br />
gesetzlichen Anforderungen der Energiesparverordnungen<br />
EnEV zu erfüllen. „Natürlich<br />
muss der Einsatz von regenerativer Energie<br />
und das Thema Flächenversiegelungen berücksichtigt<br />
werden und, je nachdem, in welchem<br />
Teil von Deutschland das Gebäude entsteht,<br />
gewinnt der Hochwasserschutz immer<br />
mehr Beachtung.“<br />
All diese Maßnahmen, die es noch vor zehn<br />
Jahren in dieser Konsequenz nicht gegeben<br />
konzipieren,<br />
umsetzen,<br />
betreuen<br />
• Industrie- und Gewerbebau<br />
• Architektur- und Ingenieurbüro<br />
• Sport- und Veranstaltungshallen<br />
• Reitsportanlagen<br />
• Wohngebäude<br />
SCHLOSSER®<br />
Industriestraße 17-23<br />
73489 Jagstzell<br />
Tel. +49 7967 90 9033<br />
- 0<br />
www.schlosser-projekt.de
Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das ausgezeichnete neue Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse Biberach. Architekten: Braunger<br />
Wörtz Architekten GmbH, Ulm. <br />
Foto: Conné van d’Grachten<br />
habe, übten zunehmend Einfluss auf Konstruktion<br />
und Realisierung von Bauprojekten<br />
aus. „Auch die Nachhaltigkeitsdebatte wurde<br />
damals noch nicht so intensiv geführt“, sagt<br />
er. „Doch sie ist wichtig und richtig.“<br />
VERSCHÄRFUNG IM FRÜHJAHR<br />
Stichwort EnEV. Hier schreibt der Gesetzgeber<br />
im Moment noch vor, dass 20 Prozent des<br />
Energieeinsatzes aus regenerativen Quellen<br />
stammen müssen. Noch. Denn eine Verschärfung<br />
ist bereits für Frühjahr <strong>2016</strong> angekündigt.<br />
Andreas Grube: „Viele Unternehmen haben<br />
sich in dieser Hinsicht bereits gut<br />
aufgestellt und setzen zum Beispiel auf zentrale<br />
Blockheizkraftwerke und gewinnen intern<br />
Energie durch die effiziente Nutzung von<br />
Abwärme der Produktionsmaschinen. Wärmetauscher<br />
helfen dabei, Heizkosten zu<br />
sparen.“<br />
Auch das Unternehmen Max Weishaupt in<br />
Schwendi hat bei der Planung seines neuen<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrums auf<br />
einen möglichst geringen Energieverbrauch<br />
gesetzt. Der Hersteller von Brennern, Heizund<br />
Solarsystemen wurde von der Architektenkammer<br />
gleichermaßen prämiert: „Die<br />
drei Gebäudeteile sind durch ein großzügiges<br />
Foyer miteinander verbunden. Das Ensemble<br />
ist Teil des Konzeptes für die nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />
Die verschiedenen<br />
verwendeten, innovativen Fassadentechnologien<br />
gewährleisten die jeweils für die Nutzung<br />
erforderliche Transparenz sowie Blendund<br />
Sonnenschutz auf einem hohen<br />
energetischen Standard.“<br />
Der Zweck heiligt eben die Mittel. Viele Unternehmen<br />
setzen auch aus werblichen Gründen<br />
auf eine nachhaltige Bauweise, erklärt<br />
Grube: „Die Botschaft fürs gute Image lautet<br />
immer öfter: Wir sind eine saubere Firma mit<br />
einem sauberen Gebäude.“<br />
Auch offizielle Zertifizierungen, zum Beispiel<br />
durch die Stuttgarter Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen e.V. (DGNB), spielen für die<br />
Wahrnehmung eines Betriebs eine wichtige<br />
Rolle: „Die Fabriken werden noch grüner werden<br />
und sind so auch in Zukunft absolut investorenfähig.<br />
Denn ein zum Beispiel<br />
durch das<br />
Prädikat Gold ausgezeichnetes<br />
Gebäude<br />
lässt sich in<br />
späteren Jahren<br />
wesentlich leichter<br />
veräußern.“<br />
Wie sehen denn<br />
nun die zukünftigen<br />
Anforderungen<br />
für Planer und tektenkammer.<br />
Andreas Grube, Archi-<br />
Architekten aus?<br />
„An oberster Stelle steht die Funktionalität.<br />
Die Herausforderungen werden jedoch immer<br />
größer“, sagt Grube. Zeit und Geld würden<br />
in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken.<br />
„Deshalb setzen wir heute schon sehr<br />
stark auf das serielle Bauen, sprich auf ein<br />
hohes Maß an vorgefertigten Produkten und<br />
Materialien, wie zum Beispiel Beton-Fertigteile,<br />
Blech- und Fassadenflächen oder Holzrahmen-Bauelementen.“<br />
In diesem Bereich<br />
zeige sich die Baustoffindustrie sehr innovativ.<br />
Wer im Sinne des Bauherrn intelligent plane,<br />
habe eine Vielzahl von Querschnitten zu berücksichtigen.<br />
„Man muss als Planer zum Beispiel<br />
jederzeit wissen, wer ein Fertigteilwerk<br />
wirtschaftlich herstellen und wie der Transport<br />
von Elementen zur Baustelle ohne Sondergenehmigungen<br />
und aufwendige Straßenabsperrungen<br />
bewerkstelligt werden kann.<br />
Und letztlich muss auch darauf geachtet werden,<br />
wie der Personaleinsatz reduziert werden<br />
kann.“<br />
DREIFACH DÄMMT BESSER<br />
Ob Modulbau oder Pavillon, Tonnendach oder<br />
Flachdach mit Gefälledämmung. Wer heute<br />
eine Lagerhalle, einen Bürokomplex oder ein<br />
Kundenzentrum plant, der stößt an Grenzen.<br />
Denn der Staat redet ein gewichtiges Wort<br />
34
Projektentwicklung für Gewerbeimmobilien<br />
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
Anzeige<br />
[rubrik]<br />
Workout für Gewerbeimmobilien –<br />
Ein Beispiel: „Schiller 18“<br />
Neu, in Hochform und attraktiv: Das ehemalige<br />
MagirusGebäude an der Ecke Zinglerstraße/Schillerstraße<br />
ist kaum wiederzuerkennen:<br />
Aus dem lange vernachlässigten Bau<br />
an der Einfahrt zur City ist dank der Projektentwicklung<br />
der PEG eine besondere Immobilie<br />
geworden. Früh erkannte das PEGExpertenteam<br />
mit Ingenieuren und Architekten die<br />
Chancen und Möglichkeiten dieses Standorts<br />
und entwickelte daraus eine hochwertige<br />
Immo bilie. Seit Herbst 2015 hat die PEG die<br />
Räumlichkeiten im Erdgeschoß bezogen,<br />
während die weiteren Flächen vermietet<br />
wurden. Weiteres herausragendes Projektbeispiel<br />
ist das „stadtregal“ im Ulmer Westen,<br />
wo die PEG auf einer Fläche von 35.000 qm<br />
mit Mut, Ideenreichtum und Expertise aus der<br />
ehemaligen Industriebrache einen besonderen<br />
Standort für Wohnen und Gewerbe aufbaute.<br />
Aktuell prägt die PEG erneut den<br />
Science Park III mit einem repräsentativen<br />
Forschungs gebäude, flexiblen Grundrissen<br />
und interessanten Mietflächen. Weil die Ent<br />
Links: Altes MagirusGebäude (TFU) / Rechts: Schillerstraße 18 nach Sanierung<br />
scheidung für eine Gewerbeimmobilie eine Projektentwicklungsgesellschaft Ulm mbH<br />
strategische Entscheidung ist, wird der Rat Schillerstraße 18<br />
der PEG von institutionellen oder privaten Investoren<br />
oder Eigennutzern schon frühzeitig<br />
89077 Ulm<br />
aktiviert, um von der langjährigen Erfahrung Tel. 0731 80016-0<br />
in Ulm zu profitieren und gemeinsam die ideale<br />
Lösung zu finden.<br />
E-Mail:<br />
Fax 0731 80016-22<br />
info@peg-ulm.de<br />
UNSER METIER: GEWERBEIMMOBILIEN.<br />
DIE ÜBUNG: SONNENGRUSS.<br />
Wir machen das Workout für die<br />
Entwicklung Ihrer Gewerbeimmobilie –<br />
Sie entspannen.<br />
www.peg-ulm.de<br />
Schillerstraße 18 | 89077 Ulm<br />
T 0731 800 16 13<br />
49 35
[verantworten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
mit. Doch nicht nur ihm, sondern auch dem<br />
Unternehmen kommt es darauf an, möglichst<br />
wenig Abgas in die Luft zu blasen. „Im Grunde<br />
müssen die Planer ein Gebäude zweimal berechnen“,<br />
sagt Prof. Dr. Ing. Martin Brillinger<br />
von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen,<br />
Experte für Technisches Facility-Management:<br />
„Einmal nach den Vorgaben der Energiesparverordnung<br />
zur Ermittlung des maximal<br />
zulässigen Primärenergiebedarfs – und<br />
einmal so, wie sie es tatsächlich realisieren<br />
möchten.“<br />
Letztlich liege es am Planer, ob er sich dafür<br />
entscheidet, viel zu dämmen und dafür weniger<br />
regenerative Gebäudetechnik zu verwenden<br />
oder weniger zu verschalen und dafür eine<br />
Solar-Anlage aufs Dach zu setzen. „Wichtig<br />
ist, dass der gesetzlich vorgegebene Primärenergiebedarf<br />
nicht überschritten wird.“<br />
Einsichten für alle Beteiligten zu jeder Zeit<br />
Durchblick bei Medizintechnik Reck. <br />
Foto: Reck Technik GmbH & Co. KG<br />
Bei der Planung von Industrie- und Gewerbebauten<br />
tauchen immer häufiger die<br />
drei Buchstaben BIM auf. Sie stehen für<br />
den Begriff „Building Information Modeling“.<br />
Bei diesem Prozess wird ein intelligentes<br />
3D-Modell des geplanten Gebäudes<br />
erstellt und in einer virtuellen Wolke<br />
allen am Projekt Beteiligten zur Verfügung<br />
gestellt – vom Entwickler über den<br />
Statiker bis hin zum Brandschützer. Jeder<br />
kann zu jeder Zeit der Planungs- und<br />
Bauphase Informationen bekommen und<br />
einbringen. Der Vorteil: Auch nach der<br />
WASSER, WIND UND SONNE<br />
Primärenergie? Das sind die natürlich vorkommenden<br />
Energieformen, die noch keiner<br />
Umwandlung unterworfen wurden. Dazu<br />
zählen etwa Erdgas, Steinkohle, aber auch<br />
Wasserkraft, Wind und Sonne.<br />
„Im Industriebau haben wir es immer häufiger<br />
mit zunehmenden Dämmstärken zu tun.<br />
So zählt zum Beispiel eine Dreischeiben-Verglasung,<br />
die einen geringeren Wärmedurchgang<br />
aufweist und mit der sie bis zu einem<br />
Drittel der Energie einsparen können, mittlerweile<br />
zum Standard bei Neubauten“, erklärt<br />
Billinger. Neben der Energieeffizienz stelle die<br />
Gebäudeleittechnik eine große Herausforderung<br />
für die Zukunft dar: „Heute sind in jedem<br />
modernen Verwaltungsgebäude Heizung,<br />
Lüftung sowie die gesamte Elektrik über Datenübertragungs-Systeme<br />
untereinander vernetzt.<br />
In diesem Bereich sind die Anforderungen<br />
enorm gestiegen.“<br />
Wärmepumpe hin, Solaranlage her. Man darf<br />
nie vergessen, für wen die Gebäude gemacht<br />
Fertigstellung kann das Gebäude mit diesem<br />
Modell vom Bauherren überwacht<br />
und gepflegt werden.<br />
In vielen europäischen Ländern wird diese<br />
effiziente virtuelle Dokumentation eines<br />
Gebäudekomplexes bereits angewendet,<br />
etwa in Italien oder in Spanien. Und<br />
bei uns? Andreas Grube, Vorstandsmitglied<br />
der Architektenkammer Baden-<br />
Württemberg, weiß: „In Deutschland reagiert<br />
man auf neue Verfahren wohl<br />
generell etwas verhalten. Doch BIM ist<br />
auch bei uns nun stark im Kommen.“ LOE<br />
werden. Denn es sind letztlich die Mitarbeiter,<br />
die Gewerbe- und Industriebauten mit Leben<br />
erfüllen. Sie sollen jeden Tag mit Freude zur<br />
Arbeit kommen. Gerne auch über eine ausgerollte<br />
Zunge. [!] <br />
STEFAN LOEFFLER<br />
Ingenieurbüro für Gebäudetechnik I Energietechnik I Umwelttechnik<br />
Entwicklung ist der Weg, Qualität ist das Ziel:<br />
Innovative Gebäudeplanung am Puls der Zeit!<br />
www.conplaning.de<br />
Sparkasse Ulm: Nething Generalplaner GmbH<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
Anzeige<br />
[rubrik]<br />
Lebenswerte Welten schaffen – gewerblich,<br />
industriell und privat<br />
Verwaltungsgebäude der Firma Kögl GmbH, Bubesheim.<br />
Ohne das Günzburger Bau<strong>unternehmen</strong><br />
bendl wäre Bayerisch-Schwaben um viele<br />
maßgeschneiderte Bauwerke, individuelle<br />
Lösungen und hochzufriedene Kunden ärmer.<br />
Die zahlreichen, auch jüngst erworbenen<br />
Auszeichnungen sprechen für ganz besondere<br />
Leistungen – innerhalb wie<br />
außerhalb des Firmengeländes.<br />
Die Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG kann<br />
mittlerweile auf 70 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte<br />
zurückblicken – ein persönliches<br />
Highlight, das am Firmensitz mit allen<br />
Mitarbeitern und Gästen gebührend gefeiert<br />
wurde. Seit der Gründung 1945 sind fünf eigenständige<br />
Fachabteilungen entstanden, die<br />
sämtliche Bereiche rund um große und kleine<br />
Gebäude abdecken. 1994 kam noch ein ebenfalls<br />
selbstständiges Schwester<strong>unternehmen</strong><br />
im sächsischen Sebnitz hinzu: die Dipl.-Ing. H.<br />
Bendl Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG.<br />
WERTARBEIT VOM BAUPROFI<br />
Bauen ist für die Günzburger Spezialisten<br />
Fotos Martin Duckeck, Ulm<br />
wertvolle, handwerkliche Kunst und gelebte<br />
Dienstleistung zugleich. „Nur so kann Stein<br />
für Stein Qualität entstehen und zugleich der<br />
Traum des Bauherrn ein Gesicht bekommen“,<br />
so der geschäftsführende Gesellschafter Stefan<br />
Wiedemann. Dabei reicht die Leistungspalette<br />
von schlüsselfertigen Industrie- und Gewerbehallen,<br />
Verwaltungsgebäuden,<br />
öffentlichen Gebäuden, Wohnanlagen sowie<br />
Einfamilienhäuser über die Außenanlagen,<br />
Reparaturarbeiten, Kanalsanierung bis zum<br />
Tiefbau bei jeder Art von Rohrbrüchen.<br />
AND THE WINNER IS …<br />
Das wirtschaftlich stabile Familien<strong>unternehmen</strong><br />
wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.<br />
Zwei der jüngeren Ehrungen seien hier stellvertretend<br />
für dessen Erfolgsgeschichte genannt.<br />
Um wie bendl „familienfreundlichstes Unternehmen“<br />
zu werden, muss man die eigenen<br />
Mitarbeiter auf möglichst empathische und<br />
kreative Weise bei der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf unterstützen. Beim Unternehmenswettbewerb<br />
2014 hatten sich in der Region<br />
Günzburg 17 Firmen beworben, vier<br />
wurden vom Regionalmarketing Günzburg<br />
zum Hauptpreisträger gekürt. Die frühere<br />
Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder<br />
nannte die für Familienfreundlichkeit Geehrten<br />
daher einmal die „Impulsgeber für die<br />
gesamte deutsche Wirtschaft und ein nachahmenswertes<br />
Beispiel für andere Unternehmen“!<br />
bendl wurde ebenso zum „Bau<strong>unternehmen</strong><br />
des Jahres 2015“ in der Kategorie<br />
Tief-, Straßen- und Ingenieurbau für kleine<br />
und mittelständische Unternehmen (KMUs)<br />
gewählt. Für diesen deutschlandweit konkurrenzstarken<br />
Wettbewerb hatte sich das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
zum ersten Mal beworben<br />
und ihn prompt für sich entschieden: Platz 1<br />
für hervorragendes Qualitätsmanagement,<br />
vergeben durch die TU München und das<br />
Fachmagazin tHIS. Da Qualitätsmanagement<br />
bei bendl schon immer ein zentraler Bestandteil<br />
der Firmenphilosophie war, konnten die<br />
Günzburger die Jury hier ausdrücklich überzeugen.<br />
„Wir von bendl realisieren Bauprojekte<br />
mit Markenzeichen. Vertrauen ist hierbei<br />
der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg. Dieser<br />
Verantwortung stellen wir uns.“, so geschäftsführender<br />
Gesellschafter Stefan Wiedemann<br />
und Geschäftsführer Tobias Keck.<br />
Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG<br />
Bau<strong>unternehmen</strong><br />
Lußweg 2 · 89312 Günzburg<br />
Fon +49 8221.9009-0 · Fax +49 8221.9009-99<br />
E-Mail: info@bendl.de · www.bendl.de<br />
1 Firmensitz und Showroom des Malermeister und<br />
Cotec Designbetrieb Neidl GmbH, Bubesheim.<br />
2 Das Forum der Firma Grünbeck Wasseraufbereitung<br />
GmbH, Höchstädt.<br />
3 Die Produktionshalle der Gugelfuss GmbH, Elchingen.<br />
1 2 3<br />
49 37<br />
Objekte: Firma bendl, Fotos: Martin Duckeck, Ulm
Dominik Hepp, Jan Kirsch und Tobias Knobloch (v. l.) in der „Werkstatt“. Vorne zu sehen ist die im Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelte Flexhand, die<br />
Skizze hinter den Gründern zeigt das neue Projekt. <br />
Foto: Marc Hörger<br />
Endlich wieder kraftvoll zugreifen<br />
„Das nehmen wir in die Hand.“ Wie wenig selbstverständlich der Satz ist, merkt man erst, wenn sie nicht mehr<br />
funktioniert. Die Gründerwerkstatt Manus tüftelt an einer Reha-Lösung für Schlaganfallpatienten.<br />
Die besten Ideen entstehen, wenn man<br />
viel Zeit zum Grübeln hat. Im Falle von<br />
Dominik Hepp war es während eines<br />
Krankenhausaufenthalts. Schwer verletzt an<br />
den Händen, kam dem angehenden Ingenieur<br />
der Medizintechnik in den Sinn, sich dem<br />
Thema aus technischer Sicht zu nähern. 2011<br />
begann er in seiner Bachelor-Abschlussarbeit<br />
mit der Entwicklung einer bionischen Handprothese.<br />
Das hochkomplexe Projekt zog bald<br />
Hepps Kommilitonen Jan Kirsch und Tobias<br />
Knobloch an. Und „ihr Prof“, Felix Capanni,<br />
Prodekan der Fakultät Mechatronik und Medizintechnik<br />
an der Hochschule Ulm, stand<br />
nicht allein mit Rat zur Seite, sondern auch<br />
mit Tat. Er organisierte im Rahmen seines Labors<br />
für Biomechanik, Produktentwicklung<br />
und Simulation ein kleines Budget für die Arbeit<br />
an der Entwicklung.<br />
Mittlerweile ist das Trio in der Gründerwerkstatt<br />
Manus GbR zusammengeschlossen, ei-<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[gründen]<br />
nes im vergangenen Herbst aus der Taufe gehobenem<br />
Start-ups. Das freilich sollte bereits<br />
in der Vorphase die erste Wendung nehmen.<br />
Die ursprüngliche Geschäftsidee hatte sich<br />
als untauglich erwiesen. Sie fußte auf der als<br />
Abschlussarbeit und als Prototyp vorgelegten<br />
„Flexhand“, einer Handprothese. Die Studenten<br />
hatten eine einfache, funktionelle Steuerungsmethodik<br />
und eine menschenähnliche<br />
Mechanik entwickelt inklusive Software und<br />
dem Design der Platinen. Die Finger, die sich<br />
einzeln bewegen lassen, werden per Muskelsignalsteuerung<br />
bewegt, die per App unterstützt<br />
ist. „In der Theorie bewältigbar, in der<br />
Praxis aber sehr viel komplexer“, berichtet<br />
Kirsch.<br />
EIN HIGH-TECH-HANDSCHUH<br />
Komplex, aber es gelang. Doch trotz hoher<br />
Alltagstauglichkeit ergab sich ein gewaltiges<br />
Problem, als eine Geschäfts idee daraus werden<br />
sollte. „Der Markt für Handprothesen ist<br />
sehr klein und überdies schon durch vier Hersteller<br />
besetzt“, erläutert Dominik Hepp.<br />
Noch vor Studien-Ende suchten die drei daher<br />
nach Alternativen mit größeren Marktchancen,<br />
in die das gewonnene Knowhow eingebracht<br />
werden könnte – und identifizierten<br />
schließlich die Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten.<br />
Jährlich trifft das um die<br />
240.000 Menschen; bei etlichen ist die Hand<br />
von Lähmungserscheinungen betroffen. Ziel<br />
ist nun die Entwicklung einer entsprechenden<br />
„Orthese“; also eines medizinischen Hilfsmittels,<br />
das im speziellen Fall zur Wiederherstellung<br />
der Greifkraft der Hand eingesetzt<br />
werden soll. Statt einer Prothese also eine Art<br />
High-tech-Handschuh. Er kann die bislang<br />
üblichen schweren, immobilen Apparaturen<br />
ersetzen. Damit ist die Rehabilitation auch zu<br />
Hause möglich.<br />
Im September 2015 haben die Gründer eine<br />
erste Hürde überwunden: Sie wurden in das<br />
von EU und Bund getragene „Exist“-Förderprogramm<br />
aufgenommen. Es sichert ihnen<br />
für ein Jahr ein Budget von 120.000 Euro – damit<br />
auch die Zeit, einen Businessplan aufzustellen,<br />
Partner zu akquirieren und einen Prototyp<br />
zu entwickeln. Er soll im Juli fertig sein<br />
und bei einem Pilot-Patienten eingesetzt werden<br />
können. Dazu werden zusammen mit Medizinern,<br />
Therapeuten und dem Patienten die<br />
Produktanforderungen festgelegt und in ein<br />
Pflichtenheft übertragen.<br />
Genauere Vorstellungen haben die Gründer<br />
über die Art und Weise, wie sie den Eintritt in<br />
den Markt gestalten wollen. Er soll über<br />
Orthopädietechniker geschehen, denen die<br />
„Manus GbR“ eine Art Baukasten liefert, aus<br />
dem sich maßgeschneiderte Orthesen anfertigen<br />
lassen, berichtet Hepp. Ein erster Kontakt<br />
zu einem Ulmer Sanitätshaus ist inzwischen<br />
geknüpft und offenbar vielversprechend verlaufen.<br />
LUFT UNTER DEN FLÜGELN<br />
Wenn alles so kommt, wie die jungen Männer<br />
es anpeilen, dann werde man sich in einigen<br />
Monaten auf die Suche nach einem Wagniskapitalgeber<br />
begeben, damit die junge Firma<br />
Luft unter den Flügeln erhält. Ob die Gründer<br />
dadurch selbst eine dauerhafte Perspektive<br />
erhalten?<br />
Das lassen sie auf sich zukommen. Hepp: „Wer<br />
Wagniskapital gibt, will ja irgendwann mit<br />
Gewinn auch wieder aussteigen.“ Doch solche<br />
Eventualitäten kümmern die Jungunternehmer<br />
derzeit eher weniger. Die Gelassenheit,<br />
was die eigene Zukunft anbelangt, hat<br />
einen einfachen Grund. „Wir haben noch viele<br />
gute Ideen“, sagt Jan Kirsch.<br />
Doch warum gehen sie überhaupt den Weg<br />
der Selbstständigkeit mit seinen vielen Fallstricken<br />
und immer drohenden Rückschlägen?<br />
Hepps Antwort fällt kurz und bündig<br />
aus: „Bei mir gewann der Reiz der Herausforderung<br />
schlicht die Oberhand.“ [!]<br />
<br />
THOMAS VOGEL<br />
Ulm fehlt<br />
die Gründerkultur<br />
Die Hochschule Ulm unterstützt die<br />
Ausgründung von „Manus“ mit Räumen,<br />
Laborausstattung und wissenschaftlicher<br />
Beratung, sagt Sprecherin<br />
Monica Walker. Für die meisten Absolventen<br />
sei der Weg in die Selbstständigkeit<br />
nicht die erste Option, hätten<br />
sie doch auf dem Arbeitsmarkt gute<br />
Chancen. Start-ups bräuchten eine<br />
entsprechende Grundfinanzierung –<br />
bei einer überschaubaren Anzahl an<br />
Fördermöglichkeiten. Die Hochschule<br />
werde aber auch weitere Gründer aus<br />
ihren Reihen unterstützen.<br />
Dominik Hepp mangelt es indes an einer<br />
Sache: „Es fehlt hier in Ulm eine<br />
Gründerszene; eine Gründerkultur wie<br />
in Städten wie Mannheim oder Berlin<br />
mit einem Netz aus Gelegenheiten für<br />
Begegnungen und Austausch gibt es<br />
hier einfach nicht.“ <br />
THV<br />
39
[führen] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Jung, frisch und auf der Suche<br />
Mission One aus Neu-Ulm ist eine Mischung aus IT-Technikfirma und Kreativ-Agentur. Der Fokus des<br />
Personalmarketings liegt auf jungen Leuten in der Region. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Marcel Mussotter.<br />
Foto: Marc Hörger<br />
Die Digitalagentur für Kundenentwicklung<br />
Mission One ist im Wettbewerb<br />
um Mitarbeiter in einer glücklichen<br />
Lage. Jungen Leuten bietet sie Themen, mit<br />
denen sie sich auch in ihrer Freizeit beschäftigen.<br />
In dem Neu-Ulmer Unternehmen, das<br />
mit 105 Mitarbeitern zu den zehn größten inhabergeführten<br />
Dialogagenturen Deutschlands<br />
gehört, geht es um Themen wie Werbekonzepte<br />
auf Facebook, Online-Shops, das<br />
Entwickeln von Apps für Kunden .… „Das sind<br />
Aufgaben, die junge Leute interessieren – und<br />
das alles in einer lockeren Agenturatmosphäre“,<br />
sagt Marcel Mussotter. Der Geschäftsführer<br />
für Finanzen und Personal der Holding<br />
One GmbH, zu der Mission One und zwei weitere<br />
Tochtergesellschaften gehören, sagt dennoch:<br />
„Gute Leute zu finden, ist eine Riesenherausforderung.“<br />
Vor allem, wenn es um<br />
erfahrene Kräfte geht. Der Markt ist eng, IT-<br />
Fachkräfte sind gefragt. Informatik dringt in<br />
nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche vor.<br />
Das geht einher mit einem überdurchschnittlichen<br />
Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute.<br />
Daher tun sich Firmen im<br />
Südwesten schwer, ihre vakanten Stellen für<br />
IT-Experten zu besetzen.<br />
KOSTENLOSE YOGA-KURSE<br />
Von Vorteil für Mission One ist es vor diesem<br />
Hintergrund, dass viele Mitarbeiter seit dem<br />
Anfang vor 17 Jahren dabei sind. „Denen bieten<br />
wir interessante Aufgaben und ein reizvolles<br />
Umfeld“, sagt Mussotter. „Wir sind<br />
nicht nur eine Technologiefirma, sondern<br />
auch eine Agentur. Die Atmosphäre bei uns ist<br />
locker.“ Das zeigt sich beispielsweise daran,<br />
dass es kostenlos Kaffee von Seeberger gibt,<br />
kostenlose Yoga-Kurse während der Arbeitszeit,<br />
Tischtennisplatte und Tischkicker als<br />
Pausenbeschäftigung, Sport-Gruppen, Vergünstigungen<br />
im Fitness-Center und auf der<br />
Kartbahn und Ausflüge. „Wir wollen ein attraktiver<br />
Arbeitgeber sein, unseren Mitarbeitern<br />
etwas bieten – und dass sie sich bei uns<br />
wohlfühlen“, sagt Mussotter.<br />
Dazu gehören auch flexible Arbeitszeiten<br />
samt Home-Office-Tagen. Die sind für die unterschiedlichen<br />
Bereiche geregelt. Weil die<br />
Belegschaft recht jung ist, gibt es derzeit viele<br />
Elternzeit-Rückkehrer. „Viele steigen halbtags<br />
ein. Wir versuchen die Stellen so umzustrukturieren,<br />
dass das geht.“ Den Versuch, einen<br />
Betriebskindergarten aufzubauen, gab man<br />
wieder auf. Zu viel Bürokratie und bei den benachbarten<br />
Betrieben gab es kein Interesse.<br />
„Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein“, sagt<br />
Geschäftsführer Marcel Mussotter.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[führen]<br />
Zu einem Fünftel setzt die Firma bei Neueinstellungen<br />
auf erfahrene Kräfte. Der Schwerpunkt<br />
aber liegt auf der eigenen Ausbildung<br />
und Hochschulabsolventen. Jährlich stellt das<br />
Unternehmen zwei bis drei Lehrlinge ein; die<br />
Übernahmequote beträgt annähernd 100 Prozent.<br />
Die Bandbreite reicht vom Fachinformatiker<br />
über Mediengestalter, Grafikdesigner bis<br />
hin zu Betriebswirten (Duale Hochschule).<br />
Daher ist für das Unternehmen die alle zwei<br />
Jahre stattfindende Ulmer Bildungsmesse<br />
wichtig. Die Präsentation auf der Messe haben<br />
die eigenen Auszubildenden entwickelt.<br />
Auch hier hat die Firma einen Vorteil – ist sie<br />
doch ohnehin auf digitale Kommunikationsund<br />
Werbekonzepte spezialisiert. „Unseren<br />
Azubis macht das Projekt riesigen Spaß, auch<br />
weil sie ihre eigene Marke präsentieren können“,<br />
erzählt der Geschäftsführer.<br />
Die zweite Säule der Fachkräftegewinnung<br />
bildet die Kooperation mit Hochschulen, speziell<br />
dem Studiengang „Informationsmanagement<br />
und Unternehmenskommunikation“<br />
an der Hochschule Neu-Ulm (HNU): Mission<br />
One finanziert ein Deutschlandstipendium,<br />
nimmt an der Hochschulmesse „career night“<br />
teil und beschäftigt Werkstudenten. Mit dem<br />
Bündel an Maßnahmen schafft es das Unternehmen,<br />
auswärtige Studenten, die in Neu-<br />
Ulm ihren Abschluss gemacht haben, hier zu<br />
halten. Umgekehrt sei es schwierig, Absolventen<br />
aus Großstädten nach Neu-Ulm zu lotsen.<br />
Viel besser gelinge die Ansprache junger Fachleute<br />
übers Internet. „Wir haben mittlerweile<br />
ein gutes Gefühl, welche Berufsgruppe wir<br />
auf welchen digitalen Kanälen erreichen.“<br />
Beispielsweise funktioniere jobs.swp.de oder<br />
Jobware für Mission One gut. Andere bekannte<br />
Portale nicht, obwohl sie gut gemacht seien.<br />
Zudem postet Mission One seine Stellenanzeigen<br />
auch auf Xing und Facebook. Kombiniert<br />
mit einer Bannerwerbung für genau definierte<br />
Zielgruppen klappe auch diese Form der<br />
Personalsuche: „Das passt zu uns als Spezialist<br />
für digitales Kundenmanagement.“ [!]<br />
<br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
Drei Töchter mit<br />
130 Mitarbeitern<br />
Zum Unternehmen: Vor 17 Jahren<br />
grün dete Internet-Pionier Thomas<br />
Striegl Mission One, der die Firma heute<br />
noch führt. 105 Mitarbeiter betreuen<br />
90 Kunden. Sie entwickeln digitale Konzepte<br />
zur Kundengewinnung und -bindung;<br />
sie gestalten und betreuen Kampagnen,<br />
entwickeln Apps und Lösungen<br />
für E-Commerce. Zur Holding gehören<br />
drei Tochtergesellschaften. Insgesamt<br />
130 Mitarbeiter erwirtschaften einen<br />
Umsatz von 7,5 Millionen Euro.<br />
Zur Person: Marcel Mussotter (32 Jahre,<br />
verheiratet) stieg 2010 als Controller<br />
und Prozessmanager ein. Seit Mitte<br />
2012 ist der Betriebswirt in der kaufmännischen<br />
Geschäftsleitung für<br />
Rechnungswesen, Personal und Recht<br />
zuständig. Seit Mitte 2015 Jahres verantwortet<br />
er diese Bereiche auch als<br />
Geschäftsführer der Holding. AMB<br />
41
[machen] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Darf’s ein bisschen weniger sein?<br />
Noch gibt es sie in vielen größeren Orten im Südwesten – Metzgereien wie die von Klara Wellhäuser in Dietenheim.<br />
Doch die kleinen Betriebe tun sich schwer, nicht zuletzt aufgrund einer Vielzahl gesetzlicher Auflagen.<br />
Geschäftsführerin Klara Wellhäuser<br />
verbringt auch am Wochenende so<br />
manche Stunde in den Firmenräumen,<br />
etwa dann, wenn ein Auftrag für einen<br />
Party-Service zu erledigen ist. Diese Sparte ist<br />
wichtig für den kleinen Betrieb. Als zweites<br />
Standbein steht er für knapp ein Fünftel des<br />
Umsatzes. Ihre Mitarbeiter will die Chefin außerplanmäßig<br />
dazu nicht heranziehen; geregelte<br />
Arbeitszeiten sind wichtig für die Zufriedenheit<br />
der Mitarbeiter, sagt sie. Bei ihr selbst<br />
wächst sich jedoch so mancher Samstag zum<br />
Zwölf-Stunden-Arbeitstag aus. Bis zu 80 Stunden<br />
beträgt ihr Wochenpensum. Und trotzdem:<br />
„Ich mache meine Arbeit gerne.“<br />
Diese Einstellung erleichterte ihr vor wenigen<br />
Jahren die Entscheidung, den Betrieb<br />
nach dem Tod ihres Mannes fortzuführen. Dafür<br />
musste sie aus rechtlichen Gründen einen<br />
Metzgermeister anstellen. Der geht in wenigen<br />
Jahren in Ruhestand. Wie es dann weitergeht,<br />
ist offen. Wellhäusers zwei Söhne haben<br />
technischen Studiengängen den Vorzug gegeben.<br />
Der gravierende Fachkräftemangel und<br />
der deutliche Rückgang der Auszubildenden<br />
in Produktion und Verkauf machen der Branche<br />
wie kaum einer anderen zu schaffen.<br />
WO WER REIN DARF<br />
Sie gehören zu den Gründen, aus denen gerade<br />
die Zahl der kleinen Betriebe rapide sinkt<br />
und sich bei manchem die Aussichten verdüstern.<br />
Denn sie kämpfen mit einem Imageproblem,<br />
wie die Fleischerinnung in ihrer aktuellen<br />
Kampagne um Nachwuchs indirekt<br />
einräumt: „Fleischer, anders als du denkst.“<br />
Doch es kommen weitere Probleme dazu. Um<br />
ein Beispiel herauszugreifen, sind da die neuen<br />
Auflagen der Finanzbehörden. Der Gesetzgeber<br />
bestimmte, dass ab dem Jahreswechsel<br />
der gesamte Warenstrom lückenlos registriert<br />
und dokumentiert werden muss. Diese Pflicht<br />
Mag ihre Arbeit: Metzgerei-Chefin<br />
Klara Wellhäuser.<br />
Fotos: Marc Hörger<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
Die Metzgerei Wellhäuser musste eine fünfstellige Summe in ein neues Kassensystem investieren. Der Grund: verschärfte gesetzliche Vorgaben.<br />
machte die Anschaffung neuer Verkaufswaagen<br />
in Verbindung mit einem komplett neuen<br />
Kassen- und Computersystem nötig. Die Investitionen<br />
fürs Haupthaus und die einzige<br />
Filiale in einem Nachbarort schlugen mit fast<br />
50.000 Euro zu Buche. „Das muss ein Betrieb<br />
erst mal stemmen können“, sagt Wellhäuser.<br />
Dabei hatte der Dietenheimer Schlachtbetrieb<br />
erst wenige Jahre zuvor sein Kühlhaus<br />
erweitert wegen einer EU-Vorgabe.Kostenpunkt:<br />
30.000 Euro. Die Zahl der verarbeiteten<br />
Tiere freilich ist gleich geblieben. „Doch was<br />
machen Betriebe, die dies schon aus räumlichen<br />
Gründen gar nicht können?“<br />
Letztlich bleibe manchem Fleischer nur übrig,<br />
den Betrieb zu schließen, wenn er dies finanziell<br />
nicht stemmen könne. So sind denn<br />
auch die hohen Kosten, die etwa für die Ausstattung<br />
einer weiteren Filiale fällig würden,<br />
der Grund dafür, dass Wellhäuser derzeit<br />
nicht expandieren will. Dabei hätte sie noch<br />
freie Kapazitäten in der Produktion. Und auch<br />
an Angeboten mangelt es nicht. Doch die damit<br />
verbundenen bürokratischen Auflagen<br />
wären eine zusätzliche Belastung.<br />
Schon jetzt nehmen diese die Inhaberin oft<br />
über Gebühr in Beschlag. In ihrem Fall kommt<br />
erschwerend hinzu, dass für den Hauptbetrieb<br />
mit Sitz in Baden-Württemberg zum Teil<br />
andere Vorschriften gelten als für die in Bayern<br />
liegende Filiale. Das dichte Regelwerk berührt<br />
zum Beispiel die innerbetrieblichen<br />
Transportwege und die Regeln, welche Bereiche<br />
von welchen Personen betreten werden<br />
dürfen. Sicher, da besteht immer ein Zusammenhang<br />
mit Hygienevorschriften. Auf der<br />
anderen Seite verringern die steigenden Auflagen<br />
bei handwerklichen Metzgereien, die in<br />
scharfer Konkurrenz zu Supermärkten, Discountern<br />
und großen Filialisten stehen, auch<br />
die Verdienstspanne.<br />
30 LEITZ-ORDNER VORGABEN<br />
„Das ist heute kein Vergleich mehr zu früher,“<br />
sagt Wellhäuser, doch noch lange kein Grund<br />
zum Schwarzsehen. Die Schlüsselbegriffe für<br />
die wirtschaftliche Basis lauten „Qualität“<br />
und „kompetente persönliche Beratung“. Beweis,<br />
dass diese Versprechen erfüllt würden,<br />
sei ein hoher Anteil an Stammkunden. Außerdem<br />
beziehe der Betrieb sämtliche Tiere aus<br />
der Umgebung von Bauern seines Vertrauens.<br />
Auch dies honorierten die Kunden.<br />
Zur größten Belastung hat sich die Bürokratie<br />
entwickelt. Klara Wellhäuser und viele ihrer<br />
Kollegen haben einen eigenen Indikator, mit<br />
dem sie den Aufwand in der Betriebsführung<br />
messen: Kamen Betriebe wie ihrer vor Jahren<br />
noch mit einer Handvoll Leitzordner hin, so<br />
reihen sich heute in ihrem Büro mehr als 30.<br />
Da nimmt es sich fast schon wie ein kleines<br />
Wunder aus, dass die Metzgerei aus eigenem<br />
Ehrgeiz noch lukullische Kreativität entfaltet<br />
und beispielsweise die Produktion einer<br />
„Whisky-Salami“ und von „Chili-Schoko-<br />
Landjägern“ aufgenommen hat.<br />
Mit so etwas schafft man sich ein unverwechselbares<br />
Profil und ein innovatives Image –<br />
aber auch neue Probleme. Die Regulierungswut<br />
schlägt auch hier zu – in der Pflicht, alle<br />
enthaltenen Allergene zu deklarieren. Nachzulesen<br />
für die Kunden ist dies in einem Ordner,<br />
den Wellhäuser gemäß den Rezepturen<br />
befüllen muss. Kunden wird er auf Nachfrage<br />
vorgelegt. Ob er häufig verlangt werde? „So<br />
gut wie nie. Wir beraten unsere Kunden lieber<br />
persönlich!“ [!] <br />
THOMAS VOGEL<br />
Die Zahl der<br />
Betriebe schrumpft<br />
Der Metzger als Lieferant für Sonntagsbraten<br />
und Leberkäs-Semmel für<br />
zwischendurch ist Teil des deutschen<br />
Kulturguts. Die Zahl der selbstständigen<br />
Metzgereien ist auch in und um<br />
Ulm herum stark rückläufig. Im Bezirk<br />
der Handwerkskammer Ulm waren<br />
zum Jahreswechsel 350 Betriebe registriert;<br />
das ist ein Viertel weniger als<br />
noch vor fünf Jahren. Davon haben 60<br />
Betriebe ihren Sitz im Alb-Donau-Kreis,<br />
13 in der Stadt Ulm. THV<br />
43
[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Keine Jugend ohne Sünden<br />
Früher, ja früher, war alles viel besser. Ist das wirklich so? Und was hat die heutige Smartphone-Generation Z<br />
eigentlich – in den Augen der schon länger nicht mehr ganz so Jungen – auf dem Kasten? Stefan Loeffler hat<br />
fünf Führungskräfte gefragt. Eine Reise in Vergangenheit und Zukunft.<br />
„Money, Money, Money“ von Abba war die Jugendhymne eines unserer Befragten. Heute ist er Banker.<br />
Harald Molle empfiehlt der Generation<br />
Z, nicht alles zu glauben,<br />
was im Internet steht. Der<br />
1959 geborene Informatiker ist<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Pfaffenhofener System-<br />
Entwicklungs- und Beratungsfirma<br />
NewTec GmbH, die er<br />
1986 gegründet hat.<br />
1) Das was mir an jeder Jugend gefällt, unabhängig von Generation X,<br />
Y oder Z: ihre Unverbrauchtheit, Leichtigkeit, Flexibilität und<br />
Naivität.<br />
2) Das kommt auf den Blickwinkel des Betrachters an. Ich denke, jede<br />
Generation findet an der jeweilig anderen Generation Einstellungen,<br />
die ihr nicht gefallen. Einstellungen ändern sich im Laufe des<br />
Lebens – das nennt man Erwachsen werden. Deshalb mag ich mir<br />
nicht anmaßen, über aktuelle Einstellungen zu urteilen.<br />
3) Neugierig bleiben, auf eine gute Bildung achten, sich sozial engagieren,<br />
nicht alles kritiklos glauben, was im Internet steht. Und ab und<br />
zu den Daumen entlasten, sprich: das Smartphone ruhen lassen und<br />
die analoge Welt wahrnehmen.<br />
4) Nichts. Zumindest haben sie es mir nicht gesagt. Meine Eltern haben<br />
mir (fast) alle Freiheiten gelassen. Dafür bin ich noch heute<br />
unendlich dankbar.<br />
5) „Hotel California“ von den Eagles.<br />
6) Die zweitgrößte war, als ich auf dem Fahrradweg zur Schule Französischvokabeln<br />
lernte und mich dabei am Mittelstreifen orientierte.<br />
Dort stand jedoch ein Verkehrsschild.<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />
[leben]<br />
1) Was gefällt Ihnen an der heutigen Jugend?<br />
2) Welche Einstellungen oder Eigenschaften stören Sie an der Generation Z?<br />
3) Welchen Tipp geben Sie den jungen Leuten für den Berufs- und/oder Studienstart?<br />
4) Zurück in Ihre Jugend: Was hat Ihre Eltern an Ihnen am meisten gestört?<br />
5) Erinnern Sie sich noch an musikalische Hymnen Ihrer Jugendzeit?<br />
6) Verraten Sie uns eine Ihrer größten Jugendsünden?<br />
Miriam Maurer stört die mangelnde Allgemeinbildung<br />
der Generation Z; sie schätzt jedoch deren soziales<br />
Engagement. Die 40-jährige gelernte Bankkauffrau ist<br />
seit 2015 die Niederlassungsleiterin Ulm/Konstanz der<br />
Commerzbank AG.<br />
1) Das Selbstbewusstsein und die Technikaffinität, das<br />
Streben nach Ausgewogenheit zwischen Beruf und Freizeit<br />
sowie das soziale Engagement und der Wunsch<br />
nach einer natürlichen Umwelt mit freien Entfaltungsmöglichkeiten.<br />
2) Die teilweise mangelnde Allgemeinbildung; das Wissen<br />
wird in der Cloud abgelegt und muss nicht gelernt werden.<br />
Die Leistungsorientierung im Job kommt manchmal zu Gunsten der Freizeitgestaltung<br />
zu kurz.<br />
3) Viel Praktikumserfahrung sammeln zur Entscheidungshilfe, ein Auslandsaufenthalt sowie<br />
aktives Engagement.<br />
4) Mein eigener Kopf, um nicht zu sagen: mein Dickschädel.<br />
5) „Live is Life” von Opus, „Hey, hier kommt Alex “ von den Toten Hosen und „Summer of 69“<br />
von Bryan Adams.<br />
6) Ich habe in der ersten Klasse eine Zigarette vom Opa meiner besten Freundin gemopst und<br />
ausprobiert. Seitdem bin ich Nichtraucherin.<br />
Traumimmobilie in<br />
Krumbach<br />
Herrschaftliches denkmalgeschütztes<br />
Jugendstil-Anwesen in Top-Zustand,<br />
traumhafter parkähnlicher Garten,<br />
Baujahr 1913, Wohnfläche ca. 404 m²,<br />
Grundstück ca. 2.808 m², 14 Zimmer,<br />
Kaufpreis auf Anfrage<br />
Herrenkellergasse 10 · 89073 Ulm<br />
Tel. +49-(0)731-938 07 60<br />
www.engelvoelkers.com/ulm<br />
Immobilienmakler<br />
SCHON AB<br />
99 € *<br />
Foto: © chones/Fotolia.com<br />
Der 1970 in München geborene Tim von Winning<br />
bewundert die Gelassenheit vieler Jugendlicher.<br />
Der verheiratete Architekt hat eine Tochter und einen<br />
Sohn und ist seit Juni 2015 Bürgermeister für<br />
Stadtentwicklung, Bau und Umwelt in Ulm.<br />
1) Ihre Gelassenheit im Umgang mit Hierarchien und<br />
Konventionen, Eltern und Schule.<br />
2) Die Schwierigkeit, sich festzulegen, da die ständigen<br />
Kommunikationsmöglichkeiten alles offen lassen. Außerdem<br />
die fehlende Motivation, sich in Dinge hineinzuknien.<br />
3) Den Einstieg nicht zu bedeutungsvoll zu machen. Das<br />
spätere Berufsleben bietet ausreichend Möglichkeiten der Differenzierung.<br />
4) Dass ich mir zu wenig Gedanken über die Zukunft machte und wohl zu viel „in den Tag“<br />
lebte.<br />
5) „A day in the Life“ von den Beatles und „Psycho Killer“ von Talking Heads.<br />
6) Ein gescheiterter Versuch auf Mykonos, mir selbst einen Ohrring zu stechen.<br />
PAUL FREUT SICH<br />
SCHON WIE BOLLE…<br />
... ENDLICH GEWINNT<br />
ER ONLINE KUNDEN<br />
Mit einer neuen Website begeistern Sie Ihre<br />
Besucher im Web und machen sie zu Kunden<br />
Ihres lokalen Geschäfts. Die Online-Profis der<br />
SÜDWEST PRESSE erstellen für Sie eine moderne,<br />
für Tablets und Smartphones optimierte<br />
und nutzerfreundliche Website.<br />
Das bieten wir:<br />
→ Zahlreiche Funktionen für Ihre<br />
Website wie Kontaktformular, Blogs,<br />
Google Maps u. v. m.<br />
→ Regelmäßige Aktualisierung der Inhalte<br />
→ Grundoptimierung für Google & Co.<br />
Weitere Infos:<br />
onlinewerben.de/website-services<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Daniel Gentner · d.gentner@swp.de<br />
T 0731 156-167<br />
*monatlich zzgl. Einrichtungsgebühr und MwSt.<br />
45
[leben] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
1) Was gefällt Ihnen an der heutigen Jugend?<br />
2) Welche Einstellungen oder Eigenschaften stören Sie<br />
an der Generation Z?<br />
3) Welchen Tipp geben Sie den jungen Leuten für den<br />
Berufs- und/oder Studienstart?<br />
4) Zurück in Ihre Jugend: Was hat Ihre Eltern an Ihnen<br />
am meisten gestört?<br />
5) Erinnern Sie sich noch an musikalische Hymnen Ihrer<br />
Jugendzeit?<br />
6) Verraten Sie uns eine Ihrer größten Jugendsünden?<br />
Foto: © Nilanjan/Fotolia.com<br />
Foto: © shutswis/<br />
Fotolia.com<br />
Ulrike Hudelmaier ist sicher,<br />
dass die Jugend ihren Weg gehen<br />
und dabei unsere Gesellschaft<br />
voranbringen wird. Die<br />
49-jährige Diplom-Kauffrau leitet<br />
seit 2006 das TFU Gründerund<br />
Technologiezentrum der<br />
Region Ulm/Neu-Ulm.<br />
1) Mir gefallen Menschen, die aktiv sind und etwas bewegen<br />
wollen, unabhängig vom Alter. Die heutige Jugend wird ihren<br />
Weg machen und uns voranbringen.<br />
2) Ich kenne sehr viele junge Leute, aber von einer Generation<br />
Z will ich nicht reden – früher gab es ja auch nicht die<br />
Generation T für Telefon oder F für Fernseher, nur weil es<br />
eine neue Technologie gab.<br />
3) Ergreift einen Beruf, der Euch gut von der Hand geht.<br />
Denkt auch ans Handwerk und an Ausbildungsberufe.<br />
Erst mal geht es um solide Grundlagen, auf die man aufbauen<br />
kann. „Erfindet“ Euren ganz eigenen Beruf. Erweitert<br />
Euren Horizont, geht zur Ausbildung weg von<br />
zu Hause, am besten auch länger ins Ausland.<br />
4) Ich habe nicht sehr gerne im Haushalt geholfen.<br />
5) Ich war sehr engagiert im Ulmer Spatzenchor, daher<br />
sind das die vielen Lieder, die wir auf unseren Konzertreisen<br />
mit Gitarre im Bus gesungen haben –<br />
stundenlang.<br />
6) Ich war mit dem Spatzenchor und Instrumenten<br />
sowie etwas Schule so beschäftigt, dass ich für so<br />
etwas keine Zeit hatte. Das wilde Leben habe ich<br />
dann – in verträglichen Einheiten – im Studium<br />
nachgeholt. Aber da waren es ja dann keine<br />
echten Jugendsünden mehr.<br />
Die schmuddelige Jeansjacke<br />
aus der Jugend hat Stefan Hell<br />
längst entsorgt. Heute trägt der<br />
49-Jährige, der seit 2013 Mitglied<br />
des Vorstandes der Volksbank<br />
Ulm-Biberach eG ist, Anzüge<br />
und meint: „Kleider<br />
machen Leute – auch im Berufsleben.“<br />
1) Mir gefällt an der heutigen Jugend, dass sie aufgeschlossen, sehr innovativ<br />
und oft auch kreativ ist.<br />
2) Was mir weniger gefällt, ist das hohe Wohlstandsniveau, das sie oft<br />
mit weniger „Biss“ unterwegs sein lässt – und dass heutzutage die<br />
Loyalität zum Arbeitgeber immer mehr abnimmt.<br />
3) Meine Tipps: „Kleider machen Leute!“ – auch im Berufsleben; ruhig<br />
einmal nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde; Respekt<br />
und Interesse an der Arbeit zeigen; Augen und Ohren offen halten<br />
und nicht zuletzt hilfsbereit sein.<br />
4) Oh, ich glaube das waren meine langen Haare, die laute Musik und<br />
meine wirklich schmuddelige Jeansjacke.<br />
5) „Down Under” von Men at Work, „Hymn” von Barclay James Harvest<br />
und „Money, Money, Money” von Abba.<br />
6) Da gibt es so einige. Eine war, als ich das Auto meines Englischlehrers<br />
als „Schnäppchen wegen Lottogewinn“ mit dem Hinweis<br />
„erreichbar ab 22 Uhr“ inserierte.<br />
46
Anzeige<br />
Wahrgewordene Zelt(t)räume<br />
Seit rund zehn Jahren plant und realisiert<br />
das tatkräftige Team der Firma Pscheidl<br />
Veranstaltungsservice und Zeltverleih unvergessliche<br />
Events.<br />
Mit ihren unterschiedlichen Veranstaltungszelten<br />
und verschiedenen Überdachungslösungen<br />
bietet das Familien<strong>unternehmen</strong> Pscheidl<br />
seinen Kunden eine Vielzahl flexi bler Möglichkeiten,<br />
eine an die vorhandene Örtlichkeit angepasste<br />
und für die jeweilige Begebenheit maßgeschneiderte<br />
Event-Location zu schaffen.<br />
Bei Marcus Pscheidl laufen vor, während und<br />
nach der Veranstaltung alle Fäden zusammen;<br />
der Zeltmeister selbst schnürt für jeden einzelnen<br />
Kunden ein exakt angepasstes „Rundum-<br />
Sorglos-Paket“, das in der Lösung der Zeltfrage<br />
noch lange kein Ende findet. Auch die darüber<br />
hinausgehende Ausstattungen sind sein Metier<br />
und werden selbstverständlich im Gesamtkonzept<br />
berücksichtigt: von mobilen Toiletten, individuellen<br />
Heizlösungen oder Kühlanhängern<br />
über Geschirr, Gläser, Tische und unterschiedlichste<br />
Bestuhlungen, die so gut wie jedem<br />
Geschmack gerecht werden, bis hin zu repräsentativen<br />
Umzäunungen – alles wird aus einer<br />
Hand angeboten und organisiert.<br />
Diese sorgfältig durchdachten Komplettlösungen<br />
mit nur einem verantwortlichen Ansprechpartner<br />
erklären die rasante Entwicklung der<br />
Firma Pscheidl Veranstaltungsservice und<br />
Zeltverleih in den zurückliegenden zehn Jahren<br />
sowie den stetig weiter wachsenden Kundenstamm.<br />
Falls jemand meint, mit Beginn eines Events sei<br />
für Marcus Pscheidl und sein Team die Arbeit<br />
getan, der irrt sich: Feierabend ist für ihn und<br />
die etlichen geübten Helfer erst dann, wenn<br />
eine Veranstaltung erfolgreich abgeschlossen<br />
und auch der letzte Gast gänzlich zufrieden<br />
nach Hause gegangen ist. Und auch dann geht<br />
es bereits kurze Zeit später tatkräftig weiter, bis<br />
auch die letzten Spuren der Veranstaltung der<br />
Vergangenheit angehören.<br />
Kontakt:<br />
Ravensburger Straße 66 · 89079 Ulm<br />
Telefon 0179 219 13 72<br />
www.pscheidl-service.de<br />
47
[leben]<br />
Verabschiedete sich als Schirmherr der Aktion 100000 und Ulmer helft: Alt-OB Ivo Gönner.<br />
Unternehmer unter sich: Sebastian Hirn, Erwin Settele und Anton Gugelfuss.<br />
Aufrecht in<br />
stürmischen Zeiten<br />
Das Winterleuchten in der fünften Auflage. 250 Gäste beim Neujahrsempfang<br />
der SÜDWEST PRESSE. Aktion 100 000 und Ulmer helft: Alt-OB Ivo Gönner<br />
übergibt die Schirmherrschaft an seinen Nachfolger Gunter Czisch.<br />
Vertikalakrobatin Natalia Gavrilova Macauley.<br />
Gute Gespräche, Anregungen nicht nur<br />
kulinarischer Art – aber auch nachdenkliche<br />
Töne gab es beim „Winterleuchten“<br />
der SÜDWEST PRESSE im historischen<br />
Zeughaus in Ulm. Zu dem Gala-Abend<br />
hatte Thomas Brackvogel, der Geschäftsführer<br />
der Neuen Pressegesellschaft, zum fünften<br />
Mal eingeladen. Zu den wichtigen Themen in<br />
diesem Jahr gehöre, so Brackvogel, „in welcher<br />
Form wir mit den Menschen umgehen,<br />
deren Flucht in Deutschland geendet hat“.<br />
Herausfordernd sei auch der Umgang mit<br />
dem neuen Phänomen, dass viele Menschen<br />
wilden Gerüchten im Internet mehr vertrauten<br />
als Berichten der etablierten Medien. Beispielhaft<br />
für diese Haltung steht der Kommentar<br />
einer Frau. Sie sagte gegenüber dem<br />
NDR über die nachgewiesene Falschmeldung,<br />
dass eine 13-Jährige von Flüchtlingen vergewaltigt<br />
worden sei: „Wahrheit oder nicht. Ich<br />
glaube diese Geschichte.“ Frieden, Wohlstand<br />
und unseren Rechtsstaat dürfe man nicht nur<br />
genießen: „Man muss unsere demokratischen<br />
Werte auch verteidigen“, mahnte Brackvogel<br />
– und war sich mit dem scheidenden Ulmer<br />
Oberbürgermeister Ivo Gönner einig. „Es gilt,<br />
sich nicht wegzuducken, wenn es stürmisch<br />
wird“, betonte Gönner.<br />
STIMMUNGSVOLLER ABEND<br />
Mit seinem Abschied vom Rathaus legt er<br />
auch sein Amt als Schirmherr der Aktion<br />
100 000 und Ulmer helft nieder. Sein Nachfolger<br />
als OB und Schirmherr ist Gunter Czisch.<br />
Der wurde denn auch von SWP-Chefredakteur<br />
Ulrich Becker auf der Bühne gebeten –<br />
und interviewt. Eine Antwort auf die Frage<br />
nach seinen drei Wünschen für die Ulmer<br />
Kommunalpolitik umging Czisch diplomatisch<br />
lächelnd.<br />
Nach den ernsten Reden entwickelte sich das<br />
„Winterleuchten“ zu einem entspannten,<br />
stimmungsvollen und vergnügten Abend mit<br />
Musik und kulinarischen Genüssen für die<br />
250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur.<br />
Der Neujahrsempfang der SÜDWEST PRESSE<br />
stellt gleichzeitig den Abschluss der Aktion<br />
100 000 und Ulmer helft dar. Wie groß die Solidarität<br />
in Ulm ist, zeigt erneut das Ergebnis:<br />
Eine Vielzahl von Initiativen und Spendern<br />
unterstützen die Hilfsaktion mit insgesamt<br />
851.025 Euro. Das ist das drittbeste Ergebnis<br />
der Aktion in ihrer 45-jährigen Geschichte.<br />
Die Bandbreite reicht von Einzelspenden über<br />
Aktionen von Schulen und Azubis (bei der IT-<br />
Firma Wilken organisierten die Nachwuchskräfte<br />
ein Rock-Konzert) bis hin zu Firmenspenden.<br />
Mit dem Geld werden 2000<br />
bedürftige Menschen unterstützt, fast 600.000<br />
Euro gehen an 100 soziale Einrichtungen.<br />
Übrigens: Für die Aktion kann ganzjährig gespendet<br />
werden. Nähere Infos unter<br />
www.aktion100000.de [!] <br />
AMB<br />
48
Sandra Wittling, Schauspielerin Cosima von Borsody und ihr Ehemann Bernhard Hock (Schwäbisch Media).<br />
Architekt Adrian Hochstrasser, Susanne Winkler und ihr Ehemann, Notar Christian Winkler.<br />
Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Neuen Pressegesellschaft, begrüßte die Gäste zum fünften „Winterleuchten“.<br />
Ulms neuer OB Gunter Czisch und SÜDWEST-PRESSE-Verleger Eberhard Ebner.<br />
diaChristoph Grießer, Firmenkundenchef der Deutschen Bank Ulm, mit Ehefrau Clau<br />
<br />
[leben]<br />
CDU-Bundestagsageordnete Ronja Schmitt (rechts) im Gespräch mit Jessica Kulitz<br />
Gold-Ochsen-Chefin Ulrike Freund im Gespräch mit<br />
Johannes Stolz, dem früheren EBU-Leiter der Stadt Ulm.<br />
.<br />
Unternehmer Thilo Butzbach mit Ehefrau Gudrun.<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ingrid Eibner<br />
leitet das<br />
Logistik-Cluster<br />
Neue Managerin<br />
des LCS:<br />
Ingrid Eibner.<br />
Ingrid Eibner ist die neue Managerin<br />
des Logistik-Clusters<br />
Schwaben.<br />
Sie hat Robert<br />
Schönberger<br />
abgelöst,<br />
der zur<br />
Messe München<br />
gewechselt<br />
ist.<br />
Eibner (36)<br />
hat in Tübingen<br />
Geographie,<br />
Politikwissenschaften<br />
und<br />
Städtebau studiert, arbeitete in<br />
zahlreichen Projekten der Wirtschaftsförderung<br />
Region Stuttgart<br />
GmbH und des KLOK Kooperationszentrums<br />
Logistik<br />
e.V.mit und war am Aufbau des<br />
Logistik-Netzwerkes Baden-<br />
Württemberg beteiligt. Zuletzt<br />
leitete sie die Geschäftsstelle<br />
Kornwestheim.<br />
Rentschler<br />
wechselt in<br />
Aufsichtsrat<br />
Beim Laupheimer Pharmaspezialisten<br />
Rentschler bricht eine<br />
neue Ära an. Der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Nikolaus F.<br />
Rentschler wechselt in den Aufsichtsrat<br />
und konzentriert sich<br />
auf den weiteren Ausbau der<br />
Ulmer Sehnsucht<br />
Unternehmensgruppe. Neuer<br />
Geschäftsführer der Rentschler<br />
Biotechnologie wird Frank Mathias,<br />
bisher Vorstandschef der<br />
Medigene AG (Martinsried) und<br />
Aufsichtsratsmitglied bei Rentschler.<br />
Rentschler ist ein führender<br />
Dienstleister für die Entwicklung<br />
und Produktion von<br />
biopharmazeutischen Medikamenten.<br />
Der Auftragshersteller,<br />
der stetig wächst, verdoppelt<br />
derzeit seine Produktionskapazitäten.<br />
Dazu investiert er 24<br />
Millionen Euro. Zuletzt erzielte<br />
das Unternehmen, das 620 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, einen Jahresumsatz<br />
von mehr als 64 Millionen<br />
Euro.<br />
Neuausrichtung<br />
und Stellenabbau<br />
bei Butzbach<br />
Unternehmer Thilo Butzbach<br />
(56) richtet den Illertissener<br />
Hersteller von Industrietoren<br />
neu aus. Der Hintergrund: 2013<br />
und 2014 gab es Verluste. Durch<br />
Aus Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt hat<br />
Susanne Ott den Schriftzug „Sehnsucht“ für<br />
10.000 Euro gekauft. Mit dem hatte die Stadt<br />
Ulm die Sonderausstellung „125 Jahre Ulmer<br />
Münsterturm“ beworben und dabei gezeigt,<br />
wie aus der Sehnsucht von 1877 der Weitblick<br />
von heute wurde. „Das ist mein Beitrag zum<br />
gelungenen Jubiläumsjahr“, sagt die Unternehmerin.<br />
Auch ihre 38 Mitarbeiter seien begeistert,<br />
vor allem jene, die den Schriftzug per<br />
Lkw auf dem Münsterplatz abgeholt haben.<br />
Der rosa Schriftzug kommt nun auf ein Dach<br />
in die direkte Nachbarschaft des Verpackungsund<br />
Lagertechnik-Spezialisten, „damit wir die<br />
‚Sehnsucht‘ gut sehen können“. Den „Weitblick“<br />
sicherte sich die Ulmer Uzin Utz AG.<br />
ein neues EDV-System sollen<br />
die Arbeitsabläufe effizienter<br />
werden. Zudem will Butzbach<br />
den Umsatz mit Flugzeughangar-Toren<br />
verdoppeln. Insgesamt<br />
sollen die Erlöse bis 2020<br />
von 40 auf 70 Millionen Euro<br />
steigen. Im Zuge der Neuausrichtung<br />
fallen bis zu 20 der 400<br />
Stellen weg. Zudem zieht sich<br />
Butzbach aus dem operativen<br />
Geschäft zurück. Operativer<br />
Chef wird Tim Füldner, der bisher<br />
Vertrieb und Marketing verantwortet<br />
hat. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.),<br />
Irmgard Städele,<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Antje Glinka (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Interview),<br />
Volkmar Könneke, Matthias<br />
Kessler, Lars Schwerdtfeger,<br />
Getty images, imago, Werkfotos,<br />
PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />
<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Stefan Kulbe<br />
Telefon 0731 156-137<br />
E-Mail s.kulbe@swp.de<br />
Auflage: 15 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
4. Mai <strong>2016</strong><br />
Die Themen<br />
Energieversorgung<br />
und -effizienz<br />
Maschinenund<br />
Anlagenbau<br />
Basel III<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
8. April <strong>2016</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
50
SÜDWEST IMPULS <strong>2016</strong><br />
VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />
WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN VORTRAGSABENDEN<br />
Die erfolgreiche Vortragsreihe der SÜDWEST PRESSE in Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm (HNU) und des Sponsorenpartners<br />
Tentschert Immobilien IVD lädt auch <strong>2016</strong> in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsagentur SPRECHERHAUS® prominente Top-<br />
Referenten nach Neu-Ulm ein. Mit dem neuen Angebot von 8 Seminarabenden lassen wir Sie wieder vom Wissen der Besten profitieren.<br />
Veranstaltungsort:<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm<br />
Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm | www.hs-neu-ulm.de<br />
Jeweils donnerstags (außer Vortrag 7) von 19.30 bis 21.00 Uhr<br />
(Einlass ab 19.00 Uhr).<br />
Infos und Buchung:<br />
info@sprecherhaus.de, +49 (0) 2561 69565-170, www.sprecherhaus.de<br />
oder unter www.südwestimpuls.de<br />
Einzelkarte 59,– € 49,– €*<br />
Doppelkarte (2 Personen je Vortragsabend) 79,– €*<br />
Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />
*Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />
In Kooperation mit:<br />
Sponsorenpartner:<br />
1<br />
2 3 4<br />
© Manfred Weissbacher<br />
28.01.<strong>2016</strong> | Prof. Dr. Jens Weidner 25.02.<strong>2016</strong> | Georg Wawschinek 07.04.<strong>2016</strong> | Christian Lindemann 12.05.<strong>2016</strong> | W. T. Küstenmacher<br />
Der Hart, Kriminologe aber unfair? Prof. Dr.<br />
Jens Machtspiele Weidner schnell trainierte durchschauen! das<br />
Durchsetzungsvermögen „ Setzen Sie sich durch und das ohne und<br />
gab Ellbogen!“<br />
Tipps für den Umgang mit<br />
Macht- und Statusspielen.<br />
Erfolg mit Charisma<br />
Überzeugend auftreten und<br />
begeistern<br />
„ Nur wer empfängt, kann auch senden.“<br />
Showtime<br />
Auf den Bühnen des Lebens<br />
„ Andere zu begeistern, zu faszinieren und<br />
mit einem guten Gefühl auszustatten,<br />
ist eine Schlüsselqualifikation, um ein<br />
Magnet für Ihr Gegenüber zu sein!“<br />
simplify your life mit Limbi<br />
Der Weg zum Glück führt durchs<br />
Gehirn<br />
„ Wer Limbi zum Freund hat, ist glücklich.“<br />
5<br />
6 7<br />
8<br />
dienstags!<br />
15.09.<strong>2016</strong> | Boris Nikolai Konrad<br />
Gedächtnispower<br />
Bringen Sie Ihr Gehirn auf<br />
Vordermann<br />
„ Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“<br />
13.10.<strong>2016</strong> | Michael Rossié 08.11.<strong>2016</strong> | Dr. Monika Hein<br />
08.12.<strong>2016</strong> | Frank Astor<br />
Das 1x1 des Gesprächsklimas<br />
Souveränes Verhalten in<br />
schwierigen Gesprächen<br />
„ Wer an Menschen herumschnitzt, macht<br />
sie kleiner. Wer ihnen etwas zeigt, öffnet<br />
ihnen neue Möglichkeiten.“<br />
Stimmt Ihre Stimme?<br />
Wie Sie sicher sprechen und überzeugend<br />
klingen<br />
„Denn SIE entscheiden, wie Sie klingen!“<br />
Motivation<br />
Ohne Wofür kein Wie. Mit Sinn mehr<br />
Gewinn.<br />
„Ohne Motivation geschieht nichts.”
Gehen Sie auf Entdeckungsreise.<br />
Bei einer Probefahrt mit dem neuen GLC, GLE und GLE Coupé.<br />
• Gebaut mit den Genen des GLK, zeichnet sich die<br />
komplett überarbeitete Silhouette des neuen GLC<br />
aus klaren und gleichzeitig sinnlichen Linien.<br />
• Mit dem GLE 500 e 4MATIC 1 präsentiert<br />
Mercedes-Benz sein erstes Plug-In Hybridmodell<br />
im Offroad-Segment.<br />
• Sportlich und dynamisch wie ein Coupé, imposant<br />
wie ein SUV: Das neue GLE Coupé ist die perfekte<br />
Kombination zweier Fahrzeugklassen.<br />
Jetzt Probe fahren.<br />
1<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,7-3,3 l/100km; CO 2<br />
-Emissionen kombiniert:<br />
84-78 g/km; Stromverbrauch kombiniert 18,0-16,7 kWh/100km.<br />
A nbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
P artner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH:<br />
N iederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10<br />
Telefon: 07 31/70 0-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de