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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 4 9<br />

Mr. Biotech und<br />

seine Vision<br />

Markus Leyck Dieken ist Deutschland-Chef des<br />

Pharmakonzerns Teva. Der Manager über Forschung,<br />

Krebsbekämpfung und den Standort Ulm.<br />

Gesundheit So bekommen Mitarbeiter Lust auf Bewegung SEITE 6<br />

Geldanlage Wie Kunst glücklich und vielleicht auch reich macht SEITE 20<br />

Umfrage Waren Sie auch mal jung, Chef? SEITE 44


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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

was für eine absurde Lage! Selten war die<br />

Krisendichte in der Welt höher. Doch nach<br />

einem guten Jahr 2015 sind viele Firmen im<br />

Südwesten auch <strong>2016</strong> blendend gestartet.<br />

Das liegt aber nicht etwa daran, dass die Politik<br />

glänzende Rahmenbedingungen setzt;<br />

ganz im Gegenteil, wie unser Titelinterview<br />

mit Teva-Deutschland-Chef Markus Leyck<br />

Dieken (Seite 10) und das Porträt der Landmetzgerei<br />

Wellhäuser (Seite 42) zeigen.<br />

Vielmehr wirken Niedrigzins, billiges Öl<br />

und schwacher Euro wie Drogen auf die<br />

Konjunktur; der künstliche Höhenflug hat<br />

aber auch etwas Gutes. Er gibt die Möglichkeit,<br />

eine riesige Herausforderung zu bestehen:<br />

die Integration von Flüchtlingen in Arbeit.<br />

Während Politiker wie der bayerische<br />

Ministerpräsident Horst Seehofer noch mit<br />

populistischen Tiraden Stimmung machen,<br />

arbeiten viele Unternehmer an Lösungen.<br />

Respekt! Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />

Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[verantworten]<br />

06 Der bewegte Mitarbeiter Wie man<br />

betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

zum Leben erweckt<br />

32 Klare Kante Funktional und ästhetisch:<br />

moderne Industrie- und Gewerbebauten<br />

[titelthema]<br />

10 Arznei der Zukunft – made in Ulm<br />

Markus Leyck Dieken im Gespräch<br />

[finanzieren]<br />

20 Ganz schön rentabel<br />

Kunst als Geldanlage<br />

[spezial]<br />

24 Das Vernetzungs-Alibi<br />

Der 17. Unternehmertag in Ulm<br />

[machen]<br />

30 Volles Rohr Die Stiefel Hydraulik und<br />

Pneumatik GmbH wächst rasant<br />

42 Darf’s ein bisschen weniger sein?<br />

Die Metzgerei Wellhäuser und die<br />

Bürokratie<br />

[gründen]<br />

38 Endlich wieder kraftvoll zugreifen<br />

Die Gründerwerkstatt Manus und ihre<br />

Hände<br />

[führen]<br />

40 Jung, frisch und auf der Suche<br />

Wie die Digital-Agentur Mission One<br />

gute Leute findet<br />

[leben]<br />

44 Keine Jugend ohne Sünden<br />

Umfrage unter Führungskräften über<br />

das Jungsein damals und heute<br />

48 Winterleuchten Die große Gala der<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Ulms große Herausforderung<br />

4 Netzwerker und Kämpfer für den<br />

Standort<br />

5 Praktikums-Plätze für Flüchtlinge<br />

23 Handwerk: Das Geschäft brummt<br />

50 Ulmer Sehnsucht<br />

50 Impressum<br />

20 38<br />

06 30<br />

24<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ulms große Herausforderung<br />

Spannende Zeiten brechen für<br />

den Einzelhandel in Ulm an – für<br />

die Kunden und Gäste, aber auch<br />

die Verkehrsexperten der Stadtverwaltung.<br />

Denn Ulm investiert<br />

in die Zukunft und baut um. Im<br />

Herzen der Stadt reiht sich in den<br />

nächsten drei Jahren ein Großprojekt<br />

ans andere. Die Arbeiten<br />

dafür haben bereits begonnen.<br />

Neben dem Bau der zweiten Straßenbahnlinie,<br />

dem Umbau des<br />

Bahnhofsareals im Zuge der Neubaustrecke<br />

Wendlingen – Ulm,<br />

und der Neugestaltung der Bahnhofspassage<br />

steht die Realisierung<br />

des 130 Millionen teuren<br />

Ein kaufs- und Wohnprojekts Sedel<br />

höfe an. In der Nachbarschaft<br />

wird das Parkhaus Deutschhaus<br />

er weitert und obendrein ein neues<br />

Parkhaus am Bahnhof errichtet.<br />

Und das sind nur die größten<br />

Projekte.<br />

So sehr sich der innerstädtische<br />

Handel über die Investitionen<br />

freut, weil sie langfristig die Attraktivität<br />

der Stadt steigern, so<br />

Feierabendverkehr in Ulm. Mit einer ausgeklügelten Baustellenlogistik will<br />

die Stadtverwaltung den Verkehr am Fließen halten.<br />

mulmig ist es manchen Händlern.<br />

Sie befürchten, dass der Verkehr<br />

in der Innenstadt zum Erliegen<br />

kommt. Im Jahr 2017 werden<br />

wöchentlich bis zu 1700 Lastwagen<br />

zusätzlich unterwegs sein.<br />

„Wir haben unsere Wünsche und<br />

Sorgen gegenüber der Stadt geäußert“,<br />

sagt City-Manager Henning<br />

Krone. Er würdigt ausdrücklich<br />

die Anstrengungen der Verwaltung<br />

und Planer, die Bau stel lenlogistik<br />

der Großprojekte zu<br />

stemmen: „Die Stadt macht einen<br />

guten Job, die Ko ope ra tionsbereitschaft<br />

ist hervor ragend.“<br />

Dennoch gibt‘s Unruhe im Handel<br />

aus Sorge vor Dauer staus. Für<br />

Krone ist entscheidend, dass in<br />

der Region die Botschaft ankommt:<br />

„Ulm bleibt erreichbar.“<br />

Der Hintergrund: Dass die Stadt<br />

– zwischen Stuttgart und München<br />

– mit mehr als 5000 Menschen<br />

pro Stunde die höchste<br />

Passantenfrequenz aufweist, hat<br />

sie ihrem großen Einzugsgebiet<br />

zu verdanken. [!]<br />

AMB<br />

Netzwerker und Kämpfer für den Standort<br />

Keine Frage: Peter Kulitz ist ein<br />

politischer Kopf und obendrein<br />

blendend vernetzt. Er führt das<br />

von seinem Vater gegründete Unternehmen<br />

Esta in Senden, einen<br />

Spezialisten für Absaug- und Filtertechnik.<br />

Einen großen Teil seiner<br />

Zeit setzt er sich ehrenamtlich<br />

ein – als Präsident der IHK<br />

Ulm (seit 2003) und als Präsident<br />

des Baden-Württembergischen<br />

Industrie- und Handelskammertags<br />

(seit 2010). Er ist Fürsprecher<br />

der Südwest-Firmen auch auf den<br />

Delegationsreisen des Landeswirtschaftsministeriums<br />

im Ausland<br />

und hat einen ganzheitlichen<br />

Blick darauf, was Wirtschaft<br />

stark macht. Finanz- und Wirtschaftsminister<br />

Nils Schmid<br />

würdigte ihn jetzt als „außergewöhnliche<br />

Persönlichkeit“, einen<br />

„Kämpfer für den Standort“ und<br />

heftete ihm das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande an die Brust.<br />

Schmid lobte, wie Kulitz sich vor<br />

allem für Themen einsetzt wie<br />

Bildung (mit der internationalen<br />

Schule Ulm/Neu-Ulm), Fachkräftesicherung<br />

und aktuell<br />

die Integration von<br />

Flüchtlingen in Arbeit.<br />

Kulitz, so<br />

Schmid, habe die<br />

grün-rote Landesregierung<br />

nach ihrem<br />

Start zwar kritisch<br />

begleitet, aber letztlich<br />

auf Diplomatie<br />

gesetzt. [!] KÖ/AMB<br />

Peter Kulitz (li.) freut sich<br />

über das Lob von Finanzminister<br />

Nils Schmid.<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Praktikums-Plätze für Flüchtlinge<br />

Drei von vier Mittelständlern im<br />

Südwesten haben einer Studie<br />

zufolge Schwierigkeiten, geeignetes<br />

Personal zu finden. Vor ein<br />

paar Monaten bestand noch die<br />

Hoffnung, dass die offenen Stellen<br />

in größerer Zahl mit Flüchtlingen<br />

besetzt werden können.<br />

Doch deren Integration in den<br />

Arbeitsmarkt wird viele Jahre in<br />

Anspruch nehmen, meinte Hans-<br />

Peter Klös, Geschäftsführer des<br />

Instituts der deutschen Wirtschaft,<br />

auf dem 2. Fachkräfte-Forum<br />

in Ulm. Die dortige IHK versucht<br />

seit Jahren mit einem<br />

Bündel von Maßnahmen, dem<br />

Fachkräfteengpass zu begegnen,<br />

sagte IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

Otto Sälzle. Überlagert werden<br />

diese Maßnahmen nun vom Thema<br />

Flüchtlinge. Zwei Drittel der<br />

Asylbewerber sind zwar jünger<br />

als 35 Jahre, aber drei Viertel haben<br />

keine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Auch an Deutschkenntnissen<br />

mangle es. Von den<br />

6000 Asylbewerbern in den Kreisen<br />

Ulm, Alb-Donau und Biberach<br />

(Stand Jahresende) haben<br />

laut Sälzle 3700 eine Bleibeperspektive.<br />

Demnächst nehmen bei<br />

der IHK drei „Kümmerer“ ihre<br />

Arbeit auf. Diese sollen eng mit<br />

den beiden Kümmerer-Stellen<br />

von Handwerkskammer und Arbeitsagentur,<br />

aber auch Ehrenamtlichen<br />

zusammenarbeiten.<br />

Ziel sei es, möglichst rasch geeignete<br />

Asylbewerber für Praktika<br />

in Firmen zu finden. Viele Betriebe<br />

seien dazu bereit. [!] AMB<br />

Foto: © highwaystarz/Fotolia.com<br />

Integration von Flüchtlingen über Praktika und Ausbildung in den Beruf.<br />

Omira investiert und<br />

will in Asien wachsen<br />

Das vergangene Jahr war „Hardcore“<br />

für die Bauern, sagt Ralph<br />

Wonnemann, Geschäftsführer<br />

der Großmolkerei Omira in Ravensburg.<br />

Nach den zwei Rekordjahren<br />

2013 und 2014 brachen<br />

die Milchpreise ein. Derzeit liegen<br />

sie auf<br />

niedrigem Niveau,<br />

gleichzeitig<br />

wächst<br />

die weltweite<br />

Produktion<br />

weiterhin<br />

stark. „Die Situation<br />

ist<br />

Omira-Chef<br />

Ralph<br />

schwierig“,<br />

Wonnemann. sagt Wonnemann.<br />

Der<br />

Wegfall der Milchquote habe keinen<br />

großen Effekt gehabt.<br />

Vor diesem Hintergrund will sich<br />

die Omira neu aufstellen und ihre<br />

Anlagen modernisieren. Dazu<br />

investiert das Unternehmen bis<br />

zum Jahr 2020 rund 60 Millionen<br />

Euro. Zudem will Wonnemann<br />

das Sortiment verändern und erweitern.<br />

Auch auf Partnerschaften<br />

will er künftig verstärkt setzen,<br />

um einen besseren Zugang<br />

zu internationalen Märkten zu<br />

erhalten.<br />

Wonnemann, der die Genossenschaft<br />

(rund 3000 Mitglieder)in<br />

den vergangenen zwei Jahren erfolgreich<br />

restrukturiert und wieder<br />

in die Gewinnzone geführt<br />

hat, hofft auf bessere Bedingungen<br />

ab 2017: Nach Expertenmeinung<br />

werde sich das Marktpreisniveau<br />

bessern. Die Molkerei<br />

setzt vor allem auf Afrika und<br />

Asien als Wachstumsmotoren.<br />

Im vergangenen Jahr verarbeitete<br />

die Omira 835 Millionen Kilo<br />

Milch und erzielte einen Jahresumsatz<br />

von 465 Millionen Euro.<br />

Das ist gegenüber dem Vorjahr<br />

zwar ein sehr deutlicher Rückgang.<br />

Dennoch schrieb die Omira<br />

erneut schwarze Zahlen. [!]AMB<br />

Markt für Rechtsanwälte<br />

ist in Bewegung<br />

Kässbohrer setzt<br />

auf den Powerbully<br />

Bei der Kässbohrer Geländefahrzeug<br />

AG (Laupheim) bricht eine<br />

neue Zeit an: Nach dem Ausschluss<br />

der Kleinaktionäre wird<br />

der Pistenbully-Hersteller künftig<br />

wohl weniger detailliert über<br />

die Geschäftslage informieren.<br />

Im Geschäftsjahr 2014/2105 erwirtschafteten<br />

die 510 Mitarbeiter<br />

im Konzern einen Umsatz von<br />

Neuigkeiten auf dem Ulmer<br />

Markt für Anwälte. Die Kanzlei<br />

Schultze & Braun (Achern), einer<br />

der führenden Insolvenzverwalter<br />

und Berater von Unternehmen<br />

in der Krise, hat ein Büro in<br />

Ulm eröffnet. Dies ist mit den<br />

Partnern Holger Leichtle, Simone<br />

Kaldenbach sowie Andreas Elsäßer<br />

besetzt. Zudem legen die<br />

Rechtsanwälte Peter Kulitz (IHK-<br />

Präsident) und Thomas Oelmayer<br />

(langjähriger Grünen-Landtagsabgeordnete)<br />

die von ihnen<br />

geführten Kanzleien zusammen.<br />

Zwei Dutzend Anwälte firmieren<br />

künftig unter Oelmayer, Kulitz &<br />

Kollegen – kurz: OEK. [!] HUT<br />

216 Millionen Euro und ein Ergebnis<br />

vor Zinsen und Steuern<br />

von 22 Millionen Euro. Angesichts<br />

des Klimawandels setzt<br />

Kässbohrer verstärkt auf Kettenfahrzeuge.<br />

Der Powerbully soll<br />

schwere Krane und Bohrer durch<br />

extremes Gelände transportieren.<br />

Der größte Markt hierfür ist<br />

Nordamerika. [!]<br />

REF<br />

5


[verantworten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der bewegte<br />

Mitarbeiter<br />

Welches Unternehmen wünscht sich nicht gesunde<br />

Mitarbeiter? Dafür lässt sich einiges tun. Doch<br />

einfach so nebenher funktioniert betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement selten. Wichtig ist ein<br />

Organisator mit Lust, Freiraum und Budget.<br />

Foto: © Marco Wydmuch/Fotolia.com<br />

Einen bunten Blumenstrauß an möglichen Tätigkeitsfeldern,<br />

vielfältig und breit gestreut, habe man von den Mitarbeitern<br />

an die Hand bekommen, sagt Gerhard Kaminski über die Entwicklung<br />

des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)<br />

der Firma Schwenk. Bildlich gesprochen nehme man jetzt eine Blume<br />

nach der anderen heraus und setze die Handlungsfelder um, sagt der<br />

Personalchef des mittelständischen Unternehmens aus Ulm. „Da geht<br />

es nicht nur um Rückenschule oder Deep-Work.“ Einzelne Kurse zur<br />

Gesundheitsförderung habe es für die rund 1000 Mitarbeiter des Baustoff-Spezialisten<br />

schon länger gegeben, „aber das war sehr unstrukturiert,<br />

nicht sehr zielorientiert“. Heute ist das anders.<br />

Einfach so nebenher funktioniert betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement freilich selten.<br />

Es sei „eine Führungsaufgabe, der Kopf<br />

muss es wollen“, sagt Axel Kern, Professor<br />

für Gesundheitsökonomie, Sozial- und Gesundheitsmanagement<br />

an der Hochschule<br />

Ravensburg-Weingarten. „Wenn in einem<br />

Unternehmen der Personalchef das Problem<br />

sieht, dafür aber um Geld betteln muss,<br />

ist es eine Totgeburt.“<br />

So sieht es auch Kaminski: „Ein<br />

betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

muss von der Unter-<br />

Prof. Dr. Axel Olaf Kern<br />

Gesundheitsökonom<br />

nehmensleitung getragen<br />

sein.“ Wichtig sei zudem ein Organisator, dem die Sache<br />

auch persönlich am Herzen liegt.<br />

Eine große Rolle spiele die Unternehmensgröße, berichtet<br />

Kern. Kleinstunternehmer, wie etwa den Bäcker<br />

mit vier Mitarbeitern, verschrecke man mit<br />

dem Thema eher. Dennoch sei es auch für ihn wichtig.<br />

Wenn ein Mitarbeiter mehrere Wochen ausfällt,<br />

entsteht Mehrarbeit, dazu kommt oft eine<br />

Wissenslücke, womöglich entgehen Aufträge,<br />

Kunden sind unzufrieden …<br />

Etliche Übungen funktionieren auch im Büro-Outfit.<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> [verantworten]<br />

Foto: © Nik Merkulov/Fotolia.com<br />

Doch wie installiert man ein BGM? „Mir sträuben<br />

sich schon die Nackenhaare, wenn ich so<br />

etwas höre wie ,wir wollen unseren Mitarbeitern<br />

etwas Gutes tun‘“, sagt Timm Waber. Er ist in der AOK<br />

Ulm-Biberach für betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

zuständig. Mit rund 200 Betrieben aus der Region arbeitet die Kasse in<br />

dem Bereich intensiv zusammen.<br />

Am Anfang stehe eine kritische Analyse: „Wo im Unternehmen drückt<br />

der Schuh?“ Möglich sei eine Mitarbeiterbefragung, ab einer bestimmten<br />

Firmengröße auch eine Gesundheitsanalyse anhand von anonymisierten<br />

Daten der Beschäftigten, etwa über die Krankenkasse.<br />

Wichtig sei, dass das Unternehmen jemanden habe, der mit ihm den<br />

ersten Schritt geht, sagt Kern.<br />

WIE SCHLAFEN SIE? NASCHEN SIE?<br />

Die Schwenk-Geschäftsführung hatte Anfang 2013 beschlossen, ein<br />

Leitbild für ein BGM zu entwickeln – und schaltete Fachberater der<br />

Firma Skolamed ein. Sie stellten zunächst einen Fragenkatalog ins Intranet,<br />

den die Mitarbeiter anonym ausfüllen konnten. „Wir haben<br />

uns für einen externen Dienstleister entschieden, weil es aufwendig<br />

und schwer ist, die richtigen Fragen zu stellen, um das Ergebnis anschließend<br />

gut vernetzen zu können“, sagt Kaminski. Die Beteiligung<br />

war enorm: Fast 72 Prozent der Belegschaft machten mit, obwohl die<br />

Fragen auch ins<br />

private Umfeld<br />

reichten – etwa zum<br />

Schlafverhalten, zu Alkohol- und Süßigkeitengenuss.<br />

Eigentlich war Skolamed von<br />

einer Beteiligung von etwa 40 Prozent ausgegangen.<br />

Der viel größere Zuspruch zeigte:<br />

Man muss etwas Wichtiges erwischt<br />

haben. Also los!<br />

Im Leitbild wurde „die Umsetzung und Förderung<br />

einer ganzheitlichen, umfassenden AOK-Spezialist<br />

und präventiven Gesundheitspolitik als Timm Waber.<br />

Unternehmensziel“ festgeschrieben. Dann<br />

ging es um das Kursangebot: Es sollte diejenigen erreichen, die mit<br />

dem Thema weniger anfangen können, aber die Sportlichen nicht vergessen.<br />

Heute gibt es ein einheitliches Logo und in allen vier Produktionsstandorten<br />

sowie am Hauptsitz Ansprechpartner. Dazu kommt<br />

ein Gesundheitspass in Kooperation mit der BKK VerbundPlus, angelehnt<br />

an die Bonushefte von Krankenkassen. Als Belohnung warten<br />

Gutscheine, die beispielsweise in einem Sportgeschäft eingelöst werden<br />

können. Ein Gesundheitspass sei zudem ein gutes Mittel, um das<br />

Thema Vorsorge zu fördern, sagt Andreas Schwarz, bei der BKK VerbundPlus<br />

für betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig.<br />

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7


[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Laufen ist nur eines von vielen Bewegungsangeboten im Gesundheitsmanagement von Schwenk. Die Firmen-Shirts stiften obendrein Gemeinschaftsgefühl.<br />

Die Rückenschule hat Schwenk natürlich immer noch im Angebot.<br />

Und vieles mehr. Aus zwei Kursen, die die VerbundPlus pro Jahr bezahlt<br />

hatte, ist ein durchdachtes, vom Unternehmen finanziertes Kurssystem<br />

entstanden. Qualifizierte Kursleiter kommen zur Mittagspause<br />

oder nach Arbeitsende in den Betrieb. Zudem hat sich eine<br />

Eigendynamik entwickelt. Verschiedene Gruppen – häufig Mitarbeiter,<br />

die sich im betrieblichen Sportangebot besser kennengelernt haben<br />

– organisieren sich privat in Lauftreffs, gehen Skifahren, veranstalten<br />

Fußballturniere ...<br />

Im Intranet gibt es obendrein Gesundheits- und Ernährungstipps sowie<br />

Anleitungen zu Übungen – etwa für die Halswirbelsäule –, die<br />

man am Arbeitsplatz machen kann. An allen Standorten werden Gesundheitstage<br />

ausgerichtet. Solche empfiehlt Schwarz prinzipiell als<br />

Ini tialzündung; dabei dürfe es aber nicht bleiben, „wichtig ist Nachhaltigkeit“.<br />

WER ETWAS SAGT, MUSS KEINE ANGST HABEN<br />

Zentral sei auch das Führungsverhalten, sagt Kaminski. „Wir sind ganz<br />

deutlich auf unsere Führungskräfte zugegangen – in den Werken bis<br />

zur Meister- und Vorarbeiter-Ebene – und haben ihnen gesagt, dass<br />

unsere Mitarbeiter ein anderes Kommunikationsbedürfnis haben.“<br />

Ohne die Erkenntnisse aus der Befragung wäre das nicht so massiv<br />

angegangen worden, räumt er ein. Nächster Schritt: Künftig soll für<br />

alle ein Dialog mit der Geschäftsführung möglich sein. Nicht bei Betriebsversammlungen,<br />

wo sich eh nur wenige etwas zu sagen trauten,<br />

sondern im kleinen Kreis bei sogenannten „Marktplatzgesprächen“.<br />

Vertrauen zu schaffen sei eine Kunst der Unternehmensführung, sagt<br />

Schwarz – „dass der Mitarbeiter sich traut etwas zu sagen, ohne Angst,<br />

danach zu einem Vier-Augen-Gespräch gebeten zu werden.“<br />

Etwa 100 Euro pro Mitarbeiter investiert Schwenk jährlich in das<br />

BGM, für Kurse, Gesundheitstage und die Befragung. Personalkosten,<br />

etwa für die Ansprechpartner in den jeweiligen Werken, nicht mitgerechnet.<br />

Damit liege das Unternehmen deutlich über dem Schnitt,<br />

meint Schwarz. In der Regel stecken Firmen pro Nase rund 50 Euro in<br />

ihr BGM.<br />

Man braucht Geduld, sagt Personalchef Kaminski. Es gehe nicht um<br />

schnelle Erfolge. Das BGM sei übrigens heutzutage auch ein Standortfaktor.<br />

In Bewerbungsgesprächen sei er schon gefragt worden, ob es<br />

bei Schwenk so etwas gebe und ob es allen offen stehe.<br />

Gesundheit sei freilich nicht allein ein Thema des Unternehmens,<br />

stellt Kaminski klar: „Die Verantwortung für seine Gesundheit hat erst<br />

einmal der Mensch für sich selber.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />

Freude an der Arbeit rechnet sich<br />

Gesundheitstage bieten Anregung und Orientierung.<br />

„Wenn man Spaß an der Arbeit vermitteln kann, haben Sie<br />

nicht das Problem des blauen Montags“, sagt Gesundheitsökonom<br />

Axel Kern. Sprich: Führungsverhalten und Stimmung wirken<br />

sich auf Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit aus.<br />

Nicht vergessen dürfe man Probleme aus dem privaten Umfeld.<br />

Während Kleinst<strong>unternehmen</strong> schwerlich ein großes BGM<br />

aufbauen können, sind sie in diesem Bereich im Vorteil, weil sie<br />

näher an den Mitarbeitern dran sind. Sie können leichter situationsbezogen<br />

handeln. Zum Beispiel eine Notfallnummer organisieren,<br />

wenn etwa ein Geselle oft krank oder niedergeschlagen<br />

ist. Ideal fände Kern, eine Notfallstelle der Kam mern zu<br />

schaffen, die mit einem Sozialarbeiter besetzt ist. GAL<br />

8


Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Die Schwabengarage GmbH ist unter neuer Leitung<br />

Herr Andreas Dobbert ist seit 1. Juli<br />

2015 für die Schwabengarage GmbH<br />

zuständig und damit verantwortlich<br />

für die Niederlassungen Neu-Ulm, Biberach,<br />

Heidenheim und Geislingen.<br />

Herr Dobbert arbeitet bereits seit 1991<br />

für das Unternehmen Schwabengarage<br />

GmbH /Emil Frey Gruppe Deutschland.<br />

Zuletzt war er Geschäftsführer<br />

der AHZ Automobil Handelszentrum<br />

GmbH und für die Marken Toyota und<br />

Lexus verantwortlich. Herr Dobbert<br />

ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat<br />

zwei erwachsene Kinder.<br />

Er freut sich auf die neue Aufgabe<br />

und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

– die Kunden in den Fokus des<br />

Unternehmens zu stellen, wofür<br />

vor allem ein gutes Betriebsklima<br />

verantwortlich zeichnet,<br />

– das Unternehmen weiterhin auf<br />

ein gesundes Wachstum<br />

auszurichten<br />

– den traditionsreichen Namen<br />

„Schwabengarage“ zu pflegen<br />

und insbesondere die Werte des<br />

Gesellschafters der Emil Frey<br />

Gruppe, zu leben.<br />

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28.330,- €<br />

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10.000 km<br />

1,97 %<br />

1,99 %<br />

18.985,- €<br />

9.345,- €<br />

20.327,07 €<br />

113,- €<br />

15.016,07 €<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils<br />

geltenden Fassung): Ford Mondeo: 5,6 (innerorts), 4,5 (außerorts), 4,9 (kombiniert); CO 2 -<br />

Emissionen: 127 g/km (kombiniert).<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils<br />

geltenden Fassung): Ford Kuga: 6,0 (innerorts), 4,7 (außerorts), 5,2 (kombiniert); CO 2<br />

-<br />

Emissionen: 135 g/km (kombiniert).<br />

1<br />

Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34,<br />

50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.02.<strong>2016</strong> bis 28.02.<strong>2016</strong>. Das<br />

Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. Ist der Darlehnsnehmer<br />

Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mondeo Turnier<br />

Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 110 kW (150 PS) (Start-Stopp-System) (Allradantrieb).<br />

1 Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34,<br />

50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.02.<strong>2016</strong> bis 28.02.<strong>2016</strong>. Das<br />

Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. Ist der Darlehnsnehmer<br />

Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Kuga Trend 2,0-l-<br />

TDCi-Dieselmotor 110 kW (150 PS) (Start-Stopp-System) (Allradantrieb).<br />

9


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Arznei der Zukunft –<br />

made in Ulm<br />

80 Prozent der Medikamente hierzulande sind Generika. Doch das Geschäft<br />

rechnet sich für Pharmahersteller kaum noch, sagt Markus Leyck Dieken,<br />

Geschäftsführer von Teva Deutschland. Die Zukunft liegt in der Entwicklung<br />

neuer Moleküle, die etwa Krebszellen gezielt attackieren können.<br />

Wie viele Tage im Monat jetten Sie im Auftrag von<br />

Teva um die Welt?<br />

Ich bin die Hälfte des Monats für Teva unterwegs. Meine<br />

verbleibende Arbeitszeit teile ich zwischen Berlin<br />

und Ulm gleichmäßig auf. Es kommt also viel Pendelei<br />

zwischen den beiden Städten hinzu.<br />

Warum pendeln Sie so viel?<br />

Ich will beiden Standorten gerecht werden. Schließlich<br />

steuern beide je die Hälfte des Gewinns von Teva<br />

Deutschland bei.<br />

In der Region Ulm beschäftigt Teva ca. 2600 Mitarbeiter.<br />

Wie sieht der Standort Berlin aus?<br />

Dort arbeiten 400 Mitarbeiter. Die Einheit vermarktet<br />

innovative Arzneimittel.<br />

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts erlebten<br />

Hersteller von Generika – also Nachahmermedikamenten<br />

– goldene Zeiten. Wie steht es heute?<br />

Diese Zeiten sind vorbei. Die Preise für klassische Generika<br />

sind seit 2007 um mehr als 85 Prozent auf ein ruinöses<br />

Niveau gefallen.<br />

Können sie den Preisverfall an einem Beispiel deutlich<br />

machen?<br />

2007 lag Ratiopharms Listenpreis für den verbreiteten<br />

Magenschützer Omeprazol bei rund 50 Euro. Heute<br />

sind es weniger als 10 Euro. Doch selbst das heißt noch<br />

nichts.<br />

Warum?<br />

Dem Hersteller werden für eine Monatspackung gerade<br />

noch 1,50 Euro zugestanden – weil 90 Prozent der<br />

Menschen in Deutschland gesetzlich versichert sind<br />

und fast alle Kassen Omeprazol ausschreiben. Die Margen<br />

sind extrem abgeschmolzen. Der Betrag von 1,50<br />

Euro liegt nahe an den Herstellkosten!<br />

Was ist der Durchschnittspreis einer Generika-Packung<br />

von Teva?<br />

In Deutschland liegt er unter drei Euro.<br />

Was geschah Mitte des vergangenen Jahrzehnts?<br />

Damals begannen die Krankenkassen, den Bedarf ihrer<br />

Versicherten an bestimmten Medikamenten im großen<br />

Stil unter Generikaherstellern auszuschreiben.<br />

Wie wirkt sich das aus?<br />

Bis zu der Zeit unterlag etwa ein Drittel der Produktpalette<br />

eines Generikaherstellers den Rabattverträgen<br />

mit den jeweiligen Kassen, heute sind es bei uns 75 bis<br />

90 Prozent. Zudem gibt es mittlerweile eine Vielzahl<br />

von Konkurrenten aus dem außereuropäischen Ausland.<br />

Sie können mit vier Leuten eine Firma betreiben,<br />

die ihre Präparate aus Indien bezieht, und mit einigen<br />

wenigen Produkten jeweils gezielt an Ausschreibungen<br />

in Deutschland teilnehmen, sofern Sie die Vorgaben<br />

der EU erfüllen.<br />

Was bedeuten diese Rabattverträge für den Generikahersteller<br />

Teva mit seiner Marke Ratiopharm?<br />

Teva ist eines von vielleicht noch drei Pharma<strong>unternehmen</strong><br />

in Deutschland, die das Rückgrat der Arzneimittelversorgung<br />

bilden. Teva mit der Marke Ratiopharm<br />

bietet eines der breitesten Portfolios an<br />

Arzneimitteln für nahezu jedes Krankheitsbild. In der<br />

Praxis heißt das, dass wir je nach Packungsgrößen und<br />

Darreichungsformen über 7000 verschiedene Medikamente<br />

zur Verfügung stellen. Für jedes dieser Produkte<br />

Zur Person<br />

Markus Leyck<br />

Dieken hat nach seinem<br />

Medizinstudium<br />

in Köln und Boston<br />

acht Jahre lang als<br />

Klinik- und Notfallarzt<br />

gearbeitet, bevor er<br />

in die Pharmaindustrie<br />

wechselte. Das<br />

macht ihn im deutschen<br />

Gesundheitswesen<br />

zu einem gefragten<br />

An sprechpartner.<br />

Über die<br />

Firmen Novo Nordisk<br />

und Novartis kam er<br />

zum Teva-Konzern.<br />

Dort verantwortet er<br />

seit Oktober 2013<br />

das Deutsch land geschäft.<br />

Der 51-Jährige<br />

ist in Rio de Janeiro<br />

geboren und aufgewachsen;<br />

später zog<br />

er mit seiner sehr<br />

mu sischen Familie<br />

nach Köln um. Privat<br />

interessiert sich<br />

Leyck Dieken für<br />

Kunst und Oper. Er<br />

lebt in Berlin und<br />

Ulm.<br />

Ulm, Berlin – und der Rest der Welt. Teva-Deutschland-Chef Markus Leyck Dieken ist immer auf dem Sprung.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

stellen wir die Qualität sicher, planen den Nachschub,<br />

führen die Logistik durch – damit sind wir der größte<br />

Pharmalogistiker Europas. Die Kassenverträge, die nur<br />

auf das einzelne Produkt und den niedrigsten Preis zielen,<br />

machen es zunehmend unmöglich, das gesamte<br />

Portfolio der Arzneimittelversorgung anzubieten.<br />

Wenn Sie bei einer Ausschreibung einer Kasse nicht<br />

zum Zug kommen, ist die Chance gering, dass die Versicherten<br />

dieser Kasse Ihre Medikamente bekommen.<br />

Wie hoch ist die Marge von Teva über alle Generika<br />

in Deutschland?<br />

Wir geben diese Zahlen nicht für einzelne Länder heraus.<br />

Fakt ist: Geld machen wir in Deutschland bei Generika<br />

nur in den sechs bis neun Monaten der Einführung<br />

neuer Präparate nach dem Patentablauf der<br />

Originalpräparate. In dieser Zeit gibt es keine Ausschreibungen.<br />

Und doch geben wir – je nach Wettbewerbslage<br />

– bereits in dieser Phase einen deutlichen<br />

Rabatt. Gegenüber dem Original sparen Krankenkassen<br />

dank neuer Generika 60 Prozent und mehr. 600 der<br />

700 von uns erzeugten Moleküle, die essenzieller Bestandteil<br />

der Versorgung der Patienten in Deutschland<br />

sind, werfen keinen oder kaum einen Gewinn ab.<br />

Die israelische Teva ist aber doch ein ausgesprochen<br />

ertragsstarker Konzern. Klagen Sie nicht auf<br />

hohem Niveau?<br />

Die Frage führt in eine falsche Richtung.<br />

Weshalb?<br />

Würden wir uns nicht an den Generika-Ausschreibungen<br />

deutscher Krankenkassen beteiligen, sähe das Konzernergebnis<br />

besser aus. Der Großteil des Gewinns von<br />

Teva kommt aus dem US-Geschäft mit Copaxone, einem<br />

Medikament gegen Multiple Sklerose. In den USA<br />

sind zudem die Generikapreise bis zu zehnmal höher<br />

als in Deutschland.<br />

Aber auch in Deutschland lief es doch für Teva gut?<br />

Das liegt daran, dass wir in Deutschland in allen drei<br />

Marktsegmenten – Originalpräparate, verschreibungspflichtige<br />

Generika und frei verkäufliche Arzneimittel<br />

– sehr gut aufgestellt sind. Die Hälfte der Gewinne erzielen<br />

wir mit Originalpräparaten. In der kurzen Phase<br />

der Neueinführung von Generika waren wir im letzten<br />

Jahr ebenfalls sehr erfolgreich. Nicht zuletzt konnten<br />

wir mit der starken Marke Ratiopharm bei den frei verkäuflichen<br />

Arzneimitteln vor allem mit Neueinführungen<br />

punkten. Dennoch: Die Masse der in Ulm produzierten<br />

Präparate wirft aufgrund der geschilderten<br />

Mechanismen in Deutschland kaum Gewinn ab.<br />

Die Preise, die die Pharmahersteller in Deutschland für<br />

klassische Generika erhalten, hält Markus Leyck Dieken für<br />

desaströs. In den USA seien sie bis zu zehnmal so hoch.<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Wie sieht das Preisniveau in anderen Ländern aus?<br />

In Österreich sind die durchschnittlichen Generika-<br />

Packungspreise mehr als doppelt so hoch, in den USA<br />

fünfmal so hoch. Im Europavergleich ist Deutschland<br />

in der untersten Preisschublade – bezogen auf die vergleichbaren<br />

Länder. Die deutschen Krankenkassen geben<br />

nur 10 Prozent ihres Arzneimittelbudgets für Generika<br />

aus; dabei werden mit diesen 80 Prozent des<br />

Medikamentenbedarfs gedeckt.<br />

Wie hoch ist die Generikaquote in Europa?<br />

Sie reicht von 5 Prozent in Griechenland bis zu 80 Prozent<br />

in Deutschland. Das ist absoluter Weltrekord.<br />

Wie wirkt sich die Preispolitik der Krankenkassen<br />

auf den Pharmastandort Deutschland aus?<br />

Die Bundespolitik versteht langsam, dass Gesundheitspolitik<br />

für uns Pharmahersteller auch Wirtschaftspolitik<br />

ist. Die Bundesregierung hat einen Pharmadialog<br />

ausgerufen, der von drei Ministerien geführt wird. Dabei<br />

geht es letztlich auch um die Belebung des Produktionsstandortes<br />

Deutschland und die dafür nötigen<br />

Bedingungen. Wir sind ja schon glücklich, dass endlich<br />

gesehen wird, dass Preis- und Rahmenbedingungen für<br />

Medikamente etwas damit zu tun haben, ob es der<br />

Branche in Deutschland gut geht oder ob sie dazu führen,<br />

dass Hersteller aus dem Ausland profitieren.<br />

Und dass sie einen Standort schwächen können ...<br />

Glücklicherweise hat die Politik verstanden, dass für<br />

uns als Teva-Gesamt<strong>unternehmen</strong> Deutschland attrak-<br />

Immerhin. Die Bundesregierung<br />

erörtert im Dialog mit<br />

den Herstellern, wie der<br />

Pharmastandort Deutschland<br />

attraktiver wird, sagt<br />

Markus Leyck Dieken.<br />

WAS ZÄHLT SIND<br />

KLASSE,<br />

ELEGANZ<br />

UND SIE.<br />

#usmmakeityours<br />

buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />

dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />

objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />

buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />

dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt, objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />

www.usm.com<br />

www.usm.com13


[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Heute regiert bei den Krankenkassen<br />

nur der Preis, sagt<br />

der Teva-Deutschland-Chef.<br />

Das schaffe gefährliche Abhängigkeiten<br />

vom Ausland.<br />

tiv sein muss. Schließlich können die Medikamente<br />

auch an Standorten im Ausland hergestellt werden.<br />

Für andere Branchen gibt es schon länger gedeihlichere<br />

Rahmenbedingungen …<br />

Ja. Etwa in der Autoindustrie oder der Landwirtschaft.<br />

Tatsächlich existiert seit zwei Jahren eine EU-Guideline,<br />

die auch den Pharmaherstellern helfen würde. Sie<br />

beschreibt, welche Kriterien außer dem Preis in Ausschreibungen<br />

berücksichtigt werden sollen: ökologische<br />

und soziale Aspekte, Arbeitssicherheit, das Einhalten<br />

des Mindestlohns ...<br />

Ist diese EU-Richtlinie bereits in<br />

deutsches Gesetz übertragen?<br />

Ja, vergangenes Jahr. Die Frage ist<br />

nur, inwieweit die Ministerien die<br />

Kassen darauf verpflichten. Aktuell<br />

geht es bei den Ausschreibungen<br />

nur um den geringsten Preis.<br />

Sollte Europa<br />

nicht auch<br />

in Zukunft<br />

autark<br />

bleiben?<br />

Wie viele der hier abgegebenen<br />

Generika werden noch in Europa<br />

produziert?<br />

Die Rohsubstanzen einiger kritischer Substanzen<br />

stammen schon heute zum großen Teil aus Asien. Ein<br />

bedenkliches Beispiel: 98 Prozent der Antibiotika kommen<br />

aus drei Produktionsstandorten in Asien. Noch<br />

vor einigen Jahren war das dem deutschen Gesundheitswesen<br />

nicht so wichtig. Angesichts der Vielzahl<br />

geopolitischer Spannungen rückt heute freilich eine<br />

Frage immer mehr in den Vordergrund: Sind wir in unserem<br />

Erste-Hilfe-Kasten abhängig von anderen Kontinenten<br />

– oder sind wir in Europa autark und können<br />

wichtige Medikamente selbst herstellen?<br />

Hat die Politik ihre Meinung geändert?<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat beim G7-Gipfel<br />

angesichts der Antibiotika-Resistenzen auf die Notwendigkeit<br />

von mehr Forschung hingewiesen und damit<br />

erste Signale gesetzt. <br />

Wie viele Produkte von Teva sind aus deutscher<br />

Produktion?<br />

Nehmen wir den Produktionsstandort<br />

Ulm: Die Waren, die wir<br />

hier herstellen, exportiert Teva in<br />

34 Länder; die Hälfte der Waren<br />

geht in den deutschen Markt.<br />

Wie sind die Chancen für die<br />

klassische Generika-Produktion<br />

in Deutschland?<br />

Ich glaube, dass die Produktion<br />

von sehr einfachen Molekülen –<br />

also dem Hauptbestandteil „einfacher“ Nachahmer-<br />

Medikamente – aus Europa ins billigere außereuropäische<br />

Ausland abwandern wird. Vor diesem Hintergrund<br />

wollen wir bei Teva Ulm zu einem High-Tech-Standort<br />

umbauen, der komplexe Moleküle herstellen kann<br />

und Moleküle, die viele verschiedene Verfahrensschritte<br />

benötigen und in unterschiedlichen Zubereitungsformen<br />

auf den Markt kommen. Diese Form der Produktion<br />

werden wir hier am Standort halten können.<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Teva wird 100 Stellen in Ulm und in Blaubeuren-<br />

Weiler abbauen. Wie weit ist die Umsetzung vorangeschritten?<br />

Der Abbau erstreckt sich über viele Monate. Es geht<br />

auch darum, ob wir Aufgaben auf externe Dienstleister<br />

übertragen. Wir haben mit dem Betriebsrat einen langsamen<br />

Übergang vereinbart. Der Stellenabbau wird<br />

schwerpunktmäßig in Ulm vollzogen werden.<br />

Kurz nach dieser Nachricht haben Sie angekündigt,<br />

dass Teva einen dreistelligen Millionenbetrag in die<br />

Biotechnologie in Ulm investieren wird. Wie passt<br />

das zusammen?<br />

Die Investition hat ganz wesentlich mit dem Umbau<br />

zum High-Tech-Standort zu tun. Wir brauchen einen<br />

Standort, der dem Niveau des deutschen Gesundheitswesens<br />

entspricht. Mit einfachen Molekülen, also den<br />

klassischen Generika, werden wir nicht wettbewerbsfähig<br />

bleiben. Der Umbau schafft Zukunft. Er wird den<br />

Standort stärken und viele positive Auswirkungen<br />

nach sich ziehen. Heute reden wir nur über die Vergrößerung<br />

der Biotech-Anlage. Doch wenn dort vom Jahr<br />

2020 an komplexe Wirkstoffe hergestellt werden, müssen<br />

diese auch beispielsweise in eine Spritze gebracht,<br />

verpackt werden und vieles mehr. Die neue Biotech-<br />

Anlage wird den Standort nachhaltig stärken.<br />

Warum hat Ulm unter den konkurrierenden Standorten<br />

den Zuschlag bekommen?<br />

Es war nicht gesetzt, dass Ulm gewinnt. Entscheidend:<br />

Da ist ein Team mit höchster Expertise. So etwas ist in<br />

der hochsensiblen Biotech-Produktion ein wichtiges<br />

Argument. Schließlich produziert man ja ein ganzes<br />

Jahr lang nur, um neue Produkte zu testen – man verliert<br />

also Zeit und damit auch Wert. Doch die Ergebnisse<br />

sind in Ulm so gut, dass wir gewöhnlich gleich die<br />

Genehmigungen der Behörden bekommen. Die Entscheidung<br />

für Ulm ist freilich kein Abonnement. Der<br />

südkoreanische Samsung-Konzern ist in die Biotech-<br />

Fertigung eingestiegen. Und es sieht nicht danach aus,<br />

als ob sie sich dumm anstellen.<br />

Was heißt das für Ulm?<br />

Wir haben dieses Mal mit dem Argument „hohes Mitarbeiter-Know-how“<br />

punkten können. Viele andere<br />

Argumente des Standorts sind dagegen sehr schwierig.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – auch europäischen<br />

– ist das Generika-Umfeld hier unfreundlich.<br />

Eine so negative Biotech-Diskussion wie in Deutsch-<br />

Die Entscheidung, ausgerechnet<br />

Ulm zum High-Tech-<br />

Standort auszubauen, war<br />

nicht selbstverständlich, berichtet<br />

Markus Leyck Dieken.<br />

Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />

Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />

erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />

www.gruener-bulthaup.de<br />

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Tel. 0731 92 70 59 30<br />

15


[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Partnerschaft mit der Hochschule Biberach mit ihrem<br />

Studiengang Pharmazeutische Biotechnologie<br />

wird für uns essenziell sein. Wir werden auch mit der<br />

Landesregierung darüber reden, wie sich der Bedarf an<br />

Fachkräften decken lässt. Laut Bundesverband der Industrie<br />

sind die Arbeitsplätze in der Industrie- und in<br />

der Biotechnologie statistisch gesehen diejenigen mit<br />

der größten Wertschöpfung in Deutschland. Dafür ist<br />

die entsprechende Ausbildung wichtig. Wir werden<br />

aber auch enger mit der Universität Ulm zusammenarbeiten.<br />

Inwiefern?<br />

Wir werden die Biotech-Produkte stärker in unsere<br />

Partnerschaft mit der Universität Ulm bringen. Ihr Interesse<br />

liegt an innovativen Technologien, Verfahren<br />

und Produkten. Wir sind seit 2014 im Gespräch – und<br />

loten nun die Möglichkeit zur weiteren Zusammenarbeit<br />

aus. Ich gehe davon aus, dass der Kontakt noch intensiver<br />

wird, wenn die ersten Produkte aus der neuen<br />

Anlage kommen.<br />

Der Ausbau des Standorts<br />

Ulm sei allein den hochkompetenten<br />

Mitarbeitern zu verdanken,<br />

rechnet der Teva-Manager<br />

vor.<br />

land gibt es in anderen Ländern so nicht. Dazu kommen<br />

wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit hohen<br />

Lohnstückkosten und vieles mehr. All diese Nachteile<br />

sind von der Kompetenz der Mitarbeiter aufgewogen<br />

worden. Das Tolle ist doch, dass Teva sich zu Ulm bekennt<br />

– obwohl ein Großkonzern<br />

sagen könnte: In einem Land mit<br />

solch schwierigen Voraussetzungen,<br />

investiere ich nicht.<br />

Gibt es schon Details zu der<br />

Großinvestition in Ulm?<br />

Nein, wir stecken noch mitten in<br />

der Planung; sie erfordert einen<br />

mittleren dreistelligen Millionenbetrag.<br />

Wir gehen davon aus, dass<br />

es noch dieses Jahr zum Spatenstich kommt. Wir rechnen<br />

mit zwei Jahren Bauzeit. Dabei werden wir auch<br />

unseren Standort im Donautal umbauen. Die ersten<br />

Produkte von dort kommen vom Jahr 2020 an auf den<br />

Markt. Durch die Investition werden wir bis zu 300<br />

hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.<br />

Wie wird sich die Investition auf die Zusammenarbeit<br />

mit den Hochschulen der Region auswirken?<br />

Ein Konzern<br />

wie Teva<br />

könnte es<br />

sich leichter<br />

machen<br />

Entsteht ein Wettbewerb um die klugen Biotech-<br />

Köpfe mit Boehringer Ingelheim in Biberach?<br />

Ja, Gott sei Dank. Wettbewerb ist gut, um die Lebendigkeit<br />

des Forschungsstandorts Deutschland aufrechtzuerhalten.<br />

Weltweit liegt Deutschland in Sachen Biotech<br />

im Moment noch auf Platz zwei. Noch! Wenn die<br />

Politik die Bedeutung von Biotech für den Wohlstand<br />

nicht erkennt und sie sang- und klanglos nach Südkorea<br />

abwandern lässt – dann mache ich mir Sorgen.<br />

Wo steht die Biotech-Region Ulm mit Firmen wie<br />

Teva, Boehringer Ingelheim und Rentschler (Laupheim)<br />

im weltweiten Ranking?<br />

Die Region hat sich zu einem Zentrum der industriellen<br />

Biotechnologie entwickelt,<br />

spezialisiert auf die Herstellung<br />

von Proteinen/Antikörpern aus<br />

tierischen Zellkulturen. Sie ist<br />

auch im weltweiten Ranking von<br />

Bedeutung und nimmt innerhalb<br />

Europas einen Spitzenplatz ein.<br />

Warum versprechen sich Teva<br />

und andere Pharmahersteller so<br />

viel von Biotech-Präparaten?<br />

Biotech-Präparaten gehört die Zukunft. Sie stellen eine<br />

nachhaltige Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten<br />

für die Patienten dar. Mehr als 12 der 20 Top-<br />

Originalpräparate, die Kosten im Gesundheitswesen<br />

verursachen, werden biotechnologisch hergestellt. Unser<br />

Solidarsystem hat bisher die Kosten halbwegs im<br />

Griff, weil jedes Mal, wenn das Patent eines Originalpräparates<br />

abläuft, ein Alternativanbieter zur Stelle ist.<br />

Der sorgt dafür, dass die Preise sinken. Dieses Sparpo-<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Blick in die heutige Biotech-Produktion von Teva im Ulmer Donautal: Die künftige Biotech-Produktion wird 60 Mal so groß.<br />

Nachahmer und<br />

Forscher in einem<br />

Wie kein anderer Pharmakonzern vereint<br />

der israelische Teva-Konzern Finanzund<br />

Wachstumsstärke. Seit den 80er Jahren<br />

verfolgt Teva Pharmaceutical Industries<br />

eine rasante Expansions-Strategie<br />

und setzt auf Zukäufe. Aktuell übernimmt<br />

der Konzern die Generikasparte des US-<br />

Konzerns Allergan für 40,5 Milliarden Dollar<br />

(knapp 36 Milliarden Euro). Teva ist<br />

nicht nur der weltgrößte Generikaanbieter,<br />

sondern hat sich in der Vergangenheit<br />

auch zum forschenden Pharmakonzern<br />

entwickelt. Dabei war Teva besonders mit<br />

seinem Multiple-Sklerose-Mittel Copaxone<br />

erfolgreich. Weil dessen Patent ausgelaufen<br />

ist und es nun Konkurrenz durch<br />

Generika gibt, sank der Jahresumsatz<br />

2015 um 1 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar<br />

(17,5 Milliarden Euro). Der Gewinn erhöhte<br />

sich von 4,4 auf rund 4,9 Milliarden<br />

Dollar (4,3 Milliarden Euro). Angesichts<br />

des schärfer werdenden Wettbewerbs bei<br />

Generika sucht Teva neue Wachstumsmöglichkeiten.<br />

Dabei kommt der Biotech-<br />

Investition in Ulm besondere Bedeutung<br />

zu. Insgesamt hat Teva 43.000 Mitarbeiter<br />

in 60 Ländern. In Deutschland blieb<br />

die Zahl der Mitarbeiter (auf Vollzeitstellen<br />

gerechnet) mit 3100 stabil. Davon<br />

sind rund 2500 an den Standorten Ulm<br />

und Blaubeuren beschäftigt. AMB<br />

tenzial ermöglicht es dem Solidarsystem, ein neues,<br />

innovatives Medikament finanzieren zu können.<br />

Worin steckt der Reiz biotechnologisch erzeugter<br />

Nachahmer-Wirkstoffe, sogenannter Biosimilars?<br />

Sie bieten die Chance, dass jedem Patienten der Zugang<br />

zu diesen teuren innovativen Medikamenten ermöglich<br />

wird. Und für die Unternehmen bieten sie die<br />

Chance auf profitables Wachstum, aber das ist nur eine<br />

Seite der Medaille. Wenn es für die teuren Biotech-Originalpräparate<br />

keine günstigere Lösung gibt, wird es<br />

keine Einsparung im Gesundheitssystem geben. Mit<br />

17


[titelthema] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Dem ausgebauten Standort<br />

Ulm traut Markus Leyck Dieken<br />

eine spannende Zukunft<br />

zu: Dort könnten etliche neue<br />

Kompetenzen wachsen.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

UND FRANK KÖNIG,<br />

WIRTSCHAFTSREDAKTEUR<br />

SÜDWEST PRESSE,<br />

FOTOS: MARC HÖRGER<br />

Biosimilars kann unser Solidarsystem noch einen<br />

Schatz von mehreren 100 Millionen Euro heben. Wir<br />

gehen davon aus, dass es künftig mehr „Targeting pharmaceutics“<br />

geben wird.<br />

Was sind „Targeting pharmaceutics“?<br />

Medikamente, die gezielt eingreifen. Target heißt auf<br />

Englisch Ziel. Beispiel Krebserkrankung. Anders als bei<br />

einer Chemotherapie, bei der die Wirkstoffe im Körper<br />

zirkulieren und allgemein sich rasch teilende Zellen<br />

angreifen, wirken „Targeting pharmaceutics“ gezielt<br />

nur auf Zellen ein, die sich durch die Krebserkrankung<br />

verändert haben. So etwas ist nur über biotechnologische<br />

Medikamente machbar.<br />

Warum?<br />

Zielstrukturen im Körper, wie Rezeptoren oder Oberflächen<br />

von Zellen, sind mitunter so kompliziert, dass sie<br />

ein einfaches chemisches Molekül nicht ausreichend<br />

wiedererkennen. Große, spezifische Moleküle docken<br />

leichter an. Die spezifisch nötigen, komplexen Eiweiß-<br />

Moleküle werden fast nur noch biotechnisch hergestellt.<br />

Welche Rolle spielen diese Biosimilars für Teva als<br />

Gesamtkonzern?<br />

Wir werden von Ulm aus den globalen Teva-Bedarf gewisser<br />

Substanzen decken. In diesen Medikamenten<br />

steckt ein hoher Anteil an Forschung und Entwicklung.<br />

Unsere Biotech-Kompetenz sendet das Signal,<br />

moderne Therapeutika wird es auch künftig von Teva<br />

geben.<br />

Wie sind die Aussichten für den Standort Ulm?<br />

Für Standorte gibt es keine Museumsruhe, vor allem<br />

nicht in einem Markt, der von der Politik so stark reguliert<br />

wird. Die Aufrechterhaltung der Zwangsrabatte<br />

und das gesetzliche Verbot, die Preise zu erhöhen, in<br />

der nächsten Legislaturperiode würde die deutsche<br />

Pharmabranche treffen. Seit 2010 darf die pharmazeutische<br />

Industrie die Preise nicht erhöhen. Bedenken sie,<br />

was das für eine Branche bedeutet, die jährlich steigende<br />

Kosten auffangen muss.<br />

Und wohin geht die Entwicklung?<br />

Wir haben die Chance, ein Gesundheitsanbieter zu<br />

werden, der nicht nur Tabletten liefert, sondern den<br />

Menschen mit sinnvollen Services in Vorbeugung, Behandlung,<br />

Pflege und Wissen begleitet. Ein verlässlicher<br />

Partner und ganzheitlicher Dienstleister zu sein,<br />

der sich um die Gesundheit der Menschen kümmert.<br />

Dazu werden viele neue Kompetenzen in Ulm wachsen<br />

– und unser Haus mit modernsten Mitteln ins Gespräch<br />

mit viel mehr Partnern bringen. Das passt gut<br />

zum High-Tech Standort Deutschland, dem „Land der<br />

Ideen“, wie es heute heißt.<br />

18


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[finanzieren] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ganz schön rentabel<br />

Wer Kunst kaufen will, muss kein Millionär sein. Oft reichen ein paar tausend Euro. Dafür locken respektable Renditen.<br />

Doch der Kunstmarkt ist ein schwieriges Feld. Was bei der Geldanlage in Bilder und Skulpturen zu beachten ist.<br />

Minus 0,48 Prozent – so viel warfen als<br />

sicher geltende Bundesanleihen mit<br />

zehnjähriger Laufzeit Anfang Februar<br />

an Rendite ab. Wobei „sicher“ und „Rendite“<br />

relative Begriffe sind. Sicher ist nur, dass der<br />

Käufer eine negative Rendite einfährt und mit<br />

dem Papier Geld verliert, wenn er es bis zum<br />

Ende der Laufzeit hält. Anleger brauchen<br />

schon lange keinen Taschenrechner mehr,<br />

um schwarz auf<br />

weiß zu sehen,<br />

dass die fortdauernd<br />

niedrigen<br />

Zinsen zu einem<br />

elementaren Problem<br />

werden. „Aus<br />

dem risikolosen<br />

Zins ist ein Zins<br />

mit Risiko geworden“,<br />

sagt Domenico<br />

Gehling, Leiter Private-Banking-Leiter<br />

Private Banking Domenico Gehling.<br />

Württemberg bei<br />

der Hypovereinsbank (HVB). „Immer mehr<br />

Anlegern wird bewusst, dass es am Kapitalmarkt<br />

nichts mehr zu verteilen gibt.“<br />

Viele vermögende Bankkunden machen daher<br />

bei Anlagespezialisten wie Gehling einen<br />

Termin, um zu überlegen, wie sich das Anlagedilemma<br />

lösen lässt. Aktien und Immobilien<br />

sind meist die ersten Alternativen im Vermögensmanagement.<br />

Doch es gibt<br />

Alternativen abseits des klassischen Spektrums,<br />

Kunst zum Beispiel. „Immer öfter sind<br />

unsere Kunden zum Beispiel auch an einer<br />

Anlage in Gemälden interessiert, wenn sie erfahren,<br />

dass wir in dieser Hinsicht Beratung<br />

und Expertise anbieten“, berichtet Gehling.<br />

Dabei sind es nicht allein die niedrigen Zinsen,<br />

die dem Kunstmarkt Rückenwind verleihen.<br />

Auch die vielen neuen Reichen aus den<br />

Schwellenstaaten in Asien, Arabien und La-<br />

Besuche von Messen wie der London Art Fair sind<br />

für kunstinteressierte Anleger ein Muss.<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[finanzieren]<br />

teinamerika treiben auf Auktionen die Preise<br />

von Picasso & Co. in die Höhe. Dazu werden<br />

überall auf der Welt neue, prunkvolle Museen<br />

gebaut – und die wollen bestückt sein. Nach<br />

Zahlen der European Fine Art Foundation<br />

(Tefaf) wurde 2014 auf dem globalen Kunstmarkt<br />

das Rekordvolumen von 51 Milliarden<br />

Euro umgesetzt – ein Plus von 7 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. 2015 hielt der Trend an.<br />

NICHT NUR KAUFEN LASSEN<br />

Der Einstieg in diese Welt will allerdings gut<br />

überlegt sein. Denn Kunst ist keine pflegeleichte<br />

Anlage. Wer die Chance auf eine echte<br />

Wertsteigerung haben will, muss sich auskennen,<br />

gezielt kaufen und sich ein Netzwerk<br />

aufbauen. „Interessenten sollten schon ein<br />

großes Interesse an Kunst mitbringen“, sagt<br />

Carolin Jost, Spezialistin für Art-Management<br />

im Private Banking der HVB. „Mit Aktien oder<br />

Immobilien kennen sich viele Anleger zumindest<br />

grundsätzlich aus. Aber bei Kunst ist<br />

das nur selten der Fall. Daher sollten sie bereit<br />

sein, sich auf Neues einzulassen und Zeit zu<br />

investieren, um sich mit dem Thema zu beschäftigen.<br />

Dazu gehört der regelmäßige Besuch<br />

von Kunstmessen, Museen und Galerien.“<br />

Beachtet werden sollte auch, dass der<br />

Kunstmarkt keine Regularien und Gesetze<br />

kennt, wie sie etwa an der Börse Standard sind.<br />

„Kunst muss begeistern – auch den späteren<br />

Wiederkäufer. Die meisten erfolgreichen<br />

Sammler kennen sich daher fachlich sehr gut<br />

aus, um das auch selbst besser abschätzen zu<br />

können“, weiß die Stuttgarter Kunstberaterin<br />

Claudia Fenkart. „Deshalb sollten sich interessierte<br />

Anleger selbst mit dem Thema beschäftigen<br />

und nicht nur ,kaufen lassen‘.“<br />

Die Mühe lohnt sich aber. Die Wertsteigerungschancen<br />

sind lukrativ. „Der Kunstmarkt<br />

boomt, seit er sich in den 80er Jahren geöffnet<br />

und von einem elitären Insider-Zirkel verabschiedet<br />

hat“, sagt HVB-Expertin Jost. Angaben<br />

der Unternehmensberatung Deloitte aus<br />

dem Jahr 2014 zufolge sind die Preise für zeitgenössische<br />

Kunst seit dem Jahr 2000 trotz<br />

Finanzkrise durchschnittlich<br />

um fast<br />

zwölf Prozent pro<br />

Jahr gestiegen.<br />

Der Ökonom Roman<br />

Kräussl von<br />

der Universität Luxembourg<br />

kommt<br />

allerdings zu dem<br />

Ergebnis, dass die<br />

Netto-Renditen<br />

nur halb so hoch<br />

liegen, weil die<br />

HVB-Kunstexpertin<br />

Carolin Jost.<br />

Provisionen für Berater, Galeristen, Auktionshäuser<br />

hoch sind. So wird bei einer Auktion<br />

für den Käufer ein Aufgeld von bis zu 25 Prozent<br />

fällig. Auf der anderen Seite kommt es<br />

nicht selten vor, dass sich der Wert etwa eines<br />

Bildes quasi über Nacht verdoppelt, wenn ein<br />

aufstrebender Künstler den Durchbruch<br />

schafft und vom Kunstbetrieb entdeckt wird.<br />

Doch um bei einer solchen Gelegenheit auch<br />

den richtigen Zeitpunkt zu wählen, sind viel<br />

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21


[finanzieren] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Erfahrung und Geduld nötig. Kunstinvestments<br />

erfordern wie Aktien einen langen<br />

Atem und Disziplin. Auf das Geld dafür darf<br />

der Anleger nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

angewiesen sein. Zudem muss er für<br />

sich und mit seinem Berater klären: Passt diese<br />

Art der Geldanlage zu mir?<br />

GESCHMACKSPROFIL NÖTIG<br />

„Wir sagen unseren Kunden, dass Kunst ein<br />

hochspekulatives Investment ist“, sagt HVB-<br />

Expertin Jost. „Wo sehr hohe Renditechancen<br />

bestehen, gibt es eben auch hohe Risiken.“<br />

Um dieses Risiko im Griff zu halten, ist es entscheidend,<br />

dass das Portfolio in einem ersten<br />

Schritt auf verschiedene Anlageklassen und<br />

-formen verteilt und danach breit gestreut<br />

wird. Aktien und Renten sind dabei die Basisbausteine.<br />

Dazu kommen Immobilien und<br />

gegebenenfalls außerbörsliche Beteiligungen.<br />

Kunst sollte dabei ebenso wie zum Beispiel<br />

Gold nur ein verhältnismäßig kleiner Anlagebaustein<br />

unter mehreren sein.<br />

„Im Gesamtvermögen macht ein Kunstinvestment<br />

üblicherweise höchstens fünf bis zehn<br />

Prozent aus“, sagt Kunstberaterin Fenkart.<br />

Im Einzelfall ergebe sich der Anteil ebenso<br />

wie die Strategie aus den persönlichen Anlagepräferenzen<br />

und der Vermögensaufteilung.<br />

Nicht zuletzt gehe es darum, ein Geschmacksprofil<br />

zu erstellen. Jost: „Der Anleger sollte,<br />

auch wenn er Kunst nur zu Anlagezwecken<br />

kauft, nur das kaufen, was ihm auch selbst gefällt.“<br />

Der Kauf echter<br />

Bilder, Fotografien<br />

und Skulpturen ist<br />

bereits ab niedrigen<br />

vierstelligen<br />

Kunstberaterin<br />

Claudia Fenkart<br />

Beträgen möglich.<br />

Aber wer auf Wertsteigerungen<br />

hofft, braucht neben<br />

Glück und Geduld<br />

eine Strategie,<br />

nach der er den<br />

Kunstmarkt<br />

durchforstet. Der<br />

Investieren in Kunst – Geldanlage mit Steuerkick<br />

Eines der teuersten Bilder der Welt: Das Londoner Auktionshaus Christie’s versteigerte im Mai<br />

2015 Pablo Picassos „Les femmes d‘Alger“ für umgerechnet 143 Millionen Euro.<br />

Wert eines Kunstobjekts setzt sich aus unterschiedlichen<br />

Faktoren zusammen – zum Beispiel,<br />

ob die Künstler dabei sind, sich zu etablieren,<br />

indem sie in wichtigen Galerien und<br />

Museen schon mal vertreten waren oder bald<br />

sein werden. „Nicht selten müssen 20 bis 30<br />

Jahre ins Land gehen, um sagen zu können, ob<br />

ein Künstler, der heute jung ist und vielversprechend<br />

erscheint, das am Ende einlöst“,<br />

erklärt Fenkart. Für Anleger bedeutet das: Sie<br />

sollten sich wie bei einem Aktieninvestment<br />

auf eine Strategie festlegen, die nicht zuletzt<br />

auch ihr Risiko bestimmt. Anleger, die mehr<br />

auf Nummer sicher gehen wollen, können<br />

sich auf etablierte Künstler verlegen wie etwa<br />

Nolde oder Schlemmer. „Doch dann steigt<br />

man hoch ein und muss warten, bis sich der<br />

Markt insgesamt nach oben entwickelt.“<br />

Gewinne aus dem Verkauf von Kunstgemälden<br />

zählt der Fiskus zu den privaten<br />

Veräußerungsgeschäften. Erfolgt der Verkauf<br />

innerhalb eines Jahres nach dem Erwerb<br />

und übersteigt der Gewinn daraus<br />

die Freigrenze von 600 Euro, ist die gesamte<br />

Wertsteigerung abzüglich Kosten<br />

zu versteuern. Dabei dürfen Gewinne im<br />

gleichen Jahr mit Verlusten aus privaten<br />

Veräußerungsgeschäften verrechnet werden.<br />

Hält der Kunstliebhaber seine Stücke<br />

allerdings länger als ein Jahr, geht der<br />

Fiskus leer aus – es sei denn, er unterstellt<br />

dem Sammler aufgrund hoher Umschlaghäufigkeit<br />

einen gewerbsmäßigen<br />

Handel. Hier entscheiden die Finanzbehörden<br />

im Einzelfall. Häufig stellt die Finanzverwaltung<br />

bei ihrer Entscheidung<br />

auf das Konzept der jeweiligen Sammlung<br />

ab. Eine Kollektion teurer Expressionisten<br />

wird anders betrachtet als eine Anhäufung<br />

lateinamerikanischer Indianerkunst.<br />

Die Tatsache, dass regelmäßig An- und<br />

Verkäufe getätigt werden, ist jedenfalls<br />

nach Meinung vieler Steuerexperten kein<br />

Kriterium für einen Gewerbebetrieb. TL<br />

JUNG, CHANCENREICH, RISKANT<br />

Eine andere Strategie ist, ist in junge, aufstrebende<br />

Künstler zu investieren. Die Kaufpreise<br />

in diesem Segment sind viel niedriger als bei<br />

den Meistern und die Wertentwicklungschancen<br />

entsprechend hoch. Aber der Anleger<br />

geht ein hohes Risiko ein. Läuft der Markttrend<br />

in eine andere Richtung, kann sich der<br />

Wert eines Objektes rasch zehnteln und es<br />

taugt nur noch als Wandschmuck.<br />

Neueinsteiger fahren daher meistens gut damit,<br />

wenn sie zumindest am Anfang die<br />

Dienste eines Kunstberaters in Anspruch nehmen.<br />

Denn der Kunstmarkt hat seine eigenen<br />

Regeln. „Er ist global, unberechenbar und verrückt<br />

– viele Kunstwerke sind zu teuer und<br />

Künstler werden heute oft gemacht, weil sie<br />

sich medial gut verkaufen oder einflussreiche<br />

Förderer haben“, weiß Fenkart. „Es gibt heute<br />

eine Vielzahl an Messen und Galerien rund<br />

um den Globus, die im Wettbewerb stehen.“<br />

Der Markt ist schwer zu überschauen und<br />

schnelllebiger geworden<br />

Zudem sind Schnäppchen und richtig gute<br />

Stücke rar geworden, seit immer mehr Geld in<br />

den Kunstmarkt fließt. Jost: „Man muss ein<br />

extrem gutes und seriöses Netzwerk haben,<br />

um von den angesagten Künstlern ein Objekt<br />

angeboten zu bekommen.“ Nicht jeder Kunstberater<br />

ist da gerne gesehen, denn vielen eilt<br />

der Ruf voraus, nur für Spekulanten zu arbeiten<br />

und bei einer erfolgreichen Vermittlung<br />

zusätzlich eine Provisionen zu verlangen.<br />

„Am Ende ist es aber ein ganz kleiner Markt, in<br />

dem man immer wieder die gleichen Personen<br />

trifft,“ so Jost, „und zu denen gilt es, Vertrauen<br />

aufzubauen.“ [!] THOMAS LUTHER<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Laichinger<br />

Aton Solar<br />

ist insolvent<br />

Der Laichinger Photovoltaik-<br />

Großhändler Michael Aigner<br />

hat Insolvenz angemeldet. Eine<br />

Sanierung lohnt den Angaben<br />

zufolge nicht, weil es zu wenige<br />

Aufträge gibt und die Margen<br />

zu gering sind. Betroffen von<br />

der Zahlungsunfähigkeit ist der<br />

Firmenchef selbst. Seinen Mitarbeitern<br />

hatte er im Zuge des<br />

stark rückläufigen Geschäfts<br />

bereits sukzessive kündigen<br />

müssen. In guten Zeiten hatte<br />

Aton Solar Photovoltaik-Module<br />

über mehr als 300 Elektrofirmen<br />

vertrieben.<br />

Heißer Sommer<br />

lässt Rendite von<br />

Gardena steigen<br />

Der Gartengeräte-Hersteller<br />

Gardena (Ulm), der zum schwedischen<br />

Husqvarna-Konzern gehört,<br />

hat das höchste Ergebnis<br />

der Firmengeschichte erzielt.<br />

Der Umsatz stieg 2015 um 11<br />

Prozent auf 509 Millionen Euro.<br />

Die Umsatzrendite kletterte<br />

auf gut 12 Prozent, sagte Gardena-Chef<br />

Sascha Menges. Die<br />

Umsatztreiber: hohe Temperaturen<br />

im Sommer und gute<br />

Auslandsgeschäfte. Gardena beschäftigt<br />

im Südwesten 1600<br />

Mitarbeiter, davon knapp 1000<br />

in der Ulmer Zentrale sowie jeweils<br />

300 in Niederstotzingen<br />

und Heuchlingen.<br />

Großauftrag aus<br />

Pakistan für<br />

Andritz Hydro<br />

Die Andritz Hydro GmbH Ravensburg<br />

(früher Escher Wyss<br />

und Sulzer) hat zwei Großaufträge<br />

erhalten. Davon profitiert<br />

der Standort Ravensburg. Zum<br />

einen liefern die Oberschwaben<br />

Turbinen und Technik für ein<br />

Foto: © goodluz/Fotolia.com<br />

Das Geschäft brummt<br />

Bei den Handwerkern im Südwesten laufen die Geschäfte gut:<br />

Dank der starken Binnenkonjunktur erwarten die 133.000 Betriebe<br />

ein gutes Jahr mit einem Umsatzplus von 2 Prozent. Vor<br />

allem die baunahen Bereiche boomen. Einziger Wermutstropfen:<br />

Die Betriebe können 35.000 Stellen nicht besetzen.<br />

neues Kraftwerk im Norden Pakistans<br />

im Wert von 65 Millionen<br />

Euro. Zum anderen haben<br />

sie den Zuschlag für die Erweiterung<br />

des Speicherkraftwerkes<br />

La Coche in den französischen<br />

Alpen erhalten.<br />

Mehr Finanzhilfen<br />

für Mittelstand<br />

im Südwesten<br />

Baden-Württembergs Mittelstand<br />

hat im vergangenen Jahr<br />

deutlich stärker von der Unterstützung<br />

der Bürgschaftsbank<br />

profitiert als zuvor. Das Finanzinstitut<br />

steigerte das Volumen<br />

an Bürgschaften und Beteiligungen<br />

um 13 Prozent auf 517<br />

Millionen Euro . Hoch war die<br />

Nachfrage im Handel und<br />

Handwerk. Die Bürgschaftsbank<br />

wird vom Land mit gebührenfreien<br />

Rückbürgschaften<br />

und Rückgarantien gestützt.<br />

Premiere:<br />

Sonnenstrom<br />

für Mieter<br />

Strom vom eigenen Dach: Was<br />

bisher Immobilieneigentümern<br />

vorbehalten war, ist künftig<br />

auch für Mieter möglich. Der<br />

Bau- und Sparverein Ravensburg<br />

eG (BSV) und die Technischen<br />

Werke Schussental<br />

(TWS) kooperieren beim Bau eines<br />

Mehrgenerationenhauses in<br />

Weingarten. Das soll so viel<br />

Energie erzeugen, wie die Bewohner<br />

benötigen. Wichtiger<br />

Teil des Konzepts ist eine 35.000<br />

teure Euro Photovoltaikanlage<br />

auf dem Dach, die die TWS realisiert<br />

und betreibt. Der Sonnenstrom<br />

wird vorrangig den<br />

Hausbewohnern zu günstigen<br />

Konditionen angeboten. Eine<br />

Abnahmeverpflichtung besteht<br />

aber nicht.<br />

Braun<br />

Digitaldruck<br />

investiert<br />

Zum 25-jährigen Firmenbestehen<br />

hat die Braun Digitaldruck<br />

Ulm GmbH (Ulm-Jungingen)<br />

ihren Maschinenpark erneuert.<br />

Der Hersteller von Großformatdrucken<br />

und Präsentationssystemen<br />

will sich mit ungewöhnlichen<br />

Formaten von der<br />

Konkurrenz abheben. Chef Johannes<br />

Braun sieht großes Potenzial<br />

in Langbahnen, die nur<br />

50 Zentimeter breit sind. 2015<br />

erwirtschaftete die Firma mit<br />

22 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 3 Millionen Euro.<br />

ZF verkauft<br />

Geschäftsbereich<br />

an US-Konzern<br />

Der Autozulieferer ZF (Friedrichshafen)<br />

trennt sich nach<br />

dem Kauf von TRW Automotive<br />

von dem Geschäftsbereich<br />

„Befestigungssysteme und<br />

Komponenten“. Illinois Tool<br />

Works (ITW) kaufe das Geschäftsfeld<br />

mit gut 3500 Mitarbeitern<br />

für umgerechnet 416<br />

Millionen Euro. Der Bereich hat<br />

seinen Hauptsitz im rheinlandpfälzischen<br />

Enkenbach. ZF hatte<br />

nach der Übernahme von<br />

TRW angekündigt, sich auf die<br />

Bereiche Sicherheit, Elektrifizierung<br />

und automatisiertes<br />

Fahren zu konzentrieren. [!]<br />

23


[spezial] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das Vernetzungs-Alibi<br />

Networking, Socializing – wenn’s was bringt, macht das auch der schwäbische Geschäftsmann. Lieber ist es ihm, wenn<br />

er einen guten Anlass dafür hat: etwa auf dem 17. Unternehmertag in Ulm. Tipps, wie es am besten funktioniert.<br />

Beim Unternehmertag, der am 3. <strong>März</strong><br />

auf dem Ulmer Messegelände seine 17.<br />

Auflage erlebt, halten sich viele Besucher<br />

gerne länger auf. Das liegt an den weit<br />

über 100 Ständen ebenso wie an den rund 40<br />

Impulsvorträgen mit „Infos-to-go“. Dazu kommen<br />

die vielen Gelegenheiten, Gesprächsfäden<br />

mit interessanten Leuten aufzunehmen<br />

oder bestehende Kontakte aufzufrischen, auf<br />

Neudeutsch: um Networking zu betreiben.<br />

„Manche Besucher kommen bewusst hierher,<br />

um Geschäftsbeziehungen zu pflegen“, beobachtet<br />

der „Unternehmertag“-Gründer Karl-<br />

Heinz Raguse immer wieder. Er ist ein Experte<br />

im professionellen Knüpfen von Netzwerken.<br />

Es ist fester Bestandteil seines eigenen Geschäftsmodells,<br />

das er auch in anderen Formen<br />

praktiziert und anbietet. Bei „Business-<br />

Frühstück“-Veranstaltungen etwa. Diese<br />

bringen Leute zusammen, die sich potenziell<br />

etwas zu sagen hätten, aus vielerlei Gründen<br />

aber kaum zusammenfinden. Der typische<br />

Mittelständler sei gefangen in einem Wust<br />

immer neuer Anforderungen und Aufgaben.<br />

Fürs Kontakteknüpfen und fachlichen Gedankenaustausch<br />

sei immer weniger Raum.<br />

Foto: © roostler/Fotolia.com<br />

BITTE KEINE PLUMPE AKQUISE<br />

Ein weiterer Faktor ist die menschliche Psychologie.<br />

Nicht wenige Unternehmer hätten<br />

eine Art Kontakthemmung. Einen fremden<br />

Kollegen „einfach so“ anzusprechen, gezieme<br />

sich in ihren Augen nicht: Das Gegenüber<br />

könnte das ja als plumpe Akquise missverstehen.<br />

Bei den Frühstücks-Veranstaltungen<br />

werde diese Sorge ausgehebelt. Da gebe es einen<br />

Vortrag, der schon mal einen guten Grund<br />

biete, überhaupt dorthin zu gehen. „Der<br />

schafft dem Einzelnen ein Alibi.“ Der Vortrag<br />

wiederum liefere den Stoff, um dann in Gespräche<br />

einzusteigen. Ja, er wirke geradezu<br />

wie ein Katalysator.<br />

Vernetzung ist kein Selbstzweck. Die Knoten müssen<br />

klug gesetzt werden, damit die Bande halten.<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[spezial]<br />

Man müsse also einen Anlass schaffen mit angenehmer<br />

und anregender Atmosphäre, damit<br />

die Netzwerkerei unter noch völlig oder<br />

weitgehend Fremden in die Gänge komme.<br />

Am Beginn stehen unverbindliche Gespräche,<br />

deren Ausgang natürlich noch in den<br />

Sternen steht. Soll aus einem losen Kontakt<br />

eine Geschäftsbeziehung erwachsen, sei gegenseitiges<br />

Vertrauen der unverzichtbare Kitt<br />

dafür. „Viele Geschäfte scheitern, wenn der<br />

Vertrauensvorschuss nicht erfüllt oder gar<br />

enttäuscht wird.“<br />

Gar nicht so einfach, mit Unbekannten ins Gespräch zu kommen. Es kopflos zu versuchen, bringt nichts.<br />

SYMPATHIE IST ENTSCHEIDEND<br />

Die emotionale Ebene spiele eine deutlich gewichtigere<br />

Rolle als gemeinhin angenommen.<br />

Finden sich zwei Gesprächspartner unsympathisch,<br />

sei die Wahrscheinlichkeit<br />

recht gering, dass sich zwischen ihnen eine<br />

gedeihliche geschäftliche Beziehung anbahnt.<br />

Schon der erste Eindruck könne für<br />

den Aufbau von Vertrauen entscheidend sein.<br />

Raguse wählt ein Beispiel aus der Gastronomie:<br />

Das eine Restaurant hat dutzende Positionen<br />

quer durch die internationalen Küchen<br />

auf der Karte, das andere stellt einige wenige,<br />

ausgesuchte Menüs in den Mittelpunkt – „wer<br />

wird da wohl beim Einwerben von Vertrauen<br />

als Sieger hervorgehen?!“ Doch nur, wer die<br />

erste Hürde nimmt, habe die Chance, sich als<br />

Fachmann ins Spiel zu bringen.<br />

Foto: © ARTENS/Fotolia.com<br />

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Wenn´s um Geld geht<br />

25


[spezial] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Letztlich sei ja genau dies das Ziel von Networking:<br />

dass Aufträge und Fachleute zueinander<br />

finden. Raguse beschäftigt sich sehr mit der<br />

digitalen Welt; dass die Sozialen Medien diese<br />

Funk tion erfüllen können, bezweifelt er freilich.<br />

„Was nützt es einem Unternehmer denn,<br />

wenn er 785 Facebook-Freunde hat“, stellt er<br />

als rhetorische Frage in den Raum. Welche<br />

Qualität hat denn ein derartiges Netzwerk,<br />

und woran lässt sie sich erkennen? Was echte<br />

Geschäftsverbindungen angeht, schlägt „Old<br />

school“ die Netzvarianten nach wie vor allemal,<br />

ist Raguse überzeugt. Je komplizierter die<br />

Zeiten werden, desto mehr wachse der<br />

Wunsch, sich persönlich auszutauschen. „Allein<br />

über Online-Aktivitäten funktionieren<br />

echter Austausch und wirkliches Kennenlernen<br />

nämlich nicht.“ Die beste Art zu kommunizieren,<br />

sei immer noch das persönliche Gespräch,<br />

Face to Face, in bewährter und sehr<br />

traditioneller Form.<br />

HOHES FEHLERPOTENZIAL<br />

Auf einem anderen Blatt stehe, wenn Menschen<br />

sich auf der Suche nach einem neuen<br />

Job ins Getümmel stürzten, um Kontakte zu<br />

knüpfen. So mancher Aussteller hat nach Raguses<br />

Beobachtung bei der Messe auch schon<br />

neue Mitarbeiter gefunden. Es habe sich nämlich<br />

herumgesprochen unter Jobwechselwilligen<br />

und Hochschulabsolventen, dass sich<br />

beim einen oder anderen Aussteller berufliche<br />

Chancen auftun. Doch mache diese Gruppe<br />

der Netzwerker am Unternehmertag den<br />

kleineren Teil der Besucher aus. Haben sie<br />

noch keine Erfahrung damit, können sie dabei<br />

aber auch jede Menge Fehler machen, die<br />

dann eben mit ziemlicher Sicherheit nicht zu<br />

Der Meister des Kontakte-Knüpfens<br />

Verbindungen zu schaffen, macht Karl-Heinz Raguse einfach Spaß.<br />

Ein Jahr auf einer einsamen Insel? Das<br />

dürfte in etwa die Höchststrafe für Karl-<br />

Heinz Raguse sein, selbst wenn der umtriebige<br />

Organisator des mittlerweile<br />

17. Unternehmertags in Ulm mit seinem<br />

ungewöhnlichen Hobby durchaus den<br />

Kontrast zum Leben im Trubel sucht: Er<br />

ist leidenschaftlicher Bogenschütze. Das<br />

erfordere – und vermittle – „Ruhe, Kraft,<br />

Ausdauer und Geduld“, erklärt er.<br />

einem positiven Ergebnis führen oder sogar<br />

abschreckend wirken.<br />

Allzu häufig wird die seriöse Kontaktpflege<br />

mit offensivem Selbstmarketing verwechselt.<br />

Auch ein überstürztes und planloses Vorgehen<br />

führt selten zum Ziel. Die einschlägige<br />

Im Geschäftsleben schließt und knüpft<br />

Raguse, Jahrgang 1955, pfeilgenau Verbindungen.<br />

Auf freiberuflicher Basis leitet<br />

er von Neu-Ulm aus die regionale Geschäftsstelle<br />

des Bundesverbandes mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW). Mit<br />

seiner Firma Raguse & Partner GmbH<br />

treibt er den Unternehmertag voran –<br />

und bringt zusammen, was trefflich zusammenpasst.<br />

<br />

IST<br />

Literatur empfiehlt, erst einmal im eigenen<br />

Umfeld, im Freundes- und Bekanntenkreis<br />

nach potenziellen Unterstützern zu fahnden.<br />

Gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, ist auch<br />

verkehrt. Kontakte gehören langsam aufgebaut,<br />

allmählich intensiviert und gut gepflegt.<br />

Bürogebäude mit System:<br />

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26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[spezial]<br />

Jochen Mai hat die<br />

„Karriere-Bibel“ verfasst.<br />

So können sich die Kreise allmählich weiten.<br />

Ein Fehler wäre es, das Netzwerken als Tauschgeschäft<br />

zu begreifen, bei dem für jede Leistung<br />

eine Gegenleistung erwartet und womöglich<br />

haarklein abgerechnet wird.<br />

Spezialist auf dem<br />

Gebiet des Netzwerkens<br />

ist der<br />

Wirtschaftsjournalist<br />

Jochen Mai,<br />

Verfasser des Bestsellers<br />

„Die Karriere-Bibel“<br />

und Betreiber<br />

des<br />

dazugehörigen<br />

Online-Portals<br />

karrierebibel.de.<br />

Vorneweg trifft er<br />

eine grundsätzliche<br />

Unterscheidung zwischen Netzwerken<br />

und dem wahllosen Maximieren von Kontakten.<br />

Die Systematik mache den Unterschied.<br />

Wer netzwerke, baue sich zielgerichtet ein<br />

Beziehungskonstrukt auf, aus dem heraus viele<br />

Vorteile generiert werden können.<br />

DIE GRUNDREGELN<br />

Perfekte Netzwerker in spe sollten dem Karriere-Profi<br />

zufolge vier Grundregeln befolgen.<br />

Erstens: Ein Ziel bestimmen. Klar die Frage<br />

aufwerfen, was man von den Kontakten, die<br />

Interessante Begegnungen und jede Menge Input erwarten die Besucher des Unternehmertags.<br />

man aufbauen möchte, überhaupt erwartet?<br />

Was will ich damit erreichen? Nur wer seine<br />

Ziele definiere, behalte den Blick fürs Wesentliche<br />

und könne das auch anderen vermitteln.<br />

Zweitens: Die Klasse macht’s, nicht die Masse.<br />

Ein Netzwerk sei immer nur so wertvoll<br />

wie seine Mitglieder. Wen man in seinen privaten<br />

Zirkel aufnimmt, sollte von den Zielen<br />

abhängen, nicht von purer Sammelwut.<br />

WIR SIND<br />

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27


Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © Rawpixel/Fotolia.com<br />

Da mag der Kotau noch so tief sein. Wer sich spontan unsympathisch ist, hat keine gute Basis für gemeinsame<br />

Geschäfte.<br />

Drittens: Du sollst erst geben, dann nehmen.<br />

Der beste Einstieg, um Bande zu knüpfen,<br />

seien berufliche Gemeinsamkeiten und<br />

der Austausch von Wissen. Die Erwartung<br />

einer Gegenleistung dürfe dabei keine Rolle<br />

spielen. Zurückhaltung sei auch mit der Erteilung<br />

von Ratschlägen geboten. Empfehlungen<br />

aller Art sollte man nur geben, wenn<br />

es wirklich gefragt und erbeten ist.<br />

Viertens: Unbedingt am Ball bleiben. Ist die<br />

Verbindung erst einmal hergestellt, muss sie<br />

vertieft werden. Das kann auch über digitale<br />

Kommunikation geschehen, sei aber dringend<br />

durch persönliche Treffen zu ergänzen.<br />

Wer Kontakte nicht pflegt, läuft Gefahr, dass<br />

sie früher oder später wieder verkümmern.<br />

Letztlich hätte er sich die Zeit, die er fürs<br />

Knüpfen aufgewendet hat, sparen können.<br />

Mai empfiehlt, vor allem zwei Gruppen von<br />

Menschen ins persönliche Netzwerk aufzunehmen:<br />

solche, die ähnliche Ziele verfolgen<br />

wie man selbst; und solche, die schon dort angelangt<br />

sind, wo man selbst hin will. Mit ersteren<br />

könne man sich vor einem ähnlichen<br />

Erfahrungshintergrund über Probleme und<br />

Lösungen qualifiziert austauschen, aber auch<br />

über Themen wie gute Arbeitgeber, Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

Karrierechancen oder<br />

Gehälter. Das helfe, Fehler zu erkennen und<br />

daraus zu lernen. Die zweite Gruppe sei die<br />

wichtigere. Diese Menschen besitzen schließlich<br />

eine Menge an Erfahrungen und Insiderwissen,<br />

die auf dem weiteren beruflichen Weg<br />

noch wichtig werden können. Gezieltes Nachfragen<br />

über ihren Job, seine Herausforderungen<br />

und Schlüsselanforderungen bedeutet<br />

automatisch Erfahrungsgewinn. Ein guter<br />

Rat kann auch nie schaden.<br />

SPASS UND MORAL<br />

Die besten Jobs werden nachweislich über lockere<br />

Beziehungen vergeben. Hier kommen<br />

nicht zuletzt Kontakte zu Leuten ins Spiel, die<br />

man gar nicht persönlich kennt, sondern zu<br />

denen über gemeinsame Bekannte eine Verbindung<br />

besteht. Je größer das Netz, desto größer<br />

der Effekt.<br />

Sind Netzwerktreffen organisiert, setzen sich<br />

manche Teilnehmer unnötigerweise selbst<br />

unter Druck. Glauben sie, sich übermäßig anpreisen<br />

zu müssen, stellt sich nicht selten ein<br />

schlechtes Gefühl ein. Schließlich empfinden<br />

viele es als unmoralisch, so zielstrebig auf eigene<br />

Vorteile zuzusteuern. Aber genau darum<br />

gehe es bei geschäftlichen Kontakten, erklärt<br />

Raguse. Wer Messen wie den „Unternehmertag“<br />

für die Sondierung beruflicher Chance<br />

nutzt, kommt auf jeden Fall besser an, wenn er<br />

unverkrampft und locker in die Gespräche<br />

geht. Ein bisschen Spaß darf nicht nur dabei<br />

sein, sondern sollte sogar dabei sein.<br />

UNANGENEHME ERINNERUNG<br />

Wer sich bei der Gelegenheit präsentieren<br />

muss, sollte seine Selbstdarstellung möglichst<br />

kurz halten, reduziert auf die vielzitierte Länge<br />

einer Aufzugfahrt, und vor allem eines hervorheben:<br />

was konkret das Unternehmen von<br />

einer Mitarbeit hätte. Wer aufdringlich ist<br />

und ungefragte Ratschläge verteilt, bleibt sicherlich<br />

einigen in Erinnerung – in unangenehmer.<br />

Denn jeder arbeitet lieber mit zuverlässigen<br />

und unaufgeregten Menschen<br />

zusammen als mit auf die Pauke schlagenden<br />

Selbstdarstellern. Das bedeutet nicht, mit seinen<br />

Fähigkeiten hinterm Berg zu halten. Erfahrene<br />

Netzwerker schauen, dass ganz beiläufig<br />

auch mal die eigene Homepage ins<br />

Spiel kommt. Unerlässlich als virtuelle Visitenkarte,<br />

kann der neue Kontakt hier noch<br />

viele weitere Infos abrufen und so sein Bild<br />

vervollständigen. [!] THOMAS VOGEL<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[spezial]<br />

Ein kleiner Blick ins Programm<br />

Was wäre der „Unternehmertag“ ohne die<br />

zahlreichen spannenden Vorträge? Das komplette<br />

Programm gibt es im Internet:<br />

www.unternehmertag.de/programm.<br />

Hier ein kleiner Auszug:<br />

Eröffnung durch Wissenschaftsministerin<br />

Theresia Bauer und den neuen Ulmer<br />

Oberbürgermeister Gunter Czisch (9.30<br />

Uhr).<br />

Podiumsdiskussion „Wir gestalten Zukunft!“<br />

(13.30 bis 14.30 Uhr)<br />

Teilnehmer: OB Czisch, Klaus Eder (Geschäftsführer<br />

der SWU), Prof. Dr. Volker Reuter (Rektor<br />

der Hochschule Ulm), Jürgen Filius (MdL),<br />

Harald Seifert (Seifert Logistics).<br />

Moderation: Ulf Schlüter, stellvertretender<br />

Chefredakteur der Südwest Presse.<br />

SPEAKERS’ CORNER<br />

10.30 Uhr<br />

– Wir hacken ein Atomkraftwerk – Cyber-Security<br />

und Industrie 4.0.; Rolf Strehle, ditis<br />

Systeme.<br />

11.05 Uhr<br />

– Erfindungen schützen – gewusst wie! Dr.<br />

Thomas Kienle, Rechtsanwalt, Anja Dreher,<br />

AHE engineering.<br />

– Wie Sie garantiert nicht in die Zeitung kommen.<br />

Zehn Verhaltensweisen, die selbst gute<br />

Pressearbeit zunichtemachen. Alexander Bögelein,<br />

SÜDWEST PRESSE Ulm.<br />

11.40 Uhr<br />

– Effizient, umfassend, online. Betriebliche<br />

Abläufe im Griff. René Scharf, D9T.<br />

– Der Mensch – Chance und Sicherheitsfaktor<br />

bei der Digitalisierung. Gerd Schramm, DA-<br />

TA-S.<br />

12.15 Uhr<br />

– Die Herausforderung: „Industrie 4.0“ – Prozesssicherheit<br />

in einer „PPS-Lösung“. Martin<br />

Herzog, Software AG.<br />

– Ist Ihr Personalkonzept zukunftsfähig? Susanne<br />

Biesenberger, Rupert Höpfl, Kolping<br />

Akademie.<br />

12.50 Uhr<br />

– Profit mit Moral: Ehrbare Kaufleute führen<br />

ehrbare Unternehmen. Gestalten Sie aus Bausteinen<br />

nachhaltigen Wirtschaftens ein Werte-Orientierungs-System!<br />

Martin Priebe, Beratung<br />

& Training.<br />

14.45 Uhr<br />

– Qualität der Kundendaten. Basis für Erfolg<br />

oder Misserfolg in Marketing, Vertrieb und<br />

Service. Monika Mack, cobra computer‘s<br />

brainware.<br />

– Bessere Unternehmensverkaufpreise erzielen!<br />

Dr. Hartmut Schneider, Dr. Daniel Schallmo,<br />

M & A Strategie.<br />

15.20 Uhr<br />

– Blended Learning im berufsbegleitenden<br />

Studium. Prof. Dr.-Ing. Hermann Schumacher,<br />

Universität Ulm.<br />

– Mehr Umsatz und Erfolg durch digitale Vermarktung.<br />

Frank Wiedemann, SÜDWEST<br />

PRESSE Ulm.<br />

15.55 Uhr<br />

– Aufbewahrung elektronischer Dokumente.<br />

Pflicht und Chance für Unternehmen! Gerd<br />

Schäffer, Docuvita Solutions, Florian Häußler,<br />

h2-Systems.<br />

– Gut gelaunt läuft‘s wie geschmiert. Gute<br />

Laune und Ausgeglichenheit geben Energie<br />

und Lebensfreude.Was wirklich zählt und wie<br />

es geht. Roswitha Birk-Becht, Praxis für Psychotherapie<br />

HPG.<br />

16.30 Uhr<br />

„Ich meld‘ mich wieder ...“, sagt der Kunde –<br />

ohne rot zu werden. Aus den 1001 Annehmlichkeiten<br />

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29


Fotos: Marc Hörger<br />

Rund 80.000 Produkte hat die Stiefel GmbH im Sortiment. Dazu kommen Kompetenzen wie Rohrbiegetechnik, Schlauchtechnologie und eigene Logistik.<br />

Volles Rohr<br />

Einst reiner technischer Großhandel, liefert die Stiefel Hydraulik und Pneumatik längst auch komplexe Systeme aus<br />

eigener Montage. Dabei profitiert das Unternehmen vom Trend zu schlanker Produktion bei vielen seiner Kunden.<br />

Gerd Stiefel, der sich mit seinem Bruder<br />

Rainer die Geschäftsführung des 1962<br />

gegründeten Betriebs teilt, tritt beim<br />

Ortstermin gerne unkonventionell auf. Er<br />

zeigt mal eben auf auf seinen Schreibtisch.<br />

Den habe er bewusst „mitten im Getümmel“<br />

positioniert. Vertrage sich doch der Anschein<br />

von Unnahbarkeit nicht mit der hauseigenen<br />

Leitkultur, zu der gegenseitige „Wahrnehmung“<br />

gehöre. Beim Thema „Flüchtlinge“,<br />

derzeit kaum zu umgehen, greift er auch mal<br />

zu deutlichen Worten: Es gebe viel zu viele<br />

Hemmschuhe – zu komplexe Bürokratie, kontraproduktive<br />

Bestimmungen. Dies vereitle<br />

eine rasche Integration, die ja hauptsächlich<br />

der Arbeitsmarkt leisten solle.<br />

Stiefel spricht auch in eigenem Interesse. Das<br />

Unternehmen mit Hauptsitz in Neu-Ulm/Burlafingen<br />

hat sich bereits an Programmen zur<br />

Eingliederung junger Flüchtlinge beteiligt<br />

und dabei positive wie auch negative Erfahrungen<br />

gesammelt. Ohne seine Mitarbeiter<br />

mit Migrationshintergrund, viele vor langer<br />

Zeit in Deutschland als junge Menschen ange-<br />

30


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

kommen, wäre das hohe Wachstumstempo<br />

der Umsätze von zuletzt 7,4 Prozent wohl<br />

nicht möglich gewesen, sagt er. „Wir haben ja<br />

in der Region quasi Vollbeschäftigung.“<br />

Dem Trend zu „Outsourcing“ und Verlagerung<br />

von Produktionen hält Stiefel eigene<br />

Konzepte entgegen. Eine wichtige Rolle spielt<br />

dabei die eigene Logistik. Zu viel kostbare Zeit<br />

ginge verloren, würden Spediteure zwischengeschaltet.<br />

„Wir haben beispielsweise sehr<br />

viele innovative Logistiklösungen inklusive<br />

eines eigenen Scannersystems“, präzisiert er.<br />

Die akzeptierten Fristen zwischen Bestellung<br />

und Anlieferung der Ware würden heute immer<br />

kürzer; die Durchlaufzeit in den Betrieben<br />

habe sich allein in den vergangenen zwei<br />

Jahren nochmals halbiert.<br />

SCHNELL UND ZUVERLÄSSIG<br />

„Schnelligkeit“, erläutert Stiefel, „hohe Zuverlässigkeit<br />

und große Flexibilität“ seien wesentliche<br />

Qualitätsmerkmale innerhalb des<br />

Zustellprozesses. Das koste zwar erst einmal<br />

viel Geld, zahle sich schließlich aber aus: in<br />

Aufträgen und Marktanteilen.<br />

Das Unternehmen tritt im Bereich Hydraulikund<br />

Pneumatikkomponenten als Vollsortimenter<br />

im Markt auf. Das Sortiment besteht<br />

aus rund 80.000 unterschiedlichen Produkten<br />

– von Kleinteilen über Komponenten bis hin<br />

zu vormontierten technischen Systemen.<br />

Weitere Spezialgebiete sind die Rohrbiegetechnik<br />

und die Schlauchtechnologie. Mit<br />

rund 1,2 Millionen Schlauchleitungen pro<br />

Jahr zähle man zu den größten Schlauchkonfektionierern<br />

in Süddeutschland. Weitere Geschäftsfelder<br />

sind der Aggregatebau und die<br />

Baugruppenmontage; hier profitiere man unmittelbar<br />

vom Trend zur „Lean production“<br />

bei vielen der rund 600 Firmenkunden. Seine<br />

Mitarbeiter würden verstärkt bereits in der<br />

Phase des Prototypenbaus einbezogen, berichtet<br />

Stiefel. Mit solchen Leistungen reagiere<br />

man auf die steigende Nachfrage nach Zulieferung<br />

bereits komplett vormontierter Systeme.<br />

Der größte Umsatzbringer ist dem Geschäftsführer<br />

zufolge aber nach wie vor der Handel.<br />

Die meisten Abnehmer sind Hersteller aus<br />

den Bereichen Fahrzeug-, Maschinen- sowie<br />

Sonderfahrzeugbau. Die Zulieferung in Regale<br />

oder ans Band „Just in Sequence“ erfolge<br />

gemäß des „Kanban-Systems“ und per individuell<br />

ausgearbeitetem Ablaufplan.<br />

Ein weiteres Credo der Burlafinger: Handelsware<br />

mit Abnehmern in Deutschland muss<br />

Alles begann, wie so oft, in einer Garage<br />

Chef Gerd Stiefel mitten in der Fertigung. Auch sein Schreibtisch steht nicht im Elfenbeinturm.<br />

Die Wurzeln der Stiefel Hydraulik und<br />

Pneumatik GmbH liegen buchstäblich in<br />

einer Garage. 1962 begann Firmengründer<br />

Fritz Stiefel in einer solchen als Werkstatt-Lieferant<br />

für Lkw-Bremsen. Der<br />

Markt war begrenzt. Mit dem Eintritt der<br />

beiden Söhne Gerd und Rainer 1990 in<br />

die Geschäftsführung begann der Ausbau<br />

der Geschäftsfelder. „Denn die einzige<br />

Chance zu wachsen war, neue Ideen zu<br />

ausschließlich aus deutscher oder europäischer<br />

Produktion stammen. Nicht allein, weil<br />

Güter mit dem Siegel „Made in Germany“ wegen<br />

Zollbestimmungen auch einen Mindestanteil<br />

von Komponenten von hier haben<br />

müssen. Wichtig seien eben auch die Qualitätsgründe<br />

und darüber hinaus der psychologische<br />

Faktor bei den Endkunden. Wo deutsch<br />

drauf stehe, müsse eben auch deutsch drin<br />

sein, darauf legten nicht zuletzt die Käufer im<br />

Ausland größten Wert.<br />

KUNDEN MIT DEUTSCHEN AUTOS<br />

Gerd Stiefel spricht aus Erfahrung. Jeder seiner<br />

Kunden in Asien oder Australien, mit denen<br />

er – in diesem Fall als Zwischenhändler –<br />

in Geschäftsbeziehung stehe, fahre ein Auto<br />

aus Deutschland.<br />

entwickeln“, erinnert sich Gerd Stiefel an<br />

diese Zeit zurück.<br />

Heute sind am Hauptsitz in Burlafingen<br />

135 Mitarbeiter beschäftigt, 76 sind es in<br />

Waiblingen, 20 im thüringischen Ilmenau<br />

und 8 in Dresden. Seit gut einem Jahr ist<br />

der gelernte Bankkaufmann Vorsitzender<br />

der 11.000 Betriebe repräsentierenden<br />

Regionalversammlung Neu-Ulm innerhalb<br />

der IHK Schwaben. <br />

THV<br />

Laut Stiefel läuft es in seinem Haus gerade<br />

richtig gut. Gegen Schwankungen habe man<br />

sich so gut es geht abgesichert: „Breite Kundenstruktur,<br />

breite Branchenstruktur, breite<br />

Produktstruktur.“ Kein Wunder also, dass der<br />

Geschäftsführer, ungeachtet des harten Wettbewerbs<br />

und weltweiter Überkapazitäten in<br />

der Produktion auch für die Zukunft keinen<br />

Anlass für Pessimismus sieht. Gute Chancen<br />

für eigenes Wachstum entstünden immer<br />

dann, wenn Kunden ihre Produktpalette erweitern.<br />

Zudem agiere man durch den stetigen<br />

Ausbau der Service-Leistungen proaktiv.<br />

Beispielweise übernehme man nicht nur Aufgaben<br />

wie Optimierungsberatung, sondern<br />

auch die Durchführung von Tests und Garantien<br />

im Rahmen der Gewährleistung.[!]<br />

<br />

THOMAS VOGEL<br />

31


[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das ausgezeichnete Bürogebäude von Medizintechnik Reck. Architekten: Christine Reck Architekten GmbH.<br />

Foto: Reck Technik GmbH & Co. KG<br />

Klare Kante<br />

Offene Büros mit Loungebereichen, ein lichtdurchflutetes Atrium für die Mitarbeiter, Grundwasser als Energiequelle:<br />

Moderne Industrie- und Gewerbebauten verbinden Ästhetik mit konsequenter Nachhaltigkeit.<br />

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten,<br />

Besucher willkommen zu heißen. Die<br />

Eingangsebene des Bürogebäudes für<br />

Medizintechnik der Firma Reck Technik<br />

GmbH & Co. KG zum Beispiel gleicht einer<br />

ausgerollten Zunge. Dennoch hat man beim<br />

Betreten des Gebäudes im oberschwäbischen<br />

Betzenweiler nicht das Gefühl, gleich verschluckt<br />

zu werden. Ganz im Gegenteil, denn<br />

die Architekten haben für die Mitarbeiter das<br />

Bürokonzept des „Open Space Office“ gewählt.<br />

So sieht die Zukunft aus. In räumlich offenen<br />

Kojen kann man hier in den drei Obergeschossen<br />

allein oder in Gruppen konzentriert arbeiten.<br />

Die jeweiligen Mittelzonen mit Loungebereichen,<br />

offenen Teeküchen und<br />

Servicestationen bieten Raum für informelle<br />

Gespräche.<br />

FEINDOSIERTE LÜFTUNG<br />

Wer hier beschäftigt ist, der kann mit Fug und<br />

Recht behaupten, in einem ausgezeichneten<br />

Gebäude zu arbeiten, denn der im Jahr 2013<br />

fertiggestellte Neubau wurde von der Architektenkammer<br />

Baden-Württemberg im Verfahren<br />

„Beispielhaftes Bauen im Landkreis<br />

Biberach 2009 – 2015“ prämiert.<br />

Die Fachjury würdigte unter anderem das<br />

Energiekonzept, das eine Auswahl der Baumaterialien<br />

unter<br />

ökologischen und<br />

ökonomischen Aspekten<br />

vorsieht:<br />

„Ein wohltuendes<br />

Raumklima wird<br />

durch eine feindosierte<br />

Lüftungsanlage<br />

und eine<br />

ausschließlich mit<br />

Erdwärme versorgte<br />

Heizkühl-<br />

Prof. Dr. Ing. Martin<br />

Brillinger.<br />

decke erreicht.“<br />

Auch die Bauherren und Architekten des<br />

neuen Verwaltungsgebäudes der Kreisspar-<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[verantworten]<br />

Das ausgezeichnete Forschungs- und Entwicklungszentrum von Max Weishaupt in Schwendi. Architekten:<br />

ZG Architekten GmbH, Ulm <br />

Foto: Archiv Firma Weishaupt<br />

kasse Biberach dürfen sich über die Auszeichnung<br />

freuen, hatten doch auch sie bei der Planung<br />

des Gebäudes Umweltschutz und<br />

höchste Funktionalität gleichermaßen im Visier.<br />

Die Jury hob insbesondere den Charme<br />

im Innern des „Pentagon“ hervor – eines<br />

Atriums, in dem sich die Mitarbeiter entspannen<br />

können.<br />

FUTURISTISCHE AKZENTE<br />

„Heimisches Holz verleiht der nüchternen<br />

Funktionalität Atmosphäre“, so die Bauexperten.<br />

In Bezug auf eine nachhaltige Bauweise<br />

lobt die Jury unter anderem die tiefgehende<br />

Versorgung des Gebäudes durch zwei Wärmepumpen:<br />

„Als Energiequelle hierfür gilt das<br />

Grundwasser. Die Wärme- und Kälteübertragung<br />

an die Räume erfolgt über Metallheiz-<br />

Kühldecken mit schneller Reaktionszeit.“<br />

Doch nicht nur die Umwelt profitiert von<br />

dem futuristisch anmutenden Verwaltungstrakt.<br />

Auch optisch glänzt der im vergangenen<br />

Jahr eröffnete Neubau durch eine Fülle<br />

ausgefallener Ideen – und das rund um die<br />

Uhr. Der Innenhof ist von einem Netz aus<br />

Stahlseilen überspannt, und an ausgewählten<br />

Schnittpunkten ranken Kletterpflanzen in<br />

die Höhe. In der Nacht setzen Leuchtkörper,<br />

die an den Seilen hängen, den Raum geschickt<br />

in Szene.<br />

Effizienz, Optik, Umweltbewusstsein. Beim<br />

Bau von Gewerbe- und Industriebauten muss<br />

die Mischung zu 100 Prozent stimmen, sagt<br />

Architekt Andreas Grube: „Wir sind nicht nur<br />

da, es schön zu machen, sondern die Projekte<br />

immer auch wirtschaftlich funktional zu realisieren<br />

und auf die Prozesse des Bauherrn abzustimmen.“<br />

Grube ist Vorsitzender des Bezirks Karlsruhe<br />

und Mitglied im Landesvorstand der Architektenkammer<br />

Baden-Württemberg. Wie er<br />

sagt, haben verschiedene Faktoren den Industriebau<br />

in den vergangenen Jahren geprägt,<br />

Faktoren, die ihn Grubes Überzeugung nach<br />

auch weiterhin prägen werden: Zum einen<br />

gelte es, rigoros und ohne Wenn und Aber die<br />

gesetzlichen Anforderungen der Energiesparverordnungen<br />

EnEV zu erfüllen. „Natürlich<br />

muss der Einsatz von regenerativer Energie<br />

und das Thema Flächenversiegelungen berücksichtigt<br />

werden und, je nachdem, in welchem<br />

Teil von Deutschland das Gebäude entsteht,<br />

gewinnt der Hochwasserschutz immer<br />

mehr Beachtung.“<br />

All diese Maßnahmen, die es noch vor zehn<br />

Jahren in dieser Konsequenz nicht gegeben<br />

konzipieren,<br />

umsetzen,<br />

betreuen<br />

• Industrie- und Gewerbebau<br />

• Architektur- und Ingenieurbüro<br />

• Sport- und Veranstaltungshallen<br />

• Reitsportanlagen<br />

• Wohngebäude<br />

SCHLOSSER®<br />

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Tel. +49 7967 90 9033<br />

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Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das ausgezeichnete neue Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse Biberach. Architekten: Braunger<br />

Wörtz Architekten GmbH, Ulm. <br />

Foto: Conné van d’Grachten<br />

habe, übten zunehmend Einfluss auf Konstruktion<br />

und Realisierung von Bauprojekten<br />

aus. „Auch die Nachhaltigkeitsdebatte wurde<br />

damals noch nicht so intensiv geführt“, sagt<br />

er. „Doch sie ist wichtig und richtig.“<br />

VERSCHÄRFUNG IM FRÜHJAHR<br />

Stichwort EnEV. Hier schreibt der Gesetzgeber<br />

im Moment noch vor, dass 20 Prozent des<br />

Energieeinsatzes aus regenerativen Quellen<br />

stammen müssen. Noch. Denn eine Verschärfung<br />

ist bereits für Frühjahr <strong>2016</strong> angekündigt.<br />

Andreas Grube: „Viele Unternehmen haben<br />

sich in dieser Hinsicht bereits gut<br />

aufgestellt und setzen zum Beispiel auf zentrale<br />

Blockheizkraftwerke und gewinnen intern<br />

Energie durch die effiziente Nutzung von<br />

Abwärme der Produktionsmaschinen. Wärmetauscher<br />

helfen dabei, Heizkosten zu<br />

sparen.“<br />

Auch das Unternehmen Max Weishaupt in<br />

Schwendi hat bei der Planung seines neuen<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrums auf<br />

einen möglichst geringen Energieverbrauch<br />

gesetzt. Der Hersteller von Brennern, Heizund<br />

Solarsystemen wurde von der Architektenkammer<br />

gleichermaßen prämiert: „Die<br />

drei Gebäudeteile sind durch ein großzügiges<br />

Foyer miteinander verbunden. Das Ensemble<br />

ist Teil des Konzeptes für die nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />

Die verschiedenen<br />

verwendeten, innovativen Fassadentechnologien<br />

gewährleisten die jeweils für die Nutzung<br />

erforderliche Transparenz sowie Blendund<br />

Sonnenschutz auf einem hohen<br />

energetischen Standard.“<br />

Der Zweck heiligt eben die Mittel. Viele Unternehmen<br />

setzen auch aus werblichen Gründen<br />

auf eine nachhaltige Bauweise, erklärt<br />

Grube: „Die Botschaft fürs gute Image lautet<br />

immer öfter: Wir sind eine saubere Firma mit<br />

einem sauberen Gebäude.“<br />

Auch offizielle Zertifizierungen, zum Beispiel<br />

durch die Stuttgarter Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen e.V. (DGNB), spielen für die<br />

Wahrnehmung eines Betriebs eine wichtige<br />

Rolle: „Die Fabriken werden noch grüner werden<br />

und sind so auch in Zukunft absolut investorenfähig.<br />

Denn ein zum Beispiel<br />

durch das<br />

Prädikat Gold ausgezeichnetes<br />

Gebäude<br />

lässt sich in<br />

späteren Jahren<br />

wesentlich leichter<br />

veräußern.“<br />

Wie sehen denn<br />

nun die zukünftigen<br />

Anforderungen<br />

für Planer und tektenkammer.<br />

Andreas Grube, Archi-<br />

Architekten aus?<br />

„An oberster Stelle steht die Funktionalität.<br />

Die Herausforderungen werden jedoch immer<br />

größer“, sagt Grube. Zeit und Geld würden<br />

in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken.<br />

„Deshalb setzen wir heute schon sehr<br />

stark auf das serielle Bauen, sprich auf ein<br />

hohes Maß an vorgefertigten Produkten und<br />

Materialien, wie zum Beispiel Beton-Fertigteile,<br />

Blech- und Fassadenflächen oder Holzrahmen-Bauelementen.“<br />

In diesem Bereich<br />

zeige sich die Baustoffindustrie sehr innovativ.<br />

Wer im Sinne des Bauherrn intelligent plane,<br />

habe eine Vielzahl von Querschnitten zu berücksichtigen.<br />

„Man muss als Planer zum Beispiel<br />

jederzeit wissen, wer ein Fertigteilwerk<br />

wirtschaftlich herstellen und wie der Transport<br />

von Elementen zur Baustelle ohne Sondergenehmigungen<br />

und aufwendige Straßenabsperrungen<br />

bewerkstelligt werden kann.<br />

Und letztlich muss auch darauf geachtet werden,<br />

wie der Personaleinsatz reduziert werden<br />

kann.“<br />

DREIFACH DÄMMT BESSER<br />

Ob Modulbau oder Pavillon, Tonnendach oder<br />

Flachdach mit Gefälledämmung. Wer heute<br />

eine Lagerhalle, einen Bürokomplex oder ein<br />

Kundenzentrum plant, der stößt an Grenzen.<br />

Denn der Staat redet ein gewichtiges Wort<br />

34


Projektentwicklung für Gewerbeimmobilien<br />

<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

Anzeige<br />

[rubrik]<br />

Workout für Gewerbeimmobilien –<br />

Ein Beispiel: „Schiller 18“<br />

Neu, in Hochform und attraktiv: Das ehemalige<br />

Magirus­Gebäude an der Ecke Zinglerstraße/Schillerstraße<br />

ist kaum wiederzuerkennen:<br />

Aus dem lange vernachlässigten Bau<br />

an der Einfahrt zur City ist dank der Projektentwicklung<br />

der PEG eine besondere Immobilie<br />

geworden. Früh erkannte das PEG­Expertenteam<br />

mit Ingenieuren und Architekten die<br />

Chancen und Möglichkeiten dieses Standorts<br />

und entwickelte daraus eine hochwertige<br />

Immo bilie. Seit Herbst 2015 hat die PEG die<br />

Räumlichkeiten im Erdgeschoß bezogen,<br />

während die weiteren Flächen vermietet<br />

wurden. Weiteres herausragendes Projektbeispiel<br />

ist das „stadtregal“ im Ulmer Westen,<br />

wo die PEG auf einer Fläche von 35.000 qm<br />

mit Mut, Ideenreichtum und Expertise aus der<br />

ehemaligen Industriebrache einen besonderen<br />

Standort für Wohnen und Gewerbe aufbaute.<br />

Aktuell prägt die PEG erneut den<br />

Science Park III mit einem repräsentativen<br />

Forschungs gebäude, flexiblen Grundrissen<br />

und interessanten Mietflächen. Weil die Ent­<br />

Links: Altes Magirus­Gebäude (TFU) / Rechts: Schillerstraße 18 nach Sanierung<br />

scheidung für eine Gewerbeimmobilie eine Projektentwicklungsgesellschaft Ulm mbH<br />

strategische Entscheidung ist, wird der Rat Schillerstraße 18<br />

der PEG von institutionellen oder privaten Investoren<br />

oder Eigennutzern schon frühzeitig<br />

89077 Ulm<br />

aktiviert, um von der langjährigen Erfahrung Tel. 0731 80016-0<br />

in Ulm zu profitieren und gemeinsam die ideale<br />

Lösung zu finden.<br />

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Fax 0731 80016-22<br />

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UNSER METIER: GEWERBEIMMOBILIEN.<br />

DIE ÜBUNG: SONNENGRUSS.<br />

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Entwicklung Ihrer Gewerbeimmobilie –<br />

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Schillerstraße 18 | 89077 Ulm<br />

T 0731 800 16 13<br />

49 35


[verantworten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

mit. Doch nicht nur ihm, sondern auch dem<br />

Unternehmen kommt es darauf an, möglichst<br />

wenig Abgas in die Luft zu blasen. „Im Grunde<br />

müssen die Planer ein Gebäude zweimal berechnen“,<br />

sagt Prof. Dr. Ing. Martin Brillinger<br />

von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen,<br />

Experte für Technisches Facility-Management:<br />

„Einmal nach den Vorgaben der Energiesparverordnung<br />

zur Ermittlung des maximal<br />

zulässigen Primärenergiebedarfs – und<br />

einmal so, wie sie es tatsächlich realisieren<br />

möchten.“<br />

Letztlich liege es am Planer, ob er sich dafür<br />

entscheidet, viel zu dämmen und dafür weniger<br />

regenerative Gebäudetechnik zu verwenden<br />

oder weniger zu verschalen und dafür eine<br />

Solar-Anlage aufs Dach zu setzen. „Wichtig<br />

ist, dass der gesetzlich vorgegebene Primärenergiebedarf<br />

nicht überschritten wird.“<br />

Einsichten für alle Beteiligten zu jeder Zeit<br />

Durchblick bei Medizintechnik Reck. <br />

Foto: Reck Technik GmbH & Co. KG<br />

Bei der Planung von Industrie- und Gewerbebauten<br />

tauchen immer häufiger die<br />

drei Buchstaben BIM auf. Sie stehen für<br />

den Begriff „Building Information Modeling“.<br />

Bei diesem Prozess wird ein intelligentes<br />

3D-Modell des geplanten Gebäudes<br />

erstellt und in einer virtuellen Wolke<br />

allen am Projekt Beteiligten zur Verfügung<br />

gestellt – vom Entwickler über den<br />

Statiker bis hin zum Brandschützer. Jeder<br />

kann zu jeder Zeit der Planungs- und<br />

Bauphase Informationen bekommen und<br />

einbringen. Der Vorteil: Auch nach der<br />

WASSER, WIND UND SONNE<br />

Primärenergie? Das sind die natürlich vorkommenden<br />

Energieformen, die noch keiner<br />

Umwandlung unterworfen wurden. Dazu<br />

zählen etwa Erdgas, Steinkohle, aber auch<br />

Wasserkraft, Wind und Sonne.<br />

„Im Industriebau haben wir es immer häufiger<br />

mit zunehmenden Dämmstärken zu tun.<br />

So zählt zum Beispiel eine Dreischeiben-Verglasung,<br />

die einen geringeren Wärmedurchgang<br />

aufweist und mit der sie bis zu einem<br />

Drittel der Energie einsparen können, mittlerweile<br />

zum Standard bei Neubauten“, erklärt<br />

Billinger. Neben der Energieeffizienz stelle die<br />

Gebäudeleittechnik eine große Herausforderung<br />

für die Zukunft dar: „Heute sind in jedem<br />

modernen Verwaltungsgebäude Heizung,<br />

Lüftung sowie die gesamte Elektrik über Datenübertragungs-Systeme<br />

untereinander vernetzt.<br />

In diesem Bereich sind die Anforderungen<br />

enorm gestiegen.“<br />

Wärmepumpe hin, Solaranlage her. Man darf<br />

nie vergessen, für wen die Gebäude gemacht<br />

Fertigstellung kann das Gebäude mit diesem<br />

Modell vom Bauherren überwacht<br />

und gepflegt werden.<br />

In vielen europäischen Ländern wird diese<br />

effiziente virtuelle Dokumentation eines<br />

Gebäudekomplexes bereits angewendet,<br />

etwa in Italien oder in Spanien. Und<br />

bei uns? Andreas Grube, Vorstandsmitglied<br />

der Architektenkammer Baden-<br />

Württemberg, weiß: „In Deutschland reagiert<br />

man auf neue Verfahren wohl<br />

generell etwas verhalten. Doch BIM ist<br />

auch bei uns nun stark im Kommen.“ LOE<br />

werden. Denn es sind letztlich die Mitarbeiter,<br />

die Gewerbe- und Industriebauten mit Leben<br />

erfüllen. Sie sollen jeden Tag mit Freude zur<br />

Arbeit kommen. Gerne auch über eine ausgerollte<br />

Zunge. [!] <br />

STEFAN LOEFFLER<br />

Ingenieurbüro für Gebäudetechnik I Energietechnik I Umwelttechnik<br />

Entwicklung ist der Weg, Qualität ist das Ziel:<br />

Innovative Gebäudeplanung am Puls der Zeit!<br />

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Sparkasse Ulm: Nething Generalplaner GmbH<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

Anzeige<br />

[rubrik]<br />

Lebenswerte Welten schaffen – gewerblich,<br />

industriell und privat<br />

Verwaltungsgebäude der Firma Kögl GmbH, Bubesheim.<br />

Ohne das Günzburger Bau<strong>unternehmen</strong><br />

bendl wäre Bayerisch-Schwaben um viele<br />

maßgeschneiderte Bauwerke, individuelle<br />

Lösungen und hochzufriedene Kunden ärmer.<br />

Die zahlreichen, auch jüngst erworbenen<br />

Auszeichnungen sprechen für ganz besondere<br />

Leistungen – innerhalb wie<br />

außerhalb des Firmengeländes.<br />

Die Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG kann<br />

mittlerweile auf 70 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte<br />

zurückblicken – ein persönliches<br />

Highlight, das am Firmensitz mit allen<br />

Mitarbeitern und Gästen gebührend gefeiert<br />

wurde. Seit der Gründung 1945 sind fünf eigenständige<br />

Fachabteilungen entstanden, die<br />

sämtliche Bereiche rund um große und kleine<br />

Gebäude abdecken. 1994 kam noch ein ebenfalls<br />

selbstständiges Schwester<strong>unternehmen</strong><br />

im sächsischen Sebnitz hinzu: die Dipl.-Ing. H.<br />

Bendl Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG.<br />

WERTARBEIT VOM BAUPROFI<br />

Bauen ist für die Günzburger Spezialisten<br />

Fotos Martin Duckeck, Ulm<br />

wertvolle, handwerkliche Kunst und gelebte<br />

Dienstleistung zugleich. „Nur so kann Stein<br />

für Stein Qualität entstehen und zugleich der<br />

Traum des Bauherrn ein Gesicht bekommen“,<br />

so der geschäftsführende Gesellschafter Stefan<br />

Wiedemann. Dabei reicht die Leistungspalette<br />

von schlüsselfertigen Industrie- und Gewerbehallen,<br />

Verwaltungsgebäuden,<br />

öffentlichen Gebäuden, Wohnanlagen sowie<br />

Einfamilienhäuser über die Außenanlagen,<br />

Reparaturarbeiten, Kanalsanierung bis zum<br />

Tiefbau bei jeder Art von Rohrbrüchen.<br />

AND THE WINNER IS …<br />

Das wirtschaftlich stabile Familien<strong>unternehmen</strong><br />

wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.<br />

Zwei der jüngeren Ehrungen seien hier stellvertretend<br />

für dessen Erfolgsgeschichte genannt.<br />

Um wie bendl „familienfreundlichstes Unternehmen“<br />

zu werden, muss man die eigenen<br />

Mitarbeiter auf möglichst empathische und<br />

kreative Weise bei der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf unterstützen. Beim Unternehmenswettbewerb<br />

2014 hatten sich in der Region<br />

Günzburg 17 Firmen beworben, vier<br />

wurden vom Regionalmarketing Günzburg<br />

zum Hauptpreisträger gekürt. Die frühere<br />

Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder<br />

nannte die für Familienfreundlichkeit Geehrten<br />

daher einmal die „Impulsgeber für die<br />

gesamte deutsche Wirtschaft und ein nachahmenswertes<br />

Beispiel für andere Unternehmen“!<br />

bendl wurde ebenso zum „Bau<strong>unternehmen</strong><br />

des Jahres 2015“ in der Kategorie<br />

Tief-, Straßen- und Ingenieurbau für kleine<br />

und mittelständische Unternehmen (KMUs)<br />

gewählt. Für diesen deutschlandweit konkurrenzstarken<br />

Wettbewerb hatte sich das Familien<strong>unternehmen</strong><br />

zum ersten Mal beworben<br />

und ihn prompt für sich entschieden: Platz 1<br />

für hervorragendes Qualitätsmanagement,<br />

vergeben durch die TU München und das<br />

Fachmagazin tHIS. Da Qualitätsmanagement<br />

bei bendl schon immer ein zentraler Bestandteil<br />

der Firmenphilosophie war, konnten die<br />

Günzburger die Jury hier ausdrücklich überzeugen.<br />

„Wir von bendl realisieren Bauprojekte<br />

mit Markenzeichen. Vertrauen ist hierbei<br />

der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg. Dieser<br />

Verantwortung stellen wir uns.“, so geschäftsführender<br />

Gesellschafter Stefan Wiedemann<br />

und Geschäftsführer Tobias Keck.<br />

Dipl.-Ing. H. Bendl GmbH & Co. KG<br />

Bau<strong>unternehmen</strong><br />

Lußweg 2 · 89312 Günzburg<br />

Fon +49 8221.9009-0 · Fax +49 8221.9009-99<br />

E-Mail: info@bendl.de · www.bendl.de<br />

1 Firmensitz und Showroom des Malermeister und<br />

Cotec Designbetrieb Neidl GmbH, Bubesheim.<br />

2 Das Forum der Firma Grünbeck Wasseraufbereitung<br />

GmbH, Höchstädt.<br />

3 Die Produktionshalle der Gugelfuss GmbH, Elchingen.<br />

1 2 3<br />

49 37<br />

Objekte: Firma bendl, Fotos: Martin Duckeck, Ulm


Dominik Hepp, Jan Kirsch und Tobias Knobloch (v. l.) in der „Werkstatt“. Vorne zu sehen ist die im Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelte Flexhand, die<br />

Skizze hinter den Gründern zeigt das neue Projekt. <br />

Foto: Marc Hörger<br />

Endlich wieder kraftvoll zugreifen<br />

„Das nehmen wir in die Hand.“ Wie wenig selbstverständlich der Satz ist, merkt man erst, wenn sie nicht mehr<br />

funktioniert. Die Gründerwerkstatt Manus tüftelt an einer Reha-Lösung für Schlaganfallpatienten.<br />

Die besten Ideen entstehen, wenn man<br />

viel Zeit zum Grübeln hat. Im Falle von<br />

Dominik Hepp war es während eines<br />

Krankenhausaufenthalts. Schwer verletzt an<br />

den Händen, kam dem angehenden Ingenieur<br />

der Medizintechnik in den Sinn, sich dem<br />

Thema aus technischer Sicht zu nähern. 2011<br />

begann er in seiner Bachelor-Abschlussarbeit<br />

mit der Entwicklung einer bionischen Handprothese.<br />

Das hochkomplexe Projekt zog bald<br />

Hepps Kommilitonen Jan Kirsch und Tobias<br />

Knobloch an. Und „ihr Prof“, Felix Capanni,<br />

Prodekan der Fakultät Mechatronik und Medizintechnik<br />

an der Hochschule Ulm, stand<br />

nicht allein mit Rat zur Seite, sondern auch<br />

mit Tat. Er organisierte im Rahmen seines Labors<br />

für Biomechanik, Produktentwicklung<br />

und Simulation ein kleines Budget für die Arbeit<br />

an der Entwicklung.<br />

Mittlerweile ist das Trio in der Gründerwerkstatt<br />

Manus GbR zusammengeschlossen, ei-<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[gründen]<br />

nes im vergangenen Herbst aus der Taufe gehobenem<br />

Start-ups. Das freilich sollte bereits<br />

in der Vorphase die erste Wendung nehmen.<br />

Die ursprüngliche Geschäftsidee hatte sich<br />

als untauglich erwiesen. Sie fußte auf der als<br />

Abschlussarbeit und als Prototyp vorgelegten<br />

„Flexhand“, einer Handprothese. Die Studenten<br />

hatten eine einfache, funktionelle Steuerungsmethodik<br />

und eine menschenähnliche<br />

Mechanik entwickelt inklusive Software und<br />

dem Design der Platinen. Die Finger, die sich<br />

einzeln bewegen lassen, werden per Muskelsignalsteuerung<br />

bewegt, die per App unterstützt<br />

ist. „In der Theorie bewältigbar, in der<br />

Praxis aber sehr viel komplexer“, berichtet<br />

Kirsch.<br />

EIN HIGH-TECH-HANDSCHUH<br />

Komplex, aber es gelang. Doch trotz hoher<br />

Alltagstauglichkeit ergab sich ein gewaltiges<br />

Problem, als eine Geschäfts idee daraus werden<br />

sollte. „Der Markt für Handprothesen ist<br />

sehr klein und überdies schon durch vier Hersteller<br />

besetzt“, erläutert Dominik Hepp.<br />

Noch vor Studien-Ende suchten die drei daher<br />

nach Alternativen mit größeren Marktchancen,<br />

in die das gewonnene Knowhow eingebracht<br />

werden könnte – und identifizierten<br />

schließlich die Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten.<br />

Jährlich trifft das um die<br />

240.000 Menschen; bei etlichen ist die Hand<br />

von Lähmungserscheinungen betroffen. Ziel<br />

ist nun die Entwicklung einer entsprechenden<br />

„Orthese“; also eines medizinischen Hilfsmittels,<br />

das im speziellen Fall zur Wiederherstellung<br />

der Greifkraft der Hand eingesetzt<br />

werden soll. Statt einer Prothese also eine Art<br />

High-tech-Handschuh. Er kann die bislang<br />

üblichen schweren, immobilen Apparaturen<br />

ersetzen. Damit ist die Rehabilitation auch zu<br />

Hause möglich.<br />

Im September 2015 haben die Gründer eine<br />

erste Hürde überwunden: Sie wurden in das<br />

von EU und Bund getragene „Exist“-Förderprogramm<br />

aufgenommen. Es sichert ihnen<br />

für ein Jahr ein Budget von 120.000 Euro – damit<br />

auch die Zeit, einen Businessplan aufzustellen,<br />

Partner zu akquirieren und einen Prototyp<br />

zu entwickeln. Er soll im Juli fertig sein<br />

und bei einem Pilot-Patienten eingesetzt werden<br />

können. Dazu werden zusammen mit Medizinern,<br />

Therapeuten und dem Patienten die<br />

Produktanforderungen festgelegt und in ein<br />

Pflichtenheft übertragen.<br />

Genauere Vorstellungen haben die Gründer<br />

über die Art und Weise, wie sie den Eintritt in<br />

den Markt gestalten wollen. Er soll über<br />

Orthopädietechniker geschehen, denen die<br />

„Manus GbR“ eine Art Baukasten liefert, aus<br />

dem sich maßgeschneiderte Orthesen anfertigen<br />

lassen, berichtet Hepp. Ein erster Kontakt<br />

zu einem Ulmer Sanitätshaus ist inzwischen<br />

geknüpft und offenbar vielversprechend verlaufen.<br />

LUFT UNTER DEN FLÜGELN<br />

Wenn alles so kommt, wie die jungen Männer<br />

es anpeilen, dann werde man sich in einigen<br />

Monaten auf die Suche nach einem Wagniskapitalgeber<br />

begeben, damit die junge Firma<br />

Luft unter den Flügeln erhält. Ob die Gründer<br />

dadurch selbst eine dauerhafte Perspektive<br />

erhalten?<br />

Das lassen sie auf sich zukommen. Hepp: „Wer<br />

Wagniskapital gibt, will ja irgendwann mit<br />

Gewinn auch wieder aussteigen.“ Doch solche<br />

Eventualitäten kümmern die Jungunternehmer<br />

derzeit eher weniger. Die Gelassenheit,<br />

was die eigene Zukunft anbelangt, hat<br />

einen einfachen Grund. „Wir haben noch viele<br />

gute Ideen“, sagt Jan Kirsch.<br />

Doch warum gehen sie überhaupt den Weg<br />

der Selbstständigkeit mit seinen vielen Fallstricken<br />

und immer drohenden Rückschlägen?<br />

Hepps Antwort fällt kurz und bündig<br />

aus: „Bei mir gewann der Reiz der Herausforderung<br />

schlicht die Oberhand.“ [!]<br />

<br />

THOMAS VOGEL<br />

Ulm fehlt<br />

die Gründerkultur<br />

Die Hochschule Ulm unterstützt die<br />

Ausgründung von „Manus“ mit Räumen,<br />

Laborausstattung und wissenschaftlicher<br />

Beratung, sagt Sprecherin<br />

Monica Walker. Für die meisten Absolventen<br />

sei der Weg in die Selbstständigkeit<br />

nicht die erste Option, hätten<br />

sie doch auf dem Arbeitsmarkt gute<br />

Chancen. Start-ups bräuchten eine<br />

entsprechende Grundfinanzierung –<br />

bei einer überschaubaren Anzahl an<br />

Fördermöglichkeiten. Die Hochschule<br />

werde aber auch weitere Gründer aus<br />

ihren Reihen unterstützen.<br />

Dominik Hepp mangelt es indes an einer<br />

Sache: „Es fehlt hier in Ulm eine<br />

Gründerszene; eine Gründerkultur wie<br />

in Städten wie Mannheim oder Berlin<br />

mit einem Netz aus Gelegenheiten für<br />

Begegnungen und Austausch gibt es<br />

hier einfach nicht.“ <br />

THV<br />

39


[führen] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Jung, frisch und auf der Suche<br />

Mission One aus Neu-Ulm ist eine Mischung aus IT-Technikfirma und Kreativ-Agentur. Der Fokus des<br />

Personalmarketings liegt auf jungen Leuten in der Region. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Marcel Mussotter.<br />

Foto: Marc Hörger<br />

Die Digitalagentur für Kundenentwicklung<br />

Mission One ist im Wettbewerb<br />

um Mitarbeiter in einer glücklichen<br />

Lage. Jungen Leuten bietet sie Themen, mit<br />

denen sie sich auch in ihrer Freizeit beschäftigen.<br />

In dem Neu-Ulmer Unternehmen, das<br />

mit 105 Mitarbeitern zu den zehn größten inhabergeführten<br />

Dialogagenturen Deutschlands<br />

gehört, geht es um Themen wie Werbekonzepte<br />

auf Facebook, Online-Shops, das<br />

Entwickeln von Apps für Kunden .… „Das sind<br />

Aufgaben, die junge Leute interessieren – und<br />

das alles in einer lockeren Agenturatmosphäre“,<br />

sagt Marcel Mussotter. Der Geschäftsführer<br />

für Finanzen und Personal der Holding<br />

One GmbH, zu der Mission One und zwei weitere<br />

Tochtergesellschaften gehören, sagt dennoch:<br />

„Gute Leute zu finden, ist eine Riesenherausforderung.“<br />

Vor allem, wenn es um<br />

erfahrene Kräfte geht. Der Markt ist eng, IT-<br />

Fachkräfte sind gefragt. Informatik dringt in<br />

nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche vor.<br />

Das geht einher mit einem überdurchschnittlichen<br />

Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute.<br />

Daher tun sich Firmen im<br />

Südwesten schwer, ihre vakanten Stellen für<br />

IT-Experten zu besetzen.<br />

KOSTENLOSE YOGA-KURSE<br />

Von Vorteil für Mission One ist es vor diesem<br />

Hintergrund, dass viele Mitarbeiter seit dem<br />

Anfang vor 17 Jahren dabei sind. „Denen bieten<br />

wir interessante Aufgaben und ein reizvolles<br />

Umfeld“, sagt Mussotter. „Wir sind<br />

nicht nur eine Technologiefirma, sondern<br />

auch eine Agentur. Die Atmosphäre bei uns ist<br />

locker.“ Das zeigt sich beispielsweise daran,<br />

dass es kostenlos Kaffee von Seeberger gibt,<br />

kostenlose Yoga-Kurse während der Arbeitszeit,<br />

Tischtennisplatte und Tischkicker als<br />

Pausenbeschäftigung, Sport-Gruppen, Vergünstigungen<br />

im Fitness-Center und auf der<br />

Kartbahn und Ausflüge. „Wir wollen ein attraktiver<br />

Arbeitgeber sein, unseren Mitarbeitern<br />

etwas bieten – und dass sie sich bei uns<br />

wohlfühlen“, sagt Mussotter.<br />

Dazu gehören auch flexible Arbeitszeiten<br />

samt Home-Office-Tagen. Die sind für die unterschiedlichen<br />

Bereiche geregelt. Weil die<br />

Belegschaft recht jung ist, gibt es derzeit viele<br />

Elternzeit-Rückkehrer. „Viele steigen halbtags<br />

ein. Wir versuchen die Stellen so umzustrukturieren,<br />

dass das geht.“ Den Versuch, einen<br />

Betriebskindergarten aufzubauen, gab man<br />

wieder auf. Zu viel Bürokratie und bei den benachbarten<br />

Betrieben gab es kein Interesse.<br />

„Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein“, sagt<br />

Geschäftsführer Marcel Mussotter.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[führen]<br />

Zu einem Fünftel setzt die Firma bei Neueinstellungen<br />

auf erfahrene Kräfte. Der Schwerpunkt<br />

aber liegt auf der eigenen Ausbildung<br />

und Hochschulabsolventen. Jährlich stellt das<br />

Unternehmen zwei bis drei Lehrlinge ein; die<br />

Übernahmequote beträgt annähernd 100 Prozent.<br />

Die Bandbreite reicht vom Fachinformatiker<br />

über Mediengestalter, Grafikdesigner bis<br />

hin zu Betriebswirten (Duale Hochschule).<br />

Daher ist für das Unternehmen die alle zwei<br />

Jahre stattfindende Ulmer Bildungsmesse<br />

wichtig. Die Präsentation auf der Messe haben<br />

die eigenen Auszubildenden entwickelt.<br />

Auch hier hat die Firma einen Vorteil – ist sie<br />

doch ohnehin auf digitale Kommunikationsund<br />

Werbekonzepte spezialisiert. „Unseren<br />

Azubis macht das Projekt riesigen Spaß, auch<br />

weil sie ihre eigene Marke präsentieren können“,<br />

erzählt der Geschäftsführer.<br />

Die zweite Säule der Fachkräftegewinnung<br />

bildet die Kooperation mit Hochschulen, speziell<br />

dem Studiengang „Informationsmanagement<br />

und Unternehmenskommunikation“<br />

an der Hochschule Neu-Ulm (HNU): Mission<br />

One finanziert ein Deutschlandstipendium,<br />

nimmt an der Hochschulmesse „career night“<br />

teil und beschäftigt Werkstudenten. Mit dem<br />

Bündel an Maßnahmen schafft es das Unternehmen,<br />

auswärtige Studenten, die in Neu-<br />

Ulm ihren Abschluss gemacht haben, hier zu<br />

halten. Umgekehrt sei es schwierig, Absolventen<br />

aus Großstädten nach Neu-Ulm zu lotsen.<br />

Viel besser gelinge die Ansprache junger Fachleute<br />

übers Internet. „Wir haben mittlerweile<br />

ein gutes Gefühl, welche Berufsgruppe wir<br />

auf welchen digitalen Kanälen erreichen.“<br />

Beispielsweise funktioniere jobs.swp.de oder<br />

Jobware für Mission One gut. Andere bekannte<br />

Portale nicht, obwohl sie gut gemacht seien.<br />

Zudem postet Mission One seine Stellenanzeigen<br />

auch auf Xing und Facebook. Kombiniert<br />

mit einer Bannerwerbung für genau definierte<br />

Zielgruppen klappe auch diese Form der<br />

Personalsuche: „Das passt zu uns als Spezialist<br />

für digitales Kundenmanagement.“ [!]<br />

<br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

Drei Töchter mit<br />

130 Mitarbeitern<br />

Zum Unternehmen: Vor 17 Jahren<br />

grün dete Internet-Pionier Thomas<br />

Striegl Mission One, der die Firma heute<br />

noch führt. 105 Mitarbeiter betreuen<br />

90 Kunden. Sie entwickeln digitale Konzepte<br />

zur Kundengewinnung und -bindung;<br />

sie gestalten und betreuen Kampagnen,<br />

entwickeln Apps und Lösungen<br />

für E-Commerce. Zur Holding gehören<br />

drei Tochtergesellschaften. Insgesamt<br />

130 Mitarbeiter erwirtschaften einen<br />

Umsatz von 7,5 Millionen Euro.<br />

Zur Person: Marcel Mussotter (32 Jahre,<br />

verheiratet) stieg 2010 als Controller<br />

und Prozessmanager ein. Seit Mitte<br />

2012 ist der Betriebswirt in der kaufmännischen<br />

Geschäftsleitung für<br />

Rechnungswesen, Personal und Recht<br />

zuständig. Seit Mitte 2015 Jahres verantwortet<br />

er diese Bereiche auch als<br />

Geschäftsführer der Holding. AMB<br />

41


[machen] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Darf’s ein bisschen weniger sein?<br />

Noch gibt es sie in vielen größeren Orten im Südwesten – Metzgereien wie die von Klara Wellhäuser in Dietenheim.<br />

Doch die kleinen Betriebe tun sich schwer, nicht zuletzt aufgrund einer Vielzahl gesetzlicher Auflagen.<br />

Geschäftsführerin Klara Wellhäuser<br />

verbringt auch am Wochenende so<br />

manche Stunde in den Firmenräumen,<br />

etwa dann, wenn ein Auftrag für einen<br />

Party-Service zu erledigen ist. Diese Sparte ist<br />

wichtig für den kleinen Betrieb. Als zweites<br />

Standbein steht er für knapp ein Fünftel des<br />

Umsatzes. Ihre Mitarbeiter will die Chefin außerplanmäßig<br />

dazu nicht heranziehen; geregelte<br />

Arbeitszeiten sind wichtig für die Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiter, sagt sie. Bei ihr selbst<br />

wächst sich jedoch so mancher Samstag zum<br />

Zwölf-Stunden-Arbeitstag aus. Bis zu 80 Stunden<br />

beträgt ihr Wochenpensum. Und trotzdem:<br />

„Ich mache meine Arbeit gerne.“<br />

Diese Einstellung erleichterte ihr vor wenigen<br />

Jahren die Entscheidung, den Betrieb<br />

nach dem Tod ihres Mannes fortzuführen. Dafür<br />

musste sie aus rechtlichen Gründen einen<br />

Metzgermeister anstellen. Der geht in wenigen<br />

Jahren in Ruhestand. Wie es dann weitergeht,<br />

ist offen. Wellhäusers zwei Söhne haben<br />

technischen Studiengängen den Vorzug gegeben.<br />

Der gravierende Fachkräftemangel und<br />

der deutliche Rückgang der Auszubildenden<br />

in Produktion und Verkauf machen der Branche<br />

wie kaum einer anderen zu schaffen.<br />

WO WER REIN DARF<br />

Sie gehören zu den Gründen, aus denen gerade<br />

die Zahl der kleinen Betriebe rapide sinkt<br />

und sich bei manchem die Aussichten verdüstern.<br />

Denn sie kämpfen mit einem Imageproblem,<br />

wie die Fleischerinnung in ihrer aktuellen<br />

Kampagne um Nachwuchs indirekt<br />

einräumt: „Fleischer, anders als du denkst.“<br />

Doch es kommen weitere Probleme dazu. Um<br />

ein Beispiel herauszugreifen, sind da die neuen<br />

Auflagen der Finanzbehörden. Der Gesetzgeber<br />

bestimmte, dass ab dem Jahreswechsel<br />

der gesamte Warenstrom lückenlos registriert<br />

und dokumentiert werden muss. Diese Pflicht<br />

Mag ihre Arbeit: Metzgerei-Chefin<br />

Klara Wellhäuser.<br />

Fotos: Marc Hörger<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

Die Metzgerei Wellhäuser musste eine fünfstellige Summe in ein neues Kassensystem investieren. Der Grund: verschärfte gesetzliche Vorgaben.<br />

machte die Anschaffung neuer Verkaufswaagen<br />

in Verbindung mit einem komplett neuen<br />

Kassen- und Computersystem nötig. Die Investitionen<br />

fürs Haupthaus und die einzige<br />

Filiale in einem Nachbarort schlugen mit fast<br />

50.000 Euro zu Buche. „Das muss ein Betrieb<br />

erst mal stemmen können“, sagt Wellhäuser.<br />

Dabei hatte der Dietenheimer Schlachtbetrieb<br />

erst wenige Jahre zuvor sein Kühlhaus<br />

erweitert wegen einer EU-Vorgabe.Kostenpunkt:<br />

30.000 Euro. Die Zahl der verarbeiteten<br />

Tiere freilich ist gleich geblieben. „Doch was<br />

machen Betriebe, die dies schon aus räumlichen<br />

Gründen gar nicht können?“<br />

Letztlich bleibe manchem Fleischer nur übrig,<br />

den Betrieb zu schließen, wenn er dies finanziell<br />

nicht stemmen könne. So sind denn<br />

auch die hohen Kosten, die etwa für die Ausstattung<br />

einer weiteren Filiale fällig würden,<br />

der Grund dafür, dass Wellhäuser derzeit<br />

nicht expandieren will. Dabei hätte sie noch<br />

freie Kapazitäten in der Produktion. Und auch<br />

an Angeboten mangelt es nicht. Doch die damit<br />

verbundenen bürokratischen Auflagen<br />

wären eine zusätzliche Belastung.<br />

Schon jetzt nehmen diese die Inhaberin oft<br />

über Gebühr in Beschlag. In ihrem Fall kommt<br />

erschwerend hinzu, dass für den Hauptbetrieb<br />

mit Sitz in Baden-Württemberg zum Teil<br />

andere Vorschriften gelten als für die in Bayern<br />

liegende Filiale. Das dichte Regelwerk berührt<br />

zum Beispiel die innerbetrieblichen<br />

Transportwege und die Regeln, welche Bereiche<br />

von welchen Personen betreten werden<br />

dürfen. Sicher, da besteht immer ein Zusammenhang<br />

mit Hygienevorschriften. Auf der<br />

anderen Seite verringern die steigenden Auflagen<br />

bei handwerklichen Metzgereien, die in<br />

scharfer Konkurrenz zu Supermärkten, Discountern<br />

und großen Filialisten stehen, auch<br />

die Verdienstspanne.<br />

30 LEITZ-ORDNER VORGABEN<br />

„Das ist heute kein Vergleich mehr zu früher,“<br />

sagt Wellhäuser, doch noch lange kein Grund<br />

zum Schwarzsehen. Die Schlüsselbegriffe für<br />

die wirtschaftliche Basis lauten „Qualität“<br />

und „kompetente persönliche Beratung“. Beweis,<br />

dass diese Versprechen erfüllt würden,<br />

sei ein hoher Anteil an Stammkunden. Außerdem<br />

beziehe der Betrieb sämtliche Tiere aus<br />

der Umgebung von Bauern seines Vertrauens.<br />

Auch dies honorierten die Kunden.<br />

Zur größten Belastung hat sich die Bürokratie<br />

entwickelt. Klara Wellhäuser und viele ihrer<br />

Kollegen haben einen eigenen Indikator, mit<br />

dem sie den Aufwand in der Betriebsführung<br />

messen: Kamen Betriebe wie ihrer vor Jahren<br />

noch mit einer Handvoll Leitzordner hin, so<br />

reihen sich heute in ihrem Büro mehr als 30.<br />

Da nimmt es sich fast schon wie ein kleines<br />

Wunder aus, dass die Metzgerei aus eigenem<br />

Ehrgeiz noch lukullische Kreativität entfaltet<br />

und beispielsweise die Produktion einer<br />

„Whisky-Salami“ und von „Chili-Schoko-<br />

Landjägern“ aufgenommen hat.<br />

Mit so etwas schafft man sich ein unverwechselbares<br />

Profil und ein innovatives Image –<br />

aber auch neue Probleme. Die Regulierungswut<br />

schlägt auch hier zu – in der Pflicht, alle<br />

enthaltenen Allergene zu deklarieren. Nachzulesen<br />

für die Kunden ist dies in einem Ordner,<br />

den Wellhäuser gemäß den Rezepturen<br />

befüllen muss. Kunden wird er auf Nachfrage<br />

vorgelegt. Ob er häufig verlangt werde? „So<br />

gut wie nie. Wir beraten unsere Kunden lieber<br />

persönlich!“ [!] <br />

THOMAS VOGEL<br />

Die Zahl der<br />

Betriebe schrumpft<br />

Der Metzger als Lieferant für Sonntagsbraten<br />

und Leberkäs-Semmel für<br />

zwischendurch ist Teil des deutschen<br />

Kulturguts. Die Zahl der selbstständigen<br />

Metzgereien ist auch in und um<br />

Ulm herum stark rückläufig. Im Bezirk<br />

der Handwerkskammer Ulm waren<br />

zum Jahreswechsel 350 Betriebe registriert;<br />

das ist ein Viertel weniger als<br />

noch vor fünf Jahren. Davon haben 60<br />

Betriebe ihren Sitz im Alb-Donau-Kreis,<br />

13 in der Stadt Ulm. THV<br />

43


[rubrik] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Keine Jugend ohne Sünden<br />

Früher, ja früher, war alles viel besser. Ist das wirklich so? Und was hat die heutige Smartphone-Generation Z<br />

eigentlich – in den Augen der schon länger nicht mehr ganz so Jungen – auf dem Kasten? Stefan Loeffler hat<br />

fünf Führungskräfte gefragt. Eine Reise in Vergangenheit und Zukunft.<br />

„Money, Money, Money“ von Abba war die Jugendhymne eines unserer Befragten. Heute ist er Banker.<br />

Harald Molle empfiehlt der Generation<br />

Z, nicht alles zu glauben,<br />

was im Internet steht. Der<br />

1959 geborene Informatiker ist<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Pfaffenhofener System-<br />

Entwicklungs- und Beratungsfirma<br />

NewTec GmbH, die er<br />

1986 gegründet hat.<br />

1) Das was mir an jeder Jugend gefällt, unabhängig von Generation X,<br />

Y oder Z: ihre Unverbrauchtheit, Leichtigkeit, Flexibilität und<br />

Naivität.<br />

2) Das kommt auf den Blickwinkel des Betrachters an. Ich denke, jede<br />

Generation findet an der jeweilig anderen Generation Einstellungen,<br />

die ihr nicht gefallen. Einstellungen ändern sich im Laufe des<br />

Lebens – das nennt man Erwachsen werden. Deshalb mag ich mir<br />

nicht anmaßen, über aktuelle Einstellungen zu urteilen.<br />

3) Neugierig bleiben, auf eine gute Bildung achten, sich sozial engagieren,<br />

nicht alles kritiklos glauben, was im Internet steht. Und ab und<br />

zu den Daumen entlasten, sprich: das Smartphone ruhen lassen und<br />

die analoge Welt wahrnehmen.<br />

4) Nichts. Zumindest haben sie es mir nicht gesagt. Meine Eltern haben<br />

mir (fast) alle Freiheiten gelassen. Dafür bin ich noch heute<br />

unendlich dankbar.<br />

5) „Hotel California“ von den Eagles.<br />

6) Die zweitgrößte war, als ich auf dem Fahrradweg zur Schule Französischvokabeln<br />

lernte und mich dabei am Mittelstreifen orientierte.<br />

Dort stand jedoch ein Verkehrsschild.<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong><br />

[leben]<br />

1) Was gefällt Ihnen an der heutigen Jugend?<br />

2) Welche Einstellungen oder Eigenschaften stören Sie an der Generation Z?<br />

3) Welchen Tipp geben Sie den jungen Leuten für den Berufs- und/oder Studienstart?<br />

4) Zurück in Ihre Jugend: Was hat Ihre Eltern an Ihnen am meisten gestört?<br />

5) Erinnern Sie sich noch an musikalische Hymnen Ihrer Jugendzeit?<br />

6) Verraten Sie uns eine Ihrer größten Jugendsünden?<br />

Miriam Maurer stört die mangelnde Allgemeinbildung<br />

der Generation Z; sie schätzt jedoch deren soziales<br />

Engagement. Die 40-jährige gelernte Bankkauffrau ist<br />

seit 2015 die Niederlassungsleiterin Ulm/Konstanz der<br />

Commerzbank AG.<br />

1) Das Selbstbewusstsein und die Technikaffinität, das<br />

Streben nach Ausgewogenheit zwischen Beruf und Freizeit<br />

sowie das soziale Engagement und der Wunsch<br />

nach einer natürlichen Umwelt mit freien Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

2) Die teilweise mangelnde Allgemeinbildung; das Wissen<br />

wird in der Cloud abgelegt und muss nicht gelernt werden.<br />

Die Leistungsorientierung im Job kommt manchmal zu Gunsten der Freizeitgestaltung<br />

zu kurz.<br />

3) Viel Praktikumserfahrung sammeln zur Entscheidungshilfe, ein Auslandsaufenthalt sowie<br />

aktives Engagement.<br />

4) Mein eigener Kopf, um nicht zu sagen: mein Dickschädel.<br />

5) „Live is Life” von Opus, „Hey, hier kommt Alex “ von den Toten Hosen und „Summer of 69“<br />

von Bryan Adams.<br />

6) Ich habe in der ersten Klasse eine Zigarette vom Opa meiner besten Freundin gemopst und<br />

ausprobiert. Seitdem bin ich Nichtraucherin.<br />

Traumimmobilie in<br />

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Herrschaftliches denkmalgeschütztes<br />

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Der 1970 in München geborene Tim von Winning<br />

bewundert die Gelassenheit vieler Jugendlicher.<br />

Der verheiratete Architekt hat eine Tochter und einen<br />

Sohn und ist seit Juni 2015 Bürgermeister für<br />

Stadtentwicklung, Bau und Umwelt in Ulm.<br />

1) Ihre Gelassenheit im Umgang mit Hierarchien und<br />

Konventionen, Eltern und Schule.<br />

2) Die Schwierigkeit, sich festzulegen, da die ständigen<br />

Kommunikationsmöglichkeiten alles offen lassen. Außerdem<br />

die fehlende Motivation, sich in Dinge hineinzuknien.<br />

3) Den Einstieg nicht zu bedeutungsvoll zu machen. Das<br />

spätere Berufsleben bietet ausreichend Möglichkeiten der Differenzierung.<br />

4) Dass ich mir zu wenig Gedanken über die Zukunft machte und wohl zu viel „in den Tag“<br />

lebte.<br />

5) „A day in the Life“ von den Beatles und „Psycho Killer“ von Talking Heads.<br />

6) Ein gescheiterter Versuch auf Mykonos, mir selbst einen Ohrring zu stechen.<br />

PAUL FREUT SICH<br />

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45


[leben] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

1) Was gefällt Ihnen an der heutigen Jugend?<br />

2) Welche Einstellungen oder Eigenschaften stören Sie<br />

an der Generation Z?<br />

3) Welchen Tipp geben Sie den jungen Leuten für den<br />

Berufs- und/oder Studienstart?<br />

4) Zurück in Ihre Jugend: Was hat Ihre Eltern an Ihnen<br />

am meisten gestört?<br />

5) Erinnern Sie sich noch an musikalische Hymnen Ihrer<br />

Jugendzeit?<br />

6) Verraten Sie uns eine Ihrer größten Jugendsünden?<br />

Foto: © Nilanjan/Fotolia.com<br />

Foto: © shutswis/<br />

Fotolia.com<br />

Ulrike Hudelmaier ist sicher,<br />

dass die Jugend ihren Weg gehen<br />

und dabei unsere Gesellschaft<br />

voranbringen wird. Die<br />

49-jährige Diplom-Kauffrau leitet<br />

seit 2006 das TFU Gründerund<br />

Technologiezentrum der<br />

Region Ulm/Neu-Ulm.<br />

1) Mir gefallen Menschen, die aktiv sind und etwas bewegen<br />

wollen, unabhängig vom Alter. Die heutige Jugend wird ihren<br />

Weg machen und uns voranbringen.<br />

2) Ich kenne sehr viele junge Leute, aber von einer Generation<br />

Z will ich nicht reden – früher gab es ja auch nicht die<br />

Generation T für Telefon oder F für Fernseher, nur weil es<br />

eine neue Technologie gab.<br />

3) Ergreift einen Beruf, der Euch gut von der Hand geht.<br />

Denkt auch ans Handwerk und an Ausbildungsberufe.<br />

Erst mal geht es um solide Grundlagen, auf die man aufbauen<br />

kann. „Erfindet“ Euren ganz eigenen Beruf. Erweitert<br />

Euren Horizont, geht zur Ausbildung weg von<br />

zu Hause, am besten auch länger ins Ausland.<br />

4) Ich habe nicht sehr gerne im Haushalt geholfen.<br />

5) Ich war sehr engagiert im Ulmer Spatzenchor, daher<br />

sind das die vielen Lieder, die wir auf unseren Konzertreisen<br />

mit Gitarre im Bus gesungen haben –<br />

stundenlang.<br />

6) Ich war mit dem Spatzenchor und Instrumenten<br />

sowie etwas Schule so beschäftigt, dass ich für so<br />

etwas keine Zeit hatte. Das wilde Leben habe ich<br />

dann – in verträglichen Einheiten – im Studium<br />

nachgeholt. Aber da waren es ja dann keine<br />

echten Jugendsünden mehr.<br />

Die schmuddelige Jeansjacke<br />

aus der Jugend hat Stefan Hell<br />

längst entsorgt. Heute trägt der<br />

49-Jährige, der seit 2013 Mitglied<br />

des Vorstandes der Volksbank<br />

Ulm-Biberach eG ist, Anzüge<br />

und meint: „Kleider<br />

machen Leute – auch im Berufsleben.“<br />

1) Mir gefällt an der heutigen Jugend, dass sie aufgeschlossen, sehr innovativ<br />

und oft auch kreativ ist.<br />

2) Was mir weniger gefällt, ist das hohe Wohlstandsniveau, das sie oft<br />

mit weniger „Biss“ unterwegs sein lässt – und dass heutzutage die<br />

Loyalität zum Arbeitgeber immer mehr abnimmt.<br />

3) Meine Tipps: „Kleider machen Leute!“ – auch im Berufsleben; ruhig<br />

einmal nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde; Respekt<br />

und Interesse an der Arbeit zeigen; Augen und Ohren offen halten<br />

und nicht zuletzt hilfsbereit sein.<br />

4) Oh, ich glaube das waren meine langen Haare, die laute Musik und<br />

meine wirklich schmuddelige Jeansjacke.<br />

5) „Down Under” von Men at Work, „Hymn” von Barclay James Harvest<br />

und „Money, Money, Money” von Abba.<br />

6) Da gibt es so einige. Eine war, als ich das Auto meines Englischlehrers<br />

als „Schnäppchen wegen Lottogewinn“ mit dem Hinweis<br />

„erreichbar ab 22 Uhr“ inserierte.<br />

46


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Wahrgewordene Zelt(t)räume<br />

Seit rund zehn Jahren plant und realisiert<br />

das tatkräftige Team der Firma Pscheidl<br />

Veranstaltungsservice und Zeltverleih unvergessliche<br />

Events.<br />

Mit ihren unterschiedlichen Veranstaltungszelten<br />

und verschiedenen Überdachungslösungen<br />

bietet das Familien<strong>unternehmen</strong> Pscheidl<br />

seinen Kunden eine Vielzahl flexi bler Möglichkeiten,<br />

eine an die vorhandene Örtlichkeit angepasste<br />

und für die jeweilige Begebenheit maßgeschneiderte<br />

Event-Location zu schaffen.<br />

Bei Marcus Pscheidl laufen vor, während und<br />

nach der Veranstaltung alle Fäden zusammen;<br />

der Zeltmeister selbst schnürt für jeden einzelnen<br />

Kunden ein exakt angepasstes „Rundum-<br />

Sorglos-Paket“, das in der Lösung der Zeltfrage<br />

noch lange kein Ende findet. Auch die darüber<br />

hinausgehende Ausstattungen sind sein Metier<br />

und werden selbstverständlich im Gesamtkonzept<br />

berücksichtigt: von mobilen Toiletten, individuellen<br />

Heizlösungen oder Kühlanhängern<br />

über Geschirr, Gläser, Tische und unterschiedlichste<br />

Bestuhlungen, die so gut wie jedem<br />

Geschmack gerecht werden, bis hin zu repräsentativen<br />

Umzäunungen – alles wird aus einer<br />

Hand angeboten und organisiert.<br />

Diese sorgfältig durchdachten Komplettlösungen<br />

mit nur einem verantwortlichen Ansprechpartner<br />

erklären die rasante Entwicklung der<br />

Firma Pscheidl Veranstaltungsservice und<br />

Zeltverleih in den zurückliegenden zehn Jahren<br />

sowie den stetig weiter wachsenden Kundenstamm.<br />

Falls jemand meint, mit Beginn eines Events sei<br />

für Marcus Pscheidl und sein Team die Arbeit<br />

getan, der irrt sich: Feierabend ist für ihn und<br />

die etlichen geübten Helfer erst dann, wenn<br />

eine Veranstaltung erfolgreich abgeschlossen<br />

und auch der letzte Gast gänzlich zufrieden<br />

nach Hause gegangen ist. Und auch dann geht<br />

es bereits kurze Zeit später tatkräftig weiter, bis<br />

auch die letzten Spuren der Veranstaltung der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Kontakt:<br />

Ravensburger Straße 66 · 89079 Ulm<br />

Telefon 0179 219 13 72<br />

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47


[leben]<br />

Verabschiedete sich als Schirmherr der Aktion 100000 und Ulmer helft: Alt-OB Ivo Gönner.<br />

Unternehmer unter sich: Sebastian Hirn, Erwin Settele und Anton Gugelfuss.<br />

Aufrecht in<br />

stürmischen Zeiten<br />

Das Winterleuchten in der fünften Auflage. 250 Gäste beim Neujahrsempfang<br />

der SÜDWEST PRESSE. Aktion 100 000 und Ulmer helft: Alt-OB Ivo Gönner<br />

übergibt die Schirmherrschaft an seinen Nachfolger Gunter Czisch.<br />

Vertikalakrobatin Natalia Gavrilova Macauley.<br />

Gute Gespräche, Anregungen nicht nur<br />

kulinarischer Art – aber auch nachdenkliche<br />

Töne gab es beim „Winterleuchten“<br />

der SÜDWEST PRESSE im historischen<br />

Zeughaus in Ulm. Zu dem Gala-Abend<br />

hatte Thomas Brackvogel, der Geschäftsführer<br />

der Neuen Pressegesellschaft, zum fünften<br />

Mal eingeladen. Zu den wichtigen Themen in<br />

diesem Jahr gehöre, so Brackvogel, „in welcher<br />

Form wir mit den Menschen umgehen,<br />

deren Flucht in Deutschland geendet hat“.<br />

Herausfordernd sei auch der Umgang mit<br />

dem neuen Phänomen, dass viele Menschen<br />

wilden Gerüchten im Internet mehr vertrauten<br />

als Berichten der etablierten Medien. Beispielhaft<br />

für diese Haltung steht der Kommentar<br />

einer Frau. Sie sagte gegenüber dem<br />

NDR über die nachgewiesene Falschmeldung,<br />

dass eine 13-Jährige von Flüchtlingen vergewaltigt<br />

worden sei: „Wahrheit oder nicht. Ich<br />

glaube diese Geschichte.“ Frieden, Wohlstand<br />

und unseren Rechtsstaat dürfe man nicht nur<br />

genießen: „Man muss unsere demokratischen<br />

Werte auch verteidigen“, mahnte Brackvogel<br />

– und war sich mit dem scheidenden Ulmer<br />

Oberbürgermeister Ivo Gönner einig. „Es gilt,<br />

sich nicht wegzuducken, wenn es stürmisch<br />

wird“, betonte Gönner.<br />

STIMMUNGSVOLLER ABEND<br />

Mit seinem Abschied vom Rathaus legt er<br />

auch sein Amt als Schirmherr der Aktion<br />

100 000 und Ulmer helft nieder. Sein Nachfolger<br />

als OB und Schirmherr ist Gunter Czisch.<br />

Der wurde denn auch von SWP-Chefredakteur<br />

Ulrich Becker auf der Bühne gebeten –<br />

und interviewt. Eine Antwort auf die Frage<br />

nach seinen drei Wünschen für die Ulmer<br />

Kommunalpolitik umging Czisch diplomatisch<br />

lächelnd.<br />

Nach den ernsten Reden entwickelte sich das<br />

„Winterleuchten“ zu einem entspannten,<br />

stimmungsvollen und vergnügten Abend mit<br />

Musik und kulinarischen Genüssen für die<br />

250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur.<br />

Der Neujahrsempfang der SÜDWEST PRESSE<br />

stellt gleichzeitig den Abschluss der Aktion<br />

100 000 und Ulmer helft dar. Wie groß die Solidarität<br />

in Ulm ist, zeigt erneut das Ergebnis:<br />

Eine Vielzahl von Initiativen und Spendern<br />

unterstützen die Hilfsaktion mit insgesamt<br />

851.025 Euro. Das ist das drittbeste Ergebnis<br />

der Aktion in ihrer 45-jährigen Geschichte.<br />

Die Bandbreite reicht von Einzelspenden über<br />

Aktionen von Schulen und Azubis (bei der IT-<br />

Firma Wilken organisierten die Nachwuchskräfte<br />

ein Rock-Konzert) bis hin zu Firmenspenden.<br />

Mit dem Geld werden 2000<br />

bedürftige Menschen unterstützt, fast 600.000<br />

Euro gehen an 100 soziale Einrichtungen.<br />

Übrigens: Für die Aktion kann ganzjährig gespendet<br />

werden. Nähere Infos unter<br />

www.aktion100000.de [!] <br />

AMB<br />

48


Sandra Wittling, Schauspielerin Cosima von Borsody und ihr Ehemann Bernhard Hock (Schwäbisch Media).<br />

Architekt Adrian Hochstrasser, Susanne Winkler und ihr Ehemann, Notar Christian Winkler.<br />

Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Neuen Pressegesellschaft, begrüßte die Gäste zum fünften „Winterleuchten“.<br />

Ulms neuer OB Gunter Czisch und SÜDWEST-PRESSE-Verleger Eberhard Ebner.<br />

diaChristoph Grießer, Firmenkundenchef der Deutschen Bank Ulm, mit Ehefrau Clau<br />

<br />

[leben]<br />

CDU-Bundestagsageordnete Ronja Schmitt (rechts) im Gespräch mit Jessica Kulitz<br />

Gold-Ochsen-Chefin Ulrike Freund im Gespräch mit<br />

Johannes Stolz, dem früheren EBU-Leiter der Stadt Ulm.<br />

.<br />

Unternehmer Thilo Butzbach mit Ehefrau Gudrun.<br />

49


[namen & nachrichten] Ausgabe 49 | <strong>März</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ingrid Eibner<br />

leitet das<br />

Logistik-Cluster<br />

Neue Managerin<br />

des LCS:<br />

Ingrid Eibner.<br />

Ingrid Eibner ist die neue Managerin<br />

des Logistik-Clusters<br />

Schwaben.<br />

Sie hat Robert<br />

Schönberger<br />

abgelöst,<br />

der zur<br />

Messe München<br />

gewechselt<br />

ist.<br />

Eibner (36)<br />

hat in Tübingen<br />

Geographie,<br />

Politikwissenschaften<br />

und<br />

Städtebau studiert, arbeitete in<br />

zahlreichen Projekten der Wirtschaftsförderung<br />

Region Stuttgart<br />

GmbH und des KLOK Kooperationszentrums<br />

Logistik<br />

e.V.mit und war am Aufbau des<br />

Logistik-Netzwerkes Baden-<br />

Württemberg beteiligt. Zuletzt<br />

leitete sie die Geschäftsstelle<br />

Kornwestheim.<br />

Rentschler<br />

wechselt in<br />

Aufsichtsrat<br />

Beim Laupheimer Pharmaspezialisten<br />

Rentschler bricht eine<br />

neue Ära an. Der geschäftsführende<br />

Gesellschafter Nikolaus F.<br />

Rentschler wechselt in den Aufsichtsrat<br />

und konzentriert sich<br />

auf den weiteren Ausbau der<br />

Ulmer Sehnsucht<br />

Unternehmensgruppe. Neuer<br />

Geschäftsführer der Rentschler<br />

Biotechnologie wird Frank Mathias,<br />

bisher Vorstandschef der<br />

Medigene AG (Martinsried) und<br />

Aufsichtsratsmitglied bei Rentschler.<br />

Rentschler ist ein führender<br />

Dienstleister für die Entwicklung<br />

und Produktion von<br />

biopharmazeutischen Medikamenten.<br />

Der Auftragshersteller,<br />

der stetig wächst, verdoppelt<br />

derzeit seine Produktionskapazitäten.<br />

Dazu investiert er 24<br />

Millionen Euro. Zuletzt erzielte<br />

das Unternehmen, das 620 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, einen Jahresumsatz<br />

von mehr als 64 Millionen<br />

Euro.<br />

Neuausrichtung<br />

und Stellenabbau<br />

bei Butzbach<br />

Unternehmer Thilo Butzbach<br />

(56) richtet den Illertissener<br />

Hersteller von Industrietoren<br />

neu aus. Der Hintergrund: 2013<br />

und 2014 gab es Verluste. Durch<br />

Aus Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt hat<br />

Susanne Ott den Schriftzug „Sehnsucht“ für<br />

10.000 Euro gekauft. Mit dem hatte die Stadt<br />

Ulm die Sonderausstellung „125 Jahre Ulmer<br />

Münsterturm“ beworben und dabei gezeigt,<br />

wie aus der Sehnsucht von 1877 der Weitblick<br />

von heute wurde. „Das ist mein Beitrag zum<br />

gelungenen Jubiläumsjahr“, sagt die Unternehmerin.<br />

Auch ihre 38 Mitarbeiter seien begeistert,<br />

vor allem jene, die den Schriftzug per<br />

Lkw auf dem Münsterplatz abgeholt haben.<br />

Der rosa Schriftzug kommt nun auf ein Dach<br />

in die direkte Nachbarschaft des Verpackungsund<br />

Lagertechnik-Spezialisten, „damit wir die<br />

‚Sehnsucht‘ gut sehen können“. Den „Weitblick“<br />

sicherte sich die Ulmer Uzin Utz AG.<br />

ein neues EDV-System sollen<br />

die Arbeitsabläufe effizienter<br />

werden. Zudem will Butzbach<br />

den Umsatz mit Flugzeughangar-Toren<br />

verdoppeln. Insgesamt<br />

sollen die Erlöse bis 2020<br />

von 40 auf 70 Millionen Euro<br />

steigen. Im Zuge der Neuausrichtung<br />

fallen bis zu 20 der 400<br />

Stellen weg. Zudem zieht sich<br />

Butzbach aus dem operativen<br />

Geschäft zurück. Operativer<br />

Chef wird Tim Füldner, der bisher<br />

Vertrieb und Marketing verantwortet<br />

hat. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.),<br />

Irmgard Städele,<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Glinka (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Interview),<br />

Volkmar Könneke, Matthias<br />

Kessler, Lars Schwerdtfeger,<br />

Getty images, imago, Werkfotos,<br />

PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515, Fax 481<br />

<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Stefan Kulbe<br />

Telefon 0731 156-137<br />

E-Mail s.kulbe@swp.de<br />

Auflage: 15 000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

4. Mai <strong>2016</strong><br />

Die Themen<br />

Energieversorgung<br />

und -effizienz<br />

Maschinenund<br />

Anlagenbau<br />

Basel III<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

8. April <strong>2016</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


SÜDWEST IMPULS <strong>2016</strong><br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN VORTRAGSABENDEN<br />

Die erfolgreiche Vortragsreihe der SÜDWEST PRESSE in Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm (HNU) und des Sponsorenpartners<br />

Tentschert Immobilien IVD lädt auch <strong>2016</strong> in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsagentur SPRECHERHAUS® prominente Top-<br />

Referenten nach Neu-Ulm ein. Mit dem neuen Angebot von 8 Seminarabenden lassen wir Sie wieder vom Wissen der Besten profitieren.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm<br />

Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm | www.hs-neu-ulm.de<br />

Jeweils donnerstags (außer Vortrag 7) von 19.30 bis 21.00 Uhr<br />

(Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Infos und Buchung:<br />

info@sprecherhaus.de, +49 (0) 2561 69565-170, www.sprecherhaus.de<br />

oder unter www.südwestimpuls.de<br />

Einzelkarte 59,– € 49,– €*<br />

Doppelkarte (2 Personen je Vortragsabend) 79,– €*<br />

Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />

*Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />

In Kooperation mit:<br />

Sponsorenpartner:<br />

1<br />

2 3 4<br />

© Manfred Weissbacher<br />

28.01.<strong>2016</strong> | Prof. Dr. Jens Weidner 25.02.<strong>2016</strong> | Georg Wawschinek 07.04.<strong>2016</strong> | Christian Lindemann 12.05.<strong>2016</strong> | W. T. Küstenmacher<br />

Der Hart, Kriminologe aber unfair? Prof. Dr.<br />

Jens Machtspiele Weidner schnell trainierte durchschauen! das<br />

Durchsetzungsvermögen „ Setzen Sie sich durch und das ohne und<br />

gab Ellbogen!“<br />

Tipps für den Umgang mit<br />

Macht- und Statusspielen.<br />

Erfolg mit Charisma<br />

Überzeugend auftreten und<br />

begeistern<br />

„ Nur wer empfängt, kann auch senden.“<br />

Showtime<br />

Auf den Bühnen des Lebens<br />

„ Andere zu begeistern, zu faszinieren und<br />

mit einem guten Gefühl auszustatten,<br />

ist eine Schlüsselqualifikation, um ein<br />

Magnet für Ihr Gegenüber zu sein!“<br />

simplify your life mit Limbi<br />

Der Weg zum Glück führt durchs<br />

Gehirn<br />

„ Wer Limbi zum Freund hat, ist glücklich.“<br />

5<br />

6 7<br />

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dienstags!<br />

15.09.<strong>2016</strong> | Boris Nikolai Konrad<br />

Gedächtnispower<br />

Bringen Sie Ihr Gehirn auf<br />

Vordermann<br />

„ Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“<br />

13.10.<strong>2016</strong> | Michael Rossié 08.11.<strong>2016</strong> | Dr. Monika Hein<br />

08.12.<strong>2016</strong> | Frank Astor<br />

Das 1x1 des Gesprächsklimas<br />

Souveränes Verhalten in<br />

schwierigen Gesprächen<br />

„ Wer an Menschen herumschnitzt, macht<br />

sie kleiner. Wer ihnen etwas zeigt, öffnet<br />

ihnen neue Möglichkeiten.“<br />

Stimmt Ihre Stimme?<br />

Wie Sie sicher sprechen und überzeugend<br />

klingen<br />

„Denn SIE entscheiden, wie Sie klingen!“<br />

Motivation<br />

Ohne Wofür kein Wie. Mit Sinn mehr<br />

Gewinn.<br />

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Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,7-3,3 l/100km; CO 2<br />

-Emissionen kombiniert:<br />

84-78 g/km; Stromverbrauch kombiniert 18,0-16,7 kWh/100km.<br />

A nbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />

P artner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH:<br />

N iederlassung Ulm/Neu-Ulm: Von-Liebig-Straße 10<br />

Telefon: 07 31/70 0-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de

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