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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 5 1<br />

Uli – ein Mann<br />

und sein Bier<br />

Erfrischend altmodisch führt Uli Zimmermann die<br />

Berg-Brauerei in Ehingen. Die Tradition von 550<br />

Jahren lehrt ihn: Sich Zeit nehmen bringt Erfolg.<br />

Sprachmanagement Missverständnisse kommen Firmen teuer SEITE 6<br />

Weiterbildung Wie ich den richtigen Anbieter finde SEITE 34<br />

Umfrage Schulliebe und Abschlussnote: Führungskräfte erzählen SEITE 46


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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, das zuweilen<br />

reichlich überstrapaziert wird. Im<br />

grün-schwarzen Koalitionsvertrag kommt<br />

es 137mal auf 140 Seiten vor. Ist das nun ein<br />

Ausdruck, wie ernst die Landesregierung das<br />

Thema nimmt oder ein Fall von Schwallhalla?<br />

In dieser Ausgabe stellen wir Unternehmer<br />

vor, die Nachhaltigkeit verinnerlicht<br />

haben. Im Titelinterview erläutert Uli<br />

Zimmermann, mit welchen Werten er die<br />

550 Jahre alte Berg-Brauerei erfolgreich<br />

führt (Seite 10). Firmenchef Jens Schenk aus<br />

Schwendi bekennt sich zum Umweltschutz<br />

und ist Vorreiter in Sachen Kunststoff-Recycling.<br />

Der Alt-68er Dieter Gaißmayer lebt<br />

seine Überzeugungen in seiner Illertissener<br />

Staudengärtnerei in Reinkultur. Und von<br />

den Göppinger Unternehmern Matthias und<br />

Frank Weigele können Sie viel über die<br />

Wertschätzung von Mitarbeitern lernen. Ich<br />

wünsche Ihnen nachhaltig gute Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[spezial]<br />

6 „Ich bin sehr heiß!“ Von den Irrungen<br />

und Wirrungen der Sprache<br />

[titelthema]<br />

10 Schaffen, brauen, hoch die Bügel<br />

Uli Zimmermann im Gespräch<br />

[finanzieren]<br />

20 Ein gutes Werk mit Tücken<br />

Wie eine Stiftung das unternehmerische<br />

Lebenswerk erhalten kann<br />

[machen]<br />

24 Die „Hölle Süd“ lockt Mitarbeiter an<br />

Sportsponsoring macht EWS attraktiv<br />

38 „Es ist schön, etwas tun zu können“<br />

100 Jahre Sanitätshaus Häussler<br />

42 Arbeit in einem blühenden Paradies<br />

Dieter Gaißmayer macht sein Ding<br />

[verantworten]<br />

28 Kostbarer Kunststoff Recycling-Profi<br />

Scheplast aus Schwendi<br />

[gründen]<br />

32 Mitfahrzentrale für Spediteure Vom<br />

Manager zum Gründer: Jörg Frommeyer<br />

[lernen]<br />

34 Hilfe bei der Qual der Wahl Durchblick<br />

bewahren im Weiterbildungsdschungel<br />

[führen]<br />

40 Sage es klar und respektvoll! Tipps<br />

für die Kommunikation im Unternehmen<br />

[leben]<br />

46 Ein kranker Opa und kurze<br />

Lederhosen Umfrage unter<br />

Führungskräften zu ihrer Schulzeit<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Ulm soll digitaler Leuchtturm werden<br />

4 Gute Baukonjunktur beschert<br />

Leonhard Weiss Rekord<br />

5 Bei Voith läuft es wieder besser<br />

31 Umland profitiert von Messe<br />

45 Beliebte BOB<br />

50 Fitness-Metropole Schussental<br />

50 Impressum<br />

34<br />

28 42<br />

06<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ulm soll digitaler Leuchtturm werden<br />

In Ulms digitaler Entwicklung<br />

bahnt sich ein Quantensprung<br />

an. Derzeit bewirbt sich die Stadt<br />

als Testfeld für das Thema<br />

„Fahrerloses, vernetztes Fahren“<br />

– und hat gute Chancen von der<br />

Landesregierung den Zuschlag zu<br />

erhalten. Dabei punktet Ulm<br />

nicht nur mit IT-Kompetenz, exzellenter<br />

Forschung und innovativen<br />

Betrieben, sondern selbst<br />

mit dem Ulmer Nebel. Denn der<br />

stellt für die Funksteuerung von<br />

Ampeln und Fahrzeugen eine Herausforderung<br />

dar. Der Hintergrund:<br />

Weil die Landesregierung<br />

will, dass die Autos der Zukunft<br />

im Südwesten gebaut werden,<br />

hat sie dieses Testfeld ausgelobt,<br />

das sie mit 2,5 Millionen Euro fördert.<br />

Digital gestützte Mobilität<br />

sei für das Autoland Baden-Württemberg<br />

eines der wichtigsten<br />

Zukunftsthemen, heißt es im<br />

Stuttgarter Wirtschaftsministerium.<br />

Dort bewertet eine Jury die<br />

Bewerbungen von Karlsruhe,<br />

Stuttgart/Ludwigsburg und Ulm.<br />

Federführend bei dem Ulmer Antrag<br />

ist die Universität. Mit dabei<br />

sind die Stadt, die IHK Ulm sowie<br />

der Stuttgarter Standort des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt.<br />

Ulm hat einige Trumpfkarten.<br />

Klaus Dietmayer, Professor an<br />

der Universität Ulm, forscht bereits<br />

seit mehr als 15 Jahren an<br />

automatisierten Fahrzeugen. Er<br />

genießt einen exzellenten Ruf.<br />

Zudem forschen in Ulm die Car-<br />

IT-Töchter von Daimler, Audi,<br />

BMW und Continental. Der Nokia-Konzern<br />

betreibt hier ein Mobildfunknetzwerk<br />

zu Forschungszwecken.<br />

Erhielte Ulm<br />

den Zuschlag, wäre die Stadt für<br />

alle Firmen, die sich mit der Entwicklung<br />

von Algorithmen beschäftigen,<br />

als Testgebiet attraktiv.<br />

Die Entscheidung soll im <strong>Juli</strong><br />

fallen. Angst vor dem Projekt<br />

braucht niemand zu haben. Denn<br />

die Autos fahren zwar hochautomatisiert,<br />

dennoch sitzt ein Fahrer<br />

im Wagen. [!] GAB/AMB<br />

In Ulm ist nicht nur das Münster mit 161,5 Metern spitze, sondern auch die<br />

Wirtschaftsstärke. Nun will die Stadt auch bei digitalen Themen strahlen.<br />

Gute Baukonjunktur beschert Leonhard Weiss Rekord<br />

Gleich in Serie hat das Bau<strong>unternehmen</strong><br />

Leonhard Weiss in den<br />

vergangenen Monaten Preise abgeräumt.<br />

Dazu gehören unter anderem<br />

der deutsche Brückenbaupreis<br />

für die Kochertalbrücke<br />

(A6) und Auszeichnungen als<br />

bester Arbeitgeber und bester<br />

Ausbildungsbetrieb in der Bauindustrie.<br />

Obendrein erhielt das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> mit<br />

Hauptstandorten in Göppingen<br />

und Satteldorf (Kreis Schwäbisch<br />

Hall) den Innovationspreis der<br />

Baumaschinenmesse für die „Verstärkung<br />

einer Stahlbrücke“.<br />

Auch wirtschaftlich läuft es gut.<br />

Im vergangenen Jahr legte der<br />

Umsatz um 10 Prozent 1,1 Milliarden<br />

Euro zu. Den Gewinn beziffert<br />

das Unternehmen traditionell<br />

nicht. Er sei gegenüber dem<br />

Vorjahr nochmals gestiegen, die<br />

Mit Bahn-Großbaustellen kennt sich Leonhard Weiss aus.<br />

Rendite liege über dem Branchenschnitt,<br />

sagte der Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung, Volker<br />

Krauß. „Für Leonhard Weiss war<br />

2015 das erfolgreichste Geschäftsjahr<br />

aller Zeiten.“<br />

Das Unternehmen gehört mit seinen<br />

mehr als 4700 Beschäftigten<br />

zur Bundesliga der deutschen<br />

Bauindustrie. Die Bandbreite<br />

reicht von der Verlegung von<br />

Glasfaserkabeln über den Neubau<br />

der Stuttgarter John-Cranko-<br />

Ballettschule, dem Straßenbau<br />

bis hin zu Eisenbahn-Großbaustellen<br />

wie auf der Neubaustrecke<br />

Stuttgart-Ulm. Mit Ralf<br />

Schmidt, Stefan Schmidt-Weiss<br />

und Alexander Weiss stammen<br />

drei Geschäftsführer aus der vierten<br />

Generation der Gesellschafterfamilien.<br />

Insgesamt gibt es<br />

neun Gesellschafter. [!] AMB<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Bei Voith läuft es wieder besser<br />

Was war das für eine Aufregung,<br />

als der Maschinenbaukonzern<br />

Voith im Februar 2015 einen radikalen<br />

Jobabbau samt betriebsbedingten<br />

Kündigungen ankündigte<br />

– und obendrein den Verkauf<br />

seiner Sparte Industrielle Dienstleistung<br />

mit 18.000 Mitarbeitern.<br />

Mancher Beobachter hielt die<br />

Kommunikation in dieser Krise<br />

für – freundlich ausgedrückt –<br />

verbesserungswürdig. Bundesweit<br />

gab es negative Schlagzeilen,<br />

die das Image des<br />

traditionsreichen Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

beschädigten. Knapp<br />

anderthalb Jahre später ist die<br />

Aufregung vorbei. Am Stammsitz<br />

in Heidenheim hat Voith 295<br />

Stellen abgebaut, ohne eine Kündigung<br />

auszusprechen. Grundlage<br />

waren konstruktive Gespräche<br />

mit dem Betriebsrat. Allein<br />

112 Mitarbeiter nutzten die<br />

Chance der Frühpensionierung.<br />

Auch der Verkauf ist über der<br />

Bühne. Die britische Beteiligungsgesellschaft<br />

Triton hat 80<br />

Prozent der Sparte Industriedienstleistungen<br />

mit 18.000 Mitarbeitern<br />

übernommen. Damit<br />

schrumpft die Voith-Belegschaft<br />

um fast die Hälfte auf gut 20.000.<br />

Voith will sich auf seine Ingenieur-Kompetenz<br />

im digitalen Zeitalter<br />

besinnen. In der ersten Hälfte<br />

des Geschäftsjahres (31.März)<br />

sank der Umsatz um drei Prozent<br />

auf 2,04 Milliarden Euro. Der Verlust<br />

nach Steuern schrumpfte<br />

von minus 131 auf minus 48 Millionen<br />

Euro. [!]<br />

AMB<br />

Die Entwicklung der Francis-Wasserturbine gilt als Synonym für Voith.<br />

Firmengruppe Liebherr:<br />

Erfolg im Verbund<br />

Foto: Liebherr<br />

Mit rund 41.500 Mitarbeitern gehört<br />

die Firmengruppe Liebherr<br />

zu den größten deutschen Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

Der Umsatz legte<br />

im vergangenen Jahr um 4,7<br />

Prozent auf den Rekordwert von<br />

9,3 Milliarden Euro zu. Das Jahresergebnis<br />

sank jedoch um 22<br />

auf 294 Millionen Euro. Die<br />

Bandbreite der elf Geschäftsfelder<br />

reicht von Fahrzeugkranen<br />

über Baumaschinen, Hausgeräten<br />

bis hin zu Hotels. In der Region<br />

ist Liebherr in Ehingen, Biberach,<br />

Ochsenhausen, Kirchdorf/<br />

Iller und Lindenberg vertreten.<br />

Sitz der Holding ist im schweizerischen<br />

Bulle. Als zwei von mehreren<br />

Meilensteinen im Jahr 2015<br />

nennt Isolde Liebherr, Vizepräsidentin<br />

des Verwaltungsrates, das<br />

30-jährige Bestehen des Interalpen-Hotels<br />

Tirol und die Feierlichkeiten<br />

zum hundertsten Geburtstag<br />

ihres Vaters Hans<br />

Liebherr. [!]<br />

AMB<br />

In der Firmengruppe aktive Familiengesellschafter (v.l.n.r.): Patricia Rüf, Stéfanie<br />

Wohlfarth, Jan Liebherr, Sophie Albrecht, Isolde Liebherr und Willi Liebherr.<br />

Gründer: Warum der<br />

Südwesten sexy ist<br />

Arm aber sexy. Mit diesem Slogan<br />

hat Berlins Ex-Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit einst das Lebensgefühl<br />

der Stadt beschrieben.<br />

Auch für Gründer scheint Berlin<br />

attraktiv zu sein. Mit jährlich 26<br />

Existenzgründungen je 1000 Erwerbsfähigen<br />

führt Berlin den<br />

Vergleich der Bundesländer an.<br />

Schwere Zeiten für<br />

kleine Autohäuser<br />

Die Zahl der selbstständigen Autohäuser<br />

in Deutschland ist 2015<br />

um 400 auf 7400 gesunken. Der<br />

Grund ist die Internet-Konkurrenz<br />

und der allgemein hohe<br />

Preisdruck, heißt es in einer Studie<br />

des Nürtinger Instituts für<br />

Automobilwirtschaft (IFA). Im<br />

Jahr 2000 waren es mit 18.000<br />

noch mehr als doppelt so viele.<br />

Im Südwesten (Platz 10) sank die<br />

Zahl 2015 um 1,3 Prozent auf<br />

69.900. Jedoch haben laut L-Bank,<br />

der Förderbank des Landes, viele<br />

Gründer in Baden-Württemberg<br />

mehr Substanz. Diese hätten den<br />

Plan, ihre Ideen selbst am Markt<br />

durchzusetzen und zum Mittelständler<br />

aufzusteigen. [!] AMB<br />

Ein weiterer Grund für den Trend<br />

sei, dass der Automarkt in<br />

Deutschland weitgehend gesättigt<br />

sei – dass also nur noch wenig<br />

Potenzial da ist für bessere Autoverkäufe.<br />

Nach Einschätzung<br />

von IFA-Chef Willi Diez wird es<br />

2020 noch 4500 Autohändler geben<br />

und der Trend hin zu großen<br />

Handelsketten anhalten. [!] PAU<br />

5


[spezial] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„Puh, ist das mit der Sprache schwierig!“. Manchmal entscheiden Kleinigkeiten in der Formulierung, wie ich auf andere Menschen wirke.<br />

„Ich bin sehr heiß!“<br />

Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse, erst recht im Ausland. Was im Privaten lustig sein kann, wird im<br />

Geschäftsleben peinlich und kostet Umsatz. Für international tätige Firmen ist Sprachmanagement Pflicht.<br />

Sprache ist etwas Wunderschönes, sie kann<br />

aber auch eine Waffe sein, wie der begnadete<br />

Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky<br />

einst schrieb. Aus unseren Erfahrungen im<br />

Alltag wissen wir: „Keiner versteht den anderen<br />

ganz, weil keiner beim selben Wort genau<br />

dasselbe denkt wie der andere.“ Das formulierte<br />

Johann Wolfgang von Goethe bereits<br />

vor rund 200 Jahren. Ein amüsantes Beispiel<br />

für ein solches Missverständnis wird im Studenten-Online-Magazin<br />

„pflichtlektuere.<br />

com“ geschildert: Da saß die italienische Gaststudentin<br />

an einem glühend heißen Sommertag<br />

in einem Seminar, schwitzte stark und<br />

traute sich nicht, das Fenster zu öffnen. Ihr<br />

Professor hat das bemerkt und fragte sie, ob es<br />

ihr gut ginge. Paola, eine sehr sorgfältige Studentin,<br />

antwortete: „Ich bin sehr heiß.“ Damit<br />

hatte sie einen Heiterkeitssturm ihrer Kommilitonen<br />

ausgelöst. Der einfühlsame Professor<br />

rettete die Situation.<br />

KEIN GUTER NAME: „CUE“<br />

Immer dann, wenn in deutscher Sprache gebräuchliche<br />

Begriffe, im Ausland verwendet<br />

oder wörtlich übersetzt werden, drohen peinliche<br />

Pannen. Das wissen auch einige Firmen.<br />

Colgate beispielsweise vertrieb in Frankreich<br />

seine Zahnpasta mit der Marke „Cue“. Das Unternehmen<br />

wusste nicht, dass „Cue“ auch<br />

der Name eines in Frankreich bekannten<br />

Porno-Magazins ist. Auch sollten<br />

sich deutsche Firmen<br />

davor hüten, in den USA<br />

in der heißen Phase der<br />

Fußball-Europameisterschaft<br />

Geschäftspartner<br />

zu einem „Public Viewing“<br />

einzuladen. Denn<br />

dieser Begriff steht in den<br />

Staaten nun einmal für die<br />

öffentliche Aufbahrung<br />

6


[spezial]<br />

Foto: © elnariz / Fotolia.com<br />

eines Verstorbenen. Ein Rucksack-Importeur<br />

nach England sollte sich hüten, sein Produkt<br />

in wörtlicher Übersetzung als „Bodybag“ anzupreisen,<br />

für Briten ist das ein Leichensack.<br />

UNFALLFREI ÜBERSETZEN<br />

Überall lauern Sprachfallen, manche sind mit<br />

hohen Kosten verbunden. „Wenn Fach- und<br />

Marketingtexte nicht von Profis übersetzt<br />

werden, kann ein vermeintliches Schnäppchen<br />

für Unternehmen schnell empfindlich<br />

teuer werden“, sagt Reka Maret, Sprecherin<br />

des Bundesverbandes der Dolmetscher und<br />

Übersetzer und nennt Webshops als Beispiel.<br />

Sie sind auf Sprachpräzision angewiesen,<br />

um bei Suchanfragen gefunden zu werden.<br />

Mehr als 70 Prozent der potenziellen<br />

Kunden kaufen laut einer Studie<br />

keine Waren und Dienstleistungen<br />

auf einer Website, auf der sie<br />

keine Informationen in ihrer<br />

Muttersprache finden. Umso wichtiger<br />

ist die so genannte Lokalisierung<br />

von Internetseiten.<br />

Doch die Zeiten sind vorbei, als das einzige<br />

Werkzeug des Übersetzers ein Wörterbuch<br />

war. Deshalb arbeiten Sprachdienstleister wie<br />

Schmieder Übersetzungen<br />

aus<br />

dem oberschwäbischen<br />

Fronreute-<br />

Staig heute mit effizienteren<br />

Lösungen – der<br />

Kombination aus<br />

Wörterbuch, einer<br />

passgenauen IT-<br />

Infrastruktur und Reka Maret vom Verband<br />

einem leistungsstarken<br />

Translati-<br />

der Übersetzer.<br />

on-Memory-System (TM-System), das einen<br />

zu übersetzenden Begriff erkennt. „Auf diese<br />

Weise werden Fachbegriffe, firmenspezifische<br />

Termini oder Produkte in der jeweiligen<br />

Zielsprache immer gleich übersetzt“, sagt Geschäftsführer<br />

Florian Schmieder.<br />

Für den Ulmer Gartengerätehersteller Gardena<br />

ist Sprachmanagement ein Riesenthema,<br />

sagt Pressesprecher Heribert Wettels. Die Aufgabe<br />

lautet: Kataloge, Gebrauchsanleitungen,<br />

Anzeigen, Filme, Imagebroschüren oder Pressemitteilungen<br />

„unfallfrei“ in 16 Sprachen<br />

vorzulegen. Sie sollen den Märkten entsprechen,<br />

auf denen Gardena vertreten ist.<br />

7


[spezial] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Gardena-Sprecher<br />

Heribert Wettels.<br />

Während bei kleineren<br />

Firmen Werbe-<br />

und Vertriebsmittel<br />

oder<br />

Dokumentationen<br />

womöglich von<br />

einzelnen Abteilungen<br />

eigenständig<br />

produziert<br />

werden – mit der<br />

Gefahr einer uneinheitlichen<br />

Terminologie<br />

–, ist<br />

dies bei Gardena in einer Abteilung zentralisiert.<br />

Das Sprachmanagement des Konzerns<br />

wiederum ist zugleich einem großen externen<br />

Übersetzungs-Dienstleister übertragen.<br />

Grundsätzlich erfolge die Übersetzung immer<br />

in die Mutter-, nie in die Fremdsprache. So seien<br />

selbst kleinste Ungenauigkeiten, wie sie<br />

ein Nicht-Muttersprachler viel leichter übersehe,<br />

ausgeschlossen. Wichtig sei, dass das<br />

Translation-Memory-System mit seinem<br />

Glossar sämtlicher Fachbegriffe laufend fortgeschrieben<br />

werde. Nur so sei die einheitliche<br />

Terminologie in der Ausgangsprache wie in<br />

allen übersetzten Dokumenten garantiert.<br />

Gebrauchsanleitungen mit unfreiwilliger<br />

sprachlicher Komik – für Wettels sind sie ein<br />

untrügerisches Indiz dafür, dass einem Anbieter<br />

der entsprechende Markt nicht viel bedeutet.<br />

„Eine mangelhaft übersetzte Gebrauchsanleitung<br />

wirft ein schlechtes Licht auf ein<br />

ansonsten erstklassiges Produkt“, sagt Wettelks<br />

mit Blick auf Gardena.<br />

Bloß kein falsches Wort<br />

Uno heißt auf Finnisch Trottel. Ob so ein Name den Auto-Absatz fördert, ist fraglich.<br />

Die Bedeutung von Sprachmanagement<br />

wird häufig unterschätzt und ist doch ein<br />

wichtiger Bestandteil des Corporate-<br />

Identity-Konzepts. Definitionsgemäß obliegt<br />

ihm die richtige Handhabung des<br />

Wording, also die bewusst definierte<br />

Sprachwelt eines Unternehmens. Diese<br />

leistet einen wichtigen Beitrag dazu, wie<br />

Unternehmen von Geschäftspartnern<br />

und Interessenten wahrgenommen werden.<br />

Je vielfältiger das Auslandsgeschäft<br />

desto schwieriger ist die Aufgabe und<br />

desto höher ist die Gefahr peinlicher Formulierungen.<br />

Typische Fehlerquellen sind:<br />

Mehrere Autoren verwenden unterschied<br />

liche Fach- und Schlüsselbegriffe.<br />

Unterschiedliche Übersetzer übertragen<br />

diese unterschiedlich.<br />

Wandlungen im Sprachgebrauch werden<br />

unzulänglich transferiert.<br />

Übersetzungen verstoßen gegen den<br />

Styleguide, weil das Sprachmanagement<br />

nur unzulänglich in den kreativen<br />

Prozess eingebunden ist. <br />

THV<br />

RISIKO MIT KUNSTNAMEN<br />

Ein Spezialthema sind die Produkt-Namen.<br />

Eine Rosenschere heißt allerdings auch bei<br />

Gardena Rosenschere, und ein Rechen Rechen,<br />

denn ungeachtet ihres ausgefeilten Designs<br />

unterscheiden sie sich nicht grundlegend<br />

von tradierten Geräten. Bei<br />

Produktinnovationen ist dies anders. Wettels<br />

bringt den „Automower“ von Husqvarna und<br />

den „Sileno“ von Gardena ins Spiel, zwei Rasenmähroboter,<br />

deren Alleinstellungsmerkmale<br />

bereits in der Bezeichnung zum Ausdruck<br />

gebracht werden sollen. Dabei spielt die<br />

Hoffnung eine Rolle, dass im Laufe der Zeit<br />

Produktname und Gattungsbegriff eins werden.<br />

So wie beim Papiertaschentuch „Tempo“,<br />

dem wohl bekanntesten Beispiel dafür.<br />

Im Kunstnamen „Sileno“, in dem „Silentio, Silence,<br />

Ruhe“ anklingt, „soll eine wesentliche<br />

Eigenschaft des Geräts zum Ausdruck gebracht<br />

werden“, erläutert Wettels die Überlegungen<br />

bei der Namensfindung. Risikolos ist<br />

das nicht: Denn „Sileno“ ist kein selbsterklärender<br />

Begriff. Er muss durch PR-Maßnahmen<br />

erklärt werden. Zudem stellt sich die Frage: Ist<br />

dieser Begriff auf den Absatzmärkten rechtlich<br />

geschützt? Und: Hat dieser Kunst-Namen<br />

in anderen Sprachen peinliche Bedeutungen.<br />

BLUMIGES ITALIENISCH<br />

Wie bei sämtlichen Texten verlässt sich Gardena<br />

dabei nicht allein auf die externen Übersetzer,<br />

sondern zieht Wettels zufolge zur zusätzlichen<br />

Absicherung auch noch<br />

hausinterne „muttersprachliche Experten zu<br />

Rate, Vertreter von Marketing, Vertrieb oder<br />

dem Service“.<br />

Nimmt ein Unternehmen die Aufgabe nicht<br />

ernst genug oder gerät es an die Falschen,<br />

drohten Übersetzungsflops, wie sie Verbandssprecherin<br />

Maret immer wieder begegnet<br />

sind. Als Beispiel führt sie einen italienischen<br />

Hersteller an, der fälschlicherweise von einem<br />

Auftrag seines deutschen Kunden für einen<br />

Stempel ausgegangen war, wie er in dessen<br />

Anlage tatsächlich vorkommt. Nur wollte<br />

der aber eigentlich eine „stampo“, also eine<br />

Gussform.<br />

Gerade im Italienischen seien auch technische<br />

Texte oft recht blumig formuliert, was<br />

leicht zu Verstößen gegen die Regeln der technischen<br />

Dokumentation im Deutschen führen<br />

könne, sagt Maret. Peinlich war auch ein<br />

Flop, den vor Jahren Fiat gelandet hat. Erst als<br />

der Stadtflitzer „Uno“ in Finnland schon auf<br />

der Straße war, drang ins Bewusstsein der Italiener,<br />

was damit in der Landessprache gemeint<br />

ist: „Trottel“. [!] THOMAS VOGEL<br />

8


Tagen in<br />

modernem<br />

Ambiente.<br />

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10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Schaffen, brauen,<br />

hoch die Bügel<br />

550 Jahre Bier aus Ehingen-Berg: Uli Zimmermann führt die älteste Brauerei in<br />

Baden-Württemberg. Der Familienunternehmer ist herrlich altmodisch.<br />

Sein Braurezept: Wertschätzung, den Dingen Zeit lassen, verlässlicher Partner<br />

sein – und der Mut, anders als die anderen zu sein.<br />

Hand aufs Herz. Wann haben Sie Ihr erstes Bier<br />

getrunken?<br />

Meine erste Bier-Erfahrung war mit fünf. Ich bin in der<br />

Brauereiwirtschaft aufgewachsen. Wir bezogen Hefe-<br />

Weizen von Tante und Onkel aus Bayern; die brauten<br />

damals kein Kristallweizen. In Baden-Württemberg<br />

trank aber niemand Hefe-Weizen. Also versuchte man,<br />

ohne Hefe einzuschenken und ließ den Rest in der Flasche.<br />

Diesen Rest hab ich als Bub geschlürft. Es hat<br />

furchtbar geschmeckt!<br />

Was meinten Ihre Eltern dazu?<br />

Ich hab noch im Ohr, wie mein Vater sagte, ich würde<br />

von selbst damit aufhören.<br />

Und das erste richtige Bier …<br />

… trank ich mit meinen Mitschülern auf dem Gymnasium<br />

ganz offiziell in der Wirtschaft. Ich glaube nicht,<br />

dass wir über 16 waren.<br />

Bier aus Ehingen-Berg gibt es seit 550 Jahren, das<br />

Reinheitsgebot seit 500 Jahren. Wie fühlt sich das an?<br />

Sehr gut! Manches in der Firmengeschichte stimmt<br />

mich aber auch nachdenklich. Kürzlich las ich einen<br />

Brief meines Großvaters an meine Großmutter aus<br />

dem Jahr 1914. Sie waren frisch verheiratet, ihr Kind<br />

war ein halbes Jahr alt. Er schrieb aus dem Ersten Weltkrieg<br />

von der Front im Elsass. Wenn ich darüber nachdenke,<br />

was er sich damals gewünscht hat und was eintraf,<br />

stimmt mich das demütig.<br />

In der wievielten Generation führen Sie die Brauerei?<br />

Wir zählen die Inhaber. Denn zweimal kam es vor, dass<br />

Frauen durch den relativ frühen Tod ihrer Ehemänner<br />

die Inhaber-Rolle übernahmen. Seit 1757 ist die Brauerei<br />

im Besitz der Familie Zimmermann. Ich bin der<br />

neunte Inhaber mit diesem Namen. Zählen wir alle Inhaber<br />

seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1466,<br />

bin ich der 21te.<br />

Was bedeutet Ihnen Tradition?<br />

Tradition ist für mich nicht das Bewahren von Asche,<br />

sondern vielmehr das Feuer am Leben zu halten. Dieser<br />

Grundsatz prägt unser Familien<strong>unternehmen</strong>. Wir<br />

müssen wissen, wo wir herkommen, wir brauchen<br />

aber auch den Blick nach vorne. Ansonsten gehen wir<br />

rückwärts.<br />

Ihr Ulrichsfest im Jubiläumsjahr feiern Sie ausgerechnet<br />

mit einer Kölner Band, den „Höhnern“. Warum?<br />

Aus Spaß und Lebensfreude. Ehingen ist eine Fasnetshochburg.<br />

In den vergangenen Jahren haben Bands wie<br />

die „Münchner Freiheit“ und die österreichische „EAV“<br />

gespielt. Wir suchen bewusst Musiker, die nicht aus der<br />

Region kommen und nicht in der allerersten Reihe stehen.<br />

Bei 1400 Plätzen könnten wir die Topstars nicht<br />

finanzieren. Wir wollen kein größeres Zelt aufstellen,<br />

weil wir das Fest nicht vergrößern wollen, es soll seinen<br />

Charakter behalten.<br />

Sie haben viele Jubiläumsveranstaltungen, welche<br />

ist für Sie die emotionalste?<br />

Anfang Juni hatten wir eine Freibierstunde in der Gastronomie.<br />

Dafür haben sich Stammgäste mit ihren<br />

Gasthäusern beworben. Wo das Freibier auf den Tisch<br />

kam, haben wir ausgelost. 25 Mitarbeiter waren für eine<br />

Stunde draußen in den Wirtshäusern, egal ob Bierbrauer,<br />

Stapler- oder Bierfahrer. Sie haben eine besondere<br />

Kundennähe, Wertschätzung und oft Begeisterung<br />

für unser Bier gespürt.<br />

Zur Person<br />

„Für mich ist Schaffen<br />

Lebensinhalt im<br />

positiven Sinn“, sagt<br />

Uli Zimmermann. Der<br />

56-Jährige hat Brauer<br />

und Mälzer gelernt;<br />

als Spross einer traditionsreichen<br />

Brauerfamilie<br />

war ihm das<br />

in zwei Betrieben in<br />

Geislingen und in Sigmaringen<br />

möglich.<br />

Danach sattelte er<br />

ein Studium in Weihenstephan<br />

drauf.<br />

Nach Tätigkeiten in<br />

anderen Brauereien<br />

stieg er 1986 ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />

ein, seit 1994 leitet er<br />

die Brauerei zusammen<br />

mit seiner Frau<br />

Beate. Das Ehepaar<br />

hat zwei Töchter und<br />

zwei Söhne im Alter<br />

zwischen 11 und 24<br />

Jahren. Zum Abschalten<br />

<strong>unternehmen</strong> Uli<br />

und Beate Zimmermann<br />

gemein same<br />

Spaziergänge, Wanderungen<br />

und Städtereisen<br />

in Deutschland<br />

und Europa.<br />

„Ozapft is“: Brauereichef Uli Zimmermann prüft die Reife des Ulrichsbiers.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Folgte Ihr Vater dem Rat?<br />

Er probierte den „Pils-Weg“. Doch das funktionierte<br />

nicht. Wenn man Pils in seiner extremen Art belässt,<br />

trifft das nicht unseren süddeutschen Biergeschmack.<br />

Dann hat mein Vater es genau andersrum gemacht: Er<br />

hat das Ulrichsbier – völlig altmodisch, malzbetont,<br />

bernsteingolden – das ganze Jahr über angeboten.<br />

Wie war die Resonanz?<br />

In den ersten drei, vier Jahren sehr mäßig. Aber auf einmal<br />

sagten die Leute: „Das schmeckt anders als das Bier,<br />

das ihr und eure Nachbar-Brauereien sonst machen.<br />

Das waren nicht die typischen Biertrinker, es waren<br />

Wenigtrinker, Frauen, junge Leute – diese Kunden haben<br />

Brauereien damals wenig beachtet. Auch wir haben<br />

etwas Zeit gebraucht, um diese Botschaft zu verstehen.<br />

Dann haben wir zügig damit begonnen, mehrere<br />

Sorten mit jeweils eigenem Charakter zu brauen. Weil<br />

das wirtschaftlich und das Bier frisch sein musste, brauten<br />

wir Saison-Biere. Dazu stellten wir seit 1986 Hefe-<br />

Weizen im Fass her – als erste Brauerei in Baden-Württemberg.<br />

Das und der Bügelverschluss der<br />

Ulrichsbier-Flasche, für den wir damals in der gesamten<br />

Branche belächelt wurden, hat uns wieder nach<br />

oben gebracht. Aber da war auch ein bisschen Glück<br />

dabei.<br />

Glück. Wie meinen Sie das?<br />

Dem Ravensburger Kinobesitzer Willi Burth, der auch<br />

in Ehingen, Laupheim und Biberach Häuser hatte,<br />

schmeckte unser Bier. Deshalb bot er es in seinen Kinos<br />

an. Dann kam die Comic-Verfilmung „Werner“ 1990 in<br />

die Kinos. Der Comic-Held trank sein Bier aus einer Bügelflasche.<br />

Dass unser Bier ebenfalls einen Bügelverschluss<br />

hatte, war ein super Gag – und ein Mosaikstein<br />

für den Erfolg des Ulrichsbiers. Wir waren das Original,<br />

keine Nachahmer.<br />

Was waren weitere Faktoren?<br />

Den Mut zu haben, Rezepte extrem zu ändern. Wenn<br />

ein Bier gut ist, darf es nicht jedem schmecken. Wenn<br />

Sie jedermanns Freund sind, haben sie niemandem<br />

zum Freund.<br />

Eins, zwei, drei, vier: Brauereichef<br />

Uli Zimmermann<br />

zählt auf , mit welchen Maßnahmen<br />

die Berg-Brauerei eine<br />

schwierige Zeit in den<br />

1980er Jahren überstanden<br />

hat. Ein wichtiger Punkt: Biere<br />

mit eigenem Charakter.<br />

Ihre Brauerei war Anfang der 80er in einer schwierigen<br />

Phase. Wie kam es, dass das Ulrichsbier das<br />

Unternehmen rettete?<br />

Ulrichsbier ist ein altes Bier. Früher gab es die Sorte nur<br />

zum Ulrichsfest in Ehingen-Berg. Die Branche war in<br />

den 1980er Jahren auf die Sorte Pils gepolt. Ich weiß<br />

noch, wie der Unternehmensberater Roland Berger damals<br />

auf dem deutschen Bierbrauertag referierte und<br />

behauptete: „Wer sich nicht auf Pils und eine einzige<br />

Sorte konzentriert, den wird es im Jahr 2000 nicht mehr<br />

geben.“<br />

Der Biermarkt ist in der Hand weniger großer Biergiganten,<br />

wie viel Platz bleibt mittelständischen<br />

Brauereien?<br />

Kleinere Betriebe müssen ihre Nische finden. Für uns<br />

bedeutet das eine Mengenbegrenzung. Als Beispiel:<br />

Wir brauen jährlich weniger Bier als in drei Wochen in<br />

München auf dem Oktoberfest ausgeschenkt wird. Dafür<br />

punkten wir durch die Nähe zum Kunden. Mein<br />

Grundsatz lautet: Wir müssen jeden Kunden innerhalb<br />

einer guten Autostunde erreichen können. Alles was<br />

darüber rausgeht, ist nicht sinnvoll.<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Wo gibt es Berg-Bier?<br />

Da kann man nicht einen Kreis mit dem Zirkel um<br />

Ehingen ziehen. Im Schnitt sind das 60 Kilometer. Das<br />

Vertriebsgebiet reicht auf die Schwäbische Alb über<br />

Reutlingen hinaus bis auf die Fildern. Das geschah aber<br />

nicht über unseren eigenen Vertrieb, sondern über kleinere<br />

Getränkefachgroßhändler auf der Alb. Die haben<br />

erkannt, wenn Sie in Reutlingen/Tübingen und Stuttgart<br />

erfolgreich sein wollen, müssen sie etwas anderes<br />

bieten als die Händler, die in den Ballungsräumen sitzen<br />

und auf große Biermarken setzen. Diese kleinen<br />

Fachhändler haben erkannt, dass sie dort mit einem<br />

regionalen Brauer etwas bewegen können, wenn dessen<br />

Bier anders schmeckt und er eine klare Philosophie<br />

verfolgt. Uns haben dabei auch unsere Erfahrungen<br />

mit Ulrichsbier geholfen.<br />

Und die sind?<br />

Den Dingen Zeit zu lassen und verlässlicher Partner zu<br />

sein. Die Getränkefachgroßhändler haben für sich diesen<br />

Markt aufgebaut. Zu meinem Verständnis von Partnerschaft<br />

gehört es, dem Fachhandel diesen wirtschaftlichen<br />

Vorteil zu lassen und nicht – wenn das Geschäft<br />

eine gewisse Größenordnung erreicht – die Gastronomiekunden<br />

direkt zu beliefern.<br />

Ist die Nische, die die Berg-Brauerei gefunden hat,<br />

groß genug, um die Existenz des Unternehmens bis<br />

zum 600-Jährigen zu sichern?<br />

Ich bin sicher, dass auch die nachfolgende Generation<br />

Der Ehinger Familienunternehmer<br />

ist sich sicher: „Die<br />

Bedeutung natürlicher Lebensmittel<br />

und handwerklicher<br />

Spezialitäten wird zunehmen.“<br />

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13


[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Uli Zimmermann ist stolz darauf<br />

anders zu sein als andere<br />

Brauereien: „Mit der offenen<br />

Obergärung und der Zweitank-Reifung<br />

heben wir uns<br />

ab.“<br />

aktiv Chancen am Markt suchen und nutzen wird. Das<br />

war immer so. Jede Generation macht es auf ihre Art.<br />

Ich glaube, dass Bier seinen Stellenwert behalten wird<br />

weil es natürlich ist. Durch den demografischen Wandel,<br />

wird die Menge in den nächsten 20 Jahren zurückgehen<br />

Die Bedeutung natürlicher Lebensmittel und<br />

handwerklicher, charaktervoller Spezialitäten wird<br />

zunehmen – dies werden wir nutzen.<br />

Was erwarten Sie von sich und Ihren Mitarbeitern?<br />

Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Achtung vor anderen,<br />

etwa der Konkurrenz. Das heißt auch zu sagen: Der<br />

Nachbar war schneller, das mache ich nicht nach. Oder<br />

Vertriebsgebiete zu akzeptieren. Natürlich wollen wir<br />

alle ein Geschäft machen, doch ich bin überzeugt, gehen<br />

wir achtungsvoll mit Menschen um, bekommen<br />

wir das zurück.<br />

Der Markt teilt sich immer mehr in Fernsehbiere<br />

und Gasthaus-Brauereien. Welche<br />

Entwicklung erwarten Sie?<br />

International wachsen die Großen<br />

zwar noch, aber in Deutschland seit<br />

Jahren nicht mehr. Hier machen sie<br />

etwa 50 Prozent der Menge aus und<br />

tauschen Marktanteile vor allem<br />

untereinander aus. Was früher Warsteiner<br />

hatte, hat heute Krombacher.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass<br />

wir auch in Zukunft Verbraucher<br />

von den großen bis mittelgroßen Brauereien dazubekommen,<br />

denen unser Bier schmeckt.<br />

Wir schauen<br />

nicht<br />

kurzfristig<br />

auf die<br />

Rendite<br />

Wie heben Sie sich von der Konkurrenz ab?<br />

Unser Bier schmeckt anders als das<br />

vom Nachbarn. Letztlich besser –<br />

nach unserem Anspruch –, aber<br />

das muss der Verbraucher entscheiden.<br />

Für mich sind fünf Faktoren<br />

entscheidend, um zu bestehen.<br />

Erstens beziehen wir unsere<br />

Gerste seit Jahrzehnten aus regionalem,<br />

kontrolliertem Anbau. Mit<br />

manchen unserer 36 Lieferanten<br />

sind wir seit 90 Jahren im Geschäft.<br />

Nur aus erstklassigen Rohstoffen entsteht schmackhaftes<br />

Bier.<br />

Craft Beer, also handwerklich gebrautes Bier, gilt<br />

als großer Trend. Was halten Sie von dieser Entwicklung?<br />

Gut und wichtig daran finde ist, dass Bier ins Gespräch<br />

kommt. Das hätten wir Brauer allein nicht geschafft.<br />

Crafts machen Bier interessant für Leute, die sonst kein<br />

Bier trinken.<br />

Was gehört noch zu Ihrer Erfolgsrezeptur?<br />

Im Sudhaus und beim Maischverfahren lassen wir unseren<br />

Zutaten Zeit, ihr Aroma zu entfalten. Technisch<br />

heben wir uns mit der offenen Obergärung und der<br />

Zweitank-Reifung ab. Zunächst kostet das viel Geld.<br />

Anders als Brauereien, die vorrangig auf Rendite ausgerichtete<br />

Aktionäre oder Anteilseigner haben, haben<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

wir den Vorteil, dass sich solche Investitionen nicht<br />

innerhalb weniger Jahre lohnen müssen. Viele kleine<br />

Brauereien sind eingegangen, weil sich Erben uneinig<br />

waren oder die Firmen einen hohen Immobilienwert<br />

hatten. Dann wird die Firma gerne verkauft. Das ist bei<br />

uns – leider oder Gott sei Dank – nicht so. Wir verdienen<br />

unser Geld mit Bier. Deshalb ist unsere Ausrichtung<br />

klar. Letztlich spielt der Inhaber eine große Rolle:<br />

was ihn prägt und trägt. Ich bin gelernter Brauer und<br />

Techniker. Daher interessiert mich zuerst wie unser<br />

Bier schmeckt, anders als ein Betriebswirtschaftler, den<br />

zuerst Zahlen interessieren.<br />

Auf welche Kriterien achten Sie beim Rohstoff-<br />

Einkauf?<br />

Zuerst auf den Menschen, mit dem ich arbeite. Weil der<br />

Mensch die Qualität stark beeinflusst. Noch stärker bestimmt<br />

das Wetter die Qualität. Damit müssen Lieferanten<br />

umgehen können. Langfristiges Zusammenarbeiten<br />

ist daher nichts Nostalgisches oder ein Festhalten<br />

an Beziehungen, sondern wir sehen Qualitätswerte.<br />

Mindestens genauso wichtig ist das Vertrauen zueinander.<br />

Sie können alles schriftlich festhalten und unterschreiben.<br />

Das ist müßig. Das Vertrauen, das man sich<br />

schenkt wenn man sich ins Gesicht schaut, ist eine viel<br />

größere Sicherheit.<br />

Welche Trends erwarten Sie in Sachen Geschmack?<br />

Der Trend zu authentischem Geschmack nimmt zu. Je<br />

schnelllebiger unsere Welt wird, umso mehr sucht der<br />

Verbraucher nach unkomplizierten, verlässlichen Angeboten.<br />

Vielleicht auch nach Ruhe. Er muss sich nicht<br />

mit Neuem profilieren, sondern kann einfach sagen,<br />

mir schmeckt die Halbe Bier aus Berg. Das ist unsere<br />

Chance. Wir nehmen die Geschwindigkeit raus.<br />

– und das in einem schrumpfenden Markt. Es ist aber<br />

nicht unser Ziel, mengenmäßig zu wachsen. Zu meinen<br />

Mitarbeitern sage ich: Wir müssen die Chancen,<br />

die uns der Markt heute bietet, nutzen. Denn die kommen<br />

nicht wieder.<br />

Andere Brauereien setzen auf alkoholfreie Erfrischungsgetränke,<br />

haben Sie das auch schon erwogen?<br />

Andere Brauereien suchen den Erfolg in Trends der<br />

Misch- und alkoholfreien Getränke, weil sie im Biersegment<br />

rückläufige Zahlen haben. Wir sind mit unseren<br />

handwerklich gebrauten Bierspezialitäten sehr erfolgreich<br />

und dieses Profil nimmt der Verbraucher wahr.<br />

Mancher Brauer stellt alkoholfreie<br />

Erfrischungsgetränke<br />

her. Für Uli Zimmermann ist<br />

das keine Option, er setzt auf<br />

handwerklich gebraute Bierspezialitäten.<br />

Der Bierdurst der Deutschen nimmt seit Jahren ab.<br />

Die Berg-Brauerei legt seit 25 Jahren stetig minimal zu<br />

Themenwechsel: Wann haben Sie das Zepter von<br />

Ihrem Vater übernommen?<br />

Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />

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15


[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das Führen der Brauerei<br />

durch Vater und Sohn<br />

entwickelte sich zu einer<br />

Stärke. „Trotzdem gab es<br />

viele Auseinandersetzungen“,<br />

räumt Uli Zimmermann ein.<br />

Der Wechsel war fließend. Ich kehrte 1986 in die Brauerei<br />

zurück. Mein Vater war froh, den Vertrieb loszuwerden.<br />

Durch verschiedene Interessen wurde diese<br />

Zwei-Generationen-Führung zu einer Stärke. Trotzdem<br />

gab es viele Auseinandersetzungen. Meistens ging es<br />

darum, die beste Lösung für unser Geschäft zu finden.<br />

Zum Glück waren wir beide nicht<br />

nachtragend, und am nächsten Tag<br />

war der Streit vergessen. Mein Vater<br />

hat mir Sparsamkeit vorgelebt. Was<br />

nicht heißt, kleinlich zu sein, sondern<br />

bewusst mit Ressourcen umzugehen.<br />

Etwas konkreter, bitte.<br />

Beispielsweise haben wir bereits<br />

vor 60 Jahren Kühlwasser für Pumpen<br />

und Motoren aufgefangen und es zur Kastenreinigung<br />

genutzt, obwohl damals der Wasserpreis noch<br />

keine Rolle gespielt hat. Entscheidend war und ist das<br />

Bewusstsein, dass alles einen Wert hat. Das prägt uns<br />

bis heute. Die Übergabe der Geschäftsführung von meinen<br />

Eltern an meine Frau und mich ab dem Jahr 1990<br />

war keine Zepterübernahme sondern die Übergabe des<br />

Staffelstabes. Wir Jungen sind losgelaufen, als meine<br />

Eltern noch den Stab in den Händen hielten und haben<br />

ihn in vollem Lauf dann übernommen.<br />

Zum Glück<br />

waren<br />

wir beide<br />

nicht<br />

nachtragend<br />

Wie herausfordernd ist es, als mittelständische<br />

Brau erei im Lebensmitteleinzelhandel gelistet zu<br />

werden?<br />

Viele Supermärkte wie Edeka und Rewe haben erkannt,<br />

dass es sich lohnt mit regionalen Produzenten wie uns<br />

zusammenzuarbeiten. Kommen Verbraucher, um ihr<br />

Lieblingsbier zu kaufen, nehmen<br />

sie oft noch die regionalen Kartoffeln<br />

mit. Bei einer großen Warenhauskette<br />

dagegen sind wir schon<br />

vor Jahren ausgestiegen. Nicht aus<br />

wirtschaftlichen Gründen, sondern<br />

weil keine gegenseitige Partnerschaft<br />

gepflegt wurde. Als<br />

Brauer tragen wir aber auch Verantwortung<br />

für die Handelsstruktur.<br />

Was meinen Sie mit Verantwortung für die Handelsstruktur?<br />

Wenn wir wollen, dass die Vielfalt an Getränkemärkten<br />

weiterhin existiert, müssen wir entscheiden, wen<br />

wir in Partnerschaften stärken. An diesem Punkt standen<br />

wir. Es ist falsch, nur zu klagen und sich in 20 Jahren<br />

zu beschweren, was die Zeit gebracht hat. Stattdessen<br />

müssen wir handeln und in Einzelfällen auf Umsatz<br />

verzichten. Nach dem Ausstieg bei der großen Waren-<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[titelthema]<br />

Alles richtig abgefüllt? Brauereichef Uli Zimmermann schaut morgens regelmäßig in der Abfüllanlage vorbei.<br />

Die älteste Brauerei<br />

im Südwesten<br />

Die Berg-Brauerei ist eine von 190 aktiven<br />

Brauereien in Baden-Württemberg.<br />

Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1466 zurück,<br />

damit ist sie ist die älteste urkundlich<br />

erwähnte Brauerei im Südwesten.<br />

Seit 1757 ist sie im Besitz der Familie<br />

Zimmermann. Damals heiratete Cyriakus<br />

Zimmermann, geboren 1726 in Mühlhausen<br />

bei Wiesensteig, Maria Anna, die<br />

Tochter des 1756 verstorbenen Wirts Anton<br />

Weber. Heute gehört das Familien<strong>unternehmen</strong><br />

aus Ehingen-Berg zu den mittelgroßen<br />

Brauereien mit einer Produktion<br />

zwischen 50.000 und 100.000<br />

Hektolitern. Vier Fünftel ihres Absatzes<br />

vertreibt die Brauerei über den Getränkefachgroßhandel.<br />

In der Brauerei sind 34,<br />

in der Gaststätte 14 Mitarbeiter fest beschäftigt.<br />

Hinzu kommen zu Saisonzeiten<br />

jeweils rund 20 Aushilfen. 1981 führte die<br />

Brauerei drei ganzjährige und zwei saisonale<br />

Biersorten, heute sind es 8 ganzjährige<br />

und sieben saisonale. Jährlicher Höhepunkt<br />

ist das Ulrichsfest, das Kirchenpatrozinium<br />

des Hl. Ulrich, das dieses<br />

Jahr vom 8. bis 11. <strong>Juli</strong> gefeiert wird.<br />

Zahlen zum Biermarkt: 1976 tranken die<br />

Deutschen im Durchschnitt 151 Liter Bier,<br />

2015 noch 106 Liter. Die Zahl der Brauereien<br />

steigt zwar seit Jahren, auf aktuell<br />

1388, die Hälfte sind Kleinstbrauereien.<br />

hauskette stellten wir übrigens fest, dass mehr als die<br />

Hälfte der Käufer uns treu blieben und die Absatzstelle<br />

wechselten.<br />

Wie sieht Ihre Strategie für die nächsten Jahre aus?<br />

Strategie heißt für mich, geradlinig zu bleiben, auch<br />

wenn es anstrengend wird. Genauso essenziell ist es,<br />

dass wir weiterhin zuhören – Mitarbeitern, Kunden<br />

und Biertrinkern.<br />

Sie haben Ihre Brauereigaststätte aufwendig umgebaut.<br />

Was hat sich dadurch verändert?<br />

Das liebgewonnene Traditionelle haben wir durch pfiffig<br />

Modernes ergänzt. Wir stellen Bier mehr in den Vor-<br />

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17


[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Brauereiwirtschaft ist der<br />

erste Schritt zum Kennenlernen.<br />

„Zwei unserer Gaststätten-Mitarbeiterinnen<br />

sind<br />

Biersommeliers und können<br />

viel über Bier erzählen.“<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

LARS SCHWERDTFEGER<br />

dergrund durch viele Informationen, die in die Einrichtung<br />

eingearbeitet wurden. Wir betreiben inzwischen<br />

einen Shop – bei uns heißt das freilich Lädele, in dem<br />

viele Geschenkideen zum Bier angeboten werden. Und<br />

einen Bierkeller, in dem Gäste denen unser Bier bei der<br />

Einkehr geschmeckt hat zu Getränkemarktpreisen unsere<br />

Bierspezialitäten in allen Flaschenformen, Sixpack,<br />

Kiste und sogar im Holzfass mitnehmen können.<br />

Damit gewinnen wir neue Kunden und stärken den<br />

Abverkauf in den Getränkemärkten.<br />

Aber es gab auch Skeptiker.<br />

Mancher einer von denen kam nach dem Umbau zu<br />

uns und sagte: Toll, wie Sie den Raum weiterentwickelt<br />

haben. Vorher war die Brauereigaststätte ein typisches<br />

Speiselokal auf dem Dorf. Die Leute kamen zum Essen.<br />

Die rustikalen Räumlichkeiten sprachen die 20- bis<br />

40-Jährigen kaum an. Heute treffen sich hier Menschen<br />

jeden Alters. An manchen Tagen sitzen Jung und Alt<br />

zusammen am Tisch.<br />

Wie wichtig ist die Brauereigaststätte für die Außendarstellung?<br />

Sehr. Hier öffnen wir uns und laden den Kunden ein,<br />

hinter die Mauern zu schauen. Es zählt nicht, was wir<br />

in Prospekten schreiben, sondern das Bild, das sich jeder<br />

selbst von uns macht. Ein Besuch in der Brauereiwirtschaft<br />

ist der erste Schritt zum Kennenlernen. Zwei<br />

unserer Gaststätten-Mitarbeiterinnen sind Biersommeliers.<br />

Insgesamt haben sechs Damen im Betrieb die<br />

Ausbildung. Unser Team kann einiges über Bier erzählen.<br />

Gleichzeitig sind wir durch die Gaststätte nah am<br />

Kunden. Die Mitarbeiterinnen bringen Themen und<br />

Ideen aus der Wirtschaft in unsere Besprechungen mit.<br />

Manches setzen wir um.<br />

Welche Rolle spielt Ihr Brauerei-Museum?<br />

Für die Stadt Ehingen ist das Museum ein Mosaikstein<br />

für den Tourismus in der Bierkulturstadt. Ich sehe mich<br />

als Ehinger und Brauer in der freudigen Pflicht, einen<br />

Beitrag zu leisten. Es gibt aber einen zweiten Aspekt.<br />

Welcher ist das?<br />

Wenn wir mit dem Museum sichtbar machen können,<br />

dass alte Gärtechniken nicht nur ein nostalgischer<br />

Rückblick sind, sondern wie wir sie auf die heutige Zeit<br />

übertragen – etwa in der Obergärung für Hefe-Weizen<br />

– dann ist das ein Erfolg.<br />

Was lieben Sie an Ihrem Beruf am meisten?<br />

Das Natürliche – der Weg vom kleinen Gerstenkorn<br />

zum würzigen Bier. Ich liebe es zu sehen, mit welchem<br />

Herzblut unsere Brauer ihr Bier herstellen. Wenn sie<br />

mir zum Beispiel vorführen, wie etwas riecht und meine<br />

Rückmeldung wollen, ist das toll. Auch der Kontakt<br />

zur Landwirtschaft macht Spaß. Dazu gehört die Erzeugergemeinschaft<br />

Albkorn, die ein spezielles Anbaukonzept<br />

verfolgt.<br />

Was ist das Besondere?<br />

Zum Beispiel gibt es auf jedem Feld einen Blütenstreifen.<br />

Nicht wegen der Optik, sondern für die Insekten,<br />

die den Acker durchwandern. Ich bin bei Feldbegehungen<br />

oder technischen Aufgaben dabei. Täglich zu beobachten,<br />

wie aus dem, was die Natur uns gibt, ein Bier<br />

wird, sehe ich als Privileg. [!]<br />

18


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48,26 cm (19“)-Leichtmetallräder, Ford SYNC 2 mit<br />

Touchscreen, Intelligenter Allradantrieb (AWD), Pre-<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Collision-Assist, Klimaanlage mit automatischer<br />

Temperaturkontrolle, Geschwindigkeitsregelanlage<br />

Günstig mit der monatl.<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

Ford Full-Service-Leasingrate<br />

(in l/100 km<br />

von<br />

nach VO (EG) 715/2007<br />

und € VO (EG) 692/2008 in der 1,2,3,4 jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford 429,- Edge: 6,4 (innerorts), netto 5,4 (außerorts), 5,8 (kombiniert);<br />

CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

510,51 brutto)<br />

(<br />

€<br />

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />

und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />

Ford Edge: 6,4 (innerorts), 5,4 (außerorts), 5,8 (kombiniert);<br />

CO 2<br />

-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

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Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />

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Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

1<br />

Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 36.050,42 netto (€ 42.900,00<br />

brutto), inkl. € 831,93 netto (€ 990,00 brutto) Überführungskosten. 2 Ford<br />

Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529<br />

Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.07.<strong>2016</strong> und nur für<br />

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3<br />

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brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45000 km<br />

1<br />

Gesamtlaufleistung.<br />

Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 36.050,42 netto (€ 42.900,00<br />

brutto), inkl. € 831,93 netto (€ 990,00 brutto) Überführungskosten. 2 Ford<br />

Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529<br />

Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.07.<strong>2016</strong> und nur für<br />

19


[finanzieren] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein gutes Werk mit Tücken<br />

Viele Unternehmer wollen, dass ihr Lebenswerk auch nach ihrem Tod erhalten bleibt – und etwas Neues<br />

schaffen. Eine Stiftung ist eine Möglichkeit dazu. Doch zur Regelung der Nachfolge eignet sie sich nur bedingt.<br />

Und auch Streit mit potenziellen Erben lässt sich mit ihr nicht vermeiden.<br />

Tue Gutes und schaffe eine dauerhaft gute Lösung – so ähnlich<br />

wird es sich vielleicht Heinrich Grieshaber gedacht haben,<br />

als er vor zwei Jahren zusammen mit seiner Frau Gabriele<br />

eine Stiftung gegründet hat. In dieser Stiftung hat der Präsident<br />

der IHK Bodensee-Oberschwaben alle Anteile seiner Speditionsfirma<br />

in Weingarten eingebracht, um die Unternehmensnachfolge zu<br />

regeln. So will er sicherstellen, dass die Unternehmenskultur fortgeführt<br />

wird und die mehr als 500 Mitarbeiter an sieben Standorten Sicherheit<br />

für ihre Zukunft haben. Ein Verkauf ist damit vom Tisch. „Bei<br />

der Nachfolge war es uns ein Anliegen, dass die Firma in der jetzigen<br />

Form weitergeführt wird.“ So begründete Heinrich Grieshaber seine<br />

Entscheidung bei der Gründung der Stiftung. „Deshalb kam ein Verkauf<br />

des Unternehmens, trotz attraktiver Angebote, nicht in Frage.“<br />

Mit dem Aufbau eines Stiftungsmodells<br />

sorgt der Unternehmer gleichzeitig dafür,<br />

dass sein soziales Engagement auch nach<br />

seinem Tod fortgeführt wird. Denn nach<br />

dem Willen des Unternehmerehepaares<br />

fließen der „Heinrich und Gabriele Grieshaber<br />

Stiftung“ alle Unternehmenserträge<br />

aus dem operativen Geschäft zu, um damit<br />

Kinder und Jugendliche zu fördern sowie<br />

Mitarbeiter in Not zu unterstützen.<br />

Mit seiner Idee ist Grieshaber nicht allein.<br />

Stiften liegt im Trend. 583 rechtsfähige Stiftungen<br />

bürgerlichen Rechts sind nach An-<br />

Michael Göring.<br />

Verbandschef<br />

gaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen<br />

im vergangenen Jahr neu errichtet worden. Damit hat die Zahl<br />

der Stiftungen in Deutschland die Marke von 21.000 deutlich übersprungen.<br />

„Jede Woche gibt es elf neue Stiftungen – das ist eine gute<br />

Nachricht aus der Zivilgesellschaft“, sagt Michael Göring, Vorstandsvorsitzender<br />

des Bundesverbandes.<br />

GESETZGEBER BLEIBT VAGE<br />

Interessant dabei ist, dass sich der Gesetzgeber darüber ausschweigt,<br />

was genau eine Stiftung ist. Ganz allgemein gelten Stiftungen als Institutionen,<br />

die mit Hilfe eines Vermögens, das der Stifter mit der Gründung<br />

einbringt, einen bestimmten Zweck verfolgen – und zwar auf<br />

Dauer. Damit das Vermögen nicht irgendwann aufgebraucht und die<br />

Stiftung ohne Mittel dasteht, dürfen nur die erzielten Erträge für den<br />

Stiftungszweck verwendet werden.<br />

Eine Stiftung ist wie eine Pflanze, die gegossen werden muss. Der Stiftungsvorstand<br />

darf nur die erzielten Erträge für den Stiftungszweck einsetzen.<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[finanzieren]<br />

Theoretisch können Stiftungen für jeden legalen Zweck und in verschiedenen<br />

rechtlichen Varianten eingerichtet werden. Weit über 90<br />

Prozent sind jedoch als gemeinnützige Stiftung eingetragen. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass die Stiftung karitative, soziale oder gemeinnützige<br />

Zwecke verfolgt. Daneben gibt es in größerer Zahl Familienstiftungen.<br />

Ihr Zweck ist es, entweder ganz oder teilweise eines oder<br />

mehrere Familienmitglieder des Stifters aus den Erträgen des Stiftungsvermögens<br />

zu versorgen.<br />

Dass ein Stifter so wie der Unternehmer Grieshaber mit der Gründung<br />

die Nachfolge regeln will, kommt vor, ist allerdings eher die Ausnahme.<br />

Das geht aus der im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des<br />

Bundesverbandes Stiftungen hervor. Darin gaben nur 8,1 Prozent der<br />

Befragten an, dass sie vor allem zu diesen Zweck eine Stiftung gegründet<br />

haben. Etwa jeweils 30 Prozent wollten eine Rechtsform mit einem<br />

positiven Image wählen oder es spielten steuerliche Motive eine Rolle.<br />

ERBSCHAFTSSTEUER KANN ENTFALLEN<br />

„Das Vorurteil, dass Stiftungen eine Art Steuersparmodell sind, hält<br />

sich hartnäckig“, sagt Ulf Mücke, Fachanwalt für Steuerrecht und Stiftungsexperte<br />

bei der Schweizer Großbank UBS. Doch pauschal stimmt<br />

das nicht. „Eine Familienstiftung oder eine Unternehmensstiftung etwa<br />

genießen keinerlei steuerliche Begünstigungen“, stellt Brun-Hagen<br />

Hennerkes, Vorsitzender des Vorstands Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />

dazu fest. Der Vorteil einer gemeinnützigen Stiftung ist allerdings,<br />

dass bei der Vermögensübertragung keine Erbschaftssteuer anfällt.<br />

„Dadurch wird die Liquidität des Unternehmens geschont“,<br />

erläutert der Göppinger IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.<br />

Von der Besteuerung befreit sind Stiftungen nur, wenn sie gemeinnützige<br />

Zwecke verfolgen. Dabei schreiben die Gesetze dem Stiftungsvorstand<br />

vor, darauf zu achten, dass aus den Erträgen auch die laufenden<br />

Verwaltungskosten gedeckt werden. Und er muss einen Teil wiederanlegen,<br />

damit das Vermögen in seinem realen Wert erhalten bleibt.<br />

Die Stifter selbst können darüber hinaus alle zehn Jahre eine Million<br />

Euro – bei zusammen veranlagten Ehepaaren sind es zwei Millionen<br />

Euro – als Gründungskosten von der Einkommensteuer absetzen.<br />

Spenden an eine gemeinnützige Stiftung sind ebenfalls abzugsfähig.<br />

Aber das sind Spenden zum Beispiel an gemeinnützige Vereine auch.<br />

In jedem Fall sollten Unternehmer genau prüfen, ob die Gründung<br />

Stiftungsgründer aus Weingarten: Heinrich und Gabriele Grieshaber.<br />

einer Stiftung zu ihren Absichten passt. „Es<br />

gibt einige Möglichkeiten, die Unternehmensnachfolge<br />

neben der klassischen Erbfolge<br />

durch Gründung einer juristischen<br />

Person zu regeln– etwa mit einer gemeinnützigen<br />

GmbH oder einer kleinen Aktiengesellschaft“,<br />

sagt IHK-Experte Imgart. „Eine<br />

Stiftung ermöglicht es allerdings dem<br />

Eigentümer, die Firma langfristig zu sichern,<br />

weil eine Zersplitterung im Zuge der<br />

Erbregelung, eine Zerlegung oder der Verkauf<br />

als Ganzes nicht mehr möglich ist.“<br />

Der Grund hierfür: Eine Stiftung hat keine<br />

IHK-Geschäftsführer<br />

Gernot Imgart.<br />

Eigentümer. Sie gehört sich selbst und unterliegt nur der Stiftungsaufsicht.<br />

Der Stiftungsrat übernimmt die Steuerung, ein Vorstand führt<br />

die Geschäfte „Durch diese Konstruktion können die potenziellen Erben<br />

später eine Stiftung nicht auflösen“, erläutert Mücke. „Dieser Umstand<br />

ist vielen Stiftern wichtig, weil sie ihr Lebenswerk sichern und<br />

verhindern wollen, dass die Erben später die Hand auf das Vermögen<br />

21


[finanzieren] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ulf Mücke von der<br />

Schweizer Großbank UBS.<br />

legen.“ Dieser Punkt sollte nicht gering geschätzt<br />

werden, denn Streitigkeiten und<br />

Machtkämpfe unter Erben kommen auch<br />

in den besten Familien vor, das hat jüngst<br />

das Beispiel des Albrecht-Clans gezeigt.<br />

STREIT VERMEIDEN<br />

Ein Fallstrick sind dabei vor allem Pflichtteilsansprüche,<br />

die die Erben unter Umständen<br />

vor Gericht einklagen. Für den<br />

Stifter kann das zu einem echten Problem<br />

werden, weil die Stiftung, wenn<br />

sie einmal steht, für die Auszahlung<br />

der eingeklagten Erbansprüche nicht zuständig ist.<br />

„Viele potenzielle Gründer wollen eine Stiftung gründen,<br />

damit sich die Erben nicht streiten“, sagt Mücke.<br />

„Wir erklären ihnen dann, dass sie das Problem<br />

damit nicht lösen, sondern besser<br />

vorher miteinander sprechen. Ein Testamentsvollstrecker<br />

ist in diesem Fall<br />

meist die bessere Lösung, denn er<br />

kann individuelle Einzellösungen<br />

finden und im Fall des Falles auch<br />

einzelne Erben auszahlen.“ Der<br />

Vorteil einer Stiftung liege darin,<br />

dass ein Unternehmen<br />

selbst dann fortgeführt werde,<br />

„wenn keine Nachfolger<br />

aus der eigenen Familie vorhanden<br />

sind“, ergänzt Hennerkes.<br />

„Dies ist für viele Familien<strong>unternehmen</strong><br />

oftmals die weit bessere Lösung<br />

als ein Verkauf, was zum<br />

Beispiel das Schicksal des vor<br />

einigen Jahren verkauften Traditions<strong>unternehmen</strong><br />

Geislinger<br />

WMF gezeigt hat.“<br />

Doch der Preis für diese Art der Sicherheit<br />

ist vergleichsweise hoch. „Die Einbringung<br />

von Vermögen in eine Stiftung ist im Regelfall<br />

unwiderruflich. Der Stifter verliert<br />

dauerhaft sein Eigentum am Unternehmen“,<br />

hebt Hennerkes hervor. Die Vermögensübertragung<br />

findet rechtlich für immer statt.<br />

Die Regelungen der Abgabenordnung<br />

sehen lediglich vor, dass der Stifter sich selbst und seinen<br />

Angehörigen eine ganz kleine Apanage zahlen darf. Doch das<br />

entspricht im Kern nicht dem Wesen einer Stiftung. „Jedem potenziellen<br />

Stifter muss wirklich klar sein: Das Vermögen ist weg und ich bekomme<br />

das Geld nie wieder“, warnt Mücke. Der Stifter sollte also bereit<br />

für diesen Schritt sein und sich im Vorfeld überlegt haben, wie viel<br />

Vermögen er zurückhalten muss, damit er selbst und bis zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt auch seine Nachkommen und Angehörigen<br />

versorgt sind. „Das erfordert eine gründliche Vermögensplanung<br />

vor der Gründung. Der Unternehmer muss sich am besten mit<br />

Hilfe seines Bankers ausrechnen, welchen Betrag er und seine<br />

Familie benötigen plus Puffer, um abgesichert zu sein“,<br />

empfiehlt der UBS-Experte. Seiner Erfahrung nach ist<br />

oft dieser Punkt eine Art Weckruf für Unternehmer.<br />

„Ich habe es häufig erlebt, dass Mittelständler<br />

wieder Abstand von dem Gedanken nehmen,<br />

eine Stiftung zu gründen, wenn sie das<br />

Konzept genau verstanden haben.“<br />

Dazu haben Unternehmer, die mit<br />

einer Stiftung ihre Nachfolge regeln<br />

wollen, ihr eigentliches Problem<br />

nicht geklärt: nämlich<br />

die Nachfolge in der Geschäftsführung<br />

des Unternehmens<br />

selbst. Der Eigentümer<br />

steht<br />

weiterhin vor der Aufgabe,<br />

für das Unternehmen<br />

eine oder mehrere<br />

Personen zu suchen,<br />

die sein Unternehmen<br />

erfolgreich weiterführen,<br />

wenn er sich selbst<br />

etwa aus Altersgründen<br />

aus dem Tagesgeschäft<br />

zurückzieht. „Zwar kann<br />

die Stiftung die Anteile dauerhaft<br />

als Anteilseigner übernehmen,<br />

es ist aber nicht ihre Aufgabe,<br />

das Unternehmen operativ zu führen“,<br />

sagt Imgart.<br />

Heinrich Grieshaber hat bereits angekündigt,<br />

dass er und seine Frau sich spätestens<br />

2019 aus dem operativen Tagesgeschäft<br />

in den Aufsichts- und Stiftungsrat<br />

zurück-<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[finanzieren]<br />

ziehen werden. Von dort aus kann der Spediteur mitbestimmen, wem<br />

das Tagesgeschäft nach seinem Rückzug in die Hände gelegt wird. Viele<br />

Stifter führen alternativ auch zunächst als Vorstand die Geschäfte<br />

der Stiftung. Weil sie dies meist ohne Gehalt tun, spart die Stiftung<br />

zunächst Kosten. „Die Stifter vergessen aber häufig, dass sie auch für<br />

diese Funktion einen Nachfolger finden müssen, der sich dann weiter<br />

kostenlos engagiert“, erzählt Mücke.<br />

WETTBEWERB UM SPENDENGELDER<br />

„Viele Unternehmer kommen dann ins Grübeln, weil sie merken, dass<br />

das Stiftungsvermögen nicht dazu reicht, einen externen Stiftungsvorstand<br />

angemessen zu entlohnen“, sagt Mücke. Häufig stellten sie dann<br />

auch fest, dass sich mit den Erträgen aus einer Million Stiftungskapital<br />

gar nicht alles bezahlenlasse, was sie selbst zu Lebzeiten noch kostenlos<br />

an Arbeit übernehmen würden.<br />

Jeder Stifter sollte sich daher gut überlegen, wie viel Vermögen seine<br />

Stiftung braucht, um dauerhaft die laufenden Kosten zu decken und<br />

genug Geld übrig zu haben, um den Stiftungszweck zu verfolgen.<br />

„Wichtig ist auch, die Satzung so sauber aufzusetzen, dass die Stiftung<br />

die Chance hat, erfolgreich zu agieren“, empfiehlt Mücke. „Denn sie<br />

muss sich ja durchsetzen gegenüber anderen Stiftungen, weil sie häufig<br />

darauf angewiesen ist, weitere Spendengelder einzusammeln.“ Dazu<br />

kommt, dass die niedrigen Zinsen die Kapitalerträge schmälern.<br />

Zunächst planen und beraten lassen,<br />

dann erst stiften<br />

Bei der Gründung einer Stiftung gilt es im Vorfeld viele Dinge<br />

genau zu planen – etwa den Stiftungszweck – und die Transaktion<br />

rechtlich sauber umzusetzen. Ohne die Hilfe von Fachleuten<br />

wie etwa einem auf das Stiftungsrecht spezialisierten<br />

Fachanwalt ist die Gefahr groß, entscheidende Fehler zu machen.<br />

In Baden-Württemberg haben kleine und mittlere Unternehmen<br />

die Möglichkeit, eine Beratungsförderung etwa über<br />

die RKW, eine Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft (rkw-bw.<br />

de), in Anspruch zu nehmen. Die Landesförderung unterstützt<br />

bis zu 50 Prozent der Beratungskosten durch einen Zuschuss.<br />

Große Beratungskompetenz in Sachen Nachfolgeregelung haben<br />

zudem viele IHKs im Land. Die IHK Stuttgart zum Beispiel<br />

stellt spezielle Nachfolgemoderatoren. <br />

TL<br />

Eine Änderung der Satzung – etwa um den Stiftungszweck zu erweitern<br />

–, ist zwar grundsätzlich möglich, muss aber durch die Stiftungsaufsicht<br />

genehmigt werden. Auch hier zahlt sich nach den Worten<br />

Mückes gute Planung aus. „Bei der Genehmigung ist es nicht wichtig,<br />

was der Stifter heute denkt, sondern was er gedacht hat, als er die Stiftung<br />

errichtet hat.“ [!] <br />

THOMAS LUTHER<br />

Sie haben ein Lebenswerk geschaffen, mit viel Leidenschaft<br />

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Roschanak Nüssle<br />

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Zuwendungen an die Stiftung Sparkasse Ulm sind über<br />

das Konto Nr. 31 31 bei der Sparkasse Ulm möglich.<br />

23<br />

Eine Initiative der Sparkasse Ulm


Matthias (links) und Frank Weigele<br />

führen den Uhinger Werkzeugbauer<br />

EWS. Sie engagieren<br />

sich sozial und im Sportsponsoring.<br />

Fotos: Giacinto Carlucci.<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

Die „Hölle Süd“<br />

lockt Mitarbeiter an<br />

Der Werkzeugmaschinenbauer EWS wächst rasant und tut viel für seine<br />

Beschäftigten. Seitdem das Familien<strong>unternehmen</strong> den Handball-Bundesligisten<br />

Frisch Auf Göppingen sponsert, ist Fachkräftemangel kein Thema mehr.<br />

Die Firma EWS ist in aller Munde. Im<br />

übertragenen Sinn, aber auch buchstäblich,<br />

denn eine Wurst trägt ihren<br />

Namen. Wenn Handball-Bundesligist Frisch<br />

Auf Göppingen in der „Hölle Süd“ auf Torejagd<br />

geht, gibt es für die Fans zur Stärkung<br />

„EWS-Rote“. Der Uhinger Werkzeugbauspezialist<br />

ist seit acht Jahren Namenspatron der<br />

altehrwürdigen, früheren Hohenstaufenhalle,<br />

die jetzt EWS-Arena heißt.<br />

Sieben weitere Jahre kommen hinzu. Für das<br />

Sponsoring Geld in die Hand zu nehmen, sei<br />

ein kluger Schachzug gewesen, sind sich die<br />

Geschäftsführer Matthias und Frank Weigele<br />

einig. Die Begeisterung für den Handball habe<br />

bei der Entscheidung eine untergeordnete<br />

Rolle gespielt, unterstreichen die Brüder. Vielmehr<br />

sei es um strategisches Marketing, ja in<br />

erster Linie um Mitarbeitergewinnung, gegangen,<br />

sagt Matthias Weigele. „Das ist voll<br />

aufgegangen.“ Der Bekanntheitsgrad sei<br />

enorm gestiegen, regelmäßig flattern dem international<br />

tätigen Familien<strong>unternehmen</strong><br />

Initiativbewerbungen auf den Tisch. Wenn<br />

Frisch Auf wie vor wenigen Wochen dann<br />

noch den Europapokal gewinnt, „wird man<br />

noch ein, zwei Mal mehr angesprochen“,<br />

meint Frank Weigele. Zudem treiben Kinder<br />

und Jugendliche Schulsport in der EWS-Arena<br />

und kämen dadurch frühzeitig mit dem<br />

Präzisionswerkzeugbauer in Kontakt.<br />

500-EURO-GUTSCHEINE<br />

Der viel zitierte Fachkräftemangel ist bei den<br />

Weigeles also kaum ein Thema. Auch sonst<br />

läuft es in der Ideenschmiede aus dem Filstal<br />

rund: Aus einem Drei-Mann-Betrieb wurde in<br />

56 Jahren ein Global Player mit Tochter<strong>unternehmen</strong><br />

in den USA, Südkorea, Russland und<br />

China. Das EWS-Vertriebs- und Servicecenter<br />

Fleißig, präzise<br />

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25


[machen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

in Taicang wurde im vergangenen Jahr eröffnet.<br />

„China ist ein wichtiger Markt, da müssen<br />

wir vor Ort sein“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer<br />

Matthias Weigele – auch wenn<br />

das Beackern dieses Marktes sehr zeitaufwändig<br />

sei. Das Russland-Geschäft macht dem Betrieb<br />

zu schaffen: „Wir haben wegen der Sanktionen<br />

unseren Service zurückgezogen. Das<br />

ist zu gefährlich“, sagt der 51-Jährige. Seiner<br />

Ansicht nach geht die Politik mit diesem Thema<br />

„zu lax“ um. „Die Globalisierung ist super,<br />

aber man muss halt aufpassen.“<br />

Auch wenn EWS durch die Russland-Sanktionen<br />

Geschäfte durch die Lappen geht, ins Trudeln<br />

gerät der Hersteller von hochkomplexen<br />

Werkzeugsystemen für Werkzeugmaschinen<br />

nicht: „Wir machen 60 Prozent unseres Umsatzes<br />

in Deutschland, hauptsächlich in Baden-Württemberg<br />

und Bayern“, sagt Matthias<br />

Weigele. Er und sein Bruder lassen keinen<br />

Zweifel aufkommen, dass die innovative Firma<br />

EWS (Ernst Weigele & Söhne) in Uhingen<br />

am richtigen Platz ist: Hier haben sie 2012 einen<br />

Erweiterungsbau eröffnet, der viel Platz<br />

für Forschung und Entwicklung, aber auch<br />

Montage und Konstruktion bietet.<br />

Am Stammsitz in Uhingen sind 220 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, darunter etwa 20 Auszubildende,<br />

die später als Eigengewächse nicht nur<br />

einen festen Arbeitsplatz, sondern auch Aufstiegschancen<br />

haben. „Unsere Mitarbeiter liegen<br />

uns sehr am Herzen“, unterstreichen die<br />

Chefs. Daher scheuen sie keine Kosten und<br />

Mühen für betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />

Mit 500-Euro-Gutscheinen können<br />

sich die Beschäftigten eine Massage gönnen,<br />

zum Rückentraining oder zum<br />

Heilpraktiker gehen. Das Ergebnis: Die Fehlzeiten<br />

durch Krankheiten haben sich halbiert.<br />

Sie selbst gehen mit gutem Beispiel voran und<br />

fahren mit dem Fahrrad ins Geschäft.<br />

Vom Drei-Mann-Betrieb zum Global Player<br />

Die Getriebe-Gehäuse werden vollautomatisch bearbeitet und liegen – in Reih und Glied – zum<br />

Transport bereit.<br />

Der Familienbetrieb wurde 1960 von<br />

Matthias Weigeles Vater Gerhard als Drei-<br />

Mann-Betrieb gegründet. Mit im Boot saßen<br />

Gerhard Weigeles Bruder Karl und<br />

deren Vater Ernst. Der kleine Köngener<br />

Betrieb im Kreis Esslingen war Zulieferer<br />

für hydraulische Komponenten und stellte<br />

Laborapparaturen her. 1970 brachte er<br />

die erste CNC-Drehmaschine auf den<br />

Markt. Für die Ideenschmiede begann eine<br />

neue Ära: Das Unternehmen spezialisierte<br />

sich auf die Herstellung von Werkzeughaltern<br />

für solche CNC-gesteuerten<br />

Drehmaschinen. Die Erfolgsgeschichte<br />

begann: In Uhingen im Kreis Göppingen<br />

fand die Firma in der Siemensstraße ein<br />

neues Zuhause und wuchs und wuchs, sodass<br />

im Jahr 2000 der Umzug in größere<br />

„FRÜHER UNDENKBAR“<br />

Was ist das Erfolgsrezept dieses Betriebs, dessen<br />

Wachstum sich die Brüder nicht in den<br />

kühnsten Träumen vorgestellt haben? Zum<br />

einen sind sie durch und durch Optimisten<br />

und immer am Puls der Zeit. Veränderungen<br />

sind keine Schwierigkeiten, „sondern interessant<br />

und spannend“. So wie das Schlagwort<br />

Industrie 4.0, das die Verzahnung der industriellen<br />

Produktion mit modernster Informations-<br />

und Kommunikationstechnik bezeichnet.<br />

„Wir stellen uns darauf ein und orientieren<br />

uns an den Marktanforderungen“, sagt Matthias<br />

Weigele – wohlwissend, dass dieses Thema<br />

eine ungeheure Dynamik entwickelt und<br />

sie und ihre Mitarbeiter fordern wird. Im Gegenzug<br />

zeichne sich ein Trend ab, der vor einigen<br />

Jahren noch undenkbar gewesen wäre:<br />

Firmen ihrer Größe und Sparte kooperieren<br />

verstärkt miteinander. „Die Werkzeugmacher<br />

sind da in Richtung Winzer gegangen“, meint<br />

Frank Weigele (54), der als technischer Geschäftsführer<br />

der EWS vorsteht. So wie die<br />

Weinbauer sich schon lange austauschten, sei<br />

es auch in ihrer Branche mehr und mehr üblich.<br />

„Jeder hat Stärken und Schwächen. Man<br />

kann und muss nicht alles selbst machen“,<br />

erklären die Brüder diesen Wandel.<br />

Was bleibt, ist die Firmenphilosophie: Die<br />

Weigeles schauen nicht nur auf den Gewinn,<br />

sondern sind seit langem für ihr soziales Engagement<br />

bekannt. Mit ihrem Sponsoring für<br />

Gebäude am heutigen Standort in der<br />

Maybachstraße nötig wurde. „Die neue<br />

Technologie war sehr gefragt, wir konnten<br />

eine relativ rasche Entwicklung verzeichnen“,<br />

blickt Geschäftsführer Matthias<br />

Weigele zurück, der 1995 zusammen mit<br />

seinem Bruder Frank in die Firma einstieg.<br />

Am Anfang teilten sich die beiden Brüder<br />

und ihr Vater ein kleines Büro. Heute beschäftigt<br />

die EWS rund 400 Mitarbeiter –<br />

davon 220 im Uhinger Stammhaus und<br />

hat Tochter<strong>unternehmen</strong> in den USA,<br />

Südkorea, China und Russland. Seit 2009<br />

ist der Werkzeugbauspezialist Namenspatron<br />

der Göppinger Handball-Arena. Dort<br />

geht der Bundesligist und frisch gebackener<br />

Europapokalsieger Frisch Auf Göppingen<br />

auf Torejagd. <br />

SU<br />

die EWS-Arena wollen sie nicht nur dazu beitragen,<br />

dass junge Menschen Sport treiben<br />

können. Matthias Weigele hat zudem ein<br />

Herz für Kinder, mit denen es das Schicksal<br />

nicht gut gemeint hat: Der EWS-Chef ist stellvertretender<br />

Vorsitzender des Vereins „Heart<br />

for Children Deutschland“, der sich für Aids-<br />

Waisen in Uganda stark macht. Dabei krempelt<br />

er selbst vor Ort die Ärmel hoch und packte<br />

zum Beispiel beim Bau eines Schulgebäudes<br />

mit an. Das war 2010, als die deutsche Wirtschaft<br />

schwer zu kämpfen hatte. „Aber wenn<br />

Sie in die leuchtenden Augen der Kinder<br />

schauen, wird die Wirtschaftskrise relativ“,<br />

sagte Matthias Weigele damals. Etwa alle eineinhalb<br />

Jahre fliegt er nach Afrika, um dieses<br />

Leuchten zu sehen und mit nach Hause zu<br />

nehmen. [!] SUSANN SCHÖNFELDER<br />

26


Anzeige<br />

Die Zukunft in sicheren Händen<br />

Erfolgreich in der dritten Generation:<br />

Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Unruh, Johne und Partner<br />

Die Führungsriege der Steuerberater- und<br />

Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Unruh, Johne und<br />

Partner hat Zuwachs bekommen.<br />

Der Blick in die Zukunft gehört zum Erfolg! Bei<br />

der Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-<br />

Kanzlei Unruh, Johne und Partner weiß man<br />

das. Denn ein Teil des täglichen Kerngeschäfts<br />

der Neu-Ulmer Steuer- und Wirtschaftsspezialisten<br />

ist es, ihre Mandanten bei Zukunfts- und<br />

Nachfolgeplanungen ihrer Unternehmen sowie<br />

bei An- und Verkaufsgeschäften zu beraten. Da<br />

ist Weitblick und Klarsicht gefragt. Den haben<br />

die erfahrenen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

von jeher auch bei ihrer eigenen Unternehmensnachfolge<br />

bewiesen – und gerade<br />

wieder einen neuen Schritt zur Zukunftssicherung<br />

getan.<br />

Dritte Generation steigt ein<br />

Mit <strong>Juli</strong>a Erne (Steuerberaterin) und Florian<br />

Baier (Diplom-Betriebswirt (FH), Steuerberater<br />

und Wirtschaftsprüfer) sind zum Jahresbeginn<br />

<strong>2016</strong> zwei hochqualifizierte Mitarbeiter in<br />

den Gesellschafterkreis von Unruh, Johne und<br />

Partner eingestiegen. Sie bilden bereits die<br />

dritte Gesellschafter-Generation und sichern<br />

so die langfristige Zukunft des etablierten Unternehmens,<br />

das mit etwa 40 Mitarbeitern zu<br />

den führenden Kanzleien in der Region Ulm/<br />

Neu-Ulm gehört. Gleichzeitig ist mit dem Drei-<br />

Generationen-Konzept auch eine altersgemäße,<br />

vertrauensvolle Ansprache aller Mandanten<br />

gewährleistet.<br />

Bald 40 Jahre Weitblick<br />

1978 gründete der damals 31-jährige Diplom-<br />

Kaufmann Reinhold Unruh seine eigene Kanzlei<br />

als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Mit<br />

dem Einstieg von Diplom-Kaufmann Dietmar<br />

Johne, ebenfalls Steuerberater und Wirtschaftsprüfer,<br />

war 1983 der Grundstein für eine<br />

partnerschaftlich arbeitende Kanzlei gelegt.<br />

Bereits zehn Jahre später leiteten die beiden<br />

Unternehmenspartner erste Schritte für ihre<br />

Hartmut Häußler, Dietmar Johne, Günter Augustin, Reinhold Unruh, Manfred Weydmann<br />

Fotos: Lukas Hofstätter<br />

langfristige Nachfolge und den Erhalt der weist die Kanzlei Verantwortungsbewusstsein,<br />

Kanzlei ein: Günter Augustin (Diplom-Kaufmann,<br />

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer) Sachverstand beim Thema Unternehmens-<br />

Vertrauenswürdigkeit und nicht zuletzt hohen<br />

und Hartmut Häußler (Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />

(FH) und Steuerberater) ergänzen seit doppelt zugute!<br />

nachfolge. Der kommt den Mandanten nun<br />

1992 in zweiter Generation die Führungsriege.<br />

Sie erhielten im Jahr 2011 weitere Verstärkung<br />

von Manfred Weydmann (Diplom-Betriebswirt<br />

(FH), Steuerberater und Wirtschaftsprüfer).<br />

Planungssicherheit für Mandanten<br />

Vorausschauend und unternehmerisch klug,<br />

haben Reinhold Unruh und Dietmar Johne ihre<br />

Unternehmensweichen gelegt. Was den „Gründungsvätern“<br />

persönlich nun mehr Freiheiten<br />

Florian Baier<br />

und einen teilweisen Rückzug aus dem aktiven<br />

Berufsleben ermöglicht, bedeutet für die bestehenden<br />

und künftigen Mandanten von Unruh,<br />

Johne und Partner vor allem Planungssicherheit.<br />

Denn die anspruchsvollen Beratungstätigkeiten<br />

der Kanzlei setzen neben<br />

hoher Fachkompetenz auch Kontinuität und<br />

Verlässlichkeit voraus. Mit der jüngsten Entscheidung,<br />

bereits jetzt die dritte Partner-Generation<br />

ins Führungsensemble zu holen, be-<br />

<strong>Juli</strong>a Erne<br />

27 41


Kostbarer<br />

Kunststoff<br />

Das Image von Plastik ist schlecht, dabei ist es einer der umweltfreundlichsten<br />

Rohstoffe, sagt Firmenchef Jens Schenk. Doch längst nicht alle Unternehmen<br />

strengen sich beim Recyceln so an wie der Mittelständler aus Schwendi.<br />

Aus Kunststoff-Granulat entstehen dank moderner Spritzgusstechnik robuste Bauteile, wie beispielsweise<br />

dieser Aufsatz für ein Akkuladegerät. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[verantworten]<br />

Nur wenige Werkstoffe eignen sich für<br />

eine Verwertung so gut wie Kunststoff.<br />

„Wenn man es richtig macht, ist Kunststoff<br />

einer der umweltfreundlichsten Rohstoffe,<br />

die es gibt“, betont Jens Schenk. Natürlich<br />

weiß auch der Inhaber und Geschäftsführer<br />

der Kunststoff verarbeitenden Firma Scheplast,<br />

dass sich im Recyceln und Entsorge von<br />

Kunststoff noch viel verbessern lässt. Ein viel<br />

zu hoher Anteil der Werkstoffe wird derzeit<br />

nach dem Ende seines Ersteinsatzes thermisch<br />

verwertet, also verbrannt, um Energie<br />

zu erzeugen. Viel besser wäre eine stoffliche<br />

Verwertung, also eine Aufbereitung als Recyclat<br />

oder Regranulat, um so wieder in den Wirtschaftskreislauf<br />

eingespeist zu werden.<br />

Die Vorgaben für die Recyclingquoten in<br />

Deutschland sind schon ein paar Jahre alt. Die<br />

EU-Abfallrahmenrichtlinie schreibt bis 2020<br />

vor, 50 Prozent der Siedlungsabfälle zu recyceln.<br />

Die Richtlinie wurde in Deutschland im<br />

Juni 2012 mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

in nationales Recht umgesetzt. Sie gibt vor,<br />

dass 65 Prozent der Siedlungsabfälle bis zum<br />

Jahr 2020 recycelt werden müssen. „Deutschland<br />

hatte dieses Ziel jedoch bereits damals<br />

erreicht“, sagt Ronald Philipp vom Bundesverband<br />

der Deutschen Entsorgungs-, Wasserund<br />

Rohstoffwirtschaft (BDE).<br />

UNGENUTZTES POTENZIAL<br />

Verpackungskunststoffe bilden derzeit den<br />

Hauptinput für die so genannten Recyclate. In<br />

diesem wichtigen Bereich ist eine deutlich höhere<br />

Quote in der stofflichen Wiederverwertung<br />

durchaus drin. Das bestätigt Jörg Lacher,<br />

Pressesprecher des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe<br />

und Entsorgung (BVSE). Die Recyclingquote<br />

bei Verpackungen hat sich EUweit<br />

bei 37 Prozent eingependelt. Nach Lachers<br />

Ansicht müsste diese mittlerweile 50<br />

bis 70 Prozent betragen. „Das ist realisierbar<br />

und lässt sich auch technisch und wirtschaftlich<br />

darstellen“, meint er. Die Recyclate seien<br />

vergleichbar mit den Primärrohstoffen und<br />

fänden ihre Abnehmer in der Kunststoff verarbeitenden<br />

Industrie. 2015, als es Verknappungen<br />

auf dem Primär-Markt gegeben habe,<br />

„hat sich gezeigt, dass die Recyclate eine willkommene<br />

Alternative sind“. Bei anderen Stoffen<br />

wie Schrott und Altmetall, Glas und Papier/Kartonagen<br />

sei man dagegen schon sehr<br />

nahe an den möglichen Umsetzungsquoten.<br />

„Dass es bei Altkunststoff noch nicht so funktioniert,<br />

hat mehrere Gründe“, erläutert BVSE-<br />

Pressesprecher Lacher. Zum einen sei er im<br />

Vergleich zu den anderen Materialien ein relativ<br />

junger Industrierohstoff, die Kreislaufwirtschaft<br />

hinke deshalb hinterher. Zum anderen<br />

ist seine Zusammensetzung vom Menschen<br />

bestimmt,<br />

Unternehmer<br />

Jens Schenk.<br />

Ausgangsbasis ist<br />

eben nicht nur<br />

Rohöl, sondern je<br />

nach Anwendung<br />

werden sehr unterschiedliche<br />

Additive<br />

hinzugefügt. So<br />

gebe es Kunststoffe,<br />

die sehr gut sortenrein<br />

zu halten<br />

sind, wie die PET-<br />

Flaschen, die nach<br />

dem Waschen, Zerkleinern<br />

und Sortieren neue Verwendung beispielsweise<br />

als Flaschen oder in Textilien –<br />

Kunststofffasern in der Multifunktionskleidung<br />

– finden. Mittlerweile besteht für<br />

Regranulate eine stabile Nachfrage. Die<br />

Kunststoff-verarbeitende Industrie hat sich<br />

nach Lachers Worten darauf eingestellt.<br />

Firmenchef Schenk und die Mitarbeiter des<br />

mittelständischen Betriebs in Hörenhausen,<br />

einem Ortsteil von Schwendi (Alb-Donau-<br />

Kreis), haben sich viele Gedanken gemacht,<br />

wie sie Altkunststoff einsetzen können. „Es<br />

gelingt nicht immer, aber es gelingt ganz gut“,<br />

sagt Schenk. Wichtig sei bei nachhaltigem<br />

Wirtschaften, dass der Wille dazu von der<br />

obersten Führungsebene ausgehe. Ein „machen<br />

wir auch mal mit“ funktioniere nicht,<br />

meint er. Recycling sei nur ein Baustein unter<br />

vielen, Wärmerückgewinnung, 100-prozentiger<br />

Bezug von Ökostrom und eine Solaranlage<br />

auf dem Firmendach sind in seinem Unternehmen<br />

weitere. „Wir haben eine Unternehmensvision,<br />

in der wir uns klar zur Umwelt<br />

bekennen.“ Aus dieser wurden Ziele abgeleitet,<br />

die dann umgesetzt wurden.<br />

VISION, ZIELE, UMSETZUNG<br />

Scheplast, Hersteller von hoch qualitativen<br />

Kunststoff-Formteilen, die als Bauteile in vielen<br />

Maschinen, Fahrzeugen, Baumaschinen<br />

oder Elektrogeräten Verwendung finden, setzt<br />

sehr viel Material ein, das recycelt ist. Obwohl<br />

es immer Teile mit Anspruch sind: Entweder<br />

müssen sie sehr belastbar sein oder es sind<br />

sichtbare Teile, beispielsweise an Möbeln.<br />

„Ein Großteil unserer Rohstoffe war schon<br />

mal etwas, wurde wieder aufbereitet und als<br />

Regranulat wieder zur Verfügung gestellt“,<br />

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[verantworten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die IHK-<br />

Recyclingbörse<br />

Die Industrie- und Handelskammern<br />

(IHK) betreiben eine Recyclingbörse,<br />

auf der Unternehmen bundesweit oder<br />

in ihrem Umkreis Wertstoffe nachfragen<br />

und anbieten können. „Der ganz<br />

große Hype ist es nicht“, sagt Eckhardt<br />

Zimmermann von der IHK Stuttgart zu<br />

den Umsätzen über die Börse. Denn<br />

viele Firmen kaufen die Wertstoffe über<br />

direkte Wege ein, haben bereits Beziehungen<br />

zu den entsprechenden Wirtschaftspartnern<br />

und bekommen dort<br />

oft einen besseren Preis als über die<br />

Börse. „Aber wir sehen die Recyclingbörse<br />

als Zusatzservice, wenn keine<br />

Entsorgung direkt möglich ist oder<br />

eventuell Kosten anfallen.“ Und<br />

Schnäppchen sind manchmal auch<br />

drin. Beispielsweise leere Kunststofffässer:<br />

Die einen verkaufen sie, die anderen<br />

verschenken sie. <br />

GAL<br />

www.ihk-recyclingboerse.de<br />

Ein Mitarbeiter prüft den frisch gegossenen Aufsatz für ein Akkuladegrät.<br />

sagt Schenk. Häufig sei Regranulat „einen Ticken<br />

günstiger“ auf dem Markt zu haben, aber<br />

das komme auf die Aufbereitungsprozesse an.<br />

Dafür seien beispielsweise die Farben, die bei<br />

Primärrohstoffen frei wählbar sind, bei Regranulaten<br />

eher dunkel, „von grau aufwärts“.<br />

Wenn mal weißes Regranulat auf dem Markt<br />

ist, kaufe er auf Vorrat, sagt der 43-Jährige.<br />

„Natürlich profitieren unsere Kunden davon,<br />

wenn wir sagen, wir können da etwas günstiger<br />

sein. Aber das ist nicht unser erster Anspruch“<br />

– trotz des preisgetriebenen Marktes.<br />

Scheplast habe aber auch Kunden, die selbst<br />

auf nachhaltiges Wirtschaften Wert legen.<br />

40 PROZENT FEHLWURFQUOTE<br />

Zwischen 700 und 1000 Tonnen verschiedener<br />

Kunststoffe verarbeitet Scheplast jährlich,<br />

von Polyamid (Nylon) und Polyethylen bis zu<br />

Hochleistungswerkstoffen wie das hoch temperaturbeständige<br />

PEEK (Polyetheretherketon).<br />

Das eigene Ziel von 50 Prozent Recyclat<br />

im Fertigungsprozess hat Scheplast schon fast<br />

erreicht. „Das ist extrem viel“, sagt Schenk.<br />

Eine wichtige Voraussetzung, um Kunststoffe<br />

wiederzuverwerten, ist wie beim Glas die sortenreine<br />

Trennung. Festgestellt wurde, dass in<br />

Bayern mit seinem Bring-System zu Wertstoffhöfen<br />

die Qualität der Trennung wesentlich<br />

besser ist als in anderen Bundesländern<br />

mit gelbem Sack oder gelber Tonne. Dafür ist<br />

im Freistaat die gesammelte Menge geringer.<br />

„Eine Berliner Hinterhofsammlung“ bringe<br />

deutlich mehr, sagt Ronald Philipp vom BDE.<br />

Dafür gebe es dort „bis zu 40 Prozent Fehlwurfquoten“.<br />

Sortieranlagen könnten bis zu 16<br />

Fraktionen aussortieren. Doch bei Verbundstoffen<br />

wird’s schwierig. Philipp: „Wenn alles<br />

zusammenpappt, geht es in den Sortierrest.“<br />

Und von dort in die Müllverbrennung. Da ist<br />

dann der „In-Verkehr-Bringer“ gefragt, schon<br />

in der Produktion das Recycling mitzudenken.<br />

Vorschriften dazu könnten beispielsweise<br />

in einer Öko-Design-Richtlinie auf EU-Ebene<br />

erlassen werden.<br />

In einer Analyse rechtlicher Hemmnisse entlang<br />

der Recyclingkette von Kunststoffabfällen<br />

kommt das Öko-Institut zu dem Schluss,<br />

dass der Bundesgesetzgeber in einer Verordnung<br />

Vorgaben erlassen könnte. Das Ziel:<br />

„Den Wertstoff ‘Kunststoff‘ in einem größeren<br />

Umfang als bisher im Stoffkreislauf zu<br />

führen anstatt ihn nach einer Gebrauchsphase<br />

energetisch zu verwerten. Davon hat er bisher<br />

keinen Gebrauch gemacht.“<br />

FERTIGUNGSROBOTER HILFT<br />

Die Firma Scheplast greift nicht nur im Einkauf<br />

auf Recycling-Ware zurück, sie beginnt<br />

mit Recycling direkt an den vollautomatisierten<br />

Fertigungsanlagen. Der Anguss, der bei<br />

Spritzgussformteilen entsteht, wird von einem<br />

Roboterarm entnommen und in eine<br />

Mühle geworfen. Dort wird er geschreddert<br />

und sofort wieder dem Fertigungsprozess zugeführt.<br />

Bei der Verpackung der Ware setzt<br />

Scheplast auf Kartonagen und Gitterboxen.<br />

„Wir haben zwar auch schon in Schaumstoff<br />

verpackt, doch das machen wir schon lange<br />

nicht mehr“, betont Schenk. Foliensäcke, die<br />

etwa beim Einkauf des Granulats anfallen,<br />

werden gesammelt und wiederverwertet.<br />

Für die Zukunft hofft er, dass mehr große Unternehmen<br />

sich des Themas annehmen, denn<br />

mit dem Wort Nachhaltigkeit werde oft<br />

Schindluder betrieben. Dennoch sieht er, dass<br />

sich viele, auch der größeren Betriebe, zumindest<br />

Gedanken machen. „Wir Kleine machen<br />

es aus Idealismus: Man muss es wollen, muss<br />

etwas übrig haben für Natur und Menschheit.“<br />

Dennoch sieht er auch in seinem Betrieb<br />

Luft nach oben: „Auch wir können noch<br />

viel tun.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />

30


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Einblicke in die<br />

ARD-Sportschau<br />

in Ehingen<br />

Rund 500 bis 600 Mitarbeitersind<br />

während der Bundesliga-<br />

Stadion an der samstäglichen<br />

„Sportschau“ beteiligt, vom Produktionsassistenten<br />

über Kameramänner<br />

in den Fußballstadien<br />

bis hin zum Moderator.<br />

Diese und andere Einblicke hinter<br />

die Kulissen der Sportsendung<br />

im ARD gab Moderator<br />

René Kindermann vor 80 Interessierten.<br />

Die waren auf Einladung<br />

Guido Hunkes vom Netzwerk<br />

Schwaben nach Ehingen<br />

gekommen und erlebten so<br />

gleichzeitig das „Pre-Opening“<br />

der neuen Zentrale der Donau-<br />

Iller Bank – noch bevor die Mitarbeiter<br />

das 18 Millionen Euro<br />

teure Gebäude bezogen hatten.<br />

Offiziell eröffnet wird es am 13.<br />

<strong>Juli</strong>. Die Donau-Iller-Bank beschäftigt<br />

275 Mitarbeiter, betreut<br />

47.600 Kunden. Ihr Geschäftsvolumen<br />

beträgt rund<br />

eine Milliarde Euro.<br />

Zeitarbeit<br />

boomt in<br />

Oberschwaben<br />

Umland profitiert von Messe<br />

35 Zeitarbeitsfirmen sind zwischen<br />

Ravensburg und Bad<br />

Waldsee tätig, allein 17 davon<br />

in der Ravensburger Innenstadt,<br />

hat die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg<br />

gezählt.<br />

Durch den Branchenmix und<br />

die mittelständische Struktur<br />

steht Oberschwaben gut da. Die<br />

Nachfrage nach Personal ist<br />

groß. Da die Region fast Vollbeschäftigung<br />

aufweist und Fachkräfte<br />

knapp am Markt sind,<br />

konkurrieren nicht nur die Unternehmen,<br />

sondern auch Zeitarbeitsfirmen<br />

unter einander<br />

um Mitarbeiter. Zeitarbeit sei<br />

für einen flexiblen Umgang mit<br />

Auftrags schwan k ungen unerlässlich,<br />

betont der Präsident<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

Bodensee-Oberschwaben,<br />

Heinrich Grieshaber.<br />

Elero zieht mit<br />

300 Mitarbeitern<br />

nach Schlierbach<br />

Die Elero GmbH, einer der größten<br />

Hersteller von Antriebstechnik<br />

für Rollladen und Sonnenschutz<br />

in Deutschland,<br />

verlegt ihre Produktion aus<br />

Platzgründen von Beuren (Kreis<br />

Esslingen) nach Schlierbach<br />

(Kreis Göppingen). Dort baut<br />

die Tochter des italienischen<br />

Nice-Konzern für 8,5 Millionen<br />

Euro auf 16.600 Quadratmetern<br />

einen neuen Firmensitz. Ende<br />

2017 soll der Umzug abgeschlossen<br />

sein. Entscheidend<br />

sei neben der Tatsache, dass die<br />

vorwiegend im Raum Kirchheim<br />

beheimateten Mitarbeiter<br />

weiterhin einen kurzen Anfahrtsweg<br />

haben, das große Engagement<br />

von Verwaltung und<br />

Gemeinderat in Schlierbach,<br />

sagt der kaufmännische Leiter<br />

Marco Linkenheil. Elero hat zudem<br />

ein Zweigwerk in Thüringen<br />

mit 150 Mitarbeitern.<br />

Spedition lockt<br />

junge Leute mit<br />

Elektro-Rollern<br />

Rund 146 Millonen Euro an „indirekter Kaufkraft“<br />

erzeugt die Messe Friedrichshafen jährlich<br />

in ihrem Umland. Dies ist das Ergebnis einer<br />

Studie des Münchener Ifo-Instituts. Die<br />

Messe wirkt sich auch direkt auf den regionalen<br />

Arbeitsmarkt aus: die Veranstaltungen, die<br />

auf der Messe stattfinden, sichern 1.700 Vollzeitstellen<br />

in der Region. Zudem entfallen eine<br />

Viertelmillion Übernachtungen im Jahr auf den<br />

Messebetrieb. Die Verantwortlichen hoffen auf<br />

die Elektrifizierung der Südbahn. Weil viele<br />

Messebesucher in Ulm ihren Anschluss Richtung<br />

Süden nicht bekommen, reise kaum noch<br />

einer mit dem Zug an.<br />

Zwar bildet nur jedes vierte Unternehmen<br />

in Deutschland aus.<br />

Doch viele Firmen, die ausbilden,<br />

tun sich schwer, junge Leute<br />

zu finden. Die Neu-Ulmer<br />

Spedition Harder, die stark<br />

wächst und Fachkräfte sucht,<br />

geht nun einen neuen Weg. Firmenchef<br />

Marcello Danie li hat<br />

in einer Anzeigen-Kam pagne jedem<br />

neuen Lehrling einen Elektro-Roller<br />

ver sprochen. Nun<br />

fangen zwei Ju gend liche eine<br />

gewerbliche Ausbildung an. Die<br />

Spedition, die auf Firmenumzüge<br />

spezialisiert ist, beschäftigt<br />

85 Mitarbeiter und hat ein Umsatzziel<br />

von 10 Millionen Euro.<br />

Einkaufszentrum<br />

in Göppingen für<br />

100 Millionen<br />

Bereits seit Jahren ist das geplante<br />

Einkaufszentrum an der<br />

Göppinger Bleichstraße im Gespräch.<br />

Nun haben die Investoren<br />

um den Unternehmer Simon<br />

Schenavsky und Peter<br />

Lefeber von der Acrest Property<br />

Group den Bauantrag für das<br />

100-Millionen-Projekt bei der<br />

Stadt eingereicht. Die Prüfung<br />

dauert wohl bis September. Die<br />

Verkaufsfläche beträgt 14.200<br />

Quadratmeter. Die Eröffnung<br />

ist für Herbst 2018 geplant, im<br />

August soll mit dem Abriss des<br />

bestehenden Frey-Centers begonnen<br />

werden, das der Familie<br />

Schenavsky gehört. [!]<br />

31


[gründen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mitfahrzentrale für Spediteure<br />

Ungenutzte Kapazitäten bei Fahrten sind für Transport<strong>unternehmen</strong> ein Gräuel. Die junge Firma Colo21 hilft dabei, freie<br />

Kapazitäten zu vermarkten und die Profitabilität zu steigern. Schlüssel dafür ist eine neuartige Internetplattform.<br />

Preise nicht nennen, sollten sie eine Anfrage<br />

ablehnen. Signalisieren sie jedoch Zustimmung,<br />

kommt also eine Kooperation, sprich:<br />

Sendung zustande, verdient auch Colo21 daran.<br />

Die Firma erhält eine Vermittlungsgebühr<br />

sowie drei Prozent des Frachterlöses. Dafür<br />

übernimmt Colo21 die komplette Abrechnung.<br />

Für den Break-Even seien rund 500 Sendungen<br />

täglich nötig, „davon sind wir nicht<br />

mehr weit entfernt.“<br />

Jörg Frommeyer hat die Führungsposition im Groß<strong>unternehmen</strong> gegen die Selbstständigkeit getauscht.<br />

Der Logistik-Dienstleister Colo21<br />

wächst in stürmischem Tempo. Das<br />

stimmt „Chief Exekutive Officer“ Jörg<br />

Frommeyer, der Gründer, Vorstand und Hauptaktionär<br />

der AG, zuversichtlich. Immer mehr<br />

Spediteure nutzen seine Internetplattform.<br />

Im ersten Quartal lag die Zahl der Nutzer noch<br />

bei 300, seither hat sie sich verdreifacht.<br />

Die Idee seines 2014 gegründeten Unternehmens:<br />

Frommeyer bietet Speditionen eine Art<br />

Foto: Marc Hörger<br />

Mitfahrzentrale für Stückgut an. Dabei bringt<br />

Colo21 internetgestützt Anbieter („Sending-<br />

Partner“) und Nachfrager („Transit- bzw. Distributions-Partner“)<br />

im Stückgutgeschäft zusammen.<br />

Die Transporteure haben auf einem<br />

elektronischen Formular Firmendaten hinterlegt<br />

und auf welchen Routen sie wann wie viel<br />

Kapazität und zu welchen Preisen frei haben.<br />

Bei Anfragen greift ein ausgetüfteltes Regelwerk.<br />

Beispielsweise müssen Nachfrager die<br />

STARTKAPITAL: 1,5 MILLIONEN<br />

Doch selbst bei einem „Umsatz null“ im Jahre<br />

drei der Firmengründung wäre die Existenz<br />

von Colo21 nicht akut gefährdet gewesen,<br />

verrät Frommeyer (49). Er hat mehr als zwei<br />

Jahrzehnte im europäischen Logistikgewerbe<br />

gearbeitet, zuletzt in leitenden Positionen. Eine<br />

halbe Million Euro hat er aus dem Privatvermögen<br />

als Startkapital in die Existenzgründung<br />

gesteckt. Dazu kommt die knappe<br />

Million, die ein Risikokapitalgeber bereitgestellt<br />

hat. Ein beruhigendes Polster.<br />

Größter Ausgabeposten am Anfang war der<br />

Aufbau der IT-Plattform. Kooperationspartner<br />

von Beginn an ist der Ulmer Wirtschaftsinformatiker<br />

und Hochschulprofessor Reinhold<br />

von Schwerin. Mittlerweile kommen die<br />

Löhne von 17 Mitarbeitern hinzu, sechs von<br />

ihnen arbeiten von Griechenland aus. Die im<br />

Moment sechsköpfige IT-Abteilung sitzt in<br />

der angemieteten Firmenzentrale in Dornstadt,<br />

so mancher Ex-Student Schwerins ist<br />

darunter. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung<br />

vergingen zwölf Jahre, erzählt Frommeyer.<br />

Seither hat die IT-Entwicklung große<br />

Sprünge gemacht. Dazu gehören die Nutzung<br />

der Cloud sowie die Sendungsverfolgung per<br />

Smartphone-App. Nach dem gedanklichen<br />

Reifungsprozess ging es schnell. Im Februar<br />

2014 ging es mit der Programmierung los, im<br />

April folgte die Gründung, im Oktober waren<br />

Mindestfunktionen bei der IT erreicht, im<br />

März 2015 die ersten 100 Speditionen registriert.<br />

Und aktuell: In vollem Tempo voran.<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[gründen]<br />

Frommeyer hat die rasanten Veränderungen<br />

der Branche wie auch den extremen Wettbewerb<br />

im Frachtgeschäft hautnah miterlebt.<br />

Die Konsequenz: „Wer im Stückgutgeschäft<br />

heute weniger als 90 Prozent Auslastung hat,<br />

verliert Geld.“<br />

90 PROZENT SIND ZU WENIG<br />

Und von den zwischen 40 und 80 Trucks, die<br />

täglich zwischen dem Raum Stuttgart und<br />

Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, verkehren,<br />

betrage sie gerade einmal 60 Prozent,<br />

sagt Frommeyer. Da die Transporte aber quasi<br />

fahrplanmäßig festgelegt sind, „müssen die<br />

Lkw fahren, ob voll oder halb leer.“<br />

Hier setzt sein Geschäftsmodell an. Die IT-<br />

Plattform von Colo21 unterstützt die Transporteure<br />

bei der Steigerung der Auslastung<br />

auf deren Hauptstrecken („Hauptlauf“). „Unsere<br />

Lösungen sind nutzbar ohne Investment<br />

in Hard- oder Software, ohne fixe Kosten oder<br />

Mitgliedsbeiträge.“ Hinter dem Firmenkürzel<br />

„Colo“ steckt der Begriff „Co-Loading“.<br />

Warum aber die anfänglich so zögerlichen Reaktionen?<br />

„Weil wir einen Systemwechsel voraussetzen<br />

– von einem integrativen hin zu<br />

einem modularen Netzwerk.“ Dafür aber<br />

müsse erst ein anderes Denken Einzug halten<br />

bei den Kunden in spe und eine Reihe von Prozessen<br />

umgestellt werden.<br />

Auf der Plus-Seite stehe, dass nicht nur Transporteure<br />

profitieren, sondern auch Spediteure.<br />

Für sie könne jetzt schon der Auftrag für<br />

eine einzelne Palette profitabel sein. „Sie können<br />

ein eigenes Stückgutnetz aufbauen oder<br />

erweitern, ohne sich damit das Problem der<br />

kritischen Masse aufzuhalsen.“ Über ein paar<br />

Mausklicks erfahren sie binnen Minuten, welche<br />

Transporteure bereit sind, ihre Sendung<br />

abzuwickeln, wann und zu welchem Preis.<br />

Weil das Ziel die eine hohe Standardisierung<br />

dieses Prozesses ist, bleiben manche Sendungsarten<br />

außen vor, etwa Zoll- oder Gefahrgutsendungen.<br />

„Nur so können wir die Prozesse<br />

schlank halten und industrialisieren“, sagt<br />

Frommeyer. [!] <br />

THOMAS VOGEL<br />

Selbstständigkeit<br />

als Befreiung<br />

Jörg Frommeyer hat Colo 21 im Jahr<br />

2014 gegründet. Die Firma mit Sitz in<br />

Dornstadt beschäftigt derzeit 17 Mitarbeiter.<br />

Zuvor hatte der 49-Jährige ein<br />

lukratives Angebot für eine Führungsposition<br />

abgelehnt, genervt von dem,<br />

was er „Politik“ nennt. Er meint damit<br />

die internen Machtkämpfe in großen<br />

Unternehmen, das gegenseitige Rütteln<br />

an Positionen, die Intrigen, die Unberechenbarkeit<br />

der Chefs. „Damit verbringt<br />

man 80 Prozent seiner Arbeitszeit.“<br />

Man darf sich Jörg Frommeyer als<br />

glücklichen Menschen vorstellen, jetzt,<br />

da er sich im überwiegenden Teil seiner<br />

Arbeitszeit fachlichen Fragen widmet.<br />

Das erlebe er als sehr befreiend. „Als<br />

Selbstständiger hat man einen hohen<br />

Druck. Jedoch ist der Druck in Konzernen<br />

genauso hoch, wenn auch anders<br />

gelagert, sehr viel persönlicher.“ THV<br />

„Nähe,Kompetenz,<br />

Vertrauen.“<br />

Anzeige<br />

???<br />

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Wir machen den Weg frei.<br />

33


[lernen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Hilfe bei der Qual der Wahl<br />

Eine berufliche Weiterbildung eröffnet neue Perspektiven. Doch welches der vielen Angebote ist das richtige, welcher<br />

Anbieter seriös? Neutrale Beratungsstellen geben Tipps, damit Arbeitnehmer den Durchblick bewahren.<br />

Nadine Müller ist gegen Stillstand. Die<br />

gelernte Industriemechanikerin sorgt<br />

in der Produktion eines großen Pharmakonzerns<br />

dafür, dass die Maschinen zur<br />

Verpackung von Medikamenten jederzeit<br />

rund laufen und eben nicht still stehen. Die<br />

26-Jährige, die für Wartung, Reparaturen und<br />

die Instandhaltung der Anlagen verantwortlich<br />

ist, setzt auch in der beruflichen Ausbildung<br />

auf Bewegung und Fortschritt. Aus diesem<br />

Grund beschloss die Biberacherin eine<br />

Weiterbildung zur Industriemeisterin Metall<br />

zu machen: „Nachdem ich mit meinem Meister<br />

gesprochen hatte, erkundigte ich mich im<br />

Internet über die Möglichkeiten der Fortbildung<br />

und bin dabei bei der Industrie- und<br />

Handelskammer Ulm gelandet.“ Und damit<br />

bei einer wichtigen und neutralen Anlaufstelle<br />

für Weiterbildungsberatung. Für Joachim<br />

Oelkuch ist dies ein wichtiger Bestandteil des<br />

Auftrags der regionalen Industrie- und Handelskammern:<br />

„Obwohl wir auch<br />

Einblicke in akademische<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

geben und<br />

wir auf zentrale<br />

Studienberatungsstellen<br />

verweisen<br />

können, liegt unser<br />

Schwerpunkt<br />

Weiterbildungs-Experte<br />

Joachim Oelkuch.<br />

bei der beruflichen<br />

Weiterbildung.<br />

Über unser eigenes<br />

Angebot hinaus hat jedoch Neutralität bei<br />

uns im Haus oberste Priorität. Wir verstehen<br />

uns als Türöffner für eine Vielzahl von Wegen.“<br />

Der stellvertretende Leiter des Bildungszentrums<br />

bei der IHK Ulm empfiehlt Interessenten<br />

als ersten Schritt ein telefonisches<br />

Vorgespräch: „Man muss natürlich wissen,<br />

Vor einer Weiterbildung steht die Frage: Was will<br />

ich künftig beruflich erreichen?<br />

34


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[lernen]<br />

Nadine Müller aus Biberach setzte noch mal auf die Schulbank. Sie ist nun IHK-geprüfte Industriemeisterin<br />

Metall.<br />

Handwerkskammer<br />

Ulm<br />

Bildungsakademie Ulm<br />

was der Ratsuchende will, damit man bereits<br />

im Vorfeld Möglichkeiten und Grenzen der<br />

Beratung abstecken kann.“<br />

ZWEITE MEINUNG EINHOLEN<br />

Natürlich kann man sich auch direkt bei den<br />

einzelnen Bildungsanbietern informieren.<br />

Für Joachim Oelkuch ist dann jedoch Vorsicht<br />

geboten: „Hier sollte man das Gefühl bekommen,<br />

dass diese nicht nur ein Eigeninteresse<br />

verfolgen, ihre Kurse zu verkaufen, sondern<br />

neutral zu einem passenden Kursangebot raten.<br />

Ansonsten bietet es sich an, eine zweite<br />

Beratung bei einer anderen Informationsstelle<br />

anzustreben.“<br />

Die Auswahl an beruflichen Weiterbildungen<br />

ist riesig und stellt viele Interessenten vor eine<br />

große Herausforderung. So gibt es seit dem<br />

Jahr 2015 unter anderem auch ein badenwürttembergisches<br />

Landesnetzwerk für Weiterbildungsberatung,<br />

in dem sämtliche Beratungsstellen<br />

zusammengefasst sind und über<br />

das man sich unter der Internetadresse www.<br />

lnwbb.de informieren kann. „Hier findet man<br />

regionale Institute und Ansprechpartner, die<br />

sich dazu verpflichtet haben, nach einem festgelegten<br />

Qualitätsmodell zu beraten“, erläutert<br />

der Ulmer Weiterbildungs-Experte den<br />

Ansatz des Landesnetzwerkes<br />

Auf der Liste der Beratungsstellen stehen unter<br />

anderem die jeweils regional zuständigen<br />

Agenturen für Arbeit, die Bundesagentur für<br />

Arbeit mit der Datenbank „Kursnet“ und dem<br />

Berufsinformationsnetzwerk „Berufnet“, die<br />

staatliche Zentralstelle für Fernunterricht<br />

(ZFU), der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz<br />

sowie der Bildungsserver<br />

im Netz. Unter www.iwwb.de finden Interessierte<br />

mehr als drei Millionen Kurse in regionalen<br />

und überregionalen Weiterbildungsdatenbanken.<br />

Auch die Stiftung Warentest<br />

bietet kostenfreie Informationsdokumente<br />

an. Darin enthalten sind unter anderem Prüflisten.<br />

An Hand dieser können Interessierte<br />

festzustellen, ob ein Kurs oder ein Anbieter zu<br />

ihren Wünschen passt. „Zudem hält die Stiftung<br />

auch eine Übersicht über anerkannte<br />

Qualitätssiegel bereit“, sagt Oelkuch.<br />

Eines ist klar. Ob bei Berufswechsel, Wiedereinstieg<br />

nach Krankheit, Ende der Schulzeit,<br />

Die erste Wahl<br />

für Ihre berufliche<br />

Weiterbildung!<br />

Die Bildungsakademien der<br />

Handwerkskammer Ulm<br />

bieten Ihnen hochwertige<br />

Aufstiegsfortbildungen.<br />

• Betriebswirtschaft und<br />

Unternehmensführung<br />

• Meistervorbereitung<br />

• EDV<br />

• Energie und Umwelt<br />

• Technische Fachlehrgänge<br />

• Schweißen u. Materialprüfung<br />

• Visualisieren. Kommunizieren.<br />

Gestalten.<br />

Alle Kurse & Seminare unter<br />

www.hwk-ulm.de/weiterbildung<br />

35


[lernen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Beginn der Ausbildung oder um einer längeren<br />

Arbeitslosigkeit zu entkommen – die<br />

Gründe eine Weiter- oder Fortbildung anzustreben<br />

sind so vielseitig wie das Angebot von<br />

staatlichen und privaten Bildungsinstituten<br />

groß ist. Doch woran erkennt man seriöse Anbieter?<br />

Joachim Oelkuch: „Auch hier ist eine<br />

Abklärung im Vorfeld wichtig. Es sollten Fragen<br />

gestellt werden, zum Beispiel zur Qualifikation<br />

der Dozenten, zu den fachlichen Voraussetzungen<br />

für einen Kurs, der<br />

Gruppengröße, den genauen Lernzielen und<br />

Lernmethoden.“<br />

Bildungsurlaub kaum gefragt<br />

Foto: © ra2 studio / Fotolia.com<br />

Viele Wege führen in den Bildungsurlaub, doch das Gros der Mitarbeiter im Südwesten winkt ab.<br />

Beschäftigte in Baden-Württemberg<br />

haben einen Anspruch darauf, sich zur<br />

Weiterbildung von ihrem Arbeitgeber bis<br />

zu fünf Tagen pro Jahr freistellen zu lassen.<br />

Die Freistellung, die seit 2015 im Bildungszeitgesetz<br />

Baden-Württemberg geregelt<br />

ist, erfolgt unter Fortzahlung des<br />

Arbeitsentgeltes. Dieser sogenannte Bildungsurlaub<br />

ist jedoch kaum gefragt.<br />

Joachim Oelkuch, Weiterbildungsexperte<br />

GUTE ANBIETER ÖFFNEN SICH<br />

Thomas Borowiec vom Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB) in Bonn hebt eines hervor:<br />

„Das A und O ist zu wissen, wohin die Reise<br />

gehen soll.“ Er rät Arbeitnehmern, die Angebote<br />

nach bestimmten Kriterien zu durchleuchten<br />

und sich zum Beispiel über die Erfahrung<br />

des Anbieters im Bereich der<br />

beruflichen Weiterbildung zu erkundigen:<br />

Welche Reputation und welche Referenzen<br />

hat der Anbieter? Arbeitet er mit anerkannten<br />

Qualitätssicherungssystemen? Lässt er seine<br />

Angebote evaluieren<br />

oder gar die<br />

Arbeitsergebnisse<br />

und Erfolge der<br />

einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen<br />

dokumentieren?<br />

Der<br />

Weiterbildungs-<br />

Spezialist Borowiec<br />

weist darauf<br />

Thomas Borowiec vom hin, dass man unbedingt<br />

mehrere<br />

BIBB in Bonn.<br />

Angebote von verschiedenen<br />

Bildungsanbietern vergleichen<br />

sowie die Vertragsgestaltungen studieren sollte:<br />

„Es ist durchaus sinnvoll, die Allgemeinem<br />

Geschäftsbedingungen zu lesen und sich über<br />

Kündigungs- und Rücktrittsmodalitäten und<br />

Bezugnahmen auf Angaben zu Lehrgangsrichtlinien<br />

und Fortbildungsordnungen zu<br />

informieren.“<br />

Zudem empfiehlt er, das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

genau zu vergleichen sowie „Tage der<br />

offenen Tür“, individuelle Beratungen oder<br />

auch „Schnupper-Teilnahmen“ bei langfristigen<br />

und kostenintensiven Weiterbildungsangeboten<br />

zu nutzen. Wichtige Anhaltspunkte<br />

liefert auch die Checkliste Weiterbildung, die<br />

das Bonner Institut zusammengefasst und unter<br />

www.bibb.de/checkliste ins Netz gestellt<br />

hat. Das Dokument ist als PDF abrufbar und<br />

für all diejenigen gedacht, die sich bereits<br />

grundsätzlich darüber informiert haben, welche<br />

Art von beruflicher Weiterbildung für sie<br />

infrage kommt. „Die Checkliste ersetzt aber<br />

kein persönliches Beratungsgespräch“, betont<br />

Borowiec.<br />

HILFE VOM ARBEITGEBER<br />

Zur leichteren Handhabung werden wichtige<br />

Begriffe am Ende des ausdruckbaren Dokuments<br />

in einem Glossar alphabetisch aufgeführt<br />

und erläutert. Hier findet man alles Wissenswerte<br />

von Aufstiegsfortbildung über<br />

Duale Studienangebote bis hin zu den zuständigen<br />

Stellen. Zudem umfasst der Wegweiser<br />

eine Übersicht von Fördermöglichkeiten sowie<br />

eine Prüfliste zum Vergleich von Weiterbildungsanbietern.<br />

von der IHK Ulm: „Soweit wir das einschätzen<br />

können, wird der Bildungsurlaub<br />

eher in Ausnahmefällen von den Arbeitnehmern<br />

in Anspruch genommen. In<br />

vielen Unternehmen werden die Mitarbeiter,<br />

wenn die Bildungsmaßnahme im Interesse<br />

des Arbeitgebers ist, sowieso<br />

freigestellt. Und dies auch für eine längere<br />

Zeit, sodass Unternehmen dieses Gesetz<br />

gar nicht brauchen.“ LOE<br />

Nadine Müller hat die Schulbank erfolgreich<br />

gedrückt und ist nun IHK-geprüfte Industriemeisterin<br />

Metall. Sie freut sich, dass sie jederzeit<br />

die nötige Rückendeckung für die Zusatzbelastung<br />

von ihrem Arbeitgeber bekommen<br />

hat. Der Vorteil für die Firma: Sie kann die<br />

Maschinenführerin nun noch flexibler einsetzen.<br />

Dies war das erklärte Ziel von Nadine<br />

Müller: „Deshalb habe ich mich auch für eine<br />

Fortbildung in Teilzeit entschieden, da mir<br />

mein bisheriger Job viel Spaß macht und es<br />

mir auch im Unternehmen gefällt. Die Weiterbildung<br />

war eine Herausforderung, von der<br />

ich mir nun auch neue Perspektiven verspreche.“<br />

Dazu gehöre ein höheres Gehalt und<br />

auch dieAussicht, künftig nicht mehr<br />

Schichtarbeit machen zu müssen. „Ich möchte<br />

in meinem Beruf einfach weiterkommen<br />

und dadurch auch meine private Zukunft ein<br />

Stück weit absichern.“ [!] STEFAN LOEFFLER<br />

36


Ihr Partner für Personaldienstleistung und<br />

-vermittlung im Metall- und Baubereich<br />

Anzeige<br />

Brückenbauer im Personalbereich<br />

Unter den Personaldienstleistern hebt sich<br />

die „Massziv Kft“ durch ihre Spezialisierung<br />

hervor. Sie vermittelt qualifizierte Schlosser<br />

und Schweißer im Metall- und Baubereich. Ihren<br />

Stammsitz hat die „Massziv Kft,“ was in<br />

etwa der Rechtsform einer GmbH entspricht,<br />

in Ungarns Hauptstadt Budapest. Als Subunternehmer<br />

entsendet man im Rahmen von<br />

Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassungen<br />

von Ungarn aus Fachkräfte an deutsche<br />

Firmen. Als Ansprechpartner für den<br />

süddeutschen Raum fungiert Generalmanager<br />

Sandor Szücs. Vor kurzem ist sein Büro<br />

von Elchingen nach Neu-Ulm auf die Insel umgezogen.<br />

„Wir hatten in den vergangenen Jahren vier,<br />

fünf große Kunden, alle waren zufrieden, so<br />

dass zum September vergangenen Jahres<br />

250 Mitarbeiter beschäftigt waren“, sagt Sandor<br />

Szücs. Der Pool setzt sich zu einem kleinen<br />

Teil aus Fensterbauern, zu 85 Prozent<br />

aber aus Schlossern und Schweißern zusammen.<br />

Die vermittelten Arbeitskräfte weisen<br />

zertifizierte Schweißerprüfungen des TÜV<br />

Rheinland vor, also europaweit gültige Lizenzen<br />

– vorrangig in MAG und WIG- Schweißprozessen.<br />

Um sprachlichen Problemen im Einsatz<br />

vorzubeugen, bildet man stets Teams von<br />

Mitarbeitern aus, darunter oder dazu ein<br />

sprachkundiger, deutschlanderfahrener<br />

Teamleiter, der zugleich die fachgerechte Ausführung<br />

garantiert. Für die größtenteils jungen<br />

Männer ist das Arbeiten in Deutschland<br />

weitaus lukrativer als in ihrer Heimat, wo das<br />

Lohnniveau spürbar niedriger ist. Sie sind<br />

hochmotiviert und wollen möglichst viel arbeiten,<br />

um sich und ihren Familien zu Hause<br />

einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen.<br />

Bei den Löhnen gilt: „Equal Paying“,<br />

gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Szücs berät<br />

auch deutsche und ungarische Firmen in Sachen<br />

Zusammenarbeit und Projektmanagement<br />

in den Bereichen Bau, Metallverarbeitung<br />

und Fleischerhandwerk.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll seine Liebe<br />

zum Basketball: Sandor Szücs ist mit seiner<br />

Generalmanager Sandor Szücs<br />

Firma ein wichtiger Sponsor der ScanPlus<br />

Baskets Elchingen. Er ist ebenfalls Geschäftsführer<br />

des ProB-Teams, Abteilungsleiter<br />

der Basketball-Abteilung des SV<br />

Oberelchingen und spielt nicht zuletzt selbst<br />

aktiv – früher sogar in der ersten Basketballliga<br />

Ungarns.<br />

1<br />

ARBEITS<br />

KRÄFTE<br />

VERLEIH<br />

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Sie brauchen Verstärkung<br />

im Bereich<br />

Schweißarbeiten<br />

Schlosserarbeiten<br />

Herstellung von Aluminium/<br />

PVC-Fenstern<br />

Schalungssanierungen<br />

Fräs- und Dreharbeiten<br />

Wir bieten Ihnen Zeitarbeit, Werkverträge<br />

und Arbeitnehmerüberlassung.<br />

motivierte Mitarbeiter<br />

qualitativ hochwertige Arbeit<br />

jahrelange Erfahrung als<br />

Personaldienstleister<br />

Hohes Niveau zu fairen Preisen!<br />

Sprechen Sie uns an!<br />

Masszív Kft.<br />

Sandor Szücs<br />

Insel 18<br />

89231 Neu-Ulm<br />

+49 (0)731 9773 5666<br />

+49 (0)171 6277 328<br />

info@massziv.com<br />

www.massziv.com<br />

49


Fotos: Marc Hörger<br />

Das Häussler-Führungsteam (von links): Prokuristin Gudrun Hipp sowie die Geschäftsführer Armin Zepf, Alexander Pohl und Hans-Peter Dahlmann.<br />

„Es ist schön, etwas tun zu können“<br />

Die wenigsten Kunden des Sanitätshauses Häussler kommen aus freien Stücken. Vielmehr hoffen sie auf mehr<br />

Lebensqualität und Wohlbefinden. Das Ulmer Unternehmen hilft ihnen – seit 100 Jahren.<br />

Unterschiedlicher können Arbeitsplätze<br />

kaum sein: In der Werkstatt des Ulmer<br />

Sanitätshauses Häussler liegt der Geruch<br />

von Kunstharz in der Luft. Die Mitarbeiter<br />

gießen Kunststoffteile, modellieren und<br />

schleifen. So entstehen jedes Jahr zwischen<br />

150 und 200 maßgefertigte Prothesen nach<br />

den neuesten medizintechnischen Erkenntnissen.<br />

Wer bis zur Werkstatt vordringen will,<br />

geht durch ein weitläufiges Labyrinth, durch<br />

helle klinisch reine Büros und den modernen<br />

Verkaufsraum.<br />

Am Stammsitz in Ulm-Söflingen lässt sich die<br />

Struktur des 100 Jahre alten Unternehmens<br />

erkennen. „Wir sind eben beides, Händler und<br />

Handwerksbetrieb“, erläutert Geschäftsführer<br />

Armin Zepf. Die Produktion steuere etwa<br />

ein Drittel des Jahresumsatzes bei, den er auf<br />

rund 16 Millionen Euro beziffert.<br />

EINES VON 60 SYSTEMHÄUSERN<br />

Das Sanitätshaus hat sich in den vergangenen<br />

Jahren rasant entwickelt und auf die Veränderungen<br />

der Branche reagiert. Die Angebote<br />

im medizinischen Bereich, in der Versorgung<br />

und Rehabilitation und den damit verbundenen<br />

Dienstleistungen, sind differenzierter, die<br />

Kundenansprüche deutlich höher. Häussler<br />

gibt es somit heute in sechsfacher Ausführung:<br />

als Sanitätshaus, als Anbieter von Orthopädietechnik<br />

und Orthopädieschuhtechnik,<br />

Rehatechnik, Medizintechnik sowie von<br />

so genannten Homecare-Dienstleistungen.<br />

Bei letzterem geht es um Hilfe, wenn Schwerstkranke<br />

zu Hause mit erklärungsbedürftigen<br />

Geräten versorgt werden. „Hier bieten wir ein<br />

Überleit-Management an, um die Patienten<br />

möglichst schnell und reibungslos von der<br />

Akutphase in eine stabile häusliche Versorgungssituation<br />

zu bringen,“ erklärt Zepf.<br />

Die sechs Geschäftsbereiche bilden das „Systemhaus“,<br />

das ein Kernpunkt im Profil von<br />

Häussler ist. Davon gebe es in Deutschland<br />

rund 60. „Mit 160 Mitarbeitern zählen wir zu<br />

den eher kleinen“, sagt Zepf. Der Markt ist<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

nach seinen Worten in Bewegung. In den Gewässern<br />

dieser Großen tummelten sich inzwischen<br />

eine Reihe von Unternehmen, welche<br />

bislang inhabergeführte Systemhäuser aufkaufen,<br />

um sie unter dem eigenen Dach weiterzuführen.<br />

Gleichzeitig aber gebe es vielleicht<br />

1000 Mitbewerber mit oft nur wenigen<br />

Mitarbeitern, aber hoher Spezialisierung.<br />

„Die Mittelschicht unsrer Branche schrumpft“,<br />

erläutert Zepf. Um im Wettbewerb bestehen<br />

zu können, sei die stetige Steigerung der Effizienz<br />

unabdingbar.<br />

HIGH-TECH IM ALLTAG<br />

Die Besonderheit des Marktes: Er ist stark reguliert.<br />

Letzlich bestimmen Gesetzgeber und<br />

Krankenkassen zu weiten Teilen das Angebot<br />

der Unternehmen. Beispiel: Mit dem Pflegegesetz<br />

des damaligen Gesundheitsministers<br />

Norbert Blüm ging ein starker Anstieg der<br />

Nachfrage nach Rollstühlen einher. Zepf hat<br />

ein weiteres Beispiel: Weil in den Betrieben<br />

mehr auf die Arbeitssicherheit geachtet wird,<br />

hat sich die Zahl der Betriebsunfälle mit Schäden<br />

an Gliedmaßen stark verringert. Würde<br />

Zepf das beklagen, wäre er ein Zyniker. Das ist<br />

er nicht. Er fasst seine Einstellung und Erfahrung<br />

so zusammen: „Es ist in unserem Beruf<br />

selten schön, etwas tun zu müssen, aber es ist<br />

schön, etwas tun zu können.“<br />

Positiv aufs Geschäft wirkt sich aus, dass die<br />

Menschen älter werden. Damit nimmt auch<br />

der Anteil derjenigen zu, die die Dienste von<br />

Sanitätshäusern in Anspruch nehmen.<br />

Die Folgen sind bei Häussler seit Jahren spürbar:<br />

Der Bereich Homecare, der sich heute bis<br />

zur Heimbeatmung erstreckt, wächst deutlich,<br />

ebenso die Bereiche Reha- und Medizintechnik.<br />

Hier treibt der rasante technische<br />

Fortschritt die Nachfrage nach oben. Passend<br />

dazu demonstriert beim Betriebsrundgang<br />

ein Häussler-Mitarbeiter, wie es komplett gelähmten<br />

Menschen heute möglich ist, allein<br />

per Augen-Steuerung die Kommunikation<br />

mit ihrer Umwelt aufrecht zu erhalten. Zepf,<br />

gelernter Orthopädietechniker, hatte das Sa<br />

Gegründet im Ersten Weltkrieg<br />

Ob Kompressionsstrümpfe, Massagerolle oder Beatmungsgerät: Die Beratung ist wichtig.<br />

Die Wurzeln des Sanitätshauses reichen<br />

ins Jahr 1916 zurück. Damals gründete<br />

Thomas Oesterle, mitten im Ersten Weltkrieg,<br />

in Ulm eine Spezialwerkstatt für<br />

das örtliche Festungshauptlazarett. Zwischen<br />

1944 und 1960 erfolgte eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit dem legendären<br />

Ulmer Mediziner Prof. Alfred Mendler.<br />

1962 übernahm Konrad Häussler die Firma,<br />

der sie mit Schwerpunkt Prothesenbau<br />

auch überregional bekannt machte.<br />

Einer der Meilensteine war 1984. Damals<br />

eröffnete Häussler an den Universitätsund<br />

Rehabilitationskliniken Ulm eine<br />

Werkstatt. 1996 übernahm Armin Zepf<br />

das Sanitätshaus und hat es stetig ausgebaut.<br />

Das Unternehmen erwirtschaftete<br />

zuletzt mit 160 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />

von 16 Millionen Euro. THV<br />

www.haeussler-ulm.de<br />

nitätshaus 1996 übernommen. Weil er früh<br />

die Notwendigkeit eines breiten Angebots erkannte,<br />

holte er 2005 mit Alexander Pohl einen<br />

zweiten geschäftsführenden Gesellschafter<br />

in die Firma. Unter einer Dachgesellschaft<br />

gibt es zum einen die Häussler Reha- und Medizintechnik<br />

GmbH, die Alexander Pohl leitet,<br />

zum anderen die von Zepf geführte Häussler<br />

Technische Orthopädie GmbH. 2015 kam<br />

Hans-Peter Dahlmann als weiterer Geschäftsführer<br />

an Bord. Prokuristin Gudrun Hipp<br />

komplettiert das Führungsteam.<br />

Die Häussler-Wachstumstory ist imposant.<br />

Seit Zepfs Einstieg hat sich die Mitarbeiterzahl<br />

mehr als verfünffacht, er hat die Angebotspalette<br />

systematisch erweitert. Die Produkte<br />

wurden ausgefeilter und bieten mehr<br />

Möglichkeiten. Damit ist der Bedarf nach einem<br />

breit gefächerten Schulungsprogramm<br />

entstanden. Unter dem Dach des Häussler-Forums<br />

finden heute Fachseminare für Ärzte<br />

und Fachkräfte verschiedener Berufe statt.<br />

Großen Wert legen die Firmenchefs auch auf<br />

den Austausch mit wissenschaftlichen Forschungsinstituten<br />

und Kliniken in der Region.<br />

Zudem arbeiten die Mitarbeiter an Innovationen.<br />

Dazu gehören beispielsweise die<br />

Entwicklung eines Hustenassistenten und eine<br />

Vorfuß-Prothese aus carbonfaserverstärktem<br />

Kunststoff. [!] <br />

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konzipieren,<br />

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39<br />

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[führen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sage es klar und respektvoll!<br />

Die Kommunikation in vielen Firmen läuft schief. Bei Konflikten wird mehr übereinander als miteinander geredet. Beim<br />

5. Personalforum der SÜDWEST PRESSE zeigte Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann, wie sich das verbessern lässt.<br />

Das Führen von Mitarbeitern ist herausfordernd.<br />

Diese Aussage würden die<br />

meisten Führungskräfte unterschreiben.<br />

Umgekehrt gibt es viele fachlich versierte<br />

Chefs, denen die Sozialkompetenz fehlt.<br />

Wie sehr das Thema „Wie sage ich es klar und<br />

zugleich respektvoll?“ Personalverantwortliche<br />

beschäftigt, zeigte sich beim 5. Personalforum<br />

der SÜDWEST PRESSE. 90 Interessierte<br />

kamen, um die Tipps von Führungskräfte-<br />

Coach Petra Hoffmann zu hören. Die Themen<br />

in den Betrieben sind ähnlich. Das zeigte sich<br />

im Fragenteil: Wie geht man mit einem fachlich<br />

versierten, beratungsresistenten Abteilungsleiter<br />

um, der aber durch seine dominante<br />

Art die Mitarbeiter demotiviert?<br />

Nach den Worten Hoffmanns ist es eine Illusion<br />

zu glauben: „Ich engagiere jemanden von<br />

außen, dann wird alles gut.“ Eine solche Situation<br />

lasse sich nur lösen, wenn sich die Beteiligten<br />

einbringen. Zunächst müsse man klären,<br />

ob dem Abteilungsleiter seine<br />

Außenwirkung bewusst ist. In der Regel sei es<br />

das nicht. Geschäftsführer oder Personalchef<br />

müssten ihm vermitteln, dass seine Stärke in<br />

der Fachkompetenz liegt, es aber eine Diskrepanz<br />

zwischen Fremd- und Selbstbild gebe.<br />

„Ist er bereit zur Reflektion und an sich zu arbeiten?<br />

Wenn ja, was sind die richtigen Werkzeuge,<br />

ein Vier-Augen-Gespräch oder ein<br />

Gruppencoaching?“, erklärt Hoffmann.<br />

TABU-THEMEN<br />

Unangenehme Themen würden in Firmen<br />

gerne unter den Teppich gekehrt und Mitarbeiter<br />

auf ihre Rolle als Leistungsträger reduziert,<br />

weiß Hoffmann. Mitunter entstehe eine<br />

Kultur der Gleichgültigkeit oder der Angst,<br />

die die Fortentwicklung der Firma hemme.<br />

Für Unternehmen ist nach ihren Worten<br />

Kommunikation in wertschätzender Klarheit<br />

von hohem Nutzen: Heikle Themen kommen<br />

Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann vor aufmerksamen<br />

Zuhörern.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[führen]<br />

auf den Tisch und können konstruktiv gelöst<br />

werden. Das Gleiche gilt für Konflikte. „Unterschiedliche<br />

Meinungen bringen neue Ideen<br />

und fördern die Kreativität. So wird die Innovationskraft<br />

des Unternehmens gestärkt.“.<br />

Zum Handwerkszeug einer Führungskraft gehöre<br />

auch eine konstruktive Gesprächsführung.<br />

„Jedes Führungsinstrument ist aber nur<br />

so gut wie die Einstellung, mit der es gelebt<br />

wird“, erläutert Hoffmann.<br />

Führungskräfte müssten sich darüber im Klaren<br />

sein, dass die Art, wie sie mit Mitarbeitern<br />

umgehen, viel mit ihnen selbst zu tun hat. In<br />

Konflikten sei es wichtig, sich bewusst zu machen:<br />

Welches Thema steckt dahinter? Warum<br />

ärgert mich das so? Wichtig sei es, in einem<br />

solchen Fall Distanz zu seinen Emotionen<br />

zu bekommen und im Nachhinein die Gesprächssituation<br />

zu reflektieren und als<br />

Chance zum Lernen zu nutzen. Zu den unternehmerischen<br />

Rahmenbedingungen für<br />

wertschätzende Klarheit gehören laut Hoffmann:<br />

Transparente Strukturen und Prozesse,<br />

das Klären von Zuständigkeiten, Prioritäten,<br />

von Rollen und Funktionen, aber auch das<br />

Formulieren von Erwartungen.<br />

Netzwerken<br />

für Personaler<br />

Das Personalforum der SÜDWEST<br />

PRESSE gibt es seit 2014. (Personal-)<br />

Entscheider erhalten praxisnahe Impulse<br />

aus verschiedenen Bereichen.<br />

Infos bei Rebecca Stadelmaier, r.stadelmaier@swp.de,<br />

0731 156-619<br />

Petra Hoffmann ist Fachbuchautorin<br />

und arbeitet von Ludwigsburg aus seit<br />

1998 freiberuflich als Coach, sie gibt<br />

Seminare zu Führungsthemen und begleitet<br />

Firmen bei der Umsetzung. AMB<br />

KULTUR DER KLEINIGKEITEN<br />

Neben persönlichen Voraussetzungen benötigen<br />

Führungkräfte ein Handwerkszeug. In<br />

Gesprächen mit Mitarbeitern seien konstruktive<br />

Formulierungen Erfolg versprechend.<br />

Das können „Ich-Botschaften“ sein. Bei heiklen<br />

Themen ist ein bewusster Umgang mit<br />

Rollen hilfreich, zum Beispiel: Ich sage Dir das<br />

nicht in der Funktion als guter Kollege sondern<br />

als Teamleiter. „Wir sollten auch auf einen<br />

Perspektivenwechsel achten: Wie würde<br />

es mir an Stelle meines Gegenübers gehen?“,<br />

erklärt Hoffmann. Wertschätzung leben bedeutet<br />

für sie, die Potenziale erkennen, Mitarbeiter<br />

fördern, an Entscheidungen beteiligen,<br />

ihre Meinung ernstnehmen und sich Zeit für<br />

sie nehmen. Führungskräfte könnten Mitarbeitern<br />

mit einer „Kultur der Kleinigkeiten“<br />

Anerkennung zeigen. Ein freundliches „Guten<br />

Morgen“, ein konkretes Lob, ein paar Minuten<br />

des bewussten Zuhörens, wie der Urlaub<br />

war, eine handgeschriebene Karte zum<br />

Geburtstag, sich gelegentlich nach dem Wohlbefinden<br />

erkundigen, anstatt blicklos vorüberzugehen.<br />

„Das sind kleine Gesten, die oft<br />

eine große Wirkung haben – vorausgesetzt,<br />

sie sind ehrlich gemeint.“ [!] <br />

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41


Traumhafte Perspektive: Die Holzskulptur<br />

„Phloxalia“ wacht über die große<br />

Phloxsammlung der Staudengärtnerei<br />

Gaißmayer. Rechts: Ein kleiner schwimmender<br />

Garten mit Staudenblüten.<br />

Franz Brönner leitet den Privatverkauf<br />

der Gärtnerei. Das Holzhaus ist das<br />

Nachtquartier der Indischen Laufenten,<br />

sie sind wichtige Verbündete im Kampf<br />

gegen die lästigen Nacktschnecken.<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[machen]<br />

Arbeit in einem blühenden Paradies<br />

Firmenchef Dieter Gaißmayer lebt seine Überzeugungen. Die Illertissener Staudengärtnerei Gaißmayer verbindet<br />

Ökologie und wirtschaftlichen Erfolg – und hat sich zum Ausflugsziel für Pflanzenfreunde entwickelt.<br />

Diese Arbeitsumgebung weckt den Neid<br />

und die Sehnsucht von Schreibtisch-<br />

Tätern. Dieter Gaißmayer verbringt<br />

zwar ebenfalls viele Stunden vor dem PC.<br />

Wenn er etwas Abwechslung braucht oder<br />

den Kopf frei kriegen will, dann geht er eben<br />

mal raus in die Produktion. In seinem Fall<br />

heißt das in Felder voller Stauden, Kräuter<br />

und Gräser, in den weitläufigen Mutterpflanzen-Garten<br />

oder in eines der vielen Gewächshäuser<br />

mit den Pflanzen-Kinderstuben. Oder,<br />

wenn’s rein der Entspannung dienen soll, auf<br />

die Aussichtsplattform. Von hier oben schaut<br />

die Firma aus Illertissen (Kreis Neu-Ulm) am<br />

ehesten nach buntem Teppich oder nach blühendem<br />

Paradies aus. Der 66-jährige Alt-68er<br />

betreibt eine der größeren Staudengärtnereien<br />

Süddeutschlands – natürlich als anerkannter<br />

Bio-Betrieb.<br />

Der Neid treibt dann freilich doch keine allzu<br />

große Blüten. Gaißmayers wacher Blick streift<br />

Felder und Beete. Während des Rundgangs<br />

zupft er mal kurz Unkraut aus einem der Myriaden<br />

von Pflanzentöpfen. Das ist eine mehr<br />

als symbolträchtige Aktion. Sie macht unmissverständlich<br />

klar: In einer Gärtnerei gibt<br />

es immer was zu tun, außer im Winter.<br />

Lebt und liebt seine Arbeit: Firmenchef Dieter Gaißmayer. <br />

Während der Saison aber ist auch hier der übliche<br />

Wettlauf mit unliebsamen Pflanzen (Unkräuter<br />

gibt es in der Lesart des biologischen<br />

Anbaus ja nicht) im Gange, nur eben auf vier<br />

Hektar Betriebsfläche. Der bürokratische Aufwand<br />

nehme auch ständig zu, sagt Gaißmayer.<br />

Und überhaupt muss ein Betrieb mit rund<br />

40 festen Mitarbeitern schlichtweg gut geplant<br />

und organisiert sein.<br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Dass der ausgebildete Drogist und studierte<br />

Gartenbauer Gaißmayer nicht nur sehr viel<br />

von Pflanzen versteht, sondern auch von geschäftlichen<br />

Dingen, ist offenkundig. Als er<br />

zusammen mit seinem Studienfreund Franz<br />

Brönner, im früheren Leben Versicherungskaufmann,<br />

1980 die ehemalige Krankenhausgärtnerei<br />

auf der Jungviehweide in Illertissen<br />

pachtweise übernahm, bestand der Betrieb<br />

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43


[machen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der Chef zeigt seinen Betrieb: Gemeinsam mit dem benachbarten Museum der Gartenkultur lockt die Staudengärtnerei Interessierte und Ausflügler an.<br />

aus einem Hektar Fläche und „vereinigten<br />

Hüttenwerken“. Bald schon trimmten sie ihn<br />

in Richtung Staudengärtnerei, kauften ihn,<br />

als nach zehn Jahren etwas Betriebskapital<br />

angespart war, und erweiterten ihn schrittweise<br />

und mit viel persönlichem Einsatz. Ein<br />

sehr ansehliches Bürogebäude ist die jüngste<br />

Investition, das entsprechende Jahresbudget<br />

dafür gibt der Chef mit rund 200.000 Euro an.<br />

IM ONLINEGESCHÄFT AKTIV<br />

Bei aller Notwendigkeit, als Firma schwarze<br />

Zahlen zu schreiben, steht bei Gaißmayer seine<br />

Überzeugung im Vordergrund. Ein Großteil<br />

der Pflanzen stammt aus eigener biologischen<br />

Anzucht. „Uns liegt die Sortenechtheit<br />

am Herzen“, sagt der Gartenbauer, der seine<br />

Unabhängigkeit als Familienunternehmer genießt,<br />

ebenso das Erdige, Lebendige und die<br />

Spielräume, Neues auszuprobieren. „Ich hab’<br />

doch keine Lust, zum Bankensklaven zu werden“,<br />

betont er. Das macht den Unterschied zu<br />

den „Pflanzenfabriken“, die allein auf Masse<br />

und schnelle Produktion getrimmt seien.<br />

Doch auch ein Staudengärtner hat es mit widrigen<br />

Bedingungen zu tun. Die Natur kann<br />

unerbittlich sein, etwa in Gestalt von Spätfrösten,<br />

Schnecken-Invasionen, Krähen-Plagen<br />

und Pflanzenkrankheiten. Rückschläge<br />

einzustecken, gehört zum Alltag. Längst nicht<br />

alle Pflanzen, die erprobt werden, schaffen es<br />

Der Gründer zieht<br />

sich langsam zurück<br />

Dieter Gaißmayer ist das „Gesicht“<br />

der gleichnamigen Staudengärtnerei in<br />

Illertissen, aber nicht ihr Alleininhaber.<br />

Der 66-Jährige zieht sich allmählich<br />

aus dem Tagesgeschäft zurück. Daher<br />

hat er seine Frau, seine Tochter und<br />

drei Mitarbeiter als Mitgesellschafter<br />

der GmbH aufgenommen und den Betrieb<br />

in entsprechende Geschäftsbereiche<br />

gegliedert. Wichtige Entscheidungen<br />

fallen im Kollektiv – „wir sind halt<br />

alte 68er“, lautet seine Begründung.<br />

Der Mit-Gründer will sich auf seine Rolle<br />

als Vorstand der Stiftung „Gartenkultur“<br />

konzentrieren, welche das benachbarte<br />

Museum betreibt. Zudem ist<br />

auf dem weitläufigen Gelände bei der<br />

Gärtnerei noch der „Verein zur Förderung<br />

der Gartenkultur“ aktiv, der wiederum<br />

die Themen- und Schaugärten<br />

dort unter seinen Fittichen hat. THV<br />

ins Sortiment. „Mist“ verkaufe er nicht. Die<br />

meisten Neuzüchtungen rechnet er dazu. Und<br />

Amazon, die „Internetkrake“ spielt auch bei<br />

Pflanzen längst eine Rolle.<br />

Gaißmayer führt den Betrieb nicht strikt nach<br />

Deckungsbeitrag. Die Produktion mancher<br />

der rund 3000 verschiedenen Pflanzenkulturen<br />

lohnt sich nur mit Blick auf die Kosten<br />

nicht. Allerdings bildet die imposante Auswahl<br />

ein Alleinstellungsmerkmal des Betriebs,<br />

der mit jährlichen Veranstaltungen wie<br />

der „Gartenlust“ und den Flohmärken „Garten<br />

& Krempel“ und „Kraut & Krempel“ auch<br />

überregional bekannt geworden ist.<br />

Dazu trägt auch das Online-Geschäft bei, auf<br />

das der Betrieb seit Mitte der 1990er Jahre<br />

setzt. Auf dieses entfallen zwei Drittel des Jahresumsatzes<br />

in Höhe von drei Millionen Euro,<br />

rund 30.000 Pakete werden jährlich in den gesamten<br />

deutschsprachigen Raum versendet.<br />

Im Feld der 120 Staudengärtnereien in<br />

Deutschland verortet sich Gaißmayer bei den<br />

Betrieben mittlerer Größe.<br />

Stark zurückgefahren hat das Unternehmen<br />

den Gartenbau. „Insbesondere bei Kommunen,<br />

die immer den billigsten Anbieter nehmen<br />

müssen, hat das keinen Spaß mehr gemacht“,<br />

erklärt Gaißmayer, der offen<br />

einräumt, als Bioland-Betrieb eine andere<br />

Preisstruktur mit höheren Gestehungskosten<br />

und daher auch Preisen zu haben. Doch warum<br />

überhaupt „bio“? Naturgemäß liegen ihm<br />

solche Fragen am meisten. Nun, die Sache mit<br />

dem „bio“ hat auch sehr viel mit der Verantwortung<br />

für die Belegschaft zu tun. Deren Gesundheit<br />

ist ihm wichtig. Daher will er seine<br />

Mitarbeiter „nicht diesem Chemie-Dreckszeug<br />

aussetzen“. [!] THOMAS VOGEL<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Claas verkauft<br />

auch Gießerei<br />

in Bad Saulgau<br />

Start für<br />

„Angewandte<br />

Psychologie“<br />

Der Landmaschinenhersteller<br />

Claas verkauft seine Gießereien.<br />

Eine Beschäftigungsgarantie<br />

für die 105 Mitarbeiter der Gießerei<br />

in Bad Saulgau gibt es nur<br />

bis zum Ende dieses Jahres.<br />

Claas betreibt auch Gießereien<br />

in Nortorf in Schleswig-Holstein<br />

mit 80 Mitarbeitern und<br />

in Gütersloh mit 200 Mitarbeitern.<br />

Mit weltweit mehr als<br />

11.000 Mitarbeitern erzielte<br />

Claas im Geschäftsjahr 2015 einen<br />

Umsatz von 3,8 Milliarden<br />

Euro. Unter anderem Überkapazitäten<br />

im Markt sollen zu dem<br />

Verkauf geführt haben.<br />

Center Parcs<br />

hat größere Pläne<br />

im Allgäu<br />

Über Jahre war die Finanzierung<br />

des auf einem ehemaligen<br />

Munitionsdepot nahe Leutkirch<br />

geplanten Ferienparks<br />

nicht gesichert. Nun macht<br />

Center Parcs Deutschland mit<br />

seinen Plänen ernst. Die Dimensionen<br />

sind gewaltig: Zu den<br />

bislang geplanten 750 Ferienhäuern<br />

kommen 250 Wohneinheiten<br />

hinzu. Damit wächst die<br />

Gesamt-Investitionssumme von<br />

255 auf mehr als 300 Millionen<br />

Euro. Der „Center-Park Allgäu“<br />

soll auf einer Fläche von 185<br />

Hektar 2018 eröffnet werden.<br />

Center Parcs gehört zur Tourismus-Gruppe<br />

Pierre et Vacances<br />

und betreibt 21 Ferienparks, davon<br />

fünf in Deutschland.<br />

Neues Parkhaus<br />

in Ravensburg<br />

geplant<br />

Die Oberschwaben-Metropole<br />

Ravensburg soll ein neues Parkhaus<br />

in unmittelbarer Nähe der<br />

Innenstadt bekommen. Das<br />

Beliebte BOB<br />

Rund 5000 Fahrgäste nutzen täglich die Bodensee-Oberschwaben-Bahn<br />

(BOB), auch Geißbockbahn genannt. Sie verkehrt<br />

zwischen Aulendorf und Friedrichshafen. Fahrgastaufkommen<br />

profitiert. Das kommunale Unternehmen muss sich von 2021<br />

an auf eine neue Situation einstellen. Bis dahin soll die Südbahnstrecke<br />

elektrifiziert sein. Dann wird auch Schienenverkehr<br />

zwischen Ulm und dem Bodensee neu ausgeschrieben.<br />

neunte Parkhaus der Stadt soll<br />

ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs<br />

auf einem alten Industriegelände<br />

entstehen und<br />

300 Parkplätze aufweisen. Mit<br />

etwa 50.000 Einwohnern, mehr<br />

als 40.000 Arbeitsplätzen und<br />

täglich 30.000 Einpendlern ist<br />

Ravensburg auch wirtschaftlich<br />

das Zentrum der Region.<br />

Planungen für<br />

1000-Kühe-Stall<br />

gehen weiter<br />

Vier bäuerliche Familienbetriebe<br />

aus Ostrach im Kreis Sigmaringen<br />

planen weiterhin den<br />

Bau eines Stalls für 1000 Kühe.<br />

Das wäre landesweit der größte.<br />

Zwar ist der Widerstand bei<br />

Landwirten und in der Bevölkerung<br />

in Ostrach groß, der Gemeinderat<br />

hat aber dem Bebauungsplanentwurf<br />

zugestimmt.<br />

Mit 240 mal 60 Metern stünde<br />

der „Milchpark Hahnennest“<br />

auf einer Grundfläche von<br />

rund sechs Hektar. Mit dem<br />

„Energiepark Hahnennest“ betreiben<br />

die vier Familien bereits<br />

eine Biogas-Anlage in unmittelbarer<br />

Nähe des geplanten Stalls.<br />

Maria Heubuch, Allgäuer<br />

Milchbäuerin und Europa-Abgeordnete<br />

der Grünen kritisierte,<br />

der geplante Stall gefährde<br />

die „funktionierenden Strukturen<br />

vor Ort“.<br />

Die Hochschule Ravensburg-<br />

Weingarten bietet ab dem Wintersemester<br />

<strong>2016</strong>/2017 einen in<br />

ganz Deutschland einzigartigen<br />

Bachelor-Studiengang an. Nach<br />

dreieinhalb Jahren Studium sollen<br />

die Absolventen direkt ins<br />

Arbeitsleben starten. Schwerpunkte<br />

des Studiums sind Klinische,<br />

Interkulturelle und Gesundheitspsychologie.<br />

Die<br />

Verantwortlichen erwarten für<br />

die 34 Studienplätze bis zu<br />

2.000 Bewerbungen. Im Unterschied<br />

zum klassisch-universitären<br />

Psychologiestudium steht<br />

in Ravensburg der Praxisbezug<br />

im Vordergrund.<br />

Stadtwerken im<br />

Schussental<br />

droht Verlust<br />

Die Technischen Werke Schussental<br />

(TWS) können keine weiteren<br />

Aufgaben mehr übernehmen,<br />

wenn diese mit<br />

Mehrkosten verbunden sind.<br />

Das hat Stadtwerkechef Andreas<br />

Thiel-Böhm mit Blick auf Begehrlichkeiten<br />

an die Adresse<br />

der Stadt Ravensburg gesagt.<br />

Dem städtischen Eigenbetrieb<br />

droht in diesem Jahr ein Rekordverlust<br />

von 2 Millionen Euro,<br />

wenn nicht gegengesteuert<br />

wird. Aus steuer lichen Gründen<br />

hatte die Stadt Ravensburg in<br />

den vergangenen Jahren immer<br />

mehr Verlustbringer in die<br />

Stadtwerke integriert: etwa die<br />

Schwimmbäder und die Eissporthalle.<br />

So ließen sich Verluste<br />

mit Gewinnen der TWS verrechnen,<br />

die zu 42,7 Prozent den<br />

Stadtwerken Ravensburg gehören.<br />

2015 haben die TWS ihren<br />

Umsatz um 13 Prozent auf 120<br />

Millionen Euro gesteigert. Der<br />

Gewinn sank gegenüber dem<br />

Vorjahr um 600.000 Euro auf<br />

rund 3,2 Millionen Euro.[!] CRI<br />

45


Ein kranker Opa und<br />

kurze Lederhosen<br />

Foto: © MK-Photo / Fotolia.com<br />

Mathe oder Latein? Sport oder Biologie? Und was ist eigentlich<br />

aus der Schulliebe geworden? Für unseren Mitarbeiter Stefan<br />

Loeffler haben sechs Unter nehmer und Führungskräfte in ihren<br />

Schul-Erinnerungen gekramt.<br />

„Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln“, wusste schon der Schriftsteller Erich Kästner. Unsere Umfrage gibt amüsante Einblicke .<br />

Tina James schob als Ausrede<br />

fürs Zuspätkommen schon einmal<br />

ihre Mutter vor. Die 62-jährige<br />

Geschäftsführerin gründete<br />

2004 die Weincontor Tina<br />

James GmbH in Salach.<br />

1) Wo sind Sie zur Schule gegangen?<br />

2) Was waren Ihre Lieblingsfächer?<br />

3) Was war die witzigste bzw. frechste Ausrede oder<br />

Entschuldigung für Zuspätkommen, vergessene<br />

Hausaufgaben …?<br />

4) Was war Ihr schönstes Erlebnis?<br />

5) Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Schulliebe – und<br />

was daraus geworden ist?<br />

6) Hand aufs Herz. Was war Ihr Notendurchschnitt beim<br />

Schulabschluss?<br />

1) Ins Hilda-Gymnasium Koblenz mit 1200 Mädchen. Das ist heute<br />

kaum mehr vorstellbar, aber damals waren in Koblenz alle Gymnasien<br />

noch nach Geschlechtern getrennt.<br />

2) Deutsch, Englisch und Französisch. Die Kommunikation mit Menschen,<br />

die eigene Kultur und fremde Kulturen, Neues entdecken,<br />

Abenteuer erleben und andere Menschen verstehen, das hat mir<br />

schon immer Spaß gemacht.<br />

3) Blumen pflücken für meine Mutter.<br />

4) Ein halbes Jahr vor dem Abitur habe ich mich von der Schule abgemeldet.<br />

Ich hatte genug davon und wollte meinen eigenen Weg ge-<br />

hen. Das Rektorat hat meinen Klassenlehrer noch am selben<br />

Tag davon informiert und er ist sofort zu uns nach Hause gekommen,<br />

um mich umzustimmen. Er ging nicht, bevor ich<br />

ihm versprochen hatte, mein Abitur zu machen. Das war<br />

großartig.<br />

5) In der Grundschule gefiel mir ein Junge mit kurzer Lederhose.<br />

Den Schüler fand ich toll. Aber er mich nicht, weil ich keine<br />

Lederhose hatte. Das war hart.<br />

6) 3,5. Sie sind der erste, der mich seit meinem Abitur im Jahr<br />

1973 danach fragt.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />

[leben]<br />

Die 1975 in Bad Oldesloe geborene<br />

Birte Glimm meldete sich<br />

beim Abfragen von Vokalen oftmals<br />

freiwillig. Seit 2011 ist sie<br />

Juniorprofessorin an der Universität<br />

Ulm am Institut für<br />

Künstliche Intelligenz.<br />

1) Auf die Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein.<br />

2) Mathematik war mit Abstand mein liebstes Fach, aber die weiteren naturwissenschaftlichen<br />

Fächer mochte ich auch sehr gerne.<br />

3) Ich erinnere mich nicht wirklich an Ausreden, aber daran, dass ich mich beim Abfragen der<br />

Vokabeln oft freiwillig gemeldet habe, obwohl ich nicht gelernt hatte. Denn unser Lehrer hat<br />

immer Schüler aufgerufen, die sich nicht gemeldet haben. Das hat funktioniert.<br />

4) Es war unsere Oberstufenfahrt mit dem Kanu die Dordogne entlang. Das war eine tolle Kombination<br />

aus Natur und Sport – und das mit guten Freunden. Das würde ich bis heute gerne<br />

noch einmal wiederholen.<br />

5) Wir haben leider den Kontakt verloren. Ich weiß, dass er nach dem Abi tur Chemie studiert<br />

hat, aber da ich schon ewig nicht mehr bei den Klassentreffen war, ist das so ziemlich das<br />

einzige, was ich sagen kann.<br />

6) 2.3.<br />

Zum Schulabschluss gab es eine<br />

Belobigung und ein Buch, das<br />

Karin Stehr heute noch besitzt.<br />

Die 64-jährige Mutter zweier<br />

Kinder arbeitet im Personalbereich<br />

der Fritz & Macziol<br />

GmbH.<br />

Jungs in Lederhose sind fesch. Das<br />

fand auch Tina James in ihrer<br />

Grundschulzeit.<br />

Foto: © AK-DigiArt / Fotolia.com<br />

1) Ich wurde in Bielefeld geboren und bin auch dort zur Schule gegangen.<br />

2) Zuerst Mathe, Deutsch, Sport und Musik, später dann Deutsch, BWL und Englisch.<br />

3) Die frechste Ausrede für nicht gemachte Hausaufgaben war, dass mein Opa krank sei. Das<br />

war zwar wirklich so, aber ich hätte die Hausaufgaben ohne Probleme machen können.<br />

4) Wir hatten einen sehr engagierten jungen Lehrer, der zwei Mal mit uns ins Schullandheim<br />

gefahren ist. Diese Zeit war unglaublich schön, lehrreich und unvergesslich.<br />

5) Selbstverständlich, so etwas vergisst man doch nicht. Er war zwei Klassen über mir und<br />

mein großer Schwarm. Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist.<br />

6) Es ist mir etwas peinlich. Ich war keine Streberin, aber das Lernen fiel mir einfach<br />

leicht. Daraus resultierte ein Zweierschnitt und ich habe eine Belobigung bekommen.<br />

Als Präsent gab es ein Buch, das ich noch immer besitze.<br />

47


[leben] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mike Wagner verbesserte sich<br />

im Fach Deutsch in vier Schuljahren<br />

von der Note 4 auf 2. Der<br />

40-jährige Stuttgarter ist seit<br />

2013 Programmdirektor von<br />

Radio 7.<br />

Heimo Koch kam schon wegen<br />

entlaufener Wüstenspringmäuse<br />

zu spät zum Unterricht.<br />

Der 56-Jährige ist seit vier Jahren<br />

Direktor im Bereich<br />

Firmenkunden und stellvertretendes<br />

Vorstandsmitglied der<br />

Sparkasse Ulm.<br />

1) In Esslingen/Oberesslingen am Neckar.<br />

2) Technik, Mathematik, Geschichte und Erdkunde. In<br />

den letzten vier Schuljahren entdeckte ich auch<br />

Deutsch für mich und konnte mich von einer ständigen<br />

4 auf eine 2 verbessern.<br />

3) Zu spät war ich nie. Bei den Hausaufgaben war das<br />

schon anders. Da ich meine ganze Schulzeit immer<br />

mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin, sind<br />

mir wohl die Aufgaben ab und zu vom Gepäckträger<br />

gerutscht. Oder ich sagte, dass ich sie einem<br />

Kameraden in der Parallelklasse zum Lernen<br />

und Abschreiben ausgeliehen und nicht<br />

wieder bekommen habe.<br />

4) Der Schullandheim-Aufenthalt auf der schwäbischen<br />

Alb in Hepsisau oder 1988 in Wurmansquick in Niederbayern.<br />

5) In Nina war ich verliebt. Ich habe sie seit der vierten Klasse jedoch<br />

nie wieder gesehen. Aber ich höre sie ist Lehrerin geworden. Mit<br />

Katrin war ich später in einer<br />

Klasse und nach der Schule<br />

waren wir auch für ein paar<br />

Jahre ein Paar. Wir sind<br />

heute noch ab und zu im<br />

Austausch und lachen<br />

gerne über die Schulzeit.<br />

6) 2,25.<br />

Foto: © Sergey Nivens / Fotolia.com<br />

1) Ich war auf dem Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden-Echterdingen.<br />

2) Biologie, Chemie, Sport, Musik.<br />

3) Es war eine Tatsache und keine Ausrede. Meine Wüstenspringmäuse<br />

waren in der Nacht ausgebüxt und meine Mutter ließ mich morgens<br />

erst aus dem Haus, als alle wieder eingefangen waren.<br />

4) Ich habe mit 16 Jahren zum ersten Mal einen Chor mit mehr<br />

als 100 Sängern dirigiert. Das war ein gewaltiges Erlebnis, das<br />

ich nicht vergessen werde.<br />

5) Ja, aber daraus wurde nichts.<br />

6) 2,6.<br />

Kam Michael Haide zu spät<br />

zum Unterricht, war schon<br />

auch einmal ein Kolbenfresser<br />

am Mofa schuld. Der 50-Jährige<br />

ist seit 1992 geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Schmid &<br />

Partner Gruppe in Salach.<br />

1) Das war „notenbedingt“ eine kleine Odyssee. Gymnasium Eislingen, dann Göppingen, um<br />

dann an der FH in Geislingen zu studieren.<br />

2) Ganz prima gefiel mir Physik. Mein Physiklehrer wird sich jetzt jedoch fragen, warum ich<br />

denn dann nicht mehr gelernt habe? Gut waren auch Englisch und natürlich Sport.<br />

3) Neben „Plattfuß am Fahrrad“, „Bus ist nicht gekommen“ und „Kolbenfresser am Mofa“ hatte<br />

ich einmal erzählt, dass die Bedienung im Café Berner einfach nicht zum Zahlen gekommen<br />

wäre, weswegen ich nicht zum Mittagsunterricht erscheinen konnte.<br />

4) Neben tollen Schulausflügen nach St. Anton und an die Mosel war es mit Sicherheit<br />

die Erleichterung bei der Notenbekanntgabe in Mathematik.<br />

5) Auf jeden Fall! Wir sind noch heute eng befreundet, die gute Frau wohnt in Berlin, ist<br />

verheiratet und war Ehrengast auf meiner Hochzeit im vergangenen Jahr.<br />

6) 2,4.<br />

48


49


[namen & nachrichten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Führungsteam<br />

von Höhn<br />

erweitert<br />

Alexandra Anhorn verstärkt die<br />

Geschäftsführung der Ulmer<br />

Höhn<br />

GmbH. Das<br />

Unternehmen,<br />

das<br />

210 Mitarbeiter<br />

beschäftigt,<br />

ist<br />

Alexandra Anhorn<br />

von der Ulmer<br />

Höhn GmbH.<br />

Druck-Spezialist<br />

für<br />

Faltschachteln,<br />

Verpackungen<br />

und Verkaufsdisplays. Anhorn<br />

bildet mit dem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Sebastian<br />

Haug und Prokurist Jürgen May<br />

ein Dreierteam und zeichnet<br />

künftig mitverantwortlich für<br />

die unternehmerische Ausrichtung.<br />

Höhn steigerte zuletzt den<br />

Jahresumsatz trotz des scharfen<br />

Wettbewerbs um etwa drei Prozent.<br />

Anhorn war zuvor zwölf<br />

Jahre geschäftsführende Gesellschafterin<br />

des Laupheimer<br />

Druck<strong>unternehmen</strong>s Geiselmann.<br />

Katamaran fährt<br />

weiter in den<br />

roten Zahlen<br />

Seit elf Jahren gibt es die schnelle<br />

Direktverbindung zwischen<br />

den Städten Friedrichshafen<br />

Fitness-Metropole Schussental<br />

Dreimal mehr Fitness-Studios als im Landesdurchschnitt<br />

gibt es in Ravensburg und seinen<br />

Nachbargemeinden Weingarten und Baienfurt.<br />

Statistisch gesehen kommt in Baden-Württemberg<br />

ein Anbieter auf 10.000 Einwohner. In<br />

der 50.000-Einwohner-Stadt Ravensburg sind<br />

und Konstanz, seit elf Jahren<br />

schreibt die Katamaran-Reederei<br />

rote Zahlen. Allerdings hat<br />

sie im vergangenen Jahr das<br />

beste Betriebsergebnis erreicht:<br />

einen Verlust von 160.000 Euro.<br />

Die drei Doppelrumpfschiffe,<br />

die als besonders umweltfreundlich<br />

gelten, beförderten<br />

im vergangenen Jahr mehr als<br />

453.000 Fahrgäste. Die Gesellschafter,<br />

die Stadtwerke Friedrichshafen<br />

und Konstanz, mussten<br />

in den Vorjahren bis zu<br />

einer Million pro Betriebsjahr<br />

zuschießen. Sie hoffen ab 2018<br />

auf eine schwarze Null.<br />

Digitalisierung<br />

treibt Umsatz der<br />

Ingenics AG<br />

Das Ulmer Planungs- und Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />

Ingenics<br />

hat 2015 den Umsatz um 15<br />

Prozent auf 52 Millionen Euro<br />

gesteigert und beschäftigt nun<br />

420 Mitarbeiter an weltweit 14<br />

Standorten. Vorstandschef Oliver<br />

Herkommer begründet diesen<br />

Erfolg mit den Themen Digitalisierung<br />

und vernetzte<br />

Produktion. Sein Bruder Jörg ist<br />

in den Aufsichtsrat gewechselt.<br />

Foto: © Peter Atkins / Fotolia.com<br />

es aber nicht fünf, sondern elf Studios, in der<br />

Nachbarstadt Weingarten, mit 24.000 Einwohnern<br />

nicht einmal halb so groß, sind es bald<br />

acht. Selbst Baienfurt, ebenfalls im Schussental,<br />

hat zwei Studios für 7200 Bewohner. Etliche<br />

Betreiber befürchten einen Preiskampf.<br />

Risikokapital für<br />

junge Ulmer<br />

High-Tech-Firma<br />

Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />

Baden-Württemberg<br />

und der High-Tech<br />

Gründerfonds erhöhen ihre Beteiligungen<br />

an der Immersight<br />

GmbH. Sie investieren einen<br />

sechsstelligen Betrag. Das Ulmer<br />

Start-Up hatte sich 2012 an<br />

der Uni Ulm formiert und eine<br />

Raumbrille erfunden, mit der<br />

man in den virtuellen Raum<br />

eintauchen kann. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Bozena Demski (Bild)<br />

Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />

+ Interview), Marc Hörger, Giacinto<br />

Carlucci, Werkfotos, Getty<br />

Images, Colourbox, PR, Privat,<br />

Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-356<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Auflage: 18 000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

5. Oktober <strong>2016</strong><br />

Die Themen<br />

Arbeitsschutz<br />

Container –<br />

vielfältig und individuell<br />

Flottenmanagement<br />

Vermögensmanagement<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

9. September <strong>2016</strong><br />

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50


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» Zinsgünstiges KfW-Darlehen mit bis zu 5.000 EUR Tilgungszuschuss<br />

» Moderne Wohlfühl-Ausstattung<br />

» Aufzug aus der Tiefgarage in alle Etagen und barrierefreie Zugänge<br />

» Baubeginn im Herbst <strong>2016</strong><br />

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Partner vor Ort: Mercedes-Benz VP GmbH, im Auftrag Daimler AG, Niederlassung Ulm/Neu-Ulm:<br />

Von-Liebig-Straße 10 · 89231 Neu-Ulm<br />

Tel.: 07 31/ 70 0-0 · www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de

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