unternehmen Juli 2016
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 5 1<br />
Uli – ein Mann<br />
und sein Bier<br />
Erfrischend altmodisch führt Uli Zimmermann die<br />
Berg-Brauerei in Ehingen. Die Tradition von 550<br />
Jahren lehrt ihn: Sich Zeit nehmen bringt Erfolg.<br />
Sprachmanagement Missverständnisse kommen Firmen teuer SEITE 6<br />
Weiterbildung Wie ich den richtigen Anbieter finde SEITE 34<br />
Umfrage Schulliebe und Abschlussnote: Führungskräfte erzählen SEITE 46
Jahre<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, das zuweilen<br />
reichlich überstrapaziert wird. Im<br />
grün-schwarzen Koalitionsvertrag kommt<br />
es 137mal auf 140 Seiten vor. Ist das nun ein<br />
Ausdruck, wie ernst die Landesregierung das<br />
Thema nimmt oder ein Fall von Schwallhalla?<br />
In dieser Ausgabe stellen wir Unternehmer<br />
vor, die Nachhaltigkeit verinnerlicht<br />
haben. Im Titelinterview erläutert Uli<br />
Zimmermann, mit welchen Werten er die<br />
550 Jahre alte Berg-Brauerei erfolgreich<br />
führt (Seite 10). Firmenchef Jens Schenk aus<br />
Schwendi bekennt sich zum Umweltschutz<br />
und ist Vorreiter in Sachen Kunststoff-Recycling.<br />
Der Alt-68er Dieter Gaißmayer lebt<br />
seine Überzeugungen in seiner Illertissener<br />
Staudengärtnerei in Reinkultur. Und von<br />
den Göppinger Unternehmern Matthias und<br />
Frank Weigele können Sie viel über die<br />
Wertschätzung von Mitarbeitern lernen. Ich<br />
wünsche Ihnen nachhaltig gute Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 „Ich bin sehr heiß!“ Von den Irrungen<br />
und Wirrungen der Sprache<br />
[titelthema]<br />
10 Schaffen, brauen, hoch die Bügel<br />
Uli Zimmermann im Gespräch<br />
[finanzieren]<br />
20 Ein gutes Werk mit Tücken<br />
Wie eine Stiftung das unternehmerische<br />
Lebenswerk erhalten kann<br />
[machen]<br />
24 Die „Hölle Süd“ lockt Mitarbeiter an<br />
Sportsponsoring macht EWS attraktiv<br />
38 „Es ist schön, etwas tun zu können“<br />
100 Jahre Sanitätshaus Häussler<br />
42 Arbeit in einem blühenden Paradies<br />
Dieter Gaißmayer macht sein Ding<br />
[verantworten]<br />
28 Kostbarer Kunststoff Recycling-Profi<br />
Scheplast aus Schwendi<br />
[gründen]<br />
32 Mitfahrzentrale für Spediteure Vom<br />
Manager zum Gründer: Jörg Frommeyer<br />
[lernen]<br />
34 Hilfe bei der Qual der Wahl Durchblick<br />
bewahren im Weiterbildungsdschungel<br />
[führen]<br />
40 Sage es klar und respektvoll! Tipps<br />
für die Kommunikation im Unternehmen<br />
[leben]<br />
46 Ein kranker Opa und kurze<br />
Lederhosen Umfrage unter<br />
Führungskräften zu ihrer Schulzeit<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Ulm soll digitaler Leuchtturm werden<br />
4 Gute Baukonjunktur beschert<br />
Leonhard Weiss Rekord<br />
5 Bei Voith läuft es wieder besser<br />
31 Umland profitiert von Messe<br />
45 Beliebte BOB<br />
50 Fitness-Metropole Schussental<br />
50 Impressum<br />
34<br />
28 42<br />
06<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulm soll digitaler Leuchtturm werden<br />
In Ulms digitaler Entwicklung<br />
bahnt sich ein Quantensprung<br />
an. Derzeit bewirbt sich die Stadt<br />
als Testfeld für das Thema<br />
„Fahrerloses, vernetztes Fahren“<br />
– und hat gute Chancen von der<br />
Landesregierung den Zuschlag zu<br />
erhalten. Dabei punktet Ulm<br />
nicht nur mit IT-Kompetenz, exzellenter<br />
Forschung und innovativen<br />
Betrieben, sondern selbst<br />
mit dem Ulmer Nebel. Denn der<br />
stellt für die Funksteuerung von<br />
Ampeln und Fahrzeugen eine Herausforderung<br />
dar. Der Hintergrund:<br />
Weil die Landesregierung<br />
will, dass die Autos der Zukunft<br />
im Südwesten gebaut werden,<br />
hat sie dieses Testfeld ausgelobt,<br />
das sie mit 2,5 Millionen Euro fördert.<br />
Digital gestützte Mobilität<br />
sei für das Autoland Baden-Württemberg<br />
eines der wichtigsten<br />
Zukunftsthemen, heißt es im<br />
Stuttgarter Wirtschaftsministerium.<br />
Dort bewertet eine Jury die<br />
Bewerbungen von Karlsruhe,<br />
Stuttgart/Ludwigsburg und Ulm.<br />
Federführend bei dem Ulmer Antrag<br />
ist die Universität. Mit dabei<br />
sind die Stadt, die IHK Ulm sowie<br />
der Stuttgarter Standort des Deutschen<br />
Zentrums für Luft- und<br />
Raumfahrt.<br />
Ulm hat einige Trumpfkarten.<br />
Klaus Dietmayer, Professor an<br />
der Universität Ulm, forscht bereits<br />
seit mehr als 15 Jahren an<br />
automatisierten Fahrzeugen. Er<br />
genießt einen exzellenten Ruf.<br />
Zudem forschen in Ulm die Car-<br />
IT-Töchter von Daimler, Audi,<br />
BMW und Continental. Der Nokia-Konzern<br />
betreibt hier ein Mobildfunknetzwerk<br />
zu Forschungszwecken.<br />
Erhielte Ulm<br />
den Zuschlag, wäre die Stadt für<br />
alle Firmen, die sich mit der Entwicklung<br />
von Algorithmen beschäftigen,<br />
als Testgebiet attraktiv.<br />
Die Entscheidung soll im <strong>Juli</strong><br />
fallen. Angst vor dem Projekt<br />
braucht niemand zu haben. Denn<br />
die Autos fahren zwar hochautomatisiert,<br />
dennoch sitzt ein Fahrer<br />
im Wagen. [!] GAB/AMB<br />
In Ulm ist nicht nur das Münster mit 161,5 Metern spitze, sondern auch die<br />
Wirtschaftsstärke. Nun will die Stadt auch bei digitalen Themen strahlen.<br />
Gute Baukonjunktur beschert Leonhard Weiss Rekord<br />
Gleich in Serie hat das Bau<strong>unternehmen</strong><br />
Leonhard Weiss in den<br />
vergangenen Monaten Preise abgeräumt.<br />
Dazu gehören unter anderem<br />
der deutsche Brückenbaupreis<br />
für die Kochertalbrücke<br />
(A6) und Auszeichnungen als<br />
bester Arbeitgeber und bester<br />
Ausbildungsbetrieb in der Bauindustrie.<br />
Obendrein erhielt das<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> mit<br />
Hauptstandorten in Göppingen<br />
und Satteldorf (Kreis Schwäbisch<br />
Hall) den Innovationspreis der<br />
Baumaschinenmesse für die „Verstärkung<br />
einer Stahlbrücke“.<br />
Auch wirtschaftlich läuft es gut.<br />
Im vergangenen Jahr legte der<br />
Umsatz um 10 Prozent 1,1 Milliarden<br />
Euro zu. Den Gewinn beziffert<br />
das Unternehmen traditionell<br />
nicht. Er sei gegenüber dem<br />
Vorjahr nochmals gestiegen, die<br />
Mit Bahn-Großbaustellen kennt sich Leonhard Weiss aus.<br />
Rendite liege über dem Branchenschnitt,<br />
sagte der Vorsitzende<br />
der Geschäftsführung, Volker<br />
Krauß. „Für Leonhard Weiss war<br />
2015 das erfolgreichste Geschäftsjahr<br />
aller Zeiten.“<br />
Das Unternehmen gehört mit seinen<br />
mehr als 4700 Beschäftigten<br />
zur Bundesliga der deutschen<br />
Bauindustrie. Die Bandbreite<br />
reicht von der Verlegung von<br />
Glasfaserkabeln über den Neubau<br />
der Stuttgarter John-Cranko-<br />
Ballettschule, dem Straßenbau<br />
bis hin zu Eisenbahn-Großbaustellen<br />
wie auf der Neubaustrecke<br />
Stuttgart-Ulm. Mit Ralf<br />
Schmidt, Stefan Schmidt-Weiss<br />
und Alexander Weiss stammen<br />
drei Geschäftsführer aus der vierten<br />
Generation der Gesellschafterfamilien.<br />
Insgesamt gibt es<br />
neun Gesellschafter. [!] AMB<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Bei Voith läuft es wieder besser<br />
Was war das für eine Aufregung,<br />
als der Maschinenbaukonzern<br />
Voith im Februar 2015 einen radikalen<br />
Jobabbau samt betriebsbedingten<br />
Kündigungen ankündigte<br />
– und obendrein den Verkauf<br />
seiner Sparte Industrielle Dienstleistung<br />
mit 18.000 Mitarbeitern.<br />
Mancher Beobachter hielt die<br />
Kommunikation in dieser Krise<br />
für – freundlich ausgedrückt –<br />
verbesserungswürdig. Bundesweit<br />
gab es negative Schlagzeilen,<br />
die das Image des<br />
traditionsreichen Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
beschädigten. Knapp<br />
anderthalb Jahre später ist die<br />
Aufregung vorbei. Am Stammsitz<br />
in Heidenheim hat Voith 295<br />
Stellen abgebaut, ohne eine Kündigung<br />
auszusprechen. Grundlage<br />
waren konstruktive Gespräche<br />
mit dem Betriebsrat. Allein<br />
112 Mitarbeiter nutzten die<br />
Chance der Frühpensionierung.<br />
Auch der Verkauf ist über der<br />
Bühne. Die britische Beteiligungsgesellschaft<br />
Triton hat 80<br />
Prozent der Sparte Industriedienstleistungen<br />
mit 18.000 Mitarbeitern<br />
übernommen. Damit<br />
schrumpft die Voith-Belegschaft<br />
um fast die Hälfte auf gut 20.000.<br />
Voith will sich auf seine Ingenieur-Kompetenz<br />
im digitalen Zeitalter<br />
besinnen. In der ersten Hälfte<br />
des Geschäftsjahres (31.März)<br />
sank der Umsatz um drei Prozent<br />
auf 2,04 Milliarden Euro. Der Verlust<br />
nach Steuern schrumpfte<br />
von minus 131 auf minus 48 Millionen<br />
Euro. [!]<br />
AMB<br />
Die Entwicklung der Francis-Wasserturbine gilt als Synonym für Voith.<br />
Firmengruppe Liebherr:<br />
Erfolg im Verbund<br />
Foto: Liebherr<br />
Mit rund 41.500 Mitarbeitern gehört<br />
die Firmengruppe Liebherr<br />
zu den größten deutschen Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />
Der Umsatz legte<br />
im vergangenen Jahr um 4,7<br />
Prozent auf den Rekordwert von<br />
9,3 Milliarden Euro zu. Das Jahresergebnis<br />
sank jedoch um 22<br />
auf 294 Millionen Euro. Die<br />
Bandbreite der elf Geschäftsfelder<br />
reicht von Fahrzeugkranen<br />
über Baumaschinen, Hausgeräten<br />
bis hin zu Hotels. In der Region<br />
ist Liebherr in Ehingen, Biberach,<br />
Ochsenhausen, Kirchdorf/<br />
Iller und Lindenberg vertreten.<br />
Sitz der Holding ist im schweizerischen<br />
Bulle. Als zwei von mehreren<br />
Meilensteinen im Jahr 2015<br />
nennt Isolde Liebherr, Vizepräsidentin<br />
des Verwaltungsrates, das<br />
30-jährige Bestehen des Interalpen-Hotels<br />
Tirol und die Feierlichkeiten<br />
zum hundertsten Geburtstag<br />
ihres Vaters Hans<br />
Liebherr. [!]<br />
AMB<br />
In der Firmengruppe aktive Familiengesellschafter (v.l.n.r.): Patricia Rüf, Stéfanie<br />
Wohlfarth, Jan Liebherr, Sophie Albrecht, Isolde Liebherr und Willi Liebherr.<br />
Gründer: Warum der<br />
Südwesten sexy ist<br />
Arm aber sexy. Mit diesem Slogan<br />
hat Berlins Ex-Bürgermeister<br />
Klaus Wowereit einst das Lebensgefühl<br />
der Stadt beschrieben.<br />
Auch für Gründer scheint Berlin<br />
attraktiv zu sein. Mit jährlich 26<br />
Existenzgründungen je 1000 Erwerbsfähigen<br />
führt Berlin den<br />
Vergleich der Bundesländer an.<br />
Schwere Zeiten für<br />
kleine Autohäuser<br />
Die Zahl der selbstständigen Autohäuser<br />
in Deutschland ist 2015<br />
um 400 auf 7400 gesunken. Der<br />
Grund ist die Internet-Konkurrenz<br />
und der allgemein hohe<br />
Preisdruck, heißt es in einer Studie<br />
des Nürtinger Instituts für<br />
Automobilwirtschaft (IFA). Im<br />
Jahr 2000 waren es mit 18.000<br />
noch mehr als doppelt so viele.<br />
Im Südwesten (Platz 10) sank die<br />
Zahl 2015 um 1,3 Prozent auf<br />
69.900. Jedoch haben laut L-Bank,<br />
der Förderbank des Landes, viele<br />
Gründer in Baden-Württemberg<br />
mehr Substanz. Diese hätten den<br />
Plan, ihre Ideen selbst am Markt<br />
durchzusetzen und zum Mittelständler<br />
aufzusteigen. [!] AMB<br />
Ein weiterer Grund für den Trend<br />
sei, dass der Automarkt in<br />
Deutschland weitgehend gesättigt<br />
sei – dass also nur noch wenig<br />
Potenzial da ist für bessere Autoverkäufe.<br />
Nach Einschätzung<br />
von IFA-Chef Willi Diez wird es<br />
2020 noch 4500 Autohändler geben<br />
und der Trend hin zu großen<br />
Handelsketten anhalten. [!] PAU<br />
5
[spezial] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„Puh, ist das mit der Sprache schwierig!“. Manchmal entscheiden Kleinigkeiten in der Formulierung, wie ich auf andere Menschen wirke.<br />
„Ich bin sehr heiß!“<br />
Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse, erst recht im Ausland. Was im Privaten lustig sein kann, wird im<br />
Geschäftsleben peinlich und kostet Umsatz. Für international tätige Firmen ist Sprachmanagement Pflicht.<br />
Sprache ist etwas Wunderschönes, sie kann<br />
aber auch eine Waffe sein, wie der begnadete<br />
Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky<br />
einst schrieb. Aus unseren Erfahrungen im<br />
Alltag wissen wir: „Keiner versteht den anderen<br />
ganz, weil keiner beim selben Wort genau<br />
dasselbe denkt wie der andere.“ Das formulierte<br />
Johann Wolfgang von Goethe bereits<br />
vor rund 200 Jahren. Ein amüsantes Beispiel<br />
für ein solches Missverständnis wird im Studenten-Online-Magazin<br />
„pflichtlektuere.<br />
com“ geschildert: Da saß die italienische Gaststudentin<br />
an einem glühend heißen Sommertag<br />
in einem Seminar, schwitzte stark und<br />
traute sich nicht, das Fenster zu öffnen. Ihr<br />
Professor hat das bemerkt und fragte sie, ob es<br />
ihr gut ginge. Paola, eine sehr sorgfältige Studentin,<br />
antwortete: „Ich bin sehr heiß.“ Damit<br />
hatte sie einen Heiterkeitssturm ihrer Kommilitonen<br />
ausgelöst. Der einfühlsame Professor<br />
rettete die Situation.<br />
KEIN GUTER NAME: „CUE“<br />
Immer dann, wenn in deutscher Sprache gebräuchliche<br />
Begriffe, im Ausland verwendet<br />
oder wörtlich übersetzt werden, drohen peinliche<br />
Pannen. Das wissen auch einige Firmen.<br />
Colgate beispielsweise vertrieb in Frankreich<br />
seine Zahnpasta mit der Marke „Cue“. Das Unternehmen<br />
wusste nicht, dass „Cue“ auch<br />
der Name eines in Frankreich bekannten<br />
Porno-Magazins ist. Auch sollten<br />
sich deutsche Firmen<br />
davor hüten, in den USA<br />
in der heißen Phase der<br />
Fußball-Europameisterschaft<br />
Geschäftspartner<br />
zu einem „Public Viewing“<br />
einzuladen. Denn<br />
dieser Begriff steht in den<br />
Staaten nun einmal für die<br />
öffentliche Aufbahrung<br />
6
[spezial]<br />
Foto: © elnariz / Fotolia.com<br />
eines Verstorbenen. Ein Rucksack-Importeur<br />
nach England sollte sich hüten, sein Produkt<br />
in wörtlicher Übersetzung als „Bodybag“ anzupreisen,<br />
für Briten ist das ein Leichensack.<br />
UNFALLFREI ÜBERSETZEN<br />
Überall lauern Sprachfallen, manche sind mit<br />
hohen Kosten verbunden. „Wenn Fach- und<br />
Marketingtexte nicht von Profis übersetzt<br />
werden, kann ein vermeintliches Schnäppchen<br />
für Unternehmen schnell empfindlich<br />
teuer werden“, sagt Reka Maret, Sprecherin<br />
des Bundesverbandes der Dolmetscher und<br />
Übersetzer und nennt Webshops als Beispiel.<br />
Sie sind auf Sprachpräzision angewiesen,<br />
um bei Suchanfragen gefunden zu werden.<br />
Mehr als 70 Prozent der potenziellen<br />
Kunden kaufen laut einer Studie<br />
keine Waren und Dienstleistungen<br />
auf einer Website, auf der sie<br />
keine Informationen in ihrer<br />
Muttersprache finden. Umso wichtiger<br />
ist die so genannte Lokalisierung<br />
von Internetseiten.<br />
Doch die Zeiten sind vorbei, als das einzige<br />
Werkzeug des Übersetzers ein Wörterbuch<br />
war. Deshalb arbeiten Sprachdienstleister wie<br />
Schmieder Übersetzungen<br />
aus<br />
dem oberschwäbischen<br />
Fronreute-<br />
Staig heute mit effizienteren<br />
Lösungen – der<br />
Kombination aus<br />
Wörterbuch, einer<br />
passgenauen IT-<br />
Infrastruktur und Reka Maret vom Verband<br />
einem leistungsstarken<br />
Translati-<br />
der Übersetzer.<br />
on-Memory-System (TM-System), das einen<br />
zu übersetzenden Begriff erkennt. „Auf diese<br />
Weise werden Fachbegriffe, firmenspezifische<br />
Termini oder Produkte in der jeweiligen<br />
Zielsprache immer gleich übersetzt“, sagt Geschäftsführer<br />
Florian Schmieder.<br />
Für den Ulmer Gartengerätehersteller Gardena<br />
ist Sprachmanagement ein Riesenthema,<br />
sagt Pressesprecher Heribert Wettels. Die Aufgabe<br />
lautet: Kataloge, Gebrauchsanleitungen,<br />
Anzeigen, Filme, Imagebroschüren oder Pressemitteilungen<br />
„unfallfrei“ in 16 Sprachen<br />
vorzulegen. Sie sollen den Märkten entsprechen,<br />
auf denen Gardena vertreten ist.<br />
7
[spezial] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gardena-Sprecher<br />
Heribert Wettels.<br />
Während bei kleineren<br />
Firmen Werbe-<br />
und Vertriebsmittel<br />
oder<br />
Dokumentationen<br />
womöglich von<br />
einzelnen Abteilungen<br />
eigenständig<br />
produziert<br />
werden – mit der<br />
Gefahr einer uneinheitlichen<br />
Terminologie<br />
–, ist<br />
dies bei Gardena in einer Abteilung zentralisiert.<br />
Das Sprachmanagement des Konzerns<br />
wiederum ist zugleich einem großen externen<br />
Übersetzungs-Dienstleister übertragen.<br />
Grundsätzlich erfolge die Übersetzung immer<br />
in die Mutter-, nie in die Fremdsprache. So seien<br />
selbst kleinste Ungenauigkeiten, wie sie<br />
ein Nicht-Muttersprachler viel leichter übersehe,<br />
ausgeschlossen. Wichtig sei, dass das<br />
Translation-Memory-System mit seinem<br />
Glossar sämtlicher Fachbegriffe laufend fortgeschrieben<br />
werde. Nur so sei die einheitliche<br />
Terminologie in der Ausgangsprache wie in<br />
allen übersetzten Dokumenten garantiert.<br />
Gebrauchsanleitungen mit unfreiwilliger<br />
sprachlicher Komik – für Wettels sind sie ein<br />
untrügerisches Indiz dafür, dass einem Anbieter<br />
der entsprechende Markt nicht viel bedeutet.<br />
„Eine mangelhaft übersetzte Gebrauchsanleitung<br />
wirft ein schlechtes Licht auf ein<br />
ansonsten erstklassiges Produkt“, sagt Wettelks<br />
mit Blick auf Gardena.<br />
Bloß kein falsches Wort<br />
Uno heißt auf Finnisch Trottel. Ob so ein Name den Auto-Absatz fördert, ist fraglich.<br />
Die Bedeutung von Sprachmanagement<br />
wird häufig unterschätzt und ist doch ein<br />
wichtiger Bestandteil des Corporate-<br />
Identity-Konzepts. Definitionsgemäß obliegt<br />
ihm die richtige Handhabung des<br />
Wording, also die bewusst definierte<br />
Sprachwelt eines Unternehmens. Diese<br />
leistet einen wichtigen Beitrag dazu, wie<br />
Unternehmen von Geschäftspartnern<br />
und Interessenten wahrgenommen werden.<br />
Je vielfältiger das Auslandsgeschäft<br />
desto schwieriger ist die Aufgabe und<br />
desto höher ist die Gefahr peinlicher Formulierungen.<br />
Typische Fehlerquellen sind:<br />
Mehrere Autoren verwenden unterschied<br />
liche Fach- und Schlüsselbegriffe.<br />
Unterschiedliche Übersetzer übertragen<br />
diese unterschiedlich.<br />
Wandlungen im Sprachgebrauch werden<br />
unzulänglich transferiert.<br />
Übersetzungen verstoßen gegen den<br />
Styleguide, weil das Sprachmanagement<br />
nur unzulänglich in den kreativen<br />
Prozess eingebunden ist. <br />
THV<br />
RISIKO MIT KUNSTNAMEN<br />
Ein Spezialthema sind die Produkt-Namen.<br />
Eine Rosenschere heißt allerdings auch bei<br />
Gardena Rosenschere, und ein Rechen Rechen,<br />
denn ungeachtet ihres ausgefeilten Designs<br />
unterscheiden sie sich nicht grundlegend<br />
von tradierten Geräten. Bei<br />
Produktinnovationen ist dies anders. Wettels<br />
bringt den „Automower“ von Husqvarna und<br />
den „Sileno“ von Gardena ins Spiel, zwei Rasenmähroboter,<br />
deren Alleinstellungsmerkmale<br />
bereits in der Bezeichnung zum Ausdruck<br />
gebracht werden sollen. Dabei spielt die<br />
Hoffnung eine Rolle, dass im Laufe der Zeit<br />
Produktname und Gattungsbegriff eins werden.<br />
So wie beim Papiertaschentuch „Tempo“,<br />
dem wohl bekanntesten Beispiel dafür.<br />
Im Kunstnamen „Sileno“, in dem „Silentio, Silence,<br />
Ruhe“ anklingt, „soll eine wesentliche<br />
Eigenschaft des Geräts zum Ausdruck gebracht<br />
werden“, erläutert Wettels die Überlegungen<br />
bei der Namensfindung. Risikolos ist<br />
das nicht: Denn „Sileno“ ist kein selbsterklärender<br />
Begriff. Er muss durch PR-Maßnahmen<br />
erklärt werden. Zudem stellt sich die Frage: Ist<br />
dieser Begriff auf den Absatzmärkten rechtlich<br />
geschützt? Und: Hat dieser Kunst-Namen<br />
in anderen Sprachen peinliche Bedeutungen.<br />
BLUMIGES ITALIENISCH<br />
Wie bei sämtlichen Texten verlässt sich Gardena<br />
dabei nicht allein auf die externen Übersetzer,<br />
sondern zieht Wettels zufolge zur zusätzlichen<br />
Absicherung auch noch<br />
hausinterne „muttersprachliche Experten zu<br />
Rate, Vertreter von Marketing, Vertrieb oder<br />
dem Service“.<br />
Nimmt ein Unternehmen die Aufgabe nicht<br />
ernst genug oder gerät es an die Falschen,<br />
drohten Übersetzungsflops, wie sie Verbandssprecherin<br />
Maret immer wieder begegnet<br />
sind. Als Beispiel führt sie einen italienischen<br />
Hersteller an, der fälschlicherweise von einem<br />
Auftrag seines deutschen Kunden für einen<br />
Stempel ausgegangen war, wie er in dessen<br />
Anlage tatsächlich vorkommt. Nur wollte<br />
der aber eigentlich eine „stampo“, also eine<br />
Gussform.<br />
Gerade im Italienischen seien auch technische<br />
Texte oft recht blumig formuliert, was<br />
leicht zu Verstößen gegen die Regeln der technischen<br />
Dokumentation im Deutschen führen<br />
könne, sagt Maret. Peinlich war auch ein<br />
Flop, den vor Jahren Fiat gelandet hat. Erst als<br />
der Stadtflitzer „Uno“ in Finnland schon auf<br />
der Straße war, drang ins Bewusstsein der Italiener,<br />
was damit in der Landessprache gemeint<br />
ist: „Trottel“. [!] THOMAS VOGEL<br />
8
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10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Schaffen, brauen,<br />
hoch die Bügel<br />
550 Jahre Bier aus Ehingen-Berg: Uli Zimmermann führt die älteste Brauerei in<br />
Baden-Württemberg. Der Familienunternehmer ist herrlich altmodisch.<br />
Sein Braurezept: Wertschätzung, den Dingen Zeit lassen, verlässlicher Partner<br />
sein – und der Mut, anders als die anderen zu sein.<br />
Hand aufs Herz. Wann haben Sie Ihr erstes Bier<br />
getrunken?<br />
Meine erste Bier-Erfahrung war mit fünf. Ich bin in der<br />
Brauereiwirtschaft aufgewachsen. Wir bezogen Hefe-<br />
Weizen von Tante und Onkel aus Bayern; die brauten<br />
damals kein Kristallweizen. In Baden-Württemberg<br />
trank aber niemand Hefe-Weizen. Also versuchte man,<br />
ohne Hefe einzuschenken und ließ den Rest in der Flasche.<br />
Diesen Rest hab ich als Bub geschlürft. Es hat<br />
furchtbar geschmeckt!<br />
Was meinten Ihre Eltern dazu?<br />
Ich hab noch im Ohr, wie mein Vater sagte, ich würde<br />
von selbst damit aufhören.<br />
Und das erste richtige Bier …<br />
… trank ich mit meinen Mitschülern auf dem Gymnasium<br />
ganz offiziell in der Wirtschaft. Ich glaube nicht,<br />
dass wir über 16 waren.<br />
Bier aus Ehingen-Berg gibt es seit 550 Jahren, das<br />
Reinheitsgebot seit 500 Jahren. Wie fühlt sich das an?<br />
Sehr gut! Manches in der Firmengeschichte stimmt<br />
mich aber auch nachdenklich. Kürzlich las ich einen<br />
Brief meines Großvaters an meine Großmutter aus<br />
dem Jahr 1914. Sie waren frisch verheiratet, ihr Kind<br />
war ein halbes Jahr alt. Er schrieb aus dem Ersten Weltkrieg<br />
von der Front im Elsass. Wenn ich darüber nachdenke,<br />
was er sich damals gewünscht hat und was eintraf,<br />
stimmt mich das demütig.<br />
In der wievielten Generation führen Sie die Brauerei?<br />
Wir zählen die Inhaber. Denn zweimal kam es vor, dass<br />
Frauen durch den relativ frühen Tod ihrer Ehemänner<br />
die Inhaber-Rolle übernahmen. Seit 1757 ist die Brauerei<br />
im Besitz der Familie Zimmermann. Ich bin der<br />
neunte Inhaber mit diesem Namen. Zählen wir alle Inhaber<br />
seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1466,<br />
bin ich der 21te.<br />
Was bedeutet Ihnen Tradition?<br />
Tradition ist für mich nicht das Bewahren von Asche,<br />
sondern vielmehr das Feuer am Leben zu halten. Dieser<br />
Grundsatz prägt unser Familien<strong>unternehmen</strong>. Wir<br />
müssen wissen, wo wir herkommen, wir brauchen<br />
aber auch den Blick nach vorne. Ansonsten gehen wir<br />
rückwärts.<br />
Ihr Ulrichsfest im Jubiläumsjahr feiern Sie ausgerechnet<br />
mit einer Kölner Band, den „Höhnern“. Warum?<br />
Aus Spaß und Lebensfreude. Ehingen ist eine Fasnetshochburg.<br />
In den vergangenen Jahren haben Bands wie<br />
die „Münchner Freiheit“ und die österreichische „EAV“<br />
gespielt. Wir suchen bewusst Musiker, die nicht aus der<br />
Region kommen und nicht in der allerersten Reihe stehen.<br />
Bei 1400 Plätzen könnten wir die Topstars nicht<br />
finanzieren. Wir wollen kein größeres Zelt aufstellen,<br />
weil wir das Fest nicht vergrößern wollen, es soll seinen<br />
Charakter behalten.<br />
Sie haben viele Jubiläumsveranstaltungen, welche<br />
ist für Sie die emotionalste?<br />
Anfang Juni hatten wir eine Freibierstunde in der Gastronomie.<br />
Dafür haben sich Stammgäste mit ihren<br />
Gasthäusern beworben. Wo das Freibier auf den Tisch<br />
kam, haben wir ausgelost. 25 Mitarbeiter waren für eine<br />
Stunde draußen in den Wirtshäusern, egal ob Bierbrauer,<br />
Stapler- oder Bierfahrer. Sie haben eine besondere<br />
Kundennähe, Wertschätzung und oft Begeisterung<br />
für unser Bier gespürt.<br />
Zur Person<br />
„Für mich ist Schaffen<br />
Lebensinhalt im<br />
positiven Sinn“, sagt<br />
Uli Zimmermann. Der<br />
56-Jährige hat Brauer<br />
und Mälzer gelernt;<br />
als Spross einer traditionsreichen<br />
Brauerfamilie<br />
war ihm das<br />
in zwei Betrieben in<br />
Geislingen und in Sigmaringen<br />
möglich.<br />
Danach sattelte er<br />
ein Studium in Weihenstephan<br />
drauf.<br />
Nach Tätigkeiten in<br />
anderen Brauereien<br />
stieg er 1986 ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />
ein, seit 1994 leitet er<br />
die Brauerei zusammen<br />
mit seiner Frau<br />
Beate. Das Ehepaar<br />
hat zwei Töchter und<br />
zwei Söhne im Alter<br />
zwischen 11 und 24<br />
Jahren. Zum Abschalten<br />
<strong>unternehmen</strong> Uli<br />
und Beate Zimmermann<br />
gemein same<br />
Spaziergänge, Wanderungen<br />
und Städtereisen<br />
in Deutschland<br />
und Europa.<br />
„Ozapft is“: Brauereichef Uli Zimmermann prüft die Reife des Ulrichsbiers.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Folgte Ihr Vater dem Rat?<br />
Er probierte den „Pils-Weg“. Doch das funktionierte<br />
nicht. Wenn man Pils in seiner extremen Art belässt,<br />
trifft das nicht unseren süddeutschen Biergeschmack.<br />
Dann hat mein Vater es genau andersrum gemacht: Er<br />
hat das Ulrichsbier – völlig altmodisch, malzbetont,<br />
bernsteingolden – das ganze Jahr über angeboten.<br />
Wie war die Resonanz?<br />
In den ersten drei, vier Jahren sehr mäßig. Aber auf einmal<br />
sagten die Leute: „Das schmeckt anders als das Bier,<br />
das ihr und eure Nachbar-Brauereien sonst machen.<br />
Das waren nicht die typischen Biertrinker, es waren<br />
Wenigtrinker, Frauen, junge Leute – diese Kunden haben<br />
Brauereien damals wenig beachtet. Auch wir haben<br />
etwas Zeit gebraucht, um diese Botschaft zu verstehen.<br />
Dann haben wir zügig damit begonnen, mehrere<br />
Sorten mit jeweils eigenem Charakter zu brauen. Weil<br />
das wirtschaftlich und das Bier frisch sein musste, brauten<br />
wir Saison-Biere. Dazu stellten wir seit 1986 Hefe-<br />
Weizen im Fass her – als erste Brauerei in Baden-Württemberg.<br />
Das und der Bügelverschluss der<br />
Ulrichsbier-Flasche, für den wir damals in der gesamten<br />
Branche belächelt wurden, hat uns wieder nach<br />
oben gebracht. Aber da war auch ein bisschen Glück<br />
dabei.<br />
Glück. Wie meinen Sie das?<br />
Dem Ravensburger Kinobesitzer Willi Burth, der auch<br />
in Ehingen, Laupheim und Biberach Häuser hatte,<br />
schmeckte unser Bier. Deshalb bot er es in seinen Kinos<br />
an. Dann kam die Comic-Verfilmung „Werner“ 1990 in<br />
die Kinos. Der Comic-Held trank sein Bier aus einer Bügelflasche.<br />
Dass unser Bier ebenfalls einen Bügelverschluss<br />
hatte, war ein super Gag – und ein Mosaikstein<br />
für den Erfolg des Ulrichsbiers. Wir waren das Original,<br />
keine Nachahmer.<br />
Was waren weitere Faktoren?<br />
Den Mut zu haben, Rezepte extrem zu ändern. Wenn<br />
ein Bier gut ist, darf es nicht jedem schmecken. Wenn<br />
Sie jedermanns Freund sind, haben sie niemandem<br />
zum Freund.<br />
Eins, zwei, drei, vier: Brauereichef<br />
Uli Zimmermann<br />
zählt auf , mit welchen Maßnahmen<br />
die Berg-Brauerei eine<br />
schwierige Zeit in den<br />
1980er Jahren überstanden<br />
hat. Ein wichtiger Punkt: Biere<br />
mit eigenem Charakter.<br />
Ihre Brauerei war Anfang der 80er in einer schwierigen<br />
Phase. Wie kam es, dass das Ulrichsbier das<br />
Unternehmen rettete?<br />
Ulrichsbier ist ein altes Bier. Früher gab es die Sorte nur<br />
zum Ulrichsfest in Ehingen-Berg. Die Branche war in<br />
den 1980er Jahren auf die Sorte Pils gepolt. Ich weiß<br />
noch, wie der Unternehmensberater Roland Berger damals<br />
auf dem deutschen Bierbrauertag referierte und<br />
behauptete: „Wer sich nicht auf Pils und eine einzige<br />
Sorte konzentriert, den wird es im Jahr 2000 nicht mehr<br />
geben.“<br />
Der Biermarkt ist in der Hand weniger großer Biergiganten,<br />
wie viel Platz bleibt mittelständischen<br />
Brauereien?<br />
Kleinere Betriebe müssen ihre Nische finden. Für uns<br />
bedeutet das eine Mengenbegrenzung. Als Beispiel:<br />
Wir brauen jährlich weniger Bier als in drei Wochen in<br />
München auf dem Oktoberfest ausgeschenkt wird. Dafür<br />
punkten wir durch die Nähe zum Kunden. Mein<br />
Grundsatz lautet: Wir müssen jeden Kunden innerhalb<br />
einer guten Autostunde erreichen können. Alles was<br />
darüber rausgeht, ist nicht sinnvoll.<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Wo gibt es Berg-Bier?<br />
Da kann man nicht einen Kreis mit dem Zirkel um<br />
Ehingen ziehen. Im Schnitt sind das 60 Kilometer. Das<br />
Vertriebsgebiet reicht auf die Schwäbische Alb über<br />
Reutlingen hinaus bis auf die Fildern. Das geschah aber<br />
nicht über unseren eigenen Vertrieb, sondern über kleinere<br />
Getränkefachgroßhändler auf der Alb. Die haben<br />
erkannt, wenn Sie in Reutlingen/Tübingen und Stuttgart<br />
erfolgreich sein wollen, müssen sie etwas anderes<br />
bieten als die Händler, die in den Ballungsräumen sitzen<br />
und auf große Biermarken setzen. Diese kleinen<br />
Fachhändler haben erkannt, dass sie dort mit einem<br />
regionalen Brauer etwas bewegen können, wenn dessen<br />
Bier anders schmeckt und er eine klare Philosophie<br />
verfolgt. Uns haben dabei auch unsere Erfahrungen<br />
mit Ulrichsbier geholfen.<br />
Und die sind?<br />
Den Dingen Zeit zu lassen und verlässlicher Partner zu<br />
sein. Die Getränkefachgroßhändler haben für sich diesen<br />
Markt aufgebaut. Zu meinem Verständnis von Partnerschaft<br />
gehört es, dem Fachhandel diesen wirtschaftlichen<br />
Vorteil zu lassen und nicht – wenn das Geschäft<br />
eine gewisse Größenordnung erreicht – die Gastronomiekunden<br />
direkt zu beliefern.<br />
Ist die Nische, die die Berg-Brauerei gefunden hat,<br />
groß genug, um die Existenz des Unternehmens bis<br />
zum 600-Jährigen zu sichern?<br />
Ich bin sicher, dass auch die nachfolgende Generation<br />
Der Ehinger Familienunternehmer<br />
ist sich sicher: „Die<br />
Bedeutung natürlicher Lebensmittel<br />
und handwerklicher<br />
Spezialitäten wird zunehmen.“<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Uli Zimmermann ist stolz darauf<br />
anders zu sein als andere<br />
Brauereien: „Mit der offenen<br />
Obergärung und der Zweitank-Reifung<br />
heben wir uns<br />
ab.“<br />
aktiv Chancen am Markt suchen und nutzen wird. Das<br />
war immer so. Jede Generation macht es auf ihre Art.<br />
Ich glaube, dass Bier seinen Stellenwert behalten wird<br />
weil es natürlich ist. Durch den demografischen Wandel,<br />
wird die Menge in den nächsten 20 Jahren zurückgehen<br />
Die Bedeutung natürlicher Lebensmittel und<br />
handwerklicher, charaktervoller Spezialitäten wird<br />
zunehmen – dies werden wir nutzen.<br />
Was erwarten Sie von sich und Ihren Mitarbeitern?<br />
Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Achtung vor anderen,<br />
etwa der Konkurrenz. Das heißt auch zu sagen: Der<br />
Nachbar war schneller, das mache ich nicht nach. Oder<br />
Vertriebsgebiete zu akzeptieren. Natürlich wollen wir<br />
alle ein Geschäft machen, doch ich bin überzeugt, gehen<br />
wir achtungsvoll mit Menschen um, bekommen<br />
wir das zurück.<br />
Der Markt teilt sich immer mehr in Fernsehbiere<br />
und Gasthaus-Brauereien. Welche<br />
Entwicklung erwarten Sie?<br />
International wachsen die Großen<br />
zwar noch, aber in Deutschland seit<br />
Jahren nicht mehr. Hier machen sie<br />
etwa 50 Prozent der Menge aus und<br />
tauschen Marktanteile vor allem<br />
untereinander aus. Was früher Warsteiner<br />
hatte, hat heute Krombacher.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass<br />
wir auch in Zukunft Verbraucher<br />
von den großen bis mittelgroßen Brauereien dazubekommen,<br />
denen unser Bier schmeckt.<br />
Wir schauen<br />
nicht<br />
kurzfristig<br />
auf die<br />
Rendite<br />
Wie heben Sie sich von der Konkurrenz ab?<br />
Unser Bier schmeckt anders als das<br />
vom Nachbarn. Letztlich besser –<br />
nach unserem Anspruch –, aber<br />
das muss der Verbraucher entscheiden.<br />
Für mich sind fünf Faktoren<br />
entscheidend, um zu bestehen.<br />
Erstens beziehen wir unsere<br />
Gerste seit Jahrzehnten aus regionalem,<br />
kontrolliertem Anbau. Mit<br />
manchen unserer 36 Lieferanten<br />
sind wir seit 90 Jahren im Geschäft.<br />
Nur aus erstklassigen Rohstoffen entsteht schmackhaftes<br />
Bier.<br />
Craft Beer, also handwerklich gebrautes Bier, gilt<br />
als großer Trend. Was halten Sie von dieser Entwicklung?<br />
Gut und wichtig daran finde ist, dass Bier ins Gespräch<br />
kommt. Das hätten wir Brauer allein nicht geschafft.<br />
Crafts machen Bier interessant für Leute, die sonst kein<br />
Bier trinken.<br />
Was gehört noch zu Ihrer Erfolgsrezeptur?<br />
Im Sudhaus und beim Maischverfahren lassen wir unseren<br />
Zutaten Zeit, ihr Aroma zu entfalten. Technisch<br />
heben wir uns mit der offenen Obergärung und der<br />
Zweitank-Reifung ab. Zunächst kostet das viel Geld.<br />
Anders als Brauereien, die vorrangig auf Rendite ausgerichtete<br />
Aktionäre oder Anteilseigner haben, haben<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
wir den Vorteil, dass sich solche Investitionen nicht<br />
innerhalb weniger Jahre lohnen müssen. Viele kleine<br />
Brauereien sind eingegangen, weil sich Erben uneinig<br />
waren oder die Firmen einen hohen Immobilienwert<br />
hatten. Dann wird die Firma gerne verkauft. Das ist bei<br />
uns – leider oder Gott sei Dank – nicht so. Wir verdienen<br />
unser Geld mit Bier. Deshalb ist unsere Ausrichtung<br />
klar. Letztlich spielt der Inhaber eine große Rolle:<br />
was ihn prägt und trägt. Ich bin gelernter Brauer und<br />
Techniker. Daher interessiert mich zuerst wie unser<br />
Bier schmeckt, anders als ein Betriebswirtschaftler, den<br />
zuerst Zahlen interessieren.<br />
Auf welche Kriterien achten Sie beim Rohstoff-<br />
Einkauf?<br />
Zuerst auf den Menschen, mit dem ich arbeite. Weil der<br />
Mensch die Qualität stark beeinflusst. Noch stärker bestimmt<br />
das Wetter die Qualität. Damit müssen Lieferanten<br />
umgehen können. Langfristiges Zusammenarbeiten<br />
ist daher nichts Nostalgisches oder ein Festhalten<br />
an Beziehungen, sondern wir sehen Qualitätswerte.<br />
Mindestens genauso wichtig ist das Vertrauen zueinander.<br />
Sie können alles schriftlich festhalten und unterschreiben.<br />
Das ist müßig. Das Vertrauen, das man sich<br />
schenkt wenn man sich ins Gesicht schaut, ist eine viel<br />
größere Sicherheit.<br />
Welche Trends erwarten Sie in Sachen Geschmack?<br />
Der Trend zu authentischem Geschmack nimmt zu. Je<br />
schnelllebiger unsere Welt wird, umso mehr sucht der<br />
Verbraucher nach unkomplizierten, verlässlichen Angeboten.<br />
Vielleicht auch nach Ruhe. Er muss sich nicht<br />
mit Neuem profilieren, sondern kann einfach sagen,<br />
mir schmeckt die Halbe Bier aus Berg. Das ist unsere<br />
Chance. Wir nehmen die Geschwindigkeit raus.<br />
– und das in einem schrumpfenden Markt. Es ist aber<br />
nicht unser Ziel, mengenmäßig zu wachsen. Zu meinen<br />
Mitarbeitern sage ich: Wir müssen die Chancen,<br />
die uns der Markt heute bietet, nutzen. Denn die kommen<br />
nicht wieder.<br />
Andere Brauereien setzen auf alkoholfreie Erfrischungsgetränke,<br />
haben Sie das auch schon erwogen?<br />
Andere Brauereien suchen den Erfolg in Trends der<br />
Misch- und alkoholfreien Getränke, weil sie im Biersegment<br />
rückläufige Zahlen haben. Wir sind mit unseren<br />
handwerklich gebrauten Bierspezialitäten sehr erfolgreich<br />
und dieses Profil nimmt der Verbraucher wahr.<br />
Mancher Brauer stellt alkoholfreie<br />
Erfrischungsgetränke<br />
her. Für Uli Zimmermann ist<br />
das keine Option, er setzt auf<br />
handwerklich gebraute Bierspezialitäten.<br />
Der Bierdurst der Deutschen nimmt seit Jahren ab.<br />
Die Berg-Brauerei legt seit 25 Jahren stetig minimal zu<br />
Themenwechsel: Wann haben Sie das Zepter von<br />
Ihrem Vater übernommen?<br />
Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />
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[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das Führen der Brauerei<br />
durch Vater und Sohn<br />
entwickelte sich zu einer<br />
Stärke. „Trotzdem gab es<br />
viele Auseinandersetzungen“,<br />
räumt Uli Zimmermann ein.<br />
Der Wechsel war fließend. Ich kehrte 1986 in die Brauerei<br />
zurück. Mein Vater war froh, den Vertrieb loszuwerden.<br />
Durch verschiedene Interessen wurde diese<br />
Zwei-Generationen-Führung zu einer Stärke. Trotzdem<br />
gab es viele Auseinandersetzungen. Meistens ging es<br />
darum, die beste Lösung für unser Geschäft zu finden.<br />
Zum Glück waren wir beide nicht<br />
nachtragend, und am nächsten Tag<br />
war der Streit vergessen. Mein Vater<br />
hat mir Sparsamkeit vorgelebt. Was<br />
nicht heißt, kleinlich zu sein, sondern<br />
bewusst mit Ressourcen umzugehen.<br />
Etwas konkreter, bitte.<br />
Beispielsweise haben wir bereits<br />
vor 60 Jahren Kühlwasser für Pumpen<br />
und Motoren aufgefangen und es zur Kastenreinigung<br />
genutzt, obwohl damals der Wasserpreis noch<br />
keine Rolle gespielt hat. Entscheidend war und ist das<br />
Bewusstsein, dass alles einen Wert hat. Das prägt uns<br />
bis heute. Die Übergabe der Geschäftsführung von meinen<br />
Eltern an meine Frau und mich ab dem Jahr 1990<br />
war keine Zepterübernahme sondern die Übergabe des<br />
Staffelstabes. Wir Jungen sind losgelaufen, als meine<br />
Eltern noch den Stab in den Händen hielten und haben<br />
ihn in vollem Lauf dann übernommen.<br />
Zum Glück<br />
waren<br />
wir beide<br />
nicht<br />
nachtragend<br />
Wie herausfordernd ist es, als mittelständische<br />
Brau erei im Lebensmitteleinzelhandel gelistet zu<br />
werden?<br />
Viele Supermärkte wie Edeka und Rewe haben erkannt,<br />
dass es sich lohnt mit regionalen Produzenten wie uns<br />
zusammenzuarbeiten. Kommen Verbraucher, um ihr<br />
Lieblingsbier zu kaufen, nehmen<br />
sie oft noch die regionalen Kartoffeln<br />
mit. Bei einer großen Warenhauskette<br />
dagegen sind wir schon<br />
vor Jahren ausgestiegen. Nicht aus<br />
wirtschaftlichen Gründen, sondern<br />
weil keine gegenseitige Partnerschaft<br />
gepflegt wurde. Als<br />
Brauer tragen wir aber auch Verantwortung<br />
für die Handelsstruktur.<br />
Was meinen Sie mit Verantwortung für die Handelsstruktur?<br />
Wenn wir wollen, dass die Vielfalt an Getränkemärkten<br />
weiterhin existiert, müssen wir entscheiden, wen<br />
wir in Partnerschaften stärken. An diesem Punkt standen<br />
wir. Es ist falsch, nur zu klagen und sich in 20 Jahren<br />
zu beschweren, was die Zeit gebracht hat. Stattdessen<br />
müssen wir handeln und in Einzelfällen auf Umsatz<br />
verzichten. Nach dem Ausstieg bei der großen Waren-<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Alles richtig abgefüllt? Brauereichef Uli Zimmermann schaut morgens regelmäßig in der Abfüllanlage vorbei.<br />
Die älteste Brauerei<br />
im Südwesten<br />
Die Berg-Brauerei ist eine von 190 aktiven<br />
Brauereien in Baden-Württemberg.<br />
Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1466 zurück,<br />
damit ist sie ist die älteste urkundlich<br />
erwähnte Brauerei im Südwesten.<br />
Seit 1757 ist sie im Besitz der Familie<br />
Zimmermann. Damals heiratete Cyriakus<br />
Zimmermann, geboren 1726 in Mühlhausen<br />
bei Wiesensteig, Maria Anna, die<br />
Tochter des 1756 verstorbenen Wirts Anton<br />
Weber. Heute gehört das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
aus Ehingen-Berg zu den mittelgroßen<br />
Brauereien mit einer Produktion<br />
zwischen 50.000 und 100.000<br />
Hektolitern. Vier Fünftel ihres Absatzes<br />
vertreibt die Brauerei über den Getränkefachgroßhandel.<br />
In der Brauerei sind 34,<br />
in der Gaststätte 14 Mitarbeiter fest beschäftigt.<br />
Hinzu kommen zu Saisonzeiten<br />
jeweils rund 20 Aushilfen. 1981 führte die<br />
Brauerei drei ganzjährige und zwei saisonale<br />
Biersorten, heute sind es 8 ganzjährige<br />
und sieben saisonale. Jährlicher Höhepunkt<br />
ist das Ulrichsfest, das Kirchenpatrozinium<br />
des Hl. Ulrich, das dieses<br />
Jahr vom 8. bis 11. <strong>Juli</strong> gefeiert wird.<br />
Zahlen zum Biermarkt: 1976 tranken die<br />
Deutschen im Durchschnitt 151 Liter Bier,<br />
2015 noch 106 Liter. Die Zahl der Brauereien<br />
steigt zwar seit Jahren, auf aktuell<br />
1388, die Hälfte sind Kleinstbrauereien.<br />
hauskette stellten wir übrigens fest, dass mehr als die<br />
Hälfte der Käufer uns treu blieben und die Absatzstelle<br />
wechselten.<br />
Wie sieht Ihre Strategie für die nächsten Jahre aus?<br />
Strategie heißt für mich, geradlinig zu bleiben, auch<br />
wenn es anstrengend wird. Genauso essenziell ist es,<br />
dass wir weiterhin zuhören – Mitarbeitern, Kunden<br />
und Biertrinkern.<br />
Sie haben Ihre Brauereigaststätte aufwendig umgebaut.<br />
Was hat sich dadurch verändert?<br />
Das liebgewonnene Traditionelle haben wir durch pfiffig<br />
Modernes ergänzt. Wir stellen Bier mehr in den Vor-<br />
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17
[titelthema] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Brauereiwirtschaft ist der<br />
erste Schritt zum Kennenlernen.<br />
„Zwei unserer Gaststätten-Mitarbeiterinnen<br />
sind<br />
Biersommeliers und können<br />
viel über Bier erzählen.“<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
LARS SCHWERDTFEGER<br />
dergrund durch viele Informationen, die in die Einrichtung<br />
eingearbeitet wurden. Wir betreiben inzwischen<br />
einen Shop – bei uns heißt das freilich Lädele, in dem<br />
viele Geschenkideen zum Bier angeboten werden. Und<br />
einen Bierkeller, in dem Gäste denen unser Bier bei der<br />
Einkehr geschmeckt hat zu Getränkemarktpreisen unsere<br />
Bierspezialitäten in allen Flaschenformen, Sixpack,<br />
Kiste und sogar im Holzfass mitnehmen können.<br />
Damit gewinnen wir neue Kunden und stärken den<br />
Abverkauf in den Getränkemärkten.<br />
Aber es gab auch Skeptiker.<br />
Mancher einer von denen kam nach dem Umbau zu<br />
uns und sagte: Toll, wie Sie den Raum weiterentwickelt<br />
haben. Vorher war die Brauereigaststätte ein typisches<br />
Speiselokal auf dem Dorf. Die Leute kamen zum Essen.<br />
Die rustikalen Räumlichkeiten sprachen die 20- bis<br />
40-Jährigen kaum an. Heute treffen sich hier Menschen<br />
jeden Alters. An manchen Tagen sitzen Jung und Alt<br />
zusammen am Tisch.<br />
Wie wichtig ist die Brauereigaststätte für die Außendarstellung?<br />
Sehr. Hier öffnen wir uns und laden den Kunden ein,<br />
hinter die Mauern zu schauen. Es zählt nicht, was wir<br />
in Prospekten schreiben, sondern das Bild, das sich jeder<br />
selbst von uns macht. Ein Besuch in der Brauereiwirtschaft<br />
ist der erste Schritt zum Kennenlernen. Zwei<br />
unserer Gaststätten-Mitarbeiterinnen sind Biersommeliers.<br />
Insgesamt haben sechs Damen im Betrieb die<br />
Ausbildung. Unser Team kann einiges über Bier erzählen.<br />
Gleichzeitig sind wir durch die Gaststätte nah am<br />
Kunden. Die Mitarbeiterinnen bringen Themen und<br />
Ideen aus der Wirtschaft in unsere Besprechungen mit.<br />
Manches setzen wir um.<br />
Welche Rolle spielt Ihr Brauerei-Museum?<br />
Für die Stadt Ehingen ist das Museum ein Mosaikstein<br />
für den Tourismus in der Bierkulturstadt. Ich sehe mich<br />
als Ehinger und Brauer in der freudigen Pflicht, einen<br />
Beitrag zu leisten. Es gibt aber einen zweiten Aspekt.<br />
Welcher ist das?<br />
Wenn wir mit dem Museum sichtbar machen können,<br />
dass alte Gärtechniken nicht nur ein nostalgischer<br />
Rückblick sind, sondern wie wir sie auf die heutige Zeit<br />
übertragen – etwa in der Obergärung für Hefe-Weizen<br />
– dann ist das ein Erfolg.<br />
Was lieben Sie an Ihrem Beruf am meisten?<br />
Das Natürliche – der Weg vom kleinen Gerstenkorn<br />
zum würzigen Bier. Ich liebe es zu sehen, mit welchem<br />
Herzblut unsere Brauer ihr Bier herstellen. Wenn sie<br />
mir zum Beispiel vorführen, wie etwas riecht und meine<br />
Rückmeldung wollen, ist das toll. Auch der Kontakt<br />
zur Landwirtschaft macht Spaß. Dazu gehört die Erzeugergemeinschaft<br />
Albkorn, die ein spezielles Anbaukonzept<br />
verfolgt.<br />
Was ist das Besondere?<br />
Zum Beispiel gibt es auf jedem Feld einen Blütenstreifen.<br />
Nicht wegen der Optik, sondern für die Insekten,<br />
die den Acker durchwandern. Ich bin bei Feldbegehungen<br />
oder technischen Aufgaben dabei. Täglich zu beobachten,<br />
wie aus dem, was die Natur uns gibt, ein Bier<br />
wird, sehe ich als Privileg. [!]<br />
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48,26 cm (19“)-Leichtmetallräder, Ford SYNC 2 mit<br />
Touchscreen, Intelligenter Allradantrieb (AWD), Pre-<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Collision-Assist, Klimaanlage mit automatischer<br />
Temperaturkontrolle, Geschwindigkeitsregelanlage<br />
Günstig mit der monatl.<br />
Kraftstoffverbrauch<br />
Ford Full-Service-Leasingrate<br />
(in l/100 km<br />
von<br />
nach VO (EG) 715/2007<br />
und € VO (EG) 692/2008 in der 1,2,3,4 jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford 429,- Edge: 6,4 (innerorts), netto 5,4 (außerorts), 5,8 (kombiniert);<br />
CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
510,51 brutto)<br />
(<br />
€<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Edge: 6,4 (innerorts), 5,4 (außerorts), 5,8 (kombiniert);<br />
CO 2<br />
-Emissionen: 149 g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Schwabengarage GmbH<br />
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />
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Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
1<br />
Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 36.050,42 netto (€ 42.900,00<br />
brutto), inkl. € 831,93 netto (€ 990,00 brutto) Überführungskosten. 2 Ford<br />
Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529<br />
Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.07.<strong>2016</strong> und nur für<br />
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3<br />
Das Technik-Service-Paket enthält Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie<br />
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brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45000 km<br />
1<br />
Gesamtlaufleistung.<br />
Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 36.050,42 netto (€ 42.900,00<br />
brutto), inkl. € 831,93 netto (€ 990,00 brutto) Überführungskosten. 2 Ford<br />
Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529<br />
Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.07.<strong>2016</strong> und nur für<br />
19
[finanzieren] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein gutes Werk mit Tücken<br />
Viele Unternehmer wollen, dass ihr Lebenswerk auch nach ihrem Tod erhalten bleibt – und etwas Neues<br />
schaffen. Eine Stiftung ist eine Möglichkeit dazu. Doch zur Regelung der Nachfolge eignet sie sich nur bedingt.<br />
Und auch Streit mit potenziellen Erben lässt sich mit ihr nicht vermeiden.<br />
Tue Gutes und schaffe eine dauerhaft gute Lösung – so ähnlich<br />
wird es sich vielleicht Heinrich Grieshaber gedacht haben,<br />
als er vor zwei Jahren zusammen mit seiner Frau Gabriele<br />
eine Stiftung gegründet hat. In dieser Stiftung hat der Präsident<br />
der IHK Bodensee-Oberschwaben alle Anteile seiner Speditionsfirma<br />
in Weingarten eingebracht, um die Unternehmensnachfolge zu<br />
regeln. So will er sicherstellen, dass die Unternehmenskultur fortgeführt<br />
wird und die mehr als 500 Mitarbeiter an sieben Standorten Sicherheit<br />
für ihre Zukunft haben. Ein Verkauf ist damit vom Tisch. „Bei<br />
der Nachfolge war es uns ein Anliegen, dass die Firma in der jetzigen<br />
Form weitergeführt wird.“ So begründete Heinrich Grieshaber seine<br />
Entscheidung bei der Gründung der Stiftung. „Deshalb kam ein Verkauf<br />
des Unternehmens, trotz attraktiver Angebote, nicht in Frage.“<br />
Mit dem Aufbau eines Stiftungsmodells<br />
sorgt der Unternehmer gleichzeitig dafür,<br />
dass sein soziales Engagement auch nach<br />
seinem Tod fortgeführt wird. Denn nach<br />
dem Willen des Unternehmerehepaares<br />
fließen der „Heinrich und Gabriele Grieshaber<br />
Stiftung“ alle Unternehmenserträge<br />
aus dem operativen Geschäft zu, um damit<br />
Kinder und Jugendliche zu fördern sowie<br />
Mitarbeiter in Not zu unterstützen.<br />
Mit seiner Idee ist Grieshaber nicht allein.<br />
Stiften liegt im Trend. 583 rechtsfähige Stiftungen<br />
bürgerlichen Rechts sind nach An-<br />
Michael Göring.<br />
Verbandschef<br />
gaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen<br />
im vergangenen Jahr neu errichtet worden. Damit hat die Zahl<br />
der Stiftungen in Deutschland die Marke von 21.000 deutlich übersprungen.<br />
„Jede Woche gibt es elf neue Stiftungen – das ist eine gute<br />
Nachricht aus der Zivilgesellschaft“, sagt Michael Göring, Vorstandsvorsitzender<br />
des Bundesverbandes.<br />
GESETZGEBER BLEIBT VAGE<br />
Interessant dabei ist, dass sich der Gesetzgeber darüber ausschweigt,<br />
was genau eine Stiftung ist. Ganz allgemein gelten Stiftungen als Institutionen,<br />
die mit Hilfe eines Vermögens, das der Stifter mit der Gründung<br />
einbringt, einen bestimmten Zweck verfolgen – und zwar auf<br />
Dauer. Damit das Vermögen nicht irgendwann aufgebraucht und die<br />
Stiftung ohne Mittel dasteht, dürfen nur die erzielten Erträge für den<br />
Stiftungszweck verwendet werden.<br />
Eine Stiftung ist wie eine Pflanze, die gegossen werden muss. Der Stiftungsvorstand<br />
darf nur die erzielten Erträge für den Stiftungszweck einsetzen.<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[finanzieren]<br />
Theoretisch können Stiftungen für jeden legalen Zweck und in verschiedenen<br />
rechtlichen Varianten eingerichtet werden. Weit über 90<br />
Prozent sind jedoch als gemeinnützige Stiftung eingetragen. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass die Stiftung karitative, soziale oder gemeinnützige<br />
Zwecke verfolgt. Daneben gibt es in größerer Zahl Familienstiftungen.<br />
Ihr Zweck ist es, entweder ganz oder teilweise eines oder<br />
mehrere Familienmitglieder des Stifters aus den Erträgen des Stiftungsvermögens<br />
zu versorgen.<br />
Dass ein Stifter so wie der Unternehmer Grieshaber mit der Gründung<br />
die Nachfolge regeln will, kommt vor, ist allerdings eher die Ausnahme.<br />
Das geht aus der im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des<br />
Bundesverbandes Stiftungen hervor. Darin gaben nur 8,1 Prozent der<br />
Befragten an, dass sie vor allem zu diesen Zweck eine Stiftung gegründet<br />
haben. Etwa jeweils 30 Prozent wollten eine Rechtsform mit einem<br />
positiven Image wählen oder es spielten steuerliche Motive eine Rolle.<br />
ERBSCHAFTSSTEUER KANN ENTFALLEN<br />
„Das Vorurteil, dass Stiftungen eine Art Steuersparmodell sind, hält<br />
sich hartnäckig“, sagt Ulf Mücke, Fachanwalt für Steuerrecht und Stiftungsexperte<br />
bei der Schweizer Großbank UBS. Doch pauschal stimmt<br />
das nicht. „Eine Familienstiftung oder eine Unternehmensstiftung etwa<br />
genießen keinerlei steuerliche Begünstigungen“, stellt Brun-Hagen<br />
Hennerkes, Vorsitzender des Vorstands Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />
dazu fest. Der Vorteil einer gemeinnützigen Stiftung ist allerdings,<br />
dass bei der Vermögensübertragung keine Erbschaftssteuer anfällt.<br />
„Dadurch wird die Liquidität des Unternehmens geschont“,<br />
erläutert der Göppinger IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.<br />
Von der Besteuerung befreit sind Stiftungen nur, wenn sie gemeinnützige<br />
Zwecke verfolgen. Dabei schreiben die Gesetze dem Stiftungsvorstand<br />
vor, darauf zu achten, dass aus den Erträgen auch die laufenden<br />
Verwaltungskosten gedeckt werden. Und er muss einen Teil wiederanlegen,<br />
damit das Vermögen in seinem realen Wert erhalten bleibt.<br />
Die Stifter selbst können darüber hinaus alle zehn Jahre eine Million<br />
Euro – bei zusammen veranlagten Ehepaaren sind es zwei Millionen<br />
Euro – als Gründungskosten von der Einkommensteuer absetzen.<br />
Spenden an eine gemeinnützige Stiftung sind ebenfalls abzugsfähig.<br />
Aber das sind Spenden zum Beispiel an gemeinnützige Vereine auch.<br />
In jedem Fall sollten Unternehmer genau prüfen, ob die Gründung<br />
Stiftungsgründer aus Weingarten: Heinrich und Gabriele Grieshaber.<br />
einer Stiftung zu ihren Absichten passt. „Es<br />
gibt einige Möglichkeiten, die Unternehmensnachfolge<br />
neben der klassischen Erbfolge<br />
durch Gründung einer juristischen<br />
Person zu regeln– etwa mit einer gemeinnützigen<br />
GmbH oder einer kleinen Aktiengesellschaft“,<br />
sagt IHK-Experte Imgart. „Eine<br />
Stiftung ermöglicht es allerdings dem<br />
Eigentümer, die Firma langfristig zu sichern,<br />
weil eine Zersplitterung im Zuge der<br />
Erbregelung, eine Zerlegung oder der Verkauf<br />
als Ganzes nicht mehr möglich ist.“<br />
Der Grund hierfür: Eine Stiftung hat keine<br />
IHK-Geschäftsführer<br />
Gernot Imgart.<br />
Eigentümer. Sie gehört sich selbst und unterliegt nur der Stiftungsaufsicht.<br />
Der Stiftungsrat übernimmt die Steuerung, ein Vorstand führt<br />
die Geschäfte „Durch diese Konstruktion können die potenziellen Erben<br />
später eine Stiftung nicht auflösen“, erläutert Mücke. „Dieser Umstand<br />
ist vielen Stiftern wichtig, weil sie ihr Lebenswerk sichern und<br />
verhindern wollen, dass die Erben später die Hand auf das Vermögen<br />
21
[finanzieren] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulf Mücke von der<br />
Schweizer Großbank UBS.<br />
legen.“ Dieser Punkt sollte nicht gering geschätzt<br />
werden, denn Streitigkeiten und<br />
Machtkämpfe unter Erben kommen auch<br />
in den besten Familien vor, das hat jüngst<br />
das Beispiel des Albrecht-Clans gezeigt.<br />
STREIT VERMEIDEN<br />
Ein Fallstrick sind dabei vor allem Pflichtteilsansprüche,<br />
die die Erben unter Umständen<br />
vor Gericht einklagen. Für den<br />
Stifter kann das zu einem echten Problem<br />
werden, weil die Stiftung, wenn<br />
sie einmal steht, für die Auszahlung<br />
der eingeklagten Erbansprüche nicht zuständig ist.<br />
„Viele potenzielle Gründer wollen eine Stiftung gründen,<br />
damit sich die Erben nicht streiten“, sagt Mücke.<br />
„Wir erklären ihnen dann, dass sie das Problem<br />
damit nicht lösen, sondern besser<br />
vorher miteinander sprechen. Ein Testamentsvollstrecker<br />
ist in diesem Fall<br />
meist die bessere Lösung, denn er<br />
kann individuelle Einzellösungen<br />
finden und im Fall des Falles auch<br />
einzelne Erben auszahlen.“ Der<br />
Vorteil einer Stiftung liege darin,<br />
dass ein Unternehmen<br />
selbst dann fortgeführt werde,<br />
„wenn keine Nachfolger<br />
aus der eigenen Familie vorhanden<br />
sind“, ergänzt Hennerkes.<br />
„Dies ist für viele Familien<strong>unternehmen</strong><br />
oftmals die weit bessere Lösung<br />
als ein Verkauf, was zum<br />
Beispiel das Schicksal des vor<br />
einigen Jahren verkauften Traditions<strong>unternehmen</strong><br />
Geislinger<br />
WMF gezeigt hat.“<br />
Doch der Preis für diese Art der Sicherheit<br />
ist vergleichsweise hoch. „Die Einbringung<br />
von Vermögen in eine Stiftung ist im Regelfall<br />
unwiderruflich. Der Stifter verliert<br />
dauerhaft sein Eigentum am Unternehmen“,<br />
hebt Hennerkes hervor. Die Vermögensübertragung<br />
findet rechtlich für immer statt.<br />
Die Regelungen der Abgabenordnung<br />
sehen lediglich vor, dass der Stifter sich selbst und seinen<br />
Angehörigen eine ganz kleine Apanage zahlen darf. Doch das<br />
entspricht im Kern nicht dem Wesen einer Stiftung. „Jedem potenziellen<br />
Stifter muss wirklich klar sein: Das Vermögen ist weg und ich bekomme<br />
das Geld nie wieder“, warnt Mücke. Der Stifter sollte also bereit<br />
für diesen Schritt sein und sich im Vorfeld überlegt haben, wie viel<br />
Vermögen er zurückhalten muss, damit er selbst und bis zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt auch seine Nachkommen und Angehörigen<br />
versorgt sind. „Das erfordert eine gründliche Vermögensplanung<br />
vor der Gründung. Der Unternehmer muss sich am besten mit<br />
Hilfe seines Bankers ausrechnen, welchen Betrag er und seine<br />
Familie benötigen plus Puffer, um abgesichert zu sein“,<br />
empfiehlt der UBS-Experte. Seiner Erfahrung nach ist<br />
oft dieser Punkt eine Art Weckruf für Unternehmer.<br />
„Ich habe es häufig erlebt, dass Mittelständler<br />
wieder Abstand von dem Gedanken nehmen,<br />
eine Stiftung zu gründen, wenn sie das<br />
Konzept genau verstanden haben.“<br />
Dazu haben Unternehmer, die mit<br />
einer Stiftung ihre Nachfolge regeln<br />
wollen, ihr eigentliches Problem<br />
nicht geklärt: nämlich<br />
die Nachfolge in der Geschäftsführung<br />
des Unternehmens<br />
selbst. Der Eigentümer<br />
steht<br />
weiterhin vor der Aufgabe,<br />
für das Unternehmen<br />
eine oder mehrere<br />
Personen zu suchen,<br />
die sein Unternehmen<br />
erfolgreich weiterführen,<br />
wenn er sich selbst<br />
etwa aus Altersgründen<br />
aus dem Tagesgeschäft<br />
zurückzieht. „Zwar kann<br />
die Stiftung die Anteile dauerhaft<br />
als Anteilseigner übernehmen,<br />
es ist aber nicht ihre Aufgabe,<br />
das Unternehmen operativ zu führen“,<br />
sagt Imgart.<br />
Heinrich Grieshaber hat bereits angekündigt,<br />
dass er und seine Frau sich spätestens<br />
2019 aus dem operativen Tagesgeschäft<br />
in den Aufsichts- und Stiftungsrat<br />
zurück-<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[finanzieren]<br />
ziehen werden. Von dort aus kann der Spediteur mitbestimmen, wem<br />
das Tagesgeschäft nach seinem Rückzug in die Hände gelegt wird. Viele<br />
Stifter führen alternativ auch zunächst als Vorstand die Geschäfte<br />
der Stiftung. Weil sie dies meist ohne Gehalt tun, spart die Stiftung<br />
zunächst Kosten. „Die Stifter vergessen aber häufig, dass sie auch für<br />
diese Funktion einen Nachfolger finden müssen, der sich dann weiter<br />
kostenlos engagiert“, erzählt Mücke.<br />
WETTBEWERB UM SPENDENGELDER<br />
„Viele Unternehmer kommen dann ins Grübeln, weil sie merken, dass<br />
das Stiftungsvermögen nicht dazu reicht, einen externen Stiftungsvorstand<br />
angemessen zu entlohnen“, sagt Mücke. Häufig stellten sie dann<br />
auch fest, dass sich mit den Erträgen aus einer Million Stiftungskapital<br />
gar nicht alles bezahlenlasse, was sie selbst zu Lebzeiten noch kostenlos<br />
an Arbeit übernehmen würden.<br />
Jeder Stifter sollte sich daher gut überlegen, wie viel Vermögen seine<br />
Stiftung braucht, um dauerhaft die laufenden Kosten zu decken und<br />
genug Geld übrig zu haben, um den Stiftungszweck zu verfolgen.<br />
„Wichtig ist auch, die Satzung so sauber aufzusetzen, dass die Stiftung<br />
die Chance hat, erfolgreich zu agieren“, empfiehlt Mücke. „Denn sie<br />
muss sich ja durchsetzen gegenüber anderen Stiftungen, weil sie häufig<br />
darauf angewiesen ist, weitere Spendengelder einzusammeln.“ Dazu<br />
kommt, dass die niedrigen Zinsen die Kapitalerträge schmälern.<br />
Zunächst planen und beraten lassen,<br />
dann erst stiften<br />
Bei der Gründung einer Stiftung gilt es im Vorfeld viele Dinge<br />
genau zu planen – etwa den Stiftungszweck – und die Transaktion<br />
rechtlich sauber umzusetzen. Ohne die Hilfe von Fachleuten<br />
wie etwa einem auf das Stiftungsrecht spezialisierten<br />
Fachanwalt ist die Gefahr groß, entscheidende Fehler zu machen.<br />
In Baden-Württemberg haben kleine und mittlere Unternehmen<br />
die Möglichkeit, eine Beratungsförderung etwa über<br />
die RKW, eine Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft (rkw-bw.<br />
de), in Anspruch zu nehmen. Die Landesförderung unterstützt<br />
bis zu 50 Prozent der Beratungskosten durch einen Zuschuss.<br />
Große Beratungskompetenz in Sachen Nachfolgeregelung haben<br />
zudem viele IHKs im Land. Die IHK Stuttgart zum Beispiel<br />
stellt spezielle Nachfolgemoderatoren. <br />
TL<br />
Eine Änderung der Satzung – etwa um den Stiftungszweck zu erweitern<br />
–, ist zwar grundsätzlich möglich, muss aber durch die Stiftungsaufsicht<br />
genehmigt werden. Auch hier zahlt sich nach den Worten<br />
Mückes gute Planung aus. „Bei der Genehmigung ist es nicht wichtig,<br />
was der Stifter heute denkt, sondern was er gedacht hat, als er die Stiftung<br />
errichtet hat.“ [!] <br />
THOMAS LUTHER<br />
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Zuwendungen an die Stiftung Sparkasse Ulm sind über<br />
das Konto Nr. 31 31 bei der Sparkasse Ulm möglich.<br />
23<br />
Eine Initiative der Sparkasse Ulm
Matthias (links) und Frank Weigele<br />
führen den Uhinger Werkzeugbauer<br />
EWS. Sie engagieren<br />
sich sozial und im Sportsponsoring.<br />
Fotos: Giacinto Carlucci.<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
Die „Hölle Süd“<br />
lockt Mitarbeiter an<br />
Der Werkzeugmaschinenbauer EWS wächst rasant und tut viel für seine<br />
Beschäftigten. Seitdem das Familien<strong>unternehmen</strong> den Handball-Bundesligisten<br />
Frisch Auf Göppingen sponsert, ist Fachkräftemangel kein Thema mehr.<br />
Die Firma EWS ist in aller Munde. Im<br />
übertragenen Sinn, aber auch buchstäblich,<br />
denn eine Wurst trägt ihren<br />
Namen. Wenn Handball-Bundesligist Frisch<br />
Auf Göppingen in der „Hölle Süd“ auf Torejagd<br />
geht, gibt es für die Fans zur Stärkung<br />
„EWS-Rote“. Der Uhinger Werkzeugbauspezialist<br />
ist seit acht Jahren Namenspatron der<br />
altehrwürdigen, früheren Hohenstaufenhalle,<br />
die jetzt EWS-Arena heißt.<br />
Sieben weitere Jahre kommen hinzu. Für das<br />
Sponsoring Geld in die Hand zu nehmen, sei<br />
ein kluger Schachzug gewesen, sind sich die<br />
Geschäftsführer Matthias und Frank Weigele<br />
einig. Die Begeisterung für den Handball habe<br />
bei der Entscheidung eine untergeordnete<br />
Rolle gespielt, unterstreichen die Brüder. Vielmehr<br />
sei es um strategisches Marketing, ja in<br />
erster Linie um Mitarbeitergewinnung, gegangen,<br />
sagt Matthias Weigele. „Das ist voll<br />
aufgegangen.“ Der Bekanntheitsgrad sei<br />
enorm gestiegen, regelmäßig flattern dem international<br />
tätigen Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Initiativbewerbungen auf den Tisch. Wenn<br />
Frisch Auf wie vor wenigen Wochen dann<br />
noch den Europapokal gewinnt, „wird man<br />
noch ein, zwei Mal mehr angesprochen“,<br />
meint Frank Weigele. Zudem treiben Kinder<br />
und Jugendliche Schulsport in der EWS-Arena<br />
und kämen dadurch frühzeitig mit dem<br />
Präzisionswerkzeugbauer in Kontakt.<br />
500-EURO-GUTSCHEINE<br />
Der viel zitierte Fachkräftemangel ist bei den<br />
Weigeles also kaum ein Thema. Auch sonst<br />
läuft es in der Ideenschmiede aus dem Filstal<br />
rund: Aus einem Drei-Mann-Betrieb wurde in<br />
56 Jahren ein Global Player mit Tochter<strong>unternehmen</strong><br />
in den USA, Südkorea, Russland und<br />
China. Das EWS-Vertriebs- und Servicecenter<br />
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25
[machen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
in Taicang wurde im vergangenen Jahr eröffnet.<br />
„China ist ein wichtiger Markt, da müssen<br />
wir vor Ort sein“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer<br />
Matthias Weigele – auch wenn<br />
das Beackern dieses Marktes sehr zeitaufwändig<br />
sei. Das Russland-Geschäft macht dem Betrieb<br />
zu schaffen: „Wir haben wegen der Sanktionen<br />
unseren Service zurückgezogen. Das<br />
ist zu gefährlich“, sagt der 51-Jährige. Seiner<br />
Ansicht nach geht die Politik mit diesem Thema<br />
„zu lax“ um. „Die Globalisierung ist super,<br />
aber man muss halt aufpassen.“<br />
Auch wenn EWS durch die Russland-Sanktionen<br />
Geschäfte durch die Lappen geht, ins Trudeln<br />
gerät der Hersteller von hochkomplexen<br />
Werkzeugsystemen für Werkzeugmaschinen<br />
nicht: „Wir machen 60 Prozent unseres Umsatzes<br />
in Deutschland, hauptsächlich in Baden-Württemberg<br />
und Bayern“, sagt Matthias<br />
Weigele. Er und sein Bruder lassen keinen<br />
Zweifel aufkommen, dass die innovative Firma<br />
EWS (Ernst Weigele & Söhne) in Uhingen<br />
am richtigen Platz ist: Hier haben sie 2012 einen<br />
Erweiterungsbau eröffnet, der viel Platz<br />
für Forschung und Entwicklung, aber auch<br />
Montage und Konstruktion bietet.<br />
Am Stammsitz in Uhingen sind 220 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, darunter etwa 20 Auszubildende,<br />
die später als Eigengewächse nicht nur<br />
einen festen Arbeitsplatz, sondern auch Aufstiegschancen<br />
haben. „Unsere Mitarbeiter liegen<br />
uns sehr am Herzen“, unterstreichen die<br />
Chefs. Daher scheuen sie keine Kosten und<br />
Mühen für betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />
Mit 500-Euro-Gutscheinen können<br />
sich die Beschäftigten eine Massage gönnen,<br />
zum Rückentraining oder zum<br />
Heilpraktiker gehen. Das Ergebnis: Die Fehlzeiten<br />
durch Krankheiten haben sich halbiert.<br />
Sie selbst gehen mit gutem Beispiel voran und<br />
fahren mit dem Fahrrad ins Geschäft.<br />
Vom Drei-Mann-Betrieb zum Global Player<br />
Die Getriebe-Gehäuse werden vollautomatisch bearbeitet und liegen – in Reih und Glied – zum<br />
Transport bereit.<br />
Der Familienbetrieb wurde 1960 von<br />
Matthias Weigeles Vater Gerhard als Drei-<br />
Mann-Betrieb gegründet. Mit im Boot saßen<br />
Gerhard Weigeles Bruder Karl und<br />
deren Vater Ernst. Der kleine Köngener<br />
Betrieb im Kreis Esslingen war Zulieferer<br />
für hydraulische Komponenten und stellte<br />
Laborapparaturen her. 1970 brachte er<br />
die erste CNC-Drehmaschine auf den<br />
Markt. Für die Ideenschmiede begann eine<br />
neue Ära: Das Unternehmen spezialisierte<br />
sich auf die Herstellung von Werkzeughaltern<br />
für solche CNC-gesteuerten<br />
Drehmaschinen. Die Erfolgsgeschichte<br />
begann: In Uhingen im Kreis Göppingen<br />
fand die Firma in der Siemensstraße ein<br />
neues Zuhause und wuchs und wuchs, sodass<br />
im Jahr 2000 der Umzug in größere<br />
„FRÜHER UNDENKBAR“<br />
Was ist das Erfolgsrezept dieses Betriebs, dessen<br />
Wachstum sich die Brüder nicht in den<br />
kühnsten Träumen vorgestellt haben? Zum<br />
einen sind sie durch und durch Optimisten<br />
und immer am Puls der Zeit. Veränderungen<br />
sind keine Schwierigkeiten, „sondern interessant<br />
und spannend“. So wie das Schlagwort<br />
Industrie 4.0, das die Verzahnung der industriellen<br />
Produktion mit modernster Informations-<br />
und Kommunikationstechnik bezeichnet.<br />
„Wir stellen uns darauf ein und orientieren<br />
uns an den Marktanforderungen“, sagt Matthias<br />
Weigele – wohlwissend, dass dieses Thema<br />
eine ungeheure Dynamik entwickelt und<br />
sie und ihre Mitarbeiter fordern wird. Im Gegenzug<br />
zeichne sich ein Trend ab, der vor einigen<br />
Jahren noch undenkbar gewesen wäre:<br />
Firmen ihrer Größe und Sparte kooperieren<br />
verstärkt miteinander. „Die Werkzeugmacher<br />
sind da in Richtung Winzer gegangen“, meint<br />
Frank Weigele (54), der als technischer Geschäftsführer<br />
der EWS vorsteht. So wie die<br />
Weinbauer sich schon lange austauschten, sei<br />
es auch in ihrer Branche mehr und mehr üblich.<br />
„Jeder hat Stärken und Schwächen. Man<br />
kann und muss nicht alles selbst machen“,<br />
erklären die Brüder diesen Wandel.<br />
Was bleibt, ist die Firmenphilosophie: Die<br />
Weigeles schauen nicht nur auf den Gewinn,<br />
sondern sind seit langem für ihr soziales Engagement<br />
bekannt. Mit ihrem Sponsoring für<br />
Gebäude am heutigen Standort in der<br />
Maybachstraße nötig wurde. „Die neue<br />
Technologie war sehr gefragt, wir konnten<br />
eine relativ rasche Entwicklung verzeichnen“,<br />
blickt Geschäftsführer Matthias<br />
Weigele zurück, der 1995 zusammen mit<br />
seinem Bruder Frank in die Firma einstieg.<br />
Am Anfang teilten sich die beiden Brüder<br />
und ihr Vater ein kleines Büro. Heute beschäftigt<br />
die EWS rund 400 Mitarbeiter –<br />
davon 220 im Uhinger Stammhaus und<br />
hat Tochter<strong>unternehmen</strong> in den USA,<br />
Südkorea, China und Russland. Seit 2009<br />
ist der Werkzeugbauspezialist Namenspatron<br />
der Göppinger Handball-Arena. Dort<br />
geht der Bundesligist und frisch gebackener<br />
Europapokalsieger Frisch Auf Göppingen<br />
auf Torejagd. <br />
SU<br />
die EWS-Arena wollen sie nicht nur dazu beitragen,<br />
dass junge Menschen Sport treiben<br />
können. Matthias Weigele hat zudem ein<br />
Herz für Kinder, mit denen es das Schicksal<br />
nicht gut gemeint hat: Der EWS-Chef ist stellvertretender<br />
Vorsitzender des Vereins „Heart<br />
for Children Deutschland“, der sich für Aids-<br />
Waisen in Uganda stark macht. Dabei krempelt<br />
er selbst vor Ort die Ärmel hoch und packte<br />
zum Beispiel beim Bau eines Schulgebäudes<br />
mit an. Das war 2010, als die deutsche Wirtschaft<br />
schwer zu kämpfen hatte. „Aber wenn<br />
Sie in die leuchtenden Augen der Kinder<br />
schauen, wird die Wirtschaftskrise relativ“,<br />
sagte Matthias Weigele damals. Etwa alle eineinhalb<br />
Jahre fliegt er nach Afrika, um dieses<br />
Leuchten zu sehen und mit nach Hause zu<br />
nehmen. [!] SUSANN SCHÖNFELDER<br />
26
Anzeige<br />
Die Zukunft in sicheren Händen<br />
Erfolgreich in der dritten Generation:<br />
Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Unruh, Johne und Partner<br />
Die Führungsriege der Steuerberater- und<br />
Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Unruh, Johne und<br />
Partner hat Zuwachs bekommen.<br />
Der Blick in die Zukunft gehört zum Erfolg! Bei<br />
der Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-<br />
Kanzlei Unruh, Johne und Partner weiß man<br />
das. Denn ein Teil des täglichen Kerngeschäfts<br />
der Neu-Ulmer Steuer- und Wirtschaftsspezialisten<br />
ist es, ihre Mandanten bei Zukunfts- und<br />
Nachfolgeplanungen ihrer Unternehmen sowie<br />
bei An- und Verkaufsgeschäften zu beraten. Da<br />
ist Weitblick und Klarsicht gefragt. Den haben<br />
die erfahrenen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
von jeher auch bei ihrer eigenen Unternehmensnachfolge<br />
bewiesen – und gerade<br />
wieder einen neuen Schritt zur Zukunftssicherung<br />
getan.<br />
Dritte Generation steigt ein<br />
Mit <strong>Juli</strong>a Erne (Steuerberaterin) und Florian<br />
Baier (Diplom-Betriebswirt (FH), Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer) sind zum Jahresbeginn<br />
<strong>2016</strong> zwei hochqualifizierte Mitarbeiter in<br />
den Gesellschafterkreis von Unruh, Johne und<br />
Partner eingestiegen. Sie bilden bereits die<br />
dritte Gesellschafter-Generation und sichern<br />
so die langfristige Zukunft des etablierten Unternehmens,<br />
das mit etwa 40 Mitarbeitern zu<br />
den führenden Kanzleien in der Region Ulm/<br />
Neu-Ulm gehört. Gleichzeitig ist mit dem Drei-<br />
Generationen-Konzept auch eine altersgemäße,<br />
vertrauensvolle Ansprache aller Mandanten<br />
gewährleistet.<br />
Bald 40 Jahre Weitblick<br />
1978 gründete der damals 31-jährige Diplom-<br />
Kaufmann Reinhold Unruh seine eigene Kanzlei<br />
als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Mit<br />
dem Einstieg von Diplom-Kaufmann Dietmar<br />
Johne, ebenfalls Steuerberater und Wirtschaftsprüfer,<br />
war 1983 der Grundstein für eine<br />
partnerschaftlich arbeitende Kanzlei gelegt.<br />
Bereits zehn Jahre später leiteten die beiden<br />
Unternehmenspartner erste Schritte für ihre<br />
Hartmut Häußler, Dietmar Johne, Günter Augustin, Reinhold Unruh, Manfred Weydmann<br />
Fotos: Lukas Hofstätter<br />
langfristige Nachfolge und den Erhalt der weist die Kanzlei Verantwortungsbewusstsein,<br />
Kanzlei ein: Günter Augustin (Diplom-Kaufmann,<br />
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer) Sachverstand beim Thema Unternehmens-<br />
Vertrauenswürdigkeit und nicht zuletzt hohen<br />
und Hartmut Häußler (Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />
(FH) und Steuerberater) ergänzen seit doppelt zugute!<br />
nachfolge. Der kommt den Mandanten nun<br />
1992 in zweiter Generation die Führungsriege.<br />
Sie erhielten im Jahr 2011 weitere Verstärkung<br />
von Manfred Weydmann (Diplom-Betriebswirt<br />
(FH), Steuerberater und Wirtschaftsprüfer).<br />
Planungssicherheit für Mandanten<br />
Vorausschauend und unternehmerisch klug,<br />
haben Reinhold Unruh und Dietmar Johne ihre<br />
Unternehmensweichen gelegt. Was den „Gründungsvätern“<br />
persönlich nun mehr Freiheiten<br />
Florian Baier<br />
und einen teilweisen Rückzug aus dem aktiven<br />
Berufsleben ermöglicht, bedeutet für die bestehenden<br />
und künftigen Mandanten von Unruh,<br />
Johne und Partner vor allem Planungssicherheit.<br />
Denn die anspruchsvollen Beratungstätigkeiten<br />
der Kanzlei setzen neben<br />
hoher Fachkompetenz auch Kontinuität und<br />
Verlässlichkeit voraus. Mit der jüngsten Entscheidung,<br />
bereits jetzt die dritte Partner-Generation<br />
ins Führungsensemble zu holen, be-<br />
<strong>Juli</strong>a Erne<br />
27 41
Kostbarer<br />
Kunststoff<br />
Das Image von Plastik ist schlecht, dabei ist es einer der umweltfreundlichsten<br />
Rohstoffe, sagt Firmenchef Jens Schenk. Doch längst nicht alle Unternehmen<br />
strengen sich beim Recyceln so an wie der Mittelständler aus Schwendi.<br />
Aus Kunststoff-Granulat entstehen dank moderner Spritzgusstechnik robuste Bauteile, wie beispielsweise<br />
dieser Aufsatz für ein Akkuladegerät. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[verantworten]<br />
Nur wenige Werkstoffe eignen sich für<br />
eine Verwertung so gut wie Kunststoff.<br />
„Wenn man es richtig macht, ist Kunststoff<br />
einer der umweltfreundlichsten Rohstoffe,<br />
die es gibt“, betont Jens Schenk. Natürlich<br />
weiß auch der Inhaber und Geschäftsführer<br />
der Kunststoff verarbeitenden Firma Scheplast,<br />
dass sich im Recyceln und Entsorge von<br />
Kunststoff noch viel verbessern lässt. Ein viel<br />
zu hoher Anteil der Werkstoffe wird derzeit<br />
nach dem Ende seines Ersteinsatzes thermisch<br />
verwertet, also verbrannt, um Energie<br />
zu erzeugen. Viel besser wäre eine stoffliche<br />
Verwertung, also eine Aufbereitung als Recyclat<br />
oder Regranulat, um so wieder in den Wirtschaftskreislauf<br />
eingespeist zu werden.<br />
Die Vorgaben für die Recyclingquoten in<br />
Deutschland sind schon ein paar Jahre alt. Die<br />
EU-Abfallrahmenrichtlinie schreibt bis 2020<br />
vor, 50 Prozent der Siedlungsabfälle zu recyceln.<br />
Die Richtlinie wurde in Deutschland im<br />
Juni 2012 mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
in nationales Recht umgesetzt. Sie gibt vor,<br />
dass 65 Prozent der Siedlungsabfälle bis zum<br />
Jahr 2020 recycelt werden müssen. „Deutschland<br />
hatte dieses Ziel jedoch bereits damals<br />
erreicht“, sagt Ronald Philipp vom Bundesverband<br />
der Deutschen Entsorgungs-, Wasserund<br />
Rohstoffwirtschaft (BDE).<br />
UNGENUTZTES POTENZIAL<br />
Verpackungskunststoffe bilden derzeit den<br />
Hauptinput für die so genannten Recyclate. In<br />
diesem wichtigen Bereich ist eine deutlich höhere<br />
Quote in der stofflichen Wiederverwertung<br />
durchaus drin. Das bestätigt Jörg Lacher,<br />
Pressesprecher des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe<br />
und Entsorgung (BVSE). Die Recyclingquote<br />
bei Verpackungen hat sich EUweit<br />
bei 37 Prozent eingependelt. Nach Lachers<br />
Ansicht müsste diese mittlerweile 50<br />
bis 70 Prozent betragen. „Das ist realisierbar<br />
und lässt sich auch technisch und wirtschaftlich<br />
darstellen“, meint er. Die Recyclate seien<br />
vergleichbar mit den Primärrohstoffen und<br />
fänden ihre Abnehmer in der Kunststoff verarbeitenden<br />
Industrie. 2015, als es Verknappungen<br />
auf dem Primär-Markt gegeben habe,<br />
„hat sich gezeigt, dass die Recyclate eine willkommene<br />
Alternative sind“. Bei anderen Stoffen<br />
wie Schrott und Altmetall, Glas und Papier/Kartonagen<br />
sei man dagegen schon sehr<br />
nahe an den möglichen Umsetzungsquoten.<br />
„Dass es bei Altkunststoff noch nicht so funktioniert,<br />
hat mehrere Gründe“, erläutert BVSE-<br />
Pressesprecher Lacher. Zum einen sei er im<br />
Vergleich zu den anderen Materialien ein relativ<br />
junger Industrierohstoff, die Kreislaufwirtschaft<br />
hinke deshalb hinterher. Zum anderen<br />
ist seine Zusammensetzung vom Menschen<br />
bestimmt,<br />
Unternehmer<br />
Jens Schenk.<br />
Ausgangsbasis ist<br />
eben nicht nur<br />
Rohöl, sondern je<br />
nach Anwendung<br />
werden sehr unterschiedliche<br />
Additive<br />
hinzugefügt. So<br />
gebe es Kunststoffe,<br />
die sehr gut sortenrein<br />
zu halten<br />
sind, wie die PET-<br />
Flaschen, die nach<br />
dem Waschen, Zerkleinern<br />
und Sortieren neue Verwendung beispielsweise<br />
als Flaschen oder in Textilien –<br />
Kunststofffasern in der Multifunktionskleidung<br />
– finden. Mittlerweile besteht für<br />
Regranulate eine stabile Nachfrage. Die<br />
Kunststoff-verarbeitende Industrie hat sich<br />
nach Lachers Worten darauf eingestellt.<br />
Firmenchef Schenk und die Mitarbeiter des<br />
mittelständischen Betriebs in Hörenhausen,<br />
einem Ortsteil von Schwendi (Alb-Donau-<br />
Kreis), haben sich viele Gedanken gemacht,<br />
wie sie Altkunststoff einsetzen können. „Es<br />
gelingt nicht immer, aber es gelingt ganz gut“,<br />
sagt Schenk. Wichtig sei bei nachhaltigem<br />
Wirtschaften, dass der Wille dazu von der<br />
obersten Führungsebene ausgehe. Ein „machen<br />
wir auch mal mit“ funktioniere nicht,<br />
meint er. Recycling sei nur ein Baustein unter<br />
vielen, Wärmerückgewinnung, 100-prozentiger<br />
Bezug von Ökostrom und eine Solaranlage<br />
auf dem Firmendach sind in seinem Unternehmen<br />
weitere. „Wir haben eine Unternehmensvision,<br />
in der wir uns klar zur Umwelt<br />
bekennen.“ Aus dieser wurden Ziele abgeleitet,<br />
die dann umgesetzt wurden.<br />
VISION, ZIELE, UMSETZUNG<br />
Scheplast, Hersteller von hoch qualitativen<br />
Kunststoff-Formteilen, die als Bauteile in vielen<br />
Maschinen, Fahrzeugen, Baumaschinen<br />
oder Elektrogeräten Verwendung finden, setzt<br />
sehr viel Material ein, das recycelt ist. Obwohl<br />
es immer Teile mit Anspruch sind: Entweder<br />
müssen sie sehr belastbar sein oder es sind<br />
sichtbare Teile, beispielsweise an Möbeln.<br />
„Ein Großteil unserer Rohstoffe war schon<br />
mal etwas, wurde wieder aufbereitet und als<br />
Regranulat wieder zur Verfügung gestellt“,<br />
29
[verantworten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die IHK-<br />
Recyclingbörse<br />
Die Industrie- und Handelskammern<br />
(IHK) betreiben eine Recyclingbörse,<br />
auf der Unternehmen bundesweit oder<br />
in ihrem Umkreis Wertstoffe nachfragen<br />
und anbieten können. „Der ganz<br />
große Hype ist es nicht“, sagt Eckhardt<br />
Zimmermann von der IHK Stuttgart zu<br />
den Umsätzen über die Börse. Denn<br />
viele Firmen kaufen die Wertstoffe über<br />
direkte Wege ein, haben bereits Beziehungen<br />
zu den entsprechenden Wirtschaftspartnern<br />
und bekommen dort<br />
oft einen besseren Preis als über die<br />
Börse. „Aber wir sehen die Recyclingbörse<br />
als Zusatzservice, wenn keine<br />
Entsorgung direkt möglich ist oder<br />
eventuell Kosten anfallen.“ Und<br />
Schnäppchen sind manchmal auch<br />
drin. Beispielsweise leere Kunststofffässer:<br />
Die einen verkaufen sie, die anderen<br />
verschenken sie. <br />
GAL<br />
www.ihk-recyclingboerse.de<br />
Ein Mitarbeiter prüft den frisch gegossenen Aufsatz für ein Akkuladegrät.<br />
sagt Schenk. Häufig sei Regranulat „einen Ticken<br />
günstiger“ auf dem Markt zu haben, aber<br />
das komme auf die Aufbereitungsprozesse an.<br />
Dafür seien beispielsweise die Farben, die bei<br />
Primärrohstoffen frei wählbar sind, bei Regranulaten<br />
eher dunkel, „von grau aufwärts“.<br />
Wenn mal weißes Regranulat auf dem Markt<br />
ist, kaufe er auf Vorrat, sagt der 43-Jährige.<br />
„Natürlich profitieren unsere Kunden davon,<br />
wenn wir sagen, wir können da etwas günstiger<br />
sein. Aber das ist nicht unser erster Anspruch“<br />
– trotz des preisgetriebenen Marktes.<br />
Scheplast habe aber auch Kunden, die selbst<br />
auf nachhaltiges Wirtschaften Wert legen.<br />
40 PROZENT FEHLWURFQUOTE<br />
Zwischen 700 und 1000 Tonnen verschiedener<br />
Kunststoffe verarbeitet Scheplast jährlich,<br />
von Polyamid (Nylon) und Polyethylen bis zu<br />
Hochleistungswerkstoffen wie das hoch temperaturbeständige<br />
PEEK (Polyetheretherketon).<br />
Das eigene Ziel von 50 Prozent Recyclat<br />
im Fertigungsprozess hat Scheplast schon fast<br />
erreicht. „Das ist extrem viel“, sagt Schenk.<br />
Eine wichtige Voraussetzung, um Kunststoffe<br />
wiederzuverwerten, ist wie beim Glas die sortenreine<br />
Trennung. Festgestellt wurde, dass in<br />
Bayern mit seinem Bring-System zu Wertstoffhöfen<br />
die Qualität der Trennung wesentlich<br />
besser ist als in anderen Bundesländern<br />
mit gelbem Sack oder gelber Tonne. Dafür ist<br />
im Freistaat die gesammelte Menge geringer.<br />
„Eine Berliner Hinterhofsammlung“ bringe<br />
deutlich mehr, sagt Ronald Philipp vom BDE.<br />
Dafür gebe es dort „bis zu 40 Prozent Fehlwurfquoten“.<br />
Sortieranlagen könnten bis zu 16<br />
Fraktionen aussortieren. Doch bei Verbundstoffen<br />
wird’s schwierig. Philipp: „Wenn alles<br />
zusammenpappt, geht es in den Sortierrest.“<br />
Und von dort in die Müllverbrennung. Da ist<br />
dann der „In-Verkehr-Bringer“ gefragt, schon<br />
in der Produktion das Recycling mitzudenken.<br />
Vorschriften dazu könnten beispielsweise<br />
in einer Öko-Design-Richtlinie auf EU-Ebene<br />
erlassen werden.<br />
In einer Analyse rechtlicher Hemmnisse entlang<br />
der Recyclingkette von Kunststoffabfällen<br />
kommt das Öko-Institut zu dem Schluss,<br />
dass der Bundesgesetzgeber in einer Verordnung<br />
Vorgaben erlassen könnte. Das Ziel:<br />
„Den Wertstoff ‘Kunststoff‘ in einem größeren<br />
Umfang als bisher im Stoffkreislauf zu<br />
führen anstatt ihn nach einer Gebrauchsphase<br />
energetisch zu verwerten. Davon hat er bisher<br />
keinen Gebrauch gemacht.“<br />
FERTIGUNGSROBOTER HILFT<br />
Die Firma Scheplast greift nicht nur im Einkauf<br />
auf Recycling-Ware zurück, sie beginnt<br />
mit Recycling direkt an den vollautomatisierten<br />
Fertigungsanlagen. Der Anguss, der bei<br />
Spritzgussformteilen entsteht, wird von einem<br />
Roboterarm entnommen und in eine<br />
Mühle geworfen. Dort wird er geschreddert<br />
und sofort wieder dem Fertigungsprozess zugeführt.<br />
Bei der Verpackung der Ware setzt<br />
Scheplast auf Kartonagen und Gitterboxen.<br />
„Wir haben zwar auch schon in Schaumstoff<br />
verpackt, doch das machen wir schon lange<br />
nicht mehr“, betont Schenk. Foliensäcke, die<br />
etwa beim Einkauf des Granulats anfallen,<br />
werden gesammelt und wiederverwertet.<br />
Für die Zukunft hofft er, dass mehr große Unternehmen<br />
sich des Themas annehmen, denn<br />
mit dem Wort Nachhaltigkeit werde oft<br />
Schindluder betrieben. Dennoch sieht er, dass<br />
sich viele, auch der größeren Betriebe, zumindest<br />
Gedanken machen. „Wir Kleine machen<br />
es aus Idealismus: Man muss es wollen, muss<br />
etwas übrig haben für Natur und Menschheit.“<br />
Dennoch sieht er auch in seinem Betrieb<br />
Luft nach oben: „Auch wir können noch<br />
viel tun.“ [!] WERNER GALLBRONNER<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Einblicke in die<br />
ARD-Sportschau<br />
in Ehingen<br />
Rund 500 bis 600 Mitarbeitersind<br />
während der Bundesliga-<br />
Stadion an der samstäglichen<br />
„Sportschau“ beteiligt, vom Produktionsassistenten<br />
über Kameramänner<br />
in den Fußballstadien<br />
bis hin zum Moderator.<br />
Diese und andere Einblicke hinter<br />
die Kulissen der Sportsendung<br />
im ARD gab Moderator<br />
René Kindermann vor 80 Interessierten.<br />
Die waren auf Einladung<br />
Guido Hunkes vom Netzwerk<br />
Schwaben nach Ehingen<br />
gekommen und erlebten so<br />
gleichzeitig das „Pre-Opening“<br />
der neuen Zentrale der Donau-<br />
Iller Bank – noch bevor die Mitarbeiter<br />
das 18 Millionen Euro<br />
teure Gebäude bezogen hatten.<br />
Offiziell eröffnet wird es am 13.<br />
<strong>Juli</strong>. Die Donau-Iller-Bank beschäftigt<br />
275 Mitarbeiter, betreut<br />
47.600 Kunden. Ihr Geschäftsvolumen<br />
beträgt rund<br />
eine Milliarde Euro.<br />
Zeitarbeit<br />
boomt in<br />
Oberschwaben<br />
Umland profitiert von Messe<br />
35 Zeitarbeitsfirmen sind zwischen<br />
Ravensburg und Bad<br />
Waldsee tätig, allein 17 davon<br />
in der Ravensburger Innenstadt,<br />
hat die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg<br />
gezählt.<br />
Durch den Branchenmix und<br />
die mittelständische Struktur<br />
steht Oberschwaben gut da. Die<br />
Nachfrage nach Personal ist<br />
groß. Da die Region fast Vollbeschäftigung<br />
aufweist und Fachkräfte<br />
knapp am Markt sind,<br />
konkurrieren nicht nur die Unternehmen,<br />
sondern auch Zeitarbeitsfirmen<br />
unter einander<br />
um Mitarbeiter. Zeitarbeit sei<br />
für einen flexiblen Umgang mit<br />
Auftrags schwan k ungen unerlässlich,<br />
betont der Präsident<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
Bodensee-Oberschwaben,<br />
Heinrich Grieshaber.<br />
Elero zieht mit<br />
300 Mitarbeitern<br />
nach Schlierbach<br />
Die Elero GmbH, einer der größten<br />
Hersteller von Antriebstechnik<br />
für Rollladen und Sonnenschutz<br />
in Deutschland,<br />
verlegt ihre Produktion aus<br />
Platzgründen von Beuren (Kreis<br />
Esslingen) nach Schlierbach<br />
(Kreis Göppingen). Dort baut<br />
die Tochter des italienischen<br />
Nice-Konzern für 8,5 Millionen<br />
Euro auf 16.600 Quadratmetern<br />
einen neuen Firmensitz. Ende<br />
2017 soll der Umzug abgeschlossen<br />
sein. Entscheidend<br />
sei neben der Tatsache, dass die<br />
vorwiegend im Raum Kirchheim<br />
beheimateten Mitarbeiter<br />
weiterhin einen kurzen Anfahrtsweg<br />
haben, das große Engagement<br />
von Verwaltung und<br />
Gemeinderat in Schlierbach,<br />
sagt der kaufmännische Leiter<br />
Marco Linkenheil. Elero hat zudem<br />
ein Zweigwerk in Thüringen<br />
mit 150 Mitarbeitern.<br />
Spedition lockt<br />
junge Leute mit<br />
Elektro-Rollern<br />
Rund 146 Millonen Euro an „indirekter Kaufkraft“<br />
erzeugt die Messe Friedrichshafen jährlich<br />
in ihrem Umland. Dies ist das Ergebnis einer<br />
Studie des Münchener Ifo-Instituts. Die<br />
Messe wirkt sich auch direkt auf den regionalen<br />
Arbeitsmarkt aus: die Veranstaltungen, die<br />
auf der Messe stattfinden, sichern 1.700 Vollzeitstellen<br />
in der Region. Zudem entfallen eine<br />
Viertelmillion Übernachtungen im Jahr auf den<br />
Messebetrieb. Die Verantwortlichen hoffen auf<br />
die Elektrifizierung der Südbahn. Weil viele<br />
Messebesucher in Ulm ihren Anschluss Richtung<br />
Süden nicht bekommen, reise kaum noch<br />
einer mit dem Zug an.<br />
Zwar bildet nur jedes vierte Unternehmen<br />
in Deutschland aus.<br />
Doch viele Firmen, die ausbilden,<br />
tun sich schwer, junge Leute<br />
zu finden. Die Neu-Ulmer<br />
Spedition Harder, die stark<br />
wächst und Fachkräfte sucht,<br />
geht nun einen neuen Weg. Firmenchef<br />
Marcello Danie li hat<br />
in einer Anzeigen-Kam pagne jedem<br />
neuen Lehrling einen Elektro-Roller<br />
ver sprochen. Nun<br />
fangen zwei Ju gend liche eine<br />
gewerbliche Ausbildung an. Die<br />
Spedition, die auf Firmenumzüge<br />
spezialisiert ist, beschäftigt<br />
85 Mitarbeiter und hat ein Umsatzziel<br />
von 10 Millionen Euro.<br />
Einkaufszentrum<br />
in Göppingen für<br />
100 Millionen<br />
Bereits seit Jahren ist das geplante<br />
Einkaufszentrum an der<br />
Göppinger Bleichstraße im Gespräch.<br />
Nun haben die Investoren<br />
um den Unternehmer Simon<br />
Schenavsky und Peter<br />
Lefeber von der Acrest Property<br />
Group den Bauantrag für das<br />
100-Millionen-Projekt bei der<br />
Stadt eingereicht. Die Prüfung<br />
dauert wohl bis September. Die<br />
Verkaufsfläche beträgt 14.200<br />
Quadratmeter. Die Eröffnung<br />
ist für Herbst 2018 geplant, im<br />
August soll mit dem Abriss des<br />
bestehenden Frey-Centers begonnen<br />
werden, das der Familie<br />
Schenavsky gehört. [!]<br />
31
[gründen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mitfahrzentrale für Spediteure<br />
Ungenutzte Kapazitäten bei Fahrten sind für Transport<strong>unternehmen</strong> ein Gräuel. Die junge Firma Colo21 hilft dabei, freie<br />
Kapazitäten zu vermarkten und die Profitabilität zu steigern. Schlüssel dafür ist eine neuartige Internetplattform.<br />
Preise nicht nennen, sollten sie eine Anfrage<br />
ablehnen. Signalisieren sie jedoch Zustimmung,<br />
kommt also eine Kooperation, sprich:<br />
Sendung zustande, verdient auch Colo21 daran.<br />
Die Firma erhält eine Vermittlungsgebühr<br />
sowie drei Prozent des Frachterlöses. Dafür<br />
übernimmt Colo21 die komplette Abrechnung.<br />
Für den Break-Even seien rund 500 Sendungen<br />
täglich nötig, „davon sind wir nicht<br />
mehr weit entfernt.“<br />
Jörg Frommeyer hat die Führungsposition im Groß<strong>unternehmen</strong> gegen die Selbstständigkeit getauscht.<br />
Der Logistik-Dienstleister Colo21<br />
wächst in stürmischem Tempo. Das<br />
stimmt „Chief Exekutive Officer“ Jörg<br />
Frommeyer, der Gründer, Vorstand und Hauptaktionär<br />
der AG, zuversichtlich. Immer mehr<br />
Spediteure nutzen seine Internetplattform.<br />
Im ersten Quartal lag die Zahl der Nutzer noch<br />
bei 300, seither hat sie sich verdreifacht.<br />
Die Idee seines 2014 gegründeten Unternehmens:<br />
Frommeyer bietet Speditionen eine Art<br />
Foto: Marc Hörger<br />
Mitfahrzentrale für Stückgut an. Dabei bringt<br />
Colo21 internetgestützt Anbieter („Sending-<br />
Partner“) und Nachfrager („Transit- bzw. Distributions-Partner“)<br />
im Stückgutgeschäft zusammen.<br />
Die Transporteure haben auf einem<br />
elektronischen Formular Firmendaten hinterlegt<br />
und auf welchen Routen sie wann wie viel<br />
Kapazität und zu welchen Preisen frei haben.<br />
Bei Anfragen greift ein ausgetüfteltes Regelwerk.<br />
Beispielsweise müssen Nachfrager die<br />
STARTKAPITAL: 1,5 MILLIONEN<br />
Doch selbst bei einem „Umsatz null“ im Jahre<br />
drei der Firmengründung wäre die Existenz<br />
von Colo21 nicht akut gefährdet gewesen,<br />
verrät Frommeyer (49). Er hat mehr als zwei<br />
Jahrzehnte im europäischen Logistikgewerbe<br />
gearbeitet, zuletzt in leitenden Positionen. Eine<br />
halbe Million Euro hat er aus dem Privatvermögen<br />
als Startkapital in die Existenzgründung<br />
gesteckt. Dazu kommt die knappe<br />
Million, die ein Risikokapitalgeber bereitgestellt<br />
hat. Ein beruhigendes Polster.<br />
Größter Ausgabeposten am Anfang war der<br />
Aufbau der IT-Plattform. Kooperationspartner<br />
von Beginn an ist der Ulmer Wirtschaftsinformatiker<br />
und Hochschulprofessor Reinhold<br />
von Schwerin. Mittlerweile kommen die<br />
Löhne von 17 Mitarbeitern hinzu, sechs von<br />
ihnen arbeiten von Griechenland aus. Die im<br />
Moment sechsköpfige IT-Abteilung sitzt in<br />
der angemieteten Firmenzentrale in Dornstadt,<br />
so mancher Ex-Student Schwerins ist<br />
darunter. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung<br />
vergingen zwölf Jahre, erzählt Frommeyer.<br />
Seither hat die IT-Entwicklung große<br />
Sprünge gemacht. Dazu gehören die Nutzung<br />
der Cloud sowie die Sendungsverfolgung per<br />
Smartphone-App. Nach dem gedanklichen<br />
Reifungsprozess ging es schnell. Im Februar<br />
2014 ging es mit der Programmierung los, im<br />
April folgte die Gründung, im Oktober waren<br />
Mindestfunktionen bei der IT erreicht, im<br />
März 2015 die ersten 100 Speditionen registriert.<br />
Und aktuell: In vollem Tempo voran.<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[gründen]<br />
Frommeyer hat die rasanten Veränderungen<br />
der Branche wie auch den extremen Wettbewerb<br />
im Frachtgeschäft hautnah miterlebt.<br />
Die Konsequenz: „Wer im Stückgutgeschäft<br />
heute weniger als 90 Prozent Auslastung hat,<br />
verliert Geld.“<br />
90 PROZENT SIND ZU WENIG<br />
Und von den zwischen 40 und 80 Trucks, die<br />
täglich zwischen dem Raum Stuttgart und<br />
Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, verkehren,<br />
betrage sie gerade einmal 60 Prozent,<br />
sagt Frommeyer. Da die Transporte aber quasi<br />
fahrplanmäßig festgelegt sind, „müssen die<br />
Lkw fahren, ob voll oder halb leer.“<br />
Hier setzt sein Geschäftsmodell an. Die IT-<br />
Plattform von Colo21 unterstützt die Transporteure<br />
bei der Steigerung der Auslastung<br />
auf deren Hauptstrecken („Hauptlauf“). „Unsere<br />
Lösungen sind nutzbar ohne Investment<br />
in Hard- oder Software, ohne fixe Kosten oder<br />
Mitgliedsbeiträge.“ Hinter dem Firmenkürzel<br />
„Colo“ steckt der Begriff „Co-Loading“.<br />
Warum aber die anfänglich so zögerlichen Reaktionen?<br />
„Weil wir einen Systemwechsel voraussetzen<br />
– von einem integrativen hin zu<br />
einem modularen Netzwerk.“ Dafür aber<br />
müsse erst ein anderes Denken Einzug halten<br />
bei den Kunden in spe und eine Reihe von Prozessen<br />
umgestellt werden.<br />
Auf der Plus-Seite stehe, dass nicht nur Transporteure<br />
profitieren, sondern auch Spediteure.<br />
Für sie könne jetzt schon der Auftrag für<br />
eine einzelne Palette profitabel sein. „Sie können<br />
ein eigenes Stückgutnetz aufbauen oder<br />
erweitern, ohne sich damit das Problem der<br />
kritischen Masse aufzuhalsen.“ Über ein paar<br />
Mausklicks erfahren sie binnen Minuten, welche<br />
Transporteure bereit sind, ihre Sendung<br />
abzuwickeln, wann und zu welchem Preis.<br />
Weil das Ziel die eine hohe Standardisierung<br />
dieses Prozesses ist, bleiben manche Sendungsarten<br />
außen vor, etwa Zoll- oder Gefahrgutsendungen.<br />
„Nur so können wir die Prozesse<br />
schlank halten und industrialisieren“, sagt<br />
Frommeyer. [!] <br />
THOMAS VOGEL<br />
Selbstständigkeit<br />
als Befreiung<br />
Jörg Frommeyer hat Colo 21 im Jahr<br />
2014 gegründet. Die Firma mit Sitz in<br />
Dornstadt beschäftigt derzeit 17 Mitarbeiter.<br />
Zuvor hatte der 49-Jährige ein<br />
lukratives Angebot für eine Führungsposition<br />
abgelehnt, genervt von dem,<br />
was er „Politik“ nennt. Er meint damit<br />
die internen Machtkämpfe in großen<br />
Unternehmen, das gegenseitige Rütteln<br />
an Positionen, die Intrigen, die Unberechenbarkeit<br />
der Chefs. „Damit verbringt<br />
man 80 Prozent seiner Arbeitszeit.“<br />
Man darf sich Jörg Frommeyer als<br />
glücklichen Menschen vorstellen, jetzt,<br />
da er sich im überwiegenden Teil seiner<br />
Arbeitszeit fachlichen Fragen widmet.<br />
Das erlebe er als sehr befreiend. „Als<br />
Selbstständiger hat man einen hohen<br />
Druck. Jedoch ist der Druck in Konzernen<br />
genauso hoch, wenn auch anders<br />
gelagert, sehr viel persönlicher.“ THV<br />
„Nähe,Kompetenz,<br />
Vertrauen.“<br />
Anzeige<br />
???<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
33
[lernen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Hilfe bei der Qual der Wahl<br />
Eine berufliche Weiterbildung eröffnet neue Perspektiven. Doch welches der vielen Angebote ist das richtige, welcher<br />
Anbieter seriös? Neutrale Beratungsstellen geben Tipps, damit Arbeitnehmer den Durchblick bewahren.<br />
Nadine Müller ist gegen Stillstand. Die<br />
gelernte Industriemechanikerin sorgt<br />
in der Produktion eines großen Pharmakonzerns<br />
dafür, dass die Maschinen zur<br />
Verpackung von Medikamenten jederzeit<br />
rund laufen und eben nicht still stehen. Die<br />
26-Jährige, die für Wartung, Reparaturen und<br />
die Instandhaltung der Anlagen verantwortlich<br />
ist, setzt auch in der beruflichen Ausbildung<br />
auf Bewegung und Fortschritt. Aus diesem<br />
Grund beschloss die Biberacherin eine<br />
Weiterbildung zur Industriemeisterin Metall<br />
zu machen: „Nachdem ich mit meinem Meister<br />
gesprochen hatte, erkundigte ich mich im<br />
Internet über die Möglichkeiten der Fortbildung<br />
und bin dabei bei der Industrie- und<br />
Handelskammer Ulm gelandet.“ Und damit<br />
bei einer wichtigen und neutralen Anlaufstelle<br />
für Weiterbildungsberatung. Für Joachim<br />
Oelkuch ist dies ein wichtiger Bestandteil des<br />
Auftrags der regionalen Industrie- und Handelskammern:<br />
„Obwohl wir auch<br />
Einblicke in akademische<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
geben und<br />
wir auf zentrale<br />
Studienberatungsstellen<br />
verweisen<br />
können, liegt unser<br />
Schwerpunkt<br />
Weiterbildungs-Experte<br />
Joachim Oelkuch.<br />
bei der beruflichen<br />
Weiterbildung.<br />
Über unser eigenes<br />
Angebot hinaus hat jedoch Neutralität bei<br />
uns im Haus oberste Priorität. Wir verstehen<br />
uns als Türöffner für eine Vielzahl von Wegen.“<br />
Der stellvertretende Leiter des Bildungszentrums<br />
bei der IHK Ulm empfiehlt Interessenten<br />
als ersten Schritt ein telefonisches<br />
Vorgespräch: „Man muss natürlich wissen,<br />
Vor einer Weiterbildung steht die Frage: Was will<br />
ich künftig beruflich erreichen?<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[lernen]<br />
Nadine Müller aus Biberach setzte noch mal auf die Schulbank. Sie ist nun IHK-geprüfte Industriemeisterin<br />
Metall.<br />
Handwerkskammer<br />
Ulm<br />
Bildungsakademie Ulm<br />
was der Ratsuchende will, damit man bereits<br />
im Vorfeld Möglichkeiten und Grenzen der<br />
Beratung abstecken kann.“<br />
ZWEITE MEINUNG EINHOLEN<br />
Natürlich kann man sich auch direkt bei den<br />
einzelnen Bildungsanbietern informieren.<br />
Für Joachim Oelkuch ist dann jedoch Vorsicht<br />
geboten: „Hier sollte man das Gefühl bekommen,<br />
dass diese nicht nur ein Eigeninteresse<br />
verfolgen, ihre Kurse zu verkaufen, sondern<br />
neutral zu einem passenden Kursangebot raten.<br />
Ansonsten bietet es sich an, eine zweite<br />
Beratung bei einer anderen Informationsstelle<br />
anzustreben.“<br />
Die Auswahl an beruflichen Weiterbildungen<br />
ist riesig und stellt viele Interessenten vor eine<br />
große Herausforderung. So gibt es seit dem<br />
Jahr 2015 unter anderem auch ein badenwürttembergisches<br />
Landesnetzwerk für Weiterbildungsberatung,<br />
in dem sämtliche Beratungsstellen<br />
zusammengefasst sind und über<br />
das man sich unter der Internetadresse www.<br />
lnwbb.de informieren kann. „Hier findet man<br />
regionale Institute und Ansprechpartner, die<br />
sich dazu verpflichtet haben, nach einem festgelegten<br />
Qualitätsmodell zu beraten“, erläutert<br />
der Ulmer Weiterbildungs-Experte den<br />
Ansatz des Landesnetzwerkes<br />
Auf der Liste der Beratungsstellen stehen unter<br />
anderem die jeweils regional zuständigen<br />
Agenturen für Arbeit, die Bundesagentur für<br />
Arbeit mit der Datenbank „Kursnet“ und dem<br />
Berufsinformationsnetzwerk „Berufnet“, die<br />
staatliche Zentralstelle für Fernunterricht<br />
(ZFU), der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz<br />
sowie der Bildungsserver<br />
im Netz. Unter www.iwwb.de finden Interessierte<br />
mehr als drei Millionen Kurse in regionalen<br />
und überregionalen Weiterbildungsdatenbanken.<br />
Auch die Stiftung Warentest<br />
bietet kostenfreie Informationsdokumente<br />
an. Darin enthalten sind unter anderem Prüflisten.<br />
An Hand dieser können Interessierte<br />
festzustellen, ob ein Kurs oder ein Anbieter zu<br />
ihren Wünschen passt. „Zudem hält die Stiftung<br />
auch eine Übersicht über anerkannte<br />
Qualitätssiegel bereit“, sagt Oelkuch.<br />
Eines ist klar. Ob bei Berufswechsel, Wiedereinstieg<br />
nach Krankheit, Ende der Schulzeit,<br />
Die erste Wahl<br />
für Ihre berufliche<br />
Weiterbildung!<br />
Die Bildungsakademien der<br />
Handwerkskammer Ulm<br />
bieten Ihnen hochwertige<br />
Aufstiegsfortbildungen.<br />
• Betriebswirtschaft und<br />
Unternehmensführung<br />
• Meistervorbereitung<br />
• EDV<br />
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• Technische Fachlehrgänge<br />
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Gestalten.<br />
Alle Kurse & Seminare unter<br />
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35
[lernen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Beginn der Ausbildung oder um einer längeren<br />
Arbeitslosigkeit zu entkommen – die<br />
Gründe eine Weiter- oder Fortbildung anzustreben<br />
sind so vielseitig wie das Angebot von<br />
staatlichen und privaten Bildungsinstituten<br />
groß ist. Doch woran erkennt man seriöse Anbieter?<br />
Joachim Oelkuch: „Auch hier ist eine<br />
Abklärung im Vorfeld wichtig. Es sollten Fragen<br />
gestellt werden, zum Beispiel zur Qualifikation<br />
der Dozenten, zu den fachlichen Voraussetzungen<br />
für einen Kurs, der<br />
Gruppengröße, den genauen Lernzielen und<br />
Lernmethoden.“<br />
Bildungsurlaub kaum gefragt<br />
Foto: © ra2 studio / Fotolia.com<br />
Viele Wege führen in den Bildungsurlaub, doch das Gros der Mitarbeiter im Südwesten winkt ab.<br />
Beschäftigte in Baden-Württemberg<br />
haben einen Anspruch darauf, sich zur<br />
Weiterbildung von ihrem Arbeitgeber bis<br />
zu fünf Tagen pro Jahr freistellen zu lassen.<br />
Die Freistellung, die seit 2015 im Bildungszeitgesetz<br />
Baden-Württemberg geregelt<br />
ist, erfolgt unter Fortzahlung des<br />
Arbeitsentgeltes. Dieser sogenannte Bildungsurlaub<br />
ist jedoch kaum gefragt.<br />
Joachim Oelkuch, Weiterbildungsexperte<br />
GUTE ANBIETER ÖFFNEN SICH<br />
Thomas Borowiec vom Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB) in Bonn hebt eines hervor:<br />
„Das A und O ist zu wissen, wohin die Reise<br />
gehen soll.“ Er rät Arbeitnehmern, die Angebote<br />
nach bestimmten Kriterien zu durchleuchten<br />
und sich zum Beispiel über die Erfahrung<br />
des Anbieters im Bereich der<br />
beruflichen Weiterbildung zu erkundigen:<br />
Welche Reputation und welche Referenzen<br />
hat der Anbieter? Arbeitet er mit anerkannten<br />
Qualitätssicherungssystemen? Lässt er seine<br />
Angebote evaluieren<br />
oder gar die<br />
Arbeitsergebnisse<br />
und Erfolge der<br />
einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen<br />
dokumentieren?<br />
Der<br />
Weiterbildungs-<br />
Spezialist Borowiec<br />
weist darauf<br />
Thomas Borowiec vom hin, dass man unbedingt<br />
mehrere<br />
BIBB in Bonn.<br />
Angebote von verschiedenen<br />
Bildungsanbietern vergleichen<br />
sowie die Vertragsgestaltungen studieren sollte:<br />
„Es ist durchaus sinnvoll, die Allgemeinem<br />
Geschäftsbedingungen zu lesen und sich über<br />
Kündigungs- und Rücktrittsmodalitäten und<br />
Bezugnahmen auf Angaben zu Lehrgangsrichtlinien<br />
und Fortbildungsordnungen zu<br />
informieren.“<br />
Zudem empfiehlt er, das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
genau zu vergleichen sowie „Tage der<br />
offenen Tür“, individuelle Beratungen oder<br />
auch „Schnupper-Teilnahmen“ bei langfristigen<br />
und kostenintensiven Weiterbildungsangeboten<br />
zu nutzen. Wichtige Anhaltspunkte<br />
liefert auch die Checkliste Weiterbildung, die<br />
das Bonner Institut zusammengefasst und unter<br />
www.bibb.de/checkliste ins Netz gestellt<br />
hat. Das Dokument ist als PDF abrufbar und<br />
für all diejenigen gedacht, die sich bereits<br />
grundsätzlich darüber informiert haben, welche<br />
Art von beruflicher Weiterbildung für sie<br />
infrage kommt. „Die Checkliste ersetzt aber<br />
kein persönliches Beratungsgespräch“, betont<br />
Borowiec.<br />
HILFE VOM ARBEITGEBER<br />
Zur leichteren Handhabung werden wichtige<br />
Begriffe am Ende des ausdruckbaren Dokuments<br />
in einem Glossar alphabetisch aufgeführt<br />
und erläutert. Hier findet man alles Wissenswerte<br />
von Aufstiegsfortbildung über<br />
Duale Studienangebote bis hin zu den zuständigen<br />
Stellen. Zudem umfasst der Wegweiser<br />
eine Übersicht von Fördermöglichkeiten sowie<br />
eine Prüfliste zum Vergleich von Weiterbildungsanbietern.<br />
von der IHK Ulm: „Soweit wir das einschätzen<br />
können, wird der Bildungsurlaub<br />
eher in Ausnahmefällen von den Arbeitnehmern<br />
in Anspruch genommen. In<br />
vielen Unternehmen werden die Mitarbeiter,<br />
wenn die Bildungsmaßnahme im Interesse<br />
des Arbeitgebers ist, sowieso<br />
freigestellt. Und dies auch für eine längere<br />
Zeit, sodass Unternehmen dieses Gesetz<br />
gar nicht brauchen.“ LOE<br />
Nadine Müller hat die Schulbank erfolgreich<br />
gedrückt und ist nun IHK-geprüfte Industriemeisterin<br />
Metall. Sie freut sich, dass sie jederzeit<br />
die nötige Rückendeckung für die Zusatzbelastung<br />
von ihrem Arbeitgeber bekommen<br />
hat. Der Vorteil für die Firma: Sie kann die<br />
Maschinenführerin nun noch flexibler einsetzen.<br />
Dies war das erklärte Ziel von Nadine<br />
Müller: „Deshalb habe ich mich auch für eine<br />
Fortbildung in Teilzeit entschieden, da mir<br />
mein bisheriger Job viel Spaß macht und es<br />
mir auch im Unternehmen gefällt. Die Weiterbildung<br />
war eine Herausforderung, von der<br />
ich mir nun auch neue Perspektiven verspreche.“<br />
Dazu gehöre ein höheres Gehalt und<br />
auch dieAussicht, künftig nicht mehr<br />
Schichtarbeit machen zu müssen. „Ich möchte<br />
in meinem Beruf einfach weiterkommen<br />
und dadurch auch meine private Zukunft ein<br />
Stück weit absichern.“ [!] STEFAN LOEFFLER<br />
36
Ihr Partner für Personaldienstleistung und<br />
-vermittlung im Metall- und Baubereich<br />
Anzeige<br />
Brückenbauer im Personalbereich<br />
Unter den Personaldienstleistern hebt sich<br />
die „Massziv Kft“ durch ihre Spezialisierung<br />
hervor. Sie vermittelt qualifizierte Schlosser<br />
und Schweißer im Metall- und Baubereich. Ihren<br />
Stammsitz hat die „Massziv Kft,“ was in<br />
etwa der Rechtsform einer GmbH entspricht,<br />
in Ungarns Hauptstadt Budapest. Als Subunternehmer<br />
entsendet man im Rahmen von<br />
Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassungen<br />
von Ungarn aus Fachkräfte an deutsche<br />
Firmen. Als Ansprechpartner für den<br />
süddeutschen Raum fungiert Generalmanager<br />
Sandor Szücs. Vor kurzem ist sein Büro<br />
von Elchingen nach Neu-Ulm auf die Insel umgezogen.<br />
„Wir hatten in den vergangenen Jahren vier,<br />
fünf große Kunden, alle waren zufrieden, so<br />
dass zum September vergangenen Jahres<br />
250 Mitarbeiter beschäftigt waren“, sagt Sandor<br />
Szücs. Der Pool setzt sich zu einem kleinen<br />
Teil aus Fensterbauern, zu 85 Prozent<br />
aber aus Schlossern und Schweißern zusammen.<br />
Die vermittelten Arbeitskräfte weisen<br />
zertifizierte Schweißerprüfungen des TÜV<br />
Rheinland vor, also europaweit gültige Lizenzen<br />
– vorrangig in MAG und WIG- Schweißprozessen.<br />
Um sprachlichen Problemen im Einsatz<br />
vorzubeugen, bildet man stets Teams von<br />
Mitarbeitern aus, darunter oder dazu ein<br />
sprachkundiger, deutschlanderfahrener<br />
Teamleiter, der zugleich die fachgerechte Ausführung<br />
garantiert. Für die größtenteils jungen<br />
Männer ist das Arbeiten in Deutschland<br />
weitaus lukrativer als in ihrer Heimat, wo das<br />
Lohnniveau spürbar niedriger ist. Sie sind<br />
hochmotiviert und wollen möglichst viel arbeiten,<br />
um sich und ihren Familien zu Hause<br />
einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen.<br />
Bei den Löhnen gilt: „Equal Paying“,<br />
gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Szücs berät<br />
auch deutsche und ungarische Firmen in Sachen<br />
Zusammenarbeit und Projektmanagement<br />
in den Bereichen Bau, Metallverarbeitung<br />
und Fleischerhandwerk.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll seine Liebe<br />
zum Basketball: Sandor Szücs ist mit seiner<br />
Generalmanager Sandor Szücs<br />
Firma ein wichtiger Sponsor der ScanPlus<br />
Baskets Elchingen. Er ist ebenfalls Geschäftsführer<br />
des ProB-Teams, Abteilungsleiter<br />
der Basketball-Abteilung des SV<br />
Oberelchingen und spielt nicht zuletzt selbst<br />
aktiv – früher sogar in der ersten Basketballliga<br />
Ungarns.<br />
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49
Fotos: Marc Hörger<br />
Das Häussler-Führungsteam (von links): Prokuristin Gudrun Hipp sowie die Geschäftsführer Armin Zepf, Alexander Pohl und Hans-Peter Dahlmann.<br />
„Es ist schön, etwas tun zu können“<br />
Die wenigsten Kunden des Sanitätshauses Häussler kommen aus freien Stücken. Vielmehr hoffen sie auf mehr<br />
Lebensqualität und Wohlbefinden. Das Ulmer Unternehmen hilft ihnen – seit 100 Jahren.<br />
Unterschiedlicher können Arbeitsplätze<br />
kaum sein: In der Werkstatt des Ulmer<br />
Sanitätshauses Häussler liegt der Geruch<br />
von Kunstharz in der Luft. Die Mitarbeiter<br />
gießen Kunststoffteile, modellieren und<br />
schleifen. So entstehen jedes Jahr zwischen<br />
150 und 200 maßgefertigte Prothesen nach<br />
den neuesten medizintechnischen Erkenntnissen.<br />
Wer bis zur Werkstatt vordringen will,<br />
geht durch ein weitläufiges Labyrinth, durch<br />
helle klinisch reine Büros und den modernen<br />
Verkaufsraum.<br />
Am Stammsitz in Ulm-Söflingen lässt sich die<br />
Struktur des 100 Jahre alten Unternehmens<br />
erkennen. „Wir sind eben beides, Händler und<br />
Handwerksbetrieb“, erläutert Geschäftsführer<br />
Armin Zepf. Die Produktion steuere etwa<br />
ein Drittel des Jahresumsatzes bei, den er auf<br />
rund 16 Millionen Euro beziffert.<br />
EINES VON 60 SYSTEMHÄUSERN<br />
Das Sanitätshaus hat sich in den vergangenen<br />
Jahren rasant entwickelt und auf die Veränderungen<br />
der Branche reagiert. Die Angebote<br />
im medizinischen Bereich, in der Versorgung<br />
und Rehabilitation und den damit verbundenen<br />
Dienstleistungen, sind differenzierter, die<br />
Kundenansprüche deutlich höher. Häussler<br />
gibt es somit heute in sechsfacher Ausführung:<br />
als Sanitätshaus, als Anbieter von Orthopädietechnik<br />
und Orthopädieschuhtechnik,<br />
Rehatechnik, Medizintechnik sowie von<br />
so genannten Homecare-Dienstleistungen.<br />
Bei letzterem geht es um Hilfe, wenn Schwerstkranke<br />
zu Hause mit erklärungsbedürftigen<br />
Geräten versorgt werden. „Hier bieten wir ein<br />
Überleit-Management an, um die Patienten<br />
möglichst schnell und reibungslos von der<br />
Akutphase in eine stabile häusliche Versorgungssituation<br />
zu bringen,“ erklärt Zepf.<br />
Die sechs Geschäftsbereiche bilden das „Systemhaus“,<br />
das ein Kernpunkt im Profil von<br />
Häussler ist. Davon gebe es in Deutschland<br />
rund 60. „Mit 160 Mitarbeitern zählen wir zu<br />
den eher kleinen“, sagt Zepf. Der Markt ist<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
nach seinen Worten in Bewegung. In den Gewässern<br />
dieser Großen tummelten sich inzwischen<br />
eine Reihe von Unternehmen, welche<br />
bislang inhabergeführte Systemhäuser aufkaufen,<br />
um sie unter dem eigenen Dach weiterzuführen.<br />
Gleichzeitig aber gebe es vielleicht<br />
1000 Mitbewerber mit oft nur wenigen<br />
Mitarbeitern, aber hoher Spezialisierung.<br />
„Die Mittelschicht unsrer Branche schrumpft“,<br />
erläutert Zepf. Um im Wettbewerb bestehen<br />
zu können, sei die stetige Steigerung der Effizienz<br />
unabdingbar.<br />
HIGH-TECH IM ALLTAG<br />
Die Besonderheit des Marktes: Er ist stark reguliert.<br />
Letzlich bestimmen Gesetzgeber und<br />
Krankenkassen zu weiten Teilen das Angebot<br />
der Unternehmen. Beispiel: Mit dem Pflegegesetz<br />
des damaligen Gesundheitsministers<br />
Norbert Blüm ging ein starker Anstieg der<br />
Nachfrage nach Rollstühlen einher. Zepf hat<br />
ein weiteres Beispiel: Weil in den Betrieben<br />
mehr auf die Arbeitssicherheit geachtet wird,<br />
hat sich die Zahl der Betriebsunfälle mit Schäden<br />
an Gliedmaßen stark verringert. Würde<br />
Zepf das beklagen, wäre er ein Zyniker. Das ist<br />
er nicht. Er fasst seine Einstellung und Erfahrung<br />
so zusammen: „Es ist in unserem Beruf<br />
selten schön, etwas tun zu müssen, aber es ist<br />
schön, etwas tun zu können.“<br />
Positiv aufs Geschäft wirkt sich aus, dass die<br />
Menschen älter werden. Damit nimmt auch<br />
der Anteil derjenigen zu, die die Dienste von<br />
Sanitätshäusern in Anspruch nehmen.<br />
Die Folgen sind bei Häussler seit Jahren spürbar:<br />
Der Bereich Homecare, der sich heute bis<br />
zur Heimbeatmung erstreckt, wächst deutlich,<br />
ebenso die Bereiche Reha- und Medizintechnik.<br />
Hier treibt der rasante technische<br />
Fortschritt die Nachfrage nach oben. Passend<br />
dazu demonstriert beim Betriebsrundgang<br />
ein Häussler-Mitarbeiter, wie es komplett gelähmten<br />
Menschen heute möglich ist, allein<br />
per Augen-Steuerung die Kommunikation<br />
mit ihrer Umwelt aufrecht zu erhalten. Zepf,<br />
gelernter Orthopädietechniker, hatte das Sa<br />
Gegründet im Ersten Weltkrieg<br />
Ob Kompressionsstrümpfe, Massagerolle oder Beatmungsgerät: Die Beratung ist wichtig.<br />
Die Wurzeln des Sanitätshauses reichen<br />
ins Jahr 1916 zurück. Damals gründete<br />
Thomas Oesterle, mitten im Ersten Weltkrieg,<br />
in Ulm eine Spezialwerkstatt für<br />
das örtliche Festungshauptlazarett. Zwischen<br />
1944 und 1960 erfolgte eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit dem legendären<br />
Ulmer Mediziner Prof. Alfred Mendler.<br />
1962 übernahm Konrad Häussler die Firma,<br />
der sie mit Schwerpunkt Prothesenbau<br />
auch überregional bekannt machte.<br />
Einer der Meilensteine war 1984. Damals<br />
eröffnete Häussler an den Universitätsund<br />
Rehabilitationskliniken Ulm eine<br />
Werkstatt. 1996 übernahm Armin Zepf<br />
das Sanitätshaus und hat es stetig ausgebaut.<br />
Das Unternehmen erwirtschaftete<br />
zuletzt mit 160 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />
von 16 Millionen Euro. THV<br />
www.haeussler-ulm.de<br />
nitätshaus 1996 übernommen. Weil er früh<br />
die Notwendigkeit eines breiten Angebots erkannte,<br />
holte er 2005 mit Alexander Pohl einen<br />
zweiten geschäftsführenden Gesellschafter<br />
in die Firma. Unter einer Dachgesellschaft<br />
gibt es zum einen die Häussler Reha- und Medizintechnik<br />
GmbH, die Alexander Pohl leitet,<br />
zum anderen die von Zepf geführte Häussler<br />
Technische Orthopädie GmbH. 2015 kam<br />
Hans-Peter Dahlmann als weiterer Geschäftsführer<br />
an Bord. Prokuristin Gudrun Hipp<br />
komplettiert das Führungsteam.<br />
Die Häussler-Wachstumstory ist imposant.<br />
Seit Zepfs Einstieg hat sich die Mitarbeiterzahl<br />
mehr als verfünffacht, er hat die Angebotspalette<br />
systematisch erweitert. Die Produkte<br />
wurden ausgefeilter und bieten mehr<br />
Möglichkeiten. Damit ist der Bedarf nach einem<br />
breit gefächerten Schulungsprogramm<br />
entstanden. Unter dem Dach des Häussler-Forums<br />
finden heute Fachseminare für Ärzte<br />
und Fachkräfte verschiedener Berufe statt.<br />
Großen Wert legen die Firmenchefs auch auf<br />
den Austausch mit wissenschaftlichen Forschungsinstituten<br />
und Kliniken in der Region.<br />
Zudem arbeiten die Mitarbeiter an Innovationen.<br />
Dazu gehören beispielsweise die<br />
Entwicklung eines Hustenassistenten und eine<br />
Vorfuß-Prothese aus carbonfaserverstärktem<br />
Kunststoff. [!] <br />
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[führen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sage es klar und respektvoll!<br />
Die Kommunikation in vielen Firmen läuft schief. Bei Konflikten wird mehr übereinander als miteinander geredet. Beim<br />
5. Personalforum der SÜDWEST PRESSE zeigte Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann, wie sich das verbessern lässt.<br />
Das Führen von Mitarbeitern ist herausfordernd.<br />
Diese Aussage würden die<br />
meisten Führungskräfte unterschreiben.<br />
Umgekehrt gibt es viele fachlich versierte<br />
Chefs, denen die Sozialkompetenz fehlt.<br />
Wie sehr das Thema „Wie sage ich es klar und<br />
zugleich respektvoll?“ Personalverantwortliche<br />
beschäftigt, zeigte sich beim 5. Personalforum<br />
der SÜDWEST PRESSE. 90 Interessierte<br />
kamen, um die Tipps von Führungskräfte-<br />
Coach Petra Hoffmann zu hören. Die Themen<br />
in den Betrieben sind ähnlich. Das zeigte sich<br />
im Fragenteil: Wie geht man mit einem fachlich<br />
versierten, beratungsresistenten Abteilungsleiter<br />
um, der aber durch seine dominante<br />
Art die Mitarbeiter demotiviert?<br />
Nach den Worten Hoffmanns ist es eine Illusion<br />
zu glauben: „Ich engagiere jemanden von<br />
außen, dann wird alles gut.“ Eine solche Situation<br />
lasse sich nur lösen, wenn sich die Beteiligten<br />
einbringen. Zunächst müsse man klären,<br />
ob dem Abteilungsleiter seine<br />
Außenwirkung bewusst ist. In der Regel sei es<br />
das nicht. Geschäftsführer oder Personalchef<br />
müssten ihm vermitteln, dass seine Stärke in<br />
der Fachkompetenz liegt, es aber eine Diskrepanz<br />
zwischen Fremd- und Selbstbild gebe.<br />
„Ist er bereit zur Reflektion und an sich zu arbeiten?<br />
Wenn ja, was sind die richtigen Werkzeuge,<br />
ein Vier-Augen-Gespräch oder ein<br />
Gruppencoaching?“, erklärt Hoffmann.<br />
TABU-THEMEN<br />
Unangenehme Themen würden in Firmen<br />
gerne unter den Teppich gekehrt und Mitarbeiter<br />
auf ihre Rolle als Leistungsträger reduziert,<br />
weiß Hoffmann. Mitunter entstehe eine<br />
Kultur der Gleichgültigkeit oder der Angst,<br />
die die Fortentwicklung der Firma hemme.<br />
Für Unternehmen ist nach ihren Worten<br />
Kommunikation in wertschätzender Klarheit<br />
von hohem Nutzen: Heikle Themen kommen<br />
Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann vor aufmerksamen<br />
Zuhörern.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[führen]<br />
auf den Tisch und können konstruktiv gelöst<br />
werden. Das Gleiche gilt für Konflikte. „Unterschiedliche<br />
Meinungen bringen neue Ideen<br />
und fördern die Kreativität. So wird die Innovationskraft<br />
des Unternehmens gestärkt.“.<br />
Zum Handwerkszeug einer Führungskraft gehöre<br />
auch eine konstruktive Gesprächsführung.<br />
„Jedes Führungsinstrument ist aber nur<br />
so gut wie die Einstellung, mit der es gelebt<br />
wird“, erläutert Hoffmann.<br />
Führungskräfte müssten sich darüber im Klaren<br />
sein, dass die Art, wie sie mit Mitarbeitern<br />
umgehen, viel mit ihnen selbst zu tun hat. In<br />
Konflikten sei es wichtig, sich bewusst zu machen:<br />
Welches Thema steckt dahinter? Warum<br />
ärgert mich das so? Wichtig sei es, in einem<br />
solchen Fall Distanz zu seinen Emotionen<br />
zu bekommen und im Nachhinein die Gesprächssituation<br />
zu reflektieren und als<br />
Chance zum Lernen zu nutzen. Zu den unternehmerischen<br />
Rahmenbedingungen für<br />
wertschätzende Klarheit gehören laut Hoffmann:<br />
Transparente Strukturen und Prozesse,<br />
das Klären von Zuständigkeiten, Prioritäten,<br />
von Rollen und Funktionen, aber auch das<br />
Formulieren von Erwartungen.<br />
Netzwerken<br />
für Personaler<br />
Das Personalforum der SÜDWEST<br />
PRESSE gibt es seit 2014. (Personal-)<br />
Entscheider erhalten praxisnahe Impulse<br />
aus verschiedenen Bereichen.<br />
Infos bei Rebecca Stadelmaier, r.stadelmaier@swp.de,<br />
0731 156-619<br />
Petra Hoffmann ist Fachbuchautorin<br />
und arbeitet von Ludwigsburg aus seit<br />
1998 freiberuflich als Coach, sie gibt<br />
Seminare zu Führungsthemen und begleitet<br />
Firmen bei der Umsetzung. AMB<br />
KULTUR DER KLEINIGKEITEN<br />
Neben persönlichen Voraussetzungen benötigen<br />
Führungkräfte ein Handwerkszeug. In<br />
Gesprächen mit Mitarbeitern seien konstruktive<br />
Formulierungen Erfolg versprechend.<br />
Das können „Ich-Botschaften“ sein. Bei heiklen<br />
Themen ist ein bewusster Umgang mit<br />
Rollen hilfreich, zum Beispiel: Ich sage Dir das<br />
nicht in der Funktion als guter Kollege sondern<br />
als Teamleiter. „Wir sollten auch auf einen<br />
Perspektivenwechsel achten: Wie würde<br />
es mir an Stelle meines Gegenübers gehen?“,<br />
erklärt Hoffmann. Wertschätzung leben bedeutet<br />
für sie, die Potenziale erkennen, Mitarbeiter<br />
fördern, an Entscheidungen beteiligen,<br />
ihre Meinung ernstnehmen und sich Zeit für<br />
sie nehmen. Führungskräfte könnten Mitarbeitern<br />
mit einer „Kultur der Kleinigkeiten“<br />
Anerkennung zeigen. Ein freundliches „Guten<br />
Morgen“, ein konkretes Lob, ein paar Minuten<br />
des bewussten Zuhörens, wie der Urlaub<br />
war, eine handgeschriebene Karte zum<br />
Geburtstag, sich gelegentlich nach dem Wohlbefinden<br />
erkundigen, anstatt blicklos vorüberzugehen.<br />
„Das sind kleine Gesten, die oft<br />
eine große Wirkung haben – vorausgesetzt,<br />
sie sind ehrlich gemeint.“ [!] <br />
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41
Traumhafte Perspektive: Die Holzskulptur<br />
„Phloxalia“ wacht über die große<br />
Phloxsammlung der Staudengärtnerei<br />
Gaißmayer. Rechts: Ein kleiner schwimmender<br />
Garten mit Staudenblüten.<br />
Franz Brönner leitet den Privatverkauf<br />
der Gärtnerei. Das Holzhaus ist das<br />
Nachtquartier der Indischen Laufenten,<br />
sie sind wichtige Verbündete im Kampf<br />
gegen die lästigen Nacktschnecken.<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
Arbeit in einem blühenden Paradies<br />
Firmenchef Dieter Gaißmayer lebt seine Überzeugungen. Die Illertissener Staudengärtnerei Gaißmayer verbindet<br />
Ökologie und wirtschaftlichen Erfolg – und hat sich zum Ausflugsziel für Pflanzenfreunde entwickelt.<br />
Diese Arbeitsumgebung weckt den Neid<br />
und die Sehnsucht von Schreibtisch-<br />
Tätern. Dieter Gaißmayer verbringt<br />
zwar ebenfalls viele Stunden vor dem PC.<br />
Wenn er etwas Abwechslung braucht oder<br />
den Kopf frei kriegen will, dann geht er eben<br />
mal raus in die Produktion. In seinem Fall<br />
heißt das in Felder voller Stauden, Kräuter<br />
und Gräser, in den weitläufigen Mutterpflanzen-Garten<br />
oder in eines der vielen Gewächshäuser<br />
mit den Pflanzen-Kinderstuben. Oder,<br />
wenn’s rein der Entspannung dienen soll, auf<br />
die Aussichtsplattform. Von hier oben schaut<br />
die Firma aus Illertissen (Kreis Neu-Ulm) am<br />
ehesten nach buntem Teppich oder nach blühendem<br />
Paradies aus. Der 66-jährige Alt-68er<br />
betreibt eine der größeren Staudengärtnereien<br />
Süddeutschlands – natürlich als anerkannter<br />
Bio-Betrieb.<br />
Der Neid treibt dann freilich doch keine allzu<br />
große Blüten. Gaißmayers wacher Blick streift<br />
Felder und Beete. Während des Rundgangs<br />
zupft er mal kurz Unkraut aus einem der Myriaden<br />
von Pflanzentöpfen. Das ist eine mehr<br />
als symbolträchtige Aktion. Sie macht unmissverständlich<br />
klar: In einer Gärtnerei gibt<br />
es immer was zu tun, außer im Winter.<br />
Lebt und liebt seine Arbeit: Firmenchef Dieter Gaißmayer. <br />
Während der Saison aber ist auch hier der übliche<br />
Wettlauf mit unliebsamen Pflanzen (Unkräuter<br />
gibt es in der Lesart des biologischen<br />
Anbaus ja nicht) im Gange, nur eben auf vier<br />
Hektar Betriebsfläche. Der bürokratische Aufwand<br />
nehme auch ständig zu, sagt Gaißmayer.<br />
Und überhaupt muss ein Betrieb mit rund<br />
40 festen Mitarbeitern schlichtweg gut geplant<br />
und organisiert sein.<br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Dass der ausgebildete Drogist und studierte<br />
Gartenbauer Gaißmayer nicht nur sehr viel<br />
von Pflanzen versteht, sondern auch von geschäftlichen<br />
Dingen, ist offenkundig. Als er<br />
zusammen mit seinem Studienfreund Franz<br />
Brönner, im früheren Leben Versicherungskaufmann,<br />
1980 die ehemalige Krankenhausgärtnerei<br />
auf der Jungviehweide in Illertissen<br />
pachtweise übernahm, bestand der Betrieb<br />
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43
[machen] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der Chef zeigt seinen Betrieb: Gemeinsam mit dem benachbarten Museum der Gartenkultur lockt die Staudengärtnerei Interessierte und Ausflügler an.<br />
aus einem Hektar Fläche und „vereinigten<br />
Hüttenwerken“. Bald schon trimmten sie ihn<br />
in Richtung Staudengärtnerei, kauften ihn,<br />
als nach zehn Jahren etwas Betriebskapital<br />
angespart war, und erweiterten ihn schrittweise<br />
und mit viel persönlichem Einsatz. Ein<br />
sehr ansehliches Bürogebäude ist die jüngste<br />
Investition, das entsprechende Jahresbudget<br />
dafür gibt der Chef mit rund 200.000 Euro an.<br />
IM ONLINEGESCHÄFT AKTIV<br />
Bei aller Notwendigkeit, als Firma schwarze<br />
Zahlen zu schreiben, steht bei Gaißmayer seine<br />
Überzeugung im Vordergrund. Ein Großteil<br />
der Pflanzen stammt aus eigener biologischen<br />
Anzucht. „Uns liegt die Sortenechtheit<br />
am Herzen“, sagt der Gartenbauer, der seine<br />
Unabhängigkeit als Familienunternehmer genießt,<br />
ebenso das Erdige, Lebendige und die<br />
Spielräume, Neues auszuprobieren. „Ich hab’<br />
doch keine Lust, zum Bankensklaven zu werden“,<br />
betont er. Das macht den Unterschied zu<br />
den „Pflanzenfabriken“, die allein auf Masse<br />
und schnelle Produktion getrimmt seien.<br />
Doch auch ein Staudengärtner hat es mit widrigen<br />
Bedingungen zu tun. Die Natur kann<br />
unerbittlich sein, etwa in Gestalt von Spätfrösten,<br />
Schnecken-Invasionen, Krähen-Plagen<br />
und Pflanzenkrankheiten. Rückschläge<br />
einzustecken, gehört zum Alltag. Längst nicht<br />
alle Pflanzen, die erprobt werden, schaffen es<br />
Der Gründer zieht<br />
sich langsam zurück<br />
Dieter Gaißmayer ist das „Gesicht“<br />
der gleichnamigen Staudengärtnerei in<br />
Illertissen, aber nicht ihr Alleininhaber.<br />
Der 66-Jährige zieht sich allmählich<br />
aus dem Tagesgeschäft zurück. Daher<br />
hat er seine Frau, seine Tochter und<br />
drei Mitarbeiter als Mitgesellschafter<br />
der GmbH aufgenommen und den Betrieb<br />
in entsprechende Geschäftsbereiche<br />
gegliedert. Wichtige Entscheidungen<br />
fallen im Kollektiv – „wir sind halt<br />
alte 68er“, lautet seine Begründung.<br />
Der Mit-Gründer will sich auf seine Rolle<br />
als Vorstand der Stiftung „Gartenkultur“<br />
konzentrieren, welche das benachbarte<br />
Museum betreibt. Zudem ist<br />
auf dem weitläufigen Gelände bei der<br />
Gärtnerei noch der „Verein zur Förderung<br />
der Gartenkultur“ aktiv, der wiederum<br />
die Themen- und Schaugärten<br />
dort unter seinen Fittichen hat. THV<br />
ins Sortiment. „Mist“ verkaufe er nicht. Die<br />
meisten Neuzüchtungen rechnet er dazu. Und<br />
Amazon, die „Internetkrake“ spielt auch bei<br />
Pflanzen längst eine Rolle.<br />
Gaißmayer führt den Betrieb nicht strikt nach<br />
Deckungsbeitrag. Die Produktion mancher<br />
der rund 3000 verschiedenen Pflanzenkulturen<br />
lohnt sich nur mit Blick auf die Kosten<br />
nicht. Allerdings bildet die imposante Auswahl<br />
ein Alleinstellungsmerkmal des Betriebs,<br />
der mit jährlichen Veranstaltungen wie<br />
der „Gartenlust“ und den Flohmärken „Garten<br />
& Krempel“ und „Kraut & Krempel“ auch<br />
überregional bekannt geworden ist.<br />
Dazu trägt auch das Online-Geschäft bei, auf<br />
das der Betrieb seit Mitte der 1990er Jahre<br />
setzt. Auf dieses entfallen zwei Drittel des Jahresumsatzes<br />
in Höhe von drei Millionen Euro,<br />
rund 30.000 Pakete werden jährlich in den gesamten<br />
deutschsprachigen Raum versendet.<br />
Im Feld der 120 Staudengärtnereien in<br />
Deutschland verortet sich Gaißmayer bei den<br />
Betrieben mittlerer Größe.<br />
Stark zurückgefahren hat das Unternehmen<br />
den Gartenbau. „Insbesondere bei Kommunen,<br />
die immer den billigsten Anbieter nehmen<br />
müssen, hat das keinen Spaß mehr gemacht“,<br />
erklärt Gaißmayer, der offen<br />
einräumt, als Bioland-Betrieb eine andere<br />
Preisstruktur mit höheren Gestehungskosten<br />
und daher auch Preisen zu haben. Doch warum<br />
überhaupt „bio“? Naturgemäß liegen ihm<br />
solche Fragen am meisten. Nun, die Sache mit<br />
dem „bio“ hat auch sehr viel mit der Verantwortung<br />
für die Belegschaft zu tun. Deren Gesundheit<br />
ist ihm wichtig. Daher will er seine<br />
Mitarbeiter „nicht diesem Chemie-Dreckszeug<br />
aussetzen“. [!] THOMAS VOGEL<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Claas verkauft<br />
auch Gießerei<br />
in Bad Saulgau<br />
Start für<br />
„Angewandte<br />
Psychologie“<br />
Der Landmaschinenhersteller<br />
Claas verkauft seine Gießereien.<br />
Eine Beschäftigungsgarantie<br />
für die 105 Mitarbeiter der Gießerei<br />
in Bad Saulgau gibt es nur<br />
bis zum Ende dieses Jahres.<br />
Claas betreibt auch Gießereien<br />
in Nortorf in Schleswig-Holstein<br />
mit 80 Mitarbeitern und<br />
in Gütersloh mit 200 Mitarbeitern.<br />
Mit weltweit mehr als<br />
11.000 Mitarbeitern erzielte<br />
Claas im Geschäftsjahr 2015 einen<br />
Umsatz von 3,8 Milliarden<br />
Euro. Unter anderem Überkapazitäten<br />
im Markt sollen zu dem<br />
Verkauf geführt haben.<br />
Center Parcs<br />
hat größere Pläne<br />
im Allgäu<br />
Über Jahre war die Finanzierung<br />
des auf einem ehemaligen<br />
Munitionsdepot nahe Leutkirch<br />
geplanten Ferienparks<br />
nicht gesichert. Nun macht<br />
Center Parcs Deutschland mit<br />
seinen Plänen ernst. Die Dimensionen<br />
sind gewaltig: Zu den<br />
bislang geplanten 750 Ferienhäuern<br />
kommen 250 Wohneinheiten<br />
hinzu. Damit wächst die<br />
Gesamt-Investitionssumme von<br />
255 auf mehr als 300 Millionen<br />
Euro. Der „Center-Park Allgäu“<br />
soll auf einer Fläche von 185<br />
Hektar 2018 eröffnet werden.<br />
Center Parcs gehört zur Tourismus-Gruppe<br />
Pierre et Vacances<br />
und betreibt 21 Ferienparks, davon<br />
fünf in Deutschland.<br />
Neues Parkhaus<br />
in Ravensburg<br />
geplant<br />
Die Oberschwaben-Metropole<br />
Ravensburg soll ein neues Parkhaus<br />
in unmittelbarer Nähe der<br />
Innenstadt bekommen. Das<br />
Beliebte BOB<br />
Rund 5000 Fahrgäste nutzen täglich die Bodensee-Oberschwaben-Bahn<br />
(BOB), auch Geißbockbahn genannt. Sie verkehrt<br />
zwischen Aulendorf und Friedrichshafen. Fahrgastaufkommen<br />
profitiert. Das kommunale Unternehmen muss sich von 2021<br />
an auf eine neue Situation einstellen. Bis dahin soll die Südbahnstrecke<br />
elektrifiziert sein. Dann wird auch Schienenverkehr<br />
zwischen Ulm und dem Bodensee neu ausgeschrieben.<br />
neunte Parkhaus der Stadt soll<br />
ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs<br />
auf einem alten Industriegelände<br />
entstehen und<br />
300 Parkplätze aufweisen. Mit<br />
etwa 50.000 Einwohnern, mehr<br />
als 40.000 Arbeitsplätzen und<br />
täglich 30.000 Einpendlern ist<br />
Ravensburg auch wirtschaftlich<br />
das Zentrum der Region.<br />
Planungen für<br />
1000-Kühe-Stall<br />
gehen weiter<br />
Vier bäuerliche Familienbetriebe<br />
aus Ostrach im Kreis Sigmaringen<br />
planen weiterhin den<br />
Bau eines Stalls für 1000 Kühe.<br />
Das wäre landesweit der größte.<br />
Zwar ist der Widerstand bei<br />
Landwirten und in der Bevölkerung<br />
in Ostrach groß, der Gemeinderat<br />
hat aber dem Bebauungsplanentwurf<br />
zugestimmt.<br />
Mit 240 mal 60 Metern stünde<br />
der „Milchpark Hahnennest“<br />
auf einer Grundfläche von<br />
rund sechs Hektar. Mit dem<br />
„Energiepark Hahnennest“ betreiben<br />
die vier Familien bereits<br />
eine Biogas-Anlage in unmittelbarer<br />
Nähe des geplanten Stalls.<br />
Maria Heubuch, Allgäuer<br />
Milchbäuerin und Europa-Abgeordnete<br />
der Grünen kritisierte,<br />
der geplante Stall gefährde<br />
die „funktionierenden Strukturen<br />
vor Ort“.<br />
Die Hochschule Ravensburg-<br />
Weingarten bietet ab dem Wintersemester<br />
<strong>2016</strong>/2017 einen in<br />
ganz Deutschland einzigartigen<br />
Bachelor-Studiengang an. Nach<br />
dreieinhalb Jahren Studium sollen<br />
die Absolventen direkt ins<br />
Arbeitsleben starten. Schwerpunkte<br />
des Studiums sind Klinische,<br />
Interkulturelle und Gesundheitspsychologie.<br />
Die<br />
Verantwortlichen erwarten für<br />
die 34 Studienplätze bis zu<br />
2.000 Bewerbungen. Im Unterschied<br />
zum klassisch-universitären<br />
Psychologiestudium steht<br />
in Ravensburg der Praxisbezug<br />
im Vordergrund.<br />
Stadtwerken im<br />
Schussental<br />
droht Verlust<br />
Die Technischen Werke Schussental<br />
(TWS) können keine weiteren<br />
Aufgaben mehr übernehmen,<br />
wenn diese mit<br />
Mehrkosten verbunden sind.<br />
Das hat Stadtwerkechef Andreas<br />
Thiel-Böhm mit Blick auf Begehrlichkeiten<br />
an die Adresse<br />
der Stadt Ravensburg gesagt.<br />
Dem städtischen Eigenbetrieb<br />
droht in diesem Jahr ein Rekordverlust<br />
von 2 Millionen Euro,<br />
wenn nicht gegengesteuert<br />
wird. Aus steuer lichen Gründen<br />
hatte die Stadt Ravensburg in<br />
den vergangenen Jahren immer<br />
mehr Verlustbringer in die<br />
Stadtwerke integriert: etwa die<br />
Schwimmbäder und die Eissporthalle.<br />
So ließen sich Verluste<br />
mit Gewinnen der TWS verrechnen,<br />
die zu 42,7 Prozent den<br />
Stadtwerken Ravensburg gehören.<br />
2015 haben die TWS ihren<br />
Umsatz um 13 Prozent auf 120<br />
Millionen Euro gesteigert. Der<br />
Gewinn sank gegenüber dem<br />
Vorjahr um 600.000 Euro auf<br />
rund 3,2 Millionen Euro.[!] CRI<br />
45
Ein kranker Opa und<br />
kurze Lederhosen<br />
Foto: © MK-Photo / Fotolia.com<br />
Mathe oder Latein? Sport oder Biologie? Und was ist eigentlich<br />
aus der Schulliebe geworden? Für unseren Mitarbeiter Stefan<br />
Loeffler haben sechs Unter nehmer und Führungskräfte in ihren<br />
Schul-Erinnerungen gekramt.<br />
„Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln“, wusste schon der Schriftsteller Erich Kästner. Unsere Umfrage gibt amüsante Einblicke .<br />
Tina James schob als Ausrede<br />
fürs Zuspätkommen schon einmal<br />
ihre Mutter vor. Die 62-jährige<br />
Geschäftsführerin gründete<br />
2004 die Weincontor Tina<br />
James GmbH in Salach.<br />
1) Wo sind Sie zur Schule gegangen?<br />
2) Was waren Ihre Lieblingsfächer?<br />
3) Was war die witzigste bzw. frechste Ausrede oder<br />
Entschuldigung für Zuspätkommen, vergessene<br />
Hausaufgaben …?<br />
4) Was war Ihr schönstes Erlebnis?<br />
5) Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Schulliebe – und<br />
was daraus geworden ist?<br />
6) Hand aufs Herz. Was war Ihr Notendurchschnitt beim<br />
Schulabschluss?<br />
1) Ins Hilda-Gymnasium Koblenz mit 1200 Mädchen. Das ist heute<br />
kaum mehr vorstellbar, aber damals waren in Koblenz alle Gymnasien<br />
noch nach Geschlechtern getrennt.<br />
2) Deutsch, Englisch und Französisch. Die Kommunikation mit Menschen,<br />
die eigene Kultur und fremde Kulturen, Neues entdecken,<br />
Abenteuer erleben und andere Menschen verstehen, das hat mir<br />
schon immer Spaß gemacht.<br />
3) Blumen pflücken für meine Mutter.<br />
4) Ein halbes Jahr vor dem Abitur habe ich mich von der Schule abgemeldet.<br />
Ich hatte genug davon und wollte meinen eigenen Weg ge-<br />
hen. Das Rektorat hat meinen Klassenlehrer noch am selben<br />
Tag davon informiert und er ist sofort zu uns nach Hause gekommen,<br />
um mich umzustimmen. Er ging nicht, bevor ich<br />
ihm versprochen hatte, mein Abitur zu machen. Das war<br />
großartig.<br />
5) In der Grundschule gefiel mir ein Junge mit kurzer Lederhose.<br />
Den Schüler fand ich toll. Aber er mich nicht, weil ich keine<br />
Lederhose hatte. Das war hart.<br />
6) 3,5. Sie sind der erste, der mich seit meinem Abitur im Jahr<br />
1973 danach fragt.<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong><br />
[leben]<br />
Die 1975 in Bad Oldesloe geborene<br />
Birte Glimm meldete sich<br />
beim Abfragen von Vokalen oftmals<br />
freiwillig. Seit 2011 ist sie<br />
Juniorprofessorin an der Universität<br />
Ulm am Institut für<br />
Künstliche Intelligenz.<br />
1) Auf die Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein.<br />
2) Mathematik war mit Abstand mein liebstes Fach, aber die weiteren naturwissenschaftlichen<br />
Fächer mochte ich auch sehr gerne.<br />
3) Ich erinnere mich nicht wirklich an Ausreden, aber daran, dass ich mich beim Abfragen der<br />
Vokabeln oft freiwillig gemeldet habe, obwohl ich nicht gelernt hatte. Denn unser Lehrer hat<br />
immer Schüler aufgerufen, die sich nicht gemeldet haben. Das hat funktioniert.<br />
4) Es war unsere Oberstufenfahrt mit dem Kanu die Dordogne entlang. Das war eine tolle Kombination<br />
aus Natur und Sport – und das mit guten Freunden. Das würde ich bis heute gerne<br />
noch einmal wiederholen.<br />
5) Wir haben leider den Kontakt verloren. Ich weiß, dass er nach dem Abi tur Chemie studiert<br />
hat, aber da ich schon ewig nicht mehr bei den Klassentreffen war, ist das so ziemlich das<br />
einzige, was ich sagen kann.<br />
6) 2.3.<br />
Zum Schulabschluss gab es eine<br />
Belobigung und ein Buch, das<br />
Karin Stehr heute noch besitzt.<br />
Die 64-jährige Mutter zweier<br />
Kinder arbeitet im Personalbereich<br />
der Fritz & Macziol<br />
GmbH.<br />
Jungs in Lederhose sind fesch. Das<br />
fand auch Tina James in ihrer<br />
Grundschulzeit.<br />
Foto: © AK-DigiArt / Fotolia.com<br />
1) Ich wurde in Bielefeld geboren und bin auch dort zur Schule gegangen.<br />
2) Zuerst Mathe, Deutsch, Sport und Musik, später dann Deutsch, BWL und Englisch.<br />
3) Die frechste Ausrede für nicht gemachte Hausaufgaben war, dass mein Opa krank sei. Das<br />
war zwar wirklich so, aber ich hätte die Hausaufgaben ohne Probleme machen können.<br />
4) Wir hatten einen sehr engagierten jungen Lehrer, der zwei Mal mit uns ins Schullandheim<br />
gefahren ist. Diese Zeit war unglaublich schön, lehrreich und unvergesslich.<br />
5) Selbstverständlich, so etwas vergisst man doch nicht. Er war zwei Klassen über mir und<br />
mein großer Schwarm. Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist.<br />
6) Es ist mir etwas peinlich. Ich war keine Streberin, aber das Lernen fiel mir einfach<br />
leicht. Daraus resultierte ein Zweierschnitt und ich habe eine Belobigung bekommen.<br />
Als Präsent gab es ein Buch, das ich noch immer besitze.<br />
47
[leben] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mike Wagner verbesserte sich<br />
im Fach Deutsch in vier Schuljahren<br />
von der Note 4 auf 2. Der<br />
40-jährige Stuttgarter ist seit<br />
2013 Programmdirektor von<br />
Radio 7.<br />
Heimo Koch kam schon wegen<br />
entlaufener Wüstenspringmäuse<br />
zu spät zum Unterricht.<br />
Der 56-Jährige ist seit vier Jahren<br />
Direktor im Bereich<br />
Firmenkunden und stellvertretendes<br />
Vorstandsmitglied der<br />
Sparkasse Ulm.<br />
1) In Esslingen/Oberesslingen am Neckar.<br />
2) Technik, Mathematik, Geschichte und Erdkunde. In<br />
den letzten vier Schuljahren entdeckte ich auch<br />
Deutsch für mich und konnte mich von einer ständigen<br />
4 auf eine 2 verbessern.<br />
3) Zu spät war ich nie. Bei den Hausaufgaben war das<br />
schon anders. Da ich meine ganze Schulzeit immer<br />
mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin, sind<br />
mir wohl die Aufgaben ab und zu vom Gepäckträger<br />
gerutscht. Oder ich sagte, dass ich sie einem<br />
Kameraden in der Parallelklasse zum Lernen<br />
und Abschreiben ausgeliehen und nicht<br />
wieder bekommen habe.<br />
4) Der Schullandheim-Aufenthalt auf der schwäbischen<br />
Alb in Hepsisau oder 1988 in Wurmansquick in Niederbayern.<br />
5) In Nina war ich verliebt. Ich habe sie seit der vierten Klasse jedoch<br />
nie wieder gesehen. Aber ich höre sie ist Lehrerin geworden. Mit<br />
Katrin war ich später in einer<br />
Klasse und nach der Schule<br />
waren wir auch für ein paar<br />
Jahre ein Paar. Wir sind<br />
heute noch ab und zu im<br />
Austausch und lachen<br />
gerne über die Schulzeit.<br />
6) 2,25.<br />
Foto: © Sergey Nivens / Fotolia.com<br />
1) Ich war auf dem Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden-Echterdingen.<br />
2) Biologie, Chemie, Sport, Musik.<br />
3) Es war eine Tatsache und keine Ausrede. Meine Wüstenspringmäuse<br />
waren in der Nacht ausgebüxt und meine Mutter ließ mich morgens<br />
erst aus dem Haus, als alle wieder eingefangen waren.<br />
4) Ich habe mit 16 Jahren zum ersten Mal einen Chor mit mehr<br />
als 100 Sängern dirigiert. Das war ein gewaltiges Erlebnis, das<br />
ich nicht vergessen werde.<br />
5) Ja, aber daraus wurde nichts.<br />
6) 2,6.<br />
Kam Michael Haide zu spät<br />
zum Unterricht, war schon<br />
auch einmal ein Kolbenfresser<br />
am Mofa schuld. Der 50-Jährige<br />
ist seit 1992 geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Schmid &<br />
Partner Gruppe in Salach.<br />
1) Das war „notenbedingt“ eine kleine Odyssee. Gymnasium Eislingen, dann Göppingen, um<br />
dann an der FH in Geislingen zu studieren.<br />
2) Ganz prima gefiel mir Physik. Mein Physiklehrer wird sich jetzt jedoch fragen, warum ich<br />
denn dann nicht mehr gelernt habe? Gut waren auch Englisch und natürlich Sport.<br />
3) Neben „Plattfuß am Fahrrad“, „Bus ist nicht gekommen“ und „Kolbenfresser am Mofa“ hatte<br />
ich einmal erzählt, dass die Bedienung im Café Berner einfach nicht zum Zahlen gekommen<br />
wäre, weswegen ich nicht zum Mittagsunterricht erscheinen konnte.<br />
4) Neben tollen Schulausflügen nach St. Anton und an die Mosel war es mit Sicherheit<br />
die Erleichterung bei der Notenbekanntgabe in Mathematik.<br />
5) Auf jeden Fall! Wir sind noch heute eng befreundet, die gute Frau wohnt in Berlin, ist<br />
verheiratet und war Ehrengast auf meiner Hochzeit im vergangenen Jahr.<br />
6) 2,4.<br />
48
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 51 | <strong>Juli</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Führungsteam<br />
von Höhn<br />
erweitert<br />
Alexandra Anhorn verstärkt die<br />
Geschäftsführung der Ulmer<br />
Höhn<br />
GmbH. Das<br />
Unternehmen,<br />
das<br />
210 Mitarbeiter<br />
beschäftigt,<br />
ist<br />
Alexandra Anhorn<br />
von der Ulmer<br />
Höhn GmbH.<br />
Druck-Spezialist<br />
für<br />
Faltschachteln,<br />
Verpackungen<br />
und Verkaufsdisplays. Anhorn<br />
bildet mit dem geschäftsführenden<br />
Gesellschafter Sebastian<br />
Haug und Prokurist Jürgen May<br />
ein Dreierteam und zeichnet<br />
künftig mitverantwortlich für<br />
die unternehmerische Ausrichtung.<br />
Höhn steigerte zuletzt den<br />
Jahresumsatz trotz des scharfen<br />
Wettbewerbs um etwa drei Prozent.<br />
Anhorn war zuvor zwölf<br />
Jahre geschäftsführende Gesellschafterin<br />
des Laupheimer<br />
Druck<strong>unternehmen</strong>s Geiselmann.<br />
Katamaran fährt<br />
weiter in den<br />
roten Zahlen<br />
Seit elf Jahren gibt es die schnelle<br />
Direktverbindung zwischen<br />
den Städten Friedrichshafen<br />
Fitness-Metropole Schussental<br />
Dreimal mehr Fitness-Studios als im Landesdurchschnitt<br />
gibt es in Ravensburg und seinen<br />
Nachbargemeinden Weingarten und Baienfurt.<br />
Statistisch gesehen kommt in Baden-Württemberg<br />
ein Anbieter auf 10.000 Einwohner. In<br />
der 50.000-Einwohner-Stadt Ravensburg sind<br />
und Konstanz, seit elf Jahren<br />
schreibt die Katamaran-Reederei<br />
rote Zahlen. Allerdings hat<br />
sie im vergangenen Jahr das<br />
beste Betriebsergebnis erreicht:<br />
einen Verlust von 160.000 Euro.<br />
Die drei Doppelrumpfschiffe,<br />
die als besonders umweltfreundlich<br />
gelten, beförderten<br />
im vergangenen Jahr mehr als<br />
453.000 Fahrgäste. Die Gesellschafter,<br />
die Stadtwerke Friedrichshafen<br />
und Konstanz, mussten<br />
in den Vorjahren bis zu<br />
einer Million pro Betriebsjahr<br />
zuschießen. Sie hoffen ab 2018<br />
auf eine schwarze Null.<br />
Digitalisierung<br />
treibt Umsatz der<br />
Ingenics AG<br />
Das Ulmer Planungs- und Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />
Ingenics<br />
hat 2015 den Umsatz um 15<br />
Prozent auf 52 Millionen Euro<br />
gesteigert und beschäftigt nun<br />
420 Mitarbeiter an weltweit 14<br />
Standorten. Vorstandschef Oliver<br />
Herkommer begründet diesen<br />
Erfolg mit den Themen Digitalisierung<br />
und vernetzte<br />
Produktion. Sein Bruder Jörg ist<br />
in den Aufsichtsrat gewechselt.<br />
Foto: © Peter Atkins / Fotolia.com<br />
es aber nicht fünf, sondern elf Studios, in der<br />
Nachbarstadt Weingarten, mit 24.000 Einwohnern<br />
nicht einmal halb so groß, sind es bald<br />
acht. Selbst Baienfurt, ebenfalls im Schussental,<br />
hat zwei Studios für 7200 Bewohner. Etliche<br />
Betreiber befürchten einen Preiskampf.<br />
Risikokapital für<br />
junge Ulmer<br />
High-Tech-Firma<br />
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />
Baden-Württemberg<br />
und der High-Tech<br />
Gründerfonds erhöhen ihre Beteiligungen<br />
an der Immersight<br />
GmbH. Sie investieren einen<br />
sechsstelligen Betrag. Das Ulmer<br />
Start-Up hatte sich 2012 an<br />
der Uni Ulm formiert und eine<br />
Raumbrille erfunden, mit der<br />
man in den virtuellen Raum<br />
eintauchen kann. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />
+ Interview), Marc Hörger, Giacinto<br />
Carlucci, Werkfotos, Getty<br />
Images, Colourbox, PR, Privat,<br />
Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-356<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
5. Oktober <strong>2016</strong><br />
Die Themen<br />
Arbeitsschutz<br />
Container –<br />
vielfältig und individuell<br />
Flottenmanagement<br />
Vermögensmanagement<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
9. September <strong>2016</strong><br />
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» Moderne Wohlfühl-Ausstattung<br />
» Aufzug aus der Tiefgarage in alle Etagen und barrierefreie Zugänge<br />
» Baubeginn im Herbst <strong>2016</strong><br />
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