health@work Ausgabe 6/2017
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KULTUR<br />
Kränkelnd heilen<br />
Die Gesundheitsbranche macht ihrem Namen<br />
keine Ehren. Die Arbeitssituationen in<br />
Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen<br />
ist sowohl körperlich als auch psychisch<br />
stark belastend. Das liegt vor allem an den<br />
Rahmenbedingungen: Stress und Leistungsdruck<br />
stehen auf der Tagesordnung, Schlaf<br />
und Freizeit leiden. Studien zeigen jedoch<br />
auch, dass betriebliche Gesundheitsförderung<br />
einen Unterschied machen kann.<br />
Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung<br />
Ärzte arbeiten unter verschärften Bedingungen<br />
– das gilt vor allem für Mediziner im Krankenhaus.<br />
Die Schichten sind lang, der Schlaf<br />
kurz und der Leistungsdruck ebenso wie die<br />
Verantwortung hoch. Eine Befragung der<br />
Ärztegewerkschaft Marburger Bund zeigt,<br />
dass die Hälfte der Krankenhausärzte jede<br />
Woche bis zu 59 Stunden arbeitet, ein Viertel<br />
sogar bis zu 80 Stunden wöchentlich. Den<br />
aller meisten ist das zu viel: Drei von vier Ärzten<br />
geben an, dass die Arbeitszeiten ihre Gesundheit<br />
beeinträchtigen. Rund 60 Prozent<br />
fühlen sich psychisch belastet.<br />
Personalmangel und ein Übermaß an Bürokratie<br />
führen dazu, dass die Ärzte mehr arbeiten<br />
müssen, als sie eigentlich wollen. Die<br />
Work-Life-Balance leidet erheblich – eine<br />
belastende Situation. „Die Dienstplangestaltung<br />
ist alles andere als verlässlich. Die<br />
kurzfristigen Inanspruchnahmen von Ärzten,<br />
die eigentlich dienstfrei haben, nehmen überhand“,<br />
erklärt Rudolf Henke, 1. Vorsitzender<br />
des Marburger Bunds. „Wenn etwa die Hälfte<br />
der Ärzte immer wieder bis zu zwei Mal im<br />
Monat zu solchen außerplanmäßigen Einsätzen<br />
gerufen wird, bleibt von den freien Wochenenden<br />
nicht mehr viel übrig.“<br />
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