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Leseprobe stahl und eisen 01/2018

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ISSN 0340-4803<br />

1/2<strong>01</strong>8<br />

Januar 2<strong>01</strong>8<br />

Zeitschrift für die<br />

Herstellung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

Verlag Stahl<strong>eisen</strong> GmbH, Postfach 105164, 40042 Düsseldorf<br />

PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 6447


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Hohe Erwartungen <strong>und</strong><br />

gute Vorsätze für 2<strong>01</strong>8<br />

as neue Jahr hat begonnen – <strong>und</strong> die Erwartungen von Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Industrie sind weiterhin hoch. In der Stahlindustrie<br />

schauen wir auf den Stand der Verhandlungen für das geplante<br />

50/50-Joint-Venture von thyssenkrupp Steel mit Tata Steel. Ende<br />

2<strong>01</strong>7 hat thyssenkrupp mit der IG Metall ein Verhandlungsergebnis<br />

zum Abschluss eines Tarifvertrags erzielt (S. 6).<br />

<br />

europäischen Handelsschutzinstrumente vereinbart (S. 8). Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, fordert, dass die modernisierten<br />

<br />

Gefahr von marktverzerrenden Subventionen <strong>und</strong> weiteren unfairen Praktiken<br />

sei bei Weitem noch nicht gebannt.<br />

<br />

ropäischen Union in Kraft getreten. Als wirksames <strong>und</strong> modernes handelspolitisches<br />

Schutzinstrumentarium soll sie unfairen Handelspraktiken seitens<br />

<br />

<br />

Stahlherstellung hat bei Tata Steel begonnen (S. 14). In Kombination mit der<br />

CCS-Technologie zur CO 2<br />

-Abscheidung <strong>und</strong> -Speicherung kann die Methode die<br />

CO 2<br />

-Emissionen in der Stahlproduktion um 80 % reduzieren. Tata Steel testet den<br />

<br />

Verfahrens kann allerdings noch zehn Jahre oder länger in Anspruch nehmen.<br />

Im Technikteil informieren wir Sie u. a. über folgende Themen:<br />

▷ In einem Artikel werden Prozessdaten zu verschiedenen Vakuumanlagen,<br />

<br />

zur Stahlherstellung in den jeweiligen Anlagen sowie die metallurgischen<br />

Ergebnisse erläutert. Analysiert werden mögliche Trends für die Stahlherstellung<br />

in der Zukunft.<br />

▷ <br />

<br />

werden von Computern durchgeführt.<br />

▷ <br />

qualität produzieren. Untersucht wurden die Wärmeverluste durch die<br />

<br />

<br />

Emissionsgrad aufw<strong>eisen</strong> als der verwendete Stahl, können die Wärmeverluste<br />

<br />

Ich wünsche unseren Lesern ein ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> erfolgreiches neues Jahr!<br />

Glück auf!<br />

Chefredakteur<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1<br />

3


Januar 2<strong>01</strong>8<br />

Zeitschrift für die<br />

Herstellung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

ISSN 0340-4803<br />

31 43<br />

Metallurgische Ergebnisse<br />

von Vakuumanlagen<br />

<br />

<br />

<br />

Automatisierung des<br />

Roh<strong>eisen</strong>gießprozesses<br />

<br />

<br />

automatisiert<br />

INHALT<br />

Ausgabe 1/2<strong>01</strong>8<br />

1/2<strong>01</strong>8<br />

Verlag Stahl<strong>eisen</strong> GmbH, Postfach 105164, 40042 Düsseldorf<br />

PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 6447<br />

<br />

<br />

<br />

Metallurgie / Metallurgy<br />

31 Metallurgische Ergebnisse von Vakuumanlagen<br />

Vacuum plant metallurgical results<br />

<br />

<br />

<br />

54 Reduzierte Wärmeverluste in<br />

Bandverzinkungsanlagen durch<br />

<br />

Reducing the heat losses of furnace rolls in hot<br />

<br />

<br />

<br />

©Titel-/Coverphoto:<br />

<br />

<br />

<br />

Neuer Q-Melt-Auto-<br />

<br />

bogenofen bei<br />

<br />

<br />

Anlagentechnik / Plant engineering<br />

43 Automatisierung beginnt bei der Ankunft<br />

der Torpedowagen im Stahlwerk<br />

Automation starts when the torpedo enters the<br />

BOS plant<br />

<br />

<br />

48 Simulation der Prozesskette für einen Ventil<strong>stahl</strong><br />

Simulation of the process chain to make valve steel<br />

<br />

<br />

INNOVATION<br />

60 Predictive Quality erweitert<br />

Prozessüberwachung <strong>und</strong><br />

Materialverfolgung: Neue Standards in der<br />

Lang<strong>stahl</strong>produktion<br />

64 Strategische <strong>und</strong> operative Optimierung<br />

der Anlagenwirtschaft: Wissensbasierte<br />

<strong>und</strong> mobile Instandhaltung<br />

4<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1


48 67<br />

Simulation der Prozesskette für<br />

einen Ventil<strong>stahl</strong><br />

Die Deutschen Edel<strong>stahl</strong>werke Specialty Steel haben im<br />

Werk Siegen das Modellpaket „Prozesskette“ der SMS<br />

group auf die Fertigung eines Ventil<strong>stahl</strong>s angewandt<br />

Werksweite Lagerung <strong>und</strong><br />

Transport mit Industrie 4.0<br />

3tn bietet hallen- <strong>und</strong> werksübergreifende Lösungen<br />

<br />

von Brammen, Coils <strong>und</strong> Blechen<br />

UNTERNEHMEN + MÄRKTE<br />

67 Lager- <strong>und</strong> Transportmanagement auf<br />

dem Weg zu Industrie 4.0: Werksweite<br />

Vernetzung von Lagerung <strong>und</strong> Transport<br />

BERUF + KARRIERE<br />

70 Gesellschaftliche Herausforderungen<br />

zum Arbeitsplatz 2025: Wie wird die<br />

digitalisierte Industriearbeit aussehen?<br />

PRISMA<br />

80 Stahlwerkstoff sichert höchste<br />

Eisenbahnbrücke der Welt<br />

81 Technikgeschichte:<br />

Stahl schreibt Geschichte<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

14 Stahlindustrie<br />

75 studyING<br />

75 Recht<br />

76 Termine<br />

76 Mitglieder Stahlinstitut VDEh<br />

77 Inserentenverzeichnis<br />

79 Firmenschriften<br />

81 Technikgeschichte<br />

83 Themen im nächsten Heft<br />

83 Impressum<br />

Produkte<br />

42, 53, 59<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1 5


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

THYSSENKRUPP <strong>und</strong> IG METALL erzielen gemeinsames Verhandlungsergebnis<br />

Zukunft für den Stahlbereich<br />

im Joint Venture mit Tata Steel<br />

thyssenkrupp <strong>und</strong> die IG Metall haben kurz vor Weihnachten in der vom thyssenkrupp-<br />

Aufsichtsrat eingesetzten gemeinsamen Arbeitsgruppe ein Verhandlungsergebnis zum<br />

<br />

geplanten Zusammenschluss der europäischen Stahlaktivitäten von thyssenkrupp <strong>und</strong> Tata<br />

Steel Europe in einem 50/50-Joint-Venture. Die Einigung gilt für alle deutschen Stahlstandorte<br />

von thyssenkrupp. Der Tarifvertrag soll mit Start des Gemeinschaftsunternehmens in Kraft<br />

treten <strong>und</strong> rd. acht Jahre bis zum 30. September 2026 gelten.<br />

Foto: thyssenkrupp<br />

thyssenkrupp <strong>und</strong> die<br />

IG Metall haben sich<br />

auf eine Standortsicherung<br />

für die<br />

Mehrheit der Standorte<br />

bis 2026 geeinigt. Für<br />

einzelne Betriebs teile<br />

in Bochum, Eichen <strong>und</strong><br />

Hüttenheim wurden eine<br />

Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

bis Ende 2020<br />

<strong>und</strong> eine Standortsicherung<br />

bis Ende<br />

2021 vereinbart<br />

6<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1


m September hatte thyssenkrupp<br />

die Gründung eines Joint<br />

Ventures seiner europäischen<br />

Stahlaktivitäten mit Tata Steel<br />

Europe angekündigt. Ziel des Joint<br />

Ventures ist es, einen führenden<br />

europäischen Flach<strong>stahl</strong>anbieter<br />

zu schaffen <strong>und</strong> diesen als Qualitäts-<br />

<strong>und</strong> Technologieführer zu<br />

positionieren. Das neue Unternehmen<br />

würde einen Pro-forma-Umsatz<br />

von etwa 15 Mrd. € erzielen<br />

<strong>und</strong> etwa 48 000 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender<br />

der thyssenkrupp<br />

AG, erklärte: „Mit dem<br />

heute erzielten Ergebnis haben wir<br />

eine wesentliche Voraussetzung<br />

dafür geschaffen, unsere strategische<br />

Zielsetzung zu erreichen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig den Interessen unserer<br />

Beschäftigten gerecht zu werden.<br />

Die Einigung entspricht damit<br />

unserem Verständnis von unternehmerischer<br />

Verantwortung.<br />

Sie gibt uns zum einen die Möglichkeit,<br />

die für das Joint Venture<br />

angekündigten wirtschaftlichen<br />

Vorteile <strong>und</strong> Synergien zu erzielen<br />

<strong>und</strong> damit wie geplant Mehrwert<br />

für thyssenkrupp <strong>und</strong> seine Aktionäre<br />

zu schaffen. Gleichzeitig<br />

geben wir den Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern des Gemeinschaftsunternehmens<br />

eine gute<br />

Zukunftsperspektive <strong>und</strong> sichern<br />

Arbeitsplätze.“<br />

Wesentliche Inhalte der Einigung<br />

sind:<br />

▷ Mit dieser Einigung wird eine<br />

Beschäftigungssicherung bis<br />

zum 30. September 2026 vereinbart.<br />

Das bedeutet, dass der<br />

bereits angekündigte erforderliche<br />

Abbau von bis zu 2 000<br />

Stellen sozialverträglich so wie<br />

auch in der Vergangenheit umgesetzt<br />

wird.<br />

▷ Auch zur Standortsicherung<br />

wurde eine weitreichende Lösung<br />

erzielt. Für die Mehrheit<br />

der Standorte ist eine Sicherung<br />

bis zum 30. September 2026<br />

vorgesehen. Innerhalb dieser<br />

Standortsicherung ist die Anpassung<br />

einzelner Anlagen <strong>und</strong><br />

Aggregate weiterhin möglich.<br />

Für einzelne Betriebsteile in Bochum,<br />

Eichen <strong>und</strong> Hüttenheim<br />

ist eine Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

Ende 2020 zur Frage der<br />

Fortführung vereinbart; unabhängig<br />

davon gilt für diese Betriebsteile<br />

eine Standortsicherung<br />

bis Ende 2021.<br />

▷ In die deutschen Standorte soll<br />

auch in Zukunft auf dem heutigen<br />

Niveau investiert werden.<br />

Zielsetzung sind mindestens<br />

400 Mio. € jährlich, die u. a.<br />

zur Weiterentwicklung der<br />

Produktionsanlagen verwendet<br />

werden.<br />

▷ Die bestehenden Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungskapazitäten<br />

bleiben<br />

erhalten <strong>und</strong> sind somit ein<br />

Eckpfeiler für den Erfolg des<br />

Joint Ventures. Gegenwärtig<br />

werden ca. 1 500 junge Menschen<br />

im Stahlbereich ausgebildet.<br />

▷ thyssenkrupp wird für mindestens<br />

sechs Jahre am Joint<br />

Venture beteiligt sein. Gleichzeitig<br />

ist währenddessen eine<br />

Veränderung der Anteilseignerstruktur,<br />

gegebenenfalls durch<br />

einen Börsengang, nicht ausgeschlossen.<br />

▷ Neben dem Erhalt der Montanmitbestimmung<br />

in Deutschland<br />

ist im Tarifvertrag vorgesehen,<br />

dass ein Employee Executive<br />

Committee (EEC) gegründet<br />

wird, in dem Vorstand <strong>und</strong><br />

Vertreter der Arbeitnehmer des<br />

Joint Ventures dreimal jährlich<br />

über strategische Themen beraten.<br />

▷ Die Arbeitnehmervertreter<br />

beim Stahl werden weiterhin<br />

dem Konzernbetriebsrat der<br />

thyssenkrupp AG angehören.<br />

Die Arbeitnehmer beim Stahl<br />

behalten das aktive <strong>und</strong> passive<br />

Wahlrecht für den Aufsichtsrat<br />

der thyssenkrupp AG.<br />

Oliver Burkhard, Personalvorstand<br />

der thyssenkrupp AG, sagte<br />

zum Verhandlungsergebnis: „Wir<br />

haben uns auf den Abschluss eines<br />

Tarifvertrags geeinigt, der all<br />

das berücksichtigt, was uns bei<br />

„Wir haben diese Lösung gemeinsam mit der<br />

Arbeitnehmerseite erarbeitet. Das entspricht unserer<br />

Unternehmenskultur. Mit diesem Ergebnis werden wir<br />

dem Unternehmensinteresse <strong>und</strong> den Interessen unserer<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter gerecht“<br />

thyssenkrupp wichtig ist: eine<br />

gemeinsame Lösung mit der Arbeitnehmerseite,<br />

die unserer Unternehmenskultur<br />

entspricht. Mit<br />

diesem Ergebnis werden wir dem<br />

Unternehmensinteresse <strong>und</strong> den<br />

Interessen unserer Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter gerecht. Damit<br />

geben wir unseren Beschäftigten<br />

Sicherheit <strong>und</strong> schaffen für das<br />

Joint Venture eine gute Zukunftsperspektive.“<br />

Die IG Metall will im Januar das<br />

Ergebnis an den Stahlstandorten<br />

von thyssenkrupp zur Abstimmung<br />

stellen. Die Tarifkommission<br />

der Gewerkschaft hat empfohlen,<br />

das Verhandlungsergebnis<br />

anzunehmen.<br />

Im Rahmen der derzeit statt-<br />

den<br />

unabhängige Gutachten zur<br />

wirtschaftlichen Tragfähigkeit<br />

des Joint Ventures sowie den<br />

<br />

Steel Europe in Großbritannien<br />

erstellt. Nach Abschluss der Due<br />

Diligence wird die Unterzeichnung<br />

eines Vertrages für das Joint<br />

Venture Anfang 2<strong>01</strong>8 angestrebt.<br />

Das Closing, also der tatsächliche<br />

Vollzug des Zusammenschlusses,<br />

könnte dann nach Freigabe durch<br />

die Kartellbehörden Ende 2<strong>01</strong>8<br />

erfolgen.<br />

thyssenkrupp<br />

Oliver Burkhard, Personalvorstand der thyssenkrupp AG<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1 7


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

Modernisierung der EU-Handelsschutzinstrumente<br />

Nach langen Diskussionen<br />

haben sich Europäisches Parlament,<br />

EU-Kommission <strong>und</strong> Rat<br />

Anfang Dezember 2<strong>01</strong>7 auf ein<br />

Maßnahmenpaket zur Modernisierung<br />

der europäischen<br />

Handelsschutzinstrumente<br />

geeinigt.<br />

„Eine Modernisierung des EU-Handelsschutzinstrumentariums<br />

war<br />

lange überfällig <strong>und</strong> für die Stahlindustrie<br />

ist diese Entscheidung<br />

von großer Bedeutung. Die EU darf<br />

nicht noch weiter gegenüber anderen<br />

Regionen zurückfallen, wenn<br />

es darum geht, gegen unerlaubtes<br />

Dumping oder Subventionen<br />

vorzugehen“, so Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl. Gerade die Stahlindustrie<br />

in der EU sei durch unfaire<br />

Handelspraktiken stark benachteiligt<br />

<strong>und</strong> brauche eine Lösung, die<br />

faire Wettbewerbsbedingungen<br />

auf den internationalen Märkten<br />

sicherstellt.<br />

„Insgesamt hätte ich mir mutigere<br />

Schritte gewünscht“, so der<br />

Verbandspräsident. Das Ergebnis<br />

sei jedoch insgesamt ein Beitrag,<br />

die EU-Industrie bei der Abwehr<br />

von unfairem Marktverhalten zu<br />

stärken.<br />

„Die EU sollte die modernisierten<br />

Handelsschutzinstrumente<br />

nun konsequent anwenden“,<br />

fordert Kerkhoff. Die Gefahr<br />

von marktverzerrenden Subventionen<br />

<strong>und</strong> weiteren unfairen<br />

Praktiken sei für die globale<br />

Stahlindustrie auch nach der Einigung<br />

auf einen gemeinsamen<br />

Fortschrittsbericht im Rahmen<br />

des Globalen Stahlforums der<br />

G20 bei Weitem noch nicht gebannt.<br />

Am 30. November 2<strong>01</strong>7<br />

hatten die Wirtschaftsminister<br />

der G20-Staaten <strong>und</strong> eine Reihe<br />

weiterer OECD-Länder in Berlin<br />

über politische Handlungsempfehlungen<br />

zum Abbau der weltweiten<br />

Stahlüberkapazitäten beraten<br />

(siehe hierzu auch: <strong>stahl</strong> u.<br />

<strong>eisen</strong> 137 (2<strong>01</strong>7) Nr. 12, S. 8).<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

Neue EU-Antidumping-Regeln sichern den Industriestandort<br />

Im Dezember ist die erneuerte<br />

Antidumping-Verordnung der<br />

Europäischen Union in Kraft<br />

getreten. Als wirksames <strong>und</strong><br />

modernes handelspolitisches<br />

Schutzinstrumentarium wirkt<br />

sie unfairen Handelspraktiken<br />

seitens Nicht-EU-Drittländern<br />

entgegen.<br />

Die B<strong>und</strong>esministerin für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Energie, Brigitte<br />

Zypries, erklärte: „Unverzerrter<br />

internationaler Handel ist für<br />

unsere Unternehmen überlebenswichtig.<br />

Davon hängt die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen <strong>und</strong><br />

europäischen Industriestandorte<br />

<strong>und</strong> ihrer Arbeitsplätze ab. Mit<br />

dem neuen Instrumentarium<br />

können wir Fälle von schädigen-<br />

<br />

abwehren. Damit unterstreichen<br />

die EU <strong>und</strong> ihre Mitgliedsstaaten<br />

ihre Entschlossenheit, sich aktiv<br />

für WTO-gerechten Wettbewerb<br />

im internationalen Handel einzusetzen.“<br />

Kernziel der neuen Antidumpingmethodologie<br />

ist die effektive<br />

<strong>und</strong> WTO-gerechte Abwehr<br />

von Dumping <strong>und</strong> Subventionen<br />

durch Akteure des Nicht-EU-Auslands,<br />

die den Wettbewerb im internationalen<br />

Handel verzerren.<br />

Denn wenn Preise von Einfuhren<br />

in die EU künstlich herabgesetzt<br />

würden – insbesondere infolge<br />

von staatlichen Interventionen<br />

im Ausland –, schädigte das die<br />

deutsche <strong>und</strong> europäische Industrie.<br />

Die neue EU-Antidumping-Verordnung<br />

leiste einen wichtigen<br />

Beitrag zur Sicherung unseres<br />

Industriestandorts <strong>und</strong> seiner Arbeitsplätze,<br />

verlautet es aus dem<br />

B<strong>und</strong>esministerium.<br />

Länder, wie zum Beispiel China,<br />

die bislang als Nichtmarktwirtschaftsstaaten<br />

gelistet waren, werden<br />

künftig nicht mehr statisch<br />

festgeschrieben, sondern gemäß<br />

ihrem tatsächlichen marktwirtschaftlichen<br />

Entwicklungsstand<br />

sowie branchenweise behandelt.<br />

Das erlaube künftig eine differenziertere<br />

Bewertung.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Energie<br />

Industrie setzt Cyber-Security-Maßnahmen nur zögerlich um<br />

Die Studie „Putting Industrial<br />

Cyber Security at the Top of the<br />

CEO Agenda“ zeigt, dass industrielle<br />

Unternehmen nur zögerlich<br />

Cyber-Security-Maßnahmen<br />

zum Schutz ihrer Daten <strong>und</strong><br />

Betriebe vorsehen, obwohl Angriffe<br />

weltweit zunehmen.<br />

Die vorliegende Studie wurde<br />

von LNS Research erstellt <strong>und</strong><br />

von Honeywell unterstützt.<br />

Dafür wurden strategische Entscheidungsträger<br />

industrieller<br />

Unternehmen bezüglich ihres<br />

Vorgehens zum Industrial Internet<br />

of Things (IIoT) sowie<br />

ihrer Nutzung industrieller<br />

Cyber-Security-Technologien <strong>und</strong><br />

deren Umsetzungen befragt.<br />

Die Ergebnisse der Studie belegen<br />

unter anderem:<br />

▷ Über die Hälfte der Befragten<br />

berichten von bereits erfolgten<br />

Angriffen auf die Cyber-<br />

8<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1


sicherheit in ihrer industriellen<br />

Anlage.<br />

▷ 45 % der teilnehmenden Firmen<br />

haben in ihren Unternehmen<br />

noch keinen Verantwortlichen<br />

für Cyber Security<br />

benannt.<br />

▷ Nur 37 % überwachen auf verdächtige<br />

Vorgänge.<br />

▷ Auch wenn viele Firmen regelmäßige<br />

Risikoanalysen erstellen:<br />

20 % führen keine derartigen<br />

Erfassungen durch.<br />

„Entscheidungsträger sind sich<br />

der Bedrohung vermehrt bewusst<br />

<strong>und</strong> es gibt Fortschritte, diese auch<br />

zu adressieren, aber die Studie bekräftigt<br />

die Ansicht, dass gr<strong>und</strong>legende<br />

Schritte zur Cybersicherheit<br />

von einem wesentlichen Teil<br />

der industriellen Betreiber noch<br />

nicht vorgenommen werden“,<br />

sagte Jeff Zindel, Vice President<br />

<strong>und</strong> General Manager, Honeywell<br />

Industrial Cyber Security. „Um die<br />

enormen Vorteile der industriellen<br />

digitalen Transformation <strong>und</strong><br />

des IIoT ausschöpfen zu können,<br />

müssen die Firmen ihre Schutzmaßnahmen<br />

für Cyber Security<br />

verbessern <strong>und</strong> jetzt der erhöhten<br />

Bedrohungslage anpassen.”<br />

dustriellen<br />

Organisationen die drei<br />

nachfolgend genannten sofortigen<br />

Aktionen, um die Effekte der neuen<br />

Technologien ausnutzen zu<br />

können:<br />

▷ Die industrielle Cybersicherheit<br />

wird Teil der Strategien zur digitalen<br />

Transformation.<br />

▷ Einrichtung <strong>und</strong> Einhaltung<br />

bester bewährter Praktiken für<br />

Personal, Prozess <strong>und</strong> Technologie,<br />

von der Zugangskontrolle<br />

bis zur Risikoüberwachung,<br />

bei fehlenden eigenen Ressourcen<br />

unter Nutzung externer<br />

Cyberexpertise.<br />

▷ Der Fokus liegt auf verantwortlichen<br />

Führungskräften, in Verbindung<br />

mit einer Organisationsstruktur<br />

zur Überwindung<br />

der Silos zwischen IT <strong>und</strong> OT.<br />

„Cyber Security muss auf die<br />

Agenda von jedem CEO, um die<br />

effektive, schnelle <strong>und</strong> langfristige<br />

Realisierung von Strategien <strong>und</strong><br />

Technologien wie dem IIoT abzu-<br />

<br />

President <strong>und</strong> Principal Analyst,<br />

LNS Research. „Kurzum, damit ein<br />

Unternehmen auf seinem Weg der<br />

digitalen Transformation Erfolge<br />

verzeichnen kann, muss es bei<br />

der industriellen Cybersicherheit<br />

erfolgreich sein.“<br />

Honeywell<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1 9


AKTUELLES<br />

Namen <strong>und</strong> Nachrichten<br />

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR EISENFORSCHUNG bringt sich als Gründungsmitglied ein<br />

Verein zur Förderung der<br />

Wissensregion Düsseldorf<br />

gegründet<br />

Im Wettbewerb um die besten Talente <strong>und</strong> forschungsintensive Unternehmen ist ein<br />

<br />

für Eisenforschung (MPIE), das seit 100 Jahren einen regen Austausch zwischen Industrie<br />

<strong>und</strong> Forschung betreibt, beteiligt sich als Gründungsmitglied an der Initiative<br />

Wissensregion Düsseldorf.<br />

ist als starke<br />

Wirtschaftsregion <strong>und</strong> Kulturmagnet<br />

bekannt. Dass üsseldorf<br />

hier auch ein enorm wichtiger Forschungsstandort<br />

ist – dies wollen<br />

wir mit der Initiative zeigen <strong>und</strong><br />

uns gleichzeitig noch besser mit<br />

den regionalen Akteuren aus Forschung<br />

<strong>und</strong> Industrie vernetzen.<br />

So werden alle Potenziale ausgeschöpft“,<br />

so Prof. Gerhard Dehm,<br />

Direktor am MPIE.<br />

Die Gründungsmitglieder des<br />

neu gegründeten Vereins kommen<br />

hauptsächlich aus der Forschung<br />

<strong>und</strong> der Lehre, aber auch die Düsseldorfer<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

(IHK) beteiligt sich an der<br />

Initiative: „Die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

Düsseldorf zählt zu<br />

den frühen Unterstützerinnen der<br />

Wissensregion Düsseldorf. Was wir<br />

jetzt brauchen, sind einige wenige<br />

Leuchtturmprojekte, durch die die<br />

Wissensregion Gestalt annehmen<br />

kann. Für mich steht dabei ganz<br />

klar an erster Stelle die engere Kooperation<br />

zwischen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Hochschulen bei der Fachkräftesicherung<br />

<strong>und</strong> dem Technologietransfer“,<br />

erläuterte Vorstandsmitglied<br />

Gregor Berghausen,<br />

Hauptgeschäftsführer der IHK<br />

Düsseldorf. Prof. Anja Steinbeck,<br />

Rektorin der Heinrich-Heine-Universität,<br />

ist die Vereinsvorsitzende,<br />

Prof. Brigitte Grass, Präsidentin der<br />

Hochschule Düsseldorf, wurde zu<br />

ihrer Stellvertreterin gewählt. Der<br />

Politikwissenschaftler Prof. Ulrich<br />

von Alemann ist Geschäftsführer<br />

des Vereins.<br />

Der Verein soll durch Projekte<br />

wie innovative Ausbildungsformate<br />

für die Arbeitswelt von morgen<br />

<strong>und</strong> durch eine gemeinsame Interessenvertretung<br />

zur Sichtbarmachung<br />

der Wissensregion beitragen.<br />

Ein erstes zentrales Projekt<br />

ist bereits geplant:<br />

Die Wissensregion Düsseldorf<br />

möchte innovative Ausbildungsformate<br />

anbieten, um auf diese<br />

Weise die besten Köpfe für die<br />

Region zu gewinnen. In dem Projekt<br />

„Innovationssemester“ sollen<br />

Teilnehmer unterschiedlicher Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungsgänge –<br />

junge Menschen aus der dualen<br />

Berufsausbildung in Unternehmen,<br />

Verwaltung <strong>und</strong> Handwerk<br />

sowie Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten<br />

– zusammenkommen. Ziel<br />

des Innovationssemesters soll es<br />

sein, etwaige Gräben zwischen<br />

der dualen Berufsausbildung <strong>und</strong><br />

der akademischen Ausbildung zu<br />

überbrücken <strong>und</strong> die für die Berufswelt<br />

notwendigen Fähigkeiten<br />

zu trainieren.<br />

MPIE<br />

Neuer Jahresbericht des Stahl-Zentrums<br />

erschienen<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

<strong>und</strong> Stahlinstitut VDEh haben<br />

den Jahresbericht 2<strong>01</strong>7 „Engagement<br />

für Stahl“ veröffentlicht.<br />

Der Jahresbericht informiert z. B.<br />

über die neue Stahlkampagne „Stahl<br />

trägt uns alle“. Außerdem werden die<br />

Herausforderungen an den Stahlmarkt<br />

Deutschland in den Bereichen<br />

Außenhandelspolitik, Klimapolitik<br />

<strong>und</strong> Digitalisierung thematisiert. Des<br />

Weiteren stehen die technologischen<br />

Ansätze zur CO 2<br />

-Reduzierung, Leichtbau<br />

mit Stahl <strong>und</strong> das 100-jährige<br />

Jubiläum des Max-Planck-Instituts für<br />

Eisenforschung (MPIE) in Düsseldorf<br />

im Fokus.<br />

Stahl-Zentrum<br />

Engagement<br />

für Stahl<br />

Jahresbericht 2<strong>01</strong>7<br />

Foto: Stahl-Zentrum<br />

10<br />

<strong>stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>eisen</strong> 138 (2<strong>01</strong>8) Nr. 1

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