16.01.2018 Aufrufe

FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 5

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!

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Im Frühjahr 2018 | Ausgabe 05 | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />

®<br />

FRISCHE IDEEN<br />

HANS PETER SCHNEIDER<br />

» Warum sollte das<br />

nicht funktionieren ? «<br />

Über Handel und Wandel<br />

auf dem Findorffmarkt<br />

DR. SASCHA OTTO Geldanlagen & Megatrends 2018 SABINA SCHOEFER Freiraum<br />

in Plantage 13 MICHAEL ERNST Multitalent breit aufgestellt FIT INS FRÜHJAHR Ab<br />

ins Studio ISA FISCHER »Stadt Land Fluss« TOM GROTE Gelbe Säcke gehen online


Text & Gestaltung: Rätsch Communications, www.raetsch.de, Foto: »Two giraffe isolated on white background« © Texturis, www.shutterstock.com<br />

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Das Leben ist eine Baustelle.<br />

A<br />

us eigener Initiative klopft<br />

bei uns keiner an !«,<br />

verrät uns Messe-Chef<br />

Hans Peter Schneider<br />

im ersten Interview in<br />

dieser Ausgabe – und<br />

meint damit, dass Menschen<br />

offensiv erreicht<br />

und begeistert werden wollen,<br />

um sie für gute Angebote zu gewinnen – egal, ob<br />

man eine Messe wie »Fisch & Feines« macht oder ob es um die<br />

Vermarktung von Leerständen auf dem Findorffmarkt geht. Der<br />

gilt seit jeher im Stadtteil als echtes Erfolgsmodell, wie man auswärtige<br />

KundInnen gewinnen kann. Aber ist das heute immer<br />

noch so ? Wir haben nachgefragt. In einem meinungsfreudigen<br />

Gespräch entwickelt Hans Peter Schneider, der auch für die<br />

Bremer Wochenmärkte zuständig ist, frische Ideen, wie man<br />

die Märkte in Bremen auch in Zukunft erfolgreich macht.<br />

Fazit ? Nicht nur das Leben ist eine Baustelle. Auch Marketing<br />

ist ein ständiger Prozess – und noch ein tolles Zitat von Hans<br />

Peter Schneider: »Aggressives Warten bringt‘s nicht !« Eben.<br />

Genau deshalb haben wir <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

Anfang des letzten Jahres ins Leben gerufen. Die Sichtweisen<br />

des Bremer Messe-Chefs haben uns sehr bestätigt, einfach<br />

heiter weiter zu machen – und verstärkt bisher noch zögerliche<br />

04 l HANS PETER SCHNEIDER<br />

Der Messe- & ÖVB-Arena Chef mit<br />

frischen Ideen für den Findorffmarkt<br />

11 l DER GUTE TIPP<br />

Systematisch Energiekosten senken<br />

12 l DR. SASCHA OTTO<br />

Der Börsenexperte über gute Geldanlagen<br />

14 l SABINA SCHOEFER<br />

Die Direktorin der VHS über »Heimat«<br />

und Ukulelenspiel im neuen Kursangebot<br />

17 l NACHSCHLAG<br />

Sander Center: Einkaufsbummel mit Tradition<br />

18 l MICHAEL ERNST<br />

Der Findorffer Schauspieler, Musicaldarsteller<br />

und Sänger über seinen Weg im Showgeschäft<br />

Hans Peter Schneider über Messe Bremen & ÖVB-Arena und<br />

Großmarkt: »Es ist das große Rad, welches wir drehen wollen.«<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />

AnzeigenkundInnen anzusprechen, damit wir als werbefinanziertes<br />

Magazin auch 2018 die Themen aufgreifen<br />

können, die im Stadtteil wirklich interessieren.<br />

Kreative Selbstvermarktung der ganz anderen Art<br />

betreibt Schauspieler, Musiker und Synchronsprecher<br />

Michael Ernst. Das kreative Findorffer Multitalent ist<br />

in jungen Jahren nach Hamburg aufgebrochen, um sich<br />

und der Welt zu beweisen, dass darstellende Kunst nicht<br />

zugleich brotlose Kunst sein muss. Voller Energie und mit viel<br />

Lebensfreude verwirklicht er seinen persönlichen Traum. Wie<br />

das abseits von Casting-Shows und den Klischees vom schnellen<br />

Ruhm geht, erzählt er uns auf einen Kaffee in der »Lilie«.<br />

Sich immer wieder weiterentwickeln: Dieser Herausforderung<br />

stellt sich auch die Bremer Volkshochschule. Für die Direktorin<br />

Dr. Sabina Schoefer und ihr Team gilt es neue Trends und Entwicklungen<br />

in der Weiterbildung frühzeitig zu erkennen, stadtteilbezogen<br />

umzusetzen und ganz unterschiedliche Menschen<br />

für die angebotenen Kurse zu gewinnen. »Für diese Aufgabe<br />

ist die Bremer Volkshochschule richtig gut aufgestellt.« sagt sie.<br />

Die VHS ist in Bremen überall vertreten und hat jüngst auch in<br />

Findorff in der Plantage 13 einen kreativen Freiraum geschaffen<br />

– als Raum zum Denken und Machen. Bleiben wir neugierig !<br />

Wir freuen uns auf viele Meinungen zu dieser Ausgabe – und<br />

über digitale Leserbriefe auf www.findorff.info/leserbriefe<br />

20 l SCHAUFENSTER<br />

Shopping und Dienstleistungen im Stadtteil<br />

22 l ZWISCHENRUF<br />

Sanierungstau in der Oberschule Findorff<br />

25 l FIT INS FRÜHJAHR<br />

Gute Vorsätze ? Ab ins Studio!<br />

28 l DORFFKLATSCH<br />

Wer, wie, was, wieso, weshalb ...<br />

30 l JA ODER NEIN ?<br />

Lohnen verkaufsoffene Sonntage ?<br />

32 l <strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />

Isa Fischer: »Stadt Land Fluss«<br />

34 l TOM GROTE GUCKT<br />

Die Findorff Kolumne<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03


PROFILE<br />

q MIT HANS PETER SCHNEIDER ÜBER DEN <strong>FINDORFF</strong>MARKT<br />

» Wer kauft am Dienstag und Donnerstag ein ? «<br />

HANS PETER SCHNEIDER<br />

MARKTHANDLER<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 04<br />

H<br />

err Schneider, Sie sind seit vielen Jahren der<br />

Chef der Messe- & ÖVB-Arena in Bremen<br />

und seit Januar 2018 auch der alleinige Geschäftsführer<br />

der Bremer Großmarkt GmbH,<br />

die für die Wochenmärkte und damit auch<br />

für den Findorffmarkt zuständig ist. Welche<br />

Effekte soll die Zusammenlegung von Messe<br />

und Großmarkt unter einem Dach bringen ?<br />

Die neue Gesellschaft führt die Messe Bremen & ÖVB-Arena<br />

und den Großmarkt zusammen. Gemeinsam unter einem neuen<br />

Dach sind jetzt das Frischezentrum Überseestadt, 39 Bremer<br />

Frischemärkte, darunter auch der Findorffmarkt, der Bremer<br />

Ratskeller und natürlich die ÖVB-Arena, Bremen Kongress<br />

und Messe Bremen. Der Gesellschafter möchte Synergien<br />

erzeugen, indem er die zwei Gesellschaften zusammenbringt.<br />

Die Bremer Großmarkt GmbH macht ja nicht nur die Bremer<br />

Frischemärkte, sondern auch Spezialmärkte wie jedes Frühjahr<br />

den »Lenzmarkt« in der Überseestadt oder das Stadtfest in<br />

Buchholz. Als Messe Bremen machen wir von der »jazzahead!«<br />

über die »DRAUSSEN« als Messe für Rad- und Freizeitsport<br />

bis zu medizinischen Kongressen eigentlich alles. Wir glauben,<br />

dass man in einer größeren Einheit zukünftig Spezialveranstaltungen<br />

besser neu kreieren kann – eventuell in der Bremer<br />

Innenstadt oder auf dem Gelände des Großmarktes. Wir haben<br />

seit jeher eine hohe Kompetenz im Bereich Lebensmittel. Wir<br />

machen zum Beispiel die »Fisch & Feines«, »Fish international«<br />

und »GASTRO IVENT«. Ich wäre froh, wenn ich noch mehr<br />

MieterInnen im Großmarkt als AusstellerInnen hätte und der<br />

Großmarkt wäre sehr froh, wenn er alle FachbesucherInnen aus<br />

der Gastronomie, die unsere Messen bereits besuchen, auch auf<br />

dem Großmarkt begrüßen dürfte. Es ist das große Rad, welches<br />

wir drehen wollen.<br />

Sind Einspareffekte wie Personalabbau geplant ?<br />

Es wird keinen Personalabbau geben. Der Gesellschafter hat<br />

gegenüber der Belegschaft eindeutig bekundet, dass es keinerlei<br />

betriebsbedingte Kündigungen geben wird. Die braucht es aus<br />

meiner Sicht auch nicht. Wir verdienen unser Geld selbst am<br />

Markt über unsere BesucherInnen, AusstellerInnen oder VeranstalterInnen,<br />

die uns ganze Hallen abmieten. Wir werden<br />

über zusätzliches Geschäft durch mehr Veranstaltungen und<br />

damit mit mehr BesucherInnen auch mehr Umsatz machen.<br />

Mit bis zu 100 HändlerInnen gilt der Findorffmarkt als ein<br />

»Erfolgsmodell«, wie man KundInnen auch außerhalb des<br />

Stadtteils erreicht. Das gelingt gut am Samstag, an dem es<br />

zumeist rappelvoll ist. Am Dienstag und Donnerstag gibt es<br />

allerdings oft große Lücken. Die Marktsprecherin Marie Pigors<br />

sagt, der Großmarkt Bremen, der den Etat verwaltet, reagiere<br />

bisher zu langsam. Es fehle an Modernität und die Potenziale<br />

des Marktes würden nicht ausgeschöpft werden. Hat sie recht ?<br />

Es ist mir zu einfach, nur eine Person verantwortlich zu machen.<br />

Das hat ja auch nicht funktioniert. Ich sehe, dass sich der<br />

Findorffmarkt verändert. Ich höre von Freunden, dass sie gern<br />

am Samstag kommen würden, aber keinen Parkplatz finden. Am<br />

Samstag funktioniert der Markt sehr gut, aber für jemanden aus<br />

Schwachhausen oder Bremen-Nord, der mit dem Auto kommt,<br />

gibt es keinen Parkplatz. Wir haben einen riesigen Parkplatz<br />

vor den Messehallen. Hier könnten wir einen Shuttle-Service<br />

zum Wochenmarkt einrichten, welcher die BesucherInnen auf<br />

den Findorffmarkt bringt . Die rückläufigen Besucherzahlen am<br />

Dienstag und Donnerstag sind ein Problem. Aber wer kauft am<br />

Dienstag und Donnerstag ein ? Das sind die jungen Alten und<br />

die direkten AnwohnerInnen. Was macht denn einen Wochenmarkt<br />

wie den bei uns in Findorff aus ? Einen Markt macht aus,<br />

dass wir frische, gesunde und bekömmliche Produkte haben.<br />

Der Findorffmarkt ist den Supermärkten in Hinblick auf<br />

Kriterien wie Vielfalt und Frische überlegen.<br />

Vom Großmarkt initiierte Marketingmaßnahmen für den<br />

Findorffmarkt waren bisher Aktionen wie Korbflechten oder<br />

Gewinnspiele an der Drehscheibe. Es wurden Anzeigen geschaltet,<br />

Jutebeutel verschenkt und Trikots gesponsert. Kann<br />

ein wenig einfallsreiches Marketing wie in den Siebziger Jahren<br />

weiterhin die Antwort auf eine rückläufige Kundschaft sein ?<br />

Findorff ist glücklicherweise nicht überaltert. Wir haben erfreuliche<br />

Zuzüge von jungen Leuten im Stadtteil. Wir müssen uns<br />

verstärkt um diese Zielgruppe bemühen. Das sind zum Beispiel<br />

junge Familien mit Kindern. Junge Eltern legen großen Wert auf<br />

gute Ernährung. Warum machen wir mit Kindergärten nicht<br />

Führungen über den Markt, wie wir das auf der Messe auch für<br />

die »Fisch & Feines« machen ? Ein Vierjähriger wird zwar nicht<br />

in zwei Jahren die Gänsekeule auf dem Markt kaufen, aber ich<br />

glaube, die Kindergärten und Schulen im Stadtteil würden das<br />

Thema »Gesunde Ernährung« gern aufnehmen. Wir müssen<br />

über die Findorffer Medien die Kinder und als EntscheiderInnen<br />

junge Eltern wieder an den Markt heranführen. Die Kinder<br />

von heute sind die KundInnen von morgen. Für den Findorffmarkt<br />

geben wir uns am Samstag eine wahnsinnige Mühe. Da<br />

kommt der Starkoch angereist und »Mister Swing« singt. Warum<br />

machen wir das am Samstag, wenn es sowieso schon voll<br />

ist ? Das ist für mich eine Vergeudung von Ressourcen. Warum<br />

machen wir nicht ähnliche oder andere Aktionen am Dienstag<br />

und Donnerstag ?<br />

Bei jungen Paaren und Familien arbeiten heute oftmals Mann<br />

und Frau, beide nicht selten ganztägig. Das hat Auswirkungen<br />

auf das Einkaufsverhalten. Dazu ein Zitat aus der Wirtschaftswoche:<br />

»Ähnlich wie bei der Werbung für einzelne Produkte<br />

müssen nun auch Märkte und Händler zielgruppenspezifisch<br />

werben und die Konsumenten da abholen, wo sie stehen. Wo<br />

sich also vorher Autobauer überlegt haben, wie sie das neue u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05


▼ HANS PETER SCHNEIDER IM INTERVIEW<br />

»Veränderung muss geübt und vermittelt werden.«<br />

Kompetenz,<br />

Modell bewerben, damit es Begehrlichkeiten weckt und gekauft<br />

wird, muss der Discounter im Gewerbegebiet nun eine Strategie<br />

finden, wie er die jungen Arbeitnehmer mit 50 Stunden-Woche<br />

oder die berufstätige junge Mutter ins Geschäft lockt.« Dieses<br />

Zitat bezieht sich übrigens auf die Media-Märkte, die ja eigentlich<br />

sehr gut wissen, wie Werbung geht. Wie kann es gelingen,<br />

verstärkt auch junge Zielgruppen anzusprechen ?<br />

Wenn man den Kampf um neue Zielgruppen nicht aufnimmt,<br />

wird man den Kampf nicht gewinnen. Ich wundere mich,<br />

wenn ich morgens zu »EDEKA«, »REWE« oder in die Bremer<br />

Innenstadt gehe: Es gibt auch an einem Dienstag um 10:00 Uhr<br />

tatsächlich Menschen, die dort einkaufen ! Niemand kann mir<br />

also ernsthaft erzählen, dass um diese Zeit die ganze Bevölkerung<br />

arbeitet. Das ist faktisch nicht der Fall. Wenn es so wäre,<br />

könnten wir ja überall erst um 14:00 Uhr aufmachen. Gehen<br />

Sie auf unsere Messen wie die »HanseLife«, die insgesamt neun<br />

Tage läuft: Unsere Besucherzahlen sind am Vormittag keineswegs<br />

auf Null. Wir haben auch am Dienstag um 10:00 Uhr oder<br />

11:00 Uhr sehr viele Gäste – zugegeben weniger als am Samstag,<br />

aber die Menschen sind da. Diese Menschen erreichen wir mit<br />

interessanten Themen und durch gezieltes Marketing. Fazit:<br />

Am Samstag können wir uns auf einen Wartemarkt stellen und<br />

können sicher sein, dass alle hingehen und kommen. Abwarten<br />

ohne zu agieren geht am Dienstag und Donnerstag nicht. An<br />

diesen Wochentagen müssen wir etwas tun.<br />

Der Findorffmarkt hat seit jeher wochentags von 8:00 Uhr bis<br />

13:00 Uhr und am Samstag von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet.<br />

Sind flexiblere Öffnungszeiten ein guter Ansatz für mehr<br />

Kundschaft ?<br />

Ich möchte zunächst etwas über die Öffnungszeiten am Samstag<br />

sagen. Am Samstag hat der Findorffmarkt bis 14:00 Uhr<br />

offiziell geöffnet. Aber das steht nur auf dem Papier. Gehen<br />

Sie mal um 13:00 Uhr auf den Markt, um einzukaufen. Ich<br />

persönlich kann den Markt erst sehr spät besuchen. Wenn ich<br />

um 13:00 Uhr da bin, herrschen Unruhe und Hektik. Zu dieser<br />

Zeit wird von einigen HändlerInnen schon zusammengepackt.<br />

Als Marktbesucher sage ich dazu ganz klar: Das geht nicht.<br />

Entweder ist es 14:00 Uhr und dann geht der Markt auch bis<br />

14:00 Uhr oder wir enden offiziell um 13:00 Uhr. Andererseits<br />

beginnen wir morgens absurd früh. Müssen wir um sechs Uhr<br />

wirklich schon anfangen ? Wer geht so früh schon auf den<br />

Markt ? Wir sollten die Öffnungszeiten tatsächlich diskutieren.<br />

Vielleicht müssen wir die Marktzeiten schieben. Aber das kann<br />

auch kein Marktmeister allein entscheiden. Es ist empfehlenswert,<br />

sich Rat von außen hinzuzuholen. Dazu sollten wir<br />

Gespräche mit ExpertInnen führen, die Erfahrung haben. Auch<br />

eine Veränderung wie neue Marktzeiten muss geübt und vermittelt<br />

werden. Ich gebe zu bedenken: Wenn für die verschiedenen<br />

Märkte die Öffnungszeiten unterschiedlich sind, ist es auch<br />

für die KonsumentInnen sehr schwer. Die sind dann schnell<br />

irritiert. Alle Märkte sollten die gleichen Öffnungszeiten haben.<br />

Gibt es bei den Marktleuten, deren Job ja nicht ohne ist, zu<br />

Veränderungen eigentlich eher ein Beharrungsvermögen oder<br />

steigt die Einsicht, auch einmal etwas Neues zu wagen ? Ein<br />

interessantes Beispiel ist der »Nachtmarkt« auf dem Hamburger<br />

»Isemarkt«, der zu kundenfreundlichen Einkaufszeiten von<br />

16:00 Uhr bis 22:00 Uhr als »After-Work«-Treffpunkt im Herzen<br />

der Reeperbahn auf dem Spielbudenplatz stattfindet. Oder<br />

überfordern solche Ideen Findorff und Bremen ?<br />

Ideen sind immer dann gut, wenn man am Ende die Kraft hat,<br />

die Ideen auch in die Tat umzusetzen. Die Frage, ob ein Nachtmarkt<br />

sinnvoll ist, sollte man ebenfalls zunächst mit den HändlerInnen<br />

besprechen. Wir sollten nicht den Fehler machen, zu<br />

glauben, dass alles, was auf dem »Isemarkt« funktioniert, auch<br />

auf dem Findorffmarkt funktioniert. Aber wir müssen gemeinsam<br />

über neue Möglichkeiten nachdenken und erstmal hören,<br />

welche Ideen es gibt, damit die Marktleute in Bremen neben<br />

den bestehenden KundInnen auch neue KundInnen mitnehmen<br />

können. Wir tun ja manchmal so, als sei der Markt wie<br />

ein Regal im Supermarkt. Aber das ist nicht so. Wer auf dem<br />

Findorffmarkt einkauft, der kennt seine sechs bis sieben HändlerInnen<br />

mit den jeweiligen Vornamen. Deshalb ist es eigentlich<br />

ganz einfach, persönlich bei den KundInnen nachzufragen, was<br />

sie von »ihrem« Markt zukünftig erwarten. Wir müssen viele<br />

Dinge überlegen. Ich will die Aufgabe mit der Aufgabe eines<br />

Musikproduzenten vergleichen: Der hat ein Mischpult vor sich.<br />

Das hat 200 Regler und Knöpfe. Es gibt aber nicht nur die zwei<br />

Regler, an denen man drehen muss, um den perfekten Sound<br />

und die richtige Lautstärke einzustellen.<br />

Viele KundInnen kaufen in den zahlreichen Supermärkten, die<br />

es im Stadtteil gibt. Die sind günstig und im Angebot gut aufgestellt.<br />

Allein »REWE« ist mittlerweile mit drei Filialen an der<br />

Hemmstraße vertreten. Der Handelskonzern hat als Marke den<br />

Claim »REWE. Dein Markt.«. Diese Positionierung ist meiner<br />

Ansicht nach sehr clever, weil damit von einer Supermarktkette<br />

ein Image besetzt wird, das eigentlich den Märkten als Ursprung<br />

allen Handels gut zu Gesicht stehen würde ...<br />

Es gibt sehr oft das Argument: »Man kann eigentlich nichts<br />

machen.« Es gibt sehr oft das Argument: »Die Supermärkte sind<br />

derart gut geworden, dass wir als Wochenmarkt keine Chance<br />

mehr haben.« Das halte ich für totalen Unsinn. Natürlich haben<br />

sich die Supermärkte verändert. Die Qualität dieser Anbieter ist<br />

heute viel besser als noch vor zwanzig Jahren. Darauf müssen<br />

auch die Wochenmärkte mit frischen Ideen reagieren.<br />

Angesichts dieser starken Konkurrenz ist aus meiner Sicht bisher<br />

viel zu wenig passiert. Warum ist eine zeitgemäße Positionierung<br />

für die Zukunft der Bremer Märkte erforderlich ? u<br />

die bleibt.<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06


▼ HANS PETER SCHNEIDER IM INTERVIEW<br />

» Eine fatalistische Einstellung ist Quatsch ! «<br />

Seit Jahren diskutieren Pessimisten in der Messewelt: Die<br />

Menschen müssen im Internetzeitalter nicht mehr auf die<br />

Messen gehen, es gibt immer mehr Angebote im Internet und<br />

man kann sich Ersatzteile oder Rennräder auch online im Netz<br />

bestellen. Eine fatalistische Einstellung ist Quatsch ! Selbstverständlich<br />

haben auch wir als Messe auf die Konkurrenz in<br />

den virtuellen Märkten reagiert: Wir haben uns neu primär als<br />

Treffpunkt positioniert. Weil die anderen Lebensmittelanbieter<br />

besser geworden sind, müssen sich auch die Wochenmärkte neu<br />

positionieren. Sich weiterentwickeln und zeitgemäß ausrichten:<br />

Das machen Werbeagenturen, das machen Brauereien – das machen<br />

alle Branchen. Es gibt kein Gewerbe, das einfach ist und<br />

statisch verharren kann. Der Findorffmarkt ist ein sehr gutes<br />

Produkt. Aber wir wissen auch: Die meisten Fehler macht man,<br />

wenn es einem gut geht. Wir müssen jetzt und heute darüber<br />

nachdenken, wie wir unser Terrain verteidigen und neues Terrain<br />

dazugewinnen. Wir sollten im Bereich der sozialen Medien<br />

aktiver werden. Über Kanäle wie »facebook« kann man Rezepttipps<br />

oder tolle Bilder von frischen Angeboten kommunizieren.<br />

Es geht nicht nur darum, die vorhandenen KundInnen zu<br />

behalten. Es geht darum, neue Zielgruppen zu gewinnen. Und<br />

wo gibt es schönere Bildmotive als auf den Frischemärkten ?<br />

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Der Findorffmarkt ist gleichzeitig auch ein Ort, an dem die<br />

Menschen zusammenkommen. Man trifft und unterhält sich<br />

oder tauscht Neuigkeiten aus. Einkaufen in netter, entspannter<br />

Atmosphäre von unverpackten, ökologischen und hochwertigen<br />

Produkten: Reicht das, damit der Markt attraktiv bleibt ?<br />

Ich stimme Ihnen zu. Ich gehe nicht nur auf den Markt um<br />

einzukaufen, sondern der Markt ist für die BesucherInnen auch<br />

ein sozialer Treffpunkt. Ich habe mir in letzter Zeit gezielt viele<br />

Märkte in Bremen und Bremerhaven angeschaut und ich muss<br />

sagen: Die Aufenthaltsqualität auf dem Markt in Bremerhaven<br />

mit den vielen netten Cafés und Restaurants ist weitaus besser,<br />

als die auf dem Findorffmarkt. Wir brauchen – neben dem von<br />

uns geliebten »Espressomobil« – auch auf dem Findorffmarkt<br />

weitere Orte, an denen man sich hinsetzen und verweilen kann.<br />

Die MarktbeschickerInnen haben auch ein Nachwuchsproblem.<br />

Jüngere Generationen sind schwer zu gewinnen. Sie möchten<br />

sich den »Knochenjob«, bei dem der Arbeitstag tief in der<br />

Nacht anfängt, nicht mehr antun. Gleichzeitig hören viele ältere<br />

Marktleute in den nächsten Jahren auf. Wo werden Sie bei<br />

diesem Problem ansetzen ?<br />

Auch da ist wieder das »Mischpult« für ein Zusammenspiel mit<br />

den verschiedenen Reglern wichtig. Wenn wir die Märkte attraktiver<br />

machen, klappt es auch mit dem Nachwuchs. Wir haben in<br />

Borgfeld einen sehr guten, kleinen Markt. Die überschaubare<br />

Größe mit einem abgestimmten Angebot ist dort ideal. Alle<br />

HändlerInnen kommen hinsichtlich der Einnahmen auf ihren<br />

Schnitt. Wenn auf diesem Markt einer der Händler in Rente<br />

geht, kommt sofort der Nächste. Erste Aussage: Ob man Nachwuchs<br />

gewinnt, hängt ganz entscheidend davon ab, wieviel<br />

Umsatz man auf dem Markt machen kann. Zweite Aussage:<br />

Der Findorffmarkt war in der Vergangenheit ein Wartemarkt.<br />

HändlerInnen mussten warten, um auf die Liste zu kommen.<br />

Der Marktmeister hat dann entschieden, wer dabei ist. Das hat<br />

sich mittlerweile geändert und ist heute nicht mehr so. Wir müssen<br />

uns auch neue Gedanken über die Vermarktung der Standplätze<br />

machen. Das war und ist bei der Messe übrigens nicht<br />

anders. Wenn wir eine Messe wie die »Fisch & Feines« machen,<br />

müssen wir von uns aus aktiv werden, um AusstellerInnen zu<br />

gewinnen, damit sie bei uns mitmachen. Aus eigener Initiative<br />

klopft bei uns keiner an. Dritte Aussage: Wir können zukünftig<br />

keine Leerstände auf dem Findorffmarkt mehr zulassen. Wir<br />

müssen jeden Quadratmeter mit Ständen besetzen. Wir müssen<br />

also auch abwerben – und ganz ehrlich: Findorff ist mir näher<br />

als Verden. Wenn wir Märkte in Borgfeld, Münster oder der<br />

Bretagne betrachten, zeigt sich deutlich: Erfolg ist möglich.<br />

Mir sind die geführten Diskussionen oft zu fatalistisch; mit<br />

wenig hilfreichen Aussagen wie: »Wir können doch nichts<br />

machen !«, »Unsere Kundschaft stirbt aus !« oder »Die Supermärkte<br />

werden immer besser !« u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08


▼ HANS PETER SCHNEIDER IM INTERVIEW<br />

» Wir müssen anfangen, die Weichen richtig zu stellen.«<br />

EINSPARPOTENTIALEN AUF DER SPUR q<br />

» Energiekosten senken – mit der Heizungsvisite. «<br />

An den Tagen außerhalb der Marktzeiten liegt der zentrale<br />

Marktplatz in Findorff quasi brach. Könnten die vorhandenen<br />

Flächen zwischendurch nicht kreativer genutzt werden – und<br />

dadurch viel mehr sein, als nur als ein langweiliger Parkplatz ?<br />

Ja und nein. Wenn Sie sich zum Beispiel den Sedansplatz in<br />

Vegesack anschauen, ist der Markt Endpunkt einer Einkaufspassage.<br />

Wenn Sie sich den Konrad-Adenauerplatz in Bremerhaven<br />

anschauen, liegt der mittendrin. Der Findorffmarkt ist zwar nur<br />

einen Steinwurf vom »Jan-Reiners-Center« entfernt, aber er hat<br />

in seiner Umgebung keinen urbanen Charakter, wie in einer<br />

mittelalterlichen Stadt. Ich plädiere deshalb dafür, dass endlich<br />

etwas am Bunker passiert. Einen besseren Ort für Gastronomie<br />

gibt es in ganz Bremen nicht. Als Findorffer habe ich übrigens<br />

eine Sehnsucht: Ich wäre sehr dafür, auf dem Marktplatz den<br />

einen oder anderen Spezialmarkt zu machen. Warum veranstalten<br />

wir dort nicht einen historischen Fahrradmarkt oder einen<br />

Spezialmarkt zum Erntedankfest ? Es gibt auch einen Trend zum<br />

Thema »Selbermachen«. Dass man Lebensmittel wie Käse selbst<br />

macht oder wieder Sauerkraut einlegt, ist momentan angesagt.<br />

Ich bin mir sicher: Wenn wir dazu einen Spezialmarkt mit<br />

einem verkaufsoffenen Sonntag der Findorffer Geschäftsleute<br />

kombinieren, wären wir erfolgreich. »Vegan-in-Bremen« oder<br />

das »EISFEST« rund um den Schlachthof liefen zunächst nicht<br />

so gut, aber heute funktioniert es. Unsere direkten Nachbarn<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />

an der Bürgerweide denken darüber nach, wie sie neue Zielgruppen<br />

gewinnen können. Die machen das genau richtig. Sie<br />

denken heute darüber nach, wie man in zehn Jahren Zwanzigjährige<br />

als BesucherInnen haben kann.<br />

Die investigative Frage zum Schluss: Herr Schneider, kaufen Sie<br />

eigentlich selbst auf dem Findorffmarkt ein ?<br />

Ich kenne den Findorffmarkt seit Jahren und besuche ihn nahezu<br />

jeden Samstag, um einzukaufen. Weil ich den Findorffmarkt<br />

gut kenne, kann ich sagen: Erfolg ist machbar. Wir müssen aber<br />

anfangen, im ehemaligen »Eisenbahnerstadtteil« die Weichen<br />

für die Strecke in eine erfolgreiche Zukunft richtig zu stellen.<br />

▼ ÜBER HANS PETER SCHNEIDER<br />

Hans Peter Schneider ist als Chef der Messe & ÖVB-Arena<br />

der »Herr der Hallen« auf der Bürgerweide und zugleich der<br />

innovative Kopf hinter Messekreationen wie »Fisch & Feines«,<br />

»Bremen Classic Motorshow« oder »jazzahead !«. Der gebürtige<br />

Saarländer und studierte Volkswirt kam 2001 nach Bremen.<br />

Privat ist Hans Peter Schneider Radsportfan. Als Ausgleich zum<br />

»Fulltime-Job« geht er wandern. Er ist überzeugter Findorffer<br />

und lebt mit seiner Familie seit 15 Jahren am Weidedamm.<br />

Interview: Ulf Jacob, Mathias Rätsch, Foto: Bildplantage 13 ▲<br />

WERBEFOTOGRAFIE<br />

MIT BISS<br />

WERBEFOTOS<br />

| IMAGEVIDEOS/360° | GRAFIKDESIGN<br />

BILD<br />

BILD PLANTAGE<br />

PLANTAGE XIII<br />

XIII | BILD<br />

BILD PLANTAGE<br />

PLANTAGE 13<br />

13 GMBH<br />

GMBH | PLANTAGE<br />

PLANTAGE 13<br />

13 | 28215<br />

28215 BREMEN<br />

BREMEN | BILDPLANTAGE13.DE<br />

BILDPLANTAGE13.DE | FACEBOOK<br />

FACEBOOK<br />

S<br />

eit Oktober 2017<br />

ist sie in Findorff<br />

buchbar: die Heizungsvisite<br />

für Altund<br />

Neuanlagen.<br />

Bei dieser kommen<br />

unabhängige Energieberater<br />

ins Haus und<br />

prüfen die Heizung.<br />

Sie geben Energieeinspartipps und<br />

informieren über Fördermöglichkeiten<br />

für Modernisierungsmaßnahmen oder<br />

Neuanschaffungen. Auch 2018 wird<br />

das Angebot der Klimaschutzagentur<br />

»energiekonsens« fortgesetzt – in<br />

Kooperation mit der Verbraucherzentrale<br />

Bremen. Der Startschuss für<br />

das gemeinsame Projekt fiel auf den<br />

Bremer Altbautagen, die vom 19. bis<br />

21. Januar in der Messehalle 7 stattfanden.<br />

HausbesitzerInnen können sich aber weiterhin auch online<br />

im Internet unter www.energiekonsens.de/heizungsvisite informieren<br />

oder unter heizung@energiekonsens.de und Telefon<br />

0421 /16 07 77 bei der Verbraucherzentrale direkt einen Termin<br />

mit den ExpertInnen vereinbaren. Der gute Rat ist weiterhin<br />

nicht teuer: Privathaushalte zahlen für die Beratung nur 20,00<br />

Euro, da das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

die Heizungsvisite bezuschusst.<br />

Eine, die das geförderte Angebot bereits im letzten Jahr genutzt<br />

hat, ist Marcella Dammrat-Tiefensee.<br />

Vor 17 Jahren kaufte die Inhaberin der<br />

Boutique »Sieben Sachen« mit ihrem<br />

Mann ein Reihenhaus in Findorff. Noch<br />

vor dem Einzug wurde die alte Heizung gegen einen modernen<br />

Brennwertkessel ausgetauscht, der mit einer Solaranlage<br />

auf dem Dach kombiniert ist. Bereut hat sie die Entscheidung<br />

nicht. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt in dem Fünf-Personen-Haushalt<br />

zu 60 Prozent über Solarthermie. Da die<br />

Anlage nunmehr aber in die Jahre gekommen ist, hat Marcella<br />

Dammrat-Tiefensee sie überprüfen lassen. Energieberater Nick<br />

Böckmann nahm die Heizung samt Solar-Kollektoren in Augenschein.<br />

Außerdem überprüfte er die letzten Energieabrechnungen<br />

und das jüngste Schornsteinfeger-Protokoll und kam<br />

zu dem Schluss: »Der Energieverbrauch liegt noch im grünen<br />

Bereich – insbesondere auch, weil das Haus gut gedämmt ist.«<br />

Lücken entdeckte der Berater allerdings bei der Rohrisolierung.<br />

»Da kann man sich aus dem Baumarkt Dämmmaterial holen<br />

und nachrüsten.«, riet er. Und noch etwas anderes empfahl<br />

Nick Böckmann Marcella Dammrat-Tiefensee: Sie möge die<br />

Einstellung der Heizkurve überprüfen lassen. Diese regelt unter<br />

DER GUTE TIPP<br />

Berücksichtigung der Außentemperatur die Vorlauftemperatur,<br />

mit der Heizwasser die Heizkörper durchströmt. »Ist die<br />

Heizkurve zu steil eingestellt, erhöht das Wärmeverluste und<br />

damit den Energieverbrauch. Sie lässt sich in vielen Fällen<br />

besser anpassen.«, so der Energieberater. Dieser Hinweis sowie<br />

Informationen über den hydraulischen Abgleich, über den sich<br />

die Verteilung des Heizungswassers auf die Heizkörper optimieren<br />

lässt, fand Marcella Dammrat-Tiefensee sehr hilfreich.<br />

Eine Anregung will sie sofort in die Tat umsetzen. Man sollte<br />

die Solarkollektoren auf dem Dach regelmäßig reinigen, erfuhr<br />

sie von Nick Böckmann, denn verschmutzte<br />

Gläser mindern den Sonneneintrag und<br />

damit die Leistungsfähigkeit der Anlage.<br />

»Ich fand gut, dass wir objektiv von<br />

einem Sachverständigen beraten wurden, der einem nichts<br />

›anschnacken‹ will«, erklärte die Findorfferin.<br />

Heinfried Becker, der das Projekt seitens der Klimaschutzagentur<br />

leitet, betont: »Die Beratung ist in jedem Fall sinnvoll:<br />

Selbst wenn die Heizung aus Sicht des Hausbesitzers einwandfrei<br />

funktioniert, ist es oft so, dass sie an der ein oder<br />

anderen Stelle unnötig viel Energie verbraucht. Es lohnt sich<br />

also auch mit Blick auf die laufenden Kosten, die energetische<br />

Effizienz einer Anlage durch das Angebot prüfen zu lassen.«<br />

▼ SO EINFACH GEHT ES<br />

Eine Heizungsvisite für Alt- und Neuanlagen ist ganz einfach<br />

buchbar per Telefon unter 0421 / 347 74 14 sowie per E-Mailkontakt<br />

über heizung@energiekonsens.de<br />

Text: Sandra Wagner, Foto: Martin Rospek ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11


PROFILE<br />

q PERSÖNLICHE BERATUNG FÜR DIE GELDANLAGE<br />

»Wer Geld auf dem Sparbuch lässt, hat schon verloren. «<br />

DR. SASCHA OTTO<br />

FINANZEXPERTEN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | | 12 | PROMOTION<br />

JENS BREMANN<br />

D<br />

r. Sascha Otto, Sie sind Börsenexperte<br />

der Sparkasse Bremen. Was können die<br />

AnlegerInnen 2018 erwarten ?<br />

Die Zinsen bleiben niedrig. Gleichzeitig<br />

haben die niedrigen Zinsen das Wirtschaftswachstum<br />

im Euroraum angefacht. Vor diesem<br />

Hintergrund sehe ich weiteres Potenzial<br />

für einen Anstieg der Aktienkurse.<br />

Viele legen noch immer Geld auf Sparbücher mit winzigen<br />

Zinserträgen. Der Dax hingegen hat 2017 eine Performance von<br />

über 14 % erreicht. Trotzdem gelten Wertpapiere als ein rotes<br />

Tuch. Wie begegnen Sie dieser hanseatischen Skepsis ?<br />

Ich könnte jetzt 100.000 Argumente anführen. Aber mein Rat<br />

lautet: einfach mal ausprobieren. Auf vielen Sparbüchern wird<br />

tatsächlich das Geld immer höher gestapelt, aber gleichzeitig<br />

frisst die Inflation jedes Jahr einen Teil der Gelder weg. Ein<br />

Teil dieser Gelder muss als »Notgroschen« auf dem Sparbuch<br />

bleiben, aber ein anderer Teil kann auch längerfristig angelegt<br />

werden. Mit Fonds und Zertifikaten gibt es genügend Alternativen<br />

auch für kleinere Anlagebeträge – bei Fondssparplänen<br />

sogar schon ab 50,00 Euro pro Monat.<br />

Die größte Hemmschwelle bleibt die Furcht vor Verlusten. Was<br />

kann jeder von uns tun, um schlaflose Nächte zu vermeiden ?<br />

Wer das ganze Geld auf dem Sparbuch liegen lässt, hat aufgrund<br />

der Inflation eigentlich schon verloren. Gleichzeitig ist<br />

die Welt der Wertpapiere vielfältig. So können Sie mit Investmentfonds<br />

in asiatische Kleinstaktien investieren, aber auch in<br />

europäische Immobilien. Es gibt also ein breites Spektrum an<br />

Möglichkeiten, die alle unterschiedliche Chancen und Risiken<br />

aufweisen. Hier kann sich jeder Anleger, beispielsweise<br />

mit Hilfe seines Beraters bei der Sparkasse, seine individuelle<br />

Anlagelösung zusammenstellen, die zu seinem persönlichen<br />

Risikoprofil passt. Eine Anlage, die schlaflose Nächte bereitet,<br />

kann hingegen nie die richtige Lösung sein.<br />

Was werden die »Megatrends« in 2018 sein ?<br />

Ich bin kein großer Freund von sogenannten Trendinvestments.<br />

Viele Themen werden »heiß gekocht«. Für mich ist es wichtiger,<br />

die Investments breit zu streuen, anstatt auf der Suche nach<br />

dem nächsten vermeintlichen Überflieger zu sein. Es bindet viel<br />

Energie, aber eine höhere Rendite ist damit nicht garantiert.<br />

Ihr Rat für PrivatanlegerInnen: Wie aktiv muss ein Portfolio<br />

aus Einzelwerten verwaltet werden und wie »überdauere« ich<br />

mögliche Talfahrten des Markte s ?<br />

Die Frage des Zeitaufwands ist praktisch »Geschmackssache«.<br />

Wer Zeit und Lust dazu hat, kann den ganzen Tag am Bildschirm<br />

sitzen und auf kleinste Kursbewegungen reagieren.<br />

Gleichzeitig kenne ich andere AnlegerInnen, die ihr Depot nur<br />

einmal im Jahr auf den Prüfstand stellen. Wer an dem Thema<br />

überhaupt keine Freude hat, der kann sein Vermögen auch<br />

einfach von der Sparkasse verwalten lassen. Eine Talfahrt am<br />

Aktienmarkt überstehen Sie am besten, wenn Sie die folgenden<br />

Voraussetzungen erfüllen. Erstens: Nicht alles investieren,<br />

sondern immer einen »Notgroschen« behalten. Zweitens: Nicht<br />

alles auf eine Karte setzen, sondern breit aufgestellt anlegen.<br />

Herr Jens Bremann, Sie stehen für die FindorfferInnen als Vermögensberater<br />

der Sparkasse in der Filiale in der Fürther Straße<br />

zur Verfügung. Würden Sie Ihre Tätigkeit kurz vorstellen ?<br />

Mein Aufgabenbereich erstreckt sich über sämtliche Finanzdienstleistungen,<br />

die die Sparkasse Bremen anbietet – wobei<br />

das Hauptaugenmerk auf das Wertpapiergeschäft gerichtet ist.<br />

Mit meinen KundInnen spreche ich mindestens einmal im Jahr<br />

persönlich. Viel Zeit für ihre Anliegen ist mir dabei wichtig.<br />

Wie könnte ich mein Geld bei der Sparkasse Bremen anlegen ?<br />

Ob Sie als Kunde in Wertpapieren anlegen oder ihr Geld doch<br />

eher in eine klassische Geldanlage geben, ist oft auch eine<br />

Entscheidung, die erst in einem gemeinsamen Gespräch hier<br />

vor Ort getroffen wird. Schon häufig habe ich die Erfahrung<br />

gemacht, dass ein grundsätzlich konservativ orientierter Kunde<br />

sich nach der Vorstellung verschiedener Möglichkeiten für eine<br />

Anlage im Wertpapierbereich entschieden hat. Auch gerade<br />

jetzt in der Phase niedriger Zinsen findet bei vielen KundInnen<br />

ein Umdenken in Richtung Wertpapiere statt. Interessante<br />

Alternativen zu einem reinen Wertpapierdepot bieten beispielsweise<br />

die Anlage in der sparkasseneigenen Vermögensverwaltung<br />

»BremenKapital« oder für sehr konservativ ausgerichtete<br />

KundInnen auch Anlagen in einem »Versicherungsmantel«.<br />

Kreditinstitute haben im Zuge der Krise von 2008/09 nicht<br />

unbedingt Sympathiepunkte gesammelt. Nur ist vielen gar nicht<br />

klar, dass eine Sparkasse sich mehr als nur namentlich von<br />

anderen Banken unterscheidet. Warum soll der hart arbeitende<br />

Privatanleger sein Geld eher einer Sparkasse anvertrauen ?<br />

Die Sparkasse Bremen steht als Marktführer in Bremen den<br />

BürgerInnen nicht nur in allen finanziellen Angelegenheiten<br />

zur Seite, sondern ist auch in den Bereichen Sport, Kunst und<br />

Kultur sehr stark und weitreichend engagiert. Für uns steht<br />

nicht die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt, sondern das<br />

wirtschaftliche Auskommen und das Wohl aller Bremerinnen<br />

und Bremer. Durch finanzielles – aber auch durch persönliches<br />

Engagement – leisten wir einen Beitrag für das Gemeinwohl in<br />

Bremen. Wir bieten eine stets faire, marktgerechte und TÜVgeprüfte<br />

Beratung und unsere Bedarfslösungen entsprechen<br />

den Wünschen und dem Nutzen unserer KundInnen.<br />

Dr. Otto, Herr Bremann, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Interview: Jens Hurling, Fotos: Sparkasse Bremen ▲<br />

PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 13


PROFILE<br />

q SABINA SCHOEFER ÜBER DIE BREMER VOLKSHOCHSCHULE IN <strong>FINDORFF</strong><br />

»Die Plantage 13 ist für uns ein kreativer Freiraum. «<br />

SABINA SCHOEFER<br />

VHS DIREKTORIN<br />

S<br />

abina Schoefer, Sie sind Direktorin der Bremer<br />

Volkshochschule, die seit einigen Monaten<br />

auch im Stadtteil Findorff präsent ist. Wie<br />

bewerten Sie im Rückblick das erste Jahr<br />

am neuen Standort in der Plantage 13 ?<br />

Wir sind 2017 mit mehreren Projekten gestartet.<br />

Das erste Projekt war »Einfache Sprache«. Ziel<br />

ist es, eine bürgernahe Sprache beispielsweise<br />

im öffentlichen Dienst zu vermitteln, um die Kommunikation<br />

mit den KundInnen zu erleichtern. Das zweite Projekt nennt<br />

sich »Sprachcoaching«. Hier geht es darum, Menschen globaler<br />

Herkunft direkt an ihrem Arbeitsplatz bei der deutschen Sprache<br />

zu unterstützen. Als ständiges Angebot bieten wir in der<br />

Plantage 13 »Deutsch für den Beruf« an. Dieser Kurs richtet sich<br />

an Menschen, die einen Integrationskurs abgeschlossen haben<br />

und sich beruflich orientieren wollen. Ein echtes »Schatzkästchen«<br />

ist der »Kameraclub«, für den viele FotografInnen von<br />

weit herkommen. Alle Projekte und Kurse an dem kulturaffinen<br />

Standort »Plantage 13 « bieten großen Freiraum für kulturelle<br />

Möglichkeiten und soziale Kontakte – über das eigentliche<br />

Angebot hinaus. Insofern war 2017 für uns sehr aufregend.<br />

Ich bin froh, dass wir die erste Wegstrecke geschafft haben.<br />

Welche Gründe gab es, sich für die Plantage zu entscheiden ?<br />

Die Idee nach Findorff zu gehen, kam durch einen Kontakt<br />

zu Katrin Rabus. Katrin Rabus ist ja seit jeher in der Bremer<br />

Kulturszene eine feste Größe. Wir waren gemeinsam in Kontakt<br />

mit der »Freien Kunstschule« und wollten die Einrichtung in<br />

ihrem Erhalt durch das Kooperationsprojekt »HAND_WERK«<br />

unterstützen, das heißt Kurse zusammen anbieten und entwickeln.<br />

Als sie mir dann die Räume in der Plantage 13 erstmals<br />

gezeigt hat, dachte ich: Das ist ein Ort wie die Bremer Volkshochschule<br />

ihn braucht, ein kreativer Freiraum – ein Raum zum<br />

Denken und Machen. Die flexiblen Räumlichkeiten sollen ein<br />

Stück »unfertig« bleiben, damit immer wieder Neues entsteht.<br />

Sie sagen, das Regionale und Greifbare gewinnt im digitalen<br />

Zeitalter verstärkt an Bedeutung. Warum ist das so ?<br />

Ich glaube, die Menschen haben nicht nur Lust, auf ihr Smartphone<br />

zu gucken oder sich von digitalen Assistenten alles erzählen<br />

zu lassen. Das digitale Zeitalter ist für viele auch eine Überforderung.<br />

Wir haben heute in einer bisher nie dagewesenen<br />

Geschwindigkeit pro Jahr einen Zuwachs an Informationen von<br />

30 Prozent zu bewältigen. Die wichtigste Rolle spielt dabei die<br />

Verbreitungsgeschwindigkeit von Informationen über Internet<br />

und elektronische Medien. Diese Explosion an Informationen<br />

übt auf viele Menschen einen starken Druck aus. Ein großer Teil<br />

fühlt sich abgehängt und denkt: »Ich weiß ja gar nicht mehr<br />

Bescheid.«. Deshalb braucht es Orte, an denen sich Menschen<br />

untereinander unmittelbar austauschen. Die Volkshochschulen<br />

spüren solche Bedürfnisse auf, sie sind wie ein »Fischernetz«<br />

für gesellschaftliche Entwicklungen und Trends. Ein Beispiel:<br />

»Do-it-yourself« war in den Achtzigerjahren völlig verpönt, heute<br />

aber erlebt es ein Comeback als »Do-it-together« und ist sehr<br />

angesagt. Menschen möchten nachhaltig agieren und mit den<br />

eigenen Händen beispielsweise etwas Handwerkliches oder<br />

Künstlerisches machen. Auch dafür sind unsere Räume in der<br />

Plantage 13 sehr gut geeignet.<br />

Wie kann man Weiterbildung für »quartiersbezogene Lernorte«<br />

auf einen heterogenen Stadtteil wie Findorff abstimmen ?<br />

Für diese Aufgabe ist die Bremer Volkshochschule bestens aufgestellt,<br />

weil wir in allen Stadtteilen vertreten sind – mit den vier<br />

VHS-Regionalstellen in Walle, Gröpelingen, Vegesack, der Vahr<br />

und Kattenturm. Darüber hinaus ist die Bremer Volkshochschule<br />

an 177 »Lernorten« in ganz Bremen präsent. Wir wissen aus<br />

langjähriger Erfahrung um die Verschiedenheit der Stadtteile<br />

und haben das Know-how, wie man aus den Stadtteilen heraus<br />

Angebote spezifisch und abgestimmt entwickelt.<br />

Wie entwickelt man stadtteilspezifische Bildungsangebote ?<br />

Die VHS-Regionalstellen ermöglichen Weiterbildung direkt vor<br />

Ort, auch um gemeinsam den Stadtteil weiterzuentwickeln. Die<br />

Volkshochschule kümmert sich mit den zahlreichen Initiativen<br />

sozusagen um die »mentale Stadtentwicklung« einer Großstadt.<br />

Ein gutes Beispiel ist das Erzählfestival »Die Feuerspuren« in<br />

Gröpelingen, hinter dem maßgeblich die Initiativen vor Ort und<br />

auch die Bremer Volkshochschule stehen. Die KollegInnen sind<br />

nicht nur dort, sondern mit ganzem Herzen dabei. Das spüren<br />

die Menschen und darüber bin ich glücklich.<br />

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens<br />

»Ipsos« zum Image der Volkshochschulen in Deutschland sind<br />

diese hervorragend aufgestellt: Die meisten Befragten finden<br />

den größten Weiterbildungsanbieter sympathisch, nutzen ein<br />

vielseitiges Angebot und wollen wiederkommen. Also alles gut ?<br />

Über die Ergebnisse der »Ipsos«-Umfrage haben wir uns<br />

sehr gefreut. Die »Marke« Volkshochschule ist unglaublich<br />

bekannt. Die hervorragenden Ergebnisse haben die rund 900<br />

Volkshochschulen sogar ein bisschen umgehauen. Trotzdem:<br />

Darauf wollen und werden wir uns keineswegs ausruhen.<br />

Welche weiteren Ideen haben Sie, wie man die Volkshochschule<br />

noch besser machen könnte ?<br />

Ich finde es wichtig, das wir uns weiter professionalisieren –<br />

und ein Schritt dahin war auch diese Umfrage. Entscheidend<br />

für uns ist die Frage: Bleiben wir jetzt da stehen oder wollen wir<br />

noch besser werden ? Ich vertrete bundesweit für die Volkshochschulen<br />

unser Land Bremen. Professionalität ist für mich ein<br />

zentraler Kernpunkt der Arbeitsthemen, die wir in den u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | | 14 12<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15


▼ SABINA SCHOEFER IM INTERVIEW<br />

»Menschen brauchen heute wieder ein Stück Heimat.«<br />

q »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« IM RÜCKBLICK<br />

Das Sander Center: Einkaufsbummel mit Tradition.<br />

nächsten zwei Jahren bearbeiten werden. Ein Schwerpunkt werden<br />

die »Erweiterten Lernwelten« sein, weil sich Lernen durch<br />

Digitalisierung weiterhin stark verändern wird. Ich bin überzeugt,<br />

dass die Volkshochschulen dabei eine wichtige Rolle<br />

spielen. Gleichzeitig gestalten Volkshochschulen Möglichkeiten,<br />

genau das zu lernen, was man braucht, um auf der Höhe der<br />

Zeit zu sein. Wir machen uns sehr viele Gedanken: Wie schaffen<br />

wir es, das unsere Angebote bei den Menschen noch besser ankommen<br />

? Wie erreichen wir die jüngeren Generationen ? Welche<br />

Angebote sind wirklich wichtig ? Wird es in der nahen Zukunft<br />

so sein, das jemand sagt: »Alexa, bring mir einen VHS-Kurs<br />

nach Hause !« ? Wenn wir keine kritische Auseinandersetzung<br />

mehr über den richtigen Weg führen, dann bleiben wir stehen.<br />

Diese vielfältigen Herausforderungen beschäftigen mich sehr.<br />

Auch die Fähigkeit der Volkshochschulen zu Innovationen<br />

wurde von den Befragten gelobt ...<br />

Dazu möchte ich Ihnen eine Anekdote erzählen: Ich durfte auf<br />

einer Veranstaltung einen Preis vergeben und eine Laudatio<br />

halten. Der Moderator kündigte mich mit den Worten an: »Jetzt<br />

kommt eine Frau, die alles weiß – und wenn Sie etwas nicht<br />

weiß, dann weiß sie, wen man fragen kann.« Das fand ich<br />

treffend. Denn in den bundesweiten Fachkreisen der Volkshochschulen,<br />

im Austausch mit Kollegen aus Österreich und der<br />

Schweiz, sowie darüber hinaus mit 32 Ländern der Welt, sind<br />

alle VHS-KollegInnen auf ihren Gebieten echte ExpertInnen.<br />

Volkshochschulen sind immer in Bewegung, ausgezeichnet<br />

vernetzt und tauschen sich fachlich kontinuierlich aus. Dieser<br />

Pool ist ein unschätzbares Pfund – und verursacht Innovation<br />

und hohe Innovationsgeschwindigkeit. Unabhängig davon sind<br />

wir stark, weil alle sozusagen als »ÜberzeugungstäterInnen«<br />

arbeiten. Ob als VHS-DozentIn, als Hausdienst oder Fachkraft:<br />

Es arbeitet bei uns niemand, der oder die nicht davon überzeugt<br />

ist, dass das, was wir tun, wichtig für die Gesellschaft ist. Wenn<br />

man diese Haltung hat, kann man gar nicht anders, als abseits<br />

der geraden Wege nach rechts und links zu schauen und dort<br />

hinzusehen, wo andere nicht hinsehen wollen. Beispielsweise in<br />

einem Kurs, wo ein Ukrainer neben einer Perserin sitzt, da gibt<br />

es mehr zu lernen und zu vermitteln als nur den gemeinsamen<br />

Nenner des Lerngegenstands. Im Gegenteil: Wir machen Reibungsflächen<br />

»besprechbar« und vermitteln soziales Miteinander<br />

– ohne die Reibungsflächen außen vor zu lassen.<br />

Welche Themenbereiche sind Ihre Dachthemen ?<br />

Es haben sich für die Bremer Volkshochschule sechs Sparten<br />

herausgebildet, die als Themen der Gesellschaft die Zukunft<br />

bestimmen werden: Das sind die Bereiche »Gesellschaft«,<br />

»Grundbildung + Alphabetisierung«, »Fremdsprachen + Deutsch<br />

als Fremdsprache«, »Beruf + IT«, »Kultur«, und »Gesundheit«,<br />

die unser Angebot strukturieren.<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />

Sie sagten im Vorgespräch, die Volkshochschule müsse heute<br />

wieder politischer werden. Was meinen Sie damit ?<br />

Es gibt einfach bestimmte Themen, die werden nirgendwo in<br />

der Tiefe bearbeitet. Wir sagen: Auch diese Themen müssen wir<br />

bearbeiten. Ich glaube, dass Menschen heute wieder ein Stück<br />

Heimat und lokale Orte brauchen, an denen sie sich Themen<br />

»vorknöpfen« und diskutieren können. Im digitalen Medienzeitalter<br />

stellt sich beispielsweise die Frage: Sind News noch echte<br />

News, weil im Prinzip nahezu alle Meldungen digital von zentralen<br />

Nachrichtenagenturen kommen. Ich stelle mir die Frage:<br />

Wie partizipieren wir eigentlich Informationen ? Stichwort »Fake<br />

News«: Stimmt alles, was ich so höre ? Sich als Volkshochschule<br />

an dieser Stelle einzumischen und Menschen Kompetenzen zur<br />

medialen Auseinandersetzung zu vermitteln, damit man nicht<br />

alles glaubt, sondern lernt kritisch zu bewerten und zu reflektieren<br />

was uns über die vielen medialen Kanäle täglich angeboten<br />

wird – dieser Ansatz ist sehr politisch.<br />

Welche Angebote bieten Sie für 2018 im 1. Halbjahr in<br />

Findorff an und wo kann man sich darüber informieren ?<br />

Wir bringen zweimal jährlich unser Halbjahresprogramm<br />

heraus. Man bekommt es in der Plantage 13, in unserer Zentrale<br />

im »Bamberger Haus« in der Faulenstraße 69, aber auch im<br />

Stadtteil an Verteilstellen wie dem Findorffer Bücherfenster.<br />

Man kann es zudem online herunterladen. In der Plantage 13<br />

werden viele Kurse zur professionellen Fotografie angeboten;<br />

Sie können beispielsweise Basiswissen der Fotografie erlernen<br />

oder Fotoreportagen machen. Weiterhin gibt es Kurse zu berufsbezogenem<br />

Deutsch und Weiterbildungen. Wenn Sie schnell<br />

sind, können Sie diesmal aber auch das Ukulelespiel und singen<br />

lernen. Ausführliche Informationen gibt es unter »Standorte«<br />

auf www.vhs-bremen.de<br />

▼ ÜBER DR. SABINA SCHOEFER<br />

Dr. Sabina Schoefer studierte Soziologie, Ost- und Westslawistik<br />

und promovierte über das Thema »Organisationsentwicklung«.<br />

Sie ist in der Erwachsenenbildung sehr bewandert und ausgebildete<br />

systemische Beraterin, Trainerin und Coach. Während<br />

ihrer Jahre in den USA hat sie diverse didaktische Modelle der<br />

demokratischen Beteiligung gelernt. Von 1997 bis 2005 arbeitete<br />

Sabina Schoefer selbstständig als Unternehmensberaterin in<br />

Bremen. 2006 wechselte sie als Senior Consultant und Director<br />

Research zu einem international aufgestellten Unternehmen<br />

nach Hamburg. Seit 2011 ist Schoefer Direktorin der Volkshochschule<br />

Bremen und seit 2014 Vorsitzende des Vorstands<br />

der Bürgerstiftung Bremen. Zudem ist sie Autorin und Herausgeberin.<br />

Sabina Schoefer wohnt sehr gern, ungezwungen und<br />

unauffällig in der Bremer Neustadt.<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

+++ In der Winterausgabe schrieben wir: »Einkaufszentren<br />

bieten zwar praktischerweise »Alles unter einem Dach«, aber<br />

statt wenig ökologisch mit dem Auto in das Bremer Umland<br />

zu fahren, radeln wir lieber in die City oder bummeln auf<br />

kurzen Wegen ganz entspannt durch die Geschäfte vor Ort in<br />

Findorff.« Logisch, als Stadtteilmagazin aus Findorff und für<br />

Findorff stehen wir treu an der Seite der UnternehmerInnen im<br />

Stadtteil: der Second-Hand-Laden mit der freundlichen Besitzerin,<br />

der nette Dachdecker, der auch kommt,<br />

wenn nur drei Dachpfannen fehlen. Das ist<br />

Stadtteilromantik.<br />

Dann war und ist da diese Diskussion: Die<br />

Einkaufszentren als Konkurrenz zum geliebten Einzelhandel<br />

der Hemmstraße oder Admiralstraße. Doch diese Dialektik<br />

ist falsch und überflüssig – und deshalb darf es natürlich auch<br />

das Einkaufszentrum sein. Als das Sander Center vor über 20<br />

Jahren in Oslebshausen das erste Mal die Pforten öffnete, stand<br />

es in einer urdeutschen Tradition, in der Markttradition. Bereits<br />

seit 1996 sind hier »Kik«, »Hol ab«, der »Friseur Capell« und<br />

das Reisebüro »Actuell« zusammengefasst. Neben dem reinen<br />

DRAUSSEN-bremen.de<br />

NACHSCHLAG<br />

Möbelgeschäft, inzwischen das Unternehmen »Roller«, gesellte<br />

sich das »Dänische Bettenlager« dazu, eine breite Palette gastronomischer<br />

Angebote, Arztpraxen, »Euronics XXL«, ein »Görtz<br />

Outlet Store«, »Fressnapf«, ein Fitnessstudio, »Ernsting‘s family«<br />

und sogar der TÜV. Und das ist gut so, auch wenn das eigene<br />

Herz in Findorff schlägt. Denn eine Fahrt zum Sander Center<br />

ist eine völlig andere Sache, als morgens die Brötchen zu besorgen<br />

oder eine Jeans ausbessern zu lassen. Zum Sander Center<br />

fährt die ganze Familie. Im Sander Center<br />

wird gegessen, gestöbert und flaniert. Ganz<br />

frisch im Sander Center ist noch das Modeoutlet<br />

»NADJA‘s fashion«. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass das Sander Center in bedrohlicher Konkurrenz<br />

zum Jeansladen um die Ecke steht. Tun wir nicht so, als würden<br />

wir erwägen: »Hemmstraße oder Sander Center ?«. Es sind zwei<br />

wunderbare, verschiedene Dinge, mit verschiedenen Zwecken.<br />

Verbringen wir doch alle mit gutem Gewissen einen Tag bei der<br />

Familie Sander. Denn auch das ist Tradition geblieben: Familie<br />

Sander wacht über ihr Center und freut sich über jeden Gast.<br />

Mehr Infos unter www.sandercenter.de, Text: Jens Hurling ▲<br />

Sport und Bewegung<br />

Fahrradtourismus<br />

Gesund und fit halten<br />

fahrräder und Radzubehör<br />

BREMEN<br />

BIKE IT!


PROFILE<br />

▼ AUF EINEN KAFFEE MIT MICHAEL ERNST IN DER »LILIE«<br />

» Ich hangele mich wie Tarzan von Liane zu Liane. «<br />

MICHAEL ERNST<br />

MULTITALENT<br />

M<br />

ichael, Du bist in Findorff geboren<br />

und aufgewachsen und hast hier in<br />

jungen Jahren einen Chor aufgebaut<br />

und geleitet, den es noch gibt. Am<br />

Anfang Deiner Karriere hast Du Dich<br />

in Hamburg zum Musicaldarsteller<br />

ausbilden lassen. Wann wusstest Du,<br />

dass Du Künstler werden willst ?<br />

Nach dem Krieg haben meine Großeltern ein Theater aufgemacht.<br />

Die waren eigentlich keine Schauspieler, brauchten aber<br />

Arbeit. Später hat mein Großvater bei Ernst Waldau die Gastronomie<br />

geleitet, während mein Großonkel den kaufmännischen<br />

Bereich abdeckte. Dadurch hatte ich immer Verbindungen zum<br />

Theater und wollte schon immer spielen. Ich hatte auch Lust zu<br />

singen und habe in der Kirche im Kinderchor gesungen. Es gab<br />

auch Momente, in denen ich Feuerwehrmann werden wollte.<br />

Aber mit zwölf wusste ich dann schon, was es werden sollte.<br />

Viele träumen davon ins Showgeschäft einzusteigen, aber das<br />

erweist sich dann nicht selten als »brotlose Kunst«. Was haben<br />

Deine Eltern gesagt ? Junge, lerne lieber etwas Richtiges ?<br />

Meine Eltern haben mir nie Steine in den Weg gelegt. Ganz im<br />

Gegenteil: Sie haben mich einfach machen lassen. Ich glaube,<br />

sie haben gemerkt, dass es mein Ding ist. Sie haben mich<br />

finanziell unterstützt und gesagt, wenn du denkst, das ist das<br />

Richtige, dann mach es einfach – und das habe ich gemacht.<br />

Du bist Schauspieler, Musicaldarsteller, Sänger in einer Band,<br />

arbeitest als Synchronsprecher und hast Werbespots gedreht.<br />

Muss man heute als KünstlerIn breit aufgestellt sein, um<br />

finanziell über die Runden zu kommen ?<br />

Je breiter du aufgestellt bist, desto mehr Chancen hast du, um<br />

Geld zu verdienen. In der Ausbildung hatte ich mit Schauspiel,<br />

Tanz und Gesang ja drei Sparten und konnte einfach sehr viel<br />

machen. Synchronsprechen war eine Farbe davon. Es war eine<br />

weitere Möglichkeit etwas auszuprobieren, das funktionierte.<br />

Genauso wie das Theater, die Werbespots oder jetzt meine<br />

Band. Ich glaube, wenn du heute als Kreativer nicht breit aufgestellt<br />

bist, dann ist es hart. Es gibt so viele talentierte Menschen<br />

und durch Medien wie »YouTube« gibt es so einen Overload an<br />

Leuten, die schnell bekannt werden. Die Konkurrenz schläft<br />

nicht. Du musst zusehen, dass du viele Eisen im Feuer hast.<br />

Falls diese Karriere nicht klappen sollte: Gibt es den »Plan B« ?<br />

Wenn eine Tür zu geht, geht eine andere auf. Wenn ich zum<br />

Beispiel wegen einer Verletzung nie wieder in einem Musical<br />

tanzen könnte, kann ich immer noch synchron sprechen.<br />

Deswegen mache ich mir keine großen Sorgen, dass »Plan B«<br />

irgendwann einmal notwendig sein wird. Wenn mein »Plan A«<br />

nicht aufgegangen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich Lehrer<br />

geworden. Oder ich hätte zumindest beruflich irgendetwas<br />

gemacht, bei dem es um pädagogische Arbeit geht – gerne etwas<br />

mit Behinderten. Aber zum Glück ging »Plan A« auf.<br />

Als darstellende KünstlerInnen berühmt werden wollen viele.<br />

Welche Deiner Talente heben Dich von der Menge ab ?<br />

Jeder, der im Entertainment arbeitet, ist im besten Fall er selbst.<br />

Ich bin ich und das hebt mich ab von den anderen. Ich glaube,<br />

dass ich eine sehr individuelle Ausstrahlung habe. Aber ich<br />

kann jetzt nicht sagen, dass ich ein besserer Sänger bin oder viel<br />

authentischer spiele als die anderen. Ich gehe unverstellt meinen<br />

Weg und glaube, so lange ich das mache, bin ich schon anders<br />

als andere.<br />

Dein Beruf ist ja kein sicherer Behördenjob, sondern eher<br />

Hochseilartistik ohne Netz. Glaubst Du, dass man bestimmte<br />

Eigenschaften für das Showgeschäft mitbringen sollte ?<br />

Man braucht ein sehr gutes Durchhaltevermögen. Du musst<br />

eine Art von Mauer aufbauen können gegen Einflüsse, die dir<br />

eventuell schaden. Und du brauchst einfach eine große Portion<br />

Talent. Sonst kannst du noch so sehr probieren und studieren,<br />

aber dann hat es nicht den Effekt, den du gerne hättest. Du<br />

musst am Anfang wirklich kein Vollprofi sein, aber da muss<br />

einfach etwas da sein.<br />

Was ist Dein Traum ? Was möchtest Du unbedingt erreichen ?<br />

Ich bin Sternzeichen »Fische«. Die schwimmen ja immer mit<br />

dem Strom. Ich bin kein großer Astrologe, aber ich habe das<br />

Gefühl, dass mein Sternzeichen mich schon ein bisschen prägt.<br />

Wenn es mir irgendwo gefällt, bleibe ich ein bisschen. Wenn<br />

es mir nicht mehr gefällt, schwimme ich weiter. Ich habe kein<br />

großes Ziel, wo ich hin will. Ich hangele mich eher wie Tarzan<br />

von Liane zu Liane.<br />

Gibt es KünstlerInnen, die Dich inspirieren ?<br />

Für mich sind Menschen spannend, die das machen, was für<br />

sie tatsächlich wichtig ist. Ich finde Lady Gaga faszinierend. Ich<br />

kannte sie nur als diese Pop-Kunstfigur und konnte damit überhaupt<br />

nichts anfangen. Aber seit ein paar Jahren entwickelt sie<br />

sich in eine viel persönlichere Richtung. Ich bewundere, wie sie<br />

diesen Wandel schafft. Sie ist toll, weil sie so echt und pur ist.<br />

Was hältst Du von Castingshows wie »Deutschland sucht den<br />

Superstar« ? Sind solche Formate für junge Talente hilfreich ?<br />

Ich stehe nicht besonders auf diese Formate. Ich mag dieses<br />

typische »Dieter-Bohlen-Gedisse« nicht. Mir gefällt nicht, wie<br />

die Sender das zusammenschneiden, sodass die ZuschauerInnen<br />

manipuliert werden, wie sie über bestimmte KandidatInnen<br />

denken sollen. Aber ich finde es geil, dass man in den Castings<br />

Stimmen hört, die man sonst vielleicht nicht hören würde. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 18<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 19


▼ MICHAEL ERNST IM INTERVIEW<br />

» Es ist gut, dass da immer noch ein Kribbeln ist. «<br />

Zum Beispiel Alexander Klaws: Der war ja damals der erste Gewinner<br />

von »Deutschland sucht den Superstar«. Alex, der einige<br />

Monate mit mir in der Ausbildung war, spielt heute in total vielen<br />

Musicals – und ich freue mich, dass so jemand über »DSDS« die<br />

Chance bekommen hat, überhaupt gesehen zu werden.<br />

Bei dem Wort »Musical« denken viele erstmal an Glamour ...<br />

Das Gemeine ist, dass das Publikum immer nur die Vorstellung<br />

mitbekommt. Viele haben nicht auf dem Schirm, wie man zuvor<br />

monatelang seine Partie studiert hat. Du fängst damit an zu<br />

verstehen, worum es in dem Stück geht. Ich lerne Texte. Ich<br />

lerne Noten. Du beschäftigst dich mit dem Komponisten, mit<br />

dem Autor, mit dem Regisseur. Dann kommen die Proben. Bis<br />

alles perfekt ist, dauert es ewig. Während der Proben verlierst<br />

du wahrscheinlich nochmal drei Kilo, weil du so schwitzt. Man<br />

kann den ganzen Tag nicht duschen und dann hast du natürlich<br />

noch Anproben für Make-Up, Haare und Kostüm, aber nach<br />

endlosen Tagen willst du nur noch nach Hause und schlafen.<br />

Das ist der Teil, der gar nicht glamourös ist – und der ist wesentlich<br />

länger als der glamouröse Teil. Aber weil der glamouröse<br />

Teil so toll ist, machst du diese Tortur einfach mit.<br />

01 02 03<br />

Hast Du auch als Profi vor dem Auftritt noch Lampenfieber ?<br />

Lampenfieber im klassischen Sinne ist so eine Art Schockstarre.<br />

Die habe ich nicht mehr, außer vielleicht vor einer Premiere. Es<br />

ist gut, dass da immer noch ein Kribbeln ist. Das adrenalingesteuerte<br />

Fünkchen Nervosität sorgt dafür, dass du von Null auf<br />

Hundert sofort da bist, wenn Du auf die Bühne gehst.<br />

Was machst Du als Ausgleich zu Deinem Beruf ?<br />

Ein enger Freund, der für die Lufthansa arbeitet, nimmt mich<br />

manchmal mit auf seine Flüge. Dadurch reise ich wahnsinnig<br />

viel und schaue mir die Welt an. Das ist ein toller Ausgleich.<br />

Neue Kulturen kennenzulernen gibt mir als Künstler Input.<br />

Außerdem liebe ich Kaffeetrinken. Ich liebe es hinaus zu gehen,<br />

mich in schöne Cafés zu setzen und ein Buch zu lesen. Das ist<br />

mein kleiner Ruhepol. Sonst bleibt leider nicht viel Zeit.<br />

Neben Deinen vielen Projekten singst Du auch in der Band<br />

»Whatasound«. Was findest Du daran besonders reizvoll ?<br />

Im Prinzip ist es eine »Freunde-Band«. Wir sind zur Hälfte<br />

Berufsmusiker und zur Hälfte haben wir andere Jobs. Wir<br />

spielen größtenteils im Bremer Raum. Dadurch ist es u<br />

01 Zeitsparendes EMS-Training endlich auch in der ULC Fitness Company in Findorff: Jetzt testen und Termin vereinbaren !<br />

02 Die neue DVD »Hundefotografie für Anfänger und Fortgeschrittene» gibt es online bei www.ey-fotografie.de/shop<br />

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04 05 06<br />

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06 Internetauftritt selbst bauen ? Kann man ohne Programmierkenntnisse lernen ! Alle Schulungsangebote auf www.raetsch.de<br />

SCHAUFENSTER <strong>FINDORFF</strong><br />

einfacher, ZuschauerInnen zu akquirieren. Es ist kein Plattenlabel<br />

dahinter. Das ist toll, weil wir machen können, was wir wollen.<br />

Die Band ist für mich ein guter Ausgleich und Anlass, um<br />

ab und zu aus Berlin herauszukommen. Es ist keine Band zum<br />

Geldverdienen. Wir machen das auf der Hobby-Ebene professionell,<br />

aber es wird sicherlich keine Japan-Tournee geben (lacht).<br />

Du wohnst in Berlin, leitest aber weiterhin ein Chorprojekt in<br />

Findorff. Bist du im Herzen immer noch Findorffer ?<br />

Ja, unbedingt ! Ich habe damals in der Martin-Luther-Kirche<br />

im Gospelchor gesungen. Als ich dann zur Ausbildung nach<br />

Hamburg ging, fehlte mir die Chorarbeit sehr. Deshalb habe ich<br />

2005 angefangen ein Chorprojekt auf die Beine zu stellen. Das<br />

Projekt läuft jetzt seit zwölf Jahren sehr erfolgreich. Mittlerweile<br />

reisen sogar Leute aus Hannover und Hamburg an. Das ist<br />

schon eine große Ehre und Bestätigung.<br />

Rückblickend betrachtet: Haben Deine frühen Erfahrungen<br />

geholfen, um genau die Energie zu entwickeln, die es brauchte,<br />

aus dem gemütlichen Bremen aufzubrechen, um für Deine<br />

Karriere nach Hamburg und Berlin zu gehen ?<br />

2003 haben wir hier eine Jazz-Band gegründet. Wir hatten etwa<br />

alle drei Wochen einen Gig – und das über viele Jahre. Dadurch<br />

haben wir die verschiedensten Leute und Locations in Bremen<br />

kennengelernt. Weil Bremen so klein ist, hat man hier größere<br />

Chancen, wahrgenommen zu werden. Mir hat sehr geholfen,<br />

dass man in kleinen Läden spielt und sich ausprobieren kann.<br />

Unerfahren wie ich anfangs war, konnte ich einfach Gas geben<br />

und herausfinden, was ich leisten kann und was Bremen abkann.<br />

Was ist für Dich das Schönste an Deinem Beruf ?<br />

Mir gefällt dieses Wachbleiben, weil du als Künstler immer wieder<br />

völlig neue Sachen lernen musst und dich in deiner Branche<br />

immer wieder an neue Menschen anpasst. Durch dieses Gefühl<br />

bin ich am Leben. Weil es einfach nicht aufhört. Alles pulsiert<br />

so durch. Ich arbeite in Projekten. Wenn eines abgeschlossen<br />

ist, ist es vorbei. Dann kommt wieder ein neues Projekt. Diese<br />

ständige Abwechslung brauche und genieße ich sehr.<br />

▼ ÜBER MICHAEL ERNST<br />

Michael Ernst ist gebürtiger Findorffer. Bereits in seiner<br />

Schulzeit war er Chorleiter der Jugendgruppe »Ten Sing«. In<br />

Hamburg besuchte er die »Joop van den Ende Academy«, wo er<br />

sich in Schauspiel, Tanz und Gesang ausbilden ließ. Es folgten<br />

zahlreiche Engagements für Musicals wie »Dirty Dancing«,<br />

»West Side Story» und »Anything Goes». In »Hairspray« trat er<br />

mit Maite Kelly und Uwe Ochsenknecht auf. Ernst ist auch als<br />

Synchronsprecher für Filme und Serien tätig. Seit 2014 ist er zudem<br />

als Sänger mit der Band »Whatasound« unterwegs. Obwohl<br />

Berlin seit sieben Jahren seine Wahlheimat ist, ist der junge<br />

Künstler regelmäßig in Findorff anzutreffen, wo er seit 2005 ein<br />

erfolgreiches Chorprojekt leitet. Zuletzt war Michael Ernst am<br />

Stadttheater Bremerhaven engagiert. Mehr Informationen unter<br />

www.michaelernst.net und www.chorworkshops.de<br />

Interview: Leona Ilgner, Foto: Marta Urbanelis ▲<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 21


q SEIT JAHREN SANIERUNGSSTAU AN DER OBERSCHULE <strong>FINDORFF</strong><br />

q ZWEI STANDPUNKTE<br />

» Es liegt an uns, dass etwas passiert. «<br />

1<br />

Ach, immer die ewig gleiche Leier: Der Unterricht<br />

fällt ständig aus, die Klos sind kaputt und<br />

die Heizung geht nicht. Ja, ja ..., Bremen hat<br />

halt kein Geld. Es ist aber mehr als nur eine<br />

alte Leier, über die man einmal kurz seufzt und<br />

dann zum Tagesgeschäft übergeht. Es geht um<br />

nicht weniger als um die Zukunft<br />

unserer Kinder. An der Schule entscheidet<br />

sich maßgeblich, wie sich ihr weiteres<br />

berufliches Leben gestalten wird. Hier<br />

werden das Interesse an Themen und<br />

Zusammenhängen, Spaß am Lernen<br />

und ein Vertrauen in eigene Fähigkeiten<br />

geweckt. Unsere Kinder verbringen<br />

pro Woche bis zu 35 Stunden<br />

in der Schule. 35 Stunden hochkonzentriertes<br />

Lernen. Damit das<br />

optimal klappt, sollte die Schule auch<br />

optimale Bedingungen bieten. Das ist<br />

an Findorffer Schulen nicht mehr gegeben.<br />

Hier wird Lernen oftmals sogar behindert. Und<br />

das ist keine alte Leier, sondern ein Skandal, dessen<br />

Auswirkungen heute noch gar nicht abzusehen sind. Es wächst<br />

an vielen Schulen seit vielen Jahren ein<br />

Sanierungsbedarf heran, dem inzwischen<br />

nicht mehr mit ein bisschen Farbe, gutem<br />

Willen und einer großen Menge Elternund<br />

LehrerInneninitiativen beizukommen ist. Die Probleme<br />

sind zu groß, zu zahlreich und zu vielfältig geworden und viele<br />

Eltern stehen der Situation rat- und hilflos gegenüber.<br />

DIE TOILETTEN, die die SchülerInnen nicht mehr benutzen<br />

wollen und stattdessen lieber mehrere Stunden »abwarten« bis<br />

sie wieder zu Hause sind, oder – wenn es gar nicht mehr geht –<br />

in der Pause nach Hause rennen, wenn sie es denn können.<br />

DER AUFZUG, auf den eine Inklusionsschule als Schule für<br />

Kinder mit Förderbedarf und/oder körperlichen Herausforderungen<br />

fast zehn Jahre warten musste. Dieser wurde zwar im<br />

Frühjahr endlich fertig, doch die Aula und die Turnhalle können<br />

RollstuhlfahrerInnen trotzdem nicht gemeinsam mit ihren<br />

MitschülerInnen erreichen. Diese Zugänge sind noch immer<br />

nicht barrierefrei.<br />

DIE CONTAINER für die Ganztagsbetreuung unserer Fünftund<br />

SechstklässlerInnen sind marode. Hier wurde zwar die<br />

Dringlichkeit erkannt und die Entsorgung für den Sommer<br />

2018 beschlossen. Aber ein kurzfristiger Ersatz wurde erstmal<br />

nicht bedacht oder eingeplant. Inzwischen sollen neue Container<br />

geordert sein, aber ob diese dann auch pünktlich zum<br />

neuen Schuljahr verfügbar sind, steht noch nicht fest.<br />

DIE LEHRERINNEN, die zum Teil bis an den Rande ihrer<br />

Belastungsfähigkeit und darüber hinaus arbeiten und mit viel<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 22<br />

ZWISCHENRUF<br />

persönlichem Einsatz versuchen guten Unterricht für unsere<br />

Kinder zu ermöglichen. Aber viele erkranken dadurch irgendwann<br />

und – da es zu wenig Personal gibt – summieren sich die<br />

ausgefallenen Schulstunden ins Unerträgliche.<br />

Die Aufzählung ließe sich ins gefühlte Unendliche verlängern.<br />

Da beginnt man sich unweigerlich zu fragen: »Was kann ich<br />

dagegen tun ? An wen kann ich mich als Einzelner<br />

wenden ?« Den Klassenlehrer, die Jahrgangsleitung,<br />

die Schulleitung ? Sicherlich ein Anfang,<br />

doch diese sitzen ja schon – sprichwörtlich<br />

– mit uns Eltern in einem Boot und<br />

versuchen das Beste aus der Situation<br />

zu machen. Also die Bildungsbehörde,<br />

Immobilien Bremen, oder gleich den<br />

Senat? Guter Weg, denn das sind die<br />

EntscheidungsträgerInnen, welche die<br />

Weichen für bessere Schulen stellen<br />

könnten. Doch Sie vermitteln zu oft den<br />

Eindruck, als ob sie selbst mit der Gesamtsituation<br />

überfordert wären. So bleiben Dinge<br />

liegen und verlaufen schließlich im Sande, da es zu<br />

wenige Zuständige gibt, die sich kümmern.<br />

Und das Problem liegt tiefer, ist strukturell begründet und alles<br />

andere als leicht zu verstehen. Die Auseinandersetzung<br />

damit erfordert Zeit, zum<br />

Teil auch Fachkenntnisse, aber immer eine<br />

gehörige Portion Idealismus und Ausdauer.<br />

Sonst verpufft der positive Tatendrang nach einiger Zeit und die<br />

Konsequenzen daraus sind, dass der Druck auf die jeweiligen<br />

Behörden schwindet und die Probleme ungelöst bleiben. Die<br />

bisherige Erfahrung zeigt leider allzu oft, dass die Elterninitiativen<br />

spätestens nach dem Schulabschluss der eigenen Kinder aufgelöst<br />

sind, aber die langfristigen Probleme weiterhin bestehen.<br />

Doch es gibt Wege, im Fokus der verantwortlichen EntscheidungsträgerInnen<br />

zu bleiben. Eine direkte Möglichkeit sind<br />

die ElternsprecherInnen der einzelnen Klassen. Doch dieses<br />

Ehrenamt wird oftmals mehr als notwendige Pflicht angesehen<br />

und weniger als Chance etwas bewirken zu können. Aber<br />

ElternsprecherInnen können mehr als nur die Klassenabschlussfeier<br />

kurz vor den Sommerferien zu organisieren. Und selbst,<br />

wer nicht als ElternvertreterInnen gewählt wurde, kann sich<br />

nach seinen Fähigkeiten einbringen, zum Beispiel über die<br />

Mitarbeit im Elternbeirat. In diesem Schuljahr wurden zwei<br />

neue Arbeitsgemeinschaften gegründet: Die »Gebäude AG«, um<br />

die bauliche Situation an der Nürnberger Straße zu verbessern,<br />

sowie die »Stunden AG«, um dem Ausfall von Schulstunden an<br />

der Gesamtschule Findorff entgegen zu wirken.<br />

Hier ist jede tatkräftige Unterstützung willkommen. Doch noch<br />

immer gibt es einen Irrglauben: »Wenn ich im Elternbeirat ein<br />

Problem anspreche, dann wird sich schon jemand darum u<br />

kümmern.« Doch dieser »jemand« sind wir alle. Das Erkennen<br />

eines Problems ist nur der erste Schritt. Danach folgen viele<br />

weitere kleine Schritte, zu denen jeder Einzelne beitragen kann.<br />

Es liegt an uns Eltern, uns zu organisieren und dafür zu sorgen,<br />

dass etwas passiert und die Probleme angegangen werden –<br />

auch nachdem unsere Kinder die Schule verlassen haben.<br />

Die »Gebäude AG« für die Schule an der Nürnberger Straße<br />

besteht aus Gunnar Beckler, Simone Berning, Uwe Karsten,<br />

Sybille Klasmann, Sabine Köhler und Stephanie Weber. Sie<br />

wurde gegründet, um mehr Druck auf die Behörde auszuüben.<br />

Kontakt: Elternbeirat-Oberschule-Findorff@gmx.de<br />

2<br />

ußen hui, innen pfui. So könnten böswillige<br />

Zungen das Schulhaus an der Nürnberger Straße<br />

des Schulzentrums Findorff beschreiben. Das<br />

denkmalgeschützte Gebäude macht von außen<br />

einen guten Eindruck, im Inneren sieht es hingegen<br />

nicht ganz so rosig aus. Längst überfällige<br />

Sanierungsarbeiten verärgern LehrerInnen,<br />

SchülerInnen und Eltern seit Jahren. Dabei geht es nicht um<br />

kleine Schönheitsreparaturen, sondern um die Erfüllung<br />

grundlegender Ansprüche an ein Gebäude, in dem Tag für Tag<br />

viele Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Zuerst<br />

sei der vor dreieinhalb Jahren angekündigte, aber immer noch<br />

nicht abgeschlossene Umbau zur barrierefreien Schule genannt,<br />

der bewirken soll, dass Kinder mit und ohne Behinderungen<br />

sich im Schulgebäude gleichermaßen uneingeschränkt bewegen<br />

können. Dass dieses Vorhaben nach Jahren der Planung immer<br />

noch nicht vollständig umgesetzt wurde, könnte man an sich<br />

schon als dreist auffassen.<br />

Aber bei den eigentlich dringend nötigen Sanierungsarbeiten<br />

geht es nicht nur um Barrierefreiheit, sondern auch darum,<br />

überhaupt genügend Platz für alle SchülerInnen zu schaffen.<br />

Denn obwohl es daran ohnehin schon mangelt, hat die<br />

Oberschule Findorff im aktuellen Schuljahr sechs neue fünfte<br />

Klassen aufgenommen. Zur Zeit nutzt die Schule Container zur<br />

Erweiterung ihrer Räumlichkeiten, doch auch die sind mittlerweile<br />

marode. Neue Mobilbauten gibt es erst, wenn feststeht,<br />

ob sie einem möglichen Erweiterungsbau des Gebäudes nicht<br />

im Weg stehen würden. Ob es den geben wird, entscheidet<br />

sich auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie, die der Beirat<br />

Findorff in diesen Tagen erwartet. Vielleicht passiert dann<br />

ja etwas. Daran glaubt zumindest Schulleiter Uwe Lütjen.<br />

Es ist zu hoffen, dass er recht behält.<br />

Die Eltern der FünftklässlerInnen wurden zunächst beruhigt:<br />

Ganztagsbeschulung und Oberschulkonzept sollen unter<br />

anderem durch die Einrichtung von Lerninseln in den Schulfluren<br />

trotzdem funktionieren. Leider fehlte hierfür bisher eine<br />

Baugenehmigung. So warten die Eltern immer noch auf die<br />

versprochenen Lerninseln und fühlen sich nun getäuscht. Sie<br />

gründeten auf eigene Faust eine Arbeitsgemeinschaft, machten<br />

den zuständigen Behörden Druck und bekamen zum einen u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23


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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 24<br />

die ernüchternde Auskunft, dass mit den Umbauten in diesem<br />

Schuljahr definitiv nicht mehr zu rechnen sei. Weiter erfuhren<br />

sie, dass es nicht die Bildungsbehörde ist, die sich quer stellt,<br />

sondern Immobilien Bremen. Eine Erklärung dafür, warum<br />

der Eigentümer des Schulgebäudes den Umbau seit Jahren aufschiebt,<br />

liegt weiterhin nicht vor. An anderen Bremer Schulen<br />

sieht es aber kaum besser aus: Es besteht ein Sanierungsbedarf<br />

in den Schulgebäuden im senatorisch höchst unklar formulierten<br />

dreistelligen Millionenbereich. Zur Verfügung stehen lediglich<br />

18 Millionen Euro. Die FDP-Bürgerschaftsfraktion stellte<br />

eine Anfrage an den Senat, in der sie um Auskunft darüber bat,<br />

wie viel Geld denn eigentlich genau für die Sanierungen nötig<br />

wäre. Eine besonders aufschlussreiche Antwort bekam sie nicht.<br />

Der personelle und zeitliche Aufwand sei zu hoch, um konkrete<br />

Zahlen zu ermitteln. Die Behörde, die für die Einleitung von<br />

Sanierungsmaßnahmen zuständig ist, weiß also anscheinend<br />

gar nicht, was überhaupt saniert werden müsste und hält es<br />

für einen zu großen Aufwand, das herauszufinden. Wie hoch<br />

auch immer der Bedarf sein mag, in jedem Fall übersteigt er<br />

die vorgesehenen Mittel. Zugleich verkündet die Senatorin für<br />

Kinder und Bildung über die Pressestelle: »Gemeinsam für<br />

starke Schulen – Oberschulen weiterentwickeln.« und »Zudem<br />

soll der Markenkern Oberschule besser vermarktet werden.«<br />

Denkt man diesen phrasenhaften Marketing-Sprech weiter, der<br />

aus der Werbebranche kommt, fragt man sich, warum die »Zielgruppe«<br />

mit dem mangelhaften »Produkt« Schule zufrieden sein<br />

soll , zumal es ja auch vom Umtausch ausgeschlossen ist.<br />

Übergeordnet wirft die Diskrepanz zwischen den wortreichen<br />

Absichtserklärungen der Politik und trostlosen Realitäten vor<br />

Ort die Frage auf, welche Stellung Bildung in unserer Gesellschaft<br />

eigentlich hat. Der Mangel an LehrerInnen und Unterrichtsmaterial<br />

ist für Bremen als ewiges Schlusslicht in der Bildungspolitik<br />

ja nichts Neues, ebenso wie überfüllte Klassen und<br />

fehlende pädogogische Fachkräfte für eine gelungene Inklusion.<br />

Da fügen sich die Schulgebäude mit jahrelangem Sanierungsstau<br />

nur allzu gut ins das bestehende Bild ein. Erschreckend,<br />

wenn man bedenkt, dass die Kinder mindestens zehn Jahre<br />

ihres Lebens den Großteil des Tages in der Schule verbringen,<br />

einer Institution, die nach dem Elternhaus den am stärksten<br />

prägenden Einfluss auf die jungen Menschen hat. Wie man heute<br />

weiß, sind auch die Räumlichkeiten, in denen gelernt wird,<br />

dafür von Bedeutung. Fachleute sprechen vom Klassenzimmer<br />

als »drittem Pädagogen«, neben LehrerIn und MitschülerInnen.<br />

Bei dem Zustand, in dem sich dieser dritte Pädagoge befindet,<br />

muss man sich nicht wundern, wenn er sein volles Potential<br />

nicht entfalten kann. Selbst wenn er, wie im Fall der Schule an<br />

der Nürnberger Straße, äußerlich eine schöne Fassade wahrt.<br />

Leona Ilgner ist selbst bis 2009 auf die Oberschule Findorff<br />

gegangen – und wünscht sich für nachfolgenden Generationen<br />

eine lebenswerte Schule mit genügend Platz für alle.<br />

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema ? Schreiben Sie uns<br />

jetzt auf kurzen, digitalen Wegen dazu einen Leserbrief auf<br />

www.findorff.info/leserbriefe p<br />

TOP-STUDIOS<br />

Text: Leona Ilgner<br />

Hier wären wir also: im Jahr 2018 – und der Alltag hat längst wieder<br />

begonnen. Was nicht schlimm ist, denn es heißt ja bekanntermaßen<br />

»Neues Jahr, neues Glück«. Tatsächlich hatten wir an Silvester doch noch gute<br />

Vorsätze gefasst, die nun langsam aber sicher in Vergessenheit geraten sind.<br />

Garantiert unter den Top Ten steht da der Plan endlich mehr Bewegung in den<br />

eigenen Alltag zu bringen. Für diejenigen unter uns, die den Vorsätzen Taten<br />

folgen lassen wollen, gibt es gute Nachrichten: Denn in Findorff und umzu<br />

hat man tolle Fitness-Studios vor der Tür – und damit keinerlei Ausreden mehr<br />

dem »inneren Schweinehund« die Oberhand zu überlassen.<br />

Aber wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Um es Ihnen leichter<br />

zu machen, stellen wir auf den folgenden Seiten zwei erstklassige Findorffer<br />

Fitness-Studios mit ganz unterschiedlichen Konzepten vor. Denn wenn das<br />

erwählte Studio gleich zu einem passt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

der Besuch dort kein einmaliges Phänomen im Zuge der guten Vorsätze bleibt.<br />

Stattdessen wird es zu einem Ort, an dem man sich so wohl fühlt, dass Sport<br />

kein notwendiges Übel mehr ist, sondern richtig Spaß macht. Let‘s move ! u<br />

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Was ist einzigartig am Patty`s Gym ? Wir sind das Fitnessstudio nur für<br />

Frauen in Findorff, gleich um die Ecke. In familiärer Atmosphäre bieten<br />

wir vielfältige Kurse für Frauen und Kinder (teilweise parallel) an.<br />

Wir möchten, dass sich jeder wohl fühlt, Spaß hat und Patty’s Gym<br />

zufrieden wieder verlässt.<br />

Welche Kurse haben Sie im Angebot ? Step-Aerobic, Cycling, BBP, Kraftausdauer,<br />

Bodyforming, Yoga, Pilates, TeaBo, Power Pump, Rückenfit,<br />

Yogilates, Zumba, KinderYoga, Kinder TaeBo, Kinder Zumba.<br />

Welche Geräte stehen zur Verfügung ? Cardiobereich mit modernen<br />

Geräten, Laufbändern, Crosser, Fahrrädern, Treppensteiger (TreadClimber),<br />

Kraftbereich mit klassischen Geräten (Marke Gym 80), freies und<br />

funktionales Training (Nautilus Humansport Geräte), Freihantelbereich<br />

(Kurz- und Langhanteln).<br />

Wie gestaltet sich die persönliche Betreuung ? Die ist uns sehr wichtig.<br />

Bei uns gibt es für jeden einen individuellen Trainingsplan, der auf die<br />

persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Unsere Mitglieder werden<br />

ausschließlich von ausgebildeten Trainerinnen eingewiesen und betreut.<br />

Außerdem ist uns die Atmosphäre im Studio sehr wichtig.<br />

An welche Zielgruppe richtet sich Ihr Angebot ? An Frauen, Mütter<br />

und Kinder jeglicher Altersgruppe.<br />

Was ist der günstigste Tarif um einzusteigen ? Ab 44,00 € geht es los.<br />

Wo gibt es mehr Informationen ? Vor Ort in der Münchener Str. 142<br />

oder auf unserer neuen Internetseite unter www.pattysgym.de<br />

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Was ist einzigartig an der ULC Fitness Company City ? Besonders sind<br />

die gemütliche Atmosphäre, das einzigartige Ambiente und tolle Mitarbeiter<br />

wie Mitglieder von 16 bis 80 Jahren. Wir bieten vielfältige und<br />

innovative Trainingsmöglichkeiten mit kompetenter Betreuung.<br />

Welche Kurse haben Sie im Angebot ? Wir bieten 70 Kurse pro Woche<br />

plus Events. Von Zumba Kids bis Zumba Gold, von Yoga bis Jumping<br />

Fitness, von Faszientraining bis zu Les Mills Kursen, von Rückenkursen<br />

bis zu Functional Training und vieles mehr.<br />

Welche Geräte stehen zur Verfügung ? Es stehen Geräte für alle Trainingsziele<br />

zur Verfügung von Herstellern wie Technogym, LifeFitness,<br />

X-Body, Power Plate & egym. Geräte lassen sich manuell oder per Chipkarte<br />

automatisch einstellen. Zudem gibt es Training mit Vibration, Elektrostimulanz<br />

(EMS) oder Unterdruck – hier findet jeder das Passende.<br />

Wie gestaltet sich die persönliche Betreuung ? Unser Betreuungssystem<br />

startet mit Ihrem Fit-Check. Ihr Trainingsprogramm wird individuell auf<br />

Sie zugeschnitten und regelmäßig weiterentwickelt. Die Trainer qualifizieren<br />

sich durch Ausbildung/Studium im Sport- und Gesundheitswesen<br />

und stehen Ihnen präsent zur Seite, entweder 1:1 oder in Seminaren.<br />

An welche Zielgruppe richtet sich Ihr Angebot ? Unser Publikum ist bunt<br />

gemischt. Teilweise trainieren Familien in drei Generationen gemeinsam.<br />

Egal ob Rentner, Student, Hausfrau, Chef oder Angestellter.<br />

Was ist der günstigste Tarif um einzusteigen ? Schülerinnen und Schüler<br />

starten ab 29,90 €, Erwachsene ab 39,90 €.<br />

Wo gibt es mehr Informationen ? Vor Ort in der Admiralstraße 54,<br />

Telefon 0421 / 69 69 98 80 oder unter www.ulc-fitness.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26 | PROMOTION<br />

PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 27


NADJA´s fashion<br />

Neue Mode zum 1/2 Preis<br />

Findorffer<br />

Originalzeichnungen<br />

in Arinas Café,<br />

Neukirchstraße 44,<br />

Ausstellungseröffnung<br />

am 3.3.2018,<br />

15.30 Uhr<br />

Isa Fischer zeichnet Ihr Privat- oder Geschäftsgebäude<br />

draußen direkt vor dem Motiv.<br />

www.hausgezeichnet.info<br />

Clever Shoppen<br />

direkt an der A27 Bremen-Oslebshausen<br />

mit der RS 1 nur 8 Minuten vom HBF<br />

www.sandercenter.de<br />

q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />

DORFFKLATSCH<br />

+++ Im Rahmen der Stadtteilinitiative mit dem Titel<br />

»gemeinsam gut für Kinder und Jugendliche im Stadtteil«<br />

vergibt die SPARKASSE BREMEN auch in diesem Jahr<br />

wieder Fördergelder an Bildungs-, Kultur-, Sport- oder Umweltprojekte.<br />

Zwischen dem 29. Januar und dem 31. März 2018<br />

können sich gemeinnützige Institutionen bewerben, die die Entwicklung<br />

von Kindern und Jugendlichen fördern. Das Antragsformular<br />

kann man unter dem Suchbegriff »Förderkriterien und<br />

Förderverfahren« downloaden auf www.sparkasse-bremen.de<br />

+++ Nachdem ISA FISCHER zuletzt<br />

im Bremer Swissôtel ausgestellt hat,<br />

treibt es die Stadtzeichnerin aus<br />

Findorff im März zurück in ihren<br />

Stadtteil, um eine Ausstellung zu<br />

realiseren. In ARINAS CAFÉ kann<br />

man die Werke der Künstlerin bewundern,<br />

darunter viele Findorffer Häuser und<br />

andere Originale. Zur Eröffnung gibt es ein »Kulturpaket« mit<br />

Stadtteilführung und Live-Musik von »Liquid Words« – promoted<br />

von diesem feinen Magazin aus Findorff für Findorff. Alle<br />

Informationen auf Seite 32 und auf www.findorffaktuell.de<br />

+++ Bremens KLEINGÄRTEN sollen neue strenge Regeln<br />

bekommen. Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen<br />

will auf seiner Delegiertenversammlung im April eine neue<br />

Gartenordnung für seine über 17.000 Mitglieder beschließen.<br />

Einige der geplanten Verbote sorgen im Vorfeld bei GartenbesitzerInnen<br />

auch in Findorff bereits für Protest: So sollen<br />

künftig Trampoline und Spieltürme in den Gärten nicht mehr<br />

unzulässig sein. Nicht besonders ökologisch ist das geplante<br />

Verbot von Laubdecken, Totholzhecken und – ausgerechnet –<br />

Wildkräuterflächen. Große Bäume sollen ebenso verboten sein<br />

wie »Walnussbäume«. Und auch die Hecken dürfen in Bremens<br />

Gärten nur 110 cm hoch wachsen. Ob sich damit wirklich neue<br />

Zielgruppen wie junge Familien für leerstehende Kleingärten<br />

begeistern lassen ? Das letzte Wort hat Umweltsenator Lohse,<br />

der die neue Gartenordnung genehmigen muss.<br />

Einfach Clever Shoppen<br />

+++ MÖBEL MEYERHOFF verlässt Findorff. Zum Ende<br />

des Jahres wird Meyerhoff seine »Bremer Polsterwelt« in der<br />

Admiralstraße endgültig schließen. Für die rund 2.600 m²<br />

große Verkaufsfläche in der denkmalgeschützen »Stuhlrohrfabrik«<br />

an der Ecke Herbststraße wird ab Oktober ein neuer<br />

Mieter gesucht. 2009 war das Möbelhaus in das traditionsreiche<br />

Gebäude gezogen. Die Ansiedlung war seinerzeit Anlass für die<br />

Sanierung und Aufwertung der Admiralstraße, an der auch die<br />

Initiative »Leben in Findorff« maßgeblichen Anteil hatte.<br />

+++ Wir kennen sie als Walles modischen Geheimtipp: Beim<br />

Shoppen in der CHICCHIC BOUTIQUE fühlen sich Jung und<br />

Alt immer wärmstens willkommen. Aber die nette, kleine Boutique<br />

kann auch eiskalt. Passend zum Winter gibt es jetzt ganz<br />

cool reduzierte Einzelstücke solange der Vorrat reicht !<br />

+++ Das SANDER CENTER in Oslebshausen<br />

bietet sonn- und feiertags eine<br />

ganz andere Art von Einkaufsbummel,<br />

wenn ab 7:00 Uhr auf dem Parkplatz Ost<br />

der große Center-Flohmarkt stattfindet.<br />

Mehr Infos zum Sander Center gibt es<br />

unter www.sandercenter.de<br />

+++ Das ALTE PUMPWERK ist ein<br />

ganz besonderes Museum in der Salzburger Straße 12, das die<br />

Geschichte und die Arbeitswelt der Abwasserentsorgung lebendig<br />

werden lässt. Es ist aber auch eine Veranstaltungsstätte, die eine<br />

wunderbare Kulisse für Konzerte, Kleinkunst, Oper und mehr<br />

bietet – und das Programm im 1. Halbjahr 2018 offeriert Gästen<br />

ein abwechslungsreiches Angebot in der historischen Maschinenhalle.<br />

Alle Veranstaltungen auf www.altespumpwerk.de<br />

+++ Wir möchten unsere LeserInnen darauf hinweisen, das es<br />

seitens <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> keinerlei Verbindung<br />

mit dem »Findorff Magazin« gibt. Warum ? Viele Reaktionen<br />

zeigen uns, dass der Titel des Mitbewerbers mit unserem Stadtteilmagazin<br />

tatsächlich oft verwechselt wird. Wir als Findorff<br />

Verlag haben den Verleger bereits frühzeitig vor Erscheinen seiner<br />

ersten Ausgabe auf die Verwechslungsgefahr hingewiesen, uns<br />

aber entschieden, die Herausforderung im Wettbewerb sportiv<br />

anzugehen. Wir weisen allerdings alle AnzeigenkundInnen darauf<br />

hin, dass der <strong>FINDORFF</strong> VERLAG mit viel Aufwand und entsprechenden<br />

Kosten unser Stadtteilmagazin direkt in über 10.000<br />

Briefkästen verteilen und alle 60 »Hotspots« einsehbar sind unter<br />

www.findorff-gleich-nebenan.de/hotspots/übersicht Bezogen auf<br />

die Standorte der vom Mitbewerber genannten 400 Verteilstellen<br />

im »Großraum Findorff« empfehlen wir selbst nachzufragen.<br />

+++ THOMAS HORSCH aus Findorff ist neuer Co-Trainer<br />

bei Werder Bremen. Der Assistent von Florian Kohfeldt gehört<br />

neben TIM BOROWSKI zum aktuellen Trainerteam der Profimannschaft.<br />

Angefangen hat der 49-Jährige Findorffer allerdings<br />

als Jugendtrainer beim VfL 07. Vom Amateurbereich ging es u.a.<br />

über den Trainerposten bei der deutschen U20 Mannschaft und<br />

zuletzt als Co-Trainer der U23 bis hoch in die Bundesliga.<br />

+++ Die GEWOBA baut neue Wohnungen in Findorff. Im<br />

Frühjahr 2019 sollen an der Kissinger Straße gegenüber dem<br />

Recyclinghof 28 öffentlich geförderte Wohnungen fertiggestellt<br />

sein. Teil des Bauvorhabens ist ein nachhaltiges Mobilitätskonzept,<br />

das man gemeinsam mit dem Carsharing-Unternehmen<br />

MOVE ABOUT anbietet. Lobenswert: Die Nutzung von<br />

Elektroautos direkt am Gebäude ist im Mietpreis inbegriffen.<br />

Insgesamt wurden ca. 4,7 Mio Euro in den Neubau investiert.<br />

+++ Es ist geschafft: Die Energiegenossenschaft Bürger Energie<br />

Bremen eG, kurz BEGENO, hat die erste Windanlage in Bürgerhand<br />

im Raum Bremen in Betrieb genommen. Das Windrad vom<br />

Typ Enercon E101 steht in Langwedel im Kreis Verden, hat eine<br />

Gesamtleistung von drei Megawatt und produziert grünen Strom<br />

für rund 2.000 Haushalte. Seit kurzem bietet die BEGeno auch<br />

einen eigenen Bürgerstromtarif an, der laut ÖKO-Test zu den<br />

besten Ökostromprodukten in Deutschland überhaupt gehört.<br />

Ausführliche Informationen unter www.begeno.de<br />

Text: Leona Ilgner, Ulf Jacob und Mathias Rätsch ▲<br />

Mode ist unsere Leidenschaft<br />

by Antje Lammers<br />

Wartburgstraße 7<br />

28217 Bremen<br />

Telefon 0421 5 48 99 11<br />

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MENSCH MARILYN u Hommage an Marilyn Monroe im Februar<br />

hanseSWINGproject u »Fly Me To The Moon« im März<br />

NATÜRLICH BLECH! u Festmusik auf histor. Instrumenten im April<br />

MARTIN CLASSEN 5 u Jazz »The Best Of Two Worlds« im April<br />

BREMER SCHLAGZEUGENSEMBLE u »Furioso« im Mai<br />

LANGE NACHT DER BREMER MUSEEN u Bremer Event im Juni<br />

ARTEM YASYNSKYY u Klassik Solo Piano »Sommertag« im Juni<br />

Alle Infos und Karten ordern über www.altespumpwerk.de<br />

Altes Pumpwerk e.V. | Salzburger Straße 12 | 28219 Bremen<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28 <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 29


▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />

Lohnen sich verkaufsoffene Sonntage noch ?<br />

O<br />

b sich der verkaufsoffene Sonntag lohnt, ist<br />

immer eine Frage der Sichtweise. Rein finanziell<br />

rentiert er sich anfangs erstmal nicht. Denn wenn<br />

ein Geschäft sonst immer geschlossen hat, dann<br />

ist den KundInnen nicht bewusst, dass es nun<br />

geöffnet ist. Man kann nicht damit rechnen, dass<br />

plötzlich unzählige Leute kommen, nur weil man<br />

die Türen öffnet. Ich nehme am verkaufsoffenen Sonntag teil<br />

seit ich vor achteinhalb Jahren den Findorffer Weinladen übernommen<br />

habe. Ganz wichtig finde ich dabei, dass ich eine wertvolle,<br />

ganz andere Art von Zeit mit den KundInnen verbringen<br />

kann im Vergleich zu einem normalen Geschäftstag. Es ist nur<br />

nachmittags geöffnet. Das heißt, die Leute<br />

sind ausgeschlafen und wollen nicht<br />

gestresst noch woanders hin. Dementsprechend<br />

entspannt ist die<br />

Situation. Es muss auch gar<br />

nicht immer um ein Verkaufsgespräch<br />

gehen, aber die<br />

Leute lernen mein Geschäft<br />

kennen. Diese Zeit schenke<br />

ich meinen KundInnen sehr<br />

gern – und da wir das schon<br />

lange machen, weiß ich, dass<br />

am Ende auch noch der eine<br />

oder andere Euro übrig bleibt. Es<br />

lohnt sich finanziell, wenn man ein<br />

paar mal kontinuierlich mitgemacht hat.<br />

Denn dann ist den KundInnen auch<br />

bewusst: Findorff ist offen.<br />

Das ist genau die Problematik, die wir<br />

im Vorstand der Geschäftsleute oftmals diskutieren. Jedes<br />

Mal, wenn die Frage aufkommt, ob man beim verkaufsoffenen<br />

Sonntag mitmachen sollte, erinnert jemand an Tage, an denen<br />

es nicht so gut lief, weil es zum Beispiel geregnet hat. Aber<br />

wenn wir mit der Innenstadt konkurrieren und zeigen möchten,<br />

dass Findorff vielfältig ist und auch an einem Sonntag eine<br />

entspannte Einkaufsatmosphäre bieten kann, dann sollten wir<br />

geschlossener öffnen. Vielleicht sehen einige GeschäftsinhaberInnen<br />

den verkaufsoffenen Sonntag nach diesen Worten mit<br />

anderen Augen.<br />

Der verkaufsoffene Sonntag ist eine tolle Werbung, die natürlich<br />

auch weiter getragen wird. Die KundInnen, die kommen,<br />

sollte man als Multiplikatoren sehen. Bei mir kommen oftmals<br />

Freunde vorbei; auch gerne mit Kindern. Das ist immer lustig.<br />

Es ist zwar ein geschenkter Tag, aber eben anders geschenkt.<br />

Der verkaufsoffene Sonntag ist etwas, was ich für mich mache.<br />

Für mein Geschäft. Für mein Lebenswerk.<br />

Gabriele Greger-Gleitze ist zweite Vorsitzende der Findorffer<br />

Geschäftsleute und Inhaberin vom Findorffer Weinladen. ▲<br />

JA ODER NEIN ?<br />

I<br />

ch bin grundsätzlich gegen den verkaufsoffenen<br />

Sonntag. Wirtschaftlich gesehen ist er für<br />

uns komplett unrentabel. Unsere KundInnen<br />

planen ihren Einkauf bei uns – es sind also<br />

keine Spontankäufe. Dabei geht es viel um<br />

Beratung und Planung einer Umgestaltung.<br />

Wir haben einige KundInnen, die direkt aus<br />

Findorff kommen oder hier beschäftigt sind. Sie fahren nach<br />

der Arbeit mit dem Auto vorbei und tätigen im Stadtteil ihre<br />

Einkäufe; allerdings nicht am Sonntag. Ich bin der Überzeugung,<br />

dass die Leute am verkaufsoffenen Sonntag lieber in die<br />

Innenstadt fahren: Dort ist viel los, es gibt mehr Geschäfte<br />

und außerdem kommt man aus seiner normalen Umgebung<br />

heraus. Wir haben mehrmals am verkaufsoffenen Sonntag<br />

teilgenommen: jedesmal ohne jeden Erfolg. Es lohnt<br />

sich einfach nicht; auch nicht, um NeukundInnen zu<br />

gewinnen. Wir machen sonntags nicht mehr auf.<br />

Auch dass es sich für andere Geschäfte wirklich<br />

rentieren könnte, halte ich für unwahrscheinlich.<br />

Zu dem zeitlichen Aufwand kommen die Personalkosten.<br />

Wenn ich Personal einsetze, dann<br />

muss ich dem ja auch irgendwann in der Woche<br />

frei geben. Dann fehlen unsere MitarbeiterInnen.<br />

Ich bin auch der Meinung, dass unsere MitarbeiterInnen<br />

am Sonntag zu ihren Familien gehören.<br />

Meistens sind es ja Frauen, die im Handel beschäftigt<br />

sind – und wenn man Kinder hat, ist die Mutter auch noch<br />

sonntags weg. Die kleinen Kinder sind<br />

schon während der Woche den ganzen Tag<br />

in der Kita. Man hat sich auch mal einen<br />

freien Tag verdient. Wenn man wirklich<br />

eine Woche durcharbeitet, kommt man nie zur Ruhe – und dafür<br />

ist der Mensch nicht gemacht. Ich finde den verkaufsoffenen<br />

Sonntag auch schlicht unnötig. Jeder hat wochentags genug Zeit<br />

zum Einkaufen. Selbst ArbeiternehmerInnen, die im Schichtdienst<br />

arbeiten, haben auch ihren freien Tag, an dem sie zu<br />

normalen Öffnungszeiten kaufen können. Dasselbe gilt für das<br />

sogenannte »Moonlight-Shopping«. Mir tun die Menschen leid,<br />

die meinen, sie müssten abends um 23:00 Uhr noch einkaufen<br />

gehen. Die Leute, die dann im Geschäft arbeiten, tun mir noch<br />

mehr leid. Es gibt schon genug Berufsgruppen im Krankenhaus,<br />

bei der Polizei oder auch in der Gastronomie, die an Sonntagen<br />

und nachts arbeiten. Muss der Einzelhandel das jetzt auch noch<br />

machen ? Wir haben bereits ausreichend lange Öffnungszeiten.<br />

Ich würde nie am Sonntag einkaufen gehen – auch nicht in<br />

der Innenstadt. Für mich sind sonntags andere Aktivitäten als<br />

Einkaufen angesagt: Ich gehe dann lieber ganz entspannt in<br />

der Natur spazieren.<br />

Katja Gravert ist Expertin für ganzheitliche Raumgestaltung<br />

und Geschäftsführerin der Kindervater GmbH & Co. KG. ▲<br />

»Es kommt darauf an, den<br />

Körper mit der Seele und die Seele<br />

durch den Körper zu heilen.«<br />

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Heilpraktikerin und staatl. examinierte Krankenschwester<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30 <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 31


<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

PRÄSENTIERT FÜHRUNG, AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG & LIVE-KONZERT<br />

<strong>FINDORFF</strong>HAUSEXPEDITION<br />

ISA FISCHER<br />

LIQUID WORDS<br />

SA 03.03<br />

Wer kennt sie nicht, die Stadtzeichnerin ISA FISCHER aus Findorff ? Nach erfolgreichen<br />

Publikationen wie »100 Bremer Häuser« und »Schiffe, Schuppen, Speicher«<br />

ist kürzlich das neue Buch »Stadt, Land, Fluss« im eigenen »Duplio Verlag« erschienen.<br />

Auf 128 Seiten gibt es 110 aquarellierte Tuschezeichnungen aus verschiedenen<br />

Stadtteilen Bremens zu sehen – letztere jeweils mit Textbeiträgen von prominenten<br />

BewohnerInnen vorgestellt. Ab Samstag, den 3. März 2018 stellt Isa Fischer ausgesuchte<br />

Originale in Arinas Café in Findorff aus. Die Ausstellung wird präsentiert<br />

von »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>«. Zur Vernissage können Sie dabei sein. Ab<br />

13: 4 5 U H R gibt es die <strong>FINDORFF</strong>HAUSEXPEDITION mit unserem Autor<br />

ULF JACOB im »Vorprogramm«. Wir starten in der Neukirchstraße 44. Nach<br />

der Führung kehren alle TeilnehmerInnen zurück zur offiziellen Eröffnung von<br />

»STADT LAND FLUSS« um 15 : 3 0 U H R . Ab 16:30 UHR gibt es als<br />

Bremer Premiere wunderbare Live-Musik von LIQUID WORDS aus Hannover.<br />

NANA & ABÈE vertonen musikalisch kreativ Texte von Pablo Neruda, Mascha<br />

Kaléko, Kurt Tucholsky und Ingo Baumgartner. Der Eintritt für dieses dreiteilige<br />

»Kulturpaket« ist kostenlos. Die Teilnehmerzahl ist räumlich begrenzt. Für unsere<br />

Planung wird daher um Voranmeldung gebeten. Schreiben Sie uns eine Nachricht<br />

über das Kontaktformular auf www.findorff.info, wenn Sie dabei sein möchten.<br />

Treffpunkt: Arinas Café 13:30 Uhr, Start Findorffhausexpedition: 13:45 Uhr,<br />

Rückkehr: 15:15 Uhr, Ausstellungseröffnung: 15:30 Uhr, Live-Musik: 16:30 Uhr<br />

Arinas Café, Neukirchstraße 44, 28215 Bremen u www.arinascafe.de<br />

FR 16.02 l ÖVB ARENA<br />

»Nuhr hier, nur heute« verspricht das<br />

neue Programm des besten deutschen<br />

Kabarettisten: DIETER NUHR liefert<br />

intelligente Analysen über die Menschheit<br />

und alles, was die so verzapft.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 18:30 Uhr<br />

u www.oevb-arena.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> GEHT<br />

DO 22.02 l MEISENFREI<br />

Eines der schönsten Rituale im Jahr: Im<br />

Februar in die »Rock and Roll Zeitmaschine«<br />

zu steigen und auf das Konzert<br />

von MITCH RYDER im Meisenfrei<br />

zu gehen. Das »Rockpalast«-Sangesidol<br />

unserer Jugend wird vier Tage nach dem<br />

Konzert 73 Jahre alt. Wir feiern heute<br />

vor und freuen uns auf das nächste Jahr.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Karten an der<br />

Abendkasse oder online über<br />

u www.www.meisenfrei.de<br />

SA 24.02 l TOWER<br />

»Everybody Knows Something Good« heißt<br />

das jüngste und sehr gelungene Werk der<br />

norddeutschen Band SOMEDAY JACOB.<br />

Wir wissen auch, was gut ist und empfehlen<br />

an dieser Stelle nachdrücklich dieses wunderbare<br />

Quartett, das man unbedingt live<br />

MI 28.02 l ARINAS CAFÉ<br />

Songwriter ZINNEY SONNENBERG<br />

lässt seiner Experimentierfreude sonst in<br />

seiner Wahlheimat Liverpool freien Lauf.<br />

Heute wird er mit warmen Klanglandschaften<br />

unsere Ohren verwöhnen.<br />

Beginn: 19:00 Uhr u www.arinascafe.de<br />

AUS<br />

erleben sollte – und das nicht nur, weil am<br />

Schlagzeug Martin Denzin sitzt, der auf der<br />

Jubiläumsfeier dieses Magazins für Daisy<br />

Chapman souverän dezent getrommelt hat.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

u www.tower-bremen.de<br />

FR 16.03 l ALTES PUMPWERK<br />

»Fly Me To The Moon« heißt es heute Abend<br />

bei HANSESWINGPROJECT, die laut<br />

Weser Kurier »... alle Tonlagen und ihre<br />

Instrumente meisterlich beherrschen.«<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

u www.altespumpwerk.de<br />

DO 26.04 l WESERTERRASSEN<br />

Die kleine Formation aus den »17 Hippies«:<br />

LÜÜL & BAND mit neuer CD im Gepäck.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:30 Uhr<br />

u www.weserterrassen.com<br />

MO 30.04 l SCHLACHTHOF<br />

Andy Warhol hätte diese Band geliebt wie<br />

einst »Duran Duran«: Die Wiener Sängerknaben<br />

von BILDERBUCH liefern ganz<br />

glamourös schicken Pop-Trash ohne tieferen<br />

Sinn. Oder vielleicht doch ? Hören wir hin.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Kesselhalle<br />

u www.schlachthof-bremen.de<br />

AUTOR/INN/EN<br />

Katja Gravert, Gabriele Greger-Gleitze, Tom Grote, Jens<br />

Hurling, Leona Ilgner, Ulf Jacob, Mathias Rätsch, Sandra<br />

Wagner © Alle Rechte liegen bei den AutorInnen. Nutzung<br />

nur mit Genehmigung des Findorff Verlages.<br />

FOTOGRAFIE<br />

Martin Bockhacker, Bildplantage 13, www.bildplantage13.de,<br />

Marta Urbanelis, www.martaurbanelis.com, Kerstin Rolfes,<br />

www.kerstinrolfes.de<br />

ART DIRECTION<br />

Rätsch Communications, www.raetsch.de<br />

LEKTORAT<br />

Jens Hurling, Leona Ilgner, Ulf Jacob<br />

BILDNACHWEIS<br />

Titel, Seite 3/4 © Martin Bockhacker, Bildplantage 13,<br />

Seite 3 Haken © »Photodisc.« Seite 12 © Pressefoto der<br />

Sparkasse Bremen, Seite 14/34 © Kerstin Rolfes, Seite 18<br />

© Marta Urbanelis, Seite 22 » Hand holding protest signs«<br />

© Aurora72, www.shutterstock.com, Seite 24 © Martin<br />

Rospek, Seite 25 »caucasian woman fitness dancer« © ostill,<br />

www.shutterstock.com, Seite 26/27: Pressefotos Seite 28/29<br />

Pressefotos, Seite 30 »Thinking Woman« © Pretty Vectors /<br />

»Door marked open & closed« © DRogatnev, beide Motive<br />

www.shutterstock.com, Seite 32/33 Liquid Words © Timo<br />

Kebel, Nuhr © Jutta Hasshoff-Nuhr, Sonnenberg © Zippo<br />

Zimmermann, Ryder © Peter Szymanski, Someday Jacob ©<br />

Caspar Sessler, hanseSWINGproject © U. Heiwolt, Lüül &<br />

Band © Max Schwarzlose, Bilderbuch © Elizaveta Porodina<br />

DRUCK<br />

BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />

www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />

produziert. Es wurden Materialien<br />

aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />

und/oder Recyclingmaterial als<br />

auch Material aus kontrollierten<br />

Quellen verwendet.<br />

DRUCKAUFLAGE<br />

11.500 Exemplare<br />

DISTRIBUTION<br />

Verbreitung an alle Haushalte in 28215 Findorff (Ausnahme:<br />

Werbeverweigerer) und an 60 »Hotspots« im Stadtteil.<br />

Infos unter www.findorff.info/das-magazin/hotspots. Sie<br />

haben kein Exemplar erhalten ? Mailen Sie uns Namen<br />

und Anschrift an www.kontakt@findorff.info<br />

ANZEIGEN & DAMKSAGUNG<br />

Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />

kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Hurling.<br />

Online buchen? www.findorff.info/anzeige-buchen.<br />

Anzeigenschluss für die kommende Ausgabe, die Anfang<br />

Mai erscheint, ist der 20. April 2018. Unser besonderer<br />

Dank an Leona Ilgner und an alle AnzeigenkundInnen,<br />

ohne die diese Ausgabe so nicht möglich gewesen wäre.<br />

HERAUSGEBER<br />

Mathias Rätsch<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Findorff Verlag<br />

Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />

Telefon 0421 / 579 55 52<br />

Telefax 0421 / 579 55 53<br />

E-Mail kontakt@findorff.info<br />

KOOPERATIONEN<br />

Wir kooperieren mit der Initiative »Leben in Findorff«.<br />

Mehr unter www.findorffaktuell.de<br />

TIPPS & TERMINE<br />

ONLINE u<br />

®<br />

passiert auf<br />

www.findorffaktuell.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 33


q DIE <strong>FINDORFF</strong> KOLUMNE<br />

» Klar, das ist was richtig Politisches hier. «<br />

AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />

S<br />

ie können natürlich schreiben worüber Sie<br />

wollen,« sagt der Herausgeber, »aber dieses<br />

Mal wollen Sie doch sicher etwas schreiben<br />

über Findorff und die Gelben Säcke.«<br />

»W i l l i c h ?« hatte ich gefragt.<br />

»Klar,«, hatte er geantwortet, »das ist was<br />

richtig Politisches hier.«<br />

Ich hatte mir ein vages Lächeln zusammengebastelt<br />

und war zu Detlef gegangen. Immer wenn ich nicht weiß<br />

oder nicht weiter weiß, dann geh‘ ich zu Detlef.<br />

Wobei gehen – Detlef wohnt unter mir. Er<br />

teilt sich die Wohnung mit vielen Kochbüchern,<br />

vielen Stones Platten, und<br />

Gunda; in etwa dieser Reihenfolge.<br />

Ein halbes Klingeln und dann war<br />

die Tür schon auf, als hätte er<br />

dahinter gewartet.<br />

»Sag mal«, hatte ich angefangen,<br />

aber bevor ich weiter kam, hatte<br />

Detlef mit seinem Zeigefinger vor<br />

mir in der Luft herumgestochert:<br />

»Warte, ich mach‘ gerade Kaffee.«<br />

Wir also in die Küche, was schwierig<br />

ist, weil in der Küche ist auch die Kaffeemaschine.<br />

Und zwei Leute in der Küche und<br />

die Kaffeemaschine, nun ja, da kommt man sich<br />

schon näher. Ich behaupte ja immer<br />

mal wieder, die Küche wurde um<br />

die Kaffeemaschine herum gebaut.<br />

Anders ist mir nicht zu erklären,<br />

wie dieses Monstrum hier rein gekommen ist. Ich nenne das<br />

Logik, Detlef nennt es: so ein Unsinn.<br />

Jetzt dreht er wild an Rädchen, kurbelt hier, klopft da. Es<br />

brummt und zischt und dann kommt Kaffee. »So,« sagt er dann,<br />

während er in seine Tasse pustet, »was soll ich mal sagen ?«<br />

Genau, da war ja noch was. »Es geht um die Gelben Säcke !«<br />

»Um die FDP ?«<br />

Ich winke ab. »Nein, die anderen, die für die Verpackungen.«<br />

Detlef trinkt einen Schluck und schaut erwartungsvoll.<br />

»Na, das ist doch ein Politikum ...«, schiebe ich nach, »Du weißt<br />

doch da als Findorffer bescheid !«<br />

Detlef richtet sich plötzlich ruckartig kerzengerade auf. »Nein,<br />

nein, nein«, wieder der Zeigefinger diesmal tadelnd, »nicht<br />

Findorffer. Ich bin Ostfriese.« Er klingt sehr stolz.<br />

»Seit wann das denn ?«<br />

»Seit ich da geboren wurde.«<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />

»Ja, aber du lebst doch in Findorff seit du drei bist.«<br />

»Na und, was hat das denn miteinander zu tun ? Ich bin<br />

Ostfriese, der nur zufällig hier wohnt.«<br />

»Ja, aber du liebst Findorff ?«<br />

TOM GROTE GUCKT<br />

»Richtig«, nickt er, »aber Gunda liebe ich auch und bin<br />

trotzdem nicht Gunda. Einmal Ostfriese immer Ostfriese !«<br />

Ich weiß, irgendetwas stimmt nicht an dieser Logik, aber<br />

entweder Kaffee trinken oder den Fehler finden; eines geht nur.<br />

Ich entscheide mich für den Kaffee.<br />

»Weißt du trotzdem was über die Gelben Säcke ?«<br />

Er nickt wieder. »Die wollen, dass man die<br />

anders bestellen muss. Im Internet. Und<br />

das wollen manche nicht.« Dann trinkt<br />

er weiter Kaffee.<br />

Ich warte, ob noch etwas kommt,<br />

aber es kommt nichts. Ich versichere<br />

mich: »Die wollen, dass man die<br />

anders bestellt ? Und das wollen<br />

manche nicht. Das ist alles ?«<br />

»Das ist alles.«<br />

»Und wo muss man die jetzt bestellen ?«<br />

»Im Internet.«<br />

»Und wenn man kein Internet hat, wo muss<br />

man die dann bestellen ?«<br />

»Im Internet.«<br />

»Äh«, fange ich an, »Aber wenn<br />

man kein …«<br />

Detlef unterbricht mich. »Die Antwort lautet immer: im Internet.<br />

Immer. Im Internet. Nee, Moment«, er stellt seinen Kaffee<br />

ab, offenbar geht auch nur eines bei ihm. »Nee, Telefon geht,<br />

glaub‘ ich, auch.«<br />

»Dann ist das alles nur halb so wild ?«, frage ich.<br />

»Was ist schon wild und was halb ? Keine Ahnung, ich bin<br />

Ostfriese. Noch ein Kaffee ?«<br />

»Klar«, sage ich, »noch ein Kaffee ist immer gut.« Und so<br />

wurde es noch ein sehr netter Nachmittag in unserem Dorf<br />

mit den Gelben Säcken.<br />

▼ ÜBER TOM GROTE<br />

Der Journalist moderiert in der Woche von 6:00 Uhr bis 10:00<br />

Uhr »Der Morgen« auf Radio »Bremen Zwei«. In zweiter Existenz<br />

arbeitet er »selbst und ständig« als freier Autor. Tom Grote<br />

pendelt zwischen seinem geheimen Wohnort und Findorff, wo<br />

er während der Arbeitswoche in einer Wohngemeinschaft lebt.<br />

Text: Tom Grote, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

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Text & Gestaltung: www.raetsch.de, Foto: »This dog just fetched the newspaper« © Shevs, www.shutterstock.com


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