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V I Ö L | 2 9<br />
Veranstaltungen Viöl<br />
08.02. 19:30 Uhr, Vortrag „Magische Ort”, AVHS, Schule Viöl<br />
10.02. 15:00, Kinderfasching, Erich- Wobser- Halle<br />
28.02. 18:00, Kameradschaftsabend des Sozialverbandes, Gallehus<br />
05.03. 15:30, Blutspenden, Schule Viöl<br />
10.03. 14:30, Theaternachmittag mit den „Tüdelbüdels”, Schule Viöl<br />
Gemeinde<br />
Viöl<br />
Bürgermeister Heinrich Jensen<br />
Amselweg 14, 25884 Viöl<br />
Tel.: 04843 920<br />
E-Mail: Heinrich.Jensen@t-online.de<br />
Historische Funde im Kirchenweg<br />
Im Rahmen der Vorbereitungen auf das Bauvorhaben „Ortsmitte Viöl“<br />
fand auf dem Hinterhof des Grundstücks Kirchenweg 1 letzten Sommer<br />
eine archäologische Voruntersuchung statt, in deren Rahmen Mitarbeiter<br />
des Archäologischen Landesamtes Schleswig Holstein (ALSH) Reste eines<br />
Grubenhauses aus der Wikingerzeit freilegten. Darunter sind ganz oder<br />
teilweise in die Erde eingelassene Häuser zu verstehen, bei denen nur das<br />
Dach oder Teile der Wände aus dem Boden ragen. Das Haus und die bei<br />
der Freilegung gesicherten Funde – Keramikreste, Fragmente von Mayener<br />
Basalt und eine Schmuckbrosche – ähneln den in Schuby gesicherten Siedlungsbefunden.<br />
Die Vermessung durch die Archäologin Doris Köther ergab, dass das in Viöl<br />
entdeckte Grubenhaus vermutlich knapp 5 x 5 m groß war. In einer Ecke<br />
befand sich eine aus hochkant gestellten, unbearbeiteten Feldsteinen konstruierte<br />
Feuerstelle. Einige im Boden befindliche, runde Vertiefungen<br />
könnten von Sitzschemeln stammen, deren Beine sich in den weichen,<br />
sandigen Untergrund gedrückt haben.<br />
Das Gelände rundum<br />
wurde mit Metalldetektoren<br />
abgesucht<br />
und der Aushub sorgfältig<br />
gesiebt. Dabei<br />
kamen allerlei Fundstücke<br />
zutage: „Im<br />
Wesentlichen fanden<br />
wir Gefäßkeramik, die<br />
sich aufgrund der<br />
Randformen in die Zeit um 1000 beziehungsweise ins 10. Jahrhundert datieren<br />
lässt“, erklärt Doris Köther in ihrem Bericht und erläutert einige interessante<br />
Details: „Die Scherben aus Irdenware variieren in der Farbe zwischen<br />
hell-cremefarben, rötlich bis bräunlich. Die Ware wurde mit Steingrus<br />
gemagert, die Oberflächen sind glatt abgestrichen, jedoch nicht<br />
geglättet. Das Typenspektrum wurde noch nicht analysiert, es handelt<br />
sich vermutlich um zum Teil handgefertigte Koch- und Vorratsgefäße.“<br />
Dank des Detektoreinsatzes konnte zudem eine Scheibenfibel aus Bronze<br />
geborgen werden. Broschen dieser Art waren in der Wikingerzeit begehrte<br />
Auf einem Hinterhof im Kirchenweg 1 wurden historische Funde gesichert<br />
Foto: Heinrich Jensen<br />
Schmuckstücke. „Die runde, leicht gebogene Fibel ist ein Nachguss einer<br />
Fibel vom Typ Terslev und mit ziemlicher Sicherheit eine kostengünstigere<br />
Variante der im 10. Jahrhundert beliebten Fibelform. Mit Hilfe der Gießtechnik<br />
war sie recht leicht reproduzierbar“, so die Archäologin, deren<br />
Team auch Bruchstücke unterschiedlicher Webgewichte bergen konnte,<br />
ebenso ein Kugelzonengewicht aus Blei, mehrere Spinnwirtel und ein eisernes,<br />
stark korrodiertes Messer. In den Verfüllungen des Grubenhauses<br />
wurden zudem kleinere Fragmente von Mayener Basalt gefunden. An den<br />
etwas größeren Brocken waren noch originale Oberflächen erhalten, der<br />
einstige Mahlstein ist jedoch zumeist in haselnussgroße Brösel zerbrochen.<br />
Die Lage des Grubenhauses in unmittelbarer Nähe der Kirche selbst<br />
scheint bemerkenswert zu sein: Die Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert<br />
und ein Vorgängerbau ist nicht bekannt. Die Friedhöfe aus dem 10.<br />
Jahrhundert lagen nicht zentral in der Siedlung, sondern außerhalb. „Daher“,<br />
so Doris Köther, „liegt die Vermutung nahe, dass in der Nutzungszeit<br />
des Grubenhauses um 1000 n. Chr. noch kein Friedhof und möglicherweise<br />
auch noch keine Kirche in dieser auffällig nahen Nachbarschaft bestanden<br />
haben mag. Es ist davon auszugehen, dass auf den benachbarten Grund-<br />
An dieser Stelle befand sich die Feuerstelle des<br />
Grubenhauses. Foto: Heinrich Jensen<br />
… einige Fundstücke<br />
Foto: Heinrich Jensen<br />
Sieben gut erhaltene Spinnwirtel aus der<br />
Verfüllung des Grubenhauses. Fotos: ALSH