Lichterfelde West Journal Nr. 1/2018
Journal für Lichterfelde West, Botanischer Garten und Schweizer Viertel - Februar / März 2018
Journal für Lichterfelde West, Botanischer Garten und Schweizer Viertel - Februar / März 2018
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>West</strong> <strong>Journal</strong><br />
Martin-Luther-Gemeinde nach<br />
Steglitz-<strong>Lichterfelde</strong> um. Leicht<br />
war es nicht, ebenbürtigen Ersatz<br />
zu finden. Die Tatsache,<br />
dass Kinder auch einmal Lärm<br />
machen, schmälerte in Steglitz-<br />
Zehlendorf als einem der „ältesten“<br />
Bezirke deutlich das<br />
Angebot geeigneter Räumlichkeiten.<br />
Doch jetzt sind Betreuer<br />
und Kinder froh und dabei, sich<br />
einzurichten. „Noch fehlt etwas<br />
Farbe an den Wänden, fehlen<br />
Aufbewahrungsbehältnisse, und<br />
das ein oder andere geeignete<br />
Spiel muss angeschafft werden“,<br />
erklärt Betreuerin Celine Feuerstein,<br />
die seit Projektbeginn dabei<br />
ist. „Erste Hilfe“ leistete auch<br />
hier wieder einmal die Gerhard<br />
Jaeck Stiftung, indem sie eine<br />
überdimensionale Kinder-Weltkarte<br />
mit passendem Atlas und<br />
Spielebuch vorbeibrachte. Der<br />
Kita-Garten ersetzt den Spielplatz,<br />
der in der Nähe fehlt. Doch<br />
mit täglichen Spaziergängen<br />
erkunden alle das neue Umfeld<br />
und sind bereits gut Freund mit<br />
dem benachbarten Gemüsehändler<br />
und dem Kiosk geworden.<br />
Aus Afghanistan, Syrien und<br />
dem Irak kommen die kleinen<br />
Kita-Gäste, die sich untereinander<br />
erstaunlich gut verständigen<br />
können. „Es ist klar, dass natürlich<br />
dabei auch mal Missverständnisse<br />
auftreten“, erklärt Celine, die<br />
als zweite Betreuerin an ihrer Seite<br />
Marleen Stepper weiß sowie<br />
eine ehrenamtliche Mitarbeiterin.<br />
Sie unterstützt das Team an<br />
drei Tagen in der Woche und ist –<br />
so Celine – „unser großes Glück“.<br />
Die Fluktuation ist groß, da Kita-<br />
Kinder häufig mit ihren Eltern<br />
in andere Bezirke oder Gemeinschaftsunterkünfte<br />
ziehen, die<br />
weit entfernt von der Tagesstätte<br />
liegen. „So leisten wir immer wieder<br />
neu Eingewöhnungsarbeit“,<br />
betont die Betreuerin.<br />
Auch wenn die meisten dieser<br />
Kinder die Flucht nicht bewusst<br />
miterlebt haben, so leiden sie<br />
doch unter den Folgen und unter<br />
den engen Verhältnissen der<br />
Gemeinschaftsunterkünfte, die<br />
nur wenig Privatsphäre zulassen.<br />
Sie bekommen sehr wohl die<br />
Sorgen und Ängste ihrer älteren<br />
Familienmitglieder mit und<br />
finden kaum die Möglichkeit,<br />
sich bei Bedarf zurückzuziehen.<br />
Die Folge sind Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
die viele dieser<br />
Kita-Kinder begleiten.<br />
„Im Augenblick sind in der Gruppe<br />
Superhelden aus Comics, die<br />
fliegen und sich verwandeln<br />
können, das Thema, sowohl bei<br />
den Jungen als auch bei den<br />
Mädchen“, erzählt Celine Feuerstein.<br />
Geschickt nutzt sie diese<br />
Phase, um den Kindern über<br />
Experimente Phänomene wie<br />
das Fliegen näherzubringen. So<br />
erreicht sie für kurze Zeit Konzentration<br />
innerhalb der Gruppe.<br />
Im Sommer verlassen vier Kinder<br />
die Kita, weil sie in die Schule<br />
kommen. Dann rücken wohl deren<br />
Geschwister nach und eine<br />
neue Eingewöhnungsphase beginnt.<br />
Helfen vor der<br />
eigenen Haustür<br />
Kritikern, die sich eine derartige<br />
Kita-Einrichtung auch für Kinder<br />
sozial schwacher deutschstämmiger<br />
Familien wünschen, sagt<br />
Waltraud Söhnel-Jaeck: „Auch<br />
das ist eines der Ziele, weshalb<br />
ich mit meiner Stiftung dieses<br />
Projekt unterstütze und es mit<br />
meinen Vorstandskollegen als<br />
Pilotprojekt bezeichne: Aus den<br />
Erfahrungen abgeleitet, könnte<br />
sich daraus ein weiteres Projekt<br />
entwickeln, das auf die Problematik<br />
sozial schwach gestellter<br />
Kinder zugeschnitten ist.“<br />
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