akzent Februar 2018 GB
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEEZUNGE | WEINSEELIG<br />
Verfahren; allein die Umstellung auf Bio dauert etwa drei Jahre. Viele der<br />
am Bodensee überwiegend kleineren Weinproduzenten – oft noch reine<br />
Familienbetriebe mit Rebflächen zwischen vier und zehn Hektar – pflegen<br />
zwar naturnahen Weinbau, halten aber den Aufwand für eine Zertifizierung<br />
für unwirtschaftlich, zumal sich auch die Nachfrage speziell nach<br />
Bioweinen aus der Region in Grenzen hält. Dies ist nicht zuletzt allerlei<br />
Vorurteilen geschuldet, wie etwa zu „hoher Preis“ oder „saure Weine“.<br />
Dass dies nicht der Fall ist, beweisen das Bioweingut Lenz in Uesslingen<br />
und Edy Geiger mit ihren seit Jahren mit Auszeichnungen überhäuften<br />
Weinen. Und wer Marco Casanovas (gerade von der Weinzeitschrift Vinum<br />
und Bio Suisse zum Biowinzer des Jahres 2017 gekürt) „Pinot Noir<br />
Fürscht“ probiert, wird dem biologisch-dynamisch engagierten Winzer<br />
aus dem Kanton St. Gallen ein faszinierend facettenreiches Weinerlebnis<br />
attestieren.<br />
Wer sucht, der findet<br />
biologischem Anbau sind nicht völlig frei von Belastungen, denn auch sie<br />
kommen nicht ganz ohne Pflanzenschutz aus. Allerdings verbietet schon<br />
das einfache EU-Öko-Label den Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln.<br />
In allen Untersuchungen zu Rückständen in den letzten zehn Jahren<br />
schnitten die nach ökologischen Kriterien erzeugten Weine daher deutlich<br />
besser ab als diejenigen aus konventionellem Anbau.<br />
Bioweine noch eher selten am See<br />
In der Bodensee-Region gibt es relativ wenige zertifizierte Biowinzer wie<br />
beispielsweise das Weingut Vollmayer in Hilzingen oder die (Bioland-)<br />
zertifizierten Weinproduzenten Haug und Teresa Deufel in Lindau sowie<br />
Lanz.Wein in Nonnenhorn. Oder Nadine und Cédric Strasser vom Winzerkeller<br />
Strasser beim Rheinfall. Hierzulande kaum bekannt ist das kleine<br />
Familienweingut Nachbaur im Vorarlberger Röthis, das wie Biowinzer Edy<br />
Geiger in Thal auf der Schweizer Seite des Rheintals mit über 30 Jahren<br />
Biobetrieb zu den Ökowein-Pionieren in der Region gehört. Trotz spürbarem<br />
Aufwind für Bioweine in den letzten Jahren liegt der Anteil im Vergleich<br />
zum konventionellen Weinbau aber auch in der Schweiz noch weit unter<br />
5 Prozent. Grund dafür sind vor allem die aufwendigen und kostspieligen<br />
Unter den größten Weinproduzenten am See betreibt immerhin der Winzerverein<br />
Hagnau unter dem Label DE-ÖKO-022 ein kleines Kontingent<br />
an Bio-Grau- und Spätburgundern, Müller-Thurgau und Regent. Und<br />
Markgraf von Baden hat vor gut zwei Jahren in Kooperation mit dem<br />
Bio-Weinimporteur Peter Riegel in Orsingen bei Stockach unter der Marke<br />
Markgräflich Badisches Rebgut eine kleine Biolinie aufgelegt, zunächst<br />
mit drei Klassikern aus der Lage Birnau. Am See zu finden sind außerdem<br />
auch einige kleinere Bioweinerzeuger, so beispielsweise der Burgunderhof<br />
in Hagnau, Weinbau Trutmann in Stein am Rhein oder Broger Weinbau<br />
in Weinfelden. Alle produzieren vielfältig interessante, teils eigenwillige<br />
Weine (Broger) von hoher Qualität, die unbedingt einen Versuch lohnen.<br />
Kann man sich am See durch die Nähe zu den Weinproduzenten noch<br />
schlau machen, wie es in Sachen nachhaltigem oder naturnahem Weinbau<br />
(auch ohne Biosiegel) steht, ist das bei ausländischen Weinen natürlich<br />
ungleich schwerer. Und das gilt beileibe nicht nur für (Billig-)Weine, die<br />
aus industrialisiertem Anbau und von monokulturellen Flächen stammen,<br />
die ja – aus dem natürlichen Gleichgewicht geraten – besonders anfällig<br />
für Schädlinge sind und daher besonders intensive Spritzungen brauchen:<br />
Auch die Reben für qualitätsvollere Weine aus konventioneller Produktion<br />
kommen nirgendwo ohne Pestizide aus. Wer hier sicher gehen möchte,<br />
lässt sich am besten von einem guten Weinfachhändler beraten, der vielleicht<br />
seine Lieferanten persönlich kennt und dauerhafte Beziehungen zu<br />
ihnen unterhält.<br />
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