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City-Magazin Ausgabe-2018-02 STEYR

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LEUTE<br />

Linz hat seine Valie Export. In Steyr<br />

hingegen arbeitet Bernadette<br />

Huber, die sich medienübergreifend<br />

verschiedenen Themen an ganz<br />

unterschiedlichen Orten widmet.<br />

Von der Stadt erhielt sie zuletzt das<br />

Ehrenzeichen für ihre Arbeit, die sich<br />

auch sehr kritisch mit gesellschaftpolitischen<br />

Themen auseinandersetzt.<br />

Mein steyr<br />

EIN STADTGESPRÄCH<br />

KUNST, DIE BERÜHRT.<br />

Bernadette Huber vor<br />

einem Bild, das von<br />

ihr neu interpretiert<br />

wurde.<br />

Ich komme auch gerne zurück<br />

Was die internationale Medienkünstlerin Bernadette Huber mit Steyr verbindet<br />

Steyr ist für Bernadette Huber einerseits<br />

der Ausgangspunkt für ihre<br />

internationale Arbeit und andererseits<br />

auch ein Ort der Rückkehr und<br />

Einkehr, wo sie fokussiert tätig sein kann.<br />

„Entscheidend ist, dass ich hier in einem<br />

angenehmen Maße arbeiten kann. Die<br />

Ideen kommen wann und wo sie wollen<br />

und je mehr sich tut, desto mehr Inspiration<br />

habe ich“, so die Künstlerin,<br />

die zwar viel unterwegs ist, sich<br />

aber auch freut, wenn sie zurück<br />

nach Steyr kommt, wo<br />

sie nicht nur eine Atelierwohnung,<br />

sondern auch eine Atelierhalle<br />

hat. Letztere befindet<br />

sich neben einer ehemaligen<br />

Fabrikshalle und beherbergt<br />

quasi auch das Archiv, worin viele<br />

der früheren Arbeiten zu finden sind.<br />

Auseinandersetzung gesucht. An<br />

ihnen wird auch sichtbar, dass Bernadette<br />

Huber zwar sehr ernste Themen aufgreift,<br />

es ihr allerdings nicht an Ironie und an<br />

Humor fehlt, um ihre kritischen Botschaften<br />

zu vermitteln. Dabei verlässt sie auch<br />

die traditionellen Räume der Kunst und<br />

wagt sich hinaus in die Öffentlichkeit, um<br />

die Menschen dort spontan zu berühren,<br />

sie auch zu verstören und so eine Diskussion<br />

anzuregen. „Eine meiner ersten großen<br />

Arbeiten im öffentlichen Raum gemeinsam<br />

mit Tassilo Blittersdorff war eine<br />

interaktive Video-Computer-Lichtinstallation<br />

beim Werndldenkmal in Steyr,<br />

anlässlich der Landesausstellung 1998“,<br />

erinnert sich Huber und beschreibt auch<br />

die damals noch schwierige technische<br />

Umsetzung an diesem Denkmal, das sich<br />

gleich in der Nähe ihres Ateliers befindet.<br />

Künstlerisches Wagnis. Auch<br />

wenn sich die technischen Voraussetzungen<br />

heute für die Medienkünstlerin<br />

geändert haben,<br />

wodurch in mancher Hinsicht<br />

die Umsetzung vielleicht einfacher<br />

geworden ist, so bleibt<br />

für Huber nach wie vor die<br />

Herausforderung, dass ihre<br />

Arbeiten stets im Kontext einer<br />

konkreten räumlichen Situation<br />

stehen. Darin ist immer das Wagnis<br />

in ihren künstlerischen Konzepten zu sehen,<br />

die nicht nur etwas vermitteln wollen,<br />

sondern auch einen experimentellen<br />

Charakter haben. Ihre Kunst ist zu einem<br />

gewissen Grad abhängig von Faktoren,<br />

die nicht immer vorhersehbar sind. Dieses<br />

Ausgesetzt-Sein hat vielleicht auch<br />

etwas mit ihrer Rolle als Frau zu tun, die<br />

in ihrer Arbeit häufig thematisiert wird.<br />

Und es ist auch kein Zufall, dass Bernadette<br />

Huber sich in ihren Arbeiten auch<br />

selbst als Kunstfigur inszeniert.<br />

Morddrohung. Die Künstlerin, die zuvor<br />

an Kunsthochschulen auch als Aktmodell<br />

arbeitete, widmet sich insbesondere<br />

dem Rollenverständnis der Geschlechter<br />

und thematisiert u.a. Erotik und Sexualität.<br />

Ihr gesellschaftskritisches Engagement<br />

stieß dabei nicht immer auf Wohlwollen,<br />

und sie wurde am Telefon auch schon<br />

mit einer hässlichen Morddrohung konfrontiert.<br />

Ein heftig diskutiertes Projekt<br />

in Steyr war u.a. „Bar NADETTE – Die<br />

Macht des Tratsches“, wobei Huber in einem<br />

leer stehenden Gebäude die Eröffnung<br />

eines Nachtclubs ankündigte und mit zwei<br />

Flashmobs inszenierte. Für dieses Projekt,<br />

das sie schließlich auch auflöste, erhielt sie<br />

den Gabriele-Heidecker-Preis 2012.<br />

Kunst als Alltagserfahrung. „Wichtig<br />

zur Ideenfindung ist für mich der Dialog“,<br />

beschreibt Bernadette Huber ihre<br />

Herangehensweise. Deutlich wurde dies<br />

auch anhand eines Projektes, das sie letztes<br />

Jahr in Steyr verwirklichte. „Kunst, die<br />

berührt“ wurde nicht nur in einem Gebäude<br />

des Kunstvereins Steyr ausgestellt, sondern<br />

durch das Affichieren des Bildes auf<br />

einen Stadtbus wurde auch die Schwelle<br />

zur Hochkultur umgangen und die Kunst<br />

mobil und barrierefrei gemacht. Die Passanten<br />

hatten zudem die Möglichkeit, eine<br />

Telefonnummer zu wählen, um mehr über<br />

dieses Projekt zu erfahren.<br />

■<br />

Fotos: Gustav Klimt | Wien 1900-Privatstiftung /APA-Fotoservice/Vogl, Archiv Bernadette Huber<br />

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