pfalz-magazin_Winter2017_18_Ausg42
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Ein halbes Jahr<br />
Auszeit<br />
Russland: Baikal-See<br />
Matsumoto, Japan<br />
Eine Reise um die halbe Welt<br />
von Hartmut Meuter<br />
Teil 2<br />
Iwolginsk, Russland<br />
Fotos: Hartmut Meuter<br />
Der Traum jedes Eisenbahn-Fans ist wohl eine Fahrt mit der<br />
Transsibirischen Eisenbahn, kurz TranSib genannt. Wir haben<br />
uns diesen Traum erfüllt und sind von Moskau bis Wladiwostok<br />
gefahren. Der westliche Tourist pflegt mit der nostalgischen<br />
Version der TransSib, dem „Zarengold“ zu fahren. Wir dagegen waren<br />
Ende Oktober leider zu spät dafür und fuhren mit dem ganz normalen<br />
Zug, in dem fast nur russische Familien, Geschäftsleute und dergleichen<br />
unterwegs sind. Wir hatten ein Abteil für uns, in welchem<br />
Abends die Betten ausgeklappt wurden. Der Zug war gut beheizt und<br />
das rhythmische Klack-Klack wirkte einschläfernd.<br />
Wir haben die Reise dreimal unterbrochen. Jekaterinburg, Irkutsk<br />
und Ulan-Ude hießen die Stationen, bevor wir dann nach gut 14<br />
Tagen Wladiwostok erreichten. In dieser Zeit wurde es immer kälter.<br />
Schon in Moskau begann ein leichter Schneefall, der dann, je weiter<br />
wir nach Osten vorstießen, umso heftiger wurde. Als wir schließlich<br />
am Baikal-See waren, zeigte das Thermometer -19° – und das tagsüber!<br />
Nachts wollten wir dann nicht mehr nach der Temperatur<br />
sehen, angeblich sank sie auf -30°. Am interessantesten war unser<br />
Besuch in Ulan-Ude und am Baikal-See. Ulan-Ude ist die Hauptstadt<br />
der russischen Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien. Burjatien<br />
ist eine eigenständige Republik in der Russischen Föderation, die<br />
mongolische Wurzeln hat. Die sind in der Kultur, aber auch in den Gesichtern<br />
der Menschen abzulesen. Wir besuchten ein buddhistisches<br />
Kloster und bewunderten den Jenissei, einen der längsten Flüsse der<br />
Erde, der komplett zugefroren war.<br />
gründeten. Ein kleines Dorf, niedrige Holzhäuser und ein bärtiger Pope,<br />
der die größte Samowar-Sammlung östlich des Urals hat, empfingen<br />
uns. Wir wurden von zwei alten Damen eingeladen, aßen Pelmeni,<br />
tranken selbst gebrauten Schnaps und hörten alte russische Weisen,<br />
vorgetragen von unseren Gastgeberinnen. Zum Schluss sollten<br />
Franka und ich nach burjatischem Brauch neu verheiratet werden.<br />
Die Braut wurde entführt und dann wurde mir auch klar, warum wir<br />
diesen schönen Brauch kennen lernen sollten. Ich musste meine Frau<br />
zurück kaufen! Ich habe in amerikanischen Dollar bezahlt und dann<br />
waren alle glücklich und unter Doswidanja, Paka und Ssiwo Charoschiwa<br />
(Auf Wiedersehen, Tschüss, Alles Gute) verabschiedeten wir<br />
uns.<br />
Schließlich erreichten wir nach 9288 km Wladiwostok. Wir hatten<br />
noch drei Tage Zeit, bis unser Flieger nach Tokio starten sollte. Diese<br />
Zeit nutzten wir, unsere Wintersachen in ein Paket zu packen und<br />
nach Hause zu schicken.<br />
Japan: Arashiyama Area<br />
Unsere Führerin, studierte Historikerin und glühende Putin - Anhängerin,<br />
wollte uns noch zu den Altgläubigen bringen, eine orthodoxe<br />
Minderheit, die im 15. Jahrhundert wegen ihres Glaubens verfolgt<br />
wurden und weltweit, so auch in Sibirien, neue Gemeinschaften<br />
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