Heimat-Rundblick Winter 2017/18, Nr.123
Magazin für Geschichte, Kultur und Natur
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Die Mackensen-Eiche in Wennebostel<br />
Foto: Jürgen Teumer<br />
zutrifft, so kann man Fritz Mackensen nicht<br />
dankbar genug sein!<br />
Zweite „Mackensen-Eiche“<br />
in Wennebostel<br />
Aber wussten Sie, verehrte Leserinnen<br />
und Leser, dass es in Deutschland einen<br />
zweiten Baum gibt, der genau diesen<br />
Namen trägt? Eine zweite Eiche, in diesem<br />
Fall eine Stieleiche, die genauso wie die<br />
Worpsweder, also Mackensen-Eiche heißt?<br />
Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als<br />
ich im Internet auf der Suche nach Hinweisen<br />
über „unsere“ Mackensen-Eiche war<br />
und dabei auf eine Eiche gleichen Namens<br />
in Wennebostel stieß, einem Ortsteil der<br />
Gemeinde Wedemark, nördlich von Hannover<br />
gelegen.<br />
Meine Recherchen ergaben, dass jener<br />
Eiche ebenfalls ein Alter zwischen 300 und<br />
400 Jahren zugeschrieben wird, sie also in<br />
etwa dasjenige ihrer Worpsweder Halbschwester<br />
aufweist. Und noch etwas von<br />
Belang haben die beiden (leider) gemeinsam:<br />
Ähnliche, um nicht zu sagen, gleiche<br />
Krankheitssymptome und Verlaufsformen;<br />
d.h. Pilzbefall und unabweisliches Zersetzen<br />
des Kernholzes mit der Gefahr des<br />
Umstürzens. Im Jahre 2014 war deshalb<br />
sogar daran gedacht worden, den Baum zu<br />
fällen. Ein Baumgutachten, das Engagement<br />
Einzelner und nicht zuletzt drastische<br />
Einkürzungen der Krone, Ausästungen und<br />
Halteseile verhinderten dies - wenigstens<br />
bisher (vgl. diverse Zeitungsbeiträge).<br />
Ich wollte über diesen Baum, seine<br />
Geschichte und vor allem über seinen<br />
Namenspatron unbedingt mehr erfahren,<br />
nahm deshalb Verbindung zur Gemeinde,<br />
zu seinem Mitbesitzer sowie zu einigen<br />
<strong>Heimat</strong>forschern in Wedemark auf. Die<br />
Besichtigung des Baumes vor Ort in dem<br />
schönen Bauerndorf Wennebostel löste<br />
große Freude und Bewunderung aus. Die<br />
dortige Mackensen-Eiche, seit 1969 als<br />
Naturdenkmal ausgewiesen, steht am<br />
Rande eines bezaubernden Anwesens, des<br />
geschichtsträchtigen Forsthofs mit einem<br />
Fachwerkgebäude aus dem Jahre 1744.<br />
Name nach<br />
August von Mackensen<br />
Der prachtvolle Forsthof in Wennebostel von 1744<br />
Wie aber ist nun dieser Eichbaum zu seinem<br />
Namen gekommen? Vorweg, mit<br />
„unserer“ Namensgebung hat es in diesem<br />
Falle bestenfalls mittelbar zu tun. Zwei <strong>Heimat</strong>bücher<br />
(vgl. Brandt 1980; Hahn et al.<br />
2014) geben genauere Auskunft: Demnach<br />
gelangte der besagte Forsthof (einschließlich<br />
der wunderschönen Eiche) im Jahre<br />
1908 nach Verlegung der Forstverwaltung<br />
in den Besitz eines Fliesenfabrikanten<br />
namens Peinemann. Dieser wiederum hatte<br />
einen berühmten Vetter, den Generalfeldmarschall<br />
August von Mackensen (<strong>18</strong>49-<br />
1945). Zu dessen Ehre und anlässlich des<br />
65. Geburtstages Mackensens, also 1914,<br />
wurde die Eiche zur „Mackensen-Eiche“.<br />
Und auf dem Setzbalken des Gebäudes<br />
wurde mit Bezug auf die Eiche - sprachrhythmisch<br />
zwar etwas holprig - vermerkt:<br />
„Der Eichbaum, der zum Himmel strebt,<br />
der soll uns offenbaren, daß der allmächt‘ge<br />
Gott dort lebt und schützt uns<br />
vor Gefahren“.<br />
Am Rande noch dies: Ob jener Generalfeldmarschall<br />
August von Mackensen -<br />
angesichts der äußerst weitgefächerten<br />
Mackensenfamilien in Deutschland - entfernt<br />
mit der Linie „unserer“ Mackensenfamilie<br />
verwandt ist, will und muss ich hier<br />
offenlassen. Abgesichert ist aber immerhin,<br />
dass Fritz Mackensen (wie auch sein Bruder<br />
Albert in Bremen) und der Generalfeldmarschall<br />
miteinander in einem brieflichen Austausch<br />
standen, freilich nicht über Eichen,<br />
sondern über die politischen Verhältnisse<br />
nach dem Ersten Weltkrieg, die sie übereinstimmend<br />
(negativ) beurteilten (vgl. Briefwechsel<br />
1919/1920).<br />
Und eines will ich ganz am Schluss nicht<br />
unerwähnt lassen: Mit Sicherheit bin ich in<br />
der nahen Vergangenheit schon an der<br />
Wennebosteler Mackensen-Eiche mehrmals<br />
vorbeigefahren, als ich liebe Freunde in<br />
einem anderen Ortsteil der Gemeinde<br />
Wedemark besucht habe. Da die aber wie<br />
ich bislang keine Kenntnis von diesem<br />
Baum und seiner Geschichte hatten, habe<br />
ich ihnen jetzt - zu ihrer Freude - ein wenig<br />
heimatkundliche Nachhilfe leisten dürfen.<br />
Kurzum, die verbindende Kraft der <strong>Heimat</strong>forschung<br />
hat sich wieder einmal bewährt!<br />
Prof. Dr. Jürgen Teumer<br />
Quellen:<br />
- August von Mackensen – Wikipedia.org<br />
- Brandt, Richard: Die Gemeinde Wedemark,<br />
das Tor zur Südheide. Wedemark 1980<br />
- Briefwechsel Fritz Mackensen – August von<br />
Mackensen. Weihnachten 1919 und<br />
29.01.1920 (privat)<br />
- Eichen-Feuerschwamm – Wikipedia.org<br />
- Hahn, Hellmuth; Thümler, Friedrich und<br />
Lüddecke, Friedrich: Familien- und Hofgeschichten.<br />
Wennebostel, Band II. Wedemark<br />
2014<br />
- Mackensen-Eiche in Worpswede – baumkunde.de/baumregister<br />
- Mackensen-Eiche in Worpswede – Google.de<br />
- Teumer, Jürgen: Friedhof und Kirche in<br />
Worpswede. Stade 2007<br />
- Traubeneiche – Wikipedia.org<br />
- Wennebostel – Wikipedia.org<br />
- Zeitungsbeiträge aus der regionalen Presse<br />
der Wedemark<br />
Foto: Jürgen Teumer<br />
6 RUNDBLICK <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>