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Terracrop Innovation Magazin ab Februar 2018

Das Magazin für die Landwirtschaft

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Dipl. Wirtsch. Ing. Ernst Lages<br />

Guten Tag, liebe Leser<br />

unseres <strong>Magazin</strong>s für<br />

die neue Landwirtschaft<br />

<strong>Innovation</strong><br />

In einer immer komplizierteren Welt ist es wichtig, die<br />

Orientierung zu behalten. Wohin der Weg führt, liegt<br />

nicht nur,- <strong>ab</strong>er auch in unserer Hand. Unser <strong>Magazin</strong><br />

möchte dazu beitragen, in wichtigen Bereichen unserer<br />

Ernährung Orientierungshilfe zu geben. D<strong>ab</strong>ei wollen<br />

wir bedeutende Fortschritte und interessante<br />

Neuerungen aus der jüngsten Vergangenheit aufzeigen,<br />

<strong>ab</strong>er auch einen optimistischen Blick in die Zukunft<br />

wagen. Im Wesentlichen geht es d<strong>ab</strong>ei um Fragen<br />

notwendiger Veränderungen in der<br />

Lebensmittelindustrie und in der Landwirtschaft.


Die Fragen stellen sich heute umso dringlicher, als<br />

immer mehr Menschen mit immer weniger fruchtbaren<br />

Ackerflächen gesund ernährt werden müssen. Diese für<br />

die gesamte Menschheit entscheidende Schlüsselrolle<br />

fällt den Bauern zu. Deshalb werden sie in der<br />

Gesellschaft auch für Fehlentwicklungen gerne<br />

verantwortlich gemacht. Zum Beispiel ist die Nutzung<br />

wertvoller Ackerflächen zur Energieproduktion bei<br />

zunehmendem Hunger in der Welt in der globalen<br />

Gesellschaft umstritten.<br />

Wir wollen unseren Beitrag zur Versachlichung der<br />

teilweise emotional geführten Diskussionen über die<br />

Fehler der Vergangenheit, <strong>ab</strong>er insbesondere über die<br />

zukünftig notwendigen Orientierungen leisten. Deshalb<br />

widmen wir diese Ausg<strong>ab</strong>e den Themen „ Energiegras<br />

statt Energiemais“ und „Doppelnutzung der<br />

Ackerflächen“. D<strong>ab</strong>ei steht auch immer der nachhaltige,<br />

wirtschaftliche Erfolg für das Unternehmen<br />

„Landwirtschaft“ im Mittelpunkt unserer Tätigkeit.<br />

Rimsting, im <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong><br />

Ernst Lages


Biofermenter sind für unsere Zukunft unverzichtbar.<br />

Sie sind grundlastfähig, liefern immer Strom, auch ohne<br />

Wind und Sonne und sie produzieren bei unbelasteten<br />

Substraten, wie zum Beispiel dem Energiegras<br />

GreenStar einen biologisch wertvollen Dünger für<br />

gesundes Pflanzenwachstum und gesunde Böden.


Unsere Erfahrung und Kern- Kompetenzen<br />

helfen Ihnen bei der richtigen Lösung ihrer<br />

Fragen und Aufg<strong>ab</strong>en, wie zum Beispiel<br />

• Richtige Verwendung organischer Abfälle zur<br />

Fermentierung<br />

• Aufbau einer effizienten, nachhaltigen<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

• Planung, Bau, Wartung und Betrieb von Biofermentern /<br />

Biogasanlagen gemeinsam mit unserem Partner<br />

ECO Erneuerbare Energien GmbH in Rotenburg/Wümme<br />

• Planung, Errichtung, Wartung und Betrieb von<br />

Agrophotovoltaik-Anlagen gemeinsam mit unserem<br />

Partner Hilber Solar GmbH in Trins<br />

• Günstige Beschaffung von zertifiziertem, original<br />

GreenStar Saatgut aus Ungarn zum Wechsel von Mais zu<br />

Energiegras für den nachhaltigen, erfolgreichen Betrieb<br />

der Biofermenter<br />

• Produktion von Biodünger<br />

• Heilung beschädigter Ackerböden und der<br />

umweltschonenden Verwendung von fermentierten<br />

Gärresten als N-P-K- Biodünger<br />

• Kompostierung und mineralische Verbesserung<br />

problematischer Organik und dem Einsatz von Humus in<br />

der Landwirtschaft<br />

• umweltfreundliche Lösungen von Problemen in der<br />

kommunalen Abfallwirtschaft<br />

Wir helfen mit unserem Wissen und unserer jahrzehntelangen<br />

Erfahrung bei allen Fragen zu einer zukunftsfähigen<br />

Landwirtschaft.<br />

Selbstverständlich steht Ihr wirtschaftlicher Erfolg im<br />

Mittelpunkt unserer Tätigkeit.


Warum Energiemais ersetzen?<br />

Deutschland hat seit 2016 mit 2,3 Millionen Hektar einen historischen<br />

Höchststand des Maisanbaus erreicht. Zwar sind davon nur knapp ein<br />

Drittel Energiemaispflanzen. Doch deren Zuwachs ist drastisch. Seit<br />

2005 hat sich die Fläche von 70 000 auf über 600 000 Hektar<br />

vergrößert – mit dramatischen Folgen für die Böden und die<br />

Artenvielfalt. So beansprucht die Monokultur Mais Flächen, auf<br />

denen zuvor Wildtiere und -pflanzen residierten. Hinzu kommen die<br />

Folgen für das Klima, das durch das EEG eigentlich geschützt werden<br />

sollte. Beim Umbruch von Grünland zu Ackerland entsteht aus einer<br />

Kohlenstoffsenke, in der viel klimaschädliche organische Substanz<br />

gespeichert ist, eine Kohlenstoffquelle. Durch den Einsatz der<br />

Energiegrassorte „Greenstar“ mit deutlich vergrößerter Grünmasse<br />

und mit Mais vergleichbarem Biogasertrag lässt sich dieser Vorgang<br />

wieder umkehren. Vom Maisanbau zurück zur Integration von<br />

Grünland in die Fruchtfolgen und zurück zur Reaktivierung von<br />

dringend benötigten Lebensraum für Insekten und Vögel. Dies alles<br />

bei gleichzeitiger Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der<br />

Biogasanlage


Wie viel Mais verträgt unsere<br />

Land(wirt)schaft?<br />

Die gesamte Maisanbaufläche beträgt 2,56 Mio. ha, davon sind 2,1<br />

Mio. ha Silomais (17,5 % der AF) und 0, 46 Mio. ha Körnermais<br />

(3,8 % der AF). Der Weizenanteil liegt mit 3,3 Mio. ha bei 28 %.<br />

Wie viel Mais geht noch? - Der großflächige Maisanbau ist in die<br />

öffentliche Kritik geraten. So hat die dynamische Ausdehnung des<br />

Maisanbaus der letzten Jahre nicht nur das gewohnte Landschaftsbild<br />

in einigen Regionen Deutschlands verändert,- in der öffentlichen<br />

Diskussion sind hohe Maisanteile in der Fruchtfolge nicht vereinbar<br />

mit einem umweltverträglichen Ackerbau. Verschiedene<br />

Forschungsarbeiten h<strong>ab</strong>en die Sachlage in puncto Anbaukonzentration<br />

und Umweltverträglichkeit untersucht.<br />

Anbaukonzentrationen sehr unterschiedlich verteilt<br />

Maßgeblich beeinflusst durch die im Zuge der Energiewende<br />

geförderte Biogaserzeugung hat sich die Maisanbaufläche seit dem<br />

Jahr 2000 von 1,5 auf rund 2,5 Mio. Hektar ausgedehnt. Auf diesem<br />

Niveau hält sich die Maisanbaufläche in Deutschland und belegt damit<br />

auf rund 21 Prozent der Ackerfläche. Nach Ang<strong>ab</strong>en der Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) nimmt der Anbau von Mais für<br />

Biogasanlagen derzeit etwa 900.000 Hektar und damit gut ein Drittel<br />

der deutschen Maisanbaufläche ein. Innerhalb Deutschlands ist der<br />

Maisanbau jedoch sehr unterschiedlich konzentriert. Regionen mit<br />

starker tierischer Veredlung und hohen Biogaskapazitäten weisen die<br />

höchsten Maisanteile an der Ackerfläche auf. Die regionale<br />

Betrachtung zeigt jedoch, dass in den Bundesländern Schleswig-<br />

Holstein, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg zwar hohe<br />

Anbaukonzentrationen vorliegen, ein Maisanteil von mehr als 50<br />

Prozent an der Ackerfläche <strong>ab</strong>er nur in sehr wenigen Landkreisen<br />

erreicht wird. Im Erhebungsjahr 2010 war dies beispielsweise in<br />

Niedersachsen in 9 von 46 Landkreisen und in Bayern in 5 von 92<br />

Landkreisen der Fall. Nimmt man als Bezugsgröße die<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche, lag der maximale Anteil des Maises<br />

gerade bei 20 Prozent. Da mit der Reform des „Erneuerbaren Energien


Gesetz (EEG)“ <strong>ab</strong> 2012 der Maiseinsatz für Biogas-Neuanlagen vom<br />

Gesetzgeber auf maximal 60 Masseprozent gedeckelt wurde, die<br />

Entwicklung von Alternativpflanzen zügig voranschreitet, Neuanlagen<br />

nur noch verhalten gebaut werden und durch Effizienzsteigerungen<br />

der Flächenbedarf von Biogas reduziert wird, ist eine weitere<br />

dynamische Ausdehnung des Energie- Maisanbaus nicht zu erwarten.<br />

D<strong>ab</strong>ei sollten Energiegräser eine deutlich größere Rolle spielen, da sie<br />

gleichzeitig für das geforderte Greening geeignet sind.<br />

Wie viel Mais geht noch?<br />

Ob der Maisanbau in einzelnen Bundesländern bereits „überhand“<br />

genommen hat, ist eine Frage des subjektiven Standpunkts. Um einer<br />

Antwort auf die Frage: Wie viel Mais geht noch? näherzukommen,<br />

sind sich die Fachkreise einig: Eine Begrenzung des Maisanbaus ist<br />

dann geboten, wenn sich ein Zusammenhang zwischen steigendem<br />

Maisanteil in der Fruchtfolge und nachteiligen Folgen für die Umwelt<br />

<strong>ab</strong>leiten lässt. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall. Grundsätzlich<br />

ist ein nachhaltiger und umweltverträglicher Maisanbau auch mit<br />

hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge möglich, wie einzelbetriebliche<br />

Untersuchungen auf Basis von 700 Einzeljahresauswertungen zeigen<br />

konnten. In den Auswertungen wurden der Einfluss steigender<br />

Maisanteile in der Fruchtfolge auf Nährstoffhaushalt,<br />

Pflanzenschutzaufwand, Biodiversität, Humuswirtschaft oder<br />

Erosionsgefährdung untersucht. Da mit steigenden Maisanteilen in der<br />

Fruchtfolge die Anbauvielfalt <strong>ab</strong>nimmt, empfehlen Wissenschaftler<br />

der Universität Gießen <strong>ab</strong> Maisanteilen von 40 Prozent an der<br />

Ackerfläche ausgleichende Maßnahmen wie den Anbau von<br />

Zwischenfrüchten oder Blühstreifen als Rand- und<br />

Zwischenstrukturen. Ein Defizit an Anbauvielfalt ist jedoch bei allen<br />

Kulturarten mit hohen Flächenanteilen in ähnlicher Weise gegeben.<br />

Alternativen zu Silomais als Gärsubstrat?<br />

In Bund- und Länderprogrammen wird intensiv an alternativen<br />

Kulturen für die Biogasproduktion geforscht. Die Landwirtschaftliche<br />

Lehranstalt Triesdorf hat in Langzeitstudien und Testreihen<br />

nachgewiesen, dass das Energiegras der zweiten Generation<br />

„GreenStar“ teilweise höhere Methanerträge als Silomais liefert.<br />

Trotz Fortschritten in der Züchtung und bei der Optimierung der


Anbauverfahren für die jeweiligen Alternativen ist Silomais der<br />

immer noch mit Abstand beliebteste Energielieferant für die<br />

Biogasproduktion. Der Anteil von Energiegras an der<br />

Substratversorgung wird <strong>ab</strong>er in den nächsten Jahren deutlich<br />

zunehmen, da mit einer Aussaat bis zu sieben Jahre zweimal pro Jahr<br />

geerntet werden kann und sich daraus eine erhebliche Verbesserung<br />

der Wirtschaftlichkeit ergibt.


Warum ist Energiegras deutlich<br />

wirtschaftlicher als Energiemais?


Darum ist Energiegras deutlich<br />

wirtschaftlicher als Energiemais<br />

Kostenvergleich Saatgut Energiemais/Energiegras GreenStar<br />

Vereinfachte Berechnung der Saatkosten für Energiemais<br />

Gewicht Maiskorn pro 1000 Stück: 400g (0,4 kg) x50 = 20kg<br />

Körner/m² = (Pflanzen/m² / Feldaufgang) x 100<br />

Mais: 10 Körner/m²<br />

Reihen<strong>ab</strong>stand für Energiemais: 37,5 cm<br />

Ablage in der Reihe bei 37,5 cm Reihenweite: 26,7<br />

Annahme: Bodenzahl: 65<br />

10 Körner pro m², 1 ha entspricht 10.000m². Damit werden 100.000 Körner pro<br />

ha benötigt. Das Sackgewicht bei 50.000 Körnern beträgt 20kg.<br />

Es werden zwei Säcke Mais zu je 50.000 Körner mit einem Gesamtgewicht von<br />

40kg pro Hektar benötigt.<br />

Bei einem aktuellen Preis von € 102,- pro 50.000 Korn betragen die<br />

Saatgutkosten € 204,-/ha.<br />

In sieben Jahren belaufen sich die reinen Saatgutkosten für Energiemais auf<br />

€1.428,-/ha.<br />

Vereinfachte Berechnung der Saatkosten für GreenStar Energiegras<br />

Das Tausend-Korn-Gewicht (TKG) beträgt etwa 6 g (USDA) entsprechend<br />

166.700 Korn pro kg. 20kg enthalten 3.333.000 Saatkörner.<br />

Aussaat einmalig in sieben Jahren.<br />

Bedarf pro m² 30 kg oder 5.001.000 Saatkörner.<br />

Brutto- Verkaufspreis frei Haus pro kg Saatgut für <strong>2018</strong> inkl. MwSt.: € 16,00.<br />

Bei einem Bedarf von 30 kg/ha liegen die Kosten pro Hektar bei € 480,- für<br />

7 Jahre.<br />

In sieben Jahren belaufen sich die reinen Saatgutkosten für das Energiegras<br />

GreenStar auf<br />

€ 480,-/ha<br />

Damit beträgt der Aufwand für GreenStar- Saatgut pro Jahr € 68,57 pro<br />

Hektar.<br />

Das ist eine jährliche Saatgutkosten- Einsparung von € 135,43<br />

oder € 948,01 für sieben Jahre pro ha.


Methanertrag<br />

Wichtigste Zielgröße für den wirtschaftlichen Betrieb einer Biogasanlage ist der<br />

Methanertrag je Hektar Anbaufläche. Dieser setzt sich zusammen aus dem pro<br />

Fläche erzielten Massenertrag (dt Trockenmasse/ha) und der daraus erzielbaren<br />

Methanausbeute, ausgedrückt in Normliter Methan pro kg organische<br />

Trockensubstanz (Nl CH4 /kg oTS).<br />

Der Methanertrag von Energiemais<br />

Dieser wird durch Inhaltsstoffe wie z.B. Stärke beeinflusst. Folglich h<strong>ab</strong>en<br />

kolbenbetonte Sorten aufgrund ihres höheren Kolbenanteils einen geringfügigen<br />

Vorteil bei der Gasbildung pro kg Trockenmasse, kolbenarme <strong>ab</strong>er<br />

massenwüchsige Silomaissorten h<strong>ab</strong>en wiederum ihre Stärke in der<br />

Massenproduktion. Bezüglich des Ertrages an Gesamttrockenmasse sind sie den<br />

Sorten mit hohen Kolbenanteilen (Typ Körnermais) in der Regel deutlich<br />

überlegen. Die höheren Trockenmasseerträge bedeuten hohe Gaserträge, so dass<br />

diese Sorten den geringfügigen Vorteil der kolbenbetonten Sorten in der Regel<br />

kompensieren, wenn nicht gar überkompensieren.<br />

Qualitätsaspekte für Maissorten, die in der Rinderfütterung erforderlich sind,<br />

wie der Stärke- oder der Rohfasergehalt, spielen also in der Biogasproduktion<br />

keine bedeutende Rolle.<br />

Der pro Flächeneinheit erzielbare Ertrag an Methan wird in erster Linie durch<br />

die produzierte Trockenmasse/ha bestimmt.<br />

Rechenbeispiele, gerechnet mit durchschnittlichen Erfahrungswerten<br />

Mais<br />

Bei einem Trockenmasseertrag von 200 dt/ha =20t (entspricht 600 dt/ha<br />

Frischmasse mit einen Trockensubstanzgehalt von 33 %) und einer<br />

Methanausbeute von 350 NI CH4 pro kg oTM ergibt sich eine Methanmenge<br />

von ca. 7.000 m³/ha.<br />

Vergleichsrechnung Energiegras GreenStar<br />

Bei einem nahezu gleichen Trockenmasseertrag von 200 dt/ha = 20t (entspricht<br />

600 dt/ha Frischmasse mit einem TS- Gehalt von 33%) und einer<br />

Methanausbeute von 380 NI CH4 pro kg oTM pro Jahr (in zwei Schnitten)<br />

ergibt sich eine Methanmenge von ca. 7.680 m³/ha.<br />

Sowohl für den Maisanbau als auch für den Energiegrasanbau gilt es, die<br />

Ansprüche an Licht, Bodenklasse, Düngung und Wasserversorgung zu beachten.


Unterschiedliche, örtliche Verhältnisse beeinflussen den zu erwartenden<br />

Gasertrag. Energiegras ist deutlich toleranter in Bezug auf Bodenklasse,<br />

Düngung und Wasserversorgung.


Energiemais ist noch für die Versorgung der Biogasanlagen die dominierende Ackerbaukultur.<br />

Während der Maisanbau in Ackerbauregionen mit Raps und Getreide die Fruchtfolgegestaltung eher<br />

auflockert, kann der Maisanteil regional durch den Biogasboom auf einen sehr hohen Wert steigen, der<br />

den Anbau von Alternativkulturen in vielerlei Hinsicht erforderlich macht.<br />

Hohe Erträge und geringe Produktionskosten im Maisanbau<br />

St<strong>ab</strong>il hohe Erträge in Verbindung mit einer kostengünstigen Produktion durch einen relativ niedrigen<br />

Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie der Einsatz bewährter Technik bei der Aussaat, Ernte und Silierung<br />

machen den Mais derzeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht zur effizientesten Energiepflanze.<br />

Allerdings birgt eine einseitige Ausrichtung auf den Maisanbau in der Biogasproduktion eine Reihe<br />

von Problemen. Mais in Monokultur findet häufig wenig Akzeptanz in der Bevölkerung. Zudem<br />

sprechen die Cross Compliance Richtlinien 2017 (Broschüre unter www.stmelf.bayern.de/) bezüglich<br />

der Fruchtfolge sowie die Begrenzung des Maiseinsatzes auf 60 Masse Prozent im EEG vom Januar<br />

2012 und 2014 deutlich gegen den alleinigen Maisanbau in der Biogasproduktion.<br />

Letztlich ist ein zu hoher Maisanteil auch aus ökologischer Sicht wenig sinnvoll. Daher gilt es,<br />

entsprechende Anbaualternativen zu finden, und diese auf ihre Praxistauglichkeit zu testen.<br />

Eine vielversprechende Anbaualternative stellt das ungarische Energiegras GreenStar dar.<br />

Es handelt sich hierbei um ein ausdauerndes, Horst bildendes Riesen-Weizengras. GreenStar wächst<br />

bis zu 2 m hoch, bildet ein tiefreichendes Wurzelsystem und ist nach der Et<strong>ab</strong>lierung sehr frosthart.<br />

Die geringen Bodenansprüche sowie die gute Trockentoleranz machen die Pflanze gerade für<br />

schwächere Standorte interessant. Im Gegensatz zu vielen anderen Bioenergiepflanzen, wie etwa die<br />

Durchwachsende Silphie, kann das mehrjährige Energiegras mit herkömmlicher Technik gedrillt<br />

werden, was die Verfahrenskosten erheblich reduziert.<br />

Aussaat<br />

Der optimale Aussaatzeitpunkt liegt zwischen Mitte April und Mitte September. Eine spätere Aussaat<br />

wird nicht empfohlen, da GreenStar eine langsame Jugendentwicklung hat und bis zum 3-Blatt-<br />

Stadium frostempfindlich ist. Bei Aussaat im frühen April besteht im ungünstigen Fall die Möglichkeit<br />

von Frostschäden bei der aufgehenden Saat.<br />

Nach den Testergebnissen der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf benötigt GreenStar im<br />

Gegensatz zu Wintergetreide keinen Kältereiz, um die Schossphase zu erreichen. Im ersten Jahr lassen<br />

sich Schröpfschnitte durchführen. Schröpfschnitte fördern die Bestockung und dienen zusätzlich als<br />

mechanische Unkrautbekämpfung.<br />

Es empfiehlt sich für die erste Aussaat in jedem Fall eine intensive Unkrautbekämpfung.<br />

Ist eine zusätzliche Pflanzenschutzmaßnahme erforderlich, wurden erste gute Erfahrungen mit im<br />

Grünland zugelassenen Mitteln gemacht. Zu beachten ist hierbei die Genehmigung im Einzelfall nach<br />

§ 22 Absatz 2 PflSchG. Mit rund 150 kg N/ha liegt das Düngungsniveau unter dem von Mais und<br />

Ackergras. Die Nutzung (Schnitt) erfolgt in zwei Schnitten etwa Ende Juni und im September bei TS-<br />

Gehalten von etwa 28 bis 32 Prozent.<br />

Merkmale<br />

Hohe Keimfähigkeit, mehrjährig, ausdauernd, hoch wachsend. Die Anfangsentwicklung von<br />

GreenStar ist verhalten, sodass eine Unkrautkontrolle notwendig ist. Im Wuchs dann <strong>ab</strong>er Horst<br />

bildend mit tiefreichendem Wurzelsystem, trockentolerant, sehr frosthart <strong>ab</strong> 3-Blatt-Stadium, lang<br />

anhaltendes Wachstum bis in den Oktober hinein, humusbildend, Vorteil durch die Reduzierung der<br />

Brutto- Ackerfläche und damit weniger Fläche für Greening notwendig. Gemäß Flächen- und<br />

Nutzungsnachweis (FNN) 2017 lautet die Codenummer im Mehrfachantrag 2017 853. Das Gras gilt<br />

als Dauerkultur und darf 10 Jahre ohne Verlust des Ackerstatus genutzt werden,


Aussaat<br />

Der Acker sollte frei von Unkraut und Ausfallgetreide sein.<br />

Saatstärke: 30-35 kg/ha<br />

Saattiefe 1 cm, unbedingt anwalzen nach der Saat<br />

Saatzeit: <strong>ab</strong> Mitte April bis Anfang September<br />

Saatbett: <strong>ab</strong>gesetztes, feinkrümeliges Saatbett<br />

Ausreichende Wasserverfügbarkeit. Im Aussaatjahr sind keine großen Erträge zu erwarten.<br />

Düngung<br />

1. Schnitt ca. 90 kg N/ha<br />

2. Schnitt ca. 60 kg/ha<br />

Folgedüngung: mit Biofermenter- Gärresten<br />

Pflege<br />

Einsatz von Herbiziden erst <strong>ab</strong> 3-Blatt-Stadium<br />

Mechanische Unkrautbekämpfung durch Schröpfschnitte<br />

Ernte<br />

Zwei Schnitte, erster Schnitt jeweils bei <strong>ab</strong>geschlossenem Blütenschub vor der Samenbildung<br />

Schnitthöhe: 15 cm bis 20cm. Schnitthöhe in den ersten beiden Schnitten nicht unter 15 cm, da sich<br />

dann die Narbendichte verringert und eine stärkere Verunkrautung eintreten kann. Technik:<br />

Maishäcksler mit GPS-Mähvorsatz. Forscher der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf<br />

prüfen GreenStar neben vielen anderen Pflanzen bereits seit 2009 in Kleinparzellen. In den<br />

Ergebnissen weist das ungarische Energiegras GreenStar einen um 20 Prozent höheren Methanertrag<br />

je ha auf als der Mais.<br />

Gewässerschutzorientierte Alternative zum Energiemais<br />

Neben dem Ziel, eine Anbaualternative zum Energiemais zu h<strong>ab</strong>en, stehen noch weitere Aspekte im<br />

Vordergrund. Besonderes Interesse besteht an gewässerschutzorientierten Alternativen zum<br />

Energiemaisanbau.<br />

Das ungarische GreenStar-Gras ist auf Grenzstandorten und in Wasserschutzgebieten eine<br />

ökologisch sinnvolle und ökonomisch verträgliche Alternative: Mit einem relativ geringem<br />

Stickstoffeinsatz wächst viel Biomasse heran, was besonders für Wasserschutzgebiete von großem<br />

Vorteil ist. Zudem bietet das Gras als mehrjährige Dauerkultur einen deutlich verbesserten<br />

Erosionsschutz gegenüber dem Maisanbau. Auch die Gefahr einer Nitratverlagerung ist unter der<br />

Dauerkultur weit geringer als beim Mais.<br />

Ernte mit Standardtechnik<br />

Nach den bisherigen Erfahrungswerten lohnt sich der Einsatz von GreenStar für<br />

Biogasanlagenbetreiber: Bei GreenStar liegen die Kosten für Saatgut und Aussaat bei etwa 630 Euro<br />

je Hektar, was sich <strong>ab</strong>er auf die gesamte Nutzungsdauer von mindestens 5 Jahren und 10 Ernten<br />

verteilt. Für Saat und Ernte muss keine spezielle Technik angeschafft werden.<br />

Ein Mehraufwand ergibt sich durch die zweifache Beerntung der Flächen, was jedoch gerade während<br />

der Maisernte auch Arbeitsspitzen für Lohnunternehmer und Anlagenbetreiber brechen könnte.<br />

Sortenschutz<br />

Eine Saatgut- Erzeugung aus GreenStar Saatgut durch Dritte ist untersagt. Greenstar ist unterliegt dem<br />

Europäischen Sortenschutz (EG Nr. 2100/94).<br />

Fazit:<br />

Der Anbau von GreenStar ist ein wichtiger Baustein, um Alternativen zum Mais zu et<strong>ab</strong>lieren.<br />

Weitere Informationen und Beratung:<br />

Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf, Bildungszentrum Triesdorf<br />

Energie- Pflanzen, Pflanzenbau & Versuchswesen, Herr Markus Heinz, Reitbahn 5,<br />

91746 Weidenbach, Tel.: 09826 18 4002, E-Mail: Pflanzenbau@triesdorf.de<br />

Rimsting, den 23.10.2017<br />

Ernst Lages<br />

Dipl. Wirtsch. Ing. Ernst H. Lages, <strong>Terracrop</strong> IBE, International Biofermentation Engineering,<br />

Phone: +49-8051-9645727, Fax: +49-32224082505, Mobile: +49-171-5422121, E-Mail: elages@t- online.de,<br />

Web: http://www.terracrop.com , facebook: https://www.facebook.com/ernst.lages


DEN LANDNUTZUNGSKONFLIKT ENTSCHÄRFEN<br />

UND DIE WIRTSCHAFTLICHKEIT DER<br />

AGRARFLÄCHE VERBESSERN<br />

Die von der Bunderegierung beschlossene Energiewende sieht eine Erhöhung<br />

des Stromanteils aus erneuerbaren Energien (EE) auf 35% bis zum Jahr 2020<br />

und auf 80% bis zum Jahr 2050 vor. Schon heute besteht ein großer Teil dieser<br />

regenerativen Energien aus PV-Strom. Der Ausbau der EE, insbesondere die<br />

verstärkte Verwendung von Biomasse für Energiezwecke und der ― in der<br />

Vergangenheit ― rasante Ausbau der PV-FFA, erhöhen den Nutzungsdruck auf<br />

den ländlichen Raum. Um den Verlust fruchtbarer Böden für die<br />

landwirtschaftliche Nutzung zu vermeiden, erhalten PV Anlagen auf nichtversiegelten<br />

Flächen seit der Novellierung des EEG im Jahr 2012 keine<br />

Einspeisevergütung mehr. Die zur Verfügung stehende Fläche für die durch ihre<br />

Größe meist besonders ökonomischen Freiflächenanlagen ist dadurch auf nur<br />

wenige Standorte begrenzt.<br />

Die Technologie der Agrophotovoltaik bietet durch eine effiziente<br />

Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche eine Möglichkeit des Ausbaus<br />

großer PV-FFA, ohne dass d<strong>ab</strong>ei die Ressource fruchtbarer Ackerboden<br />

nennenswert verbraucht wird. Durch gezieltes Lichtmanagement werden die<br />

Erträge aus PV und Photosynthese optimiert. Zusätzlich wird die Wertschöpfung<br />

in der Region und die ländliche Entwicklung gefördert, da APV-Projekte<br />

prädestiniert dafür sind, dezentral von Landwirten, Gemeinden sowie klein- und<br />

mittelständischen Unternehmen getragen zu werden. Für die Landwirtschaft<br />

ergeben sich neuartige ökonomisch tragfähige Bewirtschaftungsmöglichkeiten.<br />

PROJEKT APV-RESOLA<br />

Erstmalig präsentiert wurde die APV als möglicher Lösungsansatz bereits 1982<br />

durch Goetzberger und Zastrow am Fraunhofer ISE. Weltweit existieren bisher<br />

jedoch noch immer kaum kommerzielle und nur wenige APV-<br />

Forschungsanlagen. Im Projekt APV-RESOLA wurden erstmalig unter<br />

Realbedingungen die wirtschaftlichen, technischen, gesellschaftlichen und<br />

ökologischen Aspekte der Technologie an einer Pilotanlage wissenschaftlich<br />

untersucht. So sollen zusätzliche Flächen für die Erzeugung erneuerbaren<br />

Stroms erschlossen werden, ohne d<strong>ab</strong>ei in Konkurrenz zur landwirtschaftlichen<br />

Nutzung von Flächen zu treten.<br />

Mittlerweile sind bereits vier Anlagen in erfolgreichem Betrieb.<br />

Rimsting, den 29.11.2017<br />

terracrop<br />

Ernst Lages


Deshalb ist der Ersatz von Energiemais durch<br />

das Energiegras GreenStar so wichtig.<br />

Auch die Agrophotovoltaik wir dringend<br />

gebraucht, um wertvolle Ackerflächen nicht<br />

einseitig zur Energiegewinnung zu besetzen.


GreenStar und Agrophotovoltaik<br />

Die Erzeugung von Solarstrom ist für Landwirte rund zehnmal lohnender ist als<br />

der Anbau von Nutzpflanzen. Die Fraunhofer <strong>Innovation</strong>sgruppe APV-<br />

RESOLA präsentiert mittlerweile eine neue Form von PV-Anlagen, in der neben<br />

der Stromerzeugung auch die landwirtschaftliche Fläche zum<br />

Nutzpflanzenanbau erhalten bleibt. Aus energetischer Sicht ist diese<br />

Doppelnutzung einer Ackerfläche deutlich effizienter als der reine Anbau von<br />

Energiepflanzen, der in Deutschland immerhin 18 Prozent der<br />

landwirtschaftlichen Flächen ausmacht. Sie ist auch erheblich effizienter als die<br />

reine Nutzung der Fläche als PV- Anlage.<br />

Die <strong>Innovation</strong> besteht darin, dass die PV- Module mit einer Trägerkonstruktion<br />

so hoch angebracht werden, dass sie mit Feldhäcksler, Traktor und Ladewagen<br />

bis 6,00 m Arbeitshöhe und 9,00 m Spurbreite unterfahren werden können. Man<br />

erhält bei richtiger Anordnung der Module eine nahezu gleichmäßige<br />

Lichtbestrahlung des Bodens. Das Pflanzenwachstum wird dadurch nicht<br />

beeinträchtigt, da die Photosynthese der Pflanzen bei diffusem Licht besser als<br />

bei direkter Sonneneinstrahlung <strong>ab</strong>läuft.<br />

Eine neue Möglichkeit und Chance für die Agrarwirtschaft:<br />

Agrophotovoltaik- Anlagen<br />

Agrophotovoltaik-Anlagen h<strong>ab</strong>en sich als praxistauglich erwiesen. Die Kosten<br />

sind bereits heute mit Solar-Dachanlagen wettbewerbsfähig, die Ergebnisse von<br />

Referenzanlagen sind vielversprechend. AgroPV-Anlagen sind in hohem Maße<br />

wirtschaftlich.<br />

Quelle: Fraunhofer ISE


Kommentar Fraunhofer, Herr Stephan Schindele<br />

„Die Ergebnisse des ersten Projektjahrs waren ein voller Erfolg, da<br />

sich die Agrophotovoltaik-Anlage als praxistauglich erwiesen hat, die<br />

Kosten bereits heute mit kleinen Solar-Dachanlagen wettbewerbsfähig<br />

sind, die Ernteprodukte ausreichend hoch und wirtschaftlich rent<strong>ab</strong>el<br />

vermarktet werden können«, erklärt Stephan Schindele, Projektleiter<br />

Agrophotovoltaik am Fraunhofer ISE. „Die Agrophotovoltaik (APV)<br />

hat das Potenzial, neue Flächen für den dringend benötigten<br />

Photovoltaik-Ausbau in Deutschland zu erschließen und gleichzeitig<br />

den Flächenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Freiflächenanlagen<br />

zu mildern. Bei ständiger Verknappung der Boden- Ressourcen zur<br />

Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte ist die Agrophotovoltaik<br />

eine wichtige Lösung durch Doppelnutzung von Ackerflächen“.


Humus ist ein CO2- Speicher<br />

Kohlenstoff (Carbon) -Sequestrierung in landwirtschaftlich<br />

genutzten Böden<br />

In unseren Böden ist dreimal mehr Kohlenstoff gebunden als in der Atmosphäre.<br />

Die Humusversorgung von Ackerbauflächen ist somit nicht nur wichtig für die<br />

Fruchtbarkeit und den Ertrag, sondern dient auch als wichtige CO2-Senke.<br />

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen langjähriger landwirtschaftlicher<br />

Bewirtschaftung, Humushaushalt, biologischen und physikalischen<br />

Bodenparametern, auf die Kohlenstoffgehalte und Kohlenstoffspeicherung im<br />

Boden?<br />

Die Bedeutung des Humus liegt in der komplexen Beeinflussung nahezu aller<br />

Bodeneigenschaften und -funktionen. Stoffumsatzprozesse in Böden werden<br />

durch die Zufuhr organischer Substanzen nachhaltig aktiviert. Die<br />

Humusversorgung ackerbaulich genutzter Böden dient der Ertragssicherung und<br />

hat - insbesondere durch die Steuerung des C (Kohlenstoff)- und N (Stickstoff)-<br />

Umsatzes - auch eine ökologische Relevanz. Kennzahlen zur Humusversorgung<br />

werden daher als wichtige Agrar-Umweltindikatoren angesehen.<br />

Aufgrund der vielfältigen Wirkungen ist eine geordnete, standortangepasste<br />

Humuswirtschaft in landwirtschaftlichen Betrieben eine wesentliche Grundlage<br />

für die Sicherung einer nachhaltigen pflanzlichen Produktion.<br />

ln der Klimadiskussion ist die Möglichkeit der Speicherung von CO2 (Carbon<br />

Sequestration)<br />

aus der Atmosphäre im Humus in den Vordergrund gerückt. Die global in<br />

Böden gebundene<br />

Kohlenstoffmenge (2.500 Gt, eine Gigatonne ist eine Milliarde Tonnen)<br />

übertrifft die in der<br />

Atmosphäre enthaltene C-Menge (760 Gt) um das 3,3 fache, die im biotischen<br />

Pool gebundene C-Menge (560 Gt) um das 4,5 fache.<br />

Humus ist ein CO2- Speicher<br />

Pflanzen binden in der Photosynthese CO2 aus der Luft. Ein Teil dieses<br />

Kohlenstoffs gelangt<br />

als Wurzeln, Wurzelausscheidungen, Stoppeln, Stroh oder über den<br />

innerbetrieblichen Stoffkreislauf als Wirtschaftsdünger in den Boden.<br />

Durch die Bodenorganismen werden diese organischen Substanzen zersetzt und<br />

mineralisiert, zugleich läuft <strong>ab</strong>er auch der Prozess der Humusbildung <strong>ab</strong>, wobei<br />

hochmolekulare Substanzen entstehen, die sehr <strong>ab</strong>baust<strong>ab</strong>il sind und Jahrzehnte<br />

im Boden überdauern können. lm Humus ist somit CO2 der Atmosphäre<br />

gespeichert.


Ackerbauliche und ökologische Funktionen des Humus<br />

Humus übt zahlreiche ökologische Funktionen aus:<br />

• als Speicher und Transformator von Nährstoffen, insbesondere von<br />

Stickstoff, Schwefel und Phosphor: Nährstoffnachlieferung und<br />

Verbesserung der Nährstoffausnutzung, wichtiger N-Pool im<br />

Stickstoffkreislauf mit 95 bis 98 Prozent des Gesamt-N des Bodens,<br />

• als Filter und Puffer: lmmobilisierung und Entgiftung toxischer<br />

Substanzen,<br />

• als CO2-Senke: C-Speicherung und Beeinflussung des CO2-Haushaltes<br />

der Atmosphäre,<br />

• durch die Förderung der bodenbiologischen Aktivität: erhöhter<br />

mikrobieller Umsatz und Besiedlung durch die Bodenfauna bei guter<br />

Humusversorgung, damit verbundene phytosanitäre Wirkungen,<br />

• beim Aufbau eines günstigen Bodengefüges: erhöhte Aggregatst<strong>ab</strong>ilität,<br />

gute Bodendurchlüftung, verbesserte Wasserspeicherung und<br />

Durchwurzelbarkeit; verminderte Bodenerosion durch geringere<br />

Verschlämmungsneigung, höhere lnfiltrationsrate und geringeren<br />

Oberflächen<strong>ab</strong>fluss. Die Gefahr der Bodenschadverdichtung kann bei<br />

optimaler Humusversorgung vermindert werden. In Dauerfeldversuchen<br />

(Feldexperimente mit mehr als 20 Jahren Versuchsdauer) konnten die<br />

Zusammenhänge zwischen langjähriger Bewirtschaftung,<br />

Humushaushalt, Bodenparametern und der Ertragsbildung analysiert<br />

werden.<br />

Es sollte damit verständlich geworden sein, warum Humus als<br />

Bestandteil des biologischen Anbaus von Getreide, Obst und<br />

Gemüse so enorm wichtig ist.<br />

Quelle: H&K aktuell 01/2_20011, Seite 1-4<br />

Autor: Prof. Dr. agr. h<strong>ab</strong>il. Kurt-Jürgen Hülsbergen ist seit 2007 Studiendekan<br />

der Fakultät Agrar und Gartenbauwissenschaften am Lehrstuhl für Ökologischen<br />

Landbau und Pflanzenbausysteme im Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />

(Technische Universität München).


Die Partner von terracrop:


Ansichten, Meinungen, Kritik aus der<br />

Gesellschaft und….<br />

Werbung<br />

Die nachfolgenden Beiträge entsprechen inhaltlich nicht immer der<br />

Meinung des Herausgebers. Sie sind <strong>ab</strong>er geeignet, die angesprochene<br />

Thematik durch weiterführende Diskussionen zu vertiefen, um<br />

mögliche Lösungen zu formulieren.


„Wurst essen ist gefährlicher als Glyphosat“<br />

Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas<br />

Hensel, wirft interessierten Kreisen vor, bewusst Ängste gegen das<br />

Unkrautgift geschürt zu h<strong>ab</strong>en.<br />

Quelle: WeltN24 26.12.2017<br />

Von Claudia Ehrenstein | Stand: 25.12.2017<br />

Wenn Menschen sich ausgeliefert fühlen, nimmt die Angst zu, einem<br />

unkalkulierbaren Risiko ausgesetzt zu sein. Daher ist der<br />

Ernährungsbereich auch so sensibel. Keinem ist egal, was er isst. Es<br />

hält sich eine latente Angst, dass in einem Lebensmittel etwas<br />

enthalten sein könnte, was gefährlich ist, was wir nicht sehen können,<br />

<strong>ab</strong>er uns krank macht.<br />

DIE WELT: Zum Beispiel das Unkrautgift Glyphosat. Es wurden<br />

Spuren sogar im Bier nachgewiesen.<br />

Hensel: Bestimmte interessierte Kreise h<strong>ab</strong>en gemeinsam mit einigen<br />

Nichtregierungsorganisationen bewusst Ängste geschürt und das<br />

Thema extrem emotionalisiert. Es geht bei dieser Kampagne nicht um<br />

mögliche gesundheitliche Risiken für die Verbraucher. Das ist<br />

erkennbar nur vorgeschoben. Glyphosat ist vielmehr eine<br />

Schlüsselsubstanz der grünen Gentechnik, die ihre Gegner mit aller<br />

Macht verhindern wollen.<br />

DIE WELT: Wie gefährlich ist Glyphosat tatsächlich?<br />

Hensel: Glyphosat wirkt augenreizend, in hoher Konzentration kann<br />

der Wirkstoff den Magen reizen. Das ist das Gefährdungspotenzial.<br />

Aber das tatsächliche Risiko für einen Menschen ergibt sich aus der<br />

Wahrscheinlichkeit, damit in Berührung zu kommen.<br />

Werden glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel von den Landwirten<br />

sachgerecht angewendet, ist dieses Risiko minimiert. Für mögliche<br />

Rückstände von Glyphosat in Lebensmitteln hat der Gesetzgeber<br />

einen Höchstgehalt festgelegt. Wird dieser überschritten, heißt es<br />

nicht, dass ein Produkt gesundheitsgefährdend ist. Es darf <strong>ab</strong>er nicht<br />

mehr gehandelt werden.


DIE WELT: Die Krebsagentur bei der Weltgesundheitsorganisation,<br />

die IARC, hat Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“<br />

eingestuft. Das muss Verbraucher doch verunsichern?<br />

Hensel: Die IARC hat auch die Krebsgefahr durch Sonnenlicht oder<br />

den Verzehr von Fleisch eingestuft. Wurst essen ist nach den<br />

Kategorien der IARC gefährlicher als Glyphosat.<br />

Wir h<strong>ab</strong>en sämtliche verfügbaren, also mehr als 1000 Studien und<br />

Dokumente zu Glyphosat auf ein Krebsrisiko hin bewertet, und wir<br />

h<strong>ab</strong>en keinen Hinweis gefunden, dass der Wirkstoff bei<br />

vorschriftsgemäßer Anwendung krebsauslösend wirkt. Der<br />

Hauptrisikofaktor für Krebs ist übrigens das Alter.<br />

DIE WELT: Aber Ihre Bewertung wird angezweifelt.<br />

Hensel: Glyphosat-Gegner versuchen, unsere Fachkompetenz in<br />

Zweifel zu ziehen und glauben zu machen, dass man uns nicht glaubt.<br />

Wir h<strong>ab</strong>en dann diverse Politiker und Aktivisten eingeladen, mit uns<br />

zu diskutieren. Stattdessen wird uns Unfähigkeit und Nähe zur<br />

Industrie unterstellt. Wir bleiben bei unseren Sachargumenten, auch<br />

wenn das in einer emotional aufgeheizten Stimmung nach wie vor<br />

schwierig ist. Für fachliche Diskussionen stehen wir <strong>ab</strong>er immer<br />

bereit.<br />

Den vollständigen Artikel finden Sie unter:<br />

https://www.welt.de/politik/deutschland/article171888568/Aengsteder-Deutschen-Wurst-essen-ist-gefaehrlicher-als-Glyphosat.html


Auf dem Weg zum Hunger<br />

Aktuell veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen die dramatischen<br />

Auswirkungen des globalen Nahrungsmittelsystems, das von immer<br />

wenigeren und immer größeren Unternehmen auf jeder Stufe der<br />

Lebensmittelkette monopolisiert wird. Diese alarmierende Tendenz<br />

birgt Risiken für die Verbraucherwahl, Arbeitsplätze,<br />

Arbeitsbedingungen und die Lebensmittelproduktion in der Zukunft.<br />

Zwischen 2015 und 2016 kamen fünf der zwölf größten Fusionen<br />

zwischen börsennotierten Unternehmen im Agrarsektor mit einem<br />

Gesamtwert von fast 500 Milliarden US-Dollar zustande.<br />

Die zunehmende Konzentration in der Nahrungskette hat bereits jetzt<br />

folgende Auswirkungen:<br />

Weniger Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher:<br />

Die steigende Zahl der Monopole bringt die Lebensmittelkette in<br />

immer weniger Hände. Fast die Hälfte aller Lebensmittel, die in der<br />

EU verkauft werden, stammt von nur zehn Supermarktketten; 50<br />

Lebensmittel verarbeitende Unternehmen machen die Hälfte aller


weltweiten Lebensmittelverkäufe aus. Nur vier Unternehmen<br />

produzieren 60% der weltweiten B<strong>ab</strong>ynahrung.<br />

Ein Risiko für die zukünftige Nahrungsmittelproduktion:<br />

Zusammengeschlossene Agrarkultur-Unternehmen treiben die<br />

Industrialisierung entlang der gesamten Nahrungskette voran, wobei<br />

20% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Entzug<br />

wertvoller Nährstoffe degradiert sind.<br />

Arbeitsplatzkürzungen und Niedriglöhne:<br />

Die aktuelle Welle von Fusionen in der verarbeitenden Industrie - wie<br />

zum Beispiel die Unternehmen Kraft-Heinz und AB Inbev-SAB<br />

Miller - wurde für Kosteneinsparungen vorangetrieben und führte<br />

zum Abbau von tausenden von Arbeitsplätzen.<br />

Preisdruck durch Käuferkartelle:<br />

Lebensmitteleinzelhändler und -verarbeiter üben Druck auf ihre<br />

Lieferanten aus, verdrängen kleinere Produzenten mit der Folge<br />

schlechter Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen entlang der<br />

Nahrungskette. Rund 80% des weltweiten Teemarktes werden von nur<br />

drei Unternehmen kontrolliert.<br />

Eine Situation, in der die Ärmsten trotz eines Überangebots an<br />

Lebensmitteln hungrig bleiben.<br />

Die weltweite Ernte von landwirtschaftlich erzeugten Lebensmitteln<br />

beträgt heute etwa 4.600 kcal pro Person und Tag - <strong>ab</strong>er mehr als die<br />

Hälfte davon geht durch Lagerung, Verteilung,<br />

Lebensmittelverschwendung und Viehfütterung verloren.


Armut, Hunger, Flucht<br />

Menschen hungern nicht, weil es kein Essen gibt, sondern weil sie es<br />

nicht kaufen können.<br />

Wenn jemand keine Luft zum Atmen hat oder kein Wasser zum<br />

Trinken, dann finden wir das keineswegs akzept<strong>ab</strong>el. Warum <strong>ab</strong>er<br />

nicht auch, wenn jemandem das Essen zum Leben fehlt?<br />

Kriege sind die Hauptursachen für Hunger und Vertreibung.<br />

60 Prozent derer, die Hunger leiden (489 Millionen Menschen), und<br />

mehr als 75 Prozent der aufgrund von Mangelernährung<br />

unterentwickelten Kinder (also 122 von 155 Millionen) leben in<br />

Konfliktgebieten.<br />

Die Angst vor unbekannten Kulturen, Sprachen, Bräuchen und<br />

Religionen bindet Menschen an ihren Herkunftsort, auch wenn es dort<br />

nichts mehr zu essen gibt. Die meisten Menschen wollen ihr Zuhause<br />

trotz fortwährender Not nicht verlassen. Weltweit gibt es 65 Millionen<br />

Vertriebene, 40 Millionen davon bleiben innerhalb der Grenzen ihres<br />

Landes. Trotz all der Gefahren in Syrien zum Beispiel neigen<br />

Menschen dazu, drei- bis sechsmal innerhalb ihres Landes<br />

umzusiedeln, bevor sie überhaupt die Grenzen in das benachbarte<br />

Jordanien oder den Libanon überqueren. Das erklärt auch, warum<br />

neun von zehn afrikanischen Migranten in Afrika bleiben und acht<br />

von zehn asiatischen in Asien.<br />

Und neun von zehn Flüchtlingen weltweit werden von<br />

Entwicklungsländern aufgenommen.<br />

Wie wir kurzfristig helfen<br />

Entwicklungsprogramme verändern durchaus etwas, auch wenn es<br />

manchmal scheint, als würden auf jeden Schritt vorwärts zwei Schritte<br />

zurück folgen. Es gibt Erfolgsgeschichten, etwa aus China, Südkorea<br />

und Ruanda – Länder, die beachtliche Fortschritte gemacht h<strong>ab</strong>en.<br />

Aber es gibt auch viele große Enttäuschungen wie in Afghanistan,<br />

dem Südsudan oder Jemen. In den vergangenen zehn Jahren gingen<br />

Armut und Hunger weltweit zwar zurück, <strong>ab</strong>er es bleiben große<br />

Unterschiede innerhalb und zwischen Gesellschaften, Regionen und<br />

Ländern. Insgesamt hat die humanitäre Gemeinschaft 2016 ungefähr<br />

27 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Allein die Hälfte davon wurde


gebraucht, um den Menschen in nur fünf Ländern zu helfen: Syrien,<br />

Jemen, Irak, Südsudan und Äthiopien. In den meisten davon herrschen<br />

Konflikte. Das restliche Geld reichte nicht, um den Bedürfnissen in<br />

den 43 weiteren von Hunger geplagten Ländern gerecht zu werden. Es<br />

fehlten ungefähr 40 Prozent.<br />

Die wichtigste Institution der Vereinten Nationen im Kampf gegen<br />

den Hunger ist das UN World Food Programme (WFP). Das WFP<br />

entlohnt hungernde Menschen zum Beispiel mit Nahrungsmitteln,<br />

wenn diese dafür in einem Projekt mitarbeiten, durch das sie sich<br />

künftig eigenständig ernähren können („Food for Assets“-<br />

Programme). Die Nahrungsmittel geben beispielsweise Bauern Zeit<br />

und Energie, um ein Bewässerungssystem aufzubauen, das die<br />

landwirtschaftliche Produktivität steigert.<br />

Es ist zu befürchten, dass die Solidarität der Industriestaaten zukünftig<br />

weiter schwindet. Zum Beispiel sieht der Haushaltsentwurf der US-<br />

Regierung für <strong>2018</strong> Mittelkürzungen von rund 31 Prozent für<br />

Entwicklungshilfe und internationale Organisationen vor,- mit<br />

verheerenden Auswirkungen für die Vereinten Nationen und deren<br />

Fähigkeit, akuten Hunger zu bekämpfen<br />

Wie wir zukünftig nachhaltig helfen können<br />

Wasser und Nahrungsmittel können nicht ohne Energie bereit- oder<br />

hergestellt werden. Der Schlüssel zur langfristig wirksamen<br />

Beseitigung von Armut, Hunger und Flucht liegt in der Verfügbarkeit<br />

von Energie.<br />

Es ist unstrittig, dass die Erneuerbaren Energien durch ihre dezentrale<br />

Verfügbarkeit und klimaschonenden Eigenschaften die einzigartige<br />

Chance bieten, diese Schlüsselfunktion in idealer Weise<br />

bereitzustellen.<br />

D<strong>ab</strong>ei sind neueste Entwicklungen zur Photovoltaik von Fraunhofer<br />

ISE Freiburg, von großer Bedeutung:<br />

Die Agrophotovoltaik<br />

Mit dieser einfachen, bereits praxisbewährten Technik lassen sich<br />

unfruchtbare, aride Flächen in fruchtbares Ackerland verwandeln.<br />

D<strong>ab</strong>ei werden die PV- Module auf einer Metallkonstruktion etwa 2m<br />

über dem Boden angebracht, sodass die Fläche darunter als Ackerland<br />

genutzt werden kann. Die Module bieten eine moderate Schattierung


zum besseren Pflanzenwachstum. Gleichzeitig produzieren sie<br />

Energie. Diese kann zur Trinkwasseraufbereitung,<br />

Flächenbewässerung, der Energieversorgung der Haushalte, Kliniken,<br />

Produktionsstätten, Handwerksbetrieben, Büros, Werkstätten, etc.<br />

genutzt werden.<br />

In Verbindung mit Biogasfermentern kann die anfallende, geerntete<br />

Biomasse oder Energiegras gleichfalls energetisch genutzt und das<br />

anfallende Gärsubstrat zur Bodensanierung verwendet werden.<br />

Damit können auch in ariden Landschaften Lebensmittel in<br />

ausreichender Menge erzeugt und verarbeitet werden und<br />

die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels gemindert werden.<br />

Modellprojekte<br />

In Deutschland und Chile sind Projekte bereits realisiert.<br />

Wir suchen Interessenten/Investoren für weitere Projekte in<br />

Südamerika. Mehr erfahren: www.terracrop.com<br />

Dieser Artikel verwendet Texte aus einem Gastbeitrag von Arif<br />

Husain, Rom für ZEIT ONLINE vom 31.12.2017


Warum werfen wir Essen weg?<br />

Die Lebensmittelindustrie ist die am stärksten<br />

globalisierte Industrie der Welt.<br />

Ein großer Teil des Essens reist tausende Kilometer, wird von<br />

Hand, mit komplexen Maschinen, mit äußerster Sorgfalt<br />

behandelt, verpackt, gereinigt, verschifft, präsentiert - und<br />

dann?<br />

Und dann werden etwa 30% dieses extrem komplexen<br />

Produkts weggeworfen. Fast ein Drittel der weltweit<br />

produzierten Lebensmittel wird nie gegessen, was zu<br />

geschätzten 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel<strong>ab</strong>fällen pro<br />

Jahr führt. Dies umfasst rund 45 Prozent aller Obst- und<br />

Gemüsesorten und 20 Prozent Fleisch.<br />

Nach Berechnungen des Natural Resources Defense Council<br />

wirft eine vierköpfige Familie in den Vereinigten Staaten<br />

Nahrungsmittel im Wert von mehr als 2.000 Dollar pro Jahr<br />

weg. Jeder dritte Apfel, Orange, Walnuss landet nicht auf<br />

unserem Teller, sondern im Müll, wird verbrannt oder landet<br />

auf einer Mülldeponie. Von diesen Abfällen geht mehr als die<br />

Hälfte (54 Prozent) in vorgelagerten Prozessen verloren,<br />

einschließlich der landwirtschaftlichen Produktion und der<br />

Handh<strong>ab</strong>ung nach der Ernte. Die anderen 46 Prozent werden<br />

bei der Verarbeitung, Verteilung und beim Verbrauch<br />

verschwendet.<br />

Warum werfen wir Essen weg?<br />

Lebensmittelverschwendung ist ein "modernes" Problem:<br />

Noch vor 70 Jahren war die Vorstellung, Lebensmittel<br />

wegzuwerfen, fast undenkbar. Jeder Teil des Fleisches wurde<br />

als Ernährung - frisch, in einer Suppe, in Salaten, in Dosen,<br />

konserviert oder verarbeitet. Die letzten Reste wurden für


andere Zwecke wie Verpackung, Kleidung und Heizung<br />

verwendet. Kompost war der letzte Ausweg.<br />

Heute argumentieren manche Leute sogar, dass<br />

Lebensmittel<strong>ab</strong>fälle in der Lieferkette <strong>ab</strong>sichtlich "geschaffen"<br />

werden, um mehr Produkte, Düngemittel, Pestizide, Saatgut<br />

und Maschinen zu verkaufen.<br />

Lebensmittel<strong>ab</strong>fälle tragen nicht zu unserer Lebensqualität<br />

oder unserem Wohlbefinden bei.<br />

Wir brauchen Nahrung, <strong>ab</strong>er wir brauchen<br />

keine Lebensmittelverschwendung.<br />

Wie und wo verschwenden wir Lebensmittel?<br />

Während der Produktion und der Ernte wird Nahrung<br />

verschwendet:<br />

Nicht das richtige Saatgut verwenden, mangelhafte<br />

Bewässerung, falsche Veredlung/Beschneidung, fehlerhaftes<br />

Ausbringen von flüssigen oder wasserlöslichen Düngern durch<br />

Bewässerungssysteme, falsche oder übertriebene<br />

Pflanzenschutzmaßnahmen führen zu immensen Verlusten.<br />

Viele landwirtschaftliche Produkte werden nicht- , zu früh<br />

oder zu spät geerntet.<br />

Auch im Nachernteprozess wird Nahrung verschwendet:<br />

Durch unsachgemäße Handh<strong>ab</strong>ung nach der Ernte,<br />

unsachgemäße Lagerung, Sortierung und Verpackung gehen<br />

Lebensmittel verloren.<br />

Essen wird während des Transports verschwendet:<br />

Viele Lebensmittel werden wegen falscher Etikettierung,<br />

Transportfehlern, Fehlbestellungen oder einfach durch<br />

Vernachlässigung weggeworfen.<br />

Lebensmittel werden auf der Einzelhandelsebene<br />

verschwendet:<br />

Einzelhändler und Caterer werfen Rohstoffe und verarbeitete<br />

Lebensmittel in großen Mengen weg.


Essen wird während des Verzehrs<br />

verschwendet:<br />

Was werfen Restaurants und Kantinen täglich weg?<br />

Wie viel Essen entsorgst du jede Woche aus deinem<br />

Kühlschrank?<br />

Die Verluste betragen jedes Jahr Millionen von Tonnen.<br />

Die gute Nachricht:<br />

Die Leute nehmen endlich Notiz davon. Und es gibt viele<br />

Lösungen am Horizont, von der intelligenten Saat über die<br />

Ernte bis zur Versteigerung von nicht mehr ganz frischen<br />

Nahrungsmitteln. Unternehmer entwickeln in diesem "Krieg"<br />

gegen Lebensmittelverschwendung äußerst kreative Wege.<br />

Die Reduzierung von Lebensmittel<strong>ab</strong>fällen macht die<br />

Lebensmittelindustrie nachhaltiger.<br />

Die Reduzierung von Lebensmittel<strong>ab</strong>fällen wird für die<br />

Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung unerlässlich<br />

sein.<br />

Die Reduzierung von Lebensmittel<strong>ab</strong>fällen kann die Margen<br />

der Erzeuger, Verarbeiter, Verlader, Händler und des<br />

Einzelhandels verbessern.


Ernährung: Fleischlos in die Zukunft?<br />

Die vegetarische und insbesondere die vegane Kost sind umweltfreundlicher und<br />

moralisch vertretbarer als der Konsum tierischer Produkte. Oder doch nicht? Im<br />

Detail ist die Sachlage kompliziert.<br />

Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder gar vegan. Das verspricht<br />

nicht nur Gesundheit für den Einzelnen, sondern auch ökologische Nachhaltigkeit für<br />

die Gesellschaft. Wäre es also aus Umweltschutzgründen vernünftig, wenn wir<br />

vollständig auf tierische Produkte verzichten würden?<br />

Eine Landwirtschaft ganz ohne Nutztiere wäre zumindest denkbar, meint Ute<br />

Knierim, Professorin an der Universität Kassel – <strong>ab</strong>er nicht unbedingt sinnvoll. Die<br />

Agrarwissenschaftlerin forscht schwerpunktmäßig im Bereich Tierhaltung in der<br />

ökologischen Landwirtschaft. Natürlich könne man auch ohne Vieh wirtschaften, wie<br />

einige Betriebe vorleben. Doch würde das flächendeckend geschehen, wäre das mit<br />

großen Herausforderungen verbunden, glaubt Knierim – und global betrachtet würde<br />

sich unsere Gesellschaft umfassend verändern müssen. Ganz besonders gilt das<br />

wohl für Landstriche, wo sich große Teile der Agrarflächen nicht als Anbaufläche<br />

eignen, zum Beispiel in Berg- oder Trockenregionen. Hier liefert die Beweidung mit<br />

Vieh proteinreiche Nahrung, Arbeitsplätze und Einkommensquellen. In manchen<br />

Fällen sind die Produkte aus der Weidehaltung sogar die wichtigste oder gar nahezu<br />

einzige Nahrungsquelle der dort lebenden Menschen – man denke etwa an<br />

Ziegenhirten in Steppengebieten.<br />

Nutztiere schließen den ökologischen Kreislauf<br />

Es gibt <strong>ab</strong>er auch gute Gründe, die Viehhaltung hier zu Lande nicht vollständig<br />

aufzugeben. "Ein Grundgedanke der ökologischen Landwirtschaft ist, dass Nutztiere<br />

ein wichtiges Glied im Betriebskreislauf sind", sagt Knierim. "Sie tragen dazu bei,<br />

dass die Nährstoffkreisläufe besser geschlossen werden können."<br />

Mit den Tieren lassen sich vielfältige Fruchtfolgen im Ackerbau optimal umsetzen,<br />

also der regelmäßige Wechsel der angebauten Pflanzen auf einer Fläche. D<strong>ab</strong>ei<br />

achten die Landwirte darauf, ein und dieselbe Feldfrucht erst nach einem<br />

ausreichend langen zeitlichen Abstand erneut anzubauen. Zwischendurch setzen sie<br />

etwa Stickstoff bindende Pflanzen ein, so genannte Leguminosen, um den Boden<br />

dauerhaft fruchtbar und ertragreich zu erhalten. Manche dieser Pflanzen, die Teil<br />

einer sinnvollen Fruchtfolge sind, können die Bauern unmittelbar verfüttern – an<br />

Tiere, deren Ausscheidungen wiederum die Felder düngen. So integrieren sich<br />

Nutztiere optimal in den Nährstoffkreislauf.<br />

Freilich gilt das nur, wenn ihre Anzahl ein vernünftiges Maß nicht überschreitet.<br />

Abgeschätzt wird das, erklärt Knierim, unter anderem anhand der Menge an<br />

Ausscheidungen, welche die Tiere produzieren: Sie sollten zu einer sinnvollen<br />

Düngung der bewirtschafteten Anbauflächen genutzt werden können. Die EU-<br />

Ökoverordnung bindet die Zahl der Tiere, die ein Landwirt auf seinem Betrieb halten<br />

darf, daher an die bewirtschaftete Fläche und begrenzt dadurch die<br />

Düngungsintensität. Doch ebenso wichtig ist es, ob ein Bauer seine Tiere von den<br />

eigenen Erzeugnissen ernähren kann – idealerweise sogar ausschließlich. Das kann<br />

relativ einfach oder unmöglich sein, da es von den Produkten eines Betriebs und den<br />

geografischen Voraussetzungen <strong>ab</strong>hängt.


Klar ist, dass zahlreiche konventionelle Landwirtschaftsbetriebe solche Kriterien nicht<br />

erfüllen – die Anzahl der gehaltenen Tiere pro Fläche ist häufig zu hoch. Unter der<br />

Belastung durch die Ausscheidungen leiden neben den Tieren der Boden und das<br />

Grundwasser. Zudem weidet das Vieh eben meist nicht auf Bergwiesen, sondern<br />

bekommt Futter, das prinzipiell auch Menschen als Nahrung zur Verfügung stehen<br />

könnte; oder zumindest ließen sich auf den Flächen statt Futter- Lebensmittel<br />

anbauen. Und da die Tiere mehr fressen als das, was am Ende an tierischen<br />

Produkten herauskommt, ist die Herstellung in der Regel ineffizient. Die Folge ist ein<br />

höherer Energie- und Flächenverbrauch und damit eine stärkere Belastung der<br />

Umwelt im Vergleich zur Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln.<br />

Was hinten rauskommt – Treibhausgas und Klimaziele<br />

Ferner entweichen dem Vieh Treibhausgase. Ihr Beitrag zum Klimawandel lässt sich<br />

allerdings nur schwer genau beziffern. Denn ganz generell gilt: Die Ermittlung von<br />

Emissionswerten von Nahrungsmitteln ist äußerst komplex. Das machte der<br />

Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und Verbraucherschutz, dem<br />

auch Knierim angehört, in einem Klimaschutzgutachten von 2016 deutlich:<br />

Aufgewandte Energie, Transport und Lagerung müssen in die Bilanz einfließen, also<br />

bei Fleisch sowie Milchprodukten neben den Tieren selbst auch ihr Futter und die<br />

unterschiedlichen Haltungsarten sowie deren Auswirkungen. Unter dem Strich kann<br />

so bei jedem Produkt ein ganz unterschiedlicher Emissionswert herauskommen.<br />

In diesem Punkt schneidet regionales Gemüse d<strong>ab</strong>ei tatsächlich im Durchschnitt am<br />

besten <strong>ab</strong>. Bemerkenswerterweise weist Käse im Allgemeinen deutlich mehr<br />

Treibhausgasemissionen pro erzeugtem Kilogramm auf als Schweinfleisch oder<br />

Geflügel. Milch, Fisch und Krustentiere h<strong>ab</strong>en eine Bilanz, die nicht so viel schlechter<br />

ist als die von Getreide. Butter erscheint dagegen mit den höchsten Werten pro<br />

Kilogramm sogar noch vor Rindfleisch als wahrer Klimakiller. Klar ist <strong>ab</strong>er auch, dass<br />

viel weniger Butter verspeist wird als Fleisch. Die <strong>ab</strong>soluten Treibhausgasemissionen<br />

dieses Produkts fallen dementsprechend nicht so sehr ins Gewicht.<br />

Cover Spektrum Kompakt: Landwirtschaft – Von Bodenschutz bis Urban Gardening<br />

Kurz: Viele Parameter spielen bei der Berechnung eine Rolle, deshalb fallen<br />

Pauschalempfehlungen schwer. Auch der Wissenschaftliche Beirat empfiehlt mit<br />

Blick auf den Klimaschutz Menschen nicht generell, vollständig auf Fleisch oder alle<br />

tierischen Produkte zu verzichten: Es gehe vielmehr darum, "den Konsum auf ein<br />

ernährungsphysiologisch ausgewogenes und zugleich klimafreundliches Maß" zu<br />

reduzieren. Eindeutig bleibt <strong>ab</strong>er, dass selbst eine vollständige Abschaffung der<br />

Nutztiere nur einen kleinen Beitrag leisten könnte, die Klimaschutzziele der<br />

Bundesregierung zu erreichen. Langfristig sollen demnach die<br />

Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 senken.<br />

Auf die Landwirtschaft – nicht nur auf die Viehhaltung, sondern auch auf Ackerbau<br />

und Grünland – entfielen 2014 rund elf Prozent der gesamten<br />

Treibhausgasemissionen Deutschlands, das sind ungefähr 104 Millionen Tonnen<br />

CO2-Äqivalent (CO2-Äq). Gemäß Daten aus dem Jahr 2006 machten die<br />

Emissionen, die bei der Herstellung, Vermarktung und Zubereitung der 2006 in<br />

Deutschland verzehrten und weggeworfenen Lebensmittel anfielen, rund ein Viertel<br />

der Gesamtmenge der Treibhausgasemissionen in Deutschland aus. Davon könnte<br />

die Landwirtschaft, schätzt der Beirat, durch ambitionierten Klimaschutz etwa 40<br />

Millionen Tonnen CO2-Äqivalent einsparen – und der Konsument immerhin weitere<br />

rund 35 Millionen Tonnen. D<strong>ab</strong>ei bietet die Reduzierung tierischer Produkte durchaus


Potenzial: Würden die Verbraucher die Empfehlungen des Gutachtens vollständig<br />

umsetzen, ließe sich die Emission von 22 Millionen Tonnen CO2-Äq verhindern, wie<br />

die Experten schätzen, also etwas mehr als zwei Prozent der Gesamtmenge. Und<br />

reduzierte man tatsächlich konsequent die Nutztiere, ließen sich wohl zusätzlich<br />

Agrarflächen in ursprüngliche Landschaften wie Wälder und Moore umwandeln, die<br />

wiederum mehr Treibhausgase binden.<br />

Mischkalkulation: Tierwohl gegen Klimaschutz<br />

Mit Blick auf Klimaschutzziele ist unsere Ernährung demnach weder ein<br />

unerheblicher noch ein ausschlaggebender Faktor: Eine überwiegend pflanzliche<br />

Ernährung verringert unseren CO2-Fuß<strong>ab</strong>druck, noch deutlich kleiner <strong>ab</strong>er wird er<br />

durch andere Maßnahmen, etwa durch den Verzicht auf Flugreisen und<br />

regelmäßiges Autofahren oder beim Energieverbrauch im Alltag. D<strong>ab</strong>ei wird eines<br />

allerdings oft vergessen: Solche Anstrengung könnten als Nebeneffekt auch wieder<br />

dem Tierwohl nützen. Denn "je mehr die Menschen bereit sind, ihren Lebensstil<br />

zurückzufahren, desto mehr kann man den Tieren entgegenkommen", sagt Knierim –<br />

etwa indem man ihre Haltungsbedingungen verbessert. Auch diese Abwägung ist oft<br />

komplex und von vielen Faktoren <strong>ab</strong>hängig, die man durchaus unterschiedlich<br />

gewichten kann. Ein Beispiel ist die Milchleistung der Kuh, erklärt die Expertin. "Je<br />

höher die Leistung einer einzelnen Kuh, desto geringer die Umweltauswirkung jedes<br />

erzeugten Liters Milch." Und die Milchmenge kann etwa durch mehr Kraftfutter erhöht<br />

werden. Allerdings verdrängt sein Herstellungsprozess Grasweiden, die CO2 binden.<br />

Zudem werden solche Hochleistungsmilchkühe öfter krank und leben kürzer; die<br />

männlichen Nachfahren lassen sich schwerer mästen und schlechter vermarkten.<br />

"Wenn man das alles mit bedenkt, kommt man zu dem Schluss, dass auch aus<br />

Umweltsicht die höchste Milchleistung nicht automatisch die beste ist."<br />

Dann eben Fleisch ohne Tier?<br />

Eine der prominentesten Personen, die eine andere – hochtechnologische – Lösung<br />

am Horizont sehen, ist der Philosoph Richard David Precht: In öffentlichen Auftritten<br />

und in seinem neuesten Buch "Tiere denken" zeichnet er das Bild einer Gesellschaft<br />

ohne Nutztierhaltung, <strong>ab</strong>er mit Fleisch; dieses gleichwohl aus dem L<strong>ab</strong>or und nicht<br />

von der Weide. Er schreibt: "Dem Fleisch ohne Schlachthöfe und Tierleid dürfte die<br />

Zukunft gehören." Die Entwicklung dazu hat spätestens seit 2012 an Fahrt<br />

aufgenommen: Damals verspeisten niederländische Wissenschaftler den ersten<br />

Hamburger mit künstlicher Fleischbulette. Das Medieninteresse war beachtlich. Das<br />

lag nicht nur daran, dass es sich um L<strong>ab</strong>orfleisch handelte, sondern auch an dem<br />

stolzen Preis von rund 325 000 US-Dollar. Doch mittlerweile sind es laut den<br />

beteiligten Forschern nur noch etwas über zehn Dollar pro Hamburger. Angeblich<br />

werde die eigens dafür gegründete Firma namens "Mosa Meat" innerhalb der<br />

nächsten Jahre dieses künstliche Fleisch auf den Markt bringen, wie der Mitarbeiter<br />

Peter Verstrate gegenüber der BBC im Jahr 2015 mitteilte. Kritiker bemängeln<br />

jedoch, dass man bei der Methode eine Nährlösung benötigt, die aus dem Blut<br />

ungeborener Kälber gewonnen wird. Vegan ist das künstliche Hack deshalb nicht.<br />

Unterdessen hat ein Start-up Unternehmen aus San Francisco künstliches<br />

Geflügelfleisch entwickelt – angeblich ohne den Einsatz dieses tierischen Serums. Im<br />

März 2017 lud die Firma zur Verkostung: Es g<strong>ab</strong> frittiertes Hühnchen und Ente in<br />

Orangensoße. Die Testesser sollen sich begeistert gezeigt h<strong>ab</strong>en, und vielleicht<br />

könnten die Gerichte sogar für den ein oder anderen überzeugten Veganer in Frage<br />

kommen.


Knierim ist jedoch skeptisch, ob der Konsument solche Produkte annehmen wird:<br />

"Ich glaube, viele Leute werden wegen des L<strong>ab</strong>orcharakters Vorbehalte h<strong>ab</strong>en."<br />

Precht hingegen prognostiziert, es werde zukünftigen Generationen sogar seltsam<br />

erscheinen, dass es einst Zeiten g<strong>ab</strong>, in denen man Tiere für Fleisch töten musste.<br />

Doch ist eine Gesellschaft ganz ohne Nutztiere wirklich erstrebenswert? Knierim<br />

erinnert in diesem Zusammenhang daran, wie eng die Entwicklung der Menschheit<br />

mit den Nutztieren verknüpft ist. "Den Lebensstandard, den wir heute erreicht h<strong>ab</strong>en,<br />

verdanken wir auch unseren Nutztieren." Das allein sollte eigentlich ausreichen,<br />

diesen Lebewesen mit dem nötigen Respekt zu begegnen – was auch impliziert,<br />

weniger von ihnen zu essen.<br />

Quelle: © Spektrum.de


Die Gleichstellung aller Lebewesen<br />

Die von Veganern propagierte und sicher gut durchdachte Werbung zur Gleichstellung von<br />

Mensch und Tier lässt wesentliche Aspekte außer Acht. Schließlich hat sich Homo Sapiens<br />

anders entwickelt als jedes andere Lebewesen. Obwohl der Mensch biologisch betrachtet ein<br />

Tier ist, wird ihm landläufig (z. B. auch im juristischen Kontext) eine Sonderrolle<br />

zugestanden und der Begriff der Tiere eingeschränkt auf „Tiere mit Ausnahme des<br />

Menschen“.<br />

Für die Menschwerdung, also die Herausbildung der körperlichen und geistigen<br />

Eigenschaften im Verlauf der Stammesgeschichte des Menschen sind Interdependenzen<br />

zwischen genetischen, zerebralen, ökologischen, sozialen und kulturellen Faktoren<br />

maßgeblich. Charakteristisch für den Menschen ist, dass er in einer lang andauernden<br />

Kindheit auf mitmenschliche Zuwendung und Versorgung angewiesen ist, dass er die<br />

Fähigkeit zum Spracherwerb hat, besondere geistige Anlagen besitzt und besondere kulturelle<br />

und soziale Bindungen eingeht.<br />

Sein Bewusstsein erschließt dem Menschen unter anderem eine zeitliche und geschichtliche<br />

Dimension sowie ein reflektiertes Verhältnis zu sich selbst, zu den eigenen Antrieben,<br />

Handlungen und ihren möglichen Folgewirkungen. So können sich Menschen auch Fragen<br />

stellen, die in grundlegender Weise die eigene Existenz und Zukunft betreffen, etwa nach<br />

ihrer persönlichen Freiheit, nach ihrer Stellung in der Natur und ihrem Umgang damit, nach<br />

moralischen Grundsätzen des Zusammenlebens und nach einem Sinn des Lebens überhaupt.<br />

Damit ist der Mensch auch verpflichtet und in der Lage, einen würdigen und menschlichen<br />

Umgang mit allen anderen Lebewesen zu praktizieren. Ist es dann <strong>ab</strong>er zulässig, Tiere zum<br />

Zwecke der Ernährung zu schlachten? Ethisch vertretbar ist es, wenn Tiere ohne Angst und<br />

Schmerzen zum Beispiel direkt auf dem Bauernhof getötet würden. Dass wir ethische und<br />

moralische Ansprüche zur Nutzung von Tieren als Nahrungsmittel nicht ausreichend<br />

würdigen und in die Tat umsetzen, ist durchaus kritikwürdig und ein Engagement von<br />

Tierschützern wert. Dann <strong>ab</strong>er bitte nicht manipulativ und als Werbeplattform für eine<br />

militant- vegane Lebensweise. Schließlich ist auch der würdige und menschliche Umgang mit<br />

dem Lebewesen Mensch, dessen Kultur und Lebensweise eine gleichwertige Verpflichtung.


Was läuft falsch in der Landwirtschaft?<br />

Weil es pro Hektar 20 Euro mehr bringt, bauen viele Landwirte in einem Jahr Raps und dann<br />

zweimal hintereinander Weizen an – statt wie früher mit Raps, Weizen und Gerste drei<br />

Kulturen <strong>ab</strong>zuwechseln. Auch im Maisanbau ist die Integration in eine standortangepassten<br />

Fruchtfolge wichtig. Monokulturen fördern Bodenerosion, die Entwicklung von resistenten<br />

Unkräutern, Nitrat-Verluste und Herbizid- Infiltration ins Grundwasser. Die wachsende<br />

Monotonie der Fruchtfolgen macht es Ackerunkräutern leichter, sich an die eingesetzten<br />

Pflanzenschutzmittel zu gewöhnen. Resistenzen breiten sich aus. Wichtige Wirkstoffe wurden<br />

innerhalb weniger Jahre "verbrannt", wie man in der Branche sagt.<br />

Besonders amerikanische Landwirte sind in die Falle der Abhängigkeit von der Agrarchemie<br />

geraten. Wo Mais und Soja gentechnisch gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat<br />

unempfindlich gemacht wurden, wo dieses Totalherbizid Jahr für Jahr zum Einsatz kam und<br />

Farmer auf keine Fruchtfolge mehr geachtet h<strong>ab</strong>en, müssen sie inzwischen schon auf weit<br />

mehr als der Hälfte der Anbaufläche mehrmals spritzen; immer häufiger bringen sie<br />

zusätzlich andere, hochgiftige Präparate aus.<br />

Es gilt, weitgehend ohne chemische Hilfe mehr zu produzieren – und d<strong>ab</strong>ei zugleich Wasser,<br />

Boden und Klima zu schonen. Die Frage bleibt, wie man das schafft.<br />

Ein erster Ansatz ist die Fermentierung der Gülle aus der Tierhaltung<br />

Quelle: DIE ZEIT Nr. 9/2017, 23. <strong>Februar</strong> 2017<br />

Jeder Einzelne kann zum Klimaschutz beitragen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Auch der<br />

kleinste Beitrag ist hilfreich. Ich setze mich seit vielen Jahren sehr konkret durch meine<br />

praktische Arbeit im Bereich der Erneuerbaren Energien für Klimaschutzprojekte ein. Es ist<br />

<strong>ab</strong>er aus der Erfahrung der Vergangenheit erkennbar, dass wir nur gemeinsam durch unsere<br />

Einflussnahme auf politische Entscheidungen effektivere Ergebnisse erreichen können. Die<br />

Politik benötigt mehr denn je Alternativen zur industriellen Lobbyarbeit. Diese Alternativen<br />

müssen wir aufzeigen und mit demokratischen Mitteln durchsetzen. Zum Beispiel fördern<br />

Monokulturen die Bodenerosion, die Entwicklung von resistenten Unkräutern, Nitrat-Verluste<br />

und Herbizid- Infiltration ins Grundwasser. Die wachsende Monotonie der Fruchtfolgen<br />

macht es Ackerunkräutern leichter, sich an die eingesetzten Pflanzenschutzmittel zu<br />

gewöhnen. Resistenzen breiten sich aus. Wichtige Wirkstoffe werden innerhalb weniger Jahre<br />

"verbrannt". Es gilt, weitgehend ohne chemische Hilfe mehr zu produzieren – und d<strong>ab</strong>ei<br />

zugleich Wasser, Boden und Klima zu schonen. Die Frage bleibt, wie man das schafft.<br />

Ein erster Ansatz ist die ökosoziale Kreislaufwirtschaft und die Fermentierung organischer<br />

Abfälle, auch aus der Tierhaltung, beschrieben in meiner Website www.terracrop.com.<br />

Deshalb ist mir dieser Aufruf wichtig.


Der Krieg gegen die Wahrheit<br />

Rechtspopulisten h<strong>ab</strong>en Fake-News nicht erfunden. Schon seit Jahrzehnten<br />

steuern Energiekonzerne und konservative Medien eine<br />

Desinformationskampagne – um Zweifel am Klimawandel zu säen.<br />

Von Maximilian Probst und Daniel Pelletier<br />

Editiert am 10. Dezember 2017<br />

AUS DERZEIT NR. 51/2017<br />

Fossile Macht: In Texas fördert eine Nickeselpumpe Öl, während ein Gewitter<br />

aufzieht. © John Finney/Getty Images<br />

Tornados, Brände, Dürren, Überflutungen von historischen Ausmaßen: Das Wetter<br />

spielt unübersehbar verrückt. Doch gerade jetzt, wo die Weltgemeinschaft endlich<br />

den globalen CO₂-Ausstoß senken müsste, um die Klimaerwärmung unter zwei Grad<br />

Celsius zu halten, spielt auch die Politik verrückt. Russland unter Putin hat sich<br />

bereits weitgehend von demokratischen Standards und internationaler Kooperation<br />

ver<strong>ab</strong>schiedet, die USA unter Trump und andere Länder, in denen der<br />

Rechtsnationalismus blüht, sind d<strong>ab</strong>ei zu folgen.<br />

Ist das zeitliche Zusammentreffen dieser historischen Bedrohungen – der weltweite<br />

Affront gegen die Demokratie und die zunehmende Klimaerhitzung – reiner Zufall?<br />

Nein. Nur leider werden sie bisher kaum zusammen gelesen. Tatsächlich sind das<br />

globale Versagen, Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe zu ergreifen, und der<br />

erstarkende Rechtsnationalismus zwei Seiten derselben Medaille. Beide sind nicht<br />

ohne einen seit Jahren tobenden Informationskrieg zu verstehen. Dieser Krieg<br />

begann in Amerika mit den Desinformationskampagnen, die den menschlichen<br />

Ursprung der Klimaerwärmung bestritten. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand er mit<br />

den russischen Fake-News-Kampagnen zugunsten Donald Trumps im<br />

amerikanischen Wahlkampf.


Es ist ein Krieg, der sich gegen die liberale Öffentlichkeit wendet und eiskalt deren<br />

Schwäche ausnutzt: den Glauben an die Gültigkeit des besseren Arguments. Aber<br />

Argumente können nichts ausrichten, wenn sich deren Adressaten längst vom<br />

Diskursfeld gemacht h<strong>ab</strong>en und nun mit heruntergelassenem Visier der liberalen<br />

Öffentlichkeit in den Rücken fallen. Wie kommen wir aus dieser historisch<br />

katastrophalen Lage wieder heraus? Indem wir versuchen, möglichst genau zu<br />

verstehen, wie wir in sie hineingeraten sind.<br />

Wie funktioniert Manipulation?<br />

Die Voraussetzungen für den heutigen Informationskrieg werden in den siebziger<br />

Jahren geschaffen. Damals macht die alte Industriegesellschaft in den Ländern des<br />

Westens einem neuen Gebilde Platz: der Kommunikationsgesellschaft. Der<br />

Sozialtypus des Arbeiters, der noch selber Hand anlegt, hat ausgedient. In der neuen<br />

Gesellschaft wird die Arbeit vom Körper ins Reich der Zeichen verlegt; in<br />

zunehmenden Maße basiert die Wertschöpfung auf der Produktion, dem Austausch<br />

und der Auswertung von Information und Wissen. In diesem Zuge lösen sich die<br />

alten, historisch gewachsenen Bindungen auf. Das vormals durch die F<strong>ab</strong>rik,<br />

Gewerkschaften, Vereine und Parteien in die Gesellschaft eingegliederte Individuum<br />

muss nun selbst sehen, wie es inmitten der anschwellenden Informationsflut neue<br />

Bindungen aufbaut.<br />

Die liberale, aus der Zeit der Aufklärung stammende Vorstellung geht davon aus, dass<br />

sich die Subjekte der Kommunikationsgesellschaft durch Bildung und autonomes,<br />

vernunftgeleitetes Nachdenken im Wust der Informationen orientieren können. Das<br />

wird allerdings schwieriger, je mehr Information im Umlauf ist. Deshalb muss nach<br />

liberaler Sicht die Bildungsbemühung stets mit dem Anwachsen der Information<br />

Schritt halten. Dieser Vorstellung steht eine andere entgegen, die zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts formuliert wird und mit der Entwicklung des Computers ausreift: dass<br />

nämlich die Subjekte vor allem Mitläufer sind, die ihre Meinung nicht von<br />

Argumenten <strong>ab</strong>hängig machen, sondern von ihrem Umfeld; und dass sie häufig in<br />

berechenbarer Weise auf von außen kommende Impulse und Informationen<br />

reagieren, nicht viel anders, als es Tiere, Pflanzen und Maschinen innerhalb eines<br />

Reiz-Reaktions-Schemas tun.<br />

Nun weiß man seit den sechziger Jahren, dass Massenmedien nicht nur<br />

Transportwege sind, über die Inhalte kommuniziert werden. Mehr noch sind sie<br />

Umgebungen, in denen wir leben. Will man die Subjekte beeinflussen, muss man<br />

diese mediale Umgebung verändern, im Idealfall: eine Echokammer konstruieren, in<br />

der die Vielzahl der Stimmen einen gemeinsamen Ursprung kennen und einen<br />

gemeinsamen Inhalt h<strong>ab</strong>en. Dann erlangen Informationen, auch wenn sie falsch sind,<br />

eine Art Stimmigkeit, die es erlaubt, die psychischen und sozialen Verhaltensweisen<br />

des Einzelnen in der Kommunikationsgesellschaft weitreichend zu manipulieren.<br />

Die Untätigkeit angesichts der Erderwärmung<br />

Der erste Versuch, eine solche <strong>ab</strong>geschirmte enge informationelle Umgebung<br />

innerhalb der Kommunikationsgesellschaft aufzubauen, sollte sich dann auch bald<br />

ergeben. Grob skizziert verläuft die Geschichte so: 1989 liegt der real existierende<br />

Sozialismus am Boden, die USA und der Westen könnten optimistisch in die Zukunft<br />

schauen – wäre da nicht die Sorge vor dem Klimawandel. Bereits in den achtziger<br />

Jahren verdichten sich die Anzeichen, dass sich die Erde durch den CO₂-Ausstoß des


Menschen erwärmt. Auf der Weltklimakonferenz 1988 in Toronto sind Politiker und<br />

Wissenschaftler gleichermaßen alarmiert: Nur ein globaler nuklearer Krieg, heißt es,<br />

bedrohe den Planeten mehr als die Erderwärmung. Zu deren Begrenzung wird<br />

unisono "die Notwendigkeit sofortiger politischer Entscheidungen" festgestellt. Im<br />

selben Jahr gründet sich, forciert von der konservativen Regierung Ronald Reagans,<br />

die Klimaorganisation Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Sie soll<br />

Ursachen und Auswirkungen des Klimawandelserforschen und Handlungsoptionen<br />

aufzeigen.<br />

In der Bevölkerung ist das Bewusstsein, dass rasch gehandelt werden müsse, weit<br />

verbreitet. Erst recht, als nach 1989 die atomare Verwüstung als Bedrohung entfällt<br />

und den Blick auf die ökologische Herausforderung freigibt. Wer die liberale<br />

Vorstellung von Bildung und fairem Diskurs hegt, kann zwar besorgt, doch zugleich<br />

voller Hoffnung nach vorn schauen. In der Wissenschaft ist man sich Anfang der<br />

neunziger Jahre weitgehend einig, dass die Erderwärmung menschlich bedingt ist;<br />

bereits 1992 verpflichten sich die Industrienationen in Rio, die Treibhausgase zu<br />

reduzieren; die Clinton-Regierung versucht 1993, eine Steuer auf fossile Energien<br />

durchzusetzen: Es sieht gut aus für die Vernunft. Doch in den folgenden Jahren<br />

passiert – nichts. Und dieses Nichts, diese Untätigkeit angesichts der Erderwärmung,<br />

ist der erste große Sieg in einer Schlacht, die sich mittlerweile zu einem 30-jährigen<br />

Informationskrieg ausgeweitet hat.<br />

Die Klimaleugner h<strong>ab</strong>en einen Keil zwischen<br />

Wissenschaft und Medien getrieben<br />

Die eigentlichen Feldherren dieses Krieges sind die global agierenden Öl- und Kohle-<br />

Unternehmen. Sie fühlen sich nicht vom Klimawandel bedroht, sondern von den<br />

Klimaschutzmaßnahmen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen. D<strong>ab</strong>ei weiß die<br />

Ölindustrie schon seit den siebziger Jahren um den wissenschaftlichen<br />

Zusammenhang zwischen Erderwärmung und CO₂-Ausstoß. Der Ölriese Exxon<br />

betreibt eigene Klimaforschungsprojekte und sagt 1981 in einem "CO₂-<br />

Positionspapier" voraus, dass die erwartete Verdopplung der CO₂-Konzentration in<br />

den nächsten hundert Jahren zu einem globalen Temperaturanstieg von drei Grad<br />

Celsius führen wird. Anstatt <strong>ab</strong>er in die Zukunft zu investieren und den Ausbau<br />

erneuerbarer Energien voranzutreiben, pumpt das Unternehmen <strong>ab</strong> Ende der<br />

achtziger Jahre zusammen mit anderen Ölfirmen Milliarden von Dollar in politische<br />

Kampagnen. Deren Ziel: den in der Bevölkerung herrschenden Konsens über den<br />

menschlichen Ursprung des Klimawandels und die Notwendigkeit sofortiger<br />

Maßnahmen zu zerstören – mittels gezielter Desinformation.<br />

Als Reaktion auf die Gründung der internationalen Klimaorganisation IPCC beteiligt<br />

sich Exxon 1988 am Aufbau einer Gegenorganisation: der Global Climate Coalition,<br />

eines Zusammenschlusses von Lobbyisten, die unter Verschleierung ihrer Geldgeber<br />

klimaskeptische Desinformation betreiben. Wie die aussieht, zeigt der Global Climate<br />

Science Communications Plan, den Exxon mit dem American Petroleum Institute<br />

1998 ausarbeitet. Unter der Überschrift "Victory Will Be Achieved When ..." heißt es,<br />

die Öffentlichkeit und die Medien müssten von "Unsicherheiten" in der<br />

Klimawissenschaft überzeugt und diejenigen, die dann noch Klimaschutzmaßnahmen<br />

verteidigen, als "<strong>ab</strong>gehoben von der Realität" dargestellt werden. Flankiert wird<br />

dieser Plan durch den Aufbau von Thinktanks und pseudowissenschaftlichen<br />

Instituten, in denen Akademiker, die klimaskeptische Positionen vertreten, in<br />

Kommunikationsarbeit geschult werden, um sich in mediale Debatten einzuschalten.


Allein in der New York Timesveröffentlichen Exxon und der Nachfolgekonzern Exxon<br />

Mobil bis in die letzten Jahre über 36 Advertorials, die die wissenschaftliche<br />

Grundlage der Klimapolitik infrage stellen.<br />

Gezielte Desinformation<br />

Es ist, kurz gesagt, das Programm einer medial vermitteltenScheinrealität. Besonders<br />

erfolgreich ist d<strong>ab</strong>ei das Imperium des Medientycoons Rupert Murdoch. Mit<br />

dem Wall Street Journal und diversen anderen Print-Erzeugnissen, mit dem TV-<br />

Sender Fox News und Dutzenden Kommentatoren aus lokalen Radiostationen<br />

entwickelt sich die wohl erste Echokammer der modernen<br />

Kommunikationsgesellschaft. Dort geben sich die Pseudoexperten der mit<br />

Petrodollars geschmierten Thinktanks die Klinke in die Hand. Ein Klimaleugner, der<br />

im Wall Street Journal interviewt wird, kann mit einer Einladung zu Fox News<br />

rechnen, die ganz sicher einen positiven Kommentar im örtlichen Radio nach sich<br />

ziehen wird: Klimaleugnung auf allen Kanälen.<br />

Dass diese Strategie erfolgreich ist, hat auch mit der Schwäche der liberalen<br />

Öffentlichkeit zu tun. Sie ahnt nichts vom Informationskrieg, der über sie<br />

hereingebrochen ist. Während man bei Fox News auf Klimaleugnung geschaltet hat,<br />

meint man von der New York Times über die Washington Post bis hin zu CNN,<br />

"ausgewogen" berichten zu müssen, und lässt auch die Protagonisten der<br />

Desinformationskampagnen ausführlich zu Wort kommen. Das Ergebnis ist eine<br />

katastrophale Verzerrung. Für den Zeitraum von 1993 bis 2003 hat die<br />

Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes, Autorin des bahnbrechenden<br />

Buches Merchants of Doubt (auf Deutsch Die Machiavellis der Wissenschaft),unter<br />

928 Publikationen in Fachzeitschriften zum Schlüsselwort "globale<br />

Klimaveränderung" nicht eine einzige Veröffentlichung gefunden, die sich gegen die<br />

Erkenntnis von der menschlich verursachten Erderwärmung wandte. In den<br />

Zeitungen und im Fernsehen taucht dieser Standpunkt in einem vergleichbaren<br />

Zeitraum in jedem zweiten Beitrag auf.<br />

Die ideologische Aufladung des Themas<br />

Die Klimaleugner h<strong>ab</strong>en einen Keil zwischen Wissenschaft und Medien getrieben.<br />

Das heißt: Sie h<strong>ab</strong>en die amerikanische Gesellschaft in der wichtigsten Frage der<br />

Gegenwart gespalten. Mit verheerenden Auswirkungen: Die Regierungen von Ronald<br />

Reagan und anfangs auch George H. W. Bush versuchten noch, die internationale<br />

Führungsrolle in der Bekämpfung des Klimawandels zu übernehmen ("Wir können<br />

einfach nicht <strong>ab</strong>warten – der Preis der Untätigkeit wird zu hoch sein", heißt es 1989<br />

im State Department). Heute hingegen glauben einer aktuellen Studie des Pew<br />

Research Center zufolge weniger als 16 Prozent der Wähler der Republikaner, dass es<br />

einen starken wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel gibt. Dieser schon in<br />

den neunziger Jahren einsetzende Meinungsumschwung trägt entscheidend dazu bei,<br />

dass die USA dem 1998 in Kyoto beschlossenen Klima<strong>ab</strong>kommen nicht beitreten.<br />

Auch der folgende Klimagipfel 2009 in Kopenhagen scheitert. Kurz zuvor hat der<br />

Informationskrieg mit "Climategate" einen neuen Höhepunkt erreicht. Unbekannte<br />

Hacker ergaunern sich Zugang zu den E-Mails führender Klimawissenschaftler der<br />

University of East Anglia, rechte Kommunikationsstrategen rufen geballt einen<br />

Wissenschaftsskandal aus, es seien Daten manipuliert und <strong>ab</strong>weichende<br />

Untersuchungsergebnisse unterdrückt worden. Obwohl un<strong>ab</strong>hängige<br />

Untersuchungen der E-Mails keinen Anhaltspunkt für unwissenschaftliches Arbeiten


feststellen können, geben nach dem vermeintlichen Skandal in Umfragen über 50<br />

Prozent der befragten Amerikaner an, Climategate h<strong>ab</strong>e ihr Vertrauen in die<br />

Klimawissenschaft erschüttert.<br />

Besonders beunruhigend ist die ideologische Aufladung des Themas. Nachdem seit<br />

1989 die Systemkonkurrenz mit dem Kommunismus passé ist, erkennt ein Teil der<br />

Republikaner den neuen Gegner im Innern. Jetzt heißt es: Green is the new<br />

red. Hinter den Klimaschutzforderungen stünden in Wahrheit Öko-Sozialisten, die<br />

das Land über die CO₂-Verringerung zu Tode regulieren und ihre<br />

Umverteilungsfantasien zugunsten des globalen Südens durchsetzen wollten. Das<br />

Gegenprogramm dazu lautet: America first! Es ist der Schulterschluss der<br />

Ölindustrie mit den marktradikalen und rechtsnationalistischen Kräften, aus denen<br />

der ultrakonservative Republikaner-Flügel der Tea Party und Trump hervorgehen<br />

werden.<br />

Es geht um Kapital<br />

Tatsächlich hat der heutige Rechtsnationalismus seine Wurzeln ganz und gar in den<br />

Desinformationskampagnen der Klimaleugner. Er nutzt dieselben Strategien und<br />

Waffen, die im Kampf gegen Klimaschutzmaßnahmen geschmiedet wurden. Selbst<br />

die Akteure sind häufig dieselben. Alles wiederholt sich. Vieles als Farce: Nachdem<br />

die Klimaleugner mit der Klimawissenschaft auch gleich das wissenschaftliche<br />

Weltbild entsorgt h<strong>ab</strong>en und damit die Basis des demokratischen Diskurses, kann<br />

man nun behaupten, was man will. Zum Beispiel, dass Obama in Wahrheit ein<br />

Muslim sei oder Hillary Clinton einen Kinderporno-Ring betreibe ("Pizzagate").<br />

Neu ist allerdings die Ausweitung, Perfektionierung und Intensivierung des<br />

Informationskriegs seit Ende der nuller Jahre. Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen<br />

die Aktivität Russlands; zum anderen den Aufstieg von Social-Media-Plattformen wie<br />

Facebook und Twitter zu neuen Massenmedien, die den direkten Zugang zum<br />

beeinflussbaren Individuum ermöglichen. Für marktradikale, klimaleugnende,<br />

rechtsnationalistische Kräfte ist das ein unverhoffter Segen. Die alte Öffentlichkeit<br />

war durch Medien strukturiert, die, wie unvollkommen auch immer, zwischen<br />

Informationsquellen und der Öffentlichkeit vermittelten und als eine Säule der<br />

Demokratie fungierten. Mit Facebook, Twitter und YouTube, die weitgehend auf<br />

redaktionelle Haltung verzichten (mit Ausnahme von Nacktbild-Zensur), entsteht<br />

eine neue, unregulierte Öffentlichkeit, in der allein Marktgesetze herrschen. Wer am<br />

meisten Kapital einsetzen kann, hat die größten Chancen, den Markt für sich zu<br />

nutzen.<br />

Die Ölindustrie gibt 100 Millionen Dollar im Jahr für<br />

Lobbyarbeit aus<br />

Hinzu kommt, dass der direkte Zugang zum Individuum – eigentlich eine rein<br />

technische Angelegenheit – ideologisch ausgeschlachtet wird. Dank der neuen<br />

Online-Welten können die Rechtsnationalisten den Anschein erwecken, dass die<br />

traditionellen Medien bloß einer korrupten Elite das Wort redeten, während sie selbst<br />

unmittelbarer Ausdruck des Volkswillens seien. Auf diese Weise erreichen Fake-News<br />

und Schmierkampagnen im Internet heute ungefiltert mehr Menschen, als es<br />

et<strong>ab</strong>lierte Printmedien je getan h<strong>ab</strong>en.<br />

Die Ausschaltung der traditionellen Medien ist <strong>ab</strong>er nur eine Seite der digitalen<br />

Revolution. Nicht weniger wichtig ist, dass in den sozialen Medien die Empfänger


von Nachrichten auch zu Sendern werden. Und weil man meist das sendet, was man<br />

bekommen hat, bilden sich in diesem Prozess Echokammern in Reinform aus. Wie<br />

vormals die Pseudowissenschaft der Klimaleugner durch Rückkopplungseffekte<br />

zwischen Thinktanks und den TV-Kanälen, Zeitungen und Radiostationen des<br />

Murdoch-Imperiums zu imposanter Größe anschwoll, so bekommen nun die<br />

Insassen der Echokammern durch Rückkopplung einer einmal eingespeisten Fake-<br />

Information den Eindruck, Teil einer großen Bewegung zu sein. Das heißt, geschickt<br />

platzierte und durch Computerprogramme multiplizierte Propaganda im Netz<br />

beeinflusst das Individuum dort, wo es am empfindlichsten ist – bei seinem Gefühl<br />

für soziale Normen, T<strong>ab</strong>us und Gruppenzugehörigkeit.<br />

Für einen Informationskrieg sind das goldene Zeiten: Noch nie war es leichter,<br />

Stimmungen zu beeinflussen – und noch nie besaßen Interessengruppen mehr Geld,<br />

dies zu tun.<br />

Was steht für Russland auf dem Spiel?<br />

Die mächtigste Interessengruppe in diesem Informationskrieg ist nach wie vor die<br />

fossile Industrie. Sie finanziert nicht nur die Klimaleugnung, sondern auch den aus<br />

ihr entwachsenen Rechtsnationalismus. Dazu ein paar Zahlen: Allein 2015 g<strong>ab</strong>en<br />

Shell und Exxon Mobil zusammen mit den großen Öl-Handelsassoziationen mehr als<br />

hundert Millionen Dollar für Lobbyarbeit gegen Klimagesetzgebung aus. Die Koch-<br />

Brüder – Besitzer des fossilen Koch-Imperiums und eines geschätzten Vermögens<br />

von 100 Milliarden Dollar – sollen in den letzten Jahren 400 Millionen Dollar<br />

investiert h<strong>ab</strong>en, um klimaskeptische Propaganda und rechte Meinungen zu<br />

verbreiten. Ihr Gebernetzwerk hatte 2016 ein Budget von sagenhaften 889 Millionen<br />

Dollar, um die Republikaner unter anderem mit PR und data-driven technology zu<br />

unterstützen. Im Internet existieren Tausende von Propaganda-Websites, Videos und<br />

Social-Media-Accounts, die den Klimawandel leugnen und die Wissenschaft in den<br />

Schmutz ziehen, meist mit dem Geld der fossilen Industrie.<br />

Als wäre das nicht genug, ist vor einigen Jahren Russland in den Informationskrieg<br />

eingetreten. Die fossile Supermacht verfügt zusammengenommen über die größten<br />

Kohle-, Öl- und Gasreserven der Welt. Zurzeit macht fossile Energie zwei Drittel des<br />

russischen Exports aus. Nichts würde die Interessen des Landes stärker bedrohen als<br />

weitreichende Klimaschutzmaßnahmen und ein damit einhergehender fallender<br />

Ölpreis. Tatsächlich zeichnet sich neuerdings eine Konvergenz zwischen<br />

amerikanischen und russischen Interessen <strong>ab</strong>, eine fossile Koalition, die zum<br />

gemeinsamen Kampf gegen die liberale Klim<strong>ab</strong>ewegung und die Demokratie bläst.<br />

Für Russland ist es ein Kampf mit Waffen, die bereits zu Sowjetzeiten erprobt<br />

wurden. Eins der Hauptfelder des KGB war jahrzehntelang desinformazia – man<br />

brachte zum Beispiel das Gerücht in Umlauf, das HI-Virus sei eine Entwicklung der<br />

CIA. Nachdem die Desinformationsmaschinerie mit der Auflösung der Sowjetunion<br />

für einige Jahre ihre Daseinsberechtigung verloren hatte, kommt Russland Ende der<br />

nuller Jahre wieder auf den Geschmack, den Westen mit Propaganda zu überziehen.<br />

Die Macht der Medienmanipulation<br />

Einer der Vordenker der neuen Propaganda ist Anatoly Tsyganok, ein einflussreicher<br />

Moskauer Militärstratege. Vor dem Hintergrund seiner Analyse, dass im 21.<br />

Jahrhundert womöglich keine großen Armeen aufeinanderprallen werden, sondern<br />

Guerilla-Operationen und Cyberkriege an Bedeutung gewinnen, schreibt er 2008,


ussische "Informationstruppen" müssten dafür ausgebildet werden, "Propaganda,<br />

Desinformation und Kooperationen mit internationalen Medien zu betreiben". Ein<br />

Jahr später hat man bei Russia Today TV umgeschaltet: Aus einem harmlosen<br />

Sender, der 2005 gegründet wurde, um die schönen Seiten Russlands zu zeigen, ist<br />

ein Kampfkanal geworden, der die offene Gesellschaft des Westens unter Beschuss<br />

nimmt. 2013 überschreitet RT, wie er nun heißt, als erster Informationskanal auf<br />

YouTube die Grenze von einer Milliarde Views.<br />

Ein 2011 in Russland publiziertes Handbuch mit dem Titel Information-<br />

Psychological War Operations: A Short Encyclopedia and Reference Guide für<br />

angehende Informationskrieger erläutert, dass Informationswaffen ähnlich einer<br />

"unsichtbaren Strahlung" wirken: "Die Bevölkerung merkt nicht einmal, dass auf sie<br />

eingewirkt wird, darum aktiviert der Staat auch nicht seine Mechanismen der<br />

Selbstverteidigung." Man kann rückblickend sagen, dass in diesem Handbuch auch<br />

das Drehbuch der letzten Jahre steckt – und dass erst im US-Wahlkampf und mit<br />

dem Sieg Donald Trumps die "unsichtbare Strahlung" russischer<br />

Medienmanipulation erkennbar und in ihrem Ausmaß <strong>ab</strong>schätzbar wird.<br />

Laut Mark Warner, dem führenden Demokraten im Geheimdienstausschuss des US-<br />

Senats, kämpften nicht weniger als 1.000 bezahlte Internet-Trolle aus russischen<br />

Einrichtungen im amerikanischen Wahlkampf und entfachten eine<br />

Gegenöffentlichkeit, die es ohne sie nie gegeben hätte. D<strong>ab</strong>ei ist der Vorgang meist<br />

simpel: Polarisierende Texte und Bilder werden ins Netz gestellt – zum Beispiel"Stop<br />

Islamization of Texas" –, und dann wird mit oft automatisierten Retweets, Views und<br />

Likes suggeriert, dass eine breite Masse der Bevölkerung hinter den Inhalten steht.<br />

Wie kommt man aus der Einkesselung heraus?<br />

Auf Twitter veröffentlichten die russischen Propagandisten 1,4 Millionen Tweets<br />

mittels 2.752 menschlich gesteuerter Accounts und 36.000 Bots. Auf Facebook und<br />

Instagram erreichten ihre Inhalte knapp 150 Millionen Amerikaner. Bei Google<br />

wurden Webseiten und Fake-News millionenfach auf Platz eins der Suchergebnisse<br />

gedrückt. Auf YouTube veröffentlichten russische Informationskrieger 1108<br />

Propagandavideos mit 43 Stunden Inhalt. Allein das Video How 100% of the 2015<br />

Clintons’ charity went to themselves von RT wurde mehr als neun Millionen Mal<br />

geklickt. Und der Geheimdienstausschuss fürchtet, dass dies "nur die Spitze des<br />

Eisbergs" ist.<br />

Russland hat seine Tätigkeit nicht auf die USA beschränkt, sondern mit denselben<br />

Mitteln auch die europäischen Rechtsnationalisten und Klimaleugner unterstützt und<br />

sich in europäische Wahlen eingemischt, vom Brexit bis hin zum Referendum über<br />

die katalanische Un<strong>ab</strong>hängigkeit, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Den bislang<br />

größten Sieg im Informationskrieg hat das Land natürlich mit dem Hacking der E-<br />

Mails von Demokraten im US-Wahlkampf und dem folgenden vermeintlichen<br />

Skandal um Hillary Clinton erfochten. Das Muster g<strong>ab</strong>en die 2009 erfolgten Hacks<br />

<strong>ab</strong>, die zu Climategate führten. Die Daten wurden damals zuerst auf einem russischen<br />

Server hochgeladen, es war, aller Wahrscheinlichkeit nach, der erste Streich im<br />

russischen Informationskrieg.<br />

Es wird Zeit für ein Heer von Aufklärern<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich geht es hier nicht nur um einen<br />

medialen Spuk. Natürlich steht hinter jedem medialen Spuk ein mehr oder minder


handfestes politisches Unbehagen bei denen, die an diesen Spuk glauben. Natürlich<br />

hat der Rechtspopulismus eine politische Grundlage. Nur: Wie sich ein politisches<br />

Unbehagen in der Gesellschaft äußert, in welche Bahnen es kanalisiert wird, ob es<br />

sich konstruktiv oder rein destruktiv äußert, das ist weitgehend eine Frage des<br />

medialen Umgangs mit diesem Unbehagen. Daher ist die Gesamtlage für die offene<br />

Gesellschaft äußerst brisant. Sie hat es mit Rechtsnationalisten und Klimaleugnern zu<br />

tun, die in ihrem Kampf gegen das wissenschaftliche Weltbild und die liberalen<br />

Medien auf die nahezu unendlichen finanziellen Reserven der fossilen Industrien in<br />

Russland und den USA zurückgreifen können. Die offene Gesellschaft ist in einen<br />

Zweifrontenkrieg geraten.<br />

Wie kommt man aus der Einkesselung heraus?<br />

Indem die Dramatik der Situation erkannt wird, auch von der Politik. Der viel<br />

beschworene Cyberkrieg ist längst im Gange. Geführt wird er nicht nur mit<br />

Computerviren und Hackerangriffen in der militärischen Geosphäre – etwa nach<br />

dem Modell des Angriffs durch den Computerwurm Stuxnet, mit dem 2010 die<br />

Infrastruktur des iranischen Atomprogramms s<strong>ab</strong>otiert wurde. Er spielt sich in der<br />

Psychosphäre <strong>ab</strong> – als Angriff auf die Infrastruktur der Vernunft. Darauf müsste der<br />

Staat mit einer Finanzierung und Professionalisierung der Zivilgesellschaft, mit<br />

einem Heer von Aufklärern reagieren, die Fake-News enttarnen und es mit den Troll-<br />

Armeen der fossilen Propagandisten aufnehmen können.<br />

Der wichtigste Schritt: eine Energiewende<br />

vorantreiben<br />

In einem weiteren Schritt wäre Aufklärung wichtig, die den Bürgern in Zukunft<br />

ermöglichte, Fake-News zu erkennen. Allerdings sollte man nicht verkennen, dass die<br />

mediale Manipulation tiefer geht, unterhalb des Wissens ansetzt. Dass Echokammern<br />

nicht bloß aufgrund von Bildungslücken entstehen, sondern über Gefühlsansteckung<br />

und Identitätsangebote. Wenn es also etwas zu bilden gibt, dann liberale Netz-<br />

Kampagnen, die dem Individuum ein attraktiveres Angebot als die Hetz-<br />

Communities machen: nämlich Teil einer weitaus größeren und schöneren Bewegung<br />

zu sein. Was sich bilden sollte, ist ein Aufstand der Zivilgesellschaft in den sozialen<br />

Medien, bis hinein in die Kommentare unter Online-Artikeln, die zurzeit oftmals von<br />

den rechten Propagandisten gekapert werden.<br />

Der dritte Schritt betrifft die sozialen Medien selbst. Wenn Netzwerke wie Facebook<br />

und Twitter eine neue Form von Öffentlichkeit darstellen, dann müssen diese<br />

Unternehmen auch Verantwortung für sie tragen. Nur eindeutig rassistische Hetze<br />

oder drastischste Aufrufe zu Gewalt zu unterbinden reicht nicht mehr. Sie müssten<br />

sich zu einem journalistischen Ethos bekennen und redaktionelle Standards<br />

implementieren, von Faktenchecks bis zur Quellenforschung. In einem vierten Schritt<br />

müsste man mit den Rechtsnationalisten und Klimaleugnern finanziell gleichziehen.<br />

Donald Trump wird von Online-Medien wie Breitbart News unterstützt, ein<br />

Nachrichtenportal, das der rechtsradikale Milliardär Robert Mercer aus dem Boden<br />

gestampft hat. Die amerikanischen Zeitungen h<strong>ab</strong>en hingegen zwischen 2001 and<br />

2016 die Hälfte ihrer Mitarbeiter und 70 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt. Es ist gut<br />

und notwendig, dass Philanthropen Millionen von Dollar in Malarianetze und andere<br />

Formen der Bekämpfung globaler Gesundheitsgefahren stecken. Doch könnten sie<br />

nicht zugleich in die Kommunikationsnetze der offenen Gesellschaft investieren?


Der letzte und wichtigste Schritt <strong>ab</strong>er bleibt: weltweit die Energiewendevorantreiben.<br />

Sie dreht der fossilen Industrie, den Rechtsnationalisten und Klimaleugnern den<br />

Geldhahn zu. Dies könnte schneller gehen, als es den alten Eliten lieb sein kann.<br />

Einen Nachruf auf das fossile Zeitalter und seine letzte Blüte, den fossil geschmierten<br />

Informationskrieg, sollten seriöse Medienhäuser schon mal in Auftrag geben.


Ein Angriff auf globale Patente<br />

Joseph Stiglitz definiert das geistige Eigentum in Zeiten der globalen<br />

Weltwirtschaft völlig neu.<br />

Quelle: Handelsblatt<br />

Der Autor ist Nobelpreisträger für Ökonomie, Professor an der<br />

Columbia University. Co-Autoren sind: Dean Baker, Mitgründer des<br />

Center for Economic and Policy Research, und Arjun Jayadev,<br />

Direktor des Forschungs-zentrums an der Azim Premji University und<br />

Professor für Ökonomie an der Azim Premji University und der<br />

University of Massachusetts. Sie erreichen sie unter:<br />

gastautor@handelsblatt.com<br />

Zitate aus dem Artikel<br />

Die von den hochentwickelten Ländern bevorzugten Normen in Bezug<br />

auf geistiges Eigentum sind in der Regel nicht darauf ausgelegt,<br />

<strong>Innovation</strong> und wissenschaftlichen Fortschritt im größtmöglichen<br />

Maße zu fördern, sondern sollen die Gewinne der großen<br />

Pharmakonzerne und anderer, die imstande sind, die<br />

Handelsverhandlungen zu beeinflussen, maximieren. Es überrascht<br />

daher nicht, dass große Entwicklungsländer mit starker industrieller<br />

Basis – wie Südafrika, Indien und Brasilien – den Gegenangriff<br />

anführen.<br />

Diese Länder nehmen d<strong>ab</strong>ei vor allem die offensichtlichste<br />

Manifestation der Ungerechtigkeit des aktuellen Systems ins Visier:<br />

die Zugriffsmöglichkeit auf lebenswichtige Medikamente. In Indien<br />

schuf 2005 eine Gesetzesnovelle einen einzigartigen Mechanismus,<br />

um das Gleichgewicht wiederherzustellen, wieder für Fairness bei den<br />

Patentierungsrichtlinien zu sorgen und so den Zugriff auf<br />

Medikamente zu gewährleisten.<br />

Die wirtschaftlichen Institutionen und Gesetze zum Schutze von<br />

Wissen in den hochentwickelten Ländern sind unzureichend, um die<br />

globale Wirtschaftsaktivität zu regeln, und sie sind schlecht geeignet,<br />

die Bedürfnisse der Entwicklungsländer und Schwellenmärkte zu<br />

erfüllen. Tatsächlich sind sie der Erfüllung grundlegender<br />

menschlicher Bedürfnisse wie einer angemessenen<br />

Gesundheitsversorgung <strong>ab</strong>träglich.


Das zentrale Problem ist, dass Wissen ein (globales) öffentliches Gut<br />

ist, sowohl im technischen Sinne, dass die Grenzkosten für jemanden,<br />

der es verwendet, null sind, und in dem allgemeineren Sinne, dass eine<br />

Ausweitung des Wissens das Wohl der Menschen steigert. Deshalb<br />

besteht die Befürchtung, dass der Markt nicht genug Wissen zur<br />

Verfügung stellt und keine ausreichenden Anreize zur Forschung<br />

gesetzt werden.<br />

Im gesamten Verlauf des späten 20. Jahrhunderts herrschte die<br />

Ansicht vor, man könne diesem Marktversagen am besten durch<br />

Einführung eines zweiten begegnen: mit privaten Monopolen, die<br />

durch die strikte Durchsetzung stringenter Patente geschaffen wurden.<br />

Doch der Schutz privaten geistigen Eigentums ist nur ein Weg, um das<br />

Problem der Förderung und Finanzierung von Forschung zu lösen,<br />

und er hat sich selbst für die hochentwickelten Länder als unerwartet<br />

problematisch erwiesen.<br />

Ein immer dichteres Patentdickicht in einer Welt von Produkten, die<br />

Tausende von Patenten erfordern, behindert die <strong>Innovation</strong> manchmal<br />

auch, und teilweise sind die Anwaltskosten höher als die<br />

Forschungsausg<strong>ab</strong>en. Zudem ist die Forschung häufig nicht darauf<br />

ausgerichtet, neue Produkte herzustellen, sondern darauf, die durch<br />

das Patent gewährte Monopolmacht zu vergrößern, auszuweiten und<br />

einzusetzen.<br />

Das aktuelle System zum Schutz geistigen Eigentums ist nicht<br />

aufrechtzuerhalten. Die Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts wird sich<br />

von der des 20. Jahrhunderts auf mindestens zwei wichtige Weisen<br />

unterscheiden. Erstens werden Volkswirtschaften wie Südafrika,<br />

Indien und Brasilien erheblich an Gewicht gewinnen. Zweitens wird<br />

auf die „Weightless Economy“ die Wirtschaft der Ideen, Kenntnisse<br />

und Informationen – ein wachsender Anteil der Produktionsleistung<br />

entfallen, und zwar gleichermaßen in den entwickelten wie in den<br />

Entwicklungsländern.<br />

Die die „Steuerung“ des globalen Wissens betreffenden Regeln<br />

müssen sich ändern, um diese neuen Realitäten widerzuspiegeln. Ein<br />

System zum Schutz des geistigen Eigentums, das vor einem<br />

Vierteljahrhundert von den hochentwickelten Ländern auf politischen<br />

Druck einiger Branchen in diesen Ländern festgelegt wurde, hat heute<br />

wenig Sinn.


Die Maximierung der Gewinne einiger weniger zulasten der globalen<br />

Entwicklung und des Gemeinwohls hat schon damals wenig Sinn<br />

geh<strong>ab</strong>t – außer unter dem Gesichtspunkt der Machtdynamik der<br />

damaligen Zeit.<br />

Diese Dynamik ändert sich nun, und die<br />

Schwellenländervolkswirtschaften sollten eine Vorreiterrolle d<strong>ab</strong>ei<br />

übernehmen, ein ausgewogenes System zum Schutz geistigen<br />

Eigentums zu schaffen, das die Bedeutung von Wissen für die<br />

Entwicklung, das Wachstum und das Gemeinwohl anerkennt.<br />

Wichtig ist deshalb nicht nur die Erzeugung von Wissen, sondern<br />

auch, dass es auf eine Weise genutzt werden kann, die der Gesundheit<br />

und dem Wohlbefinden der Menschen Vorrang einräumt vor den<br />

Profiten der Konzerne. Südafrikas potenzielle Entscheidung, den<br />

Zugriff auf Medikamente zu ermöglichen, könnte ein wichtiger<br />

Meilenstein auf dem Weg hin zu diesem Ziel sein.


Fünf Lügen<br />

Mit welchen Argumenten die Rentiers (Konzerne/ Investoren/<br />

Spekulanten) ihre enormen Reichtümer rechtfertigen<br />

von Guy Standing<br />

Wir leben im Zeitalter des Rentier-Kapitalismus. Dieser stellt den krisenhaften<br />

Höhepunkt eines globalen Transformationsprozesses dar, der alle<br />

prokapitalistischen Argumente entkräftet. Denn das System, das sich da<br />

herausgebildet hat, ist grundlegend anders, als seine Fürsprecher behaupten. Sie<br />

tragen das Glaubensbekenntnis zur „Freiheit der Märkte“ vor sich her und geben<br />

vor, diese weiter ausbauen zu wollen. Das ist nicht wahr. Die gegenwärtige<br />

Marktwirtschaft ist ganz und gar unfrei.<br />

Wie können Politiker behaupten, wir hätten ein System marktwirtschaftlicher<br />

Freiheit, wenn Unternehmen durch Patente 20 Jahre lang Monopoleinkünfte<br />

einfahren können und damit jeglichen Wettbewerb verhindern? Wie können sie<br />

von freien Märkten sprechen, wenn das Urheberrecht noch 70 Jahre nach dem<br />

Tod des Urhebers dessen Erben ein garantiertes Einkommen zuspricht? Aber<br />

statt diese und andere Negationen der Freiheit des Markts zu unterbinden,<br />

schaffen die Staaten Regeln, die sie noch verstärken.<br />

Das System der Einkommensverteilung des 20. Jahrhunderts ist<br />

zusammengebrochen. Seit den 1980er Jahren geht in den meisten wichtigen<br />

Volkswirtschaften ein immer geringerer Anteil des Gesamteinkommens an die<br />

Erwerbstätigen. Die durchschnittlichen Reallöhne stagnieren oder sind sogar<br />

rückläufig. Heute häuft eine winzige Minderheit von Menschen und<br />

Unternehmen einen gigantischen Reichtum an, und zwar nicht durch „harte<br />

Arbeit“ oder produktive Tätigkeit, sondern durch sogenannte<br />

Renteneinkommen.<br />

Rentiers beziehen ihre Einkünfte aus dem Besitz knapper oder künstlich knapp<br />

gehaltener Vermögenswerte. Am bekanntesten sind die Renteneinnahmen aus<br />

Grund und Boden, Häusern, Rohstoffen oder Finanzinvestitionen. Aber auch<br />

andere Quellen spielen eine immer wichtigere Rolle: Schuldzinsen, die an die<br />

Kreditgeber gehen, Erträge aus „geistigem Eigentum“, Renditen aus<br />

Kapitalanlagen, überhöhte Profite aus Monopolunternehmen, Einkünfte aus<br />

Subventionen oder auch Gewinne von Finanzvermittlern aus Geschäften mit<br />

Dritten.<br />

John Maynard Keynes (1883–1946) tat den Rentier als „funktionslosen<br />

Investor“ <strong>ab</strong>, der seine Einnahmen ausschließlich durch sein Eigentum an<br />

Kapital erziele, dessen „Knappheitswert“ er ausnutze. In seiner bahnbrechenden


„Allgemeinen Theorie“ von 1936 kam -Keynes zu dem Schluss, die<br />

zunehmende Ausbreitung der Kapitalismus werde „für die Rentiers das<br />

langsame Aus bedeuten und folglich auch für die wachsende repressive Macht<br />

der Kapitalisten, den Knappheitswert des Kapitals auszunutzen“.1 Nun, 90 Jahre<br />

später, sind die Rentiers alles andere als ausgestorben; sie sind vielmehr die<br />

wesentlichen Nutznießer des modernen Kapitalismus.<br />

Als sich in den 1980er Jahren der Neoliberalismus durchsetzte, wurde der<br />

Begriff der Wettbewerbsfähigkeit zur fixen Idee: Ein Land könne nur dann hohe<br />

Wachstumsraten erzielen, wenn es wettbewerbsfähiger sei als das andere. Das<br />

bedeutet niedrigere Produktionskosten und eine höhere Rent<strong>ab</strong>ilität als bei der<br />

„Konkurrenz“ sowie geringere Steuern für potenzielle Investoren.<br />

Die klassische politische Ökonomie setzt auf den Handel mittels „komparativer<br />

Kostenvorteile“: Einzelne Länder sollen sich auf die Güter und Dienstleistungen<br />

spezialisieren, die sie effizienter als andere produzierten. Doch nun hieß es, dass<br />

alle Länder in denselben -Dingen die anderen übertrumpfen müssen.<br />

Es ging jetzt darum, ausländische Investitionen anzuziehen und zu halten, die<br />

Exporte zu steigern und die Importe einzuschränken. Das rechtfertigte die<br />

Senkung direkter Steuern, insbesondere auf Kapital, und Subventionen für<br />

Investoren. Konzerne und Finanziers wirkten mit ihrer ganzen Macht auf<br />

Regierungen und internationale Finanzinstitutionen ein, einen globalen<br />

institutionellen und regulatorischen Rahmen zu schaffen, der den Eliten die<br />

Maximierung ihres Renteneinkommens ermöglichen sollte. Die Behauptung, der<br />

globale Kapitalismus basiere auf freien Märkten, ist somit die erste Lüge des<br />

Rentier-Kapitalismus.<br />

Seit 1995 das für alle Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO)<br />

verbindliche „Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des<br />

geistigen Eigentums“ (Trips) ver<strong>ab</strong>schiedet wurde, gehören die gewerblichen<br />

Schutz- und Urheberrechte zu den wichtigsten Quellen von Rentier-<br />

Einkommen. Diese beruhen auf der Marktmacht von Warenzeichen,<br />

Urheberrechten, Geschmacksmusterrechten, geschützten geografischen<br />

Ang<strong>ab</strong>en, Geschäftsgeheimnissen und Patenten. Wissensintensive Industrien,<br />

die heute rund 30 Prozent der globalen Produktion ausmachen, erzielen heute<br />

ebenso hohe Gewinne aus geistigen Eigentumsrechten wie aus der Produktion<br />

von Gütern oder Dienstleistungen. Ermöglicht wurde dies durch das Überlassen<br />

von Wissensmonopolen an private Interessenten, was diesen gestattet, den<br />

Zugang zu Wissen zu beschränken und den Preis dieses Wissens – und so auch<br />

der damit erstellten Produkte und Dienstleistungen – zu erhöhen.<br />

Die Behauptung, geistige Eigentumsrechte würden Unternehmer und Investoren<br />

ermutigen, Risiken einzugehen, ist die zweite Lüge des Rentier-Kapitalismus.


Viele patentierte Erfindungen beruhen auf öffentlich geförderter Forschung. Die<br />

Rechnung zahlt also die Allgemeinheit über Steuern, über höhere Preise für<br />

patentierte Produkte und aufgrund des Verlusts geistiger Gemeingüter.<br />

Ohnehin sind die meisten Innova-tionen, die dank der Patente hohe Erträge<br />

<strong>ab</strong>werfen, das Ergebnis einer ganzen Reihe von Ideen und Experimenten, hinter<br />

denen zahlreiche Einzelpersonen oder Gruppen stehen. Der Beitrag, den etwa<br />

Bill Gates zum technologischen Fortschritt geleistet hat, gleicht einem<br />

Kieselstein am Fuß des Felsens von Gibraltar. Dass man ihm und seinesgleichen<br />

den ganzen Felsen überlässt, ist moralisch nicht zu begründen.<br />

Zudem werden viele Patente gar nicht angemeldet, um sie tatsächlich zu nutzen,<br />

sondern nur, um zu verhindern, dass andere mit den Ideen etwas anfangen. Das<br />

geht so weit, dass herrschende Konzerne tausende von Patenten <strong>ab</strong>saugen und<br />

damit Monopoleinkommen generieren, die zu einer regelrechten Geldlawine<br />

anwachsen.<br />

Die dritte Lüge des Rentier-Kapitalismus lautet, dass die institutionelle Struktur<br />

des Kapitals, die das Zeitalter der Globalisierung hervorgebracht hat, „gut für<br />

das Wachstum“ sei. Das Gegenteil trifft zu: Diese Struktur hat das<br />

Wirtschaftswachstum eher behindert. Und da, wo ein Wachstum zu verzeichnen<br />

war, war es weniger nachhaltig und mit steigenden ökologischen Kosten<br />

verbunden, die zu einem erheblichen Teil auf die Mechanismen der Rentier-<br />

Ökonomie zurückgehen.<br />

Das gilt speziell für die mittlerweile mehr als 3000 Handels- und<br />

Investitions<strong>ab</strong>kommen, für deren investitionsfördernde Wirkung es keinerlei<br />

Belege gibt. Die meisten Untersuchungen h<strong>ab</strong>en nur eine schwache oder gar<br />

keine Korrelation zwischen solchen interna-tio-nalen Verträgen und den<br />

Investitionsströmen feststellen können. Auch zwischen der Öffnung für<br />

ausländische Investitionen und Wirtschaftswachstum besteht kein nennenswerter<br />

Zusammenhang, wohl <strong>ab</strong>er zwischen diesen Investitionen und finanzieller<br />

Inst<strong>ab</strong>ilität.<br />

Die vierte Lüge des Rentier-Kapitalismus ist die Behauptung, die Gewinne<br />

spiegelten die Effizienz des Managements und seien die Antwort auf dessen<br />

Risikobereitschaft. In Wirklichkeit kommen die höheren Gewinne nur den<br />

Beziehern von Renteneinkommen zugute. Und ein Großteil dieser Gewinne hat<br />

mit Finanzanlagen zu tun oder mit geistigen Eigentumsrechten oder den<br />

vielfältigen Subventionen zugunsten des Kapitals.<br />

Auf die Spitze getrieben wird diese Bevorzugung mit dem undemokratischen<br />

Investor-Staat-Streitschlichtungsverfahren (ISDS), das multinationalen<br />

Konzernen eine Art Versicherung gegen jegliche Änderungen der


Regierungspolitik bietet, die ihre Gewinne schmälern könnten. Wie krass die<br />

Privilegierung der Kapitalseite ist, wird uns klar, sobald wir uns vorstellen, dass<br />

jeder einfache Bürger ein Klagerecht gegen die Regierung hätte, wenn eine<br />

politische Maßnahme sich negativ auf sein Einkommen auswirkt.<br />

Eine weitere Quelle für Rentier- Einkommen eröffnet der moderne Online<br />

Kapitalismus, wie ihn zum Beispiel der Taxidienst Uber oder die<br />

Helfervermittlung TaskR<strong>ab</strong>bit verkörpern. Durch Dienstleistungsunternehmen<br />

dieser Art wird der Arbeitsmarkt vollkommen umgekrempelt: auf direkte Weise,<br />

indem Arbeit für Millionen von Auftragnehmern generiert wird, und indirekt<br />

durch die Auswirkungen auf die Dienstleister, in deren Geschäftsfelder die<br />

neuen Anbieter eindringen.<br />

Die Profitmaximierung der Onlineplattformen beruht einerseits auf dem Besitz<br />

eines technologischen Apparats, der durch Patente und andere geistige<br />

Eigentumsrechte geschützt ist. Und andererseits auf der zusätzlichen<br />

Ausbeutung der Arbeitskräfte, die 20 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen an die<br />

Vermittler <strong>ab</strong>geben müssen. Die Betreiber von Unternehmen wie Uber sind<br />

Rentiers im klassischen Sinne, die viel Geld verdienen und dafür wenig tun<br />

müssen – wie sie selbst zugeben, wenn sie versichern, dass sie lediglich die<br />

Technologie bereitstellen, um Kunden und „selbst-stän-dige“ Dienstleister<br />

zusammenzubringen.<br />

Auch hier zeigt sich also der Trend, dass die Arbeitseinkommen für das<br />

Prekariat sinken, während die Rentier- Einkommen steigen. Damit sind wir bei<br />

der fünften Lüge des Rentier-Kapitalismus: Arbeit sei der beste Weg aus der<br />

Armut. Dass das eine Lüge ist, kann tagtäglich eine Armee von<br />

Scheinselbstständigen und das Prekariat als Ganzes bezeugen.<br />

Was folgt daraus? Das verdiente Ende des Rentiers, von dem Keynes vorzeitig<br />

gesprochen hat, steht als Herausforderung an. Sie ist groß, <strong>ab</strong>er sie ist zu<br />

bewältigen. Sie erfordert ein neues System der Einkommensverteilung, wozu<br />

unter anderem ein Grundeinkommen gehört, das aus einer Abg<strong>ab</strong>e auf alle<br />

Formen von Renteneinkommen finanziert wird. Wenn das nicht gelingt, steht<br />

uns ein dunkles Zeitalter bevor. Sollte das Profitstreben der Rentiers nicht<br />

eingedämmt und das Bedürfnis nach einer wirtschaftlichen Grundsicherung für<br />

alle nicht anerkannt und erfüllt werden, sind hässliche politische<br />

Auseinandersetzungen unvermeidlich.<br />

1 „The General Theory of Employment, Interest and Money“, London<br />

(Macmillan) 1936, nbn-resolving.de/urn:nbn:de:s2w-12174). Deutsch:<br />

„Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“, Berlin<br />

(Duncker & Humblot) 2017.


Aus dem Englischen von Nicola Liebert<br />

Guy Standing ist Professor für Entwicklungspolitik an der University of<br />

London. Autor von: „Eine Charta des Prekariats“, Münster (Unrast-Verlag)<br />

2016. Dieser Text erschien erstmals im Oktober 2016 auf<br />

www.social-europe.eu.<br />

© Social Europe; für die deutsche Übersetzung: Le Monde diplomatique, Berlin<br />

Le Monde diplomatique vom 09.11.2017, Guy Standing


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im Rahmen von Google Analytics von Ihrem Browser übermittelte IP-Adresse wird nicht mit<br />

anderen Daten von Google zusammengeführt. Sie können die Speicherung der Cookies durch eine


entsprechende Einstellung Ihrer Browser-Software verhindern; wir weisen Sie jedoch darauf hin,<br />

dass Sie in diesem Fall gegebenenfalls nicht sämtliche Funktionen dieser Website vollumfänglich<br />

werden nutzen können. Sie können darüber hinaus die Erfassung der durch das Cookie erzeugten<br />

und auf Ihre Nutzung der Website bezogenen Daten (inkl. Ihrer IP-Adresse) an Google sowie die<br />

Verarbeitung dieser Daten durch Google verhindern, indem sie das verfügbare Browser-Plugin<br />

herunterladen und installieren.<br />

Datenschutzerklärung für den Webanzeigendienst Google Adsense<br />

Diese Website benutzt Google Adsense, einen Webanzeigendienst der Google Inc., USA ("Google").<br />

Google Adsense verwendet sog. "Cookies" (Textdateien), die auf Ihrem Computer gespeichert<br />

werden und die eine Analyse der Benutzung der Website durch Sie ermöglicht. Google Adsense<br />

verwendet auch sog. "Web Beacons" (kleine unsichtbare Grafiken) zur Sammlung von<br />

Informationen. Durch die Verwendung des Web Beacons können einfache Aktionen wie der<br />

Besucherverkehr auf der Webseite aufgezeichnet und gesammelt werden. Die durch den Cookie<br />

und/oder Web Beacon erzeugten Informationen über Ihre Benutzung diese Website (einschließlich<br />

Ihrer IP-Adresse) werden an einen Server von Google in den USA übertragen und dort gespeichert.<br />

Google wird diese Informationen benutzen, um Ihre Nutzung der Website im Hinblick auf die<br />

Anzeigen auszuwerten, um Reports über die Websiteaktivitäten und Anzeigen für die<br />

Websitebetreiber zusammenzustellen und um weitere mit der Websitenutzung und der<br />

Internetnutzung verbundene Dienstleistungen zu erbringen. Auch wird Google diese Informationen<br />

gegebenenfalls an Dritte übertragen, sofern dies gesetzlich vorgeschrieben oder soweit Dritte diese<br />

Daten im Auftrag von Google verarbeiten. Google wird in keinem Fall Ihre IP-Adresse mit anderen<br />

Daten der Google in Verbindung bringen. Das Speichern von Cookies auf Ihrer Festplatte und die<br />

Anzeige von Web Beacons können Sie verhindern, indem Sie in Ihren Browser-Einstellungen "keine<br />

Cookies akzeptieren" wählen (Im MS Internet-Explorer unter "Extras > Internetoptionen ><br />

Datenschutz > Einstellung"; im Firefox unter "Extras > Einstellungen > Datenschutz > Cookies");<br />

wir weisen Sie jedoch darauf hin, dass Sie in diesem Fall gegebenenfalls nicht sämtliche Funktionen<br />

dieser Website voll umfänglich nutzen können. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich<br />

mit der Bearbeitung der über Sie erhobenen Daten durch Google in der zuvor beschriebenen Art<br />

und Weise und zu dem zuvor benannten Zweck einverstanden.<br />

Datenschutzerklärung für das soziale Netzwerk Google Plus<br />

Diese Webseite verwendet die sog. „G +1“-Schaltfläche des sozialen Netzwerkes Google Plus,<br />

welches von der Google Inc., 1600 Amphitheatre Parkway, Mountain View, CA 94043, United<br />

States betrieben wird („Google“). Die Schaltfläche ist an dem Zeichen „G +1“ zu erkennen. Wenn<br />

Sie bei Google Plus registriert sind, können Sie mit der „G +1“ Schaltfläche Ihr Interesse an<br />

unserer Webseite ausdrücken und Inhalte von unserer Webseite auf Google Plus teilen. In dem<br />

Falle speichert Google sowohl die Information, dass Sie für einen unserer Inhalte ein „G +1“<br />

gegeben h<strong>ab</strong>en, als auch Informationen über die Seite, die Sie d<strong>ab</strong>ei angesehen h<strong>ab</strong>en. Ihre „G<br />

+1“ können möglicherweise zusammen mit Ihrem Namen (ggf. auch mit Foto - soweit vorhanden)<br />

bei Google Plus in weiteren Google-Diensten, wie der Google Suche oder Ihrem Google-Profil,<br />

eingeblendet werden.<br />

Zweck und Umfang der Datenerhebung und die weitere Verarbeitung und Nutzung der Daten durch<br />

Google sowie Ihre diesbezüglichen Rechte und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer<br />

Privatsphäre entnehmen Sie bitte Googles Datenschutzhinweisen.<br />

Datenschutzerklärung für Google Maps von Google Inc.<br />

Diese Website verwendet die „Google Maps und Routenplaner“- Funktion der Google Inc., 1600<br />

Amphitheatre Parkway, Mountain View, CA 94043, United States („Google“), um geographische<br />

Informationen und Anfahrtrouten darzustellen bzw. zu berechnen. Durch Google Maps können<br />

Daten über Ihre Nutzung dieser Webseite an Google übertragen, erhoben und von Google genutzt<br />

werden. Sie können eine solche Datenübertragung verhindern, wenn Sie in Ihrem Browser<br />

„Javascript“ deaktivieren. In dem Falle können <strong>ab</strong>er keine Karten angezeigt werden. Durch die<br />

Nutzung dieser Webseite und die Nichtdeaktivierung von „Javascript“ erklären Sie Ihr<br />

Einverständnis, dass Sie mit der Bearbeitung Ihrer Daten durch Google zum obigen Zwecke<br />

einverstanden sind.<br />

Datenschutzerklärung für die Nutzung von dem Webmessagedienst twitter.com<br />

Wir h<strong>ab</strong>en auf unserer Webseite auch den Webmessagedienst twitter.com integriert. Dieser wird<br />

durch die Twitter Inc., 1355 Market St, Suite 900, San Francisco, CA 94103, USA bereitgestellt.<br />

Twitter bietet die sog. „Tweet“ – Funktion an. Damit kann man 140 Zeichen lange Nachrichten<br />

auch mit Webseitenlinks in seinem eigenen Twitteraccount veröffentlichen. Wenn Sie die „Tweet“-<br />

Funktion von Twitter auf unseren Webseiten nutzen, wird die jeweilige Webseite mit Ihrem Account<br />

auf Twitter verknüpft und dort ggf. öffentlich bekannt gegeben. Hierbei werden auch Daten an


Twitter übertragen.<br />

Von dem Inhalt der übermittelten Daten und deren Nutzung durch Twitter erhalten wir keine<br />

Kenntnis. Konsultieren Sie daher für weitere Informationen die Datenschutzerklärung von Twitter.<br />

Twitter bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Datenschutzeinstellungen selbst festzulegen.<br />

Auskunftsrecht<br />

Sie h<strong>ab</strong>en das jederzeitige Recht, sich unentgeltlich und unverzüglich über die zu Ihrer Person<br />

erhobenen Daten zu erkundigen. Sie h<strong>ab</strong>en das jederzeitige Recht, Ihre Zustimmung zur<br />

Verwendung Ihrer angegeben persönlichen Daten mit Wirkung für die Zukunft zu widerrufen. Zur<br />

Auskunftserteilung wenden Sie sich bitte an den Anbieter unter den Kontaktdaten im Impressum.<br />

5. Besondere Nutzungsbedingungen<br />

Soweit besondere Bedingungen für einzelne Nutzungen dieser Website von den vorgenannten<br />

Nummern 1. bis 4. <strong>ab</strong>weichen, wird an entsprechender Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen. In<br />

diesem Falle gelten im jeweiligen Einzelfall die besonderen Nutzungsbedingungen.<br />

Quelle: Jura Forum

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