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BuV - Business und Vermarktung Dez/Jan 2017-2018

Das neue BuV - mehr Auflage, größeres Gebiet, spannende News und Stories.

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Gesamtausgabe Ulm/Neu-Ulm, Biberach bis<br />

zum Bodensee, Memmingen, Günzburg,<br />

Heidenheim, Reutlingen, Göppingen – 2,80 €<br />

<strong>Business</strong> <strong>und</strong> <strong>Vermarktung</strong><br />

Die Welt entdecken,<br />

die Welt verändern<br />

Ministerpräsidenten-Gattin in Indien –<br />

<strong>und</strong> welche Rückschlüsse können<br />

wir daraus ziehen?<br />

TITELTHEMA<br />

#2+3<br />

DEZ/JAN<br />

<strong>2017</strong>/18<br />

Tendenz weiter positiv<br />

Wirtschaftliche Entwicklung<br />

der Region im Aufwind<br />

01<br />

4 148860 702804<br />

Sport ist Standortmarketing<br />

Was bringt der OrangeCampus<br />

der Ulmer Basketballer?<br />

Netzwerke<br />

Davon profitieren, aber richtig


- 3 -<br />

Editorial<br />

Viel Vergnügen beim Lesen von <strong>BuV</strong><br />

Ja, wir haben uns mit der neuen Ausgabe wieder etwas<br />

Zeit gelassen. Es ist aber auch wieder so verdammt viel<br />

passiert, dass wir unbedingt auf die neuesten Entwicklungen<br />

eingehen wollten. Gut, eine neue Regierung wird<br />

noch etwas auf sich warten lassen, wenngleich zwei der<br />

beteiligten Parteien richtig Bock aufs Regieren haben.<br />

Die andere beschäftigt sich lieber mit sich selbst <strong>und</strong><br />

kommt erst über Umwege zu den Ministerposten. Früher<br />

waren die noch erstrebenswert. Heutzutage reicht<br />

das Parteisoldaten-Gehalt offenbar auch so.<br />

Alles wächst <strong>und</strong> gedeiht, als wären wir schon im Frühling.<br />

Gemeint sind aber eher der B<strong>und</strong>estag (709 Abgeordnete)<br />

<strong>und</strong> weiterhin das Bruttosozialprodukt. Wobei<br />

hier wiederum zu sagen ist, dass die Störfeuer für die<br />

exportabhängige Wirtschaft am Horizont deutlich erkennbar<br />

werden. Stichworte sind unter anderem der Brexit<br />

<strong>und</strong> die Trump-eritis, zwei grassierende Krankheiten.<br />

Regional sehen wir den Nuxit als eine große Herausforderung,<br />

der – man beachte – vollkommen selbst kreiert<br />

wird, oder selbst verschuldet, ganz wie man will. Früher<br />

hatte man bei den Verwaltungen noch Probleme, heute<br />

muss man sie sich schon selber machen. Es wird einem<br />

eben nichts mehr geschenkt.<br />

Da freuen wir uns auf die Dauerbaustellen in vielen<br />

Städten der Region. Der Investitionsstau der vergangenen<br />

30 Jahre gehört endgültig der Vergangenheit an. Da<br />

würde auch der OrangeCampus der Ulmer Basketballer<br />

gut ins Szenario passen.<br />

„Bis zur nächsten Heftausgabe hab ich ihn eingeholt.“<br />

Passend waren in <strong>2017</strong> wieder Männerbärte. Früher ging<br />

in manchen Berufen ein Vollbart gar nicht, jetzt haben<br />

sogar viele Banker einen. Hat aber nur den Gr<strong>und</strong>, den<br />

Schaum vor dem M<strong>und</strong> zu verdecken. Aufgr<strong>und</strong> der Null-<br />

Zinsphase <strong>und</strong> der Überregulierung droht Deutschlands<br />

Banken- <strong>und</strong> Versicherungssystem zu destabilisieren.<br />

Herzlichst <strong>und</strong> ein ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> erfolgreiches <strong>2018</strong><br />

Ihr Thomas Kießling<br />

Das nächste <strong>BuV</strong> – <strong>Business</strong> <strong>und</strong> <strong>Vermarktung</strong><br />

ist in <strong>2017</strong> noch größer <strong>und</strong> stärker geworden. Zu den<br />

Gebieten Ulm/Neu-Ulm, Biberach, Memmingen,<br />

Günzburg, Heidenheim <strong>und</strong> Geislingen haben sich<br />

Göppingen, Reutlingen <strong>und</strong> der Ostalbkreis dazugesellt.<br />

Auch den neu Hinzugekommenen viel Vergnügen beim<br />

Lesen der neuen <strong>BuV</strong>-Ausgabe. Schreiben Sie uns gerne<br />

Ihre Meinung.<br />

Das nächste <strong>BuV</strong> erscheint am 27. April <strong>2018</strong>,<br />

Anzeigenschluss ist der 22. März <strong>2018</strong>.<br />

Bitte an den K-media & PR-Verlag<br />

Tel.: 0731 / 98 0 99 420<br />

Mails: info@kmedia<strong>und</strong>pr.de<br />

Auch auf Facebook, etc.:<br />

<strong>BuV</strong> – <strong>Business</strong> <strong>und</strong> <strong>Vermarktung</strong><br />

IMPRESSUM <strong>BuV</strong> – <strong>Business</strong> <strong>und</strong> <strong>Vermarktung</strong> © Idee, Herausgeber <strong>und</strong> Verlag: Thomas Kießling, K-media & PR-Verlag, Am Illerkanal<br />

12, 89231 Neu-Ulm, Tel: 0731 / 98 0 99 420, Fax: 0731 / 98 0 99 422, thk@kmedia<strong>und</strong>pr.de Gestaltung: 'pyrus Werbeagentur Ulm, www.<br />

pyruswerbeagentur.de Anzeigen <strong>und</strong> Media-Service: K-media & PR-Verlag (siehe oben) Raum Ehingen: Michael Kreutle, Tel: 07393 /<br />

59 87 296, Mobil: 0172 / 69 68 829, kreutle@kmedia<strong>und</strong>pr.de Raum Ulm <strong>und</strong> Heidenheim: Karl Michael Dittrich, Mobil: 0152 / 540 56 127,<br />

dittrich@kmedia<strong>und</strong>pr.de Raum Göppingen <strong>und</strong> Ostalbkreis: Helmut Gärtner, Tel: 07161/651557-3, Mobil: 0176 41359039, h.gaertner@<br />

maitis-media.de Fotonachweis: Titel: ©gstockstudio – Fotolia.com, Rainer Lang, Michael Dittrich, Thomas Kießling, press´n`relations,<br />

Zürserhof, Hochschule Kempten, IHK Ulm, SLT Lichtsysteme: ©donvictori0 – Fotolia.com, Ralf Steisslingen, Agentur 5 (Ulmer Köpfe),<br />

Mybe GmbH, 1. FC Heidenheim, Anni Gallus (Wieland-Preis), BBU`01 Autoren: Rainer Lang, Karl Michael Dittrich, Rüdiger Gramsch,<br />

Gastbeitrag Martin Fünkele, Thomas Kießling (verantw.) Auflage: 17.050 Exemplare Nächste Print-Ausgabe: Freitag, 27. April <strong>2017</strong><br />

Anzeigenschluss: Donnerstag, 22. März <strong>2017</strong> Online-Ausgabe: im Internet <strong>und</strong> u.a. auf Facebook


- 4 -<br />

IMPRESSIONEN AUS<br />

deN RegionEN<br />

Von Thomas Kießling<br />

Diesmal mit dem Blick von oben vom Zeppelin aus. Seit 20 Jahren<br />

starten nun die Zeppeline NT von Friedrichshafen, <strong>und</strong> die Aussicht ist<br />

echt…, ja, man muss es einfach so sagen: famos. Der Bodensee, die Städte,<br />

die Region Vorarlberg <strong>und</strong> der Kanton St. Gallen sind einfach von<br />

oben w<strong>und</strong>erschön, vor allem natürlich bei unserem herrlichen Flugwetter.<br />

Mit gemütlichen 65 km/h fliegt der Zeppelin in r<strong>und</strong> 300 Metern<br />

Höhe über die Schauplätze. Da lässt sich durch die riesigen Panoramafenster<br />

alles genau bestaunen, in dieser 75 Meter langen „Zigarre“,<br />

befüllt mit 8.425 Kubikmeter Helium.<br />

R<strong>und</strong> 21.000 Passagiere in zwei Luftschiffen genießen die Flüge pro Jahr,<br />

14 Personen je Flug. In der Jubiläums-Saison zum 100. Todestag des<br />

Grafen Zeppelin gab es einige Highlights, unter anderem Feuerwerksflüge<br />

zum Konstanzer Seenachtsfest oder Fallschirmsprünge vom Zeppelin<br />

aus (darüber berichten wir das nächste Mal <strong>und</strong> dann wahrscheinlich<br />

nie mehr). Wäre schade, denn auch auf dem Boden hat man in ein<br />

Restaurant als top-stylische Abflughalle investiert <strong>und</strong> in ein Dry-Age-<br />

Steakhouse. Da kann man sich die Flugerlebnisse nochmals bestens auf<br />

der Zunge zergehen lassen.<br />

www.zeppelinflug.de


- 5 -


Inhalt<br />

- 6 -<br />

Inhalt der Print-Ausgabe<br />

Seite 07<br />

Seite 08<br />

Seite 10<br />

Seite 12<br />

Ideen aus dem Labor – Kann man gute Ideen<br />

zu haben lernen?<br />

Die Outlet-Center <strong>und</strong> ihr Ruf nach der<br />

K<strong>und</strong>schaft<br />

Tendenz weiter positiv – Wirtschaftliche<br />

Entwicklung der Region im Aufwind<br />

Spezialthema Unternehmenspräsentation:<br />

Plug & Light – Moderne LED-Technik<br />

made in Germany<br />

Interview mit Peck Pawelleck, Geschäftsführer<br />

der SLT Lichttechnik, Markdorf.<br />

Von Michael Dittrich<br />

Seite 16<br />

Seite 18<br />

Seite 24<br />

Seite 28<br />

Internationales Marketing – Experte Mark<br />

Peters aus Johannesburg an der Hochschule<br />

Kempten zu den Vorzügen von Emerging<br />

Markets<br />

Titelthema: Die Welt entdecken, die Welt<br />

verändern Ministerpräsidenten-Gattin in<br />

Indien – <strong>und</strong> welche Rückschlüsse können<br />

wir daraus ziehen? Von Rainer Lang<br />

Sport ist Standortmarketing – Was bringt<br />

der OrangeCampus den Ulmer Basketballern?<br />

Mit einem Gastbeitrag von Martin<br />

Fünkele<br />

Netzwerke – davon profitieren, aber richtig<br />

Seite 15<br />

Neue Veranstaltungsreihe – Ulmer Köpfe<br />

mit Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher<br />

Seite 30<br />

Reisetipps: Wohin nur? Zum Beispiel in ein<br />

ganz tolles Hotel nach Zürs/Lech.<br />

Rubriken<br />

Seite 03<br />

Editorial <strong>und</strong> Impressum<br />

Seite 20<br />

News aus den Regionen<br />

Seite 04<br />

Impressionen aus der Region<br />

Seite 30<br />

Reisetipps


- 7 -<br />

Ideen-Werkstatt<br />

Ideen aus dem Labor – Kann man gute Ideen zu haben lernen?<br />

Club der Industrie im Rahmen von BayernKreativ bei Harder Logistics<br />

Von Thomas Kießling<br />

Emotional <strong>und</strong> mit Professionalität in seinem Bereich<br />

top zu sein, das sind Botschaften des Unternehmers<br />

<strong>und</strong> Speakers Mike Fischer. Im Rahmen einer<br />

gemeinsamen Veranstaltung von BayernKreativ, einer<br />

Initiative des Bayerischen Staatministeriums für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Medien, Energie <strong>und</strong> Technologie, der<br />

Bayern Innovativ GmbH, der IHK Schwaben, der IHK<br />

Ulm, dem Stadtentwicklungsverband Ulm/Neu Ulm<br />

<strong>und</strong> mit dem Club der Industrie Ulm/Neu Ulm war<br />

dazu ein Abendempfang organisiert. Schauplatz war<br />

das erfolgreiche Logistik-Unternehmen HARDER Logistics<br />

in der Neu-Ulmer Max-Eyth-Straße.<br />

Gesellschaftliche Veränderungen, denn in den Städten<br />

streben Jugendliche kaum noch einen Führerschein an,<br />

<strong>und</strong> gesetzliche Einschränkungen, stellten Mike Fischer<br />

<strong>und</strong> sein 25-Mann starkes Team immer wieder vor enorme<br />

Herausforderungen. „Wenn aber das Leuchten der<br />

Begeisterung in den Augen der Mitarbeiter zu sehen ist,<br />

dann lassen sich auf alle Probleme kreative Lösungen<br />

finden, die den Betrieb noch stärker machen“, unterstrich<br />

Mike Fischer in seiner gewinnenden Art.<br />

In einem ganz mit Firmen-Umzugskartons <strong>und</strong> in den<br />

HARDER Logistics-Farben grauanthrazit-orange<br />

gehaltenen Hochregallager referierte der gebürtige<br />

Geraer Mike Fischer schwungvoll aus seiner ereignisreichen<br />

Unternehmerzeit. Mit seinem Credo „Erfolgreich<br />

ist, wer Regeln bricht“ hat er nach der Wende als<br />

Fahrschulbetrieb in seiner thüringischen Heimatstadt<br />

angefangen <strong>und</strong> alsbald aufgr<strong>und</strong> großer Konkurrenz<br />

eine Fahrschul-Akademie gegründet. Dort können sich<br />

Fahrschüler aus ganz Deutschland einquartieren, um<br />

in fünf Tagen den Motorrad-, nach sieben Tagen den<br />

Auto- <strong>und</strong> nach zehn Tagen den LKW-Führerschein zu<br />

machen. Die bei der Ausstellung von Führerscheinen obligatorische<br />

Wohnpflicht hat er mit einem kurzfristigen<br />

Zweitwohnsitzrecht <strong>und</strong> einer dazugehörigen Briefkasten-Residenz<br />

kreativ umschifft. Damit hatte er nun auch<br />

einen Wohnbetrieb aufgebaut <strong>und</strong> sorgte im nächsten<br />

Schritt für die Verköstigung der Fahrschüler. Dazu hat<br />

er – nun in seinem dafür gekauften Häuserkomplex in<br />

Gera – eine Pizza Gastronomie aufgemacht, die alsbald<br />

auch von der Bevölkerung so rege angenommen wurde,<br />

dass sie zu einer der größten Pizzerien <strong>und</strong> Lieferdienste<br />

in Deutschland avancierte.<br />

Freuten sich über die kreativen Ergebnisse des Ideenlabors „Zukunft<br />

Papier“ <strong>und</strong> über den Anlass zum Netzwerken mit knapp 200 Vertretern<br />

aus Wirtschaft, Kreativwirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung (v.l.n.r.):<br />

Dirk Kiefer, Leiter von BayernKreativ, Dr. Andrea Niedzela-Schmutte,<br />

Leiterin des Referats für Kultur- <strong>und</strong> Kreativwirtschaft <strong>und</strong> Design<br />

im Bayerischen Wirtschaftsministerium, Mike Fischer, Unternehmer<br />

<strong>und</strong> Speaker, Dr. Rainer Seßner, Geschäftsführer der Bayern Innovativ<br />

GmbH, Marcello Danieli, Geschäftsführer HARDER Logistics,<br />

Gerold Noerenberg, Oberbürgermeister von Neu-Ulm <strong>und</strong> Gerd Stiefel,<br />

Vorsitzender des Clubs der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V..<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Im Vorfeld des Abends hatte das Netzwerk BayernKreativ<br />

zum Ideenlabor „ZUKUNFTPA-<br />

PIER bei HARDER Logistics“ aufgerufen, <strong>und</strong><br />

zahlreiche Teilnehmer, Technologieexperten <strong>und</strong><br />

kreative Innovatoren sowie Player aus traditionellen<br />

Branchen hatten teilgenommen, denn<br />

Harder Logistics ist ein Zukunftsbetrieb für die<br />

Papierindustrie (wg. Umzugskartons).<br />

Unternehmer <strong>und</strong> Speaker: Mike Fischer<br />

<br />

www.harder-logistics.com <strong>und</strong> www.baypapier.com


Handel wird zum Tourismusmarketing<br />

- 8 -<br />

Die Outlet-Center <strong>und</strong> ihr<br />

Ruf nach der K<strong>und</strong>schaft<br />

Von Thomas Kießling<br />

Seit Jahren mahnen Experten den Handel, dass das<br />

mit dem Online-Geschäft nicht gut ausgeht – wenigstens<br />

für den Einzelhändler vor Ort nicht. Aha! Andererseits<br />

boomen zum Beispiel Outlet-Center ohne<br />

Ende. Da gibt es doch auch nur die Produkte, die man<br />

auch online kaufen könnte. Wir haben uns in den beiden<br />

größten Outlet-Centern der Region, in Metzingen<br />

<strong>und</strong> in Geislingen, umgeschaut, warum die beiden<br />

Anachronisten dem modernen Konsumverhalten nicht<br />

nur trotzen, sondern entgegenkommen.<br />

Wenn früher ein Besucher<br />

– meist ein Stau-Umfahrer<br />

der A8 – durch Geislingen<br />

fuhr, dann hat er sich<br />

gedacht: ein schönes Städtchen,<br />

aber ein bisschen arg<br />

ruhig vielleicht. „Oh, da<br />

fahren wir ja an der WMF<br />

vorbei, da haben wir doch<br />

auch eine Bratpfanne zuhause,<br />

nicht wahr Schatz?“<br />

fragte dann der Fahrer<br />

seine Beifahrerin. Und<br />

schon waren beide vorbeigebraust<br />

<strong>und</strong> das Geld fuhr<br />

ebenfalls weiter, ohne in<br />

der Stadt unter der Burgruine<br />

Helfenstein ausgegeben<br />

worden zu sein.<br />

Mehr war da nicht. Und<br />

tatsächlich. Als die Heidelberger<br />

Druckmaschinen<br />

AG – die damalige MAG<br />

– Maschinenfabrik Geislingen<br />

– 1991 aus dem Tal<br />

in die luftigen Höhen der<br />

Albhochfläche nach Amstetten<br />

zog, war es mit dem Reichtum der Stadt Geislingen<br />

vorbei. Auch weil fast parallel die WMF (Württembergische<br />

Metallwarenfabrik) zu schwächeln anfing <strong>und</strong><br />

sich asiatischen Nachahmerprodukten immer weniger<br />

entziehen konnte. Und auch, weil sich die WMF um die<br />

Jahrtausendwende dem Online-Handel entzog. Das Credo<br />

damals: „Wir können unseren 250 Einzelhandelsfilialen<br />

doch nicht das Wasser abgraben.“ Dafür taten es<br />

Tchibo <strong>und</strong> Co., denn die sahen das doch glatt anders,<br />

moderner <strong>und</strong> von den Waren her viel günstiger als die<br />

gute alte WMF, die bereits 1853 gegründet wurde <strong>und</strong><br />

aktuell r<strong>und</strong> 5.700 Mitarbeiter hat. Seit den 2000ern gehört<br />

das Unternehmen wechselnden internationalen Kapitalgesellschaften.<br />

Die Gewerbeeinkünfte gingen in Geislingen nun gänzlich<br />

in den Keller. Die traurige Mangelverwaltung hat<br />

seitdem zwei Oberbürgermeister-Karrieren an die Wand<br />

gefahren. Bis vor nicht allzu langer Zeit war der Stadtetat<br />

sogar direkt unter der rigiden Obhut des Regierungspräsidiums,<br />

auf dass ja keinen<br />

roten Heller zu viel auszugeben<br />

werde, was aber<br />

nach Meinung vieler in der<br />

Stadt etwa die Stadtwerke<br />

mit ihrem unheiligen Konstrukt<br />

aus rentabler Gas-<br />

Versorgungsgesellschaft<br />

auf der einen Seite <strong>und</strong> den<br />

verlustreichen Bädern auf<br />

der anderen Seite gerne torpedieren<br />

würden. Kurzum:<br />

Geislingen war mega-pleite<br />

<strong>und</strong> kam nicht mehr vom<br />

Fleck.<br />

Aber in den vergangenen<br />

drei bis fünf Jahren (ganz<br />

offiziell gibt es das schon<br />

seit 2008) fahren ganze Buslandungen<br />

von Besuchern<br />

extra nach Geislingen, um<br />

in der so genannten Fischhalle<br />

ihr WMF-Besteck<br />

sowie Töpfe <strong>und</strong> Pfannen<br />

(bei denen sprechen wir‘s in<br />

Klammern aus, weil davon<br />

auch schon Vielesin Fernost rohgefertigt wird) <strong>und</strong> sich<br />

drumherum im so genannten City Outlet Geislingen<br />

einzudecken, von Gartengeräten der Marken Husquarna<br />

<strong>und</strong> Gardena bis hin zu Gummibärchen <strong>und</strong> Dessous.<br />

Zu den beiden letzteren nennen wir die Markennamen<br />

gerne auf Anfrage. Die Besucher lassen richtig Geld<br />

liegen <strong>und</strong> damit die Stadtspitze wieder einigermaßen<br />

strahlen. Geislingen wird von den Besuchern auch ohne<br />

Stau auf der A8 angesteuert.


- 9 -<br />

Handel wird zum Tourismusmarketing<br />

Hintergr<strong>und</strong>: Die WMF-Fischhalle ist im Frühjahr<br />

2015 an die Ulmer Mutschler Gruppe verkauft <strong>und</strong> für<br />

15 Jahre von der WMF für ihren seit den 1920er Jahren<br />

bestehenden traditionellen Fabrikverkauf – in der Fischhalle,<br />

wo früher tatsächlich einmal Fisch verkauft wurde<br />

– zurückgemietet worden. Heute firmiert die Fischhalle<br />

gemeinsam mit den beiden angrenzenden Baukörpern<br />

mit derzeit 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche als Fabrikverkäufe<br />

Geislingen.<br />

Das Zielpublikum ist bunt gemischt, wenngleich die Vertreter<br />

der Busladungen eher zu den älteren Semestern gezählt<br />

werden können. Ersparnisse bis zu angedeuteten<br />

70 Prozent auf Waren locken jedenfalls gewaltig.<br />

Die Outletcity in Metzingen mit jährlich<br />

4 Millionen Besuchern<br />

Noch nicht allzu lange her, auf einer Tagung in Ulm:<br />

Einer der Referenten ist ein renommierter Professor aus<br />

Nordrhein-Westfalen, der am Morgen seinen Vortrag<br />

hält <strong>und</strong> dann erst wieder am späten Nachmittag in einer<br />

Podiumsdiskussion auftreten wird. Und was macht<br />

der Prof die vier St<strong>und</strong>en dazwischen? Nimmt sich ein<br />

Mietauto <strong>und</strong> düst mal schnell nach Metzigen, um sich<br />

in der Outletcity mit neuen Boss-Anzügen einzudecken.<br />

Kann man machen, ruft aber bei den Ulm-Einheimischen<br />

dann doch leichtes Erstaunen hervor.<br />

Die Outletcity Metzingen sieht sich vor allem als spannende<br />

Verbindung vermeintlicher Gegensätze mit einem<br />

grandiosen Shopping-Erlebnis. Inmitten preisgekrönter<br />

Architektur tauchen die Besucher in exklusive Markenwelten<br />

ein <strong>und</strong> können nach Herzenslust einkaufen<br />

– <strong>und</strong> auch hier werden ganzjährige Preisnachlässe von<br />

bis zu 70 Prozent in Aussicht gestellt. Die Auswahl aus<br />

70 zahlreichen Premium- <strong>und</strong> Luxusmarken macht es einem<br />

allerdings nicht ganz leicht, sofort das Richtige zu<br />

finden. Aber, wer länger bleibt, kauft auch mehr. Hier in<br />

Metzingen sieht man sich ebenfalls als Tourismus-Magnet<br />

<strong>und</strong> kann dies auch mit Zahlen belegen: Mit jährlich<br />

über vier Millionen Besuchern aus 185 Nationen ist die<br />

Outletcity in Metzingen ein beliebter Anziehungspunkt<br />

<strong>und</strong> eines der beliebtesten Outlets Europas.<br />

Zielpublikum in Metzingen seien zwar auch Familien,<br />

wie es heißt, es sind aber eher die Gutbetuchten, die Luxus<br />

gerne für günstig Geld bekommen wollen – <strong>und</strong> auch<br />

kriegen, <strong>und</strong> ab <strong>und</strong> an auch diejenigen, die gerne zu den<br />

Gutbetuchten dazugehören würden <strong>und</strong> sich für günstig<br />

Geld schon mal ein entsprechendes Outfit besorgen. Warum<br />

auch nicht.<br />

Fazit: Wenn das Einkaufserlebnis stimmt, außerdem der<br />

Preis <strong>und</strong> die Qualität der Waren, dann ist der K<strong>und</strong>e<br />

sehr wohl bereit, noch Strecken auf sich zu nehmen <strong>und</strong><br />

im Handel einzulaufen <strong>und</strong> einzukaufen, ganz egal ob<br />

im Outletcenter oder beim Einzelhandel in der Innenstadt.<br />

Wenn aber das Internet zum eigentlichen Erlebnis<br />

wird, dann wird‘s eng. Nachkommende Generationen<br />

werden dies immer mehr goutieren, vor allem wenn<br />

der Versand weiterhin so wenig kostet wie bisher. Aber<br />

Obacht: Auch die nächsten Generationen gehen irgendwann<br />

unter die Leute <strong>und</strong> wollen Spaß haben – komisch<br />

eigentlich. Nur, sie werden das eine machen, ohne das<br />

andere zu lassen, darauf muss sich der Handel einstellen.<br />

Die WMF hat dies um das Jahr 2005 gemacht. Der<br />

Online-Handel wurde massiv nach oben gefahren, die<br />

WMF-Stores aber beibehalten <strong>und</strong> in ein helleres <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>licheres Ambiente getaucht. Und bei großen Möbelhausketten<br />

ist die Marke mit den drei Buchstaben<br />

ebenfalls sehr präsent. Außerdem sorgen die Geislinger<br />

mit ihren Kaffee-Maschinen in der Gastronomie dafür,<br />

dass die Leute gerne in die belebten Innenstädte kommen,<br />

um einen leckeren Kaffee zu trinken. Einen großen<br />

Teil des Umsatzes macht die WMF übrigens mit dem so<br />

genannten Objektgeschäft mit großen Kaffeeautomaten<br />

in Zügen oder auf Kreuzfahrtschiffen. Da können wir<br />

ja das nächste Mal mitfahren. Selten gehen Geschichten<br />

also so schön aus, oder? Und wie Marketing-Profis es<br />

sagen: „Wenn der Wow-Faktor stimmt, dann kommen<br />

auch die Leute.“<br />

www.cityoutletgeislingen.com<br />

www.outletcity.com


Konjunktur in den Regionen<br />

- 10 -<br />

Konjunktur <strong>und</strong> Zufriedenheit in<br />

den Regionen – es bleibt erfreulich<br />

Die Stimmung war selten so gut, das kann ja nur heiter werden<br />

Von Thomas Kießling<br />

Das ist ja mal ein Ding: Verbraucher, Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Volkswirtschaftler blicken gleichermaßen optimistisch<br />

in die Zukunft, obwohl es politisch drunter<br />

<strong>und</strong> drüber geht. Wäre ja noch schöner, wenn wir uns<br />

von der Politik die guten Geschäfte kaputt machen<br />

lassen. <strong>2018</strong> kann kommen, <strong>und</strong> womöglich kommt es<br />

ganz dicke.<br />

Deutsche Verbraucher sind so zuversichtlich wie lange<br />

nicht mehr. Trotz Terrorängsten <strong>und</strong> Trump-Turbulenzen<br />

blicken die Deutschen laut einer Nielsen-Umfrage,<br />

die die Deutsche Presse Agentur veröffentlich hat, derzeit<br />

so zuversichtlich in die Zukunft wie seit vielen<br />

Jahren nicht mehr. Das Verbrauchervertrauen in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik habe einen Rekordwert erreicht, unterstreicht<br />

die Nielsen-Umfrage. Seit Beginn der Umfragen<br />

2005 seien die Verbraucher „noch nie mit einer so guten<br />

Stimmung in ein neues Jahr gestartet“. Das kann regional<br />

nur noch betont werden, hat die IHK Ulm in ihrer<br />

Herbstkonjunktur-Umfrage festgestellt: Die regionale<br />

Wirtschaft hat <strong>2017</strong> erneut sehr gut abgeschnitten. Die<br />

Geschäfte laufen so r<strong>und</strong> wie selten zuvor. „Trotz einiger<br />

Unsicherheitsfaktoren sind die Betriebe zudem recht<br />

zuversichtlich. Und bei der Beschäftigung zeichnen sich<br />

neue Höchststände ab“, kommentierte IHK-Präsident<br />

Dr. Peter Kulitz das Ergebnis.<br />

Sechs von zehn Unternehmen berichten demnach von<br />

gut laufenden Geschäften. Weitere 36 Prozent vermelden<br />

zumindest eine befriedigende Situation. Die Lageeinschätzungen<br />

sind damit so gut wie selten zuvor.<br />

Ursachen dafür sind ordentliche Umsatzzahlen <strong>und</strong><br />

künftigen Aufträge. Zudem hat sich die Ertragslage auf<br />

einem ohnehin hohen Niveau sogar noch einmal leicht<br />

verbessert, nicht bei allen, aber beim Großteil der Unternehmen<br />

fast quer durch alle Branchen.<br />

Gleichzeitig hält die Zuversicht unter den Betrieben an.<br />

Unbeirrt von einer ungewissen internationalen Wirtschaftspolitik<br />

bleiben die Erwartungen für die kommenden<br />

zwölf Monate von Optimismus geprägt. Das<br />

Gros der Unternehmen sieht eine weitere Entwicklung<br />

auf dem erreichten, guten Niveau. Mehr als jedes vierte<br />

Unternehmen erwartet im kommenden Jahr sogar eine<br />

Verbesserung. Eine stabile Tendenz bei den Auftragseingängen<br />

untermauert diese Einschätzungen dabei.<br />

Wie sind die Unternehmen dabei derzeit mit ihrem<br />

Standort zufrieden, auch das haben IHK-Untersuchungen<br />

herausgef<strong>und</strong>en. Die Unternehmen – speziell in der<br />

IHK-Region Ulm – bewerten wie schon bei der letzten<br />

gleichnamigen Untersuchung 2012 den Wirtschaftsstandort<br />

auf der Skala von 1-6 mit einer ausgezeichneten<br />

Note von 2,0.<br />

„Die Gesamtnote „Gut“ <strong>und</strong> die im Regionenvergleich<br />

bessere Bewertung ist aber wie bei den letzten Umfragen<br />

kein Anlass, untätig zu werden. Denn die Umfrage zeigt<br />

neben Stärken der Region auch klare Handlungsfelder“,<br />

so IHK Ulm-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle. Daher<br />

legt die IHK besonderes Augenmerk bei der Auswertung<br />

der Umfrage auf die Standortfaktoren, die bei den Mitgliedsunternehmen<br />

eine hohe Priorität („Wichtigkeit“)<br />

haben <strong>und</strong> bei denen gleichzeitig eine große Zufriedenheit<br />

(Stärke) oder Unzufriedenheit (Schwäche bzw.<br />

Handlungsfeld) besteht.<br />

Fachkräfte, Breitband, Wohnraum, wirtschaftsfre<strong>und</strong>liche<br />

Verwaltung <strong>und</strong> Kosten für Gewerbeimmobilien<br />

werden als Schwäche ausgemacht. Als größtes Problem<br />

<strong>und</strong> wichtigstes Handlungsfeld wird aber der Mangel<br />

an beruflich qualifizierten Fachkräften genannt. „Seit<br />

Jahren weisen wir auf die besorgniserregende Entwicklung<br />

hin. Was wir über unseren Fachkräftemonitor <strong>und</strong><br />

die Konjunkturumfragen zur Fachkräfteproblematik<br />

wissen, spiegelt sich nun deutlich in der Umfrage wieder.<br />

Daher ist das Ergebnis für uns nicht überraschend“,<br />

kommentiert Sälzle das Ergebnis <strong>und</strong> ergänzt: „Sorge<br />

bereitet unseren Unternehmen der Mangel an beruflich<br />

ausgebildeten Fachkräften <strong>und</strong> nicht an Akademikern.<br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft müssen weiter gemeinsam an<br />

verschiedenen Stellschrauben drehen, um die duale Ausbildung<br />

zu stärken <strong>und</strong> Weiterbildung zu intensivieren.“<br />

Dies zeigt sich auch im Vergleich zu 2012, da die Bedeutung<br />

akademisch Qualifizierter für die Betriebe deutlich<br />

zurückgegangen ist: in der aktuellen Umfrage befindet<br />

sich dieser Standortfaktor nur noch auf dem viertletzten<br />

Rang der wichtigsten Faktoren für die Firmen. Nach<br />

dem IHK-Fachkräftemonitor fehlen in der IHK-Region<br />

Ulm zwischen <strong>2017</strong> <strong>und</strong> 2030 jährlich mehr als 14 000<br />

Fachkräfte, darunter zu 90 Prozent beruflich qualifizierte,<br />

nicht akademische Fachkräfte. Kein Gr<strong>und</strong> also, die<br />

Hände in den Schoß zu legen. www.ihk-ulm.de


- 11 -<br />

Konjunktur in den Regionen<br />

„Hier schlägt das Herz der<br />

deutschen Wirtschaft“<br />

Ins selbe Horn wie die IHK stößt auch<br />

Professor Dr. Lars P. Feld von der Universität<br />

Freiburg. Feld ist dort auch Direktor<br />

des Walter Eucken Instituts <strong>und</strong><br />

seit März 2011 im Sachverständigenrat<br />

zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung – sprich: er<br />

ist einer der fünf „Wirtschaftsweisen“<br />

<strong>und</strong> berät die B<strong>und</strong>esregierung (wenn<br />

wir bald wieder eine haben) in volkswirtschaftlichen<br />

Fragen, oder liest ihr<br />

in ihrem Jahresbericht die Leviten –<br />

ganz wie man will. Bei einer IHK Ulm-<br />

Veranstaltung dieses Jahr, die derzeit<br />

nicht aktueller sein könnte, war Feld<br />

vor r<strong>und</strong> 200 Zuhörern der regionalen<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> der Politik ebenfalls positiv<br />

für das künftige Wirtschaftsjahr<br />

gestimmt.<br />

„Mit 1,9 % Wirtschaftswachstum war das<br />

vergangene Jahr doch recht erfolgreich“,<br />

sagt Prof. Feld gleich zu Anfang. In diesem<br />

Jahr seien zwar nur 1,3 % prognostiziert<br />

gewesen, aber 0,4 % davon schlucken<br />

allein die in <strong>2017</strong> „ungünstig gelegenen<br />

Feiertage mit den dazugehörenden Brückentagen.<br />

„Und schon ist der Laden für<br />

fünf Tage zu“, sagt dazu Feld lapidar zum<br />

0,9-Prozentpunkte-Unterschied. Ähnlich<br />

simpel schätzt er derzeit den nach vieler<br />

Meinung größten Unsicherheitsfaktor<br />

ein, nämlich den amerikanischen Präsidenten.<br />

Doch Prof. Feld relativiert: „Mal<br />

ganz ehrlich, wenn ich mich hier in Ulm<br />

befinde, dann schlägt in dieser Region<br />

doch das Herz der deutschen Wirtschaft“,<br />

stellt er zur Freude der Zuhörer fest, „<strong>und</strong><br />

dann kann ein Donald Trump Protektionismus<br />

betreiben wie er will, an der Zwischenproduktion<br />

der Produkte <strong>und</strong> damit<br />

am deutschen Maschinenbau kommt er<br />

ganz einfach nicht vorbei.“<br />

verlassen können, dann ist es doch das<br />

demokratische System der USA, das das<br />

Land seit fast 230 Jahren <strong>und</strong> damit am<br />

längsten auf der Welt hat“, so Feld. „Die<br />

Gr<strong>und</strong>struktur des Checks and Balances<br />

funktioniert seit Generationen, das wird<br />

auch einen inkompetenten <strong>und</strong> schlechten<br />

Präsidenten einfangen können“, so<br />

Feld, „denn im Senat sitzen noch Senatoren,<br />

die haben Folter im Vietnamkrieg<br />

überstanden, dann wohl auch einen Donald<br />

Trump.“<br />

Lars Feld sprach bei der Veranstaltung<br />

unter der Überschrift „Zeit für Reformen“<br />

<strong>und</strong> lieferte einen ganz konkreten<br />

Vorschlag: die Schaffung einer Deregulierungsbehörde<br />

für den Bürokratieabbau.<br />

„Ein Gesetz oder Verordnung rein,<br />

dafür zwei raus“, schlug er sinngemäß<br />

vor. Staat <strong>und</strong> Unternehmen würden es<br />

uns bei der künftigen Entwicklung danken,<br />

„vor allem die Unternehmen“, so<br />

Lars Feld.<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die seit 2009 im Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

verankerte Schuldenregel<br />

ist so etwas wie<br />

Prof. Lars Felds wissenschaftliches<br />

Baby, denn<br />

sie basiert auf Entwürfen,<br />

die er gemeinsam mit<br />

anderen Ökonomen im<br />

wissenschaftlichen Beirat<br />

des Finanzministeriums<br />

erarbeitet hat. Außerdem<br />

plädierte Feld bei der anhaltenden<br />

Europäischen<br />

Schuldenkrise auf die<br />

Einführung einer Insolvenzordnung<br />

für Staaten,<br />

nicht auf viele weitere<br />

Rettungspakete der anderen<br />

EU-Mitglieder.<br />

Weitere Reformen hätte<br />

Lars Feld noch genug im<br />

Laptop.<br />

Feld rät vielmehr zu „mehr Gelassenheit“<br />

im Umgang mit Trumps Aussagen <strong>und</strong><br />

auch dazu, dass die deutschen <strong>und</strong> insgesamt<br />

die europäischen Interessen ruhig<br />

offensiver gegenüber den USA vertreten<br />

werden sollten. „Wenn wir uns auf eins<br />

Professor Dr. Lars P. Feld


Spezialthema<br />

- 12 -<br />

SLT Lichtsysteme in<br />

Markdorf – Innovationen<br />

für den Weltmarkt<br />

Plug & Light – Moderne LED-Technik made in Germany<br />

Von Michael Dittrich<br />

Alles spricht für die LED: Die kleine lichtemittierende<br />

Diode revolutioniert gerade die Lichttechnik!<br />

Hohe Ausbeute, geringe Kosten – fast wöchentlich<br />

werden K<strong>und</strong>en sogar beim Mode-Discounter neue<br />

Spielformen des kleinen Lichtknopfs angeboten. Meistens<br />

aus Fernost <strong>und</strong> spottbillig. Was der Glühbirne<br />

im Verbrauchersegment schon den Rang abgelaufen<br />

hat, tut sich bei der kommerziellen Nutzung schwer –<br />

der Wechsel auf LED-Licht im öffentlichen Raum, in<br />

Produktions- oder Lagerhallen, oder auch großflächigen<br />

Arealen geht langsamer vonstatten, als es die Einsparungspotenziale<br />

vermuten lassen.<br />

„Licht ist so selbstverständlich, dass sich kaum einer<br />

darüber ernsthaft Gedanken macht“, weiß Peck Pawelleck,<br />

Geschäftsführer der SLT Lichttechnik in Markdorf,<br />

„Licht als Element der Produktionskette wird nicht wahrgenommen,<br />

für den Menschen ist Licht einfach da – oder<br />

nicht.“ Dabei hat gutes Licht durchaus weitere Auswirkungen<br />

auf den Betrieb als nur die Energiekosten zu<br />

senken, mindert es doch die Fehlerquote <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Folgekosten.<br />

Pawelleck ist einer der Pioniere in einem Markt, der<br />

gerade seine nächste Evolutionsstufe durchläuft: „Wir<br />

erleben gerade einen Paradigmenwechsel, der mit der<br />

Automobilbranche vergleichbar ist“, stellt er fest, „dort<br />

spricht alles vom E-Auto. Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand, dennoch fällt der Umstieg offensichtlich schwer,<br />

sowohl bei den Herstellern wie bei den K<strong>und</strong>en. So ähnlich<br />

ist es im LED-Markt auch.“<br />

Seit 2007 ist Peck Pawelleck dabei <strong>und</strong> damit einer der<br />

ersten, die sich mit den Potenzialen der LED intensiv<br />

beschäftigten. An sich ist er Luft- <strong>und</strong> Raumfahrttechniker,<br />

war auch schon im Maschinenbau, bis er in einer<br />

Garage in Kluftern bei einem Bekannten einen der<br />

ersten Prototypen einer LED-Lampe für den Außenbereich<br />

vorgesetzt bekam. Es lag auf der Hand: Allein in<br />

deutschen Städten <strong>und</strong> Gemeinden werden 9 Millionen<br />

Leuchtpunkte unterhalten, damals weitgehend noch<br />

auf der Basis quecksilberhaltiger Gasentladungslampen.<br />

Untersuchungen zeigen, dass LED-Leuchten mittlerweile<br />

bis zu 80 Prozent Einsparungen ermöglichen. Ein<br />

verlockender Markt – mit Tücken, wie Macher der SLT<br />

Lichtsysteme erkannten.<br />

Erst einmal galt es, eigenes Know-how aufzubauen.<br />

Also waren die ersten Jahre geprägt von Entwicklung,<br />

Forschung <strong>und</strong> Geduld. Schaltkreise, Lichtlenkung,<br />

Betriebstemperaturen, Steuersoftware, Treiberentwicklungen<br />

– alles Tüfteln galt einem stabilen System, das<br />

weitestgehend wartungsfrei funktioniert, Energie <strong>und</strong><br />

Material einspart <strong>und</strong> dazu noch die gefühlte Leuchtkraft<br />

für den Menschen auffallend verbessert, der sich<br />

im LED-Lichtschein einer SLT-Leuchte bewegt. Der Anspruch<br />

war klar definiert: Wo SLT draufsteht, da muss<br />

auch SLT drin sein. Die meisten Komponenten werden<br />

zwar zugeliefert, jedoch erfolgt die Produktion in Oberschwaben<br />

<strong>und</strong> die Technik ist ausschließlich Made in<br />

Germany. „Wir wollten unser Produkt komplett verstehen,<br />

um es auch optimal an die Bedürfnisse der K<strong>und</strong>en<br />

anpassen zu können, deshalb entwickeln wir unsere Pro-


- 13 -<br />

Spezialthema<br />

dukte auch komplett selbst“, unterstreicht<br />

der Geschäftsführer.<br />

Damit allein lässt sich allerdings noch<br />

kein Geld verdienen. Auf der Suche nach<br />

Investoren wurde die junge Markdorfer<br />

Lichtschmiede quasi in der Nachbarschaft<br />

fündig: Die RAFI GmbH aus Berg<br />

bei Ravensburg war als einer der Markführer<br />

für Lösungen in der Kommunikation<br />

zwischen Mensch <strong>und</strong> Maschine von<br />

den Ideen <strong>und</strong> den Potenzialen überzeugt,<br />

stieg als Mitgesellschafter in die SLT<br />

Lichttechnik ein <strong>und</strong> engagiert sich bis<br />

heute: „Das war ein echter Ritterschlag<br />

für uns“, berichtet Peck Pawelleck, „wir<br />

hatten <strong>und</strong> haben stets ein hervorragendes<br />

Verhältnis miteinander.“<br />

2012 kamen die ersten Aufträge, das ursprüngliche<br />

Modell „Friedrichshafen“<br />

war eine Reminiszenz an den ersten K<strong>und</strong>en:<br />

Die damaligen Technischen Werke<br />

Friedrichshafen statteten einige Straßenzüge<br />

mit moderner SLT-Technik aus.<br />

Mittlerweile hat die SLT an die 25.000<br />

Lichtpunkte in ganz Deutschland umgerüstet<br />

oder ausgestattet, unter anderem<br />

Karlsruhe, Erbach, der Schlosspark in<br />

Schwerin, „wir hängen auch bei Thyssen<br />

Krupp <strong>und</strong> weiteren Produktions- <strong>und</strong><br />

Lagerhallen großer Unternehmen“, zitiert<br />

Peck Pawelleck aus den Auftragsbüchern.<br />

Der Schwerpunkt liegt bei<br />

Anwendungen, die mit LED-Technik bislang<br />

schwer realisierbar waren wie etwa<br />

Hochtemperatur-Umgebungen.<br />

Die nächste Evolutionsstufe der SLT<br />

Technik soll es auch Mittelständlern erleichtern,<br />

ihre Lichtanlagen zu modernisieren:<br />

Die Stromkabel sind ja schon verlegt,<br />

die Steuerung erfolgt dann via Funk,<br />

so dass keine aufwändigen Zusatzinstallationen<br />

notwendig werden. „Wir wollen<br />

es dem K<strong>und</strong>en so einfach wie möglich<br />

machen“, unterstreicht Pawelleck, „so<br />

einfach, dass sogar der Haustechniker<br />

die neue Anlage installieren kann.“ Nach<br />

nur einem Gespräch wissen die SLT<br />

Techniker meist, welches Licht der K<strong>und</strong>e<br />

braucht – die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

der Gründerzeit macht sich jetzt bezahlt,<br />

für den K<strong>und</strong>en wie für SLT. Denn<br />

SLT kann seine Produkte optimal auf die<br />

Bedürfnisse der K<strong>und</strong>en einstellen. Die<br />

durchgängige Betreuung vor, während<br />

<strong>und</strong> nach der Projektumsetzung ist ein<br />

wesentliches Leistungsmerkmal der SLT<br />

Lichtsysteme, wobei nach der Installation<br />

kaum noch Service-Leistungen in Anspruch<br />

genommen werden müssten, denn<br />

ständige Lampenwechsel sind schließlich<br />

passé: LED-Lichtmodule haben je nach<br />

Einsatz eine Lebenserwartung von mindestens<br />

6 Jahren, meist liegt sie bei 10 bis<br />

15 Jahren, bestätigt der SLT-Geschäftsführer<br />

.<br />

„Plug & Light“ – so wird auch die komplexe<br />

LED in der Handhabung leicht wie<br />

vormals eine Glühbirne, nur wesentlich<br />

energie- <strong>und</strong> ressourcenschonender.<br />

SLT Lichtsysteme GmbH<br />

Dornierstr. 4<br />

D-88677 Markdorf<br />

Tel.: +49 (0) 7544 95779 - 0<br />

Fax: +49 (0) 7544 95779 - 69<br />

contact@slt-lichtsysteme.de<br />

www.slt-lichtsysteme.de<br />

INFO<br />

Eine Leuchtdiode (kurz LED, von englisch „lightemitting<br />

diode“ also „lichtemittierende Diode“, auch<br />

Lumineszenz-Diode) ist ein lichtemittierendes Halbleiter-Bauelement,<br />

dessen elektrische Eigenschaften einer<br />

Diode entsprechen. Fließt durch die Diode elektrischer<br />

Strom in Durchlassrichtung, so strahlt sie Licht, Infrarotstrahlung<br />

oder auch Ultraviolettstrahlung mit einer<br />

vom Halbleitermaterial <strong>und</strong> der Dotierung abhängigen<br />

Wellenlänge ab. Die r<strong>und</strong> ersten drei Jahrzehnte<br />

seit ihrer Erfindung 1962 diente die LED zunächst als<br />

Leuchtanzeige <strong>und</strong> zur Signalübertragung, durch technologische<br />

Verbesserungen wurde die Lichtausbeute<br />

immer größer. Heute hat sich die Lichtausbeute gegenüber<br />

den ersten LEDs mehr als um den Faktor 3000<br />

verbessert.


Spezialthema<br />

- 14 -<br />

Interview mit Peck Pawelleck,<br />

Geschäftsführer der SLT<br />

Lichttechnik, Markdorf<br />

Eins der größten Probleme, mit denen die SLT Lichttechnik zu kämpfen hat, sind<br />

Plagiate aus Fernost. Deutsche Innovationen werden somit von Billiganbietern<br />

nachgeahmt <strong>und</strong> auf den Markt gebracht.<br />

HINTERGRUND<br />

Der vom Ulmer Professor<br />

Rido Busse ins Leben<br />

gerufene „Plagiarius“<br />

wird jedes Jahr auf der<br />

Frankfurter Messe Ambiente<br />

an die schamlosesten<br />

Nachahmer vergeben <strong>und</strong><br />

damit diese bloß gestellt.<br />

Das heißt, beim Kauf<br />

der Produkte unbedingt<br />

auf die Gütesiegel <strong>und</strong><br />

EU-Zertifikate achten<br />

<strong>und</strong> das Original kaufen,<br />

denn nur das garantiert<br />

die Qualität <strong>und</strong> die lange<br />

Laufleistung.<br />

Herr Pawelleck, wie stark haben Sie mit<br />

Plagiaten zu kämpfen?<br />

Peck Pawelleck: Der Gedanke liegt nahe,<br />

dass wir sehr stark nachgeahmt werden,<br />

denn wir stellen LED-Leuchten her, bei<br />

denen Komponenten erforderlich sind,<br />

die auch aus China stammen. Allerdings<br />

bedienen wir nicht einen Massenmarkt,<br />

es ist also weniger interessant, unsere<br />

Produkte oder unsere Technik zu kopieren.<br />

Zumal wir für unsere Produkte klare<br />

Qualitätsbedingungen erfüllen müssen,<br />

wenn wir zum Zuge kommen wollen. Die<br />

bekommt man nicht einfach beim Discounter.<br />

Dann haben Sie mit den Produkt-Piraten<br />

ja keine Probleme…<br />

Peck Pawelleck: So einfach ist es auch<br />

wieder nicht: Viel schwerer wiegt für uns,<br />

dass durch die LED-Schwemme mit einer<br />

schier unermesslichen Produktvielfalt –<br />

egal ob Original oder Kopie – der allgemeine<br />

Eindruck entsteht, LED-Leuchten<br />

müssen billig sein. Die Technik ist ja<br />

scheinbar einfach, das Angebot erfreulich<br />

groß – da kann es ja nicht so problematisch<br />

sein, etwas Vernünftiges günstig<br />

zu bekommen. Diese Haltung spielt auch<br />

bei Geschäftsführern oder Abteilungsleitern<br />

mit, wenn Sie sich mit den Einsparpotenzialen<br />

der LED beschäftigen:<br />

Einfach ist nicht gut, gut ist kompliziert<br />

– <strong>und</strong> teuer… warten wir halt noch, bislang<br />

hat’s ja auch gereicht. Das sind keine<br />

Einzelfälle, das weiß ich aus Gesprächen<br />

mit K<strong>und</strong>en. Viele Leuchten-Anbieter,<br />

auch so manches große Unternehmen,<br />

lassen sich also beeindrucken <strong>und</strong> gehen<br />

selbst bei Qualitätsprodukten im Preis<br />

runter, <strong>und</strong> müssen das an anderer Stelle<br />

wieder hereinholen. Meist werden hier<br />

Zusatzprodukte oder Services angeboten,<br />

die tatsächlich nicht wirklich notwendig<br />

sind, um große Einsparungen zu erreichen.<br />

Denn der große Vorteil der LED<br />

selbst ist ja bereits, dass sie langlebig <strong>und</strong><br />

wartungsarm ist, wenn man richtig mit<br />

ihr umgeht. Zudem wird der Verbraucher<br />

mit einer Fülle an Kennzahlen <strong>und</strong> Einheiten<br />

konfrontiert, mit denen er eigentlich<br />

nichts anfangen kann…oder wissen<br />

Sie auf Anhieb, was CRI, Candelar, Lux<br />

oder Lumen bedeuten?<br />

Ist das also gar nicht so wichtig?<br />

Peck Pawelleck: Der Markt ist groß, irgendwie<br />

müssen sich die Anbieter ja<br />

positionieren – möglichst komplex <strong>und</strong><br />

technisch zu wirken, ist sicherlich eine<br />

Strategie, um Kompetenz anzudeuten.<br />

Zudem sind technische Daten allein ja<br />

für den Einzelnen kaum überprüfbar<br />

<strong>und</strong> ein bewährtes Mittel, auf den ersten<br />

Blick besser als der Mitbewerber zu<br />

erscheinen. Sich mit dem kolportierten<br />

Halbwissen an Lösungen heranzuwagen,<br />

weil sie einfach erscheinen, ist gefährlich.<br />

Eine LED-Leuchte funktioniert nicht<br />

wie eine Glühlampe. Schlussendlich ist<br />

es das intelligente Zusammenspiel der<br />

verschiedenen Komponenten, die das Potenzial<br />

einer LED-Leuchte ausreizt <strong>und</strong><br />

die angestrebten Einsparungen realisiert.<br />

Und dafür braucht es eben eine gehörige<br />

Portion technische Kompetenz. Wie in<br />

anderen Branchen auch ist das allein die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für gute Qualität.<br />

<br />

Mehr unter: www.plagiarius.com


- 15 -<br />

Ulmer Köpfe<br />

Führende Köpfe werfen einen<br />

Blick hinter den Horizont<br />

Von Thomas Kießling<br />

Ein noch recht neues Veranstaltungskonzept kommt<br />

auch in Ulm offenbar bestens an: Ulmer Köpfe heißt<br />

es, im Seminar-Bereich des Ulmer Hotels Rad findet es<br />

statt <strong>und</strong> das Konzept besagt, dass die Ulmer Köpfe Einblicke<br />

geben in den einen bekannten Bürger der Stadt, in<br />

diesem Fall in Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher.<br />

Wer ihn fragt – wie in diesem Falle gekonnt Gerhard Maier<br />

von einer der organisierenden Agenturen – der darf sich<br />

immer aufs große Ganze einstellen, auf den Erhalt der<br />

Welt, die Überbevölkerung, den drohen Untergang unser<br />

Erdkugel <strong>und</strong> den Erhalt der selbigen. Für ein Mitglied des<br />

legendären Club of Rome ist dies der Alltag.<br />

Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher ist Vordenker<br />

<strong>und</strong> Querdenker <strong>und</strong> seine Synapsen funktionieren so<br />

schnell, rhetorisch aber meist so verzwirbelt, dass erst am<br />

Satzende mit der Konklusion klar wird, wie eigentlich<br />

die Ausgangslage war. Das hat Methode beim sympathischen<br />

Prof, der neben Mathematik auch einen Doktortitel<br />

in Wirtschaftswissenschaften besitzt. „Sonst rechne ich<br />

den Menschen etwas vor, <strong>und</strong> sie werfen mir wiederum<br />

vor: ‚Naja, er mag gut rechnen können, aber hat keine Ahnung<br />

von Wirtschaft <strong>und</strong> wie alles bezahlt werden soll‘“,<br />

schmunzelt Prof. Radermacher, „<strong>und</strong> die anderen würden<br />

mir vorwerfen: ‚Naja, er stellt schöne globalwirtschaftliche<br />

Modelle auf, kann die aber gar nicht ausrechnen‘. Da<br />

halte ich eben jeweils mal den einen, mal den anderen<br />

Doktor-Titel hoch, dann ist Ruhe“, hat Radermacher die<br />

Lacher auf seiner Seite.<br />

Aktuell beschäftigt er sich in seinem aktuellen Buch – wir<br />

hatten es erwähnt – mit dem großen Ganzen: Der Mensch<br />

ist ein Erfolgsmodell. Seit dem Abwandern der ersten Hominiden<br />

aus Afrika hat er sich als Superorganismus über<br />

den gesamten Globus ausgebreitet. Jetzt stößt er an seine<br />

Existenzgrenzen. Die Erde ist unter Stress, der Druck auf<br />

die Ökosysteme gewaltig. Durch eine exponentielle Bevölkerungszunahme<br />

<strong>und</strong> die weltweite Verbreitung des westlichen<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensmodells werden lebensnotwendige<br />

Rohstoffe immer knapper. Zugleich hält die<br />

Anpassungsgeschwindigkeit des menschlichen Gehirns<br />

mit der steigenden Komplexität der Aufgaben nicht mehr<br />

Schritt. Ein „Weiter so!“ führt unausweichlich zum Kollaps.<br />

Die Autoren Franz-Josef Radermacher <strong>und</strong> Bert Beyers<br />

stellen die Überlebensfrage. Sie bieten aber natürlich<br />

auch die Lösung an: einen „Global Marshall Plan“.<br />

Nur ein wichtiges Exzerpt daraus: „Die Welt braucht<br />

endlich einen vernünftigen Gesellschaftsvertrag für diesen<br />

Globus, einen Weltvertrag <strong>und</strong> damit die Basis für<br />

eine Weltinnenpolitik. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um<br />

diesen wichtigen Schritt zu tun. Deshalb gilt es zu handeln,<br />

<strong>und</strong> zwar sofort.“ So gingen wir denn nachdenklich<br />

aus den Ulmer Köpfen im schönen Hotel Rad heraus <strong>und</strong><br />

freuen uns auf die nächste Ausgabe am Freitag, 9. Februar<br />

<strong>2018</strong> mit Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer.<br />

www.ulmer-koepfe.de<br />

INFO<br />

Prof. Franz-Josef Radermachers aktuelles Buch – Mitautor Bert Beyers:<br />

„Welt mit Zukunft. Überleben im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert“, Murmann Verlag.<br />

Franz-Josef Radermacher, geboren 1950 in Aachen, ist Professor für „Datenbanken<br />

<strong>und</strong> Künstliche Intelligenz“ an der Universität Ulm, gleichzeitig<br />

Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte<br />

Wissensverarbeitung/n (FAW/n) Ulm, Präsident des Senats der Wirtschaft<br />

e.V. Bonn, Vizepräsident des Ökosozialen Forum Europa in Wien sowie Mitglied<br />

des Club of Rome. Ausgezeichnet wurde er u. a. durch den Planetary<br />

Consciousness Award/Club of Budapest, den Preis für Zukunftsforschung<br />

des Landes Salzburg (Robert-Jungk-Preis), den Karl-Werner-Kieffer-Preis,<br />

den „Integrations-Preis” der Apfelbaum Stiftung <strong>und</strong> den Umweltpreis „Goldener<br />

Baum“ der Stiftung für Ökologie <strong>und</strong> Demokratie. e.V.


Die Welt entdecken, die Welt verändern - Internationales Marketing<br />

- 16 -<br />

Internationales Marketing –<br />

Experte Mark Peters aus Johannesburg<br />

an der Hochschule Kempten<br />

Influencer bestimmen immer mehr unsere Entscheidungen<br />

Wenn der das hat, dann will ich das auch. Hinter dieser typisch deutschen Einstellung steckt international eine<br />

Strategie: Influencer bestimmen immer mehr unsere Kaufentscheidungen. Und dahinter wiederum steckt eine gezielte<br />

Strategie, die vor allem im jugendlichen Käuferbereich immer mehr für Furore sorgt. Oft in Sozialen Medien<br />

zu beobachten, aber nicht nur da, sondern auch in Wachstumsmärkten, so genannten Emerging Markets. Zu diesem<br />

<strong>und</strong> weiteren Themen haben wir Mark Peters befragt. Der gebürtige Ire ist Professor für Unternehmensstrategie<br />

mit der Fokussierung auf eben Emerging Markets mit Sitz in Johannesburg <strong>und</strong> doziert auch an der Hochschule in<br />

Kempten.<br />

Prof. Peters, gibt es für Sie als Spezialist für Emerging<br />

Markets auffällige Merkmale für Influencer?<br />

Prof. Peters, as specialist for Emerging Markets what do you see<br />

as important influencers?<br />

Prof. Peters: Da gibt es viele Schlüssel-Influenzer in<br />

aufstrebenden Märkten. Aber ich unterstelle, dass der<br />

große Treiber für die Wirtschaft das Wachstum ist.<br />

Verbindliche Rahmenbedingungen, die unterstützen<br />

statt zu verhindern, sind Schlüsselelemente. Dabei sind<br />

Unternehmensführung, Integrität <strong>und</strong> Kommunikation<br />

sehr wichtig.<br />

There are many key influencers in Emerging Markets but I<br />

suppose the big driver is always the growth rate of the economy.<br />

Policy frameworks that support rather than hinder development<br />

are key. Leadership of companies, integrity and communication<br />

are very important.<br />

Worin zeichnen Sie das für den K<strong>und</strong>en aus, was hat<br />

er davon?<br />

What are the features of your clients and what is the value and<br />

advantage for them?<br />

Prof. Peters: Aufstrebende Märkte haben theoretisch<br />

eine geringere Kostenbasis <strong>und</strong> sollten in der Lage sein,<br />

diesen Vorteil an den K<strong>und</strong>en weitergeben zu können –<br />

in Anlehnung an den Autor Michael Porter, der dies eine<br />

Kosten-Führungsposition nannte.<br />

Wir sehen ebenfalls eine große Innovation von diesen<br />

neueren Märkten, die von Entscheidern, oder Unterscheidern<br />

aufgebaut werden müssen.<br />

Emerging markets in theory have a lower cost base and should<br />

be able to pass that advantage on to the consumer - in the work<br />

of Michael Porter he called that a cost leadership position.<br />

We are also seeing a lot more innovation coming out of newer<br />

markets as they have to find some differentiators.


- 17 -<br />

Die Welt entdecken, die Welt verändern - Internationales Marketing<br />

HIS LONGER VITA<br />

Senior lecturer, marketing and strategy, UCT‘s Graduate School of <strong>Business</strong> Mark Peters<br />

was born and educated in Ireland - after school he became a commercial banker with<br />

Allied Irish Bank plc, Dublin in 1979. In 1985 he obtained a grant scholarship with the<br />

Ford Fo<strong>und</strong>ation in the US to research the financing of small business and community<br />

development, based in South Africa. This research involved working directly with Social<br />

Investment Banks in 12 countries over 30 months.<br />

In 1996 Mark was appointed Program Director of Educor´s Graduate Institut of Management<br />

and Technology. He was appointed their Managing Director in 1997 and the<br />

Director of Henley Management College in 2000. He was a main board member of the<br />

JSE listed Educor. He was Henley Management College´s Lead Tutor in Marketing from<br />

1998 - 2001. In 2002 he was appointed Director: Marketing at Wits <strong>Business</strong> School as<br />

well as a Senior Lecturer in Maketing and Strategy. Mark joined the GSB at UCT in<br />

2012 as a senior Faculty member in Marketing and Strategy and represents the GSB in<br />

Johannesburg.<br />

Was ist das Besondere an Ihrem Spezialgebiet<br />

Emerging Markets? Worum kümmern<br />

Sie sich speziell?<br />

What is your special expertise in Emerging<br />

Markets. What do you touch?<br />

Prof. Peters: Mein Hauptaugenmerk als<br />

teh AG Institut ist es, sich auf das Unterstützen<br />

von Organisationen <strong>und</strong>ihrer<br />

strategischen Entscheidungen - eher<br />

durch Entwicklung einer besseren Strategie<br />

oder Verbesserung der Verkaufsprozesse<br />

zu fokussieren.<br />

My main focus as teh AG Institute is to focus<br />

on assisting organisations meet their strategic<br />

objectives either through developing a better<br />

strategy or improving their sales process.<br />

Was können wir aus deutscher Sicht<br />

draus lernen, was können deutsche Firmen<br />

davon mitnehmen?<br />

What can German companies learn from your<br />

experience?<br />

Prof. Peters: Deutsche Unternehmen<br />

haben eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche Geschichte<br />

in aufstrebenden Märkten. Jedoch<br />

haben sich vielleicht diese Erfolge<br />

der Vergangenheit zu einer gewissen Arroganz<br />

entwickelt, <strong>und</strong> das AG Institut<br />

kann dabei helfen <strong>und</strong> Unternehmen dabei<br />

zu unterstützen, anfangs besser zuzuhören,<br />

sich besser vorzubereiten <strong>und</strong> bessere<br />

Strategie-Planungen zu entwickeln<br />

- gezielt auf verschiedene Bausteine der<br />

aufstrebenden Märkte als ein lukrativer<br />

Baustein im Weltmarkt.<br />

German companies have a long and successful<br />

history in emerging markets. However maybe<br />

this past success means that a little arrogance<br />

has crept in and the AG Institute can assist<br />

organisations listen better, prepare better and<br />

develop better strategic plans to address the different<br />

features of emerging markets as profitable<br />

step in first world markets.<br />

Zu Ihren Deutschland-Aufenthalten<br />

in Kempten: Welche Seminare an der<br />

Hochschule in Kempten bieten Sie an<br />

<strong>und</strong> was sind dabei Ihre Inhalte?<br />

You are teaching in Kempten. Which courses<br />

exactly and what are the contents?<br />

Prof. Peters: Ich bin bereits seit fünf Jahren<br />

in die MBA-Kursprogramme an der<br />

Hochschule integriert <strong>und</strong> unterstütze<br />

die Fachrichtung Strategieprinzipien <strong>und</strong><br />

Internationale Strategie.<br />

First, I am involved in the MBA programme<br />

in Kempten for the last five years. I facilitate<br />

two modules – Principles of Strategy and later<br />

– International Strategy.<br />

Prof. Peters,<br />

herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

thk<br />

INFOS<br />

Der gebürtige Ire Mark<br />

Peters kam 1985 nach South<br />

Afrika, Johannesburg,<br />

<strong>und</strong> ist seitdem dort Professor<br />

für Emerging Markets<br />

an der Wits <strong>Business</strong><br />

School <strong>und</strong> hat in seinem<br />

angegliederten Institut<br />

78 Unternehmens-Engagements<br />

in Wachstumsmärkten<br />

durchgeführt.<br />

Mehr dazu:<br />

www.hochschule-kempten.de/<br />

weiterbildung/<br />

mba-international-businessmanagement-leadership


Titelgeschichte – Die Welt entdecken, die Welt verändern - 18 -<br />

Indien: Ökologische<br />

Landwirtschaft<br />

Mit Gerlinde Kretschmann in Indien, eine eindrucksvolle<br />

Reportage jenseits von direktem Geschäft <strong>und</strong> Marketing<br />

Von Rainer Lang<br />

Entwicklungshilfe einmal anders: Ökologische Landwirtschaft<br />

hilft Leben sichern – Bio lohnt <strong>und</strong> rechnet<br />

sich – auch in Indien<br />

Nicht nur bei Wirtschaft, Kultur <strong>und</strong> Politik soll der<br />

Austausch zwischen Indien <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />

künftig intensiver werden, sondern auch in Sachen<br />

Ökoanbau. Dieser erlebt nämlich in Indien einen<br />

Aufschwung. Davon hat sich in diesem Jahr Gerlinde<br />

Kretschmann überzeugen können. Die Frau des<br />

baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried<br />

Kretschmann (Grüne) traf sich in Bangalore mit<br />

Vertretern der Organisation ICRA, die den Ökolandbau<br />

vorantreibt. Unser Autor war dabei. Er kennt<br />

ICRA <strong>und</strong> ist überzeugt, dass deutsche <strong>und</strong> indische<br />

Bauern von einem Austausch profitieren würden.<br />

Vor dem prächtigen Palast der südindischen Stadt Mysore<br />

haben sich schon kurz nach Sonnenaufgang die<br />

ersten Besucher eingef<strong>und</strong>en. Sie wollen den prächtigen<br />

Umzug zum Abschluss des traditionellen Dasara-Festivals<br />

verfolgen. Auch Shenkar Sandhya ist früh angereist.<br />

Doch seine Stimmung ist gedrückt. Ein Fre<strong>und</strong> hat sich<br />

wenige Tag vor dem großen Fest erhängt. Er war wie<br />

Shenkar Kleinbauer, aber total überschuldet. „Als die<br />

Ernte erneut ausgefallen ist wegen Dürre hat der Familienvater<br />

keinen Ausweg mehr gesehen“, erklärt Shenkar.<br />

Allein 2015 hatten sich im B<strong>und</strong>esstaat Karnataka, zu<br />

dem Mysore gehört, r<strong>und</strong> 600 Kleinbauern das Leben<br />

genommen. Angesichts der Suizid-Welle hatte die Regierung<br />

angekündigt, dass das Festival nicht so pompös<br />

wie sonst gefeiert wird. Fragt man nach den Gründen<br />

für die verzweifelten Taten, erhält man immer wieder<br />

die gleichen Antworten. Die Bauern haben den Versprechungen<br />

der Saatgutkonzerne geglaubt <strong>und</strong> in der<br />

Hoffnung auf gute Erträge, Kredite aufgenommen, um<br />

sich Saatgut <strong>und</strong> den entsprechenden Dünger zu kaufen.<br />

Doch diese Hybridpflanzen sind äußerst anfällig, wenn<br />

der Regen ausbleibt. Monokulturen sind noch empfindlicher.<br />

Lange Dürreperioden, die Experten auf den Klimawandel<br />

zurückführen, haben dramatische Ernteausfälle<br />

zur Folge.<br />

Dennoch setzen die Bauern mehrheitlich weiter auf<br />

Hybridpflanzen. „Die Menschen auf dem Land haben<br />

nicht die entsprechende Bildung“, sagt Prasanna Kumar.<br />

Der 22-Jährige ist Lehrer <strong>und</strong> beklagt die bittere<br />

Armut auf dem Land. Er sieht, dass die Bauern nicht<br />

mehr von ihrem Land leben können. Und bei 25 Prozent<br />

Zinsen für Kredite, stecken viele in der Schuldenspirale.<br />

Shenkar Gowda will dies ändern. Als Mitarbeiter der<br />

Organisation ICRA setzt er sich für den Öko-Landbau<br />

ein. Das Institut mit Sitz in Bangalore, der Hauptstadt<br />

von Karnataka, startete seine Öko-Initiative vor r<strong>und</strong><br />

zehn Jahren in der Provinz Kottur, wo die Erfolge unverkennbar<br />

sind. Heute umfasst diese Kooperative r<strong>und</strong><br />

600 Mitglieder.<br />

In der gesamten Region herrscht Dürre <strong>und</strong> viele konventionell<br />

wirtschaftende Bauern klagen über Ernteeibußen.<br />

Solche Probleme plagen Goneppa K<strong>und</strong>er nicht.<br />

Auf seinem Feld gedeiht die Hirse prächtig. Auch auf<br />

den benachbarten Feldern ist alles grün. „Der Boden<br />

hält beim ökologischen Landbau die Feuchtigkeit lange“,<br />

erklärt er, während er von ihm selbst hergestellten<br />

Flüssigdünger auf das Feld verteilt. „Wir können trotz<br />

ausbleibenden Regens ernten“, erläutert er.


- 19 -<br />

Titelgeschichte – Die Welt entdecken, die Welt verändern<br />

Die im konventionellen Landbau eingesetzten Hybridpflanzen<br />

sind dagegen auf ausreichend Regen angewiesen.<br />

Sieben Jahre zuvor stand K<strong>und</strong>er selbst fast<br />

vor dem Ruin. Der Boden sei durch den Einsatz chemischen<br />

Düngers total ausgelaugt gewesen, berichtet er.<br />

Nach der Umstellung auf Ökoanbau seien seine Felder<br />

wieder fruchtbar. Mit seinem eigenen Saatgut erzielt er<br />

sogar höhere Erträge als beim konventionellen Anbau.<br />

Die Erfolge sind unbestreitbar. Unter der Anleitung von<br />

ICRA haben die Bauern traditionelles Saatgut wiederentdeckt.<br />

So gedeihen alte Getreidesorten auf den Feldern.<br />

Es gibt keine Monokulturen mehr, sondern es werden<br />

bis zu 15 verschiedene Pflanzensorten auf einem<br />

Feld angebaut: von Mais <strong>und</strong> Hirse über Sonnenblumen,<br />

Kichererbsen <strong>und</strong> Bohnen bis zu Erdnüssen <strong>und</strong> Okra.<br />

Öko-Anbau erfordert einigen Einsatz von den Bauern.<br />

Es ist eine systematische Herangehensweise nötig, die<br />

ICRA in Kursen <strong>und</strong> Workshops vermittelt. Von der<br />

Produktion des Saatguts über die Herstellung von Kompost<br />

<strong>und</strong> Dünger bis zum Nährstoffmanagement für den<br />

Boden. Diejenigen, die sich darauf eingelassen haben,<br />

wollen nicht mehr zurück.<br />

Auch die umtriebige Bäuerin Kurubanahalli, die Mais<br />

<strong>und</strong> Bohnen anbaut, ist begeisterte Ökobäuerin. „Ich<br />

habe immer genügend zu essen <strong>und</strong> ein Einkommen<br />

durch den Verkauf der Überschüsse“, freut sie sich. Inzwischen<br />

werden von ICRA-Bauern r<strong>und</strong> zwei Dutzend<br />

Ökoläden <strong>und</strong> Händler beliefert. Der Löwenanteil der<br />

Ernte, r<strong>und</strong> 90 Prozent, wird jedoch auf den traditionellen<br />

Märkten vertrieben, wo es keinen höheren Preis gibt.<br />

Aber das soll anders werden. In Mysore ist es ICRA<br />

gelungen, Ökobauern mit eigenen Ständen auf den Wochenmarkt<br />

zu bringen.<br />

„Organische Landwirtschaft liegt in Indien im Trend“,<br />

freut sich ICRA-Leiter Peethambaran Babu. Als Beleg<br />

dafür sieht er den Boom der Ökoläden. Mehr als 40 solcher<br />

Geschäfte seien in jüngster Zeit in Bangalore eröffnet<br />

worden, betont er. Seiner Ansicht nach ist es höchste<br />

Zeit für eine Kehrtwende. Die Versprechen auf hohe Erträge<br />

könne die industrialisierte Landwirtschaft nicht<br />

einlösen. Katastrophale Ernteausfälle, kaputte Böden<br />

<strong>und</strong> ruinierte Landwirte sind die Folge. Die Landwirtschaft<br />

in Indien würde zugr<strong>und</strong>e gerichtet, klagt Babu.<br />

ICRA zielt auf die Wiederbelebung bäuerlicher Kultur.<br />

Darauf weist schon der Name hin: Institute of Cultural<br />

Research and Action. Im Mittelpunkt stehen Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> Training der Bauern, begleitet Beratungsarbeit<br />

bei der Regierung. Die Bauern will ICRA aus der<br />

Abhängigkeit von Saatgutkonzernen befreien <strong>und</strong> aus<br />

der Schuldenfalle holen. Ist die Ernährung gesichert,<br />

hört auch die Landflucht auf“, ist Babu überzeugt.<br />

Als Beispiel dafür, wie gr<strong>und</strong>legend der Ökoanbau das<br />

Leben verändern kann, verweist Babu auf ein von Dalits<br />

bewohntes Dorf. Die gesellschaftlich geächteten<br />

Bewohner mussten in Eisenerzminen unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen schuften. „Wir haben den Bewohnern<br />

gezeigt, wie sie Brachland um ihr Dorf ökologisch<br />

bewirtschaften können“, sagt er. Heute muss sich<br />

keiner der Dorfbewohner mehr in einer Mine verdingen.<br />

Als „sehr beeindruckend“ bezeichnete Gerlinde<br />

Kretschmann die Erfolge. Die „First Lady“ von Baden-<br />

Württemberg hatte bei einer von Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann geleiteten Reise mit einer r<strong>und</strong><br />

120-köpfigen Delegation <strong>2017</strong> soziale Projekte besucht,<br />

darunter auch die Organisation ICRA in Bangalore, die<br />

vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt gefördert<br />

wird.<br />

Der pensionierten Lehrerin liegt der ökologische Anbau<br />

am Herzen. Sie erfuhr, dass die Ökobauern trotz<br />

monatelanger Dürre eine Ernte erzielen konnten, wenn<br />

diese auch kleiner ausfiel. Im Gegensatz dazu sei bei<br />

konventionell wirtschaftenden Bauern die Ernte total<br />

ausgefallen.<br />

Info<br />

www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/indien-bio-boom<br />

Unser Autor <strong>und</strong> lieber Kollege Rainer Lang war<br />

für die Berichterstattung über ökologische Landwirtschaft<br />

in Indien, die er für die Organisation<br />

„Brot für die Welt“ geschrieben hat, <strong>und</strong> mit der<br />

er Ende <strong>2017</strong> für den renommierten Salus Medienpreis<br />

nominiert wurde. „Arbeiten des WDR<br />

<strong>und</strong> von GEO haben gewonnen, da war die Nominierung<br />

schon eine feine Sache“, war unser<br />

Autor zur Recht zufrieden.


News aus den Regionen<br />

- 20 -<br />

Auch auSSerhalb des Platzes höchste Ansprüche<br />

Mit Unterstützung des Neu-Ulmer Systemhauses SIG<br />

IT mit IQ mbH erneuert der Fußball-Zweitligist 1. FC<br />

Heidenheim 1846 derzeit seine komplette IT-Infrastruktur.<br />

„Durch den sportlichen Erfolg sind wir in den vergangenen<br />

Jahren in allen Bereichen gewachsen, sowohl<br />

beim Personal als auch ganz allgemein bei den Anforderungen<br />

an unsere IT“, erklärt Petra Saretz, Bereichsleiterin<br />

Organisation beim 1. FC Heidenheim, die Gründe<br />

für die Entscheidung. Mit SIG arbeitet der Verein schon<br />

seit 2012 zusammen. Aufgr<strong>und</strong> der positiven Erfahrungen<br />

erhielt der Neu-Ulmer IT-Dienstleister auch dieses<br />

Mal wieder den Zuschlag. „Die Mitarbeiter der SIG haben<br />

sich sehr schnell auf unsere speziellen Anforderungen<br />

eingestellt <strong>und</strong> verstanden, was wir benötigen. Und<br />

sie sind für uns auch mal außerhalb der üblichen Zeiten<br />

erreichbar“ erzählt Petra Saretz.<br />

In der vierten Zweitligasaison beschäftigt der 1. FC Heidenheim<br />

1846 inzwischen r<strong>und</strong> 180 Mitarbeiter. Auch<br />

netzwerktechnisch hat der Fußballverein ausgesprochen<br />

hohe Anforderungen. Während eines Heimspiels steigt<br />

beispielsweise die Netzlast abrupt an, wenn sich allein<br />

im Sparkassen <strong>Business</strong> Club etwa 2.000 Besucher tummeln<br />

<strong>und</strong> das dortige WLAN nutzen.<br />

www.sig-ulm.de<br />

www.fc-heidenheim.de<br />

www.press-n-relations.de<br />

Ein Ermutiger in der Geislinger Jahnhalle<br />

„Des hau I no selta erlebt – Geislinga an dr Steige, was<br />

isch los, Standing Ovations, ihr seid doch au Schwoaba,<br />

oder?“ Auch Motivator <strong>und</strong> Speakers-Profi Johannes<br />

Warth war in der Geislinger Jahn-Halle „von den<br />

Socken“. Sein Vortrag vor 400 Besuchern war in diesem<br />

Jahr so begeisternd, dass die Leute mitsangen, mitklatschten<br />

<strong>und</strong> sich fast noch gegenseitig in die Arme gefallen<br />

wären. Klingt sektenartig, ist es aber ganz <strong>und</strong> gar<br />

nicht. Der Oberschwabe Johannes Warth ist nur einer,<br />

der „Change“ als Herausforderung <strong>und</strong> Entwicklung verbreiten<br />

kann, <strong>und</strong> nicht als Gefahr. Deswegen wird er bei<br />

seinen r<strong>und</strong> 200 Auftritten pro Jahr in Firmen eingeladen<br />

oder – wie in Geislingen – auch einmal von Schulen<br />

wie dem Förderkreis der Emil-von-Behring-Schule auf<br />

Initiative von Tausendsassa Karl-Otto Kaiser. Johannes<br />

Warth packt in seinem Erlebnisvortrag mal seine Percussions<br />

aus (ein großer Karton mit Base-Drum-Fußpedal),<br />

sein kleines Akkordeon (dann geht’s im Publikum noch<br />

mehr ab) oder einen Langbogen, mit dem er entweder<br />

störende Gäste umnietet (die gab es ja an diesem Abend<br />

nicht) oder eine Kerze aus r<strong>und</strong> zehn Metern Entfernung<br />

ausschießt. Gepaart mit viel Sprachwitz <strong>und</strong> Wortspielereien<br />

heißt das dann „7 Schritte zum Erfolg oder wie<br />

überlebe ich das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert?“ 400 Geislinger wissen<br />

seitdem darauf eine Antwort.<br />

www.johannes-warth.de


- 21 -<br />

News aus den Regionen<br />

„Der kostenlose<br />

Erfolg auf Facebook<br />

ist vorbei“<br />

Es war wieder äußerst spannend, der letzte Termin<br />

<strong>2017</strong> des Medienforums Kreis Göppingen: drei Expertinnen<br />

zum heißen Thema Social Media. Ausrichter<br />

war ebenfalls eine Dame, Christine Kumpf, Wirtschaftsförderin<br />

der Stadt Göppingen <strong>und</strong> Mitinitiatorin<br />

des Medienforums.<br />

In der großen Welt des digitalen Zeitalters bewegt sich<br />

eminent viel. Für die Resonanz des Einzelnen wiederum<br />

aber ziemlich wenig, weil das Angebot unüberschaubar<br />

geworden ist <strong>und</strong> deshalb viele vergeblich um die Aufmerksamkeit<br />

der User buhlen. „Der kostenlose Erfolg<br />

auf Facebook ist vorbei“, unterstrich denn auch Daniela<br />

Vey, Informationsdesignerin aus Stuttgart, die bereits<br />

viele Unternehmen <strong>und</strong> auch die Stadt Göppingen bei<br />

der Anwendung der sozialen Medien unterstützt, „nach<br />

Silke Matthaei, Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart<br />

GmbH (WRS), Christine Kumpf, Wirtschaftsförderin der Stadt<br />

Göppingen, Daniela Vey, Informationsdesignerin aus Stuttgart,<br />

Ester Petri von der MFG Medien- <strong>und</strong> Filmgesellschaft Baden-<br />

Württemberg, Moderator Thomas Kießling, K - media & PR.<br />

13 Jahren Facebook gehören die sogenannten Gratis-<br />

Reichweiten, wo jeder „Likes“ <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e empfiehlt<br />

oder anklickt <strong>und</strong> sich dadurch der geschäftliche Erfolg<br />

einstellt, eindeutig der Vergangenheit an.“ Das Ende der<br />

Revolution sei aber längst noch nicht in Sicht.<br />

Die ganze Geschichte gibt es auf medienforum-gp.de <strong>und</strong><br />

den ersten Medienforum-Termin <strong>2018</strong> bereits am Mittwoch,<br />

17. <strong>Jan</strong>uar <strong>2018</strong>, 19.30 Uhr – oder die traditionelle<br />

Medien-Party in der Kunsthalle Göppingen zur Picasso-<br />

Ausstellung mit einer wieder kenntnisreichen <strong>und</strong> eloquenten<br />

Führung von Kunsthallenleiter Werner Meyer.<br />

Anmelden auf kontakt@medienforum-gp.de.<br />

Jürgen Mollenkopf von maybe in Geislingen<br />

Wer braucht sie, <strong>und</strong><br />

wem fehlt sie? Die Zeit<br />

Chefs, Entscheider, Vorbilder, der Arbeitstag beginnt<br />

morgens um 6 Uhr <strong>und</strong> endet um 20 Uhr, oder auch<br />

nie. Jeder ist stolz darauf, am frühen Morgen der Erste<br />

zu sein <strong>und</strong> abends immer der Letzte. Wow! Und wer<br />

achtet darauf, was dabei alles verloren geht? Die Mitarbeiter<br />

wollen endlich ein Gespräch, die Frau zuhause<br />

nach langem mal ein schönes Wochenende oder einen<br />

tollen Abend, ihre Kinder wollen, dass Sie mehr Zeit für<br />

sie haben, doch: wo ist die Zeit dafür?<br />

Eine der häufigsten Krankheiten unserer Zeit ist „Burn<br />

out“, ausgebrannt sein, warum? Eine Ursache dafür ist<br />

sicherlich die fehlende Zeit. Es entsteht ein ungeheurer<br />

Druck um alles, was erledigt werden sollte. „Muss das<br />

sein?“ fragt Softwareentwickler Jürgen Mollenkopf,<br />

oder muss man nicht dagegen steuern? „Schreiben Sie<br />

einmal auf, was Sie den ganzen Tag machen <strong>und</strong> dann<br />

fragen Sie sich, muss das alles unbedingt sein, muss<br />

ich das machen, oder kann es auch jemand anderes für<br />

mich tun?“ fragt Mollenkopf weiter.<br />

Der Geislinger hat sich 1998 selbständig gemacht <strong>und</strong><br />

sein Unternehmen stetig weiter entwickelt. Heute hat er<br />

es geschafft <strong>und</strong> eine hervorragende Softwarelösung für<br />

mittelständische Unternehmen entwickelt. Motto: Zeit<br />

schaffen.<br />

www.mybe.eu


News aus den Regionen<br />

- 22 -<br />

10 Millionen<br />

Tagesgäste<br />

pro Jahr<br />

im Kreis<br />

Reutlingen<br />

Blick von der Achalm bei Reutlingen,<br />

ein beliebtes Ausflugsziel<br />

im Kreis Reutlingen.<br />

Der Wirtschaftsfaktor Tourismus gewinnt<br />

im Kreis Reutlingen zunehmend<br />

an Gewicht. Nach einer Erhebung des<br />

Branchenverbands Mythos Schwäbische<br />

Alb lag der Umsatz im Jahr 2016 bei 569,3<br />

Millionen Euro. Gegenüber den letzten<br />

Daten aus dem Jahr 2011 entspricht dies<br />

einem Zuwachs von r<strong>und</strong> zehn Prozent.<br />

Laut einer Studie besuchen jährlich r<strong>und</strong><br />

10 Millionen Tagesreisende den Landkreis<br />

Reutlingen <strong>und</strong> – wer auf Seite 8<br />

<strong>und</strong> 9 dieser Ausgabe genau liest – stammen<br />

vier Millionen davon vom Outletcity<br />

Metzingen. Die Tagesgäste allein sorgten<br />

im vergangenen Jahr für einen Anteil<br />

von 62,4 Prozent am Gesamtumsatz. Ein<br />

weiteres Viertel des Umsatzes kommt von<br />

Übernachtungsgästen in gewerblichen<br />

Betrieben. 2,4 Prozent verteilen sich auf<br />

Gäste bei Privatvermietern sowie Touristik-<br />

<strong>und</strong> Dauercamper. Erstmals hat<br />

Mythos Schwäbische Alb die Zahl der<br />

Verwandten- <strong>und</strong> Bekanntenbesuche berechnet:<br />

R<strong>und</strong> 1,61 Millionen Gäste mit<br />

persönlichen Verbindungen generierten<br />

10 Prozent des Gesamtumsatzes. Mit<br />

dem IHK-Tourismusausschuss hat die<br />

IHK Reutlingen das wichtigste Gremium<br />

für die regionalen Tourismusinteressen<br />

etabliert.<br />

www.mythos-schwaebische-alb.de<br />

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<strong>und</strong> allen weiteren Printmedien wie<br />

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- 23 -<br />

News aus den Regionen<br />

Christoph-Martin-<br />

Wieland-Übersetzerpreis<br />

<strong>2017</strong><br />

Der Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis geht in diesem Jahr an<br />

Andreas <strong>Jan</strong>dl <strong>und</strong> Frank Sievers <strong>und</strong> damit an zwei bedeutende Übersetzer<br />

unserer Zeit, die gemeinsam das Werk des englischen Schriftstellers John<br />

Alec Baker „The Peregrine“ - „Der Wanderfalke“ übersetzt hatten. Die Auszeichnung<br />

ist einer der ersten Übersetzerpreise, die in Deutschland verliehen<br />

wurden. Baden-Württemberg ist damit – wie auch mit Arbeits- <strong>und</strong> Reisestipendien<br />

– b<strong>und</strong>esweit Vorreiter bei der Förderung von Literaturübersetzerinnen<br />

<strong>und</strong> -übersetzern. Da der Preis in Biberach verliehen wird, ist er<br />

fürs Renommee der großen Kreisstadt im Literaturbetrieb besonders wichtig,<br />

sind sich Kenner einig. „Literarische Übersetzungen spielen eine wichtige<br />

Rolle für den interkulturellen Austausch. Übersetzerinnen <strong>und</strong> Übersetzer<br />

sind Kulturbotschafter, die uns fremde Denkweisen <strong>und</strong> Gefühlswelten nahe<br />

bringen. Verständigung zu schaffen zwischen verschiedenen Sprachen <strong>und</strong><br />

Kulturen ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts“, sagte<br />

Kunststaatssekretärin Petra Olschowski bei der Verleihung.<br />

Wir machen mehr aus<br />

Ihrem Auftritt:<br />

Christoph Martin Wieland (1733 bis 1813), der Übersetzer der Shakespeare-<br />

Dramen, ist Namensgeber des Übersetzerpreises, der mit 12.000 Euro dotiert<br />

ist <strong>und</strong> alle zwei Jahre vergeben wird. Der Preis wird vom Ministerium für<br />

Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst Baden-Württemberg finanziert.<br />

www.wieland-museum.de<br />

Von links: Prof. Dr. Dieter Martin (Universität Freiburg), Preisträger Andreas <strong>Jan</strong>dl, Laudatorin<br />

Karin Uttendörfer, Preisträger Frank Sievers, Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler,<br />

Staatssekretärin Petra Olschowski (Ministerium für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst Baden-<br />

Württemberg), Jurymitglied Elsbeth Ranke, Helga Pfetsch (Präsidentin des Fre<strong>und</strong>eskreis zur<br />

Förderung wissenschaftlicher <strong>und</strong> literarischer Übersetzungen e. V.), Kerstin Bönsch (Geschäftsführerin<br />

der Wieland-Stiftung). Bild: Anni Gallus


Sport ist Standortmarketing<br />

- 24 -<br />

Was<br />

bringt der<br />

Orange<br />

Campus?<br />

Von Thomas Kießling<br />

Die Stadt Ulm <strong>und</strong> ein Kreditinstitut können sich noch nicht durchringen.<br />

Eine Geschichte, die da anfängt, wo die Kostendiskussion aufhört.<br />

Eigentlich waren am Anfang alle begeistert. Aber auch alle. Ein OrangeCampus direkt an der Donau inmitten der<br />

Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm würde den Basketball in der Region in eine neue Dimension katapultieren. Und hierin<br />

liegt schon das erste Problem. Da gibt es offenbar Neider <strong>und</strong> Platzhirsche, die das Katapult gerne zu einem Katapultchen<br />

verkommen lassen würden. Man kommt dabei nicht umhin, zu vermuten, dass wieder einmal Breitensport<br />

gegen Spitzensport ausgespielt werden soll <strong>und</strong> dass dabei die Gemeinderäte von Ulm (Neu-Ulm hat dem Zuschuss<br />

von 1,5 Mio. Euro längst schon zugestimmt) sowie die Sparkasse etwas unter die Räder kommen, denn für sie ist<br />

Sport eben Sport – <strong>und</strong> die dreimalige Pleite der Ulmer Kicker fest im Rechenschieber eingebrannt.<br />

Die Fakten <strong>und</strong> die Story:<br />

Von Martin Fünkele, Pressesprecher BBU '01<br />

Während sich die öffentliche Debatte seit einigen Monaten<br />

auf die Risiken versteift, wird oft vergessen, wer alles<br />

von einem Sportzentrum im Herzen der Doppelstadt profitieren<br />

kann. Der OrangeCampus der Ulmer Basketballer<br />

– ein Novum <strong>und</strong> für viele derzeit ein No-Go.<br />

Man muss sich das mal vorstellen: Da liegt ein Gelände,<br />

das so groß ist wie zweieinhalb Fußballfelder im Herzen<br />

der Doppelstadt seit knapp 20 Jahren brach. Einmal sollte<br />

ein Kulturbiergarten dort entstehen, wo Neu-Ulm nur 70<br />

Meter von Ulm entfernt ist, das andere Mal war ein Stellplatz<br />

für Wohnmobile im Gespräch. Passiert ist nie etwas.<br />

Seit der Schließung des alten Donaubades Ende der 1990er<br />

Jahre dient das 16.180 Quadratmeter große Areal als Biotop<br />

für Unkraut <strong>und</strong> Stechmücken.<br />

Wie wäre es mit dieser Vorstellung? Dort, wo seit so langer<br />

Zeit nichts passiert ist, geht auf einmal die Post ab. Menschen<br />

beider Städte treffen sich, weil sie etwas erleben wollen.<br />

Zum Beispiel in einer der drei Sporthallen – die größte<br />

bietet Platz für 500 Zuschauer. Die meiste Zeit wird hier<br />

allerdings gespielt <strong>und</strong> trainiert – 95 Prozent der Hallenzeiten<br />

sind für Nachwuchs- <strong>und</strong> Breitensportler reserviert.<br />

Oder im Fitnessstudio, das den Blick zur Donau freilässt.<br />

Oder eben im Parkgelände, wo Spielplatzbesucher neben<br />

Volleyball-Spielern <strong>und</strong> Basketballern ihren Platz finden.<br />

Einen Biergarten gibt es übrigens auch, anstatt für Wohnmobile<br />

ist der Stellplatz jedoch für r<strong>und</strong> 160 Fahrräder reserviert.<br />

Eine Utopie? Nein. Ein realistisches Bauvorhaben, das<br />

seit Herbst 2014 konkret geplant wird <strong>und</strong> im Ergebnis<br />

2.032,72 Euro pro Quadratmeter kostet. Wer selbst einmal<br />

gebaut hat weiß, dass das nicht teuer ist. Gebaut wird im<br />

Übrigen gemäß „KfW Standard 55“, was für ein nachhaltiges<br />

Energie-Konzept spricht <strong>und</strong> konkret heißt: Es<br />

werden 45 Prozent weniger Primärenergie verbraucht als<br />

bei einem vergleichbaren, nicht nachhaltig betrieben Neubau.<br />

Den Steuerzahler – also die Bürger der Städte Ulms<br />

<strong>und</strong> Neu-Ulms – kostet dieses Bauvorhaben 4,5 Millionen<br />

Euro. „Ein Schnäppchen“, nennt Rainer Juchheim die 1,5<br />

Millionen Euro Zuschuss, die der Neu-Ulmer Stadtrat am<br />

26. Juli einstimmig gewährt hat. 1,5 Millionen Euro sind<br />

„kein Schnäppchen“ <strong>und</strong> das Zitat macht auch nur dann<br />

Sinn, wenn es komplett wiedergegeben wird. „1,5 Millionen<br />

Euro sind für die Stadt Neu-Ulm ein Schnäppchen,<br />

wenn man betrachtet, was damit erreicht wird“, so die<br />

vollständige Aussage des Grünen-Politikers.


- 25 -<br />

Sport ist Standortmarketing<br />

Risiken vs. Chancen & Finanzen vs. Fantasie<br />

Formal geht es um einen Gebäudekomplex. OrangeCampus,<br />

so der Name des Sportzentrums, das BBU ’01 auf dem<br />

alten Donaubadgelände errichten möchte. Ein Teil davon<br />

wird „ideeller Teil“ genannt. Gemeint ist der Teil, in dem<br />

Sport getrieben wird – der ist 6.980 Quadratmeter groß <strong>und</strong><br />

kostet 12.200.000 Euro (davon sind 10.450.000 Euro bezuschussungsfähig).<br />

Der andere Teil ist dafür da, Einnahmen<br />

zu generieren, um den laufenden Betrieb zu gewährleisten<br />

<strong>und</strong> dafür keine weiteren Steuergelder beanspruchen zu<br />

müssen. Dieser Teil – also das Fitnesszentrum, ein Bürogebäude,<br />

sowie der Gastro- <strong>und</strong> Shop-Bereich – kostet<br />

10.600.000 Euro. In der öffentlichen Wahrnehmung endet<br />

die Diskussion über den OrangeCampus meist genau hier.<br />

Dass nur der „ideelle Teil“, also der in dem zumeist junge<br />

Menschen ausgebildet werden, gefördert wird – der Rest<br />

aber nicht – geht meist unter. Es geht um Zuschüsse, Darlehen<br />

<strong>und</strong> den Unterschied zwischen Eigenmitteln <strong>und</strong><br />

Eigenkapital. Es geht nicht darum, was erreicht wird. Es<br />

geht nur darum, was es kostet.<br />

Um sich vorzustellen, was der OrangeCampus bringt,<br />

braucht es etwas Fantasie. Etwas Vergleichbares gab es<br />

in der Region ja noch nie. Ein Sportzentrum in unmittelbarer<br />

Nähe der Stadtzentren Ulms <strong>und</strong> Neu-Ulms. Keine<br />

Shopping Mall, kein Kino, kein Elektronik-Discounter,<br />

oder was den Menschen sonst noch gerne zum Zeitvertreib<br />

angeboten wird. Stattdessen ein Gelände, das aktiven<br />

Basketballern optimale Trainingsbedingungen bietet<br />

– in Halle eins ist eine 160 Meter lange Laufbahn r<strong>und</strong> um<br />

das Spielfeld geplant – <strong>und</strong> Sportinteressierte Bürger gleichermaßen<br />

anspricht. „Sport ist gut für Herz, Kreislauf,<br />

Muskeln. Und nicht zuletzt ist Sport gut für das Gehirn!<br />

Krankenkassen müssten sich beteiligen, denn das ist echte<br />

Prävention“, urteilt Prof. Dr. Manfred Spitzer in seiner<br />

Funktion als Ärztlicher Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik<br />

Ulm.<br />

Ohne Breite keine Spitze<br />

Martina Haas sagt: „Ein vergleichbares Projekt kenne ich<br />

nur vom VfB Stuttgart.“ Haas ist als Geschäftsführerin<br />

des Württembergischen Landesverbandes (WLSB) für<br />

Sportentwicklung zuständig. Ihr Verband hat einen Zuschuss<br />

für den OrangeCampus in Höhe von knapp 700.000<br />

Euro in Aussicht gestellt. Haas sagt auch: „Ohne Breite<br />

keine Spitze. Was BBU ’01 hier macht, ist ein beispielhaftes<br />

Zusammenspiel zwischen Breiten- <strong>und</strong> Leistungssport<br />

<strong>und</strong> Schule <strong>und</strong> Verein.“<br />

In Köln haben unlängst drei Wissenschaftler der Sporthochschule<br />

in einer Studie festgestellt, „dass öffentliche<br />

Ausgaben für Sportanlagen <strong>und</strong> Schwimmbäder einen<br />

signifikanten positiven Effekt auf die Sportaktivität der<br />

Menschen“ haben.<br />

Was BBU ’01 mit dem OrangeCampus im ersten Schritt<br />

also erreicht, ist Menschen in Bewegung zu bringen. „Die<br />

Menschen zum Sporttreiben zu bewegen, ist nicht nur von<br />

Bedeutung für die Volksges<strong>und</strong>heit, sondern forciert auch<br />

die Entwicklung von sozialer Kompetenz <strong>und</strong> schafft Arbeitsplätze,<br />

ist also ein wichtiges Ziel jeder Gesellschaft“,<br />

schreiben Sören Dallmeyer, Dr. Pamela Wicker <strong>und</strong> Prof.<br />

Dr. Christoph Breuer in ihrer Arbeit „Public expenditure<br />

and sport participation: An examination of direct, spillover,<br />

and substitution effects”. Für Kommunen sollte dieses<br />

Ziel also gleichermaßen gelten.<br />

Bewegung ist ein Ziel jeder Gesellschaft<br />

Und Kommunen leben von ihren Vorzeigeobjekten. Zum<br />

Beispiel das Ulmer Münster oder Albert Einstein – wer<br />

von ihnen spricht, spricht von der Stadt, aus der sie stammen.<br />

ratiopharm ulm, das Team, das in der Basketball<br />

B<strong>und</strong>esliga seit <strong>Dez</strong>ember 2011 bei jedem seiner Heimspiele<br />

ausverkauft meldet, bringt die beiden Städte ins Ge-


Sport ist Standortmarketing - 26 -<br />

spräch <strong>und</strong> verschaffte ihnen bares Geld. Man kann das<br />

messen. Das Marktforschungsunternehmen ValuMedia<br />

hat das getan <strong>und</strong> einen Werbewert von 14 Millionen<br />

Euro ermittelt. 555 Werbespots bei RTL zur Prime Time<br />

müsste die Doppelstadt schalten, um eine vergleichbare<br />

Reichweite für sich zu bekommen. Außerdem sorgen<br />

die Profis für ein Plus von 7,4 Millionen Euro im kommunalen<br />

Säckel – ermittelt aus direkten <strong>und</strong> indirekten<br />

Steuereffekten.<br />

Auch die Profis sollen vom OrangeCampus profitieren.<br />

Kurze Wege sind im Leistungssport enorm wichtig. Die<br />

Erstversorgung nach einer Verletzung spielt hier eine<br />

Rolle, genauso wie die Zeitersparnis, die eine längere<br />

Regeneration ermöglicht. „Alles auf einem Gr<strong>und</strong>stück<br />

– das wäre ein Riesenschritt für Ulm <strong>und</strong> den deutschen<br />

Basketball“, sagt Basketball-B<strong>und</strong>estrainer Chris Flemming.<br />

Noch wichtiger als die unmittelbaren Effekte sind<br />

die langfristigen Auswirkungen. Ein Club, der in den<br />

letzten sechs Jahren fünf Mal im Halbfinale <strong>und</strong> zweimal<br />

im Finale stand, aber trotzdem nicht zu den finanziellen<br />

Alphatieren der B<strong>und</strong>esliga gehört, muss sich etwas<br />

einfallen lassen, um langfristig konkurrenzfähig zu<br />

bleiben. Er muss eine Nische finden, die ihn auszeichnet.<br />

NBA-Spieler aus Ulm? Wieso nicht!<br />

„Im Basketball war in Europa Treviso lange Jahre das<br />

Nonplusultra. Zahlreiche NBA- <strong>und</strong> europäische Topspieler<br />

wurden dort entwickelt“, sagt Dr. Thomas Stoll.<br />

In Treviso, der norditalienischen Stadt 30 Kilometer<br />

entfernt von Venedig, wurde Andrea Bargnani ausgebildet.<br />

Bargnani ist bis heute der einzige Europäer, der<br />

im NBA-Draft an Nummer eins gezogen wurde. „Langfristig<br />

traue ich uns zu, dass wir in Ulm NBA-Spieler<br />

ausbilden“, sagt Manager Stoll. Mittelfristig soll auf<br />

dem Campus eine Generation von Spielern heranreifen,<br />

die ratiopharm ulm eine Alternative im Feilschen<br />

um die Topsstars bietet. Denn längst operiert die Konkurrenz<br />

mit Spieler-Etats, die viermal höher sind als das<br />

der Ulmer. Was in der 16-jährigen Geschichte von BBU<br />

’01 noch Seltenheitswert hatte, soll zukünftig zu Regel<br />

werden – nämlich gebürtige „Uuulmer“ im Trikot von<br />

ratiopharm ulm.<br />

All das ist keine Utopie – kein Luftschloss, das sich Menschen<br />

ausgedacht haben, die nichts von Sportentwicklung<br />

verstehen. Die Idee des OrangeCampus basiert auf<br />

belastbaren Zahlen, die ein renommierter Wirtschaftsprüfer<br />

erstellt hat <strong>und</strong> die Andreas Burkhardt „eine solide<br />

<strong>und</strong> auch im Detail überzeugenden Finanzplanung“<br />

nennt. Burkhardt ist bei Teva Finanzgeschäftsführer <strong>und</strong><br />

vertritt dabei ein Unternehmen, das 2016 weltweit einen<br />

Jahres-Umsatz von knapp 22 Milliarden Dollar auswies.<br />

Der OrangeCampus entspringt der Idee zweier Männer,<br />

die den Ulmer Basketball in den vergangenen eineinhalb<br />

Jahrzehnten nachhaltiger prägten, als jeder Spieler.<br />

„Hier arbeiten echte Profis mit Herz <strong>und</strong> dem festen<br />

Glauben an ihre Vision“, sagt der Mathematiker <strong>und</strong> Pokerweltmeister<br />

Stephan Kalhamer. „Mit dem nüchtern<br />

kalkulierten Risiko, dem Campus seine verdiente Chance<br />

zu geben, kann <strong>und</strong> wird das Ulmer Team um Andreas<br />

Oettel <strong>und</strong> Dr. Thomas Stoll auch langfristig im Konzert<br />

der Großen überraschen, ja glänzen“, so Kalhamer.<br />

Info<br />

Mit Deiner Hilfe in die Zukunft!<br />

Weiterhin kann bei der Spenden-Aktion (F<strong>und</strong>raising)<br />

Gutes getan werden. Es gilt, mindestens<br />

555.555 Euro einzusammeln, eine vom Ulmer<br />

Gemeinderat geforderte Summe an Eigenmittel<br />

der BBU '01. Auf der Plattform www.orangecampus.one<br />

können Bürger <strong>und</strong> Fans zwischen 11 <strong>und</strong><br />

1.111 Euro einreichen. Ab 111 Euro erhalten die<br />

Unterstützer eine Namensplakette, die im Foyer<br />

des Gebäudes verewigt wird. Das Besondere:<br />

Wird das Spendenziel erreicht – kommen also<br />

555.555 Euro zusammen – wird jeder öffentlich<br />

gespendete Euro von den Partnern von BBU ’01<br />

verdoppelt. Sollte der OrangeCampus nicht gebaut<br />

werden, erhalten die Spender ihr Geld zurück.<br />

#butterbeidiefische


- 27 -<br />

Sport ist Standortmarketing<br />

Ein Kommentar<br />

Der OrangeCampus:<br />

Eine Chance für die Region<br />

Von Thomas Kießling<br />

Campus-Zahlen<br />

Green Campus Mit Hilfe eines Wärmepumpensystems wird<br />

dem Boden Gr<strong>und</strong>wasser entnommen, das zur Energiegewinnung<br />

der Niedertemperaturbereiche genutzt wird <strong>und</strong><br />

anschließend dem Boden wieder zugeführt wird. In Kombination<br />

mit einer Photovoltaik-Anlage ist die Erreichung eines<br />

„KfW55 Standards“ gegeben. Auf dem Gelände werden<br />

155 Fahrradständer installiert <strong>und</strong> 11 neue Bäume gepflanzt.<br />

Hallennutzung Um zu ermitteln, welche Teile des Komplexes<br />

durch die Kommunen <strong>und</strong> den WLSB förderungswürdig<br />

sind, wurde detailliert festgelegt, wie die drei Sporthallen<br />

genutzt werden. Das Ergebnis: Halle 2 + 3 stehen zu 100<br />

Prozent dem Nachwuchs- <strong>und</strong> Breitensport zur Verfügung;<br />

in Halle 1 sind es 90 Prozent. Insgesamt nimmt die Nachwuchsforderung<br />

also 95 Prozent des Belegungsplans ein.<br />

Finanzierung Für 2/3 der 22,8 Millionen Euro (brutto) ist<br />

BBU ’01 verantwortlich. 14,5 Millionen Euro stellt der Club<br />

über Eigenmittel (5,5 Mio. Cash + 9 Mio. Bank-Darlehen).<br />

Zuschüsse: 4,5 Mio. städtisch, 700.000 Euro (WLSB), 3,1<br />

Mio. Euro sollen über ein städtisches Darlehen abgedeckt<br />

werden. Bau-Details Die für den Sport vorgesehene Fläche<br />

– inklusive Fitnessbereich – beträgt 6.980 m²; insgesamt<br />

hat der Campus eine Glasfassadenfläche von 2.170 m² – ein<br />

Großteil im Fitnessbereich. Die Haupthalle ist 12 Meter<br />

hoch <strong>und</strong> bietet nicht nur Platz für 500 Zuschauer, sondern<br />

auch einen R<strong>und</strong>lauf (160 Meter) für Konditionstraining.<br />

Ein als Sportpark an der Donau deklariertes Gelände<br />

mit Biergarten ist zudem zugänglich <strong>und</strong> ermöglicht einen<br />

barrierefreien Zugang zum Beach-Volleyball-Feld, dem<br />

Spielplatz <strong>und</strong> dem Basketball-Freiplatz. Und die BBU `01<br />

garantiert, dass auch bei Spielbetrieb, etc. die Parkplatzmöglichkeiten<br />

für die Besucher ausreichen werden.<br />

Ein OrangeCampus im Herzen der Doppelstadt<br />

direkt an der Donau bildet das Herz der Ulmer<br />

Basketballer. Sie sind neben Ulmer Münster (wissen<br />

in Deutschland nicht viele) <strong>und</strong> Einsteins<br />

Geburt (weiß echt kaum jemand) die permanente<br />

Visitenkarte für das Standortmarketing der<br />

Region. Oder wann kommt Ulm im Laufe eines<br />

Jahres sonst noch in den b<strong>und</strong>esdeutschen Medien<br />

vor? Ja wann, <strong>und</strong> vor allem mit welchem<br />

Thema? Bitte einmal nachdenken <strong>und</strong> dann nach<br />

dem Schulterzucken einfach zugeben: „Keine<br />

Ahnung.“ Früher hatten wir wenigstens den November-Nebel,<br />

der uns unter bedauerlichen Worten<br />

ins Jörg-Kachelmann-Wetter brachte. Ab <strong>und</strong><br />

an kommt noch die ratiopharm arena auf SWR 1,<br />

wenn etwa Bob Dylan spielt.<br />

Wenn aber niemand nie von der Region Ulm<br />

hört, dann sieht es mit neuen Fachkräften für<br />

die Wirtschaft echt problematisch aus. Dann<br />

müssten es die propren Unternehmen der Region<br />

ganz alleine richten. Diese würden sich beim<br />

Recruiting aber wesentlich einfacher tun, wenn<br />

der Bekanntheitsgrad von Ulm größer wäre. Wer<br />

sorgt dafür? Ach, Sie meinen, wir drehen uns im<br />

Kreis. Ja tun wir. Also, liebe Städte: Geldbeutel<br />

auf (also Ulm, Neu-Ulm ging ja schon in Vorleistung)<br />

<strong>und</strong> eine tolle Initiative unterstützen. Das<br />

machen die Unternehmen übrigens schon vor, in<br />

dem sie den OrangeCampus <strong>und</strong> vor allem die<br />

Mannschaft (Jahresetat rd. 7.5 Mio Euro) kräftig<br />

unterstützen.<br />

Und damit wäre auch nichts, aber auch gar<br />

nichts gegen eine städtische Unterstützung des<br />

SSV Ulm 1846 (Gesamtverein) <strong>und</strong> der TSG Söflingen<br />

gesagt. Hier gibt es noch mehr Mitglieder<br />

als bei den Basketballern, damit viel mehr Breitensport,<br />

aber vereinzelt auch Spitzenleistungen.<br />

Unbenommen. Wenn wir heutzutage bei den gefüllten<br />

Stadtkassen nicht in die Zukunft investieren,<br />

wann dann? Unsere Unternehmen (<strong>und</strong> wir<br />

alle über die Gewerbesteuern), unsere Kinder<br />

<strong>und</strong> ganz geschweige unsere eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />

(wir müssen das größere Angebot nur nutzen)<br />

werden es uns danken. Das ist doch eine richtige<br />

Win-Win-Win-Win-…Situation. Geht doch, ist<br />

alles ganz einfach.


Netzwerke<br />

- 28 -<br />

Netzwerke:<br />

Die Zukunft liegt<br />

im Empfehlen<br />

Von Thomas Kießling<br />

Info<br />

Die Mitgliedsbeiträge bei<br />

den Netzwerken sind unterschiedlich<br />

hoch.<br />

Ein Netzwerk, das keinen<br />

Beitrag kostet, ist das<br />

medienforum Kreis Göppingen.<br />

Mehr dazu auf Seite 21<br />

dieser Ausgabe.<br />

Sie treffen sich morgens um 6.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> netzwerken in einer Fröhlichkeit,<br />

die man um diese Uhrzeit erst einmal<br />

erreichen muss. Manche Zirkel sind regional<br />

aufgestellt, manche geben dem<br />

Mittelstand im Land eine Stimme, manche<br />

sind weltweit so erfolgreich, dass<br />

sie jährlich einen Umsatz von zehn Milliarden<br />

Euro generieren, indem sie sich<br />

einfach gegenseitig Aufträge mit einem<br />

sehr strukturierten Empfehlungsmanagement<br />

zuschanzen. Professionelle<br />

Netzwerke: Die Zukunft liegt im Empfehlen,<br />

empfehlen wir Ihnen heute.<br />

Die Präsentation der eigenen Firma darf<br />

genau 50 Sek<strong>und</strong>en dauern, nicht länger,<br />

sonst kommt nicht jeder dran von den<br />

anwesenden 60 Personen, die sich in einem<br />

bis auf den letzten Platz gefüllten<br />

Nebenzimmer des Hotels Seligweiler bei<br />

Ulm, direkt an der Autobahn A8 gelegen,<br />

versammelt haben. Hier trifft sich das<br />

Netzwerk BNI Chapter „Galaxy“ jeden<br />

Donnerstagmorgen, nein, jeden Donnerstagfrüh,<br />

denn los geht es pünktlich<br />

um 7.00 Uhr. Es wird aber gerne gesehen,<br />

wenn man bereits um 6.30 Uhr da ist,<br />

denn „wir haben ja immer so viel Gäste,<br />

die wir einladen“, raunt mir mein Begleiter<br />

zu. Ich nicke meinen verschlafen Kopf.<br />

„Nee, is‘ klar“, antworte ich nur. Es wird<br />

nicht der einzige Widerspruch sein, in<br />

den ich mich verwickeln werde an diesem<br />

Morgen. Gäste müssen also sein <strong>und</strong> werden<br />

gezielt eingeladen <strong>und</strong> mitgebracht,<br />

denn das Chapter braucht Kontakte <strong>und</strong><br />

gerne auch neue Mitglieder. Wenn es zu<br />

viele werden, wird das Chapter einfach<br />

geteilt <strong>und</strong> ein neues entsteht. Galaxy ist<br />

übrigens aus der Sonne entstanden, astronomisch<br />

auch ein Widerspruch, aber der<br />

Zweck heiligt die Mittel, <strong>und</strong> die können<br />

sich auch wirklich sehen lassen: Über<br />

1000 Empfehlungen pro Jahr mit einem<br />

Umsatzvolumen von 750.000 Euro – ist<br />

doch galaktisch, oder? Die Empfehlungen,<br />

die die Mitglieder ausgesprochen<br />

haben, werden peinlich genau registriert.<br />

In einer separaten Präsentationsr<strong>und</strong>e<br />

bedankt sich dabei jeder Empfohlene vor<br />

der ganzen Mannschaft bei seinem Auftragsvermittler.<br />

Es wird geklatscht, viel<br />

geklatscht an diesem Morgen. Klingt verlockend,<br />

aber man muss nun bedenken,<br />

ob das eigene Geschäftsmodell wirklich<br />

zum Netzwerk passt. Für einen Schreiner,<br />

Gärtnereibetrieb, Steuerberater oder Anwalt<br />

gibt es immer Bedarf, denke ich mir.<br />

Das Netzwerk ist wahrscheinlich deshalb<br />

vor allem für kleinere Unternehmen <strong>und</strong><br />

Start-ups von Vorteil.<br />

Ernst Steuerle, netterweise von Berufs<br />

wegen tatsächlich Steuerberater, stellt<br />

sich gerade vor. Er ist gerade in Schwung<br />

gekommen, da wird ein Schild hochgehalten:<br />

noch 15 Sek<strong>und</strong>en. Er wird pünktlich<br />

fertig sein <strong>und</strong> hat dann Werbung in<br />

eigener Sache gemacht <strong>und</strong> um Empfehlungen<br />

gebeten. Nach 50 Sek<strong>und</strong>en steht<br />

auf einem anderen Schild: „Vielen Dank,<br />

bitte setzen.“ Danke.<br />

Zurück wieder beim Arbeiten am Schreibtisch.<br />

Ich schau auf die Uhr <strong>und</strong> muss<br />

gähnen. Dauert auch fast 50 Sek<strong>und</strong>en.<br />

<br />

www.bni.de


- 29 -<br />

Netzwerke<br />

Ein starke Netzwerk, das BNI-Chapter Galaxy in Ulm.<br />

Empfehlungen nebenbei, denn Wissen <strong>und</strong><br />

Infos stehen im Vordergr<strong>und</strong><br />

Ein Netzwerk ganz anderer Art ist der BVMW – B<strong>und</strong>esverband<br />

Mittelständischer Unternehmer. Das Netzwerken<br />

läuft eher nebenbei, denn die Kreisverbände<br />

laden ihre Mitglieder mindestens einmal pro Monat zu<br />

Wissensveranstaltungen ein. Und als ob wir es uns gebacken<br />

hätten: Erst letztens haben wir uns in der Redaktion<br />

die Köpfe über die Kryptowährung Bitcoin heiß geredet,<br />

da veranstaltet der BVMW Göppingen doch glatt<br />

einen höchst interessanten Abend über Bitcoin.<br />

Ist die Internetwährung Bitcoin auf dem Weg ins reale<br />

Leben? Eine Frage, die sich nicht nur Lothar Lehner<br />

stellt. Der Kreisvorsitzende des B<strong>und</strong>esverbandes mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW) aus Geislingen wird<br />

in diesen Tagen von Firmenchefs oft auf das virtuelle<br />

Zahlungsmittel angesprochen. „Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank<br />

sieht mancher in der Internetwährung mit ihrer enormen<br />

Kurs-Explosion eine Alternative“, so Lehner. Für<br />

Klaus Meissner, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse<br />

Göppingen, macht die Kryptowährung weder als Geldanlage<br />

noch als Zahlungsmittel Sinn.<br />

Unternehmer horchen auf: Die Internetwährung Bitcoin<br />

macht gewaltige Kurssprünge. Kostete ein Bitcoin vor<br />

Wochen noch weniger als 100 Euro, liegt sein Wert derzeit<br />

bei 15.000 Euro. Lockt die virtuelle Welt mit dem<br />

schnellen Geld? Für Lothar Lehner vom BVMW-Kreisverband<br />

Göppingen eine Frage, mit der ihn einige Verbandsmitglieder<br />

schon konfrontiert haben, wenngleich<br />

Experten die Entwicklung als völlig unrealistisch ansehen.<br />

Die Ulmer Finanzanlageberaterin <strong>und</strong> Dozentin<br />

Sylvia Heim, ebenfalls Mitglied im BVMW, hält einen<br />

internationalen Handel, der sich ausschließlich auf Bitcoin<br />

stützt, für nahezu unmöglich. „Eine Währung hat<br />

das Ziel, Wirtschaft zu ermöglichen. Sie muss stabil sein,<br />

aber auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren können.<br />

Eine Währung muss atmen können“, so die Expertin.<br />

Genau das könne die so genannte Kryptowährung<br />

nicht. Bitcoin sei eine feste Größe. Unternehmer, die<br />

Löhne in Bitcoin auszahlen, Waren in der Internetwährung<br />

ein- <strong>und</strong> verkaufen, hätten keine Planungssicherheit<br />

mehr <strong>und</strong> bräuchten womöglich noch ein Team zur<br />

Absicherung der Währung, um Verluste zu verhindern.<br />

Auch Klaus Meissner, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse<br />

Göppingen, hält von der Kryptowährung zum<br />

jetzigen Zeitpunkt nichts. „Das Hauptproblem ist, dass<br />

es derzeit weder eine Aufsicht über die Handelsplattformen,<br />

noch eine Regulierung der Währung an sich gibt.<br />

Die Qualität ähnelt derzeit daher eher Haifischzähnen,<br />

als einer echten Währung. Daher sind diese Währungen<br />

weder zur Geldanlage sinnvoll noch sind sie ein verlässliches<br />

Zahlungsverkehrsmittel. Das muss aber nicht für<br />

immer so bleiben. Kryptowährungen können in der Zukunft<br />

sehr wohl eine wichtige Rolle im Wirtschaftssystem<br />

spielen, da sie gegenüber den klassischen Währungen<br />

Vorteil bieten können.“<br />

www.bvmw.de


Reise-Tipps<br />

- 30 -<br />

Einfach Ab- <strong>und</strong> Eintauchen<br />

Von Thomas Kießling<br />

In der letzten <strong>BuV</strong>-Ausgabe haben wir Ihnen zwei<br />

Reise-Tipps gegeben, einen für Berlin <strong>und</strong> einen für<br />

Weimar. Diesmal haben wir einen ganz speziellen<br />

Tipp zum Ein- <strong>und</strong> Abtauchen.<br />

Denn unbedingt eintauchen sollten ambitionierte Skifahrer<br />

wie Wellness-Fre<strong>und</strong>e in die Winterwelt des Arlbergs,<br />

mittlerweile das größte zusammenhängende Skigebiet<br />

Österreichs. Hier oben ist das Hotel Zürserhof in<br />

Zürs eine Institution. Seit über 60 Jahren – mittlerweile<br />

in der dritten Generation – steckt Familie Skardarasy<br />

ihr Herzblut in das Hotel, um ein Urlaubsambiente zu<br />

schaffen, in das bei allen Annehmlichkeiten auch die<br />

Herzlichkeit der Mitarbeiter dominiert. Dieser betont<br />

persönliche Verwöhnservice sorgt neben dem edlen Ambiente<br />

auch dafür, dass sich der Gast königlich fühlen<br />

darf, auch wenn er nicht gleich in der Royal-Suite mit<br />

eigenem Butler logiert. „Wir haben über Weihnachten/<br />

Neujahr 18 Nationen zu Gast, diese Internationalität<br />

macht neben unserem großen Spa ‚Aureus‘ ebenfalls<br />

einen schönen Pluspunkt aus, den viele unserer Gäste<br />

sehr schätzen“, sagen Hannes <strong>und</strong> Laura Skardarasy <strong>und</strong><br />

schenken beim Cocktail-Plausch vor dem Abendessen<br />

nochmal nach.<br />

Hier von der Lounge aus kann der Besucher auf die neue<br />

Trittkopfbahn <strong>und</strong> Flexenbahn schauen, die seit letztem<br />

Jahr die Skigebiete Zürs mit St. Anton verbinden. Die<br />

Skischaukel nach Lech gibt es schon seit vielen Jahren,<br />

der Trip nach Warth ist ebenfalls schon Wirklichkeit –<br />

welch eine skifahrerische Wucht. Nach dem Skitag lässt<br />

es sich im Zürserhof herrlich entspannen <strong>und</strong> wieder<br />

Energie tanken – der Aureus-Spa-Bereich lässt für Kinder<br />

wie Erwachsene keine Wünsche offen. Wenn dazu<br />

Info<br />

Der Aufenthalt im Zürserhof ist im Rahmen einer<br />

hervorragend organisierten Pressefahrt zustande<br />

gekommen. Der Inhalt ist davon nicht beeinträchtigt.<br />

auch ein sehr gutes Essen gehören sollte, dann ist das<br />

Hotel ebenfalls die richtige Adresse: Einer der besten Küchenchefs<br />

Österreichs bekocht die Gäste <strong>und</strong> präsentiert<br />

als Schmankerl schon einmal ein Dessert-Buffet mit 50<br />

Spezialitäten. Wenn aber der Nachtisch „Normalform“<br />

einnimmt, dann wird der Gast mit sagenhaften über 200<br />

exquisiten <strong>und</strong> internationalen Spezialitäten auf dem<br />

Käsebuffet verwöhnt – alle fein säuberlich bezeichnet<br />

<strong>und</strong> vom Käse-Sommelier erklärt: eine Sensation.<br />

Skifahrer haben dann am nächsten Tag das Gefühl,<br />

noch schneller den Berg hinunter zu wedeln. Liegt entweder<br />

am täglich besseren Carving-Vermögen oder eben<br />

an etwas mehr Körper-Gewicht.<br />

www.zuerserhof.at


- 31 -<br />

Reise-Tipps<br />

Abtauchen mit Kultur<br />

Noch ein Reisetipp, der die kulturellen Herzen höher schlagen lässt.<br />

Von Thomas Kießling<br />

Bestens geeignet für einen Zwischenstopp<br />

auf der Italien-Hinoder<br />

Heimreise oder einen Halb-<br />

Tagesausflug vom Ski-Urlaub aus<br />

ist das Südtiroler Archäologiemuseum<br />

Bozen. Aha, denken jetzt viele,<br />

Archäologie, sehr spannend. Aber<br />

Moment, denn dort im Bozener<br />

Museum liegt in einem Kühlraum<br />

mit Guck-Fenster kein Geringerer<br />

als die Mumie Ötzi. Arrrg - sehr<br />

gespenstisch. Das Museum ist echt<br />

der Hammer. Ötzis Geschichte <strong>und</strong><br />

die Umstände seines Lebens vor<br />

r<strong>und</strong> 5000 Jahren in der Bronzezeit<br />

werden denkbar spannend erzählt.<br />

Welche Kleidung hatte er an <strong>und</strong><br />

welche Waffen dabei? Warum kam<br />

er damals in den Höhen des Schnalstaler<br />

Gletschers zu Tode, wie<br />

konnte er 1991 gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> geborgen<br />

werden? Im multimedialen<br />

Museum mit einer Download-App<br />

als Audio-Guide gibt es dazu viele<br />

spielerische Infos für den Besucher,<br />

der w<strong>und</strong>erbar in die damalige Zeit<br />

eintauchen kann – jung wie alt. Unbedingt<br />

einmal hingehen: Infos unter<br />

www.iceman.it.<br />

Und schön, dass letztens auch der<br />

Ötzi-Film „Der Mann aus dem Eis“<br />

mit Hauptdarsteller Jürgen Vogel<br />

im Kino gelaufen ist. Kein gesprochenes<br />

Wort ist in verständlicher<br />

Sprache, aber die Fantasie um das<br />

Leben des Ötzis lebt weiter. Unbedingt<br />

reingehen, wo er noch läuft,<br />

ansonsten DVD besorgen.<br />

Info<br />

Die Geschichte „Ötzi“ ist mit einer<br />

Presseeintrittskarte des Museums<br />

unterstützt worden. Der Inhalt<br />

ist davon nicht beeinträchtigt.<br />

Über 15 Jahre<br />

Werbekompetenz.<br />

‘pyrus Werbeagentur | Fon +49 731 3600333 | www.pyruswerbeagentur.de


SO FUNKTIONIERT<br />

TEAMWORK!<br />

In unserem Netzwerk befi nden sich mehr als 200 Partner aus den unterschiedlichsten Branchen<br />

der Region Ulm/Neu-Ulm. Zahlreiche Partner-Netzwerkveranstaltungen bieten die Möglichkeit<br />

aktiv Beziehungen zu knüpfen <strong>und</strong> zu pfl egen.<br />

Unsere seit über 100 Spielen in Folge mit 6200 Zuschauern immer ausverkauften Heimspiele <strong>und</strong><br />

unsere starke regionale <strong>und</strong> nationale Medienpräsenz bieten eine optimale Plattform, um die<br />

eigene Marke auf regionaler <strong>und</strong> nationaler Ebene mit hohem Wirkungsgrad zu präsentieren<br />

<strong>und</strong> zu emotionalisieren.<br />

BBU '01 GmbH<br />

Telefon: 0731-159 29 99 29<br />

sales@bbu01.com<br />

www.bbu01.com

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