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4 SPORT A <strong>2018</strong><br />
THEMENBEREICH<br />
Pyeongchang – Olympische Winterspiele<br />
Olympische Spiele und der Frieden<br />
auf der Welt – das ist so eine Geschichte.<br />
Schon während der Olympischen<br />
Spiele im antiken Griechenland, als<br />
die Waffen zwischen den Stämmen<br />
und Kleinstaaten schweigen sollten,<br />
damit die – nicht nur sportlich,<br />
sondern auch kultisch geprägten –<br />
Wettkämpfe ungestört stattfinden<br />
konnten, wurde das nicht immer eingehalten.<br />
Es gab Streit über den Ort,<br />
wo die Spiele ausgetragen wurden,<br />
bis hin zu Kampfhandlungen.<br />
Als der olympische Gedanke Ende<br />
des 19. Jahrhunderts im Zeitalter des<br />
Nationalismus wiederbelebt wurde,<br />
geschah das auch als Akt der Völkerverständigung<br />
und Symbol gegen<br />
den Krieg. Kriege und Konflikte<br />
tobten freilich seither oft während der<br />
Abhaltung Olympischer Spiele in der<br />
Neuzeit. Und wenn die Winterspiele in<br />
Pyeongchang in Südkorea ausgetragen<br />
werden, finden sie in einer Region<br />
statt, in der seit Jahrzehnten formell<br />
der Kriegszustand herrscht.<br />
Der Konflikt auf der Koreanischen<br />
Halbinsel stammt aus den Zeiten des<br />
Kalten Krieges zwischen kapitalisti-<br />
schem Westen und kommunistischem<br />
Osten. Im Laufe der Zeit hat er sich<br />
vorrangig zu einem Konflikt um das<br />
nordkoreanische Atomprogramm entwickelt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wollten die USA und die Sowjetunion<br />
in Korea, das sie von den japanischen<br />
Besatzern befreit hatten, ein geeintes,<br />
unabhängiges Land als Pufferstaat<br />
schaffen. Die beiden Supermächte<br />
wurden von Alliierten jedoch bald<br />
zu Feinden und konnten sich nicht<br />
weiter einigen. So blieb die Teilung à<br />
la Nachkriegs-Deutschland erhalten.<br />
Als nordkoreanische Truppen 1950<br />
die Demarkationslinie zwischen Nord<br />
und Süd überschritten, kam es zum<br />
dreijährigen Korea-Krieg: Südkoreaner<br />
und US-Truppen im Namen der UNO<br />
kämpften gegen Nordkoreaner und<br />
zu deren Hilfe entsandte chinesische<br />
Truppen. Mehr als 3 Millionen Menschen<br />
starben. Beim Waffenstillstand<br />
1953 wurde der Status quo zweier<br />
Staaten mit gegensätzlichen Systemen<br />
einzementiert. Ein Friedensvertrag<br />
kam nie zustande, formell herrscht<br />
daher nach wie vor Kriegszustand.<br />
Das von dem als „Ewigen Präsidenten“<br />
verehrten Kim Il-sung gegründete Nordkorea<br />
blieb eine Diktatur stalinistischer<br />
Prägung. Südkorea entwickelte sich ab<br />
Mitte der 1980-er Jahre von einer Militärdiktatur<br />
zur Demokratie und zum<br />
High-Tech-Land mit Großkonzernen<br />
wie Samsung, LG, Hyundai oder KIA.<br />
2005 erklärte sich Nordkorea zur<br />
Atommacht, 2006 folgte der erste<br />
Atomtest, dem 5 weitere folgten.<br />
Parallel dazu wurden Raketen zum<br />
Abschuss der Kernwaffen entwickelt,<br />
mit denen heute auch Territorium der<br />
USA im Pazifik oder gar der Westküste<br />
getroffen werden könnte. Die nordkoreanische<br />
Armee ist hochgerüstet,<br />
zahlenmäßig ist sie die viertgrößte<br />
Streitmacht der Welt.<br />
Die südkoreanische Hauptstadt Seoul,<br />
eine 10-Millionen-Metropole, ist<br />
55 Kilometer von der nordkoreanischen<br />
Grenze entfernt, die weiter<br />
östlich gelegene <strong>Olympia</strong>-Stätte Pyeonchang<br />
nicht bedeutend mehr.<br />
Experten halten eine Eskalation im<br />
Ausmaß eines Krieges – mit oder ohne<br />
Einsatz von Kernwaffen – für nicht sehr<br />
wahrscheinlich. Sie sehen hinter der<br />
Kriegsrhetorik und dem Säbelrasseln<br />
Nordkoreas ein Muster und nicht einen<br />
unberechenbaren „Irren mit der Bom-