Taschenbuch-Magazin Frühjahr 2018
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Jugendbuch<br />
Harte Probe für die Liebe<br />
Die Autorin Luise Rist arbeitet in Theaterseminaren und Workshops mit Jugendlichen<br />
aus verschiedenen Kulturen zusammen. Ihre Erfahrungen inspirierten sie zu ihrem<br />
zweiten Roman ”<br />
Morgenland“.<br />
N<br />
ach der Trennung von ihrem Freund hat Frida das Gefühl,<br />
den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie liegt zu<br />
Hause auf dem Sofa, ist unglücklich, enttäuscht und weiß<br />
nichts mit sich anzufangen. Studieren? Eine Ausbildung<br />
beginnen? Wenigstens jobben? Alles erscheint ihr sinnlos. Ihre<br />
beste Freundin Anita und ihre Mutter sind überzeugt, dass Frida<br />
einen Ortswechsel braucht. Aber erst als sie beim Surfen im Internet<br />
auf die Organisation Crossing Borders“ stößt, meldet sich Fridas<br />
”<br />
Lebensenergie zurück: Sie will nach Serbien, in das Heimatland ihrer<br />
Freundin Anita, fahren, um Flüchtlingen zu helfen, die an der Grenze<br />
zu Ungarn gestrandet sind.<br />
Morgenland“, die Geschichte von Frida und dem Afghanen<br />
”<br />
Ali, ist der zweite Roman von Luise Rist. Wie schon ihr Debüt<br />
Rosenwinkel“ handelt das Buch von jungen Menschen, die traumatische<br />
Erfahrungen machen. Abschiebung, Migration und Flucht sind<br />
”<br />
Themen, die die Autorin schon lange bewegen. Sie begann<br />
nach ihrem Studium in Heidelberg und Berlin als Dramaturgin<br />
am Deutschen Theater Göttingen zu arbeiten, wo sie auch<br />
ihre ersten eigenen Theaterstücke schrieb. Sie unterrichtet<br />
Szenisches Schreiben, gibt Theaterseminare und arbeitet<br />
dabei häufig mit jungen Menschen aus unterschiedlichen<br />
Kulturkreisen zusammen. Im Jahr 2009 gründete sie in<br />
Göttingen gemeinsam mit anderen Theatermachern das<br />
freie Theater boat people projekt“. In den Inszenierungen,<br />
”<br />
bei denen Rist häufig die Regie übernimmt, geht es meist<br />
um Fluchterfahrungen, Ängste und Hoffnungen. Es war<br />
das erklärte Ziel des Projekts, sich künstlerisch-politisch<br />
zu engagieren und auf die Situation junger geflüchteter<br />
Menschen in Deutschland aufmerksam zu machen. Jugendliche u. a.<br />
aus Syrien, Afghanistan, Somalia und Deutschland wirken dabei mit.<br />
Für die Jugendbuch-Autorin ist diese Arbeit auch eine Inspiration<br />
für das eigene Schreiben. Die Erfahrungen des Roma-Mädchens<br />
Anita verarbeitete sie in ihrem Roman Rosenwinkel“, und auch hinter<br />
dem fiktiven Plot von Morgenland“ steckt ein wenig Realität: Im<br />
”<br />
”<br />
Anschluss an eine Reise nach Serbien, wo Rist sich einen Eindruck von<br />
der Lage verschaffte und direkt mit Flüchtlingen ins Gespräch kam,<br />
entwickelte sie den Roman um ihre Protagonistin Frida. In Serbien<br />
begegnet das Mädchen dem jungen Afghanen Ali und verliebt sich in<br />
ihn. Sie schließen sich einer Gruppe junger Flüchtlinge an, gelangen<br />
zusammen in ein Auffanglager, schaffen aber mit der Unterstützung<br />
eines Unbekannten die Flucht bis nach Deutschland. Dort sind sie<br />
zwar in Sicherheit, aber Ali fällt es schwer, sich einzuleben. Die Liebe<br />
der beiden jungen Menschen wird auf eine harte Probe gestellt.<br />
Luise Rist<br />
Luise Rist<br />
Morgenland<br />
cbt, 288 Seiten<br />
8,99 € (D), 9,30 € (A),<br />
12,50 sFr<br />
ISBN 978-3-570-31139-4<br />
ab 14 Jahren<br />
© bharath suresh<br />
© Frank-Stefan Kimmel (fskphotography)<br />
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