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Stress – die moderne Geißel<br />

In der Industriegesellschaft hat die mechanische Belastung der meisten Menschen immer mehr abgenommen.<br />

Einfach gesagt, heute ist mehr Kopfarbeit gefragt, wir sitzen mehr und laufen weniger. Stichwörter<br />

hierzu sind u.a. Arbeitsteilung, Rationalisierung, Technisierung, Automatisierung, Computer und Roboter.<br />

Einerseits gibt es heutzutage für Muskelarbeit durch die technische Revolution viele Erleichterungen, andererseits<br />

haben Fehlbelastungen und die psychische Beanspruchung zugenommen und einen Grad erreicht,<br />

der nicht selten die persönliche Leistungsgrenze überschreitet und letztlich zu einem chronischen<br />

Stresssyndrom führen kann. Chronischer Stress bildet inzwischen in unseren Breiten ein gravierendes<br />

Problem und ist ein Risikofaktor, der zu zahlreichen chronischen Erkrankungen führen kann.<br />

Welches System ist „normalerweise“ dafür verantwortlich, dem Stress zu begegnen? Sie haben es erraten!<br />

Ursprünglich ermöglichte das sympathische oder autonome Nervensystem das Überleben, weil es<br />

beim Auftreten einer Gefahr (d. h. einer Stresssituation) die Steuerung des Organismus so umstellte,<br />

dass eine Kampf- oder Fluchtreaktion möglich wurde. Nur so konnten unsere Vorfahren vor Millionen Jahren<br />

erfolgreich einer Gefahr begegnen. Nach der überstandenen Bedrohung wurden alle betroffenen Systeme<br />

nach und nach wieder auf den Normalzustand zurückgeführt, so der Blutdruck, die Herzfrequenz<br />

und die freien Fettsäuren. Vom „Hochschalten" und auch „Rückschalten" betroffen war der gesamte Komplex<br />

des Organismus.<br />

Die heutigen zivilisatorischen und zumeist emotionalen Stress-Situationen lösen immer noch den gleichen<br />

Mechanismus aus. Fast stets sind jedoch Kampf und Flucht untauglich für die Problemlösung. Man stelle<br />

sich vor, man würde mit seinem Chef oder einem Streitpartner eine Prügelei anfangen!<br />

Ohne körperliche Betätigung (Kampf oder Flucht) normalisieren sich jedoch die betroffenen Stressfaktoren<br />

nicht. Viele von ihnen werden von der modernen Medizin als Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />

sowie andere chronische Erkrankungen angesehen. Infolgedessen ist es von zentraler<br />

Bedeutung, sich mit seinem Nervensystem, seinem körperlichen Ausgleich wie auch bei der Behandlung<br />

chronischer Erkrankungen und der Prävention auf die modernen Lebensbedingungen einzustellen; „Medical<br />

Wellness“ wäre hierzu ein Stichwort.<br />

Dies setzt u. a. die Messbarkeit der Vorgänge im parasympathischen Nervensystem voraus. Dafür bietet<br />

die Herzfrequenzvariabilität eine einzigartige Möglichkeit. Inzwischen kann sie tatsächlich für therapeutische<br />

und präventive Konzepte herangezogen werden.<br />

Um dieses Regelsystem vollständig zu verstehen, müssen wir noch einmal in die Vergangenheit eintauchen<br />

und uns die Entstehungsgeschichte unseres Organismus vor Augen führen. Verdeutlichen wir uns<br />

den ursprünglichen Sinn dieser komplexen Regelprozesse, so begreifen wir leicht dessen Bedeutung für<br />

das Überleben. Nahm ein Tier oder ein in der Wildnis lebender Mensch zum Beispiel eine Gefahr wahr,<br />

etwa ein plötzlich auftauchendes Raubtier, so handelte es sich um eine lebensbedrohliche Situation. Das<br />

komplexe Regelsystem hatte nun die Aufgabe, den Körper auf diese Alarmsituation und damit ein Notund<br />

Alarmprogramm umzustellen. Die Basis der Alarmreaktion waren nervale und hormonelle Mechanismen.<br />

Sie führten zum Alarmzustand und bereiteten den Organismus auf Kampf oder Flucht vor. Diese<br />

uralten Reaktionen laufen auch heute noch in uns ab.<br />

Dabei ist es notwendig, alle benötigten Systeme zu aktivieren. Andere Untersysteme, die für die Alarmsituation<br />

nicht zwingend erforderlich sind (Verdauung, Immunsystem u. a.) werden dagegen für die erfor-<br />

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