Ostbayern-Kurier_Februar-2018_NORD
Monatszeitung für Stadt und Landkreis Schwandorf
Monatszeitung für Stadt und Landkreis Schwandorf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.ostbayern-kurier.de Stadt Schwandorf<br />
23<br />
Im Gregorianik-Stil<br />
„The Gregorian Voices” in Bodenwöhr<br />
Bodenwöhr: Vom Mittelalter<br />
bis heute: Am 27. <strong>Februar</strong> findet<br />
um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche<br />
St. Barbara in Bodenwöhr<br />
ein außergewöhnliches<br />
Konzert mit der Gruppe „The<br />
Gregorian Voices“ statt. Das<br />
Programm heißt „Gregorianic<br />
meets Pop” und begeisterte<br />
im Rahmen der Wintertournee<br />
der Gruppe schon zahlreiche<br />
Konzertbesucher.<br />
Stehende Ovationen und<br />
frenetischer Jubel bei gregorianischen<br />
Gesängen? Wenn „The<br />
Gregorian Voices“ auftreten,<br />
ist das nichts Ungewöhnliches.<br />
Das Vokaloktett aus dem<br />
bulgarischen Sofia löst regelmäßig<br />
derartig emotionale<br />
Reaktionen aus. Kein Wunder,<br />
dass dieser besondere Chor<br />
bereits mehrere internationale<br />
Auszeichnungen erhalten hat.<br />
Klassische Gesangsausbildung<br />
Das Können der Sänger umfasst<br />
ein großes Spektrum: vom<br />
einstimmigen liturgischen<br />
Gesang bis hin zur polyphonen<br />
Fünfstimmigkeit mit schallenden<br />
Bässen und aufsteigenden<br />
Falsettstimmen. In schlichte<br />
Mönchskutten gekleidet,<br />
erschaffen „The Gregorian<br />
Voices“ eine großartige, mystische<br />
Atmosphäre, die gerade<br />
in Kirchen raumgreifend und<br />
sehr berührend ist. Den acht<br />
Sängern ist die klassische<br />
Gesangsausbildung anzuhören.<br />
Ihre glockenklaren Stimmen,<br />
der Zwiegesang von Bass,<br />
Bariton und Tenor breitet sich<br />
komplex und spannungsreich<br />
aus und begeistert ein breites<br />
Publikum.<br />
Pop im gregorianischen Stil<br />
Das Herausragende an<br />
diesem Chor ist, dass er die<br />
frühmittelalterlichen gregorianischen<br />
Choräle völlig neu interpretiert<br />
und auch berühmte<br />
Klassiker der Popmusik im gregorianischen<br />
Stil arrangiert. Die<br />
Spannung im Publikum ist zum<br />
Greifen, wenn „The Gregorian<br />
Voices“ Songs wie „I‘m sailing“<br />
von Rod Steward oder „Imagine”<br />
vo John Lennon anstimmen<br />
oder ihr Konzert mit einer Hommage<br />
an Michael Jackson und<br />
Lionel Richie krönen: „We are<br />
the World, we are the Children“.<br />
Faszinierendes Programm<br />
Dem Publikum öffnet sich durch<br />
dieses Konzert eine Tür zu einer<br />
musikalischen Zeitreise durch<br />
zwölf Jahrhunderte. Die erste<br />
Hälfte des Programms besteht<br />
aus klassisch-gregorianischen<br />
Chorälen, orthodoxen Kirchengesängen<br />
und Liedern<br />
der Renaissance und des<br />
Barock, die in lateinischer<br />
Sprache vorgetragen werden.<br />
In der zweiten Hälfte demonstrieren<br />
die Künstler, wie<br />
englischsprachige Popsongs in<br />
einer gregorianischen Adaption<br />
klingen. Auch hier zaubern sie<br />
Gänsehautatmosphäre in jeden<br />
Kirchenraum.<br />
Kartenvorverkauf läuft<br />
Karten gibt es im Vorverkauf<br />
in Bodenwöhr bei Getränke<br />
und Schreibwaren Stangl,<br />
Ludwigsheide 4, sowie im Katholischen<br />
Pfarramt, Kolpingstr.<br />
2a (Mittwoch von 9.30 bis 11<br />
Uhr und Donnerstag von 15 bis<br />
17 Uhr). In Schwandorf sind die<br />
Karten beim Mittelbayerischen<br />
Kartenvorverkauf, Fronberger<br />
Str. 2 erhältlich. Online gibt es<br />
sie unter www.eventim.de.<br />
Einlass ist am 27. <strong>Februar</strong> ab 18<br />
Uhr; dann sind auch Restkarten<br />
an der Abendkasse erhältlich.<br />
Lieb esGeschichten<br />
von Petra Sippel<br />
Von Faschingskindern<br />
Von großen Opfern und schönen Weihnachtsgaben<br />
<strong>Ostbayern</strong>. Früher gab es<br />
um den Monat November<br />
herum mehr Geburten.<br />
Schuld daran dürfte oftmals<br />
ein kontaktfreudiger Fasching<br />
gewesen sein. Den<br />
gibt es heute noch, aber<br />
durch Aids und Pille sind die<br />
Faschingskinder seltener<br />
geworden.<br />
Eine lange Faschingssession<br />
gab es im Jahr 1802 und<br />
dazu eine Liebesgeschichte.<br />
Im Jahre 1789 wurden Prinzessin<br />
Therese Mathilde von<br />
Mecklenburg-Strelitz und<br />
Fürst Karl Alexander von<br />
Thurn und Taxis miteinander<br />
vermählt. Eine standesgemäße<br />
Ehe und zumindest<br />
von Seiten des Fürsten auch<br />
eine liebevolle. Wie schon<br />
in der Generation vor ihnen<br />
mussten die beiden um einen<br />
männlichen Erben kämpfen.<br />
Im Jahre 1801 lebten von<br />
fünf Kindern nur noch zwei<br />
Mädchen.<br />
Nachwuchsfrage als Last<br />
Die Fürstin litt sehr unter der<br />
Nachwuchsfrage. „Ich war<br />
nicht mehr als ein Ofen“,<br />
klagte sie. Gleichzeitig kamen<br />
in der erbberechtigen<br />
Nebenlinie nacheinander<br />
sechs Knaben zur Welt.<br />
Dann endlich, am 3. November<br />
1802, kam Therese mit<br />
einem Buben Maximilian Karl<br />
nieder: ein Faschingskind.<br />
Die Freude wäre größer<br />
gewesen, wenn es damals<br />
nicht schon Gerüchte um<br />
einen Liebhaber gegeben<br />
hätte. Die Fürstin war, ganz<br />
im Gegensatz zu ihrem<br />
braven Gatten, eine Freundin<br />
von Abendgesellschaften<br />
und stürzte sich ins<br />
Faschingsgetümmel.<br />
Gerüchte um Liebhaber<br />
Im Jahr 1802 gab es eine<br />
der längsten Sessions in<br />
Regensburg, sie dauerte<br />
bis zum 2. März und der<br />
noch existierende Reichstag<br />
feierte ausgiebig. Bei Galatafeln,<br />
Tänzen und Maskeraden<br />
soll Therese an der<br />
Seite eines anderen Mannes<br />
gesehen worden sein: Maximilian<br />
von Lerchenfeld.<br />
Merkwürdig war auch die<br />
Namensgebung des Knaben.<br />
Der Schwiegervater<br />
hatte gewünscht, dass der<br />
Junge nach dem bayerischen<br />
Kurfürsten und späteren<br />
König Max Joseph genannt<br />
würde. Aber Therese setzte<br />
Maximilian Karl durch. Nach<br />
dem Liebhaber und dem<br />
Ehemann?<br />
Oft und gern auf Reisen<br />
Therese Mathilde war eine<br />
Schönheit, über die ein Zeitgenosse<br />
schrieb: „Sie wusste<br />
durch Jugend, Schönheit<br />
und Liebenswürdigkeit sich<br />
viele Herzen zu gewinnen.“<br />
Sie ging gerne auf Reisen,<br />
zum Beispiel besuchte sie<br />
ihre Schwester, Königin Luise<br />
von Preußen, die ihr öfter<br />
ins Gewissen redete.<br />
Therese Mathilde war eine<br />
sehr emanzipierte Frau,<br />
teilweise war sie damit<br />
von großem Nutzen für die<br />
Fürstin Therese Mathilde<br />
von Mecklenburg-Strelitz<br />
galt unter ihren Zeitgenossen<br />
als Schönheit. Ob<br />
ihr ältester überlebender<br />
Sohn, das „Faschingskind”<br />
Maximilian Karl, ehelich<br />
gezeugt wurde, ist fraglich.<br />
Familie. Sie war es, die nach<br />
Frankreich zu Napoleon reiste<br />
und später auf dem Wiener<br />
Kongress die Interessen<br />
der Postlinie Thurn und Taxis<br />
vertrat. Ihr Mann hingegen<br />
war ein Stubenhocker, der<br />
gerne las und auf die Jagd<br />
ging und seiner Frau wohl<br />
keine Grenzen setzte.<br />
Fünf „Bastarde”<br />
Im Januar 1805 brachte<br />
Therese noch einen Knaben<br />
zur Welt – und zum letzten<br />
Mal gab sie ihren Gatten als<br />
Vater an. Im August ging sie<br />
wieder auf Reisen, aber jetzt<br />
schon „offiziell“ zu ihrem<br />
Geliebten von Lerchenfeld<br />
nach Schwaben.<br />
Fünf Kinder brachte Therese<br />
noch auf die Welt, darunter<br />
Amalie von Sternfeld, die in<br />
die Schönheitsgalerie von<br />
König Ludwig aufgenommen<br />
wurde. Alle diese Kinder<br />
waren „natürliche oder illegitime“<br />
oder Bastarde, wie<br />
man auch sagte, also nicht<br />
im ehelichen Bett gezeugt.<br />
Keine fürsorgliche Mutter<br />
Therese entsprach nicht<br />
der Vorstellung von der<br />
liebenden Mutter, sie hat<br />
ihre Kinder oft allein gelassen<br />
und die unehelichen<br />
irgendwo „untergebracht“.<br />
Georg Adolf wächst mit<br />
seinen Halbgeschwistern in<br />
Regensburg und Amalie bei<br />
der Familie des Grafen in<br />
Köfering auf. Andererseits ist<br />
zu bedenken, dass die Fürstin<br />
verheiratet wurde, den<br />
Status einer „Brütglucke“<br />
hatte und eine Scheidung<br />
nicht möglich war.<br />
Zu ihrem Sohn Maximilian<br />
Karl hatte Therese eine<br />
schlechte Beziehung. Wir<br />
werden die Frage nicht<br />
mehr lösen können, ob der<br />
Erbprinz ein eheliches oder<br />
ein uneheliches Kind war.<br />
Doch sicher ist: Er war ein<br />
Faschingskind!<br />
„The Gregorian Voices” verzaubern am 27. <strong>Februar</strong> in Bodenwöhr.<br />
Bild: Tomy Badurina, Köln; Fotorechte: Agentur Muhsik<br />
Bonjour Kultour • Petra Sippel<br />
Liebesführungen, Kindergeburtstage & mehr<br />
Franz-Liszt-Str. 8 • 93128 Regenstauf<br />
Tel. 0 94 02/500 696