https://pastebin.com/ZYvQX54n
mal faul, schwierig, frech oder schlecht in der Schule gewesen, aber ich durfte mir das nie erlauben.« In dieser Sekunde begriff Emma das wahre Problem ihres Mannes. Er hatte seine ganze Kindheit und Jugend hindurch darunter gelitten, dass andere Kinder mehr Aufmerksamkeit von seinen Eltern bekamen als er selbst. Florian schnappte sich vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners noch ein Glas Sekt und trank es in einem Zug aus, während sich alle Ziehund Pflegekinder seiner Eltern in einem Halbkreis aufstellten und für Josef ein »Happy birthday to you« sangen. Josef strahlte, und Renate tupfte sich die Tränen der Rührung von den Wangen. »Ach, Emmi«, sagte Florian und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Es tut mir so leid, was in den letzten Wochen passiert ist. Lass uns nach einem Haus suchen und von hier weggehen.« »Warum hast du nie mit mir über all das gesprochen?« Emma kämpfte gegen die Tränen. »Weshalb hast du es so weit kommen lassen?« »Weil …« Er brach ab, blickte sie an, suchte nach den richtigen Worten. »Ich dachte, ich halte es aus, bis das Baby da ist. Aber plötzlich … ich weiß nicht … du warst hier auf einmal so glücklich. Und da dachte ich, du willst hierbleiben.« »Aber … aber … warum hast du mich …?« Emma brachte es nicht fertig, das Wort ›betrogen‹ auszusprechen. Das, was er getan hatte, würde immer zwischen ihnen stehen, und sie war sich nicht sicher, ob sie Florian das jemals verzeihen konnte. »Ich habe keine andere Frau und erst recht kein Verhältnis. Ich … ich war …« Er atmete tief durch und gab sich einen Ruck. »Ich war das erste und letzte Mal in meinem Leben in Frankfurt auf dem … Straßenstrich. Ich … ich wollte da gar nicht hin, das war … ich … die Ampel war rot, und da stand auf einmal diese Frau. Ich weiß, dass das unverzeihlich war, was ich getan habe. Ich bereue wirklich tief, dich so verletzt zu haben. Und es gibt auch keine Entschuldigung dafür. Ich kann nur hoffen, dass du mir eines Tages verzeihst.« Emma sah Tränen in seinen Augen glänzen. Sie ergriff seine Hand und drückte sie stumm. Vielleicht würde doch wieder alles gut werden. *
Dank Miriams Oma besaß Pia mittlerweile Erfahrung, was gesellschaftliche Anlässe wie diesen Geburtstagsempfang betraf, doch wohl fühlte sie sich nach wie vor nicht zwischen den aufgebrezelten Fremden, die sich alle untereinander zu kennen schienen. Damen gesetzteren Alters, in Parfüm mariniert und mit dunkler Krokodillederbräune, die gelangweilte Jahrzehnte auf Golfplätzen und Segelyachten verrieten, trugen vorzugsweise Hut und ihren aus den Banksafes befreiten teuren Schmuck zur Schau. Spitze Begrüßungsschreie mischten sich mit Gegacker wie in einem Hühnerstall. Pia schob sich auf der Suche nach Emma durch die Menge und fragte sich, was sie hier eigentlich zu suchen hatte. Sie steckte bis zum Hals in Arbeit, machte sich allergrößte Sorgen um Lilly und verschwendete hier ihre Zeit, weil sie einer alten Klassenkameradin, die sie fünfundzwanzig Jahre lang nicht gesehen hatte, in einem sentimentalen Moment ein unsinniges Versprechen gegeben hatte. Eigentlich hatte sie gehofft, dass sich eine Gelegenheit ergeben würde, mit Emma über den Termin bei der Therapeutin des Frankfurter Mädchenhauses zu sprechen, den sie ihr vermittelt hatte. Pia war nie ein mütterlicher Typ gewesen, doch durch Lilly hatte sich irgendetwas verändert, und seitdem Emma die Befürchtung geäußert hatte, ihre kleine Tochter könne missbraucht worden sein, wurde Pia den Gedanken nicht mehr los, dass ihrer Nixe aus dem Main tatsächlich genau so etwas zugestoßen sein konnte. War es wirklich nur ein Zufall, dass Kilian Rothemund, der vorbestrafte Kinderschänder, nur ein paar Kilometer vom Fundort der Mädchenleiche entfernt lebte? Deckte Prinzler möglicherweise seinen ehemaligen Anwalt aus falsch verstandener Solidarität? Oder steckte er letzten Endes mit Rothemund sogar unter einer Decke? Prinzler hatte vorhin weder seine Frau noch seine Anwältin erreicht und schwieg sich noch immer aus, obwohl sie ihn hatten telefonieren lassen. Ein Kind rempelte sie unsanft an. »’schuldigung!«, rief es atemlos und rannte weiter, gefolgt von drei anderen Kindern. »Schon gut.« Es war Pia bereits aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Kinder auf diesem Empfang waren, bis sie sich daran erinnerte, dass nicht nur der achtzigste Geburtstag von Emmas Schwiegervater Josef Finkbeiner, sondern auch der vierzigste Jahrestag der Gründung dieses Sonnenkinder- Vereins für ledige Mütter gefeiert wurde.
NELE NEUHAUS BÖSER WOLF Kriminalro
Für Matthias. Heaven is a place on
Sein Herz machte ein paar raschere
Freunde! Ließen sie hier einfach b
»Hallo, Pia.« Pia traute ihren Au
»Ich habe keine Ahnung, wovon du s
Nach seinem Absturz ins Bodenlose g
Arbeitslosen abnahm. »Was?«, prot
ihrer Sendung überhaupt zu Wort ko
die Kurzwahltaste mit der Nummer vo
fädelte sich wieder in die Reihe d
hatte seine jüngste Tochter an jed
von Herzen, und Sylvia war zu Trän
Emma klopfte leicht auf ihren Bauch
wartete nicht Vinzenz als böse Üb
»Ich hab Vinzenz gemocht«, sagte
»Wo muss ich hin?« »Den Trampelp
knapp. »Was ist hier passiert?« K
hatte?«, erkundigte sie sich. »Ic
geärgert. Es war gar nicht so einf
entlegensten Gebiete auf dem Globus
»Eben haben Sie doch gesagt, Sie h
ihren Arm und zog sie ein Stück zu
Vielleicht lag es an dieser unertr
Pia zog Krögers Fleecejacke aus, h
auchte. »Gleich zwei Uhr.« Pia st
welche hatte. Die anderen lachten,
Leben lang als Herausforderung und
wie selten, und Bodenstein fragte s
lachte, nicht ohne Schadenfreude.
Erst kürzlich hatte er seinem Vate
»Hm. Warst du mit ihr mal beim Kin
Leider - das wusste er seit dem Tel
»Unsere Chefin war wieder mal eins
wurde, riefen auch jede Menge Spinn
Vorwurf nachzudenken schien. »Ich
nach der Karte und überflog die Ta
aber auch das stand ihm gut. Vor ei
Kirchhoff und sein Chef Professor T
zu faul gewesen waren, das Zelt auf
Männer, ein bulliger Hüne mit akk
»Hören Sie mir doch einfach zu«,
zum wohl unbeliebtesten Mitarbeiter
»Wollen wir deinen Badeanzug holen
was in der Welt passierte, las wede
Stichworten notierte. Manchmal amü
du wa-as, Pia? Irgendwie kommt ihr
Gesicht in den Händen vergraben.
stumpfe Gewalteinwirkung, wahrschei
Fetzen ziemlich gut aufbereiten. Is
Minderwertigkeitskomplexen zerfress
Emma stieß einen Seufzer aus, dann
die Boulevardpresse davon Wind beka
»Eigentlich wollte ich diesen Beit
dummes Zeug zu erzählen. Monis äl
hatte Hanna ein ungutes Gefühl. Si
sie ihn überhört? Jetzt nachzufra
Zwei Wochen später Donnerstag, 24.
Whirlpools. Dazu wurden noch gering
heiß.« Wolfgang lächelte und nah
Sie streckte die Hand aus und bemü
zog an Pias Hand. »Ich mag sooo ge
Vor dem Infohäuschen wartete eine
Hals und schmiegte ihre Wange an ih
Kartoffel fallen lassen, als die Ki
Wie sollte es bloß weitergehen? In
darfst du nicht sagen! Ein Baby, ei
Wenigstens hatte sich der Kurztrip
»Hanna?« Meike kam herein, wie ü
* Die Gästeliste derer, die sich i
wollte Pia zu Hause sein. Rasch lud
Natürlich hatte sie es nicht gesch
Kofferraumdeckels. »Und hier der E
Zusammen mit ein paar anderen Mädc
ihrem Haus hinter den sieben Bergen
»Irgendwo im Feld hinter der Autob
Panzerglasscheibe saß und ihn hina
uniformierter Kollege, am Straßenr
* Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, e
zu suchen, dessen Klingeln ihn gewe
still. In den Büschen ringsum summ
»Wann war das?« »Gegen elf.« Ja
Außerdem … steht er nicht auf Fr
»Hier ist Louisas Tasche«, sagte
Unten ging eine Tür. »Florian?«
Das Haus war von innen sehr viel gr
aber nichts, was darauf hindeutete,
worüber sie in der letzten Therapi
- sie sah zum Kotzen aus. Ihre Hän
Irina! Dreizehn Anrufe, vier Nachri
Bodenstein stellte genau die Frage,
peinlich, wegen einer solchen Klein
Der ist schwer verknallt in Hanna,
dem Smartphone spielten, der unstet
Die Stimme der Ärztin klang wie ei
Herzmann. Bitte entschuldigen Sie d
»Wen meinst du?«, fragte Bodenste
Jungs hier auf dem Campingplatz auf
nicht mehr da. Schon unten, im Kind
ganzen Nacht. Nur hin und wieder be
dieselbe Blutgruppe wie Hanna Herzm
»Er war bis zu seiner Verurteilung
Emma brachte die Schere in die Küc
Sie das Klingeln wohl nicht gehört
sagte er und legte kurz seinen Arm
Bodenstein und Pia betraten einen v
»Ihnen auch. Auf Wiedersehen.« Fr
»Rothemund muss sich hier irgendwo
Verständnis geheuchelt, aber insge
Wohnblöcken aus den sechziger Jahr
estickten Kissen, Zinnteller und -k
am Wochenende etwas über die Post
zu lassen, obwohl ihr das Herz vor
Gestern hatte sie mit Irina telefon
jedoch die heruntergekommene Hässl
Wohnwagens roch es muffig, aber es
geträumt hatte, verflüchtigte sic
denn dort hing eine Uhr an der Wand
»Es ist mir ein bisschen unangeneh
Erdgeschoss und ging zu ihrem Auto.
»Tja. Man kann einem Menschen nur
aufzublicken. »Frey hat Rothemund
Zucken … hach, das hab ich auch n
Zweifel. Hanna Herzmann war eine er
»Ja, das stimmt. Markus und Kilian
Montag, 28. Juni 2010 Es war schon
alten Frau glitzerten, als ob sie e
»Nein«, sagte Meike Herzmann. Pia
»Na, dein Wort in Gottes Ohr«, en
würde. Immer wieder musste sie nie
waren sogar auf derselben Schule, u
Aussicht gestellt, obwohl sie ihr S
vernehmlich. Ein warmer Wind war au
geöffnete Schiebetür. »Alles kla
die blöde Kuh nur? Vielleicht hock
Psychotherapeutin«, berichtete sie
»Ich wollte mit Frau Verges reden.
Dienstag, 29. Juni 2010 Emma fand k
Kathrin schnaubte verärgert, packt
ein Mädchen umgebracht hat, und er
ich ja auch zu dieser Adresse gefah
Mädchen psychisch krank. Heute kö
köchelte und rührte um. Nahm sie
hatten. Oberstaatsanwalt Frey und R
Wasserfall aus ihrem Mund. Trampoli
in Hannas Schoß gelegt und geweint
Aufgescheucht von der plötzlichen
* Gestern Abend, nachdem sie das Kr
»Na ja, dann nicht«, erwiderte si
freimütig zu, nachdem man sich beg
Geld, Connections und technische M
angenommen hatten? Wie war der Kont
entlockten dem Kind nicht mal ein L
Emma blickte ihre kleine Tochter ra
ihnen herüber. »Kathrin«, sagte
»Sie waren ja eben sogar Thema bei
war einfach unfair, wie Florian sic
hatte er neulich an seinem Schreibt
Rudi-Carrell-Deutsch, dass er verha
»Ja, und? Worauf willst du hinaus?
»Aus welchem Grund habt ihr das ge
echter Arm verbunden war. »Was ist
überlaut in der Stille der Nacht,
erweiterte sich der Gang und endete
Samstag, 3. Juli 2010 Es war für O
alle in Gefahr zu bringen. Es war z
Verbrechen vertuscht hatte, aber es
die Arme um die Knie geschlungen.
nicht gedacht, dass ich jemals frei
große Augen. »Opa mit einem Turba
Danksagung Bei der Recherche für B
Anmerkung Dieses Buch ist ein Roman