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Die Weltraetsel

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55314 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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chen, neuerdings sehr beliebten Tischreden zu lesen,<br />

in denen die Herrlichkeit des ewigen Lebens als höchstes<br />

Gut des Christen und der Glaube daran als<br />

Grundlage der Sittenlehre gepriesen wird. Da erwarten<br />

den frommen spiritualistischen Gläubigen im »Paradiese«<br />

alle Freuden des hochentwickelten geselligen<br />

Kulturlebens, während die gottlosen Materialisten<br />

vom »liebenden Vater« durch ewige Höllenqualen gemartert<br />

werden. Auf zahlreichen Bildern berühmter<br />

Maler sind diese Dichtungen sinnlich dargestellt.<br />

Gegenüber dem materialistischen Athanismus, welcher<br />

in der christlichen und mohammedanischen Kirche<br />

herrschend ist, vertritt scheinbar eine reinere und<br />

höhere Glaubensform der metaphysische Athanismus,<br />

wie ihn die meisten dualistischen und spiritualistischen<br />

Philosophen lehren. Als der bedeutendste Begründer<br />

desselben ist Plato zu betrachten; er lehrte<br />

schon im vierten Jahrhundert vor Christus jenen vollkommenen<br />

Dualismus zwischen Leib und Seele, welcher<br />

dann in der christlichen Glaubenslehre zu einem<br />

der theoretisch wichtigsten und praktisch wirkungsvollsten<br />

Artikel wurde. Der Leib ist sterblich, materiell,<br />

physisch; die Seele ist unsterblich, immateriell,<br />

metaphysisch. Beide sind nur während des individuellen<br />

Lebens vorübergehend verbunden. Da Plato ein<br />

ewiges Leben der autonomen Seele sowohl vor als<br />

nach dieser zeitweiligen Verbindung annimmt, ist er<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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