Erfolg Magazin, Ausgabe 2/2017
DANIELA KATZENBERGER: Interview über Erfolg und Leben, SO DENKEN ERFOLGREICHE: Wie die erfolgreichsten Menschen der Welt denken und handeln, BODO SCHÄFER: Lerne reich zu denken, TIM FERRIS: Im Interview mit Peter Thiel, STEVE JOBS: Hartnäckigkeit, GERHARD SCHRÖDER: Sympathie, STEPHEN COVEY: Disziplin, FRAUKE LUDOWIG: Im Rampenlicht, RALF DÜMMEL UND BRIAN TRACY im Interview
DANIELA KATZENBERGER: Interview über Erfolg und Leben, SO DENKEN ERFOLGREICHE: Wie die erfolgreichsten Menschen der Welt denken und handeln, BODO SCHÄFER: Lerne reich zu denken, TIM FERRIS: Im Interview mit Peter Thiel, STEVE JOBS: Hartnäckigkeit, GERHARD SCHRÖDER: Sympathie, STEPHEN COVEY: Disziplin, FRAUKE LUDOWIG: Im Rampenlicht, RALF DÜMMEL UND BRIAN TRACY im Interview
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SOCIAL MEDIA STAR GARY VAYNERCHUK ÜBER ERFOLG UND INTERNET<br />
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E<br />
magazin<br />
2 / <strong>2017</strong><br />
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STEVE JOBS<br />
HARTNÄCKIGKEIT<br />
GERHARD<br />
SCHRÖDER<br />
SYMPATHIE<br />
STEPHEN COVEY<br />
DISZIPLIN<br />
FRAUKE LUDOWIG<br />
IM RAMPENLICHT<br />
+ Ralf Dümmel<br />
Brian Tracy<br />
im Interview<br />
<br />
<br />
Erfahren Sie, wie die erfolgreichsten<br />
Menschen der Welt denken und handeln<br />
BACKHAUS VERLAG 5 EUR<br />
BILDER: MANFRED ESSER, ANDRÉ KOWALSKI, FRANK EIDEL<br />
CHRISTIAN HOLTHAUSEN, VAYNERMEDIA, DS-PRODUKTE, BRIAN TRACY
Editorial<br />
Bild: Ismail Gök<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger und<br />
Herausgeber<br />
„Geh da raus und setz‘ den Scheiß um“<br />
Keiner kommt hier lebend raus<br />
Jeder von uns hat Dinge auf dem Zettel stehen, die er gerne machen<br />
möchte. Wobei einige es noch immer nicht zu Papier gebracht<br />
haben. Schade, denn erfolgreiche Menschen denken schriftlich. Ein<br />
beschriebenes Stück Papier ist ein Stück Materie und damit Realität.<br />
Es gab einmal ein Universitätsexperiment, bei dem Studenten kurz<br />
vor dem Abschluss gefragt wurden, ob sie ihre Ziele schriftlich notiert<br />
hätten. Nur rund drei Prozent bejahten das. Lange Zeit später<br />
wollte man herausfinden, was aus den Studenten geworden war.<br />
Die, die Ziele hatten, sie aber nicht schriftlich formuliert hatten, verdienten<br />
schon um einiges mehr, als der Rest. Beeindruckt war man<br />
jedoch von den drei Prozent, die sich Ziele notiert hatten. Sie verdienten<br />
so viel, wie die anderen 97 Prozent zusammengenommen.<br />
Etwas zu erreichen hat einerseits etwas mit Zielen zu tun. Andererseits<br />
natürlich mit der Bereitschaft, etwas umzusetzen. Diese Bereitschaft<br />
ist bei den meisten von uns gehemmt, durch Faulheit, aber<br />
besonders durch Angst. Angst vor, naja, wo vor eigentlich? In der<br />
Regel denken wir das nicht zu ende. Wenn wir das täten, würde uns<br />
auffallen, dass eigentlich gar nichts Schlimmes passieren kann. Im<br />
Gegenteil, je mehr Dinge wir in Angriff nehmen, desto höher ist die<br />
Chance, dass vieles davon klappt.<br />
Freunde, dieses Leben ist keine Generalprobe. Es ist die einzige Aufführung,<br />
es gibt keine Wiederholung. Niemand kommt hier lebend<br />
raus. Wo vor sollten Sie also Angst haben? Sie sind nicht geboren<br />
worden, um uns anderen die Luft weg zu atmen. Sie sollen das tun,<br />
was in Ihrem Herzen ist. Sie können noch Tausend Jahre faul rumliegen,<br />
aber jetzt laufen die paar Jahrzehnte, in denen Sie was bewegen<br />
können.<br />
Die Garantie, ob Sie morgen wieder aufwachen, wird Ihnen keiner<br />
geben. Darum dürfen wir auch nicht alles auf morgen verschieben.<br />
Morgen wird nichts besser sein, außer wir verändern heute etwas.<br />
Logisch ja?<br />
Gary Vaynerchuk würde jetzt sagen „Geh da raus und setz‘ den<br />
Scheiß um“. Und nichts anderes werden wir vom ERFOLG <strong>Magazin</strong><br />
tun. Wir werden unser Bestes geben, Ihnen die Nummer eins Quelle<br />
für <strong>Erfolg</strong>swissen und Motivation zu sein. Schreiben Sie uns auf<br />
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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />
Redaktion/Verlag Backhaus Verlag<br />
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Chefredakteur (V.i.S.d.P.) Julien D. Backhaus<br />
Redakteurin und Satz Martina Schäfer<br />
Projektmanagerin EvaMaria Backhaus<br />
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Herausgeber, Verleger Julien D. Backhaus<br />
Bremer Straße 24, D31608 Marklohe<br />
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Waffensener Dorfstr. 54, 27356 Rotenburg<br />
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Die Autoren der Artikel und Kommentare im <strong>Erfolg</strong><br />
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Alle Rechte vorbehalten.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de
Inhalt 2/<strong>2017</strong><br />
Bilder: Luepertz/Depositphotos, Vaynermedia, Christian Holthausen, Tracy, Wilkens, Ken Shipp-Doe<br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Psychologie der Superreichen ..................... 6<br />
Ralf Dümmel im Interview............................ 8<br />
Scooter Braun:<br />
Entdecker Justin Biebers.............................10<br />
Gerhard Schröder:<br />
Sympathie-Stratege....................................12<br />
Tim Ferris:<br />
Peter Thiel..................................................14<br />
Manager-Ernährung...................................17<br />
Steve Jobs:<br />
Harnäckigkeit.............................................18<br />
Roger Rankel:<br />
Via Negativa...............................................20<br />
Story<br />
Christian LIndner:<br />
Gründergeist..............................................22<br />
Bill Gates:<br />
Führungsstil................................................24<br />
Claudia Enkelmann:<br />
Charisma gewinnt......................................26<br />
Die Samwer-Brüder....................................28<br />
Jacky Chan.................................................30<br />
Der Wassermillionär....................................32<br />
Vom Obdachlosen<br />
zum Facebook-Star.....................................33<br />
Menderes:<br />
Never give up.............................................34<br />
Daniela Katzenberger<br />
im Interview...............................................36<br />
Leben<br />
Diemar Hopp..............................................39<br />
Nina Ruge im Interview...............................40<br />
Frauke Ludowig im Interview......................42<br />
Einstellung<br />
Jürgen Höller:<br />
Ziele erreichen............................................44<br />
Stephen Covey:<br />
Disziplin befreit...........................................46<br />
Bodo Schäfer:<br />
Liebe das Geld............................................48<br />
Scheiß drauf!..............................................50<br />
Udo Jürgens:<br />
Nur dieser Weg!.........................................52<br />
Gerhard<br />
Schröder<br />
Sympathie-<br />
Stratege<br />
12<br />
Gary Vaynerchuk<br />
Ins Handeln<br />
kommen<br />
62<br />
<br />
www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Leon Windscheid:<br />
Gegen die Spirale der Angst.......................54<br />
Maxwell:<br />
So denken <strong>Erfolg</strong>smenschen.......................58<br />
Oliver Kerner:<br />
Strategie gegen die Firmenpleite.................60<br />
Wolf of Wall Street gibt‘s bei uns nicht.......61<br />
Gary Vaynerchuk<br />
Komm ins Handeln.....................................62<br />
Brian Tracy:<br />
Ziele setzen................................................64<br />
Warum wir Stress brauchen........................66<br />
Warren Buffett:<br />
Investmentgeheimnisse...............................68<br />
Frauke<br />
Ludowig<br />
Im<br />
Rampenlicht<br />
42<br />
Brian Tracy<br />
Ziele setzen<br />
64<br />
Bill Gates<br />
Führungsstil<br />
Daniela<br />
Katzenberger<br />
Im Interview<br />
36<br />
24<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild: Depositphotos/DmBaker<br />
Es gibt kaum eine<br />
Eigenschaft, die<br />
allen Hochvermögenden<br />
gemeinsam<br />
ist, aber<br />
es gibt viele<br />
Muster, die<br />
immer wieder<br />
auftauchen –<br />
darunter<br />
diese<br />
sechs.<br />
Dr. Rainer Zitelmann<br />
Superreiche<br />
ticken anders<br />
<br />
www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
1<br />
Viele Hochvermögende hätten<br />
in großen Unternehmen keine<br />
Karriere gemacht, weil sie dafür<br />
zu schwierig sind. Sie sind nicht<br />
selten unangepasst, hatten oft<br />
schon in ihrer Schulzeit harte Auseinandersetzungen<br />
mit den Lehrern. Weil sie sich<br />
nicht vorstellen konnten, als Angestellte zu<br />
arbeiten, wurden sie Unternehmer.<br />
„Ich meine, ich bin ein schwieriger Mensch<br />
und früher war ich noch viel schwieriger, als<br />
ich es heute bin. … Ich musste mir meine<br />
Hörner abstoßen. Ich musste die Erfahrung<br />
sammeln, die ich heute gesammelt habe. Und<br />
ich wäre nie zum <strong>Erfolg</strong> gekommen, hätte<br />
man mich irgendwo versucht … Da hätte man<br />
mir Tabletten geben müssen.“<br />
„Ich hätte nie als Angestellter arbeiten<br />
können. Ich hätte auch sicherlich nie Karriere<br />
gemacht. Glaube ich nicht…. Nur in der<br />
idealen Welt sind alle Vorgesetzten toll und<br />
hervorragende Leute, zu denen man hochblicken<br />
kann, und wenn dann Leute da sind und<br />
man sich fragt, was ist das denn für ein Dödel<br />
und dann sich zu verkrümmen, tolle Idee, Herr<br />
Meyer, was Sie da wieder ...“<br />
2<br />
Viele Hochvermögende haben<br />
sich schriftliche Ziele gesetzt,<br />
was sie finanziell erreichen wollen<br />
– und mit mentalen Methoden<br />
(wie etwa Visualisierung)<br />
gearbeitet. Das trifft nicht für alle zu, aber<br />
erstaunlich viele berichteten in den Interviews,<br />
das sie so ähnlich vorgegangen sind,<br />
wie es etwa in dem Klassiker von Napoleon<br />
Hill „Denke nach und werde reich“<br />
empfohlen wird.<br />
„Und dann habe ich mir aufgeschrieben, mit<br />
40 möchte ich also mehr als zehn Millionen<br />
Mark – Mark waren es damals ja noch – haben.<br />
Das habe ich auch hingekriegt. Also<br />
ziemlich genau als Punktladung sogar… Ich<br />
hatte mein Haus damals von einer Feng-<br />
Shui-Beraterin umstellen lassen. Muss auch<br />
sagen, dass das mir sehr viel gebracht hat.<br />
Also sehr viele Blockaden, wo dann das nicht<br />
geklappt hat und das nicht geklappt und<br />
das nicht geklappt hat, und nach Feng Shui<br />
hat es auf einmal geklappt. Jetzt kann man<br />
sagen, Self-Fulfilling-Prophecy. […] Das ist mir<br />
auch scheißegal. Also das Ergebnis zählt und<br />
das hat dann funktioniert. Und die hat mir<br />
eine „Reichtumsecke“ gemacht. Wo ich also<br />
jeden Tag so eine Minute irgendwo hingehen<br />
soll sozusagen zum Beten und da hing ein<br />
entsprechendes Bild. Und es war hinter das<br />
Bild geklebt. Also hinter das Bild geklebt. Ist<br />
auch alles mit, können Sie sagen, mit tödlicher<br />
Präzision eingetreten.“<br />
3Die meisten Hochvermögenden<br />
betonen, dass sie sich mehr auf<br />
ihr Bauchgefühl als auf Analysen<br />
verlassen. Das Bauchgefühl<br />
ist aber nichts Angeborenes.<br />
Es ist das Ergebnis von Lernprozessen,<br />
die Psychologen als „implizites Lernen“<br />
bezeichnen, das zu „implizitem Wissen“<br />
führt. Man könnte auch sagen: Die Schule<br />
des Lebens ist wichtiger als die akademische<br />
Bildung – und das Bauchgefühl<br />
ist wichtiger als die Analysen, wie man sie<br />
etwa im BWL-Studium lernt.<br />
„Also fast alle meine Entscheidungen hängen ja<br />
mit Menschen zusammen. Wenn ich in eine Firma<br />
investiere, tolle Zahlen, aber ich sage immer<br />
nur: „Traue ich denen? Traue ich denen das<br />
zu?“ Sagen wir so, die Menscheneinschätzung,<br />
die können Sie ja nicht wiegen, messen, zählen.<br />
Da können Sie nicht sagen, wo ist der Stempel?<br />
Kann der Wirtschaftsprüfer noch mal den<br />
Charakter durchrechnen, ja? Man kann den<br />
Charakter nicht durchrechnen. Und also immer<br />
da, wo hinter einer Unternehmung oder einem<br />
Investment vor allem es auf die Menschen<br />
ankommt, ist das eine Gefühlsentscheidung,<br />
nehmen sie Bauchentscheidung.“<br />
4Viele Hochvermögende sind<br />
nicht besonders verträglich und<br />
ausgesprochen konfliktbereit.<br />
Sie haben keine Angst vor Auseinandersetzungen,<br />
manche lieben<br />
sogar den Konflikt.<br />
„Ich mag das einfach, die Rauferei. Ich mag<br />
das. Ich streite mich mit jedem, also im Positiven.<br />
Ich sehe das eher sportlich, muss ich<br />
sagen, ne? Also ich will mich durchsetzen, ne?<br />
Und ob es meine Meinung ist, oder ob es im<br />
Markt ist, oder ob es beim Fahrradfahren ist.“<br />
Die Zitate sind dem Buch „Psychologie<br />
der Superreichen. Das verborgene Wissen<br />
der Vermögenselite“ entnommen. In dem<br />
Buch werden die auf Band aufgenommenen<br />
Aussagen der Interviewpartner 1:1<br />
wiedergegeben und nicht<br />
sprachlich geglättet.<br />
Dr. Rainer Zitelmann,<br />
Psychologie der Superreichen.<br />
Das verborgene<br />
Wissen der Vermögenselite,<br />
FinanzBuch<br />
Verlag, München <strong>2017</strong>.<br />
http://psychologie-der-superreichen.de/<br />
5Viele Hochvermögende sind<br />
ausgesprochene Nonkonformisten,<br />
die ihren <strong>Erfolg</strong> darauf<br />
zurückführen, dass sie oft gegen<br />
den Strom geschwommen sind.<br />
Manchen macht es sogar ausgesprochen<br />
Freude, sich gegen die Mehrheitsmeinung<br />
zu stellen – anderen ist sie schlicht egal.<br />
Wer immer nur das tut, was alle tun und<br />
das denkt, was alle denken, bekommt auch<br />
nur das, was alle bekommen – und wird<br />
bestimmt nicht reich.<br />
„Es gibt also das schöne Beispiel, wenn eine<br />
Kuhherde sozusagen auf eine Weggabelung<br />
kommt und auf der linken Seite ist die grüne<br />
Wiese und da gibt es eine Kuh, die auf die<br />
weniger grüne Wiese, auf die fast vielleicht<br />
ein bisschen abgegraste Wiese geht, gell? Und<br />
auf der anderen sind natürlich, sagen wir, 100<br />
Kühe, die diese schöne Wiese abgrasen im Nu<br />
und die andere hat die Wiese, wo weniger<br />
drauf ist sozusagen, weniger Gras, aber kann<br />
in Ruhe und gemächlich da ihrem Graskonsum<br />
da nachgehen.“<br />
6Hochvermögende übernehmen<br />
selbst die Verantwortung für Krisen<br />
und Rückschläge, statt andere<br />
Menschen oder äußere Bedingungen<br />
dafür verantwortlich zu<br />
machen. Dass sie selbst die Verantwortung<br />
übernehmen, gibt ihnen ein Gefühl von<br />
Macht. Sie sehen sich nicht als Opfer, sondern<br />
als Herren ihres eigenen Schicksals.<br />
„Ich bin einmal in die Insolvenz geraten. Und<br />
wissen Sie, das Schlimme ist, ich wusste ja,<br />
dass es so kommt. […] Wenn man dann hinterher<br />
sich selber analysiert und die Kraft hat,<br />
zu sagen: „Was hast du falsch gemacht? Und<br />
wieso ist das passiert?“ Und da unterscheiden<br />
sich, glaube ich, zwei Menschengruppen.<br />
Die einen sagen dann: „Ich habe zu wenig<br />
Geld bekommen und der hat nicht pünktlich<br />
bezahlt und sonst etwas.“ Und die anderen sagen:<br />
„Was habe ich falsch gemacht? Was war<br />
mein Fehler?“ Und die, die sagen: „Was war<br />
mein Fehler und das war meine Chance“, die<br />
haben eine ganz gute Chance, die haben eine<br />
ganz gute Möglichkeit, das im zweiten Schritt<br />
besser zu machen…. Wir sind ja der Fehler.<br />
Alles was passiert, außer schwere Krankheiten<br />
und sonst etwas, und da könnte man sich<br />
noch drüber unterhalten, hat man sich ja selber<br />
eingebrockt, ja? Ich habe große Probleme<br />
in der Erziehung meines Sohnes gehabt und<br />
dann überlegt: „Was hast du falsch gemacht“.<br />
Nicht: „Was hat der Sohn falsch gemacht?“<br />
Und an dem Tag, wo ich das geändert habe,<br />
was ich falsch gemacht habe, ist mein Sohn<br />
toll geworden.“<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de
<strong>Erfolg</strong><br />
Ralf Dümmel<br />
Unternehmer aus<br />
Überzeugung<br />
Bild: Tony Robbins; Cover: FBV<br />
Herr Dümmel, Sie sind ja ein<br />
richtiger Vollbluthändler.<br />
Seit den 80ern sind Sie<br />
Verkäufer und dies merkt<br />
man heute noch bei „Die<br />
Höhle der Löwen“. Wie ist denn der Weg<br />
vom Verkäufer zum Unternehmer? Denn<br />
daran scheitern viele, oder?<br />
Ich habe nie geplant: „Oh, ich will Unternehmer<br />
werden“, sondern ich wollte Spaß<br />
bei der Arbeit und <strong>Erfolg</strong> haben. Ich hatte<br />
durch meinen damaligen Ziehvater, der<br />
DS Produkte gegründet hat, eine Möglichkeit<br />
bekommen. Aber ich müsste in einem<br />
tollen Unternehmen nicht zwingend der<br />
Unternehmer oder der zweite oder dritte<br />
Mann sein. Wenn man im Team arbeitet<br />
und Spaß hat, würde mir das auch reichen.<br />
Dieses auf Zwang: „Ich muss Unternehmer<br />
werden und jetzt muss ich eine Idee<br />
haben“, ist der falsche Ansatz. Vielleicht<br />
scheitern einige Start-Ups deshalb. Man<br />
muss ein gutes Team haben. Das besteht<br />
auch nicht aus Platz Eins, Zwei und Drei<br />
oder der Visitenkarte, auf der ein Titel<br />
steht. Deswegen ist es ja ein Team. Jeder<br />
hat seine Aufgabe, die muss ihn ausfüllen<br />
und ihm Spaß machen und man erarbeitet<br />
gemeinsam etwas. Wenn ich mit zwei verantwortlichen<br />
Mitarbeitern bei einer Entscheidung<br />
mal unterschiedlicher Meinung<br />
sind, dann machen wir auch das, was die<br />
anderen wollen, da wird einfach im Team<br />
diskutiert und entschieden.<br />
Hat sich denn schon vor „Die Höhle der<br />
Löwen“ bemerkbar gemacht, dass Sie nicht<br />
nur Produkte verkaufen, sondern sich auch<br />
an Unternehmen beteiligen wollen?<br />
Ja, wir haben immer schon mal branchefremde<br />
Themen aufgenommen und<br />
auch in Unternehmungen investiert, die<br />
nicht in DS waren. Wir haben mit Tri Top<br />
damals ein Getränkesirup gemacht, obwohl<br />
wir bis zu dem Zeitpunkt nichts mit<br />
Getränken zu tun hatten. Innerhalb eines<br />
Jahres haben wir die Marke zum Marktführer<br />
in Deutschland gemacht. Wir haben<br />
Interesse und diesen Geschäftssinn,<br />
links und rechts zu gucken, wo Bedarf ist,<br />
wo der Kunde schreit und wo er kauft.<br />
Was treibt Sie als Unternehmer an? Geld<br />
kann es ja nicht sein.<br />
<strong>Erfolg</strong> zu haben ist etwas Schönes. Aber<br />
<strong>Erfolg</strong> mit einem Team von 400 tollen Mitarbeitern<br />
zu haben und gemeinsam feiern,<br />
Misserfolge und Probleme gemeinsam lösen<br />
- das macht dem Team einen enormen<br />
Spaß. Ich könnte ohne diese ganzen tollen<br />
Mitarbeiter, die für mich den ganzen Tag<br />
DS-Geschäftsführer Ralf Dümmel und<br />
Verleger Julien Backhaus im Gespräch.<br />
durchs Feuer gehen, nicht so erfolgreich<br />
sein. Da geht es nicht immer nur um Geld.<br />
Unternehmerisch muss man Geld verdienen.<br />
Wir investieren viel und gehen Risiken<br />
ein, auch im normalen geschäftlichen Ablauf.<br />
Das geht mal gut, aber auch mal nicht<br />
gut und das gehört dazu. 400 Mitarbeiter<br />
haben das Recht ein Gehalt zu bekommen<br />
und das möchten Sie pünktlich am Ende<br />
des Monates haben. Aber wenn Geld der<br />
alleinige Antrieb ist, dann hat das wenig<br />
Aussicht auf <strong>Erfolg</strong>.<br />
Jetzt haben sie schon gesagt, dass Sie eine<br />
große Mannschaft haben. Fällt es ihnen<br />
denn leicht Aufgaben zu delegieren?<br />
Es fällt mir insofern leicht, da wirklich die<br />
richtigen, vertrauenswürdigen Menschen<br />
an den richtigen Positionen sitzen. Nichts<br />
desto trotz geht, wenn du größer wirst und<br />
wächst, ein bisschen Familiäres verloren.<br />
Ich kenne das Unternehmen noch, als du<br />
von jedem Mitarbeiter wusstest, ob er ein<br />
Haustier hat und wie das heißt, wie die<br />
Freundin heißt usw. Da war das sehr familiär.<br />
Wir versuchen, das immer wieder<br />
aufzubauen, aber wir haben in unserem<br />
Laden auch Musik und Action, dann geht<br />
manchmal das Familiäre verloren. Das ist<br />
schade, lässt sich aber leider nicht ändern.<br />
Größer werden, an Bedeutung gewinnen,<br />
im Handel eine gewisse Marktmacht oder<br />
auch als Lieferant eine große Anerkennung<br />
zu kriegen, ist auch etwas Tolles.<br />
Wie finden Sie denn die richtigen Leute<br />
für ihr Team?<br />
Also wenn Sie Gute haben, immer her zu<br />
uns. Wir suchen ständig und überall, da<br />
wir am Wachsen sind. Wir sind stolz darauf,<br />
mit 85 % eine unglaublich hohe Quote<br />
an Auszubildenden nicht nur angestellt<br />
zu haben, sondern auch zu behalten und<br />
zu übernehmen. Leute, die drei Jahre im<br />
Unternehmen gelernt haben, verstehen<br />
eher, wenn der Kunde anruft und sagt: „Ich<br />
brauch heute 5000 Stück“ und ob ich die<br />
in einer Stunde packen kann oder nicht.<br />
Wenn andere, die noch nie am Packtisch<br />
standen, vielleicht sagen würden: „Wir<br />
haben ja genug Leute da, die werden das<br />
schon machen“. Insofern haben die Auszubildenden<br />
nochmal ein anderes Verständnis<br />
für jede Abteilung, weil sie im Zweifel<br />
die Person und auch die Abläufe in den<br />
einzelnen Abteilungen kennen. Wir haben<br />
ganz viele, die hier gelernt haben und<br />
schon 18 Jahre im Unternehmen sind. Das<br />
macht viel für die Teamfähigkeit aus. Die<br />
gehören dann wirklich auch zur Familie.<br />
Dürfen die Leute bei ihnen Fehler machen?<br />
Ja Fehler sind erlaubt, ich finde es menschlich.<br />
„Der macht zwar nur Fehler, aber der<br />
ist halt nett“, geht in einem Unternehmen<br />
<br />
www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ljklöj<br />
aber auch nicht. Natürlich dürfen Menschen<br />
Fehler machen. Und lieber entscheidet<br />
man mal etwas, als sich immer nur auf<br />
andere zu verlassen oder andere zu fragen.<br />
Dass das mal schief geht ist völlig menschlich<br />
und das gehört auch zur Ehrlichkeit<br />
dazu. Ich habe früher mal gesagt: „Wenn<br />
ihr am Wochenende einen über den Durst<br />
trinkt, dann ruft nicht montags an und<br />
sagt, ihr seid erkältet. Ruft an und sagt<br />
ihr seid voll und habt 2,4 °% und kommt<br />
Dienstag zur Arbeit“. Das finde ich ehrlich.<br />
Und wenn das nicht jeden Montag der Fall<br />
ist, dann finde ich das auch absolut ok. Damit<br />
leben wir ganz gut und ich glaube das<br />
wissen die Mitarbeiter auch.<br />
Entscheiden Sie nach Bauchgefühl oder<br />
sind Sie eher Kopfmensch?<br />
Mehr Bauch. Wenn aber einer nur nach<br />
dem Bauch entscheidet, dann wird es irgendwann<br />
schwierig. Oft ist es im Leben<br />
eine Frage der Sympathie. Wenn man sich<br />
ein paar Minuten kennen gelernt hat, dann<br />
hat schon so ein Gefühl, ob man mit der<br />
Person mal ein Bier trinken gehen würde<br />
oder nicht, dieses: „Oh, sympathischer<br />
Mensch, der kann was und mit dem will<br />
ich was erreichen“ und das gleiche zählt<br />
auch beim Produkt. Nachdem das Bauchgefühl<br />
ein positives Signal gesendet hat,<br />
muss der Kopf auch wirtschaftlich durchdenken,<br />
ob es passt und der Markt dafür<br />
da ist, der Preis stimmt und der Verkaufspreis<br />
für den Handel der Richtige ist.<br />
Sie haben mal gesagt, das Unternehmen ist<br />
ihr Leben. Das ist eine große Schwierigkeit<br />
in vielen Unternehmer-Familien. Müssen<br />
ihre Lieben sich damit abfinden oder haben<br />
sie da ein Arrangement?<br />
Nein, die kennen mich und ich hoffe, die<br />
mögen mich so, wie ich bin. Ich fahre seit<br />
fast 29 Jahren jeden Tag gerne her und<br />
freue mich auf die Leute, auf die Arbeit,<br />
auf die Herausforderung. Ich habe noch<br />
nie gedacht, dass ich zur Arbeit muss. Das<br />
mag sich für einige blöd anhören, aber<br />
wenn du dann irgendwann zum Unternehmer<br />
wirst, hat man auch eine gewisse<br />
Verantwortung für Mitarbeiter und dahinterstehende<br />
Familien. In so einem großen<br />
Unternehmen gibt es auch nicht nur gute<br />
Dinge, sondern auch mal negative Dinge.<br />
Aber das sind Aufgaben, die man sich stellen<br />
muss und auch gerne stellt.<br />
Es gibt ja viele Menschen, die gerne ein<br />
erfolgreiches Unternehmen aufbauen<br />
würden. Sie geben diese Ratschläge sogar<br />
weiter z.B. auf Veranstaltungen wie<br />
dem „Start Up Camp“ in Berlin. Was<br />
geben Sie den Leuten als Wichtigstes mit<br />
auf den Weg?<br />
Das ist schwer so pauschal zu beantworten.<br />
Es gibt erstmal gewisse menschliche<br />
Voraussetzungen. Immer auf dem Boden<br />
bleiben, nie abheben und nie denken, man<br />
sei etwas Besseres oder man kann irgendwas<br />
Besseres. Es gibt so viele Menschen die<br />
toll sind, die Gutes können. Und da muss<br />
man sich selbst nicht überschätzen.<br />
Risikofreudig! Ehrlich! Fleißig! Gerade<br />
wenn man ein Unternehmen gründen<br />
will, was heute schwieriger ist, weil in der<br />
gesamten Handelsszene, von großen Konzernen<br />
dominiert ist. Du sagst: „ich habe<br />
eine gute Idee“. Rufst du irgendwo an, zum<br />
Beispiel beim Großkonzern? Wenn du es<br />
schaffst in die richtige Abteilung durchgestellt<br />
zu werden und sagst: „Mensch, Hallo<br />
hier bin ich, habe eine gute Idee“, bist du<br />
nur einer von 300 Leuten am Tag und jeder<br />
hat eine gute Idee. Das ist heute nicht<br />
mehr ganz so einfach.<br />
Dann mit dem Risiko, Vorfinanzierung,<br />
Ware einzukaufen. Wo kaufe ich sie ein,<br />
kommt sie vernünftig an, stimmt die Qualität<br />
und solche Sachen. Läuft es? Habe ich<br />
zu viel Ware, zu wenig Ware usw. Und da<br />
gehört unwahrscheinlich viel Fleiß zu. Das<br />
bedeutet Verzicht. Verzicht auf einen Tag<br />
Urlaub im Jahr, vielleicht auch mal auf den<br />
Feierabend und auch mal eine Stunde länger<br />
arbeiten. Das gehört dann dazu, dem<br />
muss man sich aber stellen.<br />
Es ist toll Unternehmer zu sein. Aber es ist<br />
auch toll leitender Angestellter oder Mitarbeiter<br />
zu sein. Da kommen wir wieder<br />
zum Anfang zurück. Spaß bei der Arbeit.<br />
Das muss mich auch ausfüllen. Es gibt<br />
Menschen, die sagen: „Freizeit ist für mich<br />
wichtig. 15:00 Uhr Feierabend.“ Das ist<br />
legitim und toll. Und dann gibt es Menschen,<br />
die sagen: „Ja, ich mag es zu arbeiten,<br />
ich mag es noch ein bisschen erfolgreicher<br />
zu sein“ und das ist auch legitim.<br />
Jeder muss seinen Weg finden. Aber wenn<br />
man ein Unternehmen gründen will, sind<br />
die Grundvoraussetzungen verzichten,<br />
fleißig sein, Risikobereitschaft und ein<br />
unglaublicher Wille. Überzeugt sein ohne<br />
abzuheben, aber von sich überzeugt sein.<br />
Von seinem Thema oder Produkt oder von<br />
seiner Produktidee überzeugt sein.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de
<strong>Erfolg</strong><br />
Scooter Braun<br />
Der <strong>Erfolg</strong>smach<br />
Der Unternehmer<br />
hinter Justin Bieber<br />
Bild: fotowerft, Cover: FBV<br />
Es war nicht allzu lange her, dass Scott<br />
„Scooter“ Braun, der Mann, der Justin<br />
Bieber in die Musikbranche einführen<br />
würde, seinen Unterhalt als Party-Promoter<br />
in Atlanta verdiente. Heute ist der<br />
32-jährige Besitzer von SB Projects, die<br />
mehr als 10 weltberühmte Musikkünstler<br />
verwalten, eigene Filme produzieren<br />
und in verschiedene Tech-Unternehmen<br />
investieren, auf dem Vormarsch.<br />
Braun, Sohn eines Ärztepaares, wuchs<br />
behütet in Greenwich auf, der Millionärsstadt<br />
in Connecticut. Während<br />
des Studiums an dem Greenwich High-<br />
School in Connecticut, trat er einem Video-Dokumentarfilm<br />
Wettbewerb für<br />
den National History Day bei. Der Film<br />
trug den Titel: „The Hungarian Conflict“<br />
und handelte über die Juden in Ungarn,<br />
während und nach dem Holocaust. Der<br />
Film gewann in regionalen und staatlichen<br />
Wettbewerben und Braun platzierte<br />
damit den dritten Platz. Ein Mitglied<br />
von Brauns Familie schickte den Film<br />
an Steven Spielbergs Büro, der seinerseits<br />
Brauns Video dem Holocaust Memorial<br />
Museum in den USA überreichte. Braun<br />
hat gesagt, dass Spielbergs Antwort einer<br />
der inspirierendsten Momente in seinem<br />
Leben war.<br />
Er bewies schon früh sein Organisationstalent:<br />
Während der Schulzeit war er Klas-<br />
Scooter Braun kennen wenige,<br />
seine Entdeckungen jeder:<br />
Stars wie Justin Bieber verdanken<br />
ihm ihren <strong>Erfolg</strong>. Auch<br />
mit seiner Fernsehserie „Scorpion“<br />
bewies er einen guten<br />
Riecher für den Geschmack<br />
des Publikums.<br />
sensprecher und neben seinem<br />
BWL-Studium an der Emory<br />
University in Atlanta, richtete<br />
er Partys am College aus. 2002<br />
gründete er seinen eigenen Partyservice,<br />
Promis wie Britney<br />
Spears und Eminem wurden<br />
darauf aufmerksam. Braun<br />
leckte Blut und wollte mehr.<br />
Gemeinsam mit R‘n‘B-Star<br />
Usher gründete er das Label<br />
„RBMG“ und suchte<br />
dafür einen jungen Künstler.<br />
Gefunden hat er 2008<br />
schließlich Justin Bieber.<br />
Der kanadische Sänger<br />
war damals 13 Jahre alt<br />
und fiel durch seine<br />
YouTube-Videos auf.<br />
In kurzer Zeit machte<br />
Braun aus ihm einen<br />
Te e n i e - S c h w a r m ,<br />
verkaufte nicht nur<br />
seine Songs, sondern<br />
auch Parfums, Bettwäsche<br />
und zahlreiche weitere<br />
Merchandise-Artikel.<br />
Braun setzte auf das Internet<br />
und benutzte dafür die Social-<br />
Media-Kanäle. Der <strong>Erfolg</strong> war<br />
gigantisch, trotzdem sagt er: „Am<br />
Ende des Tages kann man ein noch so<br />
10 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
er<br />
Vom Studienabbrecher zum respektierten<br />
Musik-Insider - nun ist er einer der erfolgreichsten<br />
Entrepreneure in den USA.<br />
guter Vermarkter sein, doch du bist immer<br />
nur so gut wie das Produkt oder die Person,<br />
die du vermarktest.“<br />
Braun kontaktierte Biebers Mutter Pattie<br />
Mallette, die sich bereit erklärte, ihren<br />
Sohn nach Atlanta zu bringen. Irgendwann<br />
überzeugte Braun sie, dauerhaft von<br />
Kanada in die Vereinigten Staaten zu ziehen.<br />
Schließlich unterschrieb Ushers Mentor,<br />
Musikchef L. A. Reid, Bieber zu einem<br />
Deal mit Island Def Jam.<br />
Im Jahr 2007 gründete Braun SB Projects<br />
(kurz für Scooter Braun Projects LLC),<br />
eine Full-Service-Unterhaltungs- und Vermarktungsgesellschaft,<br />
die eine Reihe von<br />
Ventures wie Schoolboy Records, SB Management<br />
und Sheba Publishing umfasst.<br />
Die Gruppe umfasst auch RBMG, ein<br />
Joint Venture zwischen Braun und Usher.<br />
School Boy Records hatte eine spezielle<br />
Vereinbarung mit Universal Music Group<br />
und später mit Republic Records für den<br />
Vertrieb.<br />
Auch in schwierigen Zeiten hält er konsequent<br />
zu seinen Schützlingen. „Man muss<br />
sie die Fehler machen lassen und dann da<br />
sein, um ihnen zu<br />
helfen, wenn sie abstürzen“,<br />
erklärte er<br />
kürzlich. Stets dem<br />
Künstler zur Seite<br />
stehen, das ist Brauns<br />
Philosophie und <strong>Erfolg</strong>srezept.<br />
Ist man<br />
einmal in seinem<br />
Team gelandet, gehört man fortan zur Familie,<br />
einer Großfamilie aus Social-Media-<br />
Managern, Marketing-Profis, Produktmanagern,<br />
Rechtsanwälten, persönlichen<br />
Assistenten und einer Designerin.<br />
Braun bleibt in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen<br />
beteiligt, die darauf<br />
bestehen, bestimmte Erträge aus seinem<br />
Geschäft zu spenden. Viele der Künstler<br />
die er unterzeichnet, nehmen auch an verschiedenen<br />
Wohltätigkeitsorganisationen<br />
teil. Braun und Bieber haben zur Unterstützung<br />
der Organisation zusammengearbeitet.<br />
Die Wohltätigkeit hat dazu beigetragen,<br />
mehr als 200 Schulen in Asien,<br />
Afrika und Lateinamerika zu bauen.<br />
Scooter Brauns Vermögenswert wird derzeit<br />
auf 40 Millionen Dollar geschätzt.<br />
Mittlerweile hat Braun ein weitverzweigtes<br />
Imperium aufgebaut und ist Inhaber der<br />
Firmen School Boy Records (Plattenlabel),<br />
SB Consulting (Beratung) und SB Management<br />
(Betreuung). Auch die Liste der Künstler,<br />
die er betreut, ist gewachsen. Zu seinen<br />
Talenten gehören Stars wie die Singer/Songwriterin<br />
Carly Rae Jepsen, das koreanische<br />
YouTube-Wunder Psy und Nickelodeon-<br />
Sternchen Ariana Grande, die gerade zwei<br />
MTV Europe Music Awards gewonnen hat.<br />
Sich bei Scooter Braun zu bewerben ist allerdings<br />
zwecklos - er sucht alle zukünftigen<br />
Familienmitglieder selber aus.<br />
Bilder: Depositphotos, S. Bukley, CBS<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
11
<strong>Erfolg</strong><br />
Gerhard<br />
Schröder<br />
Sympatie-Stratege<br />
12 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild links: Depositphotos/360ber, Bild oben: Roland Magunia Krafft Angerer<br />
In meinen Trainings oder nach<br />
meinen Vorträgen werde ich immer<br />
wieder gefragt, ob Sympathiegewinnung<br />
für Politiker und<br />
Politikerinnen wichtig sei. Meine<br />
Antwort darauf ist immer dieselbe: Ja, natürlich.<br />
Vielleicht sogar mehr als in vielen<br />
anderen Bereichen.<br />
Menschen, die sich politisch engagieren,<br />
haben große Herausforderung. Sie müssen<br />
sowohl die Herzen ihrer Parteimitglieder erobern<br />
als auch das Vertrauen ihrer potentiellen<br />
Wählerschaft gewinnen. Kein einfaches<br />
Unterfangen, welches nur den wenigsten<br />
Menschen auch tatsächlich gelingt.<br />
Die Sympathie-Bilanz<br />
Sie müssen sich Sympathiegewinnung wie<br />
eine Bilanz vorstellen. Fließt Ihnen Sympathie<br />
auf der einen Seite zu, dann kostet Sie<br />
das auf der anderen Seite Pluspunkte. Sie<br />
dürfen, egal in welchem Bereich, keine Scheu<br />
davor haben, Ihr Profil „scharf“ genug darzustellen.<br />
Traditionelle Sympathiestrategien<br />
wollen dafür sorgen, jedem Menschen in<br />
jedem Augenblick zu gefallen. Trennen Sie<br />
sich bitte von dieser Vorstellung, denn sie<br />
ist eine Illusion. Wenn Sie danach trachten,<br />
möglichst vielen zu gefallen, erodiert Ihre<br />
Position nachhaltig. Viel wichtiger ist, dass<br />
Sie wissen, wofür Sie stehen und wie Sie Ihre<br />
Zielgruppe sympathisch aktivieren und ausbauen.<br />
Die Sympathie-Strategie<br />
Sympathie bei der eigenen Zielgruppe kostet<br />
Sie Sympathien bei einer anderen Zielgruppe.<br />
Das alles Entscheidende ist, wie Sie Ihre<br />
Kernzielgruppe Schritt für Schritt erweitern.<br />
Dazu müssen Sie jedoch provozieren und<br />
eine andere Gruppe angreifen. Das kostet Sie<br />
Sympathien bei der „angegriffenen“ Gruppe,<br />
hebt Ihren Sympathiegrad jedoch bei der anvisierten<br />
Zielgruppe.<br />
Jemand, dem dies sehr gut gelungen ist, ist<br />
der ehemalige deutsche Bundeskanzler Dr.<br />
Gerhard Schröder. Ihm gelang es als einem<br />
der Wenigen, Sympathien zu erzeugen und<br />
gleichzeitig unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen<br />
(Agenda 2010). Dies nämlich ist die<br />
wahre Kunst der Sympathie. Den Menschen<br />
nach dem Mund zu reden und so Sympathie<br />
zu erzeugen, ist auf Dauer alles andere als<br />
zielführend. Wie wir wissen, ist „everybody`s<br />
darling, everybody´s Depp“. Viel eher geht es<br />
darum, Vertrautheit und Vertrauen aufzubauen.<br />
Nett ist zwar nett, entwickelt jedoch<br />
nicht die Durchschlagskraft, die man sich<br />
erwartet.<br />
Aufbau von Nähe<br />
Um Sympathien bei der eigenen Zielgruppe<br />
aufzubauen und auf weitere Zielgruppen zu<br />
übertragen, eignen sich zwei kommunikative<br />
Strategien besonders gut:<br />
Die „Ich bin einer von euch-Strategie“ und<br />
die „Ich bin keiner von denen-Strategie“. Wie<br />
Einende Sympathie schafft Schröder auch heute noch auf internationalen<br />
Konferenzen, wie hier auf dem Hamburg Summit - China meets Europe.<br />
werden diese nun von Gerhard Schröder<br />
umgesetzt? Hier ein paar Beispiele:<br />
• „Man kann es so oder so machen. Ich bin<br />
für so.“<br />
• „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer<br />
Gesellschaft!“<br />
• „Wer unser Gastrecht missbraucht,<br />
für den gibt es nur eins: Raus, und zwar<br />
schnell.“<br />
• „Frauenpolitik und so Gedöns.“<br />
• „Hol‘ mir mal ‚ne Flasche Bier, sonst<br />
streik ich hier, und schreibe nicht weiter!“<br />
Das letzte Zitat hat es sogar durch die musikalische<br />
Untermalung von Stefan Raab in<br />
Michael Jagersbacher<br />
ist Doktor der Erwachsenenbildung und<br />
Magister der Philosophie. Als Verhaltens<br />
und Wirtschaftstrainer mit den Kerngebieten<br />
Motovation, Kommunikation, Verkaufsgespräche<br />
und Selbstpräsentation.<br />
»Ich bin einer<br />
von Euch!«<br />
die Charts gebracht. Es signalisiert, dass Gerhard<br />
Schröder ein Mensch mit alltäglichen<br />
Bedürfnissen ist. Diese Aussage bringt ihn<br />
uns näher. Zumindest dem biertrinkenden<br />
Teil der Gesellschaft. Dieses Zitat ist somit<br />
in der Kategorie „Ich bin einer von euch!“<br />
einzuordnen.<br />
Eine andere Strategie ist es, eine Gruppe – indirekt<br />
– anzugreifen oder sich über sie lustig<br />
zu machen. „Frauenpolitik und Gedöns“<br />
würde in die Strategie: „Ich bin keiner von<br />
denen!“ fallen. Natürlich brachte ihm diese<br />
Aussage massiv Kritik. Doch je größer die<br />
Kritik auf der einen Seite wird, desto mehr<br />
Befürworter gibt es auf der anderen Seite.<br />
Wir erinnern uns, dass Sympathie wie eine<br />
Bilanz funktioniert.<br />
Jemand, der diese Strategie bis zum „Exzess“<br />
auslebt und <strong>Erfolg</strong> damit hat, ist der amerikanische<br />
Präsident Donald Trump. Auch bei<br />
ihm kommt es immer wieder zum Wechsel<br />
zwischen diesen beiden grundlegenden Strategien.<br />
Um Ihren Sympathiegrad nach oben zu<br />
schrauben, überlegen Sie sich bitte, wem Sie<br />
eigentlich sympathisch sein wollen und weshalb.<br />
Lernen Sie Ihre potentielle Zielgruppe<br />
besser zu verstehen und versuchen Sie Sympathien<br />
über Antipathien zu gewinnen.<br />
Agieren Sie jedoch nicht nach dem Motto:<br />
„Koste es, was es wolle!“. Dies könnte Ihnen<br />
bei Ihrer Zielgruppe auch wichtige Sympathiepunkte<br />
kosten. Verdeutlichen Sie lediglich<br />
Ihre Standpunkte auf einem möglichst<br />
hohen Niveau. Viel <strong>Erfolg</strong> dabei!<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
13
<strong>Erfolg</strong><br />
Peter<br />
Thiel<br />
Gegen<br />
Bild: Göker, Cover FBV<br />
den Trend<br />
14 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild:Fortune Brainstorm Tech, Stuart Isett<br />
Peter ist bekanntermaßen Meister<br />
des Debattierens. In meinen<br />
Podcasts beantwortete<br />
er Fragen von meinen Fans,<br />
die auf Facebook hochgevotet<br />
wurden. Beachten Sie, wie oft er Fragen<br />
umformuliert (also prüft, ob auch die<br />
richtige Frage gestellt wurde), bevor er sie<br />
beantwortet. Wie er Formulierungen dabei<br />
in ihre Einzelteile zerlegt ist oft ebenso interessant<br />
wie seine Antwort.<br />
Die »Tools« in diesem Profil geben Peters<br />
Denke wieder – und seine übergreifenden<br />
Überzeugungen, an denen sich Tausende<br />
kleinerer Entscheidungen orientieren. Seine<br />
Antworten sollten Sie ruhig alle mehr<br />
als einmal lesen und sich danach fragen:<br />
»Wenn ich das glaube, wie wirkt sich das<br />
dann auf meine Entscheidungen in der<br />
nächsten Woche aus? Und in den nächsten<br />
sechs bis zwölf Monaten?«<br />
Was hättest du gern schon vor 20 Jahren<br />
über die Wirtschaft gewusst?<br />
»Wenn ich zwanzig oder fünfundzwanzig<br />
Jahre zurückgehen könnte, dann gern<br />
in dem Wissen, dass man nicht abwarten<br />
muss. Ich ging aufs College, ich studierte<br />
Jura. Ich arbeitete als Jurist und als Banker,<br />
wenn auch nicht sehr lange. Doch erst<br />
mit der Gründung von PayPal wurde mir<br />
so richtig klar, dass man nicht abwarten<br />
muss, um etwas Neues anzufangen. Wenn<br />
Sie also in Ihrem Leben irgendetwas vorhaben<br />
und Ihr Ziel mit einem Zehnjahresplan<br />
erreichen möchten, sollten Sie sich<br />
fragen: Warum geht das nicht in sechs Monaten?<br />
Manchmal ist es tatsächlich nötig,<br />
die ganze, komplexe, zehnjährige Laufbahn<br />
zu durchlaufen. Doch man sollte sich<br />
zumindest gefragt haben, ob das wirklich<br />
so ist – oder ob man sich das nur selbst<br />
vormacht.«<br />
Wie wichtig sind Misserfolge im<br />
Geschäftsleben?<br />
»Ich glaube, Misserfolge werden total<br />
überbewertet. Die meisten Unternehmen<br />
scheitern aus mehr als einem Grund. Geht<br />
eine Firma pleite, kann man daraus oft<br />
gar nichts lernen, weil das Scheitern überdeterminiert<br />
war: Sie denken vielleicht, die<br />
Sache ging aus Grund eins schief, doch in<br />
Wirklichkeit waren es die Gründe eins bis<br />
fünf. Ihr nächstes Unterfangen scheitert<br />
womöglich aus Grund zwei, das übernächste<br />
aus Grund drei und so weiter.<br />
Deshalb meine ich, dass die Menschen aus<br />
Misserfolgen gar nicht so viel lernen. Ich<br />
glaube, sie sind langfristig eher schädlich<br />
und demoralisierend. Für mich ist jeder<br />
Niedergang eines Unternehmens tragisch.<br />
»Der nächste Bill Gates würde<br />
kein Betriebssystem entwickeln,<br />
und der nächste Larry Page<br />
oder Sergey Brin<br />
keine Suchmaschine.<br />
Der nächste Mark Zuckerberg<br />
würde kein soziales<br />
Netzwerk aufbauen.<br />
Wer diese Leute kopiert,<br />
hat nichts von ihnen gelernt.«<br />
Peter Thiel<br />
Ich sehe darin keine ansprechende Ästhetik,<br />
sondern ein Blutbad. Doch so funktioniert<br />
Fortschritt. Ein lehrreicher Imperativ ist das<br />
aber nicht. Ich halte Pleiten daher weder für<br />
darwinistisch noch für einen solchen lehrreichen<br />
Imperativ. Sie sind schlicht und ergreifend<br />
stets eine Tragödie.«<br />
Welche großen Tech-Trends werden<br />
Ihrer Ansicht nach die Zukunft prägen?<br />
»Den Begriff ›Trend‹ höre ich gar nicht<br />
gern, denn sobald ein Trend vorhanden<br />
ist, gehen viele in dieselbe Richtung. Und<br />
sobald viele in dieselbe Richtung gehen,<br />
gibt es viel Konkurrenz und wenig Differenzierung.<br />
Ende der neunziger Jahre hätte<br />
wohl niemand gern den vierten Onlineshop<br />
für Tiernahrung aufgemacht. Und in<br />
den letzten zehn Jahren hätte keiner gern<br />
Peter Thiel<br />
Peter Thiel ist als Unternehmensgründer<br />
ein Serientäter (PayPal, Palantir), als<br />
Investor schon Milliardär (erster externer<br />
Investor in Facebook und über hundert<br />
weitere Unternehmen) und hat als Autor<br />
Zero to One geschrieben. Seine Ausführungen<br />
zu Differenzierung, Wertschöpfung<br />
und Wettbewerb allein haben mir<br />
zu manchen der besten Anlageentscheidungen<br />
meines Lebens verholfen (etwa<br />
bei Uber, Alibaba und anderen).<br />
als zwölfter Anbieter Dünnschicht-Solarmodule<br />
vertrieben. Man möchte nicht das<br />
x-te Unternehmen in einem bestimmten<br />
Trend sein. Trends sollte man meiner Ansicht<br />
nach daher eher meiden. Mir ist ein<br />
gewisses Sendungsbewusstsein viel lieber<br />
als ein Trend. Ich möchte hören, dass Sie<br />
an einer einzigartigen Lösung arbeiten, die<br />
sonst keiner bieten kann.<br />
Als Elon Musk SpaceX gründete, verfolgten<br />
er und sein Team die Mission, zum<br />
Mars zu fliegen. Dieses Leitbild mag Ihnen<br />
zusagen oder nicht, doch SpaceX strebte<br />
eine Lösung für ein Problem an, an dem<br />
sonst keiner arbeitete. Das wussten alle,<br />
die dort arbeiteten, und es motivierte sie<br />
ungeheuer.«<br />
Was sagst du, wenn dir zu deiner Einstellung<br />
zum Studieren Heuchelei unterstellt<br />
wird, weil du ja selbst zwei Abschlüsse<br />
aus Stanford hast? Du hast ja jungen<br />
Menschen 100.000 Dollar angeboten, die<br />
etwas Neues entwickeln wollen, statt im<br />
Hörsaal zu sitzen«.<br />
»Wie ich es sehe, finden die Leute immer<br />
Einwände. Wäre ich nicht in Stanford<br />
gewesen oder hätte nicht Jura studiert,<br />
würden sie sagen, ich wüsste ja gar nicht,<br />
was mir entgangen sei. Irgendwer findet<br />
immer ein Haar in der Suppe. Ich finde<br />
meine Haltung nicht scheinheilig, weil ich<br />
nie behauptet habe, dass ein Weg allein<br />
selig macht. Würde ich sagen, dass keiner<br />
aufs College gehen sollte, dann wäre das<br />
heuchlerisch. Ich habe aber nur gesagt,<br />
dass nicht jeder den gleichen Weg gehen<br />
muss. An einer Gesellschaft kann doch etwas<br />
nicht stimmen, wenn die begabtesten<br />
jungen Leute alle dieselben Eliteunis besuchen<br />
und am Ende alle eines von wenigen<br />
Fächern studieren und eine von wenigen<br />
Laufbahnen einschlagen.<br />
Das ist meiner Ansicht nach eine sehr engstirnige<br />
Herangehensweise an die Frage,<br />
was Menschen mit ihrem Leben anfangen<br />
sollten. Das engt unsere Gesellschaft und<br />
auch die Studenten selbst enorm ein. Das<br />
gilt durchaus auch für mich selbst, wenn<br />
ich auf meine Jahre in Stanford und an der<br />
juristischen Fakultät zurückblicke. Vielleicht<br />
würde ich das wieder so machen.<br />
Doch wenn ich noch einmal vor der Entscheidung<br />
stünde, würde ich mir mehr Gedanken<br />
darüber machen. Ich würde Fragen<br />
stellen wie: Warum mache ich das? Nur,<br />
weil ich gute Noten und Testergebnisse<br />
habe und mir davon ein gewisses Prestige<br />
verspreche? Oder weil ich leidenschaftlich<br />
gern Anwalt werden möchte? Darauf gibt<br />
es meines Erachtens richtige und falsche<br />
Antworten. Und rückblickend war ich mit<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
15
<strong>Erfolg</strong><br />
Anfang zwanzig viel zu sehr auf die falschen<br />
Antworten fokussiert.«<br />
Wie sieht deiner Ansicht die Zukunft der<br />
Bildung aus?<br />
»Das Wort ›Bildung‹ mag ich gar nicht,<br />
denn es ist so außerordentlich abstrakt.<br />
Ich spreche viel lieber vom Lernen. Qualifikationsnachweise<br />
oder die Abstraktion<br />
namens ›Bildung‹ beurteile ich sehr skeptisch.<br />
Dann sind da all die granularen Fragen<br />
wie: Was lernen wir eigentlich? Warum<br />
lernen wir es? Geht einer aufs College, weil<br />
er vier Jahre Party feiern will? Ist es eine<br />
Konsumentscheidung? Oder eine Anlageentscheidung,<br />
mit der man in die Zukunft<br />
investiert? Ist es eine Versicherung? Oder<br />
ist es ein Wettbewerb, in dem man andere<br />
schlagen möchte? Und sind Eliteunis wirklich<br />
so eine Art Studio 54, wo es zugeht wie<br />
in einem exklusiven Nachtklub? Ich glaube,<br />
wenn wir von der Bildungsblase wegkommen,<br />
in der wir heute leben, liegt vor<br />
uns eine Zukunft, in der sich Menschen<br />
klarer dazu äußern können.«<br />
Was würdest du an dir am liebsten verändern<br />
oder verbessern?<br />
»Das ist immer schwer zu beantworten,<br />
denn es zieht ja unwillkürlich die Frage nach<br />
sich, warum ich das noch nicht getan habe.<br />
Mit Blick auf meine jüngeren Jahre würde<br />
ich sagen, ich war auf einem ungesunden<br />
Kurs und ungesund wettbewerbsorientiert.<br />
Wer so ist, erreicht auf dem Gebiet, auf dem<br />
er gegen andere antritt, gute Leistungen<br />
– doch auf Kosten vieler anderer Dinge.<br />
Wer ein ehrgeiziger Schachspieler ist, spielt<br />
womöglich irgendwann richtig gut, vernachlässigt<br />
aber andere Entwicklungen,<br />
weil er sich so darauf konzentriert, seine<br />
Gegner zu schlagen, statt etwas Wichtiges<br />
oder Wertvolles zu tun. Starken Konkurrenzkampf<br />
sehe ich, glaube ich, heute viel<br />
bewusster und kritischer. Wir werden dabei<br />
Tim Ferris ist internationaler<br />
Bestseller und hat<br />
mit der Tim Ferris Show<br />
einen der erfolgreichsten<br />
Potcasts der Welt.<br />
Dieses Interview ist ein<br />
Auszug aus<br />
„Tools der Titanen“, FBV<br />
in Rivalitäten verstrickt. Und ich möchte<br />
nicht behaupten, dass ich mich heute davon<br />
vollkommen freigemacht habe. Das ist<br />
daher etwas, worüber ich jeden Tag nachdenken<br />
und mir überlegen sollte: ›Wie<br />
kann ich weniger wettbewerbsorientiert<br />
und dadurch erfolgreicher werden?‹«<br />
Du hast im Bachelor Philosophie studiert.<br />
Was hat das mit der Geschäftswelt<br />
zu tun? Und inwiefern hat dich das<br />
Philosophiestudium bei der Kapitalanlage<br />
und im Beruf weitergebracht?<br />
»Ich bin nicht sicher, wie bedeutsam ein<br />
formelles Philosophiestudium ist, doch<br />
die grundlegende philosophische Frage ist<br />
eine, die für uns alle Bedeutung hat – und<br />
stets dieselbe: ›Was glauben die Menschen<br />
aus rein konventionellen Gründen, und<br />
was ist die Wahrheit?‹ Es herrscht ein<br />
gewisser Konsens darüber, was die Menschen<br />
für wahr halten. Vielleicht trifft die<br />
gängige Meinung ja zu, vielleicht aber auch<br />
nicht. Und wir sollten nie zulassen, dass<br />
eine Konvention an die Stelle der Wahrheit<br />
tritt. Wir müssen uns stets fragen: Stimmt<br />
das? Und darauf zielt grundsätzlich meine<br />
indirekte Frage ab: ›Erzähl mir etwas,<br />
das wahr ist, doch worin nur sehr wenige<br />
Menschen deiner Meinung sind.‹«<br />
3 Fragen von 7<br />
Sieben Fragen empfiehlt Peter allen<br />
Unternehmensgründern. Hier die drei,<br />
die ich mir am häufigsten stelle:<br />
Die Monopolfrage: Fangen Sie mit<br />
einem großen Anteil an einem kleinen<br />
Markt an?<br />
Die Geheimnisfrage: Haben Sie eine<br />
einzigartige Chance entdeckt, die andere<br />
nicht erkennen?<br />
Die Vertriebsfrage: Können Sie Ihr Produkt<br />
nicht nur herstellen, sondern auch<br />
an den Mann bringen?<br />
Bild: Tim Ferris, Bild Thiel: TechCrunch50<br />
16 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Futter für Macher – Was Manager<br />
nachts am Flughafen essen<br />
Ein stressiger Lebensstil bedeutet oft schlechte Ernährung. Benedikt Fleig hatte die<br />
Nase voll und gründete ein Startup für dieses Problem<br />
Nachts um eins am O’Hare<br />
International Airport in<br />
Chicago. Der Tag war lang<br />
und stressig. Und natürlich:<br />
Am Flughafen hat<br />
kaum noch etwas offen. Ein Burger vielleicht,<br />
aber gesund ist was anderes. Ein<br />
Ernährungsexperte würde wohl eher empfehlen:<br />
Rührei zum Frühstück, frischer<br />
Lachs mit Reis zum Mittag und abends<br />
150g Rinderfilet mit Salatbeilage. Aber die<br />
Realität ist leider doch oft eine andere. Fast<br />
zwei Millionen Kilometer hat Benedikt<br />
Fleig in den letzten fünf Jahren mit dem<br />
Flieger zurückgelegt. Und kennt das Problem<br />
mit der mangelnden Ernährung unterwegs<br />
nur zu gut. „Ich bin Partner einer<br />
internationalen Unternehmensberatung.<br />
Ein Meeting nach dem anderen. Weder im<br />
Besprechungsraum noch unterwegs kann<br />
ich mir einen gesunden Salat zubereiten.<br />
Und 10-Liter-Pulverfässer Protein will ich<br />
auch nicht schleppen. Ich wollte immer<br />
etwas Kleines, Nahrhaftes und natürlich<br />
Leckeres finden, was auf meinen Lebensstil<br />
zugeschnitten ist. Ich bin kein Bodybuilder,<br />
daher kamen auch die klassischen<br />
Energieriegel nicht in Frage. Irgendwann<br />
hatte ich die Nase voll“, sagt Fleig.<br />
Wie in so vielen <strong>Erfolg</strong>sgeschichten begann<br />
es auch bei Fleig mit einem beherzten<br />
„dann mache ich es eben selbst“.<br />
Er gründete zusammen mit einem Anwalt<br />
und einem Unternehmer – die ebenfalls<br />
etwas suchten – das Startup „Macher“,<br />
das sich um das Ernährungsproblem von<br />
Managern kümmern sollte. Was schnell<br />
klar wurde: Es sollte schwierig werden,<br />
die hohen Erwartungen von Fleig zu erfüllen.<br />
„Ich habe schon von meiner Mutter<br />
gelernt, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung<br />
ist. Daher sollten unsere Snack-<br />
Produkte hochwertig sein. Kein Aspartam<br />
zur Süßung, keine genmanipulierte Molke,<br />
Macher-Gründer<br />
Benedikt Fleig<br />
keine künstlichen Farbstoffe, vorwiegend<br />
deutsche Qualitätsproduktion. Sie sollten<br />
in gewissem Maße „gesund“, praktisch<br />
verpackt und natürlich lecker sein. Genuss<br />
gehört für mich zum Essen dazu.“ Fleig<br />
war nicht bereit, Abstriche zu machen,<br />
sondern wollte das Optimum bekommen<br />
für seine Kunden.<br />
Dabei herausgekommen ist ein perfekter<br />
Mahlzeitenersatz in Form von Shakes und<br />
Riegeln, die unter der „Macher“-Flagge<br />
angeboten werden.. Top-Seller ist ein Riegel,<br />
der gleichzeitig ein bisschen Sünde<br />
ist. Vanille-Karamell-Protein-Kern, dicke<br />
Erdnussschicht und überzogen mit weißer<br />
Schokolade bei nur 350 Kcal. Der Kommentar<br />
eines Managers: „Es macht mich<br />
richtig glücklich, wenn ich den unterwegs<br />
esse und für die nächsten 6 Stunden bin<br />
ich perfekt satt.“ Neben Glücksgefühlen<br />
haben die Produkte des Startups aber<br />
noch andere Nebeneffekte. Im Gegensatz<br />
zu Kohlenhydraten werden Proteine nicht<br />
als Fett eingelagert.<br />
„Macher“ ist im Sommer 2016 gestartet<br />
und versammelt bereits eine riesige<br />
Fangemeinde hinter sich. Mit Produkten<br />
wie dem Green Smoothie, Soja-Protein-<br />
Shakes, einem besonders verträglichen<br />
Reisprotein, Molke-Proteine in verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen - dazu passendes<br />
Equipement für Unterwegs – und<br />
den Riegeln, hat „Macher“ genau das<br />
Richtige für Macher entwickelt.<br />
Und typisch Manager: Fleig und seine<br />
Kollegen verbessern die Palette stetig. Und<br />
zwar im direkten Austausch mit den Kunden.<br />
So wurden schon gesunde Kekse und<br />
Pralinen getestet. „Wir wollen perfekt angepasst<br />
an den Bedarf unserer anspruchsvollen<br />
Kunden produzieren. Weil wir immer<br />
viel Wert auf die Details gelegt haben,<br />
haben wir aus unserer Sicht passende Produkte<br />
und zufriedene Kunden“, sagt Fleig.<br />
Na dann, guten Appetit.<br />
Alle Produkte sind im Onlineshop erhältlich:<br />
www.macher-performance.de<br />
Bild: Macher<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
17
<strong>Erfolg</strong><br />
18 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Jetzt rief der junge Mann jeden Tag beim<br />
obersten Chef der Werbeagentur an. Drei<br />
bis viermal pro Tag. Irgendwann war die<br />
Sekretärin so genervt, dass sie ihren Chef<br />
überredete, mit dem Anrufer zu sprechen.<br />
Der junge Mann schaffte es tatsächlich einen<br />
persönlichen Termin mit dem Chef<br />
zu vereinbaren. Doch auch bei diesem<br />
persönlichen Treffen auf Entscheiderebene<br />
wurde seine Anfrage abgelehnt. Die<br />
Reaktion des Unternehmers: Die gleiche<br />
Taktik, die ihm auch auch seinen Job bei<br />
der Videospielefirma vor ein paar Jahren<br />
eingebracht hatte: Er weigerte sich zu gehen.<br />
Zusammenarbeit oder Polizei.<br />
Der Werber stimmte einer Zusammenarbeit<br />
zu. Happy End? Oh nein, jetzt<br />
brauchte der Unternehmer noch das Geld<br />
für die teure Werbeaktion. Er suchte sich<br />
einen Investor. Der wollte ihm aber nur<br />
dann das Kapital zur Verfügung stellen,<br />
wenn der Unternehmer einen richtigen<br />
MarketingProfi in seinem Unternehmen<br />
beschäftigt. Nur wen?<br />
Nun rief der junge Mann seinen Kapitalgeber<br />
jeden Tag drei bis viermal an, bis ihm<br />
dieser den Kontakt zu drei passenden Kansteve<br />
jobs<br />
eine lektion in<br />
hartnäckigkeit<br />
haben da diesen<br />
merkwürdigen Typen.<br />
Er sagt, er geht nicht,<br />
bevor wir ihm einen<br />
Job geben. Also müssen<br />
wir entweder die Polizei rufen oder<br />
„Wir<br />
ihn wohl oder übel einstellen,“ sagt der<br />
Personalchef eines Unternehmens, das Videospiele<br />
entwickelt, über einen Bewerber.<br />
Er wird eingestellt.<br />
Ein junger Mann benötigt einen Kredit für<br />
das weitere Wachstum seines Unternehmens.<br />
Ein Investor ist bereit darüber nachzudenken<br />
und möchte noch eine Referenz<br />
einholen. Jeder weniger entschlossene<br />
Mensch hätte gesagt: „In Ordnung, ich<br />
frage dann in ein paar Tagen noch einmal<br />
nach“ und wäre gegangen. Der Unternehmer<br />
aber weigerte sich, das Büro zu verlassen,<br />
ehe der Investor den Anruf getätigt<br />
hatte. Er erhielt den Kredit.<br />
Ein Unternehmer war beeindruckt von<br />
der Werbekampagne eines Wettbewerbers.<br />
So etwas wollte er auch. Also kontaktierte<br />
er den Chef der verantwortlichen Werbeagentur.<br />
Der verwies ihn dann aber sofort<br />
an den zuständigen Sachbearbeiter für das<br />
Neugeschäft. Der erklärte dem Anrufer,<br />
dass sein Unternehmen viel zu kein sei<br />
und er sich die Agenturhonorare überhaupt<br />
nicht leisten könne. Seine Anfrage<br />
wurde abgelehnt.<br />
Der Unternehmer akzeptiere das „Nein“<br />
des Sachbearbeiters nicht und rief jeden<br />
Tag bei ihm an, bis dieser sich bereit erklärte,<br />
sich das Unternehmen persönlich<br />
anzuschauen. „Als ich zu dieser Garage<br />
hinüber fuhr, dachte ich bei mir: Heiliger<br />
Himmel, was mag das bloß für ein Typ<br />
sein? Wie stelle ich es wohl an, so wenig<br />
Zeit wie möglich mit diesem Clown zu verbringen,<br />
dabei nicht ausfallend zu werden<br />
und dann auf dem schnellsten Weg wieder<br />
zu einträglicheren Dingen zurückzukehren“<br />
waren die Gedanken des Sachbearbeiters.<br />
Die Anfrage des Unternehmers wurde<br />
wieder abgelehnt.<br />
Bild: flickr, Charlie Wollborg, CC BY-SA 2.0 Ausschnitt, Bilder Kreuter: Kreuter<br />
Dirk Kreuter<br />
ist vielfach ausgezeichneter Redner und hat als<br />
Autor schon über 50 Bücher, Hörbücher und<br />
DVDs produziert.<br />
didaten gab. Er stellte den richtigen MarketingMann<br />
ein und erhielt das Kapital für<br />
seine Werbeaktion.<br />
Dieses Verhaltensmuster zieht sich durch<br />
die Biografie dieses Mannes. Lesen Sie seine<br />
Geschichte. Für mich ist sie sehr inspirierend!<br />
Doch ich lese seine Story durch<br />
die Verkäuferbrille und entdecke dann diese<br />
Anekdoten in seiner Vita. Nun fragen<br />
Sie sich, wer dieser Verkäufer ist? Und... ja!<br />
Er ist ein VollblutVerkäufer! Die Geschichte<br />
handelt von Steve Jobs und Apple Computer<br />
in den Jahren 1974 bis 1977.<br />
Die älteren Leser unter uns verbinden mit<br />
Jobs den Erfinder des Macintosh. Die Jüngeren<br />
denken an iPod, iPhone und iPad.<br />
Alle denken an einen Kreativen, an einen<br />
Visionär. Ich denke an einen sensationellen<br />
Verkäufer!<br />
Fazit: Wie hartnäckig sind Sie als Verkäufer?<br />
Wie sehr wollen Sie den <strong>Erfolg</strong> wirklich?<br />
Bleiben Sie an Ihren Zielen und Kunden<br />
wirklich dran? Ohne den Verkäufer<br />
Steve Jobs gäbe es Apple heute nicht. Und<br />
es wäre nicht das wertvollste Unternehmen<br />
auf diesem Planeten. Steve sagt: „Stay<br />
hungry, stay foolish.“<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
19
Leben <strong>Erfolg</strong><br />
Bild: Depositphotos, NadaK2Via Negativa<br />
Die Kunst des Weglassens<br />
20 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Seien wir ehrlich. Jeder strebt auf<br />
irgendeine Weise nach Glück,<br />
Ruhm und <strong>Erfolg</strong>. Manche<br />
Menschen insgeheim, andere<br />
ganz offensichtlich. Doch was<br />
ist eigentlich der Schlüssel zum <strong>Erfolg</strong>?<br />
Was macht mich, mein Produkt, meine<br />
Company, meine Marke erstklassig? Und<br />
vor allem: Wie werde ich zum absoluten<br />
Spitzenreiter? Die Antwort ist so simpel<br />
wie erhellend. Und, die Antwort ist die<br />
Grundlage aller <strong>Erfolg</strong>sstorys:<br />
Lassen Sie erst mal alles weg, was Sie<br />
nicht zum <strong>Erfolg</strong> führt.<br />
Streichen Sie alle Dinge, die Sie nicht brauchen.<br />
Sie denken, dass ist banal und einfach?<br />
Ist es aber nicht. Das wussten schon<br />
die großen Meister: Michelangelo wurde<br />
bei der Enthüllung seiner Davidstatue<br />
1504 gefragt: Wie hast du es geschafft, aus<br />
einem Marmorblock dieses Kunstwerk<br />
zu meißeln? Seine überlieferte Antwort:<br />
„Ich habe alles, was nicht zu David gehört,<br />
weggelassen, also weggeschlagen.“ Ähnlich<br />
sah das auch Mark Twain. Über seine<br />
Schriftstellerkunst sagte er: „Schreiben ist<br />
leicht. Man muss nur die falschen Wörter<br />
weglassen.“ Recht hatte er. Denken Sie immer<br />
noch „banal und einfach“?<br />
Doch Achtung: Weglassen ist schwerer<br />
als ergänzen<br />
Sie lesen einen guten Artikel, besuchen einen<br />
Kongress, sprechen mit einem High-<br />
Performer oder bekommen sonst wie gute<br />
Ideen und Impulse. Was machen Sie? Die<br />
besten Ideen in Ihr Leben, in Ihren Alltag<br />
zu integrieren. Soweit so gut.<br />
Doch wir sind ja eh schon alle „Land unter“.<br />
Machen eher zu viel als zu wenig. Tanzen<br />
auf zu vielen Hochzeiten, verzetteln<br />
uns. Das kann nicht gut gehen. Oft ist es<br />
nur blinder Aktionismus und der innere<br />
Hamster im Laufrad, der sagt: Leg‘ noch<br />
eine Schippe drauf!<br />
STOPP: Das muss nicht sein!<br />
Es geht auch anders!<br />
Weg mit dem Ballast. Das ist der Knackpunkt.<br />
Obwohl wir alle wissen „Wer aufsteigen<br />
will, muss Ballast abwerfen“, fällt<br />
es uns so schwer. Obwohl wir alle wissen<br />
„weniger ist mehr“, wollen wir stets noch<br />
dies, das und jenes dazunehmen, statt erst<br />
mal im konstruktiven Sinne das Unnötige<br />
wegzulassen.<br />
»Schreiben ist<br />
leicht. Man muss<br />
nur die falschen<br />
Wörter<br />
weglassen.«<br />
Mark Twain<br />
Roger Rankel<br />
ist der Rockstar unter den Marketingexperten.<br />
Seine Bücher werden<br />
Bestseller, seine Unternehmensgründungen<br />
schreiben <strong>Erfolg</strong>sgeschichten<br />
mit seiner mehrfach<br />
ausgezeichneten Methode der<br />
Kundengewinnung.<br />
Genau das trennt die Spreu vom Weizen.<br />
Den <strong>Erfolg</strong>smenschen von der Arbeitsbiene.<br />
„Via Negativa“ – die Kunst des<br />
Weglassens. Bedeutet für Sie: Radikale<br />
Inventur.<br />
In der Natur wäre es der regelmäßige<br />
Häutungsprozess<br />
Nehmen Sie sich dafür die Zeit. Prüfen Sie<br />
Ihre täglichen Aufgaben. Drehen Sie jeden<br />
Stein um. Hinterfragen Sie Ihre Routine:<br />
„Muss das wirklich sein?“ Entrümpeln Sie<br />
Ihr Handlungsfeld. Lassen Sie alles fallen,<br />
das Sie aufhält. So schwer es ist, liebgewonnene<br />
Gewohnheiten noch die nächsten zehn<br />
Jahre zu machen. Auch wenn sie schon längst<br />
nichts mehr bringen. Also, sind Sie mit sich<br />
selbst gnadenlos, rigoros! Geben Sie auf und<br />
lassen konsequent alles weg, was nicht zum<br />
<strong>Erfolg</strong> führt. Es lohnt sich!<br />
Das ist das größte und wichtigste<br />
Geheimnis der Big Player<br />
Schauen wir uns moderne <strong>Erfolg</strong>sstorys<br />
an. Mark Zuckerberg. Sie ahnen was? Er<br />
startete mit einer einzigen Idee. Ein digitales<br />
Jahrbuch. Und blieb dabei. Die ersten<br />
Jahre von „the facebook“ standen unter<br />
einer klaren Devise: Keine Ablenkung!<br />
Spot auf das Produkt. Ohne Anzeigen.<br />
Keine Nutzerbeiträge. Purer Dateninhalt.<br />
Sogar den Namen verschlankte er schließlich<br />
– „facebook“. Klare Ansage, cleanes<br />
Logo, schlichtes Design. Und der Laden<br />
brummt.<br />
Die Kraft der kreativen Zerstörung<br />
Denken Sie an Steve Jobs und das Apple-<br />
Unternehmen. Alle Produkte konzentrieren<br />
sich aufs Wesentliche: Bedienung &<br />
Design. Die Marke ist absoluter Entschlackungsprofi.<br />
Das ist ihr <strong>Erfolg</strong>srezept. Und<br />
macht sie zum Vorreiter. Jobs Präsentationen<br />
in Jeans und Rollkragenpulli rückten<br />
Neuheiten zusätzlich in Szene. Und schon<br />
bemerkt? Auch Zuckerberg tritt als Person<br />
mit einem dezenten Stil zu jeder Zeit hinter<br />
sein Produkt zurück.<br />
Das ist deren Definition von „Via<br />
Negativa“. Was ist Ihre?<br />
Nun. Nutzen Sie diese Erkenntnis und<br />
überlegen erst konsequent, was Sie weglassen<br />
können. Im zweiten Schritt treiben<br />
Sie voran, was Sie zum gewünschten <strong>Erfolg</strong><br />
führt. Machen Sie aus dem Weniger mehr.<br />
Endkonsequent!<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
21
<strong>Erfolg</strong><br />
Gründergeist und<br />
Christian Lindner<br />
Rückkehr der FDP mit 20 %?<br />
Bild:FDP<br />
Herr Lindner, die FDP war<br />
fast immer eine Nischenpartei,<br />
bei der letzten Bundestagswahl<br />
sind sie dann<br />
sogar untergegangen. Sie<br />
brauchen doch jetzt diesen Gründergeist<br />
par excellence. Ein Comeback mit 20 Prozent,<br />
das wäre doch mal was.<br />
Gründergeist ist das richtige Stichwort.<br />
Für uns ist Freiheit wichtiger als Gleichheit<br />
und das sieht nicht jeder so. So what? Es ist<br />
in der Demokratie ja auch notwendig, dass<br />
es Unterschiede gibt. Gründergeist zum<br />
einen, weil wir selbst ja eine Art Start-Up<br />
sind. Die FDP hat sich neu erfunden, mit<br />
klassischen Werten, aber eben doch neuen<br />
Methoden. Wir haben auch die Dosis an<br />
Liberalität im Programm erhöht, Bildung<br />
ganz vorne als wichtigste Voraussetzung<br />
für ein selbstbestimmtes Leben. Zudem<br />
Erneuerung der Marktwirtschaft mit weniger<br />
Bürokratie für den Mittelstand, jedoch<br />
mit klaren Regeln für Banken und Silicon-<br />
Valley-Unternehmen. Unser Gründergeist<br />
steht auch dafür, dass wir denen, die etwas<br />
eigenes gründen möchten, die Hürden aus<br />
dem Weg räumen wollen.<br />
Warum sind die etablierten Parteien so<br />
zögerlich und leise, ihre Programme zu<br />
verkaufen?<br />
Ich bin überhaupt nicht zögerlich und leise.<br />
Ich halte es für falsch, dass wir in Deutschland<br />
eine Erbschaftssteuer bekommen, wie<br />
die große Koalition sie vorschlägt. Diese<br />
führt dazu, dass ein Milliardär mit Betriebsvermögen<br />
überhaupt keine Steuern<br />
zahlt, aber enorm bürokratisch belastet<br />
wird. Hier ist mein Deal: Du zahlst 10 Prozent<br />
auf die Erbschaft, hast aber dafür keinerlei<br />
Bürokratie. Sie können handeln und<br />
sich auf andere Zeiten einstellen. Gleichzeitig<br />
gibt es keine Privilegien mehr für<br />
den, der privat ein Haus vererbt oder ein<br />
Unternehmen eine Generation weitergibt.<br />
Wo ist das Problem mit klaren Positionen?<br />
Ich habe keins.<br />
Die FDP will den Bildungsföderalismus<br />
in Deutschland reformieren. In 16 Ländern<br />
muss jedes Mal das Rad der Bildungspolitik<br />
neu erfunden werden. Die Wahl ist<br />
doch, dass Deutschland im Wettbewerb<br />
zu Nordamerika und China steht. Wir<br />
brauchen mehr Mobilität, mehr Vergleichbarkeit<br />
und auch den Bund mit seinen finanziellen<br />
Möglichkeiten, um Bildung zu<br />
modernisieren, dass digitale Lernmethoden<br />
endlich in den Schulen ankommen.<br />
Nicht nur in den privaten, auch in den öffentlichen<br />
Schulen.<br />
Haben Sie denn noch irgendwas für die<br />
Gründer, für die Unternehmer?<br />
Ein bürokratiefreies erstes Jahr für die<br />
Gründer und generell eine Reduktion.<br />
Fragen Sie doch mal Gründer, ob sie damit<br />
zufrieden sind, dass sie Umsatzsteuervoranmeldungen<br />
machen müssen, obwohl<br />
sie noch gar nicht am Markt sind.<br />
Nein, generell ist das Problem Bürokratie<br />
in Deutschland eine Gefahr für unseren<br />
Wohlstand. Warum nicht mal anders herum<br />
denken? Konkret: Wir schaffen das<br />
deutsche Arbeitszeitgesetz ab und übernehmen<br />
die europäische Regelung. Unser<br />
deutsches Arbeitszeitgesetz sagt ja,<br />
dass ein Arbeitnehmer nur acht Stunden<br />
am Stück arbeiten darf und dann<br />
muss er 11 Stunden warten, bis der<br />
nächste Arbeitstag beginnt. Warum<br />
gehen wir nicht auf eine Wochenarbeitszeit,<br />
wie die europäische Richtlinie sie vorsieht?<br />
Dann können die Beschäftigten selber entscheiden,<br />
ob sie vielleicht einmal 14 Stunden<br />
ranklotzen und dafür am nächsten Tag<br />
ganz frei machen oder nur am Nachmittag<br />
arbeiten. Also mehr Freiheit, insbesondere<br />
Freiheit von lästiger Bürokratie.<br />
22 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Muss ein Politiker 100 Prozent transparent<br />
sein?<br />
Nein. Ich bin es nicht und ich will es auch<br />
nicht. Ein Politiker darf auch Fehler haben.<br />
Ein Politiker darf Fehler machen, private<br />
Leidenschaften und Privatsphäre haben.<br />
Aber wenn Sie jetzt als Vertreter Ihrer<br />
Wähler, einen Fehler machen und<br />
diesen vertuschen oder transparent<br />
damit umgehen, das ist schon ein Unterschied.<br />
Ja, wenn Sie das unter Transparenz zu verstehen,<br />
klar. Aber wenn Transparenz heißt,<br />
dass man keine Privatsphäre mehr hat,<br />
dann würde ich davor warnen. Auch Politiker<br />
haben ein Recht darauf, nicht alles<br />
geht die Öffentlichkeit etwas an.<br />
Was für Menschen werden überhaupt<br />
Politiker?<br />
Ich kann mit der Verallgemeinerung „die<br />
Politiker“ nicht viel anfangen, aber ich kann<br />
Ihnen sagen, wie es bei mir war. Mit 18<br />
wollte ich zu Hause ausziehen, mein eigenes<br />
Auto haben und ich wollte bei niemandem<br />
Danke dafür sagen, dass er es bezahlt,<br />
sondern das Geld selbst verdienen. Deshalb<br />
habe ich ein Gewerbe angemeldet. Das war<br />
mein Lebensgefühl, diese Freude darauf,<br />
auf eigenen Beinen zu stehen. Und weil ich<br />
mich politisch engagieren wollte, war ich<br />
Schulsprecher meiner Schule. Bei übergeordneten<br />
Fragen ist man sofort in der Kommunal-<br />
oder Landespolitik. Da habe ich mir<br />
die Parteien angeschaut und zu meinem<br />
Lebensgefühl, also anpacken, Neugier auf<br />
die Zukunft, zu diesem Lebensgefühl passte<br />
nur die FDP. Und weil ich dieses Lebensgefühl<br />
schätze, möchte ich es auch für viele<br />
Menschen verteidigen, die es teilen. Wir<br />
leben in einer Zeit, in der die Politik oder<br />
die Regierung den einzelnen doch zu oft<br />
bürokratisieren, bevormunden, bespitzeln<br />
und vor allen Dingen abkassieren will. Das<br />
kostet uns sehr viele Freiheiten, sehr viele<br />
Möglichkeiten, das eigene Leben selbstbestimmt<br />
zu führen.<br />
Sie sind ja auch nur ein Mensch wie jeder<br />
andere auch. Was ist denn das Nervigste<br />
am Politikerdasein?<br />
Das Nervigste ist so eine Situation, wie ich<br />
sie neulich in Höxter bei einer Rede hatte.<br />
Da waren 600 Leute, zu denen ich gesprochen<br />
habe, Rekord-Besucherzahl bei<br />
diesem Wirtschaftstag. Heute war man<br />
offensichtlich neugierig auf die Position<br />
der FDP. Es gab auch guten Zuspruch und<br />
dann bin ich auf dem Weg aus dem Saal<br />
heraus von mindestens einem Dutzend<br />
Leuten angesprochen worden. Der Tenor<br />
war: Was Sie gesagt haben, war gut, warum<br />
sagen Sie das nicht auch einmal öffentlich?<br />
Sie hätten das Gefühl,<br />
wir würden<br />
schweigen und sind<br />
deshalb nicht so oft<br />
im Fernsehen. Leider<br />
ist es so, dass<br />
die uns die parlamentarische<br />
Bühne<br />
Bundestag fehlt,<br />
deshalb sind wir nicht so oft im Fernsehen.<br />
Wir müssen immer wieder erklären, dass<br />
wir uns nicht zurückhalten, nicht schweigen,<br />
sondern dass so<br />
vielleicht die Regeln<br />
des Spiels in der Mediendemokratie<br />
sind,<br />
dass man nicht so oft<br />
im Fernsehen zum<br />
Zuge kommt. Ich<br />
Freiheit<br />
glaube, das ist kaum<br />
zu kompensieren.<br />
Das zerrt im Moment an meinen Nerven.<br />
Was war es, was die Leute an Ihrer Rede<br />
toll fanden?<br />
Glasklare marktwirtschaftliche Positionen.<br />
Einsatz für individuelle Freiheit.<br />
Das gibt es heute in der Form nicht mehr.<br />
Die Politik von Ludwig Erhard hätte im<br />
Deutschen Bundestag noch nicht einmal<br />
mehr auf dem CDU-Bundesparteitag<br />
eine Mehrheit und trotzdem gibt es Leute,<br />
die gerne Positionen hören wie, dass<br />
Kaisers, Tengelmann<br />
und Edeka<br />
nicht fusionieren<br />
sollten, weil das<br />
den Wettbewerb<br />
im Lebensmittelbereich<br />
einschränkt.<br />
Leute<br />
hören gerne Positionen,<br />
dass Banken<br />
auf Kosten<br />
von Eigentümern<br />
und Gläubigern<br />
abgewickelt werden<br />
müssen, wenn<br />
sei scheitern und<br />
nicht auf Kosten<br />
des Steuerzahlers.<br />
Die Leute hören<br />
gerne, dass man<br />
sagt, wir können zeitweilig Hilfskredite<br />
in Europa geben, aber das Ziel muss<br />
wieder die finanzpolitische Eigenständigkeit<br />
sein. Die Leute sind die Bürokratie<br />
leid und freuen sich, dass es eine<br />
Partei gibt, die ihnen vertraut, dass sie in<br />
eigener Verantwortung Dinge klug und<br />
vielleicht sogar besser regeln können als<br />
Regierungen.<br />
Was ist Ihre langfristige Vision?<br />
Wir wollen wieder eine starke, respektierte,<br />
auch parlamentarische Kraft werden. Und<br />
»Für uns ist<br />
Freiheit wichtiger<br />
als Gleichheit«<br />
damit auch<br />
das politische<br />
Gespräch in<br />
Deutschland<br />
bereichern.<br />
Ich bin der<br />
M e i n u n g ,<br />
dass selbst<br />
diejenigen,<br />
die nicht alles, was wir sagen, teilen, ein Interesse<br />
daran haben müssten, dass die FDP<br />
wieder in Parlamenten vertreten ist, weil es<br />
ja gar keine wirksame Opposition gibt.<br />
Was ist Ihr Elevator Pitch? Was ist die<br />
langfristige Vision, wenn Sie mit Ihren<br />
Mitarbeitern über die nächsten fünf Jahre<br />
sprechen?<br />
Um ihr Bild aufzunehmen ist beim<br />
Elevator Pitch ja zunächst mal eine Frage:<br />
Was ist das Produkt? Das Produkt ist Politik,<br />
die den einzelnen groß macht, durch<br />
beste Bildung, moderne, digitale Bildung<br />
ohne Reibungsverluste des Föderalismus,<br />
mehr Autonomie in der einzelnen Schule<br />
und auf der anderen Seite Schutz vor<br />
Bevormundung, Bespitzelung, Bürokratisierung,<br />
Abkassieren. Also den einzelnen<br />
groß machen. Klare Marktregeln, das<br />
Wettbewerbsprinzip ist unangenehm für<br />
den Anbieter. Für den Verbraucher ist es<br />
großartig. Das muss geschützt werden indem<br />
wir uns zum Beispiel auch mit den<br />
Christian Lindner, FDP Bundesvorsitzender, im Gespräch mit<br />
Verleger Julien Backhaus.<br />
Googles, Apples, Amazons, Starbucks und<br />
Ikeas dieser Welt beschäftigen. Also die<br />
klassisch liberale Position, an der muss<br />
man nichts ändern, das ist ein attraktives<br />
Produkt.<br />
Vielen Dank, Herr Lindner.<br />
Bild: Ismail Gök<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
23
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild: Ken Ship Doe, Zitelmann: Privat, Cover: Redline-Verlag<br />
Bill Gates ist in mancher Hinsicht<br />
das genaue Gegenteil<br />
dessen, was in der Managementliteratur<br />
propagiert<br />
wird. Er war dafür bekannt,<br />
den Mitarbeitern (die oftmals bis spät in<br />
die Nacht arbeiteten) mitten in der Nacht<br />
Mails zu schicken, die beispielsweise so<br />
begannen: „Das ist aber das blödeste Stück<br />
Code, das mir je unter die Augen gekommen<br />
ist.“ Die Mitarbeiter sprachen von<br />
„Flammenpost“ – seine Botschaften waren<br />
„oft grob und sarkastisch“.<br />
Schon vor der Gründung von Microsoft<br />
war er für seine Tobsuchtsanfälle bekannt,<br />
so heißt es in seiner Biografie. Als er noch<br />
mit dem Unternehmen MITS zusammenarbeitete,<br />
so erinnert sich dessen Chef, gab<br />
es ständig Szenen wie etwa diese: „Er kam<br />
in mein Büro und schrie aus Leibeskräften,<br />
dass ihm seine Software rechts und links<br />
nur geklaut und dass er selbst nie was dran<br />
verdienen würde und dass er keinen Finger<br />
mehr krumm machen würde, wenn<br />
ich ihm nicht ab sofort ein festes Gehalt<br />
zahlte.“<br />
So wie viele Chefs war Gates sehr ungeduldig,<br />
und dies formulierte er oftmals so, dass<br />
es von anderen als verletzend empfunden<br />
werden musste. Ein ehemaliger Microsoft-<br />
Manager erinnert sich, dass Gates gleich<br />
während seiner ersten Woche zu ihm ins<br />
Büro gestürzt gekommen sei und ihn angeschrien<br />
habe: „Wie können Sie bloß so<br />
lange für diesen Vertrag brauchen? Machen<br />
Sie ihn endlich fertig!“ In Diskussionen, so<br />
berichten seine Biografen, „setzte er seine<br />
überlegene Intelligenz wie eine Schlagwaffe<br />
ein. Er konnte grob und sarkastisch, ja<br />
beleidigend sein, wenn er seine Meinung<br />
durchsetzen wollte ... Hatte er dann den<br />
Finger auf einen solchen wunden Punkt<br />
gelegt, ließ er es nicht dabei bewenden, sondern<br />
machte seinen Gesprächspartner verbal<br />
fertig.“ Gates, so berichten sie, schaukelte<br />
oft in seinem Stuhl hin und her, starrte<br />
dabei ins Leere, als ob er mit seinen Gedanken<br />
woanders sei. „Dann plötzlich, wenn<br />
er etwas hörte, das ihm nicht passte oder<br />
das ihn ärgerte, hörte er auf zu schaukeln,<br />
setzte sich gerade hin und wurde sichtlich<br />
wütend, wobei er manchmal seinen Bleistift<br />
hinwarf. Um seinen Worten Nachdruck<br />
zu verleihen, schrie er und schlug mit der<br />
Faust auf den Tisch.“<br />
Ein Produktmanager von Microsoft erinnert<br />
sich: „Er tyrannisierte die Leute.<br />
Wenn man einen Menschen mit seiner<br />
intellektuellen Überlegenheit plattmacht,<br />
hat man die Schlacht noch lange nicht<br />
gewonnen, aber das wusste er nicht.“<br />
Als ihm eine Führungskraft erklärte, er<br />
könne nicht gleichzeitig ein Projekt managen<br />
und den Code dafür schreiben,<br />
explodierte Gates, haute mit der Faust auf<br />
den Tisch und schrie aus Leibeskräften.<br />
Eine Mitarbeiterin berichtet, Gates habe<br />
ständig eine aggressive Grundhaltung ge-<br />
»(Bill Gates)<br />
kam in mein<br />
Büro und<br />
schrie aus<br />
Leibeskräften<br />
. . .«<br />
Auszug aus dem<br />
Buch „Setze dir<br />
größere Ziele“<br />
Bill Gates:<br />
Sein wahrer<br />
Führungsstil<br />
24 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
habt. „Ich habe ihn immer erst mal schreien<br />
lassen, so lange er wollte, und wenn er<br />
dann aufhörte, haben wir geredet. Gelegentlich<br />
schickte er mir wütende E-Mails.“<br />
Schwer hatten es auch die Assistentinnen<br />
bei Bill Gates, er behandelte sie „oft mit<br />
verletzender Herablassung, wenn er sie<br />
nicht gerade anblaffte, was auf alle, die sich<br />
nicht an die bei Microsoft herrschende<br />
Streitkultur gewöhnt hatten, befremdlich<br />
wirkte“. Eine Mitarbeiterin erinnert sich,<br />
alle wären „immer richtig erleichtert (gewesen),<br />
wenn Bill außerhalb zu tun hatte“.<br />
Gates hatte einen eigenartigen Humor. Ein<br />
Besucher von Microsoft erinnert sich: „Wir<br />
verließen das Gebäude gegen acht Uhr<br />
abends, als auch ein Programmierer gerade<br />
ging. Er sagte: ‚Hey, Bill, ich bin zwölf<br />
Stunden hier gewesen.‘ Bill sah ihn an und<br />
sagte: ‚Aha, also wieder Halbtagsarbeit,<br />
was?‘ Es war komisch, aber man merkte,<br />
dass er es halb ernst meinte.“<br />
Obwohl es also nicht immer einfach war,<br />
mit Gates auszukommen, schätzten es<br />
seine Mitarbeiter, dass man bei ihm stets<br />
wusste, woran man war. Ein Mitarbeiter<br />
berichtet: „Viele Leute sind mit ihren<br />
Jobs unzufrieden, weil sie kein Feedback<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
ist ein erfolgreicher Immobilieninvestor und<br />
mehrfacher Buchautor.<br />
kriegen. Da gab’s bei Microsoft keine Probleme.<br />
Man wusste immer genau, was Bill<br />
von der Arbeit hielt, die man machte.“<br />
Und selbstverständlich sind die Berichte<br />
über die cholerischen Ausbrüche von<br />
Gates nur die eine Seite der Medaille. Auf<br />
der anderen Seite verstand er es wie kaum<br />
ein anderer Unternehmer, seine Mitarbeiter<br />
für ein gemeinsames Ziel zu begeistern<br />
und zu motivieren. Kein Mensch kann nur<br />
mit Druck Spitzenleistungen bei seinen<br />
Mitarbeitern erzeugen. Bill Gates, auch<br />
wenn er für seine oftmals aggressive Haltung<br />
bekannt war, verstand es ebenso sehr,<br />
Mitarbeiter anzuspornen, gab ihnen einen<br />
großen Freiraum zur Entwicklung ihrer<br />
Kreativität und erzeugte eine inspirierende<br />
Arbeitsatmosphäre, einen Pioniergeist<br />
und eine Aufbruchsstimmung bei Microsoft,<br />
die auf viele intelligente und ambitionierte<br />
junge Menschen äußerst anziehend<br />
wirkte.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
25
<strong>Erfolg</strong><br />
Gegen Worte<br />
kann man sich<br />
wehren, nicht<br />
aber gegen die<br />
persönliche<br />
Ausstrahlung!<br />
Barbara Schöneberger, Barack<br />
Obama, Joachim Gauck und<br />
Helene Fischer: Sie alle haben<br />
es – das gewisse Etwas. Sie<br />
alle sind faszinierende Persönlichkeiten.<br />
Charismatische Menschen<br />
verzaubern uns, und das liegt nicht daran,<br />
dass sie klüger wären oder bessere Argumente<br />
hätten! Charismatische Menschen<br />
überzeugen eben nicht nur mit wohlgesetzten<br />
Worten, sondern vor allem mit ihrer<br />
Persönlichkeit, mit ihrer Ausstrahlung:<br />
Charisma lebt vom Vergleich mit anderen.<br />
Wenn Sie die Wahl zwischen zwei Kandidaten<br />
haben, dann wählen Sie immer die<br />
charismatischere Person.<br />
schen ein Versprechen. Das Versprechen,<br />
das die Zukunft für alle besser wird, wenn<br />
man nur bereit ist, sie zu unterstützen und<br />
ihnen zu folgen. Sich der ansteckenden<br />
Lebensfreude dieser Menschen zu entziehen<br />
ist fast unmöglich. Schlechte Laune<br />
und Herumgejammere sind daher echte<br />
Charisma-Killer. Zuversichtlich, zukunftsorientiert<br />
und leidenschaftlich bei dem,<br />
was Sie tun – in den Situationen, die wirklich<br />
wichtig sind –, das hilft, damit Sie auch<br />
von innen strahlen können.<br />
Ein Mensch mit einem starken positiven<br />
Charisma reagiert nicht aggressiv, sondern<br />
behält in allen Lebenslagen die Fassung. Er<br />
versteht es, Menschen durch Lebensfreude,<br />
Ruhe und Humor ein starkes Gefühl<br />
von Sicherheit zu vermitteln.<br />
Hektik und Nervosität sind große Feinde<br />
von Charisma. Deshalb sind Gelassenheit<br />
und der Ausdruck innerer Ruhe unverzichtbare<br />
Grundvoraussetzungen<br />
für eine gewinnende<br />
Ausstrahlung. Ein hektischer<br />
Mensch mag sehr unterhaltsam<br />
sein, doch wirklich charismatisch<br />
ist so ein Mensch nicht.<br />
Bekanntheit und der Glanz großer Namen<br />
können ebenso eine Quelle für Charisma<br />
sein wie das Amt, die Position oder ein<br />
Titel. Darüber hinaus beeindrucken uns<br />
bewiesene Leistungen und Ausdauer ganz<br />
automatisch. Alles Einflussquellen, die neben<br />
der persönlichen Ausstrahlung einer<br />
faszinierenden Vision das gewisse Etwas<br />
verleihen. Ein kluger Kopf wird all diese<br />
Quellen nutzen, um sich unvergesslich<br />
zu machen, schließlich ist Charisma eine<br />
machtvolle Eigenschaft, die Türen und<br />
Herzen öffnet.<br />
Charisma zu besitzen bedeutet jedoch<br />
nicht, dass alle Menschen einen bewundern,<br />
sondern vielmehr den Mut zu haben,<br />
anders zu sein und zu polarisieren.<br />
Charismatische Menschen sind begeistert<br />
von einer ldee und schenken den Men-<br />
Dr. Claudia E. Enkelmann<br />
aus Königstein/Taunus ist Autorin, Trainerin<br />
und Expertin für Charisma, Selbstvertrauen<br />
und <strong>Erfolg</strong>.<br />
Entscheidend ist, zu begreifen,<br />
dass jeder Mensch sein persönliches<br />
Charisma stärken kann.<br />
Charisma ist kein Zufall! Es ist<br />
keine angeborene Gabe – Charisma speist<br />
sich aus einer unaufdringlichen Begeisterungsfähigkeit<br />
kombiniert mit ganz speziellen<br />
Eigenschaften, die sich erlernen und<br />
trainieren lassen!<br />
Ihr einzigartiges Charisma zu entwickeln<br />
macht glücklich! Plötzlich bekommen Sie<br />
von den Menschen ein positiveres Echo<br />
und man traut Ihnen immer mehr zu. Man<br />
übersieht Sie nicht mehr und Sie werden<br />
unvergesslich. Vor allem aber ist Charisma<br />
ein Karriereturbo, der Ihnen Chancen eröffnet,<br />
die Herzen der Menschen im Sturm<br />
zu erobern und die Welt positiv zu beeinflussen.<br />
Charisma<br />
26 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Barbara Schöneberger,<br />
eine Frau mit Charisma<br />
Tipps für mehr<br />
Charisma<br />
Charismatische Menschen wissen,<br />
wie wichtig die persönliche Begegnung<br />
ist. Sie tragen das leise<br />
Lächeln eines Siegers (nicht zu<br />
verwechseln mit einem Dauergrinsen),<br />
schenken dem Gegenüber<br />
einen längeren, wohlwollenden<br />
Blick, besitzen ein unglaubliches<br />
Namensgedächtnis und sind sehr<br />
interessierte Zuhörer. Sie haben<br />
keine Angst andere Menschen<br />
um Hilfe zu bitten, zu loben oder<br />
gar zu ermutigen. Charismatische<br />
Menschen versuchen nicht perfekt<br />
zu sein, sondern lassen ihr<br />
Gegenüber glänzen. Bei all ihrer<br />
öffentlichen Präsenz sind sie in der<br />
persönlichen Begegnung unglaublich<br />
warmherzig und doch entblößen<br />
sie nie all ihre Gedanken und<br />
Gefühle. Charismatische Menschen<br />
haben einfach eine wunderbare<br />
„anti-depressive“ Wirkung auf uns!<br />
Bild: Enkelmann, Cover: Linde<br />
gewinnt!<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
27
Story<br />
Bereits seit einigen Jahrzehnten<br />
blickt Deutschland auf eine<br />
Historie aus vielen erfolgreichen<br />
Einzelhandelsunternehmen<br />
wie Aldi, Lidl, Tengelmann,<br />
Rewe, Otto, dm oder Rossmann<br />
zurück Firmendynastien, hinter denen<br />
erfolgreiche Unternehmer stecken, die das<br />
Antlitz der deutschen Wirtschaft prägten,<br />
den Aufschwung der Bundesrepublik begleiteten,<br />
sich aber trotzdem mit dem digitalen<br />
Geschäft nach wie vor schwertun.<br />
Wie kommt es, dass drei Brüder aus Köln<br />
all diesen Superreichen, diesen Urgesteinen<br />
des Handels, vormachen, wie das Verkaufen<br />
zur Zeit des Internets funktioniert?<br />
Denn die Samwers mauserten sich als Macher<br />
hinter Deutschlands erfolgreichstem<br />
ECommerceUnternehmen Zalando zu<br />
waschechten Händlern und passen inzwischen<br />
in diese Reihe prominenter Einzelhändler.<br />
Sie sind es, die mittlerweile die<br />
Zukunft des Handels gestalten und damit<br />
zu einer Art »AldiBrüder der Gegenwart«<br />
avancieren.<br />
Mit Zalando erbrachten sie den Beweis,<br />
dass sie zu den ersten deutschen Unternehmern<br />
zählen, die auch mit den veränderten<br />
Marktmechanismen des Internets<br />
in der Lage sind, einen relevanten Einzelhandel<br />
zu etablieren. Alexander, Marc und<br />
Oliver Samwer sind nichts Geringeres als<br />
die ersten relevanten Gründerpersönlichkeiten<br />
seit der Entstehung von SAP.<br />
Sie gehören in eine Reihe erfolgreicher Unternehmerdynastien,<br />
zu denen Konzerne<br />
wie die OttoGruppe, der SpringerVerlag,<br />
das Familienunternehmen Tengelmann,<br />
das AlbrechtImperium, der SiemensKonzern<br />
oder eben SAP und einige andere<br />
zählen.<br />
Und dabei haben sie nicht nur im Technologiesegment<br />
<strong>Erfolg</strong>, sie treten gleichzeitig<br />
das Erbe erfolgreicher Händlerdynastien<br />
an. Der Themenkomplex Samwer<br />
ist durch deren unternehmerische Vision<br />
und die damit verbundene inhaltliche Brisanz<br />
nicht nur spannend und kontrovers,<br />
sondern auch mysteriös.<br />
Paten Die<br />
Zalando, Jamba, Groupon: wie die Samwer<br />
Gleichzeitig sind<br />
die Samwers der<br />
breiten Bevölkerung<br />
bisher kaum<br />
bekannt, obwohl<br />
ein Großteil der<br />
Bundesbürger bereits<br />
Kontakt mit<br />
ihren Produkten hatte.<br />
Immer wieder ist in den Medien zu hören,<br />
dass die Deutschen, sonst das Volk der<br />
Dichter und Denker, im Internet und Technologiebereich<br />
keine Rolle spielten. Dabei<br />
haben die Samwers mit ihrem Großprojekt<br />
Rocket Internet längst einen Weltmarktführer<br />
etabliert, der wirtschaftliche <strong>Erfolg</strong>e<br />
feiert und weltweit das Gründungsgeschehen<br />
systematisch dominiert.<br />
»Ich bin der aggressivste Mann im Internet<br />
ich würde sterben, um zu gewinnen,<br />
und von euch erwarte ich das Gleiche!« Oliver Samwer<br />
Gleichzeitig drängen sich unterschiedliche<br />
Fragen auf: Was genau ist das <strong>Erfolg</strong>sgeheimnis<br />
der Samwers und ist es replizierbar?<br />
Bedarf es bestimmter negativer Charakterzüge,<br />
um derart erfolgreich zu sein?<br />
Wie sähe ihre Schaffenskraft aus, wenn sie<br />
ohne diese destruktiven Komponenten<br />
agierten?<br />
Um es vorwegzunehmen: Das System<br />
Samwer funktioniert nach bestimmten<br />
Gesetzen, die einander bedingen und deren<br />
Funktionieren nicht mehr gewährleistet<br />
wäre, würde ein Element fehlen. Auch<br />
andere <strong>Erfolg</strong>sgründer der letzten 100<br />
Jahre waren sicherlich keine Engel. Aber<br />
im Gegensatz zu vielen von ihnen scheren<br />
sich die Samwers herzlich wenig um ihr<br />
Bild in der Öffentlichkeit,<br />
was ihnen<br />
ein wenig den<br />
typisch deutschen<br />
Un t e r n e h m e r -<br />
schliff verleiht.<br />
Es ist daher auch<br />
so schwer, sie für<br />
ein Interview zu<br />
gewinnen, geschweige<br />
denn ein<br />
Buchprojekt zu ihnen zu starten.<br />
Oliver Samwer ist es, dem in diesem Konstrukt<br />
die Anführerrolle über zwei nicht<br />
minder hochbegabte Brüder zukommt.<br />
Er ist jener grandiose Umsetzer, der es vermag,<br />
tiefgehende Analysen mit gekonnter<br />
28 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Story<br />
Bild: Rocket Internet, Cover: FBV<br />
Oliver Samwer<br />
des Internets<br />
-Brüder das größte Internet-Imperium der Welt aufbauen<br />
und messbarer MarketingPower zu verbinden,<br />
dessen Intelligenz und operatives Geschick<br />
weit über den Durchschnitt hinausgehen<br />
und der nicht nur schnell im Kopf,<br />
sondern auch schnell in der Umsetzung ist.<br />
Ein Mann, der sich körperlich bis an die<br />
Grenzen der Belastbarkeit tastet und einen<br />
gewissen Masochismus zeigt, wenn es darum<br />
geht, (über andere) zu triumphieren.<br />
Dem es gleichzeitig aber auch an einem<br />
moralischen Kompass oder einer für Unternehmer<br />
üblichen Wirtschaftsethik fehlt.<br />
Der unbedingte Wille zu gewinnen ist es,<br />
der ihn antreibt und ihn oftmals zu einer<br />
gewissen Kurzfristigkeit drängt.<br />
Stellen Sie sich Oliver Samwer und seine<br />
Brüder auf einem dreidimensionalen<br />
Kontinuum aus Umsetzungsstärke, strategischanalytischer<br />
Intelligenz und überbordendem<br />
Verkaufstalent vor. Während<br />
Alexander Samwer den höchsten Grad an<br />
Intelligenz und Strategiegespür aufweist<br />
und Marc Samwer insbesondere durch<br />
sein Verkaufsgeschick zu überzeugen weiß,<br />
füllt Oliver Samwer alle drei Dimensionen<br />
aus und arbeitet wie eine menschgewordene<br />
Umsetzungsmaschine.<br />
Fragt man Mitstreiter des Clans, ist er es,<br />
dem die meisten eine ähnlich erfolgreiche<br />
Karriere zutrauten, auch ohne seine Brüder.<br />
Die Kehrseite von Oliver Samwers<br />
operativer Exzellenz liegt allerdings darin,<br />
dass sein unbedingter Siegeswille bei ihm<br />
jene Kurzfristigkeit des Handelns hervorruft,<br />
die dem eher besonnenen Alexander<br />
Samwer dagegen weitestgehend fremd ist.<br />
So erklärt sich auch, warum dem unglaublichen<br />
<strong>Erfolg</strong> auf wirtschaftlicher Ebene<br />
nicht selten ein moralischer Verfall auf<br />
gesellschaftlicher Ebene gegenübersteht.<br />
Als Brüder sind sich die Samwers dennoch<br />
weitgehend ähnlich.<br />
Sie alle sind bestens ausgebildete Gewinnertypen,<br />
die es durch ihr einnehmendes<br />
Wesen und eine gute Erziehung vermögen,<br />
jeden Menschen für sich zu gewinnen. Die<br />
Samwers sind so etwas wie die Paten einer<br />
Branche, und der Wille zu gewinnen zählt<br />
zu ihren wesentlichen Antriebsmotoren.<br />
Sie alle verbindet ihre hohe Intelligenz, ein<br />
charismatisches Wesen und ein trotz ihrer<br />
analytischen Fähigkeiten ausgeprägter Opportunismus<br />
sowie ein nicht zu verachtender<br />
Hang zum Pragmatismus. Jeder Samwer<br />
bringt seine eigene Vorgehensweise<br />
mit, zusammen aber bilden sie eine kompakte,<br />
fein abgestimmte Einheit, die jede<br />
Angelegenheit mit sich selbst ausmacht<br />
und niemanden zwischen sich lässt.<br />
Auszug aus dem Buch<br />
„Die Paten des Internets“<br />
von Joel Kaczmarek, FBV<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
29
Story<br />
Vom Schulabbrecher<br />
zum Wasser-Millionär<br />
Die Geschichte eines Einwanderers, der sich<br />
vorgenommen hatte, das Trinkwasser für Menschen in<br />
Deutschland zu verbessern<br />
Begonnen hat alles 1992. Paul<br />
Burhof wanderte mit seiner<br />
Familie aus Kasachstan<br />
nach Deutschland aus, als er<br />
zwölf war. Russlanddeutsche,<br />
so nannte man die Einwanderer aus dem<br />
Ostblock. Dass aus ihm einmal ein Großunternehmer<br />
und Millionär wird, hatte<br />
damals keiner erwartet. Die Schule in<br />
Deutschland hätte kaum schlimmer sein<br />
können. Mit dem Hauptschulabschluss in<br />
der Hand, hatte er wenige Möglichkeiten.<br />
Alles, was ihm angeboten<br />
wurde, war als Produktionshelfer<br />
in einer<br />
Möbelfabrik zu arbeiten.<br />
Durch Engagement und<br />
Zielstrebigkeit hat er<br />
sich in knapp zwei Jahren<br />
bis zum Produktionsleiter hochgearbeitet.<br />
Der Wunsch nach Unabhängigkeit<br />
und finanzieller Freiheit war so groß, dass<br />
er sich als Handelsvertreter in die Selbständigkeit<br />
wagte. In einem Unternehmen,<br />
das sich mit sauberem Wasser befasste.<br />
In Deutschland wuchs das Bewusstsein<br />
damals, dass das Leitungswasser im Haushalt<br />
nicht so rein ankommt, wie es die<br />
Wasserwerke verlässt. Die kilometerlangen<br />
Rohrleitungen und Hausanschlüsse,<br />
aber auch die Schadstoffe, die im Wasserwerk<br />
nicht gefiltert werden, verunreinigen<br />
das Wasser teilweise so stark, dass es<br />
gar nicht mehr als Trinkwasser bezeichnet<br />
werden darf. Trotzdem benutzen die<br />
Menschen das Wasser für die Zubereitung<br />
von Essen, Kaffee und Tee. Und sogar für<br />
Babynahrung.<br />
Das Kochen des Wassers kann jedoch<br />
höchstens Bakterien abtöten. Aber Schadstoffe<br />
wie Schwermetalle oder Medikamentenrückstände<br />
werden dabei noch konzentriert,<br />
denn sie können nicht verdampfen.<br />
Die Wasserqualität in Deutschland ließ<br />
also auch damals schon zu wünschen übrig.<br />
Die Bundesrepublik belegt im internationalen<br />
Vergleich einer UNESCO-Studie<br />
nicht mal die Top 10 oder 20. Tatsächlich<br />
belegt Deutschland Platz 57, noch hinter<br />
Bangladesch.<br />
Wie sind Sie auf das Thema Wasserfiltration<br />
gekommen, Herr Burhof?<br />
„Ich fand es zukunftsweisend, mich mit<br />
der Veredelung des Wassers zu beschäftigen.<br />
Ich habe das als riesigen Markt begriffen.<br />
Menschen trinken das Leitungswasser<br />
sogar pur, nur weil sie gar nicht wissen,<br />
was sich darin alles befindet. Denn kaum<br />
jemand lässt sein Wasser auf Schwermetale<br />
»Glückliche Kunden und motivierte Mitarbeiter<br />
sind das Geheimnis unseres <strong>Erfolg</strong>es«<br />
Paul Burhof (WALUTEC)<br />
Alle Produkte im Shop unter Walutec.eu<br />
Paul Burhof<br />
oder chemische Substanzen prüfen.“<br />
Sauberes Wasser – ein Geschäft mit Zukunft,<br />
dachte Paul Burhof. „Von Anfang<br />
an hatte ich das Ziel, ein Team aufzubauen<br />
und eine eigene Filiale im Unternehmen<br />
zu leiten. Doch es kam anders. Die<br />
Firma zerbrach. Also entschloss ich mich<br />
nach drei Jahren mein<br />
eigenes Unternehmen<br />
namens WALUTEC zu<br />
gründen. “<br />
Der Familienvater ließ<br />
ein Wassersystem entwickeln,<br />
das durch sogenannte<br />
Umkehrosmose und Schungit-Filtration<br />
Keime, Bakterien und Schwebstoffe<br />
wie Medikamentenrückstände aus dem<br />
Wasser entfernt. Zudem liefert es ausgezeichnetes<br />
Trinkwasser, was den Wasserkauf<br />
überflüssig macht und viel Geld einspart.<br />
Das kleine Gerät steht mittlerweile in<br />
Tausenden Haushalten und hat nicht nur<br />
Paul Burhof reich gemacht.<br />
Worauf haben Sie bei der Unternehmensgründung<br />
besonders Wert gelegt,<br />
Herr Burhof?<br />
„Meine Leidenschaft ist es, Menschen die<br />
Möglichkeit zu geben, erfolgreich zu werden,<br />
ihnen zu helfen, Sie zu fördern und<br />
Sie beim Wachsen zu unterstützen. Ich<br />
habe damals einen Karriereplan und ein<br />
System entwickelt, das es jedem ermöglicht,<br />
unser Partner zu werden und sich<br />
mit dem Vertrieb von WALUTEC-Produkten<br />
in einer zukunftssicheren Branche<br />
ein hohes Einkommen aufzubauen.“<br />
Das Wachstum ist ihm aber nicht nur<br />
auf Kundenseite wichtig. „Wir entwickeln<br />
ständig neue Produkte, wie den eL-Café,<br />
der unseren Kunden nicht nur reines Wasser<br />
bietet, sondern leckeren Kaffee automatisch<br />
mit gefiltertem Wasser zubereitet.“<br />
Bilder: Walutec<br />
32 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Story<br />
Vom Obdachlosen<br />
zum<br />
facebook<br />
Star<br />
Er war ein hoffnungsloser<br />
Fall und war obdachlos.<br />
Heute ist er Unternehmenslenker<br />
und Social<br />
Media Star. Die Geschichte<br />
von Samer Mohamad<br />
begann vor rund 20 Jahren<br />
in einem Asylbewerberheim<br />
in Hannover.<br />
Bilder: Mhamad, Salih Usta Photography<br />
Sein Weg sollte eigentlich in die<br />
Gosse führen. Der junge Syrer<br />
flüchtete mit seiner Familie nach<br />
Deutschland. Von Schlaraffenland<br />
keine Rede. Wer die Mülleimer<br />
nach Pfandflaschen durchsuchen<br />
muss, hat keine Zeit für Bildung. Eines hat<br />
er aber früh gemerkt: Wer sich anstrengt,<br />
kann auch was bewegen. Er begann, Zeitungen<br />
auszutragen und Parfüm an seine<br />
Mitschüler zu verkaufen. Später klotzte er<br />
auf Baustellen ran, heuerte im Call-Center<br />
an. Später kam der erste Versuch, selbstständig<br />
zu sein. Aber er fiel tief. Schulden,<br />
Frust, erloschene Aufenthaltsgenehmigung.<br />
Er floh ins Ausland, ohne Dach über<br />
dem Kopf und ohne Hoffnung.<br />
„Ich bin irgendwann aufgewacht und habe<br />
mich erinnert: Egal, ob du ein schlechtes<br />
»Bildung ist einer<br />
meiner wichtigsten<br />
Werte geworden.«<br />
Blatt auf der Hand hast, nimm was du hast<br />
und mach was draus“, sagt der heute 34-<br />
jährige. Er kam zurück nach Deutschland<br />
und fing von vorne an. Er spürte die Aufbruchstimmung<br />
in den sozialen Medien<br />
und nahm die Gelegenheit beim Schopf.<br />
Er wurde zu Mister Promotion. „Aus dem<br />
Nichts konnte ich beginnen, mir etwas aufzubauen.<br />
Mit meinem markanten Gesicht<br />
und meiner Stimme. Und natürlich meiner<br />
Story. Bei facebook und Co. hat jeder eine<br />
Chance. Es ist im besten Sinne sozial.“<br />
Mit seinem Unternehmen berät er heute<br />
große Konzerne und Stars, sich online erfolgreich<br />
zu platzieren. Auch seinen Fans<br />
liefert er täglich wertvollen Content. Und<br />
er selbst entwickelt sich laufend weiter.<br />
„Bildung ist einer meiner wichtigsten Werte<br />
geworden. Ich lerne ständig mehr. Lese<br />
jeden Tag Bücher, besuche Seminare und<br />
ziehe mir Podcasts der großen Stars rein.“<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
33
Story<br />
DSDS Dauerkandidat<br />
Menderes Bagci (32) ist ein<br />
Beispiel für außergewöhnliches<br />
Durchhaltevermögen.<br />
Menderes:<br />
»Never give up«<br />
Du bist einer der bekanntesten<br />
DSDS-Teilnehmer<br />
überhaupt. Mit<br />
welchen Gedanken bist<br />
du damals in die erste<br />
Staffel gegangen?<br />
Ich habe mir damals nicht so viele Gedanken<br />
darüber gemacht. Ich habe das als<br />
große Plattform gesehen und meine große<br />
Chance, die ich nutzen wollte. Es war nämlich<br />
schwierig, sich im Internet selber zu<br />
präsentieren. Damals gab es kein YouTube<br />
oder Facebook. Ich wollte immer Musik<br />
machen. Schon in der ersten Klasse habe<br />
ich immer gesungen und wollte erfolgreich<br />
werden mit der Musik. Ich wollte wissen,<br />
wie man in die Charts kommt und einfach<br />
ins Musikgeschäft eintreten.<br />
Weißt du noch warum? Möchtest du gerne<br />
Leute unterhalten oder möchtest du<br />
dich gerne selber in der Öffentlichkeit sehen?<br />
Gibt es dafür irgendeinen Grund?<br />
Ich bin eigentlich eher zurückhaltend<br />
und habe mich nicht getraut, vor anderen<br />
Leuten zu singen. Der Lehrer damals in<br />
der neunten Klasse hat mich gebeten, ich<br />
solle jetzt mal singen. So auf Knopfdruck<br />
konnte ich das aber nicht. Ich habe gesungen,<br />
wenn ich es wollte. Weil es mir<br />
Spaß macht und vielleicht auch, weil ich<br />
sehen wollte, wie andere Leute darauf reagieren.<br />
Seit dem bist du in jeder Staffel gewesen<br />
und musstest mit herber Kritik umgehen.<br />
Warst du darauf vorbereitet?<br />
Belanglose Kritik, wie wenn so jemand<br />
sagt: „Du kannst gar nichts, lass es sein“,<br />
das bringt mich nicht weiter. Solange es<br />
konstruktive Kritik ist kann ich damit arbeiten.<br />
Die bringt mich vorwärts, ich kann<br />
mich weiterentwickeln und an meinen Defiziten<br />
arbeiten. Ich nehme gerne Tipps an<br />
und bin offen dafür.<br />
34 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Story<br />
Bilder: Jessica Wilkens/<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Dieter Bohlen ist ein harter Kritiker. Kann<br />
man durch seine Kritik etwas lernen?<br />
Nicht immer. Dieter Bohlen hat halt diese<br />
lustigen Sprüche, mit denen man nicht immer<br />
etwas anfangen kann. Aber als er mir<br />
zum Beispiel gesagt hat, dass ich mir einfachere<br />
Songs aussuchen soll, war das ein<br />
guter Tipp. Er hat mir den Rat gegeben,<br />
dass ich „You are not alone“ von Michael<br />
Jackson singen soll, das hat mir schon weitergeholfen,<br />
weil ich gemerkt habe, dass<br />
das besser zu mir passt. Aber ich habe auch<br />
selber hinter den Kulissen geguckt, welche<br />
Defizite ich habe und daran habe ich gearbeitet.<br />
Bist du schon immer jemand gewesen,<br />
der sich nicht entmutigen lässt?<br />
Ja, ich bin vom Sternzeichen Skorpion und<br />
das sind Hartnäckige, die geben nicht so<br />
schnell auf. Schon in der Ausbildungszeit<br />
gab es Phasen, in denen sie gar keinen<br />
Spaß machte. Aber wenn ich etwas angefangen<br />
habe, dann will ich es auch bis zum<br />
Ende durchziehen. Ich bin sehr zielstrebig<br />
und ausdauernd und lasse mich nicht unterkriegen.<br />
Ich mich schon als sehr hartnäckig<br />
bezeichen.<br />
Gab es bestimmte Momente, die dein Leben<br />
beeinflusst haben?<br />
Meine Krankheit zum Beispiel. Das hat<br />
Ende 2004 angefangen und hat mein Leben<br />
gewissermaßen verändert. (Menderes<br />
leidet an einer chronischen, unheilbaren<br />
Darmentzündung, Anm. d. Red.) Als<br />
Mensch habe ich mich im Laufe der Jahre<br />
charakterlich verändert und das war<br />
auch keine einfache Zeit. Auch mein erster<br />
Recall bei DSDS hat vieles verändert. Da<br />
habe ich dann allen gezeigt, dass, wenn<br />
ihr etwas erreichen wollt, es auch schaffen<br />
könnt. Keiner hat an mich geglaubt. Und<br />
dann, nach zehn Jahren, hat es plötzlich<br />
geklappt. Mittlerweile habe ich fünf Recall-Zettel.<br />
Ich mache meine eigene Musik,<br />
die auch noch gut klingt und den Leuten<br />
gefällt es. Dafür bin ich dankbar. Aber ich<br />
bin nicht zufrieden, denn wenn man zufrieden<br />
ist, wird man sich auch nicht weiterentwickeln.<br />
Das gehört dazu.<br />
erkennen, wie weit ich gehen kann und<br />
natürlich gibt es auch gewisse Grenzen<br />
im Leben.<br />
Braucht man Menschen, die Ratschläge<br />
von außen geben?<br />
Es tut schon gut, wenn mal einer sagt: „Hey<br />
mach das mal lieber so.“ Aber letztendlich<br />
bin ich immer gut damit gefahren, meine<br />
eigenen Entscheidungen zu treffen. Damit<br />
bin ich am weitesten gekommen und hatte<br />
den meisten <strong>Erfolg</strong>.<br />
Karriere im Showbiz zu machen ist sehr<br />
viel anstrengender, als viele glauben. Wie<br />
es auch so, dass ich verschiedene Sachen<br />
ausprobiert habe. Ich habe auch deutsche<br />
und nicht nur englische Musik gemacht.<br />
Wenn man einfach am Ball bleibt und gewisse<br />
Dinge unbedingt machen möchte,<br />
kannst du damit irgendwann erfolgreich<br />
werden. Manchmal ist es Glück, es kann<br />
sich spontan zu etwas ganz Großem entwickeln.<br />
Manchmal hast du einen Masterplan<br />
und denkst dir: „Das mache ich so und<br />
so, das ist perfekt.“ Und das klappt dann<br />
nicht. Es gibt Leute, die studieren Musik<br />
und es klappt einfach nicht. Dann gibt es<br />
aber Leute, die zum Beispiel Schauspieler<br />
bei „GZSZ“ sind, covern einen Song und<br />
sind damit extrem erfolgreich. Obwohl die<br />
nie Musik gemacht haben. Ich habe keinen<br />
Masterplan. Ich würde nur sagen, mach<br />
das, was du für richtig hältst und mach das,<br />
was dir Spaß macht. Mach aber keine Dinge,<br />
die du nur um erfolgreich zu werden<br />
machst. Wenn du etwas machst, was dir<br />
Spaß macht, dann ist es auch nicht mehr<br />
mit einer normalen Arbeit vergleichbar.<br />
Was willst du unbedingt noch erleben?<br />
- Die Fantasie ist grenzenlos. Ich stelle<br />
mir oft vor, dass es schön wäre, wenn ich<br />
irgendwann mal auf der Bühne stehe, wo<br />
Leute nur wegen mir da sind. Meine eigenen<br />
Konzerte und kein normaler Clubauftritt.<br />
Und mein ganz großer Traum ist<br />
natürlich irgendwann mal in den Charts<br />
zu sein. Ein eigenes Album in den Top<br />
10 oder sogar Nummer eins. Es ist aber<br />
nicht mein größtes Ziel im Leben. Es wäre<br />
Dein Motto ist „Never give up“. Wie sehr<br />
bist du trotzdem Realist?<br />
Man muss ehrlich zu sich selbst und realistisch<br />
sein. Ich mir natürlich bewusst,<br />
dass ich nicht die beste Stimme und nicht<br />
die idealen Voraussetzungen fürs Musikgeschäft<br />
habe. Aber man muss auch groß<br />
träumen. Man muss zu sich selbst ehrlich<br />
sein, aber auch sein Glück versuchen. Sei<br />
optimistisch, es gibt immer eine Nische,<br />
wo du reinpasst. Und man braucht Publikum.<br />
Ich bin realistisch genug, um zu<br />
kann man langfristig erfolgreich sein?<br />
- Man muss nicht, aber man kann sich<br />
immer wieder neu erfinden. Ich würde sagen,<br />
wenn man eine bestimmte Zielgruppe<br />
hat, dann kann man bei einer Stilrichtung<br />
bleiben. Aber es gibt auch Leute, die haben<br />
ein kleines Publikum und wenn sie ihr Publikum<br />
vergrößern wollen, dann müssen<br />
die etwas Neues ausprobieren. Bei mir war<br />
Menderes Bagci im Gespräch mit Verleger<br />
Julien Backhaus.<br />
schön, wenn ich das mal schaffe, aber mein<br />
Ziel ist, einfach glücklich zu sein. Das<br />
wichtigste im Leben ist Gesundheit. Wenn<br />
du nicht gesund bist, dann kannst du alles<br />
andere vergessen.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
35
Story<br />
Daniela<br />
Katzenberger<br />
Die bekannte TV-Blondine spricht über Karriereziele,<br />
Selbstvermarktung und ihren Respekt vor Angela Merkel.<br />
36 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Story<br />
Ich hatte keinen<br />
„Plan B“<br />
Das Interview führte Julien Backhaus<br />
Bilder: Christian Holthausen Photography<br />
Daniela, du bist die bekannteste Blondine<br />
Deutschlands. Kannst du dich noch<br />
daran erinnern, wann in dir der Wunsch<br />
gewachsen ist, vor der Kamera zu arbeiten?<br />
Die Kamera war eigentlich nur Mittel zum<br />
Zweck. Ich hatte damals keine Kohle, nur<br />
einen Job als Kellnerin und wollte unbedingt<br />
Hugh Heffener kennenlernen! Die<br />
Flüge nach Amerika hätten mich 1200<br />
Euro gekostet und ich dachte, wenn ich<br />
beim Fernsehen bin, bezahlen die das alles.<br />
Vor der Kamera zu stehen, das habe<br />
ich dann einfach gemacht. Ich habe nie<br />
darüber nachgedacht, weil ich nichts zu<br />
verlieren hatte.<br />
Also hattest du auch keinen Plan B?<br />
Nein, einen Plan B hatte ich nie.<br />
Die meisten erfolgreichen Leute haben<br />
nur einen Plan A.<br />
Ist das so? Ich dachte, nur ich sei so leichtsinnig<br />
und naiv. Ich wusste, dass ich immer<br />
zu meiner Mama kann. Falls irgendwas<br />
sein sollte, könnte ich wieder anfangen<br />
zu kellnern. Denn meine Mutter ist meine<br />
Mutter und nicht meine Chefin, die würde<br />
mich wieder auffangen.<br />
Um über Jahre und Jahrzehnte erfolgreich<br />
zu sein, egal wo, braucht man Disziplin<br />
und Arbeitseinstellung. Du bist<br />
BestsellerAutorin, Schauspielerin, Sängerin,<br />
Moderatorin, Werbeikone, Gastronomin,<br />
du hast eine Schuhkollektion,<br />
verkaufst Wohnaccessoires, Parfüm, bist<br />
Markenbotschafterin, vermarktest ein<br />
Haarpflegeprodukt und hast eine<br />
App entwickelt.<br />
Vergiss nicht zu erwähnen, dass ich<br />
Mutter bin, das ist der härteste Job.<br />
Fiel dir das schon immer leicht, viele<br />
Bälle in der Luft zu halten?<br />
Ja. Stell dir vor, du stehst in einer Kneipe<br />
und hast 20 Leute vor dir an der Theke<br />
sitzen und musst versuchen, dich mit jedem<br />
zu unterhalten. Du musst so reden,<br />
dass sich jeder angesprochen fühlt. Das<br />
konnte auch Marilyn Monroe. Man erzählt,<br />
dass alle immer das Gefühl hatten,<br />
sie spricht mit einem persönlich obwohl<br />
ganz viele Menschen im Raum waren. Dafür<br />
war die Gastronomie die beste Schule,<br />
weil ich schon früh meine Bühne hatte mit<br />
Leuten, die mir zugehört haben. Je mehr<br />
du dich mit den Leuten unterhalten hast,<br />
desto mehr Trinkgeld gab es, desto tiefer<br />
der Ausschnitt, desto größer die Klappe.<br />
(lacht) Es war alles offenherzig und immer<br />
ehrlich. Vielleicht sah es so aus, als wäre<br />
ich schnell zu haben, aber ich war es nie.<br />
Dieses Gefühl zu vermitteln, hat mir meine<br />
Mutter in der Gastronomie beigebracht.<br />
Gab es Vorbilder, von denen du lernen<br />
konntest?<br />
Von jedem ein bisschen. Heidi Klum ist für<br />
mich ein ganz bodenständiger Mensch aus<br />
Bergisch Gladbach und sie hat das Beste<br />
draus gemacht. Michelle Hunziker ist immer<br />
so positiv. Alles blonde Powerfrauen.<br />
Natürlich gehören auch Marilyn Monroe<br />
und Angela Merkel dazu, obwohl die eher<br />
dunkelbiond ist. Die stehen ihren Mann,<br />
besonders Angela Merkel. Und mein größtes<br />
Vorbild in Sachen Power war natürlich<br />
immer meine eigene Mutter. Drei Kinder,<br />
mit 17 Jahren das erste, mit 19 kam ich<br />
und mit 25 meine Schwester. Alleinerziehend,<br />
wenig Geld und versuchen, sich eine<br />
eigene Existenz aufzubauen. Sie musste<br />
sich durchboxen, mit Dekolleté und einer<br />
Riesenklappe.<br />
Wie entwickelt man sich als Persönlichkeit<br />
weiter in einem so krassen Umfeld<br />
wie das, in dem du arbeitest?<br />
Ich habe mit 21 Jahren relativ jung angefangen<br />
für das Fernsehen zu drehen und<br />
hatte nur den Wunsch, nach Amerika zu<br />
gehen. Kein Geld, kein Plan B, aber Träume.<br />
Ich wusste nie, was draus wird, nur,<br />
dass ich da drüben eine Chance hätte. Und<br />
die Chance hat man mir gegeben. Aber<br />
egal wie viel Kohle du hast, du kannst mit<br />
keinem Geld der Welt die Sympathie der<br />
Menschen kaufen. Ich musste mir alles<br />
selbst erarbeiten.<br />
Aber du hattest schon immer eine Wirkung<br />
auf Menschen.<br />
Am Anfang war die eher so: „Was soll das<br />
jetzt?“ oder „Was macht die denn hier?“,<br />
also bestimmt viel negativer als jetzt, aber<br />
die Wirkung war da (lacht). Ich war den<br />
Menschen nie egal.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
37
Story<br />
Deine Karriere lief eigentlich wie am<br />
Schnürchen in den letzten Jahren, von 20<br />
auf 30 hast du richtig Vollgas gegeben.<br />
Du hast jung viel Geld verdient und hast<br />
erst jetzt eine Familie gegründet. War<br />
das geplant?<br />
Ja, ich wollte aber eigentlich noch viel später<br />
ein Kind bekommen. Lukas kam dazwischen.<br />
Mein Traumalter für<br />
ein Baby wäre 33 gewesen<br />
eine schöne Schnapszahl und<br />
schon was erreicht im Leben.<br />
Nun kam es dann doch anders.<br />
Und es ist das Schönste,<br />
was es gibt.<br />
Du bist in Deutschland eine<br />
echte, erfolgreiche Unternehmerin<br />
geworden. Davon<br />
gibt es recht wenige. Fehlt<br />
den Frauen der Mut?<br />
Ich unterhalte mich manchmal<br />
mit Frauen, die gerade auf<br />
dem Weg sind und sagen: „Ich<br />
möchte es auch so haben wie<br />
du“.<br />
Und was sagst du denen? Hast du da<br />
so einen generellen Tipp?<br />
Versucht euch nicht zu verstellen und<br />
versucht nicht, mich nachzumachen.<br />
Die sagen: „Oh, ich mache mir jetzt<br />
die Haare blond“ oder „ich schminke<br />
mich mehr, mache mir die Wimpern<br />
die du hast, ich kaufe mir den<br />
selben Lippenstift, ich lasse mir auch<br />
die Brüste machen, dann bin ich wie<br />
du und es klappt schon“. Denen sage<br />
ich, dass das doch bekloppt ist, denn<br />
mich gibt es ja schon. (lacht) Wir<br />
sind hier nicht bei „I, Robot“, wo alle<br />
maßgefertigt vor die Kamera gestellt<br />
werden. Wie gesagt, die Sympathie der<br />
Menschen fliegt dir nicht zu. Die musst<br />
du erst überzeugen. Und das geht nur,<br />
wenn Du Du selbst bist.<br />
Kannst du dir vorstellen, als Unternehmerin<br />
noch mehr aufzubauen?<br />
Ja, noch einiges. Aber ich glaube, wenn<br />
man das öffentlich sagt, wirkt das schnell<br />
gierig. Aber <strong>Erfolg</strong> schmeckt einfach gut<br />
und viele Sachen, die ich mache, mache<br />
ich auch für meine Fans, wie meine App<br />
Love&Style zum Beispiel, die freuen sich<br />
darüber. Als ich als junge Frau den Wunsch<br />
hatte, zum Playboy zu gehen, bekam ich<br />
viel Gespött und einige haben mich ausgelacht.<br />
<strong>Erfolg</strong> ist ja auch eine süße Rache.<br />
(lacht) Trotzdem weiß ich, dass es sehr<br />
schnell wieder vorbei sein kann, gerade in<br />
meiner Branche. Aber bis dahin habe ich<br />
noch viele Pläne.<br />
Aber deswegen hast du solche unabhängigen<br />
Unternehmen wie deine App gegründet,<br />
oder? Das sind doch Dinge für<br />
die Zukunft.<br />
Ja, aber das ist nicht so wie bei C&A, Adidas<br />
oder Puma, die auch ohne ein Gesicht<br />
funktionieren. Bei mir muss man das Gesicht<br />
zum Produkt kennen und auch<br />
Das ansteckende Lachen ist eins der Markenzeichen<br />
von Daniela Katzenberger, hier im<br />
Gespräch mit Verleger Julien Backhaus.<br />
mögen. Es ist abhängig von der Präsenz,<br />
der Sympathie und dass die Leute einfach<br />
gerne hingucken. Mit der Präsenz kommt<br />
eben auch das Interesse für die App oder<br />
dass die Leute mich einfach gerne im Fernsehen<br />
sehen. Wenn ich ein Lied rausbringe<br />
und mich kann kein Arsch mehr sehen,<br />
dann willst du auch kein Lied von mir hören.<br />
Deswegen versuche ich authentisch<br />
zu sein und nur die Dinge zu machen, von<br />
denen ich überzeugt bin.<br />
Könntest du dir also auch vorstellen,<br />
noch andere Dinge aufzubauen, die unabhängig<br />
von deinem Gesicht sind?<br />
Ja, so etwas wie jetzt meine App Love&Style.<br />
Ich bin manchmal erschrocken über meine<br />
eigene Courage und meinen Mut. Aber<br />
ich denke nie darüber nach. Außer, wenn<br />
ich schwarz auf weiß die Download oder<br />
Verkaufszahlen sehe oder wenn ich extrem<br />
viel Resonanz bekomme, wenn sich<br />
beispielsweise Leute beschweren, dass etwas<br />
ausverkauft ist. Das macht mir wirklich<br />
Gänsehaut, denn das betrifft mich als<br />
Unternehmerin. Und hier bieten sich<br />
natürlich auch Möglichkeiten, die<br />
nicht unbedingt mit meinem Gesicht<br />
zusammenhängen. Ich möchte jetzt<br />
zum Beispiel junge Designer und<br />
kreative Menschen fördern. Ich bekomme<br />
oft so tolle Sachen geschickt<br />
und denke, das muss man doch bekannt<br />
machen.<br />
Fühlt es sich dann wie Druck an,<br />
dass du permanent weiterliefern<br />
musst?<br />
Nein, das tue ich sowieso. Ich bin<br />
niemand, der sich lange ausruhen<br />
kann. Ich bin automatisch um 7<br />
Uhr wach und denke: „Okay, wann<br />
kommt das Kamerateam?“.<br />
(lacht) Ich mache gerne was.<br />
Die App muss laufen und Facebook<br />
mit meinen 2,6 Millionen<br />
FacebookFreunden<br />
wird mit Livevideos bedient.<br />
Ich glaube, in Deutschland hat<br />
niemand so viele Freunde wie<br />
ich (lacht). Und trotzdem sind<br />
nur mein Mann und meine<br />
Tochter an meiner Seite. Aber<br />
natürlich nehme ich mir Zeit<br />
für meine Familie. Meine kleine<br />
Tochter ist das Wichtigste in<br />
meinem Leben.<br />
Du gibst dich aber auch sehr<br />
nahbar.<br />
Ich bin ja auch nahbar.<br />
Jeder <strong>Erfolg</strong>reiche hat irgendwann sein<br />
Talent erkannt und alles andere angefangen<br />
zu delegieren. Fällt dir so was leicht?<br />
Nein, ich habe gerne die Kontrolle. Was<br />
das betrifft, bin ich ein bisschen Freak,<br />
dass ich mir manchmal sogar das Bild bei<br />
einem Interview zeigen lasse. Ich glaube,<br />
mein großes Talent ist, dass es locker und<br />
leicht aussieht und deswegen sagen auch<br />
viele: „Och Gott, was die kann, das kann<br />
ich ja sowieso.“ Aber es ist alles andere als<br />
leicht und es ist mir nicht in den Schoß<br />
gefallen. Wenn ich sage, dass ich vor der<br />
Kamera arbeite, dann muss ich mir viele<br />
dumme Sprüche anhören. Ich weiß auch,<br />
was Arbeit ist und habe Kisten geschleppt<br />
und gekellnert bis nachts um 3 Uhr. Man<br />
muss auch wissen, was diese Art der Arbeit<br />
bedeutet, um da mitreden zu können.<br />
38 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Leben Story<br />
Dietmar Hopp<br />
Herr Hopp, Sie haben eine<br />
der bekanntesten Stiftungen<br />
in Deutschland<br />
gegründet. Erinnern Sie<br />
sich noch an den „Moment“,<br />
wo Ihnen der Gedanke kam, eine<br />
Stiftung zu gründen?<br />
Es war kein konkretes Ereignis, sondern<br />
eine Entwicklung führte zur Stiftungsgründung.<br />
Was ist wichtig im Leben? Meine Antwort<br />
auf diese Frage lautet: Die Gesundheit.<br />
Diese führte dazu, dass ich bereits während<br />
meiner aktiven SAPZeit gespendet habe.<br />
Mit Gründung der Stiftung im Jahr 1995<br />
konnte ich dann mehrere Vorhaben bündeln:<br />
die Umsetzung gemeinnütziger Projekte<br />
in den von mir festgelegten Bereichen<br />
und gleichzeitig Sicherung des SAP Aktienpakets,<br />
das ich der Stiftung als Kapital zur<br />
Verfügung gestellt habe.<br />
Sie gehören zu den sehr aktiven Stiftern in<br />
Deutschland. Woher nehmen Sie die Zeit?<br />
Meine Engagements als Investor, Sportförderer<br />
und Stifter halten mich schon sehr auf<br />
Trab, so dass ich jeden Tag viele Stunden am<br />
Schreibtisch und in Gesprächen verbringe.<br />
Ich habe mir aber vorgenommen, mir mehr<br />
Zeit für meine Hobbies zu nehmen.<br />
Sie fördern viele Bildungsprojekte. Ist<br />
der „Rohstoff Wissen“ wichtiger als Öl?<br />
Meine Stiftung hat vier Förderbereiche:<br />
Sport, Medizin, Bildung und Soziales. Bil-<br />
Mit Stiftung<br />
gezielt fördern<br />
dung hat dabei einen hohen Stellenwert<br />
und ist zum Teil integraler Bestandteil, z. B.<br />
im Sport oder im Sozialen. Um nur einige<br />
Beispiele zu nennen: „Anpfiff ins Leben“,<br />
die „Ballschule Heidelberg“ und das „Haus<br />
der kleinen Forscher“. Ich würde mir wünschen,<br />
dass viele Institutionen der Förderung<br />
von jungen Menschen verschreiben<br />
und hier insbesondere die Kinder und Jugendlichen<br />
im Blick haben, die von der öffentlichen<br />
Hand nicht die notwendige und<br />
mögliche Förderung erhalten.<br />
Sehen Sie noch Potenzial nach oben, was<br />
die Anzahl deutscher Stiftungen angeht?<br />
Nach Angaben des Bundesverbandes<br />
Deutscher Stiftung boomt das Stiftungswesen<br />
seit den 90er Jahren, was erfreulich<br />
ist. Und ich wünsche mir noch viele weitere<br />
Mitstreiter für die „gute Sache“; Für<br />
mich gilt: „Eigentum verpflichtet – Reichtum<br />
noch mehr“. Aber nicht jedem ist es<br />
möglich, hohe Summen zu spenden. Ne-<br />
ben dem finanziellen zählt auch bürgerschaftliches<br />
Engagement, welches in anderer<br />
Weise zum Tragen kommt. Gerade im<br />
Förderbereich Sport meiner Stiftung sehen<br />
wir, mit welch großem Engagement in Vereinen<br />
in hervorragender Weise ehrenamtliche<br />
Jugendarbeit leisten. Dies rechne ich<br />
mindestens ebenso hoch an, wie ein finanzielles<br />
Engagement.<br />
Es ist erstaunlich, was Sie schon alles erreichen<br />
konnten im Leben. Gibt es etwas,<br />
das Sie gern noch erreichen möchten?<br />
Das Wichtigste für mich ist, Frieden in<br />
der Welt und dass es meiner Familie gut<br />
geht und wir uns an unseren Enkelkindern<br />
erfreuen dürfen. Es gibt natürlich darüber<br />
hinaus noch Wünsche, deren Erfüllung<br />
mir aber nicht allein obliegt, wie z. B. den<br />
sportlichen <strong>Erfolg</strong> der TSG 1899 Hoffenheim<br />
und der tollen jungen Golfspieler in<br />
dem von mir gegründeten und gebauten<br />
Golfclub St. LeonRot.<br />
Bild: Dietmar Hopp Stiftung<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
39
Leben<br />
Sie haben „Der unbesiegbare<br />
Sommer in uns“ geschrieben<br />
und Sie sind eine der<br />
bekanntesten TVModeratorinnen<br />
in Deutschland. Sie<br />
kennen Hollywood und sind mit den<br />
Stars dieser Welt per Du. Man erwartet<br />
ja nicht unbedingt ein spirituelles Buch<br />
von einem Kopfmenschen wie Ihnen.<br />
Oder sind Sie keiner?<br />
Ich bin ein Kopfmensch und ein Mensch,<br />
der auf der Suche ist. Und das auch schon<br />
Zeit meines Lebens, zumindest, seit ich<br />
einigermaßen bewusst denken kann. Ich<br />
habe schon ganz früh als Kind, und das<br />
beschreibe ich auch in dem Buch, ange-<br />
»Ist alles nur kopfgesteuert?«<br />
fangen zu leiden. So ein bisschen Sehnsucht<br />
zu entwickeln nach einem Leben,<br />
das so voll, so rund ist, in dem ich mich<br />
ohne Angst gut fühle. Und so hat mich diese<br />
Suche ein Leben lang begleitet und ich<br />
habe jetzt erst im zweiten Lebensabschnitt<br />
gewagt, das aufzuschreiben. Ein bisschen<br />
autobiografisch, weil ich kein spiritueller<br />
Lehrer sein kann. Sondern nur von dem,<br />
was ich an eigener Lebenserfahrung reflektiere,<br />
nicht nur im Kopf, sondern auch im<br />
Herzen und im Bauch, berichte. Eine kleine<br />
Anmerkung zu Hollywood: Es gibt relativ<br />
viele der großen Stars, die sehr spirituell<br />
sind. Nur sie hängen es nicht an die große<br />
Glocke. Denken Sie an Richard Gere beispielsweise.<br />
Aber es gibt noch viele mehr.<br />
Gerade dann, wenn man sehr viel arbeitet,<br />
vielleicht auch von Ruhm und <strong>Erfolg</strong><br />
und Geld sehr viel hat, umso<br />
mehr schaut man, was ist wirklich<br />
wichtig im Leben oder aber, man<br />
verflacht.<br />
Viele Angehörige Ihrer Generation<br />
setzen sich ja mittlerweile<br />
intensiv mit ihrem Inneren auseinander.<br />
Woran liegt das?<br />
Ich habe den Eindruck, wie Sie<br />
sagen, es gibt immer mehr Menschen, die<br />
sagen, es kann nicht alles sein. Geld und<br />
<strong>Erfolg</strong> kann nicht alles sein, aber auch vor<br />
allem, ich denke, also bin ich. Dieser Satz,<br />
ist der wirklich wahr? Ist alles nur kopfgesteuert?<br />
Gibt es da nicht eine Welt, die viel<br />
tiefer ist? Ich habe nichts Neues erfunden,<br />
ich klaue ja nur, beim Buddhismus, beim<br />
Christentum in der Bibel. Früher wurde<br />
man intensiv an Glaubensfragen herangeführt.<br />
Ob man das dann lebte und spürte,<br />
das war natürlich die Frage der Persönlichkeit.<br />
Aber heute haben wir fast keine Lebensschule.<br />
Es gibt zwar Religionsunterricht,<br />
aber es gibt so vieles, was Kinder und<br />
Jugendliche ablenkt, und auch so viel, was<br />
man tun muss, um erfolgreich zu sein. Lernen<br />
und Sport machen und all diese tollen<br />
Sachen, aber da verliert man sehr schnell<br />
einen vielleicht ursprünglichen Bezug zur<br />
Spiritualität, den Kinder natürlich auch<br />
haben. Und wir sind jetzt eine Generation<br />
und vielleicht sind auch viele der Jüngeren<br />
genauso drauf, die beginnen zu suchen<br />
und zu sagen, ich möchte diese Sehnsucht,<br />
die ich in mir spüre, nach einem erfüllten<br />
Leben, einem farbigeren Leben, vielleicht<br />
sogar mit weniger Thrill, ich möchte der<br />
nachgehen.<br />
Sie schreiben in Ihrem Buch auch über<br />
Stress und sog. Gedankenmoskitos.<br />
Stress und Burnout sind ja gerade in der<br />
Wirtschaft heute Reizthemen.<br />
Haben Sie Ansätze<br />
gefunden, wie man mit<br />
diesem Stress klarkommen<br />
kann?<br />
Wenn man das Buch liest, wird man feststellen,<br />
dass es sich letztlich um einen sehr<br />
individuellen Instrumentenkasten handelt.<br />
Ich denke, heute gibt es keine Pauschalreisen<br />
mehr, die Leute wollen Individualreisen.<br />
Das heißt, jeder muss seinen eigenen<br />
Instrumentenkasten zusammenbauen, um<br />
dahin zu kommen. Um es sehr einfach zu<br />
formulieren, den unbesiegbaren Sommer<br />
in sich zu erkennen und die Tore nach innen<br />
aufzumachen, sodass man sich verbinden<br />
kann mit dieser Kraft, die in uns allen<br />
Nina Ruge<br />
Geld ist nicht<br />
Im Interview spricht die Moderatorin über Spiritualität,<br />
Charity und die Medienwelt. Außerdem erklärt sie, warum<br />
Wirtschaft und Ruhe sich nicht ausschließen müssen.<br />
Das Interview führte Julien Backhaus.<br />
wohnt. Von der wir auch alle spüren, dass<br />
sie da ist, aber die meistens in irgendeiner<br />
Ecke liegt und nicht wirklich wahrgenommen<br />
wird und nicht ins Leben geholt wird<br />
als Kraftquelle. Und das Buch beschäftigt<br />
sich mit genau dem, was ich für mich gefunden<br />
habe, an Methoden. Wie ich in<br />
einer Welt, die immer unsicherer wird,<br />
immer weniger vorhersehbar und immer<br />
schneller, wie ich durch die Konzentration<br />
auf die große heilige Kraft, die in uns ist,<br />
wie ich da gut bestehen kann.<br />
Ihre heimliche Leidenschaft ist ja die<br />
Wirtschaft, Innovation, Technik, solche<br />
Dinge. Passt dieses Innehalten und diese<br />
innere Ruhe überhaupt zusammen?<br />
Ich liebe Kopfarbeit, ich finde es total spannend,<br />
die Welt zu verstehen. Ich finde es als<br />
Journalistin total spannend, zum Beispiel<br />
40 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Leben<br />
»Ich liebe Kopfarbeit!«<br />
Unicef weitet den Horizont. Auf unserer<br />
Homepage, der Unicef Homepage, kann<br />
man schon wirklich wahnsinnig viel erleben,<br />
über die Krisenregionen dieser Welt<br />
und die Situation der Kinder dort. Allein die<br />
Lager mit syrischen Flüchtlingen im Irak.<br />
Wir haben ganz großartige Mitarbeiter, die<br />
dort sind, und die unglaublich intensiv berichten<br />
von dort. Auch die zum Teil in Syrien<br />
sind, wenn das überhaupt noch von der<br />
Sicherheitslage her möglich ist. Aber das ist<br />
natürlich nicht das einzige. Kongo, die Situation<br />
der Menschen und der Kinder in<br />
diesem vom Bürgerkrieg absolut zerstörten<br />
Land. Für mich waren die Projektreisen in<br />
diese Länder auch persönlich wahnsinnig<br />
wichtig, wobei meine Aufgabe natürlich ist,<br />
dann darüber hier bei uns in Deutschland<br />
zu sprechen und zu informieren, wie Unicef<br />
arbeitet. Wie intelligent Unicef arbeitet und<br />
es macht Sinn, diese Organisation zu unterstützen.<br />
Ich habe jetzt gesagt, ich würde gerne<br />
wieder Projektreisen machen und würde<br />
das gerne so organisieren, dass wir wirklich<br />
einen Medienpartner dabei haben, der ganz<br />
intensiv berichtet. Das ist nicht einfach, weil<br />
gerade die öffentlichrechtlichen Sender sich<br />
nicht festlegen dürfen, sich nicht verheiraten<br />
dürfen mit einer Spendenorganisation.<br />
Und so müssen<br />
wir schauen, wie<br />
wir es hinkriegen<br />
können, dass wir<br />
Medienpartner<br />
mitnehmen, berichten<br />
und das Ganze wirklich sehr effizient<br />
für alle Seiten möglich ist.<br />
alles<br />
Industrie 4.0, also die neue Generation digitalisierter<br />
Produktion, zu verstehen und<br />
das auch politisch zu werten. Auch unsere<br />
Zukunftschancen, die Zukunft des Euro,<br />
viele andere Themen zu begreifen, finde<br />
ich wahnsinnig spannend. Das ist die eine<br />
Seite. Und die andere Seite ist die, erfüllt<br />
zu leben. Meine Haltung der Dankbarkeit,<br />
diesen Job machen zu dürfen, diese spannenden<br />
Aufgaben leisten zu dürfen, die<br />
fließt ganz unterschwellig auch in meine<br />
Arbeit ein. Auch in meine Interviews, in die<br />
Podiumsdiskussionen, die ich mache, oder<br />
auch in die Moderationen. Weil ich Wertschätzung,<br />
Respekt, nüchterne und sachliche<br />
Auseinandersetzung ohne Häme, all<br />
diese Werte, außerordentlich wichtig finde.<br />
Gerade im Journalismus, weil ich sie vom<br />
Herzen lebe. Und das spüren auch viele.<br />
Sie sind viel mit Unicef unterwegs. Wie<br />
sind da Ihre Erfahrungen in den letzten<br />
Jahren gewesen und was konnten Sie für<br />
sich mitnehmen?<br />
Nina Ruge<br />
im Gespäch<br />
mit Verleger<br />
Julien<br />
Backhaus.<br />
Verändern sich die Medien denn gerade<br />
stark? Auf der einen Seite die Öffentlich-<br />
Rechtlichen und die Privatsender im linearen<br />
Fernsehen, auf der anderen Seite<br />
die neuen Online-Konzepte. Was halten<br />
Sie davon?<br />
Das ist nicht aufzuhalten. Man weiß auch<br />
gar nicht, wie lange es das terrestrische<br />
Fernsehen überhaupt noch geben wird. Was<br />
hoffentlich in irgendeiner Form dann noch<br />
gegeben sein wird, ist die Qualität, die wir an<br />
ÖffentlichRechtlichen haben und ich glaube<br />
die auch weltweit Maßstäbe setzt. Die ist<br />
teuer. Wer will dann bezahlen? Bezahlfernsehen<br />
funktioniert bisher noch nicht so gut.<br />
Klar, es gibt Sky, das funktioniert langsam.<br />
Aber im Internet wird es schwierig. Das<br />
brauchen wir aber, um gute Dokumentationen<br />
liefern zu können. Ich bin ein Riesenfan<br />
von Dokumentationen. Ich bin Fan<br />
von arte, von 3-Sat, von den dritten Programmen,<br />
von Phoenix. Wenn ich fernsehe,<br />
dann schaue ich die Dokumentationen<br />
dort. Und das ist eine so unglaublich wertvolle<br />
Information für Bauch und Herz und<br />
Kopf, das finde ich einfach unersetzlich und<br />
ein hervorragender Journalismus, wie die<br />
ÖffentlichRechtlichen ihn liefern, den hätte<br />
ich gerne auch noch in 30 Jahren.<br />
Bilder: Ismail Gök<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
41
Leben<br />
Frauke, du bist die wohl bekannteste<br />
High Society<br />
Moderatorin im deutschen<br />
Fernsehen. Sah das dein Karriereplan<br />
gleich von Anfang<br />
an schon so vor?<br />
Ich habe Menschen immer bewundert, die<br />
einen Karriereplan haben. Ich hatte das<br />
nie. Ich war erst auf ganz anderen Wegen<br />
unterwegs. Nach dem Abitur machte ich<br />
eine Banklehre, da ich erstmal kaufmännisch<br />
ein Fundament haben wollte, was mir<br />
auch jetzt in meinem Beruf immer noch<br />
dienlich ist. Ich leite eine Redaktion, bin<br />
verantwortlich für ein Budget und muss<br />
jeden Tag mit Geld umgehen. Insofern war<br />
es für mich keine verlorene Zeit, ganz im<br />
Gegenteil. Rückblickend war es der genau<br />
richtige Weg für mich. Was ich bislang gemacht<br />
habe, hat wahnsinnig Spaß gemacht<br />
und ich glaube auch das, was noch kommt,<br />
wird immer noch gut.<br />
Wie war denn das bei deinen ersten<br />
hochkarätigen Interviews. Wie hast du<br />
dich da gefühlt und vorbereitet?<br />
Ich war schon ein bisschen nervös, natürlich.<br />
Ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen<br />
würde, dass mich das alles kalt gelassen<br />
hat. Aber ich habe mir auch als Jugendliche<br />
nie die bravo-Starschnitte übers Bett<br />
gehängt und ich hatte auch nie ein Idol. So<br />
gehe ich heute noch ohne eine große Erwartungshaltung<br />
an Interviews ran. Eine<br />
»Ich habe Menschen<br />
immer bewundert, die einen<br />
Karriereplan haben.«<br />
Während der Fashion Week in Berlin trafen sich Star-Moderatorin<br />
Frauke Ludowig und Julien Backhaus zum Gespräch.<br />
gewisse Vorstellung kann man natürlich<br />
nicht ganz abschalten. Aber es ist ganz gut,<br />
relativ offen in Interviews zu gehen.<br />
In jedem Beruf versucht man ja auch<br />
besser zu werden. Wie läuft denn das ab,<br />
wenn man wie Frauke Ludowig werden<br />
will. Was muss man da beachten, wo<br />
muss man da besser werden, wie kann<br />
man da überhaupt an sich arbeiten? Man<br />
ist ja erstmal, wer man ist.<br />
Egal in welchem Alter sollte man prinzipiell<br />
einfach immer an sich arbeiten. Ich<br />
würde nie sagen: „Ich mache diesen Beruf<br />
jetzt schon einige Jahre und ich bin jetzt<br />
fertig“, sondern ich versuche, jeden<br />
Tag ein Stück dazuzulernen. Ich probiere,<br />
mich immer wieder auf neue<br />
Situationen einzulassen, auch wenn<br />
es manchmal hart ist, wenn ich eine<br />
riesen Veranstaltung moderiere zu<br />
einem Thema, das ich in meinem Leben<br />
noch nicht moderiert habe. Da<br />
kommt schon mal der Gedanke hoch:<br />
„Och, du könntest jetzt auch daheim<br />
bei deiner Familie auf dem Sofa sitzen<br />
und dich ein bisschen vom Fernseher<br />
berieseln lassen“. Wenn es dann<br />
aber fertig ist, stelle ich fest, dass ich<br />
jetzt wieder etwas dazu gelernt und<br />
vielleicht wieder eine neue Branche<br />
kennengelernt habe. Man darf einfach<br />
nicht stillstehen. Ich für mich<br />
kann nur sagen, dass mich das auch<br />
frisch und jung hält und ich kann es<br />
jedem nur raten, egal ob man 17 ist<br />
oder 70.<br />
Gibt es vielleicht ein oder zwei Dinge,<br />
die du dir in den letzten Jahren<br />
neu angeeignet hast, die du vielleicht<br />
vorher noch nicht konntest?<br />
Ich bin jetzt hier auf der Fashion Week von<br />
Marc Cain und ich begleite heute diese<br />
Produktion von morgens bis abends. Das<br />
habe ich zum Beispiel vor 20 Jahren noch<br />
nicht gemacht. Als meine Kinder auf die<br />
Welt kamen, war für mich der Zeitpunkt,<br />
dass ich nochmal was Neues machen muss,<br />
dass ich wieder mehr vor Ort machen will.<br />
Viele machen es ja genau umgekehrt, arbeiten<br />
erst als Reporter und gehen dann in<br />
die Moderation. Ich war relativ früh in der<br />
Moderation. Ich habe dann erkannt, dass<br />
ich noch mehr machen möchte. Und ich<br />
werde eben auch für Event Moderation angefragt.<br />
Neulich hatte ich eine Anfrage von<br />
einer Chemie Firma. Das ist eine Branche,<br />
mit der ich sonst nicht so viel zu tun habe.<br />
Aber das war spannend, weil ich mich einlesen<br />
musste, und das ist interessant.<br />
Fragen stellen ist ja auch eine wahre<br />
Kunst. War das denn auch bei der jungen<br />
Frauke schon so, dass sie lieber Fragen<br />
gestellt hat und Dinge rausfinden<br />
wollte?<br />
Ich weiß gar nicht, ob ich so ein neugieriges<br />
Kind war und viele Fragen gestellt<br />
habe. Ich weiß nur, dass ich das heute total<br />
in mein Privatleben übertrage und meine<br />
Familie manchmal mit mir schimpft, wenn<br />
zum Beispiel Klassenkameraden meiner<br />
Kinder kommen und ich die erstmal total<br />
ausquetsche. Meine Kinder sagen dann<br />
immer: „Mama, du bist aber jetzt nicht im<br />
Büros, sondern Zuhause, also frag nicht so<br />
viel“. Neugierig zu sein ist irgendwie negativ<br />
behaftet. Ich bin wissbegierig, das ist<br />
für mich etwas Frisches und das sollte man<br />
sich beibehalten.<br />
Kannst du dich an zwei, drei Begegnungen<br />
oder Persönlichkeiten erinnern, die dich<br />
nachhaltig beeindruckt haben oder vielleicht<br />
sogar etwas verändert haben?<br />
Ich habe viele große Interviews mit sicherlich<br />
tollen Leuten geführt. Ich glaube, von<br />
ihnen hat mich niemand verändert, aber<br />
vielleicht haben Situationen mich verändert.<br />
Ich habe häufig große Stars und vermögende<br />
Menschen interviewt, bin aber<br />
eben nicht zu dem Punkt gekommen, zu<br />
denken: „Mit denen möchte ich jetzt tauschen“.<br />
Eigentlich habe ich eher immer<br />
umgekehrt gedacht: „Mensch ist es schön,<br />
dass du wieder nach Hause fährst, in deine<br />
kleine heile Welt“. Das hat mich eigentlich<br />
immer viel glücklicher gemacht. Ganz zu<br />
Anfang, in einem Interview mit Prinzessin<br />
Stéphanie, im Fürstenhaus von Monaco,<br />
habe ich so für mich gedacht: „Ja, das ist<br />
irgendwie schön, das gemacht zu haben“.<br />
Allerdings war ich wirklich froh, dass ich<br />
hinterher nicht mit ihr tauschen musste,<br />
sondern wieder nach Hause konnte.<br />
Bilder: Wilkens<br />
42 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Leben<br />
Frauke Ludowig<br />
»Ich bin<br />
wissbegierig«<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
43
Einstellung<br />
Jürgen Höller<br />
„Warum Du<br />
nicht erfolgreich<br />
sein wirst“<br />
<strong>Erfolg</strong> – ein großes Wort. Die einen eifern<br />
diesem Gedanken krampfhaft nach,<br />
andere glauben, dass sie nie erfolgreich<br />
sein können. Zwar gibt es kein allgemeingültiges<br />
Rezept oder eine <strong>Erfolg</strong>s-Formel.<br />
Die Basis bildet aber immer ein Zusammenspiel<br />
verschiedener Komponenten aus<br />
Persönlichkeit und fachlicher Kompetenz.<br />
Und genau hier musst du ansetzen und an<br />
dir arbeiten. Alle erfolgreichen Menschen,<br />
die ich je in meinem Leben kennengelernt<br />
habe, hatten und haben eines gemeinsam:<br />
ein klares Ziel vor Augen, gepaart mit dem<br />
felsenfesten Glauben an sich selbst und an<br />
die eigene Idee. Außerdem haben sie immer<br />
auf ihr Bauchgefühl gehört und nie<br />
aufgehört zu lernen oder sich stetig zu verbessern.<br />
Viele Menschen stehen sich oft auf<br />
dem Weg an die Spitze selbst im Weg und<br />
machen die klassischen Fehler, die sie daran<br />
hindern so richtig erfolgreich zu sein.<br />
Du hast keine großen Ziele<br />
Ziele zu haben, die es zu erreichen gilt,<br />
sind wohl die stärksten Antriebskräfte, die<br />
<strong>Erfolg</strong>reiche<br />
Menschen<br />
setzen sich<br />
richtig große<br />
Ziele<br />
es gibt. Allerdings müssen alle Beteiligten<br />
Personen auch in die Festlegung mit einbezogen<br />
werden. Wenn du deinem Team<br />
Zielvorgaben einfach nur „aufdrückst“,<br />
musst du dich nicht wundern, wenn einzelne<br />
Teammitglieder nicht richtig mitziehen.<br />
Denn nur, wenn bei einer Kutsche<br />
die einzelnen Rösser gemeinsam in eine<br />
Richtung ziehen, gewinnt die Kutsche<br />
schnell an Fahrt. Ziehen alle Pferde in unterschiedliche<br />
Richtungen, bleibt die Kutsche<br />
entweder stehen, zerreißt oder wird<br />
vom stärksten Ross mit viel Anstrengung<br />
in eine Richtung gezogen. Viele Menschen<br />
haben sicherheitshalber erst keine Ziele, da<br />
sie Angst haben, diese ohnehin nicht zu erreichen.<br />
So werden sie auch nie erfolgreich<br />
sein! <strong>Erfolg</strong>reiche Menschen setzen sich die<br />
richtig großen Ziele! Es hilft aber durchaus,<br />
diese in kleine, messbare Einheiten<br />
aufzuteilen und schriftlich festzuhalten. So<br />
kannst du überprüfen, ob du deine Zwischenetappen<br />
auch erreicht hast. Je mehr<br />
dieser kleinen Ziele erreicht werden, desto<br />
stärker wird auch dein Selbstbewusstsein.<br />
44 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Einstellung<br />
Du konzentrierst dich nur auf die<br />
negativen Dinge<br />
Statt zu resignieren und zu jammern, dass<br />
die Umsätze zu niedrig ausfallen oder die<br />
Auftragslage schlecht aussieht, solltest du<br />
lieber proaktiv und konzentriert handeln.<br />
Hier geht es um das bisschen ‚Mehr‘, das<br />
Nur eine gute Idee<br />
allein reicht nicht!<br />
du deinem Unternehmen oder auch Kunden<br />
gibst. Angefangen bei Veränderungen<br />
bei Kundenprojekten oder Produktionsabläufen<br />
bis hin zu deiner persönlichen<br />
Mehrleistung in einem Arbeitsprozess.<br />
Du handelst nicht<br />
Nur eine gute Idee allein reicht nicht! Eine<br />
Untersuchung in den USA hat gezeigt,<br />
dass nach 72 Stunden die Motivation zur<br />
Umsetzung einer Idee oder Handlungsabsicht<br />
schwindet und die Quote dann bei<br />
1:99 liegt, das Vorhaben noch zu beginnen.<br />
Um einer Idee auch Taten folgen zu<br />
lassen, muss nur der erste Stein ins Rollen<br />
gebracht werden. Wie beim Laufen über<br />
heiße Kohlen, eine Übung, die ich auch in<br />
meinen Seminaren durchführe, kostet der<br />
erste Schritt Überwindung und man kann<br />
den Gang auch verweigern, wird dann aber<br />
nie von der Erfahrung profitieren können.<br />
Traut man sich, den ersten Schritt zu gehen,<br />
gibt es kein Zurück mehr.<br />
Bilder: Jürgen Höller Akademie<br />
Du wandelst Angst nicht in Mut um<br />
Angst lähmt, blockiert und raubt wertvolle<br />
Energie und Zeit. Je größer die Angst, desto<br />
kleiner wird die Persönlichkeit. <strong>Erfolg</strong>reiche<br />
Menschen stellen sich ihren Ängsten,<br />
nehmen sie an und handeln trotzdem.<br />
Das beweist Mut. Wer an sich glaubt, strahlt<br />
dies auch aus. Durch das tägliche Vorsprechen<br />
aufbauender positiver Sätze vor dem<br />
Spiegel, wie „Im Jahr 2025 haben wir die<br />
Auszeichnung als Unternehmen des Jahres<br />
erzielt!“, manifestiert sich das Selbstbewusstsein<br />
auch im Unterbewusstsein. Die<br />
positive Wirkung dieser von Wissenschaftlern<br />
als Autosuggestion bezeichneten Methode,<br />
ist mittlerweile von zahlreichen wissenschaftlichen<br />
Studien bestätigt worden.<br />
Bereits Muhammad Ali brachte diese Technik<br />
Michael Jackson bei, als dieser noch ein<br />
Kind war. Auch dieser Methode verdankt<br />
der Popstar seinen späteren <strong>Erfolg</strong>.<br />
Jürgen Höller<br />
gilt als einer der führenden <strong>Erfolg</strong>sund<br />
Motivationstrainer Europas<br />
und brachte über 60 Bücher, DVDs<br />
und Audioprodukte heraus. Bereits<br />
mit 19 Jahren eröffnete er sein erstes<br />
Unternehmen und gründete<br />
in der Folgezeit 12 weitere erfolgreiche<br />
Firmen. Nachdem er alles<br />
verlor, startete er 2004 ein fulminantes<br />
Comeback. Die 6,6 Millionen<br />
Schulden, tilgte er innerhalb<br />
von nur 3,5 Jahren komplett.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.juergenhoeller.com<br />
Die letzten 5 Prozent Perfektion kosten<br />
dich 95 Prozent Anstrengung<br />
Perfektion ist manchmal unabdingbar, allerdings<br />
lähmt sie zeitlich. Vor allem verbrauchen<br />
wir oft für die letzten paar Prozent<br />
zur Perfektion viel mehr Energie und<br />
Zeit, als wir letztendlich anschließend an<br />
Output zurückerhalten. Achte also nicht<br />
unbedingt immer auf Perfektion, wenn sie<br />
nicht zwingend notwendig ist.<br />
Du strebst nicht immer den Sieg an<br />
Im Sport geht es nie darum, Mittelmaß<br />
oder gut zu sein. Wettstreiter treten immer<br />
mit dem Ziel an zu siegen. Dass es nicht<br />
immer klappt, ist dabei selbstverständlich,<br />
wer es aber gar nicht erst anstrebt,<br />
hat bereits den letzten Platz belegt. Wie<br />
im Sport solltest du immer versuchen, die<br />
Nummer eins zu werden und zu bleiben.<br />
Dafür musst du dich und dein Unternehmen<br />
regelmäßig selbst in Frage stellen und<br />
darüber nachdenken, welche neuen Ideen,<br />
Wege oder Maßnahmen helfen können,<br />
noch erfolgreicher zu werden.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
45
Einstellung<br />
Bild: Stephen Covey privat<br />
Stephen R. Covey<br />
ist Autor des Weltbestsellers<br />
„Sieben Wege zur Effektivität“,<br />
der 25 Millionen mal verkauft<br />
wurde. Er zählte laut Time <strong>Magazin</strong>e<br />
zu den 25 einflussreichsten<br />
Amerikanern und war sowohl<br />
Berater für Unternehmen als auch<br />
für die US-Regierung.<br />
Nur mit<br />
Disziplin<br />
bist du frei<br />
46 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Einstellung<br />
Einmal trainierte ich im Fitnessstudio<br />
gemeinsam mit einem<br />
Freund, der einen Doktor in<br />
Leistungsphysiologie besaß.<br />
Ihn interessierte besonders das<br />
Krafttraining. Er bat mich, ihm zu assistieren,<br />
während er seine Übungen im Bankdrücken<br />
machte, und ihm auf ein Zeichen<br />
hin das Gewicht abzunehmen. »Aber nicht,<br />
bevor ich es sage«, ermahnte er mich. Ich<br />
schaute also zu und wartete, während ich<br />
mich darauf vorbereitete, das Gewicht zu<br />
übernehmen. Das Gewicht ging rauf und<br />
runter, rauf und runter. Und ich konnte sehen,<br />
wie es ihn immer mehr Mühe kostete.<br />
Aber er ließ nicht locker. Er setzte mit der<br />
nächsten Aufwärtsbewegung an, und ich<br />
dachte: »Keine Chance.« Aber er schaffte<br />
es. Dann senkte er das Gewicht langsam<br />
wieder und begann von Neuem. Auf und<br />
ab, auf und ab. Als ich sein Gesicht sah,<br />
wie er sich abmühte und ihm die Adern<br />
beinahe aus der Haut sprangen, dachte<br />
ich: »Diesmal wird es fallen und ihm die<br />
Brust zerdrücken. Vielleicht sollte ich das<br />
Gewicht übernehmen. Vielleicht hat er die<br />
Kontrolle verloren und weiß nicht einmal,<br />
was er tut.« Aber er brachte das Gewicht<br />
heil herunter. Dann fing er wieder an. Ich<br />
konnte es nicht glauben. Als er mich<br />
schließlich anwies, das Gewicht zu übernehmen,<br />
fragte ich: »Warum hast du so<br />
lange gewartet?« Und mein Freund erwiderte:<br />
»Fast der ganze Nutzen der Übung<br />
stammt aus der allerletzten Phase, Stephen.<br />
Ich versuche, mir Kraft anzutrainieren.<br />
Und dazu ist es erforderlich, dass die Muskelfasern<br />
kleine Risse bekommen und die<br />
Nervenfasern den Schmerz registrieren.<br />
Die Natur macht den Schaden anschließend<br />
mehr als wieder gut, und binnen<br />
achtundvierzig Stunden sind die Muskeln<br />
stärker als zuvor.«<br />
Dasselbe Prinzip gilt auch für unsere emotionalen<br />
Muskeln wie beispielsweise die<br />
Geduld. Indem wir unsere Geduld über<br />
ihre Grenzen hinaus beanspruchen, erreichen<br />
wir, dass die emotionale Faser reißt.<br />
Nachdem die Natur das mehr als wieder<br />
gut gemacht hat, ist die Faser anschließend<br />
stärker als zuvor.<br />
Disziplin kommt von lateinisch discipulus,<br />
der Schüler, auch im Sinne von Jünger, Anhänger<br />
– Anhänger einer Philosophie, Anhänger<br />
bestimmter Prinzipien, Anhänger<br />
bestimmter Werte, Anhänger eines übergreifenden<br />
Ziels oder eines Menschen, der<br />
dieses Ziel verkörpert.<br />
Ich strenge mich jeden Morgen an, einen,<br />
wie ich es nenne, »privaten Sieg« zu erringen.<br />
Ich trete mindestens dreißig Minuten<br />
lang in die Pedale meines Trimmdichrads,<br />
während ich gleichzeitig in der Heiligen<br />
Schrift lese. Dann schwimme ich stramme<br />
fünfzehn Minuten im Pool und mache<br />
weitere fünfzehn Minuten lang im flachen<br />
Teil des Pools Yoga. Anschließend bete ich<br />
mit der inneren Einstellung des Zuhörens;<br />
ich lausche meinem Gewissen, während<br />
ich mir den Rest des Tages durch den Kopf<br />
gehen lasse: was es Berufliches zu tun gibt,<br />
wie sich meine Beziehungen zu meinen<br />
Familienangehörigen, Arbeitskollegen<br />
und Kunden gestalten werden. Ich lebe<br />
nach korrekten Prinzipien und verfolge<br />
wertvolle Ziele.<br />
Als Stephen R.<br />
Covey im Juli 2012<br />
starb, hinterließ er<br />
ein reiches Erbe in<br />
Form von<br />
Gedanken und<br />
Lehren zu Themen<br />
wie Führung,<br />
Zeitmanagement,<br />
Effektivität, <strong>Erfolg</strong> bis hin zu Liebe<br />
und Familie.<br />
Jetzt erscheint posthum die Sammlung<br />
„Seine Weisheiten und Prinzipien“,<br />
welche gewissermaßen seine<br />
komprimierte Weisheit enthält.<br />
Diesem Buch ist der Auszug auf<br />
dieser Seite entnommen.<br />
Hören Sie in einer Sache, von der Sie wissen,<br />
dass Sie sie tun sollten, auf Ihr Gewissen.<br />
Beginnen Sie klein – geben Sie sich ein<br />
Versprechen und halten Sie es. Geben Sie<br />
sich dann ein etwas größeres Versprechen<br />
und halten Sie es ebenfalls. Irgendwann<br />
werden Sie feststellen, dass Ihr Ehrgefühl<br />
stärker ist als Ihr innerer Schweinehund,<br />
und das verschafft Ihnen die Zuversicht<br />
und den Antrieb, mit anderen Bereichen<br />
fortzufahren, in denen Ihnen Verbesserungen<br />
wünschenswert erscheinen oder in<br />
denen Sie sich nützlich machen möchten.<br />
Viele Leute setzen Disziplin mit fehlender<br />
Freiheit gleich. Tatsächlich aber trifft das<br />
Gegenteil zu: Nur disziplinierte Menschen<br />
sind wirklich frei. Die undisziplinierten<br />
hingegen sind Sklaven ihrer Stimmungen,<br />
Gelüste und Leidenschaften.<br />
Die meisten Menschen sagen, ihr Hauptfehler<br />
sei ein Mangel an Disziplin. Bei<br />
genauerer Betrachtung halte ich das für<br />
falsch. Ihr Grundproblem liegt darin, dass<br />
ihre Prioritäten noch nicht tief in ihrem<br />
Hirn und Herz verwurzelt sind.<br />
Die Organisation auf wöchentlicher Basis<br />
liefert wesentlich mehr Ausgewogenheit<br />
und Rücksicht auf den Kontext als tägliche<br />
Planung. Es scheint eine implizite<br />
kulturelle Anerkennung der Woche als<br />
einzelner, vollständiger Zeiteinheit zu geben.<br />
Das Wirtschaftsleben, Erziehung und<br />
Ausbildung und viele andere Facetten der<br />
Gesellschaft operieren innerhalb des wöchentlichen<br />
Rahmens und setzen gewisse<br />
Tage für gezieltes Engagement und andere<br />
für Entspannung oder Inspiration fest.<br />
Privater <strong>Erfolg</strong> kommt vor öffentlichem<br />
<strong>Erfolg</strong>. Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin<br />
sind das Fundament für gute Beziehungen<br />
mit anderen.<br />
Treiben Sie sich die Angewohnheit des<br />
ständigen Aufschiebens und all die vielen<br />
Undiszipliniertheiten aus. Tun Sie das,<br />
wenn Sie für sich sind – und ich sage Ihnen,<br />
Sie werden schwitzen; das ist kein einfaches<br />
Unterfangen – es gehört sogar zum<br />
Schwierigsten überhaupt – aber Sie sollten<br />
sich wirklich die Zeit dafür nehmen, und<br />
dann werden Sie feststellen, wie allmählich<br />
die Heiterkeit und die Kraft wieder Einzug<br />
halten in Ihr Leben.<br />
Vor Jahren waren wir alle fasziniert von<br />
den Mondreisen. Superlative wie »fantastisch«<br />
und »unglaublich« reichen nicht<br />
aus, um diese ereignisreichen Tage zu beschreiben.<br />
Was an diesen Himmelsreisen<br />
erforderte die meiste Kraft, die meiste Energie?<br />
Der etwa eine viertel Million Meilen<br />
lange Flug bis zum Mond? Die Rückkehr<br />
zur Erde? Die Umkreisung des Mondes?<br />
Das Abheben vom Mond? Nein, das war<br />
es nicht – nicht einmal alles zusammen.<br />
Es war das erste Abheben von der Erde.<br />
Die ersten Minuten nach dem Start, die<br />
ersten Flugmeilen, kosteten mehr Energie<br />
als eine halbe Million Meilen in den folgenden<br />
Tagen.<br />
Von Gewohnheiten geht ebenfalls eine<br />
gewaltige Gravitationskraft aus. Um tief<br />
verwurzelte Gewohnheiten wie ständiges<br />
Aufschieben, Ungeduld, Kritiksucht, ein<br />
Leben in Exzessen oder Selbstsucht zu<br />
durchbrechen, braucht es mehr als ein bisschen<br />
Willenskraft und ein paar kleinere<br />
Veränderungen im Leben.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
47
Einstellung<br />
Bodo Schäfer<br />
Herr Schäfer, Sie sind<br />
Europas bester Geldcoach.<br />
Immer noch<br />
ist Geld ein Tabuthema.<br />
Was haben wir<br />
eigentlich gegen das Geld?<br />
Wir haben etwas gegen Geld, da wir<br />
glauben, es korrumpiert uns und verdirbt<br />
den Charakter. Religiöse Menschen<br />
denken, man kommt dann nicht<br />
in den Himmel, um es in der religiösen<br />
Sprache zu sagen. Ich bin religiös aufgezogen<br />
worden und ich war mit 26 Jahren<br />
pleite, weil ich diese ganzen Vorurteile<br />
und Glaubenssätze hatte. Diese Dinge<br />
sind also durchaus ernst zu nehmen.<br />
Es ist nicht so, dass irgendjemand<br />
irgendetwas erfindet, sondern das<br />
sind gewachsene Glaubenssätze, die<br />
durch Elternhäuser, Schulen, unsere<br />
Gesellschaft und auch durch die<br />
Medien genährt werden. Die Medien<br />
zeichnen fragwürdige Bilder von Reichen,<br />
die Geissens als Stichwort. Dann<br />
denkst du: „Naja, will ich wirklich so werden?“.<br />
Und so hat sich ein Gedanke verfestigt,<br />
dass Geld tatsächlich etwas ist, wofür<br />
ich einen Preis zahle und der Preis ist, dass<br />
Liebe<br />
Bodo Schäfer<br />
ist Money Coach und Bestsellerautor. An<br />
seinem 7-Jahres-Kurs zur finanziellen<br />
Freiheit haben bereits über 10.000<br />
Menschen teilgenommen. Bodo Schäfer<br />
hat schon vor über 800.000 Menschen<br />
Seminare gehalten.<br />
Melden Sie sich jetzt zum gratis Video-<br />
Coaching von Bodo Schäfer an und<br />
erfahren Sie, ob es wirklich möglich<br />
ist, finanziell frei zu werden!<br />
>> www.bit.ly/bserfolg<br />
ich kein guter Mensch mehr bin und<br />
keine Freunde mehr habe. Ich glaube<br />
es ist wichtig, dass wir den Menschen<br />
etwas ganz Einfaches an die Hand<br />
geben. Damit wir verstehen, dass es<br />
gar nicht um Geld geht, denn jeder,<br />
der dem Geld hinterherjagt, hat es<br />
schwer. Sondern dass wir einen<br />
Wert schaffen, wie zum Beispiel<br />
Ihr <strong>Magazin</strong>, das hoffentlich den<br />
Menschen hilft, sich mit dem<br />
Thema <strong>Erfolg</strong> besser auseinander<br />
zu setzen, es tiefer zu verstehen,<br />
Vorurteile abzubauen und<br />
durch andere Glaubenssätze zu<br />
ersetzen. Also, Sie schaffen einen<br />
Wert und dann ist es auch<br />
richtig und wichtig, wenn<br />
dem Wert Geld folgt und das<br />
Geld verwandeln wir dann<br />
wieder in Werte. Und Werte<br />
sind einmal Beziehungen mit<br />
Menschen, sind Investitionen in<br />
uns selbst, dass wir stärker werden, und<br />
48 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Einstellung<br />
sind natürlich auch Assets, also Investments,<br />
die uns einen Return bringen.<br />
Eine persönliche Frage: Wie war das denn<br />
bei dem kleinen Bodo? Hat man schon<br />
immer gesagt: „Der wird mal irgendwas<br />
mit Geld machen“?<br />
Da hat man gesagt: „Der spinnt.“ Ich habe<br />
ab dem sechsten Lebensjahr gesagt, dass<br />
ich mal reich werden<br />
will und anderen zeigen<br />
will, wie man auch<br />
reich wird und das in<br />
einer religiösen Familie.<br />
Meine Mutter hat davor<br />
wirklich Angst gehabt. Als ich dann später<br />
mein Studium geschmissen habe, hat meine<br />
Mutter den Pfarrer ins Haus geholt. Der<br />
sollte mit mir sprechen und mir vor allem<br />
ins Gewissen reden. Er hat mich gefragt,<br />
was ich machen will und ich habe ihm<br />
geantwortet, dass ich etwas mit Geld machen<br />
und reich werden will. Er wollte mir<br />
Ratschläge geben, ich habe ihn aber unterbrochen<br />
und gefragt: „Herr Pfarrer, können<br />
Sie mir sagen, wie viel Sie verdienen?“.<br />
Da fing er an mir zu sagen, dass es darum<br />
gar nicht ginge. „Doch“ sagte ich, „darum<br />
geht’s, denn wir reden schließlich um meinen<br />
Job und da ist Einkommen wichtig.<br />
Also sagen Sie mir, wie viel Sie verdienen.“<br />
Da sagte er nur, dass er nicht viel verdiene.<br />
Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir<br />
das wie folgt machen: „Als Vorbild für<br />
Einkommensfragen möchte ich Sie nicht<br />
hinzuziehen aber wenn ich in spirituellen<br />
Dingen Rat haben möchte, dann komme<br />
ich wieder zu Ihnen“. Da fing er zu lachen<br />
an, was mich überrascht hat, und sagte<br />
„Da haben Sie eigentlich recht“.<br />
Sie haben das wohl erfolgreichste deutsche<br />
Buch über Vermögensaufbau geschrieben.<br />
Sind Ihnen viele Menschen<br />
begegnet, die Ihnen nachher bestätigt<br />
haben, dass die Methode tatsächlich<br />
funktioniert?<br />
Ich habe jedenfalls 36.000 Briefe bekommen<br />
von Menschen, die mir Feedback geben,<br />
dass sie entweder finanziell frei geworden<br />
oder auf einem guten Weg dahin sind. Das<br />
ist natürlich ein gigantisches Feedback.<br />
Was kann man denn unmittelbar tun,<br />
um besser mit Geld zu werden?<br />
Wenn Sie jetzt erwarten, dass ich einfach<br />
schnipse und dann fällt der Goldstaub über<br />
Sie, das ist natürlich Unsinn und das wissen<br />
wir alle. Das wäre auch nicht seriös. Es<br />
gibt sechs Schritte und die brauchen Zeit.<br />
Also, der erste Schritt besteht darin, reich<br />
zu denken und seine Gedanken, also die<br />
»Ich nehme mir ein Ziel und das<br />
nehme ich einfach mal zehn.«<br />
Glaubenssätze, zu ändern. Das ist das Erste<br />
und gleichzeitig das Schwierigste, denn wir<br />
müssen eigentlich denken wie ein Reicher,<br />
obwohl wir gar nicht reich sind. Aber wenn<br />
uns das nicht gelingt, dann wird es auch<br />
nicht funktionieren. Nehmen wir nur mal<br />
die Ziele. Normale Menschen machen gar<br />
keine großartigen Ziele. Die Mittelschicht<br />
hat realistische Ziele und die Reichen, die<br />
setzen sich Ziele mit dem Faktor zehn. Die<br />
sagen: „Ich nehme mir ein Ziel und das<br />
nehme ich einfach mal zehn.“ Und dann<br />
ist es riesig groß. Das ist entsetzlich für die<br />
Das Geld<br />
Das Interview führte<br />
Julien Backhaus<br />
Lerne »reich« zu denken<br />
meisten Menschen, dieses „reich denken“.<br />
Dann müssen wir schon lernen zu sparen,<br />
ohne dass es weh tut, also den Gürtel nicht<br />
enger schnallen. Da habe ich Systeme, die<br />
automatisch zum Millionär machen. Und<br />
dann müssen wir natürlich planen, denn<br />
wir müssen auch mehr verdienen. Wir<br />
müssen investieren und es auch genießen,<br />
es ausgeben. Und das braucht Zeit. Seriös<br />
kann ich sagen, in sieben Jahren kann<br />
jemand finanziell frei sein. Bei mir waren<br />
es viereinhalb Jahre, vielleicht kann es ein<br />
anderer in drei schaffen, aber seriös wäre<br />
zu sagen, dass man es in sieben Jahren<br />
schaffen kann.<br />
Definieren Sie persönlich <strong>Erfolg</strong> auch<br />
über Geld, darf man sowas an erster Stelle<br />
schreiben?<br />
Ich glaube wir müssen das sogar an erster<br />
Stelle schreiben, zumindest, wenn wir mit<br />
einem Money Coach<br />
reden. Und das hat einen<br />
ganz einfachen<br />
Grund. Alles, was wir<br />
sonst als <strong>Erfolg</strong> beziffern<br />
könnten, wäre<br />
nicht messbar. Wenn Sie also sagen, dass<br />
Sie ein glücklicher Mensch sind, dann<br />
freut mich das für Sie. Aber woher weiß<br />
ich, dass Ihre Aussage stimmt. Wie kann<br />
das irgend jemand nachprüfen? Bei Geld<br />
ist das ganz einfach. Du guckst auf deinen<br />
Kontoauszug und dann weißt du Bescheid.<br />
Wobei ich nochmal sagen kann: Geld ist<br />
nicht wichtig, wichtig ist der Wert, den wir<br />
damit schaffen. Und der Wert, den wir vorher<br />
schaffen. Denn wenn wir am Ende wieder<br />
Wert investieren, dann sind wir wieder<br />
wertvoller, verdienen also auch wieder<br />
mehr Geld. Das ist also eine<br />
Positivspirale. Aber ja, lassen<br />
Sie es mich noch deutlicher<br />
sagen. Würden Sie<br />
sagen, dass es okay ist, Geld<br />
zu lieben? Viele Menschen<br />
sagen dazu klar „nein“. Und<br />
jetzt kommt meine Frage:<br />
Wenn Liebe die stärkste<br />
Kraft im Universum ist und<br />
ich sage nicht klar: „Ich liebe<br />
Geld“. Ja was mache ich<br />
denn dann? Dann sage ich,<br />
dass Geld nicht so wichtig<br />
ist oder ich sogar ein misstrauisches<br />
Verhältnis zu Geld habe. Ich<br />
habe damit erstmal nicht die wichtigste<br />
Kraft des Universums auf meiner Seite, um<br />
meine Vermögensziele zu erreichen, frei zu<br />
sein, meine Träume zu verwirklichen und<br />
anderen zu helfen, denn dafür brauche ich<br />
Geld. Immer wenn ich einen positiven<br />
Glaubenssatz nicht habe, dann habe ich<br />
möglicherweise sogar einen anderen<br />
negativen, der mich auch noch stärker<br />
hemmt. Also ja, Geld kann man lieben<br />
und all das, was es erreicht. Der zweite<br />
wichtige Glaubenssatz ist, dass Geld<br />
nicht alleine das Wichtigste ist. Fünf<br />
Bereiche sind wichtig und Geld ist einer<br />
davon. Aber die Leute, die sagen, dass<br />
Geld nicht wichtig ist, sind meistens die<br />
gleichen, die damit in Wahrheit ausdrücken,<br />
dass Geld für sie überhaupt nichts<br />
ist und sie damit nicht zurechtkommen.<br />
Und das ist gefährlich, deswegen sage ich:<br />
„Nimm Geld nicht als das Wichtigste, aber<br />
als so wichtig, dass es zu einer unterstützenden<br />
Kraft in deinem Leben wird.“<br />
Bild: Bodo Schäfer Akademie, Jan.con<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
49
Einstellung<br />
Scheiß darauf, wenn‘s<br />
nicht funktioniert<br />
Wenn man mich heute fragt: „Katja, wie<br />
werde ich erfolgreicher?“ ist meine Antwort:<br />
„Mach mehr Fehler.“ Dummerweise wird<br />
uns genau das Gegenteil beigebracht. Wir<br />
leben in Deutschland in einer „Nullfehlerkultur“,<br />
nach dem Motto: „Mach lieber gar<br />
nichts, ehe was schief geht.“ Schon in der<br />
Schule kriegen wir beigebracht:<br />
Wer Fehler macht,<br />
wird bestraft. Später im Job<br />
heißt es dann: Wer Fehler<br />
macht, fliegt raus. Ob in der<br />
Schule oder später im Beruf, wir lernen: Du<br />
darfst nichts falsch machen. Und das ist der<br />
Beginn des Misserfolgs.<br />
Stell dir doch mal vor, du wärst mit diesem<br />
Fehlervermeidungsverhalten auf die Welt<br />
gekommen. Du wärst heute noch im Krabbel-und<br />
Kriechmodus unterwegs. Beim<br />
ersten gescheiterten Gehversuch hättest du<br />
das Handtuch geschmissen. Du hättest es<br />
versucht, hättest mutig ein Bein vor das andere<br />
gesetzt, irgendwas wäre schief gegangen<br />
und du: „Autsch, Fehler! So ein Mist.<br />
Das funktioniert nicht mit dem Laufen! Ich<br />
lass das, das sollen mal schön die anderen<br />
machen. Ich bleib liegen, das ist sicherer.“<br />
Laufen lernen wir aber nur durch laufen.<br />
»Mach mehr Fehler.«<br />
Und das gilt für alles andere im Leben auch.<br />
Wir lernen nur, in dem wir es tun. Und hinfallen<br />
gehört nun mal zum Tun dazu. Dummerweise<br />
sind wir immer weniger bereit<br />
auf die Klappe zu fallen, je älter wir werden.<br />
Wir sind weniger bereit etwas zu riskieren<br />
und wir werden immer vorsichtiger. Das<br />
Ganze nennen wir dann Vernunft. Die<br />
Folge unserer Vernunft? Wir versuchen es<br />
nicht einmal. Vor lauter Angst, es könnte<br />
schief gehen. Oder wir versuchen es und<br />
sobald etwas schief geht, geben wir auf! Wir<br />
werfen das Handtuch und<br />
dann kommt einer meiner<br />
Lieblingssätze: „Es hat halt<br />
nicht geklappt. Es sollte<br />
wohl nicht sein.“ Hallo?<br />
Wer sagt das? Und wie wäre es mit: Einfach<br />
noch mal probieren?<br />
Scheitern ist nicht schlimm<br />
Ich fuhr mit 25 Jahren den ersten Porsche<br />
und war eine der abschlussstärksten Immobilienverkäuferinnen.<br />
Auf meinem Konto<br />
stehen über 50.000 geführte Cold Calls<br />
aus dem Berliner Telefonbuch und mehr<br />
Bilder: Hour Of Power<br />
50 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Einstellung<br />
als 7000 Verkaufsgespräche. Ich weiß, wie<br />
man sich in einem hart umkämpften Markt<br />
durchsetzt und sich den <strong>Erfolg</strong> holt, den<br />
man haben will. Aber ich kenne nicht nur<br />
<strong>Erfolg</strong>. Ich kenne auch das Gegenteil. Mit<br />
30 Jahren war ich das erste Mal pleite. Ich<br />
habe mein Geld nicht mehr bekommen,<br />
meine Auftraggeber haben mich nicht<br />
mehr bezahlt. Von einem Tag auf den anderen.<br />
Peng! Das ist mir insgesamt zweimal in<br />
meinem Leben passiert.<br />
Jetzt kann man sagen: „Oh wie blöd.“, oder:<br />
„Was für Arschlöcher.“ oder „Das war aber<br />
Pech, da hat dir das Schicksal aber böse mitgespielt.“,<br />
was auch immer einem dazu einfällt.<br />
Aber darum geht es nicht. Wen interessiert<br />
es, wie ich da rein gekommen bin? Und<br />
was ändert es, dass ich wusste, wer mich in<br />
diese Situation gebracht hat? Fakt ist: Ich<br />
war pleite, den Umstand konnte ich nicht<br />
ändern. Nur weil ich die Schuldigen kannte,<br />
hat es an den Folgen nichts geändert. Ich<br />
war ich immer noch pleite. Ich hatte nur eine<br />
einzige Chance: Die Umstände zu akzeptieren<br />
und das Beste aus ihnen zu machen.<br />
In dieser Zeit habe ich die für mich wichtigste<br />
Lektion in meinem Leben gelernt:<br />
Scheitern ist nicht schlimm. Es geht immer<br />
irgendwie weiter. Egal wie ausweglos eine<br />
Situation auch scheint. Das einzige was<br />
zählt ist, das du wieder aufstehst. Fehler und<br />
vermeintliches Scheitern sind immer nur<br />
eine Momentaufnahme. Beides gehört zum<br />
Leben dazu wie die Luft zum atmen. Für<br />
mich sind Fehler sind nichts anderes als ein<br />
notwendiger Schritt auf dem Weg zum Ziel.<br />
Hätte ich meine „Fehler“ nicht gemacht,<br />
wäre ich heute nicht da wo ich bin. Und das<br />
wäre verdammt schade.<br />
Scheiß auch aufs Talent<br />
Genauso wenig wie Fehler verantwortlich<br />
für Misserfolge sind, sind Talent, Begabung,<br />
Glück verantwortlich für <strong>Erfolg</strong>. <strong>Erfolg</strong><br />
ist auch kein Geburtsrecht und schon<br />
gar nicht das Ergebnis günstiger Umstände.<br />
Jeder Mensch hat die Chance in seinem Leben<br />
erfolgreich zu sein- immer und zu jeder<br />
Zeit. Die beiden einzigen Voraussetzungen<br />
hierfür sind:<br />
1. das du es wirklich willst und<br />
2. das du es zulässt.<br />
Und hier steht uns wieder unsere Angst vor<br />
Fehlern im Weg. Wenn wir Angst haben,<br />
ob etwas funktioniert oder nicht, wenn wir<br />
keine Fehler machen wollen, dann lassen<br />
wir es eben nicht zu. Vor lauter Angst sehen<br />
wir nur das was schief gehen könnte.<br />
Wir sehen die Probleme und nicht die Lösungen.<br />
Wir sehen die Hindernisse und<br />
nicht die Chancen. <strong>Erfolg</strong> funktioniert weder<br />
im Problemfokus noch im daraus resultierenden<br />
Angstmodus. <strong>Erfolg</strong> funktioniert<br />
aber auch nicht, wenn wir nicht wissen,<br />
was wir wirklich wollen, was uns antreibt.<br />
Frage ich meine Teilnehmern nach ihren<br />
Katja Porsch ist Motivational Speaker, Verkaufsexpertin<br />
und Autorin. Sie war eine der abschlussstärksten<br />
Immobilienverkäuferinnen Deutschlands<br />
und kämpfte sich erfolgreich aus zwei Pleiten<br />
zurück zum <strong>Erfolg</strong>.<br />
Zielen kommen oft so Wischiwaschi-Aussagen<br />
wie: „Na ja, über die Runden kommen.“<br />
„Sich was leisten können.“, „Zufrieden<br />
sein.“ usw. Was genau bedeutet das? Je<br />
unklarer unser Bild von dem ist, was wir<br />
haben wollen, umso unklarer ist, ob wir es<br />
jemals erreichen. Das Gegenteil von Angst<br />
ist Freude. Nur keine Angst zu haben hilft<br />
nicht. Wir müssen im Gegenzug auch wissen,<br />
was uns im Leben wirklich antreibt,<br />
was unser Traum bzw unsere Vision ist.<br />
Ohne Traum kein Motor und ohne Motor<br />
kein Antrieb, so einfach ist das.<br />
Achte auf Deinen Fokus<br />
Der einzige Unterschied zwischen erfolgreichen<br />
Menschen und denen, die es gerne<br />
wären, sind ihre Gedanken- nicht mehr<br />
und nicht weniger. <strong>Erfolg</strong> ist in erster Linie<br />
eine Frage des richtigen Fokus.<br />
Ich habe letztens eine Studie gelesen, in der<br />
Deutsche gefragt wurden, wie glücklich sie<br />
mit ihrem Leben sind. 59 % sagten, sie seien<br />
„ziemlich zufrieden“. Hallo, was bitte ist<br />
„ziemlich zufrieden“? Was heißt das? Was<br />
genau ist das für ein Zustand? Klar kannst<br />
du jetzt sagen: „Mensch Porsch, jetzt komm<br />
mal runter. Wir leben in Deutschland, da ist<br />
ziemlich zufrieden schon fast euphorisch.<br />
Aber ehrlich, willst du auf deinem Grabstein<br />
stehen haben: „Ich führte ein ziemlich<br />
zufriedenes Leben?“<br />
Wenn ich aber „ziemlich zufrieden“ fokussiere,<br />
werde ich „richtig geil“ nicht bekommen.<br />
Wir bekommen immer, was wir erwarten<br />
im Leben. Unser Handeln folgt nun<br />
mal unserem Fokus. Wenn du Probleme erwartest,<br />
wirst du sie bekommen.<br />
Wenn du denkst, das<br />
wird doch<br />
s o w i e s o<br />
w i e d e r<br />
nicht funktionieren,<br />
wird es das<br />
auch nicht.<br />
Das ganze<br />
Prinzip<br />
funktioniert<br />
aber zum<br />
Glück auch<br />
in die andere<br />
Rich- tung. Wenn<br />
du denkst: „Ich schaff das!<br />
Ich krieg das hin!“ wirst du das auch tun,<br />
früher oder später. Du musst nur durchhalten.<br />
Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es<br />
geschafft habe, mich aus zwei Pleiten wieder<br />
raus zu holen und so erfolgreich zu werden.<br />
Die Antwort ist simpel: Ich habe meinen<br />
Fokus geändert. Nicht mehr und nicht<br />
weniger. Oft investieren wir unsere Energie,<br />
indem wir versuchen unser Umfeld, die<br />
Menschen und die Umstände zu ändern.<br />
Ein sinnloses Unterfangen. All das können<br />
wir nur schwer beeinflussen. Was wir aber<br />
beeinflussen können, sind unsere Gedanken,<br />
sie entscheiden über unser Handeln<br />
und damit über das Ergebnis.<br />
Wenn ich „ziemlich zufrieden“ fokussiere,<br />
werde ich „richtig geil“ nicht bekommen.<br />
Jetzt kennst du die vier Gesetze, die du<br />
verfolgen musst, wenn du erfolgreich oder<br />
noch erfolgreicher werden willst:<br />
1. Ändere Gedanken: Fokussiere dich immer<br />
auf die Lösung, nicht auf das Problem.<br />
2. Sei bereit Fehler zu machen: Fehler sind<br />
ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum<br />
Ziel/<strong>Erfolg</strong>.<br />
3. Finde Deinen Traum: Ohne Motor wirst<br />
du dich nicht in Bewegung setzen.<br />
4. Erwarte, dass du es schaffst: Nur wenn du<br />
glaubst, dass du es schaffst, wirst du stark<br />
genug sein, mit Niederlagen umzugehen<br />
und immer wieder aufzustehen.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
51
Einstellung<br />
Udo Jürgens<br />
52 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Einstellung<br />
Nur dieser Weg!<br />
» «<br />
Entweder ich schaffe es mit der Musik oder ich gehe mit ihr unter.<br />
Bild Jürgens: Pressebild, Klapheck: Goldeck<br />
Viele Menschen könnten<br />
deutlich mehr Erfüllung<br />
in ihren Beruf bringen, als<br />
das im Moment der Fall ist.<br />
Nämlich dadurch, dass sie<br />
sich auf ihre wahren Stärken besinnen und<br />
den Mut finden, jetzt die richtigen Schritte<br />
einzuleiten.<br />
Wir beschränken unser Denken viel zu<br />
häufig auf die klassischen Wege und lassen<br />
unseren Verstand von vornherein viel zu<br />
viele Optionen ausschließen.<br />
So wie einst ein schottischer junger Mann.<br />
Er arbeitete als Milchmann, Baggerfahrer<br />
und Bademeister, bevor er sich auf das<br />
Lackieren und Polieren von Särgen spezialisierte.<br />
Erst als er sich auf einen Weg konzentrierte,<br />
den sein Verstand zuvor ausgeschlossen<br />
hatte, wurde er erfolgreich und<br />
weltberühmt. 1999 wählte ihn das People-<br />
<strong>Magazin</strong> zum Sexiest Man des Jahrhunderts.<br />
Ich spreche von Sean Connery.<br />
Nicht jeder hat das Zeug zu einer Weltkarriere<br />
und nicht jedem würde sie Spaß<br />
machen. Aber ich bin davon überzeugt,<br />
dass sich viele Menschen deutlich verbessern<br />
und deutlich mehr selbst verwirklichen<br />
könnten, wenn Sie festgefahrene<br />
Gedankenbahnen mutig verlassen.<br />
Und Sie können mir eines glauben: Bei mir<br />
klingelt auch niemand an der Tür, um eine<br />
große Kiste abzuladen und mich aufzufordern:<br />
»Hallo, Martin, hier ist ein ganzer<br />
Karton voller höchst lukrativer Aufträge.<br />
Greif kräftig rein und such ein paar Hände<br />
voll aus.« Auch ich muss handeln und<br />
brauche manchmal Geduld und einen langen<br />
Atem.<br />
Viele Musiker, die heute von Millionen<br />
Fans umjubelt werden, haben mal ganz<br />
klein angefangen – und in ihrer besch...<br />
eidenen Lage alles an Aufträgen angenommen,<br />
was sie kriegen konnten. Die US-<br />
Sängerin Lana del Rey etwa, die mit ihren<br />
melancholischen Songs inzwischen einige<br />
ChartHits gelandet hat, musste erst mal<br />
sieben Jahre durch die Provinz tingeln:<br />
immer kurz vorm Abgrund, finanziell wie<br />
künstlerisch. Bis 2010 endlich der Durchbruch<br />
kam.<br />
Paul Potts war Smartphone-Verkäufer für<br />
die Einzelhandelskette The Carphone-<br />
Warehouse und sang eher hobbymäßig.<br />
Udo Jürgens (rechts), erzählte Martin<br />
Klapheck (Mitte) bei einem Treffen 2010<br />
von seinem langen Weg zum erfolgreichen<br />
Musiker.<br />
Martin Klapheck<br />
„Der Piano-Referent“ ist Keynote-<br />
Speaker, Buchautor, Unternehmer und<br />
preisgekrönter Pianist. Er gehört zu den<br />
führenden Experten für <strong>Erfolg</strong> und kreatives<br />
Handeln.<br />
Seinen großen Durchbruch erlebte er nach<br />
seinem Auftritt bei der britischen Castingshow<br />
»Britan‘s Got Talent« am 9. Juni 2007.<br />
Allein in Deutschland verkaufte er 3,5 Millionen<br />
Alben.<br />
Oder Udo Jürgens, den ich 2010 persönlich<br />
kennenlernte. Er erzählte mir, dass er<br />
fast 15 Jahre lang ausschließlich Negativerlebnisse<br />
hatte bei dem Versuch, bekannt<br />
zu werden. Ursprünglich sang er während<br />
Unterhaltungsshows Schlager anderer<br />
Interpreten. Als er sich irgendwann weigerte,<br />
das weiterhin zu tun, weil ihm seine<br />
eigene Musik am Herzen lag, kündigte<br />
seine Schallplattenfirma sogar den Vertrag<br />
mit ihm. Er war sich unsicher, ob ihm der<br />
Durchbruch gelingen würde. Aber er sagte:<br />
»Ich schaffe es mit der Musik oder gehe<br />
Sicherheit kann Sie<br />
im Stich lassen –<br />
Ihre Stärken hingegen<br />
lassen Sie nie im Stich.<br />
mit der Musik unter, aber das wäre immer<br />
noch besser, als in einem Büro zu versauern.«<br />
Udo Jürgens hat an seiner Musik festgehalten<br />
und als er 1966 beim Grand Prix<br />
Eurovision mit »Mercie Cherie« den ersten<br />
Platz erreichte, folgte der lang ersehnte internationale<br />
Durchbruch. Mit über 100<br />
Millionen verkaufter Tonträger war er der<br />
kommerziell erfolgreichste Unterhaltungsmusiker<br />
im deutschen Sprachraum.<br />
Müssen Sie für Ihr Geld nicht ohnehin<br />
viel Engagement aufbringen? Oder vielleicht<br />
sogar krampfhaft darum kämpfen?<br />
Wie wäre es, wenn Sie diese Kraft gleich<br />
da investieren, wo Sie im Gegenzug sofort<br />
mit Freude und Erfüllung belohnt werden<br />
– und nicht nur mit Geld? »Solide« Brotund-Butter-Jobs<br />
vermitteln allenfalls eine<br />
Scheinsicherheit.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
53
Wissen<br />
Leon Windscheid<br />
Gegen die Spirale<br />
der Angst<br />
Mein „Wer wird Millionär?“-Abenteuer<br />
begann in Unterhosen und endete auch<br />
mit Günther Jauch in Unterhosen.<br />
Buchauszug aus „Das Geheimnis der Psyche“<br />
von Leon Windscheid, Ariston Verlag<br />
Der Kerngedanke bei der Spirale der<br />
Angst ist, dass sich unsere Angstreaktion<br />
aufschaukeln kann. Genau das hatte ich<br />
bei meinem Referat in der Uni erlebt. Ein<br />
kleines Anzeichen von Angst bringt uns<br />
in Habachtstellung. Jetzt sind wir besonders<br />
sensibel für alles, was eine Gefahr<br />
sein könnte: Ich denke, dass ich schwitze.<br />
Das ist peinlich. Alle sehen das. Jetzt steigt<br />
mein Angstniveau. Sofort wird mir noch<br />
wärmer. Jetzt sehe ich, dass<br />
ich unter den Achseln schon<br />
zwei Schweißpfannekuchen<br />
auf dem Hemd habe. Die Mädels<br />
in Reihe drei fangen an<br />
zu kichern, oder? Für mein<br />
Hirn sind das alles Gefahren.<br />
Was tun bei Gefahr? Noch<br />
mehr Angst! Ich fange an,<br />
mich zu verhaspeln. Mein<br />
Vortrag wird in einem Fiasko enden! Es<br />
kommt zu einem Aufschaukeln zwischen<br />
Reizen aus der Umgebung, die man als<br />
Gefahr interpretiert, und unserem Hirn,<br />
das uns mit Angst auf die Gefahren vorbereiten<br />
möchte – und alles (anscheinend)<br />
nur noch schlimmer macht. Sobald man in<br />
den Strudel der Spirale gezogen wird, geht<br />
es immer weiter nach oben, wie in einem<br />
Tornado. Wenn man einem Spinnenphobiker<br />
ein Krabbeltier auf den Kopf setzt,<br />
schießt die Angstkurve Richtung Himmel.<br />
Gefühlt wird diese Kurve nach oben<br />
niemals abflachen und die Angst immer<br />
schlimmer.<br />
Nachdem unsere Dozentin die Idee hinter<br />
der Spirale der Angst erklärt hatte, zückte<br />
sie wieder den dicken Edding. Energisch<br />
zog sie einen waagerechten Strich durch<br />
Da sitzt man dann zu Hause<br />
auf der Couch und denkt:<br />
»Mensch, ist der doof!«<br />
die gemalte Spirale. Was Psychotherapeuten<br />
ihren Angstpatienten klarmachen,<br />
ist, dass die Spirale der Angst ein natürliches<br />
Ende hat. Irgendwann ist Schluss.<br />
Angst flacht ab. Man gewöhnt sich an alles.<br />
So unangenehm der Weg dahin auch<br />
ist und so unmöglich es einem am Anfang<br />
erscheinen mag. In der Therapie lernen<br />
Angstpatienten, ein »Angstimmunsystem«<br />
gegen die falschen Gefahrensignale aufzubauen.<br />
Und das geht am besten, indem<br />
sie mit der vermeintlichen Gefahrenquelle<br />
konfrontiert werden.<br />
Das nennen wir Psychologen Exposition.<br />
Vereinfacht gesagt, wird einem der Auslöser<br />
der Angst so lange vorgehalten, bis die<br />
Angst von allein abnimmt. Dabei ist klar,<br />
dass ein Profi jemandem mit Spinnenphobie<br />
niemals unvermittelt eine Vogelspinne<br />
auf den Kopf setzen würde. Im<br />
Gegenteil. Die Exposition beginnt<br />
ganz unten. Genau wie<br />
die Spirale der Angst. Vielleicht<br />
mit dem Foto einer Biene. Die<br />
ist immerhin schon ein Insekt.<br />
Schrittchenweise geht es dann<br />
weiter bin zum Spinnenfoto.<br />
Dann eine ganz kleine Spinne<br />
im Käfig und irgendwann<br />
vielleicht die Vogelspinne auf dem Kopf.<br />
Bei jedem einzelnen Schritt lernt der Patient<br />
seine Angst ein wenig besser kennen<br />
und beginnt, mit ihr umzugehen. Dadurch<br />
nimmt die Angst ab.<br />
Für mich war die gemalte Spirale auf dem<br />
Flipchart ein Psycho-Schlüsselmoment.<br />
Und zwar aus drei Gründen. Erstens habe<br />
ich hier zum ersten Mal richtig verstan-<br />
54 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Der Moment als Leon<br />
Windscheid die Eine-<br />
Million-Euro-Frage<br />
richtig beantwortet.<br />
Bilder: Stefan Gregorowius<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
55
Wissen<br />
den, warum Psychologie den Leuten helfen<br />
kann. Zweitens wurde mir klar, dass es<br />
vollkommen egal ist, ob man tatsächlich<br />
an einer psychischen Störung leidet oder<br />
nicht. Die Grundideen vieler psychotherapeutischer<br />
Ansätze kann man wunderbar<br />
auch dann auf sich selbst anwenden, wenn<br />
man seine Psyche in einem bestimmten<br />
Bereich besser in den Griff bekommen<br />
möchte. Und drittens, weil mir erstens und<br />
zweitens zu einer Million Euro verholfen<br />
haben.<br />
Nachdem ich nämlich damals im Seminar<br />
von der Spirale der Angst gehört hatte,<br />
setzte sich ein Gedanke in meinem Kopf<br />
fest: Man kann seine Ängste überwinden,<br />
wenn man nur lange genug trainiert. Sie<br />
können sich vorstellen, dass eine Kandidatur<br />
bei Wer wird Millionär? auch mit extremer<br />
Aufregung zu tun hat. Bevor ich mich<br />
bei Günther Jauch auf den Stuhl setzen<br />
würde, so hatte ich es mir fest vorgenommen,<br />
würde ich mich auf diese Aufregung<br />
vorbereiten. Etwas Adrenalin ist gar nicht<br />
schlecht für unser Gehirn. Aber was meinen<br />
Sie, warum Kandidaten oft schon bei<br />
Fragen unter 500 Euro ihre Joker zücken<br />
müssen oder im schlimmsten Fall rausfliegen?<br />
Da sitzt man dann zu Hause auf der<br />
Couch und denkt: »Mensch, ist der doof!«<br />
Aber mit doof hat das (zumindest meistens)<br />
gar nichts zu tun. Der wahre Grund<br />
dafür, dass jemand<br />
auf dem Schlauch<br />
steht, ist Aufregung,<br />
Ve r u n s i c h e r u n g<br />
oder tatsächlich<br />
blanke Angst. Dafür<br />
kann Herr Jauch gar<br />
nichts. Es ist die besondere<br />
Umgebung<br />
im Studio und die<br />
Situation vor den<br />
Kameras. Um mich also entsprechend<br />
zu wappnen, bereitete ich mich schon im<br />
Vorfeld auf diese Angst vor. Und zwar, gemäß<br />
dem Ansatz der Angsttherapie, durch<br />
Exposition. Zwar hatte ich keinen Schlüssel<br />
zu einem Fernsehstudio und auch keine<br />
Kameras oder Scheinwerfer zu Hause.<br />
Aber ich hatte einen Stuhl. Einen Schreibtischstuhl<br />
mit Armlehnen, so ähnlich wie<br />
der bei Wer wird Millionär?. Es war aber<br />
noch mehr erforderlich, um die Aufregung<br />
auszulösen, mit der ich im Studio<br />
fest rechnete.<br />
Und so setzte ich mich vor die Mitbewohner<br />
aus der WG meines Bruders auf den<br />
Stuhl – in Unterhose. Die Jungs löcherten<br />
mich dann mit typischen Wer wird Millionär?-Fragen.<br />
Sie können sich vorstellen,<br />
dass diese Situation unangenehm und irgendwie<br />
peinlich war. Genau das war Ziel<br />
der Freikörperübung.<br />
Das Geheimnis der Psyche.<br />
Wie man bei Günther Jauch<br />
eine Million gewinnt und<br />
andere Wege, die Nerven zu<br />
behalten“ von Leon Windscheid,<br />
Ariston Verlag<br />
Natürlich gehören zum Millionengewinn<br />
Fragen, die zu den eigenen Wissensstärken<br />
passen, ein wohlgesonnener Günther<br />
Jauch und nicht zuletzt eine ordentliche<br />
Portion Glück. Bekommen Sie das alles<br />
nicht, könnten Sie den ganzen Tag in Unterhose<br />
durch die Stadt laufen, um Ihre<br />
Nervosität abzubauen. Es würde nicht<br />
helfen. Bei mir kam alles zusammen. Und<br />
Etwas Adrenalin ist gar nicht<br />
schlecht für unser Gehirn.<br />
ich bin mir sicher, dass mir der »Unterhosentrick«,<br />
wie ihn die BILD-Zeitung<br />
nachher nannte, sehr geholfen hat. Wenn<br />
Sie also demnächst bei Günther Jauch<br />
sein werden, probieren Sie die Sache mit<br />
der Unterhose einfach vorher aus. Der<br />
Trick mit der Exposition funktioniert<br />
aber nicht nur zur Vorbereitung auf Quizshows.<br />
Wenn man eine Rede oder einen<br />
Vortrag halten muss und schon vorher<br />
Angst hat, rot anzulaufen und vor lauter<br />
Aufregung keinen geraden Satz herauszubekommen,<br />
sollte man einen Strich durch<br />
die Spirale der Angst ziehen, indem man<br />
seine Ängste kennenlernt und trainiert,<br />
mit ihnen umzugehen. Sie müssen nicht<br />
gleich in Unterhose vor anderen üben.<br />
Fangen Sie mit Ihrem Spiegelbild an und<br />
steigern Sie sich dann langsam. Egal, wie<br />
gut das Training läuft, Sie werden sich<br />
verbessern.<br />
So verbinde ich meine Million besonders<br />
eng mit Psychologie und zwei Unterhosen.<br />
Die zweite Unterhose bekam ich nach<br />
der Sendung zu sehen. In der Maske hatte<br />
ich am Nachmittag eine lange Stange mit<br />
unzähligen Jauch-Anzügen an Bügeln gesehen.<br />
Die würden zum Großteil nur ein<br />
einziges Mal in der Sendung getragen,<br />
erklärte mir die freundliche Garderobendame<br />
auf Nachfrage. Das fand ich doof.<br />
Verschwendung ist nicht mein Ding. Kurzerhand<br />
fragte ich den Quizmaster, nach<br />
dem Feuerwerk zur gewonnenen Million,<br />
ob er mir seinen Anzug nicht schenken<br />
wolle, statt ihn wegzuhängen. Er sagte<br />
zu.<br />
Gegen alle Regeln der Wer wird Millionär?-Studios<br />
in Köln durfte ich dann mit<br />
in Günther Jauchs Wer wird Millionär?-<br />
Büro. Ein bescheidener Raum mit einem<br />
eher popeligen Schreibtisch, Kleiderständer,<br />
Schrank und Raufasertapete. Überhaupt<br />
nicht besonders. Da zog er sich<br />
dann aus, als wäre es das Normalste der<br />
Welt, während er mir Hinweise gab, was<br />
mich nach dem Millionengewinn alles erwarten<br />
würde, und schenkte mir Jackett,<br />
Hemd, Krawatte, Gürtel und Hose. Seine<br />
Unterhose behielt er an.<br />
56 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
NACHHALTIGE INVESTMENTS<br />
Gute Rendite mit guten Gewissen<br />
Der Markt der nachhaltigen Geldanlage boomt – egal ob bei Aktien-, Renten- oder Mischfonds.<br />
Nicht mehr nur Kirchen oder Stiftungen wollen ihr Geld ökologisch und ethisch korrekt anlegen<br />
– auch immer mehr Privatanleger folgen diesem Trend. Und das aus gutem Grund: Neben dem<br />
guten Gewissen bringen nachhaltige Fonds oftmals mehr Rendite als herkömmliche Investments.<br />
Den drei klassischen Kriterien von Anlageprodukten – Rentabilität, Sicherheit und Liquidität – wird mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
nun ein viertes hinzugefügt. Nachhaltigkeitsfonds sollen nicht nur eine gute Performance vorweisen, sondern bringen den<br />
zusätzlichen Mehrwert, einen gesellschaftlichen Nutzen zu erfüllen. FondsDISCOUNT.de bietet Anlegern eine detaillierte Übersicht:<br />
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Jetzt nachhaltig investieren!<br />
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Wissen<br />
Der Philosoph Bertrand Russel<br />
sagte eines Tages: „Man<br />
sollte schon fähig sein, sich<br />
eine Zeitlang zu konzentrieren.<br />
Das ist unverzichtbar,<br />
wenn man auch Schwieriges erreichen<br />
will.“ Der Soziologe Robert Lynd bemerkte:<br />
„Wissen ist Macht, aber nur wenn ein<br />
Mensch weiß, um welche Fakten er sich<br />
nicht zu kümmern braucht.“ Fokussiertes<br />
Denken schiebt alles Ablenkende, alle geistigen<br />
Abfallprodukte beiseite, damit man<br />
sich auf ein Thema konzentrieren und klar<br />
denken kann. Sehen Sie hier, was fokussiertes<br />
Denken für Sie bewirken kann.<br />
Fokussiertes Denken bündelt Ihre Energien<br />
auf ein einziges Ziel hin<br />
Konzentration kann Energie und Power<br />
bringen, egal was man macht, ob es sich<br />
um eine körperliche oder geistige Beschäftigung<br />
handelt. Wenn Sie gerade<br />
lernen, wie man einen Baseball richtig<br />
schlägt und wenn Sie einen guten Kurvenball<br />
hinkriegen wollen, erreichen Sie<br />
durch konzentriertes Denken beim Üben<br />
eine Verbesserung Ihrer Schlagtechnik.<br />
Wenn Sie sich vorgenommen haben, den<br />
Herstellungsprozess Ihres Produktes zu<br />
optimieren, hilft Ihnen fokussiertes Denken<br />
dabei, die beste Methode zu finden.<br />
Wenn Sie ein schwieriges mathematisches<br />
Problem lösen wollen, kommen Sie dank<br />
fokussiertem Denken irgendwann auf die<br />
richtige Lösung. Je komplizierter ein Problem<br />
oder ein Thema ist, desto mehr fokussiertes<br />
Denken und Zeit benötigen Sie,<br />
um es zu lösen.<br />
So denken<br />
<strong>Erfolg</strong>smenschen<br />
Bilder: nikopress<br />
Auszug aus<br />
„So denken<br />
<strong>Erfolg</strong>smenschen“,<br />
Books4Success<br />
Verlag<br />
58 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Bild: Depositphotos/adrenalina, Maxwell: Lauren Liebermann<br />
Fokussiertes Denken gibt Ideen ausreichend<br />
Zeit, sich zu entwickeln<br />
Ich liebe es, neue Ideen zu haben und sie zu<br />
entwickeln. Ich hole mein Team oft zusammen,<br />
wir machen miteinander Brainstorming<br />
und kreatives Denken. Wenn wir zusammenkommen,<br />
versuchen wir zunächst<br />
einmal, so gründlich nachzudenken, dass<br />
wir so viele Ideen wie möglich einsammeln<br />
können. Oft ergibt sich ein möglicher<br />
Durchbruch, wenn wir viele gute<br />
Vorschläge miteinander diskutieren. Aber<br />
wenn Sie einzelne Ideen auf die nächsthöhere<br />
Ebene heben wollen, müssen Sie im<br />
Geiste umschalten – vom expansiven hin<br />
zum selektiven Denken. Ich habe herausgefunden,<br />
dass aus einer guten Idee eine<br />
hervorragende Idee werden kann, wenn<br />
Sie ihr ausreichend konzentrierte Aufmerksamkeit<br />
und Zeit einräumen.<br />
Natürlich kann es sehr frustrierend sein,<br />
sich über lange Zeit hinweg auf nur eine<br />
einzige Idee zu konzentrieren. Ich selbst<br />
habe schon ganze Tage damit zugebracht,<br />
mich mit nur einem Einfall zu befassen<br />
und ihn auszubauen, nur um festzustellen,<br />
dass ich ihn irgendwie nicht verbessern<br />
konnte. Aber manchmal hat sich meine<br />
Hartnäckigkeit, bei einer Idee zu bleiben,<br />
gelohnt. Das macht mich dann sehr glücklich.<br />
Denn auf dem Höhepunkt des fokussierten<br />
Denkens reift nicht nur meine Idee,<br />
sondern ich selbst kann mich weiterentwickeln!<br />
Fokussiertes Denken lässt das Ziel klarer<br />
vor Augen stehen<br />
Golf ist eines meiner liebsten Hobbys. Es<br />
ist ein ebenso wundervolles wie anspruchsvolles<br />
Spiel. Ich mag es auch deswegen,<br />
weil die Ziele dieses Spieles so schön klar<br />
sind. Professor William Mobley von der<br />
Universität von South Carolina sagt über<br />
das Golfspiel: „Eines der wichtigsten Dinge<br />
an Golf ist die klare Zielvorgabe. Man<br />
sieht die Nadeln, man kennt die Schlagzahl<br />
– es ist alles andere als einfach, aber<br />
es ist auch nicht unerreichbar, man kennt<br />
seine durchschnittliche Punktezahl und es<br />
gibt einen interessanten sportlichen Wettkampf<br />
– gegen die Schlagzahl, gegen einen<br />
selbst und die anderen Spieler. Diese Ziele<br />
geben einem etwas, worauf man hinarbeiten<br />
kann. In der Arbeit, wie beim Golfen,<br />
sind Ziele dazu da, einen zu motivieren.“<br />
Eines Tages traf ich auf dem Golfplatz einen<br />
Spieler, der nach dem Putten immer<br />
vergaß, den Flaggenstock wieder zurück<br />
ins Loch zu stecken. Was war die Folge?<br />
Weil ich mein Ziel nicht klar erkennen<br />
konnte, konnte ich mich nicht richtig darauf<br />
konzentrieren. Meine Konzentration<br />
verwandelte sich bald in Frustration – und<br />
ich spielte miserabel. Ein guter Golfer kann<br />
nur sein, wer sein Ziel klar vor Augen hat<br />
und sich voll darauf konzentriert. Dasselbe<br />
gilt auch fürs Nachdenken. Konzentration<br />
hilft Ihnen dabei, Ihr Ziel zu erkennen<br />
– und es zu erreichen.<br />
Fokussiertes Denken bringt Sie ein Niveau<br />
höher<br />
Niemand erreicht Großes, indem er ein Generalist<br />
wird. Man feilt nicht an einer Begabung,<br />
indem man seine Aufmerksamkeit<br />
teilt. Die einzige Möglichkeit, die nächsthöhere<br />
Ebene zu erreichen, ist Konzentration.<br />
Egal ob es Ihr Ziel ist, ins nächsthöhere<br />
Spielniveau eines Computerspieles zu gelangen,<br />
an Ihrem BusinessPlan zu feilen, Ihren<br />
Gewinn zu mehren, Ihre Untergebenen zu<br />
schulen oder Ihre persönlichen Probleme<br />
zu lösen, Sie müssen Ihre Konzentration<br />
aufs Wesentliche beschränken. Der Autor<br />
Harry A. Overstreet schreibt: „Ein unreifer<br />
Geist hüpft von einem Gegenstand zum<br />
nächsten; ein reifer Geist versucht, an einer<br />
Sache dran zu bleiben.“<br />
Worauf sollten Sie Ihr Denken<br />
konzentrieren?<br />
Verdient jeder Ihrer Lebensbereiche<br />
dieselbe Aufmerksamkeit,<br />
Zuwendung und Konzentration?<br />
Natürlich nicht. Seien Sie wählerisch,<br />
nicht verschwenderisch,<br />
was Ihr fokussiertes Denken<br />
angeht. Ich persönlich denke<br />
nur über vier Bereiche meines<br />
Lebens richtig intensiv nach: Über Führungskompetenzen,<br />
Kreativität, Kommunikation<br />
und bewusstes Networking.<br />
Wahrscheinlich treffen Sie, liebe Leser,<br />
eine ganz andere Wahl. Wenn Sie sich<br />
noch nicht sicher sind, welche, finden Sie<br />
John C. Maxwell ist<br />
Autor von bis dato 70<br />
Büchern, Redner und<br />
Pastor. Sein Hauptthema<br />
ist Führung.<br />
im Folgenden ein paar Vorschläge.<br />
Legen Sie Ihre Prioritäten fest<br />
Überlegen Sie sich zunächst Ihre Prioritäten<br />
– für Sie selbst, für Ihre Familie und<br />
Ihr Team. Der Autor, Unternehmensberater<br />
und preisgekrönte Denker Edward De-<br />
Bono spöttelte einmal: „Immer wenn man<br />
müde wird, über ein Thema weiter nachzudenken,<br />
trifft man eine Entscheidung.“<br />
Leider setzen nur allzu viele Leute ihre Prioritäten<br />
an der Stelle, wo sie mit ihrer Energie<br />
am Ende sind. Ich hoffe, Sie machen es<br />
nicht so. Sie wollen doch nicht, dass andere<br />
über Ihre Tagesordnung bestimmen, oder?<br />
Es gibt viele Methoden, Prioritäten festzulegen.<br />
Wenn Sie sich selbst gut kennen,<br />
fangen Sie bei Ihren persönlichen Stärken<br />
an, bei dem, was Ihre Fähigkeiten und<br />
gottgegebenen Begabungen am<br />
besten zur Geltung bringt. Sie<br />
können aber auch das nehmen,<br />
was Ihnen am meisten Geld<br />
und/oder Anerkennung einbringt.<br />
Tun Sie, was Ihnen am<br />
meisten Spaß macht und was Sie<br />
am besten können. Wie wär’s mit<br />
der 80:20-Regel? Stecken Sie 80<br />
Prozent Ihrer Kraft in die 20 Prozent<br />
Ihrer Aktivitäten, die Ihnen<br />
am wichtigsten sind. Eine andere<br />
Möglichkeit ist, sich auf außergewöhnliche<br />
Chancen zu fokussieren, die versprechen,<br />
besonders einträglich zu werden. Letzten<br />
Endes geht es nur um das Eine: Widmen<br />
Sie Ihre beste Zeit denjenigen Projekten,<br />
die am erfolgversprechendsten sind.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
59
Wissen<br />
3<br />
und<br />
Das Thema Scheitern oder<br />
Misserfolge ist gerade bei<br />
uns in Deutschland nicht<br />
gerne gesehen. Nur wie<br />
will man ohne Rückschläge<br />
erfolgreich werden? Ich spreche da aus<br />
bester Erfahrung, nachdem ich 2007 mein<br />
erstes Unternehmen in der Schifffahrt<br />
gründete und wir binnen kürzester Zeit<br />
Millionen Umsätze machten, kam es 2008<br />
zum Lehmann Crash. Auch in der Schifffahrt,<br />
hat diese Krise ihre Spuren hinterlassen<br />
hat.<br />
Als dann noch 2011 eine Bremer Großreederei<br />
pleiteging und wir von einer<br />
Sekunde auf die andere 400.000 Euro<br />
verloren haben, war mein Tiefpunkt erreicht.<br />
Viele hätten vielleicht damals das<br />
Handtuch geworfen oder wären in die<br />
Insolvenz gegangen. Wir haben einen<br />
Tipps, die mich vor der<br />
Firmenpleite bewahrten<br />
Glauben an mich hatte, war ich damals<br />
ziemlich niedergeschlagen. Dann<br />
kam der Wendepunkt, der mich erkennen<br />
ließ, dass es Zeit ist, wieder aufzustehen.<br />
Durch einen Kollegen begann<br />
ich, die Ereignisse noch einmal genauer<br />
zu betrachten. Denn obwohl es klar ist,<br />
dass man einen verlorenen Betrag von<br />
400.000 Euro nicht so wegsteckt, habe ich<br />
eingesehen, dass wenn ich besser aufgepasst<br />
hätte und Sicherheitsmaßnahmen<br />
ergriffen hätte, es vielleicht nicht so weit<br />
gekommen wäre.<br />
Rückblickend kann ich sagen, dass mir<br />
dieser Fall gutgetan hat. Dieser Moment<br />
hat mir gezeigt, dass wenn man an die<br />
Spitze will, es nicht immer einfach ist. Das<br />
Leben verläuft nicht gradlinig und ganz<br />
besonders nicht, dass jeder dein Freund ist<br />
und dir nur Gutes will.<br />
Oliver Kerner ist Unternehmer<br />
und trainiert heute auch andere<br />
Unternehmen im Vertrieb.<br />
Streue das Risiko und versteife dich<br />
nicht auf einen oder zwei Großkunden.<br />
Wir haben uns damals<br />
nur auf die Großkunden (Großreedereien)<br />
konzentriert. Nun waren es aber<br />
genau die, die bei der Weltwirtschaftskrise<br />
richtig ins Wanken gerieten. Warum soll<br />
ich mich von einem Kunden abhängig machen?<br />
Ich streue lieber das Risiko und bin<br />
gerne für Projekte da, die ich langfristig betreuen<br />
kann. Damit ohne das Risiko haben<br />
zu müssen, dass wenn der Kunde pleitegeht<br />
oder sich ganz simpel anders orienteiert, ich<br />
meine Existenz verliere.<br />
1<br />
Wer nicht plant, der plant sein<br />
Versagen! Damit meine ich nicht,<br />
dass man Alles bis ins kleinste<br />
Detail zu planen hat. Damit meine<br />
ich vielmehr, dass man genau wissen<br />
muss, wo man steht. In finanzieller Hinsicht,<br />
als auch in vertrieblicher Hinsicht.<br />
Daher plane, wie viel Rücklage du für<br />
Krisenzeiten aufbauen musst. Außerdem<br />
plane, wie viele Calls oder Kundenbesuche<br />
du haben musst. Definiere, wie hoch dein<br />
Ertrag sein muss, um dein Unternehmen<br />
nachhaltig am Markt zu platzieren.<br />
2<br />
anderen Weg gewählt. Wir hatten ca.<br />
140.000 Euro Verbindlichkeiten und sahen<br />
uns dazu in der Lage, dieses Problem<br />
zu lösen. Obwohl ich immer den Willen<br />
Drei Dinge sind es insbesondere, die ich<br />
meinen Teilnehmern und Kunden, zu denen<br />
auch zahlreiche Start-Ups gehören,<br />
mitgeben will.<br />
Setze dir Ziele! Es hört sich abgedroschen<br />
an, ist aber so. Also fing<br />
ich an, mit einem Tagesplaner zu<br />
arbeiten und mich jeden Morgen<br />
zu fragen: „Was sind meine drei Ziele<br />
für den heutigen Tag, was würde den Tag<br />
wundervoll machen und für was bin ich<br />
dankbar?“ Monatlich und wöchentlich<br />
werden dabei auch Zwischenziele gesetzt,<br />
die mich zu den Jahreszielen bringen sollen.<br />
Diese setze ich regelmäßig für das Folgejahr.<br />
Dies hilft ungemein dabei, sich zu<br />
fokussieren und dank der Planung, seinem<br />
<strong>Erfolg</strong> näher zu kommen. Deshalb ist eine<br />
der größten Fragen: „Welche Ziele hast<br />
Du?“ Definiere sie genau und vor allem,<br />
warum du diese Ziele erreichen willst.<br />
3<br />
Das sind drei Punkte, die mir geholfen haben,<br />
wieder aufzustehen. Ich hoffe, dass sie<br />
auch dir helfen können.<br />
60 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
„Wolf of Wall Street“<br />
gibt‘s bei uns nicht<br />
Die Bilder großer Finanzvertriebe, tanzend auf den Tischen und die Dollarzeichen in den Augen,<br />
kennen viele. Alles egal, Hauptsache der Kunde unterschreibt. Diese Zeiten sind längst vorbei. Die<br />
Finanzbranche hat einen krassen Wandel hinter sich, weiß Sönke Reintjes, der im Finanzvertrieb<br />
finanziell unabhängig wurde. Ein Blick hinter die Kulissen.<br />
Die Zeiten, wo jeder, der atmet,<br />
mit auf ein Anwerbungsseminar<br />
geschleift<br />
wurde, sind lange vorbei.<br />
Jeder 18 bis 80-jährige<br />
wurde überredet, die Produkte zu kaufen<br />
und zu vertreiben. Das geht heute professioneller.<br />
Unsere Mitarbeiter sind zwischen<br />
25 und 50. Schließlich investieren wir heute<br />
viel Geld in eine gesunde Ausbildung – das<br />
muss sich für unsere Seite ja auch rechnen.<br />
Deswegen kommen heute auch sehr viel<br />
ernsthaftere Kandidaten zu uns. Früher hat<br />
man die Leute schließlich dazu gebracht,<br />
ihren Bekanntenkreis abzugrasen. Das läuft<br />
heute rein über Empfehlungsmarketing.<br />
Zufriedene Bestandskunden beginnen ganz<br />
von selbst, den Service weiterzuempfehlen.<br />
Das ist in uns Menschen so drin. Wir haben<br />
zudem ein VIP-Statussystem entwickelt,<br />
das scheinbar einzigartig ist. Die Vergünstigungen<br />
und Anerkennungen – wie bei<br />
Lufthansa Miles&More – haben bei uns gar<br />
nichts mit unserem Produkt zu tun. Sondern<br />
der Kunde erhält beispielsweise Vergünstigungen<br />
in Geschäften und Restaurants.<br />
Oder wir schicken den Kunden eine<br />
Woche in den Urlaub. Ganz ohne Hintertür.<br />
Früher hat man den Kunden gedrängt,<br />
die Namen seiner Freunde aufzuschreiben.<br />
Wir haben aber in den letzten Jahrzehnten<br />
festgestellt, dass uns ein glücklicher Kunde<br />
lange erhalten bleibt und uns ganz freiwillig<br />
weiterempfiehlt. Wenn Ihre Freunde fragen,<br />
warum Sie so braun sind, und Sie ihnen<br />
antworten „weil mein Finanzberater mir einen<br />
Urlaub geschenkt hat“, dann macht das<br />
automatisch die Runde.<br />
Der Ausbildungsstandard ist heute sehr<br />
hoch. Das haben wir auch dem Gesetzgeber<br />
zu verdanken, der heute klare Qualifikationen<br />
von Finanzberatern fordert – den<br />
Sachkundenachweis. Die interne Ausbildung<br />
ist dadurch sehr viel intensiver geworden.<br />
Auf den Tischen tanzen ist heute<br />
vorbei. Da rauchen richtig die Köpfe, da-<br />
Sönke Reintjes ist Generalmanager<br />
beim FBDD-Finanz<br />
Beratungsdienst in Deutschland.<br />
Er ist seit 30 Jahren<br />
im Geldgeschäft und gilt als<br />
Top-Speaker seiner Branche.<br />
Er arbeitet in Flensburg.<br />
mit der Kunde letztlich optimal beraten<br />
werden kann. Andererseits war es auch<br />
dem Marktumfeld geschuldet. Früher im<br />
Strukturvertrieb ist man mit einem Produkt<br />
losgerannt und hat es jedem aufs<br />
Auge gedrückt. Der Kunde heute soll nur<br />
noch bekommen, was er wirklich gebrauchen<br />
kann. Da er uns als umfassenden<br />
Ansprechpartner haben möchte, müssen<br />
wir extrem viel Fachwissen aufbauen. Der<br />
Gesetzgeber verlangt es sowieso. Im Beratungsprotokoll<br />
muss genau angegeben<br />
werden, zu welcher Risikoklasse der Kunde<br />
zählt und warum er nun explizit diesen<br />
fondsgebundenen Rentenplan oder jene<br />
Versicherung wünscht.<br />
Menschen wollen nach wie vor Karriere<br />
im Finanzsektor machen. Ein wichtiger<br />
Mehr Informationen unter anderem zu<br />
aktuellen Karrieremöglichkeiten finden<br />
Sie unter www.fbdd.de<br />
Bild: Trendwerk- Fotografie<br />
Grund ist, dass es noch immer die best<br />
bezahlte Branche ist. Zwar muss man hart<br />
arbeiten und viel Wissen aufbauen – aber<br />
es lohnt sich eben auch. Wer zusätzlich zur<br />
Beratung einen Mitarbeiterstamm aufbaut,<br />
schafft sich ja auch einen Vermögenswert.<br />
Denn er wird nicht mehr nur auf die eigene<br />
Leistung bezahlt, sondern auch auf die<br />
seiner Mitarbeiter. Für solch eine finanzielle<br />
Unabhängigkeit muss jemand normalerweise<br />
viel Geld in z.B. eine vermietete<br />
Immobilie investieren, um ein dauerhaftes<br />
Einkommen zu erhalten. Generell ist Geld<br />
natürlich auch ein spannendes Spektrum.<br />
Wer sich für Finanzen, Steuernsparen oder<br />
Immobilienfinanzierung interessiert, fühlt<br />
sich von diesem Geschäft angezogen.<br />
Auch das Thema Persönlichkeit ist ein<br />
Grund, warum sich viele für unsere Branche<br />
entscheiden. Man weiß ja, dass wir<br />
erfolgreiche Mitarbeiter auf die Bühne<br />
stellen. Vor anderen zu sprechen und<br />
Menschen zu begeistern ist ein großes Geschenk.<br />
Viele wünschen sich das, anderen<br />
etwas mit auf den Weg zu geben.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
61
Wissen<br />
Gary Vaynerchuk<br />
Komm ins hand<br />
Das Interview führte Julien Backhaus.<br />
Gary, trotz all deiner Bücher und Videos<br />
neigen die Leute dazu, dir immer wieder<br />
die gleichen Fragen über <strong>Erfolg</strong> und Social<br />
Media zu stellen. Leben wir in einer<br />
Welt, in der wir gerne alles auf einem Silbertablett<br />
serviert bekommen und nicht<br />
selbst die Zeit und die Arbeit investieren<br />
wollen?<br />
Ich denke, dass die Welt schon immer so<br />
war. Harte Arbeit ist weder lustig, noch<br />
fällt es den meisten Leuten leicht. Ich glaube<br />
nicht, dass dieser Aspekt etwas Neues<br />
ist oder wir damit heutzutage häufiger<br />
Probleme haben, als vor 50 oder 70 Jahren.<br />
Wir hatten immer Leute, die nur zu reden<br />
wussten und welche, die faul waren und<br />
sich beschwert haben. Also ja, ich denke,<br />
das ist die menschliche Natur, da es sehr<br />
schwierig ist, erfolgreich zu sein.<br />
Ist es ein Problem, dass Social Media uns<br />
suggeriert, dass wir viel <strong>Erfolg</strong> mit wenig<br />
Arbeit erreichen können?<br />
Klar, aber die Medien waren schon immer<br />
so. Heutzutage präsentieren eine Menge<br />
Leute Lamborghinis und Uhren auf Instagram.<br />
Das war einst der Lifestyle für die<br />
reichen, berühmten Menschen und gleichzeitig<br />
Inhalt der Dauerwerbesendungen.<br />
Wieder hat sich nichts verändert, die Menschen<br />
tun immer noch das gleiche. Das<br />
Medium hat sich zwar verändert, aber das<br />
Verhalten ist gleichgeblieben.<br />
ein unterhaltsamer Ort und ich habe viel<br />
Respekt vor der europäischen Union und<br />
deren Märkte. Ich bin gespannt darauf, in<br />
Zukunft mehr Geschäfte in Europa zu machen.<br />
Kommunikationswertes aufzubauen,<br />
welcher sich in einem Jahr schon ändern<br />
könnte?<br />
Sie sind beide wichtig. Alles ist wichtig.<br />
Wenn du keine Werte hast, hast du nichts.<br />
Aber wenn du kein<br />
Bewusstsein für diese<br />
Werte hast, hast<br />
du ebenfalls nichts.<br />
Und wenn Sie nicht<br />
nach diesen Werten<br />
handeln, dann bist<br />
du ein Heuchler.<br />
Deswegen ist alles<br />
bedeutend. Jeder ist<br />
auf der Suche nach<br />
dem, was am wichtigsten<br />
ist. Ich rede<br />
immer wieder über<br />
die Wichtigkeit des<br />
Handelns. Aber<br />
weißt du was? Wenn<br />
du keine gute<br />
Strategie<br />
Bilder Interview: Backhaus, Bild groß: Vaynerchuk<br />
Dein Hauptfokus ist offensichtlich VaynerMedia<br />
und Sie haben gerade Ihr Büro<br />
in London eröffnet. Ist Europa ein interessanter<br />
Markt für Sie?<br />
Ja, denn es gibt eine große Menge von<br />
Menschen in Europa. Es ist einer der<br />
wichtigsten und stabilsten Kontinente und<br />
auch der Ort, wo ich geboren wurde. Ich<br />
stamme aus Weißrussland und Osteuropa.<br />
Und nicht zu vergessen, dass ich im Weingeschäft<br />
aufgewachsen bin. Deswegen war<br />
es Westeuropa, wo ich Geschäfte gemacht<br />
habe. Es ist ein sehr wichtiger, aber auch<br />
Gary Vaynerchuk und Verleger Julien Backhaus trafen sich am<br />
Rande der Hamburger Online Marketing Rockstars <strong>2017</strong>.<br />
Die Welt verändert sich ständig und bewegt<br />
sich schnell. Das erschwert es, eine<br />
Marketing- oder Kommunikationsstrategie<br />
zu entwickeln. Ist es heute wichtiger,<br />
einen Firmenwert anstelle eines<br />
hast und nur unnötige<br />
Dinge tust, dann ist das genauso<br />
schlecht. Der Grund, warum ich mich<br />
darauf konzentriere, ist die Tatsache, dass<br />
die Menschen nichts tun. Aber am Ende ist<br />
alles entscheidend.<br />
62 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
eln!<br />
Gary Vaynerchuk<br />
ist ein amerikanischer Unternehmer,<br />
Speaker und internationaler Internetstar.<br />
Als Autor wurde er viermal<br />
New York Times bestselling author.<br />
Im Sommer erscheint sein erstes Buch<br />
in Deutschland „#ASKGARYVEE“ im<br />
Finanzbuchverlag.<br />
»Wenn du keine<br />
Werte hast,<br />
hast du nichts.«<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
63
Wissen<br />
Brian Tracy ist einer der größten<br />
<strong>Erfolg</strong>slehrer der Welt.<br />
Er ist der meistverkaufte<br />
Buchautor zum Thema Ziele<br />
weltweit. Insgesamt hat Tracy<br />
70 Bücher geschrieben. In 70 Ländern erreichte<br />
er bisher fünf Millionen Menschen<br />
mit seinen Vorträgen. Zu seinen Beratungskunden<br />
zählen die größten Unternehmen<br />
der Welt.<br />
Was ist der wichtigste Grund, warum<br />
Menschen ihre Ziele nicht erreichen?<br />
Den meisten Menschen wurde die Wichtigkeit<br />
von Zielen nie beigebracht. Mit<br />
dem Ergebnis, dass sie auch niemals Ziele<br />
setzen. So wie die meisten nichts über Vitamine<br />
wissen. Deshalb nehmen die meisten<br />
Leute niemals welche zu sich. Manchmal<br />
haben sie auch Angst vor dem Scheitern.<br />
Sie setzen also keine Ziele, um nicht zu versagen.<br />
Manchmal haben Menschen auch<br />
Angst vor Zurückweisung. Sie setzen also<br />
keine Ziele, um nicht kritisiert zu werden.<br />
Aber Fakt ist: Menschen, die Ziele setzen,<br />
erreichen immer viel mehr, als die, die keine<br />
Ziele setzen. Und die Kosten, sich Ziele<br />
zu setzen, sind null. Es kostet nichts.<br />
Heute dreht es sich überall um Effizienz.<br />
Das Resultat ist aber oft Stress. Können<br />
wir effizient sein, ohne Stress dabei zu<br />
empfingen?<br />
Es gibt zwei Arten von Stress. Es gibt gesunden<br />
und ungesunden Stress. Bei gesundem<br />
Stress hast du klare Ziele, und<br />
du bist motiviert, deine Ziele zu erreichen<br />
bzw. deine Arbeit fertig zu stellen.<br />
Das ist gesund! Es gibt dir Energie und<br />
vergrößert deine Vorstellungskraft. Negativer<br />
Stress macht dich unglücklich<br />
bei dem, was du tust. Und du erzielst<br />
keine Resultate. Du fühlst dich fremd<br />
gesteuert, statt selbst Kontrolle zu haben.<br />
Das ist negativer Stress. Also stelle<br />
immer sicher, dass du eine Arbeit<br />
machst, die dir selbst wichtig ist. Das<br />
wird zwar auch für Stress sorgen, aber<br />
für gesunden Stress.<br />
Überall wollen Leute mehr Geld verdienen.<br />
Warum erreichen die meisten<br />
Menschen trotzdem nicht ihre finanziellen<br />
Ziele?<br />
Die Leute verstehen nicht, dass hinter<br />
dem Geldverdienen ein System steckt.<br />
Seit Tausenden von Jahren haben Menschen<br />
gelernt, wie man Geld verdient.<br />
In einer freien Gesellschaft wie der unseren<br />
verdient man Geld, in dem man<br />
Produkte oder Dienstleistungen anderen<br />
Menschen anbietet, die ihnen helfen,<br />
ihr Leben zu verbessern. Und du<br />
verbesserst deine Produkte und Leistungen<br />
ständig, damit sie besser sind, als die der<br />
Konkurrenz. Und du wirst permanent<br />
besser darin, diese Produkte und Dienste<br />
»Die meisten w<br />
wie man Ziele<br />
anzubieten. Und das ist immer schon der<br />
Schlüssel. Der Grund, warum Leute ihre<br />
finanziellen Ziele nicht erreichen: Sie sind<br />
Brian Tracy<br />
Im Rahmen der österreichischen LEADX University<br />
sprachen Veranstalter Karl Michael Pilsl, Millionärscoach<br />
Paul Misar und Verleger Julien Backhaus<br />
mit Trainerlegende Brian Tracy, der zum Thema<br />
Ziele und Führung einen Vortrag hielt.<br />
»Sorge für gesunden Stress«<br />
rät Brian Tracy, oben im Gespräch mit Karl<br />
Michael Pilsl von LEADX und Paul Misar, unten<br />
mit Julien Backhaus.<br />
nicht besonders gut in dem, was sie<br />
tun. 90 Prozent deines <strong>Erfolg</strong>es im<br />
Leben wird bestimmt durch die Qualität<br />
deiner Arbeit. Im Geschäftsleben<br />
werden 90 Prozent deines <strong>Erfolg</strong>es<br />
bestimmt durch die Qualität deiner<br />
Produkte und Dienstleistungen – im<br />
Vergleich zu deiner Konkurrenz. Das<br />
ist es.<br />
Was ist der Unterscheid im <strong>Erfolg</strong>sdenken<br />
zwischen den USA und<br />
Deutschland?<br />
Das ist interessant. Übrigens sind die<br />
Deutschen sehr ehrgeizig. Vielleicht<br />
sogar mehr als alle anderen Länder<br />
in Europa. Ich arbeite schon 20 Jahre<br />
mit den Deutschen und habe in 150<br />
Auftritten zu einer Million Menschen<br />
gesprochen. Und haben eine sehr<br />
positive Einstellung zum <strong>Erfolg</strong>. Die<br />
verbinden <strong>Erfolg</strong> mit guten Dingen<br />
– gutes Familienleben, schönes Zuhause.<br />
Es gibt andere Länder, in denen<br />
verbinden die Menschen <strong>Erfolg</strong> – insbesondere<br />
finanziellen <strong>Erfolg</strong> – mit etwas<br />
Schlechtem. Alle wollen finanziell<br />
erfolgreich sein. Aber wenn dann mal<br />
jemand finanziell erfolgreich ist, dass<br />
wird er kritisiert. Also fürchten sich viele<br />
vor der Kritik von Freunden und Familie<br />
und versuchen gar nicht erst, erfolgreich<br />
zu werden.<br />
Bild: Brian Tracy, Backhaus<br />
64 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
SuperFrauen Wissen<br />
issen nicht,<br />
setzt«<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
65
Wissen<br />
Warum<br />
Stress<br />
sein<br />
muss<br />
Vor ein paar Tagen hatte ich ein interessantes<br />
Gespräch über Stress, Ärger und<br />
Unzufriedenheit.<br />
Die Haltung meines Gesprächspartners:<br />
Anstrengung, Ärger, negative Gefühle<br />
etc. seien Hinweise auf ein schlecht geführtes<br />
Leben. Wer darunter litte, müsse<br />
unbedingt etwas verändern, sonst drohten<br />
schlimme Langzeitfolgen.<br />
Meine Haltung hingegen: Stress, Ärger,<br />
Unzufriedenheit etc. gehören zum Leben<br />
dazu. Wer ernsthaft versucht, sie dauerhaft<br />
zu vermeiden, ist ein neurotisches Weichei.<br />
Ups! „Neurotisches Weichei“? Ja, genau so<br />
meine ich es. Denn hinter dem Anspruch,<br />
das Leben möge bitteschön bequem sein,<br />
stecken oft tief sitzende Ängste: vor dem<br />
eigenen vermeintlichen Unvermögen mit<br />
Herausforderungen klarzukommen, mit<br />
Mitbewerbern, Stress, Niederlagen und so<br />
weiter. Das „Lebensprinzip Bequemlichkeit“<br />
ist also im Kern von Angst vor Anstrengung<br />
getrieben und die eigene Stimmung<br />
somit in höchstem Maße abhängig<br />
von der Außenwelt:<br />
„Ist da draußen alles okay, geht es mir gut.“<br />
„Ist es da draußen unbequem, geht es mir<br />
schlecht – WEIL es da draußen unbequem<br />
zugeht.“ Bemerken Sie den Denkfehler?<br />
Nicht neurotischen Menschen geht es in<br />
der Regel gut. Und zwar UNABHÄNGIG<br />
von der Welt „da draußen“. Sie sind emotional<br />
stabil, ruhen in sich. Dem Neurotiker<br />
geht es selbst dann schlecht, wenn es „da<br />
draußen“ nur ein wenig ruckelt.<br />
Könnte es also sein, dass unsere ach so gemütlichen<br />
Lebensansprüche massenhaft<br />
Neurotiker produzieren? Ziele müssen<br />
heute realistisch sein, Boni gut, Lehrer<br />
fair, Chefs nett, Bezahlung gerecht, Urlaube<br />
perfekt, Kinder pflegeleicht, Straßen<br />
sicher, Körper schön und gesund, Aufgaben<br />
machbar, Lebensläufe gerade, Arbeitszeiten<br />
geregelt, … Die Liste ließe sich fortsetzen.<br />
Das Problem dabei: Wenn wir ernsthaft<br />
erwarten, dass uns stets gebratene Tauben<br />
in den Mund fliegen, konstruieren wir einen<br />
systematischen Grund für dauerhafte<br />
Unzufriedenheit und Leid. Denn im Leben<br />
geht es nun mal oft holprig zu! Wer das<br />
verleugnet, wird chronisch unzufrieden –<br />
ein neurotisches Weichei. Er konzentriert<br />
sich auf das was fehlt, statt auf alles was da<br />
ist. Er lebt im Zustand von Mangel, Leid,<br />
Verlust und ständiger Begrenzung. Er ist<br />
immer arm dran.<br />
Wer hingegen akzeptiert, dass Stress,<br />
Frust, Ärger, Unzufriedenheit zum Leben<br />
dazugehören, hat die Chance, sich mit<br />
ihnen zu arrangieren. Er integriert sie in<br />
seine Vorstellung vom Leben, nimmt sie<br />
66 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Dr. med. Stefan Frädrich<br />
ist Psychiater und hat sich u. a. mit<br />
Verhalten, Coaching, Rhetorik,<br />
Verkaufen, Kommunikation und<br />
Management beschäftigt. Als Trainer,<br />
Speaker und Moderator gibt er wertvolle<br />
<strong>Erfolg</strong>stipps, die auch in seinen<br />
Büchern nachzulesen sind.<br />
Bild: Depositphotos/oneinchpunch, Frädrich: Privat<br />
als unveränderliche Bestandteile an – und<br />
hat deshalb keinen Grund, unter ihnen zu<br />
leiden: „Wozu jammern? Gehört doch alles<br />
dazu.“<br />
Wer so denkt, gibt Problemen keine Macht,<br />
weil sie nur Hinweise sind, wo etwas noch<br />
verbessert oder akzeptiert werden muss.<br />
Er weiß was noch entstehen kann, sieht<br />
daher Chancen, Fülle und Aufgaben – und<br />
ist somit immer reich.<br />
Vielleicht denken Sie jetzt: „Was, wenn<br />
man unter einer Situation dauerhaft leidet?<br />
Soll man dann seine schlechten Gefühle<br />
ignorieren?“ Stichworte Burnout, Traumata,<br />
Sinnkrisen. Nein, natürlich nicht!<br />
Wem es dauerhaft schlecht geht, weil es<br />
dafür einen wichtigen Grund gibt, muss<br />
sich seinen Gefühlen stellen: Was wollen<br />
sie sagen? Was ist zu verändern? Aber der<br />
Fokus sollte auf der eigenen Macht sein,<br />
statt auf Leid und Hilflosigkeit.<br />
Sind Sie<br />
ein neurotisches<br />
Weichei?<br />
Im Prinzip kann man recht simpel unterscheiden:<br />
Dauerhafter Stress und Unzufriedenheit<br />
machen uns krank: Wir entwickeln körperliche<br />
uns psychische Störungen und<br />
können ernsthaft aua und gaga werden.<br />
Zwischenzeitlicher Stress und Unzufriedenheit<br />
aber halten uns fit: Sie trainieren<br />
unsere Frustrationstoleranz und erweitern<br />
unsere Komfortzone. Wir entwickeln unsere<br />
Resilienz weiter und werden körperlich<br />
und psychisch gesünder.<br />
Ständige Reizarmut und Stressfreiheit hingegen<br />
lassen uns körperlich und psychisch<br />
verkümmern. Wir werden – genau! – zu<br />
neurotischen Weicheiern.<br />
In diesem Sinne: Wo erfahren Sie zurzeit<br />
Stress, Ärger und Unzufriedenheit? Dann<br />
versuchen Sie doch mal, dafür auf tiefstem<br />
Herzen dankbar zu sein! Schließlich ist<br />
klar: Nur die Harten kommen in den Garten.<br />
Amen.<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
67
Wissen<br />
Warren Buffet<br />
Der nette Onkel<br />
aus Omaha<br />
Die <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse des<br />
Investment-Milliardärs<br />
68 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Bild: Flickr/Stuart Isett/Fortune MPW<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
69
Wissen<br />
Er ist der erfolgreichste Investor aller<br />
Zeiten und einer der reichsten Männer des<br />
Planeten. Seine Anlagephilosophie ist eher<br />
schlicht: Er beteiligt sich nur an Firmen,<br />
wenn er deren Geschäft versteht und wenn<br />
die langfristigen operativen Aussichten gut<br />
sind. Sein Mantra: »Sei ängstlich, wenn andere<br />
gierig sind, und sei gierig, wenn andere<br />
ängstlich sind.« Damit machte er ein<br />
Vermögen von 66,7 Milliarden Dollar.<br />
Was hat man ihm nicht schon für Namen<br />
gegeben. »Mozart der Finanzwelt« etwa.<br />
Oder »Orakel von Omaha«, »Superstar<br />
des Kapitalismus«. Für viele seiner Fans<br />
ist er schlicht der »Guru«. Er wird mit<br />
dem Papst und mit dem Dalai Lama<br />
verglichen, mit einem Propheten oder<br />
mit König Midas, dem König der griechischen<br />
Sage, der alles, was er anfasste,<br />
in Gold verwandelte.<br />
Bei Amazon sind 3400 Bücher über ihn<br />
gelistet, wer bei Google seinen Namen<br />
eingibt, stößt auf fast 16 Millionen Einträge.<br />
Der Buffett-Kult treibt manchmal seltsame<br />
Blüten: Ahnenforscher wollen sogar<br />
herausgefunden haben, dass US-Präsident<br />
Barack Obama und Warren Buffett über<br />
einen französischen Vorfahren aus dem<br />
17. Jahrhundert entfernte Cousins sind.<br />
Zu den Aktionärsversammlungen seiner<br />
Investmentholding Berkshire Hathaway<br />
im Kongresszentrum von Omaha pilgern<br />
jedes Jahr Zehntausende, um ihm zu lauschen.<br />
Von der Hausfrau bis zum Hedgefonds-Manager.<br />
Um aus seinem Munde<br />
zu vernehmen, wie es weitergeht an den<br />
Märkten. Es ist eine Mischung aus Gottesdienst,<br />
Bergpredigt, Wallfahrt und Popkonzert,<br />
ein Woodstock für Kapitalisten.<br />
Hier in Omaha, wo Buffett lebt und sich<br />
das Hauptquartier seiner Holding befindet,<br />
ist die Wall Street ganz weit weg. Wogende<br />
Maisfelder statt Häuserschluchten.<br />
Hier, im »Heartland«, schlägt das Herz<br />
des konservativen Amerikas. Warren Buffett,<br />
inzwischen 86 Jahre alt, sitzt dann auf<br />
der Bühne, ein freundlicher, netter Herr<br />
in einem meist schlecht sitzenden grauen<br />
Anzug, der Cherry Cola trinkt (er hält Anteile<br />
an Coca-Cola in Milliardenhöhe) und<br />
seine Erkenntnisse verkündet. Dazwischen<br />
»Sei ängstlich,<br />
wenn andere gierig sind,<br />
und sei gierig, wenn<br />
andere ängstlich sind.«<br />
gibt er auch schon mal ein Ständchen und<br />
er spielt, begleitet von einer Country-<br />
Band, auf seiner Ukulele, singt traurige<br />
Western-Balladen von vergangener Liebe<br />
und gebrochenen Herzen. Und gelegentlich<br />
spielt er eine öffentliche Runde Bridge<br />
mit seinem Freund Bill Gates.<br />
Geduldig beantwortet Buffett die Fragen<br />
der Aktionäre, würzt seine Antworten immer<br />
wieder mit seinen längst in die Börsengeschichte<br />
eingegangenen Lebensweisheiten.<br />
Etwa: »Wer sich nach den Tipps<br />
von Brokern richtet, kann auch einen Friseur<br />
fragen, ob er einen neuen Haarschnitt<br />
empfiehlt.« Oder: »Investiere nie in eine<br />
Firma, die nicht auch von einem Vollidioten<br />
geführt werden könnte. Denn früher<br />
oder später wird es dazu kommen.« Sein<br />
wohl berühmtestes Zitat: »Sei ängstlich,<br />
wenn die anderen gierig sind. Sei gierig,<br />
wenn die anderen ängstlich sind.« Kein<br />
Vertrauen hat er in Derivate (»Massenvernichtungswaffen«)<br />
oder Gold (»Nutzen hat<br />
es keinen«), und auch von Luftfahrtaktien<br />
hält er nichts (»Wie wird man Millionär?<br />
Man fängt als Milliardär an und investiert<br />
in eine Fluggesellschaft«). Sein wichtigster<br />
Rat an die Anleger: »Regel Nummer 1:<br />
Verliere dein Geld nicht. Regel Nummer 2:<br />
Vergiss Regel Nummer 1 nicht.«<br />
Niemand würde in dem netten Onkel<br />
mit der dicken Brille einen der reichsten<br />
Menschen des Planeten vermuten, den<br />
erfolgreichsten Investor aller Zeiten.<br />
Seit über 40 Jahren ist er der Chef bei<br />
Berkshire Hathaway (wer 1965 tausend<br />
Dollar in den Fonds investierte, besitzt<br />
heute über sieben Millionen Dollar).<br />
Wer von Buffett zu einem Power-Lunch<br />
im New Yorker Steakhaus Smith & Wollensky<br />
eingeladen werden möchte, muss<br />
tief in die Tasche greifen. Die Einladungen<br />
werden versteigert, regelmäßig werden<br />
mehrere hunderttausend Dollar geboten.<br />
Dem chinesischen Hedgefonds-Manager<br />
Zhao Danyang war ein Platz am Tisch des<br />
Star-Investors sogar 2,1 Millionen Dollar<br />
wert. Die Erlöse spendet Buffett für die<br />
Obdachlosenhilfe. Seine Karriere liest sich<br />
wie das Drehbuch für einen Hollywood-<br />
Film über den »American Dream«. Er war<br />
in Omaha aufgewachsen. Sein Vater, ein<br />
Aktienhändler, wurde in der Großen Depression<br />
arbeitslos. Das Geld war so knapp,<br />
dass die Mutter oft auf ihr Essen verzichtete,<br />
um die beiden Kinder satt zu bekom-<br />
Warren Buffetts fünf Regeln des Börsen-<strong>Erfolg</strong>s<br />
Regel Nr. 1: Informieren Sie sich gut!<br />
Beim Investieren sollte man sich immer<br />
auf sein Wissen verlassen. Die »nackten<br />
Fakten« sind entscheidend. Bei Fonds<br />
und Zertifikaten die Website der herausgebenden<br />
Bank studieren: Dort können<br />
Anleger sehen, welche Strategie der<br />
Fonds verfolgt, wie das Zertifikat funktioniert<br />
und ob es zu den eigenen Vorstellungen<br />
passt. Bei Aktien hilft immer ein<br />
Blick auf die Website des Unternehmens<br />
in dem Bereich »Investor Relations«.<br />
Dort kann man viel über die Chancen<br />
und Pläne des Unternehmens lesen.<br />
Regel Nr. 2: Schwimmen Sie nicht mit<br />
der Masse!<br />
Kaufen Sie eine Aktie immer dann, wenn<br />
sich die breite Masse nicht dafür interessiert.<br />
Man kann nicht etwas kaufen, was<br />
beliebt ist, und damit <strong>Erfolg</strong> haben – so verliert<br />
man an der Börse. Beispiel Telekom-<br />
Aktie: Als auf dem Höhepunkt des Hypes<br />
jede Putzfrau die »Volks-Aktie« kaufen<br />
wollte, war damit kein Geld mehr zu verdienen.<br />
Regel Nr. 3: Haben Sie Geduld!<br />
Anleger müssen einen langen Atem haben.<br />
Eine Aktie, die man nicht zehn Jahre<br />
zu halten bereit sei, solle man nicht einmal<br />
zehn Minuten behalten. Der Anleger müsse<br />
von den langfristigen Perspektiven des<br />
Unternehmens, in das er investiert, überzeugt<br />
sein.<br />
Regel Nr. 4: Konzentrieren Sie Ihre Investments!<br />
Buffett: »Wenn Sie über einen Harem mit 40<br />
Frauen verfügen, lernen Sie auch keine richtig<br />
kennen.« Aber lediglich auf ein oder<br />
zwei Titel zu setzen, sei gefährlich. Denn<br />
wer sich mit diesen Investments irre, der<br />
riskiere viel Geld. Ideal sei deshalb der<br />
»Arche-Noah-Ansatz«: Das Depot sollte<br />
niemals einem bunt gemischten Zoo<br />
gleichen, sondern aus Anlagen bestehen,<br />
die sich ergänzen und das Risiko so gut<br />
wie möglich minimieren.<br />
Regel Nr. 5: Kaufen Sie nur, was Sie<br />
auch verstehen!<br />
Man soll nur in Firmen, Fonds, Zertifikate<br />
und andere Papiere investieren,<br />
wenn man diese Geldanlage auch<br />
wirklich versteht. Der Anleger muss<br />
sich zum Beispiel fragen, was die Firma<br />
produziert, in die er investieren möchte,<br />
womit sie ihr Geld verdient und wie die<br />
Zukunftsperspektiven aussehen.<br />
70 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin
Wissen<br />
Buchauszug aus<br />
„Die <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse der<br />
Börsenmillionäre“, FBV<br />
men. Warren handelte bereits als Sechsjähriger<br />
mit Coca Cola-Flaschen, später trug<br />
er Zeitungen aus, vermietete Flipperautomaten<br />
und verkaufte gebrauchte Golfbälle.<br />
Mit zehn Jahren hatte er fast alle Bücher<br />
zum Thema Kapitalanlage gelesen, die er<br />
in der Stadtbibliothek finden konnte. Ein<br />
Jahr später kaufte er für 38,25 Dollar seine<br />
ersten drei Aktien – Vorzugsaktien von Cities<br />
Service (die spätere Citgo Petroleum)<br />
–, die er für 40 Dollar verkaufte. Seine<br />
erste Steuerklärung machte er mit<br />
13. Er schrieb darin sein Fahrrad im<br />
Wert von 35 Dollar als Betriebsausgabe<br />
ab. Als Warren 17 war, kaufte er<br />
zusammen mit zwei Freunden einen<br />
gebrauchten Rolls Royce für 350 Dollar<br />
und vermietete ihn für 35 Dollar<br />
am Tag.<br />
2003 hätte er beinahe noch die Finanzen<br />
des Staates Kalifornien saniert. Gouverneur<br />
Arnold Schwarzenegger holte ihn damals<br />
als Berater in sein Team. Als Buffett<br />
aber Steuererhöhungen zur Rettung des<br />
maroden Staatshaushalts vorschlug, wollte<br />
Arnie nicht mehr auf seinen Rat hören.<br />
Buffett hatte an der Columbia University<br />
in New York seinen Master in Finanzwissenschaft<br />
gemacht. Einer seiner Professoren<br />
war Benjamin Graham, der Vater<br />
der Fundamentalanalyse. Buffett wurde<br />
sein Musterschüler, er war der einzige Student,<br />
dem Graham jemals zum Abschluss<br />
»Ich lebe viel besser als<br />
die Superreichen,<br />
ich vermisse nichts«<br />
die Bestnote verlieh.<br />
Mit 25 machte sich Buffett als Fondsmanager<br />
selbstständig. Von 1956 bis 1969 erreichte<br />
er ein durchschnittliches jährliches<br />
Anlageergebnis von 29,5 Prozent. 1969 bot<br />
er seinen Investoren an, ihr Geld in Anteile<br />
des von ihm gekauften Textilunternehmens<br />
Berkshire Hathaway zu tauschen – die Firma<br />
diente ihm als Investitionsvehikel, das<br />
er in eine Holdinggesellschaft mit Schwerpunkt<br />
im Versicherungsgeschäft umwandelte,<br />
mit inzwischen 66 eigenen Unternehmen<br />
und vielen Beteiligungen. Dieses<br />
gewaltige Finanz- und Industriekonglomerat,<br />
das Buffett in den vergangenen<br />
Jahrzehnten zusammen mit ein paar Mitarbeitern<br />
aufgebaut hatte, ist an der Wall<br />
Street inzwischen mit über 200 Milliarden<br />
Dollar bewertet. In den 1980er-Jahren<br />
machte Buffett Schlagzeilen mit dem Kauf<br />
größerer Aktienbestände von Coca Cola,<br />
American Express und Gillette.<br />
1991 rettete er das durch einen Skandal<br />
in existenzielle Not geratene Wall-Street-<br />
Unternehmen Salomon Brothers vor dem<br />
Untergang. 2009 erwarb er für etwa 44 Milliarden<br />
Dollar den US-Eisenbahnkonzern<br />
Burlington Northern Santa Fe. Es war sein<br />
bisher größter Deal. Der Aktienkurs seiner<br />
Holding Berkshire Hathaway schlägt seit<br />
Jahrzehnten den Vergleichsindex S&P 500<br />
deutlich. Das hat viele seiner Aktionäre<br />
reich gemacht – und auch Warren Buffett<br />
selbst, dessen Vermögen auf 66,7 Milliarden<br />
Dollar geschätzt wird. Zeitweise<br />
war er der reichste Mann der Welt.<br />
85 Prozent seines Vermögens will er<br />
nach und nach für wohltätige Zwecke<br />
spenden, den größten Teil an die Bill<br />
& Melinda Gates Foundation.<br />
Der Multimilliardär wohnt nach wie<br />
vor in einem einfachen Haus in Omaha,<br />
das er 1958 für 31.500 Dollar gekauft<br />
hatte. Er lebt von einem Jahresgehalt<br />
von 100.000 Dollar plus 100.000 Dollar<br />
Aufwandsentschädigung. Jeden Morgen<br />
um 8:30 Uhr fährt er in sein kleines Büro<br />
in Downtown Omaha, liest fünf Zeitungen<br />
und denkt nach. Einen Computer besitzt<br />
er nicht. Gelegentlich kommt Bill Gates zu<br />
Besuch, dann spielen sie zusammen Bridge.<br />
Er ist ein Fan des örtlichen Baseball-Clubs<br />
Omaha Royals (an dem er beteiligt ist) und<br />
isst am liebsten Fast Food. Auf dem Nummernschild<br />
seines Autos steht »Thrifty«<br />
(geizig). »Ich lebe viel besser als die Superreichen«,<br />
sagt er. »Ich vermisse nichts«.<br />
Bilde: Flickr/AsaMathat, Fortune MPW<br />
<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />
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