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überschaubar. In den letzten Jahren<br />

s<strong>in</strong>d die Löhne im Handwerk allerd<strong>in</strong>gs<br />

wieder gestiegen. Bei uns im Betrieb<br />

verdient jetzt jemand <strong>in</strong> der Produktion<br />

schon erheblich mehr als jemand <strong>in</strong> der<br />

kaufmännischen Sachbearbeitung.<br />

Wird das auf Dauer so bleiben oder ist<br />

das e<strong>in</strong> kurzzeitiger Trend, e<strong>in</strong> Versuch,<br />

das Handwerk zu pushen?<br />

Ich glaube, diese Entwicklung wird<br />

auch die kommenden Jahre noch so<br />

weitergehen – dass man im Handwerk<br />

mehr verdienen wird als <strong>in</strong> allen kaufmännischen<br />

Berufen. Das Handwerk<br />

wird gebraucht, ohne Handwerk funktioniert<br />

nichts. Und das spiegelt sich auch<br />

<strong>in</strong> den Preisen wieder, was gut ist. Der<br />

Handwerker muss für die Leistung, die<br />

er br<strong>in</strong>gt, auch e<strong>in</strong>e vernünftige Rechnung<br />

stellen können. Wenn es so weitergeht,<br />

stimmt der Spruch „Handwerk<br />

hat goldenen Boden“ bald auch wieder,<br />

aber da kann man sicherlich noch die e<strong>in</strong><br />

oder andere Initiative starten. Da ist es<br />

auch wichtig, dass wir aus der Wirtschaft<br />

uns explizit dafür stark machen, dass die<br />

berufsbildenden Schulen auch weiterh<strong>in</strong><br />

Standort bleiben für die Maurer zum Beispiel<br />

oder das Lebensmittelhandwerk,<br />

dass wir auch überregional Sogwirkung<br />

haben und die Auszubildenden hierher<br />

kommen. Wir laufen nämlich Gefahr, e<strong>in</strong>ige<br />

Ausbildungsberufe an den BBS zu<br />

verlieren. Wir müssen auch die Berufe,<br />

die auf den ersten Blick nicht mehr attraktiv<br />

ersche<strong>in</strong>en, wieder nach vorne<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

Wollen sich die Leute nicht mehr<br />

schmutzig machen bei der Arbeit?<br />

Das sehe ich ganz massiv bei uns im<br />

Fleischerhandwerk. Wir fangen schon<br />

morgens um fünf an – ist auch nicht für<br />

jeden schön. Allerd<strong>in</strong>gs hast du dann<br />

auch früh Feierabend. Alles <strong>in</strong> Allem<br />

kann man sagen, dass das Handwerk<br />

schon attraktiver geworden ist, was die<br />

Arbeit angeht. Die körperliche Arbeit ist<br />

immer noch da, wird aber massiv durch<br />

Masch<strong>in</strong>en erleichtert – auch und gerade<br />

bei uns <strong>in</strong> der Lebensmittelbranche. Rückenprobleme<br />

kriegt heute eher jemand,<br />

der den ganzen Tag am Schreibtisch<br />

sitzt. Das Image handwerklicher Berufe<br />

ist aber bei vielen noch nicht angekommen.<br />

Wenn die Kollegen im Bundestag<br />

mitkriegen, dass du nicht studiert hast,<br />

sprechen sie fast schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher<br />

Sprache mit dir. Wir lassen jetzt mal dah<strong>in</strong>gestellt,<br />

wer der Intellektuelle ist und<br />

der Cleverere für die Zukunft – derjenige,<br />

der Jura studiert hat oder derjenige,<br />

der e<strong>in</strong>e anständige Maurerlehre oder<br />

Fleischerlehre oder Gas- und Wasser<strong>in</strong>stallateurslehre<br />

oder Elektrikerlehre gemacht<br />

hat. Ich habe da e<strong>in</strong>e ganz klare<br />

Me<strong>in</strong>ung zu, die ich auch nicht verstecke.<br />

Kriegt man also ke<strong>in</strong>e Chance <strong>in</strong> der<br />

Politik, wenn man ke<strong>in</strong> Abitur und Studium<br />

vorweisen kann?<br />

Kriegt man tatsächlich nicht. Wir haben<br />

zu viele Juristen im Deutschen Bundestag<br />

und das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel nicht<br />

diejenigen, die gut gehende Rechtsanwaltskanzleien<br />

haben. Dann s<strong>in</strong>d da<br />

noch Lehrer und andere Berufsgruppen<br />

aus dem öffentlichen Dienst. Die anderen<br />

Berufe fehlen uns. Nichts gegen Juristen<br />

und Lehrer, aber der Bundestag<br />

soll doch das Spiegelbild unserer Gesellschaft<br />

se<strong>in</strong>. Als ich 1987 <strong>in</strong> die Kommunalpolitik<br />

gegangen b<strong>in</strong>, da waren<br />

die Räte gespickt von Landwirten, von<br />

Handwerkern, da hatten wir e<strong>in</strong>e Bandbreite,<br />

die es heute auch dort nicht mehr<br />

gibt. Und im Bundestag ist das noch viel<br />

ausgeprägter. Es schadet nicht, wenn<br />

wir h<strong>in</strong> und wieder e<strong>in</strong> bisschen geerdet<br />

werden. Ich habe e<strong>in</strong>en Kollegen,<br />

den Eckhard Pols aus Lüneburg, der ist<br />

Glasermeister und hält sicher ke<strong>in</strong>e juristischen<br />

Reden, aber er steht mit beiden<br />

Be<strong>in</strong>en auf der Erde. Er hat se<strong>in</strong>en<br />

Betrieb, den er führen muss, er muss<br />

sehen, dass se<strong>in</strong>e Leute jeden Monat genug<br />

Arbeit haben und er muss dafür sorgen,<br />

dass genügend Aufträge e<strong>in</strong>gehen.<br />

Diese Erfahrung hat jemand, der mit<br />

Anfang 20 aus dem Studium <strong>in</strong> den Bundestag<br />

kommt, nicht. Aber Menschen<br />

mit genau dieser Erfahrung, wie er sie im<br />

Betrieb sammeln konnte, brauchen wir<br />

hier im Bundestag!<br />

S<strong>in</strong>d das Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach eher<br />

Leute für Nägel mit Köpfen?<br />

Ja! Man muss auch machen, mit Sabbeln<br />

kommen wir nicht weiter! Natürlich<br />

muss man e<strong>in</strong>e Entscheidung, die ansteht,<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Zeit diskutieren. Aber<br />

e<strong>in</strong>e Entscheidung ist dazu da, getroffen<br />

zu werden. Heute werden Entscheidungen<br />

so lange diskutiert, dass sie – wenn<br />

sie dann entscheidungsreif s<strong>in</strong>d – gar<br />

nicht getroffen, sondern lieber vergessen<br />

werden. Es ist ganz e<strong>in</strong>fach: Wenn<br />

man etwas nicht will, dann sagt man,<br />

es sei „noch nicht entscheidungsreif“,<br />

man hätte „noch Diskussionsbedarf“. In<br />

Deutschland treffen wir eher zu wenige<br />

als zu viele Entscheidungen, das hemmt<br />

uns <strong>in</strong> vielen Bereichen. Es wäre wichtig,<br />

mehr Unternehmer im Bundestag und<br />

auch <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>de- und Stadträten<br />

DR. GRANTZ,<br />

LOHRENGEL<br />

& PARTNER<br />

PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT<br />

Dr. Klaus Grantz<br />

Rechtsanwalt und Notar a.D.<br />

Fachanwalt für Erbrecht<br />

Wilhelm Lohrengel<br />

Rechtsanwalt und Notar<br />

Ralf Kl<strong>in</strong>geberg<br />

Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

Fachanwalt für Mediz<strong>in</strong>recht<br />

Alexander Grantz<br />

Rechtsanwalt und Mediator<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Bank- und Kapitalmarktrecht,<br />

Strafrecht<br />

und Verkehrsrecht<br />

VERDEN<br />

Johanniswall 2 · 27283 <strong>Verden</strong><br />

Telefon: 0 42 31 / 92 42-0<br />

Fax: 0 42 31 / 92 42-18<br />

E-Mail: recht@dr-grantz.de<br />

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