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TE KW 07

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Nicht für „Husch-Pfusch“ zu haben<br />

Landeshauptmann Günther Platter im RUNDSCHAU-Gespräch anlässlich der nahenden Landtagswahl<br />

(RS) Warum stößt sich der Tiroler Landeshauptmann am Wahlkampfauftakt<br />

eines seiner politischen Mitbewerber? Was ist Sache<br />

am Fernpass und wie will Günther Platter das 7,5-Tonnen-<br />

Limit dort beibehalten? Was ist der letzte Stand der Dinge bei<br />

der Gletscher-Ehe Ötztal-Pitztal und wie steht der Oberländer<br />

zur „Tabuzone Inn“? Für die RUNDSCHAU beantwortete der<br />

wahlkämpfende Spitzenkandidat der Tiroler Volkspartei etliche<br />

Fragen, die aktuell unter den Nägeln brennen.<br />

RUNDSCHAU: Der Wahlkampfauftakt<br />

der Tiroler Volkspartei kam<br />

ohne Trommelwirbel aus – warum hat<br />

Sie das beim politischen Mitbewerber<br />

gestört?<br />

Günther Platter: Ich habe nicht<br />

die Trommlergruppe kritisiert, sondern<br />

die Art und Weise, wie die Tiroler<br />

FPÖ ihren Auftakt inszeniert<br />

hat. Wenn man sich anschaut, welche<br />

Personen dort mittlerweile das<br />

Ruder übernommen haben, dann<br />

fällt es schwer, hier an Zufälle zu<br />

glauben. Fakt ist, dass Mitglieder<br />

und Funktionäre der Tiroler FPÖ in<br />

den letzten Monaten immer wieder<br />

durch extreme Aussagen aufgefallen<br />

sind. Wenn ich das Gefühl habe,<br />

dass jemand bewusst mit einschlägiger<br />

Symbolik provoziert, dann<br />

spreche ich das auch an.<br />

RS: Wie kann der Tschirgant-Tunnel<br />

finanziert werden?<br />

Platter: Keine Frage, ohne den<br />

Bund geht das nicht. Deshalb gilt es<br />

jetzt, gemeinsam daran zu arbeiten,<br />

dass der Tschirgant wieder in den<br />

Generalverkehrsplan des Bundes<br />

aufgenommen wird. Die ersten diesbezüglichen<br />

Gespräche mit dem<br />

neuen Verkehrsminister Norbert<br />

Hofer stimmen mich positiv. Für<br />

mich ist es auch eine Frage der Gerechtigkeit,<br />

dass zumindest ein Teil<br />

der Millionen, die über die Mauteinnahmen<br />

der Asfinag jedes Jahr von<br />

Tirol nach Wien fließen, vom Bund<br />

wieder in die heimische Infrastruktur<br />

investiert wird.<br />

RS: Sie kündigen die Inbetriebnahme<br />

des Scheiteltunnels für 2025 an:<br />

Bis wann sollte Ihrer Meinung nach<br />

der Tunnel durch den Tschirgant stehen?<br />

Platter: Nach längerem Stillstand<br />

gibt es beim Tschirgant-Tunnel endlich<br />

wieder Bewegung. Neben der<br />

Wiederaufnahme des Projekts in den<br />

Generalverkehrsplan des Bundes ist<br />

unser oberstes Ziel, möglichst rasch<br />

das UVP-Verfahren einzuleiten. Wir<br />

machen jedenfalls auf allen Ebenen<br />

Druck, dass wir möglichst schnell<br />

vorwärts kommen. Genaue Jahrzahlen<br />

kann man aber noch nicht nennen.<br />

Das wäre nicht seriös.<br />

RS: Dass der Tschirgant ab Nassereith<br />

untertunnelt wird, liegt auf der<br />

Hand, doch wo soll der Tunnel im Inntal<br />

heraus kommen?<br />

Platter: Es gibt mehrere Varianten,<br />

die möglich sind und die nun<br />

geprüft werden. Entscheidend sind<br />

hier mehrere Faktoren, unter anderem<br />

auch, welche Trassen geologisch<br />

überhaupt umsetzbar sind.<br />

RS: Der Zusammenschluss Ötztal-<br />

Pitztal habe „lange Zeit die politische<br />

Unterstützung missen lassen“, so die<br />

Kritik der Neos. Die FPÖ plakatiert,<br />

ein Zusammenschluss käme nur bei<br />

ihrer (Regierungs-)Beteiligung zustande<br />

– was sagen Sie Ihren Kritikern?<br />

Platter: Ich habe immer betont,<br />

dass ich das Projekt unterstütze,<br />

wenn die rechtlichen Voraussetzungen<br />

passen. Zurzeit sind die<br />

zweite Vollständigkeitsprüfung sowie<br />

die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

im Laufen. Der Ball liegt bei<br />

der unabhängigen Behörde. Für die<br />

Umsetzung dieses Projekts sind also<br />

mehrere Kriterien entscheidend.<br />

FPÖ oder Neos zählen nicht dazu.<br />

RS: Sicherheit ist eines Ihrer<br />

Kernthemen. Wenn es um Sicherheit<br />

vor Felsstürzen oder Hangrutschen<br />

geht, hat man in letzter Zeit das Gefühl,<br />

dass noch einiges auf den Bezirk<br />

Landeck zukommen könnte. Wird<br />

die Bewältigung dieser Herausforderungen<br />

finanzierbar sein? Konkret:<br />

Wird auf der Landecker Straße südlich<br />

der Bezirkshauptstadt in absehbarer<br />

Zeit eine Galerie gebaut?<br />

Platter: Grundsätzlich gilt: Sicherheit<br />

ist uns in Tirol viel wert. Wann<br />

immer Maßnahmen notwendig waren,<br />

um Leib und Leben zu schützen,<br />

war in Tirol das Geld dafür vorhanden.<br />

Das wird auch in Zukunft<br />

so sein. Nach den aktuellen Felsabbrüchen<br />

an der L 76 und der B 180<br />

Reschenstraße wird die Steinschlagsituation<br />

in den betreffenden Gebieten<br />

neuerlich einer umfassenden<br />

Beantwortete alle Fragen der RUNDSCHAU: Landeshauptmann Günther Platter,<br />

welcher die Tiroler Volkspartei als Vorsitzender in die Landtagswahl führt. Foto: VP<br />

Grundlagenerhebung unterzogen<br />

und neu beurteilt. Eine aktuelle Risikoeinschätzung<br />

für beide Straßenverbindungen<br />

wird im Frühsommer<br />

vorliegen. Auf Basis dieser Fakten<br />

werden wir dann entscheiden, welche<br />

Schutzmaßnahmen notwendig<br />

sind und umgesetzt werden.<br />

RS: Die Landesregierung hat den<br />

Inn zwischen Haiming und Kirchbichl<br />

zur Tabuzone erklärt. Insgesamt<br />

neun Millionen Euro wurden<br />

von den IKB für Vorprojektierungen<br />

von Laufkraftwerken bei Telfs und<br />

Flaurling in den Sand gesetzt. Der<br />

Telfer Bürgermeister Christian Härting<br />

spricht sich weiterhin für ein<br />

Innkraftwerk westlich der Marktgemeinde<br />

aus. Bleibt es beim Tabu<br />

oder sollte man eventuell doch noch<br />

einmal darüber diskutieren?<br />

Platter: Wir haben uns im Zusammenhang<br />

mit dem nachhaltigen<br />

Ausbau der Wasserkraft zum<br />

Schutz bestimmter Gewässerstrecken<br />

bekannt. Die angesprochene<br />

Tabuzone haben wir aber nicht<br />

verordnet, weil im Begutachtungsverfahren<br />

im Abschnitt Haiming<br />

bis Rotholz massive rechtliche und<br />

auch fachliche Bedenken aufgetreten<br />

sind. Diese Stellungnahmen<br />

werden deshalb nun Punkt für<br />

Punkt abgearbeitet. Für ein Husch-<br />

Pfusch-Gesetz vor der Wahl – so<br />

wie das die Grünen gefordert haben<br />

– bin ich nicht zu haben. Wenn wir<br />

etwas machen, dann machen wir es<br />

,g’scheit‘.<br />

RS: Immer mehr E-Autos oder mit<br />

Wasserstoff betriebene Fahrzeuge sollen<br />

in Zukunft für Mobilität sorgen.<br />

Damit wird der Stromverbrauch steigen.<br />

Mit erneuerbaren Energien wird<br />

der steigende Stromverbrauch nicht<br />

zu bewältigen sein. Heißt das nicht,<br />

dass es noch mehr Wasserkraftwerke<br />

braucht?<br />

Platter: In unserer Energiestrategie<br />

„Tirol 2050 energieautonom“ ist<br />

der steigende Stromverbrauch nicht<br />

nur für die E-Mobilität, sondern<br />

auch für den Ersatz fossiler Brennstoffe<br />

berücksichtigt. Unser Ziel<br />

ist, dass der Anteil der Wasserkraft<br />

am Tiroler Energiebedarf, den wir<br />

insgesamt senken wollen, im Jahr<br />

2050 bei mehr als 50 Prozent liegt.<br />

Derzeit beträgt er 20 Prozent. Wenn<br />

wir die Energiewende schaffen wollen,<br />

führt kein Weg am Ausbau der<br />

Wasserkraft vorbei. Tirol ist dabei<br />

auf einem guten Weg: 2020 wird das<br />

GKI ans Netz gehen, die Erweiterung<br />

des Inn-Kraftwerks Kirchbichl<br />

steht unmittelbar bevor und für<br />

die Kraftwerkserweiterung Sellrain-<br />

Silz gibt es einen positiven UVP-<br />

Bescheid.<br />

RS: Thema illegale Einwanderung:<br />

Wie viele Flüchtlinge kann sich Italien<br />

noch leisten? Könnte die Situation in<br />

absehbarer Zeit überschwappen und<br />

Tirol neuerlich zum Korridor in Richtung<br />

Norden werden?<br />

Platter: Die illegale Einwanderung<br />

nach Italien hat zum Glück<br />

nach dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise<br />

mittlerweile wieder stark<br />

abgenommen. Trotzdem: Die Situation<br />

bleibt durch die zahlreichen<br />

internationalen Krisen weiter angespannt.<br />

Wir werden deshalb die<br />

Brennergrenze weiterhin ganz genau<br />

im Auge behalten und den Grenzraum<br />

strikt überwachen. Sollte sich<br />

die Situation verschärfen, ist Tirol<br />

mit dem vorbereiteten Grenzmanagement<br />

gerüstet.<br />

RUNDSCHAU Seite 26 14./15. Februar 2018

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