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Beispiele mechatronischer Systeme

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9 <strong>Beispiele</strong> <strong>mechatronischer</strong> <strong>Systeme</strong><br />

Trotz ihrer Bedeutung als Fahrverhaltensmerkmal lässt sich die Längsbeschleunigung nicht<br />

ohne Weiteres als Regelgröße verwenden, da für sie keine Sollwerte vorliegen. Die Ableitung<br />

der Längsbeschleunigung nach der Zeit, also der Ruck, würde sich als mittelwertfreie Alternative<br />

mit einer Sollgröße von null anbieten. Mit dem Ruck können die komfortbeeinträchtigenden<br />

Ruckelschwingungen direkt beschrieben werden. Bei der Umsetzung am Serienfahrzeug<br />

bringt diese Regelgröße allerdings Schwierigkeiten mit sich. Zum einen ist die gemessene<br />

Längsbeschleunigung entweder zu stark gefiltert oder mit (Mess-)Rauschen behaftet, so<br />

dass sie sich nicht als Regelgröße eignet. Zum anderen bedeutet eine Regelung auf Beschleunigungsgrößen<br />

eine Dämpfung der Auswirkungen von Ruckelschwingungen, nicht die Beseitigung<br />

von deren Ursache, der Schwingung des Antriebsstrangs in seiner ersten Eigenform.<br />

Die Differenzdrehzahl zwischen Motor und Rad, auch als Torsionswinkelgeschwindigkeit bezeichnet,<br />

bietet sich als Alternative an. Sie enthält sowohl antriebs-, als auch die abtriebsseitige<br />

Schwingungen und ist im eingeschwungenen Zustand gleich Null, da durch die physikalische<br />

Kopplung dann keine Relativgeschwindigkeit mehr auftritt. Eine geeignete Antriebsstrangmodellierung<br />

sollte diese Größe als Zustand für eine spätere Regelung liefern.<br />

9.2.3 Antriebsstrangmodellierung und Identifikation<br />

Der Antriebsstrang bildet durch seine massebehafteten Bauteile und Nachgiebigkeiten ein<br />

schwingungsfähiges System. Sein dynamisches Verhalten kann durch einen Torsionsschwinger<br />

mit zwei Drehmassen modelliert werden (siehe Bild 9.16). Dieses vereinfachte System<br />

genügt, um Ruckelschwingungen nachzubilden. Trotz ihrer großen Steifigkeit müssen die<br />

Antriebswellen aufgrund der hohen dort wirkenden Momente als elastisch angenommen<br />

und durch die Federsteifigkeit c a und Dämpfung d a modelliert werden (vgl. [MW04], [Pet96],<br />

[FWE02]). Dieses Feder-Dämpfer-Element verbindet die beiden Drehmassen J 1 und J 2 des<br />

Modells, wobei die erste Masse die Massenträgheitsmomente der Kurbelwelle, des Schwungrades<br />

und der Kupplung J m , die auf die Kurbelwellenachse reduzierten Anteile des Getriebes J g<br />

und die des Differentials J d beinhaltet. Als Eingangsgröße wird das an der Kurbelwelle anliegende<br />

Motormoment M mot , also das innere Moment abzüglich der Reibungsverluste b 1<br />

verwendet. Für die zweite Drehmasse wird das Massenträgheitsmoment der Räder J r und der<br />

unter Beachtung des dynamischen Radradius r dyn auf die Radachse reduzierten Masse des<br />

Fahrzeugs m Fzg zusammengefasst. Die abtriebsseitigen Fahrwiderstände M rad resultieren aus<br />

dem Luftwiderstand, Rollwiderstand und Steigungswiderstand. Alle übrigen Modellparameter<br />

werden für die Identifikation in der Minimalform zusammengefasst, d.h. in einer linear<br />

unabhängigen Form.<br />

Kupplung,<br />

Schwungrad<br />

Getriebe<br />

Motor<br />

M mot<br />

M rad<br />

Differential<br />

Rad<br />

Antriebswellen<br />

Bild 9.16 Modellbildung des Antriebsstrangs als Zweimassenschwinger mit Lose λ: Anordnung der<br />

relevanten Komponenten (links) und mechanisches Ersatzmodell (rechts)

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