Beispiele mechatronischer Systeme
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9 <strong>Beispiele</strong> <strong>mechatronischer</strong> <strong>Systeme</strong><br />
9.4 Deltaroboter mit PLCopen<br />
Funktionsbausteinen<br />
Dr.-Ing. Johannes Kühn 1 , Dipl.-Ing. Julian Öltjen 2 ,<br />
1 Lenze Automation GmbH, Braunschweig<br />
2 Institut für Mechatronische <strong>Systeme</strong>, Leibniz Universität Hannover<br />
Um Maschinen schnell und effizient entwickeln zu können, ist es notwendig, standardisierte<br />
Software zu nutzen. Die Basis für nahezu alle Automatisierungsaufgaben stellt dabei die<br />
IEC 61131-3. In dieser über 20 Jahre alten Norm sind mehrere Programmiersprachen definiert.<br />
Darauf aufbauend wurden durch die PLCopen Organisation weitere Standardisierungen<br />
vorgenommen. Von besonderem Interesse für das dargestellte Beispiel sind die Arbeiten des<br />
PLCopen TC2 (Technical Comittees 2). Die von diesem Gremium spezifizierten Funktionsblöcke<br />
bilden die Grundlage für die Bewegungsführung komplexer Maschinen und werden<br />
von allen namhaften Steuerungsherstellern verwendet. Es sind beispielsweise Schnittstellen<br />
für Bewegungsfunktionen, wie MC_MoveAbsolut zur absoluten Positionierung einzelner Achsen,<br />
detailliert beschrieben. Es ist dadurch nicht nur möglich, Software wiederzuverwenden,<br />
sondern auch Wissen herstellerübergreifend aufzubauen, weiterzugeben und an Technikerschulen<br />
und Hochschulen zu lehren.<br />
Grundsätzlich ist es im industriellen Umfeld von elementarer Bedeutung, dass eine Maschine<br />
ihre Aufgabe über Jahre zuverlässig erledigt. Die Anforderungen an die Automatisierungstechnik<br />
gehen somit über die reine Lösung der Aufgabe weit hinaus. Beispielsweise kann durch<br />
den Ausfall nur eines Elements einer Verpackungsmaschine die gesamte Produktion zum Stillstand<br />
kommen. Folglich müssen lange Gewährleistungs- und Servicekonzepte angeboten werden.<br />
Hier bildet die Standardisierung einzelner Module die Voraussetzung dafür, dass diese<br />
über Jahrzehnte kompatibel lieferbar sind. Ebenso wird die Reaktionszeit zur Fehlerbehebung<br />
durch Standardkomponenten erheblich beschleunigt.<br />
Sicherlich verfügt jedes Maschinenbauunternehmen über eine ganze Reihe an Disziplinen,<br />
in denen die eigene Kompetenz die Qualität und Funktionalität der Produkte und Maschinen<br />
maßgeblich bestimmt. Demgegenüber stehen aber auch Aufgaben und Probleme, deren Lösungen<br />
für den Maschinentyp von untergeordneter Bedeutung sind. Hier können vorbereitete<br />
Softwarebausteine (z. B. Lenze FAST Technologiemodule) einen entscheidenden Kostenvorteil<br />
bringen, indem Software aus einem Technologiebaukasten zum Einsatz kommt.<br />
Am Beispiel einer virtuellen Pralinenverpackungsanlage soll die Idee veranschaulicht werden.<br />
Wie in Bild 9.31 dargestellt, liefert ein Förderband das Stückgut – die Pralinen. Diese werden<br />
dann von einem Deltaroboter in vorgefertigte Verpackungen platziert. Weitere Förderbänder<br />
mit variabler Geschwindigkeit verändern die Abstände der Pralinenschachteln gezielt, damit<br />
im nachfolgenden Prozess des Folienbeklebens kein unnötiger Folienverschnitt auftritt. Auch<br />
beim anschließenden Verkleben werden Technologiemodule verwendet. Es gibt die Funktion<br />
des Abwickelns, das Verschweißen und einen walzenförmigen Querschneider.<br />
Für die folgende Beschreibung werden wir auf die Pick&Place Zelle mit Deltaroboter detailliert<br />
eingehen. An diesem Modul soll verdeutlicht werden, dass das Potential der Verwendung vorbereiteter<br />
Lösungen weit über das Einsparen von Arbeitszeit hinausgehen kann. Die Voraussetzung<br />
für einen erfolgreichen Softwarebaukasten ist eine intuitive Bedienung und ein hohes<br />
Maß an Flexibilität. In diesem Fall können statt des Deltaroboters auch ein SCARA, Portal- oder