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Halbinsel Malaka - wilde Staemme

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III. Religiöse Vorstellungen*) der Orang „Blandass". 2)<br />

Tühan ') ist der Schöpfer der Welt, er wohnt an einer lichten Stelle im Himmel, welche Kelongsong-Äwan^)<br />

genannt wird. Zu ihm kommen die Seelen der Guten entweder gleich nach dem Tode<br />

oder nachdem sie die Reinigungszeit in der Hölle überstanden haben. Was die Seelen der Guten in<br />

Kelongsong- Äwan thun, darüber weiss kein Örang „Blandass" Auskunft zu geben, nur weiss man,<br />

dass sie weder der Nahrung bedürfen, noch freien. =) Jeder Mensch aber hat seine Seele, welche für<br />

seinen Lebenswandel auf Erden Rechenschaft ablegen und für etwaige Missethaten in der Hölle gereinigt<br />

werden muss, bevor .sie nach Kelongsong- Äwan gelangen kann.<br />

Gleich nach dem Tode fahren die Seelen (Semangat") nieder nach dem Naraka.') Dort stehen<br />

sie vor „Genowie Lanyoot", einem riesenhaften Weibe mit grossen Brüsten, welche sie über ihre<br />

Schultern zurückwirft. Sie sitzt nach Art der ,,Blandass"-Weiber, „Dudoh Slimpoh" ') mit den Händen<br />

auf den Knieen, wenn sie aber beschäftigt ist, so wäscht sie mit ihren Händen die Seelen. Sie kennt<br />

jede sich nähernde Seele und weist sie an, auf der wagerechten Kante eines ungeheuren Parang, welcher<br />

sich ihr gegenüber befindet, entlang zu gehen. Derselbe hängt mit seiner ihr abgewendeten Spitze<br />

über einem grossen Kessel ') und reicht nahe bis zu dessen Mitte. In diesem Topf siedet Wasser und<br />

darunter lodert ein „Hantu"- Feuer ""j von Holzscheiten.<br />

In derselben Richtung mit dem Parang nahe an der Spitze, doch nicht daran stossend, hängt, den<br />

Weg der Seelen fortführend, ein schwerer und grosser Holzklotz, genannt „Trus Lepong""), so, dass<br />

über dem Kessel eine grosse Lücke in dem Wege, den die Seele gehen muss, entsteht.<br />

Die Seele geht nun auf der Parang-Kante entlang bis zur Spitze und versucht, auf den Klotz zu<br />

springen. Bei Seelen böser Menschen giebt der Parang plötzlich ganz von selbst nach, indem er nach<br />

unten zurückweicht, die Seele fällt in den Kessel hinab. Die Seele eines guten Menschen führt den<br />

Sprung sicher aus, schreitet über den Klotz und gelangt dann auf einem deutlich vorgezeichneien Wege<br />

zu einer Insel, genannt Pülo Büah, „Fruchtinsel", welche am Ende der Welt liegt.<br />

Dort muss die Seele warten, bis Tühan ihr einen Freund ''') schickt, welcher ihr den Weg nach<br />

') Von Interesse ist es, hierzu D. F. A. Hervey's schon citirte Abhandlung „The Mentra Traditions" in J. Str. Br. As.<br />

See. 10, i883 S. 188—194 zu vergleichen.<br />

2) [Auch diesen Abschnitt gebe ich in möglichst wortgetreuer Uebersetzung, jedoch habe ich manches umgestellt, Wiederholungen<br />

und werthlose Umschreibungen gestrichen. Nur einzelne Noten sollen den Leser auf den Vorstellungskreis leiten<br />

welcher offenbar zu Grunde liegt. Einen ausführlichen Commentar zu schreiben, musste mir fernbleiben.]<br />

3) [Im Original stets „Too Hun", ich habe Hervey's Schreibung Tühan (Tühan Dibäwah), mit dem er sicher identisch<br />

ist, in den Text aufgenommen.]<br />

') [Mal. Kelongsong-Äwan: Wolkennmhüllung, im Manuskript stets „Klongsong Awan".]<br />

5) Ob im Himmel für Nicht-„Blandass''-Leute besondere Regionen vorhanden sind, konnte nicht festgestellt werden.<br />

^) Im Original „Smunghut".<br />

') Im Original „Närraker" [übrigens das bekannte Sanskritwort für die Hölle].<br />

8) [Mal. Düdok — ?? Ortenbar hockend und die Hände auf den Knieen; eine Erklärung<br />

gefunden.]<br />

ä) [Der als einem grossen Kochgefäss der Orang Hütan gleich gedacht wird.]<br />

">) Es giebt keine „Teufel", welche das Feuer schüren, „Genowie Lanyoot" selbst allein thut es, aber wer ihr das Holz<br />

bringt, weiss kein Orang „Blandass" zu sagen.<br />

") [Mal. TSras leppang?]<br />

'2) [Die Erinnerung an Dhammapada 16, 219 und Seydel, Buddhalegende 190 genügt, um diese Vorstellung mit bekannten<br />

der indischen und iranischen Kulturwelt zu verbinden]

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