Altlandkreis Ausgabe März/April 2018 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Vom Snooker-Virus infiziert: der 1. SC Lechbruck als einziger Verein in der Region | Auswirkungen der neuen Gülleverordnung im altlandkreis | Drohnen und wer sie warum wie anwenden darf - Volumenberechnung, Videos und Fotografieren | Sonderteil Bauen, Wohnen und Energie | Notar Georg Ruhland auf der Roten Couch: zwischen Justiz und Mikrofon | Eine wahre Räubergeschichte: Die Riedl-Bande aus Apfeldorf | EU-weites Projekt zum Thema Kohlenstoff auf dem Hohen Peißenberg | Pflegedienst TARA - eine Intensivstation zuhause im Kinderzimmer | Selbsthilfegruppe für Sex- und Liebessüchtige im altlandkreis | Bernhardiner - hier werden sie gezüchtet | Motorradclub "Zombie Elite MC" - keine Schönwetterfahrer | Tauchen mit Stahlschuhen und Schweißapparat - Ausbildung bei den Bundeswehrtauchern | Veranstaltungstipps für März und April und vieles mehr . . . .
Vom Snooker-Virus infiziert: der 1. SC Lechbruck als einziger Verein in der Region | Auswirkungen der neuen Gülleverordnung im altlandkreis | Drohnen und wer sie warum wie anwenden darf - Volumenberechnung, Videos und Fotografieren | Sonderteil Bauen, Wohnen und Energie | Notar Georg Ruhland auf der Roten Couch: zwischen Justiz und Mikrofon | Eine wahre Räubergeschichte: Die Riedl-Bande aus Apfeldorf | EU-weites Projekt zum Thema Kohlenstoff auf dem Hohen Peißenberg | Pflegedienst TARA - eine Intensivstation zuhause im Kinderzimmer | Selbsthilfegruppe für Sex- und Liebessüchtige im altlandkreis | Bernhardiner - hier werden sie gezüchtet | Motorradclub "Zombie Elite MC" - keine Schönwetterfahrer | Tauchen mit Stahlschuhen und Schweißapparat - Ausbildung bei den Bundeswehrtauchern | Veranstaltungstipps für März und April und vieles mehr . . . .
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<strong>Ausgabe</strong> 46 | <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
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Eine Produktion von<br />
Titelbild: Sebastian Jahn, BSE-AIRpix.de<br />
Altenstadt mit Basilika St. Michael<br />
mit Veranstaltungskalender <strong>für</strong> zwei Monate<br />
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auf dem Hohen Peißenberg<br />
Auf der Roten Couch<br />
Notar Georg Ruhland im Interview<br />
Sonderteil<br />
BAUEN<br />
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im <strong>Altlandkreis</strong>
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Wo: Nonnenwald 2, Penzberg, Gebäude 371<br />
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Wer: <strong>für</strong> Schüler/innen ab 13 Jahren, Eltern, Lehrer/innen,<br />
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3 8<br />
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Grenzgänger<br />
Donald Trump kehrte dem<br />
Klimaschutz bekanntlich<br />
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die vor mehr als 50<br />
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Auf Hawaii<br />
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Art funktioniert. Dagegen ohne Hilfe Zähne<br />
putzen, sich die Haare kämmen und das Gesicht<br />
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schwer. Viele sind zu Teilen, andere vollständig auf<br />
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so lebenswert wie möglich zu gestalten. Ein Leitsatz,<br />
> > > Aus dem Inhalt<br />
Seite 4<br />
Vom Snooker-Virus infiziert:<br />
1. SC Lechbruck — einziger<br />
Verein in der Region<br />
Seite 6<br />
Auswirkungen der neuen<br />
Verordnung: Güllefahren<br />
nach Vorschrift<br />
Seite 8<br />
Volumenberechnung und<br />
Verfolgungsjagd — was es bei<br />
Drohnen zu beachten gilt<br />
Seite 52<br />
Pflegedienst „Tara“ —<br />
eine Intensivstation zuhause<br />
im Kinderzimmer<br />
Seite 60<br />
Diese Krankheit macht einen<br />
fertig! Selbsthilfegruppe <strong>für</strong><br />
Sex- und Liebessüchtige.<br />
Seite 62<br />
Bernhardiner,<br />
sportliche und gemütliche<br />
Rettungshunde<br />
Auftrag der Bundesrepublik Kohlendioxid, Methan<br />
und Lachgas misst, analysiert und grafisch darstellt.<br />
Der Hauptsitz des ICOS-Projekts liegt auf dem Hohen<br />
<strong>den</strong> sich Martina Mones und Panea Apan zu Herzen<br />
genommen haben. Die Schwestern gründeten einen<br />
Pflegedienst, der sich ausschließlich um intensivpflegebedürftige<br />
Ab Seite 11<br />
GROSSER SONDERTEIL<br />
ZU DEN THEMEN BAUEN,<br />
Seite 64<br />
Beim Motorradclub „Zombie<br />
Elite MC“ sind wahrlich keine<br />
Kinder und Jugendliche kümmert – und WOHNEN UND ENERGIE Schönwetter-Fahrer dabei<br />
Peißenberg, von dem bei gutem Wetter der <strong>Altlandkreis</strong><br />
bestens zu überblicken ist. Dazu gehört auch Al-<br />
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8.500 tenstadt, Experten diesmal zu sehen auf unserem in 150 Titelbild. Ländern. Fotografiert<br />
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70<br />
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in die <strong>März</strong>/<strong>April</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />
Karriere zu starten.<br />
interessiert: Am Mittwoch, 18. Interview auf der Roten Couch Schweißapparat<br />
hne<br />
geschafft hat. Der Grund: Volumenberechnung mittels<br />
Luftaufnahmen und Spezial-Software, erstmals gau statt. Eine wichtige Veranstaltung <strong>für</strong> Schüler, Seite 42<br />
Seite 82<br />
<strong>April</strong>, findet die zweite Ausbildungsmesse in Schon-<br />
narbeit, erfolgreich getestet offene an einer Diskussionen hiesigen Kiesgrube. Ein Eltern und Unternehmer. gegen Mindestens seitiger so aufregend: Respekt Eine wahre treiben uns Kann ein zu Verein so groß<br />
chstleistungen Meilenstein in Sachen Vermessungstechnik? an, dies zeigen Der Besuch auch beim wohl die kernigsten bahnbrechen<strong>den</strong> Motorrad-Club im Räubergeschichte! wissenschaftlge<br />
Die Riedl- sein? <strong>Das</strong> „altlandkreis“-<br />
Solange der Grenzen Vergangenheit. gesetzesbedingt draußen vor Ort Um <strong>Altlandkreis</strong>. weiter All unseren innovative Mut haben wir zusammen-<br />
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keine Sorgen um zu wenig Arbeit machen. Sie Clubhaus in Ilgen interviewt. Ein Ort, der <strong>für</strong> engsten Seite 46<br />
Seite 85<br />
gefasst und die Zombies Elite MC in ihrem kultigen<br />
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hen<br />
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üben Menschen, das älteste Ehrenamt Bayerns die aus sich und sorgen die Zusammenhalt gleichen steht und Ziele wie gemacht gesetzt ist <strong>für</strong> wilde haben.<br />
So viel Kohlenstoff durchströmt Es wird wärmer!<br />
in Zusammenarbeit mit Vermessungsingenieur und Partys. Nicht-Mitglieder mei<strong>den</strong> das Areal in der Regel.<br />
deutschen Dabei bekommt bei Anführer Standorten Morris jeder sein Mannheim dem Hohen Peißenberg und <strong>für</strong> <strong>März</strong> und <strong>April</strong><br />
die Luft: EU-weites Projekt auf Unsere Veranstaltungstipps<br />
agnostics Messgehilfe <strong>für</strong> gehört klare Grenzverhältnisse. mit seinen Deren Abmarkungen<br />
<strong>den</strong> bedeu zu überschreiten tendsten ist nicht erlaubt. Länder <strong>Das</strong> Bier – vorausgesetzt, organi man sationen begegnet <strong>den</strong> Rockern innerhalb mit des Konzerns.<br />
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weiß der singende Notar Georg Ruhland, diesmal Respekt, wie an einem Freitagabend hautnah erfahren<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 3
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4 | altlandkreis<br />
Lechbruck | Zum Spielen wird ein<br />
extra großer Billardtisch benötigt.<br />
Darauf wer<strong>den</strong> 15 rote, zu einem<br />
Dreieck aufgebaute Kugeln und<br />
sechs weitere verschie<strong>den</strong>farbige<br />
platziert. Hinzu kommt die Weiße –<br />
zusammen mit dem Queue das<br />
Spielgerät der Akteure. <strong>Das</strong> Prinzip<br />
des Spiels ist relativ einfach: Jeder<br />
Spieler muss zu Beginn seiner<br />
Aufnahme eine rote Kugel in eine<br />
der sechs Taschen, also Löcher,<br />
versenken. Gelingt dies, muss im<br />
Anschluss eine der farbigen Kugeln<br />
gelocht wer<strong>den</strong>, ehe erneut<br />
eine rote an der Reihe ist. Für<br />
jede rote gibt es einen Punkt, jede<br />
andersfarbige hat einen entsprechend<br />
höheren Wert. Während die<br />
eingelochten roten in <strong>den</strong> Taschen<br />
bleiben, wer<strong>den</strong> die farbigen Kugeln<br />
stets wieder an eine von <strong>den</strong><br />
Regeln vorgegebene Stelle aufgesetzt.<br />
Sind alle 15 roten Kugeln<br />
versenkt, müssen die farbigen in<br />
einer bestimmten Reihenfolge abgeräumt<br />
wer<strong>den</strong>. Wird bei einem<br />
Stoß keine Kugel versenkt, ist der<br />
Gegner am Zug. Die Rede ist von<br />
Snooker, einer Spielvariante aus<br />
dem Reich der Billardsportarten,<br />
die sich dank umfangreicher Live-<br />
Übertragung auf Eurosport immer<br />
größerer Beliebtheit unter <strong>den</strong> TV-<br />
Zuschauern erfreut. <strong>Das</strong> Beste dabei:<br />
Wer es einmal ausprobieren<br />
möchte, muss da<strong>für</strong> nicht extra in<br />
eine Großstadt fahren. Ein kurzer<br />
Abstecher nach Lechbruck reicht<br />
völlig aus.<br />
Gründung<br />
als Wetteinsatz<br />
Im Mai 2013 haben Ramona und<br />
Jens Kirchner <strong>den</strong> 1. SnookerClub<br />
(SC) Lechbruck e. V. gegründet.<br />
Ramona, lange Zeit in Füssen aktiv,<br />
startete unter anderem bei der<br />
Europameisterschaft 2006 in Polen,<br />
die <strong>für</strong> sie nicht nur sportlich<br />
erfolgreich verlief. Sie lernte dort<br />
ihren späteren Ehemann Jens, damals<br />
wohnhaft in Köln, kennen,<br />
Die erste Mannschaft des 1. SC Leckbruck in der Saison 2017/<strong>2018</strong> v.l.n.r.:<br />
Ramona Kirchner, Wolfgang Stiegeler, Günther Karg und Jens Kirchner.<br />
der bei der EM als Schiedsrichter<br />
dabei war. Nachdem der Snooker-<br />
Club in Füssen, ebenso wie später<br />
jene in Landsberg oder Kaufbeuren,<br />
dicht machte, lag die Idee<br />
eines eigenen Vereins in der Luft.<br />
Jens gab ein Versprechen: Gewinnt<br />
Ramona die Bayerische Meisterschaft<br />
2013, grün<strong>den</strong> sie einen eigenen<br />
Verein in Lechbruck. Gesagt,<br />
getan. Angefangen haben die bei<strong>den</strong><br />
Snooker-Fans mit ein paar wenigen<br />
Mitstreitern und einem Tisch<br />
im alten, stillgelegten Lechbrucker<br />
Hallenbad. „Da war es immer<br />
sau kalt“, sagt Ramona, Deutsche<br />
Meisterin von 2005 und aktuelle<br />
Deutsche Vizemeisterin bei <strong>den</strong> Damen,<br />
rückblickend. Umso schöner,<br />
dass sich bereits ein Jahr später ein<br />
Umzug ins Haus der Vereine ergeben<br />
hat. Derzeit hat der 1. SC Lechbruck<br />
– auch wegen einem erfolgreichen<br />
Tag der offenen Tür – rund<br />
35 Mitglieder, wovon 20 aktiv sind.<br />
Der jüngste ist 15, der älteste Akteur<br />
im Club Ende 60. Snooker, ein<br />
Sport der Generationen verbindet.<br />
Auch die Räumlichkeiten wur<strong>den</strong><br />
alsbald dem Mitgliederzuwachs<br />
angepasst. Mittlerweile stehen vier<br />
Tische, perfekt ausgestattet und<br />
sauber beleuchtet, im schmucken<br />
Lechbrucker Vereinsraum. „Die<br />
brauchen wir aber auch“, spricht<br />
Vorstand Jens Kirchner <strong>den</strong> regen<br />
Trainingsbetrieb an. Derzeit<br />
hat der Verein drei Mannschaften<br />
im Spielbetrieb, so dass auch am<br />
Wochenende immer etwas los ist.<br />
Da Snooker in Deutschland zu <strong>den</strong><br />
Randsportarten zählt, hat insbesondere<br />
die erste Mannschaft des
1. SC Lechbruck weite Reisen zu <strong>den</strong><br />
Auswärtsspielen, etwa nach Rosenheim,<br />
Donauwörth oder Freising.<br />
Rund 5 000 Sportler soll es<br />
in Deutschland geben, während es<br />
in Großbritannien, dem Mutterland<br />
des Snookers, rund fünf Millionen<br />
sind.<br />
Vorsicht<br />
Suchtpotential!<br />
Aufgrund des „Clubsterbens“ in<br />
der Region kommen die aktiven<br />
Mitglieder des 1. SC Lechbruck bisweilen<br />
aus Memmingen, Wolfratshausen<br />
oder Mammendorf bei<br />
Fürstenfeldbruck, nehmen <strong>für</strong> Training<br />
und Spiel weite Anreisen in<br />
Kauf. „Snookerer sind schon eigene<br />
Menschen“, bemerkt Jens Kirchner<br />
mit einem Augenzwinkern. Einmal<br />
vom Snooker-Virus infiziert, lässt<br />
das Spiel einen nicht so schnell los,<br />
birgt ein ungemeines Suchtpotential<br />
– im positiven Sinne. Mitunter<br />
kann es aber auch frustrierend<br />
sein. „Gerade am Anfang dauert es,<br />
bis Fortschritte zu erkennen sind“,<br />
erklärt Jens, der unter anderem die<br />
Trainingseinheiten leitet. „Wenn<br />
der Kopf nicht dabei ist, geht überhaupt<br />
nichts“, spricht er die mentale<br />
Belastung des Sports an. <strong>Das</strong>s<br />
man als guter Pool-Billardspieler<br />
trotz ähnlichem Grundprinzip nicht<br />
zwangsläufig ein guter Snooker-<br />
Spieler ist, liegt nicht nur am größeren<br />
Tisch und <strong>den</strong> etwas kleineren<br />
Snooker-Kugeln. Im Gegensatz<br />
zum Pool sind die Taschen nicht<br />
kantig, sondern abgerundet, so<br />
dass Kugeln nicht so leicht „fallen“.<br />
Zudem beinhaltet das Spiel weitaus<br />
mehr Elemente, hat auch taktische<br />
Aspekte: Es geht nicht lediglich ums<br />
Lochen, auch <strong>den</strong> Gegner muss<br />
man sich zu Recht legen.<br />
Etwa die Kugel mal „Snooker<br />
legen“, so dass der<br />
Kontrahent beim nächsten<br />
Zug nicht einlochen kann.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beim 1. SC<br />
Lechbruck liegt bei erschwinglichen<br />
25 Euro. Da<strong>für</strong> darf jederzeit<br />
trainiert wer<strong>den</strong>, jedes Mitglied<br />
hat Zugang zu einem Schlüssel.<br />
Die Kosten <strong>für</strong> Materialien sind<br />
ebenfalls überschaubar. Nicht mal<br />
ein eigener Queue wird anfangs<br />
benötigt, da der Club einige zur<br />
Verfügung stellt. Bleibt man dabei,<br />
kaufen sich die meisten nach<br />
kurzer Zeit ihren eigenen. „Es ist<br />
ein ‚Gentleman’s Sport‘“, sagt Ramona<br />
Kirchner über <strong>den</strong> aus dem<br />
TV bekannten Dresscode: Schwarze<br />
Hose und Schuhe, einfarbiges<br />
Hemd, Weste, beim 1. SC eine in<br />
Gold. Zum Training ist dieses Outfit<br />
jedoch natürlich nicht Pflicht.<br />
Jeder, der sich einmal im Snooker<br />
versuchen möchte, ist im Übrigen<br />
je<strong>den</strong> ersten Donnerstag im Monat<br />
zum öffentlichen Training eingela<strong>den</strong>.<br />
Von 18 bis 20 Uhr kann man<br />
unangemeldet und ungezwungen<br />
im Haus der Vereine vorbeischauen.<br />
Auch sonst sind nach Rücksprache<br />
Schnuppertrainings möglich<br />
(Kontakt unter www.snookerclublechbruck.de).<br />
Am 3. und 4. <strong>März</strong><br />
lädt der 1. SC Lechbruck zudem<br />
zu einem Turnier im Rahmen der<br />
„German Snooker Tour“. Zum Ralf<br />
Müller-Gedächtnisturnier haben<br />
sich viele Bekannte des Verstorbenen<br />
aus Italien, Österreich, Mallorca<br />
und der Schweiz angekündet.<br />
Eintritt ist wie bei allen Spielen<br />
frei. Der Club würde sich über<br />
zahlreiche Zuschauer freuen. Doch<br />
Vorsicht: Der Snooker-Virus ist ansteckend.<br />
tis<br />
Volle Konzentration: Snooker ist ein mental geprägter Sport.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 5
Auswirkungen der neuen Düngeverordnung<br />
Güllefahren nach Vorschrift<br />
Hoch und weit nach oben spritzen ist nicht mehr erlaubt,<br />
weil so zu viel Ammoniak in die Luft gerät.<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | Auf die Frage, wie<br />
oft er Gülle ausfahren müsse, holt<br />
Wolfgang Scholz – Landwirt, BBV-<br />
Kreisobmann und stellvertretender<br />
BBV-Vorsitzender von Oberbayern –<br />
erst mal zur allgemeinen Klarstellung<br />
aus: „Wir müssen nicht, wir<br />
dürfen, weil Gülle <strong>für</strong> uns Landwirte<br />
ein wertvolles Düngemittel<br />
ist und kein lästiges Übel, wie von<br />
vielen Bürgern in unserer Gesellschaft<br />
angenommen.“ Doch dieses<br />
„ausfahren dürfen“ wird <strong>den</strong><br />
Landwirten ein immer größerer<br />
Dorn im Auge. Grund ist die neue,<br />
Mitte 2017 eingeführte, 150 Seiten<br />
starke Düngeverordnung, die aufgrund<br />
deutschlandweit erhöhter<br />
Nitratwerte im Grundwasser in<br />
einigen Punkten verschärft wurde.<br />
„Dabei haben wir hier in der Region<br />
beste Trinkwasserqualitäten“,<br />
sagt Wolfgang Scholz, der sich wie<br />
alle anderen Landwirte auch mit<br />
mehr Papierkram herumschlagen<br />
muss, noch mehr Geld in die Hand<br />
nehmen muss und in seiner Arbeit<br />
noch eingeschränkter ist.<br />
Streitthema Nummer eins: die<br />
Sperrfrist. Vom ersten November<br />
bis 31. Januar dürfen Landwirte<br />
keine Gülle mehr ausfahren. Die<br />
Begründung: Da im Winter ohnehin<br />
nichts wächst, muss auch nicht<br />
gedüngt wer<strong>den</strong>. Zwar kann diese<br />
Sperre um zwei oder vier Wochen<br />
landkreisweit nach hinten verschoben<br />
wer<strong>den</strong>, was Wolfgang Scholz<br />
im Sinne hiesiger Landwirte zumindest<br />
<strong>für</strong> Grünflächen getan hat,<br />
„weil wir im Spätherbst meistens<br />
gutes Wetter zum Gülle Ausfahren<br />
haben“. Doch die Sperrdauer von<br />
drei Monaten am Stück muss definitiv<br />
eingehalten wer<strong>den</strong>. <strong>Das</strong>s<br />
Wolfgang Scholz und alle anderen<br />
Nutztierhalter die Fütterung<br />
währenddessen nicht einstellen,<br />
Kühe, Jungvieh und Kälber trotzdem<br />
Gülle produzieren und das<br />
Lager irgendwann voll sein könnte,<br />
scheint die Verantwortlichen hinter<br />
der Düngeverordnung wenig zu interessieren.<br />
Ein weiteres Szenario:<br />
Schnee, Frost oder zu viel Nässe in<br />
<strong>den</strong> Tagen und Wochen nach der<br />
Sperrfrist. Bei diesen Bedingungen<br />
darf grundsätzlich keine Gülle ausgefahren<br />
wer<strong>den</strong>, weil der Bo<strong>den</strong><br />
an diesen Tagen nicht aufnahmefähig<br />
ist. Was also tun, wenn die<br />
Grube in Zeiten des Gülle-Verbots<br />
voll wird? „Auf gar keinen Fall ausfahren,<br />
sonst mache ich mich strafbar“,<br />
sagt Wolfgang Scholz, der<br />
an dieser Stelle zwei Alternativen<br />
vorschlägt: „Entweder miete ich<br />
mir Lagerkapazitäten an, oder ich<br />
fahre sie an eine Biogasanlage und<br />
lasse sie vergären.“ Beide Varianten<br />
kosten Geld. Dabei herrschen,<br />
Stichwort „milde Winter“, während<br />
der Sperrfrist immer häufiger optimale<br />
Bedingungen zum Gülle Ausfahren.<br />
Zum Zukauf von<br />
Dünger verdammt<br />
Ein weiteres Streitthema ist der<br />
vorgeschriebene Stickstoffgehalt<br />
von maximal 170 Kilogramm pro<br />
Hektar und Jahr. Stickstoff ist der<br />
mit wichtigste Dünger <strong>für</strong> rasch<br />
wachsendes, nährstoffreiches Gras<br />
oder Getreide. Wer zum Beispiel<br />
wertvolle Obergräser anbaut,<br />
braucht <strong>für</strong> optimales Wachstum<br />
mehr als 300 Kilogramm Stickstoff<br />
pro Hektar und Jahr. Heißt<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Landwirt: Obwohl er genug<br />
eigenen Dünger in Form von<br />
Gülle zur Verfügung hätte, darf er<br />
nur diese maximal 170 Kilogramm<br />
anbringen – und muss sich die<br />
restlichen 130 Kilogramm in Form
Ab 2025 ist ausschließlich die sogenannte Schleppschlauchtechnik erlaubt.<br />
Die meisten Landwirte müssen bald umrüsten.<br />
von Mineralstoffen hinzukaufen.<br />
„Mit dieser Regelung unterstützt<br />
die Regierung ein Konjunkturprogramm<br />
der Kunstdüngerindustrie<br />
und zieht uns Landwirten dadurch<br />
noch mehr Geld aus der Tasche“,<br />
sagt ein sichtlich verärgerter Wolfgang<br />
Scholz. Er selbst baut unter<br />
anderem Weidelgras an, das gehaltvollste<br />
Gras überhaupt, das sogar<br />
400 Kilogramm Stickstoffgehalt<br />
<strong>für</strong> optimales Wachstum bräuchte.<br />
„Den Bedarf könnte ich nahezu<br />
komplett selbst decken.“ Aber er<br />
darf nicht.<br />
Ähnlich verärgert ist Wolfgang<br />
Scholz in Sachen vorgeschriebener<br />
Technik am Güllefass. Hoch<br />
und weit nach oben spritzen darf<br />
Gülle schon lange nicht mehr, weil<br />
dadurch zu viel klimaschädliches<br />
Ammoniak in die Luft gerät. So<br />
weit so gut. Die derzeit erlaubten<br />
Streugeräte namens Möscha oder<br />
Schwanenhals spritzen nach unten<br />
und zur Seite und seien in Scholz’<br />
Augen, vor allem was die Pflanzendüngung<br />
angeht, nahezu optimal.<br />
Nicht immer mit<br />
der Natur vereinbar<br />
Ab 2025 aber sind auch diese Techniken<br />
nicht mehr erlaubt, stattdessen<br />
nur noch die sogenannte<br />
Schleppschlauchtechnik – viele,<br />
aneinandergereihte Schläuche, die<br />
Gülle so bo<strong>den</strong>nah wie möglich<br />
anbringen. „Erste Resultate haben<br />
gezeigt, dass dieses Injektionsverfahren<br />
<strong>für</strong> das Pflanzen-Wachstum<br />
nicht optimal ist.“ Dennoch sind<br />
Landwirte dazu verpflichtet, ihre<br />
Güllefässer die kommen<strong>den</strong> zwei<br />
Jahre umzurüsten oder gleich neue<br />
zu kaufen. Am liebsten würde<br />
Scholz selbst entschei<strong>den</strong>, wann<br />
er an welcher Stelle wie viel Gülle<br />
auszubringen hat. „Weil die Düngeverordnung<br />
in vielen Punkten<br />
bei weitem nicht immer im Sinne<br />
der Natur umsetzbar ist“, sagt er.<br />
Je nach Region, Witterung und<br />
Bo<strong>den</strong>kultur seien Äcker und Wiesen<br />
unterschiedlich zu behandeln.<br />
Ein Feld im moränenlandschaftsgeprägten<br />
Oberbayern sei ganz<br />
anders zu düngen als die Ebenen<br />
im flachen Nor<strong>den</strong> oder Osten<br />
der Republik. „Ein guter Landwirt<br />
weiß das.“ Allein deshalb, weil in<br />
aller Regelmäßigkeit, mindestens<br />
alle fünf Jahre, alle seine Bö<strong>den</strong><br />
beprobt wer<strong>den</strong>. „So wissen wir<br />
genau, welches Feld bei welchem<br />
Gras oder Getreide wie viel Stickstoffgehalt<br />
<strong>für</strong> optimales Wachstum<br />
braucht.“ Wer seine Gülle nach diesen<br />
Werten ausfährt, verschmutzt<br />
kein Grundwasser. Doch darauf<br />
möchte sich der Staat offensichtlich<br />
nicht verlassen. Die Düngeverordnung<br />
gilt <strong>für</strong> alle gleich, egal ob in<br />
Oberbayern oder Ostfriesland.<br />
Hinter <strong>den</strong> immer strengeren und<br />
mehr wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Vorschriften erkennt<br />
Wolfgang Scholz „eine politische<br />
Dynamik, mit der Angst<br />
geschürt wird“. <strong>Das</strong> überträgt<br />
sich auch auf die sensibilisierte<br />
Gesellschaft, „die sich in einer<br />
naturfrem<strong>den</strong> Welt zusehends<br />
zurück zu <strong>den</strong> natürlichen Wurzeln<br />
sehnt und sich wundert, dass<br />
wir Landwirte inzwischen auch<br />
mit topmodernen Maschinen und<br />
Mitteln arbeiten“. Zudem lästert<br />
der Spaziergänger über <strong>den</strong> „Gestank<br />
der Gülle“, die Ursache <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> seit jeher beschei<strong>den</strong>en Ruf<br />
des Landwirtes? „Ruhe bewahren,<br />
geduldig sein und <strong>den</strong> Leuten immer<br />
wieder versuchen zu erklären,<br />
warum wir Gülle ausfahren und<br />
wie wichtig sie <strong>für</strong> uns als Dünger<br />
ist.“ Abgesehen davon stinkt Gülle<br />
ohnehin nur dann, wenn die Konsistenz<br />
nicht stimmt, oder sie zum<br />
falschen Zeitpunkt ausgebracht<br />
wird. Wolfgang Scholz mischt ganz<br />
bewusst ein wenig Regenwasser<br />
bei. Und fährt seine Gülle im Idealfall<br />
wann aus? „Bei Temperaturen<br />
unter 20 Grad und leichtem Nebel<br />
direkt über dem Bo<strong>den</strong>.“ Deshalb<br />
rücken Landwirte speziell im heißen<br />
Hochsommer bevorzugt in <strong>den</strong><br />
kühleren Nächten mit Bulldog und<br />
Güllefass aus. js<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 7<br />
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Neuheiten und Rechte <strong>für</strong> die Arbeit mit Drohnenn<br />
Von Volumenberechnung<br />
bis Verfolgungsjagd<br />
Schongau | Fasziniert von nie zuvor<br />
gesehenen Aufnahmen aus<br />
der weltberühmten Sixtinischen<br />
Kapelle, rief Sebastian Jahn in der<br />
da<strong>für</strong> verantwortlichen Produktion<br />
an. Er wollte wissen, wie diese Bilder<br />
entstan<strong>den</strong> sind. Die Antwort:<br />
Mit einer Drohne, was jedoch extrem<br />
zeit- und personalaufwendig<br />
gewesen, im Grunde nicht bezahlbar<br />
ist. Aufgelegt. Drohnen waren<br />
damals, im Jahre 2007, ein unbeschriebenes<br />
Blatt. Kaum einer hatte<br />
sie, kaum einer kannte sie. Doch<br />
zu teuer, zu unrentabel? Sebastian<br />
Jahn, Maschinenbau-Konstrukteur<br />
und damals schon Hobbyfotograf,<br />
wollte das so nicht stehen lassen<br />
und sagte sich: „Dann baue<br />
ich so eine Drohne eben selbst.“<br />
Der Rahmen aus Carbon, an <strong>den</strong><br />
äußeren En<strong>den</strong> Rotorblätter mit<br />
kleinem Motor. Sein erstes Werk:<br />
Ein Quadrokopter, viermotorig.<br />
Später konstruierte und baute er<br />
einen Hexakopter, sechsmotorig,<br />
schließlich einen Oktokopter,<br />
achtmotorig, der bis zu fünf Kilo<br />
Gewicht mitschleppen kann. <strong>Das</strong><br />
Gewicht bei Sebastian Jahn heißt<br />
hochauflösende Kamera. Für erste<br />
Testflüge fixierte er eine standardmäßige<br />
GoPro, <strong>für</strong> Filmaufnahmen<br />
eine Red Epic, 40 000<br />
Euro Wert, mit der unter anderem<br />
Szenen bei Harry Potter, Fluch der<br />
Karibik und 300 gedreht wur<strong>den</strong>.<br />
Allerdings nicht von Sebastian<br />
Jahn. Auf <strong>den</strong> heute 35-Jährigen<br />
wur<strong>den</strong> andere Filmproduzenten<br />
aufmerksam. Nachdem er erste<br />
Luftaufnahmen auf YouTube und<br />
seiner Internetseite veröffentlichte,<br />
flatterten immer häufiger<br />
Anfragen ein. Für die Serie Bergdoktor<br />
filmte er atemberaubende<br />
Landschaftsbilder und spektakuläre<br />
Verfolgungsrennen durch enge,<br />
naturbelassene Täler. Ähnliche<br />
Aufnahmen machte er <strong>für</strong> die Kinofilme<br />
„Burg Schreckenstein“,<br />
„Die Trapp-Familie“ und „Verrückt<br />
nach Fixi“. Sein Kerngeschäft bis<br />
heute: Fotografie am Bo<strong>den</strong> sowie<br />
Bild- und Filmaufnahmen aus der<br />
Luft jeglicher Art.<br />
Hochqualitative<br />
Aufnahmen <strong>für</strong> Filme<br />
Für Roller, eines der größten Möbelhäuser<br />
Deutschlands, machte<br />
er hochqualitative Aufnahmen <strong>für</strong><br />
einen Imagefilm. Ebenso <strong>für</strong> hiesige<br />
Industriebetriebe, zum Beispiel<br />
Hirschvogel Automotive oder die<br />
Tourismusregion Füssen – fesselnde<br />
Aufnahmen von Natur und<br />
Königsschlössern. Sein neuestes<br />
Aufgabengebiet ist allerdings die<br />
Volumen-Berechnung mittels<br />
Luftaufnahmen, erstmals erfolgreich<br />
getestet mit einer großen<br />
Sebastian Jahn und sein koaxialer<br />
Oktokopter, mit dem er unter<br />
anderem Szenen <strong>für</strong> Filme dreht.<br />
8 | altlandkreis
Kiesgrube<br />
hier im<br />
<strong>Altlandkreis</strong>. Die<br />
Volumenberechnung<br />
per Drohne funktioniert wie folgt:<br />
Zunächst fährt Sebastian Jahn das<br />
zu erfassende Gelände ab und<br />
setzt in regelmäßigen Abstän<strong>den</strong><br />
Markierungspunkte mittels<br />
Farbspray. Anschließend geht er<br />
mit GPS-gesteuerter Drohne und<br />
angebrachter, hochauflösender<br />
Kamera in die Luft und macht aus<br />
maximal 100 Metern Höhe zahlreiche<br />
Bilder. Am Beispiel Kiesgrube,<br />
knapp 47 000 Quadratmeter Fläche,<br />
knipste er in nur 30 Minuten<br />
exakt 100 Fotos. Nach Landung der<br />
Drohne fuhr er zurück ins Büro,<br />
setzte sich an <strong>den</strong> PC, lud die 100<br />
Bilder hoch, prüfte und drehte sie<br />
und stellte sie schließlich in ein<br />
spezielles Programm, eine 3D-<br />
Vermessungssoftware. Darin wur<strong>den</strong><br />
nun alle 100 Bilder zu einem<br />
großen miteinander verknüpft, so<br />
dass letztlich die komplette Kiesgrube<br />
auf einen Blick zu sehen ist.<br />
Dabei ins Auge stechen die vor Ort<br />
markierten Farbpunkte, auf die<br />
Jahn nun am PC Referenzpunkte<br />
setzt. Fortan übernimmt eine<br />
komplexe Software die Arbeit, die<br />
anhand der GPS-Daten und der<br />
von Jahn gesetzten Referenzpunkte<br />
in rund sechs Stun<strong>den</strong> das komplette<br />
Gelände in Höhe, Länge,<br />
Breite und Tiefe ausrechnet. <strong>Das</strong><br />
Ergebnis ist verblüffend genau: Mit<br />
minimaler Abweichung von plusminus<br />
einem Prozent konnte das<br />
Volumen der Kiesgrube bestimmt<br />
wer<strong>den</strong>. Obendrein ist Jahns Arbeit<br />
wesentlich zeitsparender als<br />
die klassische Vermessung am<br />
Bo<strong>den</strong>, die ohne PC-Arbeit bereits<br />
einen kompletten Arbeitstag<br />
in Anspruch nimmt und<br />
vor allem an unwegsamen<br />
Geländestellen<br />
äußerst mühsam ist.<br />
Als netten Nebeneffekt<br />
dieser Vermessungen<br />
bezeichnet Sebastian<br />
Jahn das dabei entstehende<br />
3D-Modell. Doch <strong>für</strong> was braucht<br />
es überhaupt Volumenangaben<br />
von beispielsweise Kiesgruben?<br />
„Damit kann man zum Beispiel<br />
herausfin<strong>den</strong>, wie viel Material<br />
pro Jahr abgetragen wurde“, sagt<br />
Jahn, der hier<strong>für</strong> die gleiche Arbeit<br />
ein Jahr später erneut durchführen<br />
müsste. Darüber hinaus<br />
könnte er zum Beispiel die „Löcher“<br />
brachliegender Kiesgruben<br />
vermessen und so bestimmen,<br />
wie viele Tonnen Kies dort hineingekippt<br />
wer<strong>den</strong> müssten, um diese<br />
aufzufüllen. Auch Abtragungen<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Bau von Umgehungstraßen<br />
könnte er mittels Drohnenmessung<br />
exakt vorausrechnen.<br />
Rechte und<br />
Pflichten<br />
Ob Fotos, Filme oder Vermessungen:<br />
Damit Sebastian Jahn mit einer<br />
seiner haftpflichtversicherten<br />
Drohnen – der große Oktokopter<br />
misst eine Spannweite von 1,70<br />
Meter, seine kleinste Drohne 40<br />
Zentimeter – in die Luft darf, hat<br />
er jede Menge Rechte und Pflichten<br />
einzuhalten. Zwischen <strong>April</strong><br />
und Oktober 2017 musste jeder<br />
Gewerbliche <strong>für</strong> Drohnen ab zwei<br />
Kilogramm einen gut 200 Euro<br />
teuren Führerschein (ab 16. Lebensjahr)<br />
bei einer vom Luftfahrt-<br />
Bundesamt anerkannten Stelle<br />
absolvieren. Sebastian Jahn legte<br />
diese theoretische Prüfung mit<br />
Themenschwerpunkten Navigation,<br />
Zivil-, Straf- und Luftrecht,<br />
Meteorologie, Flugbetrieb sowie<br />
Fachwissen rund um Drohnen in<br />
der Münchner Landeshauptstadt<br />
ab. Darüber hinaus besitzt Sebastian<br />
Jahn <strong>für</strong> halbjährlich 120<br />
Euro eine Sondergenehmigung,<br />
die ihm erlaubt, auch näher als<br />
100 Meter an Hochspannungsleitungen,<br />
Bundesstraßen und<br />
öffentliche Gebäude heranzufliegen.<br />
Absolute Tabuzone <strong>für</strong><br />
je<strong>den</strong> Drohnenflieger sind unter<br />
anderem Krankenhäuser (100<br />
Meter Abstand), Flughäfen (1,5<br />
Kilometer Abstand), Unfallstellen,<br />
Menschenansammlungen und<br />
Gefängnisse. Außerdem müssen<br />
seit Oktober 2017 Drohen von<br />
mehr als 250 Gramm mit einer<br />
festangebrachten, hitze- und kältebeständigen<br />
Plakette samt Name<br />
und Anschrift des Halters gekennzeichnet<br />
sein. „Für die Anbringung<br />
ist jeder Drohnenbesitzer<br />
selbst verantwortlich, die Schilder<br />
aus zum Beispiel Aluminium kann<br />
man unter anderem online bestellen“,<br />
sagt Sebastian Jahn, der<br />
sich vor jedem Flug eine schriftliche<br />
Starterlaubnis vom jeweiligen<br />
Grundstücksbesitzer genehmigen<br />
lassen muss und als Gewerblicher<br />
maximal 100 Meter hochfliegen<br />
darf. Bei innerörtlichen Flügen<br />
hat er außerdem die örtliche Polizei<br />
zu informieren – und zwar 24<br />
Stun<strong>den</strong> vor dem Start. In Wohngebieten<br />
dürfen Drohnen über 250<br />
Gramm nicht aufsteigen, schon gar<br />
nicht mit film- oder tonaufnahmefähigem<br />
Anhang. Es sei <strong>den</strong>n,<br />
Grundstückseigentümer oder Mieter<br />
stimmen dem ausdrücklich zu.<br />
Drohnen bis 250 Gramm sind in<br />
Wohngebieten erlaubt. Allerdings<br />
ausschließlich über dem eigenen<br />
Grundstück, maximal 30 Meter<br />
hoch – <strong>für</strong> Flüge über Nachbarsgrundstücke<br />
ist deren Genehmigung<br />
erforderlich.<br />
js<br />
Kiesgrube in 3D (unten), zusammengesetzt aus 100 Luftaufnahmen.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 9
Passionstheater in Oberammergau<br />
„Zum Aufspüren<br />
verborgener Talente“<br />
Der Brandner Kaspar füllt <strong>den</strong> Boandlkramer mit Kerschgeist ab.<br />
Oberammergau I <strong>Das</strong> Passionstheater<br />
in Oberammergau ist nicht<br />
nur während der weltberühmten<br />
Spiele ein beliebter Ort <strong>für</strong> Kulturinteressierte<br />
aus Nah und Fern.<br />
Mit „Wilhelm Tell“, dem „Brandner<br />
Kasper und das ewig’ Leben“<br />
sowie dem sechsten Heimatsoundfestival<br />
ist das Programm <strong>2018</strong> erstklassig<br />
ausgestaltet. Zwar beginnt<br />
die Saison erst am Freitag, 6. Juli,<br />
mit der Premiere von Wilhelm Tell.<br />
Weil die Veranstaltungen beim Publikum<br />
jedoch stark gefragt sind,<br />
sollten sich Interessierte schon<br />
jetzt um Karten bemühen. Zumindest<br />
was die bei<strong>den</strong> Theaterstücke<br />
betrifft – das Heimatsoundfestival<br />
am 27. und 28. Juli ist bereits restlos<br />
ausverkauft.<br />
„Mit Wilhelm Tell von Friedrich<br />
Schiller bringen wir eines der<br />
großen Werke deutscher Literatur<br />
auf unsere Freilichtbühne“, sagt<br />
Regisseur Christian Stückl. <strong>Das</strong><br />
Stück handelt vom Freiheitskampf<br />
der Schweizer Bevölkerung gegen<br />
„die brutale Willkürherrschaft der<br />
habsburgischen Vögte“. Dargestellt<br />
wird das Spektakel überwiegend<br />
von Einheimischen. „Diese<br />
Aufführung bietet mir noch einmal<br />
die Möglichkeit, viele Oberammergauer<br />
Theaterbegeisterte in einer<br />
Inszenierung auszuprobieren und<br />
verborgene Talente aufzuspüren,<br />
bevor dann im Oktober die Darsteller<br />
der Passionsspiele 2020<br />
ausgewählt wer<strong>den</strong>“, so Christian<br />
Stückl, der auch Regie beim<br />
„Brandner Kaspar“ führt. Dieses<br />
urbayerische Theaterschmankerl<br />
spielt das Münchner Volkstheater<br />
am 12. und 13. Juli. Wer die<br />
Geschichte noch nicht kennt: Der<br />
Boandlkramer kommt im Auftrag<br />
„von oben“, um <strong>den</strong> Brandner<br />
Kaspar <strong>für</strong> immer zu holen. Doch<br />
dieser wehrt sich mit gekonnter<br />
Schlitzohrigkeit vehement gegen<br />
<strong>den</strong> Tod, in dem er <strong>den</strong> Boandlkramer<br />
mit Kerschgeist abfüllt und<br />
beim Kartenspiel bescheißt, so<br />
sein Leben um einige Jahre verlängern<br />
kann.<br />
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Tickets und nähere Informationen aller Veranstaltungen sind unter<br />
08822 / 9458888, im Internet auf www.passionstheater.de oder in<br />
der Vorverkaufsstelle, Eugen-Papst-Straße 9A in Oberammergau,<br />
geöffnet von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr sowie am<br />
Samstag von 9 bis 13 Uhr, zu bekommen. Während der „Brandner<br />
Kasper“ an einem Wochenende über die Bühne geht, wird<br />
„Wilhelm Tell“ an insgesamt acht Aben<strong>den</strong> aufgeführt. Neben der<br />
Premiere am 6. Juli auch am 7. und 20 Juli sowie am 3. / 4. / 10. / 11.<br />
August. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.<br />
10 | altlandkreis
&<br />
Wohnen<br />
Bauen<br />
Energie<br />
Aus dem<br />
Inhalt<br />
Notar Georg Ruhland auf der Roten Couch . . Seite 13<br />
Feldgeschworene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18<br />
Immobilienmakler Florian Wild . . . . . . . . . . Seite 22<br />
„Oafach Schea“ belebt Dorfkern . . . . . . . . . . Seite 24<br />
Massivholzhäuser aus einer Hand . . . . . . . . Seite 26<br />
Hochbeet statt Bierkühler . . . . . . . . . . . . . . . Seite 28<br />
Autokran-Service von Familie Albrecht . . . . . Seite 32<br />
Schwimmteiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34<br />
Rauchmelder sind Pflicht! . . . . . . . . . . . . . . Seite 36<br />
Trends in der Raumausstattung . . . . . . . . . . Seite 38<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 11
Am 14. und 15. <strong>April</strong> in der Kreisstadt<br />
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Weilheim I Für die ‚Energiewende‘<br />
müssen alle anpacken, aber<br />
sie ist machbar“, ist sich Wolfgang<br />
Haas, Geschäftsführer der Energieberatung<br />
Ammer-Lech-Loisach<br />
und Leiter der mittlerweile sechsten<br />
Auflage der Energiemesse<br />
Weilheim, sicher. In Kooperation<br />
mit der Sparkasse Oberland, der<br />
Standortförderung des Landkreises<br />
Weilheim-Schongau und der<br />
Energiewende Oberland ist es erneut<br />
gelungen, zahlreiche Firmen<br />
und Organisationen, die sich mit<br />
<strong>den</strong> Themen Energieeinsparung,<br />
Energieeffizienz und erneuerbare<br />
Energien beschäftigen, in die<br />
Weilheimer Stadthalle einzula<strong>den</strong>.<br />
Mit der Messe will die Energieberatung<br />
Ammer-Lech-Loisach eine<br />
Hilfestellung geben und ihren Teil<br />
zur „Energiewende“ beitragen. Offizielle<br />
Eröffnung mit Messerundgang<br />
ist am Samstag, 14. <strong>April</strong>, um<br />
10 Uhr. Die Ausstellung endet um 17<br />
Uhr. Auch am Sonntag (15.04.) öffnet<br />
die sechste Weilheimer Energiemesse<br />
von 10 bis 17 Uhr.<br />
Bei einem Spaziergang durch die<br />
Stadthalle und <strong>den</strong> Außenbereich<br />
können sich interessierte Besucher<br />
einen Überblick über aktuelle und<br />
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einholen. Es ist zudem<br />
möglich, energetisch optimierte<br />
Fenster zu besichtigen, sich mit<br />
dem Thema „kontrollierte“ Wohnraumlüftung<br />
auseinanderzusetzen<br />
oder über eine Photovoltaik-<br />
Anlage inklusive Stromspeicher<br />
12 | altlandkreis<br />
zu informieren. Ob Neubau oder<br />
Altbausanierung, es wird erneut<br />
ein breites Spektrum an Fachfirmen<br />
und Organisationen mit vielen<br />
Experten vor Ort sein. Eine Fachvortragsreihe<br />
rundet das Angebot<br />
der Energiemesse ab: Samstag und<br />
Sonntag erfahren Besucher in einzelnen<br />
Präsentation von Neuheiten<br />
am Markt und aktuellen Entwicklungen<br />
in <strong>den</strong> großen Bereichen<br />
Energie und Klima. Referenten von<br />
Herstellerfirmen einerseits und<br />
unabhängigen Energieberatern<br />
andererseits gewährleisten, dass<br />
die Themen von unterschiedlichen<br />
Seiten beleuchtet wer<strong>den</strong>.<br />
Stabile Zahlen<br />
seit 2009<br />
Nachdem es in Penzberg mit dem<br />
Energie- und Bauforum bereits<br />
eine ähnliche Ausstellung gab,<br />
wurde der Wunsch nach einem<br />
vergleichbaren Angebot in Weilheim<br />
laut. Wolfgang Haas und<br />
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energetische Altbausanierung<br />
seine Mitstreiter versuchten also,<br />
eine Energiemesse in Weilheim<br />
zu etablieren. Sowohl Anzahl der<br />
Aussteller, als auch Besucherzahlen,<br />
die meist bei rund 1000<br />
liegen, haben sich seit der ersten<br />
Auflage im Jahr 2009 kaum verändert.<br />
„Lieber klein und fein“,<br />
spricht Wolfgang Haas die Tatsache<br />
an, dass <strong>für</strong> teilnehmende<br />
Firmen ohnehin die Qualität der<br />
Besucher entschei<strong>den</strong>der sei als<br />
die Quantität. Und genau darin<br />
sieht der Messeleiter <strong>den</strong> Vorteil<br />
der Weilheimer Energiemesse:<br />
„Die Aussteller waren in der Vergangenheit<br />
stets begeistert von<br />
der Intensität der Gespräche.“<br />
Der Eintritt zur Messe beträgt 3,50<br />
Euro, Kinder bis 14 Jahren sind frei.<br />
Über das detaillierte Programm<br />
informiert die Internetseite (www.<br />
energiemesse-weilheim.de). Sie<br />
hält zudem die Kontaktdaten <strong>für</strong><br />
interessierte Unternehmen bereit,<br />
schließlich sind noch wenige Aussteller-Restplätze<br />
verfügbar. tis<br />
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Auf der Roten Couch<br />
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Notar Georg Ruhland auf der Roten Couch:<br />
Zum großen Interview haben wir <strong>den</strong> Juristen<br />
und passionierten Musiker in seinem Büro<br />
in der Schongauer Altstadt getroffen.<br />
Foto: Johann Jilka<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 13
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Schongau | Georg Ruhland gibt<br />
<strong>den</strong> Ton an, beruflich wie in seiner<br />
Freizeit. Seit 2002 ist der 48-jährige<br />
gebürtige Deggendorfer in Schongau<br />
als einer von zwei Notaren tätig,<br />
muss bei Beglaubigungen und<br />
Beurkundungen auf seine Stimme<br />
vertrauen. Ebenso wie bei seiner<br />
zweiten großen Lei<strong>den</strong>schaft, seiner<br />
a-capella-Band „In-Voice“, mit<br />
welcher der zweifache Familienvater<br />
seit fast 20 Jahren die Zuschauer<br />
im <strong>Altlandkreis</strong> verzückt. Und zwar<br />
einzig und allein mit seiner Stimme,<br />
schließlich wird bei a-capella<br />
bekanntermaßen komplett auf Instrumente<br />
verzichtet. Kein Klavier,<br />
keine Gitarre, nichts dergleichen.<br />
Auf der Bühne wird ausschließlich<br />
mit der Stimme produziert. Wie der<br />
juristische Vollblutmusiker beziehungsweise<br />
musikalische Notar in<br />
Schongau gelandet ist, was er Bauwilligen<br />
rät und wie er Beruf und<br />
Hobby in Einklang bringt, verrät er<br />
im großen „altlandkreis“-Interview<br />
auf der Roten Couch.<br />
Herr Ruhland, warum sieht man<br />
von Ihnen keine Werbung?<br />
Bei uns gibt es schlicht ein Werbeverbot.<br />
Ein Notar hat jedes gewerbliche<br />
Verhalten zu unterlassen.<br />
Dazu gehört eben auch eine<br />
seinem öffentlichen Amt widersprechende<br />
Werbung.<br />
Wie kommt ein Notar dann an seine<br />
Mandanten?<br />
Als Notar hat man einen zugewiesenen<br />
Sprengel, in dem man<br />
beurkun<strong>den</strong> darf. Deshalb muss<br />
ein Notar auch nicht werben, weil<br />
eine gewisse Bevölkerungszahl in<br />
der Regel bei ihm erscheinen wird.<br />
<strong>Das</strong> ist aber nicht zwingend, <strong>den</strong>n<br />
der Kunde hat die freie Wahl.<br />
14 | altlandkreis<br />
Ich darf also als Schongauer oder<br />
Peitinger auch nach Weilheim zum<br />
Notar?<br />
So ist es. Es gibt Menschen aus<br />
Schongau, die wollen zum Beispiel<br />
hier nicht gesehen wer<strong>den</strong>.<br />
Genauso kommen Leute aus Starnberg,<br />
Weilheim oder sonst wo zu<br />
mir. Manchmal führen auch Terminsituationen<br />
dazu, dass Kun<strong>den</strong><br />
bei anderen Notariaten nachfragen<br />
müssen. <strong>Das</strong> Schöne ist, dass die<br />
Zusammenarbeit hier mit meinem<br />
Kollegen Gerald Ferstl und mit <strong>den</strong><br />
vier Kollegen aus Weilheim hervorragend<br />
klappt.<br />
Sie sind <strong>für</strong> <strong>den</strong> kompletten <strong>Altlandkreis</strong><br />
Schongau tätig?<br />
Es ist ein permeables System.<br />
Der Einzige, der sich nicht bewegen<br />
darf, ist der Notar. In seinem<br />
Sprengel natürlich schon, etwa zu<br />
einer bettlägerigen Person fahren.<br />
Beispielsweise nach Hohenpeißenberg,<br />
nicht aber nach Peißenberg,<br />
außer in Ausnahmefällen.<br />
Da sind dann die Weilheimer Kollegen<br />
zuständig. Unser Bezirk ist<br />
jener des früheren Schongauer<br />
Amtsgerichtes, also im Grunde der<br />
<strong>Altlandkreis</strong>.<br />
Wie wird man eigentlich Notar?<br />
Zunächst absolviert man die klassische<br />
Juristenlaufbahn: Jurastudium,<br />
erstes Staatsexamen, Referendarzeit,<br />
zweites Staatsexamen.<br />
Mit der Note im Examen wird es<br />
dann interessant – man sagt auch<br />
Staatsnote dazu. Weil man die <strong>für</strong><br />
juristische Berufe im Staatsdienst<br />
wie Richter oder Staatsanwalt<br />
braucht. Und eben auch, um Notar<br />
zu wer<strong>den</strong>. Hat man die entsprechende<br />
Note, wird einem die<br />
Notar-Laufbahn angeboten. In<br />
meinem Prüfungshalbjahr bekamen<br />
dies zwölf von rund 850 Absolventen.<br />
Zwingend ist dann eine<br />
weiterführende Ausbildung nach<br />
dem zweiten Staatsexamen, die<br />
Assessoren-Zeit, in etwa vergleichbar<br />
mit einem Trainee. Obwohl<br />
man bereits die volle juristische<br />
Ausbildung hat und in anderen<br />
juristischen Berufen bereits arbeiten<br />
könnte, muss man als Notar<br />
noch mindestens drei Jahre diese<br />
Assessoren-Zeit bestreiten. Bei mir<br />
wur<strong>den</strong> es sogar fünfeinhalb Jahre,<br />
weil es damals viele Bewerber gab.<br />
Georg Ruhland in seinem Element: Dabei hat man als Notar selbstverständlich<br />
weitaus mehr Aufgaben als Mandanten Verträge vorzulesen.<br />
Schließlich kann man sich auf freie<br />
Stellen bewerben und wird dann<br />
durch <strong>den</strong> Justizminister zum Notar<br />
ernannt. Wobei es dann strikt nach<br />
Bewerbungsliste, also Jahrgang<br />
und Note, geht. Steht man ganz<br />
oben, bekommt man <strong>den</strong> Zuschlag.<br />
Eine anstrengende Ausbildung mit<br />
vielen Hür<strong>den</strong>.<br />
Da es im Notariat um sehr viel<br />
geht, sollen hochqualifizierte Juristen<br />
in <strong>den</strong> Beruf gebracht wer<strong>den</strong>.<br />
Und zwar flächendeckend in<br />
ganz Bayern.<br />
Ihr Traumjob?<br />
Was wirklich schön ist an dem Beruf<br />
und was ihn zu einem Traumjob<br />
macht, obwohl ich mit Maximalausdrücken<br />
immer vorsichtig<br />
bin: <strong>Das</strong>s man bei vielen Familien<br />
und Unternehmen lebensgestaltend<br />
mitwirkt und sich mit deren<br />
Entwicklung befasst. Da habe ich<br />
hinterher tatsächlich das Gefühl,<br />
gemeinsam mit <strong>den</strong> Menschen<br />
etwas Gutes bewirkt zu haben.<br />
Haus, Existenzgründung, Erbe, Geschäftsübergaben<br />
... Es ist schön,<br />
hier der Begleiter zu sein, wenn es<br />
<strong>den</strong>n funktioniert.<br />
Sie sprechen es an, erleben sicherlich<br />
auch die negative Seite, bitterböse<br />
Streitigkeiten.<br />
Natürlich gibt es auch immer wieder<br />
Streitigkeiten. Meiner Erfahrung<br />
nach immer dann, wenn die<br />
Kommunikation nicht funktioniert.<br />
Wenn jemand Kommunikation<br />
nicht wahrnimmt oder verweigert,<br />
dann wird’s oft schwierig. Eine<br />
gute Kommunikation erleichtert<br />
alles und dazu gehört Offenheit<br />
und auch Diplomatie. <strong>Das</strong>s man<br />
Dinge nennt, die einem wichtig<br />
sind und offen damit umgeht.<br />
Wie können wir uns <strong>den</strong> typischen<br />
Alltag eines Notars vorstellen?<br />
Die Bürozeit beginnt morgens etwa<br />
um Acht, halb Neun. Der normale<br />
Arbeitstag ist gefüllt mit Terminen,<br />
zumeist entweder Besprechungsoder<br />
Beurkundungsterminen. Viele<br />
Menschen möchten <strong>den</strong> Notar<br />
auch bei Besprechungen bereits<br />
persönlich sehen, gerade auf dem<br />
Land ist das weithin üblich. In der<br />
Großstadt hat man es meist zunächst<br />
mit einem Sachbearbeiter<br />
zu tun. Mit Besprechungen und<br />
Beurkundungen ist der Tag schon<br />
relativ gefüllt. Zwischendurch Telefonate,<br />
natürlich Schriftverkehr<br />
abarbeiten. <strong>Das</strong> läuft in <strong>den</strong> Pausen<br />
mit. Wenn der normale Arbeitstag<br />
vorbei ist – um Fünf geht unsere<br />
Bürotür in der Regel zu – dann beginnt<br />
der kreative Teil. Man entwirft<br />
Urkun<strong>den</strong>, macht sich Gedanken,
wie man etwas schreiben könnte.<br />
Arbeitet dieses Pensum ab. So endet<br />
der Arbeitstag meist erheblich<br />
später, als auf der Bürotür steht.<br />
Beim Immobilienkauf oder Hausbau<br />
wird bekanntlich ein Notar benötigt.<br />
Warum eigentlich?<br />
Notarielle Tätigkeiten sind generell<br />
ein Teil der vorsorgen<strong>den</strong> Rechtspflege.<br />
Bedeutet: Der Notar hat<br />
<strong>den</strong> Auftrag, unerfahrene und ungewandte<br />
Beteiligte vor übereilten<br />
Entscheidungen und rechtlichen<br />
Nachteilen zu schützen. Wir haben<br />
sozusagen eine Präventivaufgabe,<br />
damit Scha<strong>den</strong> oder Streit<br />
gar nicht erst entsteht. Gerade im<br />
Bereich des Bauens geht es meist<br />
um erhebliche Investitionen. Dazu<br />
braucht man Sicherheit. Gehört<br />
mir das Grundstück auch wirklich?<br />
Ist es nachweislich richtig, was ich<br />
hier an Informationen bekomme?<br />
Da<strong>für</strong> steht der Notar. Er entnimmt<br />
die Infos aus öffentlichen Registern<br />
und gestaltet dann einen Vertrag,<br />
der wiederum belastbar ist. Darin<br />
steht, welche Verpflichtung wen<br />
trifft, wer welche Rechte hat und<br />
wie es richtig abgewickelt wird.<br />
So kommt alles zu einem guten<br />
Ergebnis, so dass ich am Schluss<br />
sagen kann: Ich habe ein Haus auf<br />
einem Grundstück, von dem ich<br />
weiß, dass es mir gehört.<br />
Wür<strong>den</strong> Sie jeman<strong>den</strong> auch von<br />
einem Hauskauf abraten, falls beispielsweise<br />
der Preis überhöht ist?<br />
<strong>Das</strong> ist eine gute Frage. Es kommt<br />
darauf an, weil ich natürlich kein<br />
wirtschaftlicher Berater der Beteiligten<br />
bin. Und da habe ich mich<br />
nicht in irgendwelche Kaufpreisverhandlungen<br />
einzuschalten.<br />
Zu sagen „holla, Sie zahlen hier<br />
aber or<strong>den</strong>tlich“, das kommt nicht<br />
in Frage. Habe ich allerdings <strong>den</strong><br />
Eindruck, dass Leistung und Gegenleistung<br />
ein erhebliches Missverhältnis<br />
bekommen und zusätzlich<br />
das Gefühl, dass es eine der<br />
Vertragsseiten überhaupt nicht<br />
versteht, dann hinterfragt man als<br />
Notar zunächst mal. Schlimmstenfalls<br />
wird man auch gegensteuern,<br />
wenn man das Gefühl von Missbrauch<br />
bekommt.<br />
... was auch erlaubt ist?<br />
<strong>Das</strong> muss ich sogar. Es gehört zu<br />
meinen Amtspflichten, ungewandte<br />
Beteiligte vor einem im Verhältnis<br />
sehr gewandten Beteiligten<br />
unter Umstän<strong>den</strong> – immer vom<br />
Einzelfall abhängig – zu schützen.<br />
Für mich als Privatperson ist diese<br />
schützende Funktion eigentlich nur<br />
positiv?<br />
Ich habe Freunde in England, die<br />
das Prinzip des Notars wie wir<br />
es haben, nicht kennen. Aus ihrer<br />
Sicht wäre das extrem wünschenswert.<br />
Einen grundsätzlich<br />
unparteiischen Berater zu haben,<br />
der nur dann schützend eingreifen<br />
muss, wenn er merkt, dass da offensichtlich<br />
Unrecht geschieht.<br />
Ihre Tätigkeit geht also weit über<br />
das „bei Unterschriften zuschauen“<br />
hinaus.<br />
<strong>Das</strong> ist halt das Image des Notars.<br />
Man sieht de facto nur, wie der<br />
Notar vorliest und unterschreibt.<br />
Davor und danach liegt die Hauptarbeit.<br />
Man sieht nur einen Ausschnitt.<br />
<strong>Das</strong> ganze Berufsbild ist<br />
jedoch aus unserem deutschlandweiten,<br />
juristischen Konstrukt gar<br />
nicht wegzu<strong>den</strong>ken. Wir liefern<br />
etwa extreme Gerichtsentlastung.<br />
Wenn die Gerichte all das, was<br />
wir filtern, ungefiltert abbekämen,<br />
würde das Gerichtssystem wahrscheinlich<br />
kollabieren.<br />
Bauboom, Wohnraummangel und<br />
explodierende Mietpreise – wie<br />
steht der Notar zu <strong>den</strong> Trends?<br />
Mit einer nicht unerheblichen<br />
Skepsis und Vorsicht vor Entwicklungen.<br />
Stichwort „Blase“, es gibt<br />
natürlich Regionen, da geht es<br />
immer weiter nach oben. Im internationalen<br />
Vergleich gibt es das in<br />
London, das gibt es in München, in<br />
Berlin. Aber die Frage ist, ob diese<br />
Entwicklung immer so weiter geht<br />
oder auch nicht. Ganz generell: Wie<br />
in jedem anderen Bereich auch,<br />
<strong>den</strong>k ich mir, muss man schon genau<br />
hinschauen. Eine Entwicklung,<br />
die ich stark wahrnehme ist, dass<br />
immer alles schnell, schnell gehen<br />
muss. Da haben wir Notare<br />
eine ganz wichtige Funktion, <strong>den</strong><br />
Übereilungsschutz. Wir sind trotz<br />
aller Dienstleistungsbereitschaft von<br />
Berufs wegen Bremser vor unüberlegtem,<br />
übereiltem Verhalten.<br />
Viele meinen, dass der Immobilienmarkt<br />
in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren<br />
Probleme bekommt.<br />
Ich habe schon das Gefühl, dass<br />
die Entwicklungen hier bei uns auf<br />
dem Land noch ziemlich gesund<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 15
sind. Es gibt Entwicklungen, aber<br />
die sind nicht überzogen. <strong>Das</strong>s es<br />
Steigerungen wegen der Verknappung<br />
von Land gibt, dass Preise<br />
<strong>für</strong> Baugrund nach oben gehen,<br />
ist logisch. Es gibt halt nur eine<br />
bestimmte Menge und wie bei<br />
jedem endlichen Gut, wird das<br />
dann teurer. Ich habe aber das<br />
Gefühl, dass die Entwicklung bei<br />
uns im <strong>Altlandkreis</strong> durchaus eine<br />
normale ist. Den Eindruck einer<br />
Blase habe ich hier nicht. So wie<br />
die Menschen hier mit <strong>den</strong> Dingen<br />
umgehen, habe ich auch das<br />
Gefühl, dass die meisten sich und<br />
die Situation richtig einschätzen<br />
können.<br />
Was wür<strong>den</strong> Sie dem klassischen<br />
„Häuslebauer“ raten?<br />
Auch wenn hier Bänker natürlich<br />
die besseren Ratgeber sind: Eine<br />
gewisse eigene Kapitaldecke hat<br />
immer <strong>den</strong> Vorteil, dass ich nicht<br />
gleich bei kleinsten Irritationen –<br />
wenn etwa die Waschmaschine kaputt<br />
geht – an die Grenzen meiner<br />
Finanzierung gelange. Die Finanzierung<br />
sollte also nicht auf Kante<br />
genäht sein, was allerdings eine<br />
alte Weisheit ist und nichts, was<br />
der Herr Ruhland erfun<strong>den</strong> hätte.<br />
Man sollte die eigenen Möglichkeiten<br />
realistisch und vor allem<br />
langfristig bewerten und auch<br />
das Unerwartete nicht ausblen<strong>den</strong>.<br />
Auch damit rechnen, dass es<br />
mal im Job Probleme geben kann.<br />
Kurzarbeit vielleicht. Genau<br />
hinschauen und vor allem<br />
nichts übereilen.<br />
Sie sind gebürtiger<br />
Deggendorfer, seit<br />
2002 in Schongau.<br />
Wie sind Sie hier<br />
gelandet?<br />
<strong>Das</strong> war die damals<br />
frei wer<strong>den</strong>de<br />
Notarstelle. Es gab<br />
eine Ausschreibung<br />
vom Justizministerium<br />
und dann haben<br />
wir geschaut,<br />
wo wir uns das<br />
Leben vorstellen<br />
könnten – und da<br />
war Schongau<br />
dabei. Ich<br />
hatte das<br />
Glück,<br />
Showaffin: So oder so ähnlich<br />
betritt Georg Ruhland gemeinsam<br />
mit seinen Band-Kollegen<br />
von „In-Voice“ die Bühne .<br />
dass ich hier auf der Bewerbungsliste<br />
die Nummer eins war. Mein<br />
Kollege, Herr Ferstl, der ja bereits<br />
hier war, hätte noch die Wahl gehabt<br />
zwischen der Eins und Zwei,<br />
hat sich dann <strong>für</strong> mich entschie<strong>den</strong>.<br />
Wir sind damit sozusagen<br />
eine berufliche Ehe eingegangen.<br />
Sie sind also seit gut 15 Jahren<br />
hier...<br />
... und habe es seither noch nie<br />
bereut. Wir wohnen in einer extrem<br />
tollen Nachbarschaft, fühlen<br />
uns dort richtig wohl. Wenn man<br />
im Fernsehen eine tolle Nachbarschaft<br />
darstellen möchte, müsste<br />
man unsere Straße filmen.<br />
Was gefällt dem Niederbayern<br />
sonst noch hier im <strong>Pfaffenwinkel</strong>?<br />
Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub<br />
machen, das ist einfach so.<br />
Besonders gut gefällt mir die Nähe<br />
zu <strong>den</strong> Bergen und Seen. Wir sind<br />
dann aber auch wieder nicht so<br />
nahe an <strong>den</strong> Bergen, dass man darunter<br />
sitzt, sondern darauf schaut.<br />
In <strong>den</strong> Bergen unterwegs zu sein,<br />
ist das Schönste was es gibt. Leider<br />
komme ich zu selten dazu. Meine<br />
Frau und ich sind hier auch von<br />
<strong>den</strong> Menschen toll aufgenommen<br />
wor<strong>den</strong>. Früher hatten wir mal<br />
überlegt, ob wir vielleicht nochmal<br />
in eine größere Stadt ziehen. Die<br />
kurzen Wege, die wir hier haben,<br />
die Landschaft, die offenen Menschen.<br />
Alles Anreize, so dass wir<br />
gesagt haben „nein“. Auch meine<br />
bei<strong>den</strong> Buben lieben es hier, fin<strong>den</strong><br />
Schongau ganz toll.<br />
Sie sind nicht nur als Notar bekannt,<br />
sondern auch als Sänger<br />
in der a-capella-Band „In-Voice“.<br />
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen<br />
Beruf und Hobby?<br />
Im Notariat braucht man seine<br />
Stimme beim Sprechen und Vorlesen<br />
genauso wie auf der Bühne<br />
beim Singen. Mit der Stimme<br />
etwas zu machen, das ist mein<br />
Handwerkszeug. Im Einen wie im<br />
Anderen.<br />
Wie kamen Sie zu dieser speziellen<br />
Art von Musik?<br />
Ich habe früh mit meinen Eltern<br />
mit gregorianischen Gesängen,<br />
also ganz alter Musik, begonnen.<br />
1994 haben wir <strong>für</strong> das Bayerische<br />
Fernsehen in der Altenstadter Basilika<br />
einen Vierteiler aufgenommen.<br />
<strong>Das</strong> war übrigens mein erster<br />
Kontakt ins Schongauer Land. Über<br />
die Jahre hinweg habe ich wirklich<br />
jegliche Form von Musik gemacht.<br />
Als Kind und Jugendlicher war ich<br />
dann natürlich auch an Popmusik<br />
interessiert. Ich versuchte herauszufiltern,<br />
was ich eigentlich machen<br />
möchte. Und das war singen,<br />
singen, singen. Und zwar mehr<br />
im Pop-Bereich, oder auch Soul<br />
und Funk. Nachdem ich das Ganze<br />
nur zum Spaß mache, muss es mir<br />
Freude bereiten und das tut diese<br />
Musik. Auch wenn ich immer noch<br />
klassische Musik, Alpenländische<br />
oder Volksmusik mache. Eigentlich<br />
bin ich ganz offen, wenn die Musik<br />
gut gemacht ist.<br />
Wie kam es zur heutigen Konstellation<br />
von „In-Voice“?<br />
Ich habe Leute gesucht, die mit mir<br />
solch eine Musik machen wollen,<br />
und da bin ich hier und da fündig<br />
gewor<strong>den</strong>. Früher hatten wir sogar<br />
eine a-capella-Assessoren-Band.<br />
Fünf angehende Notare, das war<br />
ziemlich cool. Einer davon ist jetzt<br />
Notar in Pfarrkirchen, ein anderer<br />
in Weilheim, zwei in München und<br />
ich bin hier. Dann kam die Umbruchphase<br />
im Jahr 2000 als „In-<br />
Voice“ gegründet wurde. Einer aus<br />
der Assessoren-Band ist sogar bei<br />
uns hängen geblieben.<br />
Woher diese Lei<strong>den</strong>schaft <strong>für</strong>s Singen?<br />
Singen ist, wenn Sie so wollen,<br />
was <strong>für</strong> Hirn, Herz und Hintern.<br />
Ich muss mich konzentrieren und<br />
bin emotional extrem angesprochen.<br />
Denn: Singen geht nur mit<br />
Emotion. Klavierspielen kann man<br />
vielleicht auch mal ohne, aber<br />
singen ohne ein Gefühl dabei zu<br />
haben, gibt es nicht. Und <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Hintern, weil man bei zwei Stun<strong>den</strong><br />
auf der Bühne auch or<strong>den</strong>tlich<br />
abnimmt. <strong>Das</strong> bekommt man mit<br />
der entsprechen<strong>den</strong> Ernährung<br />
hinterher allerdings schon wieder<br />
drauf. (lacht)<br />
Was war der bisher schönste Auftritt<br />
mit „In-Voice“?<br />
Unser zahlenmäßig größter Auftritt<br />
war beim Theatron-Musikfestival<br />
in München. Auf der Seebühne<br />
neben der Olympia-Schwimmhalle<br />
waren bei strömendem Regen<br />
zweieinhalbtausend Leute. Und<br />
die blieben auch. Wir waren der<br />
spontan eingesprungene Hauptact.<br />
Einen Tag zuvor haben wir die<br />
Buchung bekommen und haben<br />
dann eine richtig coole Show abgeliefert.<br />
<strong>Das</strong> müsste 2003 oder<br />
2004 gewesen sein, also lange her.<br />
Ansonsten ist es schwierig, einen<br />
einzelnen Auftritt herauszustellen.<br />
Ein wirklich lustiger war der auf<br />
der Erbenschwanger Mülldeponie<br />
beim Tag der offenen Tür. In der<br />
stockdunklen Nacht im Festzelt, auf<br />
der Bühne Mülltonnen zur Dekoration.<br />
Von der Stimmung her war<br />
das echt toll. Gerade die Auftritte<br />
im <strong>Altlandkreis</strong> gefallen uns, weil<br />
wir hier die größte Fangemeinde<br />
haben. Wir haben enorm liebevolle<br />
Fans, die einen auch ein halbes<br />
Jahr danach noch auf einen Auftritt<br />
ansprechen.<br />
Die neue Show heißt „From home<br />
nach dahoam“!<br />
Bissal neudeutsch, bissal bayrisch.<br />
Der Titel soll zum Ausdruck<br />
bringen, dass wir nicht nur englische<br />
Texte haben, sondern auch<br />
bayrische. Im a-capella-Bereich<br />
gibt es eigentlich nieman<strong>den</strong>, der<br />
guten bayrischen Pop singt. Uns<br />
ist das aber wichtig, und das funktioniert<br />
auch super. Die bayrische<br />
Sprache ist ganz hervorragend<br />
zum Singen geeignet. Auch im<br />
Pop-Bereich, fast schöner als das<br />
Englische. Wir sagen mit dem Titel<br />
also, dass wir vom Repertoire her<br />
16 | altlandkreis
Georg Ruhland und „altlandkreis“-Redakteur Tim Schmid vor <strong>den</strong> unzähligen<br />
Akten, die es aufzubewahren gilt.<br />
aus dem rein Englischen auch ins<br />
Bayrische driften.<br />
Sie covern Songs, schreiben aber<br />
auch eigene?<br />
Momentan sind es ungefähr ein<br />
Drittel eigene und zwei Drittel Cover.<br />
Unsere eigenen Sachen kommen<br />
nur sehr selektiv in die Show.<br />
Wir legen die Messlatte sehr hoch.<br />
Schließlich muss sich das Lied<br />
dann mit „Amadeus“ von Falco<br />
oder „Through the Barricades“ von<br />
Spandau Ballet messen können.<br />
Ein Song, der sich mit <strong>den</strong> Großen<br />
messen kann, ist „As Beste“, in<br />
dem es um Zeitmangel und Hektik<br />
in der heutigen Zeit geht. Autobiografisch?<br />
Ja, der ist voll autobiografisch. Er<br />
geht genau über die Situation,<br />
dass man im Dezember noch eilig<br />
etwas beurkun<strong>den</strong> soll. Da setzt<br />
man sich Abend <strong>für</strong> Abend noch<br />
ins Büro und dann stellt sich am<br />
Schluss heraus, dass der Termin<br />
am Vorabend abgesagt wird. Da<strong>für</strong><br />
hat man einfach drei Abende<br />
mit seinen Kindern nicht gehabt.<br />
<strong>Das</strong> passt nicht und ist auch nicht<br />
in Ordnung. Darüber geht dieses<br />
Lied, dass man es hätte gut ins<br />
neue Jahr schieben können, was<br />
auch tatsächlich im Text so vorkommt.<br />
Entstan<strong>den</strong> ist das Lied in<br />
der Phase der Eigenheimzulage,<br />
da war im Dezember immer ganz<br />
viel los.<br />
Wie oft üben Sie und Ihre vier<br />
Band-Kollegen?<br />
Wir haben einen wöchentlichen<br />
Probentermin, wie jede gute Blaskapelle.<br />
„So schlimm es klingt,<br />
üben hilft“, sagt mein Band-Kollege<br />
Harry immer. Wir haben einen<br />
Jour fixe, an dem wir uns in München<br />
in unserem Proberaum treffen.<br />
Natürlich schaffen wir das aus<br />
beruflichen Grün<strong>den</strong> nicht jede<br />
Woche, aber an sich ist das <strong>für</strong> uns<br />
ein heiliger Termin.<br />
Hatten Sie nie <strong>den</strong> Traum, die Musik<br />
hauptberuflich zu machen?<br />
<strong>Das</strong> stand mal im Raum. Aber<br />
wenn man eine Musikerkarriere<br />
einschlagen möchte, muss man<br />
entweder ein unglaubliches Sondertalent<br />
sein, das ich nicht bin,<br />
oder eine grundsolide Ausbildung<br />
machen. Und zwar auch, wenn<br />
man in der U-Musik, im Pop und<br />
Rock, unterwegs ist. Die Leute, die<br />
gut singen können, haben es alle<br />
gelernt. Oder sind eben die wirklichen<br />
Ausnahmetalente. Aber auch<br />
die haben es erst mit viel Arbeit<br />
dorthin geschafft, das darf man<br />
nicht vergessen. Es stand bei mir<br />
zur Debatte, aber eher als Cellist.<br />
<strong>Das</strong> war zur Abiturzeit bei der<br />
Studienwahl. Gehe ich auf eine<br />
Musikhochschule oder mache ich<br />
etwas ganz anderes? Ich habe<br />
dann eben etwas ganz anderes<br />
gemacht, wovon ich keine Ahnung<br />
hatte. In meinem kompletten familiären<br />
Umfeld gibt es auf weiter<br />
Flur keinen einzigen Juristen.<br />
<strong>Das</strong> war <strong>für</strong> mich spannend, weil<br />
es komplette Neulanderforschung<br />
war. Wie eine Polarexpedition in<br />
leichter Kleidung. (lacht)<br />
Beruf oder Hobby – was macht<br />
mehr Spaß?<br />
Es ist der Mix aus beidem. Ich<br />
könnte mir ein Juristenleben ohne<br />
Musik nicht vorstellen. Genauso<br />
kommt es mir als Musiker zugute,<br />
dass ich einen sehr verlässlichen<br />
Beruf habe.<br />
Bleibt bei Ihren zwei Karrieren<br />
überhaupt noch Zeit <strong>für</strong> andere<br />
Hobbys?<br />
Kaum. Ich singe noch in einem<br />
kleinen klassischen Ensemble hier<br />
in Schongau, dem „SOGsang“.<br />
Da singen wir regelmäßig in der<br />
Basilika in Altenstadt. <strong>Das</strong> macht<br />
große Freude und ist <strong>für</strong> mich immer<br />
wie Weihnachten und Ostern<br />
zusammen. Von gregorianischem<br />
Choral über Volksmusik bis hin zur<br />
klassischen Musik. Auch kleinere<br />
sportliche Aktivitäten mache ich<br />
super gerne, aber da bleibt wenig<br />
Zeit übrig. Ab und zu kochen wir<br />
mit Freun<strong>den</strong> gemeinsam.<br />
Was wünscht sich der Notar, der<br />
Musiker, der Familienvater <strong>für</strong> die<br />
Zukunft?<br />
Beruflich eine Entschleunigung.<br />
Musikalisch viele inspirierende<br />
Begegnungen. Und familiär: Gesundheit<br />
und etwas mehr Zeit.<br />
Wobei man da<strong>für</strong> ganz viel Selbstdisziplin<br />
braucht, damit das funktioniert.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 17
Feldgeschworene üben ältestes Ehrenamt Bayerns aus<br />
Männer, die Grenzen setzen ...<br />
Steinga<strong>den</strong> | Einmal im Monat<br />
bekommt Florian Echtler ein Einladungsschreiben<br />
vom Amt <strong>für</strong><br />
Digitalisierung, Breitband und<br />
Vermessung. „Meistens zwei<br />
Wochen im Voraus mit <strong>den</strong> genauen<br />
Daten des Treffpunktes, so<br />
dass man sich <strong>den</strong> Tag rechtzeitig<br />
freinehmen kann.“ Echtler, 65,<br />
ehemaliger Forstwirt, ist seit vier<br />
Jahren Feldgeschworener der Gemeinde<br />
Steinga<strong>den</strong>. Seine Aufgabe:<br />
Den Vermessungsingenieuren<br />
des Landratsamtes unter die Arme<br />
greifen, wenn es um die Markierung<br />
neuer Grundstücksgrenzen<br />
geht. Neu ausgewiesene Baugebiete,<br />
Bau neuer Gemeindestraßen,<br />
bestehende Grundstücke<br />
teilen oder alte Grenzsteine, die<br />
über Jahre und Jahrzehnte hinweg<br />
vom Erdbo<strong>den</strong> verschluckt wur<strong>den</strong>,<br />
wieder sichtbar machen. Es<br />
gibt viele Gründe, wo<strong>für</strong> ein Feldgeschworener,<br />
der ausschließlich<br />
<strong>für</strong> die Gemeinde seines Wohnortes<br />
im Einsatz ist, gebraucht wird.<br />
Logisch <strong>den</strong>ken sollte er können,<br />
körperlich schwer arbeiten<br />
und die Dinge <strong>für</strong><br />
sich behalten.<br />
Eigenschaften, die Steinga<strong>den</strong>s<br />
Bürgermeister zu 100 Prozent<br />
wiederfindet in Florian Echtler.<br />
„Er hat mitbekommen, dass ich in<br />
Altersteilzeit gehe und mich daraufhin<br />
gleich gefragt, ob ich der<br />
Gemeinde als Feldgeschworener<br />
dienen möchte.“ Nachdem Echtler<br />
dem Steinga<strong>den</strong>er Gemeinderat<br />
mit mehrheitlicher Zustimmung<br />
vorgestellt wurde, musste er nur<br />
noch zur Vereidigung. „Der Bürgermeister<br />
hat mir <strong>den</strong> Spruch<br />
vorgesagt, ich ihn nachgesagt,<br />
damit war die Sache offiziell.“ Ein<br />
spezielles Zertifikat, einen Vertrag<br />
oder eine Urkunde braucht es<br />
nicht, um das Ehrenamt des Feldgeschworenen<br />
aufzunehmen – es<br />
gilt das gesprochene Wort.<br />
Auf <strong>den</strong><br />
Zentimeter genau<br />
Im Rahmen einer Grenzmarkierung,<br />
auch Abmarkung genannt,<br />
sind mit Geometer und<br />
Vermessungsgehilfe<br />
immer<br />
zwei<br />
Vertreter vom Vermessungsamt,<br />
ein Feldgeschworener sowie alle<br />
betroffenen Grundstücksteilnehmer<br />
informiert – und in der Regel<br />
auch vor Ort. Um eine neue<br />
Grundstücksgrenze festzulegen,<br />
gilt es zunächst die alte ausfindig<br />
zu machen, um sich an ihr zu<br />
orientieren. Heißt: Der Geometer<br />
(Vermessungsingenieur) baut<br />
sein stativgestütztes Messgerät<br />
an einem beliebigen Ort auf. Sein<br />
Gehilfe sucht nun einen alten<br />
Grenzstein oder anderweitige Orientierungspunkte,<br />
zum Beispiel<br />
tiefer unter der Erde vergrabene<br />
Stahlrohre, „die früher zusätzlich<br />
verwendet wur<strong>den</strong>“, und platziert<br />
dort einen Spiegel, der nun vom<br />
Ingenieur mittels Messgerät anvisiert<br />
wird – so wird ein erstes Maß<br />
gemessen, ein erster Anhaltspunkt<br />
gesetzt. Von dort aus wer<strong>den</strong> nun<br />
weitere Punkte anvisiert, bis das<br />
festzulegende Grundstück auf <strong>den</strong><br />
Zentimeter genau vermessen ist.<br />
Nun kommt Florian Echtler zum<br />
Einsatz – er ist der Mann, der <strong>den</strong><br />
Grenzstein mithilfe von Locheisen,<br />
Schaufel und Schlegel maßgenau<br />
im Bo<strong>den</strong> versenkt. „Wobei<br />
Grenzstein eigentlich<br />
nicht mehr richtig ist“,<br />
sagt Echtler. Heutzu<br />
tage wer<strong>den</strong> <strong>für</strong><br />
Grenzmarkierungen<br />
überwiegend<br />
angespitze<br />
Eisenstangen<br />
mit quadratischem<br />
Kunststoffaufsatz verwendet,<br />
auf dessen<br />
Oberfläche eingraviert<br />
„Grenzpunkt“ steht. „Die<br />
sind nicht so schwer und<br />
sperrig, somit leichter in oft<br />
verdichtetem Bo<strong>den</strong> zu veran-<br />
Bei Wind und Wetter rücken Vermessungsingenieure aus und bestimmen<br />
auf <strong>den</strong> Zentimeter genau, wo die Abmarkung erfolgt.<br />
kern.“ Ganz wichtig: Grenzmarkierungen<br />
müssen mindestens<br />
bo<strong>den</strong>gleich, eher ein Stückchen<br />
tiefer gesetzt wer<strong>den</strong>. „Damit<br />
der Landwirt nicht sein Mähwerk<br />
zerstört oder Wanderer darüberstolpern“,<br />
sagt Echtler. Eine Ausnahme<br />
wird in Wäldern gemacht,<br />
wo der Bo<strong>den</strong> sehr weich ist,<br />
gleichzeitig das Moos nach oben<br />
wächst sowie Äste und Blätter herabfallen.<br />
„In dem Fall lässt man<br />
<strong>den</strong> Grenzstein bewusst aus dem<br />
Bo<strong>den</strong> herausspitzeln, damit er<br />
nicht nach kurzer Zeit schon unter<br />
der Erde verschwindet.“<br />
Kosten und<br />
Aufwandsentschädigung<br />
An Stellen, wo der Bo<strong>den</strong> extrem<br />
stark verdichtet und selbst<br />
der Stahlpfahl mit Kunststoffkopf<br />
zu sperrig wäre, wer<strong>den</strong> kleinere<br />
und schmälere Stahlnägel zur<br />
Grenzmarkierung gesetzt, zum<br />
Beispiel am Rande von Umgehungsstraßen.<br />
Grenzsteine und Werkzeuge bekommt<br />
Florian Echtler von der Gemeinde<br />
gestellt. Die Abmarkung<br />
an sich hat der Grundstückseigentümer,<br />
also der Auftraggeber, zu<br />
bezahlen. Die Setzung des ersten<br />
18 | altlandkreis
Steins kostet – je nach Bo<strong>den</strong>wert –<br />
mehrere 100 Euro, die Setzung<br />
jedes weiteren Steins deutlich<br />
weniger. Wie viele Steine gesetzt<br />
wer<strong>den</strong> müssen, hängt vom<br />
Grenzverlauf ab. „Eine Markierung<br />
wird im Grunde an jeder Grundstücksecke<br />
gesetzt.“ Speziell in<br />
Kurven oder im Falle mehrerer<br />
Ausbuchtungen kommt oftmals<br />
eine stattliche Anzahl an Setzungen<br />
zusammen. „Wir haben Termine,<br />
bei <strong>den</strong>en nach zwei, drei<br />
Stun<strong>den</strong> alles erledigt ist, andere<br />
gehen über zwei Tage“, sagt<br />
Echtler, der <strong>für</strong> sein Ehrenamt<br />
eine angemessene Aufwandsentschädigung<br />
bekommt: 15 Euro die<br />
Stunde, festgelegt vom Weilheim-<br />
Schongauer Kreistag. Des Geldes<br />
wegen übt Echtler <strong>den</strong> Feldgeschworenen-Job,<br />
übrigens das<br />
älteste Ehrenamt Bayerns, sicher<br />
nicht aus. Einerseits sei es Ehrensache,<br />
der Gemeinde zu dienen.<br />
Anderseits eine abwechslungsreiche<br />
und spannende Aufgabe.<br />
„Man lernt viele Leute kennen,<br />
bekommt direkten Einblick in modernste<br />
Messtechniken und kann<br />
selbst Hand anlegen.“ Obendrein<br />
erfährt der ehemalige Vorsitzende<br />
Florian Echtler, Feldgeschworener<br />
der Gemeinde Steinga<strong>den</strong>.<br />
des Lechgau-Trachtenverbandes<br />
aus erster Hand, wem welches<br />
Grundstück gehört. „<strong>Das</strong> ist natürlich<br />
auch nicht ganz uninteressant,<br />
geht aber nieman<strong>den</strong> etwas an.“<br />
Florian Echtler hat Bürgermeister<br />
Xaver Wörle sein Wort gegeben –<br />
daran hält er sich strikt.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 19
Autarke Versorgung von bis zu 80 Prozent<br />
H Hauseigener Speicher<br />
<strong>für</strong> Sonnenstrom<br />
Weilheim I Rund 20 Prozent aller<br />
Eigenheimbesitzer haben eine<br />
Photovoltaik-Anlage auf ihrem<br />
Dach. Der durch Sonne und Licht<br />
erzeugte „grüne“ Strom wird entweder<br />
ins Stromnetz eingespeist<br />
oder direkt zum Kochen, Waschen<br />
oder Fernsehen verbraucht. Letzteres<br />
war viele Jahre nur tagsüber<br />
möglich – so lange die Sonne auf<br />
die Zellen schien und Strom erzeugt<br />
wurde. Inzwischen aber gibt<br />
es ausgereifte Speichermöglichkeiten,<br />
dank <strong>den</strong>en Hausbesitzer<br />
<strong>den</strong> eigen produzierten Strom<br />
auch nachts nutzen können. Batteriespeicher<br />
<strong>für</strong> Eigenheime gibt es<br />
seit 2011 und ermöglichen heute<br />
eine autarke Stromversorgung von<br />
70 bis 80 Prozent. „Mittlerweile<br />
entschei<strong>den</strong> sich 90 Prozent unserer<br />
Kun<strong>den</strong> <strong>für</strong> eine PV-Anlage mit<br />
Batteriespeicher“, sagt Michael<br />
Hildebrandt, Fachberater bei „actensys“.<br />
Technisch sieht das Ganze<br />
wie folgt aus: Neben <strong>den</strong> gewöhnlichen<br />
PV-Modulen wird zusätzlich<br />
eine rund ein auf ein Meter große<br />
Anlage benötigt, in der sich Batteriemodule,<br />
ein Wechselrichter<br />
sowie ein intelligentes Batteriemanagement<br />
befin<strong>den</strong>. Die<br />
Aufgabe der Batteriemodule ist<br />
klar: darin wird der Sonnenstrom<br />
gespeichert. Der Wechselrichter,<br />
der auch bei PV-Anlagen ohne<br />
Speicher benötigt wird, dient zur<br />
Umwandlung des Stroms. Hintergrund:<br />
Bei dem auf dem Dach produzierten<br />
Strom handelt es sich<br />
um Gleichstrom, kurz DC, mit dem<br />
der Verbraucher nichts anfangen<br />
kann. Erst die Umwandlung in<br />
20 | altlandkreis<br />
Wechselstrom, kurz AC, ermöglicht<br />
dem Verbraucher die Nutzung des<br />
Stroms.<br />
Höherer Wirkungsgrad<br />
mit DC-Speicher<br />
Und der Batteriemanager? „Den<br />
könnte man einfach gesagt als<br />
kleinen Computer bezeichnen,<br />
der das Speichersystem intelligent<br />
steuert."<br />
Ganz entschei<strong>den</strong>d in Sachen „PV-<br />
Strom in Batterien speichern“: Erst<br />
abspeichern, dann umwandeln.<br />
„Es gibt Anlagen mit sogenanntem<br />
AC-Speicher, bei <strong>den</strong>en der<br />
komplette Solarstrom zunächst in<br />
Wechselstrom, <strong>für</strong> das Speichern<br />
in die Batterie zurück in Gleichstrom,<br />
und schließlich <strong>für</strong> die<br />
Nutzung aus der Batterie erneut<br />
in Wechselstrom umgewandelt<br />
wird“, sagt Michael Hildebrandt.<br />
Durch dieses dreifache Hin und<br />
Her sei der Wirkungsgrad wesentlich<br />
niedriger. Die PV-Anlagen von<br />
„actensys“ sind vorzugsweise an<br />
DC-Speicher gekoppelt. Bedeutet:<br />
Der PV-Strom, der nicht <strong>für</strong> die<br />
direkte Nutzung verbraucht wird,<br />
geht ohne Umwandlung in die<br />
Batterie, wird somit nur einmal<br />
umgewandelt – sobald der Batteriestrom<br />
gebraucht wird. Der<br />
Speicherkasten mit Batteriemodulen,<br />
Wechselrichter und Batteriemanager,<br />
der mittels Stromkabel<br />
an die PV-Anlage geknüpft wird,<br />
kann in nahezu jeder Räumlichkeit<br />
installiert wer<strong>den</strong> – vorausgesetzt,<br />
es herrschen mindestens fünf Grad<br />
Celsius, um Qualität und Langlebigkeit<br />
der Batterien aufrecht<br />
zu erhalten. Apropos Batterien:<br />
In jedem Speicherkasten<br />
haben mehrere Batterien<br />
Platz, so dass je nach Bedarf<br />
von anfangs zwei Modulen auf<br />
bis zu sechs nachgerüstet wer<strong>den</strong><br />
kann. Eine junge Familie<br />
mit zwei Kindern beispielsweise<br />
kommt in der Regel mit<br />
zwei, höchstens drei Batteriemodulen<br />
sehr gut durch sonnenfreie<br />
Abende und Nächte. Letztlich wird<br />
jede PV-Anlage, ob mit oder ohne<br />
Batteriespeicher, individuell dem<br />
Bedarf des Kun<strong>den</strong> angepasst.<br />
Hier<strong>für</strong> ist eine umfangreiche Beratung<br />
und Stromverbrauchsanalyse<br />
erforderlich. Die Firma „actensys“<br />
bietet Beratung, Analyse und<br />
Angebot <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> kostenlos an.<br />
Batteriespeicher ab<br />
10 000 Euro<br />
Die Kosten eines qualitativ grundsoli<strong>den</strong><br />
Batteriespeichers, Wechselrichter<br />
und „Manager“ inklusive,<br />
beginnen bei rund 10 000 Euro.<br />
Generell sind PV-Anlagen, ob mit<br />
oder ohne Batteriespeicher, nach<br />
zehn bis 15 Jahren refinanziert,<br />
werfen ab dann Reingewinn ab.<br />
Wer seine Anlage finanzieren<br />
möchte oder muss, hat über <strong>den</strong><br />
aus der TV-Werbung bekannten<br />
KfW-Kredit die Möglichkeit auf<br />
Fördergeld. Die Einspeisevergütung<br />
von Solarstrom liegt <strong>für</strong> eine<br />
Inbetriebnahme im Jahr <strong>2018</strong> bei<br />
derzeit zwölf Cent. Sinn macht<br />
eine PV-Anlage <strong>für</strong> je<strong>den</strong> hiesigen<br />
Hauseigentümer, der ein da<strong>für</strong><br />
Solarplatten auf dem Dach, <strong>den</strong> Batteriespeicher<br />
mit Wechselrichter und<br />
Manager im Keller.<br />
geeignetes Dach besitzt. Denkmalschutz<br />
und steile Norddächer<br />
sind zwei seltene Gründe, die die<br />
Installation einer solchen Anlage<br />
verhindern. Dagegen sehr wirtschaftlich<br />
sind PV-Anlagen auf<br />
Ost-West-Dächern, insofern die<br />
Dachschräge weniger als 45 Grad<br />
beträgt.<br />
1 800 PV-Anlagen in<br />
ganz Deutschland<br />
Die Firma „actensys“ mit Hauptsitz<br />
in Ellzee (Schwaben) und Niederlassung<br />
in Weilheim beschäftigt<br />
derzeit 50 Mitarbeiter. Gegründet<br />
wurde das Ingenieurbüro 2008,<br />
konnte seither mehr als 1 800 PV-<br />
Anlagen deutschlandweit planen<br />
und bauen. „Von der kleinen Zwei-<br />
Kilo-Watt-Dachanlage bis hin zum<br />
Zehn-Megawatt-Park machen wir<br />
wirklich alles“, sagt Martin Pape,<br />
Niederlassungsleiter von „actensys“<br />
in Weilheim. Darin verstecken<br />
sich auch die neuesten Techniken.<br />
Zum Beispiel könne man nicht nur<br />
<strong>den</strong> Batteriespeicher mit einer<br />
E-Auto-Ladestation koppeln, sondern<br />
in Zukunft auch umgekehrt<br />
<strong>den</strong> Strom des E-Auto-Akkus <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Hausverbrauch nutzen. js
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So oder so ähnlich könnte eine<br />
Kurzbeschreibung des Arbeitslebens<br />
von Florian Wild aussehen,<br />
schließlich ist der 29-jährige<br />
Peitinger von Berufswegen<br />
Immobilienmakler. Und was einst<br />
ausreichend Stoff <strong>für</strong> ein ganzes<br />
Fernsehformat lieferte, soll diesmal<br />
im Mittelpunkt unseres Frageund<br />
Antwortspiel stehen. Florian<br />
hat uns unter anderem verraten,<br />
welche Charakterzüge ein Immobilienmakler<br />
haben sollte, wie er<br />
<strong>den</strong> Markt sieht und was seinen<br />
Arbeitgeber – RUF Immobilien –<br />
so besonders macht.<br />
Sag mal Florian, wie bist Du Immobilienmakler<br />
gewor<strong>den</strong>?<br />
Ich habe bis 2009 meine Lehre<br />
zum Bankkaufmann absolviert<br />
und bin seit 2012 im Immobilienbereich<br />
tätig. 2014 konnte ich dann<br />
eine Ausbildung zum zertifizierten<br />
Immobilienvermittler erfolgreich<br />
abschließen. Mir war schon immer<br />
der persönliche Kontakt zu<br />
Kun<strong>den</strong> wichtig. Es macht einfach<br />
unheimlich viel Freude, eine Immobilie<br />
zu veräußern beziehungsweise<br />
zu vermieten.<br />
Welche Eigenschaften sollte ein Immobilienmakler<br />
noch haben?<br />
Feingefühl, Menschenkenntnis und<br />
Freundlichkeit gegenüber Kun<strong>den</strong><br />
und Interessenten. Jeder Kunde<br />
oder Interessent ist individuell,<br />
dessen sollte man sich stets bewusst<br />
sein. Die Marktkenntnis und<br />
das Fachwissen ist ein weiterer,<br />
ganz wichtiger Punkt.<br />
Ist es Dein Traumjob?<br />
Ja, ist es, weil es sehr abwechslungsreich<br />
ist und<br />
jeder Tag aufs Neue unterschiedlich<br />
verläuft. Es macht<br />
einfach unheimlich viel<br />
Spaß, sich mit Leuten auszutauschen<br />
und Ihnen ein<br />
neues Zuhause zu vermitteln.<br />
Um dann zu sehen, wie<br />
glücklich sie dadurch sind.<br />
Gab es mal die Überlegung, in eine<br />
andere Branche einzusteigen?<br />
Es gab die Überlegung. Ich war<br />
auch <strong>für</strong> einen kurzen Zeitraum in<br />
einer anderen Branche tätig, habe<br />
aber dann ziemlich schnell festgestellt,<br />
dass ich die Immobilien<br />
und <strong>den</strong> Umgang mit Kun<strong>den</strong> sehr<br />
vermisse. Deshalb bin ich nach<br />
kurzer Auszeit wieder zurück und<br />
kann seit dem wirklich sagen: Es<br />
ist mein Traumjob.<br />
Wie sieht der typische Alltag eines<br />
Immobilienberaters aus?<br />
Einen Alltag gibt es nicht wirklich.<br />
Ich versuche meistens sehr früh<br />
ins Büro zu kommen, um Anfragen<br />
und Bürotätigkeiten bereits<br />
vor <strong>den</strong> Öffnungszeiten abzuarbeiten.<br />
Der weitere Tagesablauf beinhaltet<br />
Besichtigungen, Nachbearbeitung,<br />
Bewertung von Objekten<br />
und Ähnliches. Zudem wer<strong>den</strong><br />
Weiterbildungsmaßnahmen und<br />
Seminare wahrgenommen.<br />
Warum braucht es überhaupt einen<br />
Immobilienberater? Kann man<br />
seine Immobilie nicht einfach selbst<br />
verkaufen?<br />
Der Verkauf einer Immobilie ist<br />
eine weitreichende Entscheidung.<br />
Wir stehen <strong>den</strong> Verkäufern durch<br />
fachkundige, persönliche und vertrauensvolle<br />
Beratung zur Seite. Es<br />
gibt inzwischen so viele rechtliche<br />
Punkte, auf die man beim Immobilienverkauf<br />
als Privatperson achten<br />
muss. Wir übernehmen <strong>für</strong> unsere<br />
Kun<strong>den</strong> die vollständige Abwicklung<br />
des Verkaufs von A bis Z.<br />
Der Immobilienmarkt ist derzeit –<br />
vorsichtig formuliert – nicht ganz<br />
einfach.<br />
Der Markt ist momentan sicherlich<br />
an einem Punkt, wie er es in dieser<br />
Form noch nie war. Dennoch<br />
sehe ich immer noch Potential an<br />
Wertzuwachsen bei Objekten. Die<br />
Risiken sehe ich eher bei Käufern,<br />
die die Finanzierung gerade so<br />
stemmen können. Ein Zinsanstieg<br />
in <strong>den</strong> nächsten Jahren ist sicherlich<br />
<strong>den</strong>kbar, was zur Folge hätte,<br />
dass die knappen Finanzierungen<br />
ein Problem bekommen, sobald<br />
die Zinsbindung ausläuft. Wenn<br />
der Zins plötzlich drei bis vier Prozent<br />
beträgt, wird die monatliche<br />
Tilgung schwer.<br />
22 | altlandkreis
Besichtigungstermine <strong>für</strong> Mietobjekte<br />
sind mittlerweile häufig richtige<br />
Massenansammlungen. Wie<br />
schafft man es, allen Interessenten<br />
gerecht zu wer<strong>den</strong>?<br />
Es stimmt, dass bei Mietobjekten<br />
viel Nachfrage herrscht. Dennoch<br />
versuchen wir jedem Mietinteressenten<br />
gerecht zu wer<strong>den</strong>. Ein<br />
Mietinteressent, der <strong>den</strong> Anforderungen<br />
unserer Auftraggeber<br />
entspricht, bekommt bei uns eine<br />
eigene Besichtigung. <strong>Das</strong> heißt,<br />
man kann eigentlich nicht von<br />
Massenbesichtigung sprechen. Ich<br />
finde es enorm wichtig, dass jeder<br />
einzelne Interessent in Ruhe das<br />
Objekt anschauen kann.<br />
Hand aufs Herz: mieten oder kaufen?<br />
<strong>Das</strong> kommt individuell auf <strong>den</strong><br />
Einzelnen an. Eine eigene Immobilie<br />
kann jedoch gerade im<br />
Rentenalter zum großen Vorteil<br />
wer<strong>den</strong>. Ich selbst lebe momentan<br />
mit meiner Frau in einer Eigentumswohnung.<br />
Es ist jedoch unser<br />
Traum, in der Zukunft ein eigenes<br />
Haus nach unseren Vorstellungen<br />
zu bauen.<br />
RUF Immobilien wurde 2017 bereits<br />
zum dritten Mal als eines der „Top-<br />
Maklerbüros Deutschlands“ von<br />
Focus ausgezeichnet. Was macht<br />
Deinen Arbeitgeber so besonders?<br />
Mein Arbeitgeber zeichnet sich<br />
durch langjährige Erfahrung und<br />
die persönliche, kompetente und<br />
fachkundige Beratung aus.<br />
Die Zufrie<strong>den</strong>heit der Kun<strong>den</strong><br />
steht bei uns an oberster Stelle.<br />
Bei der Abwicklung stehen wir<br />
<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> sowohl bei Verkauf<br />
als auch Vermietung komplett zur<br />
Verfügung.<br />
Wie gestaltest Du Deine Freizeit?<br />
Ich treibe gerne Sport und verbringe<br />
viel Zeit mit Freun<strong>den</strong> und der<br />
Familie. Mein großes Hobby ist es,<br />
die Heimspiele des FC Bayern im<br />
Stadion live zu verfolgen. tis<br />
Jetzt schon an <strong>den</strong><br />
Sommer <strong>den</strong>ken...<br />
Und wie entscheidet man?<br />
Letztlich entscheidet der Vermieter,<br />
wen er als Mieter haben möchte.<br />
Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich.<br />
Der eine möchte keine<br />
Haustiere, ein anderer möchte<br />
eine Familie als Mieter, ...<br />
W E R K S V E R K A U F<br />
Neu im<br />
Sortiment!<br />
Was würdest Du allen Haus-/Wohnungskäufern<br />
raten?<br />
Ein Immobilienkauf sollte genau<br />
überlegt sein, ohne Druck. Nur das<br />
kaufen, wobei man sich tausend<br />
Prozent sicher ist. Der finanzielle<br />
Aspekt spielt natürlich immer eine<br />
wichtige Rolle, schließlich ist eine<br />
Immobilie eine langfristige Anlage.<br />
Spätestens mit Rentenbeginn<br />
sollte eine Immobilie vollständig<br />
oder zumindest größtenteils abbezahlt<br />
sein.<br />
Der persönliche Kontakt zu Kun<strong>den</strong> ist Florian Wild besonders wichtig.<br />
Auch deshalb ist der Job des Immobilienmaklers <strong>für</strong> ihn ein Traumberuf.<br />
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„Oafach Schea“ belebt Dorfkern in Hohenfurch<br />
Shoppen und Kaffee<br />
trinken in einem Raum<br />
Hohenfurch | Beeindruckend, was selbstgesammelten Ästen, Rin<strong>den</strong> stellung hauseigener Dekorationsgegenstände<br />
und Möbel, die nun<br />
in kürzester Zeit durch viel Eigenleistung<br />
auf die Beine zu stellen bunte Blumen blühen. Auf Kitschi-<br />
im neuen La<strong>den</strong> zum Verkauf an-<br />
und Steinen ins Auge, aus <strong>den</strong>en<br />
Geländer<br />
ist, sofern alle an einem Strang ges wird gänzlich verzichtet – kein geboten wer<strong>den</strong>. Neben der Arbeit<br />
Geländer · Balkone Gartenzäune · Treppen · Gartenzäune · Metallkonstruktionen · CNC- Plasmaschnei<strong>den</strong><br />
ziehen. Im <strong>April</strong> 2017 haben Markus<br />
und GrauBeate Rieger<br />
neongelb, kein neonpink, kein in der Werkstätte, die schräg gegenüber<br />
des Neubaus MIG/MAG, liegt, zählen W<br />
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nate später, im November 2017,<br />
zertifziert nach DIN EN 1090-2<br />
lu<strong>den</strong> sie zur Neueröffnung ihres<br />
Deko-Cafés. Passend zu Stil, Stimmung<br />
und Konzept tauften sie das<br />
Schönachstraße 46<br />
Projekt auf <strong>den</strong> Namen „Oafach<br />
86978 Hohenfurch<br />
Schea“. Einfach, weil das Haus in<br />
Schwathe GmbH & Co. KG · Schönachstr 46 · 86978 altländlichem Hohenfurch Stil errichtet · Tel. wurde, 0173 Zum 3772202 Beispiel, · im mail@schwathe-metall.de WC, eine Tapete ger, der von einem · www.schwathe-me<br />
Hotel in Grän<br />
sich wunderbar ins Ortsbild einfügt.<br />
Schön, weil Einrichtung und genehmen Kräuterduft sorgt.<br />
aus getrocknetem Heu, die <strong>für</strong> an-<br />
Dekoration hervorragend miteinander<br />
harmonieren, obwohl bei Anregungen aus dem<br />
genauerem Hinschauen jeder Ge-<br />
Tannheimer Tal<br />
genstand <strong>für</strong> sich steht. Kein Tisch,<br />
kein Stuhl, kein Lampenschirm Markus Rieger, 46, Hohenfurcher<br />
ist wie der andere. Kreidetafeln, Gemeinderat, ist gelernter Schreiner,<br />
arbeitet jedoch hauptberuflich<br />
Pantone: 158 C<br />
Pantone: Cool Gray 10C<br />
auf <strong>den</strong>en sinnstiftende Sprüche<br />
Tore Türen wie „Ich schenke Dir Zeit“ stehen, bei der Bundeswehrfeuerwehr<br />
und vieles sind keine standardmäßigen Kreidetafeln<br />
– sie sind mit rustikalem 24-Stun<strong>den</strong>-Schichten immer wie-<br />
in Penzing. Weil er nach dortigen<br />
GmbH & Co. KG · Schönachstr 46 · 86978 Hohenfurch · Tel. 0173 3772202 · mail@schwathe-metall.de · www.schwathe-metall.de mehr...<br />
Altholz umrahmt. Die im Eingangsder<br />
mal mehrere Tage am Stück<br />
86978 il@schwathe-metall.de Hohenfurch · Tel. 0173 · www.schwathe-metall.de<br />
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frei hat, nutzt er die Zeit zur Her-<br />
24 | altlandkreis<br />
bereich ausliegen<strong>den</strong> Eier aus Glas<br />
liegen nicht einfach so in liebevoll<br />
geflochtenen Brotkörberln –<br />
sie sind gefüllt mit flaumigen Federn.<br />
Und an der westseitigen<br />
Wand stehen mehrere Kommo<strong>den</strong><br />
und Schränke, mal in weiß, mal in<br />
graublau – mehrere hundert Jahre<br />
alt. Dazwischen stechen Gestecke<br />
aus selbstgesammeltem Moos,<br />
Markus und Beate Rieger wer<strong>den</strong><br />
von ihren Söhnen unterstützt.<br />
abgestimmt. „Wir haben <strong>für</strong> mehr<br />
natürlichen Lichteinfall Segmentbögen<br />
gemauert“, sagt Markus<br />
Rieger, der begeistert ist von diesem<br />
alten, fast schon in Vergessenheit<br />
geratenen Baustil – und viele<br />
weitere kreative Elemente in <strong>den</strong><br />
neuen Altbau einfließen hat lassen.<br />
kus Rieger und Ehefrau Beate. Tagesausflüge<br />
nach Österreich, München<br />
oder ins Chiemgau sind bei<br />
<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> besonders beliebt. „Vor<br />
allem die Österreicher schaffen es<br />
auffallend gut, gemütliche Häuser<br />
und Hotels mit einem Hauch Moderne<br />
zu bauen“, sagt Markus Rie-<br />
(Tannheimer Tal) ebenso schwärmt<br />
wie von einem millionenschweren<br />
Bauernhof-Projekt am Tegernsee,<br />
„wo man sich wirklich viele tolle<br />
Sachen abschauen kann“. Ergänzt<br />
wird das Deko-Sortiment durch<br />
hinzugekaufte Gegenstände. Außerdem<br />
eine Plattform <strong>für</strong> Einkauf<br />
und Ideensammlung: Die Messe<br />
„Trendset“ in der Landeshauptstadt.<br />
Alt mit einem Hauch Moderne<br />
– diese Kombination beschreibt<br />
„Ofach schea“ besonders gut. Alte,<br />
rustikale Möbel aus Holz, umge-
en von beispielsweise moderneren<br />
Lampenschirmen. Oder ein lecker<br />
aufgeschäumter Chai Latte in<br />
moderner Glastasse, gelöffelt und<br />
geschlürft auf einem uralten Holztisch,<br />
dessen „Füße wir verlängern<br />
mussten, weil die Leute damals<br />
noch viel kleiner waren als heute,<br />
er viel zu niedrig wäre <strong>für</strong> unsere<br />
Gäste“. Deko-La<strong>den</strong> und Café von<br />
„Oafach Schea“ sind im gleichen<br />
Raum. Vom Eingangsbereich bis<br />
zur Raummitte sind Deko-Gegenstände<br />
ausgestellt, im hinteren Bereich<br />
Kaffee-Theke, Tische, Stühle,<br />
Eckbank und Hochtisch mit Platz<br />
<strong>für</strong> rund 40 Gäste. Serviert wer<strong>den</strong><br />
Cappuccino, Espresso, Tee, Kakao<br />
und dieser feinabgeschmeckte<br />
Chai Latte aus Bohnen einer<br />
Murnauer Rösterei. Dazu gibt es<br />
Altholz, Gestein und weiße Wände — so<br />
facettenreich wurde das neue Gebäude<br />
von „Oafach Schea“ gestaltet.<br />
ausschließlich selbstgebackenen<br />
Kuchen, <strong>für</strong> deren Geschmack die<br />
bisherigen Kun<strong>den</strong> viele lobende<br />
Worte gefun<strong>den</strong> haben. Weil, speziell<br />
unter Männern, auch nachmittags<br />
mal ein Bierchen gezischt<br />
wird, schenkt Familie Rieger auch<br />
Alkoholisches aus. Helles, Weizen,<br />
Wein und Aperol Spritz. Hier<strong>für</strong><br />
absolvierte Markus Rieger bei der<br />
IHK in München eine Prüfung zum<br />
Erwerb der Gaststättenerlaubnis,<br />
ohne die kein Alkohol an Gäste<br />
ausgeschenkt wer<strong>den</strong> darf. Im Mittelpunkt<br />
sind und bleiben aber Deko-Shopping<br />
und Kaffee-Trinken,<br />
auch wenn aufgrund der großen<br />
Nachfrage nun auch zum Frühstücken<br />
eingela<strong>den</strong> wird: Einmal die<br />
Woche, zwei verschie<strong>den</strong>e Menüs.<br />
„Wir haben uns bewusst gegen ein<br />
Frühstücksbuffet entschie<strong>den</strong>, weil<br />
man hier wesentlich mehr Lebensmittel<br />
wegschmeißen müsste“,<br />
sagt Markus Rieger, der „Oafach<br />
Schea“ als ein gutes Beispiel <strong>für</strong><br />
die Wiederbelebung schier ausgestorbener<br />
Dorfkerne bezeichnet.<br />
In Hohenfurch, vom Supermarkt-<br />
Café abgesehen, gebe es<br />
derzeit keine Möglichkeit,<br />
gemütlich einzukehren.<br />
Obwohl die Leute total darauf<br />
abfahren. „<strong>Das</strong>s der<br />
Andrang so riesengroß ist,<br />
hätten wir ehrlicherweise<br />
nie gedacht.“ Schon mehrmals<br />
mussten Markus Rieger,<br />
Ehefrau Beate und<br />
die zwei Mitarbeiterinnen<br />
Gäste nach Hause schicken,<br />
weil das gemütliche<br />
Deko-Café bis zum letzten<br />
Platz gefüllt war. <br />
js<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 25
Zimmerei Jörg baut auf Regionalität<br />
Baustoffgroßhandel – Baubetrieb – Erd- und Tiefbau –<br />
Baustoffgroßhandel – Baubetrieb – Erd- und Tiefbau –<br />
Abbruch – Kehrmaschinen – Baukräne – Bautransporte<br />
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Massivholzhäuser<br />
aus einer Hand<br />
Prem | Vor rund 30 Jahren waren<br />
Massivholzhäuser recht unbekannt.<br />
Inzwischen boomt die natürlichste<br />
Häuserform. „Weil die<br />
Menschen, auch durch neue Medien,<br />
immer besser informiert sind<br />
über die positiven Eigenschaften<br />
des Rohstoffes Holz“, sagt Andreas<br />
Jörg, 37, Zimmerermeister mit<br />
Zusatzqualifikation <strong>für</strong> Bau – und<br />
seit 2014 Hauptgeschäftsführer der<br />
Zimmerei Jörg. 1989 wurde der<br />
Familienbetrieb von seinem Vater<br />
Ernst in Bad Bayersoien gegründet.<br />
Weil der Platz Zuhause im<br />
ehemaligen landwirtschaftlichen<br />
Anwesen der Eltern schnell zu<br />
klein wurde, erweiterte der Senior<br />
schrittweise, mietete sich unter<br />
anderem in eine Werkstätte der<br />
Firma Heißerer in Prem ein. Am<br />
beschaulichen Ort direkt am Lech<br />
hat Ernst Jörg im Jahre 1997 dann<br />
selbst gebaut, nach und nach gemeinsam<br />
mit seinen Söhnen die<br />
komplette Firma dorthin verlagert.<br />
Produktionshalle und Planungsbüro<br />
stehen nun an hinterster Stelle<br />
des Gewerbegebietes „Steinwies“,<br />
wo ein markanter Holzturm sofort<br />
ins Auge sticht. Balkone, Terrassen,<br />
Carports, Dachstühle und<br />
Hallen <strong>für</strong> Gewerbe und Landwirtschaft.<br />
„Wir machen im Grunde alles,<br />
was ein klassischer Zimmerer<br />
anzubieten hat – und noch mehr“,<br />
sagt Andreas Jörg. Noch mehr? Die<br />
Rede ist vom hauseigenen Spezialprodukt,<br />
Massivholzhäuser namens<br />
„Holzpur“. Entwickelt hat sie<br />
Familie Jörg, nachdem ein Kunde<br />
unbedingt ein Einfamilienhaus in<br />
natürlichem Blockhaus-Stil haben<br />
wollte, jedoch keinen geeigneten<br />
Betrieb <strong>für</strong> die Umsetzung gefun<strong>den</strong><br />
hatte. Mehr oder weniger<br />
über Nacht wurde entschie<strong>den</strong>,<br />
die Sache selbst in die Hand zu<br />
nehmen. Inzwischen arbeiten<br />
im Betrieb acht Zimmerer, ein<br />
Zimmerer-Lehrling, eine Büro-<br />
Angestellte sowie Andreas’ Frau<br />
Sabine. Und: Alle drei Söhne von<br />
Firmengründer Ernst Jörg. Neben<br />
Andreas sind das Christoph, 33,<br />
Schreinermeister, Architekt und<br />
Teilgeschäftsführer, der darüber<br />
hinaus drei Tage die Woche in<br />
einem renommierten Architekturbüro<br />
in München arbeitet, sowie<br />
der Jüngste: Michael, 27, Zimmerermeister<br />
und Bautechniker.<br />
Fichtenholz aus<br />
heimischen Bergwäldern<br />
Massivholzhäuser wer<strong>den</strong> mittlerweile<br />
von mehreren namhaften<br />
Firmen hergestellt, vertrieben oder<br />
aufgebaut. Familie Jörg aber hebt<br />
sich in zwei Punkten von anderen<br />
Betrieben ab: Erstens wer<strong>den</strong><br />
Dachstuhl und „Holzpur“-Wand<br />
komplett selbst und von Hand<br />
hergestellt. Zweitens stammt das<br />
Material zu rund 70 Prozent direkt<br />
aus der Region. „Wir verwen<strong>den</strong><br />
<strong>für</strong> die mittlere und äußere Wand-<br />
Tel. (08194) 253 Fax (08194) 8455<br />
26 | altlandkreis<br />
So sehen Holzpur-<br />
Häuser von Holzbau<br />
Jörg unter anderem<br />
von außen aus.
Die Mischung macht’s: Holzverkleidungen und weiße<br />
Wände sorgen <strong>für</strong> freundliche Stimmung.<br />
Gebündelte Kompetenz unter einem Dach!<br />
schicht ausschließlich Fichtenholz<br />
aus naheliegen<strong>den</strong> Bergen“, sagt<br />
Andreas Jörg. Unter anderem aus<br />
<strong>den</strong> Wäldern rund um Trauchgau<br />
und Wasserscheide, südöstlich<br />
des Kenzengebietes. Die restlichen<br />
30 Prozent stammen aus Skandinavien,<br />
wo das Holz eine noch höhere<br />
Qualität aufweist. „Für Holzpur-Häuser<br />
wer<strong>den</strong> ausnahmslos<br />
die Filetstücke unter <strong>den</strong> Fichten<br />
verwendet“, sagt Andreas Jörg.<br />
Heißt: Langsam gewachsenes,<br />
feinjährig strukturiertes Holz, das<br />
nahezu frei von Ästen ist und zur<br />
perfekten Zeit – nämlich im Winter<br />
– geschlagen wurde. Dieses<br />
Holz steht <strong>für</strong> außeror<strong>den</strong>tliche<br />
Langlebigkeit, ausgewogenes<br />
Raumklima und hervorragende<br />
Dämmwerte. Im Detail sieht die<br />
„Holzpur“-Hauswand so aus: Der<br />
Kern besteht aus drei zusammengepressten<br />
Holzschichten,<br />
einer waagrechten, senkrechten<br />
und diagonalen, die mittels Buchen-<br />
oder Eichenschrauben zusammengeschraubt<br />
wer<strong>den</strong> und<br />
somit absolut frei von Bauchemie<br />
sind. Hinzu kommt eine Dämmschicht<br />
aus Holzfaser, die sowohl<br />
brütende Hitze als auch Eiseskälte<br />
zwischen zwölf und 18 (!) Stun<strong>den</strong><br />
speichern kann, somit Sommer<br />
wie Winter die Extrem-Temperatur-Phasen<br />
überbrückt und <strong>für</strong><br />
stets angenehme Temperaturen<br />
im Haus sorgt. Eine weitere Besonderheit<br />
der Massivholzhäuser<br />
von Familie Jörg: „Unsere Wände<br />
wer<strong>den</strong> nicht geschliffen, sondern<br />
gehobelt, wodurch sie einen extrem<br />
lebendigen Blockhauscharakter<br />
erhalten.“<br />
Auftragsschublade<br />
prall gefüllt<br />
Apropos Charakter: Andras Jörg<br />
gibt offen und ehrlich zu, dass ein<br />
ausschließlich aus Holz bestehendes<br />
Haus nicht jedermanns Sache<br />
ist, weil es <strong>für</strong> Auge und Gemüt<br />
eine erschlagende Wirkung haben<br />
könnte. Er bevorzugt eine gesunde<br />
Mischung aus Holz und Weiß,<br />
also verputzten Wän<strong>den</strong>, die in<br />
Sachen Raumklima und Dämmeigenschaften<br />
gegenüber reinen<br />
Holzwän<strong>den</strong> jedoch keine Nachteile<br />
aufweisen. <strong>Das</strong> gilt auch <strong>für</strong><br />
die Verwendung von Altholz und<br />
Gestein, was extrem gemütlich<br />
und urig aussieht – und obendrein<br />
schwer im Trend ist.<br />
Aufgrund der guten Auftragslage<br />
sucht Familie Jörg dringend einen<br />
weiteren Zimmerer, „der bei uns<br />
im Grunde schon morgen anfangen<br />
könnte“, sagt Andreas Jörg,<br />
der im September 2019 auch wieder<br />
einen Zimmerer-Azubi einstellen<br />
möchte. Wer sich also <strong>für</strong><br />
ein „Holzpur“-Haus von Familie<br />
Jörg interessiert, sollte sich zeitnah<br />
mel<strong>den</strong>. Schließlich steht so<br />
ein hochqualitatives, von Hand<br />
gefertigtes Massivholzhaus nicht<br />
von heute auf morgen. Los geht<br />
das Ganze mit einem beraten<strong>den</strong><br />
Erstgespräch, gefolgt von Entwurf,<br />
Planung, Genehmigungsverfahren,<br />
Produktion, Richtzeit,<br />
Makler<br />
Ausbau<br />
alle anderen Handwerker aus der<br />
Region, zum Beispiel Elektriker,<br />
Maurer und Heizungsbauer, „mit<br />
<strong>den</strong>en wir sehr eng zusammenarbeiten“,<br />
stark mit eingebun<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong>. In Sachen Größe und<br />
Raumaufteilung kann jeder Kunde<br />
sein Haus ganz individuell fertigen<br />
lassen. Rund 30 Massivholzhäuser<br />
hat Familie Jörg bislang gebaut,<br />
darüber hinaus weit mehr als 100<br />
weitere Holzhäuser. <strong>Das</strong> Einzugsgebiet<br />
erstreckt sich von Bad Tölz<br />
bis Nesselwang, von Reutte bis<br />
München. <br />
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Burggen | Lei<strong>den</strong>schaftlich getüftelt<br />
haben die drei Burggener<br />
Burschen in ihrer Freizeit schon<br />
immer. An Kleinigkeiten scheiterte<br />
letztlich die Fertigstellung ihrer<br />
Löt-Maschine oder ihres tragbaren<br />
Bierkühlers im Hosentaschenformat.<br />
Geld haben diese zeitintensiven<br />
Tüftlereien trotzdem eine<br />
Menge gekostet, was irgendwann<br />
in irgendeiner Form wieder reinverdient<br />
wer<strong>den</strong> müsse. Da kam<br />
Michael Finkenzeller die spontane<br />
Idee: „Meine Freundin wünscht<br />
sich ein Hochbeet, sowas könnten<br />
wir doch selbst bauen.“ Ein<br />
Hochbeet? Sven Berchtold und Ulli<br />
Wohlfahrt winkten kopfschüttelnd<br />
ab. „So ein Schmarrn.“ Einige Monate<br />
später war das Hochbeet-Konzept<br />
der drei Spezl derart durchdacht,<br />
gleichzeitig die Nachfrage so<br />
groß, dass aus dem anfänglichen<br />
Hobby ein Nebengewerbe wurde.<br />
Inzwischen bauen und verkaufen<br />
die Jungs von „BlackFox“ Hochbeete<br />
„Made in Burggen“ in alle Himmelsrichtungen.<br />
München, Bo<strong>den</strong>see,<br />
Schwarzwald, Bad Tölz. <strong>Das</strong><br />
Einzugsgebiet der Kun<strong>den</strong> reicht<br />
über 200 Kilometer. Sogar Anfragen<br />
aus Hannover und Österreich<br />
gingen ein. „Die haben wir vorerst<br />
ablehnen müssen.“ Die Betonung<br />
liegt auf „vorerst“.<br />
Hauptberuflich in<br />
Industriebetrieben tätig<br />
Ulli Wohlfahrt, 27, gelernter Industriemechaniker,<br />
arbeitet Vollzeit<br />
bei Hirschvogel Umformtechnik.<br />
Eines der 30 Hochbeete, die von<br />
„BlackFox“ bislang gebaut wur<strong>den</strong>.<br />
Er ist der Antreiber bei BlackFox.<br />
Sven Berchtold, 25, gelernter Elektriker,<br />
arbeitet Vollzeit bei Hochland<br />
und gilt als kreativer Kopf.<br />
Michael Finkenzeller, 25, gelernter<br />
Industriemechaniker, arbeitet<br />
Vollzeit bei Schuster Maschinenbau<br />
(Denklingen) und gilt in seinem<br />
Kollegenkreis als kritischer<br />
Hinterfrager. Eine scheinbar erfolgversprechende<br />
Mischung. Mal<br />
sind es drei, vier Abende die Woche,<br />
die sie in der alten Schmiede<br />
von Ullis Opa mit konstruieren,<br />
28 | altlandkreis
Sven Berchtold sägt <strong>für</strong> das Grundgerüst ein Stahlrohr.<br />
sägen, bohren, schweißen und<br />
montieren verbringen. Mal treffen<br />
sie sich nur alle paar Wochen. Je<br />
nach Auftragslage, nach Lust und<br />
Laune, nach Jahreszeit und Wetteraussichten.<br />
„Ein Privatleben<br />
haben wir schließlich auch noch.<br />
An heißen Sommertagen fahren<br />
wir lieber mal an einen See oder<br />
gehen in die Berge.“ Ausschließen<br />
möchten sie <strong>den</strong> ganz großen<br />
Durchbruch mit dem Bau von<br />
Hochbeeten und weiteren Objektbauten<br />
<strong>für</strong> Haus, Hof und Garten<br />
aber nicht. „Man weiß nie, was<br />
kommt, wichtig ist, dass uns die<br />
Arbeit Spaß macht. Und das ist<br />
Stand jetzt in jedem Falle so“, sagt<br />
Ulli Wohlfahrt, der gemeinsam mit<br />
Michael Finkenzeller ganz nebenbei<br />
auch noch <strong>den</strong> Meister macht.<br />
Haufen-Prinzip mit<br />
wärmender Hülle<br />
Hochbeete dienen zum Anbau von<br />
Gemüse. „<strong>Das</strong> Haufen-Prinzip ist ja<br />
seit Jahrhunderten bekannt“, sagt<br />
Wohlfahrt. Hochbeete funktionieren<br />
im Grunde nicht anders, nur<br />
dass um <strong>den</strong> „Haufen“ eine stabile<br />
Wand gebaut wird, die einige<br />
Vorteile bringt. Allen voran die<br />
von „BlackFox“, weil sie nicht aus<br />
Folie und Holzbrettern, wie üblich,<br />
sondern aus Stahlgerüst und<br />
Steinplatten besteht. „Die wärmen<br />
sich bei Sonneneinstrahlung auf<br />
und sorgen <strong>für</strong> optimales Klima im<br />
Beet.“ Die Höhe der Beete von 0,5<br />
bis 0,8 Meter ermöglichen ein angenehmeres,<br />
rückenschonenderes<br />
anpflanzen, jäten und ernten. Sie<br />
sind extrem stabil und langlebig.<br />
Können beliebig erweitert wer<strong>den</strong>.<br />
Außerdem sind sie vollständig<br />
geschützt vor Schnecken und<br />
anderen Tieren, die es sich in<br />
feinstem, aufgewärmten Humus<br />
liebend gerne gemütlich machen<br />
wür<strong>den</strong>. „Am Bo<strong>den</strong> legen wir ein<br />
Mausgitter aus, damit sich kein<br />
Maulwurf hineingraben kann.“<br />
Oben schützt eine aufklappbare<br />
Gitterhaube vor Katzen und Vögeln.<br />
Mausgitter und Schutzhaube<br />
gehören zur Rubrik Zubehör, „die<br />
wir momentan Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />
ausbauen“. Ideen und Anregungen<br />
von Kun<strong>den</strong> tragen ebenso zur<br />
Sortiment-Erweiterung bei wie<br />
ständiges, selbstkritisches Hinterfragen<br />
– Finkenzellers Spezialität.<br />
Grundgerüst gibt’s<br />
bald per Post<br />
<strong>Das</strong> Grundgerüst aus vollverzinktem<br />
Stahlblech und vollverzinkten<br />
Stahlrohren können die Kun<strong>den</strong><br />
in Sachen Größe und Form individuell<br />
anfertigen lassen. Preislich<br />
beginnen rechteckige Versionen<br />
bei 225 Euro, sechseckige bei 350<br />
Euro (siehe www.black-fox-burggen.de).<br />
Dazu passende Platten<br />
„besorgen sich unsere Kun<strong>den</strong><br />
überwiegend selbst, weil unsere<br />
Maße exakt auf standardmäßige<br />
Steinplatten ausgelegt sind“. Die<br />
sind in allen möglichen Farben in<br />
nahezu jedem Baumarkt erhältlich,<br />
„daher ist es nur sinnvoll, die<br />
Kun<strong>den</strong> diesbezüglich selbst einkaufen<br />
zu lassen“. <strong>Das</strong> Grundgerüst<br />
aber stammt vollständig aus<br />
<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> der drei Burggener,<br />
die selbst ihr größtes Hochbeet<br />
mit zwölf Metern (!) Länge in einem<br />
einfachen Pkw transportieren<br />
konnten. „Wir liefern unsere<br />
Hochbeete in Einzelteile zerlegt<br />
aus, die man problemlos in je<strong>den</strong><br />
Wagen verstauen, und bald<br />
auch per Post verschicken kann.“<br />
Denn auch zum Aufbau braucht<br />
es nicht unbedingt das Fachwissen<br />
und Geschick von Wohlfahrt,<br />
Finkenzeller und Berchtold. „Wir<br />
verschicken unsere Hochbeete allesamt<br />
mit Anleitung, so dass der<br />
Kunde selbst Hand anlegen kann.“<br />
In einer Stunde sei die Arbeit erledigt.<br />
Wichtig seien nur ein, zwei<br />
helfende Hände – und ein „Dreizehner<br />
Maulschlüssel“, <strong>den</strong> in der<br />
Regel jedermann zuhause hat.<br />
Auch ohne Tüftlereien an Bierkühler<br />
und Löt-Maschine.<br />
js<br />
Michael Finkenzeller beim Entgraten<br />
am Bandschleifer.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 29<br />
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gerne Haustiere. <strong>Das</strong> ist in ganz<br />
Deutschland nicht anders als<br />
im Oberland. Katzen führen die<br />
Rangliste der häufigsten Haustiere<br />
an, dicht gefolgt von Hun<strong>den</strong>. An<br />
dritter Stelle stehen Kleintiere wie<br />
Hamster, Meerschweinchen und<br />
Kaninchen. Manche halten Haustiere<br />
wegen der Kinder, andere<br />
aus eigenem Interesse. In bei<strong>den</strong><br />
Fällen wichtig: die Tiere richtig<br />
zu halten. Ein erster wichtiger<br />
Hinweis: Man sollte nicht vergessen,<br />
dass man nicht mehr<br />
alleine wohnt. Und: „Jedes<br />
Haustier braucht seinen Platz,<br />
sowohl im als auch außerhalb<br />
des Hauses“, sagt Janine Weigelt,<br />
Vorsitzende des Tierschutzvereins<br />
Weilheim-Schongau. „<strong>Das</strong> kann<br />
ich mir bereits beim Bau eines<br />
Hauses überlegen, dann kann ich<br />
hier schon einige Dinge wie Klappen<br />
und Aufgänge einplanen."<br />
Im Falle eines Hundes gibt es die<br />
Vorüberlegung, ob er Familien-<br />
anschluss<br />
haben<br />
soll, oder nicht ins Haus darf. Bei<br />
letzterem gilt es genug Platz im<br />
Garten bereitzustellen, um einen<br />
angemessen Zwinger bauen zu<br />
können. Der sollte ausreichend<br />
Platz nach der Hundeverordnung<br />
sowie einen witterungsgeschützten<br />
Ort <strong>für</strong> <strong>den</strong> Hund bieten – falls<br />
es regnet oder schneit. Und eine<br />
isolierte Hundehütte, die der Vierbeiner<br />
mit seiner Körperwärme<br />
warmhalten kann.<br />
Wer sich eine Katze zulegen möchte,<br />
diese Freigänger wird, <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
gibt es auch einiges zu be<strong>den</strong>ken.<br />
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Der Liegeplatz <strong>für</strong> das Tier in der<br />
Wohnung sollte an einem ruhigen<br />
Platz gewählt wer<strong>den</strong>, wo es sich<br />
entspannen kann.<br />
30 | altlandkreis<br />
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Mit einem Aufgang kann eine Katze Freigänger<br />
wer<strong>den</strong>, auch wenn der Besitzer im ersten<br />
Stock wohnt.<br />
pe. Diese kann in Türen, in Fensterscheiben<br />
oder auch in Wän<strong>den</strong><br />
installiert wer<strong>den</strong>.<br />
Nicht Richtung<br />
vielbefahrener Straße<br />
Doch ganz wichtig: „Sie sollte<br />
nie direkt zu einer viel befahrenen<br />
Straße hinausführen, also<br />
lieber Richtung Garten oder an<br />
einer Kellertür angebracht sein.“<br />
Außerdem sollte der Garten eingezäunt<br />
sein – hoch genug und<br />
nicht zu breitmaschig, damit die<br />
Tiere nicht auf die Straße laufen<br />
können. Gleiches gilt übrigens<br />
<strong>für</strong> Hundeklappen, wobei<br />
hier die Anbringung am Kellereingang<br />
besonders von Vorteil ist,<br />
um <strong>den</strong> verschmutzen Hund nach<br />
einem verregneten Spaziergang<br />
gleich abwaschen zu können.<br />
Die Klappen an sich sind facettenreich:<br />
Es gibt sie mit Öffnungsmechanismus<br />
in beide Richtungen,<br />
so dass alle Tiere, auch die der<br />
Nachbarschaft, ohne<br />
Beschränkung rein und<br />
raus können. Dann gibt<br />
es sie aber auch mit<br />
Drei- oder Vierwege-<br />
Verriegelungen, was<br />
vor allem während<br />
der Abendstun<strong>den</strong> von<br />
Vorteil ist. „Damit kann<br />
man einstellen, dass<br />
die Katzen zum Beispiel<br />
reinkommen, aber nicht<br />
mehr raus können", erklärt<br />
Janine Weigelt. Die<br />
beste Klappe sei jedoch<br />
die chipgesteuerte. „Die<br />
öffnet sich nur <strong>für</strong> mein<br />
Haustier.“ Und was tun,<br />
falls jemand im ersten<br />
Stock wohnt? Am<br />
besten einen Aufgang<br />
bauen, sofern Nachbarn<br />
und Vermieter einverstan<strong>den</strong><br />
sind. Aufgang?<br />
„<strong>Das</strong> ist im Grunde<br />
nichts anderes als ein<br />
Brett, das stabil und witterungsbeständig<br />
sein<br />
sollte, über das die Katze <strong>den</strong> Balkon<br />
erreicht.“ Von dort gelangt<br />
das Tier wieder über eine der beschriebenen<br />
Klappen in die Wohnung.<br />
Allerdings sollte das Brett<br />
nicht zu steil angebracht wer<strong>den</strong><br />
und in regelmäßigen Abstan<strong>den</strong><br />
mit kleinen Stufen versehen sein,<br />
damit die Katze einen guten Halt<br />
hat.<br />
Fressplatz nicht<br />
neben Fernseher<br />
Im Haus brauchen Hunde und<br />
Katzen selbstverständlich auch<br />
ihren eigenen Platz. Der sollte so<br />
gewählt sein, dass die Tiere einen<br />
guten Überblick haben – und natürlich<br />
ruhen können. „Also nicht<br />
direkt neben der Haustür", betont<br />
Janine Weigelt. Auch hier gilt:<br />
Die Liegefläche muss groß genug<br />
sein. Darüber hinaus brauchen<br />
Hunde auch Ruhe am Fressplatz,<br />
der nicht neben dem Fernseher<br />
oder Herd sein sollte. „Wer möchte<br />
schon einen Tisch im Restaurant<br />
direkt neben der Küche haben?“<br />
Zu guter Letzt sollte man sich Gedanken<br />
über <strong>den</strong> richtigen Bo<strong>den</strong>belag<br />
machen, <strong>den</strong>n das Klicken<br />
von Hundekrallen auf Laminat<br />
kann einen die ganze Nacht wachhalten.<br />
„Es gibt viele Beläge, die<br />
gut <strong>für</strong> Haustiere und Menschen<br />
sind. Ich persönlich bin Fan von<br />
Vinyl", sagt Weigelt. Was immer<br />
hilft, sind Teppiche.<br />
Meist zu wenig Platz<br />
<strong>für</strong> die Tiere<br />
Der wichtigste Punkt bei Kleintieren<br />
ist jedoch ein gesundes Miteinander.<br />
„Die Alleinhaltung von<br />
Meerschweinchen oder Kaninchen<br />
ist Tierquälerei“, betont Janine<br />
Weigelt. Diese Tiere brauchen<br />
Artgenossen. Und wie Hunde und<br />
Katzen genug Platz, drinnen wie<br />
draußen. Gleiches gilt <strong>für</strong> Reptilien<br />
und Fische. Janine Weigelt<br />
und ihre Kollegen vom Tierschutzverein<br />
bemerken viel zu oft, dass<br />
Tiere in der Realität meist in zu<br />
kleinen Käfigen und Terrarien gehalten<br />
wer<strong>den</strong>. „Wenn ich mir ein<br />
Tier zulege, muss ich mich vorher<br />
gut informieren, wie viel Platz es<br />
wirklich braucht.“ Dann klappt's<br />
auch mit dem Haustier. ww<br />
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immer 1,2 Tonnen mit spielerischer<br />
Leichtigkeit über Gartenzäune,<br />
Hecken und, wenn es sein muss,<br />
ziemlich hohe Häuser. Diesen Autokran-Service<br />
betreibt Vater Magnus<br />
Albrecht gemeinsam mit Sohn<br />
Andreas Albrecht seit insgesamt<br />
mehr als 25 Jahren. Angefangen<br />
hat alles mit einem 40-Tonner.<br />
Inzwischen stehen fünf Autokräne<br />
unterschiedlicher Größen auf dem<br />
Gelände des Familienbetriebes,<br />
ein Hof östlich von Etting, gelegen<br />
auf einer sanften Anhöhe mit herrlichem<br />
Weitblick Richtung Gebirge.<br />
Zur Selbstständigkeit fand Magnus<br />
Albrecht im Jahre 1984. Allerdings<br />
nicht auf Anhieb mit Autokränen.<br />
Baumfällarbeiten in Peißenberg: Der Arm des Autokrans reicht problemlos<br />
über Hecke und Hausdach, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.<br />
Albrecht baute über drei Jahre<br />
hinweg seinen Hof überwiegend<br />
selbst, kaufte sich da<strong>für</strong> eine eigene<br />
Schalung. Und die war in <strong>den</strong><br />
1990er Jahren gefragt. Als der Hof<br />
fertiggestellt war, häuften sich die<br />
Leih-Anfragen, so dass sich Albrecht<br />
neben der Landwirtschaft<br />
mit dem Verleih der Schalung<br />
selbstständig machte. „Inzwischen<br />
haben die meisten Baufirmen ihre<br />
eigene Schalung, außerdem wer<strong>den</strong><br />
immer häufiger Fertighäuser<br />
aufgestellt, <strong>für</strong> die eine Schalung<br />
nicht mehr gebraucht wird“, sagt<br />
der inzwischen 65-Jährige heute.<br />
Während sich der Schalungsverleih<br />
von Familie Albrecht inzwischen<br />
auf einem stark absteigen<strong>den</strong><br />
Ast befindet, sind dagegen<br />
die Arbeiten mit <strong>den</strong> Autokränen<br />
umso gefragter – nicht nur zum<br />
Aufstellen von Fertighäusern.<br />
Speziell der 120-Tonner, so die<br />
offizielle Bezeichnung des größten<br />
Autokrans der Albrechts, hebt<br />
komplette Gebäudeteile, kleinere<br />
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der große Autokran spielerisch.<br />
Industriehallen, Liftanlagen, riesige<br />
Bäume oder ganze Rolltreppen<br />
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Ein Kerngeschäft seit einigen Jahren<br />
ist die Fällung von Problem-<br />
Bäumen, wo<strong>für</strong> Familie Albrecht<br />
mit gut ausgebildeten Baum-<br />
Kletterern zusammenarbeitet. Einer<br />
davon ist Andreas Kraus, 23,<br />
ebenfalls aus Etting. „Wir fällen<br />
rund 150 Bäume im Jahr in Kombination<br />
mit einem Autokran“, sagt<br />
der gelernte Landschaftsgärtner,<br />
der von blindem Vertrauen, absoluter<br />
Teamarbeit und unterschiedlichsten<br />
Vorgehensweisen spricht.<br />
Grundsätzlich seilt sich Kraus immer<br />
über <strong>den</strong> Autokran von oben<br />
auf <strong>den</strong> zu fällen<strong>den</strong> Baum herab<br />
ab. An der richtigen Stelle eingependelt,<br />
hängt er sich mit seiner<br />
Kletterausrüstung vom Haken des<br />
Krans aus, sichert sich selbst am<br />
Baumstamm und hängt zugleich<br />
das Seil des Krans an einem geeigneten<br />
Ast oder einer geeigneten<br />
Stelle des Stammes an. Nun wird<br />
der Baum mit bis zu 1,70 Metern<br />
Stammdurchmesser schrittweise<br />
und von oben herab abgesägt.<br />
Dabei entschei<strong>den</strong>d: „Die Ausrichtung,<br />
damit der am Kran hängende<br />
Stamm oder Ast unmittelbar nach<br />
dem Durchschnitt nicht auspendelt“,<br />
was folgenschwere Auswirkungen<br />
haben könnte: Der Stamm<br />
kracht in ein danebenstehendes<br />
Gebäude, er trifft <strong>den</strong> noch am stehen<strong>den</strong><br />
Stamm fixierten Andreas<br />
Kraus oder der eigentlich unumkippbare<br />
Autokran bekommt eine<br />
unerfreuliche Eigendynamik. Letzteres<br />
sehen sich Kraus und Familie<br />
Albrecht immer wieder auf YouTube<br />
an – nicht aus Scha<strong>den</strong>freude,<br />
sondern um sich ins Bewusstsein<br />
zu rufen, wie wichtig das Einhalten<br />
der Sicherheitsaspekte ist.<br />
Von U-Bahn-Treppen<br />
bis Liftanlagen<br />
<strong>Das</strong> A und O: Der Autokran muss<br />
immer waagrecht stehen. Zusätzlich<br />
gesichert wird er von vier ausfahren<strong>den</strong><br />
Stützen. Auch entschei<strong>den</strong>d:<br />
Ein stabiler Untergrund, der<br />
bei 60 Tonnen Eigengewicht, 25<br />
Tonnen Gegengewicht und noch<br />
einigen Tonnen Last oft 100 Tonnen<br />
auf wenigen Quadratmetern<br />
aushalten muss. „Deshalb müssen<br />
wir oder unsere Auftraggeber sich<br />
extrem gut mit <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>beschaffenheiten<br />
auskennen“, sagt Magnus<br />
Albrecht, der als Kranfahrer<br />
überwiegend mit Andreas Kraus<br />
zusammenarbeitet, bis zu 40 Meter<br />
hohe Bäume zwischen Mehrfamilienhäusern<br />
heraushebt. Und „toi,<br />
toi, toi“ auf eine bislang unfallfreie<br />
Autokran-Historie – von einmal<br />
Steckenbleiben abgesehen –<br />
zurückblicken kann. Zur Baustelle<br />
gelangt der 120-Tonnen-Kran<br />
durch „ganz normales“ Befahren<br />
der Bundesstraßen. 120 Liter Diesel<br />
verbrennt er auf 100 Kilometer,<br />
erreicht eine Maximalgeschwindigkeit<br />
von immerhin 85 Stun<strong>den</strong>kilometern.<br />
Die mit aufregendsten<br />
Aufträge bisher: <strong>Das</strong> Errichten der<br />
Mittelstation einer Liftanlage, der<br />
„Schatzbergbahn“ im österreichischen<br />
Wildschönau. „Da<strong>für</strong> mussten<br />
wir mit unserem großen Kran<br />
Serpentinen auf 1 300 Meter über<br />
dem Meer hochfahren. <strong>Das</strong> war<br />
eine große, nicht ungefährliche Herausforderung“,<br />
erinnert sich Magnus<br />
Albrecht. Auch unvergessen:<br />
Die Arbeiten mitten in München,<br />
wo die Albrechts schon mehrfach<br />
neue Rolltreppen an U-Bahn-<br />
Stationen angebracht haben. Oder<br />
die Be- und Endlandung riesiger<br />
Industriemaschinen, etwa eine 40<br />
Tonnen schwere Spritzguss-Anlage<br />
einer Firma in Peißenberg. js<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 33
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Schwabsoien | Man stelle sich vor:<br />
Hochsommer, schwüle 30 Grad im<br />
Schatten, die Luft in Büro und Industrieanlage<br />
steht, der Schweiß<br />
rinnt von der Stirn. An diesen Arbeitstagen<br />
könnte der Feierabend<br />
nicht früh genug kommen. Bannwald-<br />
oder Forggensee? Haslacher-<br />
oder Schwaigsee? Ammer<br />
oder Lech? Nach einem kräftezehren<strong>den</strong><br />
Arbeitstag noch geschwind<br />
die Badesachen einpacken, sich<br />
wieder ins Auto setzen und an ein<br />
umliegendes Gewässer fahren –<br />
das ist die eine Möglichkeit der Erfrischung.<br />
Die andere: in <strong>den</strong> hauseigenen<br />
Schwimmteich hüpfen.<br />
Seit 2012 plant die Firma Gartenund<br />
Landschaftsbau Gschwend<br />
Naturpools, Gartenteiche, Wasserspiele<br />
und Schwimmteiche – oder<br />
alles in einem. Inhaber Armin<br />
Gschwend bezeichnet Schwimmteiche<br />
als „Perle des Gartens“. Weil<br />
sie das höchste Gut in Sachen Gartengestaltung<br />
sind? In jedem Falle<br />
wird das eigene Zuhause durch<br />
einen Schwimmteich immens aufgehübscht.<br />
Und der Freizeitwert<br />
direkt vor der Terrassentüre um<br />
ein Vielfaches gesteigert. Preislich<br />
beginnen die Schwimmteich-Projekte<br />
der Firma Gschwend bei rund<br />
30 000 Euro. Geplant und gebaut<br />
wur<strong>den</strong> bislang sechs Stück im<br />
Umkreis von rund 50 Kilometern.<br />
Die Namen der Kun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />
von Armin Gschwend bewusst geheim<br />
gehalten, schließlich gehe<br />
es um intimsten Privatbereich,<br />
der in der Regel gut abgeschirmt,<br />
selbst <strong>für</strong> direkte Nachbarn aufgrund<br />
Hecken oder Sichtschutzwän<strong>den</strong><br />
kaum einsehbar ist. Eine<br />
Ausnahme, weil <strong>für</strong> jedermann<br />
zugänglich, ist der Schwimmteich<br />
im Schongauer Plantsch, platziert<br />
zwischen <strong>den</strong> Saunaanlagen. Auch<br />
der wurde von Armin Gschwend<br />
und seinen Mitarbeitern errichtet –<br />
und von <strong>den</strong> Gästen mit Wohlempfin<strong>den</strong><br />
angenommen.<br />
Naturpools sind frei<br />
von Chemie<br />
<strong>Das</strong> Besondere an Schwimmteichen<br />
ist die Naturbelassenheit,<br />
sowohl optisch als auch qualitativ.<br />
„Kein Jucken auf der Haut, kein beißender<br />
Chlorgeruch in der Nase“,<br />
sagt Armin Gschwend. Verwendet<br />
wird ausschließlich unbehandeltes<br />
Trinkwasser, das im Grunde nur ein<br />
einziges Mal, zur Erst-Befüllung,<br />
eingelassen wird. Die Wochen, Monate<br />
und Jahre danach reinigt sich<br />
das Wasser durch ein ausgeklügeltes<br />
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Schwimmteiche haben <strong>den</strong> Charakter<br />
eines natürlichen Sees.<br />
34 | altlandkreis
Der Schwimmbereich im Teich ist mittels Mauer abgegrenzt.<br />
Technik überwiegend von selbst.<br />
Gezielt ausgewählte Wasserpflanzen<br />
sowie Mikroorganismen, <strong>für</strong><br />
deren Bestand spezieller Lebensraum<br />
unter Wasser angelegt wird,<br />
sorgen dauerhaft <strong>für</strong> hervorragende<br />
Wasserqualität. „Hier<strong>für</strong> ganz<br />
entschei<strong>den</strong>d ist die Wahl des Kieses,<br />
im Grunde eine Wissenschaft<br />
<strong>für</strong> sich“, sagt Armin Gschwend,<br />
der auch diesbezüglich Geheimhaltung<br />
großschreibt. Einzig sich<br />
am Ufer und auf der Wasseroberfläche<br />
absetzender Schmutz sollte<br />
regelmäßiger vom Schwimmteich-<br />
Besitzer abgezogen wer<strong>den</strong>. Wobei<br />
hier ein sogenannter Skimmer<br />
(Oberflächenabsauger) hilft, der<br />
wiederum mit einem am Bo<strong>den</strong> integrierten<br />
Filter verbun<strong>den</strong> ist. Apropos:<br />
Zur Reinigung des Bo<strong>den</strong>s<br />
empfiehlt Armin Gschwend einen<br />
Poolroboter. „Darüber hinaus sollte<br />
man seinen Schwimmteich einmal<br />
jährlich vom Fachmann warten<br />
und reinigen lassen.“ Hierbei<br />
wer<strong>den</strong> auch Pflanzen zurückgeschnitten<br />
sowie die Technik<br />
auf Herz und Nieren überprüft.<br />
Die Vorlaufzeit <strong>für</strong> ein<br />
Schwimmteich-Projekt kann<br />
sich über mehrere Wochen<br />
und Monate ziehen, „weil uns<br />
gestalterisch keine Grenzen<br />
gesetzt sind, wir erst dann an<br />
die Umsetzung gehen, wenn<br />
der Kunde zu 100 Prozent<br />
überzeugt ist“, sagt Armin<br />
Gschwend. Der Bau selbst<br />
geht über rund vier Wochen.<br />
Zunächst wird mit Bagger<br />
oder Mini-Bagger ein Loch<br />
gegraben, anschließend der bis zu<br />
zwei Meter tiefe Naturpool gemauert<br />
und betoniert. „Wir grenzen mit<br />
dem extra gemauerten Pool <strong>den</strong><br />
Schwimm- oder Tauchbereich vom<br />
bepflanzten ein wenig ab, wodurch<br />
wir noch saubereres Wasser in dem<br />
Bereich erreichen, in dem sich die<br />
Bewohner zum Ba<strong>den</strong> aufhalten.“<br />
Landschaftsgärtner<br />
sind gefragt<br />
Im Zuge des Betonierens wird auch<br />
gleich eine Pumpe installiert. „Die<br />
sorgt da<strong>für</strong>, dass der aufgekieste<br />
Untergrund stets wasserdurchströmt<br />
wird, was wiederum entschei<strong>den</strong>d<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Lebensraum der<br />
Mikroorganismen und die Wasserreinigung<br />
ist.“ Ist der Naturpool<br />
im Schwimmteich betoniert, die<br />
Pumpe installiert, wird die komplette<br />
Anlage mit einer massiven<br />
Folie abgedichtet. Hinzu kommen<br />
Extra-Wünsche wie Wasserspiele<br />
und die Bepflanzung mit beispielsweise<br />
Seerosen, Froschlöffel oder<br />
Iris. Fertig? „Noch lange nicht.“<br />
Neben dem eigentlichen Bau des<br />
Schwimmteichs gilt es auch das<br />
Drumherum zu gestalten. Wege,<br />
Terrassen, Liegeflächen, Brücken.<br />
Es gibt seitenweise Ideen und Vorschläge,<br />
<strong>den</strong> Garten auch um <strong>den</strong><br />
Teich herum in ein Paradies umzuwandeln.<br />
Wer nach einem schweißtreiben<strong>den</strong><br />
Arbeitstag in seinen Schwimmteich<br />
springen möchte, sollte sich davor<br />
unbedingt abduschen. Sonnencreme<br />
oder Schminke sind Chemie,<br />
die <strong>den</strong> natürlichen Wasserkreislauf<br />
des Teiches durcheinanderbringen<br />
wür<strong>den</strong>. Garten-Duschen<br />
baut Armin Gschwend mit seinen<br />
derzeit zehn Mitarbeitern selbstverständlich<br />
auch. „Vom Pflastern<br />
der Hofeinfahrt über Flachdachbepflanzung<br />
und Hangsicherung<br />
bis hin zu Baumfällarbeiten, im<br />
Grunde machen wir alles, was mit<br />
Landschafts- und Gartenbau zu<br />
tun hat.“ Immer stärker im Kommen<br />
ist auch die Gartenplanung.<br />
Heißt: „Wir zeigen <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> auf,<br />
was sie aus ihrem Außenbereich<br />
durch Eigenleistung gestalterisch<br />
machen können.“ Apropos immer<br />
stärker im Kommen: Der Beruf des<br />
Landschaftsgärtners sei laut Armin<br />
Gschwend nicht nur extrem abwechslungsreich,<br />
sondern derzeit<br />
gefragt wie nie. Die Aufträge<br />
im neu gebauten Betriebsgebäude<br />
am Niederhofer<br />
Weg in Schwabsoien stapeln<br />
sich, neue Mitarbeiter wer<strong>den</strong><br />
demnach gesucht. Näheres<br />
hierzu ist im Internet auf<br />
www.gartenbau-gschwend.<br />
de zu lesen. Dort ist auch das<br />
komplette Leistungsspektrum<br />
des gut 25 Jahre alten Betriebs<br />
aufgelistet. Unterteilt in<br />
Gartenplanung, Gartenpflege,<br />
Gartenbau und Schwimmteichanlage<br />
– die Perle des<br />
Eigenheims.js<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 35
Rauchmelder sind Pflicht – und retten Leben<br />
Weil wir im Schlaf<br />
nichts riechen<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | Seit Ende 2017 müssen<br />
alle bayerischen Haushalte<br />
mit Rauchmeldern ausgestattet<br />
sein. Genaugenommen gilt diese<br />
Regelung <strong>für</strong> Schlaf- und Kinderzimmer<br />
sowie dort angrenzende<br />
Hausgänge. Erlassen wurde die<br />
Vorschrift vom Freistaat Bayern<br />
zum ersten Januar 2013. Statistiken<br />
aus anderen Ländern haben schon<br />
viele Jahre vor diesem Erlass <strong>den</strong><br />
Sinn von Rauchmeldern bekräftigt.<br />
„In <strong>den</strong> Vereinigten Staaten sowie<br />
skandinavischen Ländern sind<br />
Rauchmelder schon lange Pflicht“,<br />
sagt Brandschutzexperte Walter<br />
Kögel aus Sachsenried. Aus gutem<br />
Grund. Wissenschaftlich erwiesen,<br />
sterben Menschen im Falle eines<br />
Brandes nicht durch Verbrennungen,<br />
sondern schon vorher aufgrund<br />
einer Rauchvergiftung.<br />
Rauch in das an der Zimmerdecke<br />
befestigte Kunststoffgehäuse<br />
eindringt.<br />
Erhältlich sind Rauchmelder inzwischen<br />
fast überall. In Bau- und<br />
Supermärkten, Online oder bei<br />
Brandschutztechnikern wie Walter<br />
Kögel, der sich hauptsächlich<br />
um die Installierung und Wartung<br />
von Feuerlöschern in hiesigen<br />
Betrieben und öffentlichen Einrichtungen<br />
kümmert, aber auch<br />
Rauchmelder vertreibt, prüft und<br />
installiert. Von <strong>den</strong> günstigsten<br />
Modellen <strong>für</strong> rund zehn Euro rät<br />
Kögel ab, „weil sie mit Wechselbatterien<br />
funktionieren, die teilweise<br />
nach nur einem dreiviertel<br />
Jahr ausgetauscht wer<strong>den</strong> müssen“,<br />
was ziemlich nervig sei. Er<br />
empfiehlt Rauchmelder <strong>für</strong> rund<br />
30 Euro mit zehnjähriger Batterielaufzeit<br />
und fünf Jahren Herstellergarantie.<br />
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36 | altlandkreis<br />
Experte rät von<br />
Billig-Meldern ab<br />
Speziell Menschen mit tiefem<br />
Schlaf wür<strong>den</strong> laut Kögel bei einem<br />
Wohnungsbrand viel zu spät<br />
aufwachen. Hinzu kommt, dass<br />
wir Menschen während des Schlafes<br />
nichts riechen können, weil<br />
der Geruchssinn ausgeschaltet<br />
ist. Heißt: Im Falle eines Brandes<br />
wachen wir, wenn überhaupt, nur<br />
aufgrund knarzender Brenngeräusche<br />
oder enorm hereindrückender<br />
Hitze auf – wobei es dann<br />
meistens schon zu spät ist. Nicht<br />
aber mit installiertem Rauchmelder.<br />
Der pfeift <strong>den</strong> Bewohner mit<br />
ohrenbetäuben<strong>den</strong> 80 Dezibel aus<br />
<strong>den</strong> Federn. Immer dann, wenn<br />
Walter Kögel beim Montieren eines Rauchmelders.
Milbenstopp<br />
biologisch wirksam durch Auszüge der<br />
Ölessenzen von Zitrone, Lavendel und Eukalyptus<br />
Rauchmelder bestehen aus zwei Bauteilen und wer<strong>den</strong> mit Batterie betrieben.<br />
mehr, da<strong>für</strong> hat man <strong>für</strong> zehn Jahre<br />
seine Ruhe“, meint der Experte,<br />
der auch von wesentlich teureren<br />
Meldern <strong>für</strong> rund 80 Euro berichtet,<br />
die technisch jedoch keine zusätzlichen<br />
Funktionen vorweisen,<br />
sich lediglich in Sachen Material<br />
und Optik hervorheben. Generell<br />
besteht ein Rauchmelder aus zwei<br />
Bauteilen mit Kunststoffgehäuse.<br />
<strong>Das</strong> dünnere wird mit Dübel und<br />
Schraube an die Decke montiert.<br />
<strong>Das</strong> dickere dann von unten auf<br />
das dünnere gedreht. Im Inneren<br />
des dickeren Gehäuses befindet<br />
sich das Herz des Rauchmelders –<br />
eine Kammer mit zwei gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Fotozellen. Wird<br />
deren gegenseitige Belichtung<br />
durch eindringen<strong>den</strong>, schmutzigen<br />
Rauch durchbrochen, löst der<br />
Alarm aus, der wie oben erwähnt<br />
sehr laut ist und selbst tiefschnarchende<br />
Bewohner aus dem Schlaf<br />
reißt.<br />
Vernetzung mehrerer<br />
Rauchmelder<br />
<strong>Das</strong> Signal wieder ausschalten<br />
kann der inzwischen hellwache<br />
Bewohner durch einfaches Drücken<br />
auf einen zentral oder seitlich<br />
angebrachten Schalter oder Knopf.<br />
„Oder man dreht das untere Gehäuse<br />
einfach raus, was meistens<br />
die beste Lösung ist, weil man<br />
dann seine Ruhe hat und sich um<br />
die Bekämpfung der Rauchursache<br />
kümmern kann“, sagt Walter<br />
Kögel.<br />
Menschen in mehrstöckigen Häusern<br />
haben die Möglichkeit, mehrere<br />
Rauchmelder miteinander<br />
zu vernetzen. „<strong>Das</strong> empfiehlt sich<br />
zum Beispiel <strong>für</strong> Bürger, die im<br />
dritten Stock schlafen, aber auch<br />
<strong>den</strong> Heizungsraum im Keller oder<br />
die Garage absichern möchten.“<br />
Entweder per Funk oder durch<br />
Verkabelung kann der Rauchmelder<br />
im Schlafzimmer mit dem<br />
Rauchmelder im Keller und in der<br />
Garage verbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Löst im<br />
Unter- oder Erdgeschoss der Alarm<br />
aus, pfeift auch der Rauchmelder<br />
im Schlafzimmer. Eher verwirrend<br />
als sinnvoll ist die Vernetzung bei<br />
mehreren Rauchmeldern im gleichen<br />
Stockwerk, „weil man dann<br />
nicht auf Anhieb das Geräusch dem<br />
Raum zuordnen kann, somit nicht<br />
weiß, wo genau die Rauchursache<br />
liegt“. Es sei <strong>den</strong>n, man hat eine<br />
Stelle im Haus, die auf Anhieb<br />
Überblick verschafft. „Wer vier,<br />
fünf und oder noch mehr Rauchmelder<br />
in einem Gebäude installieren<br />
möchte, sollte sie nicht nur<br />
miteinander vernetzen, sondern<br />
auch an eine Zentrale schalten“,<br />
empfiehlt Kögel. Auf deren Display<br />
wird angezeigt, in welchem Raum<br />
der Alarm auslöste, der Rauch sich<br />
entwickelte. <strong>Das</strong> funktioniert übrigens<br />
auch mit Wärmemeldern,<br />
optisch von Rauchmeldern nicht<br />
wirklich zu unterschei<strong>den</strong>. „Die<br />
reagieren nicht auf Rauch, sondern<br />
Hitze, eigenen sich somit <strong>für</strong><br />
Küchen.“<br />
Wer ist <strong>für</strong> die<br />
Kontrolle zuständig?<br />
Obwohl die Installierung von<br />
Rauchmeldern Pflicht ist, gibt es in<br />
Sachen Kontrolle keine gesetzliche<br />
Regelung <strong>für</strong> Privathaushalte. „Die<br />
wird es auch nie geben“, sagt Bezirkskaminkehrermeister<br />
Nikolaus<br />
Spitzeder und verweist auf das<br />
Wohnungsschutzgesetz, wonach<br />
kein Bürger jeman<strong>den</strong> in seine<br />
Wohnung lassen müsse.<br />
Bei Mehrparteienhäusern kümmert<br />
sich, falls vorhan<strong>den</strong>, die<br />
Hausverwaltung um Installation<br />
und Prüfung der Rauchmelder.<br />
Einfache Haus- und Wohnungsbesitzer<br />
sind selbst <strong>für</strong> die Installation<br />
und Prüfung von Rauchmeldern<br />
verantwortlich. Vermieter sind <strong>für</strong><br />
die Installation, deren Mieter <strong>für</strong><br />
die Prüfung auf Funktion zuständig.<br />
Unter anderem bieten Kaminkehrer,<br />
Elektriker und Brandschutztechniker<br />
Rauchmelderprüfungen<br />
an, jedoch auf freiwilliger Basis.<br />
Heißt: Gesetzlich strafbar machen<br />
sich Hauseigentümer Stand jetzt<br />
nicht, sollte noch immer kein<br />
Rauchmelder in Schlafräumen und<br />
Gängen montiert sein. Aus versicherungstechnischer<br />
Sicht mache<br />
die Anbringung jedoch allemal<br />
Sinn. „Hier gibt es zwar auch noch<br />
keine einheitlichen Regelungen,<br />
aber wer einen Rauchmelder installiert<br />
hat, ist definitiv auf der<br />
sicheren Seite“, sagt Walter Kögel.<br />
Von der Vernunft, sich vor dem<br />
Rauchvergiftungstod zu schützen,<br />
mal abgesehen.<br />
js<br />
Zum Prüfen muss der seitlich angebrachte Knopf gedrückt wer<strong>den</strong>.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 37<br />
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Trends <strong>für</strong> Raumausstattung — das sagen die Experten<br />
Naturbo<strong>den</strong> oder Dschungelmotiv?<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | Naturbö<strong>den</strong> in Holzoptik<br />
in <strong>den</strong> dezenten Farben grau<br />
oder braun wer<strong>den</strong> in unserer<br />
Region gerne mit ländlich-modernen<br />
Gardinen kombiniert. Wer<br />
es ein bisserl trendiger möchte,<br />
setzt Akzente mit Dekoration in<br />
Blatt- oder Dschungelmotiven.<br />
Wir haben bei <strong>den</strong> Raumausstattern<br />
Schwab in Hohenpeißenberg<br />
sowie Niggl in Burggen nachgefragt,<br />
was in <strong>den</strong> Bereichen Bo<strong>den</strong>,<br />
Polster, Gardinen und Sonnenschutz<br />
gerade angesagt ist.<br />
„Ich verlege seit 53 Jahren Bö<strong>den</strong>,<br />
aber Laminat hab ich noch nie<br />
mögen“, gesteht der Burggener<br />
Raumaustattermeister Josef Niggl.<br />
Laut, kalt und schadstoffbelastet<br />
bezeichnet er <strong>den</strong> Laminatbo<strong>den</strong><br />
und ist deshalb froh, dass dieser<br />
Trend wieder vorüber ist und<br />
der Kunde mehr nach Naturbö<strong>den</strong><br />
oder Vinyl-Designbelägen in<br />
Holzoptik frägt. Die Naturbö<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong> ohne Chlor, Lösungsmittel<br />
und Weichmacher hergestellt<br />
und können später sogar über<br />
<strong>den</strong> Hausmüll entsorgt wer<strong>den</strong>.<br />
„Solche Ware gibt es im Baumarkt<br />
nicht“, ergänzt Josef Niggl<br />
Junior, der gerade dabei ist, die<br />
Raumausstatter-Meisterprüfung<br />
zu machen.<br />
Josef Niggl sen. polstert in der Werkstatt in Burggen eine Sitzfläche neu.<br />
Ökologisches<br />
Wohnumfeld<br />
Moderne, schadstoffarme Bo<strong>den</strong>beläge liegen laut Josef Niggl jun. derzeit<br />
im Trend. Die Farbauswahl im Detail ist groß.<br />
Wer auf Ökologie in seinem Wohnumfeld<br />
achtet, der sollte zu solchen<br />
Belägen greifen, die zwar etwas<br />
teurer, aber <strong>den</strong>noch in Rollware<br />
oder Planken lieferbar und damit<br />
optimal an die Raumverhältnisse<br />
angepasst wer<strong>den</strong> können. Etwas<br />
billiger sind Vinyl-Designbö<strong>den</strong>,<br />
die mit talatfreien Weichmachern<br />
ebenfalls schadstoffarm hergestellt<br />
wer<strong>den</strong>. Sie haben einen hervorragen<strong>den</strong><br />
Schall- und Trittschutz<br />
und sehen durch ihre Oberflächenstruktur<br />
fast aus wie zum Beispiel<br />
echter Holzbo<strong>den</strong>. „Wenn wir<br />
die Vinylbö<strong>den</strong> verkleben, sind sie<br />
noch leiser als beim KIick-System“,<br />
berichtet Josef Niggl auch von <strong>den</strong><br />
unterschiedlichen Eigenschaften<br />
der Ausführungen.<br />
Der Burggener Raumausstatter<br />
besteht bereits in vierter Generation<br />
und hat auch einen großen<br />
La<strong>den</strong>raum neben der Werkstatt.<br />
„Wir haben mehr als 50 Kollektionen<br />
mit rund 3 000 Mustern zur<br />
Auswahl“, erzählt Gertrud Niggl,<br />
die ebenfalls <strong>für</strong> fachkundige Beratungen<br />
bei Vorhängen, Polsterungen,<br />
Plissees oder Sonnenschutz<br />
zur Verfügung steht. Bei ihr<br />
wird gerne ein ländlich-moderner<br />
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und und nach und nach Vereinbarung
weil die Farben nicht so prickelnd<br />
waren, erlebt aber derzeit eine<br />
Renaissance“, sagt die Fachfrau.<br />
Denn mittlerweile gibt es auch<br />
hier eine reiche Farbpalette – und<br />
da die Wabe keine Aufzugsschnüre<br />
benötigt, ist der Sonnenschutz<br />
noch besser.<br />
Akzente setzen mit<br />
besonderen Motiven<br />
Karin Schwab (links) berät im Geschäft in Hohenpeißenberg eine Kundin,<br />
die auf der Suche nach neuen Vorhängen ist.<br />
Eine Vielzahl an Plissee- und Wabenmuster<br />
stehen im Hohenpeißenberger La<strong>den</strong>geschäft<br />
zur Auswahl.<br />
Stil in Naturfarben ausgewählt<br />
und nur mit ein paar kräftigen<br />
Akzenten in der Deko ergänzt.<br />
<strong>Das</strong> komplette Aufgabengebiet<br />
eines Raumausstatters deckt<br />
auch der Hohenpeißenberger<br />
Fachbetrieb Schwab ab. Mit <strong>den</strong><br />
Geschwistern Karin und Martin<br />
Schwab sind hier gleich zwei junge<br />
Meister im Einsatz, die dem<br />
Kun<strong>den</strong> auch mal innovative Ideen<br />
aufzeigen können.<br />
Individueller<br />
Sonnenschutz<br />
Im La<strong>den</strong>geschäft an der Hauptstraße<br />
steht Karin Schwab <strong>für</strong><br />
fachkundige Beratungen<br />
zur Verfügung, während<br />
Martin Schwab mehr <strong>für</strong><br />
die praktische Ausführung<br />
auf der Baustelle<br />
zuständig ist. „Plissee<br />
gibt es schon seit 15 Jahren,<br />
aber durch ständige<br />
Neuerungen ist es immer<br />
noch ein großer Trend“,<br />
weiß Karin Schwab über<br />
diesen beliebten Fensterbehang<br />
zum Sonnenschutz<br />
oder zur Dekoration.<br />
Es gibt sie heute<br />
mit bunten Mustern oder<br />
auch mit Struktur. Letzteres<br />
wird in Hohenpeißenberg<br />
sehr gerne<br />
ausgewählt. Wer eine<br />
noch bessere Isolation<br />
möchte, kann zur Wabe<br />
greifen. „Die Wabe ist in<br />
Vergessenheit geraten,<br />
Den Raumausstatter Schwab gibt<br />
es schon seit 55 Jahren. Während<br />
die Kun<strong>den</strong> bei <strong>den</strong> Bö<strong>den</strong> schon<br />
auf schadstoffarme Beläge achten,<br />
sind die Naturfasern bei <strong>den</strong><br />
Gardinen weniger beliebt. „Hier<br />
wird mehr Wert auf eine einfache<br />
Pflege gelegt“, verrät Karin<br />
Schwab. Die Farbe Blau ist ganz<br />
stark im Kommen und auch glänzende<br />
Materialien wer<strong>den</strong> bei der<br />
Raumgestaltung mittlerweile eingesetzt.<br />
„Mit großen Blatt- oder<br />
Dschungelmotiven kann man einen<br />
sonst schlichten Raum modisch<br />
aufwerten“, hat sie auch<br />
Ideen, beispielsweise seinem<br />
Wohnzimmer mit ein paar Akzenten<br />
wieder neuen Stil verleihen zu<br />
können. Als „totgeredet“ bezeichnet<br />
sie <strong>den</strong> Teppich. „Er ist aber<br />
warm, weich und wohnlich, also<br />
nicht totzukriegen.“ Am allerwenigsten<br />
in kuscheligen Schlafräumen.<br />
<br />
rg<br />
<br />
Manfred Filser<br />
Dipl.Ing. <strong>für</strong> Bauwesen<br />
Innen- und Außenputz<br />
Wärmedämmsysteme<br />
Planung und Projektierung<br />
Bautrocknung<br />
Gerüstarbeiten<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 39
Kreishandwerkerschaft Oberland<br />
<strong>Das</strong> Sprachrohr des<br />
Handwerks<br />
Oberland I Rund jeder fünfte<br />
Betrieb in <strong>den</strong> Landkreisen Weilheim-Schongau<br />
und Garmisch-<br />
Partenkirchen ist ein Handwerksunternehmen.<br />
Damit liegt die<br />
Region deutlich über dem oberbayerischen<br />
Schnitt (14,7 Prozent)<br />
und auch beim Umsatz hat das<br />
hiesige Handwerk mit über 20<br />
Prozent einen hohen Anteil. Zum<br />
Vergleich: Im kompletten Oberbayern<br />
sind es „nur“ knapp sechs<br />
Prozent. Kurzum: <strong>Das</strong> regionale<br />
Handwerk lebt! Einen nicht unbedeuten<strong>den</strong><br />
Anteil an der positiven<br />
Entwicklung in der Region hat die<br />
Kreishandwerkerschaft Oberland.<br />
Noch deutlicher wird dies beim<br />
Blick auf die Zahlen der Jugendlichen,<br />
die in <strong>den</strong> vergangenen<br />
Jahren ihre Ausbildung begonnen<br />
haben. Entgegen des deutschlandweiten<br />
Trends konnten Kreishandwerksmeister<br />
Stefan Zirngibl<br />
und seine Mitstreiter wieder mehr<br />
junge Menschen <strong>für</strong> eine duale<br />
Ausbildung im Handwerk begeistern.<br />
Eine Reihe an Vorteilen<br />
<strong>für</strong> Unternehmen<br />
Schlossen 2015 noch 194 Personen<br />
einen Ausbildungsvertrag ab,<br />
waren es im darauffolgen<strong>den</strong> Jahr<br />
330. 2017 wurde das Niveau nahezu<br />
gehalten. „<strong>Das</strong> sind zwar tolle Zahlen,<br />
allerdings darf man sich nicht<br />
darauf ausruhen“, weiß Roland<br />
Streim, seit 2015 Geschäftsführer<br />
der Kreishandwerkerschaft Oberland.<br />
Er ergänzt: „Ich wünsche mir<br />
mehr Nachwuchs, mehr Fachkräfte.<br />
40 | altlandkreis<br />
Damit die Betriebe ihre gute Arbeit<br />
weiter anbieten können.“<br />
Kreishandwerkerschaften, in Oberbayern<br />
gibt es 15, sind Körperschaften<br />
des öffentlichen Rechts<br />
und wer<strong>den</strong> durch regionale Innungen<br />
getragen. Bei der Kreishandwerkerschaft<br />
Oberland sind<br />
es insgesamt acht verschie<strong>den</strong>e<br />
Innungen. Die Aufgabe besteht in<br />
erster Linie darin, die Interessen<br />
des regionalen Handwerks im öffentlichen<br />
Leben zu vertreten sowie<br />
intern die Geschäftsführung<br />
der ihr angeschlossenen Innungen<br />
zu organisieren. Derzeit sind über<br />
750 Betriebe über die verschie<strong>den</strong>en<br />
Innungen dem „Interessensverbund“<br />
Kreishandwerkerschaft<br />
Oberland angeschlossen.<br />
Um <strong>den</strong> Unternehmen bei der<br />
Lehrlingsfindung zu helfen, ist<br />
die Kreishandwerkerschaft viel in<br />
Geschäftsführer Roland Streim<br />
(links) und Kreishandwerksmeister<br />
Stefan Zirngibl<br />
die Organisation von Messen mit<br />
eingebun<strong>den</strong> und ist auf solchen<br />
stets präsent. Ein Muss, schließlich<br />
erkennt Geschäftsführer Roland<br />
Streim: „Während früher auf Ausbildungsmessen<br />
angehende Lehrlinge<br />
bei Firmen <strong>für</strong> sich geworben<br />
haben, werben mittlerweile<br />
die Betriebe um die Lehrlinge.“<br />
Es ist eben jener Wandel in Ausbildungsberufen,<br />
der Handwerksunternehmen<br />
und damit auch die<br />
Kreishandwerkerschaft vor Herausforderungen<br />
stellt. Streim sagt<br />
allerdings auch klar: „Ich muss<br />
unseren regionalen Betrieben ein<br />
großes Lob aussprechen, <strong>den</strong>n die<br />
machen sehr viel.“<br />
Für die Betriebe selbst ist eine<br />
Mitgliedschaft in <strong>den</strong> einzelnen<br />
Innungen und damit in der Kreishandwerkerschaft<br />
keineswegs<br />
verpflichtend, bietet allerdings
eine Reihe an Vorteilen: Neben<br />
Tarifverträgen, welche die Unternehmen<br />
nutzen können, gibt<br />
es vergünstigte Prüfungsgebühren.<br />
Informationsmaterialien wie<br />
Rundschreiben zu Neuerungen<br />
oder Internetportale zählen ebenso<br />
zum Angebot wie Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
etwa betriebswirtschaftliche<br />
oder arbeitsrechtliche<br />
Seminare. Ein großer<br />
Teil ist zudem der arbeitsrechtliche<br />
Bereich. Die Kreishandwerkerschaft<br />
greift immer dann vermittelnd<br />
ein, wenn es zwischen<br />
Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
Probleme gibt, hilft bei Mahnungen<br />
oder in letzter Instanz auch<br />
bei Kündigungen.<br />
Erfreuliche Zahlen<br />
entgegen des Trends<br />
Die Unterstützung reicht bis zur<br />
Vertretung vor dem Arbeitsgericht.<br />
Wichtiger Aspekt ist darüber<br />
hinaus die Zusammenarbeit der<br />
Kreishandwerkerschaft mit verschie<strong>den</strong>sten<br />
Gremien, Ausschüssen<br />
und Beiräten wie etwa dem<br />
Jobcenter oder dem Arbeitskreis<br />
Wirtschaft-Schule. „Wir sind das<br />
Sprachrohr des Handwerks“, fasst<br />
Roland Streim zusammen.<br />
Trotz erfreulicher Zahlen rund um<br />
die Kreishandwerkerschaft Oberland<br />
bereiten dem Geschäftsführer<br />
die aktuellen gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen durchaus Sorgen.<br />
So gibt es beispielsweise seit 2014<br />
in München und Oberbayern mehr<br />
Studienanfänger an Universitäten<br />
und Hochschulen als Leute, die<br />
eine duale Ausbildung beginnen.<br />
Dieser Trend ist auch in <strong>den</strong> Landkreisen<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
und Weilheim-Schongau angekommen,<br />
wenngleich die Lage<br />
keineswegs so angespannt ist wie<br />
in vielen Teilen Bayerns. Holzberufe<br />
wie Schreiner oder Zimmerer<br />
„boomen“ laut Roland Streim regelrecht.<br />
„Die sind wieder in Mode<br />
gekommen. Es scheint fast so, als<br />
ob die traditionellen Handwerksberufe<br />
wieder richtig Zuspruch<br />
fin<strong>den</strong>“, bemerkt der Geschäftsführer<br />
diesbezüglich ein Um<strong>den</strong>ken.<br />
„Man darf nicht vergessen, dass<br />
das alles hochtechnisierte Berufe<br />
sind, in <strong>den</strong>en man sich auch nach<br />
erfolgreicher Gesellenprüfung entwickeln<br />
kann“, spricht Streim die<br />
zahlreichen Möglichkeiten an, im<br />
Handwerk Karriere zu machen.<br />
Während es in technisch orientierten<br />
Berufen wie etwa im Elektrofachbereich<br />
stabile Ausbildungszahlen<br />
gibt, bereitet vor allem der<br />
Lebensmittelbereich, allen voran<br />
das Metzgerhandwerk, Kopfzerbrechen.<br />
Die Kreishandwerkerschaft<br />
wird sich diesbezüglich etwas einfallen<br />
lassen müssen, neue Wege<br />
gehen. Um generell mehr Schüler<br />
<strong>für</strong> eine duale Ausbildung zu begeistern,<br />
geht die Kreishandwerkerschaft<br />
Oberland bereits gezielt<br />
in Schulen, die das Handwerk ihrerseits<br />
wieder spürbar vermehrt<br />
integrieren. Es scheint, dass nicht<br />
nur Roland Streim erkannt hat:<br />
„Irgendwann gibt es viele Architekten,<br />
aber nieman<strong>den</strong> mehr, der das<br />
Haus bauen kann.“ tis<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 41
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Räubergeschichte, schlimmer als die von Mathias Kneißl<br />
Die Riedl-Bande von<br />
Apfeldorf<br />
Apfeldorf | Einbrüche und Diebstähle<br />
in der weiten Umgebung,<br />
<strong>den</strong> Kinsauer Pfarrer bis auf die<br />
Unterwäsche ausgezogen und<br />
sogar <strong>den</strong> Wirt von Thaining erschossen<br />
– diese schweren Vorwürfe<br />
legte man der Apfeldorfer<br />
Riedl-Bande zu Last. Um 1830 trieben<br />
sie im Lechrain ihr Unwesen<br />
und nur durch eine List der Gerichtsdiener<br />
konnten sie dingfest<br />
gemacht wer<strong>den</strong>.<br />
Der berühmte Räuber Mathias<br />
Kneißl lebte von 1875 bis 1902<br />
und seine Geschichten, wie er die<br />
Gendarmen um die Jahrhundertwende<br />
an der Nase herum führte,<br />
sind hinlänglich bekannt. Wohl<br />
ebenfalls wegen Armut, war bereits<br />
70 Jahre früher in Apfeldorf<br />
eine Räuberbande unterwegs, die<br />
so einige „Stückl“ lieferte und die<br />
Obrigkeit in Atem hielt. Mehrere<br />
Autoren, wie der Apfeldorfer Gemeindeschreiber<br />
Franz Glaswinkler<br />
(1788 – 1867), Bürgermeister<br />
Josef Schmid (1837 – 1898) oder<br />
Gastwirt Josef Schwaller (1844 –<br />
<strong>Das</strong> Apfeldorfer Anwesen „beim Riedl“ um 1900. Da die Spickart-Familie<br />
ausgelöscht wurde, sind auf dem Foto andere Eigentümer zu sehen.<br />
1909), schrieben die Überlieferungen<br />
nieder, so dass die Geschichten<br />
heute aus einem reichen Fundus<br />
erzählt wer<strong>den</strong> können.<br />
Familie Spickart war<br />
„beim Riedl“ daheim<br />
Im Zentrum stand die siebenköpfige<br />
Familie Spickart, wohnhaft<br />
in Apfeldorf mit dem Hausnamen<br />
„beim Riedl“. „Die Familie nährte<br />
sich gut, ohne dass sie viel gearbeitet<br />
hätte und man wunderte<br />
sich, wie diese Leute sich so gut<br />
fortbringen konnten“, schreibt<br />
etwa Bürgermeister Josef Schmid.<br />
In <strong>den</strong> Jahren 1830 bis 1833 hörte<br />
man in der Umgebung von vielen<br />
Einbrüchen und Diebstählen<br />
und so fiel bald der Verdacht auf<br />
die Riedl-Buben Hans, Josef und<br />
Kajetan. Mehrmals durchsuchten<br />
die Gendarmen das Haus, konnten<br />
jedoch nie etwas fin<strong>den</strong>. An Heiligabend<br />
1832 nutzten sie etwa die<br />
Gelegenheit, dass eine Familie,<br />
die in der Grubmühle zwischen<br />
Apfeldorf und Rott lebte, in der<br />
Christmette war. Sie stahlen wäh-<br />
rauch_2_spaltig_87x100.indd 1 22.01.2014 10:43:07<br />
42 | altlandkreis
enddessen zahlreiche Säcke mit<br />
Mehl und Getreide.<br />
Weil Kinsaus Pfarrer Josef Merk<br />
schließlich in der Kirche über die<br />
Schandtaten predigte, schwor die<br />
Riedl-Bande Rache. Sie lauerten<br />
ihm nachts auf, als er zu Fuß von<br />
Hohenfurch nach Kinsau unterwegs<br />
war und zogen ihn bis auf<br />
das Unterhemd aus. Sie wollten<br />
ihm die Zunge heraus schnei<strong>den</strong>,<br />
ehe einer der Gauner meine: „Kajetan,<br />
des duad ma it.“ Somit war<br />
der erst 18-jährige Spickart-Sohn<br />
mit dem seltenen Namen verraten.<br />
Völlig ausgeraubt lief der<br />
Pfarrer nach Hohenfurch zurück<br />
und starb wenige Tage später am<br />
Schrecken dieses Unfalls. Kajetan<br />
Spickart kam nach Schongau in<br />
Untersuchungshaft und von dort<br />
aus <strong>für</strong> fünf Jahre in ein Zwangsarbeitshaus<br />
nach München.<br />
Doch die Riedl-Bande machte ungehindert<br />
weiter. Johann Spickart,<br />
ältester Sohn, war Anführer der<br />
Bande. Damian Egwolf, der beim<br />
Wirt von Thaining als Knecht arbeitete,<br />
ein wichtiger Mitstreiter.<br />
Als er nach einer Schlachtung<br />
die Kuhhaut mitgehen ließ, zeigte<br />
der Gastwirt Josef Wegele ihn<br />
an. Nach kurzzeitigem Arrest kam<br />
Damian Egwolf wieder frei und<br />
rächte sich an dem Wirt, indem<br />
er ihn als guter Wildschütze durch<br />
das Fenster hindurch in der Wirtsstube<br />
erschoss.<br />
Die Rehpoint<br />
in Birkland ausgeraubt<br />
Zum Verhängnis wurde der Riedl-<br />
Bande letztendlich ein Raub in der<br />
Nacht zum Karfreitag 1833, als sie<br />
in <strong>den</strong> Rehpoint in Birkland einbrachen.<br />
„Sie raubten der armen<br />
Witwe alles, was sie fortschleppen<br />
konnten und misshandelten die<br />
Hausleute“, berichtet Gemeindeschreiber<br />
Franz Glaswinkler, dessen<br />
Niederschriften als Zeitzeugnis<br />
sehr glaubwürdig sind. Eine<br />
Hausdurchsuchung am Karsamstag<br />
brachte aber, wie schon so oft,<br />
Damian Egwolf war ein wichtiger<br />
Mitstreiter der Riedl-Bande.<br />
kein Ergebnis. Ein Bauer aus Rott<br />
beobachtete jedoch auf der Wiese<br />
an der Hüttenleiten, wie die Riedl-<br />
Familie trotz schlechtem Wetter<br />
taten, als wür<strong>den</strong> sie arbeiten. Der<br />
Vorsteher ging am Osterdienstag<br />
auf das Feld hinaus und fand unter<br />
einem Laubhaufen tatsächlich<br />
die geraubte Beute der Rehpoint.<br />
Folglich wurde die ganze Familie<br />
am 10. <strong>April</strong> 1833 verhaftet, gestand<br />
jedoch nichts. Man sperrte<br />
sie eine Nacht in eine Zelle und<br />
ließ <strong>den</strong> Gerichtsdiener lauschen.<br />
Durch diese List erfuhr man von<br />
allen Verstecken und auch die<br />
meisten Mitglieder der Bande. Sie<br />
nutzten etwa <strong>den</strong> Wildwuchs im<br />
„Breiten Moos“ bei Apfeldorf oder<br />
am Rotter Seehäusl als Verstecke,<br />
bauten dort unterirdische Höhlen<br />
und Gänge. Der Apfeldorfer Vorsteher<br />
musste mit ein paar Helfern<br />
das Diebesgut suchen und brachte<br />
ein ganzes „Fuder“ voll zurück.<br />
Sogar eine schwere Eisenpresse,<br />
mit der Münzen geprägt wur<strong>den</strong>,<br />
war im Wasser des Engelsrieder<br />
Sees versenkt.<br />
Acht Jahre<br />
langer Prozess<br />
30 Personen aus Apfeldorf, Reichling,<br />
Issing, Thaining und auch<br />
München oder Freising wur<strong>den</strong><br />
verhaftet. Der Untersuchungsprozess<br />
dauerte acht Jahre, währenddessen<br />
die meisten von ihnen<br />
starben. Aus der Familie Spickart<br />
kamen lediglich Sohn Kajetan und<br />
eine Tochter lebend aus dem Gefängnis.<br />
Allerdings starb Kajetan<br />
wenig später an der Wassersucht.<br />
„Die umfangreichen Prozessakten<br />
liegen im Münchner Staatsarchiv“,<br />
weiß der ehemalige Geschichtsprofessor<br />
und gebürtige<br />
Apfeldorfer Dr. Karl Filser.<br />
Würde das jemand aufarbeiten,<br />
gäbe es sicherlich eine ähnlich<br />
spannende Filmstory wie die vom<br />
Räuber Kneißl.<br />
rg<br />
Im beschaulichen Oberapfeldorf war um 1830 die Riedl-Bande zuhause.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 43
Allerlei im <strong>Altlandkreis</strong><br />
Was zum Lesen und Hören<br />
Frühjahrskonzerte am Osterwochenende<br />
Schongau | Die Stadtkapelle Schongau bietet bei ihren traditionellen<br />
Frühjahrskonzerten nicht nur hervorragende Musik, sondern<br />
lockern ihre Auftritte meist auch durch eine einfallsreiche Präsentation<br />
auf. Und so dürfen alle Besucher auch heuer wieder gespannt<br />
sein, was sich die rund 70 Musiker mit Stadtkapellmeister<br />
Marcus Graf haben einfallen lassen. Sie versprechen in jedem Fall<br />
erneut ein vielfältiges Repertoire <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Musikgeschmack. Darüber<br />
hinaus gibt es mit Sopranistin Anna-Magdalena Perwein und<br />
Tenor Michael Etzel – beide professionelle Sänger, die am Salzburger<br />
Mozarteum ausgebildet wur<strong>den</strong> – bereits einen kleinen<br />
Vorgeschmack auf ein Musical-Konzert der Stadtkapelle, welches<br />
im November stattfin<strong>den</strong> soll. Für die Frühjahrskonzerte wünschen<br />
sich die Musiker zweimal eine voll besetzte Lechsporthalle,<br />
schließlich dauerten die Vorbereitungen mehrere Monate inklusive<br />
Gesamtproben, Registerproben und einem gemeinsamen Probenwochenende.<br />
Karten <strong>für</strong> beide Auftritte am Ostersonntag (1. <strong>April</strong>)<br />
und Ostermontag (2. <strong>April</strong>) gibt es ab Montag, 19. <strong>März</strong>, bei Fritz<br />
Zwack Uhren und Schmuck. Die<br />
Karten kosten <strong>für</strong> Erwachsenen<br />
zehn Euro, <strong>für</strong> Kinder bis 15 Jahren<br />
fünf Euro. Die Konzerte beginnen<br />
jeweils um 20<br />
Uhr, Einlass wird ab<br />
19 Uhr sein. tis<br />
Schongau | Bei freiem Eintritt zu sämtlichen Veranstaltungen findet von<br />
Donnerstag, 15 <strong>März</strong>, bis Sonntag, 18. <strong>März</strong>, das zweite Aktionswochenende<br />
Demenz in Schongau statt. Los geht es am Donnerstag (15. <strong>März</strong>)<br />
in der Heilig-Geist-Spitalkirche mit der Eröffnung durch Bürgermeister<br />
Falk Sluytermann ab 19 Uhr. Es folgt eine kurze Einführung in die<br />
Kunstwerke der bei<strong>den</strong> Ausstellungen zum Thema „Erinnern – ... noch<br />
erinnern“ in der Heilig-Geist-Kirche und im Stadtmuseum – Kunstpädagogik-Stu<strong>den</strong>tinnen<br />
der Universität Augsburg haben sich dem Thema<br />
angenommen. Am Freitag, 16. <strong>März</strong>, von 14 bis 16 Uhr, bieten Petra<br />
Stragies von der Alzheimer Gesellschaft <strong>Pfaffenwinkel</strong>-Werdefels e.V.<br />
und Doris Kettner, Gesprächstherapeutin und Demenzbegleiterin, <strong>den</strong><br />
Demenz-Partner-Basiskurs der Deutschen Alzheimergesellschaft an.<br />
Samstag, 17. <strong>März</strong>, referiert Doris Kettner mit anschließendem Gespräch<br />
ab 14 Uhr über das Thema „In der Familie oder Nachbarschaft –<br />
44 | altlandkreis<br />
Aktionswochenende Demenz in Schongau<br />
Doktor Wald hilft Jung und Alt<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | Warum in die Ferne reisen, wenn der<br />
facettenreichste Erholungspark vor unser aller Haustüre<br />
steht: Der Wald. Oder wie Autorin Marianne Porsche-Rohrer<br />
schreibt: Doktor Wald, der Jung und Alt hilft. Die Apothekerin und<br />
Heilpraktikerin verfasst seit 2010 jährlich einen lyrisch-lustigen<br />
Gesundheitsratgeber. Ihr achtes Werk handelt vom heilkräftigen<br />
Facettenreichtum des Waldes, der uns Menschen körperlich, seelisch<br />
und mental so unglaublich guttut. In Reimform schreibt sie<br />
von Ahorn und Augentrost, von Baldrian und Brunnenkresse, von<br />
Herbstnebel und Hirtentäschelkraut, von Maiglöckchen und Murmeltier,<br />
von Waldameise und Wildschwein sowie von Zecke und<br />
Zirbelkiefer. Insgesamt 111 Kurzgedichte über Tiere, Pflanzen, Wetter<br />
und Wandererlebnisse kommen in diesem 130 Seiten starken<br />
Buch vor. Erhältlich ist der lesenswerte Ratgeber <strong>für</strong> 9,95 Euro in<br />
allen hiesigen Buchhandlungen.<br />
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Außerdem verlost der „altlandkreis“ fünf Exemplare von „Doktor<br />
Wald hilft Jung und Alt.“ Sen<strong>den</strong> Sie uns bis Donnerstag, 15. <strong>März</strong>,<br />
eine Postkarte mit dem Stichwort „Porsche-Rohrer“ an „altlandkreis“,<br />
Birkland 40, in 86971 Peiting. Oder eine E-Mail an info@<br />
altlandkreis.de. Absenderadresse nicht vergessen, da die<br />
Bücher per Post versandt wer<strong>den</strong>. <strong>Das</strong> Los entscheidet,<br />
der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg. js<br />
Wie verhalte ich mich richtig mit Menschen mit Demenz“. Es folgt um<br />
15 Uhr der Vortrag „Autofahren und Demenz“ von Dr. Christian Sänger,<br />
Chefarzt der Geriatrischen Reha am Krankenhaus Schongau, Winfried<br />
Foda, Fachanwalt <strong>für</strong> Verkehrsrecht bei Wölke und Kollegen, sowie<br />
Werner Hoyer von der Gebietsverkehrswacht Schongau. „Bei Demenz<br />
ins Pflegeheim: Abschiebung oder Rettung“, so der abschließende<br />
Vortrag um 16 Uhr von Claudia Romeike (Pflegedienstleitung des Altenheims<br />
der Heilig-Geist-Spitalstiftung). <strong>Das</strong> Wochenende abrun<strong>den</strong><br />
wird am Sonntag ab 11 Uhr Uwe Kosubeks Lesung „Sternblumen der<br />
Erinnerung – eine Begegnung, die ich nicht vergessen möchte“. Alle<br />
Vorträge und Gesprächsrun<strong>den</strong> sind im Stadtmuseum. Den Abschluss<br />
bildet eine Andacht in der Heilig-Geist-Spitalkirche um 15.45<br />
Uhr. Infos zur Veranstaltung und weiteren Zusatzaktionen<br />
im Internet unter www.praxis-doriskettner.de. tis
Theater, Konzert, Bücher und ein Ausbruch – die Gewinner<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | „Sister Act“ heißt das neue Stück<br />
vom Theaterverein Treibhaus, welches er Ende<br />
Januar/Anfang Februar im Rainer-Endisch-Saal in<br />
Herzogsägmühle auf die Bühne brachte. Für die<br />
Vorstellung am 2. Februar durften wir Ruth Klein<br />
sowie Hubert Koller und Siegfried Pakleppa je<br />
zwei Karten zuschicken. Bei „Opern auf Bayrisch“<br />
am 21. Januar im Schongauer Jakob-Pfeiffer-Haus<br />
waren indes dabei: Siegfried Müller, Dominik Oppermann<br />
und Christine Strobl. Die handsignierten<br />
CDs der Schwabsoier Band Mary Lou gingen an<br />
Elisabeth Weber, Maria Baumann, Marianne Heinrich,<br />
Thomas Kern und Wilhelm Wotke. Über je ein<br />
Exemplar des Romans „Tante Poldi und der schöne<br />
Antonio“ von Mario Giordano konnten sich Astrid<br />
Trischberger und Inge Mesch sowie Erika Schmid<br />
freuen. Eine <strong>Ausgabe</strong> des neuen heimatkundliche<br />
Sachbuchs „Lech-Isar-Land“ dürfen hingegen<br />
Heinz Engl, Helga Blank und Monika Sagasser fortan<br />
ihr Eigen nennen. Sebastian Singer wiederum<br />
kann einen der drei „Escape Rooms“ von „one-<br />
BREAKOUT“ in Altenstadt ausprobieren.<br />
Ob er bereits entkam? Wir wissen es<br />
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Drei interessante Lesungen im Ballenhaus<br />
Schongau | Der Premer Autor Dr. Wolfgang E. Fischer liest am<br />
Donnerstag, 15. <strong>März</strong>, um 19 Uhr aus Briefen, die er im Nachlass<br />
seiner Mutter fand und zu einem Buch über die Zeit zwischen<br />
1933 und 1950 zusammenfasste. So entstand ein Stück lebendiger<br />
Geschichte nicht aus der Erinnerung, sondern auf Grundlage authentischer<br />
Zeitzeugnisse. Christine Bott ergänzt die Lesung aus<br />
psychoanalytischer Sicht, um zu verdeutlichen, wie wichtig das<br />
Erinnern an die Vergangenheit ist.<br />
Bestsellerautor Oliver Pötzsch hat seine Henkerstochter-Saga<br />
um <strong>den</strong> Band „Die Henkerstochter<br />
und der Rat der Zwölf“ erweitert, <strong>den</strong><br />
er gemeinsam mit der Musikgruppe Capella<br />
Monacensis am Freitag, 13. <strong>April</strong>, um 19.30 Uhr<br />
im Ballenhaus präsentiert. Im neuen Roman<br />
reist der Schongauer Henker Jakob Kuisl im Februar<br />
1672 zum Scharfrichtertreffen nach München.<br />
Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu<br />
eingela<strong>den</strong> – eine große Ehre.<br />
Am Samstag, 26. <strong>April</strong>, um 19.30 Uhr ist<br />
schließlich der Berliner Autor und Journalist<br />
Klaus Rost zu Gast in Schongau. Er stellt im<br />
Ballenhaus sein Buch mit dem Titel „Schongau“<br />
vor, worin die Lechstadt eine tragende<br />
Rolle spielt. Protagonist Karl hat hier seine<br />
Kindheit verbracht und ist an die Stelle zurückgekehrt,<br />
an der einst am Sonnengraben vor der<br />
Stadtmauer das Haus seines Großvaters stand.<br />
Sitzend auf einer Bank lässt Karl Erinnerungen<br />
aufleben, die er bis dato mühsam verdrängt<br />
hatte – schöne wie schmerzliche Erinnerungen.<br />
Anmeldungen <strong>für</strong> die drei Lesungen nimmt<br />
die Volkshochschule Schongau unter<br />
08861 / 214-191 oder vhs@schongau.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 45
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Hohenpeißenberg | Nach wie vor<br />
wird weltweit immer mehr Energie<br />
mit fossilen Brennstoffen erzeugt.<br />
Die dabei entstehen<strong>den</strong> Gase wie<br />
Kohlendioxid, Methan und Lachgas<br />
steigen auf in die Atmosphäre<br />
und bil<strong>den</strong> eine Art „Glasdach“,<br />
durch die die Sonneinstrahlung<br />
ungehindert Richtung Erdoberfläche<br />
eindringen kann, aber wie in<br />
einem Gewächshaus nicht wieder<br />
hinaus. Die Folge: die Erde erwärmt<br />
sich und das Klimasystem<br />
gerät in Unordnung. Regenfälle im<br />
Winter, die früher in der Arktis die<br />
absolute Ausnahme waren, fin<strong>den</strong><br />
dort inzwischen fast jährlich statt.<br />
Gletscher und Eisberge schmelzen<br />
schneller als je zuvor. Plötzliche<br />
Extrem-Wetter treten auch hier in<br />
der Region immer häufiger auf.<br />
Die Winter wer<strong>den</strong> milder und<br />
milder. All das sind deutliche Zeichen<br />
der Klimaerwärmung. Doch<br />
wie viele Schadstoffe aus welcher<br />
Region steigen tatsächlich rund<br />
um die Uhr in die Luft? Eine ehrliche,<br />
wissenschaftlich fundierte<br />
und technisch streng geprüfte<br />
Antwort liefern die Experten des<br />
Projektes „Integrated Carbon Observation<br />
System“, kurz ICOS. Ein<br />
EU-weites Forschungsprojekt, das<br />
an rund 100 Stationen Schadstoffmessungen<br />
in Wasser, Bo<strong>den</strong> und<br />
Luft durchführt. Seit 2014 legt auch<br />
die Bundesregierung großen Wert<br />
auf ICOS-Arbeit. Deutschlandweit<br />
wer<strong>den</strong> an acht Funk- oder Fernsehtürmen<br />
spezielle Messungen<br />
durchgeführt. Unter anderem am<br />
Fernsehturm auf dem Hohen Peißenberg,<br />
auf dessen Wetterstation<br />
der Hauptsitz des ICOS-Projekts<br />
<strong>für</strong> Deutschland mit derzeit sieben<br />
Mitarbeitern liegt.<br />
Luftabsauger an<br />
Fernsehtürmen<br />
Technisch sehen die ICOS-Messungen<br />
wie folgt aus: An <strong>den</strong> jeweiligen<br />
Türmen sind in unterschiedlichen<br />
Höhen Einlässe angebracht, durch<br />
die Luftproben genommen wer<strong>den</strong><br />
können. Am Beispiel „Fernsehturm<br />
Hoher Peißenberg“ sind die Einlässe<br />
in 50, 93 und 131 Metern (auf der<br />
obersten Plattform unterhalb der<br />
Turmspitze) Höhe installiert. Die<br />
Luft wird durch eine Pumpe angesaugt<br />
und strömt über Leitungen<br />
direkt in ein geeichtes, 90000 Euro<br />
teures Analysegerät einer US-amerikanischen<br />
Firma, das wiederum<br />
mit EDV verknüpft ist. An die wer<strong>den</strong><br />
die einzelnen Messdaten übertragen,<br />
abgespeichert sowie grafisch<br />
und tabellarisch ausgewertet<br />
und aufbereitet. Im Detail sind es<br />
rund 100 verschie<strong>den</strong>e Messwerte<br />
pro Station pro Minute – in Summe<br />
also unfassbar viele Daten. Die<br />
wichtigsten Werte aus ICOS-Sicht:<br />
Kohlendioxid, Methan und Lachgas.<br />
„Wobei auch alle anderen<br />
Werte eine gewichtige Rolle <strong>für</strong> das<br />
Endergebnis spielen“, sagt Marcus<br />
Schumacher, Koordinator <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Aufbau des ICOS Atmosphärenmessnetzes<br />
in Deutschland. Temperatur,<br />
Windstärke, Windrichtung,<br />
Luftfeuchtigkeit. Hinzu wer<strong>den</strong><br />
die Analysegeräte zwei Mal am<br />
Tag auf Funktionstüchtigkeit geprüft,<br />
in dem künstlich hergestellte<br />
Gase in die Geräte strömen. Und<br />
auch diese Mess-Ergebnisse fließen<br />
letztlich in die Auswertung<br />
der „Luftverschmutzungs“-Daten.<br />
Die findet übrigens mit Hilfe von<br />
Computermodellierungen statt,<br />
aus <strong>den</strong>en unter anderem Landkarten<br />
erstellt wer<strong>den</strong>, die mit<br />
unterschiedlichen Farben die Kohlenstoff-Brennpunkte<br />
der Republik<br />
darstellen. Als Vorzeigebeispiel
fern. Die Notwendigkeit <strong>für</strong> weltweite<br />
Beobachtungen ist groß,<br />
<strong>den</strong>n die Kohlenstoffdioxid-Kurve<br />
steigt konstant nach oben – und<br />
zwar steil.<br />
Schwindelfreiheit wird vorausgesetzt: ICOS-Mitarbeiter montieren eine<br />
Messstation am Fernsehturm auf dem Hohen Peißenberg.<br />
dient eine Abbildung an einem<br />
wunderschönen Tag mit „perfektem<br />
Wetter“. Heißt: Sonnenschein,<br />
aber nicht zu stark, so dass der Bo<strong>den</strong><br />
noch leicht feucht ist und die<br />
Vegetation richtig viel CO ² aufnehmen<br />
kann. Große Industriegebiete,<br />
stark befahrene Straßen oder Kohlekraftwerke<br />
sind die größten Übeltäter<br />
der Luftverschmutzung. Orte<br />
wie das Ruhrgebiet sind auf der<br />
dunkelgrünen Karte rot markiert,<br />
starkbefahrene Straßen orange.<br />
Erste Messungen<br />
auf Hawaii<br />
Aber auch die Rodung von Wäldern<br />
oder Waldzerstörung durch<br />
Windwurf tragen zu erhöhten CO ² -<br />
Werten bei, „weil eben zu wenige<br />
Pflanzen vorhan<strong>den</strong> sind, um<br />
Kohlenstoff aufzunehmen“, sagt<br />
Schumacher, der das ICOS-Projekt<br />
noch im Anfangsstadium „mit sehr<br />
viel Luft nach oben“ sieht. Aber es<br />
geht voran, stets mit dem großen<br />
Ziel vor Augen, Politik und Gesellschaft<br />
mit handfestem Material zu<br />
versorgen, das in aller Deutlichkeit<br />
aufzeigt, welch große Bedrohung<br />
die Klimaerwärmung <strong>für</strong> uns Menschen<br />
ist. „Die Schadstoff-Bilanzen<br />
großer Industriekonzerne, die<br />
gesetzlich vorgelegt wer<strong>den</strong> müssen,<br />
sollen auch durch uns besser<br />
überprüft wer<strong>den</strong> können“, sagt<br />
Schumacher. Kontinuierliche CO ² -<br />
Messungen in der Luft wer<strong>den</strong><br />
bereits seit über 40 Jahren von<br />
<strong>den</strong> US-Amerikanern auf Hawaii<br />
durchgeführt. <strong>Das</strong> ICOS-Projekt<br />
soll solche Messungen nun auch<br />
<strong>für</strong> Deutschland und Europa lie-<br />
Projekt läuft<br />
bis 2034<br />
Marcus Schumacher und sein<br />
Team haben bis 2034 Zeit, das<br />
vom Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur finanzierte<br />
ICOS-Forschungsprojekt<br />
in Deutschland Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />
weiter aus- und aufzubauen.<br />
Neben der Messstation auf dem<br />
Hohen Peißenberg wird an Funktürmen<br />
am Ochsenkopf in Oberfranken,<br />
in Lin<strong>den</strong>berg südöstlich<br />
von Berlin, in Gartow an der Elbe,<br />
Karlsruhe, Torfhaus im Harz sowie<br />
Jülich in Nordrhein-Westfalen die<br />
Luftzusammensetzung gemessen.<br />
Witzigerweise arbeitet im ICOS-<br />
Team Deutschland kein einziger<br />
Meteorologe. Schumacher ist Geograph.<br />
Seine Mitarbeiter gelernte<br />
Elektrotechniker, Fernmeldetechniker,<br />
Chemieingenieure, Physiker<br />
und Geoökologen. Die Schwerpunkte<br />
der Arbeiten sind feinsäuberlich<br />
aufgeteilt. Vom Grafiken<br />
erstellen bis zum Installieren der<br />
Absauger und Messanalysegeräte<br />
hat jeder Experte seinen Fachbereich,<br />
<strong>den</strong> er bestmöglich und im<br />
Sinne der Wissenschaft ausübt.<br />
Schließlich handelt es sich beim<br />
ICOS-Forschungsprojekt um die<br />
wohl wichtigste Erkenntnis <strong>für</strong> ein<br />
mittel- und langfristiges Leben auf<br />
unserer Erde.<br />
js<br />
Grafische Darstellungen wie diese<br />
veranschaulichen unsere von Gasen<br />
verschmutze Luft.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 47
Spezialist <strong>für</strong> Handchirurgie Dr. Carsten Hopf verstärkt Schongauer Ärzteteam<br />
Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
erweitern Leistungsspektrum<br />
Sonderveröffentlichung der<br />
Schongau | Chefarzt Dr. Thomas<br />
Löffler leitet seit rund zweieinhalb<br />
Jahren die Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
und Orthopädie in der<br />
Krankenhaus GmbH Weilheim-<br />
Schongau. Dabei erweitert er<br />
das medizinische Spektrum der<br />
Fachklinik schrittweise um weitere<br />
Schwerpunkte. Einer davon<br />
ist die Handchirurgie, <strong>für</strong> die seit<br />
November 2017 Dr. Carsten Hopf<br />
als Spezialist zur Verfügung steht,<br />
schließlich ist die Hand eines der<br />
wichtigsten Körperteile des Menschen.<br />
Warum das so ist und was<br />
die Hand so komplex macht, erklären<br />
Chefarzt Dr. Thomas Löffler<br />
und Dr. Carsten Hopf im Interview<br />
mit dem „altlandkreis“. Sie geben<br />
darüber hinaus Einblick in ihre Tätigkeit<br />
als Chirurgen und berichten,<br />
was die Krankenhaus GmbH in der<br />
Unfallchirurgie und Orthopädie so<br />
besonders macht.<br />
Dr. Hopf, warum das Spezialgebiet<br />
„Hand“?<br />
Dr. Hopf: Handchirurgie hat mich<br />
schon während der unfallchirurgischen<br />
Ausbildung fasziniert. Da<br />
ist der Funke übergesprungen, obwohl<br />
die Hand im Fach Anatomie<br />
während des Studiums immer ein<br />
Graus war. Wenn man sich dann<br />
aber ein wenig in die Handchirurgie<br />
vertieft, ist das ein faszinierendes<br />
Gebiet. <strong>Das</strong> Zusammenspiel<br />
der vielen Knochen, Sehnen, Muskeln<br />
und auch des Nervensystems.<br />
Je tiefer ich in das Fachgebiet eingedrungen<br />
bin, desto größer wurde<br />
das Gebiet. Da habe ich dann<br />
auch verstan<strong>den</strong>, warum es Sinn<br />
Modell Handskelett<br />
mit Bändern und Muskeln.<br />
Foto: <strong>2018</strong>, 3B Scientific GmbH, Hamburg<br />
macht, dass es die Subspezialisierung<br />
„Handchirurgie“ seit über 20<br />
Jahren gibt.<br />
Wie sind Sie letztlich bei der Krankenhaus<br />
GmbH gelandet?<br />
Dr. Hopf: Meine Ausbildung zum<br />
Unfallchirurgen absolvierte ich<br />
im Klinikum Fulda. Da gab es einen<br />
Handchirurgen, der in mir die<br />
Lei<strong>den</strong>schaft <strong>für</strong> das komplizierte<br />
und faszinierende Konstrukt Hand<br />
geweckt hat. Ich hatte das große<br />
Glück, dann als Oberarzt nach Erfurt<br />
gehen zu dürfen, um dort die<br />
Handchirurgie zu übernehmen.<br />
Hier war man mit der winkelstabilen<br />
Osteosynthese von Radiusfrakturen<br />
Vorreiter, es wur<strong>den</strong> also<br />
die ersten Handgelenksfrakturen<br />
mit winkelstabilen Implantaten<br />
versorgt. Nach Erfurt habe ich<br />
jetzt zehn Jahre die Handchirurgie<br />
in Pfronten geleitet und führte<br />
dort alle gängigen Operationen an<br />
der Hand und <strong>den</strong> Fingern durch,<br />
inklusive aufwendiger Rekonstruktionen,<br />
Teilversteifungen und<br />
Implantationen von künstlichen<br />
Gelenken. Auch bekam ich die<br />
Möglichkeit, meine chirurgischen<br />
Kenntnisse auf das komplette Feld<br />
der oberen Extremitäten auszudehnen<br />
durch operative Mitbehandlung<br />
von Erkrankungen im<br />
Bereich der Schulter und des Ellenbogens.<br />
Seit November bin ich<br />
in Schongau, um auch hier die<br />
Handchirurgie zu etablieren.<br />
Dr. Löffler, wie ist die Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
und Orthopädie bei der<br />
Krankenhaus GmbH derzeit aufgestellt?<br />
Dr. Löffler: Da muss ich ein bisschen<br />
ausholen: Die Medizin wird ja immer<br />
spezialisierter. Früher behandelte<br />
der Generalchirurg alles. Von<br />
der Speiseröhre, über <strong>den</strong> Magen,<br />
über künstliche Hüfte, Bauchaortenaneurysma<br />
und in der Nacht noch<br />
schnell <strong>den</strong> Schädel aufgebohrt.<br />
Diese breite Fächerung kann<br />
ein einzelner Operateur heute<br />
gar nicht mehr leisten. Man<br />
muss sich also spezialisieren<br />
in Bauchchirurgie, Neurochirurgie,<br />
Unfallchirurgie oder<br />
Gefäßchirurgie. Aber selbst<br />
innerhalb eines Fachbereiches,<br />
in unserem Fall in<br />
der Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie,<br />
schafft man es fast nicht mehr,<br />
das gesamte Spektrum auf höchstem<br />
Niveau anzubieten. Deshalb<br />
versuchen wird zunehmend auch<br />
innerhalb unseres Teilbereiches,<br />
Schwerpunkte zu bil<strong>den</strong>.<br />
Wie sieht das genau aus?<br />
Dr. Löffler: Natürlich müssen Oberärzte<br />
ein recht großes Spektrum<br />
an Basisversorgung anbieten und<br />
abdecken. Wir versuchen <strong>den</strong>noch,<br />
dass sich der eine mehr – wie Dr.<br />
Hopf – auf die oberen Extremitäten<br />
konzentriert, sich entsprechend<br />
fortbildet. Der nächste konzentriert<br />
sich mehr auf die Endoprothetik<br />
und Revisions-<br />
Endoprothetik bis hin zu<br />
schwierigsten Eingriffen<br />
–<br />
wir ersetzen<br />
Chefarzt Dr. Thomas Löffler (re.)<br />
im Gespräch mit Dr. Carsten Hopf,<br />
Spezialist <strong>für</strong> Handchirurgie.
ja ganze Oberschenkel endoprothetisch.<br />
Ein weiterer konzentriert<br />
sich mehr auf spezielle unfallchirurgische<br />
Eingriffe. Fußchirurgie ist<br />
ein Stichwort, ebenso wie Sport-<br />
Traumatologie. Natürlich ist das<br />
kein Prozess, <strong>den</strong> man von heute<br />
auf morgen abbil<strong>den</strong> kann. Zudem<br />
ist es immer schön, wenn das nicht<br />
an einer Person hängt, sondern<br />
es möglichst auch einen Vertreter<br />
gibt. Wir möchten also das Team<br />
weiter ausbauen, was natürlich<br />
schwierig ist. Mann kann nicht einkaufen<br />
und dann die Leistung bringen,<br />
sondern das Personal folgt<br />
immer der Vorleistung.<br />
Welchen Vorteil haben die Patienten<br />
– abgesehen von der zusätzlichen<br />
Kompetenz?<br />
Dr. Löffler: Wir sind momentan<br />
dabei, innerhalb des Teams, sozusagen<br />
das „Crossover“ mit Weilheim<br />
weiter voranzutreiben, die<br />
Verzahnung innerhalb der GmbH<br />
noch enger zu gestalten. Damit der<br />
Patient nicht mehr zum Chirurgen<br />
verlegt wer<strong>den</strong> muss, sondern der<br />
Chirurg zum Patienten kommt, so<br />
dass auch immer der Kollege, der<br />
die entsprechende Expertise hat,<br />
innerhalb des Klinikverbundes in<br />
Weilheim oder eben in Schongau<br />
operiert.<br />
Dr. Hopf, nach nun knapp vier Monaten<br />
bei der Krankenhaus GmbH:<br />
Wie war der Start?<br />
Dr. Hopf: Ich bin sehr gut<br />
aufgenommen wor<strong>den</strong>.<br />
Gerade die erste Woche,<br />
das habe ich<br />
von mensch-<br />
licher<br />
Seite noch nicht erlebt. <strong>Das</strong> Haus<br />
ist ja doch ein wenig größer und<br />
verschachtelter. <strong>Das</strong> Team funktioniert<br />
gut und ist sehr herzlich.<br />
<strong>Das</strong> braucht man aber auch, um<br />
das Arbeitsaufkommen zu bewältigen.<br />
Auch vom Management<br />
wurde mir unter die Arme gegriffen.<br />
Da war die Unterstützung da,<br />
man hatte etwa die Instrumente<br />
schon bestellt. Ich konnte praktisch<br />
vom ersten Tag an loslegen.<br />
Geben Sie uns einen Einblick in die<br />
Arbeit der Handchirurgie.<br />
Dr. Hopf: Verletzungen und Erkrankungen<br />
an Hän<strong>den</strong> und Fingern<br />
sind sehr häufig und folgenreich,<br />
da privat und beruflich die Kraft<br />
und Geschicklichkeit der Hände<br />
enorm wichtig sind. Nicht erkannte<br />
oder übersehende Verletzungen<br />
der Hand machen sich oft erst nach<br />
Jahren bemerkbar und können die<br />
Handfunktion erheblich einschränken.<br />
So ist es wichtig, dass Frakturen<br />
mit Gelenkbeteiligung so operiert<br />
wer<strong>den</strong>, dass eine Benutzung<br />
der Hand ohne Ausfälle baldmöglichst<br />
gewährleistet wer<strong>den</strong> kann.<br />
Dabei gibt es unterschiedliche,<br />
individuelle und spezielle Operationsverfahren,<br />
die an die unterschiedlichen<br />
Ansprüche und Bedürfnisse<br />
der Patienten angepasst<br />
wer<strong>den</strong>. Da<strong>für</strong> ist eine konzentrierte<br />
Arbeit mit Lupenbrille auch über<br />
mehrere Stun<strong>den</strong> notwendig. Hier<br />
benötigt man eine Klinik mit einem<br />
breitgefächerten Portfolio. Nahezu<br />
das komplette Spektrum der Handchirurgie<br />
kann jetzt in Weilheim<br />
und Schongau angeboten wer<strong>den</strong>.<br />
Dr. Löffler: Wenn der Rettungsdienst<br />
einen verletzten Patienten<br />
brachte und wir feststellten, dass<br />
dieser etwas Spezielleres hatte,<br />
mussten wir ihn tatsächlich<br />
verlegen.<br />
Da hat unsere Expertise<br />
als Unfallchirurgen<br />
nicht mehr<br />
ausgereicht. Es ist<br />
einfach eine spezielle<br />
handchirurgische Kompetenz<br />
gefragt, schließlich arthroskopieren<br />
Handchirurgen unter<br />
anderem auch. Unser Ziel<br />
ist es, dass wir Ansprechpartner<br />
wer<strong>den</strong> <strong>für</strong> Probleme,<br />
von <strong>den</strong>en heut kaum jemand<br />
<strong>den</strong>kt, dass man sie in unseren<br />
Krankenhäusern behandeln kann.<br />
Welche Besonderheiten bietet die<br />
Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
sonst?<br />
Dr. Löffler: Hier komme ich immer<br />
wieder auf die Alterstraumatologie<br />
zurück, weil mir alte Menschen am<br />
Herzen liegen. Früher war das so,<br />
dass Patienten mit immobilisieren<strong>den</strong><br />
Beckenbrüchen einfach ins<br />
Bett gelegt wur<strong>den</strong> und man gesagt<br />
hat, es würde von selbst heilen.<br />
Die Leute waren dann acht Wochen<br />
ans Bett gefesselt und kamen nicht<br />
mehr raus. Sie sind zum Großteil<br />
echte Pflegefälle gewor<strong>den</strong> oder<br />
sogar an <strong>den</strong> Komplikationen dieses<br />
therapeutischen Nihilismusses<br />
verstorben. Heutzutage wird zwar<br />
zunächst aggressiver wirkend therapiert,<br />
was aber letztlich <strong>für</strong> Patienten<br />
schonender ist. Und zwar wenn<br />
immer möglich über minimalinvasive<br />
Techniken. Zum Teil dauert<br />
eine OP nur 45 Minuten und<br />
ist nahezu ohne Blutverlust. Wir<br />
sind da schon sehr frühzeitig auf<br />
<strong>den</strong> Zug aufgesprungen, dass alten<br />
Patienten sehr wohl auch Operationen<br />
zugemutet wer<strong>den</strong> können,<br />
sofern es der Funktionalität und<br />
Mobilisierbarkeit dient. Zudem<br />
bieten wir die komplette Palette an<br />
Endoprothetik und Revisions-Endoprothetik.<br />
Oder auch Operationen<br />
in der Zusammenarbeit<br />
mit unserem Wirbelsäulenzentrum<br />
mit Dr.<br />
Soldner.<br />
Sie sprechen es an: Interdisziplinarität<br />
spielt<br />
eine große Rolle.<br />
Dr. Löffler: Ja. Unfallchirurgisch<br />
ist die Zusammenarbeit<br />
mit der<br />
Anästhesie und Inten-<br />
> > > Kontakt<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
Sekretariat Weilheim<br />
Birgit Hirthammer<br />
Telefon: 0881 / 188-593<br />
Telefax: 0881 / 188-679<br />
Mail: wm-zmc@kh-gmbh-ws.de<br />
Dr. Carsten Hopf (li.) und Dr. Thomas Löffler<br />
von der Unfallchirurgie und Orthopädie.<br />
sivmedizin natürlich<br />
die unmittelbarste. Wir<br />
haben an bei<strong>den</strong> Standorten<br />
wirklich differenzierte<br />
Narkosetechniken.<br />
Es wer<strong>den</strong> spezielle<br />
Katheterverfahren verwendet,<br />
es wer<strong>den</strong><br />
Rückenmarksnarkosen<br />
durchgeführt. All das,<br />
was heutzutage Standard<br />
ist, funktioniert.<br />
Wir haben verschie<strong>den</strong>e<br />
schmerztherapeutische<br />
Möglichkeiten in Absprache<br />
mit der Anästhesie. Wenn es um<br />
preoperative Einschätzungen der<br />
Operationsfähigkeit geht, arbeiten<br />
natürlich Chirurgen und Internisten<br />
sehr eng zusammen. <strong>Das</strong> Schöne<br />
an kleinen Häusern ist, dass auf<br />
ganz unkomplizierte Art und Weise<br />
und auf dem kleinen Dienstweg<br />
entsprechende Lösungen erreicht<br />
wer<strong>den</strong>. Besonders erwähnenswert<br />
ist die Zusammenarbeit mit<br />
unserem Zentrum <strong>für</strong> Altersmedizin.<br />
Von der Synergie – perfekt.<br />
Chirurgen machen das, was sie am<br />
besten können, nämlich operieren.<br />
Die Geriater begleiten hingegen<br />
alte Menschen in ihrem sensiblen<br />
System medikamentös. Viele Krankenhäuser<br />
hätten das gerne. Da<br />
haben wir großes Glück.<br />
Dr. Hopf: Die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>den</strong> Geriatern läuft wirklich<br />
komplikationsfrei. Wenn ein älterer<br />
Patient aus der häuslichen<br />
Umgebung wegen eines Unfalls<br />
rausgerissen wird, ist es gut, dass<br />
dieser nicht jede Station durchlaufen<br />
muss. Notaufnahme, unfallchirurgische<br />
Station, vielleicht<br />
noch Intensivstation und dann<br />
erst Reha. Es macht Sinn, dass der<br />
Geriater das in enger Abstimmung<br />
mit dem Chirurgen steuert. Fantastisch,<br />
dass das angeboten wird. Ein<br />
Riesenaufwand, aber die Patienten<br />
profitieren davon. Bezüglich der<br />
Handchirurgie ist die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>den</strong> Internisten noch<br />
sehr wichtig. Vor allem wegen<br />
Stoffwechselerkrankungen wie<br />
Gicht oder Rheuma.<br />
Dr. Löffler, was wünscht sich der<br />
Chefarzt <strong>für</strong> die Zukunft?<br />
Dr. Löffler: <strong>Das</strong>s wir weiter auf so<br />
hohem Niveau kommunal agieren<br />
können. <strong>Das</strong>s die Politik uns weiterhin<br />
ihr Vertrauen schenkt. <strong>Das</strong>s<br />
wir auch als kleine Häuser in der<br />
Form weiter bestehen und durchaus<br />
noch einzelne Teilbereiche<br />
weiter entwickeln oder ausbauen.<br />
Speziell auf unserem Gebiet wollen<br />
wir die einzelnen Teilbereiche in<br />
immer noch größeren Spezialiserungsgra<strong>den</strong><br />
weiterentwickeln und<br />
abbil<strong>den</strong>. <br />
tis<br />
Sekretariat Schongau<br />
Sarah Schmid<br />
Telefon: 08861 / 215-292<br />
Telefax: 08861 / 215-693<br />
Mail: sog-unfallchirurgie@kh-gmbh-ws.de<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 49
Kliniken <strong>für</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />
Minimal-invasive Operationen<br />
in Weilheim und Schongau<br />
Weilheim / Schongau | „Haben Sie<br />
noch Fragen?“ Mit diesen Worten<br />
beendet Prof. Dr. Reinhold Lang<br />
seine ausführliche Aufklärung <strong>für</strong><br />
die Operation am nächsten Tag.<br />
Der Patient hat Krebs am Enddarm<br />
und wird morgen im Krankenhaus<br />
Weilheim operiert. Chefarzt Prof.<br />
Lang ist Spezialist auf diesem<br />
Gebiet. Er wird <strong>den</strong> Krebs minimal-invasiv,<br />
heißt mit der Schlüssellochtechnik,<br />
entfernen und<br />
versuchen, auf einen künstlichen<br />
Darmausgang zu verzichten.<br />
Prof. Dr. Reinhold Lang<br />
Zur gleichen Zeit, 30 Kilometer entfernt,<br />
steht Chefarzt Dr. Michael Platz in der<br />
Endoskopie-Abteilung des Krankenhauses<br />
Schongau. Die Internisten haben ihn<br />
gebeten, sich einen Befund anzusehen:<br />
„Hier ist die Engstelle und hier sind die<br />
entzündeten Divertikel …“, erklärt der Internist<br />
dem Chirurgen. <strong>Das</strong> ist Teil einer<br />
gelebten Zusammenarbeit, wird Dr. Platz<br />
später sagen. „Sobald die Kollegen einen<br />
zu operieren<strong>den</strong> Befund entdecken, rufen<br />
sie uns zur Untersuchung hinzu. Wir können<br />
uns sofort über die Dringlichkeit und<br />
das Ausmaß der Operation ein Bild machen“,<br />
erläutert Dr. Platz.<br />
Dr. Michael Platz<br />
Sonderveröffentlichung der<br />
Rektumkarzinom –<br />
eine bösartige Erkrankung des Enddarms<br />
Als Mast- oder Enddarm (Rektum) bezeichnet man das 15 bis 18<br />
Zentimeter lange Endstück des Dickdarms, das in <strong>den</strong> Darmausgang<br />
(After) übergeht. Ein Rektumkarzinom ist ein bösartiger Tumor<br />
an diesem Endstück des Dickdarms. Als Therapie wird das<br />
durch Schlüssellochtechnik besonders schonende und funktionserhaltende<br />
Operationsverfahren TME (Totale mesorektale Exzision)<br />
angewendet. Die Frage, ob ein künstlicher Ausgang, entweder permanent<br />
oder vorübergehend (als „Schutz-Stoma“) angelegt wer<strong>den</strong><br />
muss, richtet sich nach definierten chirurgischen Regeln. Zum<br />
Beispiel wie fortgeschritten der Tumor ist und welche Nähe zum<br />
Schließmuskel besteht. Je nach Ausprägung des Mastdarmkrebses<br />
kann nach <strong>den</strong> Empfehlungen der Deutschen Krebsgesellschaft eine<br />
zusätzliche Chemo- oder Strahlentherapie erforderlich sein, deren<br />
Besonderheiten mit <strong>den</strong> Patienten ausführlich besprochen wird.<br />
Diese zusätzliche Bestrahlung mit simultaner Chemotherapie kann<br />
vor oder nach der Operation erfolgen. Grundsätzlich wird die Bestrahlung<br />
mit begleitender Chemotherapie vor der Operation bevorzugt.<br />
Was ist eine Sigmadivertikulitis?<br />
Bei der Sigmadivertikulitis oder kurz: Divertikulitis liegt eine Entzündung<br />
von Aussackungen der Darmwand vor. Am häufigsten findet<br />
man Divertikel jedoch im sogenannten S-Darm (Colon sigmoideum).<br />
Dieser Abschnitt des Dickdarms ist im linken Unterbauch lokalisiert.<br />
Die jeweilige Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Divertikelentzündung<br />
und muss individuell entschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Im Vordergrund<br />
steht zunächst immer die Behandlung der Entzündung. Diese<br />
erfolgt durch Ruhigstellung des Darms mit einer Nahrungskarenz<br />
und künstlicher Ernährung sowie aus einer Schmerzmedikation und<br />
der Gabe eines Antibiotikums. Wenn sich unter dieser konservativen<br />
Therapie die Symptome verschlechtern oder wenn von vornherein<br />
ein Durchbruch eines Divertikels mit einer Bauchfellentzündung aufgetreten<br />
ist, ist eine rasche Operation erforderlich.<br />
Prof. Dr. Lang und Dr. Platz sind Chefärzte der Kliniken <strong>für</strong> Allgemein- und<br />
Viszeralchirurgie in Weilheim und Schongau. Zum Aufgabengebiet der<br />
Viszeralchirurgie gehören die Operation und Versorgung von gut- oder<br />
bösartigen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. An bei<strong>den</strong> Kliniken<br />
wer<strong>den</strong> in modernen Operationssälen nahezu alle Eingriffe am Bauch<br />
minimal-invasiv durchgeführt. Schwerpunktmäßig handelt es sich dabei<br />
um Eingriffe im Bereich der Adipositaschirurgie, Chirurgie bei gutartigen
Erkrankungen wie etwa Gallensteinlei<strong>den</strong>, Refluxerkrankung der Speiseröhre,<br />
Hernienchirurgie sowie der Chirurgie von gut- und bösartigen<br />
Erkrankungen des Dick- und Mastdarms, der Proktologie und der Schilddrüse.<br />
Aber auch Eingriffe an Magen, Leber und Milz wer<strong>den</strong> in Weilheim<br />
und Schongau nach Möglichkeit minimal-invasiv durchgeführt.<br />
Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch – was tun?<br />
Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch, Bauchwandbruch, Zwerchfellbruch:<br />
Hernien, so der Fachbegriff, zählen zu <strong>den</strong> häufigsten Diagnosen<br />
in der Bauchchirurgie. In <strong>den</strong> Kliniken in Weilheim und<br />
Schongau sind die Ärzte auf die besonders schonende Behandlung<br />
von Bauchwandhernien spezialisiert. „Die Behandlung sollte<br />
heutzutage stadiengerecht und individuell angepasst erfolgen“,<br />
sagt der leitende Oberarzt Dr. Rolland Rosniatowski. Die meisten<br />
der operierten Leistenbrüche<br />
wer<strong>den</strong> mit einem Kunststoffnetz<br />
verschlossen. Entweder<br />
geschieht dies über einen<br />
Leistenschnitt von außen<br />
oder von innen endoskopisch<br />
per Bauchspiegelung (Laparoskopie).<br />
Für Bauchwandoder<br />
Narbenbrüche gilt die<br />
Verstärkung der Bauchwand<br />
mit einem Kunststoffnetz,<br />
das entweder offen oder per<br />
Bauchspiegelung eingebracht<br />
wird, als das Verfahren der<br />
Wahl.<br />
Dr. Rolland Rosniatowski<br />
Jeder Mensch hat Hämorrhoi<strong>den</strong><br />
Es handelt sich um stark durchblutete Polster aus Blutgefäßen im oberen<br />
Analkanal. Sie wer<strong>den</strong> von Arterien aufgepumpt und schwellen<br />
dadurch zum Abdichten des Afters nach dem Stuhlgang automatisch<br />
an. Durch Pressen bei der Stuhlentleerung, aber auch bei Durchfall,<br />
bleiben die Hämorrhoidalpolster gestaut und wer<strong>den</strong> bei der Stuhlpassage<br />
nach unten gedrückt. Dadurch wer<strong>den</strong> sie mit der Zeit vergrößert,<br />
bis sie schließlich bei der Stuhlentleerung aus dem After hervortreten.<br />
Die Schädigung der Afterhaut führt zu Juckreiz, Nässen, Brennen, zum<br />
Bluten sowie gelegentlich dem unbemerkten Abgang von Blut oder<br />
Schleim. Je nach Ausmaß der Schädigung redet man von Hämorrhoi<strong>den</strong><br />
I., II. oder III. Grades. Bleiben die vorgestülpten Anteile der Analhaut<br />
und der Hämorrhoi<strong>den</strong> dauerhaft außerhalb des Afters, so spricht man<br />
von Hämorrhoi<strong>den</strong> IV. Grades.<br />
Die Vergrößerung der Hämorrhoi<strong>den</strong> allein macht aber noch keine<br />
Krankheit aus; erst wenn Beschwer<strong>den</strong> hinzukommen, redet man von<br />
einem Hämorrhoidallei<strong>den</strong> und nur dieses muss behandelt wer<strong>den</strong>.<br />
Die Ärzte der Krankenhaus GmbH untersuchen schonend und beraten<br />
gerne.<br />
Hormonlieferant Schilddrüse<br />
Die Schilddrüse nimmt eine wichtige Aufgabe im Stoffwechsel wahr.<br />
Sie produziert die Hormone <strong>für</strong> die geistige und körperliche Entwicklung<br />
und ist verantwortlich <strong>für</strong> Kreislauf und Stress. Damit die<br />
Schilddrüse genügend Hormone produzieren kann, benötigt sie das<br />
Spurenelement Jod. Dieses nehmen wir normalerweise über die<br />
Nahrung in ausreichender Menge zu uns. Bei zu wenig Jod vergrößert<br />
sich die Schilddrüse und es bildet sich ein „Kropf“, was im Oberland<br />
häufig vorkommt. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone,<br />
spricht man von einer Unterfunktion. Produziert sie zu viele, spricht<br />
man von einer Überfunktion. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung<br />
lassen sich Form und Größe der Schilddrüse bestimmen. Eine weitere<br />
Untersuchungsmethode ist die<br />
Szintigrafie. „Die Behandlung erfolgt<br />
medikamentös oder bei Knotenbildung<br />
zur Abklärung auch<br />
operativ“, erklärt der die Schilddrüsenchirurgie<br />
leitende Oberarzt<br />
in Weilheim, Dr. Bernhard<br />
Kann. Eingriffe an der Schilddrüse<br />
wer<strong>den</strong> sowohl in Weilheim als<br />
auch in Schongau angeboten. In<br />
Weilheim findet immer donnerstags<br />
die Schilddrüsensprechstunde<br />
(Terminvereinbarung unter<br />
0881 / 188-580) statt.<br />
> > > Kontakt<br />
Klinik <strong>für</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />
Kontakt Weilheim<br />
Claudia Sontheimer<br />
Telefon: 0881 / 188-580<br />
Telefax: 0881 / 188-579<br />
Dr. Bernhard Kann<br />
E-Mail: wm-allgemeinchirurgie@kh-gmbh-ws.de<br />
Kontakt Schongau<br />
Karin Nitschmann<br />
Telefon: 08861 / 215-141<br />
Telefax: 08861 / 215-142<br />
E-Mail: sog-allgemeinchirurgie@kh-gmbh-ws.de<br />
www.gesundheitsversorger2020.de<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 51<br />
Veranstaltungen der<br />
Krankenhaus GmbH<br />
Montag, 7. <strong>März</strong>, 16.00 bis 18.00 Uhr<br />
3. Adipositas-Tag<br />
mit Prof. Dr. Reinhold Lang, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />
Nicole Retzer, Diätassistentin<br />
Krankenhaus Weilheim<br />
Montag, 7. <strong>März</strong>, 19.00 – 21.00 Uhr<br />
„Patientenverfügung,<br />
Vollmacht ... alles klar! –<br />
oder doch nicht?<br />
mit Christian Sturm,<br />
Ltd. Arzt Klinik <strong>für</strong> Innere Medizin<br />
Dr. Hans Christian Sänger,<br />
Chefarzt Zentrum <strong>für</strong> Altersmedizin –<br />
Geriatrische Rehabilitation<br />
Ballenhaus Schongau<br />
Montag, 12. <strong>März</strong>, 19.00 Uhr<br />
Krankenhaus Weilheim<br />
Mittwoch, 14. <strong>März</strong>, 19.00 Uhr<br />
Krankenhaus Schongau<br />
„Krampfadern und<br />
offenes Bein – Schicksal oder<br />
behandelbares Lei<strong>den</strong>?“<br />
mit Dr. Peter Baumann, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Gefäß- und Endovaskularchirurgie<br />
Mittwoch, 21. <strong>März</strong>, 17.00 Uhr<br />
Proktologie & Darmkrebs<br />
mit Dr. Michael Platz, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Jochen Dresel, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Innere Medizin<br />
Ballenhaus Schongau<br />
Mittwoch, 18. <strong>April</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Ist Hüftersatz eine Lösung?<br />
mit Dr. Thomas Löffler, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
Krankenhaus Schongau<br />
Donnerstag, 19. <strong>April</strong>, 17.00 – 19.00 Uhr<br />
Präsentation Klinik <strong>für</strong> Innere<br />
Medizin Schongau<br />
mit Dr. Jochen Dresel und Team<br />
Schloßberghalle Peiting<br />
Donnerstag, 26. <strong>April</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Wenn das Knie schmerzt“<br />
mit Dr. Thomas Löffler, Chefarzt Klinik<br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
Krankenhaus Weilheim
Pflegedienst „Tara“ betreut junge Vollpflegefälle<br />
Intensivstation zuhause<br />
im Kinderzimmer<br />
Peißenberg | Anna-Maria ist 17<br />
Jahre alt. Sie kann nicht sprechen,<br />
nicht laufen, nicht essen und ohne<br />
technische Hilfe auch nicht atmen.<br />
Rund um die Uhr ist sie auf Pflegekräfte<br />
und Maschinen angewiesen,<br />
ohne die sie nicht überleben<br />
würde. Anna-Maria kommt als<br />
Frühchen zur Welt, erleidet nach<br />
und nach immer stärkere epileptische<br />
Anfälle, die bis heute andauern.<br />
Ihr Zustand verschlechtert<br />
sich mit beinahe jedem Anfall,<br />
aber auch durch die Behandlung<br />
mit diversen Medikamenten, die<br />
im Nachhinein betrachtet eher<br />
schädlich als hilfreich waren.<br />
Anna-Maria wird zum Vollpflegefall.<br />
Mutter Heike Habermeyer ist<br />
verzweifelt, aber kämpft um ihre<br />
schwerkranke Tochter wie eine<br />
Löwin. „Aufgeben kam sowieso<br />
nie in Frage“, sagt sie, und versucht<br />
ihrer Erstgeborenen ein „so<br />
normales Familienleben wie nur<br />
möglich“ zu bieten. <strong>Das</strong> gelingt<br />
sehr gut. „Weil Anna-Maria zuhause<br />
sein darf.“ Kinderzimmer<br />
statt Spezialklinik. „<strong>Das</strong> wäre vor<br />
15 Jahren un<strong>den</strong>kbar gewesen.“<br />
Inzwischen ist die Technik so weit<br />
fortgeschritten, dass Anna-Maria<br />
nicht in einer Spezialklinik leben<br />
muss, sondern die „mit dem Rollstuhl<br />
mitfahrende Intensivstation“<br />
zuhause in ihrem Kinderzimmer<br />
steht. Heißt: Sie lebt gemeinsam<br />
mit ihren Geschwistern, <strong>den</strong> herumtollen<strong>den</strong><br />
Hun<strong>den</strong> und Katzen,<br />
gemeinsam mit Mama und Papa –<br />
und gemeinsam mit <strong>den</strong> Intensivpflegekräften<br />
von „Tara“, die sich<br />
rund um die Uhr um Anna-Maria<br />
Panea Apan (li.) und Martina Mones, die Gründerinnen von „Tara“.<br />
kümmern. „Die gehören quasi zur<br />
Familie“, sagt Heike Habermeyer,<br />
die von <strong>den</strong> Tara-Mitarbeiterinnen<br />
hellauf begeistert ist, „weil es<br />
fachlich wie menschlich richtig<br />
gut passt, was rückblickend, ohne<br />
Namen nennen zu wollen, bei<br />
weitem nicht immer der Fall war“.<br />
Menschlichkeit steht<br />
an oberster Stelle<br />
„Tara“ ist ein Pflegedienst, der sich<br />
ausschließlich um intensivpflegebedürftige<br />
Kinder und Jugendliche<br />
kümmert. Gegründet wurde er<br />
2016 von Heilpraktikerin Martina<br />
Mones und ihrer Schwester Panea<br />
Apan, die seit Jahrzehnten als<br />
Krankenschwester tätig ist. Beide<br />
wollten all die erlebten Missstände<br />
in der Pflegebranche nicht länger<br />
mit ansehen und haben sich<br />
deshalb selbstständig gemacht,<br />
um sowohl Mitarbeitern als auch<br />
Patienten und Angehörigen ein<br />
wertschätzendes, mitfühlendes<br />
Miteinander sowie Kompetenz in<br />
der Pflege zu bieten. „Es steigen<br />
immer mehr Großkonzerne in<br />
die Pflegebranche ein, indem sie<br />
beispielsweise Heime aufkaufen,<br />
das ohnehin stark unterbesetzte<br />
Personal ausbeuten und null<br />
Wert auf Menschlichkeit legen“,<br />
sagt Martina Mones, die „zwei<br />
Pfleger auf 30 Patienten“ als nur<br />
ein erschreckendes, aber „leider<br />
sehr gängiges“ Beispiel aus der<br />
Realität nennt. Die Folge: Pfleger<br />
sind restlos überfordert, haben<br />
zu wenig Zeit und Kraft, sich auf<br />
menschlicher Ebene um die Patienten<br />
zu kümmern. Hinzu kommt,<br />
dass die Ausbeutung aufgrund<br />
schlechter Bezahlung verständlicherweise<br />
Unmut hervorruft, und<br />
Motivation nimmt. „Ein Teufelskreis,<br />
der bei uns keinen Platz hat<br />
und haben darf“, betont Martina<br />
Mones. Sie legt größten Wert<br />
auf das Wohl ihrer Mitarbeiter<br />
52 | altlandkreis
Anna-Maria in ihrem Kinderzimmer, umsorgt von Mama und Schwester.<br />
einerseits, auf fachgerechte und<br />
menschliche Versorgung der Patienten<br />
andererseits. <strong>Das</strong> gelingt<br />
mit gerechter Bezahlung, „zu der<br />
übrigens auch die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Lohnfortzahlung im<br />
Krankheitsfall <strong>für</strong> Minijobs zählt,<br />
woran sich leider deutschlandweit<br />
viele Arbeitgeber in der Pflegebranche<br />
nicht halten“. <strong>Das</strong> gelingt<br />
mit flexiblen Arbeitszeiten, „die<br />
einen gesun<strong>den</strong> Ausgleich zwischen<br />
Arbeit und Privatleben ermöglichen“.<br />
Und das gelingt mit<br />
internen Schulungen, die nirgends<br />
so wichtig sind wie bei der Intensivpflege,<br />
„weil jeder Handgriff<br />
> > > Kontakt<br />
sitzen muss, da es ständig um Leben<br />
oder Tod geht“.<br />
Qualifizierte<br />
Mitarbeiter gesucht<br />
Aktuell kümmert sich „Tara“ um<br />
sechs intensivpflegebedürftige<br />
Kinder und Jugendliche, die wie<br />
Anna-Maria allesamt zuhause gepflegt<br />
wer<strong>den</strong>, überwiegend im<br />
<strong>westlichen</strong> Landkreis Weilheim-<br />
Schongau. „Wobei wir monatlich<br />
neue Anfragen bekommen, die<br />
ich Stand jetzt aber nicht annehmen<br />
kann, weil wir voll ausgelastet<br />
sind.“ Tara beschäftigt aktuell<br />
Nähere Informationen über <strong>den</strong> Intensivpflegedienst „Tara“ mit<br />
Hauptsitz in Murnau entweder telefonisch unter 08841 / 6724518,<br />
per E-Mail unter office@pflegedienst-tara.de oder im Internet auf<br />
www.pflegedienst-tara.de (noch in Arbeit).<br />
25 Mitarbeiter. Um <strong>den</strong> Bedarf an<br />
Intensivpflegekräften in der Region<br />
besser zu decken, sucht der<br />
Pflegedienst nach weiteren Mitarbeitern.<br />
In Frage kommt <strong>für</strong> diesen<br />
verantwortungsvollen Job jedoch<br />
nicht jeder. Nur examinierte<br />
Krankenschwestern, Intensiv- und<br />
Wiggirica Jessica Ehrlicher<br />
Beratung - Coaching - Schulungen - Workshops<br />
Coaching / Lebensberatung<br />
Existenzgründerberatung<br />
Krisenbegleitung<br />
Paarberatung<br />
Sterbebegleitung<br />
Trauerbegleitung <strong>für</strong> Kinder<br />
Jugendliche und Erwachsene<br />
Kinderkrankenschwestern sowie<br />
examinierte Altenpfleger seien<br />
laut Mones geeignet. Pflegehelfer<br />
und Pflegefachhelfer dagegen<br />
nicht, „weil diese Qualifikation<br />
zur Betreuung von Intensivpflegefällen<br />
schlichtweg nicht ausreicht“.<br />
Allein die anzuwen<strong>den</strong>de<br />
Technik der mobilen Intensivstation<br />
erfordert ein hohes Maß an<br />
Know-How. Anna-Marias Leben Als zertifi zierter LowVision Gold-Partner von<br />
Als zertifi zierter LowVision Gold-Partner von<br />
hängt unter anderem ab von SCHWEIZER Beatmungsmaschine,<br />
Absauger, wenn die Brille wenn nicht die Brille mehr nicht ausreicht… mehr ausreicht…<br />
SCHWEIZER beraten wir beraten Sie umfassend,<br />
wir Sie umfassend,<br />
Inhalationsgerät, Ambu-Beutel<br />
(Notfallbeatmung), Hustenhilfe<br />
und Notfallmedikamenten. Im Falle<br />
eines Notfalls heißt es <strong>für</strong> die<br />
Pfleger: „Cool bleiben, und sich<br />
strikt an <strong>den</strong> Notfallplan halten,<br />
Vereinbaren Sie einen<br />
der von Patient zu Patient ganz Vereinbaren unterschiedlich<br />
ist.“ Neben internen Termin zur Sie individuellen<br />
einen<br />
Schulungen stehen Inhaber<br />
Termin<br />
und Sehberatung zur individuellen !<br />
Mitarbeiterinnen von „Tara“ Sehberatung in<br />
Nur bei diesem !<br />
Augenoptiker :<br />
engem Kontakt mit dem Haunerschen<br />
Kinderspital in München,<br />
die als eine der wenigen Einrichtungen<br />
spezialisiert ist auf intensivpflegebedürftige<br />
Kinder und<br />
Jugendliche. Auch Anna-Maria ist<br />
bei akuten Notfällen von <strong>den</strong> Spezialisten<br />
in der Landeshauptstadt<br />
abhängig.<br />
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in Peiting<br />
Wanderhofstraße 4<br />
86971 Peiting<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 53
POLIER SEPP<br />
<strong>Das</strong> zu Hause genießen...Freiraum<br />
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Tel. 08861-2351-0
Ammer-Lech-Land präsentiert neue Tarife<br />
Busfahren zu<br />
erschwinglichen Preisen<br />
Bürgermeister und<br />
Busunternehmer bewerben<br />
das neue Streckennetz an der<br />
Haltestelle „Peitinger Straße“<br />
in Schongau.<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | Laut Schongaus Bürgermeister<br />
Falk Sluyterman befahren<br />
die Peitinger Straße mehr als<br />
15 000 Fahrzeuge am Tag. „Obwohl<br />
wir eine Umfahrung haben.“<br />
Allein dieser Wert zeige deutlich,<br />
„dass wir <strong>für</strong> die Verkehrsentlastung<br />
unbedingt etwas tun<br />
müssen“. Ein erster Schritt in die<br />
richtige Richtung: <strong>Das</strong> Netz des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs,<br />
kurz ÖPNV, zu optimieren. <strong>Das</strong><br />
haben die Gemein<strong>den</strong> Altenstadt,<br />
Hohenfurch, Schongau und Peiting<br />
nun getan, indem sie gemeinsam<br />
Fahrpläne, Haltestellen und Ticketpreise<br />
<strong>für</strong> Busfahrer verändert<br />
und neugestaltet haben. Seit Mitte<br />
Februar gilt der überarbeitete<br />
Fahrplan „Stadtbus + Regionalverkehr“,<br />
der Busfahren zu erschwinglichen<br />
Preisen ermöglicht.<br />
Innerorts können Erwachsene <strong>für</strong><br />
zwei Euro, Jugendliche zwischen<br />
sechs und 17 Jahren <strong>für</strong> einen Euro<br />
<strong>den</strong> ganzen Tag über Busfahren.<br />
Im Gesamten Netz von „Ammer-<br />
Lech-Land“ kostet die Tageskarte<br />
Erwachsenen vier Euro, Jugendlichen<br />
zwei Euro. Rund 15 Busse<br />
von RVO, Deutscher Bahn (Oberbayernbus)<br />
sowie Enzian-Reisen<br />
sind täglich von früh bis spät im<br />
Einsatz und fahren insgesamt 98<br />
Haltestellen in Peiting, Schongau,<br />
Altenstadt, zu bestimmten Zeiten<br />
auch kleinere und weitere Orte<br />
an. Zum Beispiel über Hohenfurch<br />
nach Landsberg, über Herzogsägmühle<br />
nach Apfeldorf oder über<br />
Peiting nach Steinga<strong>den</strong> oder bis<br />
nach Weilheim.<br />
Kommunen zahlen<br />
Aufschlag<br />
Überblick der einzelnen Routen<br />
sowie Ab- und Anfahrtszeiten verschafft<br />
ein komplett neu erstellter<br />
Fahrplan, der Mitte Februar mit<br />
dem Lechkurier an alle Haushalte<br />
verteilt wurde. Außerdem wur<strong>den</strong><br />
an <strong>den</strong> Haltestellen größere Tafeln<br />
angebracht, damit der Fahrplan<br />
auch <strong>für</strong> ältere Damen und Herren<br />
gut lesbar ist. Die Generation<br />
4.0 sowie mit der Zeit gehende<br />
Erwachsene haben auch mittels<br />
QR-Code-Scanning die Möglichkeit,<br />
<strong>den</strong> Fahrplan direkt aufs<br />
Smartphone zu holen. Damit die<br />
Busunternehmen mit <strong>den</strong> günstigen<br />
Preisen kein Verlustgeschäft<br />
in Kauf nehmen, greifen die Kommunen<br />
finanziell unter die Arme.<br />
Ausgleichszahlung heißt das Zauberwort.<br />
Gemessen an <strong>den</strong> zusteigen<strong>den</strong><br />
Fahrgästen, bezahlen die<br />
Gemein<strong>den</strong> pro Ticket eine gewisse<br />
Summe an die Busunternehmen.<br />
Im Falle des Ammer-Lech-<br />
Land-Tages-Tickets <strong>für</strong> vier Euro<br />
zahlt die betroffene Kommune<br />
einen Aufschlag in Höhe von 1,60<br />
Euro. js<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 55
Existenzgründerberatung bei der IHK<br />
Unsere Angebote zum<br />
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<strong>Altlandkreis</strong> | Die Gründung neuer<br />
Unternehmen ist die vergangenen<br />
Jahre deutlich zurückgegangen.<br />
Gab es 2010 im Landkreis Weilheim-Schongau<br />
noch 1 357 Neugründungen<br />
und Übernahmen,<br />
waren es 2016 nur mehr 986. Im<br />
Landkreis Landsberg waren es<br />
im Jahr 2016 exakt 1 044 (2010:<br />
1 266) und im Landkreis Garmisch-<br />
Partenkirchen 863 (2010: 1 116).<br />
In dieser Statistik nicht enthalten<br />
sind die Gründungen neuer<br />
Handwerksbetriebe, die eine<br />
Meisterpflicht voraussetzen sowie<br />
Gründungen in freien Berufen.<br />
Im ganzen Freistaat Bayern sind<br />
die Zahlen von 2015 auf 2016 um<br />
5,3 Prozent gesunken, in Oberbayern<br />
um 8,5 Prozent. „In diesem<br />
Zeitraum sind die Beschäftigungs-Zahlen<br />
weiter deutlich<br />
gestiegen“, sagt Harald Hof, betriebswirtschaftlicher<br />
Berater der<br />
IHK-Geschäftsstelle in Weilheim.<br />
Insbesondere <strong>den</strong> sehr guten Arbeitsmarkt<br />
macht er <strong>für</strong> <strong>den</strong> Rückgang<br />
von Existenzgründungen<br />
aus. „Hinzu kommt sicherlich das<br />
damit verbun<strong>den</strong>e Sicherheits<strong>den</strong>ken“,<br />
erklärt der Experte.<br />
„Thema wird an<br />
Fahrt gewinnen“<br />
Für die Zukunft prognostiziert<br />
Harald Hof jedoch eine Umkehrung<br />
des Trends, insbesondere<br />
Harald Hof, betriebswirtschaftlicher Berater der IHK in Weilheim, bietet<br />
neben Sprechtagen auch jederzeit Einzelgespräche an.<br />
56 | altlandkreis<br />
Nebenerwerbsgründungen wür<strong>den</strong><br />
deutlich zunehmen. Rund<br />
65 Prozent aller Neugründungen<br />
in der Region gehen schon jetzt<br />
von Personen aus, die parallel in<br />
einem festen Arbeitsverhältnis<br />
stehen. „So geht man einerseits<br />
auf Nummer sicher und kann <strong>für</strong><br />
sich herausfin<strong>den</strong>, ob eine Selbstständigkeit<br />
überhaupt in Frage<br />
kommt. Andererseits reicht vielen<br />
das Gehalt aus einer Festanstellung<br />
schlichtweg nicht mehr aus“,<br />
erklärt der Industriefach- und<br />
Betriebswirt. <strong>Das</strong> liegt vor allem<br />
an gestiegenen Lebenshaltungskosten,<br />
speziell Mietpreise sind<br />
die vergangenen Jahre explodiert.<br />
Viele brauchen einen zweiten Job,<br />
was in Arbeitsmarktstatistiken<br />
selten erwähnt wird. Stattdessen<br />
liest man von annähernder Vollbeschäftigung.<br />
Abgesehen davon<br />
ist sich Harald Hof sicher: „<strong>Das</strong><br />
Thema Selbstständigkeit wird in<br />
<strong>den</strong> nächsten 20 Jahren an Fahrt<br />
gewinnen.“<br />
Die Arbeitswelt verändert sich<br />
derzeit. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die<br />
sogenannte „Gig Economy“. Kleinere<br />
Aufträge, die kurzfristig an<br />
unabhängige Freiberufler vergeben<br />
wer<strong>den</strong>. Meist dient hierbei<br />
eine Onlineplattform als Mittler<br />
zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />
Wie etwa bei „myhammer“<br />
und „Taskrabbit“, die<br />
Handwerks- oder Putztätigkeiten<br />
vermitteln. Oder bei „twago“ und<br />
„Upwork“, die einzelne Aufträge<br />
an Designer, Übersetzer oder Texter<br />
vergeben. Die Auftragnehmer sind<br />
in diesen Fällen allesamt selbstständig.<br />
Ein Szenario, welches<br />
nach Harald Hofs Meinung durchaus<br />
Schule machen könnte. Auch<br />
hält er es <strong>für</strong> möglich, dass sich<br />
zukünftig zwei oder drei Arbeitgeber<br />
eine Arbeitskraft teilen. Genau<br />
vorhersehen kann das niemand.<br />
In jedem Fall gehört zum Grün<strong>den</strong><br />
einer eigenen Firma immer<br />
eine Portion Mut, je nach Produkt,<br />
Dienstleistung und Branche mal<br />
mehr, mal weniger. Einige Gründer<br />
sind mit ihrem Vorhaben der<br />
Zeit voraus, weil der Markt noch<br />
nicht bereit ist <strong>für</strong> deren Produkte.<br />
Andere überschätzen sich womöglich.<br />
Genau deshalb sind Gespräche<br />
mit Experten unbedingt<br />
zu empfehlen. Noch dazu, wenn<br />
sie kostenlos angeboten wer<strong>den</strong>,<br />
wie etwa bei der IHK. Der klassische<br />
Gründer ist laut Harald Hof<br />
zwischen 35 und 45 Jahre alt und<br />
schon etwas gesettelter, also mit<br />
bei<strong>den</strong> Beinen im Leben stehend.<br />
<strong>Das</strong> Geschlecht spielt übrigens<br />
keine Rolle. Allerdings wirken bei<br />
Männern häufig die Partnerinnen<br />
unterstützend im Hintergrund, da<br />
sie meist rationaler <strong>den</strong>ken. Aber:<br />
Eine hundertprozentige Sicherheit<br />
gibt es in Sachen Unternehmensgründung<br />
nie. Auch der ideale<br />
Zeitpunkt <strong>für</strong> eine Gründung ist<br />
schwer auszumachen, da Wirt-
schaftskrisen nie genau vorhersehbar<br />
sind. Jüngere Gründer riskieren<br />
in der Regel mehr als ältere,<br />
die meist auch mehr zu verlieren<br />
haben. Um einen Kredit zu bekommen,<br />
fordern Banken zwischen<br />
30 und 40 Prozent Eigenkapital<br />
als Sicherheit. <strong>Das</strong> sollte allerdings<br />
nicht zu knapp kalkuliert<br />
sein, um „böse“ Überraschungen<br />
zu vermei<strong>den</strong>. Außerdem ist ein<br />
Businessplan essentiell – übrigens<br />
auch <strong>für</strong> die Existenzgründerberatung<br />
bei der IHK.<br />
Drei wesentliche<br />
Voraussetzungen<br />
Harald Hof, der über 16 Jahre<br />
Praxis-Erfahrung in Sachen Gründerberatung<br />
verfügt, spricht von<br />
drei wesentlichen Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> eine erfolgsversprechende<br />
Existenzgründung: Charakterliche<br />
Eignung, Fachkompetenz und unerheblich<br />
der Unternehmensausrichtung,<br />
mindestens kaufmännisches<br />
Grundverständnis. „Rund<br />
60 bis 70 Prozent haben letzteres<br />
nicht unbedingt“, sagt Harald Hof,<br />
der dann selbstverständlich auch<br />
mal von der Unternehmensgründung<br />
abrät. Dabei geht es nicht<br />
explizit darum, selbst ein Experte<br />
in kaufmännischen Dingen zu<br />
sein, sondern gegebenenfalls<br />
auch die richtigen Leute um sich<br />
zu wissen.<br />
Generell sieht Harald Hof die IHK<br />
nur als ein Puzzlestück in einem<br />
Beratungs-Netzwerk, welches<br />
ebenso bunt gemischt sein sollte<br />
wie der Markt und die Interessensvielfalt<br />
der künftigen Kun<strong>den</strong>.<br />
Wenig aussichtsreich ist es<br />
laut Hof immer dann, wenn ein<br />
Unternehmen nicht aus eigenem<br />
Antrieb gegründet wird, sondern<br />
mangels Alternativen. Ein Klassiker<br />
aus Hofs Beratungsbüro: „Ich<br />
möchte mich selbstständig machen,<br />
hätten sie was <strong>für</strong> mich?“<br />
Positiv sei hingegen, wenn die<br />
Leute in ihrer Euphorie regelrecht<br />
eingefangen wer<strong>den</strong> müssen. Auf<br />
<strong>den</strong> Gründermessen „Existenz“,<br />
die in regelmäßigen Abstän<strong>den</strong><br />
in verschie<strong>den</strong>en Orten der<br />
Region stattfin<strong>den</strong>, lässt Harald<br />
Hof bewusst junge, erfolgreiche<br />
Gründer zu Wort kommen. Unter<br />
anderem in Kürze auch am 10.<br />
> > > Kontakt<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong> in Landsberg am Lech,<br />
wo die nächste „Existenz“ stattfin<strong>den</strong><br />
wird.<br />
84 Prozent der Gründer, die sich<br />
unter anderem bei Hof beraten<br />
haben lassen, sind immer noch<br />
am Markt vertreten. Eine hervorragende<br />
Zahl angesichts der<br />
durchschnittlich sehr hohen Ausfallquote<br />
von 70 bis 75 Prozent.<br />
Allerdings gilt bei dieser Statistik<br />
festzuhalten, dass nur knapp zehn<br />
Prozent aller Neugründer der Region<br />
die kostenlose Existenzgründer-Beratung<br />
der IHK in Anspruch<br />
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29. und 30. Juni <strong>2018</strong><br />
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Apfeldorf trifft Apfeldorf<br />
Apfeldorf | Was ein großes Fest<br />
oft Erstaunliches nach sich zieht:<br />
Nach dem Gauschützenfest im<br />
Juli 2017 meldete sich ein Journalist<br />
in Apfeldorf am Lech, der<br />
im Taunuskreis (bei Frankfurt am<br />
Main) oftmals aus Wehrheim berichtet<br />
– eine Gemeinde, die sich<br />
seit vielen Jahren „<strong>Das</strong> Apfeldorf“<br />
nennt. Durch das Schützenfest<br />
sind die Hessen plötzlich auf das<br />
echte Apfeldorf aufmerksam gewor<strong>den</strong>.<br />
Anfang Mai wer<strong>den</strong> die<br />
Bayern zum Apfelblütenfest in <strong>den</strong><br />
Taunus fahren und erste Kontakte<br />
über <strong>den</strong> Namen hinaus knüpfen.<br />
Die Gemeinde Wehrheim liegt<br />
Landschaftlich reizvoll liegt die<br />
Gemeinde Wehrheim im Hochtaunus<br />
und verfügt über mehrere Streuobstwiesen.<br />
landschaftlich reizvoll im Hochtaunus<br />
und dient als Naherholungsregion<br />
<strong>für</strong> die 30 Kilometer entfernte<br />
Metropole Frankfurt. Schon dem<br />
früheren Bürgermeister Helmut<br />
Michel lagen die alten Apfelbäume<br />
und Streuobstwiesen in der Gemeinde<br />
sehr am Herzen, so dass<br />
es seit Jahrzehnten einen von der<br />
Kommune bestellten Apfelbaum-<br />
Beauftragten gibt. „Wir haben noch<br />
mehrere Keltereien am Ort und<br />
das hat auch Tradition, dass man<br />
seine Äpfel dorthin bringt“, erzählt<br />
der jetzige Bürgermeister Gregor<br />
Sommer. In einer Gegend, wo der<br />
„Äppl-Woi“ zuhause ist, weiß man<br />
Flip-Flop und Hausschuhe nach Maß<br />
auch sonst mit diesem Obst viel<br />
anzufangen.<br />
Apfelblütenkönigin<br />
repräsentiert die Region<br />
Die Landfrauen haben schon zwei<br />
Apfel-Kochbücher aufgelegt und<br />
jedes Jahr im Mai findet ein großes<br />
Apfelblütenfest statt, bei dem<br />
die Wehrheimer Apfelblütenkönigin<br />
gekürt wird. Diese Hoheit<br />
wird regelmäßig vom hessischen<br />
Ministerpräsi<strong>den</strong>ten empfangen,<br />
ist als Werbeträgerin <strong>für</strong> die Ferienregion<br />
in ganz Deutschland<br />
unterwegs oder tritt in der Hessen-<br />
Halle im Rahmen der Grünen Woche<br />
in Berlin auf. Die Tourist-Info in<br />
der Gemeindeverwaltung versucht<br />
natürlich, das Thema Apfel weiter<br />
auszubauen und deshalb trägt<br />
Wehrheim seit 2002 offiziell <strong>den</strong><br />
Zweitnamen „<strong>Das</strong> Apfeldorf“.<br />
Um so erstaunter waren die Hessen,<br />
als sie feststellten: Es gibt tatsächlich<br />
einen Ort mit dem Namen<br />
Apfeldorf. Die Wehrheimer wur<strong>den</strong><br />
neugierig und so recherchierte Lokaljournalist<br />
Matthias Pieren gleich<br />
drei Artikel über das bayerische<br />
Apfeldorf <strong>für</strong> die Taunuszeitung.<br />
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Bürgermeister Georg Epple (2.v.r.) beim Kurzbesuch in Wehrheim mit<br />
(v.l.) Ortsvorsteher Stefan Velte, Bürgermeister Gregor Sommer und<br />
Fachbereichsleiter Jürgen Schneider.<br />
Wenig später bekam der hiesige<br />
Bürgermeister Georg Epple Besuch<br />
vom Wehrheimer Ortsvorsteher<br />
Stefan Velte, der hinterher wieder<br />
in der Taunuszeitung resümierte:<br />
„Ich habe die Bürger von Apfeldorf<br />
am Lech traditionsbewusst, aber<br />
auch offen und gastfreundlich erlebt.<br />
Die bei<strong>den</strong> Apfeldörfer wür<strong>den</strong><br />
gut zusammenpassen, allein<br />
wegen der ländlichen Prägung.“<br />
Die Gemeinde Wehrheim umfasst<br />
mehrere Ortsteile und zählt insgesamt<br />
9800 Einwohner. Wirtschaftlich<br />
geht es ihr durch mehrere<br />
florierende Gewerbebetriebe am<br />
Ort sehr gut. Trotzdem wird viel<br />
Wert auf <strong>den</strong> Erhalt der ländlichen<br />
Kulturlandschaft gelegt. 13 Kilometer<br />
des römischen Limes verlaufen<br />
durch die Fluren von Wehrheim,<br />
dieses Weltkulturerbe ist heute<br />
ein beliebtes Ausflugsziel. Außerdem<br />
ist der Freizeitpark Lochmühle<br />
in der Nähe und auch die Messestadt<br />
Frankfurt bringt viele Gäste in<br />
<strong>den</strong> Ort.<br />
Im November war der bayerische<br />
Bürgermeister Georg Epple zu einem<br />
Kurzbesuch in Wehrheim, wo<br />
die Idee einer Partnerschaft konkretisiert<br />
wurde. Die Lechrainer<br />
wer<strong>den</strong> <strong>für</strong> ein Wochenende in <strong>den</strong><br />
Taunus reisen und dort zunächst<br />
ein wenig Kulturprogramm mit<br />
anschließendem Freundschaftsabend<br />
genießen. Am Sonntag, 6.<br />
Mai, wird die Trachtenkapelle zum<br />
Frühschoppen beim Apfelblütenfest<br />
aufspielen, am Nachmittag<br />
sollen auch der Trommlerzug und<br />
die Plattlergruppe auftreten. „<strong>Das</strong><br />
gibt unserem 15. Apfelblütenfest<br />
eine ganz besondere Note“, sagt<br />
Wehrheims Bürgermeister Gregor<br />
Sommer. Dieses Sommerfest<br />
im örtlichen Freibad wird von der<br />
Gemeindeverwaltung sowie <strong>den</strong><br />
Wehrheimer Vereinen getragen<br />
und lockt jedes Jahr mehrere tausend<br />
Besucher an. Mit bayerischem<br />
Brauchtum in Form von Blaskapelle<br />
und Trachtenverein möchte Bürgermeister<br />
Georg Epple bei <strong>den</strong><br />
Hessen natürlich punkten. Er stellt<br />
aber auch fest: „Die Wehrheimer<br />
machen viel mehr aus dem Begriff<br />
Apfel als wir echten Apfeldorfer.“<br />
Selbst der gebürtige Apfeldorfer<br />
Geschichtsprofessor Dr. Karl Filser<br />
ist sich nicht sicher, ob der Ortsname<br />
vom Apfel oder in Ableitung<br />
vom „abfallen<strong>den</strong> Dorf“ an <strong>den</strong><br />
Westhängen des Lechs kommt.<br />
Hessen sind hocherfreut<br />
über bayerischen Besuch<br />
Trotzdem ist sein hessischer Kollege<br />
hocherfreut von diesem neuen<br />
Kontakt und möchte unbedingt<br />
im <strong>März</strong> nach Bayern kommen.<br />
„Es gibt ein Ober- und ein Unter-<br />
Apfeldorf und ich habe mir sagen<br />
lassen, sogar ein Apfeldorfhausen“,<br />
wird Gregor Sommer das<br />
Lechraindorf wohl ganz genau inspizieren.<br />
Anlässe <strong>für</strong> einen Gegenbesuch<br />
der Hessen gibt es in Apfeldorf<br />
mehr als genug, angefangen<br />
vom Schmankerltag über das<br />
Sportfest bis hin zum Weihnachtsmarkt<br />
ist im Lechrain ebenfalls was<br />
geboten.<br />
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Weilheim-Schongau | Sex- und Liebessucht<br />
ist eine fortschreitende<br />
Krankheit. Sie wird mit zunehmender<br />
Dauer weniger kontrollierbar.<br />
Wie viele Menschen davon betroffen<br />
sind, ist schwer zu sagen. „Allein<br />
die Tatsache, dass je<strong>den</strong> Tag<br />
68 Millionen Pornos weltweit geschaut<br />
wer<strong>den</strong>, lässt darauf schließen,<br />
dass irgendwo die ganze<br />
Gesellschaft davon betroffen ist“,<br />
sagt Stefan M. (Name von der Redaktion<br />
geändert), der selbst unter<br />
Sex-, Liebes- und Beziehungssucht<br />
leidet. Im schlimmsten Falle endet<br />
diese Krankheit mit dem Tod. „Weil<br />
der ständige Drang, sexuelle Handlungen<br />
oder Fantasien auszuleben,<br />
zum Kontrollverlust und damit zum<br />
physischen, psychischen und seelischen<br />
Ruin führen kann.“ Damit<br />
eng verbun<strong>den</strong> ist der Verlust von<br />
Selbstvertrauen und Würde – eine<br />
Abwärtsspirale, die sich früher<br />
oder später auf alle Lebensbereiche<br />
negativ auswirkt. <strong>Das</strong> klassische<br />
Familienleben findet nicht mehr<br />
statt. Ehen gehen zu Bruch. Man ist<br />
nicht mehr fähig zu arbeiten, flüchtet<br />
in Depressionen und grenzt sich<br />
von alltäglichen Dingen des Lebens<br />
mehr und mehr aus. Man flieht<br />
davor, Verantwortung <strong>für</strong> sich und<br />
sein Leben zu übernehmen. „Es sei<br />
<strong>den</strong>n, man findet rechtzeitig <strong>den</strong><br />
<strong>für</strong> sich richtigen Weg, etwas dagegen<br />
zu tun“, sagt Stefan M. Allen<br />
voran das „rechtzeitig“ ist bei der<br />
Bekämpfung von Sex- und Liebessucht<br />
entschei<strong>den</strong>d. „Erstmal <strong>für</strong><br />
sich selbst erkennen, was da im<br />
Kopf passiert, sich einzugestehen,<br />
dass dieser ständige Zwang nach<br />
60 | altlandkreis<br />
zum Beispiel Selbstbefriedigung<br />
nicht normal ist und es sich um<br />
eine Krankheit handeln muss, ist<br />
der mit Abstand schwierigste und<br />
entschei<strong>den</strong>de Schritt“, sagt er. Bei<br />
Alkoholsucht, dem ständigen Greifen<br />
nach einer neuen Flasche, sei<br />
das Problem offensichtlicher. Sexund<br />
Liebessucht dagegen ist eine<br />
nichtstoffliche Sucht, die von vielen<br />
Betroffenen unterschätzt und jahrelang<br />
gar nicht erst erkannt wird.<br />
Zwanghafter Konsum von Pornos,<br />
Exhibitionismus, Selbstbefriedigung,<br />
ständiges Fremdgehen oder<br />
das ständige „sich beschäftigen<br />
mit sexuellen oder romantischen<br />
Gedanken mit echten oder fiktiven<br />
Partnern“ sind gängige Verhaltensweisen<br />
der Betroffenen. Wer<br />
glaubt, davon betroffen zu sein,<br />
muss letztlich <strong>für</strong> sich herausfin<strong>den</strong>,<br />
ob eine Zwanghaftigkeit vorliegt.<br />
„So lange die nicht vorliegt,<br />
ist es auch keine Sucht.“ Eine Möglichkeit,<br />
Sex- und Liebessucht zu<br />
erkennen: Ein 40-Fragen-Katalog,<br />
kostenlos aufrufbar im Internet.<br />
Keine Wertung und<br />
absolute Anonymität<br />
Hilfsmaßnahmen fin<strong>den</strong> Sex- und<br />
Liebessüchtige auf verschie<strong>den</strong>e<br />
Weise. Psychotherapie, Suchtklinik,<br />
ärztliche Behandlung und<br />
Selbsthilfegruppen. Stefan M. hat<br />
mit letzterem die <strong>für</strong> ihn beste<br />
Möglichkeit gefun<strong>den</strong>, offen mit<br />
seiner Krankheit umzugehen und<br />
deren Fortschreiten zu verhindern.<br />
Anonyme Sex- und Liebessüchtige,<br />
kurz S.L.A.A, heißt die deutschlandweit<br />
bekannte und anerkannte<br />
Selbsthilfegruppe, die auch hier in<br />
der Region vertreten ist. Offiziell<br />
beschrieben wird sie als „Gemeinschaft<br />
von Männern und Frauen,<br />
die sich gegenseitig helfen, nüchtern<br />
zu bleiben“. Alle Mitglieder in<br />
dieser Gruppe sind selbst betroffen,<br />
haben somit ein sehr hohes<br />
Verständnis <strong>für</strong>einander. Sie treffen<br />
sich je<strong>den</strong> ersten, dritten und fünften<br />
Freitag im Monat. Teilnehmen<br />
darf jeder, der von Sex- und Liebessucht<br />
betroffen ist. Egal ob Weilheimer,<br />
Schongauer oder Hamburger.<br />
Feste Mitgliederzahlen sowie Anwesenheitspflicht<br />
gibt es ebenso<br />
wenig wie einen klassischen Gruppenleiter.<br />
Klare Regeln dagegen<br />
schon. Alle Mitglieder verpflichten<br />
sich, keinerlei Informationen im<br />
Rahmen des Selbsthilfetreffens<br />
nach außen zu tragen, um absolute<br />
Anonymität zu wahren. Anonymität<br />
bedeutet in diesem Zusammenhang<br />
auch, keine missionarische<br />
Haltung einzunehmen. Jeder wird<br />
mit seinem persönlichen Bezug zu<br />
einer „Höheren Macht“ akzeptiert,<br />
unabhängig von seiner ethnischen<br />
Herkunft – schließlich kann jeder<br />
betroffen sein. Die Aussagen der<br />
Wortführen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> in keinster<br />
Weise gewertet, kommentiert oder<br />
in Frage gestellt. Der grobe Ablauf<br />
des rund eineinhalbstündigen<br />
Treffens sieht wie folgt aus: Begrüßung,<br />
Vorstellung, Schweigeminute<br />
zum Ankommen, Vorlesen der<br />
sogenannten Präambel und des<br />
Zwölf-Schritte-Progamms, Befindlichkeitsrunde<br />
sowie zum Beispiel<br />
„Bearbeitung“ einer konkreten<br />
Darstellung eines Betroffenen. <strong>Das</strong><br />
Zwölf-Schritte-Programm wurde<br />
im Jahre 1930 von zwei Alkoholikern<br />
entwickelt, basierend auf deren<br />
eigenen Erfahrungen. Allerdings<br />
funktioniert das Konzept auch in
Gruppen mit anderen Problemen,<br />
unter anderem bei Sex-, Liebesund<br />
Beziehungssüchtigen. Punkt<br />
eins des Programms: Der Betroffene<br />
muss offen erkennen, dass er<br />
süchtig und diesem damit verbun<strong>den</strong>en<br />
Zwang machtlos ausgesetzt<br />
ist. Aufgrund dieser Machtlosigkeit<br />
versucht man in Schritt zwei, <strong>den</strong><br />
Bezug zu einer „höheren Macht“<br />
herzustellen. „Weil man der Sucht<br />
gegenüber machtlos ist, vertraut<br />
man auf die Hilfe einer größeren<br />
Kraft, die dein Leben positiv verändert.“<br />
Letztlich sollen die zwölf<br />
Punkte <strong>den</strong> Süchtigen zu einem<br />
besseren Leben verhelfen. Konkrete<br />
Zahlen und Statistiken über<br />
Sex- und Liebessucht ist<br />
<strong>für</strong> Betroffene mental wie<br />
körperlich extrem belastend,<br />
kann schwerwiegende<br />
Folgekrankheiten<br />
verursachen.<br />
> > > INFOrmationen<br />
<strong>den</strong> Erfolg von Selbsthilfegruppen<br />
<strong>für</strong> Sex- und Liebessüchtige gibt es<br />
keine. Stefan M. berichtet jedoch<br />
von einigen Betroffenen, <strong>den</strong>en<br />
das regelmäßige Treffen hilft – und<br />
damit auch <strong>den</strong> Angehörigen der<br />
Betroffenen.<br />
Selbsthilfegruppe<br />
auch <strong>für</strong> Angehörige<br />
Angehörige von Sex- und Liebessüchtigen,<br />
das können auch Freunde<br />
und Verwandte sein, lei<strong>den</strong> in<br />
der Regel nicht weniger unter dieser<br />
Krankheit als die Betroffenen<br />
selbst. Auch sie haben damit zu<br />
kämpfen, offen mit dieser äußerst<br />
intimen Problematik umzugehen.<br />
Sie haben Angst davor, dass ihr betroffener<br />
Partner sich aus dem Familienleben<br />
ausgrenzt, seinen Job<br />
verliert oder fremdgeht. Deshalb<br />
gibt es im Landkreis Weilheim-<br />
Schongau auch <strong>für</strong> Angehörige<br />
von Sex- und Liebessüchtigen eine<br />
anonyme Selbsthilfegruppe. Sie<br />
nennt sich S-Anon und trifft sich je<strong>den</strong><br />
Dienstag. Im Sitzkreis wer<strong>den</strong><br />
Erfahrungen ausgetauscht. Außerdem<br />
geben sich die Männer und<br />
Frauen gegenseitig Kraft, schöpfen<br />
Hoffnung und versuchen gemeinsam<br />
herauszufin<strong>den</strong>, wie sie <strong>den</strong><br />
direkt Betroffenen am besten helfen<br />
können. js<br />
Die Selbsthilfegruppen S.L.A.A und S-Anon stehen<br />
<strong>für</strong> maximale Objektivität, sind weder mit Sekten,<br />
Religionen, politischen Parteien, Institutionen<br />
oder Organisation verbun<strong>den</strong>. Außerdem beteiligen<br />
sie sich in keinster Weise an öffentlichen<br />
Debatten. Nähere Informationen zu <strong>den</strong> Treffen<br />
(Datum, Uhrzeit, Ort) gibt es bei Ronald Weber<br />
im Selbsthilfebüro des Gesundheitsamtes unter<br />
0881 / 681 1616 oder per E-Mail r.weber@lra-wm.<br />
bayern.de.<br />
Weber sitzt im Weilheim-Schongauer Gesundheitsamt<br />
und ist erster Ansprechpartner <strong>für</strong> rund<br />
100 Selbsthilfegruppen, die hier im Landkreis<br />
existieren.<br />
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zugelassen war. Maximale Prämie beim Kauf eines unzugelassenen Mazda6. Angebot ist gültig <strong>für</strong> Privatkun<strong>den</strong> und Gewerbekun<strong>den</strong> ohne Rahmenabkommen<br />
bei Kaufvertragsabschluss bis 31.03.<strong>2018</strong> und nicht mit anderen Nachlässen/Aktionen kombinierbar.<br />
1) SKYACTIV 1) SKYACTIV Wechselprämie Wechselprämie beim Kauf beim eines Kauf eines Mazda Mazda Neuwagens (unzugelassen) oder Vorführwagens, außer außer Mazda Mazda MX-5, MX-5, und gleichzeitiger und gleichzeitiger Inzahlungnahme Inzahlungnahme Ihres Ih<br />
Diesel-Pkw Diesel-Pkw (Schadstoffklasse (Schadstoffklasse Euro 4) Euro bzw. 4) nachgewiesener bzw. Verwertung Ihres Diesel-Pkw (Schadstoffklasse Euro Euro 1 – 3), 1 welcher – 3), welcher mindestens mindestens 6 Monate auf 6 Monate <strong>den</strong> Käufer<br />
zugelassen war. Maximale war. Maximale Prämie Prämie beim Kauf beim Kauf eines eines unzugelassenen Mazda6. Angebot ist ist gültig gültig <strong>für</strong> <strong>für</strong> Privatkun<strong>den</strong> Privatkun<strong>den</strong> Gewerbekun<strong>den</strong> Gewerbekun<strong>den</strong> ohne Rahmenabkommen<br />
ohne Rahmenabkomm<br />
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bei Kaufvertragsabschluss bis 31.03.<strong>2018</strong> und nicht mit anderen kombinierbar.<br />
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.leT -•- 718516894 ed. re<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 61
Bernhardinerzucht von Judith Wertheimer<br />
Ein Rettungshund ganz<br />
sportlich und gutmütig<br />
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können Sie am besten<br />
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Schwabbruck | Gutmütig, menschenfreundlich,<br />
entspannt und<br />
manchmal auch dickschädelig – so<br />
charakterisiert Judith Wertheimer<br />
ihre Bernhardiner, die sie gemeinsam<br />
mit Ehemann Hermann auf<br />
dem idyllisch gelegenen Mooshof<br />
bei Schwabbruck züchtet. Früher<br />
waren es Arbeitstiere, Senn- oder<br />
Wachhunde. Mönche nahmen die<br />
widerstandsfähigen Berghunde<br />
schon im 17. Jahrhundert mit auf die<br />
Passhöhe des großen St. Bernhard.<br />
Der legendäre Barry lebte dort von<br />
1800 bis 1812 und soll dort oben<br />
über 40 Menschen das Leben gerettet<br />
haben. Die Mönche auf dem<br />
dortigen Hospiz züchten bis heute<br />
Bernhardiner, setzen sie nicht nur<br />
als Lawinen- und Rettungshunde<br />
ein, sondern auch zur Therapie in<br />
der Jugendhilfe.<br />
können. Den ersten Bernhardiner<br />
kaufte Judith Wertheimer im Jahr<br />
2011. Ihre „Ursa vom Baronenschloß“<br />
ist heute die Oma in der<br />
Hundefamilie. Sie hatte zwei Mal<br />
Welpen, die in der Bernhardiner-<br />
Zucht Namen nach dem Alphabet<br />
erhalten. Die bei<strong>den</strong> Nachkommen<br />
des ersten Wurfes mussten Namen<br />
mit dem Anfangsbuchstaben A erhalten,<br />
die sechs Welpen des zweiten<br />
Wurfes mit B. So auch „Bine<br />
vom Mooshof“, die ebenfalls bei<br />
<strong>den</strong> Wertheimers lebt.<br />
Da Ursa sterilisiert wer<strong>den</strong> musste,<br />
ist Judith Wertheimer froh darüber,<br />
mit Bine ihre Zucht fortsetzen zu<br />
können. Ihr erster Wurf brachte<br />
gleich zehn Welpen, wodurch es<br />
<strong>für</strong> die Züchter etwas aufwändig<br />
wurde. „Hunde haben nur acht<br />
Zitzen, wir mussten beim Säugen<br />
stets zugegen sein, damit jeder<br />
ausreichend Milch bekommt“, erzählt<br />
die Schwabbruckerin. In <strong>den</strong><br />
ersten bei<strong>den</strong> Wochen können die<br />
Welpen noch nichts sehen oder<br />
hören. Und auch in der weiteren<br />
Zeit muss viel gearbeitet wer<strong>den</strong><br />
mit <strong>den</strong> jungen Hun<strong>den</strong>, um sie<br />
zu sozialisieren. „Diese Prägung<br />
bleibt <strong>den</strong> Tieren ein Leben lang“,<br />
sagt Hermann Wertheimer über<br />
die verantwortungsvolle Aufzucht<br />
junger Bernhardiner.<br />
Zehn Welpen<br />
in einem Wurf<br />
Alle zehn Hunde von Bine haben,<br />
wie es sich gehört, einen Namen<br />
mit C erhalten. Clarissa, Chanel,<br />
Schriftliche Bewerbung bitte an:<br />
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Zuchtnachweiß<br />
seit 1884<br />
Im <strong>März</strong> 1884 wurde der schweizerische<br />
St. Bernhardsclub gegründet,<br />
der seither ein Hauptstammbuch<br />
der Züchtungen führt. Daraufhin<br />
gründete sich im Jahr 1891 auch in<br />
München ein St. Bernhards Klub,<br />
der bis heute deutschlandweit als<br />
Zuchtverband <strong>für</strong> Bernhardiner<br />
tätig ist. Dieser Verband ist in Landesgruppen<br />
unterteilt und Judith<br />
Wertheimer fungiert <strong>für</strong> Bayern<br />
als Landesgruppenleiterin. Auch<br />
in Deutschland wird seit 1891 ein<br />
Zuchtbuch geführt, so dass die 130<br />
Mitglieder der Landesgruppe mit 19<br />
Zuchtstätten <strong>für</strong> ihre Rassehunde<br />
eine lange Ahnentafel vorweisen<br />
62 | altlandkreis<br />
Judith und Hermann Wertheimer mit ihren Bernhardinern.
Da war was los, als Hündin Bine ihre zehn Welpen säugte.<br />
Coco, Candela, Camillo, Conrad,<br />
Clooney, Cento, Cäsar und Carlos.<br />
Gleich nach dem Decken wird die<br />
Deckbescheinigung und nach der<br />
Geburt die Wurfmeldung <strong>für</strong> das<br />
Zuchtbuch an die Zuständigen des<br />
Klubs geschickt. Ein Tierarzt entwurmt<br />
und impft die Welpen. Außerdem<br />
wer<strong>den</strong> sie zur I<strong>den</strong>tifizierung<br />
am Hals gechipt. Schließlich<br />
kommt ein Zuchtwart und begutachtet<br />
<strong>den</strong> Wurf. Erst wenn er die<br />
Hunde <strong>für</strong> in Ordnung befindet,<br />
wird <strong>für</strong> jedes der Welpen eine<br />
Ahnentafel ausgestellt. Die sechs<br />
Rü<strong>den</strong> und drei Hündinnen haben<br />
Hermann und Judith Wertheimer<br />
von Westfalen bis Kärnten sowie in<br />
die Schweiz verkauft. Nur die kleine<br />
Candela haben sie behalten.<br />
„Ich züchte als Hobby und möchte,<br />
dass die Hunde ein optimales Zuhause<br />
bekommen“, betont Judith<br />
Wertheimer ausdrücklich. Sie hat<br />
auch schon Interessenten weitergeschickt,<br />
wenn sie ihrer Meinung<br />
nach nicht in der Lage waren, dem<br />
Hund die notwendige Aufmerksamkeit<br />
zu bieten.<br />
Sportliche,<br />
robuste Hunde<br />
Rüde „Puma II. vom Verler See“ ist<br />
der Vater des zehnköpfigen Wurfes.<br />
Mit 83 Zentimetern Stockmaß,<br />
rund 80 Kilogramm Körpergewicht<br />
und einer sehr sportlichen,<br />
hochbeinigen Figur ein wahrer<br />
Prachtbursche, der <strong>den</strong> Anspruch<br />
einer modernen Bernhardinerzucht<br />
ideal erfüllt. 60 Prozent der<br />
Bernhardiner wer<strong>den</strong> übrigens als<br />
Langhaar geboren. Rüde Puma,<br />
oder „Bruno“, wie ihn seine Besitzer<br />
liebevoll nennen, ähnelt mit<br />
seinen kurzen Haaren und seinem<br />
sportlichen Schlag <strong>den</strong> damaligen<br />
Hun<strong>den</strong> der Mönche. „Leider sieht<br />
man <strong>den</strong> Bernhardiner immer weniger“,<br />
sagt Judith Wertheimer, obwohl<br />
er durch moderne Züchtung<br />
nicht mehr aus dem Maul schlonzt<br />
oder nur faul herumrumliegt. <strong>Das</strong><br />
Fass mit Rum um <strong>den</strong> Hals ist übrigens<br />
nur eine Erfindung, wurde in<br />
der Realität nie praktiziert. „Dennoch<br />
hören wir beim Gassigehen<br />
oft, dem fehlt ja das Fass!“, sagt Judith<br />
Wertheimer und schmunzelt.<br />
Die Wertheimers je<strong>den</strong>falls lieben<br />
ihre Hunde und betreiben einen<br />
enormen zeitlichen wie finanziellen<br />
Aufwand <strong>für</strong> ihren Zuchterfolg.<br />
Umso kritischer sehen sie es, wenn<br />
Deutschland mit Welpen aus dubioser<br />
Herkunft aus dem Osten Europas<br />
überschwemmt wird. Auf dem<br />
Mooshof dürfen die Hunde frei<br />
leben. Sie begleiten ihr Frauchen<br />
auch bei der Pferdezucht und wer<strong>den</strong><br />
manchmal sogar im Wagerl<br />
eingespannt.<br />
rg<br />
Ein stattliches Exemplar der Bernhardiner-Rasse<br />
ist Rüde Bruno,<br />
oder wie er im Stammbuch heißt:<br />
Puma II. vom Verler See.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 63
Zombies Elite MC – die Rocker im <strong>Altlandkreis</strong><br />
„Wir sind kein Club <strong>für</strong><br />
Schönwetter-Fahrer“<br />
Individuelle Taschen und Rucksäcke<br />
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Ilgen | Schlecht-Wetterfahrten<br />
durchs Gebirge, wilde Partys und<br />
dieser Touristenbus, vollgepackt<br />
mit Japanern. Die Mitglieder des<br />
Motorradclubs „Zombies Elite<br />
MC“ haben viele aufregende Anekdoten<br />
zu erzählen. „Vor vielen<br />
Jahren haben wir bei uns auf dem<br />
Clubgelände eine Sau von einem<br />
Metzger schlachten lassen und<br />
sie zum Ausbluten draußen im<br />
Garten aufgehängt“, sagt Morris.<br />
<strong>Das</strong> haben die Japaner aus dem<br />
Bus heraus entdeckt und deren<br />
Fahrer darum gebeten, umzudrehen<br />
und anzuhalten. „Dann sind<br />
wirklich alle ausgestiegen, haben<br />
sich an unserer Grundstücksgrenze<br />
aufgereiht und wie wild diese<br />
Sau fotografiert, das war der absolute<br />
Wahnsinn“, sagt Morris<br />
und grinst. Er hätte viele weitere<br />
Club-Geschichten in petto, möchte<br />
jedoch nicht alles verraten. Ein<br />
Zombie behält sein Erlebtes in der<br />
Regel <strong>für</strong> sich, teilt unvergessene<br />
Momente lieber intern.<br />
Gegründet wurde der Motorradclub<br />
im Jahre 1974, als sich der<br />
harte Kern vom MC Nürnberg<br />
zum Zombies MC abgegrenzt<br />
hatte. Von Franken übers Allgäu<br />
breiteten sich die Rocker immer<br />
weiter aus, gründeten nach und<br />
nach neue Ortsgruppen, genannt<br />
Chapter. Aktuell gibt es davon acht<br />
(siehe auch auf Facebook oder<br />
im Internet unter www.zombieselite.de).<br />
Dazu gehört auch das<br />
Chapter Zombies Elite MC Schongau,<br />
gegründet im Jahre 1996.<br />
„Schongau, weil die Kleinstadt<br />
namentlich bekannter ist als der<br />
kleine Steinga<strong>den</strong>er Ortsteil Ilgen,<br />
wo wir im Grunde zuhause sind“,<br />
sagt Morris, der damals einen<br />
kleinen Raum auf dem heutigen<br />
Clubgelände hinter dem „Bed &<br />
Breakfast“ erworben hatte, inzwischen<br />
Besitzer des kompletten<br />
„hinteren“ Areals ist – und es ausschließlich<br />
Club-Zwecken zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Paradiesischer Ort<br />
zum Feiern<br />
Elf Männer, von jung bis alt, gehören<br />
derzeit zu <strong>den</strong> „Schongauer“<br />
Zombies. Sie stammen aus<br />
Kaufbeuren, Marktoberdorf, dem<br />
Fuchstal sowie Schongau und<br />
Umgebung. Je<strong>den</strong> Freitagabend,<br />
20 Uhr, treffen sie sich im Clubhaus.<br />
Sie planen Touren, Events<br />
und lassen es ganz gerne mal krachen.<br />
Wer das Clubhaus betritt,<br />
findet einen schier paradiesischen<br />
Ort zum Feiern vor. Ein großer<br />
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64 | altlandkreis
anz_F&P_87x200_050417_Layout 1 05.04.17 10:25 Seite 1<br />
Freitagabend, Clubhaus-Treffen der Zombies, Chapter Schongau.<br />
Raum mit durchgehender Theke<br />
bietet Platz <strong>für</strong> rund 50 Mann,<br />
ist ideal geeignet <strong>für</strong> größere<br />
Partys. Passend dazu ein Schlafraum,<br />
„damit keiner auf dumme<br />
Gedanken kommt und mit Restalkohol<br />
aufs Motorrad steigt“. Auf<br />
der anderen Seite des Gebäudes<br />
befindet sich ein kleinerer Raum<br />
mit Brennholz-Ofen, Eck-Bar,<br />
Durchreiche zu Getränkelager und<br />
Küche sowie Stehtischen und Barhockern.<br />
Ein urgemütlicher Raum<br />
im klassischen Rocker-Kneipen-<br />
Stil, ideal <strong>für</strong> elf Zombies auf einem<br />
Haufen.<br />
Die sind auch an diesem Freitagabend<br />
allesamt vereint. „Wir sind<br />
im Grunde wie eine eigene Familie,<br />
wie Brüder, die sich teilweise<br />
von Kindesbeinen auf kennen“,<br />
sagt Morris, der auch „Presi<strong>den</strong>t“<br />
der Schongauer Zombies ist. Für<br />
Neumitglieder heißt das: Voraussetzungen<br />
erfüllen, Probezeit<br />
bestehen. Wer sich <strong>den</strong> Zombies<br />
anschließen möchte, muss mindestens<br />
volljährig sein, <strong>den</strong> Motorradführerschein<br />
sowie ein leistungsstärkeres<br />
Motorrad besitzen<br />
und sich über ein ganzes Jahr als<br />
charakterlich geeignet erweisen.<br />
„Eine 125er ist uns zu schwach“,<br />
sagt Morris. Ob kultige Harley oder<br />
dynamische Straßenmaschine, ist<br />
allerdings egal. Darüber hinaus<br />
müsse ein Zombie sein Hobby<br />
ernst nehmen und intensiv betreiben.<br />
„Schönwetter-Fahrer sind<br />
bei uns fehl am Platz, wir fahren<br />
auch bei Regen“ Überhaupt sollte<br />
das Clubleben bei <strong>den</strong> Zombies<br />
ganz oben auf der Freizeitliste<br />
stehen. „Arbeit geht natürlich vor,<br />
schließlich ist Motorradfahren Luxus,<br />
<strong>den</strong> man sich erstmal leisten<br />
können muss.“ Auch wichtige Familienangelegenheiten<br />
rechtfertigen<br />
eine Absage. Ansonsten aber<br />
sind die freitäglichen Clubhaus-<br />
Treffen Pflicht. Auch im Winter.<br />
Großes Sommerfest<br />
und Mallorca-Trip<br />
„Von <strong>April</strong> bis Oktober sind wir<br />
natürlich sehr viel auf <strong>den</strong> Straßen<br />
unterwegs, machen sowohl<br />
Tages- als auch Wochenendtouren.“<br />
Meistens in Richtung Gebirge,<br />
„weil wir hier das Paradies ja<br />
direkt vor der Haustüre haben“.<br />
Besonders beliebt bei <strong>den</strong> Zombies<br />
sind die Dolomiten – von diversen<br />
Motorradtreffen zwischen<br />
Österreich und Hessen sowie <strong>den</strong><br />
regelmäßigen Clubhaus-Treffen<br />
abgesehen.<br />
Die größte Party allerdings steigt<br />
Mitte des Jahres im Rahmen eines<br />
Sommerfestes, organisiert <strong>für</strong> alle<br />
Zombies, auch die der anderen<br />
Chapter. „Da ist dann richtig viel<br />
los bei uns in Ilgen“, sagt Morris,<br />
der als weiteres Highlight einen<br />
Mallorca-Besuch im Jahr 2019 erwähnt,<br />
wo die Zombies ebenfalls<br />
vertreten sind – und auf Anhieb<br />
gut zu erkennen. Zombies, egal ob<br />
in Ilgen oder auf Mallorca, treten<br />
auch kleidungstechnisch als Einheit<br />
auf. Viel schwarz, meistens<br />
in Jeans und in jedem Falle in der<br />
markanten Club-Weste aus Leder,<br />
gespickt mit aufgenähten Wappen<br />
sowie Clubname, der wie bei Fußballtrikots<br />
auf Höhe von Schulterblatt<br />
zu Schulterblatt geschrieben<br />
steht.<br />
Geschneidert wird die Club-Ware<br />
übrigens von einem clubeigenen<br />
Designer aus dem Nürnberger<br />
Raum, der auch unterschiedlichste<br />
Aufnäher zu größeren Events der<br />
Zombies kreiert. Immer darauf zu<br />
sehen ist ein grüner „Zombie“ mit<br />
Hörnern auf dem Kopf – das Markenzeichen<br />
des Motorradclubs,<br />
der von <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Bewohnern<br />
akzeptiert und respektiert<br />
wird. „Speziell die wenigen Leute<br />
in und um Ilgen herum kennen<br />
uns seit Jahren eh“, sagt Morris.<br />
Nichtmitglieder lassen sich trotzdem<br />
äußerst selten blicken auf<br />
dem Club-Gelände, „obwohl bei<br />
uns selbstverständlich jeder sein<br />
Bierchen bekommt, solange er<br />
uns mit Respekt begegnet“. <strong>Das</strong><br />
gilt sogar <strong>für</strong> wildfotografierende<br />
Japaner.<br />
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Die Mitglieder der Ortsgruppen treffen sich zu großen Events.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 65
Gefahr durch Asiatischen Laubholzbockkäfer<br />
Der taxifahrende<br />
Baumvernichter<br />
Murnau | Welch große Bedrohung<br />
der Borkenkäfer <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bestand<br />
hiesiger Fichtenwälder ist, dürfte<br />
seit vielen Jahren bekannt sein.<br />
Weniger präsent in <strong>den</strong> Köpfen der<br />
Bürger ist dagegen der Asiatische<br />
Laubholzbockkäfer. Wie der Name<br />
verrät, stammt das Insekt aus Asien<br />
und ist rein optisch betrachtet<br />
einer der größten und schönsten<br />
Käfer überhaupt. Sein robuster<br />
schwarzer Körper mit weißen<br />
Punkten auf dem Rücken erreicht<br />
eine Länge von bis zu vier Zentimetern,<br />
wird fortbewegt durch<br />
sechs grätige Beinchen oder durch<br />
unter <strong>den</strong> Flügeldecken versteckte<br />
Flügel. Noch auffälliger sind seine<br />
schwarz-weiß gestreiften Fühler,<br />
die zweieinhalb Mal so lang wer<strong>den</strong><br />
können wie sein Körper. Ob<br />
die beim Fliegen stören? Aufgrund<br />
seiner Trägheit hebt der Asiatische<br />
Laubholzbockkäfer,<br />
kurz ALB, eher<br />
selten ab.<br />
„Er fährt<br />
lieber<br />
Taxi“, sagt Ruth Haag, Försterin<br />
des AELF Weilheim, die einzig<br />
und allein die Aufgabe hat, dieses<br />
exotische Insekt in <strong>den</strong> Laubwäldern<br />
um Murnau am Staffelsee<br />
aufzuspüren – und es zu vernichten.<br />
„<strong>Das</strong> klingt im ersten Moment<br />
brutal und fällt mir als Käferliebhaberin<br />
auch nicht leicht, aber<br />
der Schutz unserer Laubbäume<br />
ist am Ende des Tages wichtiger.“<br />
Während der Borkenkäfer<br />
hauptsächlich schwache Fichten<br />
angreift, nistet sich der Asiatische<br />
Laubholzbockkäfer ausschließlich<br />
in Laubbäumen ein. Bayernweit<br />
sind derzeit fünf Fälle von ALB-<br />
Befall bekannt. Der jüngste Fund<br />
stammt aus Murnau, quasi mitten<br />
im Ort. Entdeckt wurde der Befall<br />
von einem Touristen, dem der<br />
Käfer auf dem Weg zum Bahnhof<br />
entgegenkrabbelte. Offensichtlich<br />
kennt sich der Mann aus mit exotischen<br />
Insekten – er erkannte das<br />
Tier auf Anhieb als Schädling und<br />
informierte die Landesanstalt <strong>für</strong><br />
Landwirtschaft (LfL). Dort schrillten<br />
sofort die Alarmglocken. Sollte<br />
sich der Asiatische Laubholzbockkäfer<br />
hierzulande etablieren,<br />
würde das alle<br />
Laubbäume in Murnau<br />
gefähr<strong>den</strong> und<br />
in <strong>den</strong><br />
Riesengroß und wunderschön:<br />
So sieht ein ausgewachsener ALB aus.<br />
Fingerdicke Bohrlöcher und abplatzende<br />
Rinde sind Anzeichen<br />
<strong>für</strong> einen ALB-Befall.<br />
umliegen<strong>den</strong> Laubwäldern eine<br />
mittelschwere Wald-Katastrophe<br />
bedeuten: Borkenkäfer, immer<br />
heftigere Stürme – und nun auch<br />
noch ein Laubbaumvernichter!?<br />
In Asien richtet der Sechsbeiner<br />
jährlich einen Scha<strong>den</strong> von mehr<br />
als einer Milliarde Euro (!) an.<br />
<strong>Das</strong> Schadpotential durch <strong>den</strong><br />
Asiatischen Laubholzbockkäfer ist<br />
deshalb so hoch, weil er auch<br />
kerngesunde Laubbäume angreift.<br />
Deshalb gelten im Falle eines ALB-<br />
Befalls gleichermaßen strenge wie<br />
rigorose Auflagen.<br />
Keine natürlichen<br />
Feinde<br />
Die effektivste Methode, <strong>den</strong><br />
Schädling zu vernichten: Befallene<br />
Bäume umgehend fällen, zu<br />
Schnitzel häckseln und verbrennen.<br />
Dies gilt übrigens nicht nur<br />
<strong>für</strong> direkt befallene Ahorne, Wei<strong>den</strong>,<br />
Birken, Pappeln und Rosskastanien.<br />
Auch weitere vom ALB bevorzugte<br />
Laubbäume (spezifizierte<br />
Baumarten) im Befalls-Umkreis<br />
66 | altlandkreis
von 100 Metern wer<strong>den</strong> gefällt,<br />
gehäckselt, verbrannt. Darüber<br />
hinaus wird rund um <strong>den</strong> Befalls-<br />
Ort eine Quarantäne-Zone mit<br />
2 100 Metern Radius eingerichtet.<br />
Alle Laubbäume, die sich in diesem<br />
Bereich befin<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong><br />
regelmäßig von Fachleuten auf<br />
ALB-Befall kontrolliert, was laut<br />
Ruth Haag gar nicht so einfach sei.<br />
Einzige, gut von außen erkennbare<br />
Merkmale eines ALB-Befalls<br />
sind fingerdicke, kreisrunde Ausbohrlöcher,<br />
abplatzende Rin<strong>den</strong>,<br />
brechende Äste und Fraßbilder an<br />
Blättern. „Wobei es beim Entdecken<br />
dieser Merkmale im Grunde<br />
schon zu spät ist.“ Zwischen Juni<br />
und Oktober, hauptsächlich im<br />
August, frisst sich der Asiatische<br />
Laubholzbockkäfer durch die Rinde<br />
des Laubbaums und legt direkt<br />
unter der Rinde reiskorngroße Eier<br />
ab. Nach wenigen Wochen schlüpfen<br />
die Larven, „von <strong>den</strong>en der<br />
hauptsächliche Scha<strong>den</strong> ausgeht,<br />
weil der Käfer selbst nach nur wenigen<br />
Wochen stirbt“. Die Larven<br />
dagegen fressen sich die ersten<br />
Tage durch das saftig weiche Kambium<br />
zwischen Stamm und Rinde,<br />
dringen anschließend tief ins<br />
Baumstamminnere, wo sie sich<br />
von unten nach oben durchfressen<br />
und die Baumstabilität massiv<br />
Den größten Scha<strong>den</strong> verursachen<br />
die im Baum geschlüpften Larven.<br />
Jagdhündin Mia wurde von Försterin Ruth Haag zum Spürhund <strong>für</strong> das<br />
Aufsuchen des Asiatischen Laubholzbockkäfers ausgebildet.<br />
beeinträchtigen. Sie sind dort vor<br />
möglichen Fein<strong>den</strong> wie Meisen<br />
oder Spechten bestens geschützt,<br />
da diese nur an Baumoberflächen<br />
und im äußeren Stammbereich<br />
mittels Schnabelpickerei nach Insekten-Mahlzeit<br />
suchen.<br />
Spürhund soll weitere<br />
Käfer fin<strong>den</strong><br />
> > > Zum Thema<br />
Beim Stichwort „Suchen“ spitzt<br />
Haags Jagdhündin „Mia“ die<br />
Ohren. Sie wurde kürzlich in Österreich<br />
zum Spürhund <strong>für</strong> das<br />
Auffin<strong>den</strong> des Asiatischen Laubholzbockkäfers<br />
ausgebildet, genau<br />
wie Hündin „Brezel“ von Försterkollegin<br />
Silke Hartmann. Neben<br />
<strong>den</strong> optischen Merkmalen ist das<br />
eine effektive Methode in Sachen<br />
ALB-Suche, <strong>für</strong> die im Sommer<br />
auch Pheromon-Fallen (Sexuallockstoffe)<br />
aufgehängt wer<strong>den</strong>,<br />
die <strong>den</strong> Schädling aus seinen<br />
Verstecken locken sollen. 20 Stück<br />
sind hiervon während der Flugzeit<br />
im Murnauer Wald rund um<br />
die Befallszone platziert. Von der<br />
Insel Wörth bis zur Unfallklinik –<br />
so weitläufig ist die Quarantäne-<br />
Zone. Davon abgesehen haben<br />
alle Murnauer, die Wald in diesem<br />
abgegrenzten Gebiet besitzen, folgendes<br />
zu beachten: Wer Laubholz<br />
im Wald um- oder abschneidet,<br />
darf dieses nicht vom Grundstück<br />
entfernen. Am besten vor Ort das<br />
Holz stehen und liegen lassen. Wer<br />
unbedingt Holz machen möchte<br />
oder muss, ist verpflichtet, das Material<br />
direkt vor Ort von Ruth Haag<br />
oder Vertretern der LfL erst kontrollieren<br />
zu lassen, dann häckseln<br />
und die Schnitzel unmittelbar und<br />
in geschlossenen Behältnissen zu<br />
einer ausgewiesenen Verbrennungsstation<br />
zu fahren. Wer Holz<br />
außerhalb der Zone schlägt, darf<br />
es zum Lagern in <strong>den</strong> Quarantäne-<br />
Bereich bringen, muss es vom<br />
Zeitpunkt des Stapelns jedoch unberührt<br />
dort liegen lassen. Wobei<br />
diese strengen Regeln, „vor allem<br />
<strong>für</strong> Brennholzmacher ist die Situation<br />
nicht leicht“, ausschließlich<br />
<strong>für</strong> Laubholz gelten. Damit sich<br />
auch alle betroffenen Waldbesitzer<br />
an die Regeln halten, wur<strong>den</strong><br />
sie mehrfach informiert. Infoveranstaltungen,<br />
Infoanschreiben per<br />
Post sowie tägliche Beratungsmöglichkeiten<br />
bei Ruth Haag im<br />
Murnauer Forstamt haben bisher<br />
zur Bekämpfung und Information<br />
über <strong>den</strong> ALB beigetragen und<br />
wer<strong>den</strong> dies auch weiterhin.<br />
Aus Asien ins<br />
Wer<strong>den</strong>felser Land<br />
Die in Murnau gefun<strong>den</strong>en Asiatischen<br />
Laubholzbockkäfer reisten<br />
höchstwahrscheinlich als Ei oder<br />
Larve in einer Palette <strong>für</strong> Stein-<br />
Transport aus Asien ins Wer<strong>den</strong>felser<br />
Land. Dort, wo die Käfer<br />
ihre Eier ablegen konnten sowie<br />
in deren Umkreis von 100 Metern<br />
steht nun kein einziger Laubbaum<br />
mehr. Ruth Haag ist jedoch fest<br />
davon überzeugt, dass dieses rigorose<br />
Abholzen seinen Zweck erfüllte.<br />
„Bis jetzt haben wir und die<br />
Mitarbeiter der LfL in Murnauer<br />
Wäldern, Gärten und Parks keinen<br />
weiteren ALB-Befall gefun<strong>den</strong>.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass wir<br />
das Problem in <strong>den</strong> Griff bekommen.“<br />
Vor allem deshalb, weil<br />
sich der Asiatische Laubholzbockkäfer<br />
nicht nur träge fortbewegt,<br />
sondern mit höchstens 30 bis 70<br />
Eiern auch wesentlich langsamer<br />
fortpflanzt als der Borkenkäfer –<br />
der vermehrt sich bekanntlich exponentiell.js<br />
Hinweise auf ALB-Befall sofort mel<strong>den</strong>!<br />
Wer sich näher über <strong>den</strong> Schädling informieren möchte oder ALBtypische<br />
Merkmale an Waldbäumen oder Blättern entdeckt, möge<br />
sich umgehend bei Ruth Haag unter Telefon 08841 / 6129-23 oder<br />
ALB@aelf-wm.bayern.de mel<strong>den</strong>.<br />
Jede Verdachtsmeldung nimmt auch die Landesanstalt <strong>für</strong> Landwirtschaft<br />
(LfL) unter 08161 / 71-5730 oder ALB@LfL.bayern.de entgegen.<br />
märz / april <strong>2018</strong> | 67<br />
Der ganz<br />
besondere Genuss<br />
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Mit buntem<br />
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25 Jahre Kieferorthopädische Praxis Dr. Brigitte Schnell<br />
Frei zu lachen ist ein unbezahlbares Geschenk<br />
„Sich als erwachsener Mensch auf<br />
das Abenteuer Zahnspange einzulassen,<br />
hat sich gelohnt. Frei zu lachen<br />
ist ein Geschenk, das man mit<br />
Geld nicht bezahlen kann.“<br />
Zähne spielen während des gesamten<br />
Lebens eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen<br />
nicht nur die Harmonie des Gesichtes,<br />
sie prägen die Sprache und persönliche<br />
Ausstrahlung und sind durch<br />
<strong>den</strong> Kauvorgang <strong>für</strong> die Nahrungsaufnahme<br />
entschei<strong>den</strong>d. Schöne gerade<br />
Zähne signalisieren Gesundheit und<br />
Lebensfreude.<br />
Dr. Brigitte Schnell und ihr Team bemühen<br />
sich nicht nur um ein strahlendes<br />
Lächeln, sondern auch um eine Wohlfühlatmosphäre,<br />
kurze Wartezeiten und<br />
eine flexible Terminvergabe. <strong>Das</strong> gute<br />
Praxisklima wird auch durch die langjährige<br />
Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Mitarbeiterinnen<br />
bestätigt. Fast alle sind schon<br />
seit zehn Jahren und länger dabei. „Ich<br />
bin sehr begeistert, zusammen mit meinem<br />
engagierten Team seit 25 Jahren<br />
Menschen helfen zu können“, freut sich<br />
die Kieferorthopädin und stößt gemeinsam<br />
mit ihren Angestellten auf eine weiterhin<br />
erfolgreiche Zukunft an.<br />
Eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten<br />
ist <strong>für</strong> Dr. Brigitte Schnell, seit 25<br />
Jahren praktizierende Kieferorthopädin,<br />
eine absolute Selbstverständlichkeit.<br />
Schwerpunkt:<br />
Der Mensch im Fokus<br />
„Ich sehe <strong>den</strong> Menschen als ganzes System.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet, dass in die Behandlung<br />
nicht nur die Korrektur der Zahnfehlstellung<br />
berücksichtigt wird, sondern<br />
auch die Kopf- und Körperhaltung, die<br />
Kiefergelenke sowie die Nasenatmung<br />
und der Schluckvorgang. Hier besteht ein<br />
eindeutiger Zusammenhang, der in die<br />
Behandlung einfließen muss“, erklärt<br />
die Fachzahnärztin, die nach dem zahnmedizinischen<br />
Staatsexamen eine über<br />
vier Jahre andauernde Ausbildung ausschließlich<br />
im Bereich Kieferorthopädie<br />
absolviert hat. „Bei Vorschulkindern mit<br />
chronischen Kopschmerzen ist ein häufiger<br />
Befund ein zu schmaler oder zu weit<br />
hinten liegender Oberkiefer, der in interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit mit einem<br />
Osteopathen korrigiert wer<strong>den</strong> kann.“<br />
Anschließend sind die Kinder beschwerdefrei<br />
und die weitere Kieferentwicklung<br />
kann ganz normal ablaufen.<br />
Erfolgreiche Studie:<br />
„Qualität aus Patientensicht“<br />
„Wegen einer schlimmen Zahnfehlstellung<br />
habe ich mich <strong>für</strong> eine Behandlung<br />
in der Praxis von Dr. Schnell entschie<strong>den</strong>.<br />
Ich fühlte mich in <strong>den</strong> ansprechen<strong>den</strong><br />
und großzügigen Räumen sofort wohl,<br />
das Team ist aufmerksam und freundlich.<br />
Man spürt sofort: hier geht es um <strong>den</strong> Patienten.<br />
Die Behandlung war angenehm,<br />
modern, individuell und äußerst effizient.<br />
68 | altlandkreis
„Ich kam in die Praxis wegen Schmerzen im Kiefergelenk.<br />
Nach erfolgreicher Behandlung sind meine Schmerzen verschwun<strong>den</strong>.<br />
Außerdem sind meine Zähne jetzt so gleichmäßig<br />
wie in der Zahnpastawerbung. <strong>Das</strong> Team war immer<br />
ausgesprochen freundlich, weshalb ich gerne zur Behandlung<br />
gegangen bin.”<br />
„Manche sagen, die Augen sind das besondere<br />
an einem Menschen, doch eigentlich ist es das<br />
Lächeln, was verzaubert. Ich bin total begeistert<br />
von der perfekten Behandlung, <strong>den</strong>n endlich kann<br />
auch ich mein Lächeln unbeschwert zeigen. Nicht<br />
nur die Behandlung an sich ist lobenswert, sondern<br />
auch die schön eingerichtete Praxis und die<br />
freundlichen Mitarbeiterinnen steigern <strong>den</strong> Wohlfühlfaktor.<br />
Alles ist wirklich empfehlenswert.“<br />
Ich bin aufgrund der schnell sichtbaren<br />
Fortschritte und eines super Endergebnisses<br />
höchst zufrie<strong>den</strong>“, so äußert sich<br />
ein Patient. Dies ist nur eine von vielen<br />
positiven Aussagen, die im Rahmen der<br />
wissenschaftlichen Befragung „Qualität<br />
aus Patientensicht“ durch das Institut<br />
<strong>für</strong> Management im Gesundheitswesen<br />
unter der Leitung von Prof. Dr. G. F. Riegel<br />
geäußert wurde. Die Patienten vergaben<br />
in allen untersuchten Leistungsfeldern<br />
Noten im Einser-Bereich, was auch die<br />
Aussage einer Mutter eines jungen Patienten<br />
bestätigt: „Ich fühle mich hier<br />
so gut aufgehoben, dass ich auch einen<br />
längeren Anfahrtsweg in Kauf nehme.“<br />
Damit ist diese Mutter keine Ausnahme.<br />
Zahnspange<br />
im Erwachsenalter?<br />
Zähne lassen sich ein Leben lang bewegen.<br />
Deshalb kommen nicht nur jugendliche<br />
Patienten in die Praxis, sondern<br />
ebenso Erwachsene. Der Beweggrund ist<br />
häufig ein Schiefstand im Frontzahnbereich,<br />
der ein freies Lachen einschränkt.<br />
Dies ist aber nicht die einzige Auswirkung<br />
von Zahn- und Kieferfehlstellungen. Im<br />
jugendlichen Alter kann eine nicht korrekte<br />
Verzahnung noch kompensiert wer<strong>den</strong>.<br />
In späteren Jahren kommt es durch<br />
Veränderungen an <strong>den</strong> Zähnen wie z. B.<br />
Abrieb oder Zahnwanderungen zu Problemen,<br />
die sich vor allem in chronischen<br />
Rücken- oder Kopfschmerzen äußeren<br />
können. „Durch eine gezielte Korrektur<br />
kann also nicht nur die Zahnstellung verbessert<br />
wer<strong>den</strong>, so dass im Anschluss<br />
eine geplante prothetische Behandlung<br />
sinnvoll stattfin<strong>den</strong> kann, es können<br />
auch die Schmerzen in der Wirbelsäule<br />
wesentlich reduziert wer<strong>den</strong>.“, erläutert<br />
Dr. Schnell, die sich am meisten daran<br />
erfreut, wenn ihre Patienten nach Abschluss<br />
der Behandlung mit einem strahlen<strong>den</strong><br />
Lächeln die Praxis verlassen.<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 69
Bundeswehr-Ausbildung im Starnberger See<br />
Tauchen mit Stahlschuhen<br />
und Schweißapparat<br />
Starnberg | Manchmal kehren<br />
die angehen<strong>den</strong> Pioniertaucher<br />
von ihrer Mittagspause zurück<br />
und stoßen auf Zivilisten. „Die<br />
schwimmen vom Ufer auf unser<br />
Hausboot und unterschätzen, wie<br />
weit die Strecke ist“, erzählt Oliver<br />
Suttner, der in solchen Fällen ein<br />
Auge zudrückt, <strong>den</strong> Schwimmern<br />
die notwendige Erholung gönnt<br />
und sie erst dann zurück ins Wasser<br />
bittet. Denn eigentlich haben<br />
Einheimische und Touristen nichts<br />
zu suchen auf der Fähre, die einzig<br />
und allein der Ausbildung von<br />
Pionier- und Kampfmittelabwehrtauchern<br />
dient, nur in Ausnahmefällen<br />
auch THW, Feuerwehr<br />
und Polizei zur Verfügung gestellt<br />
wird. Auch Segler halten sich selten<br />
daran, <strong>den</strong> vorgeschriebenen<br />
Mindestabstand von 50 Metern<br />
einzuhalten. Einige, weil sie ihr<br />
Boot nicht so recht im Griff haben.<br />
Andere aus purer Neugier.<br />
Stabsfeldwebel Oliver Suttner,<br />
43, ist Ausbilder am Taucherausbildungszentrum<br />
der Deutschen<br />
Bundeswehr in Starnberg-Percha.<br />
Je<strong>den</strong> Morgen macht er sich mit<br />
einer rund 30-köpfigen Gruppe<br />
junger Zeitsoldaten auf <strong>den</strong> Weg<br />
zum beschaulichen Hafen und<br />
legt um Punkt 7.15 Uhr mit einem<br />
der bei<strong>den</strong> Hausboote, genannt<br />
Taucherfähre, ab. Die wird nun<br />
an einer <strong>für</strong> die jeweilige Übung<br />
optimalen Stelle mitten auf dem<br />
Starnberger See verankert, steht<br />
dort <strong>den</strong> ganzen Tag über und<br />
wird erst am Abend wieder motorbetrieben<br />
zurück in <strong>den</strong> Hafen<br />
gefahren. Für die Mittagspause in<br />
der großen Kantine auf dem Basisgelände<br />
wer<strong>den</strong> die Taucher-<br />
Azubis von Kollegen abgeholt,<br />
nach Speis und Trank wieder hinausgefahren<br />
– die kurze Fahrt<br />
mit dem tarnfarbenen Motorboot<br />
ist wesentlich flotter als die Tauchgänge<br />
am Untergrund des Sees.<br />
Getaucht wird<br />
auch im Winter<br />
So auch an diesem wechselwolkigen<br />
Dienstag Ende Januar, an<br />
dem weit und breit keine verirrten<br />
Schwimmer und Segler zu<br />
sehen sind, weil Wasser- und<br />
Außentemperatur nicht wirklich<br />
wassersportfreundlich sind zu<br />
dieser Jahreszeit. „An der Oberfläche<br />
dürften wir heute um die<br />
sieben Grad, in der Tiefe rund vier<br />
Grad haben“, sagt Oliver Suttner.<br />
Den Pioniertauchern macht die<br />
kalte Wassertemperatur nichts<br />
aus, weil sie bestens eingepackt<br />
sind in Trockentauchanzug und<br />
Vollgesichtsmaske. „Bei kühlen<br />
Außentemperaturen ist es sogar<br />
noch angenehmer <strong>für</strong> uns, weil<br />
wir mit relativ konstanter Körpertemperatur<br />
ins Wasser steigen,<br />
was im Hochsommer trotz Funktionsunterwäsche<br />
nicht wirklich der<br />
Fall ist.“ Hintergrund: In der Tiefe<br />
des Sees ist die Wassertemperatur<br />
Sommer wie Winter konstant,<br />
beträgt in etwa immer um die vier<br />
Grad Celsius.<br />
Luft bekommen die Taucher über<br />
einen langen Schlauch, der mit<br />
auf dem Hausboot angebrachten<br />
Atemluft-Flaschen verbun<strong>den</strong> ist.<br />
Atemluft? „Wir tauchen maximal<br />
50 Meter tief. Dort ist der Druck<br />
noch nicht ganz so stark, so dass<br />
wir ohne künstlichen Sauerstoff,<br />
stattdessen mit Atemluft auskommen“,<br />
sagt Suttner. Ein weiterer<br />
Vorteil: Dank Vollgesichtsmaske<br />
können die Taucher frei atmen<br />
und sprechen, da sie keinen Stöp-<br />
Die Taucherfähre zum Üben wird über Nacht in <strong>den</strong> Hafen gefahren.<br />
70 | altlandkreis
Endlich geschafft: Ein Helmtaucher<br />
nach zweistündiger Übung.<br />
sel im Mund haben. Verbun<strong>den</strong><br />
mit einer Telefonleitung, die um<br />
<strong>den</strong> Atemluft-Schlauch gewickelt<br />
ist, kommunizieren die Taucher<br />
während der Unterwasser-Übungen<br />
mit ihren Partnern oben an<br />
Deck, die wiederum mit Headset<br />
ausgestattet sind. „Heute simulieren<br />
wir die Reparatur eines<br />
lecken<strong>den</strong> Schiffes“, sagt Suttner.<br />
Genaugenommen sollen die Azubis<br />
eine größere, löchrige Stahlplatte<br />
mit einer kleineren, dichten<br />
Stahlplatte mithilfe eines hydraulikbetriebenen<br />
Nietwerkzeugs flicken<br />
– alles unter Wasser.<br />
Handwerker<br />
unter Wasser<br />
Schweißen, sägen, flexen, bohren,<br />
hämmern oder Hindernisse<br />
sprengen, Seen und Flüsse auf<br />
Tiefe, Stromstärke oder Waffen<br />
erkun<strong>den</strong> – all das sind Aufgaben<br />
eines Pionier- oder Kampfmittelabwehrtauchers,<br />
die auch<br />
als Handwerker unter Wasser<br />
bezeichnet wer<strong>den</strong>, hier<strong>für</strong> jede<br />
Menge Spezialwerkzeuge zur Verfügung<br />
haben. <strong>Das</strong> Rüstzeug dieser<br />
verantwortungsvollen Aufgabe<br />
lernen die jungen Soldaten nicht<br />
nur am und im Starnberger See.<br />
Schwimmhalle und Tauchtopf in<br />
Havelberg (Sachsen-Anhalt) sowie<br />
Sprengsee in Havelberg-Nitzow<br />
sind zwei weitere Ausbildungsstandorte<br />
<strong>für</strong> diesen speziellen<br />
Beruf. Außerdem fahren die Azubis<br />
von Starnberg-Percha regelmäßig<br />
an umliegende Flüsse wie<br />
Lech, Amper oder Isar, um Unter-<br />
Wasser-Arbeiten bei starker Strömung<br />
– und damit noch schlechterer<br />
Sicht – zu trainieren.<br />
Da<strong>für</strong> geeignet sind nur ausgewählte<br />
Personen. Sie müssen<br />
sportlich fit, furchtlos und handwerklich<br />
geschickt sein, sich einer<br />
ärztlichen Untersuchung unterziehen<br />
und einen speziellen Einstellungstest<br />
in Kiel bestehen. Wer<br />
diese Hür<strong>den</strong> erfolgreich meistert,<br />
darf in Sachen Kraft und Kondition<br />
nicht nachlassen. Leichtere Arbeiten<br />
erledigt der Schwimmtaucher,<br />
der sich mit Flossen fortbewegt.<br />
Schwere Arbeiten wie das Betonieren<br />
eines Brückenfundaments<br />
dagegen erledigt der sogenannte<br />
Helmtaucher, der nicht mit Flossen,<br />
sondern Stahlschuhen ins<br />
Wasser gelassen wird – diese Form<br />
des Zusatzgewichtes verhindert<br />
ungewünschten Auftrieb und hält<br />
auch starken Strömungen stand.<br />
Stahlschuhe <strong>für</strong><br />
besseren Halt<br />
„Beide zusammen wiegen 15<br />
Kilo“, sagt Suttner in diesem Moment,<br />
als einer der Pioniertaucher<br />
nach knapp zwei Stun<strong>den</strong><br />
Unter-Wasser-Übung wieder gesund<br />
und munter, aber sichtlich<br />
erschöpft, über die Treppe auf die<br />
Fähre steigt. Zwei Kamera<strong>den</strong> eilen<br />
zur Entrüstung herbei. Damit<br />
er sich und die schwere Ausrüstung<br />
überhaupt zurück ans Deck<br />
der Taucherfähre geschafft hat,<br />
half ihm ein dickes Tau, das wie<br />
Atemschlauch und Telefonleitung<br />
mit ihm im Starnberger See war –<br />
und dem Zeitsoldaten zu sicherem<br />
Auftauchen verhalf.<br />
Überhaupt wird das Thema Sicherheit<br />
großgeschrieben bei <strong>den</strong><br />
Pioniertauchern, die diesbezüglich<br />
bestens aufgestellt und ausgestattet<br />
sind. „Mit an Bord sind<br />
immer ein Arzt sowie ein Arztgehilfe“,<br />
sagt Suttner, der im Notfall<br />
auch selbst als erfahrener Taucher<br />
ins Wasser geht. Darüber hinaus<br />
steht auf dem Basis-Gelände des<br />
TAZ Percha eine Druckkammer.<br />
Die wird im Falle der klassischen,<br />
lebensbedrohlichen Taucherkrankheit<br />
gebraucht, verursacht<br />
durch zu schnelles Auftauchen.<br />
Der vor wenigen Minuten aufgetauchte<br />
Helmtaucher hat keinerlei<br />
gesundheitlichen Probleme, weil<br />
er die maximale Auftauchgeschwindigkeit<br />
von zehn<br />
Metern pro Minute vorbildlich<br />
eingehalten hat. Was er<br />
allerdings braucht: eine or<strong>den</strong>tliche<br />
Stärkung. Pünktlich<br />
auf 12 Uhr fährt die Crew mit<br />
dem tarnfarbenen Motorboot<br />
zurück zur Basis. <strong>Das</strong> Hausboot<br />
lassen sie abgesperrt zurück,<br />
ehe es am Nachmittag in<br />
umgekehrter Konstellation mit<br />
<strong>den</strong> Übungen weitergeht. Dick<br />
eingepackt in Trockentauchanzug,<br />
Vollgesichtsmaske und<br />
Stahlschuhen.<br />
js<br />
Unsere Ausbildungsplätze <strong>2018</strong>/2019<br />
Als weltweit führender Spezialist <strong>für</strong> Maschinen zur Blechbearbeitung<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 71
SAM <strong>2018</strong> – zweite Ausbildungsmesse in Schongau<br />
80 Firmen – 15 Branchen<br />
Komm in unser Team!<br />
Kraftfahrzeugmechatroniker/ -in<br />
Feinwerkmechaniker/ -in<br />
Metallbauer/ -in<br />
Schongau | Nach dem Erfolgsdebüt<br />
im vergangenen Frühjahr<br />
findet auch heuer wieder eine<br />
Ausbildungsmesse in Schongau<br />
statt. Die SAM <strong>2018</strong> beginnt am<br />
Mittwoch, 18. <strong>April</strong>, um 13.30 Uhr<br />
in der Lechsporthalle in Schongau.<br />
Weil Andrang und Nachfrage im<br />
Vorjahr derart groß waren, wurde<br />
das Rahmenprogramm im Detail<br />
etwas verändert, um <strong>den</strong> Fokus<br />
noch stärker auf das Wesentliche<br />
zu richten: Die Suche nach<br />
dem perfekten Ausbildungsplatz.<br />
Heißt: Statt Bühne mit Prominenten-Frage-Stunde<br />
wurde Platz<br />
geschaffen <strong>für</strong> weitere Betriebe,<br />
die mit eigens aufgebauten Informationsstän<strong>den</strong><br />
ihre Philosophie,<br />
Produkte und Ausbildungsinhalte<br />
präsentieren wer<strong>den</strong>. Organisiert<br />
wird die zweite Schongauer Ausbildungsmesse<br />
von Peter Ostenrieder,<br />
der die Veranstaltung im<br />
Auftrag des Landratsamtes und<br />
gemeinsam mit Vertretern des<br />
Informationskreises <strong>für</strong> Wirtschaft<br />
bereits 2017 aus der Taufe gehoben<br />
hatte. Hintergrund damals:<br />
Immer mehr Firmeninhaber aus<br />
dem Schongauer Raum äußerten<br />
<strong>den</strong> Wunsch nach einer ähnlichen<br />
Veranstaltung wie die seit Jahren<br />
etablierte Jobmesse in Weilheim<br />
(siehe Seite 75). Wobei einige Firmen<br />
auf bei<strong>den</strong> Messen vertreten<br />
sein wer<strong>den</strong>.<br />
Arbeitgeber nehmen<br />
weite Wege auf sich<br />
Insgesamt haben sich 80 Firmen<br />
aus über 15 Branchen <strong>für</strong> die SAM<br />
<strong>2018</strong> angemeldet, die allesamt<br />
einen guten Platz fin<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />
in der freigeräumten Sporthalle.<br />
Neben bekannten Mittelständlern<br />
wie Hirschvogel, Hoerbiger, ept<br />
und UPM sind auch Fachschulen<br />
vertreten, zum Beispiel <strong>für</strong> Fremdsprachen,<br />
Heilerziehungspflege<br />
oder Ernährungsberatung. Auch<br />
staatliche Behör<strong>den</strong> wie Polizei<br />
und Zoll sind mit reichlich Informations-Material<br />
vor Ort. Erstmals<br />
mit dabei ist unter anderem die<br />
Firma HG Medical aus Raisting,<br />
ein kleines mittelständisches Unternehmen,<br />
das Produkte <strong>für</strong> Medizintechnik<br />
herstellt, oder Oberflächentechnik<br />
Nagl, wo Lackierer,<br />
Spengler und Büroleute ausgebildet<br />
wer<strong>den</strong>. Neben hier Ansässigen<br />
kommen die Aussteller bis<br />
von Bernried, Klainaitingen, Isny,<br />
Augsburg und Nürnberg. <strong>Das</strong> zeigt<br />
einerseits, welch großen Stellenwert<br />
die SAM nach nur einer Veranstaltung<br />
unter <strong>den</strong> Arbeitgebern<br />
erreicht hat. Andererseits wird die<br />
Problematik deutlich, welch weite<br />
Wege Gewerbetreibende mittlerweile<br />
in Kauf nehmen müssen,<br />
um gute junge Leute zu fin<strong>den</strong>.<br />
Damit die Schüler ähnlich zahl-<br />
Besuche uns auf der<br />
Schongauer Ausbildungsmesse am 18. <strong>April</strong><br />
Als größter deutscher Hersteller <strong>für</strong> Forsttechnik umfasst<br />
das Produktprogramm heute neben Forstseilwin<strong>den</strong>, Rückeanhängern<br />
und Ladekrane auch Forstspezialtraktoren.<br />
Derzeit wer<strong>den</strong> rund 140 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
www.pfanzelt-maschinenbau.de<br />
Ein Highlight auf der SAM <strong>2018</strong>:<br />
Der InfoTruck <strong>für</strong> Metall- und Elektroberufe.<br />
72 | altlandkreis
<strong>Das</strong> Parkplatzproblem hat sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr ein wenig<br />
verbessert. Dennoch wer<strong>den</strong> die<br />
Besucher gebeten, auch weiter<br />
entfernte Parkplätze zu nutzen.<br />
Riesengroßer Andrang: Zahlreiche Schüler, aber auch Lehrer und Eltern,<br />
besuchten die Ausbildungsmesse im vergangenen Jahr.<br />
reich erscheinen wie 2017, locken<br />
die Veranstalter neben halbstündlichen<br />
Fachvorträgen von Polizei,<br />
Zarges, Landratsamt, Bundeswehr,<br />
Barmer und Ausbildungsoffensive<br />
mit einem interessanten<br />
Gewinnspiel – dem Messepass.<br />
Der wird im Eingangsbereich an<br />
je<strong>den</strong> Ausbildungssuchen<strong>den</strong> verteilt<br />
und soll die überwiegend<br />
minderjährigen Jungs und Mädels<br />
dazu animieren, furchtlos und unaufgeregt<br />
auf die Firmenvertreter<br />
zuzugehen. Denn <strong>für</strong> jedes aktive<br />
Gespräch mit <strong>den</strong> Ausstellern<br />
bekommen die Schüler einen<br />
Stempel.<br />
Gewinnspiel und<br />
InfoTruck<br />
Wer <strong>den</strong> Messepass vollgestempelt<br />
bekommt, darf diesen in einen<br />
Topf werfen und bei abschließender<br />
Verlosung mit tollen Sachpreisen<br />
teilnehmen. Zweites Highlight<br />
der SAM <strong>2018</strong>: Der M+E InfoTruck,<br />
18 Meter lang, 32 Tonnen schwer<br />
und mit jeder Menge hochtechnischer<br />
Raffinessen ausgestattet.<br />
Neben mehreren multimedialen<br />
Infoplattformen über Berufsbilder<br />
der Metall- und Elektroindustrie<br />
dürfen die Schüler auch praktische<br />
Anwendungen hautnah in diesem<br />
monströsen Gefährt testen. Platz<br />
bietet der Truck, der neben dem<br />
Halleneingang geparkt wird, <strong>für</strong><br />
eine komplette Schulklasse, die<br />
nach allgemeiner Einführung in<br />
Kleingruppen aufgeteilt wird,<br />
so dass in Sachen Fragen und<br />
Ausprobieren niemand zu kurz<br />
kommt.<br />
Hinweisschilder<br />
beachten<br />
Hinweisschilder <strong>für</strong> Parkplätze und<br />
zur Halle führende Fußwege wer<strong>den</strong><br />
in ganz Schongau verteilt. Der<br />
offizielle Rundgang mit Landrätin<br />
Andrea Jochner-Weiß, Vertretern<br />
von IHK, Arbeitsamt, Handwerkskammer,<br />
Organisatoren und<br />
Presse ist bereits eine Stunde vor<br />
Eröffnung damit auch diese sich<br />
intensiver mit <strong>den</strong> Firmen unterhalten<br />
können, bevor der erhoffte<br />
Ansturm beginnt. <strong>Das</strong> Ende der<br />
zweiten Schongauer Ausbildungsmesse<br />
ist um 17.30 Uhr. <br />
js<br />
Diese computergesteuerte<br />
Maschine ist<br />
Teil des InfoTrucks.<br />
Werde Azubi bei Hochland!<br />
Unser<br />
Ausbildungsangebot<br />
<strong>für</strong> Herbst<br />
2019<br />
Ausbildungsplätze:<br />
• Milchtechnologe/in<br />
• Milchwirtschaftliche/r<br />
Laborant/in<br />
• Elektroniker/in<br />
<strong>für</strong> Betriebstechnik<br />
• Mechatroniker/in<br />
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die Ausbildung bei Hochland.<br />
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Ausbildungsleitung<br />
Monika.Vogler@hochland.com<br />
Telefon 08381 502-334<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 73
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- Papiertechnologe<br />
- Elektroniker <strong>für</strong> Betriebstechnik<br />
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Ob einer der Berufe gut zu Dir passt, kannst Du gerne in einem Schnupperpraktikum bei uns herausfin<strong>den</strong>.<br />
Hast Du Interesse? Dann informiere Dich online unter www.upmpaper.de/ausbildung oder per E-Mail contacthr.de@upm.com.<br />
UPM führt die Bio- und Forstindustrie in eine neue und nachhaltige<br />
Zukunft. Unsere Produkte wer<strong>den</strong> aus erneuerbaren<br />
Rohstoffen hergestellt und sind wiederverwertbar. Für unsere<br />
Ausbildungsstellen sind wir stetig auf der Suche nach neuen<br />
Talenten, die unsere Vision teilen und diese mit uns verwirklichen<br />
möchten. UPM – The Biofore Company – www.upm.de.<br />
UPM GmbH, Werk Schongau<br />
Sonja Reichhart<br />
sonja.reichhart@upm.com<br />
Telefon: + 49 8861 213-391<br />
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74 | altlandkreis
Dachmarke<br />
Vier Jugendliche zeigen Daumen hoch<br />
weisses Feld<br />
15. Ausbildungsmesse in Weilheim<br />
AUSBILDUNG oder DUALES STUDIUM ?<br />
Mein Job – meine Zukunft<br />
Weilheim | Ausbildung oder weiterführende<br />
Schule? Duales oder eingleisiges<br />
Studium? Weiterbildung<br />
oder Umschulung? Die Ausbildungsvielfalt<br />
in Deutschland ist riesengroß<br />
und stellt Schulabgänger<br />
vor eine echte Herausforderung.<br />
Umso wichtiger sind Plattformen<br />
wie die Jobmesse „Mein Job –<br />
meine Zukunft“, die am Donnerstag,<br />
1. <strong>März</strong>, bereits zum 15. Mal in<br />
der Stadthalle Weilheim stattfindet.<br />
Mit diesem kleinen Jubiläum blicken<br />
die Verantwortlichen auf eine<br />
wahre Erfolgsgeschichte zurück.<br />
Angefangen im Jahr 2004 ist die<br />
Messe längst eines der wichtigsten<br />
Informationsangebote <strong>für</strong> Menschen<br />
aus der Region in Sachen<br />
berufliche Orientierung. Begonnen<br />
wurde mit 40 Austellern, die Anzahl<br />
hat sich mittlerweile verdoppelt.<br />
<strong>Das</strong> Konzept hat sich bewährt,<br />
die Nachfrage der Unternehmen ist<br />
enorm und die Warteliste ist – trotz<br />
Einführung der Schongauer Ausbildungsmesse<br />
– lang. Die Weilheimer<br />
Jobmesse kann zudem als<br />
gutes Beispiel <strong>für</strong> funktionierende<br />
Kooperation im Landkreis gesehen<br />
wer<strong>den</strong>, schließlich teilen sich eine<br />
Vielzahl von Veranstaltern die vielfältigen<br />
Aufgaben der Organisation.<br />
Auch die regionalen Schulen<br />
unterstützen das Projekt.<br />
Besucher dürfen sich wieder auf<br />
zahlreiche Präsentationen aus<br />
Handwerk, Industrie und Handel,<br />
Dienstleistungen, Gesundheit und<br />
öffentlichem Dienst, freuen. <strong>Das</strong><br />
Angebot soll auch heuer die Vielfalt<br />
des Branchenmixes im Landkreis<br />
widerspiegeln.<br />
Aussteller aus vielen<br />
Branchen<br />
Rund 80 Aussteller zeigen aktuelle<br />
und zukunftsfähige Berufsbilder,<br />
dazu Praktika- und Studienangebote.<br />
Auch Berufs- und Fachschulen<br />
sowie andere weiterführende<br />
Schulen stellen sich vor. Einige<br />
Unternehmen bereiten sogar hilfreiche<br />
Checklisten <strong>für</strong>s Bewerbungsverfahren<br />
inklusive Zeitpläne<br />
und Fristen vor. Die Jobmesse ist<br />
darüber hinaus die perfekte Gelegenheit,<br />
wichtige Ansprechpartner<br />
kennenzulernen. Sie nehmen sich<br />
gerne Zeit <strong>für</strong> persönliche Gespräche<br />
oder erste Terminvereinbarungen.<br />
Neu auf der Jobmesse ist<br />
Fachvortrag ergänzt das vielfältige<br />
Angebot der diesjährigen Messe.<br />
Als Ansporn <strong>für</strong> Schüler, möglichst<br />
viele Gespräche zu führen, gibt es<br />
einen Messepass, mit dem man<br />
später an einer Tombola teilnehmen<br />
kann.<br />
Organisiert wird die Jobmesse<br />
„Mein Job – meine Zukunft“<br />
von der Wirtschaftsförderung des<br />
Landkreises Weilheim-Schongau<br />
in Kooperation mit der Agentur <strong>für</strong><br />
Arbeit, dem Arbeitskreis Schule-<br />
Wirtschaft, der HWK <strong>für</strong> München<br />
und Oberbayern, der IHK <strong>für</strong> München<br />
und Oberbayern, der Stadt<br />
Weilheim Berufsberatung sowie der Sparkasse - das bringt mich weiter!<br />
Oberland. Die Messe ist am 1. <strong>März</strong><br />
von 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. tis<br />
Berufsberatung - das bringt mich weiter!<br />
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Unsere Ausbildungsangebote <strong>für</strong> 2019<br />
Bewerbungsschluss: 27. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
• Berufsausbildung zum/zur<br />
Verwaltungsfachangestellten<br />
• Ausbildung zum/zur Verwaltungswirt/in<br />
Unser Studienangebot <strong>für</strong> 2019<br />
Bewerbungsschluss: 29. Juni <strong>2018</strong><br />
• Praxisorientiertes Fachhochschulstudium<br />
zum/zur Diplom-Verwaltungswirt/in (FH)<br />
Zusätzliches Angebot <strong>für</strong> <strong>2018</strong><br />
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• Job-Messe in Weilheim am 1. <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
• SAM in Schongau am 18. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
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Ausbildungsmesse Schongau - wir sind <strong>für</strong> Euch da<br />
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Vier Jugendliche zeigen Daumen hoch<br />
Dachmarke<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 75<br />
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Fachschule <strong>für</strong> Heilerziehungspflege<br />
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Herzogsägmühle | Heilerziehungspfleger<br />
kümmern sich um Menschen<br />
mit Behinderung oder um<br />
Menschen, die von einer Behinderung<br />
bedroht sind. „Ein eher<br />
unbekannter, aber sehr gefragter<br />
Beruf, der aufgrund der immer<br />
älter wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Gesellschaft<br />
auch immer wichtiger wird“, sagt<br />
Joachim Simon, 44, Heilpädagoge<br />
und Leiter der namentlich<br />
Im Fach Medizin lernen die Schüler nicht nur die Anatomie des menschlichen<br />
Köpers detailiert kennen.<br />
76 | altlandkreis<br />
klangvollen Liselotte-von-Lepel-<br />
Gnitz-Schule, wo praxisbegleitend<br />
nicht nur dieser ehrenwerte Sozial-Beruf<br />
angeboten wird. Auch<br />
die einjährige Ausbildung zum<br />
Heilerziehungspflegehelfer wird<br />
im Herzen von Herzogsägmühle<br />
gelehrt. Neben standardmäßigen<br />
Fächern wie Deutsch, Sozialkunde<br />
und Englisch wird in Medizin,<br />
Pädagogik, Psychatrie oder Pflege<br />
sehr tief eingestiegen in die körperliche<br />
und mentale Materie des<br />
Menschen. Insgesamt zehn Fächer<br />
wer<strong>den</strong> derzeit von 26 Lehrern in<br />
Voll- oder Teilzeit an dieser Fachschule<br />
unterrichtet. 108 Schüler<br />
im Alter von 17 bis 56 Jahren zählt<br />
Joachim Simon aktuell, „womit<br />
wir im Grunde voll ausgelastet<br />
sind“. Eine Klasse absolviert die<br />
einjährige Ausbildung zum Heilerziehungspflegehelfer.<br />
Drei weitere<br />
Klassen lernen und üben <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Heilerziehungspfleger, dessen<br />
Ausbildung über insgesamt<br />
drei Jahre geht – vorausgesetzt,<br />
die sechsmonatige Probezeit wird<br />
ohne eine Sechs oder zwei Fünfen<br />
überstan<strong>den</strong>. Die Besonderheit<br />
an diesen Ausbildungen: ein<br />
wöchentlicher Wechsel zwischen<br />
Schulbank und Arbeit. Rund 18<br />
Wochen pro Schuljahr drücken<br />
die angehen<strong>den</strong> Heilerziehungspfleger<br />
die Schulbank, die restliche<br />
Zeit begleiten und pflegen sie<br />
gehandicapte Menschen, fahren<br />
mit ihnen zum Zahnarzt, Einkaufen<br />
oder Krankengymnasten.<br />
„Im Grunde geht es darum, die<br />
möglichst selbständige Alltagsbewältigung<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
zu fördern und ihnen<br />
dabei zu assistieren“, sagt Joachim<br />
Simon. Heißt <strong>für</strong> die Schüler:<br />
Sie müssen <strong>den</strong> Unterrichtsstoff<br />
nicht nur <strong>für</strong> sich lernen und begreifen,<br />
sondern ihr Wissen auch<br />
an <strong>den</strong> Betroffenen anwen<strong>den</strong>,<br />
oder es an die Betroffenen möglichst<br />
effektiv weitergeben können.<br />
„Es geht beispielsweise im<br />
Fach Gestaltung darum, nicht nur<br />
selbst einen Kalender basteln zu<br />
können, sondern diesen gemeinsam<br />
mit Menschen mit Behinderung<br />
zu kreieren.“<br />
Eine Woche Schule,<br />
eine Woche Arbeit<br />
Wohnheime, Außenwohngruppen,<br />
Behindertenwerkstätten,<br />
Einrichtungen <strong>für</strong> Jugend- und<br />
Kinderhilfe, Psychatrien oder<br />
Suchtkliniken. „<strong>Das</strong> Berufsfeld<br />
des Heilerziehungspflegers ist unglaublich<br />
weit“, sagt Stefan Flach-<br />
Bulwan. Der 55-Jährige Musiktherapeut<br />
unterrichtet an der<br />
Fachschule und kümmert sich außerdem<br />
um die Schulverwaltung.<br />
Die Schüler haben letztlich die<br />
Qual der Wahl, können ihre praktische<br />
Arbeitsstelle wählen. „Es<br />
ist sogar möglich, während der<br />
dreijährigen Ausbildung die praktische<br />
Arbeitsstelle zu wechseln.“<br />
<strong>Das</strong> müsse übrigens keinesfalls<br />
eine Einrichtung von Herzogsägmühle<br />
sein. „Die Lebenshilfe in<br />
Polling oder die Regens-Wagner-<br />
Stiftung in Rottenbuch sind zwei<br />
klassische Beispiele, wobei unser<br />
Einzugsgebiet viel größer ist.“ Die
Teamarbeiten in Kleingruppen gehören zum Alltag an der Fachschule<br />
<strong>für</strong> Heilerziehungspflege in Herzogsägmühle.<br />
HEP-Schüler stammen bis von<br />
München, Augsburg, Kempten,<br />
Reutte, Garmisch-Partenkirchen<br />
und Bad Tölz, können ihre Praxis-<br />
Wochen auch in diesen Orten und<br />
Städten in passen<strong>den</strong> Einrichtungen<br />
ableisten. In Werkstätten<br />
wird nur tagsüber gearbeitet, in<br />
bestimmten Außenwohngruppen<br />
ist eine Rund-um-die-Uhr-<br />
Betreuung notwendig. Doch das<br />
Beste: Die Arbeit im Rahmen der<br />
Ausbildung wird im Normalfall<br />
bezahlt. Stefan Flach-Bulwan<br />
spricht von „Verhandlungssache“.<br />
Letztlich hänge die Höhe des Ausbildungslohnes<br />
vom jeweiligen<br />
Arbeitgeber ab. Bis zu 800 Euro<br />
seien drin, „was <strong>für</strong> eine Halbtagesstelle<br />
während der Ausbildung<br />
nicht wenig ist“.<br />
„Ein Beruf zum<br />
Alt wer<strong>den</strong>“<br />
Generell, gemessen an anderen<br />
sozialen Berufen, verdiene der<br />
Heilerziehungspfleger recht or<strong>den</strong>tlich.<br />
„In etwa vergleichbar<br />
mit dem Lohn eines Facharbeiters<br />
in einem Industriebetrieb, wobei<br />
man auch hier keine konkreten<br />
Zahlen nennen kann, da es im<br />
sozialen Bereich sehr viele verschie<strong>den</strong>e<br />
Tarife gibt, an die die<br />
jeweiligen Einrichtungen gebun<strong>den</strong><br />
sind.“ Von der or<strong>den</strong>tlichen<br />
Bezahlung abgesehen, könne<br />
man laut Stefan Flach-Bulwan<br />
mit der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />
„richtig gut alt<br />
wer<strong>den</strong>, weil man auch nach zehn<br />
Jahren ohne Probleme in eine<br />
ganz andere Richtung wechseln<br />
kann“. <strong>Das</strong> Fundament geschaffen<br />
wird neben <strong>den</strong> Praxis-Wochen<br />
in der Fachschule, die neben drei<br />
klassischen Klassenzimmern jede<br />
Menge Räume mit Spezialeinrichtungen<br />
zu bieten hat. Behindertengerechte<br />
Dusche, Toilette sowie<br />
Waschbecken, Krankenbetten und<br />
jede Menge Rollstühle füllen zum<br />
Beispiel einen Raum, in dem die<br />
Pflege von behinderten Menschen<br />
hautnah trainiert wird. Klassenkollegen<br />
rasieren sich gegenseitig,<br />
frisieren sich die Haare oder<br />
putzen sich die Zähne. Intim-Pflege<br />
wird an einer zweigeschlechtlichen<br />
Puppe geübt. Basteln lernen<br />
die angehen<strong>den</strong> Heilerziehungspfleger<br />
im Werkraum, Kochen in<br />
der großen Küche. Darüber hinaus<br />
dienen zwei Schülerküchen<br />
und ein Traumraum – ein von<br />
Schülern gestaltetes Zimmer zum<br />
Ausruhen – <strong>für</strong> entspannte Pausen<br />
zwischendurch. Schließlich<br />
verlangt die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />
praktisch wie<br />
theoretisch jede Menge ab. Zwei<br />
Schulaufgaben pro Fach wer<strong>den</strong><br />
pro Schuljahr geschrieben. Darüber<br />
hinaus muss die praktische<br />
Arbeit immer wieder detailliert<br />
und fachlich fundiert schriftlich<br />
dokumentiert wer<strong>den</strong>. „Hier<strong>für</strong><br />
arbeiten die Schüler mit einem<br />
Praxis-Dozenten zusammen, der<br />
zugleich als Bindeglied zwischen<br />
Schule und Arbeitsstelle fungiert“,<br />
sagt Joachim Simon, der –<br />
Stand jetzt – <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
zum Heilerziehungspflegehelfer<br />
noch mehrere, <strong>für</strong> <strong>den</strong> zum Heilerziehungspfleger<br />
nur noch wenige<br />
Plätze zur Verfügung hat.<br />
Bewerbungen bis<br />
Ende <strong>April</strong><br />
Wer ab September <strong>2018</strong> einen<br />
dieser Pflegeberufe erlernen<br />
möchte, sollte sich spätestens<br />
bis Ende <strong>April</strong> beworben haben.<br />
Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
in Heilerziehungspflege<br />
ist die Mittlere Reife in Kombination<br />
mit einer bereits abgeschlossenen<br />
Ausbildung im Pflege-<br />
Bereich oder zwei Jahren Praxiserfahrung<br />
in der Pflege – die<br />
Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />
an einer Fachschule ist<br />
von der Qualifikationsebene vergleichbar<br />
mit der Meisterschule<br />
<strong>für</strong> Werkzeugmechaniker. Abiturienten<br />
und Gesellen, unabhängig<br />
von der beruflichen Richtung,<br />
müssen nur ein Jahr einschlägige<br />
Berufserfahrung mitbringen.<br />
Bewerber <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
zum Heilerziehungspflegehelfer<br />
müssen <strong>den</strong> erfolgreichen Mittelschulabschluss<br />
nachweisen. Auch<br />
die Bewerbung an sich ist etwas<br />
umfangreicher als bei vielen anderen<br />
Berufen. Neben Bewerbungsschreiben,<br />
Lebenslauf und<br />
Zeugnissen ist ein polizeiliches<br />
Führungszeugnis ebenso Pflicht<br />
wie das Ausfüllen eines speziellen<br />
Fragebogens sowie ein ärztliches<br />
Denn nach der Schulausbildung geht die Karriere weiter !<br />
Die Firmengruppe Kaes ist ein erfolgreiches Handelsunternehmen mit Sitz<br />
im Allgäu. Wir betreiben im südbayerischen Raum eine Filialkette<br />
mit V-Märkten, Mode- und V-Baumärkten.<br />
Wir wachsen weiter und bil<strong>den</strong> <strong>für</strong> Herbst <strong>2018</strong><br />
in folgen<strong>den</strong> Ausbildungsberufen aus:<br />
Kaufmann/-frau im Einzelhandel<br />
(in verschie<strong>den</strong>en Bereichen)<br />
Verkäufer/-in (in verschie<strong>den</strong>en Bereichen)<br />
Fachverkäufer/-in <strong>für</strong> Feinkost<br />
Bereich Fleisch,Wurst, Käse<br />
Attest, dass die geistige und körperliche<br />
Eignung des Bewerbers<br />
garantiert. Hier<strong>für</strong> lohnt sich<br />
auch ein Blick ins Internet. Unter<br />
www.herzogsaegmuehle.de und<br />
www.hep-fachschule.de ist die<br />
Ausbildung zum Heilerziehungspfleger<br />
und -helfer bis ins Detail<br />
beschrieben. Obendrein sind alle<br />
Interessierten recht herzlich zur<br />
Jobmesse in Weilheim (siehe Seite<br />
75) und SAM in Schongau (siehe<br />
Seite 72 / 73) eingela<strong>den</strong>, wo Lehrer<br />
und Schüler der Fachschule <strong>für</strong><br />
Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe<br />
mit einem<br />
Info-Stand vor Ort sein wer<strong>den</strong>.<br />
Außerdem freut sich Schulleiter<br />
Joachim Simon über Anrufer, die<br />
sich jederzeit unter 08861 / 219-<br />
4091 mel<strong>den</strong> dürfen und zahlreiche<br />
Besucher am Tag der offenen<br />
Tür, Donnerstag, 8. <strong>März</strong>, von 15<br />
bis 18 Uhr.<br />
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– eine umfassende fachliche Ausbildung<br />
– unterstützende, innerbetriebliche Schulungen und Training<br />
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märz / april <strong>2018</strong> | 77
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78 | altlandkreis<br />
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Weilheim | „Sobald die jungen<br />
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sind <strong>für</strong> uns schulische Vorleistungen<br />
nicht mehr relevant“, erklärt<br />
Ralf Greif, seit rund zweieinhalb<br />
Jahren Personalleiter der Bauer<br />
Unternehmensgruppe in Weilheim.<br />
„Man merkt sofort, wie <strong>den</strong><br />
Schülern ein Stein vom Herzen<br />
fällt, wie sie entsprechend lockerer<br />
wer<strong>den</strong>“, berichtet der studierte<br />
Sozialwissenschaftler, Psychologe<br />
und Betriebswirt von seinen emotional<br />
aufregen<strong>den</strong> Gesprächen<br />
mit <strong>den</strong> Bewerbern. „Noten sind<br />
nicht alles – wir suchen Praktiker“,<br />
so das neue Ausbildungs-Motto<br />
der Bauer Unternehmensgruppe,<br />
welches keineswegs der Tatsache<br />
geschuldet ist, dass die Firma keine<br />
herausragen<strong>den</strong> Schüler bekäme.<br />
Ganz im Gegenteil: Trotz Lehrlingsmangel<br />
in vielen anderen Branchen<br />
bewerben sich beim Weilheimer<br />
Unternehmen jährlich weitaus<br />
mehr, als letztlich eine Ausbildung<br />
beginnen können.<br />
Langfristige<br />
Zusammenarbeit<br />
<strong>Das</strong> neue Einstellungskonzept ist<br />
nicht als Marketing-Maßnahme<br />
zu verstehen, sondern hat vielmehr<br />
wirtschaftliche Hintergründe.<br />
„Gute Noten machen noch lange<br />
keinen guten Facharbeiter“, weiß<br />
Ralf Greif aus seiner langjährigen<br />
Erfahrung. Bis ins Jahr 2004 zurück<br />
hat er die Kennzahlen des Unternehmens<br />
analysiert und dabei<br />
festgestellt, dass rund 75 Prozent<br />
derjenigen, die seither eine Ausbildung<br />
bei Bauer absolvierten,<br />
noch immer in der Firma tätig sind.<br />
Ein herausragender Wert. Und bei<br />
<strong>den</strong>en, die das Unternehmen verlassen<br />
habe, waren mitunter die<br />
guten Noten einer der Gründe. Sie<br />
haben die Meisterschule oder eine<br />
andere weiterführende Ausbildung<br />
angeschlossen und möchten<br />
dementsprechend in Führungspositionen<br />
arbeiten, die es allerdings<br />
auch bei Bauer nicht unendlich zu<br />
besetzen gibt.<br />
Generell ist die Bauer Unternehmensgruppe<br />
stets an einer<br />
möglichst langfristigen Zusammenarbeit<br />
interessiert, über 20<br />
Dienstjahre im Unternehmen si