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hinnerk März 2018

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KUNST<br />

ADAM<br />

MOCO<br />

INTERVIEW<br />

Der Fotograf setzt sich kritisch<br />

mit dem Verhalten von Männern<br />

in der Online-Welt auseinander.<br />

Dazu startete er auch vor einiger Zeit<br />

ein sehr erfolgreiches Fotoprojekt:<br />

BARE. Wir erreichten ihn in Lissabon.<br />

Bei deinem Projekt BARE geht es um<br />

Bodyshaming, richtig? Wie kam es<br />

denn dazu?<br />

Meine Porträtserie „Tryst Pic“ habe ich<br />

2013 begonnen. Die hat mich seitdem mit<br />

Männern auf der ganzen Welt verbunden,<br />

und zwar durch die Nutzung standortbezogener<br />

Dating-Apps wie Grindr, Scruff<br />

und Tinder. Dank dieser Apps konnte<br />

ich die Männer außerhalb eines sexuellen<br />

Kontexts treffen, sie in ihrer eigenen<br />

Umgebung aufsuchen und sie auf ehrliche<br />

und intime Weise fotografieren, um damit<br />

die Menschen hinter den App-Profilen zu<br />

zeigen. BARE baut auf Tryst Pic auf und eröffnet<br />

einen ungefilterten und schamfreien<br />

Blick auf die Schönheit und Verletzlichkeit<br />

des männlichen Körpers und ist damit<br />

meine Antwort auf das Bodyshaming<br />

und das viel Unsicherheit verursachende<br />

Wesen von Online-Datingprofilen.<br />

Ich habe BARE gestartet, um der männlichen<br />

queeren Community ein positives<br />

Körpergefühl zu vermitteln und deren viele<br />

verschiedene Körperformen und -größen<br />

zu zelebrieren. Ich bin besorgt darüber,<br />

dass die Profile vieler User so restriktiv<br />

und rüde formuliert sind, wenn es um<br />

persönliche Präferenzen geht. Vorlieben zu<br />

haben, ist ja nicht verwerflich, aber wie sie<br />

oft ausgedrückt werden, ist einfach falsch.<br />

Es ist heute so einfach, sich hinter der<br />

Technik zu verstecken und die Leute hinter<br />

dem Foto zu entmenschlichen. Ich glaube,<br />

die meisten Leute, die ihre Präferenzen<br />

auf ihren Profilen so rau angeben, würden<br />

nicht auf die Idee kommen, einem anderen<br />

Menschen von Angesicht zu Angesicht zu<br />

sagen „Sorry, keine Fetten“, oder „Keine<br />

Tunten“ oder „Keine Asiaten“. Es gibt<br />

einen Unterschied zwischen persönlichen<br />

Vorlieben einerseits und unverblümtem<br />

Rassismus oder ähnlicher Diskriminierung<br />

andererseits – und nur Letzteres ist wirklich<br />

problematisch. Mit BARE schaffe ich<br />

eine integrative Plattform für alle, die ihren<br />

Körper so feiern wollen, wie er ist.<br />

Glaubst du, Kunst kann Leute dazu<br />

bringen, netter zueinander zu sein?<br />

Mit Kunst kann man viele ganz verschiedene<br />

Menschen erreichen, und wenn das<br />

gelingt, öffnet man ihr Bewusstsein für<br />

Dinge, über die sie vorher noch nie nachgedacht<br />

haben. Ob sie zustimmen oder<br />

nicht, auf jeden Fall beschäftigen sie sich<br />

damit und das ist schon das eigentliche<br />

Ziel meiner Kunst. Im speziellen Fall von<br />

BARE hätte ich gerne, dass die Menschen,

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