WIRTSCHAFT+MARKT 2/2018
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29. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2018</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
EXKLUSIV<br />
Ministerpräsident<br />
Haseloff will<br />
Ostbeauftragten<br />
im Kanzleramt<br />
STUDIE<br />
Ost-Firmen auf<br />
Wachstumskurs<br />
REPORT<br />
Aufbruch ins neue<br />
Autozeitalter<br />
RATGEBER<br />
Neuerungen<br />
rund ums Geld<br />
Industrie 4.0<br />
Wir können<br />
MASCHINEN
ENTDECKEN<br />
SIE DIE<br />
VIELFALT.<br />
MESSEN & VERANSTALTUNGEN <strong>2018</strong><br />
15. – 18.03. Leipziger Buchmesse/<br />
Lesefest Leipzig liest<br />
15. – 18.05. OTWorld<br />
23. – 25.05. INTERNATIONAL TRANSPORT<br />
FORUM <strong>2018</strong>*/**<br />
06. – 07.06. CosmeticBusiness**<br />
Veranstaltungsort: München<br />
14. – 16.07. vivanti**<br />
Veranstaltungsort: Dortmund<br />
26. – 27.09. CosmeticBusiness Poland**<br />
Veranstaltungsort: Warschau, Polen<br />
28. – 29.09. Fachdental Leipzig*/**<br />
05. – 07.10. modell-hobby-spiel<br />
26. – 28.10. Designers‘ Open<br />
08. – 10.11. denkmal<br />
08. – 10.11. MUTEC<br />
13. – 14.11. protekt<br />
19. – 20.11. BGMpro**<br />
11. – 12.12. new energy world**<br />
*Gastveranstaltung / **Zutritt nur für Fachbesucher<br />
Auszug · Änderungen vorbehalten<br />
Zukunft im Programm: www.leipziger-messe.de
EDITORIAL | 3<br />
Die Lehren<br />
der jüngsten<br />
Bundestagswahl<br />
Foto: Fotolia/Wayhome Studio<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />
Foto: Torsten George, Titelfoto: Роман Дмитриев/fotolia.com<br />
Ein dynamischer Start ins neue Jahr<br />
sieht sicherlich anders aus als der,<br />
den Christ- und Sozialdemokraten<br />
in den zurückliegenden Wochen zelebriert<br />
haben. Die SPD verkämpfte sich<br />
in zähen Debatten darüber, ob man in<br />
eine große Koalition eintritt oder nicht.<br />
Ein Bundesparteitag zeigte die Zerrissenheit<br />
der ältesten deutschen Volkspartei.<br />
Und auch die sich anschließenden Koalitionsverhandlungen<br />
produzierten kein Signal<br />
des Aufbruchs, sondern eher ein Bild<br />
von Abnutzung und Erschöpfung.<br />
Mehltau, Stillstand, kollektives Misstrauen<br />
– mit diesen Begriffen wird die politische<br />
Elite auf Bundesebene derzeit verbunden.<br />
Dabei gibt es so viele Probleme, die sich<br />
aufgetürmt haben und dringend angepackt<br />
werden müssten, sowohl auf internationalem<br />
Parkett als auch auf nationaler Bühne.<br />
Gänzlich unterzugehen droht in diesen<br />
Wochen die nicht ganz unwichtige Frage:<br />
Wie geht der Bund künftig mit den<br />
neuen Bundesländern um? Dabei sind<br />
nicht die langfristigen Finanzaspekte gemeint,<br />
denn für die Zeit nach dem Auslaufen<br />
des Solidarpakts im Jahr 2019 wurden<br />
die Weichen bereits in der abgelaufenen<br />
Wahlperiode gestellt. Nein, es geht<br />
um die Aufgabe, die richtigen Lehren aus<br />
den Ergebnissen der letzten Bundestagswahl<br />
zu ziehen und diese bei der künftigen<br />
Ausrichtung der Bundespolitik auch<br />
zu beherzigen. Immerhin konnte die AfD<br />
beim bundesweiten Urnengang rund<br />
sechs Millionen Stimmen einsammeln.<br />
Überdurchschnittlich viele Protestwähler<br />
gab es in den neuen Bundesländern. Ein<br />
klares Zeichen dafür, dass dort die Unzufriedenheit<br />
mit der Leistung der politischen<br />
Akteure auf Bundesebene in den<br />
zurückliegenden Jahren besonders groß<br />
war und ist. Die Menschen zwischen<br />
Ostsee und Erzgebirge erwarten einfach<br />
mehr Engagement und Kreativität seitens<br />
der Bundesregierung, um den Rückstand<br />
auf die alten Bundesländer hinsichtlich<br />
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit,<br />
der Einkommen und der Lebensverhältnisse<br />
Schritt für Schritt zu verringern.<br />
Eine Voraussetzung dafür wäre, das Thema<br />
Ostdeutschland im Organigramm der<br />
Bundesregierung nicht länger so stiefmütterlich<br />
zu behandeln, wie in den letzten<br />
Jahren geschehen. Den Job des Ostbeauftragten<br />
auch künftig auf der Ebene<br />
eines Parlamentarischen Staatssekretärs<br />
in einem Fachministerium anzusiedeln,<br />
ist wenig zielführend. Die bisherige Ostbeauftragte<br />
war zweifellos hoch engagiert<br />
und unermüdlich, aber sie konnte<br />
schon aus strukturellen Gründen nur<br />
wenig bewegen. Daher muss das Thema<br />
Ostdeutschland zwingend und direkt<br />
ganz oben etabliert werden – im Bundeskanzleramt.<br />
Lesen Sie dazu auch unser<br />
Interview mit Dr. Reiner Haseloff (CDU),<br />
Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt (ab<br />
Seite 24).<br />
W+M<br />
Wirtschaft<br />
im Osten?<br />
Gibt‘s<br />
im neuen<br />
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4 | W+M INHALT<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Industrie 4.0:<br />
Wir können Maschinen.....................34<br />
W+M AKTUELL<br />
Köpfe......................................................................... 6<br />
Nachrichten ........................................................... 8<br />
W+M LÄNDERREPORTS<br />
Ostdeutschland: Gazellen-Studie -<br />
Ostdeutsche Unternehmen auf Wachstumskurs....10<br />
Ostdeutschland:<br />
Aufbruch ins neue Autozeitalter...............................12<br />
Brandenburg:<br />
Unternehmen in Transformation – EWE..................14<br />
Berlin: Droht der Hauptstadt<br />
eine Immobilienblase?.............................................16<br />
Brandenburg: Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
legt im Auslandsgeschäft stark zu...........................17<br />
Ostdeutschland: Was der Mittelstand<br />
von Start-ups lernen kann........................................18<br />
Ostdeutschland:<br />
Tourismus weiter im Aufwind ................................ 20<br />
34<br />
Titel<br />
Wie sich ostdeutsche Maschinenbauer<br />
auf globalen Märkten durchsetzen<br />
W+M SCHWERPUNKT SACHSEN-ANHALT<br />
Im Interview: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Dr. Reiner Haseloff.................................................. 24<br />
Zukunftsort: Martin-Luther-Universität<br />
Halle-Wittenberg..................................................... 28<br />
Report: Neujustierung der Förderung<br />
von Investitionen und Forschung ........................... 30<br />
Ostdeutsches Spitzenprodukt: Halloren Kugeln..... 32<br />
28<br />
Zukunftsort<br />
Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
zieht Studenten aus aller Welt an<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: 2/<strong>2018</strong><br />
Redaktionsschluss: 12.02.<strong>2018</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 505638-00<br />
Fax: 030 505638-21<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />
frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann, Tel.: 030 505638-86,<br />
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />
janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de<br />
Autoren: Rudolf Miethig, Matthias Salm<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung:<br />
Christiane Schattner, Tel.: 030 505638-74,<br />
christiane.schattner@wirtschaft-markt.de<br />
Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />
Tel.: 030 505638-72, kerstin.will@wirtschaft-markt.de<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />
Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional und W+M<br />
Exklusiv) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />
www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />
Fotos: pi4_robotics (oben), MLU (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
W+M INHALT | 5<br />
W+M TITELTHEMA:<br />
OSTDEUTSCHE MASCHINENBAUER –<br />
KREATIV UND INNOVATIV<br />
Report: Strukturwandel erfolgreich gemeistert...... 34<br />
Interview: Reinhard Pätz, Geschäftsführer des<br />
VDMA Ost, über den Maschinenbau in den<br />
neuen Ländern, Exportchancen und die Folgen<br />
der EU-Politik gegenüber Russland........................ 36<br />
Im Interview<br />
24<br />
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff<br />
spricht über die Bedeutung der Wissenschaft für den<br />
Mittelstand in seinem Land<br />
Leuchttürme des ostdeutschen Maschinenbaus... 38<br />
W+M POLITIK<br />
Kommentar: Digitalisierung – Fluch oder Segen? .... 42<br />
Pro & Contra:<br />
Hat die Braunkohle (kurzfristig) ausgedient?.......... 43<br />
W+M INTERNATIONAL<br />
Taiwan: Attraktiver Markt für deutsche Firmen...... 44<br />
Praktische Hinweise: In Taiwan schätzt man<br />
Höflichkeit, Pünktlichkeit und Geduld..................... 46<br />
W+M RATGEBER<br />
Steuern: Höhere Wertgrenzen<br />
für kleine Investitionen............................................ 48<br />
44<br />
International<br />
Taiwan – ein schönes Land und zugleich<br />
ein attraktiver Markt für deutsche Firmen<br />
Management: Warum Compliance<br />
immer wichtiger wird.............................................. 49<br />
Büro: Die E-Mail lebt............................................... 50<br />
IT: Das EU-Datenschutz-Update ............................ 54<br />
Lifestyle: Businessmode –<br />
kleinkariert war gestern.......................................... 56<br />
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />
für Wirtschaftsliteratur............................................ 58<br />
Finanzen: Neuerungen rund ums liebe Geld........... 60<br />
W+M NETZWERK<br />
Leipzig: Sächsischer Unternehmerball ................... 61<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62<br />
Fotos: W+M (oben, Mitte), Corpus Line (unten)<br />
Lifestyle<br />
56<br />
Businessmode -<br />
kleinkariert war gestern<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64<br />
W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick und Personenregister .............................. 66<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial .................................................................... 3<br />
Impressum .............................................................. 4<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
6 | W+M AKTUELL<br />
Jürgen Schütt (47)<br />
Vorstand in Fürstenwalde<br />
Im Januar übernahm Jürgen Schütt die<br />
Gesamtverantwortung für das Vorstandsressort<br />
Finanzen der E.DIS AG von seinem<br />
nach 23 Jahren planmäßig ausgeschiedenen<br />
Amtsvorgänger Manfred Paasch (61).<br />
Schütt ist bereits seit April 2017 Mitglied<br />
des Vorstands in der E.DIS AG. Zunächst<br />
war er für den Aufgabenbereich Informationsverarbeitung/IT<br />
zuständig. Jürgen<br />
Schütt, der seine berufliche Laufbahn<br />
beim E.DIS-Vorgängerunternehmen Märkische<br />
Energieversorgung AG (MEVAG) in<br />
Potsdam begonnen hatte, war nach seinem<br />
Studium der Betriebswirtschaft an<br />
der Freien Universität Berlin in zahlreichen<br />
Unternehmen des E.ON-Konzerns in Managementfunktionen<br />
tätig. So war er Leiter<br />
Management Information im Vertrieb<br />
der E.ON-Tochter Powergen im britischen<br />
Coventry, Geschäftsbereichsleiter beim<br />
E.DIS-Schwesterunternehmen E.ON Avacon<br />
in Helmstedt, Leiter Controlling bei<br />
der E.ON Ruhrgas AG in Essen und zuletzt<br />
in Managementfunktionen bei der E.ON<br />
SE in Düsseldorf und Essen.<br />
Boris Schucht (50)<br />
Energiemanager des Jahres<br />
Der Vorsitzende der Geschäftsführung des<br />
Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz wurde<br />
von einer Jury aus hochrangigen Vertretern<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Medien zum „Energiemanager des Jahres<br />
2017“ gewählt. Er erhielt die Auszeichnung<br />
für seinen „engagierten, ideologiefreien<br />
Netzausbau“ zur Integration von Ökostrom<br />
in das Übertragungsnetz. Jury-Mitglied<br />
Prof. Christian Held: „Boris Schucht<br />
hat mit großem Erfolg die eigentumsrechtliche<br />
Entflechtung des Höchstspannungsnetzes<br />
in Ostdeutschland umgesetzt und<br />
vorbildlich ein Unternehmen aufgebaut,<br />
das im schwierigen regulatorischen Umfeld<br />
wirtschaftlich bestehen kann und die Energiewende<br />
praktisch umsetzt. Parallel hierzu<br />
wurde Boris Schucht einer der profiliertesten<br />
Vertreter der Interessen der Übertragungsnetzbetreiber<br />
europaweit und prägt<br />
die Energielandschaft insgesamt.“ Schucht<br />
ist seit Februar 2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von 50Hertz in Berlin. Das<br />
Unternehmen sorgt als Übertragungsnetzbetreiber<br />
im Norden und Osten Deutschlands<br />
für den Betrieb, die Instandhaltung,<br />
die Planung und den Ausbau der Übertragungsnetze<br />
auf den Gebieten der Bundesländer<br />
Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />
Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-<br />
Vorpommern und Hamburg. Im Netzgebiet<br />
von 50Hertz wurde im Jahr 2016 fast<br />
die Hälfte des Stromverbrauchs durch erneuerbare<br />
Energien gedeckt.<br />
Marc Melzer (45)<br />
IB-Geschäftsleiter in Magdeburg<br />
Mitte des Jahres <strong>2018</strong> wird es einen<br />
Wechsel an der Hausspitze der Investitionsbank<br />
Sachsen-Anhalt (IB) geben.<br />
Der Verwaltungsrat der Investitionsbank<br />
stimmte der vorangegangenen Beschlussfassung<br />
des NORD/LB-Vorstandes zu und<br />
bestätigte Marc Melzer als Nachfolger von<br />
IB-Geschäftsleiter Henning Schwarz, dessen<br />
Bestellung Ende <strong>2018</strong> abläuft.<br />
Aufgrund der besonderen Stellung der Investitionsbank<br />
im Land Sachsen-Anhalt<br />
und in der NORD/LB sind mit der Neubesetzung<br />
der Funktion besondere Anforderungen<br />
verbunden. Dr. Hinrich Holm, Stellvertretender<br />
Vorsitzender des NORD/LB-<br />
Vorstandes: „Neben Kenntnissen des Finanzierungs-<br />
und Fördergeschäftes ist eine<br />
gute regionale Vernetzung notwendig. Mit<br />
Marc Melzer ist es gelungen, einen entsprechenden<br />
sachsen-anhaltischen Banker zu<br />
gewinnen.“ Die Bestellung als Geschäftsleiter<br />
erfolgt für fünf Jahre. Marc Melzer ist<br />
gebürtiger Hallenser und seit 1991 bei der<br />
Deutschen Bank tätig. In dieser Zeit nahm<br />
er verschiedene verantwortungsvolle Positionen<br />
im Firmenkundengeschäft wahr.<br />
Seit 2016 ist Melzer Mitglied der erweiterten<br />
Geschäftsleitung der Region Ost, Sprecher<br />
der Deutschen Bank in Sachsen-Anhalt<br />
und Leiter Firmenkunden des Marktgebietes<br />
Sachsen-Anhalt.<br />
Ulrike Seidel (51)<br />
Engagierte Erzgebirglerin<br />
Sie ist Ur-Ur-Urenkelin von Christian-Gottlieb<br />
Bretschneider, der im Jahr 1829 die<br />
Mühle und Pappenfabrik in Eibenstock (Erzgebirge)<br />
gründete. Seit Dezember 2008 hat<br />
sie als Geschäftsführende Gesellschafterin<br />
die Fäden der Bretschneider Verpackungen<br />
GmbH in der Hand und führt das Unternehmen<br />
mit einem Team aus 36 Mitarbeitern<br />
auf Erfolgskurs. Im Jahr 1966 in<br />
Bad Schlema geboren und aufgewachsen,<br />
absolvierte Ulrike Seidel nach dem Abitur<br />
1985 ein Studium an der Pädagogischen<br />
Hochschule Erfurt, Fachrichtung Deutsch-<br />
Russisch. Der Mauerfall 1989 ermöglichte<br />
die erfolgreiche Reprivatisierung der Firma<br />
Bretschneider Verpackungen nach der<br />
Zwangsenteignung 1972. So fasste die<br />
Fotos: E.DIS AG (links oben), 50Hertz (Mitte oben), IB Sachsen-Anhalt (Mitte unten), Privat (rechts unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
W+M AKTUELL | 7<br />
Fotos: GASAG AG (links), ZIM Flugsitz GmbH (Mitte), EWE AG (rechts)<br />
damals 23-Jährige den Entschluss, sich<br />
beruflich umzuorientieren und ins Unternehmen<br />
einzusteigen. Die Ausbildung zur<br />
Industriekauffrau und eine betriebswirtschaftliche<br />
Weiterbildung per Abendschule<br />
sowie persönlicher Ehrgeiz ermöglichten<br />
es Seidel im Jahr 1999, die Vertriebsleitung<br />
des Unternehmens und drei Jahre<br />
später den Posten der stellvertretenden<br />
Geschäftsführerin zu übernehmen. Mit der<br />
Gründung ihrer neuen Gesellschaft GVG<br />
Seidel GbR im Jahr 2012 ging die Firma<br />
auf neuen Kurs und erweiterte ihre Produktions-,<br />
Lager- und Dienstleistungskapazitäten.<br />
Das Unternehmen gehört heute<br />
der DS Smith Packaging an, einem der führenden<br />
Anbieter von kundenspezifischen<br />
Verpackungslösungen mit modernstem<br />
Design in Europa. Um fachlich auch in Zukunft<br />
auf festen Füßen zu stehen, macht<br />
sich Ulrike Seidel stark für die betriebseigene<br />
Ausbildung von Packmitteltechnologen,<br />
Industrie- und Bürokaufleuten, Fachkräften<br />
für Lager und Logistik sowie als Praxispartner<br />
für Studenten in Breitenbrunn. Ulrike<br />
Seidel liegt das Erzgebirge als Raum zum<br />
Arbeiten und zum Leben am Herzen. Deshalb<br />
engagiert sie sich beispielsweise bei<br />
gemeinnützigen Projekten und arbeitet mit<br />
der Lebenshilfe Schwarzenberg und der Invitas<br />
Schneeberg zusammen. Lokalpatriotismus<br />
beweist sie als Gründungsstifterin<br />
der Bürgerstiftung „Zu Hause am Auersberg“,<br />
sportliche Begeisterung als Mitglied<br />
im Förderkreis des FC Erzgebirge Aue und<br />
Sponsor bei Sportvereinen.<br />
Dr. Gerhard Holtmeier (54)<br />
GASAG-Chef in Berlin<br />
Am 1. April tritt er als Vorstandsvorsitzender<br />
beim Berliner Gas- und Energieversorger<br />
GASAG AG die Nachfolge von<br />
Vera Gäde-Butzlaff an, die Ende Februar<br />
in den Ruhestand ging. Holtmeier war zuletzt<br />
Vorstand bei der Thüga AG, zuvor gehörte<br />
er auch dem Vorstand der Leipziger<br />
Verbundnetz Gas AG (VNG) an. GASAG-<br />
Aufsichtschef Dr. Lothar Kramm freut sich<br />
auf den neuen Spitzenmanager: „Gerhard<br />
Holtmeier kann eine eindrucksvolle Karriere<br />
innerhalb und außerhalb der Energiebranche<br />
vorweisen. Seine exzellente<br />
Kenntnis des Energiegeschäfts kann<br />
er deshalb mit interessanten Perspektivwechseln<br />
verbinden. Die großen Herausforderungen<br />
der kommenden Jahre in der<br />
Energiebranche sind neben dem immer<br />
schärferen Wettbewerb vor allem die Digitalisierung<br />
und die nächste Phase der<br />
Energiewende.“<br />
Angelika und Peter Zimmermann<br />
Wirtschaftsbotschafter aus Schwerin<br />
Das Unternehmerehepaar wurde zu Wirtschaftsbotschaftern<br />
für Mecklenburg-Vorpommern<br />
ernannt. Im Hauptjob leiten Angelika<br />
und Peter die ZIM Flugsitz GmbH<br />
in Schwerin. Das Unternehmen ging<br />
2009 aus dem 1995 von Peter und Angelika<br />
Zimmermann gegründeten Büro für<br />
Ingenieurleistungen für den Maschinenund<br />
Flugzeugbau hervor. Bis 2008 arbeiteten<br />
die beiden als Dienstleister für andere<br />
Unternehmen, wobei zunehmend Entwicklungsleistungen<br />
für den Flugzeugbau<br />
die Auftragsbücher füllten. Neben Bauteilen<br />
für Flügel oder Rumpfteile von Flugzeugen<br />
wurde auch der erste Flugzeugsitz<br />
entwickelt, der 2009 seine Zulassung erhielt<br />
und die Serienreife erreichte. Für die<br />
wesentlichen Designkriterien erfolgte im<br />
Juni 2008 eine Patentanmeldung. Das gab<br />
den Anstoß zur Gründung der ZIM Flugsitz<br />
GmbH. Im März 2017 wurde die Betriebsstätte<br />
der ZIM Flugsitz GmbH in Schwerin<br />
eröffnet, in dem über 20.000 Flugsitze<br />
jährlich von 64 Mitarbeitern produziert<br />
werden. Die Sitze werden in den Flugzeugen<br />
zahlreicher nationaler und internationaler<br />
Airlines verwendet. Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Dr. Stefan Rudolph: „Die<br />
Wirtschaftsbotschafter sind authentische<br />
Repräsentanten unserer Wirtschaft. Als<br />
Unternehmer haben sie die Standortvorteile<br />
Mecklenburg-Vorpommerns kennengelernt.<br />
Über persönliche Kontakte zu Entscheidern<br />
in der nationalen und internationalen<br />
Wirtschaft unterstützen sie dabei,<br />
weitere Ansiedlungen für Mecklenburg-<br />
Vorpommern zu erschließen. Sie tragen<br />
langfristig zur Stärkung der hiesigen Wirtschaft<br />
bei.“<br />
Stefan Dohler (51)<br />
Seemann mit Karriereschub<br />
Seit Januar <strong>2018</strong> steht er an der Spitze<br />
des Energiekonzerns EWE AG. Bei seinem<br />
Amtsantritt sagte Dohler, der zuvor<br />
für das schwedische Energieunternehmen<br />
Vattenfall tätig war: „Ich freue mich<br />
auf die neue Aufgabe und darauf, gemeinsam<br />
mit den über 9.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern von EWE daran zu arbeiten,<br />
dass die Menschen in unserer Region<br />
auch in Zukunft bei allen Fragen der<br />
Energieversorgung und Telekommunikation<br />
auf uns setzen.“ Stefan Dohler wurde<br />
1966 geboren, ist gelernter Seemann,<br />
Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik<br />
und besitzt einen Master of Business<br />
Administration (MBA). Nach Stationen<br />
bei Blohm+Voss und Lahmeyer International<br />
begann er 1998 beim Hamburger<br />
Energieversorger HEW, einem der Vorgängerunternehmen<br />
von Vattenfall, und hatte<br />
seitdem eine Vielzahl von Führungspositionen<br />
in den Bereichen Finance, Networks,<br />
Production und Markets inne. 2012 wurde<br />
er Mitglied des Executive Management<br />
Teams der Vattenfall-Gruppe.<br />
Vor<br />
seinem Eintritt<br />
in den EWE-<br />
Vorstand<br />
war er Finanzvorstand<br />
der<br />
Vattenfall<br />
AB in Stockholm.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
8 | W+M AKTUELL<br />
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Januar <strong>2018</strong><br />
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT STARTET MIT REKORDHOCH INS NEUE JAHR<br />
DDie zuletzt gute Stimmung der ostdeutschen Unternehmer<br />
nahm über den Jahreswechsel weiter zu und erreichte im<br />
Januar <strong>2018</strong> ein neues Allzeithoch. Der ifo Geschäftsklimaindex<br />
Ostdeutschland notierte bei 115,1 Punkten. In fast allen<br />
Teilbereichen der gewerblichen Wirtschaft * hoben die befragten<br />
Unternehmer ihre Lageeinschätzungen an. Die Geschäftserwartungen<br />
blieben derweil im Mittel konstant.<br />
Die Beschäftigungsbarometer der ostdeutschen Wirtschaft stiegen<br />
im Januar <strong>2018</strong> spürbar. Sowohl die Industrieunternehmern<br />
als auch die Großhändler gingen davon aus, ihre Beschäftigung<br />
in den kommenden sechs Monaten weiter ausbauen zu können.<br />
Bei den Bauunternehmern und Einzelhändlern blieben die Beschäftigungserwartungen<br />
unverändert optimistisch.<br />
bleibend gute Geschäfte. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg<br />
blieben die Erwartungen der Befragungsteilnehmer für die kommenden<br />
sechs Monate derweil auf dem Niveau des Vormonats<br />
konstant. Der Ausblick der Bauunternehmer und Industriefirmen<br />
trübte sich leicht ein, während Groß- und Einzelhändler ihre Geschäftserwartungen<br />
etwas anhoben.<br />
Ausschlaggebend für die gute Stimmung in der gewerblichen<br />
Wirtschaft Ostdeutschlands im Januar <strong>2018</strong> waren die Lageeinschätzungen<br />
der Befragungsteilnehmer. In beinahe allen Teilbereichen<br />
beurteilten die Unternehmer die laufenden Geschäfte<br />
besser als zuletzt, vor allem im Bauhauptgewerbe und im Großhandel<br />
wurden sehr kräftige Zuwächse verzeichnet. Demgegenüber<br />
meldeten die Befragungsteilnehmer in der Industrie gleichifo<br />
Geschäftsklima<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz und Jannik A. Nauerth<br />
Vormonat 19,9 Januar 22,1<br />
ifo Beschäftigungsbarometer<br />
Vormonat 5,0 Januar 7,3<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Vormonat 27,9 Januar 27,8<br />
Bauhauptgewerbe<br />
Vormonat 16,8 Januar 19,3<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Vormonat 5,2 Januar 12,1<br />
*<br />
Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />
GOLFCLUB MIT TRADITION<br />
Motzen. Der Berliner Golf & Country<br />
Club Motzener See e. V. mit seinem<br />
27-Loch-Championship Course, ein Meisterwerk<br />
des international renommierten<br />
Golfplatzarchitekten Kurt Rossknecht, feiert<br />
in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.<br />
Zahlreiche Aktionen rund um das Jubiläum<br />
werden die Mitglieder und Gäste<br />
das ganze Jahr über begleiten.<br />
Die Anlage war die erste, die nach der<br />
Wende 1991 in Brandenburg entstanden<br />
ist. Neben dem 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />
sind im Juni 2013 weitere neun Bahnen<br />
eröffnet worden. Heraus ragt aus der<br />
Vielzahl schöner Löcher die Spielbahn B 3<br />
mit einer Länge von 603 Metern, eines<br />
der längsten Par-5-Löcher Europas, inmitten<br />
eines Kiefernwaldes. Aus der Kombination<br />
der drei gleichwertigen 9-Loch-<br />
Plätze ergeben sich interessante Spielvarianten<br />
auf Meisterschaftsniveau, abgerundet<br />
durch ein vielfältiges kulinarisches<br />
Angebot im Restaurant oder auf der sensationellen<br />
Sonnenterrasse.<br />
Der Club wird von der CCA Gruppe gemanagt<br />
und ist dem globalen Netzwerk der<br />
International Associate Clubs (IAC) angeschlossen,<br />
wodurch den Clubmitgliedern<br />
der Zugang zu fast 250 exklusiven Clubs<br />
auf allen Kontinenten ermöglicht wird.<br />
Berliner Golf & Country Club Motzener See e. V.<br />
www.golfclubmotzen.de<br />
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„Spuren von Bernhard Langer“ oder auf<br />
dem „Pay & Play Platz“ für jedermann.<br />
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<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
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neue Energie<br />
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und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />
eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />
Energieversorgung in der Region. 2017 ist viel<br />
mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />
worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.
10 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Ostdeutsche Unternehmen<br />
auf Wachstumskurs<br />
In Ostdeutschland stehen Unternehmen vor vielfältigen<br />
wirtschaftlichen Herausforderungen – dennoch sind viele<br />
von ihnen sehr erfolgreich. Was das Wachstum antreibt<br />
und wie die Politik dabei unterstützen kann, zeigt eine<br />
aktuelle Studie. Von Luise Brenning und Dr. Thorsten Lübbers<br />
Auch mehr als 25 Jahre nach der<br />
deutschen Wiedervereinigung<br />
hinkt Ostdeutschland den westdeutschen<br />
Ländern in Sachen wirtschaftlicher<br />
Entwicklung hinterher: Noch immer ist<br />
das ostdeutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
30 Prozent geringer. „Für die wirtschaftliche<br />
Situation in Ostdeutschland gibt es viele<br />
Gründe. Einer davon ist die sogenannte<br />
‚Headquarter-Lücke‘. Denn in den ostdeutschen<br />
Ländern gibt es kaum Großunternehmen<br />
oder Unternehmens- und Konzernzentralen<br />
mit Forschungsabteilungen, die das<br />
wirtschaftliche Wachstum vorantreiben“,<br />
so die Studie, die Ramboll Management<br />
Consulting in Zusammenarbeit mit dem ifo-<br />
Institut Dresden und Creditreform Rating<br />
erarbeitet hat. Eine weitere Wachstumsbremse<br />
ist der Fachkräftemangel. Zum Teil<br />
spüren Unternehmen schon heute das Fehlen<br />
qualifizierter Arbeitskräfte, andere erwarten<br />
diese Entwicklung für die Zukunft.<br />
Neben diesen externen Hemmnissen,<br />
scheinen zum Teil auch die Unternehmer<br />
selbst zum geringen Wachstum beizutragen.<br />
Statt einen signifikanten Wachstumskurs<br />
einzuschlagen und in die Entwicklung<br />
neuer Produkte oder in die Erschließung<br />
neuer Märkte zu investieren, setzen sie auf<br />
die Absicherung des Erreichten.<br />
Gazellen zeigen: Wachstum ist möglich<br />
Trotz der vielfältigen Herausforderungen<br />
finden sich jedoch auch in Ostdeutschland<br />
Unternehmen, die sich durch überdurchschnittlich<br />
schnelles Wachstum auszeichnen<br />
– so das Ergebnis der vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Energie<br />
beauftragten Studie „Unternehmerische<br />
Wachstumsstrategien in den ostdeutschen<br />
Bundesländern“: Etwas mehr als 3.000 Unternehmen<br />
mit mehr als zehn Beschäftigten<br />
konnten in den letzten sechs Jahren jährlich<br />
um mindestens zehn Prozent wachsen.<br />
Knapp 30 Prozent dieser solide wachsenden<br />
Unternehmen (SWU) bezeichnet die<br />
Studie als „Gazellen“: Junge Unternehmen,<br />
die häufig in High-Tech-Branchen tätig sind<br />
und mit 20 Prozent pro Jahr über ein besonders<br />
hohes Beschäftigungswachstum<br />
verfügen.<br />
DIE AUTOREN<br />
Luise Brenning und Dr. Thorsten<br />
Lübbers sind Manager im<br />
Kompetenzbereich Regional- und<br />
Wirtschaftsentwicklung bei Ramboll Management<br />
Consulting und dort verantwortlich<br />
für die Erstellung der Studie „Unternehmerische<br />
Wachstumsstrategien in den ostdeutschen<br />
Bundesländern“.<br />
Schnelles Wachstum ist<br />
(k)eine Frage des Alters<br />
„Das schnelle Wachstum ist dabei<br />
nicht nur Unternehmen einer<br />
bestimmten Branche vorbehalten.<br />
Der wirtschaftliche<br />
Erfolg zeigt sich bei konsumnahen<br />
und wissensintensiven Dienstleistungen<br />
ebenso wie im Bau- oder verarbeitenden<br />
Gewerbe“, so die Studie. Auch im<br />
Groß- und Einzelhandel seien starke Unternehmen<br />
zu finden. Jedoch scheint es insbesondere<br />
kleineren Firmen zu gelingen, die<br />
richtigen Weichen für schnelles Wachstum<br />
zu stellen: Die Hälfte der solide wachsenden<br />
Unternehmen beschäftigt weniger als<br />
20 Mitarbeiter.<br />
Der Erfolg stellt sich bei einem Großteil der<br />
Unternehmen erst mit der Zeit ein. 83 Prozent<br />
aller solide wachsenden Unternehmen<br />
gibt es schon länger als fünf Jahre, 58 Prozent<br />
wurden schon vor mehr als zehn Jahren<br />
gegründet.<br />
Fotos/Grafik: Ramboll Management Consulting<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 11<br />
< 3 Jahre<br />
3 – 5 Jahre<br />
9,9 %<br />
8,5 %<br />
9,7 %<br />
8,9 %<br />
6 – 10 Jahre<br />
23,2 %<br />
24,3 %<br />
57,2 %<br />
> 10 Jahre<br />
37 % Gazellen 63 % Gesamt 47 % SWU 63 % Gesamt<br />
58,3 %<br />
2014 – 2016 insgesamt<br />
309.683<br />
2011 – 2016 insgesamt<br />
478.945<br />
Gazellen<br />
SWU<br />
Anteil der Gazellen und der solide wachsenden Unternehmen an den<br />
(brutto) geschaffenen Arbeitsplätzen (2014-2016 bzw. 2011-2016).<br />
Verteilung der Gazellen und solide wachsenden Unternehmen (SWU)<br />
nach Alter (im Jahr 2014 bzw. 2011).<br />
Quellen Schaubilder: Eigene Berechnung Ramboll Management Consulting, basierend auf Creditreform Wirtschafts- und Bilanzdatenbank<br />
Schnell wachsende Unternehmen<br />
schaffen Arbeitsplätze<br />
Für den ostdeutschen Arbeitsmarkt sind Gazellen<br />
und solide wachsende Unternehmen<br />
ein wichtiger Faktor. Denn die Unternehmen<br />
schaffen in erheblichem Maße neue<br />
Arbeitsplätze: Von den knapp 310.000 neuen<br />
Arbeitsplätzen, die von Unternehmen mit<br />
mindestens zehn Beschäftigten zwischen<br />
2011 und 2016 geschaffen wurden, sind<br />
fast die Hälfte in schnell wachsenden Unternehmen<br />
entstanden.<br />
Viele Wege führen zum<br />
wirtschaftlichen Erfolg<br />
Für überdurchschnittliches Wachstum gibt<br />
es jedoch kein Patentrezept. Ob ein ostdeutsches<br />
Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg<br />
hat, hängt von ganz individuellen Faktoren<br />
ab. Die jeweilige Strategie, aber auch der<br />
Unternehmertyp haben einen großen Einfluss,<br />
heißt es in der Studie.<br />
Wie die einschlägige Literatur zu Gazellenunternehmen<br />
zeigt, lässt sich wirtschaftlicher<br />
Erfolg insbesondere auf das Engagement<br />
der Unternehmen in den Bereichen<br />
Forschung und Entwicklung zurückführen.<br />
Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Studie:<br />
Wer in die Entwicklung innovativer Produkte<br />
investiert, hat auch in Ostdeutschland<br />
bessere Aussichten auf Erfolg. Ob die Finanzierung<br />
dabei nach dem Vorbild kalifornischer<br />
Start-ups (sprich durch Risikokapital) oder<br />
konservativ (durch erzielte Gewinne) passiert,<br />
scheint für den Erfolg weniger relevant.<br />
Eine verstärkte internationale Ausrichtung<br />
der Geschäftsaktivitäten sowie der Fokus<br />
auf Markt und Kunden konnten in der Studie<br />
ebenfalls als Wachstumskatalysatoren<br />
ermittelt werden. Auch bei den ostdeutschen<br />
Gazellen kommt der wirtschaftliche<br />
Erfolg nicht von ungefähr. Meist ist<br />
der Aufschwung das Resultat einer dezidierten<br />
Wachstumsstrategie, der die unternehmerische<br />
Entscheidung für einen<br />
Wachstumspfad zugrunde liegt. Weniger<br />
wichtig scheint dafür, welches Geschäftsmodell<br />
die Unternehmen verfolgen: Unter<br />
den wachstumsstarken Firmen fanden<br />
sich beispielsweise sowohl Produktinnovatoren<br />
als auch Prozessspezialisten und<br />
spezialisierte Zulieferer.<br />
Politische Unterstützung ist gefragt<br />
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass<br />
es auch in Ostdeutschland beachtlichen<br />
unternehmerischen Erfolg zu verbuchen<br />
gibt. Um diese Entwicklung weiter zu stärken,<br />
sind neben dem individuellen Unternehmergeist<br />
aber vor allem auch politische<br />
Initiativen gefragt“, fordern die Autoren<br />
der Studie. So brauchen Unternehmen<br />
mehr zielgerichtete Beratung, die sie<br />
dabei unterstützt, eine Strategie für auf<br />
Wachstum ausgerichtetes unternehmerisches<br />
Handeln zu entwickeln. Vielen Unternehmen<br />
fehlt zudem Kompetenz in den<br />
Bereichen Marketing und Vertrieb – vor allem<br />
im Hinblick auf die weitere Internationalisierung<br />
benötigen Unternehmen hier<br />
professionelle Hilfestellung. Auch bei der<br />
Finanzierung sollte die Politik Unterstützung<br />
anbieten – weniger durch neue Förderprogramme,<br />
sondern beispielsweise<br />
durch Netzwerktreffen, die Zugänge zu Investoren<br />
schaffen. Und schließlich fehlt es<br />
oftmals an den positiven Vorbildern. Professionell<br />
kommunizierte Erfolgsgeschichten<br />
ermutigen Unternehmer dazu, ihren eigenen<br />
Weg zu gehen.<br />
W+M<br />
DIE STUDIE<br />
Die Studie „Unternehmerische Wachstumsstrategien<br />
in den ostdeutschen<br />
Bundesländern“ wurde gemeinsam von<br />
Ramboll Management Consulting, Creditreform<br />
Rating und dem ifo Institut<br />
Niederlassung Dresden im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Energie durchgeführt und im Herbst<br />
2017 veröffentlicht. Dafür wurden sowohl<br />
Daten aus den Datenbanken der<br />
Creditreform Rating analysiert als auch<br />
vertiefende Fallstudien durchgeführt.<br />
Die Grundgesamtheit der untersuchten<br />
Unternehmen beläuft sich auf 48.787<br />
Unternehmen (Gazellen) und 41.356<br />
Unternehmen (schnell wachsende Unternehmen).<br />
Die Studie baut auf den<br />
Ergebnissen der „Studie über schnell<br />
wachsende Jungunternehmen (Gazellen)“<br />
aus dem Jahr 2012 auf, die im<br />
Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Technologie von Ramboll<br />
Management Consulting und Creditreform<br />
Rating erstellt wurde.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
12 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Die Daimler-Tochter ACCUMOTIVE investiert<br />
umfangreich in ihr Werk im sächsischen Kamenz.<br />
Doch nicht nur die Wolfsburger setzen<br />
auf Sachsen. Auch die hundertprozentige<br />
Daimler-Tochter ACCUMOTIVE pumpt<br />
rund 500 Millionen Euro in den Bau einer<br />
der modernsten Batteriefabriken der Welt<br />
in der sächsischen Kleinstadt Kamenz, die<br />
Mitte des Jahres ihre Produktion aufnehmen<br />
soll. Die Daimler-Nutzfahrzeuge Vito<br />
und Sprinter sollen so mit den Antriebsbatterien<br />
aus Kamenz ausgerüstet werden.<br />
Aufbruch ins<br />
neue Autozeitalter<br />
„Die Entscheidungen sind Meilensteine<br />
für den Standort Sachsen“, freut sich Dirk<br />
Vogel, Netzwerkmanager bei AMZ, dem<br />
Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen.<br />
Zwar steht der Durchbruch der E-Autos<br />
hierzulande noch nicht unmittelbar bevor,<br />
doch außerhalb Deutschlands, so beispielsweise<br />
in Asien, wächst das Geschäft mit<br />
der Elektromobilität bereits jetzt spürbar.<br />
Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Umbrüchen. Auch die<br />
ostdeutschen Standorte der Branche rüsten sich für die automobile<br />
Zukunft. Die birgt Chancen, aber auch Risiken. Von Matthias Salm<br />
Es wird alles neu in Sachsen: Was<br />
Prof. Dr. Siegfried Fiebig, Sprecher<br />
der Geschäftsführung der Volkswagen<br />
Sachsen GmbH, jüngst in einem<br />
Interview für die VW-Standorte im Freistaat<br />
verkündete, gilt längst für die gesamte<br />
Branche. Der deutsche Automobilbau<br />
steht vor den größten Umwälzungen der<br />
letzten Jahrzehnte.<br />
Im Einzelnen heißt das: Elektro-Autos und<br />
Hybridfahrzeuge sagen dem klassischen<br />
Verbrennungsmotor den Kampf an. Der<br />
Einsatz von Leichtbaumaterialien wird für<br />
E-Autos unerlässlich. Das vernetzte Auto<br />
wird zur rollenden Datensammlung und<br />
das autonome Fahren gegenwärtig in immer<br />
mehr Pilotprojekten einem Praxistest<br />
unterzogen. Für Hersteller und Zulieferer<br />
brechen neue Zeiten mit neuen Wettwerbern<br />
an – auch in Ostdeutschland.<br />
Zumindest bei den E-Autos wittert Sachsen<br />
derzeit Morgenluft: Volkswagen setzt<br />
radikal auf den Freistaat als Zentrum seiner<br />
E-Offensive. Bis 2025 wollen die Niedersachsen<br />
Weltmarktführer in der Elektromobilität<br />
werden. Die Elektrofahrzeuge<br />
der I.D.-Familie laufen daher ab 2019<br />
im Zwickauer VW-Werk vom Band, ab<br />
2021 soll die Wiege der sächsischen Autoindustrie<br />
dann als reiner E-Standort im<br />
globalen VW-Kosmos fungieren. Profitieren<br />
sollen die Zwickauer dann auch von<br />
den Erfahrungen der Gläsernen Manufaktur<br />
in Dresden, wo bereits jetzt täglich 35<br />
e-Golfs montiert werden.<br />
Auch Daimler investiert in Sachsen<br />
Die Gläserne Manufaktur dient VW zugleich<br />
als Zukunftsschmiede. Sechs innovative<br />
Mobilitäts-Start-ups entwickeln dort<br />
unter anderem Ladelösungen bei Elektrofahrzeugen,<br />
optische Sensoren für den<br />
Straßenraum oder Software für das automatisierte<br />
Fahren. Das Dresdner Start-up<br />
Novum etwa arbeitet an einem automatisierten<br />
Batterielabor, mit dem Reichweite<br />
und Lebensdauer von Batterien genauer<br />
bestimmt und maximiert werden können.<br />
Gefragt sind die E-Antriebe zunehmend<br />
auch in der Logistik – wenn auch noch nicht<br />
für den Überlandverkehr. Davon profitieren<br />
sächsische Firmen wie die 2014 neu gegründete<br />
Framo GmbH aus Langenbernsdorf,<br />
die schwere LKW auf Elektroantrieb<br />
umrüstet. Diese kommen bei BMW in der<br />
Produktionslogistik zum Einsatz. Auch im<br />
Rahmen des Forschungsprojekts „eJIT –<br />
Just-in-Time-Logistiksystem auf elektromobiler<br />
Basis” rollen Framo-LKW bei VW<br />
in Zwickau und bei Porsche in Leipzig.<br />
Selbst Sachsens Maschinenbauer denken<br />
bereits um. Der Sondermaschinenbauer<br />
USK Karl Utz GmbH aus Limbach-Oberfrohna<br />
beispielsweise gilt als Spezialist für<br />
die Herstellung von Automatisierungslösungen<br />
für führende Autohersteller. Die<br />
USK konzentriert sich schon seit einigen<br />
Jahren auf Produktionstechnologien für<br />
die Herstellung von Brennstoffzellen.<br />
Ende letzten Jahres wurde das Unternehmen<br />
von der Aumann AG, einem weltweit<br />
führenden Hersteller von automatisierten<br />
Fertigungslinien für die Elektromobilität,<br />
übernommen. Unter neuem Dach wollen<br />
die Sachsen zum bedeutenden Anbieter<br />
von Produktionslinien mit Schwerpunkt<br />
E-Mobility werden.<br />
Wachstumsmarkt Autonomes Fahren<br />
Den zweiten großen, vielleicht sogar<br />
wichtigeren Zukunftsmarkt für die ost-<br />
Foto: Daimler AG<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 13<br />
Der E-Golf wird bereits<br />
heute in Dresden gefertigt.<br />
deutsche Zulieferindustrie eröffnet die<br />
künftige Digitalisierung und Vernetzung<br />
des Autos. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />
und Organisation schätzt<br />
die Wertschöpfung für alle Geschäftsfelder<br />
des autonomen Fahrens bis 2025 in<br />
Deutschland auf 8,8 Milliarden Euro, wobei<br />
der Begriff hier vom Einsatz weniger<br />
Assistenzsysteme bis zum vollständig<br />
selbstfahrenden Auto reicht.<br />
So müssen bei den elektronischen Einparkhilfen<br />
beispielsweise mehr als ein<br />
Dutzend Ultraschallsensoren verbaut<br />
werden. Auch Komponentenhersteller<br />
für<br />
Kamerasysteme können<br />
auf einen boomenden<br />
Markt hoffen.<br />
Allein in Sachsen<br />
konkurrieren im<br />
Bereich Sensortechnik<br />
mehr als 60 innovative<br />
Unternehmen.<br />
Doch das Geschäft<br />
mit der Vernetzungstechnologie<br />
beflügelt<br />
auch die Fantasie an<br />
anderen ostdeutschen<br />
Standorten der Branche<br />
wie Berlin. Die<br />
Berliner First Sensor AG etwa wächst<br />
derzeit mit Sensorlösungen für mehr Sicherheit<br />
und Komfort im Straßenverkehr.<br />
So kommen weltweit in dem Radar ähnlichen<br />
LIDAR-System zur Abstandsmessung<br />
hochempfindliche Avalanche-Fotodioden<br />
der Berliner zum Einsatz. W+M<br />
„Viele Zulieferer müssen sich schnell bewegen, um<br />
am Wachstum des E-Fahrzeugmarktes zu partizipieren“<br />
Interview mit Dirk Vogel, Netzwerkmanager beim<br />
Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen<br />
Fotos: Volkswagen AG (oben), AMZ (unten)<br />
W+M: Herr Vogel, Sachsens Automobilzulieferer<br />
stehen vor großen Herausforderungen.<br />
Wie gut ist die Branche vorbereitet?<br />
Beispiel Elektromobilität.<br />
Dirk Vogel: Das Thema nimmt durch die<br />
Entscheidung von Volkswagen, in Zwickau<br />
die I.D.-Modelle bauen zu lassen,<br />
gegenwärtig richtig Fahrt auf. Auf der anderen<br />
Seite entfällt damit aber auch die<br />
Produktion von 300.000 VW-Fahrzeugen,<br />
vor allem Golf, am Standort. Dies<br />
wird auch zu Umbrüchen bei den heimischen<br />
Zuliefererfirmen führen.<br />
W+M: Mit welchen Folgen?<br />
Dirk Vogel: In den Zukunftsfeldern Elektromotoren<br />
und Zellproduktion für Batterien<br />
und Brennstoffzellenfertigung findet<br />
bislang noch keine nennenswerte<br />
Wertschöpfung in der Region statt. Gerade<br />
für den elektrischen Antriebsstrang<br />
sind bisher nur wenige Produktionskapazitäten<br />
aufgebaut worden. Viele Unternehmen,<br />
die sich als Zulieferer auf den<br />
Verbrennungsmotor spezialisiert und in<br />
den letzten Jahren nicht an entsprechenden<br />
Forschungsprojekten zur Elektromobilität<br />
beteiligt haben, müssen sich nun<br />
schnell bewegen, um an dem Wachstum<br />
des E-Fahrzeugmarktes zu partizipieren.<br />
W+M: Überwiegen also die Risiken für<br />
den Standort?<br />
AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel.<br />
Dirk Vogel: Nein, denn in anderen Produktbereichen<br />
bestehen auch große<br />
Wachstumschancen, etwa in der Elektronik.<br />
Komfortfunktionen wie Fahrassistenzsysteme<br />
werden künftig auch in<br />
den Volumenmodellen der Hersteller<br />
serienmäßig eingebaut. Und gerade im<br />
Bereich Fahrzeugvernetzung und Fahrzeugsensorik<br />
sind sächsische Unternehmen<br />
bereits jetzt sehr gut vertreten.<br />
<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
14 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Unternehmen in Transformation: EWE<br />
„Wir lernen heute, was der<br />
Kunde morgen haben möchte“<br />
Die von EWE installierte Beleuchtung in der Fertigungshalle der Hoffmeier Industrieanlagen GmbH & Co. KG.<br />
Der Konzern EWE mit Hauptsitz in Oldenburg gehört mehrheitlich Kommunen und Landkreisen der<br />
Region. Die EWE-Unternehmen zählen zu den Pionieren bei den Erneuerbaren Energien, betreiben<br />
Energie- und Breitbandnetze und bieten intelligente Lösungen weit über eine grundlegende Versorgung<br />
hinaus. Mit insgesamt 25.000 Arbeitsplätzen schafft er über 1,9 Milliarden Euro Wertschöpfung vor Ort.<br />
In der Region Brandenburg/Rügen ist EWE gut aufgestellt für die Zukunft. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach<br />
mit Dr. Ulrich Müller, EWE-Generalbevollmächtigter, und Heiko Seelig, Leiter Vertrieb Geschäftskunden<br />
bei der EWE VERTRIEB GmbH Brandenburg/Rügen. Von Frank Nehring<br />
Für den zukunftsfähigen Umbau des<br />
Geschäfts gibt es die Strategie 2026.<br />
Wie Dr. Ulrich Müller und Heiko Seelig<br />
berichten, werden alle hausinternen<br />
Prozesse infrage gestellt und auf ihre Zukunftsfähigkeit<br />
geprüft. Es geht um die<br />
aktive Gestaltung der Energiewende und<br />
das heißt, Produkte und Dienstleistungen<br />
zu entwickeln, die einer CO 2<br />
-Reduzierung<br />
Rechnung tragen. Die Voraussetzungen<br />
für den Konzern sind dabei gut, da EWE<br />
auch schon vor 20 Jahren, als Müller zu<br />
EWE kam, ein innovativer und sogenannter<br />
First Mover war, der über keine konventionellen<br />
Kraftwerke verfügte und bei<br />
Energieerzeugung auf Wind beziehungsweise<br />
Erneuerbare Energien setzte.<br />
Die Digitalisierung ist heute ein großes<br />
Thema und nicht nur bei EWE, sondern<br />
in der gesamten Energiewirtschaft angekommen.<br />
Ohne eine digitale Infrastruktur<br />
wäre es nicht mehr vorstellbar, die<br />
unterschiedlichen volatilen Energieträger<br />
ins Netz einzuspeisen, ohne die Versorgungssicherheit<br />
zu gefährden. Die wachsenden<br />
Anstrengungen für eine stabile<br />
Versorgungssicherheit werden allerdings<br />
im öffentlichen Bewusstsein nicht wahrgenommen,<br />
sondern eher als gegeben<br />
betrachtet. Die Digitalisierung schafft<br />
aber auch neue Möglichkeiten. Im Konzernbericht<br />
heißt es dazu: „Wir lernen<br />
heute, was der Kunde morgen haben<br />
möchte“. Das haben alle bei EWE verstanden.<br />
Als regionaler Anbieter sind die<br />
Beziehungen zu privaten wie Unternehmenskunden<br />
ausgeprägt.<br />
Schon jetzt verkauft das Unternehmen<br />
nicht nur Strom und Gas, sondern Lösungen<br />
wie Wärme, Elektromobilität oder<br />
selbst erzeugte Sonnenenergie aus Stromspeichersystemen<br />
oder Smart-Home-Pakete<br />
sowie Dienstleistungen rund ums Zuhause.<br />
Das reicht von Sicherheitsthemen<br />
über Versicherungen bis hin zum Umzugsund<br />
Schlüsselservice. „Unser Anspruch<br />
ist es, als regionaler Energiedienstleister<br />
nah bei unseren Kunden zu sein und ihnen<br />
die Welt der dezentralen Energie mit Service<br />
und Qualität so einfach wie möglich<br />
zu machen“, so Müller. Auch wenn sich<br />
das Nutzungsverhalten der Privatkunden<br />
stark geändert hat, Energieeffizienz ist für<br />
ihn in erster Linie Einstellungssache. Das<br />
ist bei gewerblichen Kunden ganz anders<br />
und von der Höhe der betrieblichen Energiekosten<br />
abhängig. Energieeffizienz ist<br />
ein Umwelt-, vor allem aber auch ein Kostenthema.<br />
Deshalb können neue Produkte<br />
und Dienstleistungen in diesem Bereich<br />
beispielgebend sein.<br />
Foto: EWE/Nadine Auras<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
BRANDENBURG | 15<br />
So ist EWE auf einem guten Weg, nicht<br />
mehr die Kilowattstunde an sich zu verkaufen,<br />
sondern beispielsweise Helligkeit<br />
oder Raumtemperatur, denn das sind die<br />
tatsächlichen Kundenwünsche. Contracting<br />
statt Verkauf ist an sich ja nicht neu,<br />
aber für Helligkeit schon. Bei Hoffmeier<br />
Industrieanlagen in Rüdersdorf gibt es<br />
den Deal mit der Helligkeit bereits. EWE<br />
übernahm die Lichtplanung, die Installation<br />
der Technik sowie die Betreuung<br />
mit dem Garantieversprechen, für eine<br />
effektive Helligkeit im Produktionsbereich<br />
zu sorgen. Damit wird das Unternehmen<br />
nicht nur von Planungs- und Instandhaltungsaufgaben<br />
befreit, sondern<br />
kann auch bei Energiekosten und den hohen<br />
Arbeitsschutzanforderungen in Sachen<br />
Beleuchtung punkten.<br />
Ähnlich verhält es sich bei Tropical Islands<br />
in Krausnick. Das berühmte Ausflugsziel<br />
braucht konstant tropische Temperaturen<br />
sowie einen nicht unerheblichen<br />
Bedarf an Kühlung, Strom und Wärme.<br />
Geregelt wird dies durch zwei hocheffiziente<br />
Blockheizkraftwerke, die EWE<br />
gebaut und dafür auch die Betriebsführung<br />
inklusive 24/7-Störungsdienst übernommen<br />
hat. Bei den neuen Kundenmodellen<br />
als Antwort auf die sich aus der<br />
Energiewende ergebenden Chancen und<br />
Zwänge, verbunden mit den Möglichkeiten<br />
der Digitalisierung, steht die Branche<br />
noch am Anfang, aber EWE ist hier schon<br />
gut unterwegs. „Auch wenn es nicht so<br />
Noch unberührt und glänzend: Lieferung des 849-Kilowatt-Motors von MTU Onsite Energy im<br />
November 2016 ins Tropical Islands.<br />
groß klingt, ist die Einführung der elektronischen<br />
Rechnung, die direkt in das Bearbeitungssystem<br />
des gewerblichen Kunden<br />
fließt, eine Dienstleistung, die viel<br />
Aufwand erspart“, so Seelig.<br />
Ob sich angedachte und auch schon erprobte<br />
Flatrate-Modelle für die Nutzung<br />
von Energie durchsetzen, bleibt noch offen,<br />
da sind sich Müller und Seelig einig.<br />
Hier ist gerade im Privatbereich nicht<br />
ganz klar, ob dies dem sparsamen Umgang<br />
zuträglich ist. Im Ergebnis entsprechender<br />
Versuche und Befragungen ist<br />
es jedoch wenig wahrscheinlich, dass<br />
sich Haushalte am Lastausgleich beteiligen<br />
und zum Beispiel nachts die Waschmaschine<br />
anschalten, um preiswerteren<br />
Strom zu nutzen. Auch hier gibt es den<br />
Unterschied zu den Unternehmen. „Mit<br />
unseren ‚Virtuellen Kraftwerken‘ bieten<br />
wir gerade größeren Unternehmen einen<br />
hervorragenden Service zur Steuerung<br />
des Reststrombezugs“, so Seelig.<br />
Mit der Installation der Smart Meter werden<br />
sich weitere Möglichkeiten ergeben,<br />
die jetzt nur ansatzweise abzusehen sind.<br />
Vorerst werden sie nur Verbrauchsdaten<br />
erfassen, wie es bereits der alte analoge<br />
Zähler tat. Durch die digitale Erfassung<br />
können dann Daten genutzt werden, um<br />
Volatilitäten auszugleichen, sicher aber<br />
auch noch vieles andere mehr.<br />
EWE ist ein gutes Beispiel für die Veränderung<br />
von Unternehmen durch die sich<br />
wandelnden Rahmenbedingungen in der<br />
Gesellschaft. Die Energiewende in einem<br />
hoch regulierten Umfeld zu gestalten, die<br />
Digitalisierung als Chance für neue Geschäftsmodelle<br />
aufzugreifen, setzt hohes<br />
Engagement, Mut und strategisches<br />
Denken voraus. Das gilt nicht nur für Konzerne<br />
wie EWE, sondern auch für kleine<br />
und mittelständische Unternehmen, die<br />
von solchen Partnern wie EWE in der Region<br />
nur profitieren können.<br />
Fotos: EWE/Nadine Auras<br />
Heiko Seelig, Leiter Vertrieb Geschäftskunden bei der EWE VERTRIEB GmbH Brandenburg/<br />
Rügen, und EWE-Generalbevollmächtigter Dr. Ulrich Müller im Gespräch mit W+M-Herausgeber<br />
Frank Nehring (v. l.).<br />
Bei EWE hat man die Augen auf, was<br />
es an Neuentwicklungen gibt. Da wird<br />
die Start-up-Szene genauestens beobachtet<br />
oder mit den Forschern der Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena gemeinsam<br />
an der Speicherung elektrischer Energie<br />
in Salzkavernen gearbeitet. Vielleicht entsteht<br />
ja hier die größte Batterie der Welt.<br />
EWE ist eben ein Unternehmen in Transformation.<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
16 | W+M LÄNDERREPORT BERLIN<br />
Berlins Immobilienmarkt erfreut sich großer Beliebtheit.<br />
Droht in Berlin eine<br />
Immobilienblase?<br />
Der Berliner Immobilienmarkt ist einer der größten und<br />
dynamischsten in Deutschland und Europa. Dies gilt auch für<br />
den Wohnungsmarkt, der sich dank eines kontinuierlichen<br />
Wachstums hinsichtlich der Einwohner und Privathaushalte einer<br />
hohen Nachfrage seitens Wohnungssuchender, Investoren und<br />
Projektentwickler erfreut. Ist Berlin darauf eingestellt oder<br />
führt dies zu Fehlentwicklungen am Markt?<br />
Aber auch wenn keine Immobilienblase zu<br />
befürchten ist, stehen viele Themen auf<br />
der Agenda der wachsenden Stadt Berlin.<br />
Hält der hohe Zuzug von aktuell rund<br />
40.000 Menschen pro Jahr nach Berlin an,<br />
ist die Marke von vier Millionen Einwohnern<br />
nicht mehr fern. Dadurch steigen neben<br />
dem rein quantitativen Bedarf auch<br />
die qualitativen Ansprüche an Wohnraum.<br />
Dabei geht es um die ausreichende bedarfs-<br />
und vor allem einkommensgerechte<br />
Schaffung verschiedener Wohnungstypen<br />
und Wohnqualitäten vom Mikroappartment<br />
über WG- und familientaugliche<br />
Grundrisse bis hin zu barrierefreiem Wohnraum.<br />
Deshalb sind im Rahmen der Bauland-<br />
und Wohnungsbaupolitik sowie seitens<br />
der Immobilienwirtschaft bisherige<br />
Anstrengungen noch zu verstärken und<br />
weitere Anreize zu schaffen, um den zukünftigen,<br />
insbesondere auch erschwinglichen<br />
Wohnraumbedarf quantitativ und<br />
qualitativ bedienen zu können.<br />
Von Dr. Wulff Aengevelt<br />
Berlins Einwohnerzahl wächst und<br />
wächst und damit auch der Bedarf<br />
an Wohn- und Gewerberäumen.<br />
Gebaut wird viel, vor allem der hochpreisige<br />
Wohneigentumsbau expandiert in der<br />
Hauptstadt. Bauflächen werden knapp. Die<br />
Folge: Die Immobilien- und Grundstückspreise<br />
kennen nur eine Richtung – steil nach<br />
oben. Selbst für gutverdienende Mittelständler<br />
wird es immer schwerer, bezahlbaren<br />
Wohnraum zu finden. Weltweit agierende<br />
institutionelle Investoren und Unternehmen<br />
haben Berlin als einen sehr zukunftsund<br />
renditeträchtigen Markt entdeckt. Was<br />
für die wachsende Bedeutung Berlins insgesamt<br />
spricht, bereitet auch Sorgen. Dazu<br />
zählt etwa die Frage, wie wahrscheinlich<br />
eine Immobilienblase ist und wie sich aktuell<br />
die Situation darstellt. Gefühlt droht<br />
in Berlin eine Überhitzung des Immobilienmarktes<br />
oder sogar eine Immobilienblase.<br />
Aber ist dem tatsächlich so? Die klare Antwort<br />
darauf lautet: Nein.<br />
Ein Indiz für die Entstehung einer Immobilienblase<br />
ist beispielsweise, wenn die Kaufpreise<br />
schneller steigen als die Mieten.<br />
Das ist aktuell in Berlin nicht der Fall. Ein<br />
weiteres Warnsignal wäre, wenn die Kaufpreise<br />
im Vergleich zu<br />
den Einkommen deutlich<br />
schneller steigen.<br />
Dies ist ebenfalls<br />
nicht pauschal festzustellen,<br />
auch wenn<br />
es für viele den Eindruck<br />
macht.<br />
Auch ein spekulativ<br />
zunehmender Wohnungsbau<br />
wäre ein Blasenmerkmal. Aber<br />
hiervon kann aktuell keine Rede in Berlin<br />
sein. Vielmehr ist der Bedarf auch in den<br />
nächsten Jahren deutlich größer als das<br />
Angebot. Dabei ist insbesondere in Berlin<br />
auf die wachsende Differenz zwischen<br />
erteilten Baugenehmigungen und tatsächlichen<br />
Baufertigstellungen hinzuweisen.<br />
Und nicht zuletzt könnte die vermehrte<br />
Aufnahme von Krediten ein Hinweis<br />
auf eine drohende Immobilienblase sein.<br />
Dies ist ebenfalls nicht der Fall: Obwohl<br />
das Kreditvolumen steigt, ist kein Preisblasenindiz<br />
erkennbar, da insbesondere<br />
bei der Finanzierung von Eigentumswohnungen<br />
niedrigere Fremdmittelquoten bei<br />
steigender Anfangstilgung erkennbar sind.<br />
Grundsätzlich verfügt<br />
Berlin noch über angemessene<br />
Flächenpotenziale.<br />
Allerdings<br />
muss eine zukunftsgerichtete,<br />
ausgewogene<br />
Stadtplanung<br />
auch ausreichende<br />
Flächenreserven<br />
für die<br />
Ansiedlung von Industrie-<br />
und Gewer-<br />
Dr. Wulff Aengevelt.<br />
beunternehmen vorhalten.<br />
Insbesondere in Mischgebieten besteht<br />
die Gefahr, gewerbliche Nutzungen<br />
durch Wohnungsneubau auszuschließen<br />
oder zu vertreiben.<br />
W+M<br />
DER AUTOR<br />
Dr. Wulff Aengevelt ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Aengevelt Immobilien<br />
GmbH & Co. KG. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Düsseldorf gehört zu den<br />
TOP 10 der Immobilienbranche und ist<br />
in Berlin seit dem Mauerfall aktiv. Weitere<br />
Neiderlassungen gibt es in Frankfurt/<br />
Main, Dresden, Leipzig und Magdeburg.<br />
Fotos: pixabay (oben), AEN GEVELT IMMOBILIEN (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
LÄNDERREPORT BRANDENBURG | 17<br />
Boom beim<br />
Export<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
legt im Auslandsgeschäft stark zu<br />
Foto/Grafik: MBS<br />
Immer mehr Unternehmen, auch kleine<br />
und mittelständische, betreiben hierzulande<br />
erfolgreich Außenhandel. Das<br />
Exportvolumen in Brandenburg stieg zwischen<br />
2002 und 2015 von 4,6 auf 14,2 Milliarden<br />
Euro. Handelsbeziehungen werden<br />
zunehmend globaler.<br />
Durch den starken Aufschwung haben<br />
die Berater der Mittelbrandenburgischen<br />
Sparkasse (MBS), die die Firmen beim Außenhandel<br />
unterstützen, alle Hände voll<br />
zu tun. „Dieses Segment ist bei uns in<br />
den vergangenen Jahren stark gewachsen“,<br />
berichtet Dirk Siemann, Leiter des<br />
internationalen Firmenkundengeschäfts<br />
bei der MBS. Das zeigt sich beispielsweise<br />
an den Zahlungsverkehrstransaktionen:<br />
Diese sind zwischen 2012 und 2016<br />
in der reinen Anzahl um rund das Zehnfache<br />
gestiegen, das Zahlungsverkehrsvolumen<br />
zeitgleich um das Vierzehnfache.<br />
Trotz allem gibt es für Brandenburg im Außenhandel<br />
noch reichlich Luft nach oben.<br />
Im Vergleich aller deutschen Bundesländer<br />
belegt das Land aktuell nur Platz<br />
15, dennoch nimmt die Internationalisierung<br />
besonders der<br />
kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen zu.<br />
Warum verzeichnet der<br />
Export bundesdeutscher<br />
Firmen diesen ungebrochenen<br />
Boom? „Made in<br />
Germany steht im Ausland<br />
nach wie vor für<br />
höchste Qualität“, erklärt<br />
Siemann.<br />
Handel mit dem Ausland<br />
zu betreiben, bringe jedoch<br />
so einige, hierzulande<br />
unbekannte Herausforderungen mit<br />
sich. „Bei grenzüberschreitenden Lieferungen<br />
bewegt man sich häufig in unbekannten<br />
Rechtssystemen“, so der MBS-<br />
Experte. „Je größer die Entfernung und<br />
je exotischer das Land, desto höher sind<br />
die Unwägbarkeiten, im Ernstfall Forderungen<br />
gerichtlich durchzusetzen oder<br />
den ungerechtfertigten Zugriff auf nicht<br />
bezahlte Waren zu verhindern.“ Auch die<br />
Bonität ausländischer Banken sei für viele<br />
schwer einzuschätzen. Selbst beim Export<br />
innerhalb Europas registrieren viele<br />
Unternehmer vermehrt Zahlungsstörungen.<br />
Doch nutzen bisher nur wenige Firmen<br />
wirksame Instrumente, um sich zu<br />
schützen, warnt Siemann. „Wir helfen den<br />
Unternehmen mit einer ganzen Reihe von<br />
Dienstleistungen und Lösungen, beispielsweise<br />
Akkreditiven und Garantien, um solche<br />
Risiken zu minimieren.“<br />
Leitet das internationale<br />
Firmenkundengeschäft bei der MBS:<br />
Dirk Siemann.<br />
Die MBS ist Teil der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />
zu der unter anderem alle Sparkassen<br />
und Landesbanken gehören. Sie ist<br />
eine der weltweit größten Finanzgruppen<br />
und hat Standorte und Mitarbeiter<br />
rund um den Globus.<br />
„Unsere Fachleute<br />
vor Ort stellen<br />
sicher, dass<br />
die Exportgeschäfte<br />
erfolgreich<br />
abgewickelt<br />
werden“,<br />
sagt Siemann.<br />
Damit meint er<br />
sowohl die im eigenen<br />
Haus tätigen<br />
Spezialisten<br />
als auch das in<br />
der S-Country-<br />
Die MBS ist weltweit aktiv. Mit Firmen in fünf<br />
Staaten werden besonders viele Geschäfte<br />
realisiert.<br />
Desk GmbH organisierte weltweite Expertennetzwerk.<br />
Zudem gibt es bundesweit<br />
bei den Sparkassen Länderverantwortliche,<br />
die sich ihr Expertenwissen gegenseitig<br />
zur Verfügung stellen. So ist die<br />
MBS in Potsdam für Polen zuständig. Erklärtes<br />
Ziel ist es, den Kunden ein umfassendes<br />
Dienstleistungsportfolio zu bieten,<br />
damit diese ihre Auslandsgeschäfte problemlos<br />
tätigen und mögliche Risiken minimieren<br />
können. Sei es beim Zahlungsverkehr,<br />
der Zinssicherung, der Exportfinanzierung,<br />
dem Währungsmanagement oder<br />
dem Dokumentengeschäft. W+M<br />
APP S-WELTWEIT<br />
Digitale Unterstützung<br />
leistet die Sparkasse für<br />
im Export tätige Unternehmer<br />
mit der neuen App S-weltweit.<br />
Über sie erhält man:<br />
• Länderinformationen (Steckbrief, Risikoeinschätzung,<br />
Auslandsstandorte<br />
der S-Finanzgruppe)<br />
• Internationale News und Benachrichtigungen<br />
über Termine<br />
• Aktuelle Devisenkurse und Charts<br />
• Interkulturelle Tipps und wichtige<br />
Reiseinformationen<br />
• Unterstützung bei der Suche nach<br />
Geschäftspartnern<br />
• Direkten Kontakt zum Auslandsspezialisten<br />
der Sparkasse<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
18 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />
Digitale Unternehmen<br />
sind erfolgreicher<br />
Was der Mittelstand von Start-ups lernen kann<br />
Vor allem in der Konsumgüterbranche,<br />
aber auch in scheinbar analogen<br />
Branchen wie der Landwirtschaft<br />
oder beim Bau zeigt sich: Digitale<br />
Unternehmen wachsen nicht nur schneller,<br />
sondern generieren auch mehr Umsatz.<br />
Deutschlands Unternehmen könnten<br />
laut einer Studie von McKinsey zur Digitalisierung<br />
des Mittelstands bis 2025 durch<br />
konsequente Digitalisierung bis zu 126 Milliarden<br />
Euro zusätzliche Wertschöpfung erzielen<br />
und das Wirtschaftswachstum um<br />
0,3 Prozentpunkte steigen lassen. In den<br />
Bilanzbüchern deutscher Mittelständler<br />
hat sich dieses Potenzial bislang jedoch<br />
kaum entfaltet. Die Probleme lassen sich<br />
einfach zusammenfassen.<br />
Kein Geld, keine Entwicklung<br />
Während sich Deutschland insgesamt im<br />
Hinblick auf Neugründungen – zumindest<br />
im innereuropäischen Vergleich – nicht verstecken<br />
muss, hinkt der Mittelstand bei der<br />
Digitalisierung hinterher: Nur jeder zweite<br />
Mittelständler sieht Digitalisierung als Chance<br />
für sein Unternehmen. Viele kleine und<br />
mittlere Unternehmen setzen zwar Digitalisierungsprojekte<br />
um, das Durchschnittsvolumen<br />
der Ausgaben liegt aber laut einer<br />
Erhebung von Microsoft gerade einmal im<br />
fünfstelligen Bereich. Selbst viele Start-ups<br />
Digital Native<br />
Überwiegend Digitaler Wettbewerb<br />
Wettbewerb in neuen Sektoren<br />
Traditionelle Zweige<br />
Digital Native<br />
Überwiegend Digitaler Wettbewerb<br />
Wettbewerb in neuen Sektoren<br />
Traditionelle Zweige<br />
13 6<br />
16<br />
21<br />
19<br />
13<br />
14<br />
sammeln durch Risikokapitalgeber wesentlich<br />
höhere Summen ein und reinvestieren<br />
diese in das eigene Wachstum.<br />
Digitalisierung – mehr als eine Website<br />
Digitalisierung betrifft das gesamte Unternehmen.<br />
Als aus der Start-up-Szene<br />
gewachsene Beratung erleben wir täglich<br />
tiefgreifende kulturelle Unterschiede<br />
zwischen traditionellen Unternehmen und<br />
Start-ups. Die meisten Vorstände haben<br />
den Paradigmenwechsel zwar längst erkannt<br />
und drängen auf Wandel, doch weite<br />
Teile der Mitarbeiter müssen sich immer<br />
noch in einem streng hierarchischen Korsett<br />
bewegen. Das ist vor allem bei dem<br />
großen Aufgabenspektrum, das die Digitalisierung<br />
umfasst, nicht förderlich: Es<br />
gilt, neue Geschäftsfelder zu erschließen,<br />
Produktionsprozesse in Frage zu stellen,<br />
neue Vertriebs- und Marketingkanäle zu<br />
nutzen, auf verändertes Kundenverhalten<br />
zu reagieren, neue Wettbewerber im Blick<br />
zu halten und vor allem dabei die Kultur<br />
im Unternehmen zu erneuern – damit diese<br />
Vorhaben überhaupt gelingen können.<br />
Kein Wandel ohne Mitarbeiter<br />
Vielen Mittelstandsunternehmen fehlt es<br />
noch an Digitalisierungs- und IT-Experten<br />
wie Datenanalysten, Softwareentwicklern<br />
WACHSTUM<br />
< 0 % 1 – 4 % 5 – 9 % 10 – 24 % > 25 %<br />
18<br />
23<br />
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GEWINN VOR ZINSEN UND STEUERN<br />
< 0 % 1 – 4 % 5 – 9 % 10 – 24 % > 25 %<br />
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11<br />
11<br />
5<br />
25<br />
11<br />
8<br />
3<br />
DER AUTOR<br />
Nils Seger ist Gründer und Geschäftsführer<br />
von RCKT, eine der führenden digitalen<br />
Beratungen aus dem Berliner Start-up-<br />
Ökosystem. Die rund 50 Berater agieren<br />
dabei nicht nur als strategische Experten,<br />
sondern vor allem in der digitalen Umsetzung.<br />
RCKT ist Betreiber der Digital Hub<br />
Initiative der Bundesregierung, die mit<br />
zwölf Standorten Digitalisierung in ganz<br />
Deutschland fördert. Zum Kundenstamm<br />
gehören neben etablierten DAX-Unternehmen,<br />
vor allem mittelständische Unternehmen<br />
und aufstrebende Start-ups.<br />
oder Designern. Mittelständler in Städten<br />
mit weniger als 300.000 Einwohnern nennen<br />
häufig den weniger attraktiven Standort<br />
als Hindernis bei der Einstellung von<br />
Fachkräften.<br />
Studien des Bundesverbands für E-Commerce<br />
und Versandhandel zeigen aber,<br />
dass sich digitale Unternehmungen auf<br />
dem Land genauso durchsetzen können.<br />
Zum Beispiel haben sich in allen zweistelligen<br />
Postleitzahlengebieten in Deutschland<br />
schon E-Commerce-Unternehmen<br />
mit Millionen-Umsätzen etabliert. Provinz<br />
ist also keine Ausrede.<br />
Zeit also, dass der Mittelstand den potenziellen<br />
Mitarbeitern ein attraktives Arbeiten<br />
bietet: Innovative Geschäftsprozesse<br />
sowie die Möglichkeit, bei Entscheidungen<br />
miteinbezogen zu werden, sind Digital<br />
Natives besonders wichtig.<br />
Der Wandel von Kultur und Organisation<br />
ist für den Mittelstand jetzt von erfolgskritischer<br />
Bedeutung. Anstatt Millionenbeträge<br />
für herbei geschriebene Tech-Trends<br />
aus dem Fenster zu werfen, gilt es jetzt,<br />
das eigene Team richtig ein- und aufzustellen.<br />
Nils Seger<br />
Fotos: 3dkombinat/fotolia.com (oben), RCKT (oben rechts), Quelle Schaubild: McKinsey: How digital reinventors are pulling away from the pack (2017)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
Wir im Osten entwickeln die:<br />
DIGITALE<br />
REVOLUTIONS<br />
ENERGIE<br />
ZUKUNFTS<br />
ENTWICKLUNGS<br />
PLATTFORM<br />
… oder kurz gesagt:<br />
DAS INTERNET DER ENERGIE.<br />
Mit der Energiewende wird die Stromversorgung dezentraler<br />
und digitaler. Dafür entwickeln wir zusammen mit Partnern<br />
aus der Region leistungsstarke Technologien und intelligente<br />
Programme. Diese vernetzen Erzeuger und Verbraucher effizient<br />
miteinander. Mehr erfahren unter www.enviaM-Gruppe.de
20 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Der Berliner Dom ist ein beliebtes<br />
Ziel von Touristen in der Hauptstadt.<br />
Tourismus in Ostdeutschland<br />
weiter im Aufwind<br />
Berlin überholt Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Luther-Jahr sorgt für Boom in Sachsen-Anhalt<br />
Eine völlig neue Kooperation ist seit<br />
Herbst letzten Jahres unter Dach und<br />
Fach: Mecklenburg-Vorpommern ist<br />
offizielles Partnerland der ITB Berlin für<br />
das Jahr <strong>2018</strong>. Am 12. Oktober 2017 unterzeichneten<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU),<br />
Dr. Martin Buck, Senior Vice President<br />
Travel & Logistics und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Messe Berlin GmbH,<br />
der Vorsitzende des Tourismusverbandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern e. V. Wolfgang<br />
Waldmüller sowie David Ruetz, Head of<br />
ITB Berlin, im Internationalen Haus des<br />
Tourismus in Rostock die Kooperationsvereinbarung.<br />
ein umfangreiches Aufforstungsprojekt,<br />
bei dem für zehn Euro jeweils fünf Quadratmeter<br />
Mischwald gepflanzt werden.<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Der Tourismus stellt in Mecklenburg-Vorpommern<br />
eine überaus wichtige Säule<br />
für die Wirtschaft des Landes dar. Der<br />
Sektor sorgt für einen jährlichen Bruttoumsatz<br />
von etwa 4,1 Milliarden Euro und<br />
sichert insgesamt 130.000 Arbeitsplätze.<br />
Während der Tourismus im Land in<br />
den letzten Jahren kontinuierlich wuchs,<br />
jährlich um knapp drei Prozent, belegen<br />
die jüngsten Erhebungen für den Zeitraum<br />
von Januar bis November 2017 einen<br />
Rückgang der Übernachtungen um<br />
1,9 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum<br />
im Jahr zuvor. „Das ist ein kleiner<br />
Dämpfer. Es dürfte dennoch ein insgesamt<br />
gutes Ergebnis für die Branche am<br />
Ende werden. Wir bewegen uns seit Jahren<br />
auf einem sehr hohen Niveau. Dieses<br />
gilt es zu halten beziehungsweise auszubauen“,<br />
sagte Glawe Ende Dezember.<br />
Die ITB <strong>2018</strong> „werden wir intensiv nutzen,<br />
um auf unser Bundesland aufmerksam<br />
zu machen. Wir wollen und müs-<br />
Erstmals in der Geschichte der Internationalen<br />
Tourismusbörse wird damit ein<br />
Bundesland Partnerland der Messe. Und<br />
es gibt noch eine weitere Premiere in diesem<br />
Jahr: Das erste Mal wird eine Eröffnungsfeier<br />
der ITB zu einhundert Prozent<br />
CO 2<br />
-neutral gestaltet. Gegen die Mitbewerber<br />
hatte sich Mecklenburg-Vorpommern<br />
unter anderem aufgrund seines<br />
nachhaltigen touristischen Konzepts<br />
durchgesetzt. Urlauber, die in dem Bundesland<br />
im Nordosten zu Gast sind, haben<br />
beispielsweise die Möglichkeit, ihren<br />
Aufenthalt CO 2<br />
-neutral zu halten.<br />
Möglich ist dies mit Hilfe der sogenannten<br />
Waldaktie, von der bereits 85.000<br />
Stück verkauft wurden. Sie ermöglicht<br />
Vertreter der ITB und aus Mecklenburg-Vorpommern besiegeln am 12. Oktober 2017 in Rostock<br />
ihre Zusammenarbeit: David Ruetz, Harry Glawe, Dr. Martin Buck und Wolfgang Waldmüller (v. l.).<br />
Foto: Pixabay (oben), TMV/Danny Gohlke 8unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 21<br />
sen vor allem im internationalen Maßstab<br />
noch bekannter werden, um mehr Gäste<br />
aus dem Ausland für Mecklenburg-Vorpommern<br />
zu begeistern“, betonte er.<br />
Die Bilanz in den Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns<br />
ist uneinheitlich. Überdurchschnittliche<br />
Zuwächse bei den Übernachtungen<br />
meldeten im ersten Halbjahr<br />
2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
die Betriebe in der Mecklenburgischen<br />
Schweiz und Seenplatte (plus sieben Prozent).<br />
Fischland/Darß/Zingst dagegen verzeichnete<br />
ein Minus von 4,6 Prozent.<br />
Sachsen<br />
Nach mehreren Jahren der Stagnation<br />
ist der Freistaat bei Touristen wieder beliebter.<br />
Während sich die Übernachtungszahlen<br />
im Zeitraum von 2014 bis 2016<br />
um etwa 18,8 Millionen bewegten, konnten<br />
von Januar bis November 2017 bereits<br />
17,9 Millionen Übernachtungen gezählt<br />
werden. Das entspricht einem Plus<br />
von mehr als drei Prozent gegenüber dem<br />
TOURISMUS IN OSTDEUTSCHLAND<br />
Anzahl der Übernachtungen von 2014 bis 2016 in Millionen<br />
2016 2015 2014<br />
Berlin 31,1 30,3 28,7<br />
Brandenburg 12,9 12,5 11,9<br />
Mecklenburg-Vorpommern 30,3 29,5 28,7<br />
Sachsen 18,8 18,7 18,9<br />
Sachsen-Anhalt 7,8 7,6 7,4<br />
Thüringen 9,7 9,8 9,8<br />
Ostdeutschland 110,6 108,4 105,4<br />
Eigene Erhebung auf Grundlage der Zahlen der Statistischen Landesämter, Stand: Februar <strong>2018</strong><br />
REKORDJAHR 2017<br />
Anzahl der Übernachtungen von Januar bis November 2017*<br />
Anzahl der Übernachtungen<br />
in Millionen<br />
Veränderung in Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
Berlin 28,9 + 0,7<br />
Brandenburg 12,4 + 1,5<br />
Mecklenburg-Vorpommern 28,6 - 1,9<br />
Sachsen 17,9 +3,1<br />
Sachsen-Anhalt 6,3 +5,4<br />
Thüringen 9,3 +1,8<br />
* Sachsen-Anhalt: Januar bis September 2017<br />
Eigene Erhebung auf Grundlage der Zahlen der Statistischen Landesämter, Stand: Februar <strong>2018</strong><br />
Advertorial<br />
Foto: Landhaus Zu den Rothen Forellen<br />
Luxushotel im Harz<br />
mit neuem Spitzenkoch<br />
Ilsenburg. Galt der Harz lange Zeit als kulinarische<br />
Diaspora, so ist in jüngerer Vergangenheit<br />
durchaus von einer Aufbruchsstimmung<br />
zu berichten. Vor allem im sachsen-anhaltinischen<br />
Teil des Harzes schicken<br />
sich Spitzenköche an, die Region dauerhaft<br />
als feine Genussadresse zu etablieren. Das<br />
mit fünf Sternen klassifizierte Hotel „Zu den<br />
Rothen Forellen” im Luftkurort Ilsenburg am<br />
Fuße des Brocken zählt seit vielen Jahren zu<br />
den besten und verlässlichen kulinarischen<br />
Adressen Sachsen-Anhalts. Für mehrere<br />
Jahre war das Gourmet-Restaurant „Forellenstube”<br />
lukullischer Vorreiter und mit dem<br />
begehrten Michelin-Stern dekoriert. Kochgrößen<br />
wie René Bobzin, Axel Kammerl und<br />
Thomas Barth hatten die Auszeichnung für<br />
das seit 2010 zur Kollektion der „Privathotels<br />
Dr. Lohbeck“ gehörende Ostharzer<br />
Luxushotel erkocht und verteidigt.<br />
Nun startet seit Sommer 2017 ein neuer Küchenchef<br />
durch: Arne Aurelius Linke. Der<br />
32-jährige Hamburger bringt jede Menge<br />
Sterneerfahrung und vor allem eine enorme<br />
Leidenschaft und Talent mit. Seine bisherigen<br />
Stationen führten ihn unter anderem<br />
zu Sternekoch Christian Rach ins „Tafelhaus”<br />
und zu Fritz Schilling in „Die Bank”<br />
nach Hamburg. Er kochte an der Seite von<br />
Sternekoch Robert Stolz und gemeinsam<br />
mit Sternekoch Jens Rittmeyer im Restaurant<br />
Sao Gabriel an der Algarve.<br />
Das noble Fünf-Sterne-Landhotel am Forellensee<br />
wird vom österreichischen Direktor<br />
Valentin Fillafer seit Jahren vorbildlich<br />
und mit ganz viel Charme und Charisma geführt.<br />
Hier logierten Stars wie George Clooney<br />
und Matt Damon und ließen sich von<br />
dem zauberhaft romantischen Flair begeistern.<br />
76 feine Zimmer und Suiten, dazu ein<br />
erstklassiger „Forellen Spa“ mit Indoorpool<br />
und großzügiger Saunalandschaft sind von<br />
ausgesuchter Qualität, auch was die Verwöhnofferten<br />
anbelangt.<br />
LANDHAUS „ZU DEN ROTHEN FORELLEN“<br />
Marktplatz 2, 38871 Ilsenburg<br />
Tel.: 039452 9393<br />
Fax: 039452 9399<br />
E-Mail: info@rotheforelle.de<br />
Web: www.rotheforelle.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
22 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />
Vergleichszeitraum in 2016. Besonders<br />
hohe Zuwächse verzeichneten das Vogtland<br />
und die Sächsische Schweiz, mit 9,5<br />
und 8,1 Prozent im ersten Halbjahr 2017.<br />
In dieser Zeit konnte das Land zudem so<br />
viele Gäste und Übernachtungen aus dem<br />
In- und Ausland verbuchen wie noch in<br />
keinem Jahr zuvor. Besonders stieg dabei<br />
der Anteil der Besucher aus Polen<br />
(plus 20,7 Prozent) und den USA (plus<br />
15,9 Prozent).<br />
Brandenburg<br />
Insgesamt wird der Tourismus in Brandenburg<br />
durch eine stabile Nachfrage von<br />
Gästen aus Deutschland getragen. Die Betriebe<br />
in Brandenburg verzeichneten 2016<br />
rund 12,9 Millionen Übernachtungen, was<br />
einem Plus von etwa drei Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr entspricht. Auch die<br />
vorläufigen Zahlen aus den ersten elf Monaten<br />
von 2017 bestätigen ein erneutes<br />
Wachstum. Mit 12,4 Millionen Übernachtungen<br />
konnte das Land um rund 1,5 Prozent<br />
zulegen.<br />
Die Tourismuswirtschaft ist mit ihren circa<br />
60.000 Beschäftigten in über 10.000<br />
Unternehmen ein Job- und Wertschöpfungsmotor<br />
für das Land Brandenburg.<br />
Der Bruttoumsatz der Branche liegt bei 4,3<br />
Milliarden Euro. Aber nicht nur der Übernachtungsgast<br />
zählt: Tagestourismus ist<br />
in Brandenburg ein wichtiger Faktor. Jährlich<br />
gibt es rund 92,3 Millionen Tagesreisen<br />
in und nach Brandenburg. Daraus generiert<br />
die Branche rund 60 Prozent ihres<br />
Umsatzes.<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Das Reformationsjubiläum im vergangenen<br />
Jahr hat dem Tourismus in Sachsen-<br />
Anhalt einen Boom beschert. Das gilt<br />
insbesondere für die Lutherstätten, aber<br />
auch das Land insgesamt profitiert. Die<br />
Zahl der Übernachtungen legte in den ersten<br />
elf Monaten des Vorjahres um 5,4 Prozent<br />
auf rund 6,3 Millionen zu. Besonders<br />
stark war der Zuwachs im ersten Halbjahr<br />
bei den ausländischen Gästen: Plus 9,1<br />
Prozent bei den Ankünften und plus 17,9<br />
Prozent bei den Übernachtungen. Spitzenreiter<br />
war die Region Anhalt-Wittenberg<br />
– hier wuchs die Zahl der ausländischen<br />
Gäste um 20,5 Prozent und die Zahl der<br />
Das Luther-Jahr bescherte Sachsen-Anhalt einen Boom im Tourismussektor.<br />
Übernachtungen sogar um 51,1 Prozent.<br />
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff<br />
(CDU) freute sich über den hohen Zuspruch<br />
aus dem Ausland. „Jetzt geht es<br />
darum, viel von dem Schwung des Jahres<br />
2017 mit in die Zukunft zu nehmen und die<br />
Entwicklung im Bereich des Tourismus zu<br />
verstetigen. Eine gute Gelegenheit ist hier<br />
das Bauhausjubiläum 2019.“ Im nächsten<br />
Jahr jährt sich die Gründung des Bauhauses<br />
zum 100. Mal. Dazu plant das Land<br />
vor allem in der Stadt Dessau eine Vielzahl<br />
an Veranstaltungen.<br />
Thüringen<br />
Während Thüringen in den letzten Jahren<br />
mit stagnierenden Übernachtungszahlen<br />
zu kämpfen hatte, liest sich die Entwicklung<br />
in 2017 positiv. Mit Übernachtungen<br />
in Höhe von 9,8 Millionen sowohl in 2014<br />
als auch 2015 waren es 2016 sogar nur<br />
9,7 Millionen. Doch 2017 scheint sich das<br />
Blatt zu wenden. In den ersten elf Monaten<br />
des Jahres stieg die Anzahl der Übernachtungen<br />
um 1,8 Prozent auf 9,3 Millionen.<br />
Sollten die Zahlen sich im Dezember<br />
fortgesetzt haben, wurde das vergangene<br />
Jahr womöglich mit einem zweistelligen<br />
Ergebnis abgeschlossen. Besonders<br />
positiv entwickelte sich der Hainich mit<br />
8,5 Prozent mehr Gästeankünften und 8,4<br />
Prozent mehr Übernachtungen. Nur zwei<br />
Reisegebiete konnten sowohl bei den Ankünften<br />
als auch den Übernachtungen das<br />
Vorjahresergebnis nicht erreichen: Südharz<br />
und Thüringer Vogtland.<br />
Berlin<br />
Der Tourismus in der Hauptstadt ist eine<br />
der wichtigsten Schlüsselbranchen mit einem<br />
jährlichen Umsatz von 11,5 Milliarden<br />
Euro und einem Beschäftigungseffekt<br />
von 235.000 Vollzeitbeschäftigten. Und er<br />
jagt von Rekord zu Rekord. Von 2014 bis<br />
2016 konnten die Übernachtungszahlen<br />
in Berlin um 2,4 Millionen gesteigert und<br />
damit sogar Mecklenburg-Vorpommern<br />
als stärkstes neues Bundesland überholt<br />
werden. Und auch die Zahlen für Januar<br />
bis November 2017 lassen auf ein weiteres<br />
Allzeithoch hoffen. Ein Plus von weiteren<br />
0,7 Prozent bei den Übernachtungen<br />
wurde gemessen.<br />
Wie sich die neuen Bundesländer auf der<br />
Internationalen Tourismusbörse in diesem<br />
Jahr präsentiert haben und welche Schwerpunkte<br />
sie in ihren Tourismuskonzepten<br />
für <strong>2018</strong> setzen, lesen Sie in der nächsten<br />
Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>.<br />
Janine Pirk-Schenker<br />
INTERNATIONALE<br />
TOURISMUSBÖRSE ITB<br />
Die führende Messe der weltweiten<br />
Reiseindustrie ITB Berlin findet <strong>2018</strong><br />
vom 7. bis 11. März statt. Von Mittwoch<br />
bis Freitag ist die ITB Berlin für Fachbesucher<br />
geöffnet. 2017 stellten mehr als<br />
10.000 Aussteller aus 184 Ländern ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen rund<br />
169.000 Besuchern vor.<br />
Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
XXX | 23<br />
Besuchen Sie uns! dessau-eben.de<br />
Advertorial<br />
Kultur. Natur. Geschichte.<br />
„Dessau eben“? Eine Stadt muss schon<br />
Selbstvertrauen haben, um ihre touristischen<br />
Angebote unter diesem selbstverständlich<br />
klingenden Slogan zu vermarkten.<br />
Dessau-Roßlau, die unweit der Metropolen<br />
Berlin und Leipzig gelegene Stadt<br />
in Sachsen-Anhalt, hat jedoch allen Anlass,<br />
selbstbewusst zu sein.<br />
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum<br />
Beispiel, das sich über 142 Quadratkilometer<br />
in und um Dessau erstreckt. Ab<br />
1769 wurde es als erster Landschaftspark<br />
nach englischem Vorbild auf dem<br />
europäischen Festland gestaltet. Mit<br />
dem Schloss Wörlitz entstand dort der<br />
Gründungsbau des deutschen Klassizismus.<br />
Das kleine Fürstentum Anhalt wurde<br />
Ende des 18. Jahrhunderts zum internationalen<br />
Musterland der Aufklärung.<br />
Dieser aufgeklärte Geist ist bis heute<br />
spürbar.<br />
Das fortschrittliche Denken machte Dessau<br />
1925 auch zur Heimat des Bauhauses.<br />
Die 1919 in Weimar gegründete<br />
Hochschule für Gestaltung erlebte hier<br />
ihre Blütezeit. Davon zeugen neben dem<br />
Bauhausgebäude selbst die Meisterhäuser,<br />
die Siedlung Törten und viele weitere<br />
Bauwerke im Stadtgebiet. Im neuen<br />
Bauhaus Museum Dessau wird ab 2019<br />
zudem eine der weltgrößten Bauhaus-<br />
Sammlungen präsentiert.<br />
Aber nicht nur die Geschichte der Stadt,<br />
zu der neben diesen beiden UNESCO-<br />
Welterbestätten unter anderem Technikpionier<br />
Hugo Junkers gehört, ist in Dessau<br />
erlebbar. Das Anhaltische Theater<br />
oder das international renommierte Kurt<br />
Weill Fest stehen stellvertretend für die<br />
kulturelle Vielfalt der Gegenwart. Die Auenlandschaft<br />
an Elbe und Mulde sowie<br />
ein umfassendes Radwegenetz bieten<br />
naturnahen Tourismus in allen Facetten.<br />
Eine Vielfalt, wie es sie so in ganz<br />
Deutschland wohl kein zweites Mal gibt.<br />
Dessau eben.<br />
Tourist-Information<br />
Dessau<br />
VISIT<br />
DESSAU<br />
Zerbster Straße 2c<br />
06844 Dessau-Roßlau<br />
Tel.: 0340 2041442<br />
Fax: 0340 2203003<br />
E-Mail: touristinfo@dessau-rosslau.de<br />
Web: tourismus.dessau-rosslau.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
24 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU):<br />
„Wir haben ein Niveau erreicht, auf dem wir im<br />
internationalen Vergleich mithalten können“<br />
W+M: Herr Dr. Haseloff, als Ort für unser<br />
Interview haben Sie das Institut für<br />
Physik an der Martin-Luther-Universität in<br />
Halle ausgesucht. Welche Bedeutung hat<br />
diese Wissenschaftseinrichtung für den<br />
Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt?<br />
Reiner Haseloff: Es ist die älteste Universität<br />
in Sachsen Anhalt, deren Wurzeln<br />
über die Wittenberger Leucorea bis<br />
ins Jahr 1502 zurückreichen. Sie hatte immer<br />
schon einen sehr starken naturwissenschaftlichen<br />
Strang neben den Säulen<br />
Theologie und Jura. Etwa die Chemie,<br />
die Physik, die Pharmazie und die<br />
Agrarwissenschaft. Ich beobachte mit<br />
großem Interesse, dass sich auf diesen<br />
Feldern in den letzten Jahren Schwerpunktbereiche<br />
etabliert haben, die zunehmend<br />
international vernetzt sind. Hier haben<br />
wir mittlerweile ein Niveau erreicht,<br />
auf dem wir im internationalen Vergleich<br />
mithalten können. Hier wird Grundlagenforschung<br />
mit der akademischen Ausbildung<br />
von Fachleuten verbunden<br />
und in der Perspektive eine<br />
Entwicklung angestrebt,<br />
die es ermöglicht, die<br />
Forschungsergebnisse<br />
so in die Praxis zu bringen,<br />
dass vor Ort die<br />
gesamte Wertschöpfungskette<br />
realisiert<br />
werden kann.<br />
W+M: Im Rahmen dieses Gesprächs<br />
konnten wir gerade einen nagelneuen<br />
Hochleistungslaser besichtigen. Haben<br />
Sie die Hoffnung, dass die mit diesem<br />
Laser gewonnenen Erkenntnisse auf<br />
dem Gebiet der Grundlagenforschung<br />
absehbar durch heimische Unternehmen<br />
angewandt werden können?<br />
Reiner Haseloff: Wir haben solch positive<br />
Entwicklungen, dass etwa Startups<br />
die Forschungsergebnisse aufgreifen<br />
und daraus neue Produkte kreieren,<br />
bereits auf anderen Gebieten erreicht. Insofern<br />
bin ich guter Hoffnung, dass uns<br />
dies hier im Institut für Physik auch gelingt.<br />
Allerdings verfolgen wir mit diesen<br />
Spitzentechnologien auch noch ein anderes<br />
Ziel – wir wollen die Physik und insgesamt<br />
die Naturwissenschaften für junge<br />
Menschen wieder attraktiver machen.<br />
Um in Zukunft ausreichend akademisch<br />
gebildete Fachkräfte zu haben, brauchen<br />
wir mehr Studenten, die sich den Naturwissenschaften<br />
verschreiben.<br />
W+M: Wo befinden sich weitere für Ihr<br />
Bundesland wichtige Zukunftsorte?<br />
Reiner Haseloff: Die größten Wachstumskerne<br />
sind natürlich Magdeburg und<br />
Halle, aber überall im Land haben<br />
wir Zukunftsorte. Lassen<br />
Sie mich ein paar<br />
Bespiele nennen: Wir<br />
planen für die zwei-<br />
Im Zusammenhang mit dem W+M-Interview besuchte Ministerpräsident<br />
Dr. Reiner Haseloff (l.) das Institut für Physik an der Martin-Luther-<br />
Universität Halle. Dort demonstrierte Prof. Georg Woltersdorf (r.) die<br />
Wirkung eines neuen Hochleistungslasers im Bereich der Spintronik.<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
SACHSEN-ANHALT | 25<br />
Foto: W+M<br />
te Hälfte der EU-Förderperiode, also bis<br />
zum Jahr 2020, 147 Millionen Euro für<br />
Firmen und Forschung und die stärkere<br />
Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
auszugeben. An der Otto-von-<br />
Guericke-Universität Magdeburg wird für<br />
31 Millionen Euro das Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum „Center for Method<br />
Development“ aufgebaut. Für die<br />
Erweiterung des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums<br />
für Polymersynthese und<br />
-verarbeitung in Schkopau stehen 15 Millionen<br />
Euro zur Verfügung. In die Erweiterung<br />
des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb<br />
und -automatisierung fließen<br />
18,4 Millionen Euro. Für den Neubau auf<br />
dem Medizintechnikcampus STIMULATE<br />
in Magdeburg geben wir 16,6 Millionen<br />
Euro aus. Und in die Errichtung der Pflanzenkulturhalle<br />
am Institut für Pflanzengenetik<br />
und Kulturpflanzenforschung in<br />
Gatersleben, die im August 2017 eingeweiht<br />
wurde, flossen knapp acht Millionen<br />
Euro.<br />
W+M: Das Jahr <strong>2018</strong> ist noch recht jung.<br />
Gibt es bereits größere Investitionen oder<br />
unternehmerische Neuansiedlungen, mit<br />
denen Sachsen-Anhalt in den kommenden<br />
Monaten rechnen kann?<br />
Reiner Haseloff: Allein zum Ende des<br />
dritten Quartals 2017 hatten wir 125 Projekte<br />
mit einem Gesamtinvestitionsumfang<br />
von 555,6 Millionen Euro, die von<br />
uns mit 102,8 Millionen Euro bezuschusst<br />
wurden. Vorhaben, die insgesamt 3.336<br />
Arbeitsplätze sichern und die Schaffung<br />
von 982 neuen Arbeitsplätzen nach sich<br />
zogen. Neben dem logistisch so hervorragend<br />
gelegenen Flughafen Halle-Leipzig,<br />
in dessen Umfeld jeden Monat neue<br />
Projekte und neue Jobs entstehen, nenne<br />
ich als Beispiele die Novelis Aluminium<br />
Holding, die 69 Millionen Euro investierte<br />
und zu den bestehenden 790 Arbeitsplätzen<br />
120 neue Jobs schuf, und<br />
die Heraeus Quarzglas GmbH in Bitterfeld-Wolfen,<br />
die 66 Millionen Euro investierte.<br />
Insgesamt sind – Stand 31. Oktober<br />
2017 – 244 GRW-Anträge in der Pipeline,<br />
mit einem Gesamtinvestitionsumfang<br />
von etwa einer Milliarde Euro und<br />
einem beantragten Zuschussvolumen in<br />
Höhe von 305,7 Millionen Euro.<br />
Ministerpräsident Reiner Haseloff mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und<br />
W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />
W+M: Landauf landab suchen die Unternehmen<br />
qualifizierte Facharbeiter und<br />
vernünftig vorgebildete Lehrlinge. Was<br />
tun Sie in Sachsen-Anhalt, um die Abwanderung<br />
von Fachkräften und jungen<br />
Menschen zu verhindern?<br />
Reiner Haseloff: Wir haben derzeit das<br />
Problem, dass sich zu wenige Unternehmen<br />
aktiv bei den jungen Menschen melden<br />
und um sie werben. Da brauchen wir<br />
ein Umdenken, diesen Sprung müssen<br />
wir jetzt hinbekommen. Während vor einigen<br />
Jahren noch etliche Bewerber auf<br />
einen Ausbildungsplatz kamen, hat sich<br />
dieses Verhältnis nahezu umgekehrt. Die<br />
Firmen müssen sich um Auszubildende<br />
bewerben. Um mal eine Zahl zu nennen:<br />
Wir haben aktuell in Sachsen-Anhalt gerade<br />
einmal 30 Auszubildende im ersten<br />
Lehrjahr für das Dachdeckerhandwerk.<br />
Vor zehn Jahren waren es noch doppelt<br />
so viele. Die Wirtschaft muss hier alle<br />
Möglichkeiten ausschöpfen, in enger Kooperation<br />
auch mit den Kommunen und<br />
Schulen. In etlichen Regionen haben die<br />
Kommunen zum Teil recht erfolgreiche<br />
„Rückholaktionen“ gestartet, mit denen<br />
junge Menschen mit vielfältigen Maßnahmen<br />
umworben werden, zurück nach<br />
Sachsen-Anhalt zu kommen.<br />
Als Landesregierung haben wir Maßnahmen<br />
organisiert, die darauf abzielen, die<br />
Berufsorientierung auch direkt in den<br />
Gymnasien durchzuführen, um den jungen<br />
Menschen die Vorzüge des dualen<br />
Bildungswegs näher zu bringen. Nicht jeder<br />
muss studieren, auch fundierte Berufsausbildungen<br />
öffnen später den Weg<br />
in Leitungsfunktionen.<br />
W+M: Im Nachgang der Flüchtlingskrise<br />
wurde viel über die notwendige Integration<br />
der Menschen gesprochen, die perspektivisch<br />
ein Bleiberecht in Deutschland<br />
erhalten. Wie weit ist Sachsen-Anhalt<br />
bei der Integration dieser Menschen<br />
in den Arbeitsmarkt?<br />
Reiner Haseloff: Unsere Zahlen liegen<br />
im bundesweiten Trend und sie sind derzeit<br />
noch sehr ernüchternd. Der überwiegende<br />
Teil der zu uns gekommenen Menschen<br />
hat keinen für unser System verwertbaren<br />
Schul- oder Berufsabschluss.<br />
Diese Menschen sind daher nicht kurzfristig<br />
in den Arbeitsmarkt integrierbar.<br />
Wenn sich eine Bleibeperspektive ergibt,<br />
muss man einen langen Atem haben.<br />
Das gilt auch für die zu uns gekommenen<br />
Menschen, die eine wesentlich<br />
größere Mitwirkungsbereitschaft entwickeln<br />
müssen. Eine Berufsausbildung<br />
in Deutschland dauert nun einmal in der<br />
Regel drei Jahre. In jedem Fall brauchen<br />
wir in Deutschland ein auf mehrere Jahre<br />
ausgelegtes System, das Asylbewerbern<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
26 | W+M SCHWERPUNKT<br />
jenseits des ersten Arbeitsmarktes eine<br />
gemeinnützige, aber durchaus auch verpflichtende<br />
„Bürgerarbeit“ ermöglicht.<br />
Das schafft auch Akzeptanz bei der heimischen<br />
Bevölkerung.<br />
W+M: Das vergangene Jahr stand ganz<br />
im Zeichen des Luther-Jubiläums. Wie<br />
lautet Ihr grundsätzliches Fazit?<br />
Reiner Haseloff: Für unser Land war es<br />
ein sehr erfolgreiches Jahr, sowohl imageseitig<br />
als auch tourismuswirtschaftlich.<br />
Darüber hinaus haben viele Kulturdenkmäler<br />
sowie die Infrastruktur von den erheblichen<br />
Investitionen profitiert. Viele<br />
Menschen aus Deutschland und der Welt<br />
haben durch das Luther-Jahr Sachsen-<br />
Anhalt erst kennengelernt. Das wirkt sich<br />
positiv aus – in den kommenden Jahren<br />
werden die Touristenzahlen weit höher<br />
liegen, als sie es noch vor 2017 waren.<br />
2017 gab es insgesamt 115 Veranstaltungen<br />
von überregionaler Bedeutung mit<br />
Bezug zum Reformationsjubiläum. Mehr<br />
als 3,5 Millionen Menschen konnten wir<br />
mit den Kulturangeboten erreichen.<br />
W+M: Gibt es Erhebungen, wie die Wirtschaft<br />
Ihres Landes vom Luther-Jubiläum<br />
profitiert hat?<br />
Reiner Haseloff: Das Land hat in der<br />
Lutherdekade für das Jubiläum insgesamt<br />
80 Millionen Euro für Sanierungsund<br />
Modernisierungsmaßnahmen an<br />
Lutherstätten und Museen sowie für<br />
Veranstaltungen und Ausstellungen zur<br />
Verfügung gestellt. Handwerk und Mittelstand<br />
haben erheblich profitiert, denn<br />
allein 60 Millionen Euro flossen in den<br />
Erhalt und die Ertüchtigung von Lutherstätten.<br />
Durch den Tourismusboom haben<br />
auch Hotellerie und Gaststättengewerbe<br />
profitiert.<br />
W+M: In einem Jahr steht bereits das<br />
nächste große Jubiläum an – 100 Jahre<br />
Bauhaus. Sind auch für diesen Anlass<br />
größere Investitionen vorgesehen?<br />
Reiner Haseloff: In der zweiten Hälfte<br />
des Jahres 2019 werden wir ein neues<br />
Bauhaus-Museum fertigstellen, für das sich<br />
die Kosten auf rund 25 Millionen Euro belaufen.<br />
Insgesamt werden wir den Bogen<br />
von der Reformation über die Aufklärung<br />
bis hin zur klassischen Moderne mit dem<br />
Erbe des Bauhauses schlagen. Das wird<br />
nicht schwer sein, immerhin haben wir in einem<br />
Abstand von 25 Kilometern drei Welterbestätten<br />
– Wittenberg, Wörlitz und Dessau.<br />
Im Übrigen haben wir im Dezember<br />
2017 unsere neue Landes-Imagekampagne<br />
vorgestellt, die auf das Bauhaus-Jubiläum<br />
abstellt. Der Slogan lautet: „Hier macht das<br />
Bauhaus Schule, #moderndenken.“<br />
Zurück zu den Wurzeln: Der studierte Physiker Haseloff fühlte sich zwischen den Apparaturen im<br />
Institut für Physik in Halle sichtlich wohl.<br />
W+M: Sie führen seit nunmehr knapp<br />
zwei Jahren eine „Kenia-Koalition“, in der<br />
neben der CDU auch die SPD und die<br />
Grünen mitwirken. Was haben Sie hinsichtlich<br />
der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung<br />
inzwischen erreicht?<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
SACHSEN-ANHALT | 27<br />
Reiner Haseloff: Wir hatten noch nie<br />
so viele Beschäftigte wie heute, wir haben<br />
unter den neuen Bundesländern die<br />
zweithöchsten Löhne und liegen hier nur<br />
knapp hinter Brandenburg. Wir haben die<br />
niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1990, im<br />
Dezember lag die Arbeitslosenquote bei<br />
acht Prozent. In den ersten neun Monaten<br />
des Vorjahres zeigte die Industrie<br />
deutliche Erholungstendenzen. Hier stiegen<br />
die Gesamtumsätze um 4,2 Prozent.<br />
en Bundesländern Stimmen<br />
sammeln, während die sogenannten<br />
Volksparteien zum<br />
Teil massiv verloren. Ganz<br />
offensichtlich sind viele Ostdeutsche<br />
von der Entwicklung<br />
in den letzten Jahren enttäuscht.<br />
Welche Lehren sollte<br />
die neue Bundesregierung<br />
daraus ziehen?<br />
Foto: W+M<br />
W+M: Von außen betrachtet arbeitet<br />
dieses in Deutschland einmalige Regierungsbündnis<br />
harmonisch und ohne<br />
größere Zerwürfnisse. Wie erklären Sie<br />
sich das? Denn auch Ihre Regierung ist<br />
schließlich alles andere als das Ergebnis<br />
einer Liebesheirat.<br />
Reiner Haseloff: Wir sind keine Verhinderungskoalition,<br />
wie zunächst von so<br />
manchem erwartet, sondern eine wirkliche<br />
Koalition der Mitte. Sicher, es ist ein<br />
zeitlich befristetes Regierungsbündnis.<br />
Aber wir haben gezeigt, dass diese Konstellation<br />
funktionieren kann. Trotz zum<br />
Teil unterschiedlicher Ansätze haben wir<br />
bislang für alle Probleme auch Lösungen<br />
gefunden und eigene Mehrheiten im<br />
Landtag zustande gebracht. Uns alle eint<br />
das Bemühen, dieses Experiment auch<br />
weiterhin zum Erfolg zu führen.<br />
W+M: Bei der jüngsten Bundestagswahl<br />
konnte die AfD besonders in den neu-<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Reiner Haseloff wurde am 19. Februar<br />
1954 in Bülzig (Kreis Wittenberg)<br />
geboren. Zwischen 1973 und 1978 studierte<br />
er an der TU Dresden und der<br />
Humboldt-Universität Berlin Physik.<br />
Zu DDR-Zeiten arbeitete er am Institut<br />
für Umweltschutz in Wittenberg. Von<br />
1992 bis 2002 war Haseloff Direktor<br />
des Arbeitsamtes Wittenberg. Danach<br />
wechselte er in die sachsen-anhaltische<br />
Politik. Seit 2011 ist Reiner Haseloff<br />
Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt.<br />
Inzwischen ist der CDU-Politiker der<br />
dienstälteste ostdeutsche Ministerpräsident.<br />
Der Katholik Haseloff ist verheiratet<br />
und Vater zweier Kinder.<br />
Reiner Haseloff: Die Lebensverhältnisse<br />
in der Bundesrepublik<br />
sind immer noch recht<br />
unterschiedlich, nicht nur zwischen<br />
Ost und West. Hier muss<br />
die Bundesregierung weiter am<br />
Ball bleiben, um eine Vergleichbarkeit<br />
der Lebensverhältnisse<br />
zu erreichen. Selbstverständlich<br />
kann man sagen, uns geht<br />
es auch in Ostdeutschland momentan<br />
nicht schlecht bei sinkenden<br />
Arbeitslosenzahlen<br />
und Lohnzuwächsen. Wichtig<br />
ist aber auch, dass die Menschen das Gefühl<br />
bekommen, dass die Politik die Herausforderungen<br />
der Zukunft meistern wird.<br />
Ich denke da beispielsweise an die Europaoder<br />
die Flüchtlingspolitik. Dieses Zutrauen<br />
scheint mir bisweilen zu fehlen. Das ist<br />
ein klares Signal an die Politik, auch angesichts<br />
der derzeitigen Gespräche zur Bildung<br />
einer Bundesregierung.<br />
W+M: Braucht unser Land noch einen<br />
Ostbeauftragten in der Bundesregierung?<br />
Reiner Haseloff: Wir brauchen keinen<br />
Ostbeauftragten in der bisherigen Form.<br />
Denn laut Verfassungslage ist der Ostbeauftragte<br />
immer der Kanzler oder die<br />
Kanzlerin. Es macht keinen Sinn, eine Parlamentarische<br />
Staatssekretärin ohne eigenen<br />
Apparat in einem Ministerium als<br />
Ostbeauftragte anzusiedeln, die am Ende<br />
keine eigenen Entscheidungen treffen<br />
kann. Der Ostbeauftragte muss daher<br />
ganz oben angesiedelt sein, an der Spitze<br />
des Bundeskanzleramtes. Hier brauchen<br />
wir eine große Lösung, weil es ein ressortübergreifendes<br />
Thema ist, das zentral<br />
gesteuert werden muss. Die Ausgliederung<br />
in den parlamentarischen Bereich hat<br />
nicht zu den erhofften Effekten geführt.<br />
W+M: Wie bewerten Sie das Memorandum<br />
des Ostdeutschen Wirtschaftsforums,<br />
wonach Ostdeutschland zum Vorreiter<br />
der digitalen Wende und der Aufholprozess<br />
dadurch beschleunigt werden soll?<br />
Reiner Haseloff: In Sachsen-Anhalt sind<br />
wir uns der Bedeutung des digitalen Wandels<br />
bewusst. Ausdruck dessen ist die von<br />
uns nach breiter Diskussion beschlossene<br />
Digitale Agenda, mit der wir in den kommenden<br />
Jahren diesen Wandel gestalten<br />
wollen. Insgesamt werden wir rund 100<br />
Millionen Euro in den Ausbau von Breitbandnetzen,<br />
auch im ländlichen Raum, investieren.<br />
Darüber hinaus unterstützen<br />
wir kleine und mittlere Unternehmen bei<br />
der Digitalisierung, etwa im Rahmen des<br />
Partnernetzwerks Wirtschaft 4.0. Vor diesem<br />
Hintergrund begrüße ich das Memorandum<br />
des Ostdeutschen Wirtschaftsforums.<br />
Gleichwohl ist es ein weiter Weg,<br />
Vorreiter der digitalen Wende zu werden.<br />
Zunächst einmal müssen wir zu anderen<br />
Regionen aufschließen. Ich bin jedoch sehr<br />
optimistisch, dass uns dies in naher Zukunft<br />
gelingt.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
28 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Forschung im Reinraum an der Martin-Luther-Universität.<br />
ZUKUNFTSORT<br />
Mit Neugier und Mut<br />
die Zukunft erforschen<br />
Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg blickt auf eine mehr<br />
als 500-jährige Geschichte zurück. Ihre Ursprünge liegen im Jahr<br />
1502, als Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, in Wittenberg<br />
die Leucorea gründete. Heute zählt die Universität knapp 20.000<br />
Studenten, die an neun Fakultäten lernen und dabei von mehr als<br />
330 Professoren und knapp 3.500 Beschäftigten unterstützt werden.<br />
Ihnen stehen 1.540 Labore, 66 Hörsäle und 5,5 Millionen Medien in<br />
14 Bibliotheken zur Verfügung. Von Karsten Hintzmann<br />
Wenn Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor<br />
der Martin-Luther-Universität,<br />
über seine Institution<br />
spricht, übt er sich nicht in falscher Bescheidenheit.<br />
Stattdessen schlägt er den<br />
direkten Bogen zur wohl größten Legende,<br />
die Sachsen-Anhalt zu bieten hat: „Unsere<br />
Universität hat einen Namensgeber,<br />
der die Welt verändert hat: Martin Luther.<br />
Der Reformator zeichnet sich durch zwei<br />
Eigenschaften aus, die auch für das erfolgreiche<br />
Fortbestehen einer Universität entscheidend<br />
sind: Neugierde und Mut. Neugierig<br />
hat Luther die bestehenden Verhältnisse<br />
untersucht und in Frage gestellt. Die<br />
Martin-Luther-Universität fördert die Neugierde,<br />
indem sie in die Forschung investiert,<br />
die Qualität der Lehre sicherstellt<br />
und die Kooperation mit wichtigen Partnern<br />
pflegt. Ohne Mut hätte der Reformator<br />
seine Überzeugungen nicht durchsetzen<br />
können. Unsere Universität beweist<br />
Mut, indem sie alte Strukturen aufbricht,<br />
sich immer wieder neu erfindet und innovative<br />
Wege in der Ausbildung der Studierenden<br />
geht.“<br />
Die wohlformulierten Sätze des Rektors<br />
deuten an, welchen Stand sich die traditionsreiche<br />
Bildungseinrichtung erarbeitet<br />
hat. Sie ist ein zentraler Zukunftsort in<br />
Sachsen-Anhalt. Einen großen Anteil am<br />
Renommee haben neben den traditionell<br />
starken Geisteswissenschaften vor allem<br />
die medizinische Fakultät und die naturwissenschaftlichen<br />
Fakultäten.<br />
Materialwissenschaften<br />
Die Wissenschaftler in diesem Forschungsschwerpunkt<br />
entwickeln intelligente<br />
Materialien sowie innovative Messmethoden<br />
und -aufbauten für die Analyse<br />
von Stoffen. In dem Bereich, der sich mit<br />
oxidischen Grenzflächen beschäftigt, gestalten<br />
die Forscher Materialien auf atomarer<br />
Ebene, um deren Eigenschaften zu<br />
kontrollieren und auf diese Weise neue<br />
Speichermedien zu entwickeln. Außerdem<br />
erforschen sie die Eigenschaften<br />
und mikroskopische Struktur von synthetischen<br />
und biologischen Polymeren,<br />
also langkettigen Molekülen. Damit lassen<br />
sich neuartige Kunststoffanwendungen,<br />
wie sich selbst heilende Materialien<br />
– etwa zum Einsatz im Flugzeugbau<br />
– entwickeln.<br />
Aktuell besonders stark im öffentlichen<br />
Fokus steht die Arbeitsgruppe „Optik<br />
und zeitaufgelöste Spektroskopie“, die<br />
Foto: Markus Scholz<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
SACHSEN-ANHALT | 29<br />
von Prof. Dr. Georg Woltersdorf geleitet<br />
wird. Er und sein Team werden in den<br />
kommenden Jahren in enger Kooperation<br />
mit Forschern der Freien Universität Berlin<br />
einen Sonderforschungsbereich mit<br />
der Bezeichnung „Transregio 227: Ultraschnelle<br />
Spindynamik“ bearbeiten. Ziel<br />
ist es, neue Konzepte zur ultraschnellen<br />
Manipulation magnetischer Systeme im<br />
Nanobereich zu entwickeln. Für das Forschungsvorhaben<br />
stehen rund 9,3 Millionen<br />
Euro zur Verfügung. Erst vor wenigen<br />
Wochen wurde Woltersdorfs Team<br />
ein knapp 500.000 Euro teures Hochleistungslasersystem<br />
übergeben, mit dem<br />
langfristig Erkenntnisse für Datenspeicher<br />
und Logikbauteile einer zukünftigen<br />
ultraschnellen Informationstechnologie<br />
gewonnen werden sollen.<br />
Biowissenschaften<br />
In den molekularen Biowissenschaften<br />
arbeitet man im Grenzbereich von Grundlagen-<br />
und angewandter Forschung im<br />
Bereich der Protein- und der Pflanzenforschung.<br />
Die Forscher befassen sich<br />
in zahlreichen Projekten mit der Entwicklung<br />
neuer therapeutischer Wirkstoffe für<br />
medizinische Anwendungen sowie der<br />
Identifizierung und Beschreibung neuer<br />
pathologisch relevanter Proteine. Die<br />
Wissenschaftler arbeiten außerdem an<br />
der Optimierung der Produktivität von<br />
Nutzpflanzen, indem sie erforschen, wie<br />
Pflanzen auch bei schwierigen äußeren<br />
Einflüssen, wie kargen Böden oder sich<br />
ändernden klimatischen Bedingungen,<br />
wachsen können.<br />
chronischen Erkrankungen sowohl molekular,<br />
aber vor allem im Schwerpunkt Epidemiologie<br />
und Pflegeforschung auf den<br />
Grund gegangen. Die Medizinische Fakultät<br />
Halle ist dabei eines von 18 Studienzentren,<br />
an dem über 20 Jahre 10.000 Probanden<br />
befragt werden.<br />
Das Siegel der Martin-Luther-Universität.<br />
Biodiversitätsforschung<br />
Das Deutsche Zentrum für integrative<br />
Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig<br />
ist seit 2012 ein Forschungszentrum<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG). Hier arbeiten Wissenschaftler<br />
aus aller Welt daran, die<br />
Grundlagen für die Erfassung und den<br />
nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität<br />
unserer Erde bereitzustellen. Ein<br />
Schwerpunkt liegt in der Synthese der<br />
weltweit vorhandenen Daten zur Biodiversität:<br />
In Datenbanken werden diese<br />
mit Umwelt- und Satellitendaten verknüpft,<br />
wodurch sich neue Erkenntnisse<br />
und Fragestellungen ergeben. Die Forscher<br />
führen auch Versuche im Labor, in<br />
Versuchsanlagen und langfristige Feldexperimente<br />
durch. Gleichzeitig entwickeln<br />
sie mit den Sozialwissenschaften und der<br />
Politik Werkzeuge zum nachhaltigen Management<br />
der Ökosysteme, um den Verlust<br />
an Biodiversität zu stoppen. iDiv wird<br />
gemeinsam von den Universitäten Halle,<br />
Jena sowie Leipzig und in Kooperation<br />
mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
betrieben.<br />
Career Center<br />
Das Career Center der Universität bildet<br />
die Brücke zum Arbeitsmarkt mit dem<br />
Ziel, Studierende auf das Berufsleben<br />
vorzubereiten und einen geeigneten Einstieg<br />
in Unternehmen zu finden. In praxisnahen<br />
Veranstaltungen geben die Berater<br />
nicht nur Tipps zum gesamten Bewerbungsprozess,<br />
sondern stellen auch den<br />
Kontakt für Studierende zu potenziellen<br />
Arbeitgebern her. Diesen hilft das Career<br />
Center damit gezielt, passende Nachwuchskräfte<br />
zu finden.<br />
Gründerservice<br />
Studierende, Wissenschaftler und Alumni,<br />
die eine Gründung planen, finden beim<br />
Gründerservice kompetente Ansprechpartner.<br />
Mit Angeboten zur Sensibilisierung,<br />
Ideenentwicklung, Wissensvermittlung<br />
und Beratung wird die Gründungskultur<br />
an der Universität gefördert.<br />
Gründungsideen sowie innovative Entwicklungen<br />
werden von der Forschung<br />
über die Anwendung bis zum Markteintritt<br />
begleitet. Auf diesem Weg öffnet der<br />
Gründerservice Türen zu Experten, Förderprogrammen<br />
und zum Ideen-Inkubator.<br />
W+M<br />
Foto: Markus Scholz<br />
Medizinische Forschung<br />
Wie Signale in und zwischen Zellen übertragen<br />
werden, wird an der Medizinischen<br />
Fakultät im Schwerpunkt Molekulare Medizin<br />
der Signaltransduktion erforscht. Damit<br />
können Prozesse in den Bereichen<br />
Onkologie – wie die Tumorentstehung –,<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und in der<br />
Alternsmedizin besser verstanden werden.<br />
Zwei Graduiertenkollegs der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft fördern<br />
frühzeitig die Forschung von Medizinern<br />
und Naturwissenschaftlern in diesem<br />
Bereich. Im Rahmen der NAKO-Gesundheitsstudie,<br />
der bundesweit größten Kohortenstudie,<br />
wird der Entstehung von<br />
Forschern und Studenten steht der Großrechner „Janus“ zur Verfügung.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
30 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Neujustierung der Förderung<br />
von Investitionen und Forschung<br />
Das PAZ in Schkopau befasst sich mit der Erforschung neuer Kunststoffe.<br />
Die von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägte<br />
Wirtschaft in Sachsen-Anhalt ist limitiert, wenn es darum<br />
geht, kostspielige Forschungsprojekte und Großinvestitionen<br />
in neue Maschinen zu stemmen. Dieses Problem hat das<br />
Wirtschaftsministerium in Magdeburg erkannt und diverse<br />
wirtschaftspolitische Stellschrauben neu justiert.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Im Mai vergangenen Jahres traten<br />
neue Regelungen für die Investitionsförderung<br />
in Kraft. Seither sind Investitionen<br />
ab einem Volumen von 30.000<br />
Euro förderfähig, darüber hinaus wurden<br />
die Bonusregelungen vereinfacht, so<br />
dass beispielsweise Unternehmen, die<br />
nach Tarif oder tarifähnlich zahlen, leichter<br />
den Höchstfördersatz bei der Investitionsförderung<br />
erhalten. Ein dreiviertel<br />
Jahr nach Inkrafttreten „lässt sich bereits<br />
bilanzieren, dass die neue Investitionsförderung<br />
bei den Unternehmen auf großes<br />
Interesse gestoßen“ ist, heißt es aus<br />
dem Wirtschaftsministerium. So konnten<br />
im Vorjahr 202 Investitionsvorhaben der<br />
gewerblichen Wirtschaft mit 182,3 Millionen<br />
Euro bezuschusst werden. Sowohl<br />
die Zahl der Projekte als auch das Fördervolumen<br />
stiegen damit auf den höchsten<br />
Stand seit vier Jahren. Das Volumen<br />
der geförderten Investitionsprojekte der<br />
Unternehmen belief sich 2017 insgesamt<br />
auf gut 1,1 Milliarden Euro. Durch die Vorhaben<br />
konnten die Unternehmen im Land<br />
mehr als 2.200 neue Arbeitsplätze schaffen<br />
und weitere knapp 6.000 Stellen sichern.<br />
Das Land finanzierte die Investitionsförderung<br />
aus der Gemeinschaftsaufgabe<br />
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />
(GRW) 2017 mit 136,5<br />
Millionen Euro aus nationalen Mitteln von<br />
Bund und Land sowie mit 45,8 Millionen<br />
Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung (EFRE).<br />
Foto: IMG/Harald Krieg<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
SACHSEN-ANHALT | 31<br />
Fotos: IMG (oben), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt/Andreas Lander (unten)<br />
Wirtschaftsminister Prof. Armin Willingmann<br />
(SPD) zieht eine positive Zwischenbilanz:<br />
„Ich freue mich sehr,<br />
dass es uns gelungen ist,<br />
die so wichtige Investitionsförderung<br />
für unsere<br />
Wirtschaft effizienter<br />
und attraktiver<br />
zu gestalten. Mit Hilfe<br />
dieser Förderung<br />
können sich unsere<br />
Unternehmen noch<br />
leistungsfähiger und<br />
innovativer im Wettbewerb<br />
positionieren.<br />
Der dabei eingeschlagene<br />
Weg<br />
der Verbreiterung<br />
von Fördermöglichkeiten,<br />
klarer Bonusregelungen und der<br />
Reduktion des Verwaltungsaufwands<br />
trägt Früchte.“ Mit Blick auf die Arbeitsplätze<br />
sagt der promovierte Jurist und<br />
langjährige Rektor der Hochschule Harz,<br />
der seit gut einem Jahr das Wirtschaftsministerium<br />
führt: „Unsere Wirtschaftsförderung<br />
kommt den Unternehmen zugute,<br />
und damit insbesondere auch den<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />
in Sachsen-Anhalt, denn nach wie vor<br />
schaffen und sichern wir durch Förderung<br />
Arbeitsplätze im Lande.“<br />
Neben der Investitionsförderung hat Willingmanns<br />
Ministerium die Forschungsförderung<br />
in den Fokus gerückt mit dem<br />
Ziel, Wirtschaft und Wissenschaft stärker<br />
zu vernetzen. Hintergrund ist, dass<br />
sich der Mittelstand kaum eigene Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilungen<br />
leisten kann. Bis zum Ende der EU-<br />
Strukturfondsperiode sollen 147 Millionen<br />
Euro in den Auf- und Ausbau von<br />
Forschungseinrichtungen investiert<br />
werden. Zu den geplanten Investitionen<br />
zählen unter anderem der Aufbau<br />
des Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />
„Center for Method Development“<br />
(CMD) an der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg für 31 Millionen Euro sowie<br />
die Erweiterung des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums<br />
für Polymersynthese<br />
und -verarbeitung (PAZ) in Schkopau<br />
für 15 Millionen Euro. Das CMD in Magdeburg<br />
wird an Themen im Automotive-<br />
Wirtschaftsminister<br />
Prof. Armin Willingmann.<br />
Bereich forschen. Im Fokus sollen Innovationen<br />
im Bereich Elektromobilität stehen.<br />
Das PAZ in Schkopau wird<br />
sich mit der Erforschung<br />
neuer Kunststoffe beschäftigen.<br />
Dabei soll<br />
es unter anderem<br />
auch um die Frage<br />
gehen, wie sich diese<br />
wirtschaftlich in<br />
höheren Stückzahlen<br />
produzieren lassen.<br />
Wirtschaftsminister<br />
Willingmann<br />
sieht Sachsen-Anhalt<br />
mit dieser Strategie<br />
auf dem richtigen<br />
Weg: „Mit<br />
Hilfe hochklassiger<br />
Forschungseinrichtungen kann es unseren<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
gelingen, sich für die Zukunft mit neu<br />
entwickelten Produkten noch wettbewerbsfähiger<br />
aufzustellen. Insofern sichern<br />
wir mit jedem in die Vernetzung<br />
von Wirtschaft und Wissenschaft investierten<br />
Euro auch den Wohlstand und die<br />
Zukunft unseres Landes.“<br />
Höchstförderung angehoben<br />
Anfang dieses Jahres sind zudem neue<br />
Richtlinien zur Förderung konkreter Forschungs-<br />
und Entwicklungsprojekte in<br />
Kraft getreten. Zu den wichtigsten Änderungen<br />
zählen die Anhebung des Förderhöchstbetrags<br />
von 400.000 auf 500.000<br />
Euro sowie die erstmalig geschaffene<br />
Möglichkeit, während<br />
der Projektlaufzeit anfallende<br />
Abschreibungen<br />
für Pilotlinien, Pilotprojekte<br />
oder Prototypen<br />
mit bis zu drei<br />
Millionen Euro zu unterstützen.<br />
Neu sind<br />
zudem Pauschalen<br />
für Sachausgaben<br />
und weitere Projektkosten<br />
in Höhe von<br />
30 Prozent der geförderten<br />
Personalausgaben<br />
– dadurch<br />
werden Unternehmen<br />
von bürokratischen Einzelabrechnungen<br />
und Nachweisen entlastet. Als<br />
Leitet seit einem halben Jahr die IMG:<br />
Thomas Einsfelder.<br />
zusätzlicher Förderschwerpunkt ist der<br />
Bereich „Prozess- und Organisationsinnovationen“<br />
aufgenommen worden,<br />
um vor allem kleine und mittlere Unternehmen<br />
bei der Digitalisierung zu unterstützen.<br />
So können künftig auch Projekte<br />
zur Entwicklung und Einführung neuer<br />
Geschäftsmodelle, innovativer Produktionsprozesse<br />
oder neuartiger Dienstleistungen<br />
gefördert werden. 111 Millionen<br />
Euro stehen hierfür in der laufenden EU-<br />
Strukturfondsperiode zur Verfügung.<br />
„Wir haben die Richtlinien durchgreifend<br />
an die Bedürfnisse der heimischen<br />
Wirtschaft angepasst und den bürokratischen<br />
Aufwand deutlich abgesenkt, um<br />
einen kräftigen und nachhaltigen Impuls<br />
für mehr Innovationen zu setzen“, erläutert<br />
Armin Willingmann.<br />
IMG soll Landesimage stärken<br />
Als Dienstleister im Auftrag des Wirtschaftsministeriums<br />
wurde jüngst auch<br />
die Investitions- und Marketinggesellschaft<br />
Sachsen-Anhalt (IMG) restrukturiert.<br />
Seit August 2017 wird sie vom<br />
erfahrenen Wirtschaftsförderer Thomas<br />
Einsfelder geleitet. Die IMG vermarktet<br />
den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort<br />
Sachsen-Anhalt und<br />
verantwortet das Tourismusmarketing<br />
im In- und Ausland. Im laufenden Jahr,<br />
so das erklärte Ziel, soll die IMG sowohl<br />
in Deutschland als auch weltweit vermehrt<br />
Unternehmen für eine Ansiedlung<br />
im Land zwischen Salzwedel und<br />
Naumburg gewinnen und die<br />
Ansiedlung neuer Firmen<br />
betreuen. Darüber hinaus<br />
erhofft sich Minister<br />
Willingmann,<br />
dass „mit Hilfe der<br />
IMG ein neues<br />
Landesimage etabliert<br />
wird, das mit<br />
seinen Instrumenten<br />
Sachsen-Anhalt<br />
als selbstbewusstes,<br />
modernes,<br />
weltoffenes<br />
und vor allem lebenswertes<br />
Land<br />
sowie als flexiblen<br />
und leistungsfähigen Wirtschaftsstandort<br />
darstellt.“<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
32 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN-ANHALT<br />
Halloren Kugeln<br />
Süße Versuchung<br />
von der Saale<br />
Woher haben die schon zu DDR-<br />
Zeiten beliebten Halloren Kugeln<br />
ihren Namen? Das bekannteste<br />
der insgesamt 180 Produkte<br />
aus dem Haus der Halloren Schokoladenfabrik<br />
AG Halle hat die Bezeichnung – so<br />
ist es überliefert – von den in Vorzeiten<br />
in der Saalestadt tätigen Salzwirkern, den<br />
Halloren, „geerbt“. Angeblich, weil<br />
die aus Sahne und Schokolade<br />
gefertigten Pralinen an die<br />
Silberknöpfe an den Jacken<br />
der Halloren erinnern. Wie<br />
dem auch sei, in jedem Fall<br />
kann der sachsen-anhaltinische<br />
Pralinenhersteller<br />
auf eine 210-jährige<br />
Tradition zurückblicken.<br />
Das von Friedrich August<br />
Miethe als Kakaound<br />
Schokoladenfabrik in<br />
Halle gegründete Unternehmen wurde<br />
1804 zum ersten Mal erwähnt. 1851<br />
übernahm Friedrich David die Geschäfte.<br />
Das Unternehmen hieß fortan Friedrich<br />
David & Söhne, florierte und wurde<br />
mit Pralinen der Marke Mignon bekannt.<br />
1905 erfolgte die Umwandlung in eine<br />
Aktiengesellschaft, die David Söhne AG.<br />
1933 kam es im nationalsozialistischen<br />
Deutschland zu Judenboykotten, und das<br />
Unternehmen benannte sich in Mignon<br />
Schokoladenwerke AG um, um der Vermutung<br />
zu entgehen, David sei jüdisch.<br />
Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde<br />
die Produktion von Süßwaren 1943 eingestellt,<br />
um die Fertigung auf Zubehörteile<br />
für Flugzeugtragflächen umzustellen.<br />
Nach Wiederaufnahme der Produktion<br />
wurde die Schokoladenfabrik 1950<br />
enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb<br />
umgewandelt. Es folgte die Angliederung<br />
an das Süßwarenkombinat Halle.<br />
1952 erhielt das Unternehmen den Namen<br />
„Halloren“, angelehnt an die in Halle<br />
ansässige Bruderschaft der Salzwirker.<br />
Nach der Wende verkaufte die Treuhandanstalt<br />
das Unternehmen an die Halloren<br />
Beteiligungsgesellschaft Hannover.<br />
Aus dem einstigen „Volkspralinenhersteller“<br />
ist im Laufe der Jahre ein innovativer<br />
und international aufgestellter<br />
Süßwarenkonzern geworden,<br />
der sein Portfolio durch interessante<br />
Unternehmenszukäufe,<br />
wie etwa die 1880<br />
gegründete Confiserie<br />
Dreher aus<br />
München (Mozartkugeln)<br />
oder<br />
die Weibler Confiserie<br />
& Chocolaterie<br />
GmbH in Cremlingen, qualitativ<br />
erweitert hat. Heute ist die Firmengruppe<br />
mit ihren Produkten in über 50<br />
Ländern rund um den Globus vertreten.<br />
Die rund 780 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />
im Jahr 2016 einen Gesamtumsatz in<br />
Höhe von rund 126 Millionen Euro.<br />
Halloren Kugeln werden heute in ver schiedenen<br />
Geschmacksrichtungen angeboten.<br />
Bestseller<br />
Halloren Kugeln –<br />
Sahne-Cacao.<br />
OST<br />
DEUTSCHE<br />
SPITZEN<br />
PRODUKTE<br />
Die bei der Kundschaft unverändert beliebten<br />
Halloren Kugeln wurden hinsichtlich der<br />
Rezeptur in den vergangenen Jahren weiter<br />
verfeinert. Immer neue Geschmacksrichtungen<br />
kamen hinzu. Dennoch: Hauptbestandteil<br />
der Halloren Kugeln ist Fondant,<br />
eine Mischung aus Zucker, Wasser und Sirup.<br />
Dieses Fondant wird je zur Hälfte mit<br />
Kakao angereichert und mit Sahnecreme<br />
verfeinert. Am Ende wird die Praline mit<br />
Zartbitterschokolade umhüllt.<br />
Angesichts der starken Konkurrenz auf<br />
dem Süßwarenmarkt kann und will sich<br />
die Halloren Schokoladenfabrik AG nicht<br />
auf ihren Lorbeeren ausruhen. In der firmeneigenen<br />
Entwicklungsabteilung sind<br />
drei Mitarbeiter mit der kontinuierlichen<br />
Verbesserung von bewährten Produkten<br />
und der Entwicklung neuer Produkte beschäftigt.<br />
Die Rohstoffauswahl, die Zusammensetzung,<br />
das Schmelzverhalten,<br />
Konsistenz und Geschmacksentwicklung<br />
sowie Formgebung und Aufbau der Produkte<br />
sind dabei von grundlegender Bedeutung.<br />
Um bestmögliche Ergebnisse<br />
zu erzielen, kooperiert die Halloren-Gruppe<br />
mit diversen Forschungsinstituten und<br />
Lehreinrichtungen, etwa der Martin-Luther-Universität<br />
und der Hochschule Anhalt.<br />
Im Jahr 2016 gab das Süßwarenunternehmen<br />
700.000 Euro für Forschung<br />
und Entwicklung aus. Auch in den Ausbau<br />
der Fertigungskapazitäten und in Maschinen<br />
und Anlagen wird kräftig investiert –<br />
in den vergangenen zwei Jahren waren<br />
es mehr als sechs Millionen Euro.<br />
<br />
Frank Nehring<br />
Fotos: Halloren Schokoladenfabrik AG Halle<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
Entdecken Sie das Bundesland, in dem<br />
es so viele authentische Bauhaus-Bauten<br />
wie nirgendwo sonst gibt und in dem die<br />
Ikone der Moderne am intensivsten wirkte.<br />
Erleben Sie Orte wie das Bauhaus Dessau<br />
und die dortigen Meisterhäuser, die Werke<br />
Lyonel Feiningers in Halle an der Saale oder<br />
die „bunte Stadt“ Magdeburg.<br />
#moderndenken<br />
Hier macht<br />
das Bauhaus<br />
Schule.
34 | W+M TITEL<br />
Strukturwandel<br />
erfolgreich gemeistert<br />
Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau befindet sich auf einer<br />
Erfolgswoge. Auch im vierten Quartal 2017 konnte die Branche ihre<br />
solide wirtschaftliche Entwicklung fortsetzen. Nach Einschätzung<br />
des VDMA Ost, der Regionalvertretung des Verbandes Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbau für die neuen Bundesländer und<br />
Berlin, bewegten sich zum Jahresende 2017 wichtige Indikatoren –<br />
etwa Geschäftslage, Kapazitätsauslastung, Auftragsbestand und<br />
Auftragspolster – auf einem hohen Niveau. Von Karsten Hintzmann<br />
gleichsweise gering aus: Sieben von zehn<br />
Unternehmen erreichten eine Auslastung<br />
von mindestens 90 Prozent. Die hohe Kapazitätsauslastung<br />
ging einher mit einer<br />
guten Auftragslage. 84,2 Prozent der Firmen<br />
registrierten im Vergleich zum Vorquartal<br />
einen besseren oder gleich hohen<br />
Auftragsbestand. Das durchschnittliche<br />
Auftragspolster lag bei fünf Produktionsmonaten.<br />
Der Blick in die nahe Zukunft ist zwar<br />
etwas verhaltener, allerdings immer<br />
noch ausgesprochen positiv. Das ergab<br />
eine Umfrage des VDMA-Landesverbandes<br />
Ost unter seinen 350 Mitgliedern<br />
in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen. Demnach bewerteten 88 Prozent<br />
der Unternehmen ihre wirtschaftliche<br />
Situation als sehr gut oder gut. „Dies untermauert<br />
den stetigen Aufwärtstrend im<br />
gesamten zurückliegenden Jahr. Nun hoffen<br />
wir, den Schwung trotz aller Unwägbarkeiten<br />
auch in das Jahr <strong>2018</strong> mitnehmen<br />
zu können“, sagte Reinhard Pätz, Geschäftsführer<br />
des VDMA Ost.<br />
Gute Auftragslage<br />
Die Betriebe konnten ihre vorhandenen<br />
Produktionskapazitäten zu durchschnittlich<br />
90,4 Prozent auslasten und damit an<br />
das Niveau der beiden vorangegangenen<br />
Quartale anknüpfen. Die Unterschiede<br />
zwischen den Unternehmen fielen ver-<br />
Krisen hinterlassen Spuren<br />
„Diese Zahlen dürfen uns jedoch nicht<br />
überschwänglich werden lassen. Zwar<br />
zieht die Weltkonjunktur an. Nach wie<br />
vor sind aber die geopolitischen Krisen<br />
ein großer Unsicherheitsfaktor“, warnte<br />
Pätz. Auch die sich über Monate hinziehende<br />
Regierungsbildung in Deutschland<br />
bremse Investitionen der Kunden aus.<br />
Dies spiegelt sich in der Bewertung der<br />
kurzfristigen Geschäftsaussichten wider.<br />
89 Prozent der ostdeutschen Maschinenbauer<br />
erwarten im ersten Quartal <strong>2018</strong><br />
gleichbleibende oder bessere Geschäf-<br />
Foto: Роман Дмитриев/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INDUSTRIE 4.0 | 35<br />
Foto: Роман Дмитриев/fotolia.com, Quelle Schaubilder: VDMA Ost<br />
BEURTEILUNG DER AKTUELLEN<br />
GESCHÄFTSLAGE<br />
Rückmeldungen in %<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
29,6<br />
sehr<br />
gut<br />
58,0<br />
eher<br />
gut<br />
12,4 0,0<br />
eher<br />
schlecht<br />
sehr<br />
schlecht<br />
GESCHÄFTSAUSSICHTEN FÜR DAS<br />
NÄCHSTE QUARTAL<br />
70<br />
Rückmeldungen in %<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
24,4<br />
besser<br />
64,6<br />
gleich<br />
11,0<br />
schlechter<br />
te. Das sind acht Prozentpunkte weniger<br />
als bisher. Unerlässlich sei daher, endlich<br />
wettbewerbsfähige Standortbedingungen<br />
für die heimische Industrie zu schaffen,<br />
betont Pätz. Dazu zähle eine Arbeitsmarkt-<br />
und Tarifpolitik, die sich an der unternehmerischen<br />
Praxis orientiert. Probleme<br />
bereitet außerdem die mangelnde<br />
Infrastruktur. „Viele mittelständische Maschinenbauer<br />
sind im ländlichen Raum<br />
angesiedelt. Besonders hier fehlt es an<br />
angemessenen Verkehrsanbindungen<br />
und einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur,<br />
aber auch an Angeboten für<br />
junge Menschen und Familien mit Kindern“,<br />
erklärte der Verbandsgeschäftsführer.<br />
Die Defizite gefährden dabei laut<br />
Pätz nicht nur Standorte und Wachstum<br />
an sich, sondern verstärken zugleich den<br />
Engpass bei technischen Fachkräften,<br />
Führungskräften und Auszubildenden.<br />
Fachkräfte gesucht<br />
Der VDMA Ost ist nach eigenem Bekunden<br />
im Gespräch mit den zuständigen<br />
Landesregierungen, „um notwendige<br />
Veränderungen zu bewirken“, beispielsweise<br />
die Ausbildungsinhalte in Schulen,<br />
Berufsschulen und Hochschulen an Entwicklungen<br />
wie die Digitalisierung anzupassen,<br />
die Lehrer praxisorientiert weiterzubilden<br />
und die Bildungseinrichtungen<br />
modern auszustatten. Geschäftsführer<br />
Pätz: „Beispiel für eine konstruktive,<br />
zukunftsgerichtete Zusammenarbeit von<br />
Wirtschaft, Politik und Partnern ist das<br />
noch junge Berufsbild des Produktionstechnologen,<br />
das der VDMA initiiert und<br />
federführend gestaltet hat.“ Darüber hinaus<br />
hat der VDMA die Initiative „Maschinenhaus“<br />
gestartet, die helfen soll,<br />
die hohen Abbruchquoten im Maschinenbau-<br />
und Elektrotechnikstudium zu verringern,<br />
damit letztlich mehr Ingenieure auf<br />
dem Arbeitsmarkt ankommen. Gleichzeitig<br />
werden die Hochschulen dabei unterstützt,<br />
die Lehre qualitativ hochwertig<br />
und praxisorientiert zu gestalten. Zudem<br />
hat sich die Nachwuchsstiftung Maschinenbau<br />
eine nachhaltige Nachwuchsförderung<br />
auf die Fahnen geschrieben.<br />
Lange Tradition<br />
Der ostdeutsche Raum war für den Maschinen-<br />
und Anlagenbau schon immer<br />
eine bedeutsame Region. Seit der Industrialisierung<br />
wurden unzählige innovative<br />
Entwicklungen und Produkte zwischen<br />
Greifswald und Suhl ausgetüftelt<br />
und erfunden. Nach dem Zusammenbruch<br />
der DDR und dem sich anschließenden<br />
umfassenden Strukturwandel in<br />
den 1990er-Jahren haben viele ostdeutsche<br />
Unternehmen längst wieder in die<br />
Erfolgsspur zurückgefunden. Das lässt<br />
sich eindrucksvoll an den wirtschaftlichen<br />
Bilanzen der vergangenen Jahre ablesen.<br />
Hinter dem Erfolg stehen vor allem<br />
mittelständische Unternehmen, die<br />
in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich<br />
ihre Kompetenzen erweitert und sich<br />
auf Zukunftsbranchen fokussiert haben.<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
zum ostdeutschen Maschinen- und<br />
Anlagenbau:<br />
Unternehmen: etwa 470<br />
Beschäftigte: cirka 82.200<br />
Umsatz 2016: 17,7 Milliarden Euro<br />
Exportquote 2016: 49,6 Prozent<br />
Die Beschäftigtenzahl, der Umsatz und<br />
Exportanteil sind seitdem deutlich gestiegen.<br />
Arbeiteten beispielsweise im Jahr<br />
2000 cirka 65.500 Menschen im Maschinen-<br />
und Anlagenbau, sind es heute mehr<br />
als 82.000. Nach wie vor gibt es die meisten<br />
Unternehmen und Beschäftigten in<br />
Sachsen.<br />
Auch die Umsatzzahlen zeigen mit wenigen<br />
Ausnahmen beständig nach oben.<br />
Ersten Schätzungen zufolge wurde im<br />
Jahr 2017 eine neue Marke geknackt.<br />
Der VDMA Ost geht davon aus, dass<br />
Maschinen, Anlagen und Komponenten<br />
im Wert von reichlich 18 Milliarden Euro<br />
verkauft wurden. Nachdem 2016 Umsätze<br />
in Höhe von 17,8 Milliarden Euro realisiert<br />
wurden, ist dies ein neuer Höchstwert.<br />
Seit 1991 haben sich die Umsätze<br />
mehr als verdoppelt. Damals lag der Umsatz<br />
bei knapp 8,6 Milliarden Euro. Das<br />
mit Abstand umsatzstärkste ostdeutsche<br />
Bundesland ist Sachsen. Den größten<br />
Pro-Kopf-Umsatz erreichte indes Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Reserven beim Export<br />
Aufgrund der Historie haben die ostdeutschen<br />
Unternehmen noch immer Nachholbedarf<br />
im Außenhandel – wenngleich<br />
sie aufgeholt haben. Anfang der 1990er-<br />
Jahre lag die Exportquote bei etwa 28<br />
Prozent, mittlerweile geht mehr als jedes<br />
zweite Produkt ins Ausland (rund 53 Prozent).<br />
Zwischen den einzelnen Bundesländern<br />
lassen sich jedoch teils enorme<br />
Unterschiede beobachten. So agieren die<br />
Berliner Maschinenbauer sehr aktiv auf<br />
ausländischen Märkten. Ihre Exportquote<br />
betrug 2017 nach vorläufigen Berechnungen<br />
etwa 72 Prozent. Die Betriebe<br />
aus Sachsen-Anhalt hingegen setzten am<br />
wenigsten im Ausland um. Ihr Exportanteil<br />
lag schätzungsweise bei gut 42 Prozent.<br />
Zum Vergleich: Die Exportquote des<br />
gesamtdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />
beträgt etwa 77 Prozent.W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
36 | W+M TITEL<br />
„Wir halten die Sanktionspolitik für verfehlt“<br />
Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA Ost, spricht über den<br />
Maschinenbau in den neuen Ländern, Exportchancen und die Folgen der<br />
EU-Politik gegenüber Russland<br />
W+M: Herr Pätz, wie hat sich der VDMA<br />
Ost in den vergangenen zehn Jahren hinsichtlich<br />
der Zahl der Mitglieder und der<br />
durch sie verkörperten wirtschaftlichen<br />
Schlagkraft entwickelt?<br />
Reinhard Pätz: Der VDMA Ost ist in Ostdeutschland<br />
und Berlin der größte Verband<br />
für Unternehmen des Maschinenbaus.<br />
Wir blicken dabei auf eine stabile<br />
Mitgliederbasis. In wirtschaftlich sehr<br />
starken Jahren verzeichnen wir naturgemäß<br />
den größten Zuwachs, so wie 2010<br />
und 2011. Umgekehrt wirken sich Umsatzeinbrüche<br />
oder gar Insolvenzen infolge<br />
von Konjunkturschwankungen und unbeständigen<br />
politischen Rahmenbedingungen<br />
aber ebenfalls auf die Schlagkraft des<br />
Verbandes aus. In der derzeitigen, wenngleich<br />
moderaten, Aufwärtsentwicklung<br />
entscheiden sich wieder mehr Unternehmen<br />
für unseren Verband.<br />
W+M: Welche wirtschaftlichen Perspektiven<br />
haben die ostdeutschen Maschinenbauer<br />
aktuell unter den nicht leichter werdenden<br />
internationalen Rahmenbedingungen?<br />
Reinhard Pätz: Die ostdeutschen Maschinenbauunternehmen<br />
sehen recht<br />
optimistisch auf das Jahr <strong>2018</strong>. Wir rechnen<br />
damit, dass sich die zuletzt positive<br />
Entwicklung weiter fortsetzen wird. Die<br />
Betriebe sind im Großen und Ganzen gut<br />
ausgelastet, die Weltwirtschaft kommt zunehmend<br />
in Schwung. Davon profitieren<br />
auch die ostdeutschen Betriebe, die sich<br />
mittlerweile international breiter aufgestellt<br />
haben. Allerdings kann die positive<br />
Stimmung und Lage schnell kippen, sollten<br />
sich wesentliche geopolitische Rahmenbedingungen<br />
verändern.<br />
W+M: Wo liegen die Hochburgen des ostdeutschen<br />
Maschinenbaus heute?<br />
Reinhard Pätz: In langer Tradition gilt der<br />
Maschinen- und Anlagenbau als das Rückgrat<br />
der ostdeutschen Industrie. In Mitteldeutschland<br />
sind historisch bedingt die<br />
meisten Maschinenbauer angesiedelt,<br />
Sachsen sticht hier noch einmal ganz besonders<br />
hervor. Berlin und das Land Bran-<br />
Weiterbildung von Multiplikatoren wird beim VDMA Ost groß geschrieben.<br />
Foto: VDMA<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INDUSTRIE 4.0 | 37<br />
Foto: VDMA<br />
denburg haben sich in den zurückliegenden<br />
Jahren enorm entwickelt. In Mecklenburg-<br />
Vorpommern ist die Dichte sicherlich geringer,<br />
dennoch haben auch hier zugkräftige<br />
Betriebe ihren Sitz. Industrielle Kerne<br />
haben sich vor allem in Regionen mit anerkannten,<br />
innovativen Hochschulen gebildet.<br />
Zu den Hochburgen zählen beispielsweise<br />
Dresden und Chemnitz, Jena und Ilmenau,<br />
Halle und Magdeburg, Berlin und<br />
Potsdam sowie Schwerin und Rostock.<br />
W+M: Was sind die größten Sorgen, die<br />
die ostdeutschen Maschinenbauer aktuell<br />
umtreiben?<br />
Reinhard Pätz: Trotz der guten wirtschaftlichen<br />
Lage sind einige Themen permanent<br />
präsent. Zum einen gibt es viele<br />
außenpolitische und außenwirtschaftliche<br />
Fragezeichen. So lassen sich die geopolitischen<br />
Krisen nicht abschätzen. Sie sind<br />
mit Blick auf Investitionen ein großer Unsicherheitsfaktor.<br />
Sorgen bereiten ebenso<br />
die europäische Integration und der weltweit<br />
zunehmende Protektionismus mit<br />
seinen Auswirkungen auf den Freihandel.<br />
Doch auch grundsätzliche Rahmenbedingungen<br />
gefährden die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der ostdeutschen Standorte. Dazu<br />
zählen die verfehlte Arbeitsmarktpolitik,<br />
aber auch die mangelnde Infrastruktur vor<br />
allem im ländlichen Raum.<br />
W+M: Fühlen Sie sich in Ihrer Arbeit für<br />
den Maschinenbaustandort Ostdeutschland<br />
schon ausreichend von den ostdeutschen<br />
Landesregierungen unterstützt?<br />
Reinhard Pätz: Wir wollen gemeinsam<br />
mit den Wirtschaftsministerien und Wirtschaftsverwaltungen<br />
ideale Standort- und<br />
Wettbewerbsbedingungen für unsere Unternehmen<br />
schaffen. Mit Ländern, welche<br />
die Industrie in den Fokus ihrer Wirtschaftspolitik<br />
stellen, arbeiten wir gut zusammen.<br />
Auffällig ist jedoch, dass sich<br />
die regionale Politik häufiger als in der Vergangenheit<br />
an den Argumentationsketten<br />
der Bundespolitik orientiert. Das ist häufig<br />
unpassend und gibt nicht die Realität wieder.<br />
Ich wünsche mir daher, dass sich die<br />
Verantwortlichen unabhängig von der bundespolitischen<br />
Lage um die lokalen und<br />
regionalen Belange kümmern.<br />
Reinhard Pätz,<br />
Geschäftsführer des VDMA Ost.<br />
W+M: Was tut Ihr Verband konkret, um die<br />
Exportchancen des ostdeutschen Maschinenbaus<br />
zu erhöhen?<br />
Reinhard Pätz: Der VDMA unterstützt<br />
seine Mitglieder auf vielfältige Weise.<br />
Dazu gehören die Einzelberatung und<br />
interkulturelle Workshops genauso wie<br />
Marktanalysen oder Informationen zu<br />
Marktbedingungen und Erfolgsfaktoren.<br />
Auch unsere Auslandsbüros in Brasilien,<br />
China, Indien, Japan und Russland erleichtern<br />
es den Unternehmen, Märkte zu erschließen<br />
und zu bearbeiten. Die Fachverbände<br />
organisieren zudem Gemeinschaftsstände<br />
auf Fachmessen, Symposien<br />
und Delegationsreisen ins Ausland.<br />
Der Schwerpunkt der Landesverbände<br />
liegt auf Veranstaltungen in der Region.<br />
Wir vermitteln Wissen rund um Exportfinanzierung,<br />
Zoll, technische Handelshemmnisse<br />
und Länderspezifika.<br />
W+M: Der VDMA Ost hat sich für polnische<br />
Unternehmen geöffnet. Wie ist der<br />
Zuspruch aus dem Nachbarland und was<br />
versprechen Sie sich von dieser unorthodoxen<br />
Verbandsausweitung?<br />
Reinhard Pätz: Der VDMA versteht sich<br />
als Netzwerk für den europäischen Maschinenbau.<br />
Der grenzüberschreitende<br />
Austausch und internationale Kooperationen<br />
bringen insbesondere in Zeiten der<br />
Globalisierung Vorteile, nicht nur Unternehmen<br />
mit Betriebsstätten in verschiedenen<br />
Ländern. Die Öffnung für polnische<br />
Unternehmen stößt bisher auf großes Interesse.<br />
W+M: Wie stark ist der ostdeutsche Maschinenbau<br />
von den EU-Sanktionen gegen<br />
Russland betroffen? Halten Sie eine<br />
Aufrechterhaltung der Sanktionen für zielführend?<br />
Reinhard Pätz: Die ostdeutschen Unternehmen<br />
sahen sich schon 2013 mit der<br />
Rubelkrise und einer Wirtschaftsflaute auf<br />
dem russischen Markt konfrontiert. Die<br />
Russlandsanktionen haben die rückläufige<br />
Auftrags- und Umsatzsituation noch<br />
verstärkt. Wettbewerber anderer Staaten<br />
nutzen diese Lücke schonungslos – und<br />
Deutschland verliert kontinuierlich wichtige<br />
Marktanteile. Mittlerweile führt Russland<br />
mehr Maschinen aus China ein als<br />
aus Deutschland. Für den VDMA sind die<br />
Sanktionen kein adäquates Mittel. Wir halten<br />
die Sanktionspolitik für verfehlt.<br />
W+M: Welche Rolle spielt der VDMA Ost<br />
unter dem Dach des VDMA?<br />
Reinhard Pätz: Ein wesentlicher Baustein<br />
der Verbandsleistungen ist die regionale<br />
Mitgliederbetreuung in den Regionen mit<br />
all ihren Besonderheiten. Das unterscheidet<br />
den VDMA von vielen anderen Verbänden.<br />
Die ostdeutschen und Berliner<br />
Unternehmen haben im VDMA Ost sozusagen<br />
einen zentralen und oft auch ersten<br />
Ansprechpartner direkt vor ihrer Haustür.<br />
Wir sind das Bindeglied zu den Dienstleistungen<br />
des Gesamtverbandes, öffnen die<br />
Tür zu einem enormen Netzwerk und halten<br />
zugleich eigene, praxisnahe Angebote<br />
und Veranstaltungen bereit. Die kurzen<br />
Wege gelten zugleich für die Zusammenarbeit<br />
mit der Politik, mit Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen, Kreditinstituten<br />
und allen Interessierten.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
VDMA OST<br />
Der Verband Deutscher Maschinen- und<br />
Anlagenbau e. V. (VDMA) ist einer der<br />
bedeutendsten Verbandsdienstleister<br />
und bietet das größte Branchennetzwerk<br />
der Investitionsgüterindustrie in Europa.<br />
Seine Regionalvertretung in Ostdeutschland,<br />
der VDMA Ost, versteht sich als<br />
Sprachrohr der Branche vor Ort. Zu den<br />
Mitgliedern im VDMA Ost zählen etwa<br />
350 Firmen, Werke und Niederlassungen<br />
in den neuen Bundesländern und Berlin.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
38 | W+M TITEL<br />
Leuchttürme des<br />
ostdeutschen Maschinenbaus<br />
SITEC-Laseranlage zum Laserschweißen von Pkw-Schaltkomponenten.<br />
Nach dem schmerzhaften Strukturwandel in den 1990er-Jahren<br />
hat der Maschinen- und Anlagenbau in den neuen Ländern eine<br />
neue Blütezeit erreicht. Zahlreiche mittelständische Unternehmen<br />
haben sich mit innovativen Spitzenprodukten zu internationalen<br />
Marktführern aufgeschwungen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> stellt einige<br />
Branchen-Leuchttürme vor. Von Karsten Hintzmann<br />
SITEC in Chemnitz<br />
Seit mehr als 25 Jahren steht der Name<br />
SITEC für eine ausgeprägte Technologieorientierung<br />
und hohe Innovationskraft<br />
im Maschinen- und Anlagenbau sowie<br />
der Serienfertigung von Baugruppen und<br />
Komponenten. Als Generalauftragnehmer<br />
mit umfassender Engineering-Kompetenz<br />
und langjähriger Erfahrung plant<br />
und realisiert das Unternehmen prozesssichere<br />
Produktionsanlagen für die Automobilindustrie,<br />
Elektrotechnik/Elektronik,<br />
Medizintechnik, alternative Energietechnik<br />
und weiterer Branchen.<br />
Zum Markenzeichen gehören vollautomatisierte<br />
Montageanlagen, Laserbearbeitungszentren<br />
und Anlagen zur elektrochemischen<br />
Metallbearbeitung, auf<br />
denen anspruchsvolle Baugruppen wie<br />
Schaltgabeln, Sitzverstellungen, Benzinund<br />
Dieseleinspritzpumpen, Nockenwellen<br />
oder Bipolarplatten hergestellt werden.<br />
SITEC liefert weltweit und hat bisher<br />
mehr als 700 Produktionsanlagen<br />
realisiert. Hochqualifizierte und motivierte<br />
Mitarbeiter sowie die kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung der Produkte und<br />
Technologien bilden für SITEC die Basis<br />
für Fortschritt und technologischen Vorsprung.<br />
Parallel zum Maschinenbau entwickelt<br />
und produziert der Geschäftsbereich<br />
Serienfertigung Schweißbaugruppen,<br />
lasergeschnittene, lasergehärtete<br />
und elektrochemisch bearbeitete Bauteile.<br />
Seit 1997 liefert das Unternehmen<br />
in Großserie für die Automobilindustrie<br />
in den Bereichen Motor, Antriebsstrang,<br />
Fahrzeugsicherheit, Fahrzeugkomfort<br />
und E-Mobilität.<br />
SITEC beschäftigt 245 Mitarbeiter und<br />
investiert aktuell am Standort Chemnitz<br />
fünf Millionen Euro in neue Gebäude und<br />
Produktionsanlagen.<br />
Foto: SITEC<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INDUSTRIE 4.0 | 39<br />
Fotos: SCHMIDT + HAENSCH (oben),Profiroll (unten)<br />
Profiroll Technologies in Bad Düben<br />
Energie- und Ressourceneffizienz sind<br />
Schlüsselthemen moderner Produktionsstrategien.<br />
Die Kaltmassivumformtechnik<br />
der Profiroll Technologies GmbH verknüpft<br />
sie von Natur aus. Dabei wird das<br />
Material mit speziellen Walzanlagen und<br />
Rundwerkzeugen an der Bauteiloberfläche<br />
unter Druck verformt und so Gewinde-,<br />
Schnecken- und Verzahnungsprofile<br />
erzeugt. Im Zeichen der Ressourceneffizienz<br />
hat diese Technologie große Vorteile,<br />
spart sie doch Mengen an Material bei<br />
kürzester Fertigungszeit ein.<br />
Das Produktspektrum umfasst Maschinen,<br />
Werkzeuge und Technologien in Gewindewalzen,<br />
Profilwalzen, Verzahnungswalzen<br />
und Kaltringwalzen. CNC-gesteuerte<br />
Walzanlagen mit vollständiger Prozessvisualisierung<br />
sind die Hauptprodukte.<br />
Eine Glättanlage von Profiroll.<br />
Den Profiroll-Kunden in der Automobilund<br />
Zulieferindustrie, in der Luft- und<br />
Raumfahrt, in der Lineartechnik, der<br />
Wälzlagerindustrie, der Energietechnik,<br />
den Herstellern von Getrieben und<br />
Antriebssträngen sowie den Produzenten<br />
von Befestigungselementen kommt<br />
die Erfahrung und Kompetenz des mitteldeutschen<br />
Werkzeugmaschinenbauers<br />
zugute,<br />
der mit dem Slogan<br />
wirbt: „Maschine, Werkzeug,<br />
Verfahren aus einer<br />
Hand“. Der Exportanteil<br />
beträgt etwa 64 Prozent.<br />
Der Gesamtumsatz belief<br />
sich im Jahr 2017 auf 59<br />
Millionen Euro.<br />
Derzeit sind 370 Mitarbeiter<br />
bei Profiroll beschäftigt.<br />
30 Prozent der Belegschaft<br />
sind Ingenieure.<br />
Profiroll investiert in<br />
die Ausbildung, was sich<br />
in der aktuellen Zahl von<br />
zusätzlich 42 Lehrlingen in<br />
der eigenen Ausbildungsstätte und sieben<br />
Studenten widerspiegelt.<br />
Ein Prozessrefraktometer von SCHMIDT + HAENSCH.<br />
SCHMIDT + HAENSCH in Berlin<br />
Seit über 150 Jahren setzt das Familienunternehmen<br />
SCHMIDT + HAENSCH<br />
Maßstäbe in der Entwicklung und Herstellung<br />
optisch-elektronischer Analysegeräte.<br />
Das Produktportfolio umfasst<br />
Polarimeter, Refraktometer, Photometer,<br />
Laborgeräte, Laborautomation sowie Prozessanalysesysteme<br />
für die Lebensmittel-,<br />
Pharma-, chemische und petrochemische<br />
Industrie. 80 Prozent der ausschließlich<br />
in Berlin produzierten Geräte<br />
werden exportiert. Etwa 15 Prozent des<br />
Umsatzes werden jährlich in Forschung<br />
und Entwicklung für neue Geräte und<br />
Methoden investiert.<br />
SCHMIDT + HAENSCH zeichnet sich<br />
durch seine Kunden- und Anwendungsnähe<br />
aus. Das Unternehmen realisiert individuelle<br />
und komplexe Messaufgaben<br />
und Anwendungen, die aufgabenbezogen<br />
gelöst werden. Wichtig sind dem Unternehmen<br />
aus der Hauptstadt dabei die<br />
Präzision der Ergebnisse und eine physikalisch-technisch<br />
saubere Lösung der<br />
Messaufgabe. Dazu gehört die Rückführbarkeit<br />
der Messmethoden auf zertifizierte<br />
Standards. Zunehmend wichtiger werden<br />
neben den klassischen optisch-elektronischen<br />
Labormessgeräten Anwendungen<br />
in der Prozessmesstechnik. Hierbei<br />
wird die präzise Messung von Konzentrationen<br />
in Flüssigkeiten zur Regelung von<br />
Produktionsprozessen genutzt.<br />
SCHMIDT + HAENSCH genießt international<br />
einen ausgezeichneten Ruf aufgrund<br />
der hohen Zuverlässigkeit seiner<br />
Produkte und der qualifizierten Beratung<br />
durch seine Mitarbeiter. Weltweit steht<br />
ein kompetentes Händlernetz mit zahlreichen<br />
Servicestützpunkten zur Verfügung.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
40 | W+M TITEL<br />
SIOS Messtechnik in Ilmenau<br />
Die SIOS Meßtechnik GmbH Ilmenau ist<br />
ein weltweit agierendes Unternehmen zur<br />
Herstellung von Präzisionsmessgeräten<br />
auf der Basis von Laserinterferometern.<br />
Die Haupttätigkeitsfelder liegen dabei auf<br />
den Gebieten der Längen-, Schwingungsund<br />
Winkelmesstechnik für ultrapräzise<br />
Messungen und Kalibrierungen. Mit der<br />
Nanopositionier- und Nanomessmaschine,<br />
die in einem Messbereich von 25 x<br />
25 x 5 Millimeter eine Positionierauflösung<br />
von 0,08 Nanometer aufweist, ist<br />
die SIOS Meßtechnik GmbH Marktführer.<br />
SIOS entwickelt und fertigt Produkte,<br />
die einen hohen Kundennutzen durch<br />
die Anwendung modernster Technologien<br />
und bewährter messtechnischer<br />
Grundsätze garantieren. Anwendungen<br />
finden SIOS-Produkte in Präzisionspositioniereinrichtungen,<br />
bei der Maschinenkalibrierung,<br />
in Präzisionsmesssystemen<br />
von Kalibriereinrichtungen, in der Interferometrie<br />
und der Nanomesstechnik.<br />
Die Branchen der Anwender erstrecken<br />
sich vom Maschinenbau, der Optikindustrie,<br />
der Halbleiterindustrie, dem Messwesen<br />
bis hin zu vielfältigen Anwendungen<br />
im Bereich Forschung und Entwicklung.<br />
Überdurchschnittliche Investitionen<br />
in Forschung und Entwicklung des<br />
Unternehmens sollen den Technologievorsprung<br />
der Produkte auch für die Zukunft<br />
sichern. Gleichzeitig erlauben es die<br />
Kompetenzen und Kapazitäten bei SIOS,<br />
kundenspezifische Messsysteme zu entwickeln.<br />
Das macht das Ilmenauer Unternehmen<br />
zu einem zuverlässigen und<br />
gefragten Partner für fachübergreifende<br />
Forschungskooperationen.<br />
Präzise Messtechnik von SIOS.<br />
Bei Windkraftanlagen kommt MTS-Technik zum Einsatz.<br />
MTS Systems in Berlin<br />
MTS Systems ist ein weltweit führender<br />
Anbieter von Test- und Simulationssystemen,<br />
die in der industriellen Forschung<br />
und Entwicklung sowie in der Wissenschaft<br />
zur Anwendung gelangen. MTS-<br />
Testsysteme werden in der Automobilindustrie,<br />
Geophysik, Luft- und Raumfahrt,<br />
Labor- und Medizintechnik, Materialprüfung,<br />
im allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau<br />
sowie für erneuerbare Energien<br />
genutzt. So bringen MTS-Tests beispielsweise<br />
ganze Häuser ins Wanken oder<br />
versuchen, Tragflächen von Flugzeugen<br />
bersten zu lassen. Bei Industriekunden<br />
und auch in renommierten Forschungsinstituten<br />
dienen die Versuchs- und Testreihen<br />
letztlich dem Zweck, Vertrauen in die<br />
Lebensdauer von Produkten herzustellen<br />
und deren Zuverlässigkeit und geforderte<br />
Produkteigenschaften zu gewährleisten.<br />
Der MTS-Slogan lautet „be certain”<br />
(sicher sein).<br />
Durch die direkte Rückkopplung mit der<br />
Forschung und Entwicklung sind die Produkte<br />
zeitgemäß und setzen stetig neue,<br />
internationale Maßstäbe. Die MTS Systems<br />
GmbH wurde 1972 als Tochter eines<br />
US-amerikanischen weltweiten Anbieters<br />
für Test- und Simulationssysteme<br />
mit Hauptsitz in Minneapolis bewusst in<br />
Berlin gegründet. Damals wie heute gilt:<br />
Solch ein vielfältiger, internationaler und<br />
leistungsfähiger Industriestandort sucht<br />
in Deutschland seinesgleichen.<br />
Durch die einzigartige Nähe zur Wissenschaft<br />
und der inspirierenden Kultur-<br />
und Kreativszene findet das Unternehmen<br />
nach eigener Aussage „optimale<br />
Bedingungen für Innovationen und<br />
Wachstum“.<br />
Foto: MTS Systems (oben), SIOS (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INDUSTRIE 4.0 | 41<br />
Mikrozahnringpumpen sind nur wenig größer als Pusteblumen.<br />
pi4_robotics in Berlin<br />
Die Firma pi4_robotics GmbH ist ein<br />
führender Hersteller von Bildverarbeitungssystemen,<br />
Prüfautomaten und<br />
Robotern mit Sitz in Berlin. pi4-Systemlösungen<br />
werden derzeit vor allem in<br />
den Branchen Photovoltaik, Automotive,<br />
Kunststoff, Glas, Medizin und Pharma sowie<br />
im Bereich Keramik eingesetzt. In<br />
der Photovoltaik ist pi4 Technologieführer<br />
mit Qualitätsprüfsystemen auf Basis<br />
der Elektrolumineszenztechnologie.<br />
Die pi4_robotics GmbH ist in der Fachöffentlichkeit<br />
durch den im Jahr 2010 erstmals<br />
vorgestellten „workerbot“ bekannt<br />
geworden. Der „workerbot“ ist weltweit<br />
der erste humanoide – also dem Menschen<br />
ähnliche – Roboter, der als Fabrikarbeiter<br />
im Einsatz ist.<br />
Foto: HNP Mikrosysteme (oben), pi4_robotics Unten)<br />
HNP Mikrosysteme in Schwerin<br />
Das Unternehmen HNP Mikrosysteme<br />
GmbH mit Sitz in Schwerin entwickelt,<br />
produziert und vertreibt weltweit Pumpen,<br />
die kleine und kleinste Flüssigkeitsmengen<br />
schnell und präzise dosieren.<br />
Diese Mikrozahnringpumpen machen<br />
konventionelle, dosiertechnische Anwendungen<br />
effektiver und eröffnen so neue<br />
Technologiefelder.<br />
Die Pumpen zeichnen sich durch ihr<br />
geringes Gewicht und eine kompakte<br />
Bauform sowie Pulsationsarmut, hohe<br />
Standzeiten, ein geringes Leervolumen<br />
und die scherarme Förderung aus. Fünf<br />
Baureihen dieser Pumpen ermöglichen<br />
kleinste Dosiervolumina ab 0,25 µl und<br />
Volumenströme von 1 µl/h bis 1152 ml/<br />
min sowie Drücke bis maximal 150 bar.<br />
Neben zahlreichen Einsatzmöglichkeiten<br />
im Maschinen- und Anlagenbau, in<br />
der Chemie und im Pharmabereich erfüllen<br />
Mikrozahnringpumpen anspruchsvolle<br />
Dosieraufgaben in der Medizin- und<br />
Analysetechnik sowie weiteren Anwendungsfeldern.<br />
Das Unternehmen bietet eine ausführliche<br />
fachspezifische Beratung, bei Bedarf<br />
Machbarkeitsversuche im firmeneigenen<br />
Labor und die Inbetriebnahme vor Ort sowie<br />
individuelle Schulungen. Ergänzend<br />
zur Pumpe gibt es eine eigene Filterserie,<br />
Fluidzubehör und Sensorikprodukte<br />
sowie komplette Systemlösungen bis hin<br />
zur steuerungstechnischen Integration.<br />
Das Unternehmen beschäftigt 75 Mitarbeiter<br />
und engagiert sich mit dem Angebot<br />
interessanter Themen für Bachelor-<br />
und Master-Arbeiten in der Weiterbildung<br />
des ingenieurtechnischen Nachwuchses.<br />
Die Produkte werden weltweit<br />
vertrieben, die Exportrate beträgt etwa<br />
75 Prozent.<br />
Der „workerbot“-Roboter, ein<br />
zuverlässiger Fabrikarbeiter.<br />
Diplom-Ingenieur Matthias Krinke gründete<br />
das Unternehmen pi4_robotics GmbH<br />
im Jahr 1994. Der Hauptsitz und die Produktion<br />
befinden sich am Standort Berlin.<br />
Die pi4_robotics GmbH ist der einzige<br />
Roboterhersteller in Deutschland,<br />
der bis heute zu 100 Prozent<br />
im Besitz deutscher Eigentümer ist.<br />
Der innovative Mittelständler beschäftigt<br />
aktuell rund 50 Mitarbeiter. Seit 2003 ist<br />
das Unternehmen weltweit durch Vertriebs-<br />
und Servicepartner vertreten.<br />
<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
42 | W+M POLITIK<br />
RAGNITZ KOMMENTIERT<br />
Digitalisierung –<br />
Fluch oder Segen?<br />
Ostdeutschland solle eine Vorreiterrolle<br />
bei der Digitalisierung anstreben<br />
– so die Botschaft des Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforums im November<br />
2017. Das klingt visionär, wenn<br />
nicht gar vermessen, und das ist es auch,<br />
denn weder sind bislang die Voraussetzungen<br />
hierfür gegeben (zum Beispiel<br />
eine flächendeckende Ausstattung mit<br />
schnellen Internetverbindungen), noch<br />
scheinen sich viele Akteure der einzelund<br />
gesamtwirtschaftlichen Chancen digitaler<br />
Techniken überhaupt schon ausreichend<br />
bewusst zu sein. Vielfach überwiegen<br />
die Ängste (vor allem vor dem<br />
Verlust von Arbeitsplätzen), und daraus<br />
resultierend häufig auch die Ablehnung<br />
einer verstärkten Digitalisierung. Zeit<br />
also, etwas genauer hinzuschauen.<br />
Die verstärkte Durchdringung aller Wirtschafts-<br />
und Gesellschaftsbereiche durch<br />
digitale Techniken ist jedoch keine Option<br />
mehr, sondern zwangsläufig. Allerorten<br />
werden digitale Innovationen entwickelt<br />
und auf potenzielle Anwendungsfelder<br />
hin ausgetestet. Schon jetzt kann<br />
alles, was auf wiederkehrenden und damit<br />
standardisierbaren Tätigkeiten beruht,<br />
prinzipiell auch durch moderne Informationstechniken<br />
erledigt werden. Künftig<br />
werden sich die Anwendungsfelder dahingehend<br />
erweitern, dass alle Tätigkeiten,<br />
die auf Erfahrungswissen (und damit<br />
auf der Auswertung großer Datenmengen)<br />
beruhen, durch technische Systeme<br />
zumindest unterstützt, wenn nicht<br />
sogar übernommen werden können. Ob<br />
sich diese Techniken dann auch in der<br />
Breite durchsetzen, hängt nicht davon<br />
ab, ob man es will oder nicht – sondern<br />
allein davon, ob es aus unternehmerischer<br />
Sicht Wettbewerbsvorteile<br />
bietet, also im<br />
Zweifel: ob es kostengünstiger<br />
ist als der Einsatz menschlicher<br />
Arbeitskraft. Die Frage ist insoweit<br />
weniger ein „ob“, sondern vielmehr ein<br />
„wann“ – und dann ist es natürlich von<br />
Vorteil, wenn sich Ostdeutschland frühzeitig<br />
hierauf einstellt.<br />
Angst muss einem das jedoch nicht machen,<br />
denn zum einen ist ein Ersatz von<br />
Arbeit durch digitale Techniken mit Produktivitätssteigerungen<br />
verbunden,<br />
also mit einer Zunahme<br />
des gesamtwirtschaftlichen<br />
Wohlstandsniveaus.<br />
Und zum<br />
anderen müssen die digitalen<br />
Techniken<br />
ja auch entwickelt<br />
und in die Produktion<br />
integriert werden<br />
– was gleichbedeutend<br />
ist mit der<br />
Schaffung zusätzlicher<br />
Arbeitsplätze an<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
ist Stellvertretender Leiter<br />
des ifo-Instituts Dresden.<br />
anderer Stelle. Politik<br />
und Wirtschaft sollten<br />
sich daher vor allem<br />
auch darum bemühen, bei der Herstellung<br />
der benötigten Ausrüstungsgüter<br />
für die digitale Wende eine Vorreiterrolle<br />
zu übernehmen – und die Voraussetzungen<br />
hierfür sind zumindest in einigen ostdeutschen<br />
Regionen sehr gut.<br />
Die große Herausforderung liegt – neben<br />
dem Ausbau der für die Digitalisierung<br />
benötigten Infrastrukturen – in einer<br />
Aus- und Weiterbildungspolitik, die<br />
die Arbeitskräfte in Ostdeutschland fit<br />
macht für die gesteigerten Qualifikationsanforderungen,<br />
die mit der Digitalisierung<br />
einhergehen. Um es überspitzt auszudrücken:<br />
Das beinhaltet nicht nur die<br />
Fähigkeit, mit digitalen Techniken umzugehen<br />
(etwa eine App bedienen zu können),<br />
sondern auch die Fähigkeit, die digitalen<br />
Techniken zu verstehen und im Produktionsprozess<br />
einzusetzen (also: eine<br />
App programmieren zu können). Digitale<br />
Kenntnisse zu vermitteln, ist insoweit<br />
eine Aufgabe, die alle Bereiche des Bildungssystems<br />
– von der frühkindlichen<br />
Bildung bis hin zur Weiterbildung der bereits<br />
Erwerbstätigen – umfassen muss.<br />
Die mit der Digitalisierung einhergehenden<br />
Aufgaben sind riesengroß,<br />
sie erfordern ein Umdenken<br />
in Politik, Verwaltung,<br />
Bildungssystem<br />
und nicht zuletzt auch<br />
bei den Bürgern. Den<br />
Kopf in den Sand zu<br />
stecken, wäre jedoch<br />
fahrlässig – noch ist<br />
es früh genug, diese<br />
Herausforderungen<br />
anzunehmen.<br />
Und dann kann Ostdeutschland<br />
wirklich<br />
eine Vorreiterrolle in<br />
der digitalen Wende<br />
einnehmen! W+M<br />
Fotos: phonlamaiphoto/fotolia.com (oben), ifo (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
POLITIK | 43<br />
Hat die Braunkohle (kurzfristig) ausgedient?<br />
Annalena Baerbock ist Bundesvorsitzende und<br />
Bundestagsabgeordnete aus Brandenburg von<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
Ulrich Freese ist Bundestagsabgeordneter<br />
der SPD aus Brandenburg.<br />
Fotos: Stefan Kaminski (links), Deutscher Bundestag/Thomas Trutschel/photothek.net/D (rechts)<br />
„ Ja” „Nein”<br />
Beim Klimaschutzabkommen<br />
von Paris hat<br />
sich die Weltgemeinschaft<br />
dazu verpflichtet, die Aufheizung der Erde auf<br />
deutlich unter zwei Grad, möglichst sogar 1,5<br />
Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Niveau<br />
zu begrenzen. Dafür sollen ab Mitte des Jahrhunderts<br />
sämtliche Treibhausgasemissionen<br />
netto Null betragen. Für die Industriestaaten<br />
bedeutet das, dass sie bis 2050 klimaneutral<br />
sein müssen.<br />
Deutschlands Unterschrift unter das völkerrechtlich<br />
verbindliche Abkommen bedeutet daher,<br />
dass der Kohleausstieg kommen wird. Denn<br />
die Verstromung von Kohle ist CO 2<br />
-intensiv und<br />
beschleunigt die weitere Aufheizung der Atmosphäre.<br />
Schon heute liegen wir bei über einem<br />
Grad Erwärmung. Deshalb brauchen wir jetzt einen<br />
Fahrplan, um bis 2030 schrittweise aus der<br />
Kohle auszusteigen und um den Beschäftigten<br />
und den Unternehmen in den Kohlerevieren Planungssicherheit<br />
zu geben. Allein wenn wir das<br />
deutsche Klimaziel für 2020 erreichen wollen,<br />
müssen acht bis zehn Gigawatt Kohle vom Netz<br />
gehen.<br />
Klar ist: Nur wenn wir jetzt aktiv die Transformation<br />
gestalten, sorgen wir in den betroffenen Regionen<br />
für neue Arbeitsplätze durch innovative<br />
und klimafreundliche Technologien. In der Lausitz<br />
ist es außerdem höchste Zeit für eine bessere<br />
Verkehrsinfrastruktur und schnelleres Internet.<br />
Für all das braucht es die politische und<br />
finanzielle Unterstützung vom Bund und von<br />
den Landesregierungen.<br />
Die aktuelle BDI-Studie zur<br />
Industrie- und Klimapolitik<br />
stellt klar: Mit einem<br />
„Weiter so“ verfehlen wir bis 2050 die Klimaziele<br />
krachend. Die Ursachen: Verzichtsethik, Planstatt<br />
Marktwirtschaft, technokratisches Beharren,<br />
auch in der Energiewende! Eine treibhausgasneutrale<br />
Zukunft erfordert eine leistungsfähige Industrie,<br />
Investitionen in Forschung und Entwicklung,<br />
in Infrastruktur, Gebäude- und Anlagenbestand,<br />
in Effizienztechnologien, aber auch in CO 2<br />
-Minderungstechnik,<br />
wie die Abscheidung, die stoffliche<br />
Nutzung und die Speicherung von CO 2<br />
.<br />
Regenerative Erzeugungsanlagen haben eine<br />
gute Entwicklung genommen. Bis zu einer sicheren<br />
Versorgung ist es aber noch ein weiter Weg.<br />
Es fehlen Speicher und Leitungen. Die Energieversorgung<br />
für Verkehr oder Gebäude ist ebenso<br />
offen, wie die preisliche Entwicklung nach Auslaufen<br />
des EEG.<br />
Die Braunkohle ist für mich eine Brückentechnologie.<br />
Ein guter und zuverlässiger Partner auf dem<br />
Weg in eine treibhausgasarme Energiewelt. Mit<br />
ihr verbunden sind Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit<br />
und Wettbewerbsfähigkeit. Sie steht den<br />
Klimazielen nicht entgegen. Der EU-weite Zertifikatehandel<br />
funktioniert. Die CO 2<br />
-Emissionen nehmen<br />
weiter ab.<br />
Die Braunkohle ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor:<br />
regional wie national. Sie prägt die Wirtschaftsstruktur<br />
in vielen Regionen. Da wirtschaftliche<br />
Entwicklung und Innovationen sich nicht erzwingen<br />
und verordnen lassen, wird sie noch lange gebraucht.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
44 | W+M INTERNATIONAL<br />
TAIWAN<br />
Attraktiver Markt<br />
für deutsche Firmen<br />
Als portugiesische Seeleute im 16. Jahrhundert an Taiwan<br />
vorbeisegelten, hatten sie schnell einen passenden Namen<br />
gefunden: Ilha Formosa – „Schöne Insel“. Heute hat Taiwan weit<br />
mehr als nur eine beeindruckende Flora und Fauna zu bieten.<br />
Der östlich vom chinesischen Festland gelegene Inselstaat<br />
gehört zu den 20 größten Handelsnationen der Welt und<br />
verzeichnet seit Jahren einen Wirtschaftsaufschwung, der durch<br />
zukunftsorientierte Schlüsseltechnologien getrieben wird.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Taiwan ist längst weit mehr als nur<br />
ein Geheimtipp für große deutsche<br />
Unternehmen. Aufgrund des hohen<br />
Wohlstandes unter den 23,5 Millionen<br />
Einwohnern ist Taiwan ein wichtiger<br />
Absatzmarkt für Konsum- und Luxusgüter.<br />
Die Autohersteller Daimler und BMW<br />
etwa freuen sich jährlich über neue Absatzrekorde.<br />
Aber auch für die mittelständische<br />
Staatliche Porzellan-Manufaktur<br />
Meissen hat sich die Insel zum international<br />
wichtigsten Absatzmarkt entwickelt.<br />
Dennoch haben viele deutsche Unternehmen<br />
das prosperierende Eiland von<br />
der Größe Baden-Württembergs bislang<br />
noch nicht auf dem Schirm, wenn es um<br />
internationale Kooperationen oder gar Investitionen<br />
geht. Zu Unrecht, denn die<br />
taiwanesische Wirtschaft wächst derart<br />
rasant, dass ausländische Partner hoch<br />
willkommen sind. Nach Einschätzung<br />
des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipeh,<br />
das zum weltweiten Netzwerk der<br />
deutschen Außenhandelskammern gehört<br />
und vor Ort Unterstützung bei der<br />
Anbahnung von Kooperationen leistet,<br />
brauchen deutsche Unternehmen maximal<br />
drei Monate, um in Taiwan eine Niederlassung<br />
zu gründen. Das liegt auch<br />
an der Willkommenskultur seitens der<br />
Wirtschaftsbehörden Taiwans. Das in<br />
der Hauptstadt Taipeh ansässige Wirtschaftsbüro<br />
verweist auf weitere Standortvorteile,<br />
die als Anreize für eine Markterkundung<br />
verstanden werden können:<br />
Rechtssicherheit, keinerlei Korruption,<br />
im Vergleich zu Deutschland niedrigere<br />
Lohnkosten, geringe Produktions- und<br />
Energiekosten, interessante Partner im<br />
Bereich Forschung und Entwicklung sowie<br />
der hohe Standard im Logistiksektor.<br />
Speziell in der jüngeren Vergangenheit<br />
hat sich der Elektroniksektor enorm entwickelt.<br />
Das liegt nicht nur an den international<br />
bekannten Marken wie Acer und<br />
Asus, die in Taiwan zu Hause sind. Auch<br />
der mittelständische Unterbau auf diesem<br />
Gebiet verzeichnet hohe Zuwachsraten.<br />
Die Germany Trade and Invest GmbH<br />
(GTAI), die sich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
um Außenwirtschaft<br />
und Standortmarketing kümmert,<br />
hat etliche Wirtschaftszweige in Taiwan<br />
identifiziert, in denen sich ausländische<br />
Foto: XXX<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INTERNATIONAL | 45<br />
Investitionen lohnen können. Aus GTAI-<br />
Sicht wird der Produktionssektor aufgrund<br />
der internationalen Nachfrageerholung <strong>2018</strong><br />
ein robustes Wachstum verzeichnen. Am<br />
stärksten könnten dabei die chemische sowie<br />
die Elektronikindustrie profitieren. Mit<br />
erhöhter Nachfrage rechnen der Maschinenbau,<br />
die Fahrzeugteile-Produktion und<br />
die Textilindustrie.<br />
Elektronikindustrie<br />
Mit Elektronik ist Taiwans Wirtschaft stark<br />
geworden und will auf dieser Basis weiter<br />
wachsen. Die heimischen Branchenunternehmen<br />
sind mit ihrer kompletten Wertschöpfungskette<br />
für elektronische Bauteile<br />
und Endgeräte gut positioniert, auf die steigende<br />
internationale Nachfrage zu reagieren.<br />
Immer leistungsfähigere Komponenten<br />
werden untereinander vernetzt. Dabei<br />
werden Cloud- und Plattformtechnologien<br />
sowie schnelle drahtlose Kommunikationsnetze<br />
eingerichtet, um die großen Mengen<br />
an Daten zu speichern und zu transportieren.<br />
Parallel wird immer auch Hardware gebraucht.<br />
Ob Halbleiter, Sensoren oder Endprodukte<br />
wie Computer, Server oder Smartphones<br />
– hier sind taiwanische Firmen führend.<br />
Maschinenbau<br />
Die Produktion und der Einsatz smarter Maschinen<br />
ist Teil der Regierungspolitik, um<br />
die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu<br />
erhöhen. Außerdem macht es der zunehmende<br />
Mangel an Arbeitskräften auf der<br />
Insel erforderlich, dass Unternehmen mehr<br />
in Automatisierung und Roboter investieren.<br />
Etliche Maschinenbauer erweitern daher<br />
ihre Kapazitäten. Insbesondere die beiden<br />
größten Segmente – Produktionsmaschinen<br />
für Elektronik und Werkzeugmaschinen<br />
– sollen zulegen.<br />
technologien sowie der Umbau von bestehenden<br />
Kraftwerken von Kohle- auf Gasbetrieb,<br />
was ebenfalls hohe Investitionen nach<br />
sich ziehen wird.<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
Die Biotechindustrie, die in Taiwan biotechnologische,<br />
pharmazeutische und medizintechnische<br />
Erzeugnisse umfasst, wird von<br />
der Regierung besonders gefördert. Neben<br />
finanzieller Unterstützung werden die<br />
Rahmenbedingungen verbessert, um ausländische<br />
Investitionen anzuziehen sowie<br />
die Entwicklung und Produktion von experimenteller<br />
Medizintechnik zu erleichtern.<br />
Die demografische Entwicklung und chronische<br />
Krankheiten sorgen für eine zunehmende<br />
Nachfrage nach Medizintechnik. Das<br />
Marktvolumen legt seit Jahren zu und dürfte<br />
<strong>2018</strong> ein Wachstum von über fünf Prozent<br />
aufweisen. Dabei bleibt der Importbedarf<br />
hoch, da das lokale Angebot an medizinischer<br />
Hochtechnologieausrüstung noch<br />
unzureichend ist.<br />
Der Konfuzius-Tempel in Taipeh.<br />
neue Ausrüstungen sowie in Produktinnovationen<br />
und setzen auf die Diversifizierung<br />
in Produktionsstandorten.<br />
Fahrzeugteile-Produktion<br />
Die automobile Zukunft ist elektrisch und<br />
soll Taiwans Kfz-Teile-Branche neue Wachstumsdynamik<br />
bringen. Neben den Lieferanten<br />
von mechanischen Kfz-Teilen sind Komponentenhersteller<br />
aus der Elektronik und<br />
Telematik dabei, in das Angebot an automobilen<br />
Erzeugnissen zu investieren. Der<br />
Produktionswert für mechanische Kfz-Teile<br />
soll 2017 auf über sieben Milliarden US-Dollar<br />
gestiegen sein und weiter wachsen. Die<br />
Herstellung von Kfz-Elektronik soll in den<br />
nächsten Jahren deutlich steigen, um E-<br />
Automobilanbieter wie Tesla, Apple oder<br />
Google sowie lokale und chinesische Marken<br />
beliefern zu können. W+M<br />
INFORMATIONEN<br />
ÜBER TAIWAN<br />
Fotos: Pixabay<br />
Energiewirtschaft<br />
Die Regierung plant den kompletten Atomausstieg<br />
bis 2025. Dafür sollen erneuerbare<br />
Energien stärker gefördert und andere<br />
Maßnahmen zur Erhaltung der Energiesicherheit<br />
umgesetzt werden. In den kommenden<br />
sieben Jahren wird mit staatlichen<br />
und privaten Investitionen in Höhe von etwa<br />
55 Milliarden US-Dollar gerechnet. Hinzu<br />
kommen der Ausbau der Infrastruktur wie<br />
Smart Grids, Smart Meter und Speicher-<br />
Textil- und Bekleidungsindustrie<br />
Die Textil- und Bekleidungshersteller erwarten<br />
für <strong>2018</strong> erneut verbesserte Absatzaussichten.<br />
Insbesondere mit ihrem Angebot<br />
an funktionalen Textilien besetzen Taiwans<br />
Branchenunternehmen eine weltweit wichtige<br />
Lieferposition. Sie erreichen laut Taiwan<br />
Textile Research Institute einen Anteil<br />
an der globalen Produktion von rund 50<br />
Prozent. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu<br />
erhalten, investieren sie im Textilbereich in<br />
Germany Trade and Invest GmbH<br />
www.gtai.de/taiwan<br />
Deutsches Wirtschaftsbüro Taipeh<br />
Tel.: +886 28758-5800<br />
info@taiwan.ahk.de<br />
www.taiwan.ahk.de<br />
Taipeh Vertretung in Deutschland<br />
Tel.: 030 203610<br />
www.roc-taiwan.org<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
46 | W+M INTERNATIONAL<br />
Praktische Hinweise für die Anbahnung und Pflege von Geschäftskontakten<br />
In Taiwan schätzt man Höflichkeit,<br />
Pünktlichkeit und Geduld<br />
Verhandlungen – wie hier der Besuch einer Berliner Parlamentsdelegation unter Leitung des CDU-Politikers Christian Gräff (l.) bei<br />
der Stadtregierung in Taichung – folgen streng hierarchischen Regeln. Das Wort führen die jeweils ranghöchsten Repräsentanten.<br />
Taiwan ist im internationalen Handel<br />
gut vernetzt. Daher sind die lokalen<br />
Geschäftsleute in Verhandlungen<br />
und im Umgang mit ausländischen<br />
Kunden erfahren und versiert. Die gastfreundliche<br />
und offene Art der Einheimischen<br />
kompensiert dabei asiatische Gepflogenheiten<br />
wie indirekte Kommunikation<br />
und manchmal zähe Verhandlungen.<br />
Wichtig ist, für den Aufbau von Beziehungen<br />
Geduld mitzubringen und gut vorbereitet<br />
zu sein.<br />
Die Lage Taiwans am südöstlichen Kontinentalrand<br />
des chinesischen Festlands<br />
und an wichtigen Seerouten hat die Insel<br />
in der Historie immer wieder zum Spielball<br />
verschiedener Mächte gemacht. So<br />
war sie im Lauf der Jahrhunderte bereits<br />
von Portugiesen, Holländern, Japanern<br />
und nicht zuletzt von Chinesen vom Festland<br />
kontrolliert. Von allen am prägendsten<br />
ist der chinesische Kultureinfluss,<br />
der in Form der Sprache, des Essens<br />
und konfuzianistischer Tugenden wie<br />
Erziehung, Respekt und hoher Arbeitsethik<br />
auch heute gelebt wird. Für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung spielte der japanische<br />
Einfluss (Kolonialgebiet von 1895-<br />
1945) eine große Rolle, der im Geschäftsleben<br />
noch immer anhält, sowie in der<br />
Organisation von Unternehmen und in<br />
bestimmten Verhaltensweisen.<br />
Die Kommunikation ist, wie in anderen asiatischen<br />
Sprachen, eher indirekt, vage und<br />
lässt direkte Ablehnung eigentlich nicht zu,<br />
umso mehr jedoch unterschiedliche Interpretationen.<br />
Aufgrund der zum Englischen<br />
oder Deutschen unterschiedlichen Sprachlogik<br />
ist daher oft ein intensiver Kommunikationsfluss<br />
vonnöten, um den Kontext<br />
klarzustellen und Transparenz zu schaffen.<br />
Hierarchien beachten<br />
Der Führungsstil ist in vielen Firmen patriarchalisch.<br />
Insgesamt spielen Hierarchie<br />
und Seniorität eine große Rolle. Egal ob<br />
traditionelle oder moderne Unternehmen<br />
– oftmals finden sich Altare oder andere<br />
Zeichen religiöser Art in den Eingangsbereichen.<br />
Die Einheimischen praktizieren<br />
überwiegend eine Mischung aus Taoismus<br />
und Buddhismus.<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
INTERNATIONAL | 47<br />
EMPFEHLUNGEN FÜR TAIWAN<br />
Um bei Geschäftsessen in Taiwan bestehen zu können, sollten<br />
Geschäftsreisende Kenntnisse im Umgang mit Essstäbchen mitbringen.<br />
• Höflich, bescheiden und<br />
respektvoll auftreten.<br />
• Genügend Zeit zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen<br />
einplanen.<br />
• Ausreichend kommunizieren,<br />
um Missverständnisse<br />
zu vermeiden.<br />
• Den Gesprächspartner<br />
nicht mit direkter Kritik<br />
brüskieren.<br />
• Keine Ungeduld oder<br />
Unmut zeigen.<br />
• Visitenkarten nicht wie<br />
Spielkarten einfach über<br />
den Tisch werfen.<br />
Foto: W+M<br />
Pünktlichkeit und Höflichkeit sind wichtige<br />
Tugenden. Lieber etwas zu früh sein als zu<br />
spät. Für geschäftliche Treffen sollte genügend<br />
Puffer eingebaut sein, damit die vereinbarte<br />
Zeit eingehalten wird. Verspätungen<br />
müssen rechtzeitig telefonisch übermittelt<br />
werden. Lieber öfter danke sagen<br />
als einmal zu wenig. Wer als Ausländer<br />
Arroganz oder großspuriges Verhalten an<br />
den Tag legt, kann kaum Respekt erwarten,<br />
sondern es wird dem Aufbau von Beziehungen<br />
schaden. Die Kleiderordnung ist<br />
wie in anderen westlich orientierten Ländern.<br />
Um auf der sicheren Seite zu sein,<br />
sollte bei Männern wie bei Frauen ein konservativer<br />
Business-Look gewählt werden.<br />
Keine Uhren schenken<br />
Im Geschäftsleben wird heutzutage der<br />
Austausch von Geschenken zwar nicht<br />
mehr unbedingt erwartet, ist aber als<br />
Wertschätzung eine gern gesehene Geste.<br />
Für die erste Reise und den Beziehungsaufbau<br />
sollte ein ausreichender Fundus<br />
von Geschenken im Gepäck sein, um<br />
für verschiedene Gelegenheiten gerüstet<br />
zu sein. Dabei sind Erzeugnisse mit dem<br />
eigenen Unternehmenslogo oder mit Bezug<br />
zu Deutschland empfehlenswert. Für<br />
Präsente ist eine aufwendige Verpackung<br />
vor allem in roter Farbe vorteilhaft. Zu vermeiden<br />
ist Geschenkpapier in Weiß und<br />
Schwarz. Traditionell nicht verschenkt werden<br />
sollten – wegen ihrer Symbolik der<br />
Trauer oder der Trennung – Uhren, Schirme,<br />
Schneidwerkzeuge, wie Messer und<br />
Scheren, sowie Taschentücher.<br />
Bei der ersten Begegnung wird der Ranghöchste<br />
zuerst begrüßt. Wenn mehrere<br />
Personen in einer Delegation sind, dann<br />
reihen sich die Teilnehmer gemäß der Stellung<br />
im Unternehmen auf. Bei der ersten<br />
Vorstellung wird die eigene Visitenkarte<br />
stehend und möglichst mit beiden Händen<br />
übergeben. Die Visitenkarte sollte sorgfältig<br />
gelesen und behandelt und beispielsweise<br />
nicht in die Hosentasche gesteckt<br />
oder im Beisein des Überreichenden darauf<br />
geschrieben werden.<br />
Besprechungen sind in der Regel formale<br />
Angelegenheiten. Von taiwanischer Seite<br />
werden sicherlich mehrere Unternehmensvertreter<br />
anwesend sein. Es ist empfehlenswert,<br />
auch mit mehreren Mitarbeitern<br />
zu solchen Geschäftsanbahnungen<br />
anzureisen. Das beweist die Bedeutung,<br />
die einem potenziellen Partner entgegengebracht<br />
wird, und erleichtert die Aufgabenverteilung<br />
wie etwa die Protokollführung.<br />
Die wichtigsten Gesprächspartner<br />
sitzen sich direkt gegenüber. Die Delegationsleiter<br />
– in der Regel der Ranghöchste<br />
des Unternehmens – stellen die Teilnehmer<br />
ihrer jeweiligen Seite vor. Von den Delegationsleitern<br />
wird auch die Gesprächsführung<br />
übernommen, andere Mitglieder<br />
des Unternehmens werden je nach Thema<br />
ins Gespräch gebracht.<br />
Vor allem, wenn es sich um größere Unternehmen<br />
mit vielen Hierarchieebenen<br />
handelt oder wenn technische Detailfragen<br />
zu besprechen sind, können sich Verhandlungen<br />
lange hinziehen. Bei kleineren<br />
Firmen, mit der meist direkten Ansprechmöglichkeit<br />
der Geschäftsführung, kann<br />
es dagegen relativ unkompliziert ablaufen.<br />
Dennoch werden je nach Umfang eines<br />
Geschäfts mehrere Zusammenkünfte und<br />
weitere Reisen notwendig sein.<br />
Stäbchen und Karaoke<br />
Das persönliche Kennenlernen und miteinander<br />
vertraut werden ist für taiwanische<br />
Geschäftsleute sehr wichtig. Am besten<br />
lässt sich dies, neben direkten Gesprächen,<br />
über gemeinsame Essen herstellen.<br />
Denn Essen ist eine der beliebtesten Aktivitäten.<br />
In der Regel wird der Gastgeber<br />
ein opulentes Mahl in einem sehr guten<br />
Restaurant organisieren. Er legt die Tischordnung<br />
fest und weist die Gäste an, wo<br />
sie sitzen sollen. Normalerweise sitzt der<br />
Hauptgast neben dem Gastgeber, der seinen<br />
Sitznachbarn häufig die Speisen auf<br />
den Teller oder in die Schale vorlegt. Einige<br />
Grundkenntnisse in der Nutzung von<br />
Essstäbchen sind für deutsche Gäste hilfreich.<br />
Bei formalen Abendessen sind kurze<br />
Ansprachen und Trinksprüche üblich. Zum<br />
Toasten und danach wird Alkohol gereicht.<br />
Alle am Tisch werden mit dem Gast nacheinander<br />
anstoßen – von daher sollte man<br />
mit den Schluckgrößen vorsichtig sein.<br />
Wer keinen Alkohol verträgt oder mag,<br />
sollte das zu Beginn des Essens deutlich<br />
machen. Um das persönliche Kennenlernen<br />
zu vertiefen, kann es sein, dass der<br />
Gastgeber zu einem Abendentertainment<br />
an einem anderen Ort, wie beispielsweise<br />
in eine Karaokebar, einlädt. Eine Gegeneinladung<br />
zu einem Geschäftsessen sollte<br />
erfolgen. Da deutsche Geschäftsleute die<br />
Restaurantszene in der Regel nicht kennen<br />
dürften, bietet sich eine Einladung beispielsweise<br />
in ein Restaurant in dem Hotel<br />
an, in dem die Geschäftsreisenden untergebracht<br />
sind.<br />
<br />
Karsten Hintzmann<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
48 | W+M RATGEBER STEUERN<br />
Höhere Wertgrenzen für<br />
kleine Investitionen<br />
Der Staat hat die Regelung überarbeitet, um mehr Kleininvestitionen<br />
als bislang zeitnah steuerlich geltend zu machen. Seit<br />
Jahresbeginn gelten höhere Bemessungsgrenzen für geringwertige<br />
Wirtschaftsgüter (GWG), zu denen beispielsweise Computer, Möbel,<br />
Foto- und Videotechnik gehören. Von Ronald K. Haffner<br />
Ronald K. Haffner ist Steuerberater,<br />
Diplom-Kaufmann und Diplom-Ingenieur (FH).<br />
Für viele Unternehmer ist es immer ein<br />
Ärgernis: Es wird eine Investition getätigt,<br />
etwa in neue Computer oder<br />
Möbel, und trotzdem mindert sich kaum<br />
der steuerliche Gewinn, da diese, wie die<br />
Fachleute sagen, aktiviert werden, und in<br />
die steuermindernden Kosten nur die Abschreibungen<br />
eingehen. Beispiel: Der neue<br />
Schreibtisch kostet 1.248 Euro netto. Diese<br />
Kosten von 1.248 Euro müssen aber auf<br />
13 Jahre, und dann auch noch monatlich<br />
auf die Nutzungszeit, verteilt werden: Also<br />
1.248 Euro / 13 Jahre / 12 Monate – das sind<br />
dann acht Euro monatlich. Faktisch merkt<br />
das in der Gewinnermittlung niemand.<br />
Allerdings gibt es einige Bagatellregelungen.<br />
So sieht selbst der Fiskus ein, dass bei<br />
einer Schreibtischlampe, die 50 Euro kostet,<br />
auch wenn diese zehn Jahre hält, der<br />
bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis<br />
zu den steuerlichen Mehreinnahmen<br />
steht, die sich ja außerdem nur in einer Gewinnverschiebung<br />
darstellen. Natürlich gibt<br />
es deshalb eine Bagatellgrenze, die per 1.<br />
Januar <strong>2018</strong> zum ersten Mal seit 1965 angehoben<br />
wurde.<br />
Übersicht über alte und neue Wertgrenzen<br />
Wertgrenzen<br />
Buchung<br />
(Alt: Bis 150 Euro netto)<br />
ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />
Bis 250 Euro netto<br />
Üblicherweise sofortige<br />
Gewinnminderung<br />
Bagatellgrenze angehoben<br />
Das bedeutet, dass Möbel, Werkzeuge,<br />
Computer- oder auch betriebliche Fotound<br />
Videotechnik sowie alle weiteren betrieblichen<br />
Wirtschaftsgüter, die nicht<br />
mehr als 800 Euro netto kosten, sofort als<br />
Gewinnminderung gebucht werden können.<br />
Aber es ist ein Wahlrecht! Und es gibt<br />
sogar verschiedene Wahlrechte. Es sind jedoch<br />
einge Besonderheiten zu beachten:<br />
Erstens: Wird das Wahlrecht „bis 1.000<br />
Euro“ gewählt (Bildung eines Sammelpostens)<br />
müssen auch alle Güter von 251 bis<br />
800 Euro in den Sammelposten eingebucht<br />
werden. Im Ergebnis werden dann auch<br />
die Güter mit einem Preis von 251 bis 800<br />
Euro auf fünf Jahre abgeschrieben. Dies<br />
wird man häufig in unternehmerischen Verlustphasen<br />
anwenden oder in der Existenzgründungsphase,<br />
wenn der Verlust (für die<br />
Bank) nicht zu groß werden soll.<br />
Zweitens: Wird kein Sammelposten gebildet,<br />
kann jedoch für jedes Wirtschaftsgut<br />
separat entschieden werden, ob eine<br />
sofortige Gewinnminderung (sogenannte<br />
Sofort-Abschreibung) gewählt wird oder<br />
dieses Gut im Anlagevermögen erfasst<br />
und auf die geplante Nutzungsdauer abgeschrieben<br />
wird. Auch hier wird man die<br />
Entscheidung davon abhängig machen, ob<br />
ein Steuerspareffekt (sofortige Gewinnminderung)<br />
oder ein Verlustminimierungseffekt<br />
(Abschreibung über die Nutzungsdauer)<br />
gewünscht wird.<br />
(alt: Bis 410 Euro netto)<br />
ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />
Bis 800 Euro netto<br />
Wahlrecht zur Abschreibung<br />
über die Nutzungsdauer oder<br />
sofortige Gewinnminderung<br />
Bis 1000 Euro netto<br />
ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />
> Bisherige Regel gültig<br />
Sogenannte Poolregelung,<br />
Abschreibung über<br />
5 Jahre ist Pflicht<br />
Definition beachten<br />
Was genau ist aber ein geringwertiges<br />
Wirtschaftsgut (Fachbegriff: GWG)? Die<br />
Regeldefinition lautet: Es muss sich um<br />
ein selbstständig nutzbares Wirtschaftsgut<br />
handeln. Selbstständig bedeutet, ohne<br />
dass ein anderes Wirtschaftsgut benötigt<br />
wird. Es muss also nicht nur die Wertgrenze<br />
erfüllt sein, sondern auch von den Nutzungsmöglichkeiten<br />
gibt es Einschränkung.<br />
Manchmal ist es auch verzwickt oder nicht<br />
eindeutig. In diesen Fällen sollte ein Steuerberater<br />
konsultiert werden. W+M<br />
WAS IST EIN GERINGWERTIGES<br />
WIRTSCHAFTSGUT?<br />
SELBSTSTÄNDIG NUTZBAR<br />
Multifunktionsgerät<br />
(Drucker + Kopierer + Fax +<br />
Scanner in einem Gerät)<br />
Externe Festplatte<br />
Bürostuhl, Rollcontainer, Einzeltisch<br />
Einzelregal<br />
Drucker oder Monitor zum<br />
Anschluss an den Computer<br />
NICHT SELBSTSTÄNDIG NUTZBAR<br />
Austauschobjektiv für Kamera<br />
Anssatztisch für Besprechungen für einen<br />
Schreibtisch, der nicht ohne diesen<br />
Haupttisch aufgestellt werden kann<br />
Teile einer Regalkombination, die<br />
nur mit dem Gesamtregal<br />
genutzt werden können<br />
Fotos: Ronald Haffner (oben), Pixabay (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
RATGEBER MANAGEMENT | 49<br />
Fotos: Pixabay (oben), Peter Badge (unten)<br />
Compliance – Chancen<br />
und Herausforderungen<br />
für Mittelständler<br />
Bis vor wenigen Jahren war Compliance nur etwas für Großkonzerne.<br />
Siemens war hier ein Vorreiter und gilt nach wie vor als Vorbild in<br />
Sachen Compliance. Auch der Mittelstand hat in der Zwischenzeit<br />
das Thema wahrgenommen, inhaltlich vorangebracht und die<br />
vielfältigen Chancen für sich entdeckt, da die Vorteile auf der Hand<br />
liegen. Compliance ist längst kein lästiges Übel mehr. Dies gilt auch<br />
für kleine Unternehmen. Von Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />
Aber nach wie vor beschäftigen<br />
sich viele Firmen nicht oder nur<br />
unzureichend mit Compliance.<br />
Auf der anderen Seite ist festzustellen,<br />
dass viele Unternehmen ohne Not bei<br />
Compliance-Fragen das vernünftige Maß<br />
verloren haben.<br />
Zugleich wirkt es so, als würde die Zahl<br />
der Compliance-Verstöße steigen, die<br />
Haftungssummen immer größer und die<br />
Manager mit enormer Haftung und sogar<br />
Haft bedroht werden.<br />
Richtig ist, dass nicht die Compliance-<br />
Fälle zunehmen, wohl aber die Aufklärung<br />
durch Compliance. Tatsächlich gibt<br />
es aber immer neue und bislang unbekannte<br />
Risiken und Herausforderungen<br />
wie Cyber-Crime oder Fake-Manager, die<br />
wir bislang nur aus Krimis kannten, nun<br />
aber in der deutschen Realität angekommen<br />
sind.<br />
Der Diesel-Skandal hat erneut gezeigt,<br />
dass eine noch so gute Compliance Straftaten<br />
nicht verhindern kann. VW wird ein<br />
Treiber in Sachen Compliance sein. Klingt<br />
zynisch, ist es aber nicht. VW wird es<br />
sich in Zukunft nicht mehr leisten können,<br />
etwa mit Zulieferern oder anderen<br />
Unternehmen zusammen zu arbeiten, die<br />
nicht zu 100 Prozent compliant sind. Daher<br />
muss der Mittelstand sich aufstellen.<br />
Der Druck wird größer<br />
Dabei werden die Herausforderungen immer<br />
größer und der Regulierungsdruck<br />
durch die Behörden steigt weiter. So ist<br />
die Datenschutz-Grundverordnung als<br />
eine der aktuell größten Compliance-Aufgaben<br />
noch nicht ansatzweise in vielen<br />
Unternehmen umgesetzt.<br />
Compliance wird belohnt<br />
Compliance ist (noch) keine gesetzliche<br />
Pflicht. Insgesamt ist aber festzustellen,<br />
dass Compliance immer häufiger verlangt<br />
wird. Ausschreibende Behörden und Unternehmen,<br />
Geschäftspartner, Banken, Investoren,<br />
Versicherungen, auch die D&O<br />
fordern zunehmend Compliance. Wer keine<br />
Compliance hat, steht ohne Schutz da.<br />
Wer aber Compliance hat, der wird belohnt,<br />
etwa durch bessere Bedingungen. Kunden<br />
und Mitarbeiter lieben Compliance.<br />
Belohnt wird Compliance mittlerweile<br />
auch durch die Rechtsprechung. So hat<br />
der Bundesgerichtshof jüngst betont,<br />
dass Compliance sich bußgeldmindernd<br />
auswirken kann.<br />
Parallel zum steigenden Druck bieten<br />
sich immer mehr Compliance-Instrumente<br />
an, wie ISO 19600 oder ISO 37001.<br />
Bei beiden Normen steht die Unternehmenskultur<br />
an vorderer Stelle.<br />
Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung,<br />
den zunehmenden rechtlichen<br />
Anforderungen gerecht zu werden,<br />
Rechtssicherheit herzustellen und<br />
Compliance auch noch risikoadäquat und<br />
gleichzeitig unternehmerisch effektiv zu<br />
betreiben.<br />
Ein „kleines Vergehen“ bei der Ausschreibung<br />
oder der Auftragsvergabe<br />
kann sich mittlerweile existenzbedrohend<br />
auswirken, wenn das Unternehmen<br />
im bundesweit geltenden Korruptionsregister<br />
landet.<br />
Chefs sollten ihr Augenmerk auf Compliance<br />
legen. Das ist modern und die richtige<br />
Einstellung. Die richtige Haltung ist<br />
die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen<br />
Korruption, Schmiergeldzahlungen<br />
und andere illegale Geschäftspraktiken.<br />
Haftung und Haltung stehen beim Thema<br />
Compliance somit in einer wechselseitigen<br />
Beziehung zueinander. W+M<br />
DER AUTOR<br />
Prof. Dr. Peter Fissenewert ist Rechtsanwalt<br />
und Partner der Kanzlei Buse<br />
Heberer Fromm. Seit Jahren beschäftigt<br />
er sich mit wirtschaftsrechtlichen<br />
Themen rund um Compliance. Er zählt<br />
zu den führenden Beratern und Autoren<br />
in diesem Bereich und nimmt regelmäßig<br />
als Redner an hochkarätigen Fachveranstaltungen<br />
teil.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
50 | W+M RATGEBER<br />
Die E-Mail lebt<br />
Heute sind viele Office-Worker mit einer wahren E-Mail-Flut<br />
konfrontiert. Da kann es schon mal passieren, dass die Sorgfalt<br />
beim Schreiben von E-Mails vernachlässigt wird. Dies kann jedoch<br />
verheerende Folgen nach sich ziehen. Mit diesen Tipps vermeiden<br />
Sie es, beim E-Mail-Verkehr unnötig ins Fettnäpfchen zu treten.<br />
Von Dr. Robert Nehring<br />
Die E-Mail ist tot, es lebe die E-Mail!<br />
In den letzten Jahren ist die E-Mail<br />
oft totgesagt worden. New-Work-<br />
Fantasten haben zur Begründung dessen<br />
gern auf die Generationen Y und Z verwiesen,<br />
die gewohnt sind, via Facebook,<br />
WhatsApp oder Snapchat zu kommunizieren.<br />
Die privaten Kommunikationskanäle<br />
von Jugendlichen müssen aber nicht<br />
die geschäftlichen von Erwachsenen sein.<br />
Berufseinsteiger werden<br />
wohl auch nicht<br />
ihren Teddy mit ins<br />
Büro bringen. Und<br />
wem wäre etwa<br />
damit geholfen,<br />
dass geschäftsrelevante<br />
Vereinbarungen<br />
nach einer<br />
Weile automatisch gelöscht<br />
werden? Nicht vielen. Die E-Mail<br />
lebt – und wie: Eine Studie der Radicati<br />
Group hat ergeben, dass es bereits über<br />
4,35 Milliarden E-Mail-Accounts weltweit<br />
gibt. Ihre Anzahl soll bis 2019 voraussichtlich<br />
auf 5,59 Milliarden anwachsen.<br />
Laut Statista ist 2016 das E-Mail-Volumen<br />
in Deutschland auf ein neues<br />
Rekordhoch von 625,8 Milliarden<br />
angestiegen. Damit hat<br />
sich die Anzahl der E-Mails<br />
seit 2010 verdoppelt. Für<br />
2017 geht das Statistikportal<br />
von 732,2 Milliarden<br />
aus.<br />
Wirklich nötig?<br />
Vor jeder E-Mail sollten<br />
Sie sich fragen, ob diese<br />
wirklich notwendig ist.<br />
Fotos: Rogatnev/fotolia.com (oben), Papierflugzeug Designed by Freepik (oben), mast3r/fotolia.com (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
BÜRO | 51<br />
Fotos: mast3r/fotolia.com<br />
Löst sich das Problem<br />
vielleicht in<br />
Kürze von selbst?<br />
Oder ist bereits<br />
alles geschrieben<br />
worden, nur<br />
noch nicht von<br />
Ihnen? Vielleicht<br />
ist es in einem bestimmten<br />
Fall besser,<br />
zu telefonieren<br />
oder einmal persönlich<br />
beim Kollegen vorbeizuschauen.<br />
Förmliche Einladungen<br />
werden übrigens am besten<br />
als Brief zugestellt. Die Organisation<br />
der Mittagspause ist eher ein Thema für<br />
den Gruppenchat. Ins CC („carbon copy“)<br />
kommen die Empfänger, die für alle sichtbar<br />
sein sollen. Ins BCC („blind carbon<br />
copy“) nur diejenigen, welche nicht von<br />
den anderen gesehen werden dürfen.<br />
Bei der Aufnahme von Mitempfängern<br />
ist hohe Sparsamkeit angesagt: Ist Ihre<br />
E-Mail wirklich (in allen Teilen) für die gesamte<br />
Abteilung relevant?<br />
HTML, alles andere ist<br />
Schwarz-Weiß-Fernsehen<br />
In der Regel sollten Sie Ihre E-Mails im<br />
komfortablen HTML-Format versenden.<br />
Nur in sehr speziellen Fällen ist sogenannter<br />
Plaintext ratsam. Denn nur im HTML-<br />
Format werden Hyperlinks, Bilder<br />
und Formatierungen per<br />
CSS übermittelt. Außerdem<br />
ist die Responsequote<br />
von HTML-Mails<br />
höher. Zwar ist die Dateigröße<br />
von Nur-Text-<br />
Mails geringer und diese sind etwas<br />
weniger verdächtig für Spamfilter und<br />
Virenscanner. Aber Plaintextnachrichten<br />
wirken heute wie aus einer vergangenen<br />
Zeit. Nutzen Sie außerdem übliche,<br />
seriöse Schriftarten, zum Beispiel Arial,<br />
Times New Roman, Calibri. Diese werden<br />
bei den meisten Empfängern auch genauso<br />
dargestellt und sind gut lesbar. Kreativität<br />
können Sie beim Inhalt Ihrer E-Mail<br />
beweisen.<br />
Die Betreffzeile – wichtig und richtig<br />
Es sollte sofort und klar erkennbar sein,<br />
was das Anliegen der E-Mail ist. Keine langen,<br />
kryptischen<br />
Formulierungen,<br />
sondern<br />
kurz und prägnant<br />
auf<br />
den Inhalt<br />
hinweisen.<br />
Maximal 50<br />
Textzeichen.<br />
Manchmal<br />
reicht schon ein<br />
Wort. Besser sind<br />
aber etwas genauere<br />
Angaben, zum Beispiel:<br />
„Angebot grüne Tragetaschen“<br />
statt „Angebot“. Rechtschreibfehler in<br />
der Betreffzeile sind noch schlimmer als<br />
im Anschreiben, denn diese Zeile liefert<br />
den ersten Eindruck. Wenn durch vieles<br />
Hin und Her Aw:/Aw:/Aw:-Bandwürmer<br />
entstehen, ist es erlaubt und ratsam, den<br />
Betreff prägnant umzubenennen.<br />
Die Anrede – hier wird zuerst<br />
sehr geehrt<br />
An wen eine E-Mail gerichtet ist, entscheidet<br />
über Förmlichkeit und Schreibstil.<br />
Ein Erstkontakt sollte im Geschäftsleben<br />
mit „Sehr geehrte/r“ beginnen, wobei<br />
es meist besser ist, eine konkrete Person<br />
anzusprechen als „Damen und Herren“.<br />
Wenn es dann später die<br />
Situation erlaubt, kann zum<br />
„Hallo“ oder „Guten Tag“<br />
übergewechselt werden.<br />
Die Anrede „Liebe/r“<br />
ist im Geschäftsleben<br />
bis auf wenige Ausnahmen<br />
unangemessen.<br />
Allgemeingültige Regeln<br />
gibt es in diesem<br />
Bereich nicht. Wer mit<br />
Vorgesetzten kommuniziert,<br />
sollte aber in der Regel<br />
eine Anrede mit Namen wählen.<br />
Soll dem Kollegen drei Räume weiter<br />
schnell etwas mitgeteilt werden, kann unter<br />
Umständen auf beides verzichtet werden.<br />
Ist eine E-Mail an mehrere Empfänger<br />
gerichtet, gilt Rang vor Geschlecht: Zuerst<br />
wird die/der Ranghöchste angesprochen.<br />
Man schreibt „Sehr geehrter Herr<br />
Professor Schneider“ statt „Sehr geehrter<br />
Prof. Schneider“. Angemessen ist heute<br />
auch eher „Frau Professorin Müller“ statt<br />
„Frau Professor Müller“. Bei der Korrespondenz<br />
mit Adligen ist korrekt: „Sehr geehrter<br />
Herr Graf von Strieselow“. Blaublüter<br />
bevorzugen zwar selbst „Sehr geehrter<br />
Graf Strieselow“, üblich ist heute jedoch<br />
ein Mix aus beidem: „Sehr geehrter<br />
Graf von Strieselow“. Natürlich muss jeder<br />
Name richtig geschrieben werden. Auch<br />
ein Fehler bei der Anrede (etwa Frau/Herr)<br />
macht einen sehr schlechten Eindruck.<br />
Der erste Satz – vielen Dank für Ihr<br />
Interesse<br />
Der erste Satz nach der Anrede ist besonders<br />
wichtig. Er kann maßgeblich für den<br />
weiteren Verlauf der Kommunikation sein.<br />
Der Einleitungssatz sollte deshalb wie ein<br />
freundliches Lächeln wirken, das Sie einer<br />
Person zur Begrüßung schenken. 20 passende<br />
Beispiele finden Sie auf Zeitblueten.<br />
com. Bei Antwortmails kommt es entsprechend<br />
gut an, sich zunächst für das entgegengebrachte<br />
Interesse zu bedanken.<br />
Der Inhalt – kurz und bündig,<br />
keine Emoticons<br />
Das Anliegen Ihrer E-Mail muss schnell zu<br />
erkennen sein. Deshalb sollten Sie sich in<br />
der Regel kurz fassen, ohne aber damit die<br />
Lesbarkeit zu erschweren. Sparen<br />
Sie sich lange Einleitungen,<br />
in denen Sie für<br />
Ihr Thema sensibilisieren.<br />
Erklärungen<br />
können Sie<br />
verlinken<br />
oder anhängen.<br />
Formulieren<br />
Sie<br />
aktiv, direkt,<br />
prägnant.<br />
Kommen<br />
Sie schnell auf<br />
den Punkt. Schreiben<br />
Sie klar, informativ und zielführend.<br />
Vermeiden Sie Füllwörter und<br />
Schachtelsätze. Verschiedene Dinge kommen<br />
in verschiedene Absätze. Wenn mehrere<br />
Punkte beantwortet werden sollen,<br />
nummerieren Sie diese. In der geschäftlichen<br />
Kommunikation gilt außerdem: keine<br />
Emoticons! Diese bleiben dem Privaten<br />
vorbehalten. Das gilt auch für Inter-<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
52 | W+M RATGEBER<br />
netabkürzungen wie lol, hdl oder rofl.<br />
Außerdem: keine Verschwendung von<br />
Satzzeichen und auch keine durchgängige<br />
Klein- oder Großschreibung.<br />
Das stört<br />
sogar im privaten<br />
Bereich. Es zeugt<br />
von mangelndem<br />
Respekt gegenüber<br />
dem Empfänger.<br />
Und Vorsicht<br />
bei ironischen<br />
Formulierungen:<br />
Wenn der<br />
lustige Gesichtsausdruck<br />
dazu fehlt,<br />
wird Ironie oft nicht verstanden.<br />
Schreiben Sie authentisch.<br />
Britische Forscher haben<br />
bereits Algorithmen entwickelt, die<br />
Lügen in E-Mails erkennen. Wenige Personalpronomen,<br />
viele Adjektive wie „hervorragend“,<br />
„toll“ usw. sollen verdächtig<br />
machen. Richtige Grammatik und Rechtschreibung<br />
sind Grundvoraussetzungen.<br />
Nutzen Sie auch die Korrekturhilfe. Manche<br />
Experten empfehlen, wichtige E-Mails<br />
für die Korrektur auszudrucken. Das ist allerdings<br />
nicht mehr zeitgemäß.<br />
Spätestens gegen Ende sollte ein Handlungsvorschlag<br />
erfolgen. Wer soll jetzt<br />
was bis wann tun? Geht es um einen Termin,<br />
schlagen Sie einen konkreten vor und<br />
ersparen Sie dem Adressaten Erläuterungen<br />
dazu, wann es Ihnen weshalb vielleicht<br />
nicht so gut passen würde. Ein kleines<br />
„Danke im Voraus“ oder Ähnliches<br />
vor dem Abschied hinterlässt nicht nur einen<br />
guten Eindruck. Laut einer Studie des<br />
Softwareanbieters Boomerang erhöht es<br />
auch die Wahrscheinlichkeit, dass die E-<br />
Mail beantwortet wird. Die mit 65,7 Prozent<br />
höchste Antwortrate erreichte bei<br />
der Auswertung von mehr als 350.000 E-<br />
Mails übrigens die Formulierung „Vielen<br />
Dank im Voraus“. Zum Abschluss hat sich<br />
ein freundliches „Ich freue mich, von Ihnen<br />
zu hören.“ bewährt.<br />
Die Verabschiedung – bleibender<br />
Eindruck<br />
Zur Verabschiedung wird das altehrwürdige<br />
„Mit freundlichen Grüßen“ immer seltener<br />
verwendet. An seine Stelle sind die<br />
etwas weniger förmlichen „Freundlichen<br />
Grüße“ und die noch etwas unprätentiöseren<br />
„Besten Grüße“ getreten. Sie stellen<br />
die richtige Wahl für den Erstkontakt<br />
dar. Wer sich dann<br />
besser kennt, kann „Viele<br />
Grüße“ oder gar<br />
„Herzliche Grüße“<br />
übermitteln. Diese<br />
können auch<br />
abwechselnd<br />
verteilt werden.<br />
Grundsätzlich<br />
darf man hier<br />
durchaus auch etwas<br />
individueller<br />
formulieren, etwa<br />
„Schöne“ oder „Sonnige<br />
Grüße“ senden. Wie bei<br />
der Anrede gilt aber: Geliebt wird<br />
nur zu Hause. Und flapsige Alltagsfloskeln<br />
sind generell zu vermeiden. Gegrüßt wird<br />
übrigens nicht aus, sondern lieber nach,<br />
also beispielsweise „Beste Grüße nach<br />
Hamburg“. Das könnte sonst unter Umständen<br />
etwas prahlerisch wirken. Niemals<br />
steht ein Komma nach der Grußformel,<br />
obwohl angeblich jeder Zweite diesen<br />
Fehler machen soll.<br />
Die Signatur – nicht zu groß,<br />
nicht als Bild!<br />
Ganz am Ende der E-Mail muss in der geschäftlichen<br />
Kommunikation die Signatur<br />
des Senders stehen. Sie sollte mindestens<br />
aus formalen<br />
Angaben<br />
wie Name und<br />
Funktion, Unternehmensname<br />
und -anschrift,<br />
E-Mail und Telefonnummer<br />
bestehen,<br />
und sie muss<br />
Pflichtangaben wie<br />
Geschäftsführung<br />
und Rechtsform enthalten.<br />
Eine vollständige<br />
Signatur besteht aus:<br />
Unternehmensname, Name,<br />
Position im Unternehmen, Geschäftsführung<br />
(Pflichtangabe), Adresse, E-Mail,<br />
Telefonnummer, Website, Rechtsform<br />
(Pflichtangabe), Sitz und Registergericht<br />
(beides Pflichtangaben). Fügen Sie Ihre<br />
Signatur nie als Bild ein. Denken Sie an<br />
diejenigen, die Ihre Adressdaten in eine<br />
Datenbank kopieren wollen. Beim Abtippen<br />
ist die Fehlerwahrscheinlichkeit hoch.<br />
Eine Signatur als Bild würde übrigens auch<br />
nicht bei denen ankommen, die in ihrem<br />
Postfach nur Plaintext zulassen.<br />
Der Anhang – immer prüfen!<br />
Jedem kann es passieren, dass er ein<br />
falsches Dokument anhängt oder die Anlage<br />
ganz vergisst. Weil dies keinen guten<br />
Eindruck beim Empfänger hinterlässt<br />
und auf beiden Seiten wertvolle Zeit kostet:<br />
Vor dem Senden immer prüfen! Wer<br />
an chronischer Anhangslosigkeit leidet,<br />
sollte sich eine immer gleiche Reihenfolge<br />
angewöhnen: Erstens Text schreiben,<br />
zweitens Anhänge einfügen, drittens<br />
Betreff formulieren, viertens Empfänger<br />
eingeben. Es gibt auch technische Hilfsmittel.<br />
Gegen unabsichtliche Fehler wie<br />
vergessene Anhänge, leere Betreffzeilen<br />
oder falsche Absenderadressen hilft der<br />
SmartTools Mail-Assistent für Microsoft<br />
Outlook. Falschen Anhängen beugt der<br />
SmartTools Anhang-Assistent für Outlook<br />
vor. Ab Outlook 2013 gibt es die Einstellung<br />
„Warnen, wenn ich eine Nachricht<br />
senden möchte, an der ggf. eine Anlage<br />
fehlt“. Leider bezieht diese Funktion nur<br />
den englischen Wortschatz ein. Deutsche<br />
Stichwörter wie „anbei“, „im Anhang“<br />
werden nicht erkannt. Wie bei Bewerbungen<br />
gilt: Keine offenen Dokumente<br />
wie Word, Excel,<br />
Powerpoint, sondern<br />
PDFs verschicken!<br />
Es sei denn, es<br />
handelt sich um<br />
Arbeitsvorlagen<br />
oder Ähnliches.<br />
Wenn<br />
die Möglichkeit<br />
besteht,<br />
verwenden Sie<br />
statt Anlagen<br />
Links auf Webseiten<br />
oder zugängliche<br />
Clouds. Die Verlinkungen<br />
sollten dann aber auch langfristig<br />
funktionieren. Bereits E-Mails mit zehn<br />
Megabyte werden von einigen Postfächern<br />
als zu groß abgewiesen. Komprimieren<br />
Sie Speicherintensives, versenden<br />
Sie in mehreren E-Mails oder stellen<br />
Fotos: mast3r/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
BÜRO | 53<br />
Sie am besten gleich per Cloud zur Verfügung.<br />
Kostenfrei und unkompliziert ist<br />
zum Beispiel WeTransfer.<br />
Nach dem Schreiben lesen<br />
Das gilt vor allem für die, die beim Tippen<br />
auf die Tastatur schauen. Vor jedem<br />
Senden noch einmal Inhalt<br />
und Rechtschreibung<br />
prüfen! Schreiben Sie<br />
E-Mails generell nicht<br />
am Fließband und<br />
missbrauchen Sie<br />
sie schon gar<br />
nicht als Chat.<br />
Sehr empfehlenswert<br />
ist bei<br />
Outlook, das<br />
Häkchen herauszunehmen<br />
bei der<br />
Einstellung Datei/<br />
Optionen/Erweitert/<br />
Senden und Empfangen/<br />
Bei bestehender Verbindung sofort<br />
senden. Die E-Mails werden auf diese<br />
Weise erst gesendet, wenn Sie auf „Alle<br />
senden“ klicken. Da der Gedankenblitz oftmals<br />
direkt nach dem „Senden“ kommt,<br />
hilft ein zeitlicher Abstand zum Verschicken,<br />
um Fehler zu vermeiden.<br />
Der Autoresponder<br />
Eine Abwesenheitsnotiz gilt heute in vielen<br />
Unternehmen als Pflicht. Wenn Sie frei entscheiden<br />
können, nutzen Sie den Autoresponder<br />
nur, wenn wirklich nötig. Wer Ihnen<br />
eine E-Mail schreibt, will nicht wissen,<br />
dass Sie am Vormittag im Meeting sind.<br />
Wenn schnelles Handeln gefordert<br />
wäre, würde man Sie anrufen.<br />
Stellen Sie den Autoresponder<br />
außerdem<br />
so ein, dass er über<br />
mehrere Tage nur<br />
beim ersten Mal<br />
an den Absender<br />
zugestellt wird. Wer möchte und darf, kann<br />
seinen Urlaub im Respondertext früher beginnen<br />
und später enden lassen, um ein<br />
paar Tage inkognito im Büro zu haben.<br />
E-Mails verschlüsseln<br />
Es gibt noch immer Office-Worker, die keine<br />
E-Mail-Verschlüsselung nutzen. Dabei<br />
gibt es längst benutzerfreundliche Möglichkeiten,<br />
um die elektronische Post zu<br />
schützen. Wer höchst Vertrauliches sendet,<br />
sollte unbedingt verschlüsseln.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Blog<br />
OFFICE-ROXX.DE.<br />
Fotos: mast3r/fotolia.com<br />
Falscher Empfänger,<br />
fehlende Anlage<br />
Jetzt ist es doch passiert: Die<br />
E-Mail an Frau Schneider ging<br />
an Herrn Müller, Frau Schneider<br />
wurde als Herr angeredet,<br />
die Anlage fehlt oder alle, die<br />
ins BCC gehört hätten, befinden<br />
sich sichtbar im CC.<br />
Das wird einen schlechten<br />
Eindruck machen. Zu<br />
Recht: Denn Sie waren unprofessionell!<br />
Eine minimale<br />
Chance, Schlimmeres zu<br />
verhindern, bietet die Outlook-Funktion<br />
„Nachricht<br />
zurückrufen“. In der Regel<br />
hat die E-Mail den Mailserver<br />
aber bereits verlassen und<br />
wurde zugestellt. In einigen Fällen<br />
wird dem Empfänger der Betreff<br />
der E-Mail nun durchgestrichen<br />
angezeigt. Er wird sie dann<br />
erst recht lesen.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
54 | W+M RATGEBER<br />
EU-Datenschutz-Update<br />
- schnelle Lösungen sind gefragt<br />
Der Begriff Datenschutz drängt immer mehr in das Bewusstsein<br />
der deutschen Unternehmer. Denn am 25. Mai <strong>2018</strong> wird die EU-<br />
Datenschutz-Grundverordnung, kurz EU-DSGVO, scharf geschaltet.<br />
Spätestens dann ist es mit der Sicherheit für all jene vorbei, die<br />
nicht vorbereitet sind. Bei Verletzung der Vorgaben können bis zu<br />
20 Millionen Euro oder bis zu vier Prozent des gesamten weltweit<br />
erzielten Jahresumsatzes des Vorjahres als Geldbuße verhängt<br />
werden. Von Stephan Goericke<br />
ZUR PERSON<br />
Stephan Goericke ist seit 2005 Geschäftsführer<br />
des International Software<br />
Quality Institutes iSQI GmbH und des<br />
Arbeitskreise für Software-Qualität und<br />
-Fortbildung e. V. (ASQF) sowie Experte<br />
im Branchenverband der IT- und Internetwirtschaft<br />
der Hauptstadtregion, SIBB<br />
e. V. Goericke ist Mitglied im Medienrat<br />
der Medienanstalt Berlin-Brandenburg<br />
(mabb). Im September 2016 wurde<br />
Stephan Goericke zum Kuratoriumsmitglied<br />
des Fraunhofer-<br />
Instituts für Offene Kommunikationssysteme<br />
berufen. Im Jahr 2009<br />
gründete er die GOERI-<br />
CKE Beratung für Strategie<br />
und Kommunikation<br />
GmbH. 2012 wurde<br />
Goericke mit dem IHK-<br />
Unternehmerpreis ausgezeichnet.<br />
Vor allem Unternehmen mit gewachsenen<br />
IT-Strukturen sind<br />
schlichtweg überfordert. Die Veränderungen<br />
sind tiefgehend. Sie betreffen<br />
alle Abteilungen aller Branchen. Nach<br />
einer Umfrage unter 900 Führungskräften<br />
eines großen amerikanischen Softwareunternehmens<br />
im Frühjahr 2017 soll<br />
fast die Hälfte der Befragten fürchten,<br />
die Vorgaben nicht einhalten zu können.<br />
Noch immer fehlt es offensichtlich vielen<br />
Unternehmen an klaren Konzepten und<br />
Strategien. Die Nervosität vor dem bevorstehenden<br />
Sicherheits-Update steigt.<br />
Ist mein Unternehmen schon so weit?<br />
Muss ich etwas tun, muss ich investieren?<br />
Gedanken, die wohl jedem Beschäftigten<br />
mit Leitungsfunktion durch<br />
den Kopf gehen. Dabei gibt es ein reiches<br />
Angebot an Informationen,<br />
Checklisten, Whitepapers,<br />
Soforthilfen, Seminaren,<br />
Schulungen und Trainings.<br />
Ein IT-Unternehmen<br />
zeigt auf<br />
seiner Website sogar<br />
einen Countdown,<br />
der die Zeit<br />
bis zum 25. Mai herunterzählt.<br />
Daneben<br />
die Werbung für<br />
einen Daten-Sicherheits-<br />
Schnelltest. Zwei Minuten sollen für einen<br />
ersten Überblick reichen. Das dazu<br />
angebotene Whitepaper macht jedoch<br />
keinen Hehl mehr daraus, dass die Anpassungen<br />
in der IT für Unternehmen unter<br />
Umständen tiefgreifend sein können<br />
und teuer.<br />
Was zu tun sein wird<br />
Eine Lawine an Arbeit kommt auf uns<br />
zu. Alle werden die unternehmenseigene<br />
Struktur beim Umgang mit personenbezogenen<br />
Daten unter die Lupe nehmen<br />
müssen. Eng mit der Datensicherheit verbunden<br />
sind zwei wichtige Neuerungen.<br />
Das Recht auf Datenübertragbarkeit und<br />
die Rechenschaftspflicht. So kann eine<br />
Person die Übermittlung des von ihr angelegten<br />
Datensatzes verlangen. Innerhalb<br />
von vier Wochen müssen diese Informationen<br />
verständlich, für die Person<br />
lesbar und maschinenlesbar übermittelt<br />
werden. Das gilt für alle Datensätze<br />
– egal, wann sie erfasst worden sind.<br />
Das heißt im Klartext, die meisten Unternehmen<br />
müssen ihren gesamten Datenbestand<br />
sichten, ordnen und berichtigen.<br />
Datenübertragbarkeit und Rechenschaftspflicht<br />
sind ohne fachmännische<br />
und juristische Beratung nicht so ohne<br />
weiteres zu durchblicken. Hier müssen<br />
das Datenmanagementsystem und der<br />
Datenschutz effektiv miteinander korrespondieren.<br />
Auf Weiterbildung setzen<br />
Unternehmen sind gut beraten, wenn<br />
sie mindestens einen Mitarbeiter für die<br />
neue Situation schulen. Sich im Dschungel<br />
der Anbieter zurecht zu finden, ist da-<br />
Fotos: sdecoret/fotolia.com (oben), iSQI GmbH (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
IT | 55<br />
bei nicht leicht. Der Branchenverband der<br />
IT- und Internetwirtschaft, SIBB e.V., hat<br />
auch zu diesem Zweck den sogenannten<br />
HILFE IN SACHEN DIGITALISIERUNG<br />
Der IT-Verband Berlin-Brandenburg,<br />
SIBB e. V., vermittelt kostenfrei Kontakte<br />
zu regionalen Anbietern aus dem<br />
breiten Spektrum von Leistungen rund<br />
um den Einsatz von Software, Hardware<br />
oder Internetservices und IT-Beratung.<br />
Mit dem „SIBB Digitalisierungsfinder“<br />
können Unternehmen schnell<br />
und unkompliziert ihr geplantes IT-Projekt<br />
beschreiben und eine passende<br />
Auswahl kompetenter Anbieter erhalten.<br />
Das spart viel Zeit und Mühen für<br />
die Recherche - der Weg zu qualifizierten<br />
Angeboten und einem möglichst zügigen<br />
Projektstart wird kürzer. Mit nur<br />
einem Formular auf der Internetseite<br />
des SIBB wird die Anfrage abgewickelt:<br />
www.sibb.de/digifinder<br />
„SIBB Digifinder“ entwickelt. Hier vermittelt<br />
der Verband kostenfrei Kontakte<br />
zu regionalen Anbietern – auch zu diesem<br />
Thema. Schnell und unkompliziert kann<br />
man den passenden Anbieter wählen.<br />
Hier findet man zum Beispiel auch das<br />
Lernlabor Cybersicherheit zum Thema Sicherheit<br />
und Datenschutz. Gemeinsam<br />
mit Fraunhofer FOKUS, der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft Berlin und<br />
dem Potsdamer International Software<br />
Quality Institute (iSQI) bietet das Lernlabor<br />
Schulungen mit anschließender Zertifizierungsprüfung<br />
an. Es wird entscheidend<br />
sein, jemanden im Unternehmen zu<br />
haben, der einerseits für Sicherheit hinsichtlich<br />
der eigenen Daten sorgt und andererseits<br />
das Unternehmen vor möglichen<br />
Verstößen gegen die Verordnungen<br />
bewahren kann.<br />
Grundsätzlich soll alles einfacher werden.<br />
Das ist das Ziel der EU-Datenschutz-<br />
Grundverordnung. Sie vereinheitlicht den<br />
Datenschutz innerhalb der Europäischen<br />
Union. Da in Deutschland relativ strenge<br />
Gesetze im Datenschutz seit Jahren gelten,<br />
besteht die Gefahr, die Verordnung<br />
zu unterschätzen. Doch Unternehmen<br />
sind ab Mai verpflichtet, die Einhaltung<br />
der Vorgaben nachzuweisen. Fehler, die<br />
sich über die Jahre eingeschlichen haben,<br />
kleine Ungenauigkeiten, nicht vorhandene<br />
Freigaben der Personen, deren<br />
Daten man verwendet, können in der<br />
Summe zu riesigen Problemen anwachsen,<br />
die dann nach Aufdeckung hart abgestraft<br />
werden.<br />
Im Gesetz ist von „geeigneten Maßnahmen”<br />
die Rede, die ein „angemessenes<br />
Schutzniveau” für Daten gewährleisten<br />
sollen. Etwas unklar und gleichzeitig<br />
strenger als zuvor. Und zwar strenger<br />
für alle, die im EU-Gebiet personenbezogene<br />
Daten erheben. Kleine und mittlere<br />
Unternehmen gehören genauso dazu<br />
wie ausländische Firmen. W+M<br />
Foto: Fotolia/DDRockstar<br />
Schon gehört?<br />
Wirtschaft im Osten<br />
gibt‘s jetzt im neuen<br />
Newsletter von W+M<br />
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anmelden unter<br />
wirtschaft-markt.de/news
56 | W+M RATGEBER<br />
Kleinkariert<br />
war gestern<br />
Immer weiter geht die Schere zwischen aktueller Designermode für männliche<br />
Wesen und den Modetrends für Herren auseinander: Während sich die Designer der<br />
High Fashion in diesem Frühjahr an Themen wie Neoprenanzügen in Leuchtfarben,<br />
Kunstfell oder transparenten Shirts abarbeiten, zeigen sich die Gestalter<br />
tatsächlich tragbarer Herrenmode deutlich zurückhaltender.<br />
Von Beate Lecloux<br />
Das Thema der Herrenmode in diesem<br />
Frühjahr ist die Rückkehr von<br />
Elementen der Achtziger: Anzugjacken<br />
und -hosen sind deutlich weiter geschnitten<br />
als in den letzten Jahren, wobei<br />
die Hosen auch nicht mehr unterhalb der<br />
Hüften, sondern über der Taille getragen<br />
werden. Passend zum Trend haben die<br />
Hosen wieder Bundfalten, sind aber im<br />
Knöchelbereich deutlich enger geschnitten<br />
als zu Miami-Vice-Zeiten.<br />
Folgerichtig bleiben auch Zweireiher en<br />
vogue. Tun Sie sich aber den Gefallen und<br />
halten Ihr zweireihiges Sakko beim Stehen<br />
immer geschlossen, da die offene<br />
Jacke ansonsten wie ein Sack an Ihnen<br />
herunterhängt. Achten Sie auch auf eine<br />
softe Schulterverarbeitung, idealerweise<br />
mit schneidertechnisch eingeschobenen<br />
Ärmeln, damit Ihr Outfit nicht allzu altmodisch<br />
erscheint.<br />
Farblich liegen Sie mit Blautönen nach<br />
wie vor richtig, aber auch dunkelgrüne<br />
und braune Tuche sind im halboffiziellen<br />
Bereich im Trend. Überhaupt der Trend:<br />
Allerorten stießen wir auf den Modemessen<br />
auf übergroße Karos, Glenchecks mit<br />
Überkaro, aber auch Tuche mit richtig<br />
breiten Streifen. Verschweigen möchte<br />
ich Ihnen auch nicht, dass ich eine Reihe<br />
von weißen Anzügen sah, an die ich mich<br />
erst wieder gewöhnen muss.<br />
Die Trendfarbe für Accessoires ist trotz<br />
des dauernden Fehlens der passenden<br />
Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften<br />
ein leuchtendes Orange.<br />
Versuchen Sie doch die Kombination<br />
Ihres Businessanzugs mit einem<br />
orangefarbenen Einstecktuch, wenn<br />
Ihnen eine solche Krawatte zu heftig<br />
erscheinen sollte. Oder schauen<br />
Sie einmal nach einer Aktentasche<br />
aus orangefarbenem Leder.<br />
Schwer im Trend sind ebenfalls<br />
die für längere Zeit als verstaubt<br />
geltenden Poloshirts, deren<br />
Knöpfe wie in den Sechzigern<br />
üblich durchweg geschlossen<br />
bleiben. Noch ein Tipp von mir:<br />
Wenn Sie schon ein Logo auf<br />
der Brust tragen möchten, tut<br />
es ein kleines und unauffälliges<br />
auch.<br />
Auch im Bereich der Businesshemden<br />
wird es wieder<br />
förmlicher: Auch notorische<br />
Manschettenknopfverlierer<br />
sollten sich mit dem Gedanken<br />
an Umschlagmanschetten<br />
vertraut machen. Der<br />
für lange Zeit omnipräsente<br />
Lindner-Look mit offenem<br />
Hemdkragen weicht immer<br />
mehr der im Geschäftsleben<br />
wieder unabdingbaren<br />
Krawatte. Im Freizeitbereich<br />
sind die Hemden in dieser<br />
Saison gerne großgemustert<br />
kariert, im Büro bleiben<br />
Sie bitte bei den klassischen<br />
Hemdfarben.<br />
Wieder stark angesagt:<br />
Großes Karo und Krawatte.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
LIFESTYLE | 57<br />
Fotos: Corpus Line (Links),<br />
Randy Tarango © Cut For You<br />
Modeexpertin Beate Lecloux ist Inhaberin<br />
des Berliner Maßbekleiders „Cut For You“<br />
mit Filialen in der Reinhardtstraße 38<br />
und der Bleibtreustraße 13.<br />
Ergänzt wird Ihre Garderobe in diesem<br />
Frühjahr mit einem – natürlich<br />
weit geschnittenen – Trenchcoat,<br />
der Sie in den klassischen Farben<br />
Khaki oder Beige sowohl im Freizeit-<br />
als auch im Businessbereich<br />
gut aussehen lässt.<br />
Was mir auf den Modemessen<br />
noch aufgefallen ist: Der<br />
Einheitslook von Models mit<br />
Gesichtsbehaarung zeigt<br />
erste Risse: Vereinzelt fanden<br />
sich auch wieder glattrasierte<br />
Männer auf den<br />
Laufstegen, die neben Vollund<br />
Drei-Tage-Bartträgern<br />
auch durchaus angenehm<br />
wirkten.<br />
Glencheck mit Überkaro an einem weit<br />
geschnittenen Zweireiher.<br />
Polohemden<br />
ersetzen im<br />
Freizeitbereich<br />
das T-Shirt.<br />
Fazit: Von einigen nur schwer<br />
verdaulichen Elementen –<br />
wie weißen Anzügen – einmal<br />
abgesehen, erscheint die<br />
Herrenmode in diesem Frühjahr<br />
frisch und sympathisch.<br />
Jetzt muss nur noch das Wetter<br />
mitspielen und einer wunderbaren<br />
Zeit steht nichts mehr<br />
im Wege.<br />
W+M
58 | W+M RATGEBER<br />
Wirtschaftsliteratur<br />
Die ostdeutsche<br />
Bestsellerliste<br />
1<br />
2<br />
JETZT NEU<br />
MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von W+M aus den Verkaufszahlen<br />
59 großer Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen erstellt. Beteiligt haben sich:<br />
Thalia-Filialen in<br />
Bautzen<br />
Berlin (7x)<br />
Dresden (7x)<br />
Eisenach<br />
Halle<br />
Hoyerswerda<br />
Meißen<br />
Neubrandenburg<br />
Rudolstadt<br />
Saalfeld<br />
Bernburg<br />
Eisleben<br />
Jena (2x)<br />
Pirna<br />
Schwedt/Oder<br />
Brandenburg<br />
Freital<br />
Leipzig (2x)<br />
Plauen<br />
Weimar<br />
Chemnitz (3x)<br />
Gera<br />
Leuna<br />
Radebeul<br />
Wildau<br />
Cottbus<br />
Dallgow-Döberitz<br />
Dessau<br />
Görlitz<br />
Gotha<br />
Großenhain<br />
Löbau<br />
Lutherstadt Wittenberg<br />
Magdeburg (2x)<br />
Riesa<br />
Röhrsdorf<br />
Rostock (2x)<br />
Zittau<br />
Zwickau<br />
(www.thalia.de)<br />
sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).<br />
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine E-Mail an<br />
janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
+<br />
LITERATUR | 59<br />
BESTSELLER<br />
REZENSION<br />
Nudge – Sanfter Stups oder Manipulation?<br />
Libertärer Paternalismus (freiheitliche<br />
Bevormundung)? Das hat meine<br />
Neugier geweckt. Zum Inhalt: In<br />
Teil 1 entwickeln und begründen die Autoren<br />
ihre Idee des Nudging. Teil 2 und<br />
3 beinhalten praktische Vorschläge, wie<br />
die Regierung die Menschen „nudgen“,<br />
also manipulieren soll (Themen: Sparwille,<br />
Geldanlageentscheidungen, Kredite, Rentenversicherung,<br />
Krankenversicherung, Organspende,<br />
Umweltschutz, Privatisierung<br />
der Ehe). Teil 4 geht auf zu erwartende Kritik<br />
ein. Das Buch ist Ausfluss der Entscheidungstheorie,<br />
also der Wissenschaft, wie<br />
Menschen entscheiden. Als Ausgangslage<br />
teilen die Autoren die Menschen in econs<br />
und humans ein. Econs sind Menschen,<br />
die alle Entscheidungen rational nach Abwägung<br />
treffen und danach auch handeln.<br />
Mit econs beschäftigt sich das Werk nicht.<br />
Humans sind diejenigen, die Entscheidungen<br />
gedankenlos und eher passiv (S. 58),<br />
also „aus dem Bauch heraus“ treffen,<br />
oder sogar wider besseren Wissens fehlerhaft<br />
handeln. Ein typischer human ist<br />
ein Arzt, der raucht, obwohl er um die Gefahren<br />
weiß. Mit diesen Menschen, und<br />
wie der Staat mit einem Nudge (sanfter<br />
Schubs) diesen Arzt vom Rauchen abhalten<br />
kann und sollte, beschäftigt sich das<br />
Buch. Dabei gehen die Autoren wie selbstverständlich<br />
davon aus, dass die Behörden<br />
des Staates genau diese Aufgabe haben.<br />
Dies wird vorausgesetzt und nicht begründet.<br />
Allerdings wird eingeräumt, dass<br />
dies ohne Zwang geschehen solle, was zunächst<br />
löblich ist, sondern eben durch unmerkliche<br />
Manipulation. In allen Vorschlägen<br />
gibt es Austrittsklauseln oder Abwahlmöglichkeiten.<br />
Trotzdem gibt es Gefahren:<br />
„Soziale Nudges können sehr mächtig<br />
sein“ (S. 81), wird eingeräumt. Dies sei<br />
aber hinnehmbar, da die humans oft der<br />
Verführung erlägen. Aber, wer entscheidet,<br />
was eine wünschenswerte Manipulation<br />
ist und was nicht? Im Grunde ist der<br />
Begriff „Nudging“ nur ein Euphemismus<br />
für staatliche Manipulation und die Theorie<br />
vom „libertären Paternalismus“ eine<br />
neue Rechtfertigungsstrategie für staatliches<br />
Handeln.<br />
<br />
Ronald K. Haffner<br />
7<br />
DAS BUCH<br />
Fotos: Maksym Yemelyanov/fotolia.com (oben)<br />
8<br />
9<br />
10<br />
„Nudge – Wie man kluge Entscheidungen<br />
anstößt“ ist ein Werk der Autoren<br />
Richard H. Thaler, Träger des Wirtschaftsnobelpreises<br />
2017, und Cass R.<br />
Sunstein. Es erschien erstmals 2008<br />
im Verlag Yale University Press. Die<br />
deutschsprachige Fassung wurde bei<br />
Ullstein verlegt. Die gebundene Ausgabe<br />
kostet 19,98 Euro, als Taschenbuch 11<br />
Euro und in der Kindle-Edition 9,99 Euro.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
60 | W+M RATGEBER FINANZEN<br />
Neuerungen rund<br />
ums liebe Geld<br />
Die ersten Wochen im Jahr <strong>2018</strong><br />
sind absolviert. Dennoch haben sich<br />
noch nicht alle Änderungen, die zum<br />
1. Januar rund ums Geld in Kraft<br />
getreten sind, herumgesprochen.<br />
W+M dokumentiert nachfolgend<br />
die wichtigsten Neuerungen, die<br />
von der Bausparkasse in Münster<br />
zusammengefasst wurden.<br />
Erhöhung der Riester-Grundzulage<br />
Förderberechtigte können nunmehr maximal<br />
175 Euro als Grundzulage vom<br />
Staat erhalten. Das ist eine Steigerung<br />
von 13,6 Prozent. Die Politik stärkt damit<br />
die eigene Altersvorsorge. Bei der Wohn-<br />
Riester-Förderung unterstützt die höhere<br />
Grundzulage Bauherren beim Aufbau<br />
von Eigenkapital und sorgt später für eine<br />
schnellere Entschuldung.<br />
Verlängerte Frist für Steuererklärungen<br />
Ab dem Steuerjahr <strong>2018</strong> muss die Steuererklärung<br />
erst bis zum 31. Juli des<br />
Folgejahres (in diesem Fall also 31. Juli<br />
2019) beim Finanzamt abgegeben werden.<br />
Wenn ein Steuerberater die Steuererklärung<br />
für den Steuerpflichtigen erstellt,<br />
hat dieser künftig bis zum letzten<br />
Tag im Februar des übernächsten Jahres<br />
Zeit. Das heißt, für die Steuererklärung<br />
<strong>2018</strong> bis zum 29. Februar 2020.<br />
Keine Bescheinigung auf Papier<br />
Wer die Arbeitnehmersparzulage für vermögenswirksame<br />
Leistungen im Rahmen<br />
der Steuererklärung beantragen wollte, bekam<br />
dafür bisher vom Anlageinstitut, etwa<br />
seiner Bausparkasse, jährlich eine Bescheinigung<br />
– die „Anlage VL“. Diese Anlage<br />
entfällt künftig, so ein Beschluss des<br />
Bundesfinanzministeriums. Bausparkassen<br />
und Banken müssen die Daten direkt<br />
elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />
Neue Besteuerung für Fonds<br />
Für Investmentfonds gilt ab sofort eine<br />
andere Besteuerung. Inländische Dividenden<br />
und Immobilienerträge werden<br />
direkt mit 15 Prozent Körperschaftssteuer<br />
belegt. Dadurch sind in- und ausländische<br />
Fonds künftig steuerlich gleich gestellt.<br />
Freibeträge werden erhöht<br />
Der steuerliche Kinderfreibetrag für zusammen<br />
veranlagte Ehegatten wird leicht<br />
um 72 Euro auf 4.788 Euro erhöht, der<br />
Grundfreibetrag um 180 Euro auf 9.000<br />
Euro. Auch das Kindergeld steigt pro Kind<br />
und Monat um zwei Euro auf 194 Euro.<br />
Für das dritte Kind gibt es 200, für das<br />
vierte und jedes weitere Kind 225 Euro.<br />
Beitragsbemessungsgrenze steigt<br />
In der gesetzlichen Kranken- und in der<br />
Rentenversicherung steigt die Beitragsbemessungsgrenze:<br />
In der Krankenund<br />
Pflegeversicherung beträgt sie jetzt<br />
53.100 Euro (früher 52.200 Euro) pro Jahr.<br />
In der Rentenversicherung liegt die Grenze<br />
im Westen bei 78.000 Euro Jahreseinkommen,<br />
im Osten bei 69.600 Euro.<br />
Das Ende der TAN-Liste<br />
Das TAN-Verfahren mit einer Papierliste<br />
hat nunmehr ausgedient. Der Nutzer muss<br />
sich für ein anderes Verfahren entscheiden.<br />
Kreditkartenzahlung wird günstiger<br />
Bisher nahmen viele Läden – vor allem<br />
online – einen Aufschlag bei Kreditkartenzahlung.<br />
Das ist seit dem 13. Januar dank<br />
einer EU-Richtlinie nicht mehr zulässig.<br />
Besserer Schutz bei Kartenzahlung<br />
Banken müssen ihren Kunden ab dem<br />
Jahreswechsel bei einer fehlgeleiteten<br />
Überweisung alle Informationen über den<br />
Empfänger zur Verfügung stellen. Sollten<br />
Kartenzahlungen oder Überweisungen<br />
per Lastschrift missbräuchlich nicht<br />
autorisiert worden sein, müssen die Banken<br />
den fälschlich abgebuchten Betrag<br />
innerhalb eines Tages, nachdem sie informiert<br />
wurden, zurückbuchen. Die Haftungsgrenze<br />
für Kunden, die Opfer von<br />
Kartenmissbrauch, im Online-Banking<br />
oder beim Lastschriftverfahren wurden,<br />
sinkt gleichzeitig von 150 auf 50 Euro.<br />
<br />
W+M<br />
Foto: Designed by Freepik<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
1<br />
NETZWERK GESELLSCHAFT | 61<br />
27. Sächsischer Unternehmerball<br />
Tanzen und Netzwerken in<br />
Ballkleid und Smoking<br />
Die Tanzfläche war stets gut besucht.<br />
Leipzig. Bälle sind bekanntlich nicht nur zum Feiern und Tanzen<br />
da, sie dienen auch zur Netzwerkarbeit. Die mehr als 300<br />
Gäste des 27. Sächsischen Unternehmerballs nutzten die Gelegenheit,<br />
im festlich dekorierten Ballsaal des Hotels „The Westin“<br />
neue Kontakte zu knüpfen. Schließlich kamen die geladenen<br />
Unternehmer und Politiker nicht nur aus Leipzig, sondern<br />
aus allen neuen Bundesländern. Unternehmerverbands-Präsident<br />
Hartmut Bunsen und -Geschäftsführer Lars Schaller begrüßten<br />
als Ehrengäste des Abends Sachsens Justizminister<br />
Sebastian Gemkow (CDU) und den Vorsitzenden der SPD-Fraktion<br />
im Landtag, Dirk Panter.<br />
Nach Kürbis und Ente, Rinderfilet und Kartoffelbaumkuchensuppe<br />
lud Moderatorin Laura Hempel die Gäste – viele Paare waren<br />
stilsicher in Abendkleid und Smoking erschienen - zum Tanz.<br />
Für die passende Musik sorgte die Leipziger Galaband „Jamtonic“.<br />
Ein Highlight boten die Dresdner Breakdancer „The Saxonz“<br />
mit ihrer mitreißenden Show.<br />
W+M<br />
Moderatorin Laura Hempel<br />
begrüßte die Ehrengäste.<br />
Fotos: PIXAPOOL<br />
Vor und in den Tanzpausen nutzten die Ballgäste die Gelegenheit zur Netzwerkarbeit.<br />
Gastgeber und Verbandspräsident<br />
Hartmut Bunsen beim<br />
Eröffnungstanz.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
62 | W+M NETZWERK<br />
Schluss<br />
mit<br />
Tricksen<br />
Messung im Fahrbetrieb mit transportabler Emissionsmesseinrichtung.<br />
Am 1. September 2017 hat die Europäische Union ein neues<br />
Typgenehmigungs verfahren für Kraftfahrzeuge in Kraft gesetzt.<br />
Dabei wurde der NEFZ-Prüfstandszyklus durch den WLTP<br />
(Worldwide Harmonized Light-Duty Verhicle Test Procedure) ersetzt.<br />
Und erstmals in der EU wird ergänzend eine Testfahrt auf der<br />
Straße durchgeführt, der RDE-Test (Real Driving Emissions). Bei ihm<br />
werden NO x<br />
-Emissionen und Partikelzahl (Feinstaub) gemessen,<br />
also jene Emissionen, wegen derer zurzeit Fahrverbote für kritische<br />
Straßenzüge in Innenstädten drohen. Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Es wurde betrogen und getrickst.<br />
Staatliche Genehmigungsbehörden<br />
haben nicht richtig hingesehen.<br />
Tricksen konnten die Autobauer gewissermaßen<br />
auf legale Weise, weil die<br />
entsprechende EU-Verordnung so genannte<br />
Abschaltvorrichtungen im Motormanagement<br />
zulässt, etwa um den Motor<br />
vor Beschädigungen zu schützen. Die<br />
Abschalteinrichtungen setzen Teile des<br />
Motormanagements außer Kraft, welche<br />
NO x<br />
-Emissionen reduzieren. Diese<br />
Lücke in der EU-Verordnung nutzten Autohersteller<br />
extensiv aus, zumal die Zulassungsbehörden<br />
bisher keine Rechenschaft<br />
über den Einsatz von Abschalteinrichtungen<br />
forderten. Auch das hat sich<br />
geändert. Zwar sind solche Einrichtungen<br />
nicht gänzlich verboten, aber die Hersteller<br />
müssen jetzt eine umfassende Dokumentation<br />
vorlegen, welche die Logik des<br />
Motormanagements offenlegt und dabei<br />
auch enthaltene Schutzeinrichtungen und<br />
ihre Wirkung beschreibt.<br />
Ein Prüfstandstest bleibt zwar weiterhin<br />
Grundlage der Homologierung neuer<br />
Oxydationskatalysator plus Dieselpartikelfilter.<br />
Fahrzeugtypen, denn nur auf dem Prüfstand<br />
können vergleichbare Ergebnisse<br />
gewonnen werden, egal ob er in Lissabon<br />
oder in Warschau durchgeführt wird.<br />
Auch können nur vergleichbare, unter reproduzierbaren<br />
Bedingungen durchgeführte<br />
Tests als Grundlage für die Besteuerung<br />
von Kfz dienen. Doch liegt der neue<br />
Test näher an der Realität. Die EU griff dabei<br />
auf ein Verfahren zurück, das die Mitgliedsstaaten<br />
der ECE-Kommission der<br />
UNO (darunter alle europäischen Staaten<br />
sowie Japan, die USA, China, Russland<br />
und Indien) beschlossen hatten, den<br />
WLTP-Zyklus. Er läuft unter Bedingungen<br />
ab, die näher am praktischen Fahrbetrieb<br />
liegen. Er enthält mehr Beschleunigungsund<br />
Bremsvorgänge, eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 46,6 km/h<br />
(alt: 33,6 km/h), die höhere Endgeschwindigkeit<br />
von 131 km/h (alt 120 km/h), damit<br />
höhere Leistungsentnahme, längere<br />
Testdauer und Teststrecke. Die Klimaanlage<br />
bleibt aber ausgeschaltet mit der<br />
Begründung, dies ermögliche die Vergleichbarkeit<br />
von Fahrzeugen unabhängig<br />
von ihren Klimatisierungslösungen,<br />
Foto: LSDSL/Wikimedia Commons (oben), Michael KR (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
VBIW | 63<br />
von Klimazone und Lufttemperatur. Sonderausstattungen<br />
können dadurch berücksichtigt<br />
werden, so dass Hersteller<br />
neben der Typgenehmigung des vollausgestatteten<br />
Fahrzeugs auch Typgenehmigungen<br />
mit anderen Ausstattungsstufen<br />
oder Karosserievarianten beantragen können.<br />
Auch Sitzheizung und Radio bleiben<br />
ausgeschaltet. Erkennbar ist lediglich eine<br />
Annäherung an die Realität durch den<br />
WLTP-Prüfstandstest. Deshalb hat die EU<br />
zwecks Messung der NO x<br />
- und Partikelemissionen<br />
einen zusätzlichen Fahrtest<br />
beschlossen, den RDE-Test, der zusätzlich<br />
zum WLTP-Prüfstandtest und wie dieser<br />
seit 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen<br />
und ab 1. September 2019 für<br />
alle Neuzulassungen gilt.<br />
Zusätzlicher AdBlue-Tank bei Lkw für die Reduktion von Stickoxiden zu Stickstoff.<br />
Foto: Miethig (VBIW)<br />
Für den RDE-Fahrtest hat die EU nur die<br />
Rahmenbedingungen festgelegt (siehe<br />
Kasten). Innerhalb dieser Grenzen ergeben<br />
sich Beschleunigungs- und Bremsvorgänge,<br />
Haltezeiten, Geschwindigkeiten<br />
nach dem Zufallsprinzip, je nach Verkehrslage<br />
und gewählter Strecke. Die bekannten<br />
Grenzwerte der Euro-6-Norm (60<br />
mg/km NO x<br />
bei Ottomotoren, 80 mg/km<br />
bei Dieselmotoren) waren festgelegt worden,<br />
als noch der alte NEFZ-Prüfstandszyklus<br />
galt, und sie gelten auch für den<br />
neuen WLTP-Zyklus. Mit dem realitätsnäheren<br />
RDE-Test können sie naturgemäß<br />
nicht eingehalten werden. Deshalb<br />
führte die EU-Kommission so genannte<br />
Konformitätsfaktoren ein. Dementsprechend<br />
dürfen die ermittelten NO x<br />
-Werte<br />
zunächst um das 2,1-fache über den<br />
Grenzwerten liegen, ab 2020 nur noch um<br />
das 1,5-fache. Der Konformitätsfaktor für<br />
die Partikelzahl beträgt von Anfang an 1,5.<br />
Bedingungen der Fahrtstrecke des RDE (für Pkw, Auszug)<br />
Stadt Landstraße Autobahn<br />
Anteil an der Gesamtfahrstrecke<br />
ca. 34 %,<br />
nie < 29 %<br />
ca. 33 % ca. 33 %<br />
Geschwindigkeit (km/h) 0 bis max. 60 über 60 bis max. 90<br />
90 bis min. 110,<br />
davon min. 5 min >100,<br />
max. 145<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
(km/h)<br />
15 bis 40 - -<br />
Haltezeiten (v
64 | W+M NETZWERK<br />
UV Berlin<br />
Jahresmitgliederversammlung und Verbandswahlen 2017<br />
Berlin. Der Unternehmerverband Berlin<br />
e. V. hatte Ende November zur turnusmäßigen<br />
Mitgliederversammlung in den<br />
Berlin Capital Club geladen.<br />
Das bisherige Präsidium des UV Berlin wurde bestätigt.<br />
UV-Präsident Armin Pempe rief rückblickend<br />
zunächst noch einmal die tiefe<br />
Zäsur ins Gedächtnis, die der Verband<br />
durch die Tode seines Gründers Dr. Wilhelm<br />
H. Lutz und des Hauptgeschäftsführers<br />
Andreas Jonderko zu verkraften<br />
hatte. In der Folge musste die Verbandsarbeit<br />
neu organisiert werden. Ab<br />
Mai 2016 übernahm Niklas Graf von Bernstorff<br />
die Geschäftsführung und Peter<br />
Schmidt wurde Geschäftsstellenleiter.<br />
Im Rahmen der anschließenden Erstattung<br />
des Rechenschaftsberichtes durch<br />
Graf von Bernstorff konnte dieser trotz<br />
der erwähnten Schwierigkeiten auf eine<br />
erfreuliche Entwicklung des Verbandes<br />
verweisen. So wurden bewährte Veranstaltungen<br />
fortgeführt und intensiviert.<br />
Bei den anschließenden Wahlen<br />
wurden alle Präsidiumsmitglieder wiedergewählt.<br />
Präsident bleibt damit Armin<br />
Pempe; Niklas Graf von Bernstorff<br />
Vizepräsident, Volker Pietrek Schatzmeister<br />
sowie Claudia Lutz, Johann<br />
Dudek, Brigitte Tiede und Stefan Fittkau<br />
wurden als weitere Präsidiumsmitglieder<br />
jeweils in ihren bisherigen Funktionen<br />
bestätigt.<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
Unternehmerforum mit Schwerpunkt Nachfolge<br />
Berlin. Im „Quartier Zukunft” der Deutschen<br />
Bank in Berlin fand am 16. Januar<br />
das erste Unternehmerforum des Unternehmerverbands<br />
Brandenburg-Berlin<br />
im neuen Jahr statt, deren thematischer<br />
Schwerpunkt die Unternehmensnachfolge<br />
bildete. Dazu sprachen Patricia Dost, Geschäftskundenbetreuerin<br />
der Deutschen<br />
Bank, und Dr. Joachim Feske, Vizepräsident<br />
des UVBB für Berlin und zertifizierter<br />
Fachberater für Unternehmensnachfolge.<br />
UV-Präsidiumsmitglied Ralf Schwindinger<br />
moderierte die Veranstaltung. Der Gebietsdirektor<br />
der Deutschen Vermögensberatung<br />
(DVAG) stellte die Deutsche Verrechnungsstelle<br />
(DV) vor. Sie entlastet<br />
Handwerk und Mittelstand bei Rechnungsstellung<br />
und -überwachung und schützt<br />
durch DV-Factoring vor Zahlungsausfällen.<br />
Unternehmerforum in der ungewöhnlichsten Bankfiliale Berlins.<br />
Fotos: UV Berlin (oben), Bolko Bouché (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />
Fotos: UV Schwerin (oben), PIXAPOOL (unten)<br />
UV Norddeutschland-Mecklenburg Schwerin<br />
Neujahrsempfang in Parchim<br />
UV Sachsen<br />
Gemeinsam für die Region<br />
Leipzig. Rund 1.300 Gäste trafen sich<br />
Ende Januar zum Neujahrsempfang der<br />
Wirtschaftsregion Leipzig, gemeinsam<br />
veranstaltet von IHK zu Leipzig, Handwerkskammer<br />
zu Leipzig, dem UV Sachsen<br />
und Marketing Club Leipzig e. V. Traditionell<br />
bildete die Glashalle der Neuen<br />
Messe den imposanten und festlichen<br />
Rahmen für den ersten großen gesellschaftlichen<br />
Höhepunkt in der Region<br />
Leipzig im Jahr <strong>2018</strong>. In seiner Festrede<br />
betonte der neue Sächsische Ministerpräsident<br />
Michael Kretschmer, dass sich<br />
Parchim. Einen besonderen Referenten<br />
begrüßte der Unternehmerverband<br />
Schwerin zu seinem 15. Neujahrsempfang<br />
Mitte Januar beim Regionalverband<br />
Ludwigslust-Parchim. Prof. Dr. Andrey V.<br />
Zverev, ehemaliger stellvertretender Finanzminister<br />
unter Michail Gorbatschow,<br />
war Gastredner der Veranstaltung. Seit<br />
2015 leitet Zverev die Vertretung des Verbandes<br />
russischer Industrieller und Unternehmer<br />
in Deutschland und ist offizieller<br />
Wirtschaftsbotschafter für Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Rund 200 Teilnehmer kamen<br />
in die Sparkasse Parchim-Lübz nach<br />
Parchim zur traditionellen Auftaktveranstaltung<br />
der Unternehmer in der Region.<br />
Der Neujahrsempfang brachte wieder die<br />
führenden Repräsentanten aus Politik, Verwaltung<br />
und Wirtschaft in der Region zum<br />
Meinungsaustausch zusammen.<br />
Leipzig wieder zu einer aufstrebenden<br />
Metropole entwickelt habe, voller Kreativität<br />
und Dynamik. Dies sei besonders<br />
auch der Verdienst von engagierten Unternehmern.<br />
"Wie in ganz Sachsen stehen<br />
hier alle Zeichen auf Wachstum. Dafür<br />
brauchen wir kluge Köpfe und neue<br />
Netzwerke, mehr Freiraum für Innovationen,<br />
weiterhin Unternehmermut und einen<br />
starken Zusammenhalt. Die Staatsregierung<br />
ist Partner von Leipzig und der<br />
Region und gemeinsam stellen wir die<br />
Weichen für die Zukunft."<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />
Internet: www.uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 2045990<br />
Fax: +49 30 20959999<br />
E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Cottbus<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />
Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 786599-70<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsführer: N. N.<br />
Geschäftsstelle<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Wettlauf um die besten Köpfe<br />
Die Zeiten, als sich gleich mehrere<br />
Dutzend gut ausgebildete Facharbeiter<br />
auf eine offene Stelle bewarben,<br />
sind auch in Ostdeutschland<br />
vorbei. Das liegt sowohl an der erfreulichen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung in vielen<br />
Regionen, die für volle Auftragsbücher<br />
bei Mittelstand und Handwerk sorgen,<br />
als auch an den ersten deutlichen<br />
Vorboten des einsetzenden demografischen<br />
Wandels. In unserer Titelgeschichte<br />
berichten wir über die unterschiedlichen<br />
Aktivitäten, mit denen in den neuen<br />
Ländern um Azubis und Fachkräfte<br />
gekämpft wird. Der Kreativität sind vielerorts<br />
offenbar keine Grenzen gesetzt,<br />
wenn es darum geht, qualifizierte Mitarbeiter<br />
anzulocken.<br />
Anfang März will die SPD-Basis entscheiden,<br />
ob sie für oder gegen eine große<br />
Koalition auf Bundesebene ist. Sollte<br />
eine Mehrheit unter den Sozialdemokraten<br />
für die Fortsetzung von Schwarz-<br />
Rot votieren, wäre endlich klar, wie es<br />
in Deutschland politisch mehr als fünf<br />
Monate nach der Bundestagswahl weitergeht.<br />
In einem Spezialbeitrag würde<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> dann alle 152<br />
ostdeutschen Bundestagsabgeordneten<br />
vorstellen, die am 24. September<br />
2017 als Direktkandidaten oder über die<br />
Landeslisten in den Bundestag eingezogen<br />
sind.<br />
Neben interessanten Nachrichten und<br />
Reportagen aus den neuen Bundesländern<br />
lesen Sie wie gewohnt einen umfangreichen<br />
Ratgeberteil mit praktischen<br />
Tipps für Unternehmer und Führungskräfte<br />
mittelständischer Unternehmen.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />
26. April <strong>2018</strong>.<br />
PERSONENREGISTER<br />
Aengevelt, Wulff 16<br />
Baerbock, Annalena 43<br />
Brenning, Luise 10/11<br />
Buck, Martin 20<br />
Bunsen, Hartmut 61<br />
Dobelli, Rolf 58<br />
Dohler, Stefan 7<br />
Dost, Patricia 64<br />
Dudek, Johann 64<br />
Einsfelder, Thomas 31<br />
Ferriss, Timothy 59<br />
Feske, Joachim 64<br />
Fiebig, Siegfried 12<br />
Fissenewert, Peter 49<br />
Fittkau, Stefan 64<br />
Freese, Ulrich 43<br />
Gäde-Butzlaff, Vera 7<br />
Gemkow, Sebastian 61<br />
Glawe, Harry 20/21<br />
Goericke, Stephan 54/55<br />
Graf von Bernstorff, Niklas 64<br />
Gräff, Christian 46<br />
Haffner, Ronald K. 48, 59<br />
Hahne, Peter 58<br />
Haseloff, Reiner 3, 22, 24-27<br />
Held, Christian 6<br />
Hempel, Laura 61<br />
Holm, Hinrich 6<br />
Holtmeier, Gerhard 7<br />
Jonderko, Andreas 64<br />
Kahnemann, Daniel 58<br />
Kramm, Lothar 7<br />
Kretschmer, Michael 65<br />
Krinke, Matthias 41<br />
Lecloux, Beate 56/57<br />
Lübbers, Thorsten 10/11<br />
Lutz, Claudia 64<br />
Lutz, Wilhelm H. 64<br />
Melzer, Marc 6<br />
Müller, Ulrich 14/15<br />
Nauerth, Jannik A. 8<br />
Nehring, Robert 50-53<br />
Paasch, Manfred 6<br />
Panter, Dirk 61<br />
Pätz, Reinhard 34-37<br />
Pempe, Armin 64<br />
Pietrek, Volker 64<br />
Ragnitz, Joachim 8, 42<br />
Rossknecht, Kurt 8<br />
Rudolph, Stefan 7<br />
Ruetz, David 20<br />
Schäfer, Bodo 59<br />
Schaller, Lars 61<br />
Schmidt, Peter 64<br />
Schucht, Boris 6<br />
Schütt, Jürgen 6<br />
Schwarz, Henning 6<br />
Schwesig, Manuela 66<br />
Schwindinger, Ralf 64<br />
Seelig, Heiko 14/15<br />
Seger, Nils 18<br />
Seidel, Ulrike 6/7<br />
Sellering, Erwin 66<br />
Siemann, Dirk 17<br />
Sträter, Udo 28<br />
Strelecky, John 58<br />
Sunstein, Cass R. 59<br />
Thaler, Richard H. 59<br />
Tiede, Brigitte 64<br />
Vogel, Dirk 12/13<br />
Wagenknecht, Sahra 58/59<br />
Waldmüller, Wolfgang 20<br />
Willingmann, Armin 31<br />
Woltersdorf, Georg 24, 29<br />
Zimmermann, Angelika 7<br />
Zimmermann, Peter 7<br />
Foto: bizvector/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>
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Gutes Geld für gute Ideen<br />
Kommen Sie zum 4. Brandenburger Eigenkapitaltag der ILB!<br />
Wir bieten Ihnen Einblicke in das Finanzierungsgeschehen in Brandenburg und eine Plattform<br />
zum direkten Austausch mit Finanzpartnern, Wirtschaftsförderern und Unternehmen.<br />
Wann? 12.04.<strong>2018</strong> von 10.00 bis 14.00 Uhr<br />
Wo? ILB – Babelsberger Straße 21, 14473 Potsdam<br />
Anmeldung unter www.ilb.de/eigenkapitaltag<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
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