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WIRTSCHAFT+MARKT 2/2018

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29. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2018</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

EXKLUSIV<br />

Ministerpräsident<br />

Haseloff will<br />

Ostbeauftragten<br />

im Kanzleramt<br />

STUDIE<br />

Ost-Firmen auf<br />

Wachstumskurs<br />

REPORT<br />

Aufbruch ins neue<br />

Autozeitalter<br />

RATGEBER<br />

Neuerungen<br />

rund ums Geld<br />

Industrie 4.0<br />

Wir können<br />

MASCHINEN


ENTDECKEN<br />

SIE DIE<br />

VIELFALT.<br />

MESSEN & VERANSTALTUNGEN <strong>2018</strong><br />

15. – 18.03. Leipziger Buchmesse/<br />

Lesefest Leipzig liest<br />

15. – 18.05. OTWorld<br />

23. – 25.05. INTERNATIONAL TRANSPORT<br />

FORUM <strong>2018</strong>*/**<br />

06. – 07.06. CosmeticBusiness**<br />

Veranstaltungsort: München<br />

14. – 16.07. vivanti**<br />

Veranstaltungsort: Dortmund<br />

26. – 27.09. CosmeticBusiness Poland**<br />

Veranstaltungsort: Warschau, Polen<br />

28. – 29.09. Fachdental Leipzig*/**<br />

05. – 07.10. modell-hobby-spiel<br />

26. – 28.10. Designers‘ Open<br />

08. – 10.11. denkmal<br />

08. – 10.11. MUTEC<br />

13. – 14.11. protekt<br />

19. – 20.11. BGMpro**<br />

11. – 12.12. new energy world**<br />

*Gastveranstaltung / **Zutritt nur für Fachbesucher<br />

Auszug · Änderungen vorbehalten<br />

Zukunft im Programm: www.leipziger-messe.de


EDITORIAL | 3<br />

Die Lehren<br />

der jüngsten<br />

Bundestagswahl<br />

Foto: Fotolia/Wayhome Studio<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />

Foto: Torsten George, Titelfoto: Роман Дмитриев/fotolia.com<br />

Ein dynamischer Start ins neue Jahr<br />

sieht sicherlich anders aus als der,<br />

den Christ- und Sozialdemokraten<br />

in den zurückliegenden Wochen zelebriert<br />

haben. Die SPD verkämpfte sich<br />

in zähen Debatten darüber, ob man in<br />

eine große Koalition eintritt oder nicht.<br />

Ein Bundesparteitag zeigte die Zerrissenheit<br />

der ältesten deutschen Volkspartei.<br />

Und auch die sich anschließenden Koalitionsverhandlungen<br />

produzierten kein Signal<br />

des Aufbruchs, sondern eher ein Bild<br />

von Abnutzung und Erschöpfung.<br />

Mehltau, Stillstand, kollektives Misstrauen<br />

– mit diesen Begriffen wird die politische<br />

Elite auf Bundesebene derzeit verbunden.<br />

Dabei gibt es so viele Probleme, die sich<br />

aufgetürmt haben und dringend angepackt<br />

werden müssten, sowohl auf internationalem<br />

Parkett als auch auf nationaler Bühne.<br />

Gänzlich unterzugehen droht in diesen<br />

Wochen die nicht ganz unwichtige Frage:<br />

Wie geht der Bund künftig mit den<br />

neuen Bundesländern um? Dabei sind<br />

nicht die langfristigen Finanzaspekte gemeint,<br />

denn für die Zeit nach dem Auslaufen<br />

des Solidarpakts im Jahr 2019 wurden<br />

die Weichen bereits in der abgelaufenen<br />

Wahlperiode gestellt. Nein, es geht<br />

um die Aufgabe, die richtigen Lehren aus<br />

den Ergebnissen der letzten Bundestagswahl<br />

zu ziehen und diese bei der künftigen<br />

Ausrichtung der Bundespolitik auch<br />

zu beherzigen. Immerhin konnte die AfD<br />

beim bundesweiten Urnengang rund<br />

sechs Millionen Stimmen einsammeln.<br />

Überdurchschnittlich viele Protestwähler<br />

gab es in den neuen Bundesländern. Ein<br />

klares Zeichen dafür, dass dort die Unzufriedenheit<br />

mit der Leistung der politischen<br />

Akteure auf Bundesebene in den<br />

zurückliegenden Jahren besonders groß<br />

war und ist. Die Menschen zwischen<br />

Ostsee und Erzgebirge erwarten einfach<br />

mehr Engagement und Kreativität seitens<br />

der Bundesregierung, um den Rückstand<br />

auf die alten Bundesländer hinsichtlich<br />

der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit,<br />

der Einkommen und der Lebensverhältnisse<br />

Schritt für Schritt zu verringern.<br />

Eine Voraussetzung dafür wäre, das Thema<br />

Ostdeutschland im Organigramm der<br />

Bundesregierung nicht länger so stiefmütterlich<br />

zu behandeln, wie in den letzten<br />

Jahren geschehen. Den Job des Ostbeauftragten<br />

auch künftig auf der Ebene<br />

eines Parlamentarischen Staatssekretärs<br />

in einem Fachministerium anzusiedeln,<br />

ist wenig zielführend. Die bisherige Ostbeauftragte<br />

war zweifellos hoch engagiert<br />

und unermüdlich, aber sie konnte<br />

schon aus strukturellen Gründen nur<br />

wenig bewegen. Daher muss das Thema<br />

Ostdeutschland zwingend und direkt<br />

ganz oben etabliert werden – im Bundeskanzleramt.<br />

Lesen Sie dazu auch unser<br />

Interview mit Dr. Reiner Haseloff (CDU),<br />

Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt (ab<br />

Seite 24).<br />

W+M<br />

Wirtschaft<br />

im Osten?<br />

Gibt‘s<br />

im neuen<br />

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unter<br />

wirtschaft-markt.de/news<br />

www.wirtschaft-markt.de


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Industrie 4.0:<br />

Wir können Maschinen.....................34<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten ........................................................... 8<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland: Gazellen-Studie -<br />

Ostdeutsche Unternehmen auf Wachstumskurs....10<br />

Ostdeutschland:<br />

Aufbruch ins neue Autozeitalter...............................12<br />

Brandenburg:<br />

Unternehmen in Transformation – EWE..................14<br />

Berlin: Droht der Hauptstadt<br />

eine Immobilienblase?.............................................16<br />

Brandenburg: Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

legt im Auslandsgeschäft stark zu...........................17<br />

Ostdeutschland: Was der Mittelstand<br />

von Start-ups lernen kann........................................18<br />

Ostdeutschland:<br />

Tourismus weiter im Aufwind ................................ 20<br />

34<br />

Titel<br />

Wie sich ostdeutsche Maschinenbauer<br />

auf globalen Märkten durchsetzen<br />

W+M SCHWERPUNKT SACHSEN-ANHALT<br />

Im Interview: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Dr. Reiner Haseloff.................................................. 24<br />

Zukunftsort: Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg..................................................... 28<br />

Report: Neujustierung der Förderung<br />

von Investitionen und Forschung ........................... 30<br />

Ostdeutsches Spitzenprodukt: Halloren Kugeln..... 32<br />

28<br />

Zukunftsort<br />

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

zieht Studenten aus aller Welt an<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 2/<strong>2018</strong><br />

Redaktionsschluss: 12.02.<strong>2018</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

Fax: 030 505638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />

frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann, Tel.: 030 505638-86,<br />

karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />

janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Rudolf Miethig, Matthias Salm<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung:<br />

Christiane Schattner, Tel.: 030 505638-74,<br />

christiane.schattner@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />

Tel.: 030 505638-72, kerstin.will@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional und W+M<br />

Exklusiv) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: pi4_robotics (oben), MLU (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


W+M INHALT | 5<br />

W+M TITELTHEMA:<br />

OSTDEUTSCHE MASCHINENBAUER –<br />

KREATIV UND INNOVATIV<br />

Report: Strukturwandel erfolgreich gemeistert...... 34<br />

Interview: Reinhard Pätz, Geschäftsführer des<br />

VDMA Ost, über den Maschinenbau in den<br />

neuen Ländern, Exportchancen und die Folgen<br />

der EU-Politik gegenüber Russland........................ 36<br />

Im Interview<br />

24<br />

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff<br />

spricht über die Bedeutung der Wissenschaft für den<br />

Mittelstand in seinem Land<br />

Leuchttürme des ostdeutschen Maschinenbaus... 38<br />

W+M POLITIK<br />

Kommentar: Digitalisierung – Fluch oder Segen? .... 42<br />

Pro & Contra:<br />

Hat die Braunkohle (kurzfristig) ausgedient?.......... 43<br />

W+M INTERNATIONAL<br />

Taiwan: Attraktiver Markt für deutsche Firmen...... 44<br />

Praktische Hinweise: In Taiwan schätzt man<br />

Höflichkeit, Pünktlichkeit und Geduld..................... 46<br />

W+M RATGEBER<br />

Steuern: Höhere Wertgrenzen<br />

für kleine Investitionen............................................ 48<br />

44<br />

International<br />

Taiwan – ein schönes Land und zugleich<br />

ein attraktiver Markt für deutsche Firmen<br />

Management: Warum Compliance<br />

immer wichtiger wird.............................................. 49<br />

Büro: Die E-Mail lebt............................................... 50<br />

IT: Das EU-Datenschutz-Update ............................ 54<br />

Lifestyle: Businessmode –<br />

kleinkariert war gestern.......................................... 56<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 58<br />

Finanzen: Neuerungen rund ums liebe Geld........... 60<br />

W+M NETZWERK<br />

Leipzig: Sächsischer Unternehmerball ................... 61<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62<br />

Fotos: W+M (oben, Mitte), Corpus Line (unten)<br />

Lifestyle<br />

56<br />

Businessmode -<br />

kleinkariert war gestern<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister .............................. 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial .................................................................... 3<br />

Impressum .............................................................. 4<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


6 | W+M AKTUELL<br />

Jürgen Schütt (47)<br />

Vorstand in Fürstenwalde<br />

Im Januar übernahm Jürgen Schütt die<br />

Gesamtverantwortung für das Vorstandsressort<br />

Finanzen der E.DIS AG von seinem<br />

nach 23 Jahren planmäßig ausgeschiedenen<br />

Amtsvorgänger Manfred Paasch (61).<br />

Schütt ist bereits seit April 2017 Mitglied<br />

des Vorstands in der E.DIS AG. Zunächst<br />

war er für den Aufgabenbereich Informationsverarbeitung/IT<br />

zuständig. Jürgen<br />

Schütt, der seine berufliche Laufbahn<br />

beim E.DIS-Vorgängerunternehmen Märkische<br />

Energieversorgung AG (MEVAG) in<br />

Potsdam begonnen hatte, war nach seinem<br />

Studium der Betriebswirtschaft an<br />

der Freien Universität Berlin in zahlreichen<br />

Unternehmen des E.ON-Konzerns in Managementfunktionen<br />

tätig. So war er Leiter<br />

Management Information im Vertrieb<br />

der E.ON-Tochter Powergen im britischen<br />

Coventry, Geschäftsbereichsleiter beim<br />

E.DIS-Schwesterunternehmen E.ON Avacon<br />

in Helmstedt, Leiter Controlling bei<br />

der E.ON Ruhrgas AG in Essen und zuletzt<br />

in Managementfunktionen bei der E.ON<br />

SE in Düsseldorf und Essen.<br />

Boris Schucht (50)<br />

Energiemanager des Jahres<br />

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des<br />

Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz wurde<br />

von einer Jury aus hochrangigen Vertretern<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Medien zum „Energiemanager des Jahres<br />

2017“ gewählt. Er erhielt die Auszeichnung<br />

für seinen „engagierten, ideologiefreien<br />

Netzausbau“ zur Integration von Ökostrom<br />

in das Übertragungsnetz. Jury-Mitglied<br />

Prof. Christian Held: „Boris Schucht<br />

hat mit großem Erfolg die eigentumsrechtliche<br />

Entflechtung des Höchstspannungsnetzes<br />

in Ostdeutschland umgesetzt und<br />

vorbildlich ein Unternehmen aufgebaut,<br />

das im schwierigen regulatorischen Umfeld<br />

wirtschaftlich bestehen kann und die Energiewende<br />

praktisch umsetzt. Parallel hierzu<br />

wurde Boris Schucht einer der profiliertesten<br />

Vertreter der Interessen der Übertragungsnetzbetreiber<br />

europaweit und prägt<br />

die Energielandschaft insgesamt.“ Schucht<br />

ist seit Februar 2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von 50Hertz in Berlin. Das<br />

Unternehmen sorgt als Übertragungsnetzbetreiber<br />

im Norden und Osten Deutschlands<br />

für den Betrieb, die Instandhaltung,<br />

die Planung und den Ausbau der Übertragungsnetze<br />

auf den Gebieten der Bundesländer<br />

Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />

Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Hamburg. Im Netzgebiet<br />

von 50Hertz wurde im Jahr 2016 fast<br />

die Hälfte des Stromverbrauchs durch erneuerbare<br />

Energien gedeckt.<br />

Marc Melzer (45)<br />

IB-Geschäftsleiter in Magdeburg<br />

Mitte des Jahres <strong>2018</strong> wird es einen<br />

Wechsel an der Hausspitze der Investitionsbank<br />

Sachsen-Anhalt (IB) geben.<br />

Der Verwaltungsrat der Investitionsbank<br />

stimmte der vorangegangenen Beschlussfassung<br />

des NORD/LB-Vorstandes zu und<br />

bestätigte Marc Melzer als Nachfolger von<br />

IB-Geschäftsleiter Henning Schwarz, dessen<br />

Bestellung Ende <strong>2018</strong> abläuft.<br />

Aufgrund der besonderen Stellung der Investitionsbank<br />

im Land Sachsen-Anhalt<br />

und in der NORD/LB sind mit der Neubesetzung<br />

der Funktion besondere Anforderungen<br />

verbunden. Dr. Hinrich Holm, Stellvertretender<br />

Vorsitzender des NORD/LB-<br />

Vorstandes: „Neben Kenntnissen des Finanzierungs-<br />

und Fördergeschäftes ist eine<br />

gute regionale Vernetzung notwendig. Mit<br />

Marc Melzer ist es gelungen, einen entsprechenden<br />

sachsen-anhaltischen Banker zu<br />

gewinnen.“ Die Bestellung als Geschäftsleiter<br />

erfolgt für fünf Jahre. Marc Melzer ist<br />

gebürtiger Hallenser und seit 1991 bei der<br />

Deutschen Bank tätig. In dieser Zeit nahm<br />

er verschiedene verantwortungsvolle Positionen<br />

im Firmenkundengeschäft wahr.<br />

Seit 2016 ist Melzer Mitglied der erweiterten<br />

Geschäftsleitung der Region Ost, Sprecher<br />

der Deutschen Bank in Sachsen-Anhalt<br />

und Leiter Firmenkunden des Marktgebietes<br />

Sachsen-Anhalt.<br />

Ulrike Seidel (51)<br />

Engagierte Erzgebirglerin<br />

Sie ist Ur-Ur-Urenkelin von Christian-Gottlieb<br />

Bretschneider, der im Jahr 1829 die<br />

Mühle und Pappenfabrik in Eibenstock (Erzgebirge)<br />

gründete. Seit Dezember 2008 hat<br />

sie als Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

die Fäden der Bretschneider Verpackungen<br />

GmbH in der Hand und führt das Unternehmen<br />

mit einem Team aus 36 Mitarbeitern<br />

auf Erfolgskurs. Im Jahr 1966 in<br />

Bad Schlema geboren und aufgewachsen,<br />

absolvierte Ulrike Seidel nach dem Abitur<br />

1985 ein Studium an der Pädagogischen<br />

Hochschule Erfurt, Fachrichtung Deutsch-<br />

Russisch. Der Mauerfall 1989 ermöglichte<br />

die erfolgreiche Reprivatisierung der Firma<br />

Bretschneider Verpackungen nach der<br />

Zwangsenteignung 1972. So fasste die<br />

Fotos: E.DIS AG (links oben), 50Hertz (Mitte oben), IB Sachsen-Anhalt (Mitte unten), Privat (rechts unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


W+M AKTUELL | 7<br />

Fotos: GASAG AG (links), ZIM Flugsitz GmbH (Mitte), EWE AG (rechts)<br />

damals 23-Jährige den Entschluss, sich<br />

beruflich umzuorientieren und ins Unternehmen<br />

einzusteigen. Die Ausbildung zur<br />

Industriekauffrau und eine betriebswirtschaftliche<br />

Weiterbildung per Abendschule<br />

sowie persönlicher Ehrgeiz ermöglichten<br />

es Seidel im Jahr 1999, die Vertriebsleitung<br />

des Unternehmens und drei Jahre<br />

später den Posten der stellvertretenden<br />

Geschäftsführerin zu übernehmen. Mit der<br />

Gründung ihrer neuen Gesellschaft GVG<br />

Seidel GbR im Jahr 2012 ging die Firma<br />

auf neuen Kurs und erweiterte ihre Produktions-,<br />

Lager- und Dienstleistungskapazitäten.<br />

Das Unternehmen gehört heute<br />

der DS Smith Packaging an, einem der führenden<br />

Anbieter von kundenspezifischen<br />

Verpackungslösungen mit modernstem<br />

Design in Europa. Um fachlich auch in Zukunft<br />

auf festen Füßen zu stehen, macht<br />

sich Ulrike Seidel stark für die betriebseigene<br />

Ausbildung von Packmitteltechnologen,<br />

Industrie- und Bürokaufleuten, Fachkräften<br />

für Lager und Logistik sowie als Praxispartner<br />

für Studenten in Breitenbrunn. Ulrike<br />

Seidel liegt das Erzgebirge als Raum zum<br />

Arbeiten und zum Leben am Herzen. Deshalb<br />

engagiert sie sich beispielsweise bei<br />

gemeinnützigen Projekten und arbeitet mit<br />

der Lebenshilfe Schwarzenberg und der Invitas<br />

Schneeberg zusammen. Lokalpatriotismus<br />

beweist sie als Gründungsstifterin<br />

der Bürgerstiftung „Zu Hause am Auersberg“,<br />

sportliche Begeisterung als Mitglied<br />

im Förderkreis des FC Erzgebirge Aue und<br />

Sponsor bei Sportvereinen.<br />

Dr. Gerhard Holtmeier (54)<br />

GASAG-Chef in Berlin<br />

Am 1. April tritt er als Vorstandsvorsitzender<br />

beim Berliner Gas- und Energieversorger<br />

GASAG AG die Nachfolge von<br />

Vera Gäde-Butzlaff an, die Ende Februar<br />

in den Ruhestand ging. Holtmeier war zuletzt<br />

Vorstand bei der Thüga AG, zuvor gehörte<br />

er auch dem Vorstand der Leipziger<br />

Verbundnetz Gas AG (VNG) an. GASAG-<br />

Aufsichtschef Dr. Lothar Kramm freut sich<br />

auf den neuen Spitzenmanager: „Gerhard<br />

Holtmeier kann eine eindrucksvolle Karriere<br />

innerhalb und außerhalb der Energiebranche<br />

vorweisen. Seine exzellente<br />

Kenntnis des Energiegeschäfts kann<br />

er deshalb mit interessanten Perspektivwechseln<br />

verbinden. Die großen Herausforderungen<br />

der kommenden Jahre in der<br />

Energiebranche sind neben dem immer<br />

schärferen Wettbewerb vor allem die Digitalisierung<br />

und die nächste Phase der<br />

Energiewende.“<br />

Angelika und Peter Zimmermann<br />

Wirtschaftsbotschafter aus Schwerin<br />

Das Unternehmerehepaar wurde zu Wirtschaftsbotschaftern<br />

für Mecklenburg-Vorpommern<br />

ernannt. Im Hauptjob leiten Angelika<br />

und Peter die ZIM Flugsitz GmbH<br />

in Schwerin. Das Unternehmen ging<br />

2009 aus dem 1995 von Peter und Angelika<br />

Zimmermann gegründeten Büro für<br />

Ingenieurleistungen für den Maschinenund<br />

Flugzeugbau hervor. Bis 2008 arbeiteten<br />

die beiden als Dienstleister für andere<br />

Unternehmen, wobei zunehmend Entwicklungsleistungen<br />

für den Flugzeugbau<br />

die Auftragsbücher füllten. Neben Bauteilen<br />

für Flügel oder Rumpfteile von Flugzeugen<br />

wurde auch der erste Flugzeugsitz<br />

entwickelt, der 2009 seine Zulassung erhielt<br />

und die Serienreife erreichte. Für die<br />

wesentlichen Designkriterien erfolgte im<br />

Juni 2008 eine Patentanmeldung. Das gab<br />

den Anstoß zur Gründung der ZIM Flugsitz<br />

GmbH. Im März 2017 wurde die Betriebsstätte<br />

der ZIM Flugsitz GmbH in Schwerin<br />

eröffnet, in dem über 20.000 Flugsitze<br />

jährlich von 64 Mitarbeitern produziert<br />

werden. Die Sitze werden in den Flugzeugen<br />

zahlreicher nationaler und internationaler<br />

Airlines verwendet. Wirtschaftsstaatssekretär<br />

Dr. Stefan Rudolph: „Die<br />

Wirtschaftsbotschafter sind authentische<br />

Repräsentanten unserer Wirtschaft. Als<br />

Unternehmer haben sie die Standortvorteile<br />

Mecklenburg-Vorpommerns kennengelernt.<br />

Über persönliche Kontakte zu Entscheidern<br />

in der nationalen und internationalen<br />

Wirtschaft unterstützen sie dabei,<br />

weitere Ansiedlungen für Mecklenburg-<br />

Vorpommern zu erschließen. Sie tragen<br />

langfristig zur Stärkung der hiesigen Wirtschaft<br />

bei.“<br />

Stefan Dohler (51)<br />

Seemann mit Karriereschub<br />

Seit Januar <strong>2018</strong> steht er an der Spitze<br />

des Energiekonzerns EWE AG. Bei seinem<br />

Amtsantritt sagte Dohler, der zuvor<br />

für das schwedische Energieunternehmen<br />

Vattenfall tätig war: „Ich freue mich<br />

auf die neue Aufgabe und darauf, gemeinsam<br />

mit den über 9.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern von EWE daran zu arbeiten,<br />

dass die Menschen in unserer Region<br />

auch in Zukunft bei allen Fragen der<br />

Energieversorgung und Telekommunikation<br />

auf uns setzen.“ Stefan Dohler wurde<br />

1966 geboren, ist gelernter Seemann,<br />

Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik<br />

und besitzt einen Master of Business<br />

Administration (MBA). Nach Stationen<br />

bei Blohm+Voss und Lahmeyer International<br />

begann er 1998 beim Hamburger<br />

Energieversorger HEW, einem der Vorgängerunternehmen<br />

von Vattenfall, und hatte<br />

seitdem eine Vielzahl von Führungspositionen<br />

in den Bereichen Finance, Networks,<br />

Production und Markets inne. 2012 wurde<br />

er Mitglied des Executive Management<br />

Teams der Vattenfall-Gruppe.<br />

Vor<br />

seinem Eintritt<br />

in den EWE-<br />

Vorstand<br />

war er Finanzvorstand<br />

der<br />

Vattenfall<br />

AB in Stockholm.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


8 | W+M AKTUELL<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Januar <strong>2018</strong><br />

OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT STARTET MIT REKORDHOCH INS NEUE JAHR<br />

DDie zuletzt gute Stimmung der ostdeutschen Unternehmer<br />

nahm über den Jahreswechsel weiter zu und erreichte im<br />

Januar <strong>2018</strong> ein neues Allzeithoch. Der ifo Geschäftsklimaindex<br />

Ostdeutschland notierte bei 115,1 Punkten. In fast allen<br />

Teilbereichen der gewerblichen Wirtschaft * hoben die befragten<br />

Unternehmer ihre Lageeinschätzungen an. Die Geschäftserwartungen<br />

blieben derweil im Mittel konstant.<br />

Die Beschäftigungsbarometer der ostdeutschen Wirtschaft stiegen<br />

im Januar <strong>2018</strong> spürbar. Sowohl die Industrieunternehmern<br />

als auch die Großhändler gingen davon aus, ihre Beschäftigung<br />

in den kommenden sechs Monaten weiter ausbauen zu können.<br />

Bei den Bauunternehmern und Einzelhändlern blieben die Beschäftigungserwartungen<br />

unverändert optimistisch.<br />

bleibend gute Geschäfte. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg<br />

blieben die Erwartungen der Befragungsteilnehmer für die kommenden<br />

sechs Monate derweil auf dem Niveau des Vormonats<br />

konstant. Der Ausblick der Bauunternehmer und Industriefirmen<br />

trübte sich leicht ein, während Groß- und Einzelhändler ihre Geschäftserwartungen<br />

etwas anhoben.<br />

Ausschlaggebend für die gute Stimmung in der gewerblichen<br />

Wirtschaft Ostdeutschlands im Januar <strong>2018</strong> waren die Lageeinschätzungen<br />

der Befragungsteilnehmer. In beinahe allen Teilbereichen<br />

beurteilten die Unternehmer die laufenden Geschäfte<br />

besser als zuletzt, vor allem im Bauhauptgewerbe und im Großhandel<br />

wurden sehr kräftige Zuwächse verzeichnet. Demgegenüber<br />

meldeten die Befragungsteilnehmer in der Industrie gleichifo<br />

Geschäftsklima<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz und Jannik A. Nauerth<br />

Vormonat 19,9 Januar 22,1<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 5,0 Januar 7,3<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 27,9 Januar 27,8<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 16,8 Januar 19,3<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 5,2 Januar 12,1<br />

*<br />

Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

GOLFCLUB MIT TRADITION<br />

Motzen. Der Berliner Golf & Country<br />

Club Motzener See e. V. mit seinem<br />

27-Loch-Championship Course, ein Meisterwerk<br />

des international renommierten<br />

Golfplatzarchitekten Kurt Rossknecht, feiert<br />

in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.<br />

Zahlreiche Aktionen rund um das Jubiläum<br />

werden die Mitglieder und Gäste<br />

das ganze Jahr über begleiten.<br />

Die Anlage war die erste, die nach der<br />

Wende 1991 in Brandenburg entstanden<br />

ist. Neben dem 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />

sind im Juni 2013 weitere neun Bahnen<br />

eröffnet worden. Heraus ragt aus der<br />

Vielzahl schöner Löcher die Spielbahn B 3<br />

mit einer Länge von 603 Metern, eines<br />

der längsten Par-5-Löcher Europas, inmitten<br />

eines Kiefernwaldes. Aus der Kombination<br />

der drei gleichwertigen 9-Loch-<br />

Plätze ergeben sich interessante Spielvarianten<br />

auf Meisterschaftsniveau, abgerundet<br />

durch ein vielfältiges kulinarisches<br />

Angebot im Restaurant oder auf der sensationellen<br />

Sonnenterrasse.<br />

Der Club wird von der CCA Gruppe gemanagt<br />

und ist dem globalen Netzwerk der<br />

International Associate Clubs (IAC) angeschlossen,<br />

wodurch den Clubmitgliedern<br />

der Zugang zu fast 250 exklusiven Clubs<br />

auf allen Kontinenten ermöglicht wird.<br />

Berliner Golf & Country Club Motzener See e. V.<br />

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Jubiläumsjahr für Ihr Turnier-Highlight<br />

auf dem Meisterschaftsplatz auf den<br />

„Spuren von Bernhard Langer“ oder auf<br />

dem „Pay & Play Platz“ für jedermann.<br />

Foto: Berliner Golf & Country Club Motzener See e. V.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


Netze für<br />

neue Energie<br />

E.DIS investiert seit vielen Jahren in moderne<br />

und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />

eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />

Energieversorgung in der Region. 2017 ist viel<br />

mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />

worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.


10 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Ostdeutsche Unternehmen<br />

auf Wachstumskurs<br />

In Ostdeutschland stehen Unternehmen vor vielfältigen<br />

wirtschaftlichen Herausforderungen – dennoch sind viele<br />

von ihnen sehr erfolgreich. Was das Wachstum antreibt<br />

und wie die Politik dabei unterstützen kann, zeigt eine<br />

aktuelle Studie. Von Luise Brenning und Dr. Thorsten Lübbers<br />

Auch mehr als 25 Jahre nach der<br />

deutschen Wiedervereinigung<br />

hinkt Ostdeutschland den westdeutschen<br />

Ländern in Sachen wirtschaftlicher<br />

Entwicklung hinterher: Noch immer ist<br />

das ostdeutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

30 Prozent geringer. „Für die wirtschaftliche<br />

Situation in Ostdeutschland gibt es viele<br />

Gründe. Einer davon ist die sogenannte<br />

‚Headquarter-Lücke‘. Denn in den ostdeutschen<br />

Ländern gibt es kaum Großunternehmen<br />

oder Unternehmens- und Konzernzentralen<br />

mit Forschungsabteilungen, die das<br />

wirtschaftliche Wachstum vorantreiben“,<br />

so die Studie, die Ramboll Management<br />

Consulting in Zusammenarbeit mit dem ifo-<br />

Institut Dresden und Creditreform Rating<br />

erarbeitet hat. Eine weitere Wachstumsbremse<br />

ist der Fachkräftemangel. Zum Teil<br />

spüren Unternehmen schon heute das Fehlen<br />

qualifizierter Arbeitskräfte, andere erwarten<br />

diese Entwicklung für die Zukunft.<br />

Neben diesen externen Hemmnissen,<br />

scheinen zum Teil auch die Unternehmer<br />

selbst zum geringen Wachstum beizutragen.<br />

Statt einen signifikanten Wachstumskurs<br />

einzuschlagen und in die Entwicklung<br />

neuer Produkte oder in die Erschließung<br />

neuer Märkte zu investieren, setzen sie auf<br />

die Absicherung des Erreichten.<br />

Gazellen zeigen: Wachstum ist möglich<br />

Trotz der vielfältigen Herausforderungen<br />

finden sich jedoch auch in Ostdeutschland<br />

Unternehmen, die sich durch überdurchschnittlich<br />

schnelles Wachstum auszeichnen<br />

– so das Ergebnis der vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie<br />

beauftragten Studie „Unternehmerische<br />

Wachstumsstrategien in den ostdeutschen<br />

Bundesländern“: Etwas mehr als 3.000 Unternehmen<br />

mit mehr als zehn Beschäftigten<br />

konnten in den letzten sechs Jahren jährlich<br />

um mindestens zehn Prozent wachsen.<br />

Knapp 30 Prozent dieser solide wachsenden<br />

Unternehmen (SWU) bezeichnet die<br />

Studie als „Gazellen“: Junge Unternehmen,<br />

die häufig in High-Tech-Branchen tätig sind<br />

und mit 20 Prozent pro Jahr über ein besonders<br />

hohes Beschäftigungswachstum<br />

verfügen.<br />

DIE AUTOREN<br />

Luise Brenning und Dr. Thorsten<br />

Lübbers sind Manager im<br />

Kompetenzbereich Regional- und<br />

Wirtschaftsentwicklung bei Ramboll Management<br />

Consulting und dort verantwortlich<br />

für die Erstellung der Studie „Unternehmerische<br />

Wachstumsstrategien in den ostdeutschen<br />

Bundesländern“.<br />

Schnelles Wachstum ist<br />

(k)eine Frage des Alters<br />

„Das schnelle Wachstum ist dabei<br />

nicht nur Unternehmen einer<br />

bestimmten Branche vorbehalten.<br />

Der wirtschaftliche<br />

Erfolg zeigt sich bei konsumnahen<br />

und wissensintensiven Dienstleistungen<br />

ebenso wie im Bau- oder verarbeitenden<br />

Gewerbe“, so die Studie. Auch im<br />

Groß- und Einzelhandel seien starke Unternehmen<br />

zu finden. Jedoch scheint es insbesondere<br />

kleineren Firmen zu gelingen, die<br />

richtigen Weichen für schnelles Wachstum<br />

zu stellen: Die Hälfte der solide wachsenden<br />

Unternehmen beschäftigt weniger als<br />

20 Mitarbeiter.<br />

Der Erfolg stellt sich bei einem Großteil der<br />

Unternehmen erst mit der Zeit ein. 83 Prozent<br />

aller solide wachsenden Unternehmen<br />

gibt es schon länger als fünf Jahre, 58 Prozent<br />

wurden schon vor mehr als zehn Jahren<br />

gegründet.<br />

Fotos/Grafik: Ramboll Management Consulting<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 11<br />

< 3 Jahre<br />

3 – 5 Jahre<br />

9,9 %<br />

8,5 %<br />

9,7 %<br />

8,9 %<br />

6 – 10 Jahre<br />

23,2 %<br />

24,3 %<br />

57,2 %<br />

> 10 Jahre<br />

37 % Gazellen 63 % Gesamt 47 % SWU 63 % Gesamt<br />

58,3 %<br />

2014 – 2016 insgesamt<br />

309.683<br />

2011 – 2016 insgesamt<br />

478.945<br />

Gazellen<br />

SWU<br />

Anteil der Gazellen und der solide wachsenden Unternehmen an den<br />

(brutto) geschaffenen Arbeitsplätzen (2014-2016 bzw. 2011-2016).<br />

Verteilung der Gazellen und solide wachsenden Unternehmen (SWU)<br />

nach Alter (im Jahr 2014 bzw. 2011).<br />

Quellen Schaubilder: Eigene Berechnung Ramboll Management Consulting, basierend auf Creditreform Wirtschafts- und Bilanzdatenbank<br />

Schnell wachsende Unternehmen<br />

schaffen Arbeitsplätze<br />

Für den ostdeutschen Arbeitsmarkt sind Gazellen<br />

und solide wachsende Unternehmen<br />

ein wichtiger Faktor. Denn die Unternehmen<br />

schaffen in erheblichem Maße neue<br />

Arbeitsplätze: Von den knapp 310.000 neuen<br />

Arbeitsplätzen, die von Unternehmen mit<br />

mindestens zehn Beschäftigten zwischen<br />

2011 und 2016 geschaffen wurden, sind<br />

fast die Hälfte in schnell wachsenden Unternehmen<br />

entstanden.<br />

Viele Wege führen zum<br />

wirtschaftlichen Erfolg<br />

Für überdurchschnittliches Wachstum gibt<br />

es jedoch kein Patentrezept. Ob ein ostdeutsches<br />

Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg<br />

hat, hängt von ganz individuellen Faktoren<br />

ab. Die jeweilige Strategie, aber auch der<br />

Unternehmertyp haben einen großen Einfluss,<br />

heißt es in der Studie.<br />

Wie die einschlägige Literatur zu Gazellenunternehmen<br />

zeigt, lässt sich wirtschaftlicher<br />

Erfolg insbesondere auf das Engagement<br />

der Unternehmen in den Bereichen<br />

Forschung und Entwicklung zurückführen.<br />

Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Studie:<br />

Wer in die Entwicklung innovativer Produkte<br />

investiert, hat auch in Ostdeutschland<br />

bessere Aussichten auf Erfolg. Ob die Finanzierung<br />

dabei nach dem Vorbild kalifornischer<br />

Start-ups (sprich durch Risikokapital) oder<br />

konservativ (durch erzielte Gewinne) passiert,<br />

scheint für den Erfolg weniger relevant.<br />

Eine verstärkte internationale Ausrichtung<br />

der Geschäftsaktivitäten sowie der Fokus<br />

auf Markt und Kunden konnten in der Studie<br />

ebenfalls als Wachstumskatalysatoren<br />

ermittelt werden. Auch bei den ostdeutschen<br />

Gazellen kommt der wirtschaftliche<br />

Erfolg nicht von ungefähr. Meist ist<br />

der Aufschwung das Resultat einer dezidierten<br />

Wachstumsstrategie, der die unternehmerische<br />

Entscheidung für einen<br />

Wachstumspfad zugrunde liegt. Weniger<br />

wichtig scheint dafür, welches Geschäftsmodell<br />

die Unternehmen verfolgen: Unter<br />

den wachstumsstarken Firmen fanden<br />

sich beispielsweise sowohl Produktinnovatoren<br />

als auch Prozessspezialisten und<br />

spezialisierte Zulieferer.<br />

Politische Unterstützung ist gefragt<br />

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass<br />

es auch in Ostdeutschland beachtlichen<br />

unternehmerischen Erfolg zu verbuchen<br />

gibt. Um diese Entwicklung weiter zu stärken,<br />

sind neben dem individuellen Unternehmergeist<br />

aber vor allem auch politische<br />

Initiativen gefragt“, fordern die Autoren<br />

der Studie. So brauchen Unternehmen<br />

mehr zielgerichtete Beratung, die sie<br />

dabei unterstützt, eine Strategie für auf<br />

Wachstum ausgerichtetes unternehmerisches<br />

Handeln zu entwickeln. Vielen Unternehmen<br />

fehlt zudem Kompetenz in den<br />

Bereichen Marketing und Vertrieb – vor allem<br />

im Hinblick auf die weitere Internationalisierung<br />

benötigen Unternehmen hier<br />

professionelle Hilfestellung. Auch bei der<br />

Finanzierung sollte die Politik Unterstützung<br />

anbieten – weniger durch neue Förderprogramme,<br />

sondern beispielsweise<br />

durch Netzwerktreffen, die Zugänge zu Investoren<br />

schaffen. Und schließlich fehlt es<br />

oftmals an den positiven Vorbildern. Professionell<br />

kommunizierte Erfolgsgeschichten<br />

ermutigen Unternehmer dazu, ihren eigenen<br />

Weg zu gehen.<br />

W+M<br />

DIE STUDIE<br />

Die Studie „Unternehmerische Wachstumsstrategien<br />

in den ostdeutschen<br />

Bundesländern“ wurde gemeinsam von<br />

Ramboll Management Consulting, Creditreform<br />

Rating und dem ifo Institut<br />

Niederlassung Dresden im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />

Energie durchgeführt und im Herbst<br />

2017 veröffentlicht. Dafür wurden sowohl<br />

Daten aus den Datenbanken der<br />

Creditreform Rating analysiert als auch<br />

vertiefende Fallstudien durchgeführt.<br />

Die Grundgesamtheit der untersuchten<br />

Unternehmen beläuft sich auf 48.787<br />

Unternehmen (Gazellen) und 41.356<br />

Unternehmen (schnell wachsende Unternehmen).<br />

Die Studie baut auf den<br />

Ergebnissen der „Studie über schnell<br />

wachsende Jungunternehmen (Gazellen)“<br />

aus dem Jahr 2012 auf, die im<br />

Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Technologie von Ramboll<br />

Management Consulting und Creditreform<br />

Rating erstellt wurde.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


12 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Die Daimler-Tochter ACCUMOTIVE investiert<br />

umfangreich in ihr Werk im sächsischen Kamenz.<br />

Doch nicht nur die Wolfsburger setzen<br />

auf Sachsen. Auch die hundertprozentige<br />

Daimler-Tochter ACCUMOTIVE pumpt<br />

rund 500 Millionen Euro in den Bau einer<br />

der modernsten Batteriefabriken der Welt<br />

in der sächsischen Kleinstadt Kamenz, die<br />

Mitte des Jahres ihre Produktion aufnehmen<br />

soll. Die Daimler-Nutzfahrzeuge Vito<br />

und Sprinter sollen so mit den Antriebsbatterien<br />

aus Kamenz ausgerüstet werden.<br />

Aufbruch ins<br />

neue Autozeitalter<br />

„Die Entscheidungen sind Meilensteine<br />

für den Standort Sachsen“, freut sich Dirk<br />

Vogel, Netzwerkmanager bei AMZ, dem<br />

Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen.<br />

Zwar steht der Durchbruch der E-Autos<br />

hierzulande noch nicht unmittelbar bevor,<br />

doch außerhalb Deutschlands, so beispielsweise<br />

in Asien, wächst das Geschäft mit<br />

der Elektromobilität bereits jetzt spürbar.<br />

Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Umbrüchen. Auch die<br />

ostdeutschen Standorte der Branche rüsten sich für die automobile<br />

Zukunft. Die birgt Chancen, aber auch Risiken. Von Matthias Salm<br />

Es wird alles neu in Sachsen: Was<br />

Prof. Dr. Siegfried Fiebig, Sprecher<br />

der Geschäftsführung der Volkswagen<br />

Sachsen GmbH, jüngst in einem<br />

Interview für die VW-Standorte im Freistaat<br />

verkündete, gilt längst für die gesamte<br />

Branche. Der deutsche Automobilbau<br />

steht vor den größten Umwälzungen der<br />

letzten Jahrzehnte.<br />

Im Einzelnen heißt das: Elektro-Autos und<br />

Hybridfahrzeuge sagen dem klassischen<br />

Verbrennungsmotor den Kampf an. Der<br />

Einsatz von Leichtbaumaterialien wird für<br />

E-Autos unerlässlich. Das vernetzte Auto<br />

wird zur rollenden Datensammlung und<br />

das autonome Fahren gegenwärtig in immer<br />

mehr Pilotprojekten einem Praxistest<br />

unterzogen. Für Hersteller und Zulieferer<br />

brechen neue Zeiten mit neuen Wettwerbern<br />

an – auch in Ostdeutschland.<br />

Zumindest bei den E-Autos wittert Sachsen<br />

derzeit Morgenluft: Volkswagen setzt<br />

radikal auf den Freistaat als Zentrum seiner<br />

E-Offensive. Bis 2025 wollen die Niedersachsen<br />

Weltmarktführer in der Elektromobilität<br />

werden. Die Elektrofahrzeuge<br />

der I.D.-Familie laufen daher ab 2019<br />

im Zwickauer VW-Werk vom Band, ab<br />

2021 soll die Wiege der sächsischen Autoindustrie<br />

dann als reiner E-Standort im<br />

globalen VW-Kosmos fungieren. Profitieren<br />

sollen die Zwickauer dann auch von<br />

den Erfahrungen der Gläsernen Manufaktur<br />

in Dresden, wo bereits jetzt täglich 35<br />

e-Golfs montiert werden.<br />

Auch Daimler investiert in Sachsen<br />

Die Gläserne Manufaktur dient VW zugleich<br />

als Zukunftsschmiede. Sechs innovative<br />

Mobilitäts-Start-ups entwickeln dort<br />

unter anderem Ladelösungen bei Elektrofahrzeugen,<br />

optische Sensoren für den<br />

Straßenraum oder Software für das automatisierte<br />

Fahren. Das Dresdner Start-up<br />

Novum etwa arbeitet an einem automatisierten<br />

Batterielabor, mit dem Reichweite<br />

und Lebensdauer von Batterien genauer<br />

bestimmt und maximiert werden können.<br />

Gefragt sind die E-Antriebe zunehmend<br />

auch in der Logistik – wenn auch noch nicht<br />

für den Überlandverkehr. Davon profitieren<br />

sächsische Firmen wie die 2014 neu gegründete<br />

Framo GmbH aus Langenbernsdorf,<br />

die schwere LKW auf Elektroantrieb<br />

umrüstet. Diese kommen bei BMW in der<br />

Produktionslogistik zum Einsatz. Auch im<br />

Rahmen des Forschungsprojekts „eJIT –<br />

Just-in-Time-Logistiksystem auf elektromobiler<br />

Basis” rollen Framo-LKW bei VW<br />

in Zwickau und bei Porsche in Leipzig.<br />

Selbst Sachsens Maschinenbauer denken<br />

bereits um. Der Sondermaschinenbauer<br />

USK Karl Utz GmbH aus Limbach-Oberfrohna<br />

beispielsweise gilt als Spezialist für<br />

die Herstellung von Automatisierungslösungen<br />

für führende Autohersteller. Die<br />

USK konzentriert sich schon seit einigen<br />

Jahren auf Produktionstechnologien für<br />

die Herstellung von Brennstoffzellen.<br />

Ende letzten Jahres wurde das Unternehmen<br />

von der Aumann AG, einem weltweit<br />

führenden Hersteller von automatisierten<br />

Fertigungslinien für die Elektromobilität,<br />

übernommen. Unter neuem Dach wollen<br />

die Sachsen zum bedeutenden Anbieter<br />

von Produktionslinien mit Schwerpunkt<br />

E-Mobility werden.<br />

Wachstumsmarkt Autonomes Fahren<br />

Den zweiten großen, vielleicht sogar<br />

wichtigeren Zukunftsmarkt für die ost-<br />

Foto: Daimler AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 13<br />

Der E-Golf wird bereits<br />

heute in Dresden gefertigt.<br />

deutsche Zulieferindustrie eröffnet die<br />

künftige Digitalisierung und Vernetzung<br />

des Autos. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation schätzt<br />

die Wertschöpfung für alle Geschäftsfelder<br />

des autonomen Fahrens bis 2025 in<br />

Deutschland auf 8,8 Milliarden Euro, wobei<br />

der Begriff hier vom Einsatz weniger<br />

Assistenzsysteme bis zum vollständig<br />

selbstfahrenden Auto reicht.<br />

So müssen bei den elektronischen Einparkhilfen<br />

beispielsweise mehr als ein<br />

Dutzend Ultraschallsensoren verbaut<br />

werden. Auch Komponentenhersteller<br />

für<br />

Kamerasysteme können<br />

auf einen boomenden<br />

Markt hoffen.<br />

Allein in Sachsen<br />

konkurrieren im<br />

Bereich Sensortechnik<br />

mehr als 60 innovative<br />

Unternehmen.<br />

Doch das Geschäft<br />

mit der Vernetzungstechnologie<br />

beflügelt<br />

auch die Fantasie an<br />

anderen ostdeutschen<br />

Standorten der Branche<br />

wie Berlin. Die<br />

Berliner First Sensor AG etwa wächst<br />

derzeit mit Sensorlösungen für mehr Sicherheit<br />

und Komfort im Straßenverkehr.<br />

So kommen weltweit in dem Radar ähnlichen<br />

LIDAR-System zur Abstandsmessung<br />

hochempfindliche Avalanche-Fotodioden<br />

der Berliner zum Einsatz. W+M<br />

„Viele Zulieferer müssen sich schnell bewegen, um<br />

am Wachstum des E-Fahrzeugmarktes zu partizipieren“<br />

Interview mit Dirk Vogel, Netzwerkmanager beim<br />

Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen<br />

Fotos: Volkswagen AG (oben), AMZ (unten)<br />

W+M: Herr Vogel, Sachsens Automobilzulieferer<br />

stehen vor großen Herausforderungen.<br />

Wie gut ist die Branche vorbereitet?<br />

Beispiel Elektromobilität.<br />

Dirk Vogel: Das Thema nimmt durch die<br />

Entscheidung von Volkswagen, in Zwickau<br />

die I.D.-Modelle bauen zu lassen,<br />

gegenwärtig richtig Fahrt auf. Auf der anderen<br />

Seite entfällt damit aber auch die<br />

Produktion von 300.000 VW-Fahrzeugen,<br />

vor allem Golf, am Standort. Dies<br />

wird auch zu Umbrüchen bei den heimischen<br />

Zuliefererfirmen führen.<br />

W+M: Mit welchen Folgen?<br />

Dirk Vogel: In den Zukunftsfeldern Elektromotoren<br />

und Zellproduktion für Batterien<br />

und Brennstoffzellenfertigung findet<br />

bislang noch keine nennenswerte<br />

Wertschöpfung in der Region statt. Gerade<br />

für den elektrischen Antriebsstrang<br />

sind bisher nur wenige Produktionskapazitäten<br />

aufgebaut worden. Viele Unternehmen,<br />

die sich als Zulieferer auf den<br />

Verbrennungsmotor spezialisiert und in<br />

den letzten Jahren nicht an entsprechenden<br />

Forschungsprojekten zur Elektromobilität<br />

beteiligt haben, müssen sich nun<br />

schnell bewegen, um an dem Wachstum<br />

des E-Fahrzeugmarktes zu partizipieren.<br />

W+M: Überwiegen also die Risiken für<br />

den Standort?<br />

AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel.<br />

Dirk Vogel: Nein, denn in anderen Produktbereichen<br />

bestehen auch große<br />

Wachstumschancen, etwa in der Elektronik.<br />

Komfortfunktionen wie Fahrassistenzsysteme<br />

werden künftig auch in<br />

den Volumenmodellen der Hersteller<br />

serienmäßig eingebaut. Und gerade im<br />

Bereich Fahrzeugvernetzung und Fahrzeugsensorik<br />

sind sächsische Unternehmen<br />

bereits jetzt sehr gut vertreten.<br />

<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


14 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Unternehmen in Transformation: EWE<br />

„Wir lernen heute, was der<br />

Kunde morgen haben möchte“<br />

Die von EWE installierte Beleuchtung in der Fertigungshalle der Hoffmeier Industrieanlagen GmbH & Co. KG.<br />

Der Konzern EWE mit Hauptsitz in Oldenburg gehört mehrheitlich Kommunen und Landkreisen der<br />

Region. Die EWE-Unternehmen zählen zu den Pionieren bei den Erneuerbaren Energien, betreiben<br />

Energie- und Breitbandnetze und bieten intelligente Lösungen weit über eine grundlegende Versorgung<br />

hinaus. Mit insgesamt 25.000 Arbeitsplätzen schafft er über 1,9 Milliarden Euro Wertschöpfung vor Ort.<br />

In der Region Brandenburg/Rügen ist EWE gut aufgestellt für die Zukunft. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach<br />

mit Dr. Ulrich Müller, EWE-Generalbevollmächtigter, und Heiko Seelig, Leiter Vertrieb Geschäftskunden<br />

bei der EWE VERTRIEB GmbH Brandenburg/Rügen. Von Frank Nehring<br />

Für den zukunftsfähigen Umbau des<br />

Geschäfts gibt es die Strategie 2026.<br />

Wie Dr. Ulrich Müller und Heiko Seelig<br />

berichten, werden alle hausinternen<br />

Prozesse infrage gestellt und auf ihre Zukunftsfähigkeit<br />

geprüft. Es geht um die<br />

aktive Gestaltung der Energiewende und<br />

das heißt, Produkte und Dienstleistungen<br />

zu entwickeln, die einer CO 2<br />

-Reduzierung<br />

Rechnung tragen. Die Voraussetzungen<br />

für den Konzern sind dabei gut, da EWE<br />

auch schon vor 20 Jahren, als Müller zu<br />

EWE kam, ein innovativer und sogenannter<br />

First Mover war, der über keine konventionellen<br />

Kraftwerke verfügte und bei<br />

Energieerzeugung auf Wind beziehungsweise<br />

Erneuerbare Energien setzte.<br />

Die Digitalisierung ist heute ein großes<br />

Thema und nicht nur bei EWE, sondern<br />

in der gesamten Energiewirtschaft angekommen.<br />

Ohne eine digitale Infrastruktur<br />

wäre es nicht mehr vorstellbar, die<br />

unterschiedlichen volatilen Energieträger<br />

ins Netz einzuspeisen, ohne die Versorgungssicherheit<br />

zu gefährden. Die wachsenden<br />

Anstrengungen für eine stabile<br />

Versorgungssicherheit werden allerdings<br />

im öffentlichen Bewusstsein nicht wahrgenommen,<br />

sondern eher als gegeben<br />

betrachtet. Die Digitalisierung schafft<br />

aber auch neue Möglichkeiten. Im Konzernbericht<br />

heißt es dazu: „Wir lernen<br />

heute, was der Kunde morgen haben<br />

möchte“. Das haben alle bei EWE verstanden.<br />

Als regionaler Anbieter sind die<br />

Beziehungen zu privaten wie Unternehmenskunden<br />

ausgeprägt.<br />

Schon jetzt verkauft das Unternehmen<br />

nicht nur Strom und Gas, sondern Lösungen<br />

wie Wärme, Elektromobilität oder<br />

selbst erzeugte Sonnenenergie aus Stromspeichersystemen<br />

oder Smart-Home-Pakete<br />

sowie Dienstleistungen rund ums Zuhause.<br />

Das reicht von Sicherheitsthemen<br />

über Versicherungen bis hin zum Umzugsund<br />

Schlüsselservice. „Unser Anspruch<br />

ist es, als regionaler Energiedienstleister<br />

nah bei unseren Kunden zu sein und ihnen<br />

die Welt der dezentralen Energie mit Service<br />

und Qualität so einfach wie möglich<br />

zu machen“, so Müller. Auch wenn sich<br />

das Nutzungsverhalten der Privatkunden<br />

stark geändert hat, Energieeffizienz ist für<br />

ihn in erster Linie Einstellungssache. Das<br />

ist bei gewerblichen Kunden ganz anders<br />

und von der Höhe der betrieblichen Energiekosten<br />

abhängig. Energieeffizienz ist<br />

ein Umwelt-, vor allem aber auch ein Kostenthema.<br />

Deshalb können neue Produkte<br />

und Dienstleistungen in diesem Bereich<br />

beispielgebend sein.<br />

Foto: EWE/Nadine Auras<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


BRANDENBURG | 15<br />

So ist EWE auf einem guten Weg, nicht<br />

mehr die Kilowattstunde an sich zu verkaufen,<br />

sondern beispielsweise Helligkeit<br />

oder Raumtemperatur, denn das sind die<br />

tatsächlichen Kundenwünsche. Contracting<br />

statt Verkauf ist an sich ja nicht neu,<br />

aber für Helligkeit schon. Bei Hoffmeier<br />

Industrieanlagen in Rüdersdorf gibt es<br />

den Deal mit der Helligkeit bereits. EWE<br />

übernahm die Lichtplanung, die Installation<br />

der Technik sowie die Betreuung<br />

mit dem Garantieversprechen, für eine<br />

effektive Helligkeit im Produktionsbereich<br />

zu sorgen. Damit wird das Unternehmen<br />

nicht nur von Planungs- und Instandhaltungsaufgaben<br />

befreit, sondern<br />

kann auch bei Energiekosten und den hohen<br />

Arbeitsschutzanforderungen in Sachen<br />

Beleuchtung punkten.<br />

Ähnlich verhält es sich bei Tropical Islands<br />

in Krausnick. Das berühmte Ausflugsziel<br />

braucht konstant tropische Temperaturen<br />

sowie einen nicht unerheblichen<br />

Bedarf an Kühlung, Strom und Wärme.<br />

Geregelt wird dies durch zwei hocheffiziente<br />

Blockheizkraftwerke, die EWE<br />

gebaut und dafür auch die Betriebsführung<br />

inklusive 24/7-Störungsdienst übernommen<br />

hat. Bei den neuen Kundenmodellen<br />

als Antwort auf die sich aus der<br />

Energiewende ergebenden Chancen und<br />

Zwänge, verbunden mit den Möglichkeiten<br />

der Digitalisierung, steht die Branche<br />

noch am Anfang, aber EWE ist hier schon<br />

gut unterwegs. „Auch wenn es nicht so<br />

Noch unberührt und glänzend: Lieferung des 849-Kilowatt-Motors von MTU Onsite Energy im<br />

November 2016 ins Tropical Islands.<br />

groß klingt, ist die Einführung der elektronischen<br />

Rechnung, die direkt in das Bearbeitungssystem<br />

des gewerblichen Kunden<br />

fließt, eine Dienstleistung, die viel<br />

Aufwand erspart“, so Seelig.<br />

Ob sich angedachte und auch schon erprobte<br />

Flatrate-Modelle für die Nutzung<br />

von Energie durchsetzen, bleibt noch offen,<br />

da sind sich Müller und Seelig einig.<br />

Hier ist gerade im Privatbereich nicht<br />

ganz klar, ob dies dem sparsamen Umgang<br />

zuträglich ist. Im Ergebnis entsprechender<br />

Versuche und Befragungen ist<br />

es jedoch wenig wahrscheinlich, dass<br />

sich Haushalte am Lastausgleich beteiligen<br />

und zum Beispiel nachts die Waschmaschine<br />

anschalten, um preiswerteren<br />

Strom zu nutzen. Auch hier gibt es den<br />

Unterschied zu den Unternehmen. „Mit<br />

unseren ‚Virtuellen Kraftwerken‘ bieten<br />

wir gerade größeren Unternehmen einen<br />

hervorragenden Service zur Steuerung<br />

des Reststrombezugs“, so Seelig.<br />

Mit der Installation der Smart Meter werden<br />

sich weitere Möglichkeiten ergeben,<br />

die jetzt nur ansatzweise abzusehen sind.<br />

Vorerst werden sie nur Verbrauchsdaten<br />

erfassen, wie es bereits der alte analoge<br />

Zähler tat. Durch die digitale Erfassung<br />

können dann Daten genutzt werden, um<br />

Volatilitäten auszugleichen, sicher aber<br />

auch noch vieles andere mehr.<br />

EWE ist ein gutes Beispiel für die Veränderung<br />

von Unternehmen durch die sich<br />

wandelnden Rahmenbedingungen in der<br />

Gesellschaft. Die Energiewende in einem<br />

hoch regulierten Umfeld zu gestalten, die<br />

Digitalisierung als Chance für neue Geschäftsmodelle<br />

aufzugreifen, setzt hohes<br />

Engagement, Mut und strategisches<br />

Denken voraus. Das gilt nicht nur für Konzerne<br />

wie EWE, sondern auch für kleine<br />

und mittelständische Unternehmen, die<br />

von solchen Partnern wie EWE in der Region<br />

nur profitieren können.<br />

Fotos: EWE/Nadine Auras<br />

Heiko Seelig, Leiter Vertrieb Geschäftskunden bei der EWE VERTRIEB GmbH Brandenburg/<br />

Rügen, und EWE-Generalbevollmächtigter Dr. Ulrich Müller im Gespräch mit W+M-Herausgeber<br />

Frank Nehring (v. l.).<br />

Bei EWE hat man die Augen auf, was<br />

es an Neuentwicklungen gibt. Da wird<br />

die Start-up-Szene genauestens beobachtet<br />

oder mit den Forschern der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena gemeinsam<br />

an der Speicherung elektrischer Energie<br />

in Salzkavernen gearbeitet. Vielleicht entsteht<br />

ja hier die größte Batterie der Welt.<br />

EWE ist eben ein Unternehmen in Transformation.<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


16 | W+M LÄNDERREPORT BERLIN<br />

Berlins Immobilienmarkt erfreut sich großer Beliebtheit.<br />

Droht in Berlin eine<br />

Immobilienblase?<br />

Der Berliner Immobilienmarkt ist einer der größten und<br />

dynamischsten in Deutschland und Europa. Dies gilt auch für<br />

den Wohnungsmarkt, der sich dank eines kontinuierlichen<br />

Wachstums hinsichtlich der Einwohner und Privathaushalte einer<br />

hohen Nachfrage seitens Wohnungssuchender, Investoren und<br />

Projektentwickler erfreut. Ist Berlin darauf eingestellt oder<br />

führt dies zu Fehlentwicklungen am Markt?<br />

Aber auch wenn keine Immobilienblase zu<br />

befürchten ist, stehen viele Themen auf<br />

der Agenda der wachsenden Stadt Berlin.<br />

Hält der hohe Zuzug von aktuell rund<br />

40.000 Menschen pro Jahr nach Berlin an,<br />

ist die Marke von vier Millionen Einwohnern<br />

nicht mehr fern. Dadurch steigen neben<br />

dem rein quantitativen Bedarf auch<br />

die qualitativen Ansprüche an Wohnraum.<br />

Dabei geht es um die ausreichende bedarfs-<br />

und vor allem einkommensgerechte<br />

Schaffung verschiedener Wohnungstypen<br />

und Wohnqualitäten vom Mikroappartment<br />

über WG- und familientaugliche<br />

Grundrisse bis hin zu barrierefreiem Wohnraum.<br />

Deshalb sind im Rahmen der Bauland-<br />

und Wohnungsbaupolitik sowie seitens<br />

der Immobilienwirtschaft bisherige<br />

Anstrengungen noch zu verstärken und<br />

weitere Anreize zu schaffen, um den zukünftigen,<br />

insbesondere auch erschwinglichen<br />

Wohnraumbedarf quantitativ und<br />

qualitativ bedienen zu können.<br />

Von Dr. Wulff Aengevelt<br />

Berlins Einwohnerzahl wächst und<br />

wächst und damit auch der Bedarf<br />

an Wohn- und Gewerberäumen.<br />

Gebaut wird viel, vor allem der hochpreisige<br />

Wohneigentumsbau expandiert in der<br />

Hauptstadt. Bauflächen werden knapp. Die<br />

Folge: Die Immobilien- und Grundstückspreise<br />

kennen nur eine Richtung – steil nach<br />

oben. Selbst für gutverdienende Mittelständler<br />

wird es immer schwerer, bezahlbaren<br />

Wohnraum zu finden. Weltweit agierende<br />

institutionelle Investoren und Unternehmen<br />

haben Berlin als einen sehr zukunftsund<br />

renditeträchtigen Markt entdeckt. Was<br />

für die wachsende Bedeutung Berlins insgesamt<br />

spricht, bereitet auch Sorgen. Dazu<br />

zählt etwa die Frage, wie wahrscheinlich<br />

eine Immobilienblase ist und wie sich aktuell<br />

die Situation darstellt. Gefühlt droht<br />

in Berlin eine Überhitzung des Immobilienmarktes<br />

oder sogar eine Immobilienblase.<br />

Aber ist dem tatsächlich so? Die klare Antwort<br />

darauf lautet: Nein.<br />

Ein Indiz für die Entstehung einer Immobilienblase<br />

ist beispielsweise, wenn die Kaufpreise<br />

schneller steigen als die Mieten.<br />

Das ist aktuell in Berlin nicht der Fall. Ein<br />

weiteres Warnsignal wäre, wenn die Kaufpreise<br />

im Vergleich zu<br />

den Einkommen deutlich<br />

schneller steigen.<br />

Dies ist ebenfalls<br />

nicht pauschal festzustellen,<br />

auch wenn<br />

es für viele den Eindruck<br />

macht.<br />

Auch ein spekulativ<br />

zunehmender Wohnungsbau<br />

wäre ein Blasenmerkmal. Aber<br />

hiervon kann aktuell keine Rede in Berlin<br />

sein. Vielmehr ist der Bedarf auch in den<br />

nächsten Jahren deutlich größer als das<br />

Angebot. Dabei ist insbesondere in Berlin<br />

auf die wachsende Differenz zwischen<br />

erteilten Baugenehmigungen und tatsächlichen<br />

Baufertigstellungen hinzuweisen.<br />

Und nicht zuletzt könnte die vermehrte<br />

Aufnahme von Krediten ein Hinweis<br />

auf eine drohende Immobilienblase sein.<br />

Dies ist ebenfalls nicht der Fall: Obwohl<br />

das Kreditvolumen steigt, ist kein Preisblasenindiz<br />

erkennbar, da insbesondere<br />

bei der Finanzierung von Eigentumswohnungen<br />

niedrigere Fremdmittelquoten bei<br />

steigender Anfangstilgung erkennbar sind.<br />

Grundsätzlich verfügt<br />

Berlin noch über angemessene<br />

Flächenpotenziale.<br />

Allerdings<br />

muss eine zukunftsgerichtete,<br />

ausgewogene<br />

Stadtplanung<br />

auch ausreichende<br />

Flächenreserven<br />

für die<br />

Ansiedlung von Industrie-<br />

und Gewer-<br />

Dr. Wulff Aengevelt.<br />

beunternehmen vorhalten.<br />

Insbesondere in Mischgebieten besteht<br />

die Gefahr, gewerbliche Nutzungen<br />

durch Wohnungsneubau auszuschließen<br />

oder zu vertreiben.<br />

W+M<br />

DER AUTOR<br />

Dr. Wulff Aengevelt ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Aengevelt Immobilien<br />

GmbH & Co. KG. Das Unternehmen<br />

mit Sitz in Düsseldorf gehört zu den<br />

TOP 10 der Immobilienbranche und ist<br />

in Berlin seit dem Mauerfall aktiv. Weitere<br />

Neiderlassungen gibt es in Frankfurt/<br />

Main, Dresden, Leipzig und Magdeburg.<br />

Fotos: pixabay (oben), AEN GEVELT IMMOBILIEN (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


LÄNDERREPORT BRANDENBURG | 17<br />

Boom beim<br />

Export<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

legt im Auslandsgeschäft stark zu<br />

Foto/Grafik: MBS<br />

Immer mehr Unternehmen, auch kleine<br />

und mittelständische, betreiben hierzulande<br />

erfolgreich Außenhandel. Das<br />

Exportvolumen in Brandenburg stieg zwischen<br />

2002 und 2015 von 4,6 auf 14,2 Milliarden<br />

Euro. Handelsbeziehungen werden<br />

zunehmend globaler.<br />

Durch den starken Aufschwung haben<br />

die Berater der Mittelbrandenburgischen<br />

Sparkasse (MBS), die die Firmen beim Außenhandel<br />

unterstützen, alle Hände voll<br />

zu tun. „Dieses Segment ist bei uns in<br />

den vergangenen Jahren stark gewachsen“,<br />

berichtet Dirk Siemann, Leiter des<br />

internationalen Firmenkundengeschäfts<br />

bei der MBS. Das zeigt sich beispielsweise<br />

an den Zahlungsverkehrstransaktionen:<br />

Diese sind zwischen 2012 und 2016<br />

in der reinen Anzahl um rund das Zehnfache<br />

gestiegen, das Zahlungsverkehrsvolumen<br />

zeitgleich um das Vierzehnfache.<br />

Trotz allem gibt es für Brandenburg im Außenhandel<br />

noch reichlich Luft nach oben.<br />

Im Vergleich aller deutschen Bundesländer<br />

belegt das Land aktuell nur Platz<br />

15, dennoch nimmt die Internationalisierung<br />

besonders der<br />

kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen zu.<br />

Warum verzeichnet der<br />

Export bundesdeutscher<br />

Firmen diesen ungebrochenen<br />

Boom? „Made in<br />

Germany steht im Ausland<br />

nach wie vor für<br />

höchste Qualität“, erklärt<br />

Siemann.<br />

Handel mit dem Ausland<br />

zu betreiben, bringe jedoch<br />

so einige, hierzulande<br />

unbekannte Herausforderungen mit<br />

sich. „Bei grenzüberschreitenden Lieferungen<br />

bewegt man sich häufig in unbekannten<br />

Rechtssystemen“, so der MBS-<br />

Experte. „Je größer die Entfernung und<br />

je exotischer das Land, desto höher sind<br />

die Unwägbarkeiten, im Ernstfall Forderungen<br />

gerichtlich durchzusetzen oder<br />

den ungerechtfertigten Zugriff auf nicht<br />

bezahlte Waren zu verhindern.“ Auch die<br />

Bonität ausländischer Banken sei für viele<br />

schwer einzuschätzen. Selbst beim Export<br />

innerhalb Europas registrieren viele<br />

Unternehmer vermehrt Zahlungsstörungen.<br />

Doch nutzen bisher nur wenige Firmen<br />

wirksame Instrumente, um sich zu<br />

schützen, warnt Siemann. „Wir helfen den<br />

Unternehmen mit einer ganzen Reihe von<br />

Dienstleistungen und Lösungen, beispielsweise<br />

Akkreditiven und Garantien, um solche<br />

Risiken zu minimieren.“<br />

Leitet das internationale<br />

Firmenkundengeschäft bei der MBS:<br />

Dirk Siemann.<br />

Die MBS ist Teil der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />

zu der unter anderem alle Sparkassen<br />

und Landesbanken gehören. Sie ist<br />

eine der weltweit größten Finanzgruppen<br />

und hat Standorte und Mitarbeiter<br />

rund um den Globus.<br />

„Unsere Fachleute<br />

vor Ort stellen<br />

sicher, dass<br />

die Exportgeschäfte<br />

erfolgreich<br />

abgewickelt<br />

werden“,<br />

sagt Siemann.<br />

Damit meint er<br />

sowohl die im eigenen<br />

Haus tätigen<br />

Spezialisten<br />

als auch das in<br />

der S-Country-<br />

Die MBS ist weltweit aktiv. Mit Firmen in fünf<br />

Staaten werden besonders viele Geschäfte<br />

realisiert.<br />

Desk GmbH organisierte weltweite Expertennetzwerk.<br />

Zudem gibt es bundesweit<br />

bei den Sparkassen Länderverantwortliche,<br />

die sich ihr Expertenwissen gegenseitig<br />

zur Verfügung stellen. So ist die<br />

MBS in Potsdam für Polen zuständig. Erklärtes<br />

Ziel ist es, den Kunden ein umfassendes<br />

Dienstleistungsportfolio zu bieten,<br />

damit diese ihre Auslandsgeschäfte problemlos<br />

tätigen und mögliche Risiken minimieren<br />

können. Sei es beim Zahlungsverkehr,<br />

der Zinssicherung, der Exportfinanzierung,<br />

dem Währungsmanagement oder<br />

dem Dokumentengeschäft. W+M<br />

APP S-WELTWEIT<br />

Digitale Unterstützung<br />

leistet die Sparkasse für<br />

im Export tätige Unternehmer<br />

mit der neuen App S-weltweit.<br />

Über sie erhält man:<br />

• Länderinformationen (Steckbrief, Risikoeinschätzung,<br />

Auslandsstandorte<br />

der S-Finanzgruppe)<br />

• Internationale News und Benachrichtigungen<br />

über Termine<br />

• Aktuelle Devisenkurse und Charts<br />

• Interkulturelle Tipps und wichtige<br />

Reiseinformationen<br />

• Unterstützung bei der Suche nach<br />

Geschäftspartnern<br />

• Direkten Kontakt zum Auslandsspezialisten<br />

der Sparkasse<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


18 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />

Digitale Unternehmen<br />

sind erfolgreicher<br />

Was der Mittelstand von Start-ups lernen kann<br />

Vor allem in der Konsumgüterbranche,<br />

aber auch in scheinbar analogen<br />

Branchen wie der Landwirtschaft<br />

oder beim Bau zeigt sich: Digitale<br />

Unternehmen wachsen nicht nur schneller,<br />

sondern generieren auch mehr Umsatz.<br />

Deutschlands Unternehmen könnten<br />

laut einer Studie von McKinsey zur Digitalisierung<br />

des Mittelstands bis 2025 durch<br />

konsequente Digitalisierung bis zu 126 Milliarden<br />

Euro zusätzliche Wertschöpfung erzielen<br />

und das Wirtschaftswachstum um<br />

0,3 Prozentpunkte steigen lassen. In den<br />

Bilanzbüchern deutscher Mittelständler<br />

hat sich dieses Potenzial bislang jedoch<br />

kaum entfaltet. Die Probleme lassen sich<br />

einfach zusammenfassen.<br />

Kein Geld, keine Entwicklung<br />

Während sich Deutschland insgesamt im<br />

Hinblick auf Neugründungen – zumindest<br />

im innereuropäischen Vergleich – nicht verstecken<br />

muss, hinkt der Mittelstand bei der<br />

Digitalisierung hinterher: Nur jeder zweite<br />

Mittelständler sieht Digitalisierung als Chance<br />

für sein Unternehmen. Viele kleine und<br />

mittlere Unternehmen setzen zwar Digitalisierungsprojekte<br />

um, das Durchschnittsvolumen<br />

der Ausgaben liegt aber laut einer<br />

Erhebung von Microsoft gerade einmal im<br />

fünfstelligen Bereich. Selbst viele Start-ups<br />

Digital Native<br />

Überwiegend Digitaler Wettbewerb<br />

Wettbewerb in neuen Sektoren<br />

Traditionelle Zweige<br />

Digital Native<br />

Überwiegend Digitaler Wettbewerb<br />

Wettbewerb in neuen Sektoren<br />

Traditionelle Zweige<br />

13 6<br />

16<br />

21<br />

19<br />

13<br />

14<br />

sammeln durch Risikokapitalgeber wesentlich<br />

höhere Summen ein und reinvestieren<br />

diese in das eigene Wachstum.<br />

Digitalisierung – mehr als eine Website<br />

Digitalisierung betrifft das gesamte Unternehmen.<br />

Als aus der Start-up-Szene<br />

gewachsene Beratung erleben wir täglich<br />

tiefgreifende kulturelle Unterschiede<br />

zwischen traditionellen Unternehmen und<br />

Start-ups. Die meisten Vorstände haben<br />

den Paradigmenwechsel zwar längst erkannt<br />

und drängen auf Wandel, doch weite<br />

Teile der Mitarbeiter müssen sich immer<br />

noch in einem streng hierarchischen Korsett<br />

bewegen. Das ist vor allem bei dem<br />

großen Aufgabenspektrum, das die Digitalisierung<br />

umfasst, nicht förderlich: Es<br />

gilt, neue Geschäftsfelder zu erschließen,<br />

Produktionsprozesse in Frage zu stellen,<br />

neue Vertriebs- und Marketingkanäle zu<br />

nutzen, auf verändertes Kundenverhalten<br />

zu reagieren, neue Wettbewerber im Blick<br />

zu halten und vor allem dabei die Kultur<br />

im Unternehmen zu erneuern – damit diese<br />

Vorhaben überhaupt gelingen können.<br />

Kein Wandel ohne Mitarbeiter<br />

Vielen Mittelstandsunternehmen fehlt es<br />

noch an Digitalisierungs- und IT-Experten<br />

wie Datenanalysten, Softwareentwicklern<br />

WACHSTUM<br />

< 0 % 1 – 4 % 5 – 9 % 10 – 24 % > 25 %<br />

18<br />

23<br />

33<br />

22<br />

GEWINN VOR ZINSEN UND STEUERN<br />

< 0 % 1 – 4 % 5 – 9 % 10 – 24 % > 25 %<br />

14<br />

13<br />

16<br />

25<br />

11<br />

16<br />

22<br />

10<br />

23<br />

19<br />

22<br />

25<br />

22<br />

27<br />

39<br />

31<br />

37<br />

29<br />

37<br />

36<br />

25<br />

36<br />

11<br />

11<br />

5<br />

25<br />

11<br />

8<br />

3<br />

DER AUTOR<br />

Nils Seger ist Gründer und Geschäftsführer<br />

von RCKT, eine der führenden digitalen<br />

Beratungen aus dem Berliner Start-up-<br />

Ökosystem. Die rund 50 Berater agieren<br />

dabei nicht nur als strategische Experten,<br />

sondern vor allem in der digitalen Umsetzung.<br />

RCKT ist Betreiber der Digital Hub<br />

Initiative der Bundesregierung, die mit<br />

zwölf Standorten Digitalisierung in ganz<br />

Deutschland fördert. Zum Kundenstamm<br />

gehören neben etablierten DAX-Unternehmen,<br />

vor allem mittelständische Unternehmen<br />

und aufstrebende Start-ups.<br />

oder Designern. Mittelständler in Städten<br />

mit weniger als 300.000 Einwohnern nennen<br />

häufig den weniger attraktiven Standort<br />

als Hindernis bei der Einstellung von<br />

Fachkräften.<br />

Studien des Bundesverbands für E-Commerce<br />

und Versandhandel zeigen aber,<br />

dass sich digitale Unternehmungen auf<br />

dem Land genauso durchsetzen können.<br />

Zum Beispiel haben sich in allen zweistelligen<br />

Postleitzahlengebieten in Deutschland<br />

schon E-Commerce-Unternehmen<br />

mit Millionen-Umsätzen etabliert. Provinz<br />

ist also keine Ausrede.<br />

Zeit also, dass der Mittelstand den potenziellen<br />

Mitarbeitern ein attraktives Arbeiten<br />

bietet: Innovative Geschäftsprozesse<br />

sowie die Möglichkeit, bei Entscheidungen<br />

miteinbezogen zu werden, sind Digital<br />

Natives besonders wichtig.<br />

Der Wandel von Kultur und Organisation<br />

ist für den Mittelstand jetzt von erfolgskritischer<br />

Bedeutung. Anstatt Millionenbeträge<br />

für herbei geschriebene Tech-Trends<br />

aus dem Fenster zu werfen, gilt es jetzt,<br />

das eigene Team richtig ein- und aufzustellen.<br />

Nils Seger<br />

Fotos: 3dkombinat/fotolia.com (oben), RCKT (oben rechts), Quelle Schaubild: McKinsey: How digital reinventors are pulling away from the pack (2017)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


Wir im Osten entwickeln die:<br />

DIGITALE<br />

REVOLUTIONS<br />

ENERGIE<br />

ZUKUNFTS<br />

ENTWICKLUNGS<br />

PLATTFORM<br />

… oder kurz gesagt:<br />

DAS INTERNET DER ENERGIE.<br />

Mit der Energiewende wird die Stromversorgung dezentraler<br />

und digitaler. Dafür entwickeln wir zusammen mit Partnern<br />

aus der Region leistungsstarke Technologien und intelligente<br />

Programme. Diese vernetzen Erzeuger und Verbraucher effizient<br />

miteinander. Mehr erfahren unter www.enviaM-Gruppe.de


20 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Der Berliner Dom ist ein beliebtes<br />

Ziel von Touristen in der Hauptstadt.<br />

Tourismus in Ostdeutschland<br />

weiter im Aufwind<br />

Berlin überholt Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Luther-Jahr sorgt für Boom in Sachsen-Anhalt<br />

Eine völlig neue Kooperation ist seit<br />

Herbst letzten Jahres unter Dach und<br />

Fach: Mecklenburg-Vorpommern ist<br />

offizielles Partnerland der ITB Berlin für<br />

das Jahr <strong>2018</strong>. Am 12. Oktober 2017 unterzeichneten<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU),<br />

Dr. Martin Buck, Senior Vice President<br />

Travel & Logistics und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der Messe Berlin GmbH,<br />

der Vorsitzende des Tourismusverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern e. V. Wolfgang<br />

Waldmüller sowie David Ruetz, Head of<br />

ITB Berlin, im Internationalen Haus des<br />

Tourismus in Rostock die Kooperationsvereinbarung.<br />

ein umfangreiches Aufforstungsprojekt,<br />

bei dem für zehn Euro jeweils fünf Quadratmeter<br />

Mischwald gepflanzt werden.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Der Tourismus stellt in Mecklenburg-Vorpommern<br />

eine überaus wichtige Säule<br />

für die Wirtschaft des Landes dar. Der<br />

Sektor sorgt für einen jährlichen Bruttoumsatz<br />

von etwa 4,1 Milliarden Euro und<br />

sichert insgesamt 130.000 Arbeitsplätze.<br />

Während der Tourismus im Land in<br />

den letzten Jahren kontinuierlich wuchs,<br />

jährlich um knapp drei Prozent, belegen<br />

die jüngsten Erhebungen für den Zeitraum<br />

von Januar bis November 2017 einen<br />

Rückgang der Übernachtungen um<br />

1,9 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum<br />

im Jahr zuvor. „Das ist ein kleiner<br />

Dämpfer. Es dürfte dennoch ein insgesamt<br />

gutes Ergebnis für die Branche am<br />

Ende werden. Wir bewegen uns seit Jahren<br />

auf einem sehr hohen Niveau. Dieses<br />

gilt es zu halten beziehungsweise auszubauen“,<br />

sagte Glawe Ende Dezember.<br />

Die ITB <strong>2018</strong> „werden wir intensiv nutzen,<br />

um auf unser Bundesland aufmerksam<br />

zu machen. Wir wollen und müs-<br />

Erstmals in der Geschichte der Internationalen<br />

Tourismusbörse wird damit ein<br />

Bundesland Partnerland der Messe. Und<br />

es gibt noch eine weitere Premiere in diesem<br />

Jahr: Das erste Mal wird eine Eröffnungsfeier<br />

der ITB zu einhundert Prozent<br />

CO 2<br />

-neutral gestaltet. Gegen die Mitbewerber<br />

hatte sich Mecklenburg-Vorpommern<br />

unter anderem aufgrund seines<br />

nachhaltigen touristischen Konzepts<br />

durchgesetzt. Urlauber, die in dem Bundesland<br />

im Nordosten zu Gast sind, haben<br />

beispielsweise die Möglichkeit, ihren<br />

Aufenthalt CO 2<br />

-neutral zu halten.<br />

Möglich ist dies mit Hilfe der sogenannten<br />

Waldaktie, von der bereits 85.000<br />

Stück verkauft wurden. Sie ermöglicht<br />

Vertreter der ITB und aus Mecklenburg-Vorpommern besiegeln am 12. Oktober 2017 in Rostock<br />

ihre Zusammenarbeit: David Ruetz, Harry Glawe, Dr. Martin Buck und Wolfgang Waldmüller (v. l.).<br />

Foto: Pixabay (oben), TMV/Danny Gohlke 8unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 21<br />

sen vor allem im internationalen Maßstab<br />

noch bekannter werden, um mehr Gäste<br />

aus dem Ausland für Mecklenburg-Vorpommern<br />

zu begeistern“, betonte er.<br />

Die Bilanz in den Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns<br />

ist uneinheitlich. Überdurchschnittliche<br />

Zuwächse bei den Übernachtungen<br />

meldeten im ersten Halbjahr<br />

2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

die Betriebe in der Mecklenburgischen<br />

Schweiz und Seenplatte (plus sieben Prozent).<br />

Fischland/Darß/Zingst dagegen verzeichnete<br />

ein Minus von 4,6 Prozent.<br />

Sachsen<br />

Nach mehreren Jahren der Stagnation<br />

ist der Freistaat bei Touristen wieder beliebter.<br />

Während sich die Übernachtungszahlen<br />

im Zeitraum von 2014 bis 2016<br />

um etwa 18,8 Millionen bewegten, konnten<br />

von Januar bis November 2017 bereits<br />

17,9 Millionen Übernachtungen gezählt<br />

werden. Das entspricht einem Plus<br />

von mehr als drei Prozent gegenüber dem<br />

TOURISMUS IN OSTDEUTSCHLAND<br />

Anzahl der Übernachtungen von 2014 bis 2016 in Millionen<br />

2016 2015 2014<br />

Berlin 31,1 30,3 28,7<br />

Brandenburg 12,9 12,5 11,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 30,3 29,5 28,7<br />

Sachsen 18,8 18,7 18,9<br />

Sachsen-Anhalt 7,8 7,6 7,4<br />

Thüringen 9,7 9,8 9,8<br />

Ostdeutschland 110,6 108,4 105,4<br />

Eigene Erhebung auf Grundlage der Zahlen der Statistischen Landesämter, Stand: Februar <strong>2018</strong><br />

REKORDJAHR 2017<br />

Anzahl der Übernachtungen von Januar bis November 2017*<br />

Anzahl der Übernachtungen<br />

in Millionen<br />

Veränderung in Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

Berlin 28,9 + 0,7<br />

Brandenburg 12,4 + 1,5<br />

Mecklenburg-Vorpommern 28,6 - 1,9<br />

Sachsen 17,9 +3,1<br />

Sachsen-Anhalt 6,3 +5,4<br />

Thüringen 9,3 +1,8<br />

* Sachsen-Anhalt: Januar bis September 2017<br />

Eigene Erhebung auf Grundlage der Zahlen der Statistischen Landesämter, Stand: Februar <strong>2018</strong><br />

Advertorial<br />

Foto: Landhaus Zu den Rothen Forellen<br />

Luxushotel im Harz<br />

mit neuem Spitzenkoch<br />

Ilsenburg. Galt der Harz lange Zeit als kulinarische<br />

Diaspora, so ist in jüngerer Vergangenheit<br />

durchaus von einer Aufbruchsstimmung<br />

zu berichten. Vor allem im sachsen-anhaltinischen<br />

Teil des Harzes schicken<br />

sich Spitzenköche an, die Region dauerhaft<br />

als feine Genussadresse zu etablieren. Das<br />

mit fünf Sternen klassifizierte Hotel „Zu den<br />

Rothen Forellen” im Luftkurort Ilsenburg am<br />

Fuße des Brocken zählt seit vielen Jahren zu<br />

den besten und verlässlichen kulinarischen<br />

Adressen Sachsen-Anhalts. Für mehrere<br />

Jahre war das Gourmet-Restaurant „Forellenstube”<br />

lukullischer Vorreiter und mit dem<br />

begehrten Michelin-Stern dekoriert. Kochgrößen<br />

wie René Bobzin, Axel Kammerl und<br />

Thomas Barth hatten die Auszeichnung für<br />

das seit 2010 zur Kollektion der „Privathotels<br />

Dr. Lohbeck“ gehörende Ostharzer<br />

Luxushotel erkocht und verteidigt.<br />

Nun startet seit Sommer 2017 ein neuer Küchenchef<br />

durch: Arne Aurelius Linke. Der<br />

32-jährige Hamburger bringt jede Menge<br />

Sterneerfahrung und vor allem eine enorme<br />

Leidenschaft und Talent mit. Seine bisherigen<br />

Stationen führten ihn unter anderem<br />

zu Sternekoch Christian Rach ins „Tafelhaus”<br />

und zu Fritz Schilling in „Die Bank”<br />

nach Hamburg. Er kochte an der Seite von<br />

Sternekoch Robert Stolz und gemeinsam<br />

mit Sternekoch Jens Rittmeyer im Restaurant<br />

Sao Gabriel an der Algarve.<br />

Das noble Fünf-Sterne-Landhotel am Forellensee<br />

wird vom österreichischen Direktor<br />

Valentin Fillafer seit Jahren vorbildlich<br />

und mit ganz viel Charme und Charisma geführt.<br />

Hier logierten Stars wie George Clooney<br />

und Matt Damon und ließen sich von<br />

dem zauberhaft romantischen Flair begeistern.<br />

76 feine Zimmer und Suiten, dazu ein<br />

erstklassiger „Forellen Spa“ mit Indoorpool<br />

und großzügiger Saunalandschaft sind von<br />

ausgesuchter Qualität, auch was die Verwöhnofferten<br />

anbelangt.<br />

LANDHAUS „ZU DEN ROTHEN FORELLEN“<br />

Marktplatz 2, 38871 Ilsenburg<br />

Tel.: 039452 9393<br />

Fax: 039452 9399<br />

E-Mail: info@rotheforelle.de<br />

Web: www.rotheforelle.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


22 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />

Vergleichszeitraum in 2016. Besonders<br />

hohe Zuwächse verzeichneten das Vogtland<br />

und die Sächsische Schweiz, mit 9,5<br />

und 8,1 Prozent im ersten Halbjahr 2017.<br />

In dieser Zeit konnte das Land zudem so<br />

viele Gäste und Übernachtungen aus dem<br />

In- und Ausland verbuchen wie noch in<br />

keinem Jahr zuvor. Besonders stieg dabei<br />

der Anteil der Besucher aus Polen<br />

(plus 20,7 Prozent) und den USA (plus<br />

15,9 Prozent).<br />

Brandenburg<br />

Insgesamt wird der Tourismus in Brandenburg<br />

durch eine stabile Nachfrage von<br />

Gästen aus Deutschland getragen. Die Betriebe<br />

in Brandenburg verzeichneten 2016<br />

rund 12,9 Millionen Übernachtungen, was<br />

einem Plus von etwa drei Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr entspricht. Auch die<br />

vorläufigen Zahlen aus den ersten elf Monaten<br />

von 2017 bestätigen ein erneutes<br />

Wachstum. Mit 12,4 Millionen Übernachtungen<br />

konnte das Land um rund 1,5 Prozent<br />

zulegen.<br />

Die Tourismuswirtschaft ist mit ihren circa<br />

60.000 Beschäftigten in über 10.000<br />

Unternehmen ein Job- und Wertschöpfungsmotor<br />

für das Land Brandenburg.<br />

Der Bruttoumsatz der Branche liegt bei 4,3<br />

Milliarden Euro. Aber nicht nur der Übernachtungsgast<br />

zählt: Tagestourismus ist<br />

in Brandenburg ein wichtiger Faktor. Jährlich<br />

gibt es rund 92,3 Millionen Tagesreisen<br />

in und nach Brandenburg. Daraus generiert<br />

die Branche rund 60 Prozent ihres<br />

Umsatzes.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Das Reformationsjubiläum im vergangenen<br />

Jahr hat dem Tourismus in Sachsen-<br />

Anhalt einen Boom beschert. Das gilt<br />

insbesondere für die Lutherstätten, aber<br />

auch das Land insgesamt profitiert. Die<br />

Zahl der Übernachtungen legte in den ersten<br />

elf Monaten des Vorjahres um 5,4 Prozent<br />

auf rund 6,3 Millionen zu. Besonders<br />

stark war der Zuwachs im ersten Halbjahr<br />

bei den ausländischen Gästen: Plus 9,1<br />

Prozent bei den Ankünften und plus 17,9<br />

Prozent bei den Übernachtungen. Spitzenreiter<br />

war die Region Anhalt-Wittenberg<br />

– hier wuchs die Zahl der ausländischen<br />

Gäste um 20,5 Prozent und die Zahl der<br />

Das Luther-Jahr bescherte Sachsen-Anhalt einen Boom im Tourismussektor.<br />

Übernachtungen sogar um 51,1 Prozent.<br />

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff<br />

(CDU) freute sich über den hohen Zuspruch<br />

aus dem Ausland. „Jetzt geht es<br />

darum, viel von dem Schwung des Jahres<br />

2017 mit in die Zukunft zu nehmen und die<br />

Entwicklung im Bereich des Tourismus zu<br />

verstetigen. Eine gute Gelegenheit ist hier<br />

das Bauhausjubiläum 2019.“ Im nächsten<br />

Jahr jährt sich die Gründung des Bauhauses<br />

zum 100. Mal. Dazu plant das Land<br />

vor allem in der Stadt Dessau eine Vielzahl<br />

an Veranstaltungen.<br />

Thüringen<br />

Während Thüringen in den letzten Jahren<br />

mit stagnierenden Übernachtungszahlen<br />

zu kämpfen hatte, liest sich die Entwicklung<br />

in 2017 positiv. Mit Übernachtungen<br />

in Höhe von 9,8 Millionen sowohl in 2014<br />

als auch 2015 waren es 2016 sogar nur<br />

9,7 Millionen. Doch 2017 scheint sich das<br />

Blatt zu wenden. In den ersten elf Monaten<br />

des Jahres stieg die Anzahl der Übernachtungen<br />

um 1,8 Prozent auf 9,3 Millionen.<br />

Sollten die Zahlen sich im Dezember<br />

fortgesetzt haben, wurde das vergangene<br />

Jahr womöglich mit einem zweistelligen<br />

Ergebnis abgeschlossen. Besonders<br />

positiv entwickelte sich der Hainich mit<br />

8,5 Prozent mehr Gästeankünften und 8,4<br />

Prozent mehr Übernachtungen. Nur zwei<br />

Reisegebiete konnten sowohl bei den Ankünften<br />

als auch den Übernachtungen das<br />

Vorjahresergebnis nicht erreichen: Südharz<br />

und Thüringer Vogtland.<br />

Berlin<br />

Der Tourismus in der Hauptstadt ist eine<br />

der wichtigsten Schlüsselbranchen mit einem<br />

jährlichen Umsatz von 11,5 Milliarden<br />

Euro und einem Beschäftigungseffekt<br />

von 235.000 Vollzeitbeschäftigten. Und er<br />

jagt von Rekord zu Rekord. Von 2014 bis<br />

2016 konnten die Übernachtungszahlen<br />

in Berlin um 2,4 Millionen gesteigert und<br />

damit sogar Mecklenburg-Vorpommern<br />

als stärkstes neues Bundesland überholt<br />

werden. Und auch die Zahlen für Januar<br />

bis November 2017 lassen auf ein weiteres<br />

Allzeithoch hoffen. Ein Plus von weiteren<br />

0,7 Prozent bei den Übernachtungen<br />

wurde gemessen.<br />

Wie sich die neuen Bundesländer auf der<br />

Internationalen Tourismusbörse in diesem<br />

Jahr präsentiert haben und welche Schwerpunkte<br />

sie in ihren Tourismuskonzepten<br />

für <strong>2018</strong> setzen, lesen Sie in der nächsten<br />

Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>.<br />

Janine Pirk-Schenker<br />

INTERNATIONALE<br />

TOURISMUSBÖRSE ITB<br />

Die führende Messe der weltweiten<br />

Reiseindustrie ITB Berlin findet <strong>2018</strong><br />

vom 7. bis 11. März statt. Von Mittwoch<br />

bis Freitag ist die ITB Berlin für Fachbesucher<br />

geöffnet. 2017 stellten mehr als<br />

10.000 Aussteller aus 184 Ländern ihre<br />

Produkte und Dienstleistungen rund<br />

169.000 Besuchern vor.<br />

Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


XXX | 23<br />

Besuchen Sie uns! dessau-eben.de<br />

Advertorial<br />

Kultur. Natur. Geschichte.<br />

„Dessau eben“? Eine Stadt muss schon<br />

Selbstvertrauen haben, um ihre touristischen<br />

Angebote unter diesem selbstverständlich<br />

klingenden Slogan zu vermarkten.<br />

Dessau-Roßlau, die unweit der Metropolen<br />

Berlin und Leipzig gelegene Stadt<br />

in Sachsen-Anhalt, hat jedoch allen Anlass,<br />

selbstbewusst zu sein.<br />

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum<br />

Beispiel, das sich über 142 Quadratkilometer<br />

in und um Dessau erstreckt. Ab<br />

1769 wurde es als erster Landschaftspark<br />

nach englischem Vorbild auf dem<br />

europäischen Festland gestaltet. Mit<br />

dem Schloss Wörlitz entstand dort der<br />

Gründungsbau des deutschen Klassizismus.<br />

Das kleine Fürstentum Anhalt wurde<br />

Ende des 18. Jahrhunderts zum internationalen<br />

Musterland der Aufklärung.<br />

Dieser aufgeklärte Geist ist bis heute<br />

spürbar.<br />

Das fortschrittliche Denken machte Dessau<br />

1925 auch zur Heimat des Bauhauses.<br />

Die 1919 in Weimar gegründete<br />

Hochschule für Gestaltung erlebte hier<br />

ihre Blütezeit. Davon zeugen neben dem<br />

Bauhausgebäude selbst die Meisterhäuser,<br />

die Siedlung Törten und viele weitere<br />

Bauwerke im Stadtgebiet. Im neuen<br />

Bauhaus Museum Dessau wird ab 2019<br />

zudem eine der weltgrößten Bauhaus-<br />

Sammlungen präsentiert.<br />

Aber nicht nur die Geschichte der Stadt,<br />

zu der neben diesen beiden UNESCO-<br />

Welterbestätten unter anderem Technikpionier<br />

Hugo Junkers gehört, ist in Dessau<br />

erlebbar. Das Anhaltische Theater<br />

oder das international renommierte Kurt<br />

Weill Fest stehen stellvertretend für die<br />

kulturelle Vielfalt der Gegenwart. Die Auenlandschaft<br />

an Elbe und Mulde sowie<br />

ein umfassendes Radwegenetz bieten<br />

naturnahen Tourismus in allen Facetten.<br />

Eine Vielfalt, wie es sie so in ganz<br />

Deutschland wohl kein zweites Mal gibt.<br />

Dessau eben.<br />

Tourist-Information<br />

Dessau<br />

VISIT<br />

DESSAU<br />

Zerbster Straße 2c<br />

06844 Dessau-Roßlau<br />

Tel.: 0340 2041442<br />

Fax: 0340 2203003<br />

E-Mail: touristinfo@dessau-rosslau.de<br />

Web: tourismus.dessau-rosslau.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


24 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU):<br />

„Wir haben ein Niveau erreicht, auf dem wir im<br />

internationalen Vergleich mithalten können“<br />

W+M: Herr Dr. Haseloff, als Ort für unser<br />

Interview haben Sie das Institut für<br />

Physik an der Martin-Luther-Universität in<br />

Halle ausgesucht. Welche Bedeutung hat<br />

diese Wissenschaftseinrichtung für den<br />

Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt?<br />

Reiner Haseloff: Es ist die älteste Universität<br />

in Sachsen Anhalt, deren Wurzeln<br />

über die Wittenberger Leucorea bis<br />

ins Jahr 1502 zurückreichen. Sie hatte immer<br />

schon einen sehr starken naturwissenschaftlichen<br />

Strang neben den Säulen<br />

Theologie und Jura. Etwa die Chemie,<br />

die Physik, die Pharmazie und die<br />

Agrarwissenschaft. Ich beobachte mit<br />

großem Interesse, dass sich auf diesen<br />

Feldern in den letzten Jahren Schwerpunktbereiche<br />

etabliert haben, die zunehmend<br />

international vernetzt sind. Hier haben<br />

wir mittlerweile ein Niveau erreicht,<br />

auf dem wir im internationalen Vergleich<br />

mithalten können. Hier wird Grundlagenforschung<br />

mit der akademischen Ausbildung<br />

von Fachleuten verbunden<br />

und in der Perspektive eine<br />

Entwicklung angestrebt,<br />

die es ermöglicht, die<br />

Forschungsergebnisse<br />

so in die Praxis zu bringen,<br />

dass vor Ort die<br />

gesamte Wertschöpfungskette<br />

realisiert<br />

werden kann.<br />

W+M: Im Rahmen dieses Gesprächs<br />

konnten wir gerade einen nagelneuen<br />

Hochleistungslaser besichtigen. Haben<br />

Sie die Hoffnung, dass die mit diesem<br />

Laser gewonnenen Erkenntnisse auf<br />

dem Gebiet der Grundlagenforschung<br />

absehbar durch heimische Unternehmen<br />

angewandt werden können?<br />

Reiner Haseloff: Wir haben solch positive<br />

Entwicklungen, dass etwa Startups<br />

die Forschungsergebnisse aufgreifen<br />

und daraus neue Produkte kreieren,<br />

bereits auf anderen Gebieten erreicht. Insofern<br />

bin ich guter Hoffnung, dass uns<br />

dies hier im Institut für Physik auch gelingt.<br />

Allerdings verfolgen wir mit diesen<br />

Spitzentechnologien auch noch ein anderes<br />

Ziel – wir wollen die Physik und insgesamt<br />

die Naturwissenschaften für junge<br />

Menschen wieder attraktiver machen.<br />

Um in Zukunft ausreichend akademisch<br />

gebildete Fachkräfte zu haben, brauchen<br />

wir mehr Studenten, die sich den Naturwissenschaften<br />

verschreiben.<br />

W+M: Wo befinden sich weitere für Ihr<br />

Bundesland wichtige Zukunftsorte?<br />

Reiner Haseloff: Die größten Wachstumskerne<br />

sind natürlich Magdeburg und<br />

Halle, aber überall im Land haben<br />

wir Zukunftsorte. Lassen<br />

Sie mich ein paar<br />

Bespiele nennen: Wir<br />

planen für die zwei-<br />

Im Zusammenhang mit dem W+M-Interview besuchte Ministerpräsident<br />

Dr. Reiner Haseloff (l.) das Institut für Physik an der Martin-Luther-<br />

Universität Halle. Dort demonstrierte Prof. Georg Woltersdorf (r.) die<br />

Wirkung eines neuen Hochleistungslasers im Bereich der Spintronik.<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


SACHSEN-ANHALT | 25<br />

Foto: W+M<br />

te Hälfte der EU-Förderperiode, also bis<br />

zum Jahr 2020, 147 Millionen Euro für<br />

Firmen und Forschung und die stärkere<br />

Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

auszugeben. An der Otto-von-<br />

Guericke-Universität Magdeburg wird für<br />

31 Millionen Euro das Forschungs- und<br />

Entwicklungszentrum „Center for Method<br />

Development“ aufgebaut. Für die<br />

Erweiterung des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums<br />

für Polymersynthese und<br />

-verarbeitung in Schkopau stehen 15 Millionen<br />

Euro zur Verfügung. In die Erweiterung<br />

des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb<br />

und -automatisierung fließen<br />

18,4 Millionen Euro. Für den Neubau auf<br />

dem Medizintechnikcampus STIMULATE<br />

in Magdeburg geben wir 16,6 Millionen<br />

Euro aus. Und in die Errichtung der Pflanzenkulturhalle<br />

am Institut für Pflanzengenetik<br />

und Kulturpflanzenforschung in<br />

Gatersleben, die im August 2017 eingeweiht<br />

wurde, flossen knapp acht Millionen<br />

Euro.<br />

W+M: Das Jahr <strong>2018</strong> ist noch recht jung.<br />

Gibt es bereits größere Investitionen oder<br />

unternehmerische Neuansiedlungen, mit<br />

denen Sachsen-Anhalt in den kommenden<br />

Monaten rechnen kann?<br />

Reiner Haseloff: Allein zum Ende des<br />

dritten Quartals 2017 hatten wir 125 Projekte<br />

mit einem Gesamtinvestitionsumfang<br />

von 555,6 Millionen Euro, die von<br />

uns mit 102,8 Millionen Euro bezuschusst<br />

wurden. Vorhaben, die insgesamt 3.336<br />

Arbeitsplätze sichern und die Schaffung<br />

von 982 neuen Arbeitsplätzen nach sich<br />

zogen. Neben dem logistisch so hervorragend<br />

gelegenen Flughafen Halle-Leipzig,<br />

in dessen Umfeld jeden Monat neue<br />

Projekte und neue Jobs entstehen, nenne<br />

ich als Beispiele die Novelis Aluminium<br />

Holding, die 69 Millionen Euro investierte<br />

und zu den bestehenden 790 Arbeitsplätzen<br />

120 neue Jobs schuf, und<br />

die Heraeus Quarzglas GmbH in Bitterfeld-Wolfen,<br />

die 66 Millionen Euro investierte.<br />

Insgesamt sind – Stand 31. Oktober<br />

2017 – 244 GRW-Anträge in der Pipeline,<br />

mit einem Gesamtinvestitionsumfang<br />

von etwa einer Milliarde Euro und<br />

einem beantragten Zuschussvolumen in<br />

Höhe von 305,7 Millionen Euro.<br />

Ministerpräsident Reiner Haseloff mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und<br />

W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />

W+M: Landauf landab suchen die Unternehmen<br />

qualifizierte Facharbeiter und<br />

vernünftig vorgebildete Lehrlinge. Was<br />

tun Sie in Sachsen-Anhalt, um die Abwanderung<br />

von Fachkräften und jungen<br />

Menschen zu verhindern?<br />

Reiner Haseloff: Wir haben derzeit das<br />

Problem, dass sich zu wenige Unternehmen<br />

aktiv bei den jungen Menschen melden<br />

und um sie werben. Da brauchen wir<br />

ein Umdenken, diesen Sprung müssen<br />

wir jetzt hinbekommen. Während vor einigen<br />

Jahren noch etliche Bewerber auf<br />

einen Ausbildungsplatz kamen, hat sich<br />

dieses Verhältnis nahezu umgekehrt. Die<br />

Firmen müssen sich um Auszubildende<br />

bewerben. Um mal eine Zahl zu nennen:<br />

Wir haben aktuell in Sachsen-Anhalt gerade<br />

einmal 30 Auszubildende im ersten<br />

Lehrjahr für das Dachdeckerhandwerk.<br />

Vor zehn Jahren waren es noch doppelt<br />

so viele. Die Wirtschaft muss hier alle<br />

Möglichkeiten ausschöpfen, in enger Kooperation<br />

auch mit den Kommunen und<br />

Schulen. In etlichen Regionen haben die<br />

Kommunen zum Teil recht erfolgreiche<br />

„Rückholaktionen“ gestartet, mit denen<br />

junge Menschen mit vielfältigen Maßnahmen<br />

umworben werden, zurück nach<br />

Sachsen-Anhalt zu kommen.<br />

Als Landesregierung haben wir Maßnahmen<br />

organisiert, die darauf abzielen, die<br />

Berufsorientierung auch direkt in den<br />

Gymnasien durchzuführen, um den jungen<br />

Menschen die Vorzüge des dualen<br />

Bildungswegs näher zu bringen. Nicht jeder<br />

muss studieren, auch fundierte Berufsausbildungen<br />

öffnen später den Weg<br />

in Leitungsfunktionen.<br />

W+M: Im Nachgang der Flüchtlingskrise<br />

wurde viel über die notwendige Integration<br />

der Menschen gesprochen, die perspektivisch<br />

ein Bleiberecht in Deutschland<br />

erhalten. Wie weit ist Sachsen-Anhalt<br />

bei der Integration dieser Menschen<br />

in den Arbeitsmarkt?<br />

Reiner Haseloff: Unsere Zahlen liegen<br />

im bundesweiten Trend und sie sind derzeit<br />

noch sehr ernüchternd. Der überwiegende<br />

Teil der zu uns gekommenen Menschen<br />

hat keinen für unser System verwertbaren<br />

Schul- oder Berufsabschluss.<br />

Diese Menschen sind daher nicht kurzfristig<br />

in den Arbeitsmarkt integrierbar.<br />

Wenn sich eine Bleibeperspektive ergibt,<br />

muss man einen langen Atem haben.<br />

Das gilt auch für die zu uns gekommenen<br />

Menschen, die eine wesentlich<br />

größere Mitwirkungsbereitschaft entwickeln<br />

müssen. Eine Berufsausbildung<br />

in Deutschland dauert nun einmal in der<br />

Regel drei Jahre. In jedem Fall brauchen<br />

wir in Deutschland ein auf mehrere Jahre<br />

ausgelegtes System, das Asylbewerbern<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


26 | W+M SCHWERPUNKT<br />

jenseits des ersten Arbeitsmarktes eine<br />

gemeinnützige, aber durchaus auch verpflichtende<br />

„Bürgerarbeit“ ermöglicht.<br />

Das schafft auch Akzeptanz bei der heimischen<br />

Bevölkerung.<br />

W+M: Das vergangene Jahr stand ganz<br />

im Zeichen des Luther-Jubiläums. Wie<br />

lautet Ihr grundsätzliches Fazit?<br />

Reiner Haseloff: Für unser Land war es<br />

ein sehr erfolgreiches Jahr, sowohl imageseitig<br />

als auch tourismuswirtschaftlich.<br />

Darüber hinaus haben viele Kulturdenkmäler<br />

sowie die Infrastruktur von den erheblichen<br />

Investitionen profitiert. Viele<br />

Menschen aus Deutschland und der Welt<br />

haben durch das Luther-Jahr Sachsen-<br />

Anhalt erst kennengelernt. Das wirkt sich<br />

positiv aus – in den kommenden Jahren<br />

werden die Touristenzahlen weit höher<br />

liegen, als sie es noch vor 2017 waren.<br />

2017 gab es insgesamt 115 Veranstaltungen<br />

von überregionaler Bedeutung mit<br />

Bezug zum Reformationsjubiläum. Mehr<br />

als 3,5 Millionen Menschen konnten wir<br />

mit den Kulturangeboten erreichen.<br />

W+M: Gibt es Erhebungen, wie die Wirtschaft<br />

Ihres Landes vom Luther-Jubiläum<br />

profitiert hat?<br />

Reiner Haseloff: Das Land hat in der<br />

Lutherdekade für das Jubiläum insgesamt<br />

80 Millionen Euro für Sanierungsund<br />

Modernisierungsmaßnahmen an<br />

Lutherstätten und Museen sowie für<br />

Veranstaltungen und Ausstellungen zur<br />

Verfügung gestellt. Handwerk und Mittelstand<br />

haben erheblich profitiert, denn<br />

allein 60 Millionen Euro flossen in den<br />

Erhalt und die Ertüchtigung von Lutherstätten.<br />

Durch den Tourismusboom haben<br />

auch Hotellerie und Gaststättengewerbe<br />

profitiert.<br />

W+M: In einem Jahr steht bereits das<br />

nächste große Jubiläum an – 100 Jahre<br />

Bauhaus. Sind auch für diesen Anlass<br />

größere Investitionen vorgesehen?<br />

Reiner Haseloff: In der zweiten Hälfte<br />

des Jahres 2019 werden wir ein neues<br />

Bauhaus-Museum fertigstellen, für das sich<br />

die Kosten auf rund 25 Millionen Euro belaufen.<br />

Insgesamt werden wir den Bogen<br />

von der Reformation über die Aufklärung<br />

bis hin zur klassischen Moderne mit dem<br />

Erbe des Bauhauses schlagen. Das wird<br />

nicht schwer sein, immerhin haben wir in einem<br />

Abstand von 25 Kilometern drei Welterbestätten<br />

– Wittenberg, Wörlitz und Dessau.<br />

Im Übrigen haben wir im Dezember<br />

2017 unsere neue Landes-Imagekampagne<br />

vorgestellt, die auf das Bauhaus-Jubiläum<br />

abstellt. Der Slogan lautet: „Hier macht das<br />

Bauhaus Schule, #moderndenken.“<br />

Zurück zu den Wurzeln: Der studierte Physiker Haseloff fühlte sich zwischen den Apparaturen im<br />

Institut für Physik in Halle sichtlich wohl.<br />

W+M: Sie führen seit nunmehr knapp<br />

zwei Jahren eine „Kenia-Koalition“, in der<br />

neben der CDU auch die SPD und die<br />

Grünen mitwirken. Was haben Sie hinsichtlich<br />

der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung<br />

inzwischen erreicht?<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


SACHSEN-ANHALT | 27<br />

Reiner Haseloff: Wir hatten noch nie<br />

so viele Beschäftigte wie heute, wir haben<br />

unter den neuen Bundesländern die<br />

zweithöchsten Löhne und liegen hier nur<br />

knapp hinter Brandenburg. Wir haben die<br />

niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1990, im<br />

Dezember lag die Arbeitslosenquote bei<br />

acht Prozent. In den ersten neun Monaten<br />

des Vorjahres zeigte die Industrie<br />

deutliche Erholungstendenzen. Hier stiegen<br />

die Gesamtumsätze um 4,2 Prozent.<br />

en Bundesländern Stimmen<br />

sammeln, während die sogenannten<br />

Volksparteien zum<br />

Teil massiv verloren. Ganz<br />

offensichtlich sind viele Ostdeutsche<br />

von der Entwicklung<br />

in den letzten Jahren enttäuscht.<br />

Welche Lehren sollte<br />

die neue Bundesregierung<br />

daraus ziehen?<br />

Foto: W+M<br />

W+M: Von außen betrachtet arbeitet<br />

dieses in Deutschland einmalige Regierungsbündnis<br />

harmonisch und ohne<br />

größere Zerwürfnisse. Wie erklären Sie<br />

sich das? Denn auch Ihre Regierung ist<br />

schließlich alles andere als das Ergebnis<br />

einer Liebesheirat.<br />

Reiner Haseloff: Wir sind keine Verhinderungskoalition,<br />

wie zunächst von so<br />

manchem erwartet, sondern eine wirkliche<br />

Koalition der Mitte. Sicher, es ist ein<br />

zeitlich befristetes Regierungsbündnis.<br />

Aber wir haben gezeigt, dass diese Konstellation<br />

funktionieren kann. Trotz zum<br />

Teil unterschiedlicher Ansätze haben wir<br />

bislang für alle Probleme auch Lösungen<br />

gefunden und eigene Mehrheiten im<br />

Landtag zustande gebracht. Uns alle eint<br />

das Bemühen, dieses Experiment auch<br />

weiterhin zum Erfolg zu führen.<br />

W+M: Bei der jüngsten Bundestagswahl<br />

konnte die AfD besonders in den neu-<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Reiner Haseloff wurde am 19. Februar<br />

1954 in Bülzig (Kreis Wittenberg)<br />

geboren. Zwischen 1973 und 1978 studierte<br />

er an der TU Dresden und der<br />

Humboldt-Universität Berlin Physik.<br />

Zu DDR-Zeiten arbeitete er am Institut<br />

für Umweltschutz in Wittenberg. Von<br />

1992 bis 2002 war Haseloff Direktor<br />

des Arbeitsamtes Wittenberg. Danach<br />

wechselte er in die sachsen-anhaltische<br />

Politik. Seit 2011 ist Reiner Haseloff<br />

Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt.<br />

Inzwischen ist der CDU-Politiker der<br />

dienstälteste ostdeutsche Ministerpräsident.<br />

Der Katholik Haseloff ist verheiratet<br />

und Vater zweier Kinder.<br />

Reiner Haseloff: Die Lebensverhältnisse<br />

in der Bundesrepublik<br />

sind immer noch recht<br />

unterschiedlich, nicht nur zwischen<br />

Ost und West. Hier muss<br />

die Bundesregierung weiter am<br />

Ball bleiben, um eine Vergleichbarkeit<br />

der Lebensverhältnisse<br />

zu erreichen. Selbstverständlich<br />

kann man sagen, uns geht<br />

es auch in Ostdeutschland momentan<br />

nicht schlecht bei sinkenden<br />

Arbeitslosenzahlen<br />

und Lohnzuwächsen. Wichtig<br />

ist aber auch, dass die Menschen das Gefühl<br />

bekommen, dass die Politik die Herausforderungen<br />

der Zukunft meistern wird.<br />

Ich denke da beispielsweise an die Europaoder<br />

die Flüchtlingspolitik. Dieses Zutrauen<br />

scheint mir bisweilen zu fehlen. Das ist<br />

ein klares Signal an die Politik, auch angesichts<br />

der derzeitigen Gespräche zur Bildung<br />

einer Bundesregierung.<br />

W+M: Braucht unser Land noch einen<br />

Ostbeauftragten in der Bundesregierung?<br />

Reiner Haseloff: Wir brauchen keinen<br />

Ostbeauftragten in der bisherigen Form.<br />

Denn laut Verfassungslage ist der Ostbeauftragte<br />

immer der Kanzler oder die<br />

Kanzlerin. Es macht keinen Sinn, eine Parlamentarische<br />

Staatssekretärin ohne eigenen<br />

Apparat in einem Ministerium als<br />

Ostbeauftragte anzusiedeln, die am Ende<br />

keine eigenen Entscheidungen treffen<br />

kann. Der Ostbeauftragte muss daher<br />

ganz oben angesiedelt sein, an der Spitze<br />

des Bundeskanzleramtes. Hier brauchen<br />

wir eine große Lösung, weil es ein ressortübergreifendes<br />

Thema ist, das zentral<br />

gesteuert werden muss. Die Ausgliederung<br />

in den parlamentarischen Bereich hat<br />

nicht zu den erhofften Effekten geführt.<br />

W+M: Wie bewerten Sie das Memorandum<br />

des Ostdeutschen Wirtschaftsforums,<br />

wonach Ostdeutschland zum Vorreiter<br />

der digitalen Wende und der Aufholprozess<br />

dadurch beschleunigt werden soll?<br />

Reiner Haseloff: In Sachsen-Anhalt sind<br />

wir uns der Bedeutung des digitalen Wandels<br />

bewusst. Ausdruck dessen ist die von<br />

uns nach breiter Diskussion beschlossene<br />

Digitale Agenda, mit der wir in den kommenden<br />

Jahren diesen Wandel gestalten<br />

wollen. Insgesamt werden wir rund 100<br />

Millionen Euro in den Ausbau von Breitbandnetzen,<br />

auch im ländlichen Raum, investieren.<br />

Darüber hinaus unterstützen<br />

wir kleine und mittlere Unternehmen bei<br />

der Digitalisierung, etwa im Rahmen des<br />

Partnernetzwerks Wirtschaft 4.0. Vor diesem<br />

Hintergrund begrüße ich das Memorandum<br />

des Ostdeutschen Wirtschaftsforums.<br />

Gleichwohl ist es ein weiter Weg,<br />

Vorreiter der digitalen Wende zu werden.<br />

Zunächst einmal müssen wir zu anderen<br />

Regionen aufschließen. Ich bin jedoch sehr<br />

optimistisch, dass uns dies in naher Zukunft<br />

gelingt.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


28 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Forschung im Reinraum an der Martin-Luther-Universität.<br />

ZUKUNFTSORT<br />

Mit Neugier und Mut<br />

die Zukunft erforschen<br />

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg blickt auf eine mehr<br />

als 500-jährige Geschichte zurück. Ihre Ursprünge liegen im Jahr<br />

1502, als Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, in Wittenberg<br />

die Leucorea gründete. Heute zählt die Universität knapp 20.000<br />

Studenten, die an neun Fakultäten lernen und dabei von mehr als<br />

330 Professoren und knapp 3.500 Beschäftigten unterstützt werden.<br />

Ihnen stehen 1.540 Labore, 66 Hörsäle und 5,5 Millionen Medien in<br />

14 Bibliotheken zur Verfügung. Von Karsten Hintzmann<br />

Wenn Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor<br />

der Martin-Luther-Universität,<br />

über seine Institution<br />

spricht, übt er sich nicht in falscher Bescheidenheit.<br />

Stattdessen schlägt er den<br />

direkten Bogen zur wohl größten Legende,<br />

die Sachsen-Anhalt zu bieten hat: „Unsere<br />

Universität hat einen Namensgeber,<br />

der die Welt verändert hat: Martin Luther.<br />

Der Reformator zeichnet sich durch zwei<br />

Eigenschaften aus, die auch für das erfolgreiche<br />

Fortbestehen einer Universität entscheidend<br />

sind: Neugierde und Mut. Neugierig<br />

hat Luther die bestehenden Verhältnisse<br />

untersucht und in Frage gestellt. Die<br />

Martin-Luther-Universität fördert die Neugierde,<br />

indem sie in die Forschung investiert,<br />

die Qualität der Lehre sicherstellt<br />

und die Kooperation mit wichtigen Partnern<br />

pflegt. Ohne Mut hätte der Reformator<br />

seine Überzeugungen nicht durchsetzen<br />

können. Unsere Universität beweist<br />

Mut, indem sie alte Strukturen aufbricht,<br />

sich immer wieder neu erfindet und innovative<br />

Wege in der Ausbildung der Studierenden<br />

geht.“<br />

Die wohlformulierten Sätze des Rektors<br />

deuten an, welchen Stand sich die traditionsreiche<br />

Bildungseinrichtung erarbeitet<br />

hat. Sie ist ein zentraler Zukunftsort in<br />

Sachsen-Anhalt. Einen großen Anteil am<br />

Renommee haben neben den traditionell<br />

starken Geisteswissenschaften vor allem<br />

die medizinische Fakultät und die naturwissenschaftlichen<br />

Fakultäten.<br />

Materialwissenschaften<br />

Die Wissenschaftler in diesem Forschungsschwerpunkt<br />

entwickeln intelligente<br />

Materialien sowie innovative Messmethoden<br />

und -aufbauten für die Analyse<br />

von Stoffen. In dem Bereich, der sich mit<br />

oxidischen Grenzflächen beschäftigt, gestalten<br />

die Forscher Materialien auf atomarer<br />

Ebene, um deren Eigenschaften zu<br />

kontrollieren und auf diese Weise neue<br />

Speichermedien zu entwickeln. Außerdem<br />

erforschen sie die Eigenschaften<br />

und mikroskopische Struktur von synthetischen<br />

und biologischen Polymeren,<br />

also langkettigen Molekülen. Damit lassen<br />

sich neuartige Kunststoffanwendungen,<br />

wie sich selbst heilende Materialien<br />

– etwa zum Einsatz im Flugzeugbau<br />

– entwickeln.<br />

Aktuell besonders stark im öffentlichen<br />

Fokus steht die Arbeitsgruppe „Optik<br />

und zeitaufgelöste Spektroskopie“, die<br />

Foto: Markus Scholz<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


SACHSEN-ANHALT | 29<br />

von Prof. Dr. Georg Woltersdorf geleitet<br />

wird. Er und sein Team werden in den<br />

kommenden Jahren in enger Kooperation<br />

mit Forschern der Freien Universität Berlin<br />

einen Sonderforschungsbereich mit<br />

der Bezeichnung „Transregio 227: Ultraschnelle<br />

Spindynamik“ bearbeiten. Ziel<br />

ist es, neue Konzepte zur ultraschnellen<br />

Manipulation magnetischer Systeme im<br />

Nanobereich zu entwickeln. Für das Forschungsvorhaben<br />

stehen rund 9,3 Millionen<br />

Euro zur Verfügung. Erst vor wenigen<br />

Wochen wurde Woltersdorfs Team<br />

ein knapp 500.000 Euro teures Hochleistungslasersystem<br />

übergeben, mit dem<br />

langfristig Erkenntnisse für Datenspeicher<br />

und Logikbauteile einer zukünftigen<br />

ultraschnellen Informationstechnologie<br />

gewonnen werden sollen.<br />

Biowissenschaften<br />

In den molekularen Biowissenschaften<br />

arbeitet man im Grenzbereich von Grundlagen-<br />

und angewandter Forschung im<br />

Bereich der Protein- und der Pflanzenforschung.<br />

Die Forscher befassen sich<br />

in zahlreichen Projekten mit der Entwicklung<br />

neuer therapeutischer Wirkstoffe für<br />

medizinische Anwendungen sowie der<br />

Identifizierung und Beschreibung neuer<br />

pathologisch relevanter Proteine. Die<br />

Wissenschaftler arbeiten außerdem an<br />

der Optimierung der Produktivität von<br />

Nutzpflanzen, indem sie erforschen, wie<br />

Pflanzen auch bei schwierigen äußeren<br />

Einflüssen, wie kargen Böden oder sich<br />

ändernden klimatischen Bedingungen,<br />

wachsen können.<br />

chronischen Erkrankungen sowohl molekular,<br />

aber vor allem im Schwerpunkt Epidemiologie<br />

und Pflegeforschung auf den<br />

Grund gegangen. Die Medizinische Fakultät<br />

Halle ist dabei eines von 18 Studienzentren,<br />

an dem über 20 Jahre 10.000 Probanden<br />

befragt werden.<br />

Das Siegel der Martin-Luther-Universität.<br />

Biodiversitätsforschung<br />

Das Deutsche Zentrum für integrative<br />

Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig<br />

ist seit 2012 ein Forschungszentrum<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG). Hier arbeiten Wissenschaftler<br />

aus aller Welt daran, die<br />

Grundlagen für die Erfassung und den<br />

nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität<br />

unserer Erde bereitzustellen. Ein<br />

Schwerpunkt liegt in der Synthese der<br />

weltweit vorhandenen Daten zur Biodiversität:<br />

In Datenbanken werden diese<br />

mit Umwelt- und Satellitendaten verknüpft,<br />

wodurch sich neue Erkenntnisse<br />

und Fragestellungen ergeben. Die Forscher<br />

führen auch Versuche im Labor, in<br />

Versuchsanlagen und langfristige Feldexperimente<br />

durch. Gleichzeitig entwickeln<br />

sie mit den Sozialwissenschaften und der<br />

Politik Werkzeuge zum nachhaltigen Management<br />

der Ökosysteme, um den Verlust<br />

an Biodiversität zu stoppen. iDiv wird<br />

gemeinsam von den Universitäten Halle,<br />

Jena sowie Leipzig und in Kooperation<br />

mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

betrieben.<br />

Career Center<br />

Das Career Center der Universität bildet<br />

die Brücke zum Arbeitsmarkt mit dem<br />

Ziel, Studierende auf das Berufsleben<br />

vorzubereiten und einen geeigneten Einstieg<br />

in Unternehmen zu finden. In praxisnahen<br />

Veranstaltungen geben die Berater<br />

nicht nur Tipps zum gesamten Bewerbungsprozess,<br />

sondern stellen auch den<br />

Kontakt für Studierende zu potenziellen<br />

Arbeitgebern her. Diesen hilft das Career<br />

Center damit gezielt, passende Nachwuchskräfte<br />

zu finden.<br />

Gründerservice<br />

Studierende, Wissenschaftler und Alumni,<br />

die eine Gründung planen, finden beim<br />

Gründerservice kompetente Ansprechpartner.<br />

Mit Angeboten zur Sensibilisierung,<br />

Ideenentwicklung, Wissensvermittlung<br />

und Beratung wird die Gründungskultur<br />

an der Universität gefördert.<br />

Gründungsideen sowie innovative Entwicklungen<br />

werden von der Forschung<br />

über die Anwendung bis zum Markteintritt<br />

begleitet. Auf diesem Weg öffnet der<br />

Gründerservice Türen zu Experten, Förderprogrammen<br />

und zum Ideen-Inkubator.<br />

W+M<br />

Foto: Markus Scholz<br />

Medizinische Forschung<br />

Wie Signale in und zwischen Zellen übertragen<br />

werden, wird an der Medizinischen<br />

Fakultät im Schwerpunkt Molekulare Medizin<br />

der Signaltransduktion erforscht. Damit<br />

können Prozesse in den Bereichen<br />

Onkologie – wie die Tumorentstehung –,<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und in der<br />

Alternsmedizin besser verstanden werden.<br />

Zwei Graduiertenkollegs der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft fördern<br />

frühzeitig die Forschung von Medizinern<br />

und Naturwissenschaftlern in diesem<br />

Bereich. Im Rahmen der NAKO-Gesundheitsstudie,<br />

der bundesweit größten Kohortenstudie,<br />

wird der Entstehung von<br />

Forschern und Studenten steht der Großrechner „Janus“ zur Verfügung.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


30 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Neujustierung der Förderung<br />

von Investitionen und Forschung<br />

Das PAZ in Schkopau befasst sich mit der Erforschung neuer Kunststoffe.<br />

Die von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägte<br />

Wirtschaft in Sachsen-Anhalt ist limitiert, wenn es darum<br />

geht, kostspielige Forschungsprojekte und Großinvestitionen<br />

in neue Maschinen zu stemmen. Dieses Problem hat das<br />

Wirtschaftsministerium in Magdeburg erkannt und diverse<br />

wirtschaftspolitische Stellschrauben neu justiert.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Im Mai vergangenen Jahres traten<br />

neue Regelungen für die Investitionsförderung<br />

in Kraft. Seither sind Investitionen<br />

ab einem Volumen von 30.000<br />

Euro förderfähig, darüber hinaus wurden<br />

die Bonusregelungen vereinfacht, so<br />

dass beispielsweise Unternehmen, die<br />

nach Tarif oder tarifähnlich zahlen, leichter<br />

den Höchstfördersatz bei der Investitionsförderung<br />

erhalten. Ein dreiviertel<br />

Jahr nach Inkrafttreten „lässt sich bereits<br />

bilanzieren, dass die neue Investitionsförderung<br />

bei den Unternehmen auf großes<br />

Interesse gestoßen“ ist, heißt es aus<br />

dem Wirtschaftsministerium. So konnten<br />

im Vorjahr 202 Investitionsvorhaben der<br />

gewerblichen Wirtschaft mit 182,3 Millionen<br />

Euro bezuschusst werden. Sowohl<br />

die Zahl der Projekte als auch das Fördervolumen<br />

stiegen damit auf den höchsten<br />

Stand seit vier Jahren. Das Volumen<br />

der geförderten Investitionsprojekte der<br />

Unternehmen belief sich 2017 insgesamt<br />

auf gut 1,1 Milliarden Euro. Durch die Vorhaben<br />

konnten die Unternehmen im Land<br />

mehr als 2.200 neue Arbeitsplätze schaffen<br />

und weitere knapp 6.000 Stellen sichern.<br />

Das Land finanzierte die Investitionsförderung<br />

aus der Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />

(GRW) 2017 mit 136,5<br />

Millionen Euro aus nationalen Mitteln von<br />

Bund und Land sowie mit 45,8 Millionen<br />

Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung (EFRE).<br />

Foto: IMG/Harald Krieg<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


SACHSEN-ANHALT | 31<br />

Fotos: IMG (oben), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt/Andreas Lander (unten)<br />

Wirtschaftsminister Prof. Armin Willingmann<br />

(SPD) zieht eine positive Zwischenbilanz:<br />

„Ich freue mich sehr,<br />

dass es uns gelungen ist,<br />

die so wichtige Investitionsförderung<br />

für unsere<br />

Wirtschaft effizienter<br />

und attraktiver<br />

zu gestalten. Mit Hilfe<br />

dieser Förderung<br />

können sich unsere<br />

Unternehmen noch<br />

leistungsfähiger und<br />

innovativer im Wettbewerb<br />

positionieren.<br />

Der dabei eingeschlagene<br />

Weg<br />

der Verbreiterung<br />

von Fördermöglichkeiten,<br />

klarer Bonusregelungen und der<br />

Reduktion des Verwaltungsaufwands<br />

trägt Früchte.“ Mit Blick auf die Arbeitsplätze<br />

sagt der promovierte Jurist und<br />

langjährige Rektor der Hochschule Harz,<br />

der seit gut einem Jahr das Wirtschaftsministerium<br />

führt: „Unsere Wirtschaftsförderung<br />

kommt den Unternehmen zugute,<br />

und damit insbesondere auch den<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />

in Sachsen-Anhalt, denn nach wie vor<br />

schaffen und sichern wir durch Förderung<br />

Arbeitsplätze im Lande.“<br />

Neben der Investitionsförderung hat Willingmanns<br />

Ministerium die Forschungsförderung<br />

in den Fokus gerückt mit dem<br />

Ziel, Wirtschaft und Wissenschaft stärker<br />

zu vernetzen. Hintergrund ist, dass<br />

sich der Mittelstand kaum eigene Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen<br />

leisten kann. Bis zum Ende der EU-<br />

Strukturfondsperiode sollen 147 Millionen<br />

Euro in den Auf- und Ausbau von<br />

Forschungseinrichtungen investiert<br />

werden. Zu den geplanten Investitionen<br />

zählen unter anderem der Aufbau<br />

des Forschungs- und Entwicklungszentrums<br />

„Center for Method Development“<br />

(CMD) an der Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg für 31 Millionen Euro sowie<br />

die Erweiterung des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums<br />

für Polymersynthese<br />

und -verarbeitung (PAZ) in Schkopau<br />

für 15 Millionen Euro. Das CMD in Magdeburg<br />

wird an Themen im Automotive-<br />

Wirtschaftsminister<br />

Prof. Armin Willingmann.<br />

Bereich forschen. Im Fokus sollen Innovationen<br />

im Bereich Elektromobilität stehen.<br />

Das PAZ in Schkopau wird<br />

sich mit der Erforschung<br />

neuer Kunststoffe beschäftigen.<br />

Dabei soll<br />

es unter anderem<br />

auch um die Frage<br />

gehen, wie sich diese<br />

wirtschaftlich in<br />

höheren Stückzahlen<br />

produzieren lassen.<br />

Wirtschaftsminister<br />

Willingmann<br />

sieht Sachsen-Anhalt<br />

mit dieser Strategie<br />

auf dem richtigen<br />

Weg: „Mit<br />

Hilfe hochklassiger<br />

Forschungseinrichtungen kann es unseren<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

gelingen, sich für die Zukunft mit neu<br />

entwickelten Produkten noch wettbewerbsfähiger<br />

aufzustellen. Insofern sichern<br />

wir mit jedem in die Vernetzung<br />

von Wirtschaft und Wissenschaft investierten<br />

Euro auch den Wohlstand und die<br />

Zukunft unseres Landes.“<br />

Höchstförderung angehoben<br />

Anfang dieses Jahres sind zudem neue<br />

Richtlinien zur Förderung konkreter Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojekte in<br />

Kraft getreten. Zu den wichtigsten Änderungen<br />

zählen die Anhebung des Förderhöchstbetrags<br />

von 400.000 auf 500.000<br />

Euro sowie die erstmalig geschaffene<br />

Möglichkeit, während<br />

der Projektlaufzeit anfallende<br />

Abschreibungen<br />

für Pilotlinien, Pilotprojekte<br />

oder Prototypen<br />

mit bis zu drei<br />

Millionen Euro zu unterstützen.<br />

Neu sind<br />

zudem Pauschalen<br />

für Sachausgaben<br />

und weitere Projektkosten<br />

in Höhe von<br />

30 Prozent der geförderten<br />

Personalausgaben<br />

– dadurch<br />

werden Unternehmen<br />

von bürokratischen Einzelabrechnungen<br />

und Nachweisen entlastet. Als<br />

Leitet seit einem halben Jahr die IMG:<br />

Thomas Einsfelder.<br />

zusätzlicher Förderschwerpunkt ist der<br />

Bereich „Prozess- und Organisationsinnovationen“<br />

aufgenommen worden,<br />

um vor allem kleine und mittlere Unternehmen<br />

bei der Digitalisierung zu unterstützen.<br />

So können künftig auch Projekte<br />

zur Entwicklung und Einführung neuer<br />

Geschäftsmodelle, innovativer Produktionsprozesse<br />

oder neuartiger Dienstleistungen<br />

gefördert werden. 111 Millionen<br />

Euro stehen hierfür in der laufenden EU-<br />

Strukturfondsperiode zur Verfügung.<br />

„Wir haben die Richtlinien durchgreifend<br />

an die Bedürfnisse der heimischen<br />

Wirtschaft angepasst und den bürokratischen<br />

Aufwand deutlich abgesenkt, um<br />

einen kräftigen und nachhaltigen Impuls<br />

für mehr Innovationen zu setzen“, erläutert<br />

Armin Willingmann.<br />

IMG soll Landesimage stärken<br />

Als Dienstleister im Auftrag des Wirtschaftsministeriums<br />

wurde jüngst auch<br />

die Investitions- und Marketinggesellschaft<br />

Sachsen-Anhalt (IMG) restrukturiert.<br />

Seit August 2017 wird sie vom<br />

erfahrenen Wirtschaftsförderer Thomas<br />

Einsfelder geleitet. Die IMG vermarktet<br />

den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort<br />

Sachsen-Anhalt und<br />

verantwortet das Tourismusmarketing<br />

im In- und Ausland. Im laufenden Jahr,<br />

so das erklärte Ziel, soll die IMG sowohl<br />

in Deutschland als auch weltweit vermehrt<br />

Unternehmen für eine Ansiedlung<br />

im Land zwischen Salzwedel und<br />

Naumburg gewinnen und die<br />

Ansiedlung neuer Firmen<br />

betreuen. Darüber hinaus<br />

erhofft sich Minister<br />

Willingmann,<br />

dass „mit Hilfe der<br />

IMG ein neues<br />

Landesimage etabliert<br />

wird, das mit<br />

seinen Instrumenten<br />

Sachsen-Anhalt<br />

als selbstbewusstes,<br />

modernes,<br />

weltoffenes<br />

und vor allem lebenswertes<br />

Land<br />

sowie als flexiblen<br />

und leistungsfähigen Wirtschaftsstandort<br />

darstellt.“<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


32 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN-ANHALT<br />

Halloren Kugeln<br />

Süße Versuchung<br />

von der Saale<br />

Woher haben die schon zu DDR-<br />

Zeiten beliebten Halloren Kugeln<br />

ihren Namen? Das bekannteste<br />

der insgesamt 180 Produkte<br />

aus dem Haus der Halloren Schokoladenfabrik<br />

AG Halle hat die Bezeichnung – so<br />

ist es überliefert – von den in Vorzeiten<br />

in der Saalestadt tätigen Salzwirkern, den<br />

Halloren, „geerbt“. Angeblich, weil<br />

die aus Sahne und Schokolade<br />

gefertigten Pralinen an die<br />

Silberknöpfe an den Jacken<br />

der Halloren erinnern. Wie<br />

dem auch sei, in jedem Fall<br />

kann der sachsen-anhaltinische<br />

Pralinenhersteller<br />

auf eine 210-jährige<br />

Tradition zurückblicken.<br />

Das von Friedrich August<br />

Miethe als Kakaound<br />

Schokoladenfabrik in<br />

Halle gegründete Unternehmen wurde<br />

1804 zum ersten Mal erwähnt. 1851<br />

übernahm Friedrich David die Geschäfte.<br />

Das Unternehmen hieß fortan Friedrich<br />

David & Söhne, florierte und wurde<br />

mit Pralinen der Marke Mignon bekannt.<br />

1905 erfolgte die Umwandlung in eine<br />

Aktiengesellschaft, die David Söhne AG.<br />

1933 kam es im nationalsozialistischen<br />

Deutschland zu Judenboykotten, und das<br />

Unternehmen benannte sich in Mignon<br />

Schokoladenwerke AG um, um der Vermutung<br />

zu entgehen, David sei jüdisch.<br />

Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde<br />

die Produktion von Süßwaren 1943 eingestellt,<br />

um die Fertigung auf Zubehörteile<br />

für Flugzeugtragflächen umzustellen.<br />

Nach Wiederaufnahme der Produktion<br />

wurde die Schokoladenfabrik 1950<br />

enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb<br />

umgewandelt. Es folgte die Angliederung<br />

an das Süßwarenkombinat Halle.<br />

1952 erhielt das Unternehmen den Namen<br />

„Halloren“, angelehnt an die in Halle<br />

ansässige Bruderschaft der Salzwirker.<br />

Nach der Wende verkaufte die Treuhandanstalt<br />

das Unternehmen an die Halloren<br />

Beteiligungsgesellschaft Hannover.<br />

Aus dem einstigen „Volkspralinenhersteller“<br />

ist im Laufe der Jahre ein innovativer<br />

und international aufgestellter<br />

Süßwarenkonzern geworden,<br />

der sein Portfolio durch interessante<br />

Unternehmenszukäufe,<br />

wie etwa die 1880<br />

gegründete Confiserie<br />

Dreher aus<br />

München (Mozartkugeln)<br />

oder<br />

die Weibler Confiserie<br />

& Chocolaterie<br />

GmbH in Cremlingen, qualitativ<br />

erweitert hat. Heute ist die Firmengruppe<br />

mit ihren Produkten in über 50<br />

Ländern rund um den Globus vertreten.<br />

Die rund 780 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />

im Jahr 2016 einen Gesamtumsatz in<br />

Höhe von rund 126 Millionen Euro.<br />

Halloren Kugeln werden heute in ver schiedenen<br />

Geschmacksrichtungen angeboten.<br />

Bestseller<br />

Halloren Kugeln –<br />

Sahne-Cacao.<br />

OST<br />

DEUTSCHE<br />

SPITZEN<br />

PRODUKTE<br />

Die bei der Kundschaft unverändert beliebten<br />

Halloren Kugeln wurden hinsichtlich der<br />

Rezeptur in den vergangenen Jahren weiter<br />

verfeinert. Immer neue Geschmacksrichtungen<br />

kamen hinzu. Dennoch: Hauptbestandteil<br />

der Halloren Kugeln ist Fondant,<br />

eine Mischung aus Zucker, Wasser und Sirup.<br />

Dieses Fondant wird je zur Hälfte mit<br />

Kakao angereichert und mit Sahnecreme<br />

verfeinert. Am Ende wird die Praline mit<br />

Zartbitterschokolade umhüllt.<br />

Angesichts der starken Konkurrenz auf<br />

dem Süßwarenmarkt kann und will sich<br />

die Halloren Schokoladenfabrik AG nicht<br />

auf ihren Lorbeeren ausruhen. In der firmeneigenen<br />

Entwicklungsabteilung sind<br />

drei Mitarbeiter mit der kontinuierlichen<br />

Verbesserung von bewährten Produkten<br />

und der Entwicklung neuer Produkte beschäftigt.<br />

Die Rohstoffauswahl, die Zusammensetzung,<br />

das Schmelzverhalten,<br />

Konsistenz und Geschmacksentwicklung<br />

sowie Formgebung und Aufbau der Produkte<br />

sind dabei von grundlegender Bedeutung.<br />

Um bestmögliche Ergebnisse<br />

zu erzielen, kooperiert die Halloren-Gruppe<br />

mit diversen Forschungsinstituten und<br />

Lehreinrichtungen, etwa der Martin-Luther-Universität<br />

und der Hochschule Anhalt.<br />

Im Jahr 2016 gab das Süßwarenunternehmen<br />

700.000 Euro für Forschung<br />

und Entwicklung aus. Auch in den Ausbau<br />

der Fertigungskapazitäten und in Maschinen<br />

und Anlagen wird kräftig investiert –<br />

in den vergangenen zwei Jahren waren<br />

es mehr als sechs Millionen Euro.<br />

<br />

Frank Nehring<br />

Fotos: Halloren Schokoladenfabrik AG Halle<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


Entdecken Sie das Bundesland, in dem<br />

es so viele authentische Bauhaus-Bauten<br />

wie nirgendwo sonst gibt und in dem die<br />

Ikone der Moderne am intensivsten wirkte.<br />

Erleben Sie Orte wie das Bauhaus Dessau<br />

und die dortigen Meisterhäuser, die Werke<br />

Lyonel Feiningers in Halle an der Saale oder<br />

die „bunte Stadt“ Magdeburg.<br />

#moderndenken<br />

Hier macht<br />

das Bauhaus<br />

Schule.


34 | W+M TITEL<br />

Strukturwandel<br />

erfolgreich gemeistert<br />

Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau befindet sich auf einer<br />

Erfolgswoge. Auch im vierten Quartal 2017 konnte die Branche ihre<br />

solide wirtschaftliche Entwicklung fortsetzen. Nach Einschätzung<br />

des VDMA Ost, der Regionalvertretung des Verbandes Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau für die neuen Bundesländer und<br />

Berlin, bewegten sich zum Jahresende 2017 wichtige Indikatoren –<br />

etwa Geschäftslage, Kapazitätsauslastung, Auftragsbestand und<br />

Auftragspolster – auf einem hohen Niveau. Von Karsten Hintzmann<br />

gleichsweise gering aus: Sieben von zehn<br />

Unternehmen erreichten eine Auslastung<br />

von mindestens 90 Prozent. Die hohe Kapazitätsauslastung<br />

ging einher mit einer<br />

guten Auftragslage. 84,2 Prozent der Firmen<br />

registrierten im Vergleich zum Vorquartal<br />

einen besseren oder gleich hohen<br />

Auftragsbestand. Das durchschnittliche<br />

Auftragspolster lag bei fünf Produktionsmonaten.<br />

Der Blick in die nahe Zukunft ist zwar<br />

etwas verhaltener, allerdings immer<br />

noch ausgesprochen positiv. Das ergab<br />

eine Umfrage des VDMA-Landesverbandes<br />

Ost unter seinen 350 Mitgliedern<br />

in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen. Demnach bewerteten 88 Prozent<br />

der Unternehmen ihre wirtschaftliche<br />

Situation als sehr gut oder gut. „Dies untermauert<br />

den stetigen Aufwärtstrend im<br />

gesamten zurückliegenden Jahr. Nun hoffen<br />

wir, den Schwung trotz aller Unwägbarkeiten<br />

auch in das Jahr <strong>2018</strong> mitnehmen<br />

zu können“, sagte Reinhard Pätz, Geschäftsführer<br />

des VDMA Ost.<br />

Gute Auftragslage<br />

Die Betriebe konnten ihre vorhandenen<br />

Produktionskapazitäten zu durchschnittlich<br />

90,4 Prozent auslasten und damit an<br />

das Niveau der beiden vorangegangenen<br />

Quartale anknüpfen. Die Unterschiede<br />

zwischen den Unternehmen fielen ver-<br />

Krisen hinterlassen Spuren<br />

„Diese Zahlen dürfen uns jedoch nicht<br />

überschwänglich werden lassen. Zwar<br />

zieht die Weltkonjunktur an. Nach wie<br />

vor sind aber die geopolitischen Krisen<br />

ein großer Unsicherheitsfaktor“, warnte<br />

Pätz. Auch die sich über Monate hinziehende<br />

Regierungsbildung in Deutschland<br />

bremse Investitionen der Kunden aus.<br />

Dies spiegelt sich in der Bewertung der<br />

kurzfristigen Geschäftsaussichten wider.<br />

89 Prozent der ostdeutschen Maschinenbauer<br />

erwarten im ersten Quartal <strong>2018</strong><br />

gleichbleibende oder bessere Geschäf-<br />

Foto: Роман Дмитриев/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INDUSTRIE 4.0 | 35<br />

Foto: Роман Дмитриев/fotolia.com, Quelle Schaubilder: VDMA Ost<br />

BEURTEILUNG DER AKTUELLEN<br />

GESCHÄFTSLAGE<br />

Rückmeldungen in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

29,6<br />

sehr<br />

gut<br />

58,0<br />

eher<br />

gut<br />

12,4 0,0<br />

eher<br />

schlecht<br />

sehr<br />

schlecht<br />

GESCHÄFTSAUSSICHTEN FÜR DAS<br />

NÄCHSTE QUARTAL<br />

70<br />

Rückmeldungen in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

24,4<br />

besser<br />

64,6<br />

gleich<br />

11,0<br />

schlechter<br />

te. Das sind acht Prozentpunkte weniger<br />

als bisher. Unerlässlich sei daher, endlich<br />

wettbewerbsfähige Standortbedingungen<br />

für die heimische Industrie zu schaffen,<br />

betont Pätz. Dazu zähle eine Arbeitsmarkt-<br />

und Tarifpolitik, die sich an der unternehmerischen<br />

Praxis orientiert. Probleme<br />

bereitet außerdem die mangelnde<br />

Infrastruktur. „Viele mittelständische Maschinenbauer<br />

sind im ländlichen Raum<br />

angesiedelt. Besonders hier fehlt es an<br />

angemessenen Verkehrsanbindungen<br />

und einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur,<br />

aber auch an Angeboten für<br />

junge Menschen und Familien mit Kindern“,<br />

erklärte der Verbandsgeschäftsführer.<br />

Die Defizite gefährden dabei laut<br />

Pätz nicht nur Standorte und Wachstum<br />

an sich, sondern verstärken zugleich den<br />

Engpass bei technischen Fachkräften,<br />

Führungskräften und Auszubildenden.<br />

Fachkräfte gesucht<br />

Der VDMA Ost ist nach eigenem Bekunden<br />

im Gespräch mit den zuständigen<br />

Landesregierungen, „um notwendige<br />

Veränderungen zu bewirken“, beispielsweise<br />

die Ausbildungsinhalte in Schulen,<br />

Berufsschulen und Hochschulen an Entwicklungen<br />

wie die Digitalisierung anzupassen,<br />

die Lehrer praxisorientiert weiterzubilden<br />

und die Bildungseinrichtungen<br />

modern auszustatten. Geschäftsführer<br />

Pätz: „Beispiel für eine konstruktive,<br />

zukunftsgerichtete Zusammenarbeit von<br />

Wirtschaft, Politik und Partnern ist das<br />

noch junge Berufsbild des Produktionstechnologen,<br />

das der VDMA initiiert und<br />

federführend gestaltet hat.“ Darüber hinaus<br />

hat der VDMA die Initiative „Maschinenhaus“<br />

gestartet, die helfen soll,<br />

die hohen Abbruchquoten im Maschinenbau-<br />

und Elektrotechnikstudium zu verringern,<br />

damit letztlich mehr Ingenieure auf<br />

dem Arbeitsmarkt ankommen. Gleichzeitig<br />

werden die Hochschulen dabei unterstützt,<br />

die Lehre qualitativ hochwertig<br />

und praxisorientiert zu gestalten. Zudem<br />

hat sich die Nachwuchsstiftung Maschinenbau<br />

eine nachhaltige Nachwuchsförderung<br />

auf die Fahnen geschrieben.<br />

Lange Tradition<br />

Der ostdeutsche Raum war für den Maschinen-<br />

und Anlagenbau schon immer<br />

eine bedeutsame Region. Seit der Industrialisierung<br />

wurden unzählige innovative<br />

Entwicklungen und Produkte zwischen<br />

Greifswald und Suhl ausgetüftelt<br />

und erfunden. Nach dem Zusammenbruch<br />

der DDR und dem sich anschließenden<br />

umfassenden Strukturwandel in<br />

den 1990er-Jahren haben viele ostdeutsche<br />

Unternehmen längst wieder in die<br />

Erfolgsspur zurückgefunden. Das lässt<br />

sich eindrucksvoll an den wirtschaftlichen<br />

Bilanzen der vergangenen Jahre ablesen.<br />

Hinter dem Erfolg stehen vor allem<br />

mittelständische Unternehmen, die<br />

in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich<br />

ihre Kompetenzen erweitert und sich<br />

auf Zukunftsbranchen fokussiert haben.<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

zum ostdeutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau:<br />

Unternehmen: etwa 470<br />

Beschäftigte: cirka 82.200<br />

Umsatz 2016: 17,7 Milliarden Euro<br />

Exportquote 2016: 49,6 Prozent<br />

Die Beschäftigtenzahl, der Umsatz und<br />

Exportanteil sind seitdem deutlich gestiegen.<br />

Arbeiteten beispielsweise im Jahr<br />

2000 cirka 65.500 Menschen im Maschinen-<br />

und Anlagenbau, sind es heute mehr<br />

als 82.000. Nach wie vor gibt es die meisten<br />

Unternehmen und Beschäftigten in<br />

Sachsen.<br />

Auch die Umsatzzahlen zeigen mit wenigen<br />

Ausnahmen beständig nach oben.<br />

Ersten Schätzungen zufolge wurde im<br />

Jahr 2017 eine neue Marke geknackt.<br />

Der VDMA Ost geht davon aus, dass<br />

Maschinen, Anlagen und Komponenten<br />

im Wert von reichlich 18 Milliarden Euro<br />

verkauft wurden. Nachdem 2016 Umsätze<br />

in Höhe von 17,8 Milliarden Euro realisiert<br />

wurden, ist dies ein neuer Höchstwert.<br />

Seit 1991 haben sich die Umsätze<br />

mehr als verdoppelt. Damals lag der Umsatz<br />

bei knapp 8,6 Milliarden Euro. Das<br />

mit Abstand umsatzstärkste ostdeutsche<br />

Bundesland ist Sachsen. Den größten<br />

Pro-Kopf-Umsatz erreichte indes Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Reserven beim Export<br />

Aufgrund der Historie haben die ostdeutschen<br />

Unternehmen noch immer Nachholbedarf<br />

im Außenhandel – wenngleich<br />

sie aufgeholt haben. Anfang der 1990er-<br />

Jahre lag die Exportquote bei etwa 28<br />

Prozent, mittlerweile geht mehr als jedes<br />

zweite Produkt ins Ausland (rund 53 Prozent).<br />

Zwischen den einzelnen Bundesländern<br />

lassen sich jedoch teils enorme<br />

Unterschiede beobachten. So agieren die<br />

Berliner Maschinenbauer sehr aktiv auf<br />

ausländischen Märkten. Ihre Exportquote<br />

betrug 2017 nach vorläufigen Berechnungen<br />

etwa 72 Prozent. Die Betriebe<br />

aus Sachsen-Anhalt hingegen setzten am<br />

wenigsten im Ausland um. Ihr Exportanteil<br />

lag schätzungsweise bei gut 42 Prozent.<br />

Zum Vergleich: Die Exportquote des<br />

gesamtdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />

beträgt etwa 77 Prozent.W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


36 | W+M TITEL<br />

„Wir halten die Sanktionspolitik für verfehlt“<br />

Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA Ost, spricht über den<br />

Maschinenbau in den neuen Ländern, Exportchancen und die Folgen der<br />

EU-Politik gegenüber Russland<br />

W+M: Herr Pätz, wie hat sich der VDMA<br />

Ost in den vergangenen zehn Jahren hinsichtlich<br />

der Zahl der Mitglieder und der<br />

durch sie verkörperten wirtschaftlichen<br />

Schlagkraft entwickelt?<br />

Reinhard Pätz: Der VDMA Ost ist in Ostdeutschland<br />

und Berlin der größte Verband<br />

für Unternehmen des Maschinenbaus.<br />

Wir blicken dabei auf eine stabile<br />

Mitgliederbasis. In wirtschaftlich sehr<br />

starken Jahren verzeichnen wir naturgemäß<br />

den größten Zuwachs, so wie 2010<br />

und 2011. Umgekehrt wirken sich Umsatzeinbrüche<br />

oder gar Insolvenzen infolge<br />

von Konjunkturschwankungen und unbeständigen<br />

politischen Rahmenbedingungen<br />

aber ebenfalls auf die Schlagkraft des<br />

Verbandes aus. In der derzeitigen, wenngleich<br />

moderaten, Aufwärtsentwicklung<br />

entscheiden sich wieder mehr Unternehmen<br />

für unseren Verband.<br />

W+M: Welche wirtschaftlichen Perspektiven<br />

haben die ostdeutschen Maschinenbauer<br />

aktuell unter den nicht leichter werdenden<br />

internationalen Rahmenbedingungen?<br />

Reinhard Pätz: Die ostdeutschen Maschinenbauunternehmen<br />

sehen recht<br />

optimistisch auf das Jahr <strong>2018</strong>. Wir rechnen<br />

damit, dass sich die zuletzt positive<br />

Entwicklung weiter fortsetzen wird. Die<br />

Betriebe sind im Großen und Ganzen gut<br />

ausgelastet, die Weltwirtschaft kommt zunehmend<br />

in Schwung. Davon profitieren<br />

auch die ostdeutschen Betriebe, die sich<br />

mittlerweile international breiter aufgestellt<br />

haben. Allerdings kann die positive<br />

Stimmung und Lage schnell kippen, sollten<br />

sich wesentliche geopolitische Rahmenbedingungen<br />

verändern.<br />

W+M: Wo liegen die Hochburgen des ostdeutschen<br />

Maschinenbaus heute?<br />

Reinhard Pätz: In langer Tradition gilt der<br />

Maschinen- und Anlagenbau als das Rückgrat<br />

der ostdeutschen Industrie. In Mitteldeutschland<br />

sind historisch bedingt die<br />

meisten Maschinenbauer angesiedelt,<br />

Sachsen sticht hier noch einmal ganz besonders<br />

hervor. Berlin und das Land Bran-<br />

Weiterbildung von Multiplikatoren wird beim VDMA Ost groß geschrieben.<br />

Foto: VDMA<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INDUSTRIE 4.0 | 37<br />

Foto: VDMA<br />

denburg haben sich in den zurückliegenden<br />

Jahren enorm entwickelt. In Mecklenburg-<br />

Vorpommern ist die Dichte sicherlich geringer,<br />

dennoch haben auch hier zugkräftige<br />

Betriebe ihren Sitz. Industrielle Kerne<br />

haben sich vor allem in Regionen mit anerkannten,<br />

innovativen Hochschulen gebildet.<br />

Zu den Hochburgen zählen beispielsweise<br />

Dresden und Chemnitz, Jena und Ilmenau,<br />

Halle und Magdeburg, Berlin und<br />

Potsdam sowie Schwerin und Rostock.<br />

W+M: Was sind die größten Sorgen, die<br />

die ostdeutschen Maschinenbauer aktuell<br />

umtreiben?<br />

Reinhard Pätz: Trotz der guten wirtschaftlichen<br />

Lage sind einige Themen permanent<br />

präsent. Zum einen gibt es viele<br />

außenpolitische und außenwirtschaftliche<br />

Fragezeichen. So lassen sich die geopolitischen<br />

Krisen nicht abschätzen. Sie sind<br />

mit Blick auf Investitionen ein großer Unsicherheitsfaktor.<br />

Sorgen bereiten ebenso<br />

die europäische Integration und der weltweit<br />

zunehmende Protektionismus mit<br />

seinen Auswirkungen auf den Freihandel.<br />

Doch auch grundsätzliche Rahmenbedingungen<br />

gefährden die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der ostdeutschen Standorte. Dazu<br />

zählen die verfehlte Arbeitsmarktpolitik,<br />

aber auch die mangelnde Infrastruktur vor<br />

allem im ländlichen Raum.<br />

W+M: Fühlen Sie sich in Ihrer Arbeit für<br />

den Maschinenbaustandort Ostdeutschland<br />

schon ausreichend von den ostdeutschen<br />

Landesregierungen unterstützt?<br />

Reinhard Pätz: Wir wollen gemeinsam<br />

mit den Wirtschaftsministerien und Wirtschaftsverwaltungen<br />

ideale Standort- und<br />

Wettbewerbsbedingungen für unsere Unternehmen<br />

schaffen. Mit Ländern, welche<br />

die Industrie in den Fokus ihrer Wirtschaftspolitik<br />

stellen, arbeiten wir gut zusammen.<br />

Auffällig ist jedoch, dass sich<br />

die regionale Politik häufiger als in der Vergangenheit<br />

an den Argumentationsketten<br />

der Bundespolitik orientiert. Das ist häufig<br />

unpassend und gibt nicht die Realität wieder.<br />

Ich wünsche mir daher, dass sich die<br />

Verantwortlichen unabhängig von der bundespolitischen<br />

Lage um die lokalen und<br />

regionalen Belange kümmern.<br />

Reinhard Pätz,<br />

Geschäftsführer des VDMA Ost.<br />

W+M: Was tut Ihr Verband konkret, um die<br />

Exportchancen des ostdeutschen Maschinenbaus<br />

zu erhöhen?<br />

Reinhard Pätz: Der VDMA unterstützt<br />

seine Mitglieder auf vielfältige Weise.<br />

Dazu gehören die Einzelberatung und<br />

interkulturelle Workshops genauso wie<br />

Marktanalysen oder Informationen zu<br />

Marktbedingungen und Erfolgsfaktoren.<br />

Auch unsere Auslandsbüros in Brasilien,<br />

China, Indien, Japan und Russland erleichtern<br />

es den Unternehmen, Märkte zu erschließen<br />

und zu bearbeiten. Die Fachverbände<br />

organisieren zudem Gemeinschaftsstände<br />

auf Fachmessen, Symposien<br />

und Delegationsreisen ins Ausland.<br />

Der Schwerpunkt der Landesverbände<br />

liegt auf Veranstaltungen in der Region.<br />

Wir vermitteln Wissen rund um Exportfinanzierung,<br />

Zoll, technische Handelshemmnisse<br />

und Länderspezifika.<br />

W+M: Der VDMA Ost hat sich für polnische<br />

Unternehmen geöffnet. Wie ist der<br />

Zuspruch aus dem Nachbarland und was<br />

versprechen Sie sich von dieser unorthodoxen<br />

Verbandsausweitung?<br />

Reinhard Pätz: Der VDMA versteht sich<br />

als Netzwerk für den europäischen Maschinenbau.<br />

Der grenzüberschreitende<br />

Austausch und internationale Kooperationen<br />

bringen insbesondere in Zeiten der<br />

Globalisierung Vorteile, nicht nur Unternehmen<br />

mit Betriebsstätten in verschiedenen<br />

Ländern. Die Öffnung für polnische<br />

Unternehmen stößt bisher auf großes Interesse.<br />

W+M: Wie stark ist der ostdeutsche Maschinenbau<br />

von den EU-Sanktionen gegen<br />

Russland betroffen? Halten Sie eine<br />

Aufrechterhaltung der Sanktionen für zielführend?<br />

Reinhard Pätz: Die ostdeutschen Unternehmen<br />

sahen sich schon 2013 mit der<br />

Rubelkrise und einer Wirtschaftsflaute auf<br />

dem russischen Markt konfrontiert. Die<br />

Russlandsanktionen haben die rückläufige<br />

Auftrags- und Umsatzsituation noch<br />

verstärkt. Wettbewerber anderer Staaten<br />

nutzen diese Lücke schonungslos – und<br />

Deutschland verliert kontinuierlich wichtige<br />

Marktanteile. Mittlerweile führt Russland<br />

mehr Maschinen aus China ein als<br />

aus Deutschland. Für den VDMA sind die<br />

Sanktionen kein adäquates Mittel. Wir halten<br />

die Sanktionspolitik für verfehlt.<br />

W+M: Welche Rolle spielt der VDMA Ost<br />

unter dem Dach des VDMA?<br />

Reinhard Pätz: Ein wesentlicher Baustein<br />

der Verbandsleistungen ist die regionale<br />

Mitgliederbetreuung in den Regionen mit<br />

all ihren Besonderheiten. Das unterscheidet<br />

den VDMA von vielen anderen Verbänden.<br />

Die ostdeutschen und Berliner<br />

Unternehmen haben im VDMA Ost sozusagen<br />

einen zentralen und oft auch ersten<br />

Ansprechpartner direkt vor ihrer Haustür.<br />

Wir sind das Bindeglied zu den Dienstleistungen<br />

des Gesamtverbandes, öffnen die<br />

Tür zu einem enormen Netzwerk und halten<br />

zugleich eigene, praxisnahe Angebote<br />

und Veranstaltungen bereit. Die kurzen<br />

Wege gelten zugleich für die Zusammenarbeit<br />

mit der Politik, mit Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen, Kreditinstituten<br />

und allen Interessierten.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

VDMA OST<br />

Der Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau e. V. (VDMA) ist einer der<br />

bedeutendsten Verbandsdienstleister<br />

und bietet das größte Branchennetzwerk<br />

der Investitionsgüterindustrie in Europa.<br />

Seine Regionalvertretung in Ostdeutschland,<br />

der VDMA Ost, versteht sich als<br />

Sprachrohr der Branche vor Ort. Zu den<br />

Mitgliedern im VDMA Ost zählen etwa<br />

350 Firmen, Werke und Niederlassungen<br />

in den neuen Bundesländern und Berlin.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


38 | W+M TITEL<br />

Leuchttürme des<br />

ostdeutschen Maschinenbaus<br />

SITEC-Laseranlage zum Laserschweißen von Pkw-Schaltkomponenten.<br />

Nach dem schmerzhaften Strukturwandel in den 1990er-Jahren<br />

hat der Maschinen- und Anlagenbau in den neuen Ländern eine<br />

neue Blütezeit erreicht. Zahlreiche mittelständische Unternehmen<br />

haben sich mit innovativen Spitzenprodukten zu internationalen<br />

Marktführern aufgeschwungen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> stellt einige<br />

Branchen-Leuchttürme vor. Von Karsten Hintzmann<br />

SITEC in Chemnitz<br />

Seit mehr als 25 Jahren steht der Name<br />

SITEC für eine ausgeprägte Technologieorientierung<br />

und hohe Innovationskraft<br />

im Maschinen- und Anlagenbau sowie<br />

der Serienfertigung von Baugruppen und<br />

Komponenten. Als Generalauftragnehmer<br />

mit umfassender Engineering-Kompetenz<br />

und langjähriger Erfahrung plant<br />

und realisiert das Unternehmen prozesssichere<br />

Produktionsanlagen für die Automobilindustrie,<br />

Elektrotechnik/Elektronik,<br />

Medizintechnik, alternative Energietechnik<br />

und weiterer Branchen.<br />

Zum Markenzeichen gehören vollautomatisierte<br />

Montageanlagen, Laserbearbeitungszentren<br />

und Anlagen zur elektrochemischen<br />

Metallbearbeitung, auf<br />

denen anspruchsvolle Baugruppen wie<br />

Schaltgabeln, Sitzverstellungen, Benzinund<br />

Dieseleinspritzpumpen, Nockenwellen<br />

oder Bipolarplatten hergestellt werden.<br />

SITEC liefert weltweit und hat bisher<br />

mehr als 700 Produktionsanlagen<br />

realisiert. Hochqualifizierte und motivierte<br />

Mitarbeiter sowie die kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung der Produkte und<br />

Technologien bilden für SITEC die Basis<br />

für Fortschritt und technologischen Vorsprung.<br />

Parallel zum Maschinenbau entwickelt<br />

und produziert der Geschäftsbereich<br />

Serienfertigung Schweißbaugruppen,<br />

lasergeschnittene, lasergehärtete<br />

und elektrochemisch bearbeitete Bauteile.<br />

Seit 1997 liefert das Unternehmen<br />

in Großserie für die Automobilindustrie<br />

in den Bereichen Motor, Antriebsstrang,<br />

Fahrzeugsicherheit, Fahrzeugkomfort<br />

und E-Mobilität.<br />

SITEC beschäftigt 245 Mitarbeiter und<br />

investiert aktuell am Standort Chemnitz<br />

fünf Millionen Euro in neue Gebäude und<br />

Produktionsanlagen.<br />

Foto: SITEC<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INDUSTRIE 4.0 | 39<br />

Fotos: SCHMIDT + HAENSCH (oben),Profiroll (unten)<br />

Profiroll Technologies in Bad Düben<br />

Energie- und Ressourceneffizienz sind<br />

Schlüsselthemen moderner Produktionsstrategien.<br />

Die Kaltmassivumformtechnik<br />

der Profiroll Technologies GmbH verknüpft<br />

sie von Natur aus. Dabei wird das<br />

Material mit speziellen Walzanlagen und<br />

Rundwerkzeugen an der Bauteiloberfläche<br />

unter Druck verformt und so Gewinde-,<br />

Schnecken- und Verzahnungsprofile<br />

erzeugt. Im Zeichen der Ressourceneffizienz<br />

hat diese Technologie große Vorteile,<br />

spart sie doch Mengen an Material bei<br />

kürzester Fertigungszeit ein.<br />

Das Produktspektrum umfasst Maschinen,<br />

Werkzeuge und Technologien in Gewindewalzen,<br />

Profilwalzen, Verzahnungswalzen<br />

und Kaltringwalzen. CNC-gesteuerte<br />

Walzanlagen mit vollständiger Prozessvisualisierung<br />

sind die Hauptprodukte.<br />

Eine Glättanlage von Profiroll.<br />

Den Profiroll-Kunden in der Automobilund<br />

Zulieferindustrie, in der Luft- und<br />

Raumfahrt, in der Lineartechnik, der<br />

Wälzlagerindustrie, der Energietechnik,<br />

den Herstellern von Getrieben und<br />

Antriebssträngen sowie den Produzenten<br />

von Befestigungselementen kommt<br />

die Erfahrung und Kompetenz des mitteldeutschen<br />

Werkzeugmaschinenbauers<br />

zugute,<br />

der mit dem Slogan<br />

wirbt: „Maschine, Werkzeug,<br />

Verfahren aus einer<br />

Hand“. Der Exportanteil<br />

beträgt etwa 64 Prozent.<br />

Der Gesamtumsatz belief<br />

sich im Jahr 2017 auf 59<br />

Millionen Euro.<br />

Derzeit sind 370 Mitarbeiter<br />

bei Profiroll beschäftigt.<br />

30 Prozent der Belegschaft<br />

sind Ingenieure.<br />

Profiroll investiert in<br />

die Ausbildung, was sich<br />

in der aktuellen Zahl von<br />

zusätzlich 42 Lehrlingen in<br />

der eigenen Ausbildungsstätte und sieben<br />

Studenten widerspiegelt.<br />

Ein Prozessrefraktometer von SCHMIDT + HAENSCH.<br />

SCHMIDT + HAENSCH in Berlin<br />

Seit über 150 Jahren setzt das Familienunternehmen<br />

SCHMIDT + HAENSCH<br />

Maßstäbe in der Entwicklung und Herstellung<br />

optisch-elektronischer Analysegeräte.<br />

Das Produktportfolio umfasst<br />

Polarimeter, Refraktometer, Photometer,<br />

Laborgeräte, Laborautomation sowie Prozessanalysesysteme<br />

für die Lebensmittel-,<br />

Pharma-, chemische und petrochemische<br />

Industrie. 80 Prozent der ausschließlich<br />

in Berlin produzierten Geräte<br />

werden exportiert. Etwa 15 Prozent des<br />

Umsatzes werden jährlich in Forschung<br />

und Entwicklung für neue Geräte und<br />

Methoden investiert.<br />

SCHMIDT + HAENSCH zeichnet sich<br />

durch seine Kunden- und Anwendungsnähe<br />

aus. Das Unternehmen realisiert individuelle<br />

und komplexe Messaufgaben<br />

und Anwendungen, die aufgabenbezogen<br />

gelöst werden. Wichtig sind dem Unternehmen<br />

aus der Hauptstadt dabei die<br />

Präzision der Ergebnisse und eine physikalisch-technisch<br />

saubere Lösung der<br />

Messaufgabe. Dazu gehört die Rückführbarkeit<br />

der Messmethoden auf zertifizierte<br />

Standards. Zunehmend wichtiger werden<br />

neben den klassischen optisch-elektronischen<br />

Labormessgeräten Anwendungen<br />

in der Prozessmesstechnik. Hierbei<br />

wird die präzise Messung von Konzentrationen<br />

in Flüssigkeiten zur Regelung von<br />

Produktionsprozessen genutzt.<br />

SCHMIDT + HAENSCH genießt international<br />

einen ausgezeichneten Ruf aufgrund<br />

der hohen Zuverlässigkeit seiner<br />

Produkte und der qualifizierten Beratung<br />

durch seine Mitarbeiter. Weltweit steht<br />

ein kompetentes Händlernetz mit zahlreichen<br />

Servicestützpunkten zur Verfügung.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


40 | W+M TITEL<br />

SIOS Messtechnik in Ilmenau<br />

Die SIOS Meßtechnik GmbH Ilmenau ist<br />

ein weltweit agierendes Unternehmen zur<br />

Herstellung von Präzisionsmessgeräten<br />

auf der Basis von Laserinterferometern.<br />

Die Haupttätigkeitsfelder liegen dabei auf<br />

den Gebieten der Längen-, Schwingungsund<br />

Winkelmesstechnik für ultrapräzise<br />

Messungen und Kalibrierungen. Mit der<br />

Nanopositionier- und Nanomessmaschine,<br />

die in einem Messbereich von 25 x<br />

25 x 5 Millimeter eine Positionierauflösung<br />

von 0,08 Nanometer aufweist, ist<br />

die SIOS Meßtechnik GmbH Marktführer.<br />

SIOS entwickelt und fertigt Produkte,<br />

die einen hohen Kundennutzen durch<br />

die Anwendung modernster Technologien<br />

und bewährter messtechnischer<br />

Grundsätze garantieren. Anwendungen<br />

finden SIOS-Produkte in Präzisionspositioniereinrichtungen,<br />

bei der Maschinenkalibrierung,<br />

in Präzisionsmesssystemen<br />

von Kalibriereinrichtungen, in der Interferometrie<br />

und der Nanomesstechnik.<br />

Die Branchen der Anwender erstrecken<br />

sich vom Maschinenbau, der Optikindustrie,<br />

der Halbleiterindustrie, dem Messwesen<br />

bis hin zu vielfältigen Anwendungen<br />

im Bereich Forschung und Entwicklung.<br />

Überdurchschnittliche Investitionen<br />

in Forschung und Entwicklung des<br />

Unternehmens sollen den Technologievorsprung<br />

der Produkte auch für die Zukunft<br />

sichern. Gleichzeitig erlauben es die<br />

Kompetenzen und Kapazitäten bei SIOS,<br />

kundenspezifische Messsysteme zu entwickeln.<br />

Das macht das Ilmenauer Unternehmen<br />

zu einem zuverlässigen und<br />

gefragten Partner für fachübergreifende<br />

Forschungskooperationen.<br />

Präzise Messtechnik von SIOS.<br />

Bei Windkraftanlagen kommt MTS-Technik zum Einsatz.<br />

MTS Systems in Berlin<br />

MTS Systems ist ein weltweit führender<br />

Anbieter von Test- und Simulationssystemen,<br />

die in der industriellen Forschung<br />

und Entwicklung sowie in der Wissenschaft<br />

zur Anwendung gelangen. MTS-<br />

Testsysteme werden in der Automobilindustrie,<br />

Geophysik, Luft- und Raumfahrt,<br />

Labor- und Medizintechnik, Materialprüfung,<br />

im allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau<br />

sowie für erneuerbare Energien<br />

genutzt. So bringen MTS-Tests beispielsweise<br />

ganze Häuser ins Wanken oder<br />

versuchen, Tragflächen von Flugzeugen<br />

bersten zu lassen. Bei Industriekunden<br />

und auch in renommierten Forschungsinstituten<br />

dienen die Versuchs- und Testreihen<br />

letztlich dem Zweck, Vertrauen in die<br />

Lebensdauer von Produkten herzustellen<br />

und deren Zuverlässigkeit und geforderte<br />

Produkteigenschaften zu gewährleisten.<br />

Der MTS-Slogan lautet „be certain”<br />

(sicher sein).<br />

Durch die direkte Rückkopplung mit der<br />

Forschung und Entwicklung sind die Produkte<br />

zeitgemäß und setzen stetig neue,<br />

internationale Maßstäbe. Die MTS Systems<br />

GmbH wurde 1972 als Tochter eines<br />

US-amerikanischen weltweiten Anbieters<br />

für Test- und Simulationssysteme<br />

mit Hauptsitz in Minneapolis bewusst in<br />

Berlin gegründet. Damals wie heute gilt:<br />

Solch ein vielfältiger, internationaler und<br />

leistungsfähiger Industriestandort sucht<br />

in Deutschland seinesgleichen.<br />

Durch die einzigartige Nähe zur Wissenschaft<br />

und der inspirierenden Kultur-<br />

und Kreativszene findet das Unternehmen<br />

nach eigener Aussage „optimale<br />

Bedingungen für Innovationen und<br />

Wachstum“.<br />

Foto: MTS Systems (oben), SIOS (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INDUSTRIE 4.0 | 41<br />

Mikrozahnringpumpen sind nur wenig größer als Pusteblumen.<br />

pi4_robotics in Berlin<br />

Die Firma pi4_robotics GmbH ist ein<br />

führender Hersteller von Bildverarbeitungssystemen,<br />

Prüfautomaten und<br />

Robotern mit Sitz in Berlin. pi4-Systemlösungen<br />

werden derzeit vor allem in<br />

den Branchen Photovoltaik, Automotive,<br />

Kunststoff, Glas, Medizin und Pharma sowie<br />

im Bereich Keramik eingesetzt. In<br />

der Photovoltaik ist pi4 Technologieführer<br />

mit Qualitätsprüfsystemen auf Basis<br />

der Elektrolumineszenztechnologie.<br />

Die pi4_robotics GmbH ist in der Fachöffentlichkeit<br />

durch den im Jahr 2010 erstmals<br />

vorgestellten „workerbot“ bekannt<br />

geworden. Der „workerbot“ ist weltweit<br />

der erste humanoide – also dem Menschen<br />

ähnliche – Roboter, der als Fabrikarbeiter<br />

im Einsatz ist.<br />

Foto: HNP Mikrosysteme (oben), pi4_robotics Unten)<br />

HNP Mikrosysteme in Schwerin<br />

Das Unternehmen HNP Mikrosysteme<br />

GmbH mit Sitz in Schwerin entwickelt,<br />

produziert und vertreibt weltweit Pumpen,<br />

die kleine und kleinste Flüssigkeitsmengen<br />

schnell und präzise dosieren.<br />

Diese Mikrozahnringpumpen machen<br />

konventionelle, dosiertechnische Anwendungen<br />

effektiver und eröffnen so neue<br />

Technologiefelder.<br />

Die Pumpen zeichnen sich durch ihr<br />

geringes Gewicht und eine kompakte<br />

Bauform sowie Pulsationsarmut, hohe<br />

Standzeiten, ein geringes Leervolumen<br />

und die scherarme Förderung aus. Fünf<br />

Baureihen dieser Pumpen ermöglichen<br />

kleinste Dosiervolumina ab 0,25 µl und<br />

Volumenströme von 1 µl/h bis 1152 ml/<br />

min sowie Drücke bis maximal 150 bar.<br />

Neben zahlreichen Einsatzmöglichkeiten<br />

im Maschinen- und Anlagenbau, in<br />

der Chemie und im Pharmabereich erfüllen<br />

Mikrozahnringpumpen anspruchsvolle<br />

Dosieraufgaben in der Medizin- und<br />

Analysetechnik sowie weiteren Anwendungsfeldern.<br />

Das Unternehmen bietet eine ausführliche<br />

fachspezifische Beratung, bei Bedarf<br />

Machbarkeitsversuche im firmeneigenen<br />

Labor und die Inbetriebnahme vor Ort sowie<br />

individuelle Schulungen. Ergänzend<br />

zur Pumpe gibt es eine eigene Filterserie,<br />

Fluidzubehör und Sensorikprodukte<br />

sowie komplette Systemlösungen bis hin<br />

zur steuerungstechnischen Integration.<br />

Das Unternehmen beschäftigt 75 Mitarbeiter<br />

und engagiert sich mit dem Angebot<br />

interessanter Themen für Bachelor-<br />

und Master-Arbeiten in der Weiterbildung<br />

des ingenieurtechnischen Nachwuchses.<br />

Die Produkte werden weltweit<br />

vertrieben, die Exportrate beträgt etwa<br />

75 Prozent.<br />

Der „workerbot“-Roboter, ein<br />

zuverlässiger Fabrikarbeiter.<br />

Diplom-Ingenieur Matthias Krinke gründete<br />

das Unternehmen pi4_robotics GmbH<br />

im Jahr 1994. Der Hauptsitz und die Produktion<br />

befinden sich am Standort Berlin.<br />

Die pi4_robotics GmbH ist der einzige<br />

Roboterhersteller in Deutschland,<br />

der bis heute zu 100 Prozent<br />

im Besitz deutscher Eigentümer ist.<br />

Der innovative Mittelständler beschäftigt<br />

aktuell rund 50 Mitarbeiter. Seit 2003 ist<br />

das Unternehmen weltweit durch Vertriebs-<br />

und Servicepartner vertreten.<br />

<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


42 | W+M POLITIK<br />

RAGNITZ KOMMENTIERT<br />

Digitalisierung –<br />

Fluch oder Segen?<br />

Ostdeutschland solle eine Vorreiterrolle<br />

bei der Digitalisierung anstreben<br />

– so die Botschaft des Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforums im November<br />

2017. Das klingt visionär, wenn<br />

nicht gar vermessen, und das ist es auch,<br />

denn weder sind bislang die Voraussetzungen<br />

hierfür gegeben (zum Beispiel<br />

eine flächendeckende Ausstattung mit<br />

schnellen Internetverbindungen), noch<br />

scheinen sich viele Akteure der einzelund<br />

gesamtwirtschaftlichen Chancen digitaler<br />

Techniken überhaupt schon ausreichend<br />

bewusst zu sein. Vielfach überwiegen<br />

die Ängste (vor allem vor dem<br />

Verlust von Arbeitsplätzen), und daraus<br />

resultierend häufig auch die Ablehnung<br />

einer verstärkten Digitalisierung. Zeit<br />

also, etwas genauer hinzuschauen.<br />

Die verstärkte Durchdringung aller Wirtschafts-<br />

und Gesellschaftsbereiche durch<br />

digitale Techniken ist jedoch keine Option<br />

mehr, sondern zwangsläufig. Allerorten<br />

werden digitale Innovationen entwickelt<br />

und auf potenzielle Anwendungsfelder<br />

hin ausgetestet. Schon jetzt kann<br />

alles, was auf wiederkehrenden und damit<br />

standardisierbaren Tätigkeiten beruht,<br />

prinzipiell auch durch moderne Informationstechniken<br />

erledigt werden. Künftig<br />

werden sich die Anwendungsfelder dahingehend<br />

erweitern, dass alle Tätigkeiten,<br />

die auf Erfahrungswissen (und damit<br />

auf der Auswertung großer Datenmengen)<br />

beruhen, durch technische Systeme<br />

zumindest unterstützt, wenn nicht<br />

sogar übernommen werden können. Ob<br />

sich diese Techniken dann auch in der<br />

Breite durchsetzen, hängt nicht davon<br />

ab, ob man es will oder nicht – sondern<br />

allein davon, ob es aus unternehmerischer<br />

Sicht Wettbewerbsvorteile<br />

bietet, also im<br />

Zweifel: ob es kostengünstiger<br />

ist als der Einsatz menschlicher<br />

Arbeitskraft. Die Frage ist insoweit<br />

weniger ein „ob“, sondern vielmehr ein<br />

„wann“ – und dann ist es natürlich von<br />

Vorteil, wenn sich Ostdeutschland frühzeitig<br />

hierauf einstellt.<br />

Angst muss einem das jedoch nicht machen,<br />

denn zum einen ist ein Ersatz von<br />

Arbeit durch digitale Techniken mit Produktivitätssteigerungen<br />

verbunden,<br />

also mit einer Zunahme<br />

des gesamtwirtschaftlichen<br />

Wohlstandsniveaus.<br />

Und zum<br />

anderen müssen die digitalen<br />

Techniken<br />

ja auch entwickelt<br />

und in die Produktion<br />

integriert werden<br />

– was gleichbedeutend<br />

ist mit der<br />

Schaffung zusätzlicher<br />

Arbeitsplätze an<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

anderer Stelle. Politik<br />

und Wirtschaft sollten<br />

sich daher vor allem<br />

auch darum bemühen, bei der Herstellung<br />

der benötigten Ausrüstungsgüter<br />

für die digitale Wende eine Vorreiterrolle<br />

zu übernehmen – und die Voraussetzungen<br />

hierfür sind zumindest in einigen ostdeutschen<br />

Regionen sehr gut.<br />

Die große Herausforderung liegt – neben<br />

dem Ausbau der für die Digitalisierung<br />

benötigten Infrastrukturen – in einer<br />

Aus- und Weiterbildungspolitik, die<br />

die Arbeitskräfte in Ostdeutschland fit<br />

macht für die gesteigerten Qualifikationsanforderungen,<br />

die mit der Digitalisierung<br />

einhergehen. Um es überspitzt auszudrücken:<br />

Das beinhaltet nicht nur die<br />

Fähigkeit, mit digitalen Techniken umzugehen<br />

(etwa eine App bedienen zu können),<br />

sondern auch die Fähigkeit, die digitalen<br />

Techniken zu verstehen und im Produktionsprozess<br />

einzusetzen (also: eine<br />

App programmieren zu können). Digitale<br />

Kenntnisse zu vermitteln, ist insoweit<br />

eine Aufgabe, die alle Bereiche des Bildungssystems<br />

– von der frühkindlichen<br />

Bildung bis hin zur Weiterbildung der bereits<br />

Erwerbstätigen – umfassen muss.<br />

Die mit der Digitalisierung einhergehenden<br />

Aufgaben sind riesengroß,<br />

sie erfordern ein Umdenken<br />

in Politik, Verwaltung,<br />

Bildungssystem<br />

und nicht zuletzt auch<br />

bei den Bürgern. Den<br />

Kopf in den Sand zu<br />

stecken, wäre jedoch<br />

fahrlässig – noch ist<br />

es früh genug, diese<br />

Herausforderungen<br />

anzunehmen.<br />

Und dann kann Ostdeutschland<br />

wirklich<br />

eine Vorreiterrolle in<br />

der digitalen Wende<br />

einnehmen! W+M<br />

Fotos: phonlamaiphoto/fotolia.com (oben), ifo (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


POLITIK | 43<br />

Hat die Braunkohle (kurzfristig) ausgedient?<br />

Annalena Baerbock ist Bundesvorsitzende und<br />

Bundestagsabgeordnete aus Brandenburg von<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

Ulrich Freese ist Bundestagsabgeordneter<br />

der SPD aus Brandenburg.<br />

Fotos: Stefan Kaminski (links), Deutscher Bundestag/Thomas Trutschel/photothek.net/D (rechts)<br />

„ Ja” „Nein”<br />

Beim Klimaschutzabkommen<br />

von Paris hat<br />

sich die Weltgemeinschaft<br />

dazu verpflichtet, die Aufheizung der Erde auf<br />

deutlich unter zwei Grad, möglichst sogar 1,5<br />

Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Niveau<br />

zu begrenzen. Dafür sollen ab Mitte des Jahrhunderts<br />

sämtliche Treibhausgasemissionen<br />

netto Null betragen. Für die Industriestaaten<br />

bedeutet das, dass sie bis 2050 klimaneutral<br />

sein müssen.<br />

Deutschlands Unterschrift unter das völkerrechtlich<br />

verbindliche Abkommen bedeutet daher,<br />

dass der Kohleausstieg kommen wird. Denn<br />

die Verstromung von Kohle ist CO 2<br />

-intensiv und<br />

beschleunigt die weitere Aufheizung der Atmosphäre.<br />

Schon heute liegen wir bei über einem<br />

Grad Erwärmung. Deshalb brauchen wir jetzt einen<br />

Fahrplan, um bis 2030 schrittweise aus der<br />

Kohle auszusteigen und um den Beschäftigten<br />

und den Unternehmen in den Kohlerevieren Planungssicherheit<br />

zu geben. Allein wenn wir das<br />

deutsche Klimaziel für 2020 erreichen wollen,<br />

müssen acht bis zehn Gigawatt Kohle vom Netz<br />

gehen.<br />

Klar ist: Nur wenn wir jetzt aktiv die Transformation<br />

gestalten, sorgen wir in den betroffenen Regionen<br />

für neue Arbeitsplätze durch innovative<br />

und klimafreundliche Technologien. In der Lausitz<br />

ist es außerdem höchste Zeit für eine bessere<br />

Verkehrsinfrastruktur und schnelleres Internet.<br />

Für all das braucht es die politische und<br />

finanzielle Unterstützung vom Bund und von<br />

den Landesregierungen.<br />

Die aktuelle BDI-Studie zur<br />

Industrie- und Klimapolitik<br />

stellt klar: Mit einem<br />

„Weiter so“ verfehlen wir bis 2050 die Klimaziele<br />

krachend. Die Ursachen: Verzichtsethik, Planstatt<br />

Marktwirtschaft, technokratisches Beharren,<br />

auch in der Energiewende! Eine treibhausgasneutrale<br />

Zukunft erfordert eine leistungsfähige Industrie,<br />

Investitionen in Forschung und Entwicklung,<br />

in Infrastruktur, Gebäude- und Anlagenbestand,<br />

in Effizienztechnologien, aber auch in CO 2<br />

-Minderungstechnik,<br />

wie die Abscheidung, die stoffliche<br />

Nutzung und die Speicherung von CO 2<br />

.<br />

Regenerative Erzeugungsanlagen haben eine<br />

gute Entwicklung genommen. Bis zu einer sicheren<br />

Versorgung ist es aber noch ein weiter Weg.<br />

Es fehlen Speicher und Leitungen. Die Energieversorgung<br />

für Verkehr oder Gebäude ist ebenso<br />

offen, wie die preisliche Entwicklung nach Auslaufen<br />

des EEG.<br />

Die Braunkohle ist für mich eine Brückentechnologie.<br />

Ein guter und zuverlässiger Partner auf dem<br />

Weg in eine treibhausgasarme Energiewelt. Mit<br />

ihr verbunden sind Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit<br />

und Wettbewerbsfähigkeit. Sie steht den<br />

Klimazielen nicht entgegen. Der EU-weite Zertifikatehandel<br />

funktioniert. Die CO 2<br />

-Emissionen nehmen<br />

weiter ab.<br />

Die Braunkohle ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor:<br />

regional wie national. Sie prägt die Wirtschaftsstruktur<br />

in vielen Regionen. Da wirtschaftliche<br />

Entwicklung und Innovationen sich nicht erzwingen<br />

und verordnen lassen, wird sie noch lange gebraucht.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


44 | W+M INTERNATIONAL<br />

TAIWAN<br />

Attraktiver Markt<br />

für deutsche Firmen<br />

Als portugiesische Seeleute im 16. Jahrhundert an Taiwan<br />

vorbeisegelten, hatten sie schnell einen passenden Namen<br />

gefunden: Ilha Formosa – „Schöne Insel“. Heute hat Taiwan weit<br />

mehr als nur eine beeindruckende Flora und Fauna zu bieten.<br />

Der östlich vom chinesischen Festland gelegene Inselstaat<br />

gehört zu den 20 größten Handelsnationen der Welt und<br />

verzeichnet seit Jahren einen Wirtschaftsaufschwung, der durch<br />

zukunftsorientierte Schlüsseltechnologien getrieben wird.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Taiwan ist längst weit mehr als nur<br />

ein Geheimtipp für große deutsche<br />

Unternehmen. Aufgrund des hohen<br />

Wohlstandes unter den 23,5 Millionen<br />

Einwohnern ist Taiwan ein wichtiger<br />

Absatzmarkt für Konsum- und Luxusgüter.<br />

Die Autohersteller Daimler und BMW<br />

etwa freuen sich jährlich über neue Absatzrekorde.<br />

Aber auch für die mittelständische<br />

Staatliche Porzellan-Manufaktur<br />

Meissen hat sich die Insel zum international<br />

wichtigsten Absatzmarkt entwickelt.<br />

Dennoch haben viele deutsche Unternehmen<br />

das prosperierende Eiland von<br />

der Größe Baden-Württembergs bislang<br />

noch nicht auf dem Schirm, wenn es um<br />

internationale Kooperationen oder gar Investitionen<br />

geht. Zu Unrecht, denn die<br />

taiwanesische Wirtschaft wächst derart<br />

rasant, dass ausländische Partner hoch<br />

willkommen sind. Nach Einschätzung<br />

des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipeh,<br />

das zum weltweiten Netzwerk der<br />

deutschen Außenhandelskammern gehört<br />

und vor Ort Unterstützung bei der<br />

Anbahnung von Kooperationen leistet,<br />

brauchen deutsche Unternehmen maximal<br />

drei Monate, um in Taiwan eine Niederlassung<br />

zu gründen. Das liegt auch<br />

an der Willkommenskultur seitens der<br />

Wirtschaftsbehörden Taiwans. Das in<br />

der Hauptstadt Taipeh ansässige Wirtschaftsbüro<br />

verweist auf weitere Standortvorteile,<br />

die als Anreize für eine Markterkundung<br />

verstanden werden können:<br />

Rechtssicherheit, keinerlei Korruption,<br />

im Vergleich zu Deutschland niedrigere<br />

Lohnkosten, geringe Produktions- und<br />

Energiekosten, interessante Partner im<br />

Bereich Forschung und Entwicklung sowie<br />

der hohe Standard im Logistiksektor.<br />

Speziell in der jüngeren Vergangenheit<br />

hat sich der Elektroniksektor enorm entwickelt.<br />

Das liegt nicht nur an den international<br />

bekannten Marken wie Acer und<br />

Asus, die in Taiwan zu Hause sind. Auch<br />

der mittelständische Unterbau auf diesem<br />

Gebiet verzeichnet hohe Zuwachsraten.<br />

Die Germany Trade and Invest GmbH<br />

(GTAI), die sich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

um Außenwirtschaft<br />

und Standortmarketing kümmert,<br />

hat etliche Wirtschaftszweige in Taiwan<br />

identifiziert, in denen sich ausländische<br />

Foto: XXX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INTERNATIONAL | 45<br />

Investitionen lohnen können. Aus GTAI-<br />

Sicht wird der Produktionssektor aufgrund<br />

der internationalen Nachfrageerholung <strong>2018</strong><br />

ein robustes Wachstum verzeichnen. Am<br />

stärksten könnten dabei die chemische sowie<br />

die Elektronikindustrie profitieren. Mit<br />

erhöhter Nachfrage rechnen der Maschinenbau,<br />

die Fahrzeugteile-Produktion und<br />

die Textilindustrie.<br />

Elektronikindustrie<br />

Mit Elektronik ist Taiwans Wirtschaft stark<br />

geworden und will auf dieser Basis weiter<br />

wachsen. Die heimischen Branchenunternehmen<br />

sind mit ihrer kompletten Wertschöpfungskette<br />

für elektronische Bauteile<br />

und Endgeräte gut positioniert, auf die steigende<br />

internationale Nachfrage zu reagieren.<br />

Immer leistungsfähigere Komponenten<br />

werden untereinander vernetzt. Dabei<br />

werden Cloud- und Plattformtechnologien<br />

sowie schnelle drahtlose Kommunikationsnetze<br />

eingerichtet, um die großen Mengen<br />

an Daten zu speichern und zu transportieren.<br />

Parallel wird immer auch Hardware gebraucht.<br />

Ob Halbleiter, Sensoren oder Endprodukte<br />

wie Computer, Server oder Smartphones<br />

– hier sind taiwanische Firmen führend.<br />

Maschinenbau<br />

Die Produktion und der Einsatz smarter Maschinen<br />

ist Teil der Regierungspolitik, um<br />

die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erhöhen. Außerdem macht es der zunehmende<br />

Mangel an Arbeitskräften auf der<br />

Insel erforderlich, dass Unternehmen mehr<br />

in Automatisierung und Roboter investieren.<br />

Etliche Maschinenbauer erweitern daher<br />

ihre Kapazitäten. Insbesondere die beiden<br />

größten Segmente – Produktionsmaschinen<br />

für Elektronik und Werkzeugmaschinen<br />

– sollen zulegen.<br />

technologien sowie der Umbau von bestehenden<br />

Kraftwerken von Kohle- auf Gasbetrieb,<br />

was ebenfalls hohe Investitionen nach<br />

sich ziehen wird.<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

Die Biotechindustrie, die in Taiwan biotechnologische,<br />

pharmazeutische und medizintechnische<br />

Erzeugnisse umfasst, wird von<br />

der Regierung besonders gefördert. Neben<br />

finanzieller Unterstützung werden die<br />

Rahmenbedingungen verbessert, um ausländische<br />

Investitionen anzuziehen sowie<br />

die Entwicklung und Produktion von experimenteller<br />

Medizintechnik zu erleichtern.<br />

Die demografische Entwicklung und chronische<br />

Krankheiten sorgen für eine zunehmende<br />

Nachfrage nach Medizintechnik. Das<br />

Marktvolumen legt seit Jahren zu und dürfte<br />

<strong>2018</strong> ein Wachstum von über fünf Prozent<br />

aufweisen. Dabei bleibt der Importbedarf<br />

hoch, da das lokale Angebot an medizinischer<br />

Hochtechnologieausrüstung noch<br />

unzureichend ist.<br />

Der Konfuzius-Tempel in Taipeh.<br />

neue Ausrüstungen sowie in Produktinnovationen<br />

und setzen auf die Diversifizierung<br />

in Produktionsstandorten.<br />

Fahrzeugteile-Produktion<br />

Die automobile Zukunft ist elektrisch und<br />

soll Taiwans Kfz-Teile-Branche neue Wachstumsdynamik<br />

bringen. Neben den Lieferanten<br />

von mechanischen Kfz-Teilen sind Komponentenhersteller<br />

aus der Elektronik und<br />

Telematik dabei, in das Angebot an automobilen<br />

Erzeugnissen zu investieren. Der<br />

Produktionswert für mechanische Kfz-Teile<br />

soll 2017 auf über sieben Milliarden US-Dollar<br />

gestiegen sein und weiter wachsen. Die<br />

Herstellung von Kfz-Elektronik soll in den<br />

nächsten Jahren deutlich steigen, um E-<br />

Automobilanbieter wie Tesla, Apple oder<br />

Google sowie lokale und chinesische Marken<br />

beliefern zu können. W+M<br />

INFORMATIONEN<br />

ÜBER TAIWAN<br />

Fotos: Pixabay<br />

Energiewirtschaft<br />

Die Regierung plant den kompletten Atomausstieg<br />

bis 2025. Dafür sollen erneuerbare<br />

Energien stärker gefördert und andere<br />

Maßnahmen zur Erhaltung der Energiesicherheit<br />

umgesetzt werden. In den kommenden<br />

sieben Jahren wird mit staatlichen<br />

und privaten Investitionen in Höhe von etwa<br />

55 Milliarden US-Dollar gerechnet. Hinzu<br />

kommen der Ausbau der Infrastruktur wie<br />

Smart Grids, Smart Meter und Speicher-<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

Die Textil- und Bekleidungshersteller erwarten<br />

für <strong>2018</strong> erneut verbesserte Absatzaussichten.<br />

Insbesondere mit ihrem Angebot<br />

an funktionalen Textilien besetzen Taiwans<br />

Branchenunternehmen eine weltweit wichtige<br />

Lieferposition. Sie erreichen laut Taiwan<br />

Textile Research Institute einen Anteil<br />

an der globalen Produktion von rund 50<br />

Prozent. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erhalten, investieren sie im Textilbereich in<br />

Germany Trade and Invest GmbH<br />

www.gtai.de/taiwan<br />

Deutsches Wirtschaftsbüro Taipeh<br />

Tel.: +886 28758-5800<br />

info@taiwan.ahk.de<br />

www.taiwan.ahk.de<br />

Taipeh Vertretung in Deutschland<br />

Tel.: 030 203610<br />

www.roc-taiwan.org<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


46 | W+M INTERNATIONAL<br />

Praktische Hinweise für die Anbahnung und Pflege von Geschäftskontakten<br />

In Taiwan schätzt man Höflichkeit,<br />

Pünktlichkeit und Geduld<br />

Verhandlungen – wie hier der Besuch einer Berliner Parlamentsdelegation unter Leitung des CDU-Politikers Christian Gräff (l.) bei<br />

der Stadtregierung in Taichung – folgen streng hierarchischen Regeln. Das Wort führen die jeweils ranghöchsten Repräsentanten.<br />

Taiwan ist im internationalen Handel<br />

gut vernetzt. Daher sind die lokalen<br />

Geschäftsleute in Verhandlungen<br />

und im Umgang mit ausländischen<br />

Kunden erfahren und versiert. Die gastfreundliche<br />

und offene Art der Einheimischen<br />

kompensiert dabei asiatische Gepflogenheiten<br />

wie indirekte Kommunikation<br />

und manchmal zähe Verhandlungen.<br />

Wichtig ist, für den Aufbau von Beziehungen<br />

Geduld mitzubringen und gut vorbereitet<br />

zu sein.<br />

Die Lage Taiwans am südöstlichen Kontinentalrand<br />

des chinesischen Festlands<br />

und an wichtigen Seerouten hat die Insel<br />

in der Historie immer wieder zum Spielball<br />

verschiedener Mächte gemacht. So<br />

war sie im Lauf der Jahrhunderte bereits<br />

von Portugiesen, Holländern, Japanern<br />

und nicht zuletzt von Chinesen vom Festland<br />

kontrolliert. Von allen am prägendsten<br />

ist der chinesische Kultureinfluss,<br />

der in Form der Sprache, des Essens<br />

und konfuzianistischer Tugenden wie<br />

Erziehung, Respekt und hoher Arbeitsethik<br />

auch heute gelebt wird. Für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung spielte der japanische<br />

Einfluss (Kolonialgebiet von 1895-<br />

1945) eine große Rolle, der im Geschäftsleben<br />

noch immer anhält, sowie in der<br />

Organisation von Unternehmen und in<br />

bestimmten Verhaltensweisen.<br />

Die Kommunikation ist, wie in anderen asiatischen<br />

Sprachen, eher indirekt, vage und<br />

lässt direkte Ablehnung eigentlich nicht zu,<br />

umso mehr jedoch unterschiedliche Interpretationen.<br />

Aufgrund der zum Englischen<br />

oder Deutschen unterschiedlichen Sprachlogik<br />

ist daher oft ein intensiver Kommunikationsfluss<br />

vonnöten, um den Kontext<br />

klarzustellen und Transparenz zu schaffen.<br />

Hierarchien beachten<br />

Der Führungsstil ist in vielen Firmen patriarchalisch.<br />

Insgesamt spielen Hierarchie<br />

und Seniorität eine große Rolle. Egal ob<br />

traditionelle oder moderne Unternehmen<br />

– oftmals finden sich Altare oder andere<br />

Zeichen religiöser Art in den Eingangsbereichen.<br />

Die Einheimischen praktizieren<br />

überwiegend eine Mischung aus Taoismus<br />

und Buddhismus.<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


INTERNATIONAL | 47<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR TAIWAN<br />

Um bei Geschäftsessen in Taiwan bestehen zu können, sollten<br />

Geschäftsreisende Kenntnisse im Umgang mit Essstäbchen mitbringen.<br />

• Höflich, bescheiden und<br />

respektvoll auftreten.<br />

• Genügend Zeit zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen<br />

einplanen.<br />

• Ausreichend kommunizieren,<br />

um Missverständnisse<br />

zu vermeiden.<br />

• Den Gesprächspartner<br />

nicht mit direkter Kritik<br />

brüskieren.<br />

• Keine Ungeduld oder<br />

Unmut zeigen.<br />

• Visitenkarten nicht wie<br />

Spielkarten einfach über<br />

den Tisch werfen.<br />

Foto: W+M<br />

Pünktlichkeit und Höflichkeit sind wichtige<br />

Tugenden. Lieber etwas zu früh sein als zu<br />

spät. Für geschäftliche Treffen sollte genügend<br />

Puffer eingebaut sein, damit die vereinbarte<br />

Zeit eingehalten wird. Verspätungen<br />

müssen rechtzeitig telefonisch übermittelt<br />

werden. Lieber öfter danke sagen<br />

als einmal zu wenig. Wer als Ausländer<br />

Arroganz oder großspuriges Verhalten an<br />

den Tag legt, kann kaum Respekt erwarten,<br />

sondern es wird dem Aufbau von Beziehungen<br />

schaden. Die Kleiderordnung ist<br />

wie in anderen westlich orientierten Ländern.<br />

Um auf der sicheren Seite zu sein,<br />

sollte bei Männern wie bei Frauen ein konservativer<br />

Business-Look gewählt werden.<br />

Keine Uhren schenken<br />

Im Geschäftsleben wird heutzutage der<br />

Austausch von Geschenken zwar nicht<br />

mehr unbedingt erwartet, ist aber als<br />

Wertschätzung eine gern gesehene Geste.<br />

Für die erste Reise und den Beziehungsaufbau<br />

sollte ein ausreichender Fundus<br />

von Geschenken im Gepäck sein, um<br />

für verschiedene Gelegenheiten gerüstet<br />

zu sein. Dabei sind Erzeugnisse mit dem<br />

eigenen Unternehmenslogo oder mit Bezug<br />

zu Deutschland empfehlenswert. Für<br />

Präsente ist eine aufwendige Verpackung<br />

vor allem in roter Farbe vorteilhaft. Zu vermeiden<br />

ist Geschenkpapier in Weiß und<br />

Schwarz. Traditionell nicht verschenkt werden<br />

sollten – wegen ihrer Symbolik der<br />

Trauer oder der Trennung – Uhren, Schirme,<br />

Schneidwerkzeuge, wie Messer und<br />

Scheren, sowie Taschentücher.<br />

Bei der ersten Begegnung wird der Ranghöchste<br />

zuerst begrüßt. Wenn mehrere<br />

Personen in einer Delegation sind, dann<br />

reihen sich die Teilnehmer gemäß der Stellung<br />

im Unternehmen auf. Bei der ersten<br />

Vorstellung wird die eigene Visitenkarte<br />

stehend und möglichst mit beiden Händen<br />

übergeben. Die Visitenkarte sollte sorgfältig<br />

gelesen und behandelt und beispielsweise<br />

nicht in die Hosentasche gesteckt<br />

oder im Beisein des Überreichenden darauf<br />

geschrieben werden.<br />

Besprechungen sind in der Regel formale<br />

Angelegenheiten. Von taiwanischer Seite<br />

werden sicherlich mehrere Unternehmensvertreter<br />

anwesend sein. Es ist empfehlenswert,<br />

auch mit mehreren Mitarbeitern<br />

zu solchen Geschäftsanbahnungen<br />

anzureisen. Das beweist die Bedeutung,<br />

die einem potenziellen Partner entgegengebracht<br />

wird, und erleichtert die Aufgabenverteilung<br />

wie etwa die Protokollführung.<br />

Die wichtigsten Gesprächspartner<br />

sitzen sich direkt gegenüber. Die Delegationsleiter<br />

– in der Regel der Ranghöchste<br />

des Unternehmens – stellen die Teilnehmer<br />

ihrer jeweiligen Seite vor. Von den Delegationsleitern<br />

wird auch die Gesprächsführung<br />

übernommen, andere Mitglieder<br />

des Unternehmens werden je nach Thema<br />

ins Gespräch gebracht.<br />

Vor allem, wenn es sich um größere Unternehmen<br />

mit vielen Hierarchieebenen<br />

handelt oder wenn technische Detailfragen<br />

zu besprechen sind, können sich Verhandlungen<br />

lange hinziehen. Bei kleineren<br />

Firmen, mit der meist direkten Ansprechmöglichkeit<br />

der Geschäftsführung, kann<br />

es dagegen relativ unkompliziert ablaufen.<br />

Dennoch werden je nach Umfang eines<br />

Geschäfts mehrere Zusammenkünfte und<br />

weitere Reisen notwendig sein.<br />

Stäbchen und Karaoke<br />

Das persönliche Kennenlernen und miteinander<br />

vertraut werden ist für taiwanische<br />

Geschäftsleute sehr wichtig. Am besten<br />

lässt sich dies, neben direkten Gesprächen,<br />

über gemeinsame Essen herstellen.<br />

Denn Essen ist eine der beliebtesten Aktivitäten.<br />

In der Regel wird der Gastgeber<br />

ein opulentes Mahl in einem sehr guten<br />

Restaurant organisieren. Er legt die Tischordnung<br />

fest und weist die Gäste an, wo<br />

sie sitzen sollen. Normalerweise sitzt der<br />

Hauptgast neben dem Gastgeber, der seinen<br />

Sitznachbarn häufig die Speisen auf<br />

den Teller oder in die Schale vorlegt. Einige<br />

Grundkenntnisse in der Nutzung von<br />

Essstäbchen sind für deutsche Gäste hilfreich.<br />

Bei formalen Abendessen sind kurze<br />

Ansprachen und Trinksprüche üblich. Zum<br />

Toasten und danach wird Alkohol gereicht.<br />

Alle am Tisch werden mit dem Gast nacheinander<br />

anstoßen – von daher sollte man<br />

mit den Schluckgrößen vorsichtig sein.<br />

Wer keinen Alkohol verträgt oder mag,<br />

sollte das zu Beginn des Essens deutlich<br />

machen. Um das persönliche Kennenlernen<br />

zu vertiefen, kann es sein, dass der<br />

Gastgeber zu einem Abendentertainment<br />

an einem anderen Ort, wie beispielsweise<br />

in eine Karaokebar, einlädt. Eine Gegeneinladung<br />

zu einem Geschäftsessen sollte<br />

erfolgen. Da deutsche Geschäftsleute die<br />

Restaurantszene in der Regel nicht kennen<br />

dürften, bietet sich eine Einladung beispielsweise<br />

in ein Restaurant in dem Hotel<br />

an, in dem die Geschäftsreisenden untergebracht<br />

sind.<br />

<br />

Karsten Hintzmann<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


48 | W+M RATGEBER STEUERN<br />

Höhere Wertgrenzen für<br />

kleine Investitionen<br />

Der Staat hat die Regelung überarbeitet, um mehr Kleininvestitionen<br />

als bislang zeitnah steuerlich geltend zu machen. Seit<br />

Jahresbeginn gelten höhere Bemessungsgrenzen für geringwertige<br />

Wirtschaftsgüter (GWG), zu denen beispielsweise Computer, Möbel,<br />

Foto- und Videotechnik gehören. Von Ronald K. Haffner<br />

Ronald K. Haffner ist Steuerberater,<br />

Diplom-Kaufmann und Diplom-Ingenieur (FH).<br />

Für viele Unternehmer ist es immer ein<br />

Ärgernis: Es wird eine Investition getätigt,<br />

etwa in neue Computer oder<br />

Möbel, und trotzdem mindert sich kaum<br />

der steuerliche Gewinn, da diese, wie die<br />

Fachleute sagen, aktiviert werden, und in<br />

die steuermindernden Kosten nur die Abschreibungen<br />

eingehen. Beispiel: Der neue<br />

Schreibtisch kostet 1.248 Euro netto. Diese<br />

Kosten von 1.248 Euro müssen aber auf<br />

13 Jahre, und dann auch noch monatlich<br />

auf die Nutzungszeit, verteilt werden: Also<br />

1.248 Euro / 13 Jahre / 12 Monate – das sind<br />

dann acht Euro monatlich. Faktisch merkt<br />

das in der Gewinnermittlung niemand.<br />

Allerdings gibt es einige Bagatellregelungen.<br />

So sieht selbst der Fiskus ein, dass bei<br />

einer Schreibtischlampe, die 50 Euro kostet,<br />

auch wenn diese zehn Jahre hält, der<br />

bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis<br />

zu den steuerlichen Mehreinnahmen<br />

steht, die sich ja außerdem nur in einer Gewinnverschiebung<br />

darstellen. Natürlich gibt<br />

es deshalb eine Bagatellgrenze, die per 1.<br />

Januar <strong>2018</strong> zum ersten Mal seit 1965 angehoben<br />

wurde.<br />

Übersicht über alte und neue Wertgrenzen<br />

Wertgrenzen<br />

Buchung<br />

(Alt: Bis 150 Euro netto)<br />

ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />

Bis 250 Euro netto<br />

Üblicherweise sofortige<br />

Gewinnminderung<br />

Bagatellgrenze angehoben<br />

Das bedeutet, dass Möbel, Werkzeuge,<br />

Computer- oder auch betriebliche Fotound<br />

Videotechnik sowie alle weiteren betrieblichen<br />

Wirtschaftsgüter, die nicht<br />

mehr als 800 Euro netto kosten, sofort als<br />

Gewinnminderung gebucht werden können.<br />

Aber es ist ein Wahlrecht! Und es gibt<br />

sogar verschiedene Wahlrechte. Es sind jedoch<br />

einge Besonderheiten zu beachten:<br />

Erstens: Wird das Wahlrecht „bis 1.000<br />

Euro“ gewählt (Bildung eines Sammelpostens)<br />

müssen auch alle Güter von 251 bis<br />

800 Euro in den Sammelposten eingebucht<br />

werden. Im Ergebnis werden dann auch<br />

die Güter mit einem Preis von 251 bis 800<br />

Euro auf fünf Jahre abgeschrieben. Dies<br />

wird man häufig in unternehmerischen Verlustphasen<br />

anwenden oder in der Existenzgründungsphase,<br />

wenn der Verlust (für die<br />

Bank) nicht zu groß werden soll.<br />

Zweitens: Wird kein Sammelposten gebildet,<br />

kann jedoch für jedes Wirtschaftsgut<br />

separat entschieden werden, ob eine<br />

sofortige Gewinnminderung (sogenannte<br />

Sofort-Abschreibung) gewählt wird oder<br />

dieses Gut im Anlagevermögen erfasst<br />

und auf die geplante Nutzungsdauer abgeschrieben<br />

wird. Auch hier wird man die<br />

Entscheidung davon abhängig machen, ob<br />

ein Steuerspareffekt (sofortige Gewinnminderung)<br />

oder ein Verlustminimierungseffekt<br />

(Abschreibung über die Nutzungsdauer)<br />

gewünscht wird.<br />

(alt: Bis 410 Euro netto)<br />

ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />

Bis 800 Euro netto<br />

Wahlrecht zur Abschreibung<br />

über die Nutzungsdauer oder<br />

sofortige Gewinnminderung<br />

Bis 1000 Euro netto<br />

ab 1. Januar <strong>2018</strong><br />

> Bisherige Regel gültig<br />

Sogenannte Poolregelung,<br />

Abschreibung über<br />

5 Jahre ist Pflicht<br />

Definition beachten<br />

Was genau ist aber ein geringwertiges<br />

Wirtschaftsgut (Fachbegriff: GWG)? Die<br />

Regeldefinition lautet: Es muss sich um<br />

ein selbstständig nutzbares Wirtschaftsgut<br />

handeln. Selbstständig bedeutet, ohne<br />

dass ein anderes Wirtschaftsgut benötigt<br />

wird. Es muss also nicht nur die Wertgrenze<br />

erfüllt sein, sondern auch von den Nutzungsmöglichkeiten<br />

gibt es Einschränkung.<br />

Manchmal ist es auch verzwickt oder nicht<br />

eindeutig. In diesen Fällen sollte ein Steuerberater<br />

konsultiert werden. W+M<br />

WAS IST EIN GERINGWERTIGES<br />

WIRTSCHAFTSGUT?<br />

SELBSTSTÄNDIG NUTZBAR<br />

Multifunktionsgerät<br />

(Drucker + Kopierer + Fax +<br />

Scanner in einem Gerät)<br />

Externe Festplatte<br />

Bürostuhl, Rollcontainer, Einzeltisch<br />

Einzelregal<br />

Drucker oder Monitor zum<br />

Anschluss an den Computer<br />

NICHT SELBSTSTÄNDIG NUTZBAR<br />

Austauschobjektiv für Kamera<br />

Anssatztisch für Besprechungen für einen<br />

Schreibtisch, der nicht ohne diesen<br />

Haupttisch aufgestellt werden kann<br />

Teile einer Regalkombination, die<br />

nur mit dem Gesamtregal<br />

genutzt werden können<br />

Fotos: Ronald Haffner (oben), Pixabay (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


RATGEBER MANAGEMENT | 49<br />

Fotos: Pixabay (oben), Peter Badge (unten)<br />

Compliance – Chancen<br />

und Herausforderungen<br />

für Mittelständler<br />

Bis vor wenigen Jahren war Compliance nur etwas für Großkonzerne.<br />

Siemens war hier ein Vorreiter und gilt nach wie vor als Vorbild in<br />

Sachen Compliance. Auch der Mittelstand hat in der Zwischenzeit<br />

das Thema wahrgenommen, inhaltlich vorangebracht und die<br />

vielfältigen Chancen für sich entdeckt, da die Vorteile auf der Hand<br />

liegen. Compliance ist längst kein lästiges Übel mehr. Dies gilt auch<br />

für kleine Unternehmen. Von Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />

Aber nach wie vor beschäftigen<br />

sich viele Firmen nicht oder nur<br />

unzureichend mit Compliance.<br />

Auf der anderen Seite ist festzustellen,<br />

dass viele Unternehmen ohne Not bei<br />

Compliance-Fragen das vernünftige Maß<br />

verloren haben.<br />

Zugleich wirkt es so, als würde die Zahl<br />

der Compliance-Verstöße steigen, die<br />

Haftungssummen immer größer und die<br />

Manager mit enormer Haftung und sogar<br />

Haft bedroht werden.<br />

Richtig ist, dass nicht die Compliance-<br />

Fälle zunehmen, wohl aber die Aufklärung<br />

durch Compliance. Tatsächlich gibt<br />

es aber immer neue und bislang unbekannte<br />

Risiken und Herausforderungen<br />

wie Cyber-Crime oder Fake-Manager, die<br />

wir bislang nur aus Krimis kannten, nun<br />

aber in der deutschen Realität angekommen<br />

sind.<br />

Der Diesel-Skandal hat erneut gezeigt,<br />

dass eine noch so gute Compliance Straftaten<br />

nicht verhindern kann. VW wird ein<br />

Treiber in Sachen Compliance sein. Klingt<br />

zynisch, ist es aber nicht. VW wird es<br />

sich in Zukunft nicht mehr leisten können,<br />

etwa mit Zulieferern oder anderen<br />

Unternehmen zusammen zu arbeiten, die<br />

nicht zu 100 Prozent compliant sind. Daher<br />

muss der Mittelstand sich aufstellen.<br />

Der Druck wird größer<br />

Dabei werden die Herausforderungen immer<br />

größer und der Regulierungsdruck<br />

durch die Behörden steigt weiter. So ist<br />

die Datenschutz-Grundverordnung als<br />

eine der aktuell größten Compliance-Aufgaben<br />

noch nicht ansatzweise in vielen<br />

Unternehmen umgesetzt.<br />

Compliance wird belohnt<br />

Compliance ist (noch) keine gesetzliche<br />

Pflicht. Insgesamt ist aber festzustellen,<br />

dass Compliance immer häufiger verlangt<br />

wird. Ausschreibende Behörden und Unternehmen,<br />

Geschäftspartner, Banken, Investoren,<br />

Versicherungen, auch die D&O<br />

fordern zunehmend Compliance. Wer keine<br />

Compliance hat, steht ohne Schutz da.<br />

Wer aber Compliance hat, der wird belohnt,<br />

etwa durch bessere Bedingungen. Kunden<br />

und Mitarbeiter lieben Compliance.<br />

Belohnt wird Compliance mittlerweile<br />

auch durch die Rechtsprechung. So hat<br />

der Bundesgerichtshof jüngst betont,<br />

dass Compliance sich bußgeldmindernd<br />

auswirken kann.<br />

Parallel zum steigenden Druck bieten<br />

sich immer mehr Compliance-Instrumente<br />

an, wie ISO 19600 oder ISO 37001.<br />

Bei beiden Normen steht die Unternehmenskultur<br />

an vorderer Stelle.<br />

Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung,<br />

den zunehmenden rechtlichen<br />

Anforderungen gerecht zu werden,<br />

Rechtssicherheit herzustellen und<br />

Compliance auch noch risikoadäquat und<br />

gleichzeitig unternehmerisch effektiv zu<br />

betreiben.<br />

Ein „kleines Vergehen“ bei der Ausschreibung<br />

oder der Auftragsvergabe<br />

kann sich mittlerweile existenzbedrohend<br />

auswirken, wenn das Unternehmen<br />

im bundesweit geltenden Korruptionsregister<br />

landet.<br />

Chefs sollten ihr Augenmerk auf Compliance<br />

legen. Das ist modern und die richtige<br />

Einstellung. Die richtige Haltung ist<br />

die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen<br />

Korruption, Schmiergeldzahlungen<br />

und andere illegale Geschäftspraktiken.<br />

Haftung und Haltung stehen beim Thema<br />

Compliance somit in einer wechselseitigen<br />

Beziehung zueinander. W+M<br />

DER AUTOR<br />

Prof. Dr. Peter Fissenewert ist Rechtsanwalt<br />

und Partner der Kanzlei Buse<br />

Heberer Fromm. Seit Jahren beschäftigt<br />

er sich mit wirtschaftsrechtlichen<br />

Themen rund um Compliance. Er zählt<br />

zu den führenden Beratern und Autoren<br />

in diesem Bereich und nimmt regelmäßig<br />

als Redner an hochkarätigen Fachveranstaltungen<br />

teil.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


50 | W+M RATGEBER<br />

Die E-Mail lebt<br />

Heute sind viele Office-Worker mit einer wahren E-Mail-Flut<br />

konfrontiert. Da kann es schon mal passieren, dass die Sorgfalt<br />

beim Schreiben von E-Mails vernachlässigt wird. Dies kann jedoch<br />

verheerende Folgen nach sich ziehen. Mit diesen Tipps vermeiden<br />

Sie es, beim E-Mail-Verkehr unnötig ins Fettnäpfchen zu treten.<br />

Von Dr. Robert Nehring<br />

Die E-Mail ist tot, es lebe die E-Mail!<br />

In den letzten Jahren ist die E-Mail<br />

oft totgesagt worden. New-Work-<br />

Fantasten haben zur Begründung dessen<br />

gern auf die Generationen Y und Z verwiesen,<br />

die gewohnt sind, via Facebook,<br />

WhatsApp oder Snapchat zu kommunizieren.<br />

Die privaten Kommunikationskanäle<br />

von Jugendlichen müssen aber nicht<br />

die geschäftlichen von Erwachsenen sein.<br />

Berufseinsteiger werden<br />

wohl auch nicht<br />

ihren Teddy mit ins<br />

Büro bringen. Und<br />

wem wäre etwa<br />

damit geholfen,<br />

dass geschäftsrelevante<br />

Vereinbarungen<br />

nach einer<br />

Weile automatisch gelöscht<br />

werden? Nicht vielen. Die E-Mail<br />

lebt – und wie: Eine Studie der Radicati<br />

Group hat ergeben, dass es bereits über<br />

4,35 Milliarden E-Mail-Accounts weltweit<br />

gibt. Ihre Anzahl soll bis 2019 voraussichtlich<br />

auf 5,59 Milliarden anwachsen.<br />

Laut Statista ist 2016 das E-Mail-Volumen<br />

in Deutschland auf ein neues<br />

Rekordhoch von 625,8 Milliarden<br />

angestiegen. Damit hat<br />

sich die Anzahl der E-Mails<br />

seit 2010 verdoppelt. Für<br />

2017 geht das Statistikportal<br />

von 732,2 Milliarden<br />

aus.<br />

Wirklich nötig?<br />

Vor jeder E-Mail sollten<br />

Sie sich fragen, ob diese<br />

wirklich notwendig ist.<br />

Fotos: Rogatnev/fotolia.com (oben), Papierflugzeug Designed by Freepik (oben), mast3r/fotolia.com (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


BÜRO | 51<br />

Fotos: mast3r/fotolia.com<br />

Löst sich das Problem<br />

vielleicht in<br />

Kürze von selbst?<br />

Oder ist bereits<br />

alles geschrieben<br />

worden, nur<br />

noch nicht von<br />

Ihnen? Vielleicht<br />

ist es in einem bestimmten<br />

Fall besser,<br />

zu telefonieren<br />

oder einmal persönlich<br />

beim Kollegen vorbeizuschauen.<br />

Förmliche Einladungen<br />

werden übrigens am besten<br />

als Brief zugestellt. Die Organisation<br />

der Mittagspause ist eher ein Thema für<br />

den Gruppenchat. Ins CC („carbon copy“)<br />

kommen die Empfänger, die für alle sichtbar<br />

sein sollen. Ins BCC („blind carbon<br />

copy“) nur diejenigen, welche nicht von<br />

den anderen gesehen werden dürfen.<br />

Bei der Aufnahme von Mitempfängern<br />

ist hohe Sparsamkeit angesagt: Ist Ihre<br />

E-Mail wirklich (in allen Teilen) für die gesamte<br />

Abteilung relevant?<br />

HTML, alles andere ist<br />

Schwarz-Weiß-Fernsehen<br />

In der Regel sollten Sie Ihre E-Mails im<br />

komfortablen HTML-Format versenden.<br />

Nur in sehr speziellen Fällen ist sogenannter<br />

Plaintext ratsam. Denn nur im HTML-<br />

Format werden Hyperlinks, Bilder<br />

und Formatierungen per<br />

CSS übermittelt. Außerdem<br />

ist die Responsequote<br />

von HTML-Mails<br />

höher. Zwar ist die Dateigröße<br />

von Nur-Text-<br />

Mails geringer und diese sind etwas<br />

weniger verdächtig für Spamfilter und<br />

Virenscanner. Aber Plaintextnachrichten<br />

wirken heute wie aus einer vergangenen<br />

Zeit. Nutzen Sie außerdem übliche,<br />

seriöse Schriftarten, zum Beispiel Arial,<br />

Times New Roman, Calibri. Diese werden<br />

bei den meisten Empfängern auch genauso<br />

dargestellt und sind gut lesbar. Kreativität<br />

können Sie beim Inhalt Ihrer E-Mail<br />

beweisen.<br />

Die Betreffzeile – wichtig und richtig<br />

Es sollte sofort und klar erkennbar sein,<br />

was das Anliegen der E-Mail ist. Keine langen,<br />

kryptischen<br />

Formulierungen,<br />

sondern<br />

kurz und prägnant<br />

auf<br />

den Inhalt<br />

hinweisen.<br />

Maximal 50<br />

Textzeichen.<br />

Manchmal<br />

reicht schon ein<br />

Wort. Besser sind<br />

aber etwas genauere<br />

Angaben, zum Beispiel:<br />

„Angebot grüne Tragetaschen“<br />

statt „Angebot“. Rechtschreibfehler in<br />

der Betreffzeile sind noch schlimmer als<br />

im Anschreiben, denn diese Zeile liefert<br />

den ersten Eindruck. Wenn durch vieles<br />

Hin und Her Aw:/Aw:/Aw:-Bandwürmer<br />

entstehen, ist es erlaubt und ratsam, den<br />

Betreff prägnant umzubenennen.<br />

Die Anrede – hier wird zuerst<br />

sehr geehrt<br />

An wen eine E-Mail gerichtet ist, entscheidet<br />

über Förmlichkeit und Schreibstil.<br />

Ein Erstkontakt sollte im Geschäftsleben<br />

mit „Sehr geehrte/r“ beginnen, wobei<br />

es meist besser ist, eine konkrete Person<br />

anzusprechen als „Damen und Herren“.<br />

Wenn es dann später die<br />

Situation erlaubt, kann zum<br />

„Hallo“ oder „Guten Tag“<br />

übergewechselt werden.<br />

Die Anrede „Liebe/r“<br />

ist im Geschäftsleben<br />

bis auf wenige Ausnahmen<br />

unangemessen.<br />

Allgemeingültige Regeln<br />

gibt es in diesem<br />

Bereich nicht. Wer mit<br />

Vorgesetzten kommuniziert,<br />

sollte aber in der Regel<br />

eine Anrede mit Namen wählen.<br />

Soll dem Kollegen drei Räume weiter<br />

schnell etwas mitgeteilt werden, kann unter<br />

Umständen auf beides verzichtet werden.<br />

Ist eine E-Mail an mehrere Empfänger<br />

gerichtet, gilt Rang vor Geschlecht: Zuerst<br />

wird die/der Ranghöchste angesprochen.<br />

Man schreibt „Sehr geehrter Herr<br />

Professor Schneider“ statt „Sehr geehrter<br />

Prof. Schneider“. Angemessen ist heute<br />

auch eher „Frau Professorin Müller“ statt<br />

„Frau Professor Müller“. Bei der Korrespondenz<br />

mit Adligen ist korrekt: „Sehr geehrter<br />

Herr Graf von Strieselow“. Blaublüter<br />

bevorzugen zwar selbst „Sehr geehrter<br />

Graf Strieselow“, üblich ist heute jedoch<br />

ein Mix aus beidem: „Sehr geehrter<br />

Graf von Strieselow“. Natürlich muss jeder<br />

Name richtig geschrieben werden. Auch<br />

ein Fehler bei der Anrede (etwa Frau/Herr)<br />

macht einen sehr schlechten Eindruck.<br />

Der erste Satz – vielen Dank für Ihr<br />

Interesse<br />

Der erste Satz nach der Anrede ist besonders<br />

wichtig. Er kann maßgeblich für den<br />

weiteren Verlauf der Kommunikation sein.<br />

Der Einleitungssatz sollte deshalb wie ein<br />

freundliches Lächeln wirken, das Sie einer<br />

Person zur Begrüßung schenken. 20 passende<br />

Beispiele finden Sie auf Zeitblueten.<br />

com. Bei Antwortmails kommt es entsprechend<br />

gut an, sich zunächst für das entgegengebrachte<br />

Interesse zu bedanken.<br />

Der Inhalt – kurz und bündig,<br />

keine Emoticons<br />

Das Anliegen Ihrer E-Mail muss schnell zu<br />

erkennen sein. Deshalb sollten Sie sich in<br />

der Regel kurz fassen, ohne aber damit die<br />

Lesbarkeit zu erschweren. Sparen<br />

Sie sich lange Einleitungen,<br />

in denen Sie für<br />

Ihr Thema sensibilisieren.<br />

Erklärungen<br />

können Sie<br />

verlinken<br />

oder anhängen.<br />

Formulieren<br />

Sie<br />

aktiv, direkt,<br />

prägnant.<br />

Kommen<br />

Sie schnell auf<br />

den Punkt. Schreiben<br />

Sie klar, informativ und zielführend.<br />

Vermeiden Sie Füllwörter und<br />

Schachtelsätze. Verschiedene Dinge kommen<br />

in verschiedene Absätze. Wenn mehrere<br />

Punkte beantwortet werden sollen,<br />

nummerieren Sie diese. In der geschäftlichen<br />

Kommunikation gilt außerdem: keine<br />

Emoticons! Diese bleiben dem Privaten<br />

vorbehalten. Das gilt auch für Inter-<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


52 | W+M RATGEBER<br />

netabkürzungen wie lol, hdl oder rofl.<br />

Außerdem: keine Verschwendung von<br />

Satzzeichen und auch keine durchgängige<br />

Klein- oder Großschreibung.<br />

Das stört<br />

sogar im privaten<br />

Bereich. Es zeugt<br />

von mangelndem<br />

Respekt gegenüber<br />

dem Empfänger.<br />

Und Vorsicht<br />

bei ironischen<br />

Formulierungen:<br />

Wenn der<br />

lustige Gesichtsausdruck<br />

dazu fehlt,<br />

wird Ironie oft nicht verstanden.<br />

Schreiben Sie authentisch.<br />

Britische Forscher haben<br />

bereits Algorithmen entwickelt, die<br />

Lügen in E-Mails erkennen. Wenige Personalpronomen,<br />

viele Adjektive wie „hervorragend“,<br />

„toll“ usw. sollen verdächtig<br />

machen. Richtige Grammatik und Rechtschreibung<br />

sind Grundvoraussetzungen.<br />

Nutzen Sie auch die Korrekturhilfe. Manche<br />

Experten empfehlen, wichtige E-Mails<br />

für die Korrektur auszudrucken. Das ist allerdings<br />

nicht mehr zeitgemäß.<br />

Spätestens gegen Ende sollte ein Handlungsvorschlag<br />

erfolgen. Wer soll jetzt<br />

was bis wann tun? Geht es um einen Termin,<br />

schlagen Sie einen konkreten vor und<br />

ersparen Sie dem Adressaten Erläuterungen<br />

dazu, wann es Ihnen weshalb vielleicht<br />

nicht so gut passen würde. Ein kleines<br />

„Danke im Voraus“ oder Ähnliches<br />

vor dem Abschied hinterlässt nicht nur einen<br />

guten Eindruck. Laut einer Studie des<br />

Softwareanbieters Boomerang erhöht es<br />

auch die Wahrscheinlichkeit, dass die E-<br />

Mail beantwortet wird. Die mit 65,7 Prozent<br />

höchste Antwortrate erreichte bei<br />

der Auswertung von mehr als 350.000 E-<br />

Mails übrigens die Formulierung „Vielen<br />

Dank im Voraus“. Zum Abschluss hat sich<br />

ein freundliches „Ich freue mich, von Ihnen<br />

zu hören.“ bewährt.<br />

Die Verabschiedung – bleibender<br />

Eindruck<br />

Zur Verabschiedung wird das altehrwürdige<br />

„Mit freundlichen Grüßen“ immer seltener<br />

verwendet. An seine Stelle sind die<br />

etwas weniger förmlichen „Freundlichen<br />

Grüße“ und die noch etwas unprätentiöseren<br />

„Besten Grüße“ getreten. Sie stellen<br />

die richtige Wahl für den Erstkontakt<br />

dar. Wer sich dann<br />

besser kennt, kann „Viele<br />

Grüße“ oder gar<br />

„Herzliche Grüße“<br />

übermitteln. Diese<br />

können auch<br />

abwechselnd<br />

verteilt werden.<br />

Grundsätzlich<br />

darf man hier<br />

durchaus auch etwas<br />

individueller<br />

formulieren, etwa<br />

„Schöne“ oder „Sonnige<br />

Grüße“ senden. Wie bei<br />

der Anrede gilt aber: Geliebt wird<br />

nur zu Hause. Und flapsige Alltagsfloskeln<br />

sind generell zu vermeiden. Gegrüßt wird<br />

übrigens nicht aus, sondern lieber nach,<br />

also beispielsweise „Beste Grüße nach<br />

Hamburg“. Das könnte sonst unter Umständen<br />

etwas prahlerisch wirken. Niemals<br />

steht ein Komma nach der Grußformel,<br />

obwohl angeblich jeder Zweite diesen<br />

Fehler machen soll.<br />

Die Signatur – nicht zu groß,<br />

nicht als Bild!<br />

Ganz am Ende der E-Mail muss in der geschäftlichen<br />

Kommunikation die Signatur<br />

des Senders stehen. Sie sollte mindestens<br />

aus formalen<br />

Angaben<br />

wie Name und<br />

Funktion, Unternehmensname<br />

und -anschrift,<br />

E-Mail und Telefonnummer<br />

bestehen,<br />

und sie muss<br />

Pflichtangaben wie<br />

Geschäftsführung<br />

und Rechtsform enthalten.<br />

Eine vollständige<br />

Signatur besteht aus:<br />

Unternehmensname, Name,<br />

Position im Unternehmen, Geschäftsführung<br />

(Pflichtangabe), Adresse, E-Mail,<br />

Telefonnummer, Website, Rechtsform<br />

(Pflichtangabe), Sitz und Registergericht<br />

(beides Pflichtangaben). Fügen Sie Ihre<br />

Signatur nie als Bild ein. Denken Sie an<br />

diejenigen, die Ihre Adressdaten in eine<br />

Datenbank kopieren wollen. Beim Abtippen<br />

ist die Fehlerwahrscheinlichkeit hoch.<br />

Eine Signatur als Bild würde übrigens auch<br />

nicht bei denen ankommen, die in ihrem<br />

Postfach nur Plaintext zulassen.<br />

Der Anhang – immer prüfen!<br />

Jedem kann es passieren, dass er ein<br />

falsches Dokument anhängt oder die Anlage<br />

ganz vergisst. Weil dies keinen guten<br />

Eindruck beim Empfänger hinterlässt<br />

und auf beiden Seiten wertvolle Zeit kostet:<br />

Vor dem Senden immer prüfen! Wer<br />

an chronischer Anhangslosigkeit leidet,<br />

sollte sich eine immer gleiche Reihenfolge<br />

angewöhnen: Erstens Text schreiben,<br />

zweitens Anhänge einfügen, drittens<br />

Betreff formulieren, viertens Empfänger<br />

eingeben. Es gibt auch technische Hilfsmittel.<br />

Gegen unabsichtliche Fehler wie<br />

vergessene Anhänge, leere Betreffzeilen<br />

oder falsche Absenderadressen hilft der<br />

SmartTools Mail-Assistent für Microsoft<br />

Outlook. Falschen Anhängen beugt der<br />

SmartTools Anhang-Assistent für Outlook<br />

vor. Ab Outlook 2013 gibt es die Einstellung<br />

„Warnen, wenn ich eine Nachricht<br />

senden möchte, an der ggf. eine Anlage<br />

fehlt“. Leider bezieht diese Funktion nur<br />

den englischen Wortschatz ein. Deutsche<br />

Stichwörter wie „anbei“, „im Anhang“<br />

werden nicht erkannt. Wie bei Bewerbungen<br />

gilt: Keine offenen Dokumente<br />

wie Word, Excel,<br />

Powerpoint, sondern<br />

PDFs verschicken!<br />

Es sei denn, es<br />

handelt sich um<br />

Arbeitsvorlagen<br />

oder Ähnliches.<br />

Wenn<br />

die Möglichkeit<br />

besteht,<br />

verwenden Sie<br />

statt Anlagen<br />

Links auf Webseiten<br />

oder zugängliche<br />

Clouds. Die Verlinkungen<br />

sollten dann aber auch langfristig<br />

funktionieren. Bereits E-Mails mit zehn<br />

Megabyte werden von einigen Postfächern<br />

als zu groß abgewiesen. Komprimieren<br />

Sie Speicherintensives, versenden<br />

Sie in mehreren E-Mails oder stellen<br />

Fotos: mast3r/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


BÜRO | 53<br />

Sie am besten gleich per Cloud zur Verfügung.<br />

Kostenfrei und unkompliziert ist<br />

zum Beispiel WeTransfer.<br />

Nach dem Schreiben lesen<br />

Das gilt vor allem für die, die beim Tippen<br />

auf die Tastatur schauen. Vor jedem<br />

Senden noch einmal Inhalt<br />

und Rechtschreibung<br />

prüfen! Schreiben Sie<br />

E-Mails generell nicht<br />

am Fließband und<br />

missbrauchen Sie<br />

sie schon gar<br />

nicht als Chat.<br />

Sehr empfehlenswert<br />

ist bei<br />

Outlook, das<br />

Häkchen herauszunehmen<br />

bei der<br />

Einstellung Datei/<br />

Optionen/Erweitert/<br />

Senden und Empfangen/<br />

Bei bestehender Verbindung sofort<br />

senden. Die E-Mails werden auf diese<br />

Weise erst gesendet, wenn Sie auf „Alle<br />

senden“ klicken. Da der Gedankenblitz oftmals<br />

direkt nach dem „Senden“ kommt,<br />

hilft ein zeitlicher Abstand zum Verschicken,<br />

um Fehler zu vermeiden.<br />

Der Autoresponder<br />

Eine Abwesenheitsnotiz gilt heute in vielen<br />

Unternehmen als Pflicht. Wenn Sie frei entscheiden<br />

können, nutzen Sie den Autoresponder<br />

nur, wenn wirklich nötig. Wer Ihnen<br />

eine E-Mail schreibt, will nicht wissen,<br />

dass Sie am Vormittag im Meeting sind.<br />

Wenn schnelles Handeln gefordert<br />

wäre, würde man Sie anrufen.<br />

Stellen Sie den Autoresponder<br />

außerdem<br />

so ein, dass er über<br />

mehrere Tage nur<br />

beim ersten Mal<br />

an den Absender<br />

zugestellt wird. Wer möchte und darf, kann<br />

seinen Urlaub im Respondertext früher beginnen<br />

und später enden lassen, um ein<br />

paar Tage inkognito im Büro zu haben.<br />

E-Mails verschlüsseln<br />

Es gibt noch immer Office-Worker, die keine<br />

E-Mail-Verschlüsselung nutzen. Dabei<br />

gibt es längst benutzerfreundliche Möglichkeiten,<br />

um die elektronische Post zu<br />

schützen. Wer höchst Vertrauliches sendet,<br />

sollte unbedingt verschlüsseln.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Blog<br />

OFFICE-ROXX.DE.<br />

Fotos: mast3r/fotolia.com<br />

Falscher Empfänger,<br />

fehlende Anlage<br />

Jetzt ist es doch passiert: Die<br />

E-Mail an Frau Schneider ging<br />

an Herrn Müller, Frau Schneider<br />

wurde als Herr angeredet,<br />

die Anlage fehlt oder alle, die<br />

ins BCC gehört hätten, befinden<br />

sich sichtbar im CC.<br />

Das wird einen schlechten<br />

Eindruck machen. Zu<br />

Recht: Denn Sie waren unprofessionell!<br />

Eine minimale<br />

Chance, Schlimmeres zu<br />

verhindern, bietet die Outlook-Funktion<br />

„Nachricht<br />

zurückrufen“. In der Regel<br />

hat die E-Mail den Mailserver<br />

aber bereits verlassen und<br />

wurde zugestellt. In einigen Fällen<br />

wird dem Empfänger der Betreff<br />

der E-Mail nun durchgestrichen<br />

angezeigt. Er wird sie dann<br />

erst recht lesen.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

EU-Datenschutz-Update<br />

- schnelle Lösungen sind gefragt<br />

Der Begriff Datenschutz drängt immer mehr in das Bewusstsein<br />

der deutschen Unternehmer. Denn am 25. Mai <strong>2018</strong> wird die EU-<br />

Datenschutz-Grundverordnung, kurz EU-DSGVO, scharf geschaltet.<br />

Spätestens dann ist es mit der Sicherheit für all jene vorbei, die<br />

nicht vorbereitet sind. Bei Verletzung der Vorgaben können bis zu<br />

20 Millionen Euro oder bis zu vier Prozent des gesamten weltweit<br />

erzielten Jahresumsatzes des Vorjahres als Geldbuße verhängt<br />

werden. Von Stephan Goericke<br />

ZUR PERSON<br />

Stephan Goericke ist seit 2005 Geschäftsführer<br />

des International Software<br />

Quality Institutes iSQI GmbH und des<br />

Arbeitskreise für Software-Qualität und<br />

-Fortbildung e. V. (ASQF) sowie Experte<br />

im Branchenverband der IT- und Internetwirtschaft<br />

der Hauptstadtregion, SIBB<br />

e. V. Goericke ist Mitglied im Medienrat<br />

der Medienanstalt Berlin-Brandenburg<br />

(mabb). Im September 2016 wurde<br />

Stephan Goericke zum Kuratoriumsmitglied<br />

des Fraunhofer-<br />

Instituts für Offene Kommunikationssysteme<br />

berufen. Im Jahr 2009<br />

gründete er die GOERI-<br />

CKE Beratung für Strategie<br />

und Kommunikation<br />

GmbH. 2012 wurde<br />

Goericke mit dem IHK-<br />

Unternehmerpreis ausgezeichnet.<br />

Vor allem Unternehmen mit gewachsenen<br />

IT-Strukturen sind<br />

schlichtweg überfordert. Die Veränderungen<br />

sind tiefgehend. Sie betreffen<br />

alle Abteilungen aller Branchen. Nach<br />

einer Umfrage unter 900 Führungskräften<br />

eines großen amerikanischen Softwareunternehmens<br />

im Frühjahr 2017 soll<br />

fast die Hälfte der Befragten fürchten,<br />

die Vorgaben nicht einhalten zu können.<br />

Noch immer fehlt es offensichtlich vielen<br />

Unternehmen an klaren Konzepten und<br />

Strategien. Die Nervosität vor dem bevorstehenden<br />

Sicherheits-Update steigt.<br />

Ist mein Unternehmen schon so weit?<br />

Muss ich etwas tun, muss ich investieren?<br />

Gedanken, die wohl jedem Beschäftigten<br />

mit Leitungsfunktion durch<br />

den Kopf gehen. Dabei gibt es ein reiches<br />

Angebot an Informationen,<br />

Checklisten, Whitepapers,<br />

Soforthilfen, Seminaren,<br />

Schulungen und Trainings.<br />

Ein IT-Unternehmen<br />

zeigt auf<br />

seiner Website sogar<br />

einen Countdown,<br />

der die Zeit<br />

bis zum 25. Mai herunterzählt.<br />

Daneben<br />

die Werbung für<br />

einen Daten-Sicherheits-<br />

Schnelltest. Zwei Minuten sollen für einen<br />

ersten Überblick reichen. Das dazu<br />

angebotene Whitepaper macht jedoch<br />

keinen Hehl mehr daraus, dass die Anpassungen<br />

in der IT für Unternehmen unter<br />

Umständen tiefgreifend sein können<br />

und teuer.<br />

Was zu tun sein wird<br />

Eine Lawine an Arbeit kommt auf uns<br />

zu. Alle werden die unternehmenseigene<br />

Struktur beim Umgang mit personenbezogenen<br />

Daten unter die Lupe nehmen<br />

müssen. Eng mit der Datensicherheit verbunden<br />

sind zwei wichtige Neuerungen.<br />

Das Recht auf Datenübertragbarkeit und<br />

die Rechenschaftspflicht. So kann eine<br />

Person die Übermittlung des von ihr angelegten<br />

Datensatzes verlangen. Innerhalb<br />

von vier Wochen müssen diese Informationen<br />

verständlich, für die Person<br />

lesbar und maschinenlesbar übermittelt<br />

werden. Das gilt für alle Datensätze<br />

– egal, wann sie erfasst worden sind.<br />

Das heißt im Klartext, die meisten Unternehmen<br />

müssen ihren gesamten Datenbestand<br />

sichten, ordnen und berichtigen.<br />

Datenübertragbarkeit und Rechenschaftspflicht<br />

sind ohne fachmännische<br />

und juristische Beratung nicht so ohne<br />

weiteres zu durchblicken. Hier müssen<br />

das Datenmanagementsystem und der<br />

Datenschutz effektiv miteinander korrespondieren.<br />

Auf Weiterbildung setzen<br />

Unternehmen sind gut beraten, wenn<br />

sie mindestens einen Mitarbeiter für die<br />

neue Situation schulen. Sich im Dschungel<br />

der Anbieter zurecht zu finden, ist da-<br />

Fotos: sdecoret/fotolia.com (oben), iSQI GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


IT | 55<br />

bei nicht leicht. Der Branchenverband der<br />

IT- und Internetwirtschaft, SIBB e.V., hat<br />

auch zu diesem Zweck den sogenannten<br />

HILFE IN SACHEN DIGITALISIERUNG<br />

Der IT-Verband Berlin-Brandenburg,<br />

SIBB e. V., vermittelt kostenfrei Kontakte<br />

zu regionalen Anbietern aus dem<br />

breiten Spektrum von Leistungen rund<br />

um den Einsatz von Software, Hardware<br />

oder Internetservices und IT-Beratung.<br />

Mit dem „SIBB Digitalisierungsfinder“<br />

können Unternehmen schnell<br />

und unkompliziert ihr geplantes IT-Projekt<br />

beschreiben und eine passende<br />

Auswahl kompetenter Anbieter erhalten.<br />

Das spart viel Zeit und Mühen für<br />

die Recherche - der Weg zu qualifizierten<br />

Angeboten und einem möglichst zügigen<br />

Projektstart wird kürzer. Mit nur<br />

einem Formular auf der Internetseite<br />

des SIBB wird die Anfrage abgewickelt:<br />

www.sibb.de/digifinder<br />

„SIBB Digifinder“ entwickelt. Hier vermittelt<br />

der Verband kostenfrei Kontakte<br />

zu regionalen Anbietern – auch zu diesem<br />

Thema. Schnell und unkompliziert kann<br />

man den passenden Anbieter wählen.<br />

Hier findet man zum Beispiel auch das<br />

Lernlabor Cybersicherheit zum Thema Sicherheit<br />

und Datenschutz. Gemeinsam<br />

mit Fraunhofer FOKUS, der Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft Berlin und<br />

dem Potsdamer International Software<br />

Quality Institute (iSQI) bietet das Lernlabor<br />

Schulungen mit anschließender Zertifizierungsprüfung<br />

an. Es wird entscheidend<br />

sein, jemanden im Unternehmen zu<br />

haben, der einerseits für Sicherheit hinsichtlich<br />

der eigenen Daten sorgt und andererseits<br />

das Unternehmen vor möglichen<br />

Verstößen gegen die Verordnungen<br />

bewahren kann.<br />

Grundsätzlich soll alles einfacher werden.<br />

Das ist das Ziel der EU-Datenschutz-<br />

Grundverordnung. Sie vereinheitlicht den<br />

Datenschutz innerhalb der Europäischen<br />

Union. Da in Deutschland relativ strenge<br />

Gesetze im Datenschutz seit Jahren gelten,<br />

besteht die Gefahr, die Verordnung<br />

zu unterschätzen. Doch Unternehmen<br />

sind ab Mai verpflichtet, die Einhaltung<br />

der Vorgaben nachzuweisen. Fehler, die<br />

sich über die Jahre eingeschlichen haben,<br />

kleine Ungenauigkeiten, nicht vorhandene<br />

Freigaben der Personen, deren<br />

Daten man verwendet, können in der<br />

Summe zu riesigen Problemen anwachsen,<br />

die dann nach Aufdeckung hart abgestraft<br />

werden.<br />

Im Gesetz ist von „geeigneten Maßnahmen”<br />

die Rede, die ein „angemessenes<br />

Schutzniveau” für Daten gewährleisten<br />

sollen. Etwas unklar und gleichzeitig<br />

strenger als zuvor. Und zwar strenger<br />

für alle, die im EU-Gebiet personenbezogene<br />

Daten erheben. Kleine und mittlere<br />

Unternehmen gehören genauso dazu<br />

wie ausländische Firmen. W+M<br />

Foto: Fotolia/DDRockstar<br />

Schon gehört?<br />

Wirtschaft im Osten<br />

gibt‘s jetzt im neuen<br />

Newsletter von W+M<br />

Kostenlos<br />

anmelden unter<br />

wirtschaft-markt.de/news


56 | W+M RATGEBER<br />

Kleinkariert<br />

war gestern<br />

Immer weiter geht die Schere zwischen aktueller Designermode für männliche<br />

Wesen und den Modetrends für Herren auseinander: Während sich die Designer der<br />

High Fashion in diesem Frühjahr an Themen wie Neoprenanzügen in Leuchtfarben,<br />

Kunstfell oder transparenten Shirts abarbeiten, zeigen sich die Gestalter<br />

tatsächlich tragbarer Herrenmode deutlich zurückhaltender.<br />

Von Beate Lecloux<br />

Das Thema der Herrenmode in diesem<br />

Frühjahr ist die Rückkehr von<br />

Elementen der Achtziger: Anzugjacken<br />

und -hosen sind deutlich weiter geschnitten<br />

als in den letzten Jahren, wobei<br />

die Hosen auch nicht mehr unterhalb der<br />

Hüften, sondern über der Taille getragen<br />

werden. Passend zum Trend haben die<br />

Hosen wieder Bundfalten, sind aber im<br />

Knöchelbereich deutlich enger geschnitten<br />

als zu Miami-Vice-Zeiten.<br />

Folgerichtig bleiben auch Zweireiher en<br />

vogue. Tun Sie sich aber den Gefallen und<br />

halten Ihr zweireihiges Sakko beim Stehen<br />

immer geschlossen, da die offene<br />

Jacke ansonsten wie ein Sack an Ihnen<br />

herunterhängt. Achten Sie auch auf eine<br />

softe Schulterverarbeitung, idealerweise<br />

mit schneidertechnisch eingeschobenen<br />

Ärmeln, damit Ihr Outfit nicht allzu altmodisch<br />

erscheint.<br />

Farblich liegen Sie mit Blautönen nach<br />

wie vor richtig, aber auch dunkelgrüne<br />

und braune Tuche sind im halboffiziellen<br />

Bereich im Trend. Überhaupt der Trend:<br />

Allerorten stießen wir auf den Modemessen<br />

auf übergroße Karos, Glenchecks mit<br />

Überkaro, aber auch Tuche mit richtig<br />

breiten Streifen. Verschweigen möchte<br />

ich Ihnen auch nicht, dass ich eine Reihe<br />

von weißen Anzügen sah, an die ich mich<br />

erst wieder gewöhnen muss.<br />

Die Trendfarbe für Accessoires ist trotz<br />

des dauernden Fehlens der passenden<br />

Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften<br />

ein leuchtendes Orange.<br />

Versuchen Sie doch die Kombination<br />

Ihres Businessanzugs mit einem<br />

orangefarbenen Einstecktuch, wenn<br />

Ihnen eine solche Krawatte zu heftig<br />

erscheinen sollte. Oder schauen<br />

Sie einmal nach einer Aktentasche<br />

aus orangefarbenem Leder.<br />

Schwer im Trend sind ebenfalls<br />

die für längere Zeit als verstaubt<br />

geltenden Poloshirts, deren<br />

Knöpfe wie in den Sechzigern<br />

üblich durchweg geschlossen<br />

bleiben. Noch ein Tipp von mir:<br />

Wenn Sie schon ein Logo auf<br />

der Brust tragen möchten, tut<br />

es ein kleines und unauffälliges<br />

auch.<br />

Auch im Bereich der Businesshemden<br />

wird es wieder<br />

förmlicher: Auch notorische<br />

Manschettenknopfverlierer<br />

sollten sich mit dem Gedanken<br />

an Umschlagmanschetten<br />

vertraut machen. Der<br />

für lange Zeit omnipräsente<br />

Lindner-Look mit offenem<br />

Hemdkragen weicht immer<br />

mehr der im Geschäftsleben<br />

wieder unabdingbaren<br />

Krawatte. Im Freizeitbereich<br />

sind die Hemden in dieser<br />

Saison gerne großgemustert<br />

kariert, im Büro bleiben<br />

Sie bitte bei den klassischen<br />

Hemdfarben.<br />

Wieder stark angesagt:<br />

Großes Karo und Krawatte.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


LIFESTYLE | 57<br />

Fotos: Corpus Line (Links),<br />

Randy Tarango © Cut For You<br />

Modeexpertin Beate Lecloux ist Inhaberin<br />

des Berliner Maßbekleiders „Cut For You“<br />

mit Filialen in der Reinhardtstraße 38<br />

und der Bleibtreustraße 13.<br />

Ergänzt wird Ihre Garderobe in diesem<br />

Frühjahr mit einem – natürlich<br />

weit geschnittenen – Trenchcoat,<br />

der Sie in den klassischen Farben<br />

Khaki oder Beige sowohl im Freizeit-<br />

als auch im Businessbereich<br />

gut aussehen lässt.<br />

Was mir auf den Modemessen<br />

noch aufgefallen ist: Der<br />

Einheitslook von Models mit<br />

Gesichtsbehaarung zeigt<br />

erste Risse: Vereinzelt fanden<br />

sich auch wieder glattrasierte<br />

Männer auf den<br />

Laufstegen, die neben Vollund<br />

Drei-Tage-Bartträgern<br />

auch durchaus angenehm<br />

wirkten.<br />

Glencheck mit Überkaro an einem weit<br />

geschnittenen Zweireiher.<br />

Polohemden<br />

ersetzen im<br />

Freizeitbereich<br />

das T-Shirt.<br />

Fazit: Von einigen nur schwer<br />

verdaulichen Elementen –<br />

wie weißen Anzügen – einmal<br />

abgesehen, erscheint die<br />

Herrenmode in diesem Frühjahr<br />

frisch und sympathisch.<br />

Jetzt muss nur noch das Wetter<br />

mitspielen und einer wunderbaren<br />

Zeit steht nichts mehr<br />

im Wege.<br />

W+M


58 | W+M RATGEBER<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

JETZT NEU<br />

MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von W+M aus den Verkaufszahlen<br />

59 großer Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen erstellt. Beteiligt haben sich:<br />

Thalia-Filialen in<br />

Bautzen<br />

Berlin (7x)<br />

Dresden (7x)<br />

Eisenach<br />

Halle<br />

Hoyerswerda<br />

Meißen<br />

Neubrandenburg<br />

Rudolstadt<br />

Saalfeld<br />

Bernburg<br />

Eisleben<br />

Jena (2x)<br />

Pirna<br />

Schwedt/Oder<br />

Brandenburg<br />

Freital<br />

Leipzig (2x)<br />

Plauen<br />

Weimar<br />

Chemnitz (3x)<br />

Gera<br />

Leuna<br />

Radebeul<br />

Wildau<br />

Cottbus<br />

Dallgow-Döberitz<br />

Dessau<br />

Görlitz<br />

Gotha<br />

Großenhain<br />

Löbau<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg (2x)<br />

Riesa<br />

Röhrsdorf<br />

Rostock (2x)<br />

Zittau<br />

Zwickau<br />

(www.thalia.de)<br />

sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine E-Mail an<br />

janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


+<br />

LITERATUR | 59<br />

BESTSELLER<br />

REZENSION<br />

Nudge – Sanfter Stups oder Manipulation?<br />

Libertärer Paternalismus (freiheitliche<br />

Bevormundung)? Das hat meine<br />

Neugier geweckt. Zum Inhalt: In<br />

Teil 1 entwickeln und begründen die Autoren<br />

ihre Idee des Nudging. Teil 2 und<br />

3 beinhalten praktische Vorschläge, wie<br />

die Regierung die Menschen „nudgen“,<br />

also manipulieren soll (Themen: Sparwille,<br />

Geldanlageentscheidungen, Kredite, Rentenversicherung,<br />

Krankenversicherung, Organspende,<br />

Umweltschutz, Privatisierung<br />

der Ehe). Teil 4 geht auf zu erwartende Kritik<br />

ein. Das Buch ist Ausfluss der Entscheidungstheorie,<br />

also der Wissenschaft, wie<br />

Menschen entscheiden. Als Ausgangslage<br />

teilen die Autoren die Menschen in econs<br />

und humans ein. Econs sind Menschen,<br />

die alle Entscheidungen rational nach Abwägung<br />

treffen und danach auch handeln.<br />

Mit econs beschäftigt sich das Werk nicht.<br />

Humans sind diejenigen, die Entscheidungen<br />

gedankenlos und eher passiv (S. 58),<br />

also „aus dem Bauch heraus“ treffen,<br />

oder sogar wider besseren Wissens fehlerhaft<br />

handeln. Ein typischer human ist<br />

ein Arzt, der raucht, obwohl er um die Gefahren<br />

weiß. Mit diesen Menschen, und<br />

wie der Staat mit einem Nudge (sanfter<br />

Schubs) diesen Arzt vom Rauchen abhalten<br />

kann und sollte, beschäftigt sich das<br />

Buch. Dabei gehen die Autoren wie selbstverständlich<br />

davon aus, dass die Behörden<br />

des Staates genau diese Aufgabe haben.<br />

Dies wird vorausgesetzt und nicht begründet.<br />

Allerdings wird eingeräumt, dass<br />

dies ohne Zwang geschehen solle, was zunächst<br />

löblich ist, sondern eben durch unmerkliche<br />

Manipulation. In allen Vorschlägen<br />

gibt es Austrittsklauseln oder Abwahlmöglichkeiten.<br />

Trotzdem gibt es Gefahren:<br />

„Soziale Nudges können sehr mächtig<br />

sein“ (S. 81), wird eingeräumt. Dies sei<br />

aber hinnehmbar, da die humans oft der<br />

Verführung erlägen. Aber, wer entscheidet,<br />

was eine wünschenswerte Manipulation<br />

ist und was nicht? Im Grunde ist der<br />

Begriff „Nudging“ nur ein Euphemismus<br />

für staatliche Manipulation und die Theorie<br />

vom „libertären Paternalismus“ eine<br />

neue Rechtfertigungsstrategie für staatliches<br />

Handeln.<br />

<br />

Ronald K. Haffner<br />

7<br />

DAS BUCH<br />

Fotos: Maksym Yemelyanov/fotolia.com (oben)<br />

8<br />

9<br />

10<br />

„Nudge – Wie man kluge Entscheidungen<br />

anstößt“ ist ein Werk der Autoren<br />

Richard H. Thaler, Träger des Wirtschaftsnobelpreises<br />

2017, und Cass R.<br />

Sunstein. Es erschien erstmals 2008<br />

im Verlag Yale University Press. Die<br />

deutschsprachige Fassung wurde bei<br />

Ullstein verlegt. Die gebundene Ausgabe<br />

kostet 19,98 Euro, als Taschenbuch 11<br />

Euro und in der Kindle-Edition 9,99 Euro.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


60 | W+M RATGEBER FINANZEN<br />

Neuerungen rund<br />

ums liebe Geld<br />

Die ersten Wochen im Jahr <strong>2018</strong><br />

sind absolviert. Dennoch haben sich<br />

noch nicht alle Änderungen, die zum<br />

1. Januar rund ums Geld in Kraft<br />

getreten sind, herumgesprochen.<br />

W+M dokumentiert nachfolgend<br />

die wichtigsten Neuerungen, die<br />

von der Bausparkasse in Münster<br />

zusammengefasst wurden.<br />

Erhöhung der Riester-Grundzulage<br />

Förderberechtigte können nunmehr maximal<br />

175 Euro als Grundzulage vom<br />

Staat erhalten. Das ist eine Steigerung<br />

von 13,6 Prozent. Die Politik stärkt damit<br />

die eigene Altersvorsorge. Bei der Wohn-<br />

Riester-Förderung unterstützt die höhere<br />

Grundzulage Bauherren beim Aufbau<br />

von Eigenkapital und sorgt später für eine<br />

schnellere Entschuldung.<br />

Verlängerte Frist für Steuererklärungen<br />

Ab dem Steuerjahr <strong>2018</strong> muss die Steuererklärung<br />

erst bis zum 31. Juli des<br />

Folgejahres (in diesem Fall also 31. Juli<br />

2019) beim Finanzamt abgegeben werden.<br />

Wenn ein Steuerberater die Steuererklärung<br />

für den Steuerpflichtigen erstellt,<br />

hat dieser künftig bis zum letzten<br />

Tag im Februar des übernächsten Jahres<br />

Zeit. Das heißt, für die Steuererklärung<br />

<strong>2018</strong> bis zum 29. Februar 2020.<br />

Keine Bescheinigung auf Papier<br />

Wer die Arbeitnehmersparzulage für vermögenswirksame<br />

Leistungen im Rahmen<br />

der Steuererklärung beantragen wollte, bekam<br />

dafür bisher vom Anlageinstitut, etwa<br />

seiner Bausparkasse, jährlich eine Bescheinigung<br />

– die „Anlage VL“. Diese Anlage<br />

entfällt künftig, so ein Beschluss des<br />

Bundesfinanzministeriums. Bausparkassen<br />

und Banken müssen die Daten direkt<br />

elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />

Neue Besteuerung für Fonds<br />

Für Investmentfonds gilt ab sofort eine<br />

andere Besteuerung. Inländische Dividenden<br />

und Immobilienerträge werden<br />

direkt mit 15 Prozent Körperschaftssteuer<br />

belegt. Dadurch sind in- und ausländische<br />

Fonds künftig steuerlich gleich gestellt.<br />

Freibeträge werden erhöht<br />

Der steuerliche Kinderfreibetrag für zusammen<br />

veranlagte Ehegatten wird leicht<br />

um 72 Euro auf 4.788 Euro erhöht, der<br />

Grundfreibetrag um 180 Euro auf 9.000<br />

Euro. Auch das Kindergeld steigt pro Kind<br />

und Monat um zwei Euro auf 194 Euro.<br />

Für das dritte Kind gibt es 200, für das<br />

vierte und jedes weitere Kind 225 Euro.<br />

Beitragsbemessungsgrenze steigt<br />

In der gesetzlichen Kranken- und in der<br />

Rentenversicherung steigt die Beitragsbemessungsgrenze:<br />

In der Krankenund<br />

Pflegeversicherung beträgt sie jetzt<br />

53.100 Euro (früher 52.200 Euro) pro Jahr.<br />

In der Rentenversicherung liegt die Grenze<br />

im Westen bei 78.000 Euro Jahreseinkommen,<br />

im Osten bei 69.600 Euro.<br />

Das Ende der TAN-Liste<br />

Das TAN-Verfahren mit einer Papierliste<br />

hat nunmehr ausgedient. Der Nutzer muss<br />

sich für ein anderes Verfahren entscheiden.<br />

Kreditkartenzahlung wird günstiger<br />

Bisher nahmen viele Läden – vor allem<br />

online – einen Aufschlag bei Kreditkartenzahlung.<br />

Das ist seit dem 13. Januar dank<br />

einer EU-Richtlinie nicht mehr zulässig.<br />

Besserer Schutz bei Kartenzahlung<br />

Banken müssen ihren Kunden ab dem<br />

Jahreswechsel bei einer fehlgeleiteten<br />

Überweisung alle Informationen über den<br />

Empfänger zur Verfügung stellen. Sollten<br />

Kartenzahlungen oder Überweisungen<br />

per Lastschrift missbräuchlich nicht<br />

autorisiert worden sein, müssen die Banken<br />

den fälschlich abgebuchten Betrag<br />

innerhalb eines Tages, nachdem sie informiert<br />

wurden, zurückbuchen. Die Haftungsgrenze<br />

für Kunden, die Opfer von<br />

Kartenmissbrauch, im Online-Banking<br />

oder beim Lastschriftverfahren wurden,<br />

sinkt gleichzeitig von 150 auf 50 Euro.<br />

<br />

W+M<br />

Foto: Designed by Freepik<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


1<br />

NETZWERK GESELLSCHAFT | 61<br />

27. Sächsischer Unternehmerball<br />

Tanzen und Netzwerken in<br />

Ballkleid und Smoking<br />

Die Tanzfläche war stets gut besucht.<br />

Leipzig. Bälle sind bekanntlich nicht nur zum Feiern und Tanzen<br />

da, sie dienen auch zur Netzwerkarbeit. Die mehr als 300<br />

Gäste des 27. Sächsischen Unternehmerballs nutzten die Gelegenheit,<br />

im festlich dekorierten Ballsaal des Hotels „The Westin“<br />

neue Kontakte zu knüpfen. Schließlich kamen die geladenen<br />

Unternehmer und Politiker nicht nur aus Leipzig, sondern<br />

aus allen neuen Bundesländern. Unternehmerverbands-Präsident<br />

Hartmut Bunsen und -Geschäftsführer Lars Schaller begrüßten<br />

als Ehrengäste des Abends Sachsens Justizminister<br />

Sebastian Gemkow (CDU) und den Vorsitzenden der SPD-Fraktion<br />

im Landtag, Dirk Panter.<br />

Nach Kürbis und Ente, Rinderfilet und Kartoffelbaumkuchensuppe<br />

lud Moderatorin Laura Hempel die Gäste – viele Paare waren<br />

stilsicher in Abendkleid und Smoking erschienen - zum Tanz.<br />

Für die passende Musik sorgte die Leipziger Galaband „Jamtonic“.<br />

Ein Highlight boten die Dresdner Breakdancer „The Saxonz“<br />

mit ihrer mitreißenden Show.<br />

W+M<br />

Moderatorin Laura Hempel<br />

begrüßte die Ehrengäste.<br />

Fotos: PIXAPOOL<br />

Vor und in den Tanzpausen nutzten die Ballgäste die Gelegenheit zur Netzwerkarbeit.<br />

Gastgeber und Verbandspräsident<br />

Hartmut Bunsen beim<br />

Eröffnungstanz.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

Schluss<br />

mit<br />

Tricksen<br />

Messung im Fahrbetrieb mit transportabler Emissionsmesseinrichtung.<br />

Am 1. September 2017 hat die Europäische Union ein neues<br />

Typgenehmigungs verfahren für Kraftfahrzeuge in Kraft gesetzt.<br />

Dabei wurde der NEFZ-Prüfstandszyklus durch den WLTP<br />

(Worldwide Harmonized Light-Duty Verhicle Test Procedure) ersetzt.<br />

Und erstmals in der EU wird ergänzend eine Testfahrt auf der<br />

Straße durchgeführt, der RDE-Test (Real Driving Emissions). Bei ihm<br />

werden NO x<br />

-Emissionen und Partikelzahl (Feinstaub) gemessen,<br />

also jene Emissionen, wegen derer zurzeit Fahrverbote für kritische<br />

Straßenzüge in Innenstädten drohen. Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Es wurde betrogen und getrickst.<br />

Staatliche Genehmigungsbehörden<br />

haben nicht richtig hingesehen.<br />

Tricksen konnten die Autobauer gewissermaßen<br />

auf legale Weise, weil die<br />

entsprechende EU-Verordnung so genannte<br />

Abschaltvorrichtungen im Motormanagement<br />

zulässt, etwa um den Motor<br />

vor Beschädigungen zu schützen. Die<br />

Abschalteinrichtungen setzen Teile des<br />

Motormanagements außer Kraft, welche<br />

NO x<br />

-Emissionen reduzieren. Diese<br />

Lücke in der EU-Verordnung nutzten Autohersteller<br />

extensiv aus, zumal die Zulassungsbehörden<br />

bisher keine Rechenschaft<br />

über den Einsatz von Abschalteinrichtungen<br />

forderten. Auch das hat sich<br />

geändert. Zwar sind solche Einrichtungen<br />

nicht gänzlich verboten, aber die Hersteller<br />

müssen jetzt eine umfassende Dokumentation<br />

vorlegen, welche die Logik des<br />

Motormanagements offenlegt und dabei<br />

auch enthaltene Schutzeinrichtungen und<br />

ihre Wirkung beschreibt.<br />

Ein Prüfstandstest bleibt zwar weiterhin<br />

Grundlage der Homologierung neuer<br />

Oxydationskatalysator plus Dieselpartikelfilter.<br />

Fahrzeugtypen, denn nur auf dem Prüfstand<br />

können vergleichbare Ergebnisse<br />

gewonnen werden, egal ob er in Lissabon<br />

oder in Warschau durchgeführt wird.<br />

Auch können nur vergleichbare, unter reproduzierbaren<br />

Bedingungen durchgeführte<br />

Tests als Grundlage für die Besteuerung<br />

von Kfz dienen. Doch liegt der neue<br />

Test näher an der Realität. Die EU griff dabei<br />

auf ein Verfahren zurück, das die Mitgliedsstaaten<br />

der ECE-Kommission der<br />

UNO (darunter alle europäischen Staaten<br />

sowie Japan, die USA, China, Russland<br />

und Indien) beschlossen hatten, den<br />

WLTP-Zyklus. Er läuft unter Bedingungen<br />

ab, die näher am praktischen Fahrbetrieb<br />

liegen. Er enthält mehr Beschleunigungsund<br />

Bremsvorgänge, eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 46,6 km/h<br />

(alt: 33,6 km/h), die höhere Endgeschwindigkeit<br />

von 131 km/h (alt 120 km/h), damit<br />

höhere Leistungsentnahme, längere<br />

Testdauer und Teststrecke. Die Klimaanlage<br />

bleibt aber ausgeschaltet mit der<br />

Begründung, dies ermögliche die Vergleichbarkeit<br />

von Fahrzeugen unabhängig<br />

von ihren Klimatisierungslösungen,<br />

Foto: LSDSL/Wikimedia Commons (oben), Michael KR (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


VBIW | 63<br />

von Klimazone und Lufttemperatur. Sonderausstattungen<br />

können dadurch berücksichtigt<br />

werden, so dass Hersteller<br />

neben der Typgenehmigung des vollausgestatteten<br />

Fahrzeugs auch Typgenehmigungen<br />

mit anderen Ausstattungsstufen<br />

oder Karosserievarianten beantragen können.<br />

Auch Sitzheizung und Radio bleiben<br />

ausgeschaltet. Erkennbar ist lediglich eine<br />

Annäherung an die Realität durch den<br />

WLTP-Prüfstandstest. Deshalb hat die EU<br />

zwecks Messung der NO x<br />

- und Partikelemissionen<br />

einen zusätzlichen Fahrtest<br />

beschlossen, den RDE-Test, der zusätzlich<br />

zum WLTP-Prüfstandtest und wie dieser<br />

seit 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen<br />

und ab 1. September 2019 für<br />

alle Neuzulassungen gilt.<br />

Zusätzlicher AdBlue-Tank bei Lkw für die Reduktion von Stickoxiden zu Stickstoff.<br />

Foto: Miethig (VBIW)<br />

Für den RDE-Fahrtest hat die EU nur die<br />

Rahmenbedingungen festgelegt (siehe<br />

Kasten). Innerhalb dieser Grenzen ergeben<br />

sich Beschleunigungs- und Bremsvorgänge,<br />

Haltezeiten, Geschwindigkeiten<br />

nach dem Zufallsprinzip, je nach Verkehrslage<br />

und gewählter Strecke. Die bekannten<br />

Grenzwerte der Euro-6-Norm (60<br />

mg/km NO x<br />

bei Ottomotoren, 80 mg/km<br />

bei Dieselmotoren) waren festgelegt worden,<br />

als noch der alte NEFZ-Prüfstandszyklus<br />

galt, und sie gelten auch für den<br />

neuen WLTP-Zyklus. Mit dem realitätsnäheren<br />

RDE-Test können sie naturgemäß<br />

nicht eingehalten werden. Deshalb<br />

führte die EU-Kommission so genannte<br />

Konformitätsfaktoren ein. Dementsprechend<br />

dürfen die ermittelten NO x<br />

-Werte<br />

zunächst um das 2,1-fache über den<br />

Grenzwerten liegen, ab 2020 nur noch um<br />

das 1,5-fache. Der Konformitätsfaktor für<br />

die Partikelzahl beträgt von Anfang an 1,5.<br />

Bedingungen der Fahrtstrecke des RDE (für Pkw, Auszug)<br />

Stadt Landstraße Autobahn<br />

Anteil an der Gesamtfahrstrecke<br />

ca. 34 %,<br />

nie < 29 %<br />

ca. 33 % ca. 33 %<br />

Geschwindigkeit (km/h) 0 bis max. 60 über 60 bis max. 90<br />

90 bis min. 110,<br />

davon min. 5 min >100,<br />

max. 145<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

(km/h)<br />

15 bis 40 - -<br />

Haltezeiten (v


64 | W+M NETZWERK<br />

UV Berlin<br />

Jahresmitgliederversammlung und Verbandswahlen 2017<br />

Berlin. Der Unternehmerverband Berlin<br />

e. V. hatte Ende November zur turnusmäßigen<br />

Mitgliederversammlung in den<br />

Berlin Capital Club geladen.<br />

Das bisherige Präsidium des UV Berlin wurde bestätigt.<br />

UV-Präsident Armin Pempe rief rückblickend<br />

zunächst noch einmal die tiefe<br />

Zäsur ins Gedächtnis, die der Verband<br />

durch die Tode seines Gründers Dr. Wilhelm<br />

H. Lutz und des Hauptgeschäftsführers<br />

Andreas Jonderko zu verkraften<br />

hatte. In der Folge musste die Verbandsarbeit<br />

neu organisiert werden. Ab<br />

Mai 2016 übernahm Niklas Graf von Bernstorff<br />

die Geschäftsführung und Peter<br />

Schmidt wurde Geschäftsstellenleiter.<br />

Im Rahmen der anschließenden Erstattung<br />

des Rechenschaftsberichtes durch<br />

Graf von Bernstorff konnte dieser trotz<br />

der erwähnten Schwierigkeiten auf eine<br />

erfreuliche Entwicklung des Verbandes<br />

verweisen. So wurden bewährte Veranstaltungen<br />

fortgeführt und intensiviert.<br />

Bei den anschließenden Wahlen<br />

wurden alle Präsidiumsmitglieder wiedergewählt.<br />

Präsident bleibt damit Armin<br />

Pempe; Niklas Graf von Bernstorff<br />

Vizepräsident, Volker Pietrek Schatzmeister<br />

sowie Claudia Lutz, Johann<br />

Dudek, Brigitte Tiede und Stefan Fittkau<br />

wurden als weitere Präsidiumsmitglieder<br />

jeweils in ihren bisherigen Funktionen<br />

bestätigt.<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

Unternehmerforum mit Schwerpunkt Nachfolge<br />

Berlin. Im „Quartier Zukunft” der Deutschen<br />

Bank in Berlin fand am 16. Januar<br />

das erste Unternehmerforum des Unternehmerverbands<br />

Brandenburg-Berlin<br />

im neuen Jahr statt, deren thematischer<br />

Schwerpunkt die Unternehmensnachfolge<br />

bildete. Dazu sprachen Patricia Dost, Geschäftskundenbetreuerin<br />

der Deutschen<br />

Bank, und Dr. Joachim Feske, Vizepräsident<br />

des UVBB für Berlin und zertifizierter<br />

Fachberater für Unternehmensnachfolge.<br />

UV-Präsidiumsmitglied Ralf Schwindinger<br />

moderierte die Veranstaltung. Der Gebietsdirektor<br />

der Deutschen Vermögensberatung<br />

(DVAG) stellte die Deutsche Verrechnungsstelle<br />

(DV) vor. Sie entlastet<br />

Handwerk und Mittelstand bei Rechnungsstellung<br />

und -überwachung und schützt<br />

durch DV-Factoring vor Zahlungsausfällen.<br />

Unternehmerforum in der ungewöhnlichsten Bankfiliale Berlins.<br />

Fotos: UV Berlin (oben), Bolko Bouché (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />

Fotos: UV Schwerin (oben), PIXAPOOL (unten)<br />

UV Norddeutschland-Mecklenburg Schwerin<br />

Neujahrsempfang in Parchim<br />

UV Sachsen<br />

Gemeinsam für die Region<br />

Leipzig. Rund 1.300 Gäste trafen sich<br />

Ende Januar zum Neujahrsempfang der<br />

Wirtschaftsregion Leipzig, gemeinsam<br />

veranstaltet von IHK zu Leipzig, Handwerkskammer<br />

zu Leipzig, dem UV Sachsen<br />

und Marketing Club Leipzig e. V. Traditionell<br />

bildete die Glashalle der Neuen<br />

Messe den imposanten und festlichen<br />

Rahmen für den ersten großen gesellschaftlichen<br />

Höhepunkt in der Region<br />

Leipzig im Jahr <strong>2018</strong>. In seiner Festrede<br />

betonte der neue Sächsische Ministerpräsident<br />

Michael Kretschmer, dass sich<br />

Parchim. Einen besonderen Referenten<br />

begrüßte der Unternehmerverband<br />

Schwerin zu seinem 15. Neujahrsempfang<br />

Mitte Januar beim Regionalverband<br />

Ludwigslust-Parchim. Prof. Dr. Andrey V.<br />

Zverev, ehemaliger stellvertretender Finanzminister<br />

unter Michail Gorbatschow,<br />

war Gastredner der Veranstaltung. Seit<br />

2015 leitet Zverev die Vertretung des Verbandes<br />

russischer Industrieller und Unternehmer<br />

in Deutschland und ist offizieller<br />

Wirtschaftsbotschafter für Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Rund 200 Teilnehmer kamen<br />

in die Sparkasse Parchim-Lübz nach<br />

Parchim zur traditionellen Auftaktveranstaltung<br />

der Unternehmer in der Region.<br />

Der Neujahrsempfang brachte wieder die<br />

führenden Repräsentanten aus Politik, Verwaltung<br />

und Wirtschaft in der Region zum<br />

Meinungsaustausch zusammen.<br />

Leipzig wieder zu einer aufstrebenden<br />

Metropole entwickelt habe, voller Kreativität<br />

und Dynamik. Dies sei besonders<br />

auch der Verdienst von engagierten Unternehmern.<br />

"Wie in ganz Sachsen stehen<br />

hier alle Zeichen auf Wachstum. Dafür<br />

brauchen wir kluge Köpfe und neue<br />

Netzwerke, mehr Freiraum für Innovationen,<br />

weiterhin Unternehmermut und einen<br />

starken Zusammenhalt. Die Staatsregierung<br />

ist Partner von Leipzig und der<br />

Region und gemeinsam stellen wir die<br />

Weichen für die Zukunft."<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 786599-70<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Wettlauf um die besten Köpfe<br />

Die Zeiten, als sich gleich mehrere<br />

Dutzend gut ausgebildete Facharbeiter<br />

auf eine offene Stelle bewarben,<br />

sind auch in Ostdeutschland<br />

vorbei. Das liegt sowohl an der erfreulichen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung in vielen<br />

Regionen, die für volle Auftragsbücher<br />

bei Mittelstand und Handwerk sorgen,<br />

als auch an den ersten deutlichen<br />

Vorboten des einsetzenden demografischen<br />

Wandels. In unserer Titelgeschichte<br />

berichten wir über die unterschiedlichen<br />

Aktivitäten, mit denen in den neuen<br />

Ländern um Azubis und Fachkräfte<br />

gekämpft wird. Der Kreativität sind vielerorts<br />

offenbar keine Grenzen gesetzt,<br />

wenn es darum geht, qualifizierte Mitarbeiter<br />

anzulocken.<br />

Anfang März will die SPD-Basis entscheiden,<br />

ob sie für oder gegen eine große<br />

Koalition auf Bundesebene ist. Sollte<br />

eine Mehrheit unter den Sozialdemokraten<br />

für die Fortsetzung von Schwarz-<br />

Rot votieren, wäre endlich klar, wie es<br />

in Deutschland politisch mehr als fünf<br />

Monate nach der Bundestagswahl weitergeht.<br />

In einem Spezialbeitrag würde<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> dann alle 152<br />

ostdeutschen Bundestagsabgeordneten<br />

vorstellen, die am 24. September<br />

2017 als Direktkandidaten oder über die<br />

Landeslisten in den Bundestag eingezogen<br />

sind.<br />

Neben interessanten Nachrichten und<br />

Reportagen aus den neuen Bundesländern<br />

lesen Sie wie gewohnt einen umfangreichen<br />

Ratgeberteil mit praktischen<br />

Tipps für Unternehmer und Führungskräfte<br />

mittelständischer Unternehmen.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

26. April <strong>2018</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Aengevelt, Wulff 16<br />

Baerbock, Annalena 43<br />

Brenning, Luise 10/11<br />

Buck, Martin 20<br />

Bunsen, Hartmut 61<br />

Dobelli, Rolf 58<br />

Dohler, Stefan 7<br />

Dost, Patricia 64<br />

Dudek, Johann 64<br />

Einsfelder, Thomas 31<br />

Ferriss, Timothy 59<br />

Feske, Joachim 64<br />

Fiebig, Siegfried 12<br />

Fissenewert, Peter 49<br />

Fittkau, Stefan 64<br />

Freese, Ulrich 43<br />

Gäde-Butzlaff, Vera 7<br />

Gemkow, Sebastian 61<br />

Glawe, Harry 20/21<br />

Goericke, Stephan 54/55<br />

Graf von Bernstorff, Niklas 64<br />

Gräff, Christian 46<br />

Haffner, Ronald K. 48, 59<br />

Hahne, Peter 58<br />

Haseloff, Reiner 3, 22, 24-27<br />

Held, Christian 6<br />

Hempel, Laura 61<br />

Holm, Hinrich 6<br />

Holtmeier, Gerhard 7<br />

Jonderko, Andreas 64<br />

Kahnemann, Daniel 58<br />

Kramm, Lothar 7<br />

Kretschmer, Michael 65<br />

Krinke, Matthias 41<br />

Lecloux, Beate 56/57<br />

Lübbers, Thorsten 10/11<br />

Lutz, Claudia 64<br />

Lutz, Wilhelm H. 64<br />

Melzer, Marc 6<br />

Müller, Ulrich 14/15<br />

Nauerth, Jannik A. 8<br />

Nehring, Robert 50-53<br />

Paasch, Manfred 6<br />

Panter, Dirk 61<br />

Pätz, Reinhard 34-37<br />

Pempe, Armin 64<br />

Pietrek, Volker 64<br />

Ragnitz, Joachim 8, 42<br />

Rossknecht, Kurt 8<br />

Rudolph, Stefan 7<br />

Ruetz, David 20<br />

Schäfer, Bodo 59<br />

Schaller, Lars 61<br />

Schmidt, Peter 64<br />

Schucht, Boris 6<br />

Schütt, Jürgen 6<br />

Schwarz, Henning 6<br />

Schwesig, Manuela 66<br />

Schwindinger, Ralf 64<br />

Seelig, Heiko 14/15<br />

Seger, Nils 18<br />

Seidel, Ulrike 6/7<br />

Sellering, Erwin 66<br />

Siemann, Dirk 17<br />

Sträter, Udo 28<br />

Strelecky, John 58<br />

Sunstein, Cass R. 59<br />

Thaler, Richard H. 59<br />

Tiede, Brigitte 64<br />

Vogel, Dirk 12/13<br />

Wagenknecht, Sahra 58/59<br />

Waldmüller, Wolfgang 20<br />

Willingmann, Armin 31<br />

Woltersdorf, Georg 24, 29<br />

Zimmermann, Angelika 7<br />

Zimmermann, Peter 7<br />

Foto: bizvector/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 2/<strong>2018</strong>


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Gutes Geld für gute Ideen<br />

Kommen Sie zum 4. Brandenburger Eigenkapitaltag der ILB!<br />

Wir bieten Ihnen Einblicke in das Finanzierungsgeschehen in Brandenburg und eine Plattform<br />

zum direkten Austausch mit Finanzpartnern, Wirtschaftsförderern und Unternehmen.<br />

Wann? 12.04.<strong>2018</strong> von 10.00 bis 14.00 Uhr<br />

Wo? ILB – Babelsberger Straße 21, 14473 Potsdam<br />

Anmeldung unter www.ilb.de/eigenkapitaltag<br />

Wir freuen uns auf Sie.<br />

www.ilb.de

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