Der Burgbote 1984 (Jahrgang 64)

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Aus dem Gnippenleben FKK in St. Michael Warum sollen sich Feierabendmuslker aus musizieren den Cohorten des Kultur-Safari- Jägers nicht Künstler nennen dürfen? Viele zeigen als Einzel gänger auf der Kultur-Pirsch beachtliches künstlerisches Können. Und das macht sie - getreu dem heimlichen Wahl spruch ihrer Vaterstadt Köln - so sympathisch: Mehr sein als scheinen. Und wenn viele von ihnen zusammenkommen - so viele, daß alle an einem Abend nicht zur Darstellung ihres Kön nens kommen -, sind fürstliche Mäzenaten früherer Zeiten nicht vonnöten, um heute ein niveauvolles Hauskonzert In glanzvollem Rahmen zu insze nieren. Hinter der tristen Häu serfassade der Moltkestraße vermutet man den herrlichen Pfarrsaai der St.-Michael-Gemeinde nicht. Und das macht uns' Kölle eben mit südländi schen Metropolen so ähnlich und sympathisch: Mehr sein als scheinen. So hatte das FEST KÖLNER KÜNSTLER gute äußere Rah menbedingungen für ein Gelin gen. Es war eine dankbare Geste, als dieses abendliche Jahres treffen der Gruppe 31 in memoriam unseres fTeundes Hans Wirtz begann mit einem „Poem" von Fiebig und einem Duo von Dvoräk (Hilde Stroh/Klavier und Dr. Sitt/Geige). Besinnli ches fortsetzend, erklang zart und klar, von Albert Krautz ge sungen und von Max Ftomm am Klavier begleitet, der „Win terabend" von Schubert. Ein Ge nuß, den man nicht alle läge zu hören bekommt. Die Tfenöre blieben unter sich. Sollte es ein „Sängerkrieg" der Tfenöre in St. Michael werden? Zunächst das etwas wehmütig anmutende Ständchen „Leise flehen meine Lieder", dann die „Zueignung" von Schubert, gekonnt vorge tragen durch Jo Jansen, gefolgt von italienischen Canzonetten, brillant und mitreißend gesun gen vom Baas Heinz Odendahl. Die anwesenden Sänger und Sängerdamen waren begei stert. Als A. Krautz die Arie des Rienzi (R. Wagner) mit seiner so gut geschulten Stimme und vol ler Hingabe vortrug, zeigte der starke Applaus, die Könner wa ren unter sich. Wie mutig dann, daß in diesen Wettstreit der er probten Tfenöre ein Jungtalent, Dr. Spieker (2. Tfenor), eingriff und mit Liedern von Beethoven (Flohlied) die Gesellschaft be hutsam aus künstlerischen Höhen wegführten sie anschlie ßend mit „Urian um die Welt rei sen" ließ (Dp. 52/1), um sie end lich in die Wirklichkeit zurückzu führen; zu lukullischen Genüs sen. Nach der Pause rief der Herold zu neuem Spektakel. Georg Spohr hatte mit dem Pro gramm-Arrangement und sei ner Moderation nunmehr für Spannung gesorgt. Denn nun kamen sie, die Bässe und (die, die es mal werden wollten) die Baritöne. Die Bässe forderten die Tfenöre. Sepp Mies „rang" mit Jo Jansen. Letzterer hatte wohl in der Pause zu wenig Zeit, um seine Kehle mit Wittlings Weinen zu nässen („... des Gla ses Grund" beklagte er). Wie zwei Kristalle ihrer Stimmlage sangen nun Gerd Biesenbach (als „Büblein klein an der Mut terbrust") und Heinz Odendahl „Als flotter Geist" (Zigeunerba ron). Das Fest war auf seinem Kulminationspunkt. Zum Aus klang ließ der Herold aus seiner Stimmlage zwei Baritöne er schallen, die von ihren Erlebnis sen berichteten. Weil nach Otto beuren noch In Wien gewesen, hatte Dr. Sitt ein Liedchen kom poniert (eins über Köln dann gleich dazu), welches Karl Kreuer- mit eigenem Libretto - humorvoll vortrug und mode rierte. Zum Schunkeln un Sin gen brachten die beiden „dat Schmölzche" mit ihrem „Kölle mi Kölle". So daheim in Köln konnte E. Krauß, im dritten „Lierjohr" im KMGV un' in d'r Grup op kölsch, seinen musika lischen Beitrag leisten. Er sang von seinen Nöten eines jungen Fämiiienvaters, die auch mal genannt sein wollen in einem Sangesverein, dessen überwie gende Mitgliederzahl über die ses Stadium schon hinaus ist. Mit Selbstgemachtem, musi kalisch serviert, karikierte En tertainer Winand Reichartz die Künstler und Ihre Problemchen. Schmunzelnd endete ein sehr schöner Abend. „Eingeborene" bezeichneten ihn als den schön sten Gruppenabend aller Zei ten, den Barbara Spohr mit ihren lobenswerten Wandbil dern (von Kölner Künstlern) de koriert hatte. Schön, daß es heute auch noch solche Feste gibt! E.K.
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