2018/09 - unternehmen [!]
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 6 1<br />
Gesundheit ist<br />
ihr Geschäft<br />
Firmen kümmern sich zu wenig ums Wohlergehen<br />
ihrer Mitarbeiter, warnt Dagmar Stange-Pfalz,<br />
Vorstand der BKK Verbund Plus – und bietet Hilfe an.<br />
Handwerk Nach Schicksalsschlag Firmenchefin wider Willen SEITE 32<br />
Finanzen Warum es sich lohnt, Mitarbeiter zu beteiligen SEITE 38<br />
Umfrage Wie Führungskräfte fit und am Ball bleiben SEITE 44
Überblick<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkasse individuelle<br />
Lösungen für einen<br />
effizienten Zahlungsverkehr<br />
im In- und Ausland bietet.<br />
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Ulm<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Frühling <strong>2018</strong> – alles ist wie gehabt. Fast<br />
möchte man meinen, die Unternehmen zwischen<br />
Neckar und Bodensee ächzten unter<br />
der Vollauslastung. Die lange Boomphase<br />
hat aber auch Kehrseiten. Eine davon: Firmen<br />
sind zu sehr mit dem Abarbeiten von<br />
Aufträgen beschäftigt, sagt Dagmar Stange-<br />
Pfalz, Vorstand der BKK Verbund Plus im<br />
Titelinterview (Seite 10). Angesichts älter<br />
werdender Belegschaften und des Fachkräftemangels<br />
müssen die Betriebe ihrer<br />
Meinung nach mehr in die Gesundheit ihrer<br />
Mitarbeiter investieren. Wie berührend<br />
Wirtschaft sein kann, zeigt die Geschichte<br />
von Barbara Küpper, die nach dem Unfalltod<br />
ihres Mannes die Leitung des Dachdeckerbetriebs<br />
übernommen hat (Seite 32). Falls<br />
Sie sich gute Vorsätze fürs Frühjahr vorgenommen<br />
haben, in unserer Umfrage (Seite<br />
44) verraten Führungskräfte, wie sie fit bleiben.<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 Diagnose: Akku leer Warum man nicht<br />
alles der Karriere opfern sollte<br />
27 Die Formel für Innovation<br />
Der 19. Unternehmertag in Ulm<br />
[titelthema]<br />
10 Gesunde Mitarbeiter sind ihr Kapital<br />
Dagmar Stange-Pfalz im Gespräch<br />
[gründen]<br />
22 Blech ist seine Welt Adrian Raidt aus<br />
Stuttgart schafft in rostigem Ambiente<br />
eine neue Metall-Ära<br />
[machen]<br />
24 High-Tech für mobile Daten ACD aus<br />
Achstetten hilft bei der Vernetzung<br />
36 Hochglanz-Rendite mit Dekor-Druck<br />
Fast jeder Haushalt steht auf Surteco<br />
[verantworten]<br />
32 Eine Geschichte vom Weitermachen<br />
Babara Küpper aus Salach meistert eine<br />
schwierige Zeit<br />
[finanzieren]<br />
38 Mein Geld, meine Firma und ich<br />
Warum Mittelständler ihre Mitarbeiter<br />
am Unternehmen beteiligen sollten<br />
[führen]<br />
42 Talente für die eigene Firma Über<br />
Werkstudenten-Jobs kommen Betriebe<br />
an qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
[leben]<br />
44 Immer am Ball Führungskräfte und<br />
Sport<br />
48 Gala-Abend zum Genießen<br />
Der Neujahrsempfang der SÜDWEST<br />
PRESSE<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Ulm wird zum digitalen Zentrum<br />
4 11.000 Euro für jeden<br />
Liqui-Moly-Mitarbeiter<br />
5 Teva macht 13,3 Milliarden Euro<br />
Verlust<br />
20 Neuheit im Rettungswesen<br />
aus Günzburg<br />
26 Gemüseanbau ohne Erde<br />
50 Mit Euro-5-Norm über die Piste<br />
50 Impressum<br />
36 38<br />
06 22<br />
32<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulm wird zum digitalen Zentrum<br />
Die Verantwortlichen zwischen<br />
Ulm und Biberach freuen sich.<br />
Eines von zehn neuen Digitalzentren<br />
in Baden-Württemberg soll<br />
hier entstehen. Diese Zentren sollen<br />
die technologische Kooperation<br />
zwischen Start-ups und Unternehmen<br />
fördern. Einer Studie<br />
zufolge steht Baden-Württemberg<br />
zwar bei dem Thema etwas<br />
besser da als der Bundesdurchschnitt<br />
– allerdings liegt das vor<br />
allem an den großen Unternehmen<br />
im Südwesten. Das Land investiert<br />
insgesamt 10 Millionen<br />
Euro. „Wir wollen als Standort<br />
auch in der Fläche attraktiv bleiben“,<br />
sagt Wirtschaftsministerin<br />
Nicole Hoffmeister-Kraut.<br />
Ulm gilt ohnehin als digitaler<br />
Hotspot, zum einen wegen des<br />
hochgradig digital affinen Oberbürgermeisters<br />
Gunter Czisch,<br />
zum anderen wegen der Unternehmer-Initiative<br />
Ulm digital.<br />
Deren Vorsitzender Heribert Fritz<br />
freut sich, dass „wir mit unserem<br />
Fachwissen das Projekt anstoßen<br />
konnten“. Fritz lobt auch das Zusammenspiel<br />
der 23 Akteure in<br />
der Region. Dazu gehören neben<br />
den Städten, den Landkreisen,<br />
der Handwerkskammer und der<br />
IHK auch die Hochschulen. Sie<br />
waren mit dem Slogan „43.000<br />
Unternehmen. 500.000 Einwohner.<br />
Eine Anlaufstelle für Digitalisierungsfragen“<br />
erfolgreich.<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Otto<br />
Sälzle rechnet damit, dass den eigenen<br />
Investitionen von 1,2 Millionen<br />
Euro rund 800.000 Euro<br />
aus dem Topf des Wirtschaftsministeriums<br />
gegebenüberstehen<br />
werden. Im Zuge der Zusammenarbeit<br />
soll das sogenannte Verschwörhaus<br />
in Ulm, das schon<br />
heute Treffpunkt für digital Interessierte<br />
ist, ausgebaut werden.<br />
Neben dieser Zentrale entstehen<br />
in Ehingen und Riedlingen weitere<br />
Standorte und ein Kompetenzzentrum<br />
für Building Information<br />
Modeling an der Hochschule<br />
Biberach, die eng vernetzt zusammenarbeiten<br />
sollen. [!] AMB<br />
Schon heute ist das „Verschwörhaus“ Treffpunkt für digital Interessierte,<br />
auch für Seminare zum Ulmer Niederfrequenz-Netzwerk.<br />
11.000 Euro für jeden Liqui-Moly-Mitarbeiter<br />
Der Ulmer Unternehmer Ernst<br />
Prost macht Schlagzeilen. Weniger<br />
wegen seines rasant wachsenden<br />
Schmierstoff-Unternehmens,<br />
sondern wegen seiner<br />
sozialen Einstellung. Für das vergangene<br />
Jahr, das Liqui Moly mit<br />
einem Rekordumsatz von rund<br />
532 Millionen und einem Gewinn<br />
vor Steuern von 52 Millionen<br />
Euro abgeschlossen hat, haben<br />
die 835 Mitarbeiter in Ulm<br />
und Saarlouis eine Sonderzahlung<br />
von 11.000 Euro erhalten.<br />
„Weil nicht nur ich, sondern die<br />
ganze Mannschaft hart gearbeitet,<br />
gut gewirtschaftet und deshalb<br />
einen herausragenden<br />
Mannschaftserfolg produziert<br />
hat, kommt jetzt die Zeit, um – salopp<br />
formuliert – die ‚fette Beute’<br />
zu verteilen“, schrieb Prost in einer<br />
Pressemitteilung. Die ursprünglich<br />
angesetzte Pressekonferenz<br />
hatte das Unternehmen<br />
abgesagt. Auch schon vor diesen<br />
Zeigt sich großzügig: Geschäftsführer Ernst Prost.<br />
Geschäftszahlen hatte Prost für<br />
Aufsehen gesorgt. Die Meldung,<br />
wonach die Würth-Gruppe Liqui<br />
Moly übernimmt, war der erste<br />
Teil der Überraschung, der zweite<br />
war, dass das Künzelsauer Groß<strong>unternehmen</strong><br />
seit 19 Jahren stiller<br />
Teilhaber bei Liqui Moly war<br />
und stolze 66 Prozent der Anteile<br />
hielt. Prost will nach seinen Worten<br />
mit dem Verkauf seines<br />
33-Prozent-Anteils die Zukunft<br />
des Unternehmens und die Arbeitsplätze<br />
sichern, bleibt aber<br />
angestellter Geschäftsführer. Aus<br />
dem Verkaufserlös spendet er<br />
vier Millionen Euro an seine zwei<br />
privaten Stiftungen: Drei Millionen<br />
Euro fließen an die Ernst-<br />
Prost-Stiftung, eine Million an<br />
die Ernst-Prost-Foundation for<br />
Africa. Er betreibt die Stiftungen<br />
für in Not geratene Menschen<br />
mit seinem Sohn Benjamin Orschulik<br />
und seiner Lebensgefährtin<br />
Kerstin Thiele. [!] KÖ/AMB<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Teva macht 13,3 Milliarden Euro Verlust<br />
„Verlust höher als der Umsatz“ –<br />
Überschriften wie diese waren<br />
während der Ära der New Economy<br />
in Wirtschaftszeitungen<br />
gang und gäbe. Dass dies einmal<br />
beinahe auf den weltgrößten Generika-Hersteller<br />
Teva zutreffen<br />
würde, hätte bis vor kurzem niemand<br />
für möglich gehalten.<br />
Doch die Ratiopharm-Muttergesellschaft<br />
aus Israel hat im vergangenen<br />
Jahr 22,4 Mrd. Dollar<br />
(18,3 Milliarden Euro) erwirtschaftet<br />
und einen Verlust von<br />
16,3 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden<br />
Euro) ausgewiesen. Weltweit<br />
streicht der Konzern nun bis<br />
zu 14.000 von 53.000 Stellen.<br />
Hintergrund ist der teure Einkauf<br />
des Generikageschäfts des Konkurrenten<br />
Actavis, hohe Abschreibungen<br />
auf das Generika-<br />
Geschäft und das Auslaufen des<br />
Patentschutzes für das Medikament<br />
Copaxone in den USA. Die<br />
Einschnitte des hoch verschuldeten<br />
Pharmariesen treffen auch<br />
Teva-Deutschland, obwohl das<br />
Geschäft hier gut läuft. Der<br />
Standort Berlin, zuständig für<br />
Vertrieb und Vermarktung von<br />
patentgeschützter Arznei sowie<br />
der Spezialpräparate, wird geschlossen.<br />
80 der 100 Mitarbeiter<br />
sollen nach Ulm umziehen. Dort<br />
verhandelt die Geschäftsführung<br />
mit dem Betriebsrat über den Abbau<br />
von rund 250 Stellen, auch in<br />
IT und Forschung. Am Bau einer<br />
500 Millionen Euro teuren Biotech-Anlage<br />
in Ulm hält Teva jedoch<br />
fest. [!]<br />
AMB<br />
Der Teva-Sparkurs trifft auch den Standort Ulm.<br />
Umzug nach<br />
Stockholm<br />
Diesen Umzug hat sich Gardena-<br />
Chef Sascha Menges selbst eingebrockt.<br />
14 Jahre lang war der gebürtige<br />
Haunstettener (bei<br />
Augsburg) überaus erfolgreich in<br />
Ulm für Gardena tätig, zuletzt leitete<br />
er fünf Jahre die Husqvarna-<br />
Tochter. Jetzt<br />
ereilte ihn der<br />
Ruf aus<br />
Schweden.<br />
Der studierte<br />
Wirtschaftsingenieur<br />
leitet<br />
nun in der<br />
Chefwechsel: Pär Konzernzentrale<br />
Stock-<br />
Åström löst Sascha<br />
Menges ab. holm die<br />
Husquarna-<br />
Division, die die Hälfte des Konzernumsatzes<br />
erwirtschaftet.<br />
Sein Nachfolger wird Pär Åström.<br />
Der 45-jährige war bisher Vorstandsmitglied<br />
für die Geschäftsentwicklung<br />
und Strategie der<br />
Gruppe. [!]<br />
AMB<br />
Felix Braun<br />
rückt auf<br />
Mehr als vier Jahrzehnte hat Albrecht<br />
Braun das gleichnamige<br />
Amstettener Familien<strong>unternehmen</strong><br />
geprägt. Nun zieht sich der<br />
67-Jährige zurück. Sein Sohn Felix<br />
(31), der vor einem Jahr zunächst<br />
die Vertriebsleitung übernommen<br />
hatte, rückt<br />
in die Geschäftsführung<br />
auf. Der<br />
Wirtschaftsingenieur<br />
führt den<br />
Steinehersteller<br />
nun gemeinsam<br />
mit<br />
seinem On-<br />
Führt den Steinehersteller:<br />
Felix<br />
Braun.<br />
kel, dem langjährigen Geschäftsführer<br />
Wilfried Braun (55). Die<br />
Braun-Steine GmbH, die den<br />
Fachhandel beliefert, beschäftigt<br />
107 Mitarbeiter, davon 82 in<br />
Amstetten und 25 an ihrem zweiten<br />
Standort in Tübingen. [!]REF<br />
Sorgen trotz<br />
traumhafter Konjunktur<br />
Das Handwerk zwischen Ostalb<br />
und dem Bodensee steht unter<br />
Volldampf. Etwa zwei Drittel der<br />
Betriebe sind ausgelastet, sagt Joachim<br />
Krimmer, Präsident der<br />
Handwerkskammer Ulm. In Folge<br />
erhöhen viele Betriebe auch<br />
ihre Preise. Trotz der zuletzt um<br />
zwei Prozent auf 3075 gestiegenen<br />
Zahl neuer Lehrlinge macht<br />
sich Krimmer Sorgen. Laut einer<br />
Studie kann der zweitstärkste<br />
Wirtschaftszweig – kammerweit<br />
mit 13 Milliarden Euro Umsatz –<br />
zwei Drittel der Mitarbeiter nicht<br />
halten. Daher baut die Kammer<br />
ein Zentrum für Fachkräfte mit<br />
Personalberatern auf. [!] KÖ<br />
Südwesten vorbildlich<br />
in Sachen Integration<br />
In Südwest-Betrieben arbeiten 22<br />
Prozent aller in Deutschland beschäftigten<br />
ausländischen Staatsangehörigen.<br />
Damit ist ihr Anteil<br />
im Deutschlandvergleich weit<br />
überdurchschnittlich. Das ergibt<br />
eine Studie des Instituts für Angewandte<br />
Wirtschaftsforschung<br />
(Tübingen). Auch in Sachen Integration<br />
ist der Südwesten vorbildlich.<br />
Vor allem große Betriebe<br />
bieten häufiger Praktika, Trainee-<br />
Stellen und Ausbildungsplätze<br />
für Ausländer als Firmen im Rest<br />
der Republik. Sie beschäftigen<br />
auch überdurchschnittlich viele<br />
Langzeitarbeitslose, vor allem<br />
weil sie laut IAW diesen Menschen<br />
die Chance eines persönlichen<br />
Gesprächs geben. [!] AMB<br />
5
[spezial] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Totale Erschöpfung: 60 Millionen<br />
Fehltage pro Jahr gehen<br />
auf psychische Belastungen<br />
zurück.<br />
Illustration: © Mary Valery/shutterstock.com<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
Diagnose: Akku leer<br />
Müde, erschöpft, ausgebrannt: In Deutschland arbeiten Millionen Menschen mehr als ihnen gut tut. Erst<br />
gewöhnen sie sich an den höheren Stresslevel, dann brechen sie erschöpft zusammen – wie der 34-jährige<br />
Familienvater Martin K. Doch das lässt sich vermeiden.<br />
Martin K. (Name von der Redaktion geändert) führt ein Leben<br />
auf der Überholspur – zumindest auf den ersten Blick.<br />
Der 34-Jährige hat schnell Karriere gemacht. Nach seiner<br />
Ausbildung in einem mittelständischen Unternehmen<br />
wird er erst Team-, dann Abteilungsleiter. Auch die Azubis nimmt er<br />
unter seine Fittiche. Es läuft super, auch privat. Seine langjährige<br />
Freundin heiratet er 2010 und nur ein Jahr später wird er Papa einer<br />
Tochter. 2013 folgt das nächste Highlight: die Geburt seines zweiten<br />
Kindes – ein Sohn.<br />
Martin K. ist ein Tausendsassa. Daheim auf dem Sofa rumsitzen, gibt<br />
es für ihn nicht. So organisiert er neben seiner Arbeit im Schichtbetrieb<br />
in seiner Freizeit Ausfahrten zu Musikevents und tritt auch selbst<br />
als Alleinunterhalter auf. Als er 2015 von der Geschäftsführung die<br />
Chance erhält, den Aufbau eines weiteren Firmenstandorts in Österreich<br />
zu begleiten und federführend an der Entwicklung eines neuen<br />
Vertriebssystems mitzuwirken, fühlt er sich „unbesiegbar“, wie er sagt.<br />
Er will diese Chance nutzen und arbeitet fortan 65 Stunden die Woche.<br />
DIE MANGELNDE WERTSCHÄTZUNG KRÄNKT IHN<br />
Der Anfang vom Ende, wie sich herausstellen sollte. Da er nur noch<br />
jedes zweite und manchmal auch nur jedes dritte Wochenende nach<br />
Hause zu seiner Familie pendelt, beginnt es, in seiner Ehe zu kriseln.<br />
Auch seine Freunde und seine Gesundheit vernachlässigt er zunehmend.<br />
Für das Fitnessstudio – früher fast sein zweites Zuhause – bezahlt<br />
er zwar weiterhin Beträge, von innen gesehen hat er es aber<br />
schon fast ein Jahr nicht mehr.<br />
Martin K. will viel, zu viel auf einmal. Er rennt mit mehreren Entwicklungsvorschlägen<br />
bei der Geschäftsführung gegen die Wand: „Das<br />
Schlimmste war, dass man sich wochenlang Gedanken zu einem Thema<br />
gemacht, Präsentationen angefertigt hat und dann ein lapidares<br />
‚Das funktioniert so nicht.‘ zurückbekam. Da gab es einfach keine<br />
Wertschätzung mehr. Es zählte nur Umsatz, Umsatz, Umsatz und Gewinnmaximierung.“<br />
Man hört ihm die Kränkung heute noch an.<br />
Martin K. wuchs die Situation über den Kopf: „Ich fühlte mich, wie im<br />
freien Fall und es gab keine Anzeichen, dass das irgendwann aufhört<br />
oder es wieder aufwärts geht.“<br />
Am 8. Mai 2017, ein Montag, konnte Martin K. morgens nicht mehr<br />
aufstehen. Er war zu müde, zu erschöpft, zu ausgebrannt. Er schleppt<br />
sich zu seinem Hausarzt und der drängt darauf, dass er sich zu einer<br />
Behandlung in eine geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik<br />
begibt.<br />
Der Jobwechsel ins Ausland, die Entfernung zur Heimat mit Freunden<br />
und Familie und dazu noch der ständige Druck auf der Arbeit. Das war<br />
einfach zu viel. Martin K. hat inzwischen eine sechsmonatige stationäre<br />
Therapie hinter sich. Seinen Job hat er verloren. Gemeinsam mit<br />
seiner Frau und den beiden Kindern versucht<br />
er nun, sein Leben neu zu ordnen.<br />
Wie Martin K. leiden in Deutschland viele<br />
Millionen Menschen an einem Burnout-<br />
Syndrom. Einer Studie zufolge gehen in<br />
Deutschland 60 Millionen Fehltage pro<br />
Jahr auf psychische Belastungen zurück.<br />
Dabei taucht der Begriff Burnout gar nicht<br />
im Abrechnungskatalog der Krankenkassen<br />
auf. Vielmehr beschreiben Ärzte und<br />
Therapeuten damit einen psychischen und<br />
körperlichen Erschöpfungszustand.<br />
Kai-Uwe Dittmar, der Leitende Oberarzt<br />
des medizinischen Leistungszentrums der<br />
Klinik Alpenblick in Isny, sieht ein erhöhtes Risiko bei gewissen Berufsgruppen,<br />
vor allem bei solchen Menschen, die in helfenden Bereichen<br />
arbeiten, wie Psychologen, Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, aber<br />
beispielsweise auch Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit. Doch<br />
vor der psychischen Erschöpfung und inneren Leere ist niemand gefeit,<br />
sagt der Facharzt für Innere Medizin, Psychotherapeut und Psychoonkologe:<br />
Jeder könne einen Burnout bekommen. „Dafür gibt es<br />
keine genetische Grundlage. Es ist ein sozioökonomisches Problem in<br />
Deutschland und Europa, dass viele Menschen aufgrund der Arbeitsverdichtung<br />
und des Termindrucks schneller arbeiten müssen und<br />
keine Möglichkeit haben gegenzusteuern“, erklärt Dittmar.<br />
Der Fall von Martin K. ist ein Beispiel dafür,<br />
wie die Spirale nach unten geht: „Je höher<br />
die Ziele, umso mehr Energie muss ich aufwenden,<br />
um sie zu erreichen. Das fällt immer<br />
schwerer“, sagt Norbert Hüge, Vorsitzender<br />
des Deutschen Bundesverbands für<br />
Burnout-Prophylaxe und Prävention<br />
(DBVB). Zunächst gewöhnen sich Menschen<br />
an die höhere Belastung und stellen<br />
sich auf den höheren Stresslevel ein. Doch<br />
Dr. Kai-Uwe Dittmar,<br />
Klinik Alpenblick in Isny.<br />
Norbert Hüge, Vorsitzender<br />
des Verbands DBVB.<br />
auf Dauer lösen hohes Arbeitsvolumen,<br />
Zeitdruck, paralleles Arbeiten an mehreren<br />
Aufgaben und ständige Erreichbarkeit<br />
chronischen Stress aus. Zur totalen körperlichen<br />
und geistigen Erschöpfung kommt es, wenn ein Arbeitnehmer<br />
nicht abschalten und sich in seiner Freizeit nicht mehr erholen kann.<br />
7
[rubrik] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Illustration: © erhui1979/DigitalVision Vectors/Getty Images<br />
Wer die Signale seines Körpers zu lange missachtet, fühlt sich wie im freien Fall und verliert die Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht.<br />
Besteht ein Verdacht auf Burnout, ist der erste Ansprechpartner der<br />
Hausarzt. Dieser überweist den Patienten weiter an einen Spezialisten,<br />
üblicherweise an einen Psychologen, einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten.<br />
Diese gehen den Beschwerden auf den Grund. Sie<br />
nutzen standardisierte Fragebögen, die oft auf dem Maslach Burnout<br />
Inventory (MBI) basieren. Entscheidend ist, ob der Zustand die Kriterien<br />
einer psychischen Erkrankung, zumeist einer Depression, erfüllt.<br />
Diese müsste dann spezifisch behandelt werden. Wichtig ist auch,<br />
dass der Arzt eventuelle körperliche Ursachen ausschließt, die für<br />
Symptome wie ständige Müdigkeit verantwortlich sein könnten –<br />
zum Beispiel chronische Infektionen, eine Tumorerkrankung oder<br />
eine Schilddrüsenunterfunktion.<br />
„INSELN“ SIND UNABDINGBAR<br />
Der beste Schutz vor Burnout ist, wenn die Anforderungen am Arbeitsplatz<br />
zu den Fähigkeiten und Möglichkeiten des Einzelnen passen.<br />
„Entwickelt ein Mensch in einer ungünstigen<br />
Konstellation chronische seelische<br />
oder körperliche Symptome, sollte die aktuelle<br />
Lebenssituation mit etwas Abstand,<br />
gegebenenfalls mit Hilfe einer professionellen<br />
Beratung und mit Fragen wie: Was<br />
ist mir wirklich wichtig?, beleuchtet werden“,<br />
sagt Eva Rothermund von der Klinik<br />
für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie<br />
in Ulm. Ihr Kollege Harald<br />
Eva Rothermund,<br />
Uniklinik Ulm.<br />
Gündel ergänzt: „Arbeitsbedingungen bergen<br />
einerseits Möglichkeiten der Selbstwirksamkeitserfahrung,<br />
andererseits auch<br />
krankheitsauslösende Stressoren. Moderne<br />
Arbeitszeitmodelle bedingen beispielsweise Flexibilität aber auch<br />
die Aufgabe, sich in einer zunehmend entgrenzten Arbeitsumgebung<br />
selbst zu begrenzen. Um gesund zu bleiben sind dabei ‚Inseln‘ unabdingbar,<br />
also Tätigkeiten, mithilfe derer wir auftanken können.“ Wissenschaftlich<br />
belegt sind hier vor allem gute Beziehungen zu anderen<br />
Menschen.<br />
„Wann es für den Einzelnen zu viel wird, hängt sowohl vom Ausmaß<br />
sozialer Unterstützung, als auch von den individuellen Möglichkeiten,<br />
selbst Einfluss auf die Arbeitsprozesse zu nehmen, ab. Auch hier<br />
können gute Arbeitsbeziehungen den Stress ‚puffern‘. Beschäftigte<br />
bemerken oft früh, dass sie aus der Balance geraten sind. Schlafstörungen,<br />
zunehmende Anspannung und innere Unruhe sind Warnzeichen.<br />
Dann ist es höchste Zeit, die eigene Situation mit einem Experten<br />
für seelische Gesundheit zu überprüfen“, sagt Michael Hölzer von<br />
der Sonnenbergklinik Stuttgart. [!] <br />
MATTHIAS JEDELE<br />
Anlaufstellen und<br />
Fachleute in der Region<br />
Die „Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb“ ist eine<br />
Kooperation zwischen Fachleuten für seelische Gesundheit,<br />
zum Beispiel der Sonnenbergklinik in Stuttgart oder der Universitätsklinik<br />
für Psychosomatik in Ulm, und Unternehmen der<br />
jeweiligen Region und deren Gesundheitsdiensten. Forschungsergebnisse<br />
belegen, dass Beschäftige, vor allem Männer, die<br />
sonst eher spät Hilfe suchen, dieses Angebot bei Frühwarnzeichen<br />
nutzen. Mit dem Ziel, die seelische und körperliche Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz praxisnah weiter zu erforschen und<br />
zu verbessern, wurde 2017 das Kompetenzzentrum für seelische<br />
und körperliche Gesundheit am Arbeitsplatz (Leadership<br />
Personality Center Ulm, LPCU) an der Universität Ulm gegründet.<br />
Durch die Karl-Schlecht-Stiftung finanziert, ist die Einrichtung<br />
eine Kooperation der Klinik für Psychosomatische Medizin<br />
und Psychotherapie Ulm, der Sonnenbergklinik Stuttgart und<br />
damit des ZfP Südwürttemberg. <br />
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10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Gesunde Mitarbeiter<br />
sind ihr Kapital<br />
Viele Unternehmen vernachlässigen das Betriebliche Gesundheitsmanagement.<br />
Das wird sich rächen, sagt Dagmar Stange-Pfalz, Vorstand der BKK Verbund<br />
Plus aus Biberach. Ein Gespräch über Fehler von Firmen, Möglichkeiten von<br />
Big Data, altbackene Vorstellungen und weibliche Karrieren.<br />
Warum gibt es so wenige Frauen in der ersten Führungsreihe?<br />
Ich glaube das ist historisch bedingt. Noch immer gilt<br />
für die Frau: Sie muss Familie und Beruf unter einen<br />
Hut bekommen. Gerade in Baden-Württemberg und<br />
Bayern war das in der Vergangenheit sehr schwierig.<br />
Wie war das bei Ihnen?<br />
Meine Tochter ist jetzt 16 Jahre alt. Mein Mann und ich<br />
hatten uns entschieden, dass er Erziehungsurlaub<br />
nimmt. Das war außergewöhnlich. Er arbeitete – damals<br />
wie heute – in einem großen Unternehmen. Die<br />
erste Aussage seines Chefs war: „Männer können keinen<br />
Erziehungsurlaub machen.“ Und auf die Frage<br />
nach Teilzeit während des Erziehungsurlaubes erhielt<br />
er die Antwort „es gibt keine halben Köpfe“ . Es gab immer<br />
wieder solche Situationen.<br />
Zum Beispiel?<br />
Unsere Suche nach einem Ganztages-Kindergarten<br />
glich einem Spießrutenlauf. Da hat sich Gott sei Dank<br />
in der Zwischenzeit Vieles getan. Als meine Tochter in<br />
die Grundschule kam, war der Rektor felsenfest davon<br />
überzeugt, dass man in Neu-Ulm keine Ganztagesbetreuung<br />
braucht, weil die Mamas ja Zuhause sind.<br />
Und diese altbackenen Vorstellungen wirken sich<br />
heute noch aus?<br />
Ob Mann oder Frau, Sie brauchen einfach eine gewisse<br />
Zeit, um sich eine Führungsposition zu erarbeiten. Also<br />
müssen wir zehn bis fünfzehn Jahre in die Vergangenheit<br />
gehen, um zu ergründen, warum heute wenige<br />
Frauen im Top-Management sitzen. Damals war es einfach<br />
sehr schwierig, Familie und Fulltime-Job zu vereinbaren.<br />
Haben Sie bei Ihrem beruflichen Aufstieg, auch einmal<br />
die gläserne Decke gespürt?<br />
Nein. Das war für mich nie ein Thema. Ich habe auch<br />
den Eindruck, dass sich etwas ändert. Jahrelang war ich<br />
eine der wenigen Frauen in den Vorstandskreisen, noch<br />
dazu meist die jüngste. Das hat sich geändert, Vorstandkreise<br />
sind weiblicher geworden. Deshalb glaube ich,<br />
dass wir auf dem richtigen Weg sind und es einfach nur<br />
noch ein paar Jahre dauert, bis die Veränderung sichtbar<br />
wird.<br />
Worauf kommt es dabei an?<br />
Das A und O dafür ist eine hochwertige Kinderbetreuung.<br />
Sonst wird die Zukunft nicht weiblicher. In der<br />
ganzen Diskussion um Pflegekräfte und -heime kommt<br />
mir die Kinderbetreuung manchmal zu kurz. Natürlich<br />
ist das auch ein wichtiges Thema. Aber ohne gute<br />
Kinderbetreuung wird sich der Fachkräftemangel<br />
nicht beheben lassen. Ganz davon abgesehen, dass<br />
Qualität in der Kinderbetreuung auch essentiell für die<br />
Gesellschaft ist. Denn nur so werden Kids sozial kompetent<br />
und bekommen alles mit auf den Weg, was sie<br />
benötigen.<br />
Was macht eigentlich die Vorstandschefin einer<br />
Krankenkasse?<br />
Extrem viel. Im Prinzip ist die BKK Verbund Plus ein<br />
mittelständisches Unternehmen. Daher habe ich ein<br />
sehr breites Aufgabenfeld. Das Spektrum reicht von der<br />
Organisation, über die Analyse von Prozessen, Finanzen,<br />
Kontakt zur Selbstverwaltung, bis hin zum einen<br />
oder anderen Kontakt zu Versicherten.<br />
Im Markt der Krankenkassen herrscht starker<br />
Wettbewerb. Die Zahl der Kassen schrumpft seit<br />
Zur Person<br />
Ihre Selbstdisziplin<br />
hat Dagmar Stange-<br />
Pfalz (52) schon in ihrer<br />
Zeit als Leistungsschwimmerin<br />
beim<br />
SSV Ulm gut gebrauchen<br />
können. Heute<br />
macht sie im dortigen<br />
Sportzentrum lieber<br />
Yoga und Gerätetraining.<br />
Nach dem Abitur<br />
absolvierte sie eine<br />
Lehre zur<br />
Sozialversicherungsfachangestellten<br />
und<br />
sattelte berufsbegleitend<br />
die Krankenkassenbetriebswirtin<br />
und<br />
die VWA-Betriebswirtin<br />
obendrauf. Seit 18<br />
Jahren steht sie an<br />
der Spitze einer Betriebskrankenkasse,<br />
zunächst bei<br />
Schwenk Zement.<br />
Seit 2016 ist sie Alleinvorstand<br />
der BKK<br />
Verbund Plus. Sie ist<br />
verheiratet, hat eine<br />
Tochter (16), fährt<br />
gerne Ski, wandert<br />
und reist mit der Familie,<br />
bevorzugt nach<br />
Afrika. <br />
AMB<br />
Dagmar Stange-Pfalz leitet die BKK Verbund Plus, bei der 86.000 Menschen versichert sind. Fotos: Marc Hörger<br />
11
[titelthema] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Um für Versicherte attraktiv<br />
zu sein, vertraut Kassen-Chefin<br />
Dagmar Stange-Pfalz auf<br />
Zusatzleistungen wie Osteopathie<br />
und Zahnreinigung.<br />
Jahren. Wie viele gesetzliche Krankenkassen wird<br />
es in zehn Jahren noch geben?<br />
Aktuell sind es 110 Kassen. Diese Zahl wird weiter sinken.<br />
Die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmid<br />
meinte einst, 30 bis 40 Kassen reichten aus. Ich schätze,<br />
dass es sich bei 60 bis 65 Kassen einpendeln wird.<br />
Wäre eine stärkere Konzentration nicht von Vorteil?<br />
Nein, eine Konzentration bringt nicht nur Positives mit<br />
sich. Der Service für Versicherte wird nicht besser,<br />
wenn es nur noch 30 Kassen gibt. Das Gleiche gilt in<br />
punkto Preisverhandlungen für Gesundheitsanbieter.<br />
Getrieben durch den Wettbewerb haben die Kassen<br />
sich in Sachen Service und neue Leistungsangebote extrem<br />
nach vorne entwickelt. Bleiben nur noch 30 Kassen<br />
übrig, ist der Konkurrenzdruck geringer.<br />
Wie groß muss eine BKK sein, um wettbewerbsfähig<br />
zu sein?<br />
Die BKK Verbund Plus sollte mittelfristig an die 100.000<br />
Mitglieder herankommen. Wettbewerb hängt aber<br />
nicht nur von der Größe ab. Kleine Schnellboote, die<br />
zackig reagieren, sind oft mindestens genauso wettbewerbsfest<br />
wie große, schwerfällige Tanker. Ein großer<br />
Faktor ist derzeit die Digitalisierung – die unheimlich<br />
investitionsintensiv ist. Da ist Größe von Vorteil.<br />
Wie viele Mitglieder haben sie momentan?<br />
Über die vergangenen drei Jahre konnten wir ein stetiges<br />
Wachstum verzeichnen. Im Januar 2015, als wir mit<br />
der BKK Kassana fusioniert haben, waren es 80.000 Versicherte,<br />
mittlerweile sind es 86.000.<br />
Woher kommen die fehlenden Mitglieder, planen<br />
Sie weitere Fusionen?<br />
Für eine Fusion sind zwei Seiten entscheidend. Einmal<br />
die harten, rechenbaren Faktoren: Struktur, Finanzund<br />
Mitgliedsdaten, Räume, Geographie, etc. Die wesentlich<br />
größere Rolle spielen aber Faktoren wie die<br />
Unternehmenskultur, Philosophie oder Anschauung<br />
der Mitarbeiter. Diese Bereiche sind maßgeblich für das<br />
Vorankommen einer Krankenkasse, gleichzeitig lassen<br />
sie sich im Voraus kaum einschätzen. Aktuell planen<br />
wir keine Fusion. Die 100.000 Mitglieder können wir<br />
aus meiner Sicht aus eigener Kraft erreichen.<br />
Was macht Sie so zuversichtlich?<br />
Wir gehören zu den wenigen Krankenkassen, die zu<br />
Jahresbeginn ihren Beitragssatz gesenkt haben. Dieser<br />
liegt bei 15,3 Prozent (14,6 Prozent plus 0,7 Prozent Zusatzbeitrag).<br />
Wir versuchen immer, 0,3 Prozentpunkte<br />
unter dem Durchschnitt zu bleiben. Vor allem aber heben<br />
wir uns durch unsere vielen Zusatzleistungen von<br />
der Konkurrenz ab.<br />
Inwiefern?<br />
Das Thema Zahngesundheit ist uns als Krankenkasse,<br />
aber auch unseren Mitgliedern wichtig. Wir erstatten<br />
beispielsweise die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung.<br />
Sehr gerne nehmen unsere Versicherten<br />
auch Reiseschutzimpfungen und osteopathische Behandlungen<br />
in Anspruch, ebenso alle Angebote um<br />
die Themen Schwangerschaft und Familienvorsorge.<br />
Mir persönlich ist die Patientenbegleitung besonderswichtig.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Das ist ein Service für schwer erkrankte Versicherte.<br />
Dazu bilden wir mit der Hochschule Heidenheim duale<br />
Studierende aus. Diese helfen Patienten, sich im System<br />
zu orientieren, ärztliche Zweitmeinungen einzufordern<br />
oder Alternativen zur aktuellen Behandlung<br />
zu finden. Versicherte haben neben dem zuständigen<br />
Sachbearbeiter einen zweiten kompetenten Ansprechpartner.<br />
Das Angebot richtet sich etwa an Krebs- oder<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Suchtkranke, kann aber auch bei einem schweren<br />
Bandscheibenvorfall zum Einsatz kommen.<br />
Wie viele Versicherte nehmen dieses Angebot an?<br />
In etwa die Hälfte der Versicherte, denen wir diese<br />
Hilfsleistung ans Herz legen. Die vergangenen Jahre<br />
zeigen, dass die Bereitschaft wächst.<br />
Wie lassen sich Patientenbegleiter vereinbaren mit<br />
dem Wunsch der Krankenkasse zu sparen?<br />
Das eine schließt das andere nicht aus. Oftmals ist es<br />
vielmehr so, dass wenn Kasse und Patient gemeinsam<br />
eine zielgerichtete Behandlungsform suchen, sich<br />
langfristig weniger Kosten ergeben. Mag sein, dass das<br />
erste Jahr teurer ist, weil bestimmte Maßnahmen anstehen.<br />
Allerdings ist das besser, als wenn Versicherte Jahre<br />
lang viele Leistungen in Anspruch nehmen und<br />
nicht die richtige Hilfe bekommen. Möglicherweise<br />
ergeben sich auch Hilfsangebote anderer Sozialleistungsträger.<br />
Manchmal hat man den Eindruck, dass Ärzte Leistungen<br />
abrechnen, die nicht nötig sind – wie beispielsweise<br />
Röntgen. Was meinen Sie dazu?<br />
Genau aus diesem Grund sollten wir Versicherte gut<br />
koordiniert durch unser Gesundheitssystem begleiten<br />
– sektorübergreifend. Wir müssen versuchen, die Einzelkomponenten<br />
besser zu verzahnen.<br />
Wie wollen Sie das erreichen?<br />
Nehmen Sie die elektronische Patientenakte als Beispiel:<br />
Ärzte müssen sehen können, was Kollegen bereits<br />
verschrieben haben, welche Medikamente dauerhaft<br />
eingenommen werden und welche<br />
Patientenbegleiter sollen die<br />
Behandlung von Versicherten<br />
besser und günstiger machen.<br />
„Das eine schließt das andere<br />
nicht aus.“<br />
Was zählt sind<br />
Komfort,<br />
Beweglichkeit<br />
und Sie.<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Entwickelt mit ihrem Team<br />
individuelle Gesundheitsprogramme<br />
für Unternehmen:<br />
Dagmar Stange-Pfalz.<br />
Untersuchungen bereits vorgenommen wurden. Das<br />
wird im Hinblick auf unsere alternde Gesellschaft für<br />
alle gesetzlichen Krankenversicherungen ein großes<br />
Thema sein.<br />
Themenwechsel: Wie schärfen Sie Ihr Profil gegenüber<br />
den Firmen, die mit Ihnen zusammenarbeiten?<br />
Im Rahmen unseres Arbeitgeberservices ziehen wir neben<br />
den Krankenversicherungsbeiträgen auch die Renten-,<br />
Arbeitslosen- und Pflegeversicherungsbeiträge<br />
ein. Zudem bieten wir Schulungen und beraten bei<br />
Fragen rund um die Sozialversicherung. Das ist ein<br />
klassischer Bereich, den wir seit Jahrzehnten bedienen.<br />
Was gibt es an neuen Angeboten?<br />
Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
(BGM) ist von vielen Firmen<br />
jahrelang eher stiefmütterlich<br />
behandelt worden. Derzeit tut sich<br />
gerade hier sehr viel.<br />
Woran liegt das?<br />
An den älter werdenden Belegschaften,<br />
der höheren Lebensarbeitszeit<br />
und dem Fachkräftemangel. Früher<br />
gab es vielleicht mal einen Rückenkurs<br />
in der Firma oder ein Herz-Kreislauf-Screening,<br />
das war‘s. Heute gibt es Gesundheitszirkel, Gesundheitsberichte<br />
und Mitarbeiterbefragungen, auf deren<br />
Basis wir mit den Unternehmen individuelle Gesundheitsprogramme<br />
aufbauen.<br />
Der Erfolg ist<br />
messbar,<br />
aber Firmen<br />
brauchen<br />
Geduld.<br />
Was verbirgt sich hinter Gesundheitszirkeln?<br />
Das ist ein Kreis von Zuständigen. Mit dabei sind meistens<br />
ein Personalrat, der Betreuer des BGM, der Betriebsarzt,<br />
wenn es einen gibt, und Vertreter der Unternehmensspitze.<br />
Dieser Zirkel überlegt sich, was im<br />
Gesundheitsmanagement innerhalb der nächsten Jahre<br />
getan werden sollte – kontinuierlich und nachhaltig.<br />
Aus meiner Sicht ist das der richtige Weg.<br />
Haben Sie ein Beispiel für ein gelungenes Projekt?<br />
Im Allmendinger Zementwerk der Schwenk-Gruppe<br />
hatten Auswertungen ergeben, dass Rücken- und Gelenkerkrankungen<br />
ein großes Thema bei der Belegschaft<br />
sind. Daher haben wir mit dem Werksleiter eine<br />
Trainingsinsel mit Geräten für die Rückenmuskulatur<br />
aufgebaut. Jeder Mitarbeiter hat<br />
einen Trainingsplan mit Übungen<br />
bekommen, mit deren Hilfe die gesamte<br />
Muskulatur gestärkt wird.<br />
Einmal die Woche wird trainiert.<br />
Ein Physiotherapeut begleitet die<br />
Maßnahme, achtet auf die richtige<br />
Ausführung und misst die Rückenkraft.<br />
Zusätzlich machen viele<br />
Mitarbeiter die Übungen auch Zuhause.<br />
So sieht für mich ein nachhaltiges<br />
Konzept aus.<br />
Ist der Erfolg auch messbar?<br />
Ja, wir evaluieren ob die Muskulatur stärker geworden<br />
ist. Die beste Therapie bei Rückenleiden ist der Aufbau<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
der stützenden Muskeln. Der Vorteil einer betrieblichen<br />
Maßnahme ist, dass man auch die Menschen ins<br />
Boot bekommt, die nicht affin dafür sind. Denjenigen<br />
der ohnehin ins Fitnessstudio geht oder Marathon<br />
läuft, muss die Firma nicht zum Training motivieren.<br />
Wie motiviert man die anderen?<br />
Das BGM erleichtert den Einstieg: kein Fitnessstudiobeitrag,<br />
keine Anfahrt. Das einzige was die Mitarbeiter<br />
tun müssen, ist ein Termin planen und loslegen.<br />
Oft ergibt sich eine Gruppendynamik. Zudem motivieren<br />
die regelmäßigen Messungen viele Mitarbeiter, die<br />
Übungen auch mal Zuhause zu machen. Denn eine<br />
halbe Stunde pro Woche reicht natürlich nicht aus.<br />
Verringern solche Maßnahmen den Krankenstand?<br />
Es gibt bereits viele Studien, die die positive Wirkung<br />
von BGM belegen. Bei Schwenk haben wir die Maßnahme<br />
erst vor einem Jahr ins Leben gerufen, daher gibt es<br />
noch keine Auswertung. Denn solche Maßnahmen<br />
müssen langfristig, kontinuierlich und strukturiert angelegt<br />
sein.<br />
Ab welchem Zeitraum sind Ergebnisse messbar?<br />
Erst etwa nach drei Jahren. Wer als Arbeitgeber etwas<br />
für die Mitarbeitergesundheit tun will, braucht Geduld<br />
und Durchhaltevermögen. Unverbindliche Maßnahmen,<br />
wie mal ein Rückenkurs oder mal eine Ernährungsberatung,<br />
sind per se nicht schlecht. Der Erfahrung<br />
nach erreichen wir damit aber nur die, die sich<br />
ohnehin schon mit Sport und Ernährung beschäftigen.<br />
Wie viele Firmen unterstützen Sie bei dem Thema?<br />
Das sind mindestens 50, in unterschiedlicher Intensität.<br />
Müssen diese künftig mehr Geld in die Gesundheitheit<br />
ihrer Mitarbeiter investieren, um als attraktiver<br />
Arbeitgeber wahrgenommen zu werden?<br />
Das steht für mich außer Frage. Von einem erfolgreichen<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagement profitieren<br />
alle Beteiligten. Den größten Nutzen hat der Mitarbeiter<br />
– Gesundheit ist ein hohes Gut. Gleichzeitig<br />
können gesunde Mitarbeiter besser und länger arbeiten,<br />
was wiederum der Firma zugutekommt. Bei der<br />
Wahl eines Arbeitgebers, beziehungsweise der Entscheidung<br />
zu bleiben oder zu gehen, sind solche weichen<br />
Faktoren wie BGM für viele Mitarbeiter wichtiger<br />
als das Gehalt.<br />
Firmen sensibilisieren, ihnen<br />
den Weg zeigen, sie überzeugen<br />
und ein auf Dauer angelegtes<br />
Konzept entwickeln:<br />
„Von betrieblichem Gesundheitsmanagement<br />
profitieren<br />
alle.“<br />
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15
[titelthema] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Außen schlichte, klare Formen – innen hell und transparent: der neue Firmensitz der BKK Verbund Plus in Biberach.<br />
Mit Tradition und guten Noten<br />
Die Wurzeln der BKK Verbund Plus reichen<br />
in das Jahr 1889 zurück. Damals<br />
gründete Schwenk Zement eine Betriebskrankenkasse.<br />
2007 erfolgte die Fusion<br />
mit der BKK Energieverbund, im Jahr<br />
2015 mit der BKK Kassana. Seitdem ist<br />
der Firmensitz der Kasse in München,<br />
Sitz der Hauptverwaltung ist jedoch Biberach.<br />
Trägerunternehmer der BKK Verbund<br />
Plus sind neben Schwenk unter anderem<br />
die Liebherr Verzahntechnik, der<br />
ADAC, die Netze BW und die Energieversorgung<br />
Sachsen Ost. Zu den sogenannten<br />
Schwerpunkt<strong>unternehmen</strong>, in denen<br />
die Krankenkasse stark vertreten ist, gehören<br />
Sparkassen, Verbände, Akademien<br />
und Verbund<strong>unternehmen</strong>. Die BKK Verbund<br />
Plus verfügt über ein Haushaltsvolumen<br />
von 220 Millionen Euro. Der größte<br />
Ausgabeblock sind die Kosten für stationäre<br />
Behandlungen mit 63 Millionen Euro.<br />
Sie beschäftigt rund 140 Mitarbeiter<br />
an sieben Standorten in drei Bundesländern:<br />
Biberach, Karlsruhe, Rheinfelden,<br />
Stuttgart Ulm, Dresden (Sachsen) und<br />
Bernburg (Sachsen-Anhalt). Die BKK Verbund<br />
Plus erhält regelmäßig gute Noten<br />
bei Krankenkassenvergleichen. Sie betreut<br />
86.000 Versicherte, davon 21.000<br />
in der Region Biberach-Ulm. AMB<br />
Wo sehen Sie in Sachen Gesundheit die größte<br />
Schwäche bei Unternehmen?<br />
In dieser Wirtschaftsboom-Zeit ist das Abarbeiten von<br />
Aufträgen viel wichtiger als das Wohlbefinden der Mitarbeiter.<br />
Irgendwann wird sich das allerdings durch<br />
höhere Fehlzeiten, Fluktuation oder Schwierigkeiten<br />
bei der Mitarbeitergewinnung rächen. Deshalb sollte<br />
BGM schon jetzt eine hohe Priorität genießen. Wir setzen<br />
daher auf Information, wie beispielsweise<br />
bei unseren BGM-Foren,<br />
um die Verantwortlichen zu<br />
sensibilisieren.<br />
Ändert sich der Fokus im betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement?<br />
Bisher ist es meist auf Muskel- und<br />
Skeletterkrankungen ausgelegt,<br />
weil dies die häufigste Gründe für<br />
Fehlzeiten sind. Künftig werden auch die psychische<br />
Gesundheit und digitale Angebote in den Fokus rücken.<br />
In einem aktuellen Projekt nutzen wir beispielsweise<br />
Online-Kurse für Führungskräfte zum Thema<br />
„Wie führe ich gesund?“<br />
Das wird sich<br />
rächen – mit<br />
höheren Fehlzeiten<br />
und<br />
Fluktuation<br />
Wie funktioniert das?<br />
Die Module vermitteln, worauf Führungskräfte achten<br />
sollten, wie sie zum Beispiel bemerken, dass Mitarbeiter<br />
psychisch belastet sind. Solche digitalen Angebote<br />
sind stark im Kommen. Parallel entwickeln wir derzeit<br />
digitale Entspannungskurse.<br />
Wie entspannt man sich digital?<br />
Aktuell experimentieren wir mit<br />
einem Stuhl namens Brainlight,<br />
den wir Unternehmen zur Verfügung<br />
stellen. Mitarbeiter setzen<br />
sich 20 Minuten hinein, werden<br />
massiert und bekommen durch eine<br />
Maske optische und akustische<br />
Entspannungsreize.<br />
Zuletzt waren Sie nicht nur als<br />
Krankenkassen-Chefin, sondern<br />
auch als Baumeisterin tätig.<br />
Der Neubau unseres Verwaltungssitzes in Biberach hat<br />
mich in den vergangenen zwei Jahren in der Tat viel<br />
Zeit gekostet, vor allem im vergangenen Jahr war der<br />
Abstimmungsaufwand enorm.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Warum haben Sie neu gebaut?<br />
Wir hatten in unserem früheren Domizil viel zu wenig<br />
Platz. Das Gebäude war für 30 Mitarbeiter ausgelegt.<br />
Nach und nach mussten wir alle Besprechungszimmer<br />
in Büros umfunktionieren und noch eine alte Zahnarztpraxis<br />
anmieten. Heute arbeiten 70 Mitarbeiter in<br />
unserem neuen Verwaltungssitz. Unser Verwaltungsrat<br />
hat dem Plan schnell zugestimmt.<br />
Gab es trotzdem Schwierigkeiten?<br />
Weil wir in mehr als drei Bundesländern vertreten sind,<br />
musste die Aufsicht des Bundesversicherungsamts<br />
(BVA) das Bauvorhaben bewilligen. Schließlich müssen<br />
wir wirtschaftlich mit dem Geld der Versicherten<br />
umgehen. Die Vorgaben waren auf 60 Seiten aufgelistet<br />
waren. Alle Regularien zu erfüllen und die Genehmigung<br />
zu erhalten, hat zwei Jahre gedauert.<br />
Warum dauert das so lange?<br />
Wir haben an unserem neuen Verwaltungssitz ein modernes<br />
Konzept umgesetzt. In jedem Stockwerk gibt es<br />
eine Mittelzone mit Kommunikationsfläche, links und<br />
rechts davon sind die Büros. Die Mitarbeiter arbeiten<br />
wandorientiert, schauen sich also nicht mehr an. Das<br />
verringert die Geräuschkulisse. Diese Konzeption ist<br />
mit den vor Jahrzehnten festgelegten Parametern, wie<br />
groß ein Büro sein darf, schwer zu vereinbaren.<br />
Sind die Kriterien so verkrustet?<br />
Sie werden zwar regelmäßig überarbeitet, aber die Basis<br />
ist Jahrzehnte alt. Heutige Raumkonzepte sind in<br />
diesen Regularien bisher nicht berücksichtigt. Sie müssen<br />
jedes Büro, jeden Quadratmeter mit dem BVA abstimmen.<br />
Haben Sie Ihr Kostenbudget eingehalten?<br />
Ja. Darauf sind wir stolz. Aktuell liegen wir noch unter<br />
den veranschlagten acht Millionen Euro. Auch der<br />
Zeitrahmen hat gepasst. Wir sind zum 1. Dezember<br />
2017 umgezogen.<br />
Welche Rolle spielt das Thema Big Data für die BKK<br />
Verbund Plus?<br />
Wir haben natürlich Datenbanken. Alles was früher<br />
per Papier abgerechnet wurde, kommt heute digital zu<br />
Musste bei dem acht Millionen<br />
teuren Neubau jedes Detail<br />
– bis zum Stehtisch – mit<br />
dem Bundesversicherungsamt<br />
abstimmen.<br />
17
[titelthema] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mit Kompetenz, Selbstdisziplin<br />
und Selbstbewusstsein<br />
kann man fast alles schaffen,<br />
sagt Dagmar Stange-Pfalz im<br />
Gespräch mit Alexander<br />
Bögelein, dem Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong>[!].<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MARC HÖRGER<br />
uns. Diese Daten werten wir auch aus. Je größer der Datenbestand<br />
umso besser werden die Prüf-Logarithmen,<br />
mit denen wir etwa Abrechnungen von Ärzten und<br />
anderen Anbietern kontrollieren können.<br />
Wie viele Beanstandungen ergeben sich daraus?<br />
Schwer zu sagen. Allein unser Volumen für ärztliche<br />
Behandlung beträgt 43 Millionen, die Krankenhausausgaben<br />
liegen bei 60 Millionen Euro. Wir haben jährlich<br />
circa 18.000 Krankenhausfälle. Da läuft viel über<br />
Datenroutinen, wobei längst nicht jede Beanstandung<br />
eine missbräuchliche Handlung voraussetzt. Manchmal<br />
muss man auch mit Krankenhäusern<br />
in die Diskussion treten.<br />
Welche Chancen bieten Big Data?<br />
Ein großes Potenzial sehe ich bei<br />
der Patientenbehandlung. Wenn<br />
wir Behandlungsdaten in Datenbanken<br />
eingeben, etwa zu seltenen<br />
Krankheiten und Hilfsmöglichkeiten,<br />
kann das unser System revolutionieren.<br />
In den USA gibt es bereits<br />
große Bestände. Lernende Programme wie Watson von<br />
IBM können unstrukturierte Daten verarbeiten und<br />
Muster erkennen. Ärzte könnten schwierige Diagnosen<br />
oder Suchkriterien eingeben und diese mit erfassten<br />
Daten abgleichen. Damit kann man Patienten möglicherweise<br />
besser und schneller helfen.<br />
Wird der Computer zum Arzt?<br />
Die individuelle Beratung darf nicht verloren gehen.<br />
Mit Big Data<br />
kann man<br />
Patienten<br />
künftig<br />
besser helfen<br />
Patienten wollen nicht eine Diagnose vom Computer<br />
erhalten. Sie wollen zu einem Menschen gehen, dem<br />
sie vertrauen. Insgesamt halte ich solche Datenbanken<br />
für eine große Chance. Viele Mediziner sehen das allerdings<br />
noch ein bisschen anders.<br />
Die Krankenkassen stecken in einem enormen<br />
Wandel, was sind für Sie persönlich die größten Herausforderungen?<br />
Dazu zählt die Digitalisierung, weil es hier gilt neue,<br />
noch nicht dagewesene Lösungen zu finden. Krankenkassen<br />
sind zudem sehr frauendominierte Unternehmen.<br />
Da ist es herausfordernd, die<br />
verschiedensten Teilzeit-Wünsche<br />
mit unseren Geschäftszeiten unter<br />
einen Hut zu bringen. Ich habe vor<br />
18 Jahren bei der BKK Schwenk als<br />
Vorstandsmitglied mit zehn Mitarbeitern<br />
angefangen. Die BKK Verbund<br />
Plus hat heute 140 Angestellte.<br />
Da braucht es viele Gespräche<br />
und viel mehr Koordination. Mir<br />
macht das Spaß, jedoch kostet die<br />
Abstimmung viel Zeit.<br />
Was war für Sie bisher die wichtigste Erfahrung in<br />
Ihrer Karriere?<br />
Das man alles schaffen kann, wenn man fachlich und<br />
sozial kompetent ist, es selbstbewusst angeht und sich<br />
im Klaren darüber ist, dass es gerade am Anfang etwas<br />
länger dauert. Mit Selbstbewusstsein und Selbstdisziplin<br />
bekommt man fast alles hin.<br />
18
15 x<br />
Bankhaus Jungholz –<br />
Vermögensverwaltung mit Auszeichnung<br />
Das Handelsblatt Düsseldorf und die Elite Edition München haben die besten Vermögensverwalter <strong>2018</strong> im deutschsprachigen<br />
Raum gekürt. Bereits zum 15. Mal in Folge erhielt das Bankhaus Jungholz, das Private Banking der Raiffeisenbank<br />
Reutte reg.Gen.m.b.H, das Premium-Prädikat „Summa cum Laude“. Elite-Chefredakteur Hans-Kaspar von<br />
Schönfels in seiner Begründung: „Dem Bankhaus Jungholz ist es gelungen, zu einer echten Beraterbank zu werden.<br />
Alles aus einer Hand bis hin zur Erwirtschaftung von Rendite und natürlich einer gut geplanten Zukunft für den Vermögensinhaber<br />
und die Familie.“<br />
Im Bereich Private Banking, der Vermögensanlage für gehobene Anleger,<br />
ist die Vermögensverwaltung eine Art „Königsdisziplin“. Angesichts<br />
der außerordentlichen Komplexität und Zusammenhänge der<br />
Finanzmärkte stellt sich für den Anleger die Frage, Anlageentscheidungen<br />
selbst zu treffen oder diese kompetenten Spezialisten über<br />
eine Vermögensverwaltung anzuvertrauen. Um solche professionellen<br />
Lösungen anzubieten, hat das Bankhaus Jungholz 1997 eine eigene<br />
Vermögensverwaltung aufgebaut: Experten mit langjähriger Investmenterfahrung<br />
übernehmen dabei die Aufteilung und das Monitoring<br />
der übertragenen Vermögensverwaltungsmandate.<br />
Ziel der Vermögensverwaltung ist es, basierend auf den Erfahrungen,<br />
der Risikobereitschaft, dem Anlagehorizont und Know-how der<br />
Kunden, optimale Anlagestrategien für das Vermögen zu entwickeln<br />
und entsprechend erfolgreich umzusetzen. Unabhängig, ob in einer<br />
individuell konzipierten Vermögensverwaltung oder in vermögensverwaltenden<br />
Fonds, die Portfoliomanager setzen immer ein breites<br />
Spektrum von objektiv ausgewählten Top-Produkten ein und treffen<br />
alle Anlageentscheidungen auf Basis umfangreicher eigener und externer<br />
Finanzmarktanalysen. Das verwaltete Portfolio setzt sich<br />
in der Regel aus Bausteinen der Anlageklassen Anleihen, Aktien,<br />
Alternative Investmentanlagen und Rohstoffen zusammen.<br />
Innerhalb gewisser Bandbreiten agieren die Vermögensverwalter<br />
flexibel und setzen so aktive<br />
Investitionsschwerpunkte. Das große Anlageuniversum<br />
bietet auch in schwierigen Marktphasen<br />
Chancen und ermöglicht eine breite Streuung<br />
des investierten Vermögens. So gelingt es, höhere<br />
Erträge zu generieren und die mit einzelnen<br />
Kapitalanlagen verbundenen Risiken zu reduzieren.<br />
Die Philosophie der Produktneutralität – der Verzicht<br />
auf hauseigene Produkte und die Auswahl der besten<br />
Anbieter am Markt – hat beim Bankhaus Jungholz<br />
höchste Priorität. Dies gilt auch für Fairness und<br />
Transparenz gegenüber dem Kunden!<br />
Alle Bonifikationen und Vergütungen von Fonds- und Zertifikate-<br />
Partnern werden offen gelegt und mit dem Vermögensverwaltungshonorar<br />
verrechnet.<br />
Ein Vermögensverwaltungsmandat beim Bankhaus Jungholz ist<br />
die ideale Lösung: Angesichts der Komplexität und Eigendynamik<br />
der Finanzmärkte übernimmt das kompetente und mehrfach ausgezeichnete<br />
Portfoliomanagement die Vermögensverwaltung. So<br />
entlastet kann sich der Kunde ganz dem Beruf, der Familie und der<br />
Freizeit widmen.<br />
Kontakt: Bankhaus Jungholz<br />
Haus 20, A-6691 Jungholz<br />
info@bankhaus-jungholz.com<br />
www.bankhaus-jungholz.com
[namen & nachrichten] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ravensburger<br />
Handel steigert<br />
Umsatz<br />
Die 538 Betriebe des Ravensburger<br />
Einzelhandels (einschließlich<br />
Lebensmittelhandwerk<br />
und Tankstellen) haben ihren<br />
Umsatz deutlich auf 602 Millionen<br />
Euro gesteigert. 40 Prozent<br />
der Einzelhändler sagen, dass<br />
sie in den vergangenen drei Jahren<br />
mehr Umsatz gemacht haben,<br />
bei 30 Prozent blieb er stabil.<br />
Keiner der befragten<br />
Händler hat in diesem Zeitraum<br />
mehr als 15 Prozent verloren.<br />
Das geht aus der Fortschreibung<br />
des städtischen Einzelhandelskonzeptes<br />
hervor. Das oberste<br />
Gebot lautet dabei: „Innen vor<br />
Außen“ und damit auch kein<br />
großflächiger Handel auf der<br />
„grünen Wiese“, um das Zentrum<br />
nicht zu schwächen. Sorgen<br />
macht sich der Handel lediglich<br />
um fehlende Parkplätze.<br />
Mit Saugern und<br />
Trocknern<br />
erfolgreich<br />
Die Electrostar GmbH (Reichenbach/Fils)<br />
hat den Umsatz 2017<br />
um 12 Prozent auf 34 Millionen<br />
Euro gesteigert. Das Unternehmen<br />
stellt zum einen Sauger für<br />
Handwerk, Gewerbe und Industrie,<br />
zum anderen Hände- und-<br />
Haartrockner her. Die ebenfalls<br />
zur Gruppe gehörende Haaga<br />
Kehrsysteme GmbH legte um 6<br />
Prozent auf 6,3 Millionen Euro<br />
zu. Elektrostar beschäftigt an<br />
den Standorten in Reichenbach/<br />
Fils und Kirchheim unter Teck<br />
rund 150 Mitarbeiter.<br />
Erleichterung bei<br />
Diehl Aircabin in<br />
Laupheim<br />
Der Bestellung von 36 A380-<br />
Maschinen der Fluggesellschaft<br />
Emirates hat auch bei Diehl<br />
Neuheit im Rettungswesen aus Günzburg<br />
Über ein Umsatzplus und vier Auszeichnungen<br />
freut sich Ferdinand Munk, der geschäftsführende<br />
Gesellschafter der Günzburger Steigtechnik<br />
GmbH, die 2017 mit 300 Mitarbeitern<br />
40 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete. Besonders<br />
stolz ist er über den ersten elektrisch<br />
Aircabin in Laupheim für Freude<br />
gesorgt. Der Flugzeugausrüster<br />
gehört zur Aerosystems-<br />
Sparte des Diehl-Konzerns<br />
(Nürnberg). Er liefert für den<br />
A380 unter anderem die Decken-<br />
und Seitenverkleidungen<br />
in der Passagierkabine, Gepäckfächer<br />
sowie weitere Innen-Verkleidungen.<br />
Wesentlich wichtiger<br />
für Laupheim sei jedoch das<br />
Geschäft mit dem A350, sagte<br />
ein Sprecher. Diehl Aircabin<br />
kam 2017 auf einen Umsatz von<br />
rund 800 Millionen Euro und<br />
beschäftigt in Laupheim, Hamburg,<br />
Toulouse und Tianjin<br />
rund 2100 Mitarbeiter.<br />
IHK-Ulm:<br />
Chefwechsel<br />
steht im Juli an<br />
Seit fast 15 Jahren steht Peter<br />
Kulitz (65) an der Spitze der<br />
IHK Ulm, nun endet seine dritte<br />
Amtszeit. Der oder die Neue soll<br />
am 24. Juli eingeführt werden.<br />
Kulitz wird sich dann stärker<br />
auf seine Aktivitäten als Vorsitzender<br />
des DIHK-Außenhandelsausschusses<br />
konzentrieren.<br />
Die Wahlfrist zur IHK-Vollversammlung<br />
geht bis zum 9. Mai.<br />
Immer mehr<br />
zulassungsfreie<br />
Betriebe<br />
angetriebenen Rollcontainer. Der revolutioniere<br />
den Materialnachschub, sagt Munk. Damit<br />
könne ein Feuerwehrmann bis zu einer Tonne<br />
an Schaummittel, Geräten oder sonstigem<br />
Material von A nach B bringen – selbst in unwegsamem<br />
Gelände und über Hindernisse.<br />
Im baden-württembergischen<br />
Handwerk steigt die Zahl der<br />
zulassungsfreien Betriebe. Von<br />
den 132.700 Betrieben waren<br />
2017 noch rund 80.000 zulassungspflichtig<br />
(676 weniger als<br />
im Vorjahr). Das größte Minus<br />
mit 2,2 Prozent verzeichnete<br />
das Nahrungsmittelhandwerk.<br />
Die Zahl der Betriebe, für die<br />
seit 20o4 keine Meisterpflicht<br />
mehr besteht, wuchs um 635<br />
auf 28.938. Beim Rest der Betriebe<br />
handelt es sich um sogenannte<br />
handwerksähnliche, für<br />
die noch nie die Meisterpflicht<br />
bestanden hat.<br />
Wieland Werke<br />
planen<br />
Großeinkauf<br />
Die Wieland Werke AG (Ulm)<br />
will von ihrem Konkurrenten<br />
Aurubis dessen Sparte Flachwalzprodukte<br />
übernehmen. In<br />
dieser erwirtschafteten die<br />
Hamburger zuletzt mit 1700<br />
Mitarbeitern einen Umsatz von<br />
1,3 Milliarden Euro. Teil des Geschäfts<br />
ist auch die Übernahme<br />
der Schwermetall Halbzeugwerk<br />
GmbH & Co. (300 Mitarbeiter),<br />
an der Wieland bereits<br />
50 Prozent der Anteile hält. Die<br />
Wieland Werke (Jahresumsatz<br />
2,5 Milliarden Euro, 6600 Mitarbeiter)<br />
wird damit zum größten<br />
Kupferverarbeiter Europas. [!]<br />
20
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Norden verstehen<br />
ihr Handwerk und betreiben<br />
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Einrichtungs-Spezialisten RaumConcepte“ im Ulmer Norden verstehen<br />
ihr Handwerk und betreiben es seit<br />
von „Scheurer<br />
es seit<br />
RaumConcepte“<br />
über 25 Jahren mit<br />
im<br />
Herzblut.<br />
Ulmer Norden verstehen<br />
über 25 Jahren mit Herzblut.<br />
Namhafte<br />
ihr Handwerk<br />
Großkunden<br />
und betreiben<br />
in Ulm & Umgebung<br />
es seit<br />
über Namhafte Großkunden in Ulm & Umgebung<br />
wissen das zu schätzen und erwei-<br />
25<br />
wissen<br />
Jahren<br />
das<br />
mit<br />
zu<br />
Herzblut.<br />
schätzen und erweitern<br />
die Stammkundschaft<br />
Namhafte Großkunden in Ulm<br />
Jahr<br />
&<br />
um<br />
Umgebuntern<br />
die wissen Stammkundschaft das zu schätzen Jahr und um erwei-<br />
Jahr.<br />
Jahr.<br />
tern die Stammkundschaft Jahr um Jahr.<br />
Geschäftsführerin Irmgard Scheurer betreibt<br />
ihren Job mit Begeisterung: „Wenn<br />
Geschäftsführerin Irmgard Scheurer betreibt<br />
ihren Job mit Begeisterung: „Wenn<br />
man<br />
Geschäftsführerin<br />
nach Kundengesprächen,<br />
Irmgard Scheurer<br />
der Planung,<br />
betreibt<br />
ihren man nach Kundengesprächen, der Planung,<br />
der Bestellung dem Aufbau ei-<br />
der Bestellung<br />
Job mit Begeisterung:<br />
und dem Aufbau<br />
„Wenn<br />
einen<br />
man<br />
fertig<br />
nach<br />
eingerichteten<br />
Kundengesprächen,<br />
Raum<br />
der<br />
hat,<br />
Planung,<br />
ist<br />
nen fertig eingerichteten Raum hat, ist<br />
das eine<br />
der<br />
große<br />
Bestellung<br />
Bereicherung.<br />
und dem<br />
Ganz<br />
Aufbau<br />
egal<br />
einen<br />
das eine große Bereicherung. Ganz egal<br />
ob bei<br />
fertig<br />
großen<br />
eingerichteten<br />
oder kleineren<br />
Raum<br />
Aufträgen.“<br />
hat, ist<br />
ob bei großen oder kleineren Aufträgen.“<br />
Neben<br />
das eine<br />
der Beratung<br />
Bereicherung.<br />
und Planung<br />
Ganz<br />
nach<br />
egal<br />
Arbeitsstättenrichtlinien<br />
Neben der Beratung und Planung nach Arbeitsstättenrichtlinien<br />
& ganzheitlichen<br />
ob bei großen oder kleineren<br />
& ganzheitlichen<br />
Aufträgen.“<br />
Einrichtungen,<br />
Neben der Beratung<br />
Leuchten<br />
und<br />
und<br />
Planung<br />
Esstischen,<br />
nach Arbeitsstättenrichtlinien<br />
Einrichtungen, Leuchten und Esstischen,<br />
finden sich auch Produkte<br />
& ganzheitlichen<br />
im Sortiment,<br />
finden sich auch Produkte im Sortiment,<br />
bei<br />
Einrichtungen,<br />
denen das ganz<br />
Leuchten<br />
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und Esstischen,<br />
Design im<br />
bei denen das ganz besondere Design im<br />
Vordergrund<br />
finden sich auch<br />
steht.<br />
Produkte im Sortiment,<br />
bei Vordergrund denen das ganz steht. besondere Design im<br />
Vordergrund steht.<br />
21
Adrian Raidt koordiniert im Stuttgarter „Wizeman-Space“, dem früheren Sitz eines Autozulieferes, den deutschen Blechmarkt. <br />
Fotos: Fernando Iannone<br />
Blech ist seine Welt<br />
Manche sind überlastet, andere haben zu wenig Aufträge: In der Branche finden Kunden und Bearbeiter nicht immer<br />
optimal zusammen. Das Stuttgarter Start-up Laserhub will das mit einem Online-Portal ändern.<br />
Von der Decke hängt ein Lastenkran, in<br />
der Ecke stehen rostige, grüne Spinde,<br />
lange hölzerne Tische bieten Platz zum<br />
Arbeiten. An einem Laptop sitzt der Stuttgarter<br />
Existenzgründer Adrian Raidt (36). Das alte<br />
Fabrikgebäude in Bad Cannstatt, das heute<br />
als Coworking Space „Wizemann Space“ genutzt<br />
wird, schaffe für ihn genau die richtige<br />
Arbeitsatmosphäre, sagt er. Denn seine Geschäftsidee<br />
stammt aus der Blechbearbeitung.<br />
Als „virtuellen Blechbearbeiter“ bezeichnet er<br />
das, was sein Start-up anbietet. Gegründet hat<br />
Raidt die Laserhub GmbH im Juli 2017 nach<br />
einer Vorlaufzeit von einem Jahr. Das Startkapital:<br />
25.000 Euro. Virtuell findet die Blechbearbeitung<br />
natürlich nicht statt – es handelt<br />
sich um eine Online-Plattform.<br />
DIGITAL UND VOLLAUTOMATISCH<br />
Die setzt an der Schnittstelle zwischen Industriekunden<br />
und Produzenten an und vermittelt<br />
diese digital und vollautomatisch aneinander.<br />
Der Kunde muss nur eine<br />
computer-generierte Zeichnung seines Blechgegenstands<br />
(CAD-Zeichnung) hochladen,<br />
Material sowie Liefertermin bestimmen und<br />
binnen weniger Sekunden wird auf der Homepage<br />
ein Angebot erstellt. Mit fünf Blechbearbeitern<br />
aus Süddeutschland kooperiert Laserhub.<br />
Sie müssen sich nicht die Zeit nehmen,<br />
selbst Angebote zu erstellen. Der geeignetste<br />
Hersteller wird automatisch ausgesucht. Für<br />
den ausgewählten Produzenten stellt sich<br />
dann die Frage: Angebot annehmen oder<br />
nicht? „Wir reichen die Kunden allerdings<br />
nicht weiter“, sagt Raidt. Laserhub sei An-<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[gründen]<br />
So funktioniert laserhub.de<br />
Die Biegeteile sind manchmal einfach und so klein, dass sie in die Hand von Adrian Raidt passen.<br />
Mitunter sind sie vier Meter lang und 25 Millilemter dick.<br />
Der Kunde lädt eine computer-generierte<br />
Zeichnung des Blechgegenstands<br />
(CAD-Zeichnung) hoch. Er legt Liefertermin<br />
und Material fest. Ein Algorithmus<br />
prüft in wenigen Sekunden die Machbarkeit<br />
des Auftrags und kalkuliert den Preis.<br />
Erteilt der Kunde den Auftrag, wird eine<br />
Rangliste der Produzenten erstellt. Wer<br />
für die Herstellung des Blechteils am<br />
besten geeignet ist, steht an erster Stelle.<br />
Ausschlaggebend sind Maschinenpark,<br />
Material, Qualität und Lieferzeit. Schlägt<br />
ein Produzent das Angebot aus, geht der<br />
Auftrag an den nächsten.<br />
sprechpartner sowie Vertragspartner für die<br />
Kunden, eine Art „Händler“ also. Man könne<br />
sich das ein wenig vorstellen wie bei Amazon:<br />
„Im Zweifel kümmern wir uns drum“, erläutert<br />
Raidt. Im Zweifel? Zum Beispiel bei Reklamationen.<br />
Die können bei den Blechteilen<br />
auftreten, aber auch bei der Logistik. Denn<br />
um die kümmert sich Laserhub ebenfalls. Dafür<br />
kooperiert das Unternehmen mit dem Paket-Dienstleister<br />
DPD; für größere Frachten<br />
greift es auf den Online-Versandvermittler<br />
Iloxx zurück.<br />
DIE LOGISTIK UNTERSCHÄTZT<br />
Auf die Idee für das Start-Up kam Raidt während<br />
seiner neunjährigen Führungstätigkeit<br />
bei der Trumpf-Gruppe in Ditzingen, einem<br />
der weltweit größten Anbieter von Werkzeugmaschinen.<br />
Immer wieder sei er dort mit einem<br />
Missstand konfrontiert gewesen, sagt<br />
Raidt. Der Blechmarkt sei sehr kleinteilig<br />
strukturiert. Die Nachfrage nach dem Material<br />
sei sehr heterogen. Privatmenschen, Handwerker,<br />
Maschinenbauer, das Baugewerbe<br />
und weitere Branchen verwenden es. Zugleich<br />
gebe es in Deutschland etwa 4000 Blechbearbeiter.<br />
„Dennoch kann das Überangebot die<br />
Nachfrage nicht befriedigen“, sagt Raidt. „Das<br />
ist, als ob man in Stuttgart im Stau steht und<br />
weiß, dass es in Deutschland freie Autobahnen<br />
gibt.“<br />
In Deutschland gibt es zwei vergleichbare Portale.<br />
„Aber nur Laserhub hat einen reinen Fokus<br />
auf Blechteile“, betont Raidt. So ein Online-Portal<br />
könne man sich nicht patentieren<br />
lassen. „Wir sind zum Wachstum verdammt.<br />
Es geht darum, sich im Markt als relevanter<br />
Spieler zu platzieren.“ Auf dem Weg dorthin<br />
befindet sich das Start-up bereits: „Die Resonanz<br />
ist gut. Wir haben in den ersten Monaten<br />
mehr als 100 Aufträge bekommen.“<br />
Neben Raidt gibt es zwei weitere Geschäftsführer.<br />
Für sie fallen verschiedene Aufgaben<br />
an wie Vertrieb, Software-Entwicklung und<br />
Lieferanten-Betreuung. Alles entwickelt das<br />
Start-up aber nicht selbst: „Man muss das Rad<br />
nicht immer neu erfinden. Wir greifen auch<br />
auf viele bestehende Komponenten zurück,<br />
zum Beispiel auf eine Preiskalkulations-Software.“<br />
Am Grundkonzept seines Unternehmens<br />
hat Raidt zwar nicht herumgeschraubt,<br />
dafür müsse man ständig auf neue Kundenanforderungen<br />
reagieren. „Das sind viele Kleinigkeiten“,<br />
sagt er. Mit der Zeit sind Zusatzangebote<br />
wie das Eingravieren einer<br />
Seriennummer hinzugekommen. Unterschätzt<br />
habe Raidt zu Beginn die Logistik.<br />
„Manche unserer Blechteile wiegen unter einem<br />
Kilo, andere dagegen mehrere hundert<br />
Kilo. Wir decken also die komplette Logistikbandbreite<br />
ab.“ Im Gegensatz zu kleineren<br />
Sendungen ließen sich große Frachten aber<br />
nur schwer nachverfolgen. „Es fehlt an Transparenz,<br />
weil Frachtsendungen wenig digitalisiert<br />
sind“, erläutert Raidt.<br />
ROSTIGE ATMOSPHÄRE<br />
Und die Zukunft? Raidt will expandieren. Eine<br />
Kooperation mit 20 Herstellern bis Ende<br />
<strong>2018</strong> schwebt ihm vor. Die kommen mittlerweile<br />
schon von selbst auf ihn zu: Seit Oktober<br />
erhält Raidt etwa vier Anfragen von Blechbearbeitern<br />
pro Monat. Auf die Suche nach<br />
potenziellen Partnern will er aber auch selbst<br />
gehen, um sich die qualitativ hochwertigsten<br />
herauszupicken. Das Schöne daran: Auch<br />
wenn Raidt expandieren sollte, könnte er im<br />
Coworking Space in der rostigen Atmosphäre<br />
des alten Fabrikgebäudes arbeiten – denn als<br />
virtueller Blechbearbeiter braucht er hauptsächlich<br />
seinen Laptop. [!] LUKAS WETZEL<br />
23
Im oberschwäbischen Achstetten entwickeln ACD-Mitarbeiter unter anderem mobile Geräte zur Datenerfassung für Amazon, Rossmann & Co.<br />
High-Tech für mobile Daten<br />
In Sachen intelligenter Vernetzung und elektronischen Steuerungen spielt das inhabergeführte Unternehmen ACD in<br />
der Weltliga. Die Größen aus Handel und Logistik setzen auf die smarte Technologie aus dem beschaulichen Achstetten.<br />
Alles begann im Zeitalter des Übergangs<br />
von mechanischen zu elektronischen<br />
Steuerungen, also technikgeschichtlich<br />
gesehen vor langer, langer Zeit. ACD aus<br />
Achstetten (Kreis Biberach) firmierte damals<br />
noch als Andes Elektronik GmbH. 1978, zwei<br />
Jahre nach der Gründung, brachte das kleine<br />
Start-up die erste frei programmierbare Mikroprozessorsteuerung<br />
auf den Markt, die bevorzugt<br />
bei CNC-sowie Steinbearbeitungsmaschinen<br />
zum Einsatz kam.<br />
Zeitsprung in die Gegenwart. Aus Andes ist<br />
längst ACD geworden. Und aus der winzigen<br />
Firma eine Gruppe mit rund 400 Mitarbeitern,<br />
einem immer weiter verfeinerten Produktportfolio<br />
– und einer Aufgabe, die zunehmend<br />
Kopfzerbrechen bereitet, wie Andreas Zwißler,<br />
Geschäftsführer der ACD-Tochter ACD<br />
Elektronik GmbH ausführt. „Jetzt fängt gerade<br />
die Verknappung an“, taxiert er den Stand<br />
des konjunkturellen Zyklus. Das merke ACD<br />
auch im Personalbereich und dort in allen Abteilungen.<br />
Dies ist zum einen hausgemacht und hängt<br />
unmittelbar mit den prall gefüllten Order-<br />
Büchern zusammen. Auf der anderen Seite<br />
liegt es aber auch am Weltmarkt für wichtige<br />
Bauteile. Dort teilen sich in einigen Bereichen,<br />
etwa bei bestimmten Prozessoren, wenige<br />
Anbieter den Markt auf. „Da kriegen Sie<br />
dann kurz und bündig mitgeteilt, die Lieferung<br />
kann erst in zwei Monaten erfolgen“,<br />
berichtet Zwißler.<br />
Oder es wird, trotz<br />
Auftragsbestätigung<br />
storniert: Ein<br />
Problem, das aus<br />
der anhaltend guten<br />
Konjunktur<br />
resultiert.<br />
Dass sich bei ACD<br />
die Zahlen gut entwickeln,<br />
ist nicht<br />
zuletzt Folge der<br />
strategischen Auf-<br />
Andreas Zwißler, Chef der<br />
ACD Elektronik GmbH.<br />
stellung. Kundenspezifisch entwickelte Industrieelektronik,<br />
etwa zur Steuerung von<br />
Intralogistik-Fahrzeugen wie Gabelstaplern<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
oder die Auftragsfertigung von elektronischen<br />
Systemen für die produzierende Industrie<br />
zählen zu wichtigen Geschäftsfeldern.<br />
Darüber hinaus hat sich ACD einen guten<br />
Namen mit Eigenprodukten geschaffen: mobile<br />
Geräten für die Datenerfassung.<br />
Solche mobile Terminals, oft an die Kundenanforderungen<br />
angepasst, sind speziell auf<br />
zwei Bereiche ausgerichtet: auf den Handel<br />
und den Bereich Lager und Logistik. Die Geräte<br />
dienen etwa zur Erfassung, der Nachbestellung,<br />
der Inventur oder der Kommissionierung<br />
der Ware. Die Daten sind anschließend<br />
auch online verfügbar. Zusätzliche Funktionen<br />
wie die Temperaturmessung bei Tiefkühlwaren<br />
werden laut Zwißlers gerade vorbereitet.<br />
PER ULTRASCHALL ÜBERWACHT<br />
Der Medizin-Bereich soll jetzt als weiterer<br />
Markt für die mobilen Geräte ausgebaut werden.<br />
Sie werden hier zur Wunddokumentation<br />
und -überwachung eingesetzt. Per eingebauter<br />
Kamera und Ultraschallsensor können<br />
Wunden direkt vor Ort fotografiert, vermessen<br />
und zur Dokumentation ins Krankenhaus-Informationssystem<br />
eingepflegt werden.<br />
Die hohen Anforderungen einer<br />
medizinischen Zulassung seien bereits erfüllt.<br />
ACD bewegt sich hier auf unterschiedlichen,<br />
aber zugleich auf wachsenden Märkten.<br />
Da Krankenhäuser überwiegend einem starken<br />
Sparzwang unterliegen, soll es nicht bei<br />
der Wundvermessung bleiben. In der Pipeline<br />
seien bereits weitere Anwendungen für die<br />
mobilen Terminals, etwa für die Essensbestellung.<br />
Auf der Kundenliste stehen auch Amazon,<br />
Rossmann, Liebherr, Handtmann sowie große<br />
Einzelhandels- und Discount-Ketten im Lebensmittelbereich,<br />
viele von ihnen expandieren<br />
gerade ins Ausland. „Dieser Trend ist unser<br />
Trend“, betont Zwißler. Künftig werde es<br />
Grundmodule geben, die sich mit Zusatzmodulen<br />
erweitern lassen, gibt der Geschäftsfüh<br />
Rasantes Wachstum mit Elektronik<br />
ACD produziert seit 2015 in Tschechien, aber überwiegend am Firmensitz in Achstetten.<br />
Die Wurzeln der heutigen ACD-Gruppe<br />
haben Karl-Heinz Andes, Johann Bolkart<br />
und Fritz Guther im Jahr 1976 gelegt. Aus<br />
denen ist ein familiengeführter Elektronik-<br />
Spezialist gewachsen. Dieser besteht aus<br />
der ACD Elektronik GmbH, der ACD Systemtechnik<br />
GmbH, der ACD Antriebstechnik<br />
GmbH, der ACD USA und der ACD<br />
Czech. Bolkart und Guther sind als deren<br />
rer einen Ausblick auf die nächste Generation.<br />
Auch der Stapler, der sich mittels Sprechbefehl<br />
steuern lässt, ist längst keine Utopie<br />
mehr; die entsprechenden mobilen Terminals<br />
seien bereits im Pilotbetrieb.<br />
Gefertigt werden sie übrigens, so wie die zahlreichen<br />
weiteren elektronischen Produkte<br />
und Komponenten, am Stammsitz in Achstetten<br />
oder im vor vier Jahren eröffneten Werk in<br />
Tschechien. Dort werden die einfacheren und<br />
manuellen Arbeitsgänge erledigt. Auslagerung<br />
der Produktion sei noch nie Thema gewesen.<br />
Denn diese würde auf Kosten der Flexibilität<br />
und der schnellen, kurzen Wege gehen,<br />
Geschäftsführer nach wie vor an Bord.<br />
Seit dem Jahr 2015 fertigt das Unternehmen<br />
auch in Tschechien. ACD wächst rasant<br />
und hat sich beim Thema „Industrie<br />
4.0“ einen Namen gemacht. Im Jahr 2016<br />
erwirtschafteten rund 400 Mitarbeiter einen<br />
Jahresumsatz von knapp 72 Millionen<br />
Euro, 2017 standen mit 425 Mitarbeitern<br />
bereits 81 Millionen Euro zu Buche. THV<br />
erklärt Zwißler. „Hidden Champion“ ist ACD<br />
spätestens seit Mai 2016 nicht mehr. Seit damals<br />
ist ACD Elektronik einer von „100 Orten<br />
für Industrie 4.0 in Baden-Württemberg“, ausgezeichnet<br />
im Rahmen des gleichnamigen<br />
Wettbewerbs für „Smarte Produkte – smarte<br />
Prozesse“. „Smart“ übersetzt der Duden mit<br />
„modisch-elegant“, „schneidig“ und „clever“<br />
und wurde zum Lieblingswort all derer, die<br />
mit Digitalisierung zu tun haben. Für Zwißler<br />
liegt des Wortes tiefere Bedeutung in der Fähigkeit<br />
von entsprechenden Geräten, Daten<br />
einfach zu erfassen und sich intelligent zu<br />
vernetzen. [!] <br />
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Das E-Auto<br />
startet nicht<br />
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Das E-Auto ist nicht alltagstauglich.<br />
Das ergab eine Umfrage<br />
der Studierenden der DHBW<br />
Ravensburg unter 500 Deutschen.<br />
Nur vier Prozent der Befragten<br />
könnten sich vorstellen,<br />
innerhalb der nächsten zwölf<br />
Monate ein E-Auto zu kaufen.<br />
Die wichtigsten Gründe für die<br />
Zurückhaltung sind laut Studie<br />
die fehlende Ladeinfrastrukur<br />
und knappe Reichweiten. Auch<br />
der Preis ist 80 Prozent von den<br />
Teilnehmern zu hoch. Einige sehen<br />
durch die neue Technologie<br />
zudem Arbeitsplätze und<br />
Werkstätten in Gefahr. Die<br />
DHBW Ravensburg will die repräsentative<br />
Langzeitstudie im<br />
nächsten Jahr fortsetzen.<br />
Kontakt: Elisabeth Ligendza, ligendza@dhbw-ravensburg.de<br />
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Bosch, der Automobilhandel dagegen<br />
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Gemüse ziehen, aber ohne Sauerei: In der HyFarm der DHB<br />
Heidenheim werden die Pflanzen über einen Wasserkreislauf<br />
mit Nährstoffen versorgt. „Spezielle LED-Lampen optimieren<br />
das Wachstum der Pflanzen“, erklärt Projektleiter Fabian Hofmann.<br />
Das Team arbeitet derzeit an der Markteinführung.<br />
Studierende der Hochschule Biberach<br />
zum Treffen für fachlichen<br />
Austausch ein. Der „Holzbau-<br />
Stammtisch“ richtet sich<br />
an alle Mitglieder des Biberacher<br />
Modells, das die HBC mit<br />
dem Biberacher Kompetenzzentrum<br />
Holzbau&Ausbau anbietet.<br />
Studierende aus allen Semestern,<br />
Meisterschüler,<br />
Unternehmer, Professoren, Ingenieure,<br />
Ausbilder und Handwerker<br />
sind beim Stammtisch<br />
willkommen. Zuletzt stand das<br />
Thema Digitalisierung im Holzbau<br />
auf dem Programm. Der<br />
nächste Stammtisch soll im<br />
Frühjahr stattfinden.<br />
Kontakt: w.schafitel@zimmererzentrum.de<br />
Oma und Opa<br />
werden zum<br />
Forschungsobjekt<br />
Sturzsensoren im Boden, selbstöffnende<br />
Schränke in der Küche<br />
und eine Badewanne, die Vitalwerte<br />
misst: Um Senioren ein<br />
selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen,<br />
hat die Hochschule<br />
Kempten eine Forschungwohnung<br />
in einer Seniorenwohnanlage<br />
angemietet. „Das AAL Living<br />
Lab ist zugleich ein<br />
zentrales Instrument der Forschung,<br />
Entwicklung und Vernetzung<br />
an der Schnittstelle<br />
von Pflegewissenschaft, Gerontologie<br />
und Sozialer Arbeit einerseits<br />
sowie Mechatronik,<br />
Elektrotechnik und Ergonomie<br />
andererseits“, sagt Hochschulpräsident<br />
Robert Schmidt. .<br />
Neubau mit<br />
positiver<br />
Energiebilanz<br />
Zwei Jahre hat es gedauert, aber<br />
jetzt hat der baden-württembergische<br />
Landtag den geplanten<br />
Neubau der Hochschule Ulm<br />
bewilligt. Für 38,4 Millionen<br />
Euro soll bis 2020 ein Energie-<br />
Effizienzhaus mit positiver<br />
Energiebilanz entstehen, das<br />
Energietechnik als Reallabor<br />
lehr- und erlebbar macht. Das<br />
Gebäude wird interaktiv gestaltet.<br />
So ist etwa im Foyer ein digitales<br />
Info-Board geplant, das<br />
sich je nach aktueller Energieproduktion<br />
des Gebäudes<br />
selbstständig an- und abschaltet.<br />
Noch in diesem Frühjahr<br />
soll ein feierlicher Spatenstich<br />
stattfinden.<br />
Preise für<br />
Nachhaltigkeit an<br />
Nürtingen<br />
Beim „Campus WELTbewerb“<br />
freuten sich HfWU-Studierende<br />
gleich zweimal. Den ersten vom<br />
Ministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst verliehenen<br />
Preis strich das Projekt DigiSDG<br />
ein, eine Plattform, die<br />
den Transfer von Nachhaltigkeitsideen<br />
zwischen in- und<br />
ausländischen Studierenden<br />
vereinfacht. Die Initiative<br />
„Nachhaltig und fit an der Hf-<br />
WU“ räumte die zweite Trophäe<br />
ab. „Mithilfe eines Hometrainers<br />
können Studierende<br />
den Akku ihres Handys aufladen<br />
und erfahren dabei, wieviel<br />
Energie dafür nötig ist. Das hält<br />
fit und schärft das Umweltbewusstsein.“,<br />
so Prorektorin Carola<br />
Pekrun.<br />
Kontakt: Udo Renner, udo.renner@hfwu.de<br />
[!]<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[rubrik]<br />
Foto: © Sergey Nivens/shutterstock.com<br />
Lässt sich die Innovationskraft eines Unternehmens berechnen? Ja, sagen Wirtschaftsmathematiker der Uni Ulm, die einen Algorithmus entwickelt haben.<br />
Die Formel für Innovation<br />
Beim Ulmer Unternehmertag geht es um Zukunftsfähigkeit. Wirtschaftsmathematiker der Universität Ulm haben einen<br />
Algorithmus entwickelt, der diese messbar macht. Zudem bauen die Forscher eine spezielle Datenbank auf.<br />
Erfolgreiche Unternehmen hinterfragen<br />
sich und ihre Produkte. Sie arbeiten<br />
nicht nur stetig daran, besser zu werden,<br />
sondern auch darum, sich neu zu erfinden.<br />
Denn nichts ist gefährlicher, als es sich im Gefühl<br />
des Erfolgs bequem zu machen, warnt<br />
Leo Brecht, Professor für Technologie- und<br />
Innovationsmanagement an der Universität<br />
Ulm. Doch weil die deutsche Wirtschaft seit<br />
mehr als acht Jahren wächst, wächst die Gefahr,<br />
dass Firmenlenker die Früchte der zurückliegenden<br />
Anstrengungen einsammeln<br />
wollen und sich auf der erfolgreichen Strategie<br />
der Vergangenheit ausruhen.<br />
Zu den Unternehmen, die sich in Boom-Zeiten<br />
hinterfragen, gehört nach Brechts Worten<br />
auch der Gase-Konzern Linde (München). Er<br />
verhalte sich beispielhaft, denn er ruhe sich<br />
nicht auf dem Erfolg aus, sondern habe bereits<br />
die Zukunft im Blick, erläutert der Uni-Professor.<br />
Das Besondere an der Situation von Linde:<br />
Die Innovationspotenziale des börsennotierten<br />
Technologie-Konzerns in Sachen Technologie<br />
sind bereits weitgehend ausgeschöpft.<br />
SUCHE NACH RISIKEN<br />
Was würde passieren, wenn plötzlich und unerwartet<br />
ein sogenannter „Game Changer“<br />
um die Ecke käme? Einer, der auf eine andere<br />
Technologie setzt, die ihm eine höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />
bringt? Das Risiko, und war<br />
es auch noch so klein, schien dem Linde-Konzern<br />
jedenfalls zu groß. Mit Unterstützung<br />
von außen begann er mit Recherchen. So seien<br />
schließlich acht mögliche alternative<br />
Technologien identifiziert worden, berichtet<br />
Brecht. Die waren<br />
aber noch nirgends<br />
in der praktischen<br />
Erprobung.<br />
Zwei davon<br />
habe Linde<br />
schließlich als<br />
chancenreich ausgefiltert.<br />
„Mittlerweile<br />
sind zwei<br />
entsprechende<br />
Produktionsanlagen<br />
Prof. Leo Brecht,<br />
Universität Ulm.<br />
als Prototypen<br />
in Bau“, ergänzt Brecht.<br />
Der Universitätsprofessor hat auch Beispiele<br />
aus den Bereichen Automobil, Kommunikation<br />
und Mobilität. Soziale Medien, Elektroautos,<br />
3-D-Drucker – alles das kann im Kern die<br />
27
[spezial] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein Paradebeispiel für Brecht ist Lindt &<br />
Sprüngli. Der Schokoladenhersteller benötige<br />
nur sechs Wochen von einer Idee bis zum fertigen<br />
Produkt auf dem Markt. Er erkenne früh<br />
Trends, habe einen Vorsprung in seinen Herstellungsprozessen,<br />
etwa was die Rückverfolgung<br />
seiner Produkte betrifft. Auch das Design<br />
der Verpackungen überrasche immer<br />
wieder. Brecht nennt ebenso den Getreidemühlenhersteller<br />
Bühler AG, der Innovationspotenziale<br />
in internen Wettbewerben zu<br />
heben verstehe und dabei auch branchenfremde<br />
Ideen gelten lasse. Beide Firmen kommen<br />
aus der Schweiz und mussten etwas tun,<br />
um trotz der starken Aufwertung des Franken<br />
zukunftsfähig zu bleiben.<br />
Sucht und arbeitet stetig nach neuen Technologien: die Linde AG. <br />
Kraft haben, bisher gut funktionierende Geschäftsmodelle<br />
innerhalb kürzester Zeit zu<br />
verdrängen und zu ersetzen.<br />
NEUARTIGER ANSATZ<br />
Den Wettbewerber, der scheinbar aus dem<br />
Nichts kommt, hätten schon viele Firmenverantwortliche<br />
unterschätzt, sagt Brecht. Er ist<br />
ein gefragter Mann. Denn in dem von ihm geleiteten<br />
Institut für Prozess- und Innovationsmanagement<br />
an der Uni Ulm analysieren er<br />
und seine Mitarbeiter, wie innovationsfähig<br />
Unternehmen sind.<br />
Dazu haben die Forscher am Oberen Eselsberg<br />
in Ulm ein Raster für Innovationschampions<br />
entwickelt. Wer darin aufgenommen wird,<br />
erfüllt zwei Kriterien: Zum einen ist ein solches<br />
Unternehmen in der Lage, seinen „Innovationsinput<br />
sehr effizient in kommerzialisierbare<br />
Produkte zu transferieren“. Zum<br />
andern liefern diese Produkte „einen substanziellen<br />
Beitrag zum Betriebsergebnis“. Anspruch<br />
von Brecht ist es, die Innovationskraft<br />
eines Unternehmens in messbarer Form darzustellen.<br />
Daher haben die Wirtschaftsmathematiker<br />
eine Formel entwickelt. Diese stützt<br />
sich auf eine riesige Menge an Daten.<br />
„Wir bewegen uns in wissenschaftlichem<br />
Neuland, sagt Brecht. Besagter Algorithmus<br />
setzt zwei – quantitative und messbare – Größen<br />
in Relation: die Inputgrößen wie etwa die<br />
Foto: Lina Nikelowski<br />
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen,<br />
die Anzahl von Kooperationen und der<br />
geleistete Aufwand für das Ideenmanagement.<br />
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />
allein machten ein Unternehmen<br />
noch nicht wettbewerbsfähig, sagt Brecht.<br />
„Daher messen wir auch Größen wie den Grad<br />
der Kommerzialisierung, der mit den eingereichten<br />
Patenten erzielt wird, ebenso deren<br />
Wert sowie den Anteil neuer Produkte am Betriebsgewinn.“<br />
AUFBAU EINER DATENBANK<br />
Insgesamt seien es knapp 40 Messgrößen, die<br />
erfasst würden, generiert aus Unternehmensanalysen,<br />
aus Fragebögen, aber vor allem „Big<br />
Data“ und somit von so ziemlich allem Daten-<br />
Material, das Relevanz besitzen kann. Im Aufbau<br />
ist eine riesige Datenbank. „Das macht<br />
weltweit sonst niemand“, betont Brecht.<br />
Schlussendlich soll dies immer exaktere Aufschlüsse<br />
über den erreichten Grad der Innovationsfähigkeit<br />
liefern.<br />
Nicht in jedem Fall zeige sich diese in Gestalt<br />
von neuen Produkten. Brecht führt das Softwarehaus<br />
SAP an, dem es vor einigen Jahren<br />
gelungen sei, den Produktentwicklungsprozess<br />
von 17 auf sieben Monate zu straffen.<br />
Beim „Ideen-Thinking“ hätten sich gemischte,<br />
interdisziplinäre Teams als besonders effektiv<br />
erwiesen.<br />
TROTZ KRISE FORSCHEN<br />
Aus wissenschaftlicher Perspektive eröffnete<br />
dies ein weiteres Untersuchungsfeld. Schlussendlich,<br />
so Brecht, sei seinem Team der Nachweis<br />
gelungen, dass Unternehmen, die in krisenhaften<br />
Zeiten ihr Budget für Forschung<br />
und Entwicklung nicht herunterfahren, stärker<br />
vom Aufschwung profitierten als solche,<br />
welche diese kürzten. Ebenfalls bestünde ein<br />
Zusammenhang zwischen Innovation und<br />
Aktienkurs-Entwicklung. Dabei spiele ein guter<br />
Mix an stufenweisen und „radikalen“ Innovationen<br />
eine Rolle. Seit 20<strong>09</strong> werde gemäß<br />
der von Brecht mitentwickelten Methode der<br />
„Innovations Capability Index“ geführt, der<br />
Top-Unternehmen listet und sich weitaus besser<br />
als ein Vergleichsindex entwickelt.<br />
Was aber sind Haupthemmnisse der Innovationsfähigkeit<br />
von Unternehmen? Brecht zögert<br />
nicht lange: Ein zu langer Prozess der<br />
Produktentwicklung bremst Firmen, aber<br />
auch wenn diese Entwicklern zu wenige Freiräume<br />
lassen. Oder die Suche nach neuen Ideen<br />
zu unstrukturiert betrieben werde. Mitunter<br />
komme ein Produkt auch einfach zum<br />
falschen Zeitpunkt auf den Markt.<br />
Während Unternehmen, die ihre Produkte an<br />
Verbraucher verkaufen, das Verhalten der<br />
Kunden bei ihren Entscheidungen berücksichtigen,<br />
sei das im B2B-Geschäft weit weniger<br />
ausgeprägt. Dort wüssten die Firmen oft<br />
nicht, warum Kunden zu Konkurrenten abgewandert<br />
sind. Dabei trete immer wieder Überraschendes<br />
zu Tage, erzählt Brecht aus der<br />
Praxis. So habe ein Hersteller von Traktoren<br />
registrieren müssen, dass für Kunden die<br />
rechtzeitige und vollständige Lieferung von<br />
Ersatzteilen eine wichtige Rolle spiele. [!] <br />
<br />
THOMAS VOGEL<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
Bessere Hilfe für kleine Betriebe<br />
19. Auflage des Ulmer Unternehmertages in der Donauhalle: In diesem Jahr stellt Organisator Karl-Heinz Raguse die<br />
Themen Wissenstransfer und Innovationskraft im Mittelstand in den Fokus.<br />
Viele innovative Firmen wurden von<br />
Leuten gegründet, die zuvor als Angestellte<br />
ihre Ideen nicht hatten durchsetzen<br />
können“, beobachtet Karl-Heinz Raguse.<br />
Der Gründer und Organsiator des<br />
„Unternehmertags“ sieht die Defizite aber<br />
nicht allein auf der Seite der mittelständischen<br />
Unternehmen. Dort werde das Themenfeld<br />
Innovation häufig vernachlässigt.<br />
Die Folge: Die Betriebe verlören qualifizierte<br />
Mitarbeiter, die sich nicht durchsetzen konnten,<br />
erklärt Raguse, der die Neu-Ulmer Geschäftsstelle<br />
des Bundesverbands mittelständische<br />
Wirtschaft (BVMW) leitet und rund<br />
200 Firmen betreut.<br />
ZU WENIG FÖRDERUNG<br />
Nicht nur die die Firmen selbst richteten mitunter<br />
zu wenig Augenmerk auf Produkte und<br />
Dienstleistungen der Zukunft, auch die Politik<br />
habe hier noch einige Hausaufgaben zu<br />
Modern geht es auf dem Unternehmertag seit jeher zu. Unser Bild zeigt Organisator Karl-Heinz Raguse,<br />
den stellvertretenden Ministerpräsident Thomas Strobl ( 2.v.r.) und Ulms OB Gunter Czisch (re.).<br />
erledigen. Raguse kritisiert in dem Zusammenhang<br />
eine weitgehend „fehlende Innovationsförderung<br />
für den Mittelstand“, etwa<br />
durch bessere Abschreibungsmöglichkeiten<br />
für Ausgaben in Forschung und Entwicklung.<br />
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29
[spezial] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Karl-Heinz Raguse organisiert<br />
den Unternehmertag.<br />
teilungen zur Akquise<br />
von Forschungsmitteln<br />
leisten, sei dies<br />
kleineren Firmen<br />
kaum möglich. Bürokratische<br />
Hindernisse<br />
sieht er<br />
als einen weiteren<br />
Grund, warum Innovationspotentiale<br />
nicht ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Für dringend verbesserungswürdig hält er<br />
den Wissenstransfer aus den wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen und Instituten in die mittelständische<br />
Wirtschaft. „Natürlich gibt es<br />
immer wieder Beispiele, wo dieser gelingt“,<br />
sagt Raguse. Was jedoch fehle sei eine gemeinsame<br />
Plattform, die Forscher und Produzenten<br />
zusammenführe. Gerade aus Sicht von<br />
Mittelständlern stelle sich die Forschungslandschaft<br />
als ausgesprochen intransparent<br />
Impressionen des Unternehmertags 2017: Treffpunkt und Möglichkeit zum Austausch.<br />
und verschlossen dar. Im Gegenzug gebe es in<br />
der freien Wirtschaft zweifelsohne Defizite<br />
beim Innovationsmanagement. Nicht nur,<br />
dass man mehr auf die Kunden hören und sie<br />
nach ihren Erfahrungen mit Produkten befragen<br />
sollte. Raguse sieht auch Defizite in der<br />
internen Innovationskultur, erkennbar an<br />
fehlenden Spielräumen für Entwickler, denen<br />
es so an kre ativen Erprobungsmöglichkeiten<br />
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30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann eröffnet den Unternehmertag, auf<br />
dem unter anderem die Deutsche Post ihren Street-Scooter als Nutzfahrzeug vorstellt.<br />
Eröffnung mit<br />
Minister Hermann<br />
„Innovationen für die Zukunft“ lautet<br />
das Motto des diesjährigen Unternehmertags.<br />
Seine 19. Auflage geht am<br />
Donnerstag, 22. März, auf dem Ulmer<br />
Messegelände über die Bühne. Organisator<br />
der ausgebuchten Veranstaltung<br />
ist die Raguse & Partner GmbH. Deren<br />
Hauptgesellschafter Karl-Heinz Raguse<br />
ist zugleich Regionalvertreter des Bundesverbands<br />
mittelständische Wirtschaft<br />
(BVMW). Das Konzept der Veranstaltung<br />
kombiniert klassische<br />
Messeauftritte von Unternehmen mit<br />
Fachvorträgen und einer Podiumsrunde<br />
zum Thema „Innovative Stadtentwicklung“.<br />
Zur Eröffnung spricht der badenwürttembergische<br />
Verkehrsminister<br />
Winfried Hermann (Grüne) zum Thema<br />
„Mobilität der Zukunft – Zukunft der<br />
Mobilität“. In den vier sogenannten<br />
Speakers‘ Corners finden 36 halbstündige<br />
Fachvorträge statt. Thematische<br />
Schwerpunkte der Aussteller sind Elektromobilität,<br />
Software, neue Produkte,<br />
Marketing sowie Betriebs- und Mitarbeiterführung.<br />
Besonders hebt Raguse<br />
den Auftritt der Deutschen Post hervor,<br />
die zwei ihrer elektrisch betriebenen<br />
Street-Scooter mitbringt, wovon einer<br />
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31
Barbara Küpper und ihr Sohn Jonas (26) meistern eine für die Familie extrem schwierige Zeit. <br />
Foto: Hendrik Stüwe<br />
Eine Geschichte vom Weitermachen<br />
Es ist eine Tragödie: 2015 stirbt Ludger Küpper bei einem Segelunfall. Urplötzlich trägt seine Frau Barbara die<br />
Verantwortung für den Betrieb, die Dach Werkstatt. Sie muss vieles lernen und erfährt nicht nur Unterstützung.<br />
Barbara Küpper schaut nachdenklich<br />
und lächelt: „Wenn ich zurückschaue,<br />
bin ich selbst erstaunt, was ich geschafft<br />
habe.“ Seit zweieinhalb Jahren ist die<br />
53-Jährige Geschäftsführerin der Dach Werkstatt<br />
in Salach (Kreis Göppingen). Geplant<br />
war das nie. Doch eine Tragödie krempelt ihr<br />
Leben von einer auf die andere Sekunde um:<br />
Ihr Ehemann Ludger Küpper kommt 2015 bei<br />
einem Segelunfall ums Leben. Die zierliche<br />
Katholikin überlegt nicht lange. „Dass ich<br />
mich der Verantwortung stelle, wusste ich<br />
schon am Grab meines Mannes“, erzählt sie.<br />
Seit 107 Jahren ist die Dach Werkstatt in Familienbesitz.<br />
Schon als Jugendlicher hatte Ludger<br />
Küpper im väterlichen Dachdecker-Betrieb<br />
mitgearbeitet und 1986 – mit 26 Jahren<br />
– schließlich die Führung übernommen. „Mit<br />
einem Unternehmen kommt Verantwortung“,<br />
sagt die Mutter von drei Kindern. Nicht<br />
nur gegenüber Kunden und der eigenen Familie,<br />
sondern vor allem auch für die Mitarbeiter<br />
und deren Angehörige. Selbst im Angesicht<br />
einer solchen Tragödie. Deshalb informiert<br />
die Chefin noch am Unglückstag ihre Bauleiter<br />
von Kroatien aus. Sofort nach ihrer Rückkehr<br />
nach Deutschland ruft sie die Belegschaft<br />
zusammen, trifft sich mit dem<br />
Steuerberater und informiert Kunden, Lieferanten<br />
und Freunde.<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[verantworten]<br />
Ein Kraftakt für die Trauernde, die sich bis<br />
2015 ums Personal und Finanzen in dem<br />
Handwerksbetrieb gekümmert hat. „Natürlich<br />
haben wir uns Zuhause oft über Geschäftliches<br />
unterhalten. Allerdings musste ich nie<br />
entscheiden, das war die Aufgabe meines<br />
Mannes“, erklärt die gelernte Erzieherin.<br />
Nach dessen Tod ist sie nun mit einem Schlag<br />
für alle Geschäftsabläufe verantwortlich –<br />
trotz fachlicher Defizite. Plötzlich muss die<br />
Witwe Personalentscheidungen treffen, mit<br />
Kunden und Lieferanten verhandeln und Preise<br />
festlegen. „Ich musste die Mitarbeiter sehr<br />
viel fragen, was diese oft als Kontrolle wahrgenommen<br />
haben“, beschreibt Küpper den<br />
Lernprozess. Auch Machtkämpfe seien damals<br />
an der Tagesordnung gewesen: „Im<br />
Handwerk tun sich heute noch viele schwer,<br />
wenn eine Frau das Sagen hat.“ Ein Mitarbeiter<br />
habe ihr etwa geraten, sich erst einmal herauszuhalten<br />
und Zuhause ihre Trauer zu<br />
verarbeiten.<br />
Mehr als 100 Jahre Tradition<br />
Der Firmensitz der Dach Werkstatt in Salach. <br />
TIEFSCHLÄGE WEGGESTECKT<br />
Trotz der Widerstände gibt Küpper nicht auf:<br />
„Selbst wenn ich im Auto noch geschluchzt<br />
habe, sobald ich durch die Firmentür trat,<br />
funktionierte ich.“ Sie arbeitet hart – oft von 6<br />
Uhr morgens bis spät in die Nacht, auch am<br />
Wochenende. „Das hohe Arbeitspensum war<br />
nötig, mitunter aber auch eine Art Flucht, vor<br />
dem leeren Haus und meiner Trauer“, sagt sie<br />
heute. Für Betriebsangelegenheiten holt sich<br />
Küpper Hilfe von externen Beratern und setzt<br />
sich in langen Mitarbeitergesprächen mit deren<br />
Trauer, Sorgen und Ängsten auseinander.<br />
„Transparenz war letztlich der Schlüssel“, ist<br />
sich Küpper sicher. Auch wenn nicht alle Gespräche<br />
ein positives Ende finden. „Einer unserer<br />
langjährigen Mitarbeiter konnte kein<br />
Vertrauen in mich setzen und kündigte überraschend“,<br />
erinnert sich Küpper an einen Tiefschlag.<br />
Gleichzeitig versuchen Mitbewerber<br />
hemmungslos, weitere Facharbeiter abzuwerben.<br />
Die meisten Angestellten und Kunden<br />
Foto: Werkfoto<br />
Die Dach Werkstatt Küpper GmbH ist<br />
mit 33 Mitarbeitern als Dachdecker-,<br />
Zimmerer- und Klempnerbetrieb im<br />
Raum Göppingen aktiv. Kerngeschäft<br />
sind Dacharbeiten an Flachdächern (80<br />
Prozent) und Ziegeldächern (20 Prozent).<br />
So hat das 1911 gegründete Familien<strong>unternehmen</strong><br />
vergangenes Jahr beispielsweise<br />
das 4000 Quadratmeter große<br />
Dach der Kultur- und Sporthalle in Süßen<br />
gedeckt. Ludger Küpper, der 2015 tödlich<br />
verunglückte, war neben seiner Geschäftsführertätigkeit<br />
auch als Vorstandsmitglied<br />
der Dachdecker-Innung<br />
aktiv. Seit August 2015 leitet seine Ehefrau<br />
Barbara Küpper die Geschäfte. GYS<br />
halten dem Betrieb die Treue. „Ludgers Verlust<br />
war eine wahnsinnige Belastung für jeden<br />
von uns“, sagt Barbara Küpper. Letztlich<br />
habe jeder seinen eigenen Weg finden müssen,<br />
das Geschehene zu verarbeiten. „Für den<br />
einen heißt das gehen, für den anderen bleiben.“<br />
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33
[verantworten] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Barbara Küpper und ihr Sohn Jonas (26). Einen Tag nach dem Bachelorabschluss stieg er ins Unternehmen ein. <br />
Foto: Hendrik Stüwe<br />
Die 53-Jährige weiß, wovon sie spricht. Was<br />
sie durch lange Arbeitstage zeitweise unterdrückt,<br />
bricht am Wochenende oder an Feiertagen<br />
umso härter über sie herein. Die Trauer<br />
um ihren Mann, um den Vater ihrer Kinder<br />
und ihren Seelenverwandten. Erst allmählich<br />
kann sie die Situation annehmen. Ihre Emotionen<br />
bringt die Hobby-Künstlerin, die in der<br />
alten Werkstatt ein Atelier betreibt, in ihren<br />
Bildern zum Ausdruck.<br />
Lange Waldspaziergänge mit Hund Tilda<br />
schenken ihr außerdem Ruhe zum Nachdenken<br />
und Verarbeiten. „Im Zwielicht der Bäume<br />
fühle ich mich Ludger nahe, werde ganz<br />
ruhig oder spreche sogar mit ihm“, beschreibt<br />
sie die heilende Wirkung der Natur.<br />
DIE KINDER BIETEN HALT<br />
Den größten Halt findet die Unternehmerin<br />
aber bei ihren Kindern Franziska (28), Jonas<br />
(26) und Lena (21). „Die drei waren mir von<br />
Anfang an eine riesige Stütze, sowohl emotional<br />
als auch organisatorisch“, sagt Küpper.<br />
Seit etwa einem Jahr unterstützt Sohn Jonas<br />
auch ganz praktisch – als Bauleiter in der<br />
Dach Werkstatt. Der studierte Bauingenieur<br />
mit Fachrichtung Projektmanagement, der<br />
auch ausgebildeter Dachdecker ist, steigt bereits<br />
einen Tag nach seinem Bachelorabschluss<br />
ins Familien<strong>unternehmen</strong> ein. Wenige<br />
Monate zuvor hat Barbara Küpper ihm<br />
noch freigestellt, eigene Wege zu gehen. Doch<br />
der heute 26-Jährige zögert keinen Moment<br />
und stellt sich der Aufgabe und der Verantwortung.<br />
„Jonas ist seinem Vater sehr ähnlich,<br />
er steht morgens immer als erster auf der Matte“,<br />
berichtet seine Mutter stolz.<br />
EIN LEBEN WIE IM ICE<br />
Nach und nach normalisieren sich die täglichen<br />
Abläufe: Erst die Mails checken, dann<br />
auf zum Team-Meeting, Aufträge durchsprechen<br />
und schließlich Organisatorisches wie<br />
Personalentscheidungen. Aktuell ist die Auftragslage<br />
sehr gut, was auch der guten Konjunktur<br />
geschuldet ist. Küpper: „Mein Mann<br />
hat oft gesagt: ‚Eigentlich muss ich nur anwesend<br />
sein, dann ergibt sich der Tagesablauf‘.“<br />
Diese Gelassenheit hat auch Barbara Küpper<br />
nach zweieinhalb Jahren als Geschäftsführerin<br />
verinnerlicht. „Vieles regt mich heute<br />
nicht mehr auf“, sagt sie. Und: „Es gibt immer<br />
einen Weg, den man Schritt für Schritt bewältigen<br />
kann.“ Manchmal besteht dieser darin,<br />
Aufgaben und Kontrolle abzugeben und dadurch<br />
den Überblick zu behalten. „Das erste<br />
Jahr nach Ludgers Tod habe ich wie im ICE<br />
verbracht – mit einem Affenzahn raste alles<br />
an mir vorbei, ich musste unheimlich viel lernen<br />
und erledigen“, sagt sie rückblickend. Sie<br />
habe in keiner anderen Phase ihres Lebens so<br />
viel in so kurzer Zeit gelernt. Doch das hat<br />
Spuren hinterlassen, körperlich und seelisch.<br />
„Jetzt ist es Zeit, wieder achtsamer mit mir<br />
umzugehen“, weiß die 53-Jährige.<br />
Inzwischen hat sie sich entlastet. Sie hat einen<br />
kaufmännischen Leiter eingestellt und vertraut<br />
auf die Fähigkeiten ihres Sohns. So hat<br />
die Chefin Zeit, die Organisationsstrukturen<br />
der Dach Werkstatt auf Zukunftsfähigkeit zu<br />
trimmen. So sorgt eine neue Software etwa für<br />
eine effizientere Planung, Verwaltung und Finanzierung,<br />
während einheitliche Standards<br />
eine hohe Qualität und Kundenzufriedenheit<br />
über alle Baustellen hinweg sicherstellen.<br />
Küpper freut sich: „Es war und ist ein langer<br />
Weg, doch heute kann ich sagen: Wir sind auf<br />
Kurs!“ [!] <br />
RONJA GYSIN<br />
34
seit<br />
35
Eine Mitarbeiterin im Surteco-Werk Buttenwiesen schaut genau hin und prüft ein Holzdekor nach dem Druck aller Farben bei der Aufwicklung.<br />
Hochglanz-Rendite mit Dekor-Druck<br />
Das bayerisch-schwäbische Unternehmen Surteco ist in fast jedem Haushalt vertreten: von Laminatböden bis zu<br />
Möbeloberflächen. Der Zulieferer wächst durch Übernahmen, zum Beispiel von Süddekor, und aus eigener Kraft.<br />
Fast jeder hat ein Produkt der Firma in seiner<br />
Wohnung und seinem Büro. Ob Laminatböden,<br />
die Beschichtungen von<br />
Möbeloberflächen, Kantenbänder für Möbel<br />
aller Art oder Sockelleisten: Die Wahrscheinlichkeit<br />
ist groß, dass sie von Surteco<br />
im bayerisch-schwäbischen Buttenwiesen bei<br />
Donauwörth stammen. Das börsennotierte<br />
Unternehmen ist dank starkem organischen<br />
Wachstum und mehrerer Übernahmen wie<br />
der Laichinger Süddekor zu einem der großen<br />
Spezialisten für Oberflächenmaterialien geworden.<br />
HOCHMODERNE FERTIGUNG<br />
Dass im Umsatz und Ertrag im vergangenen<br />
Jahr zeitweise rückläufig waren, bringt Konzernchef<br />
Herbert Müller nicht aus der Ruhe.<br />
Grund dafür seien „temporär rasant gestiegene<br />
Preise für den bei der Fertigung von Oberflächenbeschichtungen<br />
verwendeten Kunststoff<br />
ABS“. Für 2017 erwartet Müller einen<br />
bereinigten Umsatzzuwachs von 1 bis 3 Prozent<br />
und einen operativen Gewinn von 42 bis<br />
46 Millionen Euro (Vorjahr: 41). 2016 hatte<br />
Surteco 640 Millionen Euro umgesetzt.<br />
Die Kunststoffsparte ist der kleinere Geschäftsbereich.<br />
Es handelt sich um Beschichtungen<br />
für Möbel, Sockelleisten und Profile.<br />
Umsatzstärker sind die Dekorpapiere. Sie werden<br />
für die Produktion von Laminatböden<br />
und Möbeln benötigt und auf Pressholzplatten<br />
aufgezogen. „Unsere Fertigung in Butten-<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
wiesen ist die modernste Produktionsstätte<br />
für Dekordruckpapiere in Europa“, sagt Müller<br />
stolz.<br />
SCHWIERIGE INTEGRATION<br />
Müller sieht Surteco als „Qualitäts- und Technologieführer“.<br />
Neben organischem Wachstum<br />
setzt er auf<br />
Übernahmen. Als<br />
schwierig erwies<br />
sich die Integration<br />
der 2013 übernommenen<br />
Süddekor.<br />
Erst mit der<br />
Verlagerung der<br />
Druckerei von Laichingen<br />
nach Buttenwiesen<br />
wurde<br />
Vorstandschef<br />
sie Ende 2016 abgeschlossen.<br />
Die<br />
Herbert Müller.<br />
Fertigung im Laichinger<br />
Werk 2, wo Spezialprodukte gefertigt<br />
werden, „ist und bleibt in Betrieb und steht<br />
nicht zur Disposition“, versichert Müller. „In<br />
den letzten Jahren haben wir viele kleinere<br />
Maßnahmen an den Lackieranlagen zur Steigerung<br />
der Produktivität durchgeführt sowie<br />
den Standort auf das Wachstumsprodukt Releasepaper<br />
spezialisiert.“ Aktuell laufe auch<br />
ein Projekt zur Installierung eines neuen Lackierwerks<br />
für die Elektronenstrahlhärtungsanlage.<br />
„Damit können wir dieses profitable<br />
Produktsegment deutlich ausbauen und den<br />
Standort nachhaltig stärken“, fügt er hinzu.<br />
Mit Heroldstatt (Imprägnate) und Dunningen<br />
(technische Profile und Rolladensysteme für<br />
Möbel und Caravans) hat Surteco zwei weitere<br />
Werke in Baden-Württemberg. Weltweit<br />
Mehrheitlich in Familienhand<br />
Surteco ist Spezialist für Oberflächen und Folien. Der Firmensitz ist im Kreis Dillingen.<br />
Die Surteco SE ist ein börsennotierter<br />
Hersteller von Oberflächenmaterialien<br />
auf Papier- und Kunststoffbasis. Entstanden<br />
ist das Unternehmen, das zu 55,4<br />
Prozent von drei Familien kontrolliert<br />
beschäftigt das Unternehmen 3300 Mitarbeiter<br />
an 25 Produktionsstandorten.<br />
wird, im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss<br />
der Firma Bausch und Linnemann<br />
mit der Döllken-Gruppe. Der Oberfranke<br />
Herbert Müller, Jahrgang 1955, ist<br />
seit 2015 Vorstandsvorsitzender. GB<br />
EXPANSION IN EUROPA<br />
In diesem Jahr hat Surteco zwei Akquisitionen<br />
getätigt, „die uns geografisch und produkttechnisch<br />
voranbringen“, wie Müller betont.<br />
Die britische Nenplas verstärkt die<br />
Position in Großbritannien und im Caravan-<br />
Segment. Die portugiesische Probos verschafft<br />
Zugang auf die iberische Halbinsel<br />
und nach Lateinamerika.<br />
Weitere Übernahmen schließt Müller nicht<br />
aus. Voraussetzung sei, „dass sie strategisch<br />
passen und zusätzliches Know-how bringen<br />
sowie kein Sanierungsfall sind“. Surteco fertigt<br />
auch in Indonesien, Amerika und in Australien.<br />
Auch in China müsse man auf Dauer<br />
präsent sein. Das Thema sei derzeit aber nicht<br />
aktuell. [!] <br />
GERHARD BLÄSKE<br />
37
[finanzieren] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Illustration: © sentavio/shutterstock.com<br />
Anders als viele börsennotierte Aktiengesellschaften<br />
scheuen sich Mittelständler,<br />
ihre Belegschaft am Unternehmen<br />
zu beteiligen. Dabei<br />
profitieren davon alle Seiten.<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[finanzieren]<br />
Mein Geld, meine Firma und ich<br />
Trotz Fachkräftemangels zaudern viele Unternehmen: die Beteiligung am eigenen Betrieb ist jedoch eine gute<br />
Möglichkeit, um Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen – wie das Beispiel des Mittelständlers Hewi zeigt.<br />
Wenn Burkhard Stempfle morgens zu seinem Arbeitsplatz<br />
in Spaichingen kommt, gibt es einen Punkt, der ihn von<br />
vielen seiner Kollegen unterscheidet: Der Entwicklungsingenieur<br />
für Metall- und Befestigungstechnik ist<br />
nicht nur Angestellter bei der Hewi G. Winker GmbH, einem Spezialisten<br />
für Muttern- und Verbindungstechnik. Stempfle ist auch sein<br />
eigener Chef – zumindest ein kleines bisschen. Seinem Betrieb nämlich<br />
hat der 45-Jährige regelmäßig die jährliche Erfolgsprämie, die Hewi<br />
seinen Mitarbeitern zahlt, als so genanntes Genussrechtskapital<br />
zur Verfügung gestellt. Über die Jahre hinweg<br />
summiert sich das mittlerweile auf<br />
mehrere tausend Euro.<br />
Stempfle hat als Genussrechteinhaber<br />
zwar kein Mitspracherecht bei geschäftlichen<br />
Entscheidungen in der Gesellschafterversammlung<br />
des Zulieferers für die<br />
Automobilindustrie, aber er ist direkt am<br />
Erfolg der Firma beteiligt. Immerhin bis zu<br />
acht Prozent kassiert der 45-Jährige auf den<br />
Nennwert seiner Einlage in Jahren, in denen<br />
die Geschäfte von Hewi florieren und<br />
Hewi-Geschäftsführer<br />
Markus Hänssler.<br />
das Unternehmen gut verdient. Läuft es<br />
weniger gut, gehen die Inhaber der Genussrechte<br />
leer aus. Im schlechtesten Fall sind sie mit ihrer Einlage sogar<br />
an einem Verlust beteiligt. „Das ist seit der Einführung dieses Beteiligungsinstruments<br />
glücklicherweise aber noch nicht vorgekommen“,<br />
sagt Hewi-Geschäftsführer Markus Hänssler.<br />
Der Mittelständler ist einer von mehr als 4000 Unternehmen in<br />
Deutschland, die ihren Angestellten die Möglichkeit bieten, sich direkt<br />
oder indirekt an ihrem Betrieb zu beteiligen. Genaue Zahlen gibt<br />
es aufgrund fehlender Daten nicht. Schätzungen gehen jedoch davon<br />
aus, dass zwei bis drei Prozent aller Betriebe hierzulande ihren Mitarbeiter<br />
die Option bieten, sich am eigenen Betreib zu beteiligen.<br />
DEUTSCHE FIRMEN HABEN NACHHOLBEDARF<br />
Im europäischen Vergleich haben deutsche Unternehmen damit erkennbaren<br />
Nachholbedarf. Diesen Schluss lässt eine Studie der European<br />
Federation of Employee Share Ownership (EFES, Brüssel) zu, die<br />
im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Demzufolge ist in Europa<br />
die Zahl der Unternehmen, die ihren Mitarbeitern regelmäßig Belegschaftsaktien<br />
anbieten, stetig gestiegen. 20<strong>09</strong> machten 39 Prozent der<br />
europäischen Aktiengesellschaften ihre Mitarbeiter auf diese Weise<br />
zu Miteigentümern. Bis zum Jahr 2016 stieg diese Quote auf 53 Prozent.<br />
In Deutschland dagegen<br />
hatten 2016 nur 39<br />
Prozent der Aktiengesellschaften<br />
ein Belegschaftsaktienprogramm<br />
aufgelegt.<br />
„Das zeigt: Die Firmen hierzulande<br />
haben noch Potenzial“, sagt<br />
Oliver Schmidt, Fachanwalt für<br />
Steuerrecht und Partner bei Menold<br />
Bezler Rechtsanwälte Partnerschaft<br />
in Stuttgart. Auch Joachim<br />
Rupp, Finanzierungsexperte<br />
bei der IHK Ulm weiß: „In unserer Mitgliederstruktur<br />
– mehr als 98 Prozent kleine und mittlere Unternehmen,<br />
fast 90 Prozent mit weniger als 20 Mitarbeitern – sind Mitarbeiterbeteiligungsmodelle<br />
bislang gering verbreitet.“<br />
Dabei sind solche Modelle ein probates Mittel gegen den Fachkräftemangel,<br />
mit dem viele Firmen zu kämpfen haben. „Die Beteiligung ist<br />
ein wichtiges Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung“,<br />
ist Fachanwalt Schmidt überzeugt. Entsprechende<br />
Modelle sind für jedes Unternehmen<br />
umsetzbar – unabhängig von der<br />
Größe oder der Rechtsform. Denn die Möglichkeiten<br />
in der Konzeption sind vielfältig,<br />
die Ausgestaltung flexibel. „Dazu sind<br />
solche Beteiligungsmodelle ein Baustein in<br />
der Unternehmensfinanzierung und sie<br />
können sogar die Vorbereitung einer geplanten<br />
Unternehmensnachfolge durch<br />
die Mitarbeiter sein“, ergänzt Rupp. Hewi-<br />
Chef Hänssler indes bemerkt als zusätzlichen<br />
Vorteil ein ausgeprägteres unternehmerisches<br />
Denken: „Von Mitarbeitern, die<br />
Illustration:<br />
© moj0j0/shutterstock.com<br />
Joachim Rupp, Finanzexperte<br />
der IHK Ulm.<br />
an dem Programm teilnehmen, werde ich viel häufiger darauf angesprochen,<br />
wenn wir irgendwo im Betrieb Ressourcen verschwenden<br />
oder Potenziale ungenutzt lassen.“<br />
Dennoch bleiben die Verantwortlichen in vielen Firmen in Sachen<br />
Mitarbeiterbeteiligung zurückhaltend. „Insbesondere bei Familien<strong>unternehmen</strong><br />
gibt es häufig die Sorge, dass die Mitarbeiter zu viel Mit-<br />
39
[finanzieren] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
spracherecht bekommen“, weiß Schmidt aus seiner Beratungspraxis.<br />
„Dabei gibt es mittlerweile viele Beteiligungsmodelle, bei denen diese<br />
Sorge unbegründet ist.“<br />
Das Spektrum an Instrumenten ist breit. Es reicht von klassischen<br />
Darlehen über Genussrechte bis zu stillen Einlagen. Am anderen Ende<br />
der Skala stehen direkten Beteiligungsformen wie Aktien oder Geschäftsanteile<br />
bei einer GmbH. „Bei diesen beiden Instrumenten haben<br />
die beteiligten Mitarbeiter Mitsprache- und zum Beispiel Einsichtsrechte<br />
in den Jahresabschluss, was vor allem viele Mittelständler<br />
häufig vermeiden wollen“, sagt Schmidt.<br />
Fachanwalt<br />
Oliver Schmidt.<br />
SORGE VOR ZUVIEL MITSPRACHERECHTEN<br />
Aus diesem Grund haben sich auch die Eigentümer von Hewi für ein<br />
Konzept auf Basis von Genussrechtskapital entschieden. Auslöser für<br />
die Einführung war die Krise in der Autoindustrie 2008. In deren Folge<br />
musste der Mittelständler Urlaubs- und Weihnachtsgeld für seine Belegschaft<br />
streichen. „Als es dann zwei Jahre später wieder bergauf<br />
ging, haben wir mit dem Betriebsrat entschieden,<br />
statt den festen Sonderzahlungen<br />
eine Erfolgs- und Leistungsprämie einzuführen“,<br />
erzählt Hewi-Geschäftsführer<br />
Hänssler. „Für Mitarbeiter, die sich darüber<br />
hinaus an der Finanzierung des langfristigen<br />
Wachstums beteiligen wollten, gab es<br />
aber zunächst keine Möglichkeit. Daher<br />
haben wir die Genussrechte aufgelegt, die<br />
mittlerweile recht gut angenommen werden.“<br />
Jahr für Jahr nehmen 40 der 500 Vollzeitbeschäftigen<br />
das Angebot wahr und<br />
zeichnen ein oder mehrere Anteile im<br />
Nennwert von 500 Euro.<br />
Die Anteile haben eine Laufzeit von fünf Jahren und können verlängert<br />
werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das: Sie kommen in regelmäßigen<br />
Abständen an ihr angelegtes Geld heran – was wichtig ist, wenn<br />
sie zum Beispiel das Unternehmen verlassen, in Ruhestand gehen oder<br />
unter Umständen eine Immobilie erwerben. „Genauso ist es aber auch<br />
möglich, dass die Einlagen zunächst unbefristet dem Unternehmen<br />
zur Verfügung stehen, dann aber mit Fristen vom Arbeitnehmer gekündigt<br />
werden können“, erläutert Experte Schmidt. Auch bei Belegschaftsaktien<br />
nicht-börsennotierter Firmen oder GmbH-<br />
Anteilen gibt es fast immer ein Ausstiegsmodell.<br />
Sie werden häufig vom Unternehmen oder<br />
anderen Mitarbeitern zurückgekauft.<br />
Für Mitarbeiter, die bei dem Beteiligungsmodell<br />
mitmachen, hat Hewi<br />
ein zusätzliches Bonbon parat: Die<br />
Firma zahlt für bis zu zehn Genussrechten<br />
zusätzlich einen Zuschuss<br />
in Höhe von 36 Euro je<br />
Genussrecht. Der Zuschuss ist<br />
steuer- und sozialversicherungsfrei<br />
– damit ist der Förderungsmaximalbetrag<br />
von 360<br />
Euro ausgeschöpft. Zusätzlich<br />
kann der Arbeitnehmer auch<br />
seine vermögenswirksamen<br />
Illustration: © sentavio/shutterstock.com<br />
Wie Mitarbeiterbeteiligungen<br />
gefördert werden<br />
Eine Beteiligung erhöht oft die Motivation der Mitarbeiter.<br />
Die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg<br />
unterstützt die Finanzierung von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen<br />
im Rahmen ihres Programms „Mittelstand<br />
CSR“. Dazu investiert die MBG in ein Unternehmen mit<br />
einer stillen Beteiligung zu besonders günstigen Konditionen.<br />
Gleichzeitig verpflichtet sich das entsprechende Unternehmen,<br />
eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung umzusetzen. Die Idee<br />
dabei: Das Unternehmen schont seine Liquidität und erhält eine<br />
solide Kapitalbasis. Mit Hilfe der Investition der MBG entsteht<br />
ein Kapitalpuffer. Während der zehnjährigen Laufzeit der<br />
MBG-Beteiligung wird das Beteiligungskapital der Mitarbeiter<br />
angespart und lässt sich dann für die planmäßige Rückzahlung<br />
der MBG-Beteiligung nutzen. <br />
TLU<br />
Leistungen in betriebliche Beteiligungen investieren, soweit das Modell<br />
des Arbeitgebers diese Option vorsieht. Wenn bestimmte Einkommensgrenzen<br />
nicht überschritten werden, zahlt der Staat darauf<br />
dann noch einmal Arbeitnehmersparzulage.<br />
ANREIZ IM BUHLEN UM FÜHRUNGSKRÄFTE<br />
Dennoch: Für viele Experten sind die vergleichsweise bescheidenen<br />
staatlichen Förderanreize der zweite Grund dafür, warum es bei der<br />
Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland hakt. Zuletzt hat der Gesetzgeber<br />
im Jahr 20<strong>09</strong> die steuerlichen Frei- und Förderbeträge für die Mitarbeiterbeteiligung<br />
angehoben. „Hier gibt es Nachholpotenzial“,<br />
sagt Schmidt. „Zumal seit Beginn des Jahres die Fördermöglichkeiten<br />
bei der betrieblichen Altersvorsorge durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />
erhöht wurden.“ Bei den Kapitalbeteiligungen<br />
bestehe damit Anpassungsbedarf. Auch<br />
würden sich zunehmend Firmen mit dem Thema<br />
beschäftigen: „Das betrifft insbesondere Mittelständler,<br />
die Führungskräfte von Konzernen abwerben<br />
wollen. Um diese zu gewinnen, müssen sie über<br />
das übliche Gehalt, Dienstwagen und Altersvorsorge<br />
hinaus auch eine Erfolgskomponente zahlen, um mithalten<br />
zu können.“ [!] <br />
THOMAS LUTHER<br />
Illustration: © youak/DigitalVision Vectors/Getty Images<br />
40
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[führen] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Talente für die eigene Firma<br />
In Zeiten des Fachkräftemangels sind Werkstudenten-Jobs für Arbeitgeber eine gute Gelegenheit, Nachwuchs zu<br />
gewinnen. Die Kosten für die jungen Leute sind gering, doch Betriebe müssen die Regeln peinlich genau beachten.<br />
Werkstudenten einzustellen, ist für<br />
Arbeitgeber in mehrfacher Hinsicht<br />
interessant. Die jungen Leute<br />
sind flexibel einsetzbar und in der Regel hoch<br />
motiviert. Für sie ist es schließlich eine gute<br />
Möglichkeit, Erfahrungen im Berufsleben zu<br />
sammeln und Kontakte zu knüpfen. Das kann<br />
sich auch für Arbeitgeber lohnen. Häufig rekrutieren<br />
Betriebe aus Werkstudenten künftige<br />
Arbeitskräfte – ein Argument, das man in<br />
Zeiten des Fachkräftemangels nicht unterschätzen<br />
sollte. Auch aus einem anderen<br />
Grund ist ein solches Arbeitsverhältnis für<br />
Arbeitgeber attraktiv. Dank des Werkstudentenprivilegs<br />
sind diese Mitarbeiter teilweise<br />
von der Sozialversicherungspflicht befreit.<br />
KAUM NEBENKOSTEN<br />
Für Werkstudenten sind weder Beiträge zur<br />
Krankenversicherung, noch zur Pflege- und<br />
Arbeitslosenversicherung zu entrichten. Zur<br />
Rentenversicherung zahlen Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer jeweils 9,35 Prozent des Arbeitsentgelts.<br />
Dazu kommen für den Arbeit-<br />
geber Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung<br />
und Umlagen nach dem<br />
Arbeitgeberausgleichsgesetz sowie eine Insolvenzgeldumlage.<br />
Besondere Regeln gelten im Hinblick auf die<br />
Arbeitszeit. Sie darf während der Semesterzeit<br />
20 Stunden pro Woche nicht überschreiten.<br />
Dazu müssen alle Beschäftigungsverhältnisse<br />
berücksichtigt werden. Für begrenzte Zeiten,<br />
etwa während einer Messe, am Abend oder an<br />
Wochenenden, darf mehr gearbeitet werden.<br />
Ausnahmen gelten auch während der vorlesungsfreien<br />
Zeit, also während der Semesterferien.<br />
Zu diesen Zeiten dürfen die Werkstudenten<br />
auch mehr als 20 Stunden wöchentlich<br />
arbeiten. Allerdings ist Vorsicht geboten: Im<br />
Laufe eines Jahres dürfen Studenten maximal<br />
26 Wochen mehr als 20 Stunden pro Woche<br />
arbeiten. Sonst geht das Werkstudentenprivileg<br />
verloren und sie werden versicherungspflichtig.<br />
„Der Werkstudent sollte seinem Arbeitgeber<br />
schriftlich bestätigen, ob und<br />
wieviel er für andere Arbeitgeber arbeitet“, rät<br />
Christian Goetze. Er ist Steuerberater bei Ecovis<br />
in Ulm.<br />
NACHTEILE AB 450 EURO<br />
Eine Einkommensgrenze gibt es nicht. Generell<br />
gilt auch für Werkstudenten der gesetzliche<br />
Mindestlohn. Studenten, und damit letztlich<br />
auch die Arbeitgeber, sollten beachten,<br />
dass bei einem Verdienst ab 450 Euro monatlich<br />
die Möglichkeit der Familienversicherung,<br />
also der Mitversicherung bei den Eltern,<br />
entfällt. Der Student muss sich dann selbst<br />
über die studentische Krankenversicherung<br />
absichern. Das schlägt monatlich mit einem<br />
Beitrag von etwa 75 Euro zu Buche. Dazu kommen<br />
18 Euro für die Pflegeversicherung. Zu<br />
beachten ist aus studentischer Sicht, dass sich<br />
bei Überschreiten bestimmter Hinzuver-<br />
Foto: © stokkete/shutterstock.com<br />
Zeit zum Studieren muss bleiben: Werkstudenten<br />
dürfen während des Semesters nur 20 Stunden<br />
pro Woche arbeiten.<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[rubrik]<br />
dienstgrenzen Bafög-Leistungen verringern<br />
könnten. Hierbei kommt es auf den Einzelfall<br />
an. Auch für Werkstudenten gelten generell<br />
die gesetzlichen Kündigungsfristen, es sei<br />
denn, diese werden – zugunsten des Arbeitnehmers<br />
– vertraglich anders geregelt. Vorsicht:<br />
Bei Nichtbefristung der Vertragslaufzeit<br />
setzt sich das Beschäftigungsverhältnis nach<br />
Beendigung des Studiums fort.<br />
In diesem Fall handelt es sich nicht mehr um<br />
ein Werkstudentenverhältnis.<br />
Denn dafür gelten<br />
strenge Regeln.<br />
Die Versicherungsfreiheit<br />
endet in<br />
dem Monat, in<br />
dem das Abschlusszeugnis<br />
verliehen wird. Ob<br />
der Betroffene<br />
Steuerberater Christian<br />
Goetze von Ecovis in Ulm.<br />
noch als Student<br />
an der Universität<br />
Foto: © goodluz/shutterstock.com<br />
Bei einer Nichtbefristung der Vertragslaufzeit wird aus der Werkstudentin eine Mitarbeiterin.<br />
immatrikuliert ist, spielt keine Rolle. Das<br />
Werkstudentenprivileg gilt zudem nicht für<br />
Promotionsstudenten, Studenten im Urlaubssemester,<br />
Studierende an dualen Hochschulen,<br />
Langzeitstudenten vom 25. Semester an<br />
sowie Fern- und Teilzeitstudierende und junge<br />
Menschen, die sich zwischen dem Bachelor-<br />
und dem Masterstudium befinden.<br />
In anderer Hinsicht sind Werkstudenten wie<br />
normale Teilzeitbeschäftigte zu behandeln.<br />
Auch für sie gelten die Lohnfortzahlung im<br />
Krankheitsfall und Urlaubsansprüche. „Ich<br />
rate daher dringend, einen Werkstudentenvertrag<br />
abzuschließen und einen Studenten<br />
nicht aufgrund einer mündlichen Absprache<br />
einzustellen“, sagt Steuerberater Goetze.<br />
Arbeitgeber sollten generell genau darauf<br />
achten, dass alle Unterlagen und Nachweise<br />
rechtzeitig und jederzeit vorliegen. „Die Arbeitgeber<br />
müssen jedes Semester Studienbescheinigungen<br />
vorlegen. Wenn die Unterlagen<br />
nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
da sind, wird der Mitarbeiter voll sozialversicherungspflichtig.<br />
Das kann teuer werden. Da<br />
sind schnell 1000 Euro und mehr fällig“,<br />
warnt Goetze. [!] GERHARD BLÄSKE<br />
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Mai <strong>2018</strong><br />
43
[leben] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Immer am Ball<br />
Das perfekte Dribbling mit dem Ball, die erfolgreiche Hochsprung-Prüfung an der Uni, rhythmische<br />
Sportgymnastik im Verein. Das war früher. Und heute? Sechs Führungskräfte verrieten Stefan Loeffler in unserer<br />
Umfrage, wie sie sich für den Beruf fit halten.<br />
1) Welche Sportart haben Sie früher ausgeübt/üben Sie<br />
aus – und was macht deren Reiz für Sie aus?<br />
2) Was war ihr größter sportlicher Erfolg?<br />
3) Wie halten Sie sich heute für Ihren Beruf fit?<br />
4) Welcher Sportler/Sportlerin bzw. welche Leistung<br />
hat Sie am meisten beeindruckt oder tut es noch?<br />
5) Welches Sportereignis hat bei Ihnen als Zuschauer<br />
bleibenden Eindruck hinterlassen und warum?<br />
Der unbändige Siegeswille von<br />
Boris Becker hat René Mick<br />
schon immer fasziniert.<br />
Der 47-Jährige<br />
leitet seit 20<br />
Jahren als Geschäftsführer<br />
die<br />
im eigenen Familienbesitz<br />
befindliche<br />
Luible Logistik<br />
GmbH in Leipheim.<br />
1) Bei mir wurden die Bälle immer kleiner – erst<br />
Fußball, dann Tennis und seit einigen Jahren<br />
auch Golf. Im Winter fahre ich auch Ski. Gereizt<br />
hat mich aber schon immer der Ballsport,<br />
wenn möglich im Team.<br />
2) Da gab es im Fußball und Tennis ein paar nicht nennenswerte<br />
Meisterschaften, leider nicht in allzu hohen<br />
Spielklassen.<br />
3) Derzeit ist das schwierig, denn momentan kuriere ich einen<br />
Kreuzbandriss aus. Ansonsten schwimme ich, jogge, golfe<br />
und spiele Tennis.<br />
4) Auch wenn er abseits des Platzes oft negative Schlagzeilen<br />
macht, hat mich der Sportler Boris Becker mit seiner Einstellung<br />
und seinem unbändigen Siegeswillen am meisten beeindruckt.<br />
5) Der erste Wimbledonsieg von Boris Becker 1985. Der war für mich<br />
als schon selbst Tennis spielender Teenager ein Idol. Als damals<br />
17-Jähriger ist er bis heute jüngster Wimbledonsieger aller Zeiten.<br />
Thomas Motzke kommt beim<br />
Laufsport auf gute Ideen.<br />
Der 49-Jährige, heute Senior<br />
Berater bei einer Privatbank<br />
in Stuttgart, war<br />
früher aktiver Fußballer.<br />
1) Fußball war früher aktiv meine Sportart. Fasziniert hat mich dabei<br />
das Streben nach perfekter Ballbehandlung, dem perfekten Pass und<br />
nach dem perfekten Dribbling. Und das im Team, unter Wettkampfbedingungen<br />
und wenn möglich vor großem Publikum.<br />
2) Für mich war mein größter Erfolg, dass ich mein Hobby Fußball<br />
beruflich ausüben konnte.<br />
3) Beruflich fit halte ich mich mit dem Laufsport. Dabei bekomme ich<br />
unter anderem meinen Kopf frei, fühle mich für den Tag fitter und<br />
belastbarer, komme in dieser Zeit auch auf gute Ideen und kann Probleme<br />
lösen. Sehr zu empfehlen.<br />
4) Im Fußball beeindruckt mich Lionel Messi, wie er mit einer faszinierenden<br />
Leichtigkeit seine Gegenspieler umspielt und geniale<br />
Spielzüge einleitet. Im Tennis ist es Roger Federer. Es ist imponierend,<br />
wie er auch jetzt noch im höheren Alter die Tenniswelt<br />
mitbeherrscht.<br />
5) Die Fußball-WM 2006 in Deutschland. Vor allem das unheimlich<br />
sympathische Miteinander der Fans und der gesamten Bevölkerung<br />
war klasse.<br />
Foto Bälle: © stockfoto-graf/shutterstock.com<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[leben]<br />
Foto: © PAKULA PIOTR/shutterstock.com<br />
Er kickte schon für den SSV<br />
1846 in der zweiten Fußball-<br />
Bundesliga. Der Diplom-Sportlehrer<br />
und Journalist Markus<br />
Ebner (53) ist seit 2015 Geschäftsführer<br />
der SUN Sportmanagement<br />
GmbH sowie Veranstalter<br />
des jährlichen Einstein<br />
Marathons.<br />
1) Ausgeübt habe ich Fußball, Tennis, Basketball, Golf, Mehrkampf.<br />
Aktuell spiele ich Tennis und gehe hin und wieder zum Joggen. Beide<br />
Sportarten haben den großen Vorteil, dass ich sie betreiben kann,<br />
wann, wo, wie oft und mit wem ich will.<br />
2) In den Jahren 1984 bis 1986 hatte ich 23 Einsätze mit dem SSV Ulm<br />
1846 in der 2. Fußball-Bundesliga.<br />
3) Tennis, Fitness, Joggen, Langlaufen/Skaten und Entspannen.<br />
4) Der US-Basketballer Michael Jordan und der Tennis-Profi Roger Federer.<br />
Beide stehen wie kein anderer für eine Perfektion in ihrer Art<br />
der Bewegung und der Ballbehandlung.<br />
5) Der Olympiasieg von Dieter Baumann 1992 über 5000 Meter, den ich<br />
in Peking zusammen mit meinem jetzigen Geschäftspartner Bernd<br />
Hummel in einem Hotelzimmer im achten Stock verfolgt habe.<br />
Für Iris Kümmerle waren<br />
die Alpinisten der 50er-Jahre<br />
wahre Helden. Die 47-jährige<br />
Führungskräfte-Beraterin ist<br />
Geschäftsführerin der<br />
Göppinger klip GmbH.<br />
1) In meiner Jugend war ich rhythmische Sportgymnastin. Im Sportstudium<br />
habe ich eine Vielzahl von Disziplinen kennengelernt, zu<br />
denen ich sonst wahrscheinlich nicht gekommen wäre. Hierzu gehörten<br />
Kajak fahren, Synchronschwimmen, Badminton. Heute ist<br />
das eher Laufen oder Radfahren.<br />
2) Dass ich die Hochsprung-Prüfung an der Uni Tübingen bestanden<br />
habe, denn daran wäre fast mein Studium gescheitert.<br />
3) Einmal am Tag raus an die frische Luft.<br />
4) Ich war vor kurzem bei einem Vortrag von Reinhold Messner. Er<br />
erzählte von den Alpinisten der 50er Jahre, die mit der damaligen<br />
Ausrüstung und unglaublichem Mut die großen Gipfel im Himalaya<br />
bestiegen – das waren echte Helden!<br />
5) Die Turn-Weltmeisterschaft 2007 in Stuttgart, bei der ich als Volunteer<br />
dabei war. Und 2019 findet die nächste Turn-WM auch in Stuttgart<br />
statt.<br />
Fotos Berge: © Mondadori Portfolio/Getty Images<br />
Foto: Volkmar Könneke<br />
45
[leben] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto Drachenboot: Volkmar Könneke; Drachen: Matthias Kessler<br />
Gerd Hofele,<br />
Geschäftsführer<br />
des Handball-Erstligisten Frisch<br />
Auf! Göppingen, träumt noch<br />
heute vom Wintermärchen des<br />
Jahres 2007.<br />
Antonija Scheible kann man<br />
zwischen April und Oktober<br />
oftmals auf der Donau treffen –<br />
im SWU Drachenboot. Die<br />
46-Jährige ist bei den Stadtwerken<br />
Ulm/Neu-Ulm die strategische<br />
Leiterin des gesamten IT-<br />
Bereichs.<br />
1) Früher habe ich selbst Handball gespielt – daneben habe ich auch<br />
Wettkämpfe im Bereich der Leichtathletik und im Geräteturnen<br />
auf Landesebene absolviert.<br />
2) Die aktive Zeit als Spieler von Frisch auf! Göppingen in der 2. Bundesliga<br />
hatte für mich einen besonderen Stellenwert. Darüber hinaus<br />
stellt der Gewinn der inoffiziellen „Württembergischen Meisterschaft“<br />
mit der D-Jugend meines Heimatvereins TV Wißgoldingen<br />
als Trainer ein besonderes Highlight dar.<br />
3) Ich gehe regelmäßig Joggen und spiele ab und an Tennis,<br />
um einen gesunden Ausgleich zu meiner Tätigkeit<br />
als Bundesligamanager zu erzielen.<br />
4) Jede Sportart hat ihren besonderen Reiz und<br />
produziert ihre „Mega-Stars“, so dass ich hier<br />
nur beispielhaft Michael Jordan und Roger Federer<br />
nennen möchte.<br />
5) Der Besuch der Halbfinal- und Finalspiele bei<br />
der Handball-WM 2007, weil ich dort das „Wintermärchen“<br />
live mit meinen Kindern am Spielfeldrand<br />
erleben durfte.<br />
1) Wie bei vielen Kindern und Jugendlichen habe ich in meinen jungen<br />
Jahren ein paar Sportarten „ausprobiert“. Vorrangig waren das<br />
aber Volleyball und Handball. Damals war es nur wichtig, ein Teil<br />
eines Teams zu sein und gemeinsam Erfolge und Niederlagen zu<br />
erfahren.<br />
2) Der größte sportliche Erfolg, den ich mitfeiern durfte, war der erste<br />
Platz bei einer Schulmeisterschaft im Handball in meinem Land<br />
Bosnien-Herzegowina.<br />
3) Nach wie vor ist mir eine Team-Sportart wichtig. Ich paddle im<br />
SWU Drachenboot-Team. Man kann uns zwischen April und Oktober<br />
an der Donau treffen. Das ist der Ausgleich zu meiner<br />
digitalen Welt bei der Arbeit.<br />
4) Jeder, der einen Ironman-Triathlon mitgemacht hat, ist für<br />
mich etwas Besonderes. Es geht dabei nicht nur um die<br />
körperliche Ausdauer. Vielmehr ist es die mentale Stärke,<br />
die mich sehr beeindruckt – auch wenn man am Ende ist.<br />
5) Am emotionalsten waren für mich die Baden-Württembergischen<br />
U12 Meisterschaften im Basketball der letzten<br />
Saison, bei der meine Jungs mitgespielt haben.<br />
46<br />
Foto: © Muellek Josef/shutterstock.com
Anzeige<br />
Wahrgewordene Zelt(t)räume<br />
Die Firma Pscheidl Veranstaltungsservice<br />
und Zeltverleih hat sich in über zehn Jahren<br />
einen herausragenden Namen für Zuverlässigkeit,<br />
Kreativität und Leistungsstärke<br />
gemacht.<br />
Das Familien<strong>unternehmen</strong> mit Zeltmeister<br />
Marcus Pscheidl an der Spitze ist unter dem<br />
Stichwort „klein, aber fein“ hauptsächlich<br />
auf hochwertige Veranstaltungen spezialisiert.<br />
So ist es möglich, flexibel individuelle<br />
Bedürfnisse zu realisieren und mit einer<br />
exquisiten Ausstattung auch kurzfristig gezielt<br />
auf Kundenwünsche einzugehen.<br />
Der Pscheidl Veranstaltungsservice und Zeltverleih<br />
füllt nicht nur die Nische Partyzelte,<br />
sondern stellt auch Großzelte für verschiedenste<br />
Firmenevents.<br />
Fast alles ist möglich<br />
Für die unterschiedlichsten Veranstaltungen<br />
werden zusammen mit dem Kunden „Rundum-sorglos-Pakete“<br />
geschnürt, die beispielsweise<br />
auch Biertisch-Garnituren, Stehtische,<br />
Geschirr, Ausschankanlagen und Kühl anhänger<br />
bis hin zu verschiedenen Toilettenwagen<br />
umfassen. Durch ein zuverlässiges Netzwerk<br />
ist es somit möglich, nahezu jedem<br />
Kundenwunsch gerecht zu werden.<br />
Marcus Pscheidl und sein Team betreuen ein<br />
Event selbstverständlich vom Anfang bis<br />
zum Ende und sind jederzeit greifbar, falls<br />
wider Erwarten doch mal etwas klemmen<br />
sollte.<br />
Und wer partout keinen Platz für ein Zelt hat<br />
oder sich schwertut, die richtige Location zu<br />
finden – auch dafür hat Firma Pscheidl eine<br />
Lösung parat!<br />
Alm-Feeling pur<br />
So ist seit 2017 eine außergewöhnliche Zelt-<br />
Art im Angebot: die größte, mobile Zelt-Alm<br />
Süddeutschlands mit bis zu 600 m 2 Fläche,<br />
welche Marcus Pscheidl zusammen mit einem<br />
holzverarbeitenden Betrieb konzipiert<br />
und gebaut hat.<br />
Jüngst kam diese holzverkleidete Zeltvariante<br />
mit Liebe zum Detail auf einer Großveranstaltung<br />
im Raum Neu-Ulm über drei Monate<br />
hinweg zum Einsatz und bot einer hohen<br />
fünfstelligen Besucherzahl das besondere<br />
Dach über dem Kopf, um in ihr ausgelassen<br />
Après-Ski-Parties und Live-Musik-Abende in<br />
zünftigem Ambiente zu feiern.<br />
Ravensburger Str. 66 · 89079 Ulm<br />
Kontakt 0179 219 13 72 · info@pscheidlservice.de<br />
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47
[leben] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gala-Abend zum Genießen<br />
Siebte Auflage des Winterleuchten: 350 Gäste feiern den Neujahrsempfang der SÜDWEST PRESSE im<br />
Neu-Ulmer Passigatti-Werk: Stilvolles Ambiente, Musik vom Feinsten und das beste Spendenergebnis in der<br />
Geschichte der Aktion 100 000 und Ulmer helft.<br />
Bis weit nach Mitternacht feierten<br />
viele der 350 Gäste aus Politik, Wirtschaft,<br />
Kultur und Gesellschaft das<br />
Winterleuchten. Zu dem Gala-<br />
Abend hatte Thomas Brackvogel, der Geschäftsführer<br />
der Neuen Pressegesellschaft,<br />
zum siebten Mal eingeladen, zum zweiten<br />
Mal in Neu-Ulm im festlich illuminierten Passigatti<br />
Werk III, das viele der Gäste als coole<br />
Location lobten. In seiner Begrüßungsrede<br />
appellierte Brackvogel an die Gäste, wieder<br />
mehr zu Mut zeigen. „Das sind nur drei Buchstaben,<br />
aber sie stehen für Aufbruch, Energie,<br />
Stolz, Charakter, Tapferkeit, für große Tugenden<br />
und die Bereitschaft zum lohnenden Risiko“,<br />
sagte Brackvogel.<br />
Ulrich Becker, Chefredakteur der SÜDWEST<br />
PRESSE erinnerte daran, dass die Berliner<br />
Mauer mittlerweile länger gefallen ist, als sie<br />
gestanden hatte. Heute sei es notwendiger<br />
denn je Mauern niederzureißen und neuen<br />
Mauerbauern entgegenzutreten. Für die Gäste<br />
blieb beim Neujahrsempfang des Ulmer Medienhauses<br />
viel Zeit, das „Flying Buffet“ von<br />
Chefkoch Harald Laatsch (Wilken Gourmet),<br />
die musikalischen Einlagen des Damen-Acapella-Quartetts<br />
Les Brünettes und die rockigen<br />
Stimmen der Musical Stars Sabrina Auer<br />
und Mark Seibert zu genießen.<br />
Traditionsgemäß wird auf dem Winterleuchten<br />
bekannt gegeben, wie viel Geld die Aktion<br />
100 000 und Ulmer helft für hilfebedürftige<br />
Menschen eingesammelt hat. Das stolze Ergebnis:<br />
985.000 Euro – so viel wie nie zuvor.<br />
Die Bandbreite reicht von Einzelspenden über<br />
Konzerterlöse, Aktionen von Schulen und<br />
Auszubildenden bis hin zu Firmenspenden.<br />
NPG-Geschäftsführer Thomas Brackvogel,<br />
legte noch einmal 15.000 Euro drauf und<br />
machte die Million voll. Den symbolischen<br />
Scheck überreichten Aktionsleiter Karl Bacherle<br />
und SWP-Chefredakteur Ulrich Becker<br />
Ulms Alt-OB Ivo Gönner. Der vertrat seinen<br />
auf Asienreise befindlichen Nachfolger an der<br />
Stadtspitze und Schirmherr der Aktion, Gunter<br />
Czisch. [!] <br />
SWP<br />
Begrüßte und appellierte an die Gäste,<br />
Mut zu zeigen: Gastgeber NPG-<br />
Geschäftsführer Thomas Brackvogel.<br />
Fotos: Matthias Kessler und Volkmar Könneke<br />
Hintergrund: © Natalia Klenova / Fotolia.com<br />
48<br />
Strahlendes Lächeln schon zum Auftakt<br />
des Gala-Abends: die Zahnärzte<br />
Margit und Michael Weiss.<br />
Auf dem roten Teppich: Domenica<br />
Schramm und Daniel Schallmo<br />
(Hochschule Ulm)
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong><br />
[leben]<br />
Warten auf Trüffel-Penne: Petra<br />
Matkovic und Wolfgang Brauchle (Reisebüro<br />
Honold).<br />
Begeisterten das Publikum: die<br />
Musical Stars Sabrina Auer und<br />
Mark Seibert.<br />
Gut drauf: Marcello Danieli (Harder<br />
Logistics), Andreas Oettel (BBU , 01),<br />
Hans-Joachim Endress (Husqvarna).<br />
Ulms Alt-OB Ivo Gönner, Aktionsleiter<br />
Karl Bacherle und SWP-Chefredakteur<br />
Ulrich Becker.<br />
Festlich und doch locker: Beim Winterleuchten<br />
kommen die Gäste gut<br />
ins Gespräch.<br />
Kleiner Hauptgang charmant serviert<br />
für Dekan Ernst-Wilhelm Gohl.<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 61 | März <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mit Scheider soll<br />
bei ZF Ruhe<br />
einkehren<br />
Der Auto-Zulieferriese ZF Friedrichshafen<br />
wurde selten in seiner<br />
Geschichte<br />
so<br />
von Machtkämpfen<br />
durchgeschüttelt<br />
wie zuletzt.<br />
Vorstandschef der<br />
ZF: Wolf-Henning<br />
Scheider.<br />
Vorstandschef<br />
Stefan<br />
Sommer<br />
musste gehen,<br />
weil<br />
seine ehrgeizige Expansionsstrategie<br />
beim Hauptanteilseigner,<br />
der Zeppelin-Stiftung und<br />
deren Hauptanteilseigner der<br />
Stadt Friedrichshafen, auf Kritik<br />
stieß. Mit Wolf-Henning<br />
Scheider, den ZF bei Mahle abgeworben<br />
hat, soll Ruhe zurückkehren.<br />
Aus seiner Zeit bei<br />
Bosch und Mahle weiß er, wie<br />
Stiftungs<strong>unternehmen</strong> ticken.<br />
Neue Führung<br />
bei Ulmer<br />
Wilken-Gruppe<br />
Die Personalie hatte damals eine<br />
pikante Note: Vor knapp drei<br />
Jahren war Eberhard Macziol,<br />
Mitgründer des Hard- und Software<strong>unternehmen</strong>s<br />
Fritz & Macziol,<br />
heute Axians IT Solutions,<br />
beim IT-Unternehmen<br />
Mit Euro-5-Norm über die Piste<br />
Auch auf den Skipisten gibt die europäische<br />
Union Abgaswerte vor: Die Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
AG (Laupheim) hat daher einen<br />
neuen Pistenbully entwickelt, der die Abgasnorm<br />
Euro-5 erfüllt. Rund 600 Pistenraupen<br />
verkauft das Unternehmen jährlich (520 PS,<br />
Wilken eingestiegen. Jetzt haben<br />
sich die Wege wieder getrennt.<br />
Für die Bereiche Vertrieb<br />
und Marketing ist der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Folkert<br />
Wilken verantwortlich. In die<br />
Geschäftsführung sind Peter<br />
Heinz und Jörg Vogt aufgerückt.<br />
Zumindest<br />
die Marke<br />
Passigatti bleibt<br />
Dumpingpreise und die Konkurrenz<br />
im Online-Handel haben<br />
dem Schalhersteller Passigatti<br />
zugesetzt. Firmenchef<br />
Alexander Passigatti schloss die<br />
67 Jahre alte Firma mit 50 Mitarbeitern<br />
zum Jahresende, um<br />
eine Insolvenz zu vermeiden.<br />
Die Markenrechte hat er an die<br />
hessische Firma Fashion Accessoires<br />
and Bodywear verkauft.<br />
IHK lädt zum<br />
Logistiktag<br />
nach Ulm ein<br />
Die Digitalisierung verändert<br />
die Logistik in einem rasanten<br />
Tempo. Doch wie geht das in<br />
Kaufpreis rund 370.000 Euro netto) und<br />
kommt damit auf einen Marktanteil von 60<br />
Prozent. Die Firma beschäftigt 540 Mitarbeiter,<br />
davon 340 am Stammsitz. Die Geschäfte<br />
laufen gut, heißt es. Den Umsatz beziffert die<br />
Firma seit ihrem Börsenrückzug nicht mehr.<br />
der Praxis? Beim 9. Ulmer Logistiktag<br />
der IHK Ulm am Donnerstag,<br />
12. April, von 9 Uhr bis<br />
16.30 Uhr, in der Donauhalle<br />
Ulm, gibt darauf Andreas<br />
Froschmayer von der Dachser-<br />
Gruppe Antworten. Weitere<br />
Themen sind unter anderem<br />
Servicerobotik in der Intralogistik,<br />
Datensicherheit und wie<br />
man als Logistiker das Personalmarketing<br />
richtig anpackt. Weitere<br />
Informationen und Möglichkeit<br />
zur Anmeldung zum<br />
Branchentreff gibt es unter<br />
www.ulm.ihk24.de und<br />
allmendinger@ulm.ihk.de [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Andreas Simmet<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Antje Meyer (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Matthias Kessler,<br />
Volkmar Könneke, Werkfotos,<br />
PR, Privat, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-356<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
14. Mai <strong>2018</strong><br />
Die Themen<br />
· Energie-Contracting. Was verbirgt<br />
sich hinter diesem Begriff?<br />
· Dienstwagen – beliebte Motivationsanreize<br />
für Arbeitnehmer<br />
· Saubere Sache – Reinigung von<br />
Gebäuden und Betriebsmitteln<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
17. April <strong>2018</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
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