E_1928_Zeitung_Nr.016
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14 AUTOMOBIL-REVUfc 1128 N" 16<br />
Kann der Totalisator die<br />
Rennmüdigkeit bekämpfen?<br />
Für den Beobachter der grossen internationalen<br />
Automobilrennveranstaltungen ist es<br />
ein offenes Geheimnis, dass auf unserm<br />
Kontinent eine allgemeine Rennmüdigkeit<br />
eingerissen hat. An Beweisen fehlt es nicht.<br />
Die Zahl der Nennungen für die europäischen<br />
Grands Prix werden von Jahr zu Jahr trotz<br />
der Anstrengungen der Organisatoren spärlicher<br />
und spärlicher, die Autodrome stürzen<br />
von einer Krise in die andere und die alljährlich<br />
mit Spannung verfolgten Grands<br />
Prix werden abgesagt; siehe Grand Prix<br />
von Frankreich und Grosser Preis für Rennwagen<br />
von Deutschland.<br />
Es ist laienhaft, den Grund hiefür in einem<br />
mangelnden Interesse des Publikums für<br />
derartige Veranstaltungen zu suchen; davon<br />
kann keine Rede sein. Die Wurzel des Uebels<br />
ist im Gegenteil darin zu suchen, dass die<br />
grossen Automobilwerke auf die Propaganda<br />
durch Beschickung internationaler Veranstaltungen<br />
nicht mehr abstellen. Der Rennwagen<br />
hat sich vom Sportwagen technisch<br />
derart entfernt, dass die Vorbereitung auf<br />
ein Rennen in den uhrenmässig arbeitenden<br />
Fabrikbetrieben eine Verwirrung anrichtet,<br />
die den normalen Gang der Serienproduktion<br />
empfindlich stört und namhafte Ausfälle mit<br />
sich bringt. Die Werke verzichten daher je<br />
länger je mehr auf die äusserst kostspielige<br />
Beteiligung an den Rennen, d. h. soweit es<br />
sich um reine Reiitiwagenveranstaltungen<br />
handelt. Anderseits ist das Interesse für die<br />
Serienwagen-Kategorien gewachsen. Der<br />
beste Beweis hiefür mag die Tatsache erbringen,<br />
dass besonders Tourenwagen-Veranstaltungen<br />
in den letzten Jahren eine gewaltige<br />
Beschickung erfahren. Sie sind es<br />
auch, die den Automobilsport zum Allgemeingut<br />
und eigentlichen Volkssport werden lassen.<br />
Die Rennwagen mit ihrem erforderlichen<br />
Stab von Mechanikern sind dem durchschnittlichen<br />
Herrenfahrer unerschwinglich.<br />
In Frankreich, das, wie kein zweites Land,<br />
von der allgemeinen Rennmüdigkeit betroffen<br />
wird, ist man nun auf den etwas unglücklichen<br />
Gedanken gefallen, den Rennsport<br />
durch den Totalisator neu zu beleben. Das<br />
«Auto», die französische Sportzeitung, hat<br />
den Gedanken aufgegriffen und eine Rundfrage<br />
an die verschiedenen französischen<br />
Automobilkonstrukteure erlassen. Ziehen wir<br />
die Bilanz der Antworten, finden wir, dass<br />
die Stimmung für die Einführung des Totalisators<br />
eher ungünstig zu nennen ist. Wohl<br />
die trefflichste Antwort erteilt Louis Delage,<br />
indem er den Totalisator aus moralischen<br />
Gründen verurteilt. Die z. B. bei Pferderennen<br />
üblichen Wetten hätten schon manchem<br />
Arbeiter ein schönes Stück Geld gekostet,<br />
das in seiner Haushaltung nötiger und<br />
nützlicher gewesen wäre. Panhard, der Direktor<br />
der Panhard und Levassor, befürchtet<br />
mit Recht bei der Einführung des Totalisators,<br />
dass sportlichen Unregelmässigkeiten<br />
Vorschub geleistet wird; damit ist wohl der<br />
wunde Punkt getroffen. Das Ganze ist eine<br />
Finte, die vom Standpunkte des wahren<br />
Sportsgeistes recht unfair anmutet.<br />
Es wird interessant sein, die Dinge weiter<br />
zu verfolgen. Eines steht fest: Mit der Einführung<br />
des Totalisators dürfte der Automobilsport<br />
kaum an gutem Ruf gewinnen, v.<br />
Um das Zugerbergrennen.<br />
Wie das «Zuger Volksblatt» meldet, seien<br />
der Einwohnerrat und der Korporationsrat<br />
von Zug der Austragung eines Zugerbergrennens<br />
im kommenden Sommer wenig sympathisch<br />
geneigt. In einer Eingabe habe die<br />
Anwohnerschaft der Zugerbergstrasse direkt<br />
verlangt, die Durchführung des Rennens, für<br />
welches sich bekanntlich die Sektionen Zug<br />
und Zürich des A. C. S. interessieren, nicht<br />
mehr zu gestatten. Die Eingabe basiert auf den<br />
Erwägungen, dass der Zugerberg einer der<br />
vielbesuchtesten Ausflugspunkte der Bevölkerung<br />
bilde und es würden sich durch das<br />
Rennen und speziell durch die offiziellen und<br />
mehr noch die nichtoffiziellen Trainingsfahrteii<br />
der Konkurrenten erhebliche Belästigungen<br />
und Ruhestörungen bei Tag und auch bei<br />
Nacht ergeben.<br />
Wie wir von zuständiger Stelle erfahren,<br />
werden die beiden Sektionen Zug und Zürich<br />
des A. C. S. demnächst an die Korporation<br />
Zug, der Eigentümerin der Strasse Guggisberg-Zugerberg<br />
und des grösstecn Teils des<br />
angrenzenden Landes, das Gesuch um Bewilligung<br />
des Zugerbergrennens am 8. Juli<br />
<strong>1928</strong> einreichen und es wird sich dann zeigen,<br />
ob die vorstehend erwähnten Befürchtungen<br />
stärker in die Wagschale fallen, als<br />
die berechtigten und wohl erheblich schwerer<br />
wiegenden Interessen der Hotels, Wirtschaften<br />
und der Verkehrs- und Gewerbekreise<br />
der Stadt Zug.<br />
Nachdem die grosse Sektion Zürich des<br />
A. C. S. sich an der Durchführung des Rennens<br />
ebenfalls beteiligen will und dasselbe<br />
daher eine bemerkenswerte Ausdehnung erfahren<br />
dürfte, würde diese Veranstaltung<br />
für Stadt und Kanton Zug eine vorzügliche<br />
Propoganda bilden und wohl am 8. Juli sehr<br />
zahlreiche Zuschauermassen nach Zug ziehen.<br />
Dass sich daraus für die Wirtschaftsund<br />
Verkehrskreise Zugs eine interessante<br />
Verdienstmöglichkeit bieten würde und Geld<br />
ins Land käme, versteht sich von selbst. Speziell<br />
wenn das Rennen auf den Nachmittag<br />
angesetzt werden könnte, wäre der Zustrom<br />
von Zürich und Luzern ein sehr grosser.<br />
Man wird sich daher im Korporations- und<br />
Einwohnerrat von Zug die Sache wohl noch<br />
reiflich überlegen wollen, ehe man einen etwas<br />
kurzsichtigen Entschluss fasst und das<br />
Rennen verunmöglicht. Es wird wohl Mittel<br />
und Wege geben, damit die Belästigung der<br />
Anwohner auf ein Minimum reduziert werden<br />
kann. Die organisierenden zwei A.C.S.-<br />
Sektionen werden hier gerne eingreifen und<br />
durch eine in Aussicht zu stellende, grundsätzliche<br />
Disqualifikation aller Fahrer, welche<br />
ausserhalb der offiziellen Trainingszeiten<br />
Probefahrten ausüben, zu verhindern suchen,<br />
dass solche Fahrten ausgeführt werden. Man<br />
hat sich auch anderorts veranlasst gesehen<br />
(Klausen!) in analoger Weise vorzugehen<br />
und damit die besten Erfahrungen gemacht.<br />
Durch die Verlegung des Rennens auf den<br />
Nachmittag würde zudem auch vermieden,<br />
dass der Gottesdienst in der an der Zufahrtsstrasse<br />
zur Rennstrecke liegenden katholischen<br />
Kirche irgendwie gestört würde.<br />
Wenn man zudem sieht, welch grosse Anstrengungen<br />
man dieses Jahr in den Kantonen<br />
Glarus und Uri unternommen hat, um<br />
die Durchführung des nun definitiv abgesagten<br />
Klausenrennens doch zu ermöglichen, so<br />
sollte dies den Zuger Behörden deutlich dartun,<br />
dass den Automobilrennen nicht nur ein<br />
grosser Wert für das Automobilwesen zukommt,<br />
sondern vornehmlich auch eine nicht<br />
USSTELLUNGEN<br />
24. Wiener Internationale Messe<br />
vom 11. bis 17. März <strong>1928</strong>.<br />
Wien rüstet sich auf seine kommende<br />
Frühjahrsmesse. Die oesterreichische Metropole<br />
unterlässt nichts um ihren Jahrhunderte<br />
alten Ruf als Messestadt zu bestätigen und<br />
zu festigen. Im Jahre 1921 wurde die Tradition<br />
wieder aufgenommen und hat im In- und<br />
Ausland grösste Beachtung gefunden. So war<br />
die letzte Herbstmesse von über 125.000<br />
Personen, meistensteils Geschäftsleuten, besucht<br />
und gegen 20 Nationen waren unter<br />
den Ausstellern vertreten.<br />
Ein ganz besonderes Augenmerk wird dieses<br />
Jahr der Motorfahrzeug-Industrie gewiamet.<br />
Die bekannte Rotunde wird eine internationale<br />
Automobil-Ausstellung beherbergen,<br />
wie sie in ähnlichen Ausmassen in<br />
Oesterreich noch nicht durchgeführt wurde.<br />
Selbstverständlich sind sämtliche oesterreichischen<br />
Fabriken gebührend vertreten. Aber<br />
auch aus dem Ausland ist bereits eine ansehnliche<br />
Beteiligung gesichert. Daneben<br />
wird für die Motorrad-Industrie eine eigene<br />
Schau durchgeführt, so dass auch die Interessenten<br />
dieser Fahrzeugkategorie auf<br />
ihre Rechnung kommen werden.<br />
Wien hat von seiner alten Anziehungskraft<br />
nichts eingebüsst, so dass mit einem regen<br />
Besuch und guten Geschäftsmöglichkeiten gerechnet<br />
werden darf. Die Messeleitung ist<br />
auch dieses Jahr bestrebt, den ausländischen<br />
Gästen durch Erleichterung des Grenzübertrittes,<br />
Fahrpreisermässigungen etc. weitgehend<br />
entgegenzukommen. Z.<br />
XII. Schweizer Mustermesse Basel 192S. Die<br />
moderno Messeveranstalttina führt vor allem Fabrikations-<br />
und Handolskreiso zusammen. Ihr Hauptzweck<br />
ist geschäftlicher Natur. Der Produzent will<br />
auf wirtschaftlichste Weise seine Erzeugnisse, vornehmlich<br />
Neuheiten, dem Markte zuführen: er will<br />
verkaufen und Kunden werben. Der Handel will<br />
gut einkaufen und sich orientieren. Fortschrittliche<br />
gering einzuschätzende Propaganda- und<br />
Verdienstmöglichkeit für die betreffende Geschäftsleute besuchen dio Mustermesse. Es ist<br />
Landesgegend. Wer's nicht glaubt, der er-darukundige sich mal in Glarus, Linthal-Schwan-<br />
Vorstands- und Delegiertensitzungen sowie Tagun-<br />
gegeben, dass die Messevoranstaltuns eine<br />
besonders gute Gelegenheit ist zur Abhaltung von<br />
den, auf dem Urnerboden, im Schächental, in gen wirtschaftlicher Organisationen. Jedes Jahr<br />
Altdorf und Brunnen und stelle fest, was für finden im Zusammenhang mit der Mustormesse in<br />
einen sehr ansehnlichen Verdienst das Klausenrennen<br />
seit 1922 Jahr für Jahr ins Land Schweizer Mustermesse fiind bei deren Direktion bo-<br />
Basel sehr viele solcher Veranstaltungen statt. Für<br />
dio diesjährige, vom 14. bis 24. April stattfindende<br />
gebracht hat. n. reits mehrere Tasrunsen angemeldet worden.<br />
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