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E_1928_Zeitung_Nr.050

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Gedanken<br />

-irmm<br />

•me nem Jku&o<br />

Modern, modern! aber praktisch? . . . .<br />

Mein Wagen ist zweifellos eine führende schöne Frau — Ansprüche macht, welchen<br />

Marke und alt? Nein, alt ist, er nicht, nur man auf die Daue**nicht gewachsen ist, sie<br />

«modern» ist er angeblich nicht mehr. Sagt kosten dem Besitzer Geld und Haare, während<br />

sie dem Hausfreund allein zum Vergnü-<br />

Autler-Ausflugsziele derMittelschweiz<br />

wenigstens mein Freund Heiri — u. der mus.s<br />

es wissen. Heiri ist nämlich der General-Vertreter<br />

fraglicher Marke und diesen, heute andere. Man zieht für den Hausgebrauch<br />

gen sind. Die schöne Aufmachung freut nur<br />

«nicht mehr modernen» Wagen hat er mir auch in Hinsicht des Autos etwas vor, das<br />

auf den Tag vor zwei Jahren als den modernsten<br />

Wagen — damals wenigstens mo-<br />

behaglich — wie Klubsessel, Hausjoppe und<br />

weniger auf Glanz aufgebügelt ist, dafür aber<br />

dern — angehängt.<br />

Pipe — ist.<br />

Und nun ist der Wagen also nicht mehr So was konnte mir der «moderne» Wagen<br />

modern. Da ich Heiri's Freund bin, wir fast noch zu keiner Zeit bieten. Aber vielleicht<br />

täglich im Kaffee iassen und ich ihn dann in versucht es einmal ein Fabrikant, der sonst<br />

meinem Wagen heimfahre — er hat nur moderne<br />

Wagen, fabriksneu, damit macht er Beispiel Freund Heiri auch nur zeigen konnte,<br />

kein Glück mit Modernem hat. Was mir zum<br />

keine Privatfahrten — geniert sich Heiri. war ein Wagen, den er als «letzte Neuheit»<br />

Nämlich, Heiri geniert es, dass er, als Repräsentanteiner<br />

ersten Auto-Klasse in einem lich in Hinsicht der Zylinderzahl, Pferde-<br />

Führer für Automobilfahre r, offizielle Ausgabe des T, C. S.<br />

nach Genf geschickt, hat, wo. es 'wahrschein-<br />

Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />

Wagen fahren muss, der so unmodern ist, stärken, Gang, Komfort, Ausstattung innen<br />

wie es bei jungen Mädels lange Röcke sind. und aussen, grossen Preis und Geräusch jede<br />

Kurh aus<br />

Man begreift: Ich habe keine Wahl. Will Konkurrenz in den Schatten stellte. Und doch<br />

ich mir fernerhin die. Freundschaft meines werde ich ihn kaum kaufen und wenn die<br />

Heiri erhalten, muss ich mit ihm iassen. Ich Freundschaft in Brüche geht. Ich glaube<br />

muss meinen Heiri nachher heimfahren — übrigens, dass der Fabrikant dieses schönen<br />

und das kann für ihn, schon aus Prestigegründen,<br />

nur in einem ganz modernen Wa-<br />

damit fahren, weil all das «Moderne» so un-<br />

Wagens es so hält, wie ich — er lässt andere<br />

gen sein.<br />

bequem ist; muss man es nicht benützen, so<br />

am Hallwilersee<br />

Und heute sah ich mir sein neuestes Modell<br />

an. Alle Schikanen, inklusive — ach, es so. Nachdem auch in der Autobranche die<br />

Der ideale Ort für Ruhe- und Erholungskuren. Automobil-<br />

tut man es nicht. Bei jedem Modeartikel ist<br />

wären sie nie erfunden — Oelreiniger, elektrischen<br />

Zigarrenanzünder und ähnliche hat, bleibt nur noch das Mittel der Kreation<br />

Tennis. Ruder- und Angelsport. Bitte Prospekt verlangen.<br />

Technik für Verbesserungen sich erschöpft<br />

Ausflugspunkt. Garage. Tee- und Abendkonzerte. Seebad«<br />

schöne Dinge. Heiri sagt, es gibt keinen neuer «Moden», die Standardisierung —wie Tefe phon Nr. 31<br />

Bes.: R. Häusermann<br />

besseren und schöneren Wagen und die Fabrik<br />

sagt das in ihren Prospekten auch. Die gehen. Ich hoffe, dass eines Tages dennoch<br />

das lohnendste Ausflugsziel<br />

sie z. B. beim Fahrrad gezeitigt — zu über-<br />

Marke ist gut, das bewies mein Wagen bisher.<br />

Wenn mein Urteil auch nicht massge-<br />

jedermann nach eigenem Interesse das Auto<br />

Veranden, schattige Qärten,<br />

die Standardisierung so weit ist, dass sich<br />

für Automobilisten!<br />

bend ist, so habe ich doch einige Erfahrungen bauen kann, das ihm also tauglich, ist. Ich<br />

Garagen, vorzügliche Küche,<br />

dipl. Chef. - Prospekte durch<br />

aus dem Grunde, weil ich schon vordem ste'lle mir das etwa so vor,, wie heutzutage<br />

A. Schmidlin,<br />

Marken — es waren immer damals «die besten»<br />

— zu Schanden gefahren (noch bevor renz; Lampen: Philip; Akkumulator:. Oerli-<br />

meine Neffen ihre Radio bauen; .Spulen: Lo-<br />

Mitgl. des A.C.S. u. T.C.S.<br />

sie unmodern wurden!) und ausserdem habe kon; Batterien: Blitz und Donner usw. Ich<br />

ich denn doch schon oft genug den Aequator würde mir nach dieser Methode ein Auto<br />

ERSTKLASSIGE KÜCHE<br />

umfahren. In Hinsicht der Kilbmeterzahl wenigstens.-<br />

_•••-•- •- • • ~ « ?•• ."• sten» von Heiri nicht mit grfrssefÄüfzäiilung<br />

zusammenbauen, wogegen ich den «l^ipdein-<br />

SURSEE: Hotel Schwanen KONZERTE<br />

Mit der- Zeit wird man" beQuem. :Man erfährt,<br />

dass ein' schöner Wagen — wie! eine Wenn ich mit dem Auto fahre — ich steure<br />

B Schinznactr<br />

tauschen würde. . ; ,<br />

selbst —dann will ich z. B. auch etwa-?.'von<br />

der Gegend sehen, ja, das interessiert mich<br />

8B&<br />

mehr, wie die Kilometeruhr, die ich elektrisch<br />

beleuchten — könnte — (ich-tu es nie).<br />

Wer kann aber durch die Handbreite Spalt<br />

von Heiri's Wagen, Typ «Unterseeboot»,<br />

Gegend sehen? Mindestens fehlt hier zum MUFIM&IIÜ U. Had „Waldegg"81<br />

Komfort ein Teleskop! Und wenn ich nicht an Prima Küche und Keller. Lebende Forellen. Spezial-Menus bitte yorausbestellen. Telephon<br />

Tonuollendetste Instrumente den Randstein fahren will, müsste ich zuvor Gelterkinden Nr. 44. Kur- und Erholungsbedürftige finden freundliche Aufnahme. Zimmer<br />

in relatiu massiger Preislage die Türe öffnen, denn vom Seitenfenster aus mit Kalt- und Warmwasser. Pensionspreis Fr. 8—9.50. GARAGE, Benzintank.<br />

RAMSPECK<br />

ist das nicht einmal abzuschätzen. Man sieht,<br />

T. Amsler, Bes. Mitglied des T.C.S.<br />

wie der Gaul mit Scheuleder, nein, noch weniger.<br />

ZÜRICH<br />

Die Karosserie müsste aus Stahl sein, nicht<br />

rostend und brüniert — wenn schon Lack,<br />

GASTHOF<br />

dann so was Aehnliches, wie Stiefelwichse. BUlfiStlOlZ. Gasthof z.Hirsdign<br />

Laufenburg<br />

Man stellt, im Kulm-Hotel, das Auto mit den an der Strasse Wülisau-Luzem<br />

Altrenommiertes Gasthaus, bietet<br />

Bestbekannter Kurund<br />

Ausflugsort<br />

Altbekannter Landgasthof. — Vorzügliche<br />

Küche und Keller. Stets<br />

Stiefe'ln vor die Türe und früh ist alles in<br />

Hochglanz, das ist dann wenigstens nicht<br />

Quelle täglichen Aergers über abgewetzte<br />

Lackstellen, deren Reparatur viel Zeit und<br />

III. Blatt der<br />

zig Franken kostet und die Polsterüberzüge<br />

versauen.<br />

Die Kotflügel in Hinsicht des Materials das<br />

Robusteste des Wagens! Ich wähle Chromnickelstahl.<br />

Haben Sie schon einen Wagen<br />

lebende Forellen. — Garage, Oel,<br />

Benzin.<br />

J, Eüll-Mes, Bes.<br />

ohne defekte Kotflügel gesehen? Sobald er<br />

acht Tage in Händen des Käufers ist, sind dien<br />

Kotflügel kaput, sie sind in Wirklichkeit der<br />

empfindlichste Teil einer Karosserie —oder?^<br />

Die Polsterung aus mehreren «Ueberzü-*<br />

beste Verpflegung bei massigen<br />

Preisen. Unerkannt gute und reichliche<br />

Küche. Komfort, eingerichteter<br />

v aal. fluto-Garage . Telephon 27.<br />

Der Besitzer: A.Petermann-Büttler.<br />

Snrsee ist sehr gut<br />

Prospekte durch d. Verkehrsverein.<br />

Aus vergilbten Biättern.<br />

So jung auch noch die Geschichte des<br />

Automobilismus ist, so amüsant ist es, darin<br />

zu blättern und Dingen nachzuspüren, die<br />

schon zur « guten, alten Zeit» gehören und<br />

heute fast wie ein Märchen anmuten.<br />

Zum Vorläufer des Autos gehört die sogenannte<br />

« Strassenlokomotive », die vor etwa<br />

60 Jahren zuerst in Amerika auftauchte und<br />

mit der, so primitiv auch die ersten Exemplare<br />

sein mochten, doch schon das Rauschen<br />

einer neuen Verkehrsepoche zu spüren<br />

war, bald auch in Europa. Natürlich<br />

rückte man zuerst dem neuen Vehikel mit<br />

Spott und Ironie auf den Leib; warum hätte<br />

es auch dem ersten Auto oder autoähnlichem<br />

Kraftwagen besser gehen sollen als früher<br />

der Eisenbahn und dem Dampfschiff, diesen<br />

«Ausgeburten einer höllischen Phantasie»,<br />

die «menschenmähend» durch die Welt<br />

rasten.<br />

Beim Blättern in einem alten Band der<br />

«Gartenlaube», Jahrgang 1875, stiess ich<br />

kürzlich auf einen Artikel, der verdient, dem<br />

Vergessen entrissen zu werden. «Erlösung<br />

der Last- und Omnibuspferde durch eherne<br />

Rosse» lautet der pompöse Titel, und darin<br />

wird die neue Strassenlokomotive mit mehr<br />

als gedämpfter Begeisterung willkommen geheissen.<br />

« Die meisten mit der Sache beschäftigten<br />

Erfinder, heisst es darin, sind darüber<br />

einig, dass die Strassenlokomotive keine<br />

Feuerung haben dürfe; der eine füllt deshalb<br />

ihren Unterleib — denn der Wagenraum dient<br />

als Omnibus — mit überhitzten Wasserdämpfen,<br />

der andere mit zusammengepresster<br />

Luft, ein dritter mit zahlreichen zusammengepressten<br />

Stahlfedern; ein vierter will<br />

scharf erhitztes Oel und ein fünfter sogar<br />

«Kalten Dunst» als Triebkraft verwenden.<br />

Die betreffende Kraftladung würde jedesmal<br />

an einer der beiden Endstationen aus einem<br />

dort befindlichen Dampfkessel entnommen,<br />

resp. mittelst einer Dampfmaschine erzeugt,<br />

zusammengepresst oder gespannt werden.<br />

Das geht in allen Fällen viel schneller als<br />

Umspannen, Füttern und Tränken der Pferde;<br />

die-Maschine kann, da sie der Ruhe nicht bedarf,<br />

sofort ihre Stundenfahrt wieder beginnen.<br />

»<br />

«Die Meister des aufgespeicherten Dampfes,<br />

der komprimierten Luft und der gespannten<br />

Federn haben längst Proben von der<br />

Verwendbarkeit ihrer Erfindung abgelegt<br />

und jeder von ihnen lobt natürlich sein System<br />

als das beste. Der Bändiger des überhitzten<br />

Dampfes führt an, dass er gleichzeitig<br />

im Winter die Wagen warm • erhalte,<br />

der Luftverdichter, dass er im Sommer kostenlos<br />

und herrlich die Wagen kühlen<br />

könne, der Federmann, dass bei ihm keine<br />

Explosionen eintreten können. Der Entdecker<br />

des « kalten Dunstes » verspricht einstweilen<br />

den. Aktionären seiner sehr heiss bezweifelten<br />

Erfindung goldene Berge.»<br />

Als letzter gesellt sich zu ihnen ein Vorfühler<br />

des Pneus. «Geht doch mit eurer<br />

Unnatur! » ruft der Erfinder, Fortin Hermann<br />

aus Paris, aus; («nicht ohne Berechtigung»,<br />

bemerkt dazu der Chronist, der etwas<br />

zu ahnen beginnt): « wenn ihr eine Zugmaschine<br />

haben wollt, so gebt ihr Fasse und<br />

nicht Räder, die nur auf Schienen voTSchriftsmässig<br />

laufen und zu gleiten anfangen, sobald<br />

die angehängte Last im Verhältnisse zum<br />

Maschinengewicht nur massig gross wird<br />

oder sobald die Steigung des Weges ein wenig<br />

zunimmt.» « Bei zu wenig Reibung, belehrt<br />

der Mann in der «Gartenlaube» seine<br />

Leser, geht es schlecht, wie wir bei Glatteis<br />

bemerken, und bei zu vieler Reibung noch<br />

schlechter, wie wir im tiefen Sande verspüren.<br />

Deshalb konstruierte besagter Hermann<br />

ein ehernes Tier mit vier Gelenkfüssen, bekleidete<br />

deren Sohlen mit Guttaperchaplatten,<br />

um ihre Haftfähigkeit am Boden zu vermehren<br />

und setzte diese Füsse durch eine<br />

kleine Dampfmaschine in entsprechende Bewegung.<br />

Das eiserne Tier lief vortrefflich,<br />

konnte viel grössere Lasten ziehen als eine<br />

gleichstarke Räderlokomotive, trabte auf<br />

Pflaster und Landweg gleich gut und erklomm<br />

Anhöhen, die eine Lokomotive nur<br />

mit Zahnradbetrieb oder magnetischen Rädern<br />

und ähnlichen Vorrichtungen erstiegen<br />

hätte. Nur die Schnelligkeit Hess vorläufig<br />

zu wünschen übrig, denn das «.Dampfross»;<br />

legte nicht mehr als eine Meile in der Stunde<br />

zurück, und das ist offenbar zu wenig. Inzwischen<br />

ist aber der Erfinder beschäftigt,<br />

seinen Vierfüssler in einen Sechsfüssler, vielleicht<br />

gar in ein Tier, das «hundert Gelenke<br />

zugleich regt», zu verwandeln und hofft von<br />

diesen « Dampflaufkäfern und Dampfasseln »,<br />

dass sie mindestens die dreifache Schnelligkeit<br />

erreichen werden als^ ein Ross.' Natürlich<br />

wird nichts hindern, diese Tiere ebenfalls<br />

mit überhitztem Dampf, eingepresstem Wind,<br />

kaltem Dunst und ähnlichen Kraftextrakten<br />

und komprimierten Futtersorten zu speisen,<br />

und wir sehen hier wieder einmal, dass.wir<br />

mit unserem Beförderungswesen noch kaum<br />

aus den Kinderschuhen heraus sind. «Wie<br />

ganz anders muss es aussehen,» schliesst der<br />

Chronist seinen Artikel, « wenn auf so einer<br />

Zukunftsstrasse eine «sechsbeinige Post-*<br />

kutsche» daher trabt und ein «zwanzigbeiniger<br />

Omnibus», stolz wie eine Galeere,<br />

mit unzähligen Rudern durch die Strassen<br />

einer Grossstadt rast»<br />

Sähe der gute Mann die modernen « eher-*<br />

nen Rosse » heute durch die Strassen flitzen<br />

und über die Bergpässe steigen, er käme vor<br />

lauter Schreck bestimmt unter ein Auto und<br />

könnte alsdann die von ihm dozierte «Reibung<br />

am Boden » am eigenen Leibe auspro<br />

bieren.<br />

W. Bb.

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