E_1928_Zeitung_Nr.057
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w m — imw<br />
antworten hatte, so war das Interview nicht<br />
gerade anstrengend. Er schrieb ein 2,5 cm<br />
dickes Buch über das Thema, Ueber dieses<br />
Buch schrieben elf seiner Schüler Dissertationen.<br />
!in§n Monat später kam ein anderer deutscher<br />
Professor. Er hatte eine ganz andere<br />
'Ansicht über die Bedeutung des Bilhoppings<br />
fü> die Lösung seelischer Konflikte und sein<br />
Verhältnis zu den moralischen Hemmungen.<br />
Er behauptete, sein Kollege sei nur ein Effektiascher<br />
und habe mit der Behandlung des<br />
Tfc nur Sensation erregen wollen. Er<br />
, Professor Kloose, komme aus reinwissejischaftliQhem<br />
Interesse, mit dem einzigen<br />
•und idealen Ziel, die tiefen Probleme des Bilhoppings,<br />
welche er auch viel tiefer erfasse<br />
und 4eren kosmische Bedeutung von seinem<br />
Kollegen vollständig verkannt worden sei, m<br />
ergründen.,,<br />
Professor Klopse kam mit sechs Assistent<br />
ten. Ich wurde psychanalysiert, von allen<br />
Seiten photographiert und genau gemessen;<br />
meine Haare und andere Produkte meines<br />
Leibes und Lebens wurden genau untersucht,<br />
gewogen und chemisch analysiert, Nach einigen<br />
Wochen erklärte mir der Professor,<br />
dass seine, Untersuchungen die Theorie ge*<br />
nau bestätigten. Sein Buch war noch dicker<br />
als das des ersten Professors.<br />
Von da an kamen fast jede Woche deutsche<br />
Doktoranden, welche über irgend ein<br />
Gebiet meiner Lebens-, Qehirn- und anderen<br />
Funktionen in ihrem Verhältnis zu irgend et^<br />
was anderem Dissertationen schrieben. Es<br />
entstand eine ganze Literatur über mich«<br />
Als sie gross genug war, kamen die Doktoranden<br />
nicht mehr, sondern schrieben Dissertationen<br />
über jene Literatur. Ein Mann<br />
namens Burriwitz; fasste in einer Habilitationsschrift<br />
unsere gesamten Kenntnisse über<br />
ä&s Thema zusammen, und zeigte der Forschung<br />
neu© Wege. Diese Schrift war die.<br />
Dung für die. Wissenschaft; sie erblühte<br />
plötzlich von neuem. Ich bekam so eine<br />
grosse Bibliothek.<br />
Währenddessen kamen niir meine finnischen<br />
Konkurrenten immer näher. Bei jedem<br />
Meeting gewannen sie Punkte. Oberst Pfolll«<br />
mann schimpfte immer offener auf mich.<br />
Freund Gammelöom tat alles, um mich hoch<br />
zu halten.<br />
Anfangs September machte der bekannte<br />
finnische Bilhopper Krankilainen gleich viel<br />
Punkte wie ich. Zwei Tage später sprang er<br />
einen halben Zentimeter höher. Ganz Finnland<br />
jubelte. Es gab grosse Feste. Obwohl<br />
AUTUMUBIL-KEVUE<br />
ich geschlagen war, behandelten mich die<br />
FlnnläHder • weiter mit Achtung. Pfollimann<br />
und die? anderen Yerwaltungsräte drückten<br />
mir ihre Verachtung; aus. Krankftainen feierte<br />
mich in einer grossen Rede.<br />
Etwa eine Woche später gelang es mir noch<br />
einmal, den 1. Preis zu erringen. Dann<br />
wurde ich endgültig besiegt. Bald nahm ten<br />
an den Meetings nicht mehr aktiv teil.<br />
Es ist ein wenig traurig, über seinen eigenen<br />
Niedergang su schreiben, Da ich aber<br />
bis jetat meine Geschichte getreu und offen<br />
berichtet habe, so muss ich wohl auch weiter<br />
erzählen.<br />
Ich machte damals bittere Erfahrungen.<br />
Glücklicherweise blieb mir mein Freund.<br />
Qammelbom treu und tröstete mich, Der<br />
Professor Pentola verkehrte mit mir wie zuvor»<br />
Ueberhaupt blieben die Finnländer im*<br />
mer gleich freundlich* Ah grosszügige und<br />
weitherzige Mensehen iiessen sie mich meine<br />
Niederlage nicht fühlen; im Gegenteil, nach<br />
jedem Wettspringen kam der Sieger zu mir<br />
und drückte mir die Hand.<br />
Die eidgenössiehe Kommission fuhr in<br />
Finnland herum und handelte mit Holz, und<br />
Papiermasse und war froh, nicht mehr durch<br />
offiziellen Auftrag gestört zu werden.<br />
Nach meiner Niederlage sprang ich nicht<br />
mehr gerne im Auto. Ich fuhr oft mit Gammelbom<br />
und Pentola herum. Hie und da kam<br />
unsere frühere Frau auch mit.<br />
Auf der Landstrasse, sahen wir oft trainier<br />
rende Bijhopper. Der Sport wurde so populär,<br />
dass auch TaxiQhauffeure: in der Freizeit<br />
vor die Stadt hinausfuhren, um Sich ZU<br />
üben.<br />
Eines Abends sahen mein Freund Gam*<br />
melbom und ich einen umgestülpten Taxi an<br />
der Landstrassc* Der Chauffeur lag damn^<br />
te.r, Sein Kopf schaute unter dem Wagen<br />
hervor, der Hals aber war so eingeklemmt,<br />
dass sich der Mann weder vorwärts noch<br />
rückwärts bewegen konnte. Der ganze Wa^<br />
gen ruhte auf dem Taxameterfähnchen neben<br />
dem Halse des Mannes. Er bat uns höflich,<br />
ihn zu befreien. Wir schoben zuerst Klötze<br />
unter den Wagenrand, da wir fürchteten.<br />
das Fähnchen könnte nachgeben und der<br />
Rand könnte den Mann guillotinieren. Als<br />
wir den Wagen aufgestellt hatten, dankte<br />
der Chauffeur. Er sagte; «Nun bin ich zwei<br />
Stunden hier gelegen. S|e haben mir wenige<br />
stens geholfen; vor einer Stunde fuhr eine<br />
Herrschaft vorbei; die haben mir nur eine<br />
Zigarette in den Mund gesteckt und viel Vergnügen<br />
gewünscht.»<br />
Mit dem Professor Pentola besuchte ich<br />
einige der interessantesten Gegenden Finnlands.<br />
Wenn ich auf der Karte einen Namen<br />
sah, welcher mir gefiel, so reisten wir hin.<br />
Besonders eine Insel im Ladogasee mit<br />
schönen Namen Pttiunsa^ri<br />
Müntschi, Saari=Insel) interessierte mich.<br />
Die Stkssen am Ladoga waren für den<br />
Elilhopping sehr günstig. Ich fragte den Pro*<br />
fessQ.r, ob er nichts wflsste» um die Stös.se<br />
zu mildem 5 ich spränge jetzt nicht mehr<br />
gerne*<br />
Er dachte nach, Hess bei einem Landhändler<br />
anhalten un4. ging in den Laden*<br />
Nach einigen Minuten kam er Wieder mit einer<br />
Kiste Margarln und einer jungen Frauensperson<br />
heraus. Die Kiste (zirka 40 kg)<br />
sollte ich auf den Knien halten. Er selber<br />
nahm die junge Dame auf den Sehoss. Man<br />
müsse das, Mittel zuerst ausprobieren, sagte<br />
er. Es war gut, besonders seine Methode<br />
soll vortrefflich sein, Man wird in der Tat<br />
weniger in die Höhe geworfen.<br />
Ich habe seither viel über Penfalas Anttbilhop.pingsmethode<br />
nachgedacht. Sie hat sicher<br />
eine grosse<br />
Zukv®<br />
Bücher und Zeitschriften<br />
Fiebelkorn, Heinz: Der prakt Automobil-Mechaniker.<br />
Ein Handbuon für Werkstatt-Praktiker, für<br />
Berufs- und Herrenfahrer und für- den praktischen<br />
Unterricht an teohnischen Schule». 3QQ Seiten,<br />
GrossrOktavforniat mit 283 Abbildungen. Verlag<br />
von Ernst Heinrich Moritz (Inh. Franz Mittelbach),<br />
Stuttgart. Broschiert Fr. J2.50, Ganzleinen gebunden<br />
Fr. 16.—.*•<br />
Wir haben über- 70,000 Automobile, }in Lapde, die<br />
tagtäglich ein paar- Millionen Kilometer zurücklegen;<br />
die» Erziehung tüchtiger AutomehÜTMechanikor- ist<br />
infolgedessen van volkswirtschaftlicher Bedeutung;<br />
denn van sachgeinjisser Reparatur und; Unterhalt<br />
hängt der Erhalt grosser Wirtschaftsweise; ab. Erstklassige<br />
Automobil-Mechaniker sind dünn gesät. Dies<br />
Metier ist, eine «Kunst», man muss dazu geboren<br />
sein.<br />
Daa vorliegende» Buch von Ingenieur Fiebelkorn<br />
steht ganz auf der Höhe der weitgespannten. Avd*<br />
gäbe, der Verfasser ist J)Qz.Qnt $B der Ingenieur^<br />
schule in Nürnberg, wo er das Fach. «Motorfahr*<br />
Beug» behandelt. In dem Buoh \s{ alles kjay gesehen<br />
und dargestellt. Jedes einzelne Organ des Motor^<br />
fahrzeuges lernt der Praktiker erfassen. Zusammen*<br />
hänge ^wischen Wissenschaft und Werkstatt sind<br />
vorbildlich dargetan. Dabei wiyd aber nioht trookenes<br />
Wissen vermittelt, sondern genau das, was dem<br />
Praktiker- augute kommt. Unsere zahlreichen Be~<br />
lufsloute landauf, landab, leisten §leh selbst den<br />
besten Dienst, wonn sjo In ihren Freistunden dieses<br />
Buch durchstudieren- Vorbildlich sind äahlroiohe<br />
Abbildungen, die instruktiv Technik mit Werkstatt<br />
verbinden. A,<br />
Herrenfahrer-Praxis. Von Arthur Reyher. (Auto-<br />
, B1W, B»,n4 7»,) 15? SeUe» mit 60 AWrtWuugea,<br />
BexM W, m, Biciard Carl Schmidt & Co.<br />
Der wit&wsi größte Teil der Autorasekilbe^tger<br />
wird aus Ersparnisrüekaiehten. ohne Chauffeur fah«*<br />
ren wollen und müssen. j)ie Vereinfachung der- Bedienung,<br />
die relativ hohe Sauberkeit sind bereits<br />
heute vorliegende Tatsache, welche das Alleinfahren<br />
J)er- JJerrenfahrer kann mit je,dein<br />
"Wage», ohne Chauffeur- ^uakQmmen. Eis<br />
täpdlich, dass die; s^a^hgemäss© BehaEdlunff<br />
eipes, W^ens dur-eh epie«, •wkfelioljeR Fachmann<br />
steta VQn Vorteil ist. Jeder- Chauffeur- ist<br />
aher : noch Jange kein Facbma»».l Die unumgänglich<br />
notwendigen Fachkenntnisse xur Führung eines<br />
Wagens muss der Herrenfahrer auch besitzen. Diese<br />
Kenntnisse gowie, praktische; Winkes zu vermitteln,<br />
ist der Zweck dieses Buches. Das vom Verlage gut<br />
ausgestattete, reich illustrierte Büchlein gibt in<br />
leicht fasslioher u.nd &nsB?u.ahsio8er Weise die motwend|g§<br />
Aufklärung Über aljea das, was ein Heiffenfahrer<br />
über seinem WageA wissen soll.<br />
VERHÄNGNISSE, von Jakob Schaffner, Union<br />
Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin,<br />
pmg<br />
Diese sieben Novellen gehören wohl zum besten,<br />
was unser grosser Schweizerdichter bis heute geschrieben<br />
hat. Wer Schaffners Welt aus seinen.;<br />
grössern Werken kennt, erstaunt ob der blitzenden<br />
Abwechslung in Wort Ufld Ggist, Für- dei} Belesenen<br />
wird es nicht schwer sein, die Anlehnung an<br />
bestimmte SchriftsteUe? und Schriftstellerinnen unserer<br />
Sprache bei jeder einzelnen Novelle feststellen!<br />
zu können. Stil und Aufbau des Geschehens sind!<br />
auf das verblüffendste erfasst, Demjenigen, dem<br />
Schaffner noeh ein Unbekannter- ist, dürfte der vor-j<br />
liegende Band wjede.rujn die Brüqke 3U ßeänen wei-j<br />
tem Werken schlagen. Novellen wie « Die Mutter »j<br />
edei> % SeWQsg Keroiaeiow» §i»ä Meisterstücke $y*<br />
schütterndster Erzählungskunst. In « DeT Schrei»<br />
und «Der Brief * wuchtet die, ganze brutale Glut<br />
des Soldatentums -=• hie? im rauhen Geruch der<br />
Heimat, dort in der sengenden Weite russischer<br />
Steppen. Die Erzählung von Gottfrieds. Geburt weist<br />
in mannigfachen, rührenden Zügen auf das spä*<br />
tere Leben des Zürcher RatsQhreiberg. Es ist ei$<br />
buntes, feuriges, Buch., da,9 Men zu innerst erfassen<br />
wird. F. V.<br />
AutomqtiiH«dtt§trte und Regierung in J3»<br />
pan. lim japanischen Industrieministeriuni<br />
wird mit Einwilligung der Regierung nun«<br />
mehr eine. Organisation