E_1928_Zeitung_Nr.092
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92 - <strong>1928</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
M ü slPissüaEin in der uerhenrsunlailstaüsi<br />
Die kurze Notiz in Nr. 86 der A. R. vom<br />
12. Oktober über «Strassenverkehrsunfälle<br />
in Zürich» wird ausserordentlich interessant,<br />
wenn man die Statistik etwas kritisch betrachtet<br />
und Bleistift und Papier zur Hand<br />
nimmt, um einige kleine Rechenaufgaben zu<br />
lösen.<br />
Den nachfolgenden Berechnungen ist die<br />
Annahme zugrunde gelegt, dass in den Monaten<br />
April bis Juni, welche die Statistik umfasst,<br />
täglich immer etwa 2000 Autos nicht<br />
aus den Garagen kamen oder sonstwie dem<br />
Strassenverkehr entzogen waren; ferner<br />
dass,samt dem Zuzug von auswärts also pro<br />
Tag etwa 6000 Wagen in den Strassen der<br />
Stadt zirkuliert hätten. Was die Wagen der<br />
Strassenbahn betrifft, so ist deren Zahl mit<br />
500 angenommen worden, also absichtlich so<br />
weit übersetzt, um dem Umstände, dass sie<br />
andauernder unterwegs sind als ein Grossteil<br />
der Autos, Rechnung zu tragen.<br />
Und nun kommen wir zunächst zu folgendem<br />
recht interessanten und lehrreichen Ergebnis<br />
:<br />
1218 Fahrzeuge waren total an den Unfällen<br />
beteiligt. Auf die Automobile aller Arten entfallen<br />
hie von 617 Beteiligungen = rund<br />
50%.<br />
Entsetzlich! Da sieht man wieder einmal<br />
wie gerast worden ist!<br />
Die Strassenbahn ist mit 147 Wagen an den<br />
Unfällen beteiligt = 12 %.<br />
Na also! Das ist nicht so schlimm, muss in<br />
einer Stadt eben in Kauf genommen werden.<br />
Bei dieser statistischen Berechnung bleibt<br />
aber unberücksichtigt, dass die Zahl der kursierenden<br />
Automobile mehr als zehnfach so<br />
hoch ist, wie diejenige der fahrenden Strassenbahnwagen.<br />
Also gibt obige Statistik ein<br />
total falsches Bild. Um aus der Statistik eine<br />
Lehre ziehen zu können (uns interessiert doch<br />
in der Hauptsache, welches Vehikel gefährlicher<br />
für den Strassenverkehr ist, das Auto<br />
oder der Strassenbahnwagen), ist es notwendig<br />
zu wissen, wieviel Prozent der zirkulierenden<br />
Automobile und Strassenbahnwagen<br />
überhaupt an den Unfällen beteiligt<br />
waren.<br />
Und jetzt kommen wir zu einem ganz andern<br />
Resultat:<br />
617 Automobile waren an den Unfällen beteiligt.<br />
Wenn aber etwa 6000 zirkulierten, so<br />
erhalten wir eine Automobilbeteiligung von<br />
nur rund 10 % gegenüber den schreckenerregenden<br />
50%, wie sie jedem ohne weiteres<br />
aus der Statistik in die Augen springen<br />
mussten.<br />
147 Strassenbahnwagen waren an den Unfällen<br />
beteiligt. Das ergibt bei der übersetzt<br />
angenommenen Zahl von 500 Wagen eine<br />
Beteiligung von rund 30 %, gegenüber den<br />
12 % der Statistik. Wir stehen somit vor der<br />
mahnenden Tatsache, dass prozentual dreimal<br />
soviel Strassenbahnwagen wie Automobile<br />
an den Unfällen beteiligt waren. Die<br />
Schuldfrage soll auch hier gänzlich beiseite<br />
gelassen werden.<br />
Eine andere Berechnung führt übrigens<br />
zum nämlichen Ziel, wenn wir nur, was eben<br />
für die Bewertung unerlässlich ist, Strassenbahnwagen<br />
und Automobile auf die gleiche<br />
Anzahl bringen :<br />
Automobile :<br />
Bei 6000 verkehrenden Fahrzeugen = 617<br />
Beteiligungen.<br />
Bei 500 verkehrenden Fahrzeugen (Zahl<br />
Üer Strassenbahnwagen) = 51 Beteiligungen.<br />
Also 51 Autobeteiligungen gegenüber 147<br />
Strassenbahnbeteiligungen ergibt wieder da<br />
runde Verhältnis 1 :3. Oder :<br />
Strassenbahnwagen:<br />
Bei 500 Wagen = 147 Beteiligungen.<br />
Bei 6000 Wagen (Zahl der Automobile) =<br />
1760 Beteiligungen.<br />
Also 1760 Strassenbahnwagenbeteiligunge<br />
gegenüber 617 Automobilbeteiligungen ergib<br />
ein Verhältnis von 3:1.<br />
Somit das gleiche Resultat, wie bei unsere<br />
ersten Berechnung: Prozentual der zirku<br />
lierenden Fahrzeuge kommen bei Unglücks<br />
fällen auf zehn Automobilbeteiligungen 3(<br />
Strassenbahnwagenbeteiligungen.<br />
Dieses Ergebnis zwingt zum Nachdenken.<br />
Es ist aber auch eine Lehre. Nur scheinen<br />
wir in Zürich noch weit davon entfernt zu<br />
sein, dass uns auch der Nutzen aus dieser<br />
Lehre zuteil werde. Wie viele schüttelten den<br />
Kopf, als sie den kürzlichen Umbauarbeiten'<br />
am Paradeplatz zusahen! « Das soll wohl fü<br />
hundert Jahre halten», dachten sie siel<br />
dabei. Und auch : « Wie viele Autobusse, dl<br />
doch einmal kommen müssen, könnte wohl<br />
die Stadt für all das viele Geld kaufen, das<br />
da in Eisenbeton und Strassenbahnschienen<br />
in den Boden gestampft wird ? » Ein Umbau<br />
der andern Hauptplätze soll bevorstehen.<br />
Wieder Tramschienen und Eisenbeton fü<br />
die starre, verkehrshemmende, verkehrsgefährliche,<br />
mehr und mehr zur gänzlichen<br />
Unmöglichkeit werdenden Strassenbahn, wie<br />
der Unsummen hiefür, während die notwendigen,<br />
beweglichen Autobusse des modernen<br />
Verkehrs ungebaut bleiben. Jede Grossstad<br />
reisst ihre Tramschienen heraus, aber Zu<br />
rieh, das eingemeinden, das zur wirklichen<br />
Grossstadt auswachsen will, sorgt so dauer<br />
haft für seine Strassenbahn wie nie zuvor.<br />
Sieht man denn hier die rapide Entwicklung<br />
der Motorfahrzeuge nicht, oder will man sie<br />
nicht sehen? Täuscht man sich hier so ge<br />
waltig, dass man glaubt, die Strassenbahn<br />
werde noch durch Dezennien gleicherweise<br />
durch Zürichs Strassen zirkulieren können?<br />
Zürich ist doch eine Stadt wie andere Städte<br />
auch. Also wird »es ihr gleich diesen ergehen.<br />
Es nennt sich doch sonst gerne fortschrittlich<br />
und weitblickend. Und ist es auch.<br />
Man folge nur einmal einem Strassenbahnwagen,<br />
wenn er am Bahnhof in die Bahnhofstrasse<br />
einbiegt: An der nächsten Haltestelle<br />
beim Rennweg hat er schon ein halbes<br />
Dutzend Autos hinter sich, die getreulich mi<br />
ihm halten und warten, bis sie weiter dürfen^<br />
Bei der Haltestelle Augustinerstrasse wartdi<br />
schon zehn Wagen hintereinander und bis<br />
die paar Hundert Meter Bahnhof-Paradeplatz<br />
vollends zurückgelegt sind, folgen mitunter<br />
zwölf bis fünfzehn Autos im Schneckentempo<br />
dem Strassenbahnwagen. Zirkulierten stat<br />
der starren Trams bewegliche Autobusse,<br />
ergäben sich wohl nie derartige Fahrzeugansammlungen.<br />
Von den vielen Kollisionsgefahren,<br />
die allein durch die starre Bindung<br />
der Strassenbahn an ihre Schiene bedingt<br />
sind (ein Unding im heutigen, beweglichen<br />
Verkehr, wo es bei der Distanz zwischen<br />
zwei Fahrzeugen oft genug um Haadbreite<br />
gehen muss), soll hier nicht geredet werden<br />
Vielleicht zwingen aber doch einmal die<br />
Unfälle durch Strassenbahnwagen (heute<br />
schon 30 % Unfallbeteiligung) eine Aenderung<br />
herbei, vorausgesetzt, es breche sich<br />
einmal die Erkenntnis Bahn, dass bei Kollisionen<br />
zwischen Strassenbahn und Auto nicht<br />
unbedingt das Auto der schuldige Teil sein<br />
muss. Inzwischen blühe, wachse und gedeihe<br />
die schöne Strassenbahn von Zürich ! W.W.<br />
BBBBBBflflBBBBBflBBBBBBBBflBBBBBflBBQ<br />
Ein G-Zylinder<br />
muss einen<br />
haben,<br />
Zur Gerichtspraxis in Automobiistrafsachen.<br />
Unter dem Titel «Seltsame Justiz» wurde<br />
in Nr. 88 der «Automobil-Revue» mit Recht<br />
auf die mehr als gelinde Beurteilung eines<br />
bedenklichen Gesellen hingewiesen, der wegen<br />
seiner unverantwortlichen Fahrweise<br />
nicht zum ersten Male mit den Gerichtsbehörden<br />
in Konflikt gekommen war. Das Basler<br />
Strafgericht diktierte dem Betreffenden vier<br />
Monate Gefängnis zu, da er durch eine selbstverschuldete<br />
Kollision den Tod des bekannten<br />
Gelehrten Duhm verursacht hatte und<br />
sich zudem nach dem Unfall in gemeinster<br />
Weise aus dem Staube machte. Die vom<br />
Staatsanwalt eingelegte Berufung an die<br />
obere Instanz war übrigens, wie wir soeben<br />
erfahren, von Erfolg begleitet, indem das<br />
Strafmass auf sechs Monate Haft erhöht<br />
wurde.<br />
Ebensowenig, wie das obige erstinstanzliche<br />
Urteil dürfte ein jüngst gefällter Urteilsspruch<br />
des Bezirksgerichtes Uster dem<br />
allgemeinen Rechtsempfinden entsprechen.<br />
Es handelt sich um jenen Fall, da im vergangenen<br />
Sommer ein Autolackierer sich widerrechtlich<br />
eine mit einer neuen Karosserie<br />
ausgerüstete Limousine aneignete und diese<br />
in Gesellschaft einiger Kumpane zu einer<br />
Spritzfahrt benutzte, ohne dass er auch nur<br />
im Besitze einer Falirbewilligung gewesen<br />
wäre. In stark angeheitertem Zustand wurde<br />
nächtlicherweile eine Fahrt über die Forch<br />
unternommen, die ein bedenkliches Ende<br />
nahm. In einer Strassenkurve vermochte der<br />
Pseudo-Chauffeur das Gefährt nicht mehr<br />
zu meistern, so dass es über die Böschung<br />
hinausstürzte und völlig zertrümmert wurde.<br />
Die frechen Insassen kamen mit einigen Rippenbrüchen<br />
und Schürfungen davon. Die gerichtliche<br />
Bilanz für den unverschämten Kerl<br />
ergab ganze 14 Tage Gefängnis, wobei das<br />
Gericht sich noch veranlasst sah, besonders<br />
zu begründen, warum die Strafe nicht etwa<br />
noch bedingt ausgefällt wurde. Man wird<br />
der gewissenlosen Praxis der Strolchenfahrten<br />
und dem Fahren ohne Bewilligung nie<br />
einen Riegel stossen, wenn bei solchen Vergehen<br />
nicht ein gestrengerer Massstab angelegt<br />
wird. Zudem soll die Tatsache, dass<br />
derartige Subjekte allen übrigen Strassenbenützern<br />
zu einer ständigen Gefahr werden,<br />
entsprechend strafverschärfend 1 berücksichtigt<br />
werden. Die Automobilisten selbst haben<br />
alles Interesse, wenn die Gerichte diesen<br />
Strauchrittern einen ganz gehörigen Denkzettel<br />
verabfolgen und ihnen zudem ein für alle<br />
Male die rechtliche Möglichkeit nehmen, selbständig<br />
wieder einen Wagen zu führen.<br />
Es mutet eigenartig an, wenn sich die Automobilisten<br />
für eine strengere Beurteilung solcher<br />
Vorkommnisse einsetzen müssen, währenddem<br />
Nichtbeachtung veralteter und starrer<br />
Vorschriften, die sich in der Praxis nur<br />
als formeller Verstoss auswirkt, Strafen zur<br />
weil SOLEX dem Motor einen schwingungsfreien<br />
Gang, jene hohe Leistung und<br />
jene beträchtliche Geschmeidigkeit im<br />
Anziehen, wie auch jene Regelmässigkeit<br />
sichert, die den 6-Zylinder so beliebt<br />
machen;<br />
weil SOLEX für seinen 6-Zylinder-Vergaser,<br />
Type MO, alle jene Vorteile beibehielt,<br />
die seine unbestreitbare Ueberlegenheit<br />
.begründen: Einfachheit, Sparsamkeit,<br />
müheloses Regulieren und rasche Demontierbarkeit.<br />
Einbau durch alle Garagisten.<br />
Hue de llpifal 12b<br />
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